^U K«. Siebenter Jahrgang. t4. März 5^63. Asyl. ^s ist ein Platz in meinem Herzen, Wohin lein Strahl der Freud: dringt. Wohin es selbst dein Gott der Schmerzen Den Pfeil zn senden nicht gelingt. ^ Ta ist Genesung znbcrcitct Dcm Geiste, der an beiden krankt — Ta waltet Nnh', wenn Alles streitet, Da Festigkeit — wenn Alles schwankt! In diese stille Hcrzcnöklausc Flücht' ich im Ungemach und Glück — Auf diese Insel vor dem Brause Dcr Lebcnöwogcn oft zurück. Verlorene Aebc. Eine Geschichte von Eduard Höfcr. (Fortsetzung.) «^ie Ausführung dieses Entschlusses — denn es »rar mehr gewesen, als eine augenblickliche Aufwallung — stieß ge« wiffermaßen auf weniger Widerstand, als er gefürchtet. Wir wissen, welchen Eindruck schon das erste Gespräch auf Ncgine hervorgebracht; und die zweite Unterredung, welche wir eben schilderten, hatte, zumal durch die Mittheilungen des MalerS über sein eigen Geschick und Lcben, vollends die Scheu und das Mißtraue» besiegt, welche die einsame, schütz» und hilflose Fl-an erfüllten. Es schloß mit einen» Male ihr Sein und Wesen auf: sie zog sich nicht mehr znrück, sie wich, wie es bis dahin bei ihm sowohl, wie bei Andern zuweilen vorgekommen, dem Gaste nicht mehr aus; sie lebte vor ihm, möchte man sagen, ihr tägliches Leben, wie sie es bisher nur für sich gethan, einsam im Haus, einsam in ihrem Fühlen, Denken und Hm^ln. Sie redete mit ihm in mancher ruhigen Abend- oder Morgenstunde immer unbe« singener und eingehender, sie gab ihm hin, was ihr durch den Kopf zog und durch das Herz klang, empfand und kleidete vielleicht zum ersten Mal in'ö Wort, was sich in ihr regte und, ihr selbst unbeli'üßt, schlummerte; sie horchte schier andächtig aüf seine berichtigenden und erklärenden Worte, auf seine freundlichen und ernsten Reden, sie erzählte und ließ sich erzählen, lauschte der Kunde von seinen Reisen und Erlebnissen, freute sich, nahm Theil, beschwich« tigte, erheiterte, wie es kam und ihr Noth zu thun schien. Es war nicht nur die mächtige Anregung, die — durch« ^ dringende Läuterung ihres ganzen Wesens, Fühlens und ! Denkens, welche die Frau bei diesem Verkehr unwideliiehlich anzog und ihn ihr je länger je mehr zu einer Art von Ve-! dürfniß machte, es war auch, und zwar vor allen Dingen, ^ die Offenheit und Ruhe dieses neuen Lebens, die gan;e ber;« liche, unbefangene, klare Weise des MalerS, was sie selbst immer unbefangcr werden und sich mit einer glwisscu Sorg« I loilgkeit den Eindrücken hingeben ließ. Ein Unrecht sah sie für sich nirgends, wie denn auch wirklich keins dabei war. ! Es gab Nichts, was sie von ihren Pflichten abführte; der ! Gang ihres Lebens blieb ganz derselbe, ihr Fühlen und ^ Denken mochte klarer, bewußter werden, allein es bewegte sich auf keinen neuen, fremden Bahnen. Sie fühlte sich so zu sagen, ruhig uüd zufrieden, ernst gehoben bis in's Herz hinein, und wo ihr Anfangs doch ein Mal der leise Gedanke gekommei,, wohin denn das Alles führen solle, ob ! denn diese Theilnahme, diese Offenheit nicht Unrecht sei? ! — Da lehnte sie ihn lächelnd ab. Hnldberg war ja ein wackerer Mann, erkannte sie immer deutlicher, ein freund« liches, treues Herz und ein Mensch, der Theilnahme und Aufmuutcrung verdiente nach all' dem Schweren, das ihn betroffen, aus dem er sich eben erst nieder zu erheben begann. 