Nro. 54. ?aihgMt^ M^^'^ ^tÜUM Dienstag den 5. Weinm. l79<>. Inländische Nachrichten- 1-Vien dm ZO. Hrrbsim. Se. Maj. l^aben das Generalkon lrandp in< König-niche llrqarn , dem Feldn arlchake Prinzen v. Koburq; im Er her ogthnme Oe'^ sin^ich ob - nnd llNtcr der Ens, und in Vorder - Oesterreich , dcm Ccnerole dcr Karallerie, Io^e>h Graftn von Kinsky; im Köün>rkicht Galliucn und Lodolrcncn, dem Gemrale der Kevallelie, Grafen v< Nurm^r; i,n Großfilrsicnthunle Sieben-büigen, dttn FMeugmeisier, Crcfen v. Mitrowskn, in dcn Inncrösitlltics ischen Landen, lind in Ober-Oesterreich, dem Feldzellgmeister, Wenzel Grafen v. Kollo-ledc»; im Königreiche Syrn'ien nnd Slavonien , dem Feldlnarschalllmlttnante, Baron v. Schmiedseld, und im Timeewa-rer Vanate, dem Feldmarschalllieut^nante Sorro , allerguadigsi zu verleihen gc-tuhes. Durch die Verdienste des zu Berlin stehenden bevollmächtigten Ministers und bisherigen Obersten, Fürsien von Nmß, M Se. V'aj. denselben zum Generalmajor zu ernennen bewogen worden. Votgcsttln den 28. V.'M. verstarb all- hier nach einer kllr,:en Krankheit, des H. >N. Deichs Fürst Nikolaus Estcrha.y de !Galanim 76. Jahre seines Alters. Der Leicht ,ncm wird nach Eisenstadt geführt, und w dle dasige fürsil. Esterha^ysche Fami- liivgrust bengesetzt. Se. Maj. haben den als Geschickt-schrelber rühmlich bekannten Vorsteber der Prstcr Universitätsbibliothek, Hrn 'Georl v. Pray, zum Donchcrrn des Kapitels zn 'Hroßwardem, und den Direktor des ,Ofner Gymnasiums, Hrn. v. Szcrdahelyi zum Domherrn von Walzen zu ernennen geruh r. Dieser Tagen sind von hi.'r 3 Bataillone Füsiliere zu Wasser nach Ofen abgegangen, und diesen sollen nächster . Tagen noch einige Bataillone deutscher Grenadiere folgen. Viele Offiziere hatten ihre Pferde verkauft, und erhielten darauf Befehl, sich in aller Eile wieder neue anzuschauen. Von Peterwardein qeht wieder Mannschaft und Geschütz abwärts, und in Belgrad ist alles Einreißeu der neu angelegten Festungswerke eingestellt. Bey Zettin drohet ein Schwärm Türken,! der schon über 15002 Mann angewachsen ist, das kleine Korps des F. Z. M. von de Vins einzuschliessen. Von einem wirklichen Kongresse zu Bukarest ist uoch gar keine Rede; also war die neuiiche Nachricht von den eröffneten Unterhandlungen zu voreilig. Vor kurzem hat man 2 angebliche preußische Offiziere unter starker Bewachung gefänglich hier eingebracht. Sie wollten, wie man sagt, auf Spcknla;ion im Lande herum reisen; wie man aber an der Gränze ihre Paße untersuchte, und die Unterschrift fälschlich nachgemacht fand, so wurden sie auch sogleich angehalten; und nunmehr wird ihnen hier der Prozeß gemacht. Der berühmte Lambro Cazzioni ist am verflossenen Dienstag hier eingetroffen. Er erwartet hier die Ankunft eines Generalmajors von der Potemkinischen Armee, der ihm das Patent eines Obersten und den Georgius - Orden im Namen der Kaiserin überbringen wird. Das ohne Grund ausgestreute Ge- z rücht, — als hätte sich der Hr. Graf v. Strasoldo Direktor der k. Banko-und Tabacks^eMen die allerhöchsteUngnade zuge- zogen , — können wir nun, und wir halten es für unsere Psticht — aus zuver« lässigen Quellen widerlegen ; denn Se. Maj. unser König haben an die Hofkanz-ley den Auftrag erlassen, gedachten Hrn. Grasen, der nach geendigter Untersuchung aller wider ihn vorgebrachten Klagepünkre unschuldig erkannt worden, beyden Di-rekzionen als Präses vorzustellen, und ihnen alle Subordmazion gegen diesen ihren Vorsteher nachdrücklich einzubinden. Trieft den 