NMer^W Rrain. Beilage,ur Laibacher Ieitnng. !^>. 33. ' Erster Jahrgang. AH. August 1857. Iwei Sonnette. «Vas Leb'en »st ein trauriges Entbehren Und Herzen, fie verkümmern im Entsagen, Weil nc den Muth nicht haben, was zu wagen Und vor der Welt sich etwas zu gewähren. O Jammer, sich in Schmerzen zu verzehren Und sehnsuchtkrank den Himmel anzuklagen, Statt hoch die Stirn und frei die Vrust zu tragen Und ftinin Frcudcnanthcil zu begehren. Iu jeder Stunde thront in unsrer Mitte DaS Glück, das schone Weib mit goldner Krone, Ihr nahen Alle mit bescheidner Bitte. Doch wer da spricht im rechten Hcrzenstone Und um sie wirbt in edler Männer Sitte, Dem gibt die Schöne selber sich zum Lohne. Vereinigt, schönes Wort! in Eins verbunden, Daß cngverschlungen L.bcn hängt am Leben, Daß Geist und Leib mitsammen sich verweben Und nirgends doch die Ftssel wird empfunden. O Seligkeit in ungezählten Stunden, Wo alle Fasern fest zusammen streben, Nicht ahncnd, wie sie innig sich ergeben, Vis fit ereilt sind von d^r Trennung Wunden. Das war ein schöner Baum, im reichen Segen Von Zweig und Blatt dem Himmel zugewendet, An inn'rer Kraft gar vielen überlegen; Da kommt ein Vlitz, aus Wolken hergesendet, Und liefert an die Beile ihn und Sigen, Daß der zcrspalt'ne Rieft kläglich cndct. Der Prand der Prairie *). ! ^Dll den wundervollsten Naturbilde:», welche dem Fcstlandc , der westlichen Halbkugel eigen sind, gehören jene ungeheuren ! Flächen und Ebenen, die im Süden Pampa's, im mittlern und l westlichen Amerika Prairien oder auch Savannen genannt werden. Im fernen Westen, wie der Amerikaner sagt, wo der Mississippi seine Wogen wälzt, im ßi'^nl v«Ile). dort sind sie zu finden, und wer sie ein Mal sieht, der ist entzückt von der Pracht und Herrlichkeit, welche sich da dem Auge darbietet. ! Vor einigen Jahren fuhr ich, auf einer Reise nach dem ! »l'ni->v<'8t« begriffen, auf dem Mississippi. Einer von unserer l Reisegesellschaft war ein alter, aber noch ziemlich rüstiger ! Mann, der sehr viclc Erfahrungen gemacht zu halen und die ! Gegend, welche wir durchreisctcn, genau zu kennen schien. ! Meine größte Aufmerksamkeit erregte er durch die Schilderung i einer Prairie. Ich hatte noch nie eine gesehen und so forderte ! er mich auf, mit ihm an's Land zu gehen, r,o wir nach wenig ! Stunden schon auf eine solche Prairie gelangen würden. Ich folgte seiner Einladung und so kamen wir nach sechsstündigem > beschwerlichen Wege an einen Waldrand, vor uns die weite unabsehbare Flache cincr Prairie. Es wäre vergebens, die Schönheit dieses Anblicks beschreiben zi: wollen. Weit, weit > hinaus dehnte sich die ungeheure Ebene, nichts erblickte das ! Auge als das hohe Gras, das, von dem Winde bewegt, sich ! senkte und stieg, gleich dem Ozean, wenn er nach einem Sturme ^ noch seine schweren Wogen rollt. Zuweilen tauchten in dem Grasmeere Gruppen von Bäumen auf, Inseln vergleichbar, aber vergebens sucht das Auge in der Ferne nach cincr Küste, l nach einem Ende der Ebene. Die farbenreichsten, prachtvollsten, aber meist geruchlosen Blumen schmücken das Grün der Fläche; Myriaden der glänzendsten, herrlichsten Inscctcn schwirren über diesen Vlumcnteppich hin. Aber kein Haus, keine Hütte, kein Hügel, kein Fels gibt dem Auge einen Punkt, auf dem es ruhen könnte. Vryant, der Nestor der amerikan. Poeten, schilderte die Prairien in einem größern Gedichte auf'die treueste Weise. Vei ihrem Anblick schon ruft er begeistert aus- H) Den Stoff zu dieser ErzWung verdanke ich dem Vcrg":nvalter Hrn. Matth Pirz in Vischofiack, welch r mir durch nncn Fnund >:inen Bcicf seines jüngsten, in Aimrifa weilenden Bruders gütigst mittheilen ließ. Dr. L. Ißlrib. 