Mutzen und Vergnügen. Frefttag den Zo. Iuly 162^. » Die Brunnen - Anstalt des hlM'en Handelsmannes Herrn Michael Peßiak, in dem Vellach-Thale des Klagenfurter» Kreises in Karnthen. <^)ie erwähnte Brunnen-Anstalt ist gewiß für Jeder-» mann eine freundliche Erscheinung, welcher das schmale und gebirgige VeNach-Thal, auf der dortigen Com« merzial-Straße, durchwandert. Wenn der Wanderer erfährt, daß der Platz, auf welchem die Brunnen-Anstalt sieht, noch vor sehr wenigen Jahren eine schlechte, abhängige und zum Theil morastige Geblrgswiese war, so wird er nicht anstehen, dem Herrn Peßiak seinen Beyfall zu zollen, der diese Anstalt gleichsam aus dem Nichts Hervergerufen und auf eine entsprechende Art geordnet hat. Auf dieser, nun zweckmäßig plannten und ausZe« trockneten Wiese, biethen sich dem Auge des Vorübergehenden folgende Gegenstande in einer gefälligen Ordnung dar: Ein bequemes, trockenes, nnt reinen Zimmern und guten Meubeln versehenes Wohnhaus für die Brun-nengaste. Das Haus für den Traiteu? mit einem Küchengarten. Eine reinliche, mit allen zu dem Gottesdienst erforderlichen Einrichtungsstücken versehene Capelle, in welcher die geistlichen Brunncngäste täglich die Messe lesen können. Ein Saal, welcher, bey einem größeren Andränge von Gästen, zum Speisen oder zu andern Un- terhaltungen verwendet werden kann, nebst einer gu' len gedeckren Kegelbahn. Der in den Morgenstunden angenehm beschattete Brunnenplatz mit vier Sauerbrunnen, die sich durch ihr« Eigenschaften unterscheiden, und darum mit den Zahlen i, 2, Z, 4 bezeichnet sind. Zwey Badehütten zu dem Gebrauch für die Wan« nen-Bäder. Ein besonders eingerichteter Hitzofen, »n welchem dle eisernen Kolben durchglüht werden, u» damit di« Bader zu erwärmen. Ein Stall für die Pferde sammt Wagenremise. Die vler Sauerbrunnen verhalten sich in ihren Eigenschaften, vermög der Analys des Herrn Dr. L e» schan zu Wien-, auf folgende Art gegen einander. Die Quelle i. enthält wenig freye, aber desto mehr gebundene Kohlensaure. Hundert Loth dieses Wassers enthalten hundert Gran an festcn Bestand« theilen, die aus schwefelsauerm, salzsauerm, kohlensauerm Natron, kohlensauerm Kalke, kohlensaurer Magnesie und etwas Kieselerde bestehen. Dieses Wasser erregt auf der Zunge einen milden Geschmack, und hat vermög der Erfahrung eine größere, aufläsende Eigenschaft als die übrigen. Es wird theils allein, theils abwechselnd mit dem Brunnen 2. von jenen Brunüengasten getrunken, die die Entleerung der Gebarrne befördern wollen. Die Quelle 2., enthält die Salze deS vorigen Brunnens in etwas geringerer Menge, hingegen viele freye Kohlensäure. Ihr Geschmack auf der Zunge ist etwas scharf, erfrischend, di« Temperatur-l-7. nach — 522 — Reaumür. Wenn blefeS Wasser auch in großer Menge getrunken wird, so erzeugt es nie ein« Kälte in dem Magen ober Blähung««/ im Gegentheil erzeugt es dort ein erwärmendes Gefühl, und beweist seine wohl» thätige Einwirkung auf das Verdauungssystem dadurch, daß es den Brunnengästen viele Eßlust verschasst. Aus dieser Quelle trinken nicht allein die Brunnengaste, sondern auch alle bey der Brunnen-Anstalt bestndli-chen Domestiken, Handwerksleute, und die auf. der Straße Vorübergehenden. Sie wirkt so wenig entleerend auf die Gedärme, daß vielmehr Kranke, die an einem chronischen, durch Arzneyen nicht zu stillenden Abweichen litten, durch den Gebrauch dieses Bcun» neni davon befreyt wurden. Die Harnabsonderung hingegen wird reichlich befördert. Die Quelle Z. hat wenig freye Kohlensaure, «inen geringen Inhalt an den nähmlichen Salzen, hin. gegen einen bedeutenden Eisengehalt. Ihr Geschmack ist tintenartig, zusammenziehend. Die Quelle 4. wurde in dem verflossenen Fräh< jähre entdeckt und ist bis jetzt noch keiner chemischen Analys unterzogen. Sie ist reich an freyer Kohlen« saure, und hat den