Wf " • ; • , - . • Deutsche Macht (Krüyer „Mier Zeiwng"). MM )t*<« l>uil|t| ut linui ai.tital aa» Caflct fit «ili mit Aafitllaa, ja« Hau» »,»»ll>ch «. -M, »icitcliittig fl. 1.40, h»l»Mtt, A. V. . Stil V*ft»cr1n»aa| Mrrul|l|t«| 1 LA t MO, f. «.«>. ®i( nn|<(nc (taanaa T tt. n«4 Saris! bti öftortm fBittct&«Unjcn calsxttchta»« K«b«tt. IlMitl »«tz«r» 3nfetat< fit »«1tt Blatt «St Meateak«* , kMBKKrtuum M ]t- Ul t«IUabr< cm. RtfcutUa (ma|. «mt»tstr»I>»» txTtru«. «. 6lrt«tl*ll*« M Rrttclrnt« ll«l>ch, aMl lglu)m »rt 6»aa- an» ftctcttojt, Ml »—11 0>l B»t- na» 1—< Ut »,ch»u>»»«. — tttctaaKlionca MtMftri. — fRtitalrrt»!» »fT»tn atm |atl<«ka*«l. — »a«a»«t Z»I«a»aaOea wich« »«tllflchttOtt. Nr. 67. Cilli, Donnerstag, den 21. August 1884. EL Jahrgang. I M=S= ~ — ~ ~ -- ' All die Wähler der Städte und Märkte Cilli, Raun, Lichtenwald, Tüffer, Hocheuegg, Sachseufeld, Praßberg, Oberburg, Laufen. I Mitbürger! «liebet tritt die Aufgabe an Euch heran, einen Vertrauensmann zu wählen, der Enre Interessen im l'anbtagc zu vertreten hat. Von größerer Bedeutung, denn je, ist diesmal Eure Wahl. In der nächsten Land-tagsperiode sind wichtige wirtschaftliche Aufgaben zu lösen. Nicht alle Wählerschaften des Landes sind in der zliicklichen Lage, wie wir, in ihrem bisherigen Abgeordneten einen Mann zu besitzen, welcher mit klarem Blick die Schäden des Landes, die Noth der Bevölkerung erkennt, welcher mit richtigem Verständnisse die Mittel zur Abhilfe findet, und welcher mit warmer Liebe und thätigem Eifer fiir das Wohl des Volkes wirkt. Unser langjähriger Abgeordneter ! #>r. Josef JWeckermann ist darum der rechte Mann, auch in Zukunft unsere wirthschaftlichen Interessen auf das Wirksamste zu vertreten. @T hat sich bewährt, seine Thätigkeit ist Euch Allen bekannt; was er insbesondere als Mitglied des Finanz-Ausschusses im Landtage Gutes geschaffen, und was er Uebles verhindert hat, wird dem ganzen Lande stets zum Heile gereichen. Das Verlangen nach Absonderung der Verwaltung eines Theiles der imtrennbaren Steiermark — im Reichsrathe bereits gestellt — wird auch demnächst an die Pforte der Landstube pochen. Wähler! Blicket um Euch, wem unter allen Mitbürgern könnet Ihr mit größerer Beruhigung die Wahrung der Einheit unseres Heimatlandes anvertrauen, als Eurem treuen Landesgenossen, Dr. Josef Reckermann. Ihr erlasset uns, Euch die Verdienste aufzuzählen, welche er sich um seine Vaterstadt, um seinen Wahl-bezirk, um das Steirerland und um die ganze Menschheit seit Jahrzehnten im treuen Wirken für das öffentliche Wohl erworben hat. Seine Verdienste sind bekannt weit über die Marken des Landes und sie sind anerkannt von < seinen Mitbürgern, wie von der höchsten Staatsgewalt. Aber tretet Alle zur Urne, um Euer Recht und Eure Pflicht zu erfüllen. Schläfert Euer Ge-wissen nicht mit der bequemen Phrase ein: er wird auch ohne mich gewählt! Eine neue Wahlordnung ermöglicht diesmal einer weit größeren Anzahl von Männern das Wahlrecht auszuüben, und unsere Gegner, welche sich bisher an unseren Wahlbezirk nie ernstlich herangewagt haben, werden diesmal den letzten Mann aufbieten, nicht um einen besseren Mann in die Landesvertretung zu entsenden, sondern um ein festes Bollwerk der Aufklärung und deutschen Cultur niederzureißen. Mitbürger! Diese Schmach von Euch abzuwenden ist Eure heiligste Pflicht! Darum kommet Alle und wählet den kaiserlichen Rath -Df*. Josef Neckermann, Für das Bezirks-Wahlcomitr: 2 \ Die Landtagswahten. Der erste Wahl^ang ist vorüber. In Unter-steiermark blieb bei demselben die national» clericale Partei im Vortheile. Sie behauptete auf der ganzen Linie die von ihr innegehabten Positionen, und jubelnd berichtet deren Presse von einem glänzenden Ziege. Wir wollen den Werth diese« Sieges, der zuni erstenmale auch achtunggebietende Minoritäten erkennen ließ, nicht näher erwäaen, zeugte er doch, daß das slooeuische Landvoll politisch «och vollkommen unmündig ist, daß es eine gedankenlose Masse bilde, w elche keinen freien Willen besitzt, sondern lediglich dem Dictate des Pfarrers oder deS Caplan» folgt. Und nur so können wir eS auch begreifen, daß zum Beispiel ei» Vosnjak, der nach eigenem Geständnisse darum keine Hopfen-anlagen mochte, weil er solche viel billiger von Bauern, die sich dabei verbluten, kaufen werde können, — mit großer Majorität gewählt wurde. Und einem solchen Manne. dessen Volks-freundlichkeit denn doch selbst von den national-clericale» Auguren angezweifelt werden dürste, mußte der bisherige Abgeordnete weichen, der dem Landvolk? gewiß näher steht, der selbst als Gymnasialprofessor seine bäuerlichen Manieren beibehielt und dem gewiß der ärgste Feind nicht nachsagen kann, daß er seine Ur prünglichkeit verloren habe und daß er heute anders de >ke, als in seiner goldenen Jugendzeit, nämlich wie ein slovenischer Bauer. Die am 19. d. erfochtenen Siege können uns daher ebenso wenig imponiren, als sie unser Vertrauen wankend zu machen vermögen, daß denn doch in Bälde der Tag erscheinen werde, an dem das Hintergangene Volk mit seinen aufgedrungenen Beglückern strenge Ab-rechnung halten werde. Allein sie zwingen zu um so größerer Wachsamkeit, denn berauscht von dem erstrittenen Erfolge lenkt nunmehr jene im Trüben fischende Partei ihr Augenmerk auf die untersteirischen Städte und Märkte. Lüstern, die Früchte, welche deutscher Bürgerfleiß zeitigte, zu genießen, hat sie diesmal auch für diese Wahlbezirke Candidaten aufgestellt, und welch geringe Meinung diese Clique von der Städte-aruppe Cilli bat, beweist der Umstand, daß sie für letztere einen Mann ausspielte, den sie selbst als unbrauchbar fallen ließ. Der Mann, der sich zu einer so lächerlichen Rolle hergab, mag naiv genug sein, die Ironie seiner Connationalen nicht zu bemerken und vielleicht trotz seiner be-scheidenen Weltanschauung in sich das Zeug fühlen, Städter und Märktler gegen fünf Gulden pro Tag in Graz ju vertreten, allein bedenken hätte er immer können, gegen wen er auftrete und auf welchem Platze er nach Nationalität Bildung und Erzi hung gehöre. An die WiegersSurg! In längst verrauschten fernen Tagen Hat, deutsche Feste, dich so hoch und stark Ein deutsches Heldenweib der grünen Mark Erbaut dem Volk zu Schutz für Ewigkeiten.*) Zum Kampfe sahst du unsre Ahnen schreiten. Und deine Halle manchen Helden barg. Der aus der deutschen grünen Steiermark Den Türke» trieb in furchtbar blut'gem Streiten. Viel düst're Tage hast du überdauert, Und wirst auch dieser Zeiten Sturm besteh'«, Wenn rings der Feind auch unser Land umlauert. Zum Kampf wie einst auch nun die Frauer gehn. Wir feh'n sie schon in vielen deutschen Gauen Zum Schutz der deutschen Schule Burgen bauen. Adolf Hagen. *) Elisabeth Galler f'1672 erbaute die Ritgertburg in der jetzigen Gestalt- „5«tschc zvtcht." Wenn tr auch gewiß nicht ernst genommen werden kann, so sind doch die Verhältnisse in den letzten Jahren derartige geworden, daß durch Zufälligkeiten, durch die Mittel der Lüge und Verleumdung und durch mit Raffi-nement versuchte Einschüchterungen daS Unzu-längliche oft zum Ereigniß wird. Und so tritt denn an unsere Wählerschaft zum erstenmale bei Landtagswahlen die Aufgabe heran in entschiedenem Auftreten eine der Stadt Cilli und den ihr verbündeten fortschrittssreundlichen Märkten zugedachte schmachvolle Niederlage,-welche all' die Wahlsiege der letzten Jahre illusorisch machen müßte, abzuwehren und zu zei-gen, daß unser Wahlbezirk treu seinen Tra-ditionen blieb, daß die Bürgerschaft des Unterlandes von treuer Liebe zur untheilbaren Steiermark erfüllt ist. und daß sie sich durch die Finten jener Wühler, welche im Momente einer Wahl die von ihnen heraufbeschworene nationale Verbitterung negiren und plötzlich eine ihnen unbekannte Liebe fürs stemsche Heimailand heucheln, — nicht täuschen lasse. Doch nicht in allen Orten des Unterlandes scheint die Sonne der Aufklärung; nicht überall d> mochten die hellen Strahlen des Lichtes die dunklen Wolken zu sprengen, unter deren Schatten der Fanatismus reift; mehrere Märkte, die mit uns wählen sind der Sitz nationa-ler Intoleranz und Verbissenheit. Den Wähler-schasten dieser Orte, die einstimmig den» Partei-götzen sröhnen werden, gilt es ein Paroli zu br.ngen. Der entscheidende Augenllick ist nun da. Es gilt zu zeigen, daß jene mißvergnügten Ele-»iente, welche die Trennung der Steiermark planen, kein Terrain gewonnen haben, daß ihr Wühlen und Hetzen in breiteren Volksschichten auf energischen Widerstand stößt. Und wenn sich die deutschen Wähler all' der Unbilden erinnern, welche sie im Laufe der letzten Jahre von national-clericaler Seite erdul-den mußten, wenn sie der perfiden Denuncia^ tionen und Verleumdungen, die über sie auSge-streut wurden gedenken und füglich erwägen, wohin es denn schließlich führen muß, wenn jene Partei, welche das Unterste zu oberst kehren möchte, welche die Autorität vor jeder noch so hoch über dein Kampfe der Parteien stehenden Behörde untergräbt und welche keine noch so gemeinnützige Anstalt unbegeifert läßt, dann werden sie auch in voller Entschiedenheit an die Urne treten und einstimmig den Candidaten der Städte und Märkte Kais. Rath Nr. Rccker-mann wählen. Gorrespondenzen. Rann, 19. August. (Ocig.