lV. Jahrgang. Nr. 65. Zeitschrist für vaterländische Interessen. Erscheint jeden Dinstag und Freitag und kostet: Mit der Post: Für Laibach sammt Zustellung: Ganzjährig fl. 6.— Ganzjährig fi. 5.— albjahrig , 2.50 Halbjährig ,3. — Einzelne Nummer 5 kr. Die Nedaktion befindet sich am Hauptplatz, Nr. 10, II. Stock. Die Administration in Ottokar Klerr's Buchhandlung Hauptplatz, Nr. 313. Insertionsgebnhren: Für die 2!paltige Petit-Zeile oder deren Raum bei Imaliger Einschaltung 8 kr., 2 Mal 8 kr., 3 Mal IN kr. Stempel jede« Mal 3N kr. Inserate übernimmt Hänfenstem ss Vogler in Wien, Wollzeile 9, Hamburg, Berlin, Leipzig, Frankfurt a/M., Basel. Geldsendungen sind zu richten an den Eigenthümer de« Blatte«. Manuskripte werden nicht zurückgesendet, anonyme Mitiheilungeu nicht berücksichtiget. Laibach, Freitag am 13. August 1869. Zur Charakteristik unserer Deuischthiimler. v. Der Tag von Cill i ist vorüber, unsere Sogenannten um eine Blamage reicher und zwar dießmal um eine Blamage, die alle vor­ hergehenden übertrifft. Ihre Handlungsweise manifestirt eine immense Feigheit, welche eine Niederlage wie die erwähnte vollkommen ver­ dient. Einerseits fürchten sie das Volk, andererseits wollen sie durch gemiethete Figuranten dasselbe spielen lassen, sie geben feilen Tag­ löhnern die Rolle des ländlichen Publikums, welches dazu da ist, um Beifall zu klatschen, ja sie lassen sogar einen bäuerischen Akteur die Rolle eines Redners übernehmen. Dadurch erhält das ganze Unternehmen das Aussehen einer Komödie und zwar eines Svet­ tllkelstiicks, bei welchem nur noch das bengalische Feuer fehlt, um es magisch zu beleuchten. Diese Aufgabe übernehmen nachträglich die Blätter und sind bemühet, dem Tage eine Bedeutung zu geben, die in der That zwar beabsichtigt war, durch die Feigheit der Arran­ geure jedoch vereitelt wurde. Sehen wir uns die Personen des tragi-komischen Spektakelstücks naher an. Die Hauptfigur ist der Intriguant De2man . Um einen grö­ßern Effekt zu erzielen, bequemt er sich zum Gebrauche der verhaßten flovenifche n Sprache, um auch vor dem gemictheten Troß als ein Kraine r zu erscheinen, der nicht aus Unkenntniß der Landes­sprache gegen die Einführung derselben in Amt und Schule sei, son­dern aus Ueberzeugung sich der deutschen, weil besseren Sache ange­schlossen habe, um den Glauben zu erwecken, als ob er des Landes und Volkes Wohl im Auge hätte, kurz um zu zeigen, daß er jenen Ruf nicht verdiene, den er weit über die Grenzen seines Heimat­landes genießt. Wie faßt dieser Renegat seine Rolle auf, wie führt er sie durch ? Vor allem muß er das gegen ihn herrschende Vorurtheil besei­tigen, die Antipathien gegen seine Person schwächen und versucht dieß auf dem nicht mehr ungewöhnlichen Wege, im Publikum Mißtrauen gegen die Taborredner und ihre Ansichten zu erwecken, indem er sie verdächtiget. Die Vereinigung aller Slovenen in ein Kronland per» horreszirt er entschieden, denn dann wäre der Einfluß feiner Partei, deren Herrlichkeit und Bedeutung dahin; dieß weiß er recht gut, fagt es jedoch nicht, sondern der erfinderische Kopf führt andere Gründe in's Feld, er stellt eine folche Vereinigung für die Bewohner jenes Landes, wo das Stück spielt, als folgenschwer, als geradezu nachtheilig hin. Er ist ein Akteur, der fein Auditorium kennt, er weiß dessen Begriffsvermögen genau zu tariren. Daher zieht er zwischen Krain und Steiermark Paralellen, er findet das elftere im Verhältniß zum letztern arm, mit Steuern und anderen Lasten über­bürdet, an Bodenerträgniß nachstehend u. s. w. Wenn nun eine Losreißung der flovenifchen Steiermark von der deutschen und eine Vereinigung der ersteren mit Krain stattfände, fo würden die Lasten gleichmäßig vertheilt werden, d. h. Steiermark müßte einen Theil derselben, darunter die Erhaltung der „Bettler" vom Karste —wie Detzman die 6iöen nennt — auf sich nehmen, während Krain durch eine solche Fusion