/ l ' 80 r I-VI.I8 >lv8 I>l IVLVLI» vxm8cm.^v r Graf E. Reventlow Nationaler Sozialismus im neuen Deutschland „Zeitgeschichte" Verlag und Vertriebs-Gesellschaft m. b. H. Berlin W iz und Leipzig 50187 Druck der Meyerschen Pofbuchdruckeret, Detmold Inhaltsverzeichnis Srtte 1. Abschnitt: Antisozialismus im alten Reich ... 5 Der Sklave der Maschine und des Geldes Marx, der große Verführer. 17 Marxistentum, Gewerkschaft und Staat 28 Der Weg der roten Zahne Z9 2. Abschnitt: Nationalsozialismus und Arbeiter . 57 Adolf Hitler tritt auf 5? Zur den Arbeiter und die Arbeit öS Deutscher Sozialismus in der Wirtschaft 87 Nationaler Sozialismus und Geldwesen SO Nationaler Sozialismus und Boden 8Z Fort mit Klasse und DUnkell 88 Was soll werden? yz Das Lnde der „Massen" 104 Die Frage des Zührertums io» Ergebnis . . .109 1. Abschnitt A^ttsozialismus Lm alten Reich Der Sklave der Maschine und des Geldes Den Arbeiter von heute hat zuerst die Dampfmaschine hervorgebracht. Vorher gab es ihn nicht. Wer arbeitete, war in eben diesem Sinne ein „Ar¬ beiter", aber es gab keinen Arbeiterstand, geschweige denn siel es jemanden ein, von einer Arbeiterklasse zu sprechen. Heute haben die beiden Worte: Handwerker und Handarbeiter einen völlig verschiedenen Sinn, obgleich sie nach Wortlaut und Begriff von vornherein das gleiche bedeuten: Wirken bedeutet Werk tun. Werktätig sein und arbeiten ist dasselbe. Der Handwer¬ ker unserer «Zeit verbittet es sich aber sehr entschieden, als Handarbeiter, als Arbeiter überhaupt bezeichnet zu werden. Lr sagt: Sch arbeite, arbeite mit den Händen, aber ich bin kein Handarbeiter, kein „gewöhnlicher Arbeiter". Das Handwerkertum war ein Stand, beruflich wie gesellschaftlich, in sich ab¬ geschlossen in langer Entwicklung, nach eigenen Gesetzen. Leine Bedingungen sind durch die neue «Zeit zum Geil vollständig verändert worden, aber Be¬ rufsstand ist er geblieben. Ls gibt gelernte und ungelernte Handarbeiter, aber es gibt keine ungelernten Handwerker. Die Llite der neuzeitlichen Handarbeiter, die hochqualifizierten, wie man sie nennt, verlangen das, was für jeden Handwerker eine selbstverständliche, unumgängliche Bedingung und Forderung ist und sein muß, nämlich gründliche Kenntnis und Fertigkeit in seinem Fach. Der Handwerker hat seine Werkstätte, seinen handwerklichen Betrieb, er ist selbständig, arbeitet für sich und verkauft das Produkt seiner Arbeit. Der Handarbeiter arbeitet für täglichen Lohn in oder an einem Betriebe, der ihm nicht gehört und dessen Bestand ihn nur soweit interessiert, als er besteht, „lebensfähig" ist, ihm, dem Arbeiter, seinen Lohn zahlen kann. Sonst ist dem Arbeiter an sich jener Betrieb, an dem und für den er arbeitet, gleichgültig. Auch das Produkt seiner Arbeit — auf dessen Art noch eingegangen werden muß, — interessiert den Handarbeiter nicht, höchstens insoweit, daß es seinem Arbeitgeber der Qualität nach genügt. Die Handarbeit des Handarbeiters ist beinah immer Bedienung einer Maschine, welche das eigentliche Produkt 6 //crnc/wertcer — //ancta^berVer herstellt. Der Handarbeiter ist nötig für die Maschine, und die Technik ist ständig erfolgreich bestrebt, die Maschine weiter dahin zu vervollkommnen, daß sie so wenig wie möglich „Hände" zur Durchführung der ihr obliegenden Arbeit bedarf. Der Handwerker geht dahin, wo man seine Tätigkeit und sein Produkt braucht, der Handarbeiter dahin, wo er Arbeitsgelegenheit und Lohn erhält. Der Dorftischler ist abhängig davon, daß die Dorfbewohner ihm das Lr- Zeugnis seiner Arbeit oder seine Reparaturarbeit abnehmen und bezahlen. Die Arbeit des Holzarbeiters an der Fabrik hat nichts zu tun mit den lokalen Bedürfnissen des Ortes, wo die Fabrik steht. Nicht der Handarbeiter, aber die Art, wie er als Diener der Maschine seine Arbeit tut, ist weitgehend der Feind des Handwerkers. Dieser ist der Repräsentant eines alten Berufsstandes mit bedeutender und rühmlicher Vergangenheit und einer Überlieferung, die heute noch viel lebendiger sein würde, hätte nicht der Dreißigjährige Krieg sie in einem so großen Teile Deutschlands zerrissen und dem Handwerk selbst einen schweren Stoß ge¬ geben. Die Bedürfnisse des täglichen Lebens aber zeugten das Handwerk wieder, bis die Dampfmaschine kam, als ein so furchtbarer Feind, daß ihm von Fahrzehnt zu Fahrzehnt der Tod vorausgesagt wurde. Und doch lebt das Handwerk auch heute noch. Lein Wesen freilich hat sich, abgesehen von we¬ nigen Zweigen, sehr verändert. Mehr und mehr ist es zu einem Berufsstande der Aushilfe und der Reparatur geworden, der da eingreift und ergänzt, wohin der maschinelle Großbetrieb nicht zu reichen vermag. 2n der letzten Zeit vor dem Kriege und seit 1919 ist es dem Handwerk auch vielfach ge¬ lungen, sich dem von der Maschine und dem Großbetrieb beherrschten Wirt¬ schaft«- und Arbeitsleben anzupassen, besonders sich des elektrischen Motors zu bedienen und sich in nicht geringem Maße unentbehrlich zu halten. Die politische Vertretung des größten Teils der Handarbeiterschaft und heute noch eines sehr großen Teils der Sozialdemokratie ist Gegner des Handwerks, der Handarbeiter steht gegen den Handwerker. Die Sozial¬ demokratie erklärte den Handwerker für überlebt und betätigte sich.politisch nach dem Wort Friedrich Nietzsches, daß man stoßen müsse das, was falle. Lolche fozialoerbrecherischen Versuche des Marxismus, von denen der eigentliche Handarbeiter nichts wußte, haben ihr Ziel nicht erreicht. Aller¬ dings sind besonders während der anderthalb Fahrzehnte der Nachkriegszeit zahllose handwerkliche Betriebe ihrer Selbständigkeit verlustig gegangen, ihre Eigentümer und Angestellten sind enteignet und entwurzelt unter Mi߬ regierung und Mißwirtschaft der letzten zwölf Fahre in großer Zahl in den breiten Strom des wurzellosen Proletariats hineingeflossen. Aus Hand¬ werkern sind sie Handarbeiter, Arbeitslose geworden, sie sind gesunken mit der Gewißheit, daß sie sich wahrscheinlich nie wieder auf ihre frühere Ebene Oie il/a§c/n'ne — c/ec Oeinci 7 erheben können. Und diejenigen von ihnen, denen es gelingt, in einem Hand" merklichen Betriebe als Gesellen wieder anzukommen, sie, die früher Meister waren, sagen von Glück, daß es ihnen gelang, nicht in der Masse der Za- brikarbeiterschaft zu versinken. Sie waren einmal etwas und sind diesem Et- was, wenn schon in abhängiger Stellung, nahegeblieben, es gelang ihnen, das Schlimmste noch zu vermeiden. Als die Handwerker im vorigen Jahrhundert empfanden, daß ihnen die Dampfmaschine einen nicht nur unüberwindlichen, sondern auf ihren meisten Gebieten auch unwiderstehlichen Wettbewerber und Todfeind bedeute, kam es vor, daß man versuchte, den teuflischen Gegner: die Maschine selbst zu zerstören. Gin kindlicher Akt der Verzweiflung, aussichtslos und hoffnungs¬ los, hervorgegangen nicht allein aus der Hoffnungslosigkeit, sondern auch aus der urwüchsigen Empörung des ehrlichen Mannes, der mit einem Male seine Arbeit und — sich selbst entwertet sieht. Das natürliche Recht, für das eigene Dasein und das der Familie zu arbeiten, und damit die Existenz zu bestreiten, wurde unter den Rädern der Maschine gefühllos zermalmt. Geld ermöglichte den Maschinenbetrieb, und die Maschine ihrerseits schuf ihrem Besitzer Geld und immer mehr Geld. Line technische Erfindung und Ver¬ vollkommnung jagte die andere, und sehr schnell schwand die Hoffnung völlig, dass man dieser rasenden Entwicklung mit persönlichem Fleiß, Er¬ fahrung und Sachkenntnis gewachsen oder ihr gegenüber auch nur lebens¬ fähig sein könne. Und die Maschine ging auf doppelte Weise vor, indem sie dem Arbeitenden zunächst die Lxistenzmöglichkeit nahm und ihn dann damit in ihren Dienst hineinzwang. Denn was sollten die Entwurzelten anders tun, falls ihnen nicht in Ausnahmefällen landwirtschaftliche Betätigung oder ähnliches einen Weg zur Lebensfristung offen lieh, der sie nicht zwang, ihre Freiheit aufzugebenl Mit den Fabriken und durch die Fabriken entstanden die Zabrikstädte. Der Maschinenbetrieb der Fabrik brauchte Menschen, viele Menschen. Sie strömten ihr zu, besiegt durch den übermächtigen, an Kraft und Vielseitigkeit immer riesenhafter wachsenden Konkurrenten. Und für die Aufwachsenden erschien es von vornherein als nutzlos und hoffnungslos, ein Handwerk, ein Gewerbe zu erlernen, sie strömten zur Fabrik. So bildeten sich allmählich „die Massen", ein Begriff, der vorher unbekannt war. Er gewann um so schneller seine große, unheilvolle Bedeutung. Heute spricht man von den Massen als einer selbstverständlichen von der Natur in das Leben gestellten Erscheinung. Die Massen selbst, die einzelnen Menschen, die zu ihnen gehören, einen Teil von ihnen bilden, haben durch Ge¬ wöhnung und Überlieferung von dreiviertel Jahrhunderten und mehr weit¬ gehend das Gefühl verloren, daß sie zu etwas anderem bestimmt seien, als Masse zu bilden. Was ist die Vegriffbestimmung der Masse? Die gleiche 8 Oie „Afarsen" Lebenslage allein ist dafür nicht bestimmend. Hunderttausend Bauern oder hunderttausend Handwerker sind niemals Masse, denn sie bleiben boden¬ ständig verwurzelt, sie bleiben in der Individualität ihrer Arbeit und damit ihrer selbst. Sie haben die Möglichkeit, ihre Lage zu verbessern, sie haben Besitz, und sei dieser auch noch so klein. Sie können im Bereich ihrer Lebens- Möglichkeiten und im Rahmen der Landesgesetze ein gewisses Matz von persönlicher Unabhängigkeit ihr Ligen nennen. Goethes Prometheus ant¬ wortet auf die Frage: was ist denn mein? „Der Kreis, den meine Wirk¬ samkeit erfüllt." Der Angehörige der Masse hat, abgesehen vom Zamilien- leben, soweit ein solches vorhanden ist, keinen Kreis, den seine Wirksamkeit erfüllt, während der Geselle und der Lehrling im Handwerksbetrieb und der Knecht auf dem Lande im Bauernbetrieb diesen Wirkungskreis haben, ihn sich schaffen können. Dazu kommt, datz diese Wirkungskreise unter sich ver¬ schieden und verschiedenartig sind, datz der eine individuelle Beziehungen aufweist, die der andere nicht hat. Was in erster Linie zur Masse macht und Masse schafft, ist wohl die Gemeinsamkeit der Unfreiheit und die bei allen bestehende Gleichförmigkeit der Gebundenheit und Abhängigkeit, die Lat- fache und das Bewutztsein des Preisgegebenseins, alles Dinge, die einer Bildung der Persönlichkeit und deren Entwicklung von vornherein hemmend oder tödlich entgegenstehen. Die Freudlosigkeit der Arbeit bildet eine weitere Gemeinsamkeit. Schon oft wurde darüber gesprochen und geschrieben, wie der Fabrikarbeiter eine Freude an seiner Arbeit nur in seltenen Aus¬ nahmefällen haben kann, denn diese umfatzt immer nur einen einzigen Leil, sei es an der Maschine oder einem Gebrauchsgegenstand. Lag für Lag und Fahr für Fahr stellt der Fabrikarbeiter, nachdem er die nötige Handfertig¬ keit in der Bedienung der dazu erforderlichen Maschine erreicht, vollkommen mechanisch diesen Teil her. Man kann sich, nebenbei gesagt, schwer eine Tätigkeit denken, die konsequenter und unfehlbarer zu allgemeiner Ab¬ stumpfung führt und zwar mit einer auf die Dauer schwer entrinnbaren Notwendigkeit. Letzten Endes ist das wohl mit die schlimmste Leite des zur Massewerdens und zugleich der wesentliche Faktor dafür. 2n der¬ selben Richtung wirkt die Hoffnungslosigkeit, die dieses Arbeiterdasein beherrscht. Denn wo soll Hoffnung Herkommen? Rur ganz wenige sind es, für die, sei es durch besondere Begabung oder durch streberhafte Eharakter- losigkeit, ein Vorwärtskommen als Aussicht erscheint, die zur Wirklichkeit werden kann. Sobald aber dies geschieht, dann ist dieser Erfolgreiche schon aus seiner bisherigen Sphäre herausgelangt und gehört der „Arbeiter¬ klasse" nicht mehr an. Sie selbst bleibt wie sie war, grau in grau, Klasse und Masse. Gemeinsam sind die Unbedingtheit der Abhängigkeit und die vollkommene Unsicherheit der Lxistenzmöglichkeit von einem Lage zum anderen. Beide tVo b/r'eb c/ee y traten als ganz neue Erscheinungen in das Leben des deutschen Volks. Früher war es eine Unmöglichkeit, etwas Undenkbares, daß, abgesehen von plötzlichen verheerenden Naturereignissen, ein Mann von heute auf morgen aus seinem Broterwerb geworfen und vor das Nichts gestellt werden konnte. Man kann wohl heute verstehen — hundert Fahre später —, wie furchtbar dieser Schrecken in das Volk gedrungen sein muh. Man sagt, dah gemeinsame Not und gemeinsame Gefahr die festesten Bindemittel sind. Das mag bis zu einem gewissen Grade zutreffen. Ganz gewih aber ist, dah durch die Dauer solch eines Zustandes der Unsicherheit und der Gefährdung sich jene Gleichmähigkeit bildet, dis eben in erster Linie ein Kennzeichen der „Masse" ist. Während der vergangenen dreiviertel Zahrhunderte ist die Masse in Deutschland ein Faktor von ungeheurer Bedeutung geworden, und je weniger man irgendeinem Einzelnen den Vorwurf machen könnte, dah er sich gewöhnt hat, sich als Massenteil zu fühlen, desto verhängnisvoller ist die Entstehung und das fortwährende Wachsen der Masse für Volk und Nation geworden, bis zum heutigen Lage. Wenn wir jetzt vor der Entwicklung dieser Verhältnisse während eines Zahrhunderts stehen und ihre schlimmen Ergebnisse klar vor uns sehen, so ist Kritik ohne weiteres natürlich leicht. Die vollendeten Latsachen und Wirkungen jener Entwicklung bzw. Zersetzung stehen jedoch in so un¬ geheurer Gröhe vor uns, dah es richtiger erscheint, über ihre Ursprünge einigermaßen klar zu sehen, als abfällig zu kritisieren, dah man es nicht besser gemacht habe. Die skizzierte Umwälzung der Arbeitsverhältnisse und weiterhin der ge¬ samten Wirtschaft und der sozialen Struktur sind natürlich nicht auf einmal eingetreten, sondern nach und nach. Von vornherein konnten sie nicht vor- ausgesehen und ermessen werden. Hätte Friedrich der Große in der ersten Hälfte des neunzehnten Zahrhunderts gelebt oder hätte der Freiherr vom Stein Leben und Möglichkeit gehabt, die Umwälzung durch die Maschine zu sehen, so würde es vielleicht anders gekommen sein. Zedenfalls würden Männer, wie diese beiden es waren, Persönlichkeiten der Maschinenindustrie und, in Verbindung mit ihr, dem Kapital unter keinen Umständen gestattet haben, ein Lklavenhaltertum und eine Willkür innerhalb des Staates zu er¬ richten, die dem Ltaatsgedanken Friedrichs des Großen in jeder Hinsicht widersprachen. Aber unter den späteren Herrschern in Deutschland, auch in Preußen, war keiner, der sich auch nur annähernd so direkt persönlich, so voll Interesse für das Wohlergehen des Einzelnen und so sachkundig mit der neuen Entwicklung befaßt hätte. Die Könige und Fürsten und ihre Berater fanden die industrielle Belebung durch Maschinenbetriebe und Zabrikwesen hoch willkommen, denn es kam Geld ins Land, Kapital sammelte sich an. Die soziale Frage, der Gedanke an eine soziale Stellungnahme der Herrscher 10 Das §pke/ ciee ZOä/ie war feit Friedrich dem Großen eingeschlafen, auch übersah man die Wirkungen der angebrochenen Maschinenperiode nicht. Das einzige, was jene erste Periode an sozial anzusprechenden staatlichen Maßnahmen auf- weist, ist eine preußische Verordnung über Kinderarbeit; gewiß inmitten der sonstigen Wüste anerkennenswert, aber nicht annähernd ausreichend. Ls war die Zeit des Liberalismus. Lr stand unter dem Worte jenes französischen Ministers: „Bereichert euch!" Das war nicht nur ein Schlag- wort, sondern es wurde tatsächlich das Motto für die zivilisierten Staaten Europas. Die Glanzzeit des neuzeitlichen Bürgertums brach nun auch in Deutschland an, wie sie schon seit langer Zeit in Großbritannien bestanden hatte. 2m vergangenen Zahrhundert gab es einen berühmten englischen Bo¬ man: „Der Letzte der Barone." Sein Grundgedanke wird durch den Aus¬ spruch eines der Hauptpersonen gekennzeichnet: „Die Bürger sind das Volk." 2n der Lat betrachtete sich das Bürgertum als das Volk, nicht zum wenigsten in Deutschland. Das ist noch heute der Fall, besonders was das sogenannte höhere Bürgertum anbelangt. Zene Glanzzeit des Bürgertums stand im Zeichen der Industrie, des Geldes, in weiterer Entwicklung dieser Verhältnisse im Zeichen des Kapitals, des Kapitalismus. Von Großbritannien ausgegangen, predigte der sogenannte ethische Ma¬ terialismus den angenehmen Text: je besser es dem Einzelnen im Staate gehe, desto besser auch dem Ganzen des Staates. Komme der Einzelne zu Reichtum, so sei damit auch jeder andere besser gestellt. Diese Lehre hätte, wie wir gleich bemerken wollen, etwas Richtiges in einem Staat gehabt, der den Reichtum der Neichgewordenen durch entsprechende Maßnahmen, wie Löhne und Steuern, den übrigen Volksgenossen und dem Ltaatsganzen hätte planmäßig und gerecht mit zugute kommen lassen. Aber das Gegenteil war der Fall: der Grundsatz vom „freien Spiel der Kräfte" wurde zum sitt¬ lichen und wirtschaftlichen Evangelium erhoben. Das bedeutete, daß der Staat verpflichtet, ja eigentlich nur dazu da sei, jedem, der sich fähig dazu erwies, das Reichwerden zu erleichtern. Außerdem zahlten ja reiche Leute Steuern, womit die Staatseinkünfte wuchsen. Das blieb freilich weitgehend Lheorie in Deutschland, denn die reichen Leute wurden nie annähernd in der Weise zu Steuern herangezogen, wie es richtig und gerecht gewesen wäre. Zenes „freie Spiel der Kräfte" hatte auch noch eine andere, viel schlimmere, ja verhängnisvolle Seite. Ls bedeutete die Preisgabe des Schwächeren an den Stärkeren im Staat. Hatten einzelne Monarchen und einzelne Persönlichkeiten an hervor¬ ragenden Stellen den Schwächeren gelegentlich in Schutz genommen, so war dieser Schutz doch nie zum Grundgedanken eines deutschen Staats geworden, wie es doch selbstverständlich hätte sein müssen, immerhin war in früheren Zahrhunderten eine Geldherrschaft im Staate nicht vorhanden gewesen, Dre „T^üc/iÜgLten" 11 mochte auch noch so vieles schief stehen. Das neunzehnte Jahrhundert brachte die Geldherrschaft, von Jahrzehnt zu Fahrzehnt umfassender und vollständiger. Die Ara des Kapitalismus hatte begonnen, gleichbedeutend mit jüdischer Führung und jüdischem Einfluß auf alle deutschen Lebensgebiete. Wer Geld hatte und Besitz, der hatte Recht, wer es nicht hatte, besaß nicht nur kein Recht, sondern war auch ohne Schutz. Für gleichen Feit wurde von England aus die Lehre des britischen Natur¬ forschers Lharles Darwin in der ganzen Welt berühmt. 