-Corr.) [D i e Landtagsabgeordnete n-W a h!.] Die Z>ie deutsche Alititärmustk. Die Militärmusik ist eine alte und beliebte Einrichtung. Alt und Jung. Vornehm und Ge° ring, Mann und Frau, Fräulein und Jüngling. Mädchen und Knabe, ja selbst das Kind auf dem Arme der Wärterin — sie Alle haben ihre Freude an den frisch-fröhlichen Klängen der uniformirten Musikanten. Und mit vollem Recht, denn die Militärmusik entspricht heute nicht mehr allein dem Bedürfniß des Heeres, sondern des ganzen Volkes; die eigentliche Ausgabe der Militärmusik, welche ursprünglich für den Dienst des Heerwesens geschaffen wurde, hat schon längst die Erweiterung dahin gefunden, daß sie geradezu ein Bedürfniß breiter Schichten der Bevölkerung befriedigt. Nicht entsprechend dem Bedürfniß ist die Kenntniß der Einzelheiten der Militärmusik in unsern» Volke vertreten. Man weiß freilich eine Hornmusik von der reicheren Jnfanterie-Regi-mentSmusik zu unterscheiden (noch heute ge--wöhnlich „Janitfcharen-Musik" genannt, weil sie türkischen Herkommens ist), aber weniger be-kannt schon ist der Unterschied zwischen Jäger-musik und Cavallerie-Musik. Mit Rücksicht darauf werden einige Mittheilungen über den Gegen-stand in den Spalten eines in so weiten Kreisen verbreiteten Blattes vielleicht nicht unwill-kommen sein. 1884 Physiognomie deS Tages ist trotz des prachl-vollen Augustwetters rabenschwarz. Gut genährte Gestalten, denen die Fleischwülste übn das zierliche Colare bis an die speckige» «rage, hängen, zwischen mageren aber sehr regsamen Caplänen, die sich fchlangenar'ig durch d» Wahlmänner winden; nationale Studenten, noch so recht naß an gewissen Stellen, letzter« haranguirend; leicht erkennbare Visagen vo» Kirchenpröbsten. Meßnern. Organisten, Todte», gräbern und Paternosterbrüdern tummeln sich im und vor dem Hotel „Klemdas" bcm«. Man möchte eigentlich wähnen, in ein- Ber-sammlung des SeverinusvereineS versetzt zu ,Yx nicht aber unter Wahlmännern, die ihrer ernil» Aufgabe bewußt, und nach eigener freier Uedev zeugung, selbstständig, zum Wohle ihrer Ml-bürger zur Wahlurne schreiten. Der unermild-liche burschikose Notar und Bürgermeister v» Lichtenwald, die Perle aller Wahlmänner, in mehrseitig bekannte Drachenburger Tercek e» pfange» die ankommenden Wahlmänner ich wenden alle Ueberredungskünste an, um viellnchi noch einige Zweifelhafte an ihre „glorreiche Fahne" zu fesseln. Wir haben einen so eige». I thümlichen Begriff von dem freien Wahlrecht bekommen, als wir die Scenen beobachtete», wie die ankommenden Wahlmänner abgefang», und sohin auf Laibacher Kosten mit einen opulenten Frühstücks- and Mittagsmahle di-wirthet wurden. Alle Psarrhöfe unseres oola. Bezirkes sind heule entvölkert, nur die „Jirna-fern Köchinnen" schalten und walten dort. Arme Menschenkinder, die heute des geistlich» Zuspruches bedürfen. Die Diener der Religu» haben diesmal zu viel weltliche Sorgen. uÄ ob eine arme Seele mehr oder minder gelämeil in das Jenseits fährt, dieß wird diesen Herr» diesmal ziemlich egal sein. Um 10 Uhr bezii» unter dem Vorsitze des Herrn Bezirtshal«» mannes der Watilact; in die Wahlcomimssim wurden 2 liberale und per Acclamationem te übrigen aus der clerical-nationalen Wähl» schaft gewählt. Der Wahlact dauerte 1'/, Ziu» den uno es erscheint der national-cleric^e Candidat Jermann mit 93 Stimmen geroi#, Der liberale Gegencandidat Herr SchniderschiH erhielt 23 Stimmen. Nach vollzogenem WadI-acte lud eer von des Pfarrhofsgnaden geivähi» Jermann fein? Wahlmänner zum ^2eifa*r* ein, waS wir selbst vernommen haben. Gouobitz, 18. August. [D ie f e c u n d äcet Folgen des Nationalhaders it Ü n t e r st e i e rm a r k.j Befinden sich Parteien im gegenseitigen Kampfe, fo ist tf wohl natürlich, daß jede derselben die ihr p Gebote stehenden Waffen nach Möglichkeit nützt. Gleichwie aber ,n Folge völkerrechüich« Im deutschen Reichsheere hat fast jew geschlossene Truppentheil sein MusikcorpS, nat in anderen Staaten nicht de? Fall ist. Zo iß es gekommen, daß in Deutschland die metft» Militär-Musikcorps bestehen, im Ganzen M welche sämmtlich etatsmäßig sind, d. h. vo« Staate unterhalten werden. JedeS Infanterie Cavallerie- und Artillerie-Regiment «komdl FUd- wie Fuß-Arlillerie) hat ein solches C°r?5 außerdem hat jedes Jäger- und Pionier-S«-taillon. jede UnterofficierSschule ei» Miliu? MusikcorpS; endlich hat das Cadettencorps m und die Marine drei MusikcorpS. Da« ergiebt im Ganzen: 162 Infanterie-, 93 Cavallerie-, 5-l Aröl> lerie-, 20 Jäger-, 20 Pionier«, 7 Unterosncieri-schul-, 1 Cadetten-, 3 Marine--, zuiamm« 36V MusikcorpS. Außerdem haben noch manche Jnfancem Bataillone, besonders die getrennt vom Stäbe in anderen Garnisonen stehenden Füsilitt'Sz taillon-, besondere, also außeretatsmäßige Mck-tär-Musikcorps; dieselben besitzen jedoch nur ringe Stärke und sollen nach einerBestimmung M königlichen KriegSministerinms vom 1. £ctokt 1883 in Preußen möglichst in Wegsall komme». Die Stärke dieser 360 Militär-Musikcorvt ist nach den Truppengattungen eine sehr wt< schiedene. Nach den neuesten Bestimmung--sollen die Jnfanterie-Capellen etatsmäßig 21, 1884 lieberem! ommens gewisse ZerstörungSmittel im Kriege ausgeschlossen sind, so giebt es auch im Pnvaistreite Regeln des AnstandeS, die bei ge-bildeten Nationen wohl beachtet werden, ob-qlnch hiefür kein positiver Gesetzescodex existirt. Lüge, Verläumdung, Denunciation, hinterlistiges Untergraben der materiellen Existenz sind ihr sremde Waffen. Wenn nun aber von zwei streitenden Parteien die eine diese Gesetze d<« AnstandeS beachtet, die andere aber, welcher Ui Begriff von Ehrenhaftigkeit noch völlig «angelt, mit kaltem Gleichmuthe vor der Anwendung der schamlosesten Mittel nicht zurück-scheut, io ist erstere offenbar im Nachtheile. Zu dieien Reflexionen veranlaßte mich die letzte Wahl der Wahlmänner in Gonobitz. Daselbst imrdt von dem bekannten „Slovenenfiihrer" den Bauern vordeclamirt, daß die Gelder des delllschen Schulvereines nach Preußen wandern, während wir zu Hause folche Geldnoth haben! - daß die Deutschen den Kunstwein erfunden haben und daher die Bauern keinen Wein mehr «erlaufen können :c.; kurz, daß die Deutschen die Slaven zu Grunde richten wollen! Aber °»ch gegen die Marktbewohner wird die Fackel des Hasses und der Zwietracht entfacht, so daß die Bauern in dem von Wein erhitzten Ent-hisiasmus schreien „daß von nun an sie den Mrkilern die Steuern dictiren, und sie nicht mehr für selbe die Steuern zahlen wollen x." — Daß unter solchen Verhältnissen die Mrktbewohner, die bisher mit de» um« wohnenden Bauern in ungestörtem, gemüthlichsten Frieden lebten, die administrative Theilung der Äarklgemeinde von der Umgebung anstreben, ist wohl natürlich — wollen sie doch nicht als ihre Bedrücker erscheinen. Mögen nun diese umgebenden Gemeinden selbst ihre Angelegen» heilen verwalten, sich selbst die Umlagen dictiren, selbst ihre Armen versorgen — wir wünschen ihnen Glück und Segen. Ob sie aber ihren Hetzern lange Dank wissen werden, be-zweifle ich sehr — der Spieß dürste sich um-kehren. Aber nicht nur gegen die Marktgemeinde als solche, sondern auch gegen Einzelne, welche diesen Agitatoren ^m Wege sind, wird der pernde Kampf aufgenommen. „Geht nicht zu dieiem Kaufmanne — geht nicht in duses Gasthaus. — geht nicht in diese Schreibstube, da sind Teutschgesinnte, unsere Feinde !" O , welch' edle, uneigennützige Hingabe für das VolkSwohl! Geworbene Agenten. — der EleruS, der Alles Teutsche von vornherein haßt, da aus ihm ein Strahl von Aufklärung unter die opferwilligen Schafe fallen könnte, — Alles, was sich nur aufbringen läßt, muß mitwirken, die guten, wolligen Schaf: in die nationale, richtig: erwerbshungrige Schristensabrik zu treiben — und siehe da — herrliche Früchte für die treuen die Feld-Artillerie (reitenden) -Eapellen etaiS-«äßig 34, die Fuß-Artillerie-Capellen etats-mäßig 29, die Jäger- und Pionier-Capelleu 21 Köpfe stark sein. Die Marine-Eapellen sind m ähnlicher Weise zusammengesetzt, wie die Insanterie-Musiken, die Unterofficier - Schulm und das Kadettencorps zu Lichterfelde haben je 16—18 Musiker. Die hier angegebene Zahl ist die etatS-mäßig vorgeschriebene. DaS schließt aber keines« wegs aus, daß diese Zahl oft überschritten wird; vielmehr giebt eS manche Regimenter, besonders bei der Infanterie, welche großen Wenh darauf legen, eine weit stärkere Musik zu besitzen und deren Ofsiciercorps für diesen Zweck nicht geringe Geldopfer bringen. In volk-rechen Städten, wo tüchtige musikalische Kräfte