rrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr I I I N I J I I I I I I i I J I i I I I I I I M I II i I II I I Mili! M UMI rrr ter n her Meger. Katholische missiins-Zeitsdbrift. e « herausgegeden von der ßeseilschaft der „$8hne des hist Herzens Jesu". « « Erscheint monatlich 32 Seilen stark. — Preis ganzjährig 3 K = 3 Mk. — 4 Frcs. April 1903. TI. Icchrg. Inhalt: 15 u unserer ßsfekten-Lotterie..............97 Nachrichten aus Afrilia: Von Kairo nach Chartuin. — Bon Brixen nach Kairo . . 98 3 mit ()L Ast er feste.....................106 Aus betn Missionsteken: Schicksal einer verlassenen Frau in Afrika. — Trauriges. Ende der Negersklaven. — Eine arme Sklavin wird von einem Missionär vom Tode gerettet. — Fahdilat.........................106 Am Marterpfalzt............................112 Zum HründannerMge..........................118 Seite Zur schmerzhaften Mutter....................122 Verschiedenes: Marienverein für Afrika. — Ehrfurcht vor den Eltern. — Welche Gründe sollen die Katholiken bewegen x. — Eine Bitte. 123 Heöetserliöriingen und Empfeßkuiige» . . 128 Akblkdungen: Nordafrikaner. — Ringelnatter. — Neger bei der Arbeit. — Büffel und Tiger. — Seidenäffchen. — Monstranz. — Elfenbeinkarawane in Afrika. &- A- > 5 Z- Z- Z- ff %r > If- %r fr Z- Z- Z- > %r > 6 A-Z-%r šh M &- Z- A- A- %~ Z- Z- 1- A- Z- Z- 3- %- Z- I- Z- M§§isn§hM§ Mühlanä bei Brixen (Tirol). Wriefkasten. i). Ml. in U., O.-Ö. Wir sind noch immer ohne j J. P. in Jl., Schlesien. Für 1902 ist schon be-Nachricht über die Bestimmung des am 20. Februar | zahlt. Besten Gruß! -eingesandten Mehrbetrages. KorresponöenZ der GXpeörtion. Eingegangene G e ld sen dun gen. (Vom 25. Februar bis 25. März 1903.) Unsern geehrten Abonnenten zur gest. Kenntnisnahme, daß wir der Einfachheit halber milde'Gaben re. für unser Missionshaus nur mehr an dieser Stelle quittieren werden. Tür das Missionshaus: Aus Südtirol . . ................ Aus Tirol......................... Anna Weinberger, Losenstein . . . Rupert Nigisch, Kooperator, Weistrach Joh. Jnfauger, Weistrach .... H. Deutl, Pfarrer, St. Peter b. Reichenfels Aloisia Ammann, Private, Reutte -Ignaz Markowitz, Pfarrer, St. Peter-Benedikt Puchreiter, Rennweg Aus Kärnten . . . . Tertiarschwestern in Mühlbach Stefan Hesse, Kaiserswaldc . Jakob König, Trier . . . P. Bernard Grüner 0. S. R, Lambach Luise Hofer, Wilten....................... Andreas Raidl, Pfarradministr., Mörtschac Maria Pfitscher, St. Martin, Pafseier Aus Steiermark .... Ungenannt, Kältern . . . Franz Juriča, Ischl . . . Dr. Cyrill Dintel, Klösterle . Peter Tassenbacher, Pfarrer, Roden Ferdinand ©trnsel, Wien . . Kanonikus Wolf, Brixen. . . Maria Michael«, Hopfgarten . Anna Lackner, Altemnarkt . . „Ungenannt aus dem Unterland" Theresia Weißettbächer, Krispl . Karl Kabatnik, Schlackenwerth . E. Mayr, Lienz.................. Anna Nahm, Kriegsfeld . . . Pfarramt Petersburg in Böhmen „Antoniusbrot" aus Partschins Aus Götzis . ................... Mayerhöfer, Pfarrer, Klepsau . Joh. Cistecky, Wien .... Ein Theolog in Brixen..................... P. Bern. Grüner, Lambach, Antoniusbrot' I. B. Schober, Vandans AuS Neustift (Stubai) . . Dr. med. Andr. Wibmer, Jnnichen Karl Obrecht, Karlsdorf . . Joh. Luggin, Pfarrer, Molten Aus Mühland von Ungenannt Joh. Hauptmann, Telfs . . Julie Pirchner, St. Jakob in Ahrn Allen unseren Wohltätern sagen wir ein Kronen 500.— 30. — 2,— 31. — 2,— 2,— 3, — 10.— 7. — 309.60 10.— 1,— 23.41 25.— 1,— 2.70 2,— 100.— 10.— 8, — 10.— 25.— 2.10 7,— 4, — 1,— 100.— 3,— 5, — 14.— 1.17 5,— 2,— 2,— 11.71 2,— 2,— 3.70 10.— 3,— 3,— 1.22 3.— 60.— 3,— Kronen Kreszenz Alber, Tscherms.................. —.40 P. Serarni, Koop., Neustift (Stubai), Gabe eines armen Dienstboten ..... 1.— P. Gschweitl, Pfarrer, Gleisdorf . . . 1.— Tiefenthaler, Pfarrer, Bürs (Vorarlberg) . 5.— Andr. Höllbacher, Gaißau, Hallein. . . —.75 Rosa Schmiderer, Loser.................... 7.— Rupert Seiwald, Gafteig-Kuchl . . . 1.— Franz Zellhofen, Weixclberg .... 12.— Ungenannt.................................20.— Ungenannt, Deutsch-Matrei (Durch I. G.) 20.— Anton Habicher, Frühmesser, Pfunds . . 20.— Johann Amann, Hohenems.................... 1.— Rosa Halbmayr, Haag, N.-Ö....................... 1.— Expositus von Atzwang ...... 2.— A. G., Weißenstein, P. Leifers . . 6.— Paul Schuhmacher, Kooperator, Innsbruck, sandte Bücher. — Michael Stadler, Direktor, Sarns bei Brixen, sandte Bücher, Bilder, Flaschen, 1 Laterne. Dr. I. Chr. Mitterrutzner, Neustist, sandte 2 Bücher. Tür heilige Messen: Mayerhöfcr, Pfarrer, Klepsau Jakob König, Trier . . . H. Neher, Kaplan, Deggingen Emma Dolbaum, Krefeld Anna Rabanser, Brixen . . Christine Beu, Bonn a. Rh. I. Wohnhaas, Kriegsfeld Baronin Nagel, Vornholz H. Neher, Kaplan, Deggingen Maria Krill, Wien . . . Andreas Pieringer, Furth . A. Meckert, Oppeln . . . Ludwig Schmülling, Ahsen . Mayerhöfer, Pfarrer, Klepsau Münster, Llhrweiler . . . Joh. Cistecky, Wien . . . Julie Pirchner, St. Jakob in Ahrn Wilh. Dünner, Rektor, Krefeld H. Neher, Kaplan, Deggingen I. G., Klaus............... Ungenannt von Mittelberg . Th. Sendker, Freckenhorst . Jos. Seibert, Vilseck . . . 52.67 3.52 46.84 8.16 10.— 41.58 2.34 62.24 46.86 2,— 5.86 54.71 2.34 61.99 9.28 5,— 2 — 66.78 46.84 2.— 10.— 2.34 2.34 2,- herzliches „Vergelts Gott" und bitten um weitere Unterstützung dieses Missionshauses. Gffekten für unsere Lotterie fanöten ein: Euise GiampiCOlO, Brim, 2 gläserne Vasen. Bernhard Diir, Theologe. Brisen. „Der Schutzengel" von P. Corel. Gräfin Elisabeth KlnsRy-WilczeR, Wien. Silbernes Theeservice in @tui; «In Memoriam», 15 Kunstblätter, Zeichnungen aus dem Leben des Heilandes von H. Hofmann. P. Bernara Grüner, Lambach. 25 Kronen, filomena Obertimpfler, Lana. 10 Kronen. Johann Seisl, löörgl, Liqueur-Service, 1 Paar Blumen-Vasen, 3 Briefmarken-Kassettcn, 1 Glas. Notburga Seisl, Wörgl. Ewiglicht-Apparat, Photographie-Album. Rural von Eggental. 20 Kronen. Pfarrer von Steinegg. 20 Kronen. Tranz SehittRo, Kaplan, ScblacRenwerth. Lederne Reisetasche, gemaltes Punschglas, Briefbeschwerer, Patenttintenzeug, 2 vergoldete Milchkännchen, 2 Kerzenleuchter, 2 Muschelnähkörbchcn, Schachtel alte Briefmarken, „Dreizehnlinden" von F. W. Weber, „Katakombenbilder" von Anton de Waal (2 Bde.), „Fabiola" von Kardinal Wisemann, „Kommentar zur Nachfolge Christi" von A, Schmittdiel. Schmid, Württemberg. Geschnitztes Elfenbein-Altärchen. JfllS Brisen. Kommunion-Andenken (Schutzengelbild.) Andreas Bischof, Springen, 2 Kronen. Paula 1L Petersburg. 4 Kronen. Br. DUO Carls, Lienz, 20 Kronen. JftiS Keifers. Etui mit Federhalter, Bleistifthalter, Federmesser und Brieföffner mit geschnitzten Beingriffen, Schreibmappe. JfllS GÖfZiS. 3 Gebetbücher. BndreasPieringer,Jurth. lOMk.—11.72 Kr. Magdalena Eechter, Boren. 2 Kronen. Maria Bass, St. Johann in Tirol. 1 Krone. Josef Lutz. Röchst 2 Kronen. Klarte RiZZtHillaCh. Metallener Kerzenleuchter mit Feuerzeug, „Worte Christi". Ungenannt, Kitzbühel, „Immanuel" von Dr. Jakob Ecker, 2 Kronen. Itt Kistler, Brisen. 2 künstliche Blumensträuße. Blois Schürz, Bischofshofen. —.50 Kronen. Dr. Th. von SchiCRh, Hieran. Goldenes Armband, Kaffeekanne, 4 Kaffeetassen, 3 Vasen, SteH-kreuz, Zigarrenetui. Julie Kirchner, St. JaRob in Hhrn. 2 Vasen mit Goldblumenstrüußen, Bild der schmerzh. Mutter GotteS vom Kalvarienberg in Goldrahmcn, Damen-kleiderstoff, gestricktes Kopftuch. Maria Sieger (Jranzler) St. JaRoh in Jihrn. 3 Kronen. Johann Rosenauer, Rohrbach. 2 Bände „Sonntags-Album". Ungenannt, Brisen. 1 Schere. Palästina-Pilger Herein Brisen. 100 Expl. des Pilgerbuches (1901) von P. Melchior Lechncr 0. F. M. Katharina Warger, Graun. Gestickter Haussegen. P. Epiphan Tndriot, Bozen. 12 Kaffeelöffel in Etui, 10 Kronen. Maria Kipper, St. Peter in Jihrn. 3 Kronen. Sebastian Rauchenbichler, St. JaRob in Jihrn. 2 Kronen. Josef Riedlsperger, BachwinRel, Saalfelden, 4 Kronen. Baron Mas von Biegeleben, Wien. 44 Kronen. Banns Rosenhammer, Hieran. SW. Uhr nebst Kette, geschnitztes Uhrgehäuse, verschiedene Uhr-BerloqueS, Handtasche, 1 Karton Briefpapier, 1 Büchse Kakao, 2 Kronen. Ungenannt von Bramberg. 2 Wanduhren, Kleidcrrock, Kindcrkapuze, 2 Kronen. Ungenannt, Klaus. SW. Brosche, 2 Handtücher. Jörs und Klug, Brisen. Bild in schönem Rahmen mit Spielwerk; Rauchtabakbehälter. JfnnaRühl, WinRlern, Mölltal, Bild der heil. Familie mit Spielwerk, Hirschgeweih (30 Kronenwert), Wanddeckc, 4 zinnerne Teller, Kinderklavier, Gurkenschneider, verstellbaren Kalender, Rchgehörne; ferner durch A. Rühl, Winklern: Michael JUchholzet WinRlern. Lourdesgrottc von Bergkrpstall, 60 cm. hoch (60 Kronen wert). Maria Borschitz, WinRlern. 2 goldene Ringe, Korallenhalskette, 20 Franc-Goldstück. Klara Oberlaner, WinRlern. Wurstmaschine. Jlloisia Zwischenberger, WinRlern. Schachtel Wolle. Johann Bolzet WinRlern. Vogelsteige. Josef Offner, Pfarrer, WinRlern. Schatulle. Ungenannt Fernrohr. Ungenannt, IHühland. Silberne Tabaksdose, 1 Paar silberne Schuhschnallen. Friedrich Zemann, Eiesing. 5 tei= liges Taschenmesser. Ungenannt in Holders. 5 Kronen. (Fortsetzung folgt.) Eommlese bestellten und deradtten: Ä. von Gelb, Salzburg 1; B. Egle, Götzis 1; I. Donat, Georgswalde 1; Dekanatsamt Warnsdorf 1; K. Butschek, Wien 1; P. T. Vpskocil, Leitmeritz 2; S. Banholzer, Rottweil 3; Baronin C. Pillersdorff 20; P. Tassenbacher, Pfarrer, Rodeneck 25; Dr. H. Chr. Mitter-rutzncr, Neustift 20; M. Naß, St. Johann i. T. 3; H. Kadletz, Zell a. See 10; I. Guggenberger, Welsberg 5; S. Etz, Iticd i. I. 10; P. B. Grüner, Lambach 80; H. Mapr, St. Valentiu a. d. H. 20; M. Gleinser, Neust ist, Stub. 10; Engl. Institut, Brixen 21; A. Schürz, Bischofshofen 1; P. D. Rosum, Pfr., Haugsdorf 10; B. Kofler, Innsbruck 10; I. Kerndl, Linz 20; E. Waldner, Asch au 1; F. Pramcndorfcr, Kallham 2; I. Fellner, Haag 50; I. Anton Witwer, Au 3; A. Habichcr, Frühm., Pfunds 10; K. Diem, Dornbirn 1; A. Tiesenbacher, Altcnmarkt (für Mehrere) 7; I. Seibert, V ilseck 20; M. Gitterte, Lienz 5. (Fortsetzung folgt.) Die für unsere Lotterie in den Niederlassungen und Filialen der St. Petrus Klaver-Sodalität abgelieferten Effekten werden seinerzeit an dieser Stelle ausgewiesen werden. Wir empfehlen wärmsten? das Abonnement ans folgende Zeitschriften, herausgegeben von der St. Petrus Klaver-Sodalität: Echo aus Afrika. Illustrierte katholische Monatsschrift zur Förderung der afrikanischen Missionstätigkeit. Preis jährlich mit Post für Österreich-Ungarn 1.20 K, für Deutschland 1.20 M, für die Schweiz und die Länder des Weltpostvereines 1.50 fr. Belehrendes und Unterhaltendes zur Förderung der Liebe zu unsern ärmsten schwarzen Brüdern. Jährlich 12 Hefte, reich illustriert. Preis 1 K, 90 Pf, 1.20 fr. Bestell--Adressen für beide Zeitschriften: Salzburg, Dreifaltigkeitsgasse 12. — Wien, I., Bäckerstr. 20. — Rom, via Giov. Lanza 129. — Triest, via Sanitä 9. — Innsbruck, Universitätsstraße 3. — Krakau, Starowislna 3. — Prag, IV. 33. Bozen, Obstmarkt 16. II. Stock. — Breslau, Hirschstraße 33. — München, Türkenftraße 15/11. — Paris, rue de Fleurus 31. — Temesbar-Fabrik (Ungarn), Pfaugasse 15 II. — Augsburg, Firma Feldle, Frauentorstraße. — Düren (Rheinland), Hohenzollernstraße 36. — Darmstadt (Hessen), Sandstraße 1. — Solothurn, Börsenplatz 76. — Luzern, Zürichstraße 53. Innsbruck. — Aruck und I»erlag non Iel. Manch. 1903. Amdlein, es ist die letzte Stunde! Das ist: I. Job. 2, 18. Monatliche Vorbereitung zu einer glücklichen Sterbestunde. Nach ?. Kartmann Strele, O. F. M., neu bearbeitet und vermehrt von F. Hstjilibert Seeööck, O. F. M. Hüt Approbation des fürstbischöflichen Ordinariates Stiren und Erlaubnis der Grdensobern. Der preis des vortrefflichen Buches beträgt K 0.90 Mit. 0.90. Iharicn-Umän für Afrika. ZWtCk. Der Zweck des Vereines ist dis Förderung der katholischen Missionen und der Sklavenbefreiung in Afrika (§ 2). Iftittei Zur Erreichung des Vereinszweckes sind: f. Das tägliche Vereins- gebet: ein Vater unser und ein Ave mit dem Ansätze: f. „Bitte, o Himmelskönigin Maria, für die unglücklichen Zieger!" st. „Auf daß sie mit uns würdig werden der Verheißungen Thrifti!" 2. Beiträge, und, zwar mindestens f0 Heller im Monate (§ 5). Das DauptfčSt des Vereines ist das Fest Mariä Geburt am 8. September. Jährlich wird im Monat November eine Seelenmesse für die verstorbenen Mitglieder der einzelnen psarrabteiluugsu gelesen. Da$ Oigaif des Marienvereins für Afrika ist dis Monatsschrift „Stern der Neger", sie kostet per post jährlich 5 Kronen und wird abonniert unter der Adresse: „Missionshaus in Mühland bei Briren, Tirol." Katholische ltli$$lon$-Zeit$cbrift. Wr. 4. April 1903. VI, Jahrg. Bitte für unsere (Lffekten-Lotterie. Mögen cs unsere Leser nicht übel nehmen, daß diese Rubrik jedesmal neuerdings auftaucht und wir immer und himter wieder mit unserer Esfekten-Lotterie kommen. Dieses Unternehmen ist einerseits für unser Missionshaus so wichtig und anderseits hängt der gewünschte und erhoffte Erfolg desselben so sehr von einer ununterbrochenen Propaganda für dasselbe ab, daß wir keine Nummer der Zeitschrift hinausgebcn können, ohne darin ans die Lotterie Bezug zu nehmen. Es soll nun die Herstellung der Lose in Angriff genommen werden und wir hoffen, daß mit Beginn des nächsten Monates mit der Ausgabe derselben begonnen werden kann. Mehrere haben bereits Lose bestellt und gleich bezahlt. Wir bitten nun unsere Leser, uns recht bald weitere Bestellungen von Losen zukommen zu lassen. Jedes Los kostet 1 Krone "* Da es sich um 250.000 Lose handelt, so muß die Zeit, die uns zum Verkaufe der Lose zur Verfügung steht, fleißig ausgenützt werden. Also, je eher und je mehr Lose bestellt werden, desto besser ist cs. Von der Zahl der 25.000 Gewinste oder Treffer, mit denen wir die Lotterie ausstatten möchten, fehlt uns noch ein ziemlicher Teil. Die noch fehlende Anzahl von Effekten müßten wir aus eigenen Mitteln kaufen. Diese Ausgabe könnten wir ersparen, wenn uns noch eine entsprechende Anzahl von Effekten" geschenkt würde. Gegenstände in Gold, Silber, Edelsteinen, die für unsere Lotterie ganz schöne Treffer abgeben könnten, wären ganz hübsche Fastenopfer. Aber auch weniger wertvolle Gegenstände, wofern sie nur überhaupt einen Gebrauchs- oder Geldwert haben, und auch Geldbeiträge für die Lotterie sind uns sehr erwünscht. Also, wir fassen unsere Bitten kurz so zusammen: Wer uns Effekten schenken kann, schicke uns dieselben recht ßalb; wer keine Effekten zu schenken hat, schicke uns einen Geldbeitrag zum Ankaufe von Lotterie-Effekten oder bestelle bei uns recht bald eine Anzahl Lose; wer beides vermag, der schenke uns Effekten und nehme uns Lose ab. Der Lohn bleibt keinem aus; Gott, der ewige Vergelter alles Guten, wird alles mit irdischem und himmlischem Lohne vergelten. Bezüglich der Sendung der Effekten wiederholen wir, daß die hochverehrte Generalleiterin der bereits rühmlichst bekannten und so segensreich für die afrikanischen Missionen wirkenden St. Petrus Klaver-Sodalität, Frau Gräfin Maria Theresia Ledochowska, sich sehr gerne bereit erklärt hat, in ihren Niederlassungen und Filialen Effekten für unsere Lotterie entgegenzunehmen und uns zu vermitteln. Wir bitten also unsere Leser, Effekten oder Geldbeiträge für unsere Lotterie recht bald entweder direkt an unser Missionshaus in Mühland bei Briren, Tirol, zu senden oder an eine der nachbenannten Adressen der St. Petrus Klaver-Sodalität: Salzburg, Dreifaltigkeitsgasse 12. — Wien I, Bäckerstraße 20. — Triest, via Sanitä 9. — Innsbruck, Universitätsstraße 3. — Krakau, Starowislna 3. Prag TI, 33. — Bozen. Obstmarkt 16, II. Stock. Plachrichten Uon Kairo nach Khartum. (Bericht des hochw. Herrn Pater Antonio Stoppani, Sohn des heiligsten Herzens Jesu.) ndlich, nach zwei Jahren der sehnsuchtsvollsten Erwartung, erhielt ich vom Hochw. Pater General die Weisung, mich mit dem Bruder Cirillo Frizzera von Kairo, meinem bisherigen Wirkungsorte, nach Khartum, der Hauptstadt des Sudan, zu begeben. Wie groß meine Freude bei dieser Nachricht war, kann nur derjenige begreifen, der die Wünsche und Gefühle des Herzens kennt, das im Busen eines begeisterten Missionärs schlägt! Bon unserer Reise bis Assuan glaube ich nichts Besonderes bemerken zu brauchen, da diese erste Strecke auch für mich nichts Bemerkenswertes darbot. Wer jedoch absolut auch etwas von unserer Reise von Kairo bis Assuan wissen möchte, der möge sich merken, daß wir, um von dort nach hier zu kommen, zw eiu n d zw an zig Stunden auf derEisen-bahn sitzen durften. Der Obere des Missionshauses von Assuan war am Bahnhöfe, um uns abzuholen. Der Empfang war so herzlich und so fröhlich, wie er es unter Brüdern einer und derselben Kongregation, zumal, wenn sie sich in der Mission befinden, nur sein kann. Wir grüßten alle, die sich auf der Missionsstation befanden und nachdem wir uns ein wenig gestärkt und mit allen lustig unterhalten hatten, begaben wir uns gegen Abend nach Schellal, um das Schiff zu benützen, das von dort nach Half« fährt. Dieses stand schon Bereit; wir stiegen ein und von da an begann ich, mir einige Notizen von unsern Reiseerlebnissen zu machen. Es war gegen 8 Uhr abends. Das Erste, was aus Afrika. ich tun zu müssen glaubte, war, die Fahrkarten für uns zu lösen und mich zu erkundigen, an welchem Platze, oder