10252« Volksthumliche aus GottschaE. Von Joh. Satter. Der Reinertrag dieses Schriftchens fallt dem geplanten Studentenheim in der Stadt Gottschee zn. Preis 80 ki-. Gottschee 1899. Buohdruckerei von Ig. v. Kleinmayr & l^ed. Bamberg in Laibaoli. Voiksthiimliche Thiernamen aus Gottschee. Von Joh. Šatter. Die freundliche Aufnahine, welche inein Aufsatz liber die volksthum- lichen Pflanzennamen aus Gottschee gefunden hat, veranlasste mich, die Sammlung derartiger volksthiimlicher Namen fortzusetzen und sie durch das Thiernamen-Materiale, welches ich in den folgenden Zeilen biete, zu einem vor- laufigen Abschlusse zu bringen. Der Zug unserer Zeit liebt das Voiksthiimliche; auch die Wissenschaft verschmaht es nicht, aus diesem nie versiegenden Jung- brunnen zu schopfen. Dies mag ja hauptsachlich der Grund sein, dass auch den volksthiimlichen Pflanzen- und Thiernamen allerorten ein lebhaftes Interesse entgegengebraeht wird. In der Spraehinsel Gottschee spielt iiberdies auch noch die Herkunftsfrage dieser alten deutschen Colonisten herein, auf welche Frage auch das Namenmateriale manches interessante Streiflicht wirft. Jene Ansieht, die ich bereits in der Einleitung zu den »Volksthiimlichen Pflanzen¬ namen aus Gottschee® ausgesprocben, dass niimlich ein nicht geringer Theil dieser volksthiimlichen Bezeichnungen unverkennbare Anklange an Karnten, und zwar Oberkiirnten, vielleicht zuerst an das Nockgebiet aufweist, hat durch das gesammelte Thiernamen-Materiale eine noch kriiftigere Stiitze erhalten. Uberdies kommen hinsichtlich der Namenahnlichkeit noch besonders Osttirol und die Sette communi in Betracht. Wofiir dort Analogien und Parallelen fehlen, diirften mitteldeutsche Gebiete als Herkunftsgegenden anzusprechen sein.* Vor allem sei bemerkt, dass keirier der »hier besprochenen Namen un- besehen und ungepriift aus einer friiher verbffentlichten Šchrift tiber Gottschee, besonders aus: Schroer, »Ein Ausflug nach Gottschee«, Wien 1869, und «Worter- bueh der Mundart von Gottschee«, Wien 1870, oder: A. Hauffen, «Die deutsche Spraehinsel Gottschee« 1895, heriiber genommen worden ist. Ich habe sammt- liche Namen unmittelbar dem Volksmunde abgehdrt und war demnach in der Lage, einzelne missverstiindliche Auffassungen Schroers gelegentlich richtig zu stellen, wie denn iiberhaupt ein ziemlich vollstandiges Verzeichnis der hier in Betracht kommenden Namen zu liefern. Bei diesen meinen Bestrebungen untersttitzte mich auf das beste meine Frau, welche als geborene Gottscheerin nicht nur mit groBtem Interesse das Gelingen meiner Arbeit verfolgte, sondern auch durch die genaue Kenntnis ihrcs heimatlichen Idioms wesentlich zur richtigen Wiedergabe dieser so schwer zu fixierenden Laute beitrug. Auch der fleiBigen Mitarbeiterschaft zweier Studierender des hiesigen Gymnasiums, Alois Hutter aus Lienfeld und Joh. Petschauer aus Tschermoscbnitz, sei hier gedacht und ihnen beiden 'an dieser Stelle der bffentliche Dank abgestattet. Zur weiteren Erhartung meiner Ansieht, dass ein groBer Theil der Gottscheer seinerzeit aus Oberkiirnten, respective dem benachbarten ostlichen Tirol ein- * Man vergleiche diesbeziiglich auch die beiden im Folgenden bezogenen Arbeiten Schroers. 