cm betHcBE liathollscheNiszwnsMschrtst herausgegeben von der Kongregation: TDlfponäre Sühne des heiligsten Renen» lefu. preis ganzjährig Österreich 2 50 S. Oeutschiana 2 Mark. Italien e Lire, Ungarn 2 SO pengü. Tschechoslowakei 12 čK, Jugoslawien 25 vinar, Schweiz 2*50 Franken, übriges Rußland 2 Soldmark. Unser heiliger Vater plus XI. hat wie schon früher pavfi plus X. der "Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den Rposto-lischen Segen erteilt Für Wohltäter werden täglich yeilige Messen gelesen. Mit Empfehlung der hochwürdigsten Oberhirten von ßrixen, ßrünn, <3raz, Leitmerlb, lüinz. Olmüb. Marburg, Trient, Trieft und Wien und Druckerlaubnf» des ®eneralobern. Lest 5 Mai 1932. XXXV. Jahrgang. Einweihung der neuen Kirche für die Eingeborenen in Lydenburg. Von P. Adolf ©tabtmüttcrr F. 8. C. Der 17. Jänner 1932 war ein Markstein in der Geschichte und Entwicklung der katholischen Mission in Lydenburg. Angesichts des erfreulichen Fortschrittes der Missionsstation Maria-Trost und des sich immer weiter ausbreitenden Schulnetzes dieser Station in der Umgebung von Lydenburg hatte sich immer mehr die Frage aufgedrängt, ob denn nicht endlich der Zeitpunkt gekommen sei, in Lydenburg selbst die Missionierung der zahlreichen Eingeborenen in Angriff zu nehmen. Dieser Gedanke stieß jedoch auf viele innere und äußere Schwierigkeiten. Gar mancher war geneigt, über ein solches Unternehmen bedenklich den Kopf zu schütteln. Wie soll in Lydenburg ein Missionserfolg erzielt werden können, da die protestantischen Sekten mit ihren Schulen und Kirchlein das Feld bereits besetzt hatten. Das war allerdings eine Schwierigkeit, die tatsächlich bestand und mit der deshalb gerechnet werden mußte. Doch, da tauchte noch eine andere Frage auf, die immer dringender eine befriedigende Lösung erforderte. Es war die Frage um die seelsorgliche Betreuung der schwarzen katholischen Burschen und Mädchen, die in der Stadt Arbeit und Brot suchten. Aus mehreren Gründen konnte in dem Kirchlein für die weißen Katholiken den seelsorglichen Bedürfnissen der Eingeborenen nicht in der Weise Rechnung getragen werden, wie es die Wichtigkeit dieser Angelegenheit erheischte. Daher mußte darangegangen werden, sobald wie möglich mit einer eigenen Mission unter den Eingeborenen Lyden-burgs zu beginnen. Da die Stadt ein größeres Grundstück ganz in der Nähe des Eingeborenenviertels unserer Mission zur Verfügung stellte, konnte die Ausführung des Planes alsbald in Angriff genommen werden. Im Frühjahr des vorigen Jahres waren die Vorbereitungen endlich so weit gediehen, daß Bruder Huber mit einem Dutzend schwarzer Arbeiter den Kirchenbau beginnen konnte. Trotz mancher Schwierigkeiten ging der Bau rüstig voran, und am Ende des Jahres war er schon so weit vollendet, daß die feierliche Einweihung der Kirche auf den 17. Jänner festgesetzt werden konnte. Zur allgemeinen Freude trafen dann noch am Heiligendreikönigsfeste die zwei schönen Glocken ein, die mir meine Heimatpfarre in ihrem edlen Missionseifer für die neue Negerkirche geschenkt hatte. Sobald wir öffentlich bekanntgaben, daß die feierliche Einweihung der Kirche am 17. Jänner stattfinden werde, ging diese Die neue Kirche für die Eingeborenen in Lydenburg. Kunde wie ein Lauffeuer durch die Reihen der Eingeborenen, und viele versprachen, zur Feier zu kommen. Endlich brach der große Tag an. Blauer, wolkenloser Himmel wölbte sich friedlich über den breiten Talkessel von Lydenburg. Trotz der sengenden Glut der afrikanischen Sonne strömten die Eingeborenen in Scharen herbei, um dem Feste beizuwohnen. Zu Fuß, zu Pferd, auf Ochsenwagen und sogar in Autos kamen sie daher; manche hatten einen Weg von über 15 Kilometer zu Fuß zurückgelegt. Als die Feier begann, waren außer einer schönen Anzahl von weißen Katholiken gegen 800 Eingeborene versammelt. Punkt 10 Uhr traf der Hochwürdigste Apostolische Präfekt mit dem Auto ein und begab sich sogleich in Prozession zu den mit herrlichen Eichenkränzen geschmückten Glocken, um deren Weihe vorzunehmen. Zwei brave irische Katholiken, die ältesten Mitglieder der weißen Gemeinde in Lydenburg, hatten das Ehrenamt der Glockenpaten übernommen. Die Augen der Anwesenden richteten sich nicht nur auf die beiden neuen Glocken, die ihre Bewunderung erregten, sondern vor allem auch auf die junge Musikkapelle von Maria-Trost, die unter der Leitung des Stationsobern Pater Riegler gelegentlich dieser Feier zum ersten- mal öffentlich auftrat und durch ihre weihevollen Klänge zur Erhöhung des Festtages wesentlich beitrug. Nach Beendigung der Weihe wurden die Glocken in das Türmchen emporgezogen und daselbst festgemacht. Dann folgte die feierliche Einweihung der neuen Kirche. Hierauf öffneten sich die Türen, und wie ein dichter Bienenschwarm strömten die Anwesenden in das neue Gotteshaus, um sich daselbst ein bescheidenes Plätzchen zu erobern. Viele jedoch fanden keinen Platz mehr und suchten sich in der Sakristei oder außerhalb, in der Nähe der Fenster, einen Platz zu sichern, um der Feier beiwohnen zu können. Nach einem Heiliggeistlied in Zulu folgten drei kurze Ansprachen, denen die Eingeborenen mit größter Aufmerksamkeit lauschten. Der hochwürdigste Apostolische Präfekt hielt seine Ansprache englisch. P. Riegler sprach mit sichtlicher Begeisterung in fließendem Zulu, und ich fügte noch eine kurze Rede in Sepedi bei. So hörten fast alle Anwesenden in ihrer Muttersprache das Wort Gottes. Daran schloß sich ein feierliches, vom Apostolischen Präfekten gchaltenes Hochamt. Beim Gloria wurden die neugeweihten Glocken zum erstenmal geläutet, und weithin sandten ihre ehernen Die Glocken der Kirche wurden in hochherzigster Weise von der Gemeinde Altkrautkieim, der Heimat der Patres Alfred und Adolf Stadlmüller, und der dazugehörigen Filialgemeinde Unterginsbach gestiftet. Stiminen das „Ehre sei Gott in der Höhe" in den blauen Himmel empor. Am Schlüsse des Hochamtes wurden sie zum „Tedeum" abermals geläutet und vereinigten ihre Stimme mit den festlichen Klängen der Musikkapelle, die zum krönenden Abschluß der schön verlaufenen Feier die deutsche Melodie des „Großer Gott, wir loben dich" spielte. Die verschiedenen protestantischen Sekten haben an diesem Sonntage einen schlimmen Tag gehabt, denn fast alle ihre Schäslein hatten sich in die neue katholische Kirche verirrt, die durch ihre harmonische Schönheit selbst jeder größeren weißen Gemeinde alle Ehre machen würde. Die Lutheraner scheinen aus kluger Voraussicht an diesem Sonntage vollständig von einem Gottesdienst in ihrem Kirchlein abgesehen zu haben. Der schwarze Mesner der englischen Hochkirche