Zeitschrift für krainische Landeskunde. Kummer 1. Laibach, im Jänner 1893. II. Jahrgang. Johann Augustin Pucher. Der ungeahnte Aufschwung der Photographie , den dieselbe seit kaum 30 Jahren genommen, rechtfertiget es gewiss, wenn wir hier eines fast vergessenen Landeskindes Erwähnung thun, dessen Talent und Arbeitskraft seinerzeit fast ausschliesslich in den Dienst dieses Kunstzweiges gestellt war. Es ist Johann Augustin Pucher, Erfinder der Photographie auf Glasplatten. Da über Puchers Thätigkeit fast jede Aufzeichnung mangelt, von seinen Zeitgenossen kaum jemand mehr am Leben ist, wenn ich seine Schwester Theres i a, verwitwete Polz, ausnehme, — sein Nachlass in alle Winde zerstreut, ja grösstentheils verloren ist, — so ist es begreiflich, wie mühselig selbst die spärlichen Notizen zusammengebracht wurden1), welche wir hier bieten. Johann Augustin Pucher war am 2G. August 1814 in Krainburg Haus-Nr. 82 geboren. Sein Vater Josef Pucher war ein angesehener Bürger dieser Stadt, Bealitäten-Besitzer und Mühlsteinmeister. Er war geboren am 16. März 1776, zum zweiten Male mit Maria Vevar aus Ster-ževo verehelicht, aus welcher Ehe Johann als erstes Kind entspross. Zur Zeit der französischen Occupation bekleidete er das Amt eines Vicebürgermeisters und gerieth sogar ob seiner österreichisch-kaisertreuen Gesinnung in Oonflicte mit den französischen Behörden. Es soll sich sogar um sein Leben gehandelt haben. — Josef Pucher starb am 26. Februar 1852 im Alter von 76 Jahren. Unser Johann war ein ebenso talentvoller ') Die nachfolgenden Daten verdanke ich der Güte des Herrn Dechant Mežnare in Krainburg, der genannten Frau Theresia P0I7, und Herrn Verwalter 0. Urbas in Idria. als fleissiger Student. Ausser mit den Gymnasialgegenständen beschäftigte er sich mit lebenden Sprachen, Musik, Zeichnen und Schnitzeln. — Er sprach Französisch, Englisch und Italienisch, spielte Clavier, Citer, Flöte etc. Nach absolvirten Gymnasialstudien trat er in die Theologie und wurde am 31. März 1838 ordinirt. Sein erster Dienstposten war Haselbach, wo er bis Mai 1839 als Subsi-diarius wirkte. Im selben Jahre finden wir ihn als Kaplan in Scharfenberg bis September 1840. Von hier kam er nach Mottling, wo er bis 1843 blieb. In diesem Jahre übersiedelte er nach Laufen in Oberkrain, und diente hier als Kaplan bis April 1845. Hier begann er sich mit der Pho-t o g r a p h i e zu beschäftig e n. Nachdem er ein Jahr ( April 1845 bis August 1846) in Badmannsdorf als Kaplan zugebracht, übersiedelte er in gleicher Eigenschaft nach Veldes, wo er bis 1853 blieb. Hier scheint er seine wesentlichsten Erfindungen gemacht zu haben, da er, wie wir sehen werden, in der nun folgenden Station Zirklach, wo er 1853—1862 blieb, bereits Glasphotographien herstellte. 1862 bis 1863 finden wir Pucher in Flödnig, 1863 in Stein, 1864 in Längenfeld, von wo er sich lungenkrank als Quiescent nach seiner Vaterstadt Krainburg zurückzog und dort am 7. August 1864 an Lungensucht starb. Seine Hinterlassenschaft gieng in alle Winde, nur einzelnes Wenige hat sich erhalten und wurde von seiner Schwester Frau Theresia Polz bewahrt und dem Landesmuseum übergeben. Zunächst ist zu erwähnen eine Photographie auf Glas, sein eigenes Bild darstellend, ferner eine Glasplatte von 12 cm Höhe und 10 cot Breite. Hier ist Pucher zwischen dem Lehrer Vauken und seiner Schwester stehend dargestellt. Die Figuren sind 6—6-5cot hoch, sehr scharf und rein gegeben. Die Bilder sehen unseren gegenwärtigen Photographien in Ton und Farbe ganz ähnlich, sind aber auf der Bückseite einer Glasplatte fixirt. Die Erfindung war der erste Schritt von der Daguerreo-typie zur modernen Photographie. Daguerre’s Ver- fahren stellte die Bilder auf versilberten Kupferplatten her. Er veröffentlichte seine Erfindung' 1839, für welche er 1840 von der'französischen Deputaten - Kammer 6000 Francs jährlicher Pension "erhielt. Pitcher experimentirte um die gleiche Zeit und stellte seine Bilder zwischen 1845—1850 her, ■da er dieselben 1851 schon auf der Londoner Weltausstellung ausstellte und für dieselben die B r o n z e - M e d a i 1 l e erhielt. Im gleichen Jahre wurde er Mitglied der Pariser Akademie.1) Mit dieser Ernennung scheint ein, leider nicht datirter, Brief Pachers in französischer Sprache im Zusammenhänge zu stehen, welchen Frau Polz ebenfalls' dem Museum verehrte. Der Brief ist postalisch behandelt mit dem Stämpel FRANCO versehen, mit 29 Kr. taxirt und trägt folgende Adresse: ■ Veldes. Au tres illust. Monsieur le Secrétaire genéral de VAcademie nationale Ay mar-Pression rue: Luis-le-Grand no 21 Er lautet wie folgt: Monsieur tres illustre! JeVous domandepar don de la reponse si tarde! ll-y-a deja long temps. (pie j ai reru la lettre personelle de VAcademie Nationale. AUors done je suis dans la situation de Vous adres-ser la declaration., (piò je ine donne V