^80150 -' .ul Eilli Ustili- md UliltsttittsktrA St. Wf Nijtimsklisc lltk P. t>. LiiMlfltn NI Sk'iermsrl>, Wie» 1M4. H s!! L, 4 8 WWMMMWMWW 1680. cerkev sv. »aä 1884. Aosesiöerg 6ei KM. Akis KiMtlisl unil Hilli mit der Doiiv- uncl Wa^a!iri8^irc!te Ki.Io^ nebst dein Missionshaufe der P. P. Lazaristen ii« Geograxhisch- Md grschichtlrcher Umriss vom k. k. Reqleruntzsrathe' > Dr. A. S. Uichker, Ritter des päpstlichen Ordens vom heil. Gregor dem Groszeit, d.es spanischen Ordens der Königin Isabella d^r Kätholisch.esi und des kais. russischen SL. Anueu-Ordeus tu. Klasse, Besitzer detz^ön. sächsischen Anrecht-Kreuzes, sowie mehrerer goldener und silberr^r Medaillen,Ehrenbürger der Markt¬ gemeinde Anger in Steiermark, Ehrenmitglied, d§yu Director utid Ausschuss¬ mitglied gemeinnütziger und patriotischer Vereine rc. rc. rc. (Zum Besten der obgenannten Kirche.) Wien 1884. Im Selbstverläge des Verfassers. — Dru-k von Karl Gorischck. 280150 Vorrede. Em höherer Staatsbeamter in Wien begab sich, ärMchem Nathe folgend, im Jahre 1882 nach CM, nm in den rebenge schmückten Cehtden L'üd- steiermarks, seinen schwach gewordenen Magen zu stärken, um die in Folge geistiger Arbeit überreichen Nerven dnrch tägliches Wandeln im milderen würchg duftenden Luftoceane, welcher liber dem Sannthale lagert, stärken und ;n beruhigen und in den Wogenbädern des grünen Sann-Flnsses sich pr laben und zu eryuickerr. Wie unerschöpflich sind doch die Schätze des Landes l — , welches Schreiber dieser Zeilen, — selbst ein Sohn der weisi-grün gekleideten Styria, — nach langer Trennung wieder betrat! In der Nähe des altehrwürdigen Nömer- bades, der berühmten Lader von Tüffer, beginnt sich Cilli mit dem Lorbeer des Ruhmes zu umkräiyen — eine dritte Müteperiode nach der classischen und mittelalterlichen— als Luft- Cur- ort erwartend. — Cs fügte sich, dasi dem Ankömmlinge im Gasthofe Mr „En ge l", ehemals „;nm Stern," das sogenannte Lai ser? immer, I. St. Thür Ar. 3 zur Lenützung angewiesen wurde, und der Lranke betrat diesen Raum voll Hoffnung auf Genesimg, den Zufall als gutes Gmen begrüßend! Hier hatten VI ja Kaiser Loses II., Papst Pins VI. auf -er Wienerreise, dann Napoleon I. und Kaiser Franz I. gewohnt. Als der Gast des „Engels" am nächsten Tage auszog, um das Wd der Landschaft, welche ihn umgab, zu schauen, erfüllte ihn Gewunderung und Entzücken beim Anblicke immer wechselnder und doch immer schöner Scenerien; besonders auf d e rSannb rück e, nächst der Promenade imponirt und ergötzt das, was man steht! — Der Schlosyberg, gekrönt von den Resten eines einst so stolzen Herrscherschlosses erinnert an die Grafenzeit — und die Umrisse der lieblichen, gnadenreichen Losefikirche bilden einen lichten Gegensatz zu dem düster prächtigen Mde neben. Auch die untere Vurg und manche hoch ragende Thürme und Manern melden von Tagen einstiger kriegerischer Gröste, als CM noch der Hanptsttz eines weithingebietenden Dynaften- Geschlechtes gewesen ist. Vas Städtchen, heute von beiläufig 6000 Menschen bewohnt, schmiegt sich traulich an die Sann und ist einer der freundlichsten Ruhepnnkte an der österreichischen Sndbahn. - Vie Gothik der Stadtpfarrkirche, welche im XV. Jahr¬ hunderte erbaut wurde, spricht ernst mahnend zu den Sinnen, während die deut sche Kirche romanische Formen zeigt. Dieses Gotteshaus gehörte einst den Minoriten. VH Den Uicolaiberg, umrahmt von der Rebe herrlichem Grün, schmückt eine alte, kleine Gapnzinerkirche. An seinem Fiche liegt ein jugendlich aufstrebender S t a d tpark, die Zukunfts¬ gründe des Lnst-Curortes CM. Dieser Vergnügungsort hat ein hübsches Monu¬ ment, dessen Aufschrift lautet: Dem Andenken der im Fahre 1869 während der Lnsnrrection in Süddalmatien Gefallenen des k. k. 8. Feldjäger-Bataillons Das Offieiers-Corps. Lgna? Gblak. In der spiegelklaren Sann läßt es sich köstlich baden — ihre Wässer haben im Sommer 18 bis 200 re'aumnr'scher Wärmegrade und werden als heilkräftig empfohlen! Am rechten Sannufer oberhalb des Manner- Badeplatzes ist zunächst des Malhei'schcn Bierkellers am sogenannten „Dründlstein" folgender Vers eingravirt: „Rah'st du dem Clnell' hier auf freundlichen Wegen, Ström' er erguickungsvoll, rausch er dir Segen". 1838. In diesem Versewurde der Vame des damaligen Verpflegsofficiers Rauscher in CM, welcher sich nm das Zustandekommen eines im Lahre 1838 an dieser Stelle zn sehen beabsichtigten Monumentes VI11 insbesonders interessirte, vom VerfasserI.G abriel Seidl in den Worten: „rausch' er ergnicknngs- voll" verewiget. Entzückt von dem vielfachen Schau spiele, wurde in der Seele des Wanderers, der dieß schreibt, — der Wunsch rege, — als vermögensloser Mann — , dem lieben Gott nach erfolgter Heilung seinen Dank dadurch zu beweisen, daß er eine kurze Beschreibung von dem Ursprünge und Aufblühen der schönen Iosefikirche verfassen wolle, um durch deren Ver¬ öffentlichung einen Beitrag zum Besten derLirche zu erzielen! — Durch die freundliche Unterstützung der hoch¬ geehrten Lrchenvorstehnng und hochw. Herren Mksstonspriester aniSt.Iosesiberge, sowie des hoch- würdigen Herrn Prof. Berger in Wien — wofür hiemkt der wärmste Dank ausgedrückt wird — ist es nach Bewältigung mancher Hindernisse gelungen, das vorliegende Büchlein zur Ehre -er heiligen Familie „Jesus, Maria und Josef" zu Stande gebracht zu haben; und sollte mit der Hilfe Gottes damit nebst dem Endziele der innigen Verehrung der lieben Heiligen, auch ein materieller Erfolg zum Besten der G krche erzielt werden, so würde sich glücklich schätzen Wien, am 27. Juli l884. Z>er Werfaster. Inhalts-Wevzeichrrrß. Seite Vorrede. . . . . . 8 Einleitung. II Das Sannthal und Cilli. I. Die Landschaft . . . . — II. Geschichtliche Skizzen.13 Cilli in der Vorzeit und zur Zeit der Römer . . — Die Grasen von Cilli 18 Ruine der Burg Obcr-Cilli 21 Der Grafen von Cilli ivohlthätiger Sinn ... 22 NI. Elementar- und andere Un gl ü cksfäl le in Cilli nnd Umgebung .24 Die Pestseuche — Feuersbrünste . 25 Heuschreckenplage 26 Die Tnrkennoth — IV. Konfessionelles .28 Die Juden — Die Lutheraner '. . . — Barmherzige- nnd Schulschwestern 29 Lage und Ursprung der Votiv- und Wallfahrtskirche -Lt. Josef bei Cilli und des Missionshauses 35 I. Die Kirche 36 Das Äußere der Kirche Das Innere der Kirche. 38 Die Privilegien der St. Zosefikirchc 41 II- Missionshaus.42 Beschreibung des Missionshauses . . . . . . Verbindung des Beneficiums St. Josef mit der 3. Stadtpfarrkaplanei 43 III. Einsüh ru ng d er Miss i on S p ri est er in Öster¬ reich 1852 . . - - - - - . - - - - 45 Das EinführungS-Comite und dessen Wirken . . — Die ersten Missionäre 49 X Veite IV. Überlassung der Filial- u n d W a llf a hrts- kircheSt. Josef bei Cilli an die Missions¬ priester vom h. Vincenz von Paul öl Antrag des Abtes Vodušek "" Übernahme der Kirche und des Missionshauses. . "" Reihenfolge der Vorstände der Missionspriester daselbst 52 Ijsnetaowres (Wohlthäter) . . .53 Processionen und hohe Besuche 55 Gottesdienst in St. Josef 56 Kirchliches Verehrung der Heiligen 57 Reliquien.6i Besondere Verehrung der Heiligen Maria und Josef . 69 St. Josef 75 Gebete: Zum heil. Josef in besonderen Nöthen . . 78 Zum heil. Josef nm Trost und Hilfe der armen Seelen im Fegefeuer . . - 79 Zum heil. Josef um eine glückselige Sterbestunde 80 l. Memorare-Gedanken 81 I!. Jesus. Maria und Josef Respensorinm zum heil. Josef Litanei zum heil. Joses 83 Zum heil. Josef in verschiedenen Angelegenheiten 85 Lehre vom Ab lasse 86 Ablaß «8 Wie vielfach ist der Ablaß 94 Können Ablässe auch den Seelen im Fegefeuer zu Gute kommen 96 Ablaß-Gebete 97 Portiunkula-Ablaß 102 Brüderschaften l04 Sinlritmz. A ^mes der schönsten Länder unserer erlauchten, öster¬ reichischen Monarchie, welches in Norden von Österreich und unter der Enns, in Westen von Salzburg "«d Kärnten, in Süden von Kram, und in Osten ^n Ungarn und Croatien begrenzt wird, — ist Steiermark, besonders das südliche mit seinem bilden Clima!" Dcrs SanntHcrl" unö GiM. (Geographisch- und geschichtlicher Umriß.) I. Die Landschaft. Es ist ein Paradies, in das der Verfasser den neundlichen Leser geleiten möchte! Die im herrlichen Smaragdgrün schimmernde Sann Met zum Bade in ihren lanlichten Fluten und die Mjade des Flusses schwingt ihr heilkräftiges Scepter. M nächster Nähe rauschen die warmen Quellen des ^vrncrbades! Die ganze lachende Landschaft ist ein See¬ len, über den die würzige Luft slillwogcnd dahinstreicht. Die Ärzte nennen Cilli einen climatischen Curort nach St. Josef Pilgern tausende frommer Waller! Herz und Auge erheben sich erfreut beim Anblicke der Wreichen Kirchen, der berühmten Wallfahrtsorte, der Kapellen und Thürme, die wie Lämmer aus den 12 kleinen Wäldchen und Auen dem Cilli-Pilger entgegen- blicken und den Bergcsholden ringsum ein merkwürdig entzückendes Aussehen verleihen. Näh ert man sich v o m A n f g a n g e d e r S o n n e der Stadt, überrascht ein mächtiges Ruineubild de» Schauenden. Es sind die Trümmer der berühmte» Grafenburg : „A lt - Eilli!" Rechts von ihr ragt die St. Nie o lai kirchc empor, nach welcher, der Sage nach, die alten Schlo߬ herren auf lederner Brücke Kirchgang hielten. Von Süd e n her führt der Weg au den Therme» von Tüsfcr vorbei. V o r d e n T h o r e n d c r S t a dt liegt die Kirche und die Kapelle des heiligen Maximilian und eine geschwätzig cmporsprndelndc Quelle kündet noch heute die Stelle, auf welche das Haupt des heilige» Märtyrers niedcrrollte. VonW csten ans kommt man zum wunderthätigc» Heiligthumc: „Marija Petrovska" (Maria Pletrowitschf Hier steckte Baron F e r d i n a n d M igli v, bcvot er in den Türkenkrieg zog, der Madonncu-Statuc seine» goldenen Ring an den Finger. Als er aber, von dc>» Kriege zurückgekehrt, denselben von der Hand dec Mutter Gottes-Statue wieder nehmen wollte konnte er nicht; denn sie schloß dm Finger zusammen. Zur Bekräftigung dessen steht auf seinem Grab- monnmente: ,.8ost eito eoutraetm oxeiplt artinulis, (Zuost Ilaro, ut 86ntiti 8orvg. aurum ait, optima Vir^o." Anno 181!> hatte der Schriftsteller Kolma» ans Graz das Ganze in Verse gesetzt. Die betreffend^ Stelle lautet: 13 „Und soll," rief er, von Thronen Überflüssen, - „Die Hand mich auch hinab vorn Altar stoßen, Den Ring zurück, den sie empsahen," lr-r faßt ihn an — und siehe — der Finger biegt irn Augenblicke, Sich schnell zurücke. In daSCoupe-Fenster d es W ien- Triefte r- Ei s e n b a h n z n g c s blickt eine zweithürmige Kirche von sinem östlichen Hügel, den Fichten überaus lieblich um- iäuincn! — Es ist die stattliche S t. J o s c f s kirche, eine ^otiv-Kirche aus granser Pestzeit, und neben ihr stehen die schlichten Gebäude, welche die Missionäre des heiligen Vinccutins von Paul bewohnen. II. Geschichtliche Skizze. ^illi in der Vorzeit und zur Zeit der Römer. Die romantisch schöne Gegend, in der die Stadt ^illi liegt, war wiederholt der Schauplatz und Mittel¬ punkt bedeutender historischer Begebenheiten. Die Stadt ist zweimal das Verwaltungs-Centrum Näßerer politischer Bereinigungen gewesen. Einmal ^iter der Weltherrschaft Noms und dann im 14. und ist. Säculum nach Christi Geburt, — als sich die nun eck er zu weitgcbictendeu Dynasten erhoben hatten und auf Alt-Cilli prunkvollen Grafenhvf hielten. Dazwischen breitet ein Jahrtausend ein buntes Bild von Geschehnissen aus. Die Welt stieg aus den Finsternissen des Jrrthums das Tageslicht christlicher Weltanschauung empor ^Uter Kämpfen mannigfachster Art ! Auch den Boden Mi's heiligt das Blut eines berühmten Märtyrers! In kürzester Fassung soll das Wandelbild der historischen Entwickelung an dem geistigen Auge des lehrten Lesers vorübcrrauschen. — 14 Schon die Kelten schienen an der Stelle Cilli's ein Emporium besessen zu haben. Plinius der Ältere nennt uns bereits die Stadt Celeja, welche im Jahre 8-1 vor Christi von den Römern mit Noricum unterjocht worden ist. Plinius, der Anno 76 vor Chr. Oelchum einen wichtigen Knoten¬ punkt verschiedener römischer Heerstraßen nennt, erzählt, daß Tiberius die Pannonicr durch Cilli gepeitscht habe. Kaiser Claudius (41—54 n. Chr.) colonisirte Celeja und nannte die von Römern besiedelte Stadt Claudia Celeja (76 n. Chr.). Unter diesem Kaiser sollen auch aus Italien entflohene Juden und Christen sich hieher geflüchtet haben. Dieß veranlaßte in so früher Zeit die Stiftung einer christlichen Gemeinde. Gewiß ist, daß 65 n. Chr. der heil. Hermagoras (Mohorius), Bischof von Aguileja, Priester in diese Gegend sandte. Das Christcnthum fand sohin Eingang und unter Constantin dem Großen ward Cilli der Kirchenprovinz Aguileja einverleibt. Im Jahre 225 n. Chr. erblickte in einem Hanse, das an der Stelle des heutigen Kapuzinerklosters stand, ein Knabe, Maxi mili anus, das Licht der Welt, den 50 Jahre später (275 n. Chr.) Papst Sixtus II. zum Bischöfe von Lorch (Unurvkmum) weihcte. Da der Landpfleger EnlasiuS die Christen zwang, dem Kriegsgotte Mars zu opfern, kani M axi m ili a n n s in seine Vaterstadt und machte dem Gewalthaber darüber Vorstellungen. Er wurde aber gewaltsam zum Marstempcl, wo jetzt die deutsche Kirche steht, geschleppt, damit er opfere. Da sich der fromme Diener des wahren Gottes dessen weigerte, wurde er am 12. Oktober 284 außer der Stadt enthauptet. Der Erdscholle, welche das Blut des heiligen Märtyrers 15 trank, entsprudelte alsogleich eine labende Quelle, die »och heute einen Wunderbrunnen bildet. Uber die Stelle der Enthauptung wölbt sich die St. Maximilians- Kirch e. Um das Jahr 314 waltete in Cilli ein Stell¬ vertreter des römischen Kaisers, wie eine steinerne Inschrift besagt; durch diese wird auch bezeuget, daß Cilli um diese Zeit die Hauptstadt von Mittel-Noricum und der Sitz des Statthalters, sowie ein Municipium (römische Frcistadt mit römischem Bürgerrechte) war. 381 ist Cilli Bischofssitz. Unter den am Concil zu Aquilcja (381 n. Chr.) Versammelten, wird Tcnax, Bischof von Cilli genannt. Bei dem Zusammenbruche der Römerherrschaft kam (Cilli und Umgebung) Noricum unter die Gewalt der Heruler, später der Gothen und endlich der Longo- barden (476 —600 n. Chr.). Nach dem Abzüge der Germanen an die Adria und in die Po-Ebene überflutete eine slavische Völker¬ welle diese Gegenden. Durch volle 35 Jahre regierte der berühmte, älteste und bekannte König der Slaven und der berühm¬ teste slovenische Heerführer, Samo, der die Slaven von der fränkischen Herrschaft befreite und sich alles Land vom Norden der cechischen Länder bis an das ndriatische Meer unterwarf. Er regierte dann im Frieden von 624- — 659 (Ville Hannak, österr. Geschichte). Anno 599 ist vom letzten Bischöfe von Cilli die Rede. Um das Jahr 749 fiel Cilli und die Slavengaue ringsum in die Hände der fränkischen Könige. Im Jahre 970 erscheinen diese Gegenden in zwei Grafschaften: Ober- und Unter-Gorotanien — Karan- lanien gctheilt. 1» 1173—1790 habe» die Patriarchen van Aquileja in Cilli ein Erzdiaconat errichtet, welches das ganze Sarmthal unifaßte. Bertold ist der erste Erzdiacou gewesen. Seit 1715—1790 waren die jeweiligen Pfarrer von Cilli auch Archidiacone. Am 4. März 1229 kömmt zuerst in einer Urkunde ein plöbunus — Cillier-Pfarrer vor; der Stifter ist unbekannt. Das Patronatsrccht der Pfarre St. Daniel in Cilli besaß Ulrich II. Graf „Haueburg". Dieser übergab es den Clarissinneu von Judenburg, l 300; selbe verloren das Patrouatsrecht bald 11319) an de» Patriarchen von Aguileja. Dann kam die Schutzgewalt au die Herzoge von Steiermark, später an die Grafen von Cilli und fiel zuletzt wieder dem steirischen Landcsfürstcn zu bis auf den heutigen Tag. Im Jahre 1761 wurde die Abt c i St. Peter am Kronenberge von der Hauptpfarre St. Martin bei Windisch-Graz zur Hauptpfarrkirche nach Cilli übertragen. (Der jetzige infulirte Abbas ist der hoch- würdigste Herr Consistorialrath Anton Wretschko.) Diese in gothischem Style erbaute schöne Haupt¬ pfarrkirche besitzt ein sehr hübsches seltenes Freöcogcmäldc als Altarbild, darstellend : die Löwengrnbe zu Babylon, in welcher der heiligeDaniel, umgeben von 7 Löwen, seine Hände zum Himmel emporstreckt in dem Momente, als der Prophet Habakuk, getragen vom Engel, mit der Speise hinabgelasscu wird. Am Geländer ober der Grube bemerkt mau den König und eine große Volks¬ menge. — 'Nachdem keine historische Gewißheit über den Ursprung und die Errichtung des interessanten Altar¬ bildes zu erhalten ist: so scheint folgende subjectiv: 17 Ansicht über die Geschichte der Entstehung desselben einige Berechtigung zu haben: Das römische Martyrologium feiert nm tl>. Dez. das Fest des heiligen Daniel, der dadurch, daß er dem Nebukadnezar alle Tranmgesichter deutete, zum Vorgesetzten aller Magier und zum obersten Rcichs- beamten ernannt worden ist. Unter dem Könige Darius Medus wurde Daniel hierauf ans Neid und aus Ursache in die Löwengrnbe gebracht, weil er zum allein wahren Gott betete — und nicht den König, wie befohlen, anbetete. Er wurde jedoch vom Könige, der ihn ausgesucht hatte, daraus befreit und auf diese Weise vom Löwen verschont. Daniels Deutung der wunderbaren Schrift im Speisesaale des Königs Balthasar: Anna. 