für Vaterland, Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Nedigirt von Johann Hladnik. «H^? 33. Dinstag den 2^. April FS^O. " ^^'" _ . / . - --- ^ ^<« ^.^ NinNaa und Tamstaa. Der Preis des Blattes ist im Comptoir ganzjährig 3 fl. halb» Von dieser Ze.tschr.ft erscheine., w°chentl,ch,zwe.^ummer^^D,nsta^un^Sam,^ ^ ^ ^ ^lbjährig 2 fl. C, M. ^^^^^ Glosse. Verwirrtes Wogen unverstand'ger Menge Von allen Träumen ist's der schwerste Traum. Vot he. <^o manch' Pedantlein schwatzt vom Allqemeinen» So wie er nennt, was sein Gehirn erfunden. Und alles will er dem nur vassen und vereinen» Indeß das Individuum aus ihm entschwunden.— Jedwede Sache ist ja dem Subject gegeben, Damit es sehe, wie «s sie mag fassen: , D'rum mundet ja verschiedentlich der Saft der Reben, Die Einen lieben, was die Andern hassen. — Wer dies, erfaßt, der scheut nicht strenge Herwirrtes Wogen uoversländ'ger M„ welche ihn die benachbarten Bewohner jener Gegend beneideten. ^ Nedeljko aber war mit seinen Glücksumstanden we- niger zufrieden, als er es hätte füglich seyn sollen, oder als seine Nachbarn glaubten. Er wähnte vielmehr, daß diese die Göttin des Glückes ungleich besser bedacht habe als ihn, da sie ihnen, wenn auch geringeres Eigenthum, doch größten.-theils hoffnungsvolle Kinder geschenkt hatte, welche ihnen einst die müden Augen zudrücken und denen sie ihre Habe als Erbe hinterlassen könnten, er aber das Glück, ein Kind zu besitzen, gänzlich entbehren müsse. Bereits dreißig Jahre hatte Nedel,ko im ehelichen Verhältnisse mit seinem Weibe verlebt, ohne daß ihnen der erwünschte Sprößling geworden wäre. Vergebens flehte er um diesen zu dem Himmel, vergebens brachte er ihm Opfer auf Opfer: sein Flehen blieb unerhört, und Nedljko's Lebensjahre hatten bereits ein halbes Jahrhundert überstiegen. Schon fühlte er die Fülle seiner Kräfte schwinden, und begann schon eher auf einen baldigen Tod als auf eine Nachkommenschaft zu denken, auf welche er nunmehr jede Hoffnung aufgegeben hatte. An einem heitern Sommermorgen entfernte sich Ne-deljko von seiner Wohnung, um bei seinen Schafheerden, welche sich mehrere Tagreiscn von derselben befanden, nachzusehen, da ihn der Hirt benachrichtigt hatte, daß eine gefährliche Seuche unter ihnen einzureißen drohe. Bei den Heerden angekommen, sah er, daß der Hirt leider keine Unwahrheit gesprochen. Er fand bereits viele Schafe von der Seuche dahingerafft und noch mehrere von derselben befallen. Dieser Umstand bewog ihn, mehrere Wochen bei den Heerden zu verweilen, um Alles zur Rettung derselben anzuwenden. Erst nach Verlauf dieser Frist, als die Krankheit sich wieder verminderte und seine Anwesenheit nicht mehr erforderlich war, kehrte er nach seiner Behausung zurück, nachdem er noch den Hirten die größte Sorgfalt für ihre Pfleglinge aufgetragen hatte. Seiner Wohnung bereits nahe gekommen, vernahm er in derselben solch' ein erbärmliches Gewinsel, Wimmern und Weinen, nicht anders, als ob man alle junge Hunde und Katzen der ganzen Umgegend in dieselbe versperrt hätte. Außer sich vor Erstaunen über diese sonderbare Erscheinung, verdop- 130 - pelte er seine Schritte und öffnete mit größter Hast die Stu-denthür. Wie vom Schlage gerührt wurzelte sein Fusi jedoch unter der Schwelle fest, und er wußte nicht gleich, ob er hin-«in oder wieder umkehren sollte; denn in der Stube sasi Draginja, sichtbar ermattet, bei dem Ofen, ein großes Sieb in ihrem Schooße haltend, in dem sich eine