Der Quebracho-Gerbstolf und seine Yerwendung in der Lederindustrie. Die Oberlederfabrication, besonders jene, vrelche sich der Fichtenlohe zur Gerbung bedient, wie es bei uns zumeist der Fali ist, hat in demQuebracho-Gerbstoff jenesGerbematerial gefunden, durch welches vor allem die Qualitat des Leders verbessert, nebstdem aber auch seine Herstellung vereinfacht und verbilligt wird. Da der belle Q u eb r a c h o G e r b s t o ff die Eigenschaft hat, sehr rasel 1 und tief in die Hautfasern einzu- dringen, ist er im Vortheil gegen die meisten bisher verwendeten Gerbstoffe, dem der Eichenrinde mit inbegriffen, welch letzterer selbst fur feinere Fasergewebe, z. B. die der Kalb- felle, zu gx - ob ist und deshalb relativ langsam durchgerbt. So bedarf man in Frankreich zur richtigen Gerbung der Kalbfelle mit Eichenrinde sechs Monate und dariiber. Unseren blofi mit Fichtenrinde in kilrzerer Zeit gegerbten Kalbfellen mangelt es sehr stark an jener Gerbung aus dem Kerne, welche den franzosischen Fellen eigen ist, und demgemaB auch an vielen Eigenschaften. welche letztere auszeichnen. Das Quebrachoholz wurde gleich zu Anfang seiner Verwendung in den europaischen Gerbereien als ein Material angesehen, welches sich besser fiir die Oberledergerberei eignet, als fur Oberleder. 2 Bei der Beniitzung der Quebracholohe fiir Oberleder- zwecke hat man nicht viel mehr zu beobachten, als dass man die Zuziehung des Quebrachomaterials in noch kleineren Einzelnportionen und demgemaB auch in kiirzeren Zeit- abstanden vornimmt, als es scbon fiir die Angerbung der Unterledersorten angegeben wurde. Da Quebracho-Gerbstoff rasch anfallt, darf man ihn, wenigstens im Anfange der Gerbung, den BloOen nicht in zu groBer Menge bieten, dagegen kann man, weil er eben rasch aufgenommen wird, auch rascher mit den weiteren Zugaben vorgehen. Man setzt demnach dieses Gerbematerial den Farben nicht in groBerer, fiir eine Woche zum Auszehren berechneter Menge zu, sondern lasst. dasselbe den Farben in Theilportionen, die ersten zwolf Tage nach dem Eintreiben taglich, spiiter jeden zweiten Tag, zu- kommen. Eine besondere Vorbereitung bedarf das fiir Oberleder bestimmte Hautmaterial fiir die Quebracho-Gerbung nicht, man verfahrt demnach bei der Reinmach- und Aescherarbeit ganz wie bisher. Kalbfelle werden nach der Reinmacharbeit durch zwolf Stunden in einer eigenen Eintreibfarbe behandelt; dieselbe bleibt einige Zeit, und zwar iiber Herbst, Winter und Friihling durch sieben bis acht Monate, im Sommer durch vier Monate, in Gebrauch, ehe man sie ganz entleert. Vor dem Eintreiben fischt man die alte Lohe aus, bringt die Felle hinein und treibt oder haspelt sie. Nach drei Stunden setzt man das Gerbematerial, bestehend aus Quebracho und Fichtenlohe, zu und treibt wieder. Fiir das Anfiirben in der Eintreibfarbe geniigen zwolf Stunden, insbesondere wenn man die Felle darin geniigend bewegen kann. Man bringt sie hieraus in die erste eigentliche Farbe, in welcker sich noch das Gerbematerial von der vorher- gegangenen Partie befindet, und lasst darin die Felle einen Tag. Dann wird das alte Gerbematerial ausgefischt und ein Theil von dem frischen zugesetzt; den nachsten Tag erfolgt wieder ein Zusatz, welcher noch zweimal wiederholt wird, so dass das fiir diese Farbe bestimmte Gerbematerial in vier Theilen und in vier Tagen zugesetzt wird. Nach fiinf Tagen 3 im ganzen werden die Felle in die zweite Farbe umgezogen, bei welcher mit der Materialzngabe ebenso wie bei der ersten Farbe verfahren wird. Dann zieht man in die dritte Farbe um, bei welcher man in gleicher Weise verf&hrt. In den nun folgenden vierten und ftinften Farben bleiben die Felle je eine Woche, wobei man jeden zweiten Tag mit frischem Material zubessert. Nach dieser innerhalb vier Wochen vollzogenen Angerbung werden Felle f"tir Braun und Wichs versenkt. Als Briihe hiefiir verwendet man eine Mischung von Sauer- briihe aus der Farbenlohe und Sauerbriihe aus dem Versenkzeug, welche beide durch kalte Extraction der betreffenden ge- brauchten Materialien gewonnen werden. Mit der schwacheren Briihe aus der Farbenlohe werden die unteren Farben nacli- gefiillt, wahrend die oberen Farben Briihe aus der Versenk- lohe erhalten. Als Glerbematerial in den Farben und Versenken wird ein Gemisch von gieichen Theilen Fichtenlohe und Que- bracholohe beniitzt. Wie iiberall, wo Fichtenlohe mit Quebracho- lohe zusannnen verwendet werden soli, sei es in Farben oder beim Versatze, so auch hier in den Farben, wird die Fichtenrinde nicht, wie bisher, in groben Stticken als Farben¬ lohe, sondern in gemahlenem Zustande bentitzt, hochstens kann sie fiir Farben etwas grober gemahlen sein. Infolge dieser Verkleinerung wird sie rascher und besser ausgeniitzt, und erfolgt das successive Zugeben des Gerbematerials auch zum Theile in Beriicksichtigung einer solchen Verkleinerung der Fichtenlohe. In der Versenke bleiben mittlere Felle vier "VVochen, schwere Felle erhalten noch eine Versenke, wo sie dann binnen zwolf Wochen sehr satt ausgegerbt sind. Leichtere Felle und solche fiir eine Zurichtung in Schvrarz versenkt man nicht, sondern gibt ihnen nach den obigen fiinf Farben noch drei bis vier Farben, deren jede acht Tage steht und nur einmal mit dem ganzen daftir bestimmten Quantum Gerbstoff eingemacht wird. Kuhleder, Bittlinge und Kips werden im allgemeinen so wie Kalbfelle behandelt, nur gibt man hier statt drei, fiinf untere Farben und drei bis vier obere Farben und die Versenke. Wenn man die Kuhleder spaltet, so kann man dies schon nach den unteren Farben 1 * 4 — vornebmen, besonders wenn man eine Bandmesserspalt- maschine dafiir zur Verfiigung hat; mit der Unionspaltmaschine spaltet man sicherer nach besserer Angerbung, etwa nach der zweiten oberen Farbe. Nach dem Spalten gehen die Haute in die gebrauchte Farbe zuriick und riicken dann nach ztveitagigem Verweilen in derselben im Farbengange weiter. Fiir schwarze Zurichtung konnen dann die Narben- seiten und dann die Spalte in Farben ganz ausgegerbt werden, fiir braunes Fahlleder aber ist es besser, die Versenke zu beniitzen. In groGeren Fabriken wird fiir die Ausgerbung von Kuhleder und Kips der Quebracho-Gerbstoff statt als Lohe in Form von Extractlosungen, welche man sich aus dem kauflichen Quebracho-Extracte herstellt, vervvendet, oder man extrahiert das Holz selbst, gewohnlich auf heifiem Wege, wo man dann iiberhaupt mehr mit Extractbriihen als mit festem Gerbematerial arbeitet. Fiir h el les Wichsleder ist stets das Verfahren mit festem Material und den daraus aber nur auf kaltem Wege gewonnenen Briihen vorzuziehen,fiir schwarze Ware dagegen ist die Beniitzung von starkeren Extracten zum Ausgerben eher zulassig, dies jedoch nie bei Kalbfellen, da diese dadurch sehr leicht sprode und narbenbriichig werden. Rossleder. Sowohl fiir Schuhleder als auch fiir Spiegel eignet sich Quebracho als Gerbematerial vortrefflich, so dass das- selbe jetzt in groOen Rossledergerbereien als alleiniges Gerbe- material beniitzt wird, dies jedoch nicht zum Vortheile, da auch hier das gemischte Gerbematerial sich als besser erweist. Beim Rossleder werden die ganzen Hiiute in gleicher Weise in den Farben behandelt, wie es fiir Oberleder friiher an- gegeben wurde; sie bekommen die unteren und oberen Farben mit Fichte und Quebracho, wornach die Spiegel aufgedeckt und ausgeschnitten werden. Das Schuhleder (Vordertheile) wird nun weiter in Farben gegerbt, bei welchen jetzt das Mischungsverhaltnis zwischen Q,ucbracho und Fichte geandert wird, man gibt nandich jetzt 70°/o Quebracho und nur 30°/ 0 Fichtenlohe, wodurch man erreicht, dass dieses Ledei' voller, griffiger und weicher wird. Zieht man das 5 Versenken dem Ausgerben in den Farben vor, was ganz ricbtig ist, so wird aucb kier das Misehungsverhaltnis von 70 und 30 °/o eingebalten. Die Spiegel, welche man sonst in Eichenlohe ausgerbt, werden am besten, wenn man sie pur mit Quebracholohe, ohne Zugabe eines anderen Gerbematerials, versenkt und kier nur Wasser oder reine, auf kaltem Wege aus solchem Ver- senkzeug gewonnene Quebraekobriihe beniitzt. Der feine, lielle Quebracho-Gerbstoff ist namlich das geeignetste Material, um das kornige Gewebe des Spiegels ricbtig zu gerben, dagegen sind Quebracho-Extraote, die keiB dargestellt wurden und viel gefarbten G-erbstoff und Farbstoff enthalten, fiir Spiegel das .ungiinstigste Gerbematerial, und es kaben sick viele einst renommierte Rosslederfabriken durch eine derartige Gerbung ihr Renoniinee verdorben. Glucklicherweise ist eine derartige Methode der Extraction, durck welche die vorziigliche Wirkung des Quebracho-Gerbstoffes stark be- eintracktigt wird, bei uns noch nickt eingefiihrt, und ich werde auch kiinftig bemtikt sein, vor einer solchen unsere Industriellen zu warnen. Die Vortkeile, welcke durch die Mitbeniitzung von Quebracholoke in der Oberledergeberei erzielt werden, sind: Geringere Gerbedauer, ein volles, mildes Leder von hubschem Ausseken, eine groCere Aufnakmsfakigkeit dieses Leders fiir Fettstoffe und eine giinstigere Vertheilung dieses Fettes im Leder. Da ich nun glaube, alles dasjenige iiber den Quebracho- Gerbstotf vorgebrackt zu haben, was fiir dessen Beniitzung wissenswert ist, und auch beschrieben babe, wie derselbe innerhalb des Rahmens unserer heimiscken Productionsver- haltnisse am rationellsten verwendet werden kanu, schliefie ich meine Abhandlung mit dem Wunsche, das dieselbe von Seite der