2hm hatte lang¬ jährige Beobachtung des Lebens in der Natur die Erkenntnis verschafft, daß alle Lebewesen sich in einem fortwährenden Kampfe für ihr Leben unter¬ einander und gegeneinander befinden und daß in diesem Kampfe „der Ge¬ eignetste" überlebe. Der Naturforscher Darwin, persönlich ein religiöser und gerechter Mann, hat nie daran gedacht, dieses grausame Prinzip des fortwährenden Kampfes der Lebewesen gegeneinander auf das Leben eines Volks zu übertragen. Das blieb dem Liberalismus überlassen, besonders in Deutschland. Er übersetzte jenes Wort vom überleben des Geeignetsten (nämlich zum Kampf) mit: überleben des Eüchtigsten. Tüchtigkeit bedeutete ein uneingeschränktes hohes Lob, und wer im Kampf ums Dasein siegte, sollte eben als der „Tüchtigste" gelten. Man sieht hier die Anwendung des „freien Spiels der Kräfte" als das rücksichtslose Bestreben, auf Kosten des anderen möglichst schnell reich und mächtig zu werden. Selbstverständlichkeit wurde die Auffassung, um des eignen Vorteils willen, „über Leichen zu gehen". Brachte man das fertig, so war man eben der „Tüchtigste". Wohl die allermeisten der großen und vollends der Niesenvermögen des ver¬ gangenen Fahrhunderts sind durch rücksichtslose Brutalität, durch Betrug und andere Übervorteilung, durch List und Verschlagenheit, alles im Feichen rücksichtsloser Ichsucht, entstanden. Der Reichtum und die Macht solcher Leute hatten die Vernichtung und Entwürdigung zahlloser Existenzen und die uneingeschränkte Ausnutzung der Arbeitskräfte anderer zur Grundlage. Und diese „Tüchtigsten" im Daseinskämpfe wurden Spitzen der Gesellschaft, lebten hochgeachtet, bewundert und umschmeichelt im Staate, erhielten Orden und Titel und gewaltigen," oft kaum umschränkten Einfluß auf den Staat und die Angelegenheiten des Volkes. Ls war eine allgemeine Erscheinung, daß solche skrupellosen Reichen, wenn sie viel zusammengehäuft hatten, aus ihrem Überfluß Geld für alle möglichen Stiftungen und Wohifahrtseinrich- tungen gaben und „Menschenfreunde" wurden, sei es aus bösem Gewissen, fei es, um Ehrungen von Monarchen zu erhalten. Wir wollen gerecht sein und gern zugeben, daß es auch andere Menschen gab, wie die Krupps und andere, die ehrliche Arbeiter, große Organisatoren waren. Aber das ändert nichts daran, daß im großen und ganzen das freie Spiel der Kräfte und das „überleben des Tüchtigsten" ein grundunsittlicher Brauch und Gedanke 12 Oe? -Odette? rtt rum Xusbertten c/a war, der schweres Unglück über die deutsche Nation, den deutschen Staat, das deutsche Volk gebracht hat. Gewiß, es wurden so große, gewaltige wirt¬ schaftliche Werte geschaffen. Aber was bedeuten diese Werte — das können wir erst heute rückschauend ermessen — im Vergleich zu den unschätzbaren Werten, die damit vernichtet wurden: Existenzen, Vertrauen und Liebe für den Staat und die Nation und das Gefühl innerer Volkszusammengehörigkeit. Ls versteht sich ohne weiteres, daß auf der einen Seite die herrschende Stellung der Geldmächte als schwere Ungerechtigkeit vom Volke empfunden wurde und auf der anderen Seite eine wachsende Verflachung der Begriffe von Recht und Unrecht Platz griff. Wenn es genügte, reich zu sein und dabei nicht offen mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen, um zur obersten Schicht im Staate zu gehören, mußte es da nicht für jeden anderen heißen: alle Mittel anzuwenden, um auch zu Geld zu gelangen, Geld zu „machen", wie die widerwärtige Redewendung lautet? Schwere Vorwürfe müssen hier gegen die meisten Herrscher, hohen und höchsten Beamten, erhoben werden, die das Geld, einerlei wie es erworben war, in ihrem Besitzer ehrten, ihm Freiheiten und Vorrechte gestatteten, an die der Geldlose nicht einmal denken durfte. Das gemeine Sprichwort: „Geld regiert die Welt" wurde mit verständnisvollem Schmunzeln als ein» Wahrheit hingenommen, mit der man sich so oder so abfinden müsse, dis aber eben eine Wahrheit sei. Sn keinem Lande der Welt ist während des vergangenen Jahrhunderts so viel Uber Staat, Staatsgedanken und Ltaats- form philosophiert und geredet worden wie in Deutschland. Die deutschen Fürsten und ihre Berater sind sicher nicht von bösem Willen beseelt gewesen, sondern haben im Gegenteil das Beste gewollt. Aber wie merkwürdig er¬ scheint es uns heute, daß der Gedanke eines Schutzes der Schwachen erst im Bismarck-Reich als Pflicht des Staates anerkannt wurde, und vollends der andere Gedanke: wirkliche Gleichberechtigung und Gleichbewertung aller Volksgenossen, erst in unseren Lagen Geltung zu erhalten beginnt. Gerade der Staat, jedenfalls ein wirklicher Volksstaat, darf als erste Pflicht, jenen wilden, hemmungslosen und erbarmungslosen Kampf ums Dasein, in welchem die schlechtesten menschlichen Eigenschaften und die un¬ sozialsten Zähigkeiten den „Süchtigsten" als Sieger hervorgehen lassen, nicht dulden. Wozu wäre denn der Staat notwendig, wenn er dieser ersten und selbstverständlichen Pflicht nicht genügt? Aber was war es denn anders als schonungslose Preisgabe der Armen und deshalb Schwachen, wenn in den Fabriken der Arbeiter kein Mittel besaß, sich gegen schrankenlose Aus¬ nutzung durch den Arbeitgeber zu schützen oder schützen zu lassen? Wurde ihm die Arbeitszeit von 12 Stunden oder mehr am Lage zu viel, protestierte er dagegen, so stellte der Arbeitgeber ihn vor die Entscheidung, entweder sich zu unterwerfen, oder die Fabrik zu verlassen, oder aber der Arbeitgeber /Veu^eiV/ic/re Lerbergensctca/t IZ warf ihn kurzerhand schon wegen seines Protestes auf die Straße. Und wenn der Arbeitnehmer von dem Lohn nicht leben konnte und deshalb mehr verlangte, dann galt das gleiche Gesetz des Stärkeren. Der Arbeitgeber und „Brotgeber" konnte, sobald er wollte, seinen Arbeitern und Angestellten auch das Brot nehmen, wenn sein eigener Vorteil es ihm wünschenswert erscheinen ließ. Um Lrsatz an Arbeitskräften brauchte er sich nicht zu sorgen, auch nicht in jenen Zeiten, gsz von Erwerbslosigkeit nicht die Rede war. Arbeitskräfte, „Hände" strömten ihm immer zu. Ls ging aber nicht allein um diese Abhängigkeit der Lxistenz von der Willkür des Fabrikherrn, sondern um die unwürdige Abhängigkeit an sich. Die Leibeigenschaft war ja nicht mehr da, auch auf dem Lande war die Hörigkeit durch den Zreiherrn vom Stein unter schwersten Kämpfen gegen König und Adel abgeschafft worden. „Freiheit und Gleichheit" herrschten, und nun sah man sich in einer neuen privaten Sklaverei, während der Staat ruhig zusah. Und diese Sklaverei ergriff um so weitere Kreise und größere Massen der Bevölkerung, je gewaltiger sich die Herrschaft der Maschine und damit der Industrie ausbreitete. Auf der anderen Seite stand das Bürgertum, emporgetragen von der neuen Zeit, nicht zum wenigsten als eine der Folgen der Französischen Revolution. Als seinen Gegner betrachtete das Bürgertum politisch den grundbesitzenden, in Deutschland vielfach und in Preußen vollständig herrschenden Adel, und damit das hohe Beamten¬ tum, das Offizierkorps und was sonst noch dazu gehört und die nicht parla- mentorisierte Monarchie. War das Bürgertum hinsichtlich dieser alten und überkommenen regierenden und herrschenden Schicht ein Gegner im Zeichen: Liberalismus oder „Fortschritt" gegen Konservatismus oder Reaktion, und ging es in diesem Kampfe um die Ltaatsform, so waren diese beiden Gegner sich in dem einen Punkte vollkommen einig, daß der Arbeiter in Deutsch¬ land ganz selbstverständlicherweise minderen Rechtes und zum Dienen be¬ stimmt sei. Ls ist bemerkenswert, daß sich der Leibeigenschaftsgedanke in dieser Auf¬ fassung und Anschauung erhielt und daß er weitgehend auch heute noch be¬ steht. Der Adel und was dazu gehört, war gewohnt, sich als Herr zu be¬ trachten und Dienende in irgendeiner Form unter sich zu haben. Das „Herrentum" beruht ja auf Dienertum. Anderen zum eignen Vorteil be¬ fehlen zu können, ist immer eifriges Bestreben gewesen. Auch abgesehen vom eignen Vorteil gibt es eine Lucht zu befehlen. Von Lgoismus ist der „Herr" beinahe nie frei, und äußerst selten ist eine große allgemeine Sache dabei im Spiel. Aber wir kommen hierauf noch zu¬ rück. Ls ist ein ungeheurer Unterschied — man wird sich dessen erst heute in Deutschland bewußt — zwischen dem „Herrn" und dem Führer. Die alten Germanen hatten untereinander ursprünglich nur Führer, also den Listen, 14 Dre „Derben" welchen sie jeweilig für geeignet hielten, unter Gleichen, aber keine Herren und Diener, keine Unabhängige und Abhängige. Die Leibeigenschaft ist ur¬ sprünglich etwas Undeutfches, und unser deutsches Gefühl empört sich da¬ gegen. Ls war und ist auch heute vor allem die alte großgrundbesitzende Oberschicht, welche das Herrentum als ihr unveräußerliches Recht ansieht, obgleich die Leibeigenschaft längst aufgehoben worden ist. Die Verhältnisse auf dem Lande in Deutschland sind das ganze neunzehnte Jahrhundert hin¬ durch und bis zum Kriege nur in anderer Form so geblieben. Ls ist be¬ merkenswert, daß in vielen Gegenden Deutschlands der ländliche Arbeiter und der Kleinbesitzer aus den «Zeiten der Leibeigenschaft sich eine gewisse Unterwürfigkeit bewahrt haben. Freilich kann man gegenwärtig in anderen deutschen Gegenden, wo früher eine besonders drückende Leibeigenschaft be¬ stand, einen Haß gegen jene Oberschicht feststellen, der nur aus der Leib¬ eigenschaft erklärbar ist, obgleich die bewußte Lrinnerung an die leibeigenen Zeiten längst nicht mehr besteht. Wo sie aber unbewußt vererbt ist, da herrscht entweder jener, persönlich nicht selten ungerechte Haß oder eine mehr oder minder stumpfe Unterwürfigkeit. Weder die „Herren" noch der Staat machten, abgesehen von ganz seltenen Ausnahmen, den Versuch, durch Erziehung und Anleitung freie und innerlich unabhängige Menschen aus den „Dienenden" zu machen. Wie in der Stadt, so war und ist es auch auf dem Lande: Der „Arbeiter" wird ohne weiteres als der Minderwertige und deshalb mit Recht Abhängige angesehen, weil er im Grunde wohl, trotz aller Gesetze, unfrei ist und weil er nicht für sich, sondern für andere arbeitet! Line Anschauung, die an Ungerechtigkeit schwer zu überbieten ist. Aber wir müssen die Tatsache feststellen, da sie in Deutschland tief eingewurzelt ist. Die Auffassung, die heute vor allem der nationale Sozialismus vertritt: daß alle Volksgenossen zusammen ein organisches Ganzes: Volk bilden und von vornherein keiner minderwertig und keiner mehrwertig gegenüber dem anderen ist. Diese Anschauung gab es in dem Deutschland des vorigen Jahr¬ hunderts nicht, auch geschichtlich nicht. Sn beinahe allen damaligen deutschen Staaten lebte das aufgestiegene und weitersteigende Bürgertum, ohne den Staat zu führen oder zu beherrschen, wenn es auch den Willen dazu hatte und wann und wo es sich die Macht zutraute, den Parlamentarismus anstrebte oder ihn auf dem Wege der 4Ser Revolution zu erreichen versuchte. Zedoch waren die eigentlichen bürgerlichen Elemente innerlich in keiner Weise revolutionär. Der Machtkampf zwischen dem Bürgertum und den altüberkommenen herrschenden Schichten, der Kampf auch gegen die Monarchie in ihrer damaligen Form bedeutet weniger, daß das Bürgertum von einem starken Herrenbewußtsein erfüllt gewesen wäre, als daß es den Staat im Sinne und im Grundgedanken des Libe¬ ralismus mit seinem „freien Spiel der Kräfte" im Snneren und nach außen I-lbera/er» „^ortrcAn'tt ZI/enLa/r/rerk" 15 umgeformt wissen wollte. Kur; ausgedrückt bedeutet dieses Ziel: Herrschaft des Geldes, des Kapitalismus an Stelle der Herrschaft der Monarchie, des Adels usw. Die bürgerlichen Schichten halten von der Französischen Revo¬ lution das Wort von der Freiheit und Gleichheit und Brüderlichkeit über¬ nommen, vielfach gewiß aufrichtig. Sie wollten die Standesunterschiede ab¬ schaffen. Alle sollten frei, gleich und brüderlich sein. Den Adel sollte es nicht mehr geben. Was die Monarchie anbetraf, soweit man nicht Republik wollte, war man bereit, sich mit einer ähnlichen Form zufrieden ;u geben wie in England: der König herrscht, aber er regiert nicht, er „kann nicht Unrecht tun", weil alles, was getan werden muh, durch die verantwort¬ lichen Minister geschieht. Das war in Deutschland das liberale Fdeal, von dem man sprach, dahinter stand freilich als letztes die parlamentarische bürgerliche Republik. Doch dies sei nur ;u gan; allgemeiner Kennzeichnung gesagt. Von liberalen „idealen" ist dreiviertel Fahrhundert hindurch unendlich viel gesprochen und geschrieben worden. Das liberale Bürgertum rühmte sich, daß es den „Fortschritt der Menschheit" fördere und ihm diene. Fn pathetischen Gönen versicherte das Bürgertum fordernd und begeistert Frei¬ heit der Verfassung, Gleichheit aller Staatsbürger vor dem Gesetz, Brüder¬ lichkeit aller; nach außen hin lautete die Forderung: Freiheit des Handels, Förderung aller Dinge, die auf Internationalisierung der Völker, vor allem Deutschlands, fördernd einwirken könnten. Dann würde die Menschheit sich immer enger und freundschaftlicher zu allseitigem materiellen Vorteil Zu¬ sammenschlüßen, und Kriege werde es nicht mehr geben. Also Freiheit und Menschenliebe, wohin man nur immer blicken mochte. Diese Freiheit war aber tatsächlich nur die des geldlich Starken, und ihr entsprach die Knecht¬ schaft des Schwachen, des Besitzlosen, des Arbeiters. Der alte konservative Staat, dem man sonst gewisse Verdienste um geordnete Verwaltung nicht absprechen konnte, schritt hier nicht ein, sondern paktierte von Fahrzehnt zu Fahrzehnt freundschaftlicher, verständnisvoller und enger mit dem Gelde. Schon in der ersten Hälfte des neunzehnten Fahrhunderts gab es deutsche Arbeiter, welche dis Not, das Glend und die Entwürdigung der immer mehr anschwellenden Fabrikarbeiterschicht erkannten und sich eingehend Gedanken darüber machten, wie man andere Zustände herbeiführen könnte. Besonders ist da an den Namen eines echten deutschen Fdealisten, des Schneiders Weit¬ ling zu erinnern, ein genialer Mann, dem aber der Sinn für eine praktische Politik fehlte. Doch Weitling hatte das richtige Gefühl, daß es Lache des Staates sei, das Leben des neuen Standes zu schützen und würdig zu ge¬ stalten. Aber weder waren Weitling und andere fähig, noch waren die da¬ maligen Verhältnisse in den deutschen Staaten, auch was die Persönlich¬ keiten der Herrscher anbetraf, dazu angetan, diesen großen, gewaltigen Se- 16 Träume von Oerec/rtig-Lert danken in Angriff zu nehmen. Wie wäre dar auch denkbar gewesen? «Zene Arbeiteridealisten fühlten wohl, was eigentlich sein müsse, sie waren Leher in die «Zukunft, jeder Ichsucht frei und voll tiefer genossenschaftlicher Teil¬ nahme für die rechtlose Arbeiterschaft, aber ihnen fehlte neben allem anderen die persönliche Kraft und Lebensart, um sich durchzusetzen. Vergessen wir nicht, daß das vor hundert «Zähren war. Denken wir daran, wie schwer es auch noch heute manchem Angehörigen des Arbeiter¬ standes wird, wenn er mit Angehörigen der „höheren Schichten" sprechen oder ihnen gegenüber sich oder seine Interessen vertreten will. Der Staat und das Bürgertum vollends hatten nicht das geringste Snteresse an einer Reform, sie fanden es einerseits nützlich, andererseits selbstverständlich, daß Gottes Ordnung solche Arbeitsmenschen zur freien Verfügung und Aus¬ nutzung geschaffen hatte. Der hier mehrfach schon gebrauchte Ausdruck für menschliche Arbeits¬ kräfte: „Hände" ist zuerst in England gebraucht worden; er will in der angelsächsischen Auffassung nichts Besonderes sagen. Wenn der Deutsche aber arbeitende Menschen als Hände bezeichnet, so verbindet er damit eine Auffassung, die beweist, wie weit er deutschem Wesen innerlich entfremdet ist, daß er keine Achtung für den Volksgenossen, ja überhaupt nicht für den anderen Menschen als solchen besitzt. Er betrachtet ihn nur als ein Mittel, um seinen eigenen Besitz zu vermehren, um reich zu werden durch andere Menschen, letzten Endes auf deren Kosten. Und diese „Hände", diese immer größer werdenden Menschenmengen um die Fabriken, die nachher die Hauptmasse in den riesig anwachsenden Industriestädten bildeten, sie fühlten das Niederdrückende und Hoffnungslose und Entwürdigende ihrer Lage. Ls war natürlich, daß sie nach Besserung