Beilage zur Kaibacher Zeitung. ^K 3Hl ^^ Fünfter Jahrgang. 3R August R8O^. Mahnung. «versäume nicht den Augenblick! Nasch, wic sein warmer Hanch dich fächelt, O hasche dn das gold'nc Glück, So lang' das flüchtige dir lächelt! Es kommt ein Tag, o glaube mir, Da nah'u als stumme Schreckgestalten, Verhüllten Aug's, die Freuden dir, Die du versäumt hast festzuhalten. Und jedes Glas, das dir geschäumt, Und das dn zögernd nicht getrunken, ^ Und jeder Kuß, den du verträumt, Und jede Hoffnuug, die versunken: Als stumme Kläger wcrdcu ciust Dein einsam Bette sie umschweben, Und wic dn jammerst dann und weinst — Nnr ein Mal lebtest du dciu Leben! Doch immer hasche so daS Glück Und wiss' cö also festzuhalten, Daß sich der flücht'gc Augenblick Dir muß zur Ewigkeit gestalten. Westorken — und vergeben. Novelle vou F. Vruuold. (Fortsetzung.) , , > ^3^inige Tage darauf fand die Aufführung des. genannten Stückes auf der Laibacher Bühne Statt. Das Haus war gedrängt voll. Die Nengierde mehr, als wahres Interesse an der Sache, ha«tle es gefüllt; wie dieß ja immer zu sein pflegt, wo der Verfasser keine dem Publikum bekannte ! Größe ist. Außerdem war der Ertrag des Stückes zum Besten ! des Invalidenfoudes bestimmt. — Und so fehlte Nichts, ein volles Haus zu machen — und in Folge dessen die Elwar- ^ Wartung auf das Höchste zu spannen. Auch Eleonore mit ! ihrem Vater fehlte nicht. Dachte sie des Verfassers? oder ^ hoffte sie, wie vielleicht Viele der Anwesenden, daß das ! Talent des in. niederer Stellung lebenden Dichters sich nicht bewähren würde? Daß das Trauerspiel mit Sang und Klang, wie man zu sagen pflegt, werde zn Grabe getragen werden? Oder ließ sie dieß Alles gleichgültig, und war sie nur gc- i kommen, um zu sehen — und gesehen zu werden? z Wo aber stand der Verfasser des Stücks? — Gewiß so viel als möglich den Zuschauern verborgen in dunkler Ecke.--------- Denn wäre der Dichter noch so fest überzeugt von der Macht und Schönheit seines Gedichtes, sobald die Stunde der Aufführung naht, wird er bangen und zagen. Ist der Erfolg eines Stückes doch nicht allein abhängig von seiner inneren Vortrefflichkeit und Schönheit; der geringste Fehler eines Darstellers, das uuzeitige Erscheinen einer Coulisse; das Hängenbleiben des Vorhangs, der rasch niederfallen sollte, brachte manches vortreffliche Bühnenstück schon zu Fall. Und Hilscher! Hatte er nicht Feinde? Wurde er nicht - von Vielen angefeindet, verspottet und gehaßt? Wie Wcuige verstanden sein Wesen, sein Stillesein, seine zeitweilige Bitterkeit.'—Heut war Gelegenheit, den lange verhaltenen Groll, den tief genährten Haß zur Geltung bringen zu können. Ein Pfiff, ein lauter Witz, ein Tumult, zu rechter ! Zeit in's Publikum geschleudert — und ade! du Dichter- ! rühm, du Lorberkranz! — Schmach und Spott ist deine Ernte. Aber von diesen» Allen geschah zum Glück nichts. — Gleich der Anfang des Stückes fesselte die Zuschauer. Die Sprache war schön und blühend, der Inhalt spannend. Der Held des Ganzen, Friedrich der Schöne, war meisterhaft gezeichnet. Diese Wärme, dieses tiefe Gefühl, das sich überall kund gab; diese meisterhafte Charakterzcichuuug nahm die ! Zuschauer gefangen. Mau fühlte es, man sah es: der Dichter hatte den Helden mit sichtbarer Liebe gezeichnet, hin uild wieder wohl sich selbst in demselben schildernd. Und als die Szene kam, wo Ludwig den gefangenen Friedrich im Gefängnisse überlistet, brach ein freudiger Beifall ! aus, der sich mehr und mehr steigerte. Und als Friedrich ^ endlich, als Sänger verkleidet, vor seiner von vielem Weinen erblindeten Gattin erscheint — und sich ihr zu erkennen ^ gibt; da wollte des Beifall^jubels kein Ende werden. ^ Auch Eleonore hielt sich nicht zurück, auch sie gab laut ! ihre meudc kund. — Und als der Dichter, der nur Augen ! und Sinn für sie gehabt, nur auf ihren Beifall gelauscht und gewartet hatte, aus seiner Verborgenheit heraustrat; nahm sie, von augenblicklichem Gefühl geleitet, eine Nosc ans ihrem Haar — und warf dieselbe dem Dichter zu. i Und der, der fing sie auf, glücklich berauscht — und z drückte die Blume an seii:e Lippe. ^138 Eleonore >ah es — und errothete. Sie bereuete — was sie gethan, sie fühlte es, sie war zu weit, gegangen. Uud dieß Gefühl, diese Ueberzeugung machte sie unmuthig — und verwandelte die schöne Neigung, die sie einen Augenblick für den jungen Mann gehegt, in Groll und Bitterkeit. War er doch die unschuldige Ursache, daß eineu Augenblick ! sich aller Augen, voll Erstaunen, ihr zugewendet hatten, daß sie fühlen mußte: sie habe vor aller Welt ein Gefühl offenbart, das die Welt ihr als unzeitigc Schwäche und unwcib-liche Milde auslegen würde. — Unmuth überschlich sie. — Aber, als nach Beendigung des Stückes Viele sich zu dem Dichter drängten, auch Eleonorens Vater mit in diesen Kreis trat, und selbst dem jungen Manne einige Worte des Lobes und der Ermunterung sagte, als er ihn gar zu einem Ve-suche in sein Haus auf den morgenden Tag einlud —schwebte lim ihren Mund das bezauberndste, anmuthigste Lächeln; nud es war, als ob die Worte des Vaters ihr vor Allem lieb und angenehm wären. Wie glücklich war der Dichter! — Seine kühnsten ! Wünsche waren erfüllt. Er sollte Ihr Haus betreten, mit j Ihr in einem Zimmer weilen! Welche schönen Hoffiningen j bauten in seiner Vrust sich auf. — Uud er konnte es auch; er hatte ja die späteren Worte des Kaufmanns nicht mehr vernommen, die derselbe beim Wciterschrciteu zu seiner Begleitung sagte; er hörte nicht: man muß der Kunst schon einige Konzessionen machen; mau muß Talente der Art gelegentlich ein wenig ermuntern, damit sie nicht gänzlich verkümmern; er sah es nicht, wie Eleonore zu diesen Worte» spöttisch lächelte — und zu ihrem Begleiter, dem Lieutenant W. . . . gewendet, flüsterte.- „Der gute Papa will uns für morgen gewiß etwas zu lachen gebcu." Der Dichter sah und hörte Nichts. Wie ein Berauschter, wie ein Träumender flog er durch die Straßen. Die Erde, die Welt war für ihn so schön. Frühling schien überall, in ihm und um ihn zu sein! Und der nächste Tag schien noch in anderer Hinsicht die Bestätigung des gestrigen Glückes bringen zu wollen. Er wur5e vor den Hofkriegsrath beschiedcil — und von diesem zum Kadetten ernannt. War dieß uicht die erste Stufe auf der Leiter zu weiterem Avancement? War es Kühnheit nun, wcun er zugleich an ein Offizierpatent, an die Hand Eleonorens dachte? — Dichter sind uuu einmal Träumer! Wie froh, wie herzlich kam man heute überall dem jugendlichen Autor entgegen. Jeder bemühte sich, ihm nur Freundliches zu sagen. — Uud nun schlug endlich die Stunde, wo er sich zu dem Kaufmanu T. . . .begeben konnte; wo er sie, sie, der sein Herz mit jeder Fiber entgegen schlug, zu sehen, zu sprechen Hoffnung hatte. Konnte es da auffallen, daß er in der Freude seines Herzens, in der Hast, seines väterlichen Freundes Dahl vergaß? Daß es ihm uicht auffiel, daß derselbe nicht einmal 'gekommen war, ihm Glück zu wünschen zu dem glänzenden Erfolge seines Stückes? Im Glück vergißt man am leichtesten die, die uns am nächsten gestanden, die in den Tagen des Kummers unsere Tröster waren. Erst wollte er Eleonoren seheu, sprechen — mid dann, dann am Vusen'des Freundes sein Herz ausschütten. So dachte er'u! Eleonore war allein, als er eintrat, der Vater noch in Geschäften abwesend. Sie kam ihm entgegen mit herz» gewinnender Freundlichkeit; sie schien es nicht zu wissen, nicht zu ahnen, daß eines Dichters Brust gläubig ist, wie eines Kindes