VOM MARTERL BIS ZUM GIPFELKREUZ (znamenja na Bavarskem) arch. PAUL WERNER 3. konferenca ALPE ADRIA o ljudski arhitekturi med Alpami in Jadranom, Gozd Martuljek 1993 Povzetek Cerkvena arhitektura je vedno profesionalna, je rezultat poklicnih mojstrov in je le redkokdaj in redkokje lokalno obarvana, Znamenja pa so manjša, namenjena so omejenemu krogu ljudi in so plod lokalnih mojstrov. Ti mojstri so jih oblikovali sicer pod nekimi vplivi, po nekih pravilih, v nekaterih manirah; rezultat pa je vendarle avtorsko delo in so zato znamenja še bolj pomembna, še bolj značilna za prostor, kjer stojijo. Ker gre za arhitekturo pomena - so to elementi, ki definirajo krajino samo, tako v detajlu kakor v celoti. Predstavljajo tako oblikovanje izdelka samega kakor celote: prostor, kjer znamenje stoji, ni več samo prostor ob cesti ali med objekti: je celota, ni več le oblikovanje znamenja samega, pač pa oblikovanje prostora, torej je arhitektura. Križi so elementi oblikovanja, ki imajo križ bodisi vpraskan, poglobljen, izbočen ali pa je križ v celoti oblikovan kot trodimenzionalni element. Stebrna znamenja so znamenja, ki imajo na stebrih bolj ali manj zaprt prostor. Nabožna znamenja: stebrna znamenja niso nujno tudi sakralna, včasih gre za svetilko ali za kak drug motiv, ta pa so izključno nabožne narave. Spominska znamenja so lahko nabožne narave ali pa tudi ne: včasih so posvečena prav posvetnim delom in dejavnostim, čeprav obeležujejo običajno smrt. Cestni križi: pri njih gre za značilnost, da so postavljeni v križišče ali ob cesto. Vremenski križi so povezani z vremenom: opisujejo ga, svarijo pred njim ali so votivnl. Znamenja z orodjem imajo prikazana orodja in orožja. Kužna znamenja so znamenja od puščic do kompleksnih ambientov. Spominske table so vedno lesene, v spomin na umrlega, niso dekorirane. Kapelice so lahko odprtega ali zaprtega tipa, iz vseh materialov, Križev pot je sklop znamenj ali kapelic, ki spremljajo križav pot. Mejniki so dekorirani stebri ali stebriči s podatki: vsaj letnico in z začetnicama lastnika Križi na vrhovih so označbe planinskega vrha. Znamenja so v krajini značilen in nujen element, ki določa prostor in dokazuje stopnjo kulture v posameznih obdobjih s pomočjo postavitve, oblikovanja, vsebine in tekstov. Der Begriff "Flurdenkmal" ist schwer zu umschreiben und kaum einzugrenzen. Aber gerade in ihrer oft verwirrenden Vielfalt und Vieldeutigkeit sind Flurdenkmale echte Zeugnisse des menschlichen Lebens, Unter den Gemeinsamkeiten tritt das Religiöse und Schicksalhafte in den Wordergrund, ferner die Bindung an eine bestimmte Stelle in der freien Natur. Flurdenkmale gelten vor allem als Signature alter bäuerlicher Kulturlandschaften und als Zeichen ihrer religiösen Traditionen. Glasnik 1993 33/3,4 37 Jedenfalls bewahren Flurdenkrnale die vergehenden Spuren anonymer menschlicher Schicksale. Sie sind bleibende Erinnerungen an vergangene und vergehende Generationen, sie sind die "Botschaft von den kleinen Dingen", von den Höhepunkten, Tiefpunkten und Endpunkten alltäglicher Lebensläufe. Sie gehören meist zu den Zeugnissen der "Kultur der einfachen Leute". Denn unter Flurdenkmalen versteht man im allgemeinen nicht die Gedenktafeln des grossen weltpolitischen Geschehens und nicht die kunstvollen Ehrenmale des kulturellen und geistigen Schaffens. Flurdenkmale ehren nich die geschichtlichen Täte grosse Staatsmänner, Eroberer