1* 4 gewandert, fand icli mich veranlasst, diejenigen Thiernamen, welche fiir die ganz evidente Vervvandtschaft des Gottscheer Idioms mit dem bayrisch- iisterreichischen Dialecte Kiirntens, Tirols, Bayerns und gewiss aucli Ober- Ssterreichs und Salzburga sprechen, schon aus dem Grande in die Arbeit mit aufzunehmen, um audi dem in dialectischen Studien Mindergeiibten volle Klarheit zu verschaffen und liingeres Nachblattern in den verschiedenen W(irterbuehern zu ersparen. Ich beniitzte zu diesem Zwecke neben meinen eigenen ziemlich genauen Kenntnissen des Karntner Dialectes die einschlagigen Werke von Anton Uberfelder: «Karntnerisches Idiotikon«, herausgegeben von S. M. Mayer, Klagenfurt 1862, und Dr. Matliias Lexer: «Karntisches Worter- buch», Leipzig 1862; fiir Ti rol boten mir Prof. Dalla Torres « Volksthiimliche Thiernamen in Tirol und Vorarlberg> eine iiberreiche Quelle volksthiimlicher Bezeidmungen und fiir die bayrischen Idiotismen des unvergleiddiehen J. Andreas Schmellers , weinen, eine auch in den Alpenliindern haufig gehorte Bezeiehnung fiir weinen. Eine alte Sage des Hinterlandes erziihlt: «DieLerche war beim Bane der Brurmen und Cisternen nieht dabei und wollte auch nicht mithelfen. Zur Strafe dafiir darf sie von dem Wasser auf der Erde nieht trinken und muss ihren Durst unmittelbar mit dem Regenwasser stillen, das sie mit offenem Sehnabel auffangt. Regnet es lange Zeit nicht und qualt sie der Durst, so fliegt sie gegen den Himmel und reart — bittet weinend — um Regen.» Alcedo ispida L., Eisvogel. Aischpikar; Basserwegel Sem. Anas boschas L., Wildente. Schtockantle n.; bildai Ratze (slov. raca). Stockantle in Tirol. Anas domestica L., Hausente. Ratze, Ratzle. Anas querquedula L., Knackente. Fdschtenantle; das Fleisch gilt als Fastenspeise. Anguis fragilis L., Blindschleiche. Prinshlaich m.; Schprenzlaich HI. Annobium pertinax L., Trotzkopf, Todtenuhr. Holzbuerm. So heiBt dieser Kafer auch in Tirol und Kžirnten. Anser L., Gans. Genshe fem., plur. Genschen. Bildai Genshe. Aphrophora spumaria L., gemeine Schaumcicade. Schpringarle. Apis mellifica L., Honigbiene. Paje fem., plur. Pajen; Baischl fiir die Konigin, Pruetpaje fiir Drobne. Die Drohnen briiten nach dem Glauben mancher hiesigen Bienenziichter die Larven aus. Auch fiir Raubbienen werden sie haufig genug gehalten. .Angl fiir Stachel, ftngeln = mit dem Stachel vervvunden. Wluoden — Wabe; Hbnik fiir Honig. o In Karnten hort man folgende Bezeichnungen: Peje auch Beje, plur. Pejen, Angel, Honig, Honigfladen. In Bayern: Beij, plur. Bein. Tirol: Bei, Beie fem.; Sette communi: paia, ahd. pia; Luserna: pai fem., plur. pai’n. Aquila fulva L., Steinadler. Odlar; Udlar; Schtoinudlar HI. Arctia Schr., Biirenspinner. Pare fem. fiir die Raupe, auch Parpoz (Biirenpelz) Md.; Wragenlampla (Wrage, Wr;i = Frau; also Frauenliimmchen). Die Zusammensetzung mit Wra bezeichnet etwas Kleines, Niedliches. Ardea cinerea L., Fischreiher. Bilde Genshe G. Arion empiricorum Fer., Waldnacktschnecke. Bauldschnagge (Waldschnecke). Schnaggb HI. Arvicola arvalis Selys, Feldmaus. Mausch; Waldmausch (VVald = Feld). 