32 JOURNAL OF CONTEMPORARY EDUCATIONAL STUDIES 3/2014 Franz Hamburger Stephan Sting Historische und aktuelle Entwicklungen Abstrakt: In dem Beitrag wird die historische Entwicklung der Sozialpädagogik in Österreich nachgezeichnet. Ausgehend von den drei Traditionslinien der Kindergartenpädagogik, der Sozialarbeit und der Sozialpädagogik ist zu konstatieren, dass der Begriff „Sozialpädagogik" für ein breites, unscharf umrissenes Feld sozialer Berufe steht, das sich im Unterschied zu den Entwicklungen in Deutschland bisher nicht mit der Sozialarbeit deckt. Im Zentrum steht eine „pädagogische Professionalität", bei der es um die Betreuung, Begleitung und Beratung von Kindern und Jugendlichen in unterschiedlichen institutionellen Settings sowie von Erwachsenen in Lebenssituationen mit Unterstützungsbedarf geht. Die Tatsache, dass Lebenssituationen und Bewältigungsprobleme mit professionellem Unterstützungsbedarf zunehmen, führt in Österreich zu einem stetigen Ausbau sozialer Berufe, zu einer Professionalisierung und Akademisierung der Sozialpädagogik und zur Etablierung einer eigenständigen sozialpädagogischen Forschungslandschaft. Schlüsselwörter: Geschichte der Sozialpädagogik, Soziale Berufe, psychoanalytische Bewegung, Ausbildung, Professionalisierung, sozialpädagogische Forschung UDK: 37.015.4 Wissenschaftlicher Artikel Dr. Stephan Sting, Univ.-Prof., Institut für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung, Alpen-Adria-UniversitätKlagenfurt/Celovec, Universitätsstraße 65-67, 9020Klagenfurt/Celovec, Österreich; e-mail: stephan.sting@aau.at JOURNAL OF CONTEMPORARY EDUCATIONAL STUDIES 3/2014, 32-43 Osterreich Historische und aktuelle Entwicklungen der Sozialpädagogik in Österreich 33 Einleitende Bemerkungen Der Versuch, Entwicklungen der Sozialpädagogik in Österreich zu beschreiben, ist zunächst mit der Frage konfrontiert, was „Sozialpädagogik" im Rahmen der sozialen und pädagogischen Berufe überhaupt bedeutet. Die Beantwortung dieser Frage ist aus mehreren Gründen nicht ganz einfach: Erstens gibt es ein verbreitetes Alltagsverständnis von Sozialpädagogik, dessen genaue Bedeutung jedoch unscharf ist. Sozialpädagogen sind für unterschiedliche Tätigkeiten und Berufsfelder zuständig, die sich mit anderen Professionen überschneiden - vor allem mit der Sozialarbeit. Während „Sozialarbeiterin" eine gesetzlich geregelte Berufsbezeichnung ist und auch andere soziale Berufe wie z.B. „Lebens- und Sozialberaterin" gesetzlich geregelt sind, ließ sich bisher kein gesetzlich fixiertes Berufsbild der/des „Sozialpädagogln" etablieren. Die Begründung dafür lautet, dass „Sozialpädagoge" ein „allgemein gebräuchlicher Begriff" sei, der nicht gesondert geschützt werden kann (Hofmann 2003, S. 488). Zweitens herrscht in Österreich eine Tendenz vor, ausgehend von praktischen Anforderungen im Beruf sehr differenzierte, mehr oder weniger qualifizierte Ausbildungen zu etablieren, die zum Teil nur regionale Verbreitung haben. So gibt es z.B. Ausbildungen für Familienhelfer, Tagesmütter, Pflegeeltern, für die außerschulische Jugendarbeit oder für die Frühförderung. Es existiert ein Wildwuchs an sozialpädagogischen Ausbildungen, in dem sich übergreifende Einheitskonzepte bisher kaum durchsetzen konnten und der eine Übersicht und Vergleichbarkeit der Tätigkeitsfelder schwer macht (vgl. Scheipl und Heimgartner 2004, S. 132). Drittens sind die theoretischen Diskurse sehr stark mit der gesamten deutschsprachigen Diskussion verschränkt. Die österreichischen Beiträge sind in diesem Kontext nicht als solche erkennbar. Diese Situation führt zu einem import von Begriffen und Theorien, die spezifisch österreichische Entwicklungen verdecken (vgl. Winkler 