osterreickiscken Gerber in deren eigenem Interesse beacktet und moglichst vortheilhaft ausgeniitzt werden mbge. Bohmisches Fichtensohlleder. Unrer den Specialsorten von Sohlleder, deren Herstellung von den Reformbewegungen der Neuzeit nock wenig tangiert wurden, gekoren jene Fichtenterzen, welche in Bokmen seit 6 altersher fiir den Localbedarf gegerbt werden. Die Ursache hiefiir liegt, wie dies aueb vielseitig anderwarts der Fali ist, zumeist in den Consumverhaltnissen, insofern der Consum an den bisher verwendeten Producten und seinen specifisclien Eigenschaften, trotzdem diese manchmal nicht jenen eines guten Leders entsprechen, festhalt. Bei den bohmischen Fichtenterzen ist dies um so erklarlicher, als dieses im ganzen ein sebr gutes Sohlleder ist, welches sich durch einige treff- liche Eigenschaften auszeichnet. Diese Eigenschaften, wegen welcher die bohmischen Fichtenterzen schatzenswert sind, bestehen erstens in einer bedeutenden Zahigkeit und Widerstandsfahigkeit gegen Ab- nutzung, zweitens in ihrem niedrigen specifischen Gewichte, vvodurch sie eine leichtere Sohle liefern, und drittens darin, dass sie nicht dick, .sondern mehr flach im Croupon sind, dagegen in den Seiten relativ vraiig abfallen. Wie man sieht, sind diese guten Eigenschaften der bohmischen Fichten¬ terzen keine ftuBeren, in das Auge fallenden und deshalb bestechenden, deren Herstellung in anderen Fallen dem Gerber oft die Hauptschwierigkeit bereiten, sondern sie liegen nur in der inneren Qualitat. Dieselben resultieren aus dem fiir die Gerbung benutzten Material der Fichtenrinde in Verbindung mit der Gerbemethode, welche eben der aus- schliefilichen Verwendung von Fichtenrinde als Gerbematerial angepasst ist. Nun ist aber der Fichtengerbstoff kein solcher, welcher unter allen Umstanden die den Fichtenterzen eigen- thumlichen Eigenschaften ergibt, auch kommt ihm nicht allein das VermSgen zu, unter bestimmten Umstanden auf die bezeichneten Eigenschaften des Leders hinzuwirken, da es einerseits in der Moglichkeit liegt und auch praktisch viel- fach ausgefiihrt wird, dass man ledig mit Fichtenrinde Leder von ganz anderen Eigenschaften als diejenigen, welche die bohmischen Fichtenterzen charakterisieren, herstellen kann, anderseits wieder es vermag, mit anderen Gerbstoffen als Fichtenrinde Leder von denselben Eigenschaften, wie diese besitzen, zu erreichen, wenn man weiO, wie die Gerbung fiir das bestimmte Ziel dem anderen Material anzupassen ist. Vergegenvvartigen wir uns, dass die wichtigsteu Eigen¬ schaften der bohmischen Fichtenterzen, namlich deren Zahigkeit und Widerstandsfahigkeit, davon herriihren, dass bei der 7 Gerbung derselben die stark geschvvellten BloGen relativ wenig Gerbstoff aufnehmen, weil die Fiebtenrinde wenig da von enthalt und denselben nicht leicht abgibt, und dass demnach bei diesem Leder die Masse der Hautsubstanz gegeniiber dem aufgenommonen Gerbstoff eine groCere ist als bei Leder, welchem mehr Gerbstoff zugefiihrt wurde, also satter gegerbt ist. Da nun aber im Soklleder die ge- triebene Hautsubstanz derjenige Factor ist, welcher derselben Zahigkeit und Haltbarkeit verleiht, so ist es klar, dass nicht der Fichtengerbstoff als solcher die Zahigkeit des Leders hervorruft — bekanntlich kann man auch mit Fichtenrinde sehr lose gerben, —- sondern dass diese dadurch erreicht \vird, dass die Fichtenrinde bei der Methode, welche fiir die Fichtenterzen-Erzeugung beniitzt wird, viel Saure, welche die Haute stark schwellen, erzeugt, dagegen unter diesem Um- stande, namlich bei Gegemvart von viel Saure, wenig Gerb¬ stoff an das Leder abgibt und letzteres demnach stark geschvvellt, dabei aber sehr mager gegerbt wird. Der beste Beiveis fiir diese magere Gerbung drilckt sich in dem relativ geringen Geivichtsrendement, welches die Fichtenterzen liefern, aus. Eine weitere Folge der mageren Gerbung hiebei ist die, dass die Fichtenterzen in den starken Partien nicht so voli werden, als dies bei anderen Sohlledersorten vorkommt, und dass anderseits die Flanken, welche zufolge ihrer loseren Textur bei der angewandten Gerbemethode mehr Gerbstoff aufnehmen konnen als die stark geschwellten Kernpartien, voller werden, daher gegen letztere verglichen, nicht stark abfallen. Als Princip fiir die gegemvartige Gerbung der bohmi- schen Fichtenterzen ergibt sich demnach, dass die Haute in starke durch Saure bewirkte Schwellung versetzt und darin wahrend der ganzen Gerbung erhalten bleiben, und dass ferner dabei die Gerbung in nur maCigein Grade stattfindet. Diesem Principe kann eben durch die Beniitzung von Fichtenrinde als alleiniges Gerbematerial in sehr einfacher Weise Rechnung getragen vverden, wenn man dieses nur entsprechend anvvendet, denn die Fichtenrinde bildet einer- seits viel Saure fiir das Schwellen und liefert anderseits einen leichten Gerbstoff, welcher nur miiUig gerbt. Diese Einfachheit der Gerbung, welche den friiheren Verhaltnissen 8 der Lederindustrie entsprach, passt nun doch nicht mehr so recht in die Verhaltnisse der Jetztzeit, da diese bequeme Methode viel Zeit zu ihrer Durchfuhrung, dann viel Gerbe- material erfordert, welches infolge der Methode nicht richtig ausgeniitzt werden kann und welches, wenn aucli relativ billig erhaltlich, doch zu holien Gerbekosten fuhrt, und endlich bei dieser Ledersorte ein sehr niedriges Rendement im Gewichte resultiert. Das ungiinstige Gevvichtsrendement der Fichtenterzen ist aber nicht allein die Folge der mageren Gerbung, welche diese Ledersorte erfahrt, sondern sie ist zu einem guten Theile die Folge von Verlusten an Hautsubstanz wahrend der langen Gerbung in gerbstoffarmem Material, welche bei Gegenwai’t von bedeutenden Gahrungsprocessen, die auch das Hautmaterial in Mitleidenschaft zielien, ein- treten. Das Unterbleiben von Verlusten an Hautsubstanz schon ist geeignet, das Rendement zu verbessern, ohne dass dadurch die Zahigkeit und Festigkeit des Leders Einbufie erleidet, da, wie erwahnt, gerade eine grofiere Masse von Hautsubstanz das Leder widerstandsfahiger macht. Hier finden wir nun den ersten Punkt, an welchem der Hebel angesetzt werden muss, um die Erzeugung der Fichtenterzen in ein modernes Geleise zu bringen. Es wurde denn auch schon von verschiedenen Lederindustriellen in Bohmen ver- sucht, diesbezuglich Besserung zu schaffen, und dies mit mehr oder weniger giinstigem Erfolge, je nachdem man durch richtige Wahl der Zusatzgerbstoffe zur Fichtenrinde und durch richtige Anwendung solcher Materialien innerhalb der Grenzen des oben angegebenen Gerbeprincipes verblieb oder aber dieselben iiberschritt. Nicht jeder Gerbstoff ist geeignet, in dem Rahmen, innerhalb dessen die Fichtenterzen erzeugt werden und welcher von den meisten Gerbern beibehalten werden will, so zu wirken, wie es die Eigenschaften dieser Ledersorte verlangen, und schlielžen sich hiefiir im vorhinein alle schweren Gerbstoffe aus; andere Gerbstoffe hingegen sind ganz gut fiir obigen Zweck geeignet, so insbesondere der Quebracho-Gerbstoff, welcher die Fahigkeit hat, die mangelhafte Wirkung der Fichtenrinde in vorzuglicher Weise auszugleichen. Der helle Quebracho-Gerbstoif gehort ebenso wie der Fichtengerbstoff zu den leichten Gerbstoffen, welch letztere das Hautgewebe nicht ubersattigen, er hat aber 9 vor dem FichtengerbstofF das voraus, dass er viel leicbter in das Hautgewebe und in die Hautfaser eindringt und heller angerbt (durchbeifit), was dem FichtengerbstofF nament- lich bei starker geschwellten Blofien sebr schwer Fallt. Durch dieses rascbe Angerben selbst in den inneren Partien der Haut erbiilt diese einen bedeutenden Schutz gegen Zer- setzungen durch Gahrung, womit aber das meiste Fiir das moglichste Erhalten der Hautmasse in ibrer urspriinglichen Menge gethan wird. Gerade die Fabrication der bohmischen Fichtenterzen lieferte oft genug den Beweis von dem Vor- handensein und den Wirkungen von Gahrungen, welcbe wahrend der Gerbung im Satze in dem nocb ganz rohen Hautinnern, wie dies eben die Sohlledergerbung mit Fichten- rinde bedingt, stattfinden. Es kommt dort vor, dass in den Satzen die Haute im Innern eine Umwandlung erleiden, welclie sie unFahig macbt, weiter zu gerben, welche aber auch so weit gedeihen kann, dass sicb im Innern der Haute die Hautsubstanz in eine leimartige Masse umwandelt, so dass sicb dann das Leder spaltet. Die Umwandlung der Hautsubstanz in Leim ist allerdings eine Folge von Erhitzung, und zwar Selbsterhitzung, diese aber ist nur eine Gahrungs- erscheinung. Gahrungen mit so intensiven Reactionen treten bei Hauten, welche von Gerbstoff hinreichend durcbgebissen sind, nicht ein. Neben dem Sckutze, welchen der Quebracho-GerbstofF der Hautsubstanz bei der An- und Weitergerbung gegen Verlust an Masse gewahrt, erleicbtert er aber auch dem FichtengerbstofF das Ein- und Vordringen in die Haut, indem zwischen den durch Quebracho vorgegerbten HautFasern Wege ftir das Eindringen des FichtengerbstofFes gescbafFen werden. Durch letztere Wirkung des Quebracho-GerbstofFes ist es moglich, in kiirzerer Zeit und mit weniger Satzen, von welcken jetzt oft bis sieben angewendet werden miissen, die Leder auszugerben, ohne dass dabei von dem ge- wohnten Gerbeprincip abgewichen zu werden braucht. Eine raschere Gerbung bei Erbalt eines besseren Gewichts- rendements obne Erbobung der Gerbekosten muss dem Gerber stets willkommen sein, insbesondere aber im gegenwartigen Moment. Viele Gerber in Bohmen haben sicb im Vorjahre