Zamstag den 2Z. August 1830. An Vie Machtigall. (Nach Mil ton.) <^^3?l',chtigall! die du zur Zeit der Maien Den Liebcsiechen, auf dcn Vlülhenzweigen, DcS?ldeni>s singst, wenn alle Wälder schweigen, Nm sic mit ftischer Hoffnung zu erfreuen; Ist jene Macht,, weun vor des Klikuks Schreien Zum Himmel deine hellen Lieder sleigen. Den süßen Tönen deiner Kehle eigen, Daß sie uns Glück der Liebe prophezeien: Co singe bald, eh' jener Vogel trübe Sin hosslningleereö Looö mir waat zu künden» Und nicht von Jahr zu Jahre es verschiebe, Ganz ohne Grund dich früher einznsiuden; Denn Schwester nennen Muse dich und Liebe, Und dienend bin bei beiden ich zu finden. Joseph E m anuc l Hilscher. -------------^__—_,----- . Än der Veresina. (Nach dem Fra » zösis ch c „, v c> n C. Spindler.) (Beschluß.) Endlich waren die verschiedenen Stucke des geopferten Pferdes zugerichtet, und mit wildem, eckcl< haftem Hunger fielen die Soldaten darüber her. »Dreißig Infanteristen auf einem Pferde! das bat man noch ">e gesehen!« rief der Grenadier, der Mchette erschossen hatte. — Dieser Ccherz war der einzige, der vom Nationalcharacter zeugt. Nach dem Mahle hüllten sich die meisten der armen Krieger in ihre Mantel und Kleider, warfen sich auf Bretter oder Decken nieder, und schliefen unbesorgt ein. Auch der Major hatte seine Portion von Bichette erbalten; auch er batte seinen Hunger gestillt und sich erwärmt. Auch auf seine Augen senkte sich bleierner Schlaf. Wäbrcnd er nrcb mit demselben kämpf-fte, siel sein Blick auf die bereits schlummernde Julie, die neden ihm lag, gehüllt in eine Wildschur und einen Dragonermantel. Die ganze reibende Gestalt war dae-unter versteckt, eine Mutze, von Asirael'an, und ein UN--ter dem Kinn gebundenes Tucli bedeckten zum qrö'ßten Tbcil ibr Gesicht, und auf einem mit Blut besteckten Kiffen lag ibr Haupt. War das nocb jenes rei';erde Weib, die Konigmn der Bälle, der Stolz des Geliebten? oder war sie die letzte der Marketenderinnen? Pbilipp füblte im Enl« schlummern fast seine Liebe untergeben. Scbon träum« te er in wilden Pbartasien, aber durcn alle diese Tra'u. me ging der erscbütterndc Gedanke dlircl)-. «Wir müssen alle zu Grunde geben, wenn ich cinscl'Iafe — ich darf, ich will nicht scblafen. — « Und in diesem Augenblicke schon scblief er ftst. — Fürcbterlicbes Geschrei und der Knall eirer Pul.-vcrexplosion weckten ibn plö'hlich nach kur»em Scklum-lncr. Er fubr in die Höbe, urd sab vor ftck ein ^euer-meer, das immer nä'ber rückte, und die Hüllen urd Karren gräslich belcucl'tete, cbe es dieselben oesraßig verzcbrte. Gebeul der Verzweiflung sliec, aus den Brandstätten empor, aber dieses nicht achtend, brachen sich die 1000 Krieger der Arri're - Garde mit Gewalt einen Weg gegen die Brücke durch. »Fourm'er zieht sich zurück!« rief der Major: »Eo ist also keine Hoffnung mehr.« Ein? freundliche Stimme antwortete ihm: «Ich 235 - habe Deinen Wagen verschont, guter'Phili'pp.« — Es war der Adjutant. »Dennoch ist Alles verloren!« rief Sucy: »Sie haben mein Pferd aufgezehrt! wie sollce ich auch diesen kindischen alten Mann und seine zum Tod erschöpfte Gattinn in die Höhe bringen?« , »Jage sie mit einem Feuerbrand auf!« »Wie? meine Julie!« »Nun, so leb' wohl!" versetzte der Adjutant erbittert: »Ich mu^ über die Brücke; ich habe noch eine Muucr in Frankreich. Dieses Volk hier la^t sich lie-der verbrennen, als daß es vom Schnee aufstünde. Willst auch Du so zu Grunde gehen? es ist vier Uhr. In zwei Stunden greifen die Russen wieder an. Denke an Dich selbst, Philipp, komm!