lalbacher Wochenblatt l « m Nußcn und, Vergnügen. 5reit«g den >9. September »817. A U s z U g -us einer Chroni', die Joseph von Furtenbach, Nachcherr und Architekt, in der 3)lltte des siebenzchmen Jahrhunderts in Ulm sthrieb. A ----- 7'm 24. Juli 1635 riß die böse Gcuche '">r guten Stadt Ulm dergestalt ein, oaß man fast nimmer abwehren konnte; """ hat manchen Tag von Bauern, Bettlern und Bmg-ul an die Hundert Men-nnen zu Grab getragen. Sott erlmme Nch unjer! - Diejenigen, so gute Ordnung machen, dem U.b:l ab^chven soll-«n . d,s ließen alles gchen, wie es ging, «nd bedauerten sich im Geringsten nickt, oaß W ein he.o.sch Stadt und ansehnliche Bürgerschaft so elendlich ruinirt. sterben u"d verdevbcn müssen. Da war kein Ge-oott nock> Verbvtt, kein Straf nocl> Hül. ^, ändern die Bauern, dy waren Herr 5-onnnus , und sollte die ganze Stadt Var-uoer qchen , sy ftaqte man dock nichts canack, denn man dem alten regierenden verrn in kein Weiß noch Weg im Kopf brisen könnte, daß sie die Bauern «n» die Bettler (welche den Burgern nicht allem denVorrach unnütz verzehrten, sondern j,e machten ihnen mit ihrem continuirlichen Betteln und Gcschrei, Tag und Nacht, «nd des unlustigen Wesens die Seuchen ankommen; Getrübten uns solchermaßen, daß m.t keiner Feder diese Drangsal zu been ist, welche auch viel ärger dann wie der offne Klieg zu leiden war) zur Stadt hinaus schassten , und scheinet wahrlich , daß man ein recktes Wohlgefallen darüber habe , daß die Vürgersclaft also muthwillig sterben und verderben solle Aber wehe euch , die ihr an diesem Unhei« le sckuld sind! Wie werdet ihr es an, großen Tage des Hrrn vor dem gerechten Richter verantworten können? Gedenkt ihr nicht, daß solches großes Feuer so ihr nicht zu löscken begehrt, endlich eure Hauier auch hmweg nehmen wird? ja freilich wird die Pestilenz euer eben so wenia als des gemeinen Pöbels verschonen. 5abt chr den Bauern (die um eures eiqnen Geizes "llen von euch W h'cl, respektirt worden) un5 allo beu lelbeign.n Leuten, j« ien Knechten, den Eid, oder aber euer« Mitbürgern, die euer Fleisch und Blut sind, geschworen? Ach der dieß schreibt, der war täglich bei diesem Elend, der schreit und seufzt, wie der Bauer zu Jerusalem, wehe, wehe der Stadt Ulm! Ach du Heiland der Welt, daß diejenigen, so unschuldig an diesem Uebel sind, nicht gar zu Grund gehen und verderben, und send Hülf uns, um deiner Barmherzigkeit willen , so wollen wir dich loben und preisen, und sagen: der Herr Zebaoth that große Dinge an denen« die ihn anrufen. Er half ihnen aus aller Gefahr, und errettete sie aus der Hand des Verderbens. Auf dieß hoffen wir, lieber Herr, mißhandeln laß uns nimmermehr.-------- Niemand redete mehr von Krieg, noch wusste auch Niemand wohin die Kaiserliche, vielweniger das schwedische Kriegsvolk hinkommen war. Aber in allen Gassen , wohin man sich nur wenden oder um, sehen thäte, da trug man Todtenbahven hinaus. Man führte auch ganze Karren voll todter Menschen (dis allein mit Stroh bedeckt gewesen) den hellen Tag zur Stadt hinaus. Jetzt starb der, dann jener Bürger , ja hoch und niedrig Standespersonen, denn dis Pestilenz schönste keines. Mit großen Wehklagen also manchen Tag 50, 60, etwa auch, 60 Menschen vergraben sind worden. Das Meiste war hoch zu beklagen, daß von den Regenten einige ernstliche Ordnung nicht ist gemacht wor« den; sondern man ließ es gehen, wie es selber gehen wollte. Das Volk lief durch