Zeitschrift für Stadt und Land, mit besonderer Rücksicht auf deutsche nnd slavische Interessen. Erscheint jtdcn Dinstag und Freitag Abends 5 Uhr. — Preis vierteljährig 1 fl. 15 kr.; mit Postver- sendung t fl. 30 kr. Sonv. Münze. IQ. Veraiitwortl. Redaction: Vineenz Prasch, k. k. Professor. Dinstag am 18. Juli 1848. Politische Stoßseufzer, von Dr. Julius Galba. (Fortsetzung) -t. Da« Proletariat ist insbesonderS in großen Städten gefahrdrohend. Palliativmittel nützen gegen diesen Feind wenig, die Ordnung deS ganzen Staats» Wesens muß auf Beseitigung dieser Gefahren gerichtet sein. Wir deuten hier nur rim'ge Puneie an. ES ist 1. dafür zu sorgen, daß die wahrhaft Armen auf möglichst wohlkeile Weise ihre» Lebensunterhalt finden. Hierzu empfehlen sich Armenhäuser mit Woh-nungen für verheirathete und ledige Personen, welche den Zins monatlich, wöchentlich und selbst tagweise bezahlen kennen, b Armentische, wo sich die Armen gegen eine geringe Bezahlung vollkommen sättigen tör.' nen. c. Berkaufsläden von LebenSmitteln, wo die mit eigenen Armenkarten betheilten Personen die Artikel wie Mehl, Speck, Schmalz ,e. wohlfeiler als bei den Zwischenhändlern ankaufen können. Diese Anstalten dürfen natürlich nicht auf Spekulation beruhen, sondern müssen so geleitet werden, daß die nothwendigen Er-halmngSkosten gedeckt find, und nur, wenn eS die Um-stände erlauben, ein kleiner Gewinn für den Referv-fond der Anstalt erzielt wird. Derlei Anstalten sollen durchaus ein Werk der Gemeinde sein. Die Armen solle» 2. so viel möglich beschäftiget werden. Blo-ße Almosen sind ein Tropfen i»S Meer, und zerstören daS Ehrgefühl der Arbeiter, der Schlund und Hunger des Proletariats wird dadurch immer größer. In der Regel halten sich das Angeboth und die Nach-frage noch Arbeit daS Gleichgewicht, bedrohliche Zu-stände treten vorzüglich durch die unverhältnißmäßige Anhäufung der durch böheren Gewinn gelockten Arbei-ter an einzelnen Orten ein. Als Gegegenmittel empseh' len wir periodische und zuverlässige Nachrichten über die den Bedarf oder Überstuß von Arbeitern durch die politischen Behörden und Gemeindevorstände. Die Ar- beiter müssen 3. angemessene Löhne erhalten. Durch die fabriksmäßige Erzeugung wird offenbar eine viel größere Menge, dann gleichmäßigere, billigere Waaren und in viel kürzerer Zeit gewonnen? alS durch den Handwerksbetrieb. Bon einer Beschränkung der Maschinen kann daher eben so wenig, wie von der Zerstörung der Buchdruckerpresse, deS Pfluges und des WagenS, welche insgesammt Maschinen sind, die N«de. sein. Anderseits aber ist klar, daß die einzelnen Handwerker mit den Fabriken nicht Stand halten kön-nen, und daß die Fabriks Unternehmer ihren Wohl-stand und Reichthum häufig auf die Noth hundert abhängiger, armer Arbeiter bauen. Dagegen empseh-len wir nun: « Vereinigungen der Handwerker eines LrteS oder größeren Bezirkes zur gemeinschaftlichen Errichtung von Fabriken, wie Tuchfabriken, Spinn-fabriken, Dampfmühlen und Vertheilung des Gewinn-steS nach vertragsmäßig bestimmten Quoten, b Bruderladen für die Arbeiter eines bestimmten größeren ErwerbSzweigeS, wie der Holzarbeiter, Drechsler, Tischler, Binder, der Eisenarbeiter, Schlosser, Schmie-de, Sporer, oder mehrere Fabriken zusammen, in wel-che sowohl die Arbeiter wie die Unternehmer einzuzah-len haben. Sehr wünschenswerth wäre a«ch die Er-richtuug mehrere Filialen der Sparkassa auf dem Lan-de, damit bei vielen Arbeitern und Dienstboten der Reiz der Sparsamkeit geweckt würde, damit dieselben ihr Eigenthum besser gegen Verlust und Diebstahl si-chern könnten und in Fällen großer Noth einen Spar-Pfennig übrig hätten. IV. Im Zweige der Finanzen. 