« »Ohne Julie?« schrie der Major, hob die Grä-sinn auf, schüttete siv mit der Gewalt eines Verzwei-selten wach, und donnerte ihr ins Ohr: »Gehe mit, Julie; zwinge Dich, oder Du bist verloren!« Statt zu antworten, wollte die Gräfinn wieder schlaftrunken zu Boden sinken. Der Adjutant ergriff einen Feuerbrand, und schüttelte diese sprühende Fackel vor ilncn Augen. Sucy nahm sie in seine Arme ünd trug sie zum Wagen. Sein Freund half ihm auch den General dahin tragen. Sie plünderten all die Schlaftrunkenen, die sich zu ihren Füssen auf dem Schnee wälzten, bedeckten mit ihren Mänteln und Pelzen den Grafen und scine Gattinn, und warsen zu n Ueberfluß ein Stück gebratenes Pferdefleisch in einc Ecke des Wagens. «Was soll nun geschehen?« fragte der Adjutant. »Wir selbst wollen die Kutsche ziehen!« »Freund Du bist verrückt geworden. Nach hundert Schritten erliegen wir unter der Last.« »Es ist wahr,« seufzte Philipp, und verschränkte muthlos die Arme. Mit einem Male jedoch rief er, d'.e gesunde Hand seines getreuen Soldaten erfassend: »Dir vertraue ich sie noch einmal auf eine Stunde an-,'denke aber daran, daß Du eher zu sterben, hast, als irgend jemand an den Wagen zu lassen!« Bei diesen Worten ergriff Sucy das Schmuckkästchen der Gräfinn, und schlug mir flachem Säbel auf diejenigen der schlafenden Soldaten los, die er für die unerschrockensten hielt. So erweckte er den riesenhaften Grenadier und zwei andere Soldaten, deren Uni-form gar nicht mehr zu erkennen war. »Wir sind hin!« schrii er ihnen zu. »Ich weiß wohl;« versetzte der Grenadier. »So opfert wenigstens euer Leben für eine hübsche Frau, und folgt mir!« „Ich schlafe lieber,« sagle ein Soldat, indem cr, sich wieder in den Schnee wälzte.- »wenn Du mich aber noch einmal anrührst, Major, so schlitz' ich Dir wit meinem Säbel den Bauch auf.« »Was soll's denn, Major?« fragte nun der Grenadier: »dec Ma m oa ist betanken; ein Pariser Söhnchen, das die Bequemlichkeit liebt.« »Diese Brillanten, sind Dein, wackerer Grenadier,« rief der Major, „wenn Du mir folgen und gut thun willst. Die Russen stehen zehn Minuten von hier. Sie haben Pferde; wir holen uns zwei Klepper vo» der ersten Batterie/« „Aber die Schildwachen, Major?« Sucy erwiederte: »Einer von uns Dreien nimmt die Schlldwache auf sich; Du gehst doch mit, mein Freund und Bruder?« — Der Adjutant nickte mit dem Kopf. »Muzjt mich auch in Dein Berlinchen stecken, M^ jor!« bemerkte noch der Grenadier. »Es fei, wenn Du Deine Haut nicht dort oben lässest. Versprich mir aber, die Gräfinn zu retten/ wenn ich dort oben liegen bliebe." „Einverstanden!" rief der Grenadier; unddie drel Tapferen eilten auf die russischen Batterien los. Drel gingen hin, und nur zwei kamen zurück, auf zwei Pfe^ den reitend, und verfolgt von den Kugeln der wach ü^ wordenen russischen Artilleristen. Der cdclmüthige Ad' jutanc war geblieben; der Grenadier frisch und gesund) Sucy hatte einen Bajonettstich in die Schulter erhalten. Dennoch ließ er das Pfero nicht los, und jagte es rüstig bis an den Wagen, den er unversehrt wieder fand. „Sie müssen mich zum Ehrenkrcuz melden, Herr Officicr!