SLOVANSKA KNJI2NICA LJUBLJANA C3925 oder : Des Glück’s Probirstein. Ein deutsches Drama des XVII. Jahrhunderts aus einer Handschrift der k. k. Studienbibliothek in Laibach. Herausgegeben von Ir*, v. Radies. (Mit einer Einleitung: Wolf Engelbert Graf von Auersperg (1610—1673) der Theatermäccn, und einem Anhänge: A) Theatralische Aufführungen in Laibach im XVII. und XVIII. Jahrhunderte und B) Slovenische Dramen und die sloven. Aufführungen im Laibaclier Theater.) Agram 1865. Commissions-Verlag der Franz Suppan’schen Buchhandlung. Das Papier aus den Josefsthaler-Fabriken bei Laibach; Niederlage L. Zeschko in Agram. v-v. ** ü i. WT &?. Dem diinlilauclitiiistni Fürsten und Herrn Exc eilenz, Sr. k. k. Apostolischen Majestät geheimen Käthe, Oberst-Kämmerer, und Obersten Director der kais. königl. Hoftheater u. s. w. u. s. w. in tiefster Ehrfurcht der Verfasser. Mhijuhlvuil) Vorwort. Krain stellt, vom Standpunkte des Kulturhistorikers betrachtet, die Brücke vor, über welche romanische und deutsche Kunst von Nord nach Süd und in entgegengesetzter Richtung die Jahrhunderte über gewandert sind, so kam es, dass die Wächter dieser Brücke, meine lieben slovenischen Landsleute, die eine wie die andere kennen lernten und in sich aufnahmen! Vor allen andern Künsten war es aber ganz besonders die dramatische Kunst, die darüber hinzog, von den „hochdeutschen Komödien“ an, bis Shakespeare — Göthe — Schiller und von der „wällischen Oper“ bis Mozart! Als das nationale Selbstbewusstsein zu Ende des vorigen Jahrhunderts auch bei uns wieder erwachte, da geschah, wie natürlich, zugleich die erste Anregung: eine nationale dramatische Kunst zu schaffen ! Nachdem aber die ersten Versuche, französische und deutsche Blüetten zu übertragen, nicht wohl gelassen, stellte uns eine Meisterhand die ewig schönen und unvergänglichen Standbilder einer Jungfrau von Orleans, einer Braut von Messina, eines Wilhelm Teil aus heimatlichem Stoffo ge-meisselt auf die festgemauerte Brücke — und wir hoffen, dass dereinst auch unserer Nation ein Genius erstehen wird: in eigenen Schöpfungen ebenbürtige Gestalten nebenan zu stellen ! Vorliegende Schrift zeigt in der Einleitung, wie der Landeshauptmann Wolf Engelbert Graf von Auersperg um die Mitte des XVII. Jahrhunderts einerseits die „hochdeutschen Komödianten“, deren Bekanntschaft er in Deutschland gemacht, als sie herein-kamen, in jeder Art unterstützte und förderte, und anderseits die in Italien liebgewonnene „wällische Oper“ favorisirte — so dass Laibach zehn Jahre früher als Paris eine italienische Oper hörte (1600) — wie er zugleich aber auch, theils um den Geschmack an theatralischen Aufführungen zu verallgemeinern, theils um nicht Gegner der genannten Bemühungen zu schaffen, die pompösen Schuldramen der Jesuiten reichlich aus dem Lan-desfonde und aus eigenen Mitteln dotirte ! Den Hauptgegenstand dcr P u b 1 i k a t i on bildet: ein von den heimatlichen Verfassern M a r t i n Höndler und Melchior Harrer verfertigtes und dem Theatermäcen Auersperg gewidmetes d e u t s c h e s Schauspiel des XVII. Jahrhunderts, aus welcher Zeit eben nicht viele Proben deutscher Dramatik in Oesterreich vorliegen. Der in zwei Theile getheilte Anhang versucht in Chronikform, erstens: die vorzüglichsten Aufführungen des XVII. Jahrhunderts, die aus Manuscripten oder blossen Spielprogrammen bekannten hiesigen Jesuitendramen, sowie die deutschen und italienischen Darstellungen auf der Auerspergischen Hausbühne im heutigen Fürstenhofe oder im landschaftlichen Ballhause und im Anschlüsse daran die nach dem wechselnden Geschmacke bald vorherrschend deutschen bald italienischen Aufführungen des XVIII. Jahrhunderts im Land- oder Eathhause und von 1765 an auf der heuer ihr erstes hundertjähriges Jubiläum feiernden „ständischen Bühne“ namhaft zu machen; dann zweitens in gleicher Zusammenstellung neben Aufzählung sämmtlicher bisherigen slowenischen Arbeiten auf dem Gebiete der dramatischen Literatur alle Aufführungen in unserer slovenischen Muttersprache zu nennen, von der meteorartigen Erscheinung, dass schon im Jahre 1670 die Studenten im slovenischen Idiome gespielt, und von 1790 — mit decennienumfas-senden Zwischenräumen des Stillstandes — bis heuer, wo wir in der jüngst abgehaltenen glänzenden „Besoda am Ostermontage“, wie wir hoffen, die Auferstehung dieser unserer nationalen Kunst gefeiert haben! Es erhält diess Büchlein, zu dem die Entdeckung der Handschrift „des verirrten Soldaten“ auf der hiesigen Studienbibliothek den Anlass gegeben, und das dann in den dazu gehörigen Vorarbeiten mit dem Verfasser durch mehrere Jahre hin- und hergewandert, daher wiederholt aufgenommen immer wieder bei Seite gelegt werden musste, nun da es in dem „raschaufstrebenden Agram“ in die Presse rückt denn doch von der Urstätte aus diesen Geleitbrief: Laibach am 15. Mai 1865. Der Verfasser. ' ' . Einleitung. Wolf Engelbert Graf von Auersperg, ein vorzüglicher Theatermäcen (1610-1673). W ie innig das Geschlecht der Auersperge mit der Kulturentwickelung des Landes Krain verknüpft ist, in dessen Unterlande ihr Stammschloss — das mächtige Auersperg — sich erhebt, habe ich an andern Orte *) darzustellen versucht. Wir mögen unsern Blick hinwenden wo immer, auf die Grenzvertheidigung gegen die Osmanen im XV. und XVI. Jahrhunderte, auf die Blüthezeit der Reformation in unserm Lande, auf die Pflege von Kunst und Wissen in der zweiten Hälfte des XVII. und imXVIII. Jahrhunderte, überall treffen wir Auersperge in hervorragender Weise thätig. So erstand denn auch im