LHlbacher Wochen b I att zu« N«tzen und Vergnügen. Mo. 2?. Freytag den 2Z. May 18,7. Ueber die Kunst, wohl zu thun. ^Hede F^it hat ihre Zelcksn. E sreulickere ^^chm kann es wohl aber für unsere Zur mchl geden, als den übcrall vocwalttno.u Gcisi der Sparsamkeit nnd des eben da.-dinch möglicker werdenden Wohlthu s. An die Stclle eiucs ,eo,lig bcraulchtcn ^chtsmns ist Mäßigung, an d-tz SteUe engherzigen EgoismuZ der Geist der Liede und des Wohlrhims getrtt,',. D.is, neue Iahchun^^t hac einen tug^nohast^ Cyavakter, ein^chvisilich s/omme Haltung. ,. , Die E.iahruna leh^t , daß der menschliche Geist im Gutcn und im Gu'Innmcz, W^ ""'"" Z^^,^ alles hoff^u? ^ v . > 2^^-l^ßs, ^ß man unge- achtet der nochgezwungenen Entbchrungen dennoch etwas Lrübngt, um es auf den Altar dn' Menschenliebe zu legen. Daß es nicht der letzte Obel dss Wübes im Evangclw sty, dafür steht jene geläufige M^mne,dHß die Liebe von sich selbst amaltge. Diese goldenen Fruchte eine< tag^udhaften Ehrgü^es, einer lodenswürdigen A-'mulatwn oder eines mchr practi.-scken als theoretischen Glaubens sind so ehrwürdiger Narur, daß man mit ihnen cMrd'ngs nickt ehrerditthig gcuuq umgehen kann. Von der andsm Seite ist die B cpl.mlichkeit, sich auffremde Rechnung gegrn Mangel und Noth sicher ^stellt z,z fch^i zu lockend, als daß bey Ver-w ndung der wohlthätigen Gpcnden nicht eine, auf ächte B.llderliebe und Gerech-t'gkeit sich gvündends, Kmgheit em ent-ssbeid^ndes Wort haben sollte, ^a die Bruderliebe, wenn sie nicht mit der Ge-recht.gkctt und Klugheit A.min Arm geht, dü.tte, indem, sie anf der einen Seite wohl thut, aus einer anysrn nnwillkühr-llch wehe thun. Dies siud nun frsylnh sehr alltcigli-6)2 Wahrheiten, aber eben, weil das Mlägiiche so oft üdsrsshsn wird,, unWn sie nlühr in's Licht gestsllt wsrdeu. Die wahre Wohlthätigkeit muß nicht nur geben, s" muß auch aus die rechte Art geben. Das Erste ist eine Tw gmd, das Zweyte eine Kunst, die der Einzelne wenige, als ganze Gesellschaften und Vereins zu üben vsrmögsn. So wis die Nächstenliebe zwar alle Menschen musaßt, Natur und Vernunft aber Einige von diesen Allen dem Her-zen näher stellen, so mag der Drang, wohlzuthun , immerhin das ganze menschliche Elend umfassen, aber die Vernunft gebiethet, den uns Näheren nnd Bedürftigeren ehN wohlzuthun, als den Entfernteren und weniger Bedürftigen. — Das Bedürfniß wird gemessen nach dem Dranqe der Zeit und der Größe der Noth; die Klugheit fügt noch eine Rücksicht auf dis größt mössliGsts Auk- Mblgkeit der compendiöftstit Mittel hin^u. Daraus srgebsn sich fur dis Kunst dcs Wohlthuns drey Gesetze: i- Thue dem zuerst wohl, der in Gefahr steht, am ehesten zu Grunds zu gchen. 