2010, S. 45f.; Scheipl 2011, S. 1342f.). im Zuge dessen hat sich in Österreich im Verlauf der 2000er Jahre der aus Deutschland übernommene Begriff der „Sozialen Arbeit" verbreitet, der als übergreifendes Konstrukt Sozialarbeit und Sozialpädagogik umfassen soll. 34 JOURNAL OF CONTEMPORARY EDUCATIONAL STUDIES 3/2014 Franz Hamburger „Soziale Arbeit" beinhaltet eine breite Palette an sozialen und pädagogischen Unterstützungsformen, von der Kinder- und Jugendhilfe über unterschiedliche Beratungsangebote bis zur Straffälligenhilfe oder zur Arbeit im Sucht- und Drogenbereich. Sie wird als „Begriff und Feld" verstanden, in dem sich in Abhängigkeit von gesellschaftlichen Bedingungen „Aufgaben der Unterstützung und Förderung in belasteten Konstellationen mit den Lern- und Bewältigungsaufgaben im Lebenslauf' verbinden (Füssenhäuser/Thiersch 2011, S. 1638). Während in Deutschland die Integration der sozialen Berufe unter dem Etikett der Sozialen Arbeit trotz unterschiedlicher Akzentsetzungen (z.B. zwischen Universitäten und Fachhochschulen) breit etabliert ist, verbirgt sich in Österreich in der Bezugnahme auf den Leitbegriff „Soziale Arbeit" eine Konkurrenz um berufliche Positionen und Hierarchien, in der sich keine eindeutige Konvergenz im Feld der sozialen Berufe abzeichnet. Eine Integration von Sozialpädagogik und Sozialarbeit mit Hilfe des Konstrukts der „Sozialen Arbeit" ist bisher nicht gelungen. Ein Verständnis für diese differierende Entwicklung lässt sich durch einen Blick in die historische Entwicklung der sozialen Berufe und Ausbildungswege gewinnen, die in die Geschichte der Sozialpädagogik eingebettet ist. Frühe Professionalisierungsbestrebungen und sozialpädagogischer Aufbruch Für eine Geschichte der Sozialpädagogik gibt es in Österreich mindestens drei mögliche Anfänge: Eine explizite Verwendung des Begriffs „Sozialpädagogik" beginnt mit der Einführung entsprechender Schwerpunkte an österreichischen Universitäten ab 1978. Die verbindliche Einführung einer eigenständigen sozialpädagogischen Berufsausbildung (zum „Erzieher") fand im Jahr 1962 statt. Spezifisch österreichische Traditionen der Sozialpädagogik lassen sich bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgen. Ich möchte im Folgenden diese Traditionen im Hinblick auf drei unterscheidbare Professionalisierungslinien skizzieren: die Kindergartenpädagogik, die Sozialarbeit und die Sozialpädagogik. Die früheste Professionalisierung sozialer Berufe ist im Feld der Kindergartenpädagogik erkennbar. Ab 1828 breiteten sich sogenannte „Kleinkindbewahranstalten" aus, die aus privater Initiative entstanden und den Charakter einer Fürsorgeeinrichtung für Kinder von arbeitenden Müttern aus der Unterschicht hatten. Pädagogische Zielstellungen spielten in diesen Einrichtungen zunächst nur eine geringe Rolle. Ab 1863 wurden parallel dazu Kindergärten nach den Ideen Fröbels eingerichtet, die eher in bürgerlichen Milieus Verbreitung fanden. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden im neuen, öffentlich geförderten Einrichtungstyp des „Volkskindergartens" die Erziehungsvorstellungen Fröbels mit einer ganztägigen Betreuung kombiniert. Die Volkskindergärten fanden zu Beginn des 20. Jahrhunderts enorme Verbreitung, insbesondere in Wien. Wien galt in den 1920er Jahren als weltweit führend im Kindergartenwesen (Scheipl 2003, S. 24ff.). Zur Professionalisierung des Personals für die Kindergärten wurden ab 1872 Fachkurse für Kindergärtnerinnen an den Historische und aktuelle Entwicklungen der Sozialpädagogik in Österreich 35 staatlichen Lehrerbildungsanstalten eingerichtet. Ab 1914 wurden diese Kurse in eigenständige „Bildungsanstalten für Kindergärtnerinnen" umgewandelt. Die