einander ohne einiges Abscheuen, und in-sizirten einander solcher maßen, daß die ganze Stadt dermaßen angezündet war, wie eine große Brunst, daß man nicht mehr abwehren konnte. Warum denn? Darum denn, daß man nicht abwehren oder löschen wollte, bis daß man nicht mehr zn loschen vermögt gewssen ; Mangel an Doctores uno Balbierer worden , die so viel Menschen abwarten könn» ten, und durch solche Verhinderung so mancher infiszirten Mensch verhindert , und an seinem Leben verkürzt worden. Eben ein solcher Mangel that in den Apotheken sich ereignen, dergestalt, daß die ' Materialien durch so großen Verbrauch sind ausgegangen, auch manche derselbigetz nicht mehr gehaben mögen. Also stund ein jeder seines Lebens in höchsten Sorgen, und welchen Menschen nicht Gott dex Allmächtige wunde barlicher Weise hat erhalten wollen, der ist wohl, menschlich davon zu reden, dem Tod im Rachen gesteckt , und wär sonst unmöglich gewesen, von solcher großen Gevar (wie viel größer und schrecklicher denn alle Krieg gewesen) das Leben zu salviren. Gott wolle diese große Straf bald wiederum abwenden l Anjetzo so thut man das neue Brechhaus (Krankenspital) aber wohl gebrau« chen. Dcnn da mans nicht gehabt, so hätten die arme infizirte Menschen gar auf der Gasse sterben und noch «lender verderben müssen. Am 6. Angusti kontinuirte der Sterben in Ulm, und hat man innert 3 Tagen i?3 Leichen zum Frauenthor hinaus in den Gottesacker getragen ; welches denn mehrentheils Burger und Burgerinnen gewesen. Die Bettler aber, so hin und wieder auf den Gassen tod nur gesunden , und in den Karren hinaus gefühlt smd worden , die wurden hier nicht mitgezählt. Viel weniger wurden diejenige auch mit der obenbenannten Zahl gerechnet, die in den Brechhausern gestorben; da manchen Tag 30 bls 40 auch mchrere Menschen , die nur in den Brechhausern gestorben sind, nnseheuds ausgeführt worden zu geschwei-qen Das war wohl eine betrübte Zeit, sintemalen stlle Gassen voll insizirce Wn- schen neben den Gesunden umlaufen, mit ihnen handeln und wandeln. Am 14, Augusti konünuirte die Pestilenz solcher Maßen, daß täglich 60—70 Personen, lauter Burger und derselben Weib und Kinder, in der Vtadt Ulm starben, welche den ganzen Tag über öffentlich in den Bahren zum Frauenchor in den bürgerlichen Gottesacker getragen und allda begraben sind worden. Aber keiner wurde einige Leichenpredigt nicht gehalten. Anjeyo liegen in dem neuen Brechhaus vor dem Gänzthor draußen 200 und in dem innern BrechenscheererS Haus auch in die 40 Personen, alle an der Pest danieder , imgleichen auf der leerme Bleich liegt alles voller armer preßhafter Menschen. Dieses war ein solches Spektakul, daß ich die Zeit meines Lebens dergleichen Elend nit gesehen habe. — — Der Sebastian «uhn,Brechen, bater, zeigte an, daß er innert zehn Monathen in die 3800 Bettler und dergleichen Leute, die er täglich todener aufden Gassen aufgesammelt, auf seinen Harren hinausgeführt, und mit eigener Hand begraben habe. Es nimmt diese Seuche auch gar viel fürnehme Personen , und die Val-bierer dahin. Gott habe ein Genügen an ihnen. Den »8. Auqusti kontinuirte diese Pl^ge jmmer fort u s. w. Je;linder erhub sich ein solcher Manael an Todtengrabern (denn derselben viele starben), daß oft die Hausgenossen den Verstorbenen selber die Graber machen, und die Nachbaren einander haben hinaustragen müssen, ja ich der dieses schreibet war soi'sten ohne Nuhm l« melden, bei allem Volk in gutem Ansehen , lieb und werth qehalten, dennoch trug ick die Beisorge, daß wenn ich mein Leben in diesem Tumult auch enden sollte, (so allewegin Eotteswilleu steht) derMan« gel an Todttngräbern e feinen mßchte, also versprachen Andere, meine gute Freun» de, mich nach meinem Ableben ehrlicb zur Erden zu bestattigen und diese treue Zu-sag sollen sie wie billig ist, die Zeit mei< nes Lebens von mir zu genießen baden« (Der Beschluß folgt.) Crndte-kieder. 