ZamstaO den 30. ^ebrnar^ , 1836. Gin Mcirathsbureau in Daris. stille und Dunkelheit! Dieß ist, wie ein jeder Weiß, der WqhlsMch der Eule^aber nicht jeder kann wissen, daß dieselbe Devise jeder Ritter auf eimm Schilde haben muß, der sich bei einer Heitathsagen-tur melden wili. Bei Stille und Dunkelheit werden die Ehen ge. schlössen, oder vielmehr nicht geschlissen, I »ohne Honorare für die Damen Und ohne Vorschüsse von Seite der Herren," wie es in den Ankündigungen heißt. »Ein junger angenehmer Mensch, gegen welchen sich das Glück nicht so freigebig wis die Natur bewiesen hat, wünschte sich mit einem Frauenzimmer zu verbinden, welches weniger mit Schönheit geschmückt seyn darf, die man im Hauswesen recht gut entbehren, kann, als mit einer Mitgabe von einmalhunderttau, send Franken, Damit läßt sich schon ein kleines Ge-schaflchen anfangen, und wenn der liebe Oott hilft, ivie man doch immer so gern die Hoffnung hegt, so kann man sich bald in seinen kleinen Geburtsort zu« rückziehen, und ist für seine übrige Lebenszeit geborgen.« Dieß sind denn immer die gewöhnlichen Ne-densattett. Ich will mich 'NUN bemühen, einen solchen jungen Mann zu schildern, der'auf die Jagd ausgeht, um ei' "e canvcnable Ehehälfte zu erlangen. Er klingelt an einer kleinen Thüre, und wird hi.r^ ""f in ein Salon- Bureau eingefühlt. Hier findet er em Canapee und drei Lehnsessel, mit königsblauem Sammt von Utrecht überzogen! an den Fenstern sind VorlMge von Musselin, und Uhr und Vasen von Ala- basier stehen auf dem Kamin. In der Mitte des Salons steht ein Schreibtisch, worauf eilf Cartons liegen. Auf dem einen derselben steht mit Buchstaben von Niittlerer Größe: Abzu s ch ließende Heirathen. Auf den andern zehn aber mit großen Charakteren: Abge sch tc> ssen e H eirat hen. Die Blicke' des jungen Menschen hefteten sich beim Eintreten auf diese zehn Hefte, deren Aufschriften nach der Uhüre gekehrt sind, um sie besser lesen zu können. Schon wähnt er seinen Antrag auch dort den übrigen zugesellt zu sehen, und sein Herz hüpft vor Freude. Madame S., die Eigenthümerinn des Bureaus, ist in dem neben anstoßenden Zimmer oder in der Küche. Da sie Geräusch vernimmt, kommt sie herbei. Sie strickt an einem grauen Wollstrumpft. »Wünscht der Herr mit mir ein Geschäft zu machen?" »»Ja, Madame.««' »Setzen Sie sich.« Sie nlnnm hierauf ihren Platz auf dem Canapee, steckt ihre Stricknadel unter ihre H,nibe, und schickt sich an, den vor ihr stehenden jungen Mann anzuhören. Da er jedoch nicht anfangen will, nimmt Madame wieder das Wort: »Ohne Zweifel kommt der Herr aus guten Gründen hierher; er wünscht wahrscheinlich eine Frau?« »»Ja, Madame,«« Und nun, durch die Anrede muthigcr gemacht, bringt er seine Wünsche vor, die^ Blicke stets fest auf - Z0 - öle zehn Cartons richtend. Als er nun zu Ende ist, ruft Madame X. sehr zufrieden aus: «In der That, mein Herr, ich kann Ihnen gerade dienen. Ich habe so eben ein Fräulein von 26 Jahren bei der Hand, das weder Vater noch Mutter hat, und volle hunderttausend Franken im Vermögen besitzt. Die könnten sich nur über erwas beklagen (hier lächelt die Madame X. leicht), daß ihr Schätzchen zu schon wäre, denn man muß gestehen, ihr Äußeres ist vollkommen. Hierüber mögen Sie jedoch selbst urtheilen, denn der Zufall fügt es, daß sie eben im Hause ist, und das wird Ihnen die Mühe ersparen, noch einmal wieder zukommen. Es kann alles sogleich abgemachtwerden.« Hier steht Madame X. auf, und bittöt den jungen Mann, eine Minute zu warten. Sobald er nun allein ist, überläßt er sich der Freude, die ihm sein Glück einstößt. Ex segnet seinen guten Einfall, der ihn in dieß Haus geführt hat, wo ihn das Glück bereits erwartete. . . . Bald kann er eine anbethungswürdige Gattinn — mit hunderttausend Franken ans Herz drücken .... oder nein» vielmehr hunderttausend Franken mit einer anbethungs-würdigen Gattinn. Aus diesen holden Träumereien wird er durch das Hereintreten eines Menschen gerissen. Es ist ein be« brilltcr Mann, im Hausrocke und in grünen Pantof« feln. Er setzt sich mit ernster Mie^e an oen Schreibtisch, und sucht ein Register in dem Carton, mit der Überschrift: »Abzuschließende Heirathen.