XVII. Jahrhunderte, als die dramatische Kunst sich immer mehr auszubilden und auszubreiten begann, diesem wiedererwachten Schooskinde der Musen in unserer Heimath ein vorzüglicher Gönner und Förderer — Wolf Engelbert Graf zu Auersperg und in der Gotschee! Wolf Engelbert (II.) ein Bruder Johann Weik-h a r t s, des ersten Fürsten aus diesem alten mächtigen Hause, wurde am 22. December 1610 auf Schloss Seisenberg in Unter-Krain geboren. Sein Vater war Dietrich III. Graf zu Auersperg, ein Enkel des Helden H e r b a r d VIII., dessen tragisches Ende in dem Kampfe mit den Türken — die sodann in gewohnter Art den Kopf des Gefallenen auf einem Spiesse in Konstantinopel im Triumpfe aufführten (1575) — an das Schicksal des Leonidas bei Thermopylae erinnert! *) Vergl. meinen: „Herbard VIII. Freiherr zu Auersperg, ein kraini-scher Held und Staatsmann“ Wien, W. Brauinnller 1862, XX. und 1)1)4 S. Oetav. Wolf Engelbert erhielt die erste Bildung am Gymnasium der Haupstadt des Landes, in Laibach, wo um diese Zeit, analog den andern Städten in des zweiten Ferdinand Reiche die Väter der Gesellschaft Jesu seit 1596 den Unterricht und die Erziehung leiteten. Auch am Laibacher Convicte hatten, wie anderwärts, die Patres alsbald lateinische und deutsche Schauspiele in Scene gesetzt, um, wie Devrient sagt, dadurch das Mysterium in neuen Formen wieder aufzufrischen, durch grossen theatralischen Pomp auf die Sinne des „geladenen“ Publikums zu wirken und so zugleich ein weiteres, sehr erfolgreiches Mittel zur glücklichen Lösung der ihnen vom Kaiser anvertrauten Aufgabe der Gegenreformation in Händen zu haben. An solcher Bildungsstätte empfing auch unser Graf das erste Interesse an scenischen Darstellungen. Dieses Interesse fand neue Nahrung und erhöhte Steigerung an der ebenfalls von Jesuiten geleiteten Hochschule in Graz, in deren Matrikel er 1627 — 17 Jahre alt — als „Poet“ eingetragen erscheint. Vollends jedoch ist es nach absolvirter Universität der mehrere Jahre andauernde Aufenthalt in Deutschland, und „im Lande der Kunst“ im Herrlichen Italien, in Venedig, Padua und Bologna, der dem aufgeweckten Geiste des feurigen für alles Schöne und Gute begeisterten Edelmannes auch die wahren Hochgenüsse dramatischer Kunst zugeführt, und der Eindruck davon muss ein ganz gewaltiger gewesen sein, denn noch lange nach der Rückkehr in die Heimath lässt sich der Graf durch Freunde ununterbrochen über die Zustände der italienischen Bühne, Oper und Ballet, berichten! Diese seine Rückkehr in’s Vaterland selbst war aber nicht etwa der Beginn eines dem leeren Treiben von heute und morgen gewidmeten Daseins, es war der Beginn einer ruhmvollen Lebensbahn für Wolf Engelbert und zugleich einer in der Geschichte Krains denkwürdigen Kulturepoche. Familientradition gab ihm die Ehrenämter eines Erblandmarschalls und Erb-landkämmerers, der Ruf seiner hohen Talente und vorzüglichen Eigenschaften verschaffte ihm 1649 (am 6. April) die erste Stelle im Lande, den Posten des Landeshauptmann^ für welchen er allein vorgeschlagen gewesen, weil man — wie die landschaftlichen Aufzeichnungen sagen — keinen ihm gleichen in der ganzen Provinz aufzuweisen hatte (cum parem in pro-vincia non liabuerit). Und als bald sehen wir ihn — gleichwie er für Alles ein besorgtes, wachsames Auge hat — seine neue hervorragende Stellung auch zu Gunsten seiner Lieblingsneigung, des Theaters, geltend machen, welches Institut er sofort in einer für die Bildung seiner Landsleute vortheilhaften Weise hegt und pflegt, und dadurch der Gründung des heutigen landschaftlichen Theaters vorarbeitet. Es währt nicht lange und Laibach erfreut sich durch Auerspergs Bemühung und Unterstützung doppelter theatralischer Aufführungen, lateinischer durch die Zöglinge der Jesuiten und deutscher durch die hochdeutschen Comödian-ten; später kommt es auch noch dazu, dass in unserer Stadt im italienischen und slo ven isehen Idiome gespielt wird. Auf des Landeshauptmann^ Antrag erhält 165 1 der Rector der Jesuiten «wegen gehaltener Comödie“ aus der landschaftlichen Kasse 500 fl. Gratification und der krainische Historiograph Johann Ludwig Schönleben Auerspergs intimer Freund und Günstling, dichtet im selben Jahre dem edlen Grafen zu Liebe und Ehren eine lateinische Comödie unter dem Titel: „Ha eres is fulminata, Anastasius Tyramins, Orientis Haereticus“ — worin die Personification des Landes Krain, die Carniolia, die durch die Geschichte glänzend gerechtfertigte Apotheose der Auersperg’schen Familie vornimmt - und welches Drama noch heute als Manuscript in der fürstlichen Hausbibliothek*) zu Laibach bewahrt wird. Im Jahre 1633 begegnen wir das erste Mal in den Protokollen der krainischen *) Ueber fliese äusserst interessante Sammlung vergl. meinen Aufsatz : „Oesterr. Wochenschrift“ (Beilage der kais. Wiener Zeitung) 1863 Nr. 46. — Im Jahre 1655 begann Wolf Engelbert mit der Anlage dieser Bibliothek und es stand ihm hiebei sein Freund und Günstling der genannte Schönleben mit ordnender Hand zur Seite. Schönlebens Schriftzüge enthält der erste im selben Jahre angelegte Catalog der mit dem XVII. Jahrh. schliessenden ansehnlichen Sammlung. Die Sammlung wie sie gegenwärtig 3257 Werke zählend vor uns steht ist demnach mit Hinwegrechnung weniger nach Wolf Engelberts Tode nachgeschaffter Bücher dessen ureigene Schöpfung. Sie ist in 18 Fächer geschieden und enthält zufolge dieser Scheidung die Abtheilungen: „Theologie, Jurisprudenz, Politik, (diese beiden am stärksten vertreten) Kirchen- und Heiligen-Gesehichte, Profangeschichte, Medicin, Mathematik, Philosophie, Humoristik, Poesie, Philologie, Arehitectur, Oekonomie, Jagdwesen, Musik, Romane, Kavalleristisches und darstellende Kunst (Bildwerke).