,.....«m 20 "«2^«---------- Freytag den ig. May 1826. Vision. 5)u Mitterna6)t in Habsburgs alten Mauern Geht cin Verhüllter, räthselhast zu seh'n; ^an sieht ihn schreiten, weilen nun und lauern. Dann heben seinen Fuß, und weiter gch'n; "0in Haupte zu den träfen Fersen nieder, Umhüllend rings, fließt nächtiges Gewand, Die Falten scharf; so zeichneu sich nicht Glieder, Wo Leben noch die straffen Formen spannt! Vas hält er? Ist's ein Stab? Es blinkt wie Waffen! Des Schnitters Waffe haltend zieht er ein, llnd wo des Mantels-Säum' im Gehen klaffen, Blinkt kahl entgegen Fleisch entblößt Gebein. 3ch kenne dich, dn Würger der Lebend'gen l Nas such'st un Heiligthlime, Scheusal, diN Hier darf daS Alter nur die Tage end'gen; Die Pflicht zu leben a,il>t ein Necht dc,zu. Icht steht er sitll. dort wo das Pförtchen schließet, O schließe gut! Q Pförtchl-n, schließ ihn aus! ^och aus dein Kleide, das ihn ringä umfließet, Streckt er die dürre Kuocheichand heraus. ^Lie an die Flügel er den Finger stellet. Da springen sie weit gähnend aus dem. Schloß, !lnd ein Gemach, von Lampenschein erhellet, Liegt seinem Aug'< liegt seinem Arme bloß. Und dri,,' ein Mann auf seinem Schmerzenbbette, Nie ist die edle Stirn von Tvopftn feucht! Iwey Frauen neben ihm. Wer sah's, und hätte ?ie Gattmn nicht erkannt, die Mutter, leicht? ^lnd eine Krone liegt zu Bettes Füße». „Das ist ein König," spricht der bleiche Gast, "Und zwar ein guter, sollt ich glauben müssen, Dag früh ergraute Haar zeigt nicht von Rast." »Wohl auch alS Gatte möcht' er sich bewähren, „Darum bewacht die Gattinn jeden Hauch. „Durchs Schloß erschallen Seufzer, stießen Zähren, „Ein guter Herr und Vater also auch.' »Und dennoch kann das alles mich nicht hindern, «Der Gattinn Thränen halten mich nicht auf. »Den Vater raub' ich täglich seinen Kindern, »Was vorbestimmt ist, habe seinen Lauf." Uud er tritt ein. Da summen leise Klänge, Vom Schloßhof her, in sein gespanntes Ohr. Dort woget Volk; kaum faßt der Naum die Menge, Und Jeder forscht, und Jeder blickt empor. Ein Weinender fragt einen der da weinet. Und Thränen machen ihm die Antwort kund: Ob Hoffnung sey! Was trüb der Blick verneinet. Pflanzt durch die Menge sich von Mund zu Mund. Und alle Hände sind zum Flch'n gefaltet, Auf jeder Lippe zittert em Gebeth; Dcr Todteßpfeil, der Eincn Vusen spaltet, Den blut'gen Weg zu aller Herzen geht. Da halt dcr Würger an, sieht nach dem Kranken, Dann nach der Menge, wogend ohne Ruh, Es stockt der Fuß, der Arm beginnt zu wanken, Und endlich schreitet- er der Thüre zu. Schon hört er nicht mehr das Gebeth der Menge, Die Vess'rungskunde jubelnd zu sich ruft, Und an dem Ende dcr verschlung'uen Gänge, Schwingt er, ein Rachtgewölk, sich in die Luft. Im Gehen aber scheint er noch zu sprechen: „Nicht über meinen Auftrag geht die Pflicht; „Ich ward gesandt ein einzig Herz zu brechen. So viele Tausend Herzen brech' ich nicht!" Grillpa r z,e r> Kaiser Alexanders Reise in die Krimm, seine Krankheit und sein Tod. (Beschluß.) Am dritten Tage wurde di« Leiche Sr. Majestät geöffnet, um einbalsamirt zu werden. Bey derSection fand man im Kopfe beynahe ein halbes Glas voll Wasser, das nach der Meinung der /lrzte Ihren frühen Tod be, schleunige haben soll. Es ward nun im Saale deS Schlosses ein Thron errichtet, und die Zimmer schwarz deco° rirt; aber es mangelte für den Momentan allen dazu nöthigen Artikeln, es war kein schwarzes Tuch, keinSam, met, kein Krepp, keine Tressen:c. vorhanden, man mußte Couriere nach allen Gegenden versenden, um solche in der Elle zu erhalten. Zum Einbalsamiren fehlten alle kostbare Specereyen, diese mußten erst aus Odessa her-beygehohlt werden, daher die zu große Verzögerung der Operation, welche deßhalb auch nicht ganz gut auSsiel. Milden erstern, so wie mit allen ander» zur