IV. Jahrgang. Nr. 85. Zeitschrift für vaterlandische Interessen. Erscheint jeden Dinstag und Freitag und kostet: Mit bei Post: Für Laibach sammt Zustellung: Ganzjährig fi. Ganzjährig ft. 5.— Halbjährig „ 3.— Halbjährig „ 2.50 Einzelne Nummer 5 kr. Die Redaktion befindet sich «m alten Markt Nr. 155, I. Stock. Die Administration in Ottokar Klerr's Buchhandlung Hauptplatz, Nr. 313. Insertionsgebilhren: Für die 2lpaltige Petit-Zeile oder deren Raum bei Imaliger Einschaltung 8 kr., 2 Mal 8 kr., 3 Mal 1« fr, Stempel jede« Mal 30 kr. Inserate übernimmt Haasenstein ss Vogler in Wien, Wollzeile 9, Hamburg, Berlin, Leipzig, Frankfurt a/W., Basel. Geldsendungen find zu richten an de» Eigenthüme r des Blattes. Manuskripte werden nicht zurückgesendet, anonyme Mitteilungen „ickt berücksichtiget. Laibach, Freitag am 22. Oktober 1869. Aus dem trainischen Landtage. Die wichtigsten Programmpunkte, welche in den letzten Sitzun­ gen ihre Erledigung gefunden hatten, sind: Das Gesetz bezüglich der Vertilgung vo n Maikäfer n und anderen schädlichen Insekten und jenes zum Schutze der der Bodenkultu r nützlichen Vögel , welche beide mit einigen unwesentlichen Aenderungen be­ schlossen wurden. Wir behalten uns vor, darauf an geeigneter Stelle zurückzukommen. An lebhaften Debatten waren diese Sitzungen arm, es wäre denn, daß Herr R. v. Kaltenegger anläßlich der vom Ausschusse beantragten Danksagung an den Landesausschuß wegen feines Ver­ hallens gegenüber den Iosefsthaler und Ianöberger Ereignissen zu einer heftigen Landtagspolemik den Anlauf nahm. Wir müssen gerade über R. v. Kalteneg ger's Ansichten in dieser Angelegenheit staunen. Unseres Wissens ist der Herr Ritter kein Eingeborner, vielmehr scheint es, als ob er nicht als Gemeinderath, noch weniger als Abgeordneter nach Kram eingewandert wäre, gleich vielen seinesgleichen, welche das Land gastfreundlich aufgenom­ men; es scheint uns ferner, als ob der geschätzte Herr Ritter nicht jemals Grund gehabt hätte, über sein Schicksal in Krain zu klagen, es wäre denn die Beschwerde wegen des lästigen Schwefelgeruches in der Poljanavorstadt. Wäre der Herr Ritter zufällig nicht Gemeinderath, würde er vielleicht — wir fagen vielleicht, denn es ist uns nicht gegeben, die Geheimnisse einer konstitutionellen Seele zu ergründen — gegen die slovenische Partei und gegen den der Majorität nach ihr ange­hörenden Landesausschuß nicht so unbarmherzig „liberal" sein. Nun aber hat auch ihn das Schicksal getroffen, auf der eigenthümlich be­rühmten Dreißigeradresse als Unterfertiger zu figuriren; es muß ihm also daran liegen, dieses in seiner Art einzige Aktenstück von den Makeln zu reinigen, welche es in dem Promemoria des Landes­ausschusses erhielt, mit einem Worte, der Herr Ritter mag nicht durch eine Gutheißung der Maßregeln des Landesausschusses sich felbst und seine gemeinderätlichen Genossen neuerdings blamiren. Diesen Motiven entsprang seine Rede im Landtage, welche er mit einem Antrage glorreich schloß, der einem Mißtrauensvotum an den Landesausschuß auf ein Haar ähnlich sah. Wi r sind, wie gesagt, geneigt, diese klassische Rede, welche ein Erpert jener gemeinderäthlichen Denkschrift war, als die Rede des Gemeinderathes, keineswegs aber als die des Abgeordneten N . v. Kaltenegger aufzufassen und demgemäß zu beurtheilen, obschon wir sie keinesfalls entschuldigen können. Dr. Toman's Antwort darauf war also ebenso gediegen als treffend, sie verriet den wahren Nolksfreund, der für sein Land und Volk mit allen ihm zu Gebote stehenden Kräften einstcht; seine Anklagen gegen die deutsch-liberale Klique sind vollkommen begründet, denn wem sonst verdankt das liebliche Krain mit seinen geistesbegabten, thätigen und vor allem Oesterreich treuen Einwohnern den Ruf, den es jetzt im In - und Auslande genießt, als