und Feldherren, Sie ehren auch nicht die bedeutenden Dichter und Denker, Künstler, Forscher, Entdecker und Wissenschaftler. Den grossen Ereignissen der Geschichte setzt man weihevolle Epigramme auf ehernen Tafeln und Obelisken, den grossen Männern errichtet man marmorne Büsten und Statuen, bronzene Reiterstandbilder und gewaltige Mausoleen, kurzum Denkmale in des Wortes gebräucklichstem Sinn. Solche Denkmale akzentuiren städtebauliche Fixpunkte, sie zieren städtische Plätze und Grünanlagen; nur gelegentlich finden sich solche Denkmale auch am Ort eines Geschehens, etwa an einem Geburtshaus, einem Lieblingsort, am Ort einer geschichtlichen Grosstat. Die meisten Flurdenkmale sind hingegen schlicht und anspruchslos gestaltet; sie erheben keinen Anspruch auf höhere Bedeutsamkeit. Dafür sind sie oft Zeichen von tiefer Frömmigkeit, von rührendem Gottvertrauen und naivem Volksglauben. Manches gestammelte Wort frommen, Dankes, manche innige religiöse Empfindung hat sich in einfachen Malen am Wegesrand erhalten. Flurdenkmale sind mitunter Merk-Male erlittener Angst und Not, aber auch glücklicher Erlösung aus hoffnungsloser Lage. In vielen Flurdenkmalen haben Bitten, Fürbitten und Gebete, Gelübde und fromme Versprechen Gestalt angenommen; sie sind steingewordene Seufzer und Tränen. Viele Flurdenkmäler haben auch landschaftsgestaltende und situationsprägende Kraft: "Sie setzen in die Fluren und Dörfer geschichtliche Zeichen und geben geschichtliche Farbe... Sie sammeln das Weite der Landschaft in künstlerische Haltepunkte. Mancher Landstrich, mancer Weg bleibt noch von alten Flurdenkmalen beseelt, wenn ihm das Bauen der jüngsten Generationen sein eigenes Gesicht schon genommen hat. 38 Flurdenkmale als Geschichtsquellen Flurdenkmale werden allgemein als Zeichen ländlich-frommer Gesittung angesehen, jedenfalls als Zeugnisse ausschliesslich bäuerlicher Kultur. Diese Ansicht ist nur zum teil zutreffend. "Aus den vorhandenen Beständen, vorwiegend des fränkischen Bereiches, lassen sich für das 17. und 18. Jahrhundert alle Bevölkerungsschichten nachweisen, Adel, Klerus, der Bürger - und Bauernstand. Freilich war der Stiftungsanlass und die Stifterschicht für die Materialwahl ausschlaggebend, weshalb sich weit mehr Belege für die besitzende Klasse erhalten haben als etwa für den Bauern - und Handwerkerstand, der meist nur Holzbildstöcke errichten Hess. Gelegentlich erweisen sich die Inschriften auf Flurdenkmalen als "wertvolle sprachliche Zeugnisse, sie vermitteln mundartliche Färbungen von Orts- und Eigennamen, von Berufsbezeichnungen und Gegenständen. Aber nicht nur das persönliche Schicksal spricht häufig aus diesen Inschriften, auch geschichtliche Begebenheiten, wie kriegerische Ereignisse und Naturkatastrophen spiegeln sich darin, vermitteln oftmals den einzigen Beleg dafür.... Die im Detail oft äusserst exakt gezeichneten Begebenheiten stellen uns Bauernhausformen, Trachten und Gerätschaften aller Art vor und vermitteln somit ein Bild der bäuerlichen kultur landschaft. Malerein, Schnitzwerke und Bildhauerarbeiten an Flurdenkmalen sind mitunter Zeugnis beachtlicher künstlerischer Begabung, im Stil von derber Naivität bis hin zu bestürzender Ausdruckskraft und meisterhafter Routine. Bäuerliche Flurdenkmale erzählen niemals das Märchen einer heilen Welt oder guten alten Zeit, sie sind der Spiegel harter Alltagsrealität Bäuerliche