2, Thue dem zuerst wohl, deffsn Noth am größten, -- 3. Strebe beim Wohlthun nach der größtmöglichsten Ausgiebigkeit mit deu com-pendiöse'stsn Mitteln: Die ersten zwey Gesetze bedürfen keiner Rechtfertigung;, das dritte bewährt sich, weites zugleich die Summe des Elends zu vermindern und dennoch haushälterisch mit dsm Wohlthätigkeits-Fonde umzu-gchon bejichl«. Aus allen Dreyen erge-dm sich wisdep folgende Maßregeln: 1. Der Kr6ü?e, Gebrechliche, tzer Krüpel'") gsht dem Gesunden, die hulf-lose Jugend dem sich selbst helfenden Alter, das kraftlose Alter der kräftigern Jugend vor. 2. Vrod und Salz thut nöthiger als Kleidung, diese nöthiger als Wohuung, Wohnung nöthiger, als gewohnte Bequemlichkeit — Z Wenn schon der Vats? oder dfe Mutter hungert, so steht, das L?be,l-der ganzen Familie auf dem Gefrierpunkte, well die Elcern in der Rcg^l zu letzt über HmWr klagsn. 4 Spiest du die säugende Mutter, st spchest dn auch das Kind. -« 5- W!rd der Vater bey Kräften cr-halten oder zu Kräften gebracht, so erwirbt er für das ganze Haus. Dasselbe gilc für Wknb und crvschsene Kinder. 6. Kanlist bu stait Almosen lohnende Arbeit verschaffen, so er parst dl» dem ^ Unglückllche»! eine' Demnt>! zi.n;g und für ArdntsltlNtthigeein ScückOrod, 7. Giebst du dle Aus ac.t s so g''ebst du (inlc Gott) auch die Emce, wiß mit de-n Capilafe dis Intercsseli. — 8. Ein Pfund gesunde Nahcunawnkt wchlchaciger/ als zehn Pslllw UngöNlnde.-^ 9 " Wl^r geschwind giebt, giedt zw"Y^ mahl , dsnn der Hunger wächst mit js-d.r Stunde» IQ. Siehe nicht auf das zerrissene Gewand , den«' es sieht mit dem Hunger in keinem Verhältnisse > und die, stumme Betceley ist oft bcr^dsamer, als Thränen und Gewinjel; auch ist das größte Elend nichc dasjenige, welches die Sonne bs' scheint. *) Nur in sofern diese Klasse schon einen Frey-briefan die Barmherzigkeit mit sich d^ umträgt, dürfte man ihretwegen we^ niger in Aeugsten seyn« i?' Wenn hu dsm TaqlZhnsr dle ^3t alikc.nfst, damit er leinen Hunger stillen könne, so mackst dn ihn noch hungriger; wie erst wenn du Feld, Saat, Knh ablösest, um Menschenleben zu erhalten? Dcrley wohlthätige Hände, wenn man sie näher betrachtet, sind Krallen em3Z Nanbchiercs. — N i ch t e r. Merkwürdiger Vereheligungsfall. Als ein seltener Fall im eheligcn Leöen Verdknst, bekannt gemacht zu werden; daß Veit, F.'yärftil Unterthan auf der Herrschaft Teimitz in Böhmen sich vom i?. bis 6I. Jahr ftines Alters 8mal vSl-cholizl:, mu jeder der ?GattwmnKm-dsr e-zeugfT, und mit der 8. Gattinn eist ani l-5. Iuny 13^5 grauet wurde. Ailt disj^r l:br sr noch gesund und thä-ttg,, und nach ftinor eigenen Anssags ist er durch scme ganze Lebenszeit von knmr Unpäßlichkeit angewandelt worden. Anzeige eines seltenen Naturereignisses zu Prag. Die Frau eines dortigen Istaelitsn wurde, m einem Altervon2i. Jahren, nachdem sie 5 Viertel Jahre varher ein gesundes Wadcken leicht gebahr, Mlt Mlb-llchm, vMommen Msg^agemn, am Unterleib aber und zwar von schwertförmigen Knorpelann bis unter die Nable Gegend verwachsenen , todten Zwillingen> dnrch die Wendung (ohne diese Geschöpfe vorher zu trennen) glücklich im Beysem mehrerer Aerzte nnd Geburtshelfer entbunden. Fur Prag ist dkser Fall in sofern selten, da es sich, seit Männer denken, dort nicht ereignete, obschon ähnliche und andere Theile Verwachsungen, im Allgemeinen öfters beobachtet, und von andern Geburtshelfern aufgezeichnet wurden. Dle Wöchnerinn befand sich noch den 4« Tag, ohns nachthsiligen Folgen. Schmarotzer Wörter. So