' ^>. RV. Erster Jahrgang. ?. März R8H7. V e r g i e l». «^HZenn du, u>n größ'rcs Weh' zu meiden, Von dem, was du geliebt, mußt scheiden, Geh' nicht im Groll, gch' »icht im Zorn. Die Zeit wird mildern deine Schmerzen; Doch gehst du mit verhülltem Herzen, Bleibt in der Seele dir der Dorn. Du wirst ihn immerdar empfinden: Manch größ'rcs Leiden wird verschwinden, Indeß das kleine dir verblieb. Es wird vergiften dir das Leben, Daß du gezürnt und nicht vergeben; D'rmn, eh' du scheidest, o vcrgicb! Beklage nicht. Beklage nicht die Bitterkeiten Des Kummers, der dein Herz betritt; Bedenke, daß vor deinen Zeiten So manches Herz noch tiefer litt. Trost im Leid. Hast du cin bitt'reS Leid erfahren, Denk' nicht, es sei mit dir nnn aus; Es wächst gewiß in wenig Jahren Dir manch cin gold'ncr Trost daraus. Der wird dir stets zur Seite gchcn, Dich stärken, wenn du Trübes sinnst. So mag es dcun wohl auch geschehen, Daß du das Leid noch viel gewinnst. ^ ^ Die Pedeutung des Zufalles in den Naturwilsen-fch asten. <"»"r als Staatsmann und Naturforscher hochgefeierte Präsident der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien nennt in seiner trefflichen Eröffnungsrede der feierlichen Sitzung vom 30. Mai 1833 den Zufall einen Gehilfen, der nicht selten ! einem hervorragenden Talente auf dem Gebiete der Naturwissenschaften den Weg gewiesen und zu mancher großen Ent- ' deckung geholfen hat. Eine gewiß unbestreitbare Thatsache, die unwillkürlich zu weiterer Erörterung anregt und eines tieferen Eingehens nicht unwürdig ist. Betrachtet man den Zufall in seinem Verhältnisse zu den Naturwissenschafte», so pflegt ihm die gewöhnliche Auf-fassungsweise alif diesem Gebiete eine doppelte Rolle zuzuweisen; einmal hört man gar oft die Behauptung, daß der Zuf«ll «n den meisten großen Entdeckungen den wesentlichsten Antheil habe, daß die meisten ohne ihn gar nicht gemacht worden waren, und dann pflegt man bei den Naturcrschei-nuugen selbst häufig vom Zufall zu sprechen, nnd das Eintreten einer oder der andern derselben ihm zuzuschreiben. In wie weit jede dieser Behauptungen richtig und zulässig sei, näher zu untersuchen, soll den Gegenstand dieser Zeilen bilden. Der Zufall ist der Vater großer Entdeckungen. Die Umstände, unter denen so manche schöne Entdeckung gemacht wurde, scheinen auf den ersten Anblick diese Behauptung zu rechtfertigen. Pythagoras kam auf einem Spaziergange an einer Schmiede vorüber, mehrere Hämmer trafen nach einander den Ambos, und die dadurch entstehenden Töne brachten ihn auf die Idee, drei gleich lange Metallsatten mit Gewichten, welche den Gewichten jener Hämmer gleich waren, zu spannen und so ein bestimmtes Maß für die verschiedenen Töne der Musik zu erhalten, eine Entdeckung, welche die Grundlage der ge-sammten Harmonik bildet. Blasius Paskal, einer der bedeutendsten Naturforscher des 17. Iahrhundertes, berührte zufällig eine durch einen Schlag zum Töuen gebrachte Porzellan-Schale mit dem Finger und fand, daß dieselbe sogleich ihren Klang verlor. Diese Wahrnehmung wurde die Veranlassung seiner ersten Schrift und mancher folgenreichen Entdeckung über die Natur des Schalles. Eulcr beginnt eines seiner Memoiren mit den Worten, daß er sich zufällig des Verses aus Virgil erinnerte: »^noora lls proi'n ^»cilm-, 8l«itt littoro puppes," und daß ihn dieß bewog, die Natur der Bewegung des Schiffes unter den hier beschriebenen Verhältnissen durch Rechnung zu untersuchen. Eine im I. 1666 zu