SITTE \m BRAUCH DElt I Ü D S L A V E N. NACH HEIMISCHEN QEDRUt'KTMN UND UNGEDEUCRTJIN QUELLKN R. FRIEDRICH S. KRAUSS. im AWnnAci: nv.n antiiiioi'Oi.ooisciikn Gesellschaft in wikn. WIEN, 1885. AL V R E I) KOL I) E R K. K. HOF- UNI) U N I V Kl! SIT Ä TN - Ii II (Ml H Ä N DLE lt ROTIIKNTHURM8THASHK 15. Verlag von Alfred Holder, k. k. TTof- und Univers.-Buclilmndler, Wien, Kcitlientliuniistniße 15. Ethnographische Fragebögen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien. I. SÜDSLAVEN. Von Dr. Friedrich S. Krauss. Preis 50 kr. = Bf. 1.—. A11g o m o i n e E t h n o g r a p h i e. Von Dr. Friedrich Müller Professor an der Universität, Mitglied der kaiserl. Akademie der Wissenschaften, Mitglied und d. '/.. Vice-Pr'dsident der anthropolog. O'v.ultschaft in Wien u. s. w. Zweite umgearbeitete und bedeutend vermehrte Auflage. Preis in Lird. 1 :i,I,S( II AKT IN WIEN. WIEN, 1885. A L K Ii. K I) H ti L I) E 11 k. k. HOP- itn d ITNIVrcnSITÄTS-BUCHHÄNDLER nOTHKNTHlIUMHTHAHSK 15. Alle Rechte vorbehalten. HERRN FEM FREE von ANDRIAN-WEMRG IN LIEBE UND DANKBARKEIT ZUGEEIGNET. Hoc! 1 wohl«-eborener Freiherr! Es gibt nicht wenige strebsame Menschen, die es bei allem Fleiss und dem besten Willen doch nicht vorwärts bringen können, weil es ihnen stets an Gelegenheit fehlt, ihr Bestes zu leisten. Ihre Kräfte zersplittern sich auf kleine, wenig nutzbringende Geschäfte, ihr Lebensmuth sinkt; müde, den Kampf ausdauernd weiter zu führen, zerfallen sie alsbald mit der Welt und sich selbst. Wer ein Auge hat, solche Unglückliche zu erkennen, der kann sie Tag für Tag bald in dieser, bald in jener Gestalt durch die Strassen schleichen sehen. Mir wäre es vielleicht ähnlich ergangen, wenn mich mein leuchtender Stern zur guten Stunde Ihnen nicht zugeführt hätte. Im Mai des Vorjahres kam ich mit Empfehlungen von meinem hoehyerehrten Lehrer Prof. Friedrich Müller und dem huder zu früh verstorbenen v. Hochstetter, Ihrer Freunde, zu Euer Hocli-wohlgcboren, als dem Präsidenten der anthropologischen Gesellschaft in Wien. Ich wollte eine ethnographische Forschungsreise zu den Si'nlslavt'ii unternehmen und suchte um ein Empfehlungsschreiben von Seiten der Gesellschaft an. Euer Hochwohlgehoreii Hessen sich in ein Gespräch mit mir über die Ziide meiner Studien ein und beauftragten mich, ein Werk über das Gewohnheitsrecht der Südslaven auszuarbeiten. Der Gedanke, ein solches Werk zu liefern, ist mir als einem Specialisten auf dem Gebiete der südslavischen Volkskunde nicht fremd gewesen, mich überraschte und beglückte das Vertrauen, welches von so massgebender Seite in meine Kraft gesetzt wurde. Ich willigte von Herzen gern auf den Antrag ein und vertagte meine Reise bis zur Vollendung der Aufgabe. Fast fünf Monate verbrachte ich an Ihrer Seite in Alt-Aussee, von Morgens früh bis Abends spät nur der Arbeit ergeben, Sie sorgten mit väterlicher Fürsorge für mich, beschafften die nöthi-gen Behelfe und unterstützten mich mit Rath bei der Arbeit, Jede Zeile wurde sorgfältig gelesen und besprochen. Meine Gedanken klärten sich, mein Eifer wuchs täglich, stündlich. Eines Krauss, Sitte u, Gewohnheitsrecht d. Stielst!. I solchen Wegweisers hatte ich mich, Iiis auf Friedrich Müller, während meiner ganzen Studienzeit nicht erfreut. In dieser kurzen Zeit hin ich geistig um fünf Jahre reifer geworden. Einem solchen Lehrer kann man Zeitlebens nie genug danken. Nun ist das Werk fertig. Gestatten mir, Euer Hochwohlgeboren, Ihnen dasselbe widmen zu dürfen. Ihnen hat es die Wissenschaft vor Allem zu danken, dass dieses Werk zu Stande gekommen. Unter Ihren Auspicien soll es auch in die Welt ausziehen. Fertig sei dieses Werk, sagt*; ich. Was Goethe vor fast hundert Jahren über die Ausarbeitung seiner Iphigenie (am 16. März .1787 aus Caserta) sagte, das gilt auch in diesem Falb'.- »So eine Arbeit wird eigentlich nie fertig. Man muss sie für fertig erklären, wenn man nach Zeit und Umständen das Möglichste gethan hat.« »Fertig« kann man nicht sagen, weil der Stoff, den das Werk behandelt, selbst nichts Fertiges, Abgeschlossenes ist, sondern als ein immer Werdendes und sich in mannigfacher Gestalt Veränderndes auftritt. Von diesem Staudpunkte aus betrachtet, ist es klar, dass der Arbeiter sich der Methode naturwissenschaftlicher Forschung bedienen muss. Die moderne Ethnographie ist aber nicht blos eine naturwissenschaftliche Disciplin, sondern auch eine Geisteswissenschaft im weitesten Sinne des Wortes. Sie erforscht den Menschen als Menschen, um die Erkenntnis« zu erweitern und den geistigen Besitzstand der Völker gegenwärtiger wie vergangener Zeiten festzustellen. Es lag mir ferne, ein sogenanntes vergleichendes ethnographisches Werk zu liefern. Heutigen Tages wird in dieser Richtung viel zu viel Humbug getrieben. Vergleiche kann man nur dann mit Erfolg versuchen, wenn über die Beschaffenheit und den Zustand des Vergleichungsstoffes durchgehends Klarheit herrscht. So wie es gar häufig vorkommt, dass in Sprachen, die durchaus in keiner auch nur entfernten Verwandtschaft zu einander stehen, ganz gleichlautende Wortformen im Gebrauche sind, so trifft es sich auch bei ethnischen Erscheinungen, dass auffällige äussere Uebereinstimmung auf den ersten Blick zu verzeichnen ist. Wer solchen Erscheinungen auf deu Urgrund zu kommen nicht vermag, sondern leichthin sich durch die Aeusserlichkeit verführen lässt, geräth oft. auch mit bestem Willen wider Willen auf Irrwege. Statt zu nützen, schadet er. Vor Allem lag es mir ob, festzustellen, was den Südslaven zugehörig sei. Das ist eben die schwierigste Frage. Die lässt sich in einem Athem nicht beantworten. Seit zwei Jahrtausenden ist der Balkan der Tummelplatz verschiedenster Völker gewesen. Viele sind untergegangen. Ihre Sprachen sind verschollen; nur leere Namen hie und da spärlich verzeichnet, geben Kunde von der Vergangenheit. Kein Volk verschwindet aber spurlos, weil in der Natur nichts verloren geht. Wer kann gleich ermessen, was echt südslavisch, was erborgt, ererbt, aufgedrungen ist? In Steiermark, Kärnten und Krain, und zum grossen Theile in Istrien und im Küstenland Dal-matiens, hat deutsches und italienisches Volksthum auf die Slaven zersetzend eingewirkt, in Bosnien, der Hercegovina und Serbien räumte durch Jahrhunderte der Islam mit den Slaven auf, in Thracien und Macedonien nisteten sich Bulgaren ein, dann kam wieder der Türke und der Araber. Auch das Griechenthum, weniger die Albanesen, Magyaren und Romanen, hinterliess deutliche Spuren im Südslaventhum. Wer auf solchem Boden nach echt südslavischem Wesen fahnden will, muss mit zarten Rosentiugern tasten können, muss mit scharfen Augen beobachten und wiederholt und unermüdlich beobachten. Nur auf diese Weise wird es ihm gelingen, einen Ur-typus herauszufinden. Die Natur bewahrt äusserst getreu einmal geschaffene Formen. Sobald etwaige Hemmnisse beseitigt sind, kehrt sie wieder zur alten Bildung zurück. Daran halte ich fest. Nicht aus alten vermorschten Handschriften von Evangelienübersetzungeii und den Statuten verschiedener Gemeinden und Duodezherzogthümer wollte ich ein Gewohnheitsrecht der Südslaven herausspintisiren, ins volle Leben der Gegenwart hiess es hineingreifen, Erlebtes, Empfundenes festhalten und wahrheitsgetreu darstellen. Das Vorhandene musste vor Allem innerhalb der engeren Grenzen des Sprachgebietes der Südslaven nach Thunlichkeit gebammelt und gesichtet werden, dann durfte ich ruckweise eine Bewegung in den Kaum der Vergangenheit wagen, und endlich, wenn mich auch dies nicht zum Ziele führte, um eine Erscheinung y'U erklären, behutsam nach Analogien bei verwandten Völkern suchen. Es ist aber häufig schon ein grosser Gewinn, wenn man, ohne jede weitere Schlussfolgerungen zu ziehen, gewisse Erscheinungen gewissenhaft beschreibt, denn damit ist der Boden für spätere Arbeiten gelegt. Im Sturme lassen sich auf dem Gebiete ethnographischer Forschung keine grossen, überraschenden, weit-erschütternden Ergebnisse erobern. Sitte und Brauch der Südslaven der Jetztzeit sollen dargestellt werden. Ich begreife unter Jetztzeit im weitesten Sinne des I* VI.1I Wortes einen Zeitraum von 80—100 Jahren, soweit eben Thai-sachen von zuverlässigen Gewährsmännern im Laufe dieser Spanne Zeit beobachtet und beschrieben wurden. Hier lässt es sich verhält-nissmässig noch am leichtesten der ungetrübten Wahrheit auf die Spur kommen, zumal wenn Einer die Eigenarten verschiedener Berichterstatter von Jugend auf durch langjährige Uebung gewisser-massen instinctiv herauszufühlen kennen gelernt hat. Einmal bin ich leider von dieser Hahn abgewichen, als ich das zweite Capitel dieses Werkes drucken Hess. Es sollte eine Uebersicht der gesellschaftlichen Zustände bei den Südslaven älterer Zeit sein. Ich las viel, dachte viel nach, man sieht dem Capitel die grosse Gedankenarbeit, nicht leicht alt, volle Klarheit in dem Zwielicht zu linden, war mir eben so wenig vergönnt, als meinen Vorgängern, den süd-slavischen Historikern von Profession. Der Unterschied zwischen mir und ihnen besteht nur darin, dass sie gewöhnlich iu vollem Glauben die Vergangenheit darstellen, als wären sie überall dabei gewesen, während ich von Haus aus in diesen Dingen ein Ketzer bin. Die ältere Geschichte der Südslaven ist nicht meine Geschichte. Sie leiht meiner Phantasie keine Flügel, sie macht mir nicht warm, nicht kalt. Ich heische Beweise für eine Behauptung, und für die Beweise weitere Beweise. Nun fand sich nicht, was ich suchte, so entstand die dürftige Skizze >Aus der älteren Zeit«. Ich tröste mich mit der Gegenwart. Die wird für spätere Geschlechter auch ein Alterthum sein. Unsere Aufgabe ist es, nach besten Kräften die Gegenwart zu erforschen. Das ist eine gar harte Arbeit, weil die Gegenwart nicht stille steht, weil sie Vergangenheit und Zukunft in Einem ist, weil uns in ihr volles, pulsirendes Leben in tausenderlei Gestaltungen umgibt. Darum hält, es auch so schwer, das Gewohnheitsrecht eines Volkes zu schreiben. Ueber die Südslaven ein Werk dieser Art zu liefern, ist um so schwieriger, weil man doch eigentlich kein, seinen gesellschaftlichen Lebensbedingungen nach ganzes Volk vor sich hat. Die Interessen des Slaven in Steiermark sind zum grossen Theile grundverschieden von den Interessen der Serben in der Kumadija oder gar des Slaven in Macedonien. Spricht man demnach von einem Gewohnheitsrecht der Südslaven, so wird man in diesem Falle doch nur von der allgemeinen ßechtsanschauung des Volkes sprechen dürfen. Diese Kechtsanschauung fusst aber so ziemlich bei allen südslavischen Stämmen auf derselben Grundlage, denn Sitte und Brauch, Volksglaube und Volksdichtung sind überall wesentlich gleich. Der Unter- schied in dieser Richtimg ist zwischen den Stämmen beiläufig derselbe, wie die Mundarten einander gegenüber Abweichungen aufweisen. Wohl ist bei den sogenannten Neuslovenen in Steiermark, Krain und Kärnten in Bezug auf Rechtsgewohnheiten wenig zu holen, denn das Deutschthum hat hier viel zu feste Wurzel gefasst. Man kann hier zuweilen kaum aus Trümmern der Ueberlieferung weitere Belege für anderweitig wohl beglaubigte Sitten und Bräuche aufbringen. Die eigentliche Zufluchtsstätte verhältnissmässig unverfälschten Südslaventhums war und ist noch immer das felsenreiche Hochland der Hercegovina und der Crnagora und zum Theile auch Bosnien. Serbien bietet bei weitem weniger, wenngleich die griechische Kirche durch ihre Lethargie nicht allzusehr mit althergebrachten Anschauungen aufräumte. Das serbische Flachland war doch immer stark fremden Einflüssen zugänglich. Ueber die Bulgarenlande lässt sich gegenwärtig nicht viel sagen, weil die bisherigen Aufzeichnungen über das Volksthum der dortigen Slaven noch überaus mangelhaft sind. • Die Südslaven haben eben so wenig als die Deutschen einen besonderen volkstümlichen Ausdruck für »Gewohnheitsrecht«. Letzterer Ausdruck wurde in die deutsche Sprache von Savigny und Puchta eingeführt. Bogišić, der erste wissenschaftliche Arbeiter auf dem Gebiete des südslavischen Gewohnheitsrechtes, übersetzte das Wort niit običajno pravo. Genauer drückte sich vor Bogišić der Historio-graph der Crnagora, Medaković, aus. Dieser gebraucht einmal in seinem Schriftcheu über die Crnagora die Wendung uobičajeno pravo, d. h. das zur Gewohnheit gewordene Recht. Das ist aber noch immer nicht dasselbe, was Gewohnheitsrecht. Dieses ist nichts anderes als Volksbrauch. Was bei einem Volke Brauch ist, das gilt ihm zu Recht und demnach ist es ein Gesetz. Das besagt auch das serbisch-kroatische Sprichwort: Stari običaj potov zakon. Ein alter Brauch, ein ausgemachtes Gesetz. Dieses Sprichwort ist aber entschieden jüngeren Ursprunges, denn običaj und zakon bedeuten ganz dasselbe, nämlich »Brauch« oder »Gesetz«, nur mit dem Unterschiede, dass zakon in letzterer Bedeutung auch für Staatsgesetz gebraucht wird, während običaj oder navičaj (navada), neuslovenisch šega (Lehnwort aus dem Deutschen), sowie das türkische Lehnwort ad et, den Brauch als Gewohnheit oder besser gesagt Gepflogenheit bezeichnet. Das schliesst freilich nicht aus, dass običaj ganz in der Bedeutung Gesetz Anwendung finden darf. So z. B. in einem Volkswitz, der im Srpski letopis von 1859, S. 106, abgedruckt steht: To je od starina običaj svet, da nikad nemaš veselog dana a da ti po štogod ne presedne (rekao neki kom je žena umrla al u isti mah i obručje popucalo i vino se prosulo). »Bas ist von Alters her ein heiliges Gesetz (heiliger Brauch), dass man nie einen frohen Tag erlebt, ohne dass man zugleich nicht auch irgend ein Leid erführe,« sagte Jemand, dem sein Weib starb, im selben Augenblicke aber auch das Keifwerk von den Fässern absprang und der Wein ausrann. Erläutert wird die grosse Bedeutung des Brauches z. B. durch das neuslovenische Sprichwort (es findet sich in der Zeitschrift Novice von 1857, S. 339, aus Bistrice): Navada je železna srajca. Der Brauch ist ein eisernes Hemde. Der Kroate sagt, das Hausrecht Jedermanns achtend: Svaka kuća svoj običaj ima. Jedes Heim hat seinen (Rechts-) Brauch. Und ferner ist das Sprichwort üblich: I noć ima svoj običaj. Auch (selbst) die Nacht hat ihren (Rechts-) Brauch. Mit Rücksicht darauf, dass sich mit den Zeiten auch die Ansichten der Menschen ändern, gebraucht man das Sprichwort: Drugo vreme, drugi običaji. Andere Zeit, andere (Rechts-) Bräuche, oder man sagt, Bezug nehmend auf den verschiedenen Brauch in der Wrelt: Kolko zavičaja, tolko navieaja. So viel Heimaten, soviel (verschiedener Rechts-) Bräuche. Das bulgarische Sprichwort mahnt, man dürfe allen Brauch nicht verlassen: Starj t a d e t ne ostavaj, denn: V staro selo nov ade t ne biva. In einem alten Dorfe gilt kein neuer (Rechts-) Brauch. Man hält am Alten, weil es eben alt ist und daran nicht gerüttelt werden darf. Alten Brauch bekritteln, ist unstatthaft. Der Brauch besteht und miiss befolgt werden. Das kroatisch-serbische Sprichwort sagt richtig: Običaju nema uvek razloga. Man kann nicht immer von (jedem) Brauch den Grund angeben. Der Brauch ist das allerheiligste Heiligthum des Volkes. Daher heisst es im hereegovinischen Sprichworte: Krv učini a no postavi zla zakona. Uebe Blutrache, nur stelle keinen bösen (Rechts-) Brauch anf. Der eigentliche Ausdruck für Rechtsbrauch ist wohl zakon. Dies geht z. B. aus dem bosnischen Volksliedchen hervor: Sarajevo ognjeni izgorjelo! Sto u tebe zli zakon postade, Da se ljube bule udovice ' Ostavljaju lijepe djevojke. Sarajevo, sollst in Feuer aufgeh'n! Weil ein böser Brauch in dir entstanden. Denn man minut um Wittwen, Tiirkenfrauen, Und die schönen Mädchen lässt man sitzen! Dass zakon ganz dasselbe bedeute, was običaj oder adet, ersieht man auch aus den Redensarten: Vsjeko selo i zakon im (bulgarisch). Na sjeko selo i zakon (bulgarisch). Jedes Dorf hat seinen eigenen (Rechts-) Brauch, oder (kroatisch): Ne kroji staromu selu novoga zakona. Schneide einem alten Dorfe keinen neuen Brauch zu, oder: Toga zakona nema ovdjenak. Diesen Brauch gibt es hier nicht, oder aus folgenden drei bulgarischen Sprichwörtern: Nužda zakon ne glieda. Noth achtet auf keinen Brauch. Der Deutsche sagt entsprechend: Nuth kennt kein Gebot. Oder: Nužda zakon razvalja. Noth zerstört den Brauch, oder: Nužda zakon izmenjava. Noth ändert den Brauch, oder, wie das entsprechende kroatische Sprichwort ausführlicher lautet: Nužda i zakon mijenja a nevolja očiju nema. Noth selbst ändert den Brauch, das Elend aber hat keine Augen. Inn Rechtsbrauch besteht überall, Jest zakon i u paklu. Selbst in der Hölle gibt es einen Rechtsbrauch. Vuk Karadzic übersetzt in seinem Wörterbuche zakon mit »die Religion, der Glaube, religio«. Das ist unrichtig. Als Belege für seine Auslegung führt Vuk Redensarten an, wie: »Moga si ti zakona? —Ne donosi zakon«. Fragt ein Bauer den andern so, so weiss er von vorneherein, dass der Angeredete ein Christgläubiger sei. Er erkundigt sich wohl auch nicht nach dem Glauben, sondern nach dem Ritus der Secte, welcher der Angeredete angehört. Zakon ist eben Ritus. Glaube aber heisst vjera oder vjeroiz-p ovije dan je, wie die Herren von der Schriftsprache, das deutsche Wort »Glaubensbekenntnisse uachmodelnd, zu sagen pllegeu. Zakon kann daher als ein rein kirchlicher Ausdruck zur Bezeichnung der Eucharistie, des heiligen Abendmahles angewendet werden. So führt Vuk als Beispiel die Wendung an: najdemo na zakon. Da zakon den Volksbrauch auch ganz allgemein bezeichnet, so darf es nicht befremden, wenn das Volk sich dieses Ausdruckes für »Sprachgebrauch« bedient. Ich habe dies eist vor einigen Tagen erfahren, als ich mit einem Hauer von Brod nach dem Dörfchen Beberin fuhr. Auf dem Wege bei dem Dörfchen Ružčice ist ein neues Schleusenwerk errichtet worden. Derartige Schleusen sieht man hier zu Laude ziemlich seilen. Ich wollte nun den Volksausdruck für Schleuse wissen und fragte den Bauer: Striko, a kakvi je to bis? (Vettereben, was ist denn das für TeufelswerkV) Ta to je šlajsa. (Aber das ist ja eine Schleuse.) Ama striko, kakva te šlajsa napala, ja ne znam šta je to. (Aber Yetterchen, was hat dich für Schleuse angefallen, ich weiss nicht, was das ist.) Aa, po našem zakonu se to kaže zapor. (Nach unserem Sprachgebrauche nennt man das einen zapor = eine Sperre.) Die Sprache hat keinen besonderen Ausdruck für Staatsgesetz. Es heisst auch zakon. Das Volk differenzirt auf die einfachste Weise Gewohnheitsrecht und Staatsgesetz. Wenn z. H. ein Richter ein Urtheil fällt, das gegen den Volksbrauch verstösst, so pflegt das Volk seine Rechtsanschauungen über den vorliegenden Fall zu besprechen, und zum Schluss der Auseinandersetzimg heisst es gewöhnlich: To piše u paorskom zakonu. So steht es geschrieben im ßauerngesetze. Paorski ist natürlich ein Lehnwort aus dem Deutschen. Verstanden wird es wohl im ganzen Süden, selbst in Serbien. Der angeführte Satz findet sich z. B. als »serbische« Redewendung im Srpski letopis vom Jahre 1865, S. 248, verzeichnet. Für die Bulgaren habe ich keinen Beleg auftreiben können. Ebenso merkwürdig als zweifelhaft ist die Wendung uzakonjeni običaj (d. h. codi-licirter Brauch), welche von Vrčevič, einem llercegovac in den Mund gelegt wird. Im Niz srpskih pripovijedaka (domazet, S. 218) dieses Volksschriftstellers steht der Satz: Ja dobro znam naš od pamtivijeka uzakonjeni običaj i ko se od njega liči taj se bračke odriče. (Ich kenne wohl unseren seit Menschengedenken codificirten Brauch, und wer sich von ihm losschält, der sagt sich von der Brudergemeinschaft Jus.) Was weiss ein Hercegovac von einem codificirten Gewohnheitsrecht? Woher aber doch die Wendung? Vir vir war Jahre hing Secretär des Fürsten Danilo, der auf Grund der Volksbräuche eine Art von bürgerlichem Gesetzbuch verfasste oder richtiger codificiren liess. Das bedeutet uzakoniti običaj, einen Brauch zum Staatsgesetz macheu. Vrčević blieb das Wort picken, er hatte es ja oft genug gehört, so dass er es schliesslich für echt volksthümlich hielt und darnach gebrauchte. Statt »Gesetzbuch« sagt der Südslave »Gesetzgeber«: zakonik. Ich hörte einen slavonischen Dorfrichter (selski glavar) sagen, als er einen Hauer wegen Waldfrevels zu einer Geldbusse venirtheilte: Mani me se brate, što je tvoj did smijo usići drva kolko je ktio. Sad plati pa šuti. Jo se držim zakonika. (Lass' mich, Bruder, damit in Buir, dass Dein Grossvater Holz fällen durfte, so viel er nur wollte. Jetzt zahl1 und schweig'. Ich halte mich an den Gesetzgeber.) Fr hätte auch sagen können: tako je u zakonu (so steht es im Gesetz), das wäre aber für den Bauer vielleicht weniger verständlich gewesen, denn zakon in der Bedeutung von Staatsgesetz ist relativ neueren Ursprungs. Scheinbar widersprechen dem zwei angebliche Sprichwörter der südungaiischen Serben (abgedruckt in der Matica srpska vom Jahre 1867, S. 324): Sto vi«e zakona, to više nereda. Je mehr Gesetze, desto mehr Unordnung. Sto više zakona, to manje pravice. Je mehr Gesetze, desto weniger Gerechtigkeit. Diese Sprüche stammen schwerlich aus dein Volksmunde. Der südslavische Bauer weiss von einer Mannigfaltigkeit der Gesetze blutwenig, bekümmert sich auch nicht darum, kaun auch keine darauf bezüglichen Sprichwörter haben. Wären diese zwei Sätze wirklich im Volke gebräuchlich, so fänden sie sich wohl auch sonst noch wenigstens in einer anderen Sprichwörtersammlung verzeichnet. Das Bechtsbewusstsein des Südslaven ist ein stark entwickeltes, denn der Mann im Volke hat in seiner Art hohe Begriffe von Ehre und Bechtschaffenheit. Dies spiegelt sich im Sprichworte ab: Sve za lice a lice za ni za što. Alles für die Ehre, die Ehre aber um keinen Preis. Folgerichtig sagt der Bulgare: Pođobrie ćesno da umrieš a ne bezćesno da živjeeš. Besser in Ehren zu sterben, als ehrlos zu leben. Daher gilt das Wort: Podobrie cestno siromašestvo a ne bezčestno bogatstvo. Besser ehrliche Armuth, als unehrenhafter Reichthuin. Und ehrenvoll für den Süd sla ven ist der Spruch: Ako ne može da bode čovjek hubavec i bogat kakto želaet to može da bode dobr i česten. Kann der Mensch auch nicht nach Wunsch schön und reich sein, so kann er doch wohl gut und ehrenhaft sein. Für die hohe Werthschützung von Ehre zeugt auch das Wort der Kroaten und Serben: Bolje na poštenom putu i ramati neg na nepoštenom jahati. Besser auf ehrlichem Wege sogar zu hinken, als auf unehrlichem zu reiten, denn, wie ein anderes Sprichwort sagt: Bolje litra poštenja neg centa zlata. Besser ein Liter Ehre, als ein Centner Gold. Darnach muss sich der Mann immer an Hecht und Billigkeit halten, denn: Ko pravo čini pravo će i dočekati. Wer recht handelt, wird auch Recht erleben, denn: Nema prave večere do one s pravdom stečene. Es gibt kein rechtes Abendessen als ein durch Recht erworbenes Durch Rechtthun erwirbt man sich Freunde, denn: Sto je pravo to je svakom drago. Was recht ist, ist Jedermann lieb. Der Rechtschaffene findet auch vor Gott Gefallen: feto je pravo i Bogu je drago. Was recht ist, ist auch Gott lieb. Daher sagt man auch: Bog pravdu brani. Gott vertheidigt das Recht. Gott kanu nur so und nicht anders handeln, denn es heisst: Bog je pravo. Gott ist das Recht. Da versteht man auch die Tragweite des Sprichwortes: Pravo sjedi, pravo i sudi. Das Recht (= Gott) sitzt (zu Gericht), das Recht richtet auch. Also bewahrheitet sich der Spruch: Jace pravo nego mač. Das Recht ist stärker als das Schwert, und weil das Recht das stärkste ist, ist es auch nicht umzubringen : Pravdu ne ubi ako ćeš ju svu izprebijati. Die Gerechtigkeit vermagst du nicht zu tüdten, magst du ihr wohl alle Glieder zerschlagen. Weil die Gerechtigkeit unbezwi»glich ist, so kann das Unrecht Niemand auf die Dauer in Wahrheit aufhelfen, denn: Travda je roma al dostižna. Die Gerechtigkeit ist an einem Fusse lahm, sie holt aber doch ein, oder, wie mein Mütterchen zu sagen pflegt: Bog nije nago al je plätan. Gott überstürzt sich nicht, aber er ist doch ein guter Zahler. Das ist ein kroatisches Sprichwort. Das bulgarische räth an als einzig sicheres Hilfsmittel im Leben: Gerechtigkeit: Ako pravda ta ne pomogne krivda ta ne Ste nikoga. Wenn das Recht nicht hilft, das Unrecht hilft Niemandem auf. Aehnlicher Volkssprache gibt es noch die schwere Menge, noch mehr aber solcher, die das Gegentheil besagen. Wenn man bedenkt, unter was für Leid und Drangsal die Südslaven seit jeher gelitten, so hat man auch den Schlüssel zu diesem Räthsel, wenn es überhaupt ein Räthsel genannt werden darf. Es ist leider fast weltbekannt, wie wenig Rechtssinn einem grossen Druchtheile der südslawischen Beamten innewohnt. Das Volk ist mit den Staats-gosetzen nicht vertraut, findet auch selten ehrliche Rechtsanwälte, und daher ist der Justizbeamte in kleineren Orten ein unumschränkter Herr und Gebieter und nicht selten ein Volksbedrücker. Dieser Tage fand im Broder Bezirke die Wahl eines Abgeordneten für den Landtag statt. Ich machte die Wahlcampagne mit, um bei dieser Gelegenheit die Rechtsanschauungen des Volkes besser kennen zu lernen. Einer der Candidaten versprach den Bauern goldene Berge. Vor Allem fast vollkommene Steuerfreiheit. Ne ćete više plaćati toliku carinu ! Ihr werdet nicht mehr eine so grosse Steuer an den Kaiser entrichten, sagte der Candidat. D'rauf ein Bauer: A znate gospodine, u nas je riö: nije car težak al su carići težki. (Na, wissen Sie, Herr, wir haben ein Sprichwort: Der Kaiser ist uns nicht schwer, doch die Kaiserlein sind eine Last.) Die Kaiserlein thaten dazu, dass im Volke Sprichwörter entstanden, wie: Čija vlada tog i pravda. Wessen die Herrschaft, dessen auch die Gerechtigkeit, oder: U kog sila u tog i pravo. Wessen die Gewalt, dessen auch das Recht, denn : Jači kvari. Der Stärkere harkt ein, oder: Jaci koraci. Der Stärkere macht weite Schritte. Recht und Gewalt schliessen einander aus: Gdje sila dodje pravda prodje. Wo (lewalt kam, Rechl Abschied nahm, oder, wie ein anderes Sprichwort denselben Gedanken ausdrückt: Gde pravda vredi ne vredi sila a gde vredi sila ne vredi pravda. Wo Recht gilt, gilt nicht Gewalt, wo aber Gewalt gilt, gilt kein Recht. Von so manchem Beamten gilt das Wort des Volkes: Zna i djavo sto je pravo al svejedno ne mari. Auch der Teufel weiss was Recht heisst, doch er schert sich trotzdem nicht darum, denn mancher Richter denkt wie der Teufel, nach dem bulgarischen Sprichworte : Pravda ta kisela a krivda ta slasdka. Das Recht ist sauer, das Unrecht süss. Treten eiu Reicher und ein Armer vor den Richterstuhl eines so gesinnten Richters, bewahrheitet sich zumeist das Wort: Veliki eovek (gospodar) veliko pravo, mali eovek malo pravo. Ein grosser Herr (reicher Mann), ein grosses Recht, ein kleiner Herr, ein kleines Recht, denn, nach dem Sprichworte: Gdje novac govori i pravda kadšto šuti. Wo Geld spricht, schweigt zuweilen selbst die Gerechtigkeit. Wenn sich dergleichen öfters im Jahre vor deu Augen des Volkes abspielt, verliert die Obrigkeit jedes Ansehen, wird das Rechtsbe-wusstsein des Volkes im Allgemeinen herabgedrückt. Erst vor Kurzem vernahm ich in Novi Mikanovci aus dem Volksmunde den Spruch: Ko pazi na pravicu ne muze kravicu. Wer auf die Gerechtigkeit Rücksicht nimmt, der melkt das Kühlein nicht. Ich theilte dieses Sprichwort als eine Merkwürdigkeit meinem Mütterchen mit. Drauf sie: Sinkole moj, toj rečenici već brada sida, al je ona još starija: pravica nadkrilila krivicu. (Mein lieb' Söhnlein, dieser Spruch hat schon einen grauen Bart, doch noch älter ist jener andere Spruch: Die Gerechtigkeit hat das Unrecht überflügelt.) Letzteres bestätigt auch die bulgarische Variante: Pravda ta nadvila na krivdo to. Der Bulgare denkt und fühlt eben nicht anders als seine Brüder in Slavonien. Viel Köpfe, ein Sinn. * Euer Hochwohlgeboron ersehen aus diesen wenigen Sätzen, wie das südslawische Volk über Recht und Unrecht denkt. Dieses ganze Werk ist nichts anderes, als eine Erläuterung von Volksanschauungen, die in lebendiger Ueberlieferung erhalten geblieben sind. Die Bewahrerin der Ueberlieferung und Behüterin der gesellschaftlichen Ordnung ist die Familie, die Verwandtschaft. Die Familie beruht auf Blutsverwandtschaft. Aus ihr entwickelt sich die Sippe, aus verwandten, weitverzweigten Sippen bilden sich Stämme. Hier hört die Blutsverwandtschaft auf. Was aber die Stämme eines Volkes einigt und an einander kittet, ist die gemeinsame Sprache, in der sie dichten und streben, weben und leben. Aus den Geisteserzeugnissen des Volkes erkennt man das Volk. Was es liebt, was es hasst, was es glaubt, was es scheut, künden Sage und Lied. Wie liederreich ist nicht das südslavische Volk! Ueber fünfmalhunderttauseiid Verse aus dem Volksmunde sind bisher schon gedruckt. Doch dieser Born ist unerschöpflich. Da ver-etummt das Vöglein Nachtigall und verliert den Preis im Gesäuge. Ein bulgarisches Volkslied meldet die Mähr: Sang an einem Sonntagsmorgen Eine Nachtigall im Garten. Sprach zur Nachtigall ein Mägdlein: — Nachtigall, o liebe Schwester, Lass uns um die Wette singen. Siegst du über mich im Sange, Sei dein eigen dieser Garten, Dieser Garten mit den Blumen. Sieg' ich über dich im Sange, Sei mein eigen diese Wiese, Diese Wiese mit dem Grase. — Sangen Beide um die Wette. Ward besiegt das Nachtigällchen Von der Maid im süssen Sange. Sie gewann ihr ab die Wiese, Diese Wiese mit dem Grase. Das Volkslied, besonders das lyrische, bot mir reichen Stoff dar für die Schilderung des Familienlebens. Nahezu der ganze Band behandelt nichts Anderes als das Familienrecht. Es musste nach einer allgemeinen öebersicht über die Verwandtschaftsverhältnisse und einer Darstellung des Familien- und Sippeiiiebens auch auf die Entstehung der engeren Familie eingegangen werden. Da war es angezeigt, südslavisches Liebesleben zu schildern. Das Capitel Liebeszauber rechtfertigt sich von selbst. Hierin offenbart sich ein Stück Volksmoral von nicht zu unterschätzender Bedeutung für die Kenntniss der Volksseele. Nun durfte ich getrost die Hochzeitsgebräuche beschreiben. Daran seh Ii esst sich, wie von selbst, die Frage, auf welche Weise die engere Familie sonst noch erweitert werden kann. So entstanden die Capitel »Adoption und Arrogation«, »Gevatterschaft«, »Wahlbruderschaft« und »Gastfreundschaft«. Alle Verhältnisse der Familie sind damit natürlich nicht besprochen, der Band ist aber genug umfangreich geworden, es war angezeigt, abzusch Hessen. Die Quellen habe ich regelmässig angegeben, aus wehdien ich die Lieder geschöpft. Bei Liedern, die sich fast in jeder grosseren Sammlung als Varianten aufgezeichnet finden, unterliess ich die Quellenangaben, um das Werk nicht unnütz zu belasten. Die Ueber-setzungen sind fast ausschliesslich von mir, denn ich nahm zumeist vordem noch nicht verdeutschte Lieder auf. Ich entlehnte — aus Pietät — der Talvy drei Lieder, — aus Trägheit — zwei Lieder Siegfried Kapper, und einmal Gerhard ein Spinnerinnenlied. Letzteres Lied ist in der Verdeutschung kein Volkslied mehr, sondern ein Kunstlied nach südslavischem Motive, aber es gefiel mir doch zu sehr, und darum nahm ich es auch auf. Ich war bei der Uebersetzung allezeit bestrebt, wort- und sinngetreu zu übersetzen. Das Uebersetzen ist eine Kunst. Wie weit ich es in dieser Kunst gebracht, darüber mögen Audere zu Gericht sitzen. Ich habe mein Bestes gethan, um dem deutschen Leser einigermassen wenigstens eine Ahnung von der vollendeten Schönheit der slavischen Originale beizubringen. Ein anderes, sehr wichtiges Hilfsmittel waren mir die Sprichwörter. Seit Jahren sammelte ich mit besonderer Vorliebe solchen Schatz von Volksweisheit. Es gibt wohl einige grössere Sammlungen, z. B. die von Vuk, von Stojanovic, von Daniöic, von Öolakov, aber das Meiste liegt in verschollenen Kalendern und Zeitschriften begraben. An tausend noch ungedruckte Sprichwörter sandte mir mein wackerer Freund Vid Vuletic Vukasovic aus Dalmatien ein, sehr viele sammelte mein alter Mitarbeiter Dr. Philipp Low, viele, sehr viele zeichnete ich noch als Gymnasiast auf, überdies schickte mir mein bewärter Freund Nikola Tordinac des bosnischen Franziskaners Ju k i 6 ungedruckte Sammlung ein, kurz, es stehen mir Alles in Allein über vierzigtausend Sprichwörter zur Verfügung. Davon fanden an siebenhundert in diesem Buche Verwerthung. Es sind nicht alle Kechtssprichwörter, alle aber, denke ich, sind charakte- ristisch für das Volk- loh gebrauchte sie so, wie sie vom Volke angewandt werden, als Bekräftigung einer Sitte, eines Brauches, einer Anschauung, hütete mich aber wohl, von ihnen immer auszugehen. Mit clem Sprichwort steht es so, es kann Alles und auch nichts beweisen, es kommt eben auf die Anwendung an. Eine Art von Sprichwörtern sind die Pitalica. Merkwürdig !st das Wort, merkwürdig die Sache. Es sind kleine, zugespitzte Fragen, auf die eine kurze, zugespitztere Autwort folgt. Jede Pitalica «tagt mit pitali, d. h. »sie fragten«, an. Daraus wurde ein Nomen gebildet. Viele Pitalice sind thatsächlich nichts anderes, als Sprichwörter in Frage und Antwort gefasst, die meisten aber laufen auf einen Witz aus. Ueber die Pitalice konnte ich nicht hinweggehen. Jedes Volk hat eigenen Witz, eigenartigen Humor. Es gibt auch einen Humor im Recht, und das Recht wird erst durch die Kennt-niss dessen verständlich, was im Volke als humoristisch gilt. An fierzehnhundert Pitalice von ungleichem Wertho veröffentlichte Vuk Vröevic, der rastloseste Sammler unter den Südslaven, in der nunmehr vergessenen Zeitschrift Srpska zora, manche finden sich auch in alten Kalendern, einige habe ich selbst gesammelt. Bei den Vrcevi6'schen Pitalice fügte ich jedesmal in Klammern die Zah 1 der betreffenden Pitalica ein, Bei den Sprichwörtern musste l°h aus Raummangel auf Quellennachweise verzichten. Manches Sprichwort ist übrigens so alltäglich, dass ein solcher Nachweis ganz überflüssig erscheint. Wenn ich aber in allen Quellen nur einmal dem einen oder andern Sprichworte begegnet war, so war es Wohl nothwendig, die Quelle anzugeben. Die Volkssage und das Volksmärchen waren gut zu verwenden. Hier schildert sich das Volk selbst und malt mit Behaglichkeif Sitte nnd Brauch aus. Im Märchen sticht mehr das Ausser-gewöhnliche, Ungeheuerliche auf, die Sage theilt dichterisch verklärte Thatsachen mit. In der Sage und im Märchen sind auch die meisten Erinnerungen an uralte Rechtssymbolik aufbewahrt, durch welche so manche Rechtsanschauung der Gegenwart klarer beleuchtet wird. Mit den augeführten Mitteln allein wäre es indessen mit dem besten Willen kaum möglich, eine wissenschaftlich sachgemässe und befriedigende Arbeit über das Gewohnheitsrecht zu liefern. Niemand vermag sich selbst objectiv zu schildern. Es müssen auch die Stimmen derjenigen vernommen werden, die durch ihre höhere Bildung gewissermassen über dem Volke stehen und das Volk aus eigener Beobachtung in dieser oder jener Hinsicht genauer kennen gelernt haben. Als stimmberechtigt gelten mir nur Leute, die aus der Mitte des Volkes entsprossen, ohne Hass und Eifer Gesehenes und Erlebtes berichten. Auch der Tourist erlebt und sieht mancherlei, doch leider wimmelt es von allen möglichen und unmöglichen Schnitzern in der schon ziemlich grossen Touristen-Berichterstatterei über die Südslaven. Ich vermeide es, um des lieben Friedens willen, irgend einen der Tissots namhaft zu macheu. Keiner ist zweimal lesenswerth. Ich geniesse die Ehre der persönlichen Bekanntschaft eines solchen grossen Mannes. Selbiger Forscher hat zwei dicke, illustrirte Quartbände über Serbien und Bulgarien in die deutsche Büchersee stechen lassen. Er gcrirt sich als der hervorragendste Kenner südslavischen Volksthums. Und dieser gründliche Mann kann serbisch und bulgarisch weder sprechen noch schreiben. Hat in seinem Leben kein südslavisches Buch gelesen. Was ihm an Wissen fehlt, ersetzt er, wie soll ich nur sagen, durch unverwüstliche Ueberzeugungstreue. Durch Kameraderie hat es dieser Herr in deutschen Landen zu einer gewissen Berühmtheit gebracht, mit unserer Wissenschaft steht es aber, Gottlub, nicht so schlecht, dass wir solcher Gewährsmänner bedürften. In der That ist das Material über südslavische Sitten und Gebräuche sehr gross, nur ist es leider fast Unzugänglich, denn es ist doch gar zu zerstreut in alten Volkskalendern und sonstigen Volksbüchern. Vieles bergen Zeitschriften. Seit fünfzehn Jahren betrieb ich aus eitel Liebe und Lust zu unserem Volksthum diese Leetüre. Ferne von der Heimat, blieb ich mit der Heimat in enger Fühlung. Ich besass für mich eine Welt, von welcher die deutsche Welt keine Vorstellung hatte. Nun ward mir die Gelegenheit geboten, darzuthun, was ich gelerut. So mangelhaft und unzureichend diese Arbeit auch ist, ich habe sie doch mit meinem Herzblute geschrieben, immer bemüht, die Wahrheit zu sagen, ohue Rücksicht darauf, ob sie Jemand genehm oder unangenehm sein dürfte, ob sie Nutzen oder Schaden stiften wird. Ich habe die benutzten Quellen nicht blos trocken namhaft gemacht, sondern auch ihren Werth nach Thunlichkeit besprochen und eine Literatur ans Tageslicht gezogen, von der selbst unter den Südslaven kaum vier Menschen eingehende Kenntniss besitzen. Die Kritik dieser Quellen ist wesentlich verschieden von der Kritik, welche von Philologen bei Herausgabe alter Texte oder bei grammatischen Untersuchungen angewandt wird. Eine Handschrift 'st bald copirt, eine Untersuchung über den Gebrauch des Accu-sativs bei Horatius bald geschrieben. Zu solchen Arbeiten braucht man nicht so sehr starken Geist als starkes Sitzfleisch zu haben. Unsere Quellen kann dagegen nur Jemand mit Erfolg benutzen, <','r aus dem Volke hervorgegangen ist, das Volk mit Liebe studirt Un-d die Leute gründlich kennen gelernt hat, die über das Volk ^richten. Einmal besitzt er von Haus aus durch die Kenntniss der Volkssprache und des Volkslebens die Mittel, um einen Volks-8chriftsteller beurtheileu zu können, dann hilft ihm auch die lange Hebung, zumal wenn er sich nebenbei auch mit dem Studium des »Olksthums verwandter Völker beschäftigt hat. Auf diesem Specialgebiete hat sich unter den Slaven besonders Prof, Dr. Valtazar Bog i š* i 6 hervorgethan. Im Jahre 1864 verdeutlichte er in der kroatischen Zeitschrift Književnik den er8ten Theil einer leider nie vollständig erschienenen Abhandlung: 1 ''her die Wichtigkeit des Sammeins von Volks- und Rechts-Sevvohnheiten bei den Slaven«. (O važnosti sakupljanja narodnijeh ',|,lviiijch običaja kod Slovena.) Durch diese Studie wies er der ^lavistik neue Bahnen. »Das eigentliche Ziel des Büchleins war,« s° schrieb Bogisič achtzehn Jahre später, »auf Grund von That-B*chen, die aus zeitgenössischen Schriftstellern geschöpft waren, den Schweis zu liefern, dass bei uns (d. h. den Südslaven) nicht wenig Rechtsgewohnheiten uoch in lebendiger Kraft bestehen (da jos žive); forner wollte ich zum Sammeln anregen, durchaus mich aber nicht ai,f eine tiefere Kritik der Quellen bezüglich ihrer geringeren oder grösseren Glaubwürdigkeit einlassen.« Bogišič hat mit Nutzen die Grundsätze J. Grimm's und anderer deutscher Forscher sich zu eigen gemacht und in der Einleitung zusammengefasst. In der Abhandlung selbst hat er weder das Volkslied noch die Volks-Sage herangezogen. Zu Anfang eines jeden Abschnittes führt er zusammenhanglos eine Reihe slavischer Volkssprichwörter an. Als Quellenverzeichniss ist das Schriftchen wohl noch zum Theile werth-V°U. Wie es sich bei einem Südslaven eigentlich von selbst vergeht, berücksichtigte Bogišič am eingehendsten eben die Südslaven Ul'd druckte unter Anderem auch die Antworten einiger Freunde ab> bei denen er besondere Erkundigung eingeholt. Er führt sie "/'"»entlieh an: Graf Nikolaus Pucič (Pozza), der berühmte dalmatische Dichter (aus Ragusa) and der Franziskanermönch Simon ^ilinovič aus Zengg referirten über Dalmatien, der damalige ^(;bulinspector Vukelic über die Bimjevci in der nunmehr auf- K*iUi»ti, Sitte u. Uewolinlii'iUri'clil cl. SUdsl ! 1 gelösten Militärgrenze mi d Peter Vasilijev Odžakov aus Leskove! über Eulgaren. Die Berichte dieser Männer fanden auch in meinem Buche, soweit sie Neues darbieten, gewissenhafte Verwerthung. Im selben Bande des Književnik, S. 600—613, publicirte Bogišić 347 Fragen über das Gewohnheitsrecht der Südslaven. Dieser Fragebogen erschien nachträglich in 4000 Exemplaren besonders, und wurde im ganzen Süden an Schullehrer und Priester zur Beantwortung eingeschickt. Ein Theil des auf diese Weise erlangten Materiales erschien im Jahre 1874 in Agram unter dem Titel: »Der Sammler zur Zeit noch bestehender lieehtsgewohnheifen bei den Südslaven. Entworfen, gesammelt und geordnet von V. Bogišić. Erstes Buch. Herausgegeben von der südslavischon Akademie der Wissenschaften und Künste.