1. Die bisherige Grundsteuer Manipulation beweist, daß sich die Herren eigens Mühe gegeben ha-den, nutz und endlose Rechnereien, Schreibereien und Plackereien anSzusinnen. Den Pflichtigen geschiebt doch nicht leichter, wenn ihm über die Bezahlung der ordentlichen Steuer, deö außerordentlichen ZuschußeS, des — SS - ständischen Beitrages, des EisenbahnbeitrageS besonders quittirt wird. Der Unterschied zwischen Dominikal und Rustikalgründen hat ohnedies aufzuhören, und so fal-len auch eine Menge besonderer Vormerkungen und Berichte weg. 2. Die Grund, HauS und Erwerbsteuer, das Mühllaufergeld und so viele andere Abgaben sind nach dem bisherigen Maßstabe aufzuheben, und in eine Ein-kommenSsteuer mit einem nach der Größe deS Ein-kommenS relativ wachsenden Percentenfuße umzuwandeln. Dem Pflichtigen sind halbjährig ihre Faßionen abzufor-dern, diese werden bei der Behörde zu JedennannS Einsicht öffentlich aufgelegt, mit dem erhobenen Rein-ertrage des Katasters verglichen und einer Menge anderer, nicht spionmäßiger und doch wirksamer Kon-»rollen unterzogen. 3. Die Verzehrungesttuer, welche so enorme Er-Hebungskosten verursacht, so sehr zur Immoraliiät reißt, am empfindlichsten die ämeren Klassen trifft und durch die vielen Plakereien die Bürger zu unmittelbaren Fein-den der Staatsorgane macht, ist nur auf LuruSgegen-stände wie Branntwein »e. einzuschränken. 4. Die Stempelabgabe hat den großen Vortheil geringer Einhebungskosten, sie fällt bei verständiger Umlegung den Partheien nicht empfindlich und macht sie bei vielen Geschäften gleichsam sinnlich aufmerksam, daß eS sich um etwas Wichtiges handle. Das gegen» wärtige Stempelpatent zeichnet sich dagegen eben so durch seinen Geldhunger, wie durch die Unbestimmt-heit seiner Fassung auS, so daß sich selbst viele Ca-meralbeanue scheuten, den Parteien über eine Anfrage eine bestimmte Auskunft zu geben. Die Etempelab-gäbe sollte viel mäßiger seyn, etwa mit t kr. ansan-gen, ferner wenigeren, durchgreifender» Regeln folgen und durchaus an die Stelle der GerichStaren treten. 5. In Betreff der Verwendung der StaatSein-nahmen ist eine detaillirte öffentliche Rechnungslegung die beste Controlle gegen Mißbrauch. Eine ganz neue Regulirung der Gehalte und Pensionen, eine bessere Überwachung bei den Eisenbahnvauten, zur Vermin-derung der ungkheuren Ausgaben wegen schlechter oder ungeschickter Bauführung, die Verfolgung und umstand-liche Kundmachung eineS bestimmten Planes bei der Tilgung der Staatsschuld zur Befestigung deS StaatS-crediteS treten als Hauptpuncte hervor. (Forts, folgt.) Wien. F. 8. X. Wir haben Ursache, zu ver-muihen, daß der Reichstag radikal ausfallen wird, mithin können wir auch nur ein entschieden freisinni-geS Ministerium dulden. Wie wir vernehmen, will daS Ministerium im weitesten Umfange deS Wortes die Freiheit der Presse gewährleisten*) und daS Sistem der Caution ganz beseitigen, so auch den Stempel der bis jetzt noch von einigen Blätter» bezahlt wurde; fer-nerS die Grafen Brandts in Tirol und Thun in Böh- Auch für Cilli?! Frage der Redaction. wen absetzen und die direkten Wahlen ohne Census auf der breitesten Grundlage feststellen. Die Wienerzeitung wird das ordentliche ministerielle Blatt bilden, alle Zustände soll die Presse offen darstellen, denn daS