Post-conto-corrent.“ XXiH. Sahrgang. WMM bei Söhne bes heiLlMcn Herzens Jesu Organ des Marieu-Veremes für Afrika und des Theologen-N-issious-Verbaudes Österreichs Erscheint monatlich einmal und kostet jährlich mit Post 4 K — 3 Mk. — 3 Lire Redaktion und Administration: niiiiionshaus IXlilland bei Brixen, Cirol. Inhaltsverzeichnis: Kannibalismus bet Niam-Niam auch im Auslande 49. — Kurzer Neberblick übet die Tätigkeit unserer Missionäre in Bahr el Ghasal 54. — Mis-sionsnachrichten 56. — Die Bohnen des Signor Fatinelli 59. — Nachrichten des Theologen-Mis-sions-Vetbandes Oesterreichs 63. — Det Segen Oesterreichs 70. — Gabenbetzeichnis für die Zeit bis 10. Mai 1920 71. — Nachruf an P. Angelus Maggio F. 8. C. 72. Abbildungen: Hirt und Herde 51. — Gefall ich dir? 53. — Basngosrauen bei der Töpferarbeit 57. — Klein Pepperl 59. — Ein Hain von Kokospalmen 61. M unsere verehrten Abonnenten! Wir bringen hiemit unseren verehrten Lesern zur Kenntnis, daß ab Jnli 1920 die Redaktion des „Stern der Neger" von unserem Missionshaus in Milland aus unser MWemshaus ssi Meffmöorf, p. St. peter b» Graz (Steiermaxk) übergehen wird. Durch diese Uebertragung der Redaktion aus dem besetzten Gebiete nach Deutschösterreich hoffen mir, eine größere Regelmäßigkeit und Pünktlichkeit im Erscheinen des Blattes zu erreichen, da auf diese Weise die lästige Zensur der Manuskripte und Korrekturbogen, sowie die damit verbundenen unliebsamen Verzögerungen und Verschleppungen im Erscheinen von selbst wegfallen. — Bestellungen von früheren Jahrgängen bis zum gegenwärtigen Doppelhefte 5/6 mögen wie bisher auch weiterhin an unser Missionshaus in Milland gerichtet werden; Reklamationen und Bestellungen aber, die sich auf Hefte ab Juli 1920 beziehen, sollen in Hinkunft an die Redaktion des „Stern der Neger", Missionshaus Messendorf, Post St. Peter bei Graz, geleitet werden. Was die Sendung von.Geldern betrifft, beachte man folgendes: a) Für unsere Freunde und Wohltäter in Deutschösterreich und Deutschland: Wer noch Postschecks hat, bediene sich derselben vorläufig und berichte über die Verwendung des betreffenden Geldes an das Missionshaus in Milland. — . Bon der Einsendung von Meßstipendien bitten wir jedoch einstweilen abzusehen, da wir wegen der großen Valutaunterschiede wirklich hier in Milland nicht in der Lage sind, solche Messenanzunehmen. — Wer keinen Postscheck hat, bediene sich der Postanweisungen und sende das Geld nach Messendorf und berichte dorthin auch über dessen Verwendung. b) ' Für unsere Freunde aus dem besetzten Gebiete: Dieselben mögen bis zur Errichtung eines eigenen Postscheckkontos alle ihre Beiträge und Almosen mittels Postanweisung wie bislang nach Milland schicken. Der Redakteur. ebrauchle Briefmarken und sur Mwerden mit herzlichem „Vergelts Gott!" von der Verwaltung des Missionshauses in Milland bei Brixen entgegengenommen. mk m derAeM WolischeMsswWMtschnst äerLöhne öes heilMtenherrens Jesu, lVrZM des Manen-Verelns fur flfriBaj • Dient Dornehmlich der Unterstützung und Ausbreitung der ITlissionsfätigkeit der Söhne des heiligsten Berzens Jesu und sucht Verständnis und werktätige hiebe des Missionswerkes in Wort und Sdiriff zu fördern. Das Arbeitsfeld.dieser Missionäre ist der Sudan (Zentral-Afrika). Der „Stern der Neger" erscheint monatlich und wird vom Missionshaus milland bei Brixen (Südtirol) herausgegeben. Hbonnementspreis ganzjährig mit Posbersendung 4 K — 3 ITIk. — 3 hire.J Der Heilige Vater Papst Pius X. hat der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den apostolischen Segen erteilt. Für die Wohltäter werden wöchentlich zwei heilige Hiessen gelesen. Hilf Empfehlung der hochwürdigsten Oberhirfen von Brixen, Brünn, beifmerltj liinz, Olmüb, Hlarburg, Crienf, Triest und Wien. Heft 5 und 6. Iüai-Suni 1920. XXIII. Jahrgang. Kannibalismus der Riam-Riam auch im Auslande. Afrika zählt zu feinen Bewohnern mannigfache Raffen und Stämme von der dunkelbraunen bis zur rabenschwarzen Hautfarbe. Diese sonnenverbrannten Kinder des schwarzen Kontinents erfreuen sich eines guten Appetites. Was die Kost anbelangt, sind sie durchaus nicht wählerisch und genießen Sachen, gegen welche sich europäische Mägen empören würden. So tut sich der stark gebaute und ebenso furchtsame Aegypter an faulen Fischen (fasig) gütlich. Den arabischen Stämmen Nubiens mundet das Fleisch erst dann, wenn es schon etliche Tage alt ist und bereits in Fäulnis übergeht. Den diebischen Djamimaa-Arabern Ost-Kordofans schmecken Schlangen und Nachteulen. Ihre Religionsmitbrüder, die Hamar im westlichen Kordofan, jagen fleißig nach fetten Eidechsen und betrachten überdies verschiedene Jnsektenarten als Leckerbissen. So verspeisen sie einen fast fingerlangen roten Käfer (abn denka), den sie unter der heißen Asche rösten. Einen Weichkäfer (onun baggo), der den jungen Kürbispflanzen erheblichen Schaden zufügt, verzehren sie roh und behaupten, er schmecke wie Pfeffer. Auch eine Art von Stinkfliegen (antot)) von der Größe eines Fingernagels, die in ganzen Schwärmen an Bäumen auftritt, zermalmen die Araber mit ihren glänzend weißen Zähnen, frisch, wie sie vom Baume kommen, und behaupten, sie seien süß. Aus den beiden letzteren Insekten wird auch Fett gewonnen, das einen einheimischen Handelsartikel bildet und zum Schmalzen der Speisen sowie auch als Pomade gebraucht wird. Ebenso wie europäische Damen wohlriechendes Wasser an- 50 Stern d er Neger Heft 5 und 6 wenden, reibt sich das schöne, eitle Geschlecht in Kordofan mit Käfer- und Fliegenfett ein. Dazu kommt eine haarige, grünlichgelbe Raupe (dudmana), welche bei Regenzeit auf gewissen Bäumchen massenhaft auftritt. Die Eingeborenen sammeln sie in Körben, rösten sie sodann auf einer heißen Eisenplatte, bespritzen sie mit Salzwasser und breiten sie auf Strohmatten in der Sonne zum Trocknen aus. Die Raupen werden so-daitn in Erdgeschirren aufgehoben und beim Besuche Gästen vorgesetzt. Den Arabern West-Kordofans schmeckt dieser Bissen vortrefflich, bei der Bevölkerung des östlichen Darfor ist er sogar fast ein Nationalgericht. Die mehr nach Süden wohnenden Baggära-Araber haben eine ausgesprochene Vorliebe für Mäuse. Sie bezeichnen das Nagetier mit dem Kosenamen „hamäm eschugug", das heißt Taube der Erdspalten, und bei festlichen Ereignissen muß aus der Tafel des Baggura-Familienvaters ein Mäusegericht erscheinen. Deren Nachbarn, die Habania-Araber, braten auf glühenden Kohlen Kröten (onun trudrud) zum Nachtimbisse. Schwarzen Häuptlingen der Nubaner-Berge dünkt das Hundefleisch bedeutend schmackhafter als Schaffleisch. Deshalb lassen sie ihre Schafherden zum nahe gelegenen Orte Abn Zabat führen, wo sie mit den Arabern Tauschhandel betreiben; sie erhalten für je einen Hund ein Schaf. Sonst verspeisen die Neger der erwähnten Berge alles, was ihnen in die Hände fällt, selbst Aas nicht ausgenommen. Dem Militärärzte einer Regierungsstation verendete einst ein Esel. Er ließ die Tierleiche durch seine Soldaten entfernen. Die Nubaner bemerkten es. Sie waren durchaus nicht einverstanden, daß der Bissen den Hyänen und Aasgeiern anheimfallen solltze. Rasch kamen sie mit Messern herbeigeeilt und das krepierte Langohr wanderte in die hungrigen Mägen der Neger. Jedoch all diese erwähnten Völker und Stämme können sich, was Kost betrifft, bei weitem nicht mit ihren Genossen, den Kannibalen, messen. Letztere vertilgen nicht nur Schlangen, Eidechsen, Eulen, Fledermäuse, Kröten, Vogelspinnen, Käfer, Baumranpen, Ameisen und sonst alles, was sie in Wald und Steppe aufstöbern, nebst Aas, sondern erachten für den besten Bissen das Menschenfleisch. Unter ihnen sind am meisten die sogenannten Njam-Njam bekannt. Diese wohnen großenteils jenseits der Berge der Wasserscheide zwischen Nil und Kongo. In vergangenen Zeiten betrieben sie buchstäblich die Jagd nach dem Menschen. Da heutzutage ihr Gebiet von europäischen Mächten besetzt ist, müssen sie wenigstens in der Nähe von Regierungsstationen auf das einstige Handwerk verzichten, üben aber gelegentlich und im geheimen dennoch Menschenfresserei aus. Jedoch auch im westlichen Sudan, an der Grenze zwischen Dar-For und Wadai, lebt ein Volk, das sich desselben Rufes erfreut. Es sind dies dieMassalit. Hier stand der Kannibalismus noch vor etlichen Jahrzehnten dermaßen in Blüte, daß niemand, der sich unwohl fühlte, davon reden durfte, sondern sich heimlich entfernen mußte, wenn er konnte, sonst wurde er von den Nachbarn gefressen. Diese gräßlichen Kannibalen hatten nämlich den Grundsatz: „Je länger ein Mensch krank ist, desto mehr verdirbt sein Fleisch. Deshalb soll er gleich am Anfange gefressen werden, wenn sein Fleisch noch etwas wert ist." Aus der Menschenhaut verfertigten sie Schläuche für den Hausgebrauch. Solche Schläuche waren während der Kalifenzeit auch in Omdur-man zu sehen, als verschiedene der Massalit von den Derwischen daher gebracht wurden. Der Emir Mahmud, der vom Kalifen Abdullahs zum Befehlshaber des westlichen Sudan ernannt worden war, hatte in seinem Heere auch eine Abteilung von Massalit-Kannibalen und führte sie mit sich, als er im Jahre 1897 gerufen