'I'cUcsi, IUiuv68— gezählt, gewogen, gctheilt; seine wunderbaren Offenbarungen von den 70 Jnhrwvchen und dann wird Ehristus der Erlöser erscheinen u. dgl. hatte es bewirkt, daß sein Buch und er von jeher unter Inden und Christen in höchster Verehrung stand und, daß Fürsten und Grafen gerne sein Bildniß in ihre Säle, so wie in die Kirchen und Kanzeln angebracht haben. Er war auch den nach der Reihe regierenden Königen in Babylon aufrichtigster Rathgcber und verläßlichster Freund, der Alles in die Zukunft hinein wahr vorauSgcsagt hatte. Die Cillier-Grafen liebten sehr diesen heiligen Propheten, und es waren von je in Cilli, noch jetzt (IInkuL), die in der Familie stets dem Stammgliedc oder Einem der Familie diesen Namen gegeben haben. Da Friederich II., Graf von Cilli, anno 1425 sich mit Veronika Desenicka (aus Croatien, adelig) im Stillen vermählte, weßhalb ihn sein Vater Hermann II. in den sogenannten Friedrichsthnrm warf und sie im Bade 2 18 auf Befehl des Schwiegervaters nuno 1428 ersäufte ; so ist der Gedanke wohl sehr uahe gelegt, warum anno 1545 die Cillier Stadtpfarrkirche den heiligen Daniel in der Lvwcngrube zum Patrone erhielt, da sie ja auch von den Grafen von Cilli erbaut wurde und Einer ihrer Borfahren unschuldiger Weise lange imKcrkcrthnrmc schmachtete, ähnlich dem Heiligeri Daniel in der Löwengrnbe. Alle diese Gründe deckt aber nicht leicht eine Urkunde auf, sondern nur die Kenntnis; der Kirche rind Profangcschichtc, so wie der Bibel. — Bei Bestimmung eines Heiligen für ein Altarbild ist oft der Gohlthätcr der Kirche, oft ein besonderes Ereignis; maßgebend. Vlit dem Jahre 134 l beginnt für Cilli eine Jahrhundert glanzvolle Geschichte. Die Grafen von Cilli. Im Jahre 1341 am Montage nach dem weißen Sonntage wurde Friderich von Sannet, Haupt¬ mann in Krain, wegen seiner Verdienste vom Kaiser Ludwick IV. über Anempfehlung Albert II., Herzogs von Steiermark, zum Grafen (von Cilli) erhoben und mit ihm beginnt die Reihe der geschichtlich so berühmten Dynasten. Er ist der Stammvater aller jener tapferen Degen voll Energie, Schlauheit und staats¬ männischer Begabung, welche sich ein colossales Bcsitz- thum durch Kauf, Erbfolge, Hmat erwarben und zu den Mächtigsten von ganz Deutschland wurden. Sein Sohn aus zweiter Ehe, Graf Ulrich II., starb schon > 368. Ferner sind zu erwähnen: Hermann I., vermält mit der Tochter des Königs Stephan van Bosnien, t» der 1372 vom Kaiser Karl IV. in den Reichsgrafmstand erhoben wurde nnd am 21. März 1385 in Wien starb, von wo er nach Cilli überführt worden ist. Im Jahre 1425 hat sich Graf Friderich II. heimlich mit einer Tochter vom Bauernstände verheiratet, worüber sein Vater Hermann II. so sehr ergrimmte, daß er ihn in einen Thurm in Ober-Cilli, dessen hohe Ruine noch jetzt „Friderichsthnrm" heißt, cinsperren ließ. Die Frau seines Sohnes wurde im Bade erstickt, obgleich sie gerichtlich von der Anschuldigung und dem Vorwurfe, ihren hohen Genial durch Zauberkünste an sich gefesselt zn haben, srcigcsprochen worden ist. Die Schwester Friderich II. nnd Tochter Her¬ mann II. hieß Barbara und war die Gemalin Kaiser Sigismunds nnd die Großmutter des ungarischen Königs Ladislaus PosthnmuS. Am 30. November 1436 hatte Kaiser Sigismund den Grafen Friderich II. zum Reichsfürsten gemacht und ihn unter anderen Privilegien selbst jenes „Geld auszumünzen" crtheilt. Im Jahre 1454 starb Friedrich II. nach einer Romfahrt an das Grab St. Petri. Er hat sich selbst folgende Grabschrift verfaßt: „klase milu porta ost all inleros; gunl illio roporiam, nsseio. 8cio, huas roligui. Vbunüavi bonis omnibus, ot guibns nibil leno meeum, nisi guoel bibi utgus eäi, guoägue inexbausta voiuxtas sxbausit." (Dich ist die Pforte ins Jenseits; was ich dort finden werde, weiß ich nicht. Ich weiß, was ich zurückgelassen habe. Ich habe Überfluß gehabt an allen zeitlichen Gütern, von welchen ich nichts mit mir nehme, als was ich gegessen und getrunken — nnd was die unersättliche Sinnenlust verzehrt hat.) 20 Seine irdischen Überreste rnhcn in der Gruft der deutschen Kirche der Stadt Cilli. Graf Ulrich II. fand nach seinem Vater Fridcrich unermeßliche Schätze vor, die auf Sanueck lagen und bei deren Überführung der Sturmwind so gewaltig wüthetc, daß er Bäume entwurzelte und Wohnungen abdeckte (1456). Ulrich II. ist der berühmteste unter allen Grafen von Eilli und besaß solche Reichthümer, daß ihm der Kaiser und König von Ungarn hierin uachstanden. Er war Banus von Croatien, Slavonicu und Dalmatien; er war verschwägert mit dem Fürsten von Serbien nnd mit dem Könige von Ungarn, auch mit tzadislaus Posthumus, an dessen Stelle er das Hcrzogthum Österreich verwaltete. Selbst mit Sultan Amaret II. lgestorben 1451) ist er in Verwandtschaft getreten und stand mit dem Kaiser' von Konstantinopel in nahen Beziehungen. Seine Gcmalin Katharina brachte, als uichtunirte Griechin, auch einen Popen nach Cilli mit. Aber alles das sättigte noch nicht sein Herz. Er verlangte auch in Ungarn statt des Königes die Herrschaft zu führen, wie er bereits in Österreich die Stelle des Herrschers vertrat. Er gericth jedoch in Streit mit ungarischen Magnaten und wurde am 9. November 1456 vom greisen Hunyadi in Belgrad erschlagen. Mit ihm erlosch plötzlich das so berühmte hochgcfürstetc Cillier Grafengeschlccht. Wahrlich ergreifend war es, wie bei seinem Begräb¬ nisse ein Ritter des Gefolges, des Grafen Helm und Wappen vom Katafalke hcrabwerfend, dreimal mit drohender Stimme die Worte rief: „Grafen von 21 Cilli und nimmermehr." Entsetzlich weinte das Volk. — 115 Jahre hindurch herrschten die Sanueckcr als große Dynasten. Ihre Schädelknochen liegen noch hente hinter dem Hochaltäre in der deutschen Kirche zu Cilli. Ruine der Burg Ob er-Cilli. In kurzer Zeit waren all die herrlichen Burgen und Schlösser der Ci klier-Graf en, der glanzvolle Besitz, welcher in den Erbstaaten des Hauses Habsburg und den Ländern der ungarischen Krone ausgebreitet lag, zersplittert, vernichtet die Schätze, und zerfallen die stolzen Herrcnwohnungcn. Nach dein Tode des letzten und mächtigsten Grafen von Cilli, Ulrich II., traten 24 Erbbewerbcr auf, unter ihnen Kaiser Friedrich IV. von Österreich, König Ladislaus von Ungarn und Böhmen ic. Dem Kaiser fiel unter dem Namen der windischcu Mark die Grafschaft Cilli, sowie das Schloß Ober- Cilli anheim, dieses Riescngebäude, mit der herrlichsten Aussicht nach allen vier Weltgegcndcn! Gegenwärtig ist dasselbe gänzlich zerfallen — eine große Ruine, welche unuv i84ll (das Ganze um lllt sl. Conv.-M.) verkauft, aber schon von dem damaligen Gouverneur von Steiermark Sr. Excellcnz Mathias Konstantin Rcichsgrafcn von Wicken bürg wieder zurnckerworbcn wurde. Über die Ursache des Verfalles dieser größten steirischen Burg und des berühmten Schlosses Cilli erhält sich folgende Begebenheit als Sage im Volke: 22 Im Jahrc 1454 kam zum Grafen Ulrich ein Bauer und bat um Gottes Willen, ihm seine schöne, freventlich in das Schloß entführte Tochter, sein einziges Kind, zurück zu geben. Ulrich erwiderte diese väterliche Bitte mit rohem Hohngelächter und der verzweifelte Vater sah sein geliebtes Töchterchen nie wieder! — Hiedurch tief gekränkt, sprach der Landmann eine schreckliche Verfluchung über den Grasen und seine Bnrg aus, und dieser Fluch ging in Erfüllung, wie Slomšek' s Buch: „vrolltiuea" bestätiget: „KnsLijki vasa vmla — V rAüsipu do IsLulo, Os wo,so. KIsv piLLiia ui, ona do priüovala; I'u tador, ktsr^o. <;lsmsu äo msZls gor kipi, 8s irch v tzratkid Istsk v rar.sip vsm sprsmsui." „Dich Schlost, vor dem verspottet mm liegt em BnueeSmauu, (trkenn' einst meines Gleichen als seinen Herrn noch an, Trag' ihm zerbröckelt Zinsen, zersall' in schnödem Bruch, Und mit den letzten Trümmern besieg!' es meinen Fluch." Blitz und Ungewittcr nagten an dem zerfallenden Gemäuer und von Jahr zu Jahr mehrten sich die Spuren des gänzlichen Zerfalles. Heute nistet die Eule auf der geborstenen Zinne nnd die Fledermaus ist ein ständiger Nachtgast in den einstigen Prunkgemächern. Blond und Sterne beleuchten ungehindert ihr Treiben. Zm Lichte der Sonne stoßt der Hühncrgcicr auf seine Beute und unter der die Schuttmassen überwuchernden Pflanzendecke raschelt die Eidechse, ringelt die Natter in Gesellschaft der Kröte! Der Grafen von Eilli wohlthätiger Sinn. Mächtige Erscheinungen werden sehr häufig nach der gcwaltthätigen Weise ihres Auftretens bcurtheilt. Die Wolkenmassen ballen sich, der Donner grollt zum 23 Entsetzen der Furchtsamen und van den Blitzen zündet wohl auch einer — „Fluch dem Gewitter!" ruft die Masse des Bolkcs. Dem forschenden Denker entgeht es jedoch nicht, daß die uicdcrströmcudcu Ncgenmasscn das durstige Land erquicken und Tausenden von ver¬ schmachtenden Lebewesen das Dasein retteten. To erging es wohl auch nach dem Falle des mit meteorartigem Glanze sich erhebenden und — plötzlich erlöschenden Geschlechtes der Sanneckcr, gefürsteten Reichs graf en von Cilli Manche Gräuel, die Kinder trotzigen Übcrmuthcs, gesäugt an den Brüsten schrankenlosen Glückes, über¬ wucherten im Andenken der kleinen Menschen die Edcl- thaten dieser Dynasten, welche ihren überreichen Besitz auch zu großartigen Stiftungen verwendet haben. Ein frommer, echt kirchlicher Sinn belebte ihr Wirken und mit Recht sagt Orožen: Es ist kaum ein Dynastcu-Geschlecht, das in so kurzer Zeit so viele Kirchen, Klöster . . . errichtet und dotirt, und so Vieles und so Großartiges für die katholische Kirche geleistet hat, als die Eill icr-Grafen. In Steiermark, wo dicß Geschlecht Städte, viele Märkte und Schlösser besaß und nicht weniger in Kärnten, Krain, Croatien und Österreich, findet der fleißige Forscher Aufschriften und Gedenktafeln, welche beurkunden, daß erlauchte Mitglieder des gräf¬ lichen Hauses von Cilli Kirchen und Altäre errichtet und erneuert, Klöster und Stifte dotirt haben, daß die Sanuecker nicht mir mächtige, sondern auch eifrige Kirchenpatronc gewesen sind. Eine großartige Fondation machten die Grafen von Cilli anno ! 194. Sie gründeten drei Stunden entfernt 24 von ihrem Herrschersitze die älteste Karthause Deutsch¬ lands „S eitz", erbauten das Kloster, wie die Kirche. Albrecht HI. bekundete den frommen Vätern im Jahre 1360, daß sie „ir Tal mögen ge fried en vnd vermachen, wie sie wolcnt." Erst 1782 wurde dieses Kloster, wie so viele, unter Kaiser Josef II. aufgehoben. Dasselbe ist nun sammt der prachtvollen Kirche aus Quadersteinen eine Ruine und im Besitze des F ürst en von Win dis ch - Grä tz. Auch die von kunstvoller Hand entworfene gothische Kirche „Maria Svetina" wurde von dem Burgherrn in Cilli erbaut. Die Lokalie St. Leonhard oberhalb Tüffer ist eine Stiftung der Sannecker und zum ewigen Lichte in der Minoritenkirche zu Cilli haben die Grafen 1000 fl. gespendet. Neben diesem religiösen und wohl¬ wollenden Sinuc zeugen die erhaltenen Denkmale von einer freigebigen Liebe zur Kunst und sind besonders die Kapellen ihrer Schlösser mit den schönsten Altären geschmückt. III. Elementar- und andere Unglücksfälle in Cilli nnd Umgebung. Die Pestseuche. Im Jahre 1340 wüthete die Pest in Cilli nnd Umgebung so gräßlich, daß man behauptete, seit der Sündflnt seien nicht so viele Menschen gestorben. Öffentlich thatcn die Leute Buße mit der Bitte um Abwendung dieser fürchterlichen Krankheit Auch unuo 1644 grassirte hier die Pest, als eben die Reformation kräftig zu wirken versuchte. In dieser traurigen Zeit wurde eine gothische silberne Moustranze zur Hauptpfarrkirche St. Daniel als Botivgeschcnk geopfert, ward aber 1872 von ruchlosen Händen gestohlen. Im Jahre 1647 brach abermals die Pestseuche furcht¬ bar aus uud über 10.000 Menschen fielen ihr zum Opfer. Inno 167!) wurde Cilli wiederum von der Pest hcimgesucht, welche bis zum Jänner 1680 wüthete. Die Stadt Cilli hat in ihrer nächsten Umgebung auf dein Jofefibcrge ein frommes Denkmal der schreck¬ lichen Heimsuchung: die St. Josefikirche, welche mit ihrem stattlichen Baue die grüne freundliche Anhöhe krönt. Der Boden ist geweiht durch die Thrünen der Bürger von Cilli, welche am 11. November 1679 barfuß in Prozession, ein schweres Krenz schleppend, hinaufwäüten und gelobten, falls durch die Fürbitte des heiligen Josef die Pest aufhöre, daselbst eine Kirche zu erbauen. Sie wurden erhöret! — Und mit Hilfe der acht Pfarrgemeinden der Nachbarschaft stand die Kirche 1680 vollendet da. Im Jahre 1880 ward durch 14Tagedie200sührigc Jubelfeier abgehnlten, wobei sich 11.000 Kommunikanten einfanden. F e u c rsbr ü u st e. Am 4. Juli 1448 brannten in Cilli zwei Güssen, die lange Gasse (Herrngasse) und die Mühlgasse, ab. Im Jahre 1502 am Sonntage nach Ostern ist die Stadt Cilli größtentheils eingeäschert worden. Am 2. Juli des Jahres 1687 wurde die ganze Stadt sammt dein Pfarrhofe ein Opfer der Flammen; nur die Kirche allein blieb übrig. Bei diesem großen Brande sind beide Thürme der Minoritenkirche einge- 2!> stürzt; 130 Häuser, darunter das Rathhaus, verzehrte das Feuer. Das Taufbuch der Stadtpfarre spricht, daß ganz CM abgebrannt sei: Iota urbs in einore^ rockaeta unneuin puroekiuii elomo. Luno 1783 brannten 10 Häuser, anno 1794 13 Häuser nieder. Ein schreckliches Unglück ereilte die Stadt am 5. April 1798. Am Dachboden des als Kaserne dienenden, einstigen Minoritenklosters entzündeten sich Patronen in den aufgehäuften Patrontaschen der Soldaten. Der Brand konnte nicht lokalisirt werden und äscherte die ganze Stadt bis auf 13 Häuser ein. Die ganze Familie Schandor, sechs Personen, fanden einen grä߬ lichen Tod in den Flammen. Heuschreckenplage. Im Jahre 1300 sind so viele Schwärme von Heu¬ schrecken in die Gegend von Cilli gekommen, daß die Sonne verfinstert wurde. Sie verzehrten alles, wenn sic sich nicderließen, und richteten dadurch sehr großen Schaden an (Kempel S. 148). Am 30. Juli 1580 kamen die Heuschrecken aber¬ mals hicher, doch nicht so verderblich wie anno 1306. Die Türken noth. Die Türken hausten besonders furchtbar 1469 bis Ende des 15. Jahrhunderts in Jnnerösterreich, Steier¬ mark und Kram. Die Bewohner dieser stauder litten erschrecklich. Im Jahre 1469 erschienen die Tirannen das erste¬ mal vor Cilli, wüthetcn und hausten echt türkisch, verheerten und verbrannten ringsum alles, tödteten 27 Greise, Weiber, Kinder und schleppten die Männer mit sich. Inno 147! knnicn sic zum vierten Male nach Steiermark und auch nach Cikli. 