Zeitschrift für krainische Landeskunde. Kummer 1. Laibach, im Juli 1892. I. Jahrgang. Ein Schilf im Laibacher Moore. éVom Musealeustos Prof. A. M ü 1 ln er. mm {Hohon zu wiederholtenmalen waren Arbeiten lfi!am Laibacher Moore die Veranlassung zu fsiipfEntdeckungen, welche für die Geschichte jwf unserer Heimat von hoher Bedeutung sind. i So führten die Vertiefungen von Gräben im Jahre 1873 zur Entdeckung der Römerstrasse bei Babna gorica, nachdem dieselbe schon in früheren Jahren auf den Wiesen um Brunndorf angefahren, aber eben nicht beachtet wurde. So führten Arbeiten an den Strassengräben bei Brunndorf im Jahre 1875 zur Entdeckung von Pfahlbauten, und so führte auch jüngst eine ähnliche Arbeit zu einer Entdeckung, über welche in den nachfolgenden Zeilen gehandelt werden soll. Herr Dr. Josef Kosler besitzt auf dem Laibacher Moraste ausserhalb Schwarzdorf einen Complex seit etwa 25 Jahren, welchen er mit unermüdlichem Fleisse und grosser Sachkenntniss culti-viert. In letzter Zeit liess Herr Dr. Kosler wieder neue Gräben schneiden, theils auch ältere reinigen. Da geschah es, dass im October 1890 die Arbeiter auf der Sohle eines Abzugsgrabens auf hölzerne Pfosten stiessen, welche etwas schräg zur Graben-richtung quer über denselben lagen. Herr Dr. Kosler hatte die Güte, sofort am 22. October mich von diesem Funde zu verständigen und in hochherzigster Weise dem Landesmuseum die vollste Actionsfreiheit auf seinem Grunde zu gestatten. Als ich am 23. October die Fundstätte besuchte, zeigte es sich, dass die schrägliegenden Holzpfosten im Graben in Distanzen von etwa 60 Centimeter auf einem Br etter boden aufla-gen. Zu beiden Seiten verliefen sie unter den Torf und ihre Länge war, da die Grabensohle nur etwa 30 cm breit ist, nicht zu bestimmen. Im Graben selbst konnte man sie auf 10 Meter weit beobachten. Einige herausgeworfene Kipfen aus Eichenholz Hessen sofort erkennen, dass man es mit einem regelrecht gezimmerten Schifte zu thun habe, dessen Dimensionen sehr bedeutend sein mussten. Am 25. October wurde mit der Freilegung des Fahrzeuges begonnen, und die Arbeit bis 30. October beendet, worauf am 31. die Aufnahme der Details des Objectes in Zeichnung und des ganzen Terrains sammt dem Schiffe im Wege der Photographie erfolgte. Die erstere Arbeit besorgte ich selbst, während die photographische Aufnahme die Herren Secretar Pirc und Kästner jun. in gelungener Weise ausführten. Ehe ich indessen zur Schilderung des Fundes und zur Discussion über seine Bedeutung übergehe, dürfte es angemessen sein, die Fundstelle zunächst vom geognostischen Standpunkte zu beleuchten, da bei archäologischen Funden vor allem die Umstände, unter denen sie gemacht werden, dieLagerungsverhältnisse derselben, die Beziehungen zur Umgebung und hundert andere Details von Wichtigkeit sind, wenn sie anders für die Wissenschaft jene Bedeutung haben sollen, welche ihnen als stummen Quellen der Geschichte zukommt. Betrachten wir nun die Schichtenverhältnisse auf dem Moore, so finden wir in der obersten Ablagerung folgende Reihenfolge: 1.) den jüngsten Torf, trebež der Morastansiedler; 2.) den alten Torf, šota; 3.) einen braunen Lehm, mit Pflanzenresten durchsetzt, rjavo blato: 4.) einen bläulichen Thon mit Oonchylienresten, polžkarica, als Grund des alten Sees. Die Mächtigkeit der genannten Schichten ist an verschiedenen Stellen des Morastes verschieden, an der Fundstelle unseres Schiffes, welche uns zunächst interessili, wurde sie fol-gendermassen gefunden : trebež 25 cm mächtig, šota 45 cm, rjavo blato 30 cm, zusammen 100 cm, polžkarica in unbekannter Tiefe. Da nun alle bisherigen antiken Funde innerhalb dieser Schichten auftraten, so haben wir einige Anhaltspunkte für ihre chronologische Stellung. So finden wir die Pfähle der Pfahlbauten in die polžkarica eingetrieben — die „Culturschicht,“ d. h. die Abfälle der Bewohner: Scherben, Knochenreste etc., ist im rjavo blato eingebettet, somit erweisen sich die Pfahl- bauten älter als der ältere Tort, šota. Die Eöraer-strasse von Babna gorica nach lg hingegen finden wir auf dem Torfe, und zwar auf einem Eichenroste fundirt, somit muss sie jünger sein, als die šota. Endlich finden wir die jüngste nach römische Torfbildung, den trebež — jetzt fast überall auf ein Minimum reducirt — über der Römerschichte. Vor 25 bis 30 und mehr Jahren bildete diese jüngste mittelalterliche Bildung eine Schwammdecke, über welche hinweg die Kirchthürme des Südrandes in Brunndorf von der Nordseite nicht erblickt werden konnten. Bei Babna gorica lag sie 4 bis 5 m über der Römerstrasse; heute deckt die letztere an manchen Stellen eine kaum spannhohe Torfschichte. Beweist schon die Existenz der 9 Meter breiten Römerstrasse, welche auf dem alten Torfe liegt, einerseits die Existenz des letzteren zur Römerzeit und die Tiefe, in welcher die Römerstrasse liegt, anderseits die hohe Oultur des Moores zu jener Zeit, so lässt sich auch aus alten Quellen der directe Beweis liefern, dass schon um Christi Geburt das Moor kein See mehr war. Wir gewännen demnach vorläufig vier Epochen für unser Moor : 1.) Die mittelalterliche Zeit des Morastes, welche bis zu Beginn der Entsumpfi i ngsarbeiten unter Kaiserin Maria Theresia währte, von circa 500 n. Cli. bis circa 1760; 2.) die Römerzeit mit ihren Strassenbauten circa 50 n. Oh. bis circa 500 n. Oh. ; 3.) die vorrömische Zeit der Torfbildung auf Grundlage der Versumpfung durch das rjavo blato und seinen Pflanzen wuchs ; 4.) die Zeit des Seelebens mit seinen Pfahlbauten und dem Schiffs verkehre. Betrachten wir nun zunächst die Stelle, an der wir unser Schiff eingebettet finden, so bemerken wir, dass die Spitzen der Kipfen noch in den Torf (šota) ragen. Das Schiff selbst ist mit dem rjavo blato, dem braunen Thone, gefüllt und liegt mit seinem Boden auf der blauen Schichte, dem alten Seeboden: der polžkarica. Hier liegt es mit dem Steuerende nach Ost, mit dem Vordertheil nach West gerichtet an die 30 m lang und 4‘5 m breit cf. Taf. I, Fig. 1,2. Seine Construction ist folgende : Etwa 42 Stück Holzbalken (Lieger) aus Ulmenholz liegen, ihre Mittel circa 60 Centimeter voneinander entfernt, parallel hintereinander. Ihre Länge beträgt im Mitteltheile 4'5 Meter, an den Enden 2 Meter, ihr Querschnitt D2 zu 1 Decimeter. Taf. I, Fig. 3. An diese Querhölzer oder Lieger sind die Dielen des Bodens genagelt.. Es sind Fichtenladen von 20 Meter Länge, 30 bis 35 Centimeter Breite und 3ü Centimeter Dicke. Diese sind sämmtlich mit der rechten1) Seite nach Aufwärts gelegt. *) Slov. lice, es ist die Seite des Brettes, gegen welche die concave Seite der Jahresringe gerichtet ist, also die Markseite des Brettes. Zwischen je zwei Querbalken sind seitwärts die Kipfen aus Eichenholz eingesetzt, an deren aufwärts ragenden Enden die Seitenplanken genagelt waren. Aus der Kipfehhöhe zu schlfessen, waren die Seitenwände kaum 50 Centimeter hoch. Taf. I, Fig. 6. Durch die Mitte sind, etwa 1 Meter voneinander entfernt, zwei Laufbretter aus Ulmenholz überplattet, Fig. 4, 5, Q, desgleichen längs der Wände. Dort, wo der Steuermann stand, ist das Laufbrett durch ein zweites in die Querbalken eingefügtes, verbreitert. Taf. L