Ministerium will die möglichste Öffentlichkeit zur Richt-schnür der Politik wählen (Hört, Hört!! Öffentlichkeit! offen darstellen!! Ein Glück für das Ministerium, daß ed nicht bei uns seinen Sitz hat, wir würden ihm schon die Öffentlichkeit abgewöhnen. Und dann gar die Zustände offen darstellen! Wozu solche revolutionäre Ide-en; wir wollen keine offene Darstellung, wie leicht könnte da mancher Übelstand aufgedeckt und am Ende gar demselben abgeholfen werden. Wir bleiben beim Alten!! Auch haben wir schon dafür aus Leibes kräs-trn gesorgt, daß jedem solchen offenen Darsteller, der sich heraus nehmen will, unsere Zustände zu besprechen, eiligst der Mund geschlossen wird. Patriotischer Herzenserguß der Redaction.) Ist es dem so, so haben wir ein volkSthümlicheS wackeres Ministerium, welches unserer herzlichsten Un-terstützung gewiß sein kann. Aber auch das Volk hat Wünsche, und eS darf wohl auch Wünsche haben — hier die dringendsten. Die Armee muß von allen aristokratischen, volksfeindlich gesinnten Offizieren gereinigt, die mit dem alten Systeme geistig verwachsenen Präsidenten, Viee-Präsidenten, Gouverneure, Hofräthe, Gubernialräthe, KreiShauptleute und KreiScommissäre, müssen äugen-blicklich von ihren Posten entfernt werden. DaS Mini-sterium muß unverweilt sein Verhältniß zu Rußland darlegen, jede Allianz mit dieser finstern feindlichen Macht abschwören, den innigsten Anschluß an Deutsch land, und die Allianz mit Frankreich anstreben. DaS GesandschaftSpersonale zu Petersburg London und Paris, muß augenblicklich gewechselt und durch fähige der neuen Ordnung zugethane Individuen ersetzt werden. — ES ist eine Recrutirung von 62000 anbefohlen worden, wornach für Wien 942 Mann entfallen. Bei der Schwierigkeit die Aushebung in Wien auszuführen hat der Minister beschlossen eine freie Werbung zu bestimmen, und das Handgeld von C auf 8 Gulden zu erhöhen. Die MilitärSpflicht ist nur auf KriegSdauer, der Eid wird auf die Berfaßung abgelegt. Das sämmtliche OsstjierS EorpS der Wiener Garnison müde der täglich sich verbreitenden Gerüchte, alS wären sie unver-söhnlich der Nationalgarde und der Verfassung eni^-gen gestellt, hat heute vom l4. Juli eine Zusammen tretung im Augarten veranstaltet, wozu die National-garde eingeladen ist. Wi? sehen durch diese gegenwärtige Verständigung einem bleibenden freundschaftlichen Einverständnisse entgegen. AuS WaraSdin wird so eben gemeldet, daß am II. d. M. der BanuS Ielaäii: auS Agram dort eingetroffen sei, und alle Fcmdselig'eit gegen Ungarn ein- 99 — zustelle« befohlen habe. — Der BanuS ist nach Sla-vonien abgereist, um persönlich alle Gemüther zu be-ruhigen. In der ReichStagSsitzung vom 1 4. Juli wurden Nachmittags 3 Uhr die Urnen geöffnet und Namenliste» der verschiedenen Sektionen vorgelesen. Allgemeine Heiterkeit erregten die zufällig nacheinan-verfolgenden Namen PillerSdorf, Schwarzer, Teufel. Als neue Minister werden folgende bezeichnet: Präsident und Minister des Innern, Dobblhof; Minister deö Auswärtigen Wessenberg; Minister deS Krieges Cordon bis jetzt noch Hauptmann, ein ausgezeichneter Kenner seines Faches; man glaubt, daß er vor seiner Ernennung zum Minister den Oberstenranz erhalten wird. Minister der Justiz Dr. Aler. Bach; Minister der Finanzen Stifft senior Vater deS Publizisten; Minister deS Handels und der Industrie Horn* bostel, Fabrikant; Minister der öffentlichen Arbeiten Schwarzer, Redacteur; Minister des Unterrichtes Er* ner, ehemals Professor