IV. Jahrgang. Nr. 41. Zeitschrist für vaterländische Interessen. Erscheint jeden Dinstag und Freitag und kostet: Mit der Post: Für Laibach sammt Zustellung: Ganzjährig fl. L-— Ganzjährig fl. 5.— Halbjährig „ 3.— Halbjährig „ 2.50 Einzelne Nummer 5 kr. Die Redaktion befindet sich am Hauptplatz, Nr. 10, II. Stock. Die Administration in Ottokai Klerr's Buchhandlung Hauptplatz, Nr. 313. Insertionsgebühren: Für die 2!paltige Petit-Zeile oder deren Raum bei Imaliger Einschaltung 6 kr., 2 Mol 8 kr., 3 Mal 10 kr, Stempel jedes Mal 30 kr. Inserate übernimmt Haasenstein ss Vogler in Wien, Wollzeile 9, Hamburg, Berlin, Leipzig, Frankfurt »M. , Basel. Geldsendungen sind zu richten an den Eigcnthümer de« Blattes. Manuskripte werden nicht zurückgesendet, anonyme Mittheilungen nicht berücksichtiget. Laibach, Freitag am 21. Mai 1869. Der Tabor in Vixumrje. (Fortsetzung.) Als sich der Jubel gelegt und auch der inzwischen eingetretene Regen aufgehört hatte, ergriff zum ersten Punkte des Programms: „Vereinigung aller Slovenen in eilt Kronland mit einem Landtage in Laib ach" Dr. Bleiweis das Wort. Der über 1^2 Millionen zahlende flovenische Volksstamm ist in 8 Län­ dern derart zersplittert und zerstreut, daß die Stammesbrüder ein­ ander kaum mehr kennen. Einstens bildete der Volksstamm ein zu­ sammenhängendes Ganzes, erst später ist er durch die Ungunst der Verhältnisse zersplittert worden. Was jedoch einstens gewesen, dar f und muß auch jetzt sein zum Wohle des flovenischen Volkes, zum Wohle Österreichs. Solange der große Volksstamm zersplittert ist, vermag er wenig oder nichts durchzusetzen, sein Ruf verhallt umge­ hört, seine Wünsche werden nicht berücksichtiget; erst wenn er sich vereinigt, wenn er vereint seine Stimme erhebt, dann hat dieselbe eine Geltung. Redner weist auf den Grundbesitz hin; ist derselbe zusammen­ hangend, dann kann er einerseits mit geringeren Administrationskosten verwaltet werden, andererseits repräsentirt er einen größern Werth und ist viel ansehnlicher. Wie bei der Administration von Bauern­ gütern, so verhält es sich mit dem Staate; sind wir in ein Kron­ land vereinigt, fo haben wir statt der vielen gut gezahlten Statthalter nur einen einzigen; wenn auf diese Art die Auslagen geringer sind, so ist eine Steuererniedrigung eine selbstverständliche Folge der neuen Organisation. Demnach gereicht diefe Vereinigung der Slovenen Oesterreich selbst zum Vortheil. — Seit mehr denn zwanzig Jahren habe Redner dieses Ziel im Auge gehabt, früher im Landtag, heute hier; es erschalle der Ruf: „Gebet uns Slove­ nien!" (Stürmischer Beifall und begeisterte Rufe: Ja, wir wollen Slovenien). Wir fordern dasselbe nur auf gesetzlicher Grundlage, der Slovene liebt keine Revolutionen; jedoch müssen wir diesen Ruf oft wiederholen, wir müssen so lange klopfen, bis uns aufgethan wird. Hierauf erwähnt der Redner, daß er selbst im Jahre 1848 beim Erzherzog Johann in Wien dießbezüglich angeklopft habe; derselbe habe ihn freundlich begrüßt, ihm jedoch zugleich entgegnet: „Wißt Ihr, daß alle Nationen sich melden werden, wenn Ihr das erreicht, was Ih r wünscht?" Heute ist nun die Zeit gekommen, wo wir den Ruf laut erschallen lassen können: „Gebetuns Slovenien!" Nachdem dieser Redner unter tausendstimmigem Beifall geendet hatte, trat als zweiter Redner über diesen Punkt Dr . Vo n nja k auf. Er begrüßt als Abgesandter der steierischen Slovenen die Ver­sammlung, welche den Gruß tausendstimmig erwidert. Die steierischen Slovenen sehen gleich den übrigen ein, daß auf diese Weise ihre Verhältnisse und Zustande niemals besser werden können; ein Fort­schritt zur Besserung ist die Vereinigung aller in eine n Körper, dann sind sie nicht mehr Untergebene, sie sind Herren , nicht mehr die Fremden, die sich jetzt