1. Es kann ja nicht immer so bleibe». Es kann ja nickt immer so bleiben Hier unter dem wechselnden Mond; Es blüht eine Zeit und verwelket. Was mit uns die Erde bewohnt. Es kann ja nicht immer so bleiben l Die Bauern verkaufen ihr Korn, Verkaufens so sündlich, so theuer, Als hätt' Gott nicht Zeit mehr zum Zorn,' Es kann ja nicht immer so bleiben! Zu Vingen am Nheine geschabs, Herr Bauer sein Korn will verkaufen. Verkaufen, weiß selbst nicht, um was. Es kann ja nicht immer so bleibenH Herr Bauer, so theuer er beut. l^o theuer verkarst' ick es gestern, So theuer verkauf' ich es heut. Es kann ja nicht immer so bleiben! Herr Bauer, verkauft, eh's euch reut! So theuer verkaufte man's gestern, So theuer verkaust man's nicht heut. < Es kaun ja nicht immer so bleiben! Das ist dem Herrn Bauern nicht lieh. Und sollt ich so wohlfeil verkaufen, So wär' ich mein eigner Dieb. Es kann ja nickt immer so bleiben! Verkauf' ich's nicht, steU' ick's halt tini Noch wohlfeiler jetzt ist's geworden, Herr Bauer, ergebt euch darein, Eö lann ja nicht immer so bleiben! Herr Bauer, er bleibt auf dem Smn. Und sollt' ich ic wohlfeil cs geben, Viel lieber umsonst gab' ich's hl«. Es k«nn ja nickt immer so bleiben! Und als es so wobll'eil nun war, Da sammelt am Markte zu Bing.n Sich um den Herrn Bauern die ^cha:r. Es kann ja nicht imme- so bkidcn! Spiellcute, nun kommet hcran, Und hebt dem Herrn Bauern zu spielen, Die Welse zu spielen hebt an. E« kann ja nickt immer so bleiben! Auf, spielts dem Herrn Bauernan's Ohr, Un> singen da solls dem Herrn Bau«>l» Der Armen versammeltes Ehor. Es kann ja nicht immer so bleiben! Bringt Wecken und Semmeln hecan, Auswerfet es unter die Leute, Wenn erst sie ihr Singen gethan. Es kann ja nickt immer so bleiben! Es singen die Leute so laut, Es fliegen so srönlich dle Wecken, Daß fa^t dem Herrn Bauern cs graut. Es kann ja nicht immer so bleiben Es w'rd dem Herrn Bauern so schllmm. Am Markte vor allen den Leuten Hlnfatzt er tzie Säckel voll Gnmm. Es kan« ja nickt immer so bleiben! Anfaff't er die Säck' und leert aus, Ausleert er das Korn aus den (3>ülkl, Daß « in den Sack ist gekrochen, Und hal in dem Mcin ych ertränkt. Es kann ja nicht immer so bleiben! Nul« singet und spielet gemach; Ja singt dem ertränkten Herrn Bauenz Tas flöhliche Todtenlied nach. Es kann ja nickt im ner so bleuen! Und wen der Herr Bauer d.l reut, Ter n»,m!^ zu ^ieb dem Herrn Vauer» Eln ähnliche Ence noch heut. Es kann ja nicht immer so bleiben! Und wenn pi. nickt qcrn sich ernankt,. ^ir u, ollen dafür ibnr erlauben, Dab cr an den Gack sich erheukt. Es kann ja nicht immer so bleibcn! Herrn Bauern don ftrn lUld vo„ nab, Eroentt .nch l'^ch Lu',l und cr^5:;tt euch ^ U«l0 lasset das Korn uus nur da Cs ka?!« ja nickt immer so bleiben! (^ o singen nnd splelen wir zn, lli.d wni'sl^n dei (^ernmeln und Wecken Ekch allc«» die ewige Ruh. Es kann ja vickt imnier so bleiben Hier unt Auflösung des Räthsels in Nro. 26. Mannheim.