Cambridge ausgebrochcne Seuche bewog den großen Viewton, in seinem 24. Lebensjahre auf das Land zu gehen, und hier war es, wo in ihm, als er einsam in einem Garten saß, ein von einem Baume herabfallender Apfel die ersten Ideen seines berühmten Gravita-lions-Gesetzes erweckte. Galilei heftete zufällig im Dome zu Pisa seine Blicke auf die Bewegungen einer an einem langen Seile herab- W hangenden Lampe, und wurde dadurch zur Entdeckung des Isochronismus der Pendelschwingungen geführt. Josef Priestley wohnte zu Warrington in der Nähe eines Brauhauses. Dieser Umstand veranlaßte ihn, die aus dem gä'hrendcn Vier sich entwickelnde Luft und ihren Einfluß auf das Athmen der Thiere und das Vrennen der Kerzen zu untersuchen, und so wurde er zur Entdeckung der Kohlen-Säure, damals sire Lust genannt, geführt. Allbekannt ist die Veranlassung, welche die Entdeckung des Galvanisnms herbeiführte. Die Zuckungen in den Schenkeln eines gehäuteten Frosches bilden den Ausgangspunkt dieser heut zu Tage so wichtig gewordenen Lehre. So liefert uns die Geschichte der Naturwissenschaften noch eine Unzahl Belege, welche die früher berührte Behauptung durch und durch zu bekräftigen scheinen. Allein obwohl, durch den ersten Anblick bewogen, das Urtheil der großen Menge in allen diesen Fällen dem Zufalle den vorzüglichsten Antheil an diesen großen Entdeckungen zuzuschreiben geneigt ist, so ist doch dieses Urtheil ein unrichtiges, und der Zufall kaum mehr als ein Werkzeug oder ein bloßer Handlanger zu nennen, der die großen Männer in ihren Forschungen unterstützt hat. Würde wohl Pythagoras durch jene Hammerschläge zu seinen Untersuchungen veranlaßt worden sein, wenn nicht ! schon früher ähnliche Ideen seinen Geist beschäftigt hätten, wenn durch diese Schläge nicht schon längst vorhandene Vorstellungen in ihm wachgerufen worden waren? Wäre dieß nicht der Fall gewesen, so würden diese Schläge an seinein. Ohre wohl ebenso erfolglos vorübergegangen sein, wie an den Ohren ienes Schmiedes. — Oder würde wohl Jemand, der über die ! Natur des Schalles noch gar nicht unterrichtet, oder überhaupt nach der Ursache der Erscheinungen zu forschen nicht gewöhnt ist, in der durch die Berührung im Tönen unterbrochenen Porzellan-Schale einen Umstand wahrnehmen, der ! zur Erforschung der wahren Natur des Schalles führen könnte? ^ Wie oft wurde wohl in Schulen und Gelehrten-Stuben ! der früher berührte Vers Virgil's gelesen und interpretirt, ! ohne das; er zur Auffindung eines Vcwegungs-Gesetzes geführt hättc? Oder wäre wohl ein bloßer Philologe oder ein Virgil ! zu seinem Vergnügen lesender Gelehrte, der mit mathema- ^ tischen Begriffen und mit Vorstellungen über die Natur der Kräfte und der durch dieselben erzeugten Bewegung nicht ver- ! traut gewesen wäre, im Stande gewesen, durch diesen Vers > zur näheren Betrachtung der betreffenden Bewegung des Schiffes angeregt zu werden? „Wie viele Menschen, bemerkt treffend Freih. v. Baum- ! gartner in seiner oben erwähnten Ncde, haben nicht vor ! Galilei schwankende Hänglampen in Kirchen gesehen, ohne dadurch veranlaßt zu sein, darin eincn Zeitmesser zu erkennen; , Tausende haben Acpfel von Bäumen fallen gesehen, ohne da- ! durch, wie Newton, zur Entdeckung der Gesetze der Planeten-bewcgung geführt zu werden! Wie viele Leute waren nicht vor Pricstley in der Lage, gä'hrendes Vier oder gährendcn Wein zu sehen, ohne auf die Idee zu kommen, die daraus sich entwickelnde Luft zu untersuchen? Der gehäutete