zur Zeit der boben Rohlederpreise — in ricbtiger Voraussicht, 2 10 dass diese Fluctuation, weil eine ganz unnatiirliche und unmotivierte, auf die Dauer gewiss nicht so lange fort- bestehen werde, als solcbe Haute Zeit brauchen, um nacb der alten Metbode in Leder vervrandelt zu werden — mit der Einarbeitung zurilckgebalten; es kann daher im kommenden Hei-bste in der besten Saison an fertigem Leder mangeln, da die in spaterer Zeit zu normalen Preisen erstandenen Haute, sodann nach der alten Methode gegerbt, bis zu dieser Zeit nicht fertig werden. Diesem Mangel kann bei ausgiebiger Zubilfenahme von Quebracholohe noch begegnet werden, da es moglicb ist, bis zum Herbste an den zu Beginn des Jakres eingearbeiteten Hauten die durch das Zuwarten entfallene Gerbezeit durch rascbere Ausgerbung auszugleichen. Die von der neuen normalen Campagne an eingearbeiteten Haute befinden sich gegenwartig im dritten, zweiten und ersten Satze. Scbwere Haute, welche sich gegenvvartig im dritten Satze befinden, brauchen zu ihrer Ausgerbung mit purer Ficbtenlobe nocb vier bis fiinf Monate, leichtere Haute noch drei Monate. Letztere konnen demnach bis zur Herbstsaison noch fertig werden, die ersteren um diese Zeit zumeist be- gehrten Leder dagegen nicht, weil sie noch drei bis vier Satze zu sechs bis acht Wocken erhalten sollten. Verstarkt man aber die Ficbtenlobe, welche zum Versatze verwendet wird, mit Quebracholohe und verstarkt weiters die Abtrank- briihe mit etwas Eichenholzextract, so reicht man mit zwei Satzen reichlich aus und \vird in drei, langstens 3 1 / a Monaten das Leder fertig haben. Die Haute, die bisher nur Fichtenlohe erbielten, be- kommen fiir das fernere Versetzen eineMischung von gleicben Gewichtstheilen Fichtenlohe und Quebracho. Wenn man also z. B. bisher 20 Kilo Fichtenlohe per Haut und Satz rechnete, so vrerden jetzt 20 Kilo einer Mischung, bestehend aus 10 Kilo Quebracholoke und 10 Kilo Fichtenlohe, per Haut und Satz genommen. Da Quebracholohe in Woll- oder Loh- scbnitt, der, wie oben schon angedeutet, fiir das Versetzen hier die allein rationelle Verldeinerungsform ist, ein grofieres Volumen einnimmt als Fichtenlohe, so erhalt man eine grofiere Menge Streumaterial, welcbes aucb mehr Briihe auf- nimmt. Versetzt wird genau wie bisher: Zum Abtranken nimmt man, wie bisher, die Sauerbriihe von den Satzen, 11 welcher man aber per Haut drei Kilo Eichenholzextract zu- setzt. Letzterer dient vornehmlich dazu, um den Theil im Innern, welcher durch Quebracho sehr hell wird, abzu- dunkeln. Obzwar man bei Fichtenterzen an einen unegalen, in der Mitte helleren Scbnitt gewohnt ist, so ist es docb nothig, diesen durch Eichenholzextract etwas zu egalisieren, da sonst der Farbenunterschied im Sclmitte vom Leder, welche drei Satze pure Fichte, dann eine Miscbung von Fichte und Quebracho erhielten, docb etwas zu greli erscheinen wiirde. Ein solcber Satz bleibt ebenso, wie sonst die Fichten- satze, nur seclis Wocben stehen, da in dieser Zeit der Haupt- effect der Gerbung des betreffenden Satzes gescbehen ist, indem sich der Gerbstoff des Gemisches infolge der an- gegebenen specifischen Wirkung des Quebracho-Gerbstoffes leichter auszehrt als bei lediger Fichtenrinde, zudem heiflt es aucb im gegebenen Falle Zeit gewinnen. Es wird nocb ein zweiter Satz mit dem gleicben Aufwande von gemischtem Streumaterial gegeben, bei welchem, wenn es moglich ist, die letztsatzigen Haute in der Grube zu separieren, die Abtrankbriihe um ein Kilo Eicbenextract per Haut nocb weiters verstarkt wird, so dass also jetzt vier Kilo dieses Extractes per Haut verwendet werden. Dieser Satz bleibt sechs bis acht Wochen stehen. Im ganzen bat man hier mit fiinf Satzen dasselbe erreicht, als sonst mit sieben Satzen in der betreffenden langeren Zeit. Die Kosten des Gerbe- materials bleiben bei dieser rascheren Fertiggerbung genau dieselben, niimlich fl. 4 - 90 bei reiner Fichtengerbung gegen fl. 4'84 im Durchschnitte per Haut bei gemischtem Material, wobei aber vom letzteren mehr nutzbare Substanz fiir die Herstellung von Briiben fiir nacbfolgende Hautpartien iibrig bleibt, als aus reiner Fichtensauerlobe. Fiir mittlere Haute, welche sonst fiinf Fichtenlohsatze bediirfen und gegen vvartig auf dem dritten Satze stehen, geniigt nocb ein Satz mit gemischtem Material, der, wie oben an- gegeben, ausgeftibrt wird. Scbwere Haute, welche sich gegenwartig im zweiten Satze befinden, bekommen nocb drei und mittlere Haute aus demselben Gerbestadium nocb zwei Satze mit gemischtem Material. Alle Haute, welche sich im ersten Satze nach alter Methode befinden, bekommen aucb nocb den zweiten 2 * 12 Satz nach alter Methode und werden erst von da ab wie die friiberen zweisatzigen Haute in den neuen Satzen be- handelt. Es bedeutet dies wohl eine zeitweilige Storung in dem regelmaBigen Anfiillen der Gruben, doch ist der zweite Satz nach alter Methode deshalb notliwendig, weil die Haute nach dem alten ersten Satze noch nicht reif fiir die starkeren neuen Satze sind. Man wird Gelegenheit haben, bei der durch den Drang der Nothwendigkeit bedingten rascheren Ausgerbung der Haute mit gemischtem Gerbematerial wahrzunehmen, dass man auf diese Weise nicht nur den Zweck in Bezug auf Aus- sehen und Qualitat des Leders vollkommen erreichen kann, sondern auch sicherer und mit besserem Rendement gerbt, und wird sich endlich bestimmt finden, die Gerbung vom Beginn an dem neuen Gerbematerial anzubecjuemen, womit man erst die Vortheile, welche hiemit erreiehbar sind, voli ausniitzen kann. In den besprochenen Fallen handelte es sich um die Fertiggerbung von Hauten, welche ihre Angerbung und Schwellung nach alter Methode erhielten, namlich nur mit Fichtengerbstoff und Fichtensauerbruhe, welche aus reinen Fichtensatzen erhalten wurde; solche reine Fichtensauerbruhe wird man aber nicht mehr erhalten, wenn man die Satze mit gemischtem Gerbematerial anstellt. Dieser Mangel an reiner Fichtensauerbruhe einerseits und das nunmehrige Vorhandensein von Sauerbrtihen aus gemischtem Material machen es nothwendig, dass die Schwellung und Angerbung der Haute anders vorgenommen werde als bisher, da die Wirkung der Sauerbriihe aus gemischtem Material eine etwas verschiedene von jener der reinen Fichtensauerbruhe ist. Bei der bisherigen Methode kommen die BloGen in einen Farbengang, welcher in Permanenz bleibt und bei welchem die einzelnen Farben nur mit frischer Sauerbriihe nach- gebessert und wochentlich mit grober, frischer Fichtenlohe versehen werden. Der Haupteffect dieses Farbenganges ist nebst einer Anfarbung der Auflenpartien und Angerbung der Narbe eine betrachtliche Schwellung der Haute: ein irgendwie namhafter Gerbe-Etfect dieses Farbenganges ist nicht vorhanden. Dieser Effect aber lasst sich eben auf andere Weise und viel rascher, damit auch sicherer erreichen, als 13 mit dem bisherigen Farbengange, welcher vier bis fiinf Wochen dauert und zudem in dieser langen Zeit oft genug versagt. Dieser Farbengang beginnt bekanntlich mit einer Eintreibfarbe, welche immer filr diesen Zvreck benutzt wird; man versiebt diese nun mit frischer Lobe und fiillt gevrohn- lich das Geschirr mit Wasser nach. Mit dieser Eintreibfarbe bezweckt man, wie aucb sonst, eine leicbte Anfarbung der Narbe, welcbe Procedur wohl liier weniger nothig ist als in anderen Fallen, dafilr aber entscbieden nachtheilig, oft direct schadlich fiir die nachfolgende Schwellung ist. Diese per- manente Eintreibfarbe enthalt immer Fermente, welche der Scbwellung entgegenarbeiten, und diese schžidlichen Fermente werden in die Haut geimpft und aucb die weitere Schvrell- farbung immer aufs neue verunreinigt. Nach dieser zumindest ganz unnothigen Eintreibfarbe kommen die Haute in die eigentlichen Schwe]lfarben, welche gleichfalls nicht in regel- mafiigen Turnus entleert, sondern nur mit Sauerbriihe und Lobe verstarkt werden. Es ist hier nur der sehr stark sauren Fichtenbruhe, mit welcher diese Farben verstarkt werden, zu danken, dass hierin die Haute wirklich schwellen und nicht in den entgegengesetzten Zustand verfallen, wobei zu bemerken ist, dass die liier vorbandene Saure nicht nur schwellend auf die Haute wirkt, sondern dass durch die von ihr bewirkten, stark sauren Reactionen der Farben die Ver- mehrung und Thatigkeitsentfaltung einiger Arten von Zer- setzungsfermenten, welcbe das Verfallen und Abfallen der Haute bewirken, mehr oder weniger eingescbrankt wird; andere Arten Zersetzungsfermente, welche sauren Nahrboden vertragen oder sich an solcbe accommodieren, wucbern in diesen Farben fort und haben in der langen Zeit, in welcher die Hiiute in diesen Briihen verbleiben, reichlich Glelegenheit, die Masse der Haut zu vermindern. Nachdem nun aber bei den Satzen aus gemischtem Material, bestehend aus Ficbte, Quebracho und Eichenholzextract, eine Sauerbriihe resultiert, welche weniger sauer ist als reine Fichtensauerbruhe, miissen die Schwellfarben in den Stand gesetzt werden , dass auch der Sauregehalt der neuen Sauerbriihe geniigt, um denselben Grad der Schwellung der Haute wie bisher, und welcher fiir den Ausfall des Productes als Fichtenterzen nothwendig ist, zu erreichen. Die Moglichkeit einer geniigenden 14 Schwellung bei vermindertem Sauregchalt ist vorhanden und wird dadureh erreicht, wenn die der Schwellung entgegen- arbeitenden Fermente von Haut und Briiben ferngehalten werden, also im Wege der Antiseptik. Zum Schwellen kalk- reiner, sterilisierter Haute