15.000 Türken trafen ein und zogen bis vor Laibach, wo ihnen mit Erfolg Widerstand geleistet wurde. Ein Theil dieser wüthcnden Türkenschaar kam vor Cilli, alles ringsherum mordend und raubend. Im Jahre 1473 waren sic abermals in Kärnten und Krain und schleppten eines Tages von 8 Uhr Früh bis 4 Uhr Nachmittags 8000 Gefangene vor Cilli vorbei. Inno 1475 fielen die Türken das sechste Mal über diese Länder her und kamen im August abermals nach Steiermark, sie verheerten das ganze Draufcld, ließen jedoch die wunderschöne Kirche „Maria Ncustift" ganz unversehrt, was die Leute heute noch als wunder¬ bare Begebenheit erzählen. Im Jahre l 476 kamen sie neuerdings, zum siebenten Male. Ans dem achten Raubzuge anno 1478 wurden sie aber auf dem Heimwege von dem kroatischen Grafen Nikolaus Zrinyi geschlagen und erlitten eine große Niederlage, so, daß von 30.000 Türken kaum 5000 nach Hause kamen. Am 5. Angust 1480 kamen abermals 16.000 Osmanen über Krain und Kärnten, alles mit Raub und Brand verwüstend. Ans Obcrsteicrmark schleppten sie 500 Priester fort und plünderten, wohin sie kamen, brannten Ortschaften nieder und ermordeten Greise, Weiber und Kinder. Zum cilften Male trafen im Jahre 1483 Türken in Steiermark ein. 28 Ungeachtet der vielen furchtbaren Grcuelthaten derselben, kommen doch im Cillicr Taufbnche neun Taufen der Türken verzeichnet vor. IV. Konfessionelles. Die Juden. Auch die Söhne Israels hielten sich in Cilli auf; jedoch sind die letzten Juden der Vorzeit unter dem Grafen Ulrich aus Cilli entflohen. Als im Jahre 1495 Kaiser Maximilian I. die Steiermark bereiste, gab er auf den allgemeinen Wunsch des Volkes und über dringendes Bitten der Stände ein Edikt, in Folge dessen den Juden strengstens cingeschärft wurde, daß bis zum Drcifaltigkeitstagc des nächsten Jahres bei Todesstrafe kein Jude mehr zu finden sein dürfe. Dafür bezahlten die Stände Steier- marks der Krone bcreitwilligst 98.000 fl. Bis auf die neueste Zeit durften die Juden sich in Steiermark nicht aushaltcn, am wenigsten ansässig werden; jedoch schon Kaiser Josef II. erlaubte ihnen zuerst, aber nur zwei Grazer Jahrmärkte zu besuchen, um daselbst Geschäfte zu machen. Die Lutheraner. Die Lehre Martin Luthers fand auch in Cilli bei Einigen Eingang, wie dieß die in Folge der vom Erz¬ herzoge Ferdinand >528 ungeordneten Landes- Visitation ausgenommen«! Protokolle darthun. So wird ein gewisser Trubar, Beneficiat von St. Maximilian als eifrigster Verbreiter der lutherischen Häresie unter den 2» Slovenm genannt (Hurter I, 492). Hurter erwähnt zuerst eines Prädicantcn in Eilst 1576. Im Jahre 1578 brachte Georg Dalmatin die Übersetzung der lutherischen Bibel in die slovenische Sprache zu Stande. Er wird „Kobila Ltuttjor^ genannt, weil er seinen katholischen Glauben gegen den lutherischen, nm den Preis einer Stute vertauscht hat. (Robic, Gesch. d. Protestautismus iu Steierin., p. 115.) Patriarch Francesco Barbaro hat im Jahre 1594 die deutsche Kirche in Cilli, welche als Magazin ver¬ wendet wurde, im Auftrage des Papstes gesäubert. Im Jahre 1600 bewirkte der ausgezeichnete Fürst¬ bischof Brenner, von Ferdinand II. kräftigst unterstützt, in den Seelen der Verirrten und Verführten die so nöthigc Erneuerung und Kräftigung der katholischen Religion und durch die Sprengung des Tempels bei Sachscnfcld war der Protestantismus auf lange Zeit fast ausgerottct, bis ihn das Toleranz-Patent Kaiser Josef II. und anno 1848 man ihn durch mancherlei Demonstrationen wieder empor zu helfen suchte. Der jetzige Tempel, die früher ausgelassene Filiale St. Andreas wurde im Jahre 1856 angekauft und dient einer kleinen Protestanten-Gemcinde, welche anbei auch einen Friedhof hat, als Gotteshaus. B a r m h c r z i g c- n n d S ch u l s ch w c st crn. Die Ursache der Berufung der Bar m herzigen Schwestern nach Eilli, welche am 18. Dec. 1875 erfolgt ist, war eine für die fromme Eongregation sehr ehrenvolle. Die Naturforscher hatten zu Graz die Schwestern, welche unter der vortrefflichen Leitung der allseits hoch- M verehrten, durch weise Gerechtigkeit und humanitäre Milde hervorragenden würdigen Mutter und Visitator in, Schwester Leopold ine (Gräfin) Brandts stehen, als mustergiltige Krankenpflegerinnen, voll Ordnung und Reinlichkeitssinn, voll des edelsten Mitleides in ihrem Benehmen gegen die Leidenden kennen und schätzen gelernt; die ernsten Männer der Wissenschaft sangen begeistert das Lob der ehrwürdigen Schwestern — und so wurden sic auch nach Rann und Pettau, dann nach Cilli berufen, In Beginn des Schuljahres (878'7!) siedelten sich in Cilli auch die Schulschwestern aus dem Marburger Mnttcrhanse an, um eine zweiclassige Privat-Mädchenschule zunächst für die Gemeinde Um¬ gebung Cilli zu eröffnen. Für die ersten Bcdürfnisfc dieser Schule wurde ein kleiner Fond gegründet, welcher jedoch bald auf¬ ging. Die ehrwürdigen Schwestern waren im Früh¬ jahre 1879 schon daran, wegen Bkangel an Subsistenz¬ mitteln Cilli wieder verlassen zu müssen, In dieser argen Verlegenheit wurde der „katholische Aushilfö- verein" gegründet, dessen vornehmliche Aufgabe es war, die genannte Schule zu erhalten. Dies gelang voll¬ ständig. Die Schulschwesternschule wurde zu einer drci- classigen erweitert und wird gegenwärtig von über 200 Schülerinnen besucht; sic erhielt das Öffcntlich- keitsrccht. Durch die großmüthigc Spende Sr. Excellenz des hochw. Fürstbischofes von Lavant Jakob Maxi¬ milian Stepi sch ncgg und einiger anderen Wohl- thüter wurde ein schönes Schulschwcstern-Gebüude am Graben aufgesührt und am 30. Juni 1881 von Seiner fürstbischöflichcn Gnaden feierlichst cingeweiht. 31 Der genannte Verein, welcher am Ende des Jahres 1888 880 Mitglieder zählte, sorgt außerdem je nach Ma߬ gabe seiner Vermögcnsverhältnisse auch für die Bci- schaffung der Kleidung, Beschuhung und sonstiger Schulrcquisitcn der bedürftigen Schülerinnen aus der erwähnten Schule, sowie für eine einfache Mittags¬ kost der ärmsten Schulmädchen und Knaben aus der öffentlichen Volksschule in der Umgebung Cilli. Circa 120 Schulkinder erhalten viermal in der Woche bei den chrw. Schnlschwestcrn ein warmes Mittagsmahl. Gegenwärtig besorgen 5 Schulschwcstern die genannte Schule, von denen 3 als Classenlehrerinnen, eine als Jndustrielehrerin und eine als Öconomin fungiren. Sämmtliche Bereinsausgaben im Jahre 1883 betrugen 1744 fl. 07 kr. Jeder ernste Denker wird freudig bewegt, wenn er sicht, welch' erhabene Tugenden die Frau unter dem Schutze dcü heiligen Kreuzes zu üben vermag. Während die Barmherzige Schwester den leidenden bis zu dem ernsten Momente, wo die Seele vor dem obersten Richter berufen wird, betend und segnend begleitet; führt die Schulschwester die Kind¬ heit voll christlichen Eifers in das Leben des Geistes und Herzens ein, und legt die Fundamente eines Daseins, das sich auf dieselben ruhend stützt. — XXX »XX»« X XX» X X X X :„UUUI,IIMUtttt>INttMttMIttI Die Boliv- und Wallfahrtskirche K. Issef bei Mir nebst dem Klinse MMWiMWer des YHimem v.KM (Lazaristen) tm Eissi in Sieiermnrü. (Mit Genehmigung des hochw. f. b. Lavanter-Ordinariates Nr. 1265, Marburg am 3. Juli 1884.) 3 Lage und Ursprung der Wo- ».WMHktMcheSt.IMbn Wi und des Missionshauses. „ Einleitung. Östlich von Cilli auf grünumsponnen Hügel liegt die Votiv-Kirche St. Josef, welche durch em romantisches Fichtenwäldchen, mit freundlichen Ruhe¬ plätzchen versehen, von der Stadt aus in 30 Minuten leicht zn erreichen ist. Zu dem anstoßenden Missionshause gelangt man anch auf einer Fahrstraße, unweit des im Jahre 1717 erbauten, mit Kapellen geschmückten Calvarienberges. Die Kirche nimmt sich höchst imposant ans> so¬ wohl hinsichtlich der Lage auf der reizenden Anhöhe und der hiezu durch Kapellen des schmerzhaften Rosen¬ kranzes verschönten Wege, wie auch wegen des archi¬ tektonisch so würdevoll ausgeführten herrlichen Gottes¬ hauses; so, daß der Gläubige unwillkürlich ausruft: „Hier läßt sich leicht beten." Die Entstehung derselben hat folgende Geschichte: Im Jahre 1679 wüthete im Cillier Viertel die Pestseuche fürchterlich. In dieser Roth wanderten die Cillier in Procession auf den Hügel, der östlich von der Stadt liegt — barfuß; — todtenblaß und weinend 3<; richteten sie daselbst angstvoll ein hölzernes Krcnz auf, welches sie selbst schwer hinauf geschleppt hatten, und gelobten, wenn die große Geißel der Pest aufhvrt, alldort zu Ehren des heil. Josef eine Kirche zu bauen. Dieses Gelöbniß geschah am 11. November 167!) am Feste des heil. Martin, und als zu Anfang des Jahres 1680 die Pest ganz aufhörtc, begannen die Cillier mit Beihilfe von 8 Nachbargemcinden, die in gleicher Noth gewesen waren, den Bau der Votivkirchc, deren Front mit dem Wappen der Stadt Cilli ge¬ ziert ist. — Am dritten Sonntage nach Ostern, kutroeimuiu 8t. lloseplli, wurde der Grundstein gelegt, und noch in diesem Jahre eine der berühmtesten St. Josefskirchcu vollendet, wie folgendes Chronograficnm ober dem Portale besagt: OIVVs Io86pllVs PSStöiVl Oll^IensIbVs uVtsrt. (Der heil. Josef nimmt die Pest von den Cillicrn weg.) Mvc^VVVVVIIlII, also 1680.) Zur Zeit der Erbauung der St. Josefskirchc war Cilli noch unter dem Patriarchate von Aguilcja. Der Erzdiacon für das ganze Sanuthal war Bernard M a n ri s ic Edler von M a uri s ber g, Abt von Cilli 1655-1682. I. Die Kirche. u) Das Äußere der Kirche. Die Banlinic der Kirche ist ganz stylgerecht mit erstaunlicher Symmetrie der kleinsten Einzclnheiten. Sic ist 180 (36 Meter) lang, 6" (12 Meter) breit und im Innern ist si" (13 Meter) hoch. 37 Das West-Ende flankiren zwei mächtige Thünne, welche des edlen Spenders harren, der sie, wie es stylgerecht wäre, um einige Meter erhöhen ließe. Da die bisher bestehende größte Glocke bereits dreimal gedreht nnd sehr abgenützt war; so wurde für diese berühmte Botivkirchc nunmehr auch eine größere Glocke zu Stande gebracht, welche im ganzen Sann- thale hörbar ist. — Am 27. April 1884 ist die neue, über 60 Wr.-Ctr. wiegende Glocke von Sr. Excellcnz dem hochw. Herrn Fürstbischöfe J a k o b M ax i m i l i a n S t e p i s ch n e g g nach einer stillen Messe unter der Assistenz von zwölf Priestern feierlich geweiht worden. Der Weihe folgte eine erhebende Ansprache des gefeierten Oberhirten an die Gläubigen, welche aus allen Gauen der slovcnischcn Steiermark znsainmcn- geströmt waren. Das Hochamt wurde vom hochw. Herrn Superior der Missionspriester celebrirt. Der Guß, der mit folgender Inschrift: „0 bono sanet6 llos6t! sktia^llo nobis pios atgu6 bonos oonkrntros in Ounas busus provineino oss Mbornanto Zuporioro atqu6 patro Horvat stubi- lanto, ot r6tribn6 proouranti t6 Naour 6t b6N6- t'aetoribus!« — („O gütiger heil. Josef erflehe uns fromme und gute Mitbrüder für diese noch jugendliche Provinz, welche vom Superior und Jubilar-Priester Horvat geleitet wird und vergelte es der Fürsorge des Macur und den Wohlthätcrn!„ —) und prächtig gelungenen Bildwerken, darstellend das heil. Kreuz, die heil. Familie und den österreichischen Reichsadler gezierten Glocke ist ein Werk der k. k. Hof- Glockengießerei von P e t c r H i l z cr in Wiener-Neustadt. 38 Ihr Ton ist ein reines, volles .V, das mit dem der andern Glocken schön accordirt und übt ans den Charakter des schönen Tones wohl die außergewöhnliche Adjuslirung derselben — aus Gußeisen —> einen bedeu¬ tenden Einfluß, besonders der vom Fabrikanten neu erfundene, patentirte gußeiserne Helm. b) Das Innere der Kirche. Die Kirche hat füns hölzerne Altäre. Im Jahre 1685 wurde mit dem Gelde der ver¬ storbenen Gräfin M a r g a r e t h a T h urn der Hoch¬ altar erbaut, welcher aber an die St. Josefskirche am Bachern übertragen und im Jahre 1861 durch die Spende des hochw. Herrn Schlick, Bisitator der Missiouspriester des heil. Vineenz von Paul, mit einem neuen im Werthe von 2700 fl. ersetzt worden ist. Das neue Altarbild stellt die Bermählung Marias mit dem heiligen Josef vor, welches Fest die katholische Kirche am 23. Jänner feiert. Die Figur der Darstellung dieses Festes deutet an: a.) daß der heilige Josef alle Tugenden und die ' erhabensten Vorzüge, die ihn zum schönsten Borbilde des ledigen und des Ehestandes machen, nach Gott, seiner jungfräulichen Braut Maria verdankt; I>) den Dank der Cillier für die so schnelle Be¬ freiung von der Pestseuche durch die Fürbitte dieser reinsten, keuschesten und heiligsten Eheleute, die je auf Erden gelebt haben; e) die im XV. Jahrhunderte mit Gutheißen des Papstes Paul III. erfolgte Einführung des Josefifestes, um dem Laster der Unzucht, welches gleichsam wie ein furchtbarer Strom Europa überschwemmt, einen Damm 39 -Ao ^6 vila n^e^ova mati ^lari^a / „Als seine Mutter Maria mit Josef ^oLokli xaroöona." >!at. I, 18. vermählet war." Matth. I, 18. 6v. f ppi OolLtt. St. Josef bei Ctüi. 40 zu setzen und vom heil. Josef und seiner jungfräulichen Braut für die Ledigen die Kraft zur frommen Enthaltsam¬ keit und für die Verheirateten die eheliche Treue zu erflehen. Der St. Rochus-Altar und der ihn corre- spondirendc St. Sebastian-Altar wurden beide um den Kostenbetrag per 1018 fl. renovirt. Ebenso ist der im Schiffe der Kirche an der Mauer stehende A ltar der unbeflecktenEmpfängniß Maria renovirt und die Mutter Gottes-Statue im Jahre 1878 iu Anwesenheit vieler tausend Menschen feicrlichst gekrönt worden. Die um Altäre angebrachten Buchstaben Itt. N. 0. 6. V. H. bedeuten Lucretia Maxim iliana ge- b o r n e Grä f i n v o n R a t t m a n s d orf, welche den¬ selben wahrscheinlich errichten ließ. Diesem Altäre gegenüber steht derjenige, welcher vom sel.Bischöfe Slomšek zum Erzbrud erseh afts- Altare der beiden Slaven-Apostel Cyrill nnd Method erhoben wurde. — Dessen Herstellung sammt der Renovirung der Mutter Gottes-Statue hat 1068 fl. 41 kr. gekostet. Sämmtlichc Renovirungs- nnd augedcutete Her¬ stellungskosten im Betrage von 16170 fl- 58 kr. hat die Cougregation der Missionspricster getragen. Deßglcichen wurde die frühere Sacristei er¬ neuert und ein Altar zu Ehren des heiligen Vincenz v o n P aul vom hochw. Hrn. VisitatorW. M ü n g e rs- dorf errichtet. Die Sacristei ist au der Südseite des Presby¬ teriums angebaut. Dieser Platz, Parzelle Nr. 42, gehörte einst den Cillier Grafen. Die Reliquien vom heil. Josef, von Rom hieher gesandt, datiren vom Jahre 1759. 41 c.') Privilegien der St. J o sef s ki rch e. Überaus viele Gnaden sind an diese Kirche ge¬ knüpft, so, daß man an Einem Tage hier mehrere Ablässe gewinnen kann. Die Taufbücher wurden zwar an die Stadtpfarrc St. Daniel in Cilli abgeliefert, jedoch sind alle anderen Requisiten vorhanden, um die heil. Taufe vorzunehmcn. Im Jahre 1787 wurde S t. J o s ef zu einem förm¬ lichen Beneficium erhoben und der damalige Bene« fieiat I>. Pcrkan installiert. Um diese Zeit entstand auch an der südwestlichen Seite der Kirche der Friedhof. Einige Klafter vom Gotteshanse entfernt, steht noch die F ri e d h o f k a p elle. ü. Ambros Pcrkan starb am 25. December !808 Und ihm folgte kein Bcneficiat. — Dieses frommen Priesters irdische Überreste sollen noch gegenwärtig, vor der Fricdhofkapclle liegend, ganz unversehrt sein. Die S t. J o s e f - V o t i v k i r ch e wird als b e son¬ de re Gnadcnkirche häufig besucht; so kommen auch oft Processivucn. An den Bittagcn wallfahren die Cillier hiehcr. Zn Ostern und zu Frohulcichnam strömen die teilte von weit und breit dahin. Theils in Processionen, theils in Bolksscharcn eilen die Gläubigen zur Zeit der Exercitien herbei — und suchen selbe überhaupt nach Elementar-Ünfüllen und in sonstigen Nothlagen Trost Und Hilfe bei St. Zosef. Viele Gnaden kommen den Gläubigen zugute; 'venn sie demüthig und voll inbrünstiger Andacht vor den privilegirten Altären dieser Votipkirche beten. In Folge des großmüthigen Licbesactes, d. i. bei einem festen Entschlüsse und aufrichtigem Versprechen, 42 alle unsere guten Werke im Leben und welche von Anderen nach unserem Tode für uns verrichtet werden, in die Hände der heil. Maria für arme Seelen im Fegefeuer zu legen, hat j e d e r P ri e st e r, welcher diesen Act übt, ipso t'neto das persönliche Recht, - des segnenden LItnris privilegMi, d. h. er kann bei jedem Altäre, wo er für einen Verstorbenen die heilige Messe liest, einen vollkommenen Ablaß gewinnen nnd ihn demselben zuwendeu. Ja, jeder Christ kann — wenn er den groß- müthigen Liebesaet übt — nach der heil. Communion täglich, nnd an Montagen oder im Verhinderungsfälle auch an den Sonntagen bei Anhörung der heil. Messe nach andächtig verrichtetem Ablaßgebete einen volO kommencn Ablaß erlangen. II. Das Missionshaus. n) Beschreibung des Missionshauses. Au die nördliche Seite der Kirche schließt sich unmittelbar das Missionshaus. Der Magistrat der Stadt Cilli hat laut Schenkungs¬ urkunde vom 23. April 1772 den Platz zur Erbauung eines Hauses für ein zu errichtendes Beucficiat bestimmt und wörtlich erklärt „auf künftige ewige Zeiten an „denselben weder Ansprüche machen, noch hievon irgend „welche Abgabe fordern zu wollen oder zu dürfen." Somit wurde, da J o s e s G e o r g S ch i r a t n igg, Beneficiat der Unter äolorosn zu St. Daniel in Cilli 2000 sl. und Abt Barto loti 1000 fl. gab, am 10. December 1776 das Benefic zu St. Josef ge- Z gründet und am 11. Juni 1777 in Graz von der 43 Kaiserin Maria Theresia der dicßfällige Will- brief ausgcfcrtiget. Am 10. Juni 1776 hatte der CillierAbt Martin F. B a r t o l o t i den Grundstein zum St. Josefs- Benefichausc gelegt und wurde dasselbe im December desselben Jahres vollendet. Der Stifter und zugleich erste Nutznießer des Bcucficiums St. Josef, ?. J o s e s G e o r g S chirat- nigg, starb am 0. December 1777 und ruht am kleinen Friedhöfe neben der Kirche. Im Jahre 1787 wurde St. Josef zur förmlichen Curatie erhoben und der damalige Benesiciat ?. Ambros Perkan regelrecht installirt. Er hatte ringsherum die Gebirgsgegenden mit dm Ortschaften Za vodno, Grad lSchloßbcrg-Ruinc), Pristavo, Pečovnik und 6 Behausungen zu besorgen. Am 10. März 1802 wurde durch dm Lavanter Bischof Firmian die Curatie St. Josef, nachdem der seeleneifrige Benesiciat Perkan in Folge seiner Altersschwäche und anderer Leibcsgebrechm nicht mehr thatkräftig wirken konnte, wieder aufgehoben, womit die Politische Behörde einverstanden war; jedoch war 1809 Ist Josef Zore wieder ze i tw e i s e Benesiciat (slov. Cillier Chronik, p. 254). 