leichter zu haben sind und wo sich durch Ver-anstaltung von zahlreichen Concerten gar manche Gelegenheit zu Einnahmen bietet, haben die Jnfanterie-MusikcorpS fast immer eine stärkere als die «tatsmäßige Zahl von Mitgliedern. Eigenthümlich ist es bei den preußischen Militärmufiken, daß nach der Anordnung deS um dieselben hochverdienten, vor einigen Jahren «rstorbenen Militärmusikdirectors Wieprecht die Zusammenstellung der einzelnen Instrumente so beschaffen ist, daß sehr leicht auS dem Musik-corps irgend welcher Waffe durch Vermehrung oder Verminderung das irgend eines anderen „5e»tsche M-cht. Diener der holden Slavia gedeihen im Ueber-fluß! Dieser Hader wirft seinen Schatten in die tiefsten Winkel des Volkslebens. Gewerb-thätigkeit, RechtShandhabung, Alles wird von diesem giftigen Geiste beeinflußt, theils offen, theils aus heimlichen, das Tageslicht scheuen-den Schleichwegen. Es wird daher eine unab-wendbare, schwierige Aufgabe der Gesetzgebung fein, solche Gesetzesformeln zu finden, daß der-jenige. der sich vom corrumpirten Zeitgeiste frei und rein erhält, in feiner bürgerlichen Thätig-keit hinreichenden Schutz gegen schamlose Ausbeu-tunq und volksverhetzende Agitation nationaler Schwindler finde!" Kleine Göronik. [Fünf Frauen verbrannt.) In London brannte am Dienstag Abrahams Hut-gefchäft bei Victoria-Station in dreiviertel Stun-den völlig aus. Zwei Frauen sprangen zum Fenster hinaus und wurden in Leintüchern auf-gefangen; fünf verbrannten. [E i n vornehmer Schneider.) In London starb der „erste Schneider der Wel.", Jsaak Moses. Derselbe hielt sich einen eigenen „Dichter", der ihm die gereimten Inserate ver-faßte. MoseS empfing seine Clienten stets in höchster Gala, lud sie in sein Comptoir und servirte ihnen Champagner, Sherry, Austern :c. In den Nebensälen befanden sich eine Bibliothek, eine Sammlung ausgestopfter wilder Thiere und Gemäldesammlungen zur Zerstreu-ung der wartenden Kunden. Die königlichen Prinzen ließen Kränze und Blumen aus den Sarg ihres Leibschneiders legen. MoseS hinter-läßt mehrere Millionen Mark. sG e st e i n i g t.) Einem Telegramm aus New-Aork zufolge wurde der chinesische Vice-consul in Victoria, Britisch-Columbia, durch eine wüthende chinesenfeindliche Volksmenge in der Straße gesteinigt. fEin Blitz als Kanonier.) Wäh-rend des Schützenfestes in Lauban in Schlesien schlug ein Blitzstrahl in das Schützenhaus, wo Hunderte sich vor dem drohenden Regen zu-sammengedrängt hatten, betäubte vier Personen, suhr dann auS der Ladestube am Klingeldraht entlang nach der Bude des Zielers, den er sammt seiner Tochrer betäubte, und entlud den baneden stehenden Königsböller. fJm Sarge geboren.^ In dem Dorfe Konradsdorf bei Breslau wurde am Sonntag den 3. d. M. die Frau deS Stellen-besitzers Sch. begraben. Nachträglich tauchten Zweifel darüber auf, ob die Frau eines natür-lichen Todes gestorben, und es erfolgte des-halb am folgenden Freitag. 8 d., eine AuS-grabung der Leiche. Dabei soll sich die schau- Truppentheils gebildet, und daß zahlreiche MusikcorpS zu einem großen Ganzen vereinigt werden können. Mit anderen Worten: eS be-steht ein Normal-Jnstrumenten-Tableau für die deutsche Militärmusik, eine Frucht längeren Studiums und eingehender p-actifcher Versuche des verstorbenen Reorganisators der preußischen Militärmusik, welches die Grundlage für ihren ganzen Aufbau bildet. Dieses Normal-Jnstrumenten-Tableau um-saßt folgende Instrumente: 1) Cornetttno in Es, 2) Flügelhörner 1. 2. in B, 3) Alt-Cornetts 1. 2. in Es, 4) Tenorhörner 1. 2. in B, 5) Bariion, 6) Trompeten 1. 2. 3. 4. in Es, 7) Baß-Tuben, 8) Waldhörner 1. 2. 3. 4., 9) Flöten 1. 2., 10) Oboen 1. 2., 11) Clarinette in As, 12) Clarinette 1. 2. in Es, 13) Clarinette 1. 2. 3. in B, 14) Fagotts, 15) Contra fagott, 16) Zugposaunen 1. 2. 3. 4., 17) Wirbel-trommel, 18) Große Trommel und Becken. Nimmt man von dieser Stimmenbesetzung die Instrumente 1—7, so hat man eine Caval-lerie-Musik, fügt man Nr. 8 hinzu, so hat man die Jäger- und Pionier-Musik, Nr. 2 —18 zeigt endlich die Infanterie -Regimcntsmufik. Die teld-Artillerie hat eine etwas verstärkte reitende avallerie-Musik, die Fuß-Artillerie hat eine schwächer besetzte Jnfanterie-Mufik. Die Unter-officier-Schulen und das CadettenkorpS haben eine kleine Jäger-Musik, die Marine endlich 3 erliche Thatsache herausgestellt haben, daß die Frau im Sarge entbunden hatte. Bei der Leiche and sich nämlich ei l vollständig auSgewach-eneS Kind. Anzeichen für einen unnatürlichen Tod gab die Leichenobduction der Frau nicht. fD r» n a m i t p a t r o n e n i m M a g e n.) Flösser aus Ungarisch-Reen ließ unbedach-ter Weise zwei Dynamitpatronen auf dem Ti-Ich« liegen. Sein kleiner Neffe, ein naschhafter Knabe, entdeckte die beiden Blechkapseln, und ein frohes Grinsen erhellte seine Züge. „Aha,* dachte er bei sich, „der gute Onkel hat mir türkischen Maiskuchen mitgebracht." Die Farbe und das Aussehen des Dynamits gleicht dem in einigen Gegenden Siebenbürgens als Lecker-liffen betrachteten Maiskuchen aufs Haar. Im Nu waren die Dynamitpatronen ihrer Hülle entledigt: der Bursche schob die süßliche Masse celenvergnügt in den Mund, und ohne viel daran zu kauen, war der seltene Leckerbissen verschlungen. Später fiel eS dem Flösser ein, die Dynamitpatronen in Sicherheit zu bringen. Er suchte sie vergebens, bis endlich der Neffe gestand, daß er sie aufgegessen habe. Dies ge« !chah am 19. Juli, ohne daß der Knabe bis» her k>aS geringste Uebelbefinden verspürt hätte. Die Einwohner Ungarisch ReenS aber weichen dem Burschen ängstlich auS und warten der Ex-plosion. ^Schrecklicher Selbstmord.) Eine Kaufmannsfrau Krafsowin hat in Moskau kürzlich ihrem Leben durch Selbstverbrennung ein End« gemacht. Nach der „9low. wja" vollzog sich dieser schmerzliche Borfall in folgender Weise: Um halb neun Uhr morgens als ihr Mann eben in Geschäften ausgefahren war, nahm die Frau eine große Messingschale mit Wasser in ein besonderes Zimmer, wo sie sich alle morgen mit dem Wasser, statt eines BadeS, ,u begießen pflegte. An diesem Morgen ließ sie das Wasser ruhig stehen. Als sie sich bis aufs Hemd entkleidet hatte, begoß sie sich statt mit Wasser, mit Erdöt und — zündete dasselbe an. Man kann sich vor-stellen, was für Folgen dies hatte. Es ist dies ganz unerklärlich, wie eine junge Frau von echt russischer Schönheit, die stets heiter, froh, verständig und gastfreundlich war, die 11 Jahre glücklich und zufrieden mit ihrem gleichfalls jungen hübschen Manne gelebt hatte, wie die Mutter von vier Kindern m dieser traurigen Weise endigen konnte. ES muß wol das in Rußland von Alters her bekannte Todes-weh, die „Toska smcrtelnaja" gewesen sein, von der die Frau in den Tod getrieben wurde. Heute sagt man auch wol „Melancholie"; bei den Engländern spricht man vom „Spleen". — Am nächsten Tage starb Fran Krassawin an den erlittenen Brandverletzungen. besitzt Musikcapellen, die den Jnfanteriemusiken ganz ähnlich sind. Manche Jnfanterie-RegimentSmusiken haben außerdem eine Lyra mit Itahlsaiten, welche oft die Melodie des Marsches mitspielt. Viele haben außerdem einen türkischen Halbmond mit Glöckchen. doch ist dies eigentlich nur ein aller-dings sehr hübsches Paradestück mit zwei Roß-schweisen, das wegen seiner Kostspieligkeit, namentlich bei jüngeren Infanterie-Regimentern nicht vertreten ist und bei Ausführung von Musikstücken richt verwendet wird. Die Militärmusiker werden in etatSmäßige und in HilfSmusiker eingetheilt. Erstere bilden den eigentlichen Stand des Musikpersonals. Letzlere werden dagegen zu den Soldaten unter der Fahne gerechnet und gellen »ur als zum Musikdienst commandirt. Ihre Zahl ist bei den Waffengattungen verschieden. Bei der Infanterie giebt es l0 etats-mäßige und 32 Hilfsmusiker, bei der Cavallerie 15 etatsmäßige und 5 Hilfsmusiker, bei der Feld-Artillerie 22 etatSmäßige und 11 Hilfsmusiker, bei der Fuß-Artillerie 12 etatsmäßige und 16 Hilfsmusiker, bei den Jägern und Pionieren 12 etatsmäßige und 8 Hilfsmusiker. Die etatsmäßigen Musiker haben der Rang von Unterofficieren. nach längerer Dienstzeit erhalten sie die Erlaubniß zur Anlegung der Sergeant-Abzeichen und rücken auch in den 4 [Mormontn überfallen und er-mordet.) New-Vorker Blätter melden unterm 13. August, daß im District LewiS in Teneffee ein Hausen vermummter Märner ein HauS, in w lchem die Mormonen des OrteS sich zu versammeln pflegten, überfielen und zwei der AeUesten und mehrere andere Mormonen töd-teten. Die übrigen flüchteten in den nahebei gelegenen Walv, aber sie werden mit dem Tode bedroht. Die Mormonen hatten sich durch ihre BekehrungSbestrebungen verhaßt unter der Bevölkerung gemacht. fPasteur 'S HundSwuthexperi» m t n t e] fanden die officielle Zustimmung. DaS „Journal ofliciel" veröffentlicht den Bericht der Commission, welche von dem Unterrichtsminister zur Prüfung der von Pasteur