gentigen in reinen Farben be- deutend geringere Mengen der Saure, ais fiir inficierte oder stark kalkhaltige Haute, wo im letzteren Falle eine groBe Menge der Saure an den Kalk gebunden und damit fiir die Sclrvvellung wirkungslos wird. Obschon fiir Fichtenterzen und Fichtensohlleder in Bohmen die Haute jetzt fast ausnahmslos geaschert werden i;nd geascherte Haute, wenn die Aescher frisch erhalten sind, lange nickt so viel Zersetzungsfermente enthalten als ge- schwitzte Haute, so ist es doch in dem speciell vorliegenden Falle, wo auf eine intensivere Schwellung Wert gelegt wird, angezeigt, die Haute keimfrei in die Schwellfarben zu bringen und sie nach der Reinmacharbeit zu sterilisieren; da weiters diese geascherten Haute nocb geniigend Kalk enthalten, welcher einen Theil der zum Schwellen noth- wendigen Saure unwirksam macht, so ist es angezeigt, die Haute aucli zu entkalken. Nun hat man in neuerer Zeit ein Mittel gefunden, welches gleichzeitig die Haute sterilisiert, d. h. die in ihnen vorhandenen Zersetzungsfermente abtodtet und auch entkalkt. Dieses Mittel ist das Anticalcium (Kresolsulforsaure) von J. H a u f f in Feuerbach bei Stuttgart, liber welches ich bereits in Nr. 499 des «Gerber » aus- fiihrlich berichtete und welches sich den Berichten zufolge, welche mir aus der Praxis dariiber zugiengen, iiberall auf das beste bewahrt. Dieses Anticalcium eignet sich nun ganz speciell fiir die Praparation gekalkter Haute fiir eine starkere Farbenschwellung. Nachdem ich das Nothige fiir die Erklarung der in Vorschlag zu bringenden Abanderung in der Angerbung und Schwellung der fiir Fichtenterzen bestimmten Hiiute gegeben habe, will ich nun den Grang der Gerbung naher beschreiben. In Bohmen werden fiir Fichtensohlleder griine Zahm- hiiute und auch etwas Wildhaute zur Einarbeitung gebracht. Wie schon erwahnt, wird fast alles Leder geaschert; obwohl fiir diese Ledersorte die Enthaarung mittelst Schwefelnatrium, 15 welche sich andervvarts fiir Sohllederzvvecke sehr aus- gebreiteter Vervvendung erfreut, entschieden den Vorzug verdient, ist man meines Wissens in den bohmischen Gerbereien nicht iiber einige Versucke damit hinausgekommen. Da nun aber diese Entbaarungsmetbode auch fiir das zu besprecbende Verfahren besser ist als die Aescherung, mochte ich dasselbe an dieser Stelle aufs neue empfehlen und dessen Ausftihrung kurz reeapitulieren. Die aufgeweichten Wildhaute oder ausgewasserten griinen Haute — bezuglich letzterer ich bemerken will, dass fiir solche ein kurzes Ausvvassern geniigt und hier zweckdien- licher ist als ein langes Wassern — werden nach der Weicbe aufgeschlagen, am besten iiber einen Bock, und abrinnen gelassen. Sehr angezeigt ist es, wenn man die Haute jetzt auf der Aasseite von anhangendem Fleisch und Fett, welches bei bohmischen Hiiuten haufig vorkommt, befreit; absolut nothvvendig ist es, dass man die Haarseite vom Mist reinigt, da sonst an den mistigen Stellen das Enthaarungsmittel nicht angreift. Die gereinigten und abgetropften Haute werden auf dem Erdboden ausgebreitet und iibereinander gelegt, die Haarseite nach oben, da diese mit dem Enthaarungsmittel bestrichen wird. Nun wird der angemachte Enthaarungsbrei mittelst Schvvodepinsels aufgetragen und in die Haare, be- sonders an Kopf und Riicken, gut eingerieben, dann die Hiiute zusammengeschlagen in ein Kissen gefaltet. Die nach und nach angestrichenen Hiiute legt man auf einen Haufen zusammen, welchen man mit nassen Lappen bedeckt, damit die Haute nicht abtrocknen, was hier leicht geschehen kann. Der Enthaarungsbrei wird wie folgt bereitet: Fiir jedes Kilo Griinhaut oder aufgeweichte Wildhaut werden vier Gramm Schwefelnatrium gerechnet, also fiir 100 Kilo Haute 400 Gramm, welche in vier Liter warmem Wasser gelost werden. Weiters werden fiir 100 Kilo Haute vier Kilo K alk mittelst 16 Liter Wasser zuerst abgeloscht, dann mit dem von 16 Liter bleibenden Rest verdiinnt. In diese Kalkmilch wird das geloste Schvvefelnatrium gegossen und mit dem Kalke verriihrt. Die mit diesem Schwodebrei bestrichenen Haute konnen in 20 bis 24 Stunden gehaart werden. Um bei den Haaren die Ilande der Arbeiter zu schonen, spilit man die zu enthaarenden Haute in lauwarmem 16 Wasser, wodurch der grofite Theil des atzenden Schwode- breies entfernt wird. Mach. .dem Haarabmacben kommen die Haute in reines Wasser, in welchem sie etwas aufgehen und dann zum Scberen geeignet sind. Die Haare gehen bei dieser Art Entfernung verloren und konnen nur als Dttnger beniitzt werden. Das Leimleder, welches bier abfallt, ist selbstverstandlich nicbt geaschert und kann, wenn es der Abnehmer verlangt, in einem Kalkascher nachgeaschert werden. Die geschorenen Haute werden 24 Stunden gewassert, dann gestrichen und kommen von da in das Anticalciumbad. Dasselbe wird angestellt, indem man fiir jedrn Hektoliter Badefliissigkeit 3 /i Kilo Anticalcium zugiefit und die Losung abmiscbt. In diešem Bade bleiben die Haute 24 Stunden, in welcher Zeit sie vom Kalke gereinigt und sterilisiert sind und nebstdem etwas aufgehen. Dieses Anticalciumbad kann man vier- bis fiinfma] nacbeinander bentitzen, ehe man es wieder frisch anstellt, man bessert nur vor jedesmaligem Einbringen von friscben Hautpartien 1 f/j Kilo Anticalcium per zehn Hektoliter Fliissigkeit zu. Aus dem Anticalciumbade kommen die Haute sofort in den Farbengang zum Schvrellen und Anfarben. Dieses erfolgt in einem Farbengange, welchen die Haute rasch durcblaufen und bei welchem der groCe Fehler vermieden wird, dass die Haute langer als nothig in derselben Farbe bleiben. Da es sich in diesem Gange hauptsachlich um das Schwellen durch Saure bandelt und da die Aufnahme der Saure seitens der Haut rasch erfolgt, so genugen dieserhalb schon 24 Stunden per Farbe, da daruber hinaus eine weitere Hebung der Haut nicbt mebr stattfindet. Wenn man mit Farbegescbirren reich verseben ist, so fahrt man am'besten, wenn man die Anzabl der Farben hoher halt und die Haute jeden Tag um eine Farbe weiter bringt, andernfalls belasst man die Haute langstens zwei Tage in einer Farbe. Im ganzen genugt bier ein 14 tagiger Farbengang, bei welchem die Haute entweder sieben Farben bei zweitagigem Yerweilen in jeder Farbe oder 14 Farben bei taglichem Umziehen durcbwandern. Die letzte Farbe, wejcbe die Haute erbalten, wird immer frisch mit Sauerbrilhe angestellt, wahrend jene Farbe, in welcber Haute eingetrieben waren, weggcgossen wird. Es wird mancbem Gerber, da man in kleineren 17 Gerbereien gewolmt ist, gewissenhaft mit kleineren Factoren zu rechnen, dabei freilich oft die grofien aus Unkenntnis oder Gewobnheit nicht zu beachten, sehr befremden, eine Farbe wegzugieBen, nachdem er bisber gewohnt war, den im Gange befindlichen Farben einen besonderen Wert bei- zulegen, oft auch dann, wenn der reale Wert einer solchen Farbe ein nagativer war, d. h. wenn sie, wie das oft geschieht, statt normal zu wirken, das Gegentheil von dem verursacht, was durch sie bezweckt wird. Nachdem, wie oben angegeben ist, stets die letzte Farbe frisch gestellt wird und demnach jede Farbe nur 14 Tage in Function zu bleiben hat, so ist die Sorge ftlr das Completerhalten des Farbenganges eine geringe; was weiters den absoluten Wert einer solchen ausgebrauchten Farbe, welcher hier nur durch deren Gehalt an Gerbstoff reprasentiert wird, betrifft, so ist dieser in Ver- gleich mit dem Vortheile, welchen das regelmaBige Erneuern der Briihen des Farbenganges binnen kurzer Zeit bietet, viel zu gering und auch gering in Vergleich zu jenen Quantitaten Gerbstoff, welche durch ungenugende Ausniltzung des Gerbe- materials in diesem zuriickbleiben und ganz ohne Scrupel weggeworfen werden. Man kann ubrigens die Briihe der ersten Farbe, wenn man die Haute im Anticalciumbad ent- kalkt und sterilisiert, aber auch nur in diesem Falle, zum Abwassern des Versetzzeuges, also fitr die Gewinnung frisch er Sauerbriihe bentitzen, und zwar in der kiihleren Jahreszeit, in den heiOen Monaten jedoch ist es besser, sie verloren zu geben. Wahrend des Farbenganges gibt man, wenn man taglich umzieht, i / 2 Kilo feine Fichtenlohe per llaut in jede Farbe; bleiben die Haute zwei Tage in einer Farbe, so setzt man ebenfalls jeden folgenden Tag »/g Kilo Lohe per Haut zu, im letzteren Falle erhalt demnach eine Farbe ein Kilo Lohe, welche aber zu zweienmalen zugesetzt wird, namlich beim Aufschlagen, welches auch bei zweitagigen Farben jeden Tag vorgenommen wird. Die Abgange an Briihe, welche sich durch das Aufschlagen und Umziehen der Haute in den einzelnen Farben ergeben, ersetzt man durch frische Sauerbriihe. Die geringe Menge von Lohe, welche zugegeben wird, hat hauptsachlich den Zweck, um den Grund zu der gewiinschten rothlich-gelben Fichtenfarbe zu legen. Wenn man auf eine starke Schwellung der Haute in den Farben 3 18 reflectiert, so erreicht man das, wenn man den oberen Farben Anticalcium zusetzt und damit aucli diese sterilisiert; in ktihler Jahreszeit geniigen 1 1 ,'' 2 Kilo davon fur zehn Hektoliter Farb- briilie, in der warmeren hingegen nimmt man zwei Kilo. Es ist zu bemerken, dass vom Anticalcium jeder Farbe wahrend ihres Ganges nur einmal zugesetzt wird; wenn der Farbengang bereits im vollen Betrieb ist, so ist es die vor- letzte Farbe, also entwender die sechste oder dreizehnte Farbe, welche das Anticalcium erhalt. Nach dem Farbengang erhalten schwere Haute noch •eine Versenke, leichtere hingegen kommen sogleich zum Versetzen. Fur