in uuserm Lande breit machen. Diese erheben stolz die Köpfe, können jedoch unmöglich für unser Wohl sorgen, weil sie unsere Bedürfnisse nach den eigenen schätzen. Die Vereinigung bietet auch wesentliche materielle Vortheile: Statt der jetzt bestehen­den fün f Statthaltereien wäre dann nur eine einzige im Zentrum des Reiches, in Laibach, daher würde eine Verminderung der direkten Steuern die allernächste Folge davon sein; die Landcsumlage würde ebenfalls herabgesetzt werden. — Jetzt müssen wir alle deutschen Anstalten unterstützen, flovenische haben wir keine. Die Versammlung schenkte diesen und ähnlichen Auseinander­setzungen die größte Aufmerksamkeit, sie sah den Vortheil einer Ver­einigung vollkommen ein und bezeugte dieß durch häusige Beifallsrufe. Dr. Tonkli , Landtagsabgeordneter aus Görz, begrüßte eben­falls die Taboriten im Namen seiner Landsleute, welche auf dem Tabor in Schön paß den gleichen Wunsch ausgesprochen. Wenn Oesterreich von den Slovenen Steuern und Soldaten verlange, so müsse es als Gegendienst unsere Forderungen berücksichtigen. Hätten wir den jetzt allgemein ausgesprochenen Wunsch früher energisch ge­äußert, dann wäre nicht eine ansehnliche Zahl unserer Brüder mit Italien für uns verloren gegangen, (Beifall.) Bei der hierauf erfolgten Abstimmung wurde der erste Punkt mit endlosem Jubel und Händeklatschen angenomme n und zwar mit Gegenprobe. Den zweiten Punkt: „Einführung der flovenischen Sprache in die Schule" besprach Dr. 2arnik in seiner be­kannten, auf das Volk sehr wirksamen Redeweise. Die Schulen sind ein Gegenstand, mit dem man sich zuerst befassen, auf den man sein erstes Augenmerk richten muß. Unsere Vorfahren bekämpften ihre Feinde mit dem Schwert, wir muffen es mit der Einführung der flovenischen Sprache in die Schule. Welche Berechtigung genoß und genießt noch die flovenische Sprache in unserer Schule? Sie bringt den Unglücklichen, der sich ihrer bedient, auf die „Eselbank", „Ober­musterschüler" Punktiren ihre Untergebenen im Verzeichnisse, wenn sie dieselben auf einem flovenischen Worte ertappen, und diese Punkte weiden entweder mit dem „Staberl" oder mit der Zunge am Körper des Delinquenten radirt. Auf diese Weise sitzt das ganze Volk auf der Eselbank. Soll man das fernerhin dulden? (Rufe: Nein! I n keinem Falle!) Die Resultate bleiben nicht aus. Als uns im Jahre 1866 die Preußen so gründlich auf's Haupt schlugen, da fanden es unsere Offiziere alsbald heraus, daß jene den Sieg nur dem bessern Zustande ihrer Schulen verdanken. Es war in der Thai fo, die Preußischen Offiziere kannten Land und Leute in Böhmen besser als die unsrigen. Was lernte bisher das Kind in der Schule? „NK a — Fisch. miLÄ — Tisch, Ka8A, — Brein, das muß sein." Auf Kosten dieser „Wissenschaften" wurden andere nützlichere Kenntnisse theilweise oder gänzlich vernachlässiget, welche unseren Kindern nützlicher sein würden, z. B. Geografie, Naturlehre, Obstzucht u. s. w. Wahrlich wenn es um unsere Schulen so bestellt sein soll, dann lassen wir unsere Kinder lieber zu Hause! (Großer Beifall.) Als Professoren fungiren Fremdlinge, welche unser Land ein „Schweineland" nennen. Sollen wir unser schönes Krain wirklich so bezeichnet wissen wollen?! Nein, wi r sind die Herrscher, wi r die ersten, nach uns kommen andere. Das Sprichwort: „Huot linzuas cales, tot IwmiuuiQ valss". ist zwar sehr schön zu hören, aber bei unserm Volke nicht praktisch anwendbar, weil der Slovene seine Heimat liebt und daheim bleibt. Wer jedoch zum Fortkommen eine andere Sprache zu bedürfen glaubt, dem sind ohnehin die Mittel dazu an die Hand gegeben. — Jedes Volt besteht auf seiner Sprache, hier handelt es sich sogar um eine Ehrenrettung. Die Deutschthümler haben uns hinter den Ofen po° stirt: dort ist unser Posten