den Federn im Lande selbst sich nährender infernalischer Existenzen, die zumeist Anbeter des modernen Libera­lismus sind? Was haben diese Abenteurer dem Lande genützt? womit haben sie die Wohlthaten vergolten, womit sie das Land reichlich überhäufte? Ucber die Vorgänge am Ianjoberge wurde so viel Aufhebens gemacht, während man die Ereignisse in Iosefsthnl und die darauf folgenden Erzesse in der Stadt entweder niit Stillschweigen über ging, oder sie mit satanisch unverschämter Verdrehung ganz entstellte! Das Andenken Rode's wird verwischt, ja mehr, man votirt Dank­ schreiben jenen, welche bei seinem Tode bctheiligt gewesen. Und R. v. Kaltenegger beschwört in seiner Rede nochmals den blutigen Schatten Rode's herauf, indem er dessen Tod einfach ignorirt. Wie unendlich größer wäre fein Verdienst bei der Affaire, wenn er die Sache früher erwogen und gegen den Ausflug der Turner seine Stimme erhoben hätte! Nun aber brachte er im Land­ tage jene unseligen Begebenheiten auf's Tapet, die jeden Vaterlands­ und Volksfreund mit Schmerz erfüllen, deren Erwähnung Thränen auspreßt, uud bittern Groll gegen jene erregt, die sie — hätten abwenden können. Wozu den sinstern Geist in jene Räume zitiren, wo Männer vereinigt für Landeswohl wirken sollen? Es sind ja Thränen genug geflossen und werden noch fließen, und wenn N. v. Kaltenegger ein wahrer Vertreter des Landes ist, wie kann er die noch nicht verharschten Wunden neuerdings aufreißen! Seine Schuld ist es wahrscheinlich nicht, daß die Debatte über dieses unglückselige Thema durch Antrag auf Schluß der Debatte so bald abgebrochen wurde; vielleicht mögen Dr. Toman's wahre Worte der liberalen Klique bitter fchmecken, aber dieselbe verdient die Strafpredigt vollkommen, was auch der Landtag anerkannte, indem er Kaltcneggcr's Antrag verwarf . Interpellation der Abgeordneten der steierisch­slouenischen Landgemeinden, überreicht in der diesjährigen Session des steierischen Landtages. Seit die Führer unseres Volkes die Vereinigung aller zerstreuten Theile der Nation in ein nationales und politisches Ganzes offen auf ihre Fahne geschrieben, hat unser Volk — die Wahrheit und Nothwendigkeit dieser Forderung instinktmäßig fühlend — sich der­selben mit Begeisterung angeschlossen. I n den Landtagen, in den flovenischen Vereinen und Volks­versammlungen, in Adressen und Petitionen, in der Journalistik, im täglichen Verkehre wird der Kampf gekämpft für dieses Ideal, gegen unsere Gegner innerhalb und außerhalb des slovenifchen Gebietes, die auch ihrerseits alles aufbieten, die öffentliche Meinung irre zu führen, und unfern Fortschritt zu verhindern oder zu verzögern. So hat sich auch der steierische deutsche Landesausschuß bewogen gefunden, in einer gedruckten Denkschrift vom 30. Oktober 1868 sich gegen unsere gerechte Forderung mit dem vorgreifenden Aus­spruche zu erheben, daß die steierisch-deutsche Landtagsmajorität selbe nie und nimmer bewilligen werde. Die Wichtigkeit und Heiligkeit unserer Sache verlangen, daß wir die Heilung des Uebels aus der rückhaltslosen Vloßlegung des­selben »ersuchen, und demgemäß unsere Gegner ihre Kampfmittel und Endzwecke immer wieder aufdecken, und immer in Erinnerung bringen, «er wir waren und sind, wie wir stehen, und was wir wollen. Wir Slovenen sind ein Theil der großen zukunftsreichen Slaven-Familie von der in Oesterreich neben kaum 8 Millionen Deutschen und kaum 5 Millionen Magyaren — gegen 18 Millionen Slaven wohnen. — Die Slaven sind es, auf denen die fisische Machtstärke des Reiches beruht. Wir Slovenen dießseits der Leitha waren einst ein Körper, ei n Volk, das sich über das ganze Steirerland und darüber hinaus ausbreitete. Unzählige Orts- und Eigennamen im jetzt deutschen Theile des Landes bezeugen die einstigen Wohnsitze der Slovenen daselbst. Unsere