Mbacher Zeitung. Nr lß3 ft. >>. halbj fl. !i,».<», YUl die »jufieUiinz !n« H«u» halbj. z<> lr, Mi! der Pofi gan»i. s>. !,'>, halb», sl ?^<». Donnerstag, 19. Juli. I»ltlliol>»,c»l!hl: Fül Ne!»e I«I«»»l »i« », 4 Hellen »5 l,., «ö^erl pl. ^eil« « kl.; b«i lfl«« Wi«bnchelu»«t» p». Zeile » n. «877. Ailttlichev Theil. «m 17. Juli 1»?? wurde in der l. l. Hof' und Staats, druckerel in Wien das XX!». Stück be« ReichSgeselMalte«, vorläufig bio« in der deuischr» Nuogave, ausgegeben und versendet. Dusselbe enthält uuler Nr, 60 da« Glfeh uom 16. Juni 1877 Nber die Velzehllmg«s1euer van Fleisch außer den sll, die Verzlhrungssitucr-Einhebuull al« geschlcss'n tlllilrten Ollen; Nr, <^l be» Crluß »,« ssiüanzministeriumö vom 26. Juni IN77 wegen Vollzihlül« de« Gesehn llder die «ei^lixii^eflsuei von Fleisch außei den f«r die Vtrjlhlungosleuer.Lnchevung als geschlossen tlllällen Ollen. «m 17. ^llli 187? wurden in der l, t. Hos- »,id Ttanls-druckerei in Wien di, italienische, böhmische, polnische, rulhenische. ilovknische, lruatischf nnd romanische All^abe der an, !ii», Juni »no 3, I»!i 1^77 vi'llUufig dla« in der deutschen Nn^gadr erschollene» Slilltc XIX nud XX de« ReichsgesthblatteS ausgegeben und verseudet. Da« X!X, Slilcl cuthält unter Nr. 48 die liiflittung dec l. nlid l. izNerreichischnugalischen Regierung und der lijü. ilalilnischm N-ßislUlig uom t schah in Szene gesetzt werden, und diese Agitation wird neuerdings eine Gegenströmung hervorrufen, wzjche alle Gclüsle zugunsten einer Parteinahme für die Pforte neu» lralisierl. Von größerer politischer Tragweite als die Wirkung, welche die Nachricht von dem Vallan.Uebergang in England hervorrufen mag, wird der Eindruck derselben auf dic maßgebenden Kreise Konslantinopels sein. Sie wird die Friedcnspaltei, die dort unausgesetzt thätig ist, kräftigen und ilir vielleicht in dem Sinne zum Siege verhelfen, daß nach dem ersten großen Schlage an der Donau nunmehr die biplomaiische Frieoensoer» mitllung dcr Neutralen angerufen wird. Ohne diesen großen Schlag an der Donau aber bleibt freilich auch der Vllllan-Utbcrgllng nur ein strategische« Intermezzo von keiner nachhaltigen Bedeutung. Mit Märschen und Truppcnverschiebungen, mögen dieselben auch noch so genial erdacht, noch so brillant ausgeführt fein, wurde niemals da« Schicksal eines Feldzuges entschieden, sondern immer und einzig durch das Glück der Schlachten, Der Siicularklerus Oesterreichs. Die statistische Monatsschrift bringt eine Darstel-Umg deSSiicularllerus in Oesterreich nachdem Stande l,„ c)^ ,875 ^ e„t.„^,m„ derselben die 'folgenden Dalen: Der Eäcularlkrns der latho-lllchen Kirche, welche in jene des lateinischen, aric-")'sch- und armenisch-katholischen Riluö zerfällt, zählte u Ende des Jahres 1875, sieben ErMlhnmcr des lateinischen (Gürz. Lembera, Olmütz. Prag. Sa^lim-s,. A"», Zara), ferncr 23 lateinische Äisthümer (Brircn. ^Nlm, Budweis, Catlaro, Gnrl, ilönigsrätz. Kralau, Leit'..^^'^"°"!. '"" d"" Bischofsitze zu Marburg, ^'lmer tz. ttchna.BraM mit dem Gischossitze zn Vcsina. S? ^^""^^^° '"" dem Bischossitzc in Parcnzo. de.'