offenbar gewinnen und Laibach auf Kosten Stei­ ermark einen Aufschwung nehmen würde. Dieses alles spricht ein Krainer , der bei jeder Gelegenheit seine Heimatsliebe auf der Zunge trägt und im Interesse des Landes zu wirken vorgibt. Kann es eine tadelnswerthere Handlungsweise geben als diese? Kann man auf irgend eine Art sich selbst als Feind des Vaterlandes demaskiren? Zum Ueberfluße ist Herr De2man noch Vizebürgermeister von Laibach, freilich nur konstitutioneller. Wie kann er es nach solchen offenbar zum Nachtheile der Stadt gesprochenen Worten noch wagen, jene Stadt zu betreten, der er keinen Aufschwung gönnt! Individuen mit Rechtsgefühl pflegen vor demjenigen eine gewisse Scheu zu ha­ ben, den sie irgendwo verschwärzt, ja selbst an den Thieren ist diese Eigenschaft bemerkbar; nur raffinirte Spitzbuben fehen jenen, denen sie Unrecht angethan, frech in die Augen und lächeln mit Überle­ genheit, wenn man so naiv ist, zu glauben, daß man sie durch Nach­ wcisung der Lüge beschämt. Herrn DeLman genügt der üble Ruf nicht, welchen Krain, Dank seinem „Tagblatt", im Auslande wie in Oesterreich bereits genießt, er hält die Presse nicht für wirksam genug, um das zu er­ reichen, was er wünscht; er zieht als Missionär über die Grenze und predigt in einer Versammlung von Gesinnungsgenossen zum Nachtheile desselben, damit auch jene, denen das Verständniß für die Sprache der liberalen Blätter fehlt, das Gift seines Liberalismus einsaugen, die Schmähreden über die Brüder jenseits der Grenze an­ hören und dieselben verachten lernen. Wahrlich, ärgere Ianiöaren hat die Geschichte nicht aufzuweisen! Diesem Redner schließen sich die übrigen in würdiger Weise an ohne ihn jedoch zu übertreffen. Ihre Rollen sind eben nur Ge­sellen gleicher Farbe verständlich und zumeist Auszüge aus den Leit­artikeln des „Tagblatt", daher ohne jegliche Bedeutung; das darin enthaltene Gift kann eben nur jenen fchaden, die von demselben nicht so ganz und gar infizirt sind, wie die hier versammelten Slavofagen und Preußenfreunde. Der gesunde Sinn unseres Volkes aber fühlt die kleinste Dosis dieses Giftes und läßt sich dasselbe nicht einmal aus der goldenen Schale der Fräsen, wie die Sorge um das Volks­wohl, Vertretung von Landesinteressen u. s. w. einträufeln, daher können die Vergiftungsversuche nur dem Arzte, nie aber dem Pa­tienten gefährlich werden. Der eine Zweck des „Verfassungstages" ist daher ganz ver­fehlt, es ist dadurch die beabsichtigte Wirkung nicht erzielt worden, insoferne man nämlich die Landbevölkerung für die sogenannten libe­ralen Ansichten gewinnen wollte; der ander e Zweck des Essens und Trinkens, der Austheilung und Entgegennahme von Komplimenten, Spendung von Weihrauch wurde dagegen glänzend erreicht. Der Totaleindruck der ganzen Komödie ist ein ungeheuer lächerlicher, wie ihn etwa die himmelstürmenden Titanen auf die Götter hervorbrach­ten. Mit dem Denkzettel dieser Blamagen, in deren Kette die aller­neueste in Cilli ein glänzendes Glied bildet, auf der Stirne sollten unsere Sogenannten im eigenen Interesse sich fernerhin jeder Aktion auf politifch - nationalem Felde enthalten, das Kainszeichen des falschen Liberalismus verräth sie viel zu schnell, mögen sie was immer für eine Maske annehmen. — Eine Fanstvoll Leute, die dem Spruche huldigen: Ubi Kens, iki ^atria, und daher die Farbe nach Bedürfniß wechseln, wagen es Beschlüsse zu fassen über' eine ganze Landbevölkerung, ja sie erfrechen sich, dieselben als die Be­schlüsse eines ganzen Landes auszugeben, sie, die bei entgegengesetztem Winde ebenso eifrige und wüthende Slovenen wären, versuchen die nationale Bewegung als eine künstliche hinzustellen! Wie vermessen, wie immens absurd, kolossal lächerlich! Nach diesen Blamagen ist der Rath des „8Iov. uarocl" ein sehr zeitgemäßer und dringender, nämlich: „Geh in's Kloster, Ofelia, geh schleunig." Es ist wahr­haftig die höchste