wurde, um dasVordringenderenglisch-ägyptischenArmee zu hemmen. Es war ihnen von feiten des Emir das Verbot erteilt worden, Menschenfleisch zu genießen, bis zum Tage, wo er ihnen die Erlaubnis dazu geben würde. Offenbar rechnete er darauf, den Feind zu sondern außerhalb derselben kampieren, aus Furcht, daß diese beim Anblicke sovieler Kinder auf den Straßen sich ihrem wilden Antriebe überlassen würde. Es dauerte nicht lange, bis das von Westen angekommene Heer von Omdurman aufbrechen mußte. Die Djaalin-Araber zu Matamma nämlich hatten sich gegen den Kalifen erhoben und ßirf und Berde. schlagen und dann sollten sich diese Scheusale von Menschenfressern am Feindesfleisch satt fressen. Während des Marsches von El-Faschr zum Nil wurde ihnen dieselbe Kost zuteil wie dem übrigen Heere. Jedoch die wilden Gesellen fraßen hier und dort nebenbei arme Kinder, die sie zufällig erwischten, gleich wie die Hauskatze zwar von ihrem Herrn gefüttert wird, nebenbei aber auch Vögel fängt. Bei Omdurman angelangt, ließ Emir Mahmud seine kannibalische Mannschaft nicht in die Stadt einziehen, eilends wurde der Emir Mahmud dorthin abgesandt, den Aufstand niederzuwerfen. Der Führer der Djaalin, der Emir Saad Allah fiel in der Schlacht, die vor dem Orte stattfand. Die Derwische zogen in Matamma ein, plünderten und zerstörten es. „Soldaten!" rief nun der siegreiche Emir Mahmud seiner kannibalischen Mannschaft zu, „bis jetzt hatte ich euch das Menscheiifleisch verboten. Nun aber habt ihr Erlaubnis dazu. Sättiget euch am Fleische dieses verräterischen Gesindels nach Belieben!" Die Kannibalen ließen es sich nicht zweimal sagen. Sie benahmen sich wie Tiger und hielten am Fleische der Djaalin-Araber schauerliche Bankettes Von dieser kannibalischen Kompagnie, die unter Emir Mahmud gegen Matamma geführt wurde, fiel unter anderen auch ein gewisser Soldat als Gefangener den englisch ägyptischen Truppen in die Hände und ließ sich unter die Regierungstruppen einreihen. Als solcher verlor er in einem Gefechte gegen die Derwische einen Fuß. Man machte ihm dafür einen hölzernen Fuß und gab ihm beim Arsenal der Tramwaybahn zu Khartoum eine Stelle als Wächter, damit er ruhig und unbesorgt sein Brot essen könne. Er erzählt mitunter den Arbeitern, die im Arsenal tätig find, von seinen Abenteuern, lobt die Güte des Menschenfleisches und bemerkt mit Bedauern, daß er sich zu Matamma zum letztenmal daran habe sattessen können. Er ist noch rüstig und wohlauf und versetzt Unbeliebten mit seinem hölzernen Fuße gewaltige Stöße. Menschenfresser staken auch in den Reihen der Neger-Bataillone des englisch-ägyptischen Heeres. Doch blieben sie eine Zeitlang als solche unbekannt, bis sie eines Tages beim Fraße menschlicher Glieder ertappt wurden und so ihre kannibalische Herkunft verrieten. Im Jahre 1897 fand die Schlacht von Abu Hamed statt, wo die Derwische vom englisch-ägyptischen Heere schwer aufs Haupt geschlagen wurden. Auf Seite der Regierungstruppen waren am Kampfe auch die schwarzen Regimenter beteiligt, die wie überall so auch hier ihre sprichwörtliche Tapferkeit bestätigten. Nachdem die Derwische die Flucht ergriffen hatten, lief ein Negersoldat auf dem Schlachtselde herum auf der Suche nach einer passenden Beute. Zahlreiche Feindesleichen bedeckten die Erde. Einer davon brannten die schmutzigen, fettdurchdrungenen Kleider am Leibe; das Fleisch zersetzte sich unter dem Einflüsse des Feuers und widerliche Ausdünstungen entströmten demselben. Der wackere Soldat roch es — er war aus einem Menschenfresserstamme gebürtig — und mächtig loderte in ihm wieder der kannibalische Instinkt auf. Wie von einem Magnet angezogen, eilte er auf die Leiche zu und betrachtete sie mit schmunzelndem Gesicht. „Ei, was für ein herrlicher Braten liegt dal" sagte er zu sich selbst. Rasch ließ er sich daneben nieder, schnitt das vom Feuer angegriffene Fleisch ab und verschlang es gierig. Es schmeckte ihm umsomehr, als er sich seit langer Zeit nur mit trockenem Brot und rohen Zwiebeln hatte begnügen müssen. Während er so beschäftigt war, das gute Mahl zu verzehren, fiel ihm sein Unteroffizier Bachit ein. Der war auch von demselben Stamme wie er und hatte den gleichen Feingeschmack. „Ja, auch mein Unteroffizier und Stammesbruder soll heute einen Festbraten bekommen," meinte er, „man soll auch seinem Nächsten das Gute gönnen," und wacker machte er sich ans Werk. Er schnitt dem toten Derwische noch zwei andere gehörige Stücke vom Leibe ab, barg sie sorgfältig in seinem Tornister und ging davon. Da endlich blies die Trompete zum Sammeln. Alle an der Schlacht beteiligten Soldaten stellten sich auf in Reih und Glied und es begann die Tornisteruntersuchung. Der damit beauftragte ägyptische Offizier war müde von den Strapazen des Tages und meinte übrigens, bei den armen, zerlumpten Derwischen gäbe es kaum etwas Namhaftes zu erbeuten. Er passierte also die Mannschaft nur so oberflächlich. Als aber die Reihe an unseren wackeren Krieger kam, fiel dem Aegypter dessen vollgestopfter Tornister dennoch auf. „Nun, Soldat, was für schöne Sachen hast du denn auf dem Schlachtfelde gefunden? Warum ist dein Tornister so angefüllt? Zeig' mir einmal, was du drinnen hast!" sagte der gemütliche Mann in wohlwollendem Ton. Mit kaltblütiger Miene bot der Soldat seinen Tornister dar. Der Offizier erwartete drinnen irgend ein Kleidungsstück zu entdecken, aber statt dessen kamen zwei tüchtige, bluttriefende Fleischstücke zum Vorschein, die schon an ihrer äußeren Gestalt als Menschenfleisch erkenntlich waren. Ein kalter Schauer zuckte dem Offizier bei solch gräßlichem Anblick durch die Glieder, also ein Menschenfresser stand vor ihm in ägyptischer Uniform. Uebrigens sah man es ihm auch an, daß er gerade von einem kannibalischen Schmause gekommenwar, denn sein Mund troff noch vom Fette. ' Mit Mühe bewahrte der Offizier die Fassung und fragte den Sol-, baten: „Für wen ist das bestimmt?" „Das ist eine Fleischration für Unter- getan offizier Wachst!" erwiderte der kannibalische Krieger mit fester Stimme. Sofort ging eine Meldung an das Oberkommando ab und ein hoher englischer Offizier kam herbei. Auch Unteroffizier Bachit wurde gerufen. „Für wen ist dieses Fleisch da?" fragte der Engländer persönlich den Soldaten. „Das ist für Unteroffizier Bachit!" erklärte dieser furchtlos zum zweitenmal. „Unteroffizier Bachit", wandte sich nun der Engländer an diesen, „wirklich, nach solchen Bissen gelüstet es dich? Also im Heere des Khediven gibt es auch graduierte Menschenfresser!" „Nein, Herr Kommandant, solches Fleisch ess' ich nicht!" rief Bachit heftig aus. Jedoch die Sache war zu klar. — Die Neger hatten sich an diesem Tage tapfer in den ersten Reihen am Sturmangriff beteiligt, vielen bösen DerwischendenGar-aus gemacht und auch mancher von ihnen war gefallen. An ein Strafverfahren konnte also nicht gedacht werden. Das verstand der Engländer viel zu gut. Er nahm deshalb eine gutmütige Miene an, streckte dem Unteroffizier Bachit seinen Arm hin und fragte ihn scherzend: „Dieses Fleisch gefällt euch auch?" „Nein, das Fleisch von euch Weißen ist geschmacklos!" erwiderte schlagfertig Bachit und die ganze Episode war zu ich dir ? Ende. Etwas mußte aber des Vorfalles wegen doch geschehen, und so erschien später eine Verordnung, daß es keinem Soldaten gestattet sei, von einem toten Feinde etwas wegzunehmen. Unter der einheimischen Bevölkerung von Khartoum, der Hauptstadt des englisch-ägyptischen Sudans, gibt es eine gute Anzahl von Leuten, die aus entfernten Gegenden kamen und sich dann hier niederließen. Niam-Niam sind unter ihnen eben- falls vertreten. Sie wohnen in Strohhütten am südlichen Ende der Stadt und verstehen es schon, ihr Fortkommen zu finden. Jahrelang schwelgten sie in der Fleischkost und warum hätten sie es nicht tun sollen? Sie bekamen das Fleisch unentgeltlich. Fleisch erster Qualität war das Fleisch keineswegs, aber darauf kam es ja den Niam-Niam auch nicht an. Die Hauptsache war für sie, daß sie Fleisch und viel Fleisch hatten. Woher bezogen sie es? Vom Schindanger etwas südlich von der Stadt, wo die Regierung alle verendeten Vierfüßler hinbringen ließ. Sooft eine Tierleiche hinausbefördert wurde, fanden sich auch nach kurzer Zeit regelmäßig die Niam-Niam ein. Sie schnitten das Aas in Stücke und brachten es in Körben in ihre Wohnungen. Da gab es dann flotte Schmausgelage. Einen Teil trockneten sie auch und verkauften es für Spottpreise an andere Schwarze. Lange ging die Sache so voran, bis einer der Käufer am Genusse dieses Fleisches schwer erkrankte. Der Arzt konstatierte Vergiftung durch Speisengenuß, stellte Untersuchungen an, und so kam die Sache ans Tageslicht. Um ähnlichen Fällen zukünftig vorzubeugen, ließ die Regierung von nun an das Aas mit Petroleum begießen und verbrennen, zum großen Mißfallen der Niam-Niam, denen so die billige Fleischkost entzogen wurde. Kurzer Lieberblick über die in Bahr (Hus einem Brief des ifloniig Schon längere Zeit ist es mir ganz besonders um die Katechisten zu tun, deren ich mich soviel wie möglich annehme. Am meisten Freude macht mir die