Schriftleitung: Mtsfionsseminur St. fofef, Ellwaugeu, Württemberg. Verwaltung: Mifstoustsou» »Moria fatima", Post Unterpremstätten bei Graz, Dsterretch. V. b. b. Inhalt: Zum heiligen Weihnachtsfeste und zum Medaille 179. — Moderner Kirchenbau 181. — Blick neuen Jahre 178. — Meine Reise nach Südafrika in das Innere der Kirche zu Frankfurt-Riederwald 179. — „Wer es fassen kann, der fasse es!" 182. — 184. — Studenten des Missionsseminars Ellwangcn Der Diener Gottes Daniel Coniboni 186. — Der Sohn beim Obstpflücken 185. — Der Vulkan Krakatau 187. des Freiniaurers 189. — Abbildungen: Die drei — Fechtübungen der Zulu-Jugend 189. — Zulu- Weisen aus dem Morgenlande 177. — Elisabeth- Mädchen beim Wasserholen 191. Gebetserhörungen und -empfehlungen. Innigen Dank der lieben Gottesmutter und der kleinen hl. Theresia für Erhörung in schweren Anliegen: Ansfelden. — Der lieben Schmerzensmutter Maria, der heiligen Mutter Anna, deni hl. Antonius und der hl. Theresia tausendfacher Dank für erlangte Besserung in schwerem Nervenleiden und bitte um weitere Kraft und Geduld: Alois S. aus Rettcnegg. — Innigen Dank dem göttlichen Herzen Jesu und dem hl. Antonius von Padua für wunderbare Hilfe in mehreren Anliegen: Eine Familie aus St. Agidi.— Deni heiligsten Herzen, U. L. Fr. von der immerwährenden Hilfe, der kleinen hl. Theresia vom Kinde Jesu sage ich innigsten Dank für erlangte Hilfe in einem großen Anliegen: Th. Ab. (Veröffentlichung war versprochen.) — Um Einschluß ins Gebet und ins heilige Meßopfer bitten folgende Leser des „Stern der Neger": Th. Ab. (zum heiligsten Herzen, zu U. L. Fr. von der immerwährenden Hilfe, zur kleinen hl. Theresia und zum hl. Judas Thaddäus in zwei schtveren Anliegen). — M. F. aus M. (zu U. L. Fr. von der immerwährenden Hilfe, zur kleinen heiligen Theresia und zum hl. Judas Thaddäus um Erlangung der Gesundheit und Hilfe in einem anderen Anliegen). — Eine andere Abonnentin (zum heiligsten Herzen Jesu, zur lieben Gottesmutter, zum hl. Josef und zu allen Heiligen um Bekehrung ihres ungeratenen Sohnes). Aus Salzstetten (zum heiligsten Herzen Jesu, zur lieben Mutter Gottes, zum hl. Josef, zur kleinen hl. Theresia und zur hl. Brigitta um baldige Befreiung von einem Lungenleiden). Totentafel. Wir empfehlen dem frommen Gebete die verstorbenen Abonnenten: Ludwig Schenz, Niederstotzingen: Josef Erler, Tux; Agatha Retzbach, Stuppach; Georg Schwab!, Preppach. R. I. P. 1931. Inhaltsverzeichnis. xxxiv. Jahrgang. ($te Zahlen geben dte Seite an, auf welcher der Artikel oder die Fortsetzung beginnt.) Romane und Erzählungen: Der Sohn des Freimaurers 8, 29, 43, 59, 74, 92, 109, 134, 156, 171, 189 .. . Von Anna Kayser „Wer cs fassen kann, der fasse es" 68, 81, 106, 120, 146, 166, 182 ..... ., Anna Kayser Das Goldhuhn 3, 21, 37, 54 .............................................. „ Rochus Kohlbach Aufsätze: Glen Cowie 26, 41 Die Morgenröte des Christentums in Südafrika 51, 104, 133 Des Meeres Hyäne 113 Unser schwarzer David 129 Das erste Kirchlein im Lande der Bapedi 145 Unheimliche Brut 7, 28, 42, 58, 73, 89 ......................................... „ August Cagol Das Hochzeitskleid 6................................................................. „ Karl Fischer Neujahrsgruß des Apostolischen Prüsckten 1........................................... „ Alois Mohn Meine Reise nach Südafrika 97, 116, 150, 163, 179 ................................... „ Franz Morscher Hinein in den Busch! 65, 88, 100, 127 ...................................................Matthias Raffeincr Die Apostolische Präfektur Lydenburg im Berichtsjahre 1930 33 ....................... ., Adolf Stadtmüller Erlebnisse mit Schlangen 108......................................................... Franz Tremmel Eine andere Herde 49................................................................. „ Johanna Weber Petrus, liebst du mich? 17 Vom Nürnberger Katholikentag 161 Zum heiligen Weihnachtsfeste und zum neuen Jahre 178 Der Diener Gottes Daniel Coinboni 2, 19, 34, 56, 86, 131, 154, 186 ..........„ Heinrich WohnhaaS In Barberton 5....................................................................... „ Bernhard Zorn Bezugspreis für den 35. Jahrgang (1932). Österreich 8 2'60, Deutschland Mk. 2 —, Italien Lire 8'—, Ungarn Pengö 2'50, Tschechoslowakei K6 12'—> Jugoslawien Dinar 25'—> Schweiz Frk. 2'50, übriges Ausland Goldmark 2'—. Gknzaylungen für den „Gleen der Meger" durch Vermittlung folgender Geldinstitute: Ollti: Wien 86.211; München 26.266 (Missionsseminar St. Joses in Ellwangen-Jagst, Württemberg); Triest 11/3908. a»antYonti: Graz, Bauernvereinskasse; Böhmische Jndustrialbank, Filiale Aussig a. d. E. (C. S. R.) embetHegE kcho!ischeM§ÄMMschO Herausgegeben von der Kongregation: fDifsionäre Söhne des heiligsten Nerzen» Jesu. Preis ganzjährig: Österreich 250 9, Deutschland 2 Mark. Italien 8 Lire, Ungarn 2-50 pengö. Tschechoslowakei 12 ČK, Jugoslawien 25 Dinar, Schweiz 2 50 Franken, übrige» Ausland 2 Soldmark. Unser Heiliger Vater plus XI. hat wie schon früher pavst piu» X. der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den Apofto» üschen Segen erteilt. Für Wohltäter werden täglich heilige Messen gelesen. Mit Empfehlung der hochwürdigsten Oberhirten von Srixen, Lrünn, 0raz, l^eitmerih, Liinz, Olmütz, Marburg, Crient, Briest und Wien und Druckerlaubnis des Generalobern. §>eft 12. Dezember 1931. XXXIV. Jahrgang Zum heiligen Weihnachtsfeste und zum neuen Jahre entbieten wir allen Beziehern unserer Zeitschrift die herzlichsten Glück- und Segenswünsche! Die allgemeine Not der Zeit wird auch an Häuser pochen, in die der „Stern" allmonatlich einkehrt. Manche mögen dann versucht sein, diese Ausgabe zu streichen. Gibt es bo* viele Dinge, die man sich in der gegenwärtigen Wirtschaftskrise versagen muß. Sicher werden wir es keinem übelnehmen, den die Verhältnisse wirklich zwingen, den Bezugspreis einzusparen. Wir möchten indessen der Hoffnung Raum geben, daß derartige Fälle nicht zu häufig sein werden. Das Abonnement — zwei Mark im Jahre — stellt keine große Summe dar. Überdies kennen die Leser den religiösen Zweck, dem die Zeitschrift und ihr Erlös dienen. Die Heranbildung von Priestern und Missionären gehört fraglos zu den vordringlichsten Aufgaben der kirchlichen Gegenwart. Je mächtiger und gefahrdrohender die religionsfeindliche Strömung heranbraust, um so entschiedener werden überzeugte Katholiken bestrebt sein, für den Priesternachwuchs, sei es in der Heimat, sei es im Heidenlande, eine opferfreudige Gesinnung zu bekunden. Die Förderung von apostolischen Berufen galt stets als ein hohes Ideal im katholischen Volke. Und gerade in der Jetztzeit, in der die Gottesund Kirchenfeinde mit aller Macht an der Verwirklichung ihrer höllischen Pläne arbeiten, darf diese Heilandssorge keine Schmälerung erfahren. Unsere Abonnenten und Wohltäter mögen sich auch daran erinnern, daß für sie viele heilige Messen gelesen und aufgeopfert, daß ihre Anliegen in allen Häusern der Kongregation mehrmals des Tages dem Vater der Barmherzigkeit und Gott des Trostes empfohlen werden. Der Umstand, daß die Entrichtung des Bezugspreises auch die Teilnahme an religiösen und geistlichen Gütern einschließt, soll ein Antrieb zur Beibehaltung des Blattes auch dann sein, wenn ungewöhnliche Nöte außerordentliche Einschränkungen fordern. Möge das göttliche Kind, das um unserer Erlösung willen in die tiefste Armut herabstieg, alle Leser und Leserinnen mit den Schätzen- seiner Liebe und Gnade bereichern und ihnen vor allem jenen Frieden schenken, den die ungerechte