besser gesagt, in welcher Ecke wir uns wohl am besten niedergelassen, um weniger vün den andern gestört zu werden. Man willfahrte auch meinem Wunsche und so machten wir uns denn schnell auf, um den bezeichneten Ort, bevor noch andere herzugekommen, einzunehmen. Jeder, der mal eine längere Reise, besonders zu Schiff gemacht hat, wird leicht begreifen, daß wir dann und wann mal riesige Schritte oder gar Sprünge machen mußten, daß wir auch mitunter einen Purzelbaum schlugen, jedoch gleich wieder aufstanden, um uns hier zwischen Kisten und Kasten, dort unter Stangen und Seilen durchzuwinden. Doch auch das nahm schließlich ein Ende und wir gelangten zu dem uns bezeichneten Raume. Wie wurden wir jedoch getäuscht und unsere Freude gemäßigt, als wir ihn bereits besetzt fanden mit Weißen, Grauen und Schwarzen, mit Paketen, Koffern und wer weiß mit was noch! Was sie bei sich führten und enthielten, weiß ich nicht, doch das weiß ich und werde es in meinem Leben nicht wieder vergessen, daß ein Geruch von diesem Orte ausging, der, ich versetze meinen alten Pantoffel, wenn er nicht die stärkste Parfümerie von ganz Europa besiegt hätte! — Mir schauderte bei dem Gedanken, daß das unser Aufenthaltsort für drei Tage sein sollte! Es konnten nicht mehr als 10 Minuten sein, seit diese Insassen den Ort bezogen hatten; wenn es nun jetzt schon so darin aussah, wie mußte es erst nach 2—3 Tagen darinnen' aussehen? „Ist vielleicht noch Platz da für zwei?" fragte ich. „Nein!" rief man einstimmig und entschieden zurück. Ich atmete etwas leichter und zog mich, zwar besiegt, aber dennoch zufrieden und so schnell als möglich zurück. An diesein Orte brauchten wir uns also nicht niederzulassen und das war nichts Kleines für uns! Aber, wohin jetzt? Wir mußten doch schließ- KÜti IMh ". - • i : 6 8 M Mdafrikaner lich mit! Während ich so nachsinnend und unentschlossen dastand, hörte ich hinter mir eine Stimme, die mir zurief und die mir bekannt vorkam. Rasch wandte ich mich um und sah vor mir einen sudanesischen Offizier: groß rote eine Tanne, mager wie ein Santone nach einer vierzigtägigen Fastenzeit, doch gutmütig und mit regelmäßigen Gesichtszügen. Ich hatte ihn auf dem Zuge gesehen tags vorher, als wir von Assuan nach Schellal fuhren und zufälligerweise ein Gespräch mit ihm angeknüpft. Er fragte nach meinem Befinden und da mein Herz von dem eben Erlebten noch voll war, floß mein Mund 7* davon über und ich gestand ihm offen, in welcher Verlegenheit wir uns befanden. „Kommt mit mir," lud er uns freundlich ein; „in meinem Appartement befinden sich vier Betten; eins genügt für mich und die drei andern sind für euch zwei!" Dabei faßte er mich freundlich beim Arme und so zogen wir denn bei ihm ein. Seht, wie der liebe Gott für seine Missionäre sorgt! Bei diesem freundlichen Gastgeber hatten wir es gut: gute Luft und auch jeder anderthalb Bett! Wir brachten unsere Sachen in Ordnung, stellten oder legten sie beiseite und dann begannen wir uns gemütlich zu unterhalten. Auch er war sehr zufrieden, uns wieder getroffen zu haben und diese Tage in unserer Gemeinschaft zubringen zu können, denn, wie er mir offen gestand, war er nicht ganz besonders gern bei den arabischen Offizieren. — Auch von seinem früheren Leben, von seiner Familie u. dgl. erzählte er mir mit großer Gemütlichkeit und großem Vertrauen. So wurde denn uns allen die Fahrt nicht halb so lang und ich hatte zudem noch Gelegenheit gehabt, einige Samenkörner unserer hl. Religion auszustreuen, die vielleicht früh oder spät einmal sprossen und Früchte bringen. Von Schellal nach Halfa gibt es, was Natur-schönheiten anbelangt, auch nicht viel; das Panorama ist zwar immer großartig und hat auch sein Poetisches, da ich jedoch gegenwärtig Prosa schreibe, kann es zu meinem Zwecke wenig dienen. Fahren wir also weiter! Das Tal, welches gewöhnlich eng ist und folglich den Nil zusammendrückt, erweitert sich dann und wann; so kann dann auch der Fluß sich majestätischer entfalten und an seinen Ufern wachsen Pflanzen der verschiedensten Art. Am Morgen des 28. sah man die Bergspitzen von Halfa. Bei diesem Anblicke atmete ich freier und die Welt schien mir nocheinmal so schön; war ich so doch wieder meinem Ziele um einen guten Schritt näher gekommen. Um 9 Uhr hielt das Schiff still und wir beide schickten uns schon an, mit noch vielen andern, die das Gleiche taten, auszustcigen. Da ich jedoch bemerkte, daß auch noch viele andere auf dem Schiffe blieben, ja sich nicht einmal rührten, obschon ich wußte, daß sie gleichfalls nach Halfa fuhren, ging mir ein Licht auf: Vielleicht war dies hier noch nicht die eigentliche Station Halfa — und ich zog mich wieder langsam mit dem Bruder zurück. Ich erkundigte mich sodann, wie die Sache stehe und was zu machen sei. Da erfuhr ich, daß wir allerdings schon in Halfa waren, daß aber 20 Minuten weiter das Post- und Telegraphenamt sei, wo denn auch die Zurückgebliebenen aussteigen würden und, da man uns dem Vorsteher des ägyptischen Telegraphen-Bureaus, einem gewissen Konstantin Spiteri, einem guten Katholiken, anempfohlen hatte, fand ich es ganz vernünftig, auch dort und nicht hier auszusteigen. Dazu kam noch ein anderer Grund, der nämlich, daß der Zug nicht von hier, sondern von oben abfuhr und stiegen wir hier aus, so hatten wir nachher wieder die Schlepperei mit unsern Sachen. Schon war ich mit mir ganz im Reinen über das, was zu tun sei, als ich einen schmutzigen und groben Soldaten auf mich zuschreiten sah. „Aussteigen!" befahl er so grob und entschieden, als man es von einem solchen Geschöpf nur erwarten konnte. Ich suchte mich so freundlich als möglich, gegen diesen Grobian zu zeigen und erklärte ihm, daß wir nicht hier in Teufikieh (so nannte sich diese Station), sondern in Half« aussteigen wollten. Umsonst! Das Ungeheuer bestand auf seinem Befehle und als ich mich noch wenig gehorsam zeigte, befahl er uns, wenigstens auszusteigen, um unsere Namen dort einzutragen. — — „So fängt man die Spatzen!" dachte ich bei mir und schaute nach einer andern Seite. Auf einmal (ich hatte schon vorher bemerkt, daß alle, welche ausgestiegen und ihren Namen eingetragen, sich vergeblich bemüht hatten, wieder einzusteigen) drehte auch ich mich barsch herum, zeigte mich recht unwillig und sagte resolut: „Es ist unsere Absicht garnicht, hier auszusteigen und wenn euch so viel an unserm Namen gelegen ist, so könnt ihr den ebensogut oben als hier gebrauchen!" Dann machte ich Kehrt und zog mich an einen etwas geräumigeren Platz zurück. „Er" jedoch meinte, ich zöge mich aus Furcht zurück und kam mir nach; ja, er versuchte sogar, mich beim Arme zu packen und mich herauszuziehen. Da verging mir aber die Geduld! Noch entrüsteter als zuvor drehte ich mich um und schlug dabei, ohne es jedoch zu wollen, mit meinem Stock gegen ein Faß. Scheinbar war das ein Zufall, aber für uns ein Glück; denn jener Spatzenmichel, der ihn (den Stock) vorher gar nicht bemerkt zu haben schien, zog sich gedemütigt zurück. Ohne Zweifel hatte er geglaubt, ich hätte andere Register gezogen und würde nun mit jenen ihm etwas vorspielen. Ich lachte über den komischen Ausgang des Liedes. Der Bruder, der der ganzen Szene beigewohnt, hatte nicht wenig Furcht für mich gehabt, dankte jedoch nun dem lieben Gott, daß alles so gut gegangen war. Dann kam auch unser Gastgeber, der obenerwähnte Offizier hinzu; er erkundigte sich über den ganzen Zwischenfall und bat um Entschuldigung, Nr. 4 Stern der Neger Seite 101 daß er der Geschichte nicht eher ein Ende gemacht habe. Inzwischen waren die Anker wieder gelichtet und das Schiff in Bewegung gesetzt worden. Wir waren die einzigen Europäer, die auf dem Schiffe geblieben waren. Bald waren wir am rechten Orte angekommen: wir stiegen aus und hatten den Herrn Konstantin Spiteri bald gefunden. Der Empfang war ein sehr freundlicher. Er führte uns in seine Wohnung und wir waren dort wie zu Hause. An demselben Tage jedoch konnten wir nicht mehr Weiterreisen, da wir noch keinen Reisepaß hatten, und dieser Reisepaß — ja, auch er war so leicht noch nicht zu haben! Spiteri ging mit uns zur Muderie und stellte uns dem Mamur vor. Dieser, ein kleiner Mohammedaner, fast ebenso dick als lang, musterte uns von oben bis unten. Dabei machte er eine so bedenkliche Fratze, daß man es ihm aus derselben ablesen konnte, daß er uns für Vagabunden erster Klasse hielt. Nebenbei muß ich bemerken, daß man uns sicher für das, was wir auch waren, anerkannt hätte, wenn wir unsere gewöhnlichen Kleider getragen hätten; doch das ist hier, wo alles mohammedanisch ist, für einen christlichen Priester gefährlich und so reisten wir in Zivil. Spiteri enthob ihn jedoch schnell des Zweifels und so durften wir schließlich sagen, wozu wir gekommen waren. „Einen Reisepaß?" brummte der Dicke; „dann müßt ihr zum Mudir gehen." Wir machten uns also auf den Weg zu diesem. Der Mudir ist ein Engländer im vollen Sinne des Wortes: gesprächig, freundlich und zu jedem Dienste bereit. „Gewiß!" sagte er, „den Reisepaß sollen Sie haben und zwar so bald als möglich; gehen Sie nur dorthin zum Schreiber!" Wir taten so, nachdem wir ihm noch unsern innigsten Dank ausgesprochen und hofften nun bald fertig zu sein. Als wir hinkamen, standen schon einige andere da. „Einen Augenblick, bitte!" wurden wir getröstet, „einer nach dem andern!" Endlich kamen wir, nach den andern, an die Reihe. Der Reisepaß wurde geschrieben, der Stempel aufgedrückt und im Besitze dieses kostbaren Dokumentes entfernten wir uns so bald als möglich. Die Zeit, die uns noch übrig blieb, benützten wir dazu, uns Halfa ein wenig anzusehen. Viel Sehenswertes gibt es daselbst nicht! Noch einige Reste bleiben von den Befestigungswerken, welche den Engländern beim Mahdisten-Aufstande gute Dienste geleistet haben. Am wichtigsten jedoch, besonders für Brustkranke, ist eine, freilich etwas sonderbare, Kur, die ich in Halfa anwenden sah und die, wenigstens wie man sagt, solchen Leidenden ungeheure Erleichterung schaffen soll. Ich will euch, geliebte Gönner und Leser, da ich von Profession kein Arzt bin, eine längere Beschreibung dessen, worin diese famose Kur besteht, ersparen: doch ihr sollt trotzdem nicht zu kurz kommen! Ich will sie euch praktisch in einem Beispiele vorführen, bei dessen Ausführung ich selbst Augenzeuge war: Auf der Straße lag ein Mann, der die Vierzig überschritten haben mochte, so lang er war, mit dem Gesichte nach unten. Ein Knabe von ungefähr 15 Jahren stieg ihm auf den Rücken ttnb trampelte emsig von vorn nach hinten und von hinten nach vorn; ähnlich so, wie man in den Weingegenden die Trauben klein zu machen pflegt, oder wie man das Strok tritt, das zum Gürten gebraucht werden soll. — Der Patient schnaufte da unten wie eine kleine Lokomotive, gab jedoch kein Zeichen von Unzufriedenheit. Endlich schien die Kur beendigt, der Knabe sprang zur Seite, der Kurierte stand auf, streckte sich mal ordentlich, ähnlich wie die Katze, wenn sie unterm heißen Ofen aufsteht und schickte sich an, wegzugehen. Doch zu neugierig, was denn das eigentlich zu bedeuten habe, ging ich auf ihn zu und fragte ihn, was er da gemacht habe. „GarnichtS!" antwortete er, „schon seit einiger Zeit fühle ich mich so befangen auf der Brust — — und diese Kur tut mir so wohl!" Ich konnte mich eines Lächelns nicht erwehren; doch wer weiß, ob die Sache nicht wirklich etwas Wahres an sich hat! Jedes Land hat seine Bräuche, jedes Volk seine Medizinen und jeder Arzt seine besondere Methode! Könnte es nicht sein, daß auch diese erfolgreich sei? Wer also an einem ähnlichen Übel leiden sollte, könnte ja mal den Versuch machen. Außer daß es eine billige Kur ist, ist sie auch sehr leicht und überall ausführbar! Von Halfa fährt der Eisenbahnzug erst gegen 10 Uhr abends. Ich ließ meine Sachen ffchon im Voraus an denselben bringen und dann beeilten wir uns, uns die Fahrkarten zu besorgen. — „In welcher Klasse fährt man im Sudan gewöhnlich?" könnte jemand Lust haben, mich zu fragen. Was andere anbetrifft, kümmert es mich wenig; von der 1. Klasse ist bei uns keine Rede; die zweite wäre so etwas gewesen; darf sich der Priester, besonders hier, doch nicht der Willkür der Menge preisgeben: doch waren die Wagen dieser Klasse bereits alle besetzt. Nach 2. kommt 3. Klasse. Da war mich Platz genug und als arme Missionäre bestiegen wir einen Wagen dieser Klasse. „Fertig!" hieß es und der Zug setzte sich in Bewegung. (Fortsetzung folgt.) * * * Hon Nixen nach Kairo. (Bericht des ehrw. Br. Sendker, Sohn des heiligsten Herzens Jesu.) EHm 14. Januar schlug endlich die freudenvolle Wtp Stunde, um die Reise nach dem so lang ersehnten Afrika antreten zu dürfen. Lange Zeit vorher wurde mir schon mitgeteilt, daß ich bald abreisen werde, aber die Wochen und Tage verlängerten sich sehr, bis mir endlich gesagt wurde: „Morgen werden Sie abreisen." Am Morgen des ersehnten Tages wurde um 9 3/4 Uhr die Hausglocke geläutet, alle Patres und Brüder versammelten sich sogleich an der Pforte, um Abschied zu nehmen. Es wurde einer nach dem andern umarmt und in aller Herzen wuchs die Sehnsucht, mitreisen zu dürfen. Jeder Mensch liebt seine Heimat und wo ist anders die Heimat des Missionärs als in den Ländern, wo der wahre Glaube noch nicht blüht und alles im Heidentume versunken ist? Ein Diener trug mein Gepäck zur Bahn, alles mußte schnell vonstatten gehen, um den Zug nicht zu versäumen. Mit dem Gruße: „Gelobt sei Jesus Christus!" und „Aus ein baldiges Wiedersehen in Afrika!" schied ich aus ihrer Mitte. Alle freuten sich, daß endlich nach 7 Jahren der erste, welcher in Mühland in die Kongregation eingetreten war, Abschied nahm. Einer der Brüder begleitete mich zur Bahn; es wurde sofort das Billet gelöst bis Ala und nach einigen Minuten hieß es schon „Einsteigen!" Punkt 10 Va Uhr fuhr der Zug ab; noch einen Abschiedsgruß an den ehrwürdigen Mitbruder und sort ging es, nach Italien. Lebt wohl, ihr stolzen, schönen Berge! Ihr Rebenhügel, lebet wohl! Und du, mein liebes, teures Brixen, Du Paradies von Südtirol. Der Zug hatte sehr wenig Passagiere nnd ich konnte mich wegen Mangel an Platz nicht beklagen. Von Bozen an wurde der Personenzug zum Schnellzuge und die deutsche durch die italienische Sprache ersetzt. Mit der deutschen Sprache entfernte sich auch der Schnee. In Rovereto war nur noch Schnee aus den Bergen zu sehen, im Tale waren die Leute schon in den Weinbergen beschäftigt. Um 1 Uhr hieß es: „Ala! Alles aussteigen!" Es ist die Grenzstation und alles Gepäck wird untersucht, ob auch zollpflichtige Sachen vorhanden sind; bei mir war alles schnell abgemacht und ich konnte meinen Koffer wieder schließen. Es wurde ein Billet gelöst bis Verona und um halb 2 Uhr hieß es: „Einsteigen nach Verona!" Ein leiser Pfiff und der Zug setzte sich in Bewegung. Oho! dachte ich, da merkt man schon, daß in Italien Holz und Kohlen sehr teuer sind, denn die Lokomotive pfeift nicht stärker, als wenn man aus zwei Fingern pfeift. — Um 4 Uhr hieß es: „Verona! Porta Nuova." Ich nahm meinen Koffer und verließ den Zug. An der Pforte war schon ein Bruder, um mich abzuholen; wir bestiegen die Tramway und es ging stadteinwärts. Vom Bahnhof bis zum Kloster sind noch 20 Minuten. Vom Mutterhanse sollten noch zwei mitreisen. An der Pforte kamen sofort einige Brüder, um mich zu begrüßen, weil ich aber der italienischen Sprache nicht mächtig war, so war sofort ein deutscher Bruder zur Stelle, um den Dolmetsch zu machen. Wie schön, wenn man in ein anderes Haus der Kongregation kommt und gleich als wie zuhause ist. Das Lied: „Brüder, reicht die Hand zum Bunde!" findet hier die schönste Anwendung. In Verona mußte ich noch 14 Tage warten, ehe ich weiter konnte. Meine zwei Begleiter waren der Hochw. P. Lehr und der Bruder Rigobello; letzterer reiste einen Tag früher nach Vicenza, um erst seinen Eltern einen Besuch abzustatten. Der 28. Januar war der Tag der Abreise; am Vorabende des genannten Tages wurde von den Klerikern und Novizen Abschied genommen. Der Hochw. P. Generalsuperior und Hochw. P. Vianello begleitete uns bis zur Pforte und mit dem Abschiedsgruße „Gelobt sei Jesus Christus!" ging's fröhlich zur Bahn. Das Gepäck war schon vorher besorgt worden. Der Hochw. P. Lehr löste schnell die Billets und in einigen Minuten hieß es schon: „Einsteigen nach Venedig!" Um halb 12 Uhr setzte sich der Zug langsam in Bewegung, der Hochw. Pater betete sein Brevier und ich schaute ein wenig znm Fenster hinaus, die Gegend zu betrachten. Es ist da alles ohne Abwechselung, nur Weinberge und eine unübersehbare Ebene. Um halb 1 Uhr waren wir in Vicenza, wo unser vorangereister Mitbruder auch einstieg. Er schickte seinen lieben Eltern und Geschwistern noch den letzten Abschiedsgruß und weiter ging's. Vielleicht rollten später noch einige Tränen über die Wangen seiner lieben Eltern und es mag sich ihnen der Gedanke aufgedrängt haben: — Auf Wiederseh'n im Himmel! So zieh' mit ©ott, du liebes Kind, Dich hat der Herr zum Kampf gerüstet: Wenn auch der Tod dir droht geschwind, Und wenn der Feind sich machtvoll brüstet! O, keiner ist so stark wie Gott, Du biete nur dem Feinde Spott! Um 1 Uhr kamen wir durch Padua; unsere @e= danken flogen gleich zur Kirche des hl. Antonius, aber die Reliquien zu besuchen war uns unmöglich, weil bloß eine Minute