Erscheint leben Samstag abends. Echnsileilrmg und Verwaltung: PreSernova nlica Nr. 5. 3>ltu!jorr SI. — Ankündigungen nimmt die Verwaltung gegen Berechnung billigster Gebühren entgegen. Bezugspreis: Vierteljährig K 5.—, halbjährig K 10.—, ganzjährig K 10.— Für« Ausland entsprechende Erhöhung. — Einzelne Nummern«! Heller. Nummer 12 Cilli, Samstag den 2. August 1919 1.144.1 Jahrgang. Vrrfrhlte ÄkuerpolitiK. Die TageSdlätttr der vergangenen Woche brachte-, die sensationelle Nachricht, baj? nnscr erfinderischer Finanzminister außer der famosen Valutaregulierung auch noch eine „Sieuerregulterung" vor hat. die aber nicht etwa in der Auslassung der uns von der alten österreichischen Regierung be-schiedenen diversen Kriegszuschläge zu den Grund», HauSNassen-, Erwerb-, Einkommensteuern usw. be. steht, sondern eine mehrhunderiperzentige Erhöhung dieser Steuern aufzuerlegen. Denn im Artikel 66 d«S Entwurfes des Finaiizgesetze» betreffend den Voranschlag für daS Jahr 11H0/192O ist vorgesehen, daß ad l. Leplember 1919 die in Kronen vorgeschriebenen Stcuerfummen in der gleichen Höht in DinarL zu bezahlen sind und wer bis 1. stplem-ber 1911» die fälligen Raten nicht bezahlt hat, hat als Strafe einen 50?i»igen Aufschlag zu entrichten. Man greift sich unwillkürlich an den Kops und fragt »ich, ol> die Herren im Belgrader Finanzministerium sich der Tragweite eine« solchen Gesetze» voll bewußt sind,' Berichtigte Zweifel steigen einem aus, wenn man beder.k!, daß die Regierung verlangt, daß 1 Dinar mit 3 Kronen bezahlt oder eingelöst wird, daß als« fürderh-n die dreifache Steuer von heute bezahlt werden muß. Was wird die Folge davon fein ? Nachdem sich die Regierung in Bel-grad nicht geniert, sich d>e auf Gcund der alten Gesetze in Kronen vorgeschriebenen Steuern in gleicher Höhe in DinarS bezahlen zu lassen, so wird, anfangs vielleicht vereinzelt, später aber gewiß ausnahmslos, uns alles, wa» man zu kaufen hat und für den Lebensunterhalt kaufen muß, dreimal so teuer berechnn werden, d. h. der Verkäufer wird sich daS Vorgehen der Regierung zum Muster Z>ie Jütischen Alpm. Von I. Aichinger.') Der Triglav. ES gibt kaum einen Berg in den Alpen, der sich in seiner Umgebung eine# solchen Ansehen«, einer solchen Volkstümlichkeit erfreut, wie der Triglav. der „König der Julischen Alpen". Die Slowenen betrachten ihn als eine Art von Nationalheiligtum und find stolz darauk, ihn zu besitzen. Noch lange bevor der Fremde Gelegenheit ha», den Triglav zu sehen, belehren ihn die Aufschriften der WirtShänser, daß er in sein Reich eingetreten ist, denn schon auf der Bahnfahrt winkt ihm in jedem Orte die Aufschrift ..Hotel Triglav" entgegen. DaS ist sehr oft daS einzige, wa» der flüch-ligc Reisende von dem berühmten Berg zu sehen be« komm», denn er selbst ist eigentlich ein recht spröder Herr, der sich scheu zurückzieht und seine Schönheiten nicht jedem offenbart, der des Wege« zieht. Er schaut nicht jedem Sisenbahnzugc in die Wagenfenster hinein, wie e» mancher seiner Nachbarn tut, und wenn c« einmal auf einen flüchtigen Augenblick geschieht, so ist er so unnahbar weit, daß e« keiner merkt, daß er der Herr ist und die anderen die Gesellen. Er stellt sich nirgend« »rotzig in den Weg, sondern will gesucht sein. Wer ihn aber von benachbarten oder auch fernen Berge«- *) Der Zertschrist des Deutschen und Oesterrcichischen Alpenoereines. 190», mit Zustimmung der Verlagsbuchhandlung entnommen. nehmen und für seine Ware soviel Dinars sordern, als er sie früher in Kronen verkauft hat. Man sieht, daß eine derartige ..Sleuerregu-lierung* sehr bedenklich ist und zur Folge haben muß. daß eine weitere empfindliche Verteuerung aller Bedarfsgegenstände eintritt. UnS mag dünken, daß man viel einfachere und fympatifchere Mittel zur Hand hätte, um dem durch-löcherten Staatssäckel aufzuhelfen und zwar einer-feiiS durch Eindämmung der immer größer werdenden Ansprüche und andererseits durch Hebung der Steuer-kraft der Bevölkerung. Man möge gleich den anderen Staaten endlich eine rasche Demobilisierung in die Wege leiten, die entlassene Mannschaft der prvduk> tiven Arbeit zusühren, die Sequestrierungen und Staatsaufsichten über Zndustrieunternehmungen und Gewerbe endlich aufHeden, den Bezug der vom AuS-lande dringend notwendigen Materialien erleichtern, dagegen aber auch den Uebcrschuß unserer Boden-produkie und FabrikSerzeugnisse ohne schwierig-leiten exportieren lassen usw. All dieS würde dem Staate durch erhöhte Sleuereinkünkte reichlich Früchte tragen und er würde nicht gezwungen sein, seine Einkünfte durch eine daS WirtschastSleben so schwer schädigende Maßnahme zu erhöhen. Glücklicherweise handelt eS sich vorerst nur um den Entwurf des fraglichen FinanzzesetzkS und es ist zu erwarten, daß sich unsere Abgeordneten dafür einsetzen werden, daß dieser Entwurf nicht zum Gesetze wird. Auch in Deutschösterreich hat «an vor nicht allzulanger Zeit ein Gesetz erlassen, in welchem für die Sletterrückstände eine ähnliche Strafe vor-besehen war, doch Hot man dort sehr bald einge-sehen, daß sich ein derartiger Wucherparagraph nicht anwenden läßt, weil sich die Bevölkerung dieS ein-fach nicht gefallen lassen hat. Hoffentlich zieht unsere höhen erblickt, wer au« der Ebene oder von der weiten Fläche de« offenen Meere« zu ihm aufschaut, der wür-digt ihn nach seinen wahren Rang, denn so stelz erhebt er sein Hanpt über all die anderen Berge in den Himmel, daß kein anderer sich mir ihm vergleichen kann. Und doch mußte e« sich dieser königliche Berg gefallen lassen, dab die Menschen seine glatten Wände in eine Steintrepp« verwandelten und seinen schmalen Grat mit Eisenstangcn und Drahtseilen dermaßen be-spickten, daß poesielose Leute den Vergleich mit einen Stachelschwein wagen konnten. Hier ist nicht der Ort, für oder gegen derartige VersicherungSanlagen Stellung zu nehmen, Tatsache ist e«, daß ein früher nur wenigen zugänglicher, schwieriger Berg jetzt Tausenden eröffnet ist, denen ,es ehedem unmöglich gewesen wäre, seinen Scheitel zu erreichen. Ob dieser Gewinn die Verletzung seiner Ursprünglichkelt rechtfertigt, da« ist rlne Streitfrage, die jeder nach seinem Geschmacke entscheiden mag. Mag da« Urteil wie immer autfallen, so wird doch keiner unserer Sektion Krain die Bewunderung für die großartigen Weganlagen versagen dürfen, durch dir sie da« Triglavgebiet erschlossen hat. Al« Ausgangspunkte für die Besteigung de« Triglav« dienen Moistrana (Bahnstalion Lengenfeld) im Tale der Wurzener Save, die Wochein (Bahnstation Feistritz Wocheinerser) und die Trenta. Von allen diesen Orten gibt e« wieder veischicdene Wege, so daß jrber die Wahl je nach seinem Geschmack und seinen Fähigkeiten hat. Der kürzeste und daher auch meist begangene Weg führt »on Mcj-ftrana durch da« Koltal zum D«!chmann-HauS und Regierung in Belgrad daraus die Lehre und macht Steuervorschläge. die unserer Bevölkerung sympa-tischer sind als jene, die in dem Finanzgesetzentwurfe Art. 66 enthalten find und hoffentlich niemals Gesetzeskraft erhalten werden. Dir Friedenslirdingungen für Dkntschöllcrrrich. sFoitsetzung.) Der Effektivstand deS österreichischen HeereS dars, Offiziere und Mannschaft in den Dipol« mit eingerechnet, 30.060 Man» nicht überschreiten. Drei Monate nach Inkrafttreten dieses Vertrage» wird der Effektipstand des österreichischen Heere» aus diese Ziffer herabgesetzt werden. Die allgemeine Wehrpflicht muß aufgehoben werden und wird sich das österreichische Heer nur im Wege von Frei-willigenwerbungen rekrutieren. Die Gesamtzahl der Offiziere, daS Personal des Generalstab» und de-sondere Abteilungen eingerechnet, dars den 20., jene der Unteroffiziere den 15». Teil der gesamten Mann» schastSzahl nicht überschreiten. Da» Heer wird aus-schließl'ch zur Ausrechterhaltung der inneren Ordnung und Grenzbewachung verwendet. Alle Mobilisierung»-oder die Mobilisierung beireffenden Maßnahmen sind verboten. Alle Offiziere müssen aktiv sein. Jene, die sich jetzt unter den Fahnen befinden und welche beibehalten werden, muffen sich verpflichten, daß sie bi» zu ihrem 40. Jahre dienen werden und jene, die nachträglich zu Offizieren ernannt werden, haben sich zu verpflichten, daß sie im aktiven Heere wenigsten» 20 Jahre hindurch dienen wollen. Unter« vffiziere und Soldaten haben für eine Periode »on wenigsten» 12 uniinterbrochenen Dienstiahren ange-worden zu werden, wovon sie wenigsten» 6 Jahre unter den Fahnen zu dienen haben. Drei Monate nach Inkrafttreten diese» Vertrage» wird die Be« waffnung des österreichischen Heere», dessen Ber von dort über den Gletscher zum Gipfel. Dieser Weg hat auch