Fig. 2. Die Verbindung der Theile ist durch Nägel von Rhamnus cathartica, Wegdorn, bewerkstelligt, doch fanden sich auch Eisennägel von verschiedener Länge im Ganzen circa 202) mehr oder weniger gut erhaltene vor, die meisten im Vorderende des Schiffes. Ihre Form ist aus Taf. L Fig. 8, ersichtlich. Ihre Länge ist verschieden; es fanden sich solche von 65 mm, 90 mm, 100 mm, 106 mm, 109 mm (2 Stück), 116 mm. 125 mm (4 Stück), 130 mm, 136 mm vor. Der längste 215 mm lang, steckt noch in einem Lieger und ist in denselben dort durchgetrieben, wro das.Laufbrett überplattet war und wo zugleich unter ihm die Bastkalfate-rung durchlief. Taf. I, Fig. 4, 5. Der Nagel hielt somit Laufbrett.. Lieger und Boden zusammen. Die Nägel sind im Querschnitt quadratisch und meisterhaft gearbeitet. Ein Kroper Nagelschmied, dem ich sie vorlegte, erkannte* sie sofort als .Schiffnägel, nur wären sie wTeit sorgfältiger gearbeitet als die jetzt fabrizirten. Die Köpfe sind rund und ohne anhängender Eisenflansche, die Nageldorne aus 4eckigen Stäben, nur einer aus einem Rundstabe gearbeitet, Taf. I,’ Fig. 8 a, nach dem ersten Ausschmieden, bei welchem es jetzt sein Bewenden hat, nochmals vom Meister egalisirt, so dass die 4 Seiten wie gehobelt und die Kanten vollkommen scharf erscheinen. Diese Nägel sind der sprechende Beweis für die hohe Ausbildung der Eisentechnik bei jenem Volke, welches unser Schiff zimmerte. Dass dies keine Pfahlbau wilden waren, ist einleuchtend. Das Eisen ist an der Oberfläche mit einer Kruste von anthrazitartigem Aussehen überzogen, im Innern blank und zeigt unter der Oxvdschichte eine röthliche Anlauffarbe. Zur Verbindung der Theile dienten indessen hauptsächlich Nägel aus Wegdorn von hexagonalem Querschnitte, Do cm Länge und 1 \8 cm Dicke, die Kipfen aus Eichenholz *) In Fig.- 5 ist c der Boden, b der Lieger und a das iiber-plattete Laufbrett im Längsschnitt, alle drei durch einen Eisennagel verbunden. 2) Es ist dies Schiff der sprechendste Beweis für die That-sache, dass schon zur Zeit als der Pfahlbausee existirte ein technisch hochgebildeter Stamm hier einwanderte und Handel und Industrie trieb, ohne welche eben wieder kein Handel möglich ist. sind aus' naturkrummen Stücken gearbeitet und die Planken des Bodens und der Seiten aneli an dieselben mit den Wegdornstiften befestigt Zur Kalfaterung wurde Lindenbast verwendet, welcher sich in starken Bündeln längs der Fugen des Bodens und der Seitenwände.unter den Ausschnitten der Lieger und Kipfen hinzieht. Diese Bastbündel sind mit Bastschnüren, welche durch 8—10 cm entfernte, schräg in die Bodenladen gebohrte Löcher gezogen sind, festgebunden. Die Schnüre selbst sind wieder durch Wegdornstifte festgekeilt. Taf. I, Fig. 6 und 7. Der Belagraum des Fahrzeuges beträgt circa 100 'Qm mit etwa 700—800 Ot. Tragkraft. Es entsteht nun zunächst die Frage nach der Bestimmung und chronologischen Stellung unseres Fundes. Der flache Bau, die niedrigen Seitenplanken, die offenen Querbalken und Kipfen und andere Umstände lassen mit Gewissheit schlißssen, dass wir es hier mit einem Lastschiffe zu tliun haben, welches, wie dessen Lagerung im Moore beweist, einst den See befahren hatte, in dem es versank, noch ehe die Versumpfung desselben begann. Die Grösse und- die technische Construction des Schiffes und das Vorhandensein schmiedeeiserner Nägel beweisen aber wieder,* dass es von einem technisch hoch gebildeten Volke angefertigt wurde, dessen Gultur weit über die Oultur der Pfahlbauansiedler hinausreichte, deren Kähne einfache Einbäumler waren. Sehen wir uns nun nach einem historisch bekannten, gewerbe-und handeltreibenden Oulturvolke in scheinbar so morgenfrüher Zeit um, welches einerseits mit unseren Gegenden in Berührung stehen konnte und für welches’ sich anderseits aus alten Quellen und den Funden unserer Gräber Belege für seine Beziehungen zu Krain beibringen lassen, so werden wir nach Süden über die Alpen und den Po nach den alten Culturstätten Italiens, dem räthselhaffen Etrurien, gewiesen. Die Situla von Vač, Helme mit etruskischen Inschriften aus den Windischen Büchein in Steiermark, Schmuck und anderes Geräth in unseren Gräbern weisen uns auf Etrurien als das Land ihrer Provenienz. Wie entwickelt die Metallindustrie dieses Volkes war, beweist am schlagendsten die. Stelle im 28. Buche, 45. Capite! des Livius, wo von der Ausrüstung der Flotte des Scipio im Jahre 205 v. Öhr. gesprochen wird. Diese Stelle lautet : „Die Städte Etruriens waren die ersten, welche je nach Vermögen, den Consul zu unterstützen zusagten ; die- Oaer-iten -versprachen Getreide für die Matrosen und Lebensmittel aller Art; die Populonier Eisen; die Tarquinier Leinwand zu Segeln; die Volater- raner Harz und Pech für die Schiffe und Getreide; die Arretiner 30.000 Schilde, ebensoviel Helme, an römischen und gallischen Wurfspiessen und Lanzen zusammen 50.000, von jeder Art gleichviel; Aexte, Schaufeln, Hacken, Mulden und Mühlen, so viel als auf 40 Kriegsschiffe noting. “ Und 45 Tage nach Fällung des Bauholzes liefen diese Schiffe gerüstet vom Stapel! Fragen wir nun nach den Handelswegen, welche den Verkehr vermittelten, so gibt uns Strabo IV. 6. 10. (66 v. bis 24 n. Ohr.) über den Handel Italiens mit Pannonien folgende Auskunft : „Der Okra (heute Birnbaum erw aid) ist der niedrigste TI i ei 1 der Alpen, wo sie die Karner berühren, und über ihn werden die Frachtgüter von Aquileia aus auf Lastwagen nach Nauportum (Oberlaibach) geschafft, einen Weg von nicht viel mehr als 400 Stadien ; von da aber werden sie auf Flüssen, dem Ister (Donau) und den umliegenden Gegenden zugeführt. Bei Nauportum fliesst nämlich ein aus Ulyrien kommender schiffbarer Fluss vorbei, welcher in den Savus fällt, so dass die Waren leicht nach Segestica (Sissek) und zu den Pannoniern hinabgeführt werden.“ Also zur Zeit Christi und noch früher war der Laibachfluss zwischen Oberlaibach und der Save schon vorhanden ; Strabo weiss von keinem See mehr zu erzählen. Das stimmt vollkommen mit der Thatsache überein, dass die im ersten Jahrhundert erbaute Römerstrasse von Emona (Brunndorf) nach Aquilina (Laibach) a u f d e m T o r f e liegt. Unser Schiff liegt aber unter dem Torfe am Seegrunde, daher muss es weit vor Strabo, vor der Torfbildung, auf dem See geschwommen sein. Nun wäre es interessant zu wissen, wie lange die Versumpfung und Torfbildung des Sees- gedauert hat — eine Frage, die wohl schwer zu beantworten ist. Erwägen wir nun, dass im Pfahlbaue schon orientalische Bronzewaffen Vorkommen, die ältesten Beziehungen der Orientalen zu unseren Gegenden aber nicht vor das 12. bis 13. Jahrhundert vor C-hr. gesetzt werden können, so müssen wir schliessen, dass zwischen 1200 vor Ohr. und ? vor Ohr. nodi ein- See unser Moorbecken füllte. Indessen wissen wir, dass die Etrusker etwa um das Jahr 1000 vor Ohr. schon den Apennin überstiegen und in der Po-Ebene (Etruria nova seu circumpadana) bis etwa 400 vor Ohr. herrschten. Im Jahre 396 nahmen ihnen die Kellen Felsina (Bologna) ab, um es bis 222 vor Ohr. zu behalten, in welchem Jahre sie es an Rom verloren. Wir dürfen somit den freien Verkehr der Etrusker mit unseren Gegenden zwischen 900 bis 400 vor Ohr. setzen, wo der Einbruch der Kelten die Etrusker nach Süden zurüekwarf. In diese Zeit des etrus- kischen Handels zwischen Italien und dem Osten durch unsere Hegenden hindurch, möchten wir auch unser Fahrzeug als ein Vehikel dieses Verkehres über den damaligen See zwischen Oberlaibach und Laibach versetzen. Von Italien gingen die Waren wie nodi zu Strabo’s Zeiten, per Achse über den Okra nach Oberlaibach, da wurden sie in die Seeschiffe verladen, um nach dem Ausflusse des Sees bis Laibach gebracht zu werden. Von hier gingen sie in Flussschiffen die Laibach und Save hinab, wie noch in späteren Zeiten. Nach diesen Ausführungen, welche sich auf Funde und die geschriebene Geschichte stützen, dürften wir somit die Versumpfung des Sees und die ältere Torfbildung in die Zeit von 500 bis 100 vor Ohr. setzen und gewinnen folgendes Bild unseres Moorbockens: 1.) See mit Pfahlbauten bei Brunndorf. 