Fürsten und Obrigkeiten sprachen in unserer Sprache zu uns. Frei lebte unser Volk nach seinen Gesetzen. Den Feuda­lismus kannte es nicht. Aber es kam der Fremde über uns; unser Volk ward in Theile zerrissen, die sich dadurch einander entfremdeten. Es kamen die fremden Feudalherren mit fremden Beamten und Lehrern, unserm Volke in fremden Worten rauh gebietend. Sie bauten sich Schlösser mit un>eren Händen und unserm Gelde. Un­sere Ahnen leisteten ihnen Frohndienste, an deren Ablösung wir noch heute zu tragen haben. Unsere ^Muttersprache, unseren Ahnen bei Strafe verboten, wurde aus den Schulen und Aemtern, aus den Städten und Burgen unter das Strohdach des Landmannes vertrieben und als bäuerisch verspottet. Mi t unserm Gelde errichteten sich die Fremden fremde Schulen für sich. Die mehr als 18 Millionen Slaven hatten nicht eine nationale Hoch- oder Mittelschule. — Auf diesen Lehranstalten wur­den die Söhne unseres Volkes im fremden Geiste erzogen, ihrer Na­tion entfremdet. Nur gegen Verleugnung ihrer eigenen Nation tonn» ten sie Anstellungen und Würden erlangen. Hiedurch ward jenes, meist unwissende und anmaßende Rene« gatenthum in den Städten und Aemtern inmitten des slovenischen Volkes erzogen, das, weil der Nation entfremdet, mit dem Fremden gegen den Einheimischen sich verbündet und alles verfolgt, was na­tional ist, national fühlt und handelt. Aus der slavischen Mitte haben sich die Deutschen rekrutirt, numerisch vermehrt und aufgefrischt. Ein großer Theil ihrer Denker und Gelehrten ist slavischen Ursprunges. Größtentheils slavische Erde war es, worauf sie leben, und von wo sie uns verdrängten. Die Fremden schrieben und dozirten in ihrem Sinne die Ge­schichte der Slaven. Seines Volkes Größe, Ruhm und Tugenden wurden dem Slaven nie verkündet, daß ihm ja das Herz im Pa­triotismus nicht höher schlage. Nirgends verspürten die Slaven die staatliche Nachhilfe, die sie bei so unerhörten Ansprüchen an selbe wohl hätten erwarten können. Schien doch die ganze Regierungskunst darin zu bestehen, wie man den Slaven etwas anhaben könne. Hätte man so viel für sie gethan, als man gegen sie gethan, ja hätte man sie nur sich selbst überlassen, sie ständen anders da; — Oesterreichs Slaven haben nicht eine n glücklichen Tag gesehen. Wi r würden diese, einer vergangenen Zeit ungehörigen, dem rück­sichtslosen nationalen Egoismus entspringenden Akte der Unterjochung, Umstempelung des slavischen Volkes nicht weiter berühren, wäre dieß nicht zur Erklärung der gleichen Erscheinungen der Gegenwart noth­wendig; denn die alte Sucht, uns zu entnationalisiren, ist in der neuesten freiheitlichen Aera mit erneuerter Kraft wieder ausgebrochen. Wir Slaven sind nicht so blöde, ein anderes Volt seiner an­dern Nationalität willen zu hassen. Wir haben gegen das deutsche Volk als solches nichts, denn die große Masse desselben weiß von allem dem nichts. Auch gibt es der edlen wirklich aufgeklärten deut­schen Männer nicht wenige, welche uns Gerechtigkeit widerfahren lassen. Aber eine Koterie, aus iiuportirten Fremden, rücksichtslosen Egoisten und Renegaten aus allen Nationen, Standen und Kon­fessionen, ohne Rechtssinn, ohne Verständniß für die sittlichen Auf­gaben des Staates — hat im Namen des Deutfchthums und der Freiheit die Oberhand gewonnen, um beide zu distreditiren; eine Koterie, deren Egoismus und Herrschsucht die slavischen Völker, die in beiden Theilen der Monarchie das Uebergewicht und die Zukunft haben, mit allen erdenklichen Mitteln in die künstliche Minorität ge­bracht, und selbe an die Wand zu drücken offen auf ihre Fahne geschrieben hat. (Fortsetzung folgt.) „Österreichisches." (Fortsetzung.) Wenn wir unter jenen Postulaten, die mit einander versöhnt werden müssen, die Forderungen Galiziens und der slavischen Theile der südlichen Provinzen