den Vorteil, daß er mit der kürzesten Tal« Wanderung verbunden ist. Bon dem Dörfchen Moistrana. wo der Turist ia dem Gasthaust de« Berg'ührer» Smeir freundliche deutsche Aufnahme und gute Unter» kunft und Verpflegung findet, bringt ein bequemer Spazierganz durch schattigen Wald, der »on der Groß-artigkeit seiner Umgebung nicht« ahnen läßt, zum Tal« flusse de« Kottal«. Ganz plötzlich eröffnet sich der Blick auf die Riesenwände der Rjovina und die steile, mit Firnfeldern gesprrnktlle Geröllschlucht. die gegen die wüsten Fel«kare de« Triglav hinanzieht. Ein prächtiger, Sberraschender, aber zugleich entmutigender Blick, denn mit einem Male steht man sich vor die Ausgabt g oatien-Slawonien. Dalmatien, Bosnien und Herzegowina, der Republik Venedig oder dem Fürstbistnn von Trento gehörten, werden ohne Enl chttdizung übertrafen w?rden können, ebenso wie Schulen, Krankeiiliäusei, Eigentum der geve-senen Monarchie und die „rume" de« ehemaligen Königreiches Polen. Privatgüter und Interessen. Oesterreich verzichtet aus alle Rechte in allen finanziellen und ökonomischen Organisationen inter-nationalen Charakters, wie aus Kontrolle und Administrative, die in welch immer e>nem verbün» beten Staat oder Deutschland, Ungarn, Bulgarien, der Türkei oder dem gewesene» russischen Kaiser-reiche funktionieren. Ueber Verlangen der Wieder-herstellungSkommission hat c« die Enteignung der Rechte ihrer Untertannen in den Territorien der gewesenen Monarchie oder unter Mandate gestellten Territorien anzuerkennen nnd zu vergüten. Die Rechte sind innerhalb 6 Monaten an die Kommission abzutreten. Finanzielle Bestimmungen. Innerhalb eines Monates nach Inkraftsetzung des Vertrages übergibt Oesterreich die bei der österreichisch-ungarischen Bank alS Deckung der ersten Emission der türkischen Noten deponierte Goldsumme. ES verzichtet aus alle Vorteilt, die im Brest.LitovSker und Bukarest« Frieden ihm zugesichert worden waren und überträgt auf die alliierten und assoziierten Regierungen alle derartigen Rechte und Ersatzansprüche, die es bei seinen früheren Verbün-deten hat. Die finanziellen Fragen bezüglich Banken, Versicherungsanstalten. Postsparkassen. Sparkassen. Krieg«, und anderen Fonden, Darlehens und Hypothekenanstalten usw. werden die interessierten Staaten untereinander regeln, eventuell durch ein Schiedsgericht von einem oder mehreren CchiedS-richtern, gegen deren Entscheidung keine Berufung zulässig ist. ^Pensionisten deS gewesenen Kaiserreiches, die andere Staatsbürger wurden, sallen nicht zu Lasten Oesterreichs. Eisenbahnsragen. Eisenbahnsragen, die die gewesene Monarchie Privatgesellschaften überlassen hat. regeln spezielle Bestimmungen. Die einzelnen Staaten werden mit den Gesellschaften ihre Vereinbarungen zu treffen haben. In strittigen Fällen entscheidet das Schievs-gericht des Völkerbundes. Speziell betreffs der Südbahn wird um dieses Schiedsgericht sowohl der VerwaltungsauSschuß dieser Gesellschaft als auch der Ausschuß der Eigentümer der Obligationen ansuchen können. Endlich Bestimmungen über Wa sserstraßen und Eisenbahnen: Oesterreich dars an der Konferenz teilnehmen, die daS neue Donauregime festsetzt. March und Tuya werden in die Jnternationalisierung der hinwegschrciten äßt. So erreichen wir über eine steile , Plattenflucht eine FelSecke, von der man senkrecht un-mittelbar neben dem Fuße ein paar hundert Meter auf den Gletscher hinabblickt. ES ist die« ein Punkt, der den furchtlosen, schwindelfreien Bergsteiger in Ent» zücken versetzen kann, aber auch geeignet ist, ängstlichen Gemütern da» Gruseln beizubringen. Hier beginnt ein Drahtseil, da« un« sicher zur Höhe des Kleinen Triglav hinaufführt. Von diesem willkommenen Ruhevunkte er-öffnen sich mit einem Male ganz neue Ausblicke. Tief zu unseren Füßen breitet sich eine Sleinwüste von ungeheurer Ausdehnung, die in daS Siebenseen Gebiet hinüberführt. Darüber hinweg erblickt man an klaren Tagen die weit- blaue Fläche des Adriatischen MeereS mit den Lagunen von Grado und den istrischen Vorgebirgen bis zur Punta Salvore. Der Gipfel des Triglav erscheint in ganz neuer Gestalt, al» eine au« Stein gemeißelte schlanke Pyramide, zu der ein schmaler Fel«grat hinüber leitet. Er erscheint noch immer hoch genug, um einen überwältigenden Anblick zu gewähren, und zeigt nach allen Seiten glatte Felswände von ab? schreckender Steilheit. Di: Ueberschreitung d<« Grate« bietet keine Schwierigkeiten, da dessen schmale Stellen künstlich verbreitert und mit einem Drahtseil ver-sehen sind, so daß man die ergreifenden Tiesblicke recht« und links sorglo« genießen kann. Am Fuße de« obersten GipfelbaueS angelangt, bemerkt man, daß dessen von weitem fast unersteiglich scheinende Wand durch eine ununterbrochene Reihe von breit ausgemeißelten Stein- Cillier Zeitung Donau eiadezogen. Die Klausel über allgem?a ge-halicne Verpflichtung zur Duldung von Badnbauten wurde gestrichen. Zwischen Oesterreich und den be-nachbarten alliierten und assoziierten Staaten sind neue Grenzbahnhöse zu errichten. Die Betriebs-sühnmg zwischen den Grenzbahnhösen soll durch Vereinbarung unter Beteiligung derBrhnverwciltungen festgesetzt werden. In Ermangelung eine« Einver-ständ:iisses wird vou de» alliierten und assoziierten Mächen eine Kommission bestimmt, in der auch Oesterreich vertreten ist. Wenn Privatbahnen der früheren Monarchie jetzt mehrere Staatsgebiete be-rühren, so hat die administrative und technische Organisation dieser Netze durch Vereinbarung zwischen den Gesellschaften und den beteiligten Staaten durchgeführt zu werden. Kann kein Ein. Verständnis erzielt werden oder im Falle von Streitigkeiten über den Rückkauf entscheidet daS Schiedsgericht, daS vom Rate des Völkerbundes be zeichnet wird. Italien kann 5 Jahre nach In kraft-treten deS Friedensvertrages den Bau der Reschen-nnd Predilbahn verlangen. Italien wird die Kosten zahlen. aber ein vom Völkerbund zu bestimmendes Schiedsgericht wird entscheiden, welchen Teil der Kosten Oesterreich an Italien resundieren muß. Der tschechoslowakische Korridor von Po^un nach Fiume ist in zwei Linien geteilt: Eine von Poznn über Sopron durch österreichisches Gebiet nach Pragerhof, der andere aus ungarischem Gebiete nach Pragerhof. Nach dem Grundsätze der Freiheit für den Eisenbahn-, Schiffs- und Posttranfitverkehr wird auch die Frei-heit für Telegramm- und Telephontransil»erkehr verlangt. Blätterkimmen mim drutschösterreichischrn Zriedrnsnrrtrage. Das „Neue Wiener Journal" schreibt, daß der Vertrag eine Revision erfahren müsse, denn so, wie er ist, macht er Deutschösterreich lebensunfähig. Und schließlich, mit dem Kadaver eines Staates können auch die Sieger nichts ansangen, als ihn verscharre» und mit ihm würden sie auch ein« immerhin nicht zu verachtende Siegesbeute, die sie zu machen hoffen, aus Nimmerwiedersehen begraben. Das kann doch schließlich nicht ihre letzte Absicht sein! . . . Die „Wiener Mittag»zeitung" schreibt: Die Veröffentlichung des FriedenSvortrages hat in parla-mentarischen Kreisen einen vernichtenden Eindruck hervorgerufen. Alle Parteien sind ganz einstimmig der Ansicht, daß die Bestimmungen des Friedens-Vertrages unausführbar sind. Die christlichsozialen Abgeordneten erklären im besonderen, daß die ein-zelnen Bestimmungen bezüglich der finanziellen Opfer, welche Deutschösterreich auserlegt werden, dann besonders die Bestimmungen über die Valuta »nd die Kriegsanleihen undurchführbar sind. Die stufen und fortlaufend« Drahtseilanlagen ihrer Glattheit beraubt und zugänglich gemacht wurde. Doch ist der Aufstieg in den letzten Partien von leiteraniger Steil» heil und der unmittelbare Tiefblick auf den hier von breiten Spalten durchfurchten Gletscher verlangt immer-hin ruhige Nerven, denn die Grenze zwischen Seii. und Nichtsein ist hier an manchen Stellen auf FußeSbreite zusammengezogen. Wer aber mit kaltem Blute den Blick in die grausige Tiefe zu verstnken vermag, dem wird die Begehung dieser Stellen einen seltenen Genuß bieten. Der Gipfel selbst, der mehr Raum bietet, al« man von unten gesehen vermuten würde, trägt ein Bauwerk, den vom Slowenischen Alpenttrein errichteten Aljaschturm, ein eiserne« Gehäuse, da« nur für drei Personen Raum bietet und bei Sturm und Kälte einigen Schutz gewährt. Wir freuen un« einzig und allein an der überwältigenden Aussicht, die wir von dieser hohen Felsenzinne genießen. All die übrigen stotjen Gipfel der Jütischen Alpen liegen tief ur.ter un» und beugen da« Haupt vor ihrem Beherrscher; au« dem Norden leuchten die weißen Gletscher der Hohen Tauern, ferne im Westen grüßen die Dolomiten, weite grüne