in Prag, derzeit im Ministe-rium deS öffentlichen Unterrichtes als General Secre» tär angestellt. Freitag am l 4. Juli Vormittag 11 Uhr. Gottlob nun sind Mißverständliche und boshafte Gerüchte thatkräftig beseitiget. Generäle, Stabs und Oderoffiziere ziehen am Arme der Nationalgarden durch die Stadt. Die Zahl der Verbrüderten beläuft sich auf mehrere Tausend und werden von der jubeln-den Volksmenge mit unaufhörlichem Vivat Rufe be-grüßt. Militär und National Musikbandeu verherrlichen dieses schöne Schauspiel wozu sich viele Freudenthrä-nen mengen, die, wir glauben eS zuversichtlich, das bleibende Siegel auf die freundschaftlichen Bande drü-(sin werden. Eintracht mach» stark! A icenz a l 2. Juli. (Privatschreiben). DaS Regiment Pirei ist vor einigen Tagen von Roveredo kommend, hier durch nach Legnago und wahrscheinlich nach Mantua marschirt. Oberst Götz hat taS Rezi-mentS Lommando dem Oberstlieutenant übergeben und übernimmt einstweilen eine Brigade deS Rcservecorps bei Villach. Unsere Armee roncennirt sich von allen Seiten und wir vennuthen daraus, daß es in wenigen Tagen zum entscheidenden Angriff kommen dürfte. Die hiesige Umgegend sieht fürchterlich auS; viele ab-gebrannte und zerschossene Häuser und überall Ver-Wüstung der Felder, besonders am Monte Berieo, wo der Hauptkampf statt fand. Die Schweizer Bataillone, welche diesen Berg vertheidigten, müssen schrecklich ge-litten haben. Von der italienischen Grenze (A. T.j Am 10. Juli rückte eine Division von KmSky Infanterie, wel-che die Bestimmung über den Predil nach Italien hatte und in Arnoldstein Gegenbefehl erhielt, in Ponteba ein, um dort das Landwehrbataillon von ProhaSka Jnf. abzulösen, das nun vereint mit einem Bat. HrabovSky die Cernirung der noch immer sich ballenden Bergveste Olerpc übe? — D.'e heerungen in Pontafl, welcher Ort ohnehin durch die Feinde früher hart mitgenommen wurde, sind ungeheuer. Der Schaden an Gebäuden, Waaren und Mobilien beläuft sich über 60.000 fl. (Die Redaction erfüllt nur ihre Pflicht, indem sie sich bereit erklärt, Beiträge zur Unterstützung dieser schwer gedrückten Bewohner anzunehmen, zu quitiren und an daS k. k. KreiSamt abzuführen.) ES schein», daß vor Legnago am 10. ein Ge-fecht statt gefunden hat; ei» Privatschreiben aus Leg. nago meldet unS Folgendes: Wir kamen etwas früher als die Pikmontesen in die Festung, und nahmen den-selben alles weg (?) die Verschanzungen sind ganz voll Kanonen darunter nur 2 österreichische, die übri-gen sind französische und piemontesische. Vergangene Nach» wurden gegen 50 Piemontesen gefangen, dar-unter Knaben von 11 bis 15 Jahren und ein kleiner Tainbour, welche unsere Stellung auskundschaften wollten. Die Piemontesen sind etwa 1 % Stund entfernt und scheinen einen Angriff auf die Festung zu beab-sichtigen. Die Nachrichten aus Neapel beweisen, daß dort eine heillose Verwirrung herrscht. Die Calabresen hatten den königlichen General Nunzianic vollkommen geschlagen und da der König mi» Hülse der Lazzaroni ein neues Gemetzel beabsichtigte, habe der französische Admiral Baudin erklärt, beim ersten Flintenschuß daS Feuer der Flotte gegen den königlichen Pallast eröffnen zu wollen. Von dem untern Po her, wo sich das Streif-corpS unter dem Herrn Major Grafen Vetter mit vie-ler Thätigkeit bewegte, sind auch Nachrichten über daS Zusammenziehen feindlicher Truppen zwischen Fer-rara und Ponte di Lago scuro ersolgt. Erstere Stadt war mit 1 Bataillon Piemontesen nebst 1 