Ausbildung in der Kindergartenpädagogik wurde damit österreichweit einheitlich geregelt (Scheipl und Heimgartner 2004, S. 128). Sie erhielt ein vom Berufsbild der Lehrerinnen abweichendes, sozialpädagogisches Profil. Zugleich stellt sie eine eigenständige Professionalisierungslinie dar, die sich kaum mit anderen sozialpädagogischen Berufs- und Tätigkeitsfeldern überschneidet. Die Professionalisierungslinie der Sozialarbeit war in Österreich mit der Konstituierung einer gesamtstaatlichen Sozialpolitik in den 1880er Jahren verbunden. Parallel zur Einführung finanzieller Sicherungssysteme (wie z.B. der gesetzlichen Krankenversicherung) entstanden unterschiedliche Formen der Fürsorge im Hinblick auf soziale und gesundheitliche Aspekte. Die Fürsorgearbeit im Rahmen der sozialen Verwaltung erfuhr eine erste theoretische Fundierung und Professionalisierung durch Ilse von Arlt, die 1912 „Vereinigte Fachkurse für Volkspflege" einführte und damit die Ausbildung zur Sozialarbeit begründete (Scheipl 2011, S. 1344). Ilse von Arlt verstand Fürsorge als „angewandte Armutsforschung". Sie begründete die Fürsorge in einer umfassenden menschlichen Bedürfnistheorie, um daraus eine Systematisierung der Hilfeleistungen abzuleiten und Fürsorge konsequent als personenbezogene Einzelfallarbeit zu konstituieren (Arlt 2010, S. 25ff.). In Anlehnung an die in Wien eingerichteten Kurse breiteten sich bis in die 1940er Jahre in verschiedenen Bundesländern Österreichs Schulen für Sozialarbeit aus. Die Trägerschaft war teils privat, teils öffentlich und sie unterlagen Regelungen der jeweiligen Länder (Scheipl und Heimgartner 2004, S. 117). Der Beginn einer Professionalisierung der Sozialpädagogik lässt sich mit den beiden Kinderschutzkongressen 1907 in Wien und 1913 in Salzburg markieren. Hintergrund der Kongresse und damit Ausgangspunkt sozialpädagogischer Perspektiven in Österreich war der Eindruck einer zunehmenden „Verwahrlosung der Jugend" (Baernreither 1907, S. Vf.). Probleme in der Erziehung der heranwachsenden Generation wurden als die gesamte Gesellschaft betreffende Aufgabe wahrgenommen und zum Gegenstand einer systematischen, staatlichen Erziehungspolitik erklärt, die sich auf drei Felder konzentrierte: auf den Kinderschutz, bei dem es vor allem um Regelungen für Pflegekinder und Pflegeeltern ging, auf die Fürsorgeerziehung, die sich mit der Heimerziehung befasste, und auf das Jugendstrafrecht, in dem der „Standpunkt der Erziehung" gestärkt werden sollte (ibid., S. 19f.). Nach dem ersten Weltkrieg wurden diese ersten sozialpädagogischen Impulse vor allem im „roten Wien" aufgegriffen und weiterentwickelt. Eine theoretische Beschäftigung mit sozialpädagogischen Fragestellungen fand insbesondere im Kontext der psychoanalytischen Bewegung statt. Wichtige Leitfiguren waren Siegfried Bernfeld und August Aichhorn, die sich in den 1920er Jahren um eine „Theorie der Verwahrlosung" und um die Reform der Heimerziehung bemühten. Bernfeld erweiterte die psychoanalytische Sichtweise um den „Gesichtspunkt des sozialen Ortes". Verwahrlosung oder Kriminalität sind für Bernfeld in vielen Fällen keine Aufgabe der Therapie, sondern der Pädagogik: Sie resultieren aus einer Spannung zwischen Kindheitsmilieu und erwachsenem Realmilieu, deren 36 JOURNAL OF CONTEMPORARY EDUCATIONAL STUDIES 3/2014 Franz Hamburger Bearbeitung einer „Nacherziehung" bedarf und die mit einer Kritik an der sozialen Realität verbunden wird (vgl. Bernfeld 1971). Besonders einflussreich war Aichhorn, der schon vor dem ersten Weltkrieg beim Aufbau des Hortwesens in Wien mitwirkte. Nach dem Krieg entwickelte er ein psychoanalytisch orientiertes Erziehungskonzept für die Heimerziehung, das er später auch