. m^"'«^""ysl. Nag„sa. Scbcnico, Scckau mit ^ ' Vljchossche „, Oraz. Spalat.o.Macarsca mit dem ^ chofs'tzc in Spalalo. Tarnow. Tricnl. Tricst Capo- ein l.,^« ?"" Gischofsitzc zn Trieft und Veglia) und N «.,- ^ »ricchischen Ritus zu Pvzen.ysl. Den B,"""'7n des lateinischen Rilns ist noch jcncs zu r «lau in Preußisch-Schlcsicn insofern zuzurechnen, als und ln >>7 '"^ "°" Ocsterrcichisch.Schlcsien einverlnbt eb's b).^".cin Gencraloicar in Tsschcn bcstcllt ist; ber° w,1^ "" Gencralvicariat zu Frldtirch in Voiarl- Die 3?^ ^" Bisthnmc Bvifcn in Tirol .„»lerstcht. 42 ""d ^olleaiatcapilel belief sich auf "nd Bi«.^/ "itgllcdcru. Die anfgrfichrlcn Erzbislhümer latholi ckp ." umfaßten 00l>8 lateinisch. m,d armcniscti. l^7 la.'.l ^" ^^" griechisch-katholische Pfarreien, laplaneien V' "'^ ^^^ griechisch'katholische Vokal. "menisci- .»^ Säculartlerus des lateinischen und U> 72ü ^ ^^"s sanunt Nachwuchs belief sich auf ' "ornnter 1381 Zöglinge in 30 Seminarien und weitere 51 außerhalb derselben, jener des griechi» schen RltuS auf 2577 Zöglinge, davon 195 in- und 19 außerhalb dcr Seminarien. Die griechisch-orientalische (nichtuniertc) Kirche zählte 1 Erzbislhmn (Lzcrnowih) und 2 Vis-thümcr (Cattaro-Ragusa mit dcm Bischofsitze in Caltaro und Dalmazien.Istrirn mit dem Bischofsitzc zu Zara), 3 Capitel mit 24 Mitgliedern, 341 Pfarreien. 15 tto-lallaplaneien und an Nachwnchs 72 Personen in zwei Seminarien und außerdem 0 Zöglinge außerhalb derselben. Dic Ziffer dcs gricchisch'oricnlalischrn Klerus samml Nachwuchs belruq 452 Personen. Die evangelische Kirche, welcher für dic im Ncichsrathc vertretenen Länder dcr l. k. tvanaclischc Obcrlirchcnralh Angsburger und helvetischer Confession zn Wien vorsteht, umfaßte 11 Supelinlcndrnlurrn (2 zu Wicn. 1 in Obrröstcrrcich. 3 in Vöhmcn. 2 i„ Mahren, 1 kr it gerechnet melden, insoweit solche in Oesterreich stabil ist. Dieselbe zähllc im Jahre 1875 zusammen 88 Geistliche. In Vergleichung mit dem Stande nach dcr lrtzten Erhebung «m Jahre 1870 ergibt sich rüctsichllich des Säcularllerus dcr Zuwachs dcs griechisch-orienlalischen Erzbisthums in der Bukowina und einer evangelischen Supcrinlendanz in Galizicn. Die Zahl der Pfarrelen hat sich bezüglich aller Consessioncn und Riten vermehrt, und zwar die dcs lateinischen und armenischen Ritus um 101. von 6567 auf 0668, jene des griechischen Ritus um 2, von 1427 auf 1429. die griechisch»orien' lalischen um 25, von 316 auf 341, und die evangelischen um 25. von 186 aus 211, im ganzen die Pfarreien um 153. Die Ursache dieser Vermehrung liegt lhcilS in drr Umgestaltung von Lolallaplaneien in Psar-rcicn. theils in dcr nöthig gewordenen Errichtung neuer Scelsorgc-Stationen. Die ^okalkaplancien dcs lateinischen Ritus erfühlen aus dicscm Grunde cine Verminderung um 84, von l46l> auf 1385; jene dcS gnlchisch'kalho-lischcn Ritus haben sich um 7, von 437 auf 444, und jcne der griechisch orientalischen Kirche um 5, von 10 auf 15, vermehrt, daher im ganzen der Abs»ll von Lolallaplancicn 70 beträgt. Die Zahl des Nachwuchses ist bci nlcichblcibcndcr Anzahl dcr Seminare erheblich zurückgegangen, indem dcrsclbc von 2669 im Jahre 1870 a»ls 1754, milhm mn 915 sank, und da dieser Rück» gang schon seit längerem andauert, so hat sich auch die Ziffer dcs lateinisch' und armenisch-katholischen Säcular» llrvuS »im 932, von 16,657 ans 15,725, vermindert. Dagegen ist jener des griechisch-katholischen Ritus um 251, von 2326 anf 