Batterie, die letztere mit 2 Compagnien des 3. päbstlichen Füsiler-RegimenteS nebst 2 Geschützen besetzt. — In Ferrara hatte eine Volksbewegung, durch die heimkehrenden Crociaii veranlaßt, den Car-dinal-Legaten genölbigt, die Stadt zu verlassen, wo jetzt vollkommene Anarchie herrscht. Ein Bericht deS F. M. L. Baron Stürmer aus Treviso vom 11. d. M. bringt die Nachricht, daß der Feind mit 1000 Mann vermischter Truppen und 2 12psündigen Kanonen am 7. d. M. auS dem Fort Brondolo gegen unsere Schanze bei Cavanella d'Adige angerückt sei. Obgleich die Besatzung nur auS 3 Of filieren und 237 Mann Deutschbanaiergrenzer bestand, wurde der Angriff dennoch durch ein wohlgezielle« Feuer zurückgewiesen und ein zweiter Versuch um so kräftiger abgeschlagen. Auch a»S dem Fort Malghera fand gegen die Brigade MitiS ein Ausfall statt, welche? aber mit Nachdruck zurückgewiesen wurde. D,iS l. Wienersreiwilli-gen Bataillon unter Major Biron Schneider nahm an litftsu fc' >« % t t » i 100 - frinm Todtm, sondern bloß 1 Offizier und 5 Mann an Bltffirlkn. Frankfurt, 6. Juli. Nach einem Berichte deS Ausschusses für die Wehr-Angelegenheiten bestehen die gegenwärtigen disponiblen Streitkräfte Deutschland«, mit Rücksicht auf die Truppen die Österreich und Preu-ßen gegenwärtig außerhalb ihrer deutschen Gebiets-theile concentrirt halten müssen, au« 410,000 Mann, die sich aber auS dem Grunde, da bei rein deutschen Einzelnstaaten wegen der eingetretenen organischen Ver-änderung Deutschlands die ifolirte Politik schwinden muß, durch eine billige Verminderung deS Kontingen-teS der kleineren Staate» auf 328.000 redueiren werden. — Der Ausschuß schlägt daher vor: 1) DieBun-desarmee sogleich durch neue Aushebung von 140.000 Mann auf 568,000 Mann zu bringen; 2) für die Möglichkeit emeS auswärtigen Krieges längstens bin-nen 3 Monaten weitere 340,000 Mann auszuheben, wodurch die imposante Macht von mehr als 900,000 Mann mit dem die Freiheit und Eelbflständigkeit Deutschlands vor der Hand lediglich defensiv sichern-den Zwecke theils im wirklichen Stande und theils in schlagfertiger Bereitschaft darstehen würde. (D. A. Z.) Wien. Zur Ausarbeitung der provisorischen Geschäftsordnung wurden in der Reichstagsitzung vom 15. Juli Emreker, Freifalik, Emolka, Fischhof, Dach, Neumann, Mayer, Streit gewählt. Vem allgcmei'nrn Interesse bothen die Verhandlungen wenig dar. Rück-sichtlich der WahlprüsungScommission bemerken wir für ihre Leser, daß gegen die Wahl des Depulirten Forcher aus Judenburg ein Protest der Wähler vorkam, weil derselbe ihnen zu reich schien, eine Einwendung, welche allgemeine Heiterkeit erregte. Pest lt. Juli. (Ö. Z.) Heute war einer der glänzendsten Tage in der Geschichte Ungarns. Minister Kossuih bestieg die Rednerbühne und hielt mit der ihm eigenen großartige» Beredsamkeit einen zweistündigen Vortrag. Kossuth hat alle Parteien vereinigt durch die Macht seiner Rede, seiner ewigen Wahrheit, und als er mit den Worten endete: „Heute sind wir nrch Minister, morgen können eS Andere sein, aber immer muß unser Vaterland gerettet werden. Werden Eie also AlleS bewilligen?" da erhob sich zuerst die äu-ßerste Linke, und die Übrigen nach und alles erhob die Finger wie zum Schwur empor, um damit zu sagen: Wir wollen. Ein großartiger Augenblick war dieser, wie ihn uxsere Geschichte nicht zweimal ausweist. Kossuih war ganz erschöpft, aber wir hörten noch die Worte: „Ich beuge mich tief vor der Größe unserer Nation." Niemand sprach mehr