Zeit, denn wenn diese „Ofelia" noch mehrere Bla­magen erlebt, werden ihr auch die Thore eines Klosters nicht mehr offen stehen. Wir hoffen, baß auch die Regierung bald einzusehen gezwungen sein wird, daß sie im Bunde mit dieser Sekte von verrückten Schwär­mern niemals eine befriedigende Lösung der Nationalitätenfrage er­zielen kann, denn wenn sie mit jenen geht, welche das Volk als seine Feinde kennt, ist es ihr unmöglich, das Vertrauen des Volkes zu gewinnen, was sie aber jedenfalls erreichen muß, wenn sie dasselbe von ihren wohlwollenden Absichten überzeugen will. Der Despotis­mus und die Autokratie, welche diese Leute durch alle ihre Hand­lungen an den Tag legen, bringen die Regierung in einen üblen Ruf beim Volke und mehren den Geist der Unzufriedenheit, welcher einen Sturm heraufbeschwören kann, in dem das lecke Schifflein mit der falschen liberalen Fahne zu Grunde gehen würde. Korrespondenz. Aus dem Sannthllle, 7. August. Das Gekläffe gut besoldeter Tagesblätter, die Slovenen hätten Perfidie geübt, indem sie zu einer Versammlung, welche nicht von ihren Gesinnungsgenossen in's Leben gerufen wurde, die flovenischen Bewohner der Umgebung Cilli's ge­laden, dürfte wohl alsbald verstummen, wenn man nachstehendes Zirkulare durchliest. Nr. 9273/1. An das Gemeindeamt Da der Cillier Verfassungsuerein seinen Gesuch, auf welches ihm die Abhaltung einer Volks-VelslllNMllMg am 8. l. M. im Eichenwäldchen zu Cilli bewilligt wurde, zurückgenommen hat, und er nur mehr eine öffentliche Vereins-Versammlung von Gesin­nungsgenossen in der Stadt Cilli abhalten wird, so ersuche ich die Herren Gemeindevorstände, kräftigst dahin zu wirken, daß die Be­völkerung sich vom Besuche der obigen Vereins-Versammlung ferne Feuilleton. Bilder aus der Laibacher Gesellschaft. IV. I m Kaf0. Es ist recht konstitutionell heißes Wetter, die seit dem Re­giment des Deömlln'schen Gemeinderathes von Tag zu Tag schlech­teren Straßen der Stadt sind fast leer, dafür aber dringt aus dem Kaffeehause lustiger Lärm auf die Gasse, man hört dann und wann einen konstitutionellen Fluch fallen oder ein liberales Gelächter er­schallen, ein Beweis, daß es in diesem Kafs für nicht konstitutionelle Besucher nicht recht geheuer ist. Vor dem Kafö sitzen Gruppen von Müßiggängern, Professoren, wirklichen oder kandidirenden Doktoren, welche entweder unverdauliche Diskurse führen oder zum Aerger des Marqueurs herzlich schlecht Billard spielen, kurz es ist hier die privilegirte Intelligenz, welche dieselbe recht auffallend vermissen läßt, und wenn der geheime Rap­porteur recht hat, macht jugendlicher Anhang des Kapitals Schulden. Da labt sich ein alter, verbissener, auf Kommando liberaler Bureautrat am „Tagblatt", dort memorirt ein junger Doktor die „Presse", um am politischen Abendtisch nicht schweigen zu müssen, — weiterhin lauert ein anderer auf Stoff für das Feuilleton des „Tagblatt'', ein anderer verfolgt feit geraumer Zeit mit bewaffnetem Auge zwei Nationale, um jede ihrer Bewegungen als verdächtig zu denunziren, während ein geschwätziger, feiner Ansicht nach jedoch witziger Trabant der Sogenannten über Passanten, namentlich wenn sie national sind, allerlei ungenießbare Bemerkungen macht und selbe hält, da zum Eintritte nur solche Personen zugelassen werden, welche Eintrittskarten besitzen. Cilli, 5. August 1869. Hill s 6« , Bez.