130 Dieß find der Wüste Gürten, dieß die Felder, Die ungemah'ten, schön und gränzenlos, Für die die Sprache Englands leinen Namen Prairie! Dann sagt er an einer andern Stelle, erfüllt von Entzücken über die Schönheit nnd Pracht, die er erblickt - Ihr Lüftchen, die ihr aus dcm Süden kommt, Die ihr dic schönen, gold'nen Blumen schaukelt Und an dem Falken der Prairie, der oben Sich aus dcn breiten Schwingen langsam wiegt, Vorüberzieht — ihr habt gesäuselt zwischen Dcn Palmen Meriko's nnd Teras' Wein. Ihr habt gekräuselt jene klaren Väche, Die von Sonora's Quellen nicderrinncn In's stille Meer -7- 0 sagt, habt ihr umfächelt Ein lieblicher nnd schöner Vild als dieß? ...... Ja, es kann kaum ein schöner Vild geben. Nnd zu jeder Jahreszeit ist es verschieden. Im Frühjahr bildet die Ebene ein weites, einförmig grünes Feld. Dann aber, wenn die Blumen sich erschließen, prangt sie in einem Farbenschmuck, den keines Malers Pinsel wiederzugeben vermag. Der Sonnenbrand des Sommers verwandelt das Grün in Braun, und das hohe Gras und die saftigen Stauden vertrocknen und bilden ! ein Feuermaterial, das der kleinste Funke zu entzünden vermag. Während mein Auge voll Entzücken über die Prairie schweifte, machte mich mein Begleiter mit all den eigenthümlichen Schönheiten dieser Vlumenwüste bekannt. Dann sagte er aber plötzlich: es will das nun alles nichts sagen, Sie müßten ! ein Mal diese Fläche im Feuer schcn, 0 das ist ein schrecklich- ^ schöner Anblick! ich habe sie gesehen, brennend in der dunkeln ! Nacht, als der Wind aufsprang und die Flamme wie eine Feuersäulc vor sich herwirbelte. Sie fraß das trockene Gras und die Kräuter wie eine heißhungrige Schlange, und hinterließ nichts als eine schwarze, qualmende Aschcndecke. Damals kam eine ganze Familie um in den Gluthen, es war herzzerreißend ! Ich frug ihn, ob er mir das Alles nicht genauer erzählen könnte; er bejahte und begann: Im Thale des Orion, zwischen den grünen Bergen des Staates Vermont, lebte ein Mann Namens Clarke mit seiner Familie, welche letztere aus zwei erwachsenen und zwei kleinern Kindern, von 13 und 8 Jahren, bestand. Clarke war ein fleißiger, kräftiger Landmann mit tiefem Gemüth und hellem Kopf, der aber, trotz seines Strebens und Schaffens, es zu nichts bringen konnte. Da verkaufte er einst sein Grundstück und beschloß, nach dem »turnest« auszuwandern, wo, wie man sagte, das Land wohlfeiler sei und er mit seinem Weibe und vier Kindern viel leichter auskommen zu können meinte. Als, Clarke's Entschluß bekannt wurde, bat Karl, der Sohn seines Nachbars, ihn begleiten zu dürfen — er liebte Caroliuen, Clarke's ältere Tochter. Der Zuwachs neuer Kräfte war Clarke nicht unangenehm, denn er wußte, was in den Urwäldern die Kraft eines Menschen werth ist; er willigte ein und eines Morgens sah die Sonne, als sie aufging, die Familie schon auf der Reise. Da Clarke vermuthete, Wochen, ja Monate lang reisen zu müssen, ehe ein passender Platz zum Ankauf gefunden werde, so war er natürlich bedacht gewesen, alles für eine so lange Zeit Nöthige mitzunehmen. Auf zwei Wagcn, jeder mit sechs Ochsen bespannt, befand sich demnach dic ganze Habe des Auswanderers. Sie kamen immer weiter hinein in die westliche Welt