noch ihm und der Präsident eröffnet den Beschluß: daß die Na>ien 200,000, Mann Soldaten und 42 Millionen fl. CM. aufbiete. Zur augenblicklichen Hülfe werden 40,000 Soldaten iir.to 10—12 Millionen st. aufgeboten. Gratz. Jüngst wurden au« dem Lannacher Con-feription» Gebiete 30 Recruten für die Linie nach Gray gestellt; hievon fand man 23 einzureihen. Die übrigen 7 ließen sich beim FreieorpS für Italien anwerben. Als alle diese wackern Leute auf blumenbe-kränzten Wägen in Gray einfuhren, riefen sie einstimmig : Unser Kaiser soll leben! Bauern Familien sollen, wie wir von Ohrenzeugen erfuhren, die größte Spm-pathie für die österreichische Sache in Italien beweisen, und sich äußern, daß ihre Söhne nicht» besseres thun können, als die Italiener zu Paaren zu «reiben. Wenn eS gegen die Italiener geht oder gegen die Ruf-sen — so sagen sie — wollen wir schon daS U»senge thun. P. A. Wien. Erzherzog Johann ist am 17. AbendS in Wien angekommen. Die ReichStagssitzung both we-nig Interessantes dar. Die Nachrichten auS der Wallach,i melden, daß die Bauern die Russen als ihre Freunde betrachten. Dieselben haben, da in Jassy die Cholera herrscht, ein Lager vor der Stadt bezogen und 100,000 Mann werden sich gegen Bukarest in Bewegung fetzen. B r u n e ck 7. Jult. lP. ».) Im Pusterthal ist ein Durchmarsch von 8 Bataillons Infanterie und 3 Batterien angesagt, zusammen an 1 l bis 12,000 Mann Hilfstruppen für die Armee in Südtirol. Weitere 4 Bataillons marschiren gleichzeitig über Pontafkl. Die englische Regierung hat sich, wie die a. ö. Zeitung schreibt, bereit erklärt, in Bezug auf Handels-traetaie mit dem deutschen RnchSverwesrr in Verbindung zu treten,und dadurch die Anerkennung der deut-schen Einheit anezusprechen. Auch Rußland soll einen eigeni-n Gesandten beim ReichSverweser beglaubigen, in Bezug auf Frankreich sei die Erledigung dieser wich-tigen Frage noch zweifelhaft. Frankfurt. Mit dem Eintritte deö Reichs-verweserS in sein höh S Amt hat sich »er bisherige Bundestag aufgelöset. Gray K. Die Feier der Ernennung deS Erzherzogs Jobann zum ReichSverweser war ein Tag deS erhebendsten Jubels. Ohne mich in viele Worte zu er-gehen füge ich nur bei, daß an diesem Tage erst die Provineialbauptfladt vollends einsehen lernte, daß der schlich«? Prinz in seinem grauen Lodenrocke vor allen andern bestimmt war, die Geschicke Deutschlands z» lenken und eine feste Bürgschaft der Einheit Treue, Kraft und Biederkeit zu erzielen. Pest 14. Juli. (Ö. D. Z.) So eben erhalten wir die zuverlässige Nachricht von «'nein Siege der Unsrigen über die Ratzen bei Aliba. Einer ihrer Häuptlinge, Stanimirovich, wurde gefangen. Auch in Berfeez haben wider Erwarten die Unsrigen gesiegt, und zwar wie eS scheint auf eigene Jaust und ohne CrVuH'ifi deS Kriege Ministers. Schnkllpressendruck und Verlag vu. I B. Jeretin. JntelligenMatt zur Cillier Zeitung. Anzeigen jeder Art werden gegen Entrichtung der JnsertionSgebühr für die gespaltene Cicerozeile mit 3 kr. für einmalige, 4 kr. für zweimalige und 5 kr. für dreimalige Einschaltung im hiesigen Verlags ZeitungS Comptoir angenommen. Xro. 5. Dinstag den lä. Juli 1848. ... Der 15. Juli Die Chronik von Silli erzählt gar wunderliche Dinge von den guten alten Zeiten, wo noch daS gemüth. liche Faustrecht in voller Kraft war und die Justiz nicht viel Federlesens machte um ein paar halsstarrige Köpfe; aber so viel wir uns Mühe nahmen, konnten wir durchaus keine Spur auffinden von einem sogenanten