2577, der gricchisch.ollenwlischen Kirche um 19, von 433 aus 452, cudlich jener der evangelischen Kirche um 17, von 202 auf 219. gestiegen, so das; sich im ganzen cine Verminderung deS Säcular» llcrns sammt Nachwuchs um 615 Personen ergibt. Dic eigenen Einkünfte dcs Süsularllcrus haben sich in dcr glrichcn Periode nicht unerheblich erhöht. während sich die Zuschüsse °»>S Staatsmitteln etwas vermindert habcn, denn es wurden die ersteren ans 5 335,920 fl. die letzteren mit 2.106,640 fi. beziffert. 1338 Die Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland. Ueber die Angesichts der bedeutungsvollen letzten Vorgänge in dem inneren Staatswesen Frankreichs zwischen diesem Staate und seinem mächtigen Nachbar Deutschland eingetretenen Beziehungen spricht sich ein der „M..Rev." unterm 13. d. M. aus Berlin zugehendes interessantes Schreiben in nachstehender Welse aus: „Es ist heute der Jahrestag von Ems! Der siebente seit jenem verhängnisvollen Iulltage des Jahres 1870, da König Wilhelm die Verhandlungen mit Herrn Venedetti abbrach und ihm sagen ließ, daß wei< lere Mittheilungen nunmehr den amtlichen Weg durch die Ministerien zu nehmen hätten. Welcher Art war dleser Weg? Techs Tage später empfing Graf Bismarck in Berlin aus den Händen des inzwischen verstorbenen Baron Le Sourd die französische Kriegserklärung — das einzige Actenstück, welches in der ganzen Verhängnis« vollen Frage französischcrseits nach Berlin gelangt war. Eine für sich selbst zeugende Charakteristik der napolco« nischen Politik! Sieben Jahre — und heute--------ein fast vergessener Gedenktag! Wenn ich dennoch, und zwar an dieser Stelle, daran erinnere, so geschieht cs nicht, um den Finger an die kaum verharschten Wunden zu legen, welche eine verblendete Politik zwci großen Völkern geschlagen, sondern weil dieser Jahrestag unwillkürlich Veranlassung bietet, das Facit zu ziehen der Beziehungen zwischen Deutsch« land und Frankreich, wie sie sich scit jener Zeit gestaltet haben. Dieses Facit findet sich nur zu correct aus» gedrückt in der Antwort, welche die „Norod. Allgem. Zeitung" heute dem „Moniteur" auf die Beschuldigung feindseligster Gesinnung gegen Frankreich ertheilt: Sie folge nur, und mit ihr der größte Theil der deutschen Presse, mit Bedauern der dem deutschen Reiche von Frankreich her aufgenöthlgten Lagc, auch nach geschlossenem Frieden toujourg on voäsUo bleiben zu müssen. „Ein nothwendig ununterbrochener aufmerksamer Vorpostendienst ist allerdings nicht geeignet, gegen denjenigen freundlich zu stimmen, der ihn in steigendem Maße er forderlich macht." Auf dieser ^inie bewegen wir uns heute, nach sieben Jahren, Frankreich gegenüber. Die Thatsache ist gewiß im hohe« Grade bedauernswerth, aber ihr Ernst und ihre Bedeutung würde durch Augnung und Entstellung nicht gemildert werden können. Die französische Politik war im Jahre 1870 diplomatisch wie militärisch ein Ueberfall — und Deutschland hat alle Veranlassung, sich gegen eine Wiederholung desselben vorzusehen. Gegen diese Politik des Ucbcrfalles sind alle diesseitigen mili« türlschen Maßnahmen seit 1870 gerichtet, bis auf die letzten: die Garnisonsverstärkungen im Elsaß und das Pferde.Ausfuhrvcrbot. Die Haltung der deutschen Presse läßt zuwcilen den Eindruck zu, als