L a i b a ch W o ch e n b l a t t zum Nußen und Vergnügen. Freytag ben 2l.April. 18 l 5. S p a n i s ch - A m e r i k a. (Beschluß.) ^)er neue Staat von Nett-Granada hat, wie öffentliche Blätter melden, und der m,-ten folgende Aufruf ankündiget, Abgeordnete nach England gesendet, sowohl um wo möglich dortVerbindungen anzuknüpfen und Schutz anzusuchen, als um von dcnVorgän-gen in Europa zuverlässige Nachrichten zu erhalten. Häufige Konferenzen, welche der Spanische Bothschafter in London mit den Englischen Kabinets-Ministern vor Kurzem <;epfiogen hat, sollen auf die Ankunft jener Sachwalter des neuen Staates Beziehung gehabt haben. Den Erfolg dieser Schritte wird die Zeit bald ausdecken. Indessen wird hier der abgebrochene Aufvuf des Kongresses von Neu-Granada Mtgesetzt, der weiter also lautet: „Amerika hatte schon seine Freyheit verkündiget und seine Unabhängigkeit be-schwo.cn, zu der Zeit als die Spanische Na-zion, im Nahmen Ferdinands und mit seiner vermuthlichen Bewilligung, überall das Vlm von Columblen's edelsten Söh- tttu vergoß, und Zwiespalt und Verheerung in alle Gegenden seines Bodens trug , wo die Rechte der Menschheit ansingen bekannt zu werden. Bis Mtsind die Verbrechen der Nazion nur im Nahmen Ferdinands verübt worden; künftig wird dieser Letztere durch seine eigenen Unterhändler handeln, und da gibt es keine Greuelthaten, welche die F^eygesinnten nicht von dem Stolze und der Rachsucht der knechtische: Partey zu fürchten hätten. Zwar ist sicher, daß die ersten Einladungen Ferdinands, dessen Abgsordnere, Dekrere und Befehle nicht ermangeln werden in dem gewöhnlichen Tons von väterlicher Güte zu sprechen. Anfangs werden sie nicht gleich die Blutfahne aufstecken, womit sie wohl etwas zurückhalten , wodurch sich aber doch frühe genuq die hervorstechenden Eigenschaften der Spanischen Nazion offenbaren worden. Bevor wir unsere Kräfte an diesen bewaffneten Strassenräubern werden zu versuchen haben, werden wir mit Verzeihungs - Versicherungen, Versprechungen, Belohnungen, Kreuzen, Titeln und Auszeichnungen zu kämpfen haben, worauf sich Europa verläßt, daß es dadurch auf die Vornrtheile und die thörichte Leichtgläubigkeit der Amerikaner einwirken könne. So sehr auch die Religion die politischen Kunstgriffe bey geistlichen Würden tadcln mog, so wird doch der jMadriter Hofrcichlich Bischoss- mützen,Kanonikate und andere geistlicheAe'.n-ter ausspenden, und wird eben so wenig ermangeln, seine Z:lfiucht sogar zu Bitten zu nehmen, so "lange sie seine Absicht befördern helfen; frevelhafte Kunstgriffe, welche unsern würdigen Priestersiand empören werden, der zu aufgeklärt ist, um nicht einer solchen Entehrmlg des Heilig-thums zu widerstehen, Frevel,welche das Schicksal der Amerikanischen Kirchen wieder der Gnade der Spanischen Regierung anheim stellen, dasselbe an den Wagen desDespotismus anstsseln würden.öist wird , demGchwerte vorangehen, und beyd? werden angewandt wn-den,mn einen langen und zerstörenden Krieg gegen uns zu fuhren, in welchen die schwachen von Spanischer Ty-ranney betrogenen Gemüther, den un; elenden Preis an dem Vaterlands verübten Verrath, nutzlos zu beweinen haben werden, wann die traurige Erfahrung ihnen die Augen geöffnet haben wird. „Völker von Neu - Grancldq.! Erwaget reisiich euer Schicksal und das eurer Nachkommen in der Wagschaale der Ankunft, unl eine diesem wichtigen Gegenstände würdige Entschließung zu sassen.Hiervon hängt der Ausgang des in Folge der letzten Ereignisse von Europa ohne Zweifel zu erneuernden Kampfes ab, Ereignisse welche die Vollendung unseres