fand, als er mit seiner Gemahlin sich in sein Kirchlein begab, nur leere Bänke vor und wanderte, nachdem er seine werte Hälfte heimgeschickt hatte, auch zur neuen katholischen Kirche. Er setzte sich am Rande der Straße, die bei unserer neuen' Kirche vorbeiläuft, nieder, wie Jeremias auf die Trümmer Jerusalems, klagte über den lang- samen, aber stetigen Verfall seiner Kirche und bewunderte den Aufstieg der katholischen Mission. Unter den 800 Eingeborenen, die der feierlichen Einweihung der Kirche beiwohnten, befanden sich natürlich viele Neugierige, die der katholischen Religion noch sehr fernstanden, aber immerhin scheint sich eine beträchtliche Anzahl entschlossen zu haben, in Zukunft den sonntägigen Gottesdienst in der neuen Kirche zu besuchen. Am ersten Sonntag nach der Einweihung zählten wir rund 100 Kirchenbesucher, und am letzten Sonntag waren gegen 130 beim Gottesdienst anwesend. An Wochentagen dient das Schiff der Kirche vorerst als Schule, bis die Mittel zur Errichtung eines eigenen Schulgebäudes vorhanden sind. Die Schule zeigt eine erfreuliche Entwicklung. Bereits wird sie von rund 40 Schülern besucht, und es scheint, daß sich ihre Zahl in den nächsten Wochen noch erhöhen wird. Man kann ohne Übertreibung sagen, daß der Anfang der Mission unter den Eingeborenen Lydenburgs trotz der vielen Schwierigkeiten bisher sehr ermutigend gewesen ist und sichtlich vom Segen Gottes begleitet war. Anläßlich unserer Kirchenweihe sandte eine Protestantin, die Frau eines schwarzen Predigers, an die katholische Zeitung die nachstehende interessante Notiz: Die Taten der Katholiken predigen mehr als uttier Mund. Ich lese die Zeitung. Und daraus ersehe ich, dag unsere Kirchen in einem fort gegen die Katholiken ankämpfen, obwohl diese doch ein und dasselbe Werk Jesu Christi tun, nämlich uns herauszubringen aus unserer Finsternis. Wenn wir unsere Kirchen stets im Kampfe mit den Katholiken sehen, was müssen wir Blinde dazu sagen? Warum regt es euch denn gar so aus, wenn jene Fortschritte machen? Wir Blinde müssen sagen, es ist der Neid! Warum denn? Nun, wo immer die Katholiken sind, haben sie schöne Gotteshäuser! sie sorgen für die Notleidenden, für Kinder und Waisen, bauen Schulen, in denen die Kinder schlafen können! armen Kindern schenken sie Kleider und Nahrung, Sie errichten ferner Spitäler, um den Kranken zu helfen, und geben viel Geld aus, um die armen Schwarzen zu unterstützen. Sie wissen nämlich, wozu sie nach Südafrika gekommen sind. Sie streben nicht nach der Habe der Schwarzen und Einforderung vieler Opfergelder. Und dann, ihre Arbeit geht voran. Sie haben einen weiten Mund, denn es sprechen ihre Taten, daß sie all das Ihrige in die Hände Gottes -legen. Ist es vielleicht das, was in diesem Jahre seihst so manchen Prediger in die katholische Kirche eintreten ließ? Ihr Kirchen (Sekten), ihr selbst zeigt, daß ihr abgeirrt seid„ denn eure Arbeiter laufen euch davon. Sie werden vertrieben von euren eigenen weißen Predigern, die uns schlecht behandeln. Und so beginnt denn jeder seine eigene Kirche... Die Folge davon ist eine Unmenge von Kirchen (Sekten). Die katholische Kirche dagegen ist einig auf der ganzen Welt, sie hat eine einzige Lehre und Zusammengehörigkeit. Wir dagegen sind uneinig. Dafür ein Beispiel: In einem Orte des Distrikts Lydenburg gingen drei Sekten: die Lutheraner, die englische Hochkirche und die schwedische Allianz, daran, sich zu vereinigen zu dem Zwecke, eine öffentliche Schule zu gründen. Es hieß damalp, sie wollten dadurch die katholische Kirche am Aufkommen hindern, obwohl diese zu jener Zeit noch kaum daran dachte, an diesem Ort eine Kirche zu bauen. Die Vereinigung kam tatsächlich zustande, -aber, o weh! Sie dauerte, glaube ich, nur zwei Monate, denn bald entstand ein grober Streit, und in kurzer Zeit begann alles wieder zu zerbröckeln und zu zerfallen. Die Katholiken bauten aber inzwischen in aller Stille eine wunderschöne Kirche, die am 17. Jänner eröffnet wurde. Jetzt haben sie auch eine Schule dort eingerichtet. Laßt uns darum nicht mit Worten sagen: „Wir arbeiten für den Herrn", während unsere Taten nicht damit übereinstimmen. Bemüht euch, den Armen und Unterdrückten zu helfen. Erst wenn ihr das tut, arbeitet ihr wirklich für Gott. Den Katholiken aber wünschen wir viel Glück. Ihr aber, die ihr unsere Kirchen seid, zeigt uns, daß auch ihr in diesem Geiste arbeitet! ich werde euch dankbar sein. Ich, die ich eine aus euch Protestanten bin. Fortschritte der Mission in Barberton. Don P. Bernhard Zorn, F. S. C. „Die in Tränen säen, werden in Frohlocken ernten", sagt -der königliche Sänger. Wenn auch nicht gerade in Tränen, so doch in, Schweiße meines Angesichtes habe ich -die sechs Meilen von Barberton -entfernte Schule in Moodies gegründet und so -weit entwickelt, -daß sie nun schöne Früchte zu tragen beginnt. Gleich den übrigen Missionsschulen, die ich in den letzten Jahren rings um Barberton eröffnen konnte, verspricht auch Moodies der Mittelpunkt einer neuen Christengemeinde zu werden. Am verflossenen Weihnachtsfeste durfte ich bereits einer Anzahl von Kindern dieser Schule das Sakrament der Wiedergeburt spenden. Alle waren -gut vorbereitet und konnten i-hren Tauftag kaum erwarten. Bei einigen machten -die Eltern, aufgewiegelt von den Predigern verschiedener Sekten, allerdings 'Schwierigkeiten. Ich ging daher zu ihnen hin und klärte sie eingehend über den wesentlichen Unterschied auf, der zwischen der katholischen Kirche und den protestantischen Sekten und Richtungen besteht. Da diese Naturkinder die Beispiele aus der Kirchengeschichte aller Jahrhunderte nicht gut erfassen können, bele-hrte ich sie an der Hand von Tatsachen, die in ihrem eigenen Lande und unter ihren eigenen Stammesgenossen sich abgespielt haben, wo manche Sekten, die vor einigen Jahrzehnten entstanden -waren, alsbald wieder einen rühmlosen Untergang -gefunden hatten, während die katholische Kirche durch alle Zeiten fortbesteht in der Einheit der Lehre, der Sakramente und des Oberhauptes, weil sie eben nicht Menschenwerk ist, sondern -die Stiftung des Gottessohnes selbst ... Es gelang mir, alle Einwürfe zn widerlegen, alle Heft 5 Stern der Neger 69 Weihnachten J931 in Barberton; Pater Zorn mit den Neugetauften. Zweifel zu beseitigen und alle Widersprüche zum Schweigen zu bringen. Gern wären die Taufkandidaten zum Hochamt um Mitternacht gekommen, doch dieses mußte den Weißen Vorbehalten bleiben. Auch hätten nicht alle in der kleinen Kirche Platz gefunden. „Kommt also", sagte ich ihnen, „um 9 Uhr vormittags. Die Spendung der Taufen wird nach 10 Uhr vorüber sein, und dann beginnt