Scenen aus der Frithjaf-Sage von Esaias Tegnvr, für Aünnerchor, SolnStimmen lind Orchester Tertbuch zur Aufführung dieses LonwerkeS von Seite der philh. KrsMchaft in Laibach am ll. Jänner 1867. L a i b a ch. Druck von I. Rad. Millih. — Verlag der Philh. Gesellschaft. Personen. Frithjof.....................................................Bariton. Jngeborg .............................................Sopran. Chor der Gefährten Frithjof's, des Volkes, der Priester. Vorwort. König Helge bewahrt seine Schwester Jngeborg, die Frith- jos liebt, in Baldur's Tempel und Hain vor fremdem Blick. Frithjof begehrt sie von ihm zum Weibe. Der König aber, der ihn haßt, weist ihn stolz zurück und, weil er den Hain Bal- dur's, wo er Jngeborg bei Nacht gesprochen, entweiht habe, verbannt er ihn, bis er vom Jarl Anganthyr den verwei­ gerten Tribut Herbeischaffe. Frithjof vollbringt das Gebot und kehrt mit den tapfern Gefährten auf seinem Schiff Ellida zur Heimat zurück. (Scene I.) Unterdessen hat Helge den alten König Ring, der um Jngeborg freite, verhöhnt. Ring besiegt ihn in der Schlacht, Helge flieht, verwüstet im Grimm Frithjof's Haus und Hof, und erkauft sich den Frieden durch die Zusage von Jngeborg an Ring. Er entreißt ihr Frithjof's Armring, den er dem Gott Baldur weiht, und sendet die Maid, die sich dem Opfer für den Brnder fügt, in feierlichem Zuge dem alten Könige zu. (Scene II.> Frithjof landet, findet seinen Hof verbrannt und seine Braut verkauft, erstürmt den Tempel und erschlägt Helge. Der Tempel geht in Flammen auf, Priester und Volk verdamme» Frithjof. Er scheidet von der Heimat, vertraut sich von neuem dem blauen Meere und steuert mit den treuen Gefährten nach südlichen Zonen. (Scenen II!.—VI.) 1. Scene. Frithjof's Heimfahrt. Frithjof. Wie lustig zieht mein schwarzer Schwan, Ellida, Furchen auf spiegelnder Bahn! Ob König Helge auch aus der Muth Im Grimm den Zauberspnck beschwor Und dem Sturme löste die Schwingen — Mich trug der kühne Nordlandsmuth Durch Noth und Kampf zum Sieg empor, Vom mächt'gen Jarl den Schoß ihm darzubringen. Schon grüß ich dich, o Baldur's Hain, Wo ich so manche Nacht In süßen Träumen zugebracht. O Jngeborg! wo weilest du nun! Hast du iu Thränen meiner gedacht? Ich folge der Winde, der himmlischen, Zug, Ellida, beeile den schäumenden Flug. Chor (Gefährten Frithjof's). Es ist so schön, wenn vom fernen Lande Die Segel kehren zum Heimatstrande, Wo Rauch entsteigt dem eignen Herd, Und Kindheitswelt ist dir ewig werth. Frithjof. Auf dem Hügel des Vaters ihm pflanzt' ich die Linde, Ob die zarte noch lebt auf dem Grab? Gib Erde, dein Naß und den Thau gib Himmel, herab! Chor der Gefährten. Es ist so schön, wenn vom fernen Lande rc. Frithjof. Es ist jo schön! 2. Scriic. Jngeborg's Brautzng zu König Ring. Marsch. Chor des Volkes. Trüb zieht der Skald' vor dem Hochzeitstroffe, Bleich sitzt die Braut auf dem schwarzen Rosse; 4 Die finstre Norne, sie schleudert immer Den Pfeil des Grimms, und es fällt ihr Leos Aus Dounerwolk' iu der Menschen Schooß. Jngeborg. Ein Opfer bin ich, — Schneeblumenglocken Umdnften nunmehr der Jungfrau Locken; Geschmückt ja bin ich mit Wintergrün, So seht ihr das Opfer des Bruders zieh'». Ach! Keinem sprecht von dem Kampf der Armen, Nur leideu will ich, uud keiu Erbarmen; Doch Frithjos grüßet von Jngeborg! Chor Molk). Die finstre Norne rc. Jngeborg. Viel trägt das Herz wohl, bevor es bracht; Allvater richtet — ich klage nicht. Chor. Allvater richtet! 