Lande breiten sich gegen Osten au« und im Süden liegt die friaulische Ebene mit dem Streifen blauen Meere« im Hintergrund, den man an schönen Tagen bis gegen Venedig »ersolgen kann. Am meisten aber fesselt doch die nächste Umgebung mit ihren tiefen Abgründen und weiten Steinmeeren. Seite II t'Utschaationaieil Abordneten bezeichnen vor allem die territorialen Bestimmungen olS kaiastrophal. Deutfchböhmen. Deulichmth:•-« und Deutschsüdmol — daS sind drei Hirte Sch äge. Obendrein ider soll noch die Volksabstimmung in Kärnten zurrst im mehr slowenischer Teile stattfinden, waS sicher einer späteren Abstimmung -rn mehr deutschen Teile Kärntens schaden wird. Die Soz ialdemokratin betrachten die Ausführung des FriedenSverrraz«S in feinem wirtschaftlichen Teile als eine Versklavung Deutschösterreichs sür die kommenden drei Jahrzehnte. DaS sei ein Schandsrieden, viel härter als der Friede, der Deutschland auferlegt ist. Deuischöster« reich wird seine Selbständigkeit verlieren und eine imperialistische Kolonie der Entente werden. Das „Berliner Tagblatt' schreibt: Die Entente glaubt die Durchführung des Vertrages zu sichern, indem st« Deulschösterreich unter ZwangSverwaltung stellt; aber d:e alliierten Regierungen werden sehr bald erkennen, daß diese Kolonie Deutschösterreich unter Zwangsverwaltung ein sehr kostspieliges Ber« gnügen ist. Die Alliierten werden, wenn ' sie sich einmal aus dieses Abenteuer einlassen, nicht nur keine Wiedergutmachung «ballen, sondern lange Zeit Jahr sür Iah? sechs bis acht Milliarden in dieses Unternehmen hineinstecken müssen. Natürlich braucht Deutschösterreich in jedem Falle einen ge» wissen Kredit des Auslandes, aber genesen kann eS nur aus eigener Kraft. Deshalb wird es sich nur wieder aufrichten können, wenn man eS zu einem Teile DentschlandS macht, zu dem es mit Rotwen« digkrit gehört. Die Reuyorker Blätter bringen die Berichte ihrer Pariser Korrespondenten über den Friedens-vertrag mit Deutschösterreich. Die Annexion eine? TeileS von Ungarn bringe Gefahren für Deutsch» österreich und würde zweifellos zu Zusammenstößen mit den Truppen Bela KunS führen, wobei Deutsch, österreich es mit seiner aus 30.000 Mann verrin» gerten Armee unmöglich mit der ungarischen Roten Armee aufnehmen könne, weshalb eS den Anschein habe, daß die Alliierten militärischen Beistand werden gewähren müssen. Ueber die finanziellen Besinn-mungen ist die allgemeine Ansicht, daß der Bankerott Deutschösterreichs beabsichtigt sei, da dieser Staat die FriedenSbedlngungen nicht durchführen kann und nicht einmal Kredit für seine LebenSmittel hat. Tie tschechischen Blätter schreiben in jubelndem Tone über den deutschösterreichischen Friedensvertrag und geben der Anschauung Ausdruck, daß die Tschechoslowakei damit eine» sieg, wie ihn in so!» chem Ausmaße das tschechische Volk noch nie zu verzeichnen hatte, errungen habe. Die „Times" schreibt dagegen: WaS die EntschädigungSdestimmungen und die finanzielle Liquidation anlangt, so muß man die Bestimmungen, die Oesterreich diktiert werden, mit denen der an« deren SukzessionSstaaten vergleichen. Diese haben 1500 Millionen Franken in Gold zu bezahlen, lvovon die Hälfte auf die Tschechoslowakei, entsällt. Dazu kommt ein Teil der BorkriegSschuld. Nimmt man dazu die Bestimmungen über die Kriegsschuld und über die Banknoten sowie über die Verpflich» tung, den produktiven Besitz der österreichischen Staaten und der Dynastie abzulösen, die Pension«-Zahlungen usw.. so erscheint eS absurd, zu behaupten, daß Deutschösterreich allein die Lasten der Liqui« dation tragt. Nichtsdestoweniger tritt zu Tage, daß Aktiven der österreichischen Republik als Pfand in den Händen der alliierten und assoziierten Mächte sind und der gegenwärtige Wert dieses Pfandes ist^j so viel geringer als der Schuldbetrag, daß der Schuldner, sich selbst überlassen, sich weder von der Hypothek befreien, noch wieder an die Arbeit gehen, noch zuwarten könne. Für das ruinierte Oesterreich von heute bedeutet die Verpflichtung, die der Zivil-bevölkerung der verbündeten Mächte zugefügten schaden zu bezahlen, die Konzessionen, die seine StaatSangebörigen im Auslande besitzen, auf seine Kosten zu expropriieren und weiter die Pflicht, seine Kriegsschuld, seine Vorkriegsschuld und einen enormen Banknoienumlauf zu ertragen, nicht nur die un-mittelbare Jnsclveuz, sondern auch die Unmöglichkeit, sich in absehbarer Zukunft den geringsten indu» ftriellen Apparat, di« geringste Lebensmittelversorgung und den geringsten Kredit zu verschaffen. Die ver-bündele» Regierungen haben jetzt die Reorganisation und die Kontrolle deS ganzen wirtschaftlichen und • finanziellen LebenS in Oesterreichs aus sich zu nehmen. Sie werden zweifellos diese Pflicht nicht versäumen und man möchte hoffen, daß ihre Pläne schon bereit sind. Seite 4 Exkaiser Wilhelm und leine Richter. Wien. 30. Juli. Die Ententemächte haben beschlossen, den Ex-kaiser Wilhelm vor Gericht zu laden und wegen Verletzung der Neutralität Belgiens und Luxem-bürg« zur Verantwortung zu ziehen und die Schuld am Kriege festzustellen. Der Gerichtshof soll aus fünf Mitgliedern bestehe« und hätte» insbesondere England. Amerika, Frankreich und Italien Mit-glieder zu entsenden; es wäre also eine Art StaatengerichlShos. Die Verhandlung soll angeblich im Herbste in London stattfinden und wurden auch schon die Namen deS Vorsitzenden und des Anklägers genannt. Wenn man von Siegerübermut und Rachsucht absteht und den Fall kritisch betrachtet, so kann man der Sache nicht uninteressante Seiten abge-winnrn. Die Rechtsgrundlage der Ententemächte liegt nur in der Mach! oes erfochtenen Siege«, denn nur infolge ihres Sieges konnten die Entente, mäch!« den vorliegenden Beschluß wioerspruchslos fassen. Die siegreichen Staaten bilden selbst den Gerichtshof und dieser soll über den Bürger eines feindlichen und besiegten Staates rechtsprcche»; ob dieses Forum dann noch auf Objektivität Anspruch erheben kann, ist mehr als zweifelhaft. Dazu kommt, daß dieser StaatengerichtShos vorerst noch Vorschriften über daS von ihm einzuhaltende Prozeßverfahren erlassen muß und daß er, wenn cS nicht bloß bei einem platonischen Schuldsprnchc sein Be-wenden habe» soll, sondern auch eine Strafe erkannt werden soll, noch ein besonderes Strafgesetz erlassen muß, also vorerst selbst die Strafen bestimmen muß, auf die er später im Falle eines SchuldfprucheS zu erkennen hätte, das ist für klar denkende Menschen nicht ganz verständlich. Die ganze Welt hätte nun gewiß das größte Interesse daran, zu erfahren, wem die Schuld an dem fürchterlichsten aller Kriege beizumefsen ist, aber kein Mensch ans der Welt hat ein Interesse daran, den Spruch des StaatengerichtShoseS zu erfahren, weil er im vorhinein nicht zweifelhaft sein kann. Im FriedenSvertrage wurde ja Deutschland von den Ententemächten, also von jenen Staaten, die den Gerichtshof zusammensetzen werden, gezwungen, sich als den Alleinschuldigen an dem AuSbruche des Kriege» zu bekennen. Jtt nun die Schuld Deutsch-lands aus diese Art festgestellt, dann kann die Frage der Schuld seines Herrschers nicht mehr zweifelhaft sein. Die ganze Prodezur muß daher manchem ganz überflüssig erscheinen. Der Fall hat jedoch auch noch eine ganz fatale Seite. Schon die AuSlieferungSfrage kann zu recht unangenehmen Folgen führen. Holland, in dessen Gebiet Kaiser Wilhelm nach feiner Abdankung ge flüchtet ist, hat sich seinerzeit bei AuSbrnch deS Ku-geS neutral erklärt. Holland würde jetzt feine Neutralität grob verletzen, wenn eS den Exkaiser Wilhelm, also einen Bürger Deutschlands, feind< lichtn Staaten zum Zwecke der Bestrafung aus-Uefern würde. Holland würde gewiß nur einem unerhörten Drucke der Ententemächte nachgeben und damit würden sich letztere einer Neutralitätsverletzung, also einer Handlung mitschuldig machen, derentwegen gerade Exkaiser Wilhelm zur Verantwortung gezogen werden soll. WeiterS ist daran festzuhalten, daß es sich um die Verurteilung eines gekrönten Hauptes handeln würde. Exkaiser Wilhelm wird nicht etwa wegen Handlungen verfolgt, die er nach seiner Ab-dankung begangen hat, sondern wegen Handlungen, die er vor und bei AuSliruch des Krieges, also zu einer Zeit begangen hat, als er noch König und Kaiser" von Preußen und Deutschland war. Nun sind mehrere jener Staaten, die den Gerichtshof bilden sollen, Monarchien mit Königen an der Spitze. Die BolkSgunst ist wetterwendisch. Die heute „Hosianah' rufen, schreien morgen ..steiniget ihn" und die Völker, die sich heute im SiegeSjubel in den Armen liegen, können morgen Feinde fein und sich bekriegen; wird dieser