im Rahmen der Erziehungsberatung erprobte und verallgemeinerte (Scheipl 2011, S. 1343). Auch Aichhorn ging davon aus, dass es sich in der Fürsorgeerziehung in erster Linie um eine „Nacherziehung" handelt: „Verwahrloste" sind für Aichhorn keine Angelegenheit des Arztes, sondern der Erziehung (Aichhorn 1951, S. 14). Auch handelt es sich um keine „Verbrecher", „vor denen die Gesellschaft geschützt werden" muss, sondern um „Menschen, denen das Leben eine zu starke Belastung gebracht hatte, deren negative Einstellung und deren Hass gegen die Gesellschaft berechtigt war; für die daher ein Milieu geschaffen werden musste, in dem sie sich wohl fühlen konnten" (ibid., S. 130). „Verwahrloste" werden als normale Kinder und Jugendliche betrachtet, deren Probleme aus belastenden sozialen Milieus und traumatisierenden Lebenserfahrungen resultieren und deren Nacherziehung durch die Schaffung eines positiven sozialen Milieus und die Ermöglichung positiver sozialer Erfahrungen erfolgen sollte. Der in den 1920er Jahren zu erkennende sozialpädagogische Aufbruch führte zu keiner dauerhaften Etablierung von Sozialpädagogik in Österreich. Erstens blieben die psychoanalytisch orientierten Reformbestrebungen auf Wien beschränkt, in anderen Regionen fanden sie nur geringe Resonanz. Zweitens richtete Aichhorn für seine Mitarbeiter zwar bereits 1921 Fachkurse ein; auch parallel entstanden andere Lehrgänge für Erzieherinnen, z.B. in kirchlichen Institutionen. Aber es konnte sich keine einheitliche und übergreifende sozialpädagogische Berufsausbildung etablieren (Scheipl und Heimgartner 2004, S. 129). Drittens setzte sich in der zunächst stark sozialpädagogisch ausgerichteten Fürsorgearbeit gegen Ende der 1920er Jahre eine zunehmend sozialhygienisch und medizinisch ausgerichtete Sichtweise durch, die die sozialpädagogische Fachlichkeit dominierte (Scheipl 2003, S. 31). Viertens führte der Nationalsozialismus schließlich zum Ende der psychoanalytischen Bewegung. Zahlreiche Protagonisten wurden von ihren Wirkungsstätten verbannt oder mussten emigrieren. Die Fürsorgeerziehung wurde in eine traditionelle Anstaltserziehung auf Grundlage nationalsozialistischer Ideologien umgestaltet. Das führte z.B. im Wiener Erziehungsheim „Am Spiegelgrund" in der Zeit von 1942 bis 1945 zur Tötung von ca. 700 Kindern. Die Todesdrohung wurde dabei gezielt als pädagogisches Mittel gegen Widersetzlichkeiten eingesetzt (Neugebauer 2000, S. 149). Eine Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels der österreichischen Heimerziehung setzte erst ab der zweiten Hälfte der 1980er Jahre ein. Etablierung und Ausbau sozialer Berufe Nach dem zweiten Weltkrieg zeichnet sich kein erneuter sozialpädagogischer Aufbruch mehr ab. Stattdessen werden zunächst Rahmenbedingungen für die Historische und aktuelle Entwicklungen der Sozialpädagogik in Österreich 37 alltägliche Arbeit wieder aufgebaut und dann nach und nach Ausbildungen für das Feld der sozialen Berufe etabliert und ausgebaut. Im Bereich der Sozialarbeit blieben die bis in die 1940er Jahre entstandenen Schulen bestehen. Sie waren als eine über die Pflichtschule hinausgehende zweijährige Berufsbildung angelegt und ab 1962 durch ein bundesweites Schulgesetz einheitlich geregelt. Ab 1975 wurden sie in „Akademien für Sozialarbeit" umgewandelt, ab 1987 wurde die Ausbildung auf drei Jahre verlängert (Scheipl und Heimgartner 2004, S. 117f.). Die Sozialakademien verblieben als Fachschulausbildungen auf postsekundärem Niveau. Eine Akademisierung gelang erst durch die Verankerung an Fachhochschulen. Ab 2001 wurden an inzwischen acht Fachhochschulen in Österreich Studiengänge für Sozialarbeit angeboten, die die Ausbildung an den Sozialakademien