Nro. 70. LM'tzcr >M'5^ Zeumg. „ /^^^ Dienstag den 30. Winterm. 179^. Inländische Nachrichten, "Wien den 24. wintevm^ Am ab-aewichsnen Samstage nach Sr. Ü^.k. Mai. Empfang, hatte das hte<,qe Vllr' aerregiment, sammt dem Artillensteu uno Scharfschützenkorps die Ehre,^nnt wehenden F hnen und klingendem ^Plele durch den Vurgplatz aufzumhen, wo das K. K. Militire'aufdcrH^^^^^^ stand — Sonntags erhoben sich Se. k. ^ Maj. um . l Uhr nach der Metropo-- Man rche von St. Stephan, wo s'ch,n-v chm die K. K. Minister, gehe.men lität, die Magistrate, der U.nverstta^ der Stadt, endlich W Wrren der S adt und der Vorstädte versamme t hatten, Id nach Sr. K. K. Maj. Anfunft durch den Kardinalerchischof der Ambrosiam ch. Lobgesanq angestimmet, und sodann das Hochamt gehalten wurde. —. Vor de^ Kaiserl. Wagen ritten K. K. Emspanmger,^ und den Schluß machte die ungarische adiliche Leibwache in Galauniform. — Der Zug ging durch die bcoden auf dem Kohlmarkte und auf dem Stockamciscn Platze errichteten Tn'umphpforten, und die zwischen letzterer zu beuden Seiten in Parade stehenden bürgerl. Wachen — Wäk-reud des Ambrosian'ischen Lobgesangs und des Hochamts in der Kirche, wurde durch das ausserhalb aufgezogene Militare, und aus den auf dem Walle aufgeführten Kanonen , ein dreymaliges Salve abgefeuert. Die Zurückfahrt aus der Kirche geschah wie die Hinfahrt. Jedesmal begrüßte das in allen Gassen häufig versammelte Volk den vorüberfahrenden Monarchen mit lautem Vivatrufe. — Des Abends wurden die beyden Triumphpforten und die meisten Häuser der Stadt beleuchtet. Von beyden Triumphpforten ertönten die ganze Nacht hindurch Musikchbre: und das W A Mlk, welches alle Gassen erfühllte, jauchz-f te unaufhörlich' dem Kaiser Glückwünsche zu, indem es sich auch sonst allen Aeus-: serungen der Fröhlichkeit und Freude überließ. -^ Gegen 9 Uhr Abends geruhten Se. K. K. Maj. mit der Königin von Neapel Maj. und den durchlauchtigsten^ Er.her'oglichen Herrschaften durch die beu-'' den Triumphpsorten und "die vornehmsten Gaffen der Stadt zu fahren, um die Beleuchtungen in Augenschein zu nehmen. Gestern sind Se. Ma^. die Königin von Neapel, wie auch I. K. H. die Erzherzogin Christina und derselben durchl, ^ Gemahl, Prin; Albert von Sachen-Te-schen, nach Feldsberg abgereiset. — Die zu Hem Friedenskongresse zwischen dem Kais. Königl. Hofe und der Pforte, von ^ Seite Großbrittanniens und von Seite,! der vereinigten Niederlande bevollmächtig-^ ten Minister, die an dem hiesigen Hofe!-. beglaubigten Gesandten, Ritter Keith und^ ! Freoherr von Haften, sind letzterer vori-! ^ ge Mittewoche den 17. und ersterer Frey--l tags den 19. d. M. von hier nach den^ l Kongreßort Szisiow in Bulgarien ab;e-s reiset. — Hier ist ein Kurncr von Pa-l ris angekommen,, welcher die Nachricht ^ überbracht haben soll , das der friede zwische Spanien und England glücklich, hergestellt sey?. — Zu denen Fesiinen, welche' dcr regierende Herr Fürst zu Lichten-siein in Felsberg geben wird, hat Hoch-derselbe nebst anderen Personen von Di-siinkzion besonders auch durch ein eigenes Schreiben die Hofbcamte einladen lassen. — Aus Italien vernimmt man, das in Neapel ein starkes Erdbeben gewesen , welches großen Schaden verursa^ chet haben foll. — Ben der erfolgten Re-! dukzion des Mihalovich fischen Freykorp^ sind die von andern Regimentern mit. Avancement herübergettettenen Qberossiziere ni ihren vorigen Regimentern in der