Flurdenkmale erzählen niemals das Märchen einer heilen Welt oder guten alten Zeit, sie sind der Spiegel harter Alltagsrealität und somit ein echtes volkskundliches Zeugnis. Vielerorts vermitteln uns die Fludcnkmale eine eidrigliche Botschaft des Arbeitslebens; aus den zahlreichen Marteln, die von Arbeitsunfällen erzählen, lässt sich auf den früheren Lebenserwerb vieler Menschen schliessen. Flurdenkmale sind jedenfalls Geschichtsquellen besonderer Art: Sie geben Autschluss über die alltägliche Lebensweise und die guten, zumeist jedoch über die bösen und über die Notsituationen im Leben des einzelnen oder auch der Gemeinschaft. Sie belegen vielfach aber auch Bräuche und Sitten und bringen vor allem das Glaubensleben, die Einstellung des einfachen Menschen zu "seinem" Gott und zu "seinen" zum Ausdruck. Flurdenkmale als Zeugnis bäuerlicher Förmmigkeit Die spätmittelalterlichen Gnadenwallfahrten bezeugen eine alle Bereiche del Lebens umfassende Volksfrömmigkeit. Die meisten Menschen des Spätmitteialters lebten ihr ganzes Leben in religiöser Sicht: "Alle Erscheinungen des Lebens und der Natur hatten einen religiösen Gehalt und wurden aus der Religion erklärt, so auch alles, was die Existenz der Menschen bedrohte: Krankheit und Krieg, Hagelschlag Glasnik 1993 33/3,4 39 und Hungersnot. Jedes Unglück wurde als Strafe Gottes empfunden. Der strafende Gott wiederum Hess sich nur durch einen frommen Lebenswandel, durch Opfer und Bussleistungen gnädig stimmen. Das heisst, jedes Unheil konnte nur mit religiösen Mitteln abgewendet werden. Die Volksfrömmigkeit wurd e deshalb im wesentlichen bestimmt von einer ständigen Suche nach religiösen Sicherungen gegen die Unsicherheiten des Lebens, Für den Bauern bot die Religion seinerzeit "Die eiznzige plausible Erklärung für die rätselvollen und unberechenbaren Erscheinungen der Natur, die seine Existenz ständig aufs Neue bedrohten. Und nur in der Religion konnte er Schutz gegen die Vielzahl dieser existenziellen Bedrohungen suchen; er brauchte die Tröstungen und Verheissungen der Religion vor allem zur Bewältigung des täglichen Lebens. "Die Religion als die stärkste geistige Kraft, die das Leben unserer Vorfahren weitgehend bestimmte, gab Anlass zu einter vielseitigen und vielschichtigen Entfaltungsmöglichkeit der Frömmigkeits- und Glaubensbezeugung. Zum Gesamtbild der abendländischen Kulturlandschaft gehörten daher nicht nur die vielen Kirchenbauten mit dem Reichtum ihrer Stilformen, sondern auch die ungezählten schlichten Kapellen, die einfachen Feldkreuze, Bildstöcke, Sühnekreuze und Totenbretter, die in überaus reicher, heute kaum mehr vorstellbarer Zahl die Wege säumten. Unterschiedlich waren die Anlässe, die zur Errichtung solcher Flurdenkmäler führten, alle waren jedoch in derselben Absicht enstanden, den Vorübergehenden zur Andacht und Fürbitte anzuregen und zu einer besinnlichen Rast aufzuforden. Sie spielten daher im religiösen, aber auch im rechtlichen Leben des Volkes eine nicht unbedeutende Rolle, sie dienten als Weg -und Grenzmarken, als Stationen bei Prozessionen und Flurumgägen, deuteten auf nahegelegene Wallfahrten hin, oder zeigten, wie im Falle der Sühnekreuze und Marteln, den Ort eines Verbrechens oder Unglücksfalles an. Die Zahlerichen Wegkreuze, Bildstöcke und Kapellen bezeugen die einstige Einbindung des bäuerlichen menschen in seinen religiösen Daseinsbedacht, sie erzählen