erfundenen Im-pfung^gegcn die HundSwuth eingesetzt worden war. DaS Schriftstück besagt, daß alle von Pa-steur angeführten Thatsachen sich durch ange-stellte Versuche vollkommen bestätigt haben: von •12 Hunden wurden 23 geimpft und diese mit den restlichen 19 theils direct von wüthenden Hunden gebissen, theils durch Einimpfung des Virus toll gemacht. Die 23 geimpften Hunde blieben vollkommen gesund, indeß bei den übn-gen 19 die Tollwuth in höherem oder gerin-gerem Grade ausbrach. sFür die Menschheit etwas be-schämend ist folgende S , a t i st i f:] Nimmt man die Bevölkerung der Erde zu ^200 Millionen an, so fünde sie auf der Fläche des gefrorenen Bodensees Platz, und das Gedränge wäre nicht einmal sehr groß, da jedem Menschen vier Quadratfuß zur Ver-fügung ständen. Bräche die Eisdecke un'» ginae aus die Weise der ganz> Menschenschlag zu Grunde, so würde dadurch der Wasserftand des Sees nur um sechs Zoll steigen. jUngarifche P o st v e r h ä l t n if s e.) „Ianos. bist Tu zum Geldbriefträger beför-den worden!" — Istenern, dos Glück! Hät, muß ich Cautiou erlegen?" — Debogy! Zu wos Caution? Bis Brief kommt in Deine Hond. ist ohnehin schon kajn Geld mehr dorin. lF o l g e n der Pünktlichkeit.) Ein schwarzer Methodistenprediger in Kansas. der schon seit Jahren seine Predigt mit dem Glo-ckenschlag Eilf und mit der Formel: „Dazu verhelfe uns Allen der liebe Gott!" schloß, hielt eine Rede über Haman und endete mit dem Pathetischen Ausruf: „Und was war fe,n Lohn? — Der Galgen!" Es schlug Elf. folglich schloß er: „Und dazu verhelfe uns Allen der liebe Gott. Amen!" IB o S h a f t.) Madame JE. ist ebenso alt wie ihr Gemahl, aber sie hütet sich wohl, dies zuzugeben. „Mein Mann ist vierzig Jahre alt." äußerte sie neulich in Gesellschaft, „wir sind „N-»tsch zehn Jahre im Alter verschieden." „Nicht mög-lich rief ein boshafter Gast. „Sie sehen doch fast ebenso jung aus als er." f I n einem fafhionablen See-bade.) Am Tisch eines Restaurants speist ein Herr und hört den Unterhaltungen der Damen an den Nebentischen zu. Nach einer Weile schreibt er in das Fremdenbuch: „Mit Ausnahme des Seewassers ist hier Alles gesalzen." Deutscher Schutverein. fOrtSgrupve Marburgs Am ver» floffenen Freitage hätte das Volksfest, dessen Reinertrag dem deutschen Schulvereine bestimmt war, abgehalten werden sollen. DaS ungünstige Wetter erheischte jedoch eine Verschiebung. So ging denn am verflossenen Sonntage unter Betheiligung von circa 3000 Personen das Fest in Scene. Eigenthümlich berührt» es, daß die bereits engagirte Regimentscapelle, aus bisher unbekannten Gründen, ihre Mit» Wirkung plötzlich absagte. Indeß erlitt das Fest dadurch keinen wesentlichen Eintrag, zumal die Südbahn-Capelle den musikalischen Theil bestens besorgte. Großen Beifall ernteten vor Allen der Marburger Männergesang-Verein, die Südbahn-Liedertafel und der Turnverein, welcher sich mit Freiübungen und Uebungen am Reck producirte. Für die Kinder war eine ganze Serie von Spielen, so da sind: Baum-klettern. Sackspringen, Wettlaufen :c. errangirt worden. Auch das Hundewettrennen sowie der Brieftauben-Wettflug fanden vielen An-klang! für ein brillantes Feuerwerk hatte der Marburger Pyrotechniker Herr Bernreiter bestens gesorgt. Bemerkt sei auch, daß der aufgestellte Glücks Hasen innerhalb einer Stunde nach Beginn des Festes sämmtlicher Loose und Gewinnste entledigt war, und daß die Bruttoeinnihme des Festes 771 fl. 45 kr. betrug. Lobend sei auch der freiwilligen Feuerwehr gedacht, welche in umsichtiger Weise die Ordnung aufrecht erhielt. Lokales und Wrovinciates. Cilli, 20. August. )K a l f e r S Geburtstag.) Wie all-jährlich so wurde auch Heuer auS Anlaß des Geburtstages deS Kaisers in der hiesigen Stadt-Pfarrkirche ein solennes Hochamt mit Te Deurn vom hochwürdigen Abte unter großer Assistenz celebrirt. Demselben wohnten neben einer großen Menge von Andächtigen die Spitzen der Mili-tär- und Civilbehörden bei. fA u s R o h i t s ch) wird uns geschrieben: Unser deutschgesinnter Markt bekundete anläßlich des Geburtsfestes des Monarchen seine treue Loyalität in althergebrachter Weise. Zu dem Rang des Vice-Aeldwebels ein. welchen be-kanntlich der RegimentS-Capellmeister bekleidet. Die Hilfsmusiker stehen im Verhältniß der ge-meinen Soldaten, doch wird ihnen oft nach 2. stets aber nach 3 Jahren die Erlaubniß ertheilt, die Alizeichen der Unterofficiere zu tragen. Allen Musikern mit mehr als drei-jähriger Dienstzeit, die also dann „Capitulanten" geworden sind, werden Privatzulagen aus der Musikcasse gegeben, deren Höhe verschieden ist nach den mehr oder weniger günstigen Neben-erwerbsverhältnissen der Garnison, dem Dienst-alter, den Leistungen und den dafür Vorhände-nen Mitteln der Caffe. Gesetzliche Dienstzeit der Mtlttärmusiker ist 3 Jahre, wer länger di-nen will, capitulirt mit Genehmigung des Truppen-Commandeurs stets für ein weiteres Jahr. Nach 12jähriger activer Dienstzeit hat der Militärmuiiker Anspruch auf Civilanstellung im Staats- oder Communaldienst. die seinen Fähigkeiten entspricht. Wer sich nun eine solche Civilversorgung verschaffen will, dient 12 Jahre ab, und e,n ziemlich großer Theil erfüllt diese Bedingung. Wer als tüchtiger Musiker in Con-cert oder Theatercapellen glaubt sein Fort-kommen zu finden (was mehrfach der Fall ist), geht »ach 3—4jähriger Dienstzeit ab. Sehr selten kommt es vor, daß ein Militärmusiker auf Pension weiter als seine zwölf Jahre dient Die Dirigenten sind active Soldaten, ihr dienst- licher Titel ist verschieden: bei der Infanterie heißen sie „Stabshoboist", bei de? Cavallerie „Stabstrompeter", bei den Jägern und Pionnie-ren „Stabshornist". Außerdienstlich werden sie gewöhnlich als „Musikmeister" oder „Capellmei-ster" angeredet. In besonderen Fällen werden an verdiente Dirigenten die Titel „Königlicher Musikdirigent" und „Königlicher Musikdirektor" verliehen, der letztere z. B. an den weitbekann-ten Compo nisten des Düppeler SturmmarscheS Piefke, der vor einigen Monaten in Frankfurt fchan und Högenwart (Wind.'Feistritz). Auf der Ringscheibe schoßen Beste die Herren: Höge»-wart. W«hrhan, Pallos. Major Hafner und Josef Higersberger. sC i l l i e r G e m e i n d e r a t h.) In der vorgestrigen Gemeinderathssitzung brachte der Bürgermeister kaiserl. Rath Dr. N e ck e r m a a a eine Zuschrift des hiesigen Militärveteranni-Vereines zur Verlesung, worin der genannt« Verein das Festprogramm der am 7. Seplem-der stattfindenden Fahnenweihe mittheilt und den Gemeinde-Ausschuß ersucht, ihm aus Anlaß dieses Festes die Benützung städtischer Decora> tionsgegenstände zu gestatten. Dem Ansuche» wurde sofort Folge gegeben. — Dem Kauf-mann Herrn Johann R a d a k o v i t S wird, da derselbe bereits daS österreichische Staats-bürgerrechl erhielt, definitiv das Heimatsrecht zur Stadt Cilli ertheilt. — Den ersten Gegenstand der Tagesordnung bildete eine Zuschrist der hiesigen LandwirhschaftS-Filiale um eine Subvention für die am 4. und 5. Oktober stattfindende Regional-Ausstellung. Ueber Antrag des G. R. Josef Rakusch wurden für diesen Zweck 100 fl. aus Gemeindemitteln und zugleich die Mauthsreiheit für die zur Ausstellung gela»» genden Thiere bewilligt. In die Landtagswahl. Commission für die Stadt Cilli wurden die Herren Dr. Hans S a j o v i tz und Dr. H i-gersperger gewählt. Der Vorsitzende 'b* merkte hiebei, wie rasch Denunciationen von Seite der politischen Gegenpartei gemacht wer-den. So habe Herr Michael Vosnjak. d«m «r die Abschristnahme des Wählerverzeichnisses verwehrte, sich sofort bei der Staathalterei beschwert; letztere gab jedoch dieser Beschwerde unter der gesetzlichen Motivirung. „daß die Landtagswahlordnung für Steiermark vam 26. Februar 1861, beziehungsweise daS Gesetz vom 6. Mai 1884 keinerlei Bestimmung«« enthalte, aus welchen gefolgert werden könnt«, daß die Wählerlisten für die Wählerclass« der treiben und sich zu Militärmusik-Dirigent« auszubilden. Der Cursus dauert zwei Jahre. Ueber ti« praktischen Ergebnisse dieser Einriß tung sind die Ansichten getheilt. Wenn eS auch keinem Zweifel unterliegt, daß die militärischen Hochschüler eine gute theoretische AuSbillumq in Berlin erhalten, so ist es doch ebenso un-zweifelhaft, daß dieselben vor ihren College», die nicht eine folche Schule besucht haben, kei-nen Vorzug genießen, da di? Truppencommaa-dos ihre Capellmeister ganz nach Belieb«» wählen können, also nicht verpflichtet sind, in erster Linie jene zu nehmen. Die mit der Absicht, Militärmusiker zu werden, bei der Truppentheilen freiwillig ein-tetenden jungen Leute erhalten zunächst eine allgemeine militärische Ausbildung, dana erft beginnt ihr militär-musikalischer Dienst, der vom Musikmeister geregelt wird. Für sammt-liche Hilfshoboisten sind alljährliche Schießübu» gen vorgeschrieben, wel ye genau ausgeführt werden müssen. Die Musiker sind nicht mit de» „Spielleuten" zu verwechseln, welche ausschließ-lich für den Signaldienst ausgebildet werde« und deren jede Compagnie 4 hat: 2 Tambours und zwei Hornisten. Daß Letztere auf d«m Marsche auch Querpfeifen bei sich !