euer Amt, bei dem ihr nach Herzenslust in eurer eigenen Sprache singen und beten dürft. Ich werde euch eine kurze Kommunionansprache halten, und dann werdet ihr den lieben Heiland in euer Herz aufnehmen und glücklich sein." — „Ja, Pater, so ist es recht, und wir sind mit allem einverstanden..." Die ganze Feier verlief wirklich in erbaulicher und erhebender Weise, so daß nicht nur die Täuflinge und Erstkommunikauten, sondern auch deren Angehörige ein hohes Glück empfanden. — Auch ich. Denn nach drei Jahren mühevoller Sämannsarbeit konnte ich mit Frohlocken die ersten Erntegarben in die Scheunen Gottes sammeln. Ich hoffe, mit den beigegebenen photographischen Aufnahmen, die ich selbst gemacht habe, unseren Freunden und Wohltätern auch eine kleine Freude zu bereiten, denn durch ihre Mildherzigkeit haben sie ein großes Verdienst an all unseren Arbeiten in Äfrika, das ihnen der liebe Gott im Himmel reichlich lohnen wird. Mögen sie unser auch in Zukunft stets eingedenk bleiben! Wir stehen ja hier noch eigentlich im Anfang. Größere und herrlichere Ernten werden mit Gottes Gnade bald reifen. Ein Palmzweig auf das Grab des Bruders Heinrich Sendker, F. 8. C. Von P. Josef Weiller, F. S. C. (Fortsetzung.) Inzwischen hatte sich die Lage der Mission den Sudan bis nach Khartum siegreich Nordes Sudans wesentlich geändert. Die englisch- gedrungen und batte durch die Entscheidungs- äWPtische Armee war im Jahre 1899 unter dem schlecht bei Kereri unweit Omdurman der Oberbefehl des belangten Lord Kitchener in grausamen Willkürherrschaft Abdullahs, des Nachfolgers des Mahdi, für immer ein Ende gemacht. Das von den Mahdisten gänzlich zerstörte Khartum wurde wiener ausgedaut und Sitz des Gouverneurs des Sudans, dem ein aus englischen Offizieren bestehendes Ministerium in der militärischen Verwaltung des Landes zur Seite stand. Dem Wieveraujdau Khartums folgte die Wiedereröffnung der katholischen Mission auf dem Fuge. Der damalige Bischof und Apostolische Vikar Antonio Roveggio aus der Kongregation der Söhne des heiligsten Herzens baute zunächst ein provisorisches Gottesdienstlokal, das zugleich als Schule dienen sollte, in Omduvman, dem Hauptsammelplatz der einheimischen Bevölkerung, wo sich alsbald auch viele ägyptische und syrische Geschäftsleute dauernd niederließen. Gleich daraus schritt er an den Bau einer Kapelle in Khartum und eines Hauses für die Missionäre, dem oie Errichtung einer Knaben- und Mädchenschule folgen sollte. Nach diesen Vorarbeiten gründete er noch die Station Lull am Weißen Nil im Gebiete der Schilluk-Neger, die bis dahin allen Versuchen, den Islam unter ihnen einzuführen, mit Erfolg widerstanden hatten und deshalb für das Christentum besonders empfänglich schienen. Damit war die apostolische Tätigkeit des noch im besten Mannesalter stehenden Missionsbischofs abgeschlossen. Denn während einer mehrwöchigen Fahrt auf dem Weißen Nil befiel ihn ein bösartiges Malariafieber, das ihn zwang, den Sudan schleunigst zu verlassen und zu seiner Genesung nach Ägypten zu reifem Doch während der im heißen Sommer unternommenen Eisenbabnfahrt von Khartum nach Kairo steigerte sich das Fieber derart, daß es in ein Delirium überging und feinem Leben ein jähes Ziel setzte. Die Grundlegung einer umfassenderen Christianisierung des Sudans war erst feinem Nachfolger, dem berühmten Missionär Franz Xaver Geyer, F. 8. C., vorbehalten, der im Jahre 1908 in München zum Bischof und Apost. Vikar von Khartum konsekriert worden war. Nachdem er zunächst eine Forschungsreise bis zum äußersten Süden feines ausgedehnten Vikariats unternommen hatte, gründete er in der Aquato-rialvrovinz und im Gebiete des Eazellenflusses nacheinander die Missionsstationen Eulu, Omadsch, Mbili. Wau, Kayango, Mupoi, Tonga und zuletzt Sitting im Lande der im Westen von Kordofan wohnenden Nubaueaer. In all diesen Stationen des südlichen Sudans machte das Bekehrungswerk schöne Fortschritte, während sich demselben in den nördlichen Provinzen sehr große, um nicht zu sagen, unüberwindliche Schwierigkeiten entgegenstellten, was offenbar darin seinen Grund bat. daß zum Unterschied von den rein heidnischen Neger-stämmen des Südens die Bewohner der nördlichen Provinzen größtenteils dem Islam ergeben sind und daher dem Christentum feindlich gegenüberstehen. Mit diesen abschweifenden, doch zum Verständnis des Folgenden notwendigen Be- merkungen sind wir der Lebensgeschichte des Bruders Sendker vorausgeeilt. Von Verona, wo wir ihn zuletzt antrafen, kam er im Jahre 1901 nach Afrika und reiste nach einem kurzen Aufenthalt in der Negerkolonie Gesirah bei Kairo nach Khartum, wo er beim Bau der Kapelle und Schule und deren Ausstattung fleißig mithalf. Aber auch da war seines Bleibens nicht lange. Denn im Jahre 1903 finden wir ihn in Wau, dem Hauptort der Bahr-el-Ghazal-Provinz, wo der Stamm der Nuer seine Wohnsitze hatte. In anerkennenswerter Weise hatte der Mndir oder Statthalter der Provinz dort eine Werkstätte zur Ausbildung junger Neger im Schreinerhandwerk errichtet und die Bestreitung sämtlicher Betriebskosten übernommen; er war überdies mit dem Apostolischen Vikar übereingekommen, daß dieser den jeweiligen Leiter der Werkstätte dem Missionspersonal entnehmen sollte. Bischof Geyer hatte Bruder Sendker schon vor dessen Ankunft in Wau für diesen Posten ansersehen, weil ihm dessen Befähigung und besonderer Eifer für die technische Ausbildung junger Schwarzer wohlbekannt war. Diese lag in der Tat Bruder Sendker am Herzen; er hielt sie für eine hervorragende Betätigung des Missionsbernfes, ja für einen wesentlichen Faktor des Werkes der Heidenbekehrung. Mit Recht! Denn um einen erwachsenen Neger zu bekehren, das heißt, ihn zu einem ehrbaren Christen zu machen, genügen keineswegs die seelsorgerlichen Funktionen, wie Religionsunterricht, Spendung der Taufe und der anderen heiligen Sakramente, sonntägige Predigten und Christenlehre, sondern er muß außerdem dazu gebracht werden, daß er dem Müßiggang entsage und ein durch die Arbeit geregeltes Leben führe. Wie könnte er sonst vor den verderblichen Folgen der Trägheit, die ja aller Laster Anfang ist, bewahrt bleiben, wie auf ehrbare Weise seinen Lebensunterhalt erwerben und zu einem seinen häuslichen Bedürfnissen entsprechenden Wohlstand gelangen? Dazu kommt, daß nur durch ernste Arbeit — und als solche kommt für den Neger hauptsächlich der Ackerbau und ein nützliches Handwerk in Betracht — sein Verstand geschärft und sein Charakter veredelt wird, wie dies ja bei allen zivilisierten Völkern nicht an- ders möglich war. Zn einer solchen Betätigung und Lebensführung kann sich aber offenbar der