Slowenische Namen und Wörter aus Kais in Osttirol Heinz-Dieter Pohl (Celovec) • o • \— r— IZVLEČEK: V članku so obravnavani slovenska imena in nekatere besede iz Kalsa na Vzhodnem Tirolskem. Dialektološko se prištevajo k stari slovenščini, tj. jeziku, ki so ga v zgodnjem srednjem veku govorili v kneževini Karantaniji in je osnova za imenoslovje na jugu in jugovzhodu Avstrije. Pri tem je prišlo tam tudi do stikov z romanskimi (ladinsko govorečimi) prvotnimi prebivalci. Z > Slovenian Names and Selected Words from the Kals Valley in q East Tyrol ABSTRACT: This article discusses names and words of Slavic origin in the Kals Valley in East Tyrol. In terms of dialectology, they are classified as Old Slovenian in origin - that is, the language spoken in the principality of Karantania in the early Middle Ages and that served as a basis for creating names in South and South-East Austria. In addition, contacts were formed with indigenous Romance (Ladin-speaking) people. Allgemeines Unter „slowenisch" ist in diesem Zusammenhang nicht die heute noch lebendige Sprache der Kärntner Slowenen gemeint, sondern die mittelalterliche Vorstufe, die Sprache der Karantanen, eine altslowenische Mundart, früher meist „alpenslawisch" genannt.1 Die Gemeinde Kals am Großglockner in Osttirol gehört zu den namenkundlich bemerkenswertesten Regionen Österreichs: hier haben im Mittelalter Romanen, Slawen und Deutsche friedlich nebeneinander gerodet, gewirtschaftet und gelebt (wie dies treffend Maria Hornung festgestellt hat2), was sich im Namenschatz des Kalser Tales noch heute deutlich zeigt, denn wir finden Namen romanischer (ladi-nischer), slawischer („karantanischer") und deutscher (südbairischer) Herkunft. dazu vgl. pohl 2005ab, zu osttirol erstmals pohl 1997. hornung 1976, ähnlich 1964, 79. die seit dem 7. jhdt. in den alpen nachweisbaren slawen sind bekanntlich die vorfahren der heutigen slowenen; deren nur aus namen bekannte und erschließbare sprachform 6 y 303 Heinz Dieter Pohl: Slowenische Namen und Wörter aus Kals in Osttirol 2 ^ Diese Vielfalt betrifft nicht nur die (amtlichen) Siedlungs- und Hofnamen, sondern w auch die Flur-, Berg- und Gewässernamen. Deshalb befassten sich seit über hun-N dert Jahren immer wieder verschiedene Sprachwissenschaftler mit der Erforschung dieses bis vor 100 Jahren noch so schwer zugänglichen Hochtales. Die durchgehend R asphaltierte Landstraße mit mehr oder weniger breiter Zweispurigkeit wurde erst O 1998 fertig gestellt. Eine bescheidene Straßenverbindung (1912 begonnen) gibt es S seit 1927. L Nach den in den achtziger Jahren erfolgten systematischen Erhebungen im q Kalser Tal durch meinen Kollegen Karl Odwarka und mich4 können wir heute mit v hoher Wahrscheinlichkeit folgendes zu den Kalser Flurnamen sagen: knapp 2/3 sind deutsch (bairisch) zu deuten, 6-7% slawisch bzw. slowenisch und ca. 29% romanisch bzw. ladinisch (einschließlich vorrömische Schicht), wobei einerseits der Anteil romanischer Namen im oberen Bereich des Tales am höchsten ist, andererseits N slawische Namen eher im unteren Bereich häufig sind. Es wurden zunächst fast A 1300 Namen von Bergen, Bächen, Feldern, Weiden, etc. von Kalser Informanten p gesammelt und von uns analysiert. Weitere (über 180) Vulgo- und Schreibnamen m können bis auf etwa 20 romanische und vier slawische Namen, also über 85%, deutsch (bairisch) erklärt werden. R Die dreizehn Oikonyme (also Dorf- und Weilernamen) des Kalser Tales zeigen m wiederum eine andere Verteilung: sechs slawische (inkl. Kals), also fast die Hälfte, 3 je drei deutsche und romanische Namen, also je fast ein Viertel, sowie einen Ortsnamen, der sowohl Deutsch als auch Romanisch gedeutet werden kann.5 Bei manchen Personen- und Flurnamen kann man nicht mit Sicherheit feststellen, ob es direkte Benennungen durch Romanen oder Slawen sind oder eventuell bereits ins Bairische übernommene Entlehnungen: ist Maier deutsch zu deuten (als Lehnwort < roma-2 nisch maior '(etwa) Verwalter'), Groder aber romanisch (von croda 'Felsen', also etwa 'Felsner'), wie wir es tun? Ähnlich verhält es sich mit einigen Flurnamen, die Alm, Alp, Alwe deuten wir als bereits voll integriert und somit bairisch. Müssen wir aber Balfen < vorrömisch *palva 'Fels (-höhle, -vorsprung)' als romanische Namengebung bezeichnen? Wohl eher nein, da der Balfen noch bei älteren Kalsern etwa dem Kofel im unteren Iseltal entspricht, d.h. 'Felsen' bedeutet und als bai-risches (Tiroler) Wort angesehen wird. Zusätzlich zur Frage, ob ein Name bairisch zu deuten ist, können wir auch nicht immer sicher sein, ob ein anderer Name romanischer oder slawischer Herkunft ist (so kommt beispielsweise für Golz sowohl romanisch collis 'Berg, Hügel' als auch slowenisch golica 'kahle Stelle' in Frage).6 bezeichnet man „alpenslawisch" oder „karantanisch", sie entspricht weitestgehend der, wie sie uns in den „freisinger denkmälern" begegnet (s. dazu v.a. pohl 2005a). 4 unter berücksichtigung und würdigung früherer forschungen (v.a.) durch august unterforcher, karl finsterwalder, wilhelm brandenstein und maria hornung; zuletzt kamen noch zahlreiche bemerkenswerte beobachtungen und deutungsversuche von peter anreiter (dem ich auch für einige weitere hinweise dankbar bin) und hubert bergmann dazu (zu allen s. literaturverzeichnis). 5 s. anm. 20. 6 in diesem fall ist die romanische deutung die wahrscheinliche (vgl. anreiter 2004b, 304 91). Heinz Dieter Pohl: Slowenische Namen und Wörter aus Kals in Osttirol Deshalb darf man die statistisch ausgewerteten Prozente je Sprachschicht nicht absolut sehen. Einige Flurnamen können nach heutigem Wissensstand nicht oder nur ungenügend erklärt werden. Das Kalser Tal kann in drei Abschnitte aufgeteilt werden, die sich statistisch7 recht stark voneinander unterscheiden. Im Abschnitt I, dem höher gelegenen Norden, also im Dorfer Tal und Teischnitz Tal (mit Almwirtschaft über 1600 Meter) sind 38% der Flurnamen romanisch (davon sind einige vorrömisch), 7% sind slawisch und 55% bairisch. Dort hat sich das romanische Element am längsten gehalten. Im mittleren Teil des Tales (Abschnitt II) mit fruchtbarem Ackerboden, umsäumt von Wiesen und Weiden, beträgt der Anteil des Romanischen (mit wenig Vorrömischem) über 35%, der des Bairischen über 60% und nur 2% sind slawisch, meist in höheren Lagen. Der Abschnitt III im Süden zeigt wieder ein anderes Bild: Bairisch dominiert mit 65%, gefolgt vom Slawischen mit 20% und mit nur 15% romanischem Anteil (darunter kaum Vorrömisches). Dort hat sich wohl auch das slawische Element am längsten gehalten (s. 5). Bisher wurden die drei, eventuell vier, Sprachschichten romanisch, slawisch, germanisch, sowie vorrömisch genannt, wobei uns die vorrömische Sprachschicht durch den Mund der Romanen vermittelt wurde. Eigentlich müsste man aber von fünf Sprachschichten sprechen, da ja ab ca. 1800 die Verhochdeut- schungen und Verballhornungen einsetzten, vor allem durch Kartographen. (Quelle: Leimser 1998, 71 u. Pohl 2004a, 53) I • • ct, I I o- < I z > - m I si tà 1-5 Zur Statistik: Bei den 1300 Flurnamen zählen wir jeweils nur das Grundwort, z.B. Mun-tanitz (BN im Dorfer Tal) und nicht die weiteren sieben abgeleiteten Namen, wie Munta-nitzBach, MuntanitzBalfen, Muntanitz Kees, etc. So erhalten wir z.B. in Abschnitt I 222 Grundwörter von 335 erfassten Flurnamen. Wir nehmen aber gleiche Namen in die Statistik dann auf, wenn sie an verschiedenen Orten vorkommen. So gibt es im Dorfer Tal z.B. je einen Luckenkogel im Osten und im Westen, was dann zwei bairische Namen ergibt. Heinz Dieter Pohl: Slowenische Namen und Wörter aus Kals in Osttirol 2 Man kann annehmen, dass vor 2000 Jahren das von Kelten bzw. ihren Vorgängern besiedelte Kalser Tal nach und nach romanisiert wurde. Frühestens im 7. und 8. Jahrhundert begann dann das Eindringen der Slawen bzw. deren Ansiedlung neben und mit den bereits ansässigen Romanen. Die große Namenkontinuität lässt R vermuten, dass es zu keiner Verdrängung oder Überlagerung des romanischen Elements gekommen ist, sondern im Gegenteil, das (romanische) Ladinische s muss wohl noch bis ins 15/16. Jahrhundert gesprochen worden sein,8 d.h., dass l das Slowenische früher ausgestorben sein muss bzw. dass es im Romanentum 0 aufgegangen ist. Das kann auf Grund von bestimmtem Lautentwicklungen in den v Namen slawischer Herkunft festgestellt werden: sie sind durch einen „romanischen Filter" gegangen, wie dies Peter Anreiter anschaulich gezeigt hat.9 Auch die nebeneinander bestehenden Übersetzungsnamen Ködnitz (3) neben Glor, *Fig neben Zöttl (11) und (Groß-) Dorf sprechen dafür sowie die Tatsache, dass slowenische Benennungen vorwiegend in den semantischen Bereichen „Bodenbeschaffenheit" A und „Pflanzen" vorkommen, hingegen (u.a.) „Topographie", „Verkehr und Wege" p und „Klima und Witterung" meist romanische Etyma aufweisen, also die typischen m Benennungsfelder von bereits Ansässigen.10 Die während der letzten fünfzehn Jahre gesammelten Flur-, Orts-, Vulgo- und R Schreibnamen - inzwischen sind es fast 1500 geworden - ermöglichen es, eine 1 Besiedlungsgeschichte des Tales auf Grund der drei Sprachgruppen zu skizzieren: 1 o bis ca. 700 Romanisierung o nach 700 Einwanderung der Slawen o o nach 1000 Romanisierung der Slawen (im oberen Bereich, Abschnitt i u. ii) 7 o 1197 erster urkundlicher Beleg: Rainardus plebanus de Calce, somit spätes-• tens 2 o ab 1200 schrittweise Ausbreitung der deutschen (bairischen) Verkehrsspra- che o um 1500 Aussterben des Ladinischen (und auch des Slowenischen im südlichen Abschnitt iii). siedlungsnamen 1. Der Name kals (urkundlich 1197 de Calce, 1329 Chalt(e)s, 1545Kallss) dürfte ursprünglich ein Gegendname gewesen sein (für das heutige Kalser Tal) und wurde dann Name der Gemeinde. Er ist wahrscheinlich auf slowenisch kalec (< kalbcb, zu slawisch kalh 'Kot, Schlamm; Lache, Pfütze; Viehtränke', im Slowenischen kal 'Kot in Pfützen; flache Vertiefung, in der sich Regenwasser ansammelt, Lache; Viehtränke') bzw. kaluža '(Kot-) Lache, Pfütze' zurückzuführen. Man vergleiche damit heutige slowenische Siedlungsnamen wie Kalce, Kalše, Kališe und Kaluže. Der Kalser Bach fließt in seinem Mittelabschnitt in einem relativ ebenen Gebiet 8 dr. lois craffonara, ehemals direktor des institut ladin in st. martin de tor, südtirol, meint, dass in kals wahrscheinlich noch bis ins 16. jahrhundert ladinisch gesprochen wurde (juni 1999 in kals); vgl. auch videsott 2004: 63f. 9 anreiter 2004a, 59f.11 und 2004b, 88ff. (mehrere beispiele), s.u. Zusammenfassung. 10 genaueres bei anreiter 2004b, 111. 306 Heinz Dieter Pohl: Slowenische Namen und Wörter aus Kals in Osttirol sehr ruhig dahin und sein Bett ist von Lachen und Pfützen begleitet, insbesondere ^ im Frühjahr nach der Schneeschmelze und im Hochsommer nach ausgiebigen Regenfällen oder heftigen Gewittern11. Von diesem (mittleren) Abschnitt II könnte also die (slawische) Namengebung ausgegangen sein, wo sich auch andere Namen slawischer Herkunft finden, z.B. Lesach, Arnig und Staniska. Schon Karl ? Finsterwalder hat darauf hingewiesen, dass in diesem Bereich des Kalser Tales der historische Kern der slawischen Besiedlung zu suchen ist12, liegen doch vier von den sechs Siedlungsnamen slawischer Herkunft in jenem Bereich (außerhalb liegt ^ nur Ködnitz, Übersetzungsname zu romanisch Glor; der Name Kals selbst gilt heute für das ganze Tal und die Gemeinde). Eine zweite Deutungsmöglichkeit ergibt sich aus der Tatsache, dass die p. slawischen Wörter kalh und kaluža die gleiche Bedeutung haben können wie der in Tirol nicht seltene (ursprüngliche Flur-) Name Lizum (z.B. Axamer Lizum, Aussprache [litsüm], zu romanisch lozza 'Kot'), etwa 'Kotalm, Kotanger'13; mundartlich das Kot [khoat] bedeutet in Tirol überhaupt 'Lagerplatz des Viehs, wo viel Kot liegt'14; der Boden der Viehleger ist bekanntlich überdüngt. In diesem Z Fall würde der Name Kals mit der Viehzucht zusammenhängen; gestützt wird diese Erklärung durch den Flurnamen Kaluse (44), eine ehemalige Viehweide im Bereich q zwischen dem Burger und Ködnitztal. Eine romanische Herkunft des Namens Kals ist aus lautgeschichtlichen Gründen unwahrscheinlich, da romanisch ca- [ka-] im Ladinischen gewöhnlich zu tscha- [ča-] wurde15, z.B. Flurnamen wie Tschadin < romanisch catinus '(Gebirgs-) Kessel, Kar' oder Tschamp < romanisch campus 'Feld'. Die Ausprache des Namens, mundartlich [khäls], setzt ein mittelhochdeutsches *khal$ voraus, also affriziertes k, primäres a (kein Umlaut) und stimmloses Fortis-s. Alle Laute können in entlehnten Wörtern und Namen vorkommen.16 Im Slawischen bedeuten die beiden in Frage kommenden Wortstämme kalh und kaluža:17 (1) Schmutz, Unrat, Dreck; (2) Kot, Schlamm; (3) Kehrichtplatz (4) Viehtränke; (5) Lache, Pfütze; (6) Sumpf, Morast. Davon abgeleitet sind kališče 'Lache, Pfütze' und kalina 'Schneeball (Pflanze): diese ansicht wird durch die geomorphologischen und hydrologischen gegebenheiten bei der entstehung des kalser tales bestätigt (wie dies aus einem vortrag von w. wirk-ner, limnologe aus innsbruck, auf dem XII. Kalser Namenkundlichen Symposium hervorging). - vgl. auch odwarka 1999. finsterwalder 1990-1995, i 54. vgl. v.a. finsterwalder 1990-1995, ii 640. schatz 351. finsterwalder 1929, 240f. die einzelnen vorschläge zu einer romanischen deutung s. bei pohl 2004b, 8f. šmilauer 1970, 87. SI I 307 12 13 14 15 16 17 Heinz Dieter Pohl: Slowenische Namen und Wörter aus Kals in Osttirol — E — 1 I Si Viburnum, L.)'. Davon kommen für das Slowenische (und damit wohl auch für das Alpenslawische) nur die Bedeutungen 2, 3 und 5 in Frage sowie kališče. Ein Blick N ins slowenische Wörterbuch weist folgende Wörter und Bedeutungen aus18: (1) käi 'Kot in Pfützen; flache Vertiefung, in welcher sich Regenwasser sammelt, Lache; Viehtränke'; O (2) kalič 'kleine Lache'; S (3) kališ, kališče 'Pfütze, Mistlache'; L (4) kaluža 'Kotlache, Pfütze'. 0 Ein kalec ist nicht greifbar, aber fürs ältere Slowenische nicht ausgeschlossen, v zumal die Wortform kalec vom Homonym kal 'Keim' sehr wohl belegt ist. 2 In Osttiroler Flurnamen kommt der Wortstamm kal- weiters in Gelischge 1 [kališka] (Alkus, Gemeinde Ainet) vor (1553 Goliskh Ackher);19 Ortsnamen mit diesen Elementen in Kärnten sind: Gall (Gemeinde St. Urban), Galling (Gemeinde N St. Veit an der Glan, 1539 Gelicz, daher wohl zu kalič oder kališče), Kalischka (heute A Ortsteil von Camporosso/Saifnitz, Kanaltal, Italien), in der Steiermark Kollisch p (Gemeinde Stocking, Wildon) und in Salzburg der Hofname Galli (zweimal, m Zederhaus und Sauerfeld). Beispiele aus Slowenien s.o. Man wird wohl keinen ernsthaften Einwand gegen eine slawische Deutung von Kals vorbringen können. 1 Die Siedlungsnamen slawischer Herkunft im einzelnen:20 3 2. Arnig ([anik(h), alt ârnik(h)], urkundlich 1288 Abernig, 1307 Awernichk, • 1501 Ernigkh u. Ernickhen): altslowenisch *avornik (< slawisch *avonnikh), o ursprünglich wohl Hofname, etwa 'Ahorner' zu slawisch (j')avorh, slowenischjavor 7 'Ahorn'. Dieser Name ist der einzige, bei dem die Ausgangsform *avor so stark 308 nach pleteršnik s.v. bergmann 2003, 144. siedlungsnamen romanischer Herkunft: Glor (s. 3, amtlich auch Glor-Berg); Pradell (früher Pradel geschrieben, so auch urkundlich um 1600, aussprache [pradél], aus romanisch pratellu 'kleine wiese'); Elleparte (1553 Elepart, mundartlich [elepârt(e)], älter [lepörtsn], aus romanisch (ad) illam partem 'jenseitiger teil'). - der name Lana kann entweder direkt auf romanisch labina 'erdsturz, lawine' bzw. *labinarium 'lawinenzug' zurückgehen oder repräsentiert das aus letzterem entlehnte deutsch-mundartliche Lahner. - siedlungsnamen deutscher Herkunft: Großdorf (der heutige hofname Figer, urkundlich 1307 Zefig < romanisch sub vico 'unter dem dorf', 1428 Fyger, weist darauf hin, dass Großdorf einst *Fig < romanisch vicus 'dorf' geheißen haben dürfte; ein hof heißt Zöttl, was slawisch *sedlo repräsentiert [s. 11]. die bezeichnung Großdorf ist auch urkundlich villa maior 'größeres dorf' bezeugt, sie ist aber relativ jung, einst wird es wohl einfach Dorf geheißen haben, denn der ehemalige gemeinbesitz von kals-groß-dorf wird mundartlich [dörfsr glwe], das ist Dorfer Alm, amtlich Dorfer Tal, genannt); Burg und Unterburg (urkundlich um 1300 underbürg, mundartlich [untar (dar) wurkh], hinweis auf ehemalige burg oder fluchtburg. es ist wegen der aussprache [wurkh] statt des zu erwartenden [p-] auch slawisch vrbxi> > slowenisch vrh 'gipfel, anhöhe' vermutet worden) sowie (ober Glor) Berg; Haslach (das ist die 'haselstaudengegend', deutsch Hasel + bairisches kollektivsuffix -ach). - dazu kommen noch einige Rotten (Rotte '(abgelegener) teil einer dorfgemeinde bzw. zwei oder mehr häuser in getrennter lage') wie z.b. die Praderrotte und Taurerrotte (hofnamen enthaltend) in großdorf. 18 19 20 Heinz Dieter Pohl: Slowenische Namen und Wörter aus Kals in Osttirol reduziert erscheint, über arn- > an-, sonst haben wir im Deutschen Formen wie ^ Auernig (Oberkärnten) oder Jauernigg (Steiermark). Daher ist bei diesem Namen ein romanischer Filter denkbar;21 der Umlaut (auf Grund der urkundlichen Belege von 1501 und der heutigen Aussprache [a-]) spricht für frühe Eindeutschung. 3. Ködnitz ([khéidnits], urkundlich 1664 Ködniz) < slawisch *kqtbnica ? 'Gegend im Winkel bzw. Winkelbach' zu slawisch *kqth 'Winkel', slowenisch kot; vgl. den bedeutungsgleichen Nachbarort Glor (urkundlich 1329 Anglar, 1428 Angular, 1653 Glar < romanisch angulare 'im Winkel gelegen', beide Namen ^ übersetzen einander). Die Lautentwicklung -t- > -d- ist auf einen romanischen Filter zurückzuführen.22 4. (Ober-, Unter-) Lesach ([leßa], urkundlich 1244 Lescha, 1369 Lesach): p. altslowenisch *lešah (< slawisch *lešaxh), Lokativ zu *leš(an)e 'Waldbewohner', Einwohnername zu slawisch lësh, slowenisch les 'Wald'. 5. (Ober-, Unter-) Peischlach ([pâisla], urkundlich 1329 Peuschler, 1338 Underpaeuschlern, 1428Päuschlarn u. Peuschlärn, 1501 Pauschlarn u. Peüschlarn): altslowenisch *pišljah (< slawisch *pyšl'axh), Lokativ zu *pyšl'(an)e, einem von Z slawisch *pyxati 'blasen, wehen' abgeleiteten Einwohnernamen, etwa 'Ort, wo der > Wind weht', slowenisch pišlje; der urkundliche Beleg Peuschler zeigt den alten deutschen Einwohnernamen, die Form auf -arn/-ärn den Dativ, der syntaktisch dem slawischen Lokativ entspricht, also eine deutsch-slowenische Mischform. Dass sich letztlich der Auslaut -ach < Lokativendung slowenisch -ah gehalten hat und nicht die deutsche Wortbildung, ist ein Indiz, dass dort noch ziemlich lange das Slowenische lebendig gewesen sein muss. - Der Ortsname erinnert semantisch an deutsche Ortsnamen wie Windschnurn (Gemeinde Lendorf, Spittal an der Drau), was auch mit der Realprobe übereinstimmt. 6. Staniska (mundartlich [niška, alt nîske], urkundlich 1545 zu Tanitsch, Tanitschga, 1553 Tanischgg[en], 1653 u. später Stanischga): altslowenisch *stanišče (< slawisch stanh 'Standort, Lagerplatz' + Suffix -isko /-išče), eine alte Bezeichnung für Almhütten (slowenisch stanišče). Hofnamen 7. Niederarnig(er) ([nîd3r-arnik(3r)], Arnig). Urkundliche Belege: 1299 Awernick 1637 Arnig 1778 Niederarniger Gut Oberarnig gab es früher auch; ein alter Hofname dürfte der Nukleus der heutigen Ortschaft Arnig sein (Deutung s.o. 2). 8. Oblasser ([öplaßar], Peischlach). Direkte urkundliche Belege fehlen, jedoch im Flurnamen 1553 Oblaser Waldt bezeugt. I im sinne anreiters (s. zusammenfassung), wie u.a. auch bei Rane (64), zumal auch sonst im kalser romanischen namenmaterial ähnliche kontraktionen begegnen, z.b. Raspü- < *raspatura 'raue gegend', Volschgü < valle obscura 'finstertal', wolfe-loare < *luparia 'wolfsgrube' (tautologie) usw. vgl. anreiter 2004a, 6011 u. 2004b, 93 nr. 39. 6 309 Heinz Dieter Pohl: Slowenische Namen und Wörter aus Kals in Osttirol — E — Zu slowenisch ob + plaz 'längs der Lawine, Lahner'23 + -er. 9. Perloger ([p3löukar], Staniska). Urkundlicher Beleg: N 1778 Perloger Wohl zu slowenisch prelog 'Brachland';24 kommt auch in Ainet vor: 1410 Prelug25 mit deutscher Wortbildung (-er). O 10. Rantschnigg ([rântsnik], Glor, heute unbekannt). Urkundlicher Beleg: S 1608 Rantschnigg L Wie der Hofname Rantschner zu deuten, gleichsam die slawische Version dazu 0 mit slawischer Wortbildung -nik, das wie deutsch -er Lagenamen bildet (zu romanisch v *runca 'Rodung, Gereut', die romanische Version dieses Hofnamens ist in Glor-Berg n Ranggetin(er) < romanisch *runca + -ittu + -inu/-a mit Suffixagglomeration); eine 1 der seltenen romanisch-slawischen Mischformen (s. 14). 11. Zöttl ([tsetl], Großdorf). Urkundliche Belege fehlen. N Aus slawisch se(d)lo 'Dorf, Siedlung'; einerseits bleibt in Osttirol die A Lautgruppe -dl- erhalten,26 andererseits fügt sich slawisch se(d)lo, das semantisch p gut zu romanisch vicus 'Dorf' > *Fig (im Hofnamen Figer bezeugt, ebenfalls in m Großdorf) und zu deutsch Dorf, heute Großdorf, passt - ein Name, der semantisch durch alle drei Sprachschichten gelaufen ist.27 K 1 Gewässernamen 3 12. Fruschnitzbach ([früsnits-], demnach auch der Flurname Fruschnitzeben • im Dorfer Tal) aus slawisch *brusbnica 'Steinbach' zu slawisch brush 'Wetzstein' 2 o (vgl. slowenische Gewässernamen wie Brusnica); slowenisch brusnica bedeutet ° auch 'Preiselbeere', kommt aber für unseren Namen kaum in Betracht. -4 • 16. Kalser Bach (s.o. 1). 2 13. Laperwitzbach ([laparwits-], Dorfer Tal): aus slawisch *laporjevica 'Mergelbach' (zu slowenisch lapor 'Mergel'). 14. Muntanitzbach ([müntanits-], um 1900 endbetont bezeugt [muntanits-], Dorfer Tal, auch als Bergname (Muntanitz), meines Erachtens eher aus slawisch mqtbnica 'Trübenbach' in alter Lautung (*montïnica), vgl. die jüngere Entwicklung in Metnitz < Mötnitz, Kärnten; denkbar ist auch entweder ein romanisch-slawischer Mischname, romanisch montanus 'Berg-' + slawisch -(bn)ica28 oder (eher unwahrscheinlich, da direkte Parallelen fehlen)29 rein romanische Herkunft, etwa 23 odwarka-pohl viii 987. 24 odwarka-pohl vii 901. 25 finsterwalder 1990, 196 26 vgl. pohl 2005a, 132f. 27 in odwarka-pohl ix 159 habe ich diesen namen noch anders gedeutet: übername für den 'struppigen', zu althochdeutsch zata, zota 'zotte, wirre haarlocke' (vgl. finsterwal-der 1990, 546f., betrifft aber einen kufsteiner namen) bzw. mundartlich zout 'haarsträhne, ungeordnetes haar', zot(t)l 'zottel, haarsträhne' (schatz 733). 28 so finsterwalder 1990-1995, i 36. - dass hier ein altslawisches jer als vollvokal erscheint, ist in osttirol nicht ungewöhnlich, vgl. Zettalunitz- < *sedhlovbnica oder Zed-lach < *sedhl'achh, erstbeleg 1022-39 Cetulic. 310 29 es wäre in unserem gebiet der einzige fall von romanisch munt- < mons 'berg' (in zwei Heinz Dieter Pohl: Slowenische Namen und Wörter aus Kals in Osttirol *montanities bzw. -itia?0 Da meist die Gewässernamen älter sind und nach ihnen die benachbarten Objekte benannt sind, ist davon auszugehen, dass der Name Muntanitzbach zunächst dem Flurnamen Im Muntanitz (woher der Bach zu Tal 2 i fließt) zu Grunde liegt und von diesem ausgehend ist dann auch der Berggipfel so benannt worden. ? weiteren kalser flurnamen [matitz-, Matoitz-] erscheint mat- wie auch in nordtirol und vorarlberg, dazu vgl. anreiter in druck). romanische herkunft auch von anreiter 2005, 23 erwogen; seiner meinung nach hätte hier der slawische nasalvokal fallen müssen (anreiter im druck), was bei einer frühen entlehnung ins romanische aber nicht zwingend erscheint. immerhin liegt der bach im abschnitt I, wo es früh zu romanisch-slawischen kontakten gekommen ist. - denkbar ist auch, dass die romanen den slawischen namen nicht verstanden haben und ihn mit munt- 'berg' assoziiert haben. so bergmann 2003, 79. 15. Teischnitz(bach) ([taišnits-], Dorfer Tal): die wahrscheinlichste Deutung dieses Namens (der auf der Anich-Karte als Eischnitz erscheint) dürfte slawisch *dhždbnica etwa 'Regenbach' zu *dhždb 'Regen' (slowenisch dež) sein (wie auch ^ die Tüschnitz in Bayern). — Flur- und Bergnamen p. 17. Blas ([plaß], Dorfer Tal): eine Hanglichtung, zu slawisch plazh 'Lawine, Lahn' (slowenisch plaz); s.a. Blos. 18. Blas ([plaß], Burger Tal): zwei nach Hofnamen unterschiedene Weideflächen: Kuenzer Blas und Jochblas, wie 17. 19. Blos ([plaß], Arnig): Kuhweide, wie 17. 20. Blossen (pl., [ploßan, -a-], Großdorf): Felder, Plural zu 17. 21. Boroditze ([poroditse], Lana): Name eines Weges, wohl wie Paraditze q (57) zu deuten. 22. Bossenig ([pößanik], Peischlach): eine Bergwiese, entweder zu slowenisch požnjak 'Wiese, die nur einmal abgemäht wird, meist spät' (von pozen 'spät') oder auf Grund von slowenisch po ševi 'an der schrägen Stelle' (pošev 'schräg') entstanden.31 23. Daba-, Daberklamm ([dawa-, dawar-], Dorfer Tal): urkundlich 1501 auf der Täber, 1533 an Kalser Däber, eine romantische Klamm, vom Kalser Tal aus gesehen der Eingang ins Dorfer Tal, zu mundartlich Daber (s.u. 74) aus slowenisch deber/daber 'Klamm, Schlucht'. 24. Debantgrat ([dëwant-], Staniska): Berggrat östlich vom Schoberkees zum Debanttal hin, nach der Ortschaft Debant so benannt; der Name dieser in der Umgebung des alten Aguntum gelegenen Ortschaft beruht auf slawisch *dëvina 'Jungfrauenort', urkundlich 1274 Dewin, 14. Jhdt. Dewein, mit -t erstmals 1479 Debant, später auch (so 1583) Tebant (auf ins Christentum übernommene alte Frauenkulte hindeutend). 25. Drage (Droge) ([drage], Arnig): ein Abbruch bzw. eine Geschiebefläche, auf dem mundartlichen Wort Droge (s.u. 75) beruhend, von slowenisch draga 'Schlucht, Wasserfurche; Mulde'. 311 3(J 31 Heinz Dieter Pohl: Slowenische Namen und Wörter aus Kals in Osttirol 2 ^ 26. (Hoch-) Droge ([drage], Peischlach): ein Abbruch im Gelände, wie 25. W 27. Foledischnitz ([foutadišnits], Dorfer Tal): Bergname, wohl ein N aufgewanderter Flurname < slowenisch *voletiščnica 'Ochsenpferch' (der Name ist durch einen romanischen Filter gegangen, was den ungewöhnlichen Anlaut [f-] und die Abschwächung des -t- erklärt).32 O 28. Fruschnitzeben (s.o. 12). S 29. Ganimitz (-Kopf) ([ganimits], auch Gaminitz [gaminits], Dorfer L Tal): Bergname, zum häufigen slowenischen Flurnamen kamenica 'mit Steinen 0 durchsetzte Flur, Steinberg'. v 30. Gebroinig ([gebröinik(h)], Staniska): ein Graben mit Buchenbestand zwischen Arnig (2) und Haslach (Anm. 20) < slowenisch gabrovnik zu gaber 'Weißbuche'. 31. Glödis ([gléidas, gloidas], Lesachtal): Bergname; dieser ca. 3200 m hohe Bergkegel ist mit Platten und größeren Steinbrocken übersät, er macht A einen „zernagten" Eindruck, daher aus frühslowenisch *glodišče 'Ort, der vom p Wasser zernagt ist' (zu slowenisch glodati 'nagen'), doch lautlich schwierig,33 m wahrscheinlicher und auch wortbildungmäßig möglich ist der Ansatz *glodež mit ähnlicher Bedeutung (allerdings bezeichnet das Wort glodež auch mythologische Wesen). 1 32. Gogewischwald ([kokewis-], älter [kokewis-], Staniska): ein waldiger 3 Vorsprung (Viehtrift und Heuriese), das Vorderglied wohl aus slawisch *kokavišče zu • slowenisch kokava/kukava 'steinige, unfruchtbare Gegend; Schlucht, Gestrüpp'. 0 33. Gol ([göl], Peischlach): eine kahle Fläche bzw. ebene Bergwiese, zu 7 slawisch golh 'kahl'. • 34. Gössnitzfeldscharte ([geßnits-, goßnits-], Ködnitztal): Bergname (Über- 2 gang), nach den Gössnitzfeldern auf der Kärntner Seite, so nach dem Gössnitztal (zum Hydronym Gößnitz < slawisch *kozbnica 'Ziegenbach') benannt. 35. Gost ([kös], Arnig): eine felsige Mahd mit Steinen und Stauden, zu slowenisch gošča(va) 'Dickicht, dichtes Gestrüpp'. 36. Gowen ([gowan], Peischlach): ein Acker, wohl < slowenisch govne 'Schafweide'. 37. Gramul ([gramül], Dorfer Tal): Bergname, slawischer Herkunft, vgl. slowenisch krmol, krmulja 'Felsvorsprung, Anhöhe' oder grmulja 'Haufen, Klumpen' (unklarer Herkunft)34, vgl. auch 40. 38. Graunitz ([grâunits], Peischlach): eine felsige Weide, vielleicht aus slowenisch *grbavinica 'höckerige, buckelige Flur', zu grb(av)ina 'Höcker, Buckel' (die Lautentwicklung lässt einen romanischen Filter vermuten). 39. Greiwiesen ([grai-], Ködnitztal): ein Wiesen- und Weidegebiet am Ende des Ködnitztales gelegen, zu slawisch krajb 'Rand, Gegend, Ende' (vgl. auch Groje 41). 32 so anreiter 2004b, 96. 33 weil slawisch -išče in kals und osttirol in der regel zu -ischk wird (vgl. pohl 2004a, 131f.). 34 deutungsversuche bei bezlaj 1982, 96. Heinz Dieter Pohl: Slowenische Namen und Wörter aus Kals in Osttirol 40. Gremul, Gramulkopf ([gremül, gramül-], Ködnitztal): Bergname, die vor Ort übliche Aussprache ist Gremul; s. Gramül (37). 41. Groje ([kröie], Lesachtal): Rasenstreifen zwischen zwei Bergmähdern, zu slawisch krajb 'Rand, Gegend, Ende'; diese Flur wird statt Groje heute meist March 'Grenzgebiet, -zeichen' genannt (semantisch ähnlich, vgl. Greiwiesen 39). 42. Iwilschg ([iwilsk, Î-], Peischlach): eine steile Wiese, aus frühslowenisch 2 *ilovišče 'Ort mit Ton, Lehm'. — 43. Jessen ([jéisan], Peischlach): ein Feld, zu slawisch *(j)ësa, slowenisch ^ jasa 'Lichtung'. 44. Kali'ise ([kalüse], Burger Tal): ein ehemaliges Weidegebiet, < slawisch i-kaluža 'Lache, Pfütze, Sumpf' (s. 1). 45. Ladine ([ladîne], Staniska): ein Weidegebiet, zu slowenisch ledina, mundartlich ladina 'Brache, Brachland'.35 46. Lassen ([lasan],Großdorf): Felder, wohl zu slowenisch laz 'Rodung, Gereute'. 47. Lasteretz (Losteretz) ([lostaréts], Arnig): ein Hügel und eine Kluft über ^ einem Bach, wohl wie Losteres, 48. 48. Losteres ([löstarets], Lesachtal): spitz zulaufendes Waldstück, erinnert O (wegen [-ets]) an slawische Namen wie *ostrbcb 'Spitzberg', was semantisch bei allen vier in Fragen kommenden Namen (47-50) passen würde, doch der Anlaut l- vi bleibt unklar (vielleicht eine slawisch-romanische Mischform: romanischer Artikel q + slawisches Appellativ).36 ^ 49. Lostrasbödlan ([löstras-], Großdorf): unter dem Ganotzeck (einer spitzen Erhebung) liegender Wald und Weide; wie 48. 50. Lostretzkluft ([loštreits-], Lana): schmaler Einschnitt zwischen Lana und Arnig; wie 48. 51. Lotischgen ([lotiškan], Peischlach): eine Bergwiese, aus frühslowenisch *lqtišče zu lqth 'Lindenbast, Gerte' bzw. lqtbje 'Lindenwald'.37 52. Mörbetzspitz(e) ([mérbets-], Lesachtal): von einem alten Flurnamen abgeleiteter Bergname, zu slowenisch murava /murova 'Au, Rasen; für Milchkühe geeignetes Gras' (vgl. slowenischen Flurnamen Murovica). 53. Mullitzboden ([mülits-], Arnig): höchste Bergwiese der Niederarniger Bergwiesen, zu slowenisch muljica 'Geröll usw.', eine der zahlreichen Ableitungen von slowenisch mulj 'feiner Sand, Flusssand'. 54. Mullitz-, Mollitzgraben ([molits-], Arnig): ein Graben, eigentlich ein Gewässername, wie 53. ursprünglich mit nasalvokal (*lqdina), wobei das nasale element vor dental meist schwindet (so anreiter in druck). - in nordtirol gibt es einen ähnlichen namen, La-dins (vorrömischer herkunft, beide gehen unabhängig voneinander auf indogermanisch *lendhina- zurück). bemerkenswert erscheint mir die tatsache, dass auch im romanischen der nasal oft schwindet (worauf auch anreiter in druck hinweist). eine andere deutung könnte sich aus romanisch *lustera 'heidel-, schwarzbeere' (substratwort, vgl. grzega 1997, 72) ergeben. mit häufigem nasalschwund vor dental (anreiter in druck), vgl. 45. Heinz Dieter Pohl: Slowenische Namen und Wörter aus Kals in Osttirol 55. Obring ([obrirj] Peischlach); eine Wiese, zu slawisch ob + brinh 'Wacholder', slowenisch brin oder brinje.38 56. Ostadan ([östardan], Staniska): steile Bergwiese, vielleicht Zusammensetzung aus slowenisch oster 'spitz, scharf' + dno 'Boden, Grund' (Nebenform dane, vgl. den Ortsnamen Dane in Slowenien),39 also etwa 'spitz zulaufendes Grundstück'). 57. Paraditze ([paraditse], Großdorf): ein Gebiet, wo Erdrutsche und f Hangrutschungen häufig sind, dürfte romanisch pratum 'Wiese' enthalten, das in Komposita oft als par- erscheint; ein solches Kompositum dürfte in unserem Fall v dann slawisiert worden sein, so wohl auch Boroditze (21).40 2 58. Plasischgegraben ([plaßischke-], Arnig): ein Graben, der eigentlich ein _ Lawinengang ist, aus altslowenisch *plazišče 'Lawinengang', das Grundwort plaz ist in 17-20, 59 und 60 enthalten. 59. Plos ([plöß], Ködnitztal bzw. [plaß], Arnig): Weidegebiete, wie Blas 17. > 60. Ploss ([plöß], Lesachtal): eine Wiese, wie Blas 17. 61. Poletztrog ([poletstrog], Peischlach): eine große, trogförmige Gelände-M mulde mitten im Wald, Zusammensetzung wohl aus slowenisch polica 'Gelände-, Berg-, Gebirgsstufe, Terrasse' + deutsch Trog. ^ 62. Popbichelen (pl., [pöpichelen], Lana): ein Hügel mit Kirche inmitten eines M Wald- und Weidegebietes, wohl ein umgeformtes slowenischespodpolje 'Unterfeld' 3 (vgl. Siedlungnamen Poppichl in Kärnten). 63. Prad (Brod) ([proud], Arnig): eine höher gelegene Weide, wohl zu 0 slowenisch prod 'Geröll, Grieß' (wegen der Aussprache [-ou-] wahrscheinlicher als 7 aus romanisch pratum 'Wiese'). 1 64. Rane ([rane], Staniska und Peischlach): ein Feld bzw. ein Waldstück, wohl 2 aus slowenisch ravnje 'eben Fläche, Ebene; Terrasse' (zum Lautlichen vgl. Arnig 1 sowie den Osttiroler Ortsnamen Raneburg [ranewa], der auf slowenisch ravnoba beruht).41 65. Ströbnitzfeld ([štreiwnitse, ströiwnitse], Burg): ein höher gelegenes Feld, zu slawisch strqph 'Dachstuhl; zwischen Bächen liegender Teil eines Berges', *strqpbnica 'steile, abschüssige Flur' (der Name ist durch einen romanischen Filter gegangen, was die Abschwächung des -p- erklärt).42 66. Sunzkopf ([sunts-], Dorfer Tal): Bergname, zu slawisch zqbbcb 'kleiner Zahn' (slowenisch zob 'Zahn' in der Oronymie für 'stark zugespitzte Steinform; allein stehender hoher Felsen'), slawisch zqbbcb > romanisch *sombitsa > bairisch *somb(i)ts bzw. sunts.43 38 so anreiter 2004a, 58. 39 vgl. auch den osttiroler flurnamen Dane in ainet (bergmann 2003, 102f.). 40 kaum zu slowenisch prod 'geröll, schotter', denn der merkwürdige vokaleinschub im anlaut (auch bei 21) bleibt unerklärbar; das -itze kann kategorienbildend sein (im sinne von hornung 1981). 41 badjura 1953, 38f. 42 so anreiter 2004a, 6011 u. 2004b, 9545. 43 so anreiter 2004b. 93. 314 Heinz Dieter Pohl: Slowenische Namen und Wörter aus Kals in Osttirol 67. Teschgitz ([toškits], Peischlach): ein Feld östlich der Oberpeischlacher ^ Kapelle, wohl aus frühslowenisch *teščica 'schwierig zu erreichendes Grundstück' (was man sich auf Grund der Topographie in früheren Zeiten vorstellen kann). 68. Tscha(r)nitzen (alm usw., urkundlich 1553 im Tscharnitschen) ([tšanitsn-], o Lana): Waldparzellen, zu slowenisch črnica 'Heidel-, Schwarzbeere'. ? 69. Tschumpawitz (urkundlich die Schümppeniz, [tšumpawits], Staniska): $2 abgekommener Name eines Waldes und Felsens, wohl aus frühslowenisch *sqpovica 'Geierhorst' (zu sqph 'Geier'). ^ 70. Tschumpetschegg ([tšumpenek], Staniska): Bergname, ähnlich wie 69, zusammengesetzt aus einer Weiterbildung zu slawisch *sqph 'Geier' + deutsch Egg _ 'Berg-, Geländevorsprung' (man beachte die Divergenz zwischen Schreibung und Aussprache). 71. Waldniger ([wâldnikar], Ködnitztal): ein Acker, zu einem abgekommenen Familien- oder Hofnamen (deutsch Wald + slowenisch -nik + deutsch -er). 72. Zales ([tsales], Lesachtal): eine Wiese, wohl aus slawisch za lës- 'hinter dem Wald'. 73. Zelense (Große, Kleine) ([tselénse], Ködnitztal): eine Gemeinschaftsweide, > aus slawisch zelenica 'grün bewachsener Platz in einer felsigen Gegend'.44 Wörter slowenischer Herkunft in der Kalser Mundart 74. Daber (die) 'Klamm' [dawa] < slowenisch deber / daber 'Klamm, Schlucht' (dieses Reliktwort, das in Kärnten aus dem appellativischen Wortschatz verschwunden ist, kommt auch in anderen Osttiroler Gegenden vor);45 s.o. 23. 75. Drage (Droge) 'Furche eines Erdrutsches' [drage] < slowenisch draga 'Schlucht, Wasserfurche' (auch im Defreggen vorkommend);46 s.o. 25. 76. Gaislitz 'ein gesäuerter, fettloser Brei aus Hafer, der in erstarrtem Zustand gegessen wurde', überhaupt 'dicker Brei, Polenta' [gâi(s)lits, auch gâiletse], schon in der mittelalterlichen Küche bekannt (giselitze) < slawisch kyselica 'Säuerliches' von kyselh 'sauer'. Ursprünglich ein weit verbreitetes Wort, heute in Vergessenheit geraten.47 77. Glitsch (der) 'schuppenartiger Abstellraum' (heute nicht mehr in Gebrauch),48 sonst meist 'verschlagartige Abteilung im Stall (vor allem für Kleinvieh wie Schweine, Schafe) oder im Keller bzw. Vorratsraum (etwa für Erdäpfel, Rüben)', weit verbreitet in den meisten Osttiroler Talschaften.49 Das Wort muss sehr früh ins Deutsche gelangt sein, denn es findet sich auch in solchen Gegenden, wo kein slawisches Substrat anzunehmen ist, u.a. im Pustertal und auch in den norditalienischen deutschen Sprachinseln Pladen und Zarz. Zur Etymologie von Glitsch (auch Gglitsch) ist zu sagen, dass es wohl zu einer Ableitung von s I - I s tà i-5 in frage kommt auch *zenense zu romanisch cena 'abendweide'. schatz 125. schatz 132. vgl. pohl 2004, 35f. mit lit. hornung 1964, 82. bergmann 2003, 162-165 mit lit. 315 Heinz Dieter Pohl: Slowenische Namen und Wörter aus Kals in Osttirol 2 ^ slowenisch klet 'Keller, oberirdischer Keller'50 zu stellen ist, etwa kletič, also etwa W 'kleiner Keller, Kellerabteil (o.dgl.)'.51 N 78. Gopritz 'ein gutes Futterkraut (Ligusticum mutellina L.)' (in anderen Gegenden Madaun genannt) [köprits oder koprits], entspricht dem slowenischen koprc 'Fenchel' (verwandt mit koper 'Dille').52 Das Wort kommt auch im Raum Lienz sowie im Oberen Mölltal in Kärnten vor.53 S 79. Jach 'Tauwind' [jäch], es tut jachen 'es geht der warme Wind', außer L in Kals auch im Defreggen, auf dem auch in Kärnten weit verbreiteten Wort Jauk 0 'Föhn, warmer Wind' (< slowenisch jug 'Süden') beruhend.54 v 80. Jause 'Zwischenmahlzeit', v.a. dasVerbumjausnen 'eine Zwischenmahlzeit einnehmen' [jâusnan], v.a. in Lesach neben Marende und marenden (romanischer Herkunft) für die Vormittags- (sonst meist Neuner '9-Uhr-Jause', neunern) und Nachmittagsmahlzeit. Das Wort beruht auf slowenischjužina 'Mittagessen' und hat sich zu einem Parade-Austriazismus entwickelt. - In anderen Osttiroler Gegenden A hat Jause noch die ältere Bedeutung 'Mittagessen' (Defreggen, Tilliach, so auch im p Kärntner Lesachtal).55 _ 81. Lampitze 'Lamm (weibliches Jungtier)', im östlichen Teil von Osttirol ^ verbreitet,56 in Kals meist Lämpitzlein [lémpatsle oder lémpitsle],57 also eine Mischform aus deutsch Lamm (mittelhochdeutsch lamp) + slawisch -ica + deutsch _ -lein in Osttirol ist -itze(n) < slawisch -ica sonst ein weit verbreitetes Flurnamen bildendes Suffix.58 82. Lunitsch 'Mäusebussard (Buteo buteo)' [lünits], zu slawisch *lunb 'Bezeichnung für verschiedene Greifvögel' + -ičb, das bei mehreren Raubvogelarten begegnet.59 Das Wort ist auch aus anderen Gegenden Osttirols bezeugt. 83. Meisch(k)itze 'Stachelbeere' [mâisitsn oder mâiskatsn],60 jedenfalls eine 1 deutsch-slawische Mischform, kommt in Osttirol in mehreren Varianten vor,61 in Oberkärnten Meitschkelein; jedenfalls besteht ein Zusammenhang mit den Kärntner Mauchelein, slowenisch mundartlich maihelj, das selbst wiederum ein deutsches Lehnwort sein dürfte.62 84. Naunitze 'Hagebutte' [nâunitsn], im nördlichem und östlichen Osttirol verbreitet (neben Aunitze)63 und beruht auf einem slawischen *(j)agodbnica 'kleine 50 pleteršnik i 406. 51 dieser meiner deutung schließt sich auch bergmann 2003, 164 an. 52 s. die einträge bei pleteršnik s.v. 53 vgl. hornung 1973, 112, bergmann 1998, 41f. 54 schatz 315, hornung 1964, 159 55 hornung 1964, 81, schatz 316. 56 hornung 1964, karte 27. 57 vgl. hornung 1964, 82, 1981, 65. 58 vgl. hornung 1981, 63ff. 59 bergmann 1998, 43f. 60 hornung 1964, 84. 61 vgl. schatz 421. 62 vgl. pohl 2004c, 76f. mit lit. 63 hornung 1964, 89 u. karte 20. 316 Heinz Dieter Pohl: Slowenische Namen und Wörter aus Kals in Osttirol Beere';64 auch im Slowenischenbedeutetjagoda eigentlich 'Beere', meist 'Erdbeere', ^ u.a. auch 'Hagebutte'.65 Die Lautentwicklung lässt einen „romanischen Filter" im Sinne Anreiters (wie bei 3 und 65) vermuten (Abschwächung des intervokalischen -g- ähnlich wie *ille Aguntum > Lauent, geschrieben Lavant). o 85. Struggel 'Strudel' [štrukl], hier der Vollständigkeit halber erwähnt, in ? Kals ist Struggel die Nebenform von deutsch Strudel und sicher nicht entlehnt,66 in Kärnten ist jedoch das aus dem Slowenischen rückentlehnte Wort Struckel (< slowenisch štrukelj) ein anderes Gericht.67 86. Topanitz 'eine trockene Bähschnitte' [teupßnits], dieses Reliktwort bezeichnet ein in Vergessenheit geratenes einfaches Gericht, wohl aus altslowenisch *topenica zu topel 'warm', topiti 'zum Schmelzen bringen' (also 'erhitzen').68 p. < Zusammenfassung Für das Sprachgut slowenischer Herkunft im Kalser Tal sind folgende Eigenschaften typisch: (1) vor a- fehlt das prothetische j- (s. 2, 7); (2) die altslowenische Lautgruppe *stj bzw. ske/i wurde etwa [šk'] oder [šč] > ausgesprochen, was im Deutschen schk [šk] ergeben hat (s. 6, 42, 51, 58, 67); (3) die Nasalvokale sind vor Dentalen meist (3, 45, 51, 65), aber nicht immer (14), geschwunden, erhalten vor Labial (66, 69, 70); (4) eine nicht geringe Anzahl von Namen ist durch einen „romanischen Filter" gegangen69 (s. 2, 3, 27, 38, 64, 65, 84); (5) mitunter kam es auch zu romanisch-slawischen Mischformen (s. 10, 14?, 21, 47-50? 57); (6) deutsch-slowenische Mischformen (s. 5, 7, 8, 9, 10, 62, 70, 71, 81, 83); (7) bemerkenswerte Übersetzungen (3, 11). Die Punkte (1), (2) und (5) sind für den ganzen Osttiroler Raum charakteris-tisch.70 Z I Literatur Anreiter 2004a, Peter Anreiter, Deutungsversuche von rätselhaften Kalser Namen. In: Pohl (Hg.) 2004, 55-61. Anreiter 2004b, Peter Anreiter, Onomasiologische Klassifikation der romanischen und slawischen Namen des Kalser Tales, In: Pohl (Hg.) 2004, 81-116. Anreiter 2005, Peter Anreiter, Nichtslawische Onyme auf -i(t)z in Österreich, Österreichische Namenforschung, Jg. 33/3, 13-27. 64 hornung 1964, 2685 mit lit. 65 lt. pleteršnik s.v. 66 ähnlich hornung 1964, 79. 67 vgl. zuletzt pohl 2004c, 85 u. 42. 68 vgl. hornung 1964, 79 und pohl 2004c, 36. 69 im sinne von anreiter 2004ab 70 vgl. pohl 1997 und 2005a, 130ff. 317 Heinz Dieter Pohl: Slowenische Namen und Wörter aus Kals in Osttirol 2 Anreiter in Druck, Peter Anreiter, Das Schicksal der slawischen Nasalvokale im Osttiroler Namengut, Onomastica Slavogermanica (Leipzig). Badjura 1953, Rudolf Badjura, Ljudska geografija, Ljubljana. Bergmann 1998, Hubert Bergmann, köprits „Alpen-Mutterwurz" und luunitš „Mäusebussard" - zu zwei slawischen Relikten in Osttiroler Mundarten, O Österreichische Namenforschung, Jg. 26/1-2, 39-47. s Bergmann 2003, Hubert Bergmann, Slawisches im Namengut der osttiroler l Gemeinden Ainet und Schlaiten, Anmerkungen zur Slavia submersa im vorderen o Iselta, Klagenfurt, Dissertation, 396 S. v Bezlaj 1976, 1982, 1995, 2005, France Bezlaj, Etimološki slovar slovenskega jezika I-IV, Ljubljana. Brandenstein 1978, Wilhelm Brandenstein, Kleine namenkundliche Arbeiten, Graz. N Finsterwalder, Karl Finsterwalder, Ueber Tauernnamen, Zeitschriftfür Ortsnamen-a forschung 5 (1929) 228-242. p Finsterwalder 1990, Karl Finsterwalder, Tiroler Familiennamenkunde, Innsbruck, _ 2. Auflage. ^ Finsterwalder 1990-1995. Karl Finsterwalder, Tiroler Ortsnamenkunde I-III, Innsbruck. _ Grzega 1997, Joachim Grzega, In memoriam Hugo Schuchardt (II): Kelto-Zentral-3 romanisches, Grazer Linguistische Studien 47, 67-75. • Hornung 1964, Maria Hornung, Mundartkunde Osttitols, Wien. 0 Hornung 1973, Maria Hornung, Dialektgeographische Raumgestaltung im oberen 7 und mittleren Mölltal, Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik, Beiheft 9 • = Festschrift Kurath 107-117. rt 2 Hornung 1976, Maria Hornung, Zur Problematik der Ortsnamenforschung in Osttirol, Osttiroler Heimatblätter 44/5. Hornung 1981, Maria Hornung, Beobachtungen über die kategorienbildende Funktion slawischer Suffixe bei deutschem Namenmaterial in Sprachberührungszonen, Onomastica Slavogermanica 13, 61-66. Leimser 1998, Hilda A. Leimser, Geschichte von Kals am Großglockner durch die Jahrhunderte, Kals am Großglockner. Odwarka 1999, Karl Odwarka, Zum Namen Kals, Österreichische Namenforschung 27/1-2, 83-88. 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Der Name der Gemeinde Kals am Großglockner, In: Pohl (Hg.) 2004, 7-10. 2 Pohl 2004c, Heinz Dieter Pohl, Die Sprache der Kärntner Küche / Jezik koroške kuhinje, Ein Lexikon mit Ausblicken aufdie österreichische und internationale Küche, Klagenfurt, Hermagoras. Pohl 2005a, Heinz Dieter Pohl, Die Slavia submersa in Österreich: ein Überblick und Versuch einer Neubewertung, LinguisticaXLV- Ioanni Orešnik septuagenario p. in honorem oblata I, Ljubljana, 129-150. ^> Pohl 2005b, Heinz Dieter Pohl, Slowenisches Erbe in Kärnten und Österreich: ein Überblick, Kärntner Jahrbuch für Politik 2005, 127-160. Schatz 1955 (21993), Josef Schatz, Wörterbuch der Tiroler Mundarten, Innsbruck, Wagner. Z Šmilauer 1970: Vladimir Šmilauer, Pfiručka slovanske toponomastiky / Handbuch > der slawischen Toponomastik, Praha, Academia. O Unterforcher 1899, August Unterforcher, Die Namen des Kalserthales, Zeitschrift ^ des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg 43 (1899) 21-68. ^ Videsott 2004, Paul Videsott, Die Stellung der Kalser Namenlandschaft im ostalpinen q Raum, In: Pohl (Hg.) 2004, 63-80. ^ I Z tà Slovenska imena in nekatere besede iz Kalsa na Vzhodnem Tirolskem i-s Povzetek Vzhodna Tirolska ponuja obilico slovanskega besednega in imenskega gradiva, ki zaradi svoje obrobne lege izkazuje veliko arhaizmov (med drugim manjkajoči protetični j-, izgovor -šk- za današnji slovenski -šč-). To gradivo je treba uvrstiti h „karantanskemu", staroslovenskemu narečju, ki se je govorilo v karantanski kneževini in je izpričano v Brižinskih spomenikih. Medtem ko imamo v drugih vzho-dnotirolskih dolinah (Defreggen, Virgental, Iseltal, Lienzer Becken) - če odmislimo substrat - samo prednemško slovansko plast, je prišlo v dolini Kals do tesnih stikov z romanskimi praprebivalci. Posledica teh stikov so nekatera imena, ki so šla skozi romanski filter (npr. Arnig, št. 2, Ködnitz, št. 3 in Foledischnitz, št. 27), kakor tudi nekaj mešanih tvorb (npr. hišno ime Rantschnigg, št. 10 in ledinsko ime Paraditze, št. 57). Poleg tega najdemo nekaj zanimivih prevodov, kot sta npr. sosednji naselbinski imeni Ködnitz in Glor (št. 3) 'nahajajoč se v kotu ' ter hišni imeni Zöttl in Figer (št. 11) 'vas'. Obstaja velika verjetnost, da se je slovansko prebivalstvo najprej asimiliralo z romanskim elementom (približno po letu 1000) in se je nemščina dokončno uveljavila šele okoli 1500. Strinjati se moramo, da je sâmo ime doline in 319 Heinz Dieter Pohl: Slowenische Namen und Wörter aus Kals in Osttirol ^ okoli polovica naselbinskih imen slovanskega izvora, čeprav delež imen slovanskega W izvora drugače znaša povprečno 6-7 % (v južnem predelu pa 20 %). Poleg imenskega gradiva članek posveča primerno pozornost tudi narečneM mu besedišču. Tipične vzhodnotirolske besede oz. za dolino Kals tipične besede so ^ med drugim Daber 'soteska' (št. 74) ali Glitsch 'shramba' (št. 77), dalje Lunitsch O 'navadna kanja' (št. 82) ali Topanitz 'vrstapeciva' (št. 86). Deloma so to relikti, ki S jih bolj vzhodno (na Koroškem) sploh ne zasledimo. L O < _ p _ _ 1 2 0 0 7 1 I Heinz Dieter Pohl Institut für Sprachwissenschaft und Computerlinguistic, Universität Klagenfurt Universitätsstr. 65-67, 9020 Klagenfurt heinz.pohl@uni-klu.ac.at