nicht, uns gebührt im eigenen Hause der erste Platz. Bei der Schule muß man daher zu bessern anfangen, dann werden sich auch diese unnatürlichen Verhältnisse anders gestalten. Er schloß unter endlosem Beifall des Publikums, und die dieß­falsige Resolution wurde gleich der vorhergehenden einstimmig und mit Begeisterung angenommen . (Schluß folgt.) Journalistische MeMs . So oft wir die Dramen Schillers, Göthes, und andere effekt­reiche, die verworfensten Charaktere vorführenden Stücke lasen, be­wunderten wir einerseits die erfinderische, ja geradezu höllische Fantasie, welche so niederträchtigen Gestalten Leben zu geben wußte, andererseits stiegen in uns Zweifel auf an der Wahrheit des grellen, schauerlichen Gemäldes, welches die Natur in dieser Furchtbarkeit, Verdorbenheit und Verzerrung nie geschaffen haben konnte. Es mag sein, daß zur Zeit der Entstehung dieser verzerrten Bilder die Fantasie des Dichters die grauenvolle Dekoration ver­vollständigte, daß Scheusale dieser Art wohl nur im Kubikwurzel­auszug eristirten, von den Schöpfern aber zur tausendsten Potenz erhoben wurden, kurz daß die Portrait« des Mcfisto, Äago, Franz Moor u. s. w. keine Originale hatten. Wohl zeigt uns die römische und griechische Geschichte einzelne katilinarische Existenzen, aber im ganzen läßt sich sagen, daß die Vergangenheit im Reichthum an Personen vom niederträchtigsten, oder besser gesagt, ga r keine m Charakter vor der Gegenwart weit zurücksteht. Glückliches Alterthum, wo keine „liberalen" Blätter erschienen! beneidenswerthes Publikum, das darin nicht Lügen fand! Beneidenswerth die Gänse, die nicht das Bewußtsein hatten, daß ihre Federn in so elende Hände kom­men, daß damit so schändliche Artikel geschrieben, so schamlose Lü­gen fabriziit werden, als man im „Laibacher Tagblatt", diesem un­gezogensten der journalistischen Gassenbuben, dieser Mißgeburt aller Fratzen, die durch ein menschenähnliches Geschlecht voll der diabo­lischesten Eigenschaften gefüttert wird, begegnet, -— Wer es über sich Feuilleton. Kreuz- und Quersprünge eines Gemäßigten. (Fortsetzung.) Der Föderalismus bindet sich nicht allein auf die Regierungs­form, sondern wir finden ganz denselben Föderalismus auf dem Gebiete der Wissenschaften und Künste, des Kapitals und des Kre­ditwesens, des Ackerbaues, der Industrie und des Handels. Hätten es sich die Herren Wiener vor zwanzig Jahren träu­men lassen, daß ungeachtet sie die Herren des Kapitals waren, ihrem Platze das ganze Produkten-Erportgeschaft entschlüpfen würde? I n Laibach dachte zu derselben Zeit niemand daran, daß der Speditions­und Produktenhandel mit unserer Stadt nicht für ewig gebunden sei. Das war die gute alte Zeit, die Zeit des schnarchenden Volks­selbstbewußtseins, der starrsten Zentralisation, eine Zeit, wo alles auf Kommando ging, wie in den fünfziger Jahren die Barte in ^V.-Form rasirt sein mußten, weil es Herr Bach und vielleicht noch andere wünschten; in diese Zeit fiel auch die Feuertaufe der soge­nannten kaiserlichen Rache. Diese Weltweisen hatten für ihr Leben gerne in einem Bera­thungsfal berathend gesessen und für die Nachschlage dieser Rache irgend einen Rahmen gefunden; — mit dem Räch dieser Räche wäre dem Monarchen und dem Volke viel geholfen gewesen. Und was so ein Herr am Lande sich darauf einbildete, von der ganzen Gesellschaft statt des üblichen Titels „Herr Apotheker" oder „Herr Tabakuerleger" u, s. w. den eines kaiserlichen Rathes zu erhalten! — Wi r haben wahrhaftig schon närrische Känze von kaiserlichen Rächen kennen gelernt. Wien ist zentralistisch mit allem, was drum und dran hängt, dort ist der Hofstaat und alles was dazu gehört, dort sind die Ober­ bringen kann, dieses unappetitliche Gebräu aus einer Fabrik, wo alles, was