Narodna šn univerzitetna knjižnica v Ljubljani 120043 D R IGNAZ KMOBLECHER APOSTOLISCHER PROVIKAR DER KATHOLISCHEN MISSION IN CENTRAL-AFRIKA. EIRE LEBERSSKIZZE D R J. C. MITTERRUTZNER, EHRENPRjESIDENT DES INSTITUT D'APRIQUE in pariš, und mitglied des COMITES ZUR BEFORDERUNG DER KATHOLISCHEN MISSION IN C. AFRIKA ZU BRIXEN. DRUCK UND VERLAG DER A. WEGER’SCHEN BUCHHANDLUNG. 1869 . 4 m a ■i d 1200 / 7 / DEM HOCHWURDIGEN HERRN LUCAS JERAN REDAKTEUR DER ZGODNJA DANICA IN LAT BACH ZUR FREUNDLICHEN ERINNERUNG GEWIDMET. (t , ■ - ■ ■ ' . : I. Knoblechers Jugendjahre, Studien, Bestimmung. ,,Er hat die Bander fremder Vol ker hereist, and Gutes und Boses unter den Menschen erfahren, Sein Andenken wird nicht erlosclien and sein Name wird vriederliolt rverden von Geschlecht zu GeBchleclit.“ Biese Worte — nach Sirach 39, 5. 13 — bilden den Anfang einer Inschrift auf dem Marmor - Denkstein, welchen die vrackern Slovenen einem ihrer hervorragendsten Sohne, dem apostolischen Pro- vikar Dr. Knoblecher in der Kirche seiner Heimat gesetzt haben. Und in der That: steht Knoblecher als energischer und begeisterter Glaubensbote in seltener Grosse da, so glanzt er nicht minder als kenntnissreicher eifriger Jiinger und Forderer der Wissenschaft uud als einer der treuergebensten Sohne seines Vaterlandes. Es bedarf aiso wohl keiner Entschuldigung, dass wir dem A p o st el Inner-Afrika’s durch diese kurze Lebensskizze *) aucli ein ehrendes Andenken setzen. St. Cantian bei Gutenvrert (Škocijan pri Dobravi) ist sein Ge- burtsort, der in Unterkrain im Dekanat Gurkfeld liegt und zur Diocese Laibach gehort. Seine braven Eltern (Ignaz und Uršula) besassen dort ein massiges Bauernanwesen **) und hatten 5 Kinder, 3 Sohne und 2 Tochter. Unser Ignaz war der alteste Knabe, geboren am G. Juli 1819. Da die Eltern an ihm gute Anlagen bemerkten, schick ten sie ihn im Alter von 7 Jahren in die Schule nach Kostanjevica *) Die Mezu notliwendigen Daten verdanken wir theils den gutigen Mittheilungen des Herrn Pfarrers von St. Cantian, Johann Kunst el; den Herren Profes- soren L. Hrovat in Rudolfswert und I. Marn in Laibach; dem Studierenden A. Fabčič i n Rudolfswert; theils entnehmen wir dieselben den Briefen des Verewigten und seiner TJntergebenen, den Jahresberichten des Marienvereins, und dem Buchlein: Abuna Soliman, -vrelches Anton Umek im Jahre 1863 zu Laibach in slovenischer Sprache herausgegeben hat. **) Der Vater starb im Jahre 1860; die jetzt 77jahrige Mutter lebt bei ihrem Sohne Martin zu Reichenburg in Steiermark. 6 (Landstrass) und das folgende Jati' nach Cilli. In den Jahten 1829— 1831 finden vir ihn in der Normalschule zu Rudolfsvert oder Neu- stadt (Novomesto), wo er gleich im 2. Semester des ersten Jahres ein Vorzugszeugniss erhielt, das sich aber im folgenden Jahre — ans uns unbekannten Grriinden'—in eines mit „drei mittelmassig“ verwandelte, wesshalb man ihn verurtheilte, diesen Jahrgang griind- lich zu studieren, d. h. zu wiederholen. Im Jahre 1831 trat er in das dortige Gymnasium iiber, dessen Kataloge beweisen, dass er in den 3 ersten Jahren ein recht braver, in den 3 lezten ein e m in enter Študent war. Ueber seinen Charakter jener Zeit ausser der Sohule liegen uns einige Notizen vor, die vir der Aussage seiner damaligen (Juartier- geber verdanken. „Knoblecher hatte ein tiefsinniges in sich ge- kehrtes Wesen: lustige und larmende Gresellschaften liebte er nicht) verkehrte viel lieber mit gereiften Mannem als mit muntern Jiing- lingen, aber in Zirkeln, die ihm zusagten, konnte er sehr munter und liebenswiirdig sein und war so derLiebling ernster Jliinner. An einem gefassten Entschluss hielt er energisch fest und vertheidigte seine An- sichten mit einem gewissen Starrsinn, der ihn der leichtern Jugend gegeniiber oft als abstossend erscheinen liess. Talent hatte er kein liervorragendes, dafiir aber einen vahrhaft eisernen Fleiss. Des Mor- gens um 4 Uhr aufzustelien gehorte zu seiner Tagesordnung; des Abends war er regelmiissig der Vorbeter beim Rosenkranz, im Besuche des Gottesdienstes piinktlich, auf dein Hin- und Ruckvveg meist ganz allein. Dabei war er ein warmer Freund der Natur: jede Pflanze, jedes Thier- chen gab ihm Anlass zu frommer Betrachtung. 11 Schon als Studentlein hatte er eine dunkle Ahnuug seines kiinftigen Berufes, der ihm denn aueh vom Jahre 1836 an als der herrlichste erschien, naehdem er seinen beriihmten Landsmann Baraga, aposto- lischen Missioniir und spatern Biscliof bei den Indianern Nordamerika’s in Laibach gesehen und dessen Berichte gelesen hatte. Von diesem Gredanken erfiillt bezog Knoblecher im Herbste 1837 das Lyceum von Laibach, die beiden philosophischenKurse zu machen. Die Natur- und Weltgeschichte varen seine Eieblingsfacher; nebenbei betrieb er das Studium der neuern Spraehen, um sich so von der Ferne. zu seinem Apostelamte vorzubereiten. Dieses Studium setzte er auch als Schiiler der Theologie (1839—1841) im Klerika! - Seminar zu Laibach eifrig fort und lernte in diesen 2 Jahren — ohne die theologisclien Facher zu vernachlassigen — mit Vorliebe hebriiisch, arabisch, syrisch, und clialdaisch. 7 Wahrend des ziveiten theologischen Kurses wandte sich Knob- lecher mit seiner Herzensangelegenheit an den Fiirsten Al ti er ii damaligen papstlichen Nuntius am kaiserlichen Hofe zu IVien. Er em- pfing eine ermunternde Antwort. Nach Beendigung des Sehuljahres verliess er am 27. August 1841 die Heimat und reiste nacli Kom. Mit sehwerem Herzen schied er yon den Eltem, nur gestarkt durch den Hinblick auf die hohe Bestimmung und aufgemuntert durch die weihevollen Worte das damaligen Ortspfarrers Johann Zalokar. Am 7. September langte er zu Kom an. Er hatte gehofft in der Propaganda Aufnahme zu finden, allein diese war ihm auf unbe- stimmte Zeit verweigert und nur der Besucli der Jesuiten-Collegien, wie auch die Sprachstudien in der Propaganda wurden ihm gestattet. Trotz- dem, dass er schon die erste seiner Hoffnungen scheitem sah, liess er sich nicht abwendig machen, den betretenen IVeg zu verfolgen, und keine Sorge, kein Kummer entmuthigten den entsehlossenen Jiinglingi ohvvohl er sogar mit Nalirungssorgen kampfen musste; denn das wenige Reisegeld, eigentlich nur bis Rom berechnet, hatte er in kurzer Zeit verausgabt und so driickte ihn die Noth taglich harter. G-anz fremd in der Weltstadt, fern von seinem Vaterlande und von keiner Seite Abhilfe hoffend, erhoh er das Herz zu Grott mit der glaubensfesten Ergebung: Herr! dein Wille geschehe! Knoblecher’s Briefe aus Rom (vom 24. November 1841 und 11. Februar 1842) gewiihren uns einen tiefen Einblick in die ausserst driickenden Verhaltnisse, in sein unbegranztes Gottvertrauen, seinen unersehiitterlichen Muth, seine feurige Begeisterung. „Oft ist es ge- schehen“ — schreibt er — „dass ich eine Woche. auch ganze 14 Tage keine warinen Speisen genossen und Brod und Wein fast meine ganze Nahrung ausmachte; dennoch bin ich viel lebhafter, als ich es in Krain gewesen, habe eine bliihendere Gesichtsfarbe und fiihle mich starker als je. Von dem sog. Heimweh, woriiber die Nordlander hier sehr viel klagen und desshalb oft in Schwermuth und sogar in Auszehrung verfallen, enipfinde ich wohl wenig; was ich davon empfinde, nenne ich lieber H e i m w o h 1 als Heinrvveh; denn wenn ich an mein theures Vaterland zuriickdenke, so werde ich nur erheitert und gehe dann neu aufgemuntert an meine Berufsarbeit. 11 — Als diese seine kiimmerliche Lage in Laibach bekannt wurde, ermangelte der dortige Fiirstbischof Alois "VVolf nicht, ihm eine ergiebige Geldunterstiitzung zu senden, was spater zu wiederholten Malen geschehen ist. Auch unter der Landgeistlichkeit wurde eine Sammlung veranstaltet, und deren Ertrag nach Rom geschickt. Ohgleich diese Gelder zur rechten Zeit in Rom 8 eintrafen, gelangten sie doch nicht in die Hiinde des Addressaten, und wahrend das Geld beim Postanite lag, musste Knobleeher bueh- stablicli „Hunger leiden“ — erst nach 8 Monateu kam er in dessen Besitz! Mitterweile hatte ein Freund ihm eine Stelle als Erzieher bei einer danischen Familie (Thorvvaldsen) gefunden. Nachdem er die Eriaubniss von seinen Vorgesetzten eingeholt hatte, begleitete er im Sommer 1842 diese Familie iiber Florenz, Verona, Miinchen, durch Bohmen, Sachsenj Preussen nacb Hamburg und von da nach Kopenhagen. Hier blieb er bis zum Oktober; denn er hatte die Eriaubniss zur Reise nur unter der Bedingung erhalten, dass ihm diese ftir seine Berufsbahn zu keinem Nachtheil gereiehe, wesshalb er bis zum Beginn des Schuljahres (Nov.) wieder in Rom sein miisse. Die Riickreise machte er iiber Hamburg, Havre, Pariš, Marseille, Civitavecchia. Aus Rom schreibt er (25. Nov. 1842): „So bin ich nun wieder im Hafen der Ruhe, in der heiligen Stadt, frisch und gesund, neu belebt und noch mehr begeistert und entschlossen, micli fiir den grossen Kampf zu riisten. 11 Jetzt erliielt er auch die im Fruhlinge aus Laibach abgesendeten Gelder und ward somit weiterer Nahrungs- sorgen iiberhoben. Im Jahre 1843 wurde er unter die Zoglinge der Propaganda auf- genommen, nnd gelobte — nach herkommlicher Weise — als uner- lassliche Bedingung am St. Petri-Fest 1844 feierlich: den Vorstehem derselben piinktlich zu gehorchen und ihnen aus den europiiischen Mis- sionen jedes Jahr, aus denen in andern IVelttheilen aber jedes zweite Jahr iiber das Gedeihen seiner Mission Bericht zu erstatten. Ueber den Empfang der heil. IVeihen schreibt Knobleeher: „Am 2. Marž 1845 erhielt ich vom Cardinal Patrizi, Vikar Sr. Heiligkeit, in der Kapelle (les romischen Seminars die heil. IVeihe des Subdiakonats; — am 8. Marž von demselben Cardinal in der weltbe_ riihmten Kirche St. Johann von Lateran die IVeihe deš Diakonats, imd am 9. Marž vom Cardinal Fran s oni, Prafekten der Propaganda, in seiner Hauskapelle die Weihe des Presbyterats. Am 14. Marž brachte ich am Altare der Kirche des Professhauses der Gesellschaft Jesu das erste heil. Opfer Gott dem Allmachtigen dar.“ — Nun solite Knob' le eh er einer Mission zugetheilt werden. Aus einem Briefe desselben ddo. Rom 10. Janner 184(1 ersehen wir, dass er anfanglich fiir eine Mission in Hindostan bestimmt wurde. Er war bereits reisefertig und zahlte nur noch wenige Tage bis zur Abfahrt; — allein plotzlich erfuhr er, dass die Propaganda ihn zu der katholischen Gemeinde nach Stockholm schicken wolle, da man von dort um einen der deutseken 9 und franzosischen Spraohe kundigen Priester gebeten liatte. Er trennte sich schwer von seiner Lieblingshoffnung unter den Heiden zu wirken; doch fasste er auch diese neue Bestimmung von hoherm Standpunkte auf. Die Ansichten, die er in diesem Briefe liber beide Missionsplatze aussprieht, zeigen uns einerseits den tiefen Denlter und andererseits den begeisterten Kampfer fiir die Verbreitimg des Glaubens. Allein aucb nacb Schweden solite er niclit gehen, und in kurzen Zwischenraumen wurde er „fiir drei ebenso interessante als von einander weit entfernte Missionen 11 vorgeschlagen, namlich fiir eine neue zu eroffnende in Au str ali en, fiir eine zveite in Hindostan, und fiir eine dritte in Persien. Mit grosser Sach- und Liinderkenntniss und einer des Ge- genstandes wiirdigen Begeisterung entwirft er in dem erwahnten Briefe eine lebendige Schilderung der verschiedenen Missionsstationen. Er wurde fiir P e r s i e n bestimnit. Eilig brachte ihm sein vaterlicher Ereund Cardinal Mezzofanti eine persiscke Cirammatik, und mit der bekannten Energie und Ausdauer verlegte sich Knoblecher auf das Studium von Spraohe, Lebensart, Sitten und Gebrauchen des seiner Thatigkeit bestimmten Wirkungskreises. Mittlerweile hielt er mit noch 9 Collegen unter Leitung des Rektors in der Propaganda, P. Maxi- milian Ryllo Missionen im Appenningebirg der Sabina, und er schildert uns seine gliickliche Lage in dieser Zeit mit beredten Worten- Hier feierten diese Freunde auch ihr Absohiedsmahl, da sie in kurzer Zeit in alle 5 Welttheile zerstreut werden sollten. Wahrend sich aber der Glaubensapostel fiir seine Mission in Persien vorbereitete, erhielt er die Machricht, dass er auf eine baldige Abreise aus Rom verzichten solite, indem die Propaganda ihn dort behalten woUe. Es var niim- pich im Plane, ein griechisch-ruthenisehes Collegium nebst einer altslavischen