und betraten endlich das Prairienland. Sie hatten vorher nie eine Prairie gesehen: sie hatten nie (außer auf den Ozean) auf eine solche Größe und Unermeßlichkeit der Ausdehnung geblickt^ es erschienen ihnen die Wunder der Prairie um so erstaunlicher, da sie bis jetzt stets in, zwischen Bergen eingeengten Thälern gereist waren. Seit mehreren Tagen fuhren sie nun schon in dem Prairien-laud, ohne eine Gränze zu erblicken. Es war spät im Herbste, aber das Wetter war sanft und mild wie im Sommer. Die Prairie hatte schon ihr braungelbes Kleid angezogen und den Farbenschmuck der Blumen theilweise . bgelegt. Der Tag war heiter; heller Sonnenschein beleuchtete die weite Fläche. Die Wagen, jeder mit einem regendichten Dache bedeckt, bewegten sich langsam vorwärts durch die ebene Gegend, durch das hohe, trockene Gras, das, in den Herbstlüsten sich sanft neigend, hin und her bog. Kein Vaum war in dem weiten Kreise zu sehen. Als aber die Sonne zu Rüste ging und ihre Strahlen schräge über dic weite Fläche hinglitten, konnte man in der Ferne den Saum eines Wäldchens erkennen, dem unsere Reisenden so fort ', zu eilten, um in der Nähe dieses Haines einen Platz zum Nachtlager zu suchen. Sie hofften dort auch eine kleine Quelle oder einen Bach zu finden, denn der Wassermangel war sehr fühlbar geworden. Im ^aufe des Tages hatten sie eine Menge Prairiehühner geschossen, die sie sich für den Abend zu einem erquickenden Mahle zuzubereiten gedachten. Clarke mit seinem Sohne Jakob ging voraus und überließ den Wagen mit der Familie dcm zweiten, Karl. Sie waren erst wenige Schritte vorausgegangen, als Caroline ihnen nachkam, in einer Hand einen Theekessel, in der andern einige der Prairiehühner haltend. Sie wollte Vorkehrungen zur Abendmahlzeit treffen. Nach circa drei englischen Meilen kamen sie an eine Quelle kalten, klaren Wassers; sie verweilten daselbst kurze Zeit, um durch einen Trunk sich zu erfrischen. Der Vater zog auch seine Pfeife aus der Tasche, füllte sie mit trockenem ^ Indianerkraut, von welchem er immer einen guten Vorrath mit sich führte, und zündete sie mittelst brennenden Feuer-schwamms an. Sie waren nur noch eine kleine Strecke von dem Waldessaum entfernt, füllten daher ihre Gefäße mit Waffer und unter einem riesigen Baume brannte bald ein luftiges Feuer, über welchem der Theekessel brodelte. Als Alles berciiet war, lief Caroline eine Strecke in die Prairie hinaus, um nach dcn Wagcn zu sehen. Sie erblickte ! sie in der Entfernung von ei»cr halben Meile; langsam bewegten sie sich durch das hohc Gras. Aber näher noch, bei der Quelle, entdeckte sie etwas, das sie ii: großen Schrecken versetzte — Rauch und eine knisternd!,' Flamme. Sie rannte schnell zurück und sagte fast athei.llos: „Vater, ich fürchte, Du hast, als Du Dir vorhin die Pfeife anzündetest, die Prairie in Brand gesteckt!" Clarke fuhr auf, als hätte ihn eine Schlange gebissen und ! stürzte fort, um sich zu überzeugen. Jakob und Caroline folgten ihm. So wie sie aus dem Gehölz hinaus traten, gewahrten sie die schreckliche Gewißheit. Welch ein furchtbarer Anblick! Die Prairie in Feuer! — Es war schon etwas dunkel; die kleine knisternde Flamme, welche Caroline gesehen, war bereits zur Feuersäule angewachsen. Der Wind trieb die Flamme den Wagen zu, deren Flucht unmöglich war. Das lange, trockene Gras, das kurz vorher so lieblich im Abendwind sich bog, faßte wie Zunder; die Flamme wuchs, breitete sich aus und gewann