aussahen. Nirgends zeigte sich ein Schimmer von Hoffnung, nirgends sahen sie eine Macht, auf die sie ihr Vertrauen stützen konnten, überall nur furchtbare, feindliche, harte Mächte oder unerreichbare und jenen armen Leuten nur undeutlich vorstellbare Be¬ griffe wie Staat oder Monarch oder Regierung. Was war natürlicher, als daß man den alten Traum wieder träumte: eigentlich müßten doch alle gleich sein, gleiche Rechte, gleiches Einkommen besitzen. Gerechtigkeit müsse herr¬ schen, und das sei doch so leicht, wenn man nur wolle. Der Traum des Kommunismus! Ls war nicht verwunderlich, um so weniger, je naiver und weltfremder jene armen Leute waren. Wir sehen es ja heute noch an den vielen deutschen Idealisten, die der kommunistischen Partei Gefolgschaft leisten. Zener ehemalige Schneider Weitling war überzeugter Kommunist im weltfremden idealistischen Geiste. Er und seine Anhänger hatten begriffen, daß nur eine vollkommene soziale Umwälzung Wandel schaffen könne. Er wollte aber kein Bastillenstürmer sein, sondern wünschte, daß diese Revo¬ lution friedlich sei: „Wir bedürfen einer totalen Revolution, aber eine fried- war srn Zucke 17 liche ist der gewaltsamen vorzuzieheu." Lin genialer König, so hoffte er, werde kommen und Wandel schaffen. — Während diese Kommunisten das Wunder der Gerechtigkeit und Linsicht erwarteten, zeigt uns jene erste Periode auch solche, die sich Sozialisten nannten. Sie gingen nicht so weit wie die Kommunisten, ließen Ungleichheiten unter den Menschen gelten, wollten aber die Besitzverhältnisse ändern und nach dem Maßstabe sozialer Gerechtigkeit neu regeln. Alle diese gutgläubigen Menschen, die das Rechte ahnten und die empfanden, wo es liegen muffe, die meinten, eine von irgend¬ woher kommende Gerechtigkeit muffe einmal logisch oder naturnotwendig in Kraft und Funktion treten, waren insofern Utopisten, als sie die Erreichung dieses Zieles unpolitisch wollten. Der politische Gedanke wurde von einer anderen Leite in die Rot des Arbeitnehmers hineingebracht, um in einer verhängnisvollen Weise eine Epoche herbeizuführen, die erst heute ihrem Ende entgegengeht, die Epoche des Marxismus. Marx, der große Verführer Ls war ein Angehöriger des jüdischen Volkes, Karl Marx, der diese neue Epoche heraufgeführt hat. Ls geht nicht an, und wir wollen nicht in diesen Fehler verfallen, diefe unheilvolle Persönlichkeit als unbedeutend und feine Lehre als törichtes Zeug oder leere Vorspiegelungen abzufertigen. Line Lehre, die dreiviertel Zahrhundert hindurch einen ungeheuren Einfluß auf die wirtschaftlichen, sozialen und weltanschaulichen und politischen Ver¬ hältnisse vor allem in Deutschland ausgeübt und beinahe überall auf Um¬ sturz gewirkt hat, darf nicht nebensächlich mit ein paar Schlagworten ab¬ getan werden. Marx war, wie gesagt, Zude und als solcher ohne vaterländisches, natio¬ nales, ohne Volksgefühl. Sn Deutschland geboren und erzogen, haßte er alles, was deutsch war, hatte übrigens auch für seine eigenen, jüdischen Volksgenossen kein Gefühl. Er liebte auch den Arbeiter keineswegs, stand ihm persönlich ganz fern und verachtete ihn tief. Selbst bürgerlicher Ge¬ lehrter, kehrte er seinen Haupthaß gegen das Bürgertum. Überschauen wir heute kühl seine Lehre, so erscheinen uns wichtiger als alle möglichen rechnerischen und sozialwirtschaftlichen Gedanken, die im Laufe der Zahrzehnte durch die lebendige Wirklichkeit widerlegt worden sind, die folgenden Gedankengänge: Der Arbeiter „hat nichts zu verlieren als seine Ketten". Ls mag kommen was da will, Krieg oder irgend etwas anderes, der deutsche Arbeiter hat 2 Nationaler Sozialismus 18 tVer lÄ „ctre ^l/tgerneln/iett"? daran kein Interesse, er hat kein Vaterland, er kennt nur Tyrannen und Ausbeuter. Lr muh alle Dinge und Vorgänge danach beurteilen, wie er sich dieser Lgrannen entledigen kann. Hierfür muh er seinem Lande einen unglück¬ lichen Krieg wünschen. Lolches gilt —immer nach Marx — für die Arbeiter¬ bevölkerung aller Länder, und deshalb ruft er: „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!" Die Arbeiter überall in der Welt bilden eine Klasse, den Klassenkampf müssen sie organisieren und ständig führen, denn ohne Klassen¬ kampf kann der Arbeiter feine Ketten nicht sprengen, die Kapitalistenklasse nicht besiegen. Zür Marx besteht die gesamte Geschichte der Menschen aus fortwähren¬ den sozialen bzw. wirtschaftlichen Klassenkämpfen. Weiter bedeutet die Weltgeschichte nichts. 5o muh der rechtlose, verknechtete und ausgenutzte Arbeiter nichts anderes im Auge haben, als durch allgemeine Vereinigung zunächst mit seinen Klassengenossen im Lande, dann mit denen der anderen Länder, sich organisiert zusammenzuschliehen, um so unerbittlich den grohen Klassenkampf siegreich durchzuführen. Die Arbeiterklasse wird dann die Re¬ volution durchführen, die Herrschaft übernehmen, die grohe sozialistische Weltrepublik errichten. Den wirtschaftlichen und sozialen Zustand, welchen er heraufführen will, bezeichnet Marx wie folgt: Die sämtlichen Produktionsmittel sollen in den Besitz der Allgemeinheit Ubergeführt werden. Unter Produktionsmitteln wird alles verstanden, womit Güter oder Werte produziert werden können, mögen das nun Bodenschätze oder Ackerböden oder Mietshäuser oder indu¬ strielle Betriebe oder Arbeitsmaschinen sein. Die Zrage, die uns noch wie¬ derholt beschäftigen soll, ist: Wer ist die „Allgemeinheit", darauf kommt nämlich letzten Endes alles an. Wenn man heute einen noch ehrlich über¬ zeugten Marxisten fragt, was er denn hier unter Allgemeinheit verstände, dann sagt er: Natürlich das deutsche Volk. Die seit dem deutschen Umsturz verflossenen Zahre und vor allem das Beispiel in Lowjetruhland mögen in unseren Gagen freilich auch manchen Marxisten an der Erhabenheit solcher „Allgemeinheit" irre gemacht haben. Aber im vergangenen Jahrhundert war dieser Glaube ganz fest und vertrauensvoll auf die Unfehlbarkeit des Lehrers Karl Marx gestützt. Hier muh wieder auf die jüdische Zugehörigkeit dieses Mannes hingewiesen werden. Marx hatte und anerkannte in der Gat kein Vaterland, er war wirklich — wie nicht lange vor dem Weltkriege ein Zude in einem Gedicht von seinen Volksgenossen schrieb —: „der Wur¬ zellose". Lo befand er und wollte er, dah auch der deutsche Arbeiter wurzel¬ los werde und wurzellos bleibe. Alle Probleme erscheinen Marx auf diese Weise nur als ein einfaches grohes Rechenexempel. Lr fah keine Völker und Nationen mit bestimmten Eigenschaften, die alle voneinander verschieden waren, er sah auch nicht, dah il/ara: lvar cier 19 die Länder mit ihrer so verschiedenen Produktionskraft und ihren anders¬ artigen Klimaten nicht über einen Kamm geschoren werden konnten. Zur diesen Zuden gab es nurzwei Klassen, die ausbeutende Klasse und die aus¬ gebeutete Klasse. Die letztere hatte gegen die andere den Klassenkamps mit dem «Ziel der Revolution zu führen. Ob darüber oder auch durch einen aus¬ wärtigen Krieg eine Ration zugrunde ging, das war ganz gleichgültig. Za, Marx und seine Nachfolger vertraten den Standpunkt, daß ein verlorener auswärtiger Krieg das hoch erwünschte Mittel zur Herbeiführung des ent¬ scheidenden grossen Kampfes durch Revolution werden könne. Beiläufig: einer der Freunde des im Winter 1918/19 getöteten vorherigen Sozial¬ demokraten, späteren Kommunisten Karl Liebknecht erzählte öffentlich nach¬ her folgendes: Auf den Einwurf eines Dritten: wenn Liebknecht mit seinen Plänen Erfolg habe, so werde Deutschland zugrunde gehen, antwortete dieser: „Um so besser!" — Diese Auffassung war durchaus programmässig marxistisch. Karl Marx dachte nicht anders, ganz abgesehen davon, dass er einen tiefen Hass gegen Deutschland, besonders aber gegen Preußen hatte. Was Karl Marx und sein engster Mitarbeiter Friedrich Engels eigent¬ lich letzten Endes wollten, darüber ist seit vielen Zähren viel geschrieben worden. Will man offen sein, so ist die Antwort nicht eben rühmlich: weder Marx noch Engels waren irgendwie durch Empörung, Gerechtigkeitsgefühl oder Mitleid oder andere menschlich-sittliche Motive zu ihrer Lehre gekommen oder zu ihren öffentlichen Forderungen getrieben worden. Sie sprachen auch in Briefen mit verächtlichster Kälte von den Arbeitern. So schrieb Engels an Marx: „Lieben wird uns der demokratische rote oder selbst kommunistische Mob doch nie." Und ein anderes Mal: „Was ist denn noch an dem Gesindel, wenn es verlernt, sich zu schlagen?" Mob, also Pöbell waren diesen beiden intimsten Freunden die Arbeiterschaft. Marx hat seinen Freund ob solcher Ausdrücke niemals getadelt. Sonst sprachen die beiden, deren Namen über¬ haupt kaum getrennt voneinander genannt werden können, von den Arbeitern nur als den „Straubingern". Der „Bruder Straubinger" war um die Mitte des vergangenen Zahrhunderts eine auch in Studentenliedern bekannte lächer¬ liche ruppige Herumtreibekpersönlichkeit. Man muss diese Eatsache bedenken, die durch zahllose weitere Beweise zu belegen ist, um zu wissen, dass Karl Marx für die Arbeiterschaft ein mensch¬ liches interesse, ein „Herz" nie gehabt hat, sondern im Gegenteil die ty¬ pische tiefe Missachtung des intellektuellen. Er und ebenso sein Freund Engels waren ohne alles soziale Gefühl. Wenn wir im Leben von Karl Marx überhaupt nach Gefühl suchen, so finden wir es nur seiner engsten Familie gegenüber. Aber auch da war es ihm gleichgültig, seine Frau und Kinder im tiefsten, von ihm selbst verschuldeten Elend zu sehen. Marx und seine näheren Freunde sind persönlich mit der Arbeiterwelt niemals in Fühlung gewesen. 2* 20 Was /rak tt/ara: c/errn gervo/tt? Niemals zeigt sich in dem vielen, was sie geschrieben und gesprochen haben, auch nur ein Funken von sozialem Empfinden. Dabei waren Karl Marx und Friedrich Engels ganz unbestreitbar Menschen von einer sehr hohen Intel¬ ligenz und Denkkraft und, was besonders Marx anbetrifft, von ungemein scharfer Dialektik. Ohne Zweifel ist Karl Marx eine geschichtliche Gestalt. Wenn wir trotz¬ dem heute fragen, was er gewollt hat, so ist die Fragestellung der Beweis, datz es entweder nicht genügt, ihn den Begründer des neuzeitlichen Sozialis¬ mus zu nennen, oder aber, daß sein Wollen auch jetzt, wo wir sein Wirken nach so langer Zeit mit geschichtlicher Leidenschaftslosigkeit zu übersehen versuchen, zu der Frage nötigt: Was hat dieser Mann eigentlich wirklich gewollt? Wir stehen der im nationalsozialistischen Schrifttum und im beson¬ deren vom Verfasser dieser Schrift seit den ersten zwanziger Fahren dieses Zahrhunderts unaufhörlich herausgeftellten Tatsache gegenüber, datz, je größer die Macht des Marxismus in Deutschland wurde, um so gewaltigere Matze nahm auch die Macht des Kapitalismus und um so unfreier und elender immer wurde gleichzeitig die Stellung des Arbeiters bzw. des Ar¬ beitnehmers überhaupt. Die grotzen Hauptsätze der Marxschen Theorie, vom Gesichtspunkt seiner Zeit gesehen, sind weltbekannt, sie brauchen nur angedeutet zu werden: Die bürgerliche Revolution mutz und wird den überkommenen Feudalismus — von Marx auch gleichgesetzt mit dem Zeitalter des Handwerks — beseitigen. Dann kommt das Bürgertum zur Herrschaft, und das bedeutet gleichzeitig den Kapitalismus und die fortschreitende Ausbeutung der Arbeiterklasse. Der Kapitalismus wird mit logischer Notwendigkeit immer grötzer und mächtiger werden, die Arbeiterklasse wird immer mehr anschwellen und immer mehr verelenden, ohne datz sie auf lange Zeit hinaus diese Skla¬ verei brechen könnte. Einmal wird und mutz aber der Augenblick kommen, wo die Welle des Kapitalismus so hoch angeschwollen sein wird, datz sie sich überstürzt. Dann ist der Augenblick der proletarischen Revolution gekom¬ men und damit auch der Enteignung der Enteigner (die Expropriation der Expropriateure). Aber wann wird dieser Augenblick gekommen sein? Wir müssen folgendes beachten: Zunächst, also um die Mitte des vergangenen Zahrhunderts, wollte Marx das feudalistische Regime gestürzt wissen, und zwar durch das Bürgertum. Er sah also den Lieg des Bürgertums und damit des Kapitalismus als notwendig an, wünschte ihn: der Unterdrücker und Aussauger des Arbeiters sollte und mutzte so stark, also kapitalsstark werden wie irgend möglich. Und dann? Nun, dann prophezeite Marx dem bürgerlichen Kapitalismus, dem kapitalistischen Bürgertum eine lange, zeitlich unermeßliche Periode des Wachsens, der Blüte und der Macht. Während dieser unermeßbaren tVcrnn čile ,chlniechmkNA cier Lnieigner"? 21 Zeit würde die Ausbeutung der immer mehr anschwellenöen Arbeitermassen bis zu deren völligen Verelendung ihren Fortgang nehmen. Wiederholt sei: das wollte Marx nicht allein voraussehen, sondern wünschte auch, daß es so kommen möge. Ls war ihm völlig gleichgültig, wie viele Millionen von Arbeitern und wie viele Generationen dieses Llend über sich ergehen zu lassen hätten. Zhm, dem vaterlandslosen und gefühllosen Luden, kam über¬ haupt der Gedanke nicht, der dem deutschen Schwärmer Weitling nahe lag: ein Monarch oder der Staat werde einmal helfen. Marx wollte gar nicht Hilfe für den Arbeiter. über den fozialistifchen Zukunftsstaat, der mit dem großen Augenblick der „Enteignung der Enteigner" eintreten sollte, hat Marx keinerlei näheren An¬ gaben gemacht. Als seit den neunziger Zähren des vergangenen Zahrhunderts die sozialdemokratische Arbeitnehmerschaft immer mehr zu wissen drängte, wie es denn da aussehen werde, da wurden diesen armen Gläubigen die üppig¬ sten Schilderungen gegeben, und ihr Führer Bebel prophezeite von Fahr zu Fahr: „der große Kladderadatsch" werde nun demnächst kommen. Aber er kam nicht, und dem gutgläubigen deutschen Arbeiter mit seinem kindlichen Vertrauen blieb nur übrig, weiter an den Pfoten seiner Hoffnung zu saugen. Lin von einer seiner Überzeugung nach großen Zdee erfüllter Mensch, der von dieser seiner Zdee behauptet, sie werde Millionen geknechteter Menschen befreien, wird alles Erdenkliche tun, feine ganze Kraft und sein Dasein dafür einfetzen, fo schnell wie möglich alles zu tun, um ihr Geltung zu verschaffen, sofern es ihm wirklich um die Lache zu tun ist. Lr wird versuchen, zunächst besonders auf alle Mächtigen, auf Monarchen und Regierungen einzuwir¬ ken, um sie zu gewinnen. Marx versucht nichts von allem diesen. Lr betätigt sich in zwei Richtungen: er schreibt seine Bücher und umfangreiche Abhand¬ lungen über seine Lehre von Kapital und Arbeit und zeigt jenes Endziel des proletarischen Sieges auf dem Wege des Klasssnkampfes gegen das kapita¬ listische Bürgertum. Auf der anderen Leite betätigt er sich publizistisch mit allen Kräften für den Sieg desselben kapitalistischen Bürgertums über das alte feudalistische Regime. Lr ebnete also mit vollem Zielbewußtsein und allen Kräften der kapitalistischen Herrschaft in Deutschland den Weg, um dann — wenn diese Herrschaft vollständig und überwältigend da wäre — gegen sie den Proletarier aufzurufen! Wir fragen jeden intelligenten Ar¬ beiter, der diese geschichtlichen Tatsachen liest: Kann so ein Freund des Ar¬ beiters handeln, kann das Ziel eines solchen Mannes wirklich und aufrichtig auf Befreiung und Hebung des Arbeiters gerichtet gewesen sein? Wir er¬ sparen ihm die AntwortI Zn neuerer Zeit, mit dem Beginn der großen russischen Revolution, haben wir auch die Persönlichkeit und das Wirken Trotzkis, ebenfalls ein Zude, 22 Der- iVic/rts-a/L-Kevotutronär gesehen. Trotzki war Marxist, im übrigen nicht in erster Linie Theoretiker. Er hat lange Zähre eine große mitherrschende Rolle in Rußland gespielt. Wenn er dann fiel und verbannt wurde, so war der Grund, abgesehen vom persön¬ lichen Ehrgeiz der Nebenbuhler im Sowjetstaat, daß Trotzki, ein Revolutionär von Natur, den Zustand der Revolution nie beendigt wissen, es nie zu einer Stabilisierung der Zustände kommen lassen wollte. So verschieden die Lha- raktere auch sonst sind, eines ist ihnen gemeinsam und für beide maßgebend: das Revolutionäre an sich. Während Karl Marx in seinen umfangreichen Werken, in seinen Theorien kein Wort der Begeisterung oder auch nur der Wärme findet, sondern in gleichmäßiger Kälte entwickelt, wie die Dinge seiner Ansicht nach kommen müßten, findet man bei ihm die Leidenschaft fanatischen Hasses, sobald es gegen das bestehende Regime geht. Sm Revo¬ lutionär und nur da ist der innerlich wahre Marx zu finden. Das ist eine Wesensart, die durch die Zahrtausende hindurch für sehr viele Zuden tgpisch ist: Revolution um der Revolution willen, Umsturz jeder Staatsgewalt, die nicht jüdisch oder von Zuden geleitet ist. Anders ist Karl Marx, wenn man zu ermitteln versucht, was er tatsächlich gewesen ist, nicht zu charakterisieren. Wie jedem „geborenen'" Revolutionär war Marx im höchsten Maße die Zähigkeit eigen, Revolution zu propagieren, den Willen zum Umsturz zu nähren und zu schüren. Außerdem soll ihm gern zugegeben werden, daß er gewisse Mißstände und gewisse Beziehungen zwischen Kapital und Arbeit — lange nicht alle, in manchen hat er sich geirrt oder sie bewußt entstellt — richtig erkannt hat. Wir verstehen vollkommen, daß die Arbeiter in ihrer skizzierten hilflosen und rechtlosen Lage zu höchster Erbitterung angestachelt wurden, wenn Marx ihnen sagte: im Laufe eines halben Tages, also bei dem zwölfstündigen Ar¬ beitstag in sechs Stunden, erarbeite der Arbeiter, was er zum Leben brauche. Der Arbeitgeber zwinge ihn aber, nicht sechs, sondern zwölf Stunden zu arbeiten, und dieses Doppelte, das Arbeitsergebnis der zweimal sechs Stunden, stecke der Kapitalist ein, und dadurch entstehe die Kapitals¬ anhäufung. Dieses sogenannte (von Lassalle) „eherne Lohngesetz" halte den Lohn des Arbeiters einerseits auf der niedrigsten zur Zristung sei¬ nes Daseins gerade nötigen Höhe, lasse andererseits dem Arbeitgeber bzw. dem Kapitalisten in sich ständig steigerndem Maße mühelosen Gewinn zu¬ fließen. Der Arbeiter habe keine Möglichkeit, sich zu heben, sondern gehe mit Notwendigkeit immer stärkerer Verelendung entgegen, — bis eben jene Revolution kommt, das Bestehende umstürzt und jenen Zukunftsstaat schafft, über dessen Wesen etwas zu sagen, Marx sich hütet. Ls ist auch heute nicht ohne Snteresse, daß gerade jene früher so viel be¬ sprochene Verelendungstheorie durch die Wirklichkeit im zweiten Kaiserreich vollkommen widerlegt wurde. Als der Reichtum in Deutschland gegen Ende Dre incrteriaZr'LttLcAe 6esctircZrtsau//assllNN 2) des Jahrhunderts und nachher bis zum Beginn des Weltkrieges immer mehr anwuchs, waren auch die Arbeitslöhne gewachsen, der Arbeiter stand sich verhältnismäßig sehr gut, zumal die Preise für Lebensbedürfnisse billig waren. Daß im übrigen die Lage und die Stellung der Arbeitnehmerschaft in Deutschland unwürdig, unterdrückt, beinahe rechtlos war, sei hier nur neben¬ bei bemerkt, an anderer Stelle ist davon ausführlich die Rede. Die Marxsche Lehre hat in Deutschland bis zum heutigen Lage einen un¬ geheuren Einfluß ausgeübt. Von den sozialdemokratischen und kommunisti¬ schen Zührern ist sie als unfehlbar angesehen, jedenfalls ausgerufen worden, obgleich nicht nur in dem einen Punkte der Verelendung, sondern beinahe in allen wichtigen Punkten die lebendige Entwicklung der Dinge und Verhält¬ nisse dem Lheoretiker Marx unrecht gegeben hat. Die, man möchte sagen, magnetische Kraft der Ansehung und der Wirkung ganz besonders in Deutschland aber verdankt die Lehre von Marx weniger den dialektisch¬ scharfen Begriffsbestimmungen und formal-logischen Ableitungen, sondern ihrem Geist im ganzen in dem geschlossenen Ganzen, das sie darstellt. Es wurde schon darauf hingedeutet, daß für Marx die ganze Geschichte der Menschen und Völker nur aus wirtschaftlich-sozialen Klassenkämpfen bestehe. Diese Auffassung erweitert Marx zur Weltanschauung. Seine „materia¬ listische Geschichtsauffassung" bedeutet zugleich eine lückenlos materialistische Weltanschauung. Ganz kurz skizziert würde sie folgendermaßen aussehen: Die Religion der Menschen ging ursprünglich aus der Furcht vor den für sie unerklärlichen Naturgewalten hervor. Später lernte man diese Gewalten erkennen und teilweise meistern. Seitdem entsprang die Religion der Furcht vor menschlichen Gewalten der Unterdrückung und Aussaugung, denen die Unterdrückten machtlos und wehrlos gegenüberstanden. Die Priesterschaften, die Herrscher mit ihnen im Bunde, hielten den unterdrückten Volksmassen gegenüber Religionen und Gottesdienste mit allen Mitteln aufrecht, weil sie durch sie und nur durch sie weiter herrschen, unterdrücken und aussaugen konnten. So mithin bilden die Religionen, nach Marx, nichts anderes als das Spiegelbild der jeweiligen sozialen Mißverhältnisse. Verschwinden diese Mißverhältnisse durch den Sieg der endlichen sozialen Revolution, wie Marx ihn sicher in Aussicht stellt, so verschwindet damit auch ganz von selbst alle Religion. Sn dem Marxschen Weltbilde und in seinem Denken überhaupt ist also kein Platz für irgend etwas Göttliches noch Religiöses schlechthin. Alles ist materiell und alles wird rein materialistisch gesehen. Nur was der Mensch mit seinen Sinnen direkt und indirekt wahrnehmen kann, existiert, sonst gibt es nichts. Hierauf steht das ganze Gebäude der Marxschen Lehre in ihren großen, umfassenden Zügen bis in die letzten Einzelheiten. Ls gibt einen weisen Vers von Goethe: „Wie einer ist, so ist sein Gott, und so ward Gott schon oft zum Spott." Marx war eiskalter Verstandesmensch, ohne religiöses 24 „O/rrlsttic/ie Obrigkeit" Empfinden. Er begriff nicht, was Religion überhaupt bedeute und führte fie mit einer merkwürdigen Flachheit des Geistes auf jene äußerlichen Umstände zurück. Und er beging den ungeheuren Fehler, die Millionen religionsbedürf- tiger Menschen, ihre Empfindungen und Handlungen nach sich selbst einzu¬ schätzen. Wie er das wirtschaftliche und politische Leben in seine Denkart und deren Formen — sicher unbewußt — hineinzwingen zu können glaubte und deswegen auch dachte und überzeugt war, die lange Reihe der kommen¬ den Fahrzehnte werde sich gemäß seinen logischen und dialektischen Schlu߬ folgerungen abspielen, so mechanisch glaubt er auch die Menschen auf lange Licht hinaus „kalkulieren" zu können. Allerdings, als er und seine Schüler und Nachfolger dem Arbeiter immer wieder einschärften: Religion ist Opium für das Volk — dieses Wort stammt von Karl Marx, nicht von Lenin —, Religion ist nur ein Trug, nm euch auszunutzen und vorher dumm zu machen! da wußte er genau, daß er gewaltige Wirkung erzielen würde. Die Religion in Deutschland befand sich damals schon seit längerer Zeit im Zustande der Verflachung, die Kirchen zeigten sich unfähig zur Vertiefung, auch vermoch¬ ten sie nicht mehr, die religiöse Quelle im deutschen Gemüt zum Fließen zu bringen. Zene unterdrückten Arbeiterschichten hatten sich gefragt, wie denn Gott solche Ungerechtigkeit und solches Glend dulden könne. Sie wußten nicht, daß das göttliche Wesen sich nicht derart in irdische Dinge mischt und doch vor¬ handen ist, und daß man es nicht außerhalb, sondern in sich selbst suchen soll. Dazu kam, daß die Kirche — jedenfalls die evangelische — ein Werkzeug des Staates, der christlichen Obrigkeit, war. Sie beschränkte sich in der Hauptsache darauf, dem Arbeiter Gehorsam gegen diesen reaktionären Staat zu predigen, der die Unterdrückung der Arbeiterschaft wollte, jedenfalls dul¬ dete, nichts dagegen tat. Man kann sich denken, wie die materialistische Lehre von Marx und seine Behauptung, Religion sei überhaupt nur eine Spiege¬ lung sozialer Rot, in diese Erbitterung wie auf einen fruchtbaren und auf¬ gelockerten Boden fiel. Ls konnte kaum etwas anderes geben, was geeignet gewesen wäre, den Haß und die Wut gegen das herrschende Sgstem zu stärken und immer höher zu entflammen, immer tiefer zur Auffassung zu ge¬ langen, wie abgründig gerade eine solche Ruchlosigkeit sei: sich der Religio» als Deckmantel zu bedienen, um die besitzlosen Arbeitenden auszubeuten und in ihrer Sklavenstellung zu halten. Diese marxistische Propaganda hatte um so leichteres Spiel, als tatsächlich der damalige Staat, vielfach gewiß in beschränktem guten Glauben und ohne die Kenntnis, die er von den Berhältnissen im Volke und von dessen Seele pflichtmäßig hätte haben müssen, auch vom christlich-religiösen Standpunkt die Auffassung vertrat, daß nicht allein der König von Gottes Gnaden sei, sondern die Obrigkeit überhaupt „von Gott gesetzt" sei. Und nicht nur das, sondern daß auch jeder „in seinem Stande" zu bleiben habe, weil er von Gott Oer- Ardei/er wenckef 3,'c/r von cke/ /^!>c/re ab ?Z in diesen hineingeboren oder hinein„gesetzt" worden sei. Noch heute kann man solche Ansichten aussprechen hören. Und das Schlimmste war dabei, daß die damals herrschenden Stände und die Fürsten, die sagten, jeder habe in seinem gottgewollten Stande und in seiner Abhängigkeit zu verbleiben, jeder müsse von Gottes wegen der christlichen Obrigkeit untertan sein, — daß gerade diese Schichten und Persönlichkeiten wenn s iein ihrem Stande blieben, damit in der Herrschaft und auf der Sonnenseite des Lebens blieben, die anderen in Dunkel- heit und Kälte. So lag in derartigen Forderungen eine Heuchelei, wie sie widerwärtiger kaum gedacht werden konnte; wie gesagt, begegnen wir solchen Erscheinungen sogar heute noch. Ls liegt auf der Hand, daß mit dieser Steigerung des Hasses die auf Umstur; des Bestehenden gerichtete Bewegung gewaltig genährt und vergiftet werden muhte. Von Generation zu Generation bemächtigte sich der Handarbeiterschaft die materialistische Geschichtsauf¬ fassung Marx', die schon allein genügt hätte, eine tiefe Kluft zu schaffen. Zahrzchnte nach Marx sagte der bereits erwähnte sozialdemokratische Führer Bebel: Sozialdemokratie und Religion vertragen sich wie Feuer und Wasser. Das war die Wahrheit von der Sozialdemokratie aus gesehen. Dis Partei aber fand in der Folge, daß man nicht mehr so offen reden dürfe, das sei taktisch unklug, und dann wurde jene berüchtigte und unwahre Parole von der SPD. ausgegeben: Religion ist Privatsachel Die Schuld an dieser Abkehr des Großteils der Arbeiterbevölkerung nicht nur von der Kirche, die ja damals die Ltaatskirche war, sondern von der Religion überhaupt, die Zuwendung zum Materialismus der Weltanschau¬ ung, — diese Schuld liegt auf beiden Seiten, bei der herrschenden Schicht und bei den Führern der Arbeiterschaft und ihren ersten Lehrern, Marx und Engels. Diese Wendung und Spaltung sind besonders deshalb so unheilvoll in jedem Sinne gewesen und geworden, weil der Deutsche mit ver¬ schwindenden Ausnahmen religiös veranlagt ist, religiöses Bedürfnis hat und ohne dessen Befriedigung innerlich zerrissen, verbittert und unglücklich wird. Sn dieser Verbitterung steigert er sich leicht in das Gegenteil seines eignen Bedürfnisses hinein und überträgt diesen Haß auch in alle anderen Lebens- verhältniste. Bei manchen anderen Völkern ist derartiges nicht anzutreffen. Wer aber das deutsche Volk, den deutschen Menschen in seinem Wesen und in seinen Handlungen verstehen will, der darf gerade diesen Umstand nicht außer acht lassen. Schon die alte religiöse Spaltung in Deutschland bleibt tief beklagenswert und wirkt unausgesetzt verderblich, nicht nur politisch, sondern auch religiös und verhindert die unserem Volk so brennend not¬ wendige innere Einigkeit und Einheit. Noch schlimmer ist es, daß sich im Laufe des vergangenen halben Fohrhunderts ein großer Teil der vielen Millionen Arbeiterbevölkerung überhaupt von aller Religion und religössn Auffassung getrennt hat. Dabei ist, wie wir sahen, die materialistische, also 2b „VcreimAt euc/i r/rteruattonal"/ gottlose Lehre von Marx nicht eine Lehre an sich, sondern bildet die tat¬ sächliche Grundlage seines ganzen sozialwirtschaftlichen Lehrgebäudes. Die Marxsche Lehre bewirkte noch nach einer anderen Richtung hin eine tiese Entfremdung der Arbeiterbevölkerung der Gesamtheit des deutschen Volkes und dem Vaterlande gegenüber: das war jener von Marx gepredigte vollständige kompromißlose Internationalismus „Proletarier aller Länder vereinigt euch". Was war das Endziel dieser Formel? Da ihr Arbeiter im Staate, dem ihr angehört, nichts zu verlieren habt als eure Ketten, so müßt ihr trachten, euch dieser Ketten zu entledigen. Allein seid ihr nicht stark ge¬ nug dazu. Deshalb blickt Uber die Grenzen hinüber und seht, wie in den anderen Industrieländern die arbeitende Klasse genau so unterdrückt wird wie ihr, dieselbe Not leidet wir ihr, sich in der gleichen hoffnungslosen Lage befindet wie ihr. ihr müßt euch mit allen diesen euren ausländischen Klassen¬ genossen vereinigen, dann werdet ihr das Foch abschütteln und eure Unter¬ drücker vernichten können; vereinte Kräfte erreichen, was der Kraft des Einzelnen unmöglich istl Aber das ist nicht alles: Diese von Marx und dem späteren Marxismus geforderte und gepriesene internationale Solidarität der Arbeiterklasse geht in ihrem Fiel viel weiter. Die international vereinigte Arbeiterklasse soll über die Grenzen der Staaten und Nationen einen so festen Block bilden, daß durch ihn die Staaten selbst aufgelöst, ihre Grenzen zum Verschwinden gebracht werden und die Völker sich wahllos untereinander vermischen. Die Begriffe und die Wirk¬ lichkeiten: Staat, Nation, Volk sollen in dieser vollkommen durchgeführten internationalität zu bestehen aufhören, mit dem vorgespiegelten unmöglichen Fiel einer Weltherrschaft der Arbeiterklasse, die keine Nationen und Völker mehr kennt. Für Anbahnung dieses marxistischen idealzustandes wurde die „Erste internationale" gegründet, ihr folgte später die Fweite, die sozial¬ demokratische internationale, die heute noch formal vorhanden ist, und der russischen Revolution nach dem Kriege folgte die Dritte internationale mit dem Litz in Petersburg, jetzt Leningrad. Bis zur Erreichung des «Zieles sollte die internationale vorbereiten und wählen. Mit dem „großen Kladderadatsch" würde die internationale die Re¬ gierung bzw. die einzige und oberste Behörde und Leitung der internationalen Arbeiter-Weltrepublik zu bilden haben, als ein Ausschuß des in der inter¬ nationalen Republik zusammengefaßten Gesamtproletariats. Dieses Nachher zeigt allerdings Zukunftsbilder, die jedoch erst von Nachfolgern Marx' an- gestrebt und ausgemalt wurden. Er selbst hat sich sogar nicht einmal gedank¬ lich mit der Zukunft beschäftigt, wie der spätere Zustand nach dem Liege der proletarischen Revolution aussehen werde oder auszusehen habe. Er war auch in diesem Punkte nur negativ, nur revolutionär, unfähig, ohne den Willen, Positives zu schaffen, aufzubauen. /Vrc/rts a/s c/re Xettea/ 27 Die Lehre von der iönternationalität, von der großen Rettung und Be¬ freiung durch die „internationale Solidarität und Organisation des Prole¬ tariats", mußte besonders aus den Deutschen mit seinem schwach entwickelten nationalen Gefühl und seinem Schwärmen für alles Zernliegende und für große allgemeine Redensarten, wie Menschheit, Brüderlichkeit, Gemeinsam¬ keit und Versöhnung der Völker, sie mußte aus den politisch ganz ungeschulten deutschen Arbeiter, der solchen Fragen wie ein Kind gegenüberstand, tiefen und hinreißenden Eindruck machen. Line wirkliche Nation waren die Deut¬ schen noch nicht gewesen. Sn den verschiedenen deutschen Staaten sahen dis Arbeiter keine Möglichkeit zur Befreiung aus ihrer Lage. Nun wiesen ihnen Marx, und nach ihm seine Nachtreter, die Marxisten, den internatio¬ nalistischen Weg, und der ahnungslose deutsche Arbeiter dachte und glaubte ohne weiteres, daß das Ausland, — was stellte man sich doch alles für herr¬ liche Dinge unter diesem Wort vor! — sicher die Rettung bringen werde. Das sah so furchtbar einfach und schön aus. Wie leicht und selbstverständlich wurde aus diese Weise das Zusammenleben der Völkerl Sie hatten ja dann alle genau dieselben Interessen, überall regierte die Arbeiterklasse, und die internationale würde mit Weisheit, Gerechtigkeit und Uneigennützigkeit das Ganze verwalten und regieren, Kriege waren ausgeschlossen, Steuern brauchten kaum bezahlt zu werden, dazu kam sehr wenig Arbeit bei hoher Lebenshaltung, also was konnte man noch mehr wünschen? Wenn wir sagen, daß ein halbes Jahrhundert lang ungezählte Millionen von Arbeitern so gedacht oder geträumt haben, so ist das keine Übertreibung. Und zu solchen Träumen kam die so schwache Entwicklung des nationalen Gefühls: Wir haben nichts zu verlieren als unsere Ketten, komme, was kommen mag. Wiederum sei betont, daß hieran die Fürsten und Herrscher¬ schichten der letzten Jahrhunderte ein großes Maß an Schuld trugen. Für den Fuden Marx war der internationalismus etwas Natürliches. Marx und seine späteren Verkünder waren darüber hinaus bestrebt, die Arbeiter¬ schaft mit Haß gegen alles Nationale zu erfüllen. Die Marxisten rühmen Karl Marx noch heute nach, er sei der erste ge¬ wesen, der den Arbeitern begreiflich gemacht habe, daß sie ihre Lage nur durch organisierten politischen Kamps bessern könnten. Darin liegt gewiß Wahrheit enthalten. Marx wollte diesen Kamps aber rücksichtslos gegen eignes Volk und Reich geführt wissen, ja, beide sollten vernichtet werden. Politischer Kamps war nötig, aber er hätte aus dem Boden der Nation sich abspielen müssen. Dann hätte niemals jene verhängnisvolle Trennung des Arbeiters vom Gesamtvolk stattsinden können. Man mag hier einwenden, daß ja der Staat den Arbeitern gegenüber seine Pflicht fo gar nicht getan habe. Nein, das hat der Staat nicht getan. Um so mehr müssen gerade wir in unseren Lagen, da sich die Auswirkungen so furchtbar und Verhängnis- 28 Lin ctunL/er LunLt c/ec Oerc/uc/ite voll gezeigt haben, beklagen und verurteilen, daß der internationalistische jüdische Fersetzungsgeist des Karl Marx das deutsche Schicksal in wesent¬ lichster, vielfach entscheidender Weise beeinflussen konnte. Vis Arbeiterschaften der anderen Rationen, insonderheit Frankreichs, Belgiens, Großbritanniens, kämpften und Kämpfen auch für ihre Snteressen. Aber sie vergaßen niemals darüber, daß sie ihrer Ration angehörten. lvercken m'c/it 5Z wurde, namentlich von Großbritannien, Frankreich, Rußland. Die damals berühmte „Einkreisung Deutschlands" vollzog sich von Fahr zu Fahr fester und drohender. Kaiser Wilhelm II. und seine Kanzler haben nie zum Kriege getrieben, noch ihn gewünscht. Sie wollten den Frieden unbedingt erhalten. Ls war richtig, wenn man in Deutschland die Ansicht vertrat: die geldliche und wirtschaftliche Macht Deutschlands wird immer größer, die Bevölkerung nimmt gewaltig zu — durch