Predigt auf den xx» Sonntag nach Pfingsten, gehalten its der Stadtpfarrkirche zu Pettau, a§, was edlen reingestimmten Seelen wahrhaften Genuß darbieten, und gewahren kann! Wenn die Mähe des Lebens, wenn des Tages schwere Arbeit, wenn die Pflicht eines harten Berufes auf Euch lastet, ihr Manner! was ist es denn, das- euch aufrichtet? — Es ist die treue Theilnahme des lie* henden Weibes, es ist das zutrauliche Anschmiegen unschuldiger Kinder, was euch erheitert und ermuthiget» Ihm, Sen ihr vor euch sehet, Sem freuen Nachfolger seines Herrn, wird dieser Trost nie znTheil werden. Mag die Hitze eines schwülen Mittags ihn quälen, keine liebende Gattin wird den Schweiß von seiner Stirne troknen :— mag die rauhe Kalte eines winterlichen Abends ihn erschaudern machender wird nicht im muntern Kreise seiner Kinder erwärmen, und das Ungestüme der Jahrszeit vergessen können. Dieses und vieles Andere , was anziehend und groß gilt auf Erden, will Er nicht achten, darauf gerne verzichten, um völliger und unbeschrankter das Wohl feiner Brüder zu besorgen: er will, wie Paulus, für diese glenhfam ein Verflossener fallen, wenn dadurch nur das Reich Gottes erweitert, und Jesu Herrlichkeit befördert wird! — Alles dieses kündiget Euch, christliche Zuhörer! das heutige Fest; und wenn ihr es bedenket, solltet ihr gleichgültig bleiben, sollte kein menschliches Rühren euer Herz ergreifen? £> folget dieser Rührung; ersticket dir überwallende Bewegung eures Gemüthes nicht, sondern freut euch derselben, freuet euch des Festes, das eure Liebe zu Gott und Jesus anreget und belebet. Wahrlich es ist ein freudiges Fest für uns Alle! Doch auch für Ihn, den Bräutigam desselben, ist es erfreulich, und davon im Folgendem IL - Ware unsere Freude nur erkauft auf Kosten des 'Neugeweihten, ginge sie erst aus seinen Leiden und Entbehrungen allein hervor, dann ware sie unrecht und verwerflich. Es schmücken die Menschen sa gerne die Opfer, welche sie zu schlachten gedenken , und stimmen lärmenden Jubel, und stellen lautes Gepränge an, um den Schrei des Schmerzens oder die stillen Seufzer zu Gmauben, die aus der Brust des Geopferten- hervordriugen. Doch so- ist ti nicht hier. Das Herz- des Neugesalbten, beit Ihr vor Euch sehet, ist tief gerührt, seine Seele innig und freudig bewegt ob der Gnade, die ihm der Herr erwies, indem Er Sich ihn erkohr zum Boten seiner Erbarmungm, zum Mitarbeiter in seinem Weinberge. Mag fortan seines Lebens Weg oft öde und kahl seyn, mag sein Fuß an den felfigten Stellen sich stoßen, oder an dm Dornen desselben sich wund ritzen, mag der Arbeit viel, des Lohnes wenig auf ihn warten; er weiß es doch, daß er ein würdiges Ziel sich gesetzt, und daß ruhmvoll sey sein Ringen und Streben , um. es zu erreichen. Zwar Menschen , die sich felb ft für klug halten und nach eignem Dünkel für weise, die wohl wisse» und verstehen, wie man auf den Armen lauert, daß man ihn beraube, die nur in dem Einem was Roth thut, Fremdlinge, in Allem aber, was die Welt und ihre Lust und Hoffart giebt, bekannt und gewandt sind, die, wie die heilige Schrift sagt: das Saure süß, und das Süße fftuer machen, kurz die Menschen dieser Welt begreifen freilich nichts was des Geistes ist, weil sie Leibliches, oft nur Thierifches sinnen, —solche Menschen werden villeicht auch Dir, geliebter Kampfgenosse! begegnen., und dich vornehm bedauern, daß du noch kindisch genug sepsi auf solchem Steckenpferde einher zu traben, welches sie, als Erwachsene langst von sich warfen. Doch dieses irre Dich