7 Ascaris lumbricoides L., Spuhvurm. Kinderbuerm G. Astacus fluviatilis L., Flusskrebs. Kraps m., plur. Krapsen. Astur nisus L., Sperber. Schpoabar, dim. Schpoabarle. Taubenschtessl; Taubenhachle G. Astur palumbarius Bechst., Hiihnerhabicht. Haeh m., dim. Haclile. Weglhach HI., Hienderhach G., Hauch Lgt., Haoch Sem. Derjunge Habiebt Fischhach G. In Karaten: Habach, Habich; boi Villach und im Nockgebiete: Haeh. Tirol: Habecb, Habich. Bayern: Hacht. «Aueh der Habiebt wollte sich beim Bane der Brunnen niclit betheiligen, weil er fiirchtete, seine schbn gestreiften Hosen zn beschmutzen. Dafiir darf er aus denselben niclit trinken und muss seinen Durst mit Regenwasser stillen.» HI. Astgnomus aedilis L., Zimmerbock. Holzwrassar. Balaninus nucum L., Nussbohrer, Haselnussbohrer. Schtichar (Stecher) Sem.; Nussenkawer. Piscbig fiir die wurmstichige Nuss und uberhaupt fiir jede wurmstichige Frucht. Buermpissig fur alles, was angestochen ist, z. B. buermpissiges Holz. Ebenso in Karaten «pissik>, «wurmpissik» in derselben Bedeutung. Blatta germanica L., deutsche Schabe. Hauschkawer; Russen. Aucli in Tirol und Karnten heifien diese Thiere Russen, im Gegensatze zu den Scbwaben (Periplaneta orientalis). Bombinator igneus Ros., Feuerkrbte, Unke. Affe fem., dim. Affle. Sette eommuni: affa fem.; ahd. affa fem. Bambus Latr., Hummel. Gumpe; Umpl, Humpl; Wummel; Humpu Lgt.; Hum HI. Karnten: Hurapel, Wummel. Tirol: Humbl, Bumbl fem. Sette eommuni: Buinbela fem. Bos taurus L., zabmes Rind. Rint, Rent HI.; Schtir, Oksch; Kue, dim. Kiiele; Kaub, dim. Kauble; Kelbitzcn (cine Kub, die noch kein Kalb gehabt bat). Woze, Wouze, Woiz- maul fiir das Maul, Triel fiir Lippe, Gollar HI. fiir die Wamme. Kloa, Klua HI. = Klauen. Autar = Euter; Huff fem. fiir Hiifte. Lashar die hautigste Bezeiehnung fiir den Magen; Poinzen, Panzen fiir den Darm und Podnarin fur den Blinddarm. Ueshlacbten (gleichbedeutend mit Ausschlag), Urshlatten Tsch. fiir die Kuhpocken und Blattern uberhaupt. Itrichen sowie utroehen HI. ist die Bezeiehnung fiir das Wiederkauen. Galowitze, Jalowitze fiir die aus irgend einem Grunde sterile Kuh. In Karnten begegnen wir folgenden ahnliehen oder gleichlautenden Namen: Kue, Kiiele, Kalble, Kelbatzen; Foutze fiir Maul, Huff fem., dim. Hiiffle fiir Hiifte; Trial (aueh in Bayern) fiir Lippe; Galtach, Gegaltacli, Gdltvieh (letzteres aueh in Bayern) fiir das Rindvieh, welehes niclit trachtig ist oder aueh nicht mehr trachtig sein kann. Golla fem. fiir Hals und Kehle des Rindes (Karnten und Bayern). Urschlechten (Karnten, Tirol und Bayern). Ebenso decken sich die Bezeichnungen fiir das‘Wiederkauen: itrachen (Karnten); itrichen, itern (Tirol); itrueken (Bayern); sammtliehe dieser Namen sind auf das ahd. itruhan zuriickzufiihren. 8 Bostrgchus Fahr., Borkenkiifer. Holzkawer. Der Name Kawer findet sich aueh in den Sette communi in «kavar» m., dim. keverle. Bubalus buffelus L., gemeiner Biiffel. Ptiwel. Bubo maximus Sibb., Uhu. GroaBe Aile. Bdld = Baudaile. Budytes flavus L., gelbe Baehstelze. Gales Rinderhatarle G. Bufo Laur., Krote. Krote fem., plur. Krotten; Totter; Hexin Tsch. und St.; Hex G.; Milich- krote Sem. (Die o Kroten saugen bei den Kiihen, wenn sie in die Stalle kommen. Sem.) Affe fem., ahd. affa fiir Krijte. Bayern und Karaten: Krott. Tirol: Krot fem., plur. Krott’n. Sette communi: Krota fem., haffa, affa! Der Bauer halt die Krote fiir eine verkappte Hexe und behandelt sie dem- entsprechend. Buteo vulgaris Beehst., Mausebussard. o Pikatar (gefleekter) Hach HI., Affenhach (Affe fiir