« Hierauf betrachtet er den jungen Mann vom Kopf zu den Fü« ßen und schreibt einige Zeilen. »Sie heißen?« ))»Eduard * *.«« «Ihr Alter?« , »»Zwei und zwanzig Jahre.«« »Ihr Stand?« »«Dichter.«« »Ihr Vermögen?« »»Keines.«« Alle diese Antworten sind zu Protocoll genommen worden. Nachdem er geschrieben, nimmt der Mann seine Brille ab, wischt sie mit seinem Taschentuch und spricht! «Mein Herr, die Kosten unsers Etablissements und die Statuten der Administration erheischen einen kleinen Ersatz für die Mühe, welche Sie aber nicht mit den Vorausbezahlungen verwechseln wollen, die von unsern Collegen gewöhnlich in Anspruch genommen werden. Sie bekommen ein Fräulein mit hun< derttausend Franken, somit beträgt es für Sie zchn Franken.« Man kann denken, daß der Anblick jener zehn Cartons und die süßen Verheißungen der Madame X., unsern jungen Menschen keinen Augenblick anstehen lassen, die Zahlung zu leisten. Herr Eduard * * nimmt zehn Franken aus seiner Börse, womit er vielleicht bis zum Monateschluß auskommen sollte, und gibt sie dem Brillenhcrrn, welcher sich empfiehlt und fortgeht. Wie er wieder allein ist, fühli er, daß sein Herz nicht gar so wonnig mehr hüpfe. Di^ zehn Franken h^ben eine schmerzhafte Lücke in seinem Veulel gelassen, und U)n durchrieselt ein leiser Schauer, den er sich für jetzt nicht zu erklären vermag. Er bleibt jedoch nicht lange diesen trüben Gedanken überlassen, denn Madame T. erscheint wieder, strahlend wie die Hoffnung. Nun soll der Wahlspruch der Eule in Anwendung gebracht werden, den wir dieser Geschichte vorangehen ließen. „Wollen Sie mir folgen, mein Herr?« spricht die Priesteriny Hymens, mit einer so salbungsvollen Miene, als wäre sie eine Vibplle, welche i:n Vegriff ist, ein Orakel von sich zu geben, — «jedoch,« fügt sie hinzu, empfehle ich Ihnen das strengste Stillschwei, gen.« Eduard überläßt sich ihrer Führung. Sie gehen einen dunkeln Gang entlang,' erfolgt allein dem Schalle, den die Tritte seiner Führerinn hervorbringen. Als Dichter vergleicht er diesen Gang dem Labyrinthe zu Creta, mii dem einzigen Unterschiede, daß ihn der Ml-notaurus hier nicht erwartet. Endlich steht die Führerinn still; sie ergreift den jungen Menschen bei den Schultern und drückt ihn auf ein Stühlchen nieder. »Warten Sie hier,« sagt sie mit leiser Stimme. Wir wollen es nicht geradezu behaupten, aber wir glauben, daß Herr Eduard * * ein wenig Furcht emfpand. Nach einer Viertelstunde, die ihm sehr lang wur: de, öffnete man eine Thüre, und beim Lichte, das sich nun verbreitet, sieht Eduard, daß cr auf einem Tabou-ret in einem engen Cabinette sitzt. Vor sich erblickte er ein hell erleuchtetes Zimmer, wie ein transparentes Gemählde. Er denkt an die Frau seiner Wünsch,, und eine innere Stimme sagt ihm: hier wirst du sie finden. Nun erscheint am anderen Ende des Zimmers em großes und schönes Mädchen, schwarz gekleidet, - den« es ist ja eine Waise, und kann, frei über Herz, Hand und Vermögen schalten. Es geht langsam auf und ab, in Allem wohlgezählt acht Mal. Nach dieser Erscheinung schließt sich die erleuchtete Thüre wieder, und Eduard weiß kaum, wie lange er > 3l - Wieder allein war, und wie er aus dem Cabinett zurückgeführt wurde. — Er kommt nicht eher zu sich selbst (denn so sehr hat ihm das junge Mädchen den Kopf verdreht), bis er sich wieder im Bureau den zehn verhängnißvollen Cartons gegenüber befindet. Nun ist er glucklich; er hat sie gesehen, die das Geschick ihm bestimmt ... die Gefährtinn seiner Ta« ge — die Mutter seiner Kinder. Es bleibt ihm nichts mehr zu thun übrig, als die hundert tausend Franken in Empfang zu nehmen. Aber mit dem Äußern, das die. Erscheinung ihm zeigte, und in schwarzen Kleidern, hat er nichts mehr zu befürchten. „Nun, mein Herr, wie sind Sie zufrieden? fragte Madame X. »»Madame, ich bin entzückt, b'ezaubert.