« (Zbornik sadašnjih pravnih običaja u južnih Slovcna. Osnovao skupio uredio V. Bogi Si6 etc. S. E1X + 710.) Die Einleitung bis S. XLVIl hat mit dem Abdrucke der Antworten nichts zu schauen. Bogišić bespricht nämlich die Stellung der Professionsjuristen zu dem Studium des Gewohnheitsrechtes und citirt Ansichten verschiedener deutscher, französischer und russischer Gelehrten. Von S. XLVIII—LL\ macht er des Weiteren seine Berichterstatter namhaft und fügt daran noch einige Bemerkungen an über den Werth des gebotenen Stoffes. Der Stoff ist in der Weise geordnet, dass auf jede Frage die darauf erfolgten Antworten einfach der b'eihe nach abgedruckt sind. Von einer Verarbeitung des Stoffes ist hier keine Bede. Nur einmal, auf S. 512 bis 515, ist ein kleiner Ansatz zu einer Verarbeitung genommen. Einen grossen Theil des Stoffes konnte ich bei meiner Arbeit sehr gut verwerthen, (du nicht geringer Theil dieser Sammlung ist aber wissenschaftlich nicht verwendbar, denn die Berichterstatter Hessen sich nur zu oft die einfältigsten Dinge zu Schulden kommen. Es beantworteten den Fragebogen folgende Herren: Aus Bulgarien: St. Z ah a rije v, Lehrer in Tatar-Pazard-žik (ein vortrefflicher Beobachter, schreibt kurz und gut) und P. Odžakov, Lehrer in fvomraf in Bessarabien (Specialist in lloi hzeitsgebräuchen). Die Antworten dieser Herren liess Bogišić aus der bulgarischen Mundart in die kroatische übertragen, nur die vereinzelten Sprichwörter blieben unangetastet. Aus Serbien: Ž. Kadonjić, Priester im Šabacer Kreis, K. Cvjetkovie, Gerichtsschreiber (Ljubovijski und azbukovački srez), M. Krstić, Lehrer (Rogjevski und azbuk. srez), 1). Jovanović, stud. jur. (gurgusovački oder kujaževski okrug). Aus Bosnien: Die Franziskaner G. Martic und K. Had-8ir i 81 i 6. Aus der Hercegovina, Crnagora und der Bocca: V. Vrcevio (einer der erfahrensten Kenner des Volkes; f im August 1873); aus der Hercegovina und der Katunska nahija in der Crnagora: L. Vukalovie (der bekannte Insurgentenanführer) und sein Sohn Bogdan, und M. Sredanovic (mündlieh von Bogisic befragt). Aus D a 1 m a ti e n: M. B e u s a n, Pfarrer (2upa und Konavli), L u c i j a n o v i 6, stud. phil. (Insel Lagosta = Lastovo); J. S u s a k, stud. phil. (Zengger Gegend); Conto J. Dede-Jankovic (Zaraer ^reis); St. L j u b i S a (als ausgezeichneter Erzähler bekannt) referirte "ländlich über Budva (Pastroviei); P. Magud, Seecapitän (Konavli); M. Marino vir, stud. jur. (Makarska). Aus dem Banat: Karaka scvic, Lehrer. Aus Syrmien: Mijat S toj an ov ic (Semliner Gegend). Sonst hat sich dieser Mann als Sammler um die Volkskunde bedeutende Verdienste erworben, in diesem Falle sich aber nichts W(,niger als ausgezeichnet). P. A n d r i c, Pfarrer (Peterwardeiner hegend) und F. Tieak, Lehrer in Sfara Pazva. Aus Slavonien: M. Valic, Lehrer in Garem bei Brod u«d V. Schmidt, stud. jur. Aus Kroatien: S. Valdec, Pfarrer (Kreuzer Comitat); M- Zugschwerdt, Lehrer (Varazdiner G.); S. Ku6ak, Professor 111 Agram; Belosevic, desgleichen; N. Kadi 6, Pfarrer (Zürnte rak); D. Vurdelja, Lehrer in Titel (an dem Manne ist ein J'umorist verlorengegangen) und J. Potoönjak, Techniker (Novi h" Vinodol). Von Slaven aus Steiermark, Krain und Kärnten waren keine Beiträge eingeflossen. Es ist mitunter wahrhaftig keine geringe Aufgabe gewesen, aus dem Gewirr widersprechender und unzureichender Angaben den fahren Thatbestand herauszufinden. Nur wer die gauze einschlägige Volksliteratur der Südslaven eiuigermassen studirt hat, kann aus _Gfn »Sammler« in ethnographischer Hinsicht einen rechten Gewinn ziehen. Prof. Bogisic musste dieses Material entweder in der Art, U|l> ich es versucht, verarbeiten, oder die Antworten, wie sie gehen lllld stehen, drucken lassen. Er hat das Letztere gethan, ohne sich ^es Näheren sonst irgendwie auszusprechen. Aus der Art und ♦eise, wie die Herren die eine oder andere Frage verstanden oder II* missferstanden und beantwortet, schöpfte ich die Kriterien über die Zuverlässigkeit der Angaben im Ganzen, sowie im Einzelnen. Ich halte das ganze dicke Buch zehnmal von Anfang bis zu Ende genau gelesen und mir über jeden Berichterstatter ein Urtheil gebildet. Einen anderen Ausweg hat der Ethnograph nicht, wenn er gründlich und gewissenhaft arbeiten mag. Er muss mit der Auffassung eines jeden dieser Berichterstatter rechten, von welchen nicht ein einziger Schriftsteller von Beruf ist, die meisten aber Männer aus dem Volke sind, und sonst nie, ich will mich einer classischen Wendung bedienen, »zur Feder gegriffen« haben. Als ich dieses Werk in Angriff nahm, schrieb ich an den hochverdienten Veteran südslavischer Volkskunde, Herrn Professor Matija Valjavec in Agram, und ersuchte ihn um einige Bücher. In einigen Tagen war ich schon im Besitze der Bücher und einer sehr umfangreichen, bisher noch ungedruckten Sammlung von Aufzeichnungen über kroatische und neuslovenische Bräuche. Das war eine freudige Ueberraschung! Unaufgefordert und ungebeten sandte er mir diesen Schatz ein, damit die Wissenschaft gefördert, und in der Welt Liebe zu unserem Volksthum erweckt werde. Ich habe viel und mit grossem Nutzen aus diesem Manuscript geschöpft. Ein grosser Theil des Capitels über Liebeszauber beruht auf Notizen des Prof. Valjavec. Ueber Bräuche in Kroatien berichtete mir noch mein Freund Dr. Philipp Low in Kreuz. Ein feiner Kenner kroatischen Volksthums. Aus Slavonien unterstützte mich besonders mein Freund Nikola Tordinac, Caplan in Ivankovo. Er sammelte an tausend Volkslieder und stellte sie mir zur Verfügung. Im Einverständnisse mit ihm übergab ich diese Lieder unserer anthropologischen Gesellschaft zur Publication. Auch verdanke ich ihm eine Reihe sehr werthvoller alter slavonischer Kalender. Herr Vid V u 1 e ti6 Vukas0vi 6, Lehrer zu Curzolla in Dalmafien, als ausgezeichneter Erzähler und Sammler weit über südslavische Lande hochgeschätzt, überliess mir seine reiche Sammlung von Volksliedern, Sagen, Märchen und Sprichwörtern. Auch er schenkte seine Sammlung, wie Herr Tordinac, unserer Gesellschaft, deren Mitglieder zu sein, Beide die Ehre haben. Mein Freund, Hauptmann Karl Gröber, der bekannte Dolmetsch südslavischer Volkslieder, übergab mir seine Aufzeichnungen, die er in Bosnien während der Occupation gemacht. Herr Vjekoslav Pretner, der sich als Herausgeber und Redacteur der Zeitschrift Slovinac um die heimische Volkskunde bedeutende Verdienste erworben, versäumte ßs diesmal ebensowenig als sonst, meine Anfragen zu beantworten uüd mir gewünschte Behelfe zuzuschicken. Mit Huchem versorgten ,riich noch unter Anderen mein verehrter Lehrer aus Požega, Herr Prof. Franz KoŠćal, Don Milice vic, der Herausgeher des hercegovački Bosiljak in Mostar, Herr Gj. Medaković in Belgrad, "(,rr Fr an Levec, Redacteur des Ljubljanski Zvon in Laibach Un-d die Studentenverbindung Srpska Zora in Wien. Mündlich Pflog ich Erhebungen in Wien bei den Herren P. Uzelac und ^iinić, Beide geborene Likaer, Herrn J. Herzog aus Slavonien Un-d Herrn S. Jovanović, einem Bulgaren aus der Umgebung von Sriedec. Auf meiner jetzigen Forschungsreise zu den Südslaven gelangte ich vor drei Wochen nach Novi Mikanovci, da singen die Mädchen lnu Reigen: Mikanovci, Dürflein auf dem Berglein, Du mein Dörflein, liegst an meinem Herzlein. Ich nahm den Weg geradeaus zur letzten Baulichkeit des Dorfes, zum Schulhause auf der Anhöhe, allwo die blauäugige, blondgelockte Königin von Mikanovce thront. Die sammelte an sech-y,elinhundort Volkslieder, Sagen, Märchen, Räthsel, Sprichwörter und kleinerer Heiträge zum Vulksglauben und übergab mir den Schatz als Geschenk für unsere anthropologische Gesellschaft. Als Abgesandter ^er Gesellschaft dankte ich dem Fräulein Klothilde Kučera nach a^südslavischem Brauche, nach der Weisung des Volksdichters: Zieh' die Mütze und verneig' dich bis zur schwarzen Erde. Komme ich ein zweitesmal in dieses Dörflein, so will ich "Uch vor diesem Mädchen dreimal verneigen, denn sie hat mich ^Ul'ch die sorgfältige Ausarbeitung des Registers zu meinem Werke aufs tiefste verpflichtet. Also haben Zeit, Umstände und gute. Menschen zusammenwirkt, dass ich in verhältnissmässig kurzer Zeit diesen Hand, als ersten Theil eines grösseren Werkes, in die Welt schicken kann. (Iü fühle mich für meine anstrengende Geistesarbeit reichlich schon dadurch belohnt, dass mir Euer Hochwohlgeboren und Prof. Friedrich Füller ihre Zufriedenheit ausgesprochen haben. Wohl werden, wie ^ immer der Fall ist, Andere anders urtheileu. Die Zahl der Alles-esserwisser ist seit jeher grösser gewesen, als die Zahl der schaffen-GQ Schriftsteller. Sollten sich, durch mein Werk angeregt, neue Hute diesen Studien zuwenden, so bin ich der Erste bereit, neidlos fremde Leistungen anzuerkennen. Mein Grundsatz war stets in dieser Richtung das kroatische Sprichwort: Tko zna bolje, rodilo nm polje. Ist wer auf besserer Spur, gedeihe ihm die Flur. Morgen reise ich nach Bosnien, um dort Land und Leute zu studiren. Ich werde Euer Hochwohlgehoren regelmässig über die Erfolge meiner Erhebungen Bericht erstatten. Möge indessen, mein edler Gönner, in guter Erinnerung behalten, seinen allezeit Broil a. d. Save, den 22. September 1.884. getreu ergebenen Krauss. Inhalts-Verzeich 11 is, r. Seite t|[i Brief an den Präsidenten der anthropologischen Gesellschaft in Wien..........................V-XXVI I. Die Sippe. Umfang der verwandtschaftlichen Beziehungen • ■ l l<\ II Aus der älteren Zeit. Župa, pleme, obćina......... 15—31 IM. Aus der neueren Zeit. Das bratstvo. Die Entstehung der Zunamen (Familiennamen). Das Sippenfest, Das pleme . . . .">2 63 IV. Die Hausgemeinschaft.................. 64—78 V. Die Vorstände und Verwalter einer Hausgemeinschaft . . . 79—91 VI. Von den Rechten und Pflichten der Hausgenossen einander und der ganzen Gemeinschaft gegenüber........92 108 VII. Vom beweglichen und unbeweglichen Gut einer Hausgemeinschaft HM 107 VIII. Theilung der Hausgemeinschaft..............108—123 IX. Liehesieben.......................129—158 X. Liebeszauber......................159—182 XI. Liebesentzweiung....................188—196 XII. Madchenverführung und Blutschande...........197—227 XIII. Bigamie und Concubinat.................228—244 XIV. Mädchenraub (grabe/,, otmica).............. 245-271 XV. Die Aussteuer ..................... 272—298 XVI. Die Wahl für's Leben.................. 299—330 *V||. Heiratsbedingungen. Das Lebensalter, in welchem man beiratet. Die Reihenfolge, nach welcher Verwandte und Geschwister heiraten. Kheliindernisse. Zeitraum zwischen Verlobung und Hochzeit. Literatur über Hochzeitsgebrfiuche. Das Hochzeitslied 381—358 XV|||. Werbung und Verlobung.................864—379 XIX. Die Hochzeit..................... 880-458 XX. Das Beilager. — Besuch und Gegenbesuch........454 465 XXI. Der Erbtochtermann................... 466—481 XXII. Das Weib ....................... 482-529 XXIH, Die junge Mutter und das Kind ............. 630 559 XXIV. Die Ehescheidung.................... 560—675 XXV. Das Witwenrecht.................... 576 - 682 xXVl. Vormundschaft..................... 688—690 *XVl|. Adoption und Arrogation................591—G05 ^XVIII. Gevatterschaft. Kumstvo, kum, kuma, (kumica), kumče, big. krstnik (Der Täufling), kumćad, djever, djeverstvo . . . . 3H—■— 1. Die Sippe. £8erb. kroat. svojta; nslov. svojita; bulg. svoinstvo, soj; nslov. auch /Iaht a.*) Umfang der verwandtschaftlichen Beziehungen. Die gesammte gesellschaftliche Ordnung bei den südslavischen ^Oiksstämmen beruht wesentlich auf der Grundlage verwandtschaftlicher Beziehungen. Dieselben sind bei den verschiedenen Stämmen2) 1Ul-'ht überall in gleichem Masse scharf ausgeprägt, vielmehr treten zwischen den einzelnen Gegenden die schärfsten Gegensätze hervor. V01' allen anderen nehmen die Stämme der Cmagora, der Herceg-°vlna und zum Teil die Bewohner der Bocca di Cattaro, namentlich lrr* Umkreise von Budva (Stamm Pas tro vici), gegenwärtig noch eiüe Ausnahmsstellung ein, insoferne als bei ihnen das Bewusstsein l'('r Zusammengehörigkeit der von ein und demselben Vorfahren 1) Svojtu (svojbina in Dahn.) in ultserb. Derikm. svojti., collect. 'l^iiies, die Verwandtschaft, z. B.: ocU svojti knez* IvaiiL Santtiöb, fitere Belege bei Daniele1, rjee. iz srp. st. III. S. 92. Adj. s v o j s t v i. n i. olxsios, '""iliaris. sksts.: sva (sein); gricch.: (Ufas, t6g\ lat.: suus; lit.: savas. — ^°j- würtl. das Angesetzte, snskd. sad; griecb.: Wj lat: söd; wie von '°d (snsk. vrdlii, wachsend rGj (Bienenschwarm), SO von säd: söj. In der ,,l|b'utimg Sippe nur bei den Bulgaren gebräuchlich (vergl. Odžakov im ^ornik S. 18 u. 379). Im Berb. Volkslied« in der Bedeutung Stand, Bang: 'J,'dadi Uros soja gospodskoga«. Vuk im räjecnik S. 699. a. hält soj irrtümlich Ul" ciu türkisches W. - Žlahta. pol.: šlachta; cech,: šlechta. Lehnw. 118 d. Deutsch, altd.: slahta; mittelhd.: Blähte; altfr. slacht. Verwandt-Scbaft, neubd.: Ge - schlecht. Belege bei Matzenauer. Ciži slova *) Die .-.üdslavischeii Schriltsteller sprechen von einem ->.südslavischen ^ ui!ime« (pleme Jugoslo vina oder jugoslavensko pleme), dann wieder Nün einem aeuslovenischen, kroatischen, bercegovinischen, montenegrinischen, Kruuss, Sitte u. Gewohnheitsrecht A. SUdsl. 1 abstammenden Familien, noch immer das ganze Volksleben tief durchdringt. Derartig blutsverwandte Familien bilden unter sich eine politische (territoriale) und sacrale Vereinigung mit gemeinsamen Grundbesitz. Dieser Verband wird bratstvo (Bruderschaft, griech. tpQOTQia) genannt. Aus mehreren bratstva, die ihren Ursprung von einem gemeinsamen Urahn ableiten, entwickelt sich das pleme (Stamm, griech. (pvln). Zur weiteren Uebersicht über diese Verhältnisse scheint es rathsam, zunächst die engeren verwandtschaftlichen Beziehungen, und zwar die nächste Blutsanverwandtschaft ins Auge zu fassen. Die Südslaven unterscheiden im Allgemeinen sehr genau die Abstufungen und Gliederungen der Verwandtschaft. Eines muss man sich dabei stets gegenwärtig halten, dass nur der Mann sowohl im öffentlichen Leben als daheim in Verwaltungsangelegenheileii mitzählt. Die Sprache betont dies, indem sie nur den Mann als einen Menschen oovjek (alt: clovjek't) bezeichnet. Das Weib tritt überall in den Hintergrund. Sie ist nur das Mittel zur Weiter-verpllanzung der »Menschen«, die Gebärerin »žena« (yvvi). Daher kommt der weiblichen Linie der männlichen gegenüber nur eine untergeordnete Bedeutung zu. Wir wenden unsere Aufmerksamkeit demgemäss zuerst der männlichen Linie zu. Man zählt acht bis neun Glieder in aufsteigender und ebensoviel in absteigender Linie. Tatsächlich pflegt in Gegenden, wo fremder Einfluss vorherrscht, die Zählung eine minder sorgfältige zu sein. Die Neuslovenen zählen nur vier Glieder. In Makarska, einem kleinen Städtchen zwischen der Cetina und Neretva, und in der Umgebung zählt man nach Mari" novic blos mehr vier Glieder. Dasselbe gilt nach Radie s Zeugnisse für Zumberak in Kroatien. Dies erklärt sich von selbst. Im Küstenlande sind diese Verhältnisse die Folge der Alles nivel-lirenden Meeresnähe, während unter den Neuslovenen und zum Theil unter den Kroaten die deutsche Cultur den Zersetzungs-process bewirkt hat. Zugschwerdt behauptet gar, das Volk serbischen, bulgarischen »Stamme« (pleme), um die ein und dieselbe Mundart redenden Bewohner einer Gegend von den Bewohnern einer anderen Gegend ethnographisch zu unterscheiden. Dasselbe Wort dient aber auch zur Bezeichnung einer tri hu s und ausnahmsweise einer gens. Aus dem Zusammenhang«, in welchem das Wort gebraucht wird, gebt auch seine jeweilige Bedeutuug hervor. Ich nahm keinen Anstand, darin meinen Landsleuten zu folgen. Wisse in Bednja in Kroatien überhaupt nichts mehr von einer Reihenfolge der Glieder. In ihrem vollen Umfange ist diese Behauptung Zugschwerdt's nicht stichhältig. Was man nicht mehr weiss, ist lediglich das Rcchtsverhaltniss, in welchem ein entfernter Seitenverwandter zur Sippe oder auch der Familie im engeren Sinne einerseits und die Sippe zu dem Einzelnen, dem Individuum andererseits steht. Auf einer solchen Stufe befinden sich z. B. die Syrmier. Für Strosinci in Syrmien wird uns wenigstens von Andric, einem zuverlässigen Gewährsmanne, berichtet, dass das Volk die Gliederung *War noch kennt, aber nimmer recht auseinanderzuhalten versteht. Einen untergeordneten Werth besitzt in unserem Falle Vrfsevic's Zeugniss für die Hercegovina, die Crnagora und die Bocca, Wenn er sagt: »Selten vermag einer genau die verwandtschaftlichen Abstufungen zu unterscheiden, ausser hie und da ein alter Mann: 9-ber auch uicht jeder Pfarrer oder Mönch versteht sich darauf, Wenn die Sache auch nur einigermassen verwickelt ist, sondern Qaan wendet sich in zweifelhaften Fällen an den Vladika, damit dieser die Sache entscheide!« Dieser Satz mag wohl allein für Trebinje, wo Vrcevic Consul gewesen, einige Berechtigung besitzen, für die Crnagora und die Hercegoviua im Allgemeinen hat er sie gewiss nicht, wie dies uns ausdrücklich von Vukaloyic bestätigt wird. Er sagt nämlich: »So viel ich weiss« — wenn es überhaupt Einer wissen konnte, so war es Vukalovic, der gewiegte Volksmann — »unterscheidet das Volk die Glieder (koljena) der Verwandtschaft, und zwar fängt man bei den Brüdern als dem ersten Gliede zu zählen an, ihre Kinder bilden das zweite Glied u. s. w.; so zählt mau weiter bis zum achten Gliede.« Vukalovic" denkt hierbei an die männlichen Seiteulinien. Wir können darauf vor der Hand nicht eher eingehen, als bis wir die gerade Linie dargestellt. Ich will dies im Folgenden durch ganz genaue Bezeichnungen klar machen. D i e män n 1 icho Linie wird kurzweg rodja oder rod bi n a, Verwandtschaft, genannt. Ein verheiratetes Weib sagt z. B. wenn sie ihren Angehörigen im Stammhause einen Besuch abzustatten •öa Begriffe ist: idem u rodbinu (ich gehe zur Verwandtschaft). Ebenso würde sich ein Mann ausdrücken, der in der Fremde weilt. Des Gatten Verwandtschaft nennt die Frau svekrbina, der Gatte die Verwandtschaft seiner Frau tazbina. Im Gegensatz zur Weiblichen Linie heisst die männliche debela krv (dickes Blut), ,uuzka krv (männliches Blut), muzka loza (männliche Rebe) oder 1* auch kurzweg krv (Mut) — svojta po krvi (die Blutsverwandtschaft) — oder loza (Bebe) —■ loza po krvi (die Bebe nach dein Blute), bulg.: 1 o z e n, koren ("Wurzel), soj (Stand), o g t e r (serb.-kroat.: ostožje, stožer = Mittel- und Stützpfahl) genannt. Treffend drücken die Neuslovenen diesen Unterschied durch r o d (Wachstum, Verwandtschaft) und prirod (Zuwachs) aus. Man theilt die männliche Linie in sechzehn oder achtzehn Glieder ein (koljena = Kniee; in krönt, j rozgve — Abzweigungen, oder s v i ž i = AI) leger), und zwar in neun oder acht aufsteigende und ebensoviel absteigende Glieder. Die Benennungen der aufsteigenden Glieder1) sind; I. Glied. (Koljeno): Mann und W e i b als V a t e r und M u 11 e r, d. h. Eltern., (Mann. In Kroatien und unter den Slovenen muž. ebenso bei den Bulgaren: muž. Suprug (Gespons). Sonst čovjek, der .Mensch ifrx¥- Vojno (Krieger, im Volksliede; ursprünglich: Hausgenosse). — Das Weib: žena, supruga, zadružni ca (Genossin).) Vater: otac, bäbo, neuslov.: oče, gen.-eta, bulg. bas t o. Koseworte : t a t a, 6 a ć a ć a Ć e , ć a k a n (in der Lika), ćačko, ćale (in der Hercegovina, sonst nur im Volksliede), bulg.: čičo; babajko (Lehnwort aus dem Türkischen) und roditelj (nur im Volksliede). Mutter: mater, mati. Koseworte: majka, majčica, maja, nana; rodi tel j ka (im Volksliede). Eltern: roditelji, naroditelji (im Volksliede). (Nach Uzelac gewöhnlich in der Savegegend.) II. Glied, Grossvater Und-Grossmutter, (Gro s s vat er: djed, djedo; in Ragusa das Volk: ćaće stari, die Adeligen: Gospar stari (der alte Herr), nsL: ded oder stari oče, bulg. :djado starec, Koseworte: djeko.) l) Literatur. 1, Die Referenten bei Bogišić. 2. Slovinac. Jahrg-VII, Nr. 7, S. 107—108: tmena rodbine i svojbine (in Dalmatien). '3. Novice rokodelske 1856, S. 250 und 254. Slovenski rodovnik žlahte in svakovSčine-pis. Jane'/. Zalokar. 4. Opisanjo na Kratovskata kaza von E. Earanov im Period, spis. Brajla 1876, S. 127. 5. schöpfte ich aus Volksliedern, Sagen umi Märchen. Eine etymologische Erklärung jeder Benennung zu geben, ist hier nicht am Orte. Grossmutter: baba, Koseworte: babica, baka, maj k a s t a r a, gos p a stara (wie zuvor). III. Glied. Urgrossvater und Ur gross mutier. (Urgross vat er: pradjed, nsl.: pred de d oder stari stari oče; big.: pradjado; dialektisch: p r a d i d o. Ur gr o s s m u 11 e r: p rab ab a, nsl.: predbabica oder stara stara mati; bulg.: pran an a,) I» • Glied. U r u r g r o s s v a t e r u ud II r u r g r o s s m u 11 e r. (U r u r g r o s s v a t e r: p r a p r a d j e d oder š u k u n d j e d, dialektisch: So kun djed, šakuiidjed (I)alm.), coli u n djed, čuku udje d (iu Serbien), kušumdjed und k uš un djed (in Dalmatien). U r u r g r o s s m u 11 e r: p r a p r a b a b a, djedov a b a b a. S u k u m baba sagt man nach dem Zeugnisse Cvje-tovič's nie, Vurdelja meint, in der Lika nenne man die Ahne im neunten Gliede šokundbaha; er vermul.het dies Mos, doch mit Unrecht. Unser Gewährsmann im Slovinac führt dagegen die Formen an: š u k u uli a, ha, šoku n baba und pra-p r a b ab a.) V.Glied. Vater und Mutter des U r u r gr o s s v a t e r s : o t a c i m a t i p r a p r a d j e d a, p r a š u k u n d j e d (Dalm.). ^I- Glied. G r o s s v a t e r und G r o s s m u 11 e r d e s II r U r gros s-v a t e r s: djed i baba p r a p r a d j eda, p r a p r a š u k u n d j e d v (Dalm.). l" Glied. Urgrossvater des U r u r g r o s s v a t e r s: p rad j ed p r a p r a d j e d a. •Glied. Uru r gr os sva ter des Ururgrossvaters: p r a}) r a d j e d p r a p r a d j e d a. K. Glied. Der Vater vom U r ur g r o s s v a t e r des Uru rg r o ss-v a t e r s: p r a š o k u n d j e d p r a p r a d j e d a. In absteigender gerader Linie: [-Glied. Vater und Mutter (wie oben). Bei der Zahlung sagt man statt »Vater uud Mutter« (otac i mati) gewöhnlich nur korjen (die Wurzel). II. Glied. Kinder. Sohn, Tochter. Zwillinge: dvojke, blizanci. Zwilliugsohn: dvoj in a c, dvonjak. Drillinge: trojci. (Kinder: djeca, Kind: diete, nsl.: otrok. Sohn: sin; Koseworte: sinak (voc. sinko); der einzige Sohn: s. jedinorodjeni; der erstgeborene: prvo rodni oder prvorodjeni, rani (der Frühgeborene. Im Volksliede: ran o moje kraljeviću Marko = du mein Erstgeborener, Königssohn Marko). Der Spätgeborene :poskupak,poskupnik(pozni sin, Dahn.), derPosthume: posmrčak,posmrtnik (ein posthumes Mädchen: posmrčica, posmrt-nic a). Tochter: bulg.: d S cerja, nsl.: hči, serb.-croat,: kćer, šćer, kći, šći, ći (in Slavonien und zum Theil in Bosnien). Kosew.: šćer a, šćerka, kćer a, kćerka, ćerka). In der Anrede sagt die Mutter zu ihrer Tochter gewöhnlich sinko (Söhnchen).1) III. Glied. Enkel. Der Enkel, die Enkelin. (Enkel: u u uče, Mehrz.: unučici; collectiv: unučad; der Enkel, unuk, vnuk, nsl.: auch si-novec;die Enkelin: unučica, vnučica; nsl.: vnukinja, sinovlja, sinkina; als Sohn oder Tochter der Tochter beziehungsweise des Eidams: hč ero v lik, z et ni k, hčerovlja, z et i na.) IV. Glied. Urenkel: praunučad. DerUrenkel, nsl.: vnučić, sinovlek. sinovčić; hčerovlevik, hčerovlevkina. V. Glied. Ururenkel: prapraunučad, šukununučad. VI. Glied. Ururenkelskinder: prapraunučadi djeca. VII. Glied. Enkel der Uriireukel: unučad prapraunučadi. l) Z. B.: Pitala Sćer majku: ocu li poći s komSijom Jovom doveče na sielo? — Ja te sinko tamo ne šaljem (Pitalice Nr. 210). Fragte eine Tochter die Mutter: Soll ich Abends mit Nachbar Jovo in die Spinnstube gehen? — Ich, mein Sühnchen, schick dich nicht hin. — Ein Bekannter aus der Crna-gora sagte mir, in seiner Heimat nenne auch der Vater seine einzige Tochter: moj sin (mein Sohn). VW. Glied. Urenkel der UrUrenkel: praunučad prapraunučadi. »X, Glied. Ururenkel der Ururenkel: šukununučad šukununučad i. Die Reihenfolge der Glieder in gerader Linie zählt man einfach an den Fingern ab. Bei der Zählung der verwandtschaftlichen «lade der Seitenlinien, die ja zusammengesetzt sind, bedienen sich, nach Odžak Oy, die Bulgaren Maiskörner oder Bohnen. Vor ahren sah ich selbst im Dörfchen Sulkovce in Slavonien, als l® Hausgemeinschaft Delijić sich auflöste, wie der Hausälteste Semen Hausgenossen den gemeinsamen Stammbaum mit Strohernen, die'er auf dem Tische ordnete, zu veranschaulichen suchte. Zur Bezeichnung der einzelnen Mitglieder der aufsteigenden Uu(l absteigenden männlichen sowie der weiblichen Seiteulinien braucht das Volk folgende Ausdrücke: *• D e r Bruder des Grossvaters oder Oheim des Vaters: prastric, veliki stric (in Dalin.); nsl.: stari stric. 2« Die Schwester des Gatten oder Oheim des Vaters: velika teta, pratetka, prastrina; nsl.: stara mati Po oče tu. **' DerB rüder des Vaters oder Oheim: stric (im Gegensatze zum Bruder der Mutter heisst man in Dalmatien den Vatersbruder stric rodjeni (der geborene Oheim); Kosew,: striko, čič (Dalm.), čiča (in der ehem. Militärgrenze und in Bulgarien), dundo, don do (in Dalm.), čiča und striko gebraucht man in vielen Gegenden in der Anrede an einen älteren Mann. (Vrgl. das Deutsche: Vetter, Gevatter.) DieEhegattin des Oheims väterlicherseits, d.h. Frau des Vatersbruders: strina, strinača (Dalm.), Kosew.: strika. (Auch in der höflichen Anrede, wie stric, wenn man ein unbekanntes Frauenzimmer, das in den mittleren Jahren steht, anspricht. Zu einem unverheirateten jungen Mädchen sagt man seko (Schwesterchen), zu einer jungen Frau snaho (aus: sina ha = die des Sohnes) (Schnur, seko und snaho sind Vocative). Ein Weib, das sich noch als snaha betrachtet, nimmt es sehr übel auf, wenn sie mit strino angeredet wird. Sie entgegnet wohl: »Kakva strina? strigli te vragovi!« (Was für eine strina? die Teufel mögen dich scheren!) Zu einem alten Weibe sagt mau bako.) 5. Des Vaters (besonders: der Mutter) Schwester, Base, Muhme, Tante: teta, tetka; nsl: neben teta auch strina; Kosew.: teca; bulg.j lelja. 6. Die Schwiegertochter, deu Brüdern ihres Mannes d i e S c h w ä g e r i n: snaha, s n a j a, s n ä v a, s n ä a, s u ä š a, s n a š i c a; nsl.; s i n ah a, n e v j e s t a, nevesta, n e v a; letzterer Ausdruck in der Lika, sonst nur poetisch: nach Uzelac. 7. Der Vater des Gatten der Schnur gegenüber, der Schwiegervater; nsl.: tast, svekrv, svekar (švekar in Dalm.), bei den Nsl. der Schwester und dem Bruder der Schnur gegenüber: svaker; bei den Bunj-evci nennt die Schnur ihren Schwiegervater čale (Väterchen), desgleichen die Syrmierin, die bäsa oder bäca sagt. 8. Der G ros s vat er des Gatten der Schnur gegenüber: prasvekar; die Grossschwiegermutter: prasvekrva, 9. Die Mutter des Gatten der Schnur gegenüber, die Schwiegermutter: nsl. tašča; svekrva. Kosew.: svekrv ica; bei den Nsl. dem Bruder und der Schwester der Schnur gegenüber: s yakern ja. 10. Die Brüder des Gatten seiner Frau gegenüber, Schwäger: nsl.: deviri, svakeri; kroat., serb., big.: djeveri (eigentl. Brautführer). In Serbien nennt die Schwägerin nur den ältesten Bruder ihres Mannes: d je ver, die übrigen erhalten Kosenamen; der zweite Schwager: brate (Brüderlein), der dritte: Mi loj e (der liebe), der vierte: MilolCa (der kleine liebe), der fünfte, der jüngste: djeSo (Kosewort von djever, ein deminutiv) u. s. w. In der Lika ist djever nur ein Collectiv für die Schwäger. Den ersten und ältesten Schwager nennt die Schwägerin brajen (Brüderlein), den Zweitältesten: brajo(in der Lika; allein nach U z e 1 a c) (Brüderchen), den drittältesten: b r a c o (Brüderchen), den vierten: slado (der Süsse) u. s. w. 11. Die Schwestern des Gatten seiner Frau gegenüber, Schwägerinnen; die Schwägerin: zaova, z a Iva, zäva; nsl.: d e v i r i n a , svak er in a; Mannes-Bchwester: 1 j 8 v š a (die Schönere, für 1 j e p š a. Die junge Frau räumt den Preis der Schönheit ihrer Schwägerin aus Liebe ein): für die zweite: sT'ca (die Zuckeme, für šekerna); für die dritte: zlata (das Goldkind); für die vierte: kadi-Vl.ca (Sammtblume); für die fünfte: seja (Schwesterlein) U. s. w. (in Serbien). 12. Die Frau des Druders des Gatten, Schwägerin: nsl.: d e v i r n j a, s v a k e r n j a; serb.-kroat.: j et rva; bulg.: jetorva (etorva). Die Frauen der Brüder sind einander: jetrve. {tfv&rtQts), 13. Brüder, braća. Bruder: brat; usl.: pristni brat; Kosew.: b rajo, b a ć a, b a j a. 14. Schwestern, sestre; nsl.: pristna sestra, leibl. Schw.; collectiv: sestrenice. Schwester: sestra: Kosew.: seka, sekica, seja, s G le, sela. 15- Brüder durch denselben Vater oder dieselbe U utter, St ieIb rüder: polubraća (Halbbruder). Stiefbruder: polul>rat; nsl.: popoli, nepristni brat. lÖ. Schwestern durch denselben Vater oder dieselbe Mutter, Stiefschwestern: polusestre. Einzahl: polusestra; nsl.: popoli; nepristna sestra. Stiefvater t očuh (in Novi im kroat. Küsten lande: o tac); nsl. : očem , m aču 1). 18« Stiefmutter: bulg.: maščiha, kroat., serb.: maćaha, ni a 6 u h a., m a 6 e h a, m a e i j a; nsl.: m a č o h a, p i s a n a "i a t i. '9. Die Kinder der zweiten Frau, die sie aus erster E he mitbringt: bulg.: p r i V 0 d C* a d (collect.); serb.-kroat.: Pastoröad. Stiefkind: bulg.: d o vodenice, zavar-niee, höhnisch: privodko; serb.-kroat.: pastorče; nsl.: popoli. 20. Stiefsohn: pastorak; bulg.: pastorok; demin.: pa-storčić; nsl.: pasterk, pes ter k. ' • Stieftochter: p a s t or k a, p a s t o r k in j a; nsl.: p a s t e r-k i n j a. *2, So h u u n d T o c h t e r de s B r u d e r s d e s G a 11 e n: S o h n : đjeveričić , Toch ter: d i e v e r i č n a. Geschwisterkinder: stričevići, bratu če da; nsl.: Pratau čin i. 24. Der Neffe und zwar dem Oheim, d. h. dem Bruder des eigenen Vaters gegenüber: sinovac, demin.: s i novce (bratić in Zagorje); usl.: bratanec. 25. Die Nichte dem Bruder des eigenen Vaters ge* genüber: sinovka, sinovica, sinovkinja, brata-nica (Dahn.); nsl.: bratančina. 26. Der Neffe in Bezug auf die Schwester seines Vaters: bratić, bratanić, bratanac. 27. Die Nichte in Bezug auf die Schwester ihre* Vaters: bratićna, bratanica, bratučeda; nsl.: bra-tančina. 28. Vettersohn, Neffe: stričević, str ini ć; bulg.: malk čičo: nsl.: stričnek; dessen Sohn: stričničnek. 29. Vetterstochter. Nichte: str i nišu a, stricevka; bulg.: mal ka lelja;nsl.: stric in a; ihre Tochter: stric' n i č i n a. Da Pflegeeltern und Adoptiveltern zu ihren Pflegekindern und Adoptivkindern in demselben Verhältniss wie natürliche Eltern zu ihren eigenen Kindern stehen, so müssen hier auch die einschlagigen Bezeichnungen mitgetheilt werden. 30. Pflegeeltem:hranitelji;Pflegevater:hranitelji Pflegemutter: hraniteljka. 31. Pflegesohn: branjenik, nahranko, nahranče. 32. Pflegetochter: nah ranka, branjenica. 33. Adoptivvater: poočim; po otac (nicht hinreichend beglaubigt). Adoptivmutter: pomajka oder poočim*- 34. Adoptivkinder: posiučad ([?] collectiv); Adoptivsohn: posinak. Adoptivtochter: posinka. In Serbien po kćerka. (Das Wort ist eine Neubildung. Das durch" dasselbe angedeutete Verhältniss war und ist noch gegenwärtig den Südslaven wesentlich fremd. Poćerka sagt man nicht, wie Vurdelja angibt, weil dem Worte ein Doppelsinn zukommt. Es bedeutet nämlich auch Hetzjagd.) Bei den Neuslovenen und den Serbokroaten wird die Zählung der Vetterschaften nicht anders als in Deutschland in den Adelsfamilien, die einen alten Stammbaum besitzen, vorgenommen; die Bulgaren dagegen zählen, rein äusserlich betrachtet, anders. Man zählt nämlich nach Odžakov's Bericht in Bulgarien folgendergestalt« I. Grad. Der Vater. II. Grad. Leibliche Brüder1) (prvi rođeni brat ja), diö _^_ können abstammen von einem Vater uud einer Mutter? ') Unser Gewährsmann hat sich ganz unzweifelhaft verschrieben, als er die leiblichen Brüder als ersten Grad hinstellte (Zbornik S. 380). Die Rechnung oder von zwei Vätern und einer Mutter, oder von zwei Müttern uud einem Vater, oder von zwei Vätern und zwei Müttern. Die Kinder von drei Vätern oder Müttern nennt man dovedeniči-ta oder za varni öi-1 a. Grad. Die ersten Brudersenfcel (bratovčeta prvi, s t r i k o v č e t a). Grad. Die zweiten Brudersenkel (vtori bratov-četa, strikovčeta m alki). UI- Grad. Die dritten Bruderseukel(treti bratovčeta oder t r e t i strikovčeta). Ganz so zählten auch schon die alten Bulgaren: npbnaa, tT°paa EpaToyqe^a; in einer Urkunde aus dem Jahre 1262. , Der technische Ausdruck für das Aufstellen eines Stainm-f^lnes bis über die "Enkelkinder hinaus lautet in Serbien (bezeugt den Ljubovijski und Azbukovački srez und das Drinagebiet von jc^Jet°viej dij eli ti pleče, d. h. das Schulterblatt theilen. glaube in dieser Redensart eine biblische Keminisceuz er-Mlcken zu dürfen. Die weiblichen Seitenlinien. Bei den Kroaten, Serben Slovenen weiden, wie bemerkt, die verwandtschaftlichen Be-Hingen zu den weiblichen Seitenlinien geringer gestellt als die ^don männlichen. Nach Zaharijev machen die Bulgaren in sj( 11 ^azarclžik und der Umgebung eine Ausnahme hiervon, indem 16 beide Linien gleich setzen. Das ist schwerlich richtig. braka ^ n'C^^ stimnien' Vrgl. G j o r g j e Vu k i č e v i ć. O srodstvu kao preponi re , " s- W. (Von der Verwandtschaft als Ehehinderniss nach dem Kirchen-icll l*e der orthodoxen Kirche.) Im Srpski letopis, B. 110 (1866), S. 141. Wenn wandt°Se ^handlung richtig würdige, so bietet uns Odžak o v nur die Vereint !C^a^s^rade der °- Kirche, die dieses System von den Byzantinern entlob ^as Gewohnheitsrecht des südslavischen Volkes wurde in der ent-^«h 80 ^°rm ^e"le Rücksicht genommen. Dafür nahm auch die überwiegende Kt«i r.Za^^ dcs Volkes keine Rücksicht auf dieses System. Das Kirchenrecht ver-khen a unter Verwandten achten Grades, das Volk dagegen billigt Wir ^ Verwandten vierten, ja selbst dritten Grades (unter den Neuslovenen). Zeit Sl>lecl!en darüber noch besonders. Weil einige solcher Fälle in jüngster »Va aiJ|Cl1 In Serbien v°rkamen, fühlte sich Vukičević bemüssigt, die Grund-^»bei \ Canonischen Rechtes ein für allemal klarzustellen, kümmerte sich Hiiisicj t&T ni°'1* *m ^erinSsten um die Anschauungen seines Volkes in dieser Die weibliehe Seitenlinie bezeichnet man mit ženska loz* (weibliche Hebe), tanka, krv oder ženska k. (dünnes Blut oder weibL B.). Der deutlicheren Uebersicht halber können wir die weib" liehe Seitenlinie in zwei Abstufungen theilen. 1. Die mütterliche An v er wandt schaft: Ujčevina und t e t č e v i n a. 1. De r M u 11er Br u de r, der 0 heim: uj ak, uj ac; nsl.: u Joe; Kosew.: ujo; bulg.: v u j č o, Kosew.: čičo (s t r ic nerodjeni, d. h. nichtleibliche Oheim, in Dalmatien). 2. Die Frau des Bruders der Mutter, die Tante: ujna; bulg.: vujna; Demin. als Kosew.: ujnica; nsl.! ujki nj a. 3. Der Mutter Schwester, Tante: teta, tetka, teca; bulg.: 1 e lj a; nsl.: uj u a (t e ta für die Schwester des Vaters)- 4. Der Mann der Mutter Schwester, Oheim: tetak-teta c (Mehrzahl: t e t k o v i, t e t c i); nsl.: u j u j a k. 5. Sohn des M utterbrude rs, Vetter: ttji.6; nsl.: ujni' ni k; Enkel des Mutterbruders: ujäcivie, die Vetter: ujčevići. 6. Tochter des Mutterbruders: ujni Sna, ujčična; nsl.: ujnin a. 7. Sohn v o u des Vaters Schwester: tetić; nsl.: t e t-nek , teter n ek. 8. Tochter des Vate rs Schwester: t e ti š n a, tečevna; nsl. t eteri na, tet ina. Gewöhnlich nennt man die Söhne des stric, der tetka und" des ujak kurzweg braća (Brüder), ihre Töchter sestre (Schwestern), die ganze Nachkommenschaft aber rechnet man bis zun1 vierten Gliede, in Bulgarien bis zum fünften, zur svojta, de? Auverwandtschaft im Allgemeinen. Einen weitläufigen Vetter nenn1 man kurzweg rod jak, Anverwandter, ist's ein Frauenzimmer» rodjakinja. 11. Schwägerschaft: tazbina. 1. Der Vater der Gattin zu ihrem Manne, der Schwiegervater: punac, täst (fast ausschliesslich nach meines Erfahrungen nur im Gebrauche bei den Altkatholiken>< starac (im Savegebiete); nsl.: täst. 2. Die Mutter der Gattin, die Schwiegermutter: punica, tašta (bei Altkatholiken), baba (im Savelandc), pranevjesta, den Angehörigen ihres Schwiegersohnes gegenüber; nsl.: tag ča. In der Mehrzahl punice bedeutet das Wort die ganze Sippe der Gattin. Z. ß. nekakav zet dodje u punice (irgend ein Eidam kam auf Besuch zu den Schwiegereltern); zetovi su u punicama šaljivi i bezobrazni (Eidame pflegen auf Besuch bei ihrer Schwügerschaft ge-spassig und unverschämt zu sein). (Srpske narod, pripov. sakupio Vuk. St. Karadzic. Wien 1870, S. 281, Num. 4.) Der Gattin Bruder, Schwager: šurjak, sura; nsl.: de vir; bulg.; Sur ja. Der Gatte dem Schwager gegenüber zet: Eidam. Mehrz. sure vi (im Volksliede), gewöhnlich; Bu rjaci. 4- Der Gattin S c Ii w est er, S c h w ä g e r i n: s v ä s t, s v a j a, svastica, svastika; bulg.: baldenza; nsl.: devirina. In der ehem. kroat.-slav. Militärgrenze sind die slavischeii Worte für 3. und 4. durch das deutsche »Schwager« und »Schwägerin« in der Form šogor und šogorica selbst im Volke, nicht blos in den Städten, verdrängt worden. P, Der M a n n d er Sc h w e s t e r m e i n e r Q a 11 i n zu m i r und ich zu ihm, Schwager: pašanac, pašenac, paöo (fašo in der ehem. Militärgrenze), pašenog (in Dal-uiat.); bulg.: badžanak; nsl.: de vi rn jek, svekernjek. t)er Schw est ermann zu ihrer Schwester, Schwager: svojak (in Serbien), sväk (in Kroatien); nsl.: svak. '•Die Gattin des Bruders meiner Frau, Schwägerin: Sur jakin ja, šurnaja; bulg.: šurnjajka; nsl.: devirnja, svekernja, svaknja. 8- Der Sohn des Bruders meiner Gattin: šurićić (in der Bocca); nsl.: devirnik, svekirnik. 9- D e r S c h w e s t e r S 0 h n zu ihr e in B r u đ e r, d e m 0 h e i in. Neffe: nećak (netjak); nsl.: sesternik. 0. Der Schwester Tochter ZU ihrem Bruder, dem Oheim, die Nie h t e: n e 6 a k i n j a (n e t j a k i n j a); usl. sesterina. 1« N e f f e, mit B e z u g a u f d i e T a n t e m ü 11 e r 1 i o h e r-seits, Schwester söhn: sestrić, sestrici 6 (letzteres auch Enkelkind, Sohn des Neffen). 2. Nichte, mit Bezug auf die Tante mütterlicherseits: Schwestertochter: sestrična, s e s t r i č n j a. sestrici u a. Die ganze Verwandtschaft der Frau wird kurzweg von ihrem Manne und dessen Angehörigen prijateljstina (Freundschaft) genannt. Die Männer sind ihnen prijatelji (Freunde), die FraueU prijateljice, p rije (Freundinnen). Daher gebraucht man in der Anrede an fremde Personen nie den Ausdruck prijatelj oder prijateljica. Zur Blutsanverwandtschaft werden ferner auch diejenigen Kindel fremder Leute gerechnet, die mit Jemand von derselben Mutter gesäugt wurden, die Milchgeschwister. Das ist die rod bin* po mlieku. »Waren von zwei Kindern,« sagt Vröev ic, »die &ö derselben Mutterbrust gesäugt, das eine (das rechtmässige Kind der Mutter) ein Knabe, das andere ein Mädchen, so können diese niemals eine Ehe eingehen. Sind es Beide Mädchen, so lieben und achten sie einander wie leibliche Schwestern; sind es Brüder, wie leibliche Brüder.« Ausserhalb der Blutsanverwandtschaft, doch nicht minder geachtet, sind die Wahlverwandtschaften oder Freundschaften: die Gevatterschaft (kumstvo), die Wahl' b rud er schaft und Wahlschwester sch af t (pobratim' stvo und posestrimstvo) und die Gastfreundschaft (doßek)- Ueber die Wahlverwandtschaften handeln wir am Schlüsse dieses I. Bandes. Wir beginnen mit dem bratstvo und plem^ weil die Darstellung dadurch einfacher und durchsichtiger wird? und übergehen dann auf die Hausgemeinschaft. Da die Hausgemein' schaft nunmehr eine in tiefem Verfall begriffene Institution isti soll auch die Theilung der Hausgemeinschaft gleich vorne besprochen werden. Pleme und bratstvo sind in der Gegenwart nur auf eine» ziemlich engen Bezirk beschränkt und können wohl für sich allein behandelt werden, ebenso die Hausgemeinschaft, die als die mehr allgemeine Erscheinung wieder eine besondere Erörterung erheischt Zudem hat man bezüglich der Hausgemeinschaft bei den Südslaven in älterer Zeit so gut wie gar keine Nachrichten. Nicht einmal der Name »zadruga*, der doch allgemein verbreitet zu sein scheint wird in den älteren Schriftdenkmälern mehr als vorübergehen^ kurz erwähnt. Schon um des historischen Excurses willen, der wohl unerlässlich ist, empfahl es sich, auf denselben gleich die Behandlung jener Institutionen folgen zu lassen, die zumeist dui'd1 diesen Excurs erläutert werden. ii. Aus der älteren Zeit. (Zupa1), pleme, občina.) sla ' ä^es^en' zuverlässigen Nachrichten über das Vorkommen ischer Stämme auf dem Balkan führen auf die zweite Hälfte (leg Vt t VA- Jahrhunderts unserer Zeitrechnung zurück. Die Slaven halt Gn ^S ^6 ^e*ssei^ ^es byzantinischen Reiches geschildert. Es übe Sc^wer' aus ^en romanhaften Berichten der Chronisten da«1 • * ^ Unt* ^e*se ^er slawischen Einwanderung, die bis gegen ^ s Ende des IX. Jahrhunderts gewährt zu haben scheint, etwas ^gütiges festzustellen. Sicher ist, dass schon am Anfange des ^den Literatur. j)je Nachrichten über die župe Messen sehr spärlich und ROH* 5*^«. Es sind uns weder die Namen aller župe bekannt, noch kann man die * ^ ^a£e emer jeden župa bestimmen. Allgemeine Bemerkungen über ^ j£U'>a zur Zeit Dušan's, stellte zusammen aus Dušan's Gesetzbuch '>Ge vr S ^1 ^ zuerst in den Anmerkungen zu seiner Uebersetzung der slav l° ^er slavischcn Rechtsgebräuche« von V. Macieiowsky (Istorija koi ensk'^ Prava od dra Vaclava Macieiovskog. preveo i sa svoim primjedbama, foJair? na S.rpsko pravo °dnose, popunio dr. N. K. Budim 1856) und bald jj's t. m emem besonderen Aufsatz, der im Glasnik (VII.) erschien. Vori Uc l> das seinerzeit viel Aufsehen erregte, ist ein seltsames Gemisch v°blerglaube und Ansätzen zu wissenschaftlicher Forschung. Krstić's ■*UCe ]qt fCatl0n Danir. ič's »Rječnik iz književnih starina srpskih« 1868 nahe UCh aus ^en serbischen literarischen Alterthümern) ist Krstić's Arbeit ljeto'811 ÜberflüssiK geworden. Wichtig ist Fr. Račk Ts Abhandlung »Domaći Diocl>SSOd0pi8i* lm KnJiževnik J' 1864> S- 198—222, wo er über »Presbyteri WaJJJ*1? regnum Slavorum« sein Urtheil abgibt. Die Chronik besitzt •bttTva z'em^cn genauen geographischen Bestimmungen, die sie bietet, n bedeutenden Werth. Von Raćki kommt noch in Betracht die Abhand-der s*f °rba ^UŽnlh Slovenaza državnu neodvisnost u XI vieku« (Der Kampf ' »dslaven um ihre staatliche Unabhängigkeit im XI. Jahrhundert) im Rad XI. Jahrhunderts slavische Vorposten Iiis an die äussersten Spitzen Griechenlands, nach Sicilien und selbst vereinzelt bis an die Nord-küsten Afrikas vorgedrungen waren. Zur selben Zeit hatten drei süd-slavische Stämme, die Kroaten, Serben und die später nach den Bul* garen benannten Slaven unter dem Drucke der mächtigeren Greils nachbarn, zu selbstständigen Staatengebilden sich gestaltet. Nad' den bisher leider noch viel zu wenig durchforschten Volksüberlieferungen (Volksliedern, Sagen, Märchen, Sprichwörtern) zu urtheileib brachten alle drei Stamme aus ihren vorigen Wohnsitzen in W neuen Marken dieselben Sitten und Rechtsgewohnheiten mit. HiöJ aber wurden die engverwandten Stämme durch äussere Einflüsse jugoslavenske akademij«' XXIV, S. 80 ff. Die allgemeine Einleitung (pozoriSte der Schauplatz) S. 80—89 enthält einige Angaben, die für uns sehr wichtig sind-Das Gepräge gediegener Gelehrsamkeit trägt an sich Mijo BraSnić's Untersuchung über die Župe im kroatischen Staate zur Zeit der heimischen Dynastw (Župe u Hrvatskoj državi za narodne Dinastije. Rad jugosl. ak. XXV. S. 31 -52)-Ferner von Demselben: »Municipija u hrvatskoj dr/aviza narodne dinastije. Municipien im K. S. u. s w.) im Rad XXXII, S. 83—103. Beide Schriften«! k .innen als Muster besonnener Kritik hingestellt werden. Als Ergänzung dien* Radoslav Lopašič's Monographie über die Gemeinde Draganić in Kroatien-(Občina Draganieka. Zagreb. 1883, 8. IG.) Werthvoll, wenngleich unzuverlässig* ist J. Volci ć's Aufsatz: »Nekdanje sodništvo isterskih občin« (Die ehemalig! Gerichtsbarkeit der Gemeinden in Istrien) in den Novice gospodarske, obrtniSW in navodne von Blei weis s 1861. Volčič scheint lediglich aus der Volk«' Überlieferung geschöpft zu haben. V. hat sich ein unsterbliches Verdien»1 erworben durch fleissiges und ausgezeichnet getreues Sammeln der Volksübel'' lieferungen in Istrien. Leider sind seine Aufzeichnungen selbst noch nick' gesammelt erschienen. — Ueber das pleme und bratstvo in unserem Jahrhundert haben wir wohl nicht viele, aber sehr zuverlässige Nachrichten, da uns einigermassen Ersatz für die mangelhafte Ueberlieferung der älteren Zeit gewähren. Die bisher angeführten Untersuchungen leiden stark unter dem Fehl«] đasfl ihn; Verfasser auf die noch bestehenden Verhältnisse blutwenig Rücksicht nahmen. Für die Neuzeit kommen in Betracht: Vuk's Artikel bratstvo und prezime im Rijeeiiik (S. 40b und 8. 