schwere Haute ist die. Versenke deshalb nothwendig, weil sie gegeniiber den leichteren Hauten in dem Farbengange zwar nicht in der Schwellung, so doch in der Angerbung zuziickbleiben und dieser Mangel nun vor dem Versetzen behoben werden soli. Diese Versenke wird mit Sauerbriihe angestellt und wird darin jede Haut mit einem Gemisch von fiinf Kilo feiner Fichtenloke und drei Kilo Quebracholohe bestreut. In dieser Versenke bleiben die Haute 14 Tage und kommen dann ebenfalls in den Satz. Die Grubengerbung wird nun durch die Mitverwendung von Quebrachoholz, welche sonst bei schweren Hauten in sechs bis sieben Satzen geschieht, jetzt in hochstens vier Satzen ausgefuhrt; mittlere Haute, welche bisher fiinf Satze brauchten, erhalten nur drei Satze, und leichtere Haute, die bis vier Satze brauchten, werden in zvveien ausgegerbt. Bei den neuen Satzen bleibt das Quantum des Streu- materials dasselbe wie bisher, nur wird es zur Halfte aus Fichtenlohe und zur anderen Halfte aus Quebracholohe zusammengesetzt, -vvobei beide Materialien gut abgemischt werden. Der erste Satz wird mit Sauerbriihe abgetrankt, und zwar Sauerbriihe vom ersten Abzuge, fiir die spater folgenden Satze wird der zweite Abzug von der Sauerlohe verwendet und demselben eventuell etwas Eichenholzextract zugesetzt. In kleineren Gerbereien, wo man in einer Grube Haute, welche sich in verschiedenen Stadien der Gerbung befinden, unterbringt, kann man die Haute, vvelche das erstemal versetzt werden, von den anderen, welche schon mehr angegerbt sind und die mit Eichenholzextract verstarkte Brlihe erhalten sollen, dadurch trennen, dass man einen 19 Holzdeckel von dem Durchmesser der Grube zwischen beide Sorte von Hauten legt. Die Dauer der Satze bleibt die- selbe wie bisher, namlich sechs Wochen fiir die vorderen und acht Wochen fiir die letzteren Satze; bei schweren Hauten fiir die drei hinteren Satze. Das gebrauchte Versetz- zeug wird, wie sonst tiblich, ftir die Herstellung der Sauer- briihe, die fiir die Schwellfarben, fiir die Versenke und fiir den Satz notbwendig ist, verwendet. Fiir die Herstellung der Briihen wird alles Material, welches sich ergibt, also die wenige aus den Farben ausgefischte Lohe, das Versenk- und Versetzzeug, alles zusammen in die Auslauggeschirre gebracht und dort zuerst mit kaltem Wasser iibergossen. Es wird liier kaltes Wasser verwendet, weil es sich vorerst darum handelt, zunachst die Saure aus dem Versetzzeug zu erhalten, welche sich in den Satzen im Ueberschusse gebildet hat und welche schon mit kaltem Wasser leicht ausgelaugt wird, dagegen sich bei heiCer Behandlung zum Theile verfliichtigt; dann gilt es -vveiters, die hellen, leicht, also schon in kaltem Wasser loslichen Gerbstoffe, welche noch in dem Streumaterial vor- handen sind und die sich gerade fiir die Angerbung am besten eignen, zu gewinnen. Diese Sauergrube lasst man zum mindesten 14 Tage stehen, ehe man die Briihe davon abzieht und zur Verwendung bringt. Die auf kaltem Wege gewonnene Briihe wird beniitzt zum Anstellen der letzten Schwellfarbe und Nachftillen der anderen, fiir das Anstellen der Versenkfarbe und fiir das Abtranken des ersten Satzes. Die Briihe, welche von der Versenke abgezogen wird, mischt man der von dem ersten kalten Abzuge gewonnenen Sauer- briihe zu. Wiirde man jetzt die bereits einmal kalt extra- hierte Sauerlohe durch fernere kalte Extraction ersckopfen wollen, so wa,re dies unmoglich, da in der Sauerlohe die Hiilfte Quebracholohe enthalten ist, welche noch eine be- triichtliche Menge eines Gerbstoffes enthalt, welcher nur durch warme oder heiBe Extraction dem Material entzogen und nutzbar gemacht werden kann. Allerdings ist dieser Gerb- stoff stark rothlich gefarbt, doch kommt gerade in diesem Falle die rothliche Farbung der Sache zustatten. Wie mir von bohmischen Gerbern, welche schon Quebracho mit im Satze venvenden, mitgetheilt wurde, erhalten die so gegerbten Haute eine sehr helle, fast weiCe Farbe. Diese helle, fast 20 \veifie Farbe, welche sonst ein Hauptziel der raeisten Sohl- ledergerber ist, wird von der bohmischen Kundschaft, \veleher eine mehr rotbe besser im Geschmacke liegt, bemangelt. Fiir die Herstellung der rothen Farbe auf dem Sohlleder ist nun der farbende Gerbstoff des Quebrackoholzes, ebenso der Farb- stoff der Ficktenrinde, welche beide sich nur in warmem Wasser losen, sebr geeignet. Man extrabiert demnach die bereits mit kaltem Wasser behandelte Sauerlohe nun auf heiGem Wege und erkiilt in Gerbstoff und in Farbstoff ziem- licli starke Briihen, welche als Abtrankbrtihe fiir die spateren Satze dienen und durck welche eine rasckere Farbung der Leder erzielt wird. Zu dieser selben Briihe wird auch der Eichenholzextract zugemiscbt, und zwar dann, wenn der Schnitt ein dunkler sein soli; da aber in Bohmen aucb eine Kundschaft, zumeist in der Landbevolkerung czechischer Gegenden, besteht, welche einen hellen Schnitt des Sohlleders wilnscht, wie er gerade durch Quebrachoverwendung ent- steht, so kann fiir diese Eventualitat der Zusatz von Eichen- holzextract wegbleiben, dessen Abgang dann allerdings in einem etwas verminderten Rendement gegenuber jenen Ledern, bei welchen dieser Extractzusatz erfolgt, sich fiihlbar machen wird. Die Extraction des mit Quebrachoholz combinierten Gerbematerials bis zu einer gentigenden Erschopfung, deren Endpunkt von der Qualitat des Holzes in Bezug auf gefarbten Gerbstoff und Farbstoff abhangt, setzt eine Einrichtung fiir die schlieKlich heiCe Extraction dieses Materials voraus. Am zweckmafiigsten erfolgt diese heifie Auslaugung durch Dampf, welche einen Dampfgenerator beansprucht, welcher in vielen kleineren Betrieben noch nicht vorhanden ist, und muss in diesem Falle ein Auslaugen der Sauerlohe mittelst heiBen Wagsers dafiir emtreten, welches allerdings den Zweck nicht geniigend erfiillt, so dass es sich sehr bald rentiert, einen kleinen Dampfkessel, der lediglich fiir die Extraction dienen kann, sich anzuschaffen. Da bei obigem Verfahren etwas mehr Sauerbrtihe ge- braucht wird als bisher, indem bis zu sechsmal wochentlich eine Gangfarbe frisch damit angestellt werden soli, kann es vorkommen, dass diese Brithe zu knapp wird, wodurch man gezwungen ist, sie zu verdiinnen, um das Quantum zu 21 vergrofiern, wodurch selbstredend auch deren Sauregehalt schwacher wird. Um selu - kraftige Saurebriihen zu erhalten, welche man dann verdiinnen kann, mischt man der frischen Sauerlobe aus den Graben einen Procentsatz frisch gemablener Fichtenrinde zu, etwa 15 bis 20 Procent, und lasst diese in den Sauergruben, welche dann wohl drei bis vier Wochen zu steben haben, mitvergahren. Dadurch wird Saure in reichlicher Menge gebildet und wird auch die Sauerbriihc durch den bei der Extraction erbaltenen Gerbstoff der zu- gesetzten frischen Fichtenlohe derselben erhoht, so dass man dann die geniigende Menge normalsaurer und normal- gerbstoffhaltiger Briihe zur Verfiigung hat. Ueber die Anlage einer, fur den in Rede stehenden Zweck taug- lichsten Auslaugevorrichtung verweise ich auf die Nr. 169 des «Gerber», Jahrgang 1881, in welcher ich eine ge- naue Beschreibung nebst Constructionsskizze davon gegeben habe. Fichtensohlleder nach obigem Verfahren mit Zuhilfe- nahme von Quebracholohe hergestellt, werden bereits in Bohmen erzeugt und fanden bei der Kundschaft vrillige Auf- nahme, ebenso wie deren Herstellung die Gerber befriedigt, welche sich dieser Methode zugewendet haben, da dabei die Gerbedauer bedeutend reduciert wird, das Gewichtsergebnis giinstiger ausfallt und nebstdem die Gerbekosten herabgesetzt erscheinen. Durch die Beniitzung des billigen und dabei gerbstoffreichen Quebrachoholzes wird der Verbrauch an Ficbtenrinde, wovon der grofite Theil, welcher in den bohmischen Gerbereien verbraucht wird, aus den Alpen- landern oder aus Nordungarn zugefiihrt werden muss und darum dort relativ theuer ist, bedeutend geringer, und werden dadurch die Productionslcosten herabgesetzt. Wenn Rechner von Kleinlichkeiten demgegenuber geltend machen, dass mit der Reduction des Fichtenloh- verbrauches auch eine Reduction an ausgeniitzter Lohe, welche als Brennmaterial dient, eintritt, so kann dagegen darauf aufmerksam gemacht werden, dass auch das aus- geniitzte Quebrachoholz ein Brennmaterial liefert, welches sogar einen groCeren Heizwert als gebrauchte Fichten¬ lohe hat. 22 Lohterzen und das Vacheleder, Obvvohl mit demselben Material, namlich zum groOten Theile mit Fichtenlohe gegerbt, unterscheidet sich dieses Sohl- leder von dem bohmischen Fichtensohlleder in demselben Grade, wie etwa deutsches Brandsohlleder von geschwitztem Ganzsoblleder verschieden ist. Wahrend die bohmischen Leder steif und hart sein sollen, verlangt man von den Lohterzen und dem aus solchen zugerichteten Vacheleder wohl einen gewissen Grad von Festigkeit, jedoch keine Steif heit, sondern Elasticitat, weiters eine sattere Gare und endlich die Eigenschaft, sich auch mittelst Maschinennaht leicht verarbeiten zu lassen, da es das Hauptmaterial fiir die Bodenarbeit der Schuhfabriken ist. Die Verschiedenheit der Eigenschaften bei diesen zwei Arten von Fichtensohlleder erreicht man durch die verschiedene Behandlung der Haute in derGerbung, und besteht der Hauptunterschied hiebei darin, dass die Lohterzen keine intensive saure Schwellung, sondern eine weit bessere Vorgerbung in den Farben erhalten, wornach auch die Ausgerbung in den Satzen nicht nur raseher erfolgt, sondern