lioneur d’ accepter la proposition deVAcademie, et de faire partie de cette societe illustre, 'aussi (pie V offerì de- Candidature et du diplom de VAcademie Nationale la plus distinguée. Jai encore pielrpies autrés inventions de grand interèt. Si il Vous plait faire mentioner de la nouvelle decouverte de Photographie sur verve dans le rapport generai, j ai V lioneur de Vous presenter quelques deve-loppements clans la description, ci-jointe à cet effet. Monsieur ! Votre tres humble serviteur Jean Pucher m. p., . Cooperator d Veldes et inventeur de Photographie sur verve, haute- Carniolie, Antriebe.2) *) „Novice“ 1864, p. 279, wo sein Tod angezeigt- wird. 2) Sehr geschätzter Herr ! Pucher nennt sich somit hier ausdrücklich den Erfinder der Photographie auf Glas. Der Passus ist darum von Bedeutung, weil der höchst bescheidene Mann, der jede Reclame ver-schmähete’, ihn gewiss nicht niedergeschrieben hätte, wenn er nicht begründet gewesen wäre. Bemerkenswerth ist es. auch, dass der verstorbene Oustos Carl Des chinami Pitchers als Erfinder erwähnte, als er suppl. Professor der Physik am Laib. Gymnasium war. Herr Decan Mežnarc in Krainburg war 1852 Deschmann’s Schüler in der Physik, dieser besprach die Dagu-erreotvpie und bemerkte dann, es gebe noch ein neueres Verfahren, welches er als Puch er o t-y p i e bezeiclmet.e. Deschmanli meinte damit eben Puchers Verfahren. Indessen arbeitete Pucher auch auf Papier. Herr Verwalter i. R. Leopold Urbas übergab mir im November 1890 für das Laiidesniuseuin ein Blatt von 85 mm Breite und 68 mm Höhe, auf welchem ein Kupferstich, Leonardo da Vinci’s Abendmal darstellend1) im photographischen Wege reproduced ist. Herr Urbas erhielt das Bildchen vom Bergrath e H e 1 m r e i c h e n von B r u n n f e 1 d, welcher Anfang der Sechziger Jahre In Id ria diente. Helmreichen 'erhielt das Bild vom verstorbenen Dechant Reseli in Krainburg, welcher es-wieder von Pucher empfing, als dieser in Zirklach Coope-. rator war. 'Die-Herstellung des Bildes geschah in der Weise, dass Pucher den Kupferstich photographierte und auf selbstpräparirtes Salz-Papier copirte. Damals gab es noch kein Albuminpapier. Gewöhnliches Schreibpapier wurde in Kochsalz-Lösung (Na OL), dann in salpetersaures Silber (Ag. NOI) gelegt, wobei sich im Papier 0hlorsilber durch •Jetzt also bin ich in der Lage die Erklärungen an Sie zu richten, dass ich mieli geehrt fühle, den Vorschlag der Aeadernie anzunehmen, und einen Theil dieser berühmten Gesellschaft zu bilden, so wie ich mich geehrt fühle über das Anbieten der Candidata und des Diploms dieser ausgezeichneten National-Academie. Ich habe noch einige andere Erfindungen von grossem Interesse. Wenn es Ihnen gefällig ist, von der neuen Erfindung der Photographie auf Glas eine Erwähnung zu machen, in der allgemeinen Berichterstattung, so habe ich die Ehre Ihnen hierüber, zu diesem Zwecke, einige Enthüllungen- in der beigefügten Beschreibung darzubieten. Ich bin mein Herr Ihr ganz ergebenster Diener Jean Pucher, Coope'rator in Veldes und Erfinder der Photographie auf Glas, in Oberkrain, Oesterreich. Ich bitte- um Verzeihung wegen der so verspäteten Antwort. Schon vor langer Zeit habe ich den persönlichen Brief von der National-Academie erhalten. Der französische Text ist genau nach clcyi Original abgedruckt. ‘) Dieses Geschenk gab zur vorliegenden Studie zunächst die i Veranlassung. Austausch der Bestandteile bildete. Durch das entstandene Ohlorsilber wurde das Papier lichtempfindlich und für die Copie geeignet. Bewunderungswürdig ist, wie Herr Photograph M ü 11 e r in Laibach hervorhebt, die äusserst sorgfältige Arbeit Bucher’s, für welche die vortreffliche Erhaltung des Bildchens zeugt, und welche auf der gründlichen Auswässerung des Papieres beruht, da bei minderer Sorgfalt dasPapier längs zerfressen wäre. Im.Jahre 1854 erschienen in Wien offizielle „M i 11 h e i 1 u n g e n über di e I n'd ü st r i e - Ausstellung aller Völker zu London 1851. Hier heisst es p. 294: „Als Gegenstand von hohem Interesse dürften die pho--tografisehen Instrumente anzusehen sein. England hält die Photographie für eine der wichtigsten .Entdeck u n g e n der neuesten Zeit, und die reiche'Sammlung von hierauf bezüglichen Gegenständen in der Ausstellung zeigte auch zur Genüge, welche Bedeutung man derselben beimisst, welche Hoffnung man auf.ihre Entwickelung in der Zukunft setzt.