D - r Fußreisende Steie r M a k r die nngränzenden Länder. Grä«, 184». 2 8«kne Der Wegweiser durch Steiermark und die nächsten Länder. Ein nützliches Handbuch für Studierende, Naturforscher, Alpenbesteiger, überhaupt Naturfreunde; insbesondere aber für Fussreisenve. Zum Beste» der Klei» - Kinderwartaustalteu in Grätz. Grät), 1843. Gedruckt mit C. Lanzer'schm Schriften. Wer nicht ausgeht, kömmt nie nach Hause. Ein altes Sprichwort. > . ' '.7'7^: ! Vorwort. v-s sind nun bald zwanzig Jahre, seit ich als 8mäio8ll8 ASU6rO8U8 per P6Ü68 Äj)U- 8tolorum, d. h. mit dem Ränzchen am Rücken, den Reiseplan im Herzen und den Stock in der Hand mein schönes Vaterland und mitun¬ ter die nächsten Gränzbezirke unserer Nachbar¬ provinzen zu durchwandern begann; damahlS rein aus Lebenslust und, um durch andern Schweiß den der jüngstvergangenen PrüfungS- nöthen zu vertreiben, und neue Kräfte zu sam¬ meln für die anzuhoffenden Leiden und Freuden des künftigen Studienjahres. IV Später wurden diese Fußwanderungen mit Hammer und Spate, Magnetnadel, Büchse, Loupe u. s. w. vorgenommen, um das Pflanzen- und Steinreich näher zu beschauen; die heitere Gesellschaft meiner Mitschüler war angenehm, allein Gegenden und Naturschönheiten waren Nebensache, wenn uns nicht unsere unvergeßlichen Lehrer (Vest und Anker) als damahlige Führer darauf hinwiesen. Wieder später wurde Papier und Bleystift sammt Anhang mitgenommen, und ich sam¬ melte Bilder von Ansichten aus der überall mahlerischen Steyermark, aus welcher Zeit mir Vater Wachtl's leitende Meisterhand eine schöne Erinnerung bleibt. Endlich wurden in jüngster Zeit solche Reisen wiederhohlt, um im Schooße der Natur statt der verpesteten Zimmer- und Kanzleydüfte eine reinere Luft einzuathmen, und Erheite¬ rung zu suchen für die schweren Stunden des Lebens, und Erinnerungen als Glanzpumte zu sammeln für das nachher wiederkehrende langweilige Alltagsleben. Wie früher in Gedichten oder einzelnen Aufsätzen ich meine Gefühle kund gab, oder durch Lieferung mancher Ansichten zu derley Sammlungen das Meinige beytrug, so glaube ich jetzt durch beyliegende Blätter meinen dieß- fälligeren Nachfolgern um so mehr einen an¬ gemessenen Dienst erwiesen zu haben, als ich zu meiner Zeit schon den Abgang einer solchen Anleitung oft schwer verspürte *). ') -Erst nachdem dieß Büchlein in gegenwärtig er Gestalt vollendet war, kam mir (in meiner Abgeschiedenheit hie^),Schmidl's Handbuch für Reisende (IV. Wien I8Z6) und I, G Seidls mahl. romAnt, Deutschland in die Hände; ersteres beschreibt wieder nur (wie Alle) die Stra- ßenzüge, und letzteres (obwohl ausgezeichnet) ist für Einzelne doch viel zu kostbar; auch von einem Jtinerario höre ich schon länger, das den Erfahrungen seines Verfassers nach nichts mehr zu wünschen übrig lassen dürfte — ich trug sonach Bedenken, dieß mein Büchlein mit in die Welt hinaus zu schicken, doch Preis und Zweck lassen auch mich eine günstige Aufnahme hoffen, und es mag als bescheidener Vorläufer des gedachten und allgemein sehnlichst erwarteten Reise-Handbuchs gelten. VI Ich widme mein Büchlein hiermit Studierenden, um damit eine Einteilung ihrer Ferien, Naturforschern, um eine solche ihrer Reisen machen zu können, und end¬ lich allen auswärtigen Besuchern des Vaterlandes und Reisenden überhaupt, um wenigstens damit einige Momente des Denk- und Sehenswürdigen ihnen anzuzeigen. Radkersburg im Spätherbste 1841. Einleitung i<-/ie Vorzüge des Fußreisenden überhaupt anzurühmcn ist nur in so ferne nothwendig, als im ge¬ wöhnlichen Leben das Reisen zu Wagen als angesehener und allgemein üblicher, auch als (früher zum Ziele füh¬ rend) zweckmäßiger gilt. Seitdem jedoch Hohe und Niedere, Gelehrte und Künstler als Fußreisende erscheinen, seitdem wir Beschreibungen und Anleitungen haben, auch neben den Straßen das Interessante zu suchen, seitdem Reisende selbst ihre Erfahrungen der Lesewelt wieder geben, was allerdings der Fußreisende besser kann, als der Passagier im Eilwagen — sind die Fußgänger mehr zu Ehren gekommen. Wer reisen muß, ist Geschäftsmann, er mag also eilen; wer des Vergnügens wegen reiset, soll aber das Reisen zu Fuße dem des Geschäftsmannes (mit der Post) verziehen; wer als Zeichner reiset, wer Land und Leute näher kennen lernen will, wer als Mineralog oder Bo¬ taniker reiset, wer auf Alpen Fernsichten genießen und freye Lust einathmen will, — der muß schlechter¬ dings zu Fuße wandelni — 1 2 Daß unsere Steycrmark ein Land ist, dessen Vor¬ züge der im verschlossenen Wagen auf der Hauptstraße (und mit Eilwagen) Durchreisende wohl schwer wahr¬ nimmt, dessen Schönheiten oft mühevoll ausgesucht wer¬ den müssen, liegt Lurch die lächerliche Verschiedenheit so vieler vorliegenden Reisebeschrcibungcn als klrtheilc klar am Lage; um so mehr also wird es Pflicht derjenigen, die es näher kennen lernen wollen oder sollen, die kleine Mühe, die mit Fußreisen verbunden, nicht zu scheuen. Wer der Gesundheit willen reis't, der gehe! Im Wagen werden UntcrlcibSbeschwerden nicht besser, wird das Gemüth selten ftcyer, kommt kein Appetit, und wird weder der Kreislauf Les Blutes noch die Reitzbarkeit eines abgespannten Nervensystems befördert; mit Equipagen fährt man nicht auf Alpen, und der Hypochonder wird selten im verschlossenen Wagen Erheiterung, oder an der Gesellschaft Vergnügen finden! — Besonders Badereisen »rache man möglichst zu Fuße. Freylich gibt's für den Fußgänger auch itcbel und Mängel, besonders gegen Fahrende und Reitende, doch bleibt der Ausspruch deS Weisen immer wahr: am glücklichsten ist vrrjcntge. Welcher Vie wenigsten Wrvürfnisse hat, wo der Fußreisende doch immer oben an steht. Steycrmark besteht aus zwcy wesentlich verschiedenen Thcilen und während im Hochlande die Sonnenstrahlen ^um den Schnee zu schmelzen beginnen, klagt oft der Untcrsteyrer schon über drückende Hitze; wenn dort die ersten Früchte LcS Jahres reisen, hat man hier schon bald darauf vergessen; dieß drängt vor Allem auf, für Vie Gesunvhcit zu sorgen, und sich möglichst zu aklima- tisiren. Man meide Erhitzung, weil unvorhergesehene oft kalte Winde kommen; nie aber gehe man bey heißen Winden, besonders ihnen entgegen, sie ermüden ungemein und erzeugen Durst. Man meide Entblößung des Halses und der Brust, wenn man schon schwitzt, oder beym Bergsteigen überhaupt, ebenso das längere Unbedecktbleiben des Kopfes; man hüthe sich, im Schweiße schnell die Kleider wegzuwer- fcn, oder sich an einem kühlen Orte nicderzulegen, oder dgl.; bey größeren Bergen kehre man sich beym Ausruhen um, oder lehne sich an einen Baum, damit die Brust freycr athmen kann, und man nicht alle Beschwerden noch unmittelbar vor sich habe. Schnelle Abkühlung Lurch un¬ vorsichtiges Trinken Darf man doch nicht erst besonders erwähnen. Man schone seine Kräfte beym Marsche selbst, be¬ sonders im Anfänge oder bey Vergreisen; anfangs 4—5 Stunden täglich; erst später mehr und auch nur höchstens 7 — 8 Stunden (zu Fuße) sind genug. Im Essen und Trinken ist vor Allem Mäßigkeit anzurathen, man meide in Oberstcyer die mehr fetten Speisen und den zu häufigen Genuß Les Wassers, be¬ sonders im Anfänge, wo es zwar ob seiner Frische und Neinheil sehr einladend ist, allein Abweichen verursacht; ebenso hüthe man sich in der südöstlichen Steyermark vor selben, und mische es zur Hälfte oder wenigstens zu ein Drillhcil mil Wein, indem man sonst dem Fieber aus¬ gesetzt wird. Je einfacher die Kost, desto besser. Vier ist bcynahe überall zu haben, und löscht den Durst, nur hüthe man sich im hohen Sommer vor sauren (versauer¬ ten). Uebcrhaupt aber warne ich vor starken Weinen, die sich ohnedem schwer wässern lassen, was immer ge¬ schehen soll. In Untersteher bekommt man auch überall schon Sauerbrunnen, der mit einem leichten säuerlichen Weine mousirend gemacht, ein besonders erquickendes Getränk gibt. Auf Alpenparthien nehme man ein Fläschchen Kirschengeist, Nhum oder Slivovitzer mit, und gieße einige Tropfen zu einem jeden Trunke frischen Wassers, das überall und von besonderer Güte auf den Bergen zu ha¬ ben ist; es löscht Ließ mehr Len Durst als Wein und auch als Milch, und ist zugleich stärkend. 4 Wenn es leicht seyn kann, bediene man sich des eigenen Eßbestecks und Glases (oder ledernen Gefässes) in den Gasthäusern, besonders an Seitenstraßen oder an wenig besuchten Orten. Jedenfalls führe man Zucker mit sich, um manchen säuern Wein damit genießbar zu machen, auch das Wasser mit einigen Tropfen Rhnm oder dergl. wird dadurch (besonders im heißen Sommer) zu einem angenehmen und gesunden Getränke. Zwieback dürfte jeder Reisende auch leicht mitnch- men, da er mit solchen nur auf einige Zage sich zu ver¬ sorgen braucht; oft war solches, im Weine erweicht, meine einzige Labung. In Gasthöfen bleibe man lieber im freycn Hof¬ raume, als in einer dunstigen Stube, besonders vermeide man in solchen jeden Luftzug, da der erhitzte Körper für Rheumatismen re. sehr empfänglich ist. Schädlich ist es sehr, in vom Schweiße oder Regen durchnäßten Kleidungs¬ stücken zu bleiben, man überziehe sich in einem (nicht kalten) Zimmer sobald als möglich, ein gutes (weiß über¬ zogenes) Bett wäre zwar dann die Hauptsache, allein auch fleißiges Reiben beym Abtrocknen stellt den natürlich gesunden Zustand wieder her, ein mäßiger Marsch darnach wird auch nicht schaden. Auf Alpenparthien, besonders größeren und in Ober- steyer hüthe man sich vor dem nieder» Sitzen der Alpen¬ hütten, die Flechsen im Kniegelenke ziehen sich schnell zusammen, und man steht oft sehr schwer auf. Ilebcr- haupt setze man sich nach dem Marsche unmittelbar nie nieder, sondern stehe, oder strecke die Füße beym Sitzen recht aus. Hat man Ließ aber versäumt, und fühlt schon in den Kniegelenken Schmerzen, so wasche man sich mit kaltem Wasser, und reibe die leidenden Lhelle, nachdem sie scharf abgetrocknet wurden, mit Saifengeist ein. Iteberhaupt und besonders im Anfänge ist es rathsam, die Kniegelenke, Waden, Knöchel, Fußsohlen mit solchem oder Weingeist öfters cinzureibcn; nach starkem Märschen stärkt Ließ, nachdem die leidenden Lheile mit frischem Wasser gewa¬ schen und scharf abgeriebcn wurden, ungemein. Ein anderes Uebel ziehen sich manche Fußgänger mit dem fogenannten Wolfe zu; ich sorgte dafür oder eigentlich dawider prescrvativ, indem ich vor dem Ausmarsche und Morgens die leidenden Thcile mit Un- schlikt einschmierte, Abends mich fleißig mit frischem Wasser wusch, und beym mindesten Schmerze Rasttag hielt. Un¬ gesalzene Butter, Oehl und Fischtalg sollen auch sehr heilsam seyn; also versorge man sich damit. Für wirkliche Krankheiten gibt es überall Aerzte (DistriktS- Physiker) und oft geschickte Wundärzte; wer seine Natur kennt, der lebe darnach, und hüthe sich auf der Reise um so mehr vor Allem, was ihm zu Hause schadet. E Um sich vor Ungeziffer zu sichern, nähe man allenfalls Moschus, Kampfer, Speik oder dergleichen in seine Kleider; Tabakraucher sind ohnedem davon mehr frey, Nichtraucher mögen sich mit scharfem Essig versorgen, und unreiniiche Betten oder Zimmer damit einsprengen, wo jene etwas verdächtig, Liese aber dunstig sind, oder vielleicht lange versperrt waren.. Das Brennen in Len Füßen hielt ich ab durch flei¬ ßiges Waschen im kalten, besonders im fließenden Wasser, beym Trocknen aber muß der Fuß gut abgerieben werden. Hat man sich Blasen gegangen, schneide man sie ja nicht auf, sondern ziehe mit einer sehr feinen Nadel einen Faden Lurch, den man an beyden Enden (aber nicht gar kurz) abschncidet. — Für die Augen sorge man beym Staub durch einen Flor oder Gläser mit Lederfttttcr; auf Bergen strenge man sie erhitzt nie an; im Winter aber, oder überhaupt gegen die Schneelichte schütze man sie durch grüne oder blaue Augenglaser. 6 Für doch mögliche Abkühlungen und Abweichcn (Mssentrie) nehme man eine FlancllbinLc mit, und lege sie auf den bloßen Leib; wenn solche aber einmahl Überhand nimmt, meide man hitzige Speisen, besonders rothenWcin; für verdorbenen Magen aber rathe ich Fasten, Wasserlrinkon (besonders Znckcrwasscr) und Be¬ wegung machen, oder allenfalls Rhabarber, die ich meist bey mir Hattee Gewöhnlich trank ich Morgens einige Gläser frisches Wasser, und nahm erst nach Dem ersten Marsche ein warmes Frühstück; Kassel) ist schon überall zu haben, sonst Eyerspeis, Einbrennsiippe, auch Rindsuppe mit Ey; in Obersteyer, besonders im Gebirge, junge frische Milch, sie ist nährender, als wir uns einen Begriff in der Stadt machen können, auch saure Milch zur Kühlung ist sehr angenehm zu nehmen; Mittag labte ich mich karg, (denn mit vollem Magen zu marschieren, ist immer widersinnig) aber Abends ließ ich mir gut geschehen, ohne jedoch gleich darauf in's Bett zu steigen. Man sorge nur immer Etwas frisches zu bekommen (Rostbraten oder Kälbernes rc. ge¬ braten, allenfalls eine einfache Mehlspeise mit Salat); auf nähere Alpenreisen nahm ich eine kleine Kaffehma- schine mit, nahm aber auch sonst nichts. Betreffend Vie Meinung muß selbe anders scyn im Hochlande, anders in blntersteyer, anders bey Alpenreisen, anders bey Landparthien. Jedenfalls rathe ich einen kurzen Gehrock, weit und bequem, von Juch , und gefüttert in kälterer Jahreszeit oder auf höheren Bergen — leichter in der Untersteyermark — von Zeug im hohen Sommer (besonders die jetzt gewöhnlichen Vlousen). Die Beinkleider sollen ebenfalls weit, und nach der Jahreszeit oder Ge¬ gend von Tuch oder Zeug scyn; die Weste mag zum völligen Zuschlicßen scyn; das widersinnigste Tragen (über¬ haupt, besonders aber auf Reisen) ist das der Cravaten, daher man dafür sich eines Halstuches bediene, oder, wer es gewohnt ist, mit gar nichts den Hals perschnürre. 7 Dcn Kopf bedecke ein weißer Filz oder ein Stroh- Hut, oder eine leichte Kappe, jedenfalls mit weiter Krempe; uian Hal für letztere recht zweckmäßige Uebcrzüge, die mit den Radmänteln verbunden sind. Für Regenwetter ist das einfachste Mittel ein sogenannter Rad - oder Regen¬ mantel von Wachsleinwand, noch besser aber von Wachs¬ taffet oder mit getränkter *) Leinwand. Dcn Fuß bedecke ein Halbbundschuh, und wenn die Witterung kühl ist, darüber ein paar Kamaschen; bcy gar schlechtem Wetter und Wog aber Stiefel über die Hosen. Ist man aber leicht gekleidet, so nehme man wär¬ mere Beinkleider, sonst umgekehrt, denn auch im schönsten Sommer darf man sich aus beständige Hitze nicht ver¬ lassen ; Stcyermark ist dicßfalls ein unbeständiges Gebirgs¬ land, und der Ucbcrgaug geschieht oft sehr schnell, um so gefährlicher und leichter sind Verkühlungen **). Die Fußsockcn bestreiche inan mit Seife, oder den Fuß selbst mit llnschlikt vor dem Marsche; Fußtücher aber ballen sich leicht zusammen und machen Blattern. Die gedach¬ ten Halbbund- (sogenannte Sauschncider-) Schuhe lassen dcn Knöchel frcp, was eine Hauptsache bcym Gehen ist; man sehe sich aber vor, daß innen keine Nägel heraus- stehen oder kommen, besonders, wenn sie derberer Natur sind, wie dieß in Gcbirgsrcifen nothwcndig ist, wo ich überdies! einen tüchtigen Alpcnstock empfehle; er muß nicht viel kleiner als sein Herr, und an der Spitze gut ') Man mische sechs Theile Wachs, einen Theil Unschlitt und die Hälfte am Gewichte davon Firniß, lasse dieß zusammen warm werden, und tränke darin den Mantel, der dann in der Nähe eines Ofens hängen bleibt, bis er ganz trocken und geruchlos wird. Sic sind so schädlich als schnelle Erwärmung nach großer Kälte; darüber sind die allgemeinsten Regeln ohnedem bekannt, so wie die Folgen vernachlässigter Vorsicht! 8 beschlagen seyn, in der Ebene aber wird ein anderer tüch¬ tiger oder Knotenstock auch gute Dienste thun. Was die mitzunehmende Bagage betrifft, kann jeder Reisende seine Bedürfnisse selbst am besten beurthei- len; Wäsche und Kleidung richten sich nach der Dauer dec Reise, und nach der Jahreszeit oder Gegend. Nebst diesen aber erinnere ich auf so leicht vergessene Kleinig¬ keiten: Pantoffeln, Feuerzeug, Kamm, Schere, Messer, Papier, Schreib- und Nähzeug, Bindfaden, Bürste, Ra- firzeug, Spiegel, Trinkbecher und dergleichen, welches Alles in einer kleinern Tasche gepackt, und an ter Seite ge¬ tragen werden kann. Ein Paraplui zu tragen, ist sehr unbequem; doch gibt cS sehr schöne Stock - Paraplui's; aber der wackere Fußgeher schützt sich durch einen Regenmantel mit Kaputze, und trägt dafür einen Stock, der ihm zugleich als Waffe dient; so wenig noth übrigens eine solche in unfern Län¬ dern ist, so schadet Vorsicht Loch nie; Pistolen aber oder Stilet zu tragen, sicht etwas abenteuerlich aus. Die ganze Bagage soll nicht über die Kräfte des Trägers seyn — dicß sey genug gesagt, denn ein nume¬ risches Gewicht anzugeben, ist hier unnütz, La es schwache und starke Reisende gibt. So angenehm übrigens es ist, sein ganzes Hab und Gut selbst am Rücken zu haben, und Ließfalls ganz unabhängig zu seyn, so rathe ich doch öfters Dadurch auszuruhen, Laß man einen Träger nimmt, er kann zugleich Wegweiser seyn, was dey Alpenparthien ohnevem meist der Fall ist (bey solchen ist schon des Mantels wegen einer nothwendig). lieber die beste Arit ;um Reifen etwas zu sagen, muß ich vorerst wieder Las Hochland von Untersteyer scheiden, hier kann man im May beginnen, und im Spät¬ herbst enden, dort ist's höchstens im July, oft erst im August rathsam, doch ist der September meist und allge¬ mein. schön, so wie zu Alpenparthien noch anwendbar. 