nicht genannt haben, so liegt der Grund hievon darin, daß die Stellung dieser Länder in Hinsicht auf die divergirenden Postulate in jenen bezeichneten drei Hauptrichtungen nicht so klar und bestimmt hervortritt, wie die Stellung der früher genannten Länder, die sich eben in wenigen Worten Präzisiren läßt. Denn einerseits fehlt den Forderungen und Wünfchen Galiziens und der südslavischen Ländertheile der feste Boden einer eigentlichen histo­rischen Rechtsgrundlage, andererseits stehen die Anschauungen und Bestrebungen dieser Länder, wie sie sich in der öffentlichen Meinung und den Vorgängen auf ihren Landtagen äußern, im Widerspruche zu dem Verhallen ihrer Vertreter im Wiener Neichsrathe. Eine eingehendere Besprechung von Detailfragen liegt aber außer dem Bereiche diefer Schrift. Uebrigens haben die Polen und die Slo­venen aus Opportunitätsgründen und wohl auch durch den eben angedeuteten Mangel eines historischen Rechtes beengt, den Weg der Transaktionen betreten zu müssen geglaubt; Transaktionen werden sie auch in Zukunft ihrem Ziele zuführen müssen. Jedenfalls ist der Oktobergeoante geeignet, auch, ihnen Befriedigung zu bieten. Wie aber kann der Oktobergedante wieder aufgenommen werden? Wir haben an der Inaugurirung des Ottobergedankens das Moment der unmittelbaren Aktion des Monarchen hervorgehoben. Wohl ist auch heute noch der Krone ein hochbedeutsamer An­theil an dem großen Werke vorbehalten; allein die Sachlage ist eine andere geworden. Ungarn hat im Wege zweiseitigen Paktes seine feste Rechtsstellung wieder zur Geltung gebracht; in den einzelnen Län­dern haben die damals vielfach verdunkelten „Rechtsanschauungen" wieder Leben und festen Gehalt, die damals nur im Prinzipe an­erkannten „Rechtsansprüche" eine deutliche, konkrete Formulirung er­halten; und endlich sind die „zehn Jahre Verfassungsstreites" nicht vorübergegangen, ohne neue Thatsachen zu schaffen, neue Verhält­nisse anzubahnen. Wie die Dinge heute stehen, kann nicht mehr die ausschließliche Aktion des Monarchen, kann nur die Verständigung und Vereinba­rung mit den legalen -— nicht bloß formell, sondern in Wahrheit und Wesenheit legalen — Vertretungen der Königreiche und Länder die Lösung bringen. Nicht eine Oktroyirung kann dazu führen und nicht eine Kon­stituante: denn wir haben nicht tabula rasa auf dem Gebiete des öffentlichen Rechtes, und die „Rechtsanschauungen der Länder und Völler" fordern heute für ihre „Rechtsansprüche" in konkreter Form Gehör. Aber auch nicht so und so viel Äonstituanten können dazu führen; denn kein einzelnes Land — und sei es noch so gewichtig und bedeutend — kann und darf seinen Willen den anderen impo­niren, um seiner Rechte willen über jene der anderen hinwegschreiten. Einzig und allein der Weg des Ausgleichs unter dem vermittelnden Walten der Krone führt zum Ziele; es mag dieser Weg in leine Formel doktrinärer Staatsweisheit sich fassen lassen: es bleibt aber darum doch der einzig österreichische Weg. Und auf diesem Wege suchen wir die Lösung der großen Frage im Sinne des wieder aufzunehmenden Ottobergedankens. Mit dem fünften Kapitel: „kstition ok LiZbt" schließt die Broschüre wie folgt: „Wo ist die österreichische Idee, die Idee des freien Verbandes aller Königreiche und Länder zu einem großen staatlichen Organismus noch lebendig? — in der staatsrechtlichen Opposition. Wo ist Herz und Sinn offen für die einzig mögliche Grund­lage des österreichischen Patriotismus, die Vaterlandsliebe der Völ­ker? — bei der staatsrechtlichen Opposition. Auf welcher Seite steht die politische Partei, die das Wort ihres greisen Vorkämpfers: „Wahrlich, existiite der österreichische Vorkämpfer nicht schon längst, man müßte im Interesse Europas, im Interesse der Humanität selbst sich beeilen, ihn zu schaffen" — noch heute auf ihre Fahne schreibt? — auf Seite jener Opposition, Wo steht der Kern des Volkes, an Glauben und an Treue reich, dessen heimatliche Berge mit dem Blute seiner Vater bei Oesterreich erhalten worden sind; das noch in jüngsten Tagen dem Feinde Oesterreichs den Eingang in seine Thäler mit seinen Leichen sperrte? — in jener Opposition. I m Lager der staatsrechtlichen Opposition allein ist Oesterreich noch zu finden. I m Namen dieser Opposition verlangen, fordern wir Recht. Nicht etwa in dem Sinne, als ob wir es zu Gunsten dieser Opposition, oder einer Fraktion dieser Opposition als Partei for­derten; auch nicht in dem Sinne, als gälte unsere Forderung irgend welchen speziellen Einzelrechten. Höheres als eine politische Partei vertritt, — Höherem als irgend welchem Einzelrechte gilt unsere ?stitiou ok iii^lit. Wir fordern Recht und Gehör für Oesterreichs Geschichte, für die Wahrheit in dieser Geschichte. Vor ihrer Stimme werden die Fiktionen i» ihr Nichts zerfließen, die jetzt den Markt beherrschen. I n ihr Nichts von schaalen Begriffen und leeren Worten wer­den zerfallen die Fiktionen von der Nothwendigkeit des Zentralismus, und von der Natürlichkeit des Dualismus, und den Gefahren des Föderalismus; in Nichts zerfallen vor der einfachen Wahrheit der Geschichte: wie Oesterreich entstanden ist, und wie es durch drei Jahrhunderte bestanden, gediehen und geglänzt. I n ihr Nichs werden versinken die freche Leugnung des histo­rischen Staatsrechtes der Königreiche und Länder und die Fiktion, daß irgend eine Februar- oder Dezember-Charte der Urquell alles öffentlichen Rechtes in Oesterreich sei; in Nichts versinken vor den Blättern der Geschichte, auf denen verzeichnet ist, daß alle Regenten Oesterreichs bis auf Kaiser Ferdinand I., dieses Namens den V. König von Böhmen und Ungarn, die Rechte und Freiheiten dieser Königreiche beschworen haben, ehe sie deren geheiligte Kronen auf ihr Haupt gesetzt. (Schluß folgt.) Tagesneuigkeiten. Lllibllch, 22. Oktober. -— (Die gestrige Abend sitzung) des trainischen Land­tages, welche bis gegen Mitternacht dauerte, war eine der bewegte­sten in dieser Saison. Anlaß hiezu gab das Bleiweis'sche Volks­schulgesetz, welches, obwohl schon zum viertenmale vom Landtage votirt, die Allerhöchste Sanktion noch nicht erhalten hatte. Dasselbe lautet in der jetzt beschlossenen Fassung: „Gesetz, wirksam für das Herzogthum Krain, betreffend die Unterrichtssprache in den öffentlichen Volksschulen und der Lehrerbildungsanstalten: Mi t Zustimmung des Landtages Meines Herzogthums Krain ordne Ich in Betreff der öffentlichen Volksschulen, das ist derjenigen, welche vom Staate, dem Lande oder Gemeinde erhalten werden, dann in Betreff der Lehrerbildungsanstalten an, wie folgt: ß. 1. I n allen Volksschulen Krams ist die slovenische Sprache die Unterrichtssprache, nur in jenen der deutschen Gemeinden Gottschee's und in Weißenfels ist die deutsche Sprache Unterrichtssprache. §, 2. I n Laibach wer­den an diesen Schulen für Deutsche Paralellklassen oder aber selb­ständige deutsche Schulen errichtet. Z. 3. An den Lehrerbildungsanstal­ten ist die slovenische Sprache Unterrichtssprache. §. 4. Der Minister für Unterricht und Kultus ist mit dem Vollzuge dieses Gesetzes beauftragt." — I n der Generaldebatte ergriff dagegen zuerst der Landesprasident, dann De2man das Wort, indem letzterer sich bemühete, dasselbe als überflüssig, als eine Art Geisteszwang darzustellen. — Svete c bewies auf Grundlage der bestehenden Gesetze, welche befolgt weiden müssen, daß dieses Gesetz in den Ressort des Landtages gehört. — Krome r nannte das Gesetz ge­radezu eine Zwangsjacke, welche die Väter ihren Kindern gegenüber aller Rechte beraubte. Er schloß mit großer Erregtheit, daß es in diesem Landtage besser aussehen würde, wenn man sich nicht durch Beispiele aus Böhmen und Galizieu beeinflußen ließe. — Dr . 