von einem Leben, dessen irdische Laufbahn mit dem Taufsakrament begann und nach viel Arbeit, Mühe und Plage mit dem Sterbesakrament endete. Manche Rurdenkmale weisen über das irdische Leben hanaus; sie erflehen die Fürbitte des Gebetes für den Verstorbenen und sind ein rührender Hinweis auf den alles überragenden Gedanken and die Ewigkeit. In manchen Flurdenkmalen spiegelt sich bis auf den Tag die Suche nach dem Schutz und Segen Gottes in allen Lebenslagen. Das Schicksal der Flurdenkmale im Laufe der Geschichte Der Bildersturm der Reformation fegte in vielen Regionen alle diese sichtbaren Zeichen des Volksglaubens hinweg. Der Schweizer Gelehrte Johannes Kessler berichtet in seinen 'Sabbata', einer Chronik der Jahre 1523 - 1539, aus seiner Heimat: 'Gleich darauf fieng man an, alle bilder und bildstock, so hin und her auf den Strassen, under den bäumen, in den huseren uffgerich ung angenagelt, zerrisen, abbrechen und zerstören. "Aber dann, mit der bewussten Manifestation des katholischen Glaubens während 40 der Gegenreformation und im Verlaufe des 17. Jahrhunderts, im Zeitalter des Barocks, kam ez zu einem nicht mehr wiederhol baren Höhenpukt, so dass man mit Recht von einer, geistlichen Landschaft... sprechen konnte. Mirakelberichte und Votivtafeln erreichten einen besonders bildkräftigen Ausdruck. "Es ist verständlich, dass die Aufklärer daran Anstoss nahmen, Missbräuche und Aberglauben anprangerten und die Entfernung dieser, unnützen Bildstöcke forderten, wie etwa der Salzburger Fürsterzbischof Hieronymus Graf von Colloredo. "Die ideen der Aufklärung, die - aus England und Frankreich kommend -zuerst im protestantischen Teil Deutshlands Eingang gefunden hatten, begannen sich in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts auch in den katholischen Ländern durchzusetzen, Rationalismus und erwachendes Selbstbewusstein liessen den Menschen nicht mehr in allen Fällen leiblicher Not nach Gott und seinen himmlischen heifern rufen, sondern mehr und mehr in Naturwissenschaft, Medizin und Technik Hilfe suchen. Die Zuständigkeit der Kirche und der Religion wurde zunehmend auf die Belange der Seele eingeschränkrt. Der Glaube an die Vernunft verdrängte den Glauben an Wunder und Mirakel. Die neuen Ideen erreichten allerdings nur die Oberschicht; vor allem das Bürgertum, aber auch weite Kreise des Adels und der hohen Geistichkeit. Sie konnten nur dort Fuss fassen, wo ein gewisser Bildungstand gegeben war. Das grösstenteils ungebildete einfache Volk und in besonderem Masse die Landbevölkerung waren dafür nicht aufnahmebereit. Ihnen wurde die Aufklärung erst nach und nach von der Obrigkeit gewisermassen auf dem Verwaltungswege verordnet und teilweise mit Gewalt aufgezwungen. Die Massnahmen der aufgeklärten Regierungen richteten sich dabei in orster Linie gegen jene Erscheinungen der Volksfrömmigkeit, die dem Vernunftglauben widersprachen, und dem vom Staat erstrebten wirtschaflitchen Fortschritt im Wege standen. An diesen Aufklärungsmassnahmen waren der hohe Klerus und die geistlichen Landesherren selbst massgeblich beteiligt". Die Kirche, die genüber den vielfältien Äusserungen der Volksfrömmingkeit seit je einene eher kritischen Standpunkt eingenommen hatte, bemühte sich, die ausufernde Heiligenverehrung und den unkritischen Wunderglauben des Volkes einzudämmen, sie wandte sich gegen die fetischistische Anbetung der Gnadenbilder, und