Beysetzung im St. Alexander Newsky-Kloster beyTaganrog erfor. derlichen Artikeln, versah dann spüler die hier in St. Petersburg «rganisirte Trauer Commission, auf zuooige^ gangene Requisition des Fürsten Wolchonsky, dasGe» folge Sr. Majestät reichlich. — Bepm Schluss« dieses Aufsatzes fügen wir noch einige Thatsachen von allge« meinem Interesse, die dem Tode des Kaisers Aleran, der uumitielbar vorangingen, hinzu: Bey seiner Abreise nach Taganrog veriieß der Kaiser bekanntlich die Residenz am i3.September, ftühum^^hr. Die ganze vorhergehende Nacht verbrachte er in Gebethen, oft kniend, i>n St. Alexander.Newsky.Kloster und der Kasanschen Ka« thedrale. Im erster« unterhielt er sich lange und viel mit dem Metropoliten Seraphim und einigen Mönchen. Er vernahm mit Theilnahme den Pericht des erstern, daß einer der Mönche jüngst sich freywillig der streng-nwglichsten Lebensweise unterworfen, und beschlossen habe, in seiner in der Klostermauer ausgehöhlten Gruft den Rest seiner Tag« zu verbringe». Er ließ sich selbst in jener Nacht in die Zelle dieseS Mönchs geleiten, und sprach einige Minuten huldvoll mit ihm. Am i3. in aller Frühe, bey dem AufganZe derSonne den Schlagbaum passirend , ließ er gleich hinter demselben seine Neiseca. lesche halten, erhob sich in derselben ganz, und blickte von allen Seiten eine gute Viertelstunde nach der Resi, denz hin, als wenn ein Vorgefühl seinem Herzen ver» kündete, es ist zum letzten Mahle. Als er an diesem Mor, gen in Zarekoje-Selo eintraf, umritt er alle Umgebun« gen desselben, als wenn er von diesem ihm theuersten Orte auf dieser Welt für immer Abschied nehmen wollte, unterdessen stand seine R«iseca!esche schon lange an der Parabetreppeangespannt. Aut'die Frageseines Kammer, dieners, wann man ihn wieder zurück erwarten dürfe, antwortete er, aufs Bildniß des Erlösers weisend: „Das weiß nur dieser aNein."—I» emer October.Nacht, gegen 2 Uhr nach Mitternacht, sahen, wie wenigstens er« zählt wird, viele Bewohner Taganrogs über der kaiserl. Wohnung zwey Sterne, anfänglich einer von dem andern i» weiter Entfernung, sie näherten sich darauf, und schiede» wieder.Dieß fand zudreymahlen Statt, darauf warb der eine von ihnen zu einer ansehnlichen, leuchien-den Kugel , der den zweyten ganz bedeckte, in kurzer Zeit aber niedecftel und unsichtbar ward, hierauf verschwand auch der zweyte Stern nach und nach. — Am Tage vor seiner unglücklichen Reise m die Krimm/Um 4 Uhr Nachmittags, schrieb der Kaiser sinen Brief an seine Mutter. Durch eins vorübereilende Wolke verftnslerte sich plötzlich der Horizont so sehr, das) ertzem Kammer« diener befahl, Licht herein zu bringen ; unterdessen klarte sichderHimmel auf, es wurde wieber hell, unddieSon< ne begann zu schiwen. Der Kammerdiener trat herein und fragte,, ob er die Lichter wegnehmen dürfe? War, um," fragte der Kaiser? ,»Bey unsRussen hält man ,s für Unglück bedeutend, am Tage bey.Licht zu schreiben," ant' wortete Ersterer. Der Kaiser: „Was folgert man denn daraus ? sprich die Wahrheit; gewiß willst du sagen, von der Straße Licht hier erblickend, glaubt man, hier lieg« einTodter'i" Kammerdiener: „2o ist's, Ew. Majestät." Der Kaiser: „So nimm die Lichter!"—Gleich am ersten Abende nach seiner Rückkehr ausderKrimm, erin-nerre sich der Kaiser dieses früheren Gespräches mit sei-nem Kammerdiener. Ihn erblickend, sagte er zu ihm: „Fedor, die Lichter, die ich,dir damahls befahl von meinem Schreibetische zu nehmen, kommen mir nicht aus dem Gedächtnisse, sir d»pten auf weinen Tod, und werden vor mir brennen." —Die Reise in die Krimm wioerviethen dem Kaiser nachdrücklichst seine Gemahlinn und der Fürst Wolchonöky; doch er blieb beharrlich bey - seinem, dem General-Gouverneur derneurussischenPro» vinzen, Grafen Woronzow, gegtbenemWorte, die