Unternehmens wohl erschweren können, von welchen jedoch die Gerechtigkeit unserer Sache niemahls abhiug. Wcnn sich die Spanier mit Recht rühmen, der Tiranney der Französischen Herrschaft von Anfang an widerstanden zu haben, warum sollten die Rechte des seit 300 Jahren unterjochten Amerika nicht berücksichtigt werden, da gewaltsame AnmassiMgen durch den Verlauf der Zeit keineswogcs gerechtfertiget sind, und die in Mexiko, Cusco und Vagota Vergleich mit dem armseligen kleinen Fleck, welchen unsere ehemahligen Unter- ' drücker bewohnen, sin sine grosse und unabhängige Nazion mehr als hinreichend ' ist.Nicht soSpanien, welches, wie wir schon ? auf die Aufforderung des Don Toribio -Montcs. geantwortet haben , niemahls et- ' was anderes als dasSpielwerk der benachbarten Staaten seyn kann, da es nicht einmahl im Standeist, sich ohne diese vntsrdrückt n Provinzen Amerika's zu er- , halten. Laßt uns daher die Reichthümer unseres Bodens nicht länger zum Vortheile von Tyrannen anwenden, um selbst die Glieder der Ketten zu schmieden, welche uns dieselben bereiten. Selbst ohne Flotte, Handel, Künste und W'ssenschas-ten, ob sie sich gleich bestrebten, dlese Wohlthaten von Amerika entfernt zu halten , waren sie doch nicht im Stande aus unseren Herzen die cmg>o^ne L'.ebe des Menschen zur Freyheit zu vertilgen, noch 'die Schätze zu erschöpfen, worüber sie noch nach Gutdünken zu schalten suchen. Laßt uns auf unserer Huth seyn, daß uns die R Ankunft einer Rotte Abenteurer nicht un-»V thätig sind?, doch laßt uns nicht chr To-»/ ben fürchten, da uns die Erfahrung ge-" lehrt hat, daß wir sie besiegen können, und daß die von Tyrannen überfallencn Na-zionen der Gewalt niemahls unterlagen, kls wenn sie aufgehört hatten sich zu vertheidigen. Um dieses unglückliche Ereigniß abzuwenden, versäumt der Kongreß keine in seiner Macht stehende Maßregel. Da devKongreß wünscht, die Vcrtheidigungsmit-tel nicht auf unsere eigmen Hülfsquellen z« beschränken, so hat derselbe seine Vorschläge an das Brittische Kabinet gelangen lassen, vollkommen überzeugt, daß eine Regierung, die Beschützerinn der Freyheit der'Völker, und welche schon mehr als einmahl uns der Knechtschaft zu entziehen suchte, niemahls wünschen kann, daß wir wieder in d^elbe zurückkehren. Ueberzeugt, daß die Bewohner dieser vereinigten Provinzen fest entschlossen sind, die Rechts ihre? Unabhängigkeit zu behaupten, so groß auch die Opfer dazu seyn mögen , hat der Kongreß die Eintheilung gemacht, was ein jeder Bezirk an Geld und Mannschaft für den Krieg beyzutragen hat, und die nöthigen Maßregeln getroffen , um die erforderlichen Waffen herbeizuschaffen. Er hat sich auch bemuht um die Herzen und dem Eifer oes ganzen Volkes zu vereinigen, und verdoppelt jc >t jcde Anstrengung, in der Hoffnung, daß sämmtliche Provinzen von diesem er-sieu Grundsatz ourchdrungen sind, welches den Ausgang des schwierigsten Unternehmens sichert. Eure Anstrengungen werden mit Erfolg gekrönt werde',«, Bewohner von Nen-Granada, wenn die Hulfsquel-lcn eures Bodens , und die Mittel welche die Vorsetzung in eure Hände legte, durch die Tapscr^it, welche eure Herzen beseelt und die Gerechtigkeit der Sache für die ihr streitet, so wie durch Einigkeit und Opfer jeder Art befördert wird - allein diese müssen willig, standhaft und ungemes-fcn seyn. Tunja, den ,,. Sept. 1814. (Unterzeichnet:) Camillo Torres, President, Erisemto Valenzuela, Sekretär. Beschreibung des Feldzugs in Rußland »Mi Labaume, Nap.