9 Die beste Zeit zu Reisen ist der August schon deßwegen, weil sich damahl am leichtesten Begleiter finden, indem an gewissen Tagen, z. B. Lorenzi, Barthlmä u. s. w. eS üblich ist, dem Wehe oben Salz zu geben, am Ursula- berge, auf der Kleinalxe, am Rehkogel u. s. w. werden Kirchtage gehalten, was auch einen eigenen Reitz gewährt. Höhere Parthien sind vor Juny oder July durchaus gefährlich; man wähle also Lazu den immer freundlichen September, im Unterlande aber vor Allen den October, wo man bey der bekannten Gastfreundschaft die froheste aller Ernten, die Weinlese mitmachen kann, deren Erinnerungen gewiß Jeden angenehm bleiben werden. Nach den Jahreszeiten kömmt die Tageszeit in Betrachtung: im heißen Sommer brennen die Son¬ nenstrahlen in Len Thalern Obersteyermarks eben so heftig, als das Land sonst kalt ist, man wähle also Morgen- und Abendstunden zur Reise; auch sonst meide man Lie Miltagshitze, La unsere wenigsten Straßen schattige Alleen haben, wie anderseits. Zu Alpenparthien wählte ich (ob Zeitersparniß) im¬ mer einen Lag, brach bey frühestem Morgen auf, und suchte bis vor Mittag Len Gipfel zu gewinnen, harrte Vort bis möglichster Entwicklung Ler Nachmittags-Aussicht, und kehrte Abends zurück; — zweckmäßiger jedoch (besonders für Len eigentlichen Mahler und Zeichner) ist's, Lie Mor¬ gen- und Abendstunden, wo die Luft am reinsten ist, zur Rundschau zu verwenden, was bey mindest ehrlicher Un¬ terkunft in Len Alpenhütren auch leicht auszuführen ist. Fangen sich an Nebel zu thürmen oder schnell zu kreisen, so fliehe man, denn daraus entstehen oben Don¬ nerwetter oder meistens Regengüsse; die Witterung in Len Ebenen ist ziemlich beständig, doch ist es rathsam, erfah¬ rene Leute der Gegend da und dort zu Rathe zu ziehen, überall gibt es sogenannte Wetterwinkel, aus deren Rein- 1« heit oder Verhüllung mit Nebeln meist richtige Schlüsse gezogen werden *). Meist stund ich frühzeitig auf, und machte einen tüch¬ tigen Marsch, womach das Frühstück besonders schmeckte; vor Tische wurden sodann noch einige Stunden Wegs zurückgelegt, Mittags aber ordentlich Rast gehalten; das Ziel der Reise bestimmte endlich die Nachmittags - und Abendsroute, wobey höchstens eine Viertelstunde gerastet wurde. In Ortschaften verwendete ich auch jedeSmahl den Morgen und Vormittag zur Betrachtung des Sehens¬ würdigen der Umgegend, den Nachmittag zu der des OrteS selbst und Aufzeichnung des Gesehenen. Noch herrscht eine solche Gastfreundschaft in der Steyermark, daß man überall (wenn auch nur halbbe¬ kannt) herzlich ausgenommen wird; Unterbrechungen dieser Art können auch zu Sammelplätzen für solche werden, welche mehr hie und da bekannt sind, während ich für Fremde später eigene Puncte und Orte als solche bezeich¬ net habe, von wo aus die Sehenswürdigkeiten der Um¬ gegend zu besuchen wären. Jene haben im Gastftcunde selbst einem Cicerone voraus, diese müssen sich mit einem Lohnbedienten behelfen, wenn den Fremden nicht etwa Geselligkeit in einen Kreis gefälliger Menschen führt, die man denn doch noch häufig findet!- Nachdem ich so möglichst für den Körper gesorgt, will ich auch für den Geist einige nothwendige Mittel angeben, bequem, zweckmäßig, sicher und angenehm zu reisen, ich meine darunter die gehörige Vorbilvung für Vor Allen, sind sichere Zeichen beständig schönen WetterS: wenn Abends die Mücken spielen, wenn die Schwalben hoch stiegen, wenn sich Mittags Wolken thürmen und Abends wieder ganz verschwinden, wenn ein leiser Rord- oder Ostwind geht, die Sonne ohne Dünste auf, und un¬ tergeht, Abends Thau fällt und Morgens es kühl ist, wenn der Mond ohne Hof ist, die Bkrgspitzen rein dastehen u, s. w. 11 Ausflüge. Vor allen gehören hieher gute Karten, wo frcylich die des Gcneralstabs nichts zu wünschen übrig lassen, allein sie sind theuer und voluminös; ihre Stelle vertrete also die neueste bey Arkana erschienene, nach dieser die J. F. Kaiscr'schcn Bezirks- und Kreiskaricn, oder der montanistische Wegweiser, u. a. m. Mineralogen wird die mineral, geogr. Karte willkommen seyn. Gut ist es, alle erfahrenen Differenzen sogleich aufzumerken; Key kleineren Parihicn zeichnete ich mir aus größeren Karten selbst meine Skizze heraus, wo ich alles SehenSwürLige gleich nebenher vormerken konnte. Ferner gehören hieher gute Bücher; der Botaniker wird sich mit Öu. Mallt)'s üora 8UIÜS0S, oder wenig¬ stens Gerhards manualö versehen, Geologen mit ober¬ wähnten Blättern; beide werden die betreffenden Aufsätze und Reisenotizen in der steyermärkischen Zeitschrift (in den ältern Jahrgängen die von Professor Anker und vr. Vest, in den neuern die des Du. Unger) und Schmutz Lexikon durchblättern; aber auch der aus Unterhaltung, noch mehr jedoch der sich ausbildende Reisende wird dort Vieles willkommen finden. Solche Erzählungen, besonders von Alpenparthien sind nothwendig, um sich dann auf derselben Höhe so¬ gleich und überhaupt besser orientiren zu können; wem dieß Fach nun besonders interessirt, der suche derley Be¬ schreibungen in den Lag- und Monarhblättern, und be¬ trachte solche Panoramen recht aufmerksam, wie überhaupt Bilder und Ansichten von Gegenden eine angenehme Zer¬ streuung und Vorbereitung sind. Zur Vorbildung auf Reisen gehört endlich eine bereits erworbene Landeskcnntniß, wenigstens für solche, die mit Nutzen reisen wollen, oder höherer Zwecke wegen sich auf¬ machten. Man hüthe sich aber erst unterwegs zu studie¬ ren oder Bücher mitzunehmen (wie die Engländer auf den Dampfschiffen in den Cajüten sitzen, und die Rhcin- vdcr Douauansichten in Bildern vor sich haben). Wer nicht wenigstens über seine Reiseroute belehrt ist, wird wenig Vergnügen genießen; wer nicht unsere Tageblätter, den stcyermärkischen NationalkalenLer oder Lergl. durch¬ blättert, oder Loch wenigstens eine gewöhnliche Reiseroute, besonders aber unsere Zeitschriften Lurchsehen hat, versäumt oft Las Beste und Wichtigste aus seiner Reise; auch in Len Wiener-Tagblättern habe ich schon manch gediegene Aufsätze, und lehrreiche so wie unterhaltende Reiseskizzcn aus dem VaterlanLe gefunden. Ueberhaupt haben wir in diesem Fache eine solche Menge von Schriften, daß ich ausführlichere Beschreibung für Wieberhohlungen ge¬ halten hätte; man nehme Mayers Universum, Las Denk¬ buch der österr. Monarchie von Schimmer, Weidmann's Schilderungen, das Panorama LcS österr. Kaiserstaates, und wie die Masse Lieser Schriften alle sich nennen, zur Hand, und bereite sich damit vor *). Die Namrschönheilen fallen zwar von selbst in die Augen, und die Merkwürdigkeiten eines OrtS erfährt man dort selbst leicht, — allein Ließ ist alles dann zu spät; wer nach Grätz kommt, unb erst fragt, was es hier zu sehen gibt? hat vielleicht schon Len Eintrillstag wohin versäumt; wer z. B. einen ganz unbekannten Ort noch erreichen will, legt einen Weg oft Abends zurück, den bey Lag zu sehen ein Anderer oft eine Reise hieher macht, A. s. w. Kein Reisender versäume ein ordentliches Ta¬ gebuch (auch über kleinere Ausflüge) zu führen, es er¬ höht den Genuß der Erinnerung, und hält die Bilder der Vergangenheit fester; ebenso rathe ich ein Journal über die Ausgaben zu führen, es sey der Ordnung und anderer Ursachen wegen! — Geld ist die Hauptsache zum Reisen, und Gott sey Dank kostet das Reisen hier noch nicht so viel, als in andern Ländern, besonders in ') Das beste Handbuch indeß bleibt „A. Schmidl's Beschrei¬ bung des HerzogthumS Steyermark" — ist aber einmahl „Göth's Topographie" vollendet, oder „Puffs Jtinera- rium" erschienen, dann bleibt iN dieser Hinsicht Nichts mehr zu wünschen übrig. i; Lec theuern Schweiz, und doch ist der Genuß, wo nicht derselbe, — doch ihm ähnlich. In Steyermark gilt durchaus noch Wiener-Währung im Course zu 250 "/o; an der Gränze von Krain pflegen die Wirthe schon in Conv. Münze, an Der von Salzburg ebenso, oder in Neichswährung zu rechnen. Die Bank¬ noten und Einlösungsscheine werden durchaus angenom¬ men, also ist es unnöthig, sich mit Zwanziger zu bepacken, wie z. V. in Italien. Das Kupfergeld (W. W.) macht im Berechnen Umstände für den Fremden, ob seiner Ziffer. Aufschriften, doch lernt man Ließ bald kennen, wie nach dem obgedachten Course rechnen. Gut ist je¬ denfalls kleine Münze (besonders Zwanziger und Zehner) immer Key sich zu führen, denn größere Banknoten können häufig gar nicht gewechselt werden; ist man bekannt, und ist's der Mühe werth, so führe man kleine Anweisungen oder Wechsel mit sich. Die Polizey-Vorsichten, die jeder Reisende zu beobachten, und die Zollgesetze, in die er sich zu fügen hat, sind ohnedem bekannt; sie sind bey weitem nicht so streng, als man sich im Auslande davon träumt — als Mittelprovinz ist schon die ganze Gränze frei). Jeder or¬ dentlich gekleidete Reisende, der sich allen Vorschriften fügt, und sonst solid beträgt, hat überall Zutritt, und wird selten um Nahmen ober Herkunft befragt werden, den Paß hat er nur in Grätz bey der Polizey - Direktion oder, wenn er sich in einem Orte länger aufhaltcn würde, (vorsichtshalber) bey der betreffenden politischen Obrigkeit vorzuzeigen. Die Visirungen der Wanderbücher geschieht in der Regel nur bey reisenden Handwerksburschen, Hausirern, u. dergl.; doch kann es nie schaden, sich mit einer lega¬ len Aufweisung zu versehen, und selbe hie und da visiren zu lassen. Endlich gehört zugleich zu den geistigen und leibli¬ chen Bedürfnissen einer Reise güte Gesellschaft — d. h. ir angenehme, sichere, freundliche, lehrreiche, zweckmäßige, heitere Gesellschaft. Sie ist die Würze des Ganzen; Stu¬ denten gleichen ohnedem den Zugvögeln, und ziehen meist in Schwärmen aus, Alpcuparthien werden auch selten anders (und oft nur wegen Gesellschaft mit-) ausgeführt, aber auch jedem andern Reisenden rathe ich — ft unab¬ hängig man sonst allerdings allein ist, — gute Gesell¬ schaft, ich meine einen, zwey, höchstens drey vertraute Freunde, da nicht nur Mittheilung jeden Genuß erhöht, sondern Rath und Hülfe selten bey Einem allein bey- sammen möglich ist. Zum Schluffe noch einige kleine Bemerkungen im allgemeinen: Man gehe nicht ohne große Noth Key Nacht, es ermüdet ungemein, — man betrete nie aufs geradewohl einen Nebenweg oder Fußsteig, — man be¬ nütze manchmahl einen nebenher kommenden Wagen — man zeichne sich Reisenotitzen alsogleich auf, — man er¬ forsche im Gasthause Alles, was zu erfahren noth thut, (auch des WirtheS Rechnungsart), — man setze sich, wenn das Einkehrcn nur kur; ist, nicht nieder, — man versehe sich mit Adressen und Empfehlungen, nie zu viel, denn Freunde zu haben, kann nie schaden! Statistisch - geographische rte verficht. 17 Geographie und Statistik fallen hier nur in so weit berührt werden, als der Reisende, der dieß Land als Fremder betritt, einen Begriff davon haben oder erhalten muß; mehr wird er sich durch größere Werke, davon wir viele haben, und welche ihm die Jvhanneums-Bibliothck eröffnet, ver¬ schaffen muffen; es wird daher dieser zwcyte Thcil der Einleitung sich nur auf einen Ucberblick be¬ schränken. Aus demselben Grunde und nach dem Zwecke des Buches wird die Geschichte der Steyermark ganz übergangen, um so mehr, als mehrere einzelne Schrif¬ ten, aus denen er Bruchstücke derselben findet, bereits angeführt sind; vollständig bearbeitet von Cäsar, Wartingcr, Muchar, u. s. w. mag der Fremde sie zu Hause studieren, dieß Büchlein aber mag er auch auf der Reise bey der Hand haben. Steyermark gehört mit Kärnthcn, Krain, Görz und Istrien nach der gewöhnlichen Benennung zu Jnnerösterreich, doch hat cs für sich gegenwärtig eine eigene Landesstelle und sein Landrecht zu Grätz. Es gehört zu den gesegnetesten Ländern der vsterr. Monarchie, und zu den schönsten Deutschlands, gränzt gegen Norden an Oesterreich, gegen Westen an Salz¬ burg und Kärnthcn, gegen Süden an Krain, und gegen Osten an Kroatien und Ungarn. Weitere Verhältnisse gibt die nachfol¬ gende Tabelle: 2 osLLb» xK5L 98 oLlLLrsr/6 ok§r rr- oec omlUnA 19 2 2» SL 22 «> Siehe Schmutz Lex. ober meine Beilage zur Bezirkskarte von Steiermark. "> Ausführlich und ausgezeichnet von A.A Schmidt „ras H. Stevermark'' Stuttgart t»s. 2Z ') Sind gegenwärtig durchgehends gut (auffallend gut gegen frühere Zei¬ ten) Ortschaft» - uns Straüentasscln sind »ach nicht allgemein, wie es wünschenswerth wäre, doch ziemlich häufig. ") In mehreren Helten der Laudwirthfchast erscheine» schon einige Fllial- Bezirke beschrieben. „ . . °") Ausführlich siche Schmidl's odigeS Werl y»g. auch den montani¬ stischen Wegweiser durch Steyermark de» Benditsch (Lampel), Grah iz,s. - Den Mineralogen überhaupt rathc ich Ankers (Sebirgsver- hgltniffe, Grätz Mts. 21 Bewohner *). Auch hier können nur die allgemeinsten Bemer¬ kungen Platz greifen, und wird nur vom Hochlän¬ der gesagt, daß er derb und oft grob dabey, aber redlich, bieder, offen und treu ist; seine Nationaltracht ist maylerisch, wie sein Tanz, der Leben und Em¬ pfindung zeigt, das man an Kirchtagen, bcy Hoch¬ zeiten oder derley Festen Alles näher zu beschauen keine Gelegenheit versäume«.— Alles ist noch volks¬ tümlich. Der Untersteyrer ist durch feine Verbindung mit Fremden und mit der Außenwelt schon viel ge¬ schmeidiger, doch auch da unterscheidet sich der Berg¬ bewohner vom Flachländer, der aus dem Sulmthale von dem an der Heerstraße, u. s. w. Er ist gewand¬ ter als der Obersteyrer, doch noch immer edler deut¬ scher Natur. Der Menschenschlag ist sehr verschieden, und der Fremde,dürfte sich über den Cretin auf einer Hoch¬ alpe nicht minder wundern, als über einen kräftigen Holzknccht, oder über eine schone Hitzendorfcrinn! Eine Nationalspcise ist der Sterz, in Obersteyer der Pfannenkuchen; beyde soll der Reisende des In¬ teresse halber verkosten. Verschieden von all' dem ist der Wende, er hat seine eigene Sprache, seine eigene Tracht, (und auch die ist wesentlich nach Orten verschieden) seine eigentümliche Lebensweise und Sitten. Er ist lernfähiger als der Deutsche, und in jeder Hinsicht auch lcichtsassender, gewandter, genügsamer *) Siehe Kudlers und Schreiners dießfällige Zahlentabcllen in unserer Zeitschrift, endlich die jährlichen Tabellen über den SanitätSstand, auch Schmidl'ß Beschreibung von Steiermark p»x. Z6 u. s. w. 25 »mV fleißiger, aber auch verschlagener; so, daß das Sprichwort: „der windischc Tuk (Tüke) gibt dem Deutschen einen Druck!" ziemlich wahr ist *). Sein Hauptbedürsniß ist der Wein; im Essen ist er nicht heiklich, so wie in der Wohnung nicht gar reinlich, gegen Obere mehr mißtrauisch, gegen Fremde zurückhaltend. Nach Stand und Beschäftigung hier die gewöhn¬ lichen Listen beyzufügcm wäre außer dem Zwecke die¬ ses Buches; in den Städten findet der Fremde die Honoratioren, Bürger; auf seinen Schlössern den Adel und Gutsbesitzer oder Pächter; an den Stra¬ ßen mehr oder minder gewandte Wirthe, Reisende, Abenteurer; am Lande den meist sehr einfachen und bedürsnißloscn Bauer, besonders auf Bergen den sehr wenig weltläufigen Aelpler. Stadt- und Landleben. Wer unsere Verfassung nicht kennt, dem diene nur zu wissen, daß vom eigentlichen Staütleben nur in Grätz die Rede seyn kann; dort findet man Theater, Concerte und Gesellschaften aller Art, Le- scocrein, Bibliotheken und derley Anstalten mehrere, dort wird von Fremden, wenn er nicht auffällt, keine Notiz genommen, aber auch er darf sich in keine Form oder Etiquette zwingen. In Grätz sind die Landes- behorden, als: das k. k. Gubernium, das steyr. Land¬ recht, die Cameral-Gcfällenoerwaltung, der Stadtma- gistrat, doch alle Beamten verschwinden in der übri¬ gen Bevölkerung; der Militär ist (ohne Dienst) meist im Civilkleide, und äußert mehr Lebensart, als mehrseits im Auslande dicß der Fall ist. Wer im mindesten die geselligen Formen beach¬ tet, erhält leicht überall Zutritt; der aber besonders ") Siehe rom. Deutschland von J. G. Seidl, j. Abschnitt. 26 Empfohlene, wie jeder ausgezeichnete Fremde wird auch mit Auszeichnung behandelt, und Jeder wird mit Zufriedenheit und schönen Erinnerungen die Haupt¬ stadt verlassen. In den übrigen Städten des Landes findet der Fremde weniger Gelegenheit zu geselliger Unterhal¬ tung. Nur die Kreisstädte Marburg, Zilli, Bruck und Judenburg haben nebst einem zahlreicheren Beam¬ tenstande zugleich Militärgarnison. Der Bürger schließt sich im Allgemeinen mehr im Familienkreise ab. — Weit anders ist's am Lande, sey es aus einem Schlosse, wo oft ein patriarchalisches Familien¬ leben einladet, oft ein gebildeter Hausherr den Frem¬ den anzieht, oft eine reiche und romantische Gegend ihn sesthält, oft ein Jugendfreund den Gast länger fesselt, — sey es im gastlichen Pfarrhose, dem be¬ kannten Refugio der Studenten, — sey es in der einsamen Alpenhütte bey solchen Exkursionen; über¬ all wird er freundliche Aufnahme finden, um so mehr, wenn er bey ersteren bekannt oder empfohlen ist. Der Landbeamte ist genau zu kennen, wie andere nicht bäurische Leute; der Bader, Schulmeister bil¬ den mit ihnen oft eine eigene Cotterie; doch dieß muß Alles selbst gesehen werden, darum begebe der Rei¬ sende sich auf den Weg. GSerAeier. 29 3ÜSir begleiten den Reisenden im warmen kur¬ zen Rocke, mit tüchtigen Bundschuhen und einem Al- penstocke, allenfalls mit Steigeisen, immer aber mit einem guten Fernrohre und sichern Wegweiser u.s.w. zuerst durch unser Hochland, „das auf Felsenzacken die Gemse mit Speit bcwirthenü, in's Mittelgebirge den Auerhahn zum warmen Geschäfte der Pfalz ent¬ sendend, aus kräuterooller Alp' die breitgestirnten glatten Schaaren reichlich ernährend dem sensenkun¬ digen Mcnschengeschlcchte nur sparsam des Mchles heilige Blume, und nirgends noch des Trankes be¬ geisternden Saft biethet," *) — er wird selbes (we¬ nigstens Alpenhöhen) nicht vor July, und nicht mehr nach dem September betreten; dafür erntet er in dieser kürzer» Zeit desto schönere und reichere Ge¬ nüße: auf den Bergen liegt vor ihm die Kette der Alpen mit ihren Hörnern, Zinken und Kuppen, schweift der Blick am Himmelssaum über den bun¬ ten Teppich, über Berge, Hügel und Thälcr, über Dörfer, Wälder, Ebenen und Flüsse hin, — in den Thälern und Städten aber findet er noch ein starkes Geschlecht, das die deutsche Treu' und Rechtlichkeit, Biederkeit und Gastfreundschaft bis nun noch zwischen seinen Bergen wahrte, — und in tiefen Schachten zeigt ihm der Bergmann den glänzenden Reichthum der ewig gütigen Mutter-Erde. Hieher schicken wir vor allem den Momanistiker, den Geologen und Mineralogen, wie auf die Berge den Botaniker, und allenfalls den Melancholiker, zum Hochländer selbst aber den seinen Städter und ge- ') Schnellers Einleitung zur Lsterr. stkir. Geschichte. 30 wandten Hof- oder Weltmann, daß er bey ihm der Worte Krast und Treue kennen lerne! Höher» und geistigen Genuß wird der Reisende allerdings in Obersteyer finden, als im Unterlande; er wird aber auch mit mehr Beschwerlichkeiten zu kämpfen, und sich mehr gegen Witterungsverhältnisse zu schlitzen haben als dort; besonders mag der Brust¬ kranke sich vor einer Reise hiehcr mit einem Arzte besprechen, der das Land kennt, denn so ersprießlich eine Reise ins Oberland und Alpenluft für Einen seyn mag, kann's verderbenbringend für den Ändern werden. Auf das Einzelne überzugehen, bestimme ich nun gewisse Sammelplätze, Ruhepunkte, von wo aus ich den Reisenden Ausflüge machen lasse, von wo aus er Alpenparthien unternehme, und seine For¬ schungsreisen anstelle * **) ). Ich habe so das Ganze cmgctheilt, und bcßhalb auch schon die Einleitung darnach eingerichtet; gute Landkarten gehören ohnedem zum Reisen, die bequemste Verbindung oder die zweckmäßigste Richtung zur Wei¬ terreise möge der Wanderer sich dort selbst bestimmen. Aussee "). Der nördlichste Punkt unseres Vaterlandes, und der Hauptort des steyr. Salzkammergutes, daS schon ob Salzburg viel besucht wird, ist eine der in- *) Weidmann ^beschrieb mehrere Parthien dieses Landes mei- sterhast. Von Gölh's klassischem Werke besitzen wir leider erst zwey Lheile; da sie Obersteier behandeln, und ich dieß Buch doch mehrseits schon vermuthen kann, so habe ich mich auch kürzer gefaßt. **) Schmidl's Handbuch für Reisende, l (Salzkammergut) I. G. Seidl romant. Deutschland 2. Abschnitt. Bon Aussee sind: 2 Wegstunden in'S EnnSthal (über die Alpen), u Stunden nach Steinach, 2 Stunden nach Hallstadt und2 Stunden zu den Seen. teressantesten und höchstgelegenen Orte der Steyrr- mark; die Umgebungen sind sreylich nur im Sinne der Gcbirgsländer reihend zu nennen, aber der Hoch¬ länder weist sie zu würdigen, wie jeder Andere die reichen Salzwerke, die großen Siedercycn und Werk¬ stätten, die neu errichteten Sohlcnbäder und die wei¬ tern Umgebungen. Rings umgürtet von riesigen Gränzmarkcn, belebt von krystnllncn Bächen und ro¬ mantischen Seen, in deren Fluchen sich der mächtigen Berge starre Gipfel spiegeln, bildet das steyr. Salz¬ kammerländchen eine eigene schöne Parthie, doch ist sie nicht zu vergleichen mit dem ganzen Bilde, mit dem nahen Salzburg, wohin der Weg über die Pötschen, und nordwestlich fort über Ischl führt, das man für sich wieder als Mittelpunkt zu Ausflügen machen könnte, vom rasch aufblühenücn Linz, Gmund- ner - See, zu den Eisenbahnen mit Pferdebespannung, zu den schönen Stiftern mit ihren literarischen Schä¬ tzen, bis zu den Cyklopen - Werkstätten von Steyer und seiner Umgebung. Alles dicst, wie Salzburg selbst, seine Tempel und Paläste, seine Kunstschätze und Umgegend ist bekannt und vielfach beschrieben" Meine erste Reise dahin machte ich von Aussee (am Fahrwege fort) über Hallstadt und dort auf der Traun nach Ischl. Der Weg bis zum See ist romantisch, das Städtchen aber biethet ganz einen eigenen Reitz durch seine staffclförmige Aufstellung, und seine großartige Umgebung, die mehrere Wasser¬ fälle zieren. Wer auch nur einige Tage frey hat, versäume nicht von Aussee oder dem obern Ennsthale aus, diese unsere Nachbar - Parthicn zu besuchen, es ist des Schönen, des Erhabenen und Großen so viel im kleinen Salzburg, des Niedlichen so viel im freund¬ lichen Oberösterreich, daß ich mit Beschreibung der¬ selben gar nie fertig würde; auch unser Salz¬ kammergut ist zweifelsohne die großartigste ^Parthie unseres Hochlandes. 