Aufenthalt war. Wir waren auch alle drei schon dort gewesen und mußten uns für diesmal mit einer frommen Sehnsucht begnügen. Um 2 Uhr passierten wir Me-stree und um 21/3 Uhr waren wir in Venedig, der Stadt mit den vielen Wasserstraßen Wir fuhren mit einem Schiff bis zum Markusplatz; alsdanu wurde erst Erkundigung eingezogen, wann das Schiff nach Triest abfahre; wir erhielten die Antwort: „Vor Samstag fährt keins mehr!" Schöne Empfehlung, dachten wir, morgen früh müssen wir in Triest sein; da bleibt nns nichts anderes übrig, als unsere Schiffahrt wieder zurück zum Bahnhöfe zu lenken. Unser erster Gang in Venedig war, die Markuskirche zu besuchen; sie ist wirklich großartig, aber cs scheint, daß sie mehr zum Sprechen und Bewundern der Mosaiken als zum Beten benützt wird. Wir machten dem Allerheiligsten einen kleinen Besuch und entfernten uns bald wieder: unsere Zeit war gemessen. Der schöne Turm auf dem Markusplatz war vor einigen Wochen eingestürzt und die Leute waren noch am Wegräumen der Steine; er soll jedoch wieder aufgebaut werden. Wir lenkten unsere Schritte dann wieder zum Schiffe, denn Venedig war uns auch nichts neues mehr. Als ich vor 9 Jahren in Venedig war, war der Markusplatz gerade so voll von Tauben wie heute. Sicherlich werdens dieselben nicht gewesen sein! Wir bestiegen wieder ein Schiff und fuhren zum Bahnhof zurück. Nun hieß es, erst nachsehen, wann der Zug nach Triest abfährt; es wurde am Billetschalter gefragt und wir erhielten die Antwort, um 6 Uhr fährt ein Schnellzug und später kein Zug mehr. Der Hochw. Pater schaute' sehr bedenklich, denn das Reisegeld war sehr genau bemessen; er schrieb sofort eine Postkarte und teilte dem Hochw. P. Generalsuperior die Neuigkeit mit. Der ehrw. Bruder machte kleine Einkäufe für das Nachtessen, denn zum Gasthofe war keine Zeit mehr und im Zuge hatten wir ja auch Zeit genug. Punkt 6 Uhr setzte sich der Zug in Bewegung. Der Schaffner war sehr freundlich und wir erhielten ein Koupee für uns allein. Zuerst wurde noch ein wenig über die Geldverlegenheit gesprochen und dann verrichteten wir unsere Gebete. Nach den Gebeten wurde zu Nacht gespeist; vielleicht wird mancher denken, das Nachtessen muß sehr mager ausgefallen sein; dem war aber nicht so. In Venedig war bloß etwas Brot, Käse und Wein gekauft, aber der ehrw. Bruder hatte etwas von seinen Eltern mitgebracht, welches als Dessert diente; auch hatte er einige Fläschen Kognak, wovon aber bloß die Probe gemacht wurde, ob er auch gut sei. Er wurde aufbewahrt für's Schiff. Wir waren recht heiter und vergnügt dabei, denn so eine Speisekarte hatten wir lange nicht gehabt. Um 9 Uhr kamen wir wieder an die Grenzstation, brauchten aber nicht auszusteigen; der Zollbeamte ging von Wagen zu Wagen; als er zu uns kam, machte einer seinen Koffer auf, er schaute ein wenig nach, war aber gleich befriedigt. Als ihm eine kleine Schachtel zu Gesichte kam, fragte er, was denn dort drinnen sei. — Es wurde ihm gesagt, es seien Perlen für die Afrikaner drin. „D o ch w o h l k e in Z e n t n e r ?" Seite 104 Stern der Neger Nr. 4 meinte er. Wir lachten und der Beamte ging seine Wege. Um 101/4 Uhr kamen wir in Triest an. Wir wollten eigentlich zu Monsignor Mioni, hielten es aber für besser, weil es schon so spät war, in einem Hotel zu übernachten. Wir stiegen gleich im Hotel-wagen ein und fuhren zum Hotel Monsenisio. Dort angekommen, gingen wir sofort aufs Zimmer und legten uns bald schlafen. Am andern Morgen war unser erster Gang zur Kirche St. Antonio vecchia, wo Hochw. P. Lehr zelebrierte; ich ministrierte ihm und wir empfingen während der hl. Messe die hl. Kommunion. Wir trafen den Hochwürdigsten Herrn in der Sakristei, wo er uns dann zur St. Petrus Klaver-Sodalität führte, wo wir auch unser Frühstück nahmen. Es wurde uns dann das Museum gezeigt, wo viele afrikanische Sachen ausgestellt waren. Alsdann gingen wir zum österreichischen Lloyd, um das Billet für’S Schiff zu lösen; als wir alles in Ordnung hatten, gingen wir wieder zum Hotel, von wo aus der hochw. Herr sich verabschiedete. Wir bedankten uns für die große Liebenswürdigkeit, und Zuvorkommenheit, mit welcher er uns entgegengekommen war. Der hochw. Herr arbeitet auch mit Leib und Seele für die Bekehrung der Neger Afrikas und sicher wird der hochw. Herr auch einstens das trostreiche Wort hören: „Was ihr einem der geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. Der Hochw. P. Lehr hatte I ihm auch unsere Geldnot mitgeteilt und gleich wußte er zu helfen. Jetzt war alles zur Abreise bereit, es wurde das Logis bezahlt, einige Sachen gekauft und der Hotelwagen führte uns zum Schiffe. Wir nahmen unsere Koffer und bestiegen das Schiff. Dasselbe war mir schon bekannt, denn vor ungefähr 8 Jahren war ich mit demselben von Afrika nach Triest gefahren; „Semiramis" so hieß es früher und auch noch jetzt. Nicht der Durst nach Ruhm und Gold Treibt uns über Land und Meere; Nein, wir stehn in Gottes Sold, Kämpfen nur für seine Ehre; Arm ist, was die Erde beut Dein, der sich dem Herrn geweiht. Um 11 Uhr wurden die Anker gelichtet und ganz langsam bewegte sich das Schiff aus dem Hafen. Im Hafen waren noch mehrere Schiffe; das größte war „Erzherzog Franz Ferdinand", welches die Reise nach China macht. Wir hatten sehr ruhiges Wetter, aber sehr starken Nebel und alle fünf Minuten ertönte das Nebelhorn, bis um 2 Uhr, wo sich der Nebel etwas legte, konnten aber doch die Ufer nicht sehen. Wir hatten im Schiff eine Kabine allein, denn in der zweiten Klasse waren bloß 7 Personen, die erste Klasse war besser besetzt, fast alles Deutsche. Es war uns sehr lieb, daß wir allein waren, denn so konnten wir am besten unsere gemeinschaftlichen geistlichen Übungen verrichten. Wir haben auch den Stundenplan genau wie im Kloster eingehalten, nur nicht das Schlafengehen, wir legten uns um halb 11 Uhr schlafen, denn es war auf dem Verdeck sehr angenehm. Am andern Morgen halb 7 Uhr waren wir schon auf Verdeck, um die frische Morgenluft einzuatmen. Um 12 Uhr war italienisches Land zu sehen und um 2 Uhr kamen wir im Hafen von Brindisi an. Es war bloß 2 Stunden Aufenthalt ltnb diese Zeit benützten die Hausierer und Bettler; Zeitungen, Bücher, Ansichtskarten, alles war zu bekommen. Auch an Konzert war kein Mangel, alles um das liebe Geld! Hochw. P. Lehr schrieb eine Postkarte an den Hochw. P. Generalsupcrior. Der ehrw. Mitbruder brachte sie in die Stadt, und kaufte auch sogleich einige Orangen. Um 4 Uhr wurden die Anker gelichtet; als das Schiff den Hafen verlassen hatte, fing es ein wenig zu schaukeln an, das Meer war ein wenig unruhiger geworden. Hochw. P. Lehr hielt es für gut, sich ein wenig niederzulegen, denn seine Gesichtsfarbe änderte sich sehr. In Brindisi erhielten wir in dev 2. Klasse noch Zuwachs, nämlich zwei Franziskanerpaters und einen Schweden, welcher mir,später erzählte, daß er Missionär der anglikanischen Kirche sei; er wollte nach Aden; er fragte später bei Tisch den Seeoffizier, wie die Gegend dort sei, er erhielt die vielleicht nicht erwünschte Antwort, daß dort das Land für die Affen sei und nicht für die Europäer — — — eine schöne Empfehlung! — Abends konnten wir wieder vor halb 11 Uhr das Bett nicht finden; es war aber nicht so angenehm als am vorigen Abend. Am darauffolgenden Morgen sahen wir einige griechische Inseln; die Insel Kreta wurde die folgende Nacht passiert, wo alles in süßen Schlaf versunken war. Am 1. Februar war bloß Himmel und Wasser zu sehen und bisweilen ein Schiff; auch begegneten wir dem Lloydschiff „Habsburg", welches nach Triest fuhr. Hochw. P. Lehr hatte bisweilen etwas Kopfweh und hielt deshalb das Rauchen nicht für gut; ich hielt cs für desto besser. Der Himmel war alle Tage bewölkt und es war uns nicht vergönnt, den Sonnen-Auf- und Untergang zu sehen, welcher sonst auf dem Meere sehr schön ist. Im Übrigen hatten wir eine angenehme Fahrt und ich habe keinen ge- Nr. 4 Stern der Neger Seite 105 sehen, der die armen Fische gefüttert hat. Die armen Fische! — — — Am 2. Februar, am Feste Mariä Lichtmeß, sollten wir das schöne Afrika sehen. Morgens um 4 Uhr waren wir schon munter, unser erster Gang war aufs Verdeck und die Lichter im Hafen non Alexandrien leuchteten uns schon entgegen, wir verrichteten erst unsere Gebete, denn nachher war wenig Zeit mehr. Das, Schiff fuhr sehr langsam, weil es vor halb 6 Uhr nicht im Hafen einfahren konnte. An Bord war schon eine andere Menschenrasse zu sehen, aber welche Ordnung herrscht jetzt gegen früher! Alles europäisch! Es kam mir garnicht mehr afrikanisch vor. Wir wollten eigentlich erst zur Franziskanerkirche, wo Hochw. P. Lehr zelebrieren und wir die hl. Kommunion empfangen wollten, aber die Zeit erlaubte es uns nichts schade, den schönen Festtag ohne hl. Messe und Empfang der hl. Sakramente zubringen zu müssen! Hoffentlich war die liebe Mutter-Gottes auch so zufrieden mit uns! O Himmelsmutter, schönste Erdenblume, Wer fang’ ein würdig' Lied zu Deinem Ruhme! Wir nahmen sogleich unser Gepäck und verließen das Schiff, setzten uns auf die Lokalbahn und wollten zum Bahnhöfe fahren. Die Billets hatten wir schon auf dem Schiffe gelöst und wir hofften Ermäßigung zu haben, da war aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Der Bahnbeamte sagte, das sei hier unmöglich; wir sollten uns in Kairo umschauen, vielleicht könnten wir dort Ermäßigung erlangen. Was sollten wir anders machen als drauf zahlen? Aber, o weh — das Geld langt wieder nicht, da wäre bald guter Rat teuer gewesen! Es war eine deutsche Dame in der Bahn, welche auch mit dem Schiffe gekommen war; dieselbe half uns gerne aus dieser Verlegenheit, denn sie reiste auch nach Kairo. Sie kannte unsere Mission recht gut, weil sie schon 7 Jahre in Kairo gewesen war. Um 9 Uhr fuhr der Zug von Alexandrien; wir hatten einen Schnellzug. Unterwegs sieht man nur ebenes I Land und die Fellachendörfer. Das Leben ist für | einen, der die Reise zum erstenmale macht, recht interessant. Um halb 1 Uhr hieß cs: „Kairo, aus-stcigcn!" Wir nahmen unser Gepäck und verließen den Zug. Überall europäische Ordnung! Am Bahnhöfe erwarteten uns „ der Hochw. P. Hehmanns, Hochw. P. Kohnen Und der Hochw. Pi Meroni. Es wurde sofort die elektrische Tramway benützt, welche auch erst seit einigen Jahren hier fährt und fort ging's zum Kloster. Das Mittagessen war schon in Bereitschaft uud es würden bald alle Neuigkeiten und Erlebnisse erzählt. Kairo ist mir seit den 8 Jahren fast unbekannt, e8 hat sich vergrößert und verschönert. Am andern Morgen ging's zur Negerkolonie, wo ich auch meinen ersten Aufenthalt bekommen habe. Der Hochw. P. Weiller ist hier Oberer und es find mir fast alle ehrw. Brüder noch bekannt von früher, besonders der ehrw. Bruder Karl Klodt, weil er auch 3 Jahre in Mühland war. Von den Kindern sind mir bloß mehr zwei bekannt, von den andern war früher noch keines hier. Hoffentlich wird auch bald die Stunde schlagen, wo cs heißt, ganz ins Innere vordringen! Dorthin, wo noch Tod und Nacht, Woll'n wir Licht und Leben bringen Und das Bollwerk finst'rer Macht Durch des Kreuzes Kraft bezwingen. O wie heilig dieser Krieg! Auf, mit Gott! Er gibt den Sieg. Christi Kreuz schmückt unsre Brust, Wappnet uns mit Gottesstärke; Dieses Zeichens Macht bewußt, Weih'n wir uns dem Heldenwerke! Sieh, das Kreuz bricht Feindeswut Und im Kreuz der Sieg beruht. Dornenvoll wohl scheint der Pfad, Doch zum Kreuz wir müssen fliehen; Hart die Arbeit, schwer die Tat Und das Leben reich an Mühen. Doch für Gott und Gotteslohn Folgen wir dem Gottessohn. Seht, welch' ein Morgenrot erglüht! Horcht! Jubel durch die Lüfte zieht; Die Freud' erfüllt das Erdenrund, Die Hölle knirscht im tiefsten Grund. Der ero’ge König, stark an Macht, Hat aus des Todes düst'rer Nacht Der Väter Scharen nun befreit, Zu schau'n des Himmels Herrlichkeit. Den, eingesenkt in Grabesnacht, Ein Stein verschloß, der streng bewacht, Er stehet auf, so licht und rein Wie Frühlingsmorgen-Sonnenschein. Gehemmt ist nun der Tränen Sans; Drum höre alle Trauer auf. Der Heiland lebt, der Herr erstand! Ein Engel rust's im Lichtgewand. Asterftste. -re Er hat erfüllt, was er verhieß, ^ Elsi er für uns das Leben ließ: „Drei Tage sollen nicht vergeh'», 5, So werd' ich siegreich aufersteh'n! "2 * $ Erstand'ner, laß den Jüngern dein Die Osterfreude dauernd sein, ]!r Das Leben mach' in ihnen neu, X Vom Sündentod' erhalt' sie fret! ^ Wer sollte nun den Tod noch scheu'n, Sich nicht der Auferstehung freu'n? Sich freu'n, daß du, Herr Jesus Christ, Its Vom Tode auferstanden bist! v. Gib' nur, daß ich im Glauben treu Und treu in meinem Wandel sei; Dann führst du einst an deiner Hand, I Mich heim ins bess're Vaterland! Uns hm AUionsleben. Schicksal einer verlassenen Trau in Afrika. er Häuptling N'konga hatte unter seinen Frauen, oder besser gesagt, unter seinen Sklavinnen, auch eine, die einen fürchterlichen Krebsschaden am Bauche hatte. Sie nahm alle ihre noch übrige Kraft zusammen, um sich an den Fluß zu schleppen und auf einem kleinen Nachen sachte rudernd, kommt sie und bittet ihren Häuptling und die Fetischpriester um Hilfe. N'konga jedoch empfängt sie hart, schilt sie und verweist sie auf 60 Schritte hinter seine Hütten. Da ist sie ohne Obdach, ohne Nahrung, ohne Kleidung, überhaupt ohne alles, was auch zur erbärmlichsten Existenz unumgänglich notwendig wäre. Fliehen kaun sie nicht; sie ist ja ganz kraftlos und es ist ihr zudem auch strengstens verboten. Eines Tages kam ein guter Christ, Albert genannt, zur Mission und setzte den Pater davon in Kenntnis. „Es hat Eile," sagte er, „du mußt diejer armen Frau zu Hilfe kommen! Wir arine Schwarze haben nicht Mut genug, ihr helfen zu können; sie riecht so übel ... wir müßten uns gewiß erbrechen; wir würden es nicht aushalten können!" Der Pater wendet sich zu den Knaben der Mission: „Meine Kinder, wird der liebe Gott zu- frieden sein, wenn wir diese arme und verlassene Frau, für deren ewiges Heil Christus ja auch am Kreuze gestorben ist, in der Not und verloren gehen lassen?" — „O nein>" riefen alle, sichtlich bewegt, „ganz sicher nicht!" — „Wer will also mit mir kommen, damit wir ihr helfen?" — „Ich, ich, ich, Vater!" und alle streckten die Hände auf. — „Aber," widerholte der Pater, „bedenkt es euch gut; wir gehen zu einer verlassenen Sklavin, bereit Körper bereits zur Hälfte verfault ist." — „Ich, ich, Vater!" riefen alle, noch begeisterter als zuvor. — „Wohlan denn, gehen wir alle zusammen und, Schmach über diejenigen, welche zurückweichen!" So machten sie sich denn auf den Weg. Bald waren sie bei N'konga angelangt. „Wo ist die kranke Frau?" fragte ihn der Pater. N'konga, der auf einer Strohmatte lag, antwortete, ohne sich umzuwenden: „Hinter der Hütte in den Gebüschen." Die Kinder waren dem Pater vorausgeeilt. Nachdem er einige Schritte gemacht, bemerkte er, wie zwei derselben aus dem Gebüsche traten und auf ihn zuliefen; sie hielten sich die Nase zu: „O, das ist aber zu arg, Vater! — Das kann aber kein Mensch aushalten!" — Der Pater sprach ihnen Mut zu und so ging es vorwärts. Welch ein Schauspiel, in der Tat! . . . Lieber Leser, bitte nicht beschreiben zu brauchen, was der Pater da sah und seine Natur trotz alles guten Willens empfand! Ich möchte Euch diesen „Genuß" gerne ersparen! Man durfte garnicht daran denken, diese arme Alte in eine Hütte bringen zu lassen, denn es hätten sich vor ihr sicher alle Türen verschlossen. In die Mission konnte man sie auch nicht bringen; denn, abgesehen davon, daß man nirgends einen gefunden hätte, der sie bis dahin transportiert, wäre sie auch dem ganzen Hause zur unerträglichen Last geworden und hätte alle aus demselben verscheucht. Nachdem der Pater sich die Sache einen Augenblick überlegt hatte, sprach er zu den Kindern: „Zuerst muß je- mand nach der Mission gehen, um Messer, Beil, Stroh, Lianen, Pfähle, Strohmatten und etwas Nahrung hierher zu bestellen. Sodann muh dieser Platz gereinigt werden, ein Bett aus Bambus verfertigt, eine Strohmatte darüber ausgebreitet und alles so bequem als möglich hergerichtet werden. Schließlich muß noch eine kleine Hütte erbaut werden und das alles noch vor Abend. — Verstanden?" „O, Vater, sollen wir denn hier in ihrer Nähe arbeiten? Es ist zu arg! Wenn es noch ein wenig weiter von ihr entfernt wäre, aber neben ihr kann niemand es aushalten!" „Feiglinge, die ihr seid!" tadelte sie der Pater, „ist das eure Tapferkeit, euer Mut und eure Nächstenliebe? Sie kann sich ja unmöglich weiter schleppen und darum muß Hierselbst, dicht neben ihr, alles hergerichtet werden!" Die flinksten der Knaben waren unterdessen zur Mission gelaufen, um selbst die verlangten Gegenstände zu holen. Einem derselben begegnete auf dem Wege seine Mutter. „Du gehst mir nicht hin," sagte diese zu ihm, „ich will nicht, daß du dich solchem Gestanke näherst!" — Der Kleine mochte sich wohl der Worte Christi erinnert haben: „Was ihr einem meiner gering sten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan", und „Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert", denn er blickte seine Mutter kurz mitleidig an und lief weiter. Bald kamen sie mit den notwendigen Werkzeugen zurück. Zwei Quadratmeter waren bald ausgerodet und 18 Pfähle in die Erde geschlagen. Da sing es an zu regnen. „Macht nichts," sagte der Pater, „nur voran! Werdet sicher nicht zerschmelzen!" — Um 2 Uhr fehlte nur mehr die Bedeckung; um 4 Uhr war schon alles fertig. Es ist zwar ein armseliges Obdach, doch es reicht, um die arme Verlassene genügend zu schützen. Da sie unter diesem ärmlichen Dache ein Feuer knistern hörte, schleppte sie sich zu ihm, legte sich auf die Strohmatte und wärmte sich. Dann sprach der Pater ihr vom lieben Gott, von den Geheimnissen unserer Religion und versprach ihr Nahrung und Holz für jeden Tag. Bald war ihr Herz gewonnen! Sie bat inständig um die hl. Taufe und sobald sie genügend vorbereitet war, wurden ihre Bitten erfüllt. Veronika heißt jetzt die arme, verlassene Sklavin und freut sich auch schon mit den lieben Engeln und Heiligen im Himmel. * * * {trauriges Ende der Negersklaven. €£fuf der ganzen weiten Welt gibt eS wohl keine D» p unglücklicheren Geschöpfe als die Negersklaven! Solange sie leben, werden sie wie die Tiere behandelt und naht sich ihr Ende, so erwartet sie das grausamste Schicksal. Zwei oder drei andere Sklaven tragen ihn auf Befehl des Herrn aus seiner Hütte weit weg in den Wald. Dort streuen sie einige Palmzweige auf den Boden, legen ihn nieder, ohne Strohmatte, ohne Decke und bisweilen auch ganz ohne jegliche Kleidung und dann — ist's fertig! Man würde vergeblich jemanden suchen, der sich seiner annehmen würde. Selbst seine früheren Mitsklaven betrachten ihn als ein totes Tier und anstatt ihm Essen zu bringen und ihn irgendwie zu pflegen, schmähen und verwünschen sie ihn. Sie denken gar nicht: „Heute dir, morgen mir!" Bald spazieren die Ameisen über seinen ganzen Körper her und suchen überall einzudringen: die Moskitos und Fliegen saugen ihm noch das wenige Seite 108 Nr . 