Station Mboro. Seit man es da mit Katechisten versucht und in ihre Arbeit Organisation hineingebracht- hat, hat sich das Bild der Mission Omdurman hatte im Jahre 1916 die Ehre, einen Niam-Niam-Sultan zu beherbergen. Der schwarze Potentat hatte sich, in seinem Lande der Regierung wenig willfährig erwiesen. Er wurde unter dem Vorwände einer Spazierfahrt nach Khartoum gebracht, von wo er anstatt in sein altes Gebiet zurückzukehren nach Omdurman befördert wurde, um da Aufenthalt zu nehmen. Er hielt es nur einige Monate lang aus und starb. Niam-Niam-Weiber gaben ihm das Geleite zum Grabe mit lautem Wehgeschrei: „O armer Sultan! Er ist ge- storben nicht an Krankheit, sondern an schlechter Kost. Der Sultan hätte Menschenfleisch gebraucht und man hat ihm Kuhfleisch gegeben und das hat ihn ^umgebracht. O, Türken, ihr habt nicht verstanden, den Sultan zu behandeln. Menschenfleisch wolltet ihr ihm keines geben." So riefen sie in einemsort in ihrer einheimischen Sprache, bis sie zum Friedhof gelangten. Hätte man ihnen aber bei Lebzeiten des Sultans den Vorschlag gemacht, das Los zu werfen, welche von ihnen gefressen werden sollte, so hätte gewiß keine Lust gehabt, in des Sultans Magen zu wandern. So verhält es sich mit den Niam-Niam, die an das Menschenfleisch gewohnt sind. Diejenigen aber, die von Jugend an gegen .die Menschenfresserei reden hörten, empfinden Widerwillen dagegen und werden guteChristen. Tätigkeit unlerer Millionäre sl GhsllaL ore Hnt. Stoppani, Hp. Vikar.) vollständig geändert; ein Unterschied wie zwischen Nacht und Tag. Sie haben bereits eine ganz erfreuliche Gruppe von Christen und außerdem 200 Katechumenen, unter ihnen Jünglinge von 18 Jahren aufwärts. Es herrscht da eine herrliche Begeisterung, ein wahrer Enthusiasmus und das Werk schreitet in tröstlicher Weise voran, so daß im kommenden Jahre der reichste Erfolg an Taufen zu erwarten ist. Der Häuptling von Mboro ist ganz für die Mission. Seine Söhne sind mit Ausnahme des ältesten, des „Erbprinzen", alle Christen oder Katechumenen. Unter den Katechumenen und Neugetauften finden sich auch Leute aus Leugbuo und von allen Seiten lassen sich neue als Katechumenen einschreiben. — Auch zu Kayango machen die apostolischen Arbeiten jetzt, bessere Fortschritte als früher und ebenso zu Cleveland. In Ras sili konnten zu Ostern die ersten Taufen gespendet werden; auch in Mupoi wurde seit einigen Monaten die Arbeit der Katechisten neu organisiert, so daß auch dort reichere Frucht dann bald zu erwarten ist. — Und wir hier in Wau? Sie kennen die Schwierigkeiten, die wir hier zu überwinden haben. Endlich ist es uns aber doch gelungen, einige Burschen, die zu diesem Zwecke wohl vorbereitet wurden, als Katechisten auszusenden. Wenigstens ist die Sache einmal in Gang gebracht. Die Bevölkerung um Wau herum, namentlich an den Straßen gegen Abu Sciakka und Kayango ist außerordentlich anhänglich und zugetan. In jedem Flecken empfängt man den Missionär mit Ehrfurcht als wahren Freund. Um keine Händel zu bekommen, verständigten wir uns darüber mit Giomaa (sog. Omda „Bürgermeister" von Wau), der ein sehr fähiger und einflußreicher Mann ist, der Bruder des vielgenannten , Sultan Kayango; er nahm unsere Vorschläge mit Begeisterung entgegen; ob es so ganz aufrichtig gemeint ist, wissen wir nicht. Sie kennen den guten Mann ja. Aber tatsächlich gab er seinen Leuten die Weisung, daß die Wünsche der Patres vollständig als seine eigenen anzusehen seien. Der arme Kerl scheint auch Gott ein wenig zu benötigen. Seit drei bis vier Monaten leidet er an den gewöhnlichen, wenig ehrenhaften — Häuptlingskrankheiten und das Volk redet, auch wenn er genesen sollte, würde er ein gebrochener Mann bleiben, unfähig auf seinen Füßen zu stehen. Doch genug über Giomaa. Wenn es uns mit Gottes Hilfe gelingt, die Katechisten gut zu organisieren, wird sich auch in Wau in einigen Jahren eine Strömung geltend machen, die mit den Vorurteilen gegen uns aufräumen wird. Wir hoffen auf eine große Anzahl von Christen. Auch der Mudir (englische Gouverneur) interessiert sich für die Angelegenheit und übernimmt es selbst, den Häuptlingen und ihren Angestellten zu sagen, daß die Regierung es gern sieht, wenn sie ihre Kinder in unsere Schulen schicken. Kurz, wir sind alle froher Zuversicht und überzeugt, daß eine entscheidende Stunde für unser Werk geschlagen hat, daß eine Zeit beginnt, die einst unserer Mission zum Ruhme gereichen wird. Das sind meine Hoffnungen, meine Pläne, mit denen ich mich Tag und Nacht abgebe. Doch während meine Gedanken sich dem frohen Fluge durch die blumigen Gärten der Hoffnungen hingaben, weckt mich plötzlich die rauhe Hand der Gegenwart unsanft aus meinem seligen Traum. Ich ziehe die Flügel ein, setze mich hin und sinne, sinne, den. Kopf zwischen den Händen. Sie kennen unsere Schwierigkeiten oder vielmehr die eine große Schwierigkeit. — Ich habe an etwa vierzig meiner Verwandten und Freunde persönlich geschrieben, sie gebeten und beschworen, mir zu helfen. Von vielen habe ich bereits edle großmütige Antworten auf mein Ansuchen erhalten. Helfen auch Sie mir, mein Liebster, indem Sie in Ihren Bekanntschaftskreisen meine Anliegen empfehlen! O, daß die guten Christen sich einmal recht bewußt würden, wieviel Gutes sie mit ein wenig Opfersinn stiften könnten! 56 Stern der Neger Heft 5 und 6 K ü üliHions-nachridifen (Korrespondenz „Afrika“). SS SU Die Schwarzen und der Krieg in Offafrika. P. Lorenz Sales, Missionär „U. Lieben Frau vom Troste", schrieb im 4. Kriegsjahre an die Petrus-Claver-Sodalität über den Krieg in Ostasrika u. a.: „Während die Engländer über eine größere Zahl südafrikanischer und britischer Truppen verfügten, hatten die Deutschen keine andere Hilfe, als die der Askari (eingeborene Soldaten). Wenn nun die Engländer sich den Sieg im Vertrauen auf die Zahl ihrer Waffen und die Menge ihrer Munition versprachen, so konnten die Deutschen sich nur auf die Treue und den Heldenmut der Askari stützen, als sie einen Widerstand eröffneten, her die Bewunderung der Engländer wachrief. Und die Askari rechtfertigten das auf sie gesetzte Vertrauen. Man hätte es nicht für möglich gehalten, daß scheinbar von Natur aus so empfindungslose Völker so tapfere und heldenmütige Soldaten ins Feld stellen konnten. Ich hatte einmal Gelegenheit, mich darüber mit einem englischen Major, der den Vormarsch des englischen Heeres von Dodoma nach Irin g a geleitet hat, zu unterhalten, und ich erinnere mich, daß er nicht müde wurde, in bezug auf die deutschen Askari zu wiederholen: „Glän- zend ! Glänzend!" Dann fügte er hinzu: „Uud was sie besonders auszeichnet, das ist ihre Treue in jeder Lage. Der Wahrheit die Ehre 1 Zwei Jahre kämpfen sie nun an der Seite weniger Weißer, erleiden eine Niederlage nach der andern, werden umzingelt und bedrängt von einer zwanzigfach überlegenen Streitkraft, müssen die größten Entbehrungen erdulden und Strapazen aller Art ertragen, müssen wahrnehmen, wie ihre Reihen immer mehr gelichtet werden sehen und wissen, daß ihre Lage verzweifelt und ihr Los entschieden ist, und dennoch ergeben sie sich nicht, laufen nicht davon, üben keinen Verrat, sondern kämpfen mit derselben Hartnäckigkeit und demselben Mute wie am ersten Tage; sie sinken erst um, wenn sie an der Stirne getroffen werden." So sagte mir der englische Major. Ein verwundeter Askari war in das Spital von Summit gebracht worden. Er mußte sich einer äußerst schmerzhaften Operation unterziehen, denn es mußte ihm ein Bein abgenommen und ein Geschoß entfernt werden. Am andern Tage fragte ich ihn: „Nun, mein Freund, tut es dir nicht leid, daß man dir das Bein abgenommen hat?" — „Ja," antwortete er, „aber weißt du auch, warum? Weil ich nicht mehr zurückkehren kann, um die Feinde zu töten." Wie viele Askari umgekommen sind? Das kann man jetzt noch nicht sagen. Groß ist die Zahl der Gefallenen, und sie starben als Helden in doppelter Beziehung: als Helden der Tapferkeit und als Helden der Uneigennützigkeit. Sie opferten sich für eine Sache, die sie eigentlich gar nichts anging. Wie sehr täuschen sich die Politiker in Europa in bezug auf die Schwarzen. Glaubt es mir, die Schwarzen wissen ganz und gar nicht, warum sie gekämpft haben. Wenn ihr sie darum fragen würdet, so würden sie euch antworten: „Ihr Weißen habt ja den Krieg geführt, ihr müßt es doch wissen." In der Tat, welchen Anteil konnten sie denn haben an der schlechten und hinterlistigen Politik? Zwar kämpfte man hier für einen bestimm- Heft 5 und 6 Ster n d er N e g er 57 ten Zweck: die Engländer, um die deutschen Kolonien zu besetzen, und die Deutschen, um sie zu verteidigen. Aber konnte denn dieses die Schwarzen so interessieren? Sollten sie daran einen so lebhaften Anteil genommen haben, daß sie zugunsten des einen Teiles die Waffen ergriffen hätten? Ich sage „Nein". Die politischen Größen, die über Aktenstücken, Reden und Vorträgen grau Das ist die Politik der Schwarzen; aber es ist noch nicht alles. Eine weitere Erklärung liegt^in der Antwort, die ein Schwarzer auf eine ähnliche Frage gab. Er sagte lächelnd: „Es würde uns allen ganz gut