ablösten (ibid., S. 118). Im Bereich der Sozialpädagogik ist keine vergleichbare Professionalisierung und Akademisierung zu erkennen. Bis zu Beginn der 1960er Jahre fand die sozialpädagogische Ausbildung in Form von Kurzkursen und Mitarbeiterschulungen statt, die zum Teil von einzelnen Bundesländern, meist aber von den Einrichtungen und Trägern selbst organisiert wurden. Dies hatte nicht nur eine mangelhafte Qualifikation zur Folge, sondern ebenso eine enorme Abhängigkeit der sogenannten „Erzieherinnen" von ihren Arbeitgebern (Gnant 2003, S. 464f.). Eine erste österreichweite Verberuflichung der Erziehertätigkeit zeichnete sich im Jahr 1962 im Rahmen neuer schulgesetzlicher Regelungen ab. Es wurden je nach Vorbildung ein- bis zweijährige Lehrgänge auf Fachschulniveau eingerichtet. Die Ausbildung sollte für Tätigkeiten in den Bereichen Heimerziehung, Hort und Internat qualifizieren (ibid., S. 463). Internate spielen in Österreich aufgrund der ländlichen Struktur im Sekundarschulwesen bis heute eine relativ große Rolle. In der Praxis der Heimerziehung dominierten nach dem II. Weltkrieg Großheime mit Anstaltscharakter. Im Gefolge der Studentenbewegung von 1968 kam es in Wien zur sogenannten „Heimkampagne", in der eine Öffnung der Heime gefordert wurde. 1972 wurde in Wien die erste betreute Wohngemeinschaft eröffnet, weitere Wohngemeinschaftsgründungen folgten auch in anderen Bundesländern. Diese Entwicklung führte ab den 1970er Jahren zu einer schrittweisen Auflösung der Großeinrichtungen und zu einer Ausdifferenzierung der Betreuungsangebote, die zunehmend von privaten Trägern übernommen wurden (Scheipl 2007, S. 149ff.). Zugleich entstanden wesentliche Impulse für die Einrichtung ambulanter Formen sozialpädagogischer Unterstützung. Eine Vorreiterrolle nahm in diesem Kontext der 1949 gegründete Verein SOS Kinderdorf ein, der eine familienähnliche Form der Fremdunterbringung einführte, der inzwischen in allen österreichischen Bundesländern (sowie weltweit) mit einer vielfältigen Palette an Angeboten präsent ist und der wesentliche Impulse zur Qualitätsentwicklung in der Fremdunterbringung liefert (ibid., S. 151). Veränderungen in der pädagogischen Praxis hatten Diskussionen um die Qualität und das Niveau der Ausbildung zur Folge. Im Jahr 1982 wurden die bestehenden Erzieher-Lehrgänge in eine höhere Schule überführt, die entweder eine fünfjährige Schulbildung mit Matura und Erzieherausbildung anbot oder eine zweijährige Kollegausbildung nach der Matura. Ab den 1980er 38 JOURNAL OF CONTEMPORARY EDUCATIONAL STUDIES 3/2014 Franz Hamburger Jahren wurde diese Ausbildung in Wien mit dem Begriff „Sozialpädagogik" bezeichnet. 1993 wurden alle diese Einrichtungen durch eine Schulgesetz-Novelle in „Bildungsanstalten für Sozialpädagogik" umbenannt (Gnant 2003, S. 467ff.). Laut Schulorganisationsgesetz haben diese Bildungsanstalten das Ziel, „Erzieher" heranzubilden, „die Erziehungsaufgaben in Horten, Heimen, Tagesheimstätten und im Betreuungsteil ganztägiger Schulformen sowie in der außerschulischen Jugendarbeit" erfüllen (SCHOG in ibid., S. 462). Eine auf die gleiche Weise strukturierte Ausbildung gibt es für die Kleinkinderbetreuung an den „Bildungsanstalten für Kindergartenpädagogik". Seit den 2000er Jahren gibt es Bestrebungen für eine Akademisierung der Sozialpädagogik und der Kindergartenpädagogik. Als geeigneter Ort dafür gelten die 2006 eingeführten Pädagogischen Hochschulen, für die gegenwärtig ein neues Qualifikationsprofil konzipiert wird. Während die Akademisierung der Sozialpädagogik auf diesem Weg bisher gescheitert ist, gibt es starke Bemühungen zur Verankerung der Kindergartenpädagogik an den Pädagogischen Hochschulen, die damit