Unzahl ivinzigkleiner Kinder, die wie Maiskolben übereinander lagen, bewegten uud auf das kläglichste winselten. Nedeljko, welchem sich über diesen Anblick die Haare zu Berge sträubten, war nicht so bald wieder zu sich gekommen, als er sich in größter Hast umwendete und gleich einem Tollen auf und davon rannte. Die arme Draginja konnte nicht begreifen, was nur ihrem Manne so plötzlich in den Kopf gefahren, trug das Sieb mit ihren hundert männlichen Sprößlingen, mit welchen sie der Himmel während Nedeljko's Abwesenheit auf so unerwartete Weise beschenkt hatte, in die Nebenkammer, bedeckte sie mit einem warmen Tuche und ging ungesäumt, um ihn aufzusuchen. Unermüdet durchirrte sie lange Zeit die Umgegend, rannte Hügel auf, Hügel ab, rief Nedeljko's Namen so laut sie nur vermochte, ohne von ihm etwas entdecken zu können. Abgemattet von ihrer heftigen Anstrengung sah sie sich endlich gezwungen, unverrichteter Dinge nach Hause zurückzukehren. Ihre größte Hoffnung setzte sie noch darein, daß die Knechte, wenn sie Abends vom Holzschlag heimkehrten, glücklicher seyn würden, als sie es war, da ihnen die Gegend besser bekannt sey, als ihr; auch säumte sie nicht, sobald sie dieselben nur zu Gesichte bekam, sie nach Nedeljko auszuschicken. Nach mehreren Tagen aber kehrten auch diese zurück, ohne nur eine Spur von ihm gefunden zu haben; selbst der alte treue Zekul, welcher erst nach Verlauf zweier Wochen von seiner Sendung zurückkehrte, vermochte ihr keine bessere Nachricht von ihrem Manne zu bringen. Da sich nun Draginja also verlassen sah mit ihren Kindleins, und jede Hoffnung auf die Rückkehr ihres Mannes aufgeben mußte, verwendete sie nun die größte Sorgfalt auf die Pflege der armen Kleinen. Wie Jahre nm Jahre dahinschwanden, entschwand auch allmälig das Gedächtniß des Verschwundenen bei den Bewohnern jener Gegend, nur Draginja dachte noch seiner, und erzählte ihren Kindern, wenn diese beim Abendessen um sie versammelt waren, von ihrem Vater, daß er Nedeljko geheißen, daß er das Vermögen, welches sie besäßen, durch seinen Fleiß erworben habe und plötzlich verschwunden sey, ohne daß man ahnen könne, wohin er gekommen. Von den hundert Söhnen Draginja's, welche immer größer und stärker wurden und ihr in der Wirthschaft schon zur Hand seyn konnten, zeichnete sich vorzugsweise der Aelteste von ihnen auS, welcher bei seiner Geburt den Namen Ianko erhalten hatte. Schon in seinem fünfzehnten Jahre übernahm er von seiner Mutter die Leitung der Hauswirthschafr und vertheilte, gleichsam als Aeltester in der Familie, die erforderlichen Beschäftigungen an seine übrigen Brüder, welche sich auch gern seinen Anordnungen fügten, und dadurch ihr Vermögen um ein Bedeutendes vermehrten. Die Erzählung Dragini'a's von ihrem verlorenen Vater erregte in den Kindern, welche nunmehr zur vollsten Blüte herangewachsen, eine ungemeine Sehnsucht, den Aufenthaltsort desselben, im Falle er noch lebte, oder wenn dieses nicht mehr der Fall seyn sollte, mindestens den Ort seiner Nuhe aufzusuchen. (Fortsetzung folgt.) ^Die Serben Unter den vielen Nationen des osmanischen Reiches hat seit dem welthistorischen Jahre 1815, welches einen Wendepunkt europäischer Verhältnisse für die Dauer von Jahrhunderten herbeiführte, keine die allgemeine Aufmerksamkeit uud Neigung mehr iu Anspruch genommen, als das schöne, in den südöstlichen Bergen Europa's, zwischen der Donau, Bos-nien, Bulgarien und Albanien gelegene Fürstenthum