Lelirkanzel in der Propaganda zu errichten. Knob¬ lecher solite diese Kanzel und die Stelle eines Yice-Rektors im neuen Collegium iibernehmen. Diese hohe Anerkennung seiner Tiichtigkeit und seines Glaubenseifers von Seite der Vorgesetzten neUnt er „ seine harteste Probe“ . Der lang gehegten Hoffnung auf eine auswiirtige Mission entsagen zu sollen, habe ihm einen harten Kampf gekostet; und in einem Briefe schildert er uns diesen Seelenkampf, indem er uns zugleich tief in seine edle, begeištcrte Seele hineinblicken lasst. Er entschied sich endlich, seine Obern dringend zu bitten, die ihm zu- gedachte Auszeichnung einem Andern zuzuwenden, ihn aber in eine auswartige Mission zu schicken. Kur ungerne wurde ihm die Bitte gevahrt, und er solite „nach freigestellter Wahl“ in das grosse Vi¬ kariat von Agra nach Indien gehen. Allein auch bei dieser Be- 10 stimmung blieb es nicht, er schien fiir grossere Zrveeke vorbehalten zu sein. II. Die katholische Mission fur Central-Afrika. Knoblecher als Missionar imd Missionsvorstand. Der oben erwahnte Max Ryllo, Pole von Geburt, ein Mitglied der Gesellschaft Jesu, war in den ersten vierziger Jahren ein begei- sterter Missionar unter den Drusen gewesen, aber im Jahre 1845 als Rektor der Propaganda nacli Rom berufen rvorden. Ton ilim stammt der kiihne Gedanke, Mittelafrika zu bekehren und er fand freudigen Anklang beim heil. Tater Gregor XVI. und der heil. Congregation der Propaganda, welche in der Sitzung vom 26. Dezember 1845 Cen¬ tral-Afrika zu einem apostolischen Vikariate erklarte, was dann Papst Gregor durch ein Breve vom 8. April 1846 confirmirte. Die- ses Vikariat umfasst: Nubien, das Saharagebiet, den ganzen Sudan, also auch die Fellatareiche und die ausgedehnten IVohnsitze der freien Negerstamme siidlieh von den Djebel Nyemati. (Knoblecher setzte den Placheuinhalt des Vikariats auf mehr als 300,000 Quadrat Meilen und dessen Bevolkerung annaherungsrveise auf' 90 Millionen Bewohner.) Die Bekehrung der Neger, die Verhinderung des Skla- venhandels, die Seelsorge liber die einzelnen in jenen Gegenden zerstreuten Katholiken, wurde als die Aufgabe der nenen Apostel fiir Afrika bezeichnet. Zu soichen wurden von der Propaganda ausersehen und zwar als apostol. Vikar mit bischoflieher Wiirde Moiisignor Casolani, wie Ryllo aus der Gesellschaft Jesu; als dessen Gehilfen P. Max R,3 r llo und J. Knoblecher, P. Ema¬ nuel Pedemonte (ehemals Officier unter Napoleon) und Angelo Vin c o (aus dem Institute des hochverdienten Don Nicola Mazza in Verona.) Ein IVeg, den die Missions-Caravane einschlagen, ein Sitz, den sie wiihlen solite, wurde ihr nicht vorgezeichnet: die Piigungen der Vorsehung und die Erfahrungen wahrend der Thatigkeit der Mis¬ sion solite hieriiber entscheiden. „So ist nun“, schreibt Knoblecher „meine Leidensgeschichte mit den sohwankenden Bestimmungen und vielfaltigen Aenderungen meiner Mission doch zuletzt beendet und ich bin hiedurch fiir dieselben aufs beste entschadigt. 11 Ehe die Caravane abreisen konnte starb Gregor XVI.; alleiu Pius IX. von gleichem heil. Eifer beseelt, bestatigte die Erlasse seines 11 Vorgiingers und segnete das heilige Beginnen. Da aber die Vorbe- reitungen zu einer solchen Expedition noch geraume Zeit erforderten> so verliess Knoblecher am 3. Juli 1846 Rom, nachdem er noch vorher das Doktorat der Tlieologie erlangt hatte, und reiste vor Antritt seiner Mission nacli Gaz ir auf den Libanon zu den Maroniten, um sich mit der Lebensart der dortigen Christen und den Gebrauchen der orientalischen Kirche vertraut zu machen. Der Aufentlialt dauerte 8 Monate, wahrend ivelcher Zeit er aucli Jerusalem und die iibrigen heili- gen Statten besuchte. Im Prubjahr 1847 fanden sich die Missionare in Alexandrien zusammen, aber es dauerte bis zum Juli, ehe die Ausriistung zu ihrer Fahrt vollendet, und ein sicherer Ferman (Geleits- und Schutzbrief) von der dortigen Regierung erlangt war. In Alexandria machte Dr. Knoblecher die Bekanntschaft mit dem k. k. General-Consul Ritter von Laurin, seinem Landsmanne, sovrie mit dem bekannten D ’ A r n a u d, der ihm wichtige und interessante Aufschliisse iiber die Negerstamme in Inner-Afrika, welehes dieser friiher wiederholt besucht hatte, er- theilte, und dadurch seiner wichtigen" Aufgabe einen 'vvesentlicheu Vor- schub leistete. Auch in Cairo verzogerte sich die Ahreise um mehrere LVochen. Endlich gegen Ende September 1847 wurde die Nilfahrt durch Ober- Egypten und Nubien begonnen; das erste Ziel der Reise war Char- tum, die Hanptstadt des Sudan. Diese liegt an der Spitze des Drei- ecks, wo der weisse nnd blaue Fluss, aus deren Vereinigung der Nil entsteht, zusammenstromen unter dem 16. Grade ndrdlicher Breite, von dem Yice-Konig Mehemed-Ali angelegt und dmch einen sehr lebhaften Handelsverkehr mit dem innern Afrika schnell zu einer zahl' reichen Bevolkerung gelangt. Allein schon auf der Fahrt dahin er' krankte R. Ryllo an der Rulir und verzogerte die Reise der ganzen Gesellschaft besonders dadurch, dass man anstatt den Weg durch die nubische Wiiste zu machen, die langere Wasserstrasse einschlagen musste. Am 11. Februar 1848 erreichte man endlich C h ar tuni. Je- doch ihre Reisevorriithe kvaren aufgezehrt, mehrere der Missionare von Krankheiten ergriffen. Bischof Casolani schien das Klima gar nicht ertragen zu kbnnen, iibergab seine apostol. Yollmachten an Rvllo und kehrte nach Em-opa zuriick. P. Ryllo erkrankte neuerdings und so schien es unmoglich, in diesem Augenblicke die Reise weiter fortzu- setzen. Andererseits war C h ar t um der letzte Ort, bis wohin einiger- massen regelmiissige Handelsverbindungen mit Europa reichen, von wo- her Nachrichten gegeben, vro Auftriige mit einiger Sicherheit empfangen 12 werden konnten, und kein Platz schien geeigneter, Verbindungen mit den Bewohnern des innern Afrika anzukniipfen, liber die Orte und Arten der kunftigen "VVirksamkeit zu festen Entschliissen zu gelangen, die Missionare fiir ihren Beruf durch das Studium der Sprachen und Sitten des Landes vorzubereiten, sie an das so giinzlich verschiedene, fiir jeden Unvorbereiteten hochst verderbliche Klima zu gewohnen und ihnen seiner Zeit, wo sie sich iiber das Land zerstreut haben wiirden, einen Punkt der Vereinigung, der geistigen Auffrischung und der kbr- perliehen Erholung zu gewahren. Es wurde daher beschlossen, in Chartum eine Station zu errichten, und ein edler Tiirke, ivelcher die Missionare schon in D o n g o 1 a gastfrei aufgenommen hatte, und hieduroh eine Pflicbt der Dankbarkeit erfiillen wollte, die er katholi- schen Priestern am Libanon, welche ihm einst auf einemFeldzuge das Leben gerettet hatten, sehuldig war, verschaffte ihnen Schutz, Hilfe und Unterkunft. Allein sehon am 17. Juni 1848 starb P. Ryllo im kraftigsten Mannesalter, hatte aber vorher seine Vollmachten unserm Dr. K n o b - lecher iibertragen, der von den Arabem kurzveg den Namen „ Abuna Soliman 11 (miser Vater Friedensfiirst) erbielt und in kurzer Zeit vom Delta bis zum 4. Breitegrad mit Ehrfurcht so genannt wurde. Aber welche Aufgabe auch fiir den so begeisterten Missionsvorstand! Die wiederbolt erbetenen, lange erwarteten Unterstiitzungen aus Europa blieben aus, und an deren Statt kamen die erschiitterndsten Nachrichten: der Sturm der Revolution hatte den ganzen Welttheil ergriifen; Alles was man bisher geehrt und geachtet, wurde in den Staub getreten, der heilige Glaube ; die Grundfesten der gesellschaftlichen Ordnung schienen erschiittert, die Prediger des gottbchen IVortes wurden ver- folgt und vertrieben, die frommen Institute zur Erhaltung und Ver- breitung des Glaubens in ihrem Bestande bedroht und der heil. Vater selbst war in seinem Sitze gefahrdet. Wer solite bei diesem Umsturze aller Dinge noch an die Mission im femen Afrika denken? wo dm-ften die Glaubensboten noch auf Hilfe oder wenigst Theilnahme fiir ihr schwieriges Unternehmen hoffen ? Die Propaganda in Rom erklarte feierlich, dass sie nicht in der Lage sei, die Missionare femer zu unterstiitzen und bereits waren die Erliisse ausgefertigt, ivelche den Missionaren die Erlaubniss ertheilten, nach Europa zuriickzukehren. Da war es nun Abuna Soliman, der nicht verzagte und auch seinen Mitarbeitern Muth einzuflossen wusste: ohne Knoblecher wiirde die katholische Mission in Central- Afrika seit 1848 nieht mehr bestehen. 13 P. Kyllo hatte kurz vor semem Tode ein Grundstiick ange- kauft; Knoblecher liess es in einen Garten umwandeln, baute eine Wohnung und eine Kapelle, alles zwar klein und nothdiirftig, aber doeh hinreiohend fiir die verschiedenen Bediirfnisse seiner Genossen und die ersten Anfange der Mission und die Moglichkeit gewalirend, in eineni Lande, das bislier nur die Greuel' des Heidenthunis und die Lieblosigkeit des Mohammedanismus kannte, taglich das unblutige Opfer des neuen Bundes, taglich Gott den Dank fiir die "\Yohlthat der Er. losung darzubringen und taglich seinen Beistand und seinen Segen herabzufiehen, damit auch die zahlreichen Volker jener Gegenden in die grosse seligmachende Kirche Christi eingehen. In Chartum war danials ein Sklavenmarkt, wohin aus dem inner- sten Afrika die ungliieklichen Gefangenen zum Verkaufe geschleppt wurden; unter diesen oft zarte Kinder, ihren Eltern geraubt, verlassen und trostlos der Willkiir dessen hingegeben, der das Geld daran wandte, sie sein zu nennen. Die Missionare kauften nun auf diesem Markte mehrere Knaben, die ihnen gutgeartet und talentirt zu sein schienen. Auch fanden sie in Chartum einige Abkommlinge von Europaem, oft von ihren Yatern unbarmherzig zuriickgelassen, verwildert und verroht, in den Un- oder Irrglauben ihrer Miitter zuriickgefallen. Diese Kinder wurden nun in dem Hause der Mission untergebracht; man fing an, sie in allen jenen einfachen Kenntnissen zu unterrichten, welche fiir sie und ihre Heimat von Nutzen sein konnten, vor allein aber in den Wahrheiten unseres heiligen Glaubens. Sie sollten die erste christliche Gemeinde Central - Afrika’s bilden, und jene Neger sollten, dereinst der Ereiheit wiedergegeben und auf sichern Wegen zu ihren Lands- leuten zuriickgesendet, dort die Apostel dieser letztem, die eifrigsten und wirksamsten Helfer der Missionare werden. Gross war der Eifer dieser jungen Leute, erfreulich die Empfang- liehkeit fiir die gottliche Lehre, innig ihre Liebe zu Gott, sanft und ruhig ihre Sitten, kindlich ihre Anhangliehkeit an die Missionare. Am Feste AUerheiligen des Jahres 1848 konnten bereits die ersten aus ihnen die heil. Taufe erhalten. Am Yorabende dieses Tages besuchte Knoblecher, wie gerrohnlich, das Schlafzimnier der Kleinen, um nachzuselien, ob alle in Ordnung zur Buhe gegangen. Da fand er die Katechumenen noch wach und vereint in andiichtiger Haltung. Er fragte, was sie da machten ? „Wir bitten die Mutter Gottes“, war die Antrvort, „dass sie fiir uns fiirbitte, damit wir den morgigen Tag er- leben, der uns zu Christen machen soll.