“ Landtage, Ausschuss- und Verordnetensessionen einer Ausgabe von 45 fi. 50 kr. »denen hochdeutschen Komödianten auf Anschaffung“, was sich dann in meist viel grösseren Summen oft wiederholt. Wer waren diese hochdeutschen Komödianten, was und wo spielten sie ? Von diesen Fragen werden wir die zwei ersten, aber nur für ein paar konkrete Fälle später zu beantworten kommen, und wollen hier vorerst nur die letzte erledigen. Das Lokale, wo um diese Zeit gespielt wurde, die Laibacher Bühne stand von dem Augenblicke, als Wolf Engelbert Landeshauptmann geworden und sich desshalb mehr und länger in der Hauptstadt als in seiner Grafschaft Gotschee *) aufhielt, der grosse Saal im heutigen »Fürstenhofe“, dem im italienischen Style von Wolf Engelbert aufgeführten Palaste und zwar für alle Schauspiele sowohl für die Schuldramen der Jesuiten, als für die Stücke der fahrenden hochdeutschen Komödianten. Diess im Winter. In der schönen Jahreszeit spielte man in einem eigens dazu eingerichteten Pavillon des grossen prachtvoll angelegten mit allen dem Geschmacke des Jahrhunderts entsprechenden Lustbarkeiten**) eingerichteten Gartens, der sich an der Rückseite des Palais (in der Richtung der heutigen Gradischa-Vorstadt. und in ihrer Länge und Breite) weithin dehnte. Eine Veränderung des Lokals treffen wir nur dann, wenn dem Mäcen eine Ovation gebracht wurde, wo nämlich im Oonvict der Jesuiten oder auf ihrer Villa Unterthurn gespielt wurde. Es hatte somit - wie wir sehen - die dramatische Muse ihre geweihte Stätte gefunden und wie früher angegeben wurde, erfreute sich sowohl der Rector der Jesuitenzöglinge zur Anschaffung der den Ehrgeiz spornenden „Prämien“ als der Direktor der hochdeutschen Komödianten zur Erhaltung seiner Truppe des hinlänglichen »Mammons“. Diesen herzustellen und in Stand und Gang zu erhalten, war der grosse Theaterfreund und Intendant A u e r s-perg unablässig bemüht. *) Ueber diese altdeutsche Enclave in Krain, vergl. meine Schilderung in der »Oesterr. Revue« 1864. **) Auch einer Schiesstätto für den Adel. Vergl. meine Geschichte der Laibacher Schützengesellschaft: Denkschrift zur Feier des 300-jiihrigen Bestandes des Laibacher Schiesstandes 1862. (Sr. kaiserl. Hoheit E r z h e r z o g E r n s t. gewidmet.) Fragen wir nach, wie sich unter solch’ schützenden Einflüsse die Jesuitendramen fortbildeten, so kann die Antwort kaum anders als sehr befriedigend lauten. Wir finden schon 1658 unter den Vätern Jesu einen Krainer als Theaterdichter par excellence mit grossem Erfolge thätig und sein Name — Josef Selenic — wird noch ein halbes Jahrhundert später (1701) vom Historiografen Dolnicar (Thalnitscher) von Thalberg in seiner Epitome mit Lob genannt. Von diesem rührt das durch zwei Abende aufgeführte historische Drama in 5 Aufzügen: „Theodosius junior“, das die Jesuiten am 5. August (1658) als Danksagungsakt den Herrn Ständen zu Ehren in Scene setzten, die ihnen das neue Convict (jetzt landschaftliches Kedoutengebäude) auf Wolf Engelberts Anregung (sein Wappen prangt über dem Tliore) und auf ihre Kosten hatten erbauen lassen. Die aus den nun folgenden Jahren erhaltenen Programme *) der Schulprüfungen bei den Jesuiten weisen uns die fortgesetzte Aufführung «dramatischer Uebungen“ und zwar von durchwegs historischen Dramen; der neuerwachto Sinn für Geschichte war die ganz natürliche Folge der dreissig Jahre, in denen man soviel Geschichte gemacht hatte. Wir kommen mit dem Jahre 1659 zu einem Werke, das durch Inhalt und Form gleich geeignet ist, unser volles Interesse in Anspruch zu nehmen, es ist die dramatisirte Geschichte vom oberösterreichischen Bauernkriege im J. 1626 unter Stefan Fading er.**) Das Stück wurde im genannten Jahre am 20. Febr. — Faschingstag — von den Rhetorikern des Laibacher Lyceums gegeben und zwar unter dem Titel: „Palinodia (Reuegesang) quam rebelles superioris Austriae ruricolae post longi-orem suam insolentiam debellati cecinerunt,“ (den die rebellischen Bauern Oberösterreichs, nach längerer Ueberhebung besiegt, angestimmt haben). Das uns vorliegende Manuskript-Papier, zehn Blätter Octav, enthält auf der Kehrseite des Titelblattes den Vorwurf (Argumentum) des Stückes in den Worten (hier in deutscher Uebertragung): „Wie die äuserste Grenze *) Alle in der fürstlich Auersperg’scen Bibliothek in Laibach und in dem Anhänge A. angeführt. **) Im Manuskript in der fürstlich Auersperg’schen Bibliothek in Laibach. der Freude das Leid bilde, haben die österreichischen Bauern an sich selbst erfahren, die durch die Unsinnigkeit — dementia (sic!) des Lutherthums dahin verleitet waren, dass sie die heilsamen Ermahnungen und Befehle Kaiser Ferdinand’s verachteten, gegen ihre Herrn und gegen ihre eigene Heimath wütheten. Aber kurz war der Zwischenraum zwischen ihrer Freude und ihrer Trauer, da sie durch das talentvolle Manöver des Grafen Herberstorff bei Linz geschlagen und zum Widerruf gezwungen wurden“. Dieses Argument ist aus des Eberhard Wassenberg de bello austeriaco zweiten Theil genommen (was angemerkt ist); der Dichter hat sich nicht genannt, wahrscheinlich ist es auch Selenic. Unter dom Argumentum liest man die Entschuldigung, dass Ort und Zeit einem so nichtigen Geschwätze der Bauern werde dienen müssen, was Bachus dann im »Prologe“ ausführlich vorbringt, und woraus man schon auf den Standpunkt, von dem der Bauernkampf aufgefasst und dargestellt wird, schliessen kann. Doch abgesehen von der Jesuitenauffassung bleibt die Vorführung des Ereignisses auf der Laibacher Bühne wenige Decennien nach seinem Eintritte in der Weltgeschichte von nicht geringer Bedeutung und mag seine Erklärung finden einmal in dem erst wenige Jahre vorher (1646) niedergekämpften Aufstande der Gotschewer Bauern gegen ihren Vogt, dann in der gewiss noch lebhaften Erinnerung an die windischen Bauernkriege der Jahre 1573, 1515 und 1516 und in der Absicht, um von derlei Unternehmungen für fernerhin abzuschrecken. Auf Blatt ‘2 steht das Programm — die Angabe der einzelnen Sceuen.