Frosch in Galvani's Laboratorium hätte immerhin in noch stärkere Zuckungen gerathen können, als es vielleicht der Fall war, und die ganze Lehre vom Galvanismus mit allen ihren ungeheueren Folgen würde vielleicht uoch immer nicht bekannt sein, wenn dieser Zufall nicht gerade unter den Augen eines Mannes sich zugetragen hätte, der so scharfsinnig, wie Galvani, und schon längere Zeit von der Idee einer Elektrizität im Thierkörper erfüllt gewesen wäre. Bei gründlicher Untersuchung ergibt sich daher unzweifelhaft, daß der Zufall nur dann Früchte trägt, wenn der menschliche Genius hinzutritt, wenn er sich einem großen, fähigen Geiste darbietet. Gleichwie der ungebildete, rohe Wilde, mit dem trefflichste» Werkzeug und dem besten Material versehen, aus einem Baumstämme keinen Schrank, aus dem Kieselsteine kciu Glas. aus Lumpen kein Papier, aus Eisen keinen Nagel zu erzeugen im Staude ist, so ist auch der nicht gehörig vorgebildete und mit den nöthigen Ideen nicht erfüllte Geist nicht im Stande, durch den günstigsten Zufall zum Baue eines geistigen Gebildes angeregt zu werden. Die schärfste Säge, die feinste Schere, der härteste Griffel, der zarteste Pinsel einem über den Gebrauch dieser Werkzeuge nicht unterrichteten Menschen gereicht, werden wohl vielleicht einen Augenblick lang seine Aufmerksamkeit erregen, allein, weun er sich an den neuen Dingen satt gesehen, wird er sie als nutzlos bei Seite legen, ohne eine Ahnung zu haben, wie Herrliches er damit hätte schaffen können. Der günstigste Zufall, die auffallendste Erscheinung, dcm ungebildeten Geiste vorgeführt, wird vielleicht eiue Zeit lang Staunen, Bewunderung zu erregen im Stande sein, allein sie werden keine neuen Ideen wecken, sie werden keine fruchtbringenden Folgen zurücklassen. So wie also das beste Werkzeug nur für deu mit seiner Führung vertrauten Meister werth und brauchbar ist, so ist «nich der günstige Zufall nur für den denkenden, gehörig vorgebildeten Geist fruchtbringend und erfolgreich. So wie zur Handhabung des Werkzeuges Geschick und Uebung gehört, so auch zur Benützung des Zufalles. Mau stelle einem auf ein wüstes Eiland Verschlagenen das schönste, besteingerichtete Schiff zur Verfügung, cs wird für ihn nutzlos sein, wenn er es nicht zu leiten im Stande ist. Nur für den erfahrenen Steuermann ist der Zufall ein Fahrzeug, welches ihn leicht und sicher au neue, glückliche Gestade zu führen vermag. Bei solcher Erwägung wird der Antheil, den mau dem Zufalle an großen Entdeckungen zuzuschreiben so sehr gewöhnt ist, wohl sehr vermindert, der menschliche Genius ist und bleibt es, der sich selbst seine Bahnen bricht und nur dadurch vom Zufalle unterstützt wird, daß er ihn sich dienstbar und unter-thänlg zu machen versteht. Der bloße Zufall kann fremdartige Pflanzen durch die Wogen des Meeres an die Küsten Europa's führe» lassen, aber er ist nicht im Stande, neue Welten aufzufinden; er kann verschüttete Thier- und Pflanzcn-reste an's Tageslicht bringen, aber nicht die Geschicke des Erd-! balles lehren; er kann die Lichtschimmer eines Gestirnes in das ! Auge eines Menschen leiten, aber nimmer Planeten entdecken. ! Er ist und bleibt ein bloßer Handlanger, ein blindes Werkzeug, welches, ohne den menschlichen Geist, Erfolge zu erringen ^ nicht im Stande ist. ! Betrachten wir min noch in Kürze den Zufall in der zweiten, früher angedeutete» Beziehung, in welcher er so ziemlich als Herr der Natur erscheinen könnte. Glücklicherweise