“ Welch’ ein Glaube unter diesen Erstlingen der Kirche des innern Afrika! — 14 Andererseits wurde Dr. Knoblecher und seine Genossen wieder Schiiler ihrer schwarzen Zoglinge: sie suchten, soviel wie mdglioh, die Sprache der verscliiedenen Stamme zu lemen, denen die Kinder ange- horten, und sammelten auch sonst alle jene Thatsachen, welche iiber die Wohnsitze jener Volker, ihre religiosen Ansiehten, Sitten und Ge- brauclie und was sonst als Grundlage der kiinftigen Thatigkeit der Mission dienen konnte, Aufschluss zu geben vermochten. Als die Hilfe aus Europa ausblieb, wurde danim im Eifer nicht nachgelassen, die Thatigkeit nicht beschrankt und den Negerzoglingen niclits entzogen: die Missionare sparten am eigenen Leibe und suchten die Hilfsmittel zu benutzen, welche ilinen ihr Garten bot. So wurde das Jahr 1848 iiberstanden, und endlich im Jahte 1849, als die Kotli am hochsten war, kam gerade zur reehten Zeit eine Spende aus Lai- bach, zwar klein im Vergleicli mit den zu bestreitenden Bediirfnissen, aber sie war der Oelzvveig der Taulie zur Zeit der Simdfluth, sie zeigte, dass in Europa der Glaube und die Theilnalime an seiner Verbreitung neu erwache, und sie wies auf die Riclitung hin, in welcber das fromme Untemelimen auch in Zukunft auf eine erfolgreiche Hilfe hoffen konnte. —• Unter diesen Verhiiltiiissen war es, dass Dr. Knoblecher den kiilinen Entschluss fasste, dem grossen Zwecke der Mission naher zu riicken und soweit als nioglich in das Innere Afrika’s vorzudringen, um die Statten seiner kiinftigen Wirksamkeit kennen zu lemen. Jahr- lich im November, wenn die Nordwinde zu wehen anfingen, schickte der Pascha von Chartum mehrere Schiffe den weissen Eluss liinauf, um die egyptischen Niederlassungen langs dieses Stromes mit den nbthigen Bediirfnissen zu versehen, und von den iveiter oberhalb wohnenden Negervolkern Elfenbein gegen Glas-Corallen einzutauschen. Dieser Ex- pedition wollte sich Knoblecher anschliessen, jedoch weiter vor- dringen als sie. Em mohammedanischer Kaufmann schoss, wenn auch unter sehr driickenden Bedingungen, die Gelder vor. Am 13. November trat Knoblecher die Reise an; zwei seiner Genossen begleiteten ihn, die iibrigen blieben zur Obhut der Mission zuriick. Nach einigen Tagen hatten sie die ausserste Griinze egvptischer Herrschaft und die der freien Negerstamme erreicht — nahe dem 12. Grade nordl. Breite. Die Gegenden. welche die Missionare von da an weiter durchfuhren, werden in der Riclitung von Norden nacli Siiden von den Schilluk-Dinka- und Bari-Negern bevvohnt. Das Ge- biet der Dinka erstreckt sich vom 12. — 5. Grade nordlicher Breite, das der Bari liegt zwischen dem 5. — 3 1 /, Grad nordlicher Breite. 15 Der uns hier knapp zugemessene Raum erlaubt uns nicht, ausfiihrlicher iiber Land und Lente dieser Stamme zu reden *). Es sei nur bemerkt, dass die Bari ein schoner und kraftiger Menschenschlag sind und grosstentheils einen scharfen Verstand besitzen. — Nach einer 64tagigen Fahrt auf dem weissen Flusse ankerte das Missionsschiff ani Fusse des Berges Logwek im Lande der Bari (4° 9'). Eine Niederlassung scliien diessmal niclit thnnlich, oliwohl die Bewohner und der Hauptling Ngigylo (Nighila) es sehnlich wtinsch- ten: sie liessen sich nur durcli das Versprechen baldiger Wiederkehr der Missionare berubigen. Im Marž 1850 war Dr. Knoblecher mit seinen Begleitem wie- der in Chartum eingetroffen. Der Boden ihrer kiinftigen Wirksamkeit war gefunden. Dort unter den Bari-Negern, wo nicht wie in Char¬ tum der Glaube der herrschenden Bevolkerung die TVirksamkeit der Mission auf die engen Granzen ihres Hauses besckrankt, wo die Un- sittlichkeit, die Habsueht, das Misstrauen die Schwierigkeit einer erfolg- reichen Eimvirkung auf die benachbarten Negerstiimme fast bis zur Unmoglichkeit steigert, musste die niichste Station errichtet werden. Allein liiezu fehlte alles, was zum Gelingen des IVerkes irgendtvie nothig schien: die entspreehende Zalil Mitarbeiter, die Mittel ihres Unterhaltes, die mannigfachen Gerathschaften, um christliche Bildung und Sitte miter jene Volker zu verpllanzen, und um sie und die kiinf- tige Mission gegen unvermuthete Anfalle raubgieriger Nachbarn zu schiitzen. — Darum machte sich Dr. Knoblecher, vertrauend auf Gott und menschliche Hilfe, abermals auf, sein Haus und dessen Schatze, die geliebten Negerzoglinge wieder der Obhut der erprobten Gefahrten iiberlassend und zog in entgegengesetzter Richtung den Nil herab, iibersetzte das Mittelmeer und kam nach seiner Heimat zuriick, wo er im Augenblicke der grossten Noth Hilfe gefunden, sich auch Beistand fiir sein neues zukunftreiches "VVerk zu suchen**). Und was der fromme Missionar suclite, hat er in reichlichstem Masse gefunden, namentlich *) Naheres hieruber ist zu lesen in den: „Sehilderungen aus Central- Afrika“ etc. von A. Kaufmann, gew. Missionar. Briren. Weger. 1862. **) In seiner Heimat St. Cantian verweilte Knoblecher vom 31. August bis September 1850. Ins dortige Sterbebucb schrieb Pfarrer Zalokar (1858) unter anderm: „l)r. Knoblecher vvurde vom Volke mit einer unbeschreiblichen Herz- lichkeit empfangen; seine Eltern und Geschwisterte erfreute er ebenfalis durch seine Ainvesenheit; seine Liebenswiirdigkeit gewann ilnn alle Herzen, und er sammelte bei 300 fl. fiir seine Mission. Sein Anzug war orientalisch.“ Tom. XV. p. 19. 16 in Wien und von dort aus dann im ganzen Kaiserstaate. Der Kaiser Franz Joseph stellte die Mission unter osterreichischen Schutz und erwirkte fiir sie einen Ferman des Sultaris, worin ihr in Chartum und in allen Besitzungen des Pascha von Egypten jenseits der Katarakten alle jene Rechte und Privilegien gesichert werden, welche die katholi- schen Missionen in den andern Provinzen der Pforte den Traktaten gemass geniessen. Ein in Chartum eigens aufgestellter Consular-Agent solite ihre Rechte sorgsam wahren. Die Glieder des kaiserl. Hauses betheiligten sich durch bedeutende Gaben an dem lieil. Zwecke der Mission. Alle Minister oline Ausnahme bestrebten sich, jeder in seinem VVirkungskreise, der Mission niitzlich zn werden. Von allen Seiten, ohne dass eine offentliclie Aufforderung ergangen ware, flossen Beitrage ein; die edelsten Frauen "\Viens be- miihten sich -vvetteifernd Kirchenparamente und was sonst an veiblichen Arbeiten wimschenswerth sehien, anznfertigen; ein Altarbild wurde be- stellt; VVerkzeuge aller Art wurden angekauft; wo sich nur irgend ein Bediirfniss herausstellte, wurde auf dessen Befriedigung gedacht. All- mahlig erschienen auch die Currenden und Hirtenbriefe der Ordinariate, worin sie die neue Mission und ihre grosse Aufgabe den Gliiubigen ihrer Dioeesen bekannt gaben und zrn- TJnterstutznng derselben auffor- derten. Und was das erhabenste und trostreichste war: von allen Seiten meldeten sich Manner, Priester und Laien, welehe aus Liehe zu Gott und ihrem Nachsten zur Mitreise nach Chartum und zur Mitwir- kung an dem schweren Werke der Mission sich erboten. Es bedurfte keiner Ermunterung, keiner Anreizung, sondern im Gegentheile musste manches hoehherzige Anerbieten zuriickgewiesen werden. Thatsache aber ist es auch, dass Dr. Knoblecher’s personhche Erscheinung die Herzen begeisterte und fast unwiderstehlich an sich zog. — So sehien fiir die gegenwartigen Bediirfnisse der Mission in Chartum und fiir die Griindung derjenigen unter den Bari geniigend gesorgt: allein wie stand es fiir die Zukunft? Ohne die Hoffnung auf fernere Unterstiitzung war Knoblecher’s Gebaude auf Sand gestellt, ein gliinzender Anfang, ohne auf ein lohnendes Ende rechnen zu kon- nen. Da berieth er sich mit einigen glaubigen Mannem, und sie be- schlossen. im Vertrauen auf den Beistand Gottes und den unerschopften Glanben und Liebeseifer des katholischen Volkes, einen V er ein zu griinden, welcher ahnlich dem Vereine zur Verbreitung des Glaubens in L v on, dem Ludwigsvereine in Baiern u. s. w. die Forderung der katholischen Mission in Afrika zum Zwecke hatte. Als Patronin des Vereines wurde die jungfrauliche Mutter des Herni, die Mutter der Kirche, unsere und der armen Neger Mutter, gewiihlt, dieselbe, deren 17 Fiirbitte die Erstlinge der Mission angerufen, dass sie den Tag ihrer Taufe erleben mochten. Das Fest Maria Geburt-—8. September — wird als Vereinsfest gefeiert. Dieseni „Marien v er e in “ traten die edelsten Manner Wiens bei: Hofrath (Biscbof) A. Meschutar, K n o b- 1 e c h e r s Landsmann, als Prasident, Hofrath v. H u r t e r, Graf M. F r i e s, Dr. Hock, (Staatsrath), Freiherrv. Spens, Leopold von Dworzack u. A. als Comitemitglieder, zur Besorgung der Vereinsangelegenheiten. Die Vereinsinitglieder in der ganzen Monarehie verpflieliten sieh zu milden Beitragen (friiher monatlich 5 kr. C. M. jetzt 5 Keukreuzer) und zu einem kurzen Gebet. *) Die Mitglieder erhalten ein eigenes V ereinsbildehen. Der heil. Vater Pius IX. begnadigte spater dieselben (Breve vom 5. Dez. 1852) mit den gleichen Abliissen, welche den Mitgliedern des Werkes der Verbreitung des Glaubens in Lyon ertheilt worden sind. Naehdem Dr. Knoblecher anch diese Angelegenheit geordnet hatte, reiste er iiber Munche n, Brixen (9. Juli 1851) und Trient naeh Rom, um dem heil. Vater und der Propaganda von Allem Be- riclit.zu erstatten. Zu Rom stiess Knoblecher auf unerwartete Hin- dernisse. Die Propaganda, von welcher die Mission fur Central-Afrika ausgegangen war, erklarte durch das beklagenswerthe Jahr 1849 in ihren Hilfsniitteln so geschwacht worden zu sein, dass sie fiir die nachste Zukunft sich ausser Stande sehe , dieselbe zu unterstiizen. Ein Missionar, den das heisse Klima nacli Europa zuriickgetrieben hatte, erhob gegen jeden moglichen Erfolg die lautesten Zweifel. Schon war der Beschluss, die Mission aufzuheben und die Missioniire anderswo zu verwenden, unterzeichnet. Nur Knobleehers Bericlit von seiner Reise an den weissen Fluss, und die Kunde seiner Riickreise nacli Europa hatten bisher desseu Absendung verhindert. Docli es kostete Miihe, die Aufhebung der Mission zu hintertreiben. In einer Audienz schenkte der heil. Vater dem Bericht.e Kno bi e eh e rs iiber die Mission grosse Aufmerksamkeit und warme Theilnahme: Knoblecher wurde zuin apostolischen P r o v i k a r ernannt und ihm die Leitung der Mission neuerdings anvertraut. Nach der Mitte des Augustes 1851 war Dr. Knoblecher wieder in Triest eingetroffen, um mit den neuen Mis- sionsmitgliedem nach Alexandrien abzugehen. Diese waren Knob- lechers Landsleute und zwar: Martin D o vj ak, Joh. Kocijančiči *) Ein Vater unser und Are, sowie: „Bitte o Himmelskonigin , fiir die ungluck- lichen Neger, auf dass sie mit uns theilhaftig rverden der Verlieissungen Christi.“ 2 18 Matth. Milharčič, Otto Trabant und Barthol. Možgan, nebst mehi'ern Laien. Mach sechstagiger Fahrt erreichten sie am 2. Sept. 1851 Egypten. Am Feste von Maria G-eburt feierten die Missions- gefahrten zu Alexandria das Griindungsfest des Manen - Vereins in der dortigen Kirche der lieil. Katharina, um sowohl far die Wohlthater desselben, als fiir das Gedeihen der Mission zum Wohle der armen Neger den Segen Gottes zu erflehen. — Die Missionare wurden in der Hauptstadt Egyptens zu einem langeren Aufentlialte gezwungen, als sie anfangs vermuthet hatten, indem mehreres zusammentraf, was eine fruhere Abfahrt unmoglich machte. Dariiber schrieb Knoblecher am 20. Oktober 1851. „Es war eine meiner wesentlichsten Sorgen in Egypten, dass die von dem Grosssultan unserer Mission zugestandenen Kechte und Privilegien auch durch den Ticekonig anerkannt viirden; denn bei der Spannung, welche zvischen der boben Pforte und dem Divan von Oairo seit langerer Zeit schon bestebt, var zu befiirehten, dass den Befehlen von jener die erwiinschte Folgsamkeit nicht mocbte geleistet werden. Zwar vurde ich bei der Audienz von dem Vicekonig sehr freundlieh en- pfangen; auch erhielt der Divan Befehl, an die Machtbaber in Sudan zwei Erlasse in diesem Sinne auszufertigen. Allein die Zuriickgabe des grossherrlichen Fermans wurde mir trotz aller Torstellungen be- harrlicli verweigert. Die friihern Erfahrungen, welche R.anke und Kniffe der mohammedanische Uebernmth sich erlaube, iiberzeugten mich, dass ohne den Besitz dieses Dokumentes meine kiinftigen Bemtihungen leicht konnten vereitelt werden . . . Meine Schritte blieben lange er- folglos; endlich erklarte ich: ich šahe mich gedrungen, in Konstantinopel um einen neuen Ferman einzukommen und diesem die Klausel beifiigen zu lassen, dass derselbe im Besitze der Mission zu bleiben habe. Die Antwort var: man rniisse hieruber die Meinung Sr. Hoheit des Vice- konigs vernehmen. Erst nach einigen Tagen vurde mh durch die egyptische Regierung eine legalisirte Abschrift des Fermans zugesagt; aber auch diese, vie die friiher versprochenen Erlasse, liessen lange auf sich varten. . .