32 Im Ennsthale kenne ich nur drey Alpenpar- thien aus eigener Erfahrung, aber wie ich überhaupt des geistigen Genusses wegen allein schon jeden Rei¬ senden solche anrathe, so kann ich selbe anzuführcn nicht unterlassen; hiehcr gehört der Grim in in g, wohin sich leicht von Jrdnig oder Steinach, besser aber von Mitterdvrs Führer oder Begleiter finden. Seine Aussicht zeigt außer dem nahen Ennsthale rein nur ein Alpenpanorama, jedoch für Geologen oder Geographen desto interessanter; nothwendig gehört aber viele Kenntniß des LandcS (eigene oder fremde) und eine gute Mappe dazu, um vom Schneeberge als östliche Gränze alle Gipfel und Alpenflächcn hier und neben den Spitzen des Dachsteines, im Westen vorbey alle Hörner, Spitzen und Zacken, die hie und da aus grauen Schnccfeldern hcrausragcn, zu erken¬ nen, um die zahllosen Kuppen und Firste der Alpen¬ ketten zu unterscheiden, die im Süden übereinander sortlauscn. Wir betreten das obere Ennsthal, und nehmen als Mittelpunkt unserer Ausflüge die Poststation Steinach; in der Nabe liegt impossnnt die Felsen¬ feste Trautenfcls, südlich davon der Markt Jr¬ dnig, weiter hinauf Grübming und Haus, end¬ lich das düstere Schlaöming und der Paß Manö- ling, der Steycrmark von Salzburg scheidet. Von dieser Straße gegen Süden gibt cs der Wege meh¬ rere ins Murthal, so durch die Sölk nach Schil¬ der, über Donnersbach durch den Schottler-Gra¬ ben nach Oberwölz, u. n. m., wo sich um billiges Geld leicht Führer finden. So großartig die Natur, so arm ist der Mensch, und ohne Bedürfnisse zeigt sich der Aelpler, gibt gerne, was er hat, aber mehr verlange der Reisende nicht. Wir verlassen diese nordwestliche äußerste Par- thie der Steycrmark, in der als interessanter Hö- henpunkt der riesige Dachstein dasteht. Seine Be¬ steigung geschieht hier meist von Schladming aus, z z wie wir sie öfters beschrieben finden, daher ich meine Leser über das Nähere derselben, wie seine unerme߬ liche Fernsicht dorthin weise Z- Admont **). Eine Beschreibung des Stiftes und seiner Um¬ gebung, wie sie cs verdienen, würde zu weit führen, deß- wegcn bleibe Alles nur Andeutung; es hat übrigens deutschen Ruf, ist vielfach beschrieben, rlassisch be¬ schrieben, gezeichnet und bekannt — endlich erhält dort jeder Fremde (empfohlene oder ausgezeichnete Gäste desto mehr) nicht nur gastliche, zuvorkommende Aufnahme, sondern auch Auskunft über Alles, und Zutritt in die innern Gemächer und zu allen Sehens¬ würdigkeiten. Sein schöner Dom mit der herrlichen Orgel, seine Prachtsäle und Hallen, seine Biblio¬ thek u. s. w. sind wie die Nahmen mehrerer seiner Stiftsglicder zu bekannt und ost genannt, um hier noch einmahl näher berührt zu werden. Unter den Umgebungen, die herrliche Parthien bicthen, und den Zeichner jahrelang beschäftigen könn¬ ten, nenne ich den schönen Wallfahrtsort Frauen¬ berg, das wildschönc J o h n s bach, das bekannte Gsäns, die herrliche Kaiserau, das weitnussehende Röttelstein, endlich das Dürre-Schöberl, eine nicht beschwerliche und doch sehr lohnende Alpenpar- thie; gegen Süd und Nord eingeschlvssen von maje¬ stätischen Bcrgkolosscn, die in Reih und Glied ein¬ ander gegenübcrstehen; westlich das Ennsthal mit seinen Schlössern, Kirchen und Dörfern, deren Bild mit dem üppigen Grün der Thalgründe das Leben vorstellt, wie mir die riesigen Felswände des Grim- ') Eteyermärkische Zeitschrift, H. 2. und Ul. 2 neue Felge. *") I. G. Seidl im 3. Abschn. das mahl. rom. Deutschland, und F. E. Weidmann'- Wegweiser imA. 221. 3 mg, PürgaS, Buchstein u. a. m. als ein Bild bes Todes erschienen. Ocstlich deckt der nahe Kaibling und das Sparafcld jede weitere Aussicht, desto schöner blicken vom Paltenthale Rottenmann, die Feste Stre- chau und andere Ortschaften freundlich herauf, hinter denen der Bösenftcin, Hochreichard, Griesstein, Hoch- thauern u. a. m. ihre starren und eisichten Gipfel hoch in den blauen Himmel erheben. Ueber diesen Berg kann man den Weg nach Nottenmann einschlagen, ein Städtchen, das außer seinen Eisenwerken wenig Sehenswürdigkeiten hat; eine der bekannter» Alpcnparthien ist hier der Bösen¬ stein, ein wahrer Felscoloß südlich vom genannten Orte. Wie überhaupt diese Alpenkette oft aus schrof¬ fen Wänden besteht, und gefährliche Parthien für deren Besteiger biethet, so führen auch hier stunden¬ lange Wildnisse auf Klippenwegen, zwischen Fels¬ blöcken, donnernden Gießbächen vorbey schwindeler¬ regenden Höhen und Abgründen vorüber bergan; ich machte diese Parthie von Nottenmann aus, wo sich leicht Führer finden, doch rathe ich jedenfalls Gesell¬ schaft, die auch ich bald fand. N e u m a rkt *). Der Ort selbst hat Nichts srhenswerthes aufzu¬ weisen, desto interessanter sind die Umgebungen, wovon wir zuerst die Westseite nehmen, also über den Wall¬ fahrtsort Maria-Hof, dem schönen Stifte St. Lam¬ brecht **) zu eilen, dort ist die alterthümliche Kirche beachtenswert!), hier aber so viel, daß sich mein Leser ') Bon hier sind bey 2 Wegstunden nach St. Lambrecht, r» nach Murau, 6 bis Obdach über die Alpen, LH bis Friesach, und von da eine Lagreise nach Klagenfurt oderVölkermarkt. ") Näher im Jahrgange 1822 der Corinthia vom damahligen StistSsecretär k. 3. Pauer beschrieben, wir im National« kalender 18U2 von Dr. R. »x- 96. Z7 Niemanden wird eine Excursion hieher reuen, die freylich einige Tage raubt, allein des Interessan¬ ten so vieles biethet, wie Klagenfurt mit seinen öffent¬ lichen Statuen und Springbrunnen, seinen regelmä¬ ßigen Plätzen und Gassen, sehenswerthem Landhause und der bischöflichen Residenz, seinen herrlichen Kir¬ chen, der einzig schönen Rundschau vom Stadtpfarr- thnrme und seiner herrlichen Umgebung, wovon ich nur die Parthicn nach KrumpenSorf zum Werder- See, ins Rosenthal, nach Hollcnburg und Ferlach, oder in die große Tuchfabrik Viktring, nennen will. Zurück schlage ich den Weg über St. Andre und die Pack oder durch das Drauthal vor, wohin wir später auch kommen werden. Anmerkung. Ich habe weder hier noch sonst irgendwo die Entfernungen alle angeführt, wie man anderseits in solchen Büchern findet, weil sich die beyläufige durch jede gute Karte bestimmen läßt, die genaue aber (besonders nach Stunden) zu viel nach der Individualität zu berechnen ist, Judenburg *). Die Hauptstadt des gleichnahmigen Kreises am südwestlichen Ende des Eichfeldcs, vor kurzem durch Leitner's Monographie der Lesewelt bekannter gemacht, übergehe ich dcßwegeu, so wie seine nähere Umgebung, und erlaube mir, meine Leser dahin zu verweisen. Südöstlich führt eine neue sehr bequeme und be¬ suchte Alpcnstraße über Weiskirchen die Stubalpe hinan nach Grätz, welche Straße wir dort näher berühren werden. Nordöstlich geht die Hauptpoststraße nach Knit- telfcld, an derselben liegen wieder mehrere Schlösser nah' und fern der Straße, die hier ganz eben über das ') Von Judenburg sind Z Stunden nach Knitlelfeld, 5 nach Scckau, g nach Aeiring, 2 ngch Obdach, von da 5 Stunden nach Wolfüberg in Kärnthen (und eine Lagreise nach Lavant). Z8 Eichfeld führt; am nordöstlichen Ende desselben liegt Knittelfeld, ein unbedeutendes Städtchen, von wo rin Fußweg über die Klcinalpe nach Grätz führt. Nördlich davon liegt das prächtige dem vater¬ ländischen Geschichtsforscher bekannte und interessante Seckau, und östlich davon der Zinken (gleichen Rah¬ mens) mit einer der großartigsten und schönsten Fern- sichtrn der Oberfteyermark, aber nur für geübte Berg¬ steiger zugänglich. Nordwestlich von Judenburg liegt Pols "), interessant als die lctztgewesene Pfründe deS Nestors der steir. Geschichte. Bon Judenburg nördlich führt die Straße dem Hochthauern zu, an derselben ist Sauerbrunnen, Zeiring und St. Johann am Tauern selbst bemer- kenswcrth; bey Trieben mündet sich dieser Weg in die Salzstraße unweit Rottenmann, das wir ken¬ nen, südöstlich kömmt man in das düstere Gaishorn und einsame Wald, die Wasserscheide zwischen der Mur und Palten; doch wir kehren wieder zu unserm Sammelplätze zurück. Wir sind nahe der Gränze eines Nachbar¬ landes, das wir schon kennen, und nahe einer seiner schönsten Partbien, ich meine das paradiesische La- vantthal. Außer Obdach einem kleinen See entsprin¬ gend, durchschlängelt die Lavant (zu ihrer Seite eine schöne Straße) diesen östlichsten Theil Kärnthcns bis zur Drau. Daß dieses Alpcnthal aber zu den schön¬ sten der Monarchie gezählt werden mag, rechtfertiget sich gewiß im May, wo das Roth und Weiß der Blüthen vom üppigen Grün der Wiesen eben so schön, wie üieß von den Schnecfeldern der mächtigen Schwamberger- (hier Kor-) Alpe absticht. Die großartigen Eisenwerke von St. Leonhard und Kollnitz, besonders die im englischen Style er¬ bauten zu Frantschach, die Menge der Schlösser und ') Siehe steierm. Zeitschrift NI. 2. die Hauptpfarre Pols von I B. von Winklern. ZS Rumen, die herrlichen Fernsichten von ÄZolfsberg und Kollnitz, das fürstlich erneuerte Thürn, der Sauer¬ brunnen zu Preblau, die sehenswerthe bischöfliche Re¬ sidenz zu St. Andre; die Kunstschätze, daS Natura- lienkabinet, die von St. Blasien hiehcr übertragene Gruft der ersten Habsburger und die herrlichen Um¬ gebungen von St. Paul biethen dem Naturforscher und Montanistiker, wie dem einfachen Naturfreunde genug Stoss zur Anschauung und Unterhaltung. Von hier läßt sich eine Parthie auf die Kor. Alpe am bequemsten ausführen, doch wir werden selbe von jenseits besteigen, und ich bemerke hier nur, daß man auf selber Stcyermarks Reitze und Kärnthens Erhabenheit, wie ihre bepden Hauptstädte aus einem Bilde beysammen findet. Bcyde Länder gewähren nicht nur für ihre eigenen Bewohner, sondern auch für Fremdlinge ihr eigenes ewig hohes Interesse, und wer cinmahl die wählerische Anmuth ihrer Thalgründc oder die erhabene Einsamkeit ihrer Alpen gesehen, gibt die Erinnerung gewiß uw Vieles nicht mehr hin l Marra-Zell *). Besonders an Frauentagen belebt und viel von Wienern besucht, woher der Weg in einer eigenen Broschüre beschrieben ist, zeigt dieser Wallfahrtsort in seiner schönen Kirche, in welcher sich der sogenannte Gnadenaltar barok ausnimwt, mit der Schatzkammer, iw regen Leben an gedachten Tagen, in seinen Um¬ gebungen mit dem Erlaffsee, Holzaufzug, Lassingfall allerdings Sehenswürdigkeiten, doch sind sie wie die schönen Parthien des nachbarlichen Ocstcrr. bekannt und genug beschrieben "). Von hier ist eine Tagreile nach Wildalpcn, eben so «ach Mürzzuschlag, und eine auch nach Bruck. ") Von P. Marian Sterz Wien 1819, von Dr. Macher. SLien 18Z2 und viele kleinere Schriften. 40 Südlich sort kommen wir ins Guß werk *), eines der interessantesten Werker der Monarchie, das man ins Detail zu beschauen nicht versäume, daher sich im Hauptmagazine melden, und an keinen Sonn¬ tag hieher kommen wolle. Von hier trennt sich ein Weg rechts ab über Weichselboden *') längs der schäumenden und reißenden Salza sort nach Wild- alpen, eine der schönsten Parthien unseres Hochlan¬ des, doch nicht rathsam, allein zu machen. Vom Gu߬ werke gerade aus führt die Poststraße über Weg, scheid den Seeberg hinan und bcym Brattbhofe vor¬ über nach Scewiesen. Bey erstgedachtem Orte führt wieder ein sehr romantischer Weg links ab über Mürzsteg, wo die bekannte Schlucht, das toüte Weib genannt, merk¬ würdig ist, und Neuberg ein ehemahligcs schönes Stist, in deren Kirche eine Habsburger-Gruft ist, und nunmehrige kaiserliche Gewerkschaft nach Mürz¬ zuschlag an der Wiencrstraße. Wir kommen aus unserm Wege aber zum Brand- Hofe; welcher Steyrer kennt nicht diesen Nahmen? — eS ist der Sommcrsitz des erlauchten Prinzen unseres Kaiserhauses, dem Steycrmark alles Gute, alles Schöne, alles Große verdankt. Das innere des Hau¬ ses kennen wir aus so vielen Beschreibungen, und der hochherzige Besitzer gestattet den Eintritt der Frem¬ den, doch gegen Billeten, die im Johannes in Grätz zu haben sind ***). Der Gipfel des Seebergs biethet wenig Aus¬ sicht, desto schöner ist solche auf der Straße herab, und jedem gefühlvollen Reisenden wird das schone Thal gegen Seewiesen, das umpanzert von himmclanstre- benden Felscolossen einen wahren Zauberkesscl bildet, unvergeßlich bleiben. Auf dem Wege von Seewiesen ') Schmutz Lexikon I. xax. 641. ") Siehe romant. Deutschland 4. Abschnitt und Schmidl'S Handbuch I. 42. Route.. Weidmann'« Beschreibung des Festes seiner Einweihung. 41 nach Aflenz links oben stehen drcy einzelne Fels- spitzen, nach einer Dolkssage die Spieler genannt, weiter unten dreht sich links wieder ein Weg hinein über Türnau und Veitsch an die Wienerstraßc ins Mürzthal, eine wahre Cyrlopcn-Wcrkstätte; ringsum Eisenhämmer und in den höhern Partlfien Kohlenbrenner, daher man so vielen schwarzen Män¬ nern begegnet. Solche Werker sind in Aflenz, dann in Thörl und überall herum; so schön noch der Weg hieher, wird er von hier nach Kapfenberg im schmalen Thale wieder langweilig, und besonders um die Mittagszeit beschwerlich. Schon der obgcdachtcn Aussichten wegen benütze man den Vormittag zur Reise vom Secberge herab; von Aflenz aber aus, wo sich leicht Führer oder Be¬ gleiter finden, versäume man nicht, eine der schönsten zu genießen, ich meine die des Hochschwabs, eine mit guten Kräften in einem starken Tagmarsch aus- zusührende Alpenreise. Ueüer die Alpen des Bruckcrkreises schweift der Blick bis in die Ebenen des Murthales, und über die Rebenhügel Naökersburgs und Luttcnbergs hin zu den blauen Bergen CroatienS, während er im Norden über den Silbcrfaden der Donau hinüber das Hügelland an Böhmens Gränzc im matten Grau er¬ reicht, mitten unter Alpen und Zinken, deren Gestalten sich oft sonderbar ausnehmen, steht er als Riese da, schaut östlich als seines Gleichen nur den Schneeberg in Oesterreich und westlich die Admonter-Wände im Ennsthal; ein großartiger, erhabener Anblick! Am zweckmäßigsten wären aus solchen Höhen die trigonometrischen Gcüirgskarten des Gencralguartier- meisterstabs, allein sie sind meines Wissens noch nicht öffentlich erschienen. Von Aflenz führt eine mitunter wildschöne Stra- ßeNparthie über Tragöß nach Vordernberg, der über Thörl vorzu,ziehen, doch bestimmen dieß Zeit, Kräfte und Verhältnisse des Reisenden, daher ich sie nur andeute. 42 H L e f l a u. Wie kehren wieder in das Ennsthal zurück, und betrachten seine Straßenzüge von hier aus ge. naucr. Der Ort Hieflau wie die Umgegend ist wieder ein wildschöner Cyclopcn-Wohnsitz, und biethet nur für den Mineralogen und Montanistikcr, wohl aber auch für den Zeichner Interesse. Dem Fremden dürfte der große Holzrcchen in Reifling und die großen Kohlenbrennereyen in Hieflau *) ein solches ge¬ währen. Westlich vom letztgenannten Orte zieht sich dje Straße durch das Gsäus nach Lietzen, Admont vorbey, das wir schon kennen; bey gedachtem Orte geht rechts über den Pirn ein Weg nach Wind- Garsten und Linz, links aber ins Paltenthal ab; gerade aus geht es nach Steinach, dort steht der Grimming, impoffant, als ob er jeden Wanderer auf¬ halten wolle, doch rechts einbiegend zieht sich die Salz¬ straße fort nach Aussee, links im lachenden mit Wie¬ sen geschmückten Ennsthale geht es Radstatt und Salzburg zu, welche Parthie wir schon kennen. Links in den Gräben dieses Thales liegen nebst dem Ku- pferwerke zu Oeblarn mehrere Eisen- und Sensen¬ hammerwerke, ober Wörschach aber ein Sauer¬ brunnen, wie bey Hall alte Salinen. Wir verlassen bey Wengg das Ennsthal, um über Gehwege kürzer wieder in dasselbe zu kommen, wo wir das mahlerisch gelegene Gallenstein Yas¬ siren, und hey Alten markt zugleich die Haupt¬ straße mit der Gränze berühren. Unser Nachbarland kennen wir wieder von früher her, es hat noch den vbersteyr. Charakter, da eS einst unsrem Vaterlandc angehärte. ') Interessant ist von hier aus ein Ausflug nach der Eishöhle am Branvsteinc, siehe stcyerm. Zeitschrift V. 2. 4Z Dey Reifling mündet sich mit der uns schon be¬ kannten Wildalp enftraße die Salza in die Enns, an derselben ober Palsau geht wieder ein Seitenweg nach Unteröstcrreich ab. Wir verlassen Hieflau und steuern auf der Eisenstraße dem Süden zu; vor Eisen¬ erz nahe dem romantischen Lcopoldsteiner-See mündet sich der Gehweg von Wildalpen (über den Schreier) ein interessanter und wildschöner Alpensteig in die Hauptstraße. Eisenerz selbst ist wieder so vielfach beschrieben und so bekannt, daß ich auf die Gefälligkeit meiner Leser und die der liebenswürdigen wenn gleich derben Bewohner des Marktes selbst sündige, die dem Frem¬ den gerne Alles sagen und zeigen *). Ausgezeichneten oder besonders Empfohlenen wird einer der Beamten zugetheilt, mit dem man die Stollen besucht, den Erz- bcrg besteigen, die Barbara-Kapelle, die Hoch¬ öfen, Hammerwerke u. s. w. besehen känn, und jeder Reisende wird befriedigt diese Schatzkammer der Steyermark verlosten. Außer dem Orte geht es bergauf dem Prebüchel und Vordernberg zu nach Leoben. Leoben **). Bekannt als das netteste Städtchen der obern Steyermark — ihre sogenannte Hauptstadt, wie Mar¬ burg die des Weinzerl. Landes — und auch im Auf¬ schwünge begriffen sich verschönernd und vergrößernd bestimme ich zu meinem Sammelplätze, und führe meine ') Nicht zu übersehen die Frauenmauer-Eisgrotte, beschrieben vom Professor Schreiner in der steyerm. Zeitschrift I. 2. ") Bon Leoben ist eine starke Tagreise nach Wra'tz, eine kleine nach Judenburg, eine nach Rottenmann, eine nach Eisen¬ erz — wohl auch nach Hieflau. 