5) Verbindung des Bcneficiums St. Josef mit der dritten Stadtpfarr-Kaplan ei. Franz cs. Hobln igg, Stadtpfarrer von CM, brachte iin Jahre 1809 an daS k. k. Kreisamt Cilli die Anzeige, daß das Bencficium St. Josef wegen des Zu geringen Erträgnisses nicht selbständig bestehen, und daher auch nicht besetzt werden könne. 44 Diese Eingabe hatte er urkundlich belegt und nachgewiesen, daß a) die 4 Stiftungen jährlich nur 124 fl. Zinsen tragen rind b) das Erträgniß der 1500 HZ" schlechtesten Gleba nnr 20 fl. ansmache. Es wurden sohin am 21. Mai 1810 non der Regierung die Silbcrgesäßc abvcrlangt und dafür die 3perc. Hofkammer-Obligation Nr. 9177 ansgefolgt. Im Jahre 1824 ist ein Theil des Ackers für den botanischen Garten der Cillicr Gemeinde abge¬ treten worden. Die hohe Landesregierung zu Graz hat zu Folge Verordnung vom 3. August 18111 das Beneficiat von St Josef definitiv mit der dritten Ka¬ plan ei der Stadtpfarre Cilli vereiniget. Der Acker und alle Wohnungen wurden an G e o r g Steinmetz, bürgerl. Glockengießer in Cilli, um den geringen Preis von 50 fl. C.-M. in Pacht überlassen, nachdem bei der vom k. k. Kreisamte Cilli angeordneten öffentlichen Licitation kein Resultat erzielt werden konnte. Laut Stiftungsopcratcs des Stadtmagistrates Cilli vom Jahre 184 l steht die Filialkirche St. Josef unter dem l. f. Patronate, rcsp. Religionsfonde anhörend (7. Mürz 1848). In der F i l i a l k i r ch e St. Josef haben auch mehrere verdienstvolle Priester das erste heilige Meßopfer verrichtet: Im Jahre 1837 primizirte hier M i ch a c l P ichl; er starb als Domprobst in Marburg und war ein edler, frommer Mann. 45 Anno 18.88 hat der gegenwärtige hochwürdigste L a v a n t e r Fü r st b i s ch v f Herr Jakob Max Step ischn egg das erste heilige Meßopfer dar¬ gebracht und im Jahre 1851 hielt hier Herr Johann Si j bar seine Primi;. III. Einführung der Misfiouspriester in Öster¬ reich 1852. s) Das E i n fü h r u n g s - C o m i te und dessen Wirken. Der C a r d i n a l - E r z b i s ch o f von Wien, Christoph An ton Graf von Migazzi hatte schon im Jahre 176» Missionspricstcr nach Wien berufen, dergleichen der Primas von Ungarn nach Gran. Die große Kaiserin Maria T h e r e s i a selbst trug Sorge für deren Subsistenz; allein nach 5 Jahren verließen sic wieder Österreich (Nemoirss cis In Oou- Mk«. cis la misaion tour 1.). In den Annalen sind die Ursachen nicht aufgeftthrt, da darin nicht die Gegner der Congrcgation, wohl aber die Gönner derselben bezeichnet sind. Unter der glorreichen Regierung Sr. Majestät des Kaisers Ferdinand I. des Gütigen von Österreich machte sich in der Leitung der Staats¬ geschäfte ein rascher Umschwung zu Gunsten einer intensiven Wirksamkeit, einer Hochschätzung der Diener Gottes und einer Unterstützung der geistlichen Missionen geltend — und so wurde in Erwägung, daß diese schöne St. Josef-Botivkirche bei Cilli sehr arm ist, gewiß auch der guten Meinung der großmüthigcn Erbauer entsprechend, der Wunsch rege. 46 dieses Gotteshaus einem geistlichen Orden zu übergeben, der als eine größere Körperschaft mit weiteren Verzweigungen auch in anderen Ländern, sowohl für die Instandhaltung des Heiligthums, als auch für die Befriedigung der reli- giösen Bedürfnisse des gläubigen Volkes, leichter sorge» könnte. Vorläuferinnen waren 1841 dieBarm- herzigen Schwestern. Die allen milden Herzen als leuchtendes Vorbild glänzende Schw ester L e o p o l d i n c (Gräfin) B r a n d i S, V i si t a t o ri n d e r B a r m h e r z i g c n S ch w e st e r n, welche diese herrliche Tugend von zartester Jugend an übt, wurde von dem ausgezeichneten Seckauer Fürst¬ bischöfe Roman S e b a st i a n Z a e u g e r l e aus München berufen, und war der fromme ?. Klajzcr ihr erster Director, welcher auch täglich auf die Meinung betete, daß die Missionspriestcr des heil. Vincenz von Paul nach Österreich kämen. Leopoldi neB ran dis brachte im Jahre 1851 ans München auch den Missiouspricster der Lazaristen- Congregation Herrn Bart hol. To uv re (ch als Jubilar am 9. Mai 1880.im Hause der Missionspriester zu Wien) nach Graz. Da geschah es durch die göttliche Vorsehung, daß im Herzen des edlen frommen Grafen Carl d' A v e r n a s sich der Wunsch regte, M i s s i o uär c, wie er sie in Belgien gesehen upd ihr segenvolles Wirken kennen gelernt hatte, auch in Österreich ein zu führ en. Zu diesem Zwecke strebte er ei» Comite zu bilden. In demselben saßen: 1. Clemens Graf von Brandts, Oberst¬ hofmeister Sr. Majestät des Kaisers Ferdinand l-. 47 2. Carl Graf d' A v ern a s und -1. Ferdinand Bran d is, Reichsgraf nnd Be¬ sitzer der Burg Marburg. Dieses Comite begann sein Wirken, die Mithilfe des gewesenen Hofkaplancs beim Fürstbischöfe in Seckan, des Ehren-Domhcrrn des Lavanter Domcapitels und Pfarrers von St. Peter bei Marburg, Markus Glaser in Anspruch zu nehmen. Der geistliche Herr stellte bei der Rcdemptoristen- Congregation eine dießfällige Anfrage. Diese erklärte, den Antrag erst nach Zusicherung einer sicheren Sub¬ sistenz acceptircn zu können. Nun wendete sich Ehren-Domherr Glaser an den geistlichen Direktor der Barmherzigen Schwestern, den frommen ?. Kl a j z er in Graz, ihn nm Rath in dieser Angelegenheit ansuchend. Klajzer antwortete freimnthig: „Machet es, wie die Kölner Weltpriester, „um zum Ziele zu gelangen nnd lasset Missionäre „heranbildcn!" So geschah es. — Die drei Priester: Herr K l a j z ar, Subdirector im Priestcrhause zu Graz, Herr Jakob Horvat, Spiritual der Barmh. Schwestern und k. Zohar reisten 1851 per Post nach Paris. Am 12. November 1851 begannen sic ihr Noviziat. — Indessen bat das Einsnhrnngs-Comite den Fürst¬ bischof von Seckan nm seine mächtige Unterstützung der Missionäre; allein Sc. fürstbischöfliche Gnaden erwiderten: „Wohin mit ihnen in Graz? — Wie „kann ich es wagen, aus Frankreich Missionäre einzn- „führen? Ich sitze beim grünen Tische und habe nicht „die Macht dazu." Über mehrseitige Verwendung nahm sich der hochw. Herr Fürstbischof Anton Martin Slomšek 48 der gewünschten Missionäre an. Des frommen S l o m s c k s ganzer Energie bedurfte cs, für die Missionäre das Benesichaus, welches bis zur Kirche verlängert wurde, zu erobern. Unterdessen meldeten sich drei neue Eandidaten, unter diesen der hochw. HerrU. M a r t i n D e r l e r, geboren zu Anger im Grazer Kreise. Das Gründnngs-Coinite war sehr thätig und suchte vor Allem beim Fürstbischöfe Slomšek au, daß er die drei Seckauer-Priestcr, die sich zu Paris im Missioushause dcs heil. Vincenz von Panl heran» bilden ließen, aufnehmcn möge. Das Comitemitglied Graf Clemens Brand is bot zu diesem Zwecke sein Schloß F r e i st e i n bei Pulsgau au. Fürstbischof S l o m s c k nahm sie nun bereitwilligst auf und bot den Missionären Las Bencficiat St. 2osef bei Cilli an; er gab ihnen auch, so lauge er lebte, jährlich 400 sl. Subvention. Über Verwendung des glaubeuseifrigen Grafen Clemens Brandts sandte Kaiser Ferdinand I. 4000 fl., welcher Betrag zur Bestreitung der Adap- tirungskvsten vor der Ankunft der Missionäre verwendet worden ist. Herr Domprobst Pichl in Marburg schenkte einen kleinen Weingarten. Leider starb Herr Graf d' Avernas, die Hauptstütze bei der Einführung der Missionäre, noch vor ihrer Ankunft aus Paris. DieMissionspricster kamen nun am 7. Sept. 1852, am Vorabende vom Feste Maria-Geburt nm ^12 Uhr in Cilli an, stiegen in der Abtei ab und nahmen uw ' 44 Uhr Besitz von St. Josef. 49 Da die Adaptirungskosten alles; was die edlen Gründer an Geld spendeten, verschlangen; so konnte den angckommenen Missionaren bei ihrer Ankunft der Abt Vodušek mir den genügen Betrag von 13 fl. 24 kr. einhändigen und waren dieselben mm auf den Mildthätigkeitssinn und die Großmuth edler Wohl- thäter und Gönner angewiesen. Am 26. September 1852, dem 17. Sonntage nach Pfingsten führte Fürstbischof A n t o n Bl a rtin Slomšek die neue Congregation, von der Cillier Abtei ans, in festlicher Processivn nach St. Josef, stellte sie dort seinem zahlreich versammelten Klerus vor (sein Leben von Kosar) und hielt hierauf eine wirksame Rede in deutscher und slovenischer Sprache. Dessen Schlußworte waren: „Wenn sich uns „Allen einst die letzte Stunde nahet; dann besonders, „o heiliger Josef, stehe uns bei, daß wir glücklich „unseren Lauf vollenden und mit Dir und dem heiligen „Vincenz bei Jesus und Maria nns ewig freuen! Amen. b) Die ersten Missionäre. Die ersten Missionäre waren: 1. Herr Conrad Hirl, Visitator von Köln. Cr blieb hier als Superior bis 15. September 1853 und gieng dann nach Köln zurück. 2. Herr J o h. N c p. K l a j z a r, welcher schon mit Dekret vom 7. September 1852 als Superior von Paris zurückkam und hier in dieser Würde vom 15. Februar bis 15. Mai 1853 wirkte. Alan fand ihn, die Hände vor der Brust gekreuzt, zum großen Leidwesen Aller todt im Bette, nachdem cr Abends zuvor noch in der Versammlung seine Andacht verrichtete. 4 50 Z. Herr J a k o b H o r v a t, seit 15. März 1853 in St. Josef, wurde vom General-Superior zum Nach¬ folger des verstorbenen Superiors am 13. August 1853 ernannt. 4. Herr Anton Zohar, zuletzt Pfarrer zu St. Martin im Rosenthal in der Lavanter Diöcese. 5. Im April 1853 kam auch Herr Martin Derler dazu, welcher mit Erlaubnis seines hochwür¬ digsten Oberhirten aus der Seckaucr Diöcese ausschicd und in die Congregation der Missionäre eintrat. Bald aber wurde er nach seiner Rückkehr aus Paris und zwar am 22. Juli 1854 von Cilli (St. Josef) nach Neudorf, Decauat Laa, V. U. M. B. versetzt und wirkt gegen¬ wärtig allverehrt als Superior der Missiouspricster des heil. Vincenz von Paul iu Wien sehr erfolgreich. Se. Majestät der Kaiser Franz Josef I. hat am 3. Jänner 1855 die Einführung der geist¬ lichen Missions-Congregationen in Österreich huld¬ reichst genehmiget und am 14. Jänner 18l>5 wurde neuerdings von Allerh öch st Demselben der Be^ stand des Cillier Missionshauses anerkannt. Das B i s t h u m L a v a u t wurde von Eber¬ hard II., Erzbischof von Salzburg, im Jahre 1228 gegründet. — Am 9. September 1859 ist aber der Bischofsitz von St. Andrä in Kärnten nach Mar¬ burg in Steiermark, welches bis dahin zu Secknu gehörte, mit Erlaubniß S r. H e i l i g k c i t P a pst Pius IX. übertragen worden. Der gegenwärtige, 53. Lavanter Bischof Jakob Maximilian S t e p i s ch n e g g hat seinen Sitz in M a r b u r g. 51 IV. Überlassung der Filial- und Wallfahrts¬ kirche St. Josef bei Cilli an die Mtsfions- priester des heil. Vincenz von Panl. n) Antrag des Eillier S t a d t p s a r r e r s und Abtes Vodušek. Die Missions - Congregatiou hatte bis zum 1. Juni 1860 die St. Josefkirche nur als Nutz¬ einkommen erlangt; da ergreift im Jahre 1859 der damalige Abt von Cilli, hochw. Herr Matthias Vodušek aus e i g e n e m A n t r i e b e die Initia¬ tive beim Fürstbischöfe Slomšek, den Missionären die Filialkirche St. Josef cigenthümlich zu übergeben und überließ dem Fürstbischöfe die volle Freiheit, sich diesfalls mit dem Visitator ?. S chlick zu verständigen. Hierauf wurde über gegenseitiges Einvernehmen eine förmliche Übergabs-Urkunde errichtet und gegen¬ seitig unterzeichnet. b) Übernahme der Kirche und des Hauses. In Folge dessen hatte auch am 1. Juni 1860 die Übergabe des B c n e f i c i n m s an die Congregation der M i s s i o n s p i e st e r des heil. Vincenz von Paul stattgefunden, und zwar wurden förmlich übergeben; a) die Kirche mit dem Beneficiantenhause, Stallung, drei Äcker und ein Hausgarten, der freie Platz um die Kirche uud die kirchlichen Gebäude; b) 59 Messen-Stiftungen, wovon die Missionspriester alle persolvireu; aber nur für 11 die Zinsen beziehen, weil 48 für die Besoldung des dritten , Stadtpfarr-Kap laues in Eilli bleiben; e) jährliche Kirchen-Zinsen im Betrage von 25 fl. 58 kr. Nun begannen die nothwcndigen Reparaturen in der Kirche. Man wagte nicht, öffentlich an die Wohl- thätigkeit der Gläubigen zu appclliren und deswegen bestritt der hochw. Herr Visitator Schlick groß- müthig die baulichen und künstlerischen Reparaturen, dann die nöthigenNen-Hcrstellungcu, wie sic schon früher beschrieben worden sind. Die Gcsaiuintkostcn betrugen 16170 fl. 53 kr. Eine gewiß seltene Munifiecnz! — Den Boden, ans dem jetzt die Kirche steht, sowie überhaupt den ganzen Hügel, hatte die Stadtgemeiude Cilli einst der Stadtpfarre zu St. Daniel zu einem Weideplätze geschenkt und wurde hierauf, wie schon gemeldet, zur Zeit, als Bernard Maurisic Edler von Mauris berg, Abt von Cilli und Erzdiacon für das ganze Sannthal (1655—1682) war, die St. Iosefkirche sammt einem kleinen Mcßncr- hause erbaut; denn cs war diese Gegend dem Patri¬ archate von Aguileja untergeben. Bei der im Jahre 1850 allgemein in Österreich erfolgten Organisation der Behörden und der hiedurch bedingten neuen politischen Territorial-Bezirks- und Gemeinde-Eiutheilung wurde auch die Pfarre Cilli in zwei selbständige Ortsgcmeindcn gctheilt und hiemit die Stadtgemeiude Cilli und die dieselbe umgebende Landgemeinde Rann gebildet. St. Josef kam zur Landgemeinde Rann. a) Reihenfolge der Vorstände- 1. Herr J o h. N c p. K l a j z a r, vom 7. Sep¬ tember 1853 bis 15. März 1853; der hochw. Herr Hirl aus Köln fungirte nur als Visitator, um die Cougrcgation zu organischen. 2. Herr J a k o b H o r v at, seit 15. März 1853 bis gegenwärtig. 53 (I) L 6 n 6 f Ä e t o I'6 8 (W o h l t h ä t e r). a) Die größten Wohlthäter sind wohl die Ver¬ anlasser der Einführung der Missionäre, nämlich die drei Grafen d' A v e r n a s, dann Clemens und F e r d i n a n d B r a n d i s; jedoch keiner dieser edlen Herren kam je in die Lage, ein Fnndativns-Capital, wie sie beabsichtigten, anzulcgen. b) Fürstbischof A n t o n Ni a r t i n S l o m s e k, welcher zur Adaptirung 1000 fl. spendete und all¬ jährlich, von 1853 bis zu seinem Todestage, 24. Sep¬ tember 1862, an Subvention 400 fl. gab. e) Se. Majestät Kaiser Ferdinand I., genannt d e r Gü t i ge, geruhte über Fürsprache seines Obersthofmeisters, Gehcimrathes Clemens Reichs- grafen von Brandts 4000 fl., welche vor der Über¬ gabe St. Josefs an die Missionspriester zur Adaptirung verwendet wurden, zn bewilligen. 6) S e. M a j e st ä t K a i s c r M ax i m i l i au von M ex i c o spendete 205 fl. a) Fürstbischof von Seckau O t t o c a r M a r i a Graf von Attems 50 fl. l) Graf Ferdinand Braud is spendete 1868 und 1869 zwei Halb-Startin guten Weines. 8) Sr. Hochwürden Ehrcn-Domherr M a r k us Glaser versorgte für die Charwoche das heil. Grab und den KrcuMng, sowie er verdienstlich wirkte für die Übertragung des Bischofsitzes nach Marburg. si) Domherr Rosner, die Herren Pfarrer P l a s k a n, K o s o s c k. Vojsk sandten wiederholt Unterstützungen. i) Der Herr Domprobst Pichl vermachte der Missions-Congregation einen Weingarten. k) Herr B a r t h o l. T o u v r e sandte wiederholt Unterstützungsbeitrüge. .54 l) Herr A m b r o s V e b e r i c spendete 590 st. m) Frau 2 o s e f a H a s l i n g e r in Wien spen¬ dete 1000 fl. znr Herstellung der großen 60 W.-Ctr. schweren Glocke. n) Die Ergebnisse freiwilliger Colle et en werden, wenn möglich, an Arme vcrtheilt. o) Der hochw. Herr Visitator derMissionspricstcr Wilhelm Müngersdorf hat gemalte Fenster für die Kirche, mehrere Meßgewänder und znr Feier des Jubiläums einen neuen St. Vincent-Altar gespendet. p) Vor der Ankunft der Missionäre war die Wohnung des Bencficianteu anspruchlos, ganz klein und von Privatleuten bewohnt; der F ü r st b i s chof ließ, als die Einführung der hochwürdigen Missions¬ priester beschlossen war, das auf der Rordscitc befind¬ liche Häuschen vergrößern und unmittelbar an die Kirche anschlicßen. Als der Bedarf einer Ubication für Priester der Congrcgation und für, geistlicher Excrciticn wegen kommende Priester immer größer wurde; so mußte man, um hiezu Raum von wcuigstens 10 Meter zu gewinnen, die alte Küsterswohnnng rasircn. Mit Baubcwillignng des steiermärkischen Landcs- ausschusscs vom 12. August 1866 entstand auch der neue, etwas höhere Znban, welcher noch in diesem Jahre ganz ansgeführt worden ist. Da fcrncrs znr Zeit der großen Wallfahrten das gläubige Volk scharenweise herbciströmt und hier gänz¬ licher Mangel an Unterkunft ist; so wurde zur unent¬ geltlichen Unterkunft von ZOO, strenge nach dem Ge¬ schlechte gesonderten Pilgern nnd Exercitantcn auch ein P i l g c r h a us erbaut. 