schlecht, schmutzig, verworfen, verpestet ist, sich kon­zentrirt, um dem Publikum als reiner Wein eingeschenkt zu werden, ohne Nachtheil für seiue Gesundheit nur zu kosten, der prallt zurück vor diesem Produkt und — beginnt an die Wahrheit der Charak­tere wie Mefisto, Iago, Franz Moor und ähnliche zu glauben, ja er sieht sie leibhaftig vor sich, er begegnet ihnen auf der Gasse, er erkennt sie aus ihren Werken. Doch wir wollen unser Urtheil rechtfertigen und nur einiges aus den Berichten des „Tagblatt" über die Tabore überhaupt und über den größten derselben bei ViLmarj e retapituliren. Zuerst hat es nach alter Manier und Tendenz die Zahl der Theilnehmer auf höchstens 12.000 „Weiber und Lehrjungen" redu­zirt! — Wenn das „Tagblatt" — es sollte wahrhaftig „Nacht­blau" heißen, denn in diesem Anzüge getraut sich kein ehrlicher Mensch bei Tage auf die Gasse — nicht zu verworfen wäre und wir durch einen Dialog mit ihm nicht unfern Ruf riskiren würden, so könnten wir ihm ganz genau nachweisen, daß an der Save ­brücke allei n 40 0 fl. an Mauthgebühren eingingen, was auf die Person (mit 4 kr. hiu und her) berechnet, eine Zahl von 10.000 Passanten gibt; wir könnten ebenso genau nachweisen, daß 1.400 Pferde die Kommunikation zwischen Laibach und St . Veit besorgten, daß die Straße von Laibach bis St . Veit mit einer nirgends zer­rissenen Kette — theilweise sogar Doppeltet!« — bedeckt war; ungezählt die Passanten, die den Weg zu Fuß auf beiden Seiten füllten; wir könnten ihm sogar nachweisen, daß aus andern Orten Ober­krains über 1,500 Menschen, aus den Nachbarländern über 2000 Zuzügler gekommen waren; alles dieses könnten wir ihm nachweisen, wenn nämlich das Blatt nicht unter jene gehören würde, deren Be­rührung stets verpestend wirkt. Das Blatt spricht ferner verächtlich von „Bauern, Weibern und Lehrjungen", welche das Haupltontingent znm Tabor stellten. Wir haben erst kürzlich auch dem „Tagblatt" das Wesen des Ta­bors erklärt, allein es ist in seiner alles, was national ist, negi­renden, liberal-verstockten Begriffsstutzigkeit so konsequent, daß es davon keine Notiz nimmt. „Bauer" ist ein ehrenwerther Stand, dem ein Tagblattler nicht einmal die Schuhriemen zu lösen würdig ist; wenn es überhaupt einen Ausdruck gibt für die höchste Potenz menschlicher Verkommenheit, körperlicher und geistiger Krankheit, der durch „aussätzig" nicht charakteristisch genug bezeichnet wird, so ist behörden, die Hochschulen, die Zentral-Wohlchätigteiisanstalten, die Bank- und Kreditinstitute, Fabriken u. s. w., bort laufen die Faden aus den Provinzen Oesterreichs zusammen. Lassen wir den Föderalis­mus auf liberalster Basis walten und wir werden sehen, daß es keines Dezenniums bedarf, um die Provinzhauptstädte, namentlich jene eines Hinterlandes wie Kram zu heben, — dieß geschieht auf Unkosten der privilegirten Residenz oder Metropole. Verfolgen Sie die Tendenz der sogenannten verfassungsfreund­lichcn Wiener Presse seit Jahren. Wissen Sie, daß die Presse, man könnte fast sagen, ohne Ausnahme allen Grund hat, sich dem Wunsche der großen Industrie- und Handelswelt, den großen Etablissements oder Bahngesellschaften zu fügen, und noch anderen maßgebenden Körpern dazu, Sie verstehen uns wohl. Gerade wie wir Interesse daran haben, durch eine föderalistische Regierung in unserer Stadt, in unserer Provinz zu erstarken, so liegt dem Wiener, beziehungsweise Unterösterreicher daran, alle Fä­den, welches Fach immer sie repräsentiren mögen, in seiner Haupt­stadt zu vereinigen. Der getheilte Aufenthalt der kaiserlichen Familie macht den Wienern sehr oft Migraine, aber wir meinen, es wird besser kom­ men, die Herren Ungarn sind erst bei einigen Fingern, die man ihnen reichte, und sie werden wahrscheinlich auf beide Hände reflektiren. Wenn wir