44 Leser, nachdem ihnen aus der Monographie *) Stadt und Umgegend bekannt seyn mag, zuerst südwestlich längst dem Murflusse sort nach Knittelfelü, wo dieser Fluß ansängt sicher schiffbar zu seyn. Bey St. Michael mündet sich die Salzstraße in diese italienische Hauptstraße, die wir bis Wald kennen, von dort aus über Kallwang und Man¬ kern aber Nichts Schenswcrthes hat. Außer der Stadt über der Brücke biegt die Eisenstraße nordwestlich ein; an derselben sind bc- merkenswerth die romantisch liegende Kirche St. Pe¬ ter, das Schloß Freisinn, der schöne Markt Tro- fayach, und vor demselben links an der Slraße der schöne Garten des Erzherzogs Johann. Nach dem¬ selben verschließt sich wieder das Thal, und wird bey Vvrdernbcrg *") zur düster» Schlucht, welche je¬ doch die vielen Eisenhämmer und Gewerke, die mon¬ tanistische Schule und der reiche Markt beleben. Rechts ober dem Thore eines netten Hauses fällt jedem Fremden das Herzschild des vsterr. Wap¬ pens auf, es bezeichnet das Eigenthum des hohen Gönners der Steyermark Sr. k. k.Hvhhcit des durch¬ lauchtigsten Erzherzogs, der hier im Hochlande wie in den Nebcnhügeln Pikcrn's verehrt und geliebt ist. Außer dem Markte gegen Eisenerz geht es wieder dem Prchbüchel bergan, die Wasserscheide zwischen der Mur 'und Enns. Wir verlassen Leoben und schlagen, um die Z Wegsstunden nach Bruck zu ersparen, den Dieb sw eg ein, den bekannten Alpensteig, der außer Frohn- lei ten wieder die Hauptstraße erreicht. Von hier gibt es zwar wieder Fußwege jenseits der Mur, allein sie ersparen den Reisenden Nichts als den Land, straßenstaub. ") Won Graf; Gra'tz 1822 und stcyerm. Zeitschrift IV. 2. ") Steyerm. Zeitschrift der Erzberg vom Professor Muchar V. i. Bruck. 45 Diese SM hat außer der alten l. f. Burg am Platze und der Pfarrkirche nichts Sehcnswerthes auf¬ zuweisen; schön ist die Aussicht vom Schlosse LandS- kron, besonders Morgens gegen Leoben hin, für Rei¬ sende, die aus dem Unterlanüe kommen, und zum er- stenmahlc diese Alpenketten, welche das Murthal um. schießen, sehen. Dort trifft Sie Mayländer- mit der Triesterstraße zusammen, und beyde nehmen nun ihre Richtung den schlösserreichen wunderlieblichen Mürzthale entlang gegen Norüost, wo außer Kapfenberg sich die Maria- Zeller - Straße einmündet. Die Gegend um Bruck ist noch freundlich, und das Thal mit Aeckern und Wiesen geziert, deren An¬ blick von einigen Puneten sich herrlich ausnimmt; weitere Parthien sind von hier auf das Rennfeld, das ein waldiges und großartiges Gebirgs - Panorama zeigt, und auf die Hochalpe, die gegen Grätz hinab ihre Aussicht öffnet. Schön contrastirt auf beyden das üppige Grün der nahen Alpenwciüen von dem Grau der Zacken und Felsgebilöe über und neben ihnen. Die Straße gegen Leoben ist schön und freund¬ lich, sie heißt gewöhnlich die italienssche Straße; südlich geht es nach Grätz und Trieft, dort ist der Sauer¬ brunnen unter der Linde, und weiter unten die Mixnitzer - Höhle bcmerkenswcrth; Straße und Fluß bleiben im engen Thale nebeneinander, betreten vor Frohnleitcn den Grätzcr-Kreis, den wir später näher beschauen werden. In Druck gibt es Stellwägen, Post- und Malle- wägcn nach allen Seiten hin, auch Gelegenheiten sind leicht zu haben, doch dem rüstigen Fußgänger kümmern sie wenig — er hüthe sich hier und überhaupt nur vor eigenen Gelegenheiten, denn mit solchen (wenn gleich Einspännern) die Welt zu durchreisen, kostet sehr viel Geld! — 46 Mürzzuschlag *). Die erste Station in Steyermark für den von Wien kommenden und wohlbekannt, daher ich die Um¬ hegend wie die Aussicht vom Semmering, die Beschreibung des nachbarlichen Oesterreich, des ro¬ mantischen Schottwien und freundlichen Glocknitz, die große Rundschau vom Schneeberge, so wie das Mürz¬ thal hier nun berühre, einen Punkt aber nenne, der wenig gekannt zu den ausgezeichnestcn der Steyermark gehört, ich meine Stulegg; es wird die Reise da¬ hin und zurück bequem in einem Tage gemacht, und dieß ist seine Rundschau gewiß werth. Nur der zu nahe Wechsel deckt ungelegen das Bild; neben dem impossant her winkenden Schneeberg, mit dessen be¬ zaubernder Aussicht unsere freylich nicht zu vergleichen ist, schweift der Blick ins Marchlanü und an dem Kahlenberg hinüber, während er sich in der Ebene Ungarns, die zum grauen Chaos wird, ganz ver¬ liert. Schön nehmen sich einige Strecken des Mürz- thales, wie der Wienerstraße am Steinfelüe, z. B. W: Neustadt aus, während das Auge in West und Süd der vaterländischen Berge bekannte Formen wie¬ der grüßt. Mehrere Wege führen aus dem Mürzthale über die Wasserscheide der Raab in den Grätzerkreis hin¬ über, die jedoch alle bessern Landkarten schon zeigen, und wir noch berühren werden. ') Bon hier ist's noch eine Lagreise nach Bruck, 3 Stunden nach Neuberg, 6 Stunden zum todten Weib, 5 Stunden in die Ratten, wie man überhaupt alle diese Uebergange in das Feistritzthal zu 5 — 6 Wegstunden von der Haupr- strasse an nehmen darf. G r a t). 49 -- --.. Dbwohl vielfach beschrieben ") unü jetzt schon allgemein bekannt, will ich doch dem Zwecke des Büch¬ leins zu lieb meiner Vaterstadt und ihren nächsten Umgebungen besonders einige Blätter schenken. Am bequemsten für Fremde ist's übrigens hier wie überall (und am angenehmsten) gute Empfehlungen zu haben; jeder wird sich auch bey unbedeutenden solchen Adressen der Gefälligkeit und Gastfreund¬ schaft seines Freundes erfreuen. Unsere Lohnbedien¬ ten aber haben cs noch nicht zu dem Grade der Ge¬ wandtheit und Berühmtheit gebracht, als anderseits, und ich rathe nur natürlich bcym Mangel der ge¬ ringsten Bekanntschaft selbe als Cicerones ükr Merk¬ würdigkeiten oder in die Umgebungen. Vor allen andern besuche man den Schloß- berg, um einen Begriff vom Ganzen ZU bekommen; die auf der Feuerwache stehenden ständischen Kano¬ niere geben dort gefällig über Alles Auskunft; inte¬ ressant ist in dem Vvröern Wachthause delt Schloß- bcrg selbst en ministnr zu sehen. Der Anlagen hin¬ aus sind jetzt so viele und schone, daß deren Besuch allein schon die Besteigung werth ist; man wähle einen andern Weg hinaus, einen andern herab. Eine leichtere Art sich einen beyläufig solchen Ueüerblick zu verschaffen, ist der Weg um die ganze Glacis (doch nicht allein). In der Stadt selbst nun übergehen wir die De¬ tails, indem dieß wohl zu weit führen würde, ebenso die Eintheilung derselben, die Beschreibung der Plätze unü Güssen, da wir wieder darüber Pläne und Beschreibungen genug haben, und anderseits dießsallS ') Fremdenführer bey Ludewig - der Fremde in BrLtz bey Kaiser — Polsterer Beschreibung u. s. w. 4 50 Grätz wohl noch wenig aufzuweisen hat, wenn gleich z. B. wieder das gewählte Haus in der Herrengasse eine mir wenigstens noch nirgend derart vorgckommene Merkwürdigkeit ist. Die eigentlichen Sehenswürdigkeiten sind: 1. Das st. st. Johanneum in der Raubergasse, die Zierde des Vaterlandes und der Hauptstadt, das segenreiche und sprechende Denkmahl des erha¬ benen Fürsten, dessen Nahmen es trägt. H Museum, Naturalienkabinet im 2. Stocke vor¬ wärts, ist Sonntags und Donnerstags Vor¬ mittag für Jedermann offen. Außer diesen Stunden muß beym Herrn Custos im 1. Stocke rückwärts um Erlaubnis; angesucht werden; l>) Münz- und Antikenkabinet ist Sonntags Vor¬ mittag für Jedermann, für Fremde aber auch täglich Nachmittags offen. <-) Modellenkabinct und der Saal mit den land- wirthschaftlichen Geräthschasten ist für Mit¬ glieder der Landwirthschaftsgesellschaft immer offen, und sie haben sich wie andere Fremde beym Zimmerwärter rechts zu ebener Erde dießfalls zu melden. ü) Die Bibliothek ist täglich Abends und zwar zum Lesen dort für Jedermann offen, der Saal jedoch nur mit Erlaubniß des Bibliothekars zu sehen, welcher aber Fremden auch außer der Zeit gezeigt wird. e) Der Leseverein im 1. Stocke rückwärts ist für Fremde zwar geschlossen, jedoch können solche, von einem Mitglied«: eingeführt, denselben durch 14 Tage besuchen. k) Der Garten ist täglich für Jedermann offen. g) Die übrigen Localitäten als: Zcichenschule, Le¬ sezimmer, das physikalisch-chemische Kabinet, Maschinenaufstellung rc. sind nur gegen Er¬ laubniß der betreffenden Professoren oder des CustoS zu besuchen. 5i 2. Dcr ständische Musterhof und der Musterweingar¬ ten, dieser am Plabutsch, mir für Landwirthe oder Genvlogen interessant, jener aber an der Cggenbergcrstraße mit dem neuen schönen Ge¬ bäude, dessen Besuch keinen Stcycrmärker reuen wird: er findet dort aus Wachtels Meisterhand die Portraite der vorzüglichern Landwirthe und ersten Gründer der steyr. Landwirthschaftsgesell- schaft, mehrere Modelle, Aussätze, Obstsorten in braver Wachsarbcit u. ögl. 3. Die k. k. Universität, deren Hörsäle jedoch Nichts großartiges ober interesiantes auszuweisen haben, wie anderseits; das physikalische und technische Kabinet ist nur mit Bewilligung des betreffenden Herrn Professors zu besuchen. Die Bibliothek ist täglich Vormittag für Jedermann offen, dcr Saal (sehr schön und großartig) jedoch nur mit Bewilligung des Bibliothekars zu sehen. 4. Das Mausoleum sowohl als das Nähere der Dom¬ kirche biethct eine Menge des Interessanten, und es ist der Mühe sehr wcrth, sich dießfalls im Dompfarrhofe zu melden, wornach der Küstner oder Kirchendiener dem Fremden Alles zeigt. 5. Die st. st. Bildergallerie ist Sonntags für Jeder¬ mann von 14 — 1 Uhr und Donnerstag von 10 — 12 Uhr ohnedem offen, und ein Buch, wo sämmtliche Gemählde mit fortlaufenden Zah¬ len verzeichnet sind , gibt den Meister, Gegen¬ stand, Eigenthümcr u. s. w. bekannt, aber auch außer dieser Zeit wird ausgezeichneten Fremden diese Gallerie geöffnet. 6. Das Landhaus in dcr Herrengasse mit seinen schö¬ nen Sälen, wo die Landtage gehalten werden, und seinen Waffenkammern, soll für Fremde und Einheimische gleich interessant seyn. Das ganze Gebäude zieht durch seinen edlen Styl und sein Alter an, und man versäume nicht, um das Ob- 4 * 52 gedachte zu scheu, sich bey der ständischen Bauin- spectivn zu ebener Erde dort selbst zu melden. 7. Das k. k. Zeughaus in der Hofgasse gibt in Mi¬ niatur das große und weltberühmte Wiener- Zeughaus, und ist sich dicßsalls in der Feldzeug- amtskanzley am Karmeliterplatze des Einlasses wegen zu melden. 8. Das Theater in der Hofgasse, am schönen Fran¬ zensplatze, den seit kurzen das herrliche Stand¬ bild ziert, das ihm den Nahmen gibt. Wer das Gebäude und den Redoutensaal außer der Zeit besehen will, melde sich bey der stänö. Inspektion zu ebener Erde. 9. Das Taubstummen - Institut am Graben, dessen Vorsteher jeden Fremden mit Auszeichnung em¬ pfängt, und die Anstalt zeigt, die Kinder vor¬ ruft und ihre Arbeiten weiset. 10. Die Kleinkinder - Wartanstalten, die den Päda¬ gogen interessiren dürften, sind Vor- und Nach¬ mittag in den Lehrstunden zu sehen, und zwar die am Gries: Haus-Nr. 939 die im Münz¬ graben: Haus Nr. 267. 11. Die schöne Kettenbrücke, durch ihre Bauart selbst sehr interessant, aber auch durch ihre Aussicht, die sich jedoch besonders schon vom Kaffehhause im Brückenköpfe (Spannhause) ausnimmt. 12. Das rußische Dampfbad an der Eggenbergcrstraße und die neue Militär-Schwimmschule außer dem Sackthore gehören allerdings zu den gegenwär¬ tigen Sehenswürdigkeiten von Grätz. 1Z. Die Zimmer der k. k. Burg, so wie der schöne Hofgarten sind nur bey Abwesenheit des Gou¬ verneurs zu besuchen, aber gewiß eines eigenen Besuches werth. 14. Die hiesigen Krankenanstalten, Irrenhaus u. s. w. dürften für einen Arzt allerdings auch von gro¬ ßem Interesse seyn zu besehen. 5.; Hieher gehören auch die Spuchx>.. der barm - herzigen Brüder, und der Elijabethinerinnen in der Murvorstaöt. 15. Unter den hier befindlichen Fabriken und Ma. nusac turen verdienen besondere Erwähnung -. u) Dir Papierfabriken; die Kienreich's vor dem Sackrhore, Lcykam's an der Wienerlinie, und die neue ober dem Kalvarienberge, deren Be¬ sichtigung aber sämmtlich nur mit Erlanbniß der Jnnhavung gestattet ist. b) Die Maschincn-Nägclfabrik vor dem Sackthore links, und die Ringel- und Ketten-Fabrik ge¬ genüber; diese ist immer offen, zu jener erhält man vomEigenthümer die Eintritts-Erlaubnis. c) Eben dort vor dem Sackthore mehrere Mahl- mühlcn, die sich durch Zweckmäßigkeit ihrer Einrichtung, durch Großartigkeit des Baues, Ordnung und Reinlichkeit auszeichnen. ü) Weiter hinauf ein Eisenhammer, interessant für jene, die sich davon gar keine Vorstellung ma¬ chen können; wie noch weiter hinauf mehrere Stampfmühlen. e) Gerade vor dem Sackthore, eigentlich in der Wickenburggasse die schöne und großartige Li¬ thographie des I. F. Kaiser. t) Die Fcilenfaürik des I. Pfallcr in der Aue ober dem Kalvarienberge (zugleich ein reihender Spaziergang). 8) Die großen Bicrbräucreycn mit eigenen Vor¬ richtungen und neuen Erfindungen, so: die im sogenannten großen Mauthhause, die der Herr¬ schaft Liebcnau im Frcyschloß, die des Ott in der Murvorstadt u. a. m. K) Die große schöne Zuckerrafsinerie in Geydorf, wozu man den Eintritt bey der Direktion ln der Kanzley dort nachsuchen muß. 54 Der einzelne lernbegierige oder kcnntnißreiche Gewerbsmann wird sonst Wenig des dießfällig In¬ teressanten oder Besonderen finden, bey eigenem In- terefse aber zu suchen wissen. Was Geselligkeit, Vergnügen, Belusti¬ gungen und Umgegend betrifft, waren vorhin das Fischerfcst in der Göstinger-Aue, das Anncnfest in Eggenbcrg und Wurmbrandgartcn, und ähnliche Volks¬ feste in Gösting, Wattendorf u. s. w., die Kirchtage in Maria - Grün, Ulrich u. n. m. sehr bekannt, doch wechselt dieß in Art und Sitte mit der Zeit. Was die nähern und entfernteren Umge¬ bungen anbelangt, genüge cs hier rein nur ihre Nahmen anzugcben, da in den gedachten Büchern das historisch Topographische ohnedem ausführlich behan¬ delt ist, und eine Wiederhohlung hier zu weit führen würde, ich berühre hier: 1. St. Gotthardt nördlich von Grätz mit St. Veit der Pfarrkirche, deren Hvchaltarbild sehens¬ wert!) ist. Dieser Spatziergang führt über die bekannte Andritz, deren gleichnahmiger Bach am Ursprünge häufig besucht wird. 2. Gösting, eine Parthie, welche mit der vori¬ gen verbunden werden, und durchaus zu Wagen gemacht werden kann; nur wer das alte Schloß, den Jungfernsprung, die Collera - Kapelle besu¬ chen und ihre schonen Aussichten genießen will, muß zu Fuß gehen. 3. Die nordöstliche Hügrlrcise außer Grätz biethct durch einen Ausflug nach Maria-Grün, zum Stoffbauer, Rosenwirthe oder Ulrichs- brunn wieder einen andern und ganz eigenen Reitz; die Krone dieser Parthie ist die Platten, einer der weitausschenüsten Höhenpuncte um Grätz. Kunstsinnige Naturfreunde haben dort ein Glorfitt errichtet, zu dem Fremde den Eintritt bey dem Bauernhause unter demselben erhalten. 55 4. Wer seinen Spatziergang bcymPaulusthore hin¬ aus beginnt, kömmt links wieder auf den schönen Rosenberg, gerade aus aber in den Wurm- brandgarten, ein Denkmahl vergangener und bes¬ serer Zeiten; an der Straße fort links liegt der Rosenhein, ein Lustgarten des Landeshauptmanns, und an der Straße hinaus kömmt man nach Ma¬ ria - Trost, einen Wallfahrtsort, dessen Besuch besonders an Kirchtagen sehr interessant ist. 5. Die Leehkirchc hat bereits ihre interessante Lage durch den Bau mehrerer Häuser herum verloren, doch ist sie an und für sich sehenswert!). Ebenso haben die M ilchmarinudeln das Eigcnthümlichc ihrer Stellung durch den Anwachs der Ziisiendorfgasse ganz verloren. In Ersterer findet man die Denkmähler Spek's, Kalchbergs und Schrökingers, bey Letzterer aber (auch im Winter) immer Frühstückgesellschaften aus der Stadt. 6. Wer beym Burgthore hinaus seine Wanderun¬ gen beginnt, kömmt zuerst zum schönen Palais des Erzherzogs Johann, und dann nach St. Leonhardt. Wer dort sich ganz vom Getüm¬ mel der Stadt entfernen, aber ihr doch persön¬ lich sehr nahe bleiben will, schlage den Weg links in das Stiffingthal ein, wer die Stadt von der Ostseile und andere schöne Lanöschaftspar- Ihicn sehen will, gehe auf der Riß nach der Haupt¬ straße fort, wer aber wieder einen der lieblichsten Spatziergänge besuchen will, gehe rechts auf den Ruckerlberg, (bekannt durch seine Kaffehschän- ken) von wo aus besonders Morgens Stadt und Umgebung sich einzig schön ausnehmcn. 7. Lustbüchel, besonders dessen Gloriett zeigt das vorerwähnte Bild im noch größeren Maßstabe, aber auch der Weg dahin über das immer belebte Wattendorf und weiter fort hinaus zeigt schöne Waldparthien. 8. Südöstlich liegt der St. Peter-Friedhof, der für sich eine eigene Beschreibung verdienen würde, und weiter unten die Pfarre und dnS Dors St. Peter, endlich Frey schloß und weiter fort mehrere hübsche Eöclsitze bis Hausmannstetten. 9. Wir schließen dicßseits der Mur mit einem Aus¬ flüge über die Schönau, Neuholdan, geweste Kattonfabrik, nach Liebe nau nnd Maria- Fernitz, dessen schöne Wallfahrtskirche sehens- ' werth ist; doch ist der gaiHe Weg mehr zu Wa¬ gen zu machen, indem das Marschieren in der Ebene ermüdet. Diese Parthie rathe ich später überhaupt den nach Süden Reisenden statt der staubigen und breiten Heerstraße. 10. Die nähern Ausflüge gegen Süden jenseits der Mur sind: die Karl au als Strasarbcitshans der Provinz sehenswerth, Buntigam und der neue Artillerie-Epcrcierplatz zur Zeit der sehr sehenswerthen Mannöoers. LI. Westsüdlich ist Straßgang und der bekannte Florian iberg, weiter hinaus das Schloß und der Ort Prcmstetten, dann Lobbet bad, das seit wenigen Jahren bedeutend zugcnommcn hat; außer diesem Orte trennen sich die Stra- ßcnzügc, und links (eigentlich gerade aus) geht cs über Lanach nach Stainz, rechts einbic- gend aber über Söding nach Krems und Voits- berg, das wir alles noch näher beschauen werden. 12. Ein anderer bekannter und besuchter Ort ist westlich von der Stadt: die Einöde mit dem Krottenhofe und dem Schlosse St. Martin. Dicß ist sehr schön gelegen, die Kirche zeigt brave Schnitzarbeit, allein alles ist Verlusten, und die Natur bleibt allein die Aufgabe, den Wanderer zu unterhalten, löset selbe aber auch zur Zufrie¬ denheit gewiß eines Jeden, besonders der den Buchkogel besteigt, wo ebenfalls Naturfreunde 57 ein Glorictt zur bequemen Rundschau errichteten. Auch ein Panorama ch wurde dort ausgenommen und ist zu kaufen, wodurch man sich einen Cice¬ rone erspart. Die schönen Landhäuser in der ganzen Reihe geben der Gegend und dem Bilde Leben und Ab¬ wechslung. Ucbcr denselben thront St. Johann und Paul, das weitnussehendc Kirchlein, dessen Rundschau auch einer Aufnahme werth wäre. Der bequemste Weg führt über die Einöde hinauf durch Weingärten, bis die letzte Strecke allerdings etwas steil bergan geht, doch ist das Bild jede Mühe gewiß werth. Eine andere Straße durch die Einöde ge¬ rade fort führt in die sogenannten Steinberge, auch nach Noitsberg (als Gehsteig) und Hitzcn- dorf, ein durch die Schönheit seiner Bewohne¬ rinnen bekannter und besuchter Ort, welche Par- thie eben mit Dobbelbad in Verbindung zu brin¬ gen wäre. 13. Ein anderer Glanzpunct der Umgebungen von Grätz ist Eggenberg, nicht nur als Lustgarten mit neuen schönen Anlagen, sondern auch als schenswerthes Schloß, worin sehr interessante Kunststücke zu ssnden, besonders in der Kirche das Grabmnhl der verstorbenen Gräsinn Her¬ berstein von Canooa. Eine nähere Beschreibung dieses Schlosses würde zu weit führen; es zu besuchen, muß bey der Hausverwaltung zu ebener Erde nachgesucht werden, und das Aussichtspcrsonale erklärt den Fremden alles SchenSwerthc. Diese Parthie ist (natürlich aber zu Wagen) verbunden mit Straßgang bis Gosting in einem Nachmittage bequem auszuführen, cs zeigt sich ') Nach meinem 18Z6 entworfenen trigonometrischen Schöckcl- Panorama. 