Froseh). Calandra granaria L., Kornwurm. Kornkawerle. Camelus L., Kameel. Komel. Canis familiaris L., Haushund. Hunt; Kulo, Kulin, aueh Kuilin fiir die Hiindin. Zaugge fiir die laufige Hiindin (ebenso in Karaten; Bayern: Zochen, Seliwaben: Zauchen fiir Hiindin). Dfikschhunt, Wrischinghunt (Schaferhund) etc. Binnig oder bindig fiir den wiithenden Hund (in Karaten «windig», in Tirol und Bayern «winnig>). Capra hircus L., Ziege. Pock, Gois, aueh Guois Lgt., Kitzl. Caprimulgus europaeus L., Ziegenmelker. Zipe. Goishatar (Ziegenhirt), Rinderhatar Tsch.; Naclitwegel HI. Carabus L., Laufkafer und iiberhaupt alle ahnlicben Formen. Schtinkkawer. Carabus auratus und ahnliche goldgrun glanzende Carabiden. Salowizkawer. Der getroeknete, zn Pulver zerriebene Kafer wird in iihnlicher Weise, wie etwa der Pflasterkafer (Lytta vesicatoria), zur Heilung des Salowiz — einer Euterentziindung der Kuhe — verwendet. Cavia cobaga Schreb., Meerscliweinchen. Mearshbainle. Cerambyx heros Scop., Riesenbockkafer. Gaigar m. (Er reibt seine Beine aneinander, wie ein Geiger den Bogen an den Saiten.) Cervus capreolus L., Reh. Rech, Reach (ebenso in Karaten und Tirol). Der Bock heiBt aueh der Rocklate (Ročki = Stange). So nennt man hier aueh den Teufel. Cervus elaphus L., Edelhirsch. Hiris m., plur. Hirise. 9 Cetonia Fabr., Goldkafer, Metallkafer. Gliatzarkavver (Glanzkafer) M., Dreckkawer M., Tsch.; Gottainherrnsch- kawerle N. Ciconia alba L., weiBer Storch. Schtoarch; Basserwegel m. Letzterer Name, den auch Sehrber, Seite 229, verzeiclme.t, gilt iiberhaupt fiir die meisten Sumpf- und auch Schwimmvbgel. Cinclus aquaticus Brehm., Wasseramsel. Bosserompschl. Clupea harengus L., Haring. Haring. Coccinella L., Marienkafer. Himblataischkawerle (Himmelate = Himmelvater), Moagreatizle, Zwenzer- kawerle; Scbprenzarle, Schprenzarkawerle HI. Shummittkawerle (Sonnwend- kaferchen), Mariakawerle, Himmelskawerle M., Moishe, Mowe N. B., Sonnawendkafer in Karaten und Tirol. Coccothraustes vulgaris Briss., KernbeiBer. KernpaiB m. (ebenso in Tirol und Karaten), Kernprachar Sem. Coluber Aesculapii Sturm., Aesculapschlange. Hauschkatschen (kača slov, fiir Schlange). Columba livia L., Felstaube. Bildtaube; hoimishai Taube (heimische = Haustaube). Columba risoria L., Laclitaube. Turteltaube. Corvus cornix L., Nebelkriihe. Kra. Corvus frugilegus L., Saatkrahe, und Corvus corone Latb., Rabenkrahe. Rab m.; Rom, plur. Reramer. Die Bezeiehnung Ram, plur. Remme, findet sich auch in den Sette eommuni, und zwar fiir den Kolkraben. Coturnix communis Bonn., gemeine Wachtel. Bochtl. Crex pratensis Bechst., Wachtelkonig, Wiesenknarre. Bochtlkenig. Sehrber schreibt fiir diesen Vogel «Mddar». Cricetus frumentarius Pall., Hamster. Ueschpar Tsch. (Uesch = Aas, Par = Bar; die Zusammensetzung mit Aas bezeichnet etwas Minderes, wohl auch Veriichtliches, wie z. B. Aas- jager etc.) Cuculus canorus L., Kuckuck. Kuke, Kuker, Gugger. In Karaten: Gugge und Guggu; in Tirol: Gugker; Sette eommuni: Kuko. , wie er in Tschermoschnitz gesproehen wird, ist also der dem ahd. egidehsa am nachsten stehende. Lacerta viridis L., griine Eidechse. Grianling; griane Egedaksche Tsch. Die Bezeichnung Grianling auch im oberen Gail- und Lesachthale Karntens; im oberen Lesaclithale «der gruone«; im angrenzenden