MM1NMW1M HM Or Annst, Literatur^ Theater u. geselliges Leben. Nedigirt von Leopold Kordosch. 22, Ä-2.^N n. Durch d,e t. s. Poü unier l^nuvert mit portofreier Zusenduna aanzjäori!, », dalbiäbriq 4ss. C,W., und w,rd balbiabrin voraus« bezogt. Alle f. k. Postämter nei>,»e,> Pränumeration an. In Laibach »ranumerirt man bei», Verleger am Naan, Nr. lyll, »» ersten Vloite. Der Tag bei Wudaczky. (Vaterländische Erzählung aus dem Jahre I5?z.) Von Joseph Vuchenhain. (Fortsttzunc,.) „Was starrst du mich so an?" begann der kriegerische Engelbrecht, „weiche, ich habe mit deinem Geschlechte nichts gemein!" ./„Einen Augenblick lasi' mich deine Züge schauen, trinken deines Auges Glut"" rief wehmüthig die Unbe­kannte und heftete ein liebliches Augenpaar auf den hoch­verwuuderten Jüngling. „Störe mich nicht in meiner Pflicht!" sprach der An­geredete, im Begriffe weiter zu ziehen. „„Grausamer! lehren dich deines Landes schöne Sit­ten, den Bitten der Jungfrauen so unhold zu begegnen?"" „Nein, doch meine Zeit ist genießen!" „„Hast du Eile? Nun wohl, so nimm mich mit dir. Ich gebe mein Vaterland auf! Nur laß' mich deine Lüfte athmen, laß' mich in deiner Nähe weilen, ich will dir die­nen all' mein Leben lang!"" sprach die Flehende und warf sich zu Engelbrecht's Füßen. Es war eine der schönsten Mädchengestalten. Selbst das rauhcste Herz mußte bei ihrem Anblicke lebendiger schlagen, und eine solche Gestalt zu den Füßen eine» Man­nes, wessen Brust wäre da gefühllos geblieben. Auch En­gelbrecht schien einen Augenblick unschlüßig zu seyn. Doch ein Blick auf seine grüne Schärpe —M e tta's Geschenk — und mit einer männlichen Nuhe hob er die Kniecnde auf. „Was dich auch bewegen mag, deiner Heimat zu entsagen" sprach er, darüber will ich nicht rechten. Ziehe heim!" „„D u gönnst mir nicht das Leben?"" sprach die Un<­bekannte, hocherröthend über die gethane Fehlbitte, „„nun so gib mir den Tod. O! er muß süß seyn von deiner Hand!" " rief sie sanft schwärmend. „Ich tödte kein Weib!" erwiederte Engclbrccht mit kalten» Ernste und zog weiter mit seinem Geschwader. „„Mein mußt du werden"" stammelte Zulima dcm Abgehenden nach und stampfte zornglühend mir dem Fuße, „„mein, oder ich »rill untergehen!"" Unterdessen war die Nacht des 3l . Septembers des Jahres t5?3 hereingebrochen. Eine bange Ahnung bemei­sterte sich des unerschütterlichen Herberts v. Aucrsp erg. Der Schlaf floh seine Augen. Er sprang von seinem La­ger auf und trat an das Fenster. Eine furchtbare Feuer­linie, die sich in mehrere Seitenarme theilce, war das tür­tische Lager längst des Radoniaflußes zu sehen, und dies­seits brannten die Feuer des christlichen Heeres zerstreut herum, in deren Scheine die einzelnen Wachtposten, schau­erlich geröthet wie die Geister der Abgestorbenen, langsam auf- und abschritten, und durch das leise Blattgeflüster wehte es her, wie schwere Leichenlufi. Ja! die Hoffnung rühmlich zu siegen, ist vorbei, sagte der rief Erschütterte zu sich selbst. Ein Opfer heischt der Friede meines Va­terlandes. Der Feind bezeichnete mich dazu; wohlan denn, so will ich als Opfer fallen, nur, ewige Gottheit, schütze mein Krain und bewahre mein vielgeliebtes Kroatenland! darauf schloß er sein Fenster eilig zu, und nachdem er sich gewappnet hatte, rief er seine beiden Söhne zu sich. Sie kamen und erwarteten schweigend seine Befehle. „Leicht kann es geschehen, meine Lieben, daß wir uns auf lange nicht mehr sehen werden", begann der Vater in ei­nem feierlichen Tone, „denn nichtö ist wandelbarer, als des Kriegers Glück!" und indem er seine Arme wie zum Segen erhob, sanken die tief Erschütterten zu seinen Füßen. „Bleibt treu unserm