uns jene Tage ins Gedächtnis) zurückrufen, wo in unserer Stadt das Gerücht zu kursiren begann, eine Anzahl liberal denkender, rechtlicher Männer habe sich zusammengefunden, um ein unparteiisches, freisinniges, vor allem der Voltsauftlärung gewidmetes Blatt zu gründen, so konnten wir kaum den Tag erwarten, wo das Programm des ins Leben gerufenen Blattes fertig vor uns liegen würde, und wahrhaftig, das Programm befriedigte uus in- hohem Grade. Es vergingen drei bis vier Wochen und statt dessen, was wir in diesem Blatte an versöhnender Tendenz durch den aufgeregten das Epitheton: „tagblättlich" bezeichnend genug. Diese Sekte verfolgt -gar kein Prinzip, als das, alles zu vernichten, sie bespöttelt Volks­versammlungen in einer empörenden Weise, nimmt aber doch keinen Anstand, den Gehalt zu beziehen, der ihr aus den Steuern dieses verachteten Bauernstammes ausgezahlt wird. Wollte sich ein Dichter die Mühe nehmen, das Treiben dieser Schmarotzerklasse, dieser Thersiten im Feldzuge des bisher unter­jochten Volkes zu studieren, er brächte ganz andere, viel gräßlichere dramatische Werke zu Tage, welche freilich zu kraß wären, um auf Der Bühne ohne Gefahr für die darstellenden Künstler gegeben wer­den zu können; auch würde diese Charaktere niemand naturgetreu malen können, denn jedermann würde ein Grauen erfassen, in die Tiefe des Sumpfes zu sehen. Dieser Vernichtungstrieb, dieser Intriguanten­geist ist nicht angeboren, so tief ist gottlob das Menschengeschlecht noch nicht gesunken, daß es solche Mißgeburten liefern würde; er ist vielmehr das Resultat langjähriger mefistofelischer Studien, jenes Stadium der Verzweiflung, in dem man blind vor Wuth dem Sieger noch eine Faust voll Sand in die Augen wirft, bevor man in's Wasser zu springen gezwungen ist, in dem man das Haus, welches man abtreten muß, im Abziehen noch mit Koth anwirft, in dem ein verurtheilter Verbrecher, kurz bevor ihm die Kehle zugeschnürt wird, gegen die Richter und das Publikum Schmähungen durch die knirschenden Zähne schleudert und schließlich dem nächstbesten noch seine eigene blutige Zuuge in's Gesicht speit, und zwar ohne einen andern Grund, als aus Wuth, daß nicht auch dieser gleich ihm gehängt wird. Wenn uns jemand vielleicht Gemeinheit vorwerfen sollte, so bringen wir ihm in Erinnerung, daß durch die tagblättlichen Aus­fälle jüngster Epoche uns Acquis gegeben wurde. Uebrigens bleiben wir dabei, daß wir keine Farben auftreiben können, die dieses Ge­mälde grell genug machen würden. Wer es nicht glaubt, der lese jene Artikel, welche das „Tagblatt" den Taboren widmet, oder jene in einem möglichst gemeinen Kernspruch bestehenden Rückzüge der in unseren Blättern angegriffenen Kämpen des „Tagblatt". Tagesneuigkeiten. Llübllch, 21. Mai. — (Das prachtvolle Fahnenband), welches die Pa­triotinen in Tace n gelegentlich des Tabors von ViLmarje dem Sokol gespendet haben, wird auf vielseitiges Verlangen morgen und Gemüthern zugängliche Logik und Beispiele zu finden erwarteten, fanden wir das schroffe Gegentheil, nach einigen Wochen lag das deutschthümelnde zentralistische Regierungsblatt nackt vor uns; — uns täuschen oppositionelle, gegen das Ministerium gerichtete Artikel ebenso wenig, als uns gewisse demonstrative Auslassungen und die gegen den Vertreter der Regierung in unseren Anschauungen irre zu machen vermögen. Laibach steht, diese Einrichtung betreffend, nicht vereinzelt da, andere Provinz-Hauptstädte und die Metropole selbst haben ebenfalls ihre Tagblätter, wenn sie auch nicht gerade als „Tagblatt" prototollirt sind. Die Metamorfose, die beim Eintritte der derzeitigen Regierung bei den Beamten, namentlich bei den Bureauchefs eintrat, wirkte auf einen schärfern Beobachter nahezu komisch; es verflossen kaum vier­zehn Tage, und