Tirol, Etschthale und Bayern «Gruenz» fem. Lampgris L., Johanniskafer, Leuchtkafer. Shumittkawerle (Shumitten = Sonnenwende), Laichtkawerle; Hansheisch- kawer HI. (Hanshe fiir Johann). In Tirol und Karnten: Sunnawendkaferl. Lanius collurio L., rothriickiger Wiirger. Bintschigar Mudar (kleiner Maher; siehe Enneoctonus); Tschrkar; Zerrar, Wetzar HI.; UrbaiBwegel (man findet ihn haufig auf Bohnenstangen — Urbaisse fiir Bobne — sitzen). UrbaiBer, UrbaiBwrassar M., Tsch., Lgt. UrbaiBtschrkar Tsch., ZrakenpeiBer (ElsternbeiBer) HI. Larus ridibundus L., Lachmowe. Baisse Bassertaube. Mewe (ebcnso in Bayern). Lepus cuniculus L., Kaninchen. Schtubenhueshe, Sehtubenhashlain HI. Lepus vulgaris, Feldhase. Hueshe, Hashle. Im Hinterlande hat sich iibrigens, wie auch in den Sette communi, die ahd. Form «haso» erhalten. 14 Leuciscus virgo Heck., Frauennorfling. Plotitzen, Polititzen. Limax Milil., Nachtschnecke. Mearishai Schnagge; Schnaggd HI. Lithobius Leach., Steinkriecher. TaushentwieBler. Locusta viridissima L. ; Heupferdchen. Grianar Haipok. Loxia curvirostris Gm., Krummschnabel, Fichtenkreuzschnabel. Kraizsehnubl HI., M. «Der Kreuzschnabel wollte die Nagel aus dem Kreuze Christi herausziehen; dabei verdrehte er sich seinen Schnabel.* M. Lucanus cervus L., Hirschkafer. Hiriskawer; Hiriskue fiir das Weibchen. Zwickarkawer HI., M.; Zvrick- kawer N., B. Lumbricus agricola Hoffm., Regenwurm. Ragenbuerm. Lupus vulgaris B., Wolf. Bolf m., plur. Bolwe; bolwisch Holz == Wolfsholz ete. Nach W. Lazius migratio gentium, libr. 8, citiert boi Troster: Das alt- und neudeutsche Dacia (Niirnberg 1666), soli, wie Schroer angibt, der Wolf' in Gottsehee «holtz- gangeB, der Fuchs «schleicher» geheiBen haben. Die letztere Bezeiclmung fiir den Fuchs ist mir hier nirgends mehr untergekommen; fiir holtzgangel, was besser mit Holzganggel zu schreiben ware und auch nicht mehr gesprochen wird, liefie sich ein Ankniipfungspunkt finden in der Bezeichnung Holzhund fiir Wolf, welche ich im Nockgebiete Karntens — Kleinkirchheim und Reichenau — wie in Salzburg und Oberdsterreich vorfand. Nachdem Holz den Wald, Ganggl oder Ganggerl den Teufel bedeutet, wurde obiger alter Name identisch mit , die wilde Jagd. Necrophorus vespillo L., Todtengriiber. Toatengrubar; Toatenkawer HI. Notonecta glauca L., Schwimmwanze. Shbimmkavver B., Shbemmkawer HI. Nucifraga caryocatactes Briss., Nusshiiher. Shbuerzer Gerholz oder" Gerholz tiberhaupt. Gerholte Sem. Oniscus murarius Cuv., Mauerassel. Shaje (Satie); schpanisehe Shaje HI. 16 Oriolus galbula L., Goldamsel, Pirol. Pirholt, Pirholter. Galai Troasehte (gelbe Drossel). Pikatai Gearo M. Onjctes nasicornis L., Nashornkiifer. Hoarnkawer Tsch. Ovis aries L., Schaf. Bidder; Budi, Musi fiir das mannliche, Koschtrun, Gschtraun fiir das eastrierte Thier (Gstraun, Kastrun etc. in Karaten, Tirol und Bayern), Lample fiir das weibliche Schaf; fiir letzteres audi Wrisching vom ahd. «vriscinc», ein junges Thier oder Opferthier bezeichnend. In Karaten: Frisching fiir ein junges Schaf, ebenso in Tirol (Enneberg); vrischong (Sette communi). Lashar fiir Magen, und zwar fiir den Magen des Wieder- kauers iiberhaupt. PleaBen oder plalžen — gleich dem bayrischen blaBen — fiir bloken: <’s Lample pleafiat*. Pachytylus migratorius L., Wanderheuschrecke. Haipok, Graschpok. Diese