Neger nicht selbst emporschwingen, sondern er muß dazu, wenn möglich schon in seiner Jugend, von einem Sachkundigen in einem landwirtschaftlichen Betrieb, beziehungsweise in einer Werkstätte angeleitet und befähigt werden. Das kostet viel Mühe und Geduld; doch hierin besteht eben die besondere Schwierigkeit der Neger- besserte er ihre Fehlgriffe, lobte und belohnte ihren Fleiß und ihre Geschicklichkeit, hielt aber auch mit Rügen und Zurechtweisungen nicht zurück, wo diese am Platze waren. Was ihm besonders die Achtung und Anhänglichkeit seiner Lehrlinge gewann, war seine weise Mäßigung und Milde bei Zurechtweisungen und Strafen. Der Mudir hatte als Strafe für gewisse Vergehen, wie Diebstahl, Zank, Beschädigung der Werk- Teilansicht der Mission in Wau, wo Bruder Sendker längere Jahre wirkte. mission sowie der kulturelle Wert der Arbeit eines Missionsbruders, falls dieser sich an der Ausbildung der Neger beteiligt und im Geiste seines Berufes tätig ist. — Solcherart waren die Gesinnungen, die zweifelsohne auch Bruder Sendker beseelten und seinen Eifer für die technische Ausbildung der jungen Neger immer von neuem weckten und lebendig erhielten. In der Werkstätte in Wau hatte er es durchschnittlich mit acht bis zehn schwarzen Lehrlingen zu tun, die mehreren Negerstämmen angehörten und von ihren Häuptlingen zur Ausbildung in die Mission entsandt worden waren. Mit klugem, unverdrossenem Eifer zeigte er den Anfängern, wie sie den Hobel, die Säge, die Feile, die Zange und die anberen Werkzeuge handhaben und dies oder jenes Möbel oder häusliche Gerät anfertigen sollten. Mit väterlicher Liebe ver- zeuge und sinnlose Verwendung oder Vergeudung des in der Werkstätte befindlichen Holzmaterials, eine körperliche Züchtigung festgesetzt, die von einem schwarzen Polizisten mittels einer Nilpferdpeitsche mit unnachsichtiger Strenge ausgeführt werden sollte. Nicht selten kam es vor, daß Bruder Sendker, der die Denk- und Handlungsweise seiner Lehrlinge genauer kannte und sich von moralischen Besserungsmitteln ungleich besseren Erfolg versprach als von körperlichen Strafen, jene Züchtigung als eine zu harte Strafe erachtete und dagegen Einspruch erhob, worauf sie gemildert oder auch ganz erlassen wurde. Eine solche Lehrmethode und seine mit Güte und Liebe gepaarte Festigkeit konnten ihren Zweck nicht verfehlen. Bruder Sendker genoß nicht bloß die Achtung und Liebe seiner schwarzen Lehrlinge, sondern er hatte auch den Trost, zu sehen, daß aus seiner Werkstätte eine der Regierung arbeiteten, die anderen sich hübsche Anzahl gutgeschulter Schreiner als selbständige Schreiner etablieren konn-hervorging, von denen die einen im Dienste ten. (Fortsetzung folgt.) Der Diener Gottes Daniel Combom. (Fortsetzung.) 11. Apostolischer Provikar. Bei der Ernennung zum Apostolischen Provikar bereitete es Comboni einen besonderen Trost, daß P. Carcereri die Eröffnung einer Mission in El Obeiid bereits angebahnt hatte. In einem vom 15. August 1871 aus Dresden datierten Briefe gab er diesem Pater den Auftrag, eine Erkundigungsfahrt nach Kordofan zu unternehmen. Am Abeüd des 26. Oktober verließen infolgedessen die Patres Carcereri und Franceschini mit den beiden Laiengehilfen Dominikus Polinari und Peter Bertolt die ägyptische Hauptstadt, um auf dem Wege über Khartum nach El Obeid zu gelangen. Schon bald nach ihrer Ankunft daselbst, am 15. Jänner 1872, gewannen sie die Überzeugung, daß sich diese Stadt als Missionsmittelpunkt eigne. Sie lag in einem hügeligen, waldumschlossenen Gelände und wies eine sehr dichte Bevölkerung auf, die zu Dreivierteln der schwarzen Rasse angehörte. Allerdings schmachtete die Mehrzahl davon unter dem Joche der Sklaverei. Auf dem großen Sklavenmarkte wurde nicht bloß das „schwarze Elfenbein" der Provinz, sondern auch der angrenzenden Länder Und Reiche, wie Darfur, Wa-day und Bornu, verhandelt. Auf Carcereris Bericht sandte Comboni ihm sofort die zum Ankauf eines Hauses nötige Summe, von der Hoffnung und dem Verlangen beseelt, alsbald selbst dorthin eilen zu können. Nach Erledigung verschiedener Geschäfte in Italien begab er sich zunächst nach Wien, wo er am 5. September 1872 von Kaiser Franz Josef I., dem Schirmherrn der Mission, in Audienz empfangen wurde. Durch Vermittlung der österreichischen Regierung erhielt er auch einen Geleitbrief des türkischen Sultans an den Vizekönig von Ägypten und sämtliche Statthalter des Sudan. Nach Verona zurückgekehrt, beschleunigte er die Vorbereitungen zur Abreise nach den: fernen Wirkungsfeld. In seiner Begleitung befanden sich vier Priester, drei Laiengehil- fen und drei Negerkinder aus dem Institut Mazza. Bei der kirchlichen Abschiedsfeier, die am Nachmittag des 17. September in der bischöflichen Hauskapelle stattfand, hielt Bischof Canossa selbst die Ansprache an die ausziehenden Glaubensboten, die sich am folgenden Tage nach Triest begaben und am 26. September 1872 in Kairo anlangten. Bier Monate später, am 26. Jänner 1873, war der heißersehnte Tag angebrochen, an dem Comboni die Fahrt nach Khartum antreten konnte, um von der ihm und seinem Institut anvertrauten Mission Besitz zu ergreifen. Zwei Priester und einen Laien hatte er bereits vorausgesandt. Bei der Ansprache, die er vor der Abfahrt in der Kirche hielt, sagte er voll apostolischen Opfersinns: „Bringen wir unser Leben als Schlachtopfer für die heilige Unternehmung dar, und sie wird sicher gelingen. Folgen wir dem unwiderstehlichen Drang unseres Herzens, iba§ uns zur Rettung eines von tausend schlimmen Sitten und Irrtümern zerrissenen Volkes antreibt. Beeilen wir uns, das Reich Satans zu zerstören, das Siegesbanner:be§ Kreuzes aufzurichten und dem Schöpfer ein neues Volk von Anbetern zu gewinnen!" Nach Erteilung des apostolischen Segens begab er sich sofort zum Nilufer, wo zwei geräumige Segelbarken ihn und seine Begleiter aufnahmen. Langsam glitten die Fahrzeuge stromaufwärts. Von den Ufern grüßen die Pyramiden, die Tempel und Kuustdenkmäler des alten Ägypten; das fruchtbare Land zu beiden Seiten des Stromes prangt im frischen Grün der Saaten; in fast ununterbrochener Reihe folgen sich die Städte und Dörfer, überragt von den schlanken Gebetstürmen der Moscheen, eingebettet in Dattelhaine, besiedelt von hellbraunen bis tief dunkelfarbigen Bewohnern; zahlreiche Segelbarken aller Größen beleben die Wasserfläche und vermitteln den Waren- und Personenverkehr; Flamingos, Pelikane, Ibisse und andere Sumpfvögel tummeln sich an den Ufern; überall vernimmt das Ohr jenes eigenartige Knarren der Schöpfbrunnen, die das Wasser in das dürstende Fruchtland leiten, und darüber hinaus erblickt das Auge die gelbroten Felsen der sich endlos ausdehnenden Sand- und €>tem=, wüste. Die schwere Erkrankung einer Schwester behinderte die Fahrt, so daß erst nach allmählichen Untergang preisgegeben. Nur schmale Streifen fruchtbaren Landes begleiten von da an den Strom. Oft drängt sich die Wüste mit ihren kahlen, zerklüfteten, zuweilen seltsam geformten Felswänden und sandbedeckten Mulden bis an die Ufer heran. Datteln, Durrah, Mais und etwas Getreide gewähren den in armseligen Lehmhütten hausenden Bewohnern nur ein kümmerliches Dasein. In Koroško verließen Kardinal Bistetti als Beauftragter des Heiligen Vaters bei der Gabenverteilung an die notleidende Bevölkerung Roms. (Atlantic.) 