gehen." Der Beamte wandte sich darauf zu mir und sagte ebenfalls lächelnd: „Das sind die ersten und aufrichtigsten Antworten auf das,Referendum', das man BaengoFrmien bei der UöpFerarbeif. geworden, aber nie in Afrika gewesen sind, können leicht das Gegenteil behaupten und die Begeisterung der Eingeborenen für ihre Nation bis zum Himmel erheben: aber es ist ein Irrtum, es ist eine plumpe Lüge. Ein englischer Beamter fragte eines Tages in meiner Gegenwart einen Eingeborenen: „Freund, wen ziehst du vor, die Engländer oder die Deutschen?" Dieser antwortete, sich den Kopf krauend: „Den, der mir mehr Rupien (Geld) gibt." uns auftragen will in bezug auf die Zuteilung der Kolonien." Kann man nun vernünftigerweise annehmen, daß die Neger bei dieser Denkungsart freiwillig zu den Waffen gegriffen und für ihre eigene Sache gekämpft haben? Nein; es kämpfen weder die englischen Askari für die Erweiterung ihres Gebietes, weil jeder genug an seiner Hütte und dem angrenzenden Gärtchen hatte und keiner die Absicht hat, sich nach dem Kriege in dem 58 St£r n der Neger Heft 5 und 6 eroberten Gebiete niederzulassen, noch anch griffen die deutschen Askari zu den Waffen, um ihr Land zu verteidigen, weil es ihnen nicht entrissen werden sollte und weil es sich bei der Fremdherrschaft doch nur um einen Wechsel handelte, also um eine ziemlich gleichgültige Sache. Sie griffen zu den Waffen und kämpften, weil der Weiße, der sie einberufen und eingeübt hatte, sie dafür bezahlte und ihnen befahl: „Ihr müßt mit uns kämpfen!" Und sie kämpften für die Weißen treu bis in den Tod." Ein St. 5olefs=Hnliegen. P. Morris schreibt aus der St. Josess-Mission Jinja (Apostolisches Vikariat Oberer Nil) am 1. Juni 1919 an die Petrus-Claver-Sodalität: „Vor einem Monat war der hochwürdigste Herr Bischof hier in Jinja und befahl mir, nun endlich mit den entferntesten Vorbereitungen für die neue Kirche zu beginnen. Die Gründe, die uns zu diesem Entschluß zwingen, sind folgende: Die jetzige Kirche, ein strohgedecktes Gebäude aus an der Sonne gebrannten Ziegeln, wurde in den Jahren 1912/t3 durch den hochwürdigen ?. Jackson erbaut, ist also erst sieben Jahre alt. Doch sind die Verheerungen, welche die Insekten hier in den Tropen anstellen, geradezu unglaubliche. Infolgedessen sind viele Balken des Dachstuhles heute bereits in Staub zerfallen und die Mauern an manchen Stellen zersprungen. Während ich diesen Brief schreibe, sind ein paar Männer beschäftigt, neue Balken zu schneiden, um die Schäden einigermaßen auszubessern. Aber trotzdem bleibt das Gebäude immer noch gefährlich. Als ich vorigen Sonntag mein Brevier in der Kirche betete, hörte ich plötzlich über mir ein Krachen. Ein Sparren hatte wieder nachgegeben, und noch am selben Abend mußten wir das Dach mit einem Pfahle stützen. Sie sehen also, daß der hochwürdigste Herr Bischof seine guten Gründe hatte, wenn er mir befahl, sofort die „entfernteren Vorbereitungen", wie er es nannte, in. Angriff zu nehmen, d. h. vor allem Ziegel zu brennen und Steine auszuhauen. Das bedeutet eine Arbeit von einem bis zwei Jahren und setzt Geld und Arbeitskräfte vorans. Arbeitsleute sind infolge der hier herrschenden Hungersnot schwer zu bekommen; doch hoffen wir, daß mit Gottes Hilfe dieses Uebel bald vorübergehen wird. Es bleibt also nur noch die eine große Schwierigkeit — das Geld. Ich unterließ nicht, unseren Herrn zu bitten, er möge in dieser Angelegenheit helfen und mir den rechten Weg zeigen. Auch habe ich mein Anliegen besonders dem heiligen Josef, dem Patron der Mission, sehr ans Herz gelegt." — Gaben für Kirchenbau in Afrika nimmt dankbar entgegen die Petrus-Claver-Sodalität, Salzburg, Claverianum, Dreifaltigkeitsgasse 19 — und alle bekannten Filialen und Abgabestellen. Regenmangel am Kongo. Schwester Stanislaus schreibt aus Lan-dana (Port. Kongo) an die Petrus-Claver-Sodalität: „Hier herrscht Trauer und Trockenheit, eine Trockenheit, wie ich sie noch niemals gesehen habe. Man findet nicht einmal mehr Gras für das Vieh. — Wenn am Kongo Regen fällt, dann ist die Hungersnot da. Wollte man auch Maniok anbauen, er würde doch von den wilden Ochsen und Schweinen wieder herausgeholt werden. Viele unserer Frauen hatten an den feuchten Stellen süße Pataten angebaut und beobachteten mit Befriedigung ihr Gedeihen. Doch in einer einzigen Nacht wurde alles von wilden Ochsen verheert. Unsere Felder wurden durch Antilopen und Affen verwüstet. Am Tage ließen wir die Felder durch unsere Kinder bewachen; aber in der Nacht kamen die Tiere aus ihren Schlupf- Heft 5 und 6 59 Stern ber Neger winkeln und am Morgen fand man die Felder leer. Bis jetzt haben wir die Nahrungsmittel für unsere Zöglinge aus dem Süden bezogen; aber wie teuer mußten wir sie bezahlen! Man kann den Kindern nur das AÜernotwendigste geben. Möge Gott sich unser erbarmen 1" Die Bohnen des Signor Fafineili, Erzählung von IN. Buol. (Fortsetzung.) III. Jahre waren vergangen, seit Zita im Hause Fatinelli diente, und manches war demütig ihr Benehmen danach ein. Sie vermied es sorgfältig, einen Raum zu betreten, wenn sie wußte, daß der Herr darin Klein Pepperl. anders geworden. Die stolze Beatrice hatte das Haus verlassen und die alte Anastasia war gestorben. Und Zita war jetzt kein Kind mehr, sondern ein junges Mädchen voll geheimnisvollem Liebreiz. Dennoch war sie auch jetzt noch, trotz Anastasias Tode, für das ganze Haus ein Gegenstand seltsamer Abneigung. Signor Fatinelli besonders konnte sie gar nicht sehen, ohne zornig zu werden. Je ehrfürchtiger und diensteifriger Zita war, desto mehr schien sein Widerwille gegen sie zu wachsen. Zita merkte das und richtete ganz schlicht und sei. Zuweilen aber traf sie doch, ohne daß sie es wollte und wußte, mit ihm zusammen. Da wurde er dann gleich rot im Gesichte, schlug wohl gar mit der Faust auf den Tisch, schimpfte, daß man nirgends Ruhe haben könne, nannte das Mädchen bei allen häßlichen Namen und verließ gewöhnlich das Zimmer, indem er die Tür hinter sich heftig zuschlug. Mehr als einmal machte sich Zita gefaßt, mit Schimpf und Schande aus dem Hause getrieben zu werden; dennoch kam es nie zu diesem Aeußersten. Im Gegenteile hatte man ihr nach und nach 60 Heft 5 und 6 Stern der Neger höhere Dienstleistungen übertragen. Sie hatte eine feine, geschickte Hand und tat alles ruhig und besonnen. Sie wurde nie aufgeregt, nie verwirrt, -auch wenn es hageldick aus sie niederprasselte; immer behielt sie den Kops bei der Sache, immer ging sie still und geräuschlos ihres Weges. Hätte Signora Fatinelli nachdenken wollen, sie hätte bekennen müssen, daß sie nie eine solche Dienerin gehabt habe. Aber die 'Signora dachte darüber nicht nach. Sie dachte überhaupt nicht viel. Sie kümmerte sich weder um das Geschäft noch um die Hauswirtschaft; sie warfroh, wenn andere das taten. Sie war noch immer eine schöne, jugendliche Frau; sie liebte Schmuck und Prunk und heitere Gesellschaft und war froh, ein Wesen im Hause zu haben, aus das man sich unbedingt verlassen konnte; eines, das nie schmollte und grollte; eines, das auch nie widersprach, ja sich nicht einmal entschuldigte, wenn man es rauh anließ. Zwischen Zita und Jolanda hatte sich in den Jahren eine warme schwesterliche Freundschaft gebildet. Jolanda war fröhlicher als früher, da sie, von allen gemieden, still und dumpf aus ihrem Zimmer hinbrütete. Sie wußte jetzt, wozu sie auf Erden lebte, und sie liebte ihr Leben, das ihr einst nur als eine unnütze Last erschienen war. Die Stunden vergingen ihr in beständiger Tätigkeit. Sie arbeitete für Kirchen und Klöster, und was sie erübrigen konnte, gehörte den Armen. Früher hatte man sie in Lucca kaum gekannt; jetzt sah man sie häufig aus Zitas Arm gestützt zur nahen Kirche San Frediano gehen. Dann strömten von allen Seiten die Armen herbei, empfingen ihr Almosen und segneten das gütige Fräulein. „Sie ist nicht so schön wie ihre Schwester," sagten sie, „aber sie hat ein Herz wie ein Engel." Zita freute sich solcher Reden; in ihrer demütigen Einfalt ahnte sie gar nicht, daß sie selber es war, die Jolanda zu einem Engel gemacht hatte. Nun freilich, da die Zeiten so schlimm geworden waren und der Hunger wie ein schauriges Gespenst die einst so fröhlichen Straßen von Lucca durchzog, war den armen Leuten mit Geldspenden weniger geholfen, und zu den reichen Vorratskammern des Hauses Fatinelli besaß die gute Jolanda den Schlüssel nicht. Und hätte sie ihn auch besessen, sie hätte es vielleickt doch nicht gewagt, ihn zu gebrauchen. Ach, die Hungerszeit ist eine gar arge Zeit, wo jeder nur mehr an sich und höchstens nur mehr an seine Allernächsten denkt! Die Hausgenossen Signor Fatinellis brauchten freilich nicht zu darben, denn er war ein kluger Hausvater und hatte beizeiten für die Seinen gesorgt. Da konnte man ganze Türme von Mehlsäcken sehen und große Stücke geräucherten Fleisches, die an langen Stangen baumelten. Ungeheure Käselaibe waren da übereinander aufgeschichtet und an den Wänden der Vorratskammern standen Truhen, die mit Bohnen oder Mais gefüllt waren. Außer diesen Vorräten für das eigene Hauswesen hatte Signor Taddeo