ob wir von dieser oder jener fran» züsischen Regierung eine mehr oder minder kriegerische Politik zu erwarten hätten. Dem ist nicht so. Freund' Uch gegen Deutschland ist keine Partei gestimmt, welche auch das Ruder in Frankreich führen mag, und höchstens dic Idee kann wechseln, mit welcher ein Krieg gegen Deutschland gerechtfertigt werden müßte. Auch die Zeitfrage, die Opportunist kann bei den einzelnen Parteien differieren — im Prinzip stimmen sie alle darin überein, so bald als möglich das Prestige der französischen Waffen wieder herzustellen und jene Suprematie iimer^ halb der europäischen Mächte wieder zu erringen, welche die Franzosen gemeinhin als die ihrem Vaterlande in der Welt gebürende Stellung bezeichnen. Der fanatische Haß der Ultramontancn unterscheidet sich von der klugen und sorgfältigen Beobachtung des kräftigen Gegners seitens der Republikaner nur durch die laute Gehässigkeit der einen, die verbissene Höflichkeit der andern. Die Ultramontanen hosten durch den Fanatismus und durch die religiöse Zwietracht Deutschlands selbst, die Republi» laner dagegen durch die großen Massen, durch mög« lichst genaue Befolgung der vom Gegner selbst ge« gebenen kehren und durch die unausgesetzte Ueberwachung feiner eigenen Vorkehrungen zu siegen. Es läßt sich dabei nicht leugnen, daß ein großer Theil derjenigen französischen Offiziere, welche nach wirk» llcher wissenschaftlicher und militärischer Bildung streben, zur Fahne der „Republique fran^alse" hillt, die denn auch allein von allen politischen Blättern Frank» reich« sich die Mühe nimmt, sich eingehender mit deut-schen Arm«-Ungeleg«nheilen zu befassen, ja selbst in die Tiefen der preußischen Rang« und Quarlierliste hinab« zusteigen und beispielsweise den Unterschied in dem Of-fizierSbeftande des preußischen und des französischen In. fanterie.Reglments Nr. 20 sowie anderer gleich numerierter Truppentheile beider Heere nachzuweisen. Die französischen Republikaner werden nun freilich den Krieg nicht heute oder morgen zu führen suchen, dazu müßten sie sich erst selbst im Lande definitiv befestigen. Sie wer» den den Krieg eines Tage« nicht nur gegen Deutschland, sondern im Namen der republikanischen Idee auch zu« gleich gegen die Monarchie führen — sobald ihnen der Zeitpunkt geeignet dünkt. Ob freilich nicht inzwischen irgend ein heißblütiger und ruhmbedürftiger Dictator die Nation in ähnlicher Weise mil sich fortreißt, wie Oambetta im Jahre 1870 — ist eine andere Frage, welche eben dazu mahnt, keiner einzigen Partei in Frank« reich friedlichere und wohlwollendere Absichten gegen Deutschland zuzutrauen, als der anderen. Die Republikaner geben sich zwar momentan den Anschein, als betrachten sie Deutschland «ie ihren Ver«, bündeten im Kampfe gegen den Kleritalismus, sie wissen aber dabei recht gut, daß das monarchische Deutschland die Uebergriffe und die Wellmachtftellung des Ultra« montaniSmus auS ganz anderen Gründen und zu ganz anderen Zwecken bekämpft, als die republikanischen Franzosen. Was die einzelnen monarchischen Parteien in Frankreich anbelangt, so werden sie, mögen sie nun in lleri« later oder in liberaler Nucm« zum Regiment gelangen, über kurz oder lang zu einem Kriege gegen Deutschland gezwungen sein, weil der Versuch respective