4 Stern der Blut au§; die Würmer wimmeln in seinen Wunden, Myriaden non Insekten saugen den stinkenden Eiter und er . . . er, der ein unsägliches Martyrium, ohne Linderung und ohne Hoffnung leidet . . . 'er stirbt und wenn sein Körper weit genug von der Hütte weggetragen worden, bleibt er so liegen, bis er verwest oder von den Tieren aufgefressen ist. * * * Eine arme Sklavin wird von einem Missionar vom Tode gerettet. ine Königin (eine von den-Frauen eines Häuptlings) war gestorben. Sie hatte beim ganzen Stamme.in. hohem Ansehen.gestanden und auch ihr Hinterbliebener Gemahl fühlte ihren Verlust recht schmerzlich. Zwar, glaubte er sie an einem guten Orte, doch, da es, wie er meinte, auch im Jenseits noch Mühen und .Gefahren gibt, war ihm sehr daran gelegen, ihr eine .treue Begleiterin nachzuschicken. Ajije war., es, eine ihrer treuesten Sklavinnen, auf welche die Wahl siel. Sie sollte möglichst bald geopfert , und ihrer . Herrin nachgeschickt werden. Amin, der älteste Sohn Ajijes, schauderte vor dem Schicksale, das. nun bald seine Mutter treffen sollte und, von der Finsternis; begünstigt, gelang es ihm noch, in der der Hinrichtung vorhergehenden Nacht zu flüchten und zum Missionshause zu eilen, um die Missionäre von allem in Kenntnis zu setzen. „Laufen Sie schnell!" sprach der Obere des Hauses zu einem Pater, „erretten Sie diese Frau! Bezahlen Sie dafür, was verlangt wirds nur lassen Sie dieselbe nicht im letzten Augenblicke eine Beute der Hölle werden!. Christus hat für sie sein Leben hingeopfert, so müssen denn auch wir kein Opfer scheuen, damit ein so kostbarer Preis an ihr nicht verloren gehe!" Das war eine schivierige Aufgabe! Als der Pater in das Dorf kam, flohen die Frauen alle, gleich als ob sie „den Bösen" selbst gesehen. Auch die Kinder, die doch sonst nie so scheu gewesen, liefen ihrer Mutter nach. Die Vornehmsten des Stammes jedoch hatten sich sämtlich um ihren Fürsten versammelt und erwarteten mit Ungeduld den Anfang des tragischen Schauspiels. Auch der Henker stand schon in Parade und wäre der Pater nur eine halbe Stunde später gekommen, so wäre es vielleicht schon zu- spät gewesen. Im Nu hatte der Pater einen vollständigen Begriff von der Lage der Dingey er sah Ajije, wie sie vor dem Häuptlinge auf den Knieen lag und ihn so inständig bat, sie doch am Leben zu lassen, Neger daß ihre Tränen wohl auch einen Stein hätten erweichen sollen; doch vergebens! Zwei Männer, die den Pater bemerkt hatten, ergriffen sie eiligst und führten sie weg, um sie vor ihm zu verstecken; dach hatte er ihre Absicht schon erraten. „Nein, nein!" rief er ihnen zu, „versteckt sie nicht; es ist .unnütz.;, ich weiß, was ihr damit tun wollt; ihr wollt sie töten; doch daraus wird nichts werden!" „Freilich nicht, während du da bist", antworteten sie ihm, „aber nachher um so sicherer!" und ein abscheuliches Gelächter brach von allen Seiten in der Gesellschaft aus, Der Pater trat ihnen näher: „Nein, ihr sollr sie nicht töten, denn ich will sie loskaufen und sie wird mit mir in die Mission gehen.!" Da trat Chajiath, Ajijes Bruder, hervor und sprach mit einer Miene, die deutlich die volle Überzeugung von dem, waS er sagen wollte, kund gab: „Tötet ihr Weiße die Verbrecher nicht? Oder ist es uns nicht erlaubt, zu tun, was ihr auch tut?" — „Jawohl," versetzte der Pater,'„wenn das zum allgemeinen Wohle notwendig oder ersprießlich ist; diese aber, was hat sie verbrochen?" — „Ihre Herrin ist gestorben und sie hat dieselbe getötet!" — „Bub', du lügst!" unterbrach ihn der Pater, „ich weiß, daß ihr sie die Probe des Mb und u durchmachen ließet; Ajije hat dreimal das Gift getrunken und sie hat cs weder ausgeworfen, noch ist sie daran gestorben. Sie ist also, abgesehen davon, daß eure Giftproben ungerecht und' grausam sind, ganz unschuldig! Du bist mehr schuldig als sie und dir gehörte . . . Doch, lassen wir das Streiten, es hat keinen Zweck; ich will Ajije!" Bei diesen Worten stieß er kräftig mit dem Fuße gegen die Türe des Raumes, worin Ajije mit dem Häuptlinge und noch einigen andern Verwandten desselben sich befand. Die Türe gab nach und er stand der armen Sklavin unmittelbar gegenüber. „Komm' mit mir!" sagte er zu ihr und, sie mit der Hand fassend, wollte er sich schon mit ihr entfernen. (Daß sie ihm bereitwillig folgen wollte, bedarf wohl nicht erst der Erwähnung.) Aber so schnell und so leicht ging das denn doch nicht! — „Halt!" schreit der Häuptling vor Wut und Staunen; es tvar das alles nämlich so rasch gegangen, daß er gleich nicht einmal wußte, wovon es sich handle. „Halt, ich habe ihr gesagt, daß sie sterben soll und sie muß sterben! Ich bin doch der Herr meines Hausesund der Gebieter meines Stammes; was ich befohlen, soll geschehen!" Bei diesen Worten ergriff er die andere Hand der Sklavin und zog sie in die Ecke zurück. „Ein Narr bist du," entgegnete ihm der Pater, „ein Grausamer, ein Wilder! Nimm dich in acht, schon bist du blind und das ist ein Fluch Gottes, weil du die Weißen schon so oft belästigt hast! — Willst du» jetzt, daß ich, der Gesandte des höchsten Gottes, dich, dein Dorf und deinen ganzen Stamm nochmals verfluche ? Dann müßtet ihr, du und dein Volk, bald eines schrecklichen Todes sterben; denn wisse: Alles, was der Missionär segnet, ist von Gott gesegnet, und alles, was er verflucht, ist auch von Gott verflucht! Bedenke dich wohl . . . oder willst du, daß ich einige Tausend Weiße mit Flinten und Kanonen kommen lasse? Diese würden in einer halben Stünde alle deine erbärmlichen Dörfer über den Haufen geschossen, in Asche verwandelt und dich mit all den Deinigen an die Bäume gehängt haben!" Diese Lektion wirkte. Der Häuptling hatte sie ihrem ganzen Inhalte nach begriffen und war auch von ihrer Wahrheit fest überzeugt. „Verzeihung, Verzeihung!" stotterte er; „du kannst sie ja mitnehmen; brauchst aber nicht mehr zurück- zukommen! Brauchst auch sonst keinen mehr zurückzuschicken, um uns zu sagen, wie Ajije sich schickt; sie ist eine gute Frau und ihr werdet sehr damit zufrieden sein! —-------------" Ich nahm also Ajije nochmals bei der Hand und schritt mit ihr, Gott lobend und preisend, durch ihre Mitte hindurch, um sie schleunigst in Sicherheit zu bringen. — Wohl knirschten sie uns noch nach, wie der Tiger oder ein sonstiges Raubtier, dem die Beute entwischt; doch das schadete uns wenig und machte uns nicht minder glücklich! Ajije war gerettet und mit Jubel wurde sie im Missionshause aufgenommen. * -I- -I- TaMilat. dem 3. und 6. Grad nördlicher Breite • und dem 28. — 30. Meridiane von Paris liegt der Stamm -der Bari-Neger, welcher sehr -zahlreich ist. ; Ein großer -Teil dieses Landes ist gebirgig, ähnlich wie Tirol, nur daß die Berge Zentral-Afrikas im allgemeinen nicht so hoch sind. Weil die Bari meistens auf diesen Bergen wohnen, werden sie von den Arabern auch oft „Djebelaui" (Djebel heißt auf deutsch „Berg"; also „Djebelaui" heißt soviel als „Bergbewohner") genannt. Was die Religion anbetrifft, so sind die Bari noch Heiden. Oft zwar hat der Halbmond (Js- lamismus) versucht, auch sie zu versühreu, doch konnte es ihm nie vollständig gelingen. Das Heidentum der Bari, sowie das noch einiger anderer Stämme Zentral-Asrikas ist ein wenig verschieden von dem, was man z. B. in China, Nordamerika oder andern noch nicht zivilisierten Ländern trifft, doch sind wir einstweilen noch nicht in der Lage, unsern verehrten Lesern eine gute und genaue Beschreibung aller seiner Einzelheiten zu liefern. Hoffentlich werden wir bald auch dies zu tun imstande sein! Die größten Feinde der Bari, sowie aller Volksstämme am weißen Nil waren noch immer die Araber, welche auf ihren Marakeb (Nachen) den Fluß hinaufkommen und rechts und links Streifzüge nach Sklaven machen. Sehen sie z. B. einige Kinder in der Nähe des Ufers, so rudern sie blitzschnell hin, ergreifen sie und schleppen sie mit sich zurück. Auch arbeitende Personen auf dem Felde werden oft von ihnen angefallen, gebunden und als Sklaven fortgeschleppt. Die Araber wissen, daß die Bari, ebenso wie alle andern Neger, Glasperlen und andere farbige Gegenstände leidenschaftlich lieben und daher streuen sie oft solche Sachen an die Ufer des Flusses. Die Wilden, welche oft an den Fluß kommen, finden sie und ohne mehr an etwas anderes zu denken, suchen sie sorgfältig jeden Winkel aus, um nur ja keine zurückzulassen. Das war es gerade, was die schlauen Araber, die sich in der Nähe versteckt, beabsichtigten: Sic fallen über die nichts Ahnenden her und schleppen sie fort. Fahdilat, die älteste Tochter eines angesehenen Bari-Negers, war eines Tages mit noch einigen andern ihrer Familie auf dem Felde beschäftigt. Es war sehr warm und da der Fluß nicht sehr weit war, lief sie ins Haus, nahm ein Gefäß und begab sich damit zum Nile, um für sich und auch für die andern eine Erfrischung zu holen. Aber siehe! Noch war sie nicht am Flusse angelangt, als sie schon von einigen Arabern bemerkt worden war. Sie ließen das nichtsahnende Mädchen sorglos heran-kommcn, ihr Gefäß füllen und den Rückweg antreten. Dann aber kamen sie zum Vorschein und liefen ihr, die die ihr drohende Gefahr schließlich doch gemerkt und auch zu laufen angefangen hatte, nach und, da sie dieselbe nicht einholen konnten, merkten sie sich die Hütte, in der sie eintrat. Es war ihr elterliches Haus. Fast atemlos und ganz außer sich vor Schrecken rief sie nach der Mutter und als jene herbeigeeilt, bat sie dieselbe, sie doch schnell zu verstecken, da die bösen Araber ihr nachgekommen und sie mit sich in die Sklaverei führen wollten. Das geschah denn auch. Die Mutter tat ihr Bestes, um ihr Kind in Sicherheit zu bringen. Kaum war sie damit fertig und hatte sich, gleich als ob sie von nichts wisse, an die Türe gestellt, als auch schon drei rohe Kerls sich ihr näherten und sie barsch angingen: „Wo ist deine Tochter?" „Meine Tochter?" fragte die Angeredete, „ich habe keine Tochter!" (Den Wilden kann man ja eine solche Notlüge schließlich noch verzeihen!) „Alte Hexe!" schrieen die Grausamen sie an, „mach' keine lange Geschichten! Wir haben deine Tochter gesehen und auch gesehen, wie sie hier eingetreten ist! Also schnell! Oder sag' uns, wo sie ist, oder —" damit hob einer von ihnen seinen Dolch in die Höhe. Der Schrecken vor dem nahen Tode beraubte die arme, bedrängte Mutter fast des Bewußtseins und sie zeigte den Arabern, wo sie das Mädchen versteckt hatte. — Es wurde sofort herausgezogen, gebunden und, da man befürchtete, daß Männer des Hauses durch den Lärm allarmiert und von den benachbarten Feldern zu Hilfe herbeieilen könnten, schleunigst auf ihren Nachen gebracht. Die Mutter wurde, da sie den Arabern schon zu alt und zu nichts mehr tauglich schien, an Händen und Füßen gebunden, in eine Ecke der Hütte geworfen und mit Holz, Stroh und anderen Gerätschaften zugedeckt, so daß sie kaum mehr atmen konnte. Als Fahdilat auf dem Nachen ankam, fand sie bereits eine Frau und einen Knaben in demselben. Diese waren wenige Tage zuvor auf eine ähnliche Weise wie sie geraubt und hierhin geschleppt worden. Man fuhr hierauf wieder weiter, immer nach den Ufern spähend, ob man nicht noch jemanden überrumpeln und fangen könne. Drei Tage lang schaute man vergebens; die Wilden waren bereits durch eigenen Schaden klüger und vorsichtiger geworden. Sie wagten sich kaum mehr ans Wasser und wenn es unumgänglich notwendig war, kamen sie mit der größten Vorsicht, nach allen Seiten hin lugend und, sobald sie eine Gefahr befürchteten, liefen sie eilends zurück. Doch endlich! Da war ein Knabe, der ganz ruhig auf seinem Felde arbeitete. Sofort führte man den Nachen ans Land. Zwei blieben zurück, um das Fahrzeug und die Sklaven zu bewachen und zwei andere, mit Lanze und Peitsche bewaffnet, schlichen, den Raubtieren, die sich der Beute nähern, ähnlich, durch den Wald nach der Stelle, wo sic den Knaben gesehen. Schon waren sie ihm ganz nahe gekommen und noch nicht bemerkt worden. Als sie sich ihrer Beute sicher glaubten, brachen sie plötzlich hervor und liefen auf ihn zu. Der Knabe stieß einen verzweifelten Schreckensruf aus und begann davonzulaufen, doch er machte nur wenige Schritte. Einer der Feinde faßte ihn beim Halse, hielt ihm Nr. 4 Stern der Neger Seite 111 den Mund zu, hob ihn dann auf seinen Arm und beide eilten mit ihm nach dem Fahrzeuge. Dort wurde er, gebunden wie die erstem, auf den Boden desselben geworfen und seinem Schmerze überlassen. Wohl fragte er oft noch, ob er denn nicht mehr zu seinem Vater und zu seiner Mutter, die nur ihn hatten, zurückkehren dürfe . . . was man nun mit ihm mache ... wo man ihn denn eigentlich hinführe und was er denn Böses getan habe; allein, man achtete nicht auf ihn. Fahdilat, die auch wie er aus dem Stamme der Bari war und folglich auch seine Sprache am besten verstand, suchte ihn, obgleich sie selbst von unsäglichem Schmerze erfüllt war, so gut als siekonnte, zu trösten und so gewann sie auch bald sein Zutrauen; er schmiegte sich an sie, als ob es seine Mutter wäre. Es bewährte sich also auchIjter: „Geteilte Freude ist doppelte Freude; Geteilter Schmerz ist halber Schmerz." Doch auch dieser Trost sollte dem armen Kleinen nicht lange zuteil werden; die Araber fuhren immer weiter stromaufwärts und da sich ihnen nach vier Tagen schon eine schöne Gelegenheit bot, ihren letztgemachten Sklaven gut verkaufen zu können, taten sie es. Der arme Knabe wurde also auch von seiner letzten Wohltäterin und Stammcsgenossin getrennt und einem andern, noch grausameren Sklavenhändler überliefert. Dann ging es wieder weiter. Während einer Nacht machten die Herren Fahdilats einen Angriff auf ein Schilluk-Dorf, um daselbst auch Sklaven zu machen. Die Schilluk hatten jedoch von ihrer Ankunft Kenntnis gehabt und sich vorgesehen. Hier gabs also einen schlechten Empfang. Sie wurden, wie ihnen zukam, empfangen und ordentlich verarbeitet. Einer erhielt eine tötliche Wunde und kaum hatte er sich noch auf das Fahrzeug zurückbegeben können, als er schon starb. Mit seinem Leichname wurde nicht lange gespielt; man warf ihn einfach in den Fluß und da keine Hoffnung mehr vorhanden, noch andere Sklaven erbeuten zu können, trat man den Rückweg an. Nördlich von Faschoda hatten sich zu dem uns bekannten noch mehrere andere Nachen gesellt, die sämtlich mit Sklaven beladen waren. Man stieg aus und trieb die Sklaven auf den Markt. D, abscheuliches Schauspiel! Dort wurden sie besichtigt, betastet, abgeschätzt und verkauft, wie bei uns in Europa die Tiere. Herzzerreißend war es oft, die Klagen der Kinder, und Eltern zu hören, die ohne Erbarmen, ja unter vielen Flüchen und Schlägen für immer von einander getrennt wurden! Fahdilat war noch übrig. Zitternd, doch so ziemlich ergeben in ihr Schicksal, harrte sie, was mit ihr geschehen würde. (Fahdilat heißt auf deutsch „die Tugendhafte".) Der liebe Gott hatte sie also absichtlich hierhergeführt und bis auf weiteres aufbewahrt, denn er hatte sie für sich auserkoren und wollte sie zu seinem Kinde machen. Gerade noch zur rechten Zeit kam einer unserer Patres von Chartum auf den Markt und da er das Negermädchen erblickte, schritt er auf dasselbe zu und fragte es, ob es nicht mit ihm zur Station gehen wolle. Dort würde sie noch andere Neger und Negerinnen und auch noch einige ihres Stammes treffen, die alle glücklich und zufrieden und mit allem versorgt seien. Fahdilatt schaute den Pater einen Augenblick prüfend an und da sie in seinen milden Zügen las, daß er es jedenfalls besser mit ihr meine als jene rauhen Araber, gab sie sofort ihre Zustimmung. Bald war man auch über