noch riesenhafte Warenlager in der Stadt, aus denen er alles nahm, um die hungernde Bevölkerung von Lucca zu eben nicht sehr billigen Preisen zu speisen. Große Ma> gazine hatte das Kaufhaus Fatinelli immer gehabt; nun aber, da es gewissermaßen das Ernährungsamt von Lucca war, hatte Signor Taddeo alles noch ums Zehnfache vergrößert. Er war wirklich mit Arbeit überhäuft und gab sich auch redlich Mühe. Daß er dabei selber nicht zu Schaden kam, wußte man wohl, aber niemand konnte ihm das verargen. Signor Taddeo war kein Wucherer, sondern ein Ehrenmann vom Scheitel bis zur Sohle, und wer das be-zweifelt hätte, dem hätten es die Knechte und Mägde des Hauses Fatinelli gesagt, denn in solchen Zeiten schätzte sich jeder glücklich, einem Herrn zu dienen, an dessen Tische man sich täglich sattessen konnte. Nur eine war im Hause, die sah nicht so aus, als ob sie sich satt esse, und das war Zita, die stille, verachtete Magd. Das Gesinde, das mit ihr zu Tische saß, gab sich nicht die Mühe, sie zu beobachten, sonst hätte man es wohl bemerkt, daß sie sich fast nichts mehr gönnte, sondern ganz heimlich und verstohlen ihren Anteil beiseite schaffte und in einem reinen Tüchlein verwahrte. Und wer dann noch weiter ihre Spuren verfolgt hätte, der hätte gesehen, wie sie ihre kleinen Gaben austeilte und mit welch liebem Lächeln, mit welch strahlendem Gesichte! Bald war ein alter Bettler der Beschenkte, der sich schüchtern in den Hof des Palastes Fatinelli eingeschlichen hatte, bald eilte sie auf die Straße hinaus und winkte ein hungerndes Kindlein heran oder eine blasse Mutter mit einem Kleinen an der Brust. Sobald sich Zita auf der Gasse blicken ließ, war sie flugs von Armen umringt. Da hieß es dann: „Hast du uns nichts mitgebracht, Zita? Ach du gute Zitella, hast du nichts für uns übrig?" Und sie gab, was sie hatte, wenn es auch wenig war für so große Not, und wenn sie nichts mehr hatte, dann weinte sie mit den Armen. Zuweilen gab es auch Leute, die sagten: „Du hast es gut, Zita, du lebst in einem Hause des Ueberflusses, du kannst essen, soviel dich gelüstet!" Und sie ahnten nicht, wieviel sich das schlanke, blasse Mädchen versagte, um andere zu beschenken, und daß ihr zarter Körper sich nur wie durch ein Wunder aufrecht hielt. Untertags versäumte sie keine ihrer Pflichten und tat . jede Arbeit, die man ihr aufbürdete, und nachdem sie sich bis in die späte Nacht hinein abgemüht hatte, erhob sie sich beim ersten Dämmerscheine und eilte nach San Fre-diano. Dort kniete sie still und regungslos auf den Stufen des Portales und wartete, bis der Küster kam und bis der ersehnte Glockenton den Beginn der ersten Messe verkündete. Es war, als sei nichts Irdisches mehr an ihr; es war, als sei ihr Leib nur mehr eine zarte Hülle, durch die ihre reine Seele schimmerte. IV. SignorFatinelli war auf einige Zeit verreist, um Einkäufe zu machen; da hatte die Signora angeordnet, daß seine große Schreibstube unterdessen einmal gründlich gescheuert und gereinigt werde. Zita besorgte das mit großem Eifer, und Jolanda half dabei, indem sie mit einem feinen Tüchleiu da und dort den Staub wegwischte. Es war nicht viel, was sie tat, und das wußte sie ja auch; aber sie suchte jede Gelegenheit, um bei Zita zu sein. Während nun Zita sorgfältig jeden Winkel der Stube durchforschte, bemerkte sie unter Stößen von verstaubten Schriften ganz versteckt eine alte Truhe. Flugs hatte sie die Schriften entfernt, die Truhe an sich gezogen, und nun schlug sie den Deckel zurück, um zu sehen, ob nicht das Innere einer gründlichen Reinigung bedürfe. Da staunte sie nun über den Inhalt. Nicht als ob es etwas Kostbares gewesen wäre, im Gegenteil. Die Truhe war zur Hälfte mit kleinen, unscheinbaren schwarzen Bohnen gefüllt, und Zita konnte es gar nicht begreifen, wie diese Bohnen hieher kamen. Ohne Zweifel nur aus Versehen, denn die Schreibstube des Herrn war ja doch keine Vorratskammer. Zita zeigte ihren Fund dem Fräulein. Ob es nicht besser wäre, die Bohnen in die Küche zu bringen, fragte sie. Und Jolanda mußte ihr recht geben. Da trat gerade die Signora ein, um, wie sie sagte, bei Zitas Arbeit nachzusehen. Sie ärgerte sich, ihre Tochter hier zu finden und schalt sie, daß sie eine Arbeit verrichte, für die die Hände der Magd allein genügten. Jolanda aber ging auf diesen Tadel gar nicht ein, sondern zeigte der Mutter die halb gefüllte Truhe und fragte, was mit dem Inhalte zu geschehen habe. Zita kniete noch immer vor der geöffneten Truhe. Erwartungsvoll hingen ihre schönen dunklen Augen am Gesichte der Herrin. Und als diese nun erklärte, die Bohnen schienen ihr klein und häßlich und schwarze Bohnen wolle sie überhaupt nicht gerne in ihrer Küche verwenden, da erhob Zita die Hände mit bittender Gebärde und fragte, ob nicht vielleicht sie die Bohnen haben dürfe. Signora Cateriua runzelte die Stirne-Sie hatte der Magd ihren Jahreslohn immer richtig ausbezahlen lassen; ihr bar» überhin noch ein Geschenk zu machen, dazu fühlte sie keine Lust. Zita verstand und errötete. Sie erhob sich und bat die Signora, ihr die Bohnen anstatt ihres Lohnes zu geben; sie wäre so glücklich darüber. Das ging der Dame ein. „Meinetwegen", sagte sie mit leichtem Achselzucken. Dann wandte sie sich an Jolanda. „Weggeben müssen wir das Zeug doch; es ist sicher nur aus Versehen hiehergekommen. Dein Vater ist ja doch sonst die Ordnung selbst; er wird froh sein, die schöne Truhe leer zu finden und seine Schriften darin zu verwahren, statt sie dem Staube auszusetzen." Zitas Augen strahlten vor Freude und dankbar küßte sie die Hand der Herrin. Die aber ging hinaus, die Tochter mit sich führend. „Was Zita wohl mit den Bohnen macht?" sagte sie draußen. Ich wette, das blasse Ding ist nicht so dumm, wie sie aussteht. Wie ich höre, werden gegenwärtig auch weniger wertvolle Lebensmittel zu .hohen Preisen gekauft. Sicher macht Zita mit diesen kleinen schwarzen Bohnen ein gutes Geschäft." Jolanda wollte widersprechen, aber Cate» rina wendete rasch das Gespräch. Was Zita tat und dachte, war ihr am Ende ja gleichgültig, und fast schämte sie sich, so lange von der Magd gesprochen zu haben. Am Abende, als Zita wie gewöhnlich kam, um dem kranken Fräulein ihre Dienste anzubieten, fragte Jolanda sogleich, was sie mit den Bohnen angefangen habe. „O, Madamigella, die sind schon alle aus dem Hause", erwiderte Zita mit leuchtenden Blicken. Viele Glückliche hatte sie damit gemacht; sie aber war die Glücklichste von allen. Jolanda wollte genau wissen, wer die Bohnen bekommen und was die Beschenkten dazu gesagt hätten. Dann sagte sie lächelnd: „Denke nur, Zita, meine Mutter hat gemeint, du wolltest ein gutes Geschäft mit den Bohnen machen." III. Theologen=IBiHiOES=KonIerenz in Linz am 13. u. 14. September 1919. VII. Referat. Klerus und miffionsbewegung. (Referat des hochw. Herrn Martin Ratzenberger, Spiritual im Priesterseminar Linz.) Die Sorgen und Kämpfe für die Sache der hl. Kirche im eigenen Lande nehmen heute die Kräfte des Klerus sehr in Anspruch; um und um flammt es auf, was man mit harter Mühe aufbaut, droht der Feind über Nacht niederzureißen — und da kommen Sie, meine Herren, noch daher, da kommen junge, auf dem Gebiete der Seelsorge noch unerfahrene Männer und bitten und mahnen und fragen: Was ist es mit den Missionen? Sollen sie vergessen werden? Weit über den Grenzen des Landes, des Kontinentes, des Erdteiles weisen Sie hin, bis an die Grenzen der Erde — bis ins Sonnenland von China, bis ins Reich der aufgehenden Sonne reißen'Sie unser Denken; nach dem Wüstenland der Sahara, bis hinunter gegen die Südspitze Afrikas, bis auf die Südseeinseln sollen wir folgen — und wir folgen. Die Priester folgen gern, wo es sich handelt, unsterbliche, mit Christi Blut erkaufte Seelen zu retten. Ich soll zu Ihnen sprechen über das Thema „Klerus- und Missions- „O, da hat die Signora nur recht," erwiderte Zita fröhlich. „Schon lange habe ich keinen so frohen Tag erlebt wie den heutigen. Gott möge es Euerer Frau Mutter tausendfach lohnen!" Fortsetzung folgt. bewegung". In Beantwortung dreier Fragen will ich das Thema behandeln: 1. Ist es Pflicht des katholischen Priesters, sich um die Missionen zu kümmern? 2. Wie kann der katholische Priester dieser seiner Pflicht genügen! 