die Ver» suchung sich ihnen unausweichlich aufdrängt, durch Wieder« gewinnung von Elsaß.Lothringen ihre Herrschaft zu be« festigen. Freilich ziehen sie dann ein doppelschneidig Schwert, denn ein gegentheiliger AuSgang deS Krieges würde vielleicht oder sogar wahrscheinlich den mühsam erworbenen Thron losten, aber trotzdem wird man das Wagnis nach möglichster diplomatischer und militärischer Vorbereitung zu unternehmen suchen. Diese Erwägungen machen eS nur zu erklärlich, wenn Deutschland den Vorgängen im Innern Frank' reichs eine größere Aufmerksamkeit zuwendet, als alle anderen Mächte, welche cine unmittelbare Bedrohung ihres Friedens von Frankreich nicht zu gewärtigen haben. Welche Rolle ein klerikales oder orleanistisches Frankreich heute in der Oricnlfrage spielen würde, ist schwer ab« zusehen, für uns bleibt die Thatsache maßgebend, daß, je mehr Frankreich sich von einer republikanisch-liberalen StaatSform entfernt, es sich desto mehr dem Augenblicke nähert, wo es aus feiner bisher nach außen beobachteten und der Republik durch die Umstände auferlegten Reserve heraustritt. Jedwede Einmischung in Frankreichs innere Angelegenheiten liegt Deutschland ganz eben so fern, wie wir uns die französische Einmischung energisch verbeten haben und auch wol in Zukunft verbitten werden, auch wenn es nicht mehr Fürst Bismarck sein wird, der die Noten des deutschen auswärtigen AmleS dictiert. ES ist daher mindestens seltsam von den Pariser Journalen, wenn sie von einem Tage zum anderen von einer fremden Intervention zugunsten der Wahlen zu erzählen wissen und bald den Fürsten Hohenlohe, bald einen anderen Diplomaten zu diesem Zwecke beim Duc Decazes eintreten lassen, ja sogar den sächsischen Kriegsminister General v. Fabrice auS solchem Anlasse nach Paris citieren. Mit Rtcht ist diesseits die Frage aufgeworfen wor« den, wie denn eigentlich das sonst so reizbare Ehrgefühl der französischen Nation dies ertragen könne? Deutschland hat in die innern Angelegenheiten Frankreichs nicht eingegriffen, als es vor den Thoren von Paris Zeuge d«r Zerfleischung war, in welcher Franzosen unter den Augen ihrer Besieger gegen Franzosen die schon so lief erschütterten Kräfte ihres Landes vergeudeten. Damals war es für Deutschland von unmittelbarer Wichtigkeit, wer in Frankreich regierte, denn der Friede war nur mit Herrn ThierS abgeschlossen, er w,r der einzige Franzose, der bei dem Reichskanzler ausreichend politischen und an den Börsen ausreichend finanziellen Kredit besaß, und Herr Thiers wird auch heule noch jedem seiner Lands-leule rathen, einen Krieg gegen Deutschland nur unter ganz außerordentlich günstigen Bedingungen zu beginnen. War da« Interesse damals ein unmittelbares, so wog eS den, noch nicht so schwer, weil tin großer Theil Frankreichs in unseren Händen war, der Rest widerstandsunfähig und 450,000 Gefangene in uxscren Depots. Heule ist das Interesse schwerer wiegend, weil «in wohlgerüsteleS Frank» reich auf unsere Schwächen lauert — und so sind wir denn nach sieben Jahren leider mchr denn je genöthigt, touMl-3 on vedstto zu sein." Vom Kriegsschauplätze. lkriainal - Ksrrespsndenz der „Ualbacher Ieitung.") Hirsova, 14. Juli. Das für den projektierten Donau« Uebergang der Rumänen bestimmte Vrückenmateriale