2.) Circa 1000 vor Ohr. Ankunft von Oulturvölkern aus dem Süden und Südosten. Die Pfahlbauer verlassen die Seedörfer, die Fremden treiben Handel und Industrie von Süd und Südwest nach Ost und Nordost — über den See fahren grosse Frachtschiffe. 3.) Circa 400 bis 350 vor Ohr. Einfall der Kelten oder Gallier in die Po-Ebene und unsere Alpen ; die alten Italiker werden vertrieben. Die Versumpfung unseres Sees beginnt oder setzt sich fort. Es entsteht ein Torfmoor. 4.) Die Börner kommen unter Augustus ins Land, cultiviren das Moor wieder und bauen Strassen über dasselbe. 5.) Die Börner ziehen ab, das Moor versumpft abermals und wächst zum Hochmoore an bis circa 1760 n. Ohr. 6.) Die Entsumpfung beginnt mit Maria Theresia wieder, es entstehen neue Strassenanlagen über das Moor. Die Sumpfflora wird vernichtet. Die Bömerstrassen kommen wieder bis fast unter die Oberfläche des Bodens zum Vorscheine. Unsere Betrachtung ist zu Ende ; sie hat gezeigt, dass schon vor Jahrtausenden Gewerbe und Handel Haupterwerbszweige unseres Vaterlandes waren. Mögen sie auch fürderhin blühen und gedeihen ! Die „Gradišča“ in Krain. Yon A. Müllner. Ossa arida aadite verbum Domini. Eeee ego intromittam in yos spiritimi et vivetis. Ezech. 37. 4. 5. Umleitung. Krains archäologische Schätze erregen schon seit Jahren die Aufmerksamkeit der Gelehrten und jedes Jahr fördert neue Funde zu Tage. Die Fundstücke aus den Gräbern der längst entschwundenen Generationen, welche das Land bevölkerten, seine Naturschätze ausbeuteten oder es auch nur beherrschten, bilden die Zierden der Museen in Laibach und Wien. Leider war das Bestreben bisher hauptsächlich auf Gewinnung von Schaustücken gerichtet, welche den Gräbern entrissen wurden, wobei man auf die Wohnplätze der Lebenden, deren Wirken und Streben kaum Bücksicht nahm, und doch sind die Stätten, auf welchen jene Menschen hausten, deren Beste wir ausgraben, und deren, aus Pietät ihnen mitgegebenen Geräthe wir in unseren Sammlungen anhäufen, noch überall im Lande nachweisbar, theilweise noch vollkommen erkennbar und dem Volke sehr wohl bekannt. „Gradišča“1 2) d. h. Stätten, avo eine Burg einst stand, nennt der Slovene diese Wohnplätze, Avelche im Lande oft auf den unzugänglichsten und abgelegensten Hügeln und Bergen vertheilt sind. Weit über 300 solcher „Gradišča“ sind schon heute bekannt und viele derselben auch näher untersucht. Ich habe schon in meiner„Emona“3) gelegentlich über diese befestigten Punkte gehandelt und eine ausführlichere Arbeit über selbe in Aussicht gestellt. Diesem Versprechen soll nun nachgekommen Averden. Ueberblickt man die „Gradišča“ im Allgemeinen, so bemerkt man bald, dass dieselben ihrer Natur nach in mehrere Gruppen zerfallen, und ZAvar : I. Gradišča der vorrömischen BeAvohner. Sie sind ohne Mörtelmauern pit Erd- und Steinwällen befestigt. II. Gradišča der Bömerzeit. Der Mauerbau aus mit Mörtel verbundenen Steinen ist für sie bezeichnend. Betrachtet man die erste Gruppe näher, so findet man wieder, dass dieselbe Wohnstätten sehr verschiedener Art umfasst, deren Naturgeschichte sieh aus den Funden in und um ihre Wälle ergiebt. Wir finden da: 1. Uralte Gradišča, welche Gefässseherben des Pfahlbautypus aufweisen. 2. Solche, welche Gefässe vom Typus des Maria Baster Urnenfeldes zeigen, und welche beide der Urbevölkerung des Landes zuzuschreiben sind. 3. Gradišča, deren Gräber besonders reich an italischen Bronzen sind und für welche Etrusker als BeAvohner angesprochen Averden. Ein hervorragendes Beispiel ist die Felsenburg auf Slemšek bei Vač, der Kuöer bei Podzemelj etc. Diese Gradišča *) Sing. Gradišče, plur. Gradišča. 2) Emona, Laibaeh 1879. zeichnen sich durch oft massenhaftes Vorkommen von Eisenschlacken aus und wir werden sehen, dass auf ihnen und um sie herum eine lebhafte Eisenindustrie betrieben wurde. Ich nenne sie daher die Industrialgradisöa der vorrömischen ZeitKrains. 4. Gradišča mit Funden keltischer Bewohner — den sogenannten Funden der La Tené Zeit. Sie sind nicht sehr zahlreich und stets wohlbefestigt und fallen meist mit einer der obangeführten zusammen, d. h. keltische Ritterschaft hat sich auf ältere Ansiedlungen nach deren Eroberung niedergelassen, wenn die Lage günstig war. Ich nenne sie die keltischen Zwingburg-Gr a diš ca. 5. Gradišča, welche Opferstätten waren : Tem-p e 1 - G r a d i š é a. Die römischen Gradišča lassen sich wieder je nach derZeit ihrer Entstehung charakterisiren : 1. Als Aggressiv-Gradišča Anfangs des ersten Jahrhunderts, als Stützpunkte der gegen Norden operirenden Heere. 2. Als militärische Defensivburgen zur Zeit des sinkenden Reiches gegen den Ansturm der nordischen Barbaren zum Schutze Italiens. Sie sind oft mit gewaltigen Mauerwällen verbunden und sperren die Alpenpässe. 3. Befestigte Civilansiedlungen, entsprechend den Tabors der Türkenzeit, sie sind meist sehr roh und tumultuarisch aus den Ruinen älterer offener Städte, zusammengerafften Grabmonumenten etc. aufgeführte Wallbauten, hinter denen sich die Bevölkerung gegen die beutegierigen Raubscharen der Völkerwanderung zu bergen suchte. Ich nenne sie T a b o r-G r a d i š ö a1). Für alle diese Kategorien werden wir Beispiele kennen ' lernen. Wir werden aber auch sehen, wie ein und derselbe Punktseiner Bedeutung wegen von verschiedenen Völkern und zu allen Zeiten festgehalten wurde, während ein anderer nur bis zu einer gewissen Zeitperiode seine Bedeutung behielt, sie unter geänderten Verhältnissen verlor und aufgelassen wurde. Ehe wir unterdessen zur Schilderung der einzelnen Gradišča übergehen, wird es nützlich sein eine kurze Uebersicht der Völkerschaften, welche sich successive auf dem Boden. Krains ablagerten und ilire Leitfossilien in der Erde hinterliessen, zu geben, damit sich der geneigte Leser im Verlaufe der Untersuchung leichter zurechtfinde. Ich fiabe schon in dem Buche über Ernona betont, dass Krain der Knotenpunkt des Verkehres zwischen Ost und West, Nord und Süd war. Aller Handel und Verkehr, welcher zwischen Italien und den Balkanländern, den beiden Brennpunkten der Oultur im Alterthume, sich abwickelte, hatte seine Wege durch Krain. Dasselbe gilt für die Handelsbeziehungen zwischen dem Norden und Italien. Dazu ist Krain ein an Italien