“ Dni die zahlreiche Caravane und das grosse Gepack sicher nach Chartum zu schaffen, beschloss der Provikar fiir die Mission ein eigenes Schiff zu kaufen; jedoch unter den Fahrzeugen, die ihm VShrend seines Aufentlialtes in Cairo zum Kaufe angeboten wurden, fand sich, ausser der eisernen Dahabie des Heiraldin Pase h a nicht ein einziges, velches fiir diesen Zweck sich geeignet liatte. Desshalb benutzte Knoblecher das gefallige Anerbieten des Pascha und brachte das 19 erst voi' Kurzem erbaute Schiff um die Halfte eines fruhern Angebotes an sioh. Am 15. Oktober ivurde die Weihe des Sehiffes, das von nun an den Namen „ Mor g e ust ern “ (Stella matutina) ftihrt, vorge- nommen. Das letzte der dreiZimmer, welche die Cajiite bilden, eignete sieh vortrefflich zu einer allerliebsten Hauskapelle. Diess trug zur Er- liohung der feierlichen "VVeihe ungemein viel bei und stimmte unter dem Klange der Phisharmonika, die den Gesang des Ave Mariš stella be- gleitete, alle Amvesenden zur Andaoht. Nachdem das Schiff befrachtet war, wurde am 18. Oktober Abends abgesegelt, und die Fahrt bis Koroško gliicklicli fortgesetzt. Da trennte sich die Caravane, indem Dr. Knoblecher mit 6 seiner Be- gleiter den kurzem Weg durch die nubische Wiiste, die Stella matu- tina unter der Obhut des tiichtigen Missionširs K o c i j anči č die liingere AVasserstrasse iiber die Nilkatarakten nach Dongola einschlagen musste. Am 17. Dezember 1851 erreichte der Provikar mit seinen Begleitern Chartum, die Hauptstadt des Sudan, wo er vom k. k. Consular-Agenten Dr. Reiz durch das Aufhissen der kaiserlichen Elagge begriisst und feierlich in das katholisehe Missionshaus geleitet wurde. Die Stella matutina erschien am 29. Marž 1852 vor Chartum. •— Kocijančič und Milharčič erhielten den Auftrag dort zubleiben, wahrend der Provikar mit den 3 ubrigen Missionspriestern und mehrern Laien neuerdings in das Land der Bari zu ziehen gedachte. Vor seiner Abfahrt dahin (Dez. 1852) schrieb er: „Die hiesige Station (Chartum) bietet seit unserer Riickkehr das Bild eines sehr regen Lebens dar. Wir haben uns in die Arbeiten nach Fachern getheilt. Die Knabenschule, um welche sich der mit allen Eigenschaften eines Kinderfreundes begabte hoch\v. Herr Milharčič besonders verdieiit maeht, zahlt, seitdem auch die schismatischen Kopten ihre Kinder uns anvertrauen, liber vierzig Knaben. Diese geben den Lehrern vollauf Besckaftigung. In unserer technischen Werkstatte wird vom friihen Morgen bis in den Abend gearbeitet, und so kommen allmahlig die nothwendigsten Gerathschaften fiir das Haus und die Wirthscliaft zu Stande, -wobei die Einsicht und die Talente des hochw. Herrn Ko¬ cijančič uns immerfort mit neuen Gegenstanden iiberraschen. 11 Auf den 2. Oktober vvar die Schulpriifung, auf' den folgenden Tag die Preisevertheilung an die Kinder festgesetzt—e in vvahres Freu- denfeSt auch fiir schwarze Kinder. Am Feste Allerheiligen erhielten fiinf jSTegerknaben der Missions- schule die heil. Taufe. Mit Freude empfingen sie das Gewand der Unschuld, welches blendend weiss an ihren schwarzen Armen hing. 2 * 20 Nach vollendeter heiliger Handlung trat der apost. Provikar an die Stufen des Altares mit dem Bilde Mariens und sprach zu den Neuge- tauften: „Jetzt, meine Lieben, habt ihr einen besseren Vater, eine bessere Mutter, als diejenigen varen, denen ibr geraubt vorden seid. Sehet, das ist euere Mutter! Sehauet, vie besorgt um eueh sie her- niederblickt! Hebet euere Handehen empor zu ibr; bittet sie, sie moge euere gute Mutter bleiben; saget ihr: liebe Mutter, stets wollen wir deine guten Kinder sein, niemals dicb betriiben, nie, nie!“ ImAugen- blioke varen alle Handehen gefaltet, emporgehoben, selbst von jenen, velche die arabisehe Sprache noeh gar venig verstanden. Maria! horte man sie seufzen. —• „Ja, Maria", fuhr der Provikar fort, „ja, Maria ist euere Mutter; sie! hat eueh zu Kindern angenommen, indem ihr dem Teufel und allen seinen Werken entsagt habt. Hiitet eueh, das veisse Gevand der Unsehuld je zu beflecken, damit ihr einst freudig in demselben vor Gottes Thron erscheinen konnet. Aber Briider- chen und Sehwesterehen habt ihr zugleich viele erhalten, welche ebenso vie jetzt ihr, ihre weissen Hande fiir eueh zu der lieben Mutter Maria erheben. Betet aueh fiir diese, die eueh so viel Gutes er- weisen. Vergesset nioht, zugleich fiir euere schvarzen Yater und Miitter zu beten, die, veit von eueh entfemt, nach eueh seufzen und veinen, die liebe Mutter Maria noch nicht erkennen. Betet, dass aucli sie sammt allen schwarzen Briiderehen und Schwesterchen der himmli- schen Preuden theilhaftig verden konnen. Amen." Die fiinf Tauflinge varen aus der Sklaverei losgekaufte Negerknaben. Dr. Knoblecher Sehreibt iiber den wahrhaft emporenden Menschenhandel Polgendes: „Kaum etwas Herz zerreissen- deres gibt es, als an einem Freitag, dem gottesdienstlichen Tage der Mohammedaner, zu Chartum iiber den Sklavenmarkt zu gehen, zu sehen, vie da in regem Gedrange Hanner, Prauen, Jiinglinge, Madchen, Kinder versteigert, wie an jedem Zahne, Zunge, Hande, Fusse unter- sucht werden, wie die Ausrufer hin und her rennen, vie gezankt, gefeilseht wird, vie der Menseh zur Waare herabsinkt, wie es Niemand zu Sinn kommt , dass das Wesen, velohes alles dieses sich gefallen lassen muss, sein Bruder, seine Schvester sei! Da sah ich, in Gram und Kummer zusammengesunken, in einem "VVinkel des Marktes Miitter stohnen, velehen man so eben Soline und Toehter entrissen hatte, und die nach venigen Augenblicken das gleiche Loos ervartete. Besonders erschiitterte mich eine Mutter mit drei Kleinen, deren jiingstes erst zvei Tage zahlte. Tief gebeugt sass sie auf der Erde, das Haupt auf die Eeehte gestiitzt, vahrend die Linke den Kleinen umfing. Trauernd 21 blickte sie auf die beiden altern Knaben, die mit einer Innigkgit an sie sich anschlossen, als ahneten sie die nabe Trennung. Mit einem Male ertonte der Ruf: Wie viel diese Familie ? Die tiefgebeugte Mutter hob die Augen, ich aber konnte den Ausgang nicht erwarten; nur von der Perne horte ich nooh: siebenhimdert Piaster (80 fl. o. W.)! Ein Mensch, ein durch das kostbare Blut Christi erkaufter Mensch, um solchen Preis! dachte ich und kam zu der Stelle, wo die Manner verkauft werden. Diese scheinen stumm in ihr hartes Schicksal sich zu ergeben; in sich gekehrt sitzen sie da, bis die Reihe sie trifft, in dier Versteigerung zu treten. Sie wissen aber auch, dass bei dem gering- sten Murren blutig die Geissel iiber ihrenRiioken schvirrt, oder scfrvvere Ketten ihre Beine beladen werden.“ — Anfangs Dezember 1852 segelte der Provikar mit drei Missionaren —Dovjak, Trabant und Možgan — von Chartum sikhvarts, und erreichte nach Monatsfrist am 3. Janner 1853 das zweite Mal das Gebiet der Bari. Alle hatten vrahrend der Fahrt mehr oder vreniger Pieberanfalle, undKnoblecher selbst einmal einen so heftigen, dass ihm die Sterbsakramente gereicht werden mussten. In Gondokoro nun wimschte der Provikar den Boden zu einem Gebaude und zu' einem Garten zu kaufen. Die Leute kamen ,ihm freundlich entgegen, und ein alter Mann, Namens Lut- weri, erbot sich zur Deberlassung eines Theiles seines Besitzthumes (G. Janner 1853). Doch konnte an diesem Tage, des vorgeruckten Abends wegen, der Kauf nicht mehr abgeschlossen werden; das geschah 14 Tage spater in Gegenwart mehrerer Hauptlinge, unter denen auch „Nighila“ var. Bei dieser Gelegenheit liess Knoblecher ein schones Zelt, vomit zu feierlichen Veranlassungen mehrere fromme Personen in Wien ihn ausgestattet hatten, aufschlagen, gab jedem Hauptling ein langes blaues Kleid sammt Tarbusch zur Kopfbedeckung, vorauf er selbst in einem veissen Gewande und einem Lanzenstock oben mit deni Zeichen der Erlosung, anstatt der Mordwaffe versehen, von den Hauptlingen gefolgt, unter das Zelt trat, wo alle sich nieder- liessen. Alsbald erhob sich einer derselben zu einem Vortrage, was von den iibrigen fortgesetzt wurde. Ihre Reden gingen sammtlich da- hin: der angekommene Premdling. miige fiir sich und seine Briider einen Grund kaufen, darauf ein Haus bauen, Baume pflanzen, auch ihre Kinder unterrichten, und da jene mit den rauberischen Kaufleuten nichts gemein hatten, wollten alle Hauptlinge dariiber vachen, dass Miemand die Briider im Besitze des angekauften Grundes store. Naehdem alle gesprochen, erhob sich auch der Provikar, einen Dolmetsch zur Seite, und hob hervor, wie er Betreffs seiner Sendung 22 friiher schon gegen manniglich aufrichtig sieli geaussert habe. Es freue ihn, aus ihren Reden entnelimen zu konnen, dass sie semen AVorten volles Vertrauen schenkten; nun versichere er sie, dass er und seine Briider ernstlieh sich bemiihen werden, ilirer Sendung nacli Kraften Geniige zu thun. Daratif trat „Nighila“ zum zweiten Male auf und seharfte allen, besonders den Hauptlingen der naher gelegenen Stamme, kraftig ein, die Missionare gegen Unbilden zu schiitzen, in- dem es den entfemteren nur von Zeit zu Zeit moglich ware, das Mis- sionshaus zu besucben. — Die Versammlung wurde nun aufgehoben, der anzukaufende Boden besichtigt, nicbt ohne Scbwierigkeit die Granze bestinimt. Nachdem diess gescbehen, kam auf des Provikars Geheiss der Verkiiufer mit einer Kurbisschale in das Missionsschiff, um ihm dieselbe zu voller Zu- friedenheit bis an den Kand mit Gdasperlen gefiillt wurde. Der Kauf- vertrag, in der Bari-Sprache (i kulya - ti - Bari) verfasst, wurde sodann den Hauptlingen vorgelesen und jeder legte bei dem Zeichen des Kreuzes neben seineni Namen zur Beglaubigimg mit grosser Ehrfurcht den Finger auf die Feder des apostoliseben Provikars. Nun solite es an den Bau einer Kapelle und einer AVohnung fiir die Missionare geben: es felilten aber die Arbeitsleute. Dariiber sagt Knoblecher in einem Sehreiben: „Muss es allgemein einleuebten, dass Missionare, sollen sie auf die umliegenden Stamme wohlthatigen Einiluss gewinnen, eines festen Sitzes bediirfen, von dem aus sie durch Erlemung der Sprache, durch Unterricht der Jugend, durch Einfiihrung nothwendiger (Jewerbe unter einem bis dahin noeh nacktenTolke ihren Beruf erfiillen konnen, so fragt sioh’s: wo soli man, selbst bei zu- reichendem Vorrath an Materialien, kundige Maurer, Zimmerleute, Tischler, Schlosser zu der Ausfiihrung hemehmen ? Zu diesem allen nmss der Missienar selbst sich bequemen, will er anders sich und seinen Nachfolgern eine bleibende Statte in diesen Regionen und unter einem Volke bereiten, welches heute seine AVohnkiitte baut, morgen aber, wiithet je in der Nacht ein tropischer Regen, sie wieder von neuem herriekten muss. Da mag der arme Missionar \vohl in Verlegenheit kommen, wenn er, das Auge umherwendend, zwar viele Kopfe und Hande, aber Niemand erblickt, welcher der einen oder andern Arbeit gewaclisen \vare. Da sieht er sich gezwungen, zu den eigenen Mitteln seine Zuflucht zu nehmen; da kommen ihm alle Kenntnisse und alle technischen Fertigkeiten, 'die er wahrend der freien Stunden seiner Studienzeit sich erworben bat, trefflick zu Statten. Man nimmt nach der heil. Messe in Gottes Namen bald die Maurerkelle, bald die Sage, 23 bald die Axt oder den Hammer zur Hand, zeigt den Umstehenden neue wunderbare Kunste, fordert sie zur iSTachahinung auf; und so steigt selbst in der Heimath der rohesten Wilden im Schweisse des Angesichtes das Haus zur Bhre des Herrn wunderbar empor.“ Und das Werk gedieh; denn zwei Jabre spater, als der Provikar wieder in Gondokoro ivar, entwirft er von der dortigen Missionsstation folgen- des Bild: „Mitten im Gebiete des stolzen Negerstammes der Bari, dort, vo sieh die Ufer des geheimnissvollen Stromes zu einer Hohe erheben, wie man sie sonst nirgends wahrend seines ganzen Laufes, sielit, findet man eine Niederlassung, welche gegen die Ortschaften der Eingebornen auffallend absticht. Auf der von der Nordseite and vom Elusse aus sanffc aufsteigenden Anhohe erblickt man scton von weiter Ferne ein viereckiges Gebaude, vrahrend die "VVohnungen der Einge¬ bornen von runder Form mit kegelformigen Dachern verselien, ohne Ausnahme den Typus der heimischen Bauart tragen. Auf der West- seite gegen den Strom zu, und gegen Siiden bin, prangt in iippiger Vegetation eine Anlage von Baumen und Pflanzen, welche sonst im Lande nirgends gefunden werden, aus weiter Ferne hieher gebraoht. In der Mitte des innern Hofraumes erhebt sicb in betracbtlicher Hohe iiber die Giebel der Daober ein Baum, vordem auf einer Nilbarke als Mastbaum venvendet; lieute aber ist seine Spitze mit einem metallenen Kreuze verzieret, welcbes in der Jdorgen- und Abendsonne in die Ferne glanzt, und den in der Nahe desAequators wohnenden Inner-Afrikanern die Ankunft des Heiles der Erlosung verkiindet. Am Fusse des Kreuzes flattert von Zeit zu Zeit eine weisse Fabne, mit einem blauen Štern verziert, welche der Nachbarschaft die Tage des Herrn und die in der katholischen Kirche ubliohen Feste der allerseligsten Jungfrau ver- kiindet! — So ist dei* aussere Anblick unserer Station zu unserer lieben Frau in Grondokoro am weissen F1 u s s e, zu deren Griindung und Ausstattung die cliristlicbe Liebe unserer geliebten Brii- der in Christo alles Hotbwendige herbeigescbafft hat.