ehemaligen Eigenschaft, in welcher sie beym Korps gedienet, zurückgetretten. Jene Ober-osfl,iere, welche zuvor nicht gedienet hatten, werden aus besonderet allerhöchste« Gnade des Monarchen, wenn sie Diensttauglich sind, in die Gren.lregimentcr eingetheilt ; sind sie aber nicht Diensttauglich, so dürfen sie nicht wie Anno 1778 mit einer Abfertigung entlassen, sondern müssen pensiomrt werden, und sollen, wie man sagt, die Hauptleute monatlich 29 st. die übrigen Ossüiers aber monatlich is st. erhalten. — Der regierende Fürst zu Lichtenstcin hat sich wegen den zu Felsberg m haltenden Jagden 3 Kaiserl. Forstmeister und io Jäger eigends erbet-ten ; erstere bekomnun taglich, so lange sie da sind, 3 und letztere 2 Dukaten: die Gaste, welche bey diesen Jagden mit überkommenen B llets erscheinen wollen, müssen mit 3 Iuger - Uniformb nam'ich der K. K. dann K. Neapolitanischen , und Fürstlich - Lichtensteiniscben verschen seyn, zur Unterbringung der Gaste hat der Fürst alle mögliche Anstalten getroffen, und hat Hochderselbe in den beyden Wirthshäusern alldorc die Mittagstafeln per Kopf auf einen Gulden regulirt. — Die Galauniform der deutschen Noble Garde alleinig sind auf 54000 st. zu stehen gekommen. Diese Uniforms müssen von den :u ihren Regimentern zurücktretten/ den Gardisten zurückgelassen werden, die sogenannten Haus - oder Frack ' Uniform haben denselbsn zuverbltiben; der Herr ^ Garde - Kapitän Fürst von Lobkowitz hat als einen Beotrag zur Uniform 3500 st« ehalten, dessm Equipage soll ihn aber !2O,QOO si. gekostet haben. Viele wollen die Ankunft Se. Kö- mgl. Hohlit dcs Kursütsten Von Köiln baldigst aühier erwarten. Graz den l^. N)interm. Se. Maj. haben eine eigene Finanzkommission unter dem Vorsitze des Gra'en von Sin;endorf angeordnet, woben der Graf Strasoldo das Viccprasidimn führt, nnd welcher die Hofrathe Degelmann / Hertelly, und der Administrator Breindel beywohnen werden. Das Hausgeschä'^t dieser Kommission wird die Eütwer un,) einer muen Tariße und die Wiedereinführung einiger Waaren aus dem Auslande seyn. Man will sicher wissen, daß mit Ende deses Monats die Einführe dcs Stockfisches / der Häringe und dcr fremden Wmie erlaubt werden wird. Auch soll dieTrank-sieuer auf das Bier aufgehoben werden. Brünn den 20. N)interm. Den Landstanden des Königreichs Böhmen ist durch ein kaiserliches Handblllet d>e huldreiche Versicherung zugekommen, daß Se. Maj. gleich nach Ihrer Zurückkunfr von Florenz sich würden zu Prag krönen lassen. Der durch seine Gelehrsamkeit / und Erfindung der Amalgamazion in ganz Europa bekannte Herr Baron und Hosrath Von Born in Wien hat von ihrer Majestät der Nußlschen Kaiserin als Mitglied der gelehrten Gesellschaft in Petersburg ein große goldene auf dcn wiederhergestellten Frieden mit Schweden geprägte Denkmün e von so Dukaten im Gewich? te zum Geschenk erhalten. Auf der Vorderseite dieser Mün>e' sieht man das Brustbild Ihrer Majestät der unsterblichen Kai-serin, 'auf der Rückseite ab?r einen Lor-berkranz, durch dessen Mitte ein Lorber-zweig lauft. Die benden Inschriften sind darauf in rußischer Sprache abgefaßt. ^ Preßburg öe,l 20. Ilvinterm. Die köuigl. ungarische Krone mit den Reichs-kleincdien ist noch am Krönnngstage nach vollbrachter Feyerlichkeit dem Herrn Pala« tin K. H. überanwortet worden, und sonach durch 3 Tage in der Kapelle Sr« Eminenz des Herrn Kardinals zur Scl'au ausgesezt gewesen. Den 18. aber