Gedanke konsequent fort-gesponnen, so kann man zu ganz fatalen Ender-gekniffen gelangen. Tatsächlich mehren sich die Stimmen, die teils gegen Londou al» VerhandlungS-dort sprechen teil» überhaupt vor der Einleitung des Prozesses warnen. Zuerst Amerika, dann Italien und jetzt kommen sogar warnend« «timmen aus England. Man will, so heißt c«. keine neuen Märtyrer schaffen, man will nicht den dynastischen Gedanken in Deutschland stärken, auch fürchtet man, daß sich England dadurch den Haß der Völker zu-ziehen könnte. Run. wegen Vermehrung des Hasses Eillier Zeitung kaun England unbesorgt sein, auch seine heutigen Freunde werden die Selbstlosigkeit Englands bald am eigenen Leibe verspüren. Diese Gründe mögen vielleicht mitbestimmend sein, aber in Wirklichkeit schreckt man davor zurück, ein fatales Präjudiz zu schaffen und es ist bezeichnend, daß warnende Stimmen sogar aus Kreisen vernehmbar werden, die dem englischen KönigShause nahe stehen. Es ist daher nicht unmöglich, daß man die Verweigerung der Auslieferung deS Exkaisers Wilhelm durch Hollands Widerspruch zur Kenntnis nehmen und — England vöran — mit einer großmütigen Geste auf die Verfolgung deS Exkaisers verzichten wird. Politische Rundschau. Soldatenmeutereien in Marburg und Warasdin. Die Blätter bringen darüber folgenden ans Belgrad datierten Bericht: Am 22. Juli um 10 Uhr abends kam eS zu einer Meuterei im Ersatzkader des 46. Marburger Jnfailterieregimenle. An der Meuterei nahmen auch einzelne deutsche Bürger, speziell Eisen-bahner teil. Durch die Intervention eineS Bataillons deS Karlovacer Infanterieregimentes wurde um Mitternacht die Ordnung wieder hergestellt. Die Truppe hatte drei Verwundete, die Meuterer fechs Tote und mehrere Verwundete. Ein Teil der Meuterer wurde verhaftet, der andere flüchtete. Als Grund wird mangelhafte Ausrüstung, Bekleidung, Beschuh-ung und kleine Löhnung fingiert. An, 23. Juli um 3 Uhr srüh meuterte das Savekavallerieregiment in Warasdin. Soldaten unter Kommando der Unter-offizierc brachen die Magazine auf, rissen Waffen und Maschinengewehre an sich und begaben sich zur Jnfanteriekaserne. Die Infanterie, anderthalb Ba-taillone, trat sofort unter Waffen und rückten gegen die Meuterer vor, die sich jedoch in Gruppen teilte», das Postgebäude und „Trg Slobode" besetzten und dort Maschinengewehre ausstellte». Der Versuch der Meuterer, Artillerie an ihre Seite zu ge-winnen, scheiterte. Nachdem die Jnsanterie den Park besetzt hatte, wurde der Sturm gegen die Meuterer besohlen. Diese zerstoben in Gruppen von wenigen Personen und besetzten einzelne Häuser. Ihnen schlössen sich auch etliche Bürger an, die während der Bewegungen der Infanterie aus ihren Häusern fchossen. Um 3 Uhr nachmittags war der Kampf beendet. Ein Teil der Meuterer wurde gefangen ge. nommen, ein Teil ergab sich, ein Teil flüchtete. Es wurden Maßregeln getroffen, die Geächteten sestzu nehmen. Die Verluste der Infanterie betragen zwei Tote, während ein Offizier und zehn Mann ver-wundet sind. Die Verluste der Meuterer sind unbe-konnt. An keinem der beiden Versuche nahm irgend ein Offizier teil. ES liegen Beweise vor. dah die Meuterei durch ausländische Agitation entsacht wurde. Diese lokalen Ereignisse geben den Feinden der THT Anlaß, die wildesten Gerüchte über die Kämpfe zwischen Kroaten und Serben an vielen Orten und über die angebliche Befreiung Radici auszusprengen. „SlovenSki narod" veröffentlicht a.^ch italienische Blättermeldungen über die Uuruhen in Marburg. Nach diesen Meldungen hätten slowenische Soldaten gerusen: „Nieder mit König Peter, hoch die Repu-blick". Die ganze Stadt war der Schauplatz heftiger Kämpfe mit Maschinengewehren. Handgranaten und Kanonen. Die Anfständischeii haben auch die mili-tarischen Gefängnisse angegriffen und die vei hafteten Slowenen befreit. General Maister wäre gelyncht worden, wenn er ihnen in die Hände gefallen wäre. Getötet wurden mehr als hundert Personen, verwundet gegen zweihundert. Die Serben und Kroaten wurden auS der Stadt vertrieben. Nach ungarischen Nachrichten ist in Kroatien die Revolution auSgebrochen. Kroatisch: Trupven haben in mehreren Städten die Republik ausgerufen. An mehreren Punkten wurde die Demarkationslinie überschritten und haben sich die kroatischen mit den ungarischen Kommuniste» rereinigt. .Sloven»ki narod" bemerkt dazu, daß eS über-flüssig wäre, diese unsinnigen Nachrichten zu wider-legen. ES sei klar, daß auch hier der Wunsch der Vater des Gedanken« sei. Uebertriedene deutsche Berichte. Die Blätter bringen folgenden Bericht auS Belgrad : Die lokalen Vorfälle in Marburg und WaraSdin nehmen die Feivde de» Königreiches der SH2 zum Anlaß, um die Vorfälle folaeiidermaß:» zu schildern: .Nauen, 25. Juli. Eine Wiener Mel-dung besagt: Der DelegierteRadik wurde auS dem Gefängnisse befreit. Die Armee, in welcher jede Nummer 12 Disziplin ausgehört hat, befindet sich in Auslösung. Die Soldaten verlassen ihre Verbände, die Offiziere und Untervffiziere reisse« die militärischen Abzeichen von ihren Uniformen. In WaraSdin und Agram ist es zu großen Unruhen gekommen, die noch toxt» dauern. Von Cehovac gegen Süden verkehrt weder die Eisenbahn, noch sunktionterl der Telegraph oder daS Telephon. WeiterS wird gesagt: Den 23. Juli ist in verschiedenen Orte» Jugoslawiens eine revo-lutionäre Bewegung ausgebrochen. Die kroatischen Revolutionäre suchen die serbischen Truppen zurückzudrängen. die sich überall sammeln. An vielen Orten ist eS zu blutigen Zusammenstößen zwischen Serben und Kroaten gekommen. Andere Meldungen besagen, daß kroatische Soldaten in vielen Städten die selb-ständige kroatische Republik ausgerufen hätte», »aß ein großer Teil der jugoslawischen Garnison in Marburg in» revolutionär« Lager übergegangen ist. Die Soldaten feien aus die Straße gezogen mit dem Ruse: »Die Serben müssen beseitigt werde«." Un-zufriedenheit herrscht auch mit der südslawischen Verwaltung und Erbitterung wegen ver gewaltsamen Einberufung zur Waffenübung. ES scheint, daß der Widerstand auS einer Versammlung hervorgerufen ist, au welcher zahlreiche slowenische und kroatische Sozialisten teilgenommen haben und in welcher sie unter allgemeiner Zustimmung sür eine republikanische S:aat»verfassung in Jugoslawien gebrochen haben. Viele Teilnehmer dieser Versammlung wurden arr«-tiert, insolgedessen eine andauernde Unzufriedenheit unter den slowenischen und kroatischen Soldaten auS-gebrochen ist. Am Dienstag abends hat ein erbitterter Kamps an ber Drau stattgefunden. Man sagt, daß bei diesem Borsalle 30 Personen getötet und viele verwundet wurden. Ein neues Ministerium. Mit Eutschließung vom 25. Juli, verlautbart im AmtSblatte vom 23. Juli, wurde die Bildung eineS neuen Ministeriums für Bauten verfügt. DaS neue Ministerium besteht aus dem Kabinett deS BautenministerS, aus einer allgemeinen Abteilung, ferner aus einer Ingenieur, Architekten- und Rech» nungsabteiluug. Die Wahlen in die Konstituante. Nach Blättermeldungen sollen die Wahlen in die große konstituierende Nationalversammlung in Belgrad erst im März l'.>20 stattfinden, da zu hoffen ist, daß bis dahin alle äußeren und inneren Fragen gelöst und die allgemeine Demobilisierung durchgeführt fein wird. Zur gleichen Zeit sollen auch die Gemeindewahlen stattfinden. Umtausch der Kronennoten. „SlovenSki narod" hat seinerzeit aus Belgrad die Nachricht gebracht, daß sich die klerikalen Delegierten für den von der Regierung aufgestellte» Einlösung«' fchlüssel 3 zu 1, also: 3 Kronen für 1 Dinar ausgesprochen haben. Die klerikalen Blätter bezeichnen nun diefe Nachricht als vollkommeo erfunden und erlogen und erklären, daß die klerikalen Delegierten eine solche Erklärung niemals abgegeben haben. Der neue Bischof von Djakooa. Die Ernennung den Spirituals de» Seminars in Djakova. Professor Aksimovic zum Bischof von Djakova, die ohne vorherige Anfrage bei der Re-gierung in Belgrad und ohne deren Zustimmung erfolgt ist, hat große Verstimmung hervorgerufen. DaS Vorgehen des Vatikans hat alle Kreise auf daS höchste überrascht und soll der Ministerrat in Belgrad beschlossen haben, dessen Ernennung nicht anzuerkennen. Von klerikaler Seite wird jedoch darauf hingewiesen, daß wohl im alten Oesterreich die Herrscher ein Vorschlagsrecht hinsichtlich der Ernennung der Bischöfe hatten, daß jedoch die Ber-hältnisse zwischen dem neuen jugoslawischen Staate und dem Vatikan in dieser Richtung noch nicht ze-regelt sind, daher die Bestimmung des Kirchen-rechtes zur Geltung komme, nach welchem der Papst das freie Ernennungsrecht der Bischöfe hat. Dieses freien Ernennungsrechte« hat sich