Matter ans Nrain. Veilage ^r Laibacher Ieitnng. ^>. 3«V Erster Iahrqang. T5. Juli R^H^. B e l a. Eine Erzählung vom Kaukasus, nach Ln'mcmtoff von L. I. Än einem Nachmittage saß der Kommandant eines russischen Forts und sein Gaft, ein junger Schriftsteller, der den Kaukasus bereiste, am Tische und schlürften zu eiuer Pfeife Tabak den heißen Mocca. Es war ein alter rauher Kriegsheld, der Kommandant, ohne höhere Bildung, aber mit einem vortrefflichen Herzen. Den Gast hatte eben nur der Zufall in die Festung geworfen und wie es in jenen abgelegenen Landern geht, bald war ein recht herzliches Freundschaftsbündnis geschloffen, von Seite des Kommandanten nicht ohne einige egoistische Beimischungen — er wollte deu Gast so lange als möglich bei sich behalten, denn der Aufenthalt am Kaukasus ist ziemlich einsam und eintönig. Das Fort lag in dem lieblichen Thale, wo der Terek seine Wasser rauschen läßt und wo sich die schon seit undenklichen Zeiten bestehende oder von den Russen verbesserte Straße hinzieht, welche nach den transkaukasischen Ländern führt und gemeiniglich die „Militärstraße" heißt. Man genoß von den Wällen und namentlich aus den Fenstern des Zim- ! mers, wo der Kapitän und sein Gast den Kaffch einnahmen, ! eine herrliche Aussicht in das Thal uud nach der gegenüber ! sich ausdehnenden Gebirgskette, deren schneebedeckte Spitzen ! wie flüssiges Silber in der Nachmittagssonne blitzten. Die ! beiden Freunde unterhielten sich über das seltsame Land, j seine Einrichtung, Lage und über den kriegerischen Geist, ! der seine Bewohner beseelte und der die Russen schon so viele, große Opfer zu bringen genöthigt hatte, bis der Gast den Kommandanten an das Versprechen erinnerte, das er ihm gestern gegeben und das die Erzählung eines Ereig- ! niyes betraf, welches sich vor einigen Jahren unter den ^ Augcn des alten Soldaten begeben hatte. ! Der Kapitän räusperte sich, rückte seinen Stuhl, nahm ' eine Miene an, die von dem Zuhörer für die Gunst der ! Mittheilung eine ernste Aufmerksamkeit zu fordern schien, ! und begann ' i „Seht, ich wurde mit meiner Kompagnie in das Fort j jenseits des Terek einquartiert — das war vor ungefähr i lünf Jahren. An einem Herbsttage tra^ ein Detachement ^ ! mit Provision ein, von einem Offizier begleitet, einem jungen i Manne von ungefähr fünfunzwanzig Iahreu, welcher berich-! tete, t>aß er beordert sei, bei mir in dem Fort zu bleiben. An seinem Aeußern, sowie an der Frische seiner ganzen Erscheinung konnte ich sehen, daß er noch nicht lange im i Kaukasus war; so nahm ich seine Hand und sagte ihm: ! „Sehr erfreut, Euch zu sehen: werdet Euer Quartier z etwas dumpf finden; indessen, wir werden so gesellig zu-! sammen sein, als möglich, so nennen Sie ,mich, wenn's z beliebt, bei meinem gemeinen Namen, Manm Marimitsch. ! — Der seinige, nebenbei gesagt, war Grcgorii Alerandro-witsch Petchorin. Er war ein schöner, junger Bursche, ich versichere Euch; nur ein wenig sonderbar. Zum Beispiel er ging den ganzen Tag lang in Regen uud Kälte auf die Jagd; jeder andere Körper würde, halb erfroren und zusammengebrochen sein, er aber nicht im Geringsten. Zu einer andern Zeit saß er in seinem Zimmer nnd wenn ein Lüftchen blies, erklärte er, er fröre bis auf die