-Kommissär. Wollen die Verfassungstreuen noch behaupten, daß sie keine Volks-Versammlung zusammenberufen? — wollenste noch behaupten, daß das slovenische Volk hinter ihnen steht? — wollen sie noch be­haupten, daß die Abgeordneten Dr. VoZnjak, Lipoid, Lenöek, Herman, Dr. Ra^lag Abgesandte einer kleinen Partei sind? Mit Bedauern vernahmen wir die Stimme unserer Führer, die uns vor dem Kampfe zurückrief. Wir können versichern, daß zu der auf den 8. August in Cilli abzuhaltenden Volks-Versammlung über 10 000 selbstbewußte Slovenen sich begeben hätten, um mit Herz und Mund auf's neue zu bekräftigen, daß ein einiges Slovcnen-Reich unser aller innigster Wunsch ist. Zählen wir die Zahl der sogenannten Verfassungstreuen in den größeren Ortschaften der Umgebung von Cilli, so können wir wohl mit Zuversicht sagen, daß diese ein Hundert niemals überstiegen hätte; doch setzen wir bei, daß vielleicht einige Leute noch mitgelaufen wären, um sich einen Iu r zu machen und um billiges Geld gut zu leben. Wir wollen hoffen, daß die Stimmen unserer Abgeordneten in der nächsten Landtags-Session sich einer eingehenderen Würdigung erfreuen, widrigen« die von einem unseren Wünschen keine Rechnung tragenden Landtage oktroyirten Gesetze ebenso gewürdiget würden. Tagesneuigkeiten. Lllibach, 13. August. — (Vereins- und Versammlungsrecht.) Der hiesige Stlldtmagistrat hat einen für den 15. d, M . angezeigten Ausflug des Turnvereines „Sokol" nach — Cirknice verboten, weil sich die Vezirkshauptmannschaft Loitsch in Planina „im Interesse der öffentlichen Ruhe und Sicherheit mit Rücksicht auf die dortige Be­völkerung entschieden gegen die Bewilligung des Ausfluges erklärt hat." — Da sind die Behörden in Cill i schon nachsichtiger, denn diese scheinen auf die „öffentliche Ruhe und Ordnung" bei der ge­reizten Stimmung des dortigen Landvolkes keine Rücksicht genommen zu haben, als sie die Versammlung der „Verfassungstreuen" bewil­ligten. Ja Bauer, das ist was anderes! — (Vom Verfafsungstage) sind uns nachträglich einige recht hübfche Anekdoten bekannt geworden, die wir hiemit zur Er­heiterung unserer Leser auftifchen. Bekanntlich wurden den liberalen Kreuzzüglern beim Einmärsche in die Stadt von begeisterten deut­ für Witze ausgibt, welche nur von jungen Doktoren und Doktoranden gewürdiget werden, deren Mütter und Vater sich am Ende eines jeden Schuljahres bei den Profesforen ambulirend die Sohlen abge­laufen, damit diese die braven Söhnchen laufen ließen. Seit der Zeit sind freilich einige Jahre verflossen und es hat sich vieles ge­ändert, nur diese Herrchen blieben in Bezug auf ihre wissenschaftliche Bildung konservativ und es sind alle Anzeichen da, daß sie in dieser Richtung konsequent bleiben und die Welt nicht etwa durch neue Erfindungen überraschen werden. Diese zukünftigen Stammhalter der im Aussterben begriffenen Laibacher Intelligenz kokettiren durch die Lücken der Baume mit der jenseits postirten Krieger-Elite, mustern die Vorübergehenden und langweilen sich, wenn kein Skandal vorfallt, den ganzen Tag. Das Innere des Kafs's bietet einen andern Anblick. Da sitzen zwei Professoren am Schachbrett; der eine, sieggewohnte hat feinen Gegner bedeutend in die Enge gebracht, man merkt dieß an dem verzweifelten Gesichte, den stieren Augen und den straff gespannten Sehnen desselben. „Schach dem König!" herrscht siegbewußt der große Schachspieler und kleine Professor feinem Partner zu. Dieser, der sich selbst auf seine Schachkunde viel einbildet, obschon er noch kein Werk darüber veröffentlichte, weicht zur Seite, doch nur noch dieß­mal. „Sie ergeben sich doch?" lächelt der Sieger und nimmt einen Schluck Wasser. „Nein!" brüllt der andere, so daß die übrigen Gäste auf die beiden aufmerksam werden. „Dann nehme ich den König!" sagtstcgmatisch der andere. „Gut, thun Sie es! Ich werde auch eine Republik zu verthcidigen wissen!" Dieses Schlagwort erregt Heiterkeit und Schachkandidaten nehmen ihre Notizbücher, um sich dasselbe für ähnliche Fälle zu merken. An einem andern Tische debattiren die „Verfassungsfreunde" fchen Jungfrauen Blumen und Kränz? aus den Fenstern geworfen. Der Grisgram DeZman wurde auf einmal Mensch und was mehr, er wurde Plötzlich wieder jung und bemiihete sich in dieser Eigenschaft die Damenspenden mit der Gelenkigkeit eines Tanzmei­sters in seinen Zilinder aufzufangen, was sich ungemein komisch aus­genommen haben und große Heiterkeit bei jenen erregt haben soll, denen