auch der Papst in diesem Falle bedient. Die neue Demarkationslinie. Die in der Konvention vom 23. Juli 1919 bestimmte Demarkationslinie zwischen der Dran und den Karawanken ist folgende: Malestigerkogel. Kole 1301, Kote 724. Brücke (Kote 575) an der Straße Maleftig—Oderleksch-i 120u Meter östlich Malestig. Kote 1661, Kratschach. berührt die Drau bei Dragniz, Drau abwärt« 6s« 1 Kilometer östlich der Brücke Ros«g, dann jttfa 300 Meter östlich der Straße Selgr'tsch bi« zum Nummer 12 Cillier Zeitung Seite 5 See, 500 Meter südwestlich von Beiden, Reservoir der Wasserleitung südlich von Belden (»ieseS ist deutsch), die Mitt« des Wört«rs«eS. Glansurt bis zur Mündung in die G!an (Ebental bleibt provi-syrisch bis zur endgültigen Entscheidung in unseren Händen), die Glan abwärt« bis zur Mündung in die Gurk, diese entlang bis 1 Kilometer nördlich Reinegg, WeiterS die administrative Grenze der Nil-kermarkter BezirkShauptmannschast. Schildberg. süd> lich von St. Paul, KaSporseni, Waleggerkogel. Gasthaus Houisl am Rand der Ebene gegen Hart und Achalen bis zur Eisenbahnstation Ettenvors (diese Station und die Bahn von hier nach St. Paul sind deutsch). Die Demarkationslinie nähert sich der Lavant bis zur Mündung des CechenbacheS, geht in der Mitte deS BacheS bis zur Kote 35i) gegen Süden, dann im Tale nördlich von Klosch, Mocnik nach St. Magdalena (die Kirche ist deutsch), ftote 995, Hühnerkogtl. Klagenfurt geräumt. Die Ententemächte haben über Einflußnahme Italiens entschieden, daß die Jugoslawen Klagenfurt bis 30. Juli l. I mittags zu räumen haben. Klagensurt wurde inzwischen tatsächlich geräumt und von deutschöstcrr. Truppen besitzt. Die jugo-slawischen Truppen haben sich auf die Demarkation?-linie zurückgezogen. Die Regierungskrise in Belgrad. In Belgrad ist neuerlich eine Ministerkiise aus-gebrochen, die zur Gesamldemiision der Regierung geführt hat. Die schon lange zwischen den Altradi-kalen und der demokratischen Vereinigung bestandene Spannung hat in der Ministelratssitzmig vom Frei-tag den 25^Juli zum Bruche gcsührt. Am Schlüsse der Sitzung kam Ministerpräsident Protit auf «inen Artikel der Demokratia zu sprechen, der seiner An-sicht nach nur Inso'g« der Indiskretion seitens d^r, der demokratischen Bereinigung angehörenden Minister möglich gewesen sei. Gegen diele Unterschiebung wurde Einsprache erhoben, Protik schlug jedoch in sriner Aufregung mit der Faust aus den Tisch und erklärte, das; « demissionieren werde. Inzwischen hat tatsächlich das gesamte Kabinett demissioniert. Ueber die Lösung der Krisis und über die Art der Reubildung der Regierung werden in den Blättern die widersprechendsten Gerüchte veröffentlicht. Viel besprochen wird eine Koalition, bestehend aus den Allradikalen, dem Nationalklub und der Gruppe Dr. Koroscc; letztere nimmt jedoch eine zuwartende Haltung ein. Als zukünftige Ministerpräsidenten werden neben Protik, Pasir', Pnbikevic und andere genannt, auch wird davon gesprochen, daß Dr. Korosx mit der Lösung der Krisis betraut werden soll; tai» sächlich wurde dieser auch vom Prinzregenten bereits empsangen. Ueber das Stärk/verhältnis der Partelen in der Nationalversammlung bringt ..Slovenec" folgende Ziffern: Demokratische Bereinigung 120, Alttadikalc 67, jugoslawischer Klub (®vnppt Korosec) 33, Nationalklub 31, Socialisten 11, unabhängige radikale (DiSzidenten) 5, Montenegriner 11, Liberale b. Blätterstimmen zur Regierungskrise. AuS Anlaß der Regierurigsktise übt „SlovenSki narod" scharfe Kritik an dem Ministerpräsidenten Pro iö und Finanzminister Nirii.ö, die Mitglieder der altradikalen Partei sind. Das Blatt bemerkt, daS beide aus ber liberalen kapitalistischen Schule hervorgegangen, ganz verknöchert sind, daß sie die primitivsten politischen und wirischastlichen Belang« des neuen SozialiSmuS nicht kennen, so daß ihre staalSmännifchcn Fähigkeiten heute nicht einmal sür daS alte Serbien genügen würden. Trotz ihrer ge-ringen Zahl haben es die Altradikalen jedoch ver-standen, alle Macht an sich zu reiffen. Die Krisis wird zu einem Kamps« zwischen den beiden stärksten Parteien der altradikalen und der demokratischen Bereinigung führen. Die Bildung einer Regierung«^ mchrheit gegen den Willen der demokratischen Ber-einigung sei kaum möglich. „Slovenec" schreibt, daß das gespannte B«r-hällnis zwischen drn beiden stärksten Parteien schließlich zur Krisis führen wußte. Diese beiden Parteien, die sür alle bisher erlaffenen StegierungSmaßoahmcn verantwortich sind, werden auch in Zukunft die Siaattgeschüsle führen und zeigen müssen, welche Grundsätze sie zur Durchführung bringen wollen. Italienische Serbenhetze. DaS Agramer Tagblatt bringt folgende Mel-du«g aus L«bach: ES ist heute kein GcheimniS mehr, daß da« ofnziclle Italien im Wege gezahlter Agenten unser Volk dnrch Verbreitung verschiedener Proklamationen und verrückter Nachrichten zu ver-giften trachtkt. Nun haben solche Leute auch unter der kroatischen Bevölkerung auch die Nachrichten ver-br«it«t, daß Italien. Jstrien, Dalmatic« undFiume den Kroaten überlassen werde, wenn diese aus daS Bündnis mit Serbien verzichten. Auch andere Nach-richte», die offenbar aus die Serben abzielen, stam-men auS italienischer Quelle. Die Italiener haben nämlich von Kroatien und de» Kroaten ganz eigene, merkwürdige Ansichten. Während sie den Serben mit den leibhaftigen Gottseibeiuns fürchten, glauben sie, daß die Kroaten ein Volk »hne Energie, ohne Entschiedenheit und vollkommen demoralisiert seien, welches sie absolut nicht zu fürchten haben. Ohne Serbien, sagen die Italiener, werde Kroatien die reinste italienische Kolonie sein, wie eS früher jene der Magyaren gewesen sei. Nun ist es uns aber gelungen, aufzudecken, woher diese ganze propagandistische Tätigkeit gegen unseren dreieinigen Staat stammt. In der Druckerei „L Azione" in Pola wurden kroatische Prok amationeu verfertigt, in welchen die Kroaten gegen die Serben gehetzl wer-de». Der Hauptinspirator dieser Propaganda war Herr Samuel Gutmann, sonst in Italien als Dichter g'seiert unter deni klangvollen Namen: „Sem Benelli". (Dieser Herr scheint Dieselben Ambitionen zu haben wie seinDichterkolleged'Annunzio-Rappaport. Anm. d. R.) Deshalb ist es unbedingt notwendig, das; an den Grenzen eine strenge Kontrolle eingeführt werde, daß auch die italienischen Offiziere und Carabinierc, die nach Kroatien reisen, untersucht werden und daß für solche staatSscindliche Handlungen, welche die Einheit und Macht uusereö Staates schädige» wolle«, die strengsten Strasen auferlegt werden. Die Reorganisation des Heeres. Im Krieg»- und Marineministerium wird emsig am Projekte der Uiusiziccuiig des gesamten Land-und Seeheeres der SHS gearbeitet. Zur genauen Ausführung dieses Planes werden Inspektoren aus» gestellt werten, die mit der Kouttolle in ihren Be-reichen betraut sein werden und außerdem ans die je raschere nnd genauere Ausführung deS Planes achten sollen. Um dem Staate umsichtig« un» gute Jntendanzcssiziere heranzubilden, sowie damit unsere Intendant«» dn, französischen Intendanturen entspreche, beschloß der Kriegsminister, im Lause dieses Jahres nach Frankreich zum Studium eine bestimmte Zahl von Offizieren zu entsenden, die sich in diesen Agenden vollkommen ausbilden sollt«. Demission des Staatssekretärs Dr Bauer. Aus Wien wird berichtet, daß in der Sitzung deS HaupiauSschuffeS der deutichöslerr. Nationalver-sammlung am 24. Juli l. I. der LtastSsekretär sür AcußereS, Dr. Bau«v seinen Rücktritt mit der Begründung erklärt hat, daß insbesondere seitens der sranzösischen Regie,ung an seiner Perlon Anstoß genl^nmen wird und dadurch die Verhandlungen er-schwer! werden. DaS Staatsamt sür AcußereS wird der StaatSkanzler Dr. Renner übernehmen. Die Selbständigkeit Deutfchösterreichs. Den Freien Stimmn: wird aus Haag berichtet: Der Sonde» berichterstatter des Daily Herald meldet unter der Ueberschrist: „Wien wieder eine groß« Kapitale- auS Paris: AuS den sorgfältig bewachten Armiern, wo die Fnedensmacher sich mit dem öfter-reichischen Problem besassen, kommen Nachrichten, die auf einen großen Umschwung in der Stimmung gegenüber diesem Lande schließt« lassen. Die uc« fprünglichen FrikdenSbcdingungen an Oesterreich sind ein Dokument. daS wenigstens teilweise zerrissen wurde. Die ursprünglich« Absicht. Deutschösterreich unter die Kontrolle eines seiner östlichen Nachbarn zu stellen, ist fallen gelaffen geworden. Da« wirt schastlich.' Gerippe der alten Monarchie wird in weitestgrhendem Maße erhalten bleiben, wobei Wien, ähnlich wie früher, ein« leitende Stellung zugedacht ist. Die« bedeute« jedoch nicht, daß