Welt nicht zu geben vermag! Möge es sie in den Sorgen des Lebens, in den Trübsalen der Zeit mit seinem Segen beglücken, damit der gute Wille, für die Interessen des Gottesreiches einzustehen, zur frohen Tat reifen kann! Allen einzelnen und allen Familien, die den „Stern" halten, danken wir für ihre Treue und wünschen ihnen auch im Namen der Missionäre und Neuchristen gnadenreiche Weihnacht und ein Jahr des Heils! Die Schriftleitung und Verwaltung Meine Reise nach Südafrika. Von P. Franz M. Morscher, F. S. C. (Schluß.) Silvester und Neujahr auf „Wangoni". Das Sportkomitee an Bord hatte für Silvesterabend eine Art Trachtenschan veranstaltet. Die schönsten, das heißt gelungensten Trachten sollten einen Preis erhalten. Die Idee war nicht übel. So wurde denn der Rauchsalon der Mittelklasse Her- Schultern. Wieder ein anderer erscheint als spanischer Edelmann. Ein besonders pfiffiger Witzbold kam aus die originelle Idee, sich als Ofen zu maskieren. Der emporgehaltene rechte Arm bildete das Kaminrohr. Die gelungensten Masken, respektive Kostüme erhielten Preise. Als Preisrichter waltete der hochwürdigste Missionsbischof Elisabeth-Medaille. Im bayrischen Hauptmünzamt wurde zur 700-Jahr-Feier der hl. Elisabeth von Thüringen eine Erinnerungsmedaille geprägt, die auf der Vorderseite das Bild der Heiligen, auf der Kehrseite die Wartburg zeigt. (Atlantic.) gerichtet und mit roten, grünen und blauen Lampen festlich dekoriert. Abends 9 Uhr begattn der Einzug der Trachtenjäger. Es war köstlich, all die Trachten und Kostüme und Masken zu sehen. Da kommt zum Beispiel eben ein Herr vorbei in der Militäruniform des vorigen Jahrhunderts. Er ist als Napoleon verkleidet; trägt kurze Soldatenhosen und Reitstiefel, hat einen breiten Kanonenhut auf dem Kopf und den Feldherrnstab in der Hand. So durchmißt er selbstbewußt, französische Wörter näselnd, den Saal. Dort sieht man einen Beduinen in langer, kaftanartiger Kleidung, ein herabwallender roter Burnus flattert um seine Franziskus Hennemann. Das war der lustige Teil der Silvesterseier; der besinnliche sollte folgen. Müde von dem Trubel des verflossenen Tages, lag ich in meiner Koje. Es war eben 12 Uhr Mitternacht. Da zerriß plötzlich das markerschütternde Dröhnen der Dampssirene die nächtliche Stille. In diesem Augenblicke hörte ich, wie oben auf Deck eine Türe aufging. Lautes Singen und Lärmen scholl an mein Ohr. Ein übermütiger Jauchzer und klatsch, klatsch — flogen ein paar Gegenstände dicht an meinem Kabinenfenster vorbei ins Wasser. „Man halte das neue Jahr angetrunken" und die Gläser und Flaschen den Wogen geweiht. Dann aber war alles vorüber. Tiefe Stille umgab mich wieder, nur unterbrochen von dem Plätschern der Wellen, die gegen die Wand des Schiffes schlugen. Es gibt manchmal Momente im Leben, wo uns bei Ewigkeitsgedanke mit urinächtiger Gewalt ergreift und uns die Kleinheit und Nichtigkeit der Erdendinge in greifbarer Deutlichkeit zum Bewußtsein bringt. Diese Momente aber sind selten. Die paar Minuten in der Neujahrsnacht 1931 auf dem Atlantischen Ozean waren für mich ein solches Erlebnis. Ich habe da, tote kaum jemals zuvor, die Wucht der Ewigkeit gefühlt. Ja, es ist etwas Gewaltiges um die Ewigkeit, dieses uferlose Meer, in das alle Ströme der Zeit, alle Jahre, alle Jahrhunderte einmünden. Ewigkeit, wer kann die Weite und Tiefe deiner Unendlichkeit ermessen? Ewigkeit, wie verstummen vor deinem unerbittlichen Ernst all die Vergnügungen dieser Welt, wie schrumpfen alle Herrlichkeiten vor deiner Größe in Nichtigkeit zusammen! Während tdj. solchen Gedanken nachhing, drang auf einmal silberheller Trompetenschall an mein Ohr. Die Schiffskapelle blies den Choral: „Nun danket alle Gott!" Als Dank- und Lobgebet an den Ewigen wird dieses Lied einer schönen Sitte gemäß in der Neujahrsnacht über die See hin nach allen Richtungen des Windes geblasen. Etwas nach Mitternacht fuhren wir an der Insel St. Thome vorbei, von der ich wegen der Dunkelheit nur ein Blinklicht am Strande und die Umrisse eines Gebirgszuges unterscheiden konnte. Kurz darauf passierte unser Dampfer den Äquator. Ich sagte nochmals dem Herrn Dank, der Heimat Lebewohl, und dann ging's hinunter nach den Ländern des Südens. Im Westen ballten sich finstere Wolken über St. Dhome zusammen, im Osten aber trat mehr und mehr das Mondlicht hervor wie ein Strahlenblick aus dem milden Vaterauge Gottes. Mit Gott hinein ins neue Jahr, unter seiner Führung der neuen Zukunft entgegen. In Südwest. Nach kurzer Zwischenlandung in Lobito, dem Haupthafenplatz der portugiesischen Kolonie Angola, richtete unsere „Wangoni" ihren Kurs nach dem ehemaligen Deutsch- Südtoestafrika. Seit unserer Aquatorüber-querung hatten wir immer schlechtes, regne* risches Wetter. So kam es, daß wir fast unmittelbar am Äquator Kälte litten. Die Überzieher und längst verstauten Wolljacken wurden wieder hervorgezogen. Erst als wir nach Wälfischbai kamen, zeigte uns die Sonne wieder ihr Angesicht und ließ uns ihre Gegenwart spüren. Walsischbai ist eine Wüstenstadt, wenn man für ein paar Warenschuppen, Handelsagenturen und Wohnhäuser den Namen Stadt überhaupt gebrauchen darf. Der Ort liegt mitten in einer Wüste, rings umgeben von hohen gelben Sanddünen. Kein Baum, kein Strauch, ja nicht einmal ein einziger Grashalm ist zu entdecken: überall, soweit der Blick schweift, nur Sand, nichts als Sand. Doch beinahe hätte ich gelogen. Es gibt etwas Pflanzenartiges, und das bildet vielleicht die größte Sehenswürdigkeit, die sich dort findet. Es ist der „Wald von Walsischbai". Man darf sich aber durchaus keinen Wald vorstellen im gewöhnlichen Sinn. Dieser Wald besteht aus einigen hundert Tamarinden. Vor Jahren hatte man den Versuch gemacht, Bäume anzupflanzen. Da der Boden von Walsischbai zu sehr salpeter-haltig ist, wurde gute Gartenerde aus der 50 Kilometer entfernten Stadt Swakopmund herbeigeschafft, in große hölzerne Tonnen gefüllt und kleine Tamarindenbäumchen hineingesetzt. Die Bäume wurden gepflegt, wuchsen auch ein paar Jahre, solange eben die Tonnen Platz und Nahrung boten. Dann aber war es mit dem Wachsen vorbei. Heute stehen sie mannshoch da und lassen trotz vieler Sorge die Zweige hängen. Durch fußtiesen Sand watend besuchten wir auch ben Friedhof.' Ein trauriger Anblick! Die Gräber durch den fortwährend angewehten Sand halb verschüttet, die Eisenkreuze durch die scharfe, salzige Meerlust zerfressen und zerbröckelt, die Inschriften fast gänzlich verlöscht: ein ergreifendes Bild der Vergänglichkeit menschlicher Größe. Uber kurz oder lang wird der ganze Friedhof begraben sein; Totengräber ist der unaufhörlich vordringende und vom Wind durch die Luft gewehte feine Wüstensand. Wir waren froh, aus dieser Wüstengegend wieder wegzukommen. Am folgenden Tage lief unser Dampfer einige hundert Kilo- meter weiter südlich den Hafen von „Lüderitz" an. Auch hier trafen wir die gleiche Öde und Vegetationslosigkeit wie in Walfischbai, allerdings etwas gemildert durch die hübschen Gebirgsformen der Umgebung. Lüderitz, vor mehr als 60 Jahren von einem deutschen Kaufmann gegründet, ist ein wichtiger Fundort für Diamanten. Wir tonnten auch vom Schiff aus die mächtigen Fördertürme der südafrikanischen Diamant-gesellschaft sehen. Lüderitz wäre eine herrliche Stadt, fehlte nicht das Grün des Pflanzenwuchses. Walfischbai und Lüderitz, einst zu Deutsch-Südwestafrika gehörend, stehen nun wie das ganze übrige Kolonialgebiet unter Verwaltung der südafrikanischen Union. Es wäre zu wünschen, daß Südwest wieder in deutsche Hände käme. Um das Kap der Guten