1. Herbstm. Mit einem aus den Gewässern der Levante angekommenen Schiffe hat man die Nachricht erhalten, daß der Nussischkaif. Kapitain, Niccolo Cassini, welchem der Oberste Ritter Lambro Cazzioni das Kommando über 4 Schiffe von der unter seinem Befehle sichenden Russischkaiserlichen Flotte anvertraut hatte , eine türkische Tattane, die in Damiata nach Konstantinopel eine Ladung von Getreide einnahm, in Brand ,-jesteckt, hierauf aber mit seinem und noch emem anderen Russischen Schiffe des Ka-pitains Lantilo Coravia, einen ganzen Tag hindurch mit einer türkischen Kirlan-gitsche von 26. Kanonen in dem Hasen der Insel Enio, unweit SantorilN im Archipel, ein hitziges Seegefecht gchabt, und das feindliche Schiff, wovon die türkische Besatzung von beyläufig 150 Mann in der Nacht entflohen war, verbrannt habe. Bukarest den 3. Herbstm. Den 27. dieses wurde ein ansehnlicher Handelsmann , aus Armenien gebürtig, Namens Polizo nebst seinem Logofet oder Schreiber/ mit dem Strange hingerichtet. Ee unterhielt mit dem Großwesyre, wie ancs) dem Sultan Aga in C^url^ow, vcrrathe-rische Korrespondenz, begab sich zum öf-tern selbst zum Großwesyre, und kam l wieder zurück, bis endlich die Sache entdecket wurde. Gott wachte über uns; denn wäre diese Meutcrey unentdeckt geblieben , so würde uns der Großw syr mit aller Macht von dornen angegriffen, und der Bösewicht sammt seinem Anhang ge uns den verabredeten Plan gemäß rück-! warts verfolgt, und wahrscheinlich unse« ganzes Heer aufgerieben haben. Nie hätte man dem Ansehen nach, eine so schwarze Seele in diesem Menschen vermuthet. Ich war selbst bey der Vollstreckung des Uhrtheils, und hatte Gelegenheit^ denselben in der Nähe aufmerksam zu betrachten. Sein äußerliches Wesen war empfehlend, und sein Gebet, voll inbrünstiger Anru^ fungen zu Gott, woben eine Thräne die andre schlug, sehr rührend anzuhören. Aus Menschengefühl konnte man ihm bey seinen uoch jungen Jahren das Mitleid nichr versag n, allein in Ansehung des großen Verbrechens geschah ihm wirklich noch zu wenig. Er both eine erstaunliche Summe au, wenn man ihm das Leben schenkte. Aber alles Geld, und alle Für-bitten waren vergeblich, indem unser He^' führer, so gütig und großmüthig er sonst auch ist, sich durch nichts bewegen ließ. Der Vösewicht wurde also mit der Todes-straft belegt / ungeachtet er bey gänzlicher l-liberführung theils durch eigene Schriften , theils durch andere Beveise, bisj auf seinen letzten Lebenshauch immer ver-! Neineud blieb. Aus seinen Papieren zeigte^ ts sich, daß ihm der Großwesyr unter-andern die Stelle eines ersten Aga im türkisch?» Reiche versprochen hatte. Brüssel den 29. Herdsim. Als Mon-'ttllr Mirabeau der jüngere, (also nicht Mirabeau der Redner) auf seiner Flucht "ach Flandern kam, wollten ihn die bi- ! Lotten Flammander greifen, weil sie ihn , für Mirabeau den altern hieltett. Da er sich aber als den Ritter der heiligen Jungfrau und der geistlichen Ordsn legi« timirte, trug man ihn auf den Altar, und beugte vor ihm die Knie.