S e r-bien. Kein Land Europa's hat so viel Anziehendes in Hin-sicht seines Bodens, der ihn: entkeimenden Natur und seiner in den mannigfachsten Beziehungen so interessanten Bewohner. Wohin sich das Auge nur wendet, überall erblickt es nichts als den in wunderbaren Schattirungen sich darstellenden majestätischen Baumschlag der Eichen (namentlich iu der S ch u madi a), welche die lieblichen Berge und Thäler bedecken, die von deu aumuthigen Gesängen eines Volkes wiederhallen, das gegenwärtig unter einer milden, väterlichen Regierung auf's neue herrlich emporblüht. Die Griechen verdanken das Mitgefühl der Völker im Grunde doch mehr ihren glorreichen, hochgebildeten Ahnen, als ihrem eigenen Tugendsinne und der Würdigkeit ihres Charakters;— die Serben aber verdanken es sich selbst, ihrer trüben Vergangenheit, ihrer schönen Gegenwart, ihrem eigenen Werthe. An der Gränze des civilisirten Europa's, von dem es im Norden nur der Hauptstrom des Contmentes trennt, schaut dieses jetzt, — seit ein Wilkinson, v. P i r ch, v. Z e d-, litz, Possart, Wuk/. Ste p h a u ow itsch u. A. die Thore und deu Blick iu das gastliche Land geöffnet haben, — voll inniger Theilnahme hinüber zu jenem patriarchalischen Volke, das so lange unbeachtet geblieben, und mir dem es doch durch ein volksthümliches Band der Sprache, Sitten, Religion und des Blutes verbunden ist. Ein Land voll natürlicher Festungen, aber auch voll Launen und Gefahren, nebst einer Gestalt, die zur Arbeit und zum Nachdenken zwingt, wen» der Mensch sich nähren und erhalten will, bildet jederzeit ein lebendiges, energisches Volk voll Phantasie, Muth und Thatkraft, weßhalb denn auch für den Menschenforscher Bergvölker immer interessanter als Flachv'ölker sind. Die Serben gehören jenem Slavenstamme an, der, gegen Südwesten geneigt, für Civilisation unendlich empfang- - 131 — licher, als der nordöstliche und nördliche Zweig ist, was schon Herodot bei seinen Nachrichten über diese große Scythenfamilie so überzeugend an den Tag gelegt, und was, bis auf unsere Zeiten fortgeführt, die größten jetzt lebenden Kenner der slavischen Literatur, ein Schafarzik, Hanka nnd Kopicar aus den Geisteswerken dieser weit verbreiteten Nation auf das entschiedenste nachgewiesen haben. Griechisches Feuer wallet in den Adern der südwestlichen, kälteres, gleichgültigeres Blur in den nordwestlichen Slaven. Die Serben sii,d äußerst kraftige, freiheitsliebende, kriegerische, dabei aber höchst gutmüthige Menschen. Ihre Gesichter sprechen von der Sanftheit der edlen Sitten und der Anmuth einer althergebrachten Civilisation. Die Hr^heit thront auf ihrer Stirne, so wie MHiinerAolz und KzM, aus allen ihren Blicken strahlt. Jene Mongolen- und Kalmückenzüge,— scharf hervortretende Backenknochen und schief liegende kleine Augen der nördlichen Scythen — sind hier gar nicht zu finden, und wir bewundern den Vater der Geschichte „Herodot" auch hier seiner großen Genauigkeit wegen, bei Schilderung der Naiional-Physiognomien, so wie bei dem naturgetreuen Gemälde des Landes. Hoher, schlanker Wuchs, eine gehaltvolle, des Nachdenkens gewöhnte Stirne, buschige Augenbrauen, ein kühnes, feuriges, meist schwarzes Auge, gebogene Adlernase und ein edler, der Beredtsamkeit günstiger Mund zieren die atlethischen Gestalten dieser Kinder der Natur. Die Frau des Serbiers, deren schlanker Wuchs, üppiges Haar, sprechendes Auge, und überhaupt deren züchtiges Betragen sehr viel Einnehmendes