Namen gelten iiberhaupt fiir Heuschrecken. Heubock in Karaten und Tirol. Papilio L., Falter, Schmetterling. Pdchmolter, dim. Pdchmolterle, plur. Pdchmolterlain; Pdchmulter; Pdch- mauter. (Molter = Mulde, Trog; somit «Backtrog» die Gottscheeriscbe Bezeichnung fiir den Schmetterling!) Pfaifalter fem. Sem., Flatterling Lf. In Tirol: Pfeifalter, Feifalter vom ahd. vivaltra fem.; »Miller* (der mit weiBen Schuppen bedeckte Schmetterling gleicht diesbeziiglich ganz wohl einem mit Mehi bestaubten Miiller). Audi die hiesige Bezeichnung diirfte eine ahnliehe Erklarung zulassen: Der Schmetterling gleicht in seiner FSrbung einem Baektroge, in welchein man mit Mehi einen Teig zugerichtet, oder sieht zum mindesten so aus, als ob er einen Backtrog soeben verlassen. Damit stimmen iiberein die in Bayern haufigen Bezeichnungen: Mehldieb, Milchdieb, »milemale* (Miillermaler = Miiller). In Bayern sonst Pfeiffalter, Beinfalter; dagegen aber auch Floemolterlain n. oder Flaimolterl! Schroer halt Seite 44 diese bayrische Form fiir eine offenbare Entstellung des uralten Feifalter, — ahd. vivaltra fem. — aber nahekommend dem Gottsehee- rischen Pdchmolter. Ich zweifle an einem solchen Zusammenhange und stelle Pfeifalter und Pdchmolter als vollkommen selbstiindig voneinander ent- standene Formen auf. Nach einer anderen, mir von competenter Seite mitgetheilten Ansicht wiirde »Molter* etwa mit «Schwinge», also Pachmolter als Seliwinge am Bache — Bachschwinge — zu deuten sein. Auch Karaten kennt in seinem Mollthale den « Pfeifalter*, sonst sind Fdlterle, Fletterle, Fldter etc. die gangbarsten Bezeichnungen. Papilio Podalgrius L., Segelfalter, und Pap. Machaon L., Sehwalbenschwanz. Huone (Hahn) Lgt. Parus ater L., Tannenmeise. Rinderhatarlaisch-Masle G. (nach der Ahnlichkeit in der Zeichnung am Kopfe mit dem Rinderhatarle = Bachstelze). Parus cristatus L., Haubenmeise. Hornmasle, Schternmasle. Parus major L., Kohlmeise. Mas’n, dim. Masle. 17 Parus fruticeti L., Hanfmeise. Hunifmasle; Pokmasle (nach dem Gescbrei, wie dem einer Geifi). Parus candatus L., Schwanzmeise. Langslibanzle. Tirol: Langschweif. Passer domesticus L., Haussperling. Scbpatz. Hirsbigar Lf., Hirschwegel Sem. (Er zeigt sicli baufig in Hirsefeldern.) Pavo eristatus L., Pfau. Pfa, Pfab. Letzterer Name auch in Tirol; Pfaw in Bayern. Pediculus capitis L., Kopflaus. Lausch. «Drei Lause in einem Loffel Milob heilen die Cholik.» Pediculus vestimenti Burni., Kleiderlaus. Gwandlausch. Pelias berus Mcrr., Kreuzotter. Haishlatai Kuotsclie Sem. (haishlat — gehiiuselt, kreuzweise gestreift; Kuotscbe vom slav, kača, was Schlange bedeutet). Vorstebender Name stammt aus Semitsch, wo Kreuzottern factisch vorkommen. Sonst ist in Gottschee die Hornviper die einzige Giftschlange. Pelidna Leisl., Strandlaufer. Ran tl afer. Perca fluviatilis L., Flussbarsch. Barschtling, Barscbling. Ebenso in Karnten. Perdix cinerea Lath., Rebhuhn. Raphiandle. Periplaneta orientalis L., Kucbcnscbabe. Scbwaben; Hauschkawer, Sebtubenkawer. In Karnten: Hauskafer, Stubenkafer. Phthyrius inguinalis Redi, Filzlaus. Wilzlausch. Phalangium parietinum Herbst, Weberknecht. Loitergurben (Leitergarbe) Tscli., Ročki HI. Phylloxera vastatrix Pl., Reblaus. Rablausch. Pica paudata Ray., Elster. Aglaschtar fem.; man