“ Puch e r, welcher als Oesterreicher ausstellte und für Fortschritte auf dem Gebiete der Photographie prämürt wurde, wird indess im Bericht nicht genannt. Herr Gustav Pirc, Secretär der krain. Landwirthschaftgesellschaft, selbst ein ge-' schickten Amateur-Photograph, theilte mir gefälligst mit, Pucher hätte bereits das Platin verfahren angewendet und dafür die Medaille erhalten. — Herr Pirc, selbst ein geborener Krainburger, hatte in Erfahrung gebracht, Bücher habe sein Verfahren in Manuscript der Austellungscommission vorgelegt. Dasselbe sei ihm zurückgestellt worden, aber Handschrift, Diplom und Medaille sind verloren ! Ist nun auch dem, in den Bergen Oberkrains abseits des Weltverkehres und der geistigen Gen tren Europas, unverstanden und einsam dastehenden bescheidenen Landkaplane nicht gegönnt' gewesen als epochemachend von der Geschichte der Kunst neben Daguerre, Niepce, Fox Talbot genannt zu werden : so viel ist gewiss, dass er selbstständig denkend und forschend dasteht und verdient, dass sein Name einen Ehrenplatz unter jenen Söhnen des Landes einnimmt, welche durch geistige Leistungen sich verdient gemacht haben. Mögen diese Zeilen zu weiteren Forschungen anregen, vielleicht bieten Paris und London noch Daten, welche einiges Licht über den strebsamen Mann verbreiten könnten, vielleicht ist im Lande noch manches zu erfragen. Möge es ans Licht gebracht werden. Manner. ---'f-cSOO-4*- Kleinere littheilungen. Die ersten Garnisonen der k. u. k. Armee in Krain. Von P. v. Raclies. Im März des Jahres 1528 war zum so uncfso vielten Male wieder ,;der windschnelle Haufe der türkischen Renner und Brenner“ über unsere unglückliche Heimat dahingesaust und hatte namentlich die Pojkgegend und den Gottscheeer-bodgn arg heimgesucht, ohne dass ihm von Seiten des Landes der nöthige Widerstand hätte entgegengesetzt werden können. Da erhob denn in seinem diesbezüglichen Berichte an den König Ferdinand I. der Landeshauptmann von Krain, Herr Niklas von Thurn. indem er die Nutzlosigkeit des damals bestandenen sog. bäuerlichen Aufgebotes betonte, — „das nicht Stand halte und mit dem keine Ehre zu erjagen sei“ — seine Stimme für die Nothwendigkeit besoldeter Berufssoldaten, eines Kriegsvolkes, in Krain.1) Der Landeshauptmann befand sich mit dieser seiner Anregung im Einklänge mit der allgemeinen Meinung im Lande, denn er konnte des Weiteren constatiren: „Der Bauersmann, wie auch andere im Lande, seien schon ganz unwillig,-sie sagen, sie müssten Steuer geben, „auf sein“, Proviant führen, dazu verderbe sie noch der Türke, und das alles, weil kein Kriegsvolk im Lande sei.“ Die Chronik erzählt uns wohl, dass im Laufe des 16. Jahrhunderts ab und zu „teutsche Reiterei“ und deutsches Fussvolk“ durch Krain nach der „windischen, croa-tischen und Meergrenze1) zog und auf dem Hin- und Rückwege kürzere oder längere Zeit hier Rast hielt, doch erst der 30jährige Krieg, wie er im Allgemeinen den Anlass geboten, die „angèworbenen und organisirten kais. Truppen unablässig unter den Waffen, zu halten“ und dadurch zur Begründung stehender Truppenkörper geführt, er hatte auch durch das Bedürfniss; für diese grossen Truppenkörper selbst in vom Kriegsschauplätze entfernteren Gegenden Winterquartiere zu suchen 2), die ersten Garnisonen 0 Zur besseren und stabilen Vertlieidignng dieser Grenzen gegen das unablässige Anstürmen • des „Erbfeindes der Christenheit“ hatte die krain. Landschaft schon im Jahre 1520 die Anregung zur Bildung des Instituts der Militärgrenze gegeben, wie sie dann später ins Werk gesetzt wurde. (Landseh. Archiv Pasc. 127.) 2) Purschka F. v. 'Rückblicke auf die Entwicklung des k. u. k. Heeres, Lemberg 1892,- p. 687. *) Landseh. Archiv. Pasc. 92 und 123. in das Land Kraiu, beziehungsweise in die Landeshauptstadt Laibach gebracht. Auf Ansuchen des „Generalobersten Feldhauptmanns Albrecht Herzog zu Mecklenburg“ (des Wallenstein) begehrte der Kaiser unterm 5. Februar 1633 von den Ständen von Steiermark. Kärnten und Kraiu ein Winterquartier für die Truppen in den drei Ländern. Unser Land Krain bewilligte zu diesem Behufe, zur Erhaltung der ins Land rückenden Soldaten, unter denen sich das Isolanische Regiment befand, die Summe von 160.000 fl.; als Standorte („Sammelplätze“) finden wir Laibach, Rudolfs-werth und Gurkfeld genannt.1) Im Jahre 1635 übernahm Kraiu von 37 aus Böhmen nach Innerösterreich verlegten Regimentern allein 30 Compagnien zur Verpflegung; zur Aufbringung der Kosten musste die Landschaft Uber ihren Etat ein Anlehen von 15.000 fl. aufnehmen. Im offenen Landtage wurde mit den Offizieren wegen der Bezahlung verhandelt, und es blieb bei der durch frühere kais. „Ordinanzen“ bestimmten Normirung; sohin erhielt der Hauptmann auch hierlands 200 fl. statt der beanspruchten 500 fl. Als „Garnisonen“ wurden Laibach und K r a i n b u r g für das Eckenfurterische und Manzierische, Lack für das Gonzagische und Rudolfswerth für das Strassoldo’sehe Regiment festgesetzt. 2) Die kais. Offiziere der in Laibach liegenden Truppen, wie sie sich an den ritterlichen Uebungen des Adels und an dessen Festen überhaupt stets als hochwillkommene Gäste gerne betheiligten, konnten als solche auch den von den Cavalieren subventionierten, bekanntlich mit grossem Pompe inscenirten, theatralischen Aufführungen, den sog. Schul-comödien der Jesuiten beiwohnen, wo neben Dramen geistlichen Inhalts auch weltliche Stücke gegeben wurden, so z. B. eben im Jahre 1636 das actuellennilitärische Drama : „Tilly, der Eroberer Magdeburg’s.