auch eine viel sattere und demgemaO auch das Gewichtsergebnis des Leders ein etwas giinstigeres ist. In vielen Gerbereien wird noch immer pure Fichtenlohe zur Ausgerbung in den »Satzen venvendet, in anderen setzt man diesem entwederEichenlohe oder etwas Valonea, auchKnoppern oder Myrobalanen zu. Der Hauptiibelstand bei der Herstellung der Lohterzen war und ist noch immer der lange Farben- gang, bestehend aus acht bis zehn Lohfarben, von welchen jede eine Woche lang unterhalten wird, welchen man so und nicht anders auszufuhren sich bemiissigt fiihlt, um den Hauten jene intensive Vorgerbung beizubringen, welche nothig ist, damit die Haute in den Fichtensatzen satt ausgerben konnen. Abgesehen von den Verlusten an Hautsubstanz, welche die Haute in diesem langen Gange erleiden, buGen sie auch an anderen, von gutem Sohlleder verlangten Eigenschaften, namentlich an Elasticitat und Stand in den Flanken ein und konnen nie, wenn sie fiir Vache zugerichtet werden, das Aussehen und die Qualitat und demgemaO auch nicht Rendement und Preis von gutem Vacheleder erreichen, welch letzteres noch immer in betrachtlichen Mengen importiert wird. 23 Nun ist es gerade der Quebracho-Gerbstoff, welcber geeignet ist, den Mangeln, welche den Lohterzen gegeniiber richtigem Vacheleder anhaften, abzuhelfen, wie es ja erwiesen ist, dass in anderen Landern durcb die Heranziehung dieses Materials die Vacbelederfabrication stark geboben wurde. Durcb die Mitbeniitzung der Q,uebracbolohe zur Angerbung scbon ist es moglicb, diese nicht nur in ktirzerer Zeit, sondern mit viel besserem Effect, insofern als die Haute bei satterer An¬ gerbung fester und voller bleiben, fur die Ausgerbung vor- zubereiten, weiters aucb die letztere zu bescldeunigen. Obwohl fitr die Vacbeledergerbung mehrere vonein- ander etwas abweichende Verfabren im Gebrauche sind, so laufen doch alle auf dasselbe Princip hinaus, welches ich nachfolgend skizzieren will. Fur eigentliches leichtes Vacheleder werden die Haute immer gekalkt, dies hauptsachlich darum, um eine lielle, nicht brechende und gut putzende Narbe zu erhalten. Hiebei ist die Zeit des Aescberns nicht so sehr wichtig als der Zu- stand der Aescher, d. h. man erreicht mit einem absoluten kurzen Aeschern nicht unter allen Umstanden den Zweck, welcher nebst der Enthaarung der Haut hier mit dem Aescher verbunden ist. Wichtig ist, dass man den Aescher moglichst frisch fiihrt, wo man dann sechs bis acht Tage die Haute in demselben belassen kann, ohne ein Lockerwerden des Leders befurchten zu miissen. Nach dem Aeschern legt man die Haute in lauwarmes Wasser, worin sie einige Stunden verbleiben, ehe man sie abhaart. Dieses Einlegen der Aescher- haute in warmes Wasser (bis 28° R.) verwendet man zwar gewohnlich nur dort, wo man sehr kurz Hschert, namlich zwei bis drei Tage, wo die Haare noch schwer abgehen und wo durch die Einwirkung des warmen Wassers das Haarlassen befordert wird; doch ist es auch bei leichtem Vacheleder angezeigt, aus dem warmen Wasser zu haaren, weil dabei die Narbe mehr geschont und milder wird. Die gebaarten Haute werden weiters, wie bisher, ublich rein gemacht. Ein Sterilisieren derselben ist hier nicht in dem Grade nothig, wie bei der Herstellung der bohmischen Sohlleder, da man hier keme so starke Schwellung wie dort anzustreben braucht, doch ist eine solche keinesfalls unzweckma!3ig oder zwecklos, insbesondere wenn man damit zugleich das Entkalken, 24 welches auch hier schon um der richtigen Narbe willen sehr zustatten kommt, verbindet. Wenn hier nicht das Anticalcium, welches in gleicher Weise, wie fruher angegeben wurde, beniitzt wird, so geniigt auch fiir das bloOe Entkalken die Salzsiiure. Bei der Entkalkung mittelst Salzsaure kommen die geschorenen und gestrichenen BloGen in ein lauwarmes Wasser von 28° R., in welchem sie getrieben oder gehaspelt werden konnen. In dieses Bad wird nun belle Salzsaure, welche man fruher mit der zehnfachen Men ge Wasser ver- dunnt hat, nach und nach, und zwar zu Anfang jede Viertel- stunde, spater jede halbe Stunde, zugegossen, wahrend die Hiiute treiben. Man theilt sich die verdiinnte Salzsaure in acht Portionen ein und braucht dann fiir die ganze Operation drei Stunden. Fiir eine Haut bedarf man an con- centrierter kauflicher Salzsaure zehn bis dreizehn Deka, je nach Sctrvvere derselben. Nach dieser Entkalkung, durch welche die Haute verfallen und glatt werden, kommen selbe in die Eintreibfarbe, in welcher sie zwei Tage verbleiben. Da in letztere bei obiger Vorbehandlung nur kalkreine, eventuell sterilisierte BloCen kommen, so halt sich diese viel reiner als sonst und kann demnach auch langere Zeit beniitzt \verden, ehe man sie erneuert. Sie wird nur mit schwacher Briihe von der Sauerlohe nacligefullt und bei jedem Frisch- eintreiben mit ein Kilo Fichtenlohe per Haut versehen. Diese Fichtenlohe wird aber nicht, wie jetzt iiblich, in die vor dem Eintreiben ausgefischte Farbe zugeschiittet, sondern erst den Tag nach dem Eintreiben der Haute, wornach also die Hiiute nicht in die friscli eingemachte, sondern in die gebrauchte Farbe kommen. Am zweiten Tage wird aufgeschlagen, die alte Lobe ausgefiscbt und die frische Lobe zugegeben. Die Haute farbe n sich hiebei schoner an und die Narbe bleibt zarter. Nach der Eintreibfarbe folgen vier weitere Farben, in welchen die Hiiute immer aus der einen in die nžichstfolgende um- gezogen werden, und wird auch hier immer die frische Lohe einen Tag nach dem Umziehen gegeben. Jede dieser Farben erhiilt zwei Kilo grobgemahlene Ficbtenlohle und ein Kilo Quebracholohe per Haut; das Nachfiillen der Farben mit schwaclier Farbensauerlohbriihe erfolgt gleichzeitig mit der Lohzugabe. Diese Farben werden nicht, wie bisher, acht Tage, sondern nur vier Tage jeweilig in Verwendung gehalten, 25 wornach also die Haute immer nach vier Tagen umgezogen werden. Letztere Zeit geniigt vollkommen, um denselben Effect zu liefern, als wenn die Haute acht Tage in derselben Farbe bleiben, da diese in der zweiten Halfte dieser Zeit sebr wenig in dieser Farbe mehr gerben. Die Haute gerben bei Quebrachozusatz in den ver- wendeten achtzehn Tagen viel besser an, als sonst in den je acht Tage lang gefiihrten Farben von purer Fichtenlohe. Nach dieser Angerbung der Haute konnen fiir das Weiter- gerben zwei Wege eingeschlagen werden. Die Hiiute be- kommen entweder noch drei Farben oder sie werden versenkt. Die erste Eventualitat wird angewendet, wenn man keine richtigen Versenkgeschirre und bessere Gelegenheit fiir das Ausgerben in der Grube bat, weiters aueh, wenn man mit der Extractionsvorrichtung fiir das gebrauchte Material noch nicht zeitgemafi bestellt ist. Die hier beniitzte zweite Farben- serie wird mit besseren, respective stilrkeren Briihen unter- h alte n, aueh wird hier mehr Gerbematerial verwendet als in der ersten Farbenserie; man verwendet hier in jeder der drei Farben vier Kilo Fichtenrinde und zwei Kilo Quebracho per Haut und lasst jetzt die Hilute eine Woche in jeder Farbe; als Briihe zum Nachfiillen dieser Farben wird Sauer- brtihe von dem Versetzmaterial beniitzt, wilhrend man die Farben der ersten Serie mit der Briihe, welclie man durch kalte Extraction der Farbenlohe, welcher man zehn bis fiinf- zehn Procent frische Fichtenlohe zusetzt, erhalt. Nach diesem zweiten Farbengange werden die Hiiute versetzt mit einem Gemische von fiinfzehn Kilo Fichtenlohe und zehn Kilo Quebracho per Haut und Satz. Abgetrankt wird mit der aus dem Versetzzeug erhaltenen Saudrbriihe, welche man, wenn sie zu schwach ist, mit Eichenholzextract etwas verstarkt. Wenn man von der Sauerlohe so viel Briihe abzieht, als man zum Abtriinken der Siitze und Nachfiillen der obigen Farbenserie benothigt, so erhalt man diese in einer Starke von 10 bis 12°. Durch Zusatz von Eichenholz- extract erhoht man diese Starke auf 15°, wozu man per Haut circa 1 bis D/ 4 Kilo von diesem Extracte benothigt. Der erste Satz bleibt fiinf Wochen stehen, worauf umgezogen und der zweite Satz wieder mit 15 Kilo Fichten- und 10 Kilo Quebracholohe gegeben wird. Abgetrankt wird wieder mit 26 Sauerbriihe, welche durch Zugabe von 2 bis Kilo Eichen- holzextract per Haut auf 20° gestellt wird. Dieser Satz steht secbs Wochen, und sind Haute unter 35 Kilo Glrungewicht nach dieser Zeit gar. Schwerere Haute erbalten nocb einen dritten Satz, welcher in gleicher Weise wie der zweite gegeben wird. Bei der anderen oben ervvahnten Art der Ausgerbung kommen die Haute aus der ersten Farbenserie in die erste Versenke, in welche acht Kilo Material, halb Fichte, halb Quebracho, per Haut gestreut wird; als Briihe dient die Sauerbriihe, welcbe aus dem Versenk- und Versetzmaterial erhalten wird, ihre Starke betragt um 12° herum. Die erste Versenke stebt zwei Wochen. Bei der nun folgenden zweiten Versenke wird das Streumaterial mit fiinf Kilo Ficbtenlohe und fiinf Kilo Quebracho per Haut bemessen und die Briihe durch Zusatz von EichenhoIzextract auf 20° Starke gebracht, die Haute bleiben hier vier Wochen stehen. Es folgen nun je nach Schwere der Haute ein bis zwei Siitze zu acht Wochen, in welchen im Mittel 20 Kilo Streumaterial, halb Fichte, halb Quebracho, zur Verwendung gelangen. Abgetrankt wird mit einer 25gradigen Briihe von Eichenholzextract, welcher grofitentheils im Wasser gelost werden muss, da man fiir diesen Zweck nicht viel Sauerbriihe eriibrigt. Das gebrauchte Versenk- und Versetzmaterial wird zusammen extrahiert, am besten