Hut, unterzieht sich mit Anstand und Würde den Dienstleistungen für ihren Gatten und ihre Gaste, und erwartet, die Hände auf der Brust gekreuzt, den Augenblick, wo sie durch Sorgfalt und Aufmerksamkeit nützen kann. — Doch erscheint, durch m„ere Würde gehoben, die Stellung der serbischen Frauen nicht als Folge des Zwangs einer despotischen Männerhcrrschaft, sondern als eine freie und heitere Gabe. Ackerbau, Gesang der alten Volks- und Heldenlieder, Musik (das Spiel der Gusle^) und Waffen sind Lieblingsbeschäftigungen der Serbier. Mit Thomson könnte man von ihnen sagen: bulc!, lii-m , nnll ^i'nrel'lill, nie N,^ 8«"e>uu« vulllli, " "b". voll Anmuth und standhaft ist deine großmüthig? Jugend, ng'mach i^t ^ ^^^ die Gefahr befeuert; sie streuet. ° s^h'nlommt. di? Völker hinweg.« "^'' der Serben bat einen hölzernen Leib, ähnlich dem einer Birne. ,vie ^,^ ^^ ^ >an«e lck>H"ke ^ls endet in nem vorg.'b»^„..„ Tdierropf; ^ Höhlung ist mit einen, fein qegärb? len .ammscll br,pan„t. Am untern Ende steht auf dem Fell ein l,°yer ^lcg und am °b,rn drebt. geht über den Steg ' '".n W.rbel. Die G^le wird auf's Knie qe.Vtzt u"d mit einem h.lbkre.sfor.m.en N°«en. ^^ eine Sehne von Pferdehaaren bat. ge-Nr.chen. D.e Fmqe. der link.« H,„ ^,„„ „,„ „j^ Berührung auf d.r ganz freU.eg.nden Saite und nne sanftc Modulation. M.ist «n Msllloncn, wird hervorgedracht. Die serbische Nation bewahrte selbst unter türkischer Oberherrschaft ihre Religion, ihre schöne, sehr wohlklingende Sprache und die herzerhebende Erinnerung an ihre Heldenzeit unverletzt bei. In ihren Gesängen lebt der Geist des Volkes, und man hat gewiß die Gewalt des Nationalgesanges auf die Gesittung eines Volkes noch viel zu wenig in Anschlag gebracht. Jeder Bauer hinter seinem Pfluge, ledes Kind auf der Höhe bei seinen Schafen singt von Kn es Lasar und Kaiser Duschau: das Herz des Singenden, und aller derer, die das Lied von nah oder fern hören, hebt alsdann vaterländisch-nationale Begeisterung. Aber auch Liebe ist es, die Schönheit, die Rosenwan? gen, der kußliche Mund der Landeötöchcer, was die Gesänge des Serben belebt. Die Treue, die häusliche Sorgfalt, die Zucht und die Schamhaftigkeit, und dabei wiederum die Kühnheit der Liebe und ihre allesaufopfernde Kraft für den Geliebten, ganz besonders aber die Gewalt der Mutterliebe, bilden den Inhalt der sehr oft improvisirten Lieder dieses Volkes. Die Ereignisse des Tages bleiben so wenig als der Heldenglanz der Vorfahren stumm. Hat irgend einer seine Braut untreu verlassen, oder hat eine Jungfrau den Kranz verloren, — unnachsichclich wird er oder sie der Gegenstand des tönenden Liedes, das warnend, tadelnd, spottend, oft sogar verachtend oder erbarmend vom Berg zum Berge wiederhallt. Gin chinesisches Opmmzimmer. Es dürfte unsern Lesern wohl bekannt seyn, daß, seitdem die Einfuhr des Opiums in China durch die Englander bewerkstelligt worden, das Opiumrauchen bei den Chinesen zur -veritabeln Seuche geworden ist; trotz der strengsten Strafen, sogar der Todesstrafe, welche die chinesische Regierung auf den Verbrauch und Genus; desselben gesetzt, konnte seine Verbreitung nicht verhindert werden. — Nicht uninteressant ist die Art und Weise des Opiumrauchens, und wir wollen unsere Leser in eines jener chinesischen Opiumzimmer führen, welche auf dem von den Engländern eroberten Terrain des »himmlischen Reiches" erlaubt sind. Schließen wir uns zu dem Ende einem englischen Schiffscapitän