die soiveräne Macht der neuen slawischen Staaten irgendwie «in-geschränkt werden soll, sonder», daß Deutschösterreich ebenfalls anerkannt und ermutigt werden soll, die früheren wirtschaftlichen Beziehungen mit den Frag-menten des frühere» Reiches wieder auszunehmen. Aus Sladl und Land. Todesfälle. Am 23. Juli starb IM allgemeinen Krankenhause Frau Eliie Falkner, Ossiziantin L R. aus Wien. — Am 28. Juli starb in Sachjenfeld Frau Katharina Lord er, geb. Haufendichler. Gattin des FadriksbesitzerS Joses Lorber, nach längerem Leiden. Senatspräfident Dr. Pevetz t- Am Äö.Julk ist Dr. Jgnaz Pev«tz, SenatSpräsident i. R., in Wien plötzlich verstorben. In Hochenegg geboren, vollendete Dr. Pcvetz seine juristischen Studien in Graz. trat in den Justizdienst und war al« richter-licher Beamter bei vielen Gerichten im steirischen Unterlaiide. so insbesondere in Cilli, Frieda», Pettaa und Marburg tätig. Nach der Errichtung de« neuen KreiSgerichtes in Marburg wurde er zum Ober-landesgerichtsrate ernannt und einige Zeit darauf zum Hosrat beim obersten Gerichthof in Wien. Bor einigen Jahren mußte er wegen seiner geschwächten Gesundheit in den Mhrstand tteten nnd würd« auS diesem Anlaßt mit dem Titel nnd Eharakter cineS Senatspräsidenten ausgezeichnet. In allen seinen richterlichen Stellungen und insbesondere als Mit-glied des obersten Gerichtshoses hat sich Senats« Präsident Dr. Pevetz durch gründliche sachliche Kennt» »isie und strenge Objektivität hervorgetan, daher seine» Rechtsansichten in Fachkreise« autoritativ« Bedeutung beigemeffe» wurde. Er war a»egen seiner Charakterfestigkeit und Leutseligkeit und wegen seiner treudeutschen Gesinnung überall beliebt und genoß in allen Kreisen hohes Ansehen. Alle Freunde und BolkSgenoffen weiden dem Verstorbenen treue Er^ innernng bewahren. Ferdinand Porsche. Am i. August verließ Herr Ferdinand Porsche unsere Stadt, in der er seit dem Jahre 1901 als Lehrer und Turnlehrer gewirkt hat. Er war ein eifriges Mitglied vieles Vereine und auch Ausschußmitglied mehrerer Vereine, sowie Turnlehrer deS Cillier Turnvereines. Ein« verdicnstvvll« Tätigkeit entwickelte Porsche im Frem-denverkehrsaitsschusse, insbesondere durch Wegmar-kierungen in der Umgebung von Eilli. Er ist auch der Versasjer «ines Führers für Cilli und Umgebung. Von Porsche wurde auch die Geder.kschrist zur SOjähr.Grün-dungSseier der freiwilligen Feuerwehr, sowie die BereinSgeschichten des AlpenvereineS und deS Turn-rereineS verfaßt. Nun wurde er fernes Amte« enthoben und muß unsere Stadt verlassen. wurde ihm eine Oberlehrerstelle an der 7klasiigen Mäd-chenvolksschule in Kapfenberg verliehen. Unsere Glückwünsche begleiten ihn aus seinen ferneren Lebenswegen. Ernennungen. Zum Direktor der Südbahn» verkehrSdirektion ,n Laidach wurde Bikior Braöiö, zu dessen Stellvertreter Andreas Bniko ernannt. — Zum Grundbuchssührer beim KreiSgerichte in Eilli wurde der Kanzleioffizial Ivan Löste, zu Kanzlisten die Kanzleioffizianten Heinrich Toplak und Franz Autischer ernannt. Evangelischer Gottesdienst findet morgen Sonntag vormittags um lt> Uhr statt. Predigt Senior May: „Tie beiden Pole." Dertrauensmännerversammlung der I. D. S. in Cilli. Wie schon belichtet, iand Sonntag den 27. Juli l. I. in Eilli eine Ber-traueuSmännerversammluug der jugosl. dem. Partei in Cilli statt. Dem D«l«gierten Dr. Kukovec un» dem Vizepräsidenten Dr. Zerjav wurde daS Ber-trauen, dem Regierungspräsidenten Dr. Brejc (klerikal) dagegen das Mißtrauen ausgesprochen. Mit Rücksicht aus tote Bedeutung der «eugefchaffenen Bauernpartei wmd: eine Aenderung der Organisation vorgeschlagen und beschlossen, der Bauernpartei sofort eine «ntsrechend« Anzahl Mandate in der National-Versammlung abzutreten. Bom Fest des Invalidenbundes. Da« vom Bund der Invaliden Sonntag den 27. Zuli im Gasthause „Zur Kahnsahrl" in Savodna ver-anstaltete Fest war zahlreich besucht und ist glänzend verlaufen. Der am See errichtet« Tanzboden fand leiten« deS tanzlustigen Teile« der Besucher eifrigen Zuivruch. Ueber Wunsch findet Sonntag den 3. d. M. eine Nachseier statt und bittet der Ausschuß um zahlreichen Besuch seilen« der Bevölkerung der Stadt und zwar mit Rücksicht aus den edlen Zweck des Unternehmen» ohne Unterschied der Nationalität. Das slowenische Turnerfest. Das am Sonntag den 27. Juli in Cilli abgehaltene Turner-fest der „Orti* hat einigermaßen unter der Ungunst der Witterung gelitten, jedoch waren zahlreiche Teilnehmer anS Untersteiermark und Krain erschienen. Im Festzug« fi«l die Gruppe der in farbenprächtigen Nationaltrachten erschienenen Mädchen besonders auf. Die Stadt selbst trug ihr gewöhnliche« Aussehen, da nur wenige Privathäuser mit Blumen »der Fahnen geschmückt waren, viel bemerkt wurde, daß nicht einmal da« Rathaus geflaggt hatte. Der Seite « Cillier Zeitung Nummer 12 Kommissär sür Kultu« und Unterricht Dr. Ber-stovsek gab anch seinem Uumute darüber ossen Aui> druck und kritisierte in semer Rede insbesondere, daß nicht einmal eine Begrüßung seitens der poli-tischen Behörde oder deS EladtamttS stattgefunden habe. Die „Stroia^ bemerkt, daß die Lrli in der Stadt übersehen wurden, als ob Zulukaffern nach Eilli gekommen wären und bezeichnet dieses Ver-halten als eine Schande. UebrigenS wurde uich in dreneren Schichten dem Unmute darüber Ausdruck gegeben, daß sch»n so kurz« Zeit nach der Ber-einigung die Parteigegenfätze ganz unverhüllt zu Tage treten. Wir selbst enthalten uns jeder persönlichen kritisierenden Bemerkung. Die neuen Marktpreise. Am Markt-platze sind Taseli, ausgestellt, die die neuen, vom Magistrate festgesetzten Piei^e sür Gemüse, Obst usw. entHallen und zwar: Heller 1 Kops Endivienfalat.......20—30 1 Kops Kochsalat ........ 10—20 1 Liter Erbsen.........50—70 1 großer Teller Fisolenschotten . . . 80—100 1 Krautkops..........50—70 1 Kohlkopf..........30—50 1 Kohlrübe..........5—10 1 Büschl Suppenlräutl...... 20 1 Büschl Petersilie oder Sellerie ... 10 1 Büschl rote Rüben (5 Stück) . . . 30—40 1 Stück srische Zwiebel oder Knoblauch . 10—20 1 Liter Kirschen oder Himbeer .... 200 1 Liter Ribisel oder Ltachelbeeren . . . 200 1 Liter Schwarzbeeren Heidelbeeren) . . 100 1 Stück Pfirsich, je nach G:öße . . . 5—20 1 Portion Pilzlinge (nicht weniger als 5 kleine und 5 große) .... 200—300 1 Teller Schwämme (Füchsl und andere) 30—50 1 Kilo alte Kartoffel....... 60 1 Kilo neue Kartoffel....... 100 l Stück Gurke (nach Größe) . . . 20—150 1 Stück Speisekürbis (nach Größe) . 50—200 1 Stück Ci (nach Gröxe).....50—60 1 Liter Milch........120—160 1 viertel Liter saurer Rahm . . . 200 1 Laibchen Topfen..............20 1 Backhuhn (nach Größe) .... 400—600 1 Brathuhn inach Größe) ... 700—1000 Jeder Einkaus zu höhere > Preisen wird be-straft. Großhändler und Vorkäufer dürfen erst nach 10 Uhr einkaufen. Die neuen Preise müssen im allgemeinen zwar als entsprechend bezeichnet werden, einzelne Preise. z.B. sür Kohlrüben, sind allerdings etwas nieder angesetzt. ES wäre nur zu wünschen, daß diese Preise auch tatsächlich eingehalten und die Verkäufer nicht dem Markte sernebleiben und dem Handel von HauS zu Haus zustreben, weil im letztere« Falle wieder der Preistreiberei Tür nnd Tor geöffnet wäre. Abgesagte Konzerte. DaS sür SamStag angekündigte Konzert der «gramer Opernsänger Joses Rigavc (Tenorist) und Rob.Primvj - (Bariton) konnte wegen geringer Beteiligung nicht statifinden. SlovenSki narod berichtet, daß doS sür Sonnlag angekündigte »russische Konzert" aus dem gleichen Grunde entfallen mußte. Eine Ziudcntenvorstellung, 'dir einige Tage vorher sUitgefunden hat. war elend besucht, nur 34 Parterresitze und einige Loge» waren besetzt, alleS andere war leer. Die Notiz verlangt von der zuständigen Behörde, daß das Theater auf einige Zeit gesperrt werden müffe. Die Nova doba beklagt daS rasche Abflauen der Begeisterung, das I zur Folge habe, daß selbst bei erstklassigen Veran» staltungen das Theater leer sei, obwohl genug In-' telligenz und gutsituierte Kaufleute in der Stadt vorhanden seien. Wir enthalten unS auch in diesem Falle jeder kritisierenden Bemerkung, erinnern unS jedoch an einen vor wenigen Monaten in der Nova doba erschienenen Theaterbericht, der die hämische Bemerkung enthielt: „Aus welcher Kulturstufe müffen die Deutschen CilliS gestanden sein, »aß ihnen dieses Theater genügt hat?" Eine staatliche Arbeitsoermittlungs-stelle in Cilli. Mit 21. Juli wurde die Filiale Eilli und Umgebung der genannten Anstalt mit dem Sitze in Cilli richtet. Ihr Wirkungskreis umsaßt das Gebiet der Bezirkshauptmannschaften Cilli, Rann, Praßberg und Wintischgraz. Damit hat auch