58 ebenso die Ostparthie in schöner Beleuchtung, lvie von dorther diese (11 — n). 14. Wieder ein Höhenpunct, dessen Rundschau be¬ reits gezeichnet wurde, und der mit einer Py¬ ramide geziert ist, ist der Plabutsch, wohin eine ebene schöne Straße führt; bis auf den Gipfel ist ein bequemer Weg angelegt, die Aussicht ist äußerst lohnend und schon ziemlich großartig. Das gezeichnete Panorama davon ist in Erätz bey I. F. Kaiser zu haben. 15. Die Ruinen von Thal (der Ausflug hin und her ganz bequem zu Wagen in einem halben Tage) mögen für Großstädter besonders einen eigenen Reitz haben; geschieden vom Leben und Treiben der Welt, abgcsperrt von der lärmenden Hauptstadt,zwischen altcmSchloßgcmäuer, dessen Erscheinen in einem Thale schon selten ist, wird das Gemüt!) ernster bewegt und gestimmt. ES läßt sich dieser Ausflug mit Nr. 2 verbinden, rüstige Fußgänger aber mögen den Fußweg über Eggcnbcrg, dem großen Umwege (der Fahrtstraße) vorzichcn! 16. Wir beschließen unsere Wanderung durch die nächsten Umgebungen von Grätz am Kalva¬ rienberg e. Der Fels selbst ist eine sonderbare gcognostische Erscheinung; als mitten in einer schönen Ebene liegend, östlich von den Fluthcn der Mur bespült, ward er von den Vorfahren Zum Oehlberge der Hauptstadt erkohren, wohin von da an schönen Sonntagen in der Fasten Tausende pilgern. Dort ist eine gewöhnliche Ueberfuhr, wor- nach diese Parthie auch mit Nr. 1, 5 oder 4 ver¬ bunden werden kann; wenigstens soll der Rück¬ weg nie der gleiche gemacht werden, und so ver¬ binde man wie gewöhnlich Gösting (2) damit, oder pilgere am andern Ufer der Mur über den freundlichen Steinbruch und Graben zu¬ rück in die Stadt. 5l) Zu den weitern Umgebungen, jedoch zu Grätz gehörig, da sie sich leicht von da aus machen lassen, zähle ich Rein, Weitz, Stainz, die Errursionen auf die Kleinalpe, den Schocket und Rosenkvgel. Zn den weiteren Kreisen zähle ich auch alle Ort¬ schaften an den Straßen zügen, die ich hiemit den Fußreisendcn statt der gewöhnlichen staubigen Poststra- ßcn oorzeichne, wobey wir auch obgedachte Punctc näher beschauen wollen; zuerst also gegen Norden: Man bleibe bcy der Weinzerlbrücke links gegenüber der Poststraße, dort blickt von einem Hügel herab das schöne Straßengel, weiter oben bcy Grat wein fällt wieder links eine Straße ab, sie führt in das prächtige Cisterzicnscr - Stift Rein, das mit seiner herrlichen Kirche und ihren Kunstwerken, den entste¬ henden Naturalien-Kabinetten und der Grabstätte Ernst des Eisernen, mit seinen Gärten und Anlagen allerdings diesen Abstecher verdient. Gerade aus über Stübing parallel mit der jenseitigen Hauptstraße geht es van Grat wein nach Feistritz, von wo eine Drücke nach Peggnu an der Hauptstraße führt. Hur ist eine schöne Höhle *) und sind Eisenhämmer zu sehen, eben solche in Feistritz nebst dem Silber- und Dleybergwerke außer dem Markte; durch den¬ selben westlich fort geht cs über Wald st ein, Uebel- bach, der Kleinalpe zu, welchen Weg der üirecte nach Knittelfcld Reisende wählen möge. Den Cyklo- pcn - Werkstätten vorüdcr erwartet ihn auf der Höhe ein Genuß, der jede Vorstellung übertrifft Von Ucbelbach bis zur Alpenhütte braucht man bey vier Stunden, dort findet man leidliche Unter- ') Die Padelhöhlc bey Peggau von Professor Unger steyerm. Zeitschrift V. 2. *') Dos Nähere über diese und die Fecnsichten anderer hier aufgesuhrten Höhen findet man in meinem Aufsätze: »lieber Berg- und Alpenreisen in Steyermarkr in den Beiblätter» der Kratzer - Zeitung (September 18ä2). 60 kimft; zwischen derselben und dem Kirchlein geht es steil bergab gegen Knittelseld, rechts hinauf aber gelangt man in einer Stunde auf den Gipfel des Berges. Gegen Westen führe ich meine Leser wieder auf einem Fußsteige nach Voitsberg, doch habe ich unterwegs auf einige Höhcnpuncte aufmerksam zu machen, die schöne Fernsichtcn bietheu; rechts sind zwey andere solche Paarte sichtbar, die von den Grä- tzcrn seit einiger Zeit mehr besucht werden, es ist das überall gesehene Plankcnwarth und St. Oswald. In Voitsberg angekommcn mache sich der Wan¬ derer bequem, denn non hier gibt's interessante Aus¬ flüge nach allen Seiten; so liegen auf der Straße nach Judenburg, die sich in K d' fla ch von der Kärnthner- (Pak-) Straße trennt, mehrere schone Eisenwerke, und auf der Höhe der Stuüalpe bemühe sich der Fußgeher noch einige Schritte weiter aufwärts zu einem wcitaussehendcn Felsen, um allenfalls einen Scheidegruß dem Unterlanöe zu geben, und einen Begriff vom Oberlanüe zu bekommen, die Aussicht ist dort entzückend schön, und ungleich frcycr als auf der Straße. Ich kehre nach Voitsberg zurück, und erinnere meine Leser, die großen Steinkohlenbergwerke, die Glashütte, das Gestatt von Piber, die schöne Blechfabrik zu Krems, den Wallfahrtsort Lan- ko Witz gewiß zu besuchen. Weiter westlich fort geht es bergan gegen Eöcl- schrott, doch der Fußrcisende nimmt sich einen Führer, und läßt Köflach rechts, über Greissencgg gerade dem obgedachtcn Orte zustcuernd, von wo dann wieder in die Pak ein Gehweg führt, so wie von dort wieder solch' ein abknrzcndcr nach Walüstein in KLrnthcn. Besonders schön nehmen sich von den hohern Pnncten dieser Packstraße Nachmittags die Berge um Grätz, überhaupt die Ostseite aus *). Von Voitsberg: 1 Tagreise nach Wolfsbceg und 1 nach Judenburg. öl Wa' verlassen das schöne Kainachthal, das sich gegen Wildon südöstlich zieht, und noch mehrere schöne und srcundliche Orte zählt, wie Ligist, Moskirchen u. s. w. Gegen Südwestern führe ich nun meine Leser leider auf der Fahrtstraße (die sich nur hie und da durch Waldwege verkürzen laßt) über den Pul- verthurm hinaus, und durch's Dobbelbaü nach Stainz; die Gegend zeigt dvrt schon jenen lieblichen freundlichen Charakter, durch welchen die^ nachbarli¬ chen Sulmthäler so berühmt sind; interessant ist der Sauerbrunnen dort (näher bey St. Stephan) und fehenswerth die große schöne Stiftskirche, nicht zu versäumen aber bey schöner Witterung ist eine Par- thie auf den Rosenkogel, besten Nachmittags- und Abendsaussicht zu den schönsten des Landes zu zählen ist. Der Morgen hat das impossante die Sonnen¬ scheibe aus den Ebenen Ungarns wie aus einem Meere aufsteigen zu sehen, allein wer Aussichten sucht, ziehe den Nachmittag vor; auch ist im Alpcnhause dort ziemliche Unterkunft zu finden. Dem nach Süden Reisenden führe ich über die Bergrücken am linken Murufer wieder parallel mit der jenseitigen Hauptstraße fort, und zwar vorerst Weisfeneg zu; besonders Morgens nimmt sich das Grätzerfcld schön aus, da die Straße von Fernitz aus immer an der Kante fortgeht. Auch bey Wil- don darf derselbe nicht nvthwcndig noch die Haupt¬ straße betreten, denn wieder geht am linken Ufer über Laub egg eine Straße nach Landscha, und biethct denselben Anblick auf das Leibnitzer-Feld; auch von Landscha aus meide er die Hauptstraße, und gehe über den Blatsch nach Marburg; die Kürze des Weges und die Aussicht von diesem Berge wird ihn entschädigen. Alle diese Wege als Bezirksstraßen (letz¬ tere als die alte Poststraße) sind nicht zu verfehlen. Der nach Südosten Reisende kann von dieser Straße schon bey Hausmannstetten oder bey St. 62 Georgen abfallcn,und über die sogenannten GräbenZ Radkersburg oder seiner Umgebung zneilcn. Dem Wanderer nach Osten, d. h. ins untere Raabthal rathe ich wieder über Lustbühel und die Schcmmcrlstraße nach Mar ein und Feldbach, wohin wir ohnedem später wieder kommen werden. Aber auch der Glcisdorf und van dort Für- stensclü oder Hartbcrg zucilcnde möge statt der Land¬ straße durch's Stiffingthnl und Eggersdorf dahin, wenn gleich die Riß mitunter schöne Fernsichtcn nach Westen und Süden schauen läßt. Der Markt Gleisdors selbst dürfte sür kleinere Parthien der Umgegend auch als Sammelplatz gelten: gegen St. Ruprecht und ins obere Raabthal sort, gegen Pischelsdorf und Herberstein oder Hnrt- berg, endlich auf der Hauptstraße Jlz zu. Südlich geht es in das untere Raabthal, bas wir später ohne¬ dem kennen lernen. Endlich führe ich meine Leser nordöstlich über Maria-Trost nach Weitz *"), wo er die große Kirche am Weitzberge zu besuchen, die schönen Eisen¬ werke, Sensenhämmcr, das schöne Thanhausen mit seinen Ziergarten zu besehen nicht versäumen möge. Wie nach dem erstgenannten Orte führen streckweise verkürzende (wenigstens annehmlichere) Gehwege von Ort zu Ort; Weitz selbst ist alS Mittelpunct anzn- nehmcn für Mpenparthien auf die Teichalpc und den Lantsch, wovon wir wissenschaftliche Beschrei¬ bungen besitzen, und welche bcyden unsren Botanikern ohnedem wohl bekannt seyn mögen. Ein anderer Berg ist hier der Kulm, den ich als gar nicht beschwerlich zu besteigen, auch dem zar¬ ten Geschlechte empfehlen kann. Professor Mally's Beschreibung steyerm. Zeitschrift VI. 2. ") August Mandl in der steyerm. Zeitschrift die Gr.iselhöhle und das Katerloch IV. 1. 6s Cin anderer Dergriese dieser Gegend (doch sind dieß alle nur Miniatur - Stücke gegen unsere joüer- stcyr. Berge) ist der Rabcnwald, er gewährt wie der Kulm eine nahe und freundliche aber schon gro߬ artigere Aussicht. Bon Weitz führt ein romantischer, wenn gleich etwas gedehnter Weg um den Kulm herum nach Stu¬ benberg und Herberstein; erstercS ist von einem Nitterschlosse in einen Bauernhof verwandelt, wo der Besitzer im großen Rittersaalc nun fleißig Getreide drischt, letzteres aber prangt noch in seiner vorigen alterthümlichcn Pracht und Größe, und ist eines nä¬ hern Besuches allerdings wcrth; seine Gänge und Hallen, wie die Zimmer selbst bewahren etwas ganz Eigenthümliches, das die Zeiten der Jahrhunderte, wo diese Schlösser in ihrer Blüthe waren, lebhaft vor die Seele führt. Auch der schöne Thiergarten und das nahe St. Johann ist sehenswert!), wie die schone Aussicht von dem Mayerhofe aus. Von dieser Straße führt ein Weg links ab nach Anger, und sieht man das große schöne Schloß Kübel, dann FrondSberg; er führt im Thalbctte der Feistritz bis in die Ratten an die österr. Gränze"). Von dieser Gegend, deren nördlichster Punct von Bedeutung Birkseld ist, führen mehrere Fuß- und nothdürftige Fahrtwcge in'S Mürzthal hinauf; wir kehren nach Weitz zurück, und umgehen den Schöckcl durch schöne Alpenparthicn über Passail und Sem- riach, von wo wir die gedachte Wiener-Hauptstraße wieder erreichen. Der Schocket selbst ist den Grätzern schon zu bekannt, als daß ich darüber mehr Worte verlieren solle; die Parthien werden dahin von minder rüstigen Fußgehern schon meist in einem Tage ausgeführt, und ich weise dießfalls auf mein trigonometrisches ') Bon Gratz 4 Stunden nach Weitz, von da 6 nach Pirkfeld und von da 6 in die Ratten - Wechselpaethie (ganz) 1 Lag. Rundpanorama sammt Beschreibung (aus Schmutz Lexikon gezogen), das meines Wissens sogar in Ra¬ degund selbst zu haben ist. Wer in Grütz auch nur wenig bekannt ist, findet leicht Gesellschaft zu Ausflügen, da der Sinn für Näturschonheiten wie der zum Reisen überhaupt zunimmt, und man nicht mehr die Manie hat, das Schöne nur außer Land's zu suchen*). Ich habe übrigens als Studiosus meine Ferien zuerst zu Reisen in Steyermark benützt, um mein Vaterland kennen zu lernen, bin erst dann in die nächst angränzcnden Provinzen exkurfirt, und erst als ich diese etwas naher kannte, zog es mich weiter fort in die Ferne — doch dieß Alles bestimmten auch und bestimmen oft und meist auswärtige Verhältnisse, Ge¬ legenheiten, Umstände u. s. w. Natürlich aber bleibt es immer, daß man sich zuerst im Kleinen versuche, daher die Anleitung durch erfahrne Lehrer und Freunde anfänglich ungemein wohlthut; so ziehen Karaoanen von Studierenden und Freunden von Grätz aus auf den Schöckel, von Mar¬ burg auf den Bacher, von Cilly aus den Dost, von Judenburg auf den Sirbitzkogcl u. f. w-, welchen Parthien, um einen Begriff vom Lande und von Rei¬ sen zu bekommen, mall sich ja gewiß anschließen möge. ') Won Grätz sind 5 Stunden nach Woitsberg, eben so viel nach Stainz, von da 2 Stunden nach Landsberg oder Flo¬ rian, und 5 nach Eibiswald an der Ka'rnthncr-Straße; auf derselben ist von Grätz 5 Stunden nach Preding und von da 5 Stunden nach Eibiswald. Bon Grätz in die Messingfabrik oder Landsberg: 7 Stunden, südlich nach Zernitz 2^, noch Wildon 4 Stunden, nach Gnas 8 Stun¬ den, nach Rieggcrsburg eben so viel. Bon Grätz nördlich 5 Stunden nach Uebelbach und 1 Tagreise nach Bruck. Htnterstetrr. 67 Wir begrüßen die untern Lande, „wo aus tausend Keltern der erquickende Geist entquillt, und reichlich ausgestreut die goldne Saat der buntesten Welk des Geflügels die willkammne Nahrung biethet; Indien sandte hieher seinen Hahn und das Korn des Türken, des Heiden, müßte sich mit unserm Boden vermählen." *) Nickt immer und überall träume sich der Rei¬ sende in diesem nieüern Lande zugleich unter mildem Himmel, aus lachenden Fluren, oder in einer unun¬ terbrochenen freundlichen Hügelwelt — auch hier gibt es Alpcnhöhen, wie im Oberlande, Schneefelüer, die kein Sommer schmilzt, Felsabhängc, die dem Wan¬ derer Gefahr bringen u. s. w.; es wird an ihrem Orte davon die Rede seyn. Für Alpenreisen gilt überhaupt das Gesagte; überall aber berücksichtige der Reisende die Witte- rungsoerhältniffe, er glaube den Auslagen erfahrner Leute der Gegend, und richte Zeit und Wege dar¬ nach ein, er hüthe sich vor Erkältungen, die leichter hier als sonst irgendwo durch klimatische Vcrbältnisie Hervey geführt werden, z. B. regnet es in den Ebe¬ nen und Thälern, so schneyt es meist (auch im hohen Sommer) in den nächsten Hochgebirgen, wovon dann gleich dort die schneidende Kälte Aeugniß gibt; er bediene sich leichter Kleidung, vergesse aber nicht, wärmere in der Reserve zu behalten, er hüthe sich bey oder nach Rcgenwetter Fußwege einzuschlagcn, 5 * ') Schneller'« Einleitung zur Staatengeschichte von Oesterreich und Steyermark. 68 die bald ob des häufig lehmichtcn Untergrundes ganz impraktikabel werden u. s. w. Den Charakter des Landes wird der Leser an den betreffenden Orten ge¬ schildert finden; allgemein gilt nur, baß der deutsche Untersteyrcr sich wenig vom Oberländer unterscheidet, nur daß dieser derber ist. Wir behandeln nun zuerst mit Ausnahme von Grätz und seiner Umgebungen, bas deutsche Land. Als Gasthöfe der Sammelplätze rathe ich an für Harlberg: beym Zschvk, siir Raö- kersburg: zur Sonne (beym Rauchfangkehrer vor der Stadt) für Lcibnitz: das Gasthaus ücy Herrn Fuchs am Platze, in Cibiswalö: beym Wolfbauer (einer der besten Gasthöfe, die ich kenne), in Marburg: den Flei¬ scher Burghardt außer der Stadt, in Pcttau: beym goldenen 'Adler, in Zilli: zur Stadt Triest, in Gv- nowitz: zur Sonne, in Wind. Grätz: beym Lebzelter, Rann: beym Fleischer nm Platze '). Hinsichtlich der Communicationswege erscheinen hier drey schiffbare Flüsse, und zwar die Mur von Obcrsteyer herab bis Raükeröburg, und über die Gränze hinab, die Drau in ihrer ganzen Länge, und die Sau an der südlichsten Gränze; auch die Sann ist schiffbar, doch für meine Leser als Reisende nicht brauchbar; hinsichtlich der Ersten erscheinen Grätz, Ehrcnhausen und Nadkersburg, hinsichtlich der Drau Salöenhoscn, Marburg und Pettau als ge¬ wöhnliche Lenüplätze. Zu Lande gibt es eine Menge von Stellwägen, Malle- und Postfahrten, die in den leicht zu erforschenden Gasthäusern und auf den Post¬ ämtern, wie aus jedem Kalender zu erfahren sind. DaS deutsche Land umfaßt den Grätzcr- und einen Theil des Marburger-Kreises, der andere Theil ') Ich meine unter den «»gezeigten die besseren, denn ganz gut wird der Reisende selten eines hier treffen; leider baden unsere Wirthe zu wenig in der Welk sich herum» gesehen, und schleppen sich noch immer im alten schmutzi¬ gen Geleise sort. 69 desselben und der Zillier-Kreis bilden die windische Steyermark. Ein sehr beachtenswcrther Umstand ist hier die windische Sprache, die sich wieder in die slavisch- krainerische und slavisch - kroatische theilt, jene die weichere, reinere und allerdings bekanntere wird im Zillierkreise, diese aber die kräftigere wird an der ganzen östlichen Gränze von Radkcrsburg bis Rann gesprochen. Der keiner derselben mächtig ist, wage sich nicht ohne Führer allein weit von der Hauptstraße weg; auf derselben, in allen Gasthäusern und in bessern Ortschaften wird zwar allgemein deutsch gesprochen, desto weniger auf den Seitenstraßen, gar nicht in abgelegenen Dörfern oder Häusern. Wohl dürfte sich der Böhme, Mähre, Pohle oder Rusie verständlich machen, allein der Italiener und Deutsche müssen lernen, so schwer es ist, diese Sprache aus Büchern zu lernen. Desto besser ist der Krainer und Kroate daran, so wie der windische Kärnthner. Die eigentliche Sprachgränze zieht sich von Ho-> henmauthen nordöstlich an den Gebirgen, welche die Wasserscheide zwischen der Drau und Sulm bilden, bis Ehrcnhausen, und von da an den Konten der Berge fort, die parallel südlich von der Mur sich hinabziehcn, bey Radkcrsburg tritt diese Gränze über die Mur nach Ungarn über, wo eigentlich auch nur windisch gesprochen wird. ^ur Vorsicht und vielleicht zum Gebrauche Je¬ ner, die dieses Büchlein als ein V-.llemEcum betrach¬ ten, setze ich ein kleines Verzeichniß jener winüischm Nahmen hicher, die von den deutschen ganz abweichen, und als Ortsbenennungen doch zu wissen notwen¬ dig sind: 70 Altenburg im Zillier-Kreise heißt Woibour:. ,, 8voulzs. ,, Lotto. " lxio vo-Leite. „ Losie auch Itosios St. Aegidy (überhaupt) . Cilly Neu-Cilli im Cilliertreise Drachcnburg. . „ . . Erlachstein . . „ . . Felbcrndorf Fraßlau ...... Friüau im Marburgcrkreise Fratmannsdorf im Eil. Kr. Gonooitz . . „ . . Greis ... „ . . Guttendorf . „ . . Groß-Sonntag . . . Gayrach St. Georgen (überhaupt). Heilenstcin bcy Cilli . . Heilkreutz Hohenegg . . - » - Hohenmauthen im M. Kr. Hörberg Kätsch bcy Marburg . . Kostreinitz im Cillicrkreise Laak ... „ - - Laufen... ,. . . Leutschdorf . ,. . . Lakendorf . . „ . . Lcmdvrf . . ,. . . St. Leonhard (überhaupt) . St. Lorenzen .... Lichtenwalö im Cilliertreise Leibnitz ..... Luttenberg . . ... St. Marein im Cilliertreise Maxau... . Montpreis . - Neustiftim Marburgerkreisr „ llounsbtis Areiillina. ,, Vorbie. „ -kisstourie. ,, Ormust,. „ Ilottmilje. „ Xointno. „ Orislie. ,, 6otoulo. ,, Velksnectetg. „ llur/KIosbloi-. ,, 8vet)ur^, ,, kouseltg. ,, 8veti Krise!.. ,, Voinitc. ,, Volks rnots. „ koctsrocto. ,, Xo^be. „ 6or-n^ - 6osuun- LÜscti. I-oke. „ Let»no. „ Lstsoko. ,, Lstkovrs. ,, Lou^o. ,, 8votlonbsitl, „ 8vetlsvroni:. „ 8oun20. „ Li^niss. ,, LokmeiA. ,, 8Iimsrio. „ tVlskolo. „ klanins. „ Ns^ons. 71 Um so mehr ist es notwendig der Sprache mäch¬ tig zu seyn, als die Meinung, „der Windische sey mißtrauisch und heimtückisch," bey den Fremden, gegen den er sich leider so äußern dürste, nur zu leicht da¬ durch verstärkt wird. 72 H artberg *). Erft seit kurzem mehr bekannt durch die Wie¬ nerstraße, eigentlich den neuen Stellwngcn-Zug über denMöselsberg, der Lesewelt aber durch Dr.'Machcr'S Monographie in der steyr. Zeitschrift. Gedachter Straßcnzug kömmt von Pischelsdorf, und geht über Friedberg und Pinka nach Aspang in Oesterreich, welche Nachbarprooinz hier wirklich wunderschöne Par- thien biethet, nach Wien. Neustadt. Die Stadt biethet außer der schönen Pfarrkirche wenig Sehenswerthes, desto interessanter sind ihre Umgebungen, so der Ringkogel, der eine wunderschöne Rundschau zeigt. Ein anderer Ausflug von hiev wäre nach Un¬ garn; in der Nähe sind solche zu machen nach Pöl- lau, wo die alte Stiftskirche sehenswert!) ist, und ober demselben die alte Wallfahrtskirche Maria am Pöllauberge, nach Vorau dem schönen und in seiner Art einzigen und sehcnswcrthen Chorherrnstifte, wo jeder Fremde nicht nur freundliche Aufnahme fin¬ det, sondern über alle Sehenswürdigkeiten, als: Bib¬ liothek, Naturalienkabinct rc. gefällige Auskünfte erhält, nach Burgau, wo die große Spinnfabrik merkwür¬ dig, und nach Fürst enfeld, wo eine kaiserliche Tabakfabrik sehenswert!) ist, endlich ist von hier aus der Wechsel **) zu besteigen, er gewährt einen Ueberblick wie Stuhlegg, und ist gefahrlos, doch nehme man einen Führer, wenn sich keine Gesellschaft in Hartbcrg selbst findet. *) Nach Borau 4, nach Friedberg 5, nach Pöllau Z, nach Fürstenfeld 7 Stunden, nach MrStz eine kleine Tagreise. ") Dr. Macher'S Reise auf den Wechsel, Steyerm. Zeitschrift v. 1. 