in die Nähe der Lehrerbildung rückt. Zum jetzigen Zeitpunkt wurde von einer Etablierung der Kindergartenpädagogik an den Pädagogischen Hochschulen Abstand genommen, die Diskussion ist jedoch nach wie vor offen. Neben den berufsorientierten Ausbildungen ist eine eigenständig sich entwickelnde, diskontinuierliche Etablierung der Sozialpädagogik an österreichischen Universitäten zu erkennen. Eine erste explizite Erwähnung findet Sozialpädagogik als Studienschwerpunkt im Rahmen des PädagogikStudiums in Graz ab 1978. Weitere sozialpädagogische Studienschwerpunkte entstanden in Innsbruck, Wien, Salzburg und Klagenfurt. In Innsbruck wurde der sozialpädagogische Schwerpunkt 2002 wieder aufgelöst (Scheipl und Heimgartner 2004, S. 135f.). In Salzburg und Wien beschränkt sich Sozialpädagogik auf einzelne, optionale Studieninhalte in erziehungswissenschaftlichen Studien. Nur in Graz und Klagenfurt gibt es gegenwärtig Professuren und Studiengänge mit sozialpädagogischer Ausrichtung. Im Zuge der Bologna-Reform wurde in Graz 2006 ein Masterstudium für Sozialpädagogik eingeführt, 2009 folgte in Klagenfurt ein Masterstudium für Sozial- und Integrationspädagogik. Eine weitere Professur mit sozialpädagogischer Ausrichtung wurde im Herbst 2013 in Salzburg eingerichtet. Aktuelle Tendenzen und Ausblick Die wissenschaftliche Verankerung der Sozialpädagogik erfolgte in Österreich erst relativ spät. Die Professionalisierung bewegt sich bisher auf eher niedrigem Niveau und mit einem recht engen Profil der jeweiligen Ausbildungen. Dabei gibt es nach wie vor regionale Besonderheiten und eine heterogene Landschaft sozialer Dienste, Berufe und Ausbildungen, die keiner österreichweiten Gesetzgebung oder Organisation unterliegt. In der Praxis sind ein starkes Wachstum sozialer Berufe und eine Tendenz zur Pluralisierung sozialer Tätigkeiten zu verzeichnen. Das Wachstum der sozialen Berufe scheint trotz schwankender politischer Akzentsetzungen und wechselnder gesellschaftlicher Prosperität relativ konstant Historische und aktuelle Entwicklungen der Sozialpädagogik in Österreich 39 zu sein. Auch in Zeiten öffentlicher Spardebatten zeigen Statistiken, dass in der Gesamtsumme im Sozialbereich kein Personalabbau zu verzeichnen ist. Zwar gibt es für Österreich keine aussagekräftigen Daten. Es gibt nur Statistiken, in denen für die Sozialpädagogik relevante Berufe mit den Berufen des „Gesundheitsund Sozialwesens" insgesamt vermischt sind. Doch dieser Bereich weist nach Heimgartner von 1995 bis 2007 einen kontinuierlichen jährlichen Anstieg der Beschäftigtenzahlen auf. Waren 1995 noch 130.044 Personen in diesem Bereich beschäftigt, so waren es 2007 bereits 183.436, was eine Steigerung um 41% bedeutet (vgl. Heimgartner 2009, S. 281). Die Entwicklung von 2007 bis heute ist sehr stark von Krisen- und Spardiskussionen bestimmt, die sich jedoch nur schwach auf die Entwicklung der Beschäftigtenzahlen ausgewirkt haben: Im September 2012 waren 204.234 Personen im Gesundheits- und Sozialwesen beschäftigt, was seit 2007 einen weiteren Anstieg um 11,34% bedeutet. Das Wachstum ist damit nicht gestoppt, sondern nur leicht gebremst. Die tradierten Professionalisierungslinien der Sozialarbeit und Sozialpädagogik sind in der ausdifferenzierten Berufslandschaft nicht mehr trennscharf. Obwohl eine vollständige „Überlappung und Integration der historisch separierten Denk-und Handlungsstrukturen" nicht gegeben ist, vermischen sich die historisch separierten Berufsgruppen in der Praxis (ibid., S. 14). Allerdings herrschen im Bereich der Ausbildung nach wie vor unterschiedliche Binnenlogiken und Professionalitätsprofile vor. Eine Sichtung der Curricula der verschiedenen Ausbildungsstätten