Vereinigte Laib ach er Zeitung. Gedruckt mit Edlen von Äleinmayer'schen Schriften. Dienstag dcn 6. November 1 81 5. O c st e r r e i ch i sch e Staaten. G r a tz. >Älcichlautende Briefe und Zeitungsauszuge aus Trieft, Venedig, Nom undNeapcldrm-gen die Nachricht, daß Joachim Murat den 13. v. M. in ^izzo von einem Kriegsgerichte zum Tode vcrurtheilt und erschossen worden sey. Diese Nachrichten bringen auch die nähern Umstände seiner Endung. Als er am 6. mit seinen Begleitern ans Land stiea, nahmen sieden Weg Land einwärts, nnd scineGc-fabrten riefcnIedem, der)bnen begegne^',,Es lebe König Joachim!" Nach einlgen Augenblicken der Uebcrraschung und Vcsinnnng stürmten die Calabreser ohne weiters auf sie ein. Ein Offizier seines Volkes wurde gc-tödtet, und 7 bis 8 schwer verwundet. Murat suchte mit einer Pistole in der Hand zu entfliehen, wurde aber von einem gewissen TrentacopuUi hieran gebindert und festgehalten. Die hcrbcygeeiltcn Weiber mißhandelten ibn mit ^austschlägen und Maulschellen dergestalt, daß er im Gesichte vor Geschwulst fast unkenntlich wurde. Zu Pnlnmro wurden zwey Fahrzeuge mir seinem Gefolge von ^2 Köpfen, die mit ihm von Ajaccio abgingen, genommen. Man s^gt, daß mit seiner Gefangcnneh? nnma zugleich die unwiderleglichsten wichtigsten Beweise von seinen höchstverbrechcrischcn Anschlagen in die Hände der Behörde gelangt sind, welche das schnelle und gerechte Beyspiel seiner Todesstrafe beschloß. ( G. Z.) 3 y r 0 l. Innsbruck, den 25. Oktober. Heute besuchte Se. Maj. die Normalhauptschule und das Ursuliner-Kloster. Auch nahmen Sie dic Schicßsiätte im Augenschein, wo eine Prä-rnie von 2^ Spczies-Dukaten ausgesetzt wär, nnd woran mehr als 8nc> Schützen Theilnahmen. Abends war Ncdoute, wobey Sc. Majestät erschienen. Den 26. Oktober. Heute Vergens um 6 Uhr verließen Se. M. der Kaiser diese Hauptstadt, um Fhre Reise nach Briren fortzusetzen, allwo Ihre Mai die Kaiserinn bereits am 24. angelangt wa.-. (V. v. T.) Deutschland. Berlin, den 10. Oktober. Da mit dem 13. d., dem Iahrstag der Schlacht bey Leipzig , zugleich der Eintritt eines neuen Iahr-bunderts seit der Neaiernng des Hauses Ho-henzollcrn im preussischen Staate beginnt, da der Burggraf Friedrich der Vf. von Nürnberg i8i5 vom Kaiser Cigmund die Kurmark Brandenburg, als Kurfürst Friedrich I. erhielt, so wirb auf Befehl des Königs zur Feyer dieses für den gesammten Staat so wichtigen und wohlthätigen Ereignisses am i. Sonntag nach, dem is. nach der Einläutung am Vorabend ein kirchliches Dankfest m allen Kirchen der Residenz Statt haben. Der General Graf Tauenzien Wittenberg wird den Oberbefehl über dte preuß. Truppen führen, die einige franz. Festungen noch mehrere Jahre besetzt halten werden. (P. Z-) Preußen. An dem denkwürdigen Tage der Völkerschlacht bey Leipzig, den 18. Okt., wurden die hiesigen Tnrn-Uebungen auf dem vom Iahn dazu eingerichteten Platze in der Hasenheide , durch den Cyklus sämmtlicher Turn-Üebungen und durch eine analoge Feyerlich-keit beschlossen. Vorgedachte Uebungen wurden in nachstehender Reihenfolge vor^enom-men: Ein Schlangenlauf begann, dann folgte das Springen mit und ohne Stange, die Schwing - Uebungen, das Klettern am Tan und an den Stangen, das Herabschlagen, vom Schwebcbaume, das Klimmen au der Lei er, die Ucbuugcn am Barren und Rcck, und zuletzt auf