gränzondes reiches Eisenland. Schon die ältesten Bewohner wussten das Eisen zu gewinnen und zu bearbeiten. Bald wurden die reichen Eisenfelder des Landes den Völkern des Mittelmeeres bekannt und von ihnen ausgebeutet. Italien ist bekanntlich arm an Eisen ; die Hauptminen liegen auf Elba, welche von den Etruskern als Metalltechnikern par excellence ausgebeutet wurden. Die zweite Eisenwurzen liegt um Brescia, und als die Etrusker vom Po-Lande Besitz ergriffen und Nachbarn unserer Veneter wurden, wurdbn sie bald mit den Eisenschätzen der krainischen Eisenfelder bekannt. Etruskische Schmelzer und Schmiede etablirten sich im Lande. Die Producte ihres Gewerbefleisses gingen nach dem Süden, speciell nach dem Oriente, ähnlich wie noch im vorigen Jahrhunderte, wo Sinigaglia (Senna gallica) den Hauptmarkt für krainisches Eisen bildete und der ganze Orient unseren trefflichen Stahl bezog. Beweise für den Verkehr mit dem Oriente in jener scheinbar so morgenfrühen Zeit liegen in unseren Gräbern. In den Fabriken Egyptens wurden die wunderbar schönen Glasperlen geschmolzen, welche den Gräbern entrissen, jetzt unser Museum schmücken, ja noch weiter nach Süden muss er gereicht haben. Den selbst der indische Ocean hat ein ihm fast ausschliesslich angehörendes Naturproducthiehergeliefert. Es ist die Kaurischnecke (Cypraea moneta), ein Schneckengehäuse, welches bei den Negern Afrikas noch heute als Scheidemünze cursirt. Drei Exemplare bewahrt unser Museum von .drei verschiedenen Fundstellen: Vaö, St. Margarethen und Nassenfuss. Sie wurde (wie in Vač) bisweilen mit Blei ausgegossen, als Ohrgehänge getragen, ein Beweis, dass man ihr besonderen Werth beilegte, da sie als Schmuck diente. Erwägt man noch, dass der Bernstein unserer Gräber den Ufern der Nordsee angehört, so eröffnen sich interessante Ausblicke in den weitreichenden Handelsverkehr der damaligen Bewohner unseres Vaterlandes, der sichjedenfalls um ein werthvolles Product desselben drehete. ein Product, welches bis in die neueste Zeit das Land bereicherte: Es ist das „dunkle Eisen“. Wir dürfen uns nach dem Stande der heutigen Erkenntniss die ältesten Oultürverhältnisse in Krain und seine vorchristliche Geschichte fol-gendermassen vorstellen. Die älteste Bevölkerung lebt in höchst primitiver Weise von Jagd und Fischfang, ohne Kennt- P Cf. auch Emona p. 104. 191. und 193. liiss des Ackerbaues vorwiegend auf Pfahlgerüsten des grossen seichten Seebeckens, welches heute der Morast ausfüllt. Von Metallen ist den Pfahlbauleuten Krains das Kupfer bekannt und dort, wo Eisenerze Vorkommen, schmelzen sie vielleicht in höchst primitiver Weise Eisen aus. Sie leben in Clans oder Stämme getheilt unter Familienoberhäuptern. Diese im Zustande sehr primitiver Civilisation befindliche Bevölkerung wurde von Osten her, Donau und Save aufwärts (Argonautensage) einerseits, und von Südwesten her von den metallkundigen und industriellen Etruskern andererseits entdeckt. An den Einfluss civilisirter Schifffahrer von Osten her knüpft sich die Sage von den Argoschiffern und die Gründung unserer Emona1). Archäologisch ist es die sogenannte „ältere Bronzezeit“ unserer „Prähistoriker. “ Bald nach dem Jahre 1000 vor Chr. rücken aber Etruskische Geschäftsleute über die Alpen, wahrscheinlich zuerst nur um die Producte ihrer Fabriken hier an Mann und Weib zu bringen. Schmuck dürfte ihr Haupthandelsartikel gewesen sein, den sie gegen Naturproducte mit reichem Gewinne eintauschten. Ein zweites Hauptgeschäft aber war die Gewinnung des Eisens in unseren so überaus reichen Eisenfeldern. Da der Gegenstand für Krain überaus wichtig ist, so will ich hier zum besseren Verständnisse des Nachfolgenden einige Bemerkungen über die prähistorische Eisenindustrie einflechten. Schon im Jahre 1879 bemerkte ich in meiner „Emona“ p. 162 Folgendes: „Anders gestaltete sich die Sache in unseren österreichischen Alpenländern, wo die eingewanderten Halkeuten bald die reichen Eisenminen aufspürten und mit Hilfe der verknechteten Urbewohner auszubeuten begannen. Dieses Unternehmen ermöglichten auch die ungeheuren Urwälder unserer Alpen ganz besonders, weshalb sich in Steiermark, Kärnten und Oberkrain bald eine i vge Eisenindustrie entfaltete, welche nicht nur der Bronze erfolgreiche Ooncurrenz machte, sondern sie als Schneidewerkzeug nach und nach verdrängte. Reste von uralten Eisenschmelzen auf Berghöhen, wo der scharfe Luftzug die Gebläse ersetzte, finden sich noch in Krain, Kärnten und Steiermark als S p u r e n j e n e r Industrie.“ Es ist nun höchst interessant zu sehen, dass überall dort, wo bei uns reiche Grabfunde gemacht werden, ein Centrum eines Eisenfeldes mit seinen' Schlackenresten sich findet, als Beweis dafür, dass die reichen Gräber ihren Reichthum dem Reich- *) Siehe darüber ausführlicheres in Emona p. 154 ff. thume der Begrabenen, diese ihn aber der Eisenindustrie verdanken. — Beispiele sind die vom k. k. Hofmuseum und theilweise vom krainischen Museum Rudolfinum ausgebeuteten Gräberfelder von St. Michael, Vac. Podzemelj etc., welche wir eben im Nachfolgenden eingehend schildern wollen. — Man bezeichnet den Formenkreis der Fundstücke dieser Fundorte als den der H a 11 s t ä 11 e r 0 u 11 u r, weil man zuerst durch die Funde in den Gräbern am Hallstätter Salzstocke in Oberösterreich auf dieselbe aufmerksam wurde. Da bis in die neueste Zeit alles „keltisch“ hiess, was nicht „r ö m i sch“ war, so schrieb man natürlich auch die Gräber von Hallstatt den Kelten zu. Endlich fing man an besonnener zu werden, für die gallischen Kelten fand sich ein eigener gut charakterisirter Formenkreis, welcher den Hallstätter gar nicht tangirt, dafür fand man, dass letzterer gar sehr nach Etrurien gravitirt und gar mancher Formenkreis mit etruskischem Centrum sich mit dem Hallstätter schneidet, so dass sich oft grosse Ausschnitte decken. Nun knüpft sich das Hallstätter Grabfeld an den Salzstock, welcher auch noch heute reiche Ausbeute liefert, in ähnlicher Weise, wie die Tumuli von Podzemelj an die Eisenfelder an der Kulpa, und es entsteht die Frage, warum um die reichen Eisenwurzen von Steiermark und Kärnten sich nicht ähnliche Grabfelder fanden, wie sie an den krainischen Eisenfeldern liegen, während doch das weit nördlicher gelegene Hallstatt den deutlichsten Beweis dafür liefert, dass diese Industrialbevölke-rung, welche ich in meiner Emona „Chalkeuten“ oder Erzschmiede nannte, über die kärntnischen und steierischen Berge hinweggezogen ist. Ich erkläre mir die Sache folgendermassen : Sind die Eisenwurzen in Kärnten und Steiermark von den Chalkeuten ausgebeutet worden, dann müssen die Gräber noch gefunden werden. Wahrscheinlicher ist aber das Gegentheil, der Handel mit Eisen ging vorwiegend nach dem Süden und dem Oriente, daher lag es im Interesse der Chalkeuten, mit ihrer Ware möglichst bald das Meer zu erreichen. Sie legten daher ihre Schmelzen in der Nähe des Meeres an. wenn sie Erze fanden, da dies nun, wie wir im Verlaufe unserer Betrachtungen sehen werden, in allen Theilen Krains, in den Bergen Oberkrains so gut wie am Nanos und an der Kulpa und auf dem Hochplateau zwischen Gurk und Save der Fall war, so