'So stand sie vor ihm, und Huldberg konnte nicht nur beobachten, wie ein solches Her; überhaupt Welt und Leben erfaßt, in sich aufnimmt und gestaltet, sondern er blickte auch immer tiefer hinein in das eigene selbstsiänd'ge Leben und Weben dieses Francnherzens und Gemüthes. Das war ein Einblick, der ihn von Tag zn Tag mächtiger anzog, tiefer interessirte; ihr Inneres erschloß sich ihm, wie eine Vlume, deren Kelch, je tiefer und aufmerksamer wir hinein schauen, immer wunderbarere, ungeahnte Schönheiten zeigt. Aber wie lebhaft ihn das Alles benagte, und wie voll es ihn durch-drang — er beherrschte sich und sein Gefühl mit Ernst und Nuhe; denn je länger und je besser cr die Frau kannte, dciio schöner trat ihm die Neinheit dieser Natur entgegen, dcsio wahrhafter achtete cr sie. Und mit ernster, sorgender Ucbellrgling vermied cr Alles, wlis ihr Vertrauen n,i:,dcrn, in ihrer Unbefangenheit sie stören konnte. So stand sie vor ihm, wiederholen wir, mit ruhiger, freundlicher Offenheit und Hingebung. Allein über die tiefsten und eigensten Regungen ihres Innern, über den Gatten und ihre Ehe mit ihm, ülicr ihre Gefühle und Gedanken darüber sprach sie jemals cden so wenig, wie über die Zeitabschnitte, in denen sie nach und nach die Frau geworden, welche sie war. Und dennoch hätte Huldberg gerade in diese Verhält« llisse einen Ginblick gewinnen mögen, in denen er den ! Schlüssel zu Manchem vermuthete, was ihm bisher an ihr ! und ihrem Wesen noch unverständlich geblieben war und ihn störte. (5r wollte klar sehen und wandte sich daher endlich ! bei einer seiner gewöhnlichen nachmittäglichen Bootsfahrten geradezu an den alten Peter Oom mit der offenen Frage, weßhalb der Kasper eigentlich so schnell und für so lange , davongegangen und Frau und Kind in den traurigsten Um» i standen hilflos und schutzlos gelassen habe. ^ Der Alte schaute grämlich nach dem Fockscgel hinüber ! und zog die Schote fester an; er schien heute noch worl- ! karger zu sein, als gewöhnlich, und erst nach einer ganzen « Weile versetzte er murrend: „Dummes Zeug!" — „Was ! denn, Peter?" fragte der Maler belustigt, „daß er davon ! ging?" --^ „Ja auch. Aber Unsereiner kann freilich nicht immer daheim sitzen und sich schnäbeln wie ein Taubcnpaar." — „Aber warum auf so lange Zcit, Peter, und in solchem gefährlichen Dienst?" — Der Alte warf das Ruder scharf uach rechts, um das Boot nieder in den Wind zu bringen. Dann entgegnele er: „Drum, Herr, war der KaSper auch 'u Narr." — „Was gab es denn, Peter?" — Der Bootsmann zog die starken Brauen fest zusammen. „Was weiß ich?" erwiederte er finster. „War's cine giftige Zunge oder der Eifcrsuchteteufel, der ihm eingab, daß sein Weib es - vordem mit dem Sohn ihrer alten Herrschaft gehalten — er machte Laru, und Halloh, verbot ihr den Weg zur Stadt, ' quälte sie bei Tag und Nacht. Und als sie dann auch ob« stiuat wurde und ihm ernst zu Gemüth redete, schlug das Feuer bei ihm gleich aus allen Luken, cr trank sich toll und voll, und nahm die Heuer ans dem Schiff an. Sie stachen schon lange nach ihm," setzte der Alte lebhafter hinzu, „denn es gab keinen bessern Steuermann, so lange er vernünftig war. Aber bis dato wollte cr nicht; er konnte bessere Stellen und kürzere Fahrten haben." Huldberg schüttelte den Kopf und schaute eiue Zeitlang stnmm in die munter bewegte See, wo die frische Brise die Wellen immer höher und brausender uorübcrtrieb. «Also eines dummen Argwohns oder Geschwatzes wegen!" bemerkte er endlich fast traurig. „Wie war das möglich? Wer mit Reginen lebt und nicht auf ihre Schuldlosigkeit schwört, muß ihr nicht wohlwollen oder ein Narr