« meinte der Grenadier, indem er Anstaltett machte, mit Stricken die Pferde anzuspannen: »Abel zum Teufel, die Stricke reichen nicht aus! wir müsse" die Schläfer um uns her vollends ausziehen, und ihre ShawlS und Schärpen für uns verwenden." Als er den ersten Besten plünderte, rief er: „D^ Spaßvogel scheint todt zu seyn. Wahrhastig: alle die> se Pursche sind hinüber. Die Pfcrdsiudigestioll "^ Schnee und F>uer haben mit ihnen geendigt.« Der Major zitterte, und bemerkte jetzt erst, daß die Kälte zugenommen hatte. Er rüttelte die Gräsi""' und rief ihren Namen/ Julie hob mühsam den Ko^ und öffnete die Augen. »Gott sei Dank! Sie leben, Madame. Nun st'^ wir gerettet.« ., »Gerettet?« wiederholte Julie, und sank wieder in ihre Ermattung zurück. — Die Pferde waren a"' gespannt, und auf ihnen saß dcr Grenadier und Su^ mit schlecht verbundener Wunde, und mit Pistole« be^ waffnet. Dcr andere Soldat, dessen Füsse in der letz' ten halben Stunde erfroren, war auch in den 5W"s 125 ' geworfen worden. Der Grenadier trieb die Pferde mit seinem Bajonette an, und oer Wagen flog wie ein Ge- ^ Witter durch die Ebene. Aber bald w.ar er mitten im Gedränge der nach dc'n Strome forttaumelndcn Soldaten. Man konnte nnr im Schritt fahren, bedroht von den Flüchtigen., welche Lust hatten, die Pferde zu todten. »Wie lang soll das währen ?« fragte der Grenadier den Major: «Wollen wir zuin Ziel kommen oder nicht?« „Freilich!« versetzte Sucy: „Um jeden Preis!« »Voran alfo! man macht keinen Pfannenkuchen ohne zerschlagene Eier!« Der Grenadier sprengte die Pferde wie wüthend in dieses schwankende Menschenfeld, daß die Räder zu deiden Seiten umwarfen, was ihnen vorkam, und Männer, Weiber und Kinder zerschmetterten. Dazwischen schrie er jedoch immer mit Donnerstimme! »Weicht aus, verfluchtes Pack!« — Der Major schauderte, aber stin Begleiter spottete hierauf,- »Was thut's? das, oder die Kälte; das, oder russische Kugeln.« Mcht fern vom Ufer stürzte der Nagen um. Der unerschrockene Grenadier sagte nur: »Das hab ich erwartet. Ader der arme Soldat da drinnen ist mauft< todt.« «Armer Lanrent!« seufzte der Major. . «Hieß er Laurent? der vom fünfcen Jägerregiment?« Der Major nickte. »Sieh', sieh'! das war ein Vetter von mir. Aber so ein Hundeleben ist nicht werth, daß man viel Auf: Hebens davon macht.« Man licß den Wagen liegen,' die Pferde stehen, weil zu viel Zcit verloren gegangen wäre. Julie war von dcm Sturz erwacht. Wo sind wir, Sucy? fragte die Leidende: »Was ist geschehen?« «Wir haben noch fünfhundert Schritte zur Vcücke. Jenseits sind wir sicher; in Wilna darfst Du ruhig schlafen. Daß Du nie erführest, was Dein Leben mir gekostet hat!« — «Du bist verwundet?« — «Hat nichts zu sagen,» — Die,Katastrophe war aber da. Das russische Geschütz schleudert? seine Donncr-keule in die Ebene herab; die feindlichen Colonnen hat' ten Studzianka besetzt, und wälzten stch schnell wie die Fcuersbrunst gegen das Ufer hernieder. Auf der Brücke wimmelte alles von Menschen, und schon brannten auf EblLcbe wohl!" — Die Liebenden hatten sich verstanden. Der Graf sprang auf den Floß; Julie folgte ihm, und schenk.te dem Freunde noch einen Blick. Der Grenadier rief herauf: »Wollen Sie meinen Platz, Major? ich habe weder Frau, noch Kind, noch Eltern; bcsch-len Sie, und-ich spring ins Wasscr." ,. »Ich vertraue Dir diese an!« antwortete der Major, auf den Grafen und seine Julie zeigend; und der getreue Soldat versetzte; »Schon recht! sie sollen Mein Augapfel seyn.