blieben ihre Eis-efisch miede hübsch bei uns, und es überstiegen die Alpen Kärntens und Steiermarks nur ihre Salzgräber. Auch die, Gewinnung des Erzes war in Krain mit weniger Mühe verbunden, als in der Grauwake am Erzberge und dein Gneisse und Glimmerschiefer von Hüttenberg. Ueber die Methode der Eisengewinnung selbst werden wir später noch ausführlicher zu sprechen haben. Es wurde indess nicht allein Eisen von den Ohalkeuten bei uns gewonnen, auch Kupfer- und Blei-Erze scheinen sie, wie wir sehen werden, in Krain verhüttet zu haben. Das Salzwerk von Hallstatt ist bekannt. Nun enthalten aber die Berge Kärntens und Salzburgs das stets begehrte und gar eifrig gesuchte Gr old. Uralte Goldbaue liegen bei Paternion im Drauthale1). Schon Polybius erzählt von Goldgruben „gerade über Aquileia“, die Baue sind ungeheuer und liefern noch immer Gold, so dass in neuester Zeit eine Wiederaufnahme beabsichtigt wurde, dort wären sicher noch die Grabfelder der Goldsucher zu entdecken. Diese friedliche Handels- und Gewerbe-thätigkeit mag vor circa 1000 vor Ohr. bis in das vierte Jahrhundert vor Ohr. gedauert haben. Jedenfalls begann sie noch zu einer Zeit, als das Moor ein See war, da auf demselben schon mit Eisennägeln gefügte Schiffe von 30 m Länge und 5 m Breite schwammen. Das vierte Jahrhundert vor Christus bildet einen Wendepunkt in der Entwickelungsgeschichte Mitteleuropas. In Gallien begann unter der keltischen Bevölkerung eine Bewegung, welche die Verhältnisse Italiens und Centraleuropas überhaupt umgestalten, ja selbst Asien berühren sollte. Beutelustige Kriegerscharen zogen über die Alpen und den Kein. Im Jahre 396 vor Christus nahmen die Kelten den Etruskern Felsina (Bologna) ab und 390 fällt Rom in ihre Hände. Wir dürfen daher ohne weiters annehmen, dass circa 350 vor Ohr. auch die Ost-Alpen von ihnen überstiegen waren und Krain die rothblonden Krieger kennen lernte. Durch die Wegnahme Oberitaliens wurden die Etrusker, welche es vor dem Kelteneinfalle seit circa 1000 vor Ohr. (Etruria nova seu circumpadana) beherrschten, auf ihr Stammland zurückgeworfen und von den Industrialcolonien in den Alpen abgeschnitten. Wir dürfen daher den freien Verkehr der Etrusker mit Krain zwischen 900—350 vor Ohr. setzen. Die Kelten waren kein Industrie volk, sondern Krieger ; sie besetzten ihnen günstig gelegene Punkte vorwiegend in solchen Gegenden, wo der Ertrag des Bodens ein genussreiches Leben den Eroberern sicherte. Ihre Herrschaft, welche wir uns nür als Clan- oder Gauherrschaft vorstellen müssen, dauerte bis in die Römerzeit. Mit der Eroberung unserer Gegenden durch die Römer beginnt eine neue Zeit, welche sich mit allen Veränderungen, durch die fast 500 Jahre ihrer Dauer in den Resten und Funden getreulich abspiegelt. Wir wollen nun in den folgenden Abhandlungen einzelne Castelle behandeln und an dieselben jene Betrachtungen knüpfen, welche sich aus den Funden im Zusam m e n h a n g e mit der G e-schichte ergeben, und welche geeignet sind, in diese fernen Zeiten einigen Lichtschimmer zu verbreiten, um die Geschichte unserer Heimat wenigstens theilweise zu erhellen. Die Felsenburg Lueg in Innerkrain i. Auf der Tafel II geben wir unseren Lesern eine getreue Ansicht der berüchtigten Felsenburgruine Lueg in Innerkrain. Eine natürliche Höhle im Nanos ist durch zwei Mauern abgeschlossen ; die grössere, tiefere ist zwischen die Felsen auf einen Gurtbogen gestützt eingesetzt. Sie ist wohl erhalten und zeigt drei Oeffnungen. Eine Thoröffnung im gothischen Stile von L8 m Höhe und 0'76 m Breite, zu beiden Seiten sind schmale Oeffnungen ausgespart, welche mit Eschenholz gefüttert sind, in welchen Rollen aus Eichenholz auf Eisenspindeln eingesetzt sind. Diese waren bestimmt, die Seile für den Aufzug zu tragen. Die linke Rolle (von Aussen gesehen), ist leider herausgerissen. Die beiden anderen Oeffnungen sind Fenster deren unteres dem ebenerdigen Gemache des Wohngebäudes angehört, während das obere einem Gemache des obern Stockwerkes Licht verschaffte. Dieser Theil entsprach dem Pallas der Burgen und bildete die Wohnung des Ritters. Links vom Eingänge ist eine backofenartige Vertiefung in den Felsen gehauen; sie wird- als Herd gedeutet, scheint aber bestimmt gewesen zu sein, die Aufzugsmaschine aufzunehmen. Die linke, höhere Mauer, auf zwei Gurtbögen gestützt, schloss die jetzt offen gähnende, sich nach oben zuspitzende Felsspalte. Sie ist 80 cm dick, aussen L8 m, innen 1 m hoch und 4 m lang. 50 cm unter ihrem heutigem Rande sind zwei 20 cm hohe, viereckige Oeffnungen in ihr ausgespart. • Diese Mauer sperrte einen 4'5 m tiefen und 4 m breiten Raum, dessen Felsboden von Innen gegen die Mauer hin um circa 60 cm abfällt. Gegen die Grotte fallt der Fels fast senkrecht 4-6 m tief ab,’ liegt also ebenso hoch über dem Boden der Haupt-- 1)' Cf. Emona p. 172. höhle, war daher nur durch eine Treppe oder Leiter zugänglich ; die Vertiefung zwischen dem hinteren Rande des Felsens und den beiden Maueröffnungen, welche mit ihm in einer Horizontalen liegen, ist heute mit Schutt und Trümmern gefüllt, welche ich im Juni d. J. umgraben liess. Es fanden sich hier einige sehr verrostete Eisenbolzen von Armbrustgeschossen, ein Spann eisen einer Armbrust, halb verkohlte und halb vermorschte Fichten-Holzbalken nebst einer halben Stückkugel aus Stein von 2-2 dm Durchmesser. Dieser Raum war also ein Gemach, dessen Dielenboden auf zwei Trambäumen ruhete, welche einerseits in die zwei Mauerlöcher eingelassen, andererseits auf dem hinteren Felsenrande aufgelegt waren. Das Ganze entsprach in seiner ursprünglichen Anlage dem Bergfriede der mittelalterlichen Burg. Hier wohnte der Burgwart und war der Raum eventuell der letzte Zufluchtsort gegen eindringende Feinde. Der Innenraum der Grotte steigt ziemlich stark gegen den Hintergrund an, ist mit Schutt und Trümmern vom Gemäuer der zerstörten Gebäude erfüllt und enthält im hinteren, oberen Raume den trefflichen 6 m tiefen Brunnen, welcher auch heute noch das neue, von Cobenzl 1570 vollendete Schloss mit Trinkwasser versieht. Wir wollen in einer der nächsten Nummern unserer Zeitschrift die sagenhafte Geschichte des Erasmus Lueger kritisch beleuchten und bemerken heute nur so viel, dass aus den besprochenen Localverhältnissen hervorgeht, dass der Lueger in dem obenbeschriebenen Gemache seinen Tod gefunden haben muss. Dafür spricht die zertrümmerte Mauer und die gefundene Stückkugel aus Stein. Hier dürfte der geächtete Stegreifritter Abends den Burgwart besucht haben und durch die von den anprallenden Geschützkugeln niedergeworfene Mauer erschlagen worden sein. Müiiner. Das Wappen der Steiermark. Bekanntlich ist die „gemeine Figur“ imWappen-schilde der Steiermark ein Thier in Silber im grünen Felde, aus dessen sämmtlichen Leibesöffnungen Feuer sprüht. Es wird als Panther gedeutet, ich glaube mit Unrecht. Schon auf den Siegeln des XII. Jahrhunderts z. B. Markgraf Ottokar I. v. 1138 ist dieses Thier zu sehen. Es hat einen länglichen Kopf mit ziemlich spitzer Schnauze, länglichen, in den Lenden mageren Hinterleib, und eine kurze Mähne am Halse, der Schwanz ist mässig lang; das ziemlich realistisch gehaltene