ist nun durch die HolzverarbeitungS-Faliril Pravalli in Galatz an seine Bestimmung abgeliefert worden. Gestern pas« sierten die letzten Ponton« Bralla, um nach Krajova und von dort an die Donau gebracht zu werden. Die nöthigen Bestandtheile für eine vollständige Brücke sind eben. falls verladen, nur fehlen die nöthigen Anker, die, da die Russen alle« aufgekauft haben, schwer beizubringen sind. Im hiesigen und Galatzec Hafen liegen wol aller« dings bei 200 größere und kleinere, meist griechische Schiffe, die wol mit ihren Reserve-Ankern momentan werden aushelfen müssen, aber da erst gestern in dieser Beziehung telegrafische Ordres nach Braila ergingen, so dürfte abermals eine Woche vergehen, bis es bei Kala« fat lebendig wird. Wie die Armee sich dieser Aufgabe entledigen wird, ist schwer abzusehen. Zwei Drittel deS Landes sind dagegen, und nur die radikale Partei, die heule das entscheidende Wort führt, betrachtet e« als eine .Question ci'jlomieui- Nätioualo", ohne aber die Folgen zu erwägen, die ein eventuelle« Fehlschlagen der Action hervorrufen könnten. Jedenfalls werde ich Ihnen seiner« zelt ausführlich darüber zu berichten imstande sein, da ich mich der dortigen Action anschließen werde, um bei dem feierlichen Acte der Feuertaufe als Zeuge zu fun« gieren. — Dem rumänischen Generalstabe schien eS erst im letzten Auaenblicke eingefallen zu sein, daß, um eine Floß« oder Pontonbrücke zu bauen, auch die nöthige Ver-anterung nültzig ist. Daß man dies erst im Momente des Thorschlusses wahrnahm, wirft auf die Befähigung dieses Corps lein besonders günstiges Streiflicht, und wenn sich derartige Hirschauer Stückchen noch öfters wiederholen, so blühen der rumänischen Miliz leine besonderen Lorbeeren. Dazu ist daS Portefeuille deS Krieges in einer durch' aus unfähigen Hand, und der heulige Ressortminister, General Eernat, hat außer einem ziemlich enlwiclel' ten Embonpoint weiter nichts aufzuweisen, welches zur Annahme berechtigen würde, daß er auch geistige Fähigteilen zur Geltung bringen kann. Die meisten der öffentliche" ^ Blätter, natürlich mit Ausnahme der RegierungSorgane. stimmen ehne Unterschied in den Ruf: „Nieder mil Cernat!" ein. Die wichtigsten Verwaltungszwclge der Armee: Operationen. Waffen.Inspection, Intendanz unt» Eomptabllität, befinden sich in Händen von Leuten, die nicht nur vollkommen unfähig sind, sondern der allgemti' nen Corruption allen Vorschub leisten. Die nächsten Tage werden wol in die ganze Sache Licht bringen, ob aber infolge der letzte» Haliung der serbischen Skupschtina der Uebergang bei Gruja versucht werden wird, ist noch in Frage gestellt. An jedem anderen Punkte aber läuft man dem Gigner direkt in den Rachen, und selb>l für den unwahrscheinlichen Fall des Gelingens ist Wid' din eine Festung, zu deren wirksamer Cernicrung nn> Gerennung ganz andere Truppen gehören, als die Nü' mänen, bei denen militärische Tugenden stets die Aihll' lesfersc bildeten. Die einzige ritterliche Persönlichkeit der Armee ist der reglerende Fürst, dem aber die Verhält' nisse derart über den Kopf gewachsen sind, daß an eine Aenderung jetzt, nachdem die Würfel gefallen sind, Ml mehr zu denken ist. Eine vollkommen neue Erscheinung auf dem Kriegs' schauplatze sind seit einigen Tagen