daS südliche Gebiet der slowenischen Steiermark diese notwendige Anstalt erhalten. Die Jnteressenteu mögen sich in allen Fragen der Arbeitsvermittlung an dies« staatliche Anstalt wenden. Die Arbeitsvermittlung ersolgt kostenlos. Amtsstunden von 9 bis 12 Uhr vormittags und von 2 bis 4 Uhr nachmittags, aus-genommen an Sonn- und Feiertagen und an Sams-tagen nachmittags. Ein gwischenfall im Hotel „de l' Europe". Da unsere Lokalnotiz beschlagnahmt wurde, bringen wir auszugsweise die Nachrichten der „Jugoslavia" und „Nova toba', damit unsere Leser wenigstens wissen, was andere Blätter über diesen Vorfall schreiben. Die „Jugoslavia" vom 24. Juli berichtet: „Im Hotel Stadt Wien erreignete sich schon der zweite Skandal. Der erste hatte zur Folge, daß sich da« Hotel pro form, flawisieren mußte. Der zweite Fall führte zu solchen Folgen, die wir ohne Rücksicht aus die Person verurteiln» und nicht dulden werden. Aber ci mußte d*s wieder in der „Stadt Wien" geschahe». Wenn die Hotels auch sür unsere Leute offen und zugänglich sind, dann dienen sie ihren Zwecken, sonst wöge man sie sperren, damit Ruhe eintritt. Vom 26. Juli: »Im Hotel .de 1' Europe" ereignete sich jetzt schon der zweite Fall, der zeigt, daß wahrscheinlich nicht srüher Ruhe sein wird, als bis man daS Hotel sperrt. Eine der Kellnerinnen hat nch gegen einen Gast, den Oberstleutnant Nedelkov^, der zweimal verwundet wurde und infolgedessen nervenkrank ist, so arrogant und unanständig benommen, daß ihr der Genannte nach fruchtlofen Ermahnungen in seiner Aufregung einige Ohrfeigen versetzt hat. Natürlich haben sich Leute gefunden, die auS diesem ungerechlfertigten aber begreiflichen Lorgehen deS Oberstleutnants sofort Kapital herausschlagen wollten sür ihren Kamps gegen diese „verfluchten Serben", die ver-hinderten, daß sie sich nicht nach ihrem Wunsche mit den deutschen Brüdern aus der Republik ver-brüdern konnten und deshalb über den Vorfall ganz erfundene Gerüchte ausstreuen, z. B. daß die Kellnerin gestorben sei usw. Die Behörden haben die ganze Affäre »"parteiisch erhoben und der höheren Instanz zur Amtshandlung abgetreten. Die „Nova doba" vom 22. Juli schildert den Vorfall beiläufig wie die „Jugoslavia", in der Nummer vom 24. Juli aber bemerk: das Blatt zunächst, daß die Sozialsten die'en Vorfall bei d?r V-rsammlung am 21. Juli auf die grove Glocke gehängt und sogar die schäcssten Worte über die Serben gesprochen haben. Der Fall sei bedauerlich, könne aber unmöglich zur Parte sache gemacht werden. Das Blatt fügt dann noch hinzu: .Die Ursache deSVorsalltS liegt in den Verhältnissen, die in diesem Hotel herrichen und über die wir schon unzählige Male geschrieben haben. ES ist Tatsache. taß dieses Hotel daS Nest deutscher Verbiffenheit, Arroganz und Verhetzung ist. Schon einmal hat ei» ähnlicher Vorfall unserer politischen Behörde Anlaß zu Repressalien gegeben. Wir erinnern den jetzigen Chef der politischen Behörde in Eilli an die Tatsache, daß der damalige Chef für den Fall der Wiederholung ähnlicher Vorfälle, wie er sich feiner-zeit den Marburger Gästen gegenüber abgespielt hat, die Entziehung der Konzession angedroht hat. Dieser Fall ist nun zweifellos eingetreten." Das Blatt schildert dann einen Zwischenfall, der einem anderen Gaste am 21. Juli im gleichen Hotel passiert ist. der in slowenischer Svrache bei der gleichen Kellnerin eine Zigarette bestellte, von dieser aber zur Antwort erhalten habe, .ich verstehe nicht slowenisch". Da» Blatt sagt zum Schlüsse: „Wir verlangen in Ueber-«instimmung mit der großen Oeffentlichkeit, daß die politische Behörde endlich gegen daS genannte Hotel die strengsten Konsequenzen zieht. Hetzerische schwäbi-sche Nester werden wir in unserer Mitte nicht dulden." Neue Kasernbenennungen. Die Burg, kaserne in Cilli erhält den Namen: Kaserne König Peter I, die Landwehrkaserne den Ramm: Kaserne Thronsolger Alexander. Die ..Marburger Zeitung" unter Staatsaufsicht. Die .Marburger Zeitung" teilt mit, daß sie unter Staatsaufsicht gestellt wurde. Zum AusstchtSorgane wurde der Advokat Dr. Franz Lipold in Marburg bestellt. Folgen der Unruhen in Marburg. Vom Standgerichte in Marburg wurden der Dra-goner Adolf Podguoenvek aus Latsche bei Gono» bitz und der Infanterist Karl Toplak aus der Um-gcbunq von Petiau wegen Empörung zum Tod« verurteilt. DaS Urteil wurde am 29. Jnli morgens 8 Uhr iu der Artilleriekaserne vollzogen. Der Jahrgang 18S9 beurlaubt. Das Kommando der Drau-Oivision hat verfügt, daß mit 31. Juli alle Soldaten dtS Jahrganges 1899 auf unbestimmte Zeit auS dem Militärdienste zu entlassen sind. Neue Schulen in Marburg. Vom Stadt-schulrate in Marburg wurde die Enichtung einer neuen Knaben- und Mädchenschule von rein sloweni-schern Unterricht beschlossen. A» den übrigen Schulen wird den Schülern die Möglichkeit geboten sein, die deutsche Sprache als nicht obligaten Gegenstand zu erlernen. Eisenbahnunglück. Auf bisher unaufge-klärte Weise ist aus der Strecke Spielfeld—RadkerS-burg der Luttenberger Personenzug in der Nähe von Radkersburg am 29. Juli entgleist. Vier Personen. waggonS wurden umgestürzt und mehrere Personen schwer verwundet. verschärfte Pahvorschriften. Der Minister-rat in Belgrad hat beschlossen, daß in Zukunft bei Ausstellung von Pässen auf das strengste vorzugehen ist, damit in Zukunft nicht Pässe an Leute auSge-folgt werden, die kompromittiert sind. Var4*uangcnr4»rii4« 'ÄÄfr-^'MATTONI z \ GIESSHÜBLER REIN NATÜRLICHER ALKALISCHER ■SAUewurUNN. Schönes Klarinett ein Wein'ass 58 Liter, zw. i hölzerne Fensterroleaux zu verkaufen. Ringstrasse (Cankarjeva cesta) Nr. 4, 1J. Stock rechts (Dimetzhaus). Drei Stück Zuchtferkeln 18 Wochen alt, sind abzugeben. Neugasse (Razlagova) Nr. 21. Stellenausschreibung. Bei den Gewerbegenossenschaften iu Cilli gelangt die Stelle eines Genossenschafts-Sekretärs (geeignet fstr Pensionisten und Invaliden) zur Besetzung. Gesuche sind längstens bis 15. August 1. «F. in der Gen^ssenschafts-kanzlei (Hotel Post, Cilli), einzubringen, wo auch die näheren Bedingungen eingesehen werden können. Cilli, 20. Juli 1919. Sfhr grosser neuer Reisekorb mit fünf Schlössern, um 300 Kronen zu verkaufen. Hutgeschäft C'hiba, Grazerstrasse (cesta Kralja Petra). Möbliertes Zimmer fstr zwei Personen nebst Verpflegung für 4 bis 6 Wochen zu vermieten. HQbsche Lage in nächster Umgebung Cillis. Anzufragen in der Verwaltung des Blattes. 2M&o Die Anfertigung aller Art Wäsche von der einfachsten bis zur feinsten AiisfflbruDg wird flbernommen ltat-I hausgasse Nr. 14, 1. Stock, im Hause > Kropfitsch. » Kostplatz in Graz für zwei Studenten (eventuell Hoch-schstler), sehr gute Verpflegung, gesunde, sonnseitige Wohnung, Badezimmer- und Klavierbenfltzuag. Sehr tüchtige Studiennachhilfe zugleich im Hause. Anzufragen in der Verwaltung des Blattes. töu& Schreibmaschinen aller Systeme repariert Udo Borgelt, Benjamin Ipavceva cesta 18 (Giselastrasse), nächst dem Krankenhause. Maschinschreib-Unt erricht wird nach dem Zehnfingersystem in slowenisch und deutsch erteilt. Feldgasse Nr. 3, parterre link?» Nummer 12 Cillier Zeitung Seite 7 Die Erben von Grünau. Vriginalroman von Karl Ld. Klopfer. (23. Forlsetzung.) Wenn sich die ganze vermaledeite Erbschaft«-fache von den Namen Schönhag und Hobrecht hätte ablösen lassen, dann wäre er ihm mit kalter Offen-heil entgegengetreten: Du hast mir dargetan, daß mich deine Liebschaft nichts angeht, so werd' ich mich auch nicht im Geringsten darum kümmern, daS heißt, keinerlei Rücksicht darauf nehmen Folgst du einem Gebole deiner Natur, so tue ich's nicht minder, nnd ich poche auf daS Recht der Jugend, die ich vor dir voraushabe. Ich strecke die heischende Hand nach dem Gute aus, daS, dünkt mich, meinem ^eben . erhöhten Wert und Jnball geben kann . . . ..Das ist ein hübscher vries", sagte Schönhag, die Blätter zusammenlegend. „Ich kann verstehen, daß du ihn wie eine Verhöhnung deiner idealen Glaubensseligkeit empfunden hast — aber daß du die Sache gar so tragisch nimmst, zum Anlaß einer förmlichen Flucht aus Europa . . Robert hatte sich umgewendet. Das spöttische Mitleid in den Augen deS Mannes, der sich behaglich in dem Bewußtsein feiner ungleich befestigteren Glücksumstände zu wiegen schien, stachelte ihn. „Reden wir nicht mehr davon!" Er entriß ihm sast den Brief. „Ich will nicht auch noch hören, daß es bei mir gestanden wäre, mir die Braut mit dem Beirag zu sichern, zu dem du dich bereit ge-funden hast." Das trieb nun auch Schönhag daS Blut zur Stirne. .Wag' es noch einmal, meinem Handeln diesen Namen zu geben —!" Da maßen sie einander mit feindlichen Blicken. Dami