dem Felde ein aUgcm.'lncr Wcttlanf in einem von zahnen uMj.ccl'lcn Raume. Daraufversammeltens,ch die ^nruer wieder aufdem Thurnplatze und zogen in langer Reihe, mit Fahnen und ^cckln, von neuem auf das Feld, wo sie in einem weitem Kreise unter Ansiimmnng des Liedes: Eine feste Burg ist unser Gott ?c. das Heuer anzündeten. Dem Könige / dem Fürsten Blücher , dem Staatskanzler wurde ein Lebehoch ! gebracht, und einige, auf die Feycrl'chkeit passende Lieder, machten den Beschluß. (W. Z.) Am 17. Oktober traf der König von Preußen zu Berlin ein. Zwanzig preussische Linien - Infanterie, und 10 Cavallcric-Regimenter bleiben in Frankreich zurück. (S. 3>) Italien. Der Gouverneur von Nom erneuerte in clnem strengcu Edikte, mit Verdoppelung der angedrohten Strafen, das Verbot der fremden Zeitungen und politischen Schriften in dem Kirchenstaate. Man sprach von einer päpstlichen BuNs, um allen Geistlibsn deS katholischen Europa's jede Tbeilnakmean 5er Redakzwn von Zeitungen, '^.h überhaupt die Abfassung politischer Schriften ohne Genehmigung des heil. Stuhls, zu unttrsaqcn; so wie von ememBrevö an alle Bischöfe, daß sie die Prcdiger abhalt.cn so'len, politische Gegenstände anfdcn Kanzel.: zu uebandeln. Den Do minikancrn zu Ma^rata und Cest, waren wegen dieses letztern Hci',;ebe.i,s die Kanzeln geschlossen worden. (W. Z.) Aus Via - Reggio schreibt man unterm 26. Sept.: „Eiile Schebecke, welche Neapolitanische Flagge füdrtc, wurde vom Sturm überfallen, und ist an unsern lüften gescheitert. Sieben Personen sind dabey umgekommen. Das Schiff selbst, welches auf allen Seiten leck wurde, ist ebenfalls versunken. Nach Aussage der ll'.l)läckllch.'»i, dienoh gerettet wurden, war vas S hiff nack Korsika bestimmt, und hatte alt? Anhänger Mm-ats an Hold,- die sich indessen in Calabrien verbargen , und nunj mit vielem Gelde und andern Gegenständen von großem Werthe von dort abgesegelt waren. Zwey von diesen Personen wurden arretirt, die übrigen abcrauf ihr Verlangen in ihr Vaterland zurückschickt. Man hat vcr-suckt,^ die versunkenen BaNen nnd Kisten aufgunnden, aber vergebens. Mehrere Ta-g.' lang herrschte ein sehr heftiger Nordost- -wind, and das Meer war selir nnruhiq, ''0 daß zn befürchten sieht, alle Reichthümer der Scheoecke seyen für immer verloren." (G. 3.) Lombard. Venez. Königreich Statt der bisher, unterm Titel: O^i-naU If^li.'no und(^)l!N^^ N)lcinc^ in Mailand erschienenen Tageblcltter, wird vom 1. Ianncr 18l6 an nur eine einzige privilegirte Zeitung unter dem Tittel-: ^^i^.^ttc, vcrschicdercn Truppen Quarrces formirtcn, in welchen Gottesdienst gedattcn wurc>e. Sännut-licke Truppen desilirten sodann vor dem Herzoge von Wellington, ihren übrigen Generalen , und einem so zahlreichen als glanzenden Gcneralstabc vorüber, während .w! Kanone zum Andenken an die Rcttungsschlacht bey Leipzig abgefeuert wurden. Die Erzherzoge Johann und Ludwig stehen im Begriff nach London abzugehen. (W Z ) Ein Pariser Journal sagt: „Am 7, Okt. Abends um 11 Uhr hat cs im Winkel dcr Strasse Planche - Mibray, der Brücke Notre-dame gegenüber, zwischen den Franzosen und Ausländern blutige Handel gegeben, durch welche Maßregeln veranlaßt wurden, welche am andern Morgen Bestürzung in dem Quartiere erregten ilm halb 1 Uhr Mittags um-zwgeltcn 100a Mann preußischer Truppen mit 3 Kanone« die verschiedenen Straßen dieses Quartiers. Als sie unten an dcr Brücke Notredame angekommen waren erhielten sic Befehl, ihre Gewehre und Kanonen zu ila-den. Gleich darauf ließ der Commal.dant Pfuhl die Hauseigen thümcr und vornclmsien Micthsleute.rufen; er verlangte von ihnen Lw.