ühren uad mit den Tambouts zusammen für die in Tact-schritt marschirenden Truppen eine originelle Marschmusik liefern (welche im Feldzug« mr 1884 Ltädie und Märkte zu Jedermanns Ein-üdjt aufzuliegen haben und den einzelnen Ladlbenchtigten gestattet wäre, sich da-ton Abschriften anzufertigen. — keine — An Stelle des ausgeschiedenen Gemeinde-RatheS Professor Marek wurde der nächste Ersatzmann Herr ^ranz Hau «bäum niderusen. AuS dem gleichen Anlasse wurde Hen Josef R a k u s ch in die II. Section Mttrricht und Humanitäts-Anstalten) und Herr Zioiar Moritz S a jo v i tz in den Stadtschulrath gewählt. Der öffentlichen Sitzung folgte eine «mauliche Besprechung. sAuS G o n o b i tz] wird uns unterm 17. ßiidjntbcn: Heute beschloß die Gemeindever-ttung Gonobitz die Ausscheidung der Gemein-den Gonobitzdorf und Preloge mit 12 gegen 3 Stimmen. [ XIV. steier märkischer Feuer-aehrta g.) Wir haben bereits in unserer letzten Nummer angedeutet, daß die Feuerwehr-Magc vom 15. und 16. trotz des unfreund-licht« Wetters, welches mehrere Punkte deS Programmes illusorisch machte, doch jene herz-l:ch« und natürliche Begeisterung zum Aus» bracfc kommen ließ, welche sich überall da gel-MD macht, wo Deutsche zu ernstem und auch isdlichem Thun zusammen kommen. Und «erade in einer Zeit, in der man von gwisser Seite alle Hebel in Bewegung setzt, MI Unterland dem Ober- und Mittellande zu timremden, erregte es um so größere Befriedigung, zu sehen, wie innig das Gefühl der Zu-smmeiigehörigkeit sei. Mochte daS Fest auch ut eminent gemeinnützige Zwecke fördern hel-;t», so kamen bei demselben doch so manche Hedanken des übervollen Herzens zum AuS-dacke. welche in der südlichsten Stadt Steier--mls. wo eine unabhängige Bürgerschaft ungebeugt seit Jahren die deutsche Hochwacht hält, niui einmal nicht verheimlicht werden können. $on solchen Gedanken war auch die Rede des Festcvmitö-Obmannes Herrn Bürgerschullehrers August Tisch durchweht, welcher am ersten Jage die erschienenen Feuerwehrmänner mit fol- Suden Worten begrüßte: „Hochverehrte Gäste! estatten Sie mir. daß ich Ihnen als Obmann «n aufrichtiges herzliches Willkommen zurufe! £tt kurze Aufenthalt in unserem Städtchen wild diejenigen von Ihnen, die zum erstenmal die lachenden l^filde des Unterlandes betreten, dahin belehren. daß daS Bürgerthum dieses Landes-theils« in seiner großen Mehrzahl dem Fort-schritte auf jedem Gebiete huldigt und in Ihnen, als Träger dieses Gedankens, Gesin-iiingSgen offen erblickt, so daß die wenigen bwnden Ihres Hierseins hinreichen werden, in )hnen jene Sympathie für die Stammes-dader wachzurufen, die Ihnen im vorhinein 1870—71 besonders in Frankreich so großes Zustehen erregte), ist bekannt. Die Jäger. Pio-ane und Fußartilleristen haben keine Spiel-lerne; hier ist ebenso wie bei den berittenen !ny>pen der Signaldienst mit von den Mnannufikern auszuführen; bei den Letzteren bildet derselbe im Kriege die hauptsächlichste Sestlmmunq für die Trompeter Eine sehr interessante Sammlung ist die dn sogenannten „Armee-Märsche". ES ist dies eine aus Befehl der Militärbehörde angelegte und nach und nach vervollständigte Sammlung derjenigen Märsche, welche für den Gebrauch bei Truppenparaden bestimmt sind. Sie umfaßt heute bereits eine Zahl von über 200 Märschen, oui denen die Regiments - Capellmeist»? ihre Kahl zur Ausführung bei Parademärschen frei «reisen können; andere als die in jene Samm-ton; aufgenommenen Märsche be! solchen Gele-gniheiten zu spielen, ist jedoch streng untersagt. d° viel wir wissen, wurde schon zur Zeit Körig Friedrich Wilhelm'S III. der Grund zu fcw Sammlung gelegt, die später eifrig ver-»ehrt worden ist. Zu den bekanntesten aus IjrfT Zahl gehören die noch heutigen TageS 'ihr beliebten Märsche: der Hohensriedberger, der Pariser EinzugSmarsch, der Koburger Marsch, der Golde'sche Armeemarsch (über die Lollshymne und das Preußenlied). „KriegerS Lust" von Jos. Gimgl, der Radetzky-, der De» warm und tiefempfunden entgegengebracht wird! Und Sie, hochverehrte Freunde und Genossen, die zu wiederholten Malen hier in ernsten und heiteren Stunden Freunden die deutsche Rechte gedrückt, sie werden mit Befriedigung wahrneh-men, daß, obwohl die Zeit an den Kämpfen für deutsche Cultur und deutsches Wesen nicht spurlos vorüber gegangen, dieselben in ihrem Streben und Ringen nicht erlahmt, sondern die Fahne hochhalten, die uns allen so theuer, die Fahne mit der Devise : Fortschritt, Bildung, Humanität! So wie Sie hier in stattlichen Rei-hen als Söhne des herrlichen Steirerlandes versammelt sind, verkörpern Sie durch Ihre Ver-einigung im steiermärkischen Feuerwehrgau den Gedanken an ein einiges, ungetheiltes Steirerland, und von der Warte der Beste aus, welche wie-derholt diesen Gedanken gegen die Gegner ver-theidigt hat, und allezeit vertheidigen wird, begrüße ich Sie mit Ihrem kameradschaft-lichen, kerndeutschem Gruße „Gut Heil!" Die Versammlung des GauverbandeS selbst fand am 16. d. 9 Uhr Vormittags im großen Casinosaal«' statt. Nach der Begrüßung durch den Bürgernieister kaiserl. Rath Dr. Necker-mann namens der Stadt Cilli berichtete der Odmann des Kentral-Ausschusses Hr. A. Hueber über die Thätigkeit des GauverbandeS im ab-gelaufenen Jahre. Dem Kassenberichte des CassierS Herrn C. Schreiner jun. entnehmen wir, daß sich das VereinSvermögen auf 11756 fl. 63 kr. belaufe» wovon 11746 fl. 6 kr. in der Grazer Gemeinde-Sparcasse eingelegt sind. Dem hochbewährten Obmanne sowie dem Cassier wurde für die ausgezeichnete Geschäfts-s ebahrung der Dank durch Erheben von den Sitzen ausgesprochen. Das vom Schriftführer Dr. Eduard Neuhold ausgearbeitete Statut einer steierm. Landes-Brandcasse fand ein-stimmige Annahme. Es wurde beschlossen, das-selbe dem hohen Landtage vorzulegen. Bei der Neuwahl deS Central-AuSschusseS wurden gewählt die Herren.' Zum Obmanne A. Hueber (Graz), zum Schriftführer Dr. Neuhold (Graz), zum Cassier C. Schreiner (Graz), zu AuS-schlissen: Fritz Purgleitner (Graz), Kautschitsch (Köflach), Körner (Preding), Sinzinger (Fering), Dr. Köhle (Kindberg), Schweighofer (Mutes), Kraus (Eisenerz), Koller (Lietzen), Richter (Ctobett), Kaiser (Pettau), Zeitelberger (Mar-bürg) und Joses Sima (Cilli). Nachdem noch der Beschluß gefaßt worden war, den XV. Gau-tug in Graz abzuhalten, schloß der Vorsitzende die Versammlung. — Um 1 Uhr fanden sich die Delegirten des Feuerwehrtages, viele der Festgäste und Freunde der Feuerwehr in dem geschmackvoll decorirten Saale des Hotels zum goldenen Löwen zum Festbankette ein, bei welchem die städt. Vereins-Capelle unter Leitung filirmarsch von Johann Strauß (Vater) und manche andere mehr. Ein? große Rolle spielen die sogenanten „großen Zapfenstreichs", welche in der Regel am Vorabend des Allerhöchsten Geburtstages des Kaisers, bei Anwesenheit fremder Fürsten, bei Kaiser-Manövern :c. stattfinden. Der fon-derbare Name ist bürgerlichen Verhältnissen entnommen und soll daher rühren, daß in früheren Zeiten zu einer gewissen Stunde ein Kreidenstrich über den Zapfen der Fässer ge-macht wurde, womit der Verbot des weiteren Verkaufs von Getränken ausgesprochen sein sollte. So wurde der Zapfenstreich das Abend-signal zur Rückkehr der Soldaten in ihre Quartiere. Der sogenannte „große Zapfenstreich" besteht in einer Vereinigung sämmtlicher Mu-sikcorpS und Spielleute eines ganzen Armee-corps, in runder Zahl von etwa 1000 Köpfen l600 Musiker und 400 Spielleute). welche im Hauptquartier eine Musikaufführung veranstal-ten. Den Beginn machen die Vorträge ver-schieden», für Massenorchester geeigneter Mu-sikstücke, die abwechselnd von sämmtlichen In-santerie-, dann allen berittenen MusikcorpS und schließlich von allen vereinigten Mustk-corpS ausgeführt werden. Hieran schließt sich nach verschiedenen einleitenden Trommel-wirbeln sämmtlicher Tambours der eigentliche Zapfenstreich. Es ist daS ein einfacher zwei- 5 ihre« Capellmeisters G. Mayer die 7 afelmusik besorgte. Die Leistungen unserer Capelle fanden allseitig »»getheilten Beifall u. Anerkennung. Be-sonders der EingangSmarsch von Zisai „Cillier Feuerwehr-Gautagmarsch", „FrühlingSblüthen" Walzer von O. Mayer, das große Potpourri au« Lohengrin von R. Wagner, „Steirerland", Potpurri von Bartelt wurden mit Präcision zu Gehör gebracht. — Ten Reizender Reden eröffnete der Herr kais. Rath und Bürger-meister Dr. Neckermann mit einen, Toaste auf Se. Majestät, den Schützer und Gönner der Feuerwehren. Nachdem die letzten Accorde der VolkShymne verklungen waren, beantragte der Ob-man» des Gauverbandes Herr Hueber. Brand» inspector aus Graz. unter allseitig enZustimmungS-rufen folgendes Telegramm an Sr. Majestät abzusenden: An die