einen großen Krieg kann Deutschland kaum etwas gewinnen, dagegen alles verlieren; je länger der Frieden erhalten bleibt, desto größer und mächtiger wird Deutschlands Stellung in der Welt. Was heute ungefähr in der ganzen Welt gewußt und zugegeben wird, das wußten wir, die wir zu jener Feit im politischen Leben standen und haben nie daran gezweifelt: niemand in Deutschland wollte einen Krieg. Die Sozial¬ demokratie aber hatte gegen besseres Wissen ihre Massen mit der festen Überzeugung durchdrungen, daß die Leiter des Deutschen Reiches den Krieg wollten, während die anderen Mächte nur inbrünstig die Erhaltung des Friedens wünschten. So hatte der sozialdemokratische deutsche Arbeiter aus seiner Presse die Ansicht in sich ausgenommen, daß in jedem der politischen Krisen und Konflikte während des letzten Fahrzehnts vor dem Kriege Deutschland immer unrecht und die anderen Mächte immer recht gehabt hätten. Leine marxistischen Führer sagten ihm: die Sozialdemokratie wird jetzt in der Lage sein, jederzeit die deutsche Regierung zu zwingen, von ihren kriegerischen Absichten abzustehenl Mit der zweiten Fulihäifte des Fahrer 1914 trat jene große Spannung der politischen Lage Europas ein, die zum Kriege führen sollte. Die Führung der sozialdemokratischen Partei war entschlossen, dem Reiche Kredite und Heeresfolge zu verweigern. Man schickte den späteren Reichskanzler Hermann Müller nach Paris, wo er erklärte: „Wir werden nicht schießen." Dieser Abgesandte mußte aber einige Tage später nach seiner Rückkehr seinen Genossen in der Leitung der SPD. die niederschmetternde Mitteilung machen, daß die französische Sozialdemokratie, sollte der Krieg ausbrechen, unter allen Umständen ,,schießen" würde. Dazu überstürzten sich die Ereig¬ nisse, einige Tage später war der Kriegszustand zwischen Osterreich-Ungarn und Rußland, dann zwischen Rußland und Deutschland, Deutschland und Frankreich eingetreten, der Weltkrieg war da. Niemandem konnte es zweifelhaft sein, daß die Schuld nicht auf deutscher Seite lag. Die Riesen¬ größe der Gefahr zeigte sich auch dem einfachsten Mann: von allen Land¬ seiten und von der Leeseite kamen die Feinde, die ganze Welt war gegen Deutschland und seine schwachen Verbündeten vereint. Da geschah das Große, und es wird immer in der Geschichte ein großer deutscher Augenblick bleiben: die gesamte deutsche Arbeiterschaft strömte mit Selbstverständlichkeit und in elementarer Erkenntnis ihrer Fusammengehö- 54 Oaz verg-r'/tenc/e 6e//üsker rigkeit mit dem deutschen Vaterlands zu den Zahnen. Die Bewegung war so mächtig und ursprünglich, daß die marxistischen Zührer erkannten, daß sie sich von ihr tragen lassen mußten. Hätten sie in jenem Augenblick Verweige¬ rung der Heeresfolge und Ablehnung der Kriegskredite proklamiert, so wäre es mit der Sozialdemokratie aus gewesen. Das begriffen fie und wurden in diesem Augenblick höchst patriotisch; es ging eben nicht anders, und Masken zu tragen, waren sie gewohnt. Wer jenen großen Augenblick richtig beur¬ teilen will, darf also nicht vergessen, daß die marxistischen Leiter der SPD. ihn gegen ihren Willen aus politischem Selbsterhaltungstrieb über sich er¬ gehen lassen mußten. Das ist die Wahrheit vom August 1914. Der Verlauf des Krieges lieferte bald die Bestätigung für diese Auffas¬ sung. Leise zuerst und mit größter Vorsicht hörte man in der Heimat und an der Front, von den marxistischen Propagandazentren ausgehend, flüstern: Luch Arbeitern hat man erzählt, daß ihr einen Verteidigungskrieg führen sollt. Nun seht ihr, daß die deutschen Heere immer angreifen; das ist also doch kein Verteidigungskrieg! — Daß dieses militärisch angriffsweise Vor¬ gehen in die feindlichen Länder notwendig war, um den deutschen Boden vom Zsinde, seinen weittragenden Geschossen und Zlugzeugbomben freizu¬ halten, daß es also gerade Verteidigung bedeutete, das sagten die Vergifter natürlich nicht. Weiter wurde geflüstert: Deutsche Arbeiter, man hat euch gesagt, daß Deutschland schuldlos am Kriege sei. Die Wahrheit ist aber umgekehrt. Denn die anderen Mächte wollten den Krieg nicht, während der Kaiser, seine Staatsmänner und Generale ihn von langer Hand her vorbereitet und vom Haun gebrochen haben. Und dann begründete man dieses Betrügen des deutschen Arbeiters mit den gefälschten Dokumenten der feindlichen Mächte. Lin Kriegsjahr nach dem anderen ging dahin, und eine dritte Zlüster- stimme ließ sich hören: Wenn der Deutsche Kaiser und seine Leute nur woll¬ ten, so könnten sie jeden Lag dem Morden und dem furchtbar wachsenden Llend das Lnde bereiten. Die anderen Nationen wollen ja alle nichts als den Frieden. Aber die preußisch-deutschen Machthaber wollen keinen Frieden. Sie wollen den Krieg verlängern, sie schicken euch Arbeitermassen immer wieder in den Lod. Sie lassen hartherzig das Llend eurer Angehöri¬ gen in der Heimat sich in das Unerträglichste steigern. Wozu? Leils aus Blutdurst, aus Lroberungslust und Ruhmsucht, vor allem aber unter dem Linfluß der Rüstungsindustrie, die ihnen von ihren ungeheuren Kriegs- gewinnsten abgibt, die das Blut des Volkes braucht. Wie weit diese ruch¬ lose Lügenhetze ging, zeigt zum Beispiel, daß man behauptete, Hindenburg wolle den Krieg nur deshalb weiterführen, damit er seine hohen Kriegsgeld- bezüge noch jahrelang einstecken könne. Oer Oo/c/r'./o/) 55 Langsam fraß dieses dreifache Gift weiter, am meisten in der Heimat, aber auch die Front blieb nicht davon verschont. Wenden wir uns auch hier nach der anderen Leite: der Kaiser und die Regierung hatten wieder einmal einen großen, den größten Augenblick vorübergehen lassen, den Augenblick, nun, in der Feit gemeinsamer Not und Gefahr, den deutschen Arbeiter endlich gleichwertig in die Gesamtheit des Volkes und in das Gefüge des Staates einzugliedern. Wohl versprach die kaiserliche Regierung „ein freies Volk", aber „nach der Beendigung des Krieges". Erst als kaum noch etwas zu hof¬ fen und im inneren die Hetze schon beinahe ihr Fiel erreicht hatte, wurde das vielumkämpfte, ungerechte preußische Wahlrecht geändert. Und als tat¬ sächlich schon alles verloren war, gab der Kaiser sich und das Reich der Linken in die Hand, der Sozialdemokratie preis. Ls ist nicht Lache dieser Ausführungen, die innerpolitische Geschichte des Krieges zu behandeln. Für uns handelt es sich nur um Aufzeigen der Haupt¬ punkte: die Regierung, das Reich konnten den Arbeiter, der sich in einem beispiellosen Kampf bewährte, zum Vertreter des Reichsgedankens machen, von der unnatürlichen und verhängnisvollen 2dee des Klassenkampfes und des «önternationalismus abwenden und damit den Marxismus vernichten. Anstatt dessen überließen die Führer des Reiches die Macht der Sozialdemo¬ kratie, der Lodfeindin eben des Reiches und des nationalen Gedankens schlechthin. Der Zusammenbruch vom 9. November 1913 stand ganz im Zeichen des Marxismus, von Spartakus bis zum rechten Flügel der Sozialdemokratie. Keine Ableugnung und keine Verteidigung wird daran je ewas ändern. Der Dolchstoß, der auf jener Seite mit Entrüstung in Abrede gestellt wird, ist darum nicht weniger Tatsache. So lautete die authentische Behauptung: Sm Dezember 1918 schrieb der englische General Maurice in den „Dailg News": „Die deutsche Armee war vor dem Kriege die erste Europas. Bei dem Waffenstillstand befanden sich die der Alliierten und des Feindes an der Westfront im Verhältnis fünf zu dreieinhalb. Die deutsche Armee ist von der Zivilbevölkerung von hinten erdolcht worden. Das Verhalten der Ma¬ trosen der deutschen Flotte kann man nur mißbilligen. Sie zogen es vor, zu rebellieren und dem Feind ihre Schiffe auszuliefern, statt dem Tode zu trotzen. Sie waren es, die Paris retteten." Daran ist nicht zu rütteln. Man vergißt aber meist hinzuzufügen: niemals hätte dieser Dolchstoß geführt werden können, wenn er nicht während der Kriegsjahre fo planmäßig vorbereitet worden wäre; wenn nicht jene Ver¬ giftung durch Lüge und Haß während der Kriegsjahre ihr Werk getan und die deutschen Arbeitermassen innerlich gewandelt hätte. Gewiß wollen Durc/i cten Lieg in cien Lump/ wir das ungeheure Elend und die sonstige Furchtbarkeit des Krieges weder verkennen noch verkleinern, aber trotzdem würde alles anders gekommen sein, und zwar auch ;um Besten des Arbeiters, wenn die Vergiftung und schließlich der Dolchstoß nicht erfolgt, und wenn Kaiser und Negierung stark und einsichtig genug gewesen wären, aus dem Klassenstaat einen natio¬ nalen, radikalsoftal bestimmten Volksstaat ;u machen. Sie haben es nicht getan, und so versanken alle Möglichkeiten im Liege des Marxismus über das deutsche Volk, im schmutzigen Sumpf der Revolution. 2. Abschnitt SattonalsozialLsmus und Arbeiter Adolf Hitler tritt auf Blicken wir heute zurück auf die Jahre feit dem November 191S und fragen wir: wie ist der damalige Lieg des Marxismus und fein späterer maßgebender Einfluß, wie ist die parlamentarisch-demokratische Republik dem deutschen Arbeiter bekommen? öst zum wenigsten der soziale Gedanke mit einigem Erfolge angestrebt worden? Man könnte die Antwort in zwei kurzen Fragen und zwei ebenso kurzen Antworten geben: Wann jemals zuvor ist in Deutschland der Reichtum, das Geld in den Händen einer geringeren Fahl Menschen aufgehäuft gewesen als heute? Antwort: Niemals zuvor! Die zweite Frage: Wann jemals zuvor ist die Armut in Deutschland ausgedehnter und härter gewesen als heute? Ant¬ wort: Niemals zuvor! Diese beiden Fragen und ihre Beantwortung beweisen unwiderleglich: in den seit dem Umsturz vergangenen Fahren ist keineswegs sozial regiert und gewirtschaftet worden, sondern antisozial. Darauf hört man den Ein¬ wand: Und der verlorene Krieg? Wir haben ihn hierbei „einkalkuliert". Die Hauptträger einer Volkswirtschaft: dis Landwirtschaft, die Industrie, das Geldwesen waren im Fahre 1919 trotz Krieg, Umsturz, Streiks usw. noch in so gutem Zustande, daß die deutsche Wirtschaft von verantwortungsbewu߬ ten deutschen Regierungen mit Sicherheit zu einem genügenden Gedeihen geführt werden konnte. Die Wirtschaft, die in Wirklichkeit aber getrieben wurde, eine internationalistische Wirtschaft, wie sie unter Führung der So¬ zialdemokratie eingeleitet und fortgesetzt wurde, mußte mit logischer Not¬ wendigkeit zur Auszehrung Deutschlands führen und den Ruin insbesondere des deutschen Arbeiters bewirken. Getrieben werden mußte und konnte eine Heimatpolitik und Heimatwirtschaft, die den nationalen Gedanken nüchtern und fest verfocht, die den wirtschaftlichen Schwerpunkt auf den heimischen Boden legte und dort festhielt, die schließlich alles tat, um den Arbeiter nun endlich zum bewußten Mitträger des deutschen Ganzen zu machen, ge¬ rade auch nach außen, den anderen Mächten gegenüber. 58 „tViecie/- mi/ ckem Damals schon, in den ersten «Zähren, offenbarte sich die völlige Unfrucht¬ barkeit der Sozialdemokratie und der marxistischen Gedanken und auch ihre Schwäche. Schon 1919 verband sich die Sozialdemokratie mit der jüdischen Demokratie, die damals sehr stark war. Diese Demokratie bedeutete die un¬ gemischte offene Vertretung des Kapitalismus, der internationalen Geldherr¬ schaft. Die folgenden Betrachtungen werden uns von Beispiel zu Beispiel, von Beweis zu Beweis für diese unwahrscheinlich klingende Behauptung führen, daß die Sozialdemokratie auch von 1919 bis zur Gegenwart nicht allein dem Kapitalismus nie zu nahe trat, sondern ihm im Gegenteil diente. So war ihre Berbindung mit jener Demokratie — Bismarck nannte sie die Vorfrucht der Sozialdemokratie — in ganz natürlichem Verwandschafts- gefühl. Ls war kein Zufall, als im Zahre 1848 und 1871 die Lommunards in Paris Ltraßenziige und Paläste der sogenannten vornehmsten Stadtviertel niederbrannten, aber die Gebäude der Banken und die Privatpaläste des jüdischen Barons Rothschild unter ihren Schutz nahmen. Die Zitadellen des Kapitalismus rührte der Marxismus nicht an, sie waren ihm heilig. Wir haben im ersten Abschnitt dieser Schrift gesehen, daß Marx und Lngels selbst das Gedeihen des Kapitalismus wollten, und als Begründung behaupteten, daß mit der Machtzunahme des Kapitalismus der Augenblick des „großen Kladderadatsch" sich nahe und nur durch ihn herbeigeführt werden könne. Lnde des neunzehnten und Anfang des zwanzigsten Zahrhunderts konnte man das den Massen aber nicht erzählen. Zür sie hatte man ein dema¬ gogisches Opium, man schrie mit nie versagender Lungenkraft und schrieb: Nieder mit dem Kapitalismus! Nieder! Dabei arbeitete man für ihn und in seinem Dienst, und der eigentliche Kampf richtete sich nach wie vor gegen alles Bestehende, Bodenständige. Zene Volksbeauftragten von 1918/19 — die kein Volk beauftragt hatte, wenn nicht die Exponenten des jüdischen Volkes — verkündeten in ihren ersten Aufrufen mit großem Gepränge: nunmehr werde die Sozialisierung, in erster Linie die des Bergbaues, ihren Anfang nehmen. Gläubig lauschten die der roten Zahne folgenden Arbeiter, und — damit hatte die Lache ihr Bewenden. Eben damals, 1919, hatte Adolf Hitler mit ein paar Freunden die Natio¬ nalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei gegründet und gab ihr gegen Lnde jenes Zahres das Programm, welches noch heute seine Gültigkeit hat, ohne daß ein Buchstabe daran geändert worden wäre. Sn den seitdem verflossenen Zähren ist viel Uber den Namen dieser Partei geredet worden: man hätte sie doch lieber nationalsoziale Partei oder irgendwie anders nennen sollen, nur nicht sozialistisch. Sozialistisch sei nun einmal gleichbedeutend mit SPD. und KPD. Entweder brauche die Partei diesen Namen nur aus propagan- //!/e?77«/iona/;o7ia/k5/lLc/r — iVakr'oncrtL02l'a/l§tl'sc^ diftischen, demagogischen Motiven, um die Arbeiter an sich zu riehen, so sagte man aus der linken Leite; oder, so sagte man aus der rechten Leite, die Namensbezeichnung „Sozialistische" ist ernst gemeint, und dann sind es eben wirkliche Sozialisten, die eines Tages als Kommunisten enden werden. Heute wie damals behauptet die Rechte wie die Linke, daß „sozialistisch" und „na¬ tional" unvereinbare Gegensätze seien. Will man die Mission und Ausgabe der großen und mächtigen national¬ sozialistischen Bewegung von heute erkennen und klar im Auge behalten, so dürsen die Gedanken Hitlers und seiner Leute nicht vergessen werden, die damals zur Gründung der Partei und zur Namengebung gesührt haben: Die Sozialdemokratie, der Marxismus überhaupt, stand als der Ver¬ derber des Deutschen Reiches und des deutschen Gedankens, als der Motor des Umsturzes und der Machthaber in Deutschland vor aller Augen. Die damals vorhandenen drei Zweige des internationalen Sozialismus: die SPD., die USPD., die KPD., gaben sich jede als Arbeiterpartei und konnten als Beweis aus die ihnen folgenden Arbeitermassen zeigen. Zede von ihnen erklärte sich mit Stolz sür international und sozialistisch. Hitler setzte dem bewußt und ausdrücklich die nationalsozialistische Arbeiter¬ partei entgegen, im Gedanken, daß eine wirkliche Arbeiterpartei, eine Par¬ tei, die sich mit dem Arbeiter gleichsetzt, sein Recht und die Durchsetzung der ihm im Staat zukommenden Stellung als ihre Pflicht ansieht, daß eins solche Partei einerseits sozialistisch sein muß, aber auch nationalistisch, inter¬ nationaler Sozialismus ist Widerspruch in sich, wenn wir unter Sozialismus eine Ordnung verstehen, die den deutschen Arbeiter zum vollgewerteten Volksgenossen machen will. So ungefähr mag Hitler gedacht haben, als sich in seinem Kops das Programm zu formen begann und er diesen Namen sand, in wenig Worten: die Gründung der Nationalsozialistischen Deutschen Ar¬ beiterpartei wollte von vornherein dem bekannten, aber in seinen eigentlichen Grundlagen wenig gekannten internationalen Sozialismus den ganz un¬ bekannten nationalen Sozialismus entgegensetzen. Das war eine Eingebung und eine Tat, die auch dann einen dauernden Wert gehabt haben würden, wenn aus der Partei die große, gewaltige Bewegung von heute nicht er¬ wachsen wäre. Lin fernes Ziel und eine große Ausgabe kann man zuerst nur in großen Umrissen wahrnehmen. Die Einzelheiten, die Zelder für die praktische Ar¬ beit, die Wege und die Hindernisse, die Art der jeweiligen Ausführung, das alles zeigt sich erst im Verlaufe von Kamps und Arbeit, und da heißt es denn: Verwirklichung und Reinhalten der großen Ur¬ sprungsidee unter allen Umständen. Der internationale Sozialismus hatte, wir müssen das hier wiederholen, als Grundlagen von Marx die Sätze bekommen: Der Arbeiter, der „Prole- 60 — Vo/LsgenoLze tarier", hat kein Vaterland, soll keines haben, er bildet eine Klasse, alle anderen Klassen sind seine Zeinde, die er besiegen muh. Sn den anderen In¬ dustrieländern besteht derselbe Zustand, folglich: Proletarier aller Länder, vereinigt euch, ihr habt nichts zu verlieren als eure Ketten, und ihr habt alles zu gewinnen! Der nationale Sozialismus sagt: Der Arbeiter ist ein Glied seines Volkes wie jeder andere Deutsche, gehört zu Volk und Vaterland und ist auch mit dem letzteren eng und unauflöslich verbunden, während er mit den Arbeiter¬ schaften anderer Länder in Wirklichkeit nichts zu tun und nichts gemeinsam hat. Der deutsche Arbeiter ist kein Proletarier, soll keiner werden. So setzt der Nationalsozialismus an die Stelle