und seinem Reisegefährten an, welch' Letzterer den Wunsch äußerte, ein solches Zimmer zu sehen, wo das Opiumgift geraucht wird. Sie hatten nicht weit zu gehen, um einen derartigen Platz zu erreichen, und betraten bald ein kleines, niederes Haus, in welchem sich übrigens nnr wenige Raucher befanden; Bronteg (dieß der Name des Capitäns), versicherte seinem Gefährten aber, sie würden gar nicht lange zu warten haben, um Schaaren derselben zu s^hen, denn sobald die, Tagesarbeit beendet sey, kämen Massen von ihnen Hieher, diesen entsetzlichen Appetit zu stillen. Indessen behielten sie Zeit, den kleinen Raum zu betrachten. Vorn, das erste Zimmer, schien für ärmere Leute, Handarbeiter, Kulis und dergleichen eingerichtet; hölzerne Bänke oder Lager vielmehr, mit einem eben solchen Kopfkissen, und neben jeder Stelle eine kleine irdene Lampe, umschlossen die Wände von allen Seiten. Der Wirth übn- 132 gens, als er die Fremden bemerkte und natürlich glauben i mochte, sie seyen ebenfalls Hieher gekommen, um zu rauchen, ^ führte sie durch einen schmalen, von einer Hornlaterne matt > erleuchteten Gang in ein anderes größeres Gemach, wo die « Sitze gepolstert waren, und Lampen, Pfeifen und sonstige « Gefäße, wie auch die ganze Ausstattung des Zimmers einen größern Luxus verriethen. Gaste waren noch nicht viele da, der Gefährte des Capitäns aber, der, wie dieser, auf einem ^ der niederen Sitze Platz nahm, war doch im, Stande, die ! Art zu beobachten, wie dieser Stoff, der in so ungeheueren ' Quantitäten nach China eingeführt wird und dessentwegen schon ! so manchen Tropfen guten Blutes geflossen, auch hier verbraucht wurde. Die Raucher lagen auf ihren Sopha's ausgestreckt, den Kopf selbst auf die Kissen gelegt, und hielten kurze, etwa einen Zoll im Durchmesser haltende Pfeifen mit den runden, nach Art der türkischen verfertigten Köpfen gegen die Lam-penstammen, während sie den Dampf einsogen und traumend, mit halbgeschlossenen Augen zur Decke emporstarlten. Der Gefährte des Capitäns betrachtete jetzr aufmerksam die vor ihm liegende Pfeife und war erstaunt über die kleine Oeff-nung, durch die nur mit einer eisernen, daneben liegenden Nadel ein winzig kleines Körnchen hinein gebracht werden konnte. Wenige Züge sind auch hinreichend, das zu verdampfen, und er bemerkte, wie die Raucher fortwährend das Opium an die Lampe hielten. Einer der Lagernden lenkte aber seine Blicke besonders auf sich; er hatte schon, so lange sie das Zimmer betraten, geraucht, und seine Augen sahen stier und glanzlos zur Decke hinauf; ein eigenes mattes, fast schmerzhaftes Lächeln zuckte um seine Lippen, und die Pfeife, die er bis , dahin noch immer festgehalten, glitt aus seiner Hand; er sank schwerfällig und anscheinend todt auf sein Lager zurück und blieb so etwa zehn Minuten liegen, bis ihn ein Paar der Leute anfaßten und in ein Nebenzimmer trugen. Andere Raucher traten jetzt ein, manche aber thaten nur wenige Züge und verließen dann, eben so ruhig und so wenig betäubt, wie sie gekommen, den kleinen Raum. Der Gefährte des Capitäns wunderte sich hierüber, denn er hatte bis dahin gedacht, der Gebrauch des Opiums müsse unbedingt betäuben. „Das ist keineswegs der Fall," sagte Bro n teg , „das Opium hat darin Aehnlichkeit mit spirituösen Getränken: mäßig genossen glaub' ich gar nicht, daß es dem Körper mehr schade, als es diese thun; nur die Unmäßigkeit ist es, die jene verderblichen Folgen nach sich sieht. Der