sind die Zeiten vorüber, wo man die ! meisten Naturerscheinungen dem Zufalle zuzuschreiben pflegte, und mir selten mehr wird dieser 6<,'U8 ex maclnna bei Erklärung eines Phänomens zu Hilfe genommen. In den frühesten Zeiten, in welche der Vcginn der Entwicklung des Menschen-Geschlechtes fällt, wurde der noch junge Geist von der Neuheit der tausenderlei Eindrücke, welche die Außenwelt auf ihn ausübte, so sehr in Anspruch genommen, ^ daß er, mehr mit seinen Gefühlen beschäftigt als auf die Stimme ! des Verstandes zu hören gewöhnt, vor Staunen und Vewun- ! derung vergaß, nach dem Warum, nach der Ursache aller dieser ! Wunder zu fragen. Er gab sich ganz seinen Gefühlen und mit ! ihnen der ihn umgebenden Natur mit ihren angenehmen und unangenehmen, nützlichen und verderblichen Einflüssen hin, er war ganz Sklave derselben. Als die ursprüngliche Erregbarkeit etwas nachgelassen, die erste Aufregung der Gefühle sich gelegt hatte, da begann nach und nach auch der Verstand an die Erscheinungen der Außenwelt stch zu wagen, und die Frage nach Ursache und Wirkung wurde gestellt. Eine geraume Zeit ! verfloß jedoch, bevor auch nur die geringste Antwort auf diese Frage erfolgte. Die Masse und die unendliche Mannigfaltigkeit der Erscheinungen war für dcu im Denken noch nicht ! erstarkten Geist zu groß, die Menschheit erblickte in ihrem ! Kindesalter die Welt als das verworrene Chaos, von dem uns die Sage aus grauer Vorzeit berichtet: ,Mn unermcss'ncr Bau, im schwarzen Flor der Nacht. Nächst um ihn her, mit mattem Strahl beschienen, Ein streitendes Gestalten-Heer, Die seinen Sinn in Sklaven-Banden hielten, ,! Und ungesellig, rauh wie er, ! Mit tausend Kräften auf ihn zielten — > S» stand die Schöpfung vor dem Wilden." ! Doch machte stch bald die Ahnung eines höheren Gesetzes, , trotz der scheinbaren Unregelmäßigkeit und Verworrenheit gel- ! tend, und der sinnige Grieche legte bereits die Donnerkeile ^ und Vlitzc einem Gotte in die Hände, der, um gerechte Strafe ^ zu verhängen, sie herabschleudcrte in die Wohnstätten der ! Menschen, und ehrte in der milden Ceres und dem Fluren behütenden Pan eine höhere Weltordnung, welche die Erschei-'">"3V, der Natur so regelt und leitet, daß sie dem Menschen ! zu liefen im Stande ist, was er zu seiner Erhaltung bedarf. ! So kam nach und nach das Zeitalter, wo man nach den Ursachen der Naturerscheinungen ernstlich zu forschen begann, die ! - Gottheiten wurden als erste Repräsentanten der Naturgesetze > bei Seite geschoben uud der freiere Blick versuchte den Schleier z zu lüften, welcher mit ihrer Majestät zugleich die Wahrheit -verhüllte. ' ! Auf diesem mühevollen Wege zur wahren Naturerkcnnt- i "iß mußte der menschliche Gcist gar oft in seinem Streben ! sich aufgehalten sebcn, gar oft mußte ihm der Versuch, die Ursache einer Erscheinung zu erkennen, mißlingen. Allein, da die Ueberzeugung eines Kausalnerus einmal gewonnen war, so mußte wenigstens für die Bezeichnung der unbekannten Ursache einer Erscheinung gesorgt werden, und es wurde der Zufall im Universum eingeführt, zufällig mußte geschehen, wovon man die Entstehungs-Ursache zu erkennen nicht im Stande war. Hat es nun auch lange Reihen von Jahrhunderten gedauert, bevor der Verstand auch nur wenige jener allgemeinen Gesetze auffand, nach denen die Veränderungen in der Natur im Kleinen wie im Großen erfolgen, so erlosch doch das Bewußtsein des Vorhandenseins dieser Gesetze nicht mehr; hat auch der menschliche