allerhöchste Cabinetskanzlei Sr. Majestät in Wien. „Die beim Feuerwehr-tage in Cilli festlich versammelten steirischen Feuerwehren bringen ihrem erhabenen Monarchen und höchsten Beschützer und Gönner ein be« geisterte«: „Gut Heil" und bitten dies Allerhöchst Sr. Majestät zu unterbreiten." Der kais. Rath und Bürgermeister Dr. Neckermann. Hierauf ergriff Herr Brandinspector Hueber da« Wort und dankte in herzlichen und warnten Worten der Stadt Cilli für den schönen Empfang und für die großartig manifestirte Sympathie, welche den Feuerwehrvereinen anläßlich deS Festes dargebracht worden war. Nachdem der kais. Rath und Bürgermeister Herr Dr. Necker-mann mit der bekannten Redegewandtheit diesen Toast dankend erwidert hatte, rief der Toast deS Herrn Gemeinderathe» Josef Rakusch auf das herrliche Steirerland, dessen südliche Theile, die ehemaligen Marburger und Cillier Kreise, er in höchst > nnreicher Weise als daS Schleswig-Holstein des Alpenlandes hinstellte, einen wahren Beifallssturm hervor. In sinniger Weise intonirte die Capelle das Steirerland von Schmölzer, dessen Wiederholung stürmisch verlangt wurde. Der Obmann des FestcomiteeS Herr August Tisch erhob sein GlaS auf den verdienstvollen Brandinspector Herrn Hueber und dessen tüchtigen Generalstab, den Central-ausschuß de« GauverbandeS; Herr H. Purgleitner au« Gra; toastirte auf den Festausschuß deS XIV. Gautages und dessen Obmann, worauf Herr Josef Gevsich, auf die Frauen und Mädchen von Cilli, die bei diesem Feste wie immer in der'liebenswürdigften Weise ihrer Sympathie für daS männerwürdige Bestreben der Feuer-wehren Ausdruck gegebn hatten, ein donnerndes „Gut Heil" brachte. Unser verehrte Reichs-rathsabgeordnete Herr Dr. Foregger sprach als Wasserwehrmann geistreiche Worte über die Berührungspunkte des Wasser- und Feuerwehr-wesen«, der gemeinsamen Mutter beider Wehr- theiliger Marsch, der in mäßigem Tempo ge-halten ist und von sämmtlichen Musikern und Spielleuten geblasen, beziehungsweise geschlagen wird. Gleich am Anfang setzt sich der ganze Zug der Mitwirkenden — in der Regel unter Begleitung einiger Mannschaften zum Schutze gegen da« Gedränge des PublicumS — nach einer Schwenkung in Bewegung, durchschreitet die ihm vorgeschriebene Strecke Wegs und kehrt auf seinen Ausgangspunkt zurück. Sobald Alles in der früheren Ordnung steht, folgt die von sämmtlichen Trompetercorps geblasene „Retraite"; nach einem langen Trommelwir-wirbel, der im Fortissimo anhebt und zuletzt ganz leise verhallt, blasen alle Militärmusiker das „Abendgebet", und wieder mit einigen Trommelstreichen nimmt die Sache ihr Ende. Ein solcher Zapfenstreich war eS, der für den Abend deS 2. März 1871 auch auf der Place de la Concorde in Paris befohlen und auSge» führt wurde zum größtenErstaunen derFranzosen ; er hinterließ dort einen mächtigen Eindruck. Ein Augenzeuge berichtet darüber unter Anderem Folgendes: „Die dazu beordeten MusitcorpS deS 6. Armeecorps sammelten sich mit den TambourS und einer halben Compagnie am Triumphbogen. Um 7'/, Uhr setzte sich der Zug, geführt durch den Hauptmann von Prittwitz, in Bewegung. Der Zug marfchirte die große Avenue der Elisäischen Felder ent- 6 systeme, der Turnerei, gedenkend. Herr Wehr-hauptmann Schweighoser auS Mureck brachte der tüchtigen freiwilligen Feuerwehr von Cilli sein GlaS; Herr Windisch Werksbeamter au» Wartberg svrach in gebundener Rede einen Trinkspruch auf da» Feuerwesen im allgemeinen. Herr Dr. Higersperger sprach in höchst launiger Weise den Versammelten im Namen der Frauen und Mädchen von Cilli den Dank auf den Toast Gevsich'S aus. Den Schluß der Reden bildete der Toast des FeuerwehrhauptmannS Sima auf die Musterseuerwehr des Landes, die ehemalige Turnerseuerwehr von Graz und deren Commandanten. In höchst animirter Weise war inzwischen die Zeit deS Ausbruches herangerückt, da der Abendpostzug unS die lieben Gäste nach dem Norden entführen sollte. Noch fügen wir bei. daß Herr Hotelier Walland durch vorzügliche Küche und gutes Arrangement der Bedienung sich den Dank des Festaus-schusseS in ganz besonderer Weise verdient hat. ^Jahresbericht der vom h. k. k. Ministerium für Cultus undUnter-richt und vom h. steier m. Landtage subventionirtenHandelslehran-stalt in Marburg a/D.1 Die ausgezeichnete Anstalt. welche Heuer ihr siebentes Schuljahr vollendet hat, besteht aus einer Unterrichts-und einer Erziehungsstätte. In der ersteren wird der Unterricht von d'm Herrn Professor Peter Resch, welcher durch mehrere literarische Leistungen hervorragend bekannt ist und von verschiedenen Regierungen ausgezeichnet wurde, und außerdem von sechs Lehrern nach den besten Methoden ertheilt. Die Erziehungsstätte ist auf das elega' teste und nach dem Muster der besten derartigen Anstalten eingerichtet und bietet in Bezug auf Comfort, Reinlichkeit und vorzüglicher Verpflegung Alles, was auch die rigoroseste Anforderung um die Verhältniß mäßig billig« Pension beanspruchen kann. Daher con-statiren wir mit Vergnügen, daß sich die Frequenz und der Ruf dieser Anstalt von Jahr zu Jahr steigern. Heuer war dieselbe von 39 Schülern der verschiedensten Nationen besucht und wurde ein günstiges Unterrichtsresultat erzielt, indem von den Besuchern der Handels-Mittelschule 5 ein Zeugniß der ersten Classe mit Vorzug und 25 ein Zeugniß der ersten Classe erhielten. — Die Fortbildungsschule für Handelslehrlinge, welche ebenfalls unter der Leitung des Herrn Professor Resch steht, war im abgelaufenen Schuljahr von 56 Zöglingen besucht. — Die reichhaltige Anstaltsbibliothek wurde theils durch Geschenke, theils durch Ankauf reichlich ver-mehrt und weißt im Verzeichnisse vorzügliche Werke auf. — Die Lehrplä-ie, die für die einzelnen Gegenstände aufgeführt sind, zeigen von sehr guter, vorzüglich practischer Be-Handlung des Lehrgebietes. Den Schulnachrichten lang nach dem Eintrachtsplay. Mehrere Tau-send deutsche Offiziere und Soldaten, die aus die Friedensnachricht nach Paris geeilt waren, hatten sich zum Zapfenstreich eingefunden. Als die Musik zwischen „Heil Dir im Siegerkranz" und dem „Preußenlied" die „Wacht am Rhein" spielte, fielen alle Mitmarschirenden ein. Mit-ten aus dem Eintrachtsplatz wurde aufmar-schirt. „Helm ab zum Gebet!" ertönte eS, und alle Umstehenden entblößten ihr Haupt, darauf stimmten sämmtliche Musikcorps einen Choral an. Feierlich stiegen zu dem wunderbaren klaren Himmel die Töne empor, vereint mit den Gebeten so vieler Tausend Krieger aus den verschiedensten Gauen deS endlich geeinten deutschen Vaterlandes, welche hier auf dem „Eintrachtsplatz" mitten in der nach blutigen Kämpfen bezwungenen feindlichen Hauptstadt Dem dankten, welcher das theure Vaterland so gnädig bewahrt und sie selbst so glücklich durch alle Gefahre» bis zum Ziel geführt hatte. Es war ja Frieden! Ein süßeS Wort und doppelt schön für Den, den nicht der Beruf zum Soldaten gemacht! Belebte sich ietzt dort von Neuem die Hoffnung, bald die Angehörigen daheim ans Herz drücken zu können! . . Die hinter den Barrikaden stehenden Franzosen sahen aufmerksam unserm Treiben zu. Viele von ihnen mochten vielleicht die großen Ge- „Deutsch« Macht" vorangeschickt ist eine Studie von Professor Peter Resch „Die Aufeinanderfolge der Welt-handelsherrschaften" (Seite 1—70). Der mit Bienenfleiß bearbeitete Aufsatz zeigt die ver-schiedenen Phasen im Entwicklungsgang« des Welthandels und in besonders die äußerst geist-reiche und scharfsinnige Polemik hervorzuheben, die der Verfasser an einzelne Autoren und be-rühmte Werke anknüpft. Der Jahresbericht ist ton der Firma „Stqria" in Graz sehr elegant auSgestat et. sDieLandgemeinden desWahl-bezirkeS Cillij wählten wie vorauSzuse-hen. die beiden national-clericalen Candidaten Dr. DominkuS und Michael Vosnjak. Unter den erschienenen Wahlmännern befanden sich 33 Priester, welche nicht nur nach Vorschrift stimmten, sondern auch die ihnen anvertrauten bäuerlichen Wahlmänner ängstlich überwachten, damit dieselben ihnen nicht in letzter Minute weggekappert würden. Diese Ueberwachung war indeß eine sehr überflüßige. ^Die Landgemeinden des Wahl-bezirkes Marburgs fielen ebenfalls zu Gunsten der National-Clericalen au*, welche diesmal mit einer Landmusikcapell« nach dem Wahllokale zogen. Gewählt wurden Gödel-La-noy und Radaj mit je 143 Stimmen. Die übe-ralen Candidaten erhielten 98 Stimmen. iGeneral Gregor«es wurde im letz-ten Momente für die Landgemeinden Lutten-berg candidirt. Der bisherige Abgeordnete I. Kukovec hatte nämlich an den bibelfesten Pro-fessor folgendes Schreiben gerichtet: „Ihnen, als nationalem Märtyrer überlasse ich meinen Platz." General Gregorec griff natürlich mit beiden Händen zu. und der slovenische Verein in Marburg empfahl ihn auch als Candidaten. Sei es nun. daß Herrn Kukovec seine Groß-muth gereute, oder aber daß die Landbevölke-rung nicht an das Martyrium des wegen Ver-gehenS gegen die Sicherheit der Ehre verur-theilten Chef-Redacteurs glauben wollte, genug, Gi egorec wurde nicht gewählt. Wir rathen daher dem mandatSlüsteren Professor sich künf-tig an die Landgemeinden des Cillier Wahl» bezirkes zu halten, dieselben werden ihn auf Com-mando gewiß gerne wählen und nicht viel nach seinen Qualitäten fragen. sPettau.) Die hiesigen Langemeinden wählte» mit 135 von 158 abgegebenen Stim-men den Pfarrer Bozidar Raic. l$Ö i n di s ch-G r a z.j Eine verhältnißmä-ßi., geringe Majorität erzielte trotz allen Hoch-drucke» Dr. äuc. Dieselbe betrug nur 33 Stim-men und dürfte schon bei der nächsten Wahl schwinden. sV e r u n g l ü ck t.) Der Pfarer von Ret-schach, welcher am 18. d. mit einem Gefährten zur LandtagSwahl nach ßilli fuhr, stürzte mit danken mitfühlen, die uns bewegten, und man muß anerkennen: in diesem Moment störte kein Zeichen der Rohheit seitens der Franzosen die allgemeine Andacht. Ja, wir hörten einen Franzosen sagen: ,L'est uus levon pour uous !