sein. Ihr Herz liegt in den Augen, und es ist fest und trcn." — „Ich denk's," versetzte der Bootsmann mit einem schiefen Blick auf seinen Begleiter und in einem seltsamen Ton, so daß Huldberg überrascht auf und zu ih:n hinübcrsah. „An der kann man sich die Zähne verbeißen — Gottlob!" Dann b^r versank er in seine gewöhnlich.: flirre Gleichgültigkeit, ^ und in dem rauhen Gesicht konnte man Nichts als die feste Ueberzeugung lesen, daß er heute schon mehr als genüg ge» redet habe. , Der Maler brachte von der Fahrt einen Druck mit sich zurück, der ihn unruhig umhertrieb. War es die lekte Bemerkung des Alten, von dem er iich nun erinnerte, daß cr ihn schon seit einigen Tagen noch mürrischer als sonst gefunden; war es, daß er einen Andern nach Dingen gefragt die Regine ihm bisher verschwiegen, und daß ihm diese Frage nnn wie ein Unrecht erschien? Oder war es endlich, daß er die Frau gestern und heut fast gar nicht gesehen? Sie war fast die ganze» beiden Tage in der Stadt auf Arbeit gewesen, und Huldberg hatte stch so an den Verkehr mit ihr, an ein flüchtiges freundliches Plaudern, ja nur ai? das gelegentliche Erblicken ihrer Gestalt, ihres Gesichtes ae-wöhnt, datz er das Alles in ihrer Abwesenheit ernstlich ent° behtte. Es kam dazu, daß er das Strandbild mit Mutter und Kind im Vordergründe wirklich zu malen begonnen und Neginen's Gesicht dazu gebrauchte. Sie hatte sich freundlich verstanden, ihm dazu zu sitzen. Im Vadehausc und im Kreise der bereits ss.irk verringerten Gesellschaft war es ihm noch unbehaglicher als draußen und endlich ging er mit dem Entschlüsse hinaus, Negine ein Mal wieder an der Düne aufznsuchen, was er seit jcnem ersten Abend streng vermieden hatte. Er wollte mit ihr selber reden: sie mußte uun aus der Stadt zurück sei». Der Abend war klar, die Luft kühl, der frische Wind jagte die Wellen in wilder Lust dahin. Aber die Stelle, welche sich die Frau zu ihrem Nudeplatz erkoren, war auch jetzt ziemlich gcschüyt, und man konnte dort mit Behagen weilen und hinausschaucn. — (Fortsetzung fol.qt.) ! Die Schlacht bei Sijsek. (Oclgcmälbc auf getriebenem Kupfer, auf Leinwand lopirt vou I'.Xüui, Maler.) ! Der Sieg der Christen über die Türken am 22. Juni i!)93ist, wie Valvasor berichtet, bald nach dem Ereignisse, m ^ Oelmalerei auf Kupfertafeln zur bildlichen Darstellung ge- ! bracht worden. Die eine ist verloren gegangen, die andere ! befindet sich im Besitz des Laibacher Landesmuseums und ist jetzt vom Maler Paul K ü n I in sehr getreuer Weise auf ! Leinwand kopirt worden. ! Um sich ein genaues Verständniß des Gemäldes eigen zu machen, ist es nöthig, die geschichtlichen Daten vorzu« führen, deren Hauptmomente eben das Gemälde darstellt. Hassan Pascha von Bosnien machte im Jahre 1690 ! anf Befehl des Großveftrs einen Einfall in Kroatien, ver-! wüstete eine Menge Ortschaften, ward aber auf dem Rück-! zuge durch schlechte Wittcruugöuerhältnisse und durch die ! uachsctzeuden Christen schwer bedrängt, so daß er nur mit ! großem Verluste in sein P^chalik zurück gelangte. ! Er beschloß nun an der Mündung des Flüßchcns ^ Pctriuja eine Feste anzulegen, um von hier aus leichter in ! Krain und Kroatien einfallen zn können. Von Sissck aber konnte er am Baue gehindert werden, weßhalb er diesen festen Platz dcr Christen erst zu erobern beschloß. Sissck jedoch, (das 8i«ci» der Nömer), der strategisch wichtige, auf einer Landzunge am Einflüsse der Kulpa in die Save gelegene Ucbcrgangspunkt, »vard