^.,. >m kö'ugl Cvrps dcr Ingenieurs. Geugraphes zu Hans. (Fortsetzung.) „Allmählich stellten sich die Folgen des Hungers ein: man sing an sich zu verstecken um ein Stück Brod verschlingen zu können. Eine fürchterliche Kälte ,chlug Menschen und Vieh mit dem Tode; man sah Tausende daran hinsterben. Die bisher heitere Atmosphäre wurde jetzt plötzlich mit dichten Dunsten umnebelt; — die Winde wehten mächtig, und ließen ein fürchterliches Getöse aus den tiefen Wäldern hören; die Schneewirbcl, vom Sturmwinde herumgeschlcudert, gestatteten dem Soldaten nicht mehr, vor sich zn sehen, und bedeckten dergestalt die ganze Gegend, daß es unmöglich war, einen W.'g auf derselben zu erkennen. Die noch schreckenvollern Nachte wurden durch das Gebrüll des Kanonendonners noch vermehrt, der auf diesen weiten Wüsteneyen furchtbar wiederhallte. Man konnte jetzt auch nicht auf eine Minute rechnen, sich zu erholen; die wiederholten Angriffe der Russen, und das Hurrath der Kosacken nöthigten die Soldaten ohne Unterlaß, unter den Waffen zu seyn, oder die Nacht wachend auf dem Schnee zuzubringen, auf welchem man sie des andern Tages erfroren antraf. Hoffte man in irgend einer Stadt Echolung zu finden, so richtete man seinen Marsch auf dieselbe; allein vergebens erspähte das Aug, als man sich ihnen zu nähern glaubte, ihre hohen Domgebäude und ansehnlichen Thürme ; alles war verschwunden, nur die Asche davon wurde noch von dem Winde umher zerstreut; und selbst die Ruinen davon waren nicht mehr." „Einmahl, sagt Herr Labaums, erblickten wir einen aufSchutthaufen isolirt dastehenden Glockenthurm; seine Uhr schlug noch die Stunden , während von der Stadt keine Spur mehr vorhanden war." Man sah Napoleon in Syrien den Befehl geben, die von der Pest Angesteckten inIaffa zu vergiften, und am Gestade deöMseres gegen fünftausend Gefangene, welche sich einschiffen wollten, zu erschießen.Diese Greuel-thaten waren indeß bloß das Vorspiel viel größerer. Seine Wuth mußte mit seinem Unsterns sich mehren.Die französische Armee schleppte drey tausend Gefangene, aus Mos- kau mit. Wahrend des Marsches wurde fär den höchstbedürftigsten Unterhalt dieftr Uw glücklichen nicht im mindesten gesorgt, und zu Nachtszeit sperrte man sie wie das Vieh in enge Umzäunungen ein.Hier überließ matt sie gefühllos den Qualen des nagendsten Hungers; sie durften sich auch ncht einen Augenblick von den Soldaten entfernen, die sie bswachten.Nackt,vor Kälte sterbmd, auf dem Eise liegend, ohne Trost, ohne Hilfe, sah man sie unter einander das Fleisch ihrer durch Hunger getödteten Kam? meraden verzehren, und ließ bey diesem Anblicke ein gräßliches Wohlgefallen bemerken. Man sah sie, und blieb gefühllos !" . . . ^ „O großmüthiger Alexander l wahrhast' erhabener Fürst! Napoleon nennt dich einett Barbaren, und die Trümmer deiner zerstörten Städte rauchen noch, dein väterliches Herz blutet beym Andenken der To«? desmarter deiner Tapfern, welche die sich noch regenden Glieder ihrer Kammeraden, durch verzweiftungsvollen Hunger getrieben, aufzehrten; welche Rache wirst du für diese unerhörten Greuclthaten nehmen! Schon haben dich deine Siege an die Mauern von Paris, der Hauptstadt F ankreichs, . gebracht; sie öffnet ihre Thore, du fesselst die gerechte Wuth deiner Soldaten, und rufst aus: Nun ist Paris gerettet!" Dieses ist indessen noch nicht das Ende der Unfälle, welche die französische Armee bey ihrem Rückzüge aus Moskau trafen, nur mit ihrer gänzlichen Auflösung findet man das Ende dieserKatastwphe." „Man war bereits an die Ufer der Be< rezina , und selbst an die Stätte gekommen an welcher Karl der X ll. über diesen Fluß setzte, als er nach Moskau zog." (Der Beschluß folgt.)