^aibacher Zeitung. ,/^ den 27. April. '^ TVien vom 31 März. -Äus dem 2ten April wird das neu emgmcht te Wechselgericht eröffnet, welches gegenwärtig ein ganz respek» tables Kollegium vorstellet, da es, vordem nur als eine Nebensache, die bloß den Handelsstand angienge, betrachtet ward. Auf ähnliche Art soll es auch in Hungarn eingeführt werden / um die Handlung sicherer Zu machen / weil daselbst das hiesige Wechselrecht keine Kraft hatte. Unsere Staatsgrübler wollen nunwehr einen Krieg mit den Türken anfangen, weil das Demarkations-ßeschäfft wiederum zu stoken anfängt.^ ^Die tiefer Eingeweihten lachen aber, zu dieser Sage, so wie zu allen' ^riegsgerüchten, welche noch aus-! gesprengt werden könnten. In einem eigenhändigen Hand-billet haben Se. Majestät Ihren höchsten Willen zu erkennen gegeben, daß künftighin keine Unter-Beamte als Akzeßisten oder Praktikanten an die Hofkanzleicn abgegeben werden sollten, wann sie sich nicht zuvor in den Provinzialstellen habilitiret hätten; damit sie den Dienst im eigentlichen Verstande nicht allererst erlernen dürften; welches der Fall sei, wenn sie ganz roh von Schulen und Akademien in die Hofkanzleien eintretten müßten. Auch Ostender Kaufleute wollen Schiffe ausrüsten, um sie auf den Heringsfang zu schiken. Regenfpurg vom zo März. In Ansehung der vor ein Paar Monaten in hiesiger Stadt vorge. W fallenen Sattlergeschichts kann man nun endlich den weitern Erfolg be-berichten. Man hatte sich zwar Mühe gegeben / die in Donaustauf Hoch-fürstl. bischöflich Regenspurgischer Herrschaft, zu Verhafft gebrachte Sattlergesellen (welche den in Diem sten des Herrn Churböhmischen Gesandten Grafen von Sailern stehenden Sattler auf öffentlicher Gaße angegriffen und schwer mißhandelt haben) durch Kaution loszumachen; allein, sie müßten bis zu Ausgang der Sache harren , welcher dann zu Anfang dieser Woche erfolgt und von dem fürstl. Pfiegamt zu Donaustauf der Ausspruch geschehen ist, daß die Gesellen nicht nur jeder mit 25 Prügeln bestraft werden, sondern auch die aufgelaufene Gerichtskosten, lalv6 tainen rezrellii an ihre Meister, bezahlen sollen. Auf das hohe Borwort der Frau Grafin von Sailern Exzellenz wurden die Prügel ihnen geschenket, die Kosten aber (die sich dem Vernehmen nach auf 2020 fl. belaufen) müssen die Meister ohne weiters bezahlen. Zu gleicher Zeit wurde auch der hiesige wohllöbl. Magistrat durch ein aller« höchst kaiserliches Restript angewiesen, des Herrn Grafen von Sailern Exzellenz durch eine solenne Rathsdeputation eine respetive Entschuldigung und Erklärung in vorgeschriebenen Ausdrüken zu thun, welches dann bereits vorgestern geschehen ist. Haag vom 26. Värz. " Die Staaten haben am Frei- tag einen Bewslß ihrer Gnade, ihrer Mässtgung und ihrer Menschlichkeit gegeben. Das Schavot für den Paruckenmacher, Francois Morand, war schon am 2Zten in der Nacht errichtet, und der Galgen darauf Zesezt. " Den Tag vorher war die un-glükliche Frau oes Delinquenten mit ihren sechs Kindern bei allen Gliedern der Negierung herumgefahren, um für^ihren Mann um Vergebung zu flehn / und hatte bezeugt, daß sie vergebens alles angewanoe hätte, um ihn von seinem bösen Vorhaben zurük zu halten. Auch lieferte sie nachher in die Versammlung des Souverains eine demuthige Bittschrift um Pardon für ihren Mann !ein, eine sehr rührende Schrift ei« ner Mutter von sechs Kindern , die mit dem siebenden schwanger geht. -^ Der Gefangne selbst erwckte durch seine bezeugte Rcue Mitleiden und erklärte, daß er über Heß, den Chef des sogenannten Oranienkorps ewig Rache schreien würde- Denn der hätte ihn verführt. — Wie seine Fcau und Kinder am Donnerstage Abschied von ihm nahmen, sagteer zu seinem ältesten Sohne: „Kind! sieh hier deinen Vater, der morgen sterben muß. Laß dich nie von Bö> sewichtern verführen, wie ich von ihnen verführt bin! „ — Unter allen diefen Trauerscenen war das men-schenfreunoliche Herz der Herrn Ge, vaerts und de Gyzelaar in die starrste Bewegung gerathen; und eben diese Herrn, deren Leben in Gefahr gerathen war, sind es, welche oem Missethäter durch ihre Fürsprache bei Ihro E. G. M. Gnade verschafft haben. — Wie der Delinquent dies vernahm, rief er mit einem starken Schrei aus;/,Gott! welche Reue habe ich! /, und fiel in Ohnmacht. — Allenthalben, selbst unter den sogenannten Prinzgesinnten, verbreitet sich der Ruhm und die Bewunderung der großmüthigen edlen Menschenliebe beider Herren.