von den zn>ci Domherren M^fa« und Fabriö (es gehörte damals dem Anrainer Domkapitel) so energisch vertheidigt, daß die Belagerer wieder abziehe» mußten. Diese Demüthigung und die Zorückerobcrung von Mias-louina durch Ban Erdödy hielten den Mascha jedoch nicht ab ^ den Vau Petrinja's zu vollende» ; er schlug sogar den ihn am Vau hindern wollenden Van in die Flucht, was in Kroatien und Krain großen Schrecken verursachte. Doch hatte ! diese Niederlage die gute Folge, daß man energische Anstalten traf, eiüschlosscnl'n Widerstand zu leisten. Hassan Pascha, einsehend, daß ibm ein ernster Kampf bevorstehe, zog eine große Anzahl Truppen aus Bosnien und Ungarn an sich, so daß er sein Heer auf 23—30W0 Mann ! brachte, und zwar mcistentbeils Reiter. Mit dieser Macht, welche er am 1. Juni bei Vanjaluka konzentrirt hatte, nebst vielem Geschütz, zog der Pascha nun vor Sissek, >ro er am 16. Iuui anlangte. Sisfek'ä Besatzung war dicßmal wieder von zwei Domherren befehligt, von Blasius Iurak uno Mathias Filttiz. Diese, die Ereignisse kommen sehend, hatten slch vom Kommandanten Agrams, Herrn Nnprecht von Eggen» i berg, Hilfe erbeten, der ihnen denn auch 100 deutsche ! Knechte sandte. Die Veste, von den Türken fortwahrend beschossen, geiieth in große Äcdranginß, ;>.!mal Finti; nebst 12 Mann beim Vombardcmeut fielen. I>, dieser Noth schickten sie ^ Hilferufe an Vau Crdöoy und an Vggenberg u»o baten um ! C'ntsatz. Dieser ward ihnen versprochen und sofort da«? Aufgebot rings im Lande erlassen. Der kroatische Adel, Andreas v. Auerspcrg in Karlstadt, Großwein, Oberstlieutenant ! in den »rindischeii Grenzen und Andere wurden beordert, herbeizueilen. ^ Sie kamen. Eggenbcrg schlug eine Vrücke über die Save ! und führte am 19. Juni die Truppen hinüberj ihm schloß slch in Turopolje Auersperg mit den Semigen an. Die Ge« j sammt^ahl der christlichen Krieger bestand in 4—3000 Mann. ! Die Kroaten waren im Kriegsrathe dagegen, die Offen- ^ Üue zu ergreifen; Auersperg aber drang m,t seiner Ansicht durch, und so ward der 22. Juni zum Angriffe bestimmt, üs war die höchste Zeit; denn am Morgen dieses Tages erschien ein Vote mit der Nachricht, daß, wen» Sissek nicht heute entsetzt werde, es fallen müßte; der Thurm gegenüber der Kulpa sei schon halb zerschösse», und der Feind beabsichtige einen Sturm. Richtig führte Hassan Pascha 18.000 Mann Kerulruppe» über die Kulpa und nahm zwischen diesem Flusse und der Save Stellung, die Christen erwar« tend, welche sich nördlich an einen Sumpf, (p«lu>> 55), llahe der Save lehnten, und in drei Treffen ausgestellt waren. Das erste Treffen befehligte Van Eidödy, das zweite Aueröperg, das dritte Melchior von Nöocrn, dessen iiNl) Mann schlrsische Schützen viel zum Siege beitrugen. Der^Kanpf begann gegen 11 Uhr Vormittags. Das erste treffen imter Erdödy griff an, ward aber von 1000 auserlc,encn Neitcr,, Hassan's geworseu. Nun ließ Auers« perg angreifen, «»d sei„e Krainer und Karner, die Kroaten und Nöder'lchen Schleus warfen sich mit solcher Furie auf die Türken, die Erdödy'sche„, mittlerweile wiedsr gesammelten Streiter griffen so energisch h^ Flanke des Feindes an, daß dieser rasch seinen Rückzug „ach d^r Brücke nahm. Die in kleineren Abtheilungen ka'mpfendeu Sieger verfolgten ihn so hitzig, und richteten eine solche Metzelei an, daß Alles, was die Klinge nicht erreichen konnte, n, die Kulpa gesprengt wurde. Ueber die Brücke retteten sich kaum 2300 Mann, die Mehrzahl (darunter 12 