sein Gesicht durch den „Brencelj" bekannt geworden. Als der Bauer Brecel j an seine angeblichen Standesgenossen, die gemie­teten Zimmerleute, eine Ansprache hielt, da sank Detzman von der Gewalt des Augenblicks hingerissen ihm um den Hals und küßte ihn, eine Szene, die sich wieder ungemein erhebend ausnahm. — Der Landtagsabgeordnete für die Umgebung Marburg, Herr Sehdel, der sich zum Thema seiner Rede einen Stoff gewählt hatte, dem er offenbar nicht gewachsen war, nämlich dem Publikum die nachtheili­gen Folgen der Aufrechthallung des Konkordats klar und faßlich dar­zustellen, glaubte dieß am besten durch Zitirung des „Nun ^nsäu­luug" zu erzielen. Mit kräftiger donnernder Stimme brüllte er: „Ron po8ur!" Der gute Herr hatte offenbar lateinisch gar nicht oder schlecht gelernt. — Der Restaurateur, welcher für die Bewir­thung der angesagten 700 Gäste Vorsorge getroffen, erleidet einen äußerst empfindlichen Schaden, denn statt der 700 konnte er nur 300 bewirthen. Wenigstens diesem Manne wird der Verfassungstag unvergeßlich bleiben. — (Eine Anfrage an den HerrnStationschef des Laibllcher Bahnhofes.) Obschon die Direktion der Südbahn, wie männiglich bekannt ist, große Privilegien mit in den Pacht er­halten hat, fo finden wir doch in keinem „Artikel" des Vertrages — falls ein solcher nicht etwa als geheimer Artikel besteht — das Pri­vilegium, die Wiener Kommerzialstraße alle Tage und öfter des Tages durch Viertel- und auch halbe Stunden zu sperren und so dem Fuhrwerke den Verkehr zu hemmen, und warum? um für die Lasten- oder Personenzüge die Waggons in Ordnung zu bringen! Wir wissen zwar, daß zu diesem BeHufe Wägen hin- und hergeschoben werden müssen, — wir wissen aber auch, daß zu diesem Zwecke der Straßenverkehr und dazu noch auf einer vielbcfahrenen Straße nicht gehemmt werden darf. Die Waggons mögen ihre Spazierfahrten zehnmal des Tags nach 2 al o g machen, wo sie die Bewegung auf einer Hauptstraße nicht hemmen, aber im öffentlichen Interesse müssen wir protestiren, daß dieses Hemmniß auf der Wiener Kommerzialstraße geschehe. Wenn vielleicht der Herr Bahnhofchef etwa davon nichts weiß, so bitten wir diese unsere Notiz zur Kenntniß zu nehmen und den Unfug abzustellen. — (Schnelles Prozeßverfahren.) Im Orte Gehack, über die neuesten Ereignisse. Auf der Tagesordnung stehen wie immer die Slo venen. „Ein wahrer Skandal", bemerkt ein junges Herrchen, das sich auf sein affenähnlich behaartes Gesicht unendlich viel einbildet, „daß man nicht fünf Schritte machen kann, ohne einer Slovenenlarve zu begegnen." Nach diesen Worten streckt sich das Herrchen gentlemanisch aus, um den unausbleiblichen Effekt feines „Witzes" bequemer beobachten zu können. Bestes Herrchen! Gehen Sie nach Preußen, dort werden Sie keiner Slavenlarve mehr begegnen, aber auch Ihre Larve wird keinen Slovenen mehr schrecken. I n diesem Augenblicke tritt ein als Schwätzer sehr berüchtigter Herr mit einem Sonnenschirm bewaffnet in das Lokale; man sieht es ihm an, daß er etwas wisse, dessen er sich entledigen möchte. Allgemeine Spannung! „Ein Glas Zuckerwasser, Marqueur!" Dann wischt sich der eingetretene den Schweiß von der Stirne, welchen ihm die Eile hervorgelockt, womit er die Entfernung von der Sternallee zum Kaffeehaus zurückgelegt, rührt mit dem Löffel im Glas und beginnt noch immer fast athemlos: „Ein süperber Witz! Hehe! Der Qberlieutenant ist nicht ganz ohne!" „Ein Witz! Heraus damit!" Alles umringt den Gefeierten, welcher nach einem hastig ge­nommenen Schluck in einem Athem fortfährt: „Denken Sie sich, meine Herren! I n der Sternallee spaziert der Oberlieutenant N. mit den Fräulein X. — gute deutschgesinnte, wie Sie wissen, sonst würde der Oberlieutenant nicht mit ihnen spa­zieren. — Der kleine Bub von der Frau I . kommt ihm zwischen Bezirk Gottschee, ^fand am 5. August 1866 eine Schlußverhandlung wegen unbefugten'Waidens auf Schutzflächen