* Man vergleiche die Schrift: „Drei Tage in Paris, I. bis 3. März 1871. Aus dem Tage-buch des E. v. Prittwitz u. G(assron) Darm-stadt, Leipzig, 1882." Die Xosten der Militär-Musikcorp» sind oft sehr bedeutend. Zur Bestreitung derselben wird ein Musikfonds gebildet, der sich zusam-mensetzt auS der vom Staat etatsmäßig be-willigten Summe und aus den Beiträgen des OffielercorpS. Der Staat zahlt für jedes MusikcorpS der Infanterie 1290 M., der Eavallerie 400 M. der Artillerie 600 M. und der Jäger und Pioniere 400 M. jährlich. Aus diesen Staats-geldern werden die Jnstrumeute angeschasst und unterhalten, sowie Musikalien angekauft. Die Zuschüsse der Officiercorps werden aus-schließlich dazu verwandt, um den Dirigenten und einzelnen Musikern Zulagen zu ihrem Ge-halt zu gewähr». Einige Regimenter, welche das Glück haben, allerhöchste und sürstliche Persönlichkeiten als Chefs zu besitzen, haben außerdem noch einen von diesen Chefs für die Zwecke der Militärmusik bewilligte außerordent- 1884 seinem Wagen und brach sich ei» Bein. Mög« dem hochwürdigen Herrn die Freude über ben Sieg seiner Partei die Schmerzen lindern. [Ei» pfiffiger Caplan. 1 Hai St. Martin im Rosenthale wird uns fallende» Geschichtchen erzählt: Vor ungefähr vier Woche» wurde der Hund eineS deutschen Geschäft»-manneS von einem anderen Hunde zerfleischt. Da d«r Eigenthü.«er und namentlich desf« Gattin mit vieler Zuneigung an dem äußerst klugen Thier- hingen, so ging ihnen naiürlich auch der Verlust sehr nahe. Dies war dem hochwürdi en Herrn Caplan I. H., der geg» gedachte Eheleute wiederholt geeifert hatte, wohl bekannt. Vor einigen Tagen nun erschien d.em hochw. Herr vor dem Hause der Geschäfts-leute, rief wiederholt den N^men des Hunde« und pfiff als wollte er denselben anlocken. Und alS er später der Geschäftsfrau in Begleitvnz ihres Mannes ansichtig wurde, wiederholte n das gleiche Kunststück, er pfiff und rief wie!« den Namen des verendeten Hundes. Natürlich war diese Pfiffigkeit darauf angelegt, die Ehe-leute zu ärgern oder bei der Bevölkenuij lächerlich zu machen. Man sieht auS dem Er-zählten, daß sogar ein wendisch?r Capliu pfiffig werden kann, wenn es gilt, einen Teutschen zu kränken. Schließlich bemerken wir noch, daß wir vom gedachten Geschäftsmanne du Mittheilung erhielten, daß er den pnfiix» Caplan wegen Geschäftsstörung klagen werdt, weil derselbe von der Kanzel herab die Baun» aufgefordert habe, bei ihm. da er ein Deutscher, daher anderer Religion sei nichts zu kaufen. sAusdem oberen Schallthalis wird uns geschrieben: „Ein verkappter Faiu> tiker von hier sandte schon wieder sein Tici« zur Correctur dem Inhaber des bekannten s!» vtnischen Hetzblattes. Er beschäftigte sich M auf daS Beleidigendste mit mehreren ehren-werthen und ruheliebenden Per onen »m hierorts. Seine blöde Correspondenz enthili. wie gewöhnlich, nur Lügen, Verleumdung u:Z abscheuliche Spitznamen. Pfui. Schande dies» flovenifchen Culturträger, der nur giftig» Samen des Hasses und der Zwietrat uutr: das Volk im Schallthale säet! Eins solch» wüsten, schamlosen Treibens würd« kaum em Hottentott, ein Papuas oder ein RasenÄ« schneidermeister in Eernagora fähig sein. Zi eine weitere Polemik können wir uns nicht m-lassen, — Zeit ist Geld." Herichtslaas. Montag, I I. August. sN o t h z u ch t.] Der 16 Jahre alte Winzerssohn Peter Grag-r von Stangelberg war des angegebenen !5-r> brechens, begangen an einem 11jährigen Mäd-chen, angeklagt, wurde jedoch nach dem Wahr- lichen Zuschluß zur Verfügung, welcher eS ze-stattet, das MusikcorpS zu verstärken, tüchiizl Künstler heranzuziehen u. f. w. Ein Privaterwerb durch Eoucertiren sda Stundenertheilen ist nicht allein gestattet, son-der» die Musiker sind direct auf einen solch» angewiesen. Die durch gemeinschaftliche Concnlt der Musikkorps erworbenen Beträge werde» i» verkürzt unter die einzelnen Mitglieder oenheili. Letztere zerfallen je nach Dienstalter und 2ti; stungen in mehrere Classen; der Dirigent empfängt den dreifachen Betrag dessen, waS fc: Musikeer erster Classe erhält. Die Einnahm» für Concerte sind selbstredend nach der Großt der Garnisonsorte und anderen Verhalts"» sehr verschieden. Was die äußere Erscheinung der Militär-musiker betrifft, so ist das Tragen von Uniform bei dem Auftreten in ganzen Corps bispeus gestattet, besonders wenn es sich um Historiich denkwürdige Tage, patriotische Zwecke und der-gleichen handelt. Sonst müssen jedoch bei all» Privatbeschäftigungen der Militärmusik» die-selben stets in Civilkleidern erscheinen. 1884 »ZX«tsche Macht/ sxruche der Geschwornen nur wegen deS Ver-KrecheuS der Schändung zum schweren Kerker m der Tauer von 11 Monaten, mit Fasten Verschärft, verurtheilt. Der 20 Jahre alte Knechl aus Ziegelstadt, Johann Lubej, wurde über Wahrspruch der Geschwornen wegen deS Verbrechens der Noth-jacht, begangen an einem 13—14jährigen Mädchen zum schweren Kerler in der Tauer von 18 Monaten, verschärf» mit Fasten, verurtheilt. Mittwoch. 13. August. [Dieb stähle.] illichacl Gregl vulgo Boschanz, led. Schneider m -usic, wegea DiedftahlS siebenmal, darunter wegen Gewohnheitsdiebstahls mit siebenjährigem schweren Kerker bestraft; Martin Kelher vulgo «»scher, 30 Jahr« all. verehl. Keuschler in Cber-Susic; Josef Posterfchin, vulgo Koro-schi^ 37 Jahre alt, verehl. Grundbesitzer in Lirldorf; Anton Zupon vulgo ZavorSki, 60 Zahre alt. verehl. AuSzügler in Javerje, sämmtlich bereit» wegen verschiedener Telicte bestraft, mV Maria Horoatusch, 45 Jahre alt, led. In-»ohnerin in Ober-Suöic, gerichtlich unbean-stäubet, wurden angeklagt, daß sie seit beiläufig nnrai Jahre an verschiedenen Orten und bei verschiedenen Besitzern theil» in Gesellschaft, >h«!ls einzeln ungefähr 22 Diebstähle an Geld, Littualien, Geflügel, Leinwand und anderen Lenhsachen ausübten, die letzte Angeklagte Itdoch die gestohlenen Gegenstände in ihrer Lohnung verbarg. Nach dem Schuldspruche der Geschwornen verurtheilte der Gerichtshof sämmtliche Angeklagte zu schwerem Kerker, und zwar erhielt Michael Gregl 1 Jahr, Martin »elher 13 Monate, Josef Posterschin 7 Mo-nate. Anton Zupon 8 Monate und Marie Howat 4 Monate. TonnerStag, 14. August. ^Versuch-l e r M e u ch e l m o r d.) Die 60 Jahre alte lima Dolschak, verehl. Auszüglerin in St. Florian wnrde angeklagt, daß sie am 11. Februar d. I. nach 6 Uhr Ab'Nds gegen ihren schlafenden Schwiegersohn Philipp Nefchmach aus unmittelbarer Nähe einen Schuß abfeuerte, in» ihn zu todten, demselben jedoch nur eine schwere Verletzung beibrachte. Da» Motiv der Thal war, es ihrer Tochter, der Ganin des Reschmach, zu ermöglichen, daß sie einen wohl-hadenderen Grundbesitzer, mit welchem dieselbe bereits neben ihrem Gatten ein intimes Ver-hältniß unterhielt, ehelichen könne. Nach dem L'ahrspruche der Geschwornen wurde Anna Dol-schal zum schweren Kerker in der Dauer von sich» Jahren, verschärft mit Fasten, ver urtheilt. Aolkswirtyschafttiches. per Persak der Kandwerksgeschick-lichkeit. Seit Jahren hört man Sociel-Politiker lind Industrielle darüber klagen, daß die ArbeitS-ge'chicklichkeit der Handwerker und vieler anderer zu gewissen selbstständigen Werken berufenen Andnter im schnellen Verfall begriffen sei. Und sie sind mit ihrer Klage völlig im Rechte, — der Bersall der ArbeitSgeschicklichkeit ist eine immer offenkundiger werdende Thatsache. Nur über die Ursachen dieses Niedergangs der Haxdwertsgeschicklichkeit täuscht man sich, indem »an die Schuld daran den Arbeitern selbst beimixt. Die Schuld liegt vielmehr lediglich^ in den unglücklichen socialen und industriellen Ver-bältnifsen, wie sie durch die Gewerbefreiheit uns moderne Großindustrie geschaffen worden sind. In der alten Gewerbeverfassung standen die Gesellen und Lehrlinge zu den zünftigen Meistern meinem patriarchalen Dienstverhält-m'se. Sie hießen im Mittelalter durchgends „Knechte"; — sie hatten nur ein Recht