36 Tagen der erste Nilkatarakt erreicht wurde. Heute durchmißt der Schnellzug diese Entfernung in etwa 20 Stunden. Von Assuan, wo ein mächtiger Riegel von Granitfelsen den nubischen Sandstein durchbricht und den Strom in tausend Rinnsale spaltet, gelangte man in achttägiger Fahrt nach Koroško. Am Eingang in das nubische Niltal liegt die Grenzinsel Philä, die im Altertum wegen ihres prächtigen Isis-tempels hochberühmt war. Leider sind jetzt die eindrucksvollen, noch ziemlich guterhal-tenen Bauten infolge des unterhalb der Insel angelegten gewaltigen Stauwerkes und des dadurch verursachten hohen Wasserstandes einen Großteil des Jahres in die schlammigen Fluten eingetaucht und bem unsere Reisenden die Barken, um auf Kamelen die Wüste zu durchqueren und nach Berber zu gelangen. Obschon der Ortsvorsteher versprach, die Vorbereitungen zur Weiterreise möglichst zu beschleunigen, verstrichen dennoch 20 Tage, bis die Führer und das Bedienungspersonal für die 50 Kamele angeworben waren. Meist benötigen die Karawanen von Koroško bis Abu Hamed zwei Wochen. Doch Comboni spornte zu höchster Eile an. Man saß täglich bis zu 17 Stunden im Sattel, eine erstaunliche Leistung in Anbetracht der glühenden Sonnenhitze und der schaukelnden Gangart der Kamele, die das körperliche Wohlbefinden stört. So kam es, daß man schon nach sechs Tagen in Abu Hamed eintraf, von wo dann die Reise längs des Flusses bis Berber weiterging. Daselbst bestieg man wieder die Segelbarken. Am 4. März 1873 wurde Khartum erreicht. Die Gesamtreiseidauer von Kairo bis Khartum belief sich somit auf 99 Tage, während man jetzt diese Strecke teils mit der Bahn, teils mit dem Dampfer in vier Tagen bewältigen kann. Der von den Missionären sorgfältig vorbereitete Empfang hätte kaum feierlicher Die Kirche St. Johann der Eremiten in Palermo, ein interessanter Fnnfkuppclban, beging kürzlich die 800jährige Feier ihres Bestehens. (Atlantic.) sein können. Der österreichische Konsul hieß den neuen Missionsvorstand im Namen seiner Regierung und der europäischen Kolonie herzlich willkommen. P. Carcereri, der von El Obeid zurückgekehrt war, begrüßte ihn namens aller Missionäre und Katholiken des Vikariats. Die hervorragenden Persönlichkeiten der Stadt, an ihrer Spitze der Stellvertreter des abwesenden Generalstatthalters, machten alsbald ihre Aufwartung. Der Menschenkenner Comboni ließ sich indessen von den schmeichelhaften Höflichkeitsbezeigungen keineswegs täuschen. Er wußte nur zu gut, daß nicht wenige ihm und der Mission innerlich tief abgeneigt waren und die katholischen Unternehmungen am liebsten mit einem Schlage vernichtet hätten. Am nächstfolgenden Sonntag hielt er eine ergreifende Predigt, die seine rückhaltlose Hingabe an das afrikanische Missionswerk neuerdings offenbarte. „Ich bin glücklich", sagte er, „daß ich mich nach so vielen schmerzlichen Wechselfällen wieder unter euch befinde. Die erste Liebe meiner Jugend galt dem unglücklichen Afrika. Es sind nun 16 Jahre verflossen, seitdem ich erstmals in dieses Land gekommen bin, um meine ganze Tätigkeit der Beseitigung seines jahrhundertelangen Elends zu weihen. Und als der Gehorsam mich zwang, wieder in die Heimat zurückzukehren, weil schwere Erkrankung mich zur Missionsarbeit untauglich gemacht hatte, ließ ich mein Herz unter euch zurück. Kaum hergestellt, waren alle meine Gedanken, alle meine Schritte euch gewidmet .... Jetzt bin ich wieder guter euch und werde euch nun für immer angehören und einzig auf euer Wohl Bedacht nehmen. Eure Freude wird meine Freude, euer Leid mein Leid sein. Ich schenke mich jedem von euch, und mein glücklichster Tag wird jener sein, an dem ich mein Leben für euch hingeben kann. Wohl kenne ich die Last, die mir als eurem Hirten, Lehrer und Arzt aufgebürdet ist. Ich soll euch überwachen, belehren, heilen. Ich soll die Bedrängten schützen, ohne den Bedrängern zu schaden; ich soll die Irrtümer zurückweisen, ohne die Irrenden abzustoßen; ich soll die Ärgernisse rügen, ohne abzulassen, mit den Ärgernisgebern Mitleid zu hegen; ich soll die Verlorenen suchen, ohne dem Laster zu schmeicheln; mit einem Worte: ich soll euch Vater und Richter zugleich sein . . ." Am Schlüsse der ergreifenden Rede wandte sich der Diener Gottes an die Königin des Negerlandes mit der heißen Bitte, dem ganzen Vikariat ihre mütterliche Hilfe widerfahren zu lassen: „O Maria, Mutter des Herrn, eile herbei zur Rettung dieser Völker, die noch im Schatten des Todes sitzen. Beschleunige die Stunde ihrer Erlösung, entferne die Hindernisse, zerstreue die Feinde, bereite die Herzen, sende immer neue Apostel in dieses unglückliche, hilfsbedürftige Land!" . . . Wenn auch Comboni >die Erfüllung feiner in jenen weiten Gebieten wirken, lebendige Wünsche nicht mehr erlebte, fo sind doch die Zeugen für die Erhörung seines Gebetes Missionare, feine geistigen Söhne, die heute zur Hochgebenedeiten und Gnadenvollen. (Fortsetzung folgt.) Die wirtschaftliche Hebung der schwarzen Bevölkerung Südafrikas. Von P. Adolf Stadtmüller. F. S. C. (Fortsetzung.) Auch in der Art und Weise, ihre Felder zu bebauen, sind die Schwarzen noch sehr primitiv und nur schwer für einen Fortschritt zu gewinnen. Den meisten fehlt jedes bessere Wirt-schafisgerät: Pflug, Egge, Wagen usw. An eine Düngung seiner Felder denkt der Neger überhaupt nicht. Das wäre wohl viel zu umständliche, obwohl es ihm ohne Auslagen möglich wäre, Kuhmist für die Düngung zu benützen. Warum sich mit dergleichen Dingen abplagen! Ist es nicht einfacher, ein Säcklein voll Mais um die Lenden gebunden und mit einem Stock bewaffnet, durchs Feld zu strolchen und nach jedem ersten oder zweiten Schritt — so peinlich genau geht es da nicht — mit dem Stock in die Erde zu stoben und dann bequem «in Körnchen in das entstandene Loch fallen zu lassen, das man dann ebenso bequem zuscharrt? Wächst dann der Mais infolge der günstigen Witterung heran, und schießt auch das Unkraut