sie versuchte, das religiöse Brauchtum von abergläubischen Vorstellungen und magischen Parktiken zu befreien. Glasnik 1993 33/3,4 41 Im Zuge dieser Staatsreformen des frühen 19. Jahrhunderts erging auch in Bayern der Befehl, dass alle Feldkapellen, Marterin und Bildstöcke abzubrechen seien. Viele Wallfahrtskirchen wurden aufgelöst und nur durch die Anhänglichkeit der Bauern gerettet. Mit diesen "Reformen" sollte auch jenes religiöse Brauchtum ausgelöscht werden, dem viele Flurdenkmale entspringen. "Durch Zwangsmassnahmen allein aber hätte sich das religiöse Leben des Volkes nicht wesentlich verändern lassen. Die Bevölkerung hielt mit solcher Zähigkeit an ihren altüberkommenen Bräuchen fest, dass die Verbote in der Zeit der Restauration und nach dem Regierungsantritt von Ludwig 1. in Bayern im Jahr 1825 zum grossen Teil wieder aufgehoben wurden. Dass sich die bäuerliche Kultur dennoch mehr und mehr aus ihrer religiösen Verankerung löste, dafür waren andere Massnahmen verantwortlich: Die Einführung der allgemeinen Schulpflicht, die Gründung von landwirtschaftlichen Akademien und Tierarznei-Schulen, die Einführung der Kartoffel und anderer weniger witterungsanfälliger Feldfrüchte, die Verbesserung der Gesundheitspflege und der Bodenkultur, die Aufwertung der sozialen Stellung der Kleinbauern und andere Neuerungen,... die die Existenzgrundlagen und die Lebenschancen der Bevölkerung verbesserten, die ein rationalistischeres Weltverständnis förderten, und die das System der religiösen Sicherungen nach und nach überflüssig machten. Natürlich war das ein langwieriger Prozess, und gerade auf dem Land hielten sich die alten Formen eigenständiger barocker Volksfrömmigkeit noch bis weit ins 19. Jahrhundert hinein. Glaube und Frömmigkeit wurden jedoch zunehmend ihres äuseseriichen Beiwerks und ihrer bildhaften Attribute entkleidet. Auch die Flurdenkmale des 19. Jahrhunderts wirken im Vergleich zu den älteren eher stereotyp und unpersönlich. Denn gerade der Hang zur Auserlichkeit, die Bildhaftigkeit des Glaubens, die Naivität der frommen Gesinnung und die existenzielle Verbundenheit der Bauern mit ihren Nothelfern hatten auch die alten Flurdenkmale und die Geschichten, die sie erzählen, so lebendig gemacht. Flurdenkmale in Wandel der Zeit Was die Stifter, Handwerker und Künstler meinen oder erleben, wenn sie ihr Werk in Auftrag geben und schaffen, muss nicht gleichebedeutend sein mit dem Gehalt, den die Betrachter später erleben. "Was also waren die hier zu behandelnden barocken Bildstöcke, welche Roolle haben diese, Heiligenfiguren", gespielt, nicht für die sie geschaffen wurden, für die Gläubigen, die Bittenden, die Sühnenden Die Funktionen, die ein Bildstock für immer neue Generationen erfüllt, wechseln ganz beträchtlich und müssen sich durchaus nicht mehr decken mit den Intentionen derjenigen, die ihn gesetzt haben. Fr kann als Lichtsäule auf einem Friedhof festiftet werden. Er kann im 16. Jahrhundert zum Türkenkreuz werden, wenn er eine Inschrift erhält, die an die Wiedergewinnung von Raab aus der Hand des Erzfeindes 42 der Christenheit erinnert. Er wird vielleicht im 17. Jahrhundert zum "Schweedenkreuz", das an die Einfälle aus dem Norden gegen Ende des Dreissigjährigen Krieges gemahnt. Das 18. Jahrhundert kann tgn umgestalten zu einem "figuralen Bildstock" etwa mit einer Mariendarstellung. Das 19. Jahrhundert hat in