alles, was aus Regierungskasjen Gehalt bezog und beiläufig über die siebente Diätenklasfe aufwärts ging, wurde ent­setzlich liberal; — wir hätten einige nette Anekdoten zu berichten aus der Zeit, als es fast unvermeidlich war, daß der alte despotische Trieb des allmächtigen Amtschefs mit dem frisch angezogenen Libe­ralismus in Konflikt gerieth. Vorderhand haben die Beamten den Zwang, den Bart nach einer gewissen Vorschrift zu tragen, bereits hinter sich, obwohl diese seinerzeitige Verordnung noch nicht außer Kraft gesetzt ist, aber wir betrachten den aufgelassenen Zwang als eine Art Errungenschaft und werden mit derselben eine zeitlang auskommen. „Mein Schnurbart soll Ihnen beweisen, wie sehr ich dem Fortschritt huldige", sagte im Jahre 1849 im nördlich gelegenen Theile unserer Monarchie in einer Stadt von 6—7000 Einwohner der Amtschef zu seinen übrigen Beamten beim Anlasse einer Ve­glllckwünschung von Seite der letzteren; wir meinen, daß dieses Ar­ gument noch heute von manchem dieser Herren angewendet werden könnte, nur sind aus den Schnurbärten hie und da Vollbarte geworden. Iosias zeugte den Iechonias und seine Brüder um die Zeit des übermorgen (Samstag und Sonntag) von 10—12 Uhr Vormittags im Säle der t^italnica für die Mitglieder der Üitalnica und des Sokol zur Besichtigung ausgestellt. — (Pernhart's Panoramen.) Wir machen unsere Leser auf die im Redouteusale ausgestellten Gcbirgöaussichten des genialen Malers Pernhar t aufmerksam. Die eine ist vom Mangart, die zweite vom Lusariberge aus aufgenommen. — (Der Iuöni^ Sokol in Tri est) feierte am 6, d. M. im Sa l der städtischen Üitalnica sein Gründungsfest. Es waren 65 Mitglieder erschienen, welche zuerst einen Ausschuß wählten, worauf H. Kovsca eine begeisterte Anfprache hielt und die Stellung des Vereines scharf und glücklich zeichnete. Am 12. d. M . wählten die 9 Ausschußmitglieder Hrn. Ple»e znm Starosta, Hrn. ^vanut als dessen Stellvertreter, Hrn. Dotsat als Kassier und Hrn. KovZca als Sekretär. Auch Hr. Ivan 2or ist im Ausschuß. — (Die Rindvieh-Prä mienvert Heilung) fand in der Konkursstation Landstraß am 14. Ma i 1869 statt. Es wurden hiezu ö Stück Stiere, 14 Stück Kalbinen und 19 Stück Kühe, zusammen 38 Stück vorgeführt. Nach genauer Würdigung der Thiere wurde von der Kommission erkannt, daß für Stiere dem Plevnik Anton von heil. Kreuz (Mürzthaler-Race), die erste Prämie pr. 80 ft.; dem Niöemer Josef von öuöjamlaka, Bezirk Gurtfeld, die zweite Prämie pr. 60 st., dem Rodiö Johann von DobraZtavas, Bezirk Nasfenfuß, die dritte Prämie pr. 60 fl. gebühre. — Für Kalbinen wurde zuerkannt dem Anton Keriiiönik von Landstraß die erste Prämie pr. 40 fl., dem Anton 2alotar von Koöareve die zweite Prämie pr. 30 fl., dem Georg Mahoröiö von Muntcndorf die dritte Prämie pr. 30 fl,; belobt wurde wegeu der Kalbin Gre­gor!« von Gurkfeld. — Die Preise für Kühe wurden zuerkannt: dem Franz Oregons von Gurtfeld die erste Prämie pr. 50 fl., dem Herrman Graf Auersperg die zweite Prämie pr. 40 fl.; be­lobt wurde Herr Treuc von DrMovce wegen einer schönen Kuh der Pinzganer-Race. — Au s Kalc e wird uns geschrieben: Nach erfolgter erster Veröffentlichung des Ausschusse« unseres Tabors habensich als Mit ­glieder angeschlossen noch folgende: die Herren Dnbrouac, Ielusiö, Maret, Premuda und Tanc, aus dem Castuaner Gebiete, ferner die Herren Gärtner und IelovZel ans Feistritz, H. Knafelc aus Gra­fenbrunn, H. Kriiiaj von St. Peter, Abgeordneter H. Koren aus Planina, H, Lavriö von Rakel und H. Tavöar von Laibach. — Auszugs nach Babilon und das liberale um jeden Preis vorwärts­schreitende Vürgerministerium zeugte die Tagblättcr, — die Chefre­dakteure waren bereits fertig, so wie die hochgehaltene Fahne, deren Devise: „Freiheit und Gerechtigkeit" praktisch