Geist zur Zeit der griechischen Philosophie und in den darauf folgenden Zeiten der mittelalterlichen Scholastik den Irrweg betreten, jene Gesetze in sich, statt in der Natur zu suchen, und durch seine Spekulationen der Natur ihre Wege uud ihre Ordnung vorzeichnen zu können geglaubt, so ist doch endlich das Licht der wahren Naturforschung durchgebrochen, und wir sehen heut zu Tage die Naturwissenschaften in kaum geahnter Entwicklung ihrem erhabenen Ziele entgegenstreben. Der Zufall wird so aus der Natur immer mehr verdrängt; der Naturforscher weiß, daß zwischen den Naturerscheinungen eine innige Wechselwirkung, ein strenger Kausalncrus obwaltet; er „sucht das vertraute „Gesetz in des Zufalls grausendcn Wundern," und lebt in der Ueberzeugung, daß das im Augenblicke vielleicht noch verborgene Gesetz in kürzerer oder längerer Zeit dem geistigen Auge klar werden wird; er weiß, daß es ein solches Gesetz gibt und gebin muß, und dieses Bewußtsein erhält seinen Muth aufrecht bei dem mühsamen Fortschreiten auf dem fel^ sigen Pfade der Naturforschung, auf der Bahn zur Wahrheit! Verschiedenes- Die Neligion der Zigeuner, wie Vergrath Nög-gerath in einer Vorlesung über die Zigeuner sagt, reducirt sich fast auf Null. Sie sind arge Indiffcrentisten und huldigen nur zum Scheine ihres äußeren Vortheiles wegen der jedesmaligen Landes-Religion. Es kommt nicht selten vor, daß sie mehrmals und an verschiedenen Orten ihre Kinder taufen lassen, um Pathcn-Geschcnke zu erhalten. Es geschieht nicht leicht, daß eine Zigeunerin einen Nicht-Zigeuner heiratet, dazu legt dieses «Holk zu viel Werth auf die Erhaltung seines Stammes. Man kennt selbst ein Beispiel, daß ein Vater seine Tochter ermordete, weil sie einen Nicht-Zigeuner heiraten wollte. Dennoch haben sich ein Paar schöne Zigcunerinen in Rußland, wo sie in dieser Beziehung weniger skrupulös sein sollen, dazu verstanden, die Gcmalinncn des Fürsten Gagarin und des Grafen Tolstoi zu werden. Bei den Heiraten innerhalb des Stammes wird fast ^ gar keine Rücksicht auf dic Grade der Verwandtschaft gcnom-l men. — Vielfach sind dic Zigeuner früher beschuldigt worden, ! daß sie Menschen ermordeten und deren Fleisch verspeisten, i Man verweist dabei auf eigene Geständnisse, aber es waren ! nur der Folter erpreßte. Noch im 1.4782 wurden in Ungarn 4tl Zigeuner beiderlei Geschlechtes wegen angeschuldigtem Can^ nibalismus geviertheilt, gerudert, geköpft und gehenkt. Noch 189 andere Zigeuner waren eingezogen, aber es ergab sich bei der Untersuchung einer von Kaiser Josef au Ort uud Stelle gesandten Commission, daß von den ermordet geglaubten Personen nicht eine einzige fehlte. Die gefangenen Zigeuner wurden mit einer leichten Züchtigung wegen Diebstahls entlassen. Furchtbare Gnttcinschnng In den Diamanten« Gruben Brasiliens werden den daselbst verwendeten Neger-Sklaven viele Aufmunterungen zu Theil, um sie zum Fleiße anzuspornen; namentlich wird jener, der so glücklich ist, einen Diamant im Gewichte von 17^ Karat zu finden, mit Blumen geschmückt im Triumphzuge zu dem Inspektorat geführt, dort als frei erklärt, u:id mit einem vollständigen Anzüge, so wie mit dein Rechte beschenkt, fortan auf seine eigene Rechnung zu sucheu. Unlängst hatte nun einer dieser Armen das Glück, einen prachtvollen Diamanten zu finden; schwindelnd von der freundlichen Zukunft, die ihm nun nach so vicljährigen Leiden und Entbehrungen lächelnd winkt, wird er von seinen in gutmüthiger Theilnahme jubelnden