napoleonischer Zeit vielleicht ein Franzosenkreuz aus ihm gemacht. Im 20. Jahrhundert fungiert er möglicherweise als Kriegerdenkmal. Jedenfalls zeigt sich im späten 19. Jahrhundert, besonders aber im Gefolge der beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts ein zunehmender Funktionswandel der Flurdenkmale: Die Vielfalt der einstigen Zweckbestimmungen geht verloren, die meisten neuen Male gelten dem Gedenken an Verstorbene oder sind Andachtsstätten allgemeiner Art. Das Kriegerdenkmal wird ein weitverbreiteter Denkmaltypus. Auf manchen grossen Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges, namentlich längs der ehemaligen Frontlinien in den Dolomiten, entstehen Kriegergedenkstätten von manumentalen Ausmassen. Heute besitzt fast jedes Dort ein Denkmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege. Der wirtschaftliche Aufschwung nach dem Zweiten Weltkrieg spiegelt sich auf zweiriei sehr seilsame Weise in der Welt der Flurdenkmale wider. Die Vervielfachung des motorisierten Verkehrs zeigt sich in einer Fülle einfachster Martein längs der gefährlich gewordenen Landstrassen. Die Vermehrung der Freizeit bescherte eine vordem ungeahnte Fülle von Unfällen in allen gefährlich gewordenen Landstrassen. Die Vermehrung der Freizeit bescherte eine vordem ungeahnte Fülle von Unfällen in allen gefahrlichen Sportarten, die nun auch in die Welt der Martein Eingang gefunden haben: Die zahllosen Marterin für verunglückte Drachenflieger und Gleitschirmflieger fast schon antiquiert. Neben siesem seltsamen Zuwachs" erlebt die Welt der Flurdenkmale heule jedoch wiederum einen erschreckenden Schwund und "Ortswechsel". "Die Gefährdung der alten Steinkreuze ist vor allem ein Ergebnis des gewaltigen kulturlandschaftlichen Wandels der letzten Jahrzehnte, manches Kreuz, das in einsamer Landschaft einen ungestörten Platz hatte, sieht man plötzlich von neuen Häusern umringt, manches andere hat die Ruhe des Feldes mit einem Fabrikhof eintauschen müsen, und viele weitere sind an den Rand moderner Asphaltstrassen zu stehen gekommen. Die Umwandlung der Kulturlandschaft hat viele ihrer einstigen Wahrzeichen in Gefahr gebracht - vor allem aber sind es auch die Mittel, deren sich der Mensch zu dieser Umgestaltung bedient: der Technisierung in allen Arbeitsgebieten sind die unbeweglichen Steinmäler nicht gewachsen, vor einem Schlepper, vor einem Bagger kapitulieren sie. Schliesslich ist es auch die innere Wandlung der Zeit, die den Weg fei gibt zur Zerstörung dieser einst viel beachteten Denkmäler der Flur ... Der ehemals bedeutsame alte Stein draussen ist ein unbedeutendes Denkmal geworden, das niemand mehr aufregen kann. Entmachtet, entzaubert, vom Schiepperfahrer verächtlich übersehen, ragt das Steinkreuz aus alter frommer Zeit in die technisierte, motorisierte Welt, ein übles Relikt schon, ohne Nutzen und höchstens im Weg bei der Bestellung der Fiur. Der trostlose Zustand vieler hundert steinerner Kreuze und die dauernd steigende Verlustziffer verdeutlichen die Uberiebtheit der kleinen Dnkmäler.. Nicht nur unbeachtet und Glasnik 1993 33/3,4 43 überflüssig, sogar unerwünscht ist das Steinkreu2 vielfach geworden. Es hindert oft genug die bis in den kleinsten Winkel vorgedrungene maschinelle Bearbeitung des Landes. Abergläubische Haltung, die das Denkmal früher schonen liess, ist neuem Wirtschaftssinn gewichen: was nichts einbringt und nur