*) Der Epilog lautet: die Jugend beklatscht den Sieg Herberstorff’s — also man sieht, auch für die „Claque“ war im Theater der Jesuiten gesorgt! Sollen wir ein Urtheil über den ästhetischen Werth des Stückes ab- geben, so können wir die Disposition und Charakteristik nur loben: freilich laufen Termini aus der Mythologie in den Gesprächen der Bauern mit unter, doch dieses ist allgemeiner Fehler der Zeitrichtung, kommt also nicht in Betracht. Dem Stücke fehlt auch nicht die im Geschmacke jener Tage golege- *) Da ich den Gegenstand als in das Bereich der Forschungen des Museum Francisco-Carolinum in Linz gehörig, für diesen Verein bearbeitet habe, so verweise ich hier auf die bezüglichen Publikationen, die meine Arbeit vielleicht schon im laufenden Jahre bringen worden. ne Scene des Lustigmachers (Akt 2 am Schlüsse), wo die Bauern mit dem Pfleger eines Schlosses, einem früheren »Bauernschinder“ (excoriatore) ein allerliebstes Schaustück anstellen. Die Sprache ist die lateinische, was jedoch nicht verhindert, das Fadinger (Faitingerus) mit den Bauern auch dann und wann und diese mit ihm und untereinander in deutschen Knittelreimen verhandeln; die Form der Diktion ist bald die gebundene, bald die ungebundene; der Ausdruck meist geschickt gewählt.— Der Monat September des J. 1660 brachte den Kaiser Leopold I. zum feierlichen Huldigungsakte in Krams Hauptstadt nach der „heia Ljubljana“. Mit dem ganzen Pompe des XVII. Jahrhunderts ward der Herrscher hiervon Adel und Bürgern empfangen;*) ein Fest drängte das andere, und was war natürlicher als dass man dem Kaiser, der notorisch ein grosser Theaterfreund gewesen, theatralische Aufführungen veranstaltete. Die Chronik verzeichnet uns zwei solcher Festspiele; das erste, eine italienische Komödie „von den landschaftlichen Bedienten präsentirt“, ward am 9., das andere, eine Apotheose des Habsburgischen Ahnherrn unter dem Titel: „ltudolfus I. Pius, Pacificus, Victoriosus“ — nach einem grossen Banquet beim Landeshauptmann Wolf Engelbert Grafen von Auersperg - am 12. Sept., beide im grossen Balconsaale des Auersperg’ sehen Palastes gegeben. Im selben Jahre hatte man im März (Fasten) in der Kirche der Jesuiten deutsche Dramen — ein Passionsspiel aufgeführt. Zwei Jahre später (1662) finden wir im Mai wieder »hochdeutsche Komödianten“ in Laibach; es waren dies die »Tnns-pruckerischen“ die dann 1663 nach Wien kamen und von deren »Directorilms“ die fürstliche Bibliotheck eine in Verse gebrachte Einladung zum Besuche der Vorstellungen bewahrt, worin auch die Stelle eingefügt erscheint: Solang als Lelbach wirdt die Cran im Kreinlandt sein soll Segen, glück und heil bei Euch stets Ziehen ein ! Dieser Gesellschaft gehörte denn auch der „Komödiant Hanns Ernst Holtmann“ an, der sein Drama „christlicher Actaeon“ dem Landeshauptmanne Grafen Wolf Engelbert von Auersperg dedicirte. *) Valvasor, Ehre des Herzogthums Krain 111, p. 376 f. Das fünfaktige in deutscher Prosa geschriebene Stück (70 Seiten in Quart enggeschrieben) bewahrt im MS. die Hausbibliothek. Der volle Titel lautet: .»Christlicher Actaeon, oder das Leben des heil. Eustachii, seines Weibes Theopistae, und seiner beiden Söhne, als Agapij und Theopisti“. Es behandelt die Bekehrungsgeschichte und das Märtyrerthum des römischen Feld-obersten »»Placidus,“ hernach ..Eustachius“ genannt. In ziemlich reiner Sprache geschrieben hat das Drama eine ganz bühnengerechte Scenirung und eine schöne, stellenweise recht poetische Diktion — etwas bearbeitet würde es sich zur Aufführung in katholischen Vereinen noch heute vorzüglich eignen. Besonders interessant erscheint es, dass Christus selbst handelnd eingeführt ist und zwar als kleiner Knabe, der im vierten Akte 2. Scene ein Lied singt. Ferner treffen wir hier die holländische Figur des „Picklhäring“, der als des Placidus Diener auf-tritt und fort Narrenpossen treibt. Ausser dem grossen Apparate einer ansehnlichen Zahl von Priestern, Trabanten, Soldaten, Jägern, Schäfern, Schiffern u. s. w. ist in diesem Stücke auch der Scenerie ein bedeutender Spielraum gegönnt, wir finden da die Erscheinung des „Krucifixes“ zwischen dem Geweih eines Hirsches, der in dem „hinten sich öffnenden Schauplatze“ sichtbar wird, ein „Ballet“ wilder Thiere u. s. w., schlüsslich »»die Erscheinung Christi in den Wolken.