Thier zeigt noch keine Feuerbündel, und macht durchaus nicht den Eindruck eines Panthers, wohl aber den eines Wolfes. Im XV. Jahrhundert erscheint es stilisirt mit vierzehigen Pranken, langem, siebentheiligem Schwänze, stark markirter Mähne und viertheiliger Zunge im offenen Rachen. Der Kopf ähnelt dem eines Pferde s. Zwei Zipfel der stilisirten Mähne vor den Ohren zeigen einige Aehn-lichkeit mit Hörnern. Im XVI. Jahrhundert wird das Vieh noch wunderlicher. Die strengen Formen des XV. Säe. sind aufgeweicht, plump und unschön geworden, der Kopf ist ausdrucklos, die Mähne ein Zottelbart, der den ganzen Hals umschliesst. Die Hörner sind deutlich ausgebildet, die im XV. Jahrhundert noch als klar gezeichnete Ranken behandelten Schwanzenden sind in Haarbüschel zerfasert, ebenso die viergespaltene Zunge als ein Haarbüschel dargestellt. Die ganze Figur trägt den Stempel des Verfalles an sich, in den die edle Wappenkunst bereits gerathen war. Ich glaube nicht zu irren, wenn ich die Ansicht ausspreche, dass diese Haarbündel, in welche die Ranken der Zunge und des Schweifes aufgelöst wurden, den Anlass gaben, dieselben in der Zeit des totalen Verfalls der Heraldik in Flammenbündel zu verwandeln. Die älteste Zeit kennt somit nur ein einfaches Thier, welches einem Wolfe am ähnlichsten ist. — Es fragt sich nun, wie kommt der Wolf in das Wappen der Herzoge der Steiermark ? Bekanntlich ist der Krystallisationspunkt der späteren Steiermark: Burg und Stadt Steyr in Oberösterreich, von der auch der Name „Steyrmark“ stammt. Die „Stadt Steyr“ aber verdankt ihre Existenz und Blüthe ihrer Eisenindustrie, welche bis in die Römerzeit und vielleicht noch hinter dieselbe zurückreicht. Sicher ist, dass die Notitia digni-tatuin Ende Säe. IV. unter den Waffenfabriken des römischen Reiches eine scutaria Lauriacensis nennt. Nun lag die römische Limesfeste Lauriacum an der Donau, dort, wo heute Lorch und Ens in Ob erosterrei ch liegen. Es müsste nach dem Wortlaute der Notitia daher diese Schildfabrik in Ens gesucht werden. Wo aber Eisen bearbeitet wird, finden sich die Spuren davon in Form von Schlackenmassen etc. stets vor. Diese fehlen aber eben in Lorch und Ens gänzlich, und sind überhaupt die localen Verhältnisse dieser Industrie dort nicht günstig. Ich bin daher der Meinung, die praktischen Alten werden auch ihre Eisenindustrie und Waffenfabrik dort angelegt haben, wo die natürlichen Bedingungen ihr günstig sind. Dies ist aber in Stadt Steyr im hohen Grade der Fall. Ich verlege daher die scutaria Lauriacensis der Not. dig. hinter die Gränz- feste Lauriacum an den Zusammenfluss von Ens und Steyr. Die Römer mussten endlich den nordischen Barbaren als Herren des Landes allerdings weichen, allein unzählige Leute, welche durch Grundbesitz und Gewerbe an der Schole hafteten, blieben unter der neuen Herrschaft sitzen. So entwickelte sich aus der römischen Zeugfabrik das durchs ganze Mittelalter so blühende Eisengewerbe in Steyr. Ich würde sogar Sprachgelehrten empfehlen, sich mit dem Namen „Steyr“ zu beschäftigen, ob er nicht eine Corruption aus Scuta ria ist? — — Nun heisst aber das zum Ausschmieden gebrachte rohe Eisen nach dem latein. lupus — Wolf— die Lupe, und die ältesten Eisenschmelzöfen heissen Stück- oder Wolfsöfen. Sie haben ihren Namen von Stück oder Wolf: so nennt man nämlich das stabeisen- oder stahlartige Eisen, welches sich am Boden des Ofens absetzte und von Zeit zu Zeit herausgebracht wurde. Ob nicht der Herr der Eisenstadt Steyr, den seine guten Bürger bereichernden E i s e n w o 1 f, in Form eines wirklichen Wolfes bei Entstehung der Wappen in seinen Schild aufgenommen hat? Milliner. Pfalilbaufunde bei Laibacli. SchoD im Mai 1889 stiess man bei den Grabungen für die städt. Wasserleitung in der Eosengasse in einer Tiefe von 1'6 m unter dem Alluvialschotter auf Torf. In 2'5 in Tiefe aber kam hier ein schönes Töpfchen von 9 cm Höhe und 6 5 cm Bodendurchmesser zum Vorscheine, welches am Bauche mit Guirlandenornamenten geziert ist, dabei Kohlenreste im Letten. Auch bei der Grabung des Canales am Oongressplatz traf man auf Pfahlbauartefacte, so dass heute kein Zweifel darüber besteht, dass die Pfahlbaurasse auch in Laibach ihre Ansiedlung hatte. Jüngst beobachtete Herr Ingenieur Julius Hilbert ein interessantes Vorkommen beim Hausbaue auf der Jarcischen Wiese nächst dem botanischen Garten, rechts von der Iger Strasse. Die Schichten sind hier folgende: 1. Erde, circa 10 cm, 2. Torf 50 cm, 3. Ein sandiger Letten mit Oonehylien, die polžkerca. Es fehlt hier das rjavo blato, der braune Thon, wie wir ihn am Südrande und im Centrum des Moores finden, und der hier schon längst vernichtete trebež. In der polžkerca, welche hier besonders reich an Oonehylien ist, fand sich ein Flechtwerk aus etwa Fingerdicken Holzruthen vor. Parallel neben einander gelegte Ruthen sind durch querlaufende, dünnere verflochten. Wozu dieses Artefact gedient, ist bei der fragmentarischen Erhaltung ■schwer zu bestimmen, da es aber im Schlamme des Seebodens eingebettet ist. so kann es als Fischreuse gedeutet werden. Müllner. EiriMumler im Moraste. Herr Bürgermeister Jelovšek von Oberlaibach, dessen edlem Eifer für die Geschichte unserer Heimat die Wissenschaft im Allgemeinen und unser Landesmuseum speziell, manche werthvolle Bereicherung verdankt, hat wieder jüngst in aufopferungsvollster Weise seine Liebe zur archäologischen Forschung bethätiget. Mitten in einem Acker am Moore zwischen den Hügeln Belke und Notrajna gorica wurde ein Eichenkahn entdeckt, welchen Herr Jelovšek sofort freilegen liess, der Kahn ist ein Einbaum aus Eichenholz 12 m lang und in der Mitte 1 m breit. Er ist mit einem scharfen Werkzeuge, welches wahrscheinlich einer Haue ähnlich geschäftet war, ausgearbeitet und scheint sehr gut erhalten. Der Kahn liegt auf dein Seeboden der bekannten polžkarca. Es ist dies bereits das sechste Fahrzeug, welches seit 1888 im Moore gefunden wurde. Im letztgenannten Jahre kam ein mit Kugelsteinen vollgefüllter Eichenkahn von der Einmündung der Borov-nišica in die Laibach ins Museum. Bei Matena liegt ein Kahn, anscheinend durch Feuerwirkung ausgehöhlt, im Moore. Am Trauerberg wurde 1891 ein kleiner Einbäumler (slov. branik) ausgehoben, und im selben Jahre einer 8'5 m lang, 0 9 m breit, beim Grünen Berg aufgedeckt. Beide kamen ins Museum. Speziell letzterer ist interessant, weil sein Hintertheil aus einem besonderen Stücke besteht, welches mit dem Körper des Kahnes durch Laschung verbunden ist. Das grosse Frachtschiff vom Grunde des Dr. Kosler, beschreiben wir an anderer Stelle. Nach Angaben des Franz Mravle in Podpeč soll ein Inwohner von Innergorica erzählt haben, dass beim Eisenbahnbaue über das alte Laibachbett, damals 10 m (jetzt wäre die Tiefe 5—6 m) unter dem Torfe, ein Kahn mit zwei Rudern nebst einem Menschenschädel gefunden wurde; ferner soll ein Schiff 5' breit und 5° lang, circa 10° von der Strasse Innergorica-Podpeč zwischen der Bahn und der stara Imbianca — dem alten Flussbette der Laibach — liegen. Müllner. Emide in Zagor. Herr und Frau Milač in Zagor liessen im Juli d. J. am Fusse des isolirt stehenden, Ocepkov hrib genannten, Hügels