Kameraden zum Inspektorat mehr getragen als geführt; dort weist aber die Wage unerbittlich um einen halben Karat weniger als die Vorschriften fordern; ebenso unerbittlich hält der Inspektor an dem Wortlaute derselben fest, und der Enttäuschte muß in die Gruben, in die Sklaverei zurück. Am nächsten Tage war er eine Leiche. Ein seltener TrimnMug. Gottschcc, 3. März. Sonntag dcn 1. d. M. fand in unscrcm Städtchen cin höchst origineller Auszug Statt, dessen Vekanntgebung auch für cin größeres Publikum nicht ohne Interesse sein dürfte. Eben, als der vormittägige Gottesdienst beendet war, blwcgte sich znm Schlosse cin von zwei Gäulen gezogener, mit zottiger Vcutc bcladcncr Wagen, auf dem ein Jäger stand, den Hut festlich mit grünem Reisig und künstlichen Blumen geschmückt. Als Piedcstal dienten nicht weniger als vier erlegte Vären. Der beherzte Nimrod, den dic aus der Kirche strömende Menschen-Menge wie einen Triumphator begrüßte, ist der Forsthüter Mathias 3«88>-I<, aus dem Dorfe Göttcnitz, im Dienste Sr. Durchlaucht des Fürsten Karl W i lh. Au er sp erg. Unter den erlegten Bestien sind zwei gewaltige Bärmen von lichter Färbung, die eine, nach der Aussage der Kunstverständigen, mindestens zwölf Jahre, dic andere zehn Jahre alt, und zwei junge braune Bären. Männchen und Weibchen, in« Alter vbn einem Jahre und einigen Monaten. Die Tödtung der Thiere gelang mit Beihilfe mehrerer Personen, und liefert zugleich einen Beitrag für dic Art und Wcisc, wie man in dieser Gegend dem Meister Petz ztt Leibe geht. In dcn ungeheuren Waldungen bei Göttenitz hausen noch immer die Bären in dem ausgedehnten Gebirge, wohin sich nur scltcn cin menschliches Wesen verirrt. Der felsige, aus Alpenkalk bestehende Untergrund enthält cinc große Menge von Grotten und Lockern, welche ihncn di« bequemsten Schlupfwinkel und Winter - Quartiere bieten. Bekanntlich wirft die Bärin im Jänner und Februar ihre Jungen, und lebt zu dieser Zeit in Abgeschiedenheit von dem Männchen. Dcn hiesigen Jägern dienen damals als sichere Kcnnzcichcu für dic Nähe eines Bärcnlochcs dic beschädigten Tanncnbäume, von denen sich das trächtige Weibchen Zweige und vor Allem dcn Baumbart holt, um in wirklich mütterlicher Sorgfalt ihren Jungen cin weiches Lager zu verschaffen. Eine ähnliche Erscheinung führte auch dic aus 4 Personen bestehende, auf nichts weniger als auf cin Jagd-Abenteuer gefaßte Gesellschaft, an deren Spitze der oben genannte Jäger stand, zu dem unerwarteten Ncncontrc. Am 27. Februar begab sich 3««»i'Ii, in Begleitung des Ioh. Miu:, Andr. M>i<" und Georg Ionke — alle drei von Göttcnitz — in dcn fürstlichen Urwald zwischen der Karlshütte und Obcrgras, in den sogenannten Walddistrikt Schönbüchl. Bloß der Erstcrc war mit cinem Doppelgewehr, ^ die Uebrigcn waren mit Hacken versehcn. Nach längerer Durchstreifnng ! des dichtbcstockten Waldes gelangten sic au eine Stelle, wo dic zu Signal-stangcn umgcwandeltcn Tannen die Vermuthung hervorriefen, daß daselbst , eine Bärin mit ihren mächtigen Pranken gcwirthschaftet habe. Dic breit-sohlige Spur führt zu der nicht weit entfernten Höhle. Nasch wurde unter Anleitung des Führers zur Vcrkreuznng der Ocffnung durch starke Vanm-stämmc geschritten. Die entschlossenen Lentc erschracken nicht vor dem Knurren, womit ihncn dic Bewohnerin dcr Hohle ihren Aergcr über diese Störung dcs Hausfriedens kund gab. Erst als vcr der Grotte Feuer gemacht wurde und sich der Rauch nach innen zog, stürzte die