nicht, mein Lieber! noch mach' es dir bange! Denn du führest ein Amt des Geistes, daher du auch geistlich heißest; und so lange das Himmlische dem Irdischen , das Ewige dem Zeitlichen, das Unvergängliche bem Eitelm und Vergänglichem vorgehtbleibt die Würde deines Wollens und Thuns gesichert! — Und wie erfreulich und erhebend ist nicht Dein Amt selbst! welch seligen Frieden, welche hohe Begeisterung gewähret es nicht! Erfreulich ist cs zu erforschen des Herrn Gesetz Tag. und Nacht, zu bewundern den Gang seiner Erbarmungen, niederfallen und anzubcten die Fülle seiner Huld! erhebend ist es zu fühlen, wie in seinem großen Reiche nichts vergessen ist; wie der Wurm,, der sich im Staube krümmt, und' der Seraph, der vvr seinem Throne sieht, seine Herrlichkeit verkündigen , wie ein Tag dem andern es zuströmt, eine Nacht der-andern es entbietet,, daß Er Alles trage und halte mit mächtigem Arme , daß Ihm gehöre das Reich, die Macht, die Herrlichkeit von Ewigkeit zu Ewigkeit! — Beseligend ist es, der armen, verlassenen Bruder sich, anznnehme« p % V - ’ r Hen Unglücklichen, Trostlosen mit freundlicher Rede, mit «ulbet Theilnahme aufzurichten, und zu sagen: Faße Muth, o du Armer mir aber doch Lieber! Du bist vom Herrn nicht vergessen; er laßt -ich micht über -eine Kräfte versucht werden, und wird auch -refer Versuchung ein Ende bereiten, womit du bestehen mögest. Seligkeit gemährt es denen, die -eladen find, das Wort des Trostes zu geben: Nehmet des Herrn Foch auf euch: denn sein Foch ist süß , und seine Last Leicht! Seligkeit gewahrt es, auch nur durch einen schwachen Handedmck, oder matten Blick den Dank des Scheidenden zu verstehen , und zu wissen, daß der göttliche Same nicht auf unfruchtbares Erdreich stel! -Und welchen .Genuß werden Dir erst die Kleinen bereiten, wenn Du sie zu dir rufest, damit sie zunehmen an Weisheit nnd Gnade, wie an Alter! — Was sind gegen solchen reinen Genuß die oft so ungerecht und theuer erkauften Weltsteuden? — Ein Farbenspiel, das zerfließt vor Denen, die es sesthalten .wollen., ein Rauch, der entschwindet, «in Schatten, der dem entweicht, der ihn zu Haschen gedenkt, «ine Welle, die vorüberzog, und von der sich die Stelle nicht finden laßt, wo wir sie bemerkten. Leerheit, Uebersatti-gung, Eckel sind insgemein die traurigen Gefährten der sinnlichen Freuden, und die vielfach beneideten Glücklichen der Welt sind häufig glanzend Elende! Deine Freuden, o Theurer! find edler, und dauernder. Du hast dir einen Beruf gewählt, wo du stets Gutes thun, nur Glückliche schaffen kannst. Mag es fepn, daß Du die Deinigen nicht bereichern wirst ; Du kannst ihre Armuth Heilen, und so das Erniedrigende ihrer Lage, was oft mehr schmerzt, als die Armuth selbst, wegnehmen. Du hast somit einen Reichthum, den kein Rost anfrißt, und Motten nicht benagen, der Dir bleibt ^uad Dich beseliget, wenn auch Deinen Speicher kein Warzen, Deinen Keller nicht köstliche Getränke füllen. Deßhalh freue Dich deines Berufes, freue Dich des Tages, der Dir denselben verbürgt! Endlich freue Dich auch darüber, daß du den Drang Deines kindlichen Herzens befriedigen, nnd den Rest der Lebenstage Deiner Eltern versüßen kannst. Glücklich preiset die heilige Schrift den, der seinen Vater ehrt, und nie vergisst, w schwer er seiner Mutter geworden sey. Und wahr- lich, es thut ja dem Herzen so wohl das Gefühl der Liehe auszusprechen, un> durch Dankbarkeit empfangene Wvhlthaten zu vergeltend Es thut dem kindliche» Herren so wohl in That und Leben zu zeigen-, wie sehr