— Seinem Bruder , den van Eupeu den Alttikrisi nennt, schrieb er wohlmeynend, er sollte seinen Weg. nicht durch Flandern nehmen, wenn er allenfalls, ft/ wie er das Unglük ! haben sollte, vou seinen undankbaren Mitbürgern ausgesiojseu zu werden, denn man würde ihn sicher vor dem Bildnisse des heiligen van der Noot aufknüpfen. Ausländische Nachrichten. Warschau den 12. Hcrbstm. Es war am 29. August, als der Fürst von Pouinsky, mittelst eins kleineu nnt zwey Pftrdcn bespannten Wagens , sich aus Warschau nach der gallizischeu Gränze durch die Flucht zu retten suchte. Wirklich hatte er die von Warschau bis 18 Meilen entlegene Stadt Gniewozow erreicht. Zu seinem Unglücke traf er hier in eincm Winhshause den bekannten Major von der Artillerie, Herrn von Na-picrkowskn, der mit einem Zuge schweren Geschützes gegen die Rußische Gränze marschieren sollte , und von dem er auf d?r Stelle als sein Gefangener angehalten wurde. Das ist eben derjenige Osslzier, der im vorigen Frühjahre das Unglück hatte, den Fürsten aus sei-mm Arreste entwischen zu lassm, und dafür auf 3 Monate so gar in Ketten ge-sfgt wurde. Am l. Herbstm. wurde der Fürst nach Warschau zurück gebracht, und da in dem Saale des versammelten Reichstages vor dem Richterstuhl gestellt, im allda sein Endurtheil zü vernehmen. indem ihm sogleich das Dekret vorgelesen!^ wurde, welches hauptft'chlich Folgendes enthielt-^ ^ Der Fürst Adam von Po-" ninsky', Gloßschahmcistcr der Krone, " wird hiemit wegen der vielfaltigeii Be-" schuldiqungen ( dicft wurden weitläufig " aus einander gesetzt) nicht nur seiner " Würde und seiner Ordens;eichen, son-" dcrn auch des Titels eines Fürsten,>! " seines Adels und seines Vermögens, ja! " so gar seines Namens Poninsky uüd ^ " seiner Ehre verlustig erklärt. Er soll > " durch die Poli^eywache des Marschall- ! U " amts , (welche sonst nur ;ur Züchti-^ " MNa der Bösewichter dient,) zu/Stadt " hinaus geführt werden, und dann soll ^ " er sich binnen 4 Wochen aus dem Poh- ! " lischen Staate qansiich entfernen ; in-" dem sonst jedermann die Freyheit ha-" ben wird, diesen Adam, mit Zunamen " Bösewicht, ohne Bedenken zu todten, " im Fall er sich nach dieser Zeit in ir-" gend emem Bezirke von Pohlen be-" tretten ließe. ,, Dieses so scharfe Dekret wurde noch an demselben Tage, nämlich den 1. Herbstm. , vollstreckt , und der ehedem so genannte Fürst Adam Po- ' nins^y nächtlicher Weile durch die gedachte Polizl-ywacke mr Stadt hinaus beglei-z, tet. Welch eine Mwecliselunq drs Glücks! Heute vor 8 Tagen suhr dieser Fürst noch in einem prächtigen Wagen, mit nveyl Laufern voraus, und nun ist er ein B?y-! spiel der strcngssen Gerechtigkeit, und ein Beispiel des Elends und Jammers. Aber Vieler Menschen Handlungen sind auch gerade so beschaffen, als wenn Rechtthun und Mißhandeln vor dem Richterstuhle der Vernunft und der Gefetzt völlig gleich- gültig wiren. Man muß noch bem^en: So bald der Fürst sein Urtheil d rnom-men ha te, schütt er sein? Ordens, el bttl unerinnert an den König zurück- Von allen verlassen soll sich gedachter Fürst heute noch in eimm sehr elenden Wirthshause, ohnweit Warschau befinden. Paris den 1?. Hcrbftm. Nun kömmt in Frankreich eine neue Par-thie zum Vorschein , sie nennt sich die gemässigten Patrict'n. Diese will etwas aus der alten Koustiluzion und etwas aus dem dermaligen Patriotismus heraus kochen. Mein die Orleansische Par-thie stzt sich dagegen , und fragt: i) Warum schickt Leopvld 36,000 Mann nach dm Niederlanden, da es doch Holland, England , und Preußen zu vermittelnden Mach-ten, um das Blutvergießen ;u hindern, in Reichenbach anerkannt hat? 2) Warum haben die Brüder Ezechiel m Rotterdam die Kommission bekommen so viel Louisdor's auf «kaufen , sie mögen kosten, was sie wollen, da doch die österreichischen Truppen mit Dukaten so gut bezahlt wcrdlll können, und — noch Vor^ theilhafter, al" mit den Lonisdoi's? ?) lWarum ist Mirabeau der. jüngere nach Turin gereist? 4) Warum halt sich Malllebois in Massricht auf?