an Helle; thürmte sich zur kolossalen Höhe, als wollte sie das Himmelsgewölbe mit ihrer gierigen Zunge belecken. Todesangst erfaßte Clarke und seine beiden Kinder, als sie ihre Lieben so bedroht sahen. Die Feuerflammcn zogen den Wagen zu, mit der Richtung nach rechts; sie waren verloren, wenn sie nicht schnell in das Gehölz gebracht wurden. Rasch, mit der Kraft und dem Muth der Verzweiflung, stürzten sie vorwärts, um dem schrecklichen Feinde den Vorsprung abzugewinnen; aber der nahte mit der Schnelligkeit des Wirbelwindes. Clarke erhob seine Stimme und rief, die Wagen sollten nach ^ ihm;u fahren — keine Antwort erfolgte, als das fürchterliche ^ Knistern der Flamme und das Zischen des gleich Raketen in ! die Luft gerissenen Grases. Rings war Finsterniß, die durch ! < die Helle des Feuers nur noch mehr hervortrat. Die Wagen ! waren verschwunden; die Gefahr bedrohte sie selbst und sie! mußten auf ihre eigene Rettung denken. Sie waren schon rings vom Feuer umgeben, und cs blieb ihnei« kein anderer Weg als dnrch die Flammen, um die Windseite des Brandes zu erreichen. Sie folgten auch glücklich ihrem gefahrvollen Weg eine Strecke fort und kamen an eine Stelle, die ihnen einige > Aussicht gewährte — nicht ferne erblickten sie den Saum der Feucrmassc. Mit verdoppelter Wuth tobte das schreckliche Element jetzt — es war kein Augenblick zu verlieren. Clarke, den Athem zurückhaltend, stürzte vorwärts — er war gerettet. Hier hatte die Flamme aufgehört zu wüthen; alle brennbaren Stoffe waren vernichtet. Dankbaren Herzens sah der Vater jetzt sich nach seinen Kindern um, meinend, sie seien ihm gefolgt. In diesem Augenblick hob sich die Feuermasse gleich einer unge^-heurcn Meercswclle. (Kr eilte, nm seine Kinder zu retten — allein die Gluth wälzte sich ihm entgegen und warf ihn zurück. ! Da hörte er Carolinen aufschreien, ihr Kleid brenne. Wieder ! machte er den Versuch, zu ihnen zu gelangen — die Wuth des Feuers schleuderte ihn gleichsam zurück. Endlich, als die Flammen nachließen, gewahrte er die Theuren seines Herzens, wie sie am Voden lagen, die Kleider verzehrt, die Glieder verbrannt, umarmt von dem unerbittlichen Tode. Rings um ihnen glühte die Asche noch „„d einzelne Flammen zuckten vom ! Voden auf. Clarke trug seine beiden Kinder nach einer sichern Stelle , -- Carolinc ßarb in seiiien Armen. Er legte seinen Sohn ^ neben sie. Als dieser sah, daß seine Schwester todt war, sagte ! er zu seinem Vater: „Ich werde ihr bald folgen. Willst Du mit mir beten, theurer Vater?" 131 „„Ich will,"" sagte der Vater mit erstickter Stimme, und indem er auf die leergebrannte Erde niederlniete llnd sich über ein Kind, das bereits todt war und über das andere, das im Sterben lag, beugte, schrie er auf zu Gott um Hilfe und Erbarmen. Als er sein Gebet beendet, sah er, dasi auch sein Sohn die Augen für immer geschlossen hatte.--------- Hier hielt der Erzähler inne; seine Stimme bebte, über sein Gesicht zog ein unsäglicher Schmerz, der die Gefühle seines Herzens verrieth. Nach einiger Zeit fuhr er fort: Der Vater saß lange am Boden, mit starren Blicken seine Kinder betrachtend. Tiefe Dunkelheit lag auf der Prairie; hie und da leuchteten noch die sich wieder belebenden Aschen auf und einzelne Flammen flackerten empor. Wo kurz vorher noch das feurige Element in seinem Triumphwagen vorübergezogen war, da war jetzt nur eine finstre geschwärzte Wüste. Weiterhin tobten und wütheten »och die Flammen, wie