Bcg's) fand den Tod in den Wellen, auch Hassa» Pascha und Mehcmed Vcg von Herze« gowina, des Sultans Neffe. Als die Türken jenseits der Vrücke die Niederlage sahen, ergriffen auch sie die Fli'cht und Sissck war befreit. Das zersprengte türkische Heer ward von Erdogl Bcg, der mit Rustau in Bosnien kommandirte, gesammelt: die Festung Pclrinia nahm die Flüchtigen auf. Van C'idödy wollte die Angst der Türken benutzen und die Festung sofort angreifen, allein (5'ggcnbcrg hielt das Unternehmen a>n, weil, wie er sagte, er als kaiserlicher Kommissar keine Ve» fehle dazu habe. lsrst im Jahre 1^95 wurde Vetrinja von, Ban Erdödy uud dem Grafen Georg Zzriny erobert und geschleift. — Auf dem Gemälde nun, das ganz in der damaligen Manier der Historienmalerei gebalten ist, finden wir drei zu verschiedenen Zeiten stattgehabte geschichtliche Vorgänge dargestellt. Der erste ist die Schlacht bei Sissek am 22. Juni 13!)3, der zweite ist der Einzug Andreas vo» Auers-perg's als Sieger in Karlstadt am 28. Juni desselben Jahres, der dritte ist die Eroberung Petrinja'Z im Jahre 13W. Das Gemälde gleicht einer, aus der Vogelperspektive aufgenommenen Landschaft, und zwar ist oben Süd, links Ost, rechts West, unten Nord. ' Den Mittelpunkt bildet die sich eben zur Flucht wendende Armee Hassan's, aus drei zusammengesetzten Trupp's bestehend, von denen jeder 6l)0<» Mann zä'hlt: der erste von Mine Veg Bassa, der zweite von Hassa» Vaffa, der dritte von Mine Beg befehligt. Eln vierter Trupp ohne nähere Bezeichn«ng, von den übrigen getrennt, wendet sich nach rechts, um über die Odra ;>» setzen und wahrscheinlich nach Petrinja zu fliehen. Die Masse der Türken drängt sich nach der ohnweit Sissek befindlichen Brücke, die einen ähnlichen Anblick gewählt, wie die Brücke über die Veresiua, als die Franzosen darüber flüchteten. Man steht, wie die Mehrzahl der Flüchtigen in die Wellen stürzt. Sissek selbst ist »arg mitgenommen; ein Thurm ift^ bereits zerschossen, einer ist dein Einstürze nahe; aber die Besatz'.»»g wehrt sich tapfer, alle Lücken sind mit Vertheidigern besetzt. Jenseils der Kulpa sind drei türkische Lager; Sissek vi6-ü'Vi,5 ist eine Batterie, von wo aus die Vcsie beschossen wurde. Die im Lager besiudlichen, wie an der Batterie aufgestellten Türken ergreifen eben die Flucht. Die ganze Landschaft jenseits der Kulpa zeigt fliehende Türken» schaarcn, die aus ibrer Flucht noch rauben und plündern. Sie wenden sich nach Vrisa, Paritina, Miaslovina und Astoviza (Hrastovice), welche Schlösser und Orte sich in den Händen der Türken befanden. Den Vordergrund des Gemäldes bildet das christliche Heer. D« der Zusammenstoß, in dem das erste Treffen unter Van Erdödy geworfen wurde, vorüber ist und die Tüiken sich schon zur Flucht senden, so sieht man vom Heere der Christen n'ur zwei Treffen. DaS vordere besteht ans sechs Trupps; vier Trupps Reiter und zwei Fußvolk. Auf dein linken Flügel sieht man einen Trupp kroatischer Reiter; dain» kommt ein Trupp Reiter mit vier verschiedenen Fahnen, welche wahrscheinlich die verschiedenen Bestandtheile des Nei-tertrupps veranschaulichen; dann kommt ein Trupp kaiserlicher Reiter. Zwischen diesem und dem vorigen sind die Hecres-pauken und das klingende Spiel. Das Zentrum bildet der Anführer Andreas uon Auersperg in voller Rüstung mit einer auserlesenen Schaar Reiter, sie stürmen tapfer vorwärts. Den rechten Flügel bilden ein Trupp Reiter, ein Trupp kaiserliches Fußvolk und ein Trupp Karlstädtcr