statt. Am 6. August 1869, also nach vollen drei Jahren wurde den Inkriminirten das Urtheil zugestellt, welches sie schuldig sprach. Bedurften denn die Richter einen so bedeutenden Zeitraum, um einen Verurtheilungs­grund zu finden? — (Unruhen in Trieft.) Am 10. August sollten in Trieft die Konskribirten ausgelost werden. Diesen Anlaß benützten die ita­lienischen Ruhestörer zu einer förmlichen Revolte. Kaum befand sich die Kommission in dem dazu bestimmten Lokale der Doblerkaserne, als sich vor derselben gegen 1500 Menschen versammelten, welche die Losung nur bis zur Nummer 4 gelangen ließen, als man ge­waltthatig einschritt. Die Werbetommission, welcher auch der Podestü, Dr. d' Angeli beiwohnte, wurde im Zimmer eingesperrt und durch die Fenster hinein mit Holzstücken bombardirt. Als die Volksmenge auf diese Art die Losung unterbrochen und vereitelt sah, zerstreute sie sich in der Stadt und exzedirte dermaßen, daß sich einige Kauf­leute genöthiget sahen, ihre Gewölbe zu sperren, weil im Haufen sich eigenthumsgefährliche Subjekte befanden. Die von den Organen der Sichelheitsbehörde verhafteten Individuen fuchte man zu befreien und bedrängte die durch Militär verstärkte Eskorte derart, daß diese sich häufig mit dem Gewehrkolben Bahn brechen mußte. Es wurde hierauf scharf geladen und die Polizeidirektion von einer Militär­abtheilung befetzt. I n der Altstadt wurde ein Militärpolizeisoldat auf feiner Rückkehr in die Kaserne vom Pöbel überfallen und nicht un­bedeutend verwundet, fo daß er in das Spital übertragen werden mußte. Es sollen bisher 13 Personen verhaftet und bei einigen der­selben Waffen gefunden worden sein. — Aus Anlaß dieser Demon­strationen erließ der Podestä eine Kundmachung, welche die Bürger zur Aufrechthallung der Ruhe und Ordnung auffordert. — Diesen Exzessen gingen bereits mehrere vorher, deren Quelle im Lager der Italianissimi zu suchen ist. — (Neuer Statthalter.) Dem „Präger Abendblatt" wird von Wien offiziös gemeldet, die Ernennung des Bürgermeisters von Graz, Dr. v. Franck, zum Statthalter von Steiermark sei in diesem Augenblicke wahrscheinlich schon vollzogen; siestehe jeden­falls nicht mehr im Zweifel. — (Orden aber keine Amnestie.) Es verlautete, daß am 18. d. M. eine allgemeine Amnestie für politische Vergehen ver­kündiget würde. Dem entgegen weiß die „Zuk." aus guter Quelle folgendes zu berichten: Anläßlich des Geburtstages des Kaisers wur­den, wie man einem mährischen Blatte meldet, die Statthaltereien aufgefordert, Persönlichkeiten namhaft zu machen, welchesich in letzter die Beine — Pardon, meine Herren, erlauben Sie, nur einen Schluck!" „Schnell, bitten wir, sonst könnten Sie den Witz vergessen." „O bitte, nein, die Zeit ist zu kurz. — Also das Bübchen,— nein, der Oberlieutenant wendet sich nach ihm um und will es scherz­weise fassen, doch das Kind springt bei Seite, nimmt eine Faust voll Sand und — ich bitte, meine Herren, stellen Sie sich vor — das kleine, allerliebste Kind einer deutschgesinnten Dame — wirft den Sand dem Oberlieutenant in's Gesicht." „Ach! der böse Bube! Ein s lovenischer Witz. Taugt nicht!" „Warten Sie, meine Herren, der Witz kommt erst. Hören Sie! Darauf sagte der Oberlieutenant zu den Damen gewendet: „Der Kleine muß ein Slovene sein, weil er Steine wirft! Haha! meine Herren, ein unvergleichlicher Witz, hnhahaha " Der Gefeierte lacht nun aus vollem Hälfe, wie vom Lachtramvf befallen, nimmt dann einen Schluck Wasser, das ihm in die Luft­ röhre geräth, worauf er einen ungewöhnlichstarken Husten zum besten gibt, so daß sein Gesicht von der Anstrengung kiischillth wird. Die Zuhörer lachen ebenfalls und notiren sich den Witz, der dann im Kasino und bei der „Schnalle" jedem eintretenden ver­ kauft wird. Auf diesem Wege erreicht er auch das Ohr eines durch feine drastischen Einfälle und Erwiderungen bekannten Bürgers. „Der Knabe", sagt er dem triumfirenden Verkäufer der