“ 8) Nachdem in den Jahren 1639 und 1640 in Krain für die Regimenter Wobl, Colloredo, Borri und Marchese Camillo Gonzaga geworben worden, wofür die Stände die Summe von 5000 fl. bewilligt hatten und von 1640 das Löwensteinische Regiment in Laibach stationirt gewesen, begegnen wir im Budget der krainischen Landschaft für 1643 die Post von 100.000 fl. „für die nach Krain dirigirten Regimenter und Generalspersonen.“ *) Im Jahre 1645 war in Laibach das Ferrari’sche Regiment stationirt5 *) und 1647 rückten 4 Regimenter (drei Reiter- und ein Fussregiment) ins Land, um hier die Wintercpiartiere zu beziehen ; indem letztgenannten Jahre bewilligte die Landschaft zu Kriegszwecken 80.000 fl. und 1648 (im Jahre des Friedensschlusses) noch 60.000 fl.u) D Landsch. Archiv. Landtagsprot. XVII., 32—37. 2) Ibid. p. 129—130. 3) Landsch. Museum-Archiv. Diarium der Jesuiten. 4) Landsch. Archiv. Landtagsprot. XVII., 496. °) Mitth. des hist. Ver. für Krain 1862, p. 13. °) Landsch. Archiv. Landtagsprot. XVIII., 52. Im Januar 1649 kam Generalwachtmeister von Wochen-laimb mit seinem Regiment Fussvolk nach Laibach, neben demselben lag uoeh hier das Märkische Regiment zu Pferd. Nach Abzug beider (1650) rückte das Ranfftische Regiment in’s Land. Als im Jahre 1652 am 17. Februar „unterschiedliche fürnehme Herrn und Cavaliere“ auf dem Platze vor dem Landhause — dem heutigen Auersperg-Platze — „ein ausbündig schönes Ritterspiel und Ringelrennen“ ausführten, wobei sie unter sich vier Partheien machten und die Ritterschaft der vier Welttheile präsentirten, alle in gar „köst-icher Kleidung“, da stellte bei diesem festlichen Aufzuge den Patron der Afrikaner der Herr Hanns Christoph Ranfft von Wisenthai „Röm. Kays. Majestät Obrister zu Fuss“ ]), der Commandant des zur Zeit in Laibach stationirten Ranffti-schen Regiments. Dieses Regiment — „die Ranfftischen Völker“ — finden wir weiters genannt als Garnison von Laibach im nachfolgenden Jahre (1653), als man hier die Wahl des Sohnes Ferdinand III. zum römischen König, als Ferdinand IW., „mit grossen Freudenbezeugungen“ auf das Festlichste begieng. Bei dem grossen Diner, das der Landeshauptmann im Landhause gab, standen die Ranfftischen Völker auf dem Platze vor demselben im Gewehr und salu-tirten mit ihrem Schiessen zu unterschiedlichen Malen den Rundtrunk (die Toaste) der oben versammelten Festgäste, 40 geistliche und weltliche Herren.2) Im Jahre 1656 erhielt das Ranfttische Regiment aber den Befehl von Laibach nach Spanien abzurücken. Nach dem Regimente Ranfft war in die Garnison von Laibach das Nicolai’sche Regiment eingerückt, in welchem eine Graf Wallenstein’sche Compagnie namhaft gemacht erscheint. Wegen eines Bauerntumultes, in \Velchem die Soldaten dieses Regimentes angegriffen worden, dictirte die krainische Landschaft den „Nachbarschaften“ (des tu-multuirenden Dorfes) eine Strafe von 1000 Reichsthalern.3 4) Vorübergehend hielt sich 1658 des Prinzen Ruprecht von Heidelberg Reiterregiment 800 Mann in Krain auf, das jedoch schon nach 1/2 Jahr nach Ungarn kam. Bei den solennen Festlichkeiten, von denen der „Erbhuldigungsact“ Kaiser Leopold Lin Laibach (1660) begleitet war, paradirten neben den ansehnlichen Fähnleins der krainischen Ritterschaft und der zahlreichen Bürgermiliz auch die „acht Compagnien“ vom Cürassier-Regiment des Obristen Johann von Arizaga, „welche derzeit im Crainer-Lande das Quartier hatten.“ Bei dem feierlichen Einzüge des Kaisers vom letzten Rastorte, dem bischöflichen Schlosse Görtschach. her in die Mauern Laibachs am 7. September, bei welchem den tigerfellgeschmückten landschaftlichen Reitern ein Jüngling in croatischer Kleidung auf ungesatteltem Pferde stehend vorangekommen, führten D Valvasor „Ehre des Herz. Grain“ XV.. 596 ff. s) Valvasor 1. e. XL, 724. 3) Landseh. Arhiv. Landtagsprot. XIX.. 357. die kais. Cürassiere, die den Zug beschlossen, alle „grüne Striiusschen von Bronbeerstauden auf den Casquetten“. Nachdem der Kaiser sein Logis im Bischofhofe bezogen, nahmen die Arizagaischen Beiter „in schöner Ordnung“ Aufstellung vor dem Palaste des Kirchenfürsten und als um 6 Uhr Abends die Tafel begonnen hatte und der „erste Trunk“ ausgebracht war, da lösten sie ihre Karabiner.1) Vom Piccolomini’schen Kegiment lag (1666) eine Compagnie in Laibach, die im August desselben Jahres unter Oberstl. Erdlmann „wegen des Erbfeindes“ gegen Badkersburg abrückte. Im Jahre 1669 werden die Banfftischen Soldaten als wieder in Krain anwesend genannt, und zwar anlässlich der Bestattung der Gemalin des Obersten Banfft, die im Schloss Budolfseck (im Moräutscher-Boden) beigesetzt worden.2) Um das Jahr 1671 bestand in Laibach eine Art „militärwissenschaftlichen