Herz, daß eiues Dichters Seele, klar und ungefälscht, in seinem Auge liegt. — Sie sprach so schön, so mild, so sanft; ihr Auge sonnte sich in seinen Blicken. Wie sanft geröthet waren iihre Wangen; welche süße Weiblichkeit durchwogte die harmonischen Glieder! — Und er, der vor ihr stand, trunken im Anschauen ihrer -bezaubernden Schönheit, cr fühlte seine Scheu, seine Schüchternheit mehr und mehr schwinden. Sein Auge belebte sich, seine Lippe war beredt; im schönsten Wohllaut der Nede entströmte Poesie dem Munde. Er sprach von seiner Jugend, von de.n Vater, von der Mutter, von seinen Geschwistern; wie er dieselben geliebt — und wie er sie nach und nach verloren. Er erzählte, wann er zuerst den Hauch der Vocsie in seiner Vrust empfunden; wie Licd auf Lied entstanden sei. — Er wußte es uicht, wie schön er selbst in diesem Augenblicke war; wie so lieblich er erzählte, wie es so wundervoll, wie ein Mährchcn klang. Er hatte im Laufe des Gespräches ihre Hand erfaßt; e? war ihm — vielleicht täuschte er sich >— als ob sein leiser Druck Erwiederung fände; als ob ihr Auge sonnig voll Liede auf ihm ruhe. Und uuu sprach cr von der ersten Negung sc'n:es Her« zens, von der Sehnsucht, die ihn erfaßt, von dem Glück, das cr empfunden, so er sie gesehen. Er sprach davon, wie er dieß Gefühl schon seit Jahre» tief verschwiegen,im Herzei: trage; wie alle seine Lieder nur der Eineu gewidmet seicn; daß all sein Sinnen und Denken nur Ihr allein gehöre. Er sprach von seiner Liebe. — Und ,er sah es nicht, daß Eleonore verstohlen, flüchtig ^zur Seite blickte; cr sah es uicht, daß hinter ihm eine Thür sich leise öffnete; cr sah nur sie, nur ihr Lächeln, nur ihr sonnigeö Auge. Er fühlte nur den leisen Druck ihrer Hand. Und von dein Gefühl der Liebe übermannt, von seines Herzens Fülle ge> drängt, warf er der seit Jahren Heißgeliebten sich zu Füßen — uud ließ das klare, unumwundene Geständniß seiner Liebe von seinen Lippen strömeu. Und in diesem Augenblicke war cs, als ob die Hölle sich dem Unglücklichen öffne, als ob ein Nichtschwert auf ihn niederfalle. Ein diabolisches Gelächter wurde laut, der Lieutenant W.... stand hinter ihm, und stieß es in satanischer Freude aus, wahrend Eleonore, demselben die Hand reichend, spöttisch jubelt: „Ein köstlicher Spaß! Nicht wahr! Der junge Mann ist heute ein noch besserer Schauspieler, als cr gestcrn cin Dichter war?" Und sich kokett vor dcm aus seinem Himmel gefalienci» Liebenden verbeugend, ruft sie: „Ade! mein Herr! —Auf ^ Nimmerwiedersehen!" Mit diesen Worten eilt sie an der Hand des Lieutenants zum Zimmer hinaus. (Fortsetzung folgt.) 139 Dilder aus der Heimat. „, Sir Humphry Davy's Neisen in Krain. ! - ' Unter den hervorragenden Männern der Wissenschaft, l welche aus weiter Ferne kamen, um die Schönheiten des österreichischen Alpeulandes zu bewundern und ihren, von geistigen Anstrengungen iu, Wirken fnr die Menschheit er» ^ matteten Geist an ihnen aufzurichten und zu erfrischen, dür- ! fcn lvir lvohl in diesen Blattern eines Namens erwähnen, welcher manchem Zeitgenossen noch in Erinnerung sein dürfte: ! es ist der eines der größten englischen Naturforscher, Sir ^ Humphry Davy. Seine mannigfachen Beziehungen zu Krain, ^ welches er in verschiedenen LebcnScpochcn immer wieder mit Vorliebe aufsuchte, die von ihm hier angestellten naturhistorischen Beobachtungen nicht minder, als das für alles Schöne unserer Alpennatur offene 'Auge des geistvollen Naturforschers, Dichters und Philosophen muffen sein Andenken jedem Vaterlandsfreunde werth machen. Entwerfen wir vor weiterem Eingehen in den Gegenstand, seine Lebensskizze. John Davy war am 17. Dezember 1778 zu Peuzance, in der englischen Grafschaft Cornwall, aus einer alten