sagte Robert mit eiliger Ruhe: „Du hörst ihn nicht zum ersten Male auS meinem Munde. Damals hast du ihn ertragen — vielleicht weil du deiner Rechnung noch nicht so sicher warst wie jetzt." Schönhag hörte daraus eine widerwillige An» «rkennung seines Glückes bei Marta und stimmte ein dröhnendes Siegerlachen an. „Du erinnerst mich rechtzeitig, daß ich mein Urteil nur aus einem Frauenmunde zu empfangen habe, daß eS wich freisprechen wird und daß «S mich üter deine Auffassung mit einem Ach elzucken hinwegsehen lassen wird." „Ueber die Auffassung eines Mannes, der auf Ehre hält und von dir — als Don QMjole verlacht wird. Und doch baust du sehr nachhaltig auf den steifen Hidalgo, nimmst ihm fein Wort ab, an dem er nicht deuteln läßt und deuteln wird — um die Faden biS zum letzien Moment, bis zur wohl-vorbereiteten Schlußfzene deines MarioneltenfpieleS noch iir der Hand zu behalten. So ist es recht, das ist ja eben die Klugheit von euch praktischen Lebens-künstlern, daß sie sich für ihren Teil das dehnbare Gewissen und die frei« Hand vorbehalten und aus der Treue der Unbeugsamen einen zuverlässigen Schutzfaktor sür sich zu schmieden verstehen." .Nach deiner Meinung hätte ich ein Stück ver« gilbtes Papier zu meinem Henker machen sollen und HelmineMerxwald's verkommenen Enkelsohn meinen tiefgefühlten Glückwunsch zu der Erbschaft unter-breiten. So find' ich'S aber besser: ich pflücke mir ein Sepiemberglück daraus und sehe nicht, wem da-bei ein Leid geschieht." Robert klemmte die Lippe zwischen die Zähne. Er hätte aufschreien mögen. Schönhag lächle ihn wieder an. .Vielleicht dir?" .Lass' mich aus dem Spiel!' „Wenn du dich dareingefunden hättest, würdest dn erkennen, daß mein Vorgehen auch dem gar nicht 'o unmoralischen Zwecke dient, durch daS Grünauer Erbe die wirtschastliche Kras' und damit die Rassen-erlesenheit unseres Hauses zu bewahren. Wie sind gesünder als dieser Hobrecht, darum wäre es filt-licher, dich und mich zu erhalten, als diesen Unrett-baren. Und Marta wird ja auch so nicht zu kurz kommen. Selbstverständlich wäre es mir lieber, wenn iu mein BrautverhältniS nicht die leidige Vermögens-frage hineinfpielte, wenn ich und du die unanae-sochtenen Erben geblieben wären und ich meine Marta als das arme Mädel, das sie von Haus au« war, zu mir erheben hätte dürfen, daß sie wirklich nur mir die angenehmeren LebenSbedingungen zu verdanken gehabt hätte." Die Fäuste in die Sakkotaschen versenkt, brütete Robert vor sich hin. Ja, wenn die Dinge so gestanden wären l Wenn Robert Schönhag reich wäre, daS Grünauer Testament nie existiert hätte und er sich dem Vater als mindestens gleichberechtigter Gegner auf der Mensur der Liebe hätte stellen können . . .! Noch ist'S nicht ganz gewiß, ob Ferdinands Zuversicht Recht behält und Marta auch nach der Enthüllung ihres Anspruches aus die Schönhag'schen Millionen noch die Gattin des allzu weltgewandle» und lebenslustigen Schlau- und GraukovfeS werden will. Aber sein Sohn ist damit um kein Hofsnuugs-zweiglein begnadeter, denn käme sie auch über das Ungeheuerliche hinüber, das in einer fluch«, die ihr immer so „schicksalsvoll" erschiene« 1 war. scheuchte sie zurück. Am liebsten wäre sie auS dem Hau» gerannt. Wenn sie nur die Kräfte dazu gehabt hätte. In ihrem Zimmer brach sie fast zusammen: unter der Schmach, die sie sich angetan sah. Daß sie auf der Stelle mit dem Hieb in das Gesicht de« Beleidigers Rache gonommen hatte, konnte ihr keine ausreichende Genugtuung fein. Ein Schlag von Frauenhand ist ja nicht wie »er von einem eben-bünigen Gegner, unter dem sich der Getroffene ent-ehrt fühlt. Und gar von der Hand so eine« „Vor-stadtmädelS". Ja, sie war sicher: bei einer Dame „ferner Sphäre" hätte sich der Schändliche niemals so weit vergessen. Jetzt bäumte sich wieder der Stolz der unteren Klasse in ihr auf — gegen diese ebenso hochnäsigen als frivolen Herren vom Blaublut, die sich alles erlauben zu dürsen meinen. Ja, nach Genugtuung lechzte sie. Warum war sie nur so feig gewesen, an Ferdinands Tür zurück-znweichen? Weil sie nichr Denunziantin sein wollte? Weil sie bis zu diesem Tage an dem Lorwurf gelitten hatte, „zwischen Vater und Sohn" zu stehen? Oh, jctzt war dis etwas anderes! Dieser Sohn wagte es, die heiligsten Gebote des Blutes mit Füßen zu treten. Letzt wollte, jetzt mußte sie darauf be-stehen, daß ein beleidigter Bater Rache nehme und den Verworfenen aus oem Haufe sage, aus dem Haufe peitsche. Nicht eine Nacht mehr unter einem Dache mit dem Elenden! Vorwärts also, raffe dich auf! Ferdinand muß sehen, wie der Mackel, den sein entarteter Sohn dir ausgedrückt, noch auf deinem Gesichte breunt. Sie hatte die Hand schon an der Türklinke, als sie eine neue Erwägung wieder zaudern ließ. Einer von den „Geborenen" mit den berühmten Ehrbegriffen war ja auch fein Vater. In feiner Kaste werden derlei Dinge mit gleichoeiteilte» Waffen ausgetragen. — Ob aber auch zwischen Vater und Sohn ? Ein Schauer durchrieselte sie bei der Vor« stellung, daß sich die zwei mit Duellwerkzeugen gegenüberstehe» könnten. Wenn einer fiel . . . Ach ja! der Tod ist nicht zu viel für den Verruchten, der seines VaterS Weib begchrt. Wie aber, wenn der andere fällt und zu der einen himmelschreienden Sünde noch die des Vatermordes tritt? — „Mein Ferdinand!" sagte sie laut vor sich hin, in jede Silbe gleichsam einen Befehl an sich selbst legend: daß sie der Schonung nicht vergesse, die sie ihm als I künftige Gattin schuldig ist. Aber waS tun? Den Schimpf hinnehmen? Schweigen, als ob nicht? geschehen wäre? Unmöglich ! Sie durste gar nicht dulden, daß Ferdinand mit diesem Sohne so ahnungslos wie bisher verkehre. Einen Frühgealterten von allzu ernsten, starreu Grundsätzen hatte er ihn genannt. Sie hatte sofort gemerkt, welchen Respekt ihm der junge Mensch ein« flößte, der als ein verkörperter Einspruch gegen die Ehcwahl seines Vaters im Hause umging. Nun mußte dieser Vater wissen, was sie hinter der MaSke des Tartüff entdeckt halte. Die Maske! Hatte er sie denn eigentlich ge-lüftet vor ihr? Mit schrecklicher Deutlichkeit stand jetz' noch sein leichenblasses Geficht vor ihr; nie in ihrem Leben wird sie eS vergessen können. Aber kein Zug ooi: spöttischer Verwegenheit war eigentlich darin, eher Entsetzen über eine Wahnsinnsart und die Trauer einer sich verdammt wissenden Seele. Mit demselben Gesichte konnte er im Zweikampf vor des Later» Pistole stehen, wenn e« dazu kommen mußte. Ihr zog es das Herz zusammen. Wieder dieser Gedanke an ein Duell, auS dem nur einer mit dem Leben davon kommen hätte dürsen! Und wenn eS auch« der Gatte gewesen wäre — konnte sie dann noch seine Hand annehmen, von der sich das Blut seines Sohnes niemal» abwischen ließe? Sr selbst hätte darüber nie wegkommen können. Aber auch ohne Blutvergießen war de« Sohne» Verbrechen ein Vatermord, denn ärger konnte da» Baterherz auch durch Stahl und B^ei nicht getroffen werden. Unendliches Mitleid »i« dem in ihr Beleidigten überflutete sie uad löste sich endlich in einen Tränen-ström auf . . . Als gegen Mittag bescheiden an ihre Türe ge-pocht wurde, durchzuckte sie der Gedanke, daß da« Robert sei. Ein Zerknirschter, der sie anzuflehen käme: „Vergeben Sie dem Unzurechnungsjäkizn:, der Ihnen verspricht, sich für immer auS Ihrer und Ihres ManneS Nähe zu verbannen. Nur schweigen Sie — um seinetwillen l" Sie wazte sich nicht zu rühren, festgehalten von dem weißen Gesichte, da« sie da wieder mit solche« Ausdruck, solcher Inbrunst ansah. (Forts, folgt.) 6cilr 8 Cillicr Zeitung Nummer 1L Zimmer Lür Xavxle!x>vec;lio gesucht. 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Die tieftrauernde Familie - Zottl. . • ^ r ; Josef Lorbery Fabriksbesitzer, gibt im eigenen wie im Namen seiner Kinder und aller Verwandten tiefbetrübt Nachricht von dem Hinscheiden seiner innigstgeliebten Gattin bezw. Mutter, Grossmutter, Schwester und Schwiegermutter, der Frau Katharina Lorber geb. Hausenbichler . j {r-. , f SäS^'-'- welche beute den 23. Juli 1919 um s/49 Uhr abends nach langem, qualvollem Leiden, ver-sehen mit den heiligen Sterbesakramenten, sanft verschieden ist. Die geliebte Heimgegangene und herzensgute Mutter, deren ganzes Leben uur der Familie geweiht war, wird Mittwoch den 30. Juli um 4 ühr nachmittags auf dem Orts- friedhose beigesei zf. Die heilige Seelenmesse wird Donnerstag den 31. Juli nm 8 Uhr früh in der hiesigen Pfarrkirche gelesec. Ehre ihrem Andenken! Saehsenfeld, den 28. Jnli 1919. -M 4, X •? 'I WMW '""iiA 64ri{it(itunfi, Seracltunfl, Druck unb Verla.,: y«?in$bud)bnid?tri „ßeleja" in ffiili. — Srrantirartlidfft Seilet: Ouido Sqtd'o.