in offenen Apparaten, welche sich aus je vier Geschirren zusammensetzen, wovon aber jeweilig nur das alteste heiC entlaugt wird. Die zweite von den angegebenen Methoden eignet sich besser fiir Leder, welches fiir Vache zugerichtet und als solches dienen soli, erstere dagegen liefert die landlaufigen Lohterzen, dem Aussehen nachjedoch von besserer Qualitat, welches insbesondere sich durch volle Lederung vornehmlich in den Seiten und besseres Rendement auszeichnet. Blankleder und Treibriemenleder. Die Haupteigenschaft dieser Leder besteht in einer moglichst hohen Zugfestigkcit und Widerstandsfahigkeit gegen das ZerreiCen und gegen Dehnung. Fiir die Erzielung dieser Eigensehaft ist neben der richtigen Auswahl des 27 Hautmaterials hauptsaehlich die Art des fiir die Gerbung verwendeten GerbstofFes und die Art seiner Vervraidung mafigebend. Fiir die Blankledergerbung sind auszuschlieflen alle schweren GerbstofFe, welche das Leder insofern iibersatt gerben, als sie und ilire Zersetzungsproducte sich in groberen Massen in die Lederfasern einlagern und diese dadurch leichter zum Bruche und Zerreiflen geneigt machen, wie denn iiberhaupt durch solche GerbstofFe das ricbtige Verhaltnis zwiselien Hautmasse und den dieser durch die Gerbung incorporierten Fremden StofFen gestort wird. Bei der Herstellung von Riemen- wie Blankleder hat man sich bisher bei uns sehr wenig um die richtige Wahl des Gerbematerials und um die zweckmaCige Art der Gerbung gekiimmert, nur einige Fabriken haben dies gethan, und verdanken deren Erzeugnisse zumeist diesem Umstande ihr wohlbegriindetes Renommee. Man sortiert gewohnlich einerseits Lohterzen oder anderseits Knoppernterzen nach Schnittreinheit und Lederung fiir Riemen- oder Blankleder- zwecke aus, und glaubt, diese sonst Fiir Sohlenleder gegerbten Haute blofi im Wege einer oFt sogar mangelhaFten Zurichtung in richtiges Blank- und Riemenleder umvvandeln zu ltonnen. Bei der bisher ausgesprochen gewesenen Neigung unserer Gerber fiir bestimmte GerbstofFe, namlich Fichten- rinde, Knoppern und Valonea, wurde es ihnen allerdings schwer, die fiir obige Ledersorten richtige Gerbung zu trefFen, namentlich deshalb, weil in den meisten Fallen von dem Abnehmer des Leders ganz andere Eigenschaften desselben verlangt werden als die fiir den Zweck wichtigen, und weil viele Gerber auch nicht wussten, wie sie die letzteren mit den bezeichneten Gerbematerialien hervorbringen konnen. Relativ bestes Blank- und Riemenleder wurde andervviirts lange Zeit nur mit Eichenrinde gegerbt, und wurde, wie fiir viele andere Zvvecke, die Eichenrinde als einziges hiefiir taugliches Gerbematerial angesehen, weil eben der Gerb- stoff der Eichenrinde Eigenschaften besitzt, welche allein geniigen, um dem Principe, nach welchem solche Leder hergestellt werden sollen, gerecht zu werden. Durch passende Combination anderer Gerbematerialien liisst sich aber, wie auch in anderen Fallen der Gerberei, der gleiche Zweck erreichen, wenn mit der richtigen Combination auch 28 der fiir diese angepasste Weg der Gerbung Hand in Hand geht. Nicht immer macht der Gerbstoff allein es aus, um eine bestimmte Ledersorte richtig herzustellen, es ist ebenso nothwendig, dass dieser ricbtig verwendet wird. Wie oben bemerkt, wurden bis jetzt die Blankleder entweder aus fichtengarem oder knopperngarem Leder, in neuerer Zeit auch mit einer aus diesen beiden Materialien combinierten Aus- gerbung bergestellt. Von dem rein fichtengaren Blankleder wird in Landgerbereien ein Tlieil sogar nur in Farben aus- gegerbt, ein anderer wird so wie die Lohterzen bebandelt. Da der Gerbstoff der Fichtenrinde ein sebr leicbter ist, welcher das Fasergewebe der Haut nicht iiberfiillt, so ware dieser Gerbstoff fiir sich ganz gut geeignet, ein zahes Blank¬ leder herzustellen; leider hat der Fichtengerbstoff und die Fichtenrinde noch andere Eigenschaften, welche es schwer machen, dieses Material im obigen Sinne richtig auszuniitzen. Der Fichtengerbstoff dringt langsam in die Lederfasern ein und gerbt deshalb langsam und auch unegal, weshalb es nur bei sehr satter Fichtengerbung moglich ist, einen egalen Scbnitt und in der ganzen Dicke der Haut eine egale Gerbung zu erhalten. Die starke Saure-Entwickelung der Fichtenrinde macht das rasche und egale Durckdringen der Haut mit Fichten¬ gerbstoff noch schwieriger und wird auch hier durch diese Saurewirkung die Lederfaser zu sehr versteift, was fiir die Bestimmung des Leders als Blankleder nicht gtinstig ist. Endlich fallen die Haute nach reiner Fichtengerbung in den Seiten zu sehr ab, was wieder fiir das Verschneiden der Blankleder sehr ungiinstig ist, selbstverstandlich ist auch das Rendement kein giinstiges. Diese beiden letzten Umstande mogen viele Gerber bewogen haben, Knoppernleder, zumeist Einsatzterzen, fiir Blankleder zuzurichten. Obwohl der Knopperngerbstoff zu denjenigen Gerbstoffen gehort, welche leicht in das Fasergewebe der Haut eindringen und dasselbe bei magerer Gerbung egal durchgerben, erzielte man damit keine riehtigen Blankleder, und zwar deshalb, weil man diesen sonst passenden Gerbstoff nicht richtig verwendete. Die Haute werden namlich nach einem acht- bis zehnwochentliclien Farbengang in Fichtenfarben mit purem Knoppernmehl (dem auch oft Valonea beigemischt ist) versetzt und darin ausgegerbt. 29 In dem zebnw6chentlichen Farbengange wird das Fasergewebe zu sehr gelockert und angegriffen, so dass dann der ohnedies gut eindringende und gut gerbende Knopperngerbstoff in purem Knoppernsatze zu viel gerbt, wodurch das Gegentheil von dem erreicht wird, was das Blankleder auszeicbnen soli, namlich statt eines zahen ein sprodes, leicht briichig werdendes, leickt reiCendes Leder. Mit einer Combination von Fichtenlohe und Knoppern konnte man ein ganz gutes Blankleder erzielen, was_ aber in der Regel dort, vvo eine solche beniitzt wird, nicht der Fali ist, weil die ganz zweckwidrige zehmvochentliche Vor- gerbung in den schwaclien Fichtenfarben die Wirkung der besten Gerbstoffcombination zunichte macbt. Einen Zusatz von Knoppern in die Farben zu geben, scheut man sicb deshalb, weil man scbon oft damit bose Erfabrungen gemacht, insofern als die Haute in solchen Farben gewohnlicb nicht aufgehen vvollen. Man scbrieb dies dem starken Gerbstoffe der Knoppern zu, oft nicbt mit Recht, da es nicbt dieser ist, welcher das Aufgeben der Haute verhindert, sondern eine falscbe Gahrung, die durch das Einbringen des Knoppern- materials in die Fichtenbriihen, wenn auch nicht erregt, so doch gefordert wird. Einer richtigen Vorgerbung und dann aucb Ansgerbung der Blankleder kommt wieder der Q.uebracho-Gerbstoff zufolge seiner specifischen Eigensehaften zu Hilfe. Durcb die Bei- ziehung dieses Materials in den Farbengang und in die Aus- gerbung erreicbt man obne viel Kunst und Studium den angestrebten Zweck. Fur die richtige Gerbung von Blankleder mit Beiziebung von Quebracbololie verfahrt man im Aescber und bei der Reinmacbarbeit ganz genau so, wie ich es oben fur Vacbeleder angegeben habe. Aucb der erste E"arbengang, d. i. die Eintreib- farbe, und die vier folgenden Farben, selbst auch noch die erste Versenke, erbalten die Haute wie die Vacheleder. Da bei den eingearbeiteten Partien von Hauten nicht alle davon fiir Blankleder geeignet sind und man den Ausfall davon auf Vache oder Lohterzen verwendet, so wird auch hier, und zwar nacb der ersten Versenke, ein Aussortieren vorgenommen. Die Vacbeleder oder Lobterzen werden nach einer der beiden angegebenen Metboden weiter gegerbt, wahrend die Blank- 30 haute in Versenken fortgcfiihrt werden. Sie bekomraen cine zweite Versenke mit fiinf Kilo Fichte und fiinf Kilo Quebracho pro Haut, werden mit Sauerbriihe abgetriinkt und stehen darili drei Wochen. Eine dritte Versenke mit secbs und secbs Kilo Material steht vier Wochen und eine vierte Ver¬ senke mit 7V 3 und 7 1 / a Kilo Streumaterial von Fichten und Quebraclio bleibt fiinf Wochen stehen. Die Abtrankbriihe, welche aus den beniitzten Versenk- briihen und den aus dem Versenkmaterial gevconrienen Sauer- briihen besteht, kann pur verwendet oder mit etwas Kastanien- holžextract verstarkt werden, wenn man ein hoheres Gewicht erzielcn will. Eichenliolzextract zu beniitzen, ist hier nicht angezeigt, da dieser Gerbstoff zu den sckweren, festmachenden gehšrt und sick hier anders, ungiinstiger verlialt, wie der Kastanienholzextract. In Ermangelung von letzterem verhilft man sich zu starkeren Abtrankbriihen, indem man dem aus Fichten- und Quebracholohe bestehenden gebrauchten Ver- senkzeug fiinf Procent f r i s c h e s Knoppernmehl zusetzt und dann extrahiert, wodurch man kraftigere Briihen erhalt, welche vorzuglich wirken. Mit diesen durch Knopperngerbstoff verstiirkten Briihen stellt man nun die zweite, dritte und vierte Versenke an; fiir die erste Versenke beniitzt man am besten gebrauchte Briihen von den spateren Versenken. Jlie Gerbung wird hier nur in Versenken ausgefiihrt und ist mit der letzten davon beendet; im ganzen sind fiir eine solche Gerbung 16 VVochen notliig, und erhalt man damit ein volles, zahes und gut wiegendes Leder, welches sich sehr gut appretieren lasst. Maschinen-Treibriemenleder, iiber dessen bis- lierige Herstellung, mit Ausnahine von einigen Special- Etablissements, sich dasselbe sagen lasst wie iiber die Blank- ledererzeugung, kann gleichfalls durch Quebracho-Gerbung bei uns in ein anderes Fahrwasser, welches es recht notliig hat, gebracht