Vereins“ die sog. „Societas mi-litans“, welcher der Obrist-Wachtmeister Franz Freiherr von Wützenstein unter dem academischen Namen : der „Wehrhafte“ angehörte; derselbe wird uns auch als Verfasser zweier Bomane genannt, „so von der Liebe handeln“ und von ihm aus dem Italienischen des Ferrantis Palavicino verdeutscht wurden.3) Bei Gründung der Academia Operosorum 1698 wandelte sich auch die Societas militans in eine „Academie der ritterlichen Exereitien“ um, die sich gleich der Academia Philharmonicorum, und der Academie des Zeichnens an die erstgenannte anschloss. Am Ausgange des 17. Jahrhunderts wird uns auch kais. Artillerie in Laibach genannt, wir lesen nämlich zum Jahre 1689, dass ein landesfürstlicher Con stabler (Büchsenmeister4 5 *) und ein Zeugmeister (franz. Major d’Artillerie3) das „Stuckschiessen“ der kranischen Landschaft leiteten11), unter dem Zeugmeister stand auch das kais. Zeughaus, der kais. Pulverthurm am Laibacher Sehlossberg, der 1680 in Folge eines Blitzschlages in die Luft geflogen.7) Auch gab es um die Wende des Jahrhunderts bereits ein eigenes „Soldatenhaus“ (Kaserne) in Laibach, dessen Fenster zweierlei Scheiben hatten, „durchsichtige“ und „gemeine“, wie uns dies eine Bechnung des Glasermeisters Haider bezeugt, der Eingangs des 18. Jahrhunderts in diesem städtischen „Soldatenhaus“ 12 durchsichtige Scheiben ausgebessert und 17 gemeine eingesetzt hat, „ist — so lautet seine „Baitung“ ■—■ à durchsichtige Scheiben 4 Sold, ii gemeine 2 Sold, zusammen 54 Kr. 2 Pf.“8) 0 Valvasor 1. c. X., p. 376 f. 2) Valvasor 1. e. XL, p. 477. 3) Valvasor 1. e. VI., p. 359. 4) Kriegs-Ingenieur Artillerie und Seelexieon von i’äseli (Dresden 1735) p. 194. 5) Ibid. p. 1029. °) Valvasor 1. c. XI., p. 668. ’) Valvasor 1. e. XL, p. 730. s) Ausgabenbuch der Stadt Laibach 1727, Areli. d. Stadt. Unter der grossen Kaiserin Maria Theresia hatte sich das alte Werbesystem der k. und k. Armee allmälig umgewandelt und 1771 wurden endlich — nachdem bereits seit Längerem der grösste Theil der Mannschaft eines Be-gimentes aus gesetzlich in einer bestimmten Provinz geworbenen Becruten zu bestehen hatte — den Begimentern eigene „ Werbecantone“ in den Erbländern zugewiesen.1) Das im Jahre 1715 aus den zwei im Ttirkenkriege stark gelichteten Begimentern Marulli und Heister in Steiermark gebildete Begiment 41 (Wallis, im Jahre 1768 Freiherr von Buttler) kam mit der neuen Nummer 43 — das heutige. Begiment Graf Griinne — als „Cantonsregiment“ nach Krain, und erhielt 1775 zum Inhaber den FZM. Anton Grafen Thurn-Valsassina.2) Dieses erste krainisch-vaterlän-dische Begiment hatte um 1787 seine eigene „militärische Pflanzschule“, die Zöglinge derselben brachten am 11. Jänner des letztgenannten Jahres unter Anleitung des Oberlieutenants Grossilier im landsch. Theater ein militärisches Lustspiel „Soldatenliebe“ und am 11. April desselben Jahres das fünfactige Trauerspiel: „Graf Wallenstein“ zur Aufführung.3) Im Jahre 1798 erfolgte der erste Ausmarsch dieses krainisehen Oantonsregimentes !4) lieber „Yolkssagen“. (Schluss.) Ijün köstliches Beispiel eines „Volkssagenmannes“ war der verstorbene Donat Gerne vulgo „Donatei“, seines Zeichens Fischer in der Laibacher Vorstadt Krakau. Der kleine geweckte Mann wusste köstlich seine Begegnungen mit dem. „Skratl“ und dem „Wassermann“, der in der Laibach haust, zu erzählen. Skratl hüpfte oft als spannlanges Männchen mit feuerrothem Mäntelchen in sein Schiff, begleitete ihn und unterhielt sich mit ihm. Ein drastisches Beispiel aber, wie von iindigen Köpfen s. g. Volkssagen fabriziert werden, sind die Schüler der Bürgerschule in J. Es lehrte dort Anfangs der siebziger Jahre ein sehr eifriger Professor Geschichte, welcher gleichzeitig Volkssagen sammelte. Wer scheint geeigneter dazu, als die Kinder des Volkes selbst, welche auf der Schulbank vorbereitet, mit richtigem Verständniss ihre einfältig-ländliche Umgebung auszuforschen, die beste Gelegenheit haben. Selbstverständlich waren das Lob und hie und wieder auch eine materielle Anerkennung des Herrn Professors kein geringer Sporn für die jungen Adepten der Sagenforschung. Da der betreffende Herr sein besonderes Studium der Keltologie zuwandte, so lenkte er natürlich den Spürsinn *) Pursekka P. R. v. Rückblicke u. s. w. p. 142 f. 2) Sühnel Gesell, d. k. k. Reg. (Mitth. d. liist. Ver. für Krain). “) Blätter aus Krain 1865, S. G7. 