5ü s) Processi on en und hohe Besuche. Zn Procession kommen geivöhnlich an den Mit¬ tagen die Cillier selbst, — ferner zu Ostern und Frohnleichnam Leute der Umgegend und von weit und breit. Zur Zeit der geistlichen Exercitien, bei drei und zwanzigmal im Jahre, strömen die Leute scharenweise und in Procession herbei; besonders aber vertrauens¬ voll, weil meist erfolgreich, mit Bitten nm Abwendung unglücklicher Elcmentar-Ercignisse. - Die Fürbitte des heiligen Josef bringt fast stets Hilfe in der Noth. H o h c B e s uche kamen oft schon in diese schöne Botivkirchc, besonders jetzt — seit dem Besitze der Missionäre. Unter den mehr als 800 Geschlechtern steierischen Adels, vom fürstlichen Stamme bis herunter zum ein¬ fachen Herrn, gab cs viele, aus denen edle Mitglieder besonders gerne nach St. Josef wallten. Wir nennen: u) die Cillier Grafen, l>) ein Zweig der alten berühmten Grafenfamilie C o l l o r c d o, e) ein Zweig der Grafen von C o r o n i n i, welche alle Mitglieder der steiermärkischen Landcshauptmann- schaft waren u. a. Für die Gegenwart ist besonders zu erwähnen: ci) der auf seinem Schlosse in Neu-CM sich befindliche Fürst Salm, ö) die Grafen Br an dis. t) SeineDnrchlanchtderFürstWin disch - Grätz. Zum Besuche kamen auch viele Bischöfe, wie der gegenwärtige hochw. Herr Erzbischof von Vrhbosna 5!> I)r. J o sc s Stadler zu Scrajcwo in Bosnien und der Herzegowina. Hohe Beamte des Landes nnd ans der Ferne zählen zu den hervorragenden Besuchern. 1) G o t t c s d i c n st - O r d n u n g i n S t. J o s e f. An gewöhnlichen Wochentagen werden heilige Messen gelesen : »on V26—-8 Uhr einschließlich, wobei gesungen oder auch der heilige Rosenkranz gebetet wird. An gewöhnlichen Sonntagen ist auch nm Uhr der Anfang der heiligen Messen, um 7 Uhr Hochamt und Predigt. Nachmittags ^4 Uhr wird sehr oft der Kreuz¬ weg besucht. Da betrachtet und predigt der Priester von Station zn Station in Gegenwart vieler Leute von nah und ferne, welche so gerne von Christo dem Gekreuzigten, über die Einzeluhcitcn und genaueren Umstande seiner Leiden sich unterrichten lassen. An außergewöhnlichen C o n c n r s t a g en, wie am St. Joscfitage (19. März), Bcrmähluugstagc der heil. Maria mit Josef (23. Jänner), Patrocininm St. Josef am 3. Sonntage nach Ostern, Engclsonntage, 1. Sonntage im September u. s. w. wird um 6 nnd 10 Uhr feierlicher Gottesdiest gehalten; bei schönem Wetter ist auch in der Friedhofkapelle Gottesdienst nnd um 10 Uhr im Freien eine Predigt. Außerdem kommen Burschen und Männer, Jung¬ frauen und Weiber zu den Exercitien (geistliche Übungen), wobei nach Stand und Geschlecht, immer getrennt, passender Unterricht crthcilt wird. Schließlich werden die heiligen Sacramente der Buße und des Altars gespendet. Kirchliches. Verehrung -er Heiligen. „Kine Heilige katholische Kirche, Gemein¬ schaft der Heiligen," s o betet der katholische Christ im IX. Glaubensartikel. Zu dieser Gemeinschaft gehören: и) die H e i l i g e n i m H i m m cl — d. i. die triumphirendc Kirche, к) die armen Seelen im Fegefeuer die leidende Kirche und c) die katholischen Christen auf Erden — die streitende Kirche. Die triumphirendc, leidende, st r c i- lende Kirche sind nicht non einander getrennte, berschiedene Kirchen, sondern nur drei verschiedene Zu¬ stände der Einen Kirche; denn alle drei machen Nur e i n c G c m e i n s ch a f t — e i n e K i rche ans. Von den Heiligen im Himmel spricht äcsns (Apokalypse 3, 21): „Wer überwindet, »d em will ich gebe n, m it mir a n f d c m i'T h r o n z n sitzen." Die katholische Kirche legt nns aber die Pflicht ans a) die Heiligen zu verehren, d) sie um ihre Fürbitte a n z n r u f e n und e) durch wahrhaft fr o m m e n L e b e n s w a n d el Huen u a ch z u f o l g c n. 58 Das C o n c i l i u m v o n T ri e n t sagt hierüber in der 25. Sitzung: „Es sind die Bilder Christi, der „jungfräulichen Gottcsgcbärerin und anderer Heiligen „besonders in den Kirchen aufzustellcn und beizubchalten, „und cs ist ihnen die gebührende Ehre und Verehrung „zu erweisen; nicht als ob man glaubte, daß in den¬ selben etwas Göttliches oder eine Kraft sei, wegen „welcher sie zu verehren wären, oder daß man von „den Bildern etwas erbitten, oder daß man das Ver¬ trauen aus die Bilder setzen solle — wie cs einst von „den Heiden geschah, die auf die Götzenbilder ihre „Hoffnung setzten —; sondern, weil die Ehre, die man „ihnen erweiset, auf die Urbilder sich bezieht, welche „sie vorstellen; so, daß wir durch die Bilder, die wir „küssen, oder vor denen wir unser Haupt entblößen „oder nicdcrknicn, nur Christus anbcten und die Heiligen „bloß verehren, deren Vorstellung sic enthalten." Wer ehret nicht das Bild von theueren Personen? Wir wissen, es gibt nur einen allgegenwärtigen Gott, von keinem Räume cinschließbar und auf keinen Ort beschränkt; er kann daher überall die Seufzer' und die Dankeswortc seiner Kinder anhören und erhört sie auch. Ist die Verehrung der Heiligen wohl etwas Gutes ?! Ja, denn dadurch machen wir uns nicht bloß ihrer Verdienste, sondern auch ihrer Fürbitte bei Gott theil- hastig; das bezeugt der heilige Geist im Psalm ik8, t!3 V. : „J ch n e h m e T h e i l a n A l l e n, die di ch fürchten und Deine Gebote beobachten.' Diese Verehrung der Heiligen besteht aber darin, daß wir ihre Liebe und Treue anerkennen, womit sie Gott bis zu ihrem Tode gedient haben. 5» Wenn man eine schöne Landschaft bewundert oder den herrlichen Frühlingstag; so erhebt das Gemüth eines guten Christen der Gedanke: ach, wie schön muß erst Gott sein, der sic geschaffen hat! — Dergleichen gilt von den Heiligen. So wenig die Menschen selbst die schöne land¬ schaftliche Gegend, obwohl sie selbe bearbeiten, oder den reizenden Frühling hervorgebracht; eben so wenig sind die Heiligen aus sich selbst, aus eigener Macht und Kraft Heilige geworden, sondern nur mit der Gnade Gottes. Wir müssen daher in ihnen die Hilfe und die allmächtige Kraft Gottes bewundern, indem sie nnr mittelst derselben ein so tngcndreichcs Leben geführt haben. Jesus sagte (Matth. 10, 23.): „L asset euer „Licht leuchten, damit die Menschen „euere g n t c n W e r k c s c h e n n n d euere u „Vater i m Himmel preisen!" So wollen auch die Heiligen, daß wir den Vater wegen ihrer Werke preisen. Wir wissen, daß die Fürsprache der Mnttcr Gottes und der Heiligen, die wir verehren, immer und überall zum Throne Gottes gelangt; allein, es ist auch eine seit den ältesten Zeiten des Christenthums bekannte nnd erwiesene Thatsachc, daß insbesondere an manchen Orten und Hciligthümcrn die erstaunlichsten Gcbetserhörungen stattfanden, und man diese Orte deßhalb Gnaden¬ orte nennt; nicht als ob der Allmächtige auf die Fürbitte seiner Heiligen anderwärts nicht auch dasselbe Wirken könnte, sondern eben, weil die Allmacht und Barmherzigkeit Gottes ihre Gnaden ansströmcn läßt, w o und wann sie will. (iv So läßt der liebe Gott auch in der sichtbaren Natur nur an gewissen Orten Quellen von besonderer Kraft zur Heilung verschiedener Krankheiten sprudeln, weil er die Fülle seiner irdischen Gaben ausgießt, w o und w i e er will. Kann nnd wird es jemand dem armen Kranken übel nehmen, wenn er in ein Heilbad reiset? Wer kann es daher dem frommen Pilger verargen, wenn er voll kindlichem Vertrauen zn einem Wall¬ fahrtsorte eilt, wo so viele Tausende Heilung der Seele und des Leibes gefunden haben, wo man nur gute Lehren und eifrige Ermahnungen hört, wo die Andacht so vieler Menschen nur gleiche, gute, edle Gefühle uud ernste Vorsätze erweckt, — nnd von den Tausenden, die da kommen, wenige ohne "Nutzen uud wohl keiner mit Schaden für seine Seele heimzieht? Hiehcr können und mögen alle kommen, die beladen sind mit Kummer, und auch jene, deren Herz voll Freude ist, — und wenn auch die Welt verhöhnt, so denke jeder an den Spruch des Herrn (Matth. 5, 10): „Selig sind, die um meines N a m e n s „w i ll e n Verfolgung leide n." Alan denke an die heil. Maria, die Trösterin der Betrübten, das Heil Aller! — Reliquien ^>nter Reliquien (Überbleibsel) im w eiteren Sinne versteht man alles, was uns zum ehrwürdigen Andenken aus der heiligen Geschichte oder von heiligen Personen übrig geblieben ist. So ;. B. rechnet man auch zu den Reliquien das Krcuzcsholz, an dem Christus gestorben (Theilchen davon heißen K r e u z p a r t i k e l), s e i n e n Rock, der zu Trier, das Sch weiß tu ch, das zn Rom verehrt wird u. dgl. Merkwürdig ist die Geschichte, wie das Kreuz, an dem Jesus sein Vcrsöhnungsopfer dargcbracht hat, nachdem cs fast ZOO Jahre lang verborgen gewesen, wieder aufgefundcn wurde. — Die Veranlassung hiezu mag wohl folgende historische Thatsache gewesen sein: „Als Kaiser C o n st a n ti n im Jahre ZI2 von Gallien aus über die Alpen hin nach Italien wider seinen Gegenkaiscr Maxcntius zog, betete er in seiner Besorgnis; wegen des bevorstehenden Kampfes zu dem Gotte der Christen; — da sah er plötzlich p am Himmel ein glänzendes Kreuz Hv, (— Okr), Mit der Inschrift umgeben: „In Iioe MMio vinc«8 (In diesem Zeichen wirst du siegen)." — Staunen ergriff ihn und sein ganzes Heer, da auch die Soldaten diese Erscheinung erblickten. In der folgenden Nacht wurde er in einem Traumgesichte des Heilandes an- sichtig, welcher ihm befahl, ein Kreuz, wie er am Himmel gesehen, als Banner zu führen. Constantin ließ statt der Hauptfahne, die vorher mit Bildern der Götter prangte, eine Kreuzfahne llmbarnm) verfertigen. Wirklich gewann Constantin die Schlacht gegen Maxen- tius und mit diesem Siege wurde er Herrscher über das mächtige Rom. Er führte von nun an in allen seinen Feldzügen die Kreuzesfahnc mit sich, und ließ sic, wo er eine seiner Scharen im Gedränge gefährdet sah, dorthin tragen und that es immer mit dem er¬ wünschten Erfolge. Im Jahre Zill erklärte er sich offen für das Christenthum. Bald nachher (lZ26) unternahm cs seine Mutter, die heil. Helena in ihrem hohen Alter Golgotha und das heil. Grab von von ihrer gräulichen Verunehrung zu reinigen. Sic war sehr betrübt, daß das wahre Kreuz Christi in der Erde vergraben liege. Auf dem Berge „Golgotha" oder „Kalvaria" hatte im 2. Jahrhunderte Kaiser Hadrian — aus Haß gegen die Christen — die Tempel des Jupiter und der Venns errichten lassen. Zwar wurden diese Tempel seit Con¬ stantins Bekehrung niedergerissen, aber noch lagen unge¬ heure Schutthaufen an diesem Orte. Es gelang der heil. Helena mitBcihilfe des heil. Makarius, des damaligen Bischofes von Jerusalem, nach Wegränmnng des Schuttes die Fclscngrnft des heil. Grabes zu entdecken. Sie hoffte nun auch das Kreuz, an welchem der Herr gelitten, zu finden, weil es bei den Juden Sitte war, alles, was zu einer Hinrichtung gedient hatte, an Ort und Stelle zu vergraben. Wirklich fand sie nach längeren' Nachgraben in der Nähe des Grabes drei Kreuze, wie auch die Nägel, womit der Heiland augeheftct war, und auf einem besonderen Brette die Inschrift/ 63 Kelche früher über dem Kreuze befestiget war. Dieses Brett schien zwar zu einem der Kreuze besser zu passen als zu den andern; man wollte jedoch sicher sein, an kelchem von den Kreuzen Christus gehangen hatte. Da betete Makarius, voll des Glaubens, inbrünstig zu Gott und, wohl nicht ohne höheren Antrieb, gcrieth cr auf einen Gedanken, den der Erfolg ans eine herr¬ liche Weise krönte. Eine vornehme Frau zu Jerusalem lag dem Tode nahe. In Gegenwart der Kaiserin und des Volkes ließ mau sic behufs einer wunderbaren Heilung die drei Kreuze berühren. Bei den beiden ersten geschah cs ohne die geringste Wirkung; als sie aber das dritte berührt hatte, stand sie vollkommen genesen ans und gicng Gott lobend und preisend herum. Noch eine zweite Probe der Echtheit des heiligen Kreuzes machte man vor der ganzen Bevölkerung Jerusalems. Mau berührte nämlich mit dem Kreuze einen Todtcn und dieser richtete sich auf und gieng guter der staunenden Volksmenge herum. Die Nagel und einen Theil des Kreuzes sandte nun Helma an ihren SohnConstautiu nach Constantiuopel, ber diesen Schatz wieder thciltc und die eineHülfte bei sich behielt, die andere aber dem Papste Silvester nach sivm sandte. Den größeren Theil jedoch ließ Hel cna 'a Silber fassen und übergab ihn dem Bischöfe von Jerusalem, auf daß er in der dazu eigens erbauten Eirchc für die Nachwelt anfbewahrt würde. Diese Kirche bhirdc die königliche Kirche des Kreuzes genannt; auch bleß sie die Kirche des Drabcö oder der Auferstehung, ^cil sie — in ihrer Ausdehnung - nicht bloß den dch't, wo Christus gekreuziget wurde, sondern auch ^Ne Ruhestätte in sich schloß. 64 Nur mit besonderer Erlaubnis des Bischofes von Jerusalem durften vom K r e u z h o l z e kleine Stückchen abgeschnitten werden, die man als den kostbarsten Gnadcnschatz bewahrte. So überbrachte die heilige Mclania dem heiligen Paulinus Kreuzpartikel, die sie vom Bischöfe von Jerusalem erhalten hatte, und Paulinus sandte ein Thcilchen hievon in goldener Fassung an S n l p itius Severns. — 2» Folge solcher Schenkungen waren noch zu Lebzeiten des heil. Cirillus, von 348—386 Bischof von Jeru¬ salem, Stückchen vom heiligen Kreuze in der ganzen Welt verbreitet. — Das Andenken der Krenzauffindung wird unter dem Namen des Festes der heil. Kreuz¬ erhöhung am 14. September bei den Griechen, sowie jenes der Krenzerfindnng am 4. Akai in der katholischen Kirche gefeiert." Im eng c r en Sinne sindNeliqnicnÜberbleibsel von den Leibern der Heiligen; dann aber auch solche Gegenstände, welche den Heiligen gehörten, oder dadurch/ daß sie mit ihnen in besonders nahe Berührung kamen, gleichsam geheiligt wurden, wie da sind: Kleidungsstücke- Marterwerkzeuge u. dgl. DieKatholiken verehren dieReliquien. — Da§ ist ganz natürlich. — Man bewahrt ja auch an manchs Orten Kleidung, Waffen, Federn u. dgl. auf, welche berühmten Männern gehörten und hält sie sehr i§ Ehren. Wem sind nicht die Überreste der thcuer6' Dahingeschicdenen heilig? Und wie schützen und ehr^ gute und gcmüthsvolle Menschen die Überbleibsel dck geliebten Eltern, Geschwister, Freunde und Verwand und aller, die sie im Leben achten und lieben gelern' haben, hoch, und bewahren sie als wertvolles Andenken« 65 Es gebührt sich daher wohl auch, daß man die Überreste vom Leibe der Heiligen, „den Tempel des h e il. G c istc s", ganz besonders in Ehren halt. Werners gebietet das vierte Gebot Gottes, „d n sollst Vater und Mutter ehren", wohl hauptsächlich wegen so vieler Wohlthaten, welche die Kinder von den Eltern erhalten. Da es aber Menschen gibt, die uns ebensoviel, wie die Eltern, Gutes gethan; so müssen wir auch sie ehren — und das ist Gott wohlgefällig. Das kann man aber auch von so vielen Heiligen sagen. Zum Beispiele: Die Apostel haben die größte Mühe und Aufopferung angewendet, selbst ihr Leben gegeben, um uus die größte Wohlthat, „das Christ en- t h u m", zu bringen. Petrus u n d P a u l u s a n der Spitze und in deren unmittelbarem Gefolge die übrigen Apostel und Evangelisten, dann eine Reihe herrlicher Manner, Priester und Mönche, ziehen an unserem geistigen Auge vorüber, welche der Herr sich als Werkzeuge auserwühlt hat, nm seine Kirche über alle Welttheilc und Lander auszubreitcn. Insbesondere waren cs die beiden Apostel- f ü r st e n P e t r u s und Paulus, welche unter der Christcnverfolgung des Kaisers Nero am 29. Juni 67 n. Chr. den Martirertod erlitten. P c t r u s wurde gekreuziget znit dem Kopfe gegen die Erde ain Fuße des vatikanischen Hügels. Nahe dem Schauplätze seines glorreichen Marterthums begruben die ersten Christen seinen heiligen Leib. Zweimal wäh¬ rend der ersten drei Jahrhunderte wurde dieser kostbare Schatz an andere Orte der Stadt Rom gebracht. Seitdem ruhen nun die heiligen Gebeine ununterbrochen bis ans den heutigen Tag unter dem Hauptaltare der 5 6V St. Pcterskirche, über welche sich die prachtvolle Kuppel wölbt. Wie St. Petrus zur Kreuzigung am Vaticanus, so ward St. Paulus zur Richtstätte auf die Straße, die nach Ostia führt, geschleppt und daselbst enthauptet. Die herrliche St. Pauluskirche an dieser Straße wölbt sich über dem Grabe des Völkerlehrers. Während die Apostelfürsten Petrus und Paulus in Rom und in anderen Gegenden für den Namen Jesu Christi Zeugnis; ablegten, waren auch ihre getrennten Brüder, die übrigen Apostel, in den ver¬ schiedenen Ländern für die Ausbreitung der Kirche rastlos thätig. Und so wie die heiligen Apostel haben auch andere herrliche Männer, Priester und Mönche, die Kirche Christi verschiedenen Völkern gebracht und sind als Wohlthäter der Menschheit erschienen. Für Ö st e rrei ch (Noricum und Vindelicien) war ein besonderer Wohlthäter der heil. Severin ns (450), der durch sein Leben, sein Wirken und seine Lehren für die damaligen Bewohner des Landes in Wahrheit ein Apostel geworden ist. Nach llOjähriger apostolischer Thätigkeit starb der großa Apostel des Noricums am 8. Jänner 482 zu Heiligenstadt bei Wien eines heiligen Todes, das Lob der Hcrligen auf den Lippen, mit den Worten des Psalmisten: „A ll.es, was A t h e m hat, lob e „den Herrn!" Seinem Wunsche gemäß wurde sein Leichnam nach Italien gebracht und im Lucullanum bei Neapel beigesetzt. Die heiligen Gebeine ruhen gegenwärtig in einer Kirche von Fratta Maggiore, zugleich mit jenen des heiligen Mürtirers Sofias, in einer eigens her- gerichteten, mit Marmor-Verkleidung gezierten Kapelle. »7 Ju neuester Zeit wurde vielfach der Gedanke ange¬ regt, die Reli q uien des heil. Sev erinus fürÖstcr- r e i ch, als das stand der Wirksamkeit des Heiligen, zu gewinnen und selbe in der neu erbauten und ihm geweihten Kirche der Congregation der Missionspriester des heil. Vincenz von Paul (Lazaristen) in Währing beizusetzen. Wie sehr unser heil. Vater Papst L e o XIII. es wünsche, daß dem heil. Severin diese schuldige Verehrung und gebührende Dank gezollt werde, geht wohl klar hervor aus einem vom 15. November 1881 datierten apostolischen Breve, welches Derselbe in Folge eines von Sr. Exccllenz dem hvchwürdigsten Herrn Fürst-Erzbischof von Wien, vr. Cölestin Josef G a n g lb a uer, befürworteten Bittgesuches huldreichst erlassen hat. In Kraft desselben verleiht der heil. Later: 1. Für das Fest des heil. S e v e r i n us und die F e st - O c ta v, jährlich vom 8.