ein weit ausgedehntes, glühendes Lavameer, das den Anschein hatte, als wollte es die ganze Welt in Gluth und Asche begraben. Es war eine schreckliche, eine furchtbare und doch wieder eine großartige, nicht zu beschreibende Scene!' Als der Morgen kam, gewährte die geschwärzte Ebenc einen traurigen Anblick. Ein einziges lebendes Wesen bewegte sich über die Statte der Verwüstung — Clarke. Er kam an eine Stelle, wo den von Georg geführten Wagen sein Schicksal ereilt hatte. Die Wuth des Feuers hatte Alles unkenntlich gemacht. Georg lag auf dem Gesichte, von Brandwunden entstellt. Auf dem Wagen saß Frau Clarkc, die jüngere Tochter im Arme haltend. Ihre Kleider waren zu Asche verbrannt, ihre Haare waren versengt, es war ein herzzerreißendes Bild. Die Richtung des Wagens zeigte, daß sie der Flamme zu entfliehen versucht hatten. Weit davon befand sich der andere, von Karl geführte Wagen. Der junge Mann lebte noch, als Clarke zu ihm trat; er ächzte unter den fürchterlichsten Schmerze». Clarke hatte in seinem namenlosen Elend noch ein Woi t des Trostes für ihn. „Ach," sagte Karl, „spart Euch die Worte, fie helfen mir nicht, ich muß doch sterben! O meine Eltern!. Nach einer Weile, während welcher er ächzend und zuckend die Augen schloß, fragte er Clarke: „Ist Carolinc auck gerettet, wie Ihr?" — „„Sie ist bei Gott!"" antwortete Clarke. Da athmete Karl noch ein Mal tief auf — und war tpdt. Clarke, der Vereinsamte, vom Schicksal schwer Getroffene, grub nun ein Grab, in das er alle seine Lieben legte — Karl auch, er gehörte dazu. Unter diesem kleinen Hügel, wo wir jetzt stehen, wo die Blumen so lieblich blühen und ihre farbenreichen Häupter im Winde neigen-unter diesem Hügel — ruhen alle die Meinigen. — Ich — ich allein blieb übrig, um die Theuren zu beweinen, die ein Opfer des Prairiebrandes geworden sind. 132 Navaniha. Von den dreizehn serbischen Klöstern, die sich in dem reizenden Syrinien befinden, ist das von Rauanitza für die Serben das berühmteste, weil hier die Reliquien des letzten serbischen Czaren Lazar aufbewahrt werden. Wären die Byzantiner nicht eifersüchtig auf die Macht der Serben gewesen, oder hätte die abcndländ. Christenheit kein Bedenken getragen, den „Schismatikern" Hilfe zu leisten, so hätten die Osmanen kaum festen Fuß in Europa gefaßt. Lazar wurde später von der serbischen Geistlichkeit heilig gesprochen, seine Ueberreste *) ^ wurden nach der Ginwanderung eines Theils der Serben nach > Oesterreich aus dem Kloster Navamtza in der Türkei in das gleichen Namens in Syrmicn übertragen. Von nun an wurde dieses Kloster der Wallfahrtsort der Serben. Am 27. Juni jedes Jahres (dein Tage der Schlacht) versammelt sich eine linübcrsel'barc Menschcnmasse aus allen Gegenden. Nicht nur die Serben aus dem Vanat und der Vatschka, sondern auch viele aus dem Fürstenthum, aus Bosnien und noch weiter kommen ! hicher, nm die Reliquien des heiligen Lazars zu küssen (20I1- i VlNi) und der feierlichen Liturgie (Messe) beizuwohnen. Wer ! noch das serbische Heldenlied, das immer und mehr verstummt und in manchen Gegenden ganz ausgestorben ist, hören will, wer die Sitten und Gebrauche der Serben aus eigener Anschauung kennen lernen möchte, der kann es am besten an diesem Wallfahrtsort. Hier hat man Gelegenheit, die blinden Sänger ! ((iu5lur8ko<5i0<; nennt und die sehr scherzhaften Inhalts ! sind. Man würde sehr irren, wenn man voraussetzen würde, daß die serbischen Wallfahrer