— Nachdem Ihro E. G. M- diesen Pardon verliehen hatten, haben Sie eine sehr nachdrükliche Publikation an das Volk thun lassen. Aus ihr erhellt, daß Morand noch nach erhaltenem Pardon manches bekannt hat, so daß 0er Knauel der Bosheit des sogenannten Oranienkorps oder wenigstens einiger von ihnen nun abgewunden und entdekt ist. — Heute ist auf hohen Befehl in allen Kirchen die Publikation von Ihro E. G. M. bei Gelegenheit des gegebnen Pardons voll allen Kanzln abgekündigt., und zugleich eine sehr treffende Anrede an die Gemeinen gehalten, welches von allen unsern Predigern, keinen einzigen ausgenommen, zur allgemeinen Zufriedenheit geschehn ist. (So wird ln einem Tage alles patriotisch ge-smnt, und aus diker Finsterniß bricht das hellcste Licht hervor!) Am Freitag ward, nach dem fernern Be-kentniß des pardonirten Delinqen-kcn, der Kapitain des sogenannten A)ranienkorps in Arrest genommen. Am Sonnabend ward er zweimahl b's in die späte Nacht verhört.— -^uch sa^ man, daß Morand noch weiter verhört werden soll, um beim Konfrontiren alles zu entdekcn.— Mch diese Anekoote. Ein Glied des Oranienkorps soll, sagt man, versichert haben, daß die Kasse des Korps, die Heß mitgenommen hat, ^1742 Gulden betragen habe, das ungerechnet, was er empfangen ohne es aufzuzeichnen. Einer soll '302, ein anderer 100 Dukaten da? !zu gehhenkt haben u. s. f. Wie man den Menschen fragte, wo doch die große Kaß« herkäme, soll er geant-iwortet haben: „ darnach müsten Sie nicht fragen, es wird schon mehr kommen. „ -- Heß soll auch noch einem Galantcriehändler 38^0 Gulden schuldig geblieben sein. Paris Die Lyoner Diebe wurden (laut unmittelbaren Briefen aus dieser Stadt) folgendermaßen entdckt: " Ein hier festgeseztcr und zum Tod verdammter Spizbube zeigte bei sei-' nem Verhör so vielen Verstand und Feinheit, daß der Polizeilieutenant auf den Einfahl gerieth, solchen zu einem Spion zu gebrauchen. Es wurde ihm würklich, unter der Bedingung, daß er sein Möglichstes thun sollte, die Thäter des oben erwähnten Diebstahls zu entdeken, das Leben geschenkt. —Man erzehlte ihm all?, auch die geringste bekannte Umstände davon, und ließ ihn sofort nach Lyon abreisen. — Dort entdekte er bald, durch welche Umstände ist noch nicht bekannt, zwei von der Bande, nämlich den Schuster Bois, und Pferdauslöhner Go- Nltt. Der Chef dieser Diebe ist der berühmte Antoine/ mit dem Zunamen der Türk, welcher durch seine Zaubereien in Piemont, Genevund Ll on bekannt ist. Er hatte in einem Hause zunächst an dem der Hrn. Finguerlin ein Zimmer gemiethet/ und durch eine unter dem Bogen einer Kellerthüre gemachte Oeffnung war er zu dem Banquier gekommen; Seine Mithelfer, seine Säkr, alles kam durch dieses Loch, welches eine Viertelstunde nachher wieder so zugemacht wurde, daß keine Spur mehr zu sehen war. Todtenverzeichmß. Den i iten April dem Herrn Johann Kordini k. k. Bankalad-ministrations - Offizier seine Tochter alt 5 Jahr 5 Monat in der Petersvorstadt Nro 3. Den i?ten dem Johannes Petschni-ker ein Fischer sein Knabel todt gebohren in Krakau Nro. 6s. Den i7ten der Martin Vrütz ein Maurer alt 58 Jahr auf der Polanna Nro. 62. Den :?ten dem Georg Tschischmann Taglöhner sein Tochter alt 5 Monat in Krakau Nro. 12. Den aasten Titl Herr Kajetan v. Pettenek k. k. Landrath alt 67. Jahr an dem Plaz Nro. 271. Den 2. Den 2osten die Maria Walgouka ein Dienstmagd alt 24 Jahr auf der Peters Vorstadt Nro. 19. Den 2isten die Helena Gamsin ein Dienstmagd alt 34 Jahr hintern Schloßberg Nro. 73. Den 2isten der Georg Thalintschk Schranken-Aufseher alt 55 Jahr auf der Polanna Nro. 21. Den 2isten dcr Thomas Sraker alt 8c> Jahr an der Karlstädter Bruken Nro. n. Den 22sten die Apolonia N. Bettlerin alt 82 Iaht am alten Markt Nro. 97. Den 22sten dem Johannes Stain-mez bürgerlicher Tischler seinSohn nächst dem Burgthor Nro. 35'* Wird alle Donnerstag in der Herrngasse N. 350. im Baron Joseph von Zoislschen Hause im Zten Stok ausgetheilet.