Hoffnung. Einige Stunden nach unserer Abfahrt von Kapstadt* erreichten wir die Südspitze des schwarzen Erdteiles. Um 8 Uhr abends, beim letzten Sonnenstrahl dampften wir am Kap der Guten Hoffnung vorüber. Gespannten Blickes schaute ich hinüber zu dem berühmten Vorgebirge, das wie eine massive Felsmauer aus dem Meere aufsteigt. Einem Keile ähnlich schiebt es sich in die See vor, zwei Weltmeere, den Atlantischen und den Indischen Ozean, voneinander trennend. Durchs Fernglas konnte man einen Leuchtturm und ein paar Häuser unterscheiden. Bei diesem Anblick fiel mir alles ein, was wir auf der Schulbank gehört hatten von der ersten sagenhaften Afrikaumseglung durch die Schiffe des Ägypterkönigs Ptolemäus und von der Jndienfahrt des kühnen portugiesischen See-helden Vasco da Gama. Dieser nannte das Vorgebirge wegen der starken Stürme Sturmkap, welcher Name aber vom König Johannes in „Kap der Guten Hoffnung" umgeändert wurde. In den folgenden Tagen hatten wir Gelegenheit, das herrliche Blau des Indischen Ozeans zu bewundern, das uns um so mehr auffiel, als wir drei Wochen lang fast immer * Von Kapstadt, der Perle des Südens, und vom Schlangengarten in Port Elisabeth wird der Verfasser in den folgenden Nummern erzählen. (Die Red.) nur das schmutzige Grün oder Schwarzblau des Atlantik geschaut hatten. Endlich am ersehnten Gestade. „Der Mensch ist ein Gewohnheitstier", dieses nicht sehr schmeichelhafte, aber teilweise zutreffende Wort konnte ich an Bord oft genug hören und bald auch an mir selbst erfahren. Wir hatten uns nämlich auf unserer fünfwöchigen Seereise so sehr an das Meer gewöhnt, daß wir seine Schönheiten Moderner Kirchenbau. In Frankfurt-Riederwald erstand eine neue Kirche, die dem Heiligen Geist geweiht ist. Eigenartig sind die runden Fenster sowie das Relief über dem Eingang. (Atlantic.) und Reize gar nicht mehr beachteten. Wir kamen uns beinahe schon wie fertige Seebären vor. Das Leben und Treiben auf der „Wangoni" war uns ganz alltäglich geworden und hatte uns nichts mehr zu bieten. So geschah es, daß wir schon von Kapstadt an den immer stärker werdenden Wunsch verspürten: „Ach, wär' es vorüber und alles vorbei!" Das war auch die Stimmung vieler Passagiere, die von Hamburg mit uns abge-reist waren. Endlich, am 14. Jänner, abends gegen halb neun Uhr erreichten wir Durban, die Endstation unserer Seereise. Nach vielen Schwierigkeiten mit Paß und Gepäck durften wir endlich am folgenden Dag das Schiff verlassen. Wir hatten feit bestiegen nach kurzem Besuch in Mariannhill unserer Abfahrt von Hamburg über 15.000 das Dampfroß, das uns in zweitägiger Kilometer zurückgelegt. Gern sagten wir Fahrt nach Lydenburg, der Zentrale unserer unserer gastlichen „Wangoni" Lebewohl und Mission, brachte. „Wer es fassen kann, der fasse es!" (Schluß.) Wie Schwester Felizitas die Briefe Margret Hilbergs, von denen einige schon vergilbt waren, durch die Hände gleiten ließ, ging ihr die beseligende Wahrheit des Gotteswortes tief durch die Seele: „Wenn ihr mich suchet, will ich mich von euch finden lassen!" Wie hatte dieses Kind gesucht, im Dunkeln getappt, in Rätseln und Wirrnissen getastet, sich durch Kampf und Unverstehen und Mißdeutung durchgerungen! Endlich hatte Gott selbst ihr Herz und Auge sehend gemacht; da erst hatte sie erkannt, staunend und selig, daß er es war, an dem sie so gelitten, der seine Hand auf sie gelegt hatte — und sie wußte es nicht. Ein Brief älteren Datums lag vor ihr „ . . . Soll ich denn ewig am Scheidewege stehen und im Dunkeln tappen? Ich steige hinab in meine Seele und frage sie: Wo liegt dein Glück? Wo ist deine Ruhe? Ich verstehe ihre Antwort nicht, denn sie ist Heimweh und neues Fragen. Ich habe die Sterne vom Himmel holen wollen, aber nicht für mich. Nach der Sonne habe ich die Hände gestreckt, daß' sie alle hell mache, die um mich sind. Wenn ich glaubte, sie zu halten, zerrann sie mir wie ein Irrlicht. Und doch ist eine Sonne, hoch auf einem steilen Berge, die immer Licht ist. In meinen Träumen habe ich sie gesehen. Aber der Weg dahin ist eng und einsam . . . . . . Manchmal wallt ein Strom von Liebe in mir auf, und dann habe ich nur ein heftiges Begehren, daß er alle Menschheit, die leidet, heilend durchglühen möge, so daß mir nichts mehr bliebe. Aber dann fühle ich ihn ungenutzt in mich zurückfluten und verebben. Zu solchen Zeiten möchte ich die merkwürdige Macht, die ich über meinem Leben fühle, die immer wieder nach mir greift, ohne mich zu halten, die sich mir in den Weg stellt und doch sich nicht zu erkennen gibt, anhadern und trotzig über sie hinwegschreiten. Aber gerade dann fühle ich mich in ihrer Hand klein werden wie ein Kind, das tastend die ersten Schritte macht. Fromm bin ich immer noch nicht, Gertrud. Ich sehe Dich lächeln und vielleicht auch den Finger heben, wie der Nikolaus einstmals, wenn wir schlimm gewesen waren. Aber sei nicht böse. Denn so, wie der Heiland einst hier drunten gebetet hat, bete ich gern. Ich glaube, wohl eine ganze Stunde habe ich kürzlich auf der Bank unterm Eichenkreuz gesessen und habe immer nur kinderselig gedacht: Vater unser, der du bist in dem Himmel. Der Himmel war gerade so blau und die Wölkchen zogen. Das hattest ja auch Du so gern. Da fühlt man sich ganz hingegeben an eine wunderbare Macht, in der wir leben, uns bewegen und sind. Da liegt man wie ein Kind in Vaterarmen. Stundenlang möchte ich in einem stillen Winkel unserer Kirche sitzen, in einem wunschlosen Hingegebensein an das große Unverstandene, das mich in Fesseln hält. Dann wird mir das kleine Goldtürchen vorn auf dem Altare zu einem Tor zu Unendlichkeiten. Wenn ich dann endlich gehen muß, habe ich auch nicht ein einzig Wort gebetet. In derselben Stunde spiele und tolle ich dann mit meiner losen Scbar, daß sie vor Lust aus Rand und Band gerät. Oder ich gehe zur alten gichtigen Katha und erzähle ihr einen Witz oder die neuesten Schwänke, die Rektor Meinert immer frischgeprägt von Köln mitbringt. Im Myrrhengarten liest sie ja sonst genug. O Du, wenn unsere vom Kollegium wüßten, was die Margret Dir alles schreibt, ich glaube, dieser oder jener würde nur mit einer bezeichnenden Bewegung zur Stirn dazu Stellung nehmen . . . . . . Einen merkwürdigen Traum, den ich nicht vergessen kann, muß ich Dir noch erzählen: Ich schrieb Dir ja, daß ich aus einem Ausflug mit den Kindern über einen Baumstumpf fiel und eine Knöchelverren- kung heimbrachte. Acht Tage platt liegen! lautete das ärztliche Urteil. Dir, Gertrud, will ich es still sagen, diese Tage, aus denen vierzehn tounben, sie sollen gesegnet fein. Ich glaube, ich suche nun nicht lange mehr. Also der Traum: In der Kirche feierten sie Herz-Jesu-Freitag. Kaplan Ahrfelt riet mir, in meiner Klause mitzumachen. Aber — Du kennst ja die Margret, — ich mochte nicht. Das Aufsehen! Also ich tat es nicht. Aber ich habe den ganzen Tag keine rechte Ruhe gehabt. Ju der Nacht träumte ich, ich sehe Jesu Herz auf einem hohen Berge. Ich schaute hinaus und sah plötzlich einen Strom hellen Wassers von ihm ausgehen und den Berg hinabströmen. Ich wollte beiseite treten, konnte aber nicht. In der Mitte des Berges sah ich eine tiefe Kluft, und über diese Kluft ein Rohr, wie einen Kanal. Und das Wasser floß hindurch. Das Rohr aber war nicht rein, war rostig und voll Sand. Ich fühlte, wie ich ohne Worte fragte: Warum ist das Rohr so unrein und verstopft von Sand?" Da ging mir die Antwort durch die Seele, ich weiß nicht, woher sie kam: ,So mache du es rein!1 Da wußte ich jäh, daß ich selbst das Rohr war. Und ich sah den Strom, der hindurchsloß, am