571ab, 572a); Medaković im Xiv<>t 1 običaji Crnogoraca (bratstvo S. 77 79, pleme 79—81); die Biograph^ Luka Vtikalo vić-'s von Jovan Nakićenović im Letopis matice srpski 1874, S. 159 192. Nach mündlicher Uehcrliefcrung. Mehr Novelle als Geschieht« Für uns wichtig die Nachricht über das bratstvo Vukalović S. 161, 164, l6g-Werthvoll ist M. Gj. Miličević's Monographie über das pleme der Va seje vić in der Hercegovina (im Glasnik srpskog učenog družtva XXII, 186? S. 67—78). Vorzügliches statistisches Material. Die ausführlichsten und best«! Nachrichten über das pleme und das bratstvo bieten die Berichte Vukalović'5 (von Bogišić selbstständig zu einem Aufsatz abgerundet) und LjubiSa's in1 Zbornik von Bogišić. Sonstige Quellen, die gelegentlich benutzt wurden, werden an den betreuenden Stellen angeführt. ll\ VeröCüiedene Entwickelungsbahnen gedrängt. Am ehesten verachten die alten gesellschaftlichen Einrichtungen hei denjenigen tischen »Stämmen, welche Bulgarien in Besitz nahmen, denn sie *tten den hartnäckigsten Widerstand von Seiten der früheren ewohner des Landes und der Byzantiner zu besiegen. Selbst aus 111 ältesten Nachrichten erhält man nur ungenügende Aufschlüsse Jer die ursprünglichen gesellschaftlichen Zustände dieser Ein-Inderer. Sogar die alten slavischen Namen der wichtigsten staat-len Einrichtungen wichen griechischen Benennungen. Zudem /nmt noch in Betracht der zersetzende Einfiuss der ugrischen Zauderer. (Vergl. Ra6ki, Borba, S. 101—107.) im Allgemeinen war die politische und geographische Lage der 01 südslavischen Reiche einer freien heimischen Culturentwickeluug "'Dünstig. Auf der einen Seite galt es, allezeit gegenüber dem ost-"Unischen Reiche gewappnet dazustehen, freilich einem inwendig 'Uien Staatswesen ohne festen Halt, das sich aber als Erbe alt-£riL'chischen und weströmischen Ruhms und einstiger Macht-Q6!UnS betrachtete und selbst durch die Ueberleibsel der alten u^ür einen bedeutenden Einliuss behauptete. Vom Westen her e<«Ängte die Südslaven, namentlich die Kroaten und Slovenen, von welchen jede ihre besonderen Interessen zu wahren Qis te< Was Bich noch an Selbstständigkeit unter solchen Verhäli-Sen behaupten Hess, war sehr wenig, und selbst dieses Wenige sste m, xv. Jahrhundert dem Anprall der Türkeuschaaren r;ui»s, Sitte u. Gowobnheitarecht. d. sudsl. 2 unterliege u. Einige wenige slavisehe Sippen fanden in dem Felsen' lande, der Hercegovina und der Crnagora eine schützende Zufluchtsstätte, und hier haben sich bis auf die Gegenwart die meisten Reste alter, echt slavischer Rechtsgebräuche und Sitten erhalten. Den Vortrab des slidslavischen Einwandererzuges bildeten die Kroaten, die gegen das Ende des V. und am Anfange des VI. Jahrhunderts in Dalmatien und im südlichen Pannonien sich ansässig machten. Zwei Chronisten, der Chronist von Dioclea und der Erz-priester Thomas berichten, es wären ihrer zwölf »tribus« gewesen-Das lateinische tri bus entspricht in diesen Berichten dem in delf ältesten Urkunden, sowie in der Jetztzeit in diesem Sinne gebräuchlichen slavischen Worte pleme. Wenn die Nachricht überhaupt zuverlässig ist, so waren dies zwölf bedeutendere plemena. Die stärksten plemena in der Crnagora und der Hercegovina zählen heutigen Tages 4—5000 wehrbare Männer. Nehmen wir 4000 als die Durchschnittszahl an, so mochten die kroatischen Einwanderer 48—50.000 Mann gezählt haben. Rechnet mau hinzu noch bei-läufig ebensoviel Frauen und Kinder, so ergäbe sich rund die Zahl von 150.000 Seelen. Eines muss man sieh dabei vor Augen hallen-dass diese 150.000 Menschen nicht unter Anführung eiues einzige» Oberhauptes in die neue Heimat gezogen, sondern in kleineren Abtheilungeu eingewandert sind. Es ist höchst wahrscheinlich, dasci die plemena bei der Besiedlung des Landes beisammen blieben. In den einzelnen Ortschaften, die man innerhalb des occupirten Gebietes vorfand, Hess sich je ein bratstvo eines pleme nieder wahrend die übrigen bratstva desselben pleme von dem umliegenden Gebiete Besitz ergriffen. Jedes pleme erhielt auf diese Weise einen von den anderen plemena abgegrenzten Wohnbezirk, den man župa nannte. Das gewählte Oberhaupt einer župa hiess župan. Das Wort župan ist echt slavisch und iässt sich wenigstens bei allen östlichen slavischen Sippen nachweisen. Ursprünglich diente wohl das Wor« zur Bezeichnung und als Name des Familienvators ; altpr. supüiD bedeutete die Hausmutter, ebendasselbe das lit. žu po ne. D»s gotb. siponeis ist der Name für Schüler (discipulus, vergl-Grimm, Gramm. II, 180): einer, der einer Gemeinschaft, einer Sippe angehört. Das lateinische pro-säp-ia (vergl. Festus, p. 225)» Stamm, Geschlecht, Abstammung, von Cicero als ein veraltete1" Ausdruck hingestellt, gehört gleichfalls hieher. Das Wort in dem Sinne, wie die Südslaven pleme gebrauchen, bei Sallust. lug. 85» 10: homo ueteris prosapiae ac multarum imaginum. In der Bettung Hausgesinde, Familie gebraucht das Volk in der ika uoch heutigen Tags župa. Wo es in einem Hause viel esiude gibt: verheiratete Männer mit Frauen und Kindern, sagt Jon ihnen der Hausälteste: »ich habe eine zahlreiche župa v11 niene je mnogo župe), oder es ruft ein Fremder, der ms Haus *0o»mt und viele Leute um das Herdfeuer oder beim Essen erblickt, JegKickwünschend den Hausältesten mit den Worten au: »0 Haus- *rweser, fürwahr, du hast eine zahlreiche župa!« (0 domaćine, niü0S'> li imaš župe!). Vurdelja im Zbornik, S. 7. Ebenso findet ^lch župa auch einmal bei dem Kagusaer Dichter Hann i bal Ucić (1480—1540) in seinen »Skladanja« (Poesien) angewendet; j111 Beweis, dass ehedem župa allgemein die engere Sippe bezeichnet mochte.1) Das Wort ž u p a hat im Laufe der Zeiten in Bezug auf seine edeutung verschiedene Wandlungen durchgemacht. Es bezeichnet /». r sowohl eine Dorfgemeinde (p a g u s), einen Grenzbezirk : l8trictus), Weideplatze (pascua), zuweilen auch das pomoer-1Uui einer Stadt. Eine weitere Schwierigkeit liegt darin, dass man llleht immer genau bestimmen kann, ob der Besitz eines bratstvo er «ines pleme gemeint sei. Es gab gewiss ehedem, sowie noch ^"ö'uiwarüur bratstva, die kein pleme bildeten und zu keinem pleme ^hörten. Bei Constantin Porphyrogenetea und in zwei Urkunden Jütischer Könige aus dem Jahre 1071 und 1078 kommt das 01 fc župa als ein bei den Südslaven üblicher Ausdruck zum • lenmal vor, und zwar bei ConstanÜn graecisirt in Zovimviu, sonst Ü erkunden in der lateinischen Form suppa. Der Chronist von hit ■ sPrach darüber mit Henri Uzelac, dessen engere Heimat die Sujjj U. betheuerte mir, er habe niemals in der Lika župa im angegebenen '•ab anwe"don hören, dagegen oft in der Gegend von Ragusa (?). Vurdelja fUY i etwas ei'hmden. Dies klang mir böebst unwahrscheinlich; denn derieh er^I1(*ot man öiebt. Herr Dimio aus 0 stro vica in der Lika, den fljjjf Ckf*lla befragte, meinte: »pa kažu al ne u našem selu, U nas će reći lIj. v'!na<< (Nä, man spricht so, doch nicht in unserem Dorfe. Bei uns sagt man £j la Gesellschaft). Die strittige Frage findet eine einfache Lösung. Der t[ 'ere rheil der Bewohner Lika's ist, wie ich später anfuhren werde, aus der aich* VlDa e*n8fowan^er*' ^er Rest aus Bosnien, wo župa für Hausgesinde *]in f,reDrailcbt wird. Uzelac und Dimić stammen aber ab von bosnischen Her rern- Die Abkümmlinge der Bosnier unterscheiden sich von jenen der *>icb t^0VCei1 viclfach sowohl mundartlich als in ihren Gewohnheiten. Es würde v ('ilohnen, diese Verhältnisse einer besonderen Untersuchung zu unterziehen. Dioclea gebraucht für župa abwechselnd i u p p a u i a, p r o u i n cM und regio, hingegen bietet die kroatische Chronik eines Unge' nannten (bei KukuljeviC im Arkiv za pov. jugosl. I, 19) dil richtige Schreibung župa. Comitatus für župa findet sich zutf erstenmale in einer Urkunde aus dem XL oder XII. Jahrhundert und in der Chronik des Erzbischofs Thomas. (Vergl. die Nach-* weise bei Brašuić a. a. O.. S. 46 f.) Jede župa bestand aus mehreren Dörfern, die, wie man aus des serbischen Kaisers Dušan Gesetzbuche ersieht, einem Einzige! gehörten, oder das Besitzthum Mehrerer bildeten. Die; Hesitzei waren entweder Edelleute oder Priesterschaften oder der Kaiser selbst-In Dusan's Gesetzbuche werden so zersplitterte župe s m es u e župi (gemischte župe) genanut. Eine župa konnte auch selbstständig sei»' In dem erwähnten Gesetzbuche werden nämlich unterschieden, eine'' seiis kaiserliche župe, dann freie župe, solche die Eigenthum del Geistlichkeit oder von Edelleuteu sind und andererseits freie Städte. Daneben werden župe als Städten zugehörig erwähnt. Gegenwärtig lieisst ž u p a Pfarre, ein Pfarrer ž u p n i k, hingegen dient die Nebeil' form županija für Comitat und der župan ist der ObergespaO' Neben den župe unterschied man noch katune (sing, katun)-regiones pastoriae, Sennereien, Striche, die nur von Viehzucht treibender Bevölkerung bewohnt waren, und krajiota (sing, km' jište) confinia. Zu einem katur pflegten immer mehrere Familie*1 vereint zu sein, so z. B. werden 35 Familien im katun Golub $ vici erwähnt. Aus einer Bestimmung im Gesetzbuche des serbischen Kaisers Stjepan Uroš (1240—1272), welche gegeu diejenigen župe gerichtet ist, welche ein in ihrer Mitte liegendes Dorf, dm zur župa nicht gehört, angreifen würden, vermuthe ich, dass dh1 krajišta den zusammengeschmolzenen Resten der vorslavischen 1'»" wohner gehörten. Zur Zeit des Kaisers Stjepan waren dieselben m jeden Fall schon ganz slavisirt. Dass die knijišla nicht seit Alter? her slavisch waren, darauf deutet der Name hin. So wie sich mit der Zeit ein bratstvo, wenn es gedieh; in mehrere bratstva schied, die aber durch das gemeinsame Band eines pleme unter einem župan-vojvoda in Fühlung blieben-so entwickelten sich aus einem pleme allmälig neue plemen*j die untereinander in demselben Verhältnisse standen, wie dn' bratstva eines pleme. Das mächtigste pleme beanspruchte H" sich eine gewisse Oberhoheit über die übrigen, und sein Oberhaupt der župan, nahm einen dem entsprechenden höheren Rang über dh? übiigen župani ein. So entwickelte sich unter den Südslaven aus "eineu Anfangen der Staat. Ursprünglich war der bedeutendste lln-ter den župani blos der »primus inter pares«, er hiess in Serbien 1 _Jki župan (der grosse župan), in Kroatien dagegen erhielt ' filhaeitig den fremden Namen knez (ans dem deutschen Kunig, tt0111^- ^ Grundbed eutuug dieses Wortes ist Erzeuger, Vater). ^ 11,;z zur Bezeichnung des obersten aller Volksheerführer (vojvode) 161t sich bis in die Gegenwart in der Crnagora. Nur wird sewöhnlich, besonders im Amisstil der Fürst durch die secuudäre 01111 knjaz bezeichnet, während knez als Name des Verstandes !ües bratstvo dient. In Serbien nannte sich noch Neman ja 1. n Veliki župan und als solchen nennt er auch seinen Sohn ^ JePan, der ihm auf dem Throne folgte. Nachdem Vukasin n Sohn DuSan's, Uroš, von der Herrschaft verdrängt hatte, ^'Ullte sich der jeweilige serbische Herrscher bald kralj, babi 2 oder auch despot. Selbst Kaiser Dušan heisst sich iti den ,, en- Jahren seiner Regierung k r a 1 i. Jeder dieser fremden Namen detet • ooj ec lür sich ein Stück südslavischer Culturgeschichte. v0 -^e'Jön knez und veliki župan kam auch der Name bau (Herr) *' Er hat sich bis in die Gegenwart erhalten als Bezeichnung des l(1^en Civilbeamten oder Gouverneurs von Kroatien und Slavonien. Das Verhältniss der Gleichberechtigung zwischen dem knez nul i I üen übrigen župani erlitt auch dann keine wesentliche Wand-b. als der kleine kroatische Bundesstaat in engere Beziehungen ^ ^ni Karolingerhofe im Westen getreten. Die kroatischen kne-j. 1 ^tpimir (in der zweiten Hälfte des IX. Jahrhunderts) und jj1 " l'i m i r suchten wohl deui sehe Einrichtungen daheim einzu-^ "('n> doch konnten sie nur im Einverständniss mit den župani .Gerungen vornehmen. Unter knez Tom i slav und seinen Nach-. eerU im X. Jahrhundert erstarkte immer mehr die Machtstellung j KUez und in demselben Masse schwand die Macht der župani knez gegenüber, dem sie nicht mehr als Gleichberechtigte, jl Qem als Unterthanen galten. Der knez war nun ein wirklicher !llscher, ein König geworden. Den ersten kroatischen König Z vo-j ,lr machte Papst Gregor VII., der sich diesen Liebesdienst, 1 !hn gar nichts kostete, theuer bezahlen Hess. Wenn sich auf g . alkanhalbinsel niemals ein Staat bilden konnte, der alle slavi-: "'n Stämme in sich vereinigt hätte, so ist dies nur dem Einflüsse ' al'*tthums, oder deutlicher ausgedrückt, der intensiven Con-llz zwischen ost- und weströmischer Kirche zuzuschreiben. Jede župa hatte zu ihrem Schulze wenigstens eine und mich Umständen auch mehrere teste IJürgen, die gewöhnlich an unzugänglichen, von der Natur selbst schon wohl geschützten Orten, an steilen Gebirgsausläufern, auf Flussdeltas oder auf Inseln und in sumpfigen Gegenden aufgeführt waren. Zahlreiche Ruinen i"1 ganzen slavischen Süden legen davon deutliches Zeugniss ab DM Türken haben nur äusserst selten Burgen gebaut, sie begnügte» sich damit, die vorgefundenen zu besetzen und in brauchbarem Zustand ZU erhalten. Es war die Pflicht einer jeden župa, eine Burg aufzuführen und für ihre Erhaltung Sorgt; zu tragen. Darauf bezieht sich eiuß Bestimmung in DnSan's Gesetzbuche: »Za grad zidanje. Gdje se grd' obori ili kula, da ga uapravje graždane togazij grada; župa Sto est priedjel togo grada.« (Bei Safarik, § 109.) (Bezüglich des Baues einer Burg. Wo eine Festung oder eine Bing einstürzt, sollen die Bürger dieser Stadt dieselbe wieder herstellen, desgleichen [soll da'/11 beitragen] die župa, welche die Umgebung dieser Festung bildet.) A»s Baumeister wurden zuweilen Ausländer berufen. Die župa war ferne* verpflichtet, die Wächter für die Festung zu bestellen. Nach dein Gesetze der freien Gemeinde Vinodol war selbst die Geistlich' keit davon nicht befreit. Unterhalb der Burg in der Ebene 1*1 gewöhnlich in einiger Entfernung die Stadt. B ras nie vermuthej nicht mit Unrecht, dass analog dem öechischen Brauche, auch bej den Südslaven auf dem freien Felde zwischen Burg und Stadt zuweilen die Versammlungen der župa statt fanden. Als Befehls' haber einer jeden Burg war ein besonderer Burgvogt, CastellaU, bestellt. Ursprünglich wohl von der župa gewählt, ernannten späte* die Könige den Domcastcllan. Die Burg war der politische und i11 älterer Zeit auch der religiöse Mittelpunkt der ganzen župa. Ili''1 versammelten sich die Aeltesten der župa zu gemeinsamen Bera' thungen, von da zogen sie in den Kampf, hier fanden sie Zuflucht vor Feindesangriffen. Die Burgen verloren bei den Südslaven frühzeitig an Bedeutung» besonders im Küstenlande, wo sich auf Grund der altrömischen Muni* eipien, freie Städte entwickelten. Die übrigen Ortschaften einer zupf unterschieden sich vom Haupt sitz, des pleme dadurch, dass sie nich1 mit Ringmauern versehen waren und auch nicht dieselben Rechte genossen. Es entstand mit der Zeit sogar ein Antagonismus zwischen solchen befestigten und offenen Ortschaften der župa. Dies ersieh' man auch aus einem Gesetze DuSan's (bei Šaf. § 150): »Cai'a v,,*aki da, prati kude kamo pojde, gradi, vnsaki do župe i župa 0 Zupe i paki župa do grada.« (Dem Kaiser soll man auf allen ^inen Wegen das Geleite geben, jede Stadt bis zur župa, die župa J s zur [nächsten] župa und wieder die župa bis zur Stadt.) Uni die Durgen herum legten verbündete Hausgemeinschaften ,('n Grund zu Dorfniederlassüngen, Daher kommt es, dass seit jp6r zahlreiche Dörfer als Namen Patronymika tragen. Das ^Heni der Binzelhöfe und Einzelwirthschaften, dem man im 'ttelalter in Deutschland häutig begegnet, war den Südslaven £atl/- und gar fremd. Ein Stamm blutsverwandter Hausgemeinschaften nahm einen grösseren Landstrich in Besitz und legte in er Umgebung ihrer Hütten1) grosse gemeinsame Felder an, die Sle als gemeinsames Eigenthum betrachteten und den Anordnungen ,s *orstandes des bratstvo entsprechend bebauten. In der Hercego-Vlü korena u hlivanskoj župi (gegenW' Lievno in Bosnien) und S. 377: potvrdismo ih u vsihn nih* plemenBŠćinah. Daneben findet sich das Adjectiv p 1 e m e n i t gen-tilicius, als ständiges Eigenthum des pleme neben baština (Monuiir serb. 106) : dasmo u baštinu i u plemenito ljudem dubrovackieni'' vasi. Rati.. (Wir gaben den Ragusaern als baština und plemenito ganz Rat.1). Ib. S. 217: bješe mu plemenito (ta) župa. (Diese župi gehörte seinem pleme von Alterszeit an.) So wie hier verschiedene Namen zur Bezeichnung ein unj desselben Gegenstandes in Anwendung kamen, so war es auch anderweitig der Fall, nur mit dem Unterschiede, dass sich in allen Fällen nicht mit gleicher liesümmtheit angeben lässt, wen um1 was ein Name bezeichnet. Vojvoda, župan, knez, ban, boljai', glavar können sich unter Umständen auf einen und denselben Würdenträger beziehen. Es kommen dabei in Betracht das Jahrhundert und die Gegend, in welcher einer dieser Namen angewandt wurde-Doch selbst in ein und derselben Gegend und im selben Jahrhundert wechselten diese Bezeichnuugen ihre Bedeutung, so dass es wirklich schwer fällt, immer das Richtige herauszufinden. Ich will es versuchen, im Allgemeinen die augeführten Namen aü| angegebene Weise zu differenziren. Der glavar ist das Oberhaupt im Allgemeinen. Ueber den knetf habe ich schon gesprochen. Was über den ban zu sagen wäre- '! Name eines Dorfes. ^as fasst kurz eine Notiz bei Joann. C in n am us aus dem •11. Jahrhundert zusammen, wo der ban als Stellvertreter des Königg genannt wird (3, 111, S. 117, vergl. Miklošič. Lex. pal. ' lat. 8. 11 j b.) : o); tJt 6 uiß ov tiuqijV, ßfkoaig dt 6 Tic iftiQ* txn'roi iftimv j/| ii'-vov TKvxtpt xiclovatv oiirroi ti)r ao/r'/v) °v er habe ein Kloster erbaut im Einverständnisse mit allen feinen župani (commune consilium meis cum Omnibus zuppanis). 11 einer Urkunde des Königs Petar Krešimir vem 5. Nov. 1069 eisst es: una cum nostris iupanis—-cogitari cepi. (Weitere Belege ,ei BraSni 6, a. a. O . 8. 40.) . Die Einkünfte des župan waren von derselben Art, wie die-Jenigen, welche in die Staatscasse flössen. Er erhielt zur Nutz-^essung einen Theil des unvererblichen Staatsgrundbesitzes, den bitten Theil der Abgabe (tributum) der župa, welcher er vorstand, fner einen Theil der Steuern und Gebühren (vectigal) und gewisse, rch das Gesetz bestimmte Jahresgeschenke (donaria saecularia) ;• Bei den Chronisten und in Urkunden der Könige wird der d 11 als dux, der župan zuweilen als com es bezeichnet. Der •.'111 ''8 war ein Hofwürdenträger ursprünglich nach deutschem Orbilde, Häufig geschah es, dass ein com es zum ž upa n und ■ «npan zum com es ernannt wurde. Der älteste Fall einer 0 ('h«'n Amtsvennengung stammt aus dem Jahre 1069. Zwei Jahr-Üderte später ist der župan schon vollständig im Hofschranzen-"u ^gegangen. Ks gab einen zupanus cavallarius, zu-' 11 us p a ] a t i i, zu p a uns p i n c e r n ari u s, z u p a uns c o m i-sae. Im XIV. Jahrhundert heissen manche župani oastelani, öcastelani, es sind nunmehr blosse Staatsbeamte, die vom epischer emgesetzt werden. Nur der bau behielt mit seiner ' ^'lhing aucli seinen Namen. So wird z. B. im XIII. Jahrhundert 11 banus totius Slavoniae erwähnt. (S chw an d t n e r, ocm ' nptores rerum hungaricarum, II, S. 126.) V||]| Ge&6* Ende .les XIV. Jahrhunderts fiel die Würde eines vom v*' selbst erwählten župan mit der eines Gemeindevorstandes SüeT* MunicjPmms) zusammen. Die Municipien') im slavischen < en im Mittelalter sind entweder zum Theil slavisirte altrömische griechische Municipien (z.B. Draß-Dyrrhachium), oder solche, 16 sich selbständig aus sich selbst heraus entwickelt haben (z. B. iivnv } ^Wgl. Municipija u hrvatskoj državi za narodne dinastije. Von M. ra"nid. ^ Rad XXXII., S. 82-103. Belgrad). In letzteren haben sieh noch bis auf die Gegenwart die meisten Spuren altslavischer Rechtsgewohnheiten erhalten. Viele solcher Gemeinden hatten ihre eigenen Statuten, d. h. Gesetzbücher, in welchen das Gewohnheitsrecht codificirt war; erhalten sind uns z. B. das Gesetzbuch von Poljica und das von Vinodol.1) Bs braucht eigentlich gar nicht hervorgehoben zu werden, dass man hier kein unverfälschtes, slavisches Volksrecht vor sich hat. Immerhin gewähren sie einen tiefen Einblick in das Gebaren der freien slavisohen Landgemeinden. Ueber die obć.ina Draganić in Kroatien lieferte Lopašić eine gute Studie, aus welcher wir das Wichtigste mittheilen wollen. >Das Oberhaupt der Gemeinde Draganić hiess bis zun1 Jahre 18U8 župan. Die Verwaltung und Gerichtsbarkeit lag UU* in der Hand von Männern, die von den plemena der Gemeinde aus der Mitte der Angehörigen des pleme gewählt wurden. I'11 Käthe des pleme standen an Seite des župan ein Fiscal (fisk)i zwei Gemeindeälteste (starešine), welchen letzteren die Aufsicht über die Gemeindewaldungen oblag, ferner zwölf Adjuncten (eigentlich Geschworene, prisežnici), ebensoviele Forstgehilfen (lugari) und zwölf Flurbeamten (b i rici J). Diese Obrigkeit wurde alljährlich am Tage des hl. Philipp (am 1. Mai, dem alten Frühlingsfestlage) vorder Pfarrkirche (ž u p n a crkva) des hl. Georg zu Sipko gewühlt-In den Bänken dieser Kirche »u navadne niže suda občine u kotai'11 Draganićkom« (in dem herkömmlichen Gemeindegerichtshaus in1 Kreise Draganić) oder im Schatten der Linden von Gudci, wo mm1 gegenwärtig die steinernen Gerichtsstühle sieht, versammelte sich die Gemeinde »na sbor u navadni stol sudbeni« (zur Berathungi zur herkömmlichen Gerichtssitzung), damit sie in Gegenwart »župan* U plemeni i drugih plemenitih ljudih« (des župan des pleme und del' übrigen Männer des pleme; plemeniti ljudi sind freie Adelige) verhandle und urtheile »po zakonu Draganićkom plemenitoj braći Dra-ganićanom« (nach dem Draganieer Gesetze den edlen Brüdern (Phylefl* genossen) von Draganić). »Die ehrsame Gerechtsame« (poštovali'1 prav da) beruft sich zu öfteren in ihren Entscheidungen auf das Gesetz' 1) Ueber die codificirten Gesetze bei den Südslaven aus älterer Zeit, lieg* eine gediegene Untersuchung vor von Bogišie: Pisani zakoni na slovensko* jugn Agrara 1872. 2) Vuk im Wörterb. unter b i r o v bemerkt: -Der Unter-Knez im DoPa genus magistri vici. Im Ungarischen kennt man den biroš als Gutsbeamte'1' Ks ist ein slavisches Wort; birati sammeln, wühlen; snskrtst.: b h a r, tragen sammeln; griech.: (feo; lat.: fer. buch von Draganić. Die Entscheidungen versah der župan mit dem *pleme-Petschai't aller Brüder« (pečat plemenski vse braće). Das grosse llQd das kleine Siegel verwahrte der župan. Das Gemeindesiegel lrd noch gegenwärtig in Draganić gezeigt. Auf demselben ist eiue Lyra, rechts der Mond, links ein Stern oingravirt. Oberhalb ^'finden sich die Buchstaben N. D. (Nobilium Draganić). Der ttPan konnte selbstständig keine Entscheidungen treffen, sondern nur * ^ ilh'n und Genehmigung aller Brüder < (z voljom i do-PUscenjem vse bratje). Wenn Jemand von der Gemeinde etwas zu 01deru oder eine Klage vorzubringen hatte, so musste er sein An-j egen vor dem ganzen pleme in der Kirche, wo es tagte, vorlagen (priti pred vse pleme v klupi stol navadni). Als im «anre 1680 ein Untergebener des Commandirenden von Karlovac ^e»en die Gemeinde Draganić eine Klage anstrengte, Hessen die Iaganić dem General Joseph Johannes Graf von Herberstein Glden: »Der Kläger soll kommen, wir wollen ihm Recht und ei)"gthuung leisten, wie es unser Recht und unser Gesetz (Ge-v°hnheitsrecht) mit sich bringen.« (Neka tužitelj dojde, hoćemo 11111 pravicu i zadovoljštinu vučiniti kako pravica i naš zakon do-n°si,) i)er xiäger sei übrigens schon bei ihnen gewesen, »doch ungelegener Frist und Zeit, als die Gemeinde nicht versammelt |^ai, der župan allein konnte aber, zufolge unseres gewohnten ^htes, ohne uns keine Genugthuung leisten«. (Dolazio v nevu-£°đnu dobu i vrime, kade ni bilo nas obćine skupa, a župan mu Sar)[1i kako je naš zakon prez nas ni mogal zadovoljšćine vučiniti.) sDie Hauptaufgabe der Gemeindeobrigkeit (obćinsko stare-lllstvo) bestand in der Verwaltung des Gemeindegutes, der Mühlen, "'•'leider und des ungeheuren Gemeindewaldes. ■ Die Aeltesten (, ,u'sine) wachten sorgsam und gewissenhaft darüber, dass der (i'izbezirk (kotar == Kreis) nicht verringert werde, und wehrten ^ ' 1'dhalt alle Angriffe der angrenzenden Gemeinden und Guts-l(,n ab. Jede fremde Einmengung in die Kochte der Gemeinde ^ sen die Draganić aufs Entschiedenste zurück, und immer hing s lediglich vom pleme ab, ob ein Fremder ins bratstvo aufge-£ n'llen werden und ob man einem das Mitnutzniessungsrocht auf di ^"eindegut einräumen soll. Die Draganić besassen das Recht, e Liegenschaften ausgestorbener Familien ihres pleme einzuziehen, eßso Jemand, der sich dem althergebrachten Rechte der Gemeinde 't lügen mochte, aus dem bratstvo auszuschliessen und seinen ' ,l,"en im ,Wahlbuch« (izborna knjiga) zu streichen, »Auswärtige konnten einen Grundbesitz, besonders Weingärten im Gemeindebezirke, nur vom župan und dem starešinstvo in öffentlicher Sitzung erlangen. Der Pachtschilling in Naturalien (gornicft) von solchen Grundstücken wurde »unter die Brüder« (medju braću) vertheilt. Noch heutigen Tages thuii sich die Gemeinderciitgliedel von Draganić nicht wenig darauf zugute, wenn zu Georg] ihre starešine aufs »Kaštel« des Grafen Nu gen t bei Karlovac ziehen, um den Jahrespacht von einem Eimer Wein und einem Motzen Weizen abzuholen. Zu den Hechten des pleme in der Gemeinde Draganić gehörte noch die Nutzniessung aller Kegalien, freie Schank-wirthschaft, Jagd, Fischerei und die Erhebung des Marktgeldes. »Im Allgemeinen betrachteten sich die Draganić als wahre Freie und Edelleute (plemići). In den Gemeindeacten unterfer* tigten sie allezeit »nobiles« und generatio nobilium«, slaviscb-plemenita braća Dragauići«. Letztere Bemerkung regt die Frage an, wie bei den Süd' slaven der Adel entstanden sei. Wenn man von dem durch die Herrscher gemachten Adel absieht, und nur den alten Bauernadel-der sich auf Grundbesitz und Zugehörigkeit zu einer grossen und starken Sippe gründet, in Betracht zieht, so kann mau dieselbe Erscheinung in ihrer Entwicklung beispielsweise auch bei de" germanischen Stämmen ebensogut als überall in der Welt verfolgen, wo eine ackerbautreibende Bevölkerung in vorwiegender Anzahl vorhanden war. Den ältesten Adel stellten bei den Süd* -laven die engeren Sippen der župani, bani und vojvode vor. Be1 seiner Einwanderung bestand der grosse Stamm der Kroaten au* zwölf plemena oder rodovi (Geschlechtersippen). In jedem pletfie war eine Familie, aus deren Mitte nach Volksbrauch und Gewohnheitsrecht die župani und bani gewählt wurden. Diese zwölf bevorzugten Familien bildeten den ältesten kroatischen Adelsstand, und noch im XIV. Jahrhundert wurde nur der als Adeliger anerkannt, der seinen Stammbaum von einer dieser Familien ableiten konnte- Im Memoriale des Erzbischofs Thomas von Spalato werde» die Namen dieser zwölf Familien genannt: Kačići, Kukari, Šubići. Gudomirići, Svaćići, Ci tili, G ušici von Karin und Lapak, Polici-Lasnieići, Jamemetovići und Tugomirići. In einer späteren Urkunde wird noch einer Familie Mogorović Erwähnung gethan. Diese Ar* von Adeligen mehrte sich fortwährend, je mehr neuer župe entstanden, lm XIV. Jahrhundert gab es in Kroatien schon neununđ" zwanzig župe. (Brašnić zählt sie auf a. a. 0., S. 41—46.) l,[l Chronist von Dioclea aus dem XII. Jahrhundert macht im nörd-nen Dalmätien drei župe namhaft, im Zahumjo ihrer neun, in er "wnnja ebensoviel, im Podgorje elf, in der Zeta zehn.J) Ausser-u'i weiss er noch einige anzuführen. (Zusammengestellt bei **Öki. Knjit-evnik I. S. 210 ff.) Achtundzwanzig župe zahlt ''11,lllrh Daničić im Wörterbuche auf. Einiger župe im X. Jahrhundert in Bulgarien erwähnt Back i im Rad XXIV, S. 97. In lu,'i alten bulgarischen Chronik (istoričeski pametnik) aus dem _ • Jahrhundert wird erzählt, das bulgarische Kaiserreich wäre Ii) Tl . neun župe, oder wie man sie in Bulgarien nannte, Knja-oi Vstva eingetheilt gewesen. (Nach M. 1) r i n o v in du/nie ' lilviane i Vizantija v X. viek, Moskau 1876, Cap. III.) Von den isten župe weiss man nicht viel mehr als den Namen, ohne ach nur weiter ihre Lage annähernd bestimmen zu können. Mit U župe und den plemena sind auch ihre Adeligen, die plemoni-y' vom Schauplatze abgetreten. Es gibt überall in Bosnien, in I,'' ""'■''""■"viua und in Kroatien — in Serbien sehr wenige — aimüen, die sich eines alten Stammbaumes berühmen; die aller-^eaigsten besitzen aber zugleich die Mittel, um ihrem Adel zur Geltung ^ vfrhelfen. Manchen dient er nur zum Verderben, weil sie es 1 ihrer Würde nicht vereinbar finden, zu arbeiten und einem ^hei^Erwerbe nachzugehen. U'ul ^ahuiaje und Travunja lagen im Gebiete der heutigen Hercegovina £^ ea '" '''harten Dalinaliens bis Konaolje und Pisiie. Podgorje und die ^stj.^Uni'iil^ten das gegenwärtige Gebiet der Crnagora, die Bocca den nord-len ^heil der Hercegovina und Albanien von Gusinje bis zu Skadar. III. Aus der neueren Zeit. Das bratstvo. — Die Entstehung der Zunamen (Familiennamen). Das Sippenfest. — Das pleme. Vor Allem sei bemerkt, dass man den Institutionen bratstvo ') und pleme gegenwärtig nur mehr in der Hercegovina, der Crn*' gora und in der Bocea di Cattaro (dem blossen Namen nach auck noch in der Lika) begegnet. Der Excurs über die Entstehung d^ Familiennamen kann ferner nur ein historisches Interesse für sich in Anspruch nehmen, nicht etwa deshalb, als wäre dieser ProcesS im Volke selbst schon ausgetragen, sondern lediglich, weil dl8 neuen Namen von den Staaten nicht mehr anerkannt werden-Das Sippenfest schliesslich bezieht sich nur auf die altgläubiges Südslaven; wenn es aber vereinzelt auch in katholischen Gemeinde11 begangen wird, so ist dies häutig ein zuverlässiger Deweis, d;^r die betreffenden Geschlechter ursprünglich der altgläubigen Seof angehört haben. l) Bratstvo. (Sktzt.: bhrä-tar, dav.: bhrata = Bruder, zend: br&' tiir, lat. tinibr.: i'räter; griech.: (St. i/ntl-ii-n,) dav.: t/nä-rttn, (pQÜTWQ, Theh" nehmet einer tpQatQta (hom, (pQTpQrj), entsprechend dem südslav. bratstveni»' goth.: brOtliar; ahd.: bruodar, altsl.: bratn», altpr.: brati-s. P1* gewöhnliche Herleitung ist die von der Wurzel bhar im Sinne von susteD' tare, nutrire nasci, crescere. Ausführliche Nachweise bei Curti«8' Gr. Etjm. s. v. — In den ksl. ältesten Denkni.: bratrtstvo und br»' ti.stvo für kirchliche Bruderschaft, griech. MtkfA*ys, lat.: fraternitas."' In altserb. Urkunden zur Bezeichnung der weltlichen Bruderschaften d. h- ^ volkstümlichen bratstva: gewühnlich die Form: bractvo, vergl. m0' mini. serb. 320, 393 öfters. Vergl. DanifciC, rjec, ii srp. st. s. v. Bei Gj. Bfl rakovie aus dem XVI. Jahrhundert einmal: brase ina in der Verbindung' ni rodnu brascinu na pamoe sad nimam« (nicht einmal die leiblichen An#fl Das bratstvo nimmt nach Ljubiš a. der für Budva berichtet, seinen Anfang mit der Trennung blutsverwandter Brüder, jeder für sich auf gemeinsamen Grund und Boden ein neues Heimwesen gründen. Wenn die Nachkommen und Zweigliuien der ans einer Hausgemeinschaft ausgetretenen Brüder in verwandtschaftlicher Fühlung bleiben und gewisse, gegenwärtig fast ausschliesslich territoriale Angelegenheiten gemeinsam berathen und besorgen, so bilden sie ein bratstvo. Jedes männliche Mitglied eines bratstvo ist ein bratstvenik (Mehr/, bratstv enici). Der Entstehung neuer bratstva sind keinerlei zeitliche Grenzen gesteckt, wie es sich nach dem Bemerkten eigentlich von selbst versteht. J) Die Anzahl der .Mitglieder einzelner bratstva ist verschieden. Es gibt bratstva mit dreissig, fünfzig und auch welche mit sieben- bis achthundert .Mitgliedern. Altersschwache Greise, Kinder Und selbstverständlich auch die Frauen sind dabei nicht miteingerechnet. Man zählt nur die waffentüchtigen Männer (die puške2), d« h. die Flinten), die in den Kampf ausziehen können, um einen gemeinsamen Feind anzugreifen oder auch abzuwehren. Oer einzelne bratstvenik gewinnt, mag er selbst noch so tapfer Sein, nur als Mitglied eines starken bratstvo Stellung und Einfluss torigea meines bratstvo habe ich jetzt zum Heistand), vergl. Dan. ak. rje«. 8- v. Als Nebenformen neben der im Titel angeführten sind in der Gegenwart gebräuchlich: bractvo brastvo und vielleicht hrasto, wofern letztere P<*m, die sich nur vereinzelt bei Vuk, mir. pjcsm. 1824, I, XXXVII findet, nicht auf einem Druckversehen beruht. *) Dass bei den Griechen im Alterthum die Phratrieen auf denselben ^rundlagen beruhten, das muss wohl Jedem, der denken will, ohneweiters einbuchten. Was für sonderbare Deutungen von Zunftphilologen versucht werden, «sieht man aus der Zusammenstellung verschiedener Meinungen und Ansichten v°n viri doctissimi nec non inlustrissimi in den griechischen Staatsalter-thUmern« von Dr. H. Brandes. Leipzig (Brockhaus) L870, S. 52 IV. Da heissl es von den Phratrieen: »Es scheint eine Verbindung der Geschlechter zu einem u"*l demselben Gottesdienste gewesen zu sein, und diese Verbindung ward Politisch bestätigt durch Aufnahme ins Staatssystem. Man richtete zwölf Phratrieen, jede von dreissig Geschlechtern ein. Ihre Namen waren wahrscheinlich von einem ihrer vornehmsten Geschlechter hergenommen u. s. w. So viel urte> W viel Irrthümer, könnte man getrost ausrufen. So geht es, wenn man historische Entwicklung einer Institution nicht erforscht und von einer vergleichenden Ethnographie nichts wissen will. *) Deutsch. Lehnw. ahd.: buhsä; mhd.:bühse; mlat.: buxis, griech.: **4'C; altsl.: pustka; nsl, serb., kroat.: puška, pukša; bulg.: pušk; magy.: puska. K raUSS' SiUe u- Gewohnheitsrecht d. SUdsl. im Stamme. Bekannt ist der sprichwörtlich gebrauchte Vers des Volksliedes: Zlo junaku u bratstvu nejaku. Uebel dran ist ein Held in einem schwachen bratstvo, denn, wie das Sprichwort besagt: Nejaku bratstvu nejaka i pravda. (Vuk, nar. posl. 200.) Eines ohnmächtirren bratstvo Recht ist auch schwach, dagegen heisst es: Jaku bratstvu jaka i pravda (ib. St. 108). Eines starken bratstvo Recht ist auch stark,*) Durchschnittlich gilt ein bratstvo, das zweihundert »Flinten* zahlt, als ziemlich stark. Starke bratstva in der Hercegovina sind die: Šekulari, Š čekići, Bale vici, Lutovci, Zagradjanb LuSčani, Bogavci, Merići, Vemijći, Gj okovići u. s.w.;'2) in der Crnagora die: E rakov ići, Rai 6e vici, Petroviči (aus diesem stammt die gegenwärtig regierende Linie ab), Popovih Kustud, Radonić, Žutković, Prasić. Kovačević, Krivo kapić, Vukotić u. s.w.,3) in der Bocca die: Ljubiš^ Ivanović,4) Vrćević, Crnčić u. s. w. In der Lika hat das bratstvo gegenwärtig nur mehr eiue secundäre Bedeutung als eine Gemeinschaft verwandter Familieffi die ein und denselben Schutzheiligen verehren. Meine Gewähr?' männer sind Uzelac und Dimić. Iu der Lika sagt man für bratstvo: p leme. *) Wie in der Anm. auf S. 19 bemerkt wurde, stammen die Likaer aus der Hercegovina und Bosnien. Es m T) Ein Volkswitz aus der Crnagora lautet: Pitali seljani popa: čije je bratstvo najviše i najjače u našoj zemlji? — Kalugjeroviea. Fragten die Dörflö* den Pfarrer: Wessen bratstvo ist das zahlreichste und stärkste in unseren' Lande? — Das der Mönchlein. (Vrčević, Pitalice G8.) Der Pfarrer lebt wi* ein Bauer, wenn er leben will, sonst kann er leicht mit seiner Familie ver hungern. Die Mönche dagegen leben theils vom Bettel, theils von den reiche11 Dotationen ihres Klosters. — Kalugjer, ein Lehnwort aus dem Spätgriechischen1 KiäüyiQog, urspr.: einer von schönem glücklichen Alter, später Mönch. %4 lugjer ist der Name der griechisch-nichtunirten Mönche. — Ein Spriclnvort lautet: Dok je u selu žena ne treba se kalugjer ženiti. So lange es im Dorh-1 Weiber gibt, braucht ein Kalugjer nicht zu heiraten. ") Vergl, Milice vi ć a. a. 0. 3) Vergl. Medaković a. a. O. *) Vergl. Hercegov. Bosiljak. Mostar 1883, 1, 2. S. 5, 20 f. r') Wohl deshalb, we'l sich daselbst pleme und bratstvo ihrem Umfang nach, gewöhnlich decken. ^öglich, đass die bosnischen Ankömmlinge, die in ihrer Heimat atholiken waren und erst in der Lika der Secte der Orthodoxen SlCa anschlössen, von den Hercegovcen auch zugleich neben dem öeuen Bekenntniss die Institution des bratstvo annahmen, woferne nicht schon aus der Heimat diese Einrichtung mitbrachten. Die Wanderung fand vor 200 Jahren statt. Damals war, wie mau * eich aus einer zuverlässigen Urkunde ersehen wird, in der Crna- ||Ta und in der Hercegovina der Ausdruck pleme für bratstvo lljlich. Für pleme gebrauchte man in der Crnagora den Aus- T uc* nahija, ebenso in der Hercegovina, wo die Türken die .' ßdesherren waren. Nur für das Küstenland und die Krivošija ist 1" uio Sache zweifelhaft. Daselbst hat man unter pleme höchst Wahrscheiulich die Phyle, nicht aber das bratstvo verstanden. Nach den Angaben von Uzelac und Dimić gibt es gegen-artlg in der Lika noch folgende plemena und bratstva. *■ Pleme Buka vina (aus der Hercegovina), zwei bratstva in Trnovac und Lov in ja c. Katholiken. Feiern als solche keinen Sippenpatron. • P- Knez ević (a. d. H.), ein bratstvo, bei Udbina. Altgläubige. Sippenp. hl. Nikolaus. ' Bud isavlj ević (a. d. H.), ein bratstvo in Medak(?) bei Udbina. Altgl. Sippenp. hl. Nikolaus. ' Kosanović (a. d. H.), ein bratstvo in Piaski bei Udbina. Altgl. Sippenp. hl. Nikolaus. ' **• D i in i ć (aus Bosnien), ein bratstvo in 0 s t r o v i c a bei Gospić. Altgl. Sippenp. hl. Nikolaus. •P-Mandić (angeblich aus Serbien) in Gračac. Altgläubige. Sippenpatron ist nicht hl. Nikolaus, sondern ein anderer Heiliger, dessen Name meinen Gewährsmännern nicht recht erinnerlich war. •Uzelac (aus Bosnien), ein bratstvo in 0 n d i ć bei Udbina. Altgl. Sippenpatron hl. Nikolaus. Ueber die Rechtsverhältnisse der Angehörigen eines bratstvo zu Orts konnte ich nichts in Erfahrung bringen, ausser dass der w 0rStand knez genannt und von den Ortsältesten gewählt bet*6' ^ö ^urc*e ^es knez sei ferner in jedem bratstvo in einer Lit Familie erblich. Die Grenzverwaltung, welche in der ll W> 150 Jahre bestanden, hat mit der alten Institution des 3* bratstvo von Grund aus aufgeräumt. Strenge betrachtet, hat das bratstvo auch in der Crnagora, in der Hercegoviua und im Küstenlande ein gleiches Loos erfahren. Es sind gerade 130 Jahre verflossen, als der Metropolit der Crnagora Vasilij e Petrovic, ein verbissener Feind Oesterreichs, an das Staatscollegium der auswärtigen Angelegenheiten in Petersburg ein Memorandum über die Wehrkraft der Crnagora überreichte. Er veranschlagte diese auf 40.000 Mann. Hiebei unterschlüpfte ihm ein kleines Versehen, indem er nämlich das Küstenland und die Krivosija und nebenher auch die Hercegovina zur Crnagora rechnet, Gebiete, die damals nicht mehr als in der Gegenwart montenegrinischer Oberhoheit untergeben waren. Die denkwürdige Urkunde findet sich abgedruckt in der Crnogorka Nr. 2, S. 16. In der Crnagora und der Hercegovina bezeichnete damals nahija dasselbe was heutigen Tags pleme ausdrückt. Das bratstvo wird in der Urkunde pleme genannt. Nach meinem Dafürhalten ist's ein Irrthum, wenu der Metropolit auch die bratstva im Küstenlande und der Krivosija plemena nennt, denn es fehlt dann eine Bezeichnung für das eigentliche pleme. Vasilije hilft sich über diesen Punkt dadurch hinweg, dass er den betreffenden pleme-Namcn anführt. In allen den genannten Gebieten, ausser in Grbalj im Küstenlande, hiess das Oberhaupt des pleme ifpvi.li) v o j v o d a (in Grbalj gubernator, in der C. auch vojv. oder serdar), der Vorstand des bratstvo in der Crnagora und der Hercegovina knez, im Küstenlande sudij a (Richter) (beiden Pastrovici) oder kapetan, in der Krivosija glavar. In der Crnagora gab es ausserdem einen gubernator, dem zwei serdari als oberste Heerführer untergeordnet waren. Im folgenden Verzeichniss, des Metropoliten setze ich, um einer Verwirrung vorzubeugen, überall statt pleme bratstvo ein, woferne im Texte der erstere Ausdruck den letzteren vertritt. In der Crnagora gab es im Jahre 1754 folgende plemena (Nahieu) und bratstva: 1. Katunska nahija mit zwölf bratstva. In derselben be- findet sich die Residenz des Metropoliten und des Guber-nators. Sie hat zwei aerdaren und zwölf knezi. (Jeder serdar stand einem besonderen pleme vor.) 2. Rijeöka nahija mit sechs bratstva; hat einen vojvoda und sechs knezi. 3. Crmnicka nahija mit sieben bratstva; hat einen vojvoda und sieben knezi. 4. Šest au s ka nabija mit vier bratstva; hat vier knezi. 5. S piß und Šušanj mit zwei bratstva; hat zwei knezi. ') 9- Zeta mit vier bratsva; hat vier knezi. 7. Grahovo und die Vilusi mit vier bratstva; haben einen vojvoda und drei knezi. (Das ist wohl so zu verstehen: der knez des vierten bratstvo ist zugleich voj voda des pleme, welches aus den vier bratstva gebildet wird. Bei 4, 5 und 6, wo keines vojvoda Erwähnung geschieht, waren die bratstva von einander wohl unabhängig, d. h. sie gehörten schwerlich zu einem pleme. Die nahija war demnach in diesen Fällen eine rein territoriale Bezeichnung.) & PjeSivaöka nahija mit fünf bratstva; hat einen vojvoda und vier knezi. 0. Bjel opavlićska nahija mit fünf bratstva; hat einen vojvoda und fünf knezi. *0. Pipers k a nahija mit vier bratstva; hat einen vojvoda und drei knezi. Rovačka nahija mit drei bratstva; hat einen vojvoda. Lješanska nahija mit sieben bratstva; hat einen vojvoda und sechs knezi. I»i Küsten lan de (Primorje): * ■ P a š t r o v i ć s k a n a h i j a mit vier bratstva; hat vier sudi j e (Richter) und vier kapetani (Hauptleute). 2- Gr bal j mit vier bratstva; hat einen gubernator und vier kapetani. **■ Das pleme M i ho lj an i hat drei kapetani. (Hier wird pleme in der modernen Bedeutung gebraucht. Es bestand aus drei bratstva.) Im Gebirgslande (Brda) der Krivo šija: 1- K u ei mit acht bratstva. Sie haben einen vojvoda über allen (acht) plemena (bratstva), jedes bratstvo hat aber seinen besonderen glavar. *• or at on oži ei mit zwei bratstva; haben einen vojvoda. »gpji ^ Mftrko Drago vić, der Herausgeber der Urkunde, bemerkt hierzu: Be Un<^ Sušanj sind nach dem letzten Kriege zufolge des ungerechten S|„.j ! Usses (!rs Berliner Congresses an Oesterreich zugefallen.« Da trifft das *Hf ], « ZU: ^Ust* koku na stolicu ona oće i na policu. (Lass die Glucke en Sessel, so will sie gleich auch auf den Schrank hinauf.) 3. Klini en ti; spalten sich in sechs bratstva, über die ein vojvoda als Oberhaupt (starešina = der Alte) aller KU-menti bestellt ist. 4. Ho t i und Kas trati mit vier bratstva; haben einen vojvoda. Die drei letztgenannten Stämme waren allein Katholiken, die übrigen gehörten zur Secte der Altgläubigen. Aus der Hercegovina werden vom Metropoliten folgende ala der türkischen Oberhoheit unterstehende Nahieu angeführt: l.Nik-šici, 2. Banjami, 3. Piv lj an i, 4. Drobnjaci, 5. Gaöani, 6. Trebinj ani, 7. Popovljani und 8. die Zupci. Von allen den hier mitgetheilten Namen südslavischer plemena kommen in der Gegenwart nur noch einige vor. Die alten Stämme sind entweder aufgerieben oder durch nein1 verdrängt worden. Es bewahrheitete sich an ihnen das Wort des Volksdichters : Vrienie gradi niz Kotoro kule, Vriemc gradi, vrieme razgradjuje. 'Die Zeit erbaut längs Cattaro Burgen, die Zeit erbaut sie, die Zeit zerstört sie wieder.« Politisch vertreten wird jedes bratstvo durch ein von allen bratstvenici gemeinsam gewähltes Oberhaupt. Man nennt ihn glavar (das Oberhaup t, von glava das Haupt, aJtpr.: gallü, let.: galva) oder starešina (besonders in der Bocca, der Alte Stamm: sta; ser.: s t h a vira; goth.: stiurs, altsl. starri» alt) oder knez (in der Crnagora) oder mit Bezug darauf, dass er in Kriegszeiten auch als Anführer des bratstvo-Contingentes ins Feld zieht, kape tan (Capitain) oder s er dar (türk.) oder vojvoda (Herzog). Vojvoda heisst er besonders in dem Falle, wenn er dein stärksten bratstvo im pleme vorsteht. In geringeren Streitsachen ist der glavar auch Richter seiner bratstvenici. In schwierigeren Fällen sitzen nämlich Friedensrichter zu Gericht. In öffentlichen Angelegenheiten ist er befugt, eine allgemeine Versammlung aller bratstvenici einzuberufen. Er führt den Vorsitz, leitet die Versammlung nach altem Brauch und kann sie nach Gutdünken auflösen. Ihm steht die Executive und an manchen Orten (besonders in der Hercegovina) auch eine discretionale Gewalt zu. Er ist der Vertreter des bratstvo nach Innen und Aussen. Im Kriege wird ihm ein Fahnenträger beigegeben. In den Versammlungen haben nur die jeweiligen Hausvorstände Sitz und Stimme. Die übrigen schreien blos mit: ja (!(,'6r Die Gegenstände der Berathung sind mannigfaltig: dle Kirche, der Gottesacker, die Triften, Quellen, Wälder, Grenz- örrückungen, Theilumgen von Hausgemeinschaften, ehedem berath-Schlagte man auch über Kaubzüge, TJeberfälle u. s. w. Ein bi atstvo bewohnt je nach seiner Seelenanzahl ein oder Heb mehrere Dörfer ganz ausschliesslich, doch gibt es auch solche ^itstva, die nur aus einigen Häusern eines Dorfes gebildet sind, I h wissen die Mitglieder eines jeden Hauses sehr wohl, welchem atstvo sie angehören, mögen in demselben Dorfe auch mehrere jjlatstva vorhanden sein. Die Zusammengehörigkeit der einzelnen (lUser eines bratstvo, selbst wenn diese an den verschiedenen ^'Hleu des Dorf es sich beiluden, zeigt sich schon darin, dass ihre llndstücke zumeist aneinander grenzen. Ebenso ist man darauf j ^ tlcht, dass in einem Kriegsfalle alle waffenfähigen Männer eines atstvo vereinigt kämpfen. . Im bratstvo treten Alle für Einen und Einer für Alle in \^er Hinsicht ein. Diese Solidarität offenbart sich besonders bei q * Blutrache. Die Blutrache wird noch in der Gegenwart in der I '. a8°ra und in der Hercegovina ausgeübt, ja selbst in der Bocca es der österreichischen Regierung, trotz der eifrigsten Bemühungen i ■ ' bisher noch nicht gelungen, diesen Brauch vollständig aus-tten. Wir kommen darauf im zweiten Bande ausführlich zu |ll|,(:hen, hier sollen nur kurz die Pflichten der bratstvenici bei lQei solchen Gelegenheit hervorgehoben werden. Wenn ^^o^0^ eim's bratstvo irgend ein Milglied eines 6l'U bratstvo tödtet, so sind alle bratstvenici des Ermordeten V bebtet, ihn zu rächen, und zwar pflegen sie, falls es ihnen 1Cüt gelingt des Mörders selbst habhaft zu werden, den Erst-^essen bratstvo, der ihnen gerade in die Hände fällt, «weiters zu tödten. Bei alledem ist es den Leuten nicht ganz durch wen der Mord gesühnt wird, falls sie den Mörder vuik, der Blutschuldige) nicht selbst tödten können. Um ihm *&a 1 VQQ^ ^e^eri UD<1 empfindlichen Verlust beizubringen, sucht &U seinem Vater oder Bruder oder seinem Sohne, wenn er erwach ■ ■ üi l ls*' ßlutl"acLe zu nehmen. Erst dann, wenn dies durchaus \VVi ^e^n8'm w^l' nimmt man mit anderen Verwandten vorlieb, in • m UIU^ llumdndige Kinder werden unter keiuer Bedingung s Blutrache getödtet. üel ^enn frieden geschlossen wird, so können nicht etwa Ein-e-für sich den Frieden schliessen, sondern das ganze bratstvo unterhandelt mit dem andern bratstvo, ferner, vermag der Mörder oder dessen Haus nicht allein das Sühnegeld (zuweilen hundert und ein, gewöhnlich hundert und vierundzwanzig Ducaten *) der engeren Familie des Getödteten zu leisten, so schiesst das ganze bratstvo das Geld zusammen. Die bratstvenici betrachten sich untereinander als Anverwandte, und darum heiratete früher Niemand aus seinem bratstvo. In der Gegenwart ist man in dieser Hinsicht um Vieles nachsichtiger geworden. Die bratstvenici unterstützen einander nicht blos, wenn ein Sühnegeld zur Tilgung einer Blutschuld zu leisten ist, sondern springen einander bei jeder Gelegenheit hilfreich bei. Wenn z. B. einem bratstveuik das Haus abbrennt, so sammelt er zuerst bei seinem bratstvo milde Beiträge zum Wiederaufbau seines Hauses und erhält auf jedeu Fall früher als sonst wo die nöthige Unterstützung. Ferner, wenn ein armer Mann heiraten will, aber mit den grossen Kosten, die eine Hochzeit erheischt, nicht aufkommen kann, so verheiratet ihn sein bratstvo aus eigenem Säckel und hilft ihm auf jede Weise. Kirche, Friedhof, Weideplätze, Mehl- und Stampfmühlen sind gemeinsames Eigenthum in einem jeden bratstvo. Wir gedachten schon früher des Kaufvorrechtes, das ein bratstveuik dem bratstvenik gegenüber besitzt. Trifft es sich aber einmal, dass Niemand aus demselben bratstvo die Liegenschaft ankaufen mag, so ist noch immer ein Fremder nicht berechtigt, als Käufer aufzutreten, sondern es geniessen die Angehörigen anderer bratstva desselben plerne das Vorkaufrecht. Bei der Anknüpfung verwandtschaftlicher Beziehungen unter Angehörigen verschiedener bratstva, tritt das Bewusstsein der engeren Zusammengehörigkeit unter den bratstvenici eines bratstvo ganz deutlich zu Tage. Wenn z. B. ein Mann aus einem bratstvo dem Kinde eines Angehörigen eines anderen bratstvo zu Gevatter steht (kumuje), so nennen sich die Angehörigen beider bratstva gegenseitig kumovi, Gevatter. Ebenso wenn ein Mädchen aus einem bratstvo in ein anderes hineingeheiratet hat, so benennt man alle die neuen bratstvenici des jungen Weibes prijatelji (Freunde. Vergl. S. 14 die Bemerkung am Schlüsse der Nomenclatur der weiblichen Seitenlinien). ,Die bratstvenici sind besonders eifer- ') Vergl. Vrcevie, Niz naroduih pripov. S. 88. chMg auf die Wahrung der Ehre ihres bratstvo. Darum suchen ^ z- B. die bratstvenici eines stattlichen bratstvo auf jede mögliche iur UQ(^ ^e^se zu verhindern, dass nicht etwa ein Mädchen aus oru bratstvo in ein geringeres hineinheirate, ebensowenig wird gegeben, dass ein Bursche ein Mädchen aus einem geringeren )lrttstvo heimführe. Ein Sprichwort lautet: Jako bratstvo brzo za]di<-e. Ein starkes bratstvo gerätb leicht (schnell) in Händel. Durch die Verbindung mit einem schwächeren bratstvo fühlt ^ich i uas mächtigere zurückgesetzt, hingegen gewinnt es durch Ver-Vugcrung mit einem starken bratstvo einen starken Verbündeten, ftftii eine Familie bis auf eine Erbtochter aus, so kann Verständlich zu ihr in das verödete Heim nur ein Angehöriger , Fudern bratstvo hineinheiraten (vergl. das Capitel: »Der Erb-ka rerinariu*)- Ei: muss sich aber in das neue bratstvo erst ein-j() en- Der Eintrittsbetrag macht in der Bocca nach Ljubisa die ^sl)ren (== acht Thaler) aus, abgesehen von den Gebühren, üeu ^"'c^e zu entrichten sind, und des Festmahles, das den eü uratstvenici gegeben werden muss. ('irje ^miede sind aus dem bratstvo ausgeschlossen. Sie nehmen S(,,f ^erai't verachtete Stellung ein, dass sich kein halbwegs recht-' p ' enes Haus mit einem Schmiede verschwägern will. Dieselbe thft'i lGlnunS tra^ auch in der alten servianischen Centurienein-drj n^ ^öS ^mischen Volkes hervor, wo die Schmiede den nie-Üc5 11 Centimen zugetheilt waren. Ein Sehmied ist daher auf ■Seh Se^sk angcwiesen und kann nur wieder die Tochter eines 8jcJ lfi(^GS heiraten. Der Grund dieser Ausnahmsstellung ergibt Heb V°n Ke^JS^ wenn man bedenkt, dass bei einem durchaus (jjeVg^ ailtreibenden Volke nur die Grösse des Grundbesitzes und V( , 1 glalt, die man auf seine Bearbeitung verwendet, zu Achtung aiich folgerichtig müssten Opankenmacher, Wagner, Tischleider Veracütet werden. Dies tritt aber deshalb nicht ein, weil jQ ^^slavische Bauer, wo er noch sich selbst überlassen ist, wie .Tu °r "raagora und der Hercegovina, diese Fertigkeiten von früher Send • ^egUe auszuüben gelernt hat. Als Gewerbetreibenden be- cje rnan Tischlern, Opankenmachern und Wagnern nur in Nie-megö nx Städten und grösseren Dörfern. Gewöhnlich betreiben fcum • andwerlfer nebenbei noch sehr stark Ackerbau, da ihnen bj 6!st iür Gewerbe die Bedürfnisse für den Lebensunterhalt nicht Gehend zu decken vermag. S t a m m sagen der b r a t s t v a und Entstehung der Familiennamen. Jedes bratstvo, sowie die zu einem pleme vereinigten bratstvib weist eine Stammsage auf, die den Urahn verherrlicht. Man liebt eg> die Lebenszeit des Stammvaters in eine längst entschwundene Ver' gangenheit zurückzuverlegen. Ihm werden alle möglichen und unmög' liehen Heldenthaten zugeschrieben. Ein Zug pflegt in den Sagen den* noch auf Thatsachen zu beruhen, wenn die Sagen nämlich von d"er Einwanderung des Stammvaters in die neue Heimat berichten. fh° Njegus in der Crnagora erzählen z. B., dass sie vor Zeiten m Abhänge der Njeguä-AIpe in der Hercegovina ansässig gewesen U»J von dort nach der Crnagora eingewandert wären. Sie theilen sieb in zwei starke bratstva: die Erakovic und Rai öe vi 6. Es waren ihrer zwei Brüder, Erak und Raic (wohl Raja, denn Raic selbst ist ein Patronymikon). Von Erak stammen die Petrovio (dal gegenwärtige Fürstengeschlecht), die Popovic, Kustud ab, von Raic die: R a d o n i c, Z u t k o v i 6, P r a s i 6 (nach Med ak o vic a. a. Das alte und weitverzweigte pleme der Vasojevic in def Hercegovina leitet seinen Ursprung von vier Brüdern ab, vonVasö» Pipa, Krasta und Hota. Nach Vaso's bratstvo wurde dal ganze pleme Vasojevici benannt. Von Pipa rühren die Piper» in Piperi her. Dieses bratstvo verzweigte sich frühzeitig und i^r über mehrere Dörfer unter verschiedenen Namen angesiedelt. Vo*1 Krasta stammen die Krastenici ab. Sie bewohnen Reka i']1 albanesischen Grenzgebiete. Ihr Wohnbezirk heisst Reßka m*j lesija. Sie sind zum Mahomedanismus übergetreten. (MiliceVi0 behauptet, es gäbe auf Gottes Erdböden keine böseren MenscheJ1 als die Krastenio.). Von Hota leiten die Hoti in der inalesijl von Skadar (Scutari) ihren Ursprung ab. Sie sind zum The» Mohamedaner, die Mehrzahl aber Katholiken. In der Nahija Vasojevic gibt es nach Milicevio noch mehre1'0 plemena, die sich für Nachkommen Pipa's halten. Unser Gewähr3' mann verwechselt hierbei ganz gewiss pleme mit bratstvo. Wie viele ältere plemena es daselbst gibt, das lässt sich aus der zahl der Schutzheiligen, die in dieser Nahija gefeiert werden, gen^ bestimmen. Die eigentlichen Vasojevic feiern den Tag des hl' Alexander (30. August). Die übrigen plemena feiern entweder de*1 hl. Nikolaus oder hl. Johannes oder den Erzengel oder d10 hl. Petkovica (Freitag, Frühlingsgöttin der vorchristlichen Zeit)' oder den hl. Pantelija. sie Bie Stammsage der Urlić-Ivanovic in der ßocca erzählt &Ur Ivanovic, im Hercegovački Bosiljak1) Ihn begeisterte r zu einem sehr schwülstigen Heldengedichte. Davon soll der ^e.sei- i- ?er leses Buches verschont bleiben , doch die eigentliche Sage l6U'i mitg'etheilt zu werden, weil sie deutlich zeigt, wie sie Sentüch entstanden sein mag. Grgur erzählt: »Die Ivanovic leiten ihren ältesten Ursprung (svoju s t a-ein iUlS ^osmeil üer' Jomko Marnavic (als Geschichtsforscher w,.- ^an/j ""bekannte Grösse) beweist, dass eine Zweiglinie dieses verzweigten Stammes im fünfzehnten Jahrhundert aus ßuss- U]il ~ nach Slavonien, Ungarn und Bosnien eingewandert ist.« I 'unavie scheint keine anderen Belege für seinen Beweis beige-, ßht zu haben, als das Vorkommen des Namens Ivanovic in den n' d'1^111"0^ *ber ist sem ganzer Bericht hinfällig. Der ]"iu l v^ ^st imter den Südslaven verhältnissmässig nicht 8r häufig anzutreffen, als in Deutschland die Namen Mayer ^ch ' UQter den Südslaven zeigt sich in neuerer Zeit viel- es T streben, seinen Ursprung aus Russland, sowie ehedem l ' abzuleiten. Gewisse Leute legen darauf einen grossen , Q> etwa so, wie sich Mancher in Deutschland etwas darauf »Ute t\ <- ^ass er TOn französischen Emigranten abstammt. Un- lscheinlich ist Marnavic's Annahme schon deshalb, weil die " ebb u die 1 luss^8cnen Auswanderer gewöhnliche Bauern gewesen, 'Hitl^'WlSS ^eme Bocumente, Adelsbriefe etwa, aus ihrer Heimat 8fcv . . n0 »Kurz bevor das bosnische Königreich zerfiel, trennten eiaige von der Sippe Ivanovic und zogen zurück nach Ungarn, Üöd T> 'J''eben in Slavonien, einige endlich gingen über den Sava-pJcc-i UafluSS' Von Doboj an der Bosna zog ein Theil in die t„. , ' 6111 anderer in die Cruagora, und zwar nach I^upanjce und di(J k0' Von die sem bratstvo trennten sich zuerst zwei Familien, dei^ac.k Knin und Petrovo polje übersiedelten. In fmotsko sie-Jü . Slcn a^s erster Rado Ivanovic an, während seine zwei Brüder ^ijk!) die Abhänge von Gl'al) bei Krstatice anbauten. ül)er°. liort eino neue Heimstätte, Gjuro wurde vom Tode n, |^'lS('bt- Sein Sohn Tadija zog gegen das Meer hin und gelangte 8 DraSniöko podkamenje (Klippenstrand von Drasnice), von wo ei sich über Kolivrat nach DraSnice bei Dubcac und Podo- 80 UlKl'2iHci'c^ovaöki bosiljak. Mostar 1883, Nr. I. und II, S. ö, berić begab. Vom Tadija stammt das im Küstenlande mt pleme ab. Es zählt an 500 Seelen. Lauter ungestüme, halsstarrig Leute, die in aller und jeder Beziehung sich streng an alte Sitte-alten Brauch und alte Tracht halten. Von Tadija wurde IvM geboren, von Ivan Tadija, von Tadija Grgur, von Grgur Stjep*0 von Stjepko Tadija. Dieser nannte sich der erste Ivanović Ürh* Während der häufigen Kriegszüge gegen die Türken war er ein fett' riger Mitstreiter der serdare (Grossprofosen, Generalgewall igen) Küstenlandes. — (Im den Beginn des Krieges von Eandia (16631 begab er sich mit den übrigen Serdaren nach Venedig. Dof* wurden sie im Dogenpalaste für ihre Heldenthaten ausgezeichuet' Als sie den Palast verliessen, ging Jeder seines Weges, Tadija abe' steckte nach Brauch der Bewohner des Küstenlandes (na primorsko den Finger ins Ohr und Hess die gebräuchliche ooooooo-Melodie erschallen (udari popjevku na okavsku). Die Venezianer spotteten ihn, weil ihnen ein solcher Gesang gauz und gar ufl' gewohnt war: »Gvarde come urla quel serdaro Dalmato!« DaVOJ blieb dem Tadija bei seinen Geschlechtsgenossen (suplemenjaci) der Beiname (priziv) Urlić, daher Ivanović Urlić. Später vei'' tauschte man diese zwei Namen. (Wie dies aufzufassen ist, ei" klären wir gleich weiter unten.) Heutigen Tages schreiben sie* alle nur Urlić. Von Tadija stammen Ivan und Peter ab, ^ Ivan Mato und Stjepan, von Stjepan Ivan. Von Ivan Stjepan«* entspross Grgur, von Grgur Mato.« Mato ist der Grossvat?1' unseres Gewährsmannes, der sich Grgur Urlic-Ivanović nennt. Vom bratstvo der K ov aöe v i ć in der Crnagora erzählt die Staun11' sage, der Urahn sei der Vater zweier Ueberläufer (uskoka) geweseö» die das Schmiedehandwerk erlernten und dann nach Grahovo fläch' teten. Einer von ihnen siedelte sich für ständig dort an. Sei"1' Nachkommen, d. h. das ganze gegenwärtige bratstvo heisst Kov!l' čević. Dies ist aber nur, ich will mich der für den Deutsche11 verständlicheren griechischen Bezeichnung bedienen, das Eponym0'1 der Phratrie, denn es hat noch überdies jedes Haus (kuća oder man in der Crnagora zu sagen pflegt, ognjište = Feuerstätte), ode1 mehrere Häuser, die von einem Grossvater abstammen, haben ihre'1 besonderen Familiennamen. Das bratstvo Kovačević zerfällt z. P in mehrere Häuser, die Janković, Milutinovic, Perović u. s. vV Schliesslich kommt noch jedem Mitglied eines Hauses und eiueS bratstvo ein besonderer Name zu, dem der Vatersname, und wen11 dieser letztere häufig vorkommt, so dass eine Verwechslung statt' u'n könnte, auch noch der Name des Grossvaters hinzugefügt 'ich * ^>a*ironym^a ^er Individuen endigen nicht wie gewöhn-p die Namen auf -ić, sondern entweder auf -o v oder -in. Z. B.: Jovov (Peter Sohn des Jovo) oder Nikola Pa vi a 11 i— J'\a» (Nikol aus Sohn des Paul Eliassohn). Daher hat jeder ein-e männliche Angehörige eines bratstvo folgende Namen: *■ Einen Taufnamen, z, B.: Jovo. 2- Den Namen des Vaters in adjectivischer Form, z. B.: Jovo Petrov (Jovo Peterssohn, wenn der Vater Peter heisst). 3. Gibt es in demselben Hause mehrere, die Jovo Petrov heissen, so setzt man noch des Grossvaters Namen in adjectivischer Form hinzu, z. B.: Jovo Petra Markova (Jovo des Peter Markussohn, wenn der Grossvater Markus hiess). *• Hiezu kommt noch der Name des Hauses. Heisst dieses Janković, so lautet der Name unseres Jovo: Jovo Petra Markova Jankovića (Jovo, des Peter Markussohn [des Hauses] Janković), °- Schliesslich kommt noch hinzu der Name des bratstvo, Wso: Jovo Petra Ma r k o v i ć a J a n ko vi 6 a Kovače-vića [Jovo, Sohn des Peter Markussohn (aus dem Hause) Janković (aus dem bratstvo) Kovaćević]. fei k- Versteilt sich eigentlich von selbst, dass man auf öster-p sehem Gebiete auf eine weniger scharfe Unterscheidung und s eilung der Namen stosseu muss. Erstens sind die bratstva v ^er bedeutend und zweitens stehen die den Hercegovcen stamm-Biinfl Bocchesen schon weit mehr als die ersteren unter dem ^ iiss der westlichen Cultur. Dies wird uns trefflich durch den foltr ^ •)11i š a's beleuchtet, der über die Gegend von Budva (dasfeUde Allskunft S'bt: -Die Hausgemeinschaften oder Familien aioht*° *"er ülc^ 7'll^ass^ we^ slcb die beiden Begriffe . 1 decken) haben ausser dem Namen des bratstvo gewöhnlich feld 1811 Namen, sondern nur hie und da einen Beinamen kf'it ; der entweder nach einer Person oder einer Oertlich-Weiseg°bildet wurde. Das bratstvo der Marković ist beispiels-iu ^ kretheilt in die C ručan i (nach dem Fliisschen Cr na) und "Hin'' "rUö2ani (nach brijeg, der Berg, zubenannt). Es gibt, 01 e Familien in einem bratstvo, die solche Beinamen führen. ) In Serbien sagt man noch bezeichnender: prozvište = Rufnamen. Im Uebrigcn kann man im Allgemeinen sagen, dass die einzeln60 Familien eines und desselben bratstvo ausser dem Namen bratstvo untereinander noch jeweilig den Vaters- oder Grossvat'1; namen, wo es Noth thut, in Anwendung bringen: also die Fanii^ des Peter Nikolaus Sohn Ljubisa's oder des Peter Niko's Peter? söhn L j ubiS a's.« Mit Ausnahme des Phratrieneponymons gebraucht man de»1' nach die übrigen Namen lediglich nur zur Individualisirung iuner' halb des bratstvo selbst, während ein Einzelner vor Nichtang? hörigen seines bratstvo blos den Namen des letzteren nennt. unseren Beispielen also Kovaöevi6 oder LjubiSa. Der Crnö' gorac versteht den Ausdruck prezime (Zunamen) nicht, sagt Me' dakovic, er kennt nur das bratstvo. Würde Jemand einen CrD? gorac fragen: »Wie lautet dein Zuname?* so würde ihn der ör fragte nicht verstehen, sondern antworten: »Was hast du gesagt (kako reöe?). Fragt man aber: »Welchem bratstvo gehörst ^ an?« so erhält man gleich eine richtige Antwort. Ungenau drückt sich Vuk aus, wenn er a. a. 0. von Namengehung in der Crnagora und der Hercegovina sagt: der Crnagora und der Hercegovina hat unser Volk seine Zunaiflelj (prezimena, das Wort ist, wie bemerkt, den Cmagorcen ni^ bekannt), mit welchem sich die Familien (porodice) von Glied Glied benennen, so wie es im übrigen Europa der Fall ist.« P*[ ist oder besser war nicht richtig, als ja aus einem bratstvo s$ mehrere mit eigenen Namen herausentwickeln konnten. Am wen1»' sten zuverlässig ist Vuk's Hinweis auf das »übrige Europa«. 1 fährt nun fort: »In Serbien aber bestand dieser Gebrauch bis »ll die Gegenwart nicht, sondern Jeder benannte sich nach sein*^ Vater, indem er an des Vaters Tauf namen, wenn dieser auf J oder o, oder auf einen Consonanten auslautete, ein ovic odef evic, wenn auf a ein einfaches i 6 anhängte; z. B.: Mi 1 an-ovi1'; Milos-evie, Miloje-vic, Ranko-vic, Mile-t-i6. Wenn ^ einem der Vater vor der Mutter verstarb, so bildete man den W namen nach dem Taufnamen der Mutter; z. B.: von Ru^a-Ruz'1 von Smiljana-Smiljani6, von Peruna-Peruniöiö. Ebß»se machten es Diejenigen, die aus der Hercegovina oder aus der Cröa' gora in Serbien sich niederliessen, indem sie nach dem Brauck des Tieflandes ihre alten Zunamen nach und nach auszulasse15' manche auch zu vergessen pflegten. Wenn man bei Manchen n°c des alten Namens gedachte, so geschah es häufig nur mehr :l"r ^ott- Mir (Vuk) erzählte der zu Karagjorgje's Zeit ziemlieh ange-eue Anführer Namens Mladen, er stamme eigentlich aus ^obnjat, aus dem Dorfe Tusimnje, aus der Sippe Cerovic, er lÄn" a1j ü^trache der Hauptgrund, weshalb die Leute an ihrem alten Mil.11611 ^es^üalten, damit nämlich Derjenige, der daran denken o e> Jemand zu tödten, sogleich wissen kann, mit wem er in 13 [reit ' o 1 Iii g ^era^len imiss und wem er das Blutgeld schulden werde. feej n a^er gab es keine solche Blutrache und konnte auch Öich ^en' e'jen diirum brauchte man sich an den alten Zunamen itiK 1 -ZU miHen.« Die weitere Bemerkung, die er an das Gesagte Was ' können Wlr uns füglich erlassen. Wahr ist hingegen. (die ^ ^ernermn berichtet, dass die Türken, wenn sie den haraö od». . er) einsammelten, Jeden nach dem Namen seines Vaters k(i,nmSeinGr ^lltter aufriefen und sich sonst blutwenig darum be- iju, neiten, wie sich einer benenne; ungerechtfertigt ist aber Vuk's Tageg8 gefül£ei'tei' Schluss: »Eben darum besteht noch heutigen rj\, fS uns ^er Brauch, dass man viele Leute mehr nach ihrem amen als bei irgend einem Zunamen kennt und anruft.« Vuk *** das r 1 ljeuen von Dorfleuten im Auge und gerade deshalb ist emerkllng nicht zutreffend. Es ist ja selbstverständlich, beSonj auf ^em Dorfe, wo Einer den Andern ganz genau kennt, flea .eis w©nn man mit Jemand zusammen aufgewachsen ist, Sehr h.eü 1UU ^ semem Taufnamen anrufen wird. Ist es ein Dritte vorkommender Name uud spricht man mit jemand ^tstft^r ^6U ^rft8er dieses Namens, so ist es wieder selbst-'eh, dass man eine nähere Bezeichnung in irgend einer Form dem Namen hinzufügen wird, um den Unterrednor in keim1'1' Zweifel darüber zu lassen, wen man meint. Das Nächstliegend* ist, dass man ein Patronymikon hinzusetzt. Und was ist denn d*j Patrouymikon sonst als ein Taufname in adjectivischer Fori"' Richtig dagegen ist es, dass die mahomedanisirten Slaven in B°s' iiimi ihre alten slavischen Zunamen beibehalten haben, weil ^ dieselben ihnen verschiedene Hechte verbrieft sind. In engen'1-Kreisen gebraucht man freilich trotzdem neue Patronymika. Besonders bemerkenswerth ist das, was uns Vrčevic a11* der neuesten Zeit über die Nameugebung in der Hercegovina, Crna' gora und der Bocca mittheilt. Sind wenige Söhne im Hause. ° wird der Name nicht verändert, sind ihrer aber viele, so bildßt man ein Patronymikon. »Hätte mein seliger Vater Stefan/ erzählt Vrčevic, »viele Söhne gehabt — wie z. B. Jug Bogdan" (dieser hatte neun Söhne, wie aus den Volksliedern als bekanD* vorausgesetzt werden kann), »nach dem seine Söhne Jugovi1'1 hiessen — so würde schwerlich wohl Jemand mich oder mein1' Brüder Vrčevic, sondern Stefanovic oder Ste v o vi 6 nennen* Ja, kehrte ich heute nach Risano zurück (der nunmehr verstorben* Vrčevic lebte, als er dies vor zehn Jahren schrieb, als Österreich!' scher Consnl in Trebi nje), man würde mich Vuko StevanO*' und wohl kaum Einer Vuko Vrčevic nennen. Wenn ein Vate1 einen bis fünf Söhne hat, so ändert ihnen die Bevölkerung jeii'1 (legend niemals ihren Stammnamen (kor j eni t O ime),« Auch die Bulgaren bilden auf gleiche Weise Patronynii^' indem sie den Vatersnamen in ein Adjectiv auf o v umwandele Z.B.: Gagov, Hreljkov, Mušmulov, Zabunekov, Tuiö' bekov, Batulov, Dradžov, Lodov, Kadomirov u. s. * (Vergl. Miladinovci, Big. uar. pjes., S. 529.) Namen auf 1 c kommen unter den Bulgaren nicht vor. Bei den Sloveuen und Kroaten im engeren Sinne sind gleich' falls Patronymika sehr häufig, doch endigen diese weder auf ev noch auf i č. Zumeist sind es Adjectiva, die zugleich als Demiu11' tiva und Koseworte gebraucht werden. Z. B.: Lukec (der klein0 Lukas), S t epe k (der kleine Stefan), M ar t in ek (der klein1' Martin), J u r i n a (Georg's), L u k i n a (der Lukas), J e n d r e c (der kleine Andreas) u. s. w. Eine Ausnahme davon machen die Zu" namen, die aus Frauennamen entstanden sind. Wir wiederholen* dass solche Namen dauu entstanden, wenn nach dem Ableben d"eS Mannes die Gattin mit unmündigen Kindern hinterblieb. Nur lese Namen endigen auf i 6. Z. B. Klaric, Barič, Marie u. s. w. ( Ethnographisch lehrreich ist die Thatsache, dass Thiernamen s solche in unveränderter Form überaus selten hei den Serben in 1 1 uen, bei den Bulgaren, den Hercegovcen und Crnogorcen fast gar icht, sehr selten in Bosnien und Slavonien, dagegen in Kroatien und Jnter den Slovenen sehr häufig als Zunamen vorkommen; z. B.: * a J e c (Hase), Lisica (Fuchs), M i š (Maus), Š t a k o r (Ratte) ■ s- w.; hierin offenbart sich unverkennbar der überhandnehmende Binde Einfluss. Ferner sind in unveränderter Form als Zunamen ailch die Namen von Handwerken beibehalten worden; z. B. Reše-** (Beutermacher), TiSljar (aus dem deutschen Tischler), Kovač ^Chmied), Lončar (Töpfer), Tkalec (Weber), Varga (Bauern-efel8chnster) u. s. w. Nicht selten sind Namen nach Tagen oder - Suiten, z.B.: Subota (Samstag), Nedelja (Sonntag), Svibcn A a0; sie sind wohl daher genommen, weil der Erste, dem man diesen oder i at jenen Namen beigelegt, an dem Tage oder in dem Monate oren wurde. Auch sonst wird die Erinnerung an besondere Jgnisse durch den Zunamen festgehalten, den man der bei dem äffenden Ereignisse meistbetheiligten Person beigelegt, z. B.: Po-F°'ela° (der Abbrändler), Kraj ign i k (der Grenzbewohner), Pol-* (der in der Ebene wohnt), Novosel (der ein neues Dorf gründet hat) u. s. w. Ein Drittheil aller südslawischen Zunamen hat ursPrfin8^cne Spitznamen zurück. Unter den Südslaven sowohl in Stadt wie Dorf Jeder, mag er hoch oder nieder sein, p^gend einen Spottnamen, der ihm sein ganzes Leben haften bleibt. lärlT Eig('nthümlicükeit theilen die Südslaven mit allen Süd-^ 1 ern im Allgemeinen. Die Thiernamen als Zunamen führen J'Jueist auf Spottnamen zurück. Die Spitznamen vererbten sich S von Vater auf Sohn und wurden in Patronymika umgewandelt. ^ 1- Beispiele für Spottnamen, die keine Zunamen sind: Im do B,Divosel° in der Lika führt der Hausälteste Petar Obra- jic den Spottnamen Trtica (das Schweifstück von einem ge-S611 Gefll^el)> Todor Obradovič Maglov heisst Brkljar istT fChniirbai'fci&e). Peter 0. Maglov Buvar (der voll Flöhe Vu- U,ar °" M Vržina (der Knoten). In den zwei Häusern sinl.Jü°Vi6 üeissen die Mitglieder des einen Žile (etwa mit Ro-Kle ZU "zersetzen), das andere Paripina (ein zaundürrer pper), — Aus Stnbica in Kroatien: Tikec (der Stotterer?), a " 8 s , Sitte u. Gewohnheitsrecht d. Südil. 4 M i k o c (der Blinzler), Vuhas (der lange Obren hat). — Aus PI et er ni ca in Slavonien: Pilosop1) (der Philosoph; der Manu bekam den Namen, weil er immer über die tiefe Bedeutung dVi Sternzeichen im Kalender nachgrübelt), Fe c i g u z (A .. . . brater; der Mann pflegt im Winter mit dem Kücken gegen das Feue>* gekehrt, sich ran widmen. Die Bauernherde siud kaum einen Schuh hoch, daher ist der Spitzname leicht erklärlich). 2. Beispiele von Spottnamen, die Zunamen geworden sind Mlatiš uma (Waldverwüster aus Serbien), Pecirepa (Rüben' brater), Pržibaba (Altweiberröster), Maökobrk (Katzenschnur' bart), Kuka v i tue (Kukukssohn; der Kukuk gilt den Süds laven als Sinnbild sowohl des jammervollen Elends als der knechtischen Feigheit), Magaraševič (der von einem Esel abstammt. V$ Esel gilt den Südslaven nicht so wie den Deutschen als Sinnbild der Dummheit, sondern der niederträchtigen Verschmitztheit un^ Schufterei). (Aus der Hercegoyina, Cmagora und der Bocca.) Benak (der Trottel), Pečenka (der Braten), Zubovič (de* grosse Zähne hat) (aus Slavonien) u. s. w. Für Bosnien sagt Martič, dass bei den Katholiken uralW Zunamen vorkommen, z. B.: llic, Jozic, Tomic, die Altgläubigen aber (d. h. die Serben) würden nach ihren Eltern zubenani^-In der Anmerkung fragt Bogišič: »Sollte es denn möglich sein» dass es noch immer keine ständigen Zunamen gibt?« — Bis vo<' Kurzem, als Bosnien noch unter türkischer Verwaltung sich befand* konnte dies ja noch immer geschehen. Das Volk bleibt überall bei seinem alten Brauch, wo es nicht durch äussere Verhältnis^ von demselben abgebracht wird. Martic's Bericht ist um so glaub' würdiger, als erstens keine Veranlassung für ihn vorlag, eine solche Behauptung aus der Luft zu greifen; zweitens, weil die Altgläubigen überhaupt sehr zähe Anhänger alter Bräuche sind, u»d drittens, weil sie doch Niemand darau hinderte, bei ihrem alten Brauche der Namengebung zu verbleiben. Die Türken kümmerten sich ja nie um derlei Angelegenheiten der Raja, sobald diese nur pünktlich ihre Abgaben entrichteten. !) Er führt sonst den Namen P itk o v, aber auch das ist ein Spitznam*3, Krsno ime. Das Sippenfest. In welchen Gebieten sich das bratstvo bis auf die Jetztzeit ^halten hat, das wurde hier schon mehrmals hervorgehoben. Wir ^s sieh aber nicht anders erwarten liisst, finden sich Spuren dieser ^ stitution anch bei den übrigen Südslaven. Wenn auch die Namen atstvo und bratstvenici in Vergessenheit gerathen sind, so hat sich 0f-h das Bewusstsein der Zusammengehörigkeit verwandter Sippen 1,11 Volke nicht verloren. Dies zeigt sich alljährlich bei der gomein-arnen Feier eines und desselben Schutzpatrons, beim Sippenfeste, m sogenannten krsno ime. (In den monum. serb.: krri>stfcno ™ 8 nomen baptizmatis. Krast* von /nitenthum keine Sippenfeste gefeiert, zerlallt angesichts der die tn(.^'lats;>.ehen, die dagegen sprechen. Mcdakovic meint nämlich, e Sippenfeste wären erst durch das Christenthum eingeführt Orden, Bemerkenswerth ist es, dass die Sippeufeste an Stelle alt-Ujdnischer Feslleiern getreten sind, die im Frühling, im Hoch-^mmer und im Winter, zur Zeit der Jahreswende begangen wurden. y Richen Festtagen fanden wohl die ersten Massenübertritte ^ Christenthum statt. Das alte Fest wurde beibehalten, doch de/'1 ''ni'ln 1HMU'n Namen.1) Vereinzelt begegnet man auch in m Namen selbst vorchristlichen Erinnerungen, so z. B.: wenn W. Pantelija (Panteleimon) und die hl. Petka (die Freitag, nus — Aphrodite) als Sippenheilige verehrt werden. , ^on ,lpn altheidnischen Feiern haben sich vorzüglich drei ^ ^Iten: das Maifest, das Fest der Sommer- und der Winteren wende; diese waren und sind noch gegenwärtig allgemeine Kauz Bosii5i<3 (Književnik III, S. 426) macht bezüglich des krsno ime eine >>(lass d° sachliche Bemerkung, die wiederholt m werden wohl verdient: ^euban* £°£0,1wärtig noch übliche Sippenfest (k. i.) in einem inneren Zusam-^vird 1 • T vorchristlichen Feier des Penaten der Hansgemeinschaft steht, ^eisb*U ' ljC' raerjreren slavischen Völkern noch heutigen Tagea nachtuen*!! Ul>6D an einen «olchen (Haus-) Geist bestätigt. Die Grossrussen ^l'-iniu ' "■ HWS^'ist UOcl1 ßegenwärtiS Dornovoj, Hozjain, djed, die tjgen t'8611' ^0siJü^ar- Ja hei den Kleinrussen erhielt sich bis auf den heu-5. s w aS eiU ecllter> rechter Cultus dieses unsichtbaren Familien-Schutzgeistes Vergl. im Nachfolg, die Dar Stellung der Festgebräuche bei krsno ime. Volksfeste. Daher begehen die meisten südslavischen Sippen Hei' lige, deren Fest von der Kirche um die angegebene Zeit angesetfl worden. Es sind dies: der hl. Georg (Gjurgjevdan, am 23. Mail der hl. .Johannes (Jovanj dan, am 24. Juni), der Erzeugt Michael (Arangjelovdan, am 29. September), der hl. NikO' laus (Nikoljdan am 6. December), der hl. Demetrius (Mi* trovdan, 26. December) u. s. w. Nach Vttk's Zeugniss feiern die Bulgaren im Timokgebiet als Sippenheiligen den hl. Nikolaus-Die übrigen Bulgaren begehen kein krsno ime. Die Sippen, die davon eine Ausnahme machen, behauptet mein Gewährsmann S. J o v a n o v i ć, wären alle von Ursprung aus Serbien eingewandert» So wie in der Crnagora, der Hercegovina und in der Bocc» die Sippen einen allgemeinen, von ihrem Stammvater herrührenden Sippennamen haben, so benennen sich die übrigen altgläubigen Südslaven vorzugsweise nach ihrem Schutzheiligen. Dasselbe i$t wohl auch in den 'drei genannten Gebieten der Fall, nur tritt letzterer Name iu den Hintergrund. Der vom gemeinsamen Sippefl* heiligen gebildete Name bildet unter den Altgläubigen eine Art E rken nungszeichen. Es gibt: G j u r g j e v š t a c i, M i t r o v š t a C h Nikoljštaci, Jo v an j štaci, ArangjelovStaci u. s. *j Dem Sippenfeste kommt im südslavischen Volksleben eine s° grosse Bedeutung zu, dass es füglich keiner Entschuldigung bedarf wenn wir hier eine kurze Schilderung der üblichen Festordnuö£ entwerfen.1) Das ganze Jahr hindurch trifft der Hausälteste Vorbereitungen zur würdigen Feier dieses Festtages. Der Südslave hegt nämlich den Glauben, dass an diesem Tage der Schutzpatron (svetitelj) selbst zu ihm in das Haus komme. Daher sagt man geradeaus zur Bezeichnung, dass der hl. Tag herangenaht ist: »došao mi je sveti Jovan ili sveti Gjuragj u kuću.« (Es ist mir der hl. Johannes oder der hl. Georg ins Haus gekommen.) Am Vorabende dieses l) Literatur: Karadzic, Život i običaji u. s. w. S. 09—85. krsn0 ime. Wohl der beste Artikel im ganzen Buche, trotz allem Mangel an Kritik' — Medaković, Život i običaji Crnogoraca. S. 64—67. M. meint, das Fes* sei in Brauch gekommen, als das Christenthum unter den Südslaven Aufnahm0 gefunden, sonst ist die Schilderung ausgezeichnet. — Vreevie, Tri glavne svečanosti. Krsno ime, S. 84—144; theilt sehr hübsche Volkslieder mit. do^1 stehen diese in keinem inneren Zusammenhange mit dem Feste. — Vodop]t im Zagrebački zabavnik 1863, S. 167—168, theilt Trinksprüche aus Ragusa n»'*' Sind kritisch nicht unanfechtbar. — B. Petranovk- im Glasnik srp. dr. 1871. S. 318—837. Werthlos. T^s geht ein Bursche durch das Dorf, halt vor jedem Hause an, zieht die Kopfbedeckung ab und trägt mit lauter Stimme seine Einladung vor: >Gottes und euer Haus! Es lässt euch mein Vater (oder Bruder) grüssen, damit ihr Abends zu ihm auf ein Glas Branntwein kommt. Was der hl. (folgt der Name des Schutz-Marons) gebracht, wollen wir nicht verbergen. Kommt, kommt jeden Fall.« Die nächsten Angehörigen des bratstvo aus einem ■toderen Dorfe kommen ungeladen. Fernestehende werden aber besonders ausgezeichnet, indem man ihnen Jemand ins Baus schickt, der einen Apfel oder eine Pomeranze als Symbol der Freundschaft überreicht. (Vergl. Cap. Gastfreundschaft.) Mancher Gast briDgt auch dem Hausherrn als Gegengeschenk einen Apfel. Am Vorabende des Festtages kommen drei Priester (popa) Haus, um alle Hausgenossen mit geweihtem Oel zu weihen. giesst in ein Glas ein wenig Wein und Oel, stösst eine Fliuteukugel zu Pulver, schüttet dasselbe in das Glas und rührt ;'!l,'s mit einem Stäbchen durch: hierauf legt jeder von den Diestern ein Stück Feuerschwamm vor sich hin. Dies bleibt so, bis mau das erste Gebet verrichtet hat. Sobald man dann aus dem Evangelium zu lesen anfängt, zünden die Priester ihre Kerzen aü- Der Hausälteste mit seinen Hausgenossen beugt sich unter ^e Stole, während die Gäste baarhaupt abseits stehen. Nach beendigtem Gebete bringt der Hausälteste drei Weichsel-Wthchen. Der älteste Priester nimmt eines davon, tunkt es in jenes Cili>s ein und bestreicht damit zuerst dem Hausältesten, dann den ü,J1'igen Hausgenossen die Stirne und wirft zuletzt das Kütheheu "ls Feuer. Ebenso macht es der zweite Priester, während der dritte noch seine zwei Vorgänger und sich auf diese Weise einsegnet, ehe er das Stäbchen ins Feuer wirft. Die Priester müssen aus demselben bratstvo stammen, in sichern sie wirken. Nach den Ceremonien setzen sich die Gäste zu Tische. Keiner den Hausgenossen darf mit ihnen Platz nehmen. Der Haus-älteste besorgt baarhaupt die Bedienung. Nachdem die Gäste gesättigt aufstehen, setzen sich erst die Hausgenossen und werden fcuf gleiche Weise vom Hausältesteu allein bedient. Am nächsten Tage besucht man frühzeitig die Kirche. Der ^ausalteste entrichtet der Kirche und den Priestern gewisse Gebühren. Nach dem Gottesdienst begibt man sich zur Festmahlzeit 1,1 das Pesthaus. Während der Mahlzeit stehen alle Hausgenossen, sowie der Haiisälteste baarhaupt um deu Tisch herum und mUD* tera unablässig die Gäste auf, zuzugreifen. Es herrscht der Glaube, dass, während die Gäste speisen, der Sippenheilige auf des Haüfl" ältesten rechter Schulter stehe, damit er von da aus Alles sehen und hören könne.J) Frauen dürfen nicht zu Tische sitzen. In der Hercegovina und der Crnagora ist es Brauch, sobald" die Mahlzeit anhebt, dass ein Knabe aus dem Hause vor dein Bildniss des Hauspatrons steht und eine gabelförmige Ruthe in der Hand hält; um die Küthe ist eine ziemlich lange Kerze aus gelbem Hauswachs gewunden. Ganz unzweideutig erkennt der Folklorist in dieser gabelförmigen Ruthe die wunsciligerta oder fing eger ta oder wünscheintote der alten Deutschen-Sie hatte gleichfalls die Form einer Gabel. Der Knabe mit dieser sonderbaren Kerze bringt daher sinnbildlich dem Schutzheiligen die Wünsche der Hausgenossen entgegen. Ist kein Knabe unter den Hausgenossen, so befestigt man die Ruthe vor dem Bilde und wickelt nach und nach die Kerze ab, bis sie ganz herunterbrennt. Beim ersten Glas Wein — an manchen Orten erst bein' dritten — wird ein Trinkspruch zu Ehren Gottes ausgebracht. Der Priester oder der Dorfschulze (knez) oder wer gerade den Vorsitz am Tische hat (der dolibaša), erhebt sich und sagt zum Haus-ältesten: »Zünde das Licht zu Ehren des Sippenheiligen an (krsnu svijeću) und bringe Weihrauch, damit wir zu Ehren Gottes trinken.' Der Trinkspruch ist stereotyp. Heidnische Reminiscenzen findet man in demselben ebensowenig als in den vielen anderen, die an diesem Tage gesprochen werden; das einzige Bemerkenswerthe sind die Assonanzen, die trotz ihrer Farblosigkeit stark an die Gleichklänge alter Zaubersprüche gemahnen. Erster Trinkspruch: »Zu einem grossen, glücklichen Augenblicke und zur holden Ehre Gottes! Zur Gesundheit des hl. (der Name des Sippenhl.), des hl. Nikolaus des Wanderers, der hl. Jungfrau und des hb Erzengels, des hl. Georg und aller Heiligen, der Gottgefälligen, die da sitzen um den Thron des Herrn, auf dass sie beistehen diesem Bruder. Hausältesten und seinen Freunden, wo einer auch weilen mag dass Er sie ihm bewahre und dass sie ihm zu Hilfe seieil-Sollte ihm Jemand kein Freund sein, dass Gott seinen Sinn uniwandle, auf dass er ein Freund werde. Sollst gesund sein, Haus- Nach dem Volksglauben sitzt Jedermann sein Schutzgeist auf de* rechten Schulter. Deshalb spuckt der Bauer innner links aus, wenn er ausspuc^' ältester! Auf deine Gesundheit und Jedermanns, der dir Gutes Wünscht!« Zweiter Trinkspruch: »Gott soll ihn uns erhalten, ihn und ^in Dach (eigentlich den Trambaum auf dem Hause, pars pro oto) und seinen Samen; wo sein Pflug hingeht, dort soll Samen Bfspriessen. Sein Samen soll sich uns vervielfältigen, am meisten er sein menschlicher.« (Da ni ga bog sačuva, njega i njegovo ^.Kmie, njegovo sjeme, kudjen mu ralo odilo, tudjen mu sjeme ro- l0' da mu se sjeme sjemeni a ljudsko najbolje!) Der Siidslave j^erscheidet dreifachen Samen: zemaljsko sjeme (Erdsamen), gotsko (thierischen) und ljudsko (menschlichen). Gewöhnlich L^t man alle drei namentlich hervor, sowohl in Segensprüchen als in Flüchen. Darauf nimmt der Vorsitzende den Festlaib vom Tische schneidet ihn kreuzweis bis zur Mitte durch. Dieses Brod ls8t krsni somun. Ueber diesem Laibe sind zwei Brodstangeu j011 (l°r Dicke einer Kinderfaust kreuzweise gelegt. Die Enden aufen in fingerartige Ausschnitte aus. Wo sich die Stangen kreuzen, ßln Eindruck gemacht, gleich einem Siegelabdruck auf einer °stie, (Man nennt (das Brod) die Hostie proskura oder p o s k u r a, 1 8 dem Griechischen naogyond.) Der Vorsitzende hält nun den I 1 mit beiden Händen an den zwei Viertelstücken und streckt II l^ib so seinem älteren Nachbar zu mit den Worten: »Wohlan, vatter! Lass uns beten und sehen, wer von uns den unteren ' *jeil abbrechen wird.« Aller Augen richten sich auf die Partner, 0 Erwartung, wer als Sieger hervorgehen wird. .. das grössere Stück erlangt, thut darüber so froh, als are ihm wer weiss was für Gut zugefallen. Gleich darauf reicht 61 Versitzende die übrigen zwei Viertel dem Hausältesten hin, hm "nt ihm auf dieselbe Weise das Brod zu brechen. Die sym-_ 1SC*1B Böfieutung dieses Brodbrechens ist gar nicht schwer zu j'^'uttelü. Das Brod ist das Sinnbild des häuslichen Segens, des tfcfcs. der Zufriedenheit, der menschlichen Wohlfahrt überhaupt, e aus einem Märchen meiner Sammlung hervorgeht, ist der Behlf ■ 1U1(l1 tlaS 8innbild des Gebens. W('rm cine Hausgeiuein-a t eich auflöst, schrieb mir Herr Tordinac in Ivankovo in av°öien, so zerschneidet der bisherige Hausälteste ein Laib Brod ^so viel Theile, als sich die Gemeinschaft auflöst, und reicht jedem Won'11 FamilienoberhauPte ein Stück. In unserem Falle räth man 01 aus dem grösseren Stück, das einer abbricht, wem mehr Glück uüd Segen im kommenden Jahre zufallen wird. Diese mein0 Auffassung wird noch dadurch erhärtet, dass einer von den Gästen die ersten zwei Viertheile zerstückelt und unter alle Anwesenden vertheilt. Jeder soll einen Antheil an dem Segen haben. Da^ dritte Viertelstück behält der Hausälteste für seine Hausgenossen für den andern Tisch, das vierte Stück endlich wird dem Sippe»-heiligen geweiht. Der Priester stellt das Brod nämlich vor sich hin und steckt die Weihkerze in dasselbe, damit sie bis ans Ende der Mahlzeit brenne. Die Bulgaren im Timokgebiete und die Serben im eigentliches Serbien pflegen in den Festlaib, der jedesmal sehr gross ausfällt einen ganzen Karpfen zu verbacken. Wann der Priester zuö1 Segen ins Haus kommt, so schneidet er den Laib in der Mitte durch. Die eine Hälfte behält er für sich, die andere nimmt de* Hausälteste. Weil aber der Priester immer darauf bedacht ist) die Hälfte, in welcher der Karpfen steckt, für sich mit Beschlag zu belegen, so sorgt der Hausälteste dafür, dass der Karpfen derart in den Laib verbacken wird, dass man nicht merkt, auf webdn'i' Seite er liege. Der Priester zertheilt nun das Brod auf gut Glück-Oft sucht man den Priester dadurch zu täuschen, dass man gerade die Seite, wo der Fisch sich nicht befindet, etwas höher anknetet. Der Hausälteste bildet sich recht viel darauf ein, wenn es ihn1 gelang, den Priester zu prellen. Nach jedem Trinkspruche wird ein Lied von den anwesende'1 Keigenmädcheu und Burschen angestimmt. Diese Lieder enthalten selbstverständlich Anspielungen auf die persönlichen Vorzüge Des' jenigen, auf dessen Wohl getrunken wird. Bei einem alten Mann0 preist man seinen bedächtigen Sinn, seinen klaren Verstand, bei einem rüstigen Manne den Heldenmuth, auf den man stolz ist; z. l5-: Der Helden Augen nih'n aufeinander. Wo auch ein Held weilt, er sei am Platze. Ein guter Held ist immer am Platze. Wohl der Gemeinschaft, der er verbrüdert, Der er verbrüdert, mit der er Wein trinkt. Jeder Anwesende erhält seinen Trinkspruch; indessen werden in der Regel so viel Trinksprüche ausgebracht, als man Wein nür vertragen kann. Nach der Mahlzeit tanzt man auf der Tenne Reigen-Bemerkenswerth ist es, dass nur hier, so wie bei einer Hoch/.'''1, Männer paarweise einen Kriegstanz aufführen und dabei fortwähren1-1 aus den Gewehren schiessen. Bei Anbruch der Nacht tanzt in der Stube Reigen und schiesst aus den Fenstern. Die Lustbarbit endet frühestens zwei Stunden nach Mitternacht. In Slavonien Pflegt das Fest zwei Tage zu dauern. In der Crnagora und in Serbien feierte man den Sippenpatron ehedem volle acht Tage hindurch. Heutigen Tags ist selbst eine dreitägige Feier eine Seltenheit. Pleme. Der Stamm. Das bratstvo hat sich aus der Hausgemeinschaft, das pleme aus dem bratstvo herausgestaltet. Das pleme verhält sich zum bratstvo, *ie letzteres zur Hausgemeinschaft. In der Jetztzeit gibt es nur noch in der Crnagora und zum kleinen Theil in der Hercegovina welche Piemena, und auch diese wenigen Ueberlebsel einer ehedem allgemeinen Institution führen nur ein Scheindasein. Jedes pleme war ein Staat im Staate. So lange ihre Macht nicht gebrochen war, konnte sich kem einheitlicher, festgefugter südslavischer Staat bilden. An den Plemena, die ihre Sonderinteressen allezeit verfolgten, scheiterten das kroatische, das bosnische und das altserbische Reich. Das letzte freie sklavische pleme war das der Vasojević in der Hercegovina. Bis zur Zeit Danilo's, des knez der Crnagora, waren sie sowohl v°n der Crnagora als von der Türkei ganz unabhängig. Ihr Gebiet umfasste zwölf bis vierzehn Stunden in der Länge und Breite. Die nabija Vasojević zählte sechsundfünfzig Dörfer. Der Hauptort war Berane mit einer Bevölkerung von 1000 Seelen. Die Vasojević konnten 4000 Mann ins Feld stellen. Die Mehrzahl ?er Vasojević waren und sind noch Mahomedaner, die sich mit ihren christlichen Brüdern in Friedenszeit schlecht und recht verengen, oft letztere bekämpften; in Kriegsgefahren aber trat das religiöse Bekenntniss vollständig in den Hintergrund. Die Vasojević Hillen, nach Miliöevic, zehn starke bratstva. Leider spricht sich unser Gewährsmann über die ethnographisch am meisten wichtigen socialen Verhältnisse der Vasojević nicht weiter aus. Es gibt plemena, die blos aus fünf bis sechs bratstva zusammengesetzt sind. Solche plemena sind verhältnissmässig jungen Ursprungs. Sie unterscheiden sich von den alten und grossen plemena schon äusserlich dadurch, dass der pleme-Namen mit dem Zunamen der dasselbe bildenden bratstva identisch ist. Im Jahre 1860 bestand die Crnagora aus sieben alten, starken Plemena. Das mächtigste war das der B i jelopavl ići (Bijelici), die dreitausend »Flinten" zählten. Die übrigen plemena hiessen: Cetinjani. Njegu Si, Će kl ići, Ćevljani, Cuei und Pje-š i t i c i. Es ereignet sich zuweilen, dass sich ein einschichtiges bratstvo unter den Schutz eines fremden pleme begibt, sich demselben an-schliesst. Nach Medaković soll dies ehedem häutiger vorgekommen sein. Ein solches bratstvo wird p o s e 1 i c a (zugesiedelt) genannt. Die neuen suplemenici (Phylengenossen) Bind gewöhnlich Einwanderer, die gezwungen waren, aus ihrer alten Heimat zu scheiden. Dergleichen kam in jüngster Vergangenheit mehrfach vor, als es den Bocchesen und Krivošijani auf österreichischem Gebiete zu enge geworden. Trotz der grossen Gastfreundschaft, die man den Ausgewanderten in der Crnagora gewährt, ist ihr I/O* nicht zu beneiden. Wie arg musste es den 2000 Krivošijani ergangen sein, dass sie sich entschliessen konnten, auf Gnade und Ungnade in ihre alten Sitze zurückzukehren! In den Fünfziger-Jahren war das bratstvo der Kosieri aus der Hercegovina nach der Crnagora eingewandert und hatte sich dem pleme der Bijelo-pavlići angeschlossen, musste aber von demselben arge Bedrückung erdulden, bis sie endlich von der Ei ečk a nabija gegen jene Vergewaltigung in Schutz genommen wurden. An der Spitze eines pleme steht ein Stammesoberhaupt (gl** v a r p 1 e m e n s k i oder v o j v o da). Noch vor zwanzig Jahren wählten in der Crnagora die plemenici allein ihren vojvoda (vergl-Medaković a. a. 0.. S. 80), und zwar wusste jedesmal das stärkste bratstvo eines pleme Einen aus eigener Mitte zum vojvoda zu erheben. In manchem pleme war die Würde eines vojvoda seit Altersher in einer Familie erblich. Gegenwärtig ernennt die Regierung die vojvode, lässt sie aber formell von den plemena in den pleme-Versammlungen bestätigen. Früher, bis zu Danilo, hatte die Regierung blos das Recht, deu von seinem pleme erwählten vojvoda zu genehmigen. Die Türken brachten schwere und blutige Opfer, ehe sie in der Hercegovina mit diesem Rechtsbrauche voll" Btandig aufgeräumt. So wurde z. B. Luka Vukalović im Jahre 1859, wie er selbst im Zbornik erzählt, von seinem pleme in Zupci in der Hercegovina zum vojvoda erwählt, trotzdem die türkische Regierung dagegen war. Als sie die Volkswahl endlich gut hiess, da war es zu spät. Der Mann spielte vor zwanzig Jahren eine s° grosse politische Rolle, dass es sich wohl verlohnt, etwas ausführlicher über ihn zu berichten. Luka Vukalovid, durch seinen eigenen und des Volkes Ilien später veliki vojvoda (Grossherzog) der Hercegovina, 7^mte aus Zupci, einer alten Ortschaft im Kadiluk von Tre-|jDJe. rjas pj01.f Zählt an Häuser, die mehreren bratstva eines V eine angehören. Von Altersher waren die Zupci halb unabhängig °.n der türkischen Regierung. Sie bildeten eine freie Gemeinde llt Selbstver waltunUr/,enschifter nach Trebinje in die Lehre. Als zwanzigjähriger Cle kehrte Luka Lakov nach Zupci zurück. Sein Erstes war, dass er sein Stammhaus in Verteidigungszustand brachte. Darauf versammelten sich die Volksältesten, um Luka zu begrüssen. Zu« fällig war die Stelle eines glavar erledigt. Als sich Luka den Leuten zeigte, riefen Alle: »Es lebe unser kapetan Luka!« Im Herbste 1852 berief Luka alle glavari der Hercegovina zu einer Derathung in die bijela gora ein. Sein Ansehen war damals im Lande schon so gross, dass wirklich die bedeutendsten glavari seiner Einladung Folge leisteten. Hier machte er sich zum veliki vej voda und ernannte einige seiner Vertrautesten zu vojvode. Wie sich. Luka fast ein Jahrzehent gegen eine weitaus überlegene Macht behauptete, wie er Heldenthaten vollbrachte, die den Heldenthaten der Marathonkämpfer würdig angereiht zu werden verdienen, kann hier nicht weiter berührt werden. Seine Stärke lag aber doch einzig darin, dass er die alten Traditionen des Volkes neu belebte-Wäre er nur halb so viel Diplomat als Krieger gewesen, so wäre vielleicht heute die Hercegovina ein freies Fürstenthum. Am unverkennbarsten hat sich die alte Institution der vojvode bis iu die Neuzeit in der Cmagora erhalten. Dem vojvoda sind die knezovi der bratstva untergeben, ebenso die Fahnenträger (barjaktari) eines jeden bratstvo. Seine Machtstellung ist sowohl im Frieden als in Kriegszeiten eiue nicht unbedeutende. In Friedenszeiten liegt in seiner Hand sowohl die judicielle als executive Gewalt. Die kapetani sind die Vollstrecke!' seiner Befehle. An ihn appellirt man von den Entscheidungen der kapetani der bratstva. Im Kriege steht ihm das ius gladii zu-Einige vojvode, die stärkeren plemena vorstehen, sind zugleich Mit' glieder des Senates in Cetinje. Ueber die Art und Weise der Wahl eines vojvoda in der Crnagora gibt Meda kovic (Život i običaji Crnogoraca, S. 81—83) einen schätzbaren Bericht, den wir vollständig hier anführen wollet weil uns die nebenbei gemachten Bemerkungen auch genug wichtig erscheinen. M. sagt regelmässig statt vojvoda glavar und statt vojvodstvo glavarstvo oder auch kuežtvo. Daran darf mal1 keinen Anstoss nehmen, weil ja, wie bemerkt, diese Bezeichnung00 neben einander gebräuchlich sind. Der Bericht lautet: »Es ist ein altes erbliches Recht der Crnogorcen, dass sie sich selbst ihre glavari wählen dürfen. So wie sie daran am ersfcöj Anfange ihres gesellschaftlichen Lebens festhielten, so halten sjl auch noch gegenwärtig daran fest. Es kommt selten vor, dass eil Glavarenheim ausstirbt, die Crnagorci behaupten sogar, dass *° l'Ul lall bisher noch nie vorgekommen. Das glavarstvo pflegte man eder um Geld zu verkaufen, noch (mit einer andern Würde) zu ^tauschen. Nur die Vukotie haben in der Mitte des XVIII. Jahrhunderts mit den Radon ic ihr guvernodurstvo (= glavarstvo) ein serdarstvo eingetauscht. Der Name guvernadur ,ö vernatore) stammt von den Venezianern, denen die Crnagorci ^l den Kriegen gegen die Türken Beistand leisteten. In späterer Verkaufte Vickovic aus Vucji dol aus (dem pleme) Öek-g 1 sein glavarstvo (kneztvo) um hundert Ducaten an den Priester ,lniS a Matanovic. Dies war das erste Beispiel, dass Jemand /* glavarstvo voräussert. Vickovic war arm und zudem ein Kilo (wohl auch arme Leute), Matanovic dagegen besass genug eld und konnte leicht kaufen. Und "ÄS ^avars*vo wurde stets durch das Schwert errungen, nie nimmer aber um Geld eingehandelt. Ein erschachertes gla-lstVO hat nie einen rechten Werth. Stirbt ein glavar und hinterlässt er einen oder mehrere Söhne, Jegeben sich die übrigen glavari (= knezovi der bratstva) des Uni 6 ÜaC^ iirl°löt(Jr Berathung zum Landesherrn und bitten ihn llUd &eiUt' ^euerimigung, dass sie den jungen glavar an die Stelle (Ai lü d'e Machtvollkommenheit des Verstorbenen einsetzen dürfen. gjav'Scuiltlert den Brauch unter Fürst Danilo, der die Macht der Ro /jiemlich einzuschränken verstanden). Nachdem ihnen der , Po dar dies gestattet, lassen die glavari im ganzen pleme fr,. '..lüllIb dass an dem und dem Tage alle wehrhaften Leute am ein, f. uen Berathungsorte sich versammeln sollen. 'Jeder, der hin"- • *n*e tru£^ trifft am bestimmten Tage dort ein. Da wird deineiCh°nd Wein' Kaki' Brod und Braten herbeiSeschafffc- Nach" stell 8 ■ a"' berufenen an diesem Berathungsorte versammelt, ^ItesT SiCl1 alle glavaii im Kreise auf> m der Mitte aber steht der Beine8 Tar m^ dem jungen, den man in Amt und Würden es Vaters einzusetzen beschlossen. GiirtJ^1"11 um^ass*' Jener älteste glavar den jungen glavar um den in, ' j. reÄ* ihn dreimal um sich herum und spricht: »Tritt nun, erbet ^ 8011,11 an die St(dle deiüeS Vaters! Wir üaben (li('h en mit Glück, damit du uns, so wie es deine Ahnen (stari) m He.sen r- i r Alto n ekllcu UQd wacker seist und als s t a r e S i n a (der huL ÖrliauPt) unseres pleme dastehst!« Während der Alte den ZW6j ? herumdreht, stehen die übrigen glavari im Kreise um die lei'uin: die übrigen Angehörigen des pleme sitzen indessen und sprechen deu Getränken zu. Nach Beendigung der Ceremonh' rufen die glavari den Leuten zu: »Feuer! Er soll uns glücklich sein, so wie es seine Altvorderen gewesen!« Das gesammte pleme springt auf die Beine, man schiesst drei Salven aus den Gewehren ab, und damit ist die Wahl des glavar beendet. Diesem (neuen) glavar zollt das ganze pleme dieselbe Verehrung, wie jenem früheren. Der Crnogorac achtet seinen glavar hoch; er räumt ihm immer den Ehrenplatz am oberen Ende des Tisches ein, im Uebrigen aber beachtet er ihn nicht mehr als jeden anderen Crnogorac. Einen glavar setzt man nur in dem Falle ah, wenn er sich im Kampfe nicht als Held bewährt und in Angelegenheiten des Volkes, z. B. in richterlichen Dingen, nicht genug Verstand und Geschicklichkeit au den Tag legt.« Die Angehörigen eines pleme, sofern sie nicht ein und demselben bratstvo angehören, dürfen ohne weiteres unter einander Ehen schliessen. Im Grossen und Ganzen hat das pleme gegenwärtig nui" mehr einen territorialen Charakter, die politischen Beziehungen zwischen den bratstva kommen weniger in Betracht. Die territorialen Grenzen der einzelnen plemena sind genan festgesetzt, besonders genau in der Crnagora, wo es an Weideplätzen keinen Ueberfluss gibt. Man würde es um keinen Breis zugeben, dass die Heerden eines fremden pleme ausserhalb seine* pleme-Gebietes weiden. In Folge solcher Vorkommnisse geschieht es häufig, ehedem war's an der Tagesordnung, dass einzelne plemena einander aufs Klüt befehden. Ebenso wehrt man fremde plemenici von seinen Cisternen ab. Fliessende Wässer sind in diesem Felsenlande äusserst selten. Oeffentlichc Arbeiten, z. B. Herstellung von Wegen, Kirchen u. s. w., besorgen die plemenici des pleme, auf deren Gebiete sie'1 der Weg oder die Kirche befindet, andere plemena bekümmern sich wieder nur um ihre eigenen Angelegenheiten. Bezüglich der gegenwärtigen Grundeigenthum«-Verhältnisse in1 pleme und bratstvo, in der Hercegovina und der Crnagora, wäre Folgendes zu bemerken. Jedes pleme hat seine Weideplätze, WP welchen alle seine bratstva ihre Heerden auf die Weide treibe» dürfen. Man nennt diese gemeinsamen Weideplätze musa (gemeinsames Gut). (Die Bulgaren in der Moldau nennen m u s i j a den ganzen unbeweglichen Besitz einer Familie. Alle Mitglieder dei' Familie haben ja gleichen Antheil daran.) Ueberdies hat jedes bratstvo einen besonderen, umzäunten Weideplatz, den man za- br ana (Wehr, Verbot) oder ejelina (das Ganze, insoferne als es "ulj Anderen nicht getheilt werden muss) nennt. Alle Haus-S^einschaften und Familien eines bratstvo besitzen das Hecht, re -Heerden auf dieser musa weiden zu lassen, indessen spart man ?eme die musa zur Heugewinnung auf, oder man lässt die Heerden nui ein, wenn man sie für den Verkauf mästen will. Vorangehen 'bin Eintriebe aber ein Beschluss des ganzen bratstvo. Man l^iinmt einen Tag, gewöhnlich den Grossjungfrauentag, von wo j lede Hausgemeinschaft ihre Heerden in die muSa einlassen rt- Hausgemeinschaften eines fremden bratstvo dürfen selbst-ständlich auf fremden muse ihre Heerden nicht weiden lassen. lt6 etlts^eneü blutige Fehden in Folge der Nichtbeachtung fremden de C^^GS ^ede Hausgemeinschaft hat schliesslich auch ihren beson-en Weideplatz, den man ograda (Umzäunung) heisst. Die einzelnen plemena haben ferner auch einen besonderen 11111 (dubrava), wo sie allein Holz fällen dürfen. In kleinerem j lls^stabe besitzen auch die bratstva Forste. Das Nutzniessungs-, 11 ist dasselbe wie bei den Weideplätzen. Hausgemeinschaften . Jeu äusserst selten einen eigenen Forst, weil es an Waldungen T der Bocca, der Crnagora und der Hercegovina überhaupt keinen Ueb*rfluss gibt. B« gehen nun über zu der engeren socialen Grundlage der '«lavischen Stäm me, zur Betrachtung der Hausgemeinschaft. Die ^ heilung des Stoffes ergibt sich von selbst. Wir wollen zuerst h%\ ^ausoem('inschaft in ihrer Blüthe und zuletzt in ihrem Zerfalle euehten, vorher aber die gegenseitige rechtliche Stellung des Vor- l, 1 (is l,nd seiner Hausgenossen erörtern. Nachdem wir dargethan Werdeu, wie sich Hausgemeinschaften auflösen, können wir hu °S au*' ^e Hochzeitsgebräuche übergehen, d. h. die Entsteig neuer Familien durch Eheschliessungen darstellen. TV. Die Hausgemeinschaft.]) Bei den Neuslovenen in Steiermark, Krain und Kärnten ha* die Institution der Hausgemeinschaft unter dem Einflüsse des Deutschthums schon im vorigen Jahrhundert bis auf die Bezeichnung der Sache ausgelebt gehabt. Unter den Kroaten, Serben und Bulgaren ist die Hausgemeinschaft zwar noch nicht auf diesem Standpunkte angelangt, doch nicht mehr weit davon entfern^ Der natürliche Communismus, der in der Hausgemeinschaft seinen Ausdruck findet, unterliegt täglich mehr dem Drucke, welchen die modernen Anschauungen auf das Volk ausüben. In jedem Ein* zelnen macht sich das Bestreben geltend, Selbständigkeit zu erlangen, sein eigener Herr zu werden. Es kann im Interesse eines Staatswesens gelegen sein, dieser Strömung entgegenzuarbeiten» dieselbe einzudämmen ist aber ein Werk der Unmöglichkeit. Durch den Zerfall von Hausgemeinschaften entwickeln sich in manchen Gegenden fast unerträgliche Zustände. Eine allgemeine Verarmung stellt sich alsbald als die nächste Folge ein. Doch Armuth uü« Noth sind die besten Erzieher und Bildner. Der arme Ackerbauender vom Erträgniss seiner Felder nicht mehr leben kann, wird zun1 Handel- und Gewerbetreibenden. Sein Gesichtskreis erweitert sich» je mehr er mit Fremden verkehrt. Er bequemt sich den neuen *) Literatur. 0. Utj ušenović, Die Hauscommuuion der SttdslaV«^ Wien 1859. Viel Declamation, wenig Tatsächliches. - M ili če vi ć, Pregib zadružnoga stanja Srba seljaka, im Glasnik srpske slovesnosti IX. 1857. Ver altet. Ergiebig sind die Nachrichten im Zbornik von Bogišić, der 39 Be' richte enthält. (Bogišić schrieb mir im Herbste, dass er eine Specialstudi« über die Hausgemeinschaft unter der Feder habe.) Meine Berichterstatter. Die Quellen vereinzelter Nachrichten, welche ich sonst biete, gebe ich jedesWa1, wo es angezeigt ist, genau au. gesellschaftlichen Zuständen an, ohne aber mit den alten Ueber-«lerungen ganz zu brechen. Auf heimischem Grunde entwickelt sich eine neue heimische Cultur, die nach vollzogenem Uebergangs-Pr°ce.sse reichlich die ältere ersetzen dürfte. Im kroatischen Landtage warfen die Eadicalen zu wieder-^yenmalen den Magyaren alle Schuld zu, dass die Hausgemein-j' 1,1 beii ju ,ier ehemaligen .Militärgrenze in vollständiger Auflösung Riffen seien. Man thut den Magyaren hierin wirklich Unrecht. 61 *rocess der Auflösung findet nämlich nicht blos in der Mili-1 grenze statt, sondern im ganzen Süden, u. zw. ist dieser Procesa ne unerwartete Erscheinung, sondern eine alte Thatsache, die 1 m der Gegenwart unter günstigeren Verhältnissen für dieselbe ^'M'her vollzieht. Die Ausnahmsgesetze, die in der Militärgrenze achten, erschwerten in einem hohen Grade die Theilungen '-1 Familienbestände. In den übrigen Theilen von Kroatien und y{ ""ieii waren wieder die Grundherren gegen die Zersplitterung. I Erläuterung soll hier über die Stubicaer Pfarre in Kroatien »er n Bericht eines Ungenannten im Zbornik vollständig angeführt I Es geht nämlich aus diesem Berichte ganz deutlich hervor, jy s das Volk selbst und nicht die Regierung zur Theilung drängt. j1" theilungen geschehen sogar selten ofticiell. Doch hören wir II Bericht, der, wohlgemerkt, aus dem Jahre 1805 stammt. 1 Heutigen Tags bildet die Separatfamilie die Regel. Dagegen sßnört deim lag e sie bis zum Jahre 1848 zu den grössten Seltenheiten, die Grundherren, in deren Hand alle Macht über das Volk Hessen keine Theilungen zu, ausser ausnahmsweise, wenn J^onders wichtige Gründe dafür vorhanden waren: sei es, dass D Hauswesen zu viel Mitglieder zählte, oder dass sich die Haus-^^"-ssen fortwährend zankten und stritten. Die Theiluug geschah ^ auch mir unter der Bedingung, dass die Getrennten neue Gemeinschaften für sich gründen mussten (ein Vater mit ^UctT1 D(*ein oc*er Fudern), und zwar unter neuem Namen oder e ,. nuter Beibehaltung des alten, der dann noch ein Prüdicat ,_lelt, z. B.: Kovacio donii CK. j i (K. der untere, d. h. der am 0l*^ÜM'n ,^nde des Dorfes wohnt) und Kovaöic gornji (K. der der» <3 ^akor seljanski (Ö. im Dorfe) zum Unterschiede von J&h ^or' der sich auf einer Einschicht augesiedelt. Nach dem L848 nahm die Zersplitterung in Separatfamilien derart trefr 1 Sitte u. Gewohnheitsrecht d. Slldal. ö bi c a beiläufig 360 Heimwesen, von denen kaum drei bis vier getheilt waren. Zwei Jahre darauf (1850) war schon jede fünfte Hausgemeinschaft getheilt, nach ferneren vier Jahren (1854) von je füuf Hausgemeinschaften drei. Sechs Jahre später kam nur mehr eine Hausgemeinschaft auf fünf/dg Heimstätten. Indessen fand nicht immer eine absolute Theilung statt, denn es gibt noch heute eine Menge Hauswirthschaften, die sich in gewisser Beziehung als nnzertheilt betrachten. Die Leute arbeiten gemeinschaftlich, leisten gemeinschaftlich ihre Abgaben und haben nur einen Hausverweser, der sie in der Oeffentlichkeit vertritt, nur der Ertrag des Bodens, der Wein, die Feldfrucht, das Heu u. s. w. werden getheilt. Es gibt auch solche (alte) Häuser, wo die getrennten Familien noch das Zugvieh gemeinschaftlich haben und in Gemeinschaft die Steuer entrichten (das hat der Mann schon zuvor gesagt), doch verzehrt jede Abtheilung das, was auf sie entfällt, für sich. Die Mehrzahl von den Theilungen fand unter den jeweiligen Hausgenossen privatim statt, eine grosse Minderzahl rief das Gericht zur Entscheidung auf, d. h. die Dorfältesten; verschwindend gering ist aber die Zahl jener, die einen Ingenieur in Anspruch genommen. Dabei kommt es, dass man officiell von der Theilung einer Hausgemeinschaft zumeist so gut wie nichts erfährt.« In diesem Sinne sprechen sich auch die übrigen Berichterstatter aus Kroatien aus : P o t o e n j a k , K a s i m o v i 6, V u V delja, Tomic, Valdec, Zugschwerdt u. s. w. Iiadie, del' über Žumberak berichtet, sagt gar, im ganzen Bezirke gäbe es nicht eine einzige Hausgemeinschaft mehr. Herr Low schrieb mir-dass im Kreuzer Comitat noch in jedem Dorfe einige Hausgemeinschaften vorkämen. Dasselbe gilt von Slavonien. Die meisten Hausgemeinschaften trifft man im Savelande und in den Gebirgsgegenden an, und zwar vorzugsweise unter der altgläubigen Bevölkerung. In Dalmatien, in der Hercegovina und in der Bocca, ebenso wie in Bosnien, wo ein karger Boden sorgfältigste Bearbeitung erheischt, zwingt meistens die Noth das Volk, bei der alte» Institution zu bleiben. Diese Notwendigkeit gelangt auch i» Sprichwörten zum Ausdruck, z. B.; Zadružna kača teče imuča. Ein communistisches Heimwesen erwirbt Keichthümer, oder man wendet den Vergleich an: Što je punija kosnica čela, sve je tc2a. Je voller der Korb mit Bienen, desto mehr wiegt er. Bestimmter drückt sich das Volk in folgenden Sprichwörtern aus: j,. Jednog nema ni na jelu a kamo li na djelu. Q Vereinzelter gelangt nicht einmal zum Essen, geschweige denn zur Arbeit, oder man sagt: Inokoötina siromaztina: Malu nuka, dosta muka, Ktiku samu i na vaganu. Einzelwirtschaft (ist gleichbedeutend mit) Armuth: Wenig Nocken, genug (Folter)qualen, Weh1 einem Vereinzelten selbst bei einer vollen Schüssel. In besonders unfruchtbaren Theilen der Crnagora, der Bocca Hercegovina war und ist Einzelwirtschaft durch die Umstände ''"ist geboten, weil ja eine grössere Gemeinschaft von dem un-, „ Stenden Ertrage des Bodens bei grösstem Fleisse nicht leben ljnte. Dafür ist daselbst das bratstvo noch erhalten geblieben. Wenn man unseren Berichterstattern Glauben schenken darf, gehört die Hausgemeinschaft in Serbien nur mehr der Geschichte • Mir liegen die Nachrichten im Zbornik vor und Miličević's j^eževina Srbija (Belgrad 1876). Letztores ist ein dickleibiges Cü, das sehr viel zusammengewürfeltes Material, sagen wir zu-lch, zuverlässiges Material enthält, leider ist aber dasselbe nicht Richtet. Ich Hess mich's nicht verdriessen, das ganze Buch durchsehen und was für die Hausgemeinschaft in Betracht kommt, ^''auszuschreiben. Nach Radonjić gibt es im Sabacer Kreise keine Haus-j^mei«schaften mehr. Milicević bestätigt diese Thatsache mittel-j indem er von Hausgemeinschaften in der genannten Gegend erhaupt nichts zu melden hat. Nach Krstić ist im Rogjevski und tt*°vaÖki srez des Drinagebietes Hausgemeinschaft nunmehr eine °ne Erscheinung. Dasselbe sagt Miličević S. 568. Im Gurgusovački 61 Knježevski (Kneževački) okrug, meint Jovanović, habe es ^1 Hausgemeinschaften gegeben. Milicević schweigt. Nach B J| letzteren Zeugniss (S. 210) gehört es im Jagodinski okrug ^ n zu den Merkwürdigkeiten, wenn zwei Brüder ein Haus bilden. Behl mse*Den S111d die Hausgemeinschaften im Beogradski okrug 1 selten (S, 114), im Smederevački okrug »zerfallen sie, ehe sie . ca entstanden« (S. 170), im Kragujevački okrug seien dieselben Bi v Grund aus erschüttert (S. 299), im Rudnički okrug fänden Welche vereinzelt im Gebirge, wo der Boden unergiebig ist; was M. vom Valjevaeki okrug sagt (S. 412), lässt mich im Zweifel, ob er meint, dass einst hier reiche Hausgemeinschaften bestanden oder noch bestehen. M. hat unstreitig als Sammler grosse Verdienste sich erworben, doch sobald er etwas glossirt, dann ist's gefehlt. Er besitzt eine eigene Vollkommenheit darin, Thatsacheu durch einen windigen Wortschwall zu entwerthen. Ueber Hausgemeinschaften im Uzicki und Krusevacki okrug weiss er gar nichts zu berichten. Im Oaöauski, Aleksiuacki, Crnonrkb Krajinski, Po-zarevacki und Ouprijski okrug stosse man noch hie und da auf eine Hausgemeinschaft (S. 693, 815, 921, 1025, 1075, 1138). Nicht um ein Haar besser ist der Stand der Hausgemeinschaften in Bulgarien. Zaharijev, der nüchternste und zuverlässigste Beobachter BogisicVs, hat von Hausgemeinschaften überhaupt keine Kunde. Odzakov weiss von dieser Institution in seiner engeren Heimat eigentlich auch nichts Sicheres zu berichten, doch soll es in der Gegend von Vidin, Soflja und anderswo, z. B. um Trnovo und Ruscuk herum, dergleichen geben. Mein Bekannter, Herr Stoj an Jo van o vi6, der als Photograph die Umgegend von Soflja vielfach begangen hat, erzählte mir, es fänden sich wohl in jedem Dorfe zwei, drei Hausgemeinschaften, mehr aber nicht. Auf meine'Frage, wie viel Leute in einer solchen Hausgemeinschaft vereinigt wären, meinte er, höchstens 10 —15 Menschen, der Vater mit seinen unverheirateten Kindern. »Das ist ja keine Hausgemeinschaft,« bemerkte ich. Darauf schwieg er. Nach Karanov's Bericht im Periodic, spisanje (I. Hft., XI, 1876, S. 128) scheint es in der Gegend von Kratovo wohl Hausgemeinschaften zu geben; denn er sagt, die Heimwesen auf den Dörfern zählen (durchschnittlich) 30—40 Seeleu. Man lebe noch »po starovremski« (nach der Sitte der alten Zeit). An der Zuverlässigkeit dieses Berichtes darf man vielleicht mit Recht zweifeln. Mit Absicht stellte ich diese Uebersicht über den Stand der Hausgemeinschaften voran, ehe ich, was man füglich vor allem Anderen erwartet, die entsprechende Bezeichnung, d. h. den Namen für H. besprochen. Es gibt nicht einen Namen, sondern ihrer viele, die man nur dann recht versteht, wenn mau das Vorangehende genau gelesen. Es ist ein allgemein verbreiteter Irrthum, dem man nicht blos hei deutschen, sondern auch bei slavischen Schriftstellern begegnet, dass bei allen Südslaven die Hausgemeinschaft z a d r u g a genannt wird. Die Neuslovenen und Bulgaren kennen dieses Wort überhaupt nicht, im Provinzialkroatien ist das- Selbe wenigstens in der Gegenwart dem Volke fremd, in Dalmatinu «Bdet es sich nur vereinzelt in der angegebenen Bedeutung; spe-CleH in der Bocca, der Crnao-ora und der Hercegovina wird es, wie lau gleich ersehen wird, in einem anderen Sinne gebraucht. aehweisbar ist das Wort zadruga für Haasgemeinschaft nur im ave~ und Drinagebiet, der Heimat der ikavština. l) Den Irrthum ^heint hauptsächlich Vuk und die Aufnahme des Wortes in die Jlundgesetze der ehemaligen Militärgrenze verschuldet zu haben. as Wort selbst ist jüngeren Ursprungs. Miklošič führt in seinem ' tslav. Vocabular nicht einen einzigen Beleg au, der das Gegen- eil beweisen würde. Zadruga bedeutet Gemeinschaft im All-^fueinen (za praep. entsprechend dem griech. eM, drugt, adj. = l1J8, alter; altpr.: d rang i, lit.: draugas, let.: d r a u g s). ' 0 v'- Ii. im Sprichwort: Čovek bez zadruge kao bez ruke. Ein Mensch ohne Gemeinschaft (ist) gleichsam ohne Hand. So einfach diese Thatsache für sich betrachtet auch sein mag, . lst sie trotzdem weder von südslavischen noch deutschen Schrift- * Horn richtig erf'asst worden. Man stösst in dieser Hinsicht zu-ve^en luf Undeutlichkeiten, die nur das Eine deutlich beweisen, Ss der Schreiber die Verhältnisse oberflächlich kennt. So findet ■ z- B. in der jüngst erschienenen »Geschichte der Österreichischen Militärgrenze« von Dr. J. H. Schwicker (Wien 1883), ^lll'Ui sonst äusserst gewissenhaften und zuverlässigen Quellen-der^6' ^' '*tl,uer'umS • ^ie eigenthümliche Institution er Hauscommunion oder der Familiengemeinschaft ist ohne Zweifel a., avischen Ursprungs und wurde von den einwandernden und Fs . ^en Serben llQd Kroaten auf das diesseitige Gebiet verpflanzt. <.jS bildet nämlich die Hauscommunion nur eine Fortsetzung der adruga (Zadruga).« Hauscommunion und Familiengemeinschaft ple' dllrcnans nicht dasselbe; letzteres ist ja auch das bratstvo (oder . tu'' in der Lika), dann kann füglich von einer (neuen) Ver-vjVAln£ iff,ine Rede sein, weil doch auch bei den früheren sla-Uen Bewohnern derselben Gegenden diese Einrichtung üblich war. 6 man aber die Hausgemeinschaften als eine Fortsetzung der zadruga ausgemeinschaft) bezeichnen kann, ist mir nicht.erklärbar. Die zwei (]en } ^'no Mundart, deren Charakteristikon ein gedehntes i bildet, das in i ß y ™°ndarten durch ie, ije, je oder ein gedehntes e vertreten wird, uie Zeit vrime, vreme, vneme, vrijemc. Worte bedeuteten im Kanzleistil der Militärgrenze ein und dasselbe. Solche Missverständnisse entspringen gewöhnlich aus einer mangelhaften Kenntniss der Volkssprache. Ein richtig erklärtes Wort bietet zuweilen schon für sich ein Stück Entwickelungs-geschichte, das keiner weiteren Erläuterungen bedarf. Doch zur Sache. Die Gesellschaft, der man sich angeschlossen, nennt mau družin a. Es spricht z. B. das Oberhaupt einer Verbindung seine Genossen an mit den Worten: Moja braćo i moja družino! (Meine Brüder und meine Gemeinschaft!). Die Mitglieder der Gemeinschaft sind zadružni (sing, z a d r u ž a n), d. h. als Genossen mit einander verbunden. So heisst es z. B. im Sprichwort: Zadra ž an junak posla radi, d. h. ein junger (rüstiger) Mann schliesst sich nur der Arbeit wegen einer Gesellschaft an. Das einzelne Mitglied einer zadruga ist der Gesammtheit gegenüber ein zadrugar (Mitgenosse), ein d r u g (vergl. das Wort im Capitel pobratimstvo am Schlüsse dieses B.). Zur weiteren Erläuterung des Wortes zadruga führe ich noch Vrčević's Bericht im Zbornik an, wo er sagt: »In der Bocca, Crnagora und Hercegovina kennt man den Namen zadruga zur Bezeichnung eines Heimwesens oder einer Familie nicht, doch wird dasselbe in anderem Sinne, so viel ich weiss, in folgenden Fällen augewandt: 1. Wann das Hausgesinde im Sommer mit den Heerden auf die Alpe zieht. Die Aufsicht über die Heerde führt eine planinka (Aelplerin, Sennerin), und je ein Bursche čoban (Hirte). Di« Zwei melken, buttern, bereiten Käse und Rahm und treten am Tage des hl. Demeter damit den Heimweg an. Die Sennerhütten nennt man staje, und die ganze Gegend, wo die Heerden weiden, katun. (Aus diesen Worten geht hervor, was auch sonst bekannt ist, dass die Hirten auf den Alpenweiden unter sich eine Gemeinschaft bilden. Dieselbe heisst wohl in den genannten Gegenden zadruga.) 2. In der unteren MoraČa in der Crnagora ist ein sehr ausgedehnter Landstrich, dessen Bewohner Serben aus der Hercegovina sind, die vor Zeiten sich hieher geflüchtet und ein Dorf (jetzt Uskoci, die Ueberläufer, genannt) gegründet. So oft sich ihnen ein neuer Ueberläufer zugesellte, so wurde er ihr d r u 0 oder d r u ž e v n i brat (verbündeter Bruder) oder ein brat b e 2 £rijeha (Bruder ohne Sünde1). (Die auf diese Weise zu einer Gemeinschaft zusammengewürfelte Gesellschaft wird wohl als z a-ruga bezeichnet.) 3. In diesen Gegenden, sagt Vröeylc schliess-°h, würde man z a d r u g a anwenden, wenn ein ganzes Dorf oder ßine kneževina gemeinschaftlich eine Kirche, Wege oder Cistern en ''ll»aut, wenn man aus dem Dorfe oder den Alpenhürden Wölfe ^treibt, oder Räubern nachsetzt oder Pferdediebe gemeinsam ver-*%« u. s. w. Lehrreich ist die Betrachtung der Ausdrücke, die man ge-, aucht, um eine Hausgemeinschaft zu bezeichnen. In Makarska * Dalmatien sagt man skladna braoa (einige, einträchtige ''Uder). Es macht sich hier das Bestreben geltend, zugleich eine ehnition der Hausgemeinschaft zu geben. Noch auffälliger drückt dn sich iu Konavli aus, wenn man für Hausgemeinschaft sagt: °dijeljenä braca (nicht getheilte Brüder). Nach Vukalo-und S red a novic bezeichnet das Volk in der Hercegovina lQcj ^at. uahija eine Hausgemeinschaft mit z a d r u zna kuc a (ge-mschaftliches, eommunistisches Hauswesen) oder mit zadru-1 su ljudi (es sind Leute, die sich verbündet); wenn aber viele * ^glieder iu einem solchen Heimwesen vorhanden sind, so ist dies * 11 »gutes Haus« oder ein »reiches Haus« (dobra kuča ili Sata kuca). Nach Beusan und Magud hört man im Ra-^saer Kreise nie das Wort zadruga, sondern allezeit neodije 1-ylla kuca (ein nicht getheiltes Heimwesen), Merkwürdig ist alics Bericht über das ehem. Broder und Gradiškaer Regiment: er sagt man im Allgemeinen, ohne Rücksicht darauf, ob es vereinzelte oder verzweigte Familie ist: Haus (kuca), und ' 1 wird erstere ein kleines (mala), letztere velika kuca ijjL 88,68 ^aus) genannt. Andere Namen sind hier nicht gebrauch-q •« Dem kann ich aus Erfahrung widersprechen. In Sibinj, get°Ice' ^agradje, Petrovoselo, Kobaš, Jasenovac u. s. w., in Ortvolt • die ^ seür oflj ljesucüt> w0 icü nur mit dem Bauern* m 6 lü Ehrung gestanden, da hörte ich immer für Hausge- nSchaft den Namen zadruga. Mir war dies umsomehr aufge- 1^ eü' als i°h mich nie entsinnen konnte, im Provinzialslavonien, anders in meinem Heimatsdorfe Pleternica, je vom Volke "lesen \r __tarnen gehört zu haben. Bei uns sagt man eben nur aiis bü j?n60feme, olme Sünde, als leibliche Brüder nach der Volksanschauung Ca*** » J?er Vemnigung von Mann und Weib entsuriessen. Davon genauer im aplto1 »das Beüatfer«, velika oder mala kuća. Ich besprach dies vor Kurzem mit meinem hier in Wien weilenden Schwestersohne, der bis zu seinem 16. Jahre Pleternica eigentlich kaum verlassen, denn dass er in dem zwei Stunden davon entfernten Požega das Gymnasium besuchte, kommt dabei nicht in Betracht. »Ja,« meinte er, »wie kannst Du nur behaupten, dass man bei uns das Wort zadruga nicht gebraucht! Ich habe es lO.OOOmal gehört« — »Vom Volke in Pleternica?« — »Freilich, freilich.« — »Nun, so .nenne mir doch einige zadruge!« — Nach einigem Nachsinnen: »E pa kuća Kustud« (nun das Heimwesen Kustud). — »Was ist das für kuća?« fragte ich, als wären die Kustud mir unbekannt. — »Ama velika k u ća za Boga!« (Aber ein grosses Haus, um Gottes Willen). — »Siehst Du, jetzt hast Du den richtigen Ausdruck gebraucht. Würden die Kustud von sich selbst sagen, dass sie eine zadruga bilden?« — »Nie, aber mau nennt sie so.« — »Wer nennt sie so?« — »Der Lehrer und der Notar.« Man ersieht aus diesem Gespräche, wie unzuverlässig die Angaben sogenannter Gebildeter zu sein pflegen und wie sorgfältig man fragen muss, um die Wahrheit zu erfragen. Meinem Freunde ist der Ausdrnek zadruga von der Schule und aus Büchern her so geläufig, dass er ihn ohne-weiters auch dem Volke zuschreibt, welches davon nichts weiss. Pleternica zählt 175 Häuser, darunter sind drei Hausgemeinschaften von 18—25 Seelen. Man sagt von ihnen »oni su skupa« (sie sind beisammen). Im Zagorje in Kroatien gebraucht man den Ausdruck skup čin a (Gemeinsamkeit), daneben auch die allgemeineren Bezeichnungen društvo (Gesellschaft) und bratstvo (Bruderschaft, Gebrüder). Ich verweilte vorsätzlich so lange bei diesem Gegenstande, um an der Hand von Thatsachen darzulegen, wie eine Bezeichnung durch die Schriftsprache irrthümlich als allgemeiner Volksausdruck hingestellt wird. Nicht die Hausgemeinschaft an sich selbst, sondern die Verwandtschaft ist die Grundlage der gesellschaftlichen Ordnung bei den Südslaven. Die Hausgemeinschaft ist nicht mehr als ein Verein, gewöhnlich im zweiten oder dritten Grade blutsverwandter Menschen, die im selben Gehöfte wohnen, ein gemeinsames Vermögen besitzen, unter einander gleichberechtigt sind und sich in der Verwaltung gemeinsamer Angelegenheiten den Anordnungen eines von allen Mitgliedern in Ueberein-stiinmung gewählten Hausverwesers fügen. Ein :Hauswesen nennt man im Allgemeinen bei allen Südslaven, ohne Rücksicht auf die Zahl seiner Mitglieder, kuća, bulg.; 7&ta, nsl: kößa, altsl.: košta. Die Grundbedeutung des Wortes , * Zufluchtsstätte« oder genauer »ein geschützter Ort«. Im Pro-VlQzialkroatien hört man daneben auch den Ausdruck li iza (vergl. ^as deutsche Haus). Dom bezeichnet die Heimstätte im weiteren lSmne des Wortes, z. B. im Sprichworte: Svud je poći al je doma doc'i. Man soll überall hingehen, doch soll man auch heimkommen, oder : Udala se moma da je nije doma. Die Maid hat geheiratet, nur damit sie nicht daheim weile. ^ In der Hercegovina, Crnagora und der Bocca nennen die Alchen, so lange sie im Elternhause weilen, dasselbe d o m, und a<5hdern sie ausgeheiratet, rod (Verwandtschaft), das neue Heim Uagegen dorn. Man sagt z. B. in diesem Sinne: Svoj je dom a tudj je rod. Das Heim ist (blutsverwandt, die Verwandtschaft aber fremd, oder; ji, . Ni dugo ćamat u rod, ni gladovat u dom. lst nicht gut, lange Besuche der Verwandtschaft zu machen, noch daheim zu hungern. ■ Die eigentliche Wohnstätte bezeichnet man in der Hercego-a mit dem türkischen Worte odžak (Bauchfang) oder auch mit m (Rauch, snskt.: dhümas, lat.: fumus, lit.: dumai, and.: ^Uru) (auch in der Crnagora), in Kroatien, Slavonien und Serbien eist mit ognjište, Feuerstätte. Ognjište heisst in grösseren ^I^110?0'1116^1180^'1^611 das eigentliche Haus, in welchem sich die arl ^e(^ei tagsüber zumeist aufhalten, wofern sie nicht mit Feld-'uit n keschäftigt s*nc*- ^as ognjište bewohnt der Hansverweser thid SeiUer ^ainiiie gewöhnlich allein. Nach ihm heisst es in Va (Pastrovići) domaćina, d. h. des Hausverwesers (Haus). Mit btaminhaus mit den angebauten Wohnungen der übrigen ^üeder bildet zumeist einen hufeisenförmigen Halbkreis. Die nungen Letzterer sind blosse Schlafkammern. Man nennt sie gemein kleti, klijeti (altsl.: kliett, lit.: kletis, let.: (Leh mhd': gl§t' nhd,: kleote' mit.: cle.ta) oder kiljeri c^w- aus dem Griech.: xetttov. Dieses ein Lehnw. aus dem Lat. Be ^' zJ1Ineist meines Wissens in Slavonien unter den Ikavci. (StalD ^aei im Požegaer Comitate in Slavonien wird štala Leh 01 ^esaSt- In Istrien hört man wieder ein italienisches nwort komora (camer a), In der Hercegovina, Crnagora und der Bocca normt man alle Gebäude, die sich an das Haus an-scbliessen, potkutnjica oder podvornica (unterhalb des Hauses befindlich, u. d. Hofes b.); poj ata ist die eigentliche Fruchtkammer. Dagegen heissen in Syrrnien pojatke oder auch vajate die kleinen Kammern der Hausgenossen. Ein vereinzeltes Heimwesen von wenig Mitgliedern uennt man zumeist inokosna kuca, ino-koština (altsl.: inok'i», russ.: inoka, goth.: einahu, vergl-snskt.: Oka eins; vereinzelt), oder mit Hinblick darauf, dass vereinzelte Heimwesen in Folge der Zersplitterung grosser Hausgemeinschaften entstanden: del, delitba, Theil, Theilung, oder sebenjak, osebenjak (in der Lika), der für sich ist, der sich vom Ganzen losgesagt hat, oder jedin, der Einzige, Vereinzelte mit Rücksicht auf die Person (objedinio s e, er hat sieh vereinzelt). Seine Wirthschaft ist nun ein j e d i n s t v o. In Konavli sagt man: odijeljena kuca, ein abgetheiltes Haus. In Sla-vonien, speciell in der Gegend von Požega nennt man eine engere Familie (Mann, Weib und Kinder) samci (skt.: samas similis, griech.: fy*a o'^dj, lat.: siniul, goth.: samana), die Alleinseien-den. Die Bulgaren drücken sich auf gleiche Weise, wie die Serbo-kroaten aus, indem sie die engere Familie als Bruchstück einer Hausgemeinschaft auffassen und demgemäss sagen: o t d j e 1 e n o si ž i v j e j e (sie leben abgetheilt), b a š k a (abgesondert), s a m i-ojak gospodar v kšt si (ein einziger Herr in seinem Hause). Ein Mensch, dem alle Verwandten gestorben sind, so dass er gairz auf sich angewiesen ist, bezeichnet sich als samö(h)ran (sich selbst ernährend; fem. samö(h)rana, saintf(h)ranica). *Ein alter Mann, der keinen Verwandten mehr hat, sagt von sich: ^Samohran sam, nemam nikoga, nego ja i bala mi« (Bin ein Mensch, der sich allein ernährt, habe Niemand als mich und meinen Rotz), oder »samohran sam kao okresano drvo« (ich stehe vereinsamt da, wie ein Baum, dem alle seine Aeste abgehackt wurden).« (Vurdelja.) Wie man aber aus Stellen im Volksliede ersieht, nennt das Volk auch eine alleinstehende Witwe, selbst wenn sie einen Sohn hat, eine samohranica: Togazi nii samoranu majku! Wag' es nur, meine alleinstehende Mutter mit Füssen zu treten! oder (der in der Ferne weilende Sohn erkundigt sich nach dem Befinden seiner verwitwetten Mutter): Je 1 mi živa samorana majkal Lebt meine Mutter u. s. w. Das Elend des Vereinsamten, von einer grösseren Gemeinschaft Losgetrennten, drückt das Volk treffend im Sprichworte z. B.: Inokosnik mučenik. Ein Vereinzelter, ein Gemarterter., 0(W mit Rücksicht darauf, dass er in Allem und Jedem nur auf Slch angewiesen ist: Inokosnik i zapovjeda i sluša. Der Vereinzelte ist sowohl Herr als Diener. Wie dabei ein Hauswesen gedeiht, lehrt das Sprichwort: Inokosna kuća prazna pećina. Ein vereinzeltes Haus eine leere Höhle. Vielfach übertrieben erweisen sich die Angaben älterer und Euerer Schriftsteller über die Zahl der Mitglieder einer Hausgemeinschaft. Man fabelt von 100, 200, selbst von 300 Seelen. In Wahrheit lässt sich im ganzen Süden im Laufe dieses Jahrhun-|Jerts kaum eine Hausgemeinschaft von 70 Mitgliedern nachweisen. **eine Mutter erzählte mir, es habe im Jahre 1835 in Gaj in ^r°atien eine Hausgemeinschaft von 60 Seelen gegeben. Nun traf es sich, dass ein altes Mütterchen hinter dem Ofen (in der Hölle) J*8*b und man ihren Abgang nicht eher wahrnahm, als bis der 6lchnam in Verwesung gerieth. Darauf zwang der damalige J'undherr von Gaj, Graf Janković, die Leute zur Theilung. eiln eine Hausgemeinschaft fünfzig Seelen zählt; so gilt dies ^eit und breit im Lande als eine Merkwürdigkeit. So lebten z. B. ltn Jahre 1867 im Dorfe Grižica im pleme der Vasojević im Hause ]Qes gewissen Arsenija Vukajlov 65 Seelen. Solche grosse Hausgemeinschaften bestanden vereinzelt noch vor 20 Jahren auch in l'°atien, Slavonien und Serbien. TJeber die Bulgaren liegen keine j^'erlässigen Berichte vor. Die Durchschnittszahl schwankt zwischen ö^25 Personen. Fast immer sind die Mitglieder einer Hausgemeinschaft Bluts-v*rwandte, gewöhnlich zweiton und dritten, höchst selten vierten ^er gar fünften Grades, selbstverständlich in männlicher Linie. ^t enn nach einer Theilung die neuen Heimwesen in nächster .*°hbarschaft des alten gegründet werden, so nennt man die neuen ^Siedlungen, wenngleich sie ohnehin in einem Dorfe belegen sind, (in der Lika und im Zagorje), und zwar wird der Name vom ^'ünder des Stammhauses entlehnt. Es ist nichts Anderes als eine neue Gasse, die einen Namen erhält. So z. B. gibt es ein selo Kalimo* im Dorfe Raduč in der Lika. Höchst zweifelhaft erscheint mir die Nachricht des Ungenannten im Zbornik, S. 12, der da sagt, in der Stubicaer Pfarre nenne das Volk eine zadruga oder kuća gleichfalls selo. Der ganze Bericht leidet an Undeutlich-keit. Es heisst: »Es kommt vor, dass das Volk ein ganzes Dorf von mehreren Häusern nach einem Hause benennt, z.B. Repiće-vos elo, dies bedeutet einen pagus von mehreren Häusern, die von Repić bewohnt werden. Doch auch das Haus selbst odef die zadruga Kopie nennt man selo, denn selo bedeutet bei dem hiesigen Volke auch eine zadruga oder kuća; daher der Nam« celoselec für den Herrn der zadruga, die der Herrschaft (go-spošćiua) dreihundert Arbeiter zur Robot (tlaka oder klaka) stellt.« Der Fehler leuchtet auf den ersten Blick ein. Celoseh'C kann unmöglich den Vorstand einer Hausgemeinschaft bezeichnen, vielmehr ist er der Dorfschulze, Derjenige, »der das ganze Dorf vertritt«. (Altsl: eiel'i,, ganz, lit.: celas, akt.: kaljaš, goth-heile, ahd.: beil.). Zadruga bedeutet offenbar in der Gegend von Stubica dasselbe, was in der Lika -pleme« und in der Hercegovina 'bratstvo«, nämlich die Gemeinschaft verwandter Familien- Der Ungenannte verwechselt die Ausdrücke selo, Dorf, und" sfdo (serh.: sijelo) Ansiedlung. Wahrscheinlich ist der Unterschied in der Betonung nunmehr verwischt. Haus und Hof sammt den Wirtschaftsgebäuden heisst man so lišće oder kućiš će. Ein Heimwesen, in dem Alle ausgestorben sind, ist ein prazno (leeres) oder p u s t o (wüstes) selišće oder kučišće. Der neue Ansiedler ist ein pusto selec (ein Mann, der sich auf einem verödeten Ort ansiedelt). Ein Hauswesen kann von aussen einen Zuwachs erhalten, entweder, indem Jemand in das Haus zu einer Erbtochter hineinheiratet, oder der Hausvater adoptirt Jemand, oder der Fremde vergesellschaftet sich rein aus geschäftlichen Rücksichten mit den1 Hause und zieht in dasselbe ein. Z. B.: es sterben in einem Hause Alle bis auf einen alten Mann ab, der es nun für gerathen findet, in eine Hausgemeinschaft einzutreten, wofür er derselben seinen Besitz verschreibt. Letztores Verhältniss braucht keiner weiteren Erläuterungen, da der Aufgenommene als vollberechtigter Hausgenosse betrachtet wird. Ueber den Erbtochtermaun und den Adoptirten spreche ich iu besonderen Abschnitten. Der Fremde, der sich einer Hausgemeinschaft angeschlossen, *ird p r i s e 1 i c a, d o s e 1 i c a oder n a s e 1 i c a oder don a-selica genannt. Die zwei ersteren Worte bedeuten »der Hinzu-Gfesiedelte«, das dritte bezeichnet den »Angesiedelten«, das vierte "einen. der sich einem Angesiedelten nachträglich angeschlossen hat«, folgenden Unterschied, welchen der Ungenannte zwischen prise-''ca und d o s e l i c a aufstellt, versteht, man aus einem sachlichen «runde nicht recht. Es heisst nämlich a. a. 0.: »priscliti se, * i. auf ein selo oder in eine zadruga kommen und Theilnehmer il"er ihrer Hechte werden; doseliti se, d. i. auf ein selo oder 111 eine zadruga kommen, doch nicht mit denselben Beeilten, als ^enn sicn Jemand priseli (anschliesst), sondern grösstenteils ungebeten, auch sieht man es nicht gerne, wenn der Betreffende aus 'Iii'm entfernten Dorfe stammt. Einen solchen Menschen nennt lll;in eben auch einen dose Ii ca.« Wehn diesen Worten ein Sinn ^kommt, so kann es nur der sein, dass man in Stubica einen Renschen, der in den engeren Gomeindeverband (selo) aufgenommen wird, als p r i s e 1 i c a , einen andern aber, der sich frei anwedelt, ohne das Zuständigkeitsrecht zu erlangen, als doselica '"'Zeichnet. WTie ein Fremder wider den Willen einer Hausgemeinschaft, sich in derselben als Eindringling einnisten kann, darüber S'bt unser Gewährsmann keinerlei Aufschlug. Bezüglich der Bulgaren ist 0 d z a k o v's Bericht merkwürdig, *ei] er ,»twas als ein unauffälliges Ereigniss hinstellt, was bei den ^rbokroaten treffen das Gewohnheitsrecht arg Verstössen würde. " sagt: »Es ereignet sich zuweilen, dass eine verwitwete Schwc-^°r mit ihren Kindern zu den Brüdern zurückkehrt, und späterhin Reiben diese Kinder, auch wenn sie herangewachsen, gar nicht Se»ten in diesem Hause.« In Serbien und Kroatien lässt man wohl Weib, das Witwe geworden, wenn sie darauf besteht, in ihr ^terliches Heim wieder zurückkehren, doch ihre Kinder muss sie 111 ihres Mannes Haus lassen. Davon späterhin mehr. Odzakov Sl'hoint sich keine Rechenschaft über den Begriff zadruga gegeben ^u haben, denn sonst würde er nicht fortwährend die engere Familie als Hausgemeinschaft hinstellen. Ueber einen ganz vereinzelt ^stehenden Fall berichtet nach Hörensagen Valio. In den Sech-/;1ger-Jahren soll es im Dorfe Hrtkovci bei Varazdin geschehen Jjin, dass zwei einander gar nicht verwandte Familien zu einer ^Urgemeinschaft sich vereinigt haben, doch wäre dieselbe gar Jahl wieder in Brüche gegangen, »weil der in einer Hausgemein- schai't nothwendige Hausfrieden nicht aufrecht erhalten werden konnte«. So zeigt es sich denn, nach dem bisher Gesagten, als unzweifelhaft, dass die Hausgemeinschaft ihrem Wesen nach, durchwegs nur auf der nächsten Blutsverwandtschaft beruht. Fremde Elemente gelangen aber in dieselbe nur ausnahmsweise, und zwar ist es immer nur ein Einzelner, der aufgenommen wird. Knechte und Mägde, die gegen Entlohnung in einer Hausgemeinschaft dienen, und sobald man ihrer nicht mehr bedarf, entlassen werden, zählt das Volk selbstverständlich nicht mit unter die eigentlichen Mitglieder einer Hausgemeinschaft. V. Pie Vorstände und Verwalter einer Hausgenieinschart. Von selbst dringt sieh der Vergleich auf zwischen dem Vorhände der altroinischen Familie und dem Vorsteher einer südslawischen Hausgemeinschaft. Der Hausvater (pater familias) hei den Römern war Alles in Allem, ein unumschränkter Herr und Gebieter über die Seinigen und das Vermögen des Hauses, bei den Süd-*«tVen hingegen ist der Hausvater einer Hausgemeinschaft lediglich Verwalter eines Vermögens, auf welches er kein grösseres Anrecht "^sitzt, als irgend einer der erwachsenen männlichen Hausgenossen, ist blos der Erste unter mehreren ihm Gleichberechtigten. Man erkennt dieses Verhältniss zum Theil auch schon aus (ifin Namen, mit welchen man den Vorstand nennt. Keiner bezeichnet ihn nämlich als den Besitzer und Herren des Vermögens. Entweder bezeichnet ihn der Name als den Aeltesten, oder stellt ihn Un-mittelbar als das Oberhaupt hin, oder bezieht sich auf seine Eigenschaft als Verwalter. Bei den Neusloveuen hiess der Vorhand , so lange noch die Institution der Hausgemeinschaft bei '''Heu bestand, glavar, in Slavonien sagt man noch gegenwärtig kuće glava (des Hauses Haupt) und in Bulgarien glavatar (glava; griech.: xu/iäf), pi\: gallü, lit. und let.: 8 3, Iva). Mit Bezug darauf, dass er gewöhnlich eines der ältesten Männlichen Mitglieder der Hausgemeinschaft ist, nennt man ihn uch staregina (der Alte), bulg.: starejšina oder djado (Gross-v,[{'-y). Am gewöhnlichsten ist die Bezeichnung domaćin, bulg.: ^°ttiakin, domaštin, kštovnik (ein substantivirtes Adjeetiv ^eich domesticus). Das Wort kann nur so genügend erklärt l^'i'den, wenn man es in dem Sinne auffasst. dass es Denjenigen zeichnet, der sich mit den häuslichen Angelegenheiten beschäf- tigt. Dasselbe drückt stopan, stupan, stopanin aus. Das Fe-minimum stopanica ist bei den Kroaten noch gegenwärtig der Name für die Köchin und Verwalterin der Speisevorräthe, in Südungarn auch für die Hausvorsteherin. Gospodar als Name für den Hausvorstand ist jüngeren Ursprungs. Hierher gehören auch die Lehnworte aus dem Türkischen : gazda, čorba dž i ja, saibija (evsaibija, mjulksaibija). Č orb ad zija wird nur in Bulgarien gesagt. In Slavonien ist der Ausdruck gazda gleichbedeutend mit dem deutschen »Herr«. Ferner nennt man so auch den Hausvater einer engeren Familie? wenn man betonen will, dass er wirklich alleiniger Herr des Hauses^ ist. In kleinen Hauswesen herrscht gewöhnlich Armuth und Unfrieden zwischen Mann und Weib. Wo nichts ist, da streitet mau am liebsten um die Herrschaft. So hörte ich z. B. oft den »Pau-duren« Pančić in Seoce bei Požega sein Weib Manda anschreien: Šuti kujo, ja gazda u kući, ja tvoj gazda! (Schweig, Hündin, ich bin Herr im Hause, ich Dein Herr!). Da war er aber immer betrunken. Im Herbste des Jahres 1875 schlug er sie todt. Nur einer kann Herr sein, das besagt auch das Sprichwort: V jedno ksto jedin je glava, (bulg.) In einem Hause ist nur einer der Kopf, oder: V jedno käto dvama gospodarja ne biva. (bälg.) In einem Hause kann es keine zwei Herren geben, denn : Dve pameti u jednoj kući ne valja. Zwei Intelligenzen 1) in einem Hause taugen nicht. Dieser Grundsatz muss bei jeder Art zadruga (Gemeinschaft) aufrecht erhalten werden, z. B. wenn sich zwei Menschen zu einem geschäftlichen Unternehmen verbinden, muss Einer von ihnen die Leitung allein führen, während der Andere gewissermassen als stiller Compagnon, wie man im deutschen Handel sagen würde, seine Kräfte einsetzt. Daher das Sprichwort: Ja gospodar, ti gospodar, pa ko će torbu nosit? Ich Herr, du Herr, ja wer wird dann den Schnappsack tragen? Von einer Wahl des domaćin seitens der Hausgenossen kann nur uneigentlich gesprochen werden. Die Hausgemeinschaft wird nicht zum geringsten Tueile durch die Autorität der älteren Mit" r) pamet, Verstand. Im Deutschen ohne Mehrzahl, d'nun das Fremdwort- glinder derselben zusammengehalten, Was der Würdigste und Besonnenste unter ihnen sagt, das hat Geltung. Wer sich in der Cremeinschaft im Laufe der Zeit am meisten bewährt und Achtung ?or Allen erworben hat, der wird leicht auch stillschweigend als domaćin anerkannt. Hat ein Hausverweser das 60. Jahr zurückgelegt, so muss er von selbst die Leitung an einen Anderen übertragen. Gewöhnlich bestimmt er selbst seinen Nachfolger, entweder seinen ältesten Sohn oder, wenn Brüder da sind, den jüngeren Bruder. Stirbt der domaćin unversehens, so ernennen nach Uebereinkommen die Ueberlebenden einen aus ihrer Mitte zum Nachfolger, auf den man sich verlassen kann, dass er seine Stelle gut ausfüllen wird. Unser ungenannte Gewährsmann aus der Stubicaer Pfarre in Kroatien berichtet darüber Folgendes: »Wurde der alte domaćin abgesetzt oder ging er mit dem Tode ab, so verwaltet der die zadruga, der den Vorgänger sonst öfters schon vertreten, sein Bruder oder Sohn oder soust Einer von den geistig gereifteren im Hause, durch den er sich öfters vertreten Hess oder mit dem er gemeinschaftlich zu arbeiten pflegte. Ist kein solcher da oder hatte der verstorbene domaćin Niemand zum Nachfolger bestimmt, so berathen die älteren Männer (in u ž i) unter einander und verbauen die Hausverwaltung Demjenigen, in Bezug auf dessen Person sie sich geeinigt. Oft bestimmt ihn die geistliche oder weltliche Obri gkeit, natürlich mit Rücksicht auf die öffentliche Meinung (po muienju drugoga svieta), welche beiläufig den Tauglichsten bezeichnet.« Von einer Wahl im wahren Sinne des Wortes ist also mlada (die Junge), bis es ergraut. Viertens, heisst der .ailn, dessen Haar weisslich zu schimmern anfängt, čiča (Vetter), em Weib unter denselben Verhältnissen strina (Muhme). Fünf-üs und letztens, wenn die Leutchen schon ganz gealtert sind |md aucü nö|zerner gtützell sicn bedienen müssen, nennt man sie Je d (Grossvater) und baba (Grossmutter). Also man theilt gewissermassen sowohl das männliche als weibliche Geschlecht in ut Stufen ein. Nach den Jahren etwa das männliche Geschlecht: 6 t o (Kind) bis zu 15, momak (Bürschlein) bis zu 20, dj e t ić ^ursche) bis zu 40, č i č a (Vetter) bis zu 50, djed (Grossvater) 18 zum Tode. Das weibliche Geschlecht: dijete (Kind) bis zu 13, ^ 6 v o j k a (Mädchen) bis zu 20, mlada (junge Frau) bis zu 30 les dürfte doch zu nieder gegriffen sein. Das Weib heisst nach einen Erfahrungen so lange mlada, als ihre Schwiegereltern am et,en sind, oder auch bis der jüngere Bruder ihres Mannes ein Weib sich heimgeführt), strina (Muhme) bis zu 40, b aha (Mütterchen) bis zum Tode.« Diese Bintheilung ist deshalb bei unserer Betrachtung wichtige weil es sich darum handelt, zu entscheiden, wer eine Stimme iß1 Käthe hat. Die Weiber auf keinen Fall, wenngleich das Sprichwort sagt: Dobro je kadkađ i ženu poslušat. Gut ist's, hie und da einmal auch dem Rathe seines Weibes zu folgen. Doch das ist nur Scherz, denn das Weib kommt auf geradem Wege überhaupt nie zu Wort; sobald sie sich muckst, ruft man i hr zu: /eno, jezik za zube kad muž govori, Weib, mit der Zunge hinter die Zähne, wann der (Dein) Mann redet, und das Weib schweigt, mehr aus äusserern als innerem Drange. »Jeder verheiratete Mann«, sagt Vrčević, »schlägt wenigstens einmal im Monat sein Weib braun und blau, oder streicht ihr eine Ohl'" feige übers ganze Gesicht" auf, sonst sagt man gleich, er fürchte sich vor seinem Weibe«. Volkssprichwörter erhärten dies, so z. B« folgendes: Ko ženu ne bije ono čovjek nije. Wer sein Weib nicht prügelt, das ist kein Mensch, oder : Ženu i konja udri, oko želiš da su ti pokorni. Schlag1 (Dein) Weib und Pferd, wenn Du willst, dass sie Dir gehorchen, oder: Udri ženu i zmiju po glavi. Schlag' ein Weib und eine Schlange auf den Kopf. Das Weib wird in eine Reihe mit dem Teufel gestellt: Neki se vrag boji krsta, neki toljage. Der eine Teufel fürchtet sich vor dem Kreuze, ein anderer vor einer Stange- Das Weib darf sich weniger bemerkbar machen als die Hofhündin '• Kučka nek laje a žena nek muči. Die Hündin mag bellen, das Weib aber soll das Maul halten. Eingehender besprechen wir die Lage des Weibes in einen» besonderen Capitel: »Die Stellung des Weibes.« Hier inusste so viel erwiesen werden, dass das Weib keine Stimme im Rathe hat, ebenso wenig kommen Kinder und altersschwache Leute i11 Betracht, denn: Težko kući kojom mladost vlada. Weh' dem Hause, in welchem Jugend die Herrschaft führt. Das Alter wieder muss sich von Allem zurückziehen, denn: Starost, nejakost. Alter, Olmmächtigkeit, und: U starca kosti grohoću, Brzo će starac pod ploču. Bei einem alten Manne klappern die Knochen, Bald muss ein alter Mann unter die (Grabes-) Tafel (sinken). Das Alter ist auch dem Spotte ausgesetzt: Star vuk, gotova maškara. Ein alter Wolf, ein fertiger Faschingsnarr. Und doch beruht lediglich auf der Autorität, die der Aeltere vor dem jüngeren Mitgliede der Hausgemeinschaft besitzt und behauptet, diese ganze Institution. Wo der Gehorsam und die Unterordnung Iehlen, da zerfällt früher oder später das Heimwesen. Die Rechte des Einzelnen sind in der Hausgemeinschaft ganz gering, denn Jeder TrUiss zu Gunsten Aller womöglich allen Sonderwünschen zu ent-äagen verstehen. Diesmal liegen mir vierzig Berichte vor. Es ist eigentlich lehrreich zu sehen, wie sich die. Berichterstatter abmühen, allgemein giltige Normen über die Rechte der Hausgenossen aufzustellen, es gelingt aber Keinem. Sechsunddreissig unserer Gewährsmänner bewegen sich in einem Kreise von Tautologien; 111 Betracht kämen nur die Berichte des Ungenannten aus Stubica, ^ugschwerdt's, Vrčević's, Odžakov's und etwa Miličević's (Glasnik 1857, S. 149 f.). In Gegenden, wo noch vereinzelt Hausgemeinschaften alter ■^rt bestehen (in der Crnagora, Bocca und der Hercegovina), da ist der Hausgenosse im Grunde genommen ein unbesoldeter Hausknecht. Er hat Anspruch darauf, sich sattessen zu dürfen, muss Voiu Hause die allernöthigste Gewandung erhalten; das Haus muss ihm die Tochter ausheiraten, d. h. die Kosten des Hochzeitsmahles ^'agen, und wenn er stirbt, den Priester, der ihn einsegnet, befahlen, Das ist wohl Alles; wenn es ihm nicht behagt, so kann er aus dem Verbände der Gemeinschaft austreten. Vrčević zählt als •Hechte und Pflichten« eines Hausgenossen auf: »Er ist verpflichtet, alle Aufträge des domaćin pünktlich auszuführen, sei esi dass er zu Markte gehen oder etwas kaufen oder verkaufen S°U. Die domaćica ist verpflichtet, jedem Mitgliede regelmässig dreimal des Tages zu essen zu geben. Diese Mahlzeiten finden statt: um 10 Uhr Morgens ručak (die Mahlzeit, die kurz abgethan wird, das Frühstück); 2. um 2 Uhr Nachmittags užina (u-ži-n-a, das Genossene; skst. : dživ; vergl. lat.: vi-ta; griech.: ߣ-o-s% das Mittagessen, und 3. hei Anbruch der Dämmerung das Nachtmahl, večera. Hier wäre noch zu bemerken, dass die Frauen nie mit den Männern zusammen essen. Nachdem die Männer abgespeist, setzen sich die Frauen zu dem hin, was übrig geblieben. Während die Männer nachtmahlen, steht allezeit die jüngste Schnur da und hält ihnen eine brennende Fackel als Leuchte. Wann sich die Frauen zum Nachtmahl hinsetzen, leuchtet ihnen immer das jüngste Mädchen. Der Ungenannte aus Stubica spricht vom Essen nichts, dafür variirt er das Thema vom Gehorsam. Alle Rechte und Pflichten eines Hausgenossen bestehen nur in Gehorsam und wieder Gehorsam. Abgesehen von U t j e š e u o v i ć's Auslassungen, ist des Ungenannten Bericht für Kroatien noch das Ausführlichste und Beste, was kroatisch über die kroatische Hausgemeinschaft gesagt worden, darum mag die ganze Stelle hier unterkommen: »Jedes Mitglied der Hausgemeinschaft hat nach den Anschauungen unseres Volkes gleiches Kocht und gleiche Verpflichtung. Jeder hat gleiches Anrecht auf Nutzniessung des Gesammtvermögens der Hausgemeinschaft, vor Keinem darf irgend etwas vom Gemeinsamen verborgen werden, überall hat Jeder seinen Antheii, denn das Volk sagt: » Svaki koji se trudi i muči ima pravo na ono što se priskrbi.« >Jeder, der sich plagt und abmüht, besitzt ein Recht auf das Erworbene.« (Dies ist wohl ein Rechtsgrundsatz des Volkes, doch in dieser Form kein Sprichwort, als was es der Ungenannte ausgibt. Das Volkssprichwort lautet kurz und bündig: Ko radi i raduje. Wer arbeitet, der erfreut sich auch daran.) »Deshalb ist der domaćin verpflichtet, jeden Einzelnen gleich-massig zu betheiligen und zu versorgen, auf seine Gesundheit zu gehauen und ihn sowohl gegen die Uebergriffe Einzelner als auch der Gesammtheit zu schützen, damit ihm kein Unrecht geschehe; jeder Einzelne aber hat das Recht, vom domaćin Rechenschaft zu fordern, wohin dieser oder jener Gegenstand gekommen, was mit Diesem oder Jenem geschieht. Doch auch gleiche Pflichten'. Jeder muss zu jeder Zeit ohne Umschweife oder Verzögerungen dorthin gehen, wohin ihn der domaćin schickt. Nur die Weiber geniessen kein gleiches Recht mit den Männern. Ein verheiratetes Weib muss sich um Beschaffung der nöthigen Leibwäsche für sich, Jhre Kinder und ihren Mann, auch für ihres Mannes Brüder bekümmern, wenn letztere ohne Mutter oder unverheiratet sind. In die Angelegenheiten des Hauses dürfen sich die Weiber schon gar nicht hineinmengen (Weib, Maul halten!), denn sobald sie sich in männliche Geschäfte hineinmengen, entsteht ein grosser Wirrwarr. Ein Mädchen hat aber zweifache Pflichten: den Männern gegenüber, dass es alle Erwachsenen, selbst die ihr gleichalterigen, als Wesen höherer Art betrachte und hochachte, den Weibern gegenüber, dass es die älteren von Arbeiten verschone und sie in Allem "ml Jedem verehre. Die Mädchen waschen den älteren männlichen Hausgenossen die Füsse, ebenso den Fremden (Gästen), denn es wäre eine Schande, wenn ein Gast im Hause übernachtete, ohne 'lass ihm die Füsse gewaschen würden.« Zugschwer dt (aus Bednja) weiss von eigentlichen Rechten ai,ch nichts zu meldeu, sagt aber, wenn es einem Mitgliede nicht recht ist, so kann er bei der Obrigkeit sein Recht suchen. Die Pflichten des Hausgenossen bestehen aber in gemeinschaftlicher Arbeit. Eine Notiz bei Zugschwerdt ist allein bemerkenswerth: *An vielen Orten in der Posavina (Saveland) hat alljährlich eines v°n den männlichen Mitgliedern der Hausgemeinschaft sein sogenanntes Jahr (svoje leto). Jedes Jahr hat ein Anderer von den Hausgenossen das Recht, ein ganzes Jahr hindurch auf Verdienst illlJedes Mitglied der Hausgemeinschaft darf sich, wann das Heimwesen feiert, oder s°nst daheim nichts zu thun ist, auswärtig ein paar Heller verdienen gehen. Was er verdient, ist und bleibt sein Eigenthum, aber — er hat das Recht (!), das Verdiente in die Casse der Hausgemeinschaft fliessen zu lassen. Der domaćin ist verpflichtet, selbst wenn er bestimmt weiss, dass der Betreffende Geld besitzt, !m Falle dieser irgend eine ehrenvolle Verpflichtung auswärts über- Krauss, Sitte u. Gewohnheitsrecht d. SUdsl. nimmt (als Gevatter, Brautführer, oder irgendwohin zu Gaste geht), ihm aus der allgemeinen Casse so viel zu geben, damit er dort dem Hause keine Unehre mache. Wenn der Mann ein bischen über die Schnur hauen will, so steht es ihm frei, wenn er Privatvermögen dazu besitzt.« Es will mir fast scheinen, als machten sich alle Berichterstatter diesesmal ein wenig lustig über die Zustände in der Hausgemeinschaft. Sie drücken damit unbewusst den allgemein empfundenen Gedanken aus, dass diese Institution sich überlebt hat. Am Sachlichsten spricht noch 0 d ž a k o v, wenn er von der angeblichen bulgarischen Hausgemeinschaft erzählt: »Die Hechte eines Hausgenossen sind folgende: er darf an der häuslichen Berathung theilnehmen und Meinung und Stimme abgeben, hat Anspruch auf eine anständige Bekleidung, dass sein Weib und seine Kinder nicht anders als die übrigen Weiber und Kinder in der Gemeinschaft bekleidet werden, hat Anspruch auf ein Tabakgeld, falls er Raucher ist, hat das Recht, (zuweilen) Gäste zu empfangen und zu bewirthen, kann ein abgesondertes Häuschen für sein Weib und seine Kinder beanspruchen, darf eigene Einrichtungsgegen-stände, Wiesen, Felder, Weingärten, eine Heerde u. s. w. besitzen, wenn er sich dieses für sein Geld gekauft oder durch die Mitgift seines Weibes erhalten hat. Er hat das Recht an einem Feiertage der Ruhe zu pflegen, das Wirthshaus zu besuchen oder zu Gast zu gehen, einmal im Leben auf den hl. Berg Athos zu pilgern, die Spinnstube zu besuchen, in die Kirche, das Kloster und auf den Markt mit Weib und Kindern zu gehen. Seine Pflichten sind: allen Befehlen des domaćin und den Beschlüssen des Hausvaters pünktlich Folge zu leisten, zum Vortheil des Heimwesens thätig zu sein, das gemeinschaftliche Gut, als wäre es sein Privatvermögen, zu behüten; er muss daraufschauen, dass sein Weib dem domaćin unbedingten Gehorsam leiste und ihren Pflichten nachkomme, er muss sie zu Friede und Eintracht mit den Hausleuten verhalten u. s.w.« In diesem Berichte ist mancherlei auffällig. Vor Allem die Behauptung, dass das Haus alle seine Mitglieder kleiden muss. Dies ist thatsächlich nur in beschränktem Masse der Fall. Das Haus hat nicht mehr als den Rohstoff zur Verarbeitung den Weibern zu liefern. Ferner darf der Einzelne so gut wie nie (du grösseres Privatvermögen, am allerwenigsten Liegenschaften besitzen. Dies verstösst nämlich gegen das südslavische Gewohnheitsrecht, wie es sich im Sprichworte offenhart, z B. wenn eines lautet: Dok smo zajedno neka nam je na jedno. S° lange wir gemeinschaftlich wirtschaften, soll auch (Alles) gemeinschaftlich sein, oder: Kad je na jedno guvno, neka je i u jedan amhar. ^enn es auf einer Tenne (gedroschen wird), soll es auch in eine (und dieselbe) Fruchtkammer (kommen). Mag einer auswärts was immer verdienen, das Erworbene muss der Gemeinschaft zu Gute kommen. Man begründet dieses Hecht mit Hinweis auf die communistische Einrichtung im Bienenhaushalt : Ko u cvijet, ko u med a sve u jedno ulište. ^er eine auf Blumen, der andere auf Honig, Alles fliesse aber in einen Honigstock. Wenn Einzelne Trivatvermogen besitzen, so erweckt dies bei den Anderen regelmässig Misstrauen und die Vermuthung, dasselbe Set zum Theil dem gemeinsamen Vermögen entzogen. Ein Sprichst sagt: Zajedničko teeivo najveći je amanet. Gemeinsames Vermögen (Erworbenes) ist das grösste Gewissenspfand, un so müssen sich alle erwachsenen männlichen Hausgenossen in der grossen Stube (im Stammhause, hiža) versammeln. Man sitzt auf den Bänken, längs der Wände. In einer Ecke im Winkel steht der grosse, gemeinsame Tisch, doch man setzt sich keineswegs um denselben herum; das geschieht nur bei der Mahlzeit. Der Tisch muss immer abgewaschen und rein sein, sonst ist's (line Schande für die Weiber. Sonst regnet es ganze Ladungen **fÜgel auf die Weiher herab, hätte er sagen sollen. Dass man sich tlicht um den Tisch herumsetzt, ist nichts Auffälliges. Wo alter l5l'auch noch heimisch ist, wird ja überhaupt nur an Festtagen und wann Gäste da sind, in der grossen Stube zu Tische gespeist, sonst wird dies im Winter um einen schemelartigen, runden Tisch 111 der Küche, neben dem niederen Feuerherd, abgethau, im Sommer dagegen in der Flur, im Schatten eines Baumes. In jedem südslavi-schen Gehöfte steht nämlich wenigstens ein Baum, in alten Gehöften, diese Wahrnehmung habe ich frühzeitig gemacht, gewöhnlich eine feinde, in neuen ein Maulbeerbaum. Ich war einmal, im Jahre 1873, ln der Hausgemeinschaft Deliiić-Ribić in Sulkovce in Slavo-ülen bei einer allgemeinen Berathung zugegen. Mein Vater wollte den Leuten die Zwetschken ihres grossen Gartens in Bausch und 1}°gen abkaufen und schickte mich ins Dorf, damit ich die Angelegenheit ordne. Ich wartete bis zum Abendanbruch. Die Leute kamen nach Hause und der alte domaćin rief die Männer, es waren ihrer vier, in die Stube. Er setzte sich zum Fenster auf die Bank, len sass ihm gegenüber zu Tische. Seine Hausgenossen standen haarhaupt neben der Thüro. Zuerst stopfte sich der domaćin die Pfeife, »damit er besser sähe,« dann hub er an: »Seht, da ist der »Meister« (majstor, als Titel jedes städtisch Gekleideten) gekommen und will Das und Das. Er will so und so viel für die Zwetschken auf dem Baume geben. Ich meine, dass wir darauf nicht eingehen können, weil wir selbst einen grossen Theil zum Rakibrennen brauchen. Ich will ihm aber versprechen, den Rest der Zwetschken an niemand Anderen als an ihn zu verkaufen. Die s naša (junge Bäuerin, welche eben redusa war) soll ein Glas Raki, Brod und Salz bringen, damit wir den Meister beehren.« Dies war die Be-rathung. Niemand widersprach. Nicht lange darauf zerfiel die Hausgemeinschaft. Ich war zufällig bei der Theilung zugegen. Der alte Mann sprach auch dieses Mal allein, die TJebrigen hörten schweigend zu. Dies ist echt slavischer Brauch, wie er durch das Sprichwort bestätigt wird : Kad stariji zbori mladji treba da muči. Wann ein Aelterev spricht, muss ein Jüngerer schweigen, und ferner: Sto god stariji reče i mladji ne poriječe. Was immer ein Aelterer sagt, ein Jüngerer widerruft es nicht. Der Hausvorstand befragt in wichtigen Angelegenheiten nur aus Vorsicht seine Hausgenossen, einmal weil er ihnen rechenschaftspflichtig ist, das andere Mal, weil ja das Sprichwort sagt: Ko pita s puta ne zalazi. Wer fragt, geräth auf keinen Abweg, uud dann sagt ein anderes Sprichwort: Dogovorna je najbolja. Ein Entschluss, den man berathen hat, ist der beste, und : Sto godj se ugovori to se ne pogovori. Was man verabredet hat, braucht nicht wiederkäut zu werden. Eigentliche Abstimmungen kommen bei den Berathungen nicht yor, denn die Stimmen werden nicht gezählt, sondern abgewogen; Alles muss einstimmig beschlossen werden. In der Hercegovina, Crnagora und der Bocca pflegt, nach Vrčević, der domaćin den Leuten die ganze Sachlage auseinander zu setzen, und dann schliesst er mit der Frage: »Was meint Ihr dazu, sollen wir oder sollen wir nicht?« Selten komme es vor, dass Einer zur Antwort gehe: »Ich mag nicht,« oder »Warum und wozu?« sondern immer: »■Wie Du willst,« oder: »Wenn Du meinst, dass es so am besten Sei« u. a, w. Derselbe Brauch herrscht auch bei den Bulgaren nach O d-zakov's Zeugniss: »Gewöhnlich herrscht Einstimmigkeit, doch »Offlinit es auch vor, dass auf Zureden des d o maoin Alle bis auf lnen einem Antrage zustimmen, doch wird der Antrag auf keinen *&11 zum Beschluss erhoben, wenn jener Eine seine Zustimmung dazu versagt. In solchen Fällen bemühen sich Alle, den Halsstarrigen zu überreden und umzustimmen. Häufig ruft man auch ein Weib, seine Kinder, die Anverwandten, den Schwiegervater UU(1 seine Mutter zu Hilfe, damit diese ihm das Jawort abge-Wlunen. Da stürmen Alle auf ihn ein und reden ihm beiläufig so »Geh' denn, so Dir Gott helfe, stimm' auch Du bei, damit ieses so geschehe, wie wir es wünschen, damit das Haus nicht zerstört werde, damit wir nicht ins Gerede der Leute kommen ^a nag ue znadu drugi), damit es die Nachbarn nicht hören, damit sich die Welt über uns nicht lustig mache!« Selten kommt es iu solchen Fällen vor, dass keine Einstimmigkeit erzielt würde.« Das ist ein wahr gezeichnetes Bild aus dem Volksleben. Auf der Einstimmigkeit Aller fusst das ganze Gebäude der Hausgemein-Schaft. Einigkeit muss in Allem und Jedem herrschen, denn wie das Sprichwort sagt: Slalom rastu male stvari A nesloga svo pokvari. "Durch Eintracht gedeihen kleine Sachen, die Uneinigkeit verdirbt aber Alles.« Eiü anderes: Sgovorna družina i v petk blago jade (bulg.). Einträchtige Hausleute essen auch am Freitag Fleisch, Sgovorna družina i vino pije. Einträchtige Hausleute trinken auch Wein, lllid schliesslich: Složna brača dvore sagradiše. Einträchtige Brüder erbauten wohl Gehöfte. VII. Vom beweglichen und unbeweglichen Gut einer Hausgemeinschaft. Die übliche Bezeichnung: »bewegliches und unbewegliches Gut« ist für die südslavischen Verhältnisse eigentlich unzulässig. Es kann nur die Rede sein von einem unveräusserlichen Stamm-gut, oder unzweideutig ausgedrückt, von einem ererbten Gute und von einem überschüssigen Vermögen oder Besitz, den man nöthigeii-falls ohne Umstände verkaufen kann. Es gibt eine ganze Reihe von Ausdrücken für das unveräusserliche Erbgut. Dieselben gehen nebeneinander her. Fast alle sind überall bekannt, nur wird hier dieser, dort jener Ausdruck vorgezogen. Der allgemeinste ist wohl baština (hereditas, solum natale; b a g t a. bulg,: Vater; baština ist ursprünglich ein Adj., Väterliches). Daneben kommen očevina und očinstvo vor. Die Berichterstatter Bogišić's stellen diese zwei Worte als gleichwerthig hin, indessen besteht meines Wissens wenigstens in Slavonien doch ein Sinnunterschied zwischen ihnen, insoferne nämlich, als o 6 i n s t v o den Antheil des väterlichen Gutes bezeichnet, den man einem aus dem Familienverbande ausscheidenden Mit-gliede ausfolgt. Im selben Sinne spricht man von einem materinstvo (d. i. das mütterliche peculium). Djedovina, bulg.: djadina, heisst das Stammgut mit Rücksicht darauf, dass es seit Alters her der Hausgemeinschaft angehört. Daneben kommt auch die Bezeichnung starina vor (antiquitas, das aus alter Zeit stammende). Man gebraucht das Wort aber auch in dem Sinne von Antiquität (z. B. für ein uraltes Bild, Messer, Schwert u. s. w.). Grund und Boden mit dem Betriebsgeräthe, das zur Bewirth-•schaftuug auf jeden Fall da sein muss, nennt man in der Hercegovina, Crnagora und der Bocca stožer, daneben a kar (türk.), der Umgegend von Semlin s t e ž e r (Febm-) Stange, (Heu-) Stange, !j''f'«, altsl. auch s t o g •&), um Stara Pazva stežerina. Letzteres Wort ist übrigens fraglich. Bei den Paš]trovići und auch sonst Vereinzelt in Syrmien temelj (&tfiütov, Fundamentum), im Zagorje korenika (rad i c es, tepikov-, Sktst.: k a r. secare; griech. **Q* xuoutg. ahd.: s k e r; and.: s k u r n , lit.: k a ruft; serb.-kroat: *°ra, Binde). Fraglich ist korjenina. Bei den Bulgaren und lrn Gurgusovački srez in Serbien: muljk, in Serbien allein auch: m a 1. (Die Etymologie dieser Worte ist dunkel.) Das Vermögen im Allgemeinen heisst imanje, imutak, "uetak imuće (Habe). Mit Hervorhebung des Erworbenen: stečevina, namentlich nennt mau stečevina das Vermögen, Welches Mann und Weih während ihres ehelichen Zusammenlebens gemeinschaftlich erworben. Bei den Neuslovenen ž i t e k, bei den Kroaten žitak (altsl.: žit Tbk t Vita), gleichbedeutend mit imanje. }n Slavonien und Serbien bezeichnet man damit nur die Nahrung, insoferne als der Reichthum an Nahrungsmitteln ein Haus in guten Huf bringt. Dem kroatisch-serbischen stečevina entspricht bei (h:n Bulgaren stoka (bei den Ersteren bedeutet stoka die Schafherden) und für žitak: živa stoka (das Erworbene, Lebende). Die Ausdrücke grunt (in der Militärgrenze) und dobro W*8 Gut) sind der erstere wörtlich dem Deutschen entlehnt, der letztere blos eine Uebersetzung aus dem Deutschen.]) Sušak berichtet zwar, man sage im Cetinathale »dobro« sowohl für bewegliches als unbewegliches Gut, er fährt aber fort »nit der Bemerkung: ili i m a n j e k u ć n o (oder das Hausvermögen), ^as Zweite ist allein richtig, das erstere aber kennt er blos aus der Literatu r und imputirt es irrthümlich dem Volke. Vereinzelt findet sich der Ausdruck domačija (in Bednja in Kroatien nach , u g s c h w e r d t) oder domačnost (in Konavli nach B e u s a n) lIu Sinne von fundus instructus. ') Das Wort dobarcc (Gütchen), welches so viel in den Novellen der ^eueren serbisch-kroatischen Schriftsteller herunispukt, ist ebenso abgeschmackt, ^'le die meisten serbisch-kroatischen Novellen. Dobar und dobro sind ja im ^ihlslavischen ethische Begriffe, Abstractionen, deren Uebertragung als Namen |'lr das deutsche -Gut' im Sinne von »Besitz, Vermögen« durchaus unstatthaft lsf und dem Volke unverständlich bleibt. Haus und Hof und Wirthsehaftsgeräthe (p o k u 6 s t v o, p o-k u j s t v o, marva, das Rindvieh, stada, die Heerden, miteingerechnet, und Alles was drum und dran hängt) dürfen von einem Einzelnen ohne Zustimmung aller Mitglieder der Hausgemeinschaft, selbst der zwölfjährigen Knaben, sogar der Frauen, die sonst keine Stimme im Käthe haben, nicht veräussert werden, denn es ist das Gemeingut aller Hausgenossen. Zutreffend bemerkt Vröevic: »Solange in einer Familie auch nur ein männliches Wesen existirt, würde Niemand das Geringste vom s t o z e r veräussern, ebensowenig als sein Weib oder Kind losschlagen. Dagegen kann man sonstige Grundstücke (solche wohl, die man nicht von den Vorfahren überkommen, sondern selbst erworben) oder einen Theil der Heerden in grosser Nothlage verkaufen.« Unsere modernen Gesetze nehmen darauf natürlich wenig Rücksicht. Mit Vröevic stimmen die übrigen Berichterstatter vollkommen überein. Der Vollständigkeit halber will ich Odzakov's Bericht über das hiehergehörende Gewohnheitsrecht der Bulgaren anführen, weil das bisher Gesagte dadurch gut erläutert wird. Man ersieht aus Odzakov's Worten ganz deutlich, dass er unter Hausgemeinschaft die engere Familie versteht, nicht aber das, was Vrcevic meint. Dies muss umsomehr hervorgehoben werden, weil die Rechte des Hausvaters, der doch im Grunde der eigentliche Besitzer des ganzen Vermögens ist, grösser sind als die eines gewählten Hausverwesers einer Hausgemeinschaft. Letzterer ist nur Miteigenthümer, nicht alleiniger Herr. Nun der Bericht: »Die Mitglieder einer Hausgemeinschaft halten fest daran, dass man das Stammgut unangetastet bewahren und zum mindesten in demselben guten Zustande den Nachfolgern überlassen muss, in welchem man dasselbe von seinen Vorfahren erhalten-Ja, Alle sind sogar bestrebt, nach Möglichkeit den Besitz zu vermehren und Capitaiien anzuhäufen, um den Nachfolgern einen gewissen Reichthum zu hinterlassen. Wenn Jemand irgend etwas von seinem unbeweglichen Gute, und selbst von dem beweglichen, wenn dasselbe zu den unumgänglich notwendigen Betriebstücken gehört, verkauft, so betrachtet das Volk ein solches Vorgehen als eine Sünde und Schande. Auch findet sich nicht eher ein Käufer drauf, als bis alle Söhne die Erklärung abgegeben, dass sie mit dem Verkaufe einverstanden sind. Ja die Kinder besitzen sogaT das Recht, etwas zurückzukaufen, wenn ihre Vorgänger ein Ding veräussert haben. Bei der Veräusserung solcher Sachen pflegt das Volk dem Verkäufer darüber Vorwürfe zu machen: »Was hast Du da vor! Schau, dass du dies für Deine Kinder lässt. Du Warst im Stande, auch den Hut vom Kopfe zu verkaufen! Bewahre dies für Deine Kinder und Kindeskinder auf, damit sie Deiner gedenken.« (Kakvo to si namjerill glje daj da go ostavis na dje-°ata si. Ste si prodade i kalpakja ot glavota. Pazi go za djeca 1 unuki, da tja spomjanuvat.) Wenn Einer ein Grundstück ver-aussert, so hält man ihn für verrückt, und sagt: »0 Gott, Wahn-^nn hat ihn erfasst, dass er sein Vermögen verkauft!« (Bah Bože! ^e podluda Ii go je zola, da si prodava stokoto!) An einer zweiten ^tplle: »Zu den verkäuflichen Dingen gehören: der Ertrag des °dens und der Nachwuchs der Hausthiere, ferner alte Pferde, ehsen, Schafe und Ziegen. Wiesen und Weingärten können nicht ; eräussert, sondern nur wieder für Wiesen und Weingärten umgetauscht werden. Die Gegenstände, die man veräusseru darf, eissen stoka za prodan (imam stoke za prodan, ich habe — verkaufen). Unter die verkäuflichen Sachen zählt man: Frucht, *ehl, Wein, Branntwein, Käse, Obst im Allgemeinen u. s. w. Unverkäuflich sind: Bottiche, Branntweinkessel, Wagen, Ackerochsen, as Ackergeräthe, und auch die Pferde. Von letzteren sagt das Sprichwort: Bez kon ksta ne može živi ti. Ohne Pferd6 kann das Haus nicht sein (leben).« Dasselbe fast mit denselben Worten sagen auch unsere übrigen Gewährsmänner aus. Alle stimmen in dem Einen überein, 1 ss nur das Ueberflüssige verkauft wird, und zwar nur in dem «alle, wenn es die Noth erheischt. In älterer Zeit besassen die einzelnen Mitglieder einer Hausgemeinschaft nie ein besonderes Privatvermögen. Alles war gemeinsames Eigenthum, was auch der Einzelne erwerben mochte, er allgemein gebräuchliche Ausdruck für Privatvermögen, prcija vaus dem griech. nwUiov die Mitgift), weist klar darauf hin, woher gewöhnlich Männer (in der Hausgemeinschaft) ihr Privatvermögen ajen. In neuerer Zeit kommt durch den Einiluss der Schrift-brache auch das heimische Wort: osobin a (o sob n ost, s 0 p š t i n a) iu allgemeineren Gebrauch, ein Wort, das Ursprüngen nur (persönliche) Eigenschaften oder Eigentümlichkeiten, nicht aljer persönliches Eigenthum bezeichnete. VIII. Theilung der Hausgemeinschaft Es können die Veranlassungen und Gründe, die zur Theilung einer Hausgemeinschaft führen, mannigfacher Art sein, fast immer aber haben Weiber ihre Hand dabei im Spiele. Dies wird durch eine Reihe Volkssprichwörter genugsam bestätigt: Žene braću dijele. [Weiber theilen (entzweien, trennen) Brüder, oder: Tudja krv braću dijeli. Fremdes Blut trennt Brüder, denn: Zli jezici braću zavade. Böse Zungen verursachen Bruderzwist. Zo jezik (böse Zunge) und žena (Weib) gelten als sinnverwandte Worte. Ein Sprichwort lautet: Gdje je mnogo žena, mira u kući nema. Wo es viele Weiber gibt, da gibt's im Hause keinen Frieden. Als schlimmster Leumund eines Mädchens gilt, wenn mau ihr nachsagt: Ova bi moma kuću razdijelila. Dieses Mägdlein würde eine Theilung des Hauses veranlassen.] Auf die Unverträglichkeit der Frauen im Hause wird vielfach in Volksliedern Bezug genommen. Es heisst im Sprichworte: Žena donese u kuću sreću ili nesreću. Das Weib bringt entweder Glück oder Unglück ins Haus. Ein Weib zufriedenzustellen, ist ein Ding der Unmöglichkeit, denn '• Žena ima više buva u glavi neg kose na glavi. Ein Weib hat mehr Flöhe im Kopfe als Haare auf dem Kopfe. Daher kommt es, dass: Sa ženama ni djavo na kraj ne izadjc. Mit Weibern nicht einmal der Teufel ans Ziel kommt. In Kroatien sagt man, des Teufels Grossmutter (vraža baba) bewerkstellige immer und jedesmal die Theilung einer Hausgemeinschaft. In einem Volksliede (Vuk. nar. pj. II. 10) schlägt ein Bruder dem andern vor, dass sie heiraten sollen. Darauf entgegnet der Andere: Lasno bi se brate iženili; AI kad tudje seje sastavimo, Tudje će nas seje zavaditi, Baška će nam dvore pograditi. 'Leicht könnten wir Brüder uns verheiraten; doch sobald wir fremde «eichen zusammenbringen, werden uns die fremden Mädchen einander ver-niclen; sie werden uns getrennte Gehöfte erbauen« (d.h. sie werden es dahin ringen, dass die Brüder zur Theilung schreiten und Jeder ein besonderes Heim «ch errichtet.) Bezeichnend ist in dieser Hinsicht das Sprichwort: ve mačke oko jednog miša, dva psa oko jedne kosti i dve žene u jednoj kući nikad se ne složiše. ei Katzen über eine Maus, zwei Hunde über einen Knochen und zwei Weiber in einem Hause können nie einig werden. Fragte mal ein Wahlbruder, der mehrere Jahre in der Fremde geweilt und eben nach Hause gekommen war, seinen daheim gegebenen Wahlbruder: »Du, hast Du Dich von Deinem Druder Schon abgeteilt?« — »Er allein hat geheiratet, ich bin noch ledig.« Kam ein Bursche auf die Freite. Fragte ihn sein zukünftiger ehwiegervater: »Hast Du Dich von Deinen übrigen Brüdern schon ^geteilt?« — »Hab' Gott sei Dank, keinen einzigen.« >) Es heisst im Sprichworte: Zmija i žena stvar je jedna. Schlange und Weib ist ein und dieselbe Sache. In einer Hausgemeinschaft, in welcher mehrere Weiber sind, föchte Jede gerne domaćica sein. Die eine, welche nach altem rauch domaćica ist, vermag es mit bestem Willen nicht, immer AUen recht zu thun. Jede glaubt sich von der domaćica bei der ertheilung von Hanf, Wolle u. s. w. verkürzt. Da gibt es immer . lagen. Dem Manne wird mit Thränen so lange zugesetzt, bis er ln Harnisch kommt und mit den übrigen Hausgenossen in Streit geräth. Ein Wort gibt das andere, und das Ende vom Lied ist: ]) Vrčević. Pitalice, Nr. 35«. Theihmg. Darum soll ein ganzer Mann auf die Thränen seines Weibes nichts geben. Das Sprichwort sagt: Ne veruj Ženskons plaeu ni kolik pasjem šantanju. Glaub1 dem Geplärr1 eines Weibes nicht soviel, als dem Dahingehen eines Hundes. Oder man sagt auch: Ženske suze i pasje ramanje sve jedno je. Weiberthränen und Hundes Hinken ist gane ein und dasselbe. Doch auch den Mann trifft arger Tadel, wenn er auf das Gewäsch seines Weibes achtet: Koj to slusa ženi, toj e dvaš žena (bulg.). Wer auf sein Weib hört, der ist ein doppeltes Weib. Um dem fortwährenden Unfrieden zu steuern, schreitet man endlich zur Theilung, denn: Bolje se i dijeliti nego mrziti. Es ist noch immer besser, eine Theilung vorzunehmen, als einander zu hassen. Nur bedingt wahr ist aber folgendes Sprichwort: Gdje brace tu i dijela. Wo Brüder sind, da gibt es auch Theilung. Eines darf man hiebei nicht ausser Acht lassen, dass nämlich, wie schon früher einmal bemerkt, in der Gegenwart der Südslave immer mehr zum Separatismus hinneigt. In Bulgarien, wo die Hausgemeinschaft nahezu ganz aufgehört hat, konnten daher auch folgende Sprichwörter entstehen, denen man kaum welche serbischkroatische Varianten anreihen könnte: Sjeki da se znae svoeto. Jeder soll wissen, was sein Eigenthum sei, oder: Sjeki je gospodar na kštoto si. Jeder ist Herr (nur) in seinem eigenen Hause. Wie tief die Abneigung gegen das Zusammenleben iu Gemeinschaften im Volke wurzelt, beweist folgendes Sprichwort: Ortaškoto mjeso kučata ne jedot. Des Genossen Fleisch mag nicht einmal eine Hürdin fressen. Unwillkürlich denkt man da an das serbische Sprichwort: Nema smrdljivije mrcine nego Sto je Covjek. Es gibt kein stinkenderes Aas als der Mensch ist. Als Grund, weshalb man zur Theilung schreitet, wird zuweilen auch angegeben, das alte Heim biete nicht hinreichende Räumlichkeiten für alle Angehörigen desselben. Darauf antwortet zutreffend ein Sprichwort: Nije kuća tiesna ako nisu čeljad biesna. Das Haus ist nicht enge, wofern das Hausgesinde nicht wahnwitzig ist. Kurz und bündig fasst Vurdelja die Ursachen, die zur Theilung von Hausgemeinschaften führen, unter folgenden sechs Punkten zusammen: 1. »Die Uneinigkeit der Weiber im Hause, denn Jede will gerne Herrin sein; oder es kommt auch vor, dass die Kinder (verschiedener Weiber) in Streit gerathen, oder wenn nur ein Kind das andere berührt, die Weiber gleich mit Messern auf einander Josgehen, einander beschimpfen, zurechtweisen u. s. w. Daraus entgingt Uneinigkeit, die führt nur zu bald zum Zerfall] und zur Theilung der Hausgemeinschaft. Eh' man sich's gedacht, ist die Theilung schon da. 2. Privatvermögen im Hause (prćija u kući). Die ein Privatvermögen besitzen (prćijaši), schauen mehr auf ihr eigenes als auf das Vermögen der Gemeinschaft; reissen Alles an sich, wo sie Ullr irgend einer Sache habhaft werden können, wobei sie es mit dem Vermögen der Hausgemeinschaft nicht allzu genau nehmen. In Folge dessen sinkt der Wohlstand des Hauses; der starješina kaun so einem Treiben nicht ruhig zusehen, er muss die Betref-h'11(1«'U zurechtweisen, der Schluss ist — Theilung. 3. Wenn der starješina und sein Weib hinter dem Rücken der Hausgenossen sich gütlich thun und das gemeinsame Vermögen Verprassen, oder auch, wenn der starješina mit der Verabreichung li,'r nöthigen Nahrung an seine Hausgenossen knickert und spart, Während die Leute, so lange das Zeug hält, gut leben wollen, so kommt es bald zur Theilung. 4. Wenn ein Soldat viele Kinder hat, den Hausgenossen es aber 8chwer fällt, für ihn und seine Kinder zu arbeiten und sie auszuhalten. (Dies galt selbstverständlich nur, so lauge die Militärgivnze bestand.) »• Wenn einer der Hausgenossen ein Faulpelz ist und grundsätzlich der Arbeit aus dein Wege geht, oder wenn Einer uhglück-ücherweise sich aufs Stehlen verlegt, die übrigen Hausgenossen aljer die Schande nicht ertragen wollen, so drängt man darauf, dass der Betreuende ausgeschieden wird. 6. Wenn die Hausgemeinschaft zu viel Mitglieder zählt, so dass eine Theilung sich von selbst empfiehlt.« Der letztgenannte Fall tritt wohl äusserst selten ein. Eines aus Kutina in Kroatien, den mir meine Mutter erzählte, gedachte ich schon an einer früheren Stelle, einen zweiten erzählt Mi Ii* cevic (a. a. 0.). Ich will ihn hier wiedergeben: »Es erschüttert tief des Menschen Gemiith die Theilung einer solchen Hausgemeinschaft, die in Eintracht und Liebe lebte, wo die Mitglieder darin wetteiferten, wer den Anderen im Fleisse überholen wird. Da wird" der Mensch mit Bedauern erfüllt, selbst wenn die Sache durchaus nicht bedauert zu werden verdient. ... Man verarge mir's nicht, wenn ich eines Falles Erwähnung thue, der vor 60-70 Jahren (M. schrieb dies im Jahre 1864) in meiner Sippe vorgefallen. Man gedenkt noch heutigen Tages seiner mit einem besonderen Gefühle. Mein Urgrossvater Milic, der unsere Sippe aus Alt-Serbien hieher verpflanzte, erlebte es, dass er in seinem fünfundachtzigsten Jahre von sich und seinen Brüdern eine so zahlreiche Nachkommenschaft um sich sah, dass es ihm schon nimmer thuulich erschien, Alle in einer Hausgemeinschaft zu belassen. Darum berief er an einem Ferialtage seine Söhne, seine Bruderskinder, seine älteren Enkel mit ihren Frauen vor sich und redete sie so an: »Kinder, ich will Euch sagen, dass der Bienenkorb nun schon übervoll geworden und es nöthig sei, dass ein Schwärm ausfliege. Flechtet leere Stöcke, hebt die Kappen ab, damit die Bienen die Winternahrung nicht aufzehren.« Die Leute stehen ganz verduzt da und wissen nicht, was dies zu bedeuten habe, bis er ihnen ganz deutlich sagt, es sei eine Theilung unumgänglich nothwendig-Darüber allgemeine Bestürzung, einige fangen sogar zu weinen an-In der Meinung, Einer aus ihrer Mitte habe Anlass zu diesem Vorschlag gegeben, forderten sie vom Alten, er solle ihnen den Betreffenden namhaft macheu, damit sie ihn in Stücke hauen. »Nicht doch, meine Kinder,« erwiderte der Greis, »niemand Anderer als nur ich allein will die Theilung. Mir selbst thut es am meisten leid, dass von nun an, was unser hiess, unser, euer, deren heissen wird; ich erachte es indessen für besser, dass man schon jetzt zur Theilung schreite und Ihr nicht abwartet, bis Ihr so alt wie ich geworden.-< Gewohnt, in Allem und Jedem ihrem Grossväterchen Folge zu leisten, wurde von den Söhneu die Theilung vorgenommen. Die kleinen Kinder konnten aber lange Zeit noch später die vollzogene Thatsache nicht begreifen und wussteii nicht zu unterscheiden, wem dieses, wem jenes Haus gehöre. Sie hielten sich Tagsüber hier und dort auf und schliefen, wo sie eben die Nacht überraschte. Es sei auch vorgekommen, erzählt mau, dass die Kinder helllaut zu weinen anfingen, wenn man ihnen sagte: »Geh' Jedes heim, das ist nicht Euer Heim!« Theilungen, die auf eine so friedliche Weise vor sich gehen, sind überaus selten. Mag die Anzahl der Hausgenossen noch so gross sein und die Wohnungsräumlichkeiten noch so wenig den Bedüri-"issen entsprechen, so weicht man doch gerne einer Theilung aus, indem jeder Einzelne dem Gemeinwohle zu Liebe seine Bequemlichkeit opfert. Wahr ist in diesem Falle das schon oben angeführte Sprichwort: Nije kuća tiesna ako nisu čeljad biesna. öle Behausung ißt nicht zu enge, sofern das Hausgesinde nicht wahnwitzig ist. Es trifft sich aber zuweilen, dass nur ein Mitglied der Hausgemeinschaft zur Theilung drängt oder auch gedrängt wird. Ohne Giftigen Grund, aus lauter Uebermuth wird Niemand eine Theilung begehren, auch kann er seinen Willen nicht ohneweiters durch-Setzen. Es gibt aber Menschen, die um jeden Preis vollständig unabhängig sein wollen und lieber manche Bequemlichkeit und ^Weilen grosse Vortheile, wie deren z. B. die Hausgemeinschaft bietet, missen mögen, ehe sie Anderen dienen. Manche fassen auch ihr Verhältniss zum Hausvorstand wie ein Dienstverhältniss auf. ^e suchen sich damit zu rechtfertigen, dass sie das Sprichwort anführen: Bolje i pomanji gospodar biti neg sluga najveći. Besser selbst ein kleinerer Hausherr sein, als der grösste (angesehenste) Diener. Gewöhnlich stänkert der Theilungsbegierige so lange, bis seine Hausgenossen seiner überdrüssig werden und ihn gewissermasseu Verstössen. Nach Janković ist in Kotari und Bukovica im Zaraer Kreise folgender Brauch üblich: Will ein Mitglied aus dem Verbände der Hausgemeinschaft gänzlich austreten, scheut sich aber, dies ausdrücklich zu sagen, so macht er (Abends) im Hause, in Fulger Entfernung von der allgemeinen Feuerstätte (auf dem Herde) fur sich ein besonderes Feuer an. Dies ist das sinnbildliche Zeichen, dass er von den Uebrigen sich lostrennen will. Nach Magud steht dem Einzelnen durchaus nicht das Recht Zu, eine Theilung zu begehren. Es muss wenigstens der dritte Theil der Mitglieder für eine Theilung überhaupt gestimmt sein. Es gibt drei Arten von Theilungen. Eine vollständige, Wo jede Familie einzeln für sich einen neuen Herd gründet (man Sagt in diesem Falle: razdielili oder podielili su se — sie haben sich zertheilt), eine beschränkte, nach welcher die Kräus9, Sitte u. Gewohnheitsrecht d. SUdsl. Familien nur abgetheilt wohnen und jede für sich Haus führt, während die Grundstücke auch weiterhin gemeinschaftlich behaut werden (man sagt odielili su se = sie haben sich abgetheilt), und schliesslich gibt es noch eine Ausnahmstheilung, wo man, wie schon erwähnt, ein störriges Mitglied aus dem Verbände ausstösst [odielili su ga = sie haben ihn (von sich) abgetheilt]. Eigentümliche Verhältnisse haben sich in Bezug auf Theilung im Küstenlande entwickelt, wo das Volk auch Handel treibt. Eigentlich ist dieser Ausdruck nicht ganz zutreffend, denn die Küstenländer sind im Grunde bis auf die Gegenwart Ackerbauer, geblieben nur Einzelne aus dem Volke pflegen sich auf Handel und Schiffahrt zu verlegen. Hausgemeinschaften betreiben selten Handel. Ueber einen vereinzelten Fall berichtet Kohl in seiner Reisebeschreibung (Reise nach Istrien, Dalmatien und Montenegro, II, 415). Auf Lossin pie-colo habe zu seinerzeit das Geschäftshaus Vi doli 6 fünfzig Haus-genoisen gezählt. Die Vidolic sollen ihre Commanditen und Comp-toire in Alexandrien, Constantinopel, Odessa, Taganrog, in allen Küstenstädten des Schwarzen Meeres gehabt haben. Besonders glaubwürdig klingt die Sache nicht, zumal aus dem Munde Kohl's; der kramt wie die meisten Reisebeschreiber, sehr gerne Merkwürdigkeiten aus. Die Regel ist, dass reiche Hausgemeinschaften nichts dagegen haben, wenn Einer aus ihrer Mitte Kauffahrer wird. Er thut dies aber auf eigene Gefahr und Verantwortung. Es liegt mir ein recht ausführliches und ganz zuverlässiges Zeuguiss darüber vor, das werth ist, hier ganz wiedergegeben zu werden. Unser Gewährsmann ist Magud. Er berichtet: »Mag ein Mitglied in der Hausgemeinschaft nicht weiter verbleiben, so begibt er sich aufs Meer oder tritt in Jemandes Dienste. Das Haus versorgt ihn mit einer vollständigen Bekleidung. Er behält aber das Recht, wenn es ihm in der Fremde nicht mehr behagt, zu jeder Zeit wieder in sein Stammhaus zurückzukehren. Es kommt auch zuweilen vor, dass Einer ohne jeden Autheil aus der Hausgemeinschaft austritt, ein Haus sich erbaut und ganz abgesondert für sich lebt, ohne dass ihm die Hausgemeinschaft irgend etwas geben würde. Doch derlei bildet jedenfalls eine Ausnahme. So z. B. trat aus vor vierzig Jahren (der Bericht ist aus dem Jahre 1867) Mato, der Sohn Michaels, aus dem Verbände des Hauses Magud und erbaute sich ein eigenes Haus. Die Hausgemeinschaft Magud gab ihm gar nichts, dafür war ihm aber, so lange er noch Mitglied der Hausgemeinschaft gewesen, unnaer gestattet, Handel zu treiben und durch Handel sich zu sichern. Von diesem Gelde kaufte er sich ein Haus und Liegenschaften (hast i 11 a). Manliess ihn also vielleicht deshalb leer ausgehen, weil man (die Hausgemeinschaft) wusste, er besitze Geld, oder Wohl auch darum, weil Mato's Vater Mihajlo und Mihajlo's Bruder JJ der Hausgemeinschaft verblieben. Hier obwaltete demnach die ^ction, Mato sei ausgetreten, um auswärts Gewinn zu suchen, glich habe er daheim nichts zu fordern, nach dem Grundsatze ^Pi'ichworte): _ Ko doma vadi taj i raduje. ei daheim arbeitet, der (allein) hat auch das Recht, an dem Erworbenen sich zu erfreuen. j_ Es gibt genug solcher Fälle, besonders in den wohlhabenderen eisern in Konavli, dass Einer ohne Autheil aus dem Verbände ^stritt. So schieden z. B. Einzelne aus aus den Häusern Mosta-111 ić, Klaić, Škipa, Glavić u. A., und siedelten sich ent-eder in Ragusa (Dubrovnik) oder sonst wo im nahen Küstenlande 1 n- Dies geht so zu. Jedes halbwegs reiche Haus betrachtet es als ^!ne Ehrensache, unter seinen Mitgliedern einen Seekapitän oder eiuen Kaufmann zu zählen. Das Haus selbst geht dem Betreffenden Uli ]' (']« Hand, damit er sein Ziel erreiche. Abgesehen von der ßsen Ehre, bringt dies dem Hause auch Vortheil, denn es ist jninier gut, einen Menschen zu haben, der durch sein Capital im 1 tnfalle dem Hause beispringen kann. Uebrigens ist es kein »r08ses Opfer, wenn ein reiches Haus, das ohnehin über hinreichende ^eitskräfte verfügt, eines seiner Mitglieder der Feldarbeit ent-e'Jt. Es trifft sich aber, dass so ein Befreiter durch seine Geschäfte |enöthigt ist, weite Reisen zn machen und mit der Stadt in enger uhiung zu stehen. Nun übersiedelt er mit der Zeit in die Stadt 11 m ihre nächste Nähe, so dass ihn an seine Hausg emeinschaft ui mehr ein moralisches Band fesselt. Solche reichgewordene Ute oder deren Nachkommen würden sich schämen, einen Antheil v°n der väterlichen oder grossväterlichen Hausgemeinschaft zu dem, dergleichen kommt selbst gegenwärtig unter dem Schutze . s österreichischen Gesetzes äusserst selten vor. Es ereignet sich 'ndessen doch hin und wieder, dass ein verarmter Sohn, oder sogar eil\ Enkel des TJebersiedelten zurückkehrt und wieder ins alte Nest toigenommen wird, das sein Vater oder sein Grossvater verlassen, ''"'loch sagt man, er führe kein besonders angenehmes Dasein daselbst, wofern er nicht zu arbeiten versteht.« In der Hercegovina, Bocca, Cmagora und zum Theil auch in Serbien, überall in Gegenden, wo sich echt slavisches Volksthum verhältnissmässig rein erhalten, obwalten auch in der engeren Familie die Rechtsgrundsätze der Hausgemeinschaft. Eltern, die erwachsene Söhne haben, können durchaus nicht nach eigenem Gutdünken über das Vermögen des Hauses verfügen. Der Vater ist nichts weniger als unumschränkter Herr über seine Söhne, wie etwa ein pater familias z. Z. der römischen Republik. Die Söhne sind als Besitzer des Gesammtvermögens dem Vater gleichgestellt und können daher ihren Vater zu einer Theiluug zwingen. Vrćević. dem wir eine darauf Bezug nehmende Nachricht verdanken, scheint empört gewesen zu sein über dieses Verhältniss zwischen Vater und Söhnen, wenn er sagt: »Jeder Hausgenosse hat das Recht, wann immer es ihm beliebt, eine Theilung für sich zu fordern, doch liegt dies weder in seinem Interesse, noch ist es seiner Ehre zuträglich, denn er vereinsamt sich (postaje inokosan) und Jeder schilt sein Thun frech, weil er sich von seinen Brüdern losgetrennt. Wenn die Eltern wollen, so folgen sie ihm einen stattlichen Theil des Gesammtvermögens aus, wenngleich mit schwerem Herzen, und so mancher Vater sagt zu einem solchen Sohne: »Magst Du nicht so leben, wie's Gott befiehlt, mag ich Dir, so lange ich lebe, auch nicht einen Stein geben!* Das Ganze ist halb und halb ein müssiges Gerede, denn es ist gleichgiltig, ob der Vater will ode r mag, er muss wollen. Dies bezeugt ausdrücklich vojvoda Vukalović, wohl der gründlichste Kenner dessen, was in der Hercegovina als Recht gilt. Er berichtet Folgendes: »Jedes erwachsene männliche Mitglied einer Hausgemeinschaft hat das Recht, eine Theilung zu begehren. Schwieriger ist dies in einer kleineren Familie, wenn der Vater noch lebt; denn er kann sagen, er gebe nichts heraus, doch gewöhnlich gibt man dem Vater zur Antwort: »Wir leben nicht im Küstenland (d. h. in Dalmatieu), wo der Vater Alles ist, die Kinder aber nichts sind!« Und bei Gott, sie zwingen ihn, dass er dem Sohne, der sich von ihm lostrennt, einen kleinen Theil ausfolgt.« In Bulgarien, wo das byzantinische Recht auf das heimische Gewohnheitsrecht zersetzend eingewirkt hat, ist auch die Autorität des Familienvaters genug befestigt, um die Separationsgelüste der Haussöhne zu zügeln. Vollständig freilich nicht, denn dem Sohne steht noch immer wenigstens das Recht zu, von seinem Vater eine beschränkte Theilung, wie wir sie genannt, zu fordern. Dem betreffenden Sohne n'rd ein besonderes Wohnhaus angewiesen, er führt nun ein selbständiges Haus, muss aber auch fernerhin in Gemeinschaft mit ater und Brüdern den ungeteilten Grund und Boden bestellen. Anders nach dem Ableben des Vaters, wenn die Mutter, oder Vaters Bruder, oder der ältere Bruder Hausvorstand ist, da taDU jeder Sohn seinen auf ihn entfallenden Theil nehmen und SICh von den Uebrigen lossagen. (Vergl. Zaharijev und Üdzakov lr»i Zbornik, S. 329.) In Dalmatien, der Hercegovina und der Crnagora kann bei einer Theilung der Vater die Hälfte des Gesammtvermögens für •^eh in Anspruch nehmen. Die Söhne müssen sich mit der andern alfte begnügen. Eigentlich beruht das grössere Recht des Vaters duf einer Fiction. Angenommen, der Vater hat drei Söhne. Es rd eine vollständige Theilung vorgenommen, Einer der Söhne mnunt den Vater auf, oder richtiger, der Vater schliesst sich einem, 1,111 er am liebsten hat, an. Er und dieser Sohn sind nur ein Factor, | a selbstverständlich in der neuen Wirthschaft wie ehedem in der ','t"tli der Vater Hausvorstand wird. Von dem in vier gleiche ^eile getheilten Vermögen nimmt nun der Vater zwei Theile, ' ■ die Hälfte, für sich und den Sohn, mit dem er fernerhin ^einsam wirtschaften will. Nach dem Ableben des Vaters ist er eine Sohn, der ihn verpflegte, auch sein alleiniger Erbe. Zieht s aber der Vater vor, allein für sich zu bleiben, so erhält er, wie •leder seiner drei Söhne, nur den vierten Theil des Vermögens zu-"•^heiit, \|s alleiniger Herr seines Autheils kann er auch testamentarisch frei darüber verfügen. Der Vater darf sich den besten Antheil aneignen. Gewöhnlich eUalt er für sich das Stammhaus. Ausser dem, ihm wie jedem ^lner Söhne gebührenden Autheil bekommt er noch als gewesener ausvorstand oder Hausältester ein besonderes Geschenk, das man J***rjeSinstvo nennt. Auf ein solches Geschenk hat jeder ausvorstand bei einer Theilung ein Anrecht. Im Zaraer Kreise J^üüt man diese Draufgabe i z v r s t i n a (A u s f ü h r u n g s- [seit.] , a"e)« Za izvritinu, d. h. für die Schlichtung der Theilung, ekoinmt der gewesene Hausvorstand einen kleinen Lohn. Die Eltern bleiben in der Regel mit ihrem jüngsten Sohno UQter einem Dache. Die Theilung wird fast ausnahmslos nicht eher vorgenommen, ,l 8 bis durch gemeinschaftliche Arbeit der Hausgenossen und auch * ftr übrigen Dorfbewohner für jede der sich Jostrennenden Familien ein eigenes Haus aufgeführt worden. Die hilfreichen Mitarbeiter erhalten für ihre Leistungen gar keine Entschädigung in Geld, weder in diesem besonderen Falle, noch wenn überhaupt ein neues Wohnhaus errichtet wird. Die Leute werden blos verköstigt. Der Bau eines neuen Hauses pflegt zuweilen für das ganze Dorf so viel als eine lange Reihe Festtage zu bedeuten. Daher das Sprichwort: Kad se kuoa gradi, selo se hrani. Wenn ein Haus aufgeführt wird, mästet (nährt) sich das ganze Dorf. Wenn ein an sich ohnehin nicht besonders grosser Besitz in viele Theile zerstückelt wird, so geschieht es leicht, dass jeder der Betheiligten zu kurz kommt. Um diesem Uehelstande einigermassen abzuhelfen, kommt es sehr häufig vor, dass der Vater zu Gunsten seiner Söhne auf seinen Antheil unter folgender Bedingung Verzieht leistet: die Söhne sind verpflichtet, ihn jährlich mit so und so viel Mehl, Oel, Wein, Geld, Kleidung und sonstigen Lebensbedürfnissen zu versorgen, so dass er sorgenlos (als Ausgedinger osebujek-stanar) leben kann. Nun wird das Vermögen gleichmässig unter die Brüder vertheilt. Der Vater aber bleibt bei seinem Lieblings-söhne. (Für die Gegend von M a k ar s k a bezeugt von M a rino vi 6.) Es gilt als selbstverständlich, dass die Eltern sich so viel vom Besitz zurückbehalten, dass damit ihre Begräbnisskosten (ukop, uko-pina) einmal gedeckt werden können. Jeder Bauer sieht nämlich wenigstens so viel zu erübrigen, dass ihm nach seinem Ableben ein anständiges Begrabnisa zu Theil werde. In Slavopien pflegt man einen leichtsinnigen Verschwender mit den Worten zu ermahnen: Ne rajtaj brate, neä imat ni za ukop! Verschwende nicht so, Bruder, Du wirst sonst nicht einmal für Dein Begräbnis» etwas hinterlassen. Der schlimmste Leumund, den man einem Verstorbenen nachsagen kann, ist: Nije mu se naslo ni za ukop! Man hat bei ihm nicht einmal soviel Geld gefunden, um ihn begraben zu können! Darum hält Jeder auf seine alten Tage Einkehr und fängt an sparen: Neka mi se za ukopa nadje. Man Boll für mein liegrähniss (sei. Geld) finden, wie es im Gorski Vienac heisst. Selbst in der Hausgemeinschaft werden die Begräbnisskosten nicht aus der gemeinsamen Casse bestritten. Jeder muss bei Zeiten in dieser Hinsicht für sich sorgen-Wenn der Verstorbene Söhne hinterlässt, so müssen dieselben die Kosten tragen, wie sie denn in jeder Beziehung den letzten Verfügungen ihres Vaters gerecht zu werden trachten. Das Volk glaubt, Wle Vröevic bezeugt, dass, wenn ein Sohn den letzten Willen «eines Vaters unerfüllt lassen würde, die Seele des Vaters den 1 °hn auf jener Welt herb tadeln werde, so lange aber der Sohn Joch lebe, ihm aus dem Grabe fluche. Ausserdem würde das ganze 01 einen solchen Sohn, als den ruchlosesten Religionsverächter 1 6z,akonik, wörtlich Einer ohne Glaubenssatzungen) betrachten. Mit Bezug darauf sagt ein Sprichwort: Ko ocinu dusu ne narniri, svoju gubi. . 8e^e8 Vaters Seele nicht befriedigt, verliert die eigene (d. Ii. bringt sich um sein eigenes Seelenheil). Im Drinagebiete in Serbien nimmt bei einer Theilung der r ziemlich viel vom Gesammtvermögen, um sich ein stattliches »niss zu sichern. Die ukopina beträgt nach Krstic ein 0(ler zwei Rinder, 1 — 3 Schweine, einige Schafe und auch einen kleinen Theil von der übrigen Heerde. TJeberdies behält er noch ,4inige Morgen ') Ackerfeld, Gartengrund u. s. w. Dieser unbeweg-llrllt- Besitz fällt nach dem Ableben des Vaters demjenigen Sohne zu; bei dem er bis an sein Ende gelebt und der ihu bestattet. Es ist eine Art Ausgedinge, wie bemerkt, welches den Eltern vielen Theilungen von den Söhnen geboten wird. Eltern sträuben Sl('h dagegen so lange es nur möglich ist; deungewöhnlich ist ihr Eos ein bejammernswerthes. In einer serbischen Volkssage (Krauss, Sagen und Märchen d. SüdsL, II, Nr. 61, S. 104-6) weiss sich (,itl alter Vater, der sein ganzes Vermögen an seine zwei Söhne abgetreten, durch List sein Schicksal zu verbessern. Seine Schnuren achteten seiner nicht im geringsten mehr. Da klagte er den Söhnen, es war" ihm ein Sack Geld abhanden gekommen; eines der Weiber müsse das Geld entwendet haben. Diese leugnen Stein und Bein, ') Im Texte: nekolko pluga zenilje (einige Pflüge Land). Es sei mir lli^r eine sprachliche Bemerkung gestattet, die eigentlich gar nicht hieher ge-llört. Für ,ja8 cieutSche Morgen, Joch, Jachhart liest man in kroatischen Schern immer jutro (— Morgen). Dan Wort ist unzweifelhaft aus dem Datschen übersetzt, wenngleich Vuk im Wörterb. angibt, es sei in der Voj-v°dovina üblich. Das Volk seihst sagt entweder plug zenilje (wie an der angeführten Stelle), d. h. so viel als man (an einem Tage nämlich) aufpflügen kann, oder üzor (das Aufgeackerte) in Slavonien, oder einfach dan oranja (ein Tag ackern). Jutro (altsl. utro) bedeutet im Volksmunde nur die Zeit allein. da sie seit dem Ableben der Schwiegermutter die Stube des Schwiegervaters nicht eiu einziges Mal betreten. Nun müssen sie den Alten pflegen; denn die Söhne wollen sich den Schatz nicht entgehen lassen. Später einmal erzählte der Vater in guter Laune den Söhnen, er habe nie einen Schatz besessen, er habe seine Schnuren nur zu ihrer Pflicht zurückrufen wollen. Er schliesst mit dem Sprichworte: Bolje je umeti nego li imati, samo pravo i dobro radeći.') Besser Verstand haben (können) als Vermögen haben^ wenn man nur thut, was recht und gut ist. Denselben Vorwurf variirt eine zweite Sage (aus Slavonien), »Die gnädige Frau Schwiegertochter« (a. a. 0., S. 270—274 2). Auch die König Lear-Sage ist bei den Südslaven allgemein verbreitet; mau braucht dabei natürlich an eine Entlehnung nicht zu denken. Dergleichen Fälle kamen gewiss sehr oft vor, wie ja aus dem Sprichworte hervorgeht: Bolje je s mužem od gumna do gumna nego od sina do sina. (Ein altes Mütterchen spricht:) Besser mit dem Gatten von Tenne zu Tenne (betteln), als von einem Sohn zum andern gehen. Die grosse Hausgemeinschaft unterscheidet sich von der ■ engeren Familie wesentlich dadurch, dass ihre Mitglieder, nicht wie in der engeren Familie, im ersten, sondern im zweiten, dritten oder fünften, oder gar noch in weiterem Grade einander blutsverwandt sind. Bei der Theiluug einer Hausgemeinschaft wird die Fiction aufrecht erhalten, als lebten die Söhne des Mannes, der das Heimwesen ursprünglich gegründet; demnach wird die Theiluug nach Gliedern (in stipites) oder Zweigliuien und nicht nach der Anzahl der Köpfe (in capita), selbstverständlich sind damit die männlichen Mitglieder gemeint, regelrecht vorgenommen. Vurdelja berichtet, das Volk (?) würde es für gerechter betrachten, wenn bei einer Theilung nur Rücksicht auf die Anzahl der erwachsenen männlichen Mitglieder genommen würde. Das ist gewiss nicht die Rechtsanschauung des Volkes. Gesetzt den Fall, in der Hausgemeinschaft H. leben die Eukel dreier Brüder A., B. und C. A. und B. sind gegenwärtig nur durch je einen männlichen Nachkommen vertreten, während von C. fünf erwachsene männliche Enkel leben. Wie kämen die Nachkommen A. und B.'s dazu, ihr grossväterliches *) Srpske narodne pripovedke. Skupio Gjorgje K. Stefano vic. 1871, S.3. *) Pučke nripoviedke i pjesme. Sabrao M. Sto j anović. 18G7, S. 82—85. Erbe (baStina) von den Naehkommeu C.'s sich verkürzen z_ assen? Unter Erbgut (bastina, djedina) versteht man in diesem alle nur das unbewegliche Gut. Ehe ich darauf näher eingehe, WlU ich Magud's classischen Bericht, durch welchen die Frage ganz klargestellt wird, hier anführen. »Die Theilung wird nach Gliedern (po koljenima) vorgekommen, ohne Rücksichtnahme auf die Frauen (d. h. wohl der leiblichen Sei tenlinien). Man geht hierbei natürlich auf jene Mitglieder zurück, wo man weiss, dass von ihnen die Verzweigung in Glieder ihren Anfang genommen. Diese genealogische Erinnerung ist in verschiedenen Familien (sollte heissen: Hausgemeinschaften) sehr Verschieden. In manchen hat sich die Ueberlieferung bis ans Slebente und achte Glied erhalten, in manchen dagegen erinnert lnan sich kaum des vierten Gliedes (selbstverständlich in aufsteigender Linie). Gewöhnlich kennt man in reichen Häusern besser a^ in armen seinen Stammbaum. Als Beispiel einer genealogischen Tabelle vergl. denStanimbaum der männlichen Mitglieder der Hausgemeinschaft Magud, wie er sich im Gedächtnisse der Hausgenossen ei'halten (S. 122). (Sonst ist er nirgends als im Zb. schriftlich ^gezeichnet.) Magud's Hausgemeinschaft ist noch nicht getheilt; doch wenn es dazu käme, so müsste nach der Rechtsanschauung des Volkes *n Bavo, den Sohn Gjuro's, als den einzigen Zweigspross Mihaj lo's, des Sohnes Mato III., die Halbscheidt des gesammten unbeweglichen Gutes fallen, die andere Hälfte theilten aber gleichmässig Unter sich die Söhne Mato des Grossen: Pavo und Mato der Müller. Findet die Theilung vor dem Ableben des unverheirateten P ravo, Gjuro's Sohn, nicht statt, so bleiben als Erben des Ge-sarnmtvermögens Pavo und Mato der Müller und deren Kinder. Mato der Seemann, der Sohn Mihajlo's III., würde, wenngleich er Qoch am Leben ist, keinen Antheil erhalten, weil er vor langer ^eit aus der Hausgemeinschaft ausgetreten und sich einen eigenen ^eruf erwählt. Ebenso würden leer ausgehen die Nachkommen des Marko, des Sohnes des Mato IV. und Gjuro's, Mato's Sohn, die längst aus dem Verbände geschieden.« Unter das unbewegliche oder richtiger gesagt, unter das Erbgut, zählt man auch alle Haus- und Wirthschaftsgeräthe. Die Feldfrucht und die übrigen Nahrungsmittel werden in Manchen Gegenden gleichmässig an alle Personen der aufgelösten Hausgemeinschaft vertheilt. Dadurch wird einigermassen wenigstens Stammbaum der männlichen Mitglieder der Hausgemeinschaft Magud. M a t k o. Mato II. Mato HL Mato IV Miha j i o. Pavo. Mato der Grosse (veliki). Pavo (lebt). Marko (ausgetreten). Nikola (ohne münnl-Nachkommen). V ] a h o 5 a (unverheiratet). M a' t o Jožo der Grosse (veliki). Mato der Kleine imali). Mato der Müller (Melja). Marko (kinderlos). Mato Pavo Mato Pavo (lebt), i lebt). {MA). (lebt). Pavo. Mihajlo II. Pava o. Mihajlo III. Ilija 'ledig'. Mato G j u r o. der Seemann (lebt) (mornar). Mato. Mato. G j uro (übersiedelte nach Caplat). Ilija. Mato Mato (See (ledig), mann). Mato. Mihajlo. Pavo Peruška (lebt). (ohne münnl Nachkommen). für die allernächste Zukunft der Uebelstand gemildert, der durch die ungleiche Vertheilung des unheweglichen Gutes unter die Interessenten entstehen muss. Die noch nicht eingeheimste Frucht auf dem Felde wird in Beete eingetheilt, die Wiese in grössere Stücke, und zwar in der Weise, dass abwechselnd zwei Jahre der eine Losgetrennte, das Wachste Jahr ein zweiter ehemaliger Hausgenosse dieses Stück mähe. Heu und Stroh wird nach Garbenhaufen vertheilt, entsprechend der Anzahl Hausvieh, das Jeder besitzt. Der Eine theilt, der Andere trifft die Wahl. Der Dünger wird entsprechend der Grösse des Grundbesitzes, der Jedem zufällt, nach Wägen oder Tragkörben (t ran je), der Bienenstand nach den Stöcken vertheilt. (Zeuge Vurdel ja.) So ist's in der Lika Brauch. Gewöhnlich aber wartet mau, bis die Fechsung eingebracht ist, und nimmt dann die Theilung vor, °der auch es bleibt jedem der Theilhaber die Feldfrucht, die auf Seinem Antheile reift. Nur in Fällen, wenn z. B. auf dem betreffenden Grundstücke besonders werthvolle Früchte gedeihen, etwa Wein, Oel, so wartet man die Lese ab und schreitet dann erst sur Theilung. An manchen Orten wird nach Vrcevic's Zeugniss »die Glicht jeder Art, das Getränke, der Käse, das Schmalz, der Syrup, die Wolle, das Gespinnst, das Tuch und die noch in der Webe tiegende Leinwand ohne Unterschied an alle Mitglieder vertheilt, /jn in e i s t a b e r n u r a n D i e j e n i g e n , die sich auch bei der Gewinnung oder Herstellung der betreffenden Sache betheiligt hatten. Letzteres bezeugt für Kotari und Bukovica auch 'lankovic. Derselbe berichtet ferner, dass die Frauen keinen Theil, sondern nur eine Abfertigung erhalten, welche in Lebensmitteln für die Dauer eines Jahres besteht, d. h. mau gibt jedem (verheirateten) Weibe, sofern man etwas zu geben hat, je fünf tovar Ohiulthierladung: jeder tovar = 100 Maass) Frucht. Ein kleines Kind bekommt aber so viel Frucht, als das Hemd seiner Mutter fassen kann. In Serbien wird auch das Kind im Mutterleibe bei dieser Gelegenheit bedacht. Die Mutter nimmt für dasselbe so viel sie in ihrem Schosse forttragen kann. (Kadonjio). Wenn unsere übrigen Quellen über diesen Fall mit Stillschweigen hinweggehen, so darf man daraus keineswegs schliessen, als ob das Betheiligen eines noch unffebornen Kindes nur in Serbien üblich sei. Naoh den Rechtsanschauungen des Volkes muss bei jeder Theilung auch das Kind im Mutterleihe bedacht werden, vorausgesetzt, dass die Schwangere betheiligt wird. Ein klassisches Beispiel dafür bietet eine Sage aus Slavonien (Krauss, Sagen und Märchen d. Südsl., II, Nr. 51, S. 73—75). Der Fall ist freilich ein anderer als der bei der Theilung einer Hausgemeinschaft. Ein junges Weib, deren Mann als Soldat eingerückt war, fand während seiner Abwesenheit im Felde einen Topf Ducaten. Sie erzählte von dem Fund ihrem Schwager, dieser hob den Schatz und gab die Hälfte dem Weibe. Als er nach einigen Tagen seinen Antheil überzählen wollte, fand er statt der Ducaten nur Kohlen in der Truhe. Er nahm die Kohlen, ging zur Schwägerin und nahm eine neue Theilung vor. Die Kohlen hatten sich bei der Vermischung mit den Ducaten des Weibes wieder in Gold verwandelt. Noch zweimal geschah dem Schwager dasselbe. Nun sprach er zu dem Weibe: »Wir wollen noch einmal die Kohlen und die Ducaten auf einen Haufen thuu, aber auf eine andere Weise theilen. Sag mir, Schwägerin, bist Du vielleicht in Hoffnung?« »Ja,« erwiderte sie, »schon seit mehr als einem halben Jahre.« »So müssen wir denn von Rechtswegen die Ducaten in drei Theile theilen, Dir, dem Kinde und mir, Jedem gleich viel.« Nachdem so getheilt worden, verwandelten sich des Schwagers Ducaten nimmermehr zu Kohlen. Sto je pravo i Bogu je drago. Was recht ist, ist auch Gott lieb. Erwachsene Mädchen bekommen bei der Theilung ein oder zwei Rinder, kleine Mädchen ein Schaf oder eine Ziege oder ein Kalb als zukünftige Mitgift. Ist ein solches Mädchen späterhin Braut geworden, so schiessen alle ihre Brüder, wenngleich sie getrennt leben, die Hochzeitskosten zusammen und heiraten auf diese Weise ihre Schwester gemeinschaftlich aus. Bis zu ihrer Verheiratung bleibt das Mädchen im Hause desjenigen Bruders, der ihr am meisten wohl will. Kinderlose Witwen gehen bei der Theilung fast ganz leer aus, ausgenommen der neue Hausvorstand, unter dessen Schutz die Witwe sich stellt, gibt ihr aus freien Stücken etwas Grund undBodeu. Witwen, die Kinder besitzen, namentlich männliche Kinder, erhalten, wie es sich von selbst versteht, den auf die Kuaben entfallenden Autheil zur Verwaltung ausgefolgt. Waisenmädchen, die weder Eltern noch einen Bruder mehr haben, schliesseu sich demjenigen der Theilungsgenossen an, der für sie das grösste Wohlwollen hegt. Einer von den Leuten muss «ich der Waise auf jeden Fall annehmen, mag ihm die Sache auch gar nicht bequem erscheinen. Ehe man nicht fest sich darüber geeinigt, wer die Waise aufnehmen wird, darf zur Theilung überhaupt gar nicht geschritten werden. (Zeuge für die Lika ist Vurdelja.) Das Privatvermögen (osobina, osopština, prćija) der einzelnen Mitglieder kommt bei der Theilung des Gesammtvermögens nicht iß Betracht. Jeder behält sein Eigenthum ungeschmälert; denn Niemand sonst als nur Derjenige, der es erworben, hat einen Anspruch darauf. Von dem, was Jemandes selbsterrungenes Eigenthum ist, pflegt der Betreffende zu sagen: Moje }ia božje. Mein und Gottes ist das Ding. Die Formalitäten bei der Theilung. Es kommt selten vor, dass die Theilenden ganz glatt darin sich einigen können, welcher Theil dem Einen, welcher dem Andern zufallen soll. Wenn es glatt geht, so nimmt einer der Interessenten die Theilung vor, indem er die Habe in annähernd gleiche Theile theilt. Darauf spricht er zu den Uebrigen: »Nun, Wählt!« Ihm selbst steht das Recht der Auswahl nicht zu, sondern er muss sich mit dem Theil begnügen, den keiner seiner bisherigen Hausgenossen wählen mochte. (Vukalović.) Dadurch sichert man sich vor einer allenfalls möglichen Uebervortheilung. Kann man auf diese Weise sich nicht einigen, so wird entweder gelost oder man bestellt Schiedsrichter. Zuweilen lassen selbst die Schiedsrichter durch das Los entscheiden, welcher Theil wem zufallen soll. Das Los heisst Ždrieb. Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes ist »Füllen«. Aus Knochen junger Pferde verfertigte man die Knöchel zum Losen. Wie aus der Wendung ždrijeb vaditi (ein Los herausnehmen) hervorgeht, wurden die Knöchel aus einem bohlen Gegenstande gezogen. Diese Art des Losens ist gegenwärtig nieht mehr üblich. Man hat die genannte Wendung, sowie eine andere, ždrieb metat (werfen, legen), oder ždrieb postavljat, °der wie die Bulgaren sagen tjelglöt ždrebje (Losziehen), auf das Losen mit Strohhalmen oder dünnen Holzstäbchen übertragen. Vielleicht ist letztere Art des Losens durch die Italiener den Südslaven zugekommen. Darauf weist wenigstens der im Küstenlande und in der Crnagora — wie bezeugt wird — ausschliesslich gebrauchte Ausdruck b r u š k e t e (na b r u S k et e ni e t a t i; Buschotte = bruschette nennt man durchwegs in Italien das Losen mit Strohhalmen. Es gibt auch ein Spiel giuocare alle buschette , Halm ziehen. Auch den Slaven und Germanen wohl bekannt). In der mittleren Hercegovina sagt man für Los kura. Es ist offenbar ein Fremdwort. Den Vorgang beim Losen schildert V r č e v ić so: »Wo die Brüder nachgiebig und einträchtig sind (wie kommt's dann zur Theilung V) und redlich nur das Rechte wollen, vollziehen sie leicht untereinander die Theilung. Die Brüder, so viel ihrer sind, Bitzen im Haus»' (kuća, hier das grosse Wohnzimmer) und theilen das unbewegliche Gut, indem sie Stück für Stück beiläufig abschätzen und die Werthe vergleichen und ausgleichen. Nachdem sie mit der Theilung fertig geworden, ziehen sie Lost; (meću bruskete), und nun auf gut Glück (na sreću) was wem zufällt. Sind ihrer z. IL vier Brüder, so nehmen sie vier Strohhalme von verschiedener Grösse und bestimmen, welcher Halm wehdien Antheil bezeichnen soll. Der längste Halm bedeutet den Antheil des ältesten, der kürzeste den Autheil des jüngsten Bruders, gewöhnlich zieht ein kleiner Knabe die Halme. Sind ihrer nur zwei Brüder, so theilt der ältere das Vermögen, und der jüngere Bruder hat die Wahl.« Bei diesem Vorgänge darf keines der Weiber zugegen sein, wie man denn Weibern zu den Berathungen der Männer überhaupt keinen Zutritt einräumt. Kann man sich, wie bemerkt, auf die angegebene Weise nicht einigeu, so bestellt man Schiedsrichter. Man nennt sie dobri ljudi (gute, brave Leute) oder pošteni ljudi (ehrliche Leute) oder brački pogadjalci (die brüderlich gesinnten Errather, d. h. Richter, Leute die das Richtige zu treffen wissen). Jede' Theilhaber bestellt einen Schiedsrichter; sind der Brüder zwei, so bestellt man zwei Schiedsrichter. Können auch diese die Sache nicht austragen, so wird, nach Beusan, noch ein dritter Schiedsrichter berufen. Dem Schiedsspruch des Dritten müssen sich die Parteien unbedingt fügen. Nach Mar ino vi 6 beruft man zuweilen Leute aus einem anderen Dorfe, um jede Parteilichkeit hintanzuhalten. Ueber die Schiedsrichter berichtet Vur del ja Folgendes: »Die »guten Leute«, die man einlädt, damit sie die Theilung ein'1' Hausgemeinschaft vornehmen, sind Leute aus dem Dorfe, die allgc- '"''in im ganzen Orte als weise, ehrenhaft und gerecht wohlangesehen sind, weshalb sie vom Volke »ehrliche Leute« genannt Wörden, Die Hausgenossen gehen zu ihnen hin und ersuchen sie, sie möchten sich auf einen Augenblick zu ihnen bemühen, denn ein»' Theilung werde vorgenommen. Die guten Leute fordern für iure Bemühnng keinerlei Lohn. Die Hausgenossen pflegen ihnen a«s Erkenntlichkeit für den erwiesenen Dienst einen Gegendienst aus freien Stücken zu leisten. Man stellt ihnen einen Mäher oder eine Schnitterin, vertritt den Einen oder Andern der Ihrigen auf der Wache, oder erweist ihnen sonst eine Gefälligkeit. — Den Sehluss bildet eine gute Mahlzeit, au welcher alle Interessenten teilnehmen.« Etwas sachlicher gehalten ist der Bericht Milinović's, weil er den Vorgang bei der Theilung selbst schildert: »Die guten Leute 'heilen vor Allem das Gesammtvermögen in so viele Theile, als ihrer sein müssen, ohne zu bestimmen, was wem zufallen soll. Barauf wenden sie sich an alle Parteien mit der Frage: »Ist's so gut und gerecht?« Heisst man es gut, so rufen sie ein Kind, damit dieses die Lose ziehe (ždrijeb vadi). Ist man mit der Thei-luog nicht zufrieden, so trachten die Leute, den als zu gering ^gesetzten Theil durch Zugabe zu vergrössern, oder dio vorgenommene Theilung als die alleinig richtige hinzustellen. Während (kr ganzen Dauer der Theilung thun sich die guten Leute gütlich i'1 dnn Hause (und auf Kosten des Hauses), das sie theilen, und '/Al guter Letzt, nachdem die Theilung in Ordnung gebracht, da Mahlzeiten Alle gemeinschaftlich. Gewöhnlich brennt bei dieser Gelegenheit auf dem Tische eine Kerze, wie zu Weihnachten. Beim Toaste spricht der gewesene Hausvorstand den guten Leuten seinen Dank aus und ermahnt in ausführlicher Rede seine bisherigen Hausgenossen, sie mögen auch fernerhin als Nachbarn, so wie sie bisher als Hausgenossen, in Friede und Eintracht mit "'"ander leben.- Em Drinagebiete fordern die guten Leute, nach Krstić einen Ersatz für ihren Zeitverlust, wenn die Theilung sich mehrere '1;|ge hinzieht, und zwar muss man ihnen so viele Arbeiter stellen, ills Jeder Tage versäumt hat. Iu der ehemaligen Militärgrenze wurden die Theilungen halb effteiell vorgenommen. »Die Hausgemeinschaft,« sagt Valić, »bezahlte fon Schreiber, nur hat noch Keiner mit dieser Bezahlung gross Bfethan (samo se tom plaćom još nijedan nije pohvalio), die übrigen Leute, die dazu beordert werden, müssen ihre Pflicht ohne Entgelt vollziehen.« In Slavonien ist dies anders. Durch die Auflösungen von Hausgemeinschaften haben sich sehr viele Beamten Reichthunier gesammelt. Dem Notar oder Stuhlrichter fällt jedesmal der Löwen-antheil zu. Zuletzt heisst es: »Die Regierung taugt nichts.« Vorigen Herbst schrieb mir mein wackerer Mitarbeiter Tor-dinac, in der Gegend von Ivankovo sei folgender symbolischer Brauch bei Theilungen üblich: »In so viele Theile als die Hausgemeinschaft sich theilt, in so viele Stücke zerschneidet der bisherige Hausvorstand einen Laib Brod und reicht jeder Partei ein Stück.« Die Symbolik ist leicht zu erklären. Der Mann deutet wohl an, dass von nun an Jeder sein eigenes Brod haben, essen und es sich selbst schneiden wird; diesmal sei es das letzte Mab wo es ihnen ein Anderer schneide. Der Brauch scheint allgemein verbreitet zu sein oder er ist es zum Mindesten gewesen. Darauf weist vielleicht jenes Sprichwort hin, welches man anwendet, wenn man sagen will, dass getrennte Liebe nicht mehr geeint werden kann. Das Sprichwort lautet: Razljomljena proja ne može se više sastaviti. Ein entzweigebrochenes Maisbrod kann nicht mehr zu einem Ganzen verbunden werden. Scheinbar widerspricht diesem ein anderes Sprichwort: I braća se dile pa se opet mire. Auch Brüder theilen sich ab (entzweien sich) und schliessen dennoch Frieden. Das Sprichwort will offenbar nichts Anderes besagen, als dass selbst getrennte Brüder, die doch gewiss einander grimmigste Feindschaft .nachtragen, wieder gut werden, wie sollten sich da nicht fremde Menschen, wenn sie sich einmal zerkriegt, wieder aussöhnen ? Auf den tiefen Hass, der zwischen Brüdern zu obwalten pflegt, nimmt auch eine Pitalica1) Bezug: Pitali sudci kmetove: »Koga vam je najmučnije umiriti?« — »Najteže muža i ženu.« — »I već koga?« — »Brata sa bratom.« Fragten (vom Staate bestellte) Richter Friedensrichter (Bauern): »Wen hält's Euch am mühsamsten zu versöhnen?« — »Am schwierigsten Mann und Weih.« — »Und wen noch?« — »Bruder und Bruder.« V Nr. 701. Sie stammt unzweifelhaft aus der Bocca. Nur hier gab es früher (sowie natürlich auch jetzt noch) sudci. Ferner nennt man daselbst dieFriedens-richter gewöhnlich kmetovi. Kmet bedeutet in diesem Falle xur Qox¥ den Bauer, d. h. den Hausältesten, der als Friedensrichter fungiren kann. IX. Liebesleben. 0 du Maid, bei deines Auges Feuer, Wttrfst du einen Mick auf mich, den Annou, Süiinenfeuer würde mich durchglühen ! Bosnisches Volkslied. Die Südslaven lieben nicht anders als sonst Menschen in der ™ elt liebten und noch lieben. Menschen sind, was Menschen immer waren. Doch die Liebe ist unerschöpflich, sie ist unerschöpflich an alten Gedanken, die immer neu bleiben, und an neuen Gedanken, die auch nimmer veralten. Das Wenige, worin sich die Völker der Erde, wenn sie lieben, von einander unterscheiden, das liegt nur in der Art und Weise, in welcher man die Liebe zum Ausdruck zu 'J1"iugen pflegt. Die Liebeslieder verschiedenster Völker gleichen sich ihrem Inhalte nach auf ein Haar, der ganze Unterschied liegt wesentlich nur in der Form. Die südslavische Volkspoesie ist nun 111 jeder Hinsicht so reich an den mannigfaltigsten Grundtönen lll*d Formen, dass eine Kunstpoesie mit ihr, wenigstens in der Heimat, gar nie in die Schranken treten kann. Ich befürchte wohl wicht mit Unrecht, dass dieses Capitel als eines der schwächsten des ganzen Buches gelten dürfte; denn wer könnte auch alle Arten der Liebeswerbung beschreiben ? Ein deutscher Dichter, nicht der letzte achter dieser Erde, Platen meine ich, fragt: Wer besehriebe Lenzestriebe ? Wer die Liebe? Wer das Ich? Antwort gibt ein Verliebter im Volkslied: Wenngleich der Himmel papieren war', Und jedes Sternlein ein Schreiberle war, Krauss, Sitte u. Gewohnheitsrecht d. Sudsl. 9 Und schriebe ein jedes mit sieben Händ', Sie schrieben doch meiner Liebe kein End'.1) Ich muss mich wohl begnügen, einige Gelegenheiten zu schildern, bei welchen sich die jungen Leute ihre Liebe offenbaren. Ah* die auffallendsten bei den Südslaven nenne ich 1. das Fensterin (aö i kova nje türk.); 2. den Reigen (kolo); 3. die Bittarbeit (moba, tlaka, bulg.: tika, pomoć); 4. die Spinnstube und die Sitzung (prelo), sijelo, silo, posijelo, posjed, sedeljka (bulg.: sjedanki), igralište oder bubaljica genannt. 1. Das Fensterin. Es war einmal in Sarajevo ein Jüngling, der hiess Omer. War ein stattlicher Junge, dieser Omer, schöner als alle türkischen und christlichen Burschen in und um Sarajevo. Er hält auch viel auf sein Aeusseres, kann schön aul der Tamburica spielen und zur Tamburica spielend , gar lauschig singen. Wenn an Sommertagen der Schatten sich herabsenkt und die Nacht heranbricht, da ergeht sich Omer durch die Gassen und Strassen der Stadt Sarajevo und singt zur Tambura: Tamburice, meines Lebens Stütze, Durch dich hab' ich Hunger viel ertragen, Durch dich lernt1 ich oft des Durstes Plagen. Um die Tag' und Jahre muss ich klagen, Die durch dich in Nichts mir hingeflossen ! Mein Gesang ertönte, Tamburica, Unter eines holden Mägdleins Fenster, Asanbegović's vielschmucken Njera, Njera's, die mich keines Blickes würdigt. Omer war kein Nachtschwärmer, doch nannte man ihn nur den Aäik-Omer (Ständchen-Omer), weil keiue Sommernacht vorübergehen durfte, an der er nicht gewissenhaft unterm Fenster der schönen Njera Wache gestanden, auf der Tambura gespielt und gesuugeu. Bald saug er: Nebelheim,2) was sollen deine Nebel? Steht's in Flammen, oder rast ein Pesthauch? Nicht in Flammen steht's, noch rast ein Pesthauch, Nebelheim verhüllt sich nur in Nebel i) Deutsches Volkslied. Ich wählte des Reimes halber die deutsche Variante.',Der Gedanke, genau in denselben Worten, kehrt in der südslavischen Volkspoesie überaus häufig wieder. a) Maglaj. »Sta se ono Maglaj zamaglio?« Magla — der Nebel. — Daf die Ableitung des Namens Maglaj von »magla' auf einer Volksetymologie Vor den Augen einer Mädchenschönheit, Schön Fatima's, ihrer Mutter Schosskind, Wo die Maid, die Schönheit, Blicke hinwirft, Da erglüht so Jung wie Alt in Liebe ; Es erglühen Paschas und Weziren, Es erglühen Agas und Spahias, Auf dem Marklplatz all1 die reichen Kaufherrn. Dann wieder: Wunderhold ist, traun, Alaga'fl Liebchen! Solcher Schönheit rühmt sich Bosnien nimmer, Weder Bosnien noch Hercegovina. Wenig frommt ihr all1 die holde Schönheit, Denn Alaga achtet ihrer gar nicht, Sondern schwärmt in Lieb1 für Omer's Goldkind, Das im Käfig einsam aufgesprossen, Das nicht weiss, worauf die Frucht gedeihet, Wo die Frucht und wo die Schiller-Weine. Ein ander Mal wieder stimmte er an: »Gingen aus die " I ß Banjaluka's,« oder: »Seide spann der Mutter einzig ^°ldkind,« oder: »Am Bajräm und Ramazän, dem *asten,« oder: »Traurig klagt im Kerker ein Ge-^üg'uer,« oder: »0 Du Maid, bei Deines Auges Feuer, "Ürfst Du einen Blick auf mich, den Armen, Sonnen-"euer würdo mich durchglühen!