bringt zum Vorschein, dass die österreichischen Fachhochschulen mit sehr geringen Pädagogik- bzw. Sozialpädagogik-Anteilen auskommen. Pädagogik gehört nicht zum Kern der FH-Studien für „Soziale Arbeit", und in einigen FH-Studienplänen wird „Sozialpädagogik" überhaupt nicht erwähnt. Demgegenüber beruhen die universitären Studiengänge in Graz und Klagenfurt auf einer breiten erziehungsund bildungswissenschaftlichen Grundbildung. Die Ausbildung an Kollegs oder Bildungsanstalten für Sozialpädagogik enthält in ähnlicher Weise in einem erheblichen Ausmaß pädagogische Anteile. An den Fachhochschulen wird der geringe Anteil pädagogischer Inhalte durch den Bereich des Rechts kompensiert. Rechtsveranstaltungen zu unterschiedlichen Themen sind in beachtlichem Ausmaß verbindlich vorgeschrieben. Im Gegensatz dazu spielt Recht in den sozialpädagogischen Universitätsstudien und in der Sozialpädagogik-Ausbildung an Kollegs und Bildungsanstalten für Sozialpädagogik nur eine marginale Rolle. Vor dem Hintergrund wird deutlich, dass es nach wie vor getrennte Professionalitätsmodelle gibt. Die an Universitäten und Ausbildungsstätten für Sozialpädagogik angestrebte Professionalisierung begreift sich im Kern als pädagogische Professionalität. Die an Fachhochschulen angestrebte Professionalisierung ist keine pädagogische, sondern es geht um ein personenbezogenes, rechtlich fundiertes Verwaltungshandeln. Das bringt der Leitbegriff der auf den Einzelfall bezogenen Sozialarbeit zum Ausdruck: „case management" statt Erziehungs- und Bildungsarbeit (vgl. Sting 2011, S. 44). Die unterschiedliche Gewichtung von Recht und Pädagogik in den jeweiligen Ausbildungsgängen in Österreich dient als Indikator dafür, dass der integrative 40 JOURNAL OF CONTEMPORARY EDUCATIONAL STUDIES 3/2014 Franz Hamburger Anspruch einer umfassenden „Sozialen Arbeit" bisher nicht eingelöst worden ist. Angesichts der geringen Trennschärfe im Feld der praktischen Berufstätigkeiten scheint mir die Aufrechterhaltung getrennter Disziplinentwicklungen nicht sinnvoll zu sein. Zwänge zur Vereinheitlichung führen jedoch zu Vereinseitigungen und zum Ausblenden möglicher fachlicher Entwicklungspotentiale. in diesem Kontext scheint mir eine eher lockere Integration auf einem Kontinuum zwischen den Polen Sozialarbeit und Sozialpädagogik angebracht zu sein, auf dem unterschiedliche Akzentsetzungen möglich sind und das zugleich offen bleibt für neue, zukünftige Themenfelder (vgl. Schröer und Sting 2006, S. 19). Aktuelle Entwicklungen lassen sich gegenwärtig in drei Bereichen erkennen: in Versuchen zu einer Vereinheitlichung des Wildwuchses an sozialen Berufen, in einer Öffnung der Fachhochschulen für den Bereich der Sozialpädagogik und in einer Intensivierung sozialpädagogischer Forschung. Im Jahr 2007 wurden österreichweit „Sozialbetreuungsberufegesetze" eingeführt, mit denen eine einheitliche Regelung und Anerkennung von Ausbildungen geschaffen wurde. Das Berufsbild des „Sozialbetreuers" wurde damit gesetzlich fixiert, das die drei Schwerpunkte Altenarbeit, Behindertenarbeit und Familienarbeit umfasst und das auf Fachschulniveau angesiedelt ist. Insgesamt ist in Österreich eine große Nähe zwischen Tätigkeitsfeldern der Sozialpädagogik und der Integrationspädagogik zu erkennen. Eine Studie unter AbsolventInnen der Sozialpädagogik-Ausbildung brachte daher zum Vorschein, dass sie sich mehr Inhalte der Integrationspädagogik in der Ausbildung wünschen (Heimgartner und Scheipl 2006, S. 433). Seit der Umsetzung des Bologna-Prozesses versuchen die Fachhochschulen, die Lücke in der Akademisierung der Sozialpädagogik zu schließen. Dies geschah zunächst dadurch, dass bei der Einführung von Bachelor- und Masterstudien