den Preis einig geworden und Fahdilat ging, wieder leichter atmend, mit dem Pater weg, selbstverständlich von allen Fesseln befreit. D, welche Freude bei ihrer Ankunft! Es ist nicht leicht zu entscheiden, ob sie sich mehr freute, in der Mission, den Worten des Paters gemäß, noch andere ihres Stammes zu finden, oder ob jene sich mehr bei ihrer Ankunft freuten! Wirstwollen den Streit nicht entscheiden. Alle /waren glücklich und der Pater am meisten! Fahdilat wurde mit den übrigen Negern in den Wahrheiten des katholischen Glaubens unterrichtet und da sie nicht nur ein sehr gutes Herz, sondern auch einen klaren Verstand und guten Willen zeigte, war sie bald genügend vorbereitet, um die hl. Taufe empfangen zu können. Das war wirklich ein Wonnetag für sie; sie konnte die Stunde kaum abwarten. Auch hatte sie sich alles sorgfältig gemerkt, ivas ihr von der lieben Mutter Gottes gesagt worden war und oft zu ihr gebetet, daß sie doch die Zeit ein wenig vorantreiben oder abkürzen möge. Stellt euch also den Jubel vor und die Glückseligkeit, die ihr Herz empfand, als sie endlich aus dem Munde des Paters die Worte hörte: „Maria, ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Am e n." Sie durfte also denselben Namen tragen, den die Mutter Gottes getragen. Voll Dankbarkeit gegen sie versprach sie ihr noch an demselben Tage, immer ihr treues Kind bleiben und ihrem Namen immer Ehre machen zu wollen. Am Aarlerpfshl. Novelle von Pater Bernard Zorn, Sohn des heiligsten Herzens Jesu. t^chon wieder begann die Sonne zu sinken und ihre ^ letzten, feuerroten Strahlen schaukelten sich wonnetrunken in den obersten Spitzen der Bäume. William, der so glücklich den Nachstellungen seiner Feinde entgangen war, schritt wohlgemut seines Weges daher; er wußte zwar selbst nicht, umhin er denn eigentlich wolle, doch „werden schon sehen," brummte er für sich hin, „wenn ich mal so weit kommen sollte, bis wo die Welt mit Brettern zugenagelt ist, kehre ich wieder um!" — Kurz gesagt, er war guter Laune und nahm sich auch das Vergnügen, das obenerwähnte Schauspiel der sinkenden Sonne zu betrachten. Sagt mir nicht; „Er war ja im Urwald! Wie konnte er da die sinkende Sonne beobachten?" — Eine schlaue Einwendung! Aber ich sprach ja auch nicht von der Sonne selbst, sondern vielmehr von dem fröhlichen Hüpfen ihrer goldenen Strahlen durch die Wipfel der Urwaldbäume und um dieses sehen zu können, mußte er dort sein. Dazu muß noch erwähnt werden, daß William an eine Stelle gekommen war, wo der Wald minder dicht war. Es war eine Art Hochebene, auf der er sich befand und von wo aus er ziemlich weit um sich schauen konnte. Was war das? — Nacht war es eigentlich doch noch nicht! Auch der Mond leuchtete nicht und in der Nähe befand sich keine Spur von menschlichen Wohnungen und doch schien es ihm, als ob seine Augen vom Lichte einer Laterne geblendet würden. Rasch drehte er sich um — und der Schein wurde schwächer; doch wo kam er her? Er sah nichts. Nochmals drehte er sich um und schaute nach den Bäumen, die nur noch vereinzelt dastanden. Nichts war zu entdecken! — Da . . . der Schein wurde heller . . . alles um ihn herum schien verzaubert, zu beben, sich zu bewegen . . . Horch! ein dumpfes Dröhnen glaubt er in der Ferne zu vernehmen. — Er schaut nochmals nach allen Seiten und diesmal entdeckte er auch ohne Mühe die Ursache der mysteriösen Helle. „Feuer! Feuer!" rief er aus, ohne daran zu denken, daß er so ganz allein sei. Wer hätte so etwas für möglich gehalten? Hier, im Urwald, wo doch keine menschliche Seele sich aufhält, wo weder Feuer noch Feuerzeug zu haben ist? Und doch war cs so! William sah den ganzen Süden in lichten Flammen; es war ein ungeheurer Waldbrand entstanden. Der ganze Himmel färbte sich blutigrot. — Schon glaubte er auch das Knistern des Feuers zu vernehmen, welches immer mehr um sich griff und die ganze Welt in Asche zu verwandeln drohte. Er schaute mit einer gewissen Freude in das rasende Element; es war großartig! - So oft die Flamme den Stamm eines der riesigen Bäume unten verbrannt und er also nicht mehr die genügende Stütze hatte, stürzte er krachend in die lodernde Glut und dann ... oh, dann sprühten Millionen und Millionen von Funken auf, tanzten in der Luft herum und verschwanden, während wieder andere knisternd nachflogen. William war ganz darin versunken; er bemerkte fast nicht mehr, was um ihn herum geschah. — Das Feuer war ja noch weit, weit weg, konnte ihm also nicht schaden. Doch, was hatte das zw bedeuten? Aus dem Feuermeere sah er hier und da dunkle Gestalten herausstürzen, sich versammeln. Auch wurde das Dröhnen der Erde, das er schon gleich zu Anfang bemerkt, immer stärker, immer deutlicher. Das konnte schließlich doch gefährlich für ihn werden! — „Sind also der Strapazen für heute noch nicht genug für mich?" dachte er unwillig; „sollte ich vielleicht noch diese Nacht ein Abenteuer durchzumachen haben? Das wäre doch zu arg! Hab' ja nichts mehr im Magen! — Nein, an einen Kampf ist garnicht zu denken. Es bleibt mir also nichts übrig, als daß ich, im Falle daß . . . mich verstecke." Das Dröhnen der Erde wurde immer stärker, endlich glaubte er etwas, wie Stampfen von Pferden oder so etwas Ähnliches unterscheiden zu können. In der Richtung des Feuers sah er eine große Staubwolke aufsteigen, so groß und dicht, daß sic fast den Schein des Feuers nicht mehr durchließ. Was war das? — Die Wolke kam immer näher, gerade nach der Stelle, auf der er sich befand und sie wurde dazu noch immer größer. Wie war sie denn eigentlich entstanden? Warum verschwand sie nicht bald? Und wie war eS möglich, daß sie sich nach dieser Richtung hin bewegte, da auch noch der Wind ihr entgcgenwehte? Er schaute besser und siehe, inmitten des Staubgewittcrs gewahrte er große, sich bewegende Massen. „Sind's denn die Teufel aus der Hölle?" hätte William fast geflucht; doch er bezwang sich; das Fluchen war ihm ja stets ein Greuel gewesen. — „Also," dachte er weiter, „muß ich mich schon wieder auf den Tod vorbereiten? Wenn ich nur wüßte, was das ist, was da herau-fommt! — Er schaute sich fast die Augen vor den üopf; endlich, vom Scheine des Feuers etwas besser erhellt, erkannte er, daß' es eine ungeheure Büffel-herde war, die, durch den Brand aus dem Walde getrieben, sich vereinigt und ihr Heil in der Ferne zu suchen trachtete. Die Büffel waren, es auch, die. die Staubwolken hervorgebracht und schnurstracks auf ihn zuliefen. Da war es unnütz, sich auf den Boden oder hinter dichtes Gesträuch zu legen; diese Sündflut von Dickhäutern hätten ihn sicher mit ihren plumpen Füßen nicht nur platt, sondern auch noch ein wenig in die Erde hineiugestampft! Seine Flinte konnte ihm hier auch nichts nützen. Am sichersten glaubte er zu handeln, wenn er sein Glück nochmals auf einem Baume versuchen würde. Es war ja diesmal nichts von . Schlangen und auch nichts von den Schwarzen zu fürchten. Er suchte sich daher schnell einen aus, der stark genug sei, ihn zu tragen und auch den Anprall eines Büffels, der vielleicht am linken Auge blind und mit dem rechten nicht sehend, gegen ihn laufen könne; jedoch nicht allzudick, sonst innre er ja nicht hinaufgekommen! Schnell hatte er einen gefunden, der ihm passend schien; flugs war er Hinauf; aber er hatte sich dennoch ein wenig verrechnet. Als er oben war, bicgte sich der Baum nach rechts und links; es schien, als ob er seinen Reiter unwillig abschütteln und einem kräftigeren Rücken anvertrauen wolle! Dies tat er auch wirklich und zwar bald. William wäre gern wieder hinabgestiegen und auf einen andern Baum geklettert, doch er hatte keine Zeit mehr; die ganze Büffelhcrde näherte sich; sie war jetzt nur noch einige Flintenschüsse entfernt. D Schrecken! Ein Staub, daß man kaum die Augen offen halten konnte! Ein Stampfen, das; man glauben sollte, die ganze Erde werde zu Staub getreten. Den Kopf mit den riesigen Hörnern in die Höhe, den Schwanz noch höher, kamen sie wie wütend daher! Doch was war das nun wieder? In dem Haufen waren ja noch andere Tiere! Löwen, Tiger, und — er zuckte zusammen. — — Soeben war ein Tiger auf den Rücken eines Büffels gesprungen, hatte ihm Krallen und Zähne in denselben gebohrt und schon nach wenigen Schritten mußte das arme Tier unterliegen. — Doch durch sein heftiges Zucken hatte er das Übergewicht auf deni dünnen Aste verloren und war hinunter,--------mitten in die Büffelherde gefallen! Was William in diesen Augenblicken gedacht, fragt es ihn nicht! Er wußte es selbst nicht. Hören und Sehen. und Denken und Sprache hatte er verloren! Zum Glücke war er auf den breiten Rücken eines riesigen Büffels gefallen; — doch der Zufall hatte es gewollt, daß er mit dem Gesichte nach hinten schaute. Wohl hätte er sich da leicht des geradeaufstehenden Schwanzes als Zügel bedienen können, doch wußte er nicht, ob's dem da unten angenehm war und wenn .... Obwohl, diese seine verkehrte Reiterei ihr Unangenehmes hatte, so hatte sie doch auch wieder ihr Angenehmes und Nützliches: Vor allem sah er auf diese Weise nicht, wohin ihn sein Ochs noch bringen werde; brauchte also für die Zukunft einstweilen nicht besorgt zu sein! — — Und wenn? ... ja, wenn auch einmal ein Tiger (es waren derer noch mehrere im Gefolge) versucht hätte, auf seinen Gaul zu springen — — ja, dann sah er es doch vorher! Vielleicht könnte er den Feind auch noch durch einige Drohungen abschrecken.---------Bemerken wir noch kurz, daß William die Büffel nicht mehr als Feinde, sondern als seine Leidensgenossen betrachtete und außerdem, daß er da oben garnicht ermüdete, wurde er auch noch aus dieser schauerlichen Gegend getragen. Ein Gedanke beunruhigte ihn nur noch: Wie sollte er aber nachher wieder herunter- kommen? Jedenfalls nicht so leicht, wie hinauf und wenn . . . und wo? Ja, das waren alles Fragen, die er der Zeit zu beantworten überlassen mußte! „Huh! — — Du da, Bestie! — Was? Fort, oder . . . Hü!" und er zog seinem Träger einen herüber, gleich als ob er ihn zu schnellerem Laufe anspornen wolle. Auch versuchte er, ihm die Fersen in die Seite zu drücken; doch umsonst! Dieser Gaul hatte so dicke Rippen, daß er so etwas garnicht spürte! „Donnerwetter! Wilde Grimmasse! Menschenmörder! Teufelsfratze! Wart' nur! Gehst du weg!" — — Doch, William schrie umsonst! Der Tiger hatte es also wirklich auf ihn abgesehen. Da, jetzt duckte er sich schon zum Sprunge! — „O Gott! Herr, sei mir armem Sünder gnädig!" William glaubte sich schon tot und begraben. — Wäre doch Pater Byron da, der ihm noch die Generalabsolution gäbe!-------Doch, es war noch nicht aus mit ihm; seine so tragische Laufbahn sollte noch nicht zu Ende sein. Sein tapferer Büffel hatte die Gefahr auch gewittert und schlug gerade in dem Augenblicke, als der Tiger aus ihn zusprang, kräftig mit beiden Hinterbeinen aus. Mit dem linken Fuße hatte er die auf ihn zuspringende Teufelsfratze in die Herzgegend getroffen. „Brav gemacht!" klatschte William in die Hände, Seite 114 Stern der Neger Nr. 4 „hatte ich dir's nicht vorhergesagt? Nun, diese Lektion wird genügen! Adieu, armer Kerl, so bald werden wir uns wohl nicht mehr wiedersehen!" Die Sache hatte also eine ganz andere Wendung genommen, als William sich vorgestellt. Nun war nicht er, sondern der Tiger es, dessen letzte Stunde geschlagen hatte. (Siehe Abbildung.) Und fort gings wieder, als ob nichts passiert sei. Wohin? Ja, wohin? Das konnte der liebe Gott nur allein wissen! Dem Anpralle dieser Büffel konnte nichts widerstehen: Hecken, Bäumchen, Neger-hütten, ja selbst die sonst doch so starken Termiten- hügel wurden von ihnen über den Haufen gerannt und zerstört. „O Gott, wäre ich doch wieder da unten!" seufzte William wohl hundert- und tausendmal! wie sollte ihm das aber glücklich gelingen? Die Büffel liefen ja immer noch so rasend fort! Sprang er herab, so würde er mehr als wahrscheinlich den Hals brechen und gesetzt, daß das auch nicht geschähe, es waren noch hunderte von Büffeln hinter dem seinen und diese würden ihn auch ganz sicher in diesem Falle zertreten haben. Nur ein Weg der Rettung blieb ihm mehr übrig; doch sein dankbares Herz gegen seinen wenn auch unvernünftigen Retter schauderte davor zurück. Er hatte in der Tasche ein Messer — wenn er nun damit seinem Büffel einen Stoß in die Seite gegeben hätte, so wäre der zwar anfangs wütender geworden und schneller gelaufen, doch würde er bald durch den Blutverlust matt geworden sein und so zurückbleiben und — wäre er einmal hinter dem Zuge, so konnte er ihm noch einige andere tiefe Wunden beibringen und so ganz zum Falle bringen. Ja, anders gabs kein Mittel zu seiner Rettung! Nun denn, wenns sein muß! Der liebe Gott hat ja auch die Tiere zum Nutzen der Menschen erschaffen. — Ein kräftiger Stoß mit dem Messer in die Seite des Büffels brachte die vorherberechnete Wirkung hervor! doch das Tier gebahrte sich so wild, daß William, obgleich er ein ausgezeichneter Reiter war, sich nur mit Not im Sattel halten konnte. Endlich ging es langsamer. William machte sich zu allem bereit . . . noch ein paar tüchtige Stöße in die Seiten des Tieres — ein Sprung und William stand wieder auf dem festen Boden. Er konnte es kaum selbst glauben! noch immer schien es ihm, als reite er rückwärts und das so lebhaft, daß er unwillkürlich zurücktaumelte und zu Boden fiel. „Nun," sprach er zu sich selber, „wenns denn so sein soll, sei es! So will ich denn ein wenig von meinen Strapazen ausruhen und versuchen, ein wenig Ste. 4 Steril der Neger Seite 115 zu schlafen." Wirklich, es gelang ihm; die Erschöpfung war zu groß, sonst umre so etwas nicht möglich gewesen. Auch der Büffel schlief bereits schon neben ihm, doch um nie wieder aufzuwachen. Wie lange Williarn geschlafen hatte, wußte er selbst nicht. Als er die Augen aufschlug, standen die Sterne noch am Himmel. Sie glitzerten so freundlich und so lebhaft, daß es thut vorkam, als wollten sie ihm gratulieren für den guten Ausgang des Schauspieles, das sie mit angesehen hatten. Wie war es mit dem Feuer — mit dem Waldbrande? . . . Williain wußte es nicht. Es war kein Zeichen mehr davon zu bemerken. Desto besser! Der Büffel da hatte ihm gute Dienste geleistet, ihn einige hundert Kilometer davon weggetragen! William suchte sich einige Früchte, denn er hatte gewaltigen Hunger. Er fand jedoch nicht viel. So ging er denn vorwärts, in der Hoffnung, doch endlich noch einmal eine menschliche Wohnung anzutreffen. Und wiederum hatte er Glück. Da hinten unter einigen schattigen Bäumen erhob sich ein ziemlich großes Haus. Es war nach europäischer Art gebaut. William freute sich sehr darüber und schritt sogleich auf dasselbe zu. Ach, wenn er noch einmal einen seinesgleichen gesehen hätte; wenn er sich noch einntal wieder ordentlich gestärkt hätte, ja, daun hätte er wieder mitleben können. „Ich will sie jedoch nicht so überrumpeln," dachte er bei sich, „denn so, wie ich jetzt aussehe........... wahrlich, auch der Teufel könnte fast vor mir bange werden. Ich will mir zuerst das Haus, seine Be-tvohner und Verhältnisse ein wenig ausspekulieren; dann werde ich sie zuerst langsain auf inich aufmerksam machen und schließlich ihnen meine Absicht und meine Erlebnisse aus den letzten Tagen kundtun. Er schlich sich daher vorsichtig auf einen nahen mit Gesträuch bewachsenen Hügel, von wo aus er einen vollständigen Überblick über das Haus und seine Umgebung und dazu noch den Vorteil hatte, von jenen selbst nicht gesehen zu iverden. Soeben ging die Sonne auf. Die Vöglein sangen ringsum schon ihre munteren Lieder. Auch sie dankten dem Herrn, daß er sie während der Nacht beschützt und ihnen wieder einen Tag der Wonne geschenkt hatte. Eine Nachtigall war es, die jedoch ganz besonders die Aufmerksamkeit Williams auf sich zog. Sie saß in einem nahen Wäldchen; unten murmelte vergnügt ein silbernes Bächlein. Welch' liebliches Konzert! Timi, timi tinn, tinn, Zpe tin zqua, Quorror pipi. Tio, tio, tio, tio, tio, tio, Qütio, qütio, qiitio, qütio; Zquo, zquo, zquo, zquo, Zi, zi, zi, zi, zi, zi, zi, zi, Quorror tili zqua pipiqui! Da hätte er stundenlang lauschen können ohne zu ermüden. Immer etwas Neues und doch immer das Alte wieder in neuer Form! Inzwischen war es Heller Tag geworden und auch in den: nahen Wohnhause zeigten sich Lebensgeister. Zuerst trat ein Mädchen von etwa 15 Jahren vor die Türe. Es trug einen Eimer in der Hand und ging zur nahen Quelle. Bald nachher kamen noch einige andere hervor. Die da mußte die Mutter fein I an ihren Kleidern zog sie noch zwei Kinder nach. Endlich sah William auch noch einen sehr alten Mann, der mit dem Stocke in der Hand das Haus verließ und sich in eine nahe Gartenlaube begab. Dort angekommen, ließ er sich auf eine von Baumästen hergestellte Bank nieder und stützte den Kopf in beide Hände. So mochte er eine Viertelstunde dagesessen haben, als er plötzlich die Hände vom Kopfe nahm und etwas verstört um sich schaute. „Anna," rief er mit schwacher, jedoch geistreicher Stimme, „Anna, höre mich! Die Sache scheint mir verhängnisvoll! War doch dein Franz immer zur Nachtstunde zuhause und auch Peter, dein ältester Sohn, er ließ nach Sonnenuntergang nie lange auf sich warten! Wo bleiben sie denn diesmal? Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen." „O Papa, mach' dir doch keine unnötigen Sorgen," entgegnete die Angeredete, „mein Mann ist vorsichtig und auch noch recht kräftige Peter ist ja auch bei ihm, ein gesunder und wackerer Junge; den zweien passiert so leicht nicht etwas! Erinnere dich doch daran, wie sie neulich noch einem Löwen die Beute abgejagt haben!" „Jawohl," versetzte der Greis, „das alles weiß ich, doch — ich weiß nicht — man sagt: ,Viele Hunde sind des Hasen Tod'; und du weiht, daß in dieser Gegend noch immer viele Wilden sich aufhalten! Wir haben ja schon mehrere Beweise dafür, daß sie uns feindselig gesinnt sind und schon lange darnach trachten, unser Haus zu zerstören und uns, wenn nicht zu morden, so doch zu vertreiben. Wer hat vorige Woche den Stall angezündet? Von wem wurde unsere schönste Kuh gestohlen? Von wem kommen anders als von den Wilden die drei blutigen Pfeile, die wir vor 14 Tagen vor unserer Türe fanden? — Also Krieg und immer wieder Krieg steht uns bevor von diesem schwarzen Gesindel! — Ich fürchte sehr, daß dein Mann und Peter in ihre Hände gefallen sind; daß man in der kommenden Nacht unser Haus überfallen und, falls wir kein Mittel zu unserer Rettung erfinden können, wir alle ohne Ausnahme morgen um diese Stunde kalt oder doch wenigstens Sklaven sein werden. O, mir schaudert's wirklich vor jenen Ketten!" Der Greis war tief bewegt — sein Alter und seine langjährige Erfahrung verdienten wohl, daß man seine Worte beachte. Da wurde es auch der Mutter bange und voller Sorge fragte sie ihren alten Vater, was denn da wohl zu tun sei. „Einstweilen," sprach jener, „weiß ich es selbst noch nicht; habe schon seit Mitternacht darüber nachgesinnt, bin aber bis jetzt noch nicht zu einem ausführbaren Plaue gekommen. Ich bin alt und kann kaum die Flinte mehr halten. Zwar ist mein Auge noch sicher und auch meine Hand noch geübt, doch lange kann ich es nicht aushalten. Marie zielt zwar auch gut, doch sie ist zu gutmütig; auf Menschen, wenn es auch nur Wilde und dazu noch Feinde sind, würde sie kaum das Herz haben, loszudrücken. Dann wärst du noch da und der zehnjährige Michel. Ihr zwei könntet auch noch helfen; doch was wäre das noch? Unser vier und der Schwarzen vielleicht vierzig und noch mehr! „Und doch werden wir auch vierzig Wilden uns gegenüber noch nicht so leicht übergeben," wiederholte die mutige Frau, „wir müssen uns natürlich in das Haus begeben, die Türen gut verrammeln, uns gut mit Pulver versehen und auf der Hut sein. Und dann kann ja auch mein Mann mit Peter jeden Augenblick zurückkommen." „Hast du wirklich noch Hoffnung? Ich meinerseits . . . 's hat mir so gruselich geträumt in der vorhergehenden Nacht. Es schien mir, als ob Peter, an Händen und Füßen gebunden, in einen Nachen geworfen und den großen Fluß hinauftransportiert worden sein. — — — Dein Mann blutete aus vielen Wunden und ich . . . ja, ich war auch bald nachher an einen Baum gehenkt worden! Unser Haus stand in hellen Flammen und Marie, welche eben noch fliehen wollte, war auch in Ketten gelegt und fortgeführt worden. Die gute Frau schauderte zusammen bei jedem neuen Worte ihres Vaters — an so etwas hatte sic noch nie gedacht. Sie hätte gerne ihre Kinder zusammengerufen, ihnen das Gefahrvolle ihrer Lage mitgeteilt und zum nahen Muttergottes-Kapellchen geschickt, damit sie dort für das Wohl ihres Vaters und der ganzen Familie beten möchten; doch sie hatte das Herz nicht dazu. Wohl rief sie alle ihre Kinder zu sich, denn schon jetzt graute ihr vor dem Gedanken, auch nur eines davon verlieren zu können, Stern der Neger Seite 117 Nr. 4 doch das tat sie unter einem andern 93omanbe; von der ihnen drohenden Gefahr sagte sie nichts. William war näher herangeschlichen; er hatte alles gehört, sich schon ganz in ihre Lage hineingelebt und auch schon einen halben Plan entworfen. Ja, das mußte gelingen! Die ihrige war auch schon seine eigene Angelegenheit geworden und er war bereit, ebenso für ihre, wie für seine eigene Angelegenheit bis auf den letzten Blutstropfen zu kämpfen. Wie sollte er ihnen aber seine Anwesenheit und seinen guten Willen kundtun? Sie würden sich vor ihm erschrecken, gleich ins Haus fliehen, sich vor ihm einschließen und bann. ... ja dann konnte er nichts mehr machen. „Halt," siel ihm ein, sie sprechen ja deutsch; ich muß sie also in ihrer Muttersprache und zwar recht deutlich und freundlich anrufen; gelingt es mir, daß sie meine Worte sofort verstehen, so ist das Übrige schnell gemacht. „Guten Morgen,meine Landsleute! Schon munter?" rief er und sogleich erhielt er die gewünschte Antwort: „Guten Morgen; — wer ist denn da?" — „Ich!" antwortete William und trat aus seinem Verstecke hervor. Als er jedoch sah, daß die Kinder sich furchtsam vor ihm zurückzogen, erklärte er sich besser: „Habt nur keine Furcht vor mir, ich bin auch ein Weißer, ein Europäer, wie ihr; zwar habe auch ich in diesen Tagen viel Pech gehabt, doch bin ich jetzt, Gott sei Dank, wieder in bessern Verhältnissen und da ich eben zufällig von eurer kritischen Lage Kenntnis erhalten habe, so erkläre ich mich hiermit bereit, wenn ihr meinen knurrenden Magen zum Stillschweigen bringen wollt, euch zu helfen und meine sichere Faust eurem Dienste zu weihen!" Denkt euch den Jubel der fast Verzweifelten! „lind ob wir Ihren Magen befriedigen wollen! Nicht nur einmal, sondern so oft er irgendwelche Forderung hat; kommen Sie nur gleich mit herein! Sie kommen ja gerade wie vom Himmel gesandt! Sie fehlten uns noch; und nun, wenn Sie schon alles gehört haben, möchten Sie nicht unser Anführer werden, die Leitung der ganzen Geschichte auf sich nehmen? Wir werden Ihnen in Allem gehorchen!" „Wenn Ihr cs so wünscht, von Herzen gern," cntgegnete William, „doch laßt uns gleich an die Arbeit gehen und nötigenfalls vor Abend noch alle Vorkehrungen treffen zu einem baldigen Angriffe; man kann den Schwarzen nicht trauen; ich selbst habe dieser Tage schon mehrere sichere Proben hierfür erhalten und bin ganz der Ansicht, wie der Großvater. Wohin ging Ihr Mann denn gestern? Wer war bei ihm? Hatte er auch seine Flinte bei sich? Habt Ihr in letzter Zeit auch Zwistigkeiten mit den Schwarzen gehabt? Alle diese Fragen mußte Anna beantworten und William zuckte immer bedenklicher die Achsel. Man speiste sodann zu Mittag und entwarf noch verschiedene Pläne zur Rettung der Kolonie. Roch immer kehrten die zwei nicht zurück; sollten also die Vermutungen der Männer Wirklichkeit geworden sein? — Schon wieder begann die Sonne zu sinken. Gespenstern gleich türmten sich einige zerrissene Wolken vor ihr aus. Sie schienen ein Schlachtfeld darzustellen. — Man hatte schon alle Türen sorgfältig verschlossen und verrammelt; auch die Fenster, die zum Glücke nicht so nahe am Boden waren, und nun ging William daran, jedem seinen Posten anzuweisen, den er im Falle eines Kampfes zu behaupten hatte. — — — „Michel, du stellst dich hierhin, rechts von diesem Fenster! Diese halbe Scheibe nehme ich heraus und wenn ich es dir sage, zielst du sicher auf den, den ich dir angeben werde. Verstanden?" „Marie, komme du hierhin; du mußt dieses Fenster behaupten können! — — Hat deine Mutter eine sichere Hand?" — „D ja!" — „Kommen Sie also an dieses Fenster hier, Merken Sie wohl auf meine Befehle und schärfen Sie nur ihren Kindern ein, daß sie mir pünktlichen Gehorsam leisten! — Sie, lieber Großvater, kommen mit mir; wir stellen uns an das Fenster, das sich oberhalb der großen Türe befindet; dort wird es wohl am meisten zu tun geben und dann, ja dann müssen wir abwarten ..." Da hörte man etwas im Walde. — „Was war das?" „Ein Raubvogel!" antwortete der Alte. — Ein Raubvogel? — — Ja, ganz gewiß; aber was für einer?—. Wieder erscholl ein ähnlicher Ruf; es schien die Antwort auf den ersten zu sein. — — William allarmierte seine ganze Festung. „So, meine Kinder," sprach er etwas bewegt," jetzt heißt es aufgepaßt! Seid nur vorsichtig, biegt niemals den Kopf hinaus und tut, was ich euch sage!" I (Fortsetzung folgt.) ZUM Gründonnerstage. a der Gründonnerstag gerade in die Zeit fällt, in der unsere verehrten Abonnenten die 4. Nummer unseres Blattes in die Hände bekommen, und dies doch einer jener Tage ist, die von allen am meisten Eindruck auf unser Herz machen, so glaube ich Ihren frommen Wünschen so ganz zu entsprechen, wenn ich Sie kurz ein wenig über die Vorhersagung und Einsetzung jenes großen Sakramentes unterhalte, das wir mit Recht unsere Wonne und die ganze Stärke der katholischen Kirche nennen. Noch immer, wenn Gott etwas Außerordentliches und besonders Wichtiges zu tun beschlossen hatte, besonders aber, wenn dies dem menschlichen Verstände unglaublich oder gar unmöglich schien, deutete er dies durch eigene Schatten und Vorbilder zuerst an. Das allcrheiligste Altarssakrament, ein Gott unter den Gestalten des Brotes und Weines wahrhaft, wirklich und wesentlich gegenwärtig, der Schöpfer-Himmels und der Erde, der sich seiner Kreatur zur Speise und zum Tranke gibt: das ist wirklich ein ] Geheimnis, das nicht nur jeden menschlichen Verstand, sondern auch das Fassungsvermögen der erleuchtetsten Cherubinen weit übersteigt. Man muß also schon a priori (im Voraus) annehmen, daß der Allweise auch dieses Wunder der Wunder der Welt, schon lange bevor sie es erblickte, vorher andeutete. Und in der Tat, wer auch nur mit einigem guten Willen in den „hhl. Büchern" nachforscht, wird auch bald die glückliche Entdeckung machen, daß Gott das Allerheiligste im alten Bunde nicht nur durch viele Vorbilder, sondern auch durch zahlreiche und berühmte Weissagungen der Propheten vorherverkündigte. So tritt uns schon zu den Zeiten Abrahams ein sehr schönes Vorbild der hochheiligen Eucharistie in dem Opfer Melchisedechs entgegen. Mclchisedech warder König von Salem (später Jerusalem) und zugleich Priester des Allerhöchsten. Zum Danke für den Sieg, welchen Abraham über die Feinde seines Vetters Lot davongetragen, brachte er Gott dem Herrn ein Opfer von Brot und Wein dar und segnete den Abraham. Daß Melchisedech wirklich ein Vorbild Jesu Christi und sein Opfer ein Vorbild des allerheiligsten Sakramentes gewesen, erklärt uns David schon in seinen Psalmen und der hl. Paulus in seinem Briefe an die Hebräer. Im 109. Psalm nämlich heißt es: „Du bist der Priester ewiglich nach der Ordnung des Mclchisedech." Wenn aber Melchisedech, und zwar als Priester, ein Vorbild Jesu ist, so ist auch das Opfer, das er als solcher darbrachte, ein Vorbild jenes, das Christus dargebracht hat. «Pascha nostrum immolates est Christus»: „Unser Osterlamm, Christus, ist für uns dargebracht worden," sagt der hl. Paulus in seinem 1. Briefe an die Korinther und der Vorläufer des Messias, als er ihn erblickte, rief ganz entzückt aus: «Ecce agnus Dei!» „Seht das Lamm Gottes!" Wie aus diesen Stellen hervorgeht, war auch das Osterlamm der Hebräer ein Vorbild unserer Synaxis: Das Osterlamm, das die Israeliten zuerst aßen, als sie aus Ägypten zogen, mußte unbefleckt und tadellos sein; unser Osterlamm, Christus, ist, wie der Apostclfürst schreibt, die Reinheit selbst. Und so geziemte es sich: „Auf daß wir einen Hohenpriester hätten, der heilig sei und unschuldig und von den Sündern abgesondert; einen Priester, dessen Opfer mit Recht „Engelspeise, Himmelbrot" genannt werden könne. Gleichwie das Osterlamm nur von Angehörigen des israelitischen Stammes genossen werden konnte, so kann auch die hl. Kommunion nicht außerhalb der katholischen Kirche, die das Haus Gottes ist, empfangen werden. — Das Osterlamm mußte mit ungesäuertem Brote, d. h. ohne Sauerteig gegessen werden. Das Fleisch Christi darf im heiligsten Sakramente nur mit der größten Reinheit des Herzens ohne Sauerteig der Sünde genossen werden. Die Israeliten mußten das Lamm reisefertig und in aller Eile verzehren. Wir dürfen nur zum Tische des Herrn hingehen mit einem Herzen, das losgeschält ist von den Gütern und eitlen Freuden dieser Welti mit einem Herzen, das sein Sinnen und Trachten nur nach dem Himmel richtet, wo uns arme Erdenpilger das wahre, ewige Vaterland erwartet. Das Blut des Opferlammes wurde an die Türen der jüdischen Wohnungen gespritzt, denn so blieben die bezeichneten vom Würgengel verschont, der auf Befehl Gottes alle Erstgeburt der Ägypter erschlug. Das Blut Christi ergießt sich beim Genusse der Eucharistie in unsere Seele und alle mit diesem Blute bezeichneten Seelen, wenn sie cs wohl auf- ©tem der Neger Seite 119 Nr. 4 genommen haben, werden vom Herrn verschont, wenn er kommt, die Gottlosen zu vertilgen. Die Gelegenheit, die sich hier uns bietet, ist zu schön, als daß wir sie könnten vorbeigehen lassen, ohne einen persönlichen Nutzen daraus zu schöpfen: Wohl wohnten im Lager der Ägypter auch die Israeliten. — Wohl war cs finstere Nacht, — doch der Herr weiß die Seinen zu schützen, wo auch immer sie sich befinden mögen! Moses hatte dem Volke befohlen, daß jeder ein makelloses Lamm schlachte und mit dessen Blute die Türpfosten besprenge. Der Engel sah cs — sacro cum tremore ac reverentia magna: mit heiligem Schrecken und der größten Ehrerbietung trat er zurück und wagte es nicht, die mit dem Blute des Lammes Bezeichneten zu beunruhigen. Wir, die wir nicht die Türen unseres Hauses, sondern unsere Seele, nicht mit dem Blute eines gewöhnlichen Lammes, sondern mit dem kostbaren Blute des menschgewordenen Sohnes Gottes, nicht nur besprengt, sondern ganz in demselben so oft gebadet und reingewaschen haben; wir, wir . . . wen oder was sollten wir fürchten? — Wo ist unser Glaube, wo unser Herz, wo unsere Liebe und Dankbarkeit? «Parasli in conspectu meo mensam adversus omnes qui tribulant me: Du hast mir, o Gott, einen Tisch bereitet, gegen alle, die mich quälen und mir zu schaden trachten." Ein anderes, die hochh. Eucharistie deutlich bezeichnendes Vorbild ist das Manna, womit der Herr die Israeliten in der Wüste 40 Jahre lang speiste und auf welches Jesus selbst hinwies. Wie gesagt, fiel dieses vom Himmel auf die Erde und Jesus, die zweite Person der allerheiligsten Dreifaltigkeit, stieg auch vom Himmel, wurde Mensch und gab uns sein Fleisch und Blut zur Speise und zum Tranke. Daher sprach er zu den Juden: „Nicht Moses hat euch einstens Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater, der im Himmel ist und auch das war, obwohl es so schien, in Wahrheit nicht Brot vom Himmel; ich aber gebe euch wirklich Brot vom Himmel, mein Fleisch und mein Blut zur Nahrung eurer Seelen, mein Fleisch und mein Blut, so ich hingeben werde für das Leben der Welt." Täglich fiel das Manna vom Himmel und jeder konnte sich dessen so viel nehmen, als ihm vonnöten war. . Jeden Morgen, ja, wenn man die ganze Erde in Betracht zieht, zu jeder Stunde steigt Jesus vom Himmel in die Hände des Priesters, auf unsere Altäre und ruft allen zu: «Venite ad me omnes, qui laboratis et fatigati estis, et ego reficiam vos»: Kommet alle, zu mir die ihr mühselig und beladen seid und ich will euch erquicken!" Da kann jeder hinzutreten. Doch gleichwie der, welcher des Manna mehr sammelte, doch nicht mehr besaß als der, welcher weniger sammelte, so erlangt auch der, der eine größere Hostie empfängt, nicht mehr als derjenige, welcher eine kleinere bekommt oder nur einen Teil derselben. Wir glauben ja felsenfest, daß Jesus nicht nur in der ganzen Hostie, in dem Blute, das sich zusammen im Kelche befindet, sondern auch und zwar ganz und ungeteilt, sich in jedem, auch dem kleinsten Teile (wenn er nur noch die Gestalt des Brotes oder Weines beibehält), zugegen ist. — Das Manna wurde nur den Israeliten gegeben: Das hochheilige Altarssakrament dürfen nur die gläubigen Christen empfangen; und gleichwie die Kinder Israels das Manna erst erhielten, nachdem sie durchs rote Meer gegangen, so empfangen auch wir die hl. Kommunion, dieses himmlische Manna, nicht, bevor wir durch das Wasser der hl. Taufe aus der Knechtschaft Satans befreit sind. — Den irdisch gesinnten Juden wurde das köstliche Manna bald zum Ekel; auch die Weltkindcr unserer Zeit finden wenig Freude an der hl. Kommunion und wenn sie auch dann und wann einmal hinzutreten, so geben sie doch in ihrem ganzen Benehmen deutlich kund, daß sie nicht ein liebendes Herz, welches sich nach dieser himmlischen Speise sehnt, wie der Hirsch nach der Quelle des Wassers, sondern die bloße Gewohnheit hinzuführt. Nachdem die Israeliten ins gelobte Land gelangt, fiel kein Manna mehr: Und wenn wir einst am Ziele unserer Pilgcrschaft Gott von Angesicht zu Angesicht schauen werden, dann bedürfen auch wir der hl. Kommunion nicht mehr. «Sapientia sedificavit sibi domum»: „Die Weisheit baute sich ein Hans; sie schlachtete ihre Opfer, würzte ihren Wein und bereitete ihre Tafel. Nach allen Seiten sandte sie ihre Boten aus und ließ alle zum fröhlichen Gastmahle einladen. „Kommet, esset von meinem Brote und trinket von dem Weine, den ich euch bereitet." Unter der Weisheit verstehen die heiligen Väter den Sohn Gottes, die ewige Weißheit, Jesum Christum, der sich als Wohnung die katholisch« Kirche gestiftet, in der er uns allen ein köstliches Mahl im allerheiligsten Altarssakramente zubereitet hat und zu welchem er uns alle freundlichst einladet. So wurde denn die Eucharistie nicht nur in Vorbildern, sondern auch direkt von den Propheten vorherverkündigt und verheißen. Auch Jsaias, der Fürst und die Krone aller Propheten, drückt sich in diesem Punkte klar genug