“ Nachdem in G o n d 6 k o r o Alles geordnet war, kehrte Knoblenher-— im April 1853 — nach Cliartuni zuriiok und riistete sicb zu einer Beise nach Egypten, um Einkaufe zu besorgen und die neu angemel- deten Glaubensboten aus Europa zu erwarten. Diese waren: Lukas Jeran*) aus Kram, Joseph Gostner, aus Tirol, Ignaz Kohl, *) Musste wegen Krankheit in Assuan umkehren; anch ein zweiter Versnch schei- terte an demselben G-runde, Herr Jeran wirkt aber fortwahrend als Redakteur der Z g o dnj a Danica durch Sammlung von Beitragen fiir seine geliebte Mission 24 aus Niederosterreich, Joseph Lap, aus Krain und Alois Haller, aus Tirol. Anfangs Oktober 1853 trafen diese in Alexanirien ein, wo der apostol. Provikar bereits ihrer liarrte. Ein Hiiuptling der Beri—• diese sind die ostlichen Nachbarn der Bari — hatte den Provikar auf seiner langen Reise durch 27 Breitegrade begleitet. Herr Gostner schrieb. uns iiber das Zusammentreffen mit Knoblecker und seinem fiirstlichen Begleiter aus Alesandrien: „ . . . Endlich erschien Hochw r . Herr Provikar selber mitten unter dem entsetzliolien Gewiihl und Ge- schrei von Arabern, Tiirken, Juden, Griechen etc., und theilte nach allen Seiten, ich weiss nioht in wie vielen Spraohen, seine Ordre aus. Alles hatte den grossten Rešpekt vor Abuna Soliman. Als wir im Gasthofe (Hotel du Hord) angekommen waren, gingen die Uebrigen zum Mittagessen, mich aber nahm Herr Dr. Knoblecher mit sioh ins Franziskaner-Convent, wo er logirt, und speisten dortselbst. Als wir vor dasselbe hinkamen, rief Herr Provikar: Mugha! und wie ein Blitz sprang der Beri-Fiirst Mugha von einemSteine, worauf er aus- gestreckt gelegen hatte, auf, stand vor mir und bot mir die Hand zum Grusse, grinste mich freimdlioh an und sagte: wie geht’s? geht’s gut? Er spricht nur seine eigene Sprache, die hier kein Mensch versteht, als Dr. Knoblecher, 'svelcher, wie es scheint, sehr gelaufig mit ihm redet*). Dieser Megerhauptling ist 25 Jahre alt, hat eine Lange von 6 Fuss (Knoblecher sagt, er gehore zu den Kleinern seines Stammes) ist mager und diinn, kohlrabenschrvarz und hat etwas Freies in Haltung und Bewegung, jedoch mit einer gewissen ~Wurde. In einem Zimmer wills ihm nicht hehagen: er will frei imd im freien sein. Seine ganze Kleidung besteht in einem rosenrothen 'Kittel, der ihm bis an die Waden reicht, und einer schwarzen Lederbinde. Um den Hals hat er eine Menge von Glasperlschnuren. von versehiedener Grosse und Farbe, an Handen und Fiissen eine Menge von Armbandern und Ringen, seine Freude und Lust. In der einen Hand tragt er imnier ein nied- liohes holzemes Stabclien, und in der andern Hand oder auf der Achsel ein winzig kleines sehr niedriges Sesselchen von Holz, worauf er sich wenn er irgend wohin koinmt, sogleich ungenirt niedersetzt. Bart hat er keinen, und die Haare knapp am Kopfe abgesohnitten bis auf einen Schopf auf dem Wirbel, woran er einen Busch Straussfedern befestigt hat. Er erregt hier, vo doch so selrvvarze und graue Teufelchen mehr als genug in allen Traohten und Fratzen zu sehen sind, ungemeines *) Der Provikar redete mit ihm barisch; die Beri reden ubrigens eine der din- kaischen verwandte Sprache. 25 Aufsehen; selbst die hohen und hochsten Herren und Damen interessiren sich ungemein fiir diese schvvarze Durchlauckt, die mit blossen Fiissen einherstolzirt. Er ist auch mit Jederman sehr freundlich, besonders griisst er uns Missionare, so oft wir zu ihm kommen oder ihn ver- lassen, mit Handedruck und „doto“ (wie gehts?), auob bemiiht er sich sehr, uns seine Sprache einzupragen, und hat uns bereits bis z e h n zahlen gelehrt. Er mochte iiberhaupt sehr geme plaudern. Er sagt, dass ihn seine Leute nicht zu den Weissen gehen lassen vvollten, weil diese den Schwarzen die Ohren abschneiden und sie gar fressen. Wie er vom Palaste des osterreichischen Consuls den Hafen und das Meer erbliokte, so rief' er yoll Staunen aus: „Das also ist der grosse gesal- zene Pluss, iiber den ihr heriiberfahrt? ..Grestern lud derKomman- dant der osterreichischen Eregatte Bellona den Herrn Provikar anBord zur Tafel mitsammt der sclmarzen Hoheit. Der gute Mohr wusste vor lauter Bewunderung der Dinge, die er am Borde sah, sich kaum zu fassen und sein gutes Herz trieb ihn so weit, dass er den Becher des Kommandanten ergriff, ihn diesem uberreichte und sich von dem- selben in seine eigene Hand Wasser giessen liess, womit er ihn dana anspritzte und so nach Art der Beri zum Konige machte. Als der Provikar sich vom Borde entfernte, verkiindeten 13 Kanonenschiisse dem babelischen Alexandrien, wie ein wackerer christlicher Marine- Oiiicier seine verdienten Greistlichen und dadurch auch seine heilige Keligion zu ehren weiss.“ Dieser Missions-Expedition hatte sich auch ein ausgezeichneter Laie aus Wien angeschlossen, Herr Martin Hansal, Lehrer und vor- trefflicher Musikus, gegenvvartig k. k. Consular-Agent in Chartum. Er schrieb spater einmal iiber seine Schule in Chartum: „Kinder, die bis zu ihrem Eintritte in die Schule in dem niedrigsten Naturzustande auf- gewachsen sind, die nichts anderes suchen, als die Befriedigung ihrer wenigen leiblichen Bediirfnisse, die hochstens in gesehickter Hand- habung ihrer IVaffe und in furchtlosem Kampfe ihr Heil erblicken, Grott nicht einmal dem Namen nach, und in dem Nachsten, \venn nicht einen Eeind, so doch ein fremdes Greschopf, und ausser dem eigenen "VVillen kein Ctesetz kennen, dergleichen Kinder zu unterrichten ist wahrlich keine leichte Aufgabe; da bedarf es einer Ausdauer, Geduld, Sorgfalt, Miihe und Aufopferung, von der man in europaischen Landern keine Ahnung haben diirfte. Bringe man hiezu noch in Anschlag die Schvvierigkeit fiir den Lehrer, in der eben erlernten Sprache sich ver- standlich zu machen, dann die afrikanische Schlaffheit, welcher das zehninal Vorgesagte oft im eilften Male wieder ganz neu ist, das unent- 26 wickelte Denkvermogen tmd den iiberwiegenden Hang zur volligsten Unthatigkeit, dann wird man ahnen, in welchem Maasse alle jene Lehrer-Eigenschaften vereint unablassig thatig sein miissen, um am Ende einigen Erfolges sich getrosten zu diirfen. Aber dagegen auch reicher Lohn, vvenn es gelingt, das verlome Schaflein zur Herde Cbristi zuriickzufiihren, wenn der kleine Neger seine scbvvarzen Handchen zu seinem Erldser erhebt, wenn er als Kind Gottes zu den Fiissen des Kreuzes sich himvirft, wenn aus seinem Munde das Lob Gottes er. schallt, von dem er friiher nicht einmal eine Ahnung hatte> „Und solche reiche Vergeltung zeigte sich nach Jahresfrist bei der Schulpriifung. Es ,war riihrend zu sehen, -wie die kleinen Ge- stalten, die eimge Monate friiher, nackt und wild ins Missionshaus gekommen waren, vom Kopf bis zu den Eiissen sauber gekleidet da standen, in der arabischen Sprache, die doch nicht ilire Muttersprache ist, von Gott, wie Er die Menschen erschaffen und erlost hahe, und sie heilige, wie sie hieriiber frei und freudig sprachen, wie sie die arabischen Buchstaben kannten, damit lautirten, in der italienischen Sprache buchstabirten, beide Sprachen, und zwar die grossern mit nicht geringer Eertigkeit, sowohl im Druck als in Handschriften lasen. Aus- drucksvoll wussten sie die biblischen Geschichten zu erzahlen, fertig im Kopf mid auf der Tafel zu rechnen. ~VVie ergreifend war es dann, als sie nach vollendeter Priifung im voli en Chore das Salve o ama- bilis Regina anstimmten und mit grosser Pracision durchfiihrten • Mehreren Zuhbrern standen dabei die hellen Thranen in den Augen.“ — Diesen Mannern schlossen sich in Alexandrien als Missionare zwei ausgezeiehnete Zoglinge aus dem Institute M a z z a in Verona an : Don Giovanni Beltrame und Don Antonio Castegnaro. Am 17. September 1853 verliess der Provikar mit seinen Ge- fahrten Alexandrien. Dahin kam nooh der k. k. General-Consul, Herr von Hub er, in Begleitung mehrerer anderen Herren, um den Ab- reisenden das letzte Lebewohl zu sagen. Da stellte sich Mugha in koniglicher Haltung in die Mitte der Versammelten und sprach (Dr. Knoblecher machte den Dollmetsch): „Europaer mogen immerhin unser Land besuchen, Araber dagegen sollen draussen bleiben, denn sie kommen nur um Brand anzufaehen, Emporung anzuzetteln. 11 Dem gerade durch Alexandria zuriickreisenden Herrn Dr. Kerschbaumer, Professor in St. Polten, gab Mugha den Auftrag, allen Freunden des apostolischen Provikars auch seinen Gruss auszurichten. — Nach einer im Ganzen gliicklichen Fahrt erreiehte die Caravane am 29. Dezember 1853 Chartum. Herr Gostner sandte nach der 27 Ankunft dem Schreiber dieser Zeilen einen weitlaufigen Berioht iiber diese Reise, worin ein so klarer Blick, eine so natiirliche und dabe 1 friscbe Auffassung alles IVahrgenommenen hervortritt, dass das bohe Comite des Marienvereins in Wien denselben unverandert in semen Jahresbericbt *) aufnahm. Wieviel hatte sioh aber seitdem in Chartnm nnd Gondokoro geandert! bei ibrer Ankunft in Cliartum waren Kocijančič und Mil¬ harčič **) vom morderischen Klima bereits dahingeraffl, und als hierauf *) Dritter Jahresbericht. S. 22—37. Wien. 1854. **) Herr Go st n er besuchte einst das Grab dieses vortrefflichen Missionars und sandte mir folgendes Gedichtlein. Der AVanderer am Grabe des hochw. Herm Missionars M. Milhar č ič, welcher eine halbe Stunde von Berber entfemt in der Wuste begraben liegt. Im IViistenmeer, wo weit umher Kein Wesen lebt, tein Graslein strebt, Kein Wort erklingt, kein Yogel singt: Da stiess mein Wamlerstab auf eines Christen Grab, Obne Kreuz und Stein, vergessen und allein, Yon Christen unbesueht, vom Muselmann verflucht. Voli Wehmutk rief ich aus: Welcb’ einsam Todtenbaus! Wer kam bieher gezogen, und starb getauscht, betrogen? War’s Habsucht, war’s Gewinn, war’s frecher, leichter Sinn? Lockt’ dich ein Abenteuer auf Wild und. Ungeheuer? War’s Vorvitz Welt zu sehen, um dich dann aufzublahen? — Fiirwahr du warst niebt klug! — Halt ein! — jetzt ist’s genug! So rief mir eine Stimme zu, halt und hor’, wie irrest du. Es var ein Missionar, von weiten Landen her. Gottesliebe war der Sporn, des Teufels Reich der Dorn, Was ihn trieb und stiess, dass Alles er verliess. Geriittelt von des Meeres Plut,. gebraten von der Sonne Glut, Kam er in dieses Reich, dem guten Hirten gleich, Die Schaflein aufzuflnden, Erlosung zu verkiinden, Die Bande abzunehmen, die IVildheit zu bezahmen; Damit vir hier auf Erden, Ali’ Eine Herde werden, Und venn’s zur Scheidung geht, zur Linken keiner steht. Ist Asche und Gebein auch ohne Sarg und Stein, Die Seele engelrein, ging in den Himmel ein. 28 derProvikar mit K o hi nach Gondokoro gelangte, fanderauch Dovjak und Trabant nicht mehr am Leben. Ja zwei Tage spater ereignete sieh ein Vorfall, der fiir die Missions- station Gondokoro die verderblichsten Folgen katte haben konnen, aber — gegen die Bereclmung ihrer Feinde, derselben zum Vortheile wurde. Yon den 30 Schiffen, die zum Erveerb des Elfenbeins und zur Betreibung des schiindliehen Sklavenhandels unter den verschiedensten Flaggen von Chartum stromaufwarts gefahren waren, lagen noch drei, dem sardinischen Consul zuChartum, Namens Vaudey, gehorend, in der Nahe von Gondokoro. Obwohl dieser mit den Bari auf gutem Fusse gestanden haben soli, ausserte er sich doch: er harre einer Yeranlassung, ihnen vor seiner Abreise eine tiichtige Lektion zu geben; JVaffen, Schiessbedarf und Leute habe er ohnediess im Ueberfluss. Das theilte er dem apostolischen Provikar noch am Abende seiner Ankunft (4. April) mit, dessen wohlgemeinten Rath, die Klug- heit nicht aus den Augen zu lassen, er unter spottischem Lacheln mit den Worten abfertigte: Son parole del missionario (das ist die Sprache des Missionars!). Schon begann am Abend des 5. April die Sonne sich zu neigen, als eines von V a u d e y ’ s Schiffen stromabwarts fuhr und zwischen der Stella matutina und dem Missionsgarten anlegte (der Consul selbst ankerte weiter unten bei L ib o). Ein junger Turke, dessen Agent, kam an Bord des Missionsschiffes und fiihrte bei einer Tasse Kaffee bittere Klage iiber das Misslingen derHandelsversuohe unter den Bari. Mit Einbruch der Nacht stiess das Schiff vom Ufer. In diesem Augen- blicke