Fuße des Berges Tausende von durstigen Menschen erquicken, sah sie sich in den Fluten baden, sah sie trinken. Diese Menschen waren schwarz und dunkel. Und wenn sie getrunken und sich gewaschen hatten, waren sie weiß und leuchteten im Dunkel. Schilt mich nicht, Gertrud, daß ich so viel aus einem Traum mache, gelt, ich bin eine Schwärmerin? Aber ich mußte es Dir schreiben. J-b stehe nun nicht mehr lange am Scheidewege." Schwester Felizitas legte die Briefe beiseite und schloß müde die Augen. Im Halbschlummer sah sie Margrets liebes Gesicht-chen lächelnd über sich gebeugt. Sah einen schwarzen Schleier wehen . . . von grüner Myrte umspielt . . . Nein, Margret Hilberg stand nicht mehr am Scheidewege, schon lange nicht mehr. Acht Tage später. Zwei Nonnen in weißen, leichten Tropengewändern gehen der Missionsstation §u. Sie sind dem jungen Kanalen, der das Gepäck trägt, schon vorausgegangen. Zwischen mächtigen Bäumen, Palmen und Buschwerk taucht das schmale Türmchen des Kirchleins aus. In der Tür steht Pater Wilden. Er geht den Schwestern entgegen und bietet ihnen herzlichen Willkomm. Aber sie merken beide, daß bei aller Freude ein Schatten aus seinem Gesicht liegt. Auch Schwester Kamilla, die eben aus der Schwesternwohnung tritt, schaut traurig aus. Ein bewegtes Grüßen, ein kurzer Austausch und Pater Wilden geht voraus. Er hat das Fragen und die Unruhe in den Augen der jüngeren Schwester gesehen. Schwester Kamilla gebt vorauf. Aus der Nähe kommen langgezogene Klagelaute, unterbrochen von lautem Weinen. „Was ist das?" sraate Schwester Monika und blieb in der Tür stehen. „Die Kinder klagen um ihre Katechetin", gab der Missionär traurig Bescheid. „Katechetin?" stammelte Schwester Rita. „Das ist doch — Schwester Felizitas." Pater Wilden nickte und öffnete die Tür zum zweiten Raum der Hütte. Auf einem Lager von Kokosmatten lag still, die Hände um das Missionskreuz ae-schlossen, eine Nonne. Ihr schmales Gesicht war heiß vom Fieber, ihre Lippen bewegten sich leise. Müde wandte sie beim Geräusch der aufgehenden Tür das Gesicht, sah mit halbgeöffneten Augen aus Pater Wilden und 'Schwester Kamilla und schloß sie vor übergroßer Schwäche wieder. „Gelabt sei Telus Christus!" grüßte der Pater. „In Ewigkeit, Amen!" hauchte sie leise. Wie erstarrt von einem jähen Ahnen stand Schwester Rita in der Tür. Dann ging ein Zucken über ihr Gesicht. Mit einem Aufschrei lag sie schluchzend neben der Kranken am Boden: „Gertrud!" Der leidenschaftliche Ausbruch des Schmerzes, die bekannte Stimme, die Heimatlaute belebten die müden Lebensgeister der im Fieber Halbschlummernden. Ein glücklicher Strahl brach aus ihren Augen, die schon mit halbem Blick in andere Welten schauten. „Gertrud, ich bin es doch, Margret!" „Margret? — Schwester — Rita?" Es war, als käme der Geist der Schwerkranken von fremden Ufern heim und müßte sich erst zurechtfinden. Die Umstehenden ahnten nichts von der merkwürdigen Tragik sie wie ihren guten Engel verehrt hatte. Ihr verdankte sie nach Gott ihre Erwählung. Und nun soll sie nur gekommen sein, sie sterben zu sehen? Weinend kniete sie eine Zeitlang neben Blick in das Innere der Kirche zu Frankfurt-Riederwald. Der Altar steht in der Mitte unter dem lichtspendenden Turin. (Sülcmtic.) dieser Stunde, und welch ein Wiedersehen hier an der Schwelle der Ewigkeit gefeiert wurde. „Welch eine Stunde", dachte Schwester Rita, erschüttert von der Wucht dieser unvermuteten Überraschung. Welch ein himmelhohes Glück sollte ihr dieses Ziel langen Kämpfens und Sehnens sein: das Zusammenwirken mit der älteren Freundin, die der Kranken, ihr Gesicht an Felizitas' Wange gepreßt. Die anderen hatten sich in den vorderen Raum zurückgezogen. „Bist du denn wirklich so krank, Gertrud?" flüsterte Schwester Rita schließlich. „Mir ist ganz wohl, Margret. Nur müde bin ich, müde. Nun kann ich ruhig gehen, du bist ja hier." „Nicht gehen jetzt, Gertrud! Wie Habe ich mich gefreut! Das Schiff fuhr mir viel zu langsam. Du hast es nicht vorher wissen sollen. Ich hatte mir -die Überraschung so schön gedacht! Laß uns den Himmel bestürmen, Gertrud, daß du noch leben darfst, oh, nod) ein einzig Jahr!" Felizitas lächelte mühsam: „Still, Schwester Rita! — Wenn er ruft, — sind wir immer da, nicht wahr? — Als ich einstmals ging, da — weißt du noch? — da ließ ich dir mein Erbe. Dann rief er dich! Nun bist du hier, nun ruft er mich-! — Und ich lasse dir wieder — das Meinige, die Kinder. — Er hilft dir, Margret! — Er hat auch mir geholfen!" Schwester -Rita sah, wie sie mit äußerster Kra-ftanstrengung sprach. Und daß ihre Stirn mit Schweiß bedeckt war. Jetzt lag sie da mit geschlossenen Augen, wie eine müde Blume, die das letzte keusche Glühen ihres Kelches dem Lichte zuwendet, aus dem sie geboren ist. -Es w-ar ein wehmütiges Beisammensein, als -Schwester Rita zu den anderen zurückkam und sich still in eine Ecke auf einen rohgezimmerten Schemel setzte. Pater Wildens Stimme, die von dem Wirken und den Erlebnissen in der Mission erzählte, kam ihr wie aus weiter Ferne. „Wie lange, glauben Sie, wird Schwester Felizitas noch leben?" fragte sie, als er sich erhob, um zu gehen. „Wer weiß es? Ich glaube, wohl kaum zwei Tage. Die Herzschwäche ist zu groß." Die Stimme klang rauh. Keiner wußte ja besser als der seeleneifrige Missionär, was die Mission heute oder morgen verlieren würde. „Wenn Heilige heimgehen, sollen wir nicht trauern, Schwester", fügte er tröstend noch hinzu, als er sah, wie es im Gesicht der Nonne zuckte. „Sie hat ihr Lämpchen bereit. Das gibt ein selig Scheiden." Schwester Rita wich bis zum letzten Atemzug k-aum vom Sterbelager. Ein paar leise geflüsterte Worte, dann uüd wann ein Händedruck, das war der ganze Austausch. Als sie am Abend des folgenden Tages für einen Augenblick hinausgegangen war und zurückkam, sah sie, daß das Letzte kam. Sie ries die anderen. Pater Wilden gab die letzten Tröstungen. Mit einem unaussprechlichen Frieden lag sie da. Da schien das Leben nochmals zurückkehren zu wollen. Sie versuchte sich halb aufzurichten. Über die Züge zog in einem einzigen Augenblick ein jäher Verfall . . . der Tod. Aber die Verklärung, die wie das Aufleuchten einer unsichtbaren Sonne über das emporgerichtete Gesicht flog, verdrängte sein Grauen. Mit schwacher, aber selig jubelnder Stimme rief die Sterbende: „Oh, welch Studenten be?. Missionsseminars Eltwangen beim Obstpflücken. schö—ne Prozessio—on! ..." Sie war bei Gott. Frohlockend hatte sie sich der Prozession der Weißgekleideten angeschlossen, die gekommen waren, sie zur Hochzeit des Lammes abzuholen, und sang mit ihnen das „Neue Lied", das niemand singen kann, als die von -der Erde erkauften . . ." -Schwester Rita kauerte schluchzend am Fußende des Lagers. Sie konnte nichts denken, nichts fassen, als daß sie tot sei, die ihrer Seele mehr gewesen war als Eltern und Heimat. Die Zurückbleibenden fühlten nichts von der finsteren Majestät des Todes, nur den Frieden und den verklärten Sieg über das Vergängliche, der sich stets wieder offenbart, wenn Heilige sterben. „Tod, too ist dein Stachel?" Pater Wilden sagte es leise, als er als erster bas noch lächelnde Antlitz der Entschlafenen mit Weihwasser segnete. Schwester Rita war in den ersten Stunden untröstlich. Ihr immer noch leidenschaftliches Naturell konnte sich nicht sogleich zu einem „Fiat" aufschwingen. Besonders in dem Augenblicke, wo sie die sterbliche Hülle der teuren Heimgegangenen in die von Palmen überschattete Gruft senkten, brach sich noch einmal der ganze herzzerreißende Schmerz Bahn. Das Klagen und Heulen der