örunft übcr das, was den vergangenen Abend vorgefallen war, und nach einer kräftigen Ermahnung zu Handhabung der Ruhe entlicß er sie wieder; doch wurden /, oder 5 Personen weggeführt. Die Trnppcn zogen nach dieser Art von Blockade, die ungefehr eine Stunde gedauert hatte, wieder ab" (Dieser Vorfall niag wohl zu dem seit ein Paar Tagen verbreiteten abenthcuerlichen Gerüchte von einer zu Paris ausgebrochenen Revolution Anlaß gegeben haben ) (G. Z ) Zu Marseille und Toulon sind am 8. und 9 Oktober mehrere Französische und alliirte Truppen eilig nach Korsika eingeschifft worden. General Delaunay kommaudirtdieFranzosen, Im Jahre i/33 bat Madame Latitia, Vonapartes Mutter, den damahligen Französischen Minister Brien e i>m eine Unterstützung für ihre .^ armen, vaterlosen Waisen. Wie reich sind in der Folge diese tt armen Waisen geworden und wie viele tausend arme Waiscu haben sie gemacht! (GZ) (2> p a n i e n. Das Journal de Debats meldet nach Briefen aus Madrid, General Portier nebst mehreren Offizieren, seinen Genossen, seyen zur Dcgradazion und dem Galgen vernrcheilt, und dlese Sentenz auch sogleich aufdem Marktplatze zu Coruna vollzogen worden Nach der Gacettc de France bedarfjedoch diese Nach? richt noch der Bestätigung Das Journal de Paris enthält dieselbe Nachricht, mit dem Beyfügen, es bcissc, der König habe befohlen, nach Bestrafung dcr Hauptruhcstörer lmit den Hinrichtungen und Verfolgungen in Gallizien aufzuhören. Dasselbe Blatt ncunt unter den zu Madrid in Ungnade gefallenen und verwiesenen.Personen auch den Herzog von St. Carlos, Ma^' jordomus; den Herzog von Fnfantado, Presidenten des Staatsraths; den Herzog von Aragon , Garde Capitain; die Gebrüder Gar? ridos, Sekretäre des Königs; Hrn. Gundra Sekretär des Staatsraths ?c. Alle diese Personen wurden in dcr Nacht vom 7 Oktober fortgeschaft. Am folgenden Tage (erzählt das Journal de Paris weiter) zeigte sich zu Madrid ein schwer zu beschreibender' Enthusiasmus; mon f-örtc vvn allen Seiten rufen: Es lebe der König! Fluch den Intriganten, bie ihn ftit seiner Rückkehr umgaben! Sie allein sind Schuld an allem unseren Unolück! (W. 3.") D^? Ho^eit'imi enthalt sett emiger Zeii eine Menge Verordnunzen und Instrukzionen in Bezng auf die Finanzen; da di^, durch ' die Insurekzwn in Amerika und die Zurückgabe der Klostergäter in Europa in d?ntaats-einrünften verursachten groben Lücken, eine ge'p2:u'.te Anstrengnnq zn. Aussän dun,) neuer ^Hülfsmittel, und Einführung eincr sircngen Ockonomie ro^dig machen. Ein Artikel aus Madrid von 9. Oktober, in der Gazette de ^ranc?, welcher jedoch dcr Bestätigung bedarf, erzählt: ,,Selt gestern smd bier strenge Maßregeln genommen worden, deren wahren Grund und Ausne^nung man noch nicht kennt. Der Staatscath Es-coiqun, vormahliges Lchrer des Königs, ist nach Andalusien," der Kanonikus Osiolaza, in das Kloster Tardon verwiesen , derPrieftcr Molle dem Bischoff von Mallaga zur Verfügung übergeben, der berüchtigte Redakteur der Atbalaya ins Kloster Guadewpe gcspcrct, vier erste Angestellte beym