feuerten Mehrere aus demselben scharfgeladene Biichsen unter die waffenlos zuschauenden Eingebornen, unter die auch die Scliiffsleute der Mission sich gemischt hatten. Zwei Negerknaben wurden nieder- gestreckt; Ladungen grosser Schrotte streiften die Vande unseres eiser- nen Sohiffes; dem Schiffskoch, der eben am Herde stand, pfiff eine Kugel so nahe am Ohre voriiber, dass er aus Schrecken besinnungslos zu Boden stiirzte. Von den Knaben war der eine getodtet, der andere jammerte in seinem Blute. Alsbald laufen die Eingebomen mitBlitzes- schnelle nach allen Richtungen landeinwarts, das Schiff aber ruderte mit allen Kraften nach L ib o. Man wusste, dass die Mission seit ihrem Entstehen Vaudey ein Dom im Auge war, dass er auf sie die Schuld seiner missgliickten Handelsunternehmungen warf; der Gedanke stand nahe, durch den unerhorten Frevel die Rache der Eingebornen gegen dieselbe zu spomen, Hatten doch die nach Chartum zimickgekehrten 29 Kaufleute den Herrn Provikar beschuldigt: er verderbe den ganzen Handel, denn er verschenke die Glasperlen und andere Saehen. mitom durch das Land erschallten jetzt die Kriegstrommeln. Mit fiirchterlichem Greschrei stromten aus allen Richtungen Bewaffnete zum Ufer, unter vilden Spriingen ibre Lanzen und Pfeile schvingend. Aengstlich envarteten Knoblechers Gefahrten, die Rachgier werde allererst gegen sie sich venden. Doch verbot dieser der Schiffsmann- schaft, die sich zur Abwehr riisten wollte, ilire Grewehre zu laden, und befahl allen sieb auf das Schiff zu begeben; erst wenn sie ihn niedergestreckt sahen, sollten sie in die Mitte des Stromes fahren und vomehmen, was ihr eigener Terstand ibnen als das Ratklichste ein- geben wiirde. — Durch ununterbrocbenes Feuern hatte das sardiniscke Schiff, zum Gliick fiir die Missionare, die erbitterten Neger hinter sich hergelockt. Sie folgten ihm mit solcher Sclmelligkeit, dass nacli wenigen Minuten ihre Bewegungen selbst mit dem Pernrohre sich nicht mehr unter- scheiden liessen, nur das dumpfe Knallen der Crewehre war aus weiter Ferne noch zu horen. Mit Sonnenuntergang verdoppelte es sich und schien auch vom Lande herzukommen. Dass ein mbrderisches Gefecht stattfinde, zeigte sich daraus, dass die Schwarzen einen Yerwundeten um den andem zn den Missionaren heraufbrachten. Durch die Nacht waren von dem Yerdeck des Scliiffes lodemde Wachfeuer zu sehen. Klaren Bericht konnte man von den Vervvundeten nicht erhalten; daher sandte man einen Hausdiener und einen vertrauten Eingebornen zu dem Negerlager ah, Erkundigungen einzuziehen. Sie wurden von den "\Yach- posten erst dann zugelassen, als man sich iiberzeugt hatte, dass beide der Mission angehorten. Indess var von den naheliegenden Inseln einer von Yaudey’s Schiffsleuten herbeigeschwommen und bat den Steuermann der Stella matutina, ihm Zutritt zu dem apostolischen Provikar zu verschaifen. Vor Kalte und Schrecken am ganzen Leibe zitternd gab dieser folgenden Bericht: Als Vaudey die Schusse horte, zugleich die heranstromenden Neger erblickte, vartete er die Ankunft des dahineilenden Schiffes, welches leicht in der Mitte des Stromes, ausser der Tragweite der Pfeile, hatte ankern konnen, nicht ab, so'n- dern ergriff seine doppellaufige Flinte, forderte die umstehenden Diener zu Grleichem auf und eilte der mit Lanzen und Pfeilen bewaffneten Menge entgegen. Oline an einen gedeckten Kiickzug zu denken, stiinnte Vaudey mit seinen Leuten den Negern zu, deren Ueberzahl er trotz besserer Waffen, sanmit seinen Begleitern erlag. 30 Alles was zur Stella matutVna gehorte, wetteiferte, die Ver- wundeten zu pflegen. Wahrend die Kranken im Missionshause sieli befanden, stellten deren Angehbrige zahlreich sich ein und standen mit zarter Anhanglichkeit iknen bei. Indem ihrer Beobachtung die opferwillige Sorgfalt der Missionare fiir dieselben nicht entgehen konnte, wuclis das Zutrauen zu ihnen von Tag zuTag, so dass Knobleeher beziiglich des sardinischen Frevlers mit Recht die Worte der Schrift auf sich hatte anwenden konnen: „Ihrgedachtet es bose mit mir zu machen, Gott aber hat es zum Guten gewendet“ (Genes. 50, 20). Herm Kohl wurde nun die Missionsstation „ z u unserer lieben Prau“ iibergeben, der Provikar entschloss sich zu einer Pahrt durch die vielen siidlich gelegenen Katarakten von Garbo, Gumb o und To ki man zu den dortigen friiher schon besuchten Stammen. Herr Kohl fiihlte sich in seiner Stellung iiberaus gliicklich und theilte seine rastlose Thiitigkeit zwischen der innern Hauswirthschaft, derPflege der Yerwundeten, dem Unterrichte der Kinder und seiner Vervollkommnung in der Landessprache. In kurzer Zeit hatte er sich die allgemeine Liebe ervorben. Allein bei einem Krankenbesuche in der heissesten Tageszeit auf ziemliche Entfernung hatte er sich eine gefahrliche Krank- heit zugezogen, die bei der Riickkehr Knoblechers einen so bos- artigen Cliarakter angenommen hatte, dass ihm dieser am 8. Juni die heiligen Sterbsakramente reichen musste. Noch durch vier Tage ertrug er die grossten Schmerzen mit der Geduld eineS Martyrers. Am 12. Jun; um die Mittagsstunde kehrte seine fromme Seele zu ihrem Schopfer zuriick. — Dieser herbe Verlust vermehrte die Miihen des Provikars, der nun den Unterricht der Jungen so nachdriicklicher sich angelegen sein lassen musste, um vor seiner Abreise nach C h ar tuni es moglich zu machen, wenigst den vorgeriicktern derselben das heilige Sakrament der Taufe zu ertheilen, um die sie mit heissem Verlangen flehten. Auch einige Erwachsene zeigten gleiches Verlangen. Unter den Letztern befand sich auch der alte L lit w eri, vormaliger Besitzer der Missionsliegen- schaften. Der alte Mann hatte taglich an dem Unterrichte der Kinder und an allen Gebeten Theil genommen. Sein Verlangen wurde gewahrt.— So war nun die Station Gonddkoro einstweilen verwaist, da Herr Missioniir Lap schon etwas friiher zu dem Stamme der Kjec im D i n k a - Gebiete gezogen war und dort eine neue Station, die von „ H ei 1 i gkr en z “ gegriindet hatte. Am 14. Juni 1854 wurden dem alten Oberdiener des Hauses die Schliissel iiberreicht und ihm bis zur 31 Ruckkehr des Provikars die Verwaltung des Hauses anvertraut. Am 1. Juli traf Knoblecher vieder in C h ar tu m ein und vurde mit Jubel empfangen von semen Gefahrten, ivelche durch die Liigenberiehte der Kaufleute erschreckt, meinten, er ware langst von den Schwarzen aufgezehrt worden. Nun begann derProvikar zuChartum den Bau eines geraumigen Missionshauses und einer entsprechenden Kirche, wozu die reichlich fliessenden Spenden der Marien-Vereins - Mitglieder die Mittel boten. Herr Gostner, nacb des tiichtigen Koci j anči c Tode Knoblechers General - Vikar, var von nun an in jeder Beziehung dessen viirdiger Stellvertreter. •— Im Jalire 1854 riistete sieb eine neue Erpedition von Missionaren: Mafcthaus Kircbner aus Bamberg, Anton Ueberbacher und Franz Rainer aus Tirol. Von Laien sehlossen sich ihnen an als Handwerker: Leon bar d Kocb,. (Baumeister), Andreas Ladner und Anton Gostner (Bruder des General vikars), Johann Kir c li¬ ni air, sammtlich aus Tirol, Joseph Albinger, aus Vorarlberg, der mit einiger Unterbreclnmg jetzt wieder in der Mission dient. Am 26. Oktober erreichten sie Chartum. Da mittlenveile Herr Haller dem Fieber erlegen war (10. Juni 1854): iibernahm Herr Kirchner die Leitung der dortigen Missionssehule. TJeberbacher und Rainer waren fiir Gondokoro bestimmt; jedoch letzterer starb kurz vor der Ab- reise. Der Provikar fiihrte nun Herm Ueberbacher und Herm Daninger einen Laien auf der Stella matutina zu den Bari. Am 11. April erreichte man Gondokoro. Alles eilte herbei unter dem Freudenrufe: „Unser SehifF kommt, das Schiff der Bari kommt, herbei zum Strome!“ Dann wieder schallte es von allen Seiten: „Mugha! Mugha!“ als die Lente seiner in dem rothenParadekleide aus Alexandria ansiehtig wurden. Welche Gefiihle mussten nicht den hochw. apostol. Provikar durchziicken, als die Menge sohon in der Fenie vom Ufer aus ihn mit Freudengesangen begleitete, kleine Knaben und Madchen ihre Handchen zusammensehlugen und in weithinsehallenden Tonen sangen: „Unser Vater kommt, unser Vater liebt uns!“ Naehdem er an’s Land gestiegen, wollte Jeder, vom Grossen bis zum Kleinen personlich sich vorstellen, die Hand kiissen, wenigst in ein PaarWorten seine Freude iiber die gliickliehe Riickkehr ausdriicken. Jetzt erfuhr Herr Dr. Knoblecher vollends, welche falsche Nach- richten die Handelsschiffe iiber ihn verbreitet hatten; bald, er ware gestorben; bald, er vare krank; dann wieder, er hatte seine Zuneigung von den Bari abgevvendet und volle gar nicht mehr zu ihnen kornmen. 32 Um so grosser var die Ueberraschung, um y so herzlicher die Freude bei seinem unerwarteten Wiedererscheinen. An diesem Abend seiner Ankunft half ihm Mu g h a durch das Tersprechen der Erzahlung von den 'Wunderdingen, die er bei den Weissen gesehen, endlicli zur Ruhe. Derselbe stellte den lausehenden Negern alles, vas einen grossen Eindruck anf ibn gemacbt batte, in eigenthumlicher Beredtsamkeit dar. Er sprach von den unermesslichen Dorfern (Cairo und Alexandria), die er gesehen, von den Hiiusern gleich Bergen, von dem Meere mit seinen Schiffen, die bis zu den "Wolken reiehten, von den Sitten und Grebrauchen der fremden Nationen, von ihrem vundervollen Lande, von dem Empfange, der ihm zu Theii gevorden, und von den Vortheilen, velche durch eine feste Nieder- lassung der Missionare den Kindem der Bari ervachsen viirden. Herr Ueberbacher schrieb uns dd. Grondokoro, 13. Apri[ 1855: „Seit zwei Tagen bin ich an meinem Bestinnnungsorte. Die Tage der stillen Wehmuth undAndaclit, die heil. Charvoche, braohten wir auf dem Schiffe zu. Der Euf Alleluja weckte uns diessmal auf der Stella matutina zur Freude des glorreichen Ostertages, an dem uns ein gewaltiges TJngewitter unter Blitz, Donner und Platzregen heimsuchte. Je naher man Grondokoro kommt, . desto schoner wird die Gregend. Zu beiden Seiten des Stromes breitet sich eine herrliche Ebene aus, die theils IVeideplatz, theils Aekerfeld ist. Zahlreiche Herden von Kiihen und Schafen weidet der muntere Hirt und singt jetzt zur Zeit des jungen Gtrases sein Liedlein an das Dir kol on*), eine weisse Blume, die hier den Friihling verkiindefc, welcher der trockenen oder heissen Jahreszeit folgt, die mit dem europaischen Winter zusammentrifft. 11 „Der Nordwind hatte uns vollig verlassen, und die Schiffsleute mussten das Schiff mit Ziehen und Rudern weiter zu bringen suchen. Am 11. April donnerte endlich unsere Schiffskanone und verkiindete uns die Nahe des schon lang ersehnten Zieles. Naohmittags kamen uns Diener und ein Paar Knaben der Missionsschule entgegen. Aueh ein Paar Esel liatten sie mit sich gebraeht. Ich volite noch diesen Abend mein Ziel erreichen, bestieg ein Lastthier und ritt, von ein Paar Dienem und den Knaben. begleitet nacli Gr o n d 6 k o r o. Ab- weohselnd sangen wir das „ L a u d a t e Dominu m “ ; denn unter Cre- sang und Gebet volite ich den Boden von G-onddkoro betreten: mit *) D i r heisst bariscli anscliauen, kolon, die Sonne, also: Sonnenscliauerin (mirasole). Gott, fiir Gott, unter Mariens Schutz! Vollig im Angesichte der Missionsstation begannen wir die Litanei zur Mutter Gottes zu singen. Kaum waren wir damit fertig, naherte sich ein Zug von Knaben in ihrer weissen Kleidung’ mit einer Fahne, abwecliselnd das „ L and at e Dominum“ singend. Diesen Gruss von der Ferne er- wiederten wir mit demselben Grusse nnd mit dem Lobe Gottes begeg- neten sich da die An- und Entgegenkommenden. Freude und Weh- muth erfiillte mein Herz beim Anblick dieser Knaben, als ich aus dem Munde dieser Kleinen und dieser Erstlinge aus dem zahlreichen Stamme der Bari das Lob Gottes singen horte. Desshalb bin ich ja so weit hergekommen, dass hier im heidnischen Lande, im Herzen von Afrika, Erkenntniss Gottes Herz und Zunge beschaftige. Aber meinem er- freuten Gemiith gab mein Inneres auch Zeugniss, dass diese Jugend, Gegenstand meiner Freude, auch der Gegenstand vieler Muhe und Arbeit und manchen Kummers sein wird. Mein Inneres gab mir Zeug¬ niss, dass der Boden von Gondokoro manchen Sclrvveisstropfen als Tribut verlangen wird, dass da meiner Tage warten, wo ich die Muhe und Last des Lebens zu tragen habe; docli die Freude siegte in diesem Augenblicke: es umgab mich ja eine Gott lobpreisende Jugend. Und diese kohlschwarzen Knablein beeiferten sich einen ankommenden Frem den weisser Farbe freundlich zu griissen. Sie kannten keine Sclieue- keinen Argwohn — sie begriissten mich als ihren Mater und riefen „Baba, a baba Antun, do doto, do apo? (Vater, Vater Anton! geht’s dir wohl? Bist du angekommen ?). Nacheinander ergriffen sie meine Bedite, kiissten sie und driickten sie an ihre Štirne. Gerade. wegs fiihrten sie mich dann in die Missionskapelle, von deren Wand freundlich unsere himmlisclie Schutzfrau mit dem gottlichen Kinde niederblickte. . .