7Z Die freieste Parthie ist Ungarn, impossant thür- men sich gegen West und Nord die Hochgebirge des Oberlandes übereinander, unbeschränkt über die Nie¬ dern Berge schweift der Blick bis an die Gebirge Krains und Kärnthcns gegen Süden. So wenig eigentlich Sehcnswerthes überhaupt diese Ortschaften bicthcn, so freundlich und lieblich zeigt sich die Natur, daher ich Jeden auch die Tour nach Wien über Hartberg rathe. Sie dürfte jetzt, nachdem die Eisenbahn von Wien schon über W. Neu¬ stadt *) führt, immer lebhafter werden. Wir verlassen diese Thäler der Lafnitz, Fei¬ stritz, Sassen, Jlz und ihrer Ncbcnbäche, und eilen über das Raabthal hin, in die südöstliche Ebene des Grätzcrkreises. Radkersburg **). Einer der wichtigsten Sammelplätze, noch auf deutschem Grunde, allein so hart an der Gränze, daß ich meine Leser schon hinüber führen werde. Die Stadt saßt außer dem großen Fasse mit 500 Eimer im sogenannten Kapuzinerkeller, dem schönen kalten Bade und der Windmühle am Schlo߬ berge wenig Sehenswcrthes. Ungemein entzückend und großartig ist die Aussicht von der gedachten Wind¬ mühle bcym Schlosse O b erradkersbürg, so wie von den nächsten Höhenpuncten der Weinberge; der Gegenwärtig (1842) nach Gloggnitz. ") Siehe Radkers bürg 1842 zum -Zesten des Kranken- Hauses hier herausgrgcben. Nach Straß 5, nach Luttenberg oder Gleichenbcra 4 Stunden, nach Pettau oder Marburg eine kleine, nach Gray eine starke Tagreise. 74 interessanteste Punct gegen Norden ist Klech mit dein Klecherkogel und den weitaussehenden Hohen Hohenwart und Seindl, davon lieferte Professor Un¬ ger bereits in naturhistorischer Hinsicht ausführliche Beschreibungen. Nördlicher liegt der Stradner-Kogel und Hoch- straden mit seinen Kirchen und seiner schönen Aus¬ sicht in das Hügelland des Grätzer-Kreises, das Pro¬ fessor Mally unlängst in der gedachten Zeitschrift genau beschrieben. Im Thale geht die Straße, welche von Rad- kersburg nach Gleichenberg führt, dessen erster Theil der Johannesbrunnen, ein sehr angeneh¬ mer Säuerling am Fuße des Stradncr-Kogels liegt. Gleichenberg selbst hat sich für Stcycrmark zu einer Badeanstalt erster Classe erhoben, die Gegend ist Paradiesisch, die Anlagen großartig und die Bad¬ saisonen werden jährlich belebter. Auch darüber haben wir trefliche Beschreibun¬ gen, und ich weise meine Leser nicht nur ob Glei¬ chenberg, sondern auch ob der bekannten weitausschen- den Rieggersburg, dem sehr interessanten Hain¬ feld und dem ganzen schonen Raabthale auf Dr. Langers Heilquellen von Gleichenbcrg, auf Dr. Puffs Erinnerung an Gleichenbcrg und andere mehrere klei¬ nere Aufsätze. Erstere bcyüe behandeln die Umge¬ bungen historisch-topographisch, und berühren alle Schlösser, deren besonders das schöne Ranbthal viele hat. Interessant in naturhistorischer Hinsicht ist dieß Thal von Professor Anker in seiner „Darstellung der Gebirgsvcrhältnisse" beschrieben; auch die Märkte Fehring, Feldbach, Gnas sind vom Bade aus eines Ausfluges werth, doch wir kehren zum Sam¬ melplätze zurück. Andere Ausflüge gehen nach Ungarn, der Rei¬ sende lernt den Charakter eines neuen Landes kennen, (eines in der Neuzeit sehr interessanten); er besuche Kaltenbrunn, Olsnitz, Bellatinzen, Lendva oder die 75 schönen Edelsitze, wo er überall gastliche Aufnahme findet. Die Hauptgegend aber von Radkersburg ist das Gebirge im Süden, wo unter Laubwerk versteckt die goldncn Beeren prangen, wo der Herbst Alt und Jung, Nord und Süd vereint, und die Weinlese Freude und Leben in diese Thäler bringt. Vor allen ist hier zu erwähnen Kapellen, das ob seiner wun¬ derschönen Lage mitten zwischen fruchtbaren Neben- Hügeln gewiß Jeden intcressiren und entzücken wird. Andere solche ausgezeichnete Puncte dieses Hü¬ gellandes, eigentlich aber schon zu den wind. Büchcln gehörig, sind M. Schnee, St. An ton, Heil. Dreyfaltigkeit, St. Anna in Kriechenberg, u. n. in. Doch alle diese Aussichten sind anderseits schon ausführlich beschrieben, so wie die vielen Sauer¬ brunnen dieser Gegend. Südöstlich von Radkersburg ist ein anderer in¬ teressanter Punct der Steyermark, Lutten berg, Markt und Gebirge; eine ebene ziemlich langweilige Straße über Rad ein, wo eine Schwefelquelle ist, und heil. Kreuz führt dahin; östlich geht es dann nach Ungarn in die Insel, südlich ins Gebirge, wo¬ hin ich jedoch einen ortskundigen Begleiter rathe, da der halbe Genuß verloren geht, wenn man eine solche Menge von Gebirgszügen und Ortschaften vor sich sicht und nicht kennt, was doch hier besonders, wo Berge den Weinen den Nahmen geben, nicht bloß für Landivirthe und Weintrinker allein von Inte¬ resse ist. Die Aussichten von Jerusalem oder Kaag sind ihrer Art das, was der Speikkogel, Bösenstein, Hochschwab im Oberlande sind; wenn auch nicht er¬ griffen von der Größe und Erhabenheit der Bilder, und van der colossalen Natur, wird Herz und Ge- müth gerührt von der ewigen Güte und segnenden Allmacht; so weit das Auge reicht, zeigt sich die 76 Mutter-Erde fruchtbar für das Menschengeschlecht, Thaler und Hügel sind bedeckt von Saaten und Laub, werk; südlich begränzt die maiestätifche Jvanzciea, nördlich die blauen Berge unseres Oberlandes das große Bild, Warasüin und Raükcrsburg, der Schnee¬ berg und die Uskoken, die Mur und die Drau, zahllose Schlösser und Kirchleins machen cs zum großartigsten des Unterlandes! Wer die Straße voll Luttenberg nach Fridau (an den Kanten der Berge fort) gemacht hat, wird damit einstimmen. Noch bleibt uns die westliche Parthie von Rad- kcrsburg, wo aus bcydcn Murufcrn sich Straßen hin ziehen, nordwestlich über Halbenrain nach Brunn¬ see (mit seinen neuen Gartenaulagen und Kunst- schätzcn sehenswert!)), südwestlich über Abstall, dessen alte Kirche in die Augen fallt, nach Muregg und Straß. Nördlich vom letztgenannten Orte liegt die schöne Kirche St. Veit am Vogau, westlich die Landschabrü cke, von wo wieder nm linken Murufer über Gabersdorf, Laubegg und St. Georgen eine Seitenstraße nach Wildon zieht. Wie Obermuregg eine herrliche Aussicht in das untere Murthal bis über Gleichenberg und Strnden hin gewahrt, ist Laubcgg bekannt durch seine Rund¬ schau, in der besonders der Anblick des nahen Leib- uitzer-Feldes und der Vorberge der Schwambcrger- Alpe, die sich bis zum Speikkogel hin amphitheatra- lisch aufthürmcn, sich herrlich ausnimmt. Den südlichen Strnßcnzug, der sich gleich außer der Stadt von der Luttcnöcrgerstrnßc trennt, nach Marburg und Pet tau werden wir, wie die Sei¬ tenstraße, welche verkürzend über heil. Dreyfaltigkeit dahin geht *), später ausführlicher besprechen. ") Sie führt gleich außer der Stadt links ab, und vorerst dem Schlosse Steinhof zu. 77 L eibnitz *). Seitwärts der Hauptstraße (von Grätz, Mar¬ burg und Radkersburg bcynahe gleich entfernt) am Fuße des Sausaler - Wcingebirgcs liegt der große Markt Lcibnitz, wovon das bekannte Feld sei¬ nen Nahmen führt, ober demselben das bischöfliche Schloß Obcrleibnitz, jetzt allgemein Seck au genannt. Dieses bewahrt in seinen schonen Gemächern, einem Bilüersaale, schönen Aussichten nach Ost und West, seinen Antiquitäten, großen schönen Keller und freund¬ lichen Anlagen allerdings mehr Sehenswürdiges als der untere Markt, außer welchen gegen Landscha zu die Hügel als Spuren römischer Vorzeit hier bcmcr- kenswerth sind. Von dort nun nähere Parthien sind Ehr «ne¬ tz außen, wo das Mausoleum der Eggcnberge sehens¬ wert!) ist, der Kreuzkogel, der besonders im Abend¬ lichte eine herrliche Aussicht über üaS ganze Murthal von Grätz bis Radkersburg und in die Ebene Un¬ garns gewährt, Laub egg gegenüber der Mur, auch vb seiner Rundschau eines Ausfluges dahin wcrth, Frauenberg, eine schöne Wallfahrtskirche, in das Sulmthal**) mit seinen Nebenthälern, und endlich -- eigentlich vor allen andern der Demmerkvgel in Hochsausnl, die hohe Buche genannt, mit einer Aussicht, die im Verhältnisse der Beschwerlichkeiten vielleicht der erste Punrt im Lande ist. Sonst hüthe man sich auf geradewohl hier Sei¬ tenwege einzuschlagen, es sind deren so viel, daß man leicht lange zwecklos herumirren könnte, was bey sol¬ chem Hügelland sehr ermüdend ist. *) Nach Wildon Z, nach Straß Stunde, in daß obere Sulmthal oder nach Landsberg eine halbe Tagreise. ") Ausgezeichnet (wie Alles von Professor Wally) bearbeitet in der steyerm, Zeitschrift Vll. 1. 78 Schwa mberg *). Es ist der letzte Sammelplatz im deutschen Lande, der Mittelpunkt einer ungemein lieblichen und doch anderseits wieder großartigen Gegend, der Wohnsitz eines ausgezeichnet schönen und kräftigen Menschen¬ schlages, gesegnet durch die Fruchtbarkeit seines Bo¬ dens — ich meine die schon erwähnten Sulmthäler und ihre nächste Umgebung, genannt der deutsche Boden, belebt von Schlössern, Dörfern und Ge¬ höften, von vielen sich kreuzenden Straßen. Nahe Ausflüge von dort sind: das Schloß eigent¬ lich die Ruinen von Deutschlandsberg, und die schönen Anlagen in der Gebirgsschlucht an der Las- nitz, das Schloß Frauenthal mit feinen Anlagen, dem großen Keller, die berühmte Aerarial-Messing- sabrik, die Steinkohlenbergwerke und Alaunfnbrik gegen Wies, die Glashütten und mehrere Eisen¬ hämmer, das romantische Schloß Lim berg und die einzig schöne Burg Hollenegg, endlich die Schlösser Burgsthal und Cibiswald an der Kärnth- nerstrnße, die außer dem letztem Orte, Len Radel bergan geht Die Straßenzüge sind hier so zahlreich, daß ich auf geradcwohl keine zu betreten rathe, doch gibt Je¬ dermann gerne Auskunft, auch der Fußwege gibt es hier so viele, daß ich auf selbe aufmerksam mache. Gegen Lcibnitz hin sind noch St. Florian, dann Welsbergl, Gleinstetteu und Oltersbach zu erwäh- *) Eine Tagreise über die Alpen ins Lavantthal, 2 Stunden nach Eibiswald, und eben so viel von da ins Drauthal, 2 Stunden in die Messingfabrik. Nicht versäume man in dieser Gegend die Art des Wein¬ baues mit Hecken näher zu besehen, auch einen Schilcher als Localerzeugniß zu verkosten. 79 MN, wie denn überhaupt dieser deutsche Boden ganz einen eigenen freundlichen Charakter zeigt. Ich führe nun meine Leser wieder eine Alpe hinan, deren Rundschau sich wohl genießen, oft vor die Seele rufen, doch nie beschreiben läßt — es ist der Spoikkogel der Kor- hier Schwamberger- Alpe '). Marburg "). Wir betreten die zweifle Hauptstadt des Wein¬ landes, und zwar zur Zeit der Weinlese, daher im October, denn nirgends wird dieß Nationalfest lauter und inniger gcfeyert als in dieser Gegend *) * ***). Die Stadt selbst hat sich seit wenigen Decennien deynahe umstaltet, und über Erwartung verschönert, vergrößert und die Bevölkerung vermehrt; an und für sich bicthet sie Nichts Sehenswcrthes (doch sind die schöne Burg, die beyüen Kirchen, das Monument des 1809 gefallenen Dragoners am Kirchplatzc, der sehr belebte Wochenmarkt der Erwähnung werth); desto mehr biethcn die Umgebungen. Zu den nächsten rechne ich die Ausflüge in die nördliche Gruppe von Rebenhügeln, nach St. Ur¬ ban, dessen Fernsichten und geologische Merkwürdig- *) Das Geläute in der Schwamberger-Alpe von Professor Mally steyerm.Zeitschrift ll. 1. und »über Berg, und Alpenreisen« im Beyblatte der Grätzer-Zeitung. ") V, 2. von Professor Mally). «t bas Thal öffnet. Zur Rechten der Straße rauscht die Drau, und mehrere Wasserfälle, Brettcrsägen und Holzriesen schauen zeitweise vom rechten Ufer aus den Wanderer herüber. An Mahrenbcrg gibt der Berg- Calvnrie ein hübsches Bild der Umgegend, gegen Westen thront Hvhenmauthen auf einem Berge, die kleine Ebene zieren einige Ortschaften, wie die am- phithentrnlisch aufgethüi mtcn Berge unzählige Kirch¬ leins und Gehöfte-, südlich erhebt sich der Bacher, und nördlich der Na dl *), auf den mehrere Fußsteige führen. Die Aussicht von oben ist entzückend schön, und der Cvntrast wirklich überraschend, gegen Nord und Süd die freundliche Hügelwelt des deutschen Bo¬ dens mit seinen Schlössern und belebten Thälcrn, auf der anderen Seite hinab düstere Waldpnrthien, und im Westen die kahlen Gipfel der Caravnnkcn. Auch hinab nach Eibiswald führen wieder' verkürzende Fußwege. Gegenüber von Hohenmauthcn liegt der Markt Salden!) osen mit seiner uralten Haupt- pfarrkirche und lebhaftem Lendplatze; oben thront eine Mauer des einst schönen Schlosses, von dem bald, wie vom Kloster zu Mahrenbcrg, dem es gehörte, jede Spur verschwunden seyn wird. Weiter westlich wird das Drauthal wieder enge, bald kömmt man zur Gränze beym nicht freundlichen Mahreichose, und weiter fort nach Drauburg in Kärnthen. Wieder nach Marburg zurückgekchrt, führe ich meine Leser nördlich, und rathe den Fußreisenden, der nach Grätz will, noch einmahl, vom Leitcrs- bcrge dann lmks cinzubiegen, und durch das Lan¬ genthal, über den Platsch und Ehrenhauscn der Landschadrücke zuzueilen. Vor gedachtem Berge biegt eine Straße links ein (beym Gasthause Moßhammer) ') 3. G. Seidl mahl. Deutschland 2. Abschnitt. 6 82 und führt der Pösnitz entlang den gleichnahmigen Berg hinan, und dann über Lcutschach und Arn- fels in den bekannten deutschen Boden. Dort steht hach oben links nm Gebirge ein weit auöschcndes Kirchlein, heil. Geist. Es gewährt eine herrliche Rundschau, wenn man gegen Süüost bis zum Abhänge des Berges sich bemüht, die vordere Front zeigt bey- nahe den ganzen Marburger- und über das Sausal- gebirge den Grätzerkreis, besonders schön aber wieder die Sulm-, Lasnitz-, Saggau-, Stainz- und ihre Nebenthäler. Wer auf der Hauptstraße St. Aegydi und Spielfeld zueilt, bemerkt kurz vor erstgedachtem Orte rechts eine Seitenstraße, sie führt nach Jah- ring und in die wind. Büchel; überhaupt gibt es der Wege hier so viele, daß ich nicht ohne Be¬ gleiter auf geradewohl irgend wo einzubicgcn rathe. Die Gehwege aus dem Murthale, z. B. von Murcgg nach Marburg u. s. w. sind natürlich zur Abkürzung der Straße, doch hüthe man sich davor bey Regenwettcr, wo sie gleich schlecht werden, und dann höchst ermüdend sind. Diese Gegend ist allgemein bekannt unter dem Nahmen der windischen Büchel, wo der beste Tisch- wein wächst, wenigstens wird der hier wachsende Wein als solcher allgemein benützt; der Nähme gilt im All¬ gemeinen von Langenthal angefangcn bis gegen die Luttenberger-Gebirge, und vom Drauthale bis an die Stainz, eigentlich topographisch sind sie beschränk¬ ter; ihre Höhenpuncte geben ein freundliches frucht¬ bares Bild, allein als überall ähnlich wird es ein¬ förmig und für Fremde langweilig. Mitten durch sie geht die Straße von Marburg nach Radkcrsburg, am Fuße des Leitersberg nähmlich trennt sich rechts rin Weg der Pösnitz entlang über St. Marga¬ rethen, Gnttenhaag und St. Leonhard nach heil. Dreyfaltigkeit, einem Höhenpuncte, der durch seine dreythürmige Kirche ausgezeichnet dasteht, 8Z in dieser Straßenstrecke gibt cs viele Fußwege (Gang¬ steige), worunter der beste außer Margarethen nach St. Peter an der Drau (nach unserer Richtung um¬ gekehrt). Seheiiswcrth ist gedachte Kirche an und für sich alS eine der schauern des Landes, interessant ist auch das Grnbmahl der Herbersteine in der Kirche zu Leonhardt, sonst aber sind alle Gotteshäuser hier so ziemlich geschmacklos und einsörmig, ost über¬ laden, meist sehr arm. Schon ist die Aussicht vom Plateau, woraus die Kirche heil. Drcyfaltigkeit steht, das Pösnitzthal zeigt sich hier am gesälligstcn, am Flusse Wiesgrund, der nilartig bewässert wird, an den Bcrgnbhängcn Ackerland, die Ost- und Südseiten der Hügel selbst decken Reben, wie die Nordseiten freundlicher Laubwald, den Hintergrund aller dieser Ansichten bildet meist der Bacher mit seinen breiten Rücken, der Wotsch, Donati und die schone Ivančiča. Bon heil. Drcyfaltigkeit, als Mittelpunct betrach¬ tet, führt die Straße ostnördlich nach Nadkersburg, während nördlich (vom Orte aus gerade fort) ein bequemer Fußweg dahin geht. Auch nach St. Leon¬ hard führt ein verkürzender Gehweg — beyde sind nothdürftig als Fnhrtstraßen zu gebrauchen. Südlich am Fuße des Berges trennt sich die Pettauer- Straßc von dem Wege, woher ich den Leser führte, aber auch da gibt es verkürzende Gehsteige, wie schon der über St. Ä ntoni (von Nadkersburg nach Pcttau ohne Drcyfaltigkeit zu berühren) besonders zu em- Pfehlcn ist; wer Zeit und Muße hat, lasse sich nicht abschrecken, dort den Kirchthurm zu besteigen, es ist der schönste Punct in der ganzen Gegend. Auf der Fnhrtstraße fort gegen Nadkersburg er¬ blickt man im Stainzthale zur Linken das große Schloß Negau, rechts aber liegt Sulzdors mit einem sehr guten Sauerbrunnen, seine Einfassung aber ist noch ziemlich im Naturstande; der nächste Berg ist das Pettauerstraßcn-Weingebirge, von dem au§ man schon Nadkersburg sieht, und es bald erreicht. 