Ehrengerichte. Dieses Kind der jüngsten Laune ist somit ganz Neuling in der weiten großen Welt; kein Wunder da-her, wenn eS nicht immer die rechten Wege zu treffen vermag. Doch zur Sache! der 15; Juli hatte in Eilli ein gar sonderbares Aussehen. Früh Morgens blätterte eine Wetterprophetin in KnauerS 100jährigen Kalender und als sie daS Zeichen deS Schützes darin erblickte, legte sie ibn ganz ängstlich bei Seite. Noch an keinem Vormittage hatte man so viele Amtsmienen, so viele Be-suche von HauS zu HauS, so viele zusammengesteckte Köpfe bemerkt. Aber eS war auch Großes im Anzüge; eS sollte ein Ehrengerich» gehalten werde» über einen Stadt und LandeSverräther, und da die Todesstrafe wohl schwerlich mehr in Ausübung kommen wird, so war man natürlich äußerst gespannt, welche Mittel man wähle» werde, um die beleidigte Gottheit zu versöhnen. Endlich verbreitete sich die Nachricht, der Beklagte sei auS der Nationalgarde ausgeschlossen worden, jedoch wurde dieser Beschluß nicht publicirt, wahrscheinlich haue man hierzu gute Gründe; und zwei Tage später hieß eS wieder der AuSschließungSbeschluß sei annullirt worden. Damit man in Zukunft bei vorkoinmenden Fällen keinen solchen wiederruflichen Beschluß fasse, wollen wir noch nachstehendes erinnern. Bei etwaiger Abfassung eines CrimminalgeseybucheS kann am Besten Folgendes Verfahren zu Grunde gelegt werden: Wenn man ein Ehrengericht zusammensetzt, fo «rage man vor allen Sorge, daß weder die Mitglieder noch die Statuten durch TagSbefehl bekannt gegeben werden. Unter MetternichS Regierung war zwar die abgeschmackte Gewohnheit eingeführt worden, daß die Gesetze erst durch die Publikation ihre Gültigkeit er-halten, allein diese Umständlichkeit zieht viele üble Folgen nach sich und muß daher jedenfalls unterbleiben. Das beste Mitel dagegen ist, daß selbst die Mitglieder deö Ehrengerichtes die Statuten nicht kennen; auf diese Art entsteht dann ein unpartheischeS Urtheil. Sehr zweckmäßig ist eS auch, wenn der Vorsitzende zugleich Kläger und Richter ist, denn dann werden auch die übrigen Mitglieder leichter die Entscheidung fällen können. Sollte daS eine oder andere Mitglied nicht zugegen sein, so hat dieS auch nicht viel zu sagen. Ist der Gegenstand der Klage eine mündliche Privatäußerung, so behandle man sie als eine öffentliche mit aller Strenge. Ist jedoch der Geklagte selbst vielleicht im Dienste von einem Offizier der Grrve beleidigt worden, so gewähre man ihm als Beleidigten in keinem Falle die verlangte Genugthuung, denn der Gardeoffizier soll daS Vorrecht genießen, daß ihn das Ehrengericht zu nichts Weiterem verhalte, als, damit Freiheit und Gleich-hei« herrsche, daß er nach einer gewissen Ordnung nach und nach jeden Garden zu beleidigen trachte. Wir haben diesen Statutenentwurf ganz bestaubt und vermodert aufgefnnden und ob schon wir nicht wissen ob er bereits irgendwo angewendet wurde, glauben wir doch, ihn zur allgemeinen Annahme empfehlen zu können. J. J. 8. V. M. L. J. 8. Dienstgesuch für die Ferien. Ein geprüfter Lehrer, der Musikkenniniße besitzt, wünscht in der Ferienzeit irgendwo alS Jugenderzieher gegen billige Bedingnissc unterzukommen. Gefällige Anfrage bittet man baldigst in portofreien Briefen unier der Addresse: J. S. Post Gonobitz — gefälligst einzusenden. Verkauft - Anzeige. ES sind zwei Paar gute Zugpferde sammt Wagen und Geschirr im guten Zustande zu verkaufen. Nähere Auskunft wird im Gasthaus zum weißen Ochsen in Cilli ertheilt.