einer internationalen Klas¬ se n genossenschaft die nationale, die deutsche Vol k sgenossenschaft. Lr anerkennt keine Klassen und verwirft damit ohne weiteres auch den Klassen¬ kampf. Lr verwirft ihn mit um so größerer Schärfe, als es ja der Klassen¬ kampf gewesen ist, unter dessen Hatzrufen jener tiefe, mit Hatz und Gift an- gefüllte Spalt in das deutsche Volk hineingerissen worden ist. Der National¬ sozialismus will, datz der Arbeiter sich mit den anderen Volksgenossen der verschiedenen Berufsstände und Schichten im Gedanken der Volkszugehörig¬ keit und des allen gemeinsamen deutschen Bodens zusammenfinden und ;u- sammenschlietzen mutz. Der Arbeiter soll an Besitz und Verantwortlichkeit im Vaterlande nicht hinter den anderen Berufsständen zurückstehen. Der volksgenössische Gedanke ist natürlich und organisch, während der internationale Klassengenossengsdanke künstlich und unnatürlich von seinem Schöpfer darauf gerichtet worden ist, die naturgegebenen Linheiten der Nation und damit der Volksgemeinschaft zu zerreißen. Zur den National¬ sozialismus ist das Volk nicht ein wahllos zusammengelaufener Haufen von Menschen, sondern ein organisches Ganzes wie ein Baum. Und ebenso, wie es am Baum von den Wurzeln bis zu den Blättern und Blüten nichts gibt, was schlechter und weniger notwendig zum Gedeihen des Ganzen wäre als das andere, so gilt auch für die Volksgenossenschaft als Ganzes, daß kein Volksgenosse von vornherein dem anderen gegenüber höherwertig oder minderwertig ist, noch auch so angesehen und behandelt werden darf. Sn diesen wenigen klaren und einfachen und in sich unwiderleglichen Sätzen liegt die gewaltige, schwierige und schöne Aufgabe des nationalen Sozialis¬ mus enthalten. Aus ihnen geht auch hervor, daß die NSDAP, nie eine Klassenpartei noch eine Snteressentenbewegung sein, niemals von Snteressen- tengruppen abhängen kann. Zeder wirkliche Nationalsozialist weiß, daß die große Aufgabe nur gelöst, der große Gedanke nur verwirklicht werden kann, wenn die Partei ganz unabhängig nach allen Seiten ihr Ziel verfolgt und ihren Kampf führt. Sn den letzten zehn Zähren ist zum Schlagwort geworden: „Wir Deutschen /Vieler mit ciem iVa^ismus/ 61 müssen wieder ein Volk werden." Alles in dem Satze ist richtig außer dem Wort „wieder", und das deswegen, weil die Deutschen noch niemals ein wirkliches Volk gewesen sind, während ihrer ganzen Geschichte niemals. Ls ist also nicht so, wie viele wohlmeinende Menschen in Deutschland heute denken: vor dem Kriege seien die Deutschen eine einige Nation, ein wirk¬ liches Volk gewesen, nur die Revolution und ihre Folgen hätten sie aus¬ einandergerissen. Fetzt müsse man darangehen, dis Einigung aus dem Boden der Vorkriegsverhältnisse wieder zu vollziehen. Wer der Darstellung dieser Schrift gefolgt ist, weiß, daß diese Auffassung nicht, leider nicht, den Tat¬ sachen entspricht. Mitten im Glanz und auf der Höhe der deutschen Macht nach außen hin waren die Deutschen keine Nation, kein Volk, die Kluft der Uugelöstheit der sozialen Frage und der Ungerechtigkeit der bestehenden Verhältnisse verbreiterte und vertiefte sich von Fahr zu Fahr. Die Be¬ völkerung wuchs jährlich in großem Maßstabe an, und dieser «Zuwachs betraf hauptsächlich die Arbeiterbevölkerung. So betrachtet, nahm deren Macht als Ganzes steigend zu. Die herrschenden Schichten wurden mit zu¬ nehmender Sorge für die Fortdauer ihrer Herrschaft erfüllt, und so wurde, auch von dieser Seite gesehen, die vom Marxismus geführte und verführte Arbeiterschaft als der Feind des Vaterlandes, überhaupt alles Bestehenden angesehen. «Zwei Fronten standen einander unversöhnlich, kampfbereit gegen¬ über. Der Kampfruf Hitlers, mit dem er im Fahre 1919 in die Öffentlichkeit trat, war: Nieder mit dem Marxismus! Warum? Ls gab doch auch sonst genug Gegner und Feinde des deutschen Volkes von hoher Gefährlichkeit! Nun, wir können das kurz und klar ausdrücken: durch den Marxismus in erster Linie war der Krieg verlorengegangen und war das ganze Llend und die Schande des Umsturzes und der Nachkriegszeit über Deutschland herein- gebrochen, der Marxismus in erster Linie hatte das Volk zerrissen, der Marxismus machte unmöglich, es von innen heraus zu einigen. Durch den Marxismus war die Arbeiterschaft in den Gegensatz zu allem Deutschen ge¬ bracht worden. Der Marxismus hatte sie während dreiviertel Fahrhunderte nicht aus ihrer Lklavenstellung befreit. Erst nach Vernichtung des Marxis¬ mus konnte die Bahn frei werden für eine deutsche Zukunft des deutschen Arbeiters als Volksgenosse mit den anderen in der großen deutschen Ge¬ meinschaft. Weil der Nationalsozialismus nun dieses wollte und will, trat er auf als ein ganz neues Gebilde, nicht zu vergleichen mit irgendeiner anderen Partei. Die sogenannten nationalen Parteien, die Rechte und die Mitte, sind heute noch außerstande und nicht des Willens, daß der Arbeiter, weiter gegriffen der Arbeitnehmer, befreit werde. Sie, die „höheren Klassen", „die Führer¬ schicht", beanspruchen diese Stellung noch weiterhin und haben von Anfang HZ nic/rk ni'c/it ttnLs/ an versucht, den Nationalsozialismus dafür einzuspannen. Dieser lehnt es ab, eine Rechtspartei zu sein. Er ist auch keine Linkspartei und keine Mittel- Partei, sondern hat mit dieser ganzen Parlamentsgeographie nichts zu schaffen. Deshalb ist der Nationalsozialismus auch in den Parlamenten immer für sich und hat mit natürlicher Notwendigkeit alle anderen Parteien, die rechten, die mittleren und die linken, als Gegner gegen sich. Diese Geg¬ nerschaft trat ganz unverhüllt und drastisch besonders hervor, als die Natio¬ nalsozialisten in den Parlamenten nur schwach vertreten waren: alle Parteien mißhandelten die kleine nationalsozialistische Gruppe und beeinträchtigten sie in jeder Weiss. Als dann im Herbst 19ZO die N5DAP. mit 107 Abgeord¬ neten in den Reichstag einzog, wurde der Gon der anderen auf einmal ganz anders. Genug! Für den Arbeiter und die Arbeit Lo war der Weg der nationalsozialistischen Arbeiterpartei in den Parla¬ menten wie im Lande einsam, und er mußte es sein. Sie war nicht stark genug, um ihre 2deen und «Ziele durchzusetzen, aber bei jeder Entscheidung verkündete sie dieselben und stellte sie gegen die Beschlüsse und Ansichten der anderen Parteien. Nichts hat die Nichtigkeit der nationalsozialistischen Auf¬ fassungen und Ziele schlagender bestätigt als die politische Geschichte der ver¬ gangenen Zahre, der Auffassung nämlich, daß das Wohl und Wehe des Arbeiters, ob Marxist oder nicht, vollkommen abhängig ist von dem Wohl und Wehe der Nation: Der Nationalsozialismus ist schon in jenen ersten Zähren nicht müde ge¬ worden, den Arbeitern zu sagen, daß das Diktat von Bersailles ihr Ver¬ derben und ihre Verelendung bedeuten würde. Die Marxisten hatten dem Arbeiter dagegen vorgespiegelt, daß die Unterzeichnung dieses sogenannten Vertrages die ganze Umwelt mit Vertrauen und Zreundschaft zu Deutsch¬ land und besonders zum deutschen Arbeiter erfüllen werde. Dieselbe Sozial¬ demokratie sagte aber auch, wie einer ihrer jüdischen ZUHrer, Eduard Bern¬ stein, im sozialdemokratischen Zentralorgan: es sei zu erwarten, daß die tüch¬ tigsten Arbeiter in den nächsten Zähren aus Deutschland auswandern würden, weil sie im Auslände bessere Bezahlung zu erwarten hätten als in Deutschland. Die Marxisten fanden es nur begrüßenswert, daß tüchtigste Deutsche in Massen ihr Land verließen, sie hatten keinerlei Gefühl dafür, daß sie Volksgenossen seien, die so ihrem Volks für immer verlorengehen würden; die Arbeiterklasse" war ja international! — Die DcuveLg-ezetre öZ Die Nationalsozialisten haben damals und später dem Arbeiter gesagt: Fhr werdet nur dann der Verelendung entgehen, wenn Deutschland eine nationale, eine Heimatwirtsrhaft treibt und sich nicht vom internatio¬ nalen Kapitalismus in Ketten schlagen läßt. Die Nationalsozialisten haben die Inflation der ersten zwanziger Fahre sofort gekennzeichnet als ein großes Bank- und Börsenmanöver der internationalen Finanz, um Deutschland auszusaugen, mürbezumachen und dann den deutschen Arbeiter für den inter¬ nationalen Kapitalismus jahraus, jahrein arbeiten zu lassen. Der deutsche Arbeiter hörte nicht, sondern hoffte und schwärmte von pazifistisch-inter¬ nationalen Träumen, wie seine marxistischen Verführer ihn gelehrt hatten. Die Probe auf das Lxempel kam schnell mit dem Fahre 1924. Ls brachte die ausgesprochene Herrschaft des internationalen Kapitalismus Uber die deutsche Wirtschaft und damit Uber das Wohl und Wehe des deutschen Ar¬ beiters durch — deutsches Neichsgesetzl! Die Nationalsozialisten stimmten als einzige der Parteien im Reichstage gegen diese mörderischen Dawes- gefetze, abgesehen zwar von den Kommunisten, deren Fiele bekanntlich aber nur darauf gerichtet find, zu zerstören und auf den Trümmern eine Räte¬ republik nach russischem Muster zu errichten. Durch jene Gesetze wurde Deutschland zur amtlich erklärten Ausbeutungskolonie für das internatio¬ nale Kapital. Der Kapitalismus hat nur ein Fiel: das Geld¬ geschäft und immer wieder das Geldgeschäft. Leine Methode und sein Grundsatz sind, möglichst großen Gewinn durch fremde Arbeit mit möglichst geringen Unkosten herauszupressen. Der soziale Gedanke ist dem Kapitalismus an sich vollkommen fremd, und in der Praxis ist er sein er¬ bitterter Gegner, denn sozial sein — höhere Löhne, bessere Lebenshaltung und sonstige Lebensbedingungen für die Arbeitnehmenden — kostet Geld, vergrößert mithin die Unkosten für den Kapitalismus. Dieser richtet sich lediglich nach den Konjunkturen, und es kann unter gewissen Verhältnissen ihm auch einmal zweckmäßig erscheinen, ungezählte Arbeiter auf die Ltraße werfen zu lassen. Als im Lommer 1924 jene Dawesgefetzentwürfe im Reichstage umkämpft wurden, da trat der damalige Finanzminister I)r. Luther mit einer dringenden Mahnung auf, diese segensreichen Gesetze doch um des Himmels willen zu bewilligen. Lr führte aus — seine Rede wurde Anfang August gehalten —: im Funi habe man 200 000 Erwerbslose gezählt, im Fuli bereits Z00O00. Wenn der Reichstag die Vawesgesetze nicht bewillige, so würde die Fahl der Erwerbslosen weiter steigen. Bewillige er sie aber, so würden die Arbeits¬ losen verschwinden. Die Nationalsozialisten erhoben gegen diese ungeheuer¬ liche, leichtfertige Behauptung schärfsten Einspruch und wiesen nach, daß das Gegenteil eintreten werde. Ende August 1924 wurden die Dawesgesetze be¬ willigt, und in der Folge stieg die Erwerbslosigkeit in die Millionen und b4 Dre Do/tarsonne dann weiter bis zu dem jetzigen furchtbaren Zustand. Wie gejagt, das lag klar vor jedem nüchternen Urteil, und doch stimmten alle Parteien für diese Arbeiterversklavungs- und Verelendungsgesetze von den Deutschnationalen bis zur sozialdemokratischen Partei, die sich Arbeiterpartei nennt. Die SPD. hatte auch kein Wort des Widerspruches und der Entrüstung gegen die Ausführungen jener Denkschrift der internationalen Zinanzsach- verständigen: die Personentarife der dritten und vierten Lisenbahnklasse müßten erhöht werden, die der ersten und zweiten Klasse herabgesetzt werden, denn: die Armen und Ärmsten der dritten und vierten Wagenklasse benutzten die Eisenbahn nur, wenn sie müßten, würden daher auch sich den höheren Fahrpreis vom Munde absparen. Die Bemittelten benutzten dagegen dis Bahn, auch wenn sie nicht unbedingt müßten, sie müsse man durch Verbilli¬ gung des Fahrpreises anlocken. Also es ging gegen die Armen und Ärm¬ sten, gegen die Arbeiterschaft, und die „Arbeiterpartei" fand kein Wort dagegen. Noch ein Beispiel: Dieselbe Denkschrift verlangte Erhöhung der Eabakzölle und gleichzeitig ein Verbot, daß billige Eabakersatzstoffe verkauft werden dürften. Den Armen und den Ärmsten wollte man ihr bißchen Genußmittel zugunsten des Profites der ausländischen Eabakeinfuhr verteuern oder aber unmöglich machen. Die Sozialdemokratie, die „Arbeiterpartei", hatte nichts dagegen einzuwenden, während die Nationalsozialisten in beiden Fällen mit größter Schärfe gegen dieses niederträchtige Vorgehen auftraten als einzige von allen Parteien, die sich national oder sonstwie nannten und ganz selbstver¬ ständlich fanden, daß die Arbeiterschaft vor allem belastet, ausgenutzt und bedrückt werde. Bei Beginn des Kampfes um die Dawesgesetze brachte der sozialdemokra¬ tische „Vorwärts" ein Bild: da stand ein Arbeiter in demütig-dankbarer Haltung, sah zur ausgehenden Lonne hin, in deren Ltrahlenkreis das da¬ malige Lgmbol des internationalen Kapitalismus, das amerikanische Dollar¬ zeichen, eingezeichnet war; die Unterschrift war: Endlich will man mir helfen! Und um dieselbe Zeit schrieb in demselben Blatt der mehrfach genannte Hermann Müller: Fetzt heiße es, engste Fühlung mit dem Weltkapital zu halten, nur so könnte Deutschland gerettet werden. Müller war in seiner Weise ein ehrlicher Mann, er gehörte zu den wenigen seiner Mitführer, die dies wirklich glaubten. Aber konnte es ein besseres Zeugnis geben als das, daß diese wenigen Gutgläubigen nicht fähig waren, zu sehen, was zum Heil und was zum Unheil der Arbeiterschaft diene? Frivol erklärten zwei andere sozialdemokratische Führer: gegen den Kapitalismus könne man nicht mehr Kämpfen, man müsse danach trachten, sich nunmehr möglichst behaglich innerhalb des Kapitalismus einzurichten. So ist die Sozialdemokratie auch dauernd verfahren und hat ihre Arbeitergefolgschaft vertröstet und immer Dar LrsenLarte// /926 65 wieder vertröstet. Die Nationalsozialisten dagegen wurden nicht müde, zu warnen und den Kapitalismus mit seinen bürgerlichen Schergen, Bütteln und Nutznießern als den Lodfeind des Volkes und der ehrlichen, werteschaffen- den Arbeit hinzustellen. »Zm Fahre 1926 brachten die heute feindlichen Brüder SPD. und KPD. ein Volksbegehren auf die Beine: die früheren deutschen Fürstenhäuser seien zu enteignen. Die Nationalsozialisten stellten ihrerseits den Antrag: vorher möchten enteignet werden die Fürsten der Banken und der Börse, die Kriegsgewinner, Nevolutionsgewinner und Snflationsgewinner. Die Er¬ träge aus der Enteignung sollten den Kriegsbeschädigten und den Kriegs¬ hinterbliebenen zugute kommen. So extrem dieser Antrag erscheinen mochte, er hätte praktisch durchgeführt werden können. Alle Parteien des Reichs¬ tages ohne Ausnahme stimmten dagegen, die meisten mit höchst sittlicher Ent¬ rüstung. Von den Deutschnationalen bis zu den Kommunisten einschließlich lehnte jede Partei ab, gegen irgendeine Erscheinungsform des Kapitalismus, gegen Schieberei und Aussaugung des Volkes vorzugehen. Ls war eine überaus lehrreiche Probe. Sm selben Fahre bildete sich ein kartellartiger Zusammenschluß der Eisen¬ industrie Deutschlands, Frankreichs, Belgiens und Luxemburgs. Lin Aus¬ schuß des Reichstages hatte diesen Zusammenschluß zu billigen oder abzu¬ lehnen. Für den deutschen Arbeitnehmer, die Angestellten und Arbeiter be¬ deutete dieses Kartell: Minimalfestsetzung der Löhne mit der Unmöglichkeit einer wirksamen Zusammenschließung zum Streik. Das Kartell konnte seine Preise festsetzen, ohne daß der deutsche Staat die Macht hatte, demgegen¬ über irgendwie die Interessen der deutschen Arbeitnehmerschaft und der deutschen Wirtschaft mit Aussicht auf Erfolg wahrzunehmen. Alles lag klar zutage und wurde von den Vertretern der Regierung wie der Parteien ohne weiteres zugegeben. Das hinderte aber keine der Parteien, diesem kapita¬ listischen Kartell zuzustimmen. Der Vertreter der Sozialdemokratie, der Zude Hilferding, zog in seiner verlegenen Begründung die alte marxistische Theorie heran: der Kapitalismus müsse und solle sich immer höher steigern, damit er nachher zusammenbräche, und so stimmten die Delegierten der sozialdemo¬ kratischen „Arbeiterpartei" diesem hochkapitalistischen Kartell zu und lieferten ihm wehrlos ein nach vielen Lausenden und Zehntausenden zählende Ar¬ beitnehmerschaft aus. Nur die Nationalsozialisten protestierten. Ähnliche Beispiele könnte man aus sedem Fahre der Nachkriegszeit an- führen. Smmer sehen wir das gleiche Bild: die Nationalsozialisten als dis einzigen wirklichen Vertreter des Arbeiterinteresses. So war es auch, als der Nachfolger des Dawesplans, der ^soungplan, verhandelt wurde. So war es, wie mit besonderem Nachdruck festgestellt werden muß, als die immer größer werdende Erwerbslosigkeit das deutsche Elend zur Dauerkatastrophe zu ge- 5 Rationaler Sozialismus öb l/mu-ÄrunA — m'c/rt Ke/ormen stalten begann. Die Nationalsozialisten sind es gewesen, welche praktische Vorschläge machten, deren Verwirklichung sich sofort als Hilfe und Erleich¬ terung bemerkbar gemacht haben würde. Die Sozialdemokratie dagegen wußte nichts als zu jammern und machte noch im Frühjahr 19Z1 den Vor¬ schlag, neue Ausländsanleihen aufzunehmen, dabei hatten gerade die Aus¬ ländsanleihen der vergangenen Fahre gezeigt, wie diese Wirtschaft nicht zum mindestenzur Arbeitslosigkeit beigetragen hat. Die Haltung der nationalsozialistischen Bewegung dem Arbeiter gegenüber beruht auf ihrer Gesamtanschauung vom Volk, vom deutschen Volk. Darauf führt alles zurück. Unser Rückblick zeigt, daß die NSDAP, diese ihre Linie ohne das mindeste Abweichen bewußt und unbeirrt verfolgt hat. Das will sagen: gegen den Kapitalismus, gegen den Internationalismus, gegen alle Be¬ strebungen, den Arbeiter zu unterdrücken, ob vom Auslande her oder durch ausbeutende und Herrschaft beanspruchende Schichten und Berufsstände in Deutschland. Der Nationalsozialismus kämpft für den Arbeiter in dem Sinne: er will ihn und seine Arbeit befreien von der kapitalistischen Aus¬ nutzung, er will ihn auch in jeder anderen Beziehung zum voll und gleich ge¬ werteten Volksgenossen machen. Diese kurzen Worte bedeuten, das sei festgestellt, eine gründ stürzende und grundlegende soziale Umwälzung. Mit Reformen und einigen Gesetzen hier und da ist nichts getan. Reformen sind Halbheiten, ja, noch viel weniger. Sie gleichen einem Pflaster, das sich ein mit schwerer innerer Krankheit behafteter Mann von einem Kurpfuscher aufkleben läßt und Heilung davon erhofft. Der Kranke wird nicht nur keine Heilung finden, sondern schnell zugrunde gehen, weil er im irrigen Vertrauen auf das Pflaster das eigentliche Leiden überhaupt nicht mehr zu behandeln versucht. Der sozialdemokratische und marxistische Kommunismus hat jahrzehnte¬ lang dem Arbeiter die herrlichsten Dinge versprochen: den sozialistischen Fu- kunftsstaat, den er als politisches und soziales Schlaraffenland nicht ver¬ lockend genug zu schildern wußte. Line traurige und verächtliche „Berühmt¬ heit" haben die sozialdemokratischen Phrasen aus der Umsturzzeit: „Friede, Freiheit, Brot", „Das Reich in Schönheit und Würde" erlangt, deren tat¬ sächliches Gegenteil dann bald genug eintrat und zum Dauerzustande wurde. Der Nationalsozialismus hat niemals Versprechungen gemacht, sondern immer nur zu allen Fragen Stellung genommen, seine Fiele ausgestellt und verkündet und aufgefordert, seine Worte und seine Handlungen miteinander zu vergleichen. Arbeiterpartei nennen sich die Nationalsozialisten, und demgemäß ist ihr Grundgedanke auch die Arbeit, und eben deshalb wiederum fordern sie mit allem Radikalismus und keinem Kompromiß zugänglich die Anerkennung und Vollbewertung der bisher verachteten Handarbeit des Handarbeiters. il/aez:i«mlls veeac/riei Tiberi/ iVFO/iT'. Z^röni sie 67 Wir kommen hierzu einem höchst charakteristischen Unterschied und Gegen¬ satz zwischen dem nationalen Sozialismus und dem internationalen Sozialis¬ mus bzw. dem Marxismus. 