3. Wie steht es mit der Missionsbegeisterung des Klerus? Die erste Frage läßt sich leicht beantworten mit Ja. Ja, es ist hl. Pflicht des katholischen Priesters, daß er sich um die Missionen, ihr Gedeihen und Blühen, ihre Leiden und Mühen kümmere. Das Wort katholischer Priester sagt alles. Wenn schon jeden Christen die Liebe verpflichtet, Erbarmen zu haben mit den Mitmenschen, und je größer das Elend, desto mehr treibt die Liebe, wenn ferner besonders die geistige, seelische Not des Nächsten uns treiben soll, zu helfen, wo wir nur können, — dann ist es ein Liebesgebot für den katholischen Priester, der, wie die Kirche selbst, alle in seiner Liebe, in seinen Gebeten, in seinem Opfer umfassen soll, daß er für die Aermsten, für die Heiden sein Auge, seine Seele, sein Herz öffne und ihnen mit Wort und Tat zu Hilfe komme, daß er auch diese Armen, die keinen Gott kennen, zum Herrn und Schöpfer zurückführe. Wie die Kirche selbst katholisch ist, so muß auch das Sinnen und Trachten, Ilachrichfen des Uheofogen=IMfioiis*Verbcindes Österreichs (Th, IR, Vb. Ö,) ]Q Heft 5 und 6 64 __________Stern der N e g e r das Beten und Wirken des Priesters katholisch sein. Oder ist vielleicht die Kirche gebunden an Berg und Fluß, an Volk und Nation? Sie ist die katholische, daher ist sie bestrebt, sich auszubreiten über alle Völker der Erde, daher ist sie bemüht, ihre Glaubensboten zu senden bis an die Grenzen der Erde. Die Glaubensboten aber, die Missionäre müssen unterstsitzt werden durch Gebet und materielle Hilse. Diese müssen ihnen jene gewähren, denen der Herr den Glauben -schon gegeben. Schon in den Zeiten der hl. Apostel mußten die Christen auf Geheiß des hl. Paulus ihr Scherflein beitragen für arme Kirchengemeinden, damit sie bestehen und sich ausbreiten konnten. Man lese nur den ersten Brief an die Korinther (16 Kap.); da wurde an Sonntagen eine Sammlung gehalten; wer hätte wohl die Sammlung geleitet, wenn nicht der Priester? So muß es auch heute sein: Die Priester sollen das Wort ergreifen für die ärmsten Gemeinden Christi, für die Missionsgemeinden; die Priester werden die Sammlungen wenigstens empfehlen, die Priester werden selbst ihren Anteil beitragen, sei es an Geld oder was noch besser ist, an Aufklärung über die Missionen. Die Pläne der hl. Kirche gehen bis an die Grenzen von Welt und Zeit, ihre Wünsche und ihre Arbeit umschließt alle unsterblichen Seelen. Der erfaßt nicht die Kirche, der nur den eigenen Kirchturm beachtet, der denkt nicht katholisch, der ist kein katholisch, apostolisch wirkender Priester, der außer seiner kleinen Herde den allgemeinen Standpunkt der Kirche vergißt. Es wäre kleinlich zu denken, daß man bei der Arbeit für die Missionen an Eifer vergeude, wie die eigene Gemeinde ihn verlangt. Gerade der wird ein eifriges Herz für die eigene Gemeinde sich wahren, der immer wieder durch die Mühen und Plagen der Missionäre, durch die Bitten und Mahnungen der Kirche aufmerksam wird auf den Wert der unsterblichen Seelen. An den Opfern der Missionäre, an den Opfern der kirchlichen Oberen für die armen Heiden kannst du sehen, was der Kirche die unsterblichen Seelen gelten. Wer mit dem kleinen Lichtlein des Eifers für die kleine Herde sich begnügt, der wird kalt. Wer am Brand der Kirche, an dieser heiligen, himmelanstrebenden Flamme der Sorge und des Eifers für die Rettung der Seelen- und für die Ausbreitung des Reiches Gottes sich immer wieder begeistert, wer hier seine Opfer bringt, der wird warm bleiben und in ständiger Sorge seine Herde mit großer Liebeskraft zum Himmel führen. Von der Kirche lerne! Und der kennt nicht das Herz des Heilandes, versteht nicht das Rusen seiner Liebe, erkennt nicht das Suchen der ausgespannten Arme, nicht die Bedeutung der geöffneten Wunden, nicht den Wert des niederrieselnden Blutes, nicht die letzten Blicke des brechenden Auges, der nicht selbst in hl. Sorge betet und arbeitet für die Ausbreitung der Kirche in den Ländern der Heiden. O meine Herren, haben Sie ein weites, ein katholisches, ich möchte sagen ein Jesu Herz für die Missionen. Seien Sie erfüllt mit dem Worte Jesu: „Ich habe noch andere Schafe, die nicht in diesem Schafstalle sind; und auch sie muß ich zu mir führen und sie werden meine Stimme hören und es wird ein Schafstall und ein Hirte werden". (Joh. 10.) Das ist ein katholisches Wort — das ist Jesu Wort. Der Priester hat auch Mittel, dieser seiner Liebespslicht zu genügen. Erschrecken Sie nicht! Geld haben wir Priester nicht viel, das ist auch nicht das einzige, bei uns wohl auch nicht das erste, was für uns in Betracht kommt. Meine Herren, der Priester soll besseres geben und einsetzen für die Missionen; sein heiliges, priesterliches Wort auf der Kanzel, in der Schule, im Privatgespräch, sein Ansehen, seine Arbeit für Missionsvereine, sein Talent für Vorträge, das ist ein großes Missionsgeschenk. Die Kanzel soll benützt werden! Der 6. Jänner gehört den Heiden — Missionsfeste sind am besten an diesem Tage zu halten. Die Christenlehre wird öfters Gelegenheit bieten, von den Missionen zu sprechen. Die Schule wird viel Gelegenheit bieten, den ärmsten zu Hilfe zu kommen. Wenn wir vom hl. Glauben sprechen, vom Glück, den wahren Glauben zu haben, können wir leicht das Erbarmen der Kleinen auf die Heidenkinder lenken; der IX. Glaubensartikel gibt reichlich Stoff, von den Missionen zu reden. Die Lehre von den.Früchten der hl. Messe führt uns auf die Heiden, die Biblische Geschichte kann an manchen Stellen gar nicht erklärt werden ohne Hinweis auf das Wirken der hl. Kirche in den Heidenländern; die Reisen des hl. Paulus sind ein herrliches Beispiel für die beschwerlichen Reisen der Missionsbischöfe, die Feste eines hl. Franz datier, eines hl. Bonifatius u. s. f. werden den Katecheten Stoff und Gelegenheit geben, von den Missionen zu sprechen. Ist das nicht Zeitverlust? Ja muß man denn gleich eine ganze Stunde von diesem Thema sprechen? Ein Hinweis, eine kurze, aber leb-hafte, packende Erzählung genügt. Die Augen der Kleinen werden leuchten, ihre Herzen werden schlagen vor Erbarmeit, voll Liebe und Opfersinn für die armen Heiden. Mau lehre die Kleinen beten für die Bekehrung der Sünder, besonders der Heiden, man lehre sie besonders bei der hl. Messe von der Wandlung bis zur Kommunion mit dem Blute Jesu rufen: Für die Indier, Japaner, Chinesen, Neger usw.! O wie ist das Kinderherz empfänglich für die Liebe, für das Erbarmen, wie ist das Kindesgebet würdig, zum Throne Jesu emporzusteigen! Die Kinder lehre man beten für die Heiden! Das priesterliche Wort am Krankenbette hat oft große Kraft. Wenn es wahr ist, daß man durch Almosen besonders Gottes Erbarmen erlangen kann: dann soll man die Kranken gerade auf dieses Almosen, auf die Hilfe für die Missionen aufmerksam machen. Gerade in der Krankheit ist der Mensch oft so empfänglich, auch kann er gerade da für die Armen in den Ländern der Finsternis so viel tun, wenn er seine Krankheit, seine Schmerzen, seine todestraurigen Stunden für die Missionen aufopfert, und das kann der Aermste. Warum fühlen wir uns so wenig als Brüder! Warum sind wir Katholiken, wenn nur Sprache und Nation und Land uns trennen, uns so fremd? In der Kirche gibt es nicht Römer und Griechen, Italiener und Franzosen und Deutsche — da gibt es nur katholische Christen! Und wenn eine Nation meint, katholischer zu sein als die anderen, dann ist sie nicht katholisch, denn dann trennt sie sich schon von den anderen. Wir Katholiken aller Länder sind Kinder einer Kirche: Daher hat der Priester gerade hierin ein wirksames Feld der Arbeit für die Missionen, wenn er die Gläubigen zuerst weitherzig katholisch erzieht und dann wird sein Wort immer Erfolg haben, wenn das Volk wahrhaft katholisch zu denken vermag. Es bleibt noch die dritte Frage zu beantworten: Wie steht es mit der Missionsbegeisterung im Klerus. In der Diözese Linz bestehen in 53 marianischen Kongregationen MissionssektionenEin hochw. Herr schrieb mir, daß er in dem Orte, wo er jetzt wirkt, Geld zum Loskauf von 100 Heidenkindern erhielt; ein anderer schrieb mir folgendes: Er hat in der Schule von der Taufe der Heidenkinder gesprochen. die Kinder erzählten daheim, was der Herr Katechet in der Schule vorbrachte, und siehe, sogleich kamen die Bäuerinnen und brachten Geld für die Taufe dieser Armen. Die Spenden, die in unserer Diözese gegeben wurden für die Missionen, sind vom Beginn des Krieges bis heute immer im Steigen begriffen. Heute betragen diese Spenden nocheinmal so viel als im Jahre 1913. Es kann also der Schluß gezogen werden, daß der hochw. Klerus, der ja auch hierin Führer der Gläubigen ist, für die Missionen mit Liebe und Sorge arbeitet. Freilich könnte noch mehr geschehen; und gerade heute, wo die Nöten der heimischen Diözesen so groß sind, wird man es am meisten spüren, wie wohl eine Hilfe vom Auslande, von den Brüdern und Schwestern sent ex: Länder tut. Gerade aber die Sorge sür die Kirche der Heimat soll uns nicht abhalten, auch noch tatkräftig für die Kirche der Ferne zu geben. Gott wird es tausendfach zurückzahlen. Wir brauchen heute besonders die Gnade des Hl. Geistes: Wie sollen wir Priester die so harte, steinige, wüste und kalte Erde der menschlichen Herzen mit dem Samen des Glaubens erfolgreich bebauen, wenn der Hl. Geist nicht den Tau seiner Gnade, die Wärme seiner Liebe, das Licht seiner Erleuchtung gibt? Das Missionsalmosen des hochw. Klerus, eine stete, ruhige Arbeit für die Mission in Wort und Tat, in den Vereinen, Zirkeln und Familien, dies muß unserer Arbeit den, Segen und die Gnade des Himmels erflehen: „incrementum dat Deus“. So, liebe Herren, habe ich Ihnen die drei Fragen beantwortet. Was soll ich Ihnen sagen? Im Seminar: beten Sie sür die Missionen, studieren Sie die Misstonen! Im Seelsorgsleben: beten Sie für die Missionen, arbeiten Sie sür die Missionen! Gott wird es segnen im Leben und besonders im Sterben. VIII. Referat. Sefamforganiiafion der üliHionsbewegung: in