empor, so sieht der Schwarze freilich ein, daß das Unkraut ausgerodet und das Maisfeld gehackt werden mutz. Doch dieses Geschäft allein zu besorgen, ist für ihn wieder zu langweilig. Er lädt daher seine Nachbarn zum allgemeinen Ausjäten und Hacken ein. Diese folgen zwar ganz gern seiner Einladung, aber bevor man an die schwere Arbeit geht, muh in vielen Gegenden eine gewisse Stammesfitte beobachtet werden, die der Hauptsache nach in einem Viergelag« besteht. Ist dann die wackere Gesellschaft angeheitert und sind ihre Zungen gelöst, dann stürzen sie sich mit wahrem Arbeitshunger auf das Maisfeld, und im Volldampf geht es an die Arbeit. Der Arbeitgeber muh natürlich gütigst entschuldigen, wenn die Arbeiter in ihrem groben Eifer manchmal das Unkraut vom Mais nicht mehr zu unterscheiden vermögen und auch den Mais mit herausreiben. Immerhin bleibt noch etwas Mais stehen, und am Ende sind sie ganz stolz auf ihre vollbrachte Leistung. Auf die Frage, warum die Eingeborenen nicht mit ihrer eigenen Familie das Hacken und Ausiäten besorgen, um dadurch den vielen Mais für das Viergelage zu ersparen, erwiderte ein Eingeborener: ..Das wäre gegen die althergebrachte Stammessttte; durch deren Nichtbeachtung würde man sich nur Feind« macken." Dab die Schwarzen bei einem solchen Wirtschaftsbetrieb nicht gerade viel ans ihrem Feld herausschlagen, liegt auf der Hand. Sie haben sich daher schon öfters den Kopf zerbrochen, warum Missionäre und auch andere weiße Farmer eine bessere Ernte erzielen als sie. Bei ihrem tief eingewurzelten Glauben an die Zauberkraft kamen sie natürlich zu der Schlußfolgerung: die Weihen müssen eine geheime, starke Medizin haben, durch deren Anwendung sie so gute Ernten erzielen. Und fo kamen sie denn wirklich auf die MPonsftation und baten um die grobe Zanbermedizin für das Feld. Dab Arbeitsfleib und vernünftige wirtschaftliche Bearbeitung diese geheime Medizin sein soll, wollten sie nicht recht glauben. Die Christen haben diesen Glauben an Zaubermedizinen ausgegeben und setzen dafür großes Vertrauen in den priesterlichen Segen. Zur Zeit der Aussaat kommen die Kinder der christlichen Basuto in Scharen zum Priester und lassen das Saatgut vom ihm segnen. Rechtzeitiger Regen spielt überall in der Landwirtschaft eine große Rolle. Das gilt in erhöhtem Maße in Afrika mit seinem heißen Klima. Auch der Schwarze weiß das recht wohl, da bei Ausbleiben des Regens von einer Aussaat überhaupt nicht die Rede sein kann, das Vieh infolge Gras-mangels verendet unb Hungersnot vor der Tür steht. Trifft daher der Regen zur rechten Zeit nicht ein, so kommt selbst der Schwarze aus seiner Ruhe und Gleichgültigkeit heraus. Er geht zu dem Zauberer, an den er sich immer wendet, wenn er in Not ist. Dieser verlangt ein Opfer (Schaf, Ziege) und fuchtelt und gestikuliert bann mit seinem Schild und Speer in der Luft herum, um die Geister zu beschwören unid zu besänftigen, die den Regen abhalten. Der Schlaumeier wartet natürlich oft mit seinem Hokuspokus, bis er merkt, der Regen ist bereits im Anzug, um seines Erfolges sicher zu sein. Aber manchmal bleibt dennoch der Regen aus, und alles Beschwören der Geister will nicht helfen. Einmal wollte der langersehnte Regen wieder nicht kommen. Die Schwarzen gingen zu ihrem Regenmacher, und dieser verlangte als Entgelt für seine Mühe eine Ziege. Er erhielt das Opfer und führte dann feinen Regentanz auf. Doch der Himmel blieb heiter wie zuvor, und kein Re-genwölkchen zeigte sich. Der Regenmacher sagte daher zu seinem Klienten, die Geister feien sehr erzürnt, sie verlangten ein besseres Opfer, einen Ochsen. Der Ochse wurde herbeigebracht, doch der Regentanz blieb wieder ohne Erfolg. Da fand der Zauberer eine andere Ausrede. Es sei, sagte er, irgendwo auf dem Berge ein großes Hindernis, das den Regen nicht herankommen lasse, und dieses Hindernis sei ein großer Stein, den sie ins Tal hinunterwälzen müßten. Die Schwarzen stiegen also mit ihrem Regenmacher auf den Berg, fanden wirklich einen großen Felsblock unb brachten ihn nach vielen Mühen ins Rollen. Als er mit großem Gepolter den Berg hinabrollte, rief der Regenmacher: „Hört, es donnert schon!" ■— Manchmal gehen die Regenmacher so weit, daß sie selbst Menschenopfer verlangen, indem sie behaupten, nur mit einer mit menschlichem Fett vermischten Medizin könnten sie den erwünschten Regen machen. Erst kürzlich gelang es der Lydenburger Polizei, ein solches Verbrechen ans Tageslicht zu bringen. Ein Bapedihäuptling kam vor kurzem zur Ansicht, daß es höchste Zeit sei, Regen zu machen. Er befahl seiner Frau, zwei kleine Kaffernmädchen zu ergreifen, sie zu ermorden und ihm dann deren Eingeweide zu bringen. Die Frau zog eine ihrer Freundinnen ins Vertrauen, und beide lockten zwei ahnungslose Mädchen in Abwesenheit ihrer Mütter in die Hütte, wo sie vier Tage versteckt und gefangengehalten wurden. Die Frau des Hänptlings gab ihnen mit Medizin vermischte Nahrung, welche die Kleinen betäubte und sie so am Schreien verhinderte. Nach dem vierten Tag wurden die Opfer auf einen nahen Hügel gebracht, wo man ihnen Gift zu trinken gab, das ihren Tod zur Folge hatte. Die beiden Leichen wurden dann geöffnet, die Eingeweide für die Regenmedizin herausgeschnitten und die restlichen Teile begraben. Durch eine junge Fran kam das Verbrechen ans Tageslicht. Sie hatte die zwei kleinen Mädchen.gefangen in der Hütte der Häuptlingsfrau gesehen und sofort die Mütter der beiden Opfer benachrichtigt. Die setzten alsbald die Polizei von dem Geschehen in Kenntnis; doch als diese kam, war es zu spät. Der Weiße Detektiv begab sich auf den betreffenden Hügel und ließ die verstümmelten Leichen der beiden Opfer herausgraben. Auf seinen Befehl wurden dann der Häuptling und die beiden Frauen verhaftet, die nun ihre verdiente Strafe erhalten werden. (Fortsetzung folgt.) Der Sohn des Freimaurers. Von Anna Staffer.