aus: „Und Jehova, der Weltbeherrscher, wird allen Völkern auf diesem Berge ein köstliches Mahl bereiten, ein Mahl Seite 120 Stern der Neger Nr. 4 von Hefewein, von fettem Marke und geläutertem Weine. Wegreißen wird er auf diesem Berge (der katholischen Kirche) des Schleiers Decke, die alle Völker deckt, die ausgespannt ist über alle Nationen und vernichten wird er auf ewig den Tod; abtrocknen wird der Herr von jedem Angesichte die Tranen und seines Volkes Sehmaeh ivird er vertilgen von der ganzen Erde. Der Herr Jehova hat gesprochen!" Die Kirchenlehrer verstehen alle unter diesem Mahle, das der Herr bereitet, das allerheiligste Altarssakrament, das Jesus Christus , beim letzten Abendmahle eingesetzt und seinen Jüngern und deren Nachfolgern bis an das Ende der Zeiten zu erneuern befohlen hat: „Tuet dies zu meinem Andenken!" Der Prophet Zacharias ruft bei dem Gedanken an dies zukünftige Mahl voll Entzückung und Bewunderung aus: „Worin besteht sein (des Messias) Reichtum und seine Schöne? Ist es nicht in dem Getreide der Auserwählten und in dem Weine, aus dem den Jungfrauen sprossen?" Gott wird, wollte mit diesem prophetischen Aus-drucke Zacharias sagen, uns seine Güte und Schönheit dadurch zeigen, daß er sich uns in der heiligen Eucharistie hinterließ, die da ist die Speise der Anserwählten, das Brot der Starken und der Wein, aus dem die reinen Seelen hervorgehen. Doch am schönsten und deutlichsten spricht Malachias, der letzte der Propheten von der hl. Eucharistie. Er verkündigt den Juden, daß in Zukunft alle ihre materiellen Opfer ein Ende nehmen und an ihrer Stelle ein unendlich reineres und Gott wohlgefälligeres eingesetzt werden mürbe; ein Opfer, das nicht nur von den Juden, sondern auch von den übrigen Nationen, nicht nur in Palästina, sondern an allen Orten der Erde Gott dargebracht werden könne: „Ich habe kein Wohlgefallen mehr an euch, spricht der Herr der Heerscharen, und nehme kein Opfer mehr an von euerer Hand; denn sehet, vom Aufgange der Sonne bis zu ihrem Niedergänge ist (wird sein) mein Name groß unter den Völkern und an allen Orten wird meinem Namen ein reines Speiseopfer dargebracht iverden, spricht der Herr der Heerscharen." Schon Klemens Romanus (der dritte Nachfolger des hl. Petrus fagt'S und das Konzil von Trient in seiner 21. Sitzung erklärt, daß im Opfer der hl. Messe diese Worte des Propheten in Erfüllung gegangen seien. Ohne Zweifel waren die bisher angeführten Vorbilder und Weissagungen noch ziemlich schwer zu verstehen und die Mehrzahl des jüdischen Volkes wird ihren tiefern Sinn und ihre volle Bedeutung nicht begriffen haben; aber alle, die diese Vorbilder sahen und die Prophezeiungen wahrnahmen, mußten doch auf den Gedanken kommen, daß ihnen Gott ein Opfer bereitet habe und eine Nahrung geben wolle, die weit erhabener und unendlich vollkommener sein würde, als alle vorhergehenden. So war der Stand der Dinge, als Jesus Christus, der verheißene Erlöser, erschien und sein Lehramt unter den Menschen öffentlich antrat. Schon seine Geburt zu Bethlehem (welches hebräische Wort auf deutsch „Haus des Brotes" heißt) wies darauf hin, daß er künftig unsere Speise und Nahrung sein wolle. Vergegenwärtigen wir uns kurz die Umstände und den Inhalt jener denkwürdigen Rede, die Jesus, genau ein Jahr vor seinem bittern Leiden und Sterben, in der Synagoge zu Kapharnaum hielt. — Am Tage vorher hatte er eine große Volksschar, 5000 Männer, ungerechnet die Weiber und Kinder, auf wunderbare Weise mit fünf Broten und zwei Fischen in der Wüste gesättigt. Die Menge war ganz erstaunt und voll Begeisterung scharten sie sich um den großen Wundertäter herum. Jesus- glaubte, daß jetzt der rechte Augenblick gekommen sei, ihnen die Wunder seiner Liebe zu offenbaren und sprach daher zu ihnen: Bemühet euch doch nicht so sehr um die Nahrung, die vergänglich ist, sondern bemühet euch vielmehr um jene, die ins ewige Leben dauert, welche euch ber' Sohn des Menschen geben will. Sie aber verstanden' ihn nicht; sie waren noch viel zu irdisch gesinnt! Sie meinten, Jesus spreche noch immer von materiellem Brote und fragten ihn daher: „Was sollen wir denn tun, um Gottes Werke zu wirken, um zu diesem schönen Brote zu kommen?" — O, die Verblendeten! So oft hatte es ihnen Jesus schon gesagt: „Das Werk Gottes und darum das Wichtigste für euch ist, daß ihr an den glaubet, den der Vater gesandt hat." — O ja! Das war es ja gerade, was sie nicht wollten! Wohl hatten sie Jesum genügend verstanden, doch sie wollten ihre Gesinnung nicht ändern und darum sprachen sie zu Jesus: „Was für ein Zeichen wirkst du denn, damit wir an dich glauben?" Und damit Jesus nicht etwa auf das große Wunder der Brotvermehrung des vorhergehenden Tages hindeute, suchten sie dieses zu verkleinern, indem sie hinzufügten: „Unsere Väter aßen einst, als sie noch in der Wüste waren, Brot, das vom Himmel herabgestiegen!" — Da war es jedoch aus! Als sie von Brot redeten, das vom Himmel herabgestiegen und das Volk in der Wüste genährt hatte, konnte sich Jesus nicht mehr zurückhalten! Das war es ja gerade, was er ihnen jetzt ankündigen wollte und damit sie seine Worte gut aufnähmen, hatte er sie nur besser darauf vorbereiten wollen! Nr. 4 Stern der Neger Seite 121 Er sprach daher ganz offen heraus: „Nicht Moses hat ench das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater, der im Himmel ist; denn das ist das Brot, welches vom Himmel kommt nnd derWelt das Leben gibt." Sie verstanden ihn noch nicht, oder besser gesagt, sie wollten ihn doch noch nicht verstehen! Er sprach daher noch klarer: „Ich bin dasBrot des Lebens; wer zu mir kommt, der wird nie hungern und wer an mich glaubt, der wird nie d ü r st e n!" Da hätten sich die Juden doch bekehren und ihm für eine so große Gnade dankbar sein müssen, aber nein! Ganz recht hatte der hl. Stephanus, als er ihnen später vorwarf: „Ihr unbeschnittenen an Herz und Ohren! Ihr widerstrebt allezeit dem hl. Geiste; wie eure Väter es gemacht haben, so macht auch ihr es!" „Was ist das," murrten sie, „daß er sagt: „Ich 6in das Brot, das vom Himmel gekommen" ? Ist er nicht Jesus, der Sohn Josefs und Mariä von Nazareth?" Jesus, der in ihren Herzen alle ihre geheimsten Gedanken las und auch ihren Unglauben bemerkte, widerruft jedoch nicht ein einziges seiner Worte, er erklärt auch keines; sie waren ja deutlich genug gesprochen und von den Juden übrigens auch ganz gut verstanden worden; im '^Gegenteil! Jesus wiederholt sie nochmals ganz genau wie zuvor und dann bekräftigt er sie noch: „Ich bin dasBrot des Lebens; ich bin das lebendige Brot, das vom Hümmel gekommen ist; wer von diesem Brote'ißt, der wird ewig leben. Das Brot, das ich euch geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der W e lt!" Jesus, der in diesem Augenblicke ganz vor Liebe zu den Menschen glühte und dem es {fast zu läng wurde, bis er sein Liebessakrament eingesetzt sehe, achtete nicht darauf, daß ihn bei diesen Worten viele seiner Jünger verließen, sondern fuhr in noch immer höherem und liebevollerem Tone fort: „Wahrlich, wahrlich sag' ich euch: „Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht essen und sein Blut nicht trf.njenterbet, so werdet ihr das Leben nicht in euch haben. Wer mein Fleisch ißt und m e i n B l u t trinkt, der hat das ewige Leben und ich werde ihn wieder auferwecken am jüngsten Tage; denn mein Fleisch ist w ahrh aft eineSpeise und mein Blut ist wahrhaft ein Trank. Wer mein Fleischißt und mein Blut trinkt, derbleibt in mir und ich in ihm." So, jetzt ist Jesus zufrieden! Er hat uns seine unendliche Liebe zu uns geoffenbart und er besteht so fest darin, daß er bereit gewesen wäre, auch noch seine zwölf Apostel zu verlassen, lieber, als daß er auch nur ein einziges seiner Worte zurückgenommen hätte! Wer könnte wohl die Liebe eines solchen Herzens begreifen? Selbst hie Apostel begriffen damals den vollen Sinn dieser Worte noch nicht. Erst ein Jahr später, am Vorabende seines Leidens, nachdem sie gesehen, wie Jesus das Brot in seine heiligen und ehrwürdigen Hände genommen und gehört hatten, wie er darüber gesprochen hatte: „Nehmet hin und esset, denn dieses ist mein Leib"; und wie er über den Kelch gesprochen hatte: „ N e h m e t h i n u n d t r i n k e t a l l e daraus, denn dieses ist mein Blut" und nachdem sie aus den Händen Jesu selbst die hl. Kommunion empfangen hatten, verstanden sie, was Jesus damit hatte sagen wollen. Da waren sie glücklich, da zweifelten sie nicht mehr! Und als sie auch dann noch von Jesus den ehrenvollen/Auftrag erhielten: „Tuet dies zu meinem An- denken!", da war ihre Glückseligkeit vollkommen!" Von jenem Augenblicke an war auch für die katholische Kirche und für uns gesorgt! Von jenem Tage an können auch wir sagen: „Brot vom Himmel ha st du uns gegeben, Engelbrot hast du uns geschenkt!" So wollen wir uns denn ihm auch immer dank- bar zeigen, für eine so unaussprechlich große Gnade uns immer mit größter Sorgfalt auf den Empfang dieses höchsten Liebessakramentes vorbereiten und es wird auch für uns das Brot des Lebens sein! Im schmerzhaften Mutter. (Von Pater Bernard Zorn, Sohn d. hhl. H. I.) IV. Gesang. Marias Schmerzen auf der Ilucht nach Ägypten. „Und als die Tage ihrer Reinigung, Der reinsten Himmelsbraut vollendet waren," Sagt Lukas in dem Zweiten, neununddreißig, „Es kehrte mit dem Jesuskind Maria Zurück nach Nazareth in Galiläa." Doch alles, was im Tempel sie vernommen, Sie treu bewahrte stets in ihrem Herzen Und immer tiefer drang das Schwert der Schmerzen. „Daß du, o Sohn, zur Auferstehung seiest Und zur Erlösung vieler, wußt' ich schon! Doch, als ein Zeichen, dem man widersprechen Zum Falle vieler?............ . Bist von den Höh'n gestiegen, sie zu retten; Du bist so lieblich und so sanft und gut, Vergossest schon für sie dein heil'ges Blut!" Und wenn er schlafend Ihr am Busen ruht; „O Antlitz, das die Himmel hoch erfreut, In das zu schau'n die Engel all' gelüsten, Du also sollst, o Schmach! bespieen werden?" Sie weint. . . Sie halt den teuren Sohn umfangen Und küßt ihn auf die rosenroten Wangen. Sein lockiges Köpfchen ruht an ihrem Herzen. — „O ruhe sanft, mein Sohn, du Kind der Schmerzen! Es kommt die Zeit, wo du auf hartem Kreuze, Von Dornen rings umwunden, nicht mehr weißt, Wo du dein müdes Haupt hinlegen könntest!" Die kleinen Händchen ruh'n noch an der Brust Der Mutter, die voll Mitleid sie betrachtet: „Es kommt die Zeit, wo diese zarten Hände Von groben Nägeln ... ach, wem soll ich's klagen? Durchbohrt, am Kreuz' den blut'gen Leichnam tragen!" Sie schließt die Augen — — — — — — — — — — — — Schlummert ein vor Leid. — „O, schlumm're sanft! Ich hab' den Töchtern Sions Geboten," spricht der Herr, „daß sie nicht stören In deiner Ruhe dich, geliebte Braut!" Doch bald muß der Geliebte selbst sie wecken, Mit neuem Schmerz die Schmerzensreiche schrecken; „Herodes sucht dein Kind, er will es töten; Steh' auf, Maria, eile es zu retten!" Kaum hat vernommen sie des Herrn Befehl, Als sie bereit schon stehet auf der Schwelle. Noch schlummert Jesus sanft in ihren Armen; Soll er wohl schlafen? — — — — — — — „Ich schlafe," heißt's im Hohen-Lied, „doch wacht Mein Herz! Wenn auch nur schwarze Nacht Und Todenschatten," lehrt er, „euch umgeben, Verzaget nicht: Von mir kommt Tod und Leben!" Noch ist es kalt, die wilden Stürme brausen; Lang ist der Weg zum Pharaonenlande; Vierhundert Meilen und davon die Hälfte Durch öde Steppen geht, auf rauhem Sande. Sie möchten rasten; doch Herodes wütet, Ist grausam wie ein Tiger; will nicht ruh'n, Bis er den Feind dem Tode überliefert. — Und weiter flieh'n sie, wie die bange Herde, Die vor des Wolfes Rachen ängstlich flieht. Es hat der Mond sich zweimal schon erneuert, Seit in der Wüste sie umhergeirrt! Wohl kamen endlich nach Ägypten sie, doch . . . Die Israeliten hatten schon gekostet, Als Moses lebte noch, welch ein Vergnügen Es sei, zu leben unter den Barbaren! — — Und heute noch, nach fast dreitausend Jahren, An jene Zeit sie nur mit Schrecken denken. Dem Stalle gleich sie fanden eine Hütte Nach langem Suchen, doch, o welche Armut! Ungeheuer! Dem häßlichsten der Tiere, Dem Krokodil, erbaut man stolze Tempel, Dem Ochsen zollt man hohe Götterehre, Man betet an der Katzen falsches Bild, Man spendet täglich ihnen reiche Gaben; — — Nur ihren wahren Gott sie nicht beachten: Nicht nur, nicht achten, sondern gar verachten! Er, der die Himmel schuf und wie ein Spielball Der Welten Riesen trägt in seiner Hand, Ist ein Verbannter nun in Feindesland! Sie laden schmeichelnd ihn zu ihren Festen, Die sie den Höllischen zu Ehren feiern. O Satan! Willst so früh dich schon entpuppen?— Ein Rätsel ist’S, das noch sich selbst nicht klar, Schwer bangend auf das Wort der Lösung harret; Memnonen, die der Stummheit Nacht bedeckt, Jauchzt ihr nicht auf in hellen Siegsgetösen? Hier ist das Licht, das alle Geister weckt, Das euch und alles Tote wird erlösen! Ihr Pyramiden berstet bis zum Grund', Bis jeder finst’re Grabesgang sich lichtet! Tut jenes Kindes Lächeln euch nicht kund, Wie ganz vergebens ihr empor euch schichtet? Ihr berget Leichen, grausig anzuseh’n, Auf daß sie manch' Jahrtausend überdauern — Es tönt das Wort: „Die Toten aufersteh'::!" Und freien Geistern weichen eure Mauern! Fort, Jesuskind, aus stummer Wüste — fort! Du sahst den Geist erstarrt in Geisterhallen; Von freien Bergen sprich das freie Wort, Von dem auf ewig seine Ketten fallen! Der Knabe weigert sich — mit grimmen Schlägen Will man zum Götzendienst „ihn" dennoch zwingen. Sie treten ihn mit Füßen, raufen ihm Die blonden Locken aus — — — — —------------------------ — — — — — — Er weint und duldet! — Er kehrt zu seiner Mutter heim und klagt Ihr traurig, tief gerührt sein Mißgeschick. — — „Verzeihe ihnen, denn sie wissen nicht, Was sie getan! — — — — — — — — — — — — — — — — O harte Lebensbahn! Wie lange währt, o Gott, noch die Verbannung? „Bis ich dir's sage," sprach der Engel schon, Und sieben Jahre sind seitdem verflossen! Doch, endlich schlug die langersehnte Stunde! „Steh' auf, o Josef," sprach der Engel wieder, „Steh' auf und kehre um; denn die dem Kinde Einst nach dem Leben strebten, sind nicht mehr." Gott sei gepriesen! Und, obwohl noch vieles Sie leiden mußten auf der zweiten Reise, > So sahen sie doch glücklich Nazareth Und die Bekannten wieder. — — — — — — — — — Arme Mutter! O, wenn du wüßtest, welch' unsäglich Leid Schon wieder deiner harrt nach kurzer Freud'! Verschiedenes. Ittarien-Umin für Afrika, Kruppe Alvern dors vei staugsdorf. Am Feste Mariä Lichtmeß hielt die hiesige Frauengrnppe des Marien-Vereines für Afrika eine sehr gut besuchte Versammlung ab. Der hochwürdige Herr Ortspfarrcr als geistlicher Konsulent der Frauengruppe hielt einen kurzen Vortrag über die religiösen Verhältnisse in Afrika, wobei er hervorhob, daß Afrika einstmals schon eine blühende christliche Kultur aufwies. Es gelte also, den verlorenen Boden langsam wieder zurückzuerobern und Afrika wieder für die christliche Religion zu gewinnen. Nach dem Vortrage wurde von einem Mädchen ein Gedicht aufgesagt: „Maria, Heil Afrikas" (entnommen dem „Stern der Neger"). Hieran schloß sich eine Berichterstattung über den gegenwärtigen Zustand der Frauengruppe: dieselbe zählt derzeit 105 Mitglieder und zwar 81 Mitglieder in Alberndorf selbst, 17 Mitglieder in dem benachbarten Unter-Markersdorf und 7 Mitglieder aus anderen Ortschaften. Es wurde auch der Beschluß gefaßt, daß, wenn ein Mitglied stirbt, möglichst viele aus der Frauengruppe mit brennenden Kerzen beim Leichenbegängnisse mitgehen sollen. Hierauf wurde wieder ein Gedicht vorgetragene „Der Dank eines kleinen Negers an seine Wohltäter" (ebenfalls dem „Stern der Neger" entnommen), und mit einem Gebet für die schwerkranke Kassierin der Frauengruppe und bcm Vereinsgcbet ivurde die Versammlung geschlossen. -i- -i- * Ehrfurcht vor den Eltern. Ein Missionär erzählt von den Christen an der Mündung des Kongo folgenden schönen Zug: Als der Missionär mit seiner Begleitung zum ersten Negerdorfe, dem, Wohnsitze des Mambuk oder Vorstehers, kam, ließ sich dieser auf das Schiff führen. Er war ein schöner, wenigstens achtzigjähriger Greis mit schneeweißen Haaren. In der Begleitung der Missionäre befand sich einer der Söhne des Mambuk, ein sehr verständiger und hübscher, junger Mann, dem er in der französischen Faktorei (Handelsniederlassung) eine Stelle verschafft hatte, damit er dort die europäischen Sprachen lerne. Bei der Ankunft seines Vaters kniete nun dieser junge Mann sich vor ihm hin, neigte sein Haupt bis auf den Boden, erhob sich dann und klatschte in die §änbe; es ist dies die landesübliche Begrüßung der Kinder für ihre Eltern. Der Vater legte seinem Sohne die Hand auf den Scheitel und machte ihm mit dem Daumen das Kreuzzeichen auf die Stirne, indem er einige Worte sprach; es war wohl ein Gebet, durch welches er den Segen des Himmels auf seinen Sohn herabflehte. * ;* -i- Welche Gründe sollen die Katholiken öe--wegen, sich am Werke der Glaubensverbreitung eifrig zu beteiligen? Der wahre Katholik schaut, wie überhaupt in Sachen des Glaubens und der Sitten, so auch in Betreff eines guten Werkes in besonderer Weise auf das, ob und wie die Päpste und die Hirten der Kirche sich darüber ausgesprochen haben: wenn er nun weiß, daß die