nähmlichen Geschmack wie die vo» «ige. Der an dem Ausflüsse dieser beyden Quellen be* sindliche Eisenocker läßt an dem Eisengehalt derselben mcht zweifeln. Über den innerlichen Gebrauch dieser bey-den Brunnen mangeln die Erfahrungen, weil sie bis jetzt vorzüglich zu den Bädern verwendet worden sind. Sobald eine genau« Analys derselben bekannt seyn wirb, dürfte der innerliche Gebrauch derselben in man" chen Krankheiten besondere Heilkräfte gewahren, und ein ZurrnFTt für den Spaa. oder den Pyrmonter Bruw n«n liefern. Daß all« Bader bey dieserBrunnen-Anstalt aus reinem Sauerbrunnen bereitet werden, kann man um so mehr überzeugt seyn, als derselbe »n hinreichen, der Menge vorhanden ist, und die Bereitung eines Mabes aus dem vorübersiießenden Bachwssser mehrere Mühe kostet. Aus dem bisher Gesagtsn erhellet, daß diese Mineralquellen dem Nohnscher Brunnen an abführenden Eigenschaften nachstehen. Solche Kranke, welche die« ser letzteren Eigenschaft zu ihv«r Heilung bedürfen, werden ihre Absicht wahrscheinlich erreichen, w?nn sie «eben dem Gebrauch der Quelle ». oder 2., toglich eine angemessene Dose vom schwefelsauern Natron (Glaubersalz) oder ein Paar Löffel von der wasserichten Rhs' barbarZtinctul nehmen. Da diese neue Brunnen »Anstalt felt dem Jahr« »82» von Brunnengasten besucht worden ist, und durch die in dieser kurzen Zeit gemachten Erfahrungen seh« wohlthatige Wirkungen nachgewiesen werden können, so dürften die Heilkräfte derselben wohl nicht in Zwei' fel zu ziehen seyn. Diese wohlthätigen Wirkungen tön< nen mit vollem Rechte dem bort Statt findenden glückw chen Verein der folgenden brey Dinge zugeschrieben werden, wovon jedes für sich allein die Heilung wich-tiger Krankheiten bewirken kann, und auch zu ol!cn Zeiten bewirket hat; ich meine die reine GebirgSluft, das Trinken des Brunnen«, und die aut den dortigen Säuerlingen bereiteten Stahlbader. Ich glaube, daß die Verbindung dieser brey Heilmittel auf eine sanfte, angenehme, der Natur des Menschen homogene, und durch andere Arzneyen kaum zu erreichende Art wirke, den Lebensprozeß in allen Organen des Krankelf gleich' zeitig anrege, erhöhe, schädliche Stoffe durch den hau, sigen Abgang des Harns aus dem Körper führe/ die Verdauung und die Blutbereitung sammt der Ernähr rung des Körpers verbessere, starke, und diese Brun' «enanstalt geeignet mache, daß dort mannigfaltige Krank« heilen ihre gründliche Heilung, manche wenigstens Et» leichterung finden werden. Demungeachtet theile ich gerne die Meinung, daß auch bitse Brunnen-Allstalt, ss wenig wie alle anderen Gesund heitsbrunnen, alle Krank' heiten heilen kann. Am wenigsten dürften da die ver» schiedenen Desorganisationen der Eingeweide und die schleichenden Fiebei, welche durch die letzteren bedingt sind, und einen entzündlichen Charakter haben, ihr, Heilung finden. In solchen Fällen dürfte nur der Gebrauch der Quelle ,., in Verbindung mit Milch oder Molken, zu versuchen seyn. Da eine jede Krankheit in dem einzelnen Kranken besondere Modlßcatloneti und Verwicklungen von Krank' heirsMüllen annehmen kann, so ist es um desto noth^ wendiger, daß alle Kranke, die in dieser Anstalt die Heilung ihrer Übel suchen, stch mit ihren Ärzten b> rathen und sich belehren lassen, ob sie in der dortige« reinen Luft nur allein den Br„nn,n, und welchen trinken, oder auch den Gebrauch der Bader, in welcher Zühl uud Temperatur, damit verbinden sollen. — »25 « Vermag den bisherigen Erfahrungen und b«n Verhältnissen dieser Brunnen-Anstalt halte ich den Besuch derselben in folgenden Fallen für nützlich: Er wird wohlthätig seyn i) allen denen, die durch ihre Bestimmung in einem sogenannten weichen Clima «it schlechtem Trinkwasser festgehalten werden/ und den größten Thtil dei TageS an dem Schteibtisch« zubringen. 