Eingeborenen, besonders der verwaisten Kinder, machte ihr Leid noch trostloser. Langsam aber tourbe sie ruhiger. Im kleinen Kirchlein, zu Füßen des armen Tabernakels, wo die Selige so manche Stunde verbracht, so manches Opfer niedergelegt hatte, da ging ihr aus ihren Tränen die Erkenntnis ans, daß sie ja Opfer zu bringen gekommen sei. Dieses war nun das erste, schwere. Der, der sie gerade zu solcher Stunde hiehergerufen, würde ihr auch den Apostelmut und die Liebeskraft geben, Schwester Felizitas' Erbe weiterzuführen. Als Schwester Monika, die für eine andere Missionsstation bestimmt war, Abschied nahm, lag schon wieder die alte Zuversicht auf Schwester Ritas (Scfid)!. Am folgenden Tage schrieb sie an Schwester Felizitas' Eltern: „. . . Hättet Ihr sie scheiden sehen können! Das war kein Sterben, nur ein seliges Heimgehen in eine Heimat, in der alles ist, was wir lieben. Unter der Palmengruppe, wo sie so gerne ihre Katechesen hielt, ihre schwarze Schar um sich gelagert, da haben wir sie begraben. Dort schläft sie ihrem Ostermorgen entgegen. Dort höre ich noch jeden Abend ihre großen und kleinen Kinder klagen. Wenn ich nun mit meiner schwarzen Schar hier sitze und sie auf meine Worte lauschen, dann ist mir, als sähe ich Schwester Felizitas in ihrem Schläfe lächeln, still und selig, wie sie es früher schon tat. Dann wird meine Trauer zu Frieden. So werde es auch die Eure. Über den Sternen kommt einmal das ewige Zusammensein. Ich habe hier nur mehr einen Wunsch: So p leben und zu sterben wie Schwester Felizitas." Anna Kayser. Der Diener Gottes Daniel Comboni. (Fortsetzung.) 7. Werbereisen. Bon Rom begab sich Comboni zunächst nach Verona und sodann nach Brixen, wo er seinen Plan dem Neustifter Chorherrn Dr. Mitterrutzner auseinandersetzte. Mitte Dezember machte er sich auf den Weg nach Frankreich. In Turin besuchte er das Oratorium Don Boscos und verbrachte auch einige Stunden in der Gesellschaft des berühmten Dichters Alexander Manzoni. Dort gab er auch seinen „Plan" in Druck und versandte Exemplare davon in verschiedene Länder als Wegbereiter für seine mündliche Werbetätigkeit. Damals führte noch kein Schienenweg über die Alpen. Eine Reise über das Gebirge zur Winterszeit erheischte darum viel Mut und Opfersinn. „Von Luca aus", schreibt Comboni, „traten wir die Reise in einem Wägen an, den 22 Pferde zogen. Nach sechs Stunden bestiegen wir die Schlitten, von denen jeder mit 14 Pferden be- spannt war. Es kostete unglaubliche Mühe, die steilen Abhänge hinaufzukommen. Erst um 2 Uhr nachts langten wir im Mont-Cenis-Hospiz an, wo wir seitens der wackeren Mönche freundlichste Aufnahme fanden. Am folgenden Morgen bestiegen wir wieder die Schlitten und erreichten nach 22stündi-ger Fahrt über die Schnee- und Eisfelder St. Michel, die Kopfstation der Eisenbahnstrecke, die nach Lyon führt." Das Werk der Glaubensverbreitung, an das sich Comboni vorzugsweise um tätige Mithilfe wenden sollte, besaß zwei Zentralen, die eine davon in Lyon, die andere zu Paris. Da der Lyoner Vorstand sich den Ideen Combonls wenig zugänglich erwies, wandte sich der Diener Gottes alsbald nacb der Hauptstadt, wohin ihn Missionsbischof Wilhelm Massaja, der Apostolische Vikar der Galla, eingeladen hatte. Am 11. Jänner 1865 traf Comboni in Paris ein. Wilhelm Massaja, geboren am 8. Juni 1809 zu Piovä bei Asti, hatte sich 1826 dem Kapuzinerorden angeschlossen. Im Jahre 1846 wurde er zum Apostolischen Vikar der Gallastämme ernannt und 1884 zur Kardinalswürde erhoben. ' Er starb am 6. August 1889 in der Nähe von Neapel. Die herrliche Gestalt dieses großen Missionärs strahlt aus seinem zwölfbändigen Werke wieder, in welchem er eine umfassende Darstellung der Missionen in Oberabessinien Paris und einflußreichen Laien bekannt. Verschiedene wohltätige Vereine und das Werk der Glaubensverbreitung versicherten ihn ihrer Hilfe. „Überall", schrieb Comboni damals an Bricolo, „fand ich in Frankreich großes Interesse für Afrika. Freilich werden sich dem afrikanischen Unternehmen Hindernisse jeder Art entgegenstellen. Ich suche mit Hilfe der göttlichen Gnade immer nach Gottes Eingebung zu handeln, um in allem Der gefürchtete Vulkan Krakatau in der Sunda-Straße zwischen Sumatra und Java. Beim letzten großen Ausbruch dieses feuerspeienden Berges im Jahre 1883 verloren 40.000 Menschen das Leben. und seiner 35jährigen Tätigkeit dortselbst entwarf. Der vielfach verfolgte und einge-kerkerte Apostel hat durch seinen Mut und seine Standhaftigkeit seinen Feinden und selbst dem Herrscher Achtung abgenötigt. Als Comboni mit Massaja zusammentraf, beschäftigte sich dieser mit der Abfassung einer Grammatik der Amhara-Galla-Sprache, die 1867 erschienen ist. „Wirsch lossen bald", schreibt der große Bischof, „brüderliche Freundschaft und verbrachten sechs Monate miteinander. Comboni diente mir als Begleiter und Sekretär." Beide wohnten im Kapuzinerkloster. Massaja machte den Unsern mit der Geistlichkeit von seinen Willen zu erfüllen, und wenn es ihm gefällt, an den Plänen seiner Barmherzigkeit für die armen Neger mitzuwirken." Als er im März 1865 an der Grippe erkrankte, leistete Massaja ihm manche Krankenwärter-dienste, ein Beweis der Wertschätzung, die er ihm entgegenbrachte. Von Paris wandte er sicb nach Köln, wo der Verein zur Unterstützung armer Negerkinder ihm eine jährliche Gabe von 5000 Franken zusicherte und noch versprach, diese Summe allmählich zu steigern. Durch seinen Generalvikar hatte Kardinal Wiseman Comboni auch nach London eingeladen. Sein Aufenthalt in England währte indessen nicht lange, da der Kardinal inzwischen gestorben war. Anschließend besuchte Comboni noch verschiedene Städte Frankreichs. Auch eine kurze Spanienreise, die er sicher machte, dürste in jene Zeit zu verlegen sein. Im Mai 1865 wurden Massaja und Comboni von der Kaiserin Eugenia in Audienz empfangen. Wahrend sich nun der Diener Gottes der Hoffnung hingab, der Verwirklichung seiner Afrika-Pläne nähergekommen zu sein, erhob sich plötzlich gegen ihn ein schwerer Sturm. Er wurde ohne jede vorausgegangene Verständigung aus dem Mazzaschen Institut ausgeschlossen. Einige übelgesinnte Mitglieder hatten den heilig-mäßigen, aber bereits hochbetagten und kränkelnden Obern zu diesem Schritt veranlaßt. Sowohl Comboni wie auch Massaja waren über die unerwartete Nachricht höchst betroffen. Beide wandten sich sofort brieflich an Don Mazza. Comboni reiste alsbald nach Verona zurück und bat den geliebten Obern, ihm eine schriftliche Erklärung über den Ausschluß aus dem Institut zu geben. Doch nach wenigen Augenblicken stillen Nachsinnens fiel Don Mazza ihm um den Hals, küßte ihn und sprach: „Du bist mein Sohn." ■— Dann gab er ihm den Auftrag, nach Rom zu gehen und jene Geschäfte zu besorgen, die ihm Bischof Massaja im Einvernehmen mit dem Apostolischen Nuntius in Paris anvertraut habe. Nach Rücksprache mit Don Beltrame überreichte er chm auch ein Schreiben an Kardinal Bernabo, in dem die Bitte ausgesprochen wurde, dem Mazza-schen Institut ein Vikariat in Zentralafrika zu überweisen. So hatte Comboni durch seine kindliche Anhänglichkeit an Don Mazza und durch sein demütiges Verhalten einen doppelten Sieg errungen. Er konnte im Institut -verbleiben und hatte Don Mazza für den Afrikaplan gewonnen. Allein es war das letztemal, daß die beiden heiligmäßigen Männer sich sahen; denn schon am folgenden 2. August verschied Don Mazza. An 50.000 Menschen gaben ihm das letzte Geleite, und der Bischof selbst führte den Trauerzug, der vielmehr einem Triumphzuge glich. Die Bitte um eine Mission war die