“ Am 12. April hielt der Provikar unter lautem Jubel der Bevol- kerung seinen Einzug. Mit seinem Eintreffen bot Gondokoro als. bald das Bild des regsten Lebens: Gross und Klein, Manner und Weiber belagerten stets die Station. Alles stromte herbei, um Holz oder Strok, Hammel oder Hiihner oder was immer imHause zu finden war, auf den Markt zu bringen und einige Glasperlen (welche dort die Stelle des Geldes vertreten) zu erhalten. Durch iibermassigen Begen war die letzte Ernte giinzlich missrathen und es herrschte thatsachlich eine Hungersnoth. Die armen Lente suchten sich wilde Pflanzen und "VVurzeln in den Waldern und Feldern, um ihren Hunger zu stillen. Die Mission half nach Kraften. Taglich assen bei 40 Kopfe in ihrem Hause. Schaarenweise kamen die armen Negerlein und riefen: Baba, 3 34 yi ko magor“ (Vater, vir mit Hunger!). Mit welcher Erwartung standen nicht die Knaben um den Topf, aus welchem Herr Ueber- bacher jedem eiuen LofFel voli Suppe imd etwas von den Einge- veiden oder dem Fleische eines Hammels etc. herauslangte. Der diessmalige Aufentbalt des apostolischen Provikars erstreckte sich bis zum 12. Juli. Derselbe schreibt liber dieseZeit: „Neben dem materiellem Wohle das Stammes wurde zugleicb und vorziiglich aucli das geistige im Auge behalten. Ich bestrebte mieb aus allen Kraften, meine Wortersammlung in der Landessprache zu vermebren, und die christlielien Grrundvalirheiten, sowie die vorziiglichsten Grebete der lieiligen Kirche in dieselbe zu iibertragen. Der Unterricht der Neophyten und Kateclmmenen wurde regelmassig fortgesetzt. Der hochw. Herr Ueberbacher iibemabni den Unterricht der kleinern Kinder, ich den der Grrossem und Erwachsenen.“ Tor seiner Abreise taufte der Provikar melirere Bari, daranter den siebenjalirigenEnkel des obgenannten Lutveri, Naniens Logwit- lo-Ladu, der den Namen Franz Xaver erhielt und 8 Jalire spater nach Europa kam. Die Christengemeinde zu Grondokoro zahlte am 12. Juli 1855 bereits 31 Seelen. TJeberbaeher setzte — nach Knohlechers Abfahrt — das heilige aber dornenvolle Werk als ein wahrer Apostel unter den Bari fort, ein ganzes Jahr als alleiniger Priester, und fast zwei Jahre von andem geistlichen Mitarbeitern unterstiitzt, bis zu seinem seligen Ende am 22. Februar 1858. JVahrend der apostolische Provikar den weissen Fluss herab nach Chartum segelte, steuerte auf einem Llojddampfer eine grossartige Missionscaravane iiber das Mittelmeer nach Egypten, namlich vier Priester, ein Lehrer, und 9 Handwerker,. sammtlich aus Tirol, um sich dem Dienste des Herm in Central-Afrika zu widmen. Leider musste Einer, hochv. Herr Joseph Staller, vegen heftiger Er- krankung auf Befehl des Arztes (Dr. Reyer) nach Europa zuriick- kehren; leider starb ein zweiter, Herr Michael JVurnitscli auf der Reise (zu Koroško). Die Uebrigen erreichten glucklich Chartum. Der hochw. Herr Franz Morlang vurde zu den Bari, der hochv. Herr Alois Pircher nach Heiligkreuz entsendet. Dieser Letztere, eine wahrhafte Aloisius - Seele, starb viel zu friih — venige Tage nach der Ankunft am Orte seiner Bestimmung. Die Handwerker er- hielten vom Provikar dieWeisung, in Chartum beimBaue etc. thatig zu sein. Es waren • darunter so rechte Kern - Christen, velche durch ilir gutes Beispiel und unermudliche Thatigkeit der Mission um Gottes- 35 lohn — wahrhaft grosse Dienste leisteten. Wir nennen nur einige namentlich: Ferdinand Badstuber (Seiireiner), starb leider nacb wenigen Monaten; Anton Tallatscher, (Lederer und JYeber); Gottlieb Kleinheinz (Zimmermann); Joh. Jnen (Maurer) und Jo h. Fuchs (Schulnnacher). Vor allen aber zeichnete sich der Lehrer J. D or er aus, iiber den nach dessen Tod (5. Mai 1856) Greneralvikar Gostner Folgendes schrieb: „Fiir unsere Knaben war er ein kluger Vater, eine liebendeMutter, ein weiser Lehrer, oder mitEinem Vorte: Alles in Allem. Sein sittlieher Charakter lasst sich mit venigen Wor- ten beschreiben: er war ein Engel in Memschengestalt. . . . In Tirol kennt Jeder, der will, den Weg, die Wahrheit imd das Leben; desshalb trieb es ihn nach Afrika. Den kleinen Negerlein die ersten Glaubensivahrheiten einzupragen war seine grosste Lust und Freude. “ Auch im Jalire 1856 besuchte der Provikar die obern Stationen j Heiligkreuz und Grondokoro. — Am 1. Juni traf er an letzterm Orte ein. Da wurde er von den Zoglingen der Mission mit folgendem Liede in der Bari-Sprache begriisst. 1 . D’apo toki a Soliman, Do kirut baba-likang, D’apo ko todinat ni; Ngun gogota, Ngun gogota, Ngun geleng i mučala. 2 . Yi roroman konut ni Ba-likang, d’apo toki; Kolipinok yoyolo: Ngun gogota etc. 4. Ngun lu ako bongori Totodinikin Bari, Anyan če wawandu: Ngun gogota etc. 5. Ngun yi momoyu parik, Yinge wanet na nguajik, Do tintin Bari denet; Ngun momolo, Ngun momolo, Ngun do parik momolo! 3. Do ko lunga'irik ni Tatakin Ewangeli A jore ko lidngit: Ngun gogota etc. 6 . Todinet na Ewangeli Kukuoro ngnpi, Ko ratet na Ngun kirut; Ngun momolo etc. 7. Soliman, roromue, Ko rometji momorue Gotet 16 Ngun ko molet: Do rarata, do rarata, Soliman, do rarata! — *) *) Die genaue Uebersetzung lautet: 1) Du bist gekommen wieder, o Soliman, du furwahr Vater-unser; dn bist gekommen mit Belehrung (uns zu belehren) liieher; 3 * 36 Past gleichzeitig hatte Deneralvikar Dostner 8 brave talentvolle Zoglinge der Missionsschule yon Chartum nacli Alexandrien beglei- tet, welche dann nach Europa gebracht ihre fernere Ausbildung erhalten sollten. Zwei kamen in die Propaganda nach Rom, 4 in das In¬ stitut Mazza in Verona; zwei nahm der nnermiidliche Missionsfreund L. Jeran in Laibach in IJnterricht und Pflege. — Hr. Dostner war mit den Zoglingen Ende Augnst, eine neue Missionscaravane ausEuropa am 1. Sept. in Alexandrien eingetroffen. Diese bestand aus 3 Priestem: Anton Kaufmann, Jos. Lanz, beide aus Tirol, und Lorenz Grerbi, aus JVasserburg in Baiem; sowie aus vier Laien (Handwerkern), yon denen 3 Tiroler waren. An Herrn Gr o s t n e r fanden sie einen gewandten Fiihrer, unter dessen Leitung sie in der zweiten Halfte Octobers Koroško erreiehten, wo sie aber ein unerwartetes Missgeschiok traf. Der Vice-Konig von Egypten (Said) that eine Reise nach dem Sudan, und so vurden durch Mo- nate alle Kamele fur ihn und das unzahlige Defolge zur Reise durch die Wuste in Beschlag genommen. Erst am 7. Eebruar konnten sie Koroško verlassen mrd trafen Mitte Marž 1857 in Chartum ein. Hr. Kaufmann und Hr. Lanz erhielten sogleich die Bestimmung nach Heiligkreuz zur Unterstiitzung Mo žgan s; Hr. Derbi wurde fur die Schule zu Chartum bestimmt, wo auch die Handwerker in Thatigkeit gesetzt wurden. Der fromme eifrige Dlaubensbote Derbi erlag schon am 11. Juni 1857 einem heftigen Eieberanfall, wahrend die zwei erstgenannten Missionare, Mori ang dm'ch 8, Kaufmann durch 4 Jahre — bis zu ihrer Ruckkehr nach Europa, die ausseror- dentlichen Strapazen im afrikanischen Dliihofen tapfer aushielten. Dr. Knoblecher begleitete die neuen Missionare an den Ort ihrer Bestimmung und besuchte auch Dondokoro. Past gleichzeitig stellte Don Nicola Mazza in Verona fiinf seiner tiichtigsten geist- Gott sei gepriesen, Gott sei gepriesen, Gott der Dreieinige (der Eins in Dreien) 2.) Wir "begriissen dich hier bei uns, Vater-unser, der du wieder gekommen; die Knaben singen: Gott sei gepriesen etc. 3,) Du mit Brudern hier lehrst das Evangelium Vielen zur Freude: Gott sei gepriesen etc. 4) Gott — Er hat nicht vergessen, die Bari zu belehren, damit sie beten: Gott sei gepriesen etc. 5 ) Gott wir bitten Dich gar sehr, erhore das Gebet der Kinder, Du gibst den Bari die (redite) Lehre; Gott sei darum gebeten , (rep.) Gott sei darum sehr gebeten. 6.) Die Lehre des Evangeliums wird fort und fort bekannt (verkundet), mit dem Segen Gottes wahrlich; Gott sei darum gebeten, 7.) Soliman, sei (uns) gegrusst, mit den Grussen mische sich Gottes Preis und das Gebet: sei gesegnet, (rep.) sei gesegnet, Soliman! — Notabene. Den ziemlich fehlerhaften Barischen Text vom Jahre 1856 haben wir im Jahre 1866 mit Franz X. Logwit, dem gelehr- testen Bari, ganz richtig gestellt. 37 lichea Zoglinge nnter die Fahne Knoblechers, darunter den fiir die afrikanisclie Mission noch gegemvartig nnermudlieh thatigen Don Daniele Comboni. Zwei wurden jedoch bald ein Opfer der afri- kanischenFieber: Don Francesco Oliboni in Heiligkreiiz und DonAngeloMelotto in Chartum. Ton den ubrigen arbeiteten D o n GiovanniBeltrame (das zweite Mal) mit Comboni in Heiligkreuz, D. Alessandro Dal Bosco als Proourator in C bar tu m. ■— III. Dr. Knoblechers Keise nach Europa; Krankheit und Tod. Der Provikar war am 21. September 1857 aus den obern Nilge- genden wieder in Chartum angelangt. Er fand sich ermuthigt durch die JVahrnehmung, dass bis dorthin weniger Todesfalle in der Mission stattgefunden hatten, als in den friihern Jahren. Um theils in Ange- legenheit der Mission mit der Propaganda in Kom sich zu besprechen,- theils Anordnungen in Bezug ihrer Zukunft zu treffen, dann zur Her- stellung seiner durch die vielfaohen Keisen und die geistigen und kor- perlichen Anstrengungen und voriibergegangenen Krankheitsfalle ange- griifenen Gesundheit trat er bald darauf eine Keise naoh Europa an, die bis nach Alexandrien nnter mancherlei Beschwerden bei zwei Monaten dauerte. Sehon in Cairo ausserte der Temperaturweohsel eine so schlimme Wirkung auf seine Gresundheit, dass er fast ununter- brochen das Žimmer hiiten musste. In Alexandrien befand er sich noch schlimmer. Das Vorhaben, einen Dampfer abzuwarten, der dhrect nach Civita vecchia ginge, musste aufgegeben, und am 5. Janner des Jahres 1858 ein solcher bestiegen werden, der seinen Lauf nach N e ap e 1 richtete. Hier traf er, bereits sehr leidend, in der Mitte des Janner ein. Der osterreichische Gesandte in Neapel, E.-M.-L. Kitter v. Martini, traf ihn, mit starkem Husten behaftet, in einem dortigen Gasthause unter der Pflege des Dr. Zimmermann. Durch die Eiir- sorge des apostolischen Nuntius, Msgr. Eerreri, fand der Provikar alsbald die freundlichste Aufnahme und die sorgsamste Pflege in dem Kloster der unbeschuhten Augustiner, wo er an dem nahe wohnenden Hochw. Hrn. A. E ic h h o lz er, Beichtvater der verstorbenen Eonigin, einen theilnehmenden Ereund gewann. Der im besten Kufe stehfende Arzt Luc arelli iibernahm gemeinsam mit dem OrdinariuS des Klosters 38 seme Behandlung. Dennoch verschlimmerte sich Knoblechers Krankheit zu heftigem Husten, zn Eieber und Brustbeschwerden. Bald wui'de er bettlagerig, warf mehrere Male Blut aus and empfing auf Anrathen der Aerzte sebon in den ersten Tagen des Marž die heiligen Sakramente der Sterbenden. Bei einem Besuche, den der kaiserliche Gesandte am 10. Marž ibm abstattete, fand er ihn in einem Stuble sitzend, abgezebrt, schwach und matt, im Geiste aber stets mit seinem Berufe und mit der Mission beschaftigt. Desshalb sah er mit sichtbarer Ungeduld seiner Genesung entgegen, an welcher damals, doch dass bei grosser Yorsicht und Schonung immer noch einige Wochen daruber vergehen konnten, nicht gezweifelt wurde. — Auf einmalzeigte sieb eine psychische Erscheinung, welche der unzweifelhafte Bote physischer Verschlimmerung zu sein pflegt: seine Ungeduld nahm zu; er verlangte eine Teranderung seiner Woh- nung u. s w., so dass es nur dem Arzte mit Muhe gelang, ihn davon abzuhalten. Bald darauf' beruhigte er sich vollstandig. IVahrend seiner Krankheit trat die Zeit des Jubilaums ein. Der Provikar wollte die an dasselbe gekniipften Ablasse gewinnen. Desshalb bat er seinen Beichtvater, P. Ludwig, Leetor des Klosters, durch 10 Tage mit ihm geistliohe Uebungen zu halten, was ihn sehr befriedigte. „So oft ich ihn besuchte 11 , bezeugte nachher der Beichtvater, „wollte er, dass ich mit ihm nur iiber gottliohe Dinge spreohe. Oefter beichtete er, und empfing ebenso oft die heilige Kommunion.