4) Vodnik „Novice“ 1798, Nr. 4. seine;- Schüler nach dieser Richtung. Druiden und Drui-dinen, Menschenopfer, Mistel, Mona, Schlangen, goldene Sicheln etc. waren so die Schlagworte, um welche es sich handelte, und siehe da, der Erfolg blieb nicht aus. Ein nahe der Stadt gelegener Berg war bald mit allen möglichen Unholden bevölkert. Artur und eine schlangenfüs-sige Bur gel, Drunnen, welche sich von Menschenfleisch nähren, aber auch den „Herkules käf er“ nicht ver-, schmähen, und unter dem Commando der „Burgel“ stehen, hausen in den Höhlen des Berges, den Niemand ungestraft betreten darf; die Drunnen sind in mehrere „Orden“ ein-gétheilt, der höchste der Drunnen ist der „Mursmann“. — Die Burgel ist eine Seejungfrau, und brütet Schlangen der schlimmsten Sorte aus! Ihre schwarzen Haare pflegt sie einzudrehen, als Pa-pilloten benützt sie natürlich Schlangen, welche auf den Ruf: „Juraslin“ herbeieilen. Bei aller Achtung, in welcher die Burgel steht, ist aber ihr Lebensende sehr traurig. Sobald sie nämlich zum Sterben kommt, wird sie auf ein mit spitzen Nägeln beschlagenes Brett gelegt, damit sie bald stirbt ! ! und nicht lang zu leiden hat ! ! ! — Dann wird zu allem Ueberflusse noch siedendes Oehl auf sie gegossen!! — wobei die Drunnen niederfallen, ihre Kronen ablegen und sich die Haare ausraufen. Sonderbar sind die .Götternamen der Drunnen, da figu-riren ein Mansurus, Melchanus, Mankos, Sorus, Marses mit rothen Haaren und rothem Knebelbarte; Samres mit deto Knebelbart und Horn am Kopfe ; Arthur ein menschenköpfiger Hund, endlich der Mistelgott. Nicht minder sonderbar sind Götternamen, wie: Sesam, Mjdreni, Atreus, Tayestis, Oinomaus und Mursman, für deren Volkstümlichkeit als Gewährsmann oder richtiger Gewährsfrau eine Dame aus dem Volke, welche vulgo „Schnaps-Everl“ hiess, figurirt. Köstlich ist die Schilderung dieser „Volkssagen“, wie nach der Redaction von halbwüchsigen Knaben, ein Menschenopfer vor sich geht. Vor allem werden nur Männer geopfert, und zwar : 1. Beleidiger der Burgel aus dem Orden, 2. Leute, welche zu Pestzeiten der Drunnen auf ihren Berg aus Neugierde gehen, natürlich,'wenn sie gefangen werden — denn die Drunnen hängen auch keinen, denn sie nicht haben. — 8. Wenn ein Knecht von 12 Jahren aufwärts auf einem „bestimmten Orte“ lärmt, so wird er bis zur Christnacht gefüttert und da geopfert. — Die Menschenopfer geschehen nämlich nur in der Christnacht. — 4. Leute, welche sich, in den Orden verratheshalber drängen, o. Ist kein passendes Opfer da, so wird ein „Peank“ (Zwerg) geopfert. Für diese interessante Liste ist ein „Knecht Bartel“ mit dem Ordensnamen „Stiefelfix“ Gwährsmann. Doch auch Freiwillige stellen sich bisweilen als Opfer, wobei folgendes Ceremo-niell beobachtet wird: 1. Anmeldung zum Opfertode bei den Drunnenpriestern. 2. Anfrage der Priester bei den Göttern. 3. Mittheilung der Antwort an Verwandte und Freunde. 4. Zug zur Opferstätte, das Opfer geht frei dahin, das Volk voller Freude mit, die Opferthiere werden aber auf Wagen mitgeführt. Wollen aber noch andere Menschen sich mitopfern, so gehen alle zusammen. Der Wagen bleibt vor der Verzäumung, die. Thiere werden hineingeführt und vor das Opfer hingestellt, um vor seinen Augen des Todes zu sterbèn, den er sich selbst gewählt, dann halten ihm zwei Priester ein langes doppelheftiges Messer vor, nachdem er niedergekniet um Busse zu thun, den das Messer nahm ihm die Sünden weg. — Endlich wird er erstochen und wenn nöthig, noch mit einem Steinbeil erschlagen, endlich begraben. Geweint wird dabei nicht, denn wer glaubt beim Begräbniss weinen zu müssen, lässt sich vor dem freiwillig Sterbenden umbringen und kommt mit ihm in ein Grab. Diese und noch hundert andere dergleichen Dinge wussten Bürgerschüler ihrem Lehrer1) als Volkssagen eines Alpenlandes zu liefern! — Gewiss ein spreehender Bewèis, was jugendliche Phantasie zu leisten vermag, wenn sie nach einer gewissen Richtung angeregt, wird und noch nebenbei ihre Rechnung findet. Minder originell aber zur Zufriedenheit beider Theile operirte ein schon verstorbenes Laibacher Stadtkind G-y als Schüler den bekannten Germanisten und Pädagogen V. in Wien. Letzterer gab seinen Schülern als Aufgabe, Sagen der Heimat ihm aufzuschreiben. G., der eben nichts wusste, nahm das erst beste Märchenbuch zur Hand, schrieb irgend eine Mordgeschichte vom „verwunschenen“ Burgfräulein etc. heraus, kniipte sie an irgend eine krai-nische Burgruine und die Sagen waren fertig. Der Herr Professor rief, entzückt: „Also auch bei Ihnen ist diese Sage vorhanden? Sehr interessant!“ — ohne zu ahnen, wie er dupirt wurde, und wie er sein gläubiges Publikum, dem er diese Dinge säuberlich gedruckt unter seiner Firma weiter vermittelte, weiter dupirte. Ergo : Cave discipulos fabulas tibi ferrentes. Müllner. lieber geographische Xomeiiclatiir. Sobald irgend ein Stück Erde von Menschen in Besitz genommen wurde, so erhielten seine Theile, Flüsse, Seen, Thäler, Höhen etc. von den Besitzgreifern Namen aus rein praktischen Gründen, weil in, oder auf einem dieser Objecte etwas zu finden, zu holen oder ein Ueber-gang zu Nachbarn, ein Jagd- oder Weidegebiet war. Die einzelnen Ansiedler selbst betrachten sich als eine geschlossene Gesellschaft und benannten sich als Familien- oder Gaugenossensehaft; Länder- unds.g. Provinznamen gab es nicht. Da der gesammten Volksnomenelatur praktische Bedürfnisse zu Grunde liegen, so ist es begreiflich, dass auch 1) Natürlich wusste dieser den ganzen Spuck richtig zu würdigen. nur leicht überblickbare Objecte einheitliche Namen erhielten. Erst, die gelehrten Geographen dehnten locale Namen auf ausgedehnte Gebiete aus. Ein Beispiel sind die Alpen. Schon der gelehrte Strabo, um Christi' Geburt, bezeichnet mit diesem Namen den ganzen Gebirgszug vom tyrrhenischen zum adriatischen Meere, er lässt sie bei Sabata 260 Stadien von Genua entfernt beginnen, und gibt ihnen-eine Längenausdehnung von 2200 Stadien, in welcher sie gleichsam die Grundlinie der geometrischen Figur Italiens, bilden. Auf derPeutingerschen Tafel hat der Gebirgszug keinen gemeinsamen Namen. Es übersetzen ihn 6 Strassenzüge. Von diesen heisst der erste Uebergang von Turin her, zwischen Gadaone-Brigantione in Alpe Oottia (Mont Genevre), der zweite, Ariolica-Bergintrum: in Alpe Graia, (der kleine St. Bernhard), der dritte, Eudracinum-Octoduro : In summo Penin no (der grosse St. Bernhard). Die übrigen drei Uebergänge von Guria-Arbor Felix von Clunia-Brigantium und Goueliacjs-'Audiacó. sind nicht näher bezeichnet. Es scheinen somit' nur die Uebergänge in den Westalpen ursprünglich Alpen geheissen zu haben; dieser Ansicht ist auch der nüchterne Möllenhoff, der da meint, es seien damit Klausen oder Engpässe (nach der Meinung Prokops und anderer Griechen über die Bedeutung des Wortes Alpen) bezeichnet: „Wahrscheinlichste dünkt, class der Name selbst aus einem, an Ort und Stelle bei einem der alten Gebirgsvülker in der angegebenen Bedeutung gebräuchlichem Appellativ entstand und von den • eindringenden Galliern aufgenommen wurde.“ D. Altli. K. II. 244. Für uns haben hier zunächst die Gebirgszüge unseres Landes Interesse, mit deren Nomenclatur wir uns beschäftigen wollen. Begreiflich erweise haften an unseren Gebirgen theii-weise antike Namen, theilweise Volksnamen, theilweise durch die zünftigen Gelehrten applicirte, welche in die Bücher'und Schulen eingeführt wurden. Von antiken Bezeichnungen erübrigen die Namen Karst, Juli sehe und Kar ni sehe Alpen und Karawanken (sic). Der Karst, wie ihn das Volk kennt, stimmt so ziemlich mit dem Carusadius der Alten überein. Anders verhält es sich mit den Julischen Alpen. Im Alter-thume hiess der Uebergang von Italien nach Nauportum: Alpes Juli a e. Herodianus im 8. Jahrhundert nennt das Gebirge zwischen Emona und Italien ebenfalls Alpen, wenn er Vili. 1 sagt, dass Emona am Fusse der Alpen liegt, und das Heer mit Sonnenaufgang in die Alpen vorrückt. Cf. auch Müllner „Emona“ p. 29. Der Reisende von Burdigala im Itili. Hyerosolimita-num (4 Jlirh.) sagt bei Castra (Haidenschaff): inde sur-gunt Alpes Juliae. Nach Ammian. Marcellinus 81. 16 hiessen sie früher Venetische .Alpen: Alpes Venetae. Bei Strabo heissen sie auch noch Okra IV. 6. 10. Ebenso kennt Ptolomüus den Okra und Karusadius. In der Florentiner Handschrift ist neben Karusadius am Bande KäQovdyyM beigeschrieben, welche Note der Pariser Codex in den Text aufnahm.J) Der Name Karvankas haftete somit an einem, der südlich des Laibacher-Beckens befindlichen Gebirge. Der höchste Punkt des Okra und auch Alpes Juliae genannten Ueberganges heisst ad .Piru in summas Alpes im Itin. Hyeros. Die Bezeichnung Summas Alpes beweist, dass hier der H ö h e n p u n k t de r S t r a s s-e gemeint ist, denn das Gebirge selbst erhebt sich überall höher als das Castell* 2), welches an der Strasse liegt. Dass übrigens diese Strassenübergänge durch die heutige Hrušica3) wirklich die alten Alpes Juliae sind, beweist die alte Station: „In alpe Julia“ der Tab. Peuting, deren Ruinen heute „na La ni sah“ heissen. (Schluss folgt.) Ein Fund türkischer und veiietianisclier Silbermiinzen hei Laibacii. Wie wir schon in Nr. 6 der „Argo“ p. 123 mittheilten, wurden beim Baue der Unterkrainer Bahn beim Hause des Cesnovar türkische Silbermünzen gefunden und' von der Jöbl. Bauleitung dem Museo übergeben. Es waren inr ganzen 81 Stück. Mit diesen türkischen Münzen fanden sich aber zugleich 5 Stück Silbermünzen der Republik Venedig vor, welche für die chronologische Stellung der ersterén von Belang sind. Vier dieser Münzen gehören dem Dogen Andreas Gritti 1523—1539 und eine dem Dogen Franz Donato 1545—1553 an. 1. Av. ANDREAS . GRITI . — S . M . VENET der stehende Heilige übergiebt dem knieenden Dogen die Fahne, neben dieser stehend : DVX. Rv. TIBI . SOLI . GLORIA. Der Heiland mit der Weltkugel in der Linken, darauf ein Kreuz, auf einem Postamente stehend Auf letzterem die Buchstaben A . | j . Z. 2. Av. wie oben. Rv. wie oben. Der Heiland mit einem Kreuzstab in der Linken ohne Weltkugel ; auf dem Postament V . j | . M. 3. Av. und Rv. wie Nr. 2. Auf dem Postamente die Buchstaben M . | j . L Grösse 15 nach Wellenheim, 33mm Durchmesser. 