eine Sandgrube eröffnen. Man durchsclinitt 1 m Erde, dann abwechselnd 20—30 cm dicke Sand-, und mit Sand gemischte Lehmschichten in der Gesammtstärke von circa 1 in. In einer Tiefe von 2—3 m stiess man auf im Sande gebettete Skelette. Es waren zwei männliche und ein weibliches. Das weibliche Skelett mit dem Kopfe im West, dieFüsseim Osten, lag 2 m tief, war 165 cm lang. Der Kopf ruhete auf einer Sandsteinplatte, bei den Füssen stand eine roh gearbeitete Urne mit hohem Fusse und kropfartigen Ausbauchungen, das Gebiss war schon gebrochen ehe es beigesetzt wurde, da man an den Scherben rund gebohrte Löcher wahrnimmt, durch welche die Bindeschnur gezogen war ; ausserdem war die Bindestelle mit Pech verklebt. Dieses Pech brennt mit weihrauchartigem Gerüche und findet sich öfter zum Ergänzen beschädigter Gefässe in Gräbern. An den Armen hatte die Frau zwei Spiralarmbänder aus Bronzedrath. und in der Nähe des Kopfes lag ein Spinnwirtel aus Thon. In der Brustgegend fand sich eine kleine Fibel. In gleicher Situation aber etwa 1'5 m tiefer, lag etwas seitwärts gegen Osten hin ein männliches Skelett mit einem kleinen Töpfchen und einer Schale als Beigabe nebst eiserner Giirtelschlies.se und einem Eisenmesser. Die interessanteste Beigabe aber waren zwei Stücke Eisenschlacken, welche bei den Händen der Leiche lagen. Man gewann den Eindruck als hätte man ihr in jeder Hand ein Schlackenstück gelegt. Vielleicht war es ein Eisen Schmelz er. Von einem dritten Skelette, welches jedoch von N—S situirt war, sind .Knochen und Gefass- Scherben erhalten. Frau Caroline Milač, welche Gefertigten vom Funde sofort verständigte, hatte die Güte, die gesannnten gefundenen Objecte dem Landesmuseum zu überlassen. Müllner. Miiiizfund am Morast. Das Museum erwarb jüngst vier Stück röm. Silbermünzen aus der Zeit der Republik, welche zwischen Babna gorica und der Ižica gefunden wurden. 1. Av. ROMA Kopf des Saturn und die Harpe. Rv. L. MEMDGAL Venus auf der Biga, über den Rossen der schwebende Cupido mit einem Kranze; hinter der Figur der Venus ein E eingeschnitten, c 655. U. C. (Familie Memmia). 2. Av. behelmte Roma X. Rv. C. CATO'ROMA Victoria auf einer Biga c. 560 U. C. (Farn. Porcia). 3. Av. RVLLI Pallas Kopf. Rv. P-SERVIRLI-M'-F. Victoria auf einer Biga; unter den bäumenden Pferden P. c. 660 U. C.(Fam. Servilia). 4. Av. PANSA Apollokopf. Rv. C • VIBIVS- C • F. Pallas auf einer Quadriga c. 668 U. C. (Fam. Vibia). Nr. 1 ist ein Serratus, das heisst der Rand hat Einschnitte, so dass er wie gesägt erscheint. Die Stücke fallen somit zwischen 194—86 v. Chr. und waren noch in der ersten Zeit der römischen Occupation bei uns im Verkehre. Müllner. Speereisen vom Kočnasattel. Herr Hauptmann Ritter Zitterer di Casa-Cavalchina verehrte dem Museum eine Wurfspiessspitze aus Eisen von 22/5 cm Länge. Die schmal lanzettliche Klinge ist 65 mm lang und 18 mm breit. Der Durchmesser, der sich bis auf 12 mm verjüngenden Tülle, ist am unteren Ende 18 mm. Der Speer ist ziemlich roh gearbeitet und war wahrscheinlich ein Jagdspiess. Das Stück wurde auf der Höhe des Koenasattels über Jesenice im Rasen steckend gefunden. Müllner. Der Hochaltar in Hrenovic. Die Kirche in Hrenovic besitzt einen Hochaltar aus schwarzem Marmor mit Figuren aus prachtvollem weissen Marmor. Der Altar, ursprünglich 8.. Crucis, wurde aus der alten Franziskanerkirche 1) (Kloster jetzt Gymnasium) nach Hrenovic übertragen. Der Altar ist im Stile des Endes Säe. XVII., nur ist das Kreuz heute entfernt und das Bild des Patrones St. Martin, von Langus gemalt, eingesetzt. Auch der Tabernakel ist spätere Zuthat. Vortrefflich sind die, früher um den Kreuzesstamm gruppirten Statuen. Es sind St. Maria und St. Johannes, ferner St. Jakobus und St. Katharina nebst zwei Engeln dazwischen. Die Mensa ist von einem Marmorbaldahin umgeben, in dessen Ausläufern jederseits eine Inschrift angebracht ist. Auf der Evangelienseite liesst man : D D IACOBUS SCHELL NOBILIS PROVINCIALIS DE SCHELLENBURG IESU X FIXIä) CULTOR HOC MIRACVLOSVM EIDS TROPHffiUM VOTO AEREQUE SUO ORNATU FILIALI FF: MINORÜM PRECE VENERATIONI EXPOSUIT TU FRUERE Die Inschrift auf der Epistelseite ist weggemeisselt und in den leer gewordenen Raum die Jahreszahl 1787 eingehauen worden, wahrscheinlich das Jahr der Aufstellung in Hrenovic. Ueber der obigen Inschrift ist das Schellenburgische Wappen angebracht. In einer 1843 erschienenen Arbeit über Jakob Schell von Schellenburg und seine Stiftungen findet sich pag. 7 die Angabe, dass Schell für die Johanniskapelle der damaligen Kirche der PP. Franziskaner zu Laibach einen neuen Altar habe aufrichten lassen. Zu diesem Ende schloss.er mit dem Steinmetze Michael Cussa am 26. Dezember 1694 den Vertrag, dass letzterer diesen Altar aus schwarzem Steine, Tabernakel, Statuen und * 2 D Die Kirche stand an der Stelle der ehemaligen Hauptwache zwischen Gymnasium und Mahr’s Lehranstalt, sie wurde nach 1780 sammt dem Franziskaner - Stadtthore abgetragen. 2) Crueifixi. einige Verzierungen aus feinstem Genueser Marmor verfertigen solle. Diese Angaben passen sehr gut auf unseren Hrenovicer Altar, der somit mit dem von Cussa hergestellten identisch sein dürfte. Müllner. Eine interessante Medaille. Herr Josef Mateuže, Hausbesitzer in Laibach, tiberliess jüngst dem Museum eine vergoldete Ag. Medaille von 40 mm Durchmesser, welche im Averse die Hl. Dreifaltigkeit mit der Inschrift GEIST VS • SEDET • ADDEXTERAM 'PATRIS. DEVS'PATER. PS. ALM: CIX: zeigt. Der Avers ist abgeschliffen und trägt folgende Inschrift eingravirt: 1608 IST ■ HERR FELIX-ADEL MAN-RATES PVR GER'VN D-OBERSTER STAT ■ KAMERER ALIDE ■ ZV • GRAN BVRG- IN • DIE ■ ERLIO • PRVDERSHAPT■DER FAZEN MACHER • EINGE ■ TRETEN *VND ■ DISEN ■ PHE NING•DERER!1 Was war wohl die Fazenmacher-Bruderschaft in Krainburg ? Müllner. Das ständische Ballhaus. Es dürfte vielleicht Wenigen bekannt sein, dass die Erbauung des soeben in der Abtragung begriffenen ständischen Ballhauses mit der Gründung des Ursulinenklosters im unmittelbarem Zusammenhänge steht. Der unvergessliche Wohlthäter Krains J. Schell von Schellenburg beschloss nämlich den ehrw. Ürsulinennonnen, als Erzieherinnen der weiblichen Jugend, in Laibach ein Kloster zu gründen. Als Bauplatz wurden Theile der Auerspergisehen und Eggeu-bergischen Gärten gewählt und ersterer 1707 um 12000 fl. und letzterer um 7000 fl. angekauft. An der Stelle, wo heute der eine Flügel des Klosters — äussere Schule und Kuratenhaus — steht, stand damals das alte ständische Ballhaus, welches die Stände am 4. September 1709 den Klosterfrauen als Wohnung gegen dem überliessen, dass sich diese verpflichten, ein neues Ballhaus zu bauen. Das alte Haus wurde auf 3000 geschätzt, wogegen Schell für den Baugrund des neuen 1100 fl. bezahlte und die- Baukosten sich auf 5322 fl. beliefen. Von Schellenburg leistete Bürgschaft für die Erbauung des neuen Ballhauses, wobei jedoch die Stände für die Mehrkosten des Neubaues aufzukommen versprachen. Das alte Ballhaus wurde nun adaptirt und konnte sogar die daselbst neu erbaute Kapelle bereits am 27. Juni 1710 ein- geweiht werden. Zu bemerken ist noch, dass das circa 1714 erbaute neue Ballhaus