—15. Jänner, allen Gläubigen einen vollkommenen Ablaß; 2. für den andächtigen Besuch der ge¬ nannten Kirche, wobei gleichfalls ein renmüthigeö und andächtiges Gebet auf die Meinung des heil. Vaters zu verrichten ist, einen jeden Tag zu gewinnenden Ablaß von 100 Tagen. Für Deutschland wurde Winfried ein Wvhlthäter. In England ums Jahr 680 geboren, trat er frühzeitig in den Orden des heil. B e n e d i c tus. Von dem Segen seines Abtes und seiner Mit- brüdcr begleitet, begann er sein Missionswerk zuerst bei den Friesen, dann bei den Thüringern und Hessen. Von dein Papste hatte er den schönen und bedeutungs¬ vollen Namen B o n i s a c i u s (Wvhlthäter) und die 68 Würde eines Erzbischofes von Mainz nnd päpstlichen Legaten für ganz Deutschland erhalten. Unter rastlosen Bemühungen war B o u i s a c ius znm Greise geworden, aber sein glühender Eifer ließ ihn nicht ruhen. Noch¬ mals reiste er zn den Friesen und hatte schon viele bekehrt, als die Heiden erbittert über ihn hcrficlen und den wehrlosen Greis mit 52 Gefährten ermor¬ deten (755). So endete der Apostel Deutschlands. Seine Gebeine ruhen in Fulda. — Wenn wir nun die Heiligen verehren, so ist dich gewiß etwas Gutes und müssen uns ihre irdischen Ueberreste ebenfalls schätzenswerth und thener sein; dem: zahllos sind die Beispiele, wie uns die Heiligen inr Leben, im Sterben nnd im Fegefeuer nützen können. Darum wollen wir sic recht fleißig nm ihre Für¬ bitte anrufcu und der Gedanke, (Ephes. 2, i!>) „daß „wir Ai itbür g er der H e i l i g c u n n d H a u s- „genossen Gottes s i n d", soll uns bewegen, alles Unheilige, besonders die Sünde zu meiden, und für unsere Heiligung durch gewissenhafte Erfüllung unserer Staudespflichten und durch ein beständiges Gebctsleben eifrigst zu sorgen. Und so wie uns die irdischen Überreste unsererEltern und anderer Personen, welche wir im Leben achteten, ehrten nnd schätzten, denen wir als unfern Wohlthätcrn unsere dankbare Erinnerung nnd Ver¬ ehrung widmen, thener und werth sind, müssen wir auch die Überbleibsel der Heiligen achten und in Ehren halten. Der heil. Franz von Sales zollte eine besondere Ehre den Reliquien der Heiligen. Man sah ihn auf den Knien mit einer Andacht und in einer solchen Haltung, daß man sich daran besonders erbaut fühlte. Kchiidm Dttchrmg der Heiligen: Maria und Josef. (z/re höchste Gnade und Wohlthat, die Gott uns Menschen jemals erwiesen hat, das größte Werk der göttlichen Liebe, das je auf der Welt geschehen, ist unsere Erlösung von der Sünde und ewigen Verdammnis;. O welch' großen Dank, Lob und Preis sind wir der allerheiligsten Dreifaltigkeit für die größte aller Gnaden in Ewigkeit schuldig! Welch'hohe Verehrung verdient von uns auch die allerscligste Jung¬ frau Maria als — Mutter Gottes — als Mutter uusers göttlichen Erlösers! wegen dieser größten Gnade — wegen dieser höchsten Würde! — Wie wohl¬ gefällig wird es daher der heiligsten Dreifaltigkeit sein, wenn dn, christliche Seele! dich täglich und immer an diese höchste göttliche Wohlthat und Gnade erinnerst und Gott dafür ans kindlichem Herzen dankest, wenn du auch die heilige Maria als Mutter Gottes fleißig und andächtig verehrest! — Um nun der heiligsten Dreifaltigkeit deinen Dank immer mit Herz und Mund darzubringen, so bete, wenn du alle Tage dreimal, Morgens, Mittags und 70 Abends, beim Glockenzeichen den sogenannten engli¬ schen Gruß betest, recht andächtig dazu dreimal deu uralten, ehrwürdigen Lobspruch der heiligen Kirche: „Ehre sei Gott dem Vater und dein Sohne und dem „heiligen Geiste, wie sic war im Anfänge, jetzt und „allezeit und zu ewigen Zeiten! Amen." Wofür jedes¬ mal ein Ablaß von 100 Tagen bewilligt wurde von Pins VII., il. Juli 1815.) Du wirst, wie so viele fromme Seelen den großen Nutzen davon erfahren; die heiligste Dreifaltigkeit wird dir nm der Verdienste der göttlichen Erlösung willen gnädig und barmherzig sein, und die heilige Mutter Gottes wird auch deine Mutter, deine Beschützerin und Fürsprecherin werden und bleiben. Jesus, Maria und Josef! Ihr lebtet auf Erden als einfache, arbeitsame Leute, unbekannt und nnangeschen vor der Welt, im niedrigen Stande und ruhiger Stille bei einander nnd wäret die heiligsten Personen auf Erden. Jeder Mensch kann cnch auch im niedrigen Stande nachahmen und Gott gefallen. Jede nützliche oder noth- wcndigc Arbeit, jeder Pflicht- oder Liebesdienst wegen Gott ist zugleich eiu Gottesdienst. Die häusliche Ge¬ schäftigkeit kann mit der Andacht und Frömmigkeit gar wohl bestehen. Beten und Arbeiten hindern einander nicht, sondern gehören und helfen vielmehr zusammen. Die Hand sei bei der Arbeit, das Herz bei Gott. Ich will dabei denken: Mein Gott! ich thue Das, weil und wie cs Dein Wille ist. Wird's mir auch schwer, nnd vielleicht wenig anerkannt und schlecht belohnt. Du sichst, stärkest nnd belohnest mich. Dir opfere ich alle meine Mühe auf; Du wirst sic segnen. Wenn ich so denke und bete, dann geschieht alles mit mehr Muth 71 und Fleiß, und cs geht mir auch besser von statten. Auf solche Weise kann ich zugleich Gott und den Menschen dienen und gefallen, mein tägliches Brot und zugleich den Himmel verdienen. Jesus, Maria und Josef! An Euch sehe ich auch, daß Reichthümer, hohes Ansehen und Wohlleben die wahre Glückseligkeit nicht ausmachen; denn das Alles hat Euch Gott, so lieb ihr ihm gewesen seid, nicht gegeben. Vielmehr hattet Ihr oft Mangel und Ungemach, Trübsal und Verfolgung zu leiden. Und doch wäret Ihr vergnügt, zufrieden und glückselig. Das kann daun auch ich sein, wenn ich ein gutes Gewissen und kindliches Vertrauen auf Gott habe, — wenn ich gerne arbeite, mit dem, was mir Gott durch meinen Fleiß .zuschicket, zufrieden bin, und dort das Bessere hoffe, wenn ich den Frieden lieben, und durch Sanft- muth, Klugheit und Dienstfcrtigkeit mich meinen Mit¬ menschen lieb und achtungswerth mache. Jesus, Maria und Josef! Euer schönes Beispiel sei allen Kindern und Eltern, allen Eheleuten und allen Euren Verehrern vor Augen und muntere uns zur Nachahmung auf, damit uns auch Euer Name einst im Sterbebette trostreich sein möge. Liebe und Eintracht herrsche in allen Häusern, gleichwie ihr Ein Herz und Eine Seele wäret; so wird auch überall Glück und Segen sein, bis wir endlich in den Himmel zu Euch kommen und ewig glücklich sein werden. Amen. Heilsam und nützlich ist daher eine Betrachtung und Andacht zum heil. Josef. Die wahre Demuth und allzeit glühende Andacht macht das Gebet — wie der heil. Thomas v. Aquin lehrt — so wirksam, daß es stets erhört wird. 72 Gebet zu Maria, der guten Mutter, unserer immerwährenden Hilfe. Jungfrau, Mutter Gottes, mein, Lass' mich ganz Dein Eigen sein! Dein im Leben und im Tod, Dein im Unglück, Angst und Noth, Dein im Kreuz und bitt'rem Leid, Dein für Zeit und Ewigkeit. Jungfrau, Mutter Gottes, mein. Lass' mich ganz Dein Eigen sein! Mutter! — ans Dich hoff' und baue ich. Mutter! — zu Dir ruf' und seufze ich. Mutter! — Du Gütigste, steh' mir bei! Mutter! — Du Mächtigste, Schutz mir leih'! Mutter! so komm, hilf beten mir! O Mutter! so komm, hilf streiten mir! V Mutter! so komm, hilf leiden mir! G Mutter! — so komm, und bleib' bei mir! Dn kannst mir ja helfen, — o Mächtigste! Du willst mir ja helfen, — o Gütigste! Dn hast mir geholfen, — o Treueste! Du wirst mir auch helfen, — Barmherzigste! O Mutter der Gnade, der Christen Hort! Dn Zuflucht der Sünder, des Heiles Pfort! Du Hoffnung der Erde, des Himmels Zier! Dn Trost der Betrübten, ihr Schutzpanier! Wer hat je umsonst Deine Hilf angeflcht? Wann hast Du vergehen ein kindlich Gebet? D'rum ruf' ich beharrlich im Kreuz und im Leid: „Maria Hilst immer, sie hilft jederzeit." Ich ruf' voll Vertrauen in Leiden nnd Tod: „Maria Hilst immer, in jeglicher Noth." So glaub' ich, -- und lebe und sterbe darauf: „Maria hilft mir in den Himmel hinauf" § Heiliger Josef Keller in jeder Uoth! A Bitte für uns! 73 St. Josef. „Iw n(i,io8epüuin! — Geht zum Josef!" weiset der himmlische Vater die Gläubigen au, „geht zu ihm „mit euer» Bitten, und wenn er mir eure Anliegen „des Herzens und der Seele vorträgt, werde ich hören „und euer Flehen erhören! Bittet im Namen Jesu „und nach dem Gebete des Herrn und über St. Josefs „Fürsprache will ich gewähren!" — Also, wenn wir, wie Christus iu dem Gebete des „Batcruuser" gelehrt hat, bitten um Andacht, um Brot, Gesundheit, Barmherzigkeit und um einen guten Tod, nebst Verzeihung unserer Sünden; wenn wir im Namen Jesu um Josefs Schutz und Fürbitte flehen, wird der himmlische Vater uns erhören und alles gewähren; — denn der h. Josef ist Helfer in jeder Noth. Die heilige Schrift stellt uns den heil. Josef, als den Pflegevater unscrs Heilandes und als den Bräutigam der Jungfrau Maria vor, Eigenschaften, welche uns von der Wirksamkeit seiner Fürbitte bei Gott alles hoffen lassen. 'Nimm daher deine Zuflucht in allen Nöthen zu dicseni großen Heiligen, der als Pflegevater unseres Heilandes und als Bräutigam der seligsten Jnngfrau, alle Gläubigen für seine Kinder ansieht. Was könnte er also denen abschlagcn, für die Jesus gestorben ist, und Maria selbst bittet? Insbesondere aber wähle dir den heil. Josef, der das Glück hatte, in den Armen Jesu und Maria zu sterben, zum Fürsprecher bei Gott um eine selige Sterbstundc. Ai Zu diesem großen Heiligen, welcher jener gute und treue Diener war, dem Gott die Sorge über seine Familie aufgetrageu hat, der das Glück hatte, mit Jesu und Maria zu leben, ihnen die Dienste eines Bakers und Gatten zu leisten und unter ihrem Beistände zu sterben, sollen wir unsere Zuflucht nehmen, zu seiner mächtigen Fürbitte bei Gott, mit aller Zu¬ versicht einer gnädigen Erhörung. Bitten wir ihn, daß er uns die Gnade erwirke, seine heiligen Tugenden, die ihn der Ehre, ein Pflegevater unseres Heilandes und der Bräutigam seiner Mutter zu sein, würdig machten, immer als ein Urbild vor Augen zu haben und möglichst nachzuahmcn uns bestreben, daß wir so keusch, so fromm, so gerecht, so arbeitsam, so geduldig, so dienstfertig und so liebreich sein mögen, wie er es wär. Bitten wir den heil. Josef vorzüglich, daß er uns in jener Stunde, von welcher unser ewiges Heil abhängt, in der Stunde des letzten Kampfes zur Seite stehe und uns an seinem Pflegesohuc, an unserem Heilande, einen gnädigen und erbarmungsvollen Richter erbitte, wenn wir nach unserem Hinscheidcn vor ihm erscheinen werden, nm Rechenschaft von unserem Leben abznlegcu. Um des heil. Josefs Fürbitte willen wird uns der barmherzige Gott aufnchmen und der Gnade theilhaftig machen, ihn mit Josef und allen Heiligen in alle Ewigkeit zu loben und zu preisen. „Unter unzählbaren Scharen, die „n jemand zählen konnte" (Offeub. 7, !).), besitzt gewiß im Himmel, — As a r i a, die Mutter Gottes ausgenommen, — kein Heiliger größeres Ansehen und Würde und eine höhere Macht, als der heil. Josef, der Nährvater Jesu. 77 Das bezeugt Christus selbst, der ihm 30 Jahre uuterthuu war, das bezeugt die heil. Maria, welche seine Braut und Gemahlin war. Zcugniß geben davon die Engel, die so oft mit ihm verkehrten. Ein Engel belehrte ihn, daß er sich nicht weigern solle, Maria zu sich zu nehmen; ein Engel mahnte ihn, mit Jesu nach Egypten zu fliehen. Dieß bezeugten so viele Heilige, welche ihn kindlich verehrten, feine Fürbitte anricfen und alles durch ihn erlangten; z. B. die heil. Theresia. Zcugniß gibt auch die heilige Kirche, welche ihm seit Jahrhunderte» die höchste Ehre erwies; so auch die alten Cillier, welche ihm zu Ehre» aus Dankbarkeit die St. Joscfkirche erbauten, in welcher von vielen, vielen Tausenden der Nährvater Jesu verehrt wird. Zcugniß gibt Pius IX., das Oberhaupt, der ihu „zum Beschützer der ganzen katholischen Kirch c" ernannte. Zcugniß geben so viele Orden, Bruderschaften und Vereine, welche unter seinem Patronate stehens 78 Ketiete. ZUM heil. Josef in besonderen Nöthen. Durch die licbentzündetcn, mildreichstcu Herzen Jesu, Deines Pflegekindes, und Mariens, Deiner jung¬ fräulichen Braut, grüße ich Dich voll Bertraucn, o seligster, huldvollster Josef! Um der heiligen Liebe und Treue willen, mit welcher du an allem und jedem Kummer, an allen Leiden und Bedrängnissen, welche Deine heiligste Familie betrafen, gefühlvollen Antheil genommen und Dich eifrig bemühet hast, selbe zu lindern und zu heben; um dieser eifrigen Liebe und Treue willen bitte ich Dich, Du mögest auch mitleidig hernieder sehen auf die mannigfachen, vielen und schweren Drangsale, die mich niederbeugcu, besonders aber und vor Allem auf diese Noth, dl. N., unter welcher ich fast erliege. — Möchte dich mein Elend Dein mit¬ leidiges Herz tief bewegen, daß es sich fürbittend zu Deinem Jesus wende, damit er mich von diesem An¬ liegen befreie, insofcrne es sein heiligster Wille und zu meinem Heile ist. Sollte aber seine Weisheit beschlossen haben, meine Geduld durch dich Kreuz noch länger zu prüfen, o dann erbitte mir die Gnade des Trostes und der Beharrlichkeit, daß ich es geduldig so lauge trage, als es meinem Heilande gefällt! Amen. Vater unser rc., Gegrüßt seist Du rc. 79 Zum heil. Josef um Trost und Hilfe für die armen Seele» im Fegefeuer. O heiliger Josef! Du liebevoller Nährvater >Jesu Christi und geliebtcster Bräutigam der seligsten r Jungfrau Maria, Du Trost aller Bedrängten, Du Hilfe aller, welche in Noth und Jammer schmachten, ach, wende Dein mitleidvolles Auge auch herab auf die leidenden Seelen im Fegefeuer, die in den reini¬ genden Flammen sehnsuchtsvoll dürsten nach der seligen Anschauung ihres Gottes; ach, höre gnädig ihr Rufen um Linderung in ihren Qualen, ihr Flehen um baldige Befreiung ans diesem Orte der Peinen. Ach, erblicke sic in ihrer Verlassenheit, wie sie, nicht mehr im Stande, für ihr Heil zu wirken, nichts Anderes können, als um liebreiche Fürbitte seufzen; o erhöre ihre Bitten, lasse Dich durch ihren rührenden Jammer bewegen, durch die Sehnsucht, mit welcher Du in der Vorhöllc verlangtest, bald Deinen Gott in seiner Herrlichkeit von Angesicht zu Angesicht zu schauen; erbitte bei Gott auch die Erfüllung ihres inbrünstigen Verlangens! Gedenke, daß auch sic durch das Blut Deines gött¬ lichen Pflcgesohnes erlöset, und Deine und Maria, der göttlichen Mutter, Pflegekinder sind, die Dein Mitleidiges Herz nicht weniger zärtlich liebet, als uns; kürze durch Deine Fürsprache die Zeit ihrer Läuterung ab, damit sic bald mit Dir und allen Heiligen Gottes Gnade und Barmherzigkeit ewig loben und preisen, und Dir danken mögen! Amen. Pater unser rc.. Gegrüstet seist Du rc. 80 Zum heil. Josef um eine glückselige Sterbe¬ stunde. O heiliger Zoscf! Du liebevollster Nährvater imsers Herrn Jesu Christi, der Du so selig warst, unter dem Beistände und selbst in den Armen Deines göttlichen Pflegesohnes nnd Deiner jungfräulichen Braut aus dieser Welt zu scheiden; nahe Du auch mit