«« «Nun wollen wir zur zweiten Prüfung schreiten. Die Dame gefällt Ihnen, aber es ist die Frage, ob Sie auch der Dame gefallen." Eduard befürchtet nichts, denn er ist ein hübscher Junge, nur wünschte er dieß früher gewußt zu haben, «r halle ftme Stiefel blanker wichsen lassen, er hatte seinen schwarzen Frack angelegt, der sich viel besser seinen Hüficn anschmiegte, wie sein brauner Ueberrock, cr könnte auch rasirt, und seinen Haaren einen kleinen Druck mit dem heißen Eisen gegönnt haben. Doch das ist nun nicht mehr zu verbessern. Indessen reibt er seine Stiefeln an der Wade ab, zieht seinen Ueberrock besser an, ordnet seine Halsbinde, und fährt mit den Fingern in die Haare. So folgt er zum zweiten Male Madam 3., wie ein Eroberer, der des Sieges gewiß ist. Er willigt aber nur darein, sechs Mal auf und ab zu gchrn, weil die Ehre des Mannes dieß von ihm erheischt. Seine heftige Bewegung raubt ihm jedoch die Kraft, denn er bemerkt im Hintergründe des geöffneten Cabinetls etwas schwarzes — dieß ist seine Gat-ü'nn — er errath es auf der Stelle! — Nun wird er wieder in das Bureau geführt und zum dritten Male allein gelassen. Eduard wirft sich auf das Ccmapee und erwartet die Entscheidung. Allein er ist nun ziemlich ruhig, da er seiner Sache gewiß zu seyn glaubt. Dennoch schlägt ihm das Herz ein wenig, als der Herr mit der Brille zu ihm eintritt, und sich -°ben so ernst und rlihig zum Schreibtisch setzt, wie er es früher gelhan. Er nimmt das Register und legt ks sorgfältig in den Carton der ».abzuschließenden Hei-rathen," dann spricht er kalt die feierlichen Worte: «Mein Heir, wir sind trostlos, aber Sie conveni-lcn dem Fräulein ganz und gar nicht.... ein anders Mal werden Sie glücklicher seyn.« - Das Kcucste unv D„teress.inteste i!!> Gebiete oer Kunst unv Ilwustrie, vcr Aänyer « unv ^ölkerbunve. Die Londoner zoologische Gesellschaft crblett kürz» lich aus der Provinz Bahia einen IcbendeirI a c ch us-Assen. Gleich den meisten Affen ißt er fast Alles, seine liebste Nahrung im wilden Zustande ist indeß die Banane. Das Tl)icr ist sehr empfindlich, und braucht große Wärme, wobei ihm sein schöner Schweif sehr wichtig ist; denn jedesmal, wenn es sich erwärmen will, wickelt cs sich darein, wie in eine natürliche Boa. Für die Anwohner des Pargua^Flusses in Südamerika wird besonders ein kleiner Fisch, Palometo genannt, sehr gefährlich. Er ist von allen in Flüssen lebenden Fischen der gefräßigste. Vor allem geht er auf die Badenden los, und verwundet sie mit seinem äußerst scharfen Gebiß bisweilen sehr gefährlich. Sie halten sich am liebsten in Stromschnellen auf. Personen, die sich in diesem Flusse Hände oder Füße waschen, büßen daher nicht selteneinen Finger oder eine Zehe ein. In der Nähe der Küste von Chili fanden'neuere Reisende eine höchst seltsame Erscheinung im Meere. »Plötzlich,« so heißt es in einem Berichte, „zeigte das Meer eine auffallend schmutzigrothe Farbe; voll Bestürzung befahl der Capitän plötzlich beizulegen, weil man eine Untiefe in der Nähe befürchtete, aber auf . Anblick war um so auffallender, als er sich scharf von dem blauen Meere abschnitt-, heraufgeschöpslcs Wasser zeigte sich zwar völlig wasserhell, doch einige Tropfen, die man auf weißes Porzellan fallen ließ und mit mäßig starken Vergrößerungsgläsern betrachtete, ließen eine Unzahl Infusorien erkennen, die uon kugelförmiger Gestalt waren und aller äußeren Bewegungsorgan« entbehrten. Ihre sehr lebhaften Bewegungen geschahen nur auf und abwärts und stets in Spirallinien. Der Mangel