die Studienprogramme von „Sozialarbeit" in „Soziale Arbeit" umbenannt und mit einem umfassenden Qualifizierungsanspruch verbunden wurden (Austro-Bachelor-Team 2005). Gegenwärtig wird deutlich, dass dieser Anspruch nicht eingelöst worden ist und dass es neben der Ausbildung in „Sozialer Arbeit" auch einer qualifizierten und akademischen Ausbildung in „Sozialpädagogik" bedarf - eine Forderung, die vor allem von Praxisinstitutionen gestellt wird. Ein erstes sozialpädagogisches Studienprogramm, zunächst als Weiterbildung konzipiert, wurde im Herbst 2012 an der Fachhochschule Linz eingerichtet. Ein Bachelor-und Masterstudium in Sozialpädagogik, auch als Weiterbildung angeboten, startet im Herbst 2014 an der Fachhochschule St. Pölten. Die Einrichtung von Weiterbildungsstudien in Sozialpädagogik ist von Versuchen begleitet, reguläre sozialpädagogische Studiengänge an Fachhochschulen politisch durchzusetzen. Schließlich lässt sich an den Universitäten Graz und Klagenfurt eine zunehmende Etablierung sozialpädagogischer Forschung erkennen. Die Ressourcen für sozialpädagogische Forschung sind in Österreich bisher relativ gering, und die Forschungszugänge sind aufgrund der dezentralen Struktur des sozialen Sektors oft regional begrenzt. Eine Übersicht über die österreichische Forschungslandschaft in der Sozialpädagogik brachte zum Vorschein, dass derzeit nur wenige fundierte Daten und übergreifende Forschungsaktivitäten vorhanden sind (Heimgartner und Sting 2012). Dennoch wird auch in Österreich immer Historische und aktuelle Entwicklungen der Sozialpädagogik in Österreich 41 deutlicher, dass die Weiterentwicklung des sozialen Sektors nicht ohne fundiertes Wissen gelingen kann. In Graz hat sich in dem Zusammenhang ein Schwerpunkt im Bereich der partizipativen Forschung herausgebildet. In Klagenfurt gibt es einen Schwerpunkt in qualitativer Forschung, der sich durch eine Orientierung an Bildungsfragen und Kinderschutz, einen Bezug zu Gesundheitsthemen und eine Nähe von Sozial- und Integrationspädagogik auszeichnet. Sozialpädagogik bleibt damit als eigenständiges Ausbildungs- und Wissenschaftsprofil in Österreich neben der Sozialarbeit bestehen. Sie findet über die Universitäten und die Fachhochschulen zögerlich den Weg zum akademischen Beruf, und sie verankert sich als Forschungsfeld mit eigenen Zugängen und Fragestellungen. Literatur Aichhorn, A. (1925/1951). Verwahrloste Jugend. Die Psychoanalyse in der Fürsorgeerziehung. Bern, Stuttgart: Huber. Arlt, I. v. (1921/2010). Die Grundlagen der Fürsorge. Wien: LIT. Austro-Bachelor-Team (2005). Curriculum Bachelor-Studiengänge für Soziale Arbeit in Österreich. 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Based on the three traditional lines stated of kindergarten pedagogy, social work and social pedagogy - the term "Social Pedagogy" represents a broad, unfocused field, characterized by social professions that contrast developments in social work in Germany thus far. Central to this concept is a "pedagogical professionalism" when it comes to care, support and counseling for children and adolescents in different institutional settings, as well as adults in need of support in life situations. The fact that people require increasing professional assistance when coping with life's problems is leading to a steady expansion of the social professions in Austria: toward a more academic professionalization and a social education, and the establishment of an independent socio-educational research landscape. Keywords: history of social pedagogy, social professions, psychoanalytic movement, education, profes-sionalization, social pedagogical research E-mail for correspondence: stephan.sting@aau.at