Jesu uud Maria tröstend und schützend meinem Sterbelager, wenn ich mit dem Tode ringe; beschütze mich gegen die letzten Anfechtungen des Versuchers, vermehre meinen Glauben, erhebe meine sinkende Hoffnung, entflamme mein brechendes Herz in Liebe und Sehnsucht nach Iesum; lasse mich mit heiliger Andacht die drei gebcne- dciten Namen aussprechcn! Erflehe mir Gnade, o heiliger Josef! Gnade in dieser heißen Stunde; Nene und Vergebung erbitte mir, daß ich ohne Schrecken, ohne Furcht meinem Richter entgegeugche; ich weiß, daß er mich nicht verwerfen wird, wenn sein heiliger Pflege¬ vater für mich um Erbarmuug bittet. O Jesus, Maria und Josef! Euch empfehle ich meinen Leib und meine Seele, mein Leben uud meinen Tod; an Euch halte ich mich als an feste Stützen in diesen Stürmen der Welt, an Euch klammere ich mich an mit unerschütterlicher Zuversicht in der Stunde des Todes. Ach! stehet mir bei, wenn meine Sinne vergehen: wenn die Zunge nicht mehr stammeln kann, dann denke ich noch an Jesus, Maria und Zoscf, und mein letzter Athemzug spreche Eure heiligen Namen ans: O Jesus, Maria uud Josef! Amen. 8l Hemorare zum heil. Josef. Gedenke, o keuscher Bräutigam Mariens, o mein liebenswürdiger Beschützer, heiliger Josef, daß es niemals ist erhöret worden, daß jemand Dich nm Deinen Schutz oder nm Deine Hilfe angcflehet habe, ohne getröstet worden zn fein! Ich komme mit Ver¬ trauen, um mich Dir vorzustellen und mit aller In¬ brunst mich Dir zu empfehlen. Verschmähe meine Bitten nicht, Dn Pflegevater meines Heilandes, sondern höre sie gnädig an und — erhöre sie! Amen. (binmal im Tage gebetet, ist ein Ablast von 300 Tagen zn gewinnen. Pius IX., 26- Juni 1863.) Zu Jesus, Maria und Josef. Jesns, Maria nnd Josef! Euch schenke ich mein Herz und meine Seele! Jesus, Maria und Josef! Stehet mir bei in dem letzten Todeskampfe! Jefus, Maria nnd Josef! Mit Euch möge meine Seele im Frieden scheiden! < Jedesmal 300 Tage Ablaß. Pius VII., 26. August 1814.) Nesponsorium zum heil. Josef. (Alle Gläubigen, welche dieses Responsorinm andächtig beten, erlangen jedesmal einen Ablaß von Ginem Jahre, welcher auch den armen Seelen im Fegefeuer fnrbittweise kann geschenkt werden. Pius VII., 6. September 1804.) Wer in Gesundheit leben will. Und endlich seine Lebensbahn In Fröhlichkeit zu schließen wünscht. Der rufe Josefs Fürbitt' an. 6 82 Der hehren Jungfrau -Bräutigam, Für Jesu Bater hält man ihn; Er ist gerecht, getreu und kensch, Um was er fleht, wird ihm verlieh'n. Wer in Gesundheit leben will rc. Das Kind, so in der Krippe lag — Er betet an, und ans der Flucht Ihn tröstete — auch wieder fand Jesum, den er mit Schmerz gesucht. Wer in Gesundheit leben will rc. Der Welten höchster Meister nimmt Bon seinem Fleiß die Nahrung an. Des allerhöchsten Vaters Sohn Ist ihm gehorsam, unterthan. Wer in Gesundheit leben will rc. Dem Sterben nah', er bei sich steh'n Mit seiner Mutter, Jesum sieht, Sein Geist in ihrer Mitte froh In süßem Tod von hinnen zieht. Wer in Gesundheit leben will rc. Ehr' sei dem Vater und dem Sohn, Dem heil'gen Geist — voll Herrlichkeit — So wie im Anfang immerdar Und bis in alle Ewigkeit. 83 Litanei zum heil. Josef. Herr, erbarme Dich unser! Christus, erbarme Dich unser! Herr, erbarme Dich unser! Christus, höre uns! Christus, erhöre uns! Gott Pater im Himmel, erbarme Dich unser! Gott Sohn, Erlöser der Welt, erbarme Dich unser! Gott heiliger Geist, erbarme Dich unser! Heilige Dreifaltigkeit, ein einiger Gott, erbarme Dich unser! Hl. Maria, Du Braut des hl. Josef, Hl. Josef, Du Bräutigam der Jungfrau Maria, Du Sohn Davids, Du Beschützer und Pflegevater Jesu, Du Mann nach dem Herzen Gottes, Du getreuer und kluger Hausvater, Du Beschützer der Jungfrauschaft Mariens, Du treuer Begleiter und Tröster Mariens, Du Spiegel der Keuschheit, Du Vorbild der Demuth, Du Muster heiliger Liebe, Der Du die Menschwerdung des ewigen Wortes durch Gottes Offenbarung erkannt hast. Der Du mit Maria aus Gehorsam nach Beth¬ lehem gereist bist. Der Du mit Maria den neugeboruen Heiland zuerst augebetet hast. Der Du mit Maria das Kind im Tempel Gott dargestellt hast, Der Du mit dem Kinde nnd seiner Mutter nach Egypten geflohen bist, bitte für nns! 84 Der Du mit dem Kinde und seiner Mutter in das Land Israel znrückgckchrt -bist. Der Du mit Maria Jesum schmerzlich gesucht hasch Der Du mit Maria Jesum imTcmpcl gefunden hasch Der Du das Brot des Lebens ernährt hasch Du Zierde des Hauses Davids, Du Krone der Patriarchen, Ss- Du Vorbild der Bekenner, Du Muster der Jungfräulichen, Du Spiegel der Eheleute, F Du Zuflucht der Betrübten, Z. Du Vater der Armen, Du Erhalter des -Friedens, Du Vater Deiner Pflegekinder, Du Helfer in allen Nöthen, Du besonderer Patron der Sterbenden, Du liebreicher Fürsprecher, Du unser Schutzpatron, O Du Lamm Gottes, welches Du hinwegnimmst die Sünden der Welt, verschone nus, o Herr! O Du Lamm Gottes re., erhöre uns, o Herr! O Du Lamm Gottes :c., erbarme Dich unser, o Herr! Christus, höre uns! Christus, erhöre uns! Vater unser -c., Gegrüßet seist Du rc. Bitt für uns, o heil. Josef! Auf daß wir würdig werden der Verheißungen Christi. Gebet. O Gott, der Du den heil. Josef zum Bräutigam der reinsten Jungfrau Maria und zum Nährvater Deines geliebten Sohnes, unseres Herrn Jesn Christi, auScr- wählet hast: wir bitten Dich, Du wollest durch seine 85 Fürbitte und Verdienste Deine heilige Kirche in Ruhe und Frieden erhalten und immer mehr ausbreiten, damit Dich alle Menschen als den wahren Gott er¬ kennen, anbetcn und ehren, und zur ewigen Glück¬ seligkeit gelangen. Zugleich und insbesondere bitten wir Dich, Du wollest uns die Reinigkeit der Seele nnd des Leibes gnädig verleihen, damit wir unbefleckt und mit hochzeitlichem Kleide geschmückt zum himmlischen Gastmahlc mögen zngelassen werden. Durch Jesnm Christum, Deinen Sohu, unseren Herrn, der mit Dil¬ in Einigkeit des heil. Geistes lebt nnd regieret von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. GM W Is.Wf in MMiAimi AWleMkiteii. Ich grüße Dich, o heiliger Josef, durch das süßeste Her; Jesu und Mariens! Du, den Gott so hoch geehrt, daß er Dich ;u seinem Haushälter hier auf Erden erwählte, dem selbst sein eingeborner Sohn in Menschen¬ gestalt gehorsam gewesen ist, und dem der heilige Geist seine auserwählte Braut, diese jungfräuliche Tochter des himmlischen Vaters, anvcrtraut: durch diese Deine Würde, v heiliger Josef, bitte ich Dich, stehe mir bei in de» Drangsalen, Leiden und Beschwerden, die mich bedrängen; vor allem aber erflehe mir von Gott die Gnade, daß er voll Erbarmen die drückende Last dieser Beschwerde, A. N., von meinen Schultern nehme, nnd mir diese Gnade, Ät. N., gütigst gewähre, wenn es sein heiliger, anbetungswürdigster Wille ist! O heiliger Josef! Blicke auf mein betrübtes Herz, sieh mich, von allen verlaßen, hier knien und Dich nm Hilfe anflehen! Lasse mich nicht die Bürde wieder mit forttragen; sondern verleihe, daß ich, von selber befreit, Dir mit getröstetem Herzen für Deine liebevolle Für¬ bitte den innigsten Dank sage! Amen. Vater unser w., Gegrüßei seist Du rc. e vom Nor der Taufe ist der Mensch geistiger Weise todt; die Taufe ist eine wahre Todtencrwcckung. Wenn der Mensch aber nach der Tanfe eine Tod¬ sünde begeht, so übt er einen schrecklichen Selbstmord an seiner armen Seele. Die Todsünde stürzt den Menschen in ein zwei¬ faches Elend: a) der Schuld und b) der Strafe. Er ist ein Majestätsverbrccher gegen Gott und sohin schuldig der ewigen Strafe. Aber auch jede läßliche Sünde zieht das zweifache Übel nach sich: die Schuld uud die Strafe; jedoch nicht die ewige Strafe, sondern eine zeitliche. — Wenn jedoch Gott den Todsünder nicht wie die hoffärtigen Engel auf ewig verwerfen, sondern aus Barmherzigkeit durch das heil. Buß-Sacramcnt (wozu fünf Stücke gehören: Erforschung des Gewissens, Rene, Beicht, Vorsatz zur Besserung und Genugthuung) begna¬ digen will; so ist dieß eine zweite Todtenerwccknng — und jetzt eines boshaften Selbstmörders, der vielleicht noch an anderen Seelen den geistlichen Todschlag verübte. Soll ein solcher Mensch noch Gnade finden; so ist doch offenbar es recht und billig, daß an ihn strengere 87 Forderungen als bei der Taufe gestellt werden von Gott. — Auch der weltliche Machthaber, Kaiser und König, läßt einen zum Tode verurthcilten und begna¬ digten Mörder nicht ganz frei, ohne Sühnung — sondern es wird ihm znr Buße die Freiheitsstrafe, der Kerker, auf bestimmte Zeit auferlegt. Auch Gott, der barmherzige Richter, ist bereit, den rückfälligen Sünder, wenn er wahre Rene fühlt, zu begnadigen und unter Bedingungen zu verzeihen. Er muß vor allem anfhörcn, neue Todsünden zu be¬ gehen; er muß wahre Neue nud Abscheu über die begangene Sünde haben; er muß die begangene Sünde im Sacramcnte der Bnße aufrichtig beichten; er muß festen Entschluß fassen, nicht mehr zu sündigen und muß die bösen Folgen seiner Sünde nach Kräften be¬ heben nnd die Fehler gntzumachen streben. — Sohin wird ihm im heil. Saeramentc der Buße n) die unendliche Schuld der Sünde und b) die ewige Strafe der Sünde gänzlich geschenkt. Auch die zeitlichen Strafen werden zum größeren oder kleineren Theile nachgelassen, je nachdem des Sünders Büßfertigkeit mehr oder weniger voll¬ kommen ist; aber der ü b ri g e T h cil der zeit¬ lichen Strafen bleibt auf ihm liegen nnd muß nach und nach abgetragen werden, entweder in diesem Leben durch Werke der Buße: Gebet, heil. Meßopfer, Almosen n. dgl., oder im Jenseits durch schmerzliche Qualen des Fegefeuers. Daß Gott nach verziehener Schuld noch besonders strafe, beweisen T h at- sachen der heiligen Geschichte. Obwohl Gott die ersten Menschen begnadigt hatte, mußten 88 sic doch aus dcin Paradiese uud mannigfaches Weh und Ungemach ward ihnen angekündigct. — Den Israeliten ließ der Herr zwar auf Vermittelung des Moses Verzeihung angedciheu; jedoch sollte zur Strafe ihr Fuß das Land der Verheißung nicht be¬ treten (2. Mos. ll2). — Moses versündigte sich gegen Gott, weil er zweifelte, ob ans dem Felsen Wasser hcrvorqucllcn werde, wie cs lDott verheißen hat; Gott verzieh ihm zwar seine Sünde, allein er durfte nicht in das heilige Land einziehen. — Dem rechten S ch äch e r D i s m a s verzieh Jesus am Kreuze; aber die Qualen der Krcuzignng nahm er ihm nicht weg. — Jesus s a g t, „d a ß bis zu m l e tzt e n H c llcr Alles a b g e büßt werden muß". — Nun begehen die Menschen aber zahllos viele läßliche Sünden, und welche Strafen haben sie nicht erst für Todsünden zu erwarten! ?! — O, wie froh wären die rcumüthigen Sünder, wenn sie jemand fänden, der die Liebe und die Macht hätte, ihnen diese Abzahlung zu erleichtern!! Und wirtlich ist jemand, der da helfen kann und zwar gründlich, nämlich, die heilige Mutter, die katholische Kirche, deren Hilfe wir leicht thcilhaftig werden durch den Avlaß. Der Ablaß ist eine außer dem Buß-Saeramente ertheiltc Nachlassung der zeitlichen Strafen, welche wir nach bereits verziehener Sündenschuld im gegen¬ wärtigen Leben oder nach dem Tode zn leiden hätten. — Also k e i n e Sü n d en, auch die läßlichen nicht. 8!» sondern nur z c i t l i ch e S tr a f e n werden durch d c n A blaß u a ch g e l a s s en. In deu c r st e n Z c i t c n d e r K irche wurde für jedes Vergehen eine Buße oder zeitliche Strafe auferlegt, die länger oder kürzer dauerte, oft 40 Tage (eine sogenannte (ZuostraMnn), zwei, drei Jahre, auch lebenslang. Die Mannigfaltigkeit nnd Menge der öfters neuen Bußfällc erheischten eine gewisse C l a s s i f i c i r u n g der Büßer; theils, damit die größeren Verbrecher von den kleineren unterschieden; theils auch, damit die Büßer durch langsame Aufsteigung von einem Buß- grade in den anderen desto besser geprüft werden konnten. Einige Bischöfe des Orients fiengm zuerst au, ihre Büßer i u v i e r C l a s s e u ciuzutheilen und sic vier Buß g r a d e durchwachen zu lassen: u) Der I. G r a d, d e r W c i n e n d e u war die unterste Stufe der Büßer, welche der rcumüthige Büßer zuerst betreten mußte. Er mußte barfuß in der Kirche erscheinen, sein Haupt mit Asche bestreut, sein steib mit rauhem Bußgewande bekleidet sein und wurde ihm daun die Dauer seiner Bußzeit augckündiget. Der Büßer wurde auf diese Art ausgenommen in die Classc der We iu end en, so genannt, weil die Büßer dieser Classc außerhalb derKirchenthürc auf den Knien liegend, unter bitteren N c n e t h rä n c n, die zum Gottesdienste gehenden Gläubigen wegen des gegebenen Ärgernisses Mn Verzeihung und um ihre Fürbitte anflehen mußten. — Wenn die Büßer eine bestimmte Zeit hindurch (gewöhnlich mehrere Jahre) sich in diesem Grade gut gehalten hatten, so durften sie b) in den II. G r a d, d e r Hö r c n d e n, über¬ treten ; sic durften in dem hintersten Theile der Kirche W dem Psalmengcsangc beiwohnen und die Predigt an¬ höre n, weßhalb man sic die Hörenden nannte. Nach der Predigt mußten sic sich entfernen. - Bon diesem Grade gierigen sie nach einer bestimmten Zeit über e) in den III. Grad, d e r K n i e n d cn. Hier mußten sic nach der Predigt in Mitte der Kirche auf den Fußboden n i e d e r k n ien, unter Thronen an die Brust klopfen, ihre Schuld bekennen und um Nachlaß bitten; (I) beim Aufsteigen in den IV. Grad, der Stehenden, verschwanden die öffentlichen Zeichen der Buße — und die Trauer verwandelte sich in Freude. Der Gußfertigte legte das Bußkleid ab, durfte der ganzen heil. Messe beiwohnen, und zwar stehend; nur rvar cs ihm noch nicht erlaubt zu opfern und zum Tische des Herrn zu gehen. Die öffentliche und feierliche Absolution und Aussöhnung der Büßenden mit der Gemeinde geschah in der r ö m i s ch e n K i r ch c a m G r ü u- d o n n c r s t a g c, in manchen Ländern am Cha r- f r c i t a g c oder C h a r s a m s t a g e. Die durch den eigenen Bußcifcr oder durch die Fürbitte eines Martirers erwirkte und vom Bischöfe erthcilte Nachlassung einiger oder aller noch übrigen Bußstrafen ist — der n r s p r ü n g l i che Ablaß. Wenn die Büßer nun sehr eifrig und renmüthig sich diesen zeitlichen Strafen unterzogen hatten oder ein Martircr für sie Fürbitte cinlegte; so erließ ihnen die Kirche entweder ganz oder t h c i tw e i s e diese Strafen, d. h. sie gab ihnen einen vollkommenen oder unvollkommen e n Ablaß. Da aber die Kirche die Buße in der Absicht auferlegte, daß dadurch die zeitlichen Sündcnsrrafcn vor Gott abgebüßt 9l werden ; so folgt von selbst, daß mit der Nachlassung der Buße oder mit dem Ablasse auch die Nachlassung aller oder nur einiger Sündenstrafen verbunden war, welche die Sünder auf Erden oder im Reinigungsorte Hütten abbüßen müssen. Hicmit ist also der Ablaß nicht bloß Nachlassung jener Buße, die vor alters dem Büßenden aufcrlegt wurde, ist nicht bloß Erlaß der vormaligen Kirchen- büße, sondern ein wirkliches Erlassen der zeitlichen Strafen, wodurch wir der beleidigten Majestät Gottes für die begangenen Sünden entweder hier auf Erden oder jenseits im Fegefeuer Ersatz zu leisten haben. -Was müssen wir von dem Ablässe glauben? Wir müssen glauben: i. daß die k a t h o li s ch e Kirche die Gewalt hat, Ablässe zu ertheilcu, 2. daß der Gebrauch derselben uns heilsam sei. Der tridentinischen, von Pius IV. herausgegebenen Glaubensformel gemäß ist jeder katholische Christ schuldig zu bekennen: Christus habe in seiner Kirche die Gewalt, Ablässe zu verleihen, zurückgelasscn, und der Gebrauch jener Ablässe sei dem christkatholischen Bolke überaus heilsam. I. Die Gewalt, Ablässe zu erthcilen, hat die katholische Kirche vou Jesus Christus erhalten, der keine Ausnahme machte, als er zu Petrus sprach: „Dir will ich die Schlüssel des Himmelreiches geben .... „alles, was du auf Erden lösen wirst, wird auch im „Himmel gelöset sein" ; und als er zu allen Aposteln insgcsammt sagte (Matth. 