Kriegsministerium .und den auswärtigen Angelegenheiten verwiesen, eben so Einer bey den Finanzen; mehrere Rathe von Castilien, worunter Hr. Villamil und GrafPimar, nach ihren Geburtsorten verwiesen; HrrrQuadra verwiesen; der erste Angestellte bey den Finanzen und zwey bey den Posten auf die Galeeren geschickt; viele Beamten , Intendanten, vornehme Edelleute und Advokaten müssen die Hauptstadt verlassen, ein Favorit-Kammerdiener des KölNgs ist fortgeschickt; eben so mehrere im Pallast angestellte; kurz bis jetzt 46 Personen; meist von Stand oder wichtigem Einfluß. Das ganze Polizey-Ministerium , der Minister Echavarri an der Spitze, sein Sekretär und zwey Assessoren, werden in das Staatsgefangmß Alhambra zu Grenada gebracht. Der Kriegs - Minister Ballestcros mit cinem seiner Adjutanten folgt unter Eskorte von 5c> Mann auf demselben Wege." (W. Z.) G r 0 ß b r i t a n i e n. Aus dem Seehafen von Mainha undMo-rea find vor kurzem 5 Korsaren-Galioten, deren jede 5o bis 8« Mann Besatzung, und 6 bis 8 Kanonen führt, auslausen. Diese Seeräuber nehmen ohne Unterschied Schiffe aller, Nazionen hinweg. Sie haben sichzwi-scken Cerigo und der Insel Sapienza aufgc-geßeUt, und ihre Prisen, nach der Bay von Coron geschickt. Sclwn hab?n sie sich mehrerer Schisse bemächtiget, unter denen beendet sich eine aus Ccphalonicu kommende Brigg, Kapitän Pama-giotti?Parma, ^ kam mit englischer Flagge und einer Ladung von Getraide aus dem schwarzen Meere; ein Fahrzeug aus Malta, Kapttä,'. Villa, mit Tabak und andern Kolonialartikeln beladen. Ein Theil dieses Raubes, im Werthe, von 8(),oo() Piastern, ist wirklich schon zu Padras angekommen. Unsere Stationen im Mittelmeere werden diese Räuber verfolgen. (P. 3.) Die neuesten aus Chma erhaltenen Nachrichten melden, daß sich zn Canton neue Zwi-siigkcitcn zwischen d?n Engländern und Chinesern erhoben haben. Lord Amherst wird ehestens als englischer Gesandter nach China abgeben. , Die Unzufriedenheit der Bauern in Irland über das Zcbnt-System, ist ein altes uud verjährtes Ucbcl; sie hat indessen in neuern Zeiten noch zugenommen, und zwar aus folgender Ursache: Es war ncmlich in Icland nicht gebräuchlich, vou^ Vieh-Weiden und Gras- Lande Zehnten zu geben, weil das Irländische Parlament vor ungefähr 20 Jahren einen Beschluß gefaßt hatte, wodurch erklärt wurde, daß derjenige kein Freund Irlands sey, der von Vicb -'Weiden und Gras-Lande Zehnten fordere. Vey dcm ausserordentlichen Steigen der Kornpreise in den letzten Jahren wurden viele Wiesen in Ackerland umge? wandelt, weil dieses besser bezahlte; natür-lich forderten die Eigenthümer des Landes den gewöhnlichen Zehnten. (W. Z.) London. Eine hiesige Zeitung sagt: „Spaniens Geldbedürfniß ist so groß, daß es folgende Ucbercinkunst mit cinem englischen Handelsmann herbeyführtc Zu Cadir liegt an Vorrath Quecksilber für etwa 2c>a,ono Pf Stcrl. an Werth. Dicscn Vorrath hat man dem Engländer, der zu Cadir wohnt, zu cinem äußerst niedrigen Preis angeboten, unter der Bedingung ihn baar zu bezahlen- Der Käufer übernimmt das Quecksilber nach Lima zu schicken, um es an die dortige Regierung zu einem viel höhern Preis wieder zu verkaufen, wodurch ihm ein bedeutender Gewinu erwächst. Nebst dem genießt er dieselbe Begünstigung wie die spanische« Kanfleutc, welche amerikanische Produkte einführen." (B. v. T>)