Deufidiölferreich. Referat des Dr. P. Franz Maltas, MissionspriesterK von St. Gabriel bei Mödling. Die Idee des Zusammenschlusses der verschiedenen Einzelorganisationen, die in der Heimat für die Missionen tätig sind,, wird nahegelegt durch die Nachteile, die sich durch das Bestehen der einzelnen Organisationen gezeigt und durch die Vorteile,, welche man bei der Gesamtorganisation erhofft. Unter Missionsbewegung versteht man alles, was in der Heimat zur Förderung der Missionen dient, besonders Verbreitung des Verständnisses und Eifers für die Missionssache, Sammlung von Geldern, Beschaffung und Anfertigung von Kleidern und Paramenten, Verbreitung der Schriften der Missionen und Missionsgesellschaften, mag dieses alles geschehen in Vereinen, „Werken", in Versammlungen, durch Kolportage oder sonst wie. Die Entwicklung der einzelnen Organisationen dieser Missionsbewegung hat den Gang aller ähnlichen Organisationen genommen; von einzelnen wurden sie gewöhnlich begonnen und gefördert; persönliche Anregungen und Beziehungen haben mitgewirkt und den Kreis der Interessenten vergrößert. So konnte es natürlich nicht ausbleiben, daß Ziel und Mittel eine besondere Färbung erhielten, in besonderer Gegend für sich agitierten, die eigenen Ziele auf Kosten ähnlicher zu fördern suchten, kurz, die notwendigen Reibungen entstanden im Lause der Zeit von selbst, die bei menschlichen Organisationen stets vorhanden sind. Das aber müßte sich bei einer Gesamtorganisation beseitigen lassen, so dachte man. Dabei trat der Gedanke der Förderung aller Organisationen durch Vereinigung, Zentralisation noch besonders hervor, der sonst soviel Gutes gewirkt hatte. Einzelne schwächere Organisationen würden gestärkt werden, verschiedene Werke, Zeitschriften vollkommener werden; die Förderung könnte von höchster kirchlicher Stelle geschehen und so die Bewegung in Kreise getragen werden, die bis jetzt der Missionsbewegung ferngestanden hätten, und gewiß ist die Förderung durch kirchliche Kreise wohl am notwendigsten. Das spricht jedenfalls für eine Zentralisation der Teilorganisationen. Doch manches spricht auch dagegen. Zunächst hat die Erfahrung gezeigt, daß die Zentralisation nicht immer von Vorteil war, ja oft der Tod vieler Organisationen. Der alte Satz hat immer noch seine Geltung : Der Grund des Entstehens ist auch der Grund des Bestehens einer Sache. Wenn eine Sache zentralisiert wird, so schwindet zu oft das persönliche Interesse an ihr, die Einzelinitiative, die sich in besonderen, konkreteren, bestimmteren, enger begrenzten Zielen und Mitteln betätigt; die Motive werden schwächer, je allgemeiner sie werden. Die sich ergebenden Reibungen, Uebelstände bei einzelnen Organisationen könnten vielleicht vermieden werden durch eine gewisse Zentralleitung, die aber mehr orientiert als zentralisiert, mehr dirigiert als kommandiert. Die Illustration zu diesen allgemeinen Ausführungen bietet die Geschichte der Gesamtorganisation der Missionsbewegung in Deutschland. „Für und wider" hat Vertreter; das eigentliche Ergebnis dürfte wohl sein: Eine gewisse Zentralisierung, etwa in der Form eines Gesamtsekretariates, dürste gut sein, zu weit gehende nachteilig. Für Deutschösterreich lägen die Gründe einer Zentralisierung weniger in den Schwierigkeiten durch viele Einzelorganisationen als viel mehr in der Förderung, welche die Missionsbewegung in den Gruppen, die noch schwach sind, und in den Kreisen, speziell den geistlichen, die der Missionsbewegung leider noch so ferne stehen, erhalten könnte, besonders dann, wenn von bischöflicher Seite das Missionsinteresse gefördert würde. Von einer Beschlußfassung allerdings müßte die Theol.-Missions-Konferenz absehen, da eine solche ihre Kompetenz überschreitet und weil eine Gesamtorganisation schon von maßgebender Seite in der Wiener Diözese begonnen wurde durch Einführung des St. Franziskus-Taverius-Vereines, die nähere Ausführung aber noch diskutiert wird. Die Praxis wird auch hier schließlich zeigen müssen, was lebensfähig ist. Für jetzt aber gilt es, noch in Einzelorganisationen zu schaffen, wie es vorbildlich derTheol.-Missions-VereinOesterreichs getan. Dieser Verein wird später von selbst weitere Kreise ziehen und weitere Organisationen schaffen, bei deren Vollendung sich einst sicher eine Gesamtorganisation finden wird, die alle Uebelstände beseitigt und alle Einzelglieder stärkt und wie eine schöne Kreuzblume den Bau krönt. Die millionsfelfuerlammlung in Linz. (Veranstaltet vom Theologenmissionsverband Oesterreichs am 14. September 1919 unter dem Protektorate Sr. bischvfl. Gnaden Dr. Johannes Maria.) Mit einer öffentlichen Festversammlung wollten die Vertreter der einzelnen Missionsvereine des Verbandes Oesterreichs den Vertretertag von Linz beschließen. Durch zwei Tage berieten sie eingehend und beschlossen den gemeinsamen Ausbau der Theologenmissionsvereine Oesterreichs in bezug auf Studienzirkel, Vereinsbibliothek, Vereinsbeiträge, das Statut der außerordentlichen Mitglieder, den Verkehr der Vereine untereinander, Missionsbetätigung nach außen und Missionsunterstützung, sowie über die Ange- legenheiten des Verbandes betreffend den Vorort, das Verbandesorgan, den Ausbau der akademischen Misstonsbewegung und die Gesamtorganisation der Missionsbewegung und nun wollten sie ihre Arbeit damit krönen, daß sie den Missionsgedanken in große Volksmassen tragen, um da Interesse und Begeisterung für die Missionen zu wecken. Und tatsächlich, es war eine stattliche Menge und darunter viele Priester und Priesteramtskandidaten aus dem Welt-und Ordensklerus, die sich zur Festversammlung einfanden. Unsere hochverehrte Dichterin Enrica Handel-Mazzetti schreibt von ihr im „Linzer Volksblatt" vom 19. September 1919 wie folgt: Diese von vielen Seiten mit größter Spannung erwartete. Veranstaltung, die Sonntag, den 14. September um 8 Uhr abends im Festsaal des Kaufmännischen Vereinshauses stattfand, hat in ihrem großartigen Verlaufe alle Erwartungen übertroffen. Poesie, Rednerkunst und die herrlichste Musik wetteiferten, dem hehren, echt kosmopolitischen Missionszwecke ein würdiges Gewand zu schaffen. Nach den Eröffnungsworten des Neupriesters aus Stift St. Florian, Johannes Hollnsteiner, auf dessen Initiative die ganze erhebende Feier zurückgeht, betrat Fräulein Rosa Mayrhuber die festlich beleuchtete Bühne und sprach mit durchseeltem, edlem Ausdrucke den Prolog aus der.Feder des großen Schweizer Dichters P. Maurus Carnot, bei dessen Namen allein alle Herzen in Oesterreich höher schlagen; denn was er für uns Oesterreicher in unseren schwersten Tagen als Dichter, als Publizist, als Wohltäter armer Ferienkinder getan, das läßt sich mit Worten nicht aussprechen. Die Festgabe für unsere Festoersammlnng, die der edle Mann, in Samnaun-Kompatsch zur Erholung weilend, im Walde, mit dem Blick auf das unglückselige, schwer heimgesuchte Tirol schrieb, trägt Wort für Wort den Stempel tiefsten künstlerischen Erlebens; erschütternd ist seine Schilderung unseres „Volkes in Not", hinreißend der Schluß, wo der Missionär erscheint und Verständnis und Hilfe" findet im Lande Oesterreich, das selbst beraubt, noch seine Gaben beut und dadurch neuen Segens, neuer Gnade- von Gott, dem Herrn der Geschicke, teilhaft wird. Stürmischer Beifall lohnte die anmutige Interpretin des Dichters, dessen Wunderworte uns wie ein geheimnisvolles Motiv über den weiteren Nummern des Festprogrammes zu schweben schienen. Oberstleutnant Rudolf Reichlin-Meldegg trat nun vor das Publikum und schilderte in zündender Rede die sittigende und erhebende Kraft der Missionsarbeit. Jeder seiner Sätze war ein Schlager, und köstlicher Humor belebte seine kristallklare, lichtvolle Darstellung. Da die Reden der Sonntagsversammlung sowie das Carnotsche Begrüßungsgedicht in extenso'im „Stern der Neger", dem Organ des Theologenmissionsverbandes, erscheinen werden, wollen wir uns hier mit der Aushebung einiger charakteristischer Stellen begnügen. Großzügigkeit im Missionswejen! Keine Exklusivität; Schwarz-rot-gold die deutschen Farben; — gleicher Missionseifer für die schwarze, die rote und die gelbe Rasse; gerade Oesterreich, das nicht in den kulturmörderischen Kolonialkrieg verwickelt war, wird den fremdrassigen Völkern mehr zu sagen haben als andere. Mehr als je sind wir darauf angewiesen, uns neue Freunde zu gewinnen; Kulturarbeit in anderen Weltteilen ist kein Raubbau am eigenen Volke, sondern ein Jungbrunnen unserer Kraft. Minutenlanger, brausender, sich immer erneuender Beifall folgte der Rede. Die nächste Nummer war ein neuer Neuhofer! Im Prolog sprach Carnot von. dem Nahen besserer Zeit; dieser von engelhaftem Jubel rauschende Chor „Harfen- klänge" schien uns sie anzukünden. — Frenetische Beifallsstürme begrüßten den Meister der Tonkunst, und als das in herrlichsten Melodien erblühende Lied von einer erlesenen Sängerschar dargeboten worden war, donnerte der Beifall wieder minutenlang und beruhigte sich nur schwer. Nun erschien der Missionär aus fernen Landen, „wo Palmen betend um ein Kirchlein stehen", wie es in Carnots Prolog so schön