8, 18.): „Wahrlich sage „ich euch: Alles, was ihr auf Erden lösen werdet re." Aus diesen Worten geht unstreitig hervor, daß Jesus 92 seiner Kirche die ausgedehnteste Gewalt verheißen und gegeben hat, den Himmel zu erschließen und alle Bande zu lösen, die uns vom Eingänge in denselben abhatten können. — Nun ist aber die zeitliche Strafe der Sünde ein Band, das uns zeitweilig vom Eintritte insHimml- reich abhält. Das Recht und die Bollmacht, Ablässe zu ertheilen, kömmt aber nicht allen Mitgliedern der Kirche, auch nicht gleichmäßig allen Vorstehern derselben, sondern vorzüglich unserem heiligen Vater, dem Papste zu, welchem, als dem Nachfolger Petri, Christus die Schlüssel des Himmelreiches gegeben hat, doch können auch die Bischöfe einige unvollkommene Ablässe ertheilen. Dem Papste allein steht es zu, für die g a n z e K i r ch c Ablässe zu verleihen; dieB i schöfe können dieses nur für i h r e D iö c e s e n thun. Der c r st c Grund hievon liegt in der Natur der Ablaßverleihung. Die Spendung des Ablasses ist nämlich ein Act der geistlichen Gerichtsbarkeit und Regierungsgewalt. Nun erstreckt sich die Rcgiernngs- gewalt des Papstes über die ganze katholische Kirche; alle katholischen Christen sind seinem geistlichen Scepter, dem Oberhirtenamte unterworfen, folglich kann er auch Allen Ablaß verleihen. Die Gerichtsbarkeit oder Regierungsgewalt eines Bischofes hingegen erstreckt sich nur über die ihm vom Papste angewiesene Diöeese, und deßhalb kann ein Bischof den Bisthums-Angehörigen eines anderen ebenso wenig Ablaß ertheilen, als in früheren Zeiten ein Bischof den Büßern einer andern Diöeese die kirchlichen Bußen hätte erlassen können. Der zweite Gr n n d besteht darin, daß der Papst als Haupt der Kirche, der oberste, unabhängige 93 Verwalter des geistlichen Gemeingutes derselben ist. Da nämlich die Verdienste Christi und der Heiligen auch insoferne, als sic dazu dienen, die Zündenstrafen außerhalb des Buß-Sacramentes zu erlassen, zum Gemcingutc der Kirche gehören; so folgt nothwcndig, daß der heilige Vater vorzugsweise Zutritt zu diesem Schatze hat und zur Ehre Gottes und zum Wohle der Kirche nach Gntbcfindcn aus demselben schöpfen darf; die Bischöfe aber, als dem Papste untergeordnete Verwalter dieses geistlichen Schatzes, besitzen das Recht, daraus zu schöpfen nur in dem durch die kirchlichen Satzungen festgesetzten Maße. 2. Nutzen der Ablässe: n) Tilgen sie die zeitlichen Sündenstrafen. Äst dieß nicht ein überaus großer Gewinn, eine unschätzbare Wohlthat, eine Gnade, für die wir Gott nicht genug danken können?! b) Eisern sic uns ferner zur wahren Buße und Besserung an, da sie ohne diese gar nicht gewonnen werden können. — Durch die Ablässe gelingt es der Kirche häufig, auch die Lauesten und Saumseligsten auszurüttcln und zu dem zu vermögen, was in der christlichen Religion das Größte, Schwierigste und Heldcnmüthigstc ist, zur wahren Bekehrung ihres Herzens. e) Endlich befördern die Ablässe den öfteren Empfang der Sacramcnte und Ausübung guter Werke. Wie die Hoffnung, Erlaß der zeitlichen Sünden¬ strafen zu erlangen, den Sünder zur Bekehrung bewegt, so treibt sic auch den Bekehrten an, Werke der Frömmig¬ keit, der Liebe, des Seclcneifers und andere christliche Tugenden zu verrichten. Wenn daher die Kirche irgend eine Übung der Gottseligkeit, irgend ein Werk der 94 leiblichen »der geistlichen Barmherzigkeit zn fördern ge¬ denkt; so verleiht sic denjenigen, welche dieser frommen Übung, dieser Werke obliegen, reichliche Ablässe. Daher schrieben sich z. B. die Ablässe für die öftere heil. Commnnion, für die Kreuzeswegandacht, für die Bc- snchnng des Allerhciligsten, für die Begleitung des¬ selben, wenn- es zu den Kranken getragen wird, für das vierzigstündige Gebet, für den Maienmonat zu Ehren Mariens, für die sechs Sonntage des heil. Aloisins, für die geistliche Excrciticn, für die heil. Mission n. dgl.; daher auch die Ablässe zu Gunsten der Mitglieder ver¬ schieden frommer Bruderschaften und nnteranderu vom göttl. Herzen Jesu, vom unbefleckten Herzen Mariens, der marianischcn und aloisiauischen Sodalitüt, der Bruderschaft vom guten Tode, vom allerheiligstcn Sacramcnte u. s. f. Ferner die Ablässe für die Mit¬ glieder religiöser Orden und Genossenschaften, die sich Werken der Liebe und des Seelcneifers weihen, so wie auch für die Mitglieder der Vereine von der Ver¬ breitung des Glaubens, von der heil. Kindheit, vom heil. Vincenz von Paul u. s. w. — Wer muß da nicht die hohe Weisheit der Kirche bewundern, die zu verschiedenen Zeiten auch verschiedene Mittel anwendet, um ihre Kinder auf die passendste und wirksamste Weise zur wahren Buße, zur Tugend und Vollkommen¬ heit zu führen?! — Wie vielfach ist der Ablaß? Zweifach: vollkommen und unvollkommen. 1. Ein vollkommener Ablaß ist die Nach¬ lassung aller zeitlichen Sündenstrafen. Eine Seele, die demnach so glücklich ist, einen vollkommenen Ablaß nach seinem ganzen Umfange !»5 ungeschmälert zu gewinnen, ist gleich jener eines neu- getanften Kindes vollkommen rein von Schuld und frei von Strafe: rein von der Schuld durch die vor¬ hergehende, zur Gewinnung des Ablasses unerläßliche Buße; frei von Strafe, durch den gewonnenen Ablaß. Unter den vollkommenen Ablässen, welche die Kirche zu ertheilen Pflegt, ist besonders merkwürdig der Jubiläums-Ablaß, weil derselbe zur Förderung der Andacht des gläubigen Bolkes mit besonderer Feier ausgeschrieben und verkündiget wird; desgleichen weil der heil. Bater für die Dauer des Jubiläums den Beichtvätern sehr ausgedehnte Botlmachten verleiht, von vorbehaltenen Sünden losznsprechen, so wie auch Gelübde abzuändern rc. — Der Ausdruck „Jubiläum" bedeutet eine Zeit der Freude und des Jubels. Bei den Juden hieß jedes 50. Jahr „Jubeljahr" weil im staufe desselben die Sclaven in Freiheit gesetzt, die Schulden nachgelassen und die veräußerten Erb¬ güter znrückgegeben wurden (3. Mos. 25.). Sehr passend wird daher auch die oben bezeich¬ nete Gnadenzeit Jubiläum oder Jubeljahr genannt, indem während derselben so vielen tausend Sclaven der Sünde ihre Ketten gelöset. Durch aufrichtige Buße und Ablaß alle Schulden und Strafen erlassen und die verlorenen himmlischen Güter wieder verliehen werden. Papst Bonifacins VIII. hatte im Jahre 1300 die Jubiläumsfeier ans jedes hundertste Jahr festgesetzt. Clemens VI. bestimmte jedes fünfzigste und Paul II. (1470) jedes fünfnndzwanzigste Jahr zum Jubeljahr. Außer dem gewöhnlichen zur bestimmten Zeit regelmäßig wicderkchrendcu Jubiläum gibt es noch W außergewöhnliche, die bei besonder», höchst wichtigen Ablässen z. B. bei der Wahl eines neuen Papstes oder um Abwendung eines schweren Übels, wie auch um eine besondere Gnade zu Frommen der gesammten Kirche zu erflehen, vom heil. Vater aus¬ geschrieben werden. 2. Ein unvollkommener Ablaß ist die Nachlassung eines Theiles der zeitlichen Strafen. Durch die Zeitbestimmung bei dem unvoll¬ kommenen Ablaß will uns die Kirche an die bestimmte Bußdauer in früheren Zeiten erinnern. Wird z. B. ein Ablaß von 40 Tagen crtheilt, so werden so viele zeitliche Strafen nachgelassen, als man früher durch eine Buße von 40 Tagen hätte abbüßen können. Können Ablässe auch den Seelen im Fegefeuer zu Gute kommen? Ja, alle jene, von denen der Papst eigens erklärt hat, daß sie ihnen zugewendet werden können. Wie wir den armen Seelen im Fegefeuer durch Gebet, Fasten, Almosen und durch das heilige Meß-, opfer zu Hilfe kommeu können, so können wir dieß auch durch Zuwendung von Ablässen. Zwei Stücke sind hier jedoch zu bemerken: 1. daß nur jene Ablässe den Verstorbenen zugewendct werden können, die vom Papste als denselben zn- wendbar erklärt werden; 2. daß die Ablässe den armen Seelen bon der Kirche nur fürbittweise oder hilfsweisc zuge- wcndct werden können. Es müssen daher die Lebenden die von der Kirche zur Gewinnung des Ablasses vvr- gcschricbcnen guten Werke für die Verstorbenen Gott aufopfern. 97 Was wird überhaupt erfordert, um eines Ablasses theilhaftiq zu werden ? Es wird erfordert: 1. daß man im Stande der G n a d e sei und schon dnrch wahre Buße Vergebung der Sünden erlangt habe, deren zeitliche Strafen durch den Ablaß erlassen werden sollen. 2. Daß man die znr Gewinnung des Ablasses vorgcschriebenen guten Werke pünktlich v errich te. Solche Werke sind: Gebet, Kirchcnbesnch, Empfang der heiligen Sacramcnte, Fasten, Almosen, Wallfahrten und andere, die, wie anch die genannten, znr Ehre Gottes nnd znr Wohlfahrt der Kirche ge- reichen. — Die pünktliche Verrichtung der vorge- schricbencn guten Werke ist die Bedingung, ohne welche der Ablaß gar nicht gewonnen werden kann. Aöl'aßgelicte. Vorbercitnmfsgcbct. O Jesu! der Dn in diese Welt gekommen bist, damit wir das lieben haben, nnd es im Überflüsse haben möchten! ich glaube, daß Dn in dieser Absicht Deiner heiligen Kirche die Schlüssel des Himmelreiches mit der Verheißung anvcrtraut hast, daß Alles, was sie ans Erden binden oder lösen würde, auch im Himmel sollte gebunden oder gelöset sein. Aus diesem Grunde glaube ich, daß Du, o Jesu! Deiner heiligen Kirche die Gewalt gegeben hast, Ablaß zu erthcilen, und daß der Gebrauch des Ablasses heil¬ sam ist. Möchte ich zur Zahl jener bußfertigen nnd versöhnten Sünder gehören, auf die Du mit Wohl¬ gefallen herabsiehst, und sie mit der Fülle Deiner 7 98 Gnade belohnest! Ich hoffe es, o wem Erlöser; und mit diesem Vertrauen erscheine ich vor Dir, die letzte Bedingung zu erfüllen, welche die Kirche nus vor¬ geschrieben hat, um Dir sowohl ihre, als der gesammten Christenheit Anliegen vorzutragen. 1. Gebet um Erhöhung der heiligen katho¬ lischen Kirche. O Gott! Du höchster Hirt und Vater der Gläubigen, der Du durch Deinen heiligen Geist den ganzen Leib der Kirche leitest und heiligest, der Du durch Jesmn Christum die Herrlichkeit Deines Namens allen Völkern kund gemacht hast: erhalte das Werk Deiner Erbarmnng, damit deine heilige Kirche in allem Guten wachse, sich über die ganze Erde ausbrcite, und in dem Bekenntnisse Deines heiligen Namens standhaft ausharre. Daß Du Deine heilige Kirche behüten und erhalten wollest. — Wir bitten Dich erhöre uns! Vater unser rc., Gegrüßet seist Dn rc., Ehre sei dem Vater rc. 2. Gebet um Eintracht der christlichen Fürsten. O heiliger Geist! Geist der Liebe und des Friedens! verleihe den christlichen Fürsten, Deinen Dienern, volle Eintracht im Guten, entferne alle Kriege, Unruhen und Zwistigkeiten unter ihnen und ihren Völkern, damit Deine Gläubigen, durch Frieden und Eintracht verbunden. Dir dienen. Maria, du glorreiche Fürstin des Friedens, und Besiegerin aller Feinde des christlichen Namens, erbitte uns den Frieden. Daß Dn den christlichen Fürsten und Völkern Frieden und wahre Eintracht verleihen wollest. Wir bitten Dich, erhöre uns! Vater unser rc., Gegrüßet seift Du rc., Ehre sei dem Vater rc. SS 3. Gebet für den Papst. O Gott, Du Hirt und Regierer aller Gläubigen, siehe gnädig auf Dciucu Diener, Papst R., den Du znni obersten Hirten Deiner Kirche gemacht hast, erhöre unser Gebet, und laß ihn durch Deine Gnade in aller Noth gestärkt, und ans aller Gefahr errettet werden, durch Jesnm Christum, unfern Herrn. Daß Du den apostolischen obersten Hirten, und alle Stände Deiner Kirche in der heiligen Religion beschützen und erhalten wollest. — Wir bitten Dich, erhöre uns! Bater unser re., begrübet seist Du rc., Ehre sei dem Bnter rc. 4. Gebet um Ausrottung der Ketzereien. O Herr Jesu Christel Du wahres Licht der Well; ich bitte Dich durch Dein kostbares Blut, durch Dciuc heiligen Wunden, und durch Dein bitteres Leiden und Sterben, durch welches Du uns erlöset, und zur Crkcnntniß des wahren Glaubens gebracht hast, ver¬ treibe alle Finsternisse des Jrrthmns, und rotte ans alle Spaltungen der Ketzereien, damit wir alle von Deinem Lichte erleuchtet, mit reinem Herzen und Mund den wahren Glauben in dem Schooße der heiligen Mutter, Deiner allein wahren römisch-katholischen Kirche, bekennen. Amen. tmter unser rc., Gegrüßet seist Du rc., Ehre sei dem Bater rc. Schlußgebrt. O Gott! voll Reue über meine Sünden, opfere ich Dir znr Gewinnung dieses Ablasses diese Gebete, und die übrigen verrichteten oder noch zu verrichtenden Werke auf, in Vereinigung mit den unendlichen Verdiensten und Geuugthuungcn Deines * IW eingeborene» Sohnes Zes» Christi, seiner glorreichen LNuttcr, dcr aticzcit unbefleckten Jungfrau Äiaria, des heilige» Vaters Dominicus, des heil. Thonias und aller Deiner Heilige». Laß Dir das Opfer gefalle», welches ich dadurch Deine!» heilige» Namen dargebracht habe, mW ersetze durch Deine Liebe, und durch die unendliche Gcimgthmmg Deines cmgcbornen Sohnes, was ihm wegen meiner Schwachheit abgeht. O Maria, du Mutter der göttlichen Gnade, sammt allen Heilige» Gottes! bittet für mich, daß der allgütige und bannherzige Gott mir die zeitlichen Strafe» meiner Sünde» Nachlasse, und mir zum ewigen Leben verhelfe. Amen. Witter unser rc., (begrüßet seist Du rc., Ich glaube rc. Aufopferung des Ablasses für eine oder mehrere Seelen im Fegefeuer. O liebreichster Jesu! der Du aus Liebe z» unfern Seelen hast sterben wollen, erbarme Dich dieser armen Seele loder Seele») N. N., so vielleicht im Fegefeuer leidet llcidcn), für die ich aus Pflichten dcr Liebe und Dankbarkeit ganz besonders ;n beten verpflichtet bin, und laß ihr (ihnen) gnädig diesen Ablaß, welchen ich gewonnen habe, znkommcm Erlasse ihr (ihnen) die zeitlichen Strafen, die sic noch im Fegefeuer zu leide» hat (haben) nnd mache sic recht bald Deiner beseligenden Anschauung thcilhaftig. Erbarme Dich nach aller ander» Seelen, und laß auch sic schnell Deiner Herrlichkeit sich erfreue» in Ewigkeit. Amen. Mchamvendmlg. Unser eigenes Wohl, das Wohl unserer lieben Verstorbenen nnd selbst die Dankbarkeit, die wir Gott und ocr heiligen Kirche für die unschätzbare Gnade des Ablasses schuldig sind, sollen uns antreiben; für uns oder für die Abgestorbenen Ablaß zu gewinnen. Da die Kirche an manche Gebete und an manche fromme Übung reichliche Ablässe geknüpft hat, so ist cs Gebrauch, jeden Morgen die Meinung zu machen, alle im staufe des Tages auf besagte Weise dargeboteucn Ablässe zu gewiuncu, nicht nur höchst ersprießlich, sondern auch als ein Beweis großer Hochschätzung des Ablasses und inniger Dankbarkeit für die Gnade desselben höchst cmpfchlcnswcrth. Portimmütt-Ftüaß Dieser hat seinen Namen von der Poetinnen la Kirche bei Assisi *) nnd seine Entstehung und An¬ führung wird von den Bollandistcn (welche die Legenden der Heiligen schrieben) also erzählt: „Der heil. F r a n c i s c u s v o n A s s isi kniete einst Nachts in seiner Helle und betete unter Thräncn zu Gott um Bekehrung der Sünder, über deren traurigen Zustand er tiefsinnig betrübt war. — Da erschien ihm plötzlich ein Engel und hieß ihn, sogleich in die Kirche Portinncnla, welche dem Benedictiner- Ordcn gehörte, gehen. Er eilte dahin und hatte dort eine wunderbare Erscheinung: Der Heiland nämlich mit seiner hochgebcucdeiten Mutter Maria, umgeben von glänzenden Engclscharen, zeigte sich sichtbar und sprach : „Frauciscus! Du uud deine Brü d c r, „i h r s o r g c t m i t g r o ß e m E i s e r für d a ö „Heil der Seelen: bitte dir zum Lohn „eine Gnade aus!" — Der heilige Mann, der von Nächstenliebe glühte, bat um einen vollkommenen *) Diese Kirche hieß so — entweder weil sie sehr klein lPortinncula von portio) war, oder weil sie ans einem kleinen Grundstücke des Benedictinerklosters äu montv snbasio erbaut war. 103 Ablaß für alle, die dieses Kirchlein besuchen, und nach abgelegter Beicht daselbst beten würden — und derselbe wurde ihm auch huldvollst von deni Herrn zugcsichert. Nach dieser Erscheinung reiste Franciscns zum Papste Honorius III, der sich gerade in Perugia aushielt, erzählte ihm die gehabte Erscheinung und bat um die Bestätigung des zngesicherten Ablasses von Seite des sichtbaren Oberhauptes der Kirche. Honorius fand, da damals (1223) die vollkommenen Ablässe noch sehr selten waren, die Bitte etwas gewagt nnd sprach: „Franeiseus! Du verlangst viel!" Der Eifer des Heiligen ließ sich dadurch nicht einschüchleru, sondern entgegnete: „Heiliger Vater! Ich verlange dieses nicht „in meinem eigenen Namen, sondern im Namen Jesu „Christi, der es mich geheißen hat." Der Papst rief mm dreimal aus: „Es sei nach deinem Willen!" Dieser Ablass gilt für alle Jahre nnd für alle Seiten, aber nur während Eines Tages. — Als dieser Tag wurde später der 2. August festgesetzt. Unter Gregor XV. wurde der genannte Ablaß auf alle Kirchen der Franciseaner, Minorite» nnd Eapvcmer ausgedehnt und seit Pins VI. kann er auch in manchen Pfarrkirchen am ersten Sonntage im August jede» Jahres gewonnen werden. Bruderschaften. c^/ie Bruderschaften, welche die katholische Kirche sehr empfiehlt, weil dadurch der Empfang der heiligen Sacramente uud andere Gnadeuschätze den Gläubigen mit Erfolg empfohlen werden und weil Eine für Alle, Alle für Einen beten, wie dieß hier pflegen: n) die Bruderschaft vom heil. Josef; l>) die Bruderschaft vom Gürtel des heil. Josef nm Herzensreinigkeit; c) die Bruderschaft vom Herzen Jesu; <>) die Bruderschaft vom Herzen Maria: v) die Bruderschaft vom heil. Cirill und Mclhod i zählt 21012 Alitgliedcr); l) die Bruderschaft vom rothen Scapulier. K!rchc MÜM . inbiqm v Alle,. Ivscf Ükelhod