cs erkenne die Opfer der Eltern, wie gerührt es sey von der Mutter Plage und-Mühe in den Tagen der Unbeholfenheit, von des Vaters Kümmern und Sorgen in der bedeutenden Zeit des Jünglingsalters! Wie -sehr wird es die frommen Herzen der Deinigen ergreifen , wenn Du ihnen einst sagen kannst : Vater! Mutter! Wenn das Wort des Erlösers in meinem Mund^ Kraft und Erfolg hat; wenn es den verhärteten Sünder gleich einem vielschneidigen Schwerdte trist und verwundet, den Frommen gleich dem Thaue des Himmels erfrischt und erquicket, wenn durch dasselbe Irrende belehrt, Zweifelnde beruhigt werden: so ist euer großes Verdienst dabey dieses, daß Ihr in früher Jugend meinen Geist zu Gott ge-lenket, mein Herz zur Liebe des Guten entflammt, und durch Beyspiel und Wandel jeden schönen Keim entwickeln und befördern halft! Älles dieses gibt Dir, o Theurer! am heutigen Tage reichen Stoff zur Freude. Manches noch möcht' ich Dir sagen, woran Du dich stets hakten, wovon nie weichen, was Du nie aufgebcn sollst; doch die Zeit dränget mich, und weil Du, wenn ich t>ert# heiligen Sinn der Glaubenslehren zu deuten suchte, an meinen Lippen hingest, und durch Deine Rührung die wohlthatige Wirksamkeitt derftlben oft erprobtest; s» verstehest Du , wohin ich deute, was ich nochmahl Dir empfehlen möchte!—Ich will dich nicht langer zurückhaltrn. Gehe zum Altar, und bringe dem Herrn dein Erstlingsoxfer! — Und wenn Du das unschuldige Lamm hinhaltst; j# erinnre dich an das, was Israel seinst that, und thuc desgleichen. Als Jc» kob vor Esau sich flüchtete, erschien chm der Gott feiner Vater, und er mußte mit Ihm ringen, und überwand Ihn. Und als er den Ueberwundenen lassen sollte, sprach Jacob: Ich werde dich nicht kaffen, bis du mich gesegnet hast. So spreche auch Du in jenem feierlichen Augenblicke: „Ich werde Dich nicht lassen, mein Herr und Gotti bis du gesegnet Aste, die mich segneten!" Ich werde dich nicht kaffen, bis du gesegnet meinen ergrauten Vater. Auch er kann wie Israel sagen: Meiner Tage sind viele, und manche derselben waren schwer und böse durch den Kummer, den mir dir Versorgung einer zahlreichen Familie bereitetel Segne o Herr! seine übrige Lebenszeit, laß IS ihn der Freuden noch viele erleben, und keines seiner Kinder betrübe Ihn!' Fch werde Dich nicht lassen bis Du gesegnet meine mich zärtlich liebende Mutter! Lange schon freute sie sich auf diese Stunde;, laß ihre Freude nicht vergebens scyn, oder durch irgend welchen Ustfatt hintrnher trüben! Fch werde dich nicht lassen, bis du gesegnet alle meine Brüder und Schwestern; denn so nur kann ich ihre herzliche Liebe vergelten, nur so die edle Großmuth vergelten, Womit Einer derselben mir -den heutigen Tag zum laut festlichen bereitet. Ich werde Dich nicht lassen^ bis Du gesegnet das gesammte Christenvolk, welches jetzt seine Gebete mit den meinigen vereint, welches auf mich hofft, und einen eifrigen Diener Deines Wortes in mir erwartet! —Dieses sind die Lebenden, deren du- gedenken sollst Hey Deinem Opfer! Doch auch der Tobten darfst du nicht vergessen, des edlen Hirten insbesondere nicht vergessen.,, der Dich aus der Mitte dieser christlichen Gemeinde hervorzog,. Deiner sich annahm, und mit Vgter-huld Dich leitete! Seins Hülle verweset, Segen seiner Asche! Sein verklärter Geist umschwebe freudig diese Stunde! So empfehle Alle, so bete für uns Me, bete auch für mich, damit ich, wahrend ich Dir und Anderen predige,. Nicht etwa selbst verworfen werde, Amen. Herr Joseph Frauenberger, Kreisdechant zu P-ttau»