Halbinsel zu besuchen. Ein Beweis, in welchem hohen Grade der Liebe ünd Verehrung der hochselige Monarch selbst bey halbwilden Nomaden>Völkern stand, ist dieser: Als am 23. November Taganrogs Bewohner vernahmen, daß des Kaisers Leben in Gefahr schwebe/ eilten alle Bewohner in di« Kirchen, um seine Rettung vom Hoch« sten zu erflehen. Ein Kalmucken-Fürst, gegen 3o Jahre alt, nomabisirte mit seine» Untergebenen in mehrern Kibitken schon gegen einen Monath in den nahen Um. gedungen der Stadt, nur in der Absicht, dem Kaiser und der Kaiserinn vorgestellt zu werden. Sein Wunsch ward erfüllt, er erhielt bey beyden ein« huldvolle Au« bienz. AIs am 2^. d?i Kunde von der gefahrvollen Krank, heu des Kaisers auch zu seinen Ohren drang, ließ er bey der Hiabtobrigteit und der Geistlichkeit anfragen, ob er für Se. Majestät in der Hauptkirche dürfe eine Messe abhalten lassen? Zur Antwort ward ihm: die christliche Kirche verwerfe keineswegs solche Handlungen frommer ^iebe, selbst von nicht christlichen Volkern, Am folgen-den Morgen fand sich dieserKalmuckenfürst mit einem Gefolge von zehn Mann bey der Kirche ein. Alle stiegen von ihre» Pferdcn, und betraten dieselbe mit entblöß» t«n Häuptern. Der Geistliche, seine ernste Absicht ge< wahrend, hielt die Messe in ihrer ganzen Vollständig« keit, wahrend welcher der wilde Nomadenfütst für die christlichen Gebethe und gegen Gott eine so tiefe, innige Ehrfurcht bezeugte, wie man sie oft bey den gebildetsten Europäern nicht antrifft. Bey allen Anwesenden brachte diese, bey Asiaten nicht gewohnte Erscheinung, die rührendste Wirkung hervor. Beym Weggchen theilte der Fürst eine beträchtliche Gelbsumme Mter die Armen Und die im Stadtthurme sitzenden Gefangenen aus, er-stern zuflüsternd,: „Bethet Aur ja fleißig fiir des Kaisers Niederge,u!ung."— Kaiser Alexanders kurze Anwesen« hek in Tanganrog ward für diese Stadt durch ausge, zeichnete Wohlthaten und Beweise großer Huld bleibend Merkwürdig. Aus frühern Mittheilungen wird man sich «tinnern, daß er ihren Bewohnern zum offenbaren Vortheile zwey Gnaden-Ukast unmittelbar nacheinander er« ließ. Im ersten befahl er, ihnen den zehnten Theil der Taganrog'schen Zolleinkünfce, die im Iahreslaufe fast 6ine Million betrugen, zu erlassen. Im zweyten befahl er, ihnen auf l5 Jahre alle Mgal">n zlt erlassen, nach der Grundlage, wie ein früherer GüMe-librlef dieß der Stadt Odessa zugesichert hatte. Alexanders Aufmerksamkeit richtete sich in Tagainog auf alles, was nur dein Interesse und Vergnügen seiner Bewohner einsprechen konnlt. Bekanntlich setzte er eine sehr ansehnliche ElilN-me zur Verschönerung des öffentlichen S^d^anens auS, welchen Auftrag jetzt,auch wirklich daseid der von den hiesigen kaiserlichen Lustschlössern hin verschriebene Gärtner, Grey, auszuführen sucht. Allen öffentlichen Zweigen der Stadtverwaltung wurde wirklich eine so wohlthätige Richtung gegeben, daß Taganrog bestimmt beg der Ausführung dieser Plane, in einigen Jahren den ersten und reichsten Handelsstädten Europens sich kühn hätte ^u,r Sette stellen dürfen. Auch fühlten die Taganroger die ganze Größe ihres schrecklichen Verlustes bey seinem Tode. Kein Weinen, kein laures Ge-stöhne vernahm man in der Stadt bey der ersten Nach, richt von des Kaisers Hintritt: ein» Erstarrung, gleich den Folgen eines getroffenen Blitzstrahls, hatte sich fiir die ersten Minuten aller Gemüther bemächtigt. Darauf wandte sich di« allgemeine Theilnahme mit ungeduldiger Neugier zu der Kaiserinn Elisabeth. Die Bewohner fanden einige Milderung für ihre große Trauer, als sie vernahmen, daß diese erhabene Fürstinn diesen entsetz« lichen Schlag des Schicksals mit der übernatürlichen Standhafligkeit ertrage, die sie wahrend der ganzen Krankheit des erlauchten Gemahls bis zu seinem Hin« scheiden