“ Er beklagte nichts so sehr, als ausser Stande zu sein, das heilige Messopfer darbringen zu konnen. "Wieivohl es bei dem heftigen Husten nm mit grosser An- strengung geschehen konnte, betete er doch taglich das Officium. Etwa 40 Stunden vor seinem Tode nahm er, als er eben einige Augenblioke allein in seinem Krankenzimmer sich befand, diese Gele- genheit wahr und legte sich nach dem Vorbilde so mancher Heiligen der friihern Jahrhunderte auf den Boden, um in solcher Lage seine Auflosung zn envarten. Das hieruber entstandene Gerausch machte aufmerksam; Ordensbriider kamen herbei und vermochten den Kranken in sein Bett zu bringen, mhig dem Willen Gottes sich zu fiigen. In der Nacht vor seinem Tode liess er den P. Prior rufen. Unter un- saglichen Leiden bat er diesen, eine Kerze, die er bei seinen Habselig- keiten verwahrte, hervorzunehmen und anzuziinden. Er selbst fasste mit seinen Handen das Crucifis und brachte so mit lauter Stimme Gott dem Schopfer sein Leben als Opfer fiir seine Siinden dar. Diese Worte sprach er mit einer Innigkeit imd Warme, dass der P. Prior und die umstehenden Ordensbriider ihre Thranen nicht zuriickhalten konnten. 39 Am 13. April 1858 gegen Mittag hauchte dei' apostol. Provikar seinen Greist ans. — Der Generalvikar des Ordens zeigte sich bereit, den Hingeschie- denen gleich einem seiner Ordensbriider zu behandeln, ihn in der Gruft der Kirche beisetzen zu lassen. Dazu bedurite es aber der Zustimmung des .Konigs, der damals gerade in Gaeta sicb befand. Der apostolische Nuntius iibernabm es, um diese durcb den Telegraphen anzusucten, die aueb augenblicklieh ertheilt wurde. Der Leiehnam wurde bierauf im Priestergewande in der Kircbe ausgesetzt, ein feierlicbes Todtenamt mit Absolution gesungen und den 14. April Abends in die Grruft der Augustiner gebraclit. An eben diesem Tage bracbte der Telegraph die gefiirchtete und so betriibende Nachricht von dem Tode Knoblecher s naeh Wien. Das Comite des Marienvereins hielt es fiir seme Pflicht, eine der Stel- lung, den Verdiensten und der Wirksamkeit des Yerstorbenen ange- messene Todtenfeier zu veranstalten. Der apostolische Nuntius, Msgr. De Luea, kam dem Ansuchen, bei dieser Gelegenheit zu pontifieiren, auf die wohlwollendste Weise entgegen. — Naeh dem "VVillen des Yerstorbenen solite seine Verlassenscbaft, die jedoch nur aus seinen Aufzeichnungen und andern inhaltsreichen Papieren bestand, der Propaganda in Kom, deren Mitglied er war, zu- fallen. Unter seinen Aufzeichnungen fanden sich yiele,' die zur Berich- tigung der Geographie, zur Bereicherung der Botanik und Zoologie von grossem ITerthe sind. Auch fiir die Sprachkunde (das D in k a und Bari) hat Knoblecher vieles gesammelt. Diese letzteren Manu- scripte wurden von der Propaganda der kaiserlichen Hofbibliothek in Wien iiberlassen. — IV. Die katholisclie Mission in Central-Afrika nach Knobleckers Tode. Als der Provikar im Jahre 1857 seine Reise naeh Europa unter- nahm, befanden sich die Missionsstationen in einem bliihenden Zustande: in Chartum, Heiligkreuz und Grondokoro waren Schulen er- richtet und apostolische Manner arbeiteten aus Liebe zu Gott unermiid- lich am Heile der armen Neger. Aber schon im folgenden Jahre er- litt die Mission die hartesten Schlage; denn wahrend Dr. Knoblecher 40 zu Neapel seiner Auflosimg entgegenreifte, starb sein Stellvertreter in Gondokoro, Anton Ueberbaeher. In Chartum hatte Knob- lechers Generalvikar, Joseph Gostner, mit einer Kraft und einem apostolischen Eifer gevirkt, dass man sich in Europa beim Hinscheiden des Provikars hauptsaclilich darnit trostete, Gostner werde das so schvierige TVerk eben so tiichtig zu fordern vermogen. Allein auch diese Hoffnnng solite vereitelt verden; denn drei Tage nach Knoble- cher •— 16. April 1858 — wnrde sein Generalvikar im kraftigsten Mannesalter von 36 Jahren zu Chartum vom Fieber dahingerafft. Als dei' Prafekt der Propaganda in Eom, Cardinal Barnabo, alle diese Verluste und nanientlich auch den Tod Gostners erfuhr, ausserte er sich ganz kategorisch: „Nach solchen Yerlusten, nach so grossen Opfern und so geringem Erfolge miisse man diese Mission aufhe- ben.“ Der Vertreter der Mission, zu dem der Cardinal diese Worte sprach (6. September 1858), erlaubte sich die Frage, ob denn die Propaganda vom „Aufheben“ der Missionen den Namen habe, imd bemerkte, dass die Verluste gross, ja sehr gross seien, dass es aber in der Mission noch mehrere andere vackere Manner gebe, velche im Stande varen, das begonnene "VVerk fortzusetzen, und solche sich geiviss auch in der Zukunft finden viirden. Die Opfer seien allerdings auch gross gewesen, aber auch die Erfolge ebenfalls nicht zu verachten: es existiren ja drei bliihende Schulen in dieser Mission, und gerade Mie zwei Zoglinge in der Propaganda, An dr a Sherif und Skender Dumont, Missionsschiiler aus Chartum, seien nach einer brieflichen Mittheilung Sr. Eminenz selbst in Bezug auf Talent und Auffiihrung iiber jedes Lob erhaben... Diese energischen Vorstellungen bewirkten es, die sofortige Anf- hebung zu verhindern und die Emennung eines neuen Provikars an- zubahnen. Die IVahl fiel sowohl von Seite des Comites des Marienvereins in Wien, als der Propaganda in Eom auf den apostolischen Missionar Matthaus Kirchner in Chartum: jedoch erst nach langem IVider- streben liess sich dieser herbei, die Leitung des apostolischen Vika- kariats zu iibernehmen: er volite einen Nachfolger fiir Knoblecher aus Europa, wohin er mittlerweile gekommen var, mit sich nach Afrika fuhren. Hr. Kirchner nahm bei seiner Eiickkehr drei Patres aus dem Franziskaner-Orden mit: den P. Johannes Duela Eeintlialer (aus Graz) und zvei Italiener, von denen aber Einer schon in Cairo starb. 41 Als aber einige der friihern Missionare in Afrika wegstarben, andere nacli Europa zurdckkehrten, hielt es Provikar Kirehner fur erspriesslich, die ganze Mission dem seraphisehen Orden zu iibergeben, naclideni er nook vorher im Einverstandnisse und mit Un- terstiitzung der Propaganda eine neue Station in Schellal (bei Assuan, am AVendekreis des Krebses) gegriindet hatte, um dort die kiinftigen Missionare an das Klima von Inner- Afrika zu gewohnen. Zu diesem Ende war P. Johannes Keinthaler mit Msgr. Kirehner im Jahre 1861 nach Kom gekommen, um mit dem Ordensgeneral der PP. Franziskaner und der Propaganda ivegen TTebernahme der Mission zu unterhandeln. Nachdem alles geordnet war, trat P. Johannes an die Spitze der Mission und sehiifte sich am 28. Oetober 1861 mit zahlreichen Ordensgenossen, theils Priester, theils Laienbriider zu Triest ein. Nach beiliiufig drei Monaten erreiehten sie Chartum, wo ein Theil der Missionare zuriickblieb, walirend die Mehrzahl, mit dem Provikar an der Spitze, rveiter gegen Siiden zog. Ein Paar Mitbriider waren ihm rvahrend der Keise gestorben; in der Gtegend der Schilluk erkrankte der Provikar selbst, kehrte nach Berber zuriick und starb; mehrere Mitglieder folgten ihm in die Ewigkeit, andere zogen nach Europa zuriick. Unter diesen Verhaltnissen mussten die z\vei siidli- cheren Stationen Cfondokoro und Heiligkreuz aufgelassen wer- den; man konnte mir Chartum und Schellal hothdiirftig be- besetzen. Unter den Missionaren vom Jahre 1861 befand sich auch P. Fabian Pfeifer, aus Eggenthal in Tirol, der bis auf den heutigen Tag als Superior die Missionsschule und die kirehliohen Angelegen- heiten der Katholiken in Chartum besorgt. Im April 1868 sind zwei neue Missionare: P. Dismas Stadelmeyr aus Innsbruck, und der Laienbruder Grerard Keller als P. Eabians Gehilfen nach Chartum abgereist. Die Station Schellal wurde im Jahre 1866 dem Franziskaner- Pater Ludivig von Casoria in Neapel und seinem Institute alla Palma auf Capodimonte iibergeben. Er besitzt in diesem iiber hundert schwarze Zoglinge, welche fiir die Mission herangebildet wer- den. Einer der oben (S. 36) envahnten Missionszoglinge, P. Bona¬ ventura Habeshi, der Franziskaner und Priester wurde, kam 1866 mit andern als Missionar nach Schellal. — Nachdem der serapliische Orden die Mission iibernommen, kehr- ten die noch iibrigen Weltpriester nach Europa zuriick, unter diesen Franz Morlang, der den jungen, talentvollen, in der Missions- 42 schule gebildeten Bari-Neger Franz Xaver Logwit-lo-Ladu nacli Tirol mitbrachte. Da Logwit mit Morlang zwei Jahre in der Station Heilig- kreuz zugebracht, so hatte er auch die D i n k a - Sprache erlemt. Er lebte iiber drei Jahre in Brixen (gestorben 27. Dezember 1866 im Alter von 18 Jahren) und ermogliehte es wahrend dieser Zeit dem Schreiber dieser Zeilen, da ihm auch die iibrigen zuriickgekehrten Mis- sionare ihre in Afrika gesammelten Sprachschatze freundlichst mittheil- ten, eine ausfiihrliche Gr ra min a tik mit Text und W6rterbueb sowohl der Dinka- als Bari-Sprache zu verfassen und zu veroffent- lichen (Brixen, JVeger, 1866 und 1867), um so den kiinftigen Glau- bensboten in jenen Gegenden ihre Arbeiten wesentlieh zu erleichtern, indem sie die beziiglichen Spracben sich schon vor Eintritt in die Mission aneignen konnen. — Zum Schlusse erwahnen wir noch, dass in neuester Zeit eine Thei- lung des grossen apostolischen Vikariates angeregt wurde: die nord- liche Halfte , von Sebellal bis zu den Marksteinen der freienNeger- stamme, den Djebel-Nyemati, also mit Einschluss Chartums, soli den PP. Franziskanern bleiben, die sudliche, von den Dje- bel-Nyemati bis zum Aequator und dariiber, dem Institute des Don N. Mazza in Verona iibergeben werden. In dieser Anboffung bat der unermiidlich tbatige Missionar D. Daniel Comboni (S. 37) bereits zwei Schulen fiir die Negerkinder (Knaben- und Jladchenschule) in Cairo eroffnet, um spater mit den geschulten Eingebomen in das Innere Afrikas einzudringen. Die Knabenschule besorgen nebst dem General - Direktor Comboni vier Priester aus Verona: Z a n n o n i, Carcereri, F’ranceschini und Tezza; die Madehensehule leiten drei Klosterfrauen, Schwestern „der Erscheinung des heiligen Joseph “ und zwar Maria Bertbolon, Oberin, aus Lyon, Elis. Cambe- fort, aus Montauban, und Magdal. Caracassian, aus Erzerum in Armenien. Diese werden unterstiitzt von 16 meist im Institute des Don Mazza gebildeten Negermadchen. — Der „Vereien zur Unter- stiitzung der annen Negerkinder 11 in Čoln ist der eigentliche Nahr- vater dieser beiden Schulen. Don Comboni wahlte hiezu Cairo, weil die Erfahrung gelehrt hat, dass die Negerlein das europaische Klima nicht vertragen; denn von den acht schvvarzen Missionsschiilern, welche im Jahre 1856 zu ihrer weitem Ausbildung nach Europa. kamen, wurden fiinf in kurzer Zeit ein Opfer desselben. — Gott segne sein. Bemiihen. 43 Nachdem wir nun den theuern Mann von der Wiege bis zum Grabe begleitet, einzelne Erlebnisse und Thaten desselben etvas naher betrachtet, und schliesslich gesehen baben, dass mit ilim auch die eigentliche Seele der afrik. Mission gescbieden sei, eriibrigt uns noch, seine korperliche Gestalt und Grundform seines Geistes kurz vors Auge zu fiihren. — Knoblechers Statur var von mittlerer Grosse, Kopf, Brust und Schulter proportionirt, Haar und Bart, den er nacb orientaliscber Sitte wachsen liess, blond, ja fast ins rbthliche schlagend, das Auge blau. Aus dem ernsten, mannlich schonen Antlitze schaute Terstand, Kraft und Beharren. In der Regel tiefsinnig und ernst, vie ein echter Morgenlander wurde er ein feuriger Redner, venn es sicli um die Interessen seiner geliebten Mission handelte: da blitzte ilim die Be- geisterung aus den seelenvollen fast schvarmerischen Augen. That- kraftiges Wohlwollen und opferwillige Hingabe an seinen heiligen Be- ruf, mannliehe Selbstandigkeit des Urtheils und ein musterhafter priesterlioher Wandel waren die Gimndziige seines Charakters, und darin lag das Geheimniss jener Anziehungskraft, die Knoblecher auf alle iibte, die mit ihm in Beriihrung gekommen. Die katholiscbe Kirche hat an ihm einen eifrigen Apostel, das Vaterland einen seiner edelsten Sohne verloren. Darum legen wir den Kranz unverganglicher Erinnerung auf sein Grab, und holen uns Kraft und Erhebung von seinem Bilde. — - - ŠS