2) Denjenigen/ die nach überstanden«« schweren Krantheiten sich nicht erhohlen tonnen. !5) Denjenigen, deren Gesundheit durch mehrere Rückfalle in Wechselsieber zurückgesetzt und zerrüttet worden ist. 4) Solchen^ dl« an der Verdauungifchwäche, an Anschoppungen der Baucheinzewtide, und daducch ,r. zeugter Abmagerung leiden. 5) Denen / die mit chronischen Rheumatismen und den Folgm einer chronischen Gicht behaf?n find. 6) Den fcrophuläsen, bleichsüchtigen, mit chronischen hartnäckigen Hantauischlägen, mit Lähmungen ober eine» allgemeinen Schwäche behafteten Kranken. 7) Denen / die vermig ihrer schwächlichen Consti» tution des Körpers den Blutsiüffiss unterworfen, od« durch erlittene Zroß« Blutfiüss« sehr geschwächt sind. 6) Solchen Nervinkianten, deren Krankheit durch . eine kranke Reitzbarkeit deS Nervensystems unterhat« ten wird. 9) Denen / die eine Anlage zu Sand und Stein haben. Das hier niedergelegte Urtheil über die Nützlichkeit dieser Brunnen «Anstalt hat sich mir wahrend den drey Tagen, welche ich im gegenwärtigen Monath dort zu» gebracht habe, aufgedrungen. Ich hielt daher fiir mein« Pßicht, die gedachte Brunnen «Anstalt durch diesen kleinen Aufsah dem Publicum bekannter zu machen, ^ und sein« Allfmerksamkett dahin zu lenken. Die Furcht vor der langen Weile, die, wie man wähnt, vorzüglich in den Gebirgsgegenden wohnen soll, tann nur diejenigen von dem Besuche dieses Brunnen-Ortes zurückhalten, die durch den ll<-nn xont der städtischen Unterhaltungen verwöhnt, die einfachen ! Genüsse, welche die Narur darbiethet, schal und ge« schmackloZ finden Die übrigen werden in dieser hohen Gebirgsgegend durch ein angenehmes Vergessen all^s dessen, wai die Menschen in den Städten treibt und plagc, durch die gemüthlichen Scherze der Brunnen- s - gast«, durch die kleinen Beschäftigungen, diedasTrin' ) ken des Brunnens und der Gebrauch der Bader mit sich führet, durch das frische Grün, von dem man um« ? geben ist, durch die verschiedlnen Gestaltungen der Ge. ! birge, und durch den Anblick benachbarter, gigantischer 1 kahler Felsenmassen, ihre Entschädigung sinden. Di« Tage werden ihnen unter ememäolce sal niente vorüber l «ilen, besonders wenn sie von guter Witterung begnn' stigt werden. > Dle schnellen Übergänge von Hitze in Kalt«, t welche in diesem Lande überhaupt gewöhnlich sind, er« fordern, baß die Brunnengäste sich auch für die warm« ssen Monath« mit warmen Kleidern versehen, damit eine einfallende kalte Witterung die guten Wirkungen bes Brunnens nicht stör«. Laibach den 22. Iuly,624. Dr. Aibnedih, ^ Gub. Rath und Protomedicus. W e i n g ä h r u n g. Hr. Julia Fontenelle in Frankreich hac im Nov. v.J. derkönigl. Akademie der Wissenschaften zu Paris, seiiieBeobachttuigen über die Wemgährung mitgetheilt. Scine Versuche bestätigten neuerdings, daß die Gahrung im Moste von ansehnlichem Zuckergehalt später anfängt und langsamer zu Ende geht, als in demjenigen von geringem Zuckergehalt; ferner, daß die ersteren Weine sich mit dem Alter bessern und lange gut erhalten, während die leüteren leichter verderben, so wie sie Alter und Trans-poitnicht wohl ertragen. Hr. Julia hat dann ferner den Most unter einer Ohldccke Zähren lassen, welche die Be» tührung der Liltt hmderr, und er ist geneigt,, daraus, ge« gen die von den Chemikern ungenommene Meinung, zu folgern, es sey der Zutritt der atmosphärischen Luft für das Stattfinden der Gahrung?erfcheinu„g keineswegs nothwendig. Es ist jedoch bemelkt word«n, daß eine im Most enthaltene Luftblase für die Ei'twicklunZ der Gährin'g hinreichend seyn mag, und dasi Hr. Julia sei« n«?n Most keineswegs zuvor von jener elastischen Flüssig' keic befreyt oder gereinigt hat. Verfälschung des Essigs. In Frankreich wird der Essig häufig mir Schwefel-snini und mit S^lzsäure verfalschi. Durch s.'