letzte Tat dieses hochverehrten Priesters, dessen Seligsprechungsprozeß eingeleitet ist. Sie war die letzte Blüte in dem reichen Kranze von Verdiensten, die er sich erwor- ben hatte. „Ich verließ Verona", bemerkte Comboni, „um jenen nicht mehr zu sehen, der mir durch 23 Jahre Vater, Lehrer und geliebter Führer gewesen ist." Kardinal Bernabö hatte Don Mazzas und Combonis Bitte um die Zuweisung einer Mission günstig ausgenommen. Da aber P. Ludwig da Casoria die Station Schellal bereits für sich erbeten und erhalten hatte und das Vikariat Zentralafrika, wenigstens dem Namen nach, noch d-em Franziskanerorden anvertraut war, so wies er den Unsern an den Generalobern des Franziskanerordens, der seinerseits die Regelung der Angelegenheit dem P. Ludwig anheimgab. Dieser vereinbarte mit Comboni eine Reise nach Schellal, um an Ort und Stelle die Verhältnisse zu prüfen. Am 12. November 1865 traten sie von Triest aus die Überfahrt nach Alexandrien an. In den griechischen Gewässern erlebten sie einen schweren Seesturm, der das Schiff beschädigte und dessen Untergang ernsthaft befürchten ließ. Nach sechs Tagen, am 18. November, landeten sie, fast mehr tot als lebend, in Alexandrien, von wo sie bald nach Kairo, der Hauptstadt Ägyptens, weiterreisten. Eine Segelbarke brachte sie dann in 32stündiger Fahrt nilaufwärts bis Schellal, das sie am 6. Jänner 1866 erreichten. Wohl schneller als sie gedacht hatten, mußten sie sich zur Rückreise nach Italien entschließen, da P. Ludwig da Casoria die Nachricht erhielt, daß in seinen Instituten zu Neapel die Cholera wüte. Im März 1866 befand sich Comboni wieder in Rom, wo schwerste Enttäuschungen abermals seiner harrten. Der neue Obere des Mazzaschen Institutes hatte die Erklärung abgegeben, daß das Institut nicht in der Lage sei, eine Mission zu übernehmen. Gleiibzeitig schwand auch die Hoffnung aus eine Zusammenarbeit mit P. Ludwig, denn der größte Teil der Negerzöglinge war von der Pest hinweg-gerafft worden. So stand nun Comboni ganz allein, verlassen von seinem Institut und auch von jeder Mithilfe seitens der missionierenden Orden, die seinen Plan nicht weiter in Erwägung zogen. Trotzdem bewahrte er seinen Mut, seine Entschlossenheit und Tatkraft. Seine Parole lautete auch jetzt noch: „Afrika oder der Tod!" -(Fortsetzung folgt.) Der Sohn des Freimaurers. Von Anna Kays er.* (Fortsetzung.) Reinhart wußte es längst, daß er sich begann er bereits das himmelhohe Glück, aus dem Banne des eigenartigen Mädchens mb er auch die tiefe Tragik zu ahnen, die nicht mehr würde befreien können. Oder dieser Begriff für Menschen, ob Mann oder es gäbe eine schlimme Krise. Und solche Weib, bedeuten kann, hatte Hans Reinert von jeher gerne andern ' Er fühlte es tief, es waren nicht nur feine überlassen. Er hatte sich einer so ernsten Nei- Sinne, die nach dem Besitze dieser stolzen gung nie für fähig gehalten. Nach manchem Mädchenblüte verlangten. Nach dem Heilig-bunten Schmetterling hatte er gehascht, sich tum dieser keuschen Frauen s eele zog es mit ihnen vergnügt in der Sonnenwelt der die seine. Fechtübuugen der Zutu-Jugeud. Münchener Salons. Dann waren sie ihm davongeflogen, ohne daß er sich nach ihnen umgeschaut hätte. Waren eben Blumen, die in jedem Garten blühen. Was hatte er damals geahnt von dem Edelweiß der Alpenfirnen, das der, der es einmal gesehen, nie mehr vergessen kann. Von der Ehe hatte er nie eine sonderlich ernste Auffassung gehabt. Für die Frau mochte sie ein ganzer Lebensinhalt sein, für den Mann, der mitten im „feindlichen Leben" steht, schien sie ihm eine recht nützliche Einrichtung, von der, nachdem er alles andere erreicht, Gebrauch machen oder die er, je nachdem, andern überlassen könne. Heute Würde Herbert ihm zürnen, wenn er in diesen streng gehüteten Garten eindränge? Sicher nicht. Im Gegenteil, Ruths herbe, selbstgewählte Vereinsamung mußte wie ein Schatten auf seinem Wege liegen, der ihn zwar nicht behinderte, aber doch quälte. Schon damals, als er als Herberts „Leibbursch" einige Tage bei Werners zu Besuch weilte, hatte Ruths Eigenart ihn mächtig angezogen. Er hatte den Freund beneidet. „Nimm dich in acht, daß ich dir nicht in den Kohl hüte!" hatte er ihn keck geneckt, als er bei einer Eispartie Ruths Partner war. Herbert hatte nur gelächelt, wie einer, der sorglos in sicherem Besitze ist. Druck und Verlag der Bouifatius-Druckerei in Paderborn. Nach solchen Träumereien gab es für Rei-nert allemal ein energisches Aufraffen. Mochte es fein, wie es wollte, an einer unglücklichen Liebe zu sterben, dazu verspürte er nicht die geringste Lust. Aber froh war er doch, als nach Verheiratung seiner jüngsten Schwester die Mutter zu ihm kam und Hans mit Heim und Herd unter ihre Ob-sorge nahm. Sie bannte die Einsamkeit aus feinen Pfählen und machte auch aus ihm wieder den alten fröhlichen Jungen _tion einst, da er unter drei jüngeren Schwestern nur der „große Junge" hieß, im Städtchen der „Schalkhans", vor dem nicht Spatz noch Spitz noch Mädchenzopf sicher war. Im Park der „blauen Villa", so genannt nach der die weißen Mauern rings um-wuchevnden Klematis, singen Drosseln und Nachtigallen ihre ersten Liebeslieder. Königin Sonne küßt in Lenzübermut tausende schlafende Blumenkinder wach. Drinnen hinter dunkel verhangenen Fenstern aber wohnen Geister, die grollend auf die lichte Frühlingspracht schauen: düstere Schwermut und Verzweiflung. Giacomo Campalla ist der finstere Bewohner dieses kleinen Paradieses, das ihm längst zur Hölle geworden ist. Nur seine alte, treue Amme und ein halb-tauber Diener haben bis jetzt bei dem unheimlichen Manne ausgehalten. Alle andern, auch die kleine Melitta, die er als Vermächtnis der einzigen Schwester mit aus dem Süden gebracht, sind geflohen, zu Zeiten, wenn Campalla seine Wutanfälle bekam. In solchen Stunden verflucht er die ganze Welt und sich selbst. Und den „Galiläer", der ihn nicht besiegen soll. Auch die Logenbrüder, seine mächtigen Freunde, verlästert er, weil sie ihn im St'che lassen, ihn, der ein halbes Leben lang für ihre Zwecke gearbeitet hat. Nun ist er schachmatt ------und sie lassen ihn fallen wie ein vevbrauchtes Rad. Warum? Er weiß es. Der alte Graf Raueneck ist beim ersten Gichtanfall zu Kreuze gekrochen. Hat sein hysterisches Mündel aus dem Kloster heimgerufen. Und Werners Weib und Tochter sind Kirchenläufer nach wie vor. Und die ekelste Teufelei: Sein Einziger ist Kuttenmönch. Dafür liegt nun der Groll der Loge auf i h m. Er möchte in die Tiefe fahren und Luzifer dafür henken. Campalla ist nur Halbitalieuer. Sein Vater hatte aus einer Reise durch Süd-deutschland bei einem Winterfeste in der fröhlichen Jsarstadt die schöne, blonde Gisela Werner, des jetzigen Justizrats Schwester, kennengelernt. Die beiden so verschiedenartigen Menschen hatten sich im Sturm gefunden. Und schon bald führte der schöne Italiener das angebetete Mädchen mit sich in seine südliche Heimat in Venezien, trotz des unerbittlichen Widerstandes des alten Justizrates, der seine Tochter lieber' einem deutschen Handwerker als einem welschen Marchese gegeben hätte, Gisela aber, wie der Vater und Bruder von leidenschaftlichtrotziger Gemütsart, ließ nicht von dem feurigen Romanen. Und so ließ der Vater sie ziehen, brach aber jede Verbindung mit ihr ab. Als der alte Werner längst gestorben und sein Sohn Kurt Rechtsanwalt und später Justizrat in seiner Vaterstadt geworden war, tauchte Giselas Sohn Giacomo in seiner Mutter Heimat aus und erwarb die gerade unter dem Hammer liegende „blaue Villa". Ob es nur die Pietät für seine deutsche Mutter