“ Was den scenischen Apparat betrifft, hatte man sich — wie die erhaltenen Programme beweisen — früher auf militärische Evolutionen auf der Bühne beschränkt, so z. B. in dem J. 1653 gegebenen Jesuiten-Drama „Marius et Martha*), wo es am Schlüsse der Handschrift heisst: Cestus Militaris. Wir haben oben gesagt, dass auch nocli in dieser Zeit auf der Villa der Jesuiten — in Unterthurn — Aufführungen stattfanden. So im Mai 1654 das der Jahreszeit entsprechende Stück: „Floralia et Hortensia“, (im selben Jahre und Monate gab man, wahrscheinlich im Palais des Grafen, „Leobardus“ ein Festspiel in 15 Scenen und im Juni „Elias Jezabellum fugiens **) und im J. 1667 wieder bei Gelegenheit eines Diners *) MS. in der Auersperg’schen Bibliothek. **) Beide nachträglich in der Auersperg’schen Bibi, (hei der eben von mir in Vornahme begriffenen Ordnung derselben) aufgefunden. D. Verf. zur Feier der glücklichen Rückkunft des Landeshauptmanns aus Wien. (Welches Stück?) Die 1660er Jahre waren es eben, um die das Theaterwesen in Laibach in höchster lilütho stand. — Fs erreichte das Interesse für sceniscbe Darstellungen seinen Culminationspunkt im Jahre 1671, in welchem das Protokoll der Landschaft (Jänner) die ungeheure Summe von 1000 fl. «für die jüngst hier exhi-birte Komödie dem Rektor“ ausweist, und wurde also jetzt auch bei uns jene Masse von Maschinerien, jener opernhafte Pomp aufgewendet, den D e y r i e n t so strenge und mit Recht tadelt; und im Juni desselben Jahres erlaubte man «Einer ge-sammten Kompagnie der hochdeutschen Komödianten“ die De-dikation «einer Aktion“ und gab ihnen 300 fl. — Wie sehr die Theilnahme des Volkes an diesen Aufführungen Wurzel gefasst hatte, zeigt uns der Umstand, dass wir aus dieser Epoche das von gebürtigen Krainern verfasste Drama „der verirrte Soldat“ aufzuweisen haben, welches die Verfasser dem Grafen Wolf Engelbert von Auersperg widmeten! Die kaiserliche Studienbibliothek in Laibach bewahrt unter Nr. 280 ihrer (leider noch nicht vollständig und sachgemäss beschriebenen) Manuskripte diese deutsche Komödie,— als solche eine der ältesten in Laibach aufgeführten, denn sie fällt nach der aus den Angaben von Auersperg’s Würden auf dem Dedikationsblatte zu schliessenden Inklusionsdaten zwischen 1650 und 1673. Ihr Titel lautet: «Der verirrte Soldat“ oder: «Der Glücks-Probierstein.“ Von um so höherem Interesse ist das Schauspiel, da dessen Dedikatoren, wie erwähnt, beide Krai-ner sind: Martin Händler*) (ein Gotschewer) und Melchior Harrer **) (in der Reformationszeit oft genannter Name.) Die Handschrift auf Papier umlässt 47 Blätter in Oktav. Die Spräche ist durchaus deutsch, gebunden und ungebunden, im Ganzen etwas breit, aber leicht verständlich und frei von Fremdwörtern. Die Handlung ist dem persischen Hofleben entnommen und der Träger derselben, der von seinem Vater (dem König) auf die Seite geschaffte Prinz, der sodann nach sieben Jahren dem *) Höndler—Händler. **) Schon 1383 finden wir einen Herrn Friedrich Harrer von Igg. (Puzel Chronik von Sittich. - MS, des krain. National-Museums.) Um 1(5(58 war ein P. Fr. Harrer Präfekt der Jesuiten. Vater, als dieser gegen den türkischen Sultan im Felde liegt, das Leben rettet und nach vielen Hindernissen, wozu auch die Liebo seines Vaters zur gefangenen Sultanstochter, des Prinzen Liebsten, zählt, endlich seine lang gohegte Sehnsucht erfüllt sieht und diese Prinzessin als Braut glücklich heimführt, wo er dann am Schlüsse seinem Glücke in den Reimen Luft macht: Nun endt, sicli alle Pein, mein Unglück ist verschwunden Weil durch des Himmels Schluss Ich wieder hab' gefunden Mein lang gehoffte Braut, jetzt weichet aller Streit, Ein jeder machet sich zum Venuskrieg bereit, Das Drama spielt in drei Akten oder Handlungen, jede mit einer Reihe von Scenen; die erte Handlung spielt im Lager (Exposition), die zweite am Hofe dos Perserkönigs in Nicäa (Verwicklung) und die dritte eben daselbst (Lösung). Auch für den früher erwähnten theatralischen Pomp ist durch einen Einzug gesorgt; wir lesen am Schlüsse der ersten Handlung: «Zwischen der ersten und andern Handlung kann ein köstlicher Einzug gemacht werden, mit zwei schönen Tri-umpfwagen, auf dem ersten Selim und Selimor und auf dem andern Albia und Arihone sitzend von etlichen nackenden Knaben gezogen, hinter und vor dem Wagen gehon die anderen Fürsten alle mit grünen Zweigen in der Hand tragend.“ Ausser den im Verlaufe angeführten zu Ehren Auerspergs gegebenen oder ihm ndedicirten« Dramen und theatralischen Aufführungen finden wir in der Sammlung auch ganz specielle Apotheosen des um die Heimat hochverdienten Mannes ; so eine unter dem Titel: Applausus Scenico — Theatralis lllustr. et Excellentissimi Comitis Engelberti ab Auersperg Car-nioliae Capitanei etc. Debito obseqilio et Reverentia exhibitus ab Archiducali Collegio Societatis Jesu Labaci, (s. a.) Der Schauplatz ist die alte Veste — das Bergschloss Auersperg, über dessen Zinnen man einen grossen Lorbeerkranz schwebend erblicket, während am Fasse des Berges der Genius der Auerspergischen Familie ruht, umgeben von den Personifi-cationen der Tapferkeit und Treue, des Ruhmes und der Ehre. All’ die Hymnen gerechten Löbens und Preisens der Verdienste Wolf Engelberts um Krain, die wir in diesem Festspiele angestimmt finden, sind nur ein schwacher Ausdruck der Wahrheit, die erst dann in vollstem Lichte erschien, als der Gefeierte nicht mehr war. Wir haben hier nicht von Wolf Engelberts Förderung aller Landesinteressen sprechen können, wir haben nur die eine Seite seiner Bemühungen für die Bildung des Volkes herausgehoben, wie aber diese eine fördernde Hilfe mit seinem am 28. April 1678 erfolgten Tode nahezu erstarb — denn von da ab war die Landschaft wenig freigebig gegen Jesuiten und hochdeutsche Komödianten — so gieng die gesammte Entwickelung des Landes unmittelbar nach seinem Ableben entschieden zurück ! — Wolf Engelbert Graf von Auersperg, der dem Kaiser gab, was des Kaisers und dem Volke, was des Volkes, — wie eine Hofresolution (vom 7. Sept. 1667) von den stattlichen ansehnlichen und wohl erspriess-liehen Diensten, desselben in langjähriger trefflicher L a n-desadministration und lobwürdiger Zuhaltung der Landtagsbewilligungen spricht, — ist am besten und treffendsten in seiner Totalität durch die Worte seines intimen Freundes des ausgezeichneten, unvergesslichen Patrioten, des Chronisten Weikhard Freiherrn von Valvasor charakterisirt, der Band III. p. 67. f. der «Ehre des Herzogthums Krain“ über ihn schreibt: «Dieser führte sein Regiment und Amt so klüglich und bescheidenlich, dass ihn ein Jedweder liebte und demnach gleichwohl dabei fürchtete als einen Cavalier, der zur rechten Zeit Güte und Ernst zu brauchen und den Rosengeruch seiner Freundlichkeit gegen deu Wohlverdienenden mit Stacheln wider die Übeln Verdienste zu rüsten wusste!