zeigte. Wie die Taganroger spater ihre unendliche Trauer, dey der Beysetzung des kaiserlichen Leich-namS in der St. Alexander-Newsky Klosterkirche, und bey seinem Abzüge aui Taganrog hierher, an den Tag legten, thaten zu seiner Zeit oie Tageblatter zur Genü« ge kund. Merkwürdig bleiben auch zwey hier zufällig eingetretene Umstände. An Alexanders Todestage, am ». December, fiel hier ein so ungewöhnlich dicker Nebel, daß man nicht drey Schritte vor sich sehen konnte, die ältesten lebenden Menschen erinnerten sich nicht eines solchen. In dem Momente, als am g. December die erste erschütternde Todesbothschaft in Petersburg eintraf, hatte eine Abtheilung des Preobraschenskyschen Regiments die innere Wache im kaiserlichen Schlosse. Auf den Ningkrageit der Ober-Officiere waren die Worte an, gedeutet: Der ,Z. November (erste December) «700. Er war der Jahrestag her Schlacht beyNarwa. Viele Beobachter wollen bemerke», daß in Aleranders Leben und Regierungsgefchichte die Zahl ,2 bey den wichtig» ssen Ereignissen eine ausgezeichnete Rolle spiele; so wur« de er am »2. December (alten Styls) geboren, am Z2. März bestieg er den Thron, den er fastzwey Mahl »2, 24Iahre behauptete. Ererreichte ein Alrer von^L Iah« ren, vier Mahl »2: 49. Im Jahre iäi2, in seinem zwölften Regierungsjahre, ereignete sich die Invasion Napoleons mit 22 verbundenen Völkerschaften in Ruß» land/ der am »2. Iuny l9i2 zuerst über Rußlands Gränze trat.— Gleich am ersten Tage, nach der hier «mgetroffenen Kunde von des Kaifers Ableben, wurde folgende Anekdote, deren Wahrheit unbezweifelt ist, hier allgemein bekannt. Bey Abnehmung des Huldigungs« Eides für den Cefarewitsch Großfürsten ConstantiN/ bemerkte man mit auffallende? Theilnahme einen Sol. daten im Cheualier-Garderegimente, der sich dem hef. tigsten Schmerle ergab, bitterlich weinte,und sich durch nichts trösten liffen wollte. Er bekannte den ihn Umrin» genden Folgendes: „Vor einigen Jahren hatte ich eines Tages meinen Wachposten an der Pforte des großen Sommergartens. Von der strengen Kälte überwältigt, schlief ich ein, und wurde durch den hochseligen Kaiser selbst geweckt, der mit aller möglichen Sanftmuth mir die Wichtigkeit meines Vergehens erklärt«, mir mit dem Befehle verzieh, Niemanden etwas davon im ganzen Leben zu verrathen, andeutend, daß, wenn ich je dieß Schweigen bräche, ich ihm die Möglichkeit raube, mich zu retten." M a y l i e d. Wie ist mir jetzt so wohl um's Herz. Mein Vusen ist so frey. Dich flohen So?g«n, Gram, und Schmerz, Du lieber, schöner May I Die Lerche wirbelt ihre Bahn, Ach, hätt' ich Schwingen doch, " Vor Lust ssöq' ich, wie sie, hinan. Und flöge höher noch I Die Blumen hauchen ihren Dust So lieblich um sich her, , Und ihre Flügel taucht die Luft In's süße Ambrameer. Hn bunten Aarbeil prangt die Au, Im jungen Grün der Hain, Der Himmel ist so klar und blau, So unbewölkt und rein! Die Näume stehn in voller Pracht«, Voll Blüthen— weiß wie Schnee, Wie heiter Alles um mich lacht Aus Hain und Thal und Höh'. Und frohe Finkenlieder weh'n, Der Lust, der Liebe voll; Ach, Gottes Erde ist su schön, Und mir, nur ist so wohl! Ad. v. Tschab uschnigg. Orthograp hische Wette. Es galt unlängst eine große Wette zwischen zwey jungen Gelehrten Deutschlands, was der Reinheit der Sprache entsprechender sey: „ge essen oder g eg e s, se n?" AdelnngS Wörterbuch wurde als Schiedsrichter gngerufen, und entschied für „gegessen." Der Ue, verwundene zahlie die Wette und legte folgendes Quodlibet bey: Ich habe mich kläglich gegirret. Ich finde mich tüchtig a/gliffet. Das hätt' ich nien'adls aegahnet? Vs hat sich die Sprache geändert, Sie hat das Gtm Und sprichst du beyde dann zusammen aus, So wird ein Frauenzimmer Nahme draus. I. N. Asch mann. Gedruckt bey Ignaz Aloys Edlen von Klein mayr.