2n jenen herrlichen Schilderungen des sozialistischen Zukunftsstaates in Linzelschriften oder in Aufsätzen wurde mit besonderem freudigen Nachdruck versichert, datz man dann nur ganz wenig zu arbeiten brauche. Der Marxis¬ mus verachtet grundsätzlich die Arbeit, sie ist ihm ein notwendiges Übel, und wissende marxistische Führer sind sich in dem Gedanken einig, datz Arbeit nur für die Dummen sei. Datz es gewiß auch unter marxistisch erzogenen Ar¬ beitern solche gibt, die gern arbeiten, ohne Arbeit nicht leben können, ändert nichts an eben dieser Tatsache, datz der Marxismus an und für sich zu Ver¬ achtung und Hatz der Arbeit erzieht. 2m Anfang dieser Schrift ist von der verächtlichen Geringschätzung die Rede, die Karl Marx und sein Freund Engels der Arbeiterschaft, die sie lediglich als Werkzeug ihres revolutionären Gedankens behandelt wissen wollten, entgegenbrachten. Sie fanden, datz die „Straubinger" oder „das Gesindel" zu nichts nutze seien, wenn sie nicht in Revolutionen ihr Blut hergäben. An den sittlichen Wert der Arbeit an sich hat man in der Sozialdemokratie nie gedacht, nie ein Wort davon gesprochen. über dem Eingang zum nationalsozialistischen Staat wird das Wort: „Arbeit" stehen. Die Arbeit wird in dem nationalsozialistischen Staate die Herrschaft haben, und der Gedanke der Arbeit wird alle Verhältnisse und Einrichtungen durchdringen. Volle deutsche Staatsbürgerschaft und Arbeiten des Arbeitsfähigen gehören zusammen und sind eines vom anderen abhängig. Das ist, wenn man auf die bisherigen Verhältnisse und Zustände zurückblickt, ein ganz neuer Gedanke, ein volksgenössischer und in diesem Sinne durchaus sozialistischer Gedanke, und das gilt ebenso, vielleicht in noch höherem Grade, von dem folgenden: jeder arbeitsfähige Volksgenosse im nationalsozialistischen Staat hat die Pflicht zur Arbeit, aber er hat auch das Recht auf Ar¬ beit und den durch nichts bedingten Anspruch, datz der Staat ihm Arbeit schafft, und zwar eine Arbeit und ein Matz von Arbeit, wie er sie für eine eines deutschen Volksgenossen würdige Existenz braucht. Der Staat seiner¬ seits hat dementsprechend allen Volksgenossen gegenüber die Pflicht, ihnen Arbeit zu schaffen. Deutscher Sozialismus in der Wirtschaft Wer näher zusieht, wird ohne weiteres bemerken, datz diese beiderseitigen Rechte und Pflichten an sich schon eine tiefgehende Umwälzung der bisherigen und heute noch geltenden Zustände und Einrichtungen bedeuten. Sie werden 5» b8 unči in geradem Gegensatz zu jenem „freien Spiel der Kräfte" stehen, jenem Zdeal des Liberalismus, von dem an anderer Stelle gesprochen worden ist. Wenn bisher und heute ein industrieller Betrieb von heute auf morgen soundso viele Arbeiter und Angestellte auf die Strahe wirft, sei es, weil er nicht anders kann, oder andere Gründe hat, die von profitlichen Erwägungen ausgehen, so kann der Staat wohl mit den Arbeitgebern in Verhandlung treten, er kann mit ihnen Erwägungen anstellen, aber er kann dem Arbeitgeber nicht erklären, dah er seine Gründe nicht anerkenne und dieser deshalb die Ent¬ lassungen wieder rückgängig machen müsse. Der Staat wird dann aufrichtig bedauern, er hat das Leinige getan, muh aber ebenfalls bedauern, im Augen¬ blick öffentliche Arbeiten nicht vergeben zu können, also: später, hoffentlich sehr bald, augenblicklich leider nicht möglich. 2m nationalsozialistischen Staat wird derartiges unmöglich sein. Unmöglich kann es aber nur gemacht werden, wenn die Grundlagen der Rechte und Befugnisse des Staates nicht allein erweitert, sondern auf neuen Boden gestellt werden. Der Staat muh, um seiner Verpflichtung gegenüber dem Recht des Volksgenossen auf Arbeit Genüge leisten zu können, neben der Schaffung öffentlicher Arbeitsmöglich- keiten auch autoritative Kontrollrechte dem gesamten Arbeitgebertum gegenüber besitzen. Die Verpflichtung, jedem Volksgenossen Arbeit zu schaffen, ist eine sittliche, völkische Selbstverständlichkeit. Der Staat kann sie aber nur dann übernehmen, wenn er in alle Betriebe, in alle Gebiete überhaupt, wo gearbeitet wird, autoritativ eingreifen kann. Hieraus ergibt sich, dah nur ein nationalsozialistischer Staat, eine nationalsozialistische Staatsgewalt, diese Aufgabe bewältigen kann und mit Gerechtigkeit durch- zuführen vermag. Was vor hundert Zähren eine soziale Ungerechtigkeit an sich bedeutete, ist heute zu einer Unmöglichkeit für Staat und Volk als Ganzes geworden. Vor hundert Zähren, auch vor achtzig und vor sechzig Zähren war die deut¬ sche Bevölkerung viel kleiner als heute, und ihr Grohteil lebte von der Land¬ wirtschaft. Das ist jetzt nicht mehr der Fall. Zwar ist die deutsche Landwirt¬ schaft an sich in der Lage, sie kann durch eine vernünftige Wirtschaft des Staates für die Dauer dahin gebracht werden, die Ernährung für das ge¬ samte deutsche Volk aufzubringen. Die Bedeutung der Industrie ist aber unvergleichlich gröher als früher, einmal wegen der Ausfuhr, dann wegen des Steigens der Bedürfnisse des täglichen Lebens und der wachsenden Kom¬ pliziertheit des öffentlichen Lebens, man braucht nur an den Verkehr mit allen notwendigen Einrichtungen zu denken. Ls ist von Anfang an ein nationalsozialistischer Gedanke gewesen, nach einem weitsichtigen Plan die Bevölkerung nach Möglichkeit aus den grohen Städten heraus wieder aufs Land zu führen. Die Rot unserer Tage hat diesen Gedanken auch denen aufgezwungen, die vorher nichts davon wissen 6r-c>MetUeb — öLenk/rc/ie 5«c/re b9 wollten und die Auffassung hatten: je größer die Millionenstadt, desto größer „der Fortschritt". Die Feiten sind vorbei, die„Reagrarisierung" ist zu einer For¬ derung von anerkannter Gültigkeit geworden. Vas ist ein wirklicher Fortschritt! Aber man soll sich darüber nicht in Schwärmereien ver¬ lieren, sondern der eignen Phantasie die Flügel beschneiden. Auch nur hun¬ derttausend Bauern als lebensfähige Siedler ansetzen, ist ein großes Werk und nimmt einen beträchtlichen Feitraum in Anspruch. Sm heutigen Deutsch¬ land handelt es sich aber um Millionen von Menschen, die seit Fahren nach auskömmlicher und gesicherter Arbeit schreien. Wir können uns vorläufig einen bestimmten Zeitpunkt noch nicht denken, von dem man sagen könnte: dann sind keine Erwerbslosen mehr vorhanden! Ls sei denn, daß eine nati¬ onalsozialistische Regierung ans Ruder käme. Vann freilich würde die Sachs schnell anders aussehen. Sm nationalsozialistischen Staat kann es eine Ar- beitslosenfrage nicht geben, wohl aber wird er sich vor der großen Aufgabe sehen, dis Arbeit zu einer sozialen Lösung zu bringen und dem Arbeiter dis Freiheit zu geben. Lin industrieller Großbetrieb, mag es sich um Hausbedarf oder Maschinen oder um Kohlenförderung handeln, ist heute nicht mehr die persönliche An¬ gelegenheit eines Besitzers oder einer Aktiengesellschaft. Sn den Groß- und Mittelbetrieben Deutschlands arbeiten Millionen und aber Millionen von Angestellten und Arbeitern, dazu kommen die Familien der Verheirateten. War es vor achtzig Fahren schon eine Anmaßung, wenn ein Snhaber sagte: was sich zwischen ihm und seinen Angestellten und Arbeitern begebe, gehe niemanden etwas an, vor allem nicht den Staat, so ist heute ein solcher Standpunkt eine groteske Lächerlichkeit. Auch der wohlmeinendste und ge¬ rechteste Arbeitgeber kann nicht die Kompetenz haben, noch der Verant¬ wortung gewachsen sein, die ihm die Menge seiner Angestellten und Arbeiter auferlegt. Sn der alten Armee hatte jeder Offizier, vom Leutnant bis zum Korpskommandeur, über jeden Mann des ihm unterstellten Lruppenkörpers auf das genaueste Rechnung abznlegen und war für den kleinsten Vorfall verantwortlich, mit Recht, denn für die Dauer von zwei Fahren waren ihm die jungen Deutschen, die ihrer Dienstpflicht nachkamen, vollständig anver¬ traut; zwei Fahre! Und für die vielen Millionen arbeitende Deutsche jedes Alters und Geschlechtes, die in privaten Betrieben für Eigentümer oder Aktiengesellschaften ihr ganzes Leben lang um Lohn arbeiten, sollte der Staat nicht die Pflicht der Verantwortung haben, nicht das Recht und die Pflicht, von ihren Arbeitgebern jeden Augenblick Rechenschaft zu verlangen und diese unbeschränkt zu kontrollieren!! Diese Forderung an den Staat läßt sich freilich bei dem jetzt in Deutsch¬ land geltenden Standpunkt nicht stellen. Danach hätte der Staat durchaus kein Recht dazu, auch läuft ein solcher Gedanke den herrschenden Anschau- 70 „Dienen am ^a/rrta/ismus" ungen von Grund aus zuwider. Weder der konservative noch der liberale noch auch der demokratisch-parlamentarische Staat hat Raum für eine solche Forderung, denn sie geht vom Volksgedanken aus. Das Bürger¬ liche Gesetzbuch erklärt sogar, daß der Privateigentümer mit seinem Eigentum machen könne, was er wolle. Auf dem Boden dieser „freiesten aller Verfassungen" ist es also nicht möglich, für die Freiheit der werktäti¬ gen Volksgenossen wirksam einzutreten. Der „Staat" hat sich bewußt und überlegt selbst die Hände gebunden. Das Geld, der Kapitalismus, sollte legitimer Egrann bleiben. Keine einzige der politischen Parteien hat gegen die Herrschaft des Geldes je ernsthaften Einspruch erhoben oder gar dagegen gekämpft. Die einzelnen Artikel der Weimar-Verfassung und sie selbst als Ganzes sind von den rechtsgerichteten Parteien während der Dauer der sogenannten Nati¬ onalversammlung scharf kritisiert und abgelehnt worden. Aber keine Partei, kein Abgeordneter hat sich gegen die Herrschaft des Geldes über die Arbeit auch nur mit einem Wort gewandt. Dieses heiße Eisen ist während jener langen Erörterungen überhaupt nicht angerührt worden. Das ist das Bezeich¬ nende: auch die „Arbeiterpartei", die Sozialdemokratie, hat den Mund nicht aufgetan, begreiflich genug, denn sie schob nach wie vor die alte marxistische Eheorie vor, daß der Kapitalismus weiter sich steigern müsse, um schließlich den Sieg des Proletariats vollständig und zerschmetternd werden zu lassen. Natürlich hat auch 1919 kein einziger der Führer dieser Partei daran ge¬ glaubt. Sie fühlten sich als „Diener am Kapitalismus", so war ihre Rolle selbstverständlich. (Zn Weimar traten damals manche neuen Parteien auf, aber kein ein¬ ziger neuer Gedanke. Ls war die alte Geschichte: konservativ, national, liberal und national, liberal und international, demokratisch, sozialdemo¬ kratisch, Zentrum. Alle wollten das gleiche wie früher, nur in etwas anderer Form. Während des Krieges hatte man von dem Gefühl der Schicksals¬ gemeinschaft aller Deutschen salbungsvoll geschrieben und geredet. Aber der Weimarer Verfassungsentwurf kannte den Volksgedanken nicht, keine der Parteien trug ihn in sich, nein, Partei und Klasse, Herrschsucht und Auf¬ lehnung und Uber allem die stillschweigende Anerkennung der autoritären Machtstellung des Geldes, dem alles und alle selbstverständlich zu dienen hätten. Der Nationalsozialismus, der in Weimar nicht vertreten war, wurde er doch im gleichen Fahre 1919 durch Adolf Hitler ins Leben gerufen, hat dann im weiteren Verlaufe die große Forderung der Volksgenossenschaft auf¬ gestellt und geformt. Andere Nationen haben diesen Gedanken als etwas Selbstverständliches. iVrcdt tVi'/ksc/ia/k lÄ sončke/-/! cke/ eigene 6ersk 71 2n dem Augenblick, da wir den anderen Deutschen nicht als den Angehö¬ rigen irgendeiner Klasse oder eines Berufes oder einer Schicht betrachten, die uns nichts angehe, weil wir einer anderen Klasse usw. angehörten, sondern in ihm lediglich den Volksgenossen sehen, ist jene nationalsozialistische Ein¬ stellung gegenüber dem industriellen Großbetrieb eine Selbstverständlichkeit. Gewiß, man hält uns entgegen, es sei nun doch einmal in der Welt so, daß befohlen und gehorcht werden, es Herren und Diener geben müsse. Daß in dieser Welt befohlen und gehorcht werden muß, das wissen wir allerdings, und das weiß auch jeder Arbeiter. Daß es aber Herren und Diener geben müsse, eine befehlende Klasse und eine Gehorcherklasse, das wissen wir frei¬ lich nicht, erkennen es nicht an und Kämpfen mit der größten Schärfe gegen diese wahrhaft niederträchtige Auffassung. Der Kampf ist heftig, er wird vielleicht lange dauern, denn er entspringt einer Fahr?ehnte währenden schlechten Überlieferung und einem Geist, der, solange er herrscht, eine wirk¬ liche deutsche Gemeinschaft und Volkwerdung unmöglich macht. Lin Fude, -ex damalige Minister Walter Rathenau, der 1922 getötet wurde, sprach das viel bewunderte Wort: Die Wirtschaft fei das Schicksal. Napoleon hat einmal, und Mar dem deutschen Dichter Wieland, gesagt: Was redet man von Schicksal, die Politik ist das Schicksal! Der Ausspruch Nathenaus war also nur eine Nachäffung. Für uns ist weder die Politik noch die Wirtschaft das Schicksal der Deutschen, sondern der Geist — man könnte hier statt Geist sogar bester die Seele sagen —, aus dem Politik und Wirtschaft getrieben werden, und das ist der Geist innerlichster Volks- Mammengehörigkeit. Solcher Geist kann ebensowenig wie wertvolle deutsche Arbeit die Herrschaft des Geldes ertragen. Diese Erkenntnis hat während der letzten zehn (Zähre so starke Fortschritte gemacht, daß jetzt der Augen¬ blick bevoitzustehen scheint, die Herrschaft des Geldes endlich ab;ufchütteln. Die Deutschen haben sich nicht nur willig, verständnislos, lungernd und erbärmlich der Herrschaft des Geldes äußerlich untergeordnet, sondern wir müssen ?ugestehen, sie taten und tun es auch noch;u einem beschämenswert großen Leil innerlich, Ls steht ja leider nicht nur in Romanen, daß der Neichgewordene, einerlei, ob er etwas oder nichts wert ist, ohne weiteres eine anerkannte Macht darstellt und überall eine Achtung und Beachtung findet, von der keine Rede sein würde, wenn er kein Geld hätte. Hier wird der Linwand erhoben: gewiß sei das nicht schön, aber die Menschen wären nun einmal so, man müsse mit ihnen rechnen, wie sie seien, und sich keines¬ falls idealistischen Träumen hingeben. — Solange der Egoismus herrscht, werden gewiß die meisten Menschen auf der Fagd nach materiellen Gütern fein und alle anderen weitgehend mit dem materiellen Maßstabe messen. Trotzdem hat es eine Feit gegeben, da es für unsere Vorfahren eine Schande und ein Fluch war, sich durch Gold und Geld bestimmen ;u lasten. Sicher 72 /rt, u>e/- ^/-beik sc/raLt, — rorr«/? Kann man aus Menschen keine Engel machen, aber wir sind doch der Über¬ zeugung, daß bei uns besonders seit dem Kriege auch dem Geld gegenüber eine tiefe Wandlung der Anschauung eingesetzt hat. Zählen wir uns nun als eine deutsche Volksgenossenschast, so mutz es für jeden von uns ein unerträglicher Gedanke sein, datz viele Millionen deutscher Volksgenossen dem Gelde solange Frondienst zu leisten haben, bis sie körper¬ lich in seelenloser, unwürdiger Arbeit verbraucht sind, bis sie nicht mehr können, oder von ihrem Arbeitgeber als nicht mehr genügend leistungsfähig entlassen werden. Der nationalsozialistische Staat fordert für jeden einzelnen deutschen Volksgenossen, für seine