stört, das soll vershwinden. Es bliebe der Weg ins Museum, und tatsächlich sind eine ganze Anzahl steinerner Kreuze schon dort angekommen. Strasenbau und intensivnutzung dezimieren immer noch den Bestand an Flurdenkmalen oder sorgen für eine wahllose Versetzung an eine neue, "Passende" Stelle. Schliesslich nagt de Zahn der Zeit, neuerdings unterstützt vom "sauren Regen" stetig an allen unseren Rurdenkmalen und manche wohlgemeinte, aber laienhafte Restaurierung zerstört den letzten Rest an Originalität. Besonders tragisch erweiist sich in Einzelfällen ein Baum oder ein Baumpaar, das vor Jahrhunderten im Zuge des Baues eines Kapellchens als flankierendes Element gepflanzt wurde: Das Wurzelwerk des meterdick angewachsenen Stammes hat schon manches Kapellengemäuer defmormiert und ruiniert. In manchen Fällen aber ist der Eigentümer der gefährlichste Feind eines Flurdenkmals, weil es, im Acker oder Kornfeld befindlich, seinen modernen Erntemaschinen im Wege steht: "Wenn ihr den alten Grenzstein nicht abholt, shieb ich ihn mit meinem Traktor über den Haufen und fahr ihn zur nächsten Müllhalde" - ein nicht seltener Anruf am Landratsamt! Mancher Kreisheimatfpfleger oder Denkmalschutzbeaufragte muss heute die Patenschaft über "herrenlose" oder 'Verstossene" Flurdenkmale übernehmen. In merkwürdigem Gegensatz zu dieser Missachtung der eigenen Tradition und ihrer Kulturgüter steht ein underes Gegenwartsphänomen: "Der sentimentalische Blick auf verloregehende und abgekommene Bräuche und Trachten, Lieder und Sagen, die rückgewandte Haltung der Smmler, Heimatforscher und Heimatschutzbewegungen ist in volkstümliche Gefilde selbst eingedrungen. Altes Brauchtum und Kulturgut wird als Gut und Wert bewusst, wird neu hervorgeholt und vorgeführt, ein wesentlicher Zug moderner Volkskultur. Auch die Steinkreuze und ihre Sagen sind in diesen Prozess mit einbezogen; sie werden aufgegriffen in Heimatbuch und Heimatzeitung, in Schule und Rundfunk und schliesslich in volkstümlichen Kreisen selbst; Zerfall und Verlust folgt Neuaufnahme aus veränderter Sicht, Wiederbelebung und Pflege. Eifrig werden die alten Sagen an 44 den Mann gebracht, als Volssagen bewundert und gehütet, verehrt und verhätshett; jeder kennt sie und ist stotz, sie zu berichten; oft sind es Sagenblüten, aus schriftlichen, pseudopoetischen Gebilden aufgenommen. Der znehmende Wohlstand in Verbindung mit der sogennannten Nostalgie-Welle zog auch eine neue Form der Kriminalität nach sich: der wahllose Souvenirdiebstahl macht neuerdings selbst vor solchen Objekten nich halt, die von profesionallen Antiquitäten-Dieben vershmäht werden und der Souvenirdieb wird von keinerlei Unrechtsbewusstsein geplagt. So kommt es, das man allmänlich alles ■Handliche", vor allem Kapelleninventar, Kruzifixe und Marterln hinter schweren Gittern verschliessen oder in Heimatmuseen bergen muss. Droht eine neuerliche Entleerung der Kulturlandschaft Ein Zyniker würde sagen, es sei nur ein "Moblierungs-Wechsel": Verkehrs, Hinweisschilder und Reklameobjekte aller Art saaumen nun unsere Strassen und Plätze und als Ersatz fär manche vershwundene Vegkapelle bietet sich ein Bus-Wartehäuschen, eine Trafo-Station oder eine Telefonzelle ais optischer Ersatz an und es gäbe ohnehin keine Kulturlandschaften mehr, allenfalls noch "Regionen", wie man heute zu sagen pflegt... Risbe koroških znamenj P. Fister Glasnik 1993 33/3,4 45