“ »’urnrsbi.vf >• i f 1 >;< i l 1.1 n // , , i • ,i; . vif , ■ * in i-tfi i a-jüiy, «hoW **ib ilwab i ribtfo'J w.h' ui .»»7! • i ’.sffui') i.-. i; /h- / tiflv im- rm"'\ [rifiif/tioff .<• iiw.-i'D -ititri/i . cm/.IJjjöjnuH i> snrfS f>i. ^ .MI I.-jiH r»b 11 ■ *«>/ i>Bß' : uiiTji; ,Ji ui ., irxrffl'l .goili : „dt, t l/i ;'n,r ; i »il i‘d. w t>9f, , . Itf!!*jat!vU bw d*>ihjitr>I /ns rab ,iuii7{/ii ) lüiuiö - n ‘Kt‘ifrf-ni/1 „ .fub Idowiiinl^ duiirimb dsu i i^imoa iieb bau «*(•■;: % Aufzügen von Anton Adolf (Laibach, Merk — meine Sammlung). (Von demselben Dichter erschien 1795 in 0illi(8. 136 Seiten mit Titelvignette): Margaretha die Maultasche Gräfin von Tirol - ein vaterländisches Schauspiel in 5 Aufzügen. Im Besitze von Franz Haidinger in Wien.) 1798. Der Bn ceutaur oder die Vermählung mit dem Meere, Schauspiel in 5 Aufzügen von Schickaneder (Laibacher Theaterjournal von 1 798 im Besitze des k. k. Studienbibliothekars M. Kastelic.) 1799. (1. Jänner.) «Die silberne Hochzeit“ von August von Kotzebne nach dem Theaterzettel: ein ganz neues, liier noch nicht gesehenes, noch ungedrucktes Original-Schauspiel in 5 Aufzügen. (Laib. Theaterj. von 1799.) 1799. (Am 7. Jänner). Orion oder der Fürst und sein Hofnarr. Aus dem Französischen. Ein Hofgemälde in 4 Aufzügen von Perinet. (Laib. Theaterj. 1799.) Indem wir mit diesem Datum vorstehende Uebersicht schliossen — deren Lücken durch nachträgliche zufällige Funde recht bald ausgefüllt werden mögen wollen wir nur noch ins lil. Jahrhundert herübersehend anführen , dass 1800 am ß. Oktober: „Schillers Räuber“; 1801 am 4. Oktober dessen „Fiesko“, zuvor am 13. August, Shakespeares »König Lear“ und am 1. Deccmber desselben Jahres „Mozarts Zauberflöte“ gegeben wurden. In dieser Saison, in welcher „Wilhelm Frasel“ die Laibacher Bühne leitete, und in der der später berühmt gewordene »Wenzel Scholz» zu den Mitgliedern zählte, gab man auch Schillers „Kabale und Liebe“, Shakespeare’s „Hamlet“, „der Kaiferin Zähmung“, „Mackbeth“, und eine Travestie „Hamlets“, ausserdem Kotzebues „Lustspiele“ und »Ifflands* bürgerliche Dramen. B. Slovenische Dramen und die slov. Aufführungen iin Laibacher Theater. Die erste Notiz, dass im slovenischen Idiome eine Aufführung stattfand, ist aus dem Jahre 1670, in welchem den ärmeren Schülern des Laibacher Gymnasiums gestattet wurde, das »Paradis» ausser der Stadt (auf der Villa Unterthurn) »in der Landessprache» darzustellen. Ein neuer Beweis, dass die slovenische Sprache in den Schulen der Jesuiten ebenso gepflegt wurde, wie früher in denen der Reformatoren, da die Schüler den korrekten Gebrauch derselben in Vorführung von Schauspielen machten. Mehr als 100 Jahre von diesem Datum an gerechnet schweigt aber die Geschichte wieder von solch’ nationaler Bethätigung. Da ist es der grosse Mäcen für die Wohlfahrt unserer geliebten Heimat nach jeder Richtung hin — der unvergessliche Freiherr S i g-m und von Z o i s , dessen Einflüsse wir es auch zu danken haben, dass der dem Baron nahestehende Historiograph Linhart*) sich als nationaler Dramatiker versucht, nachdem gewiss durch gleichen Einfluss veranlasst der geniale Priester Sn pan kurz zuvor (1780) eine slovenische Oper „Belin, ena opera» geschaffen hatte. (P. Markus Bilb. Carn. p. 53). Im Jahre 1790 erscheint Linharts erste dramatische Arbeit „Z u-panova Micka; noch im selben Jahre 1700 wurde diese nach Richters Feldmühle bearbeitete Z u i» a n o v a Micka (des Richters Marie) zum ersten Male auf der Laibacher Bühne von Dilettanten aus den besten Kreisen der Gesellschaft gegeben. Der Beifall war ausserordentlich. Im selben Jahre erschien noch ein neues Stück Linharts nach dem Französischen des Beaumarchais: »La folle Jouruee ou le Mariage de Figaro,“ unter dem Titel: „Veseli dan, ali Maticek se zeni“ (der Freudentag oder der kleine Mathias heirathet.) Z o i s selbst dichtete und componirte slovenische Lieder die als Einlagstücke der italienischen um diese Zeit gegebenen Opern im Theater gesungen wurden und stets den rauschendsten Beifall fanden. *) Versuch einer Geschichte von Krain u. s. w. 2 Bde. (bis Karl M.) 8 Auch unser erste slovenische Dichter, der ebenfalls mit Z o i s in innigstem Connexe gestandene Valentin Vodnik betheiligte sich an der Bestrebung für nationale Dramatik. 1803 wurde „Tincek Petolincek“ nach Kotzebue’s Hahnen-sclilag von Vodnik gegeben. Im Jahre 1821 und 1822 wurden im Laibacher Theater öfters slovenische Vorstellungen veranstaltet. (Novice 1848 p. 125.) 