W o ch e n b l a t t Nutzen und Vergnügen. ^rc>. 46. Frey tag den 15. November ^3»6. Vlicke auf die Verge. ^)is Berge sind die Zierde des Erdkörpers. Weit verbreitete Ebenen gleichen dem Meere Sie ermüden durch ihre Einförmigkeit das Auge, und lassen das Gemüthe des Anschauers ohne Erregung. Aber wo die Natur jene Massen vor uns ausgechürmt und m langen Neihen cm einander gekettet hat 5 da thut fich uns in ihren kühnen und imposanten Gestalten, in ihren steilen oder senkrechten Wanden, in den Felsengipfeln, die ihre Schettel krönen, und in dem mannigfaltigen Schmucke ihrer Oberfläche ein herrlickcs Schauspie! auf, tmd wir fühlen u''s durch den stolzen, edeln unv'mächtigen Charakter desselben bald von V'wuuderung, bald von Staunen, immer aber von dcm lrb-haftcstcn Interesse ergriffen. Erheben wir - uns aber erst selbst^ auf ihre Spiken, und blicken wir umher in die Abgründe, die sich ihnen zur S^ite cröss"cn, oder in die weiten Gcfiloe, die, mit allem Schönen und Herrlickcn, n'as die 9latur nnd die Hand des Meuickc» levvor ge- bracht hat, angefüllt, ihren Fuß umgeben,,so können wir dos großen und majee stälisc^cn Anblicks nicht satt werden, es erwacht in uns ein Gefühl von Stärke und Zuversicht, das mit dem Umfange des von unserm Auge erreichten Gesichtskreises zunimmt, wir glauben erhaben zn seyn, über alles Niedrige und Gemeine im Leben , und es ist uns, als beherrschten wir den ganzen weiten Raum, der zu unsern Füßen liegt. Vielleicht verdankten unsre Alten die Kraft, den Muth und den Freyheitssinn, die wir an ihnen bewundern , großen Theils ihrer Gewöhn« heit, ihre Burgen auf den Gipfeln der Felsen und der Berge aufzuschlagen , das Thal aber ihren dienstbaren Hintersassen zu überlassen. Die bildcnde Natur hat jedoch di« Berge nicht nur zur Zierde unjres Pla-ncten cmfgcthürmt; sie sind wichtige Be-stcmvtheile in ihrem großen Plane, das Ganze ;u erhalten, und seine Bewegungen ;u wohlthatigen Zwecken zu lenken Aus ihven Rücken verbreiten sich die Waldungen, deren Pvoduct eine unendliche Reihe von B^ürsniffen für das menschliche Leben befriedigen; es ziehen sich auf ihnen die « Triften hin, welche die gefunkte uw wahrhafteste Fütterung für die nützlichst.'« Haltsthiere gewähren; und eine Mengs k.afuger und heilsamer Krauter, die in der Ebene uie gedeihen, biethe ihre Oberfläche da.'. Ihre Ingew«de aber sino die Vorrathskammer aller edeln undunsd^ln Metalle, und d:e Werkhalle, wo.in die Natuc die mineralischen Wasser zur Stärkung und Wieoecherstellung des leidende» menschlichen O ganismus bereitet. Aber auch oie Quellen und Flüsse erhalten von ihnen ch^-e Gewässer, und nur durch die unermeßliche Menge von Eis uno Schnee, welche auf den höchsten Spiken der Alpen anfbewah t wird, ist es möglich, daß die großen Stwme, welche die Lander durchlaufen, und sich dann in das Neer ergießen, nicht versiegen. Viele Thier« arten würden in der Reihe der lebendigen Geschöpfe vermißt, wenn ihnen nicht eine ihrer Natur gemäße Heimath in diesen höhern Regionen der Erde angewiesen wäre. Ueberdieß sind es die Berge, die die Luft und das Weltmeer in ihrem Kreislaufe erhalten. Gewöhnlich sind die Küsten des Meeres die niedrigsten Stellen des Comments. Von ihnen hebt sich das Land , die Ströme aufwärts, immer mehr empor, so daß ;tt der R.g'l der mittlere Theil eines ganzen Contments seine größtö Erhaben-cheic bildet, und mit den höchsten Bergen bedeckt ist. Selten findet man die letztern einzeln; gewöhnli'l' hängen sie in Reihen zusammen, die durcl> dcn Lauf der Flüsse, die in den Thälern dahin strömen, von einander getrennt sind. Die Gebirgs-.ketten geh'n aus den erhabensten Puncten des Erdbodens, wie Strahlen aus einem Mi telpuncte, aus, stehen mit einander in einer allgemeinen Verbindung, und ,streichen von einem Laude in das anders s'lbst durch das Meer fort; wieldenn die Inseln nichts anders al^ B^ge'find, die sich