.sz^ure —- 124 -» Baryterde, und daran, daß solcher Essig, wenn er aus dem Finger verdunstet, zuletzt einen Schwefelsäuregeruch verbreitet, so wie, daß er die Zahne abstumpft, auf glühende Kohlen geschüttet, aber einen schweflichten Geruch verbreitet, ist die Schwefelsäure zu erkennen. Mit Kali gesättigt, gibt es schwefelsaures Kali (vitriolisitten Weinstein). Salzsäure wird durch salpetersaures Silber entdeckt. Kaum zu entdecken, und vielleicht auch unschädlich ist die Mischung mit Weinsäure. Man kocht nähmlich Weinsteinrahm mit Schwefelsaure und dem schwefelsauren Kali. Einige Tropfen derselben reichen hin, eine Menge Wasser sauer zu machen. Bey gutem und reinem Essig werden sich bald eine Menge Mücken versammeln, gar keine aber, wenn er Schwefelsaure enthalt, da sie dadurch umkamen; auch wenn er scharfe Stoffe enthält, meiden, sie ihn. Hauswirth schaf t. In England reinigt man seidene, baumwollene und wollene Zeuge auf folgende Art: Man nimmt rohe Kartoffeln, so wie sie aus der Erde kommen, wäscht sie rein ab, und reibt sie auf einem Reibeisen über einem Gefäße, biS ein dünner Brey daraus wird. Diesen thut man in ein grobeS Sieb, und laßt die Flüssigkeit in ein anderes Gefäß mit reinem Wasser ab« laufen. Diese Mischung bleibt solange stehen, biS die feinen weißen Kartosseltheilchen zu Boden gesunken sind. Dann gießt man die schleimige Flüssigkeit vom Bodensatz ab, und hebt sie zum Gebrauch auf. Der Zeug, welchen man reinigen will, wird über ein lei» nenes Tuch auf den Tisch gefegc; dann taucht man einen Schwamm in den Kartoffelschleim, und reibt mit dem so gefüllten Schwamm den beschmutzten Zeug. Man taucht mehrmahl ein, und fahrt damit so lange fort, bis sich der Schmutz völlig abgelöst hat. Hieraufwascht man den Zeug wiederhohlt in reinem Wasser, um den aufgelösten Schmutz abzuspühlen. Nun kann die ge-reiniM Sache getrocknet werden. Zwey Kartoffeln von mittlerer Größe sind für ein Seit«! Wasser hin-reichend. Mittel, die Gebäude vor der Erdfeuchtigkeit zu bewahren. In Nordamerika, besonders in den Küstengegen« den, sind ganze Städte auf nassen Grund erbaut/ und doch hört man keine Klagen über feuchte Wohnzimmer. Man verfährt dort, wie folgt: Wenn der Grund eines Gebäudes i oder 2 Fuß über den äußern Boden aufgebaut ist, so wird die Mauer soder der Füllmund) mir dünnen Platten von Bley belegt, welche eben so breit sind als die Grundmauer, und auf die« sen Platten wird dann weiter fortgebauet. Obschon die Mauer unter den Platten, des sehr feuchten Bodens wegen, so durchwässert wird, daß sie oft schon nach einMn Jahren theilweise wieder weggenommen werden muß swenn die Steine der Art sind, daß sie durch die Feuchtigkeit zerstört werden), um sie durch frisches Mauerwerk zu ersetzen, so hört doch die zerstörende Filtration bey den Platten auf, weil das Bley krin Wasser aufnimmt, und der obere Theil des Gebäu' deS erhalt sich immerwährend in ununterbrochener Tro--ckenheir. M i s c e l l e n. Merkwürdiger Spazier stock. Ein Einwohner, der bey S/Höttl^nd liegende«? Orkney.Iüseln, Li n n e s, zeigt jetzt in London einen Spazierstock, der von gewöhnlicher Länge und Stärke ist, aber nicht bloß beym Gehen als Stütze, sondern auch als Vogelfiinte und ats Angelruth ^ gebraucht werden kann. Der Laus dieser Vogelfiinte ist 33 Zoll lang, und im Durchmesser 5^6 Zoll weit; nächst dem Laufe ist auch ein Ladestock, Pulverhorn, Pulver und Schrot für i2 bis iH- Schüsse dabey vorhanden. Als Angelruthe kann dem Stocke eine Länge von i2 Fuß gegeben werden. In diesem Stocke ist auch noch eine Pfeife, um dem Jagdhunde ein Zeichen zu geben, ein Spiegel, eine Tabaksdose und ein Schreibzeug, und demungeachtet wiegt er nicht mehr als 5 1^2 Pfund, und kann zu dem eine» oder dem andern Behufe, zU dem er dienen soll, in Zeit von 3 bis 4 Minuten ein' gerichtet und alö Flinte schußfertig gemacht werden.. Gedruckt bey Ignkz Aloyö Edlen von Kleinmayr.