nach gefälliger Angabe des Herrn von Radič, an der Stelle eines s. g. Patidenkhauses steht, d. h. eines Hauses, von dem an einem gewissen Tage pro forma eine Steuer von 1 kr. oder 1 Groschen bezahlt wurde, welches also de facto steuerfrei war. Müllner. Vine bei Zagor. Eine halbe Stunde ober Töplic nächst Zagor liegt die Filiale St. Johannes Ev. in Vine. Das gothisehe Presb)7-terium, welches wir noch seinerzeit näher besprechen wollen, ist von 1506. An den Abhängen unter der Kirche sind noch einige kleine Weingärten vorhanden, welche einen gesunden, reschen Wein liefern. In früheren Zeiten muss aber hier bedeutend mehr Weinbau getrieben worden sein, da die heute waldigen Abhänge im Norden des Thaies hinter Vine reichlich mit verwilderten Reben bewachsen sind. Die ganze Terrasse ist zu Rutschungen geneigt und sind die Spuren solcher einstiger Abrutschungen überall erkennbar. Es knüpft sich an den ehemaligen Weinbau der Gegend eine Sage, welche hier nach Aufzeichnungen des verstorbenen Herrn Andreas Mihelčič in Töplic, mitgetheilt werden soll. Das ganze Thal von Zagor war einst ein See 1), welclier endlich die Felsen durchbrach und in die.Save abfloss. Das Ereigniss wurde durch die Erscheinung eines Ungeheuern Mannes angekündet, wmlcher mit jedem Fusse auf einem der Hügel über der Durchbruchstelle stand. Bei der Gbristi-anisirung des Thaies wurde die Gegend nach Mähnsburg einverleibt und von dort aus pastorirt. Die erste Kirche soll in Rove gebaut worden sein. Um Vine erblühete Weinbau bis Loke hin. Einst hätten die Leute nach Mannsburg zur Kirche gehen sollen, da beredete ein reicher Weinbauer seine Nachbarn lieber mit ihm in den Keller zu gehen und zu zechen. Hier legte er statt der Casula eine Speekwmche über die Schultern und unter Assistenz seiner Gäste wurde die hl. Handlung persiflirt. Da sammelte sich plötzlich finsteres Gewölk, unter furchtbarem Gewitter gieng ein Wolkenbruch nieder, der die Weingärten vernichtete und sie ins Thal hinabriss. Eine Eisenthür soll sogar bis gegen Agram hinab getragen worden sein. Müllner. Ein Fundort von gediegenem Schwefel in der Kerma. Unter den Papieren des Museums fand sich eine Aufzeichnung über ein Vorkommen von Schwefel in der Kerma. Es ist eine -von Herrn Custos Deschmanns Hand gemachte Abschrift einer Mittheilung an Baron Sigmund Zois, wie dies aus einem Postscripte Deschmanns hervorgeht. Die-Notiz lautet: J) Eine Häusergruppe bei Čehinje heisst heute noch na Jezeru_ „Den 22. Juli 1812 bestieg ich Unterzeichneter mit dem Schmelzmeister Andre Glantsehnig den Terglou von Jauer-burg und durch das Kermathal, wo ich gediegenen Schwefel auf der Oberfläche eines kleinen Kessels ober der Alpe Belo poljea), Zvikel v podnu genannt, in graugrünlichem Letten fand. Auf dem Abhange des obigen Kessels, jedoch bei 50° tiefer, fand ich zwischen zwei hervorragenden Kalksteinwänden bituminösen Schiefer mit inliegender kleinen Schnürl Steinkohle. An der Seite bei A (es ist eine leichte Skizze beigezeichnet) einige grosse Stücke von der hier beifolgenden Kalksteinbreccie. Yon dem Punkte, wo der Schwefel gefunden, mag die-Terglou-Spitze nur noch 3—400° höher liegen.“ Viucens Pols m. p., Oberhuttmcmn. Gustos Deschmann bemerkt: A* „Höchst wichtige Notiz copirt von einem Blatte, das unter den Schriften des Baron Sigmund Zois vorgekommen war.“ Die von Polz mitgebrachten Proben sind in der Musealsammlung sub. Inv. Nr. 192 aufgestellt. Es sind 15 unregelmässige, kleinere Bruchstücke von schmutziggelber l l) Velo polje. bis brauner Farbe, muscheligem Bruche, etwas fettglänzend und leicht brennbar. Sie erinnern im Aussehen an den unreinen Schwefel von Badoboj in Croatien. Müllner. Riesenforellen aus der Idrijca. Der k. k. Forst- und Domänendirection verdankt das Laibacher Museum eine Flussforelle Salmo Fario L. von 101 cm Länge, 46 cm Umfang (vor den Brustflossen) und 8V2 Kilo Gewicht, sie wurde am 12. Juni 1891, mit den Zähnen in ein Netz verbissen, in der Idrijca gefangen. Seit 40 Jahren wurde kein so grosses Exemplar beobachtet. Am 27. Mai 1892 wurde wieder ein ähnliches Exemplar gefangen; dasselbe ist 87 cm lang, hat 42 cm Umfang und wog circa 6 Kilo. Müllner. Ein in Krain seltener Vogel. Herr Forstmeister Bupnik in Idria spendete am 27. Mai d. J. dem Museum zwei Exemplare des weissrückigen Buntspechtes, Picus leuconotus Bechst. (Männ. und Weib.), welche er bei Idria erlegte. Müllner. ProeraHua des Statt«®. Krain vereinigt innerhalb seiner Gränzen des Interessanten so viel, wie kaum irgend ein Fleck Erde von gleicher Ausdehnung. Orografisch reich gegliedert, am Uebergangspunkte zwischen Italien, der Balkanhalbinsel und dem mitteleuropäischen Festlande gelegen, bietet es in naturhistorischer, ethnografischer, archäologischer und historischer Beziehung eine reiche Fülle noch ungehobener, oder doch zu wenig bekannter Schätze. Welche Menge der interessantesten Funde aus seiner Yorzeit sind nicht im Landesmuseum selbst aufgehäuft! Dieses Materiale den Freunden vaterländischer Heimatkunde, sowie dem, auch ausserhalb der Gränzen des Landes sich für die Kenntniss der historischen, Kunst-, und naturhistorischen Schätze Krains interessirenden Publikum zugänglich zu machen, hat der Gefertigte es unternommen, das vorliegende Organ zu gründen. Es führt den Namen „Argo“, nach der Götterbarke, in welcher der Sage nach die ältesten Städtegründer in die damaligen Wildnisse unserer Heimat längs der Save und Laibach eingezogen sein sollen, und an deren sagenhafte Fahrt sich die Gründungsgeschichte der ältesten Stadt des Landes knüpft. Das Blatt soll zunächst den Zweck haben, die noch so wenig bekannten archäologischen Fundstätten im Lande und die gemachten Funde selbst zu schildern und in getreuen Abbildungen zur Anschauung zu bringen. Ferner soll auf Kunst- und historische Denkmale des Mittelalters und der Neuzeit Bücksicht genommen werden. Der Anthropologie, dem Volksleben, den Yolkssagen, den Volksliedern, Trachten und dem Hausbaue soll besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden, desgleichen interessante naturwissenschaftliche Vorkommnisse Berücksichtigung finden. Wie viel für die Heimatkunde werthvolles Materiale wird in Tagesblättern zerstreut, was nach Jahren vergessen und oft kaum auffindbar, der Wissenschaft verloren geht. Das gebildete Publikum der Heimat mit der wissenschaftlichen Forschung in derselben in innigen Contact zu bringen, Sinn für dieselbe anzuregen und zu erhalten, eine genauere Kenntniss und Würdigung des Landes auch ausserhalb desselben zu vermitteln und den ausländischen Lesern vom geistigen Begen und Streben unserer heimatlichen Forscher Kenntniss zu verschaffen, ist der Zweck des Unternehmens. Möge daher das Schifflein Argo freundliche Aufnahme an heimatlichen und fremden Ankerplätzen finden. I bonis avibus! Müllner. MB" Der heutigen Nummer liegen zwei autografirte Tafeln und die Pränumerationseinladung hei. Das Blatt erscheint monatlich 1—Bogen stark mit Beilagen und kostet ganzjährig 4 fl. = 8 Mark, halbjährig 2 fl. = 4 Mark. Bedakteur, Herausgeber und Verleger : Alfons Müllner, Musealeustos in Laibach. — Druck von Klein & Kovač in Laibach.