1822 am 28. März „Golfani Stare“ (der betrogene Alte) nach Kotzebue — die Schauspieler waren die gewöhnlichen deutschen. In den 40er Jahren taucht zuerst unser vorzüglichste Dramenübersetzer Ivan Ifoseski fJohann Vesel von Koses) auf; es erschien nämlich 1842 seine meisterhafte Uebertragung von Schiller’s Jungfrau von Orleans als Divica Orleanska in einer Beilage des von un-serm ausgezeichneten Schriftsteller Dr. B 1 e i w e i s trefflich redigirten Volksblattes „Novice“ (Laibach 1842). Zwei Jahre früher (1840) hatte der geniale Andreas Smole, des grossen Presern intimer Freund ein Stück: Var h (der Vormund) betitelt, geschrieben (nach dem Englischen des Garrick). Im Jahre 1845 schrieb Beruard Tomsic das dreiaktige Lustspiel: „Lahkoverni“. Das Jahr 1848 brachte ein neues Aufleben in die nationale Dichtkunst, und da die Gelegenheit zu theatralischen Darstellungen geboten war, zeigte sich auch auf diesem Gebiete eine grosse Rührigkeit. Der als Volksschriftstellerbei der Nation so äusserstbeliebte zu früh verstorbene Malavaiic schrieb zwei Stücke „Nekdaj in Zdaj« (Einst und jetzt) und „Edinost“ (die Eintracht). 1848 am 30. Mai grosse „Beseda“ (Fest) zur Feier dos Namenstages Sr. Majestät des Kaisers, wobei auch der Monolog der Johanna aus Koseski’s »Divica Orleanska“ zum Vortrage kam. 1848 am 19. Juui zweite grosse „lleseda“ unter Mitwirkung der philharmonischen Gesellschaft. *) 1848 am 8. Juli dritte grosse «Beseda« zum Besten der *) Dr. Friz Keusbacher in seiner Geschichte der philharmon. Gesellschaft Laibach 1862 macht von dieser Mitwirkung keine Erwähnung. Ein Beispiel o b j ek t i v e r Geschichts-Darstellung. am 18. Juni durch Feuer verunglückten Bewohner von St. Veit (Unterkrain); dabei Linharts „Zupanova Micka.“ 1848 am G. September „ßupanoya Micka“ und „Golfan Stare“. 1848 am 22. November zu Ehren der General-Versammlung des slovenischen Vereins „Tat v mlinu“ (der Dieb in der Mühle) nach dem Böhmischen. 1848 4. December »Zmesnjava cez Zmeinjavo“, Posse in 1 Akt nach Kotzebue’s: die Zerstreuten, ganz frei von J. Babnik. Es übertrugen nun Koseski den 1 Akt der Braut von Messina als „Mesinska nevesta“ (Novice 1849), leider wegen eines langwierigen Uebels, das den Dichter befiel, Fragment, und Valjavec Göthe's Iphigenie (in der Zeitschrift Slovenja). 1849 am 24. Jänner „Veseli dan, ali maticek se 2eni“ von Linhart. 1849 am 13. Februar (zum Gedächtniss Vodnik’s) »Be-seda«, dabei das Vorspiel der »Divica Orleanska“. 1849 am 10. September »Dobro jutro« (guten Morgen) nach dem Böhmischen. 1849 am 15. December ein Stück (welches?) vom Banus Jelacic, und Monolog aus dem 4. Akte der »Divica Orleanska“. Jetzt tritt Ccgnar auf und zwar mit C a m p a noch 1849 (MS. der k. k. Studienbibliothek) und einer Uebertragung von Mosenthals I) e-borah 1850 (MS. der k. k. Studienbibliothek). Im selben Jahre 1850 erschien in Laibach bei Giontini: „Dvö igre za slovenske glediäe 1.) „Juran in Sofija, ali Turki pri Sisku“, die wie wir gesehen haben schon im XVII. Jahrh. dramatisirte nationale That bei Sissek behandelnd; und 2.) „Stöpan Subic, ali Bela IV. na Horvaskim; in Cilli: „Dvoboj in Rastresenca“, dve vosele igre za gle-dise — beide Publikationen, wie die Titel besagen, für’s „Theater“ bestimmt ; zu gleicher Zeit lieferte Malavasie eine Uebertragung von R a u p a c h’s : „Müller und sein Kind“ und der bekannte als solcher hoehgefeierte slovenische Liederdichter Miroslav V i 1 h a r ein Singspiel: „Jamska Ivanka.“ Diese im Jahre 1850 sich drängende schöpferische Thä-tigkeit für’s slovenische Theater hatte ihren Anlass in dem in diesem Jahre angestrengten Bemühen des als Novellist im älteren Style bekannten Leopold Kordesch: eine slovenische Nationalbühne zu schaffen, *) der es wohl auch dahin brachte ad hoc ein Comite zu con-stituiren jedoch gegenüber den vielen Hindernissen verschiedenster Art, die sich anfthürmten, von dem Unternehmen ablassen musste. 1850 am 19. Juni war für längere Zeit die letzte slove-nische Vorstellung. Dilettanten gaben zu Ehren der Ankunft des neuen Statthalters Grafen Gustav Chorinsky und zum Vortheile der durch Brand und durch Wasser Verunglückten in Krain und Untersteier zwei Stücke: »Kljukec je od smerti vstal (Münchhausen ist vom Tode auferstanden) und »Vdova in vdovec« (Witwe und Witwer). 1858 5. Februar grosse »Beseda** zu Ehren des lOOjähri-gen Geburtsfestes Valentin Vodnik's (3. Februar 1758). Die ganze Festfeier im Geburtshause (dom bekannten Gasthause „heim steinernen Tisch“ in der äiüka hei Laibach) und im Theater hatte unser vorzügliche Patriot, der gemüthvolle Dichter und muthige Parlamentsredner Dr. Lovro Toman (der an einer Uebertragnng von Göthe’s Faust arbeitet) veranstaltet; während der als juridischer und culturhistorischcr Forscher und Schriftsteller bekannte gegenwärtige Bürgermeister von Laibach Dr. E. H. Costa das Andenken an den grossen Gedächtnisstag durch die Herausgabe des Vodnik-Albums mit 220 Beiträgen von mehr als 80 kraiuischen Mitarbeitern in deutscher und slovenischer Sprache verewigte. Die von Sr. Majestät unserm allergnädigsten Kaiser vom Throne feierlichst zugestandene Gleichberechtigung aller Nationalitäten des mächtigen Kaiserstaates rief auch die immer getreue slovenische Nation — die Toman treffend den Isolator zwischen den Destruktionstendenzen der Walschen und der Magyaren genannt hat neuerdings in die Arena nationalen Schriftthums. Gleich 1861 erscheint Cegnar mit seiner Maria Stuart (Uebertragnng der Schiller’schen) in dem 1. Hefte der in Klagenfurt erscheinenden von dem bekannten slovenischen Grammatiker und Lexikographen Prof. Janciiß edirten „Cvetje.“ ln dem 1862 von Janko P.(uckmeister) Vijansld in Laibach herausgegebenen slovenischen Almanach: „Nanos“ finden wir von Anton Kos ein Lustspiel in 2 Akten : „Strost in krepost“. Die genannten »Cvetje“ desselben Jahres brachten Cegnars Uebertragnng des Schiller’schen »Wilhelm Teil.