war, die ihn dazu bewog? Keiner glaubte es. Im Städtchen erzählte man sich, daß andere dunkle Beweggründe ihn hergetrieben hätten. Die Kirche mied er. Die Priester haßte er. Und beten hatte den schwarzen Campalla noch keiner gesehen. Dann und wann waren die Fenster des Untergeschosses der Villa bis tief in die Nacht erleuchtet, nach außen aber abgedämpft. Dann hatte der Italiener seine geheimnisvollen Gesellschaften. Was es für Freunde waren, die dann mit dem Nachtzuge wieder wegfuhren — ? Keiner kam so recht dahinter. Nur das wußte jeder, daß Justizrat Werner an solchen Abenden nie daheim war. Und daß seine Gattin und Nichte — wie das Wernersche Hausmädchen erzählte — dann immer verweinte Augen hatten. Gisela Campalla, daheim in einer glaubenskalten Atmosphäre aufgewachsen, früh mutterlos geworden, hatte den Trost der Religion erst kennengelernt, als Leid imb Enttäuschung über sie kamen. Für Renato Campalla, den heißblütigen Italiener, war die kühle, vornehme Deutsche nur eine Schmerz in ihrer Kammer und wurde eine pikante Abwechslung gewesen. Mit ihrem einsame Frau. Langsam verblutete sie nach Besitz war der Reiz schon halb verflogen. Er innen. Sie begann hinzusiechen, und nur war kaum ein Jahr mit ihr vermählt, da die aufopfernde Liebe ihrer treuen Dienerin, hatte ihre stolze Tugendhaftigkeit ihn ge- die sie von daheim mitgebracht, ließ sie ihr Zulu-Mädchen beim Wasserholcn. langweilt. Und er hatte sich wieder seinen trauriges Leben ertragen. Und die Religion, glutäugigen Landsmänninnen zugewandt. die die Geprüfte wie eine treue Mutter ans Gisela war eine viel zu stolze Natur, um Herz nahm, als ihr Kreuzweg mit all seinen eine erloschene Liebe zu betteln oder ihre Erniedrigungen begann, grenzenlose Enttäuschung und Entwürdi- Donna Gisela hatte im stillen gehofft, gung zur Schau zu tragen. Sie barg ihren ihre beiden Kinder Elena und Giacomo in ihrem Sinne erziehen zu können. Doch sie hatten Leide das leichte, unbeständige Naturell des Vaters geerbt. Das war die letzte bittere Passion der unglücklichen Mutter, als sie ihren Sohn als osfizielles Mitglied der Loge und Elena als Gattin eines ihrer sauatischesten Vertreter sah. Das gab ihr den letzten Stoß. Ohne je ihre Heimat wiedergesehen zu haben, von ihrem 'Gatten verlassen, von ihren Kindern als Religionsfanatikerin bespöttelt, legte sie ihr Herz in fremder Erde zur Ruhe. Ihr letztes Wort war eine flehende Bitte an die alte, treue Dienerin: „Ich beschwöre dich, Hanna, laß die Seelen der Meinigen nicht aus der Hand! Ich bete im Himmel, du aitf Erden." Bald darauf starb auch Renato Campalla, ihr Gatte. Und Elena, deren Gatte Weib und Kind schon ein Jahr nach der Vermählung verlassen hatte. Sterbend gab sie ihr Kind, die kleine Melitta, ihrem Bruder in Obhut, das Lamm dem Löwen. Als daun der junge Giacomo vom Großorient als Vertrauensmann nach Süddeutschland geschickt wurde, erreichte es Hanua, daß er sie als Wärterin des Kindes mitnahm. So konnte sie ihr der Herrin gegebenes Versprechen einlösen und die kleine Melitta vor dom Einfluß ihres Onkels schützen. Zum größten Teil war ihr dieses gelungen, da Campalla sich nicht allzuviel um die Geistesrichtung seiner Nichte kümmerte und Hanna in Frau Werner und Ruth Heltorf tatkräftige Stützen sand. Melitta Morlano, die im Wchen und Charakter ihrer deutschen Großmutter ähnelte, war bei Werners wie daheim. Ihr größter Schmerz war, daß Tante Werner und Ruth nie zur „blauen Villa" kamen. Nur der Onkel. Unlb wenn der kam, dann konnten sie die f,leine Melitta nicht bei ihren Unterhaltungen gebrauchen. Warum, das ahnte das arglose Kind nicht. Nun war Melitta achtzehn Jahre alt. Da zeigten sich bei ihrem Onkel die ersten Symptome eines unheilbaren Leidens, das ihn mit der Zeit zum verzweifelten Menschen und zum Quälgeist seiner Umgebung machte: So kam es, daß alle seine Untergebenen aus seiner unheimlichen Nähe flohen. Als letzte Melitta. In einer Stunde, da er Gott und Menschen und Himmel und Hölle verfluchte, hatte Melitta schüchtern einmal gewagt, ihn zur Geduld zu mahnen. Mit einem furchtbaren Fluche hatte er ihr sein Wasserglas an den Kopf geworfen und sie aus seinem Hause gewiesen. Sie war gegangen. Ihr graute vor dem düstern Manne. In einem nahen Pensionate wartete sie die Entwicklung der Tragödie in der „blauen Villa" ab. Heute hatte Campalla einen feiner schlimmsten Tage. Er stöhnte laut. Die gräßlichen Schmerzen, die ihm in den Eingeweiden wühlten, machten ihn rasend. Der Gesang der Vögel vor seinem Fenster brachte ihn in Wut. „Elendes Leben, das solch blöden Kadavern mehr Recht gibt, zu vegetieren, als uns, den Herren der Welt. Mir läßt's nichts, als zu verenden wie ein Vieh." Er griff §um Morphiumfläschchen, aber die lange Gewöhnung beeinträchtigte die Wirkung. Und so begannen die Schmerzen nach kurzer Unterbrechung aufs neue. „Daß der verfl . . . Pillendreher nicht endlich so viel Mut hat, mir den Gnadentrank zu geben", knitschte er ingrimmig. „Wird auch einer sein von den feigen Subjekten, die vor den Kutten rutschen." Wild sprang er von dem Ruhebette auf und raste im Zimmer auf und ab, bis er erschöpft wieder hinsank. „Wenn nur Werner käme! Ist auch nicht mehr der alte. Die Ungnade der Loge mag ihn drücken. Was erzieht er seinen Jungen auch ftir Aschensack und Weihwasser?" Stöhnend wand er sich von einer Seite zur andern. Daun griff er heftig zur Schelle und läutete anhaltend. Die alte Hanna stürzte herein. „Schick' Friedrich zu Justizrat Werner. Er soll zu mir kommen. Zum Henker, er soll mir helfen, oder ..." Ein furchtbarer Fluch . . . Hanna war vieles gewohnt, aber sie zuckte zusammen unter der unerhörten Lästerung und griff heimlich nach dem Kreuz ihres Rosenkranzes. sFortschung folgt.) Eigentümer. Herausgeber und Verleger: Kongregation der Missionäre Söhne des heiligsten Herzens.Jefu. Verwaltung: Missionshaus „Maria Fatima", Post Unterpremstätten b. Graz, ^sterr. Verantwortlicher Redakteur für Österreich: P. Alois Wasting. F. S. C., Generalassistent, Missionshaus „Maria Fatima". Post Unterpremstätten bei Graz; für Deutschland: P. Heinrich Wohnhaas, F. S. C. Missionsseminar St. Josef, Ellwangen-Jagst, Württemberg. — Universitäts-Bnchdrnckerei „Styria . Graz. Weihnachtsgeschenke. Verlag Herder & Co., Freiburg itn Breisgau, Baden. Zu Weihnachten pflegt man Geschenke zu geben. Man schiebt die tägliche Sorge etwas zurück, um zu schenken. Der christlich-tiefe Sinn „Weihnachten" bewirkt das: die Freude über die Geburt des Retters aus tieferen als den zeitlichen Nöten wird in der Weihnachtszeit zur Schenkfreude: die Ursachen und tiefste» Gründe der Weihnachtssrende und also des Weihnachtsgeschenkes sind seelische und geistige. Ist es deshalb nicht sinnvoll, auch aus geistige und seelische Weise diese Weihnachtsfreude um sich zu verbreiten und die Geschenke so zu wählen, dasi sie zum Feste passen? Ist es nicht gut. darüber ein wenig nachzusinnen, während man sich auf den Weg macht, durch Geschenke die Freude am großen Fest zu mehren? „Schenkt Bücher!" Der Ruf klingt in besonderer Weise in diese Überlegung hinein. Er bedeutet nichts anderes als die Mahnung: „Schenkt auch dem Geiste!" und, wenn wirklich tiefere Sinnerfassung mitschwingt: „Schenkt der Seele!" „Schenkt Bücher!" 