liOrt dieses alte Wort nur c mehr selten, um o so haufiger: Zrakizen, Zrakalizen; SrakeTseb. In Karnten: Aglaster, Ogalster, Ab- alschger etc; in Bayern und Tirol: Aglaster. Picus viridis L., Grilnspeclit. Holzpakar, Pampakar. Holzpikar Sem. In Karnten: Pampek; in Tirol: Bambekl; in Vorarlberg: Boombickar. Pieris Scbr., Weifiling. Baifier Pdcbmauter. Die Raupen: Biiermer, Kozenzen (letzterer Name aus dem Slaviscben). Pirates stridulus. Scbuaschtarkawer. Plecotus auritus L., Ohrenfledermaus. Fladermausch; Wladermauscb HI. In Oberkarnten meist Flattermaus, Floddermaus. Letzterer Name aucb in Tirol (Luserna). 18 Podiceps minor Lath., Zwergtaucher. Tukantle. Ebenso in Karaten. Faschtenantle (das Fleisch wird als Fasten- speise anerkannt). Polyommatus virgaureae L., Ducatenfalter. Shaidenwleaterlizen (Seidenschmetterling) Tsch. Polgsteš gallica Fabr., Feldvvespe. Bapsche. In Karaten und Tirol: Bepse. Procerus gigas L., Riesenlaufkafer. Schuaschtar, Schuaschterkawer. Schnaggenwrasser. Tschikar (das Thier secerniert einen braunen Speichel, der an denjenigen des Tabakkauers — Tschikers — erinnert. Proteus anguineus L., Grottenolm. Der Gottscheer hat keinen eigenen volksthiimliclien Namen fiir dieses interessante, ihm vvohlbekannte Thier; er heiflt es, wie jeden anderen Molch, «prdinzle». Der Slave nennt den Grottenolm »človeška ribica« = Menschen- fisch. Psittacus Swains., Papagei. Pnpdgaie Sem. Pdpa. Pulex irritans L., Floh. Floach; Wloach, plur. Wleach. Ebenso in Karaten und Tirol. Putorius vulgaris Rich., kleines Wiesel. Praitle, Praitele (das Brautchen; das Thier sieht, wenn es sieli erhebt, so aus, als ob es am Scheitel ein Kranzchen wie eine Braut triige). Praitela Sem.; Oierpraitele Tsch. Das Wiesel gilt auch hierzulande fiir giftig; der von demselben angeblasene Kbrpertheil schwillt auf. Putorius ermineus Owen, Hermelin. BaiBes Praitele. Mit dem Fette dieses Thieres und gewiss auch des kleinen Wiesels — bei beiden jedoch nur im Winter, solange sie das weifle Pelzwerk besitzen — pflegte man friiher das Zahnfleisch einzustreichen, worauf die kranken Zahne ohne Schmerzen und leicht mit den Fingern herausgezogen vverden konnten (relata refero). Noch vor zwei Jahren war ein soleher »Zahnarzt« auf allen Miirkten Unterkrains zu sehen, der, mit einem rothen Fahnchen in der Hand, die Leute zu seinen schmerzlosen Opcrationen einlud; er bestrich das Zahnfleisch mit Hermelinfett und zog, wie allgemein behauptet wird, auch abgebrochene Wurzeln mit den bloflen Fingern aus den Kiefern. Als ihm sein Fett ausgieng, versprach er fiinfzig Gulden demjenigen, der ihm ein Baiflpraitele brachte. Putorius foetidus Gray., Iltis. Engltasche; man hort auch Engeltatsch; Eltasch G., Lf. Den letzteren Namen horte ich von mehreren alten Jagern. Eidacksel HI. In Karaten: Iltas, Eltes, Eltas; in Bayern: Eltes, Elledcis, Alledeis. Die hiesige gangbarste Bezeicbnung »Engeltasche«, so fremd sie klingen mag, ist wohl ebenso aus Eltas oder Eltasch herzuleiten, wie etwa »Engelpogen« aus Elbogen und dergl. Pgrrhula vulgaris Cuv., Gimpel. Gimpl; Gempl HI.; Kimpl Lgt. Bana° L., Frosch. Affe, dim. Affle, plur. Afflain. Man vergleiche auch hier das ahd. «affa«. Die Kaulquappen auch der iibrigen Amphibien heiflen hierzulande «Gemple», »Gumplare«. 