Landesfürsten, liebet euer Vaterland über alles, das ist es, was ich euch empfehle, und der Abend eueres Scheiden» wird groß und herrlich seyn. — Da nehmt diese goldenen Ketten" sagte er ferner nach ei­ner feierlichen Stille, „auch diese Rollen Goldes steckt zu euch, damit uns die Feinde nicht Bettler nennen, wenn uns im Kampfe etwas Menschliches begegnen sollte. Jetzt geht und wappnet euch, denn wir dürften einen heißen Morgen haben." Auch die Führer seines Heeres wurden gerufen. „Wir schlagen" sprach Auersperg, nachdem dieselben vor ihm 4<5I erschienen waren, „keinen Einwurf! was ihr sagen wollt, darüber hat« ich schon reiflich nachgedacht. Auf mich sind des Geschickes giftige Pfeile gerichtet, auf mich und auf sonst Niemanden, und ich biete ihnen willig meine Brust zum Ziele dar; denn mit meinem Fall ist mein Vaterland ge­rettet. Ein hoher Preis, wohl eines Lebens werch! — Waikovich, ihr besetzt die Brücke über die Radonia und stehet bis zum letzten Mann. Julius von Zara deckt den rechten Flügel, ich mit meinen Söhnen und dem Da­niel von Tettau, wir bilden, das Centrum. Nun mit Gott, meine Brüder und Waffengefährten" sprach er schei­dend, „tonnen wir nicht als Männer siegen, so laßt uns als Männer kämpfend fallen," und somit entließ er die Hochverwunderten an ihre Posten. Kaum besetzte Waikovich die über die Nadonia führende Brücke, um das Kriegsheer vor einem feindlichen Umgehen zu schirmen, als auch schon eine Abcheilung Bos­malen dort anlangte, und es entspann sich auch sogleich das Gefecht. Engelbrecht von Auersperg wurde mit einem Fähnlein demselben zur Hülfe gesendet, während der rechte Flügel und das Centrum zugleich von dem Erb­feinde mit einem wüthenden Geschrei angegriffen wurde. „!u !,!l!»u Uei «ur8 IU6I>!" rief der Feldoberste und stürzte sich in die feindlichen Reihen, ihm nach Friedrich von Weich sei berg mir dem Wahlspruche: „Auf unvergessen gehaltene Treue!" und es begann ein Gemetzel, mit einer Mordlust, wie damalige Zeiten nicht bald ein zweites ge­sehen haben. Wie Löwen fochten die Deutschen und war­fen mit kühnem Muthe viele der Miethlinge des Halbmon­des zu Boden, daß die Luft von ihrem Jammergeschrei crcönce. I n das Röcheln der Sterbenden, in das Geheul der Verwundeten mischte sich der brüllende Donner der Feuerschlünde, deren Mündungen Tod und Verderben in die Reihen der Feinde rastlos hinaus spieen. Doch nicht minder tapfer fochten auch die Feinde; dies sah man in den lichteren Reihen der Deutschen. Jetzt stürzte Auer­sperg's Roß und schien den Reiter begraben zu wollen, doch, ein neuer Phönir, arbeitete er sich wieder hervor, und hieb mit neuer Wuth in den Feind, als er, plötzlich rückwärts niedergebohrt, zu Boden sank, und zwar in einem Augenblicke, als auch Julius von Zar a aus seiner Posi­tion geworfen wurde. „Allah sey gepriesen!" schrieen die grimmigen Feinde, daß es weit durch die Lüfte schallte, stürzten sich, Rache schnaubend, über den Gefallenen hin, und entschieden war die Schlacht. Nur Waikovich mit Engelbrecht von Auersperg und einigen wenigen ver­theidigten noch die Brücke, fest entschlossen, bis auf den letzten Mann zu stehen. Als aber Engelbrecht den Fall seines Vaters vernahm, als er die Schlacht verloren sah, zog er den Tod einer schmählichen Gefangenschaft vor. Er wickelte sich in seine Fahne und stürzte sich kühn über die Brücke hinab in die gerötheten Fluthen der Radonia. Ihm nach eine Gestalt, und beide schloßen die brausenden Wellen der Radonia in ihre kalten Arme ein, während Waikovich, von dem Feinde eingeschloßen, der Uebermacht unterlag. Alles, was sich durch schnelle Flucht nicht retten konnte, wurde gefangen genommen