aus dem Abgrunde der See e^ hoben, und die Obersiäche der letztern überragen. Man nimmt für Europa zwey solche Erhabensten an, aus denen jammt-liche Gebirge sich verbreiten, die eine in der Schweiz, und die andere bey den Quellen des Don und der Wolga. Eben so finden sich zwey in Amerika , die eine im Süden, beyder Quelle des la Plat.?, und die andere im Norden , in der Nahe der Kanadischen Seen. In Asien steht der Slamm der Gebirge zwischen dcn Quellen des Indus, Ganges und Q5 ; in Afrika aber zu beyden Seiten des Aequators Von diesen Puncten breiten sich denn die Arme in unermeßliche Fer-nsn aus, und übcr die ganze Erde bilden sie nur eine Kette, deren ununterbrochener Zusammenhang in den bekannten Ländern allenthalben genau nachzuweisen ist, und in guten omographischen Karten deutlich in die Augen fallt, Wenn in wissenschaftlichem Sinne von der Höhe der Berge die Rede ist, fo versteht man darunter nicht die Entfernung ihres Gipfels von dcm Mittelpuncte ihres Fußes, sondern die Länge eine? Linie, die von dem Spiegel des Meers, als der tiefsten Niedrung der Eldobevsiache, auf ihrcn Gipfel gezogen wird« Nur dadm'ch, daß man von dem lctztern Mess.m.qspuncts ausgeht, findet eine genaue Bestimmung der wirklichen Verschiedenheit der Berghohen statt, welches der Fall nicht wäre, wenn man von dem Fuße der Bcrgc ausginge, der hier mch r und dort weniger erhaben ist. Die Messung kann auf dem gewöhn, lichm geometrischen Wege der Höhenmessung geschehe, welche Manier aller-dings die genaust', cchcr auch mit vielen Schwi?äal'eittn'o?^klilipst ist, die besonders duv'-s'» die in der ungleich diäten Lust statt sindenden Strahlenbrechung vern^ehrt wer-den M^n bedient sich deßhalb me^si ns, um dlö Hö)en der Ocrter zu bestimmen, der barometrischen Method?, welche in der zw-yten Hälfte des si'bcnzeh?ntcn Jahrhunderts, auf Pascals Vorschlag, zuerst von Perrisr, in den Auvergnisch.'N Gebirgen versucht worden ist. Sie beruht auf dem Erfahrungssatze, diß, da w einer höhn'n Gegend der Atmosphäre weniger LnN auf das Quecksilber dräckt, auch das Quecksilber des Barometers immer auf einen« Berge um so niedriger stehen n.nß, je höher d^selbe ist. "Ans der Voraussetzung nun, daß der Druck der Lust, und folglich cmch die Höhe des Varomelevs aufwärts in der Atmosphäre in geometrischer Progression abnehmen, wie die Höhe des O.ts in aritmetischer zunimmt, und dann aus dem mit der Erfahrung zusammen treffenden Satze, daß em 23 Pariser Zoll hoch stehendes Barometer zwölf Toisen in die Höhe ge-snhri werden muh, wenn das Quecksilber darin um eine Linie sinken soll, folgt die Regel zu d eser Art von Höhenmessung, ^w.ir finden sich auch bey ihr Sck'.i)ierigfeiicn,die keine Zanz genaue und evidente B.'ftnnmung zulassen. Doch g'bt sie immer 9>esu!tate von der höchsten Wahrscheinlichkeil, die auch von den genauern geometrischen Messungen nicht abweichen. Dcn I^ng des höchsten Berges in dor alten Welt behauvte-t noch immer der Montblanc, der sich in Savoyen bey Chamonnis erhebt,, von Herrn von Saus-sure, im I. i ?37 znorst erstiegen wurde, und nach der Messung diejes Gelehrten 2446 Toisen über das mittelländische Meer emporragt Ihm kommt der Pik von Tcnnissa'am "täcbsten, Mdcm er sich von F?inllees geometrischcr Messung 2^13, nach Hcberden aber 2405 Toisen erhebt. Doch finden sichindcn europäischen Nlreu noch gewaltige 5vo!ossen, wie z. V die Aiquille d'Argentiere mit 2094, Curn? du Midi mit 1945, der'Aecna mit 1672, der Gotthacd mit »650, dcr Csmian in den PyrMaen mit 1453 Toift» Höhe. Die amer,kan.schcn Gebirge übertreffen aber die in Europa weit an Höhe. Ulttcr dicscn zeichnen sich bc'onders die CordlÜÄ-ars de los ^udcs, cnU, dk sich vo<; der Magellanischen Mcerengc bis an die Landenge von Darien erstrecken, ur.