6 * 84 links die Weigelsberger-, Kerschbachcr- und Narren- büchler - Weingebirge neben sich lassend. Der vorletzte Ausflug von Marburg ist Pettau, das ich aber ohnedem als Sammelpunet besonders betrachte, und daher Rest enden nur den Fußweg über St. Peter und St. Martin dahin am linken Drau- ufer zeige. Der letzte Radius ist gegen Süden über die Brücke hinauf am Ende des Draufelües fort über Kätsch, Schleinitz, Pulsgau nach Wind. Feistritz, das wir auch später wieder betreten werden. Wer in Marburg eine Rundschau vornehmen will, ohne ins Gebirge zu gehen, nehme sich einen ortskundigen Begleiter mit auf den Stadtpfarrthurm hinaus, und lasse sich dort Alles zeigen. Pettau *). Diese Römerstadt ist an und für sich interessant durch seine Lebhaftigkeit und ihren Handel, durch ihre sehenswerthe Pfarrkirche, den alten Thurm, die vie¬ len römischen Monumente, durch das weitumfassenüe anziehende Bild vom Schlosse Oberpettau und seine entfernter» Umgebungen. Von diesen ist ausgezeichnet Wurmberg, die hohe Feste an der Hügelreihe, welche nördlich das weite Draufeld begränzt, über das sie einen Ueberblick gewährt, den meine Feder zu beschreiben zu schwach ist; das Pettauerfeld vom Bacherberg bis Großsonn¬ tag und die Ebenen des Drauthales bis über Wnras- din hinaus liegen wie eine Landkarte aufgcschlngcn, und die gefälligen Bewohner des Schlosses erklären jeden Ort, und "wissen alle Nahmen der zahlreichen Kir¬ chen und Schläft er. ') Nach Frida» z, nach Sauerörunn 7, nach W. Feistritz Z starke Stunden. 85 Nördlich meine Leser führend kommen wir nach Radkcrsburg, welchen Weg von Dreifaltigkeit aus wir schon kennen. Oestlich trennen sich bald die Stra- ßcnzügc, wovon einer, Vornan links lassend, über Großsonnkag nach Frid au führt, von wo wieder eine Straße in das Luttcnbergcr - Gebirg, die andere nach Polster au, endlich über die Ucberfuhr nach Kroatien geht, und der andere die Hauptpoststraße über Mcrctinzen und Sauritsch nach Waras- d i n führt. Mau versäume nicht, besonders von Fri- dau aus einen Ausflug dorthin zu machen, das schone Städtchen gibt einen Begriff von Kroatien, links auf dem Wege nach Warasüin liegt Viniza, und weiter hinab das gesegnete Sagorien. Wer Fridan zu einem Mittclpunct seiner Aus¬ flüge macht, versäume nicht die deutsche Ritterordens Comthurey Großsonntag näher zu besehen, ober der¬ selben gewährt der Kurady-Kogel wie vom Städtchen östlich der Kulmbcrg wcitumsassende Bilder und an¬ ziehende Rundschauen. Meine Leser südlich führend, kommen wir in die Kal los, die felbe vielleicht auch von einem gedie¬ genen Aufsätze in der steyr. Zeitschrift aus kennen, daher ich sic weiter nicht beschreibe. Man versäume nicht einen Ausflug dahin, das Gebirge hat einen eigenen Charakter, und-der Fernsichten gibt cs sehr schöne. Gegen Osten blickt Anken st ein herauf, ein Dergschloß, das mit seinen Hallen und unterirdi¬ schen Gewölben recht an die Ritterzeit erinnert, und von jedem Fenster schöne Aussichten bicthet; wer daher im mindesten bekannt ist, lasse sich alles dieses zeigen. Da jeder ausgezeichnete oder empfohlene Fremde überhaupt im Lande gastlich und freundlich ausge¬ nommen wird, so benütze man dieß, um sich jedesmahl auch um die Details der Nachbarschaft zu bekümmern. Ich mache den letzten Ausflug von Pettau aus, und zwar gegen Süüwcstcn dem Kirchlein zu, das hoch oben am Berge thront; am Fuße desselben 86 trennt sich ein Weg rechts davon ob, und führt (so wie ein anderer gleich rechts außer der Brücke) nach W. Feistritz, der liey St. Joseph sich in die Haupt¬ straße mündet. Wir steigen den Berg hinan, und sind bey dein Kirchlein, es zeigt sich groß und stattlich, und ist der wcitgesehene Wallfahrtsort Maria Neu st ist; süd¬ lich geht es dann Rohitsch zu, westlich ins Drauthal, beydes werden wir später kennen lernen. Um Pcttau herum liegen ferner die Schlosser Thurnisch, durch seine Schafzucht bekannt, D or¬ na u, ein regelmäßig großartiges Gebäude, Ebens¬ feld, mitten im Pettauerfelüe; wie mehrere kleinere Ortschaften, die zu Marktzeiten wie Pettau selbst sehr belebt und sehenswert!) sind, weil man so viele ver¬ schiedene Stamm- und Sprachocrschiedenheitcn genau erkennen kann. Wer Ausflüge nach Ost, Süd oder West macht, der fahre, wenn es im mindesten der eigene Finanz¬ minister erlaubt, denn die Ebene ist höchst ermüdend für den Fußgänger, und im Orte selbst gibt cs dann Gelegenheit immer genug, Bewegung zu machen. Cilli. Eine der interessantesten Parthicn des Vater¬ landes an geschichtlicher Berühmtheit, wie reich an schönen Umgebungen und überaus reihenden Puneten, die I. G. Seidl' s Dichtungen und Beschreibungen zwar sämmtlich der Lcsewclt bekannt machten, die ich ober doch der Vollständigkeit des Büchleins wegen hier berühren will "). ') Siehe: I. G. Seidls Ausfllize nach Sulzbach steyr. Zeit¬ schrift III. 1. nach Rohitsch steyr. Zeitschrift V. i. in der Wiener-Zeitschrift I8ZZ, 18Z6 und 18Z7; endlich daS rom. Deutschland 1. Abschnitt. 87 Das Städtchen (über 200 Häuser und in Allem mehr als 2000 Einwohner) wind. Loljo ist nett und freundlich, auch ziemlich lebhaft und besonders reich zu Ausflügen. Ihre innern Merkwürdigkeiten sind bald besehen: Römcrsteine blicken dem Fremden überall und sehr häufig entgegen, ahne daß wir hier« über noch ein ordentliches Lerzeichniß hätten; aus dem Mittelalter, der Zeit, wo Cilli eine Rolle spielte, ist die schöne Kapelle mit gothischen Inschriften und Verzierungen links vom Hochaltäre der Stadtpsarr- kirche; diese selbst, wie die sogenannte Kloster- oder deutsche Kirche sind recht hübsch, und letztere bewahrt an der Rückseite des Hochaltars mehrere Todtcnschädel der Grafen von Cilli. An Gebäuden hat Cilli wenig schönes oder großartiges aufzuwcisen, wenn gleich auch der neuere Geschmack bei; allen Renovirungen und Uebcrbauten sich wvhlthätig cinwirkend zeigt. Aus den nahen und entfernten Umgebungen schimmern eine zahllose Menge freundlich herabblickcn- der Kirchleins und schöner «Schlösser dem Fremden entgegen; vor allen ist sehenswert!) als klassische Stelle und als reich an Fern sichten das alte Schloß Ober- cilli; wer einen Begleiter aus der Stadt mit sich hat, lasse sich den Fricdrichsthurm zeigen, seine Sagen erzählen, und sich alle Orte des Sannthales beschreiben, sonst besuche man diesen Punrt, wie auch den Nikolaiberg, St. Joseph, das Pulvcr- thürmchen nur Morgens, wo das gedachte Thal Mit seinen Ortschaften und Schlössern, Fruchtfeldern und Baumgruppen, Gehöften und Kirchen sich einzig schön ausnimmt, begränzt im fernen Westen von den riesigen Zacken und Fclsgebilden der Prasberger- und Sulzbachernlpen, im Norden vom breitgerückten Ba¬ cherberge, der amphitheatralisch seine Vorbcrge gegen Cilli abfallen läßt. Südlich zeigen die sonderbar ge¬ formten Berge, mit dichten Wäldern bewachsen, ein düsteres aber ganz eigrnthümliches Bild. 88 Außer Cilli nördlich vor der Stadt liegt die aus der Legende bekannte Maxmiliani-Kirche, östlich sieht inan die Vereinigung der Voglaina nut der Sann, liber welche eine schöne Brücke führt, und zwar gerade zum Kapuzinerklostcr, von dessen Terrasse Cilli selbst sich am schönsten ausnimmt. Wir verlassen nun die Stadt und nächste Umgebung, und besuchen die ent¬ fernteren, als welche sich das Schloß Pragwald mit der neuen Spinnfabrik, Liboje und die schöne Glashütte, die Ruinen von Son egg und die schönen Schlösser: Sallach, Neukloster, Schön¬ egg wie die alte Maltheser - Comthurcy Heilen- ftein, vor allen aber der Oehlberg mit seiner reichen und wunüerlieblichcn Rundschau zeigen. Fer¬ ner gehören hieher Tüffer, südlich der Sann ent¬ lang, das sich nach und nach von seinem Feuerschaden erhohlt, mit dem großen Herrschnftshause, der alter- thümlichen Hauptpfnrrc und Kirche, der großartigen Bräuercy, einigen Römersteinen und dem alten Schlosse am Fuße des sonderbar geformten Hamberges. Bey anderthalb Stunden entfernt liegt das Tüfsercr- Bad *) Töplitz hart an der Straße, welche bey- nahe eben von Cilli bis zur Steinbrücke **) führt, daher für Fußreisende äußerst langweilig und ermü¬ dend ist, also füglich (als unterwegs gar nichts In¬ teressantes bicthend) zu Wagen gemacht werden mag. Die gedachte Brücke über den Sannfluß kurz vor dessen Einmündung in die Sau zeigt außer ihrer schö¬ nen Bauart und dem Erinneruugsüenkmahle ihrer Errichtung nichts der Erwähnung werthes, wie die fernere ganze Straßcnstrccke der Sau entlang über Laak, Lichte nwalü und Reichenburg nach Rann, das wir später näher beschauen werden. Wir kehren vor der Hand nach Tüffer zurück, in dessen Dr. Macher: Das Römeebad bey Tüffer, Kräh 1826. ") 3. <8. Seidl Steverm. Zeitschrift Hl. 2. 89 Nähe die Wallfahrtskirchen St. Michael am gleich- nahmigen Berge und M. Gratz auf einem einsamen Hügel bemcrkenswerth sind; östlich von Tu ff er hinein über hohe Berge und beschwerliche stcinichte Straßen, die jeder unbedeutende Regen verdirbt, führt der Weg nach St. Leonhard und G ayrach, bekannt als gewesene Karlhause, als Jesuiten, und nun als Staats-Herrschaft, äußerst düster gelegen, wie der ganze Weg hinein einförmig ist, und die Berg¬ straßen , trotz ihrer bedeutenden Höhe doch nirgend schöne Fernsichtcn zeigen. Eine freundliche Erschei¬ nung in dieser Wildniß (die eigends für das Kloster der stummen Mönche geschaffen schien) ist die Glas¬ fabrik, deren freundliches Herrenhaus einer wahren Oise in diesen düstcrn Schluchten gleicht. Fabrik und Schloß zeigen sonst wenig Interessantes (letzteres einen gothischen Thurm und eine Kapelle, dann einen Jnschriststein von 1208), bald nach demselben geht es wieder auswärts, und zwar führt ein Fußweg in einer Stunde nach Montpreis, ebenfalls in einer düstcrn Parthie von Fclsgebilüen gelegen. Das Schloß, wie ein Aülcrncst auf einem Berggipfel, zeigt nur nach Norden eine frcye Aussicht gegen Süssen heim, welches Schloß jedoch als freyer auf einem solchen Hohcnpunrtc liegend schon eine schönere Rundschau biethet. Montpreis selbst, der Markt, hat wieder nichts aufzuweisen; weiter östlich führt der Weg wie¬ der über hohe Berge nach St. Leit, Edelsbach, wo sich ein Eisenwerk befindet, das sehr wählerisch da liegt, und Pcilcnstein, wohin wir ein andermahl kommen. Wir verlassen diese düstcrn Gegenden, wo der eigentlich wilüschöne Charakter selbst nur selten hcrvortritt, und kchren zu unseren ersten Standorte Cilli zurück. Der zweyte weitere Ausflug von da geht nun nach Osten über Tüchern nach Sauerbrunnen. Eine alte und neue Straße führen dorthin, jene führt vom erstgenannten Eüelthume links über Rkifenstein, 90 diese der Voglcina aufwärts durch das Anderüurgcr Thal; beyüe sind bekannt und beschrieben, und ich erwähne nur der Ausfüllung halber hier des netten Marktes St. Georgen links an der Straße, an selber selbst St. Leit, später (auf der Anhöhe an¬ gelangt) des herrlichen Bildes, das sich vor St. Mar¬ tin vor den Blicken ausbreitet, geziert vom stattlichen Schlosse Erlachstein und dein weitaussehenden Kal¬ varienberge S t. R o chus ober Marein, und im Hin¬ tergründe vom bewaldeten Wutsch, vom spitzigen Ds- nati, während der Mittelgrund dieser Landschaft eine schöne Hügelkette, fruchtbare Weinberge und santen- reiche Abhänge zeigt. Rvhitsch selbst, d. h. der Rohitschcr Sauer¬ brunnen ist zu bekannt und zu oft beschrieben *), um hier wieder davon viel zu sprechen; übcrüieß betritt man diese Gegend meist nur zur Zeit der Bad-Sai¬ sonen, und da findet sich Gesellschaft mit den gehö¬ rigen Cicerones zu allen Ausflügen, unter welchen ich besonders den auf den Dvnatiberg **) em¬ pfehle (schwächere und ältere Naturfreunde mögen sich mit dessen Miniaturbilüe, dem Janina begnügen). Die Aussicht ist jeder Alpcnfcrnsicht an die Seite zu stellen, ja ihr oorzuziehen, da die Beschwerlichkeiten doch in keinem Verhältnisse mit jenen stehen, und die Aussicht ss lohnend ist; sechs Städte (deutlich nähmlich: Cilli, W. Feistritz, Marburg, Pettau, Fri¬ da» und Warasdin — Viele wollen noch weiter sehen) über hundert Ortschaften und mehr als dritthalb hun¬ dert Kirchleins zieren das Bild, das einen großen Thcil der wind. Steyrrmark, besonders schön aber das Pettnuerfeld und die wind. Büchel zeigt. Andere Ausflüge sind zu den benachbarten vielen Sauerbrunnen, in das nahe Kroatien, nach W. Lands- ') Dr. Macher Beschreibung Grätz 1823, Dr. R. G Puff, Erinnerung an Sauerbrunn, Grätz 18'11 (als die lctztern). ") Proscsftr Mallr), der Donatiberg, steycrin. Acitschufl 1!l. 2. VI berg und cindcrc Schlösser, wohin wir wieder zurück- kommen werden. Im Ganzen genommen bicthcn sie Abwechslung, doch keine besonders überraschenden Bil¬ der oder Fcrnsichten, wo einzig nur der Donnti dasteht. Wir kehren wieder nach Eilli zurück, und reisen nun gegen Norden, wo uns an der Heerstraße zuerst der große schöne Markt Hohenegg mit leinen drey Kirchen auffällt. Dort theilt sich wieder die Straße, abgesehen von dem Gebirgswege, der rechts nach Seitz und in das Drnuthal führt. Gerade aus geht es über den lnnggedchntcn Gonovitzerberg, wovon jedoch der Fußreiscnde über die alte Straße viel Wegs er¬ sparen kann, nach Gonovitz, wohin ich später meine Leser ohnedem führen muß, links aber bcym Schlosse Weixclstctten und Neukirchen vorbcy nach Weiten stein, eine der schönsten und interessan¬ testen Gcbirgs - Pnrthien dieses Kreises. Wer von Eilli aus den Bacher besucht, muß diesen Weg einschlagcn, und kann bis dahin im Wa¬ gen bleiben, allein von Wcitcnstein aus heißt es einen tüchtigen Stock zur Hand nehmen, und an der Seite eines kündigen Führers diesen dem Lande so vielen Segen bringenden Berg zu besteigen. Er zeigt auf seinen Hochebenen Urwälder, an seinen südlichen Ab¬ hängen Eisenwerke, auf seinen östlichen Ausläufern fruchtbare Rebenhügcl, und an seiner hvlzreichen Nord- scite viele Glashütten, deren eine gleich ober Mei¬ lenstein liegt. Seine Fernsichten und Rundschauen sind einzig;, doch lasse man nie den Führer von seiner Seite, so wenig er über Nahmen, Lage und Orte Auskunft geben kann; übrigens sind die Dcllouza, die mala und velka Kappa, der Zhernkogcl, die tratize, der Sedlo, die Weitensteiner- Planina, so wie die Gono- vitzcr-Schweig bekannt und thcilweise beschrieben, daß alles hier nur Wiederhohlung jväre, daher ich Na¬ turfreunde, besonders Botaniker auf Herrn Professor Mally's erwähnten Aufsatz weise. sr Meilenstein selbst liegt sehr romantisch, allein weder die Schloßruincn, noch die wählerisch gelegene Kirche, noch die vielen Eisenhämmer biethen sonst Interessantes. Wir kehren nach Neukirchen zurück, und kommen von da nach Lemberg, einem hoch¬ gelegenen sehr nlterthümlichen Schlosse, und weiter nordwestlich ins Neuhauser-Bad, das ohnedem wieder aus anüerscitigen Beschreibungen und als be¬ liebter Badeort genug bekannt ist. Von Neuhaus westlich sort führt der Weg nach Wöllan im Schaalthale, in welches ich ohnedem erst meine Leser zu führen gedenke, daher jetzt wieder umkehrc, und von Cilli aus den letzten Ausflug, und zwar nach Westen beginne. Die Landstraße führt über Sachsenfeld und St. Peter nach Franz, der letzten Poststation des Landes; bcy der Menge und Bequemlichkeit der gegenwärtigen Stellfuhren, Eilwägcn u. s. w., ver¬ säume man nicht, wenigstens Laibach — wer nicht ohnedem nach Triest reifet — zu besuchen, die sehcns- werthe Hauptstadt Krams. Wer sie vor zwanzig Jah¬ ren gesehen, dürfte sich vielleicht jetzt gar nicht mehr dort zurecht finden, ein Zunehmen, das sich nur mit Triest selbst vergleichen läßt, und mit Jahrhunderten früherer Zeit nicht zu vergleichen ist. Der Weg zurück mag über Stein und Ober¬ burg, oder über Krainburg, von da links überden Loibl als eine der wildschonsten Gebirgsstraßcn- Parthicn der öftere. Monarchie, oder gerade aus über den Kanker, und durch das einsame und wilüschon gelegene Fellacher - Bad in Kärnthen eingeschlagen werden. Von der obgedachtcn Poststraße bey St. Peter rechts führen mehrere Wege ab zu den Ortschaften und Thälern, die am Fuße des Bacherberges liegen, darunter eine durch den Helfcnbergcrgraben und eine andere über Neukloster, St. Aegyüen nach Wöllan; wir aber reflcu nach der Sann stromaufwärts fort 9; über Prasberg in die interessanteste Parthie des ganzen Kreises, nach Sulzbach. Doch auch diese Parthie sammt ihren Anhäng¬ seln, als St. Pnveri, Oberburg, der Nadel, dem Ursprünge der Sann, dem Ausflug aus die Nndoucha u. s. w. ist so vielfach beschrieben und in neuerer Zeit so häufig besucht, daß ich hier nur bemerke, daß diese ganze Tour sich in örey Tagen, bequemer aber in süns Tagen zurücklegcn läßt, daß von Sulzbach selbst ein Weg westlich nach Fe Nach, nördlich nach Ko¬ prc i n in Kärnthcn führt, und daß man nicht ver¬ säume, Begleiter zu eugagircn. Die schöne Kirche in Oberburg, die herrlichen Ornamenre der Kirche St.Xaveri sind auch bekannt, daß man sie zu sehen nicht versäume. Die Aussicht von der R a d o ucha ist wieder eine jener großartigen und erhabenen, wie ich sie im Obcrlande bezeichnet habe; das ganze Unterkärnthm liegt ausgebrcitet zu den Füßen des Beschauers, links ist das Bild des Todes, starre blasse Formen und himmclanstrcbende Feldmassen, zwischen denen nur graue Schnecfeldcr hervorblicken, die Reihe der Ka¬ ravanke» staffelförmig bis zum Tcrglnu aufgestellt — während rechts über den Ursulnderg hin die frucht¬ baren Hügel der Stcycrmark und der bewaldete Ba¬ cher das Bild des Lebens und Fleißes und die werk¬ tätige Hand des Menschen zeigen! — Wer nach Muße diese Excursion machen kann, widme ihr wenigstens fünf Tage; der Zeichner bringt gewiß sein Portefeuille voll Skizzen, der Dichter sein Tagebuch voll Romantik zurück. Für Fremde bemerke ich nur, daß man diese Epcursivn von Cilli aus bis in die beschwerlicheren Parlhicn zu Wagen machen möge, um seine Kräfte für Sulzbach selbst und seine nächste Umgebung zu sparen, deßwegen lasse man die Gelegenheit auch war¬ ten, um wieder auszuruhen. 94 Ich führe meine Leser nun auS dem schönen Sannthale, das eben so großartig als lieblich, schauererregend wie annehmlich, ebenso düster eintönig als Abwechslung bicthcnb thcilweise sich darstellt; wir oerlassen den Znubcrkcssel von Cilli, desien saa- tcnreiche Ebenen im Norden zu den bewaldeten Ber¬ gen dem Pctschounig, der Gramada, Wipola, dem Malizh, Gosnig, Dost u. s. w. einen herrlichen Con- trast bilden, und eilen vorerst dem Norden zu. G 0 N 0 V i H *). ÄVir wollen uns dort als den Mittelpunct zu Aussiügcn in das schlöffcrreiche Dränthal und zu den Norüparthicn öcS Cillierkreises sestsetzcn; der Markt Liethet nichts Schenswerthes, ist aber durch ine Haupt¬ straße sehr belebt, wie nicht minder der mitten durch denselben fließende (Mineral-) Bach dem Orte einen eigenen Reitz und Leben gibt. Fußrcisenücn zeige ich nun an, daß gegen Süden ein Weg in das benachbarte Scitzthal, gegen Norden nach Opplotznitz führt, wo schone Eisenwerke zu sehen sind. Die Aussicht vom alten Schlosse ist nicht großartig, zeigt aber dafür die Heimath desto schöner, die Wcingebirge am südlichen Abhange des Bachers, wo der gute rolhe Wein (als der beste im Lande be¬ kannt) Binarier wächst, mit der Menge seiner Wcin- garthauschcn, weiter hinauf den Bacher mit der Un¬ zahl seiner schimmernden Kirchen und einzelnen Ge¬ höfte, seiner Luchwaldungen und seiner Alpcnweidcn; nordöstlicher d'e Gegend um Gonooitz und die Hü- grlreihe jenseits der Drau, auf welcher Wurmberg heroorblickt. ') Nach Seitz 2, Neuhaus Z, Weitenstein 2, Applotnitz 1 Slunde, nach Rohilsch eine halbe Lagreisc. 