aus Arbeit, insofern die Meister sie an ihrem „Amt" »der ihrer „Zunft" theilnehmen ließen, — sie waren unter allgemeiner Ueberwachung der Zuiüt in ihren einzelnen Leistungen dem beson-deren Meister verpflichtet, dessen ArbeitSgehilfen sie waren; sie wohnten in seinem Hause, aßen an seinem Tische, waren der allgemeinen Haus-ordmmg unterworfen; der Meister übte eine Art väterlicher Gewalt über sie aus. Aber der unselbstständige Arbeiter hatte wenigsten« ein festes Lebensziel vor Augen: er wurde nach bestimmten Lehr- und Wanderjahren selbst Me>-ster und fügte sich deshalb in die Unterordnung und Beschränkung feiner persönlichen Freiheit. Dieses Verhältniß dauert», so lange das Gewerbe wenig ausgebildet war. änderte sich aber, sobald durch die Beschränkung der Zahl der Meisterstellen sich ein besonderer Gesellenstand herausbildete, der nie Aussicht hatte, zur Selbst-ständigkeit zu gelangen, und seine Lage um so bitterer empfand, je mehr die Arbeitsbedingun-gen einseitig von den Meister-Cocporationen festgesetzt wurden. Daraus erklärt sich, daß auch das Mittelalter seine StrikeS hatte, jene Kämpfe um die günstigsten Arbeitsbedingungen, die da-mal» aus vielen Gründen für die Arbeitgeber, ja für ganze Städte furchtbarer waren, als heutzutage. Es trat eine entsetzliche Verkümmerung des Handwerks ein, ganz besonders in Deutsch-land; die Zahl der Gesellen stand bald in keinem Verhältnisse mehr zu der Zahl der Mei-ster; beschränkte Selbstsucht, kleinlicher Formen-kram, ein verzopfter Kastengeist machten sich breit. Als die Großindustrie das alte Gebäude über den Haufen warf, verband schon längst kein organischer Zusammenhang mehr die Ar-beitgeber und Arbeitnehmer. Massen unselbstständiger Arbeiter und Arbei-terinnen, welche niemals Aussicht auf gewerb-liche Selbstständigkeit haben, sind mit Einfüh-rung der Gewerbefreiheit und dem Ueberwuchern der durch sie begünstigten Großindustrie geschaf-fen worden, und das sittliche Verhältniß des Berufes, d. h. eines Gewerbes, mit dem auch moralische Pflichten verknüpft sind, ist gegen das lediglich um Gelderwerbes willen betriebene Geschäft ausgetauscht worden. Und hierin allein liegt die Ursache des Verfalls der Arbeitsge-schicklichkeit unserer Handwerker oder richtiger Fabriksarbeiter. Das persönliche Verhältniß der Gesellen zum Meister, der Arbeitnehmer zum Arbeitgeber hat ausgehört, der Arbeiter hat kein festes Lebensziel und damit auch keinen Ehrgeiz mehr, sondern ist allein darauf ange-wiesen, seine Arbeitskraft zum höchstmöglichsten Preise als „Waare" zu verkaufen, und er thut dies um so theurer und rücksichtsloser, d. h. durch Pfuscharbeit, als diese Waare ja von Tag zu Tag an Werth verliert und das Schwinden ,einer Arbeitskraft für ihn gleichbedeutend mit Noth und Elend ist. Seit der Arbeiter eben eine „Sache" qeworden ist, wie dies ein „Libe-ralismus" will, der im Namen der individuellen Freiheit die kapitalistischen Grundsätze vertritt, bei deren Geltung der Arbeiter allerdings einer Freiheit, freilich nur der des Verhungern» sich erfreut, seitdem kann man schlechterdings keine ethisch-sociale Auffassung seiner Arbeitsthätigkeit von ihm verlangen. Wenn der Staat, wie eS seine Pflicht ist, dem abhelfen und die Arbeiter wieder dem Berufe und der BerufSgeschicklich-keit zuführen will, wird er nicht anders können, als neben Förderung der Arbeiterorganisation auf Wiedereinführung gewisser zünftlerischer Bestimmungen hinzuarbeiten, mögen gewisse Leute, die sei» jeher jeglicher anstrengenden Arbeit aus dem Wege gegangen und denen die Ausübung eines Handwerkes nur „Geschäft" ist, noch so sehr dagegen wettern und von schwarzer Reaction faseln. Kourse der Wiener Aörse vom 20. August 1884. GolDrente...........103.65 Einheitliche Staatsschuld in Noten . 80.00 „ „in Silber . 81.75 M5rzrent> 5®/# ........95.95 Bunliictien........... 858.— Cr?d tactien.......... 308.80 London . . wista........121.60 N-ipoleond'or.......... 9.65'/, i t. Münzducalen........ 5.75 tOO Reichsmark.........59.50 Angekommene Aremde. Hotel Erzherzog Johann. Oswald Battalli, Genie-Hauptmann. M.-Weißkirchen. — Carl v. Neufeld. FabrikSbe-sitzer, Wien. — W. Gerstendörfer. Kaufmann, Wien. — Carl Lentsche s. Frau, Realitäten-besitze?, Laibach. — Dr. V. Meichenitsch. Advocat. Leidnitz. — Franz Bernhard, k. k. Lieutenant, Feldbach. — Ernst Ferl s. Frau, Ger.-Adj., Jdria. — M. A. Thamin f. Tochter, Nordbahn-Jnfp.-Gattin, Wien. — Alex, von Haid. f. f. Oberlieutenant, f. Frau, Bosnien. — Dr. Otto Lobe, Chkf-Redacteur, Wien. — Fritz Purgleitner, Apotheker, Graz. — Georg Murschetz. Pettau. — Franz Kaiser. Handelsmann, Pettau. — V. Schulfink, Handelsmann, Pettau. —Franz Grieg,Hotelbesitzer, Kindberg. — Franz Schwarz. Kaminfeger. Kind-berg. — Otto Hübner, Gastwirth. Kindberg. — Georg Winter, Realitätenbesitzer. Friesach. — Felix Waley. Privat, London. — C. N. E. Eliot, Privat. London. — Dr. Moriz Weitlof, Hof- und GerichtS-Advocat. Wien. — Ceri Schmidt, Handelsagent, Marburg. — Heinrich Sautter, Reisender, Heilbronn. — Ed. Fischer. Kaufmann, Brünn. — Hermine Wolfs, Regi-mentSarztens-Gattin, Graz. — Julius TakiicS, Kaufmann, Wien. Ein Lehrjunge mit guten $chulzeiigni*sen wird für ein Maiiufaetur-waareugescbäft sofort aufgenommen. — Anträge an die Expedition des Blatte«. '>81—2 linirt, !tu kr., lOO Couverts hiezu 24 kr. zu haben bei JOH. RAKUSCH, Papierbaiidliiig. Henwasse 6. g* tTzifolU'baLr.! " Den Betrag erhält Jeder sofort zurück, bei dem mein sicher wirkendes ROBORMÜM (BMtenujufi-Mittel) ohne Erfolg bleibt. Ebenio sieher wirkend bei Sakl-köpflgkelt, Schuppenbildung, Haar anafall und Ergrauen der Haare. Erfolg bei mehrmaligem tüchtigen Einreihen garantirt. — Versandt in Originalflaschen a fl. 1.50 und Probeflaschen ä fl. 1 durch J. Orolloh in Brünn. Da« Boboran tlum wurde wiederholt mit den befriedigendsten Erfolgen bei Ged&ohtnlssaohw&ohe and Kopfiohmerz angewendet, wa* eingelaufene Anerkennungsschreibens «ach weisen. kmi aus MennnD^cMeiL Ihr Roborantium hat sich bei mir vorzüglich bewährt Heinrloh Hanaelka, Nr. 29 in Stauding, Oest-SchL 11./12. 1882. 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Feuerwehren fordert hiemit alle Diejenigen, welche anläßlich dieses Festes eine Forderung zu stellen haben, auf, die-selben durch Borlage ihrer Rechnungen bei Herrn Eduard Skolaut bis längstens 24. August d. A. geltend zu machen, da später einlangende Forderungen wegen Abschluß der Rechnung nicht mehr berücksichtigt werden können. Cilli. 20. August 1884. August Tisch. Obmann. Z. 300. 565—3 Concur s - Ausschreibung. Bei der Bezirksvertretung Cilli kommt die Stelle des Secretärs bis 1. October I. J. provisorisch nur Besetzung; mit dieser Pienatess teile ist ein Jahresge-halt von 600 fl. verbunden. Bewerber um die«« Stelle haben ihre diesbciänlichen Gesuche, belegt mit den Kachweisen Aber ihre bisherige praetisehe Verwenduni; im Kanzleifache, wobei anen die Kenntnis« der kaufmännischen Buchführung berücksichtiget würde, an den Bezirks-Ausschuss Cilli zu richten. Bezirks-Ausschuss Cilli, am 9. August 1884. Der Obmann. r k k. Brxlrhitaril Dr, Sohudits hat eine mehrwöehentliche Urlaubsreise angetreten. In der Nähe von Cilli ist eine Weingart-Realität, welche der z&nstigen und schönen Lage wegen zum Gebrauche der Sannbider und zum Sommer-Aufenthalt besonders geeignet ist, sammt hängender Fechtung billig zu verkaufen. Dabei befindet sich das schöne, mit Ziegel gedeckte Wohnhaus mit einer Altane, drei möDlirten Zimmern, 1 SparherdkQche, 2 gewölbte Keller sammt Presse; ferner 3 Joch Weingarten. 3 Joch Obstgarten und eine mit Ziegel gedeckte Winzcrei sammt Hornvieh-Stallung. Näheres ist zu erfragen in der Administration der „Deutschen Wacht". —3 Hotel ffolrie Lftwe. 443— IciL offexire: [►er '/« Hektoliter fl. 5*—, per 'st Hektoliter fl. 10. Pilsner-Eier, Cm'wsuV TV'«_ per '/. Hektoliter fl. 3*75. per cairiscn-ßier, >/, Hektoliter«. ?. Eine Mühle mit 4 Gängen sammt Wirthschaftsgebäuden, 8 Joch Wiesen, Ackerland und Weingarten und 8 Joch Wald, in der Nähe von Bad Neubaus wird um den billigen Preis von 7000 Gulden verkauft. 878—2 Markn» Dobowiinlk. Bad Neuhaus. sind in Praaftber* billig zu verReben. Näheres im Hutel „Kaiser von Oesterreich" in Prassberg. 576—2 Eine kleine Realität bei Cilli mit schönem Obstgarten, worin ergiebiges Thonlager vorhanden, auch in der Nähe mehrerer grösserer industrieller Werke gelegen, ist mit Wirthshaus-Concession zu verkaufen. Nähers Auskunft ertheilt Hart, Fabriksbesitzer in Höflarli bei Graz. 552—4 Ein Reitpferd, 15 Faust hoch, sehr fromm, ist sammt Sattelzeug billig zu verkaufen. Näheres Administration 568— Trockene Wohnung mit 3 Zimmer bis 1. October von einer stabilen Partei gesucht, wo möglich mit GurienbenQtzung. Näheres Administration. 571—3 zu pachten gesucht. 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