Lebensbedingungen und Verhältnisse ein öffent¬ liches Snteresse. Und wenn man sich dazu vergegenwärtigt, welche gewaltige Lumme von Arbeit, Arbeitskraft und Arbeitswillen sich in dem weitaus größten Eeil der gesamten Volkskraft verkörpert, so scheint es eine Selbst¬ verständlichkeit, daß der Staat für sich das Recht in Anspruch nimmt und es auch systematisch anwendet, allen Verhältnissen, die dem öffentlichen wie persönlichen Interesse des Arbeitnehmers zuwiderloufen, ein Ende zu machen. Heute stehen sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer als Gegner, oft als ausge¬ sprochene Feinde gegenüber. Ls macht nichts aus, datz der eine Arbeitgeber mehr oder weniger beliebt ist als der andere. Der Streitpunkt ist immer letzten Lndes lediglich die Geldfrage, die Frage der Arbeitszeit, auch die Gesundheitsfrage und die Freiheilsfrage des Arbeiters. Sind die Arbeitnehmer unbe¬ scheiden, verlangen sie mehr, als ihnen zukommt, mehr, als sie zur Erhaltung einer lebenswürdigen Existenz zu verlangen berechtigt sind? Wer die Ant¬ wort darauf finden will, der sehe sich die Lebensverhältnisse des Arbeiters und des Angestellten von heute an, nicht zu reden von den sechs — ohne deren Familien gerechnet! — Millionen Erwerbslosen, die, durch Schuld des jetzigen Staates, der großen Arbeitgeberschaft und des Marxismus, ohne Arbeit und Beschäftigung dasitzen und sich mit Unterstützungen durch¬ hungern müssen. Fa — erwidert man — wenn aber die Erwerbslosigkeit einmal nicht mehr besteht, dann braucht auch nichts Besonderes oder gar Umwälzendes zu geschehen! Arbeitsbeschaffung, das weiß man schon seit geraumer Feit als etwas Selbstverständliches in Deutschland, drängt und brennt wie nichts anderes, aber dieses Wissen und dieses Bemühen ent¬ binden wahrhaftig in keiner Weise von der großen grundsätzlichen Frage nach der Stellung des Arbeiters und Arbeitnehmers überhaupt im deutschen Staat. Die Kreise der jetzigen reaktionären Regierung, die Parteien der Mitte, die Konservativen, die Deutschnationalen und — zur Verwunderung vieler — auch der Stahlhelm haben die Parole ausgegeben: Wer Arbeit schafft, ist sozial! Richtig ausgedrückt, würde man sagen: Wer — und das sind di« iVein, u-l> wo//en rorra/isttLc/re iVenr-ege/llNA/ 7Z bisherigen Regierungen und Parteimehrheiten — die Dinge in Deutschland bis zu der gegenwärtigen Krise der Erwerbslosigkeit hat treiben lassen, der hat seine primitivsten sozialen Pflichten in einer verbrecherisch zu nennenden Weise vernachlässigt. Wenn heute alle diese Parteien und Persönlichkeiten unter dem Druck und der Unhaltbarkeit der durch sie geschaffenen Verhält¬ nisse, aus Angst, daß sie alle von ihren Lhronen durch eine große Volks¬ bewegung hinuntergefegt werden könnten, nach Arbeitsbeschaffung rufen, Pläne machen und dann befriedigt sagen: wer Arbeit schafft, der ist sozial! so ist das eine Heuchelei, die zwar nicht ungewohnt ist, die hier aber in aller Deutlichkeit gebrandmarkt werden soll. 2st es einmal so weit, daß man sagen kann: die «Zeit der Erwerbslosigkeit ist zu Ende, dann wird in diesem Belang wieder die Vorkriegslinie erreicht sein. Waren aber zu jener Zeit die Verhältnisse in Deutschland sozial? 2m Gegenteil, sie schlugen dem so¬ zialen Gedanken ins Gesicht, derart, daß gerade sie — wie wir ja besprochen haben — ganz wesentlich die Spaltung unseres Volkes verschuldeten. Damit soll nicht etwa gesagt werden, daß wir Nationalsozialisten an¬ empföhlen, mit der großen sozialen Neuregelung zu warten, bis die Lrwerbs- losennot beseitigt sei. Nein, im Gegenteil, manmiihtesofort mit beiden beginnen. Nationaler Sozialismus und Industrie 2m November 1918, wie bereits erwähnt, erklärten in Flugblättern die marxistischen sogenannten Volksbeauftragten mit großen Worten, daß nun¬ mehr die Sozialisierung des Bergbaus zu beginnen habe. Es blieb bei der stolzen Ankündigung, kein Wort wurde mehr davon gehört. Um die Jahrhundertwende versuchte der damalige preußische Staat ein einziges Kohlenwerk, die Hibernia, anzukaufsn, um so das Monopol zu brechen. Sofort tat sich der gesamte Kohlenbergbau zusammen in einmütigem wütendem Widerstande gegen den Regierungsplan. Man wollte in weitestem Sinne „Herr im eigenen Hause" bleiben. Ls gelang der tatsächlichen Macht, dem Seide und der Beeinflussung der Regierung durch die Herren des Kohlenbergbaus, den Plan des preußischen Ministeriums zum Scheitern zu bringen. Das ist reichlich dreißig Fahre her, aber der Vorgang verdient der Ver¬ gangenheit gerade heute entrissen zu werden. Der Wille fehlte, nicht der ganz große soziale und volksgenössische Gedanke stand dahinter, sondern nur der — freilich auch sehr bedeutende und notwendige — Vorsatz, das Preis- Monopol der vereinten Kohlenbergherren zu brechen. Heute finden wir den 74 6e/cksäcLe ritten deutschen Kohlenbergbau im Kohlensgndikat zusammengeschlossen, das den Preis, wie es ihm paßt, lediglich nach Geschäfts- und Prositrücksichten be¬ stimmt. «Zeder .Industriezweig braucht für seine Betriebe die Kohle, und je mehr er dafür bezahlen muß, um so höher setzt er den Preis für seine Fa¬ brikate. Und so geht denn die Preissteigerung, wie sie jeweilig die Kohlen- herren festzusetzen geruhen, letzten Endes bis in jedes Detailgeschäft, bis zu den Preisen, die dieses dem Käufer abfordert. Der Staat ist einverstanden damit. Er läßt diesen «Zustand bestehen, der nicht allein dem sozial denkenden Menschen, sondern jedem ganz uninteressierten nüchternen Urteil als haar¬ sträubend erscheinen muß. Wie es ähnlich auch mit den anderen mächtigen Teilen der Industrie geht, haben wir 1926 bei dem sogenannten Lisenpakt gesehen. Als Kur; nach dem Lisenpakt die Eisenindustrie eine große Menge Arbeiter aussperrte und gleichzeitig die Preise erhöhte, mußte der Reichs- arbeitsminister trübselig vor dem Reichstag erklären: man habe alles ver¬ sucht, aber die Herren von der Schwerindustrie hätten die Preiserhöhung nicht zurllckgenommen. Die Mehrheit des Reichstages fand das ganz na¬ türlich. Lin nationalsozialistischer Staat wird solche «Zustände sofort und ohne weiteres unmöglich machen. Man spricht in Deutschland mit besonderer Wichtigkeit in allen Parteien und Kreisen von „Nationalökonomie, von „Volkswirtschaft. Dabei sind die hauptsächlichen und mächtigsten Faktoren der deutschen Wirtschaft, nämlich die Industrie und Banken, nicht etwa Mittel der Volkswirtschaft, sondern sie, die Privatwirtschaft, gibt der Volkswirtschaft ihre egoistischen Gesetze. Fede Privatwirtschaft ist wie jedes Geschäft, das anderen etwas verkauft, eine letzten Endes persönliche Pro¬ fitwirtschaft. Die Wirtschaft setzt ihre Preise so hoch, wie es jeweils möglich ist. Man wird sagen: Geschäft ist eben Geschäft, jeder nimmt einen so hohen Preis, wie er bekommen kann! Sn der Tat, das ist der bisher anerkannte Brauch. Deutsches Voiksgenossentum besteht aber nicht darin, daß der eine Deutsche vom anderen möglichst billig kauft und möglichst teuer an ihn ver¬ kauft. Das ist der alte liberalistische Geist, der letztlich alle persönlichen Beziehungen aus Geld stellt. Hier muß also, auch wenn man von politischen Programmpunkten völlig absehen wollte, ein Staat, der Gerechtigkeit und Volkszusammengehörigkeit pflegt, eintreten und den gesamten Großbetrieb, zuerst den Bergbau, zum Volkseigentum machen, und wo sich das von heute auf morgen nicht durch¬ führen läßt, den gesamten Großbetrieb bis zur Sozialisierung unter autori¬ täre uneingeschränkte Kontrolle stellen. Spricht man dies heute aus, so erhebt sich ein Sturm moralischer Ent¬ rüstung, jeder große Geldschrank zittert vor Wut: Shr wollt also die Heilig¬ keit des Privateigentums antasten, das ist Bolschewismus und kann nur zu Loctensc/rätre geböten c/ em Vo//c/ 75 Blutvergießen und furchtbarem Elend führenl Wer hätte das von einer Bewegung und von Persönlichkeiten erwartet, die sich national nennen? — Erinnern wir uns nur daran, um ein Beispiel zu wählen, daß in früheren Zeiten der gesamte Bergbau ohne weiteres dem Landesfürsten gehörte. Heute ist statt dessen der Staat da, und Mar ist der Staat für das Volk da, nicht das Volk für ihn. Ls ist auch so betrachtet eine Selbstverständlichkeit, daß die Bodenschätze dem ganzen Volk gehören, daß also ihre Verwaltung und Ausbeutung und damit auch die Verantwortung dem Staate obliegen. Der nationalsozialistische Staat hat den Leitspruch: Gemeinnutz vor Eigennutz! Wenn das Kohlensgndikat und die Großindustrie ihre Preise festsetzen, so haben sie dabei anerkanntermaßen ihren geschäftlichen Nutzen im Auge. Nach bestehendem Brauch und Herkommen verdenkt ihnen das niemand. Das höhere, das allgemeine Interesse veranlaßt nun den Staat, die Hand auf Bodenausbeutung und Industrie zu legen. Der nationalsozia¬ listische Staat seinerseits treibt keine Profilwirtschaft, sondern hat nur das wirtschaftliche Allgemeinwohl im Auge und kann dessen Forderungen voll¬ kommen unparteilich abwägen. Von vornherein ist es ein Unrecht, daß Privatpersonen und Privatgesell¬ schaften die Ausbeutung der Bodenschätze des Landes als Eigentum besitzen. Hat ein schlechter Brauch dieser Art sich einmal eingebürgert, so ist das wahrlich kein Grund, ihn beizubehalten und obendrein als geheiligt, als un¬ antastbar zu erklären. Schon im deutschen Bismarckreich hatte der Staat ohne weiteres Lnteignungsrecht allem Privateigentum gegenüber, wenn eine Enteignung im öffentlichen interesse lag. Daß dieses Interesse heute vor¬ liegt, und zwar dringend und drängend, daran kann schon nach dem Gesagten kein Zweifel existieren. Von Heiligkeit des Privateigentums schlechthin zu sprechen, ist lächerlich und ebenso Heuchelei, wie die Behauptung der Gro߬ besitzenden vor dem Kriege: Die Erbschaftssteuer werde Familie und Fami¬ liensinn zerstören. — Natürlich sind überhaupt die Einwände dagegen zahlreich und billig wie Brombeeren, insbesondere die industrie und ihre Presse weisen auf ihre nationale Gesinnung hin und sagen, wir sind immer der nationale Felsen ge¬ wesen, an dem sich die rote Flut des Marxismus gebrochen hat, ihr wollt uns jetzt enteignen und dem Verlangen des Proletariertums nachgeben, ihr wollt euch die Grundsätze des Marxismus zu eigen machen! Nationale Gesinnung soll den Leitern der deutschen industrie und ihren Gefolgschaften nicht abgesprochen werden. Auf der anderen Leite steht außer Zweifel, daß der internationalismus der Arbeitnehmerschaft und die Gefolg¬ schaft des Marxismus nicht annähernd so groß und gefährlich geworden wären, wenn die Arbeitgeberschaft sich von Anfang an, je mächtiger sie wurde um so mehr, von sozialem Gefühl und vom sozialen Gedanken hätte Znternatronate/- Lorrailsrnu« beu-rrLt 6e/ac/iLt>ki a»« 6eLamtbocten 109 Kräfte und Anlagen enthält, dah sie bei richtiger Entwicklung und Ausnutzung größten und heilsamsten Einfluß auf die Zukunftsentwicklung des deutschen Gesamtvolkes üben würden. Der Nationalsozialismus erkennt auch, daß das nicht nur eine Forderung des Gemeinnutzes und der volksgenössischen Gerechtigkeit ist, sondern daß nichts im höheren Grade der inneren Einigung, der Gestaltung der Deutschen zu einem wirklichen Volk dienen würde. Feder, auch der handarbeitende Volksgenosse, soll sich sagen können, daß er oder seine Kinder nicht nur das formale Recht zum Aufsteigen in ZUHrer- stellungen haben, sondern, daß seine Volksgenossen der anderen Berufs¬ stände gerade das wollen und wünschen. Die „ZUHrerschicht" soll nicht mehr aus einer Kaste hervorgehen, auch nicht mehr von irgendwelchen einflußreichen Interessenten bestimmt werden, sondern das Volksganze soll und wird den einheitlichen Zruchtboden bilden, aus dem Führer und Regierer erwachsen. Der nationale Sozialismus ist in dieser seiner volksgenössischen Auffassung ganz konsequent: Zührertum be¬ zeichnet den höchsten Grad aktiver Tätigkeit im Dienste des Volksganzen. Das von der Natur unbarmherzig bestimmte Gegenstück innerhalb des Volksorganismus bilden diejenigen Volksgenosten, die durch Alter und Krankheit unfähig geworden find, weiter aktiv im Volksdienst tätig zu sein. Für alle diese, ohne Unterschied des Berufsstandes, nur im großen Rahmen des Volksganzen, will sich der nationale Sozialismus verpflichten, sie für den letzten Teil ihres Lebens zu verforgen. Auch in diesem Belang gibt es für ihn weder Klassen noch Stände. Ergebnis Für die Sedankengänge dieser Schrift vom Anfang bis zum Ende sind die beiden Gesichtspunkte auch in jeder Linzelüberlegung maßgebend: Eini¬ gung der Deutschen von innen heraus zum wirklichen Volk und soziale Ge¬ rechtigkeit im Sinne der Volksgenossenschaft. Wir haben überall feststellen müssen, daß diese beiden Gesichtspunkte niemals im Gegensatz zueinander stehen, sondern sich vielmehr vollkommen und restlos decken. Das ist kein Zufall, sondern liegt im tiefsten Wesen dieser beiden Grundgedanken logisch und zwingend enthalten. Der erste Abschnitt dieser Schrift ist der negative Teil unserer Beweisführung. Er zeigt, wie durch soziale Ungerechtigkeit von feindlicher Seite die von Natur schon für solche Einwirkungen zugäng¬ liche deutsche Bevölkerung in zwei feindliche Hälften zerspalten wurde, und wie verhängnisvoll und furchtbar diese Spaltung für das Ganze und jeden einzelnen ehrlich arbeitenden Volksgenossen — die in Neudeutschland so um- 110 tVationcr/sorr'attrrnll» ist Lewegllng fangreich gewordene Kategorie des Schmarotzers und Schiebers nehmen wir natürlich aus — geworden ist. 2m zweiten Abschnitt tritt der nationale So¬ zialismus auf den Plan mit seiner Mission, wie sie größer, schwieriger und schöner nicht gedacht werden kann. Sie ist kein Traum, nein, wir befinden uns mit solchen Erwägungen und Zielen mitten im Kampf der Gegenwart, in einem Kampf, der die Grundlagen für die erstrebten Ergebnisse schaffen soll. Ls sind keine Parteiziele. Die vereinigten reaktionären Parteien und Schichten behaupten, daß der Nationalsozialismus Parteiherrschaft wolle. Das ist eine Unwahrheit. Diesem Urteil wird der Leser dieser Schrift zu¬ stimmen müssen, auch wenn er politisch auf anderem Standpunkt steht. Der Nationalsozialismus ist Bewegung, die Partei bildet nur ihre Form, damit sie sich im politischen Kampf halten und durchsetzen kann. Die Bewegung ist das Bestimmende. Shre Leitmotive lauten: Einigung der Deutschen von innen heraus zum Volk, uneingeschränkte soziale Gerechtigkeit für jeden Volksgenossen. Der „Ruf" nach Einigung und Einigkeit wird in Deutschland mit der¬ selben eintönig gewordenen und banalen Regelmäßigkeit erhoben wie die Gebetsrufe von den mohammedanischen Minaretts. Unsere „Nurnationalen" werden darin nicht müde, jeder Einzelne von ihnen fühlt sich dabei als An¬ wärter auf den Eitel: Vater des Vaterlandes. Und sie alle, diese Verdienst¬ vollen, gehören zu jenen kleinen anmaßenden Gruppen, die Führung über das große deutsche Volksganze beanspruchen. Wenn sie immer wieder fordern: seid einig, so wollen sie damit sagen: unterwerft euch uns und ver¬ zichtet gefälligst auf eure anmaßenden Ansprüche auf gleiche Geltung inner¬ halb des Vaterlandes und des Volkes! — Gewiß sagt man das nicht so unfreundlich offen, nein, dafür gibt es eine unerschöpfliche Menge erprobter nationaler Phrasen, um die Maste der gutgläubigen bürgerlichen Natio¬ nalen als Gefolgschaft eingefangen zu halten und sie über die wirkliche deutsche Lage hinwegzutäuschen. Diese Eätigkeit der reaktionären Schichten und Kreise bewirkt nicht weniger Zwietracht und tiefe Trennung im deutschen Volk wie der Marxismus und ist insofern mit diesem gleich¬ zusetzen. Der nationale Sozialismus hat es nicht nötig, die nationale Leite seines Wesens ausführlich darzulegen. Sie ist schon deshalb selbstverständlich, weil der deutsche Sozialismus an sich volksgenössisch und damit national be¬ stimmt ist. Als Nationalist wie als Sozialist kann der Nationalsozialist die Wahrheit sagen, nicht zum wenigsten auch deshalb, weil er nichts für sich will, sondern alles nur für das Ganze. Der furchtbare Ernst der deutschen Lage kann kaum noch überboten werden, nur wirkliche Einigkeit und innerliche Einheit der Deutschen können den Forderungen dieser Lage gewachsen sein. Der nationalsozialistische Ge¬ danke gibt zum ersten und zugleich letzten Mal die Möglichkeit zu einem frei- 2ur Z/e/ZchLerl neuen I"nAe§/ 111 willigen Linswerderi, das gleichermaßen vom Gefühl und von der Erkennt¬ nis geleitet wird. Das ist kein Sprung ins Dunkle, sondern kämpfendes Durchdringen zur Helligkeit eines neuen Eages. Nähmen wir den Zoll an, es gelänge nicht, so würde das deutsche Volk mit Notwendigkeit als Beute der trennenden Mächte von links und von rechts Meissen, in sich verfeindet im Elend bleiben, letzten Endes preisgegeben den internationalen Gewalten. Die nationalsozialistische Bewegung will und wird nichts zerstören, was deutsch und lebensfähig ist, aber sie muß beseitigen, was sich ihr entgegen- stellt und was an totem Gerümpel und Egoismus vorhanden ist. Vie ehr¬ liche deutsche Arbeit, die durch sich selbst schon national ist, wird im neuen Deutschland herrschen. Marx hat gesagt: Proletarier aller Länder vereinigt euch. Wir sagen: deutsche Arbeiter, arbeitende Deutsche, vereinigt euch in deutscher Volksgenossenschaft l SSSSSS22384