oder niedergehauen, und der Aga sprengte auf fliegendem Roße fort, um seinem Gebie­ter und Herrn die Siegesnachricht und den Tod des ge­füchteten Auersperg zu überbringen. I n der Mitte des türkischen Lagers unter einem schat­tigen Eichenbaume standen die Gefangenen des christlichen Heeres: Veit Blekovich, Hauptmann der Musquetire; Julius von Zara , Hauptmann zu Hrastouih, Wolf En­gelbrecht von Auersperg, Georg Iankouich, Peter Sarkovich, Balthasar Guschitsch, Wolf Cust all er, Thomas Tschatesch u. a. m. ihres ferner« Geschickes harrend. Mit langsamen Schritten nahete sich ihnen Zulima. Sie war unterdessen von Simonovich über so Manches aus dem Leben Engelbrecht's belehrt worden, daher sie auf seinen Besitz beinahe ganz verzichtete. Demüthig reichte sie dem erstaunten Engelbrecht ihre Hand hin. „Ver­gib mir," sagte sie, „die kühne Ausführung meines rasend­sten Entschlußes. Ich riß dich aus des Wassers Tiefe, ich nahm dich gefangen^ weil ich die Folgen meiner That nicht berechnete. Ich bin die Verbrecherin, eine Verbrechcrin aus Liebe, die ich so lange in meinem Innern verschießen tragen mußte. — Nicht wahr, du vergibst mir?" (Beschluß folgt.) Juan«. Novelle von Ioh. Gab. Sei dl. (Fortsetzung.) Der rastlos thätige Gomis , welcher nun den Zeit­punkt günstig erachtete, Iuana' s Talent auch auf der Bühne geltend zu machen, beschäftigte sich nicht nur da­mit, einige Opernparthien, namentlich in R o ssi n i's vorzüg­licheren Tonwerken, mit ihr durchzumachen, sondern arbei­tete in Stunden der Weihe auch selbst an einer Opern-Composicion, welche, wenn seine Schülerin nach Madrid zurückkehrte, zu ihrem Debüt auf dem Theater della Cruz dienen sollte. Vor Allem war es die Rolle der Desde­mona inRossini's „Othelo", welche der Individualität und Stimme Iuana' s zusagte. Der musikalische Theil der Rolle machte ihr nicht die geringsten Schwierigkeiten, aber auch der mimische, welchen ihr eine namhafte Schau­spielerin des i.'l>eltt!-e lraucniz einübte, fand an ihr eine so gewandte Darstellerin, daß nichts gewagt schien, wenn man sie schon jetzt von der Tribüne des Concertsaales auf die Breter des Opernhauses 'versetzte. Der Erfolg war eclatant. Nicht nur die Kritik nahm ihren Mund voll, und reihte ihren Namen den Sternen erster Größe an, sondern auch im Leben erreichten die Huldigungen, die man ihrem Talente und ihrer Person darbrachte, ein solches Uebermaß, daß es der eigensüchtige Marquis für räthlich erachtete, sein theuer erkauftes Kleinod auf heimischen Bo­den zu retten. Sowohl Juan« selbst, als Gomis, wel­cher indeß seine Oper vollendet hatte, waren damit ein­verstanden, und vorausempfohlen durch Iournal-Lobsalm, ge­folgt von französischen Galanterien in Versen und Prosa, 4O3 reisete die Künstlerin in Begleitung ihres Gönners, ihres Leumund zu verunglimpfen und sie dem Gespötte preiszu­Lehrers und ihrer Duena nach Madrid ab. geben. Das Andenke» des wackeren Garde-Kapellmeisters, dessen effectvolle Parade-Märsche noch fortwährend von den Militär-Banden gespielt wurden, war in Madrid noch leb­hafter, als er es selbst erwartet hätte. Mit großer Span­nung sah man daher der Aufführung seiner Oper: „i^-n ­ilenun," entgegen, in welcher, wie es hieß, eine junge, in Madrid geborene Sängerin den Hauptpart singen sollte. Gomis hatte in seine Musik mit vielem Geschmacke meh­rere spanische National-Melodien, und unter andern auch die liebliche, einem kastilischen Volksliedchen nachgebildete Preghiera verwebt, mit welcher Iuan a in Paris so vie­len Beifall einerntete. Schon durch diese heimatlichen An­klänge schien der Erfolg des Abends gesichert. Das Thea­ter dela Cruz konnte die