3a! aber nur, wenn auch die Frage klar beantwortet ist, welche Bücher der Weihnachtsfreude gerecht werden. Am nächsten liegt es. an das Buch der Dichtung als Weihnachtsgabe zu denken. Fangen wir an mit Peter Dörfler. Er ist einer der echten unter den deutschen Dichtern der Zeit, ein Meister der Kleinkunst, was die Dämme r-stunden (3.60 M.) überzeugend erweisen. Richt vergessen seien die A b e n-tenet des Peter Farbe (6.50 M.), ein Roman aus dem wildesten Leben nach dem Dreißigjährigen Krieg, den man zu den Offenbarungen menschlicher Güte und Selbstlosigkeit rechnen darf. Zu diesem Buch paßt ein anderes: Georg Luß, Der Ruf um Mitternacht (4.2Ö M.), dessen Titel schon manches über die Lebensgeschichte Johannes' des Findlings aussagt — die Selbsterlösung und -beglückung eines Menschen, der sich opfert. Neben Dörfler und Lust stellt sich ein Dichter feinsten Sprachgefühls und großer Stimmungsfähigkeit: Johannes Kirschweng mit dem Buch Aufgehellte Nacht (4.20 M.f: episch unaufhaltsam wird in sechs Erzählungen die Erweckung der Menschen aus sinnlicher Verstrickung zur innern Freiheit, aus der Jugendbangnis zur Lebensfreude geschildert. Dann sind zwei wichtige Zeitromane zu nennen. N i g g l i, ZwischenZwanziq undDreißig (4.80M.j, und Richli. Im Vorraum der Zukunft (6 M.j. Niggli berichtet von den Erlebnissen einer jungen Lehrerin in den ersten Berufsjahren. Richli dagegen läßt einen Jungen durch alle wirtschaftlichen, geistigen, seelischen Wirrnisse der Zeit hindurchgehen, getrieben von seinem Hunger nach Klarheit und Lebensform. Der Weg geht vom Seßerlehrling bis zum Zeitungsredak-teür, und hier wird das Buch dann zu einem groß geschauten Presseroman. Von Stromern und Vagabunden (2.80 M.) nennt V e r g h o f f die Lebens-heichten von Landstreichern. Dippelbrüdern. die ihre Erlehnisse ihm offenherzig genug erzählten. Es ist ein wirklich eigenartiges Buch: nicht leicht wird man anderswo so tief hineinsehen in die seltsame und uns sehr fremde Welt der Heimatlosen. Was ist nun das für ein besonderer Titel: Allhier verkauft man Weisheit (4.50 M.j —? Er ist gut gewählt, sein Verfasser Heinrich Mohr hat schon in ihm die Spaßhaftig-keit und Tiefe, den Ernst und die Zugehörigkeit zum Volk angedeutet, die dieses Buch erfüllen. Anekdoten. Legenden, Mären, Fabeln — die große unerschöpfliche Schaßkammer deutscher Spinnstubenträume tut sich da auf. Literaturgeschichten spiegeln das Leben einer Zeit im literarischen Ausdruck. Im besonderen gilt das von deren jüngster: Die Deutsche Dichtung der neuesten Zeit von Johannes Mumbauer (Band I, 16 M.l. Das ist ein umfangreiches schönes Buch mit 19 prächtigen Tafeln. Mit dem nun folgenden Kurzbericht über Lebensbücher, wie wir sie nennen wollen, Werke, die der Erziehung des Menschen zu einsichtsvoller Lebensführung dienen, kommen wir zu einem Kapitel. befien Wichtigkeit nicht alle Zeitgenossen erkannt haben. Eben darum! Da ist ein Buch von Rudolf Allers: Das Werden der sittlichen Person (8 M.f. Und dann das Buch von Linus Bopp: Wir sind die Zeit (5.40 M.). Der Titel sagt schon, worauf es abzielt — auf die Schlußfolgerungen und Ziele, die sich aus der Einsicht ergeben: Alles, was die Zeit ausmacht, hat seinen Ursprung in den andern und in uns selbst. Wir haben die Verantwortung, wir haben die Gegenwart zu formen! In einem gewissen K Sinn ist das Werk Voraussetzung für ein anderes: Peter Dehen. Leben und Gegenwart (1.20 M.). Vom Lehrling über den Gesellen zum Schreinermeister arbeitete sich der Verfasser durch, und als er so weit war. studierte er Philosophie und Jus. promovierte aus beiden Gebieten und wandte sich bann dem sozialen Dienst zu. In den Kreis jugenderziehlicher Werke gehören auch die Bücher von Tüth: Reine Juge n d r e i f e (3.20 M.f und von Herzog, Ringen um Reinheit (0.75 M.): ohne die Zeitverhältnisse zu verkennen. erziehen beide sachlich und eindringlich zu gradliniger Lebensart. Beschließen wollen wir diesen Abschnitt mit dem Hinweis auf ein Werk, das große Verbreitung verdient: Willibrord Verlade. Der Antrieb ins Vollkommene. Vor zehn Jahren erschien der weit bekanntgewordene erste Teil dieser Lebensbeschreibung eines Malermönches („Die Unruhe zu Gott". 5 M.), dem nun die selbsterzählte Geschichte der Jahre seit dem Eintritt ins Kloster folgt. Vom Kloster sprachen wir zuletzt. So soll jetzt von Büchern berichtet werden, die den Menschen zu religiöser Verinnerlichung hinführen, Fangen wir mit zwei Werken an. die beide dem gleichen Ziel zustreben: Das Buch der Gottesfreunde (6.80 M:f von Severin mutigere und Menschen und Heilige (10 M.f von Heinrich M o h r. Diese Bücher sind so lebensvoll und gegenwartsnah, so beispielhaft für jeden Menschen, daß man sie jedem in die Hand geben kann und soll! — Schreibt Peter Lippert ein neues Buch, so ist's kaum vonnöten, darüber viel zu jagen. Nur: denen die „Briefe an gute Menschen" (3.40 M.f Trost. Anlaß zur Besinnung, Ermutigung waren, wird das neue Werk Vom guten Menschen erst recht viel bedeuten: es führt zur Selbstprüfung, läßt jeden den Maßstab gewinnen für sich und andere. Sein zweites neues Werk. Die Kirche Christi (5 M.f. stellt klar und schön als das Wesentliche der Kirche das Mysterium des „Glaubens" heraus Über das Kirchliche hinaus geht Robert Linhardt im Buch Unser Glaube (6.20 M.f. Er umschreibt das Ganze des Katholizismus Von drei weiteren Neuerscheinungen kann man im Zusammenhange sprechen: dem großen, klassischen Werk der Erbauungsliteratur Das Leben Jesu Christi in Betrachtungen von P. M. M eschl e'r, dem Buch von Bischof Gröber: Christus Pastor (3.60 M.f und dem religiösen Mahner für jeden Tag: Der selige Weg (5.20 M.f von Georg Timpe. Kardinal Bertrams rasch sich einführendes Buch Charismen priest e r l i ch e r G'e s i n n u n g (4.80 M.) ist so weltofsen und voll geklärter Lebensweisheit. daß man es nicht nur Geistlichen, sondern auch Laien schenken soll. Sehen wir zu, ob es auch neue religiöse Bücher für Kinder, Iungens und Mädels gibt — Bücher, die nicht lehrhaft und starr sind. sondern fröhlich, bilderreich, lebendig. Es gibt ihrer! Schon für die Jüngsten z. 93. Die Bilderbibel für unsere Kleinen (2 M. und 2.80 M.f, ein ganz entzückendes Büchlein, das die erste religiöse Unterweisung zu Hause aufs wirksamste unterstützt. Also: auf den Weihnachtstisch der Drei- bis Vierjährigen! Am schönsten findet die Jugend sich selbst wieder im Abenteuerlichen, was nicht um seiner selbst willen vor sich ging oder erzählt wird. Dieser Wahrheit folgt die Buchreihe „Heiligenleben für Kinder von heute", von deren neuesten Bänden wir etliche nennen: Franz Xaver, der tapfere Mann (3 M. u. 3.50 M.f von Sophie zu Eltz. St. Martin (3.20 M. und 3.80 M.f von Wilhelm Matthieße n und D i e Geschichte der heil. Magdalena Sophie Varat (2.80 M. u. 3.20 M.f von Maud Monahan. Sind wir nun auch mit unserer Reise rund um das Herderjahr 1931 bald am Ende, so fehlte doch noch ein gewaltiges Stück im Kreis, wenn wir nicht noch dis großen Nachschlagewerke nennten, die Herder von jeher sein Gesicht geben: das Lexikon der Pädagogik (erschienen ist Band 1 s32 u. 36 M.f) — das Staatslexikon (schon zu vier Fünfteln vollendet fl—IV je 35 u. 38 M.f), das mehr als eine Auskunftei ist: ein grundlegendes Werk. ein Berater im ganzen Bereich heutigen sozialen Lebens — das Lexikon für Theologie und Kirche (zwei Bände sind bis jetzt erschienen fje 30 u. 34 M.f. der dritte steht vor der Ausgabe). Und besonders noch den „Großen Herde r". das als „neuer Typ" schon berühmt gewordene Hauptwerk des Verlags (12 Bände und 1 Atlasband). Wir konnten nur von einer beschränkten Buch-Auswahl berichten. Doch ist zu hoffen, daß schon diese kurzen Gedanken und Hinweise viele in den Buchladen führen werden: mit der Absicht, durch Schenken nicht nur zu erfreuen, sondern auch den Beschenkten geistig zu fördern! Universitäls-Buchdruckerei „Styria", »raz.