* (Fortsetzung.) Kurze Inhaltsangabe des Folgenden. Pater Werners Besuch hat in sein Elternhaus ein großes, stilles Glück gebracht. Auch die Familie Dr. Reinerts freut sich lebhaft über das tägliche Zusammensein mit dem Missionär, der häufig auch das von Reinert und Ruth gegründete Kinderheim besucht. Gegen Ende des Erholungsurlaubes erhält Pater Werner von seinen Obern den Auftrag, zusammen mit einem Laienbruder, der ihn auf dem Schiffe erwarten wird, eine neue Mission unter den Rothäuten des Urwaldes zu gründen. Vater und Mutter begleiten ihren Sohn bis zum Hafen. Erst nachdem P. Werner von ihnen Abschied ge- nommen und seine Kabine aufgesucht hat, trifft er mit seinem Reisegefährten zusammen. Zu feiner größten Überraschung ist es fein anderer als Rudolf Mehren, der während des Probejahres aus dem Kloster geflohen und in die Welt zurückgekehrt war, wo er sich in Nürnberg dem Berufe eines Ingenieurs gewidmet und die reiche Kaufmannstochter Maria Pirkholt kennengelernt hatte. Doch das Leben in der Welt mit seinen für ihn so glänzenden Aussichten vermochte nicht, ihur den Frieden des Herzens zu geben. Zum zweiten Male hatte er der Welt Lebewohl gesagt und um Aufnahme in das Kloster gebeten, aber nicht mehr als Au- Druck und Verlag der Bonifatius-Druckerei in Paderborn. Heft 5 Stern der Neger 77 Baumriese in Ostnigeria, aus dem eine ganze Kapelle hergestellt werden tonnte. (Fides.) Wärter auf das Priestertum, sondern als einfacher Laienbruder. Von alldem hatte Pater Werner nichts gewußt. Um so größer war seine Freude, daß der Ruhelose nun doch das Glück der Seele gesunden hatte, und daß er gerade mit diesem seinem Jugendfreunde die Neugründung im brasilianischen Urwald unternehmen durste. Im folgenden sehen wir die beiden Missionäre, Pater Werner ltrtlb Bruder Rudolf, bei ihrer Tätigkeit unter den heidnischen Indianern im Norden Brasiliens. Im Norden Brasiliens, wo ungeheure Urwälder in unentweihter Jungfräulichkeit noch von nichts wissen und träumen als von ihrer eigenen gigantischen Größe, stehsi inmitten einer Lichtung ein armes, kleines Holzkirchlein. In den gewaltigen Schoß des Urwaldes gebettet, grüßt es mit seinem schlanken Finger und den hellen ©IMIetn die Kinder der Heidennacht: „Kommt, ihr Unerlösten, Enterbten! Kommt aus dem Dunkel zum Licht!" Vor einem Jahre kamen die beiden Pioniere christlicher Kultur, die die Lehmhütte neben dem Holzkirchlein bewohnen, in diese Wildnis. Die Eingeborenen, Männer und Weiber und Kinder, liefen in heller Neugier zusammen, als die weißen Männer mit zwei eingeborenen Trägern, todmüde von weiten Tagesmärschen, mit Maultieren und allerhand wunderlichem Kram in ihr Stammesland kamen. Mißtrauisch lugten sie aus dem Busch und beobachteten scharf, was diese Fremden wohl in ihren Wäldern, die noch keines Weißen Fuß betrat, ansangen würden. Wer wußte, was sie im Schilde führten? Vielleicht wollte man sie überwältigen, sie zu Sklaven machen und in jenes unheimliche Land bringen, von dem sie durch Kapulu, den Häuptlingssohn, so schauderhafte Dinge gehört hatten. Dort äßen die Menschen nicht mit den Fingern, sondern hielten kleine Dolche und Schlimmeres in den Händen und steckten sie in den Mund. Andere führen in stinkenden Teu-felswagen, die weder von Eseln noch Maultieren gezogen würden, oder sausten wie der schwarze Geist hoch durch die Lüste. Da müsse man sich in acht nehmen. Deshalb beobachteten sie aus sicherer Deckung das Tun der bleichen Männer. Durch das Geschling und Gewirr des Urwaldes schlichen und krochen sie der Karawane nach, bis sie in einer etwas hochgelegenen Lichtung haltmachte. Einer der Weißen zog ein kleines Etwas au§- der Tasche. Feuer blitzte aus. Entsetzen. Panik, Schreckensschreie unter den Rothäuten. Wilde Flucht Hals über Kopf. Die Missionäre waren überrascht. Was mochte es fein, was die Indios so erschreckte? Die Lösung wurde ihnen eilst in den nächsten Tagen, als sie ihren ersten Besuch in den naheliegenden Hütten machen wollten. Die Leute bracken in ein ohrenbetäubendes Geheul aus, die Kinder weinten und schrien, und in wenigen Sekunden war alles Lebende in den Hütten verschwunden. Die Türen wurden verbarrikadiert, durch die Spalten glotzten die Augen der Wilden angstvoll auf die Fremden. Die Missionäre standen ratlos, wie Katzen vor dem Mauseloch. Solch einen entmutigenden Anfang hatten sie sich nicht gedacht. Es blieb ihnen nichts übrig, als umzukehren. Am nächsten Tage machte Pater Werner mit einem der eingeborenen Träger, die sie vom Hafen mitgebracht, einen zweiten Versuch. Dasselbe Schauspiel. Es war ein tragikomischer Anblick, wie die Wilden katzenähnlich durchs Dickicht krochen, mit ihren langen Beinen über Stumpf unld Stein dahinstürmten, die angstentstellten Gesichter aus dem Nacken, ob die Feinde ihnen nicht schon auf den Fersen wären. Wieder wurden die Hütten versperrt, — und alles war still. Nitobcp der Träger, ein Halbkultivierter, brachte die Leute zum Sprechen. „Wir wollen die Bleichen nicht! — Sie Chinesischer Sticrgötze zum Schutze gegen die Nber-schweinmungen. (Fides.) haben das Feuer im Leib. — Sie sind Kinder des schwarzen Geistes. — Sie wollen uns verzaubern und fortschleppen", schwirrte es durcheinander aus einer der Hütten. Pater Werner verbiß das Lachen und reichte Nitobo das „Teuselswerkzeug", damit er es ihnen erkläre. Neues Entsetzen und Angstgeheul, als wieder eine kleine Flamme aufsprang. Nach und nach wandelte sich der Schrecken in atemloses Staunen. Nur eine alte, verhutzelte Zauberin, die in der Ecke auf Lumpen lag, schrie immerfort: „Tötet ihn! Schickt ihn zum schwamen Geist, den weißen Teufel! Er wird euch das Feuer in den Leib hexen!" Langsam aber wurde es ruhig, und hie und da kamen einzelne Eingeborene scheu aus ihren Hütten, das Wunderding zu sehen und zu befühlen. Als Vater Werner dann an einen aufgeschichteten Reisigstoß trat und ihn mit einem Feuerzeug anzündete, da stieg das Staunen mx wilden Freude. Eine halbe Stunde später rauchten er und Bruder Mehren mit den Rothäuten die Friedenspfeife. Der Himmel segnete das Beginnen der Glaubensboten und gab trotz mannigfacher Schwierigkeiten ihrem Wirken reichen Erfolg. Bruder Rudolf war ein Genie. War Baumeister, Katechet, Arzt, Krankenpfleger, Küchenmeister und Küster. Und Seelsorger im Laienkleide. Seine vornehme Gewandtheit und sein hoher Bildungsgrad ließen es die Eingeborenen, die zur Messe und zum Unterricht kamen, ganz vergessen, daß er nicht Priester war wie Pater Werner. „Warum läßt du deinen weißen Bruder nicht auch die Messe tun?" fragten sie diesen immer wieder. „Er kann es nicht", lächelte er. „Warum lehrst du es ihn nicht?" „Das kann nur der Bischof. Und der ist nicht hier." „Wer lehrte es dich?" beharrten sie mit der ihnen eigenen Hartnäckigkeit. „Mein Bischof. Da war aber Bruder Rudolf nicht bei mir." „Hatte er Hühner gestohlen?" forschte Latuba, der wegen eben dieser „Angewohnheit" einstweilen vom Empfang der Taufe zurückgestellt war. Pater Werner drohte dem Sünder lächelnd mit dem Finger. „Soll ich den Bruder heim zum Bischof schicken?" „Er soll nicht gehen!" protestierten alle Katechumenen zusammen. „Wir wollen ihn behalten. Wer soll unsere Kinder pflegen, wenn sie 'krank sind? Wer soll uns lehren Brot backen und Waschen und Hütten bauen?" -Ein andermal kam eine alte Frau ganz außer sich zu Pater Werner. „Warum wollte dein Bruder, der