fremden Maare, „soll deßhalb ein Slovene sein, weil er Steine auf den Oberlieutenant warf?" „Nun ja doch! Warum that er es?" „Hatte er den Oberlieutenant auf die Steine werfen sollen, he?" Der Hausirer mit Witzen entfernt sich frappirt und ist seitdem mit dem Anbieten seiner Maare etwas vorsichtiger geworden. Zeit durch gemeinnutzige und humanitäre Leistungen ausgezeichnet haben. Am 18. August ist demnach wieder die Publikation von Be­förderungen, Ordensverleihungen und Auszeichnungen zu gewärtigen. Die Verleihung einer Amnestie für politische Vergehen steht nicht in Aussicht. Also wieder nichts für die Slaven, denen nur eine Am­nestie zugute kommen würde, während gebratene Enten und Sterne nur für die Deutschen vom Himmel stiegen. Vielleicht erhält dann De2man denn doch auch einen wahrhaftigen metallenen Orden, der sich auf der Brust tragen läßt, und nicht wie die bisherigen Bla­mageorden, nur auf der — Nase. — (Liberale Aera.) In Prag sind für die am 15. d. M. beginnende Schwurgerichlssession nicht weniger als 17 Preßprozesse vorbereitet. — (Zur Gleichberechtigung.) Der „Zuk." wird aus Pra g geschrieben: Eine treffliche Illustration, in welcher Art das „staalsgrundsätzlich" gewährleistete Prinzip der nationalen Gleichbe­rechtigung an der Prager Universität — mit Füßen getreten wird, liefert eine Erledigung, die jüngst vom juridischen Professorenkolle­gium ausging. Dr, Chleborad schritt nämlich in einem gehörig be­legten Gesuch beim letztern um die Bewilligung ein, sich als Dozent der politischen Oekonomie habilitiren zu dürfen, wurde aber abweis­lich beschieden, weil die Habilitirungsschrift (Dr. Chleborad's böhm. Werl über Nationalökonomie) bloß in böhm. Sprache überreicht wurde und die „Mehrzahl der Mitglieder des k. k. Professoren­kollegiums dieser Sprache nicht vollkommen mächtig ist und somit die Möglichkeit der felbsteigenen Prüfung des Werthes dieser Schrift für sie ausgeschlossen blieb." So zu lesen in dem diesbezüglichen Be­scheide. Also so weit hat man es in Böhmen gebracht, daß man gar nicht mehr eine in böhmischer, der Sprache der Mehrzahl der Be­völkerung, in einer gesetzlich als Landessprache anerkannten und ge­handhabten Sprache verfaßte Habilitationsschrift einreichen kann, weil man sich in dem Professorenkollegium darauf ausredet, die Mehrzahl der Professoren verstehe nicht böhmisch und die böhmischen Professo­ren seien in der Minderzahl. Was geht das die Böhmen an, daß die Mehrzahl der Professoren nicht böhmisch versteht? Soll dieß das böhmische Volk daran hindern, böhmische Lehrkräfte auf der Univer­sität wirken zu sehen? Hier muß mit Entschiedenheit gefordert wer­ den daß eine so gröbliche Verletzung der Gleichberechtigung und des Anstände«, ein solcher Unfug baldigst beseitigt werde. — (In Folge der — enormen Hitze) verlor das Reg. Kronprinz Rudolf, welches am 3. d. M. in das Lager bei Brück marschirte, auf dem Marsche von Kaiser-Ebersdorf nach Brück an der Leitha acht Mann, welche todt auf der Straße zusammenfielen. Außerdem wurden sechzig Mann marschunfähig und mußten sofort in Pflege gegeben werden. — (Das k. k. Oberghmnasium in Rudolfswerth) wurde, wie wir aus dem uns vorliegenden Programme ersehen, im abgelaufenen Jahre von 158 Schülern besucht, unter denen der Na­tionalität nach 153 Slovenen, 3 Kroaten und 2 Deutsche waren. Der Lehrkörper bestand einschließlich des Direktors der Anstalt aus 12 Mitgliedern, welche sämmtlich der krainisch-troatischen Franzis­taner-Ordensprovinz angehören. Außer den Schulnachrichten enthält das Programm eine gediegene filologische Abhandlung in slovenischer Sprache: „Vvuä v HoKratovo Hpoln^o" (Einleitung zu Pla­ton's „Apologie des Sokrates") von unserm bekannten Literaten P. Llldislav Hrovat. Korrespondenz der Redaktion. Herrn I. N. in Rudolfswerth. Bevor wir nicht Einsicht in die ganze Humoreske genommen, können wir keine definitive Zusage