endlose Eolom'.cn v»n Baucrnwagcu, die, in Russisch»Bcssarabicu requiriert, der Armee folgen. Diesellirn lmnmm dcr Mehrzahl nach aus der Gegend von Aljcrman und Bcndcr. ^ der rumänischen Armee der Train vollkommen manaclt, so ist es nicht unwahrscheinlich, daß man einen Thw der russischen Armce-Fuhrwerlc der fliegenden Kolonnen' magazine den Rumänen überläßt und sich dafür l»»e l Bauernfuhrcn behält, die durchwegs mit Thcerplache" ! versehen wurden. . Auf allen Eisenbahnstationen, namentlich aber ""' der Strecke von Galatz bi« Bukarest liegen lausende UN" aber tauseuoe von Fruchlsäckm im Freien. Das 3^" davon ist, daß mchr als die Hälfte zugrunde gegan^n ist uild die Säcke im buchstäblichen Sinne dcs Wortes faulen. Da man, wie es scheint, erst in der letzten Zeit diese etwas uuangenehme Entdeckung gemacht hat, so dc' gann man vor einigen Tagen alle im kandc aufzutre»' ben gewesenen neuen Säcke qnzulaufen, und es wird nun an der Umfüllung gearbeitet. Dabei sind aber zn den 15—20,000 Säcken, die auf jeder Station liegen, höchstens zwei bis drei Mann mit der Manipulation beschäftigt, und bis man damit fertig ist, kommen noch einige tiich' tige Regengüsse, und der ganze Vorrath ist dann total unbrauchbar. Die Schwerfälligkeit in allem und jeder» macht sich auch hier geltend, der arme Soldat leistt» sein möglichstes und opfert sich für eine Sache, für die man ihn künstlich begeistert, dafür treibt man anderseits den himmelschreiendsten Unfug, und in dem Maßt, als so mancher Tropfen Blut für ciuc Sachc vergossen wild, welche man der Welt als die gerechtferligste allcr säM' benden Questionen aufdisputiert hat, in demselben Verhältnisse und mehr noch dient der gegenwärtige Krieg nur Tausenden dazu, um ihre Taschen zu füllen; denn mit der eigentlichen Befreiung der bedrängten Christe" ist es nicht weit her; das Wenige, was der Bulgare noch hatte, was ihm die Türken ließen, das nehmen ihm die Befreier, und ist der Krieg einmal zu Ei'de, dann werden sich die befreiten Bulgaren noch viele Iah" an die gegenwärtige Epoche erinnern, die sie um alles» um ihre letzte Habe gebracht hat. Die nacheinander folgenden Niederlagen del Russen in Asien haben hier peinlich berührt, """ wenn man auch auf Allerhöchsten Befehl der große" Masse die Geschichte verschweigt, so wird cs doch "icl)l mehr lange Geheimnis bleiben. Das Vertrauen in d" Führung, gepaart mit einer logisch daraus entspringe"^ den Siegeszuversicht, sind Factoren, welche dic Kral' einer wenn auch schwächeren Armee um das DoPP^ erhöhen. Das allzu rasche Vordringe» bis Tirnovo "»0 darüber hinaus bringt der russischen Armee leinen wcse»l' lichen Vortheil, im Gegentheil es exponiert die Auß"" truppcn zu sehr, da man sich in einer Sackgasse bewcal< Hier läßt sich wol der Refrain anwenden: „Bis hich" und nicht Weiler, ritten dic russischen Rciler!" Dc'"' ist mall einmal in Tirnooo, dann lann man die ^ sammte Kavallerie nach Hause schicken. Den Dienst dieser Waffe versehen dann die paar Kosalenregimentcr vo"' kommen, und selbst diese werden mit ihren an die Glepp"' gewohnten Pferden in dem unwegsamen, felsigen u" gebirgigen Terrain keine leichte Aufgabe haben. Ein weiterer Umstand, der in den maßgebend^ Kreisen der russischen Avmec, wie cS schrint, nicht S'