nennt man die Lieblingswöl-t^, deren sich die Menschen in dec Umgangs-Spvache bedienen. In dcn Schriften ei- -nes bn'lihmtm Ministers liest man hierüber Folgendes: „Man konnte sich vielleicht eine Idee von den» ganzen Charakter eines Menschen machen, wenn man blos anf die Lieblingswörtchen Acht hät< te, die ihm gewöhnlich zu entschlüpfen pflegen. „Frey hsraus gesagt," ist eine Phrase, deren sich meistens blos sehr versteckte Gemüther bedienen. „Ohne Umstände" sagt nur ein Mensch, der gerade welche macht. Der Schmeichler saqt bey jeder Gelegenheit: „Sie können mir'« glauben." Der Schleicher: ,,Reden wir offen;" der Genauüberlegende und Berechnende: „Was thut's!" Man könnte spielend noch eins Menge anderer Beispiels dieser Art ausfinden. So yabe ich einst einen lanMHillgm Schwäger gekannt, der um feinen Fehler Andern 'und sich selbst zu verbergen, schon bey der ersten Phvass „kurz" und „endlich" sagte. Bey L.'uten aus dem Pöbel gibt es auch dergleichen Worte, aber sie rühren bloß von Angewöhnungen her. Derglei^en Menschen halten so fest an ihnen, daß wenn selbst ihr Vortheil es forderte, sie zu lassen , sie es doch durchaus nicht im Stande rrären. Bey öffentlichen Bezeichnungen svlcber Leute in Steckbriefen , würden diese Worte manchmal leichter zur Entdeckung führen, als dls Befchmbung der Gesichtszüge." rmetz Weibes. Als die Festung iongwy 1792 von den Preussen belagert ward, muHts sich der franz. Kommandant Hr. v. Lavsrns , da es ihm an ail^'n V2rt')eidissungsmlNeln fehlte, bald ergeben. Ec war) darauf nach Paris geführt, und vor das R>.v0« lutionstribunal gestellt. Seine Gattinn both alUs auf ihn z; retten, und war entschlossen mit ch»u zu stoben. Si^ begab sich daher nach dem Saale des R2-voluti nsttikunals, und als das Tooes-urthe'.l über ihren Gatten ausgesprochen, n?ar rief sie wiederholt mit lauter Stimme -. „Es lebe der Kontg !^ Dieser Ausruf erfüllte ihren Wunsch; dann sie wardanch gleich dstcauf zum Tode verutttzeilt. L 0 g 0 g r y p h. Ein Wörtcheu, das sich aus vier Zeichen gestaltet, Wird verschieden — in ver»'chied'nerForM gedacht; Bald stark, bald schwacb , jetzt modisch, und jtzt veraltet, Von der Natur bald — von der Kunst bald gcmackt. Es dienet dem Menschen zu den wichtigsten Zwecken, Und hilft ihm die entferntesten Welten entdecken. Wenn ich von den vier Zeichen baß erste trenne, So stellt ein unschätzbares Ding sich mir dar; Was das Auge nicht sieht, macht dieses mir klar; Turch solches spricht jegliche Regung z«M Her^n, Drum möcht' ich nimmer dies Äleiuod verschmerzen. Nehm' ick statt des ersten das vierte von binnen, Doch so ,m^e:, Sachen und Wesen beg-nnen, Und viele wachsen in dcm Zusiaüd a-.lch fort; Ihm pflegt sich gelröbülich die Kraft zu g" Men, . Auch trifft man es immer beym Volk aM den WeUen « Gebt mm nebst dem ersten da5 letzte verlöre«, ' So hörst du's bey Abscheu — BewU"d" ! rung und (^ ^ni<>r^; Doch ist auch fürs Sanftc dics Wöctchen "- > koren , Es erleichtert auch oft Bedrängten das H"" Es kann selbst das ai.dcre Zeichen entbebre", Und wird wederTon nochBcdeutung verkehren«