3. Scene. Frithjof's Rache — Tempelbrand — Fluch. Chor der Priester im Tempel Baldur's. Mittuachtsonn' aus den Bergen liegt, Blutroth anzuschauen, Eö ist nicht Nacht, es ist nicht Tag, Es ist ein seltsam Grauen. Durch die Schauer der Mitternacht Naht schon in der Krone Pracht Helge, unser König. Frithjos. Nur in Hela's Nebelreich Mögt ihr nach dem König fragen; Seine Sterne wurden bleich — Helge liegt erschlagen! Chor der Priester. O Frevelthat! s Frithjof. Still, Priester mit dem Opferstahl, Bleiche Mondscheinfürsten! Sonst bleibt euch nur Todeswahl — Unsre Klingen dürsten! Wo mein Vater ruht, meine Wiege stand, Fand ich nur Trümmer am öden Strand, Verkauft an den Feind meine holde Braut, Den Armring, der Liebe Pfand, o schant! Euer Gott trägt geduldig ihr Eigenthum. Ha, Baldnr! Ist das dein Heldeuruhm? Wirf ab von dir die gestohlene Zier, Der Armring, Baldur, gehört nicht dir! Nicht für dich geschmiedet sind die Spangen, An denen Jngeborg's Thränen hangen. Vernichten konntest du mein Glück — Den frechen Raub sordr' ich zurück! Chor der Priester. Weh! Er zerrt in Frevelmnth An dem Ring — o Graus! Ha! der Gott weicht seiner Wuth, Stürzt sich in die Flammen, Uud des Opferherdes Gluth Bricht mit ihm zusammen. Allgemeiner Chor. Tempelbrand! Gießt Wasser aus, Das ganze Meer gießt drüber! Seht — Wolken Rauchs sich wälzen, Frühwind saust von Norden herein, Neue Gluth noch zu wecken, Wie die Wurzel berstend kracht! Wie die Wipfel stöhnen! Was bedeutet Menschenmacht Neben Muspels Söhnen!*) Gluthmeer woget in Baldur's Hain Strandlos schwellen die Fluthen, Sonne strahlet, doch Bucht und Hai» Spiegeln nur Höllengluthen! °) Muspels Söhne — die Flammen. 6 Priester und Volk. Flieg, Rauch, und suche Im Wirbelfluge Walhalla's Höhe! Ruf, daß erschallen Die Götterhallen! Hier lieg' in Grans Des Gottes Hans! Flieg' und künde Den Göttern droben Die Frevelthat. Nnheilbringer! Fluchbeladen Sei verbannt! — Gefährten Frithjof's. Asche liegt nun der Tempel bald, Seht, wie traurig Frithjof wallt! Glücklich der, dem sein Land nicht verschlossen! Ä. Srrilr. Frithjof's Abschied von Nord land. 4. Solostimmen. Gefährten Frithjof's. Sonne so schön Steigt über Höh'n, Die Winde säuseln Vom Land und kräuseln Die See zum Tanz Im Morgeuglanz. Chor. Seht, wie traurig Frithjof wallt, Weinet im Morgenscheine! Frithjof. Stirne der Erde, Hochhehrer Nord! Vom Heimatherde Weit muß ich fort. Du meine Wonne, Walhalla's Pracht, r Mitsommersonne — Fahr wohl, fahr wohl! Chor. Hochhehrer Nord, Fahr wohl, fahr wohl! Frithjof. Verhöhnt mein Lieben! Mein Hof verbrannt, Vom Gut vertrieben, Ehrlos, verbannt! Friedlos bin ich in der Heimat Friedlos in der eignen Brust! - Ihr Felsen alle, Wo Ehre wohnt, Draus sturmgetragen Thor mächtig thront, Ihr blauen Seen, Ich kenn' euch wohl; Ihr duft'gen Höhen, Fahrt wohl, fahrt wohl! Chor. Hochhehrer Nord, Fahr wohl, fahr wohl! 5. Srene Ingebo r g'S Klage. Jngeborg. Herbst ist es nun, Nimmer die Stürme des Meeres rnh'n. Ach, doch wie gerne da draußen Hört' ich es brausen! Lange geseh'n Hab' ich gen Westen sein Segel hinweh'n, Darf es doch Frithjof auf weiten Meeren begleiten! Dich ließ er hier, Falke, geliebter, o bleib' bei mir! Fliegender Jäger, statt seiner Wart' ich nun deiner. 8 Ihm aus der Hand, Wirk' ich dich hier in des Teppichs Rand, Silbern die Schwingen zu schauen, Golden die Klauen. Falke so schön, Mir von der Schulter aufs Meer sollst du seh'n — Sehen wir sehnend auch immer! Kehrt er doch nimmer! Bin ich nun todt, Kommt er dann wieder, vernimm mein Gebot: Grüße mir Frithjof! nicht wehren Wird er den Zähren. 6. Arme. Frithjof auf der See. Chor. So nun schwebt' er einher aus der einsamen See, Fuhr weit wie der jagende Falk; Und den Kämpen an Bord gab er Satzung und Recht: Hört den Wikingerbalk! Frithjof. Auf dem Schiffe nicht zelt' und im Hause nicht schlaf', Es sind drinnen nur Feinde gestellt! Auf dem Schild schlaf', Wiking, das Schwert in der Hand, Und den Himmel, den blauen, zum Zelt! Chor (wiederholt). Frithjof. Erhebet die Lanze, die Lanze des Kriegs! Entfaltet die Fahne, die Fahne des Siegs! Wir ziehen nach südlichen Zonen! Chor (wiederholt». Wenn es stürmet mit Macht, hiß' die Segel empor, Es ist lustig auf stürmender See! Laß es geh'n, wie es geht, wer da reffet, ist feig, Eh' du reffest, zu Grunde geh'! Erhebet die Lanze, die Lanze des Kriegs! Entfaltet die Fahne, die Fahne des Siegs! Wir ziehen nach südlichen Zonen!