4. Av. AND . GRITI — S . M . VENET, letztere Buchstaben untereinander stehend. Der Heilige' übergibt die Fahne dem knieenden Dogen neben der Fahne DVX stehend. Rv. TIBI . SOLI . GLORIA D Cf. Müllers Ptolomiiu3-Ausgabe. — Paris 1883. 2) Cf. darüber Müllner „Emona“ p. 109. ff. 3) Hrušča von rušiti = zertrümmern. Die römische lluinenstätte erhielt diesen Namen, der dann in Birnbaumenvald übersetzt wurde. Der Heiland auf einem Throne sitzend. Grösse 12 nach Wellenheim, 27 mm Duchmesser. 5. Av. FßANCISCUS . DONATO . S . M . VENET. Darstellung wie oben mit DVN. Bv. gleich Nr. 2 und 3, auf dem Postamente T. j 0. Grösse 15. Appel beschreibt ähnliche Stücke III., Nr. 3973, 3975 und 3984. In Wellenheim fehlen sie. Die Dogen Gritti und Donato waren Zeitgenossen Suleiman IL, 1519—1566, des Belagerer Wiens 1529. Es ist daher nicht unmöglich, dass die türkischen Münzen diesem bedeutendsten aller Sultane angehören. In Krain fielen die Türken übrigens nicht wie wir 1. c. irrthümlich bemerkten 1469, sondern bereits 1408 ein. Cf. Schumi Archiv IL, p. 283. Müllner. Teber Mineralvorkommen in Krain. In der Monatsversammlung des Musealvereines, am 21. Dec. 1892, hielt Prof. Wilhelm Voss einen Vortrag über das Thema: „Einiges über die geschichtliche Entwicklung und den gegenwärtigen Stand unserer Kenntnisse von den Mineralien Krains.“ Als Ausgangspunkt für das mineralogische Studium in Krain ist die Bergstadt Idria anzusehen, deren erster Physiker Dr. J. A. Scopoli im Jahre 1761 zu Venedig zwei lateinische Abhandlungen veröffentlichte „Ueber das Idrianer Quecksilber“ und „Ueber das Idrianer Vitriolsalz“. — Daran reihen sich die Schriften von Ferber (1774), Hacquet (1778) und Mucha (1780), welche gleichfalls Idrianer Mineralien behandeln. Zu Ende des vorigen und zu Anfang dieses Jahr-hundertes wandte Siegmund Freiherr von Zois (geb. 1747, gest. 1819) den Mineralien des Landes besondere Aufmerksamkeit zu, liess dieselben aufsammeln und versandte sie an auswärtige Mineralogen und Sammlungen. Auch Frey er, v. Morlot, Trinker und Andere beschäftigten sich mit diesem Gegenstände. Das in den Jahren 1859—1870 erschienene „Mineralogische Lexikon für das Kaiserthum Oesterreich“, von Victor Ki11er v. Zepharovich, verzeichnet aus Krain 28 Mineral-Species. Durch die Wiederaufnahme des Bergwerksbetriebes in Littai, die Ausbeutung des Erzlagers im ßeichenberge und die genauere Durchforschung der Erzlagerstätten anderer Orte, wurde eine Anzahl vorher aus Krain nicht bekannter Mineralien zu Tage befördert. Dadurch erhöht sich die Zahl der im Lande vorkommenden Mineralien auf 54 (mit etwa 48 Abarten). — Vergleicht man diese Zahl mit den Zahlen jener Mineralien, die in den Nach- barländern Kärnten (136) und Steiermark (103) beobachtet wurden, so muss das Land Krain mineralienarm genannt werden. Die Ursache liegt im Fehlen des mineralreichen Urgebirges. Die Zahl der Mineralfundorte beträgt 220 und am reichsten sind Littai mit 28, Idria mit 26, ßeichenberg mit 12 Mineralvorkommnissen. — Verhältnisse die der Vortragende seinerzeit in einer längeren Arbeit zu schildern gedenkt. Müllner. Mittheilungen aus dem Museum. Erwerbungen des krainischen Landesmuseums im Jahre 1892. (Fortsetzung.) Geschenke. Die löbl. Bauleitung der Unterkrainer Eisenbahn: 60 Stück türkische Silbermünzen und 5 Stück Vene-tianer Silbermünzen und 3 Hufeisen gefunden lm tief bei Betje nächst Lasič. Se. Hochwu Herr Carl Klun, Canonicus und Beichs-rathsabgeordneter : Drei Kupferplatten für Kupferdruck gravirt ; a) Platte zur Herstellung von Visitkarten, mit der Gra-virung: Anton Aloys Wolf, Bischof von Laibach; b) Platte mit einem Wappen. Im Schilde drei Lilien, als Helmzier ein Pelikan ; c) Platte mit Wappen. Im Schilde zwei Kleeblätter? und zwei Vogelkrallen, die Platten b) und c) dienten zur Herstellung von Büchersignaturen für Bibliotheken. Herr Anton ßoth, Sparkassebeamter: Lithografirter Plan des Laibacher Morastes von 1780. Das löbliche Smithsonian-Institut in Washington: Fünf seiner Publicationen. Se. Hochw. Canonicus Anton Urbas: Geadelte jüdische Familien. Wien 1891. Verzeichniss von 524 jüdischen Familien, welche in Europa geadelt wurden. Herr Sanitätsrath, Begierungsrath Prof. Dr. Valenta Edler von Marehthurn: Einen Brief Ant. Marcher’s? (Unterschrift undeutlich) in Graz an Freiherrn von Zois ddo. Graz 30. August 1786 betreffend die Verhüttung zinkhaltiger Eisenerze. Der löbl. Verein der Aerzte in Krain: Mssc. in Folio, gebunden, betitelt: Verzaichnung aller deren in dem Herzogthumb Crain examinirt approbirt- und incorporirten Herren Chirurgorum. de a. 1694—1704. (Schluss folgt.) 8 Mark, halbjährig 2 fl. = 4 Mark. Das Blatt erscheint monatlich 1—lx/2 Bogen stark mit Beilagen und kostet ganzjährig 4 fl. — Bedakteur, Herausgeber und Verleger : Alfons Müllner, Musealcustos in Laibach. — Druck von Klein & Kovač in Laibach.