Menge der Zuhörer kaum fassen. Mit selbstbehaglicher Grandezza lehnte Don Diaz Mar­quis von Villa-Marinquez in seiner Gitterloge, als ob er allen Leuten sagen wollte: „Seht in mir den hohen Mäcen, der dieses Wunderkind auf die Bühne brachte, seht in mir den beglückten Kunstfreund, der nun bald den erquicklichen Lohn für seine Gönnerschaft von der reizen­den Künstlerin wohlgefällig hinzunehmen gedenkt!" — Mit den ersten Tönen von Iuana's Lippen war das Glück der Oper entschieden; sie machte Furore. I n weni­gen Tagen klangen die einschmeichelnden Melodien, welche zum Theile dem Munde des Volkes entnommen waren, aus dem Munde des Volkes wieder. Die wunderbare Pre­ghiera, für rauschende Ianitscharenmusik gesetzt, ertönte bald unter den Fenstern des neuen königlichen Pallastes, vor der Reiterstatue Philipp's V.; zu Buen Retiro desi­lirten die Garden nach den Klängen der Preghiera; in den Alleen des Prado und in den Laubgängen des Paseo de las Delicias blieben die Lustwandelnden stehen und die Wagen hielten an, wenn eines der Orchester, welche die Promenade belebten, die Preghiera anstimmte. Gomis gehörte von diesem Augenblicke an zu den Lieblingen des Tages; seine Kompositionen wurden populär im edelsten Sinne des Wortes. Man freute sich, endlich wieder ein­mal einen Mann gefunden zu haben, welcher die Gemü­ther von dem dumpfen Brüten über politische Meinungen und Kämpfe abzöge und es der schönsten aller friedlichen Künste zuwendete. Zugleich mit Gomis wurde immer Iuana' s Name genannt, und man wunderte sich, wie solch' ein ausgezeichnetes Talent so lange verborgen blei­ben und erst im Auslande zum Ruhme des Vaterlandes herangebildet werden konnte. Großem Rufe kann der Neid nicht lange fern blei­ben. Auch in Bezug auf Iuan a war er geschäftig, und da er ihrer Kunst nichts anhaben konnte, so suchte er ihre Abkunft und ihr Verhältnis; zu Don Dia z auszuforschen, um sie von dieser Seite in ein gehäßiges Licht zu stellen. Das gelang ihm denn auch bald, und eben die untere Claffe des Volkes, welcher sie angehörte und durch ihr Ta­lent so viel Ehre machte, war am eifrigsten bemüht, ihren Indessen war Iuan a in einigen Opern anderer Mei­ster aufgetreten und immer mit gleichem Beifalle aufge­nommen worden. Sie bedurfte solch' eines Palliativs, um manche Erinnerungen in den Hintergrund zu drängen, welche bei jedem Gange durch Madrid's Strassen von al­len Seiten auf sie losstürmten. Sie mied die Gegend, wo sie ehemals mit ihrer Mutter gewohnt, die Nähe des Ufers, an welchem sie harmlos ihr Geschäft betrieben hatte, mit ängstlicher Scheu. Sie senkte den Kopf zur Erde, so oft sie einen Mann in andalusischer Tracht begegnete, aus Furcht, es könnte Vetter Ruy seyn. Sie suchte sich ge­waltsam zu überreden, daß es ja keinen Vorwurf verdiene, wenn Jemand sich aus seiner Niedrigkeit zu erheben, und aus seinen Anlagen den möglichsten Nutzen zu ziehen sucht; aber eine innere Stimme sagte ihr immer, daß ihr Ge­winn kein ganz reiner, daß sie zwar angesehener, wohlha­bender, berühmter, doch keineswegs besser, sittlicher, ach­tungswürdiger geworden sey. Dieses beständige Ankämpfen ihres Gefühles gegen den äußern Glanz, der sie umgab, steigerte sich manchmal zum auffallenden Mißbehagen, wel­ches dann der Marquis durch Betäubungen aller Art zu heben bemüht war. Allein nicht immer wollte es ihm gc. lingen. Glücklicher war noch Gomis, welcher eine solche Verstimmung seiner Schülerin am besten dadurch betäubte, daß er sie, unbekümmert um des Contadors allzubesorgliche Einwendungen, strenger an ihr Musikstudium fesselce. Die Früchte dieses Verfahrens ließen sich nicht verkennen. I n jeder Rolle