“ Selbständig er- *) Die Verhandlungen und einleitenden Schritte. (Siehe Laibachcr Zeitung 1850. schien desselben Dichters Uebertragung von Wallensteins Lager: „Va-lenstajnov ostrog“ Laibach 1864, Die „Novice“ von 18G4 (p. 87, 93.) brachten ein Bruchstück von Shakespeares «Romeo und Julie“. Nun begann auch Dr. Blei weis die Herausgabe einer Sammlung von kleineren Theaterstücken, die hauptsächlich den Zweck haben den kleinen Bühnen der in der Hauptstadt sowie in den vorzüglicheren Landstädten seit 18(il entstandenen und gegenwärtig in schönster Bliithe befindlichen nationalen Geselligkeitsvereine („Citavnica“) zu dienen. Die Suite »Slovenske glediscine igre« enthält bis jetzt: 1.) Die neue Bearbeitung von Linharts „Zupanova Micka“ durch Dr. Bleiweis; 2.) die Uebertragung des häuslichen Zwistes als: „Domaci prepir“ von Jakob Zabukovec; 3.) „Strup“ und 4.) „Svitoslav Zajcek“ — diese beiden von unserer hochgefeierten nationalen Dichterin und Schriftstellerin Frau Louise Pesjak; die es auch unternommen hat, der deutschen Lesewelt die herrlichen Poesien unseres unvergesslichen Pres er n zu vermitteln und mit der Publikation ihrer äusserst gelungenen diessbczügli-chen Uebertragungen in der von mir redigirten den vaterländischen Interessen gewidmeten deutschen Zeitschrift «Triglav“ begonnen hat; und 5.) „Bob iz Kranja“ (nach dem Böhmischen) in 1 Akte. Der schon genannte Miroslav V i 1 h a r lässt ebenfalls zu gleichem Zwecke der Aufführung in den öitavnica’s eine Sammlung von Lustspielen erscheinen. Gegenwärtig liegen vor : 1) „Detelja“ in 1 Akte, 2) „Zupan“ in 2 Akten, 3) «Filozof“ in 1 Akte nach dem Knglischen 4) «Igra Pike« in 1 Akte nach dem Französischen (une partie piquet) und 5) «Servus Petelincek“ (Servus Herr Stutzerl) in 1 Akte nach dem Deutschen. Im heurigen Jahre publicirte auch die sloven. kathol. Zeitschrift „Zgodnja Danica» ein Drama in 1 Akte: «Zgubljcni sin“ (der verlorne Sohn). Nr. 9 und 10. 1861 am Stefanitage eine hu moristische Blüette »Parlament slovenski“, in welchem alle Varianten der slovenischen Umgangssprache durch 12 Abgeordnete vertreten sind. 1862 7. I)ec. Zwei einaktige Pieyen: »Prerokovanje vre-mena v prihodnjem letu“ von Blas Potocnik und »Muha in Krop“ von J. Poklukar; dazu gelesen der erste Akt von Ceg-nar’s »Wilhelm Teil“. 1862 14. Dec. Gelesen 2. u. Akt von »Wilhelm Teil.» 3. 186:1 21. I)ec. Gelesen 4. u. 5. Akt von „Wilh. Teil.“ 1863 4. Jänner »Kreg nied zeno in mozem». 1863 2. Februar »Beseda» zu Ehren Vodnik’s, dramatische Scene: Vodnik — Zois — Linhart (abged. Novice 1863 p. 53.) 1863 8. März »Beseda“ zu Ehren der heil. Ciril und Method. »Zvesti do smrt, ali vdovi in vdovcu“ (nach Holbein von Bleiweis). 1863 29. März »Starost slabost“ Lustspiel von Drobnic. 1863 6. I)ec. »Snubaci» übers, von Zabnkovec. 1863 20. Dec. »Dobro jutro“. 1864 6. Febr. »Beseda» zu Ehren Vodnik’s — Monolog aus dem 4. Akte der »Divica örleanska“. 1864 21. Febr. »Pravda“ von Globocnik. 1864 6. März »Filozof“ von M. Vilhar. 1864 13. März »Domaöi prepir» von Zabnkovec. 1864 Stefanitag »Strap« von Louise Pesjak und »Klju-kec je od smrti vstal“ von Navratil. 1865 26. März »Svitoslav Zajöek» von Louise Pesjak. 1865 2. April »Advokata» nach Schubert und »Igra Pike“ (une partie piquet) von M. Vilhar. — Alle die genannten Aufführungen fanden in der Öitavnica statt. 1865 Ostermontag grosse »Beseda“ zum Besten der Noth-leidenden Innerkrains von der Öitavnica im Vereine mit dem slav. Turnvereine »Juzni Sokol“ (Südfalke) im landsch. Theater gegeben. Drei Abtheilungen: Musikalisch-Deklamatorisches; Theater: das 1 aktige Stück »Bob iz Kranja“ nach dem Böhmischen von Klicpera (Kolaci iz Präge); Turn- und Fechtproduktion. Wenn wir diese Rührigkeit, in den letzten drei Jahron überschauen, so kommt uns doch, trotz aller Befriedigung, die wir darüber empfinden, dor Gedanke, oh nicht durch ferneres blosses (Jultiviren des Lustspieles einer nachhaltigen Entwickelung der nationalen dramatischen Kunst eher entgegen, als vorgoarbeitet würde ?! Wohl verwehrt es der enge Raum kleiner Bühnen, die noch geringe Zahl der darstellenden Kräfte und manch' Anderes — grosse dramatische Werke zur Aufführung zu bringen ; aber ein Anfang muss gemacht werden, und wenn vorerst auch nur Scenen, ja nur Monologe, wie es 1848 und 1849 geschah, mitunter vorgeführt werden können, so ist ein Schritt nach Vorwärts ge-than. Denn wir müssen daran denken, die oben genannten bereits seit Jahren gelieferten meisterhaften Uebersetzungen klassischer Stücke unserm Publikum zur Anschauung zu bringen, damit auch jene, die noch über den bisherigen Stand unserer Literatur gänzlich im Pinstern tappen, belehrt werden, dass unsere Sprache nicht nur die Eignung besitzt, die geistigsten Emanationen eines Dichtergenins wiederzugeben, sondern dass sie diese Feuerprobe schon lange in glänzender Weise bestanden hat. Der weitaus höchste Gewinn aber, den auch unsere Nation aus der Vorführung klassischer Dramen ziehen wird und der vor allem in Betracht kommt, ist das Moment der Bildung von Geist und Herz, durch den Inhalt, die künstlerische Co m position und das Erhabene der D i c t i o n in solchen Dramen. Denn das allgemein Menschlichgrosse und Gewaltige die Grundidee in einem „Wilhelm Teil“, einer „Jungfrau von Orleans“, einer »Maria Stuart“, einer »Iphygenio« greifen dein Slaven ebenso an sein Herz und sprechen in wahlverwandten Worten zu seinem Geiste, wie dem Deutschen, in dessen Sprache das Kunstwerk im Originale geschaffen worden! Buchdruckerei von C. Al brecht in Agram. 1865. Slovanska knjiznica 6K M 66009502400