Päpste und mehrere hundert Bischöfe das Werk der Glaubensverbreitung seit dem Entstehen desselben so sehr loben und die Teilnahme daran den Gläubigen auf das Dringendste empfehlen, wie das ja wirklich der Fall ist, so ist ihm das der sicherste Beweis, daß es um die Teilnahme an diesem Werke in der Tat etwas sehr Wichtiges und Gutes sein müsse und das bewegt ihn auch, wenn es ihm anders möglich ist, daran teilzunehmen. Und, will jemand tiefer in die Sache eingehen, so ist es inbetreff des Werkes der Glaubensverbreitung wahrlich sehr leicht, die mächtigsten Beweggründe für die Teilnahme daran herauszufinden. Auch das, daß er vor Gott einstens nie damit sich würde entschuldigen können, daß es ihm nicht möglich gewesen wäre, soll ihn bestimmen, wenigstens so was Leichtes nicht zu unterlassen und die vielen Ablässe und sonstigen Vorteile werden ihn hiezu auch ermuntern. Doch fassen wir noch einige weitere Gründe ins Auge. Dahin gehören besonders: 1. Hilfe tut dringend not! Es handelt sich nicht bloß um Unterstützungen, welche die schon gegründeten Missionen für neue Bedürfnisse oder ausnahmsweise Umstände erfordern, sondern es gilt eben jetzt auch, die großen Unternehmungen mehrerer Missionsgesellschaftcn zu fördern, welche von verschiedenen Seiten her zu den im J n nein v o n Afrika gelegenen Ländern vordringen, um diesen großen Weltteil für das Christentum zu erobern. Von ganz besonderer Bedeutung, im guten wie im schlimmen Sinne, ist für das Werk der Glaubensverbreitung in unserer Zeit die immer mehr überhandnehmende Auswanderung von Europäern in fremde Weltteile, wodurch z. B. die Bevölkerung der Vereinigten Staaten von Nordamerika binnen 40 Jahren von 17 auf 60 Millionen gestiegen ist. Dadurch wird das Vordringen der Glaubensboten selbst in die entlegensten Gegenden der betreffenden Weltteile ungemein erleichtert, werden die Gefahren und Beschwerden des Missionslebens in hohem Grade vermindert, wird die Errichtung förmlicher christlicher Genieinden mit Kirchen, Schulen, Spitälern, Seminarien usw., ja die Gründung zahlreicher Bistümer und Kirchcnprovinzen mächtig gefördert, wie dies z. B. in den Vereinigten Staaten von Nordamerika zu ersehen ist. Ähnlich ist es in Neuholland und Neuseeland, wohin seit etwa 40 Jahren wohl auch bei drei Millionen Europäer, besonders aus Großbritannien und Irland, ausgewandert sind. Da es aber leider in dieser so unendlich wichtigen Sache noch, wenigstens vom katholischen Standpunkte aus, der wünschenswerten, ja zu einem gedeihlichen Erfolge unerläßlichen Leitung und Unterstützung fehlt; da weiters mit Ausnahme der Länder am Plata-Strome (Südamerika), wohin neucstens jährlich Nr. 4 Stern der Neger Seite 125 80—90.000 Italiener auswandern, die fremden Weltteile hauptsächlich aus irrgläubigen Ländern ihren größten Bevölkerungs-Zuwachs erhalten, da naturgemäß die Vermengung zahlreicher Nationalitäten mit ihren verschiedenen Sprachen und Mundarten auch sogar dort, wo katholische Ansiedler sich in größerer Anzahl zusammenfinden, die Bildung katholischer Gemeinden usw. ungemein erschwert; da endlich das Zusammentreffen der verschiedensten Glaubenslehren bei ihren Bekennern weit leichter zur Glaubensgleichgiltigkeit und allmählich zum völligen Unglauben als zum wahren Glauben führt und dem Unglauben durch fast allgemeine Einführung glaubensloser Schulen eifrigst Vorschub geleistet wird: so ist es leicht zu ersehen, daß gerade in solchen Ländern, wo die Einwanderung aus Europa ant bedeutendsten ist, auch dem Werke der Glaubensverbreitung die größte Aufgabe erwächst. Würde es mit Gottes Hilfe und durch allgemeine Unterstützung der Katholiken gelingen, der katholischen Kirche in Nord- Glfenbeinkarawane in Deut$cb-0$tafrika amcrika und in Australien zuni erwünschten Siege zu verhelfen, so wäre dadurch auch die Bekehrung der zahllosen Heiden in China, Japan, Ostindien, Afrika usw. unvergleichlich leichter zu hoffen, als unter den gegenwärtigen Verhältnissen. 2. Die Teilnahme am Werke der Glaubensverbreituug ist Gott überaus wohlgefällig und im höchstenMaße verdienstlich. Der hl. Apostel Paulus nennt, wie die hl.. Schrift (Phil. 4, 3) bezeugt, Aquila und Priszilla, einfache Tuchmacher, sowie Evodia und Spntyche, edle Frauen, die ihn mit dem Ertrage ihrer Arbeit unterstützten und so zu seinen Missionsarbeiten mitwirkten, seine „Mit- gehilfen" und stellt ihre Mithilfe ^auf gleiche Stufe mit den apostolischen Arbeiten des hl. KlemenS. Also jene, die am Werke der Glaubensverbreituug teilnehmen, üben ein wahres Apostolat aus: sie predigen den Heiden das Evangelium durch den Mund der Missionäre, taufen sie durch die Hände der Missionäre, retten unsterbliche, durch das Blut Christi erkaufte Seelen. Wenn der hl. Dionysius sagt: „Das ist das göttlichste aller göttlichen Werke, mit Gott mitarbeiten am Seelenheile der Menschen", und der hl.. Gregor versichert: „Seelen bekehren, ist Gott das angenehmste Opfer",, und Hugo von St. Viktor, ein gelehrter Schriftausleger, bezeugt: „Ich weiß keine größere Wohltat, die Gott einem Menschen geben kann, als wenn er sich seiner bedient, Menschen zu bekehren," — so gelten solche Worte ja auch allen Teilnehmern am Werke der Glaubensverbreitung, denn durch das Gebet und die Opfer der Teilnehmer werden viele U n - undJrr-gläubigen bekehrt und selig, während sie ohne diese Hilfe würden verdammt worden sein. Darum haben die Teilnehmer am Werke der Glaubensverbreitung, wie Papst Pius IX. sagt, auch Anteil an allen Mühen und Leiden, Gebeten, Für-bitten und Meßopfern der Bekehrten, sowie der Bischöfe und Missionäre der ganzen Welt. Daß demnach auch die Teilnehmer an diesem Werke die reichsten Segnungen des Himmels für Zeit und Ewigkeit erwarten dürfen, braucht nicht erst gesagt zu werden. Willst du, mein Christ, dein ewiges Heil sichern, so beteilige dich am Werke der Glaubensverbreitung. Ein Prediger in Paris rief darum einmal den Gläubigen zu: „Brüder, unser ewiges Heil steht so unsicher und bedarf fester Stützen. Unterstützen wir es durch die Gebete und Gaben für die Missionen, die uns vor Gott Vertrauen geben; unterstützen wir unser Heil durch das Heil der Neubekehrten!" Willst du Ersatz leisten für das viele Gute, was du vielleicht vernachlässigt hast? In der eifrigen Teilnahme am Werke der Glaubensvcrbreitung hast du eines der besten Mittel dazu. Willst du sonst den Segen Gottes für dich und deine Angehörigen, für dein Haus, für deine Arbeiten und Berufsgeschäfte herabziehen? Durch die eifrige Teilnahme am genannten frommen Werke ist es dir möglich. 3.Liegt uns daran,daß uns selbst der hl. Glaube mit seinen Segnungen bewahrt bleibe, so beteiligen wir uns eifrig am Werke der Glaubensvcrbreitung. In Frankreich sagen die Katholiken vielfach: „Dadurch, daß wir das Werk der Glaubensverbreitung in andern Ländern unterstützen, bewahren wir für Frankreich die Gnade des hl. Glaubens". Und es hat das seine volle Richtigkeit. Gerade dadurch, daß jemand für den hl. Glauben Opfer bringt, lernt er ihn immer mehr schätzen, er wächst ihm, wie man sagt, immer tiefer ins Herz hinein. Auch die Lesung der „Jahrbücher zur Verbreitung des Glaubens" trägt dazu bei. Dazu kommt dann der besondere Segen von oben. „Gebet und es wird euch gegeben", — „Mit dem Maße, mit dem ihr aus- messct, wird euch wieder eingemessen", d. h. solchen, die zur Ausbreitung des hl. Glaubens mithelfen, bewahrt dann auch der Herr umsomehr diese große Gnade. Zur Bewahrung des Glaubens in einem Lande ist von besonderer Wichtigkeit, daß es brave, seeleneifrige Priester in genügender Anzahl hat. Nach dem Gesagten wird man es erklärlich finden, daß man in Frankreich in letzterer Zeit weniger über Priestermangel zu klagen hatte, ja es gehen von dort noch obendrein am meisten Missionäre in die Welt hinaus, während man in Österreich in manchen Diözesen bedeutenden Priestermangel hat. Könnte also nicht diesem Übelstande etwa auch dadurch abgeholfen werden, daß sich die Katholiken Österreichs eifrig am Werke der Glaubensverbreitung beteiligten? „Gebet und es wird auch euch gegeben." 4. Was für Opfer bringen Andere für die Verbreitung des Glaubens? Man denke, was lassen sich nicht die katholischen Missionäre kosten, um ihrem Berufe nachzukommen, welchen Mühen und Beschwerden, welchen Entbehrungen, welchen Leiden unterziehen sie sich nicht in ihrem Berufe, ja mitunter kostet es ihnen selbst das Leben! Auch weibliche Ordenspersoncn treffen wir heutzutage in allen Missionsländern und auch diese arbeiten und wirken vielfach unter den schwierigsten Umständen im Unterrichte und in der Erziehung der Jugend, im Krankendienste rc. Und wie, es sollte noch einen Katholiken geben, der nicht wenigstens das geringe Opfer an Gebet und Almosen brächte, das man von ihm erbittet! Aber es gibt, Gott sei Dank, auch unter den gewöhnlichen Katholiken in hohen und niedern Ständen viele, die für die Verbreitung des Glaubens beten und opfern, ja manche zeigen hierfür einen großmütigen Eifer. Wenn z. B. die französischen Katholiken im Jahre über lxn Mill. Gulden zum Werke der Glaubensverbreitung beisteuern, wie viele rührende Opfergaben werden betritt enthalten sein! Und so auch bei den Beiträgen anderer Länder. Auch in Österreich fehlen solche Beispiele nicht. Der Apostol. Vikar Comboni von Zentralafrika bezeichnet Se. Majestät Kaiser Franz Josef als „Beschützer der zentralafrikanischen Missionen". Für die gleiche Mission haben II. MM. der Kaiser Ferdinand I. und die Kaiserin Maria Anna 20.000 Frcs. in Gold gespendet und in den Rechnungsausweisen der „Leopoldinen-Stiftung", des „Marien-Vereines" und der „Missions-Notizen vom hl. Lande" erscheinen sowie der Allerhöchste Hof so auch vom Adel, und sonst von allen Ständen der Bevölkerung Solche, die es durch die Tat beweisen, daß ihnen die Ausbreitung des Stern der Neger Seite 127 Nr. 4 hl. Glaubens sehr am Herzen liegt und daß sie dafür tun wollen, was in ihren Kräften steht. „Schlechter als Andere will ich auch nicht sein!" — denken sich sonst oft Manche. Wohlan denn, mache es auch jeder Katholik in Betreff der Teilnahme am Werke der Glaubensverbreitung so! 5.Was tun Irrgläubige für Verbreiterng ihres Glaubens? Die Protestanten sollen für ihre Missionen jährlich an 12 Millionen Gulden geben. So hat z. B. der „Gustav Adolf-Verein" in Deutschland jährlich eine Einnahme von ungefähr 280.000 fl.; die „engliche Gesellschaft zur Ausbreitung des Christentums im Auslande" wies 1867 an Empfängen 1,145.460 fl. aus; die Wesleyaner (eine protestant. Sekte), die in England anfangs 1860 etwas über 350.000 Glieder zählten, haben im Jahre 1861 1,372.800 sl. für Missionszwecke beigesteuert u. s. w. Wenn nun auch, wie wir das gerne voraussetzen, die Protestanten in guter Meinung solche Opfer bringen, aber wir Katholiken können dabei doch nicht anders als denken, daß man dies für Verbreitung der Irrlehre tut. Auch ist von protestantischer Seite selbst anerkannt, daß ihre Missions-Arbeiten unfruchtbar sind, wie dies in dem Werke Marshalls: „Die christlichen Missionen" ausführlich nachgewiesen ist. Und wie, es sollte noch einen Katholiken geben, der für die Verbreitung des allein wahren Glaubens kein Opfer sollte bringen wollen, da dach die Irrgläubigen so viel für Verbreitung des Irrtums tun! Was für Anstrengungen werden von den Gottlosen gemacht, um den wahren Glauben zu untergraben und (wenn es möglich wäre) zu zerstören? In einer Versammlung von Freinmurern zu Antwerpen hat einst der Freimaurer Van Humbeeck, damals Untcrrichtsminister in Belgien, eine Rede gehalten, worin er u. A. sagte: „Ein Kadaver (d. h. ein verwesender Leichnam) lastet auf der Welt; der versperrt dem Fortschritt (wie ihn die Freimaurer sich denken und wünschen) den Weg. Dieser Kadaver ist, um ihn bei seinem Namen zu nennen, der Katholizismus (!)... Das ist der Kadaver, den wir, meine Brüder, heute ins Auge gefaßt und haben wir ihn auch nicht in die Grube geworfen, so haben wir ihn wenigstens derselben ein paar Schritte näher geschoben." Dahin gehen also die sauberen Bestrebungen der Freimaurer! Und damit in diesem teuflischen Sinne gearbeitet und gewirkt wird, lassen sie sich viel kosten: wieviele Tausende und Hunderttausende von Gulden wenden sie z. B. nur für die Presse (Zeitungen, Schriften und Bücher) auf, um sie ihren teuflischen Plänen dienstbar zu machen! Wo sie können, wenden sie aber auch noch gewalttätigere Mittel an, wie es z. B. in letzterer Zeit in Belgien in Betreff der Einführung glaubensloser Schulen geschah, oder wie es gegenwärtig in Frankreich durch Vertreibung der religiösen Orden geschieht. Und wie, es sollte möglich sein, daß es einen Katholiken gebe, der solch teuflischen Bestrebungen gegenüber für Bewahrung und Verbreitung seines hl. Glaubens nichts tun wollte! * * * kine Sitte hätte ich an die hochwürdigen Herren K a p l ä n e, Kooperatoren, Pfarrer rc. re., denen einige Werke von irgend einem Kirchenvater die Bibliothek überfüllen, und die vielleicht doch selten Zeit haben, sie zu benützen! — Wir arme Patres hier haben in unserem Bibliothekchen nicht ein einziges Exemplar von solchen Büchern und sie wären uns doch so notwendig! Wenn sie auch schon ziemlich alt und abgenützt sein sollten; macht nichts! Immo, um so besser! Um so ehrwürdiger sind sie und geben ihren Spendern ein umso löblicheres Zeugnis! Schon im Voraus meinen besten Dank und herzliches „Vergelt's Gott!" Seite 128 Stern der Neger Nr. 4 Gebelserhörungen und Empfehlungen. Köln. Tausend Dank dem hhl. Herzen Jesu! Vier Monate sind es schon, daß ich von einem Schlaganfalle gerührt wurde und infolgedessen nicht nur den Gebrauch sämtlicher Glieder, sondern auch der Sprache verlor. — Schon in den ersten Tagen war man auf mein baldiges Scheiden gefaßt! Dank dem hl. Herzen Jesu bin ich jedoch noch immer unter den Lebenden und befinde mich auf dem Wege der' Besserung. N. N. Köln. Immer gelobt und gepriesen sei Maria! Ich hatte schon lange keine Stelle mehr; überall gefiel es mir auch nicht; besonders aber hatte ich immer so einen Abscheu vor Juden und Protestanten. Wart', dachte ich auf einmal! Da muß Maria mir helfen! — Ich empfahl mich ihr und alles ist gut gegangen: Ich habe einen schönen Dienst bei einer katholischen Herrschaft gefunden! Von der Ahr. N. N. dankt der unbefleckten Jungfrau aus ganzem Herzen, daß sie ihm bei der Wahl eines Berufes so gut geholfen hat. ^ Eine Person, die nicht gern hat, daß man ihren Namen veröffentliche, schreibt uns: „Das war doch a verflixte Geschicht'! Da hatte ich mit jemand eine Rechnung zu mache und hatt' wenig Hoffnung, daß es gut gehen würd'! Ich versprach a Mess' zu Ehren der lieben Mutter Gottes und auch sonst noch . . . Und richtig! It is alles gut gegange! Aus Tirol. Dank dem hhl. Herzen Jesu geht es mir jetzt bedeutend besser. Meine Kinder sind wieder gesund und auch die andern Familien-Angelegenheiten find wieder alle geordnet! * * * R. K., Kärnten, bittet das hhl. Herz Jesu und die unbefleckte Mutter um Erhörung in einem besonderen Anliegen. P. G. Hollcrsbach, bittet die Gottesmutter um Erhörung in einem besonderen Anliegen. -jjfr Gebr. M., Vorarlberg, empfehlen sich dem hhl. Herzen Jesu und der unbefleckten Mutter a) in Familien-Angelegenheiten, b) in Berufsangelegenheiten, c) um noch einige andere besondere Gnaden. ■Jjf Aus Brixen. Sende Ihnen anbei 7 Kronen und bitte, in einem besonderen Anliegen für mich zu beten. Aus St. Jakob. Bitte dach recht innig, für uns' beten zu wollen, auf daß das hhl. Herz Jesu uns den Frieden in unserer Familie erhalte! Th. P., Tirol, bittet das hhl. Herz Jesu um Erhörung in einem besonderen Anliegen und um einen guten Dienstplatz. ti- Möchte eine Kunst- und Devotionalien-Handlüng eröffnen, finde jedoch große Schwierigkeiten. Bitte, meiner am Marien-Altar zu gedenken. N. N., Tirol. Aus Wien. Suche schon lange vergebens nach zwei sehr wichtigen, mir abhanden gekommenen Papieren. Wenn Sie mein Anliegen am Herz-Jesu-Altar und der lieben Gottesmutter anempfehlen wollten? Im Falle der Erhörung sende ich Ihnen für das Missionshaus 20 Kronen. ■žfc Aus Cortina: Bittet doch das hhl. Herz Jesu und Maria, die unbefleckte Mutter, daß Sie doch niemals zulassen mögen, daß auch hier die protestantische Irrlehre Eingang finde und Hierselbst keine protestantische Kirche erbaut werde! * * * Lm gell. Beachtung! Teilen hiermit unsern verehrten Abonnenten mit, daß wir fortan immer in der obigen Weise verfahren werden, da dieses für Sie einen doppelten Nutzen hat: 1. Werden Sie so vergewissert, daß Ihr Schreiben re. auch richtig angekommen ist, 2. Und das wird Ihnen ganz besonders angenehm sein — erhalten Sie nicht nur unser, sondern auch das Gebet aller unserer Abonnenten und Leser! Das ist viel! Denn, wenn es wahr ist, und es ist ganz sicher wahr, daß, wo zwei oder drei im Namen Jesu zusammen beten, Jesus in ihrer Mitte ist, um sie zu erhören: um wieviel mehr wird Er zugegen sein und uns erhören, wenn unser mehr als 6000 zusammen beten! Mir die eingesandten Gaben sagen wir den edlen Spendern unsern innigsten Dank und versprechen Ihnen, auch fernerhin nach Kräften Ihre Anliegen dein hhl. Herzen Jesu und der unbefleckten Gottesmutter anzuempfehlen. Für die Schristleitung: Anton v. Wärt. — Druck von 21. Weger's fb. Hosbuchdruckerei, Brixeu.