fromm nnd düster den Tag in ! ^) Scin Haupt sull noch gegenwärtig in Konstantincpel aufbewahrt ! scin, deu Rumpf hätten aber dic Geistlichen auserbeten. ^ 5*) Ist die Lyra der Serbe»; abcr ein höchst einfaches Instrument. ^ Zunächst einer Geige ähnlich, hat sie nur cinc aus Roßhaaren ! gemachte Saite. > , Gebeten zubringen. So lange die Messe dauert, ist man so ziemlich andächtig, aber nach der Messe da fangen schon die Lieder an, da reiht man sich in den Kolotanz, da werden die Becher geleert, die Pistolen abgefeuert, man denkt nur an Freude und Belustigung. Eben in dieser Beziehung ist auch das Kloster Ravanitza an einem solchen Tage sehr interessant, ^ weil man hier am besten den geselligen, muntern Charakter des ! Serben kennen lernen kann. Und welch bunte Menschenmenge hat man da zu sehen! Hier an der Gränze Oesterreich's und der Türkei ist am besten das Gemisch von Orient nnd Occi-dent sichtbar. Neben den zivilisirten Serben in europäischer Tracht nnd schöner Gesichtsfarbe ficht man den Bosnier in türkischer Tracht und mit sonnverbranntem Gesicht, neben der orientalischen Tracht der serbischen Frauen ist die einfachere westliche immer mehr sichtbar. Hier ein Kaluger (Mönch), dort ein Offizier oder Beamter, hier ein Taliga (landesüblicher kleiner Wagen), dort eine Equipage, alles dort macht einen eigenthümlichen Gindruck. Sehr erfreut ist man aber, daß man in dieser bunten Menge oft die deutsche Sprache hört. Jeder nur einigermaßen gebildete Serbe ist der deutschen Sprache mächtig, und sieht man überhaupt in diesen Gegenden Jemand in europäischer Tracht, so kann man ihn ohne weiteres deutsch ansprechen, ohne zu befürchten, nicht verstanden zu werden. In diesen Gegenden wird man vorzüglich gewahr, wie die erobernde, Fluth der westlichen Cultur immer weiter dringt. Schließlich sei erwähnt, daß das Kloster Navanitza eine so reizende Lage hat, daß man sich in manche Landschaft der Schweiz oder der Normandie versetzt glaubt. Man hat dic schönste Aussicht nach den syrmischen Gebirgen, nach dem Gränzfluß Save, nach dem vielbesungenen Avalaberg bei Belgrad und nach den amphitheatralischen bosnischen Gebirgen. s'Ä. A. Z.) Verschiedenes. Silbergerathe zu reinigen und dieselben, wenn sie dunkle Flecken erhalten haben, wieder dic reine Silbcrfarbc zu geben, gelingt ohne Silberverlust sehr leicht nnd vollkommen auf nachstehende Weisem In einen entsprechend großen, neuen glasirten Topf wird in siedendes Wasser so lange Borax geworfen, als sich noch von dem Salze etwas auflöst. — Diese Lauge wird nun fortwährend kochend erhalten, der silberne Gegenstand hineingetaucht und auf den dunklen Stellen mit einem blanken Zinkstäbchen überstrichen. Nach wenig Augenblicken verschwinden alle dunklen Flecken und der Gegenstand hat nach dem Herausnehmen die'reinste Silberfarbe wieder. Mn Prof. Kletzinsky hat eine neue Tinten-Komposition erfunden, deren Schriftzügc ebenso den mechanischen Nadirmitteln wie allen chemischen Vleichungs-und Zcrsiörungsmitteln trotzen, weßhalb sich dieselbe zu über-see'schen Correspondenzen, Wechselzeichnungeu u. s. w. vorzüglich eignet. Die Tinte ist vollkommen giftfrei, schimmelt niemals und beruht ihre Erfindung auf dem ganz neuen Prinzip, Kohlenstoff in der Papierfaser selbst frei werden zu lassen, wcßhalb sie alle bisherigen Leistungen übertreffen. Druck und Verlag von IgN. v. Klemm 'yv Lf F. Bambcrg in Lmbach. -- Verantwortlicher Redacteur: F. Bamberg.