werden. Aeseher- und Reinmacharbeit bleibt auch bei Treibriemenleder dieselbe, wie oben fiir Vacheleder angegeben wurde, wobei ich bemerke, dass ein gesundes Aeschern der Riemenleder durchaus nicht so gefiilirlich ist, wie hautig angenommen wird; dagegen ist das lange Herum- zerren solcher Leder in schwachen, oft krankhaften (in Bezug auf Fermentation) Farben fiir dasselbe von groDeretn iSchaden, 31 als man anzunehmen geneigt ist. Nach dem Reinmachen ist eine Behandlung der HauptbloBen im Anticalciumbade sehr empfehlenswert, damit die Haute sterilisiert und dadureh die Farben gesund und frisch erhalten bleiben. Die Angerbung erfolgt nun entweder nach neuerer Methode in Hangefarben mit bloflen Briihen, •v^ejche Methode ich bereits friiher einmal besprochen babe, oder nach alter Weise durch Einlegen der Haute in die Farben. Man kann hiebei eine Eintreibfarbe als solche beniitzen, lasst aber die Haute darin nur 24 Stunden oder man bringt dieselben sogleich in die Gangfarben, wenn sie entkalkt und sterilisiert wurden. Die Farben werden ebenso, wie ich es beim Vache- leder vorgezeichnet habe, gefiihrt, d. h. alle vier Tage um- gezogen und frisch eingemacht, doch gibt man den schwereren Riemenhauten statt vier Farben wie oben, deren sechs und erhoht auch zugleich die Materialzugabe etwas. Nach den sechs Farben erfolgen zwei bis drei Versenken, deren erste 14 Tage, die zweite drei Wochen und die dritte vier Wochen steht und in" welche Gemische von gleichen Theilen Fichten- und Quebracholohe gestreut werden. Die Briihen fur diese Versenken werden aus dem Versenk- und Versetzmaterial bereitet und werden hier ebenfalls durch Kastanienholzextract oder durch Knoppernmehl, welches dem gebrauchten Ver- setzzeug vor dem Auslaugen zugesetzt wurde, verstarkt. Die Starke der ersten Versenkbriihe ist mit 15°, die der zweiten mit 20° zu bemessen. Nach den zwei Versenken erfolgen Satze, in welchen man im Mittel 20 Kilo gemischtes Material, halb Fichte, halb Quebracho, pro Haut verwendet und den ersten Satz mit 25gradiger verstarkter Briihe abtrankt. Nach acht Wochen erfolgt der zweite Satz mit dem gleichen Streumaterial und mit auf 30° verstarkter Briihe, welcher wicder acht bis zehn Wochen steht. Sehr schwere Haute, respective Croupons, da man die Haute schon nach den Versenken oder nach dem ersten Satze crouponiert, bekommen noch einen dritten Satz. So gegerbtes Riemenleder hat eine helle, angenehme Farbe, auch einen mehr hellen aber egalen Schnitt als Zeichen einer ziihen aber vollkommenen Gerbung und ist voli geledert, ohne nachher sprode und briichig zu werden, so dass es vollkommen ebenbiirtig in Aussehen und Q.ualitat — 32 dem leider nocii immer in betr&chtlicher Menge importierten Eiemenleder werden kann, wenn es entsprechend sorgfaltig zugerichtet und vor allern anderen nicbt mit Fett tiber- laden wird. Quebracho fur Terzensohlleder. Es diirfte im ersten Moment der Vorscblag, Quebracho- material auch bei der Herstellung von Sohlleder, welches zum groOten Theile mit den gerbstoffreichen Materialien, wie Knoppern, Valonea nnd Myrobalanen, gegerbt wird, mit Vortheil heranzuzielien, Vemunderung erregen, da es nicbt sofort klar erscheint, inwieferne Q,uebracho sich liiebei von Vortbeil oder auch nur verwendbar erweisen kann. Dieser Zweifel erscheint insoferne begriindet, wenn man von der bis jetzt noch immer herrschenden Ansicht ausgeht, dass dieses ganz eigenthtimlicbe Leder, welches ubrigens nur bei uns gangbar ist und anderwars zuriickgevriesen wird, allein nur mittelst des biefitr iiblichen Gerbeverfahrens hergestpllt werden kann. Dieses Gerbeverfahren bestebt darin, dass die Hiiute in einem Farbengange von sechs bis aebt Ficbtenfarben, deren jede eine Woche Jang unterhalten wird, vorgegerbt, dann in den Satzen mit Knoppern, Valonea und Mischungen dieser beiden Materialien mit Myrobalanen ausgegerbt werden, wo man tbeils infolge des zum Ausgerben beniitzten starken Gerbematerials, tbeils aber aucb infolge des Verfabrens der Angerbung ein Leder erbalt, dessen Qualitat, wie bekannt, nicbt allgemein als beste angeseben wird. Als be- sondere Scbwierigkeit wird bei dieser Gerbemetbode, wie dies aucb bei einigen anderen alteren Soblledergerbeverfahren der Fali ist, die Bebandlung der Hiiute in dem Farbengange, respective der Ausfall derselben nach diesem, angesehen, der selbstverstiindlich von der Bescbaffenheit der Robbaut und der Vorbebandlung derselben bis zur BloCe, dann aber ins- bsondere von der Bescbaffenheit der Briihen des Farbenganges abhiingig ist, da es lediglich der Bescbaffenheit dieser anheim- gestellt bleibt, ob die Hiiute darin die als richtig erkannte Bescbaffenheit fiir die Ausgerbung in den Siitzen besitzen. Ein zielbewusstes Eingreifen bei etwa sicli einstellendem Abweicben des Verlaufes der Angerbung bndet selten statt, 33 weil hiefiir gevviihnlich die Kenntnis mangelt und es eben nur den Farben selbst iiberlassen bleibt, die Vorbereitung der Haute fiir die Ausgerbung zu besorgen. Demzufolge wird auch diesen Terzenfarben, respective deren Briihen, ein ganz besonderer, imaginarer Wert beigelegt^und solcher aueh bei sich bietenden Gelegenheiten, z. B. bei Vergiitung von Eleinentarscbaden durch die Versicherungs-Gesellschaften, mit ganz erstaunlichen Ziffern in Recbnung gestellt. Fragt man nun, worin der hohe Wert solcher Briihen besteht, so wird man dabin belehrt, dass darin die Haute gut aufgehen und auch hiibsch angegerbt werden sollen, was in das modern Tecbnische iibersetzt heifit, dass in den Briihen nur eine gesunde, moglichst rein saure Gahrung stattfindet, bei deren Vorhandensein die Haute nicht verfallen, sondern durch deren Gahrungsproducte gehoben werden, und weiters, dass in diesen Briihen geniigend Gerbstoff vorhanden ist, um eine moglichst gute Durchfarbung der Haute zu bewerkstelligen. Nun ist es allerdings sehr schwierig, in Briihen, welche jahrelang in Gebrauch bleiben und nur durch Nachfiillen von Sauerbriihe erganzt und durch Zugabe von Fichtenlohe mit Gerbstoff versehen werden, durch die ganze Zeit ihres Be- standes eine gesunde Gahrung zu erhalten, da sich in ihnen sehr viele Zersetzungsproducte von der Hauptgahrung an- sammeln, welchedann bei vorkommenden Anlassen in schlechte Nebengahrungen umschlagen und auf die Haute ungiinstig einwirken. Solche Umschlage der Briihen treten unter den Umstanden, unter welchen sie unterhalten und beniitzt werden, haufig auf; leider wird in solchen Fallen nicht radical eingeschritten, sondern einfach gewartet, bis, oft erst nach langer Zeit, die Briihen wieder sich erholen, wo dann zumeist durch das achttagige Vervveilen der Haute in jeder solchen umgeschlagenen Farbe sehr groBer Schaden an den Hauten verursacht wird. In einer groCen Anzahl von Gerbereien erreicht man nie eine richtige Schwellung und Vorgerbung der Haute und sueht durch Vermehrung der Farben, mit welchen man bisweilen auf zwolf steigt, dem Uebelstande zu begegnen, jedoch ohne Erfolg. Fiir den Zweck, welchen der Farbengang bei der Terzenledei’gerberei verfolgt, namlich die Haute zu schvvellen und sie so weit vorzugerben, dass, wie man aunimmt, die 34 sehr starke Satzbriihe, welche bei Vervvendung von purem, sehwerem Gerbematerial sich bildet, in die Haut eindringen kann mid fortgerbt, eroffnen sicb, wie man aus den ver- sehiedenen neueren Gerbesystemen entnehmen kann, eine Anzahl von Wegen, von welchen jeder viel einfacher, rascher und darum auch sicherer gegen die Umschlage zum Ziele fiihrt, als der bisber iibliche, moglichst unrationelle. Auch die Beniitzung von Quebracho eroffnet einen solchen Weg, welcher der Terzengerbung sehr zustatten kommt und zunachst iiber alle Schwierigkeiten und Zufalle der jetzigen Angerbung dabei leicbt hinweghilft, und welcher endlich sofort in jeder Gerberei beniitzt werden kann, da er keinerlei Um- gestaltungen der Anlage und des Betriebes beansprucht. Wenn auch bei der Terzengerbung nicht das intensive Schwellen wie bei den bohmischen Terzen beansprucht wird, welches auch mit der hier verlangten besseren Angerbung nicht gut vereinbar ist, so ist doch ein bestmogliches Auf- gehen der Haute bei gleichzeitiger guter Angerbung er- wunscht. Dieses gute Aufgehen der Haute muss, wie bei anderen Sohlledersorten, auch bei den Terzen schon vor dem Farbengang in der Aescherwerkstatte vorbereitet werden, da es dann im Farbengange viel leichter ist, das vorgesteckte Ziel zu erreichen. Man ist in neuerer Zeit wohl allgemein bei der Terzen- ledererzeugung auf das kurze Aeschern eingegangen, doch damit ist noch nicht alles erreicht, was in diesem Falle von einer riclitigen Aescherung verlangt wird. Man iibersieht oft noch die Q.ualitat des Aeschers und fiihrt ajlzu alte Aescher, deren Wirkung auf die Haut weit ungiinstiger ausfallt, wie jene eines langeren, gesunden, frischen Aeschers. Man halte die Aescher deshalb nie langer als hiichstens seclis Wochen, wornach man sie ganz ausleert und frisch anstellt. Am zweck- maBigsten ist es, zwei Serien von Aeschern zu fiihren. Die eine umfasst jene, welche iiber drei Wochen im Gebrauche sind, als die der alten, und jene, welcbe unter dieser Zeit lang beniitzt wurden, als die frischen Aescher. Die Haute koinmen zuerst auf zwei Tage in den alteren Aescher, dann auf zwei Tage in den frischen, wornach sie zum Haaren geniigend vorbereitet sind. Nach dreiwochentIicher Beniitzung der frisch angestellten Aescher werden sie zum alten Aescher,