Fußvolk, das einzige, welches Pilelhauben trägt. Hinter diesem ersten, rcspect. zweiten Tressen zieht sich der l'i'Iu^li'iu 5»- lull'Z hin, wo, durch diesen Sumpf vom Vordertreffen iictrennr, uu» die Reserve des Christei'hceres unter Rödern steht. Sie wird gebildet von einen, Trupp kaiserlicher Reiter mit zwei Trompetern an der Spitze; einem Trupp Kraiuer Fußvolk mit drei Fahnen, rechts und links die Deutschordens« Fahne, in der Mitte die Landesfahne; dann einem Trupp Lan;enreitcr. Links sieht man den Kommandirenden Melchior von Nödcrn. Ganz links am Rande deS Bildes ist der Savefiusi. Der zweite geschichtliche Vorgang, welchen das Gemälde darstellt, der Einzug des Siegers in Karlstadt befindet sich rechts unten. Zuvörderst im Zuge sind drei linkische Fahnen und die eroberte Heercspauke Hassaus Pascha's; dann folgen wieder drei türkische Fahnen und der Kopf Hasfan's auf riner langen Stange aufgesteckt. Man batte die Leichname Hassan Pascha'S und Mehcmed Begs, sowie anderer Begs aus den Wogen gezogen und ihnen die Köpfe abgeschlagen. Nun folgt ein Trupp Reiter, in ihrer Mitte der Held des Tages, ! Andreas v o n A u e r s p e r g mit dem Feldherrnstabe. i Mehrere Türken köpfe n, erden von den Neitern getragen. ! Auersperg ist hier nicht mehr in Rüstung. Bor dem Thore ! Karlsladt's halt ein Theil der Besatzung u»d begrüßt mit ! Pfeifen und Trommel» die ankommenden Sieger. ! Rechts oben auf dem Gemälde ist der dritte geschichtliche ! Vorgang, welcher zwei Iabre spater stattfand, dargestellt. Von einem, dießseits der Kulpa befindlichen Lager aus sind die Cbristen zur Verennung der von Hassan Pascha erbauten Festung Petrinja ausgezogen. Um nicht mit der Erobe- ! rung eines Forts an der bestehenden Brücke sich aufzuhalten, ^ haben sie oberhalb desselben eine Holzbrücke geschlagen, auf welcher sie den Fluß überschritten. Sie haben zum Theil die Festung bereits umgangen uud das türkische Lager über- ! fallen, beschießen Petriuja auch schon aus einer Batterie, i Die Türken im Lager scheinen überrumpelt worden zu sei»; ^ man siebt Einige noch in den Zelten gemüthlich sitzen, wäh- ! re»d die eindringenden Kroaten schon die Pferde wegtreiben. ^ Die Türken fliehen gegen Hrastoviza und Miaslovina zu. Den Raum zwischen der Kulpa und Odra bat der Maler zur Darstellung einzelner Episoden und Zustande ! während des allgemeinen Kampfes gegen die Ungläubigen ! benutzt. Da siebt mau mit Pallisaden umgebene Weingärten, befestigte Landgüter, einzelne feste Thürme lc Hier wird ein Trupp gefangener Christen von Türken transportirt, dort halten Christen wieder eine Anzahl Türken gefangen. Um das grausame Vorgehen der Türken gegen die Christen anzudeuten, schleppen einige derselben Galgen helbei, wählend andere einbrechen und plündern. Die beiden Feuer, welche ! der Maler hier lodern läßt, sind sogenannte Krcutfeuer, Signale für die christlichen Bewohner der von den Türken bedrohten Lande; es könne» aber auch Iohaunisfeuer sein, wie man solche am Vorabende des. Iohaunisfestes noch jetzt auf den Berge» anzuzünden pflegt, oder auch Sieges» feuer. In dem obersten Theile deö Gemäldes, in der Wolken» region, hat der Maler folgende Figuren angebracht: Links zuerst den heiligen Achatius smit einem Palmzweigc in der Rechten und einem Baumslocke in der Linken) an dessen Gedächtuißtage die Schlacht vorfiel. Er ist einer der Landespatrone Krain's. Dann folgt Johannes der Täufer, und hierauf kommen drei Engel, von