Knochen; wenn der Fensterflügel zuklappte, crschrack er und wurde blaß, und doch habe ich ihn denselben selbst zuschmettern sehe», wie ein wilder Eber. O, er hatte sehr sonderbare Gewohnheiten, sicher, und er muß sehr reich gewesen sein, denn Ihr saht niemals so viele kostbare Dinge, als er bei sich hatte. Er blieb ein ganzes Jahr bei mir und ichs habe guten Grund, mich dieses Jahres zu erinnern, denn es brachte mir ein hübsch Theil Angst und Sorge; doch, ich will jetzt nicht daran denken. Ungefähr sechs Wcrste von dem Fort lebte ein befreundeter Fürst, dessen Sohn, ein fünfzehnjähriger Junge, jeden Tag in der Eigenschaft eines Besuchenden bei uns weilte, bald zu dem Zweck, bald zu einem andern. Petchorin und ich faßten eine große Zuneigung zu ihm. Was für ein scharfer, flinker Kerl war er! Nichts war, was er nicht thun konnte. Er konnte im vollen Gallopp seine Mütze vom Boden aufheben, oder seine Flinte laden und abschießen. Doch er besaß das eine Schlimme — er hatte ein verzweifeltes Verlangen nach Geld. Gregorii Alerandrowitsch versprach ihm einmal im Scherz, ihm einen Dukaten zu geben, wenn er ihm den besten Bock aus seines Vaters Heerde stehlen würde — und was glauben Sie? Dcr junge Spitzbube schleppte ihn die nächste Nacht an den Hörnern zu uns. Doch sobald wir im Sinne hatten, einen Possen mit ihm zu spielen, wie es bann und wann geschah, so sprüh- ! ten seine Augen Feuer und seine Hand war im Nu am Dolche. O Achamat, pflegte ich zu ihm zu sagen, Du wirst nimmer ein graues H'aupt auf Deinen Schultern tragen, Dein unbezähmbares Temperament wird Dein Ruin sein. Einst kam der alte Fürst in Person, um uns zu der Hochzeit seiner ältesten Tochter einzuladen und in der That,' wir konnten es nicht wohl abschlagen. Als wir in das Dorf einzogen, fiel uns eine Hcerde Hunde wüthend bellend ^ an. Die Frauen versteckten stch, sobald sie uns gewahrten und Diejenigen, deren Gesichter wir flüchtig zu Gesicht bekamen, waren nichts weniger als Schönheiten. „Ich hatte ! eine größere Meinung von den Cirkassier Frauen", sagte i Petchorin zu mir. „Nur Geduld", erwiederte ich lächelnd, ! und hatte meine Gedanken für mich. ! Es war eine schon große Versammlung im Hause des Fürsten zugegen. Wie Ihr wissen werdet, ist es Gebrauch bei den Asiaten, bei solchen Gelegenheiten offenes Haus für Alle, die da kommen, zu haben. Sie empfingen uns mit j allen möglichen Zeichen der Achtung und führten uns in dic Gaststube; doch zuvor trug ich Sorge, genau zu merken, wohin sie unsere Pferde stellten, im Falle etwas passi- ! ren sollte, Ihr wißt! „Welches sind ihre Hochzeitsgebräuche?" unterbrach hier der Zuhörer den Kommandanten. Nichts besonders Merkwürdiges. Zuerst liest dcr MolaH ^ etwas aus dem Koran, dann werden dem jungen Paare und den Verwandten Geschenke gemacht, sie essen, trinken , Busa; der Zhightitofka beginnt; und es ist immer irgend ! ein schmutziger Schuft auf einem lahmen Gerippe von Pferd > da, die würdige Gesellschaft durch seine grottcskcn Luft- ! sprünge und seine Späße zu unterhalten. Sogleich, wenn es dunkelt, fängt der Ball an, wenn man es so nennen mag. Ein alter Bettler kratzt auf einem dreisaitigen Instru- ! ment -— ich vergesse immer, wie sie es nennen — die Vursche und Mädel stehen in zwei Reihen einander gegenüber, schlagen in die Hände und singen. Ein Mädchen und ein junger Mann treten dann in den leeren Raum dazwischen und singen abwechselnd Verse, wie sie ihnen eben in die Köpfe kommen, die übrigen fallen als Chor ein. Petchorin und ich saßen auf dem Ehrenplatz und plötzlich trat unseres Wirthes jüngste Tochter zu meinem Freund und sang ihm — wie soll ich es nennen? — eine Art Kompliment. „Aber die Worte — die Worte", unterbrach der junge Mann wieder den Erzähler, „Sie werden sich doch ihrer erinnern?« „O ja", sagte der Kapitän, „sie waren, glaube ich, ungefähr des Inhaltes: „Schön, in Wahrheit sind unsere Tänzer und ihre Kaftans sind geschmückt mit Silber, aber schöner ist dcr junge russische Offizier und seine Tressen sind von Gold. Er steht unter ih-ien wie ein Papvelbaum, allein es ist nicht seine Bestimmung, 'in unserm Gartcn zu wachsen und zu blühen." W.W W M° Petchorm eryob uno verveugte nch, seine Hand an Stirn und Brust legend, und forderte mich auf, für ihn zu antworten. Ich verstand diese Sprache ganz gut und verdollmetschte seine Antwort. Als das Mädchen uns verlassen hatte, flüsterte ich meinem Kameraden zu: „Wohl, was sagt Ihr jetzt? Was haltet Ihr von dem Mädchen?" — „Reizend!" rief er aus, „wie ist ihr Name?" — „Ihr Name ist Vcla", antwortete ich. Und schön war sie in der That, schlank, zart, mit Augen so schwarz als die der Gazellen, sie schien damit in unsere Seele zu blicken. Pctchorin, vollkommen bestrickt, verwendete kein Auge von ihr und sie schoß häufig einen verstohlenen Vlick unter gagatfarbenen Augenwimpern hervor, nach ihm. Doch Petchorin war nicht der Einzige, dessen Blicke auf die liebenswürdige Prinzessin gerichtet waren, es gab noch ein Paar Augen in der Ecke des Zimmers, die mit leidenschaftlicher Gluth unablässig auf ihr ruheteu. Ich spähte scharf hin und bemerkte meinen alten Bekannten, Kasbitsch. Nun waren die Dinge der Art, müßt Ihr wissen, daß er weder als den Russen ausdrücklich freundlich galt, noch daß das Gegentheil bestimmt behauptet werden konnte. Mancher Verdacht lag gegen ihn vor, ob-schon nichts Gewisses ausgesagt werden konnte. Es geschah oft, daß er uns Schafe in das Fort brachte und sie zu einem niedrigen Preise anbot, allein er wollte niemals handeln; was immer er zuerst forderte, wir mußten es geben, denn er würde sich eher den Kopf abhacken lassen, als einen Kopeken nachgelassen haben. Man flüsterte, er wäre im Verkehr mit den Abrcken, jenseits des Kuban, betroffen worden und, die Wahrheit zu sagen, er hatte ganz das Aussehen eines Räubers: etwas dürr, gutgebaut, breitschultrig und so unbändig, als eine wilde Katze. Sein Tartaren-kittel, Beschmet nennen sie ihn, war stets zerrissen und geflickt, aber seine Waffen blank und mit Silber verziert, und dann sein Pferd! es war berühmt in der ganzen Ka-! bardei und ein besseres konnte sicher nicht gefnnden werden. ! Nicht ohne Grund beneideten ihn alle Marodeure um den ! Besitz eines solchen Thieres und mehr als ein Versuch wurde > gemacht, es ihm zu stehlen, aber niemals mit Ersolg. Ich ! sehe es noch jetzt, das Pferd, so deutlich, als stände es z vor mir, schwarz wie Pech, seine Glieder schlank und fest wie Stahl, seine Augen gleich Vela's; und dann das Wich-! tigste, es legte seine volle fünfzig Werste zurück und zwar in, vollen Laufe; und war so lenkbar, daß es seinem Herrn folgte, wie ein Hund. Ach! ich wußte wohl, was er sagte! ! Oft band er es gar nicht an. Knrz und gut, es war das richtige Urbild eines Räuberpferdes. ! Kasbitsch war diesen Abend mürrischer als sonst und z ich bemerkte, daß er einen Panzer unter dem Beschmet trug. Für nichts und wieder nichts trägt er das Panzerhemd nicht, ! dachte ich, er hat etwas im Sinn, gewiß! ! Im Zimmer ging es sehr rege zu und ich wanderte ! vor dic Thüre, um frische Luft zu schöpfen. Die Nacht hatte sich auf die Berge gelagert und die Nebel stiegen aus den Gründen empor. Mir kam der Gedanke, in den Schupfen i zu gehen, wo unsere Pferde standen, um nachzusehen, ob z sie Futter hatten. Ich hatte ein vortreffliches Roß n:it und mehr als ein Kabardaue hatte mit verlangendem Blick ! schon darnach geschielt) so dachte ich, ein wenig Vorsicht ^ könnte nicht schaden, auf alle Fälle nicht. ! Als ich an der bretternen Wand hintappte, hörte ich ^ plötzlich Stimmen. Die eine derselben erkannte ich sogleich < als die des jungen Asamat, unseres Wirthes Sohn; die ^ cnidcre Person sprach wenig nnd mit einem leiseren Tone. Was machen sie da? dachte ich; es ist doch nicht wegen meines Pferdes? Hiermit duckte ich mich an der Wand, entschlossen, mir kein Wort entgehen zu lassen, allein der ! Lärm des Gesinges und Geklinges außerhalb der Thüre verschlang dann und wann einen Theil des Gespräches, das mich so sehr intercssirte. ! „Du hast ein herrliches Pserd", sagte Asamat. „Wäre ich hier Herr und hätte eine Hccrde von dreihundert Stuten, ich würde freiwillig die Hälfte für deinen Renner ge- . ben, Kasbitsch." > Aha, Kasbitsch, sagte ich zu mir selbst und ich dachte ! an das Panzerhemd. „Ach", erwiederte Kasbitsch nach momentanem Schwel- ^ gen, „es hat nichts seines Gleichen in der ganzen Kabardci. ^ Einmal — es war jenseits des Terek — ritt ich mit den Ab- ^ rekcn aus, um russische Pfcrdcheerden aufzubringen. Der Versuch schlug fehl und wir zerstreuten uns, der eine dahin, ! der andere dorthin. Vier Kosaken waren hinter mir. Ich ^ konnte das Rufen der Schufte dicht hinter mir hören und vor ! mir war ein dicker Wald. Ich bog mich nieder im Sattel, ! befahl meine Seele Allah und zum ersten Male in meinem j Leben gab ich meinem Pferde die Hacken. Es flog wie ein ! Vogel durch die Zweige, meinc Beinkleider wurden in Fetzen ! gerissen und die Aestc schlugen mir in's Gesicht. Mein Roß spra,.,, über die Baumstümpfe und theilte das dichte Unterholz mit der Brust. Insofern es mich betraf, hätte ich besser gethan, mein Pferd in dem Gehölze laufen zu lassen und mich im Walde zu verstecken, aber ich konnte mich nicht uon ihm trennen und der Prophet belohnte mich. Einige Kugeln pfiffen über meinem Kopse und meine Verfolger waren dicht hinter mir. Plötzlich gähnte ein tiefer Abgrund vor mir, mein Nenner nahm einen Anlauf uud setzte über. Seine Hinterfüße glitten aus u»d er hing mit den Vorderfüßen. Ich ließ den Zügel los und mich selbst in die Tiefe gleiten. Das rettete ihn, er konnte wieder Fuß fassen. Die Kosaken sahen die ganze Affaire mit an, doch keiner dachte daran, mich zu untersuchen. Sie glaubten ohne Zweifel, ich hätte den Hals gebrochen uud ich hörte sie meinem Pferde nachsetzen, um es zu fangen. Das Blut kochte mir in der Brust. Ich froch durch das lange Gras au, Boden dem Kanal entlaug und sah mich um; der Wald war hier zu Ende und einige der Kokken ritten gerade in's offene Feld und ich sah meiin'n K n-egos ihnen gerade entgegenlaufen; die ganze Horde machte sich mit einem Geschrei an , ihn heran, er kehrte um; sie folgten ihm eine lange, lange Z>!it, und einer war ihm zwei Mal so nahe, um die Schlinge ihm über den Hals zu werfen. Ich zitterte am ganzen Leibe, schloß meine Augen und begann zu beten. Einige Augenblicke später öffnete ich sie wieder und sah — dort ging mein Karegos, den Schweif ausgestreckt, fliehend wie der Wind und die Kosaken auf ihren Schindermähren verschwanden gegen die Steppen hin. Bei Allah! Jedes Wort, das ich sage, ist die Wahrheit, die echte Wahrheit. Ich blieb in dem Grunde bis spat in die Nacht. Mit einem Male — denke dir, Asam Verschiedenes. Gine slavische Kolonie in Neapel. Aus Neapel ! wird geschrieben: Es ist allbekannt, daß griechische und alba- ! nesische Kolonien ihren Wohnsitz seit Jahrhunderte» im Königreiche Neapel haben. Erstere größteutheils in Calabrien und letztere in der Capitanata. Doch die einen sowohl als die andern ^ haben die Sprache und die Sitten ihres Heimatlandes schon längst aufgegeben und unterscheiden sich daher nur noch in ihrer eigenthümlichen, zugleich aber auch sehr kleidsamen Tracht. Nicht minder ist es offenkundig, daß die Stadt Luce'a einst ausschließlich von mehr als 30 000 Saracenen bewohnt war, die für treue Anhänger der schwäbischen Beherrscher des Königreiches galten ! und sich ihrer ganz außerordentlichen Begünstigung zu erfreuen > hatten. Unter der Herrschaft späterer Dynastien kehrten die Saracenen indessen größtentheils wieder nach Afrika zurück oder l verschwanden spurlos unter dem Drucke der Verfolgungen oder ! des Vckehrungseifers, so daß die Bauart einiger ältern Kir- ! chen höchstens noch ursprüngliche Moscheen vermuthe» laßt. ^ Minder bekannt ist es jedenfalls, obgleich in ethnographischer Beziehung merkwürdig, daß vielleicht seit mehr als einem halben Jahrtausend eine slavische Kolonie in der Provinz Molise, ! 18 Miglien vom adriatischen Meere entfernt, besteht. Sie macht etwa 3000 Seelen aus und bewohnt die Ortschaft Wo- z dajva, die den italienischen Namen Acquaviva führt. Ihre i Sprache hat die größte Aehnlichkeit mit der kroatischen Mundart, doch spricht der gebildetere Theil auch italienisch, und ! zwar besser und wohlklingender, als man dieß in der Umge- ^ gend zu vernehmen gewohnt ist. Der Elementarunterricht in der Ortsschule ist slavisch, und slavisch wird auch von den Geistlichen, die in der Regel ihren theologischen Unterricht im Priester-Seminar von Termoli erhalten, gepredigt. Auffallen muß es übrigens, daß dieser südlichste Ausläufer des slavischen Elementes nicht nur der Zivilisation seines ursprünglichen Heimatlandes weit voran ist, sondern auch eine viel höhere Bildungsstufe als die umliegenden Ortschaften behauptet. Das Vadewesen im Mittelalter. In der jüngsten Sitzung der philosophisch-historischen Klasse der Wiener Akademie der Wissenschaften las das korrespondirende Mitglied Herr Georg Zappert, über das Badewescn des Mittelalters und der späteren Zeit, mit der Bemerkung, daß das Badewesen in Nien im 13. Jahrhundert auf eine äußerst unanständige, der öffentlichen Sittlichkeit Hohn sprechende Weise gehandhabt wurde; auf eine Verordnung des Stadtmagistrates hin, mußten daher die Bader (Inhaber der Vadestubcn) ihren Gasten Quasten (Badequasten) verabreichen. Aus diesem Anlasse pflegten auch die deutschen Maler des Miltelalters beim ! Sündenfalle solche Vadcquasteu anzuwenden, während sich die ! italienischen Maler des Feigenblattes bedienten. Da die Wiener bis in das 16. Jahrhundert Vollbärte trugen, und nach dem Bade Kopf und Bart geschoren wurde, so erhielten die Bader i auch den Namen Bartscherer, und theilten sich spater in zwei Genossenschaften. Z»m Scheren bediente man sich der gewöhn- z lichen, in Wirtl^chattcn noch üblichen Schafschere. Die jetzt ! im Gebrauche stehende Schere mit zwei Handhaben ist eine Gr« findung der Benediktiner-Mönche, deren Laienbrüder in den Klöstern und später auch außer denselben das „Scheren" auf eine sehr handsame Weise vollzogen, weßhalb sie mit den zünftigen Badern in arge Streithändel verwickelt wurden. Im 16. Jahrhundert gab es in Wien noch 11 öffentliche Schwitzstuben in der innern Stadt und überdieß in jedem größern Hause eine Privatschwitzstube. Die Schwitzstube war der „Salon" des Hauses. Zahlreiche Stiftungen zu Bädern für Arme wurden damals schon legirt. Baden zählte zu den drei Fröhlichkeiten des Lebens, und es gab damals ein Sprichwort: „Willst Du fröhlich stin für ciiun Tag, so nimm m, Vab, Willst Du frühlich sciu für cincn Monat, so schlacht' cm Schwein, Und willst Du fröhlich sein für ciü Jahr, so nimm cm Wcib." Photographirte Mondlandschaften. Mit vielem Erfolg ist man auf der Sternwarte zu Rom unter der Leitung des Direktors P. Secchi bemüht, photographische Darstellungen einzelner Landschaften des Mondes auf Papier in großem Maßstabe zu liefern. Man hat zwar seit längerer Zeit Daguer-reotypen der Mondfläche, namentlich in England, angefertigt; allein von viel mehr Interesse sind die Photographien des Mondes der römischen Sternwarte, wcil sich in Rom zur Ausführung solcher Bilder zweierlei bietet: ein heiterer, klarer, wenig getrübter Himmel und ein ausgezeichnetes Instrument. Das Interessanteste dieser Lichtbilder liegt aber darin, daß sie einzelne Parthien des Mondes darstellen. Das „Philosophical Magazine" enthält vom Direktor Secchi eine Mittheilung und zugleich eine genaue, in's Detail gehende Zeichnung eines Mondgebirges, „Copernicus." Es wurden wegen der Größe ! dieser Mondlandschaft, die sich in einer Nacht nicht vollständig aufnehmen läßt, sechs Monate auf die Arbeit verwandt, da ! alle günstigen Mondstellungen wieder abgewartet werden mußten, um den in der ersten Nacht aufgenommenen allgemeinen ! Umriß an anderen Abenden auszuführen und das allmalig Aus- ! geführte mit dem Monde in derselben Phase zu vergleichen. ! Gine neue Grfindnng. Giner der Vielen, welche ! an der Erfindung des »I'l^pl'luuin ms>liil^ so wäre die Welt an der Schwelle einer ncuen Aera, derett Parole lautet: „Kein Dampf!" Druck nnd V>'nag vc» IgN. v. iNeinmayV b»H. Vambevg in Laibach. — V