durch die hie-u ernannten Herren Deputirten. in Beyseyn des Hrn. Palatins , der Herren Kronhüttcr und mehrerer Magnaten wieder iu lhr Behältniß gebracht, welches dann verschlossen und mit den gewöhnlichen Siegeln versehen wurde. Den «7. war Landralzssi'tzuug. — Anf demselben Tage mn ,2 Uh? Mittags begaben sich Se. Majestät der Kaiftr zum Karosse! , welches in dem Fkrsiengartm veranstaltet war , nach welchen AUcrhöchst-dieselben ben Sr, Eminenz dem Herrn Kardinalen Fürst - Pr.imaS das Mittag« mal einnahmen. — Ascnds um 6 Ukr gtniheten Se. Vaj. der Kaiser mit allen hier anwesenden Erzherzogen und Er Herzoginnen königl. Hochheiten / wie auch Ihre Majestäten d'cr König und die Kö« nigin von Neapel und Ihre königl. Hoheiten die Erzherzogin Maria Christina und der Herzog Albert von Sachen - Teichen zu dem Herrn des H. R. R Fürsien Anton von Großalkowics, Obersten Erbsiallmeister des Königreichs Ungarn sich ;u verfügen. Bey der Ankunft des allerhöchsten Hofes stunde» 24 Mann Ka« valleristen um Ordnung im Zu - und Wegfahren zu halten: der innere Tbelt des Pallastes selbst war aber von '3a Mann Infanierie besetzet. Bey den beyden El« - und Ausfahr-sthören waren transparente Triumphpsorttn errichtet, herrlich beleuchtet, und auf ftlbcn verschiedene Inschriften angebracht. ^ In dem Vorhofe siand die Zahlreiche Fürstliche Livredie-«erschüft in prächtiger geschmackvoller Kleidung , dann die Haus - Offiziere, alle in reich bordirten Uniform, zuletzt die fürstlichen Musici. Auf dem Erker der Einfahrt ertönten Trompeten und Pauken. Se. Majestät und die königl. Hoheiten wurden bey dem Absteigen aus dem Wa--gen von der fürstlichen Familie ehrfurchts-Holl empfangen, und über die Treppe in die herrlich beleuchtete Zimmer. und den Saal qeführet / allwo sich der gesammte zu diesem Feste eingeladene Adel befände Das Fest wurde mit einem Ball erö.f^ net, und bis ic, Uhr im Saale mit Tan;-n, in den Nebenzimmern mit Spielen fortgesetzet, unter welchen all? Anwesende mit aller Gattung Erfrischungen' bedienet wurden. Nach l<5 Uhr wurden! «uf der anderen Seite des Pallastes der Speisesaal und 3 Speisezimmer geöffnet/ und die Allerhöchsten und hohen Herr-, schaften speiseten an 7 Tafeln zu zwey^ malen. Die Tafel an welcher Se. Ma-z jestat speisten, war auf 46, die übrigen; Jede auf 22 Gedecke. Es herrschte' in!! ollem Geschmack, Uiberftnß, und eine! für fo hohe Gäste geziemende Pracht, in der Bedienung aber die genaueste Ord nung. Nach aufgehobener Tafel wurde mit Tarnen bis nach Mitternacht fortge. setzet. Se. Maj. q?ruh?ten ben dem Weggehen der Fürstlichen Familie ihre höch-. sie Zufriedenheit mit den gnädigsten Aus-, drücken zu äußeren. Eben auf gleiche ^ Weise legte der gesamte Adel diesem herrlichen Feste das gei'emende Lob bey, und überhaupt erhielt selbes allgemeinen i Beyfall. j Auslänöische Nachrichten. Deutschland. Regensbuvg den 3. N>interm. Der Preußische Monarch hat beschlossen, seinem Oberkriegskoltegium einen grössern Wirkungskreis zu geben , und dasselbe :um Besten des ganzen in eine nähere Verbindung mit dem Generaldirektorium zu setzen. Di,ese Absicht zu erreichen, hat, vie die Verlinerzeuungen melden, der Monarch nicht nur das bisherige Mili-tardepartement des Gen?raldireftoriums mit Beibehaltung seiner Form mit dem Oberkriegskollegium vereiniget, dcMbe zum achten Departement dieses Kollegiums erklärt , nnd mit diesem Departement? die Mobilmachlm.