heißt, nämlich der P. Dr. Franz Biallas O. V. D. aus St. Gabriel bei Wien. — Im Jahre 1914 schon für die chinesischen Missionen bestimmt, mußte der noch jugendliche Priester bei Kriegsbeginn in Oesterreich verbleiben, hofft jedoch in naher Zeit sein ersehntes Ziel zu erringen und der Bekehrung der Heiden sich widmen zu können. In seiner formvollendeten Rede, die oft von Beifallssalven unterbrochen war, zeichnete er ein packendes Bild der Missionstätigkeit, stellte er die christliche Liebe als Trösterin und Beseligerin nach den Kriegsleiden dar, lenkte er die Blicke zu Christus empor, den göttlichen Missionar Interessante Streiflichter ließ er speziell auf den Charakter des chinesischen Proselyien fallen, den er im Gegensatz zur landläufigen Meinung als ernst und verläßlich schilderte Ergreifende Szenen aus den jüngsten Christenverfolgungen in Annam illustrierten aufs ergreifendste dieses Wort. Dr. Biallas Rede löste zum Schluß erneuten, nicht endenwollenden Beifall aus. Als sich dieser beruhigt hatte, schlug der Veranstalter des Festes, Herr Johannes Hollnsteiner, der mit vielem Geschick die Verbindungstexte zwischen den einzelnen Nummern gesprochen hatte, folgende Resolution vor: Angesichts der Unterbindung der deutschen Mission während des Krieges aus politischen Motiven und aus Anlaß der durch das Diktat des Friedenskongresses drohenden weiteren Beschränkung des Missionsrechtes einzelner Nationalitäten, wünscht und fordert die zahlreich besuchte Misstonsfestversammlung in Linz am 14. September 1919, daß der katholischen Mission, entsprechend ihrem unpolitischen und übernationalen Charakter, jede Freiheit in der Verkündung des Glaubens in heidnischen Ländern, ohne Rücksicht auf politische Motive, gewährt wird. Die Resolution wurde einstimmig angenommen. Es folgte nun eine zweite Uraufführung eines Musikstückes von bezauberndster Schönheit und Klangfülle, der Missionshymne von Franz Müller, 5-bis 8stimmig a capella gesungen. Jedes Wort zum Preise Müllers, der mit Neuhofer den Ruhm unseres geliebten Oberösterreichs bildet, erübrigt sich. — Wir gedachten, als wir diesen Chor, der aus höheren Sphären auf unsere mühselige Erde herabzuklingen schien, hörten, des gewaltigen Credo in der Primizmeffe Johannes Hollnsteiners. In jenem Credo hörte man beim Cruci-fixus est die Hammerschläge dröhnen, die den Welterlöser an das Kreuz heften; im Missionslied aber vernahm man das Brausen der Wogen, der Stürme, durch die das Missionsschiff sich kämpft, und zum Schluß das Frohlocken der sieben Engelchöre über die geretteten Seelen. Beharrlich, eigenwillig wurde nach dieser Nummer der Beifall; er raste immer aufs neue und erzwang es schließlich, daß der Künstler sich an der Rampe verneigte. Die Schlußworte sprach, stürmisch akklamiert, Herr Kanonikus Schöf-ecker. Eine kurze Jmprovisata, aber auch diese voll Geist und Leben. Dem tiefen Elend der Stunde stellte der Redner den Segen der Arbeit gegenüber, und mit einem großherzigen Blick in die Zukunft, die durch die Arbeit der Innen- und Außenmission uns kommen würde, beschloß er die Tagung, an der er im Namen des auf einer Firmungsfahrt befindlichen hochwürdigsten Bischofs Johannes Maria teilgenommen hatte. An dessen Stelle gab er der Versammlung wie den Versammelten den Segen. Im Couloir des Festsaales waren Tischchen aufgestellt, an denen im Interesse hervorragender Missionsvereine Schriften und Bilder verteilt und Spenden entgegengenommen wurden. Der Erfolg dieser Spendenaktion war ein höchst erfreulicher; 703 K 20 h konnten der St. Petrus-Claver-Sodalität, dem Kindheit-Jesuverein und der Marianhillermission zugewendet werden. Freudig bewegt und in der Ueberzeugung, daß die Versammlung den beabsichtigten Zweck erreicht habe, konnten die Vertreter der Missionsvereine des Verbandes das Versammlungslokal verlassen und sich nach Hause begeben, um in stiller Vereinsarbeit weiterzubauen an der Ausbreitung und Vertiefung des Missionsgedankens. Es folgen nun der Prolog von P. Maurus Carnot, Benediktiner von Dissentis, sowie die Reden des Herrn Oberstleutnant Rudolf Reichlin-Meldegg und Hochw. Herrn P. Dr. Franz Biallas. Der Segen Österreichs, Ein Traumgesicht nach langem, bitt'rem Weinen, Ich steh auf hohem Berg am Donaustrand, Im Grund ein endlos Feld von Leichensteinen Und Kreuz an Kreuz im blutigroten Sand. Hoch überm Felde fliegt, fast unsichtbar, Ganz wie ein Kreuz, ein blutigroter Aar. Und blutig rollen hin die Donauwellen, Und dort der Inn, die Etsch — und Bäche quellen Von Berg zu Tal wie Wundgeriesel nieder, An Dorf und Hof vorbei die Klagelieder. Und draußen steht ein Volk, vom Hunger blaß, Treu-Kaiserjäger mit zerfetzten Federn, Und treue Bräute, Schwestern, tränennaß, Am Stab gebückte Greise, eh' dem Zedern. In Schweigen sinkt das Leid so schwer und bleich: Das ist die Not vom alten Donaureich! n Die Augen preß ich zu mit beiden Händen, Lehn' mich ans Kreuz, das auf dem Berge steht. Da flammt ein Licht auf wie aus tausend Bränden, Ich schreck' empor. — Wer ist's, der einsam geht? I ft 9 Ein Pilger kommt heran; von seinem-Stabe Strömt all das Licht und füllt das Donaureich, Senkt sich verklärend bis zum letzten Grabe Und bis zum letzten Elend schwer und bleich. c Zu mir der Pilger schreitet. — Ist es nicht Von den Aposteln einer? Alt wie die Sterne Und doch so jung erscheint sein Angesicht. Mein Bruder und doch aus der fernsten Ferne. „Wer bist du, Pilger?" wag' ich ihn zu fragen. „Ich bin ein Missionär, wo weit im Meer Die Palmen betend um ein Kirchlein ragen; Von borten komm' ich als Gesandter her, Zu Öst'reich, einstens stolz und nun in Not, Doch immer treu und fromm im Seelengrunde, Das, ausgeraubt, noch seine Gaben bot, Und Trost noch bot in eig'ner Trauerstunde. Drum soll gesegnet sein Land Österreich! Was jetzt in Trümmern starrt, soll neu erstehen! Hart schlug der Herr, doch heilt er mild und weich." Da will der Gottesmann von dannen gehen. Ich aber küsse froh sein Angesicht: „Nein, Gott verläßt sein Öst'reich ewig nicht!" J p. Maurus Carnot. c 6abenperzeicfmis für die Zeis bis 10. [Bai 1020. Spferstock. Au, A. K. 20-—, Aubing, St. 20-, Bürndorf, F. P. 2'—, Beratzhausen, H. Pf. K. 3-—, Corvara, Th. Cr. 5-—, Dornbirn, K. Ed. 2-—, Gradis, K. R. 24'—, Grubhof, I. M. 18'—, Graz, L. R. 16'—, Gmundhausen, M. B. 4b'—, Haag, Th. R. 2'-, Hadres, M. W. 4'—, Hall, Th. K. 4--, Hartmansdorf, I. W.—'—, Hohenems, R. R. 16'—, A. P. 16 -, A. Sp. 301'—, Hochkretscham, F. M. 50'—, Höchst,.B. Schw. 46'-, Ischl, M. R. 14'—, St. Leonhard, P. I. E. 9 —, Kirchdorf, S. W. 6'—. Krumbach, H. H. 15'—, Neuenahr, H. I. 5'—, Nie- [ derstotzingen, Th. S. -'-, Otz, B. Sch. 14'—, Passau, H. P. 26'—, Ruprechshofen, F. S. 2' Schwaz, R. H. 3'—, Schlettau, I. B. 5'—, Ster-zing, A. H. 2 -, Villnöß, I. P. 2'-, Vöcklabruck, A. M. 6'—, Voitsberg, F. S. 4--, Wels, K. P. 6'-, Wendling, M. Sch. 4'-, Windisch, M. Schtv. 16'-, Winsbach, M. H. 6'—. Messen. Cöln, Kl. St. M. 26--, Reifenberg, M. H. 20'—, Hohenberg, A. S. 100'—. Taufen. Außerfern, 50'— (Maria Anna), Cöln, I Kl. St. M. 147 (Kathar., Karl, Odilia, Ursula, Stern der Neger Heft 5 und 6 72 Ant,, Saber, Sibilla), Gries, 80'— (Anna), Hart-mannsdorf, 120'— (Josef [Sogfauf]), Hohenems, 36 — (Gottfried), Hl.-Kreuz, 140'— (Anton, Georg, Maria), Hohenberg, 84'— (Josef, Aloh., Thekla), St, Martin, P, 25'- (Anton Jos.), Mühlwald, 25'— (N, N,), Neder, 100'— (Norbert, Maria, An- tonia, Ernst), Otz, 24'— (Anna), Zell, 25'— (Karl), Bozen, 25'— Für Afrika. Algund, 33-— für die armen Heiden, Freudental, 192'—, Kärlitz 47'—, Lana, 25'—, Sand 40 (für einen Katechisten), Dem Gebete der lieben Leser und Missionsfreunde empfehlen wir die Seele unseres verstorbenen Mitbruders P. Angelus Alaggio F. S. C. der am 26. April 1920 zu Rom im Herrn entschlafen ist. Er war in Vicenza geboren, gehörte 25 Jahre unserer Kongregation an und hat 17 Jahre als eifriger Apostel bei dem Stamme der Schillukneger gearbeitet. Er sollte sich zur Erholung in die Heimat begeben; zwei Tage nach seinem Eintreffen in unserem Missionshause in Rom erlag er, 41 Jahre alt, der Krankheit, die er sich in opfervoller Missionsarbeit geholt. Ein braver Streiter wurde vom obersten Kriegsherrn, ein guter Knecht vom Herrn des Weinberges abberufen. . R. I. P. ban« »->»-' ’S*»**"»*“ *«lr- flcuLfte°!6! ito twn u^lz e :* 55' ^ daß sE ^ 1UI «7' ..Stern ösr ®BiSE«SKKSgS8i«SiSHHffiEI?SHSgSi»B MMtnidie! Wegen der unverhältnismäßig hohen Portogebühren, welche hier rat besetzten Gebiete für Drucksachen, Bücher und Pakete nach dem Auslande eingeführt wurden, sind wir vorläufig nicht mehr in wer Lage, die beiden Bücher p. ghmalder „AMand und Reichdes «Mi" «sr. Geher „Z«ch Senb, Sumps und'Wald" nach Deutschland und Oesterreich abzugeben. — Betragen doch die Portogebühren allein für je ein Exemplar schon 10 Kronen und darüber. MBEäöiäaSSiSiaBaiBIBiBiilfflBiiaiSBiEiEBe I eit Msnnenten See Stuöerttenkeeise wirö aufteroeöentirche Preisermäßigung 7, ' gewährt. E ia SB k ts m a a s a ® a a » ® <* a b a h a * s a ss is a eam m m a a a a w is b d a it n * ***aiBBBaai8B@®aaBasBS@eaBaBiBBHKS!aas@ssaHB®@