eines starren Mikroscops verhinderte die ferneren Untersuchungen, und alle Versuche, durch Ein-, trocknung eines Wassertropfens auf Papier vielleicht solche Thiere aufzubewahren, mißlangen, indem dies« in Nichts sich aufzulösen schienen. Gegen Salpeler-, saure waren sie äußerst empfindlich, ein Tropfen der-, selben in ein Glas dieses belebten Wassers gemischt, endete fast in demselben Augenblicke die Exmcn; von Millionen. Wir segelten gegen vier Stunden lang bei - 22 - einer mittleren Geschwindigkeit von secbs englischen Meilen in der Stunde durch diesen sieben Meilen brei« ten Strom, ehe wir sein Ende erreichten; seine Ober« fläche betrug mithin gegen I6ll englische O.uadr,atmei-len. Setzt man hinzu, daß jene atomarische Geschöpfe wohl in der obersten Wasserschichtc von 6 Fuß Durchmesser gleichmäßig verbreitet gewesen seyn mögen, se Behauptung des belgischen Erfinders, der in einer Stunde die Vricfe von Brüssel nach Paris befördern will? lächerlich zu machen. Dem Wiener Erfinder aber mit sei» ner 26stündigen Correspondenz zwischen Paris und Wien will Hr. Andraud den Nang ablaufend Er nimmt nämlich als elnt durch Calcul m,d (Erfahrung erwiesene Thatsache an, daß mittelst hermetisch geschlossener Röhren, auf welche von Strecke zu Strecke Luftpumpen, durch Dampf bew?gl> angewendet würden, kleine kupferne Kugeln, in welche die Correspondcnz einge. schlössen wird, in diesen Rohren auf die Secunde 20 Melres, t>. h. l3 Stunden in emer Stunde, zurücklegen könnten. Auf yiese Art würden die Depeschen von Paris nach Marseille in weniger als 12 Stunden, und jene von Paris nach Wien in l? Stunden befördert werden. Die Einführung der pneumatischen Bahnen (wie Hr. Andraud sie genannt haben will) wäre gleichsam die Verwirklichung der großen Tbeorie von den Wmd?n. Nach dieser Theorie entstehen bekanntlich die regelmäßigen soiuobl als unregelmäßigen Winde aus dem Zlldrang dcr Luft nach einem Puncte der Erde, wo durch die Wirkung beständiger oder zufälliger Wärme eine Art von Leere hervorgebracht wurde. Oft durchläuft der Wind ^0 Metres in der Sc^ cund?, oder 36 Stunden in einer Stunde; eine Ge schwindigkeit, die durch die pneumatische Corrcspondenz,, wegen der nothwendigen Neidung der bewegliche^ Kugeln in den Röhren, freilich nie ganz erreicht werden kann. Hr. Andrand hat seine Theorie durch Versuche im Kl>incn bestätigt gefunden, ist aber bescheiden genug, um einzusehen, daß sie noch der Sanction durch größere Experimente bedarf. Er will deßhalb der Negierung seine Erfindung, vorlegen, und erlaßt seine öffentliche Anzeige nur deßhalb , damit ihm die Priori' tät nicht streitig gemacht werde. 'Ueber den Kosten-punct bemerkt er, Vaß die Corresponden; zehnmal wohlfeiler wäre, als die Eisenbahn; die Errichtung derselben von Paris nach Orleans (20 Lieues) würde liichl über 2 Millionen, und die Versuchsbahn von Paris nach St. Cloud, mit einfachen Röhren, nur 520,000 Franks kosten. Nicht bloß Briefe, sondern auch. Puckere nu't Waaren, könnten in der Folge l»uf diese W<>io befördert werdew. Miscell 5 Eine neue Erfindung' in Lond^s ...re all? Var^ bierein Schrecken und Verzweiflung; es ist ein Iü-> strument, genannt „Aryrite," womit man sich os):i>: Rasiermesser, Seife oder Wasser selbst barbieren kann,- Nach st o f f. Ein betrunkener Kerl sah beim ^achhauseschwan^ kcn auf einer Haustreppe vier Nachtwächter zusammen.^ gekauert liegen, stellte sich vor sie hl und rief: „Na nu seh' een Mensch an, wat ick gesund ' En Nest mit junge N achtwä ch l e r; - d re i tön ne n, schon tuten!« In demselben Augenblicke stand ei« ner von den vier Pelz-Vögeln auf, zog dem Vetrun-' kenen mit dem Spieße tüchtig eins über dea Nuckelt und sagte: „Drei können schon tuten, und der vierte schlägt schon recht hübsch!«--------- NeVacyur: H-r. Vav. Meinrich. Verirr; Asnaj M. SZler V. Klelnmavr.