« Da wurde das Floß mit solcher Gewalt gegen das jenseitige Ufer getrieben, daß der schreckliche Stoß das gebrechliche Fakrzeug zu zerschmettern drohte. Der Graf stand an dessen Rande, und stürzte in den Strom i in demselben Augenblicke trennte eine scharfe Eisscholle sein Haupt vom Rumpfe. «Major'.« schrie noch einmal der Grenadier. — »Lebe wohl!« schrie noch einmal Juliens Stimme. Su^p siel von Schrecken und Müdigkeit erschöpft zusammen, ward vun den herbeieilenden Russen gefangen, und nach den Steppen Sibiriens aFschl?M. Nach mehreren Jahren des Leidens betrat er wieder den französischen Boden, suchte scine Julie auf, und fand sie — in Wahnsinn verloren. Bis an ihr Ende war das einzige Wort, das sie sprach: «Lebe wohl!« WangenVe Eisenbahnen. Im Gebiete der Mechanik ist wieder eine Erfindung gemacht, oder vielmehr erneuert worden, die, wcnn sie sich als haltbar bewährt', von großer Wichtigkeit seyn kann. Hängende Eisenbahnen consiruirt nämlich der Mechaniker Hr. Dick in London, dcr einst- ' '.rcilcn ein Modell derselben in Charing-Lroß öffentlich ausgestellt hat, und nächstens in einem Parke, wozu bereits Lord Lowther die Erlaubniß ertheilt hat, einen practischcn Versuch machen will. Es sollen diese hängenden Eisenbahnen den Vortheil haben, daß sie erstlich rascher fördern, als die festliegenden, und zweitens wohlfeiler herzustellen sind. Starke eiserne Stäbe, die von eben solchen Pfeilern und Bändern gehalten werden, bilden die neue Bahn, die bequemer und näher als jede andere, von und nach jedem gegebenen Puncte so construirt werden kann, daß der Boden darunter weder dem Landbaue, noch irgend einer Wasser-Verbindung entzogen wird. Da die Friktion dabei bedeu- tend vermindert wird, und die schweren Transportier: Maschinen gewöhnlicher Eisenbahnen ganz unnöthig sind, lo glaubt der Erfinder, daß unbeladcne Wägcn 50 bis 60 (engl.) Meilen, beladene aber 20 bis 3» Meilen in einer Stunde auf seinen Bahnen werden zurücklegen können. Natürlich hat Hr. Dick auch eine neue Art von Wägen dazu erfunden, die sich nicht über oder zwischen den Rädern, sondern unter denselben, und wahrscheinlich auch unter der Bahn selbst befinden. Pferde werden dabei nicht in Anwendung gebracht; leichte Wägen werden durch menschliche Kraft in Bewegung gesetzt, und schwerere mit einer Maschine durcft Schlepptaue in Verbindung gebracht. Staub wird natürlich auf diesen Bahnen nicht zu befürchten seyn, und auch gegen dcn Schnee sind die vorhandenen Vorkehrungen sehr einfach. Nächst dem Fluge, meinen unsere Zeitungen , würde die raschendste Bewegung, die es gibt, durch diese Bahnen herzustellen seyn. O h a r a v e. (V ie rsyl big) Das E rste wohnt i» düstern Gründen, Läßt selten sich bei Tage finde»; Ward in dcr alten Heideinvclt Einst einer Göttinn beigesellt. Wohl manche Dame, die zum Ersten pastt, Will dennoch sich im Zweiten schmeicheln; Doch Zweites ist ein o^nd von Heucheln, Und wird darum^ so 'oft gehaßt. Das Ganze lebte einst vor grauen Ta2«n, Und seine Laune war beim Volk belicvc^ Was Tolles man von Possen nur kann sagen. Das wurde von ihm ausgeübt n'ii'6 llicnnit ^viecioi-liolill 6ie I<.nn6« gc!g«d«n, cl»55 IVäuIcin jli n n s, n Ili i n L ZIali « l, lia »',5 V/ ieu , dic:8ll üd^rull g<:!V:ll'!!<^v'.w5!l«ilNil »ul'clem I''u,-lcpicinn, nuf illi«!- kl!>5u i,u<'ll Ilali««, I"i ^nkreit:!, unä l5nZlal!cl, i,U<:!>5!,ei' '1^, I^i!)Icl, c:int,l'c;s-scn >vct-cl(!, ^vc> uns 6»nn clei- 5c!k''n