ergrimmte Bärin hervor und glotzte durch die Verkrenzung. zugleich mit einem furchtbaren Geheule einen lauten Protest gl'gcn dic Vcrbarrikadirung ihrcs Domizils crhebcnd. äo^rk, tödtcte sic mit zwei auf einander folgenden, wohlgcziclten Schüssen in dcn Nacken. Nachdcm die Veute des Tages nach Hause geschafft war, begab sich dic Gesellschaft am 28., durch den glücklichen Erfolg des vorigen Tages ermuntert, abcrmal in das bcsagtc Ncvicr. In der Gutscrnnng ciner Stundc von jener Stelle, wo die crste Bärin erlcgr wurdc, dcutctcn abermals dic zurückgelaffcnm Spuren an den Bäumen auf dic Nähe eincö Bärenlochcs. Man gelangte wirklich zu einem solchen, und cs wurde auch hicr die Vcrkrcuznng mit Baumstämmen vorgcnommcn. Eine ncch wildcrc und größere Bestie als am vorhergehenden Tage zeigte sich am Krcuzbarrcn, zähucfletschcnd und cin weithin schallendes Geheul erhebend, daß selbst dcn Beherztesten dabei unheimlich zu Muthe werden mußte. Nach dcr Aussage des Jägers gähnte dcr aufgesperrte Nachen der ergrimmten Alten in so riesiger Dimension, daß selbst cin Mcnschcnkopf, wie etwa ciu Hühncr-C'i in cincm Topfc, darin genug Platz gefundcn hattc. 8u»»i'k machte der hculendcn Altcn mit cinem Schliffe dcn Garaus. Als nun dic Lcutc, nach hinweggeräumter Barrikade, dic Bestie aus dcm Loche hervorzogen, zottelten unerwartet aus dcm Hintcrgrundc zwei, obwohl junge, doch schon kräftig aufgeschosscnc Värcn, dic hoffnungsvolle Nachko>nme»schaft dcr erlegten Mutter, als drohende Nachcgeistcr hcrvor. Das Männchen wurde vou 8«^l>!'!<, durch eincn Schuß in dcn Kovf gctödtet, das Weibchen streckte sei« Vcglcitcr Andr. klikui durch einen wohlvcrsctztm Arthicb über dcn Schädel zu Boden. Außer der bedeutenden Echnßprämic von 150 ff., welche nnscrc Helden zu gewärtigen haben, bringt ihncn auch dcr Verkauf des Värcn-Fleischcs cinigcn Gewinn, da dieses zu 5 Kreuzer pr, Pfund ciucn rcißcn-dcn Absatz findct. Zu dicsem glänzenden Erfolge trägt freilich dic Anerkennung, dic man den Vären-Tödtern dadurch zu erkennen gcbcn will, das meiste bei, allein wir müffcn auch gcstchcn, daß die mit den Erfahrungen ciner langjährigen Praris bereicherte Gottschecr-Küche cs sehr wohl vcrstcht, durch die ihr zu Gebote stehenden kulinarischen Gcheim-niffe selbst das zähcstc Stück zu cincm delikaten Visscn zn gestalten. Ucberdicß gewinnt ein solches Mal eine köstliche Würze durchhole Erinnerung an dic possirlichc Figur des Muster Petz, so wie durch dcn Gcdanfcn an dic verlassenen Atta Trolls, dencn nichts anderes übrig bleibt, als in tiefer Trauer um die bcidcu, im Verlaufe dcr Jahre in cincm nahezu scmmclfarbigc Pelze gehüllt gewesenen Mumma's ihr klagendes Gchcul in den Einöden der Göttenitzcr-Waldung anzustimmcn und daS räuberische Menschen-Geschlecht zu verwünschen: Tod und Höllc! dicse Menschen Rauben Weiber uns und Kinder, Fesseln uns, mißhandeln, tödtcn Uns sogar, um zu vcrschachern Uns'rc Haut und unsern Leichnam! -«. ,>. Theater in Laib ach. In dieser Vochc produzirtc sich auf dcr Vühnc'au drei Abcndcn cine spanischc (?) Tänzcr-Gescll schaft, bestehend ans 4 Damcn und etlichen Herren. Unter dcn Damen crntctc dic Tänzerin Cuba reichlichen Beifall, demungeachtet nahm dcr Besuch m fallender Progression ab. — Am Donnerstag konnte dic angckündctc Benefize-Vorstellung des Herrn Stein nicht stattfinden, weil kein Publikum da war. Druck und Verlag von IgN. v. Klcinmayr 3? F. Bamberg in Laibach. — Verantwortlicher Redacteur: F. Bamberg.