denen der erste das Rache-schwcrt bält u„d Blitze, der zweite Speere, der dritte Pfeile auf die Tinkl.'» herabschleudert, n'odmch wahrschciülich der Maler ausdrücken »rollte, daß die Christen ihren Sieg dem Beistände des Himmels zu verdanken hätten. Die sechste ! Figur ist Christus, er hat die rechte Hand zum Segen er-! hoben, in der Linken hält er das Kreuz. Die siebente und ^ letzte Figur ist der heilige Lorenz. ! Rechts ganz unten, ist folgende Inschrift: Z^lV^V^ ?Vsnn I) Il)93. Auf dem ganzen 4 Schuh hohen und 6 Schuh langeil ! Gemälde sind nicht weniger als 2428 menschliche Gestalten, theils in Trupps, theils einzeln, entweder ganz oder nur tbeilweise sichtbar dargestellt. Außerdem sind eine uicht minder bedeutende Zahl Thiere, Pferde, Kameele :c. angebracht. Was uns an dem ganzen Gemälde inteicssirt, ist, nächst ! dem historische» Ereignisse, die Manier. Der Maler ist stets besorgt gewesen, Alles so anschaulich i,„d vc> ständlich als möglich zu machen, und bat dazu Mittel verwendet, die ^ höchst drastisch wirken. So fällt besonders auf, daß einzelne ^ Figuren in größeren Dimensionen gehalten siud; dadurch wollte der Maler ihre hervorragende Stellung bezeichnen. So sind Auersperg u»d Rödern stets um ein Viertel größer gehalten, als andere Reiter. Hassan Pascha's Kopf ist von riesiger Größe, fast so groß als der Körper dessen, der ihn trägt. Oft scheint die U»natürlichkeit der Dimensionen auch eine unabsichtliche zu sein. In Karlstndt steht ein Kroate nebe» einem stockhohen Hause, dem er mit der Schulter bis--an's Dach reicht. Eine, auf einem Baumstamm sitzende Kröte ist so groß, wie ein Pfcld le. U>n anzudeuten, daß in und um Karlstadt keine Türken siud, daß dort friedliche Zustande herrschen, läßt der Maler Tauben, so groß ,rie Adler, stiegen, — uud einen Jäger den Iagdfrcuden nachgehen: derselbe legt eben das Gewehr auf zwei aus der Odra saufende Hirsche an. An andrrn drastischen Zügen ist kein Mangel. So laßt der Maler die Reiter, auch wenn sie in entgegengesetzter Richtung reiten, alle nach einer Seite geiveodet sein, wie z. B. beim Einzüge der Sieger in Karlstadt. Um anzudeuten, daß der eine Trupp Christen aus Lanzenrcitern bestehe, damit aber die Landen nichts von den Reitern verdecken, hat er dieselben alle neben dem Trupp angebracht. Die fliehenden Türken gleichen oft einer Schaar Turner, die Spring- und Laufiibuugcn machten; die Kanonen werden mit den Lafetten nach vorne fortbewegt, z. B. in dem Marsche bei Petriuja. Um die Gefangennehmung anzudeuten, hat der Maler einen Strick um einen ganzen Trupp gelegt. Das Allerkomischeste aber ist ohnstreitig, daß alle in die Kulpa gestürzten Türken stromaufwärts getrieben werden. Der Maler Künl hat mit ängstlicher Genauigkeit das Gemälde korirt; sein mühsames Werk ist so werthvoll wie das Original, an welchem hie und da der Zahn der Zeit schon stark genagt hat. L. I. Literatur. Das uns vorliegende 6. Heft des «II l u st r i r te n Familienbuches" des öiierr. Lloyd ist ganz geeignet, de>? verschiedensten Interessen u»d Geschmacksrichtung zu be« friedigen. Es bringt von Geibel ei» sluuiges Gedicht: „Mittagszauber"; von Wolfgaug Müller eine Erzählung: „Mühle im Vi»g5thal" ; von Schmidt - Weiften fels einen kullmhistorischen Beitrag: „Das Theater in Berlin"; einen Aofsiih über „einige Resultate ver Spekcialanalyse" :c-. Druck uud Vcrlag von Ign.- v. Klcinmayr L5 F. Vamberg in Laibach. — Vtrantv'Lttlichlr Ncdacwir I. v. Hleinmayr.