doch sonst so gut ist, nicht meinem Sohne den weißen Gott bringen, als der Tod kam und du nicht bei ihm warst? Er hat gesagt, daß er es nicht dürfe. Warum wolltest du es nicht haben?" rief sie schon von weitem. Er hatte Mühe, die Erzürnte zu beruhigen und ihr den Sachverhalt klarzumachen. So ging die Zeit dahin. Immer zahlreicher kamen die braunen Kinder des Urwaldes zur Mission. Die milde Lehre von dem gütigen Gotte, der die Menschen, auch die Armen und Alten und Siechen, liebhat, fiel wie lebenweckende Strahlen aus einer fremden Sonnenwelt in Herzen und Seelen dieser Sklaven eines dunklen Götterwahns. Die Rothäute liebten ihre weißen Wohltäter, und die beiden Missionäre hätten glücklich sein können, wären nicht Mukarut, der Götzenpriester und Zauberer, und Karullu, der Häuptling, die beiden Gewaltigen des Stammes, gewesen. Sie duldeten keine fremde Gewalt neben der ihren und schafften in kannibalischer Grausamkeit alles aus dem Wege, was ihnen eine Gefahr für ihr absolutes Herrschertum bedeutete. Eine solche Gefahr dünkte sie die Lehre dieser weißen Männer von einem gekreuzigten Gotte, der ein Freund der Elenden und Bedrückten sei und gar den Feinden verzeihen lehre. Wenn ihre Untertanen diesen Fremden nachliefen, meinten sie, würde es um ihren Einfluß bald geschehen sein. Im ersten Jahre ließen sie den Dingen zähneknirschend ihren Lauf. Offen gegen die Männer aufzutreten, wagten sie nicht. Sie waren ihnen unheimlich mit ihren hundert Künsten, deren manche an Hexerei grenzten. Die „Bleichen" mochten mit mächtigen außerirdischen Geistern in Verbindung Auch die kleinen Schwarzen möchten radfahren. (Fides.) stehen, gegen die es gefährlich war zu kämpfen. Als der Anhang der Weißen aber immer zahlreicher wurde, begannen die Tyrannen im Hinterhalte ihre Komplotte zu schmieden. Die zum Unterricht gingen, wurden um nichtssagender Verfehlungen willen ausgepeitscht und ihre Hütten nächtlicherweile in Brand gesteckt. Es war ein langer, erbitterter Kampf. Auf der einen Seite die apostolische Seelenliebe und der Heilshunger der Missionäre, auf der andern die teuflische Verschlagenheit und grausame Hinterlist der beiden Ungeheuer. Zu manchen Zeiten bedurfte es der ganzen Ausdauer und Hirtenliebe der beiden Ordensleute, um auf ihrem Posten auszuharren und ihre Schäf-lein immer wieder zur Mission zu ziehen. Das tropische Klima, die beständige Todesgefahr, die ungewohnten Strapazen und Überanstrengungen, die mit einer Neu-grünidung stets verbunden sind, begannen nachteilig auf ihre Gesundheit einzuwirken. Besonders Pater Werner fühlte an manchen Tagen eine lähmende Müdigkeit in den Gliedern, besonders abends, wenn er von weiten Wanderungen durch das Missionsgebiet, durch die Wirrnisse und Gestrüppe des pfadlosen Busches heimkam. Dann wollte manchmal namenloses Heimweh nach ihm greifen und eine unstillbare Sehnsucht nach der Heimat, nach den Lieben, nach den Brüdern, nach der verlassenen Sphäre heimischer Kultur. Nie gab Pater Werner solchen Stimmungen lange Raum. Aus dem Kamps der Natur in ihm gegen das Ideal der Seele ging er stets mit neuer Liebe zu seinem Berufe hervor. Und er hatte ja den Mitbruder, der, er fühlte es immer tiefer, ihm mehr war als Gefährte und Helfer, — Vorbild war ihm dieser Mann mit den hohen Geisteswerten, der im demütigen Kleide der dienenden Brüder neben ihm lebte. Er liebte ihn mehr als einen Bruder. * * * Ein Abend sank über das heiße Land, so wunderschön und mild, wie man ihn nur in den Tropen nach der Siedehitze eines Mittsommertages kennt. Pater Werner war eben von einer Taufe in einer stundenweit entfernten Jndianerhütte heimgekommen. Er war todmüde. Wer er wollte nicht zu Abend essen, ehe Bruder Rudolf von feinen Krankenbesuchen zurück war. Dieser mochte wohl über Erwarten aufgehalten worden sein. Pater Werner setzte sich auf eine Bank am mächtigen Stamme eines Urwaldriesen, den sie zum Schutze der Mission stehen gelassen hatten. Hier und da stiegen weiße Wolken aus den Hütten der Eingeborenen, die, von der Jagd heimkommend, ihre Beute an Spießen brieten. Aus dem Busch drang das heisere Gekrächze der Urwaldvögel. Der Pater griff zu seinem Brevier, das Gefühl der Einsamkeit zu verscheuchen. Durch die Bretterfugen des Kirchleins zitterte der rötliche Schein des Ewigen Lichtes, tröstend huschte er über sein Gesicht. Da war Pater Werner nicht mehr einsam. Bald mußte er das Offizium abbrechen, weil die Dunkelheit kam. Er stand auf unb ging zu kurzer Anbetung zum Tabernakel. Eine unbestimmte Angst stieg in ihm auf. Er dachte an die beiden Widersacher der Mission. So lange war Bruder Mehren noch nie ausgeblieben. Als er nach einer Weile aus der Kapelle trat, war es finstere Nacht geworden. Tag und Nacht waren nach Tropenart förmlich aufeinandergeprallt. Angestrengt lauschte er in die Finsternis hinaus. Eine Warnung Turebas, des eifrigsten der Neuchristen, fiel ihm ein. Gestern war er zu ihm gekommen, rührende Sorge im kupferfarbenen Gesicht, und hatte ihm hastig zugeflüstert: „Weißer Vater, bleib in deiner Hütte. Die beiden Schrecklichen wollen dich zum schwarzen Geiste senden." Er hatte beruhigend gelächelt. Solcher Warnungen hörte er viele. Hätte er sie alle beachten wollen, das ganze Missionswerk wäre zum Stillstand gekommen. Fernes Geräusch wie von eilendem Lauf über Stock und Stein kam durch die Nacht. Seine Augen bohrten sich ins Dunkel. Sein Ohr lauschte scharf. Da — ein schweres Keuchen, — und nach ein paar Augenblicken stand der Mann, an den er eben gedacht, vor ihm — Tureba. „Vater!" stieß er heiser heraus und begann wild zu schluchzen. „Was ist geschehen, Tureba? So sag es doch!" Eine furchtbare Ahnung trieb dem Pater für Augenblicke das Blut hämmernd zum Herzen. „Der weiße Bruder! — O, der Schreckliche! — Noch in dieser Nacht soll das Messer in seinen verfluchten Bauch!" Pater Werner griff den Mann am Arm. „Laß das gottlose Reden und sag, was geschehen ist!" „An den ,Drei Stämmen' liegt er. — Karullu, sein Dolch war noch in seiner Brüst . . . Der arme weiße Bruder ... er ist ganz voll Blut." Der Braune warf sich auf die Erde und heulte laut. (Fortsetzung folgt.) (Stgentümer, Herausgeber unb Verleger: Kongregation der Missionäre Söhne Des heiligsten Herzens Jesu. Verwaltung: Mis' sionshaus ..Maria Fatima". Post Unterpremslätlen b. Graz. Stmk. Verantwortlicher Redakteur für Österreich: 0. Alois Wilf-ling. F. S. C., Generalassistent. Missionshaus „Marta Fatima". Post Unteryremftätten bei Graz; für Deutschland: ?. Heinrich Wohnhaas F. S. C. Mtssionssemtnar Sk. Josef, Ellwangen-Jagst, Württemberg. — Universtläts-Buchdruckeret „Styria". Graz.