in dem Sinne geübt wird, wie etwa die „Presse" ihr „Gleiches Recht für alle" versteht und handhabt. Die Jetztzeit leidet viel an Ideen und Begriffsverwirrungen, wir kennen sehr gemäßigte, vernünftige und geachtete Personen, die über die Volksversammlungen die Nase rümpfen und mit dem ab­sprechendsten Urtheil über dieselben gleich zur Hand sind. Wollen diese Männer nicht weiter sehen? Geben wir zu, daß unser Land« Volk für die Auffassungen der gewissen Zeitfragen noch nicht reif fei, obwohl wir das Gegentheil glauben, denn für die zur Berathung oder vielmehr zum Vortrage kommenden Punkte ist jeder über das achtzehnte Lebensalter geschrittene Mensch, der seinen hausbackenen Menschenverstand zum Tabor mitbringt, vollkommen reif, d. h. was er nicht fogleich versteht, wird er gewiß nachholen, indem er sich es im Laufe der Zeit erklären läßt. Wenn man von politischer Reife überhaupt sprechen wollte, so dürften die berathenden Volksversammlungen im Alterthum und wah­rend des Mittelalters auch nicht zeitgemäß gewesen sein; damals gab es wenig oder gar keine Schulen, auck keine Tagblätter, doch hie und da gute Volksminister oder Volksanwälte, die man in Rom Tribunen nannte. Wie viele solche römische Minister die Regierung in den Pen­sionsstand aufnehmen durfte, und wie viel die Pensionen betrugen, ist uns unbekannt, — wir in Oesterreich könnten aus den lorbeer­umkränzten Generälen und glorienumflossenen Ministern ein anstän­diges Freikorps bilden, nur dürfte der Führer desselben nicht aus dem Körper selbst gewählt werden; jedenfalls wäre dieß ein Malheur für's Korps. (Fortsetzung folgt.) -Im Namen des Gefammtausschusfes sprechen wir allen Patrioten den herzlichsten Dank aus, die sich trotz des höchst ungünstigen Wetters in so bedeutender Anzahl beim Tabor einfanden und hiemit sowohl sich selbst als auch die ganze flovenische Nation ehrten! Wir^ rufen ein weittönendes Slava allen Slovenen, Küstenländlern, Rechen, Serben und Kroaten zu, die sich persönlich, schriftlich oder telegra­fisch daran betheiligten. Eingesendet. Dem „Laibacher Tagblatt," Auf einer botanischen Erlursion verflossenen Pfingst-Sonntag bekam ich zufällig Nr. 106 vom 12. Mai des „LaibacherTagblatt" zu Gesicht. I n dieser Nummer erzählt unter dem Strich ein am Stoffmangel leidender Originalkoirespondent vom Froschgequacke, von Tabors, und auch „ein artiges Histörchen" von „heimkehrenden Ta­boriten". Das große Ereigniß, nämlich „der Konflikt zwischen zwei Reisenden; ja richtig! — zwischen heimkehrenden Taboriten — und einer Mauthnerin" geschah „an der Schranke einer landesfürstlichen Stadt Unterkrains", welche Stadt (zur bessern Orientirung sei es gesagt) nach Angabe verläßlicher Topografen sogar mehr Häuser zählen soll, als das berühmte Krustenthier, welches die Fluchen des durch dieselbe fließenden Flußes bewohnt, Fußpaare aufzuweisen hat. Aus besonderer Liebe zn den slovenischen Taboriten nimmt be­sagter Originalkorrespondent sogar zum Denunziantenwesen seine Zu­flucht. Vielleicht will er sich aus besonderer Vorsorge zu denselben einen Denunziantenantheil sichern; denn die zwei reisenden Herren verlangten wirklich nur das, was gesetzmäßig vorgeschrieben ist. I m k. k. Finanzministerilllerlllsse vom 14. Juni 1854, Zahl 20.986/1156 ist nämlich folgendes zu lesen: „Fünftens . Der Pächter ist verbunden, die Parteien an­ständig zu behandeln, und auf Weg- und Brückeumauthen bei Tag und Nacht, bei Ueberfuhren aber vom Anbruch des Tages bis zum einbrechenden Abend ohne Aufenthalt zu expediren. Es liegt dem Pächter ferners ob, den Reisenden, Fuhrleuten und Viehtreibern, die seinen Schranken betreten, die Gebühren außer dem Amte auf der Straße, ohne die fahrenden oder reitenden Parteien zum Absitzen zu nö'thigen, abzunehmen, und