19 Regulus cristatus L., Goldhahnchen. Tschopfwegele; Scliternwegele G.; Goldhanl. In Tirol: GoldhandL Rhizotrogus solstitialis L., Junikafer, Sonnwendkafer. Shumittkawer; Boizkawer (Weizenkafer); Roschekawer. Rhodocera rhamni B., Citronenfalter. Galing (Gelbling). Rosalia alpina L., Alpenbock. «Di wriss» (dich friss ich) St. Schpritzarkawer M., B. (Der Kafer spritzt in die Augen.) Katschenhatar Lgt. Ruticilla tithys Bechst., Hausrothsehwanzchen. Roatschbanzle. In Tirol: Rothschwanz; Sette communi: Roatsbanz. Ruticilla phoenicura L., Gartenrothschwanz. Bai nochtroatkrepfle. Salamandra maculosa Laur., gefleckter Salamander. Borre. Unter Borre verstelit man hier auch ein Gerstenkorn am Auge. Borre heiBt auch die Warze, und es ware leicht mbglich, dass der Salamander wegen seiner warzigen Haut zu diesem Namen gekommen. Saxicola oenanthe Bechst, Steinschmiitzer. Plattenhucker. Sciurus vulgaris L., Eichhornchen. Oichkatzle; Uaiehkatzle HL; Oaichkatzle T.; Oichhernle Lgt. In Karaten: Achkatzl; in Tirol: Oachkatzl. Serinus hortulanus Koch., Girlitz. Grillele, Grillerle, Hirngrill. In Karaten und Tirol: HirngrillerL Sitta caesia L., Kleiber. Klimpe Tsch. Sorex vulgaris L., gemeine Spitzmaus. Schpitzmausch. Sgualius dobula L., Dobel, Aitel. Altel; BaiBwische. Sterna hirundo L., gemeine Seeschwalbe. Mearshbauberle. Strachia Hhn., Schmuckwanze. Schuaschtar. Sturnus vulgaris L., Staar. Schtoarl. Sus scrofa L., Hausschvrein. Shbain; Shau. Pear ftir den Eber, Purk (in Karaten: Pork und Porker, in Bayern: Barg und Burk) ftir das castrierte Mannchen. Wakle, Peize ftir Ferkel; Kaje, Shbainekaje ftir Maul; Buele (Wiihler), Trutsche, auch Trute (HI.) ftir Riissel; Mugo ftir Magen; Poinze ftir Darm; Podnarin ftir Blind- darm; Limperle ftir Niere; Klua, plur. Klealain, Shbaineklealain ftir Huf; Schunken ftir Schinken; Peaschtern ftir Borsten. Sylvia atricapilla L., Schwarzplattchen. Shbuerzplattle. Sylvia hortensis Bechst., Gartengrasmiicke. Graschmueken. Grianling M.? 20 Tabamis L., Viebbremse. Prame feni., plur. Pram; Roscheprame N., B. In Karnten: Braman; auch Preme fem.; Rosspreme im Lesachthal. In Vorarlberg: Bream fem.; in Tirol und Bayern: Brem fem., plur. Bremen. Taenia solium Rud., Bandwurm. Pantbuerni. Greiskernle fiir die Finne; greisig = finnig. Talpa europaea L., Maulvvurf. , Bauschnar m., Buelscbnar (Buele fem. der Riissel, buelen = wiihlen); Bauschtnar, Baukschnar Lgt.; Bieschnar, Bielschnar HI.; Bautschnar Sem., Buolar HI. In Karnten: Wolschker, Wuelscbger; in Bayern: neben anderen Bczeiehnungen auch Wiieler; in Tirol: Wielschger, Wueliseher; in Luserna: Wiieler; Sette communi: Bouler. Ob Biescbtnar — und nicht «wischtnar m. Maulwurf», wie Schroer (Seite 232) wahrscheinlich aps Elze entnommen — auf das mhd. wiiesten = wiist machen zuruckzufiihren sein diirfte, mochte ich bezweifeln; sicher liegt allen diesen Namen das alte « buelen» — wiihlen zugrunde. Tegenaria Walk., Deckenspinne, Hausspinne. Beppeschpinne fem., Beppeschpinnoeh fiir das Gewebe. Man vergleiche damit die in den Sette communi noch heute iibliche uralte Bezeichnung: beppespinna, beppaspinna, boppespinna und beppagaspust. «Spinnerin am Morgen, Kummer und Sorgen, Spinnerin am Abend, kuhlend und labend.» Die Spinne ist auf ihre Kunst, Gewebe zu spinnen, sehr stolz, denn: