Xi.27. Mach den 9^ Juli 1864.__________ «.Jahrgang. Nläller M8 Arain. (Beilage zur „Laibacher Zeitung.") Die „Blätter aus Krain" erscheinen jeden Samstag, nnd ist der Prännmcrationsprcis ganzjährig 2 fl. östcrr. Währung. Ischl. Wiescnschmclz, Kapcllcnglanz In der Berge grünen: Kranz, Schlank der Kirchthurin wie die Tannen, Rauchend dort dcS Sudwcrks Pfannen! Ein Rubin im Abcndbrand Schroff des Loscrs Fclscnwand, Aus tiefblauem Acthcr blinken Geisterhaft des Dachsteins Zinken! Siißc Herrchen, schmucke Frau'n, Waldhornklänge an der Tränn, Schifflcin eilt beflaggt und munter Ihren Donncrfall hinunter. Hier im Körbchen bringt ein Greis Alpenrosen, Edelweiß, Und mir ist'S, als ob der fromme Geist der Vcrgc zu mir komme. Blumengruß vom Alpenland . ^ ^ Beut mir zitternd seine Hand, -' ' Habe Dank der Gottcsgabc, Frommer Alter Du am Stäbe!... Als des Thalcö Zauberring Wie ein Traumbild mich umfing, Kam die Liebe, daß der Seele Auch ihr Paradies nicht fehle! Hans Kreiner und seine Tochter. Novelle von Ludwig Vowitsch. (Fortsetzung.) In den ersten Tagen des Neujahrs war Tanz im Kreiner'-schen Hause. Die Notablen Hollefeld's hatten sich fast sämmtlich eingefunden. Durch die Unvorsichtigkeit mehrerer übermäßig Begeisterter wurde jedoch ein Armleuchter von der Wand herabgeschlagen; die Vorhänge entzündeten sich an den fallenden Kerzen und rasch breitete sich das Feuer im Gemache aus. Die Verwirrung größer als die Gefahr, drohte das Unglück ins Aergste zu steigern. Nur Einer war es, dem das Nicht-eintreffen des Letztern zu danken war, und dieser Eine war Konrad. Rasch war er mit mehreren Arbeitern herbeigeeilt und traf mit Besonnenheit und Scharfblick die erforderlichen Maßnahmen zur Bezwingung des Brandes. Nach Verlauf von kaum einer Stunde war nur die gestörte Unterhaltung und ein ganz unbeträchtlicher Schaden zu betrauern. ! - - Klara, die im Momente des allgemeinen Schreckens und ! Entsetzens und im Knaul des Gedränges ohnmächtig geworden ^ war, schlug ihre Augen wieder auf und sah Konrad vor sich ! stehen, dem der alte Kreiner eben seinen verbindlichsten Dank ^ erstattete. ! Von jener Stunde an schien KonradZ Benehmen Klaren ! gegenüber ein anderes geworden. War das übervolle Herz i seine Gefühle zu verschließen nicht mehr im Stande? Er wich ! zwar dem schönen Mädchen noch immer aus, aber nicht jene ! kalt? Ruhe früherer Tage spiegelte sich in seinem Antlitze. Er ! wandte sich von Klara ab, wenn er mit ihr zusammentraf, ! aber ein scharfer Beobachter mußte bemerken, daß er hiezu sich ^gewaltsam bestimmen mußte. ,, !^ ,>,Warum flüchten Sie vor mir," sprach Klara, „wir sind -zum Dank verpflichtet —^ gönnen Sie der Tochter des ^ Hauses nicht einmal die Gelegenheit, denselben auszusprechen?" !' ' Konrad blickte wie verwirrt. , ^ ^ ^ Klara — nein — lassen Sie mich — ich — es ist j Hrwgendes zu schaffen —" . -),Hassen Sie mich?" / „Hassen — hassen?" stotterte Konrad, „o haben Sie Mitleid — wecken Sie nickt trügerische Hoffnungen — hassen — Klara —" Er stürzte fort. War es Zufall, Verhängniß, oder hing eö von ihrer Absicht ab, daß die Beiden in Bälde wieder zusammentrafen. ,^Und ich bin Ihnen nicht gleickgiltig — bin in Ihren Augen nicht der arme, verachtete Knecht? Klara, Sie wissen nicht, was Sie thun. Sie eröffnen mir die Aussicht in ein lachendes Gefilde, das ich nie — nie betreten darf!" Klara schüttelte ihren blonden Lockenlopf. „Konrad, Sie scheinen Unglück erfahren zu haben — doch — und darf ich nicht wissen, was Sie traurig macht?" „Mein Los allein," entgegnete Konrad, sich fassend, „die Stellung eines Knechtes ist hinreichend, jeden hochmüthigen Gedanken im Keime zu ersticken." „Sie bilden ja so schöne Schnihwerke — der Pfarrer meint, Sie schlügen den bessern Erwerb muthwillig in die Schanze." „Das meint der Pfarrer — er ist ein wohlwollender Herr — doch — es geht nicht — nicht — ich muß fort —" „Fort?" ^ „Ja, aus diesem Hause — aus Ihrer Nähe — ja Klara, ^ Ich kann's nicht länger zurückpressen in den Schacht der Brust -—- Sie sind mir lieb, unendlich lieb geworden — und darin Hegt die Nothwendigkeit — ^ „Uns — mich zu verlassen?" ^a " - „Und wenn Sie mir auch lieb, sehr lieb wären?" ^ „Dann — dann umsomehr — o Sie machen mich unaus- sprechlich glücklich!" rief Konrad und drückte krampfhaft ihre ^ Hand an seine Lippen: „ach, und ich darf — darf nicht ^ bleiben." - Er wollte fortstürzen — ein Vlick von Klara hielt ihn j gebannt. Tie Ankunft des Vaters gab ihm erst seine Befin- ! ' nung und Kraft zurück. Sich zwingend, als ob nicht das ! Mindeste vorgefallen, entfernte er sich. „Was bist Du so aufgeregt, Klara?" ^ „Nun," antwortete diese sich sammelnd, „der Konrad ! > will unser Haus verlassen, nnd da wäre mir leid —" > . , , , ! > „Das soll er nicht," antwortete Kreiner, „will seinen ^ Lohn erhöhen, ich bin es schuldig — wird sich schon machen." Die in zwei jungen Herzen gefesselt gewesene Liebe rang ledoch in ihrer Freiheit nach einer größeren Geltung und drohte ^ jene, die ihr früher so harten Zwang angethan, mehr und ^ z mehr zu überwältigen. ! ^ Konrad, im Begriffe, das Zusammentressen mit Klara zu ^ meiden, ging oft den Pfad, wo er ihr begegnen mußte; diese ^ aber entwarf im Geiste bereits Pläne für die Zukunft, leicht ! - übersehend oder doch unterschätzend alle Hindernisse, die dem ^ zarten Bündnisse drohten. Der Erste, dem die gegenseitige Neigung der jungen Leute ! aufsiel, war der Pfarrer. In der guten Absicht, dem Glücke ! ^ des Pärchens zu dienen, suchte er das Vertrauen Klara's zu . gewinnen und gewann es. In der heimlichen Liebe glaubte er ^ auch den Schlüssel zu so, manchem Räthsel im Wesen Konrads ! , gefunden zu haben. Er versprach, den alten Kreiner zu son- ! ' dircn und denselben, wenn es möglich, gnädig und günstig zu ! stimmen. ! Eben als Klara neue Zuversicht gewonnen, trat Konrad ' heran. ! „Ich habe es beschlossen, unabänderlich beschlossen,"^ äußerte der Jüngling entschieden, „ich verlasse Dich, Du bist -zu engelgut, um nicht ein schöneres Los zu verdienen — werde ^ glücklich — recht, recht glücklich — ich wünsche es Dir, wenn ^ auch mein Herz brechen sollte." ^ „Nein, Du liebst mich nicht —" ! „Ich liebe Dich nicht — nicht? Nun so wisse denn — was ich als Geheimniß vor Allen bewahrt, magst Du mich verachten, verabscheuen, wie ich es seit meinen Iugendjahren schon so oft erfahren — an meiner Liebe, an meiner Aufrichtigkeit darfst Tu nicht zweifeln. Ich bin der Solm eines ' Mannes, dessen Haupt unterm Beil des Henkers gefallen — bin das Kind ciM Hingerichteten. Wie die Verdienste der Väter auf die Nachkommen übergehen, so erbt auch der Fluch sich fort. Mein Vater, durch Umtriebe eines gewissenlosen Menschen um sein Vermögen gebracht, hat diesen aus Rachsucht meuchlerisch erschlagen. Meine Heimat liegt hundert Meilen fern. Aber im Ohre höre ich noch immer zischen den Ausruf des Hohnes und des Grausens: „Sehet, das ist der Sohn eines Mörders!" Um selber nicht ein Mörder aus Groll und Verzweiflung zu werden, habe ich den Wanderstab ergrissen und unter fremden Menschen und fremdem Namen mein Leben zu fristen getrachtet. Alle meine Ansprüche auf Glück habe ich begraben mit meines Vaters blutiger Leiche. Ich wav ruh'.g — mehr durfte ich nicht wünschen — da sah ich Dich, und am Horizont meines nächtlichen Lebens glomm es wie eine Früh-lingsmorgendämmerung. Ich besaß Kraft, mich zu beherrschen — durch Dein Geständnis; wurde sie erschüttert; ich habe sie wieder gewonnen — Du sollst glücklich wcrden, und nicht an der Seite eines Unglücklichen zu Grunde gehen." Wohl fühlte Klara im ersten Momente sich von leisem Grauen erfaßt, aber blickend in Konrads edle Züge, in sein thränenfeuchtes Auge, warf sie sich, von Mitleid und Liebe in gleichem Maße ergriffen, in Konrads Arme: „Armer unglücklicher Konrad!" „Lebe wohl, Klara!" rief dieser und stürzte fort. (Schluß folgt.) Muthmaßliche Pfahlbauten im Zirknizer S'eo. Während die historischen und geographischen Forschungen der Neuzeit einerseits die mächtigen und festen Bauten der alten Egyptier, Afsyrier und Indier, wie auch jener der vorelterlichen Bewohner von Amerika aufdecken und ins Licht stellen, haben dieselben anderseits eine von den genannten völlig ver-schiedene Gattung von Bauten in Mitteleuropa an den Tag gebracht. Es sind die sogenannten Pfahlbauten, oder Reste von menschlichen Wohnungen, welche in Seen in einer gewissen Entfernung vom Ufer auf Pfählen errichtet waren, zwischen deren Ueberbleibseln sich Stein- und Broncegeräthe, Abfälle von animalischen und vegetabilischen Nahrungsstosscn finden, und welche vorzeitlichen, von den bisher bekannten alten Vollern verschiedenen Bewohnern gehört zu haben scheinen. Zuerst wurden solche Pfahlbauten im Jahre 1853 am Züricher See in der Schweiz entdeckt; bald wurden sie auch am Genfer See, und dann am Neuenburger und Vieler See, neuerdings noch in den oberitalischen Seen und am Vodensee ! gefunden; endlich ließen im gegenwärtigen Jahre auch die > baicrischen Seen, der Starnbcrger-, Amer- und Ehiensee gleiche i Reste zur Kenntniß kommen. Bei der Bekanntmachung dieser ! Funde ist die Erwartung ausgesprochen worden, daß auch die ! obcrösterreichischen Seen in dieser Hinsicht untersucht und äbn' ! liche Ergebnisse an den Tag bringen würden. Ob sich ein solcher ^ Fall nicht auch an den krainischen Seen bewahrheiten könnte? Bei der, Beschreibung des Zirknizcr Sees und der ^ 'daselbst gepflegten Fischerei kommt Valvasor im ersten Bande j ' seiner „Ehre Krams". S. 630, auf die Strecke zwischen dem ^ Vsliki Odsi'Ii und dem ^laii Odsrii, am südlichen Ende des ^ genannten Sees, zu sprechen;, daselbst findet sich folgender ! Bericht: „Allhie seind auch noch keine Gruben noch Löcher, ! und dannoch stattliche Fische. Es wird auch dieser Ort niemals ! recht truckcn, sondern behält in der Mitten allezeit Wasser. ! Die Bauern Hieselbst dörfen sicher fischen bis zu der alten ! Brücken, welche in dem großen Kupfer (d. i. in der beige- ! gcbencn Karte des Sees) angezeigt wird. Wicwol heutiges i Tages keine Brücke mehr allda vorhanden, sondern nur noch ^ einige überblieb ene Stämpel und Pfähle, welche ! zeigen, daß vormals daselbst eine Brücke über den See ge- ! gangen." Tas Pfahlwerk, welches Valvasor für die Reste einer ! alten Brücke ansah, und das wohl auch von den Anwohnern ! des Sees dafür gehalten wird, dürfte ursprünglich zu etwas ^ anderem, als zu einer Brücke, nämlich zur Tragung mensch- ! licher Wohnungen gedient haben. Eine Brücke ist an der an- z gegebenen Stelle nicht angezeigt und nicht nothwendig gewesen, denn der alte, aus Istrien über die Station St. Peter und das Torf Paltschie durch das Waldgebirge gegen Laas führende ! Weg, I,u8ku. pot. genannt, bexührt bei dem Dorfe Läse kaum die äußerste Spitze des Sees, während die alte,, von St. Peter über Iurschitsch gehende Straße, 8täi'2, csäta genannt, noch mehr südlich und vom . See entfernt in gerader Richtung sich gegen Altenmarli und Laas zieht. Diese Richtung der Wege z entspricht ganz der Lage jener alten Stadt, welche auf dem ober Altenmarlt westwärts sich erhebenden Hügel ihre Stätte hatte, und gewöhnlich für das japodische Isrpo angesehen wird. Dagegen befindet sich das alte Pfahlwerk an einer Stelle des Sees, welche niemals ganz austrocknet, und in einer solchen Entfernung vom Ufer, wie sich dieß auch in den Schweizer Seen zeigt, und dazu mit dem Seeufer gewissermaßen parallel laufend. Diese Betrachtung macht es wahrscheinlich, daß man an der beschriebenen Stelle des Zirknizer Sees Pfahlbauten uralter Einwohner dieser Gegend zu suchen habe. Dieser Darlegung schließt sich von selbst der Wunsch an, daß das angezeigte Pfahlwert von wissenschaftlichen Forschern untersucht würde, damit nicht nur die im Vorstehenden ausgesprochene Vermuthung zur Gewißheit gebracht, sondern auch die etwa vorkommenden alten Funde richtig erkannt und beurtheilt würden. Hihiliger. Wie fliegende Maus. In den hohlen Stämmen der australischen Waldbäume schläft den Tag über, behaglich zusammengerollt, ein allerliebstes kleines Thier, in der Volkssprache „die fliegende Maus" genannt. Es läßt sich selten bei Tag sehen, und geht erst nach Eintritt der Tämmerung auf Beute aus. Das Thierchen mißt gerade 6 Zoll von der Schnauze bis zum,Ende des Schnauzes, ! welcher 3 Zoll lang ist. Der seidenweiche Pelz ist über dem j Kopf und Rücken dunkelgrau, unter dem Hals nnd Leib, sowie ^ an der flügelartigen Verlängerung des Felles zwischen Vorder-^ und Hinterfüßen silbergrau und wcißpunktirt. Der Schwanz ! gleicht einer Feder, er ist glatt und kahl, und nur an beiden ! Rändern mit seidenweichen braunen Haaren besetzt, was ihm ! das Ansehen eines vertrockneten Mimosenblattes gibt. Ein ! glaubwürdiger Augenzeuge erzählt folgende Anekdote von dem ! Instinct dieser kleinen, wenig bekannten Beutelthiere: Während ! ich, sagt er, „eine Expedition nach Gippsland" (Victoria) b<"-! gleitete, saß ich eines Tages am Ufer des Glengary, auf die ! Führe wartend, welche mich hinübersetzeu sollte. Nach einiger ! Zeit bemerkte ich ein kleines Thier, welches aus einem benach-^ barten Dickicht kam und das Ufer hinab biZ an den Rand des Wassers lief. An dem glatten, gefiederten Schwanz erkannte ! ich, daß es eine fliegende Maus sei, und da ich wußte, daß ! die Gewohnheiten dieses Thieres ganz nächtlich sind, so war ! ich neugierig, zu erfahren, welcher Beweggrund es veranlassen j mochte, zu so ungewöhnlicher Zeit sein Versteck zu verlassen. ! Einige Minuten lang saß es vollkommen unbeweglich da und spähte mit seinen kleinen lebhaften Augen den Fluß entlang in die Ferne. Tann fchien es die Geduld zu verlieren und sing an längs dem Ufer auf und ab zu laufen, kehrte indeß von ! Zeit zu Zeit auf seinen Wachtposten zurück. Dieses sonderbare Manöver hatte über eine Viertelstunde gedauert, als ich in einiger Entfernung auf der Oberfläche des Wassers einen Ge-! genstand bemerkte, der, laugsam vom Strome getrieben, sich ! dem Platze näherte, wo die Maus saß. Dieser Gegenstand, auf den sie augenscheinlich so lange gewartet hatte, war nichts mehr und nichts weniger, als ein großes Blatt vom Moschusbaum. Als es noch ungefähr einen Fuß breit von dem Platze war, wo die Maus saß, schwang sie sich mit einem behenden Sahe auf dasselbe und sing sogleich an, mit ihrem Schwänze im Wasser zu arbeiten. Diese rudernde Bewegung, verbunden mit der abwärts fließenden Strömung, hatte die Wirkung, das Vlatt in schräger Linie dem entgegengesetzten Ufer zuzuführen Nachdem die kleine Emigrantin ihre improvisirte Barte in dic sichere Nähe des Ufers gebracht hatte, schwang sie sich ebcu fo geschickt auf's Trockene, und war fast unmittelbar im hohen Gras verschwunden. Castagnette. Es mag ungefähr vor drei Monaten gewesen sein, als eine sehr achtbare Familie aus einem französischen Provinzstädtchen in tiefe Trauer versetzt wurde. Eiues Morgens hatte man nämlich das Zimmer der einzigen Tochter des Hauses, eines letzenden, liebenswürdigen Mädchens, leer gefunden. Das Mädchen war wohl etwas romantisch überspannt und eigen' sinnig, allein die Eltern erkennen ja nur die Vorzüge ihrer Kinder. Das Fenster war geöffnet und eine Strickleiter hing vom Valcon herab. Man wußte also, wie sie entkommen war. Außerdem aber war nichts vorzufinden, kein Brief, kein Abschicdswort, oder sonstiges Zeichen. In der Kastanien-Allee, welche vom Hause zur Straße führte, war ihr prachtvolles blondes Haar ' gefunden, das sie bis an den Scheitel abge-sänn'tten haben mußte. Die Mutter nahm es als Andenken an ihre geliebte Tochter mit und benetzte es Mit ihren Thränen. Man legte die Hände nicht in den Schoß, es wurden keine Kosten gescheut, kein Mittel ward unversucht gelassen, die Polizei der ganzen Umgebung wurde alarmirt, sämmtliche jungen Leute, auf welchen der Verdacht einer Entführung lasten konnte, wurden aufmerksam beobachtet. Alles ohne Resultat. Man erfuhr bloß, daß sie aus der Leihbibliothek des Ortcö zuletzt folgende Bücher bezogen: „Memoiren der Nigol-boche", „Die Damen vom Casino", „Die Frauen vom Quartier-Latin", „Memoiren eines Kammermädchens" und andere Werke dieser Sorte neuester französifchcr Literatur. Das war der einzige Anhaltspuntt zur Erforschung der Flüchtigen, allein auch der richlige. Das Mädchen hatte das Gift aus den Büchern cingesogen, sie berauschte sich darin an Punsch, Cigarretten und Champagner, malte sich Phantasie« bildcr aus, tanzte vor dem Spiegel und in einer schönen Nacht entlief sie, um ihre Traumbilder zu verwirklichen, nach Paris. Ihr erster Besuch galt Mabille, die erste Quadrille zeigte ihr, was ihr noch fehle. Sie wählt zum Lehrer einen jungen Mann mit blondem Schuurbart, der die Quadrille angeführt. Sie frägt ihn, wann sie kommen dürfe. Ich bin Wiseur/antwortete er, sobald das Boudoir geschlossen, stehe ich dem Tanze und den Schönen zur Verfügung. Er unterrichtet sie in der Quadrille und macht ihr cine Frisur von schwarzem Haar mit der reichsten Lockenfüllc. Dadurch erhält sie das Aussehen einer Spanierin. Vci ihrem ersten Debüt in Mabille in Gegenwart ihres Professors mit dem blonden Schnurbart erhält sie schon den Namen Castagnette. Sie tanzt einige Zeit mit großem Erfolge, ihr Traum hatte sich realisirt. Da bemerkt sie einmal in einer Quadrille einen Freund ihrer Familie. Sie ist entdeckt und will fliehen. Der Freund verfolgt sie in den Alleen von Mabille. Sie erreicht die Straße und stürzt in einen Wagen. Der Verfolger steigt in den nächsten. Der Wagen wird eingeholt, man parlamentirt. Er will das verlorene Kind zurückbringen, sie widersteht. Er bittet, beschwört sie bei ihrer kindlichen Liebe und Ehrfurcht, bei dem Jammer der Eltern, vergebens! allein . . Castagnette ist erst 20 Jahre alt, minorenn, die Behörde würde interveniren, es bleibt also nichts übrig, als dem Schuhherrn zu folgen und was noch Mehr gilt . . . Castagnette kehrt schuldlos zurück. So schreibt man nämlich aus Paris! , Der Hund. In einem der letzterschienenen Hefte des „INustrirten Thier-lcbcnö" erzählt Dr. A. C. Vrehm über den Hund höchst interessante Dinge, unter denen denn freilich auch eins für den Hunde- freund, der die Intelligenz, die Treue und alle die edlen Seelen-Eigenschaften bewundert, welche den Hund auf der Stufenleiter der Geschöpfe dem Menschen zunächst stellen, höchst niederschlagendes ist. Das ist die Thatsache, daß des Hundes Seele in seiner Nase, allein in seinem Geruchssinn zu liegen scheint, wenn anders wahr ist, was der Verfasser sagt: Zwei Zoologen, Bisli und Schiff, zerschnitten säugenden Hunden den Riechnerven und den Riechkolben (VulduL olliiotoi'iuZ). Die Hündchen schienen nicht nur allein in all' ihrem Thun und Treiben den Verstand, den 8Mitu8 rsotor verloren zu haben, — sie zeigten, als sie größer wurden, auch nicht die geringste Anhänglichkeit an den Menschen! — Also nicht sein treues Herz, sondern nur die Nase kettet unseren vierfiißigen Freund an uns! — Wir sind. also auch wohl ein wenig ungerecht, wenn wir uns angewöhnt haben, die Gesetze der Moral, die uns bei keinem anderen Thiere einfallen > auf den Hund anzuwenden — im Urtheilen über ihn gerade die Ausdrücke zu gebrauchen, die man bei Menfchen gebraucht! Was riestgste Weinsaß in Westerreich. Für das größte Weinfaß in Oesterreich wird das gehalten, welches in dem Felsenkeller des Schlosses zu Nikolsburg aufbewahrt ist. Während das berühmte Faß im Stiftskcllcr zu Klosterneuburg 999 Eimer faßt, so vermag der ungeheuere Weinbehälter in Nikolsburg 3000 Eimer zu fassen. Bei dem' Spundloche am vorderen Boden stehen die Worte eingcschnitten: „Werkmeister Christoph Specht, Binder nnd Landrichter in. Brunn 1643 Jahr. Ihre hochfürstlichcn Gnaden „Zimmermann von Innsbruck in Tirol." Der Vrünncr Binder und Landrichter Specht erbaute das Kellcrungethüm, welches 22 eiserne Reifen umgürten, von denen jeder mehrere Centner wiegt, und Schütz verfertigte die unter jedem Reif befindlichen künstlichen Sättel. Einst soll das Faß ganz mit Wciü angefüllt gewesen fein, nun ist es leer. ' Ein neuer Seidenwurm. Eine neue Art Seidenwurm, der auf der Eiche lebt, ist von Herrn Gu6rin-M6n6ville so eben nach Frankreich' gebracht worden. Der fragliche Seidenwurm, Voind)^ (^ntkßiAsa.) V,0),'i6i von Moore, ist einheimisch auf den Tafelländern des Himalaya an den Grenzen von Kaschmir, und wurde von Capitän Hutton übersandt. Die Raupe nährt sich von den fleischigen Blättern der Husrous inoana,, welche große Achn-lichteit mit einigen französischen Eichenarten hat. Der Cocon läßt sich von dem der drei anderen Arten durch seinen größeren Umfang und das Vorhandensein einer seidenen Umhüllung von schöner hellgrauer Farbe unterscheiden. Verantwortlicher Redacteur I. v. Kleinmayr. — Druck und Verlag von Ign. v. Klewmstyr s5 F. Bamberg in Laiba ch.