entwickelte Iuan a größere Sicherheit, gedie­generen Vortrag und leidenschaftlichere Kraft. Zu ihrem nächsten Debüt war die Desdemona in Rossini's „Othelo" bestimmt, welche sie bereits in Paris mit so vielem Bci­falle gegeben hatte. Leider fühlte sich Iuan a am Tage der Aufführung nicht vollkommen disponirt; eine seltsame Beklemmung drohte sie in dem freien Gebrauche ihrer herr­lichen Mittel zu stören; aber die Oper war angekündigt, die Neugierde des Publikums auf das Höchste gespannt; man konnte seine Erwartungen nicht täuschen. Mi t kin­bischer Aengstlichkeic begleitete der Marquis seine Cliencin auf die Bühne, und trieb sich unermüdlich umher hinter den Koulissen unter den buntbemalten Choristen und schmu­tzigen Schnürziehern, und wie all' das Volk heißen mag, das den Thespiskarren schmücken hilft, um ja gleich bei der Hand zu seyn, wenn ihr der geringste Unfall begegnen sollte. Allein Alles ging vortrefflich; das Bewußtseyn, ih­ren Lehrer an der Spitze des Orchesters zu wissen, flößte der Künstlerin volles Vertrauen ein. Sie wurde mit stür­mischem Beifalle belohnt, besten sie sich mit jeder Nummer ihres Partes würdiger machte. Endlich kam die berühmte Scene, wo Desdemona im leichten Nachtkleide den Vor. hang des Alkovens zurückschlägt und hervortritt, um das Herz ihres racheschnaubenden Gatten zu erweichen. Ja, jetzt war sie wieder ganz Iuana , ganz so einfach, so rei­hend, wie sie damals gewesen, als sie vor dem Bilde der Gottesmutter kniete, und ihr frommes Schlummerliedchen 4»4 in die stille Nacht hinaussang. Und doch war sie zugleich so qanz Desdemona, daß in den weiten Räumen kein Auge trocken, kein Herz ungerührt blieb. Da zuckte ein Ach! des Entsetzens durch das Theater; Deodcmona sollte bluten unter dem Dolche der Eifersucht. Plötzlich siegte wieder die Anerkennung der Kunst über das Blendwerk der Bühne, und rauschender Applaus begleitete ihren trau­rigen Opfertod. (Fortsetzung folgt.) Logogryph. Was die Natur erzeugt in ihrem Reiche, Es wird mein Raub; Die Särge lös' ich, löse selbst die Leiche Zum trüben Staub. Raubst du,»ei» letztes Zeichen, ich entschwebe I m fiücht'gcn Schwung; Du bist mein Ziel, du bist's, wornach ich strebe, Veränderung! — Nimmst du mein erstes Zeichen auch, ich singe I m holden Ton Der Heldenkraft, der ich begeistert klinge, Den schönsten Loh». Und gibst du mir mein letztes Zeichen wieder. Mein silbern Nlut Stürzt sich, ein breiter Strom, zurLstsee nieder I n tiefe Flutb. T-tsch. Nevue des Mannigfaltigen. Am letzten Faschingsabende dieses Jahres hat man in Paris mehr als 4000 Bälle und Soireen gezählt und es bedurfte nicht weniger, als 60.000 Musiker, um Paris und der Baulieue beim Tanz an die Hand zu gehen. Auf der Insel Borneo ist kürzlich eine neue Art Orang-Outang gefunden worden, welche bis über sieben Schuh hoch wird. Der Katalog der im Jahre 1830 zu London heraus­gegebenen Werke enthält nicht weniger als 279Z Titel, wobei jedoch eine ungeheuere Menge Flugschriften und selbst viele neue Auflagen größerer Werke nicht gerechnet sind. Die Trauerzeit wird bei den Chinesen so streng ge­halten, daß der Verlust der Eltern selbst einen Beamcen auf orei Jahre zu seinen Dienstesverrichtungen unfä­hig macht; die Mandschu-Beamten allein genießen durch ein besonderes Gesetz das Vorrecht, nur 100 Tage lang trauern zu dürfen, die andern alle aber sind solche Scla­ven der Sitte, daß sie sogar in den höchsten Stellen ihre Aemter sogleich niederlegen, wenn ein Trauerfall eintrifft. Die Pferderennen in Wien finden in diesem Früh­jahre auf der neuen Nennbahn nächst dem Prater-Lust­hause am 4., ?., 12. und 15. Mai , also in Allem vier, Statt. Die