Freisassen- (Ic,>omnn) Familie, mütterlicherseits normannischen Ursprungs, geboren. Am 10. Februar 1796 trat er als Lehrling bei dem geschickten Arzt und Chirurgen, Dr. Vingham Vorlose ein, bei welchem er durch 4 Jahre nicht mir in der Heilkunde sich ausbildete, sondern fleißig anfangs die allgemeinen Wissenschaften, Philosophie (er las Locke, Hartley, Bischof ^ Berkeley, Humce, Heluetius, Condoret, Neid, selbst Kant blieb ihm nicht fremd) Physiologie u. s. w., sodann aber Hoffnung auf Wiedergenesung; hier schrieb er im Winter - auf 1828 die »8»Imonin" (die Vorrede ist von einem späte-: ren Datum : Laibach 30. September 1828). Ain 29. März 1828 ' verließ er England zum letzten Mal, um es nie wieder zu ! sehen, begleitet von Mr. Tobin, dem ältesten Sohne seines : Jugendfreundes Mr. James Tobin, einem jungen Manne, > der, später ein geachteter Arzt, damals eben seine medizi-! nischen Studien vollendet hatte. Sie gingen durch Belgien i über den Rhein und die Donau, wendeten sich von Donau-l wörth südwärts, da die Jahreszeit noch keinen Aufenthalt ' in den Alpen gestattete und reisten unausgesetzt weiter bis ^ Laibach, wo sie am 4. Mai ankamen. Von hier machte er ! Ausflüge an die Quellen der Save in Oderkrain, ging Ende Mai nach Ischel und kehrte im August wieder nach Laibach zurück. In Würzen vom Wetter zurückgehalten, schrieb er eine irische Sage, „der letzte O'Tonoghue" , (abgedruckt in ^ den Denkwürdigkeiten, Vand IV. S. 88—109), die er in Laibach vollendete, wo er am 30. August ankam. Am 6. Oktober reiste er nach Trieft, um Erperimeute mit dem Zitterrochen (loi-pello) anzustellen. Nach Laibach zurückgekehrt, schrieb er hier seine letzte Abhandlung für die »^o^ul sociel^". Am 31. Oktober endlich verließ er Laibach, um nach Rom zu gehen, wo er an? 18. November anlangte. Seine Ge» sundheit schwand immer mebr. Von Rom schrieb er am 30. Jänner 1829 noch an seinen Bruder John (nach Malta), daß er im März nach dein Norden, bis nach Laibach, zurück wolle, wenn er noch am Leben bleibe. Unter dem Hinschwinden körperlicher Kräfte behielt Dauy's Geist seine ganze Kraft und gestattete ihm, in den letzten, in Nom gcschrie« benen Dialogen der „(^onsolalion" die tiefsten Gedanken über die Fortdauer nach dem Tode niederzulegen, indem sich die Klarheit seiner geistigen Einsicht bei der nahenden Auflösung noch zu steigern schien, wie er in einem schönen Zitat sagt: „Dcr Sccle dunkles Haus, das morsch zusammenbricht, Läßt durch dic Spalten nun herein ein neues Licht." (Waller.) Der vierte Dialog der „(^onsolgtion" führt die Uebcrschrift „Der Protcus, oder die Unsterblichkeit" in dem der Verfasser von dem räthselhaften Höhlenthier ausgeht, um die Probleme des Lebens überhaupt zu untersuchen und zu dcr Ueberzeugung zu gelangen, daß die Religion der Leitstern des Lebens sei und mit dem schönen Gleichniß zu schließen: „Die Religion gleicht dem bellen Abcndsterne nm Horizonte des Lebens, der, wie wir sicher stnd, in einer anderen Zeit Morgenstern wird, und seine Strahlen durch Schatten und Dunkel des Todes sendet." Im Februar berief er seinen, als Arzt auf dcr Flotte in Malta dienenden Bruder John nach Rom, im Gefühle der nahenden Auflösung. Am 16. März traf dieser in Rom ein und reiste mit ibm über Genua in kleinen Tagreisen nach Oenf, wo er am 28. Mai ankain und schon am folgenden Tage starb. (Fortsetzung folgt.) Der Hausschlüssel. In dcr Vorzeit golducu Tagen, Da man Mimicdimst noch ehrte, Ward zum Ritter man geschlagen Mit dem Degen, mit dem Schwerte. Aber in modernen Zeiten, Seit dcr schöne Wahn zerrann, Macht — dieß ist nicht zn bcstrcitcn — Macht dcr Schlüssel erst den Mann. Druck nnd Verlag von Ign. v. Klcilt'.nayr N F. Vambcrg in Laibach. — Vcrantwrrtüchcr Ncdactcuv F. Vambcrg.