95 Dieser Weg (über die Berge fort) führt uns nach Seitz zu den Ruinen des großen Karthäuser- klostcrs, welche jedoch den Besuchenden an die Ver¬ gänglichkeit so lebhaft mahnend, gewiß zu eigener Wehmuth stimmen! Kirche und Thurm drohen dem Einstürze, in jener stehen noch schauerlich die Chorstühle der schweig¬ samen Brüder, und in einer Ncbcnkapelle ist die auf- gcrisiene Gruft der letzten Ottvkarc zu sehen, deren Gebeine 1827 nach Rein kamen; östlicher liegt das einsame M. Spitalitsch, und weiter führt der Weg in das Dränthal. Selbes beginnt schon außer Gonooitz, und ist besonders wiesenreich, wozu die Ueber- schwcmmungcn des Flusses das Ihrige beytragen. Das erste Pfarrüorf ist heil. Geist, gegenüber steht das Schloß Boglet auf einem Berge, weiter hinab (öst¬ lich fort) rechts an der Straße ist die bekannt große Landgerichts-Herrschaft Plankenstein mit den Ruinen des alten Schlosses; weiter unten durchschnci- det man im Orte Pöltschach die Saucrbrunnstraße, die von Feistritz nach Nohitsch führt, rechts über den beschwerlich hohen Gabernigg geht es also in den uns bekannten Sauerbrunnen, wie auch nach Landsberg, Rann u. s. w., wir aber fahren gerade fort, wo wir bald rechts in einem düsteren Winkel ein Schloß und Ruinen erblicken, cs ist Stuüenitz, ein gewesenes Nonnenkloster, dessen Hallen nun auch der Verwitte¬ rung Preis gegeben sind. Später kommt man nach Maxau, einem kleinen Markte mit einer hübschen Kalvaricnkirche, links gegenüber steht das stattliche Schloß Statten berg auf einem schonen Hügel, in einer kleinen Stunde Wegs erreicht man Manns- berg, ein alterthümliches Schloß, und verläßt dann die Drän, die in einem engen Lhale der Drau zueilt, und wendet sich über M. Neustift der Stadt Pct- tau zu, die wir schon kennen. Bey Mannsberg vereinigt sich die Saucrbrunn« (eigentlich Rohitscher-) Straße mit unserm nun ein- 96 geschlagenen Wege, und führt uns also nach M.Neu- stist, einem berlihmten Wallfahrtsorte; man versäume nicht, die alterthümliche Kirche zu besuchen, und die herrliche Rundschau von der Friedhofmaucr zu genießen. Wir verlassen wieder Gvnvvitz, und reisen süd¬ westlich der Hauptstraße (eine Weile) entlang, später rechts cinbiegend Weiten stein zu, das wir auch schon kennen; der Weg dahin biclhet wenig Abwechslung oder Reitze, bis überraschend wilöschöu sich der Markt mit den beschriebenen Schlössern Weitenstcin zeigt; eben so wenig Interessantes kann ich dem Leser auf der Hauptstraße gegen Nordostcn zeigen. Es gibt für den Fußgänger hie und da Gehwege, die er jedoch nicht ohne Führer einschlagen möge; links steigt der Bacher mit seinen Bvrbergen voll Rcbenhügcl, Wcin- gnrthäuser und Kirchen empor, rechts fallen die Berge in das Dränthal sihr sanft ab; so geht es über meh¬ rere Wasserscheiden fort bis Wind. Feistritz, ein kleines aber nettes Städtchen, vor welchem rechts eine Straße *) nach Sauerbrunn abführt. Feistritz liegt am Fuße classischer Weingebirge, da der Brandtncr, Schmizbergcr und Rittersberger bekannt zu den besten Weinen der Steyermark gehö¬ ren, doch täusche man sich nicht, und hoffe in einem Gasthause dort einen solchen echt zu bekommen, son¬ dern frage in bekannten Privathäusern darnach. Wieder führt die Hauptstraße bergauf, und über St- Joseph und Pulsgnu nach Marburg, das wir ohnedem kennen; im letzternOrte fallen dem Frem¬ den die Holzvorräthe auf, die aus den nahen Säge- mühlcn vom Bacher herabkommen; am Josephiberge genieße man aber die schöne Aussicht, die sich dort besonders im Abendglanze gegen Süden und Osten ausbreitet. *) Diese Straße, wie das Städtchen selbst, sind in Dr. Puffs Beschreibung vom Sauerbrunnen Rohltsch so ausführlich bezeichnet, daß ich meine Leser nur dahin weift. 97 Auch von hier kann man Exkursionen auf den Bacher unternehmen, was angenehm zu einer Zeit ist, wo in einer der vielen Kirchen eben Gottesdienst gehalten wird, welche Tage man dort leicht erfragt, und die natürlich sehr zahlreich wie jene selbst sind. Wind. Gratz *). Ich finde es, obwohl der Gränze so nahe gele¬ gen, doch sehr tauglich zum Mittelpunkte vieler Aus¬ flüge — näherer und entfernterer. Das Städtchen selbst (120 Häuser und über 700 Einwohner) ist un¬ bedeutend, aber das Thal gleichen Rahmens ist einzig schön; selbes zieren die Schlösser Gallen Hasen und Lechen, Wiederrieß, Gradisch und Har¬ tenstein, viele Kirchen, unter denen Altenmarkt und St. Martin die interessantesten sind. Wer in der zweyten Hälfte des Augusts hicher kämmt, versäume nicht den Ursulabcrg zu be¬ steigen, wo Sonntags Verrichtung (Gottesdienst) ge¬ halten wird. Ein anderer Höhenpunct dieser Art ist die Belka kappa, der höchste Gipfel des Bacherberges, von dem wir bereits gesprochen haben, doch betrete man wieder diesen Punct nie ohne Führer; er ist der beschwer¬ lichste von allen. Wir wenden uns nun zwischen gedachten Bergen nördlich längst der Straße sort den schönen Eisen¬ werken vorüber, St. Johann *inks und das zwcy- thürmige St. Peter am Hügel rechts lastend, dem *) Ins Schaalthal und inS Lavantthal 4, nach Meilenstein 3 Stunden. ") Der Kirchtag am Ursulabergc, Aufmerksamer, Jahrgang ivao, Nr. aus und IW. 7 98 Drauthale zu, das wir in 2 kleinen Stunden errci- chcn. Lor wenig Jahren noch ging's links über die Mies, die sich dort in die Drau einmündct, und auf einer fliegenden Brücke gerade in den gegenüber lie¬ genden Markt Drauburg; jetzt verbindet eine schöne Brücke *) beyde Ufer: das rechte nach Steycrmark (Bezirk Buchenstein), und das linke schon Unterkärn- tycn (Bezirk Untcrdrauburg), welche Gegend meinen Lesern aber ohnedem von H o h en m a ut h e n aus bekannt seyn mag, daher wir nach unfern Sammel¬ platz zurückkehren. Südlich von Wind. Gratz führt eine ebene und sehr schöne Straße dem Mislingbache aufwärts zu einem kleinen Dorfe, besten Kirchlein St. Egydi auf einem Hügel wählerisch da liegt, dort biegt links ein Weg nach Misling ein, und man versäume nicht die Stunde der Besichtigung des schönen Eisen- und Hammerwerkes dort, wobey der vielseitig gebil¬ dete Eigenthümcr selbst den Führer macht, zu wid¬ men. Auch von da führen Wege auf den Bacher, zu dessen Glashütten und zu schönen Fcrnfichtcn, doch davon haben wir schon gesprochen; kehren also nach St. Egpdi zurück und kommen meist bergab zum Wirthshause in Dollitsch. Links zieht sich nun eine gewaltige Bergstraße den Lotsch hinan und hin¬ über nach Weitensrcin, das wir auch schon kennen; rechts geht es dem Pakbache entlang der Huüa-lucna zu, cs ist eine wildschüne Parthie und eine der in. teressantern Straßen-Parthien der Untersteycrmnrk. Das Monument in der Mitte derselben zeigt den Schöpfer und das Jahr der Errichtung, da sie aber mehr eben ist, auch tbey guten Unter-Grund) selten so unfahrbar, wie andere Gebirgsstraßen ist, so fahre man von Windisch - Gratz aus in das Schaalthal, daS wir nun betreten, wohin jedoch auch von dort ein Fußsteig über Skališ führt. Diese DecanatS- ') Da« Fest ihrer Einweihung im Aufmerksamen Ivn) 99' Pfarre ziert das wunderschöne Thal, das jeden Mah¬ ler gewiß jahrelangen fruchtbaren Aufenthalt biethen - mußte, ebenso als die Menge der Schlösser und Kir¬ chen; der graue Thurm von Schalegg, das a!ter- thümlich gethürmte Wöllan, das freundliche Scho ri¬ sset», das einsame Thurn, und wie die Schlosser und Orte alle heißen. Nordwestlich schaut die Ursula- kirche vom gleichnahmigcn wüsten Berge und weiter links die grauen Zacken der Petzen herab, östlich er¬ hebt sich der Bacher, an dessen Borbergen das ein¬ same Iodak sichtbar ist. Oestlich zieht sich die Straße nach Neuhaus oder durch den Helfenberger¬ graben uach Cilli fort, südlich über Wöllan, St. Ilgen und Neukloster in das Sannthal, auf welche Straßeustrecke der Oehlberg von hohem Westen her¬ abschaut. Wer Muße hat, versäume nicht sich den Genuß seiner Aussichten zu bereiten, der Weg hinauf ist nicht beschwerlich und der Genuß doch so lohnend! Westlich aus dem Schalthale zu kommen ver¬ folgt man den Lauf des Pakbaches und kömmt, (wer von hier aus eine Sulzbacher Cxcursion vorhat), nach Praßberg, sonst über Pakenstein nach Leutsch- dorf, wo sich der gedachte Bach in die Sann ergießt, deren Thal wir ohnedem kennen. Ich führe nun meine Leser aus dieser schönen Alpengegend *) und der nördlichsten Papthie des Cil- lierkrcises in den entgegengesetztesten; wir kommen aus dem Schaal- und Mislingthale (.das Sann- und Sauthal durcheilend) an die Sottl. ') Bcyblatt der Grätzer-Ieitung, Octobcr 1841. ") Außer dem Bade Neuhaus ist diese Parthie nirgends noch topographisch näher beleuchtet, doch sind die Straßenzüge in den Eingangs erwähnten Landkarten schon alle ziemlich genau und verläßlich gezeichnet. Rann *). 100 Wir betreten nun die südliche Gränze des Va¬ terlandes, und mit dem letzten gedachten Sammel- puncte das entgegengesetzte Ende des Kreises, der hier einen ganz verschiedenen Charakter von jenen schönen Thälern zeigt, die wir bisher besuchten. Von Grätz aus in drei) Tagen erreicht man diese äußerste Gränze, und da die Stadt selbst gar nichts Sehenswerthes hat, führe ich meine Leser südöstlich fort ins nachbarliche Kroatien, deren Hauptstadt Agram doch immer von Interesse ist, wenn sie gleich an eigentlichen Sehens¬ würdigkeiten vielen Provinz-Hauptstädten der Mo¬ narchie nachsteht; doch auch im raschen Aufschwung begriffen, werden dort selbe zunehmen, wie allseits; inüeß besuche der Reisende die schöne Domkirche, die neuen Anlagen, die schönen und großartigen Gärten, weide sich am Leben und Treiben des Volkes, das schon bekannt doch in der Hauptstadt hier wieder¬ ein neues Bild gibt, an den neuen im großem Style erbauten Häusern, wie unterwegs hicher an den herrlichen Eüelsitzen und der doch immer freundlichen ilmgcbung, wenn auch sie mehreren der uns bekann¬ ten weit nachstehcn muß. Einen Tag Wegs ist dieser Ausflug immer werth, doch ich führe meine Leser wieder zurück und über die Sau nach Krain, ins südwestliche Nachbarland. Die immer bereitstehenden Ueberfuhrschiffe brin¬ gen uns hinüber, doch biethet der neue Boden wenig Abwechslung oder Charakteristik des Landes; inte¬ ressanter ist's deßhalb auf der Reise längst der Sau von Di edem aus einen solchen Ausflug in das ge¬ genüberliegende krainerische Städtchen Gurkfeld zu machen, wie denn überhaupt die Schifffahrt auf der ff Rach Agram u Stunden, nach Sauerbrunn eine kleine, zur Steindrucke eine halbe Kagrrisc. 101 Sau (auswärts) jedem Fremden auffallen mag. Wir verfolgen diese Straße weiter, und kommen nach Rei¬ ch e n b u r g, einem impossant dastehenden Bergschlosse, bekannt durch die Sage von den feindlichen Brüdern, deren Tvdtenschädel noch bewahrt werden, und später nach Lichtenwalü, ebenso interessant durch die Cultur dieser Gegend, durch die Bemühungen des als rationellen Landwirt!) bekannten vorletzten Herrschafts- Besitzers , als durch seine Lage und Bauart, durch seinen Weinkeller und eine glagolitische Inschrift, end¬ lich nach Laak, wo der schöne Garten des Schlosses sehenswert!) ist, und zur Steindrucke, die wir ohne¬ dem kennen. Diese ganze Straßenstrecke, eingeengt zwischen hohen bewaldeten Bergen knapp am User der braunen Wogen des Saoestromes ist düster, und biethet wenig Abwechslung; jenseits läuft eine Straße in Kram ebenso längs dem Ufer fort. Rechts münden sich brau¬ sende Waldbäche ein, so wie in die Bezirksstraße meh¬ rere Seitenwege, so bey Rcichenburg einer nach Hör¬ berg, wohin auch von Rann aus über Pischütz eine gute Straße führt, so ober Lichtenwald einer von der Gayrachcr-Glashütte, die wir bereits kennen, und mehrere kleine vom Feistri tzthale herüber, dort kömmt man nach dem düsteren Hörberg nach Dra¬ chen bürg, und von da nach Peilenstein, Montpreis u. s. w., welche Parthie wir auch schon kennen. Die Gegend dieses ganzen Thales trägt einen auffallend einförmigen und düstern Charakter, wie überhaupt dieser östliche Theil des Kreises. Mehrere Höhcnpuncte, darunter der Wacher, biethen zwar schöne Fernsichten, allein den Vordergrund nehmen immer diese sonderbar geformten und vollauf bewaldeten Berge ein. Das Thal trägt oft ganz den Charakter des Oberlandes, Fclsparthien; oft lachende Wiesen, herrliche Baumgruppen, wahre Studien für den Mah¬ ler und Lanüschaftszeichner, doch wir kehren zu un. scrm Sammelpuncte zurück. 102 Allenfalls machen wir hier einen Besuch im schönen Schlosse, besehen die Umgegend, wo im Süd¬ osten Thurn nm Hart von Krain herüber blickt, la¬ den uns zu einer Jagd ein, die besonders auf Rehe, welche hier gehegt werden, sehr unterhaltend ist, be¬ sichtigen die oon dem vorletzten Herrschaftsbesitzcr ge¬ gründete Schwcizerey, wo guter Käse gemacht wird, und ziehen dann durch den großen Dowobawald ge¬ gen Norden. Wer hier einen Führer miethct, er¬ spart die großen Umwege der Fnhrtstraße, welche nach St. Peter führt, dort trennt sich rechts ein Weg nach dem gastlichen Schlosse Wieselt, dessen Weingarten in Drenooetz als ein Ideal in seiner Art gelten kann, dessen Aussichten wunderschön und dessen Oekonomie als ausgezeichnet bekannt ist. Dort schauen von hohen Bergen die Ruinen vom Kaiser- und Königsberg herab, dort wird der heilige Berg gezeigt, ein berühmter Wallfahrtsort, dessen mühsam zu erwerbende Aussichten eben so schön, als der Genuß einer mitgemachten Wallfahrt unverge߬ lich ist. Weiter nördlich trennt sich wieder bey Prü¬ ll asdorf links eine Straße, die über Fautsch und hohe Bergstraßen nach Drachenburg führt, noch wei¬ ter bey Taubendorf westnördlich nach Süssen- Heim und auf die Sauerbrunnstrnße. Endlich gelangt man (von St- Peter an immer im Thale der Sottl fort) nach W. Landsberg, eines der höchsten Berg- fchlösser im Lande, das außer einer schönen Fernsicht wenig Interessantes bicthet. Nördlich fort kömmt man nach Sauerbrunn, allein die Menge der sich hier kreuzenden und von der Hauptstraße abführenden Straßen zu zeichnen, würde zu weit führen; glücklicher Weise findet man hier überall Ortschaftstafeln und Wegweiser. Rohitsch, einen der Sauerbrunnen, kennen wir schon, weniger aus dem Vorstehenden, als aus s« vielen Beschreibungen, wovon ich nur hie des Herrn 1l)Z Prof. Puff heraushcbe, wcil er auch alle Straßcn- züge hin ausführlich behandelt. Der uralte Weg von da ins Drauthal geht über Schiltcrn Pettau zu, und ich bemerke nur wegen der Nachbarschaft Sagoriens in Kroatien, daß man diesen Landstrich zu besuchen nicht unterlassen möge; die Gegend hat durchaus einen eigenen Charakter, einestheils des Lieblichen in den Ebenen und Rcbcn- hügeln, als des Großartigen in der majestätischen Ivančiča — interessant mag überdies; dem Fremden die seltene Gastfreundschaft der Eüelsitzc, die Bauart der Häuser, die Tracht des Volkes und (näher be¬ trachtet) seine socialen Verhältnisse dort sepn. Uebrigens besitzt dieß Nachbarland Kroatien in Krapina, Topliza, Sutinska und Stubiza schcnswerthe Mineralwässer und Bäder, die zu be¬ suchen wenigstens kein Arzt versäumen möge; aber auch der Lustreisende wird im gedachten Nachbarlande Jntcresie und Unterhaltung finden. Wir verlassen die düstcrn Schluchten des Sottl- thales und seiner Gräben, aus denen die grauen Ncbenbäche schleichen, aber auch den ganzen Cillier- Kreis und haben somit unsere Reise vollendet. Ueber diesen Kreis glaube ich nur noch im All¬ gemeinen zu bemerken, daß er dcßwegcn der interes¬ santeste Aller ist, wcil er Ober- und Unterland in sich vereinigt;'Süd und Nord scheinen im kleinen Bilde beysammcn und es gewährt einen eigenen Reitz und eine Uebcrraschung, wie z. B. im Thalwcge vom Meilenstein nach Cilli zwischen starren hohen Fcls- gebildcn Weingärten zu sehen oder hart an, üppigen Saatfeldern hinan hohe Alpenweiden zu erblicken. ivr Schluß. Möge der Fußreisende glücklich durch Berge und Thäler wandern, die dem bequemen oder unfähigen Badgaste im Landauer zu sehen nicht vergönnt sind, möge aber auch dieser durch vorliegendes Büchlein auf die Schönheiten des Landes und der Gegend, die er besucht, aufmerksam gemacht werden, und mö¬ gen Alle dasselbe mit Nutzen und Vergnügen genießen! Alle Fußwege anzuzcigen, würde zu weit ge¬ führt Haden, berührt jedoch sind alle mir bekannten; übrigens finden sich schon die meisten nicht nur auf den bessern Landkarten, sondern in Gasthäusern kostet cs nur eine Frage, selbe sich beschreiben zu las¬ sen oder bey möglicher Gefahr sich einen Führer zu dingen, wozu man gewiß allseits Bereitwilligkeit findet. Es war nicht einmahl möglich die Masse der gegenwärtigen Straßengänge (besonders im westlichen Lheile des Marburger- oder östlichen Theile des Grä- tzer-Kreises zu beschreiben oder zu bezeichnen; in den bessern Landkarten sind alle schon verzeichnet, in den Generalstabskarten sogar die Gehsteige. Wenn nur der Hauptzweck des Buches Rei¬ sende auf die Naturschönheiken unsers Va¬ terlandes aufmerksam gemacht zu haben, erreicht ist! Vollkommenes ist noch nie und nirgends geleistet worden, also betrachte man auch die Unvoll¬ kommenheiten dieser Schrift mit Nachsicht und bleibe bey den Voükommcren und Bessern. Dem Hauptzwecke des Buches getreu habe ich alle statistischen Daten, die der Fußreisende nicht braucht oder selbst überall erfragen kann, wie die geschichtlichen, die zur Vorbereitung gehören, geflissentlich weggclassen, und mich auf das topogra¬ phische beschränkt, als allein zur Sache gehörend. Für Fußrcisende im Allgemeinen gibt es der¬ lei; Schriften, ich habe selben entnommen, was ich bey uns für anwendbar fand; ebenso mag anderseits Ent¬ nommenes Vorkommen — wenn nur Alles seinen -Zweck erreicht und Naturfreunde in unsere schöne Steyermark einladet. Die bisherigen Steyermnrk auch nur nebenher Reiserouten behan¬ deln meist rein nur die Poststraßenzügc, während der "Zweck dieser Schrift seyn soll, den Reisenden ans alles, auch an wenig besuchten oder bekannten Pfaden, auf Fernsichten im Gebirge und auf schöne Punete in stillen Thälcrn (nach meiner Erfahrung) aufmerksam zu machen. Im Bewußtftyn meine Aufgabe nach meinen Kräften gelöst zu haben, schicke ich mein Büchlein hinaus in die Welt mit einem innigen und allseitigen Glück auf Vie Neife! Rleinkinver - TMart - Anstalten in Gr ätz.