^ Peru und Chilli von dem übrigen süd? licheu Amerika scheiden, S'io bilden di,? höchste und längste Gebirgskette der Erde, enthalten eine Menge edler Mineralien, und sind in manchen G.'gcndcn so wild und rauh, daß dis Winde dis labenden Geschöpfe todten, und dze L^u^nanie biö z ur Ullverweslichkcit härtoll. M n n sindet untcr ihnen auch Vulcane- D>3 höchste Emporraqung iu diesen; Gebirgslande, und üb^hanpt der höchste Berg auf unseun Planeten ist dcr Chimborasso, dessen Spilio 32^7 Toisen von der Mee^s-flache absteht. Dis anziehende Kraft, welche man an großen Bergmass.'n bemerk?, wird besonders an ihm wahr^nommcl! indem an se''neu Seiten das Vleogewicht Ulli 7 ls2 Secunden von 'dem verliealen Hange gegen den Berg abweick>t. >,Der Beschluß folgt) Der Ortsintt. c^n ciner Abcndgeftllschaft, wo go-,wöln'lich vi^l disputirl und pocillirt würd:,, siel das Gekrach auf ^cUls Schadellchr?. Ein Kenner und Vertheidiger dcvftlbcn be^ baumele gegen al'e Zweifler-, e? wolle zevenl ftlne Fätzlgkeltell ttiw Neigungen sobald er nur ftin:n Kopf befühlt hätte- —' Nun, so fällen Sie einrahlf sagte sein corpnlenter Nachbar, und heckte den Kopf hin. Unterwandern Organen rühmte der Fühler den bedeutend ausgezeichneten Ortsinn tzes Befühlten und letzte hin;u: „Sie werden sich überall , an den unbekanntesten Orten sogleich zurecht sinden." Es wurde noch viel über diesen Gegenstand gesprochen, bis sich endlich die Gesellschaft trennte. Der Mann ^ mit dem großen Ortsinn nahm seinen gewöhnlichen Begleiter unter dem Arm und beyde suchten schwankend und mühsam den Weg nach Hans. Kaum waren sie einige hundert Schritte gegangen, so stol-perte-dcr Ortsinnige und riß im Falle seinen Begleiter mit in eine Pfütze. Alle Wetter ! brummte dieser: wo liegen wir ? — Der Andere besann sich eine Weile und sagte: wir liegen in Meister Schreiners Mist-pfüye. — Sieh l sieh! sagte jener verwundernd, indem er sich aufrichtete: Was doch der Ortsinn chut! Gall hat Recht; ich hätte mich nicht sogleich zucecht gefunden. Seltsames Naturspiel. Ein Huhn mit einem menschlichen; Anllch gehört gewiß unter die seltensten NatiMpicle Ein solches Huhn wurde zm ruMchen Gouvernement Tula, i:n Bezirk von Vel.es, gefunden, von den? Civilgouverneur, Herrn Bogdanoff, der kstiftrl Universität gesendet Der Arzt des Grafen Orloss zu Moskwa, Dc. Lyail, beschrieb dasselbe, und eineUeber-setzwig Hievolt steht in den ^»n>l^ ot' p'.i)'!ol<.ii!i)s Der Zulauf zu Moskwa s «m dieß Naturwunoer zu sehen, war so zwh, oaß man '^ags sests^'ia mußte, um es öffentlich z>.l zeig:n. Das Huhn hat kein.'n Schn.chl, sondern es zeigt sich da einmenscblicl-eH Ainlitz, daseiner altcn Frau gleicht Man sieht oder glaubt wenigstens auf dcm Gesicht der Henne eine Naft mit Nasenlöchern, Lippen, Kinn, einige Barchaare, selbst einen Schnur-bart zu sehen Die Aehnlichkeit dieser Henne mit einer alten Frau scheint besonders auffallend, wenn sie frißt. Da si.' keinen Schnabel hat, so füttert man sie mit in Milch eingeweichtem weiffen Brod mit zerhacktem Fleisch und Käse. Das Huhn ist schr zutraulich, und frißt aus der Hand E^ begehrt sein Fresse:, durch ein ganz besonderes Geschrey, und scheint sich lieber an die Menschen als an andere Hühner zu halten , mit denen es sich immn- herum beißt. Einen Hahn fiiehr es. Das Huhn hat keine Sporne. Anekdote- Ein Professor, m Berlin las ein CollK.-gium über dcn deutschen Styl vor einem gemischten Publicmn, welches aus Damen und Herren von d^n verschiedensten Ständen zusammen gesetzt war. Nach einer Stunde, worin er sin sehr ausführlich über den richtigen und unrichtigen Gebrauch des „m i r" und „m i ch" ausgeben hatte, näherte sich ihm, als er den Cathedsr verließ, cin^ artige Jüdinn lind fragte schr lMich : ,,Sie haben uns heure zwar den Unterschied ocs Gebrauchs von m i r und mich sehr deutlich gelehrt, aber ein Zwei el blc bt mir noch übvig " „Und welcher?" .,Ich kann nicht mit mir einig werden, ob ich »in» zu mein m Miethsmanne sagen soll -. „Herr Casi m i r" orsc- „Herr Casimlch"^ -