gefeierte Tänzerin Marie Taglioni ist für 10 Ballctoorstellungen nach Wien engagirt worden, und hat bereits zu diesem BeHufe mit ihrem Vater Petersburg verlassen. Nirgends halten die Damen so viel auf die strengste Beobachtung des Decorums, wenigstens im Ausdruck, als in Nordamerika. Das Wort „Fuß" oder „Bein" zu ge­brauchen, wird für unschicklich gehalten; sie wählen dafür einen andern, umschreibenden Ausdruck. Ja die'Vorste­herin einer Erziehungsanstalt für junge Mädchen ging so weit in ihrem Anstandseifer, daß sie die Füsse ihres For­tepianos mit zierlichen Pantalons, unten mit allerliebsten Spitzen garnirt, bekleiden ließ. Das ist Sittsamkeit und frauenzimmerliche Decenz! — Kunstnachricht. Der akademische Künstler und Portraitmaler, Herr Fclir Ignaz Pollingcr, Schüler des berühmten Professors Zimmermann in Mün­ chen, ist vor einigen Tagen, »uf der Reise nach Rom begriffen, in unserer Hauptstadt eingetroffen, und gedenkt stch einige Zeit hier aufzuhalten. Wir rechnen es zu unserer Pflicht und zum besonderen Vergnügen, auch das kunst­ sinnige Publikum Laibachs auf eine» jungen Mann, dem auf seiner ganzen Kunstrcise bis hierher die unzwcideuügsteu Beweise der vollestcu Anerken­ nung seines Talentes zu Theil geworden sind, aufmerksam zu »«che«, be­ sonders, da der Künstler auf eine gan z neue , von ihm erfundene Ma­ nier Portraite mahlt, die überall Staunen und Bewunderung der Kunst­ kenner erworben hat, und alle Würdigung verdient. Mehrere öffentliche Blätter haben Herrn Pollinge r für seine Erfindung ehrenvoll das Wort geredet. Diese sogenannte Lasur-Malerei geschieht auf eine, mit einem be­ sonderen durchsichtigen Lack überzogene Messingplatle, und hat nicht nur in chemischer Hinsicht viele Vortheile, sondern auch in Bezug auf Dauerhaflig­ lcit uud Erhöhung des Colorits, welches dadurch äußerst lebendig wird, da das Metall gleichsam durchzuschimmern scheint. Neben einer besonder» Gewandtheit und Sicherheit im Treffen der Gesichtszüge malt Herr Pollinge r in dieser Manier mit einer Schnellig­keit, die überall das größte Erstaunen erregt Hut. Es dient ihm schon der Umstand zur besonderen Empfehlung, daß die zn portraitirende Person nie über eine Stunde zu sitzen braucht, und daß er im Stande ist, in ei­nen, Tage zwei Portroits vollkommen fertig zn bringen. I n den von ihn, bisher bereiste», größeren und kleineren Städten, als: Salzburg, Hal­let», Leoben, Brück, «ratz, Marburg und Klageufurt, fand seine Art Por­traitmalcrei durchgehends de» größten Anklang; Beweis dessen ist, daß er sowohl in'Salzburg als in Grätz über v. April.) Die Erde, die bis nun unter der kalten Decke des Eises leblos starrte, ist »nn von ihren» Bande befreit, und aus Millionen Vom Schlummer er­standene» Augen, aus Millionen weich umlaubte» Blütenhäuptchen bebt das junge Leben lächelnd de,» warme» Tomicnstrahlc entgegen. Neu er­schließt sich die Noiur uud feiert ihr Äuferstehungsfcst. Und von diesen. Aufschließen, welches in der alten Sprache Loliums »»r^rice» heißt, h>!t auch der Monat Apri l seinen Name». Da aber in diese», Monate das Wetter so unbeständig zn seyn pflegt, daß Kälte mit Wärme, Sonnenschein mit Nässe, wie so»st in leinen, Mo­nate des Jahres abwechselt, so ist der Monat April zu einer Art besonderer Benennung jener Menschen sprichwörtlich geworden, welche alle Augenblicke ihre Gesinnungen wechseln und keine Charakterfestigkeit haben, Kaiser Carl , welcher die Monate verdeutschte, nannte Apri l den »Ostcrmonat", weil wir das Erlösungs- oder das heilige Osterfest gemeinig­lich in diesen, Monate zu begehen pflegen. Joseph Vuchenhain. Laibach. Druck und Verlag von Joseph Blasnik.