die auf den entrichteten Betrag lau­tende Bollete auf Verlangen einzuhändigen, wie nicht minder zur Nachtzeit den Platz am Schranken ergiebig zu beleuchten. I m Falle der Nichtbefolgung dieser Vorschriften verfallt der Pächter in eine Strafe von 1 bis 10 st., welche die Finanz-Bezirks-Direktion von Fall zu Fall nach den Umstanden bemessen wird." Ich hoffe, daß der Finanzwach-Kommissär von Rudolfswcrth solche Mißbräuche, wie sie in bezeichneter landesfürstlichen Stad t Unter­ krains vorkommen, abzuschaffen wissen wird. Was der Originalkorrespondent weiters von Koloforniumkonsum, von Drohungen :c. erzählt, will ich als dichterische Ausschmückung des Geplauders ansehen. I n der Noch soll ja der Teufel sogar Fliegen essen, warum sollte ein am Stoffmangel leidender Original­korrespondent nicht auch gelegentlich Lügen fangen, damit sich das Geschichtchen recht plastisch gibt? Agram, am 18. Mai 1869. Einer von den zwei „heimkehrenden Taboriten". Verstorbene. Den 8. Mai. Mariana Wi-jak, Inwohnerin, alt 53 Jahre, im Zivil­spital, an Erschöpfung der Kräfte. Den 10. Mai. Viktoria Vermoni, Magd, alt 4N Jahre, im Zivilspital, an der Entartung der Unterleibsorgane. Den 11. Mai. Maria Kouir, Brodverkäuferin, alt 35 Jahre, in der Poljanavorstadt Nr. 76, an der Lungenlähmung. Den 13. Mai, Jakob Ko-lcvLar, Inwohner, alt 58 Jahre, im Zivil­spital, an Erschöpfung der Kräfte. — Frau Maria Pfeifer, Apothekerswitwe, alt 28 Jahre, in der Poljanavorstadt Nr. 67, am Rücktritt der Frieseln auf die Lunge. — Dem Andre»« Peißer, Aufleger, sein Kind Iosefa, alt 9 Wo­chen, in der Tirnauuorstadt Nr. 58, an der Lungenlähmung. Den 14. Mai. Gregor Oblak, Inwohner, alt 64 Jahre, im Zwilspital, am Lungenödem. — Dem Paul Breskvar, Nbleber, seine Gattin Maria, alt 72 Jahre, in der Krafauuorstadt Nr. 68, an der Entkräftung. — Maria Eigenthümerund Herausgeber keter OiÄgselli. — Für die Redaktion r Kumec, Inwohncrsweib, alt 40 Jahre, im Zivilspital, an der allgemeinen, Wassersucht. — Dem Herrn Raimund Anbretto, Salamimacher, sein Kind Raimund, alt 2 Monate und 5 Tage, in der Gradischavorstadl Nr. 22 und dem Johann Niö, Tischler, sein Kind Johann, »It 17 Tage, in der Stadl Nr. 83, beide an Fraisen. Den 15. Mai. Katharina Unglerth, Schustersgatti», alt 59 Jahre» ins Zivilspital sterbend überbracht. — Der hochwohlgeburnc Herr Josef Ba­ron v. Räuber, l. k. Generalmajor in Pension, starb im 68. Lebensjahre, in der Stadt Nr. 2l , an der Gchirnlähmung. — Dem Johann Nabln, Maga­zinsarbeiter, sein Kind Josef, alt 1 Monat und 21 Tage, in der Kratauvor­stadt Nr. 74. an Fraisen. Den 16. Mai. Dem Herr» Nikolaus Rudholzer, Uhrmacher und Op­tiker, sein Kind Paul, alt 1 Jahr und 8 Monate, in der Stadt Nr. 218, an der Gehirnentzündung. — Ursula Gor»e, gewesene Köchin, alt 59 Jahre,, in der Gradischavorstadl "Nr. 6, am Zehrfieber. — Josef Salctu, Taglöhner, alt 50 Jahre, im Zivilspital, an der Entkrüftung. — Der Frau Maria Schmid, Telegrafenbeamteuswitwe, ihr Kind Maria, alt 5 Jahre, in der Stadt Nr. 15, an der Lungenlähmung. — Dem Herr» Johann Gaidl, Ma­schiuführer, sein Kind Johanna, alt l Jahr und 5 Monate, in der Kapnzi­nervorstadt Nr. 68, an Fraisen. Eingesendet. Jene erwachsenen männlichen Mitglieder des katholischen Ver­eines für Krain, welche die unverzügliche und vollständige Ein­richtung der bereits in der Bildung begriffenen Ressource (t>L8eä­uioa) wünschen — werden ersucht, sich am 24. d. M . um 4V^ Uhr Nachmittag in dem bereits gemietheten Ressource-Lokale (Heiren­gasse Nr. 214, 2. Stock rückwärts) behufs Berathung und Fest­stellung der Ressource-Ordnung einzufinden. Laibach, 19. Mai 1869. 41. Für das Errichtungs°Komit6 der Obmann: Will,«!»» 6r» t ^Vui mkr»ntwortlich: ^s.K. HI6Z«vo. — Druck von ^osst L1a8uiK in Laibach.