machen; wenn sie indeß im Genre des eingesandten Bruchstückes konsequent durchge­führt ist, so dürfte sie sich zur Aufnahme eignen, vorausgesetzt, daß deren Umfang dem Räume unseres Blattes entspricht. Wir bitten deßhalb um bal­dige Einsendung, Herrn Korresv. in Villi. Ihrem Wunsche soll entsprochen werben. Im übrigen verlassen Sie sich auf unsere Diskretion. Verstorbene. Den 3. August, Michael Kößler, Zwängling, alt 59 Jahre, im Zwangs­arbeitshause Nr. 47, an der Luugenlähmung, — Maria Justin, Inwohnerin, alt 66 Jahre, im Zivilsvital, an Erschöpfung der Kräfte. — Dem Jakob Kunz, Schneller, sein Kind Anna, alt 14 Tage, in der Tirnauvorftadt Nr. 56, an der allgemeinen Entkräftung. — Dem Johann Ziffcrer, Schubbeglei­tcr, sein Kiud Carolina, alt 9 Monate und 6 Tage, in der St. Peteisvor­ftadt Nr, 13«, am Durchfalle. Den 4. August. Johann Stare, Taglöhner, alt 74 Jahre, in der Gra­dischavorstadt Nr. 6, an Gnttläftuug. — Kalolina Helbling, Inwohnerin, alt 62 Jahre, im Versorgungshause Nr. 4, au der Wassersucht, Den 5. August. Dem Anton Koprivec, Haderusammler, sein Kind Josef, alt t>/, Jahre, in der Stadt Nr, 1!, , und Filivv Gast, Büchsen­machergesclle, alt 49 Jahre, im Zivilspital, beide an der Ruhr. Den 6. August. Andreas Grum, Taglöhner, alt 36 Jahre, im Zivils svital, — Jakob Podboi»ek, Inwohner, alt 48 Jahre, in der Polauavorstadt Nr. 98, — und Anton Urbania, s. f, Finanz-Oberaufseher, alt 33 Jahre, in der Krakauvorstadt Nr. 43, alle drei an der Lungeutuberfulose. — Dem Hrn. Josef Samau, Kondukteur, sein Kind Johanna, alt 4>/, Jahr, in der St. Petersvolstadt Nr. 78, an der brandigen Bräune. Den 7, August. Maria Pirz, Inwohnerin, alt 65 Jahre, imZivilspi'tal, an der Ruhr. Den 8. August. Herr Elias Szmigielski, k. k. Geometer, alt 32 Jahre, im Zivilsvital, am Stickfluße, und wurde vathalogisch eröffnet. — Frau Anna Ruvnik, Einnehmelswitwe, alt 73 Jahre, in der Stadt Nr. > 32, an der Ruhr. Anmerkung. Im Monate Juli 1869 sind 77 Personen gestorben, unter diesen waren 39 männlichen und 38 weiblichen Geschlechtes, Zu tiermiellM. I n einem ncugebauten, in der Mitte eines Gartens in der Krakauvorstadt gelegenen Hause ist im 1. Stocke eine Wohnung, bestehend aus 2 Zimmern, Küche, großer Speiskammer, Keller und einem mit einer Glaswand versehenen Gange zu Michaeli d. I . zu vermietheu. Nähere Auskunft in der Vorstadt Krakau Nr. 27, woselbst auch zwei schön eingerichtete Zimmer im 1. Stocke gassenseits sogleich zu vergeben sind. 73—1. Allen jenen Herren und Damen, welche am Leichen­begängnisse unseres theuern Freundes k. k. Katastral-Beamten, Theil genommen haben, sprechen wir hiemit unfern tiefgefühlten Dank aus. Laibach, 10. August 1869. 72. Die Freunde des Verblichenen. Zahnärztliches VtMWmmt 59—10. des HeilNlMN'sches Haus nächst der Hradetzkhbrücke. Die schönsten und besten Xätme und I.ultslULk- oder 82Ußßebi88e ohne Haken und Klammern, das vorzüglichste, was die Zahntechnik zu leisten im Stande ist, werden daselbst verfertigt und klulllbimußell in 6uls, HllMlßillll und vewellt, sowie alle anderen Zahnoperationen auf das schmerzloseste und schonendste vollzogen. Die Ordination besorgt aus besonderer Freundschaft Herr vr . ? . Lrnun , herzoglicher Leibzahnarzt und emer. Dozent der Zahnheilkunde. Ordination täglich von 9 bis 12 und 3 bis 5" Uhr. An Sonn- und Feiertagen von 10 bis 12 Uhr. Aufenthalt bis Ende August. 5tanl8lau6r ^086 gllrautilt vom Königreiche Gachien, mit 4 Ziehungen in 1 Jahre und 47300 fl. Gewinnsten aus­gestattet, verkauft auf lOmonatliche Raten mit nur 3 ü. ^UAadß, wobei man schon auf alle Gewinne in der nächsten Ziehung spielt, das Bankhaus 64—7. ^«n. C. 8ntnkn in Wien, Graben Nr. 13. Derart Ratenbriefe, ausgestellt von obigem Bankhause, verkauft zu denselben Bedingungen Eigenthümerund Herausgeber eetei-öi-^elli. — Für die Redaktion verantwortlich: ^ak. HleLovc. — Druck von ^e l LiÄZuil: in Laibach.