Mann, den sie dort fortschleppen sahen, bleibt jetzt in seinem bewußtlosen Zustande stundenlang liegen; zum Thier erniedrigt, träumt er, wahrend der Körper die Fähigkeit verloren har, sich zu bewegen, und wenn er erwachr, oder besser gesagt, wieder zu sich kommt, schleicht er matt und elend, mit oder ohne moralischen Katzenjammer, nach Hause. Mehr und mehr wird bei solchen der Gebrauch dieses Giftes zur Leidenschaft, wo es nachher die Wangen seines Opfers bleicht und einfallen laßt. Mit hohlen Augen schleichen die Unglücklichen umher, zitternd, >vie del Branntweintrinker, vor dem Genuß dessen, was seiner elenden Gestalt allein noch Starke zn geben vermag.—Den ganzen Tag, wo sie dieses Labsal entbehren müssen, fühlen sie sich unglücklich, und Abends eilen sie in fast fieberhafter Hast, sich dem unseligen Taumel auf's Nene in die Arme ;u werfen. Später am Abend, als es jetzt noch ist, kann man in diesen Häusern die Trunkenen am Besten in allen verschiedenen Graden ihrer Erniedrigung beobachten; einzelne, die, von der ersten Pfeife nur erst aufgeregt, nicht betäubt werden, lachen und jubeln oder halten lebhaft wilde Reden, denn in sehr geringem Maße genossen, übt das Opium gerade eine entgegengesetzte Wirkung aus. Abends liegen auch die Bänke hier fast sämmtlich mir halbbetäubten Rauchern bedeckt, die sich mehr und mehr dem ersehnten Zustand gänzlicher, oder wenigstens träumender Bewußtlosigkeit nähern. Die letzte Scene dieses Trauerspiels ist dann gewöhnlich die, welche wir schon Gelegenheit hatten zn beobachten, das Fortschleppen der ganz Hinübergegangenen in eine Art Todten-zimmer, wo sie Seite an Seite schlummern. (Schluß folgt.) Feuilleton. FML. Graf Schlick. — Die Bravouren des Gene-ral-Feldmarschall.-Lieutenanrs Schlick erfüllen die gesammte ungarische Armee mit Bewunderung. Ebenso bemächtigt er sich aller Herzen durch seine Popularität. Ueberall ist er der Erste. — Eine Anhöhe war zn nehmen, welche den ungarischen Insurgenten große Vortheile bot, drei Mal stürmte das Bataillon Wilhelm, drei Mal mußte es dem Kartarschenhagel weichen; da »prang der tapfere Corpscommandant an die Spitze dieses Bataillons und mit einem donnernden „Mir nach!" führre er siegreich ^die Truppe auf die Anhöhe, behauptete sie und brachte dem Feinde unter Görgey bedeutende Verttlste bei. Nach dem Einzüge i» Kaschau'nahm General Schlick am Nmgplatze die Medaillen.Vercheilung vor. Die zu Beeilenden waren in einem Glied aufgestellt und General schlick befestigte einem Jeden die verdiente Medaille selbst an die Brust und drückte Jedem die Hand. Nun kam die Reihe an einen alten ergrauten Führer, dessen Brust bereits mit dem Kanonenkrcnz und dem Veteranenzeichen geschmückt war, und welchen wackern alten Soldaten Feldmarschall-Lieute-nant Graf Schlick noch vom Leipziger Siege erkannte. — Er ließ ihn hervortreten und sprach: »Alter Freund," erinnerst du dich noch an unsere Bekanntschaft bei Leipzig? Ich erinnere mich voll Freunde an dich! Hier begrüße ich dich abermals als Helden." Er umarmte den Führer, und indem er ihm das Ehrenzeichen an die Brust heftete, küßte er ihn., Der Führer konnte v°r Freude nicht sprechen. Alle Umstehenden waren ergriffen und gerührt, und Damen, welche aus den Fenstern zusahen, jauchzten unter Thränen dem Helden ihr Lebehoch zu. Es erdröhnte ein nicht enden wollendes Hoch dem Feldherrn, dem unübertrefflichen General Schlick. (Oest. Cour.) Verleger: Ignaz Alois Kleinmayr.