2arni k tonstatirt mit Berufung auf Kaiserfeld, daß das Prinzip unserer Regierung die Germanisirung der Länder sei. Mühlfeld habe gesagt, der beste Weg, einem Volke die Nationalität zu beneh­men, wäre, wenn man die Art an die Volksschule legt. — Dr. Tom an beweist in glänzender, schwungvoller Rede, daß nirgends das Volk auf Grundlage fremder Sprachen gebildet worden, viel­weniger das slovenische, welches sich gleich Böhmen, Mahren und Galizien nie wird germanisiren lassen. — I n der Spezialdebatte stellte DeLman , welcher die Behauptung ausstellte, daß die Slo­venen nicht einmal die nothwendigsten Lehrmittel hätten, zu §. 1 den Antrag: I n Krain kann die Unterrichtssprache die deutsche oder die slovenische sein, das Entscheidungsrecht steht dem Landesschul­rathe zu. Dagegen sprach Dr. Tom an und widerlegte die Be­hauptungen DeLman's unter allgemeinem Beifall. Nachdem noch Dr. Vleiwei s als Berichterstatter gesprochen, wurde DeLman's Antrag abgelehnt , welches Schicksal auch das Amendement R. v. Kaltenegger's bezüglich der deutschen Paralellklassen theilte. Die darauf folgende Debatte drehete sich um die konstatirte Thatsache, daß die Negierung für Lehrmittel und Lehrkräfte, welche letzteren außer Krain beschäftiget werden, sorgen müsse. Die Redner der Gegen­partei suchten alle Scheingründe hervor, um sie in das Feld zu führen, konnten aber nicht reussiren, denn das Gesetz wurde schließ­lich auch in dritter Lesung angenommen. Wir werden auf die interessante Debatte zurückkommen. — Ueber Dr. 2arnit' s An­trag, betreffend die Äenderung des §. 4 der Landesordnung wurde zur Tagesordnung übergegangen, weil, wie es im Berichte des Aus­schusses heißt, keine Aussicht vorhanden war, die erforderliche Zwei­drittelmajorität zu gewinnen. — Auch brachte Dr. 2arni k eine von den meisten Abgeordneten unterzeichnete Petition an die h. Re­gierung ein bezüglich der Berücksichtigung der slovenischen Sprache bei der Eisenbahn, wo ans allen Stationen ausschließlich nur deutsche Aufschriften sind u. f. w., welche der Landespräsident dahin beant­wortete, die Regierung werde Sorge tragen, daß dießfalls den Wün­schen der Bevölkerung thunlichst entsprochen werde. — Der Schluß der diesjährigen Landtagssession erfolgt morgen den 23, Oktober. —> (Aus der Handels- und Gewerbekam in er,) Bei der neuerdings vorgenommenen Wahl des Präsidenten und Vizeprä. sidenten wurden die Herren V. C. Supau und I. N. Horak wieder gewählt. — (Unverschämtheit des „Tagblatt".) Daß da« „Tag­blatt" lügt, weiß jedermann; daß es aber auch impertinen t unverschäm t lügt, bewies es durch die unverschämt, beispiellos frech erlogene Darstellung des bekannten S chreu°Pe rhavc c Exzesses in Stein. Ein so eminent lügenhaftes Talent, wie es der Schreiber jenes Artikels dokumentirt, verdient öffentlich auf den Pranger gestellt zu werden. Man muß angesichts der Fakt», welche durch das Resultat der im Zuge befindlichen gerichtlichen Un­tersuchun g sicherlich werden klargestellt werden, empört sein dar­über, daß solche Entstellungen von Thatsachen, wie wir sie hier le­sen, gedruckt werden dürfen. Der Mißhandelle, welcher von den Ge­waltthätern kniefälli g förmlich verfolgt wurde, damit er au s Schonung der zahlreichenFamilie derselbenvoneiner gerichtlichen Klage abstehen würde, hat sich nun veran­laßt gesehen, wegen der empörenden Lügen im „Tagblatt", wodurch er zum Exzedenten gestempelt erschien, die Anzeige zur gerichtlichen Verfolgung der Attentäter zu erstatten. — Dieß alles war dem Skribler des „Tagblatt" wohl bekannt und dennoch schrieb er jene Lügen, welche an Unverschämtheit ihresgleichen selbst in den schmutzig­sten Sudelblattern nicht finden werden. Und so eine Lügenchronil wagt es, sich ein Journal zu nennen!