« So spielte und sang Omer zur Tambura unter den Fenstern Schön Njera's, immer hoffend, sie werde sich seiner erbarmen und die Fensterläden öffnen, damit er ein Wort zu ihr sprechen und ihr sagen könne, dass er sie wie seine Augen liebe. So oft Omer unter Njera's Fenster sich stellt, löscht sie das Licht aus und verhängt das ^emlit, ist selbstverständlich. In der bulgarischen Variante (Milad. n. big. p. S.407, «r. B78) wird Belgrad (Weiss enburg) von dem Sänger apostrophirt. Die Variante lst genug hübsch ; ic)i will ihr in der Anmerkung wenigstens einen Raum gönnen : Weissenburg, woher stammt deine Weisse? Ohne Grund ist wohl nicht deine Weisse. In dir weilt Marie die Weissenburgfcni t • Ihr Gesicht ist wie die helle Sonne, Ihre Augen sind wie schwarze Trauben, Ihre Brauen sind wie schwarze Fgel Und ihr Hals erglänzt wie Mondschein nächtlich, Daher stammt dir, Weissenburg, die Weisse. Fenster. So ergeht es ihm heute, so morgen, so übermorgen, Tag für Tag. Omer lässt sich aber nicht entmuthigen, er kommt wieder, spielt auf und singt. Omer wird dessen nicht leicht überdrüssig. Ein Springinsfeld ist ASik-Oiner. Sein Vater lebt, seine Mutter lebt, Frau Sorge Noth drückt ihn nicht. Es währte aber nicht lange, da starben seine Eltern, auf seinen Schultern ruhte nun des Hauses Last, er blieb allein mit seinem jüngeren Bruder und jüngeren Schwester. Jetzt heisst es, Haus führen und Brod erwerben. Doch immer noch ist Njera Omer's grösste Sorge und schmerzlichste Herzenswunde. Bald hat er seinen Kummer um den Verlust der Eltern vergessen und wieder greift er zu seiner Tamburica, seines Lebens Stütze, sucht wieder seinen alten Standplatz unter dem Fenster der schöneu Njera auf, stimmt traurige Lieder an, wie eine Natter, die sich in eine Spalte verfangen; gramerfüllten Herzens, mit thränenvoller Stimme klagt er der schönen Njera, wie ihn grimmes Leid heimgesucht, wie den Wanderer, den in wüster Gegend tiefes Dunkel der Nacht überfällt. Klagegesänge lässt er zu seiner Tamburica erschallen, als klagte und jammerte er am Grabe seiner Eltern. Schön Njera nennt er seiner Augen Licht, seine Gesundheit, sein Glück und seine Freude, sein hehres Mondenlicht, seinen hellblinkenden Morgenstern, und so hofft er stets, sie werde sich seiner erbarmen und seine Wunden heilen machen. Eines Abends steht Omer unterm Fenster der holden Maid und singt zur Tarn-bura, da öffnet Njera das Fenster und spricht: »Gott steh' Dir bei, Omer; was treibst Du? Deine Lieder sind mir längst zuwider. Gerne wollte ich Dir folgen und Deine treue Geliebte sein. Du stehst mir zu Gesicht; doch, mein Held, ich bin arm, Du bist arm. Wie sollen wir gemeinschaftlich leben und uns mit Brod nähren? Vom Tamburaspiel und Gesang kann man nicht leben.1) Diese Schilderung der Liebesbewerbung Omers' gibt ein treffliches Bild von der Art und Weise, wie die mahomedanisirten Slaven ') M. Stojanoviß, Pucke pripoviedke. Zagr. 1867, S. 176—178: >Omer, Njera i dram jezika« (Omer, Njera und eine Drachme Zunge, d. h. die Zungenspitze). Es ist die allbekannte Geschichte von Shylock, dem Kaufmann von Venedig, die uns hier in südslavischer Fassung begegnet. Der alte Jude Izakar borgt dem Omer 30 Beutel Gold auf sieben Jahre ohne jeglichen Zins; falls Omer das Anlehen nicht zur bestimmten Frist zurückerstattet, ist der Jude berechtigt, ihm die Zungenspitze abzuschneiden. Der Jude wird um sein gutes Recht geprellt, nur verliert er nicht obendrein seine Tochter wie bei Shakespeare. Dieselbe Erzählung wie bei Stojanovie' auch von Fr. Juki« in Vraz's Kolo, Hft. VI, 1847, S. 11—20. Stojanovie hörte die Erzählung in Semlin 185G erzählen. lfi Bosnien, aber auch die Andersgläubigen hier wie sonst überall lai Süden um die Liebe eines Mädchens werben. Nicht immer ist das asikovanje you günstigem Erfolge begleitet, so heisst es in einem Volkslied©: Unterm Fenster warb der Jahr1 ich dreie, Nicht zum Vor- und nicht zum Nachtheil war mir's. Viel glücklicher war ein anderer Ständchenmacher: — Sprich, wo warst Du gestern Abends, Mijo ? — Wo ich war, die Zeit ist nicht verloren. Sah mir an das allerschönste Mägdlein. Süsser Blick, du lächeltest ja mir zu. Irr' ich nicht, so fällt die Maid noch mir zu. Im Allgemeinen muss man das gewöhnliche asikovanje von dem aussergewöhulichen auseinander halten; anders wird bei Tag, Jäters bei Nacht gefensterlt; ein anderer Brauch herrscht bei parken, ein anderer bei Christen; die sogenannten Franken (bosnische Juden, die aus Spanien im 15. Jahrhundert eingewandert) Haben ihre eigenen Gebräuche, die mit den volksthümlichen in deinem Zusammenhange sich befinden. Das gewöhnliche asikovanje pflegt an Sonn- und Feiertagen stattzufind en, denn da mau nichts zu thun hat, kann man sich leicht einein längeren Getändel widmen. Auf der Kückkehr aus der Gesellschaft oder vom Gottesdienste sehen einander die jungen ^eute und sagen sich, was sie einander zu sagen haben. Da das Mädchen immer unter Aufsicht ihrer Eltern oder eines nahen Angewandten ausgeht, damit sie nicht in schlimmen Ruf komme Jder gar in böse Gesellschaft gerathe, so sprechen die Augen der liebenden mehr als ihre Zunge. »Eine Maid ist wie ein Spiegel, jeder Hauch trübt, darum muss man Spiegel und Mädchen w°hl behüten,« lautet ein Sprichwort. Es gibt indessen einige Festtage im Jahre, an welchen man den jungen Leuten unbeschränkte Freiheit mit einander zu vermehren einräumt; bei Christen zu Weihnachten und in der Fastenzeit, bei Moslimen am Bairamfest, An solchen Festtagen versammeln sich Mehrere junge Burschen, gewöhnlich fünf, sechs oder sieben und besuchen in Gemeinschaft ein nahes Dorf. Jeder von ihnen ist testlich gekleidet, Mancher ist auch bewaffnet, oder trägt über die Schulter eine soha, oder in der Hand einen na džak, oder eine Sargija, oder bugarija, eine tambura oder einen karadunj, auf welchen sie aufspielen und kurze Liebeslieder singen. Fünf bis sechs Tage lang streifen so die Burschen von Dorf zu Dorf, und wohin sie kommen, überall gewährt man ihnen Gastfreundschaft. Zu essen und zu trinken erhalten sie überall im Ueberfluss, denn so fordert es der Brauch, ohne dass sie dafür das Geringste zu entrichten hätten. Wer sich weigerte, die Gesellschaft bei sich aufzunehmen, würde nicht blos der allgemeinen Verachtung anheimfallen, soudern auch die Hache der Beleidigten zu gewärtigen haben. Man lacht noch heutigen Tags über den Schabernack, den diese braven Leutchen (ovi pošteni ljudi) einem filzigen Alten an-gethan, der sie zur Mahlzeit (užina) nicht einladen wollte. Als dieser Geizhals seine Nachbarn pflichtschuldigst zum Mahle geladen und ihnen um den Tisch herum die Plätze angewiesen, da .schlichen die Burschen leise zu ihm ins Haus und in die Küche, nahmen zuerst aus den Töpfen das abgekochte Fleisch heraus und füllten sie mit Speidelu (Holzscheiteln), nahmen dann aus der Backpfanne die pita (ein National-Kuchen) und legten dafür eine grosse Stein-tafel hinein; nachdem sie alle Speisen verdorben oder ausgetauscht, entfernten sie sich ebenso sachte als sie gekommen. Als der domaćin die Speisen auftragen liess, da hatte er und seine Nachbarn was zu schauen: statt der Speisen lauter Holz und Steine. Der Bauer gerieth über diesen Streich, dessen Urheber er sogleich errieth, in wilden Zorn, der nützte ihm übrigens gar nichts, ebensowenig als seine Flüche. Den ganzen Vorgang in der Stufte belauschten die Ehrenmänner (poštenjaci) unterm Fenster und fassten den Be-SChluss, noch denselben Abend an dem Filz für seine Beschimpfungen sich zu rächen. Als die Nacht hereinbrach, kamen sie wieder zu seinem Hause, fingen all sein Geflügel ab und erwürgten es. zerstörten den Hühnerstall und rissen ein Stück vom Hausdach herab, dann suchten sie das Weite. Oft kommt es vor. dass die Burschen einem bekannten Geizhalse wider seinen Willen einen Besuch abstatten. Während er sie aus dem Hause in Güte und mit Schelte zu vertreiben sucht, macht sich jeder der Burschen etwas zu schallen; die Einen setzen sich ums Feuer herum, die Anderen führen mit dem Geizhals Reden und Gegenreden, um seine Aufmerksamkeit von den Ersteren abzulenken. Endlich geben sie sich zufrieden und erklären ihm, sie wollen mit Gewalt in seinem Hause durchaus nicht sein, denn gezwungene Lieb1 thue Gott leid, im Uebrigen wären sie ihm fflf seine Zurückweisung nicht minder dankbar, als hätte er sie wirklich aufs Beste bewirthet. Nach ihrem Abzüge mag der gute Freund plDe iieben Wunder sehen. Unter der Backpfanne brennt ein grosses euer, der Kuchen oder das Brod ist gänzlich verbrannt, der eine Peisentopf ist mit Kohlen augefüllt, in dem andern siedet ein llhn sammt den Federn, im dritten steckt gar eine abgesottene Katze u. s. w. Würde der Beschädigte bei Gericht Klage erheben, 0 lüde er auf sich grossen Schimpf, abgesehen davon, dass ihm 1 "' braven Leute« (pošteni obrazi) bei günstiger Gelegenheit dies gehörig heimzahlen würden. 1 Wo immer ein oder mehrere Mädchen in einem Hause weilen, *™ man bei Tag zu jeder Stunde zu ihnen auf Besuch kommen aOirlich in christlichen Häusern), mögen die Burschen aus demselben oder einem fremden Dorfe sein. Nur ein Gebot gilt für das Niemand ungestraft übertreten darf. Man muss brav vP°ste]io), d. h. anständig dasitzen, Keiner darf den Andern irgend-u"'beleidigen oder ungeziemende Reden führen. Wer sich erdreistet, ein Mädchen zu berühren oder zu ihr ein unanständiges Wort zu sPrechen, wird auf der Stelle abgeschafft. Da heisst es: »Und Sehst Du nicht willig, gebrauch ich Gewalt.« Die Burschen sitzen gemeinschaftlich, essen, trinken und |1Qlerhalten sich gemeinschaftlich, als wären sie alle leibliche ^rüder oder friedliche Hausgenossen, doch sobald die Nacht heran- "icht, verschwindet alle Lieb' und Treue und verkehrt sich in bö-Seste Tücke. Die Burschen aus dem Dorfe geben wohl acht, wohin (^e Anderen Abends hingehen werden, und legeu sich in einen ^interhalt, um ihnen heimzuleuchten.1) Da werden oft die fürchter- lchsten Kämpfe einander geliefert. Die wilde Schlägerei fängt gewöhnlich, mit harmlosen Sticheleien an, dann fällt plötzlich ein ^ein, dann ein zweiter Stein, dann fährt man mit Prügeln auf Einander los und nicht selten zieht man die Messer und gebraucht ('ie Schiessgewehre. Nur die Flucht der einen Partei macht der Schlägerei ein Ende. Am nächsten Tage geschieht des nächtlichen ^ orfalles mit keiner Silbe Erwähnung, während man im Stillen alle Vorbereitungen trifft, um die in der vergangenen Nacht an-Kethane Schmach an ihren Urhebern zu rächen. Wer einen solchen Eall vor's Gericht brächte, würde in keine Gesellschaft mehr zugelassen werden, auch könnte ihm das Gericht blutwenig helfen, da ') Vergl. die schöne Schilderung einer solchen Prügelei in einem slavo-,1,schen Dorfe, hei Stojanovi.', Slike u. s. w. S. 174-177. Die früheren n rühren von einem Ungenannten her. die Schuldtragenden Stein und Bein alle Mitwisserschaft ableugnen, oder sie bestechen den Richter und rächen sich noch ärger an dein Verräther. Das ašikovanjeder Moslimen bei Tage muss man mit eigenen Augen mitangesehen haben, sonst kann man sich davon keine rechte Vorstellung machen. Die jungen Türken dürfen, wie schon angedeutet, zu den Mädchen eben so wenig ins Haus kommen als diese zu ihnen. Sobald nun die Mädchen in irgend einem Hause zu singen anfangen, eilen die türkischen Burschen von allen Seiten herbei. Der eine trägt seine šargija, der andere eine tamburica und spielt vor dem Hause, jeder aber hat auf jeden Fall seinen öibuk mit. Gewöhnlich hocken sie sich unter dem Fenster nieder, heben den Kopf in die Höhe und starren die Mädchen an. In dieser Stellung gerathen sie zuweilen ganz in Verzückung und vergessen auf sich und ihre Umgebung. Die Pfeife geht ihnen aus, fällt auf die Erde oder ihnen auf den Schoss. Es wird gar nicht wahrgenommen. Hören die Mädchen zu singen auf und entferneu sie sich vom Fenster, da kehrt den Schwärmern das Bewusstsein wieder zurück, sie blicken verdutzt um sich, reiben sich den Hals, ergreifen den öibuk, stehen auf, strecken sich, holen zum Zeichen ihrer Bewunderung weit mit den Händen aus und treten ab, nicht ohne sich Einer dem Andern gegenüber zu berühmen, was für ein wunderbarer Kunstgenuss ihnen zu Theil geworden.1) Wenn die Mädchen den jungen Leuten bei Tag nicht von selbst sich zeigen, Letztere aber die Lust anwandelt, einen Ohrenschmaus zu gemessen, so gehen sie vor das Haus, wo das Mädchen ihrer Liebe wohnt, und bitten sie, am Fenster zu erscheinen. Šar-gija oder tamburica, je nach dem Musikinstrumente, auf dem man aufspielt, lautet der Kunstausdruck für diese Art des Herausrufens der Mädchen. Oben theilten wir ein kleines Tamburaliedchen mit, hier führen wir einen Liebesgesaug an, der zu Sargija gesungen wird.-) !) Kako su se ozidali lautet die stehende Wendung, die so viel ela »wie sie sich ummauert« bedeutet. Die Metapher ist sehr charakteristisch. So sehr waren sie vom Gesänge bezaubert, dass Jeder, wie von einer Mauer umbaut, auf seine Umgebung vergase. Hat sich Einer gut angegessen und rülpst vor Behagen — das gilt nicht als unanständig — so sagt wohl Einer zu dem Glücklichen: »Alaj si sc o/.ido!« (Traun, Du hast Dich ummauert!) SJ Er kommt in vielen Varianten vor, z. B. bei Jukie, bei Ilic. Krank im Herzen, litt ein Leid Andrija1). Oberm Haupte hing ihm die äargija2). Krank Andrija sprach zu der Sargija : »Siehe da, o sadefli3) sargija ! Oft hast du mich Hungrigen gesättigt, Oft mich Durstigen mit Wein gekräftigt. Hast ans Fenster mir gelockt die Mägdlein, An das Hausthor Witwen, schmucke Weiblein. Nun, ich weiss nicht, wem ich dich vererbe. Wenn ich dich dem Brüderchen vererbte, Junges Blut ist's, er zerreisst die Saiten; Wenn ich dich dem Schwesterchen vererbte ;— In dir steckt, o sargija, ein Teufel, Und die Schwester ist ja selbst ein Teufel. Solche Zweie müsslen sich entzweien.« Die eigentliche Zeit zum asikovanje ist die Nacht. Unter 'hrem Schutz sind die Verliebten sicher vor Spähern und Gaffern. le Sehnsucht, mit welcher die Nachtstunden von dem Geliebten herbeigewünscht werden, drückt sich anmuthig in folgendem Volks-lle^hen aus: Abenddunkel, o mein heb' Gemunkel, Abendbeten, wie bist du erbeten! Mitternacht, o Mitte meines Glückes! Morgengrauen, vor dir muss mir grauen ! Wüsst' dies Grauen um die Lieb' zu Frauen, Nie und nimmer gab' es Morgengrauen! In einem andern Liedchen erzählt der Geliebte, wie er nach ^ause gehastet sei, um Abends seine Geliebte zu sehen. Die Geliebte hatte ihre Freundinneu im Hause zur Spinugesellschaft ver-saöimelt. Spät ward's, der Geliebte kam nicht vor das Fenster, und Voreilig zogen die Freundinnen daraus die Schlussfolgerung, der '^tische sei der Geliebten untreu geworden, er werde wohl eine ^dere als Bräutchen heimführen: x) Jukic. Bosanski prijatelj. I, S. 35. Im Texte steht für Andrija »Ivo« ^tan wird mir vernünftiger Weise diese kleine Freiheit nicht verargen. Das Lied bei Jukic mir ein Bruchstück. Vollständig bei Hie, Narodni slavonski obi-ta3b Agram 184(5. *) Eine Art tambura von besonderer Länge, n) Mit Perlmutter besetzt. Mitlag rief der Rufer aus vom Thurme Und aus Travnik eilt' ich heim im Sturme. Aksam ') rief er aus — ich war zu Hause, Jacija a) — da war ich vor dem Fenster, Vor dem Fenster meiner Herzensfreundin. Bei ihr sassen Freundinnen und spannen, Spannen Herzleid meiner Herzensfreundin : »Freundin, bald ist Deines Freundes Hochzeit, Eine And're führt er heim als Bräutchen . . .« Wüssten zufälligerweise die Burscheu um den nächtlichen Zusammenkunftsort der Mädchen nicht, so bedienen sich Letztere eigener Kunstgriffe, um die Säumigen heranzulocken; sie pochen an die Fensterläden, lachen laut oder hüsteln, und wenn die Burschen diese Zeichen hören, beeilen sie sich, den Wunsch der Mädchen zu erfüllen. Sind die kleinen Kniffe nicht im Stande, die Aufmerksamkeit der Burschen zu erregen, so wird ein Liedchen angestimmt, z. B. dieses: Leuchte Mond, du trügerische Leuchte, Mag im Mondlicht dein Geliebter kommen, Dass er nicht im Roth die Schuh' beschmutze, Nicht bestaub' die seid'nen Pluderhosen---- oder so: Komm', o komm', Geliebter mein Abends an das Fensterlein u. s. w. Ertönen diese lieblichen Lockrufe, so versammeln sich die Burschen vor dem Fenster, ins Haus selbst dürfen sie nicht treten, ausgenommen, der Hausälteste würde ihnen dies ausnahmsweise gestatten. Der Bursche, dessen Geliebte am Fenster lauscht, klimmt zu ihr hinauf, während seine Genossen unten Wache halten, um jede Störung fernzuhalten. Nachdem der Bursche mit seinem Schätzlein einige Worte gewechselt, steigt er wieder herab und hält seinerseits Wache, während ein Zweiter ans Fenster hinaufklettert, falls seine Geliebte dort anwesend ist: befindet sie sich nicht dort, so begeben sich die Burschen vor ihr Haus, und so geht es durch den ganzen Ort, bis alle Burschen d'rankommen. Hat ein Mädchen mehrere Verehrer, so verfolgen sich diese unter einander mit grimmigstem Hass, der hat nicht selten die blutigsten ») Das vierte Gebet der Mahomedaner, nach Sonnenuntergang. 2) Die fünfte Betzeit, Schlägereien zur Folge. Wer als Sieger aus dem Kampfe hervorgeht, erzählt dann nächtlicher Weile der Geliebten von seinem Siege. Jede Art von Nachtschwärmen, sowie das asikovanje, ist während der Zeit des Quadragesimalfastens auf das Strengste verpönt. Dass die Südslaven nicht durchgehende verliebte Schwärmer SlQd, die in eitel Minnedienst aufgehen, bezeugt eine Klugheits-regel, die man häufig zu hören bekommt: »Wenn der Mensch nicht einmal eine blinde Schindmähre nehmen mag, ehe er sie gesehen, um wie viel weniger wird er blindlings eine Person ins ^aus sich einwirthschaften, mit der er bis an sein Lebensende ei&en Brei anblas en inuss.« (Vergl. Cap. Wahl der Braut.) Wir theilen im Folgenden mehrere Stündchenlieder aus vermiedenen Gegenden mit. Solche unscheinbare Liedchen gewähren eiQen tieferen Einblick in das Gemüthsleben des Volkes, als es schwunghaftesten Auslassungen des redegewandtesten Schriftstellers gewähren könnten. Wir zerpflücken hier die Blumen nicht, s°udern pflücken sie nur und bringen sie dem Leser dar, damit er sich an ihrem Dufte und ihrer Farbenpracht ergötze uud erfreue. In einem slovenischen Volksliede stellt der Sänger das Mäd-Cn,,n sinnig als ein kleines Vöglein hin, das ein Männchen sucht, ^ie ein Vöglein, das im Gesträuch am Wegraine piept und haust, besitzt auch er, der Liebste, nichts, doch sie theilt ja gerne mit lüm seine Armuth. Was ihm das Mädchen bisher verschwiegen, das erräth und verräth der liebende Sänger. So wünschte er, dass Sle zu ihm spräche und er gäbe ihr so Antwort. Ein Vöglein fliegt, ein Vöglein fliegt, Ein Vöglein fliegt ihm nach: »Nimm mich, nimm mich, nimm mich, nimm mich, Winzig kleiner Vogel du!« — '.Was geb' ich dir, was geb' ich dir, Winzig kleines Vögelein? Meine Kost ist, meine Kost ist Winzig kleines Würmelein. Meine Labung, meine Labung Pfützlcin trüb' im Radgeleis'. Meine Wohnung, meine Wohnung Winzig kleines Dorngesträuch. Was geb' ich dir, was geb1 ich dir, Winzig kleines Vöaelein? »Nimm mich, nimm mich, nimm mich, nimm mich, Winzig kleiner Vogel du! Deine Kost soll meine Kost sein, Winzig kleines Würmelein. Deine Labung, meine Labung Pfützlein trüb' im Radgeleis'. Deine Wohnung, meine Wohnung W inzig kleines Dorngesträuch. Und dein Herzlein soll mein Herzlein Sein, ein einzig Herzelein!« — Zieh' zu mir nun, zieh' zu mir nun, Winzig kleines Vögelein! *) Minder verblümt leiht ein Bursche in folgendem- Liedeben seinen inneren Gefühlen durch eine Frage Ausdruck. Das Mädchen, zur Jungfrau noch nicht ausgereift, versteht seine Frage ganz gut, doch sie ist zu bescheiden, und wagt es nicht selbst, ihm darauf eine bestimmte Antwort zu geben. Mägdlein, auserles'nes Mägdlein, Magst du reif zur Minne sein? — Bürschlein, auserles'nes Bürschlein, Komm' doch her und sieh' allein! a) Solche derb sinnliche Lieder kommen sehr selten in den Volksliedersammlungen vor, weil sich die Sammler dergleichen aufzunehmen scheuen, das Volk singt indessen noch viel »kräftigere« Lieder. Wenn ich einmal dazu komme, meine Sammlung zu veröffentlichen, so wird wohl Mancher erstaunen über die gewaltige »Unmoralität«, die in so vielen Liedern aufs Schönste herausgestrichen wird. Lüsternheit wird indessen nicht gepriesen, sondern hlos zur Erheiterung erzählt und besungen. Jung und Alt hört mit Vergnügen zu, man lacht und scherzt gerne über einen guten Einfall, sobald er gut gegeben wird. Sehr häufig besingt man den Eindruck, den der Anblick eines schönen Leibes auf den Zuschauer macht. Wem in der Brust ein loderndes Verlangen erglüht, der ist seiner Sinne nimmer ') Valjavcc, Narodne prip. S. 298 f. 2) Aus meiner Sammlung südslavischer Volkslieder. Das Liedchen ist aus der Crnagora. ^en\ Alles opfert er leichten Herzens hin, wenn er nur das Eine deichen kann. Katharina, o du niedlich Mägdlein! Liehlich piepte Mägdlein Katharina. Katharina piepte wie ein Rebhuhn, Girrte süss und lieblich wie ein Täubeben. Um den zarten schlanken Leib hernieder Floss ihr los' des blonden Haares Fülle. Liess die Maid ihr weisses Linnenhöschen Fallen auf die zarten weissen Fersen. Dies gewahrt ein Bürschlein jung und thöricht, Und er spricht zur Maid und redet an sie: »Holdes Mägdlein, Mägdlein Katharina! Stumm und sprachlos werd ich, Katharina, Wahnsinn fasst mich, Mägdlein, irre werd1 ich. Will verkaufen, Mägdlein, will verschleudern Alles was ich hab' und nicht hab1, Mägdlein, Nur um dich, o Mägdlein, dich zu freien!« Drauf entgegnet Mägdlein Katharina: »Unbesonnen bist du, jung und thöricht, Nicht verkaufe, Narr, und nicht verschleud're Väterlich1 und mütterliches Erbtheil. Hat ein Gott mich dir bestimmt zu eigen, Komm1 ich selbst schon dir ins Haus, o Närrchen!«l) In einem andern Liedchen2) wünscht sich der Bursche Juchts Anderes, als nur jahrelang das Mädchen bewundern zu K°unen. Er wird aber auf das Nichtige seines Wunsches von dem Mädchen aufmerksam gemacht. 0 du Mägdlein, anmuthsvoll und stattlich, Will als Sclave Jahre drei dir dienen, Deinen schlanken Wuchs mir täglich anschau'n, Schwarze Augen, deine feinen Brauen, Dein Gesichtchen roth, dein Honigmündchen, Diesen weissen Hals und weissen Busen. — »Ei, wie thöricht bist du, jung und thöricht! Sag1, was frommt und taugt dir blosses Anschau1!!? Volle Augen gibt's, doch leere Hände.« 1) Milad. bulg. n. p. S 380, Nr. 299. 2) Ebendas. S. 402, Nr. 360. Seinen Liebesgram schildert ein Bursche in rührender Klage: Mägdlein, o Mägdlein, du schwarzäugiges Mägdlein! Tag's, da seh' ich dich nur, träum' bei Nacht von dir nur. Liegst auf weichem Lager, auf der rechten Hand mir, Auf der weichen Decke, auf dem rechten Arm mir. Aus dem Traum erwach' ich und will dich umarmen, Und will dich umarmen, doch ich find' dich nimmer. Und ich sprech' zum Bette: »0 du Bett, Du Wüste! Wohin ist das Mägdlein?« — Spreche zu der Decke: »0 du Federbette, wohin ist das Mägdlein? Eben war es hier noch auf der rechten Hand mir, Auf der rechten Hand mir, auf dem rechten Arme!« ') Wenu sich wahre Liebe zu Liebe gesellt, so kann sich das Liebespaar weder im Leben noch im Tode von einander trennen: Bürschlein zum Mägdlein also sprach: »Mägdlein, o liebes Mägdlein, hör'! Morgen ist grosser Feiertag, Muss in den Wald auflesen Holz. Während ich mir dort sammle Holz, Sammelst du einen Blumenstrauss.« Wie sie es also ausgemacht, Hielten sie auch getreu ihr Wort. Ging um das Holz das Bürschlein aus, Blumen zu sammeln seine Maid. Hieb sich das Bürschlein durch die Hand, Biss eine Schlange seine Maid. Beide auf einmal starben da, Ihm vor der Kirche grub man's Grab, Hinter der Kirch' begrub man sie. Doch aus dem Grab' wuchs er heraus, Wuchs aus dem Grab als Rosenstock, Mägdlein als Rebe wuchs heraus, Wuchsen und wuchsen so zugleich. Beide vereinten sich zuletzt, Was sie vereinte, war die Lieb'.'2) 2. Der Reigen. Es wäre wohl eine lohnende Aufgabe, die süd-slavischen Volkstänze, die doch eine erstaunliche Mannigfaltigkeit i) Milad. bulg. n. p. S. 418, Nr. 397. «) Ebend. S. 455, Nr. 497. aufweisen, genau zu beschreiben. Dies würde nur einem Fachmann, einem Tanzmeister gelingen, mir wohl schwerlich. Es gehörte übrigens eine solche Beschreibung wohl in den Kähmen dieses Perkes hinein. Ich muss mich aber damit begnügen, einige der bedeutenderen Volksspiele und Volkstänze mitzutheilen, bei welchen den jungen Leuten Gelegenheit geboten wird, sich ihre Liebe gegenseitig zu offenbaren. Vielleicht lächelt Jemand ungläubig über letztere Bemerkung. Als Entgegnung führe ich eine classische Stelle an aus einer Novelle meines Freundes Korajac, des vorzüg-üchsten Schilderers südslavischen Volkslebens: ') »Bei dem einfachen Üauernvolke (den Šijaci) ist dies keine leichte Sache, wollte der Geliebte mit der Geliebten an einem einsamen Orte zusammenheften. Die Šijaci sind, wie alle Gebirgsbewohner, Leute vou unverdorbenem Schlage. Die Eltern bewachen ihre Kinder nicht anders als wie das eigene Augenlicht. Es kann daher auch üieht einmal im Traum Jemand einfallen, dass das Liebespaar lrgendwo im Hause unter vier Augen sich sprechen könnte. Vielleicht meint aber Einer, dass wohl sehr leicht ein Ziegenhirt mit e|üer Ziegenhirtin, ein Schweinhirt mit einer Schweinhirtin u. s. w. au einem einsamen Orte zusammenkommen können. Doch auch dies gehört zu den Unmöglichkeiten. Die Ziegenhirtinnen sind immer beisammen und nie entfernt sich eine von der andern, dasselbe gilt vou den Schweinhirtiunen. Vielleicht meinst du aber, dass die Špinnstube (prelo) der Ort sei, wo der Geliebte mit der beliebten unbelauscht verkehren kann. Weit gefehlt. In der Spinn-stu-be ist ebenso wie bei der möba'2) oder im Reigen eine grosse Gesellschaft zugegen. Da merkt man wohl, dass von sogenannten Rendezvous« im Volke keine Rede sein kann. Ja, aber aufweiche ^Teise erklären sich junge Leute ihre Liebe? Nun auf folgende. A-11 Sonn- oder Feiertagen versammeln sich die Burschen und Mädchen im Reigen (kolo), an Arbeitstagen bei der möba oder in der Spinnstube (prelo). Der Bursche wirft dem Mädchen, in das er Verliebt ist, öfters Blicke zu, und wenn nun sein Blick sich mit dem ihrigen begegnet, so dreht sich der Bursche flugs auf die andere Seite um oder senkt die Augen zu Bodeu oder fängt ver- 1) Die Pfahlbauern (Šijaci). Eine Erzählung aus dem südslavischen Volks-leben. Von Vilim Korajac. Deutsch von F. S. Krauss. 2) Auf die möba, die freiwillige Arbeitsleistung, die von Freunden und bekannten in Gemeinschaft einem Freunde geleistet wird, komme ich noch in diesem Capitel zu sprechen. legen an, die Knöpfe an seinem Leibel zu zählen, während des Mädchens Lippen ein süsses Lächeln umspielt — damit hat man sich gegenseitig die Liebe erklärt. Der höchste Grad von Liebes-bezeugung — doch erlauben sich derlei nur wenige verteufelt kecke Burschen — besteht darin, dass der Bursche das geliebte Mädchen ein wenig in den Arm kneipt, worauf ihm das Mädchen mit der Hand entweder über die Finger oder über die Schulter, oder wohin sie gerade trifft, einen leichten Schlag versetzt. Doch darf so etwas bei Leibe nicht vor den Eltern oder vor älteren Leuten geschehen, und zu dem betone ich nochmals, wagen dergleichen nur gewisse drachenblütige und verteufelte Windbeutel . . .« Im Grossen und Ganzen trifft wohl diese Schilderung auf Gebirgsbewohner zu. Ic» habe selbst sehr oft solchem Augen- und Mienenspiel zugesehen, und zwar gerade in Golobrdo in Slavonien, das Korajac in seiner Novelle schildert. Aber schon in den Thälern kann mau die Wahrnehmung machen, dass sich die jungen Leute im Reigen viel freier bewegen. Ich hebe hier nur zwei besondere Reigenspiele hervor, in welchen noch ziemlich deutlich die Erinnerung an uralte Hochzeitsgebräuche erhalten ist. Das Polsterspiel (jastuöak, vanjkusak in Slavonien und Kroatien; tronjak im Banat, in Bosnien, in Serbien u. s. w. genannt). Sonst befindet sich in der Mitte des Reigens der Dudelsackpfeifer, beim Polsterspiele aber legt man in die Mitte des Reigens ein Polster. Jede einzelne Person im Reigen wird besonders angesungen. Es ist gewöhnlich ein und dasselbe Lied, das angestimmt wird, nur setzt man in dem betreffenden Anrufungsverse den Namen einer anderen Person ein. Sobald einer der Tänzer oder Tänzerinnen angerufen wird, so tritt er in den Kreis und nimmt das Polster in die Hände. Sobald der Reigen den ersten Vers eines bekannten Liedchens zu singen anhebt: Welch ein Honigmündchen hat das Aennchen! so wirft der im Reigen Stehende das Polster vor die Person hin, mit der er sich küssen wird. Die Betreffende tritt aus dem Kranze, kniet mit Dem, der sie gerufen hat, zugleich auf das Polster nieder, sie küssen sich, stehen auf und wenden sich bald auf diese, bald auf jene Seite um. Die angesungene Person tritt darauf wieder in den Reigen ein, während die gerufene in der Mitte bleibt und sich auf gleiche Weise ablösen lässt. Schon Ili6, der dieses Spiel beschreibt, macht aufmerksam auf die diesem Spiele entsprechende indische Heiratsceremonie. (Asiat. Resear. »Jahrbücher der Lite- fftUr«, U} g 307.) An der von ihm angezogenen Stelle heisst es: ei' Vater der Braut, um den Bräutigam in aller Würde zu empfangen, bringt ihm ein Polster aus zwanzig Blättern von ussagras geflochten, mit dem dreimaligen Ausrufe »das Polster!« ®] Bräutigam antwortet: »Ich nehme das Polster au,« legt dasselbe unter seine Füsse und spricht das Gebet ti. s. w.« Von den Reigeuüedern, die man beim Polsterspiel zu singen 1 ügt, hier einige Beispiele. Folgendes Liedchen ist mir recht gut im Gedächtnisse, weil ich es selbst gar oft mit im Beigen gesungen habe. Igra kolo, igra kolo na dvadeset i dva, U tom kolu, u tom kolu lipa Mara igra Kakva Mara, kakva Mara medna usta ima, Da me oće, da me oće poljubiti šnjima Volio bi, volio bi neg dvadeset i dva Ljubi Maro, ljubi Maro koga tebi drago. ') ^s tanzt der Reigen zu zweiundzwanzig. In diesem Reigen tanzt die Schöne Marie. Was für einen Honigmund Marie hat. Wollte sie mich 111ihm küssen, lieber wäre es mir als zweiundzwanzig. Küss' Marie den, der Dir gefällt.« Ein zweites Liedehen, das hier gleichfalls wegen seiner v&i'iante im Texte mitgetheilt wird, lautet: Cije li su tarabice? Čija li su vrata? Čija li je lipa Mara __ Od suvoga zlata ? — *) Eine Variante dieses Liedchens bei Stoj an ovi ć a. a. 0., S. 2!) I f., Und bei Ilić a. a. 0., S. 211. Die ersten vier Silben werden bei Letzterem '"cht wiederholt. Das ist ein nicht unwichtiger Umstand, denn wenn es zehn-Wlbige Verse sind, so muss auch die Melodie eine andere sein. Ich hörte obige Us'-"ng an verschiedenen Orlen mit; derselben Melodie singen. Der lange, dreizehn- und vierzehnsilbige Vers ist bei den Südslaven noch immer das ^ßentliche Versmass der Hochzeitslieder. Hält man an dem vierzehnsilbigen erüo fest , so ist der Anklang an einen uralten Hochzeitsbrauch noch Vlel unzweifelhafter. Bei Ilić lautet der erste Vers: »Igra kolo u dvadeset 1 dva.« Warum man gerade diese Zahl nennt, ist mir nie klar geworden. Wie selten traf es sich, dass wir mehr als fünfzehn den Reigen tanzten. Dass das dem Volke selbst nicht mehr verständlich ist, dafür spricht die Variante den fünften Vers, die Ilić anmerkt: »nego dukat i dva« (als ein Ducate und fcwoi). ])ies jgt gewisS nichts Anderes, als ein verfehlter Erklärungsversuch. Wer 'lat denn sonst je so unlogisch gezählt. Mir ist überhaupt in der südslavischen ^°lkspoesie kein zweites derartiges Additionsbeispiel bekannt. Krauss, Sitte u. Gewohnheitsrecht d. Stldsl. 10 Petrove su tarabice, Petrova su vrata, Petrova je lipa Mara Od suvoga zlata.*) »Wessen ist die kleine Planke? wessen ist die Thüre? Wessen ist die schöne Mara, aus lauterem Golde? Peter's ist die kleine Planke, Peter's ist die Thüre, Peter's ist die schöne Mara aus lauterem Golde.* In Bulgarien wählen an gewissen Festtagen im Jahre, die Mädchen aus der ganzen Umgegend an einem bestimmten Orte, gewöhnlich vor oder um eine Kirche Reigen tanzen, die Burschen sich ihre Bräute und pflegen ihnen bei dieser Gelegenheit zugleich ein Verlobungspfand zu geben. Oft besorgen die Eltern diese Angelegenheit, nachdem ihnen der Bursche das Mädchen seiner Wahl bezeichnet hat. So wirbt ein Bursche selbst um die Hand bei einem Mädchen, indem er sie einlädt, neben ihm zu tanzen : Komm1, o Stojna, blonde Stojna! Tanz' an meiner Seite Reigen. Will ein Glas voll Wein Dir geben, Einen gold'nen Ring im Glase. Sollst ihn tragen bis zu Ostern. Denn ich freie Dich nach Ostern, In den Ferien nach Ostern.2) Nicht minder als der Reigen ist bei den Südslaven auch der Einzelntanz von Paaren beliebt. Ob wir es hier mit einem ursprünglich slavischen Tanz zu thun haben, bezweifle ich aus mannigfachen Gründen, vorzüglich weil des Einzelntanzes in den älteren Volksliedern gar nicht und in den jüngeren höchst selten Erwähnung geschieht. Ferner pflegt man ihn doch nur in Gegenden, die XJ In der Variante, die ich sehr oft im Reigen mitgesungen, lauten der 3. und 4. Vers: Cije Ii je ono luce, (Wessen ist wohl jenes Püppchen [Liebchen],) Sto kroz prozor guce? (Das durchs Fenster girrt?) Die Schlussverse: Mamino je ono luce u. s. w. (— Mütterchens ist jenes Püppchen.) Die südslavische Volkspoesie kennt nur die Assonanz, und nur in derartigen kurzen Reigenliedern einen Reim. Das sicherste Kennzeichen des Verfalls der Volkspoesie erblicke ich in dem immer häufigeren Auftreten des Reimes-Schon durch den einen kleinen Umstand, dass in der von mir mitgetheilte« Variante der Reim auffälliger ist, erkennt man die jüngere Fassung. 2j Milad. bulg. n. p. S. 397, Nr. 346. durch fremde Elemente, namentlich deutsche, seit jeher stark beein-usst worden sind, so z. B. in Slavonien, zum Theil in Kroatien und 1 urchgehends in Krain. Ilic erblickt in dem gegenseitigen Haschen und Fliehen des Tänzers und der Tänzerin eine mittelbare Erinne-Ulug an jene Zeiten, wo die Burschen gewöhnlich ihre Bräute sich jauben mussten. Diese Ansicht beruht gewiss nur auf einer Ober-achlichkeit, denn es fehlt ihr jede innere Begründung. Wir theilen ler Iiinnhardt's Beschreibung1) mit, aus der man unzweifelhaft eisieht, dass wir den echt deutschen Nationaltanz vor uns haben, le er unter den Deutschen in Steiermark und Tirol allgemein üMich ist. »Er ist ungemein lebhaft und künstlich. Mann und "*lb scheinen einander wechselweise zu fliehen, sie dreht sich ™lt einer Geschwindigkeit, die zu bewundern ist, bald vor ihm, Wld nach ihm her; er setzt ihr nach, stampft, jauchzt, springt ln die Höhe, bewegt den ganzen Körper. In dem Augenblicke, da r sie haschen will, entwischt sie ihm durch eine plötzliche Wendung. Oft aber ergreift er sie doch und hebt sie jauchzend im Triumphe empor, u. s. w.« Gesellschaftsspiele bieten jungen Leuten die beste Gelegenheit, einander ihre Zuneigung zu offenbaren. An solchen spielen sind die Südslaven sehr reich. Von den meisten solcher spiele, die in der Regel mit einem Reigentanz verbunden sind, i^sst sich wohl mit Recht sagen, dass ihnen, wenn auch nicht nachweisbare Erinnerungen an den alten Brauch des Mädchen-l'aubes oder der Werbung oder der Hochzeit, so doch auf jeden eine Nachahmung derartiger Gebräuche zu Grunde liegt. Im Agenden bieten wir zwei Beispiele solcher Gesellschaftsspiele, die ^rcevic2) in Risano beobachtet hat. 1. Durch grünes Laubgewinde. Man wählt von der einen Seite eine Anzahl Burschen, und e°en so viele Mädchen und junge Frauen von der anderen Seite, die Burschen fassen einander bei der Hand, ebenso die Mädchen, un-d nun stellen sich die zwei Parteien in einer Entfernung von drei bis vier Schritten einander gegenüber auf. Die Burschen rücken ») Geschichte von Krain, II, S. 302. l) Srpske narodne igre, koje se zabave radi po sastancima igraju. Pokupio 1 opisao Vuk Vrcevic. Biograd 1868, S. 29—30. singend auf die Mädchen an, während sich diese in demselben Masse zurückziehen. Die Burschen singen: Durch grünes Laubgewinde. (Nun ziehen sie sich zurück, während die Mädchen vorrücken und singend Ruft Dir wohl zu uns hieher ? Die B.: Wohin sonst als hin zu Euch? Die M.: Was ruft Ihr denn her zu uns ? Die B.: Habt Ihr welche Mädchen dort ? Die M.: Haben ihrer wohl genug. Die B.: Wollt Ihr Eine geben uns ? Die M.: Auch nicht eine Einzige. Die B.: Nun bei Gott, so gibt's Gewalt. Die M.: Der liebe Gott zerbricht Gewalt, Wenn Gewalt zu Gott nicht fleht. Zuletzt wagen die Burschen vereint einen Sturm auf das Mädchen, welches sie aus dem Frauenreigen herauszureissen vorher verabredet haben; doch die übrigen Mädchen halten die Eine so fest, dass es den Burschen zuweilen sehr schwer fällt, den Sieg davon zu tragen. Die Zuschauer lachen und lärmen dazu. Die Männer rufen den Burschen zu: »Muth, ihr Falken, rauft kühn! Vorwärts, Brüder!« Die Frauen muntern gleichfalls ihre Vertreterinnen auf: »Muth, Wachteln! Lasst Euch nicht! Fest zusammenhalten! Verrathet Euch nicht!« u. s. w. ]) Die Burschen führen das entrissene Mädchen auf den Platz, setzen sich um dasselbe herum und lassen sie eine Zeit lang nicht frei. Inzwischen kommen die anderen Männer und beglückwünschen die Burschen wegen der Heldenthat, die sie da vollbracht, und wegen der Jagdbeute, die sie eben gemacht. *) Dieses Spiel, meint Vrceviö, müsste man mit eigenen Augen mitansehen» um sicli ein Urtheil zu bilden über die liebevolle, doch arglose Flamme der eine'1 wie der andern Partei, wenn sie zu zerren anfangen und mit aller Kraft das Mädchen zu entreissen suchen. Vrcevic macht in seinen Schriften gerne solche Bemerkungen, um von vorneherein beim Leser den Verdacht nicht aufkeimen zU lassen, dass irgend einmal etwas »Unanständiges« bei unserem Volke vorkommen kann. Solche Ehrenrettungen sind ganz überflüssig. Sobald etwas durch Brauel' und Sitte zugelassen wird, so ist es auch anständig. Einen andern Maßstab kann der Ethnograph nicht gelten lassen. v 2. Tanz, o Paulus, mach' einen Tanz. Zehn bis fünfzehn Paare bilden ein Quarre oder einen hohlen eigen (šuplje kolo), wie man diese kreisrunde Form des Reigens nennt, und zwar folgt a nf jeden Burschen ein Mädchen. Einer der ^übteren Spieler befindet sich allein in der Mitte. Er duckt sich nieder und stützt sich wie ein Lahmer auf einen Stock. Er tlmt so, als wollte er sich aufrichten, fällt aber gleich wieder zusammen, Urn darzuthun, dass er wirklich auf den Füssen nicht stehen kann. Indessen singt der Reigen: Tanz, o Paulus, mach' einen Tanz! Wir geben dir gelbe Stiefel, Damit du uns tanz'st, Damit du uns tanz'st! Paulus spricht mit verstellter Stimme wie ein Kranker und entgegnet: Einen Tanz kann ich nicht machen, Bin ja lahm am Fuss Bin ja lahm am Fuss! Der Reigen: Tanz, o Paulus, mach1 einen Tanz u. s. w. ■Man bietet ihm der Reihe nach allerlei werthvolle Gegenstände arb z. B. einen Sammthut, einen seidenen Gürtel, Waffen, ein Pferd, doch Paulus antwortet immer wie oben; als man aber zuletzt Folgendes singt: Wir geben Dir ein Mägdlein fein, Jung und rosenroth, Wag' einen Tanz, wag1 einen Tanz! da springt er flink wie ein Hirsch auf die Beine, hüpft so hoch er kann und singt zur Antwort: Tanzen werd1 ich, hüpfen werd1 ich, Füsse sind gesund, Füsse sind gesund! Zugleich reisst er das Mädchen, das er liebt, aus dem Reigen und tanzt mit ihr in der Mitte. Nach einer Weile spielt ein Anderer seine Rolle, bis Alle drankommen; den, der als Letzter drankommt, nennt man scherzweise den »Wähler« (izbiraö) und das Mädchen das »Wischtuch« (otirač), gleichsam als haben die besseren und schöneren Mädcheu schon früher ihre Wahl getroffen und geheiratet, während er, der Bursche, weil er so lauge wählte, die schlechteste Wahl getroffen und sich nun mit einem Wischtuche von einem Mädchen begnügen müsse. *) Der gewöhnliche Spiel- und Tanzplatz der jungen Welt ist der Plan vor der Dorfkirche oder dem Kloster. Es lässt sich vielfach sicher nachweisen, dass, wo gegenwärtig Kirchen oder Klöster stehen, in vorchristlicher Zeit heidnische Cultusstätten sich befanden, hier pflegte sich das Volk damals noch mehr als jetzt heiteren Spielen hinzugeben. An viele Orte wird das Volk durch uralte Erinnerungen hingezogen. An anderen Orten dagegen siedelten sich 'um Kirchen Bauern an, und so entstanden neue Dörfer. Daher stammt auch der häutig wiederkehrende Dorfname Prnjavor (aus tihh v«6v). Das natürlichste ist, dass die Leute an Festtagen gern« sich am geheiligten Mittelpunkte ihrer Ansiedelung versammeln. Bei dieser Gelegenheit berathen die Männer ihre Angelegenheiten, die älteren Mütter üben sich in höherer Kritik, Burschen und Mädchen aber tanzen Reigen. In einem Volksliede fordert die Schwester den Bruder auf: Komm, o Bruder, hin zum Kloster, Wollen uns die Mädchen anschau'n, ^ Schöne Mädchen, schmucke Burschen. x) Sprichwörtlich »Izbirae nadje c-tirač« (der Wähler, d. h. ver lange zaudert, ehe er eine Wahl trifft, findet ein Wischtuch). So in einem Volksliede, das S. Dragoni im Hercegovački Bosiljak, 1883, Nr. 3, S. 39, aus der Hercegovina mittheilt: Aennchen sucht den allerbesten Kämpen Und erwählt den schiefen . . Janko. Darum strafte sie die alte Mutter: >0 verdammt sei mein Töchterchen Aennchen! Warum wählst Du keinen bess'ren Kämpen! Sondern wählst den schiefen . . Janko! So viel als es gibt im Jahre Tage, So viel warben wohl um Deine Liebe. Mochtest doch in Keinen Dich verlieben, Als in Janko, trag ihn fort das Wasser!« — Straf mich nicht, o meine liebe Mutter! Mit dem ich mich neckte, den erwählt ich, Lange wählt ich und fand nun ein Wischtuch. — Skim se rugah toga i izabrali; rad (eigentlich: gerne) izabrać pa nadjoh otirač. Diese Wendung zeigt einerseits, wie volkstümlich das Spiel ist, und andererseits, dass aus der Wahl beim Spiel zuweilen eine Wahl fürs Leben wird-Zugleich ersieht man aus dem Liedchen, dass nicht immer die Burschen wählen, wofern die Redewendung in unserem Liedchen nicht metaphorisch zu fassen sein wird. Hier verliert so mancher heissblütige Bursche Herz und Verlud : hin ist die Buh im Innern. Darauf haben es die Mädchen einzig abgesehen. Drum wenden sie alle grossen und kleinen Künste aib um ihr Ziel zu erreichen. Später aber, hat sich einmal der °gel verfangen, dann ist's aus mit dem Sprüngemachen. So singt fl*S Mädchen im Volkslieder Skoci noga, kad se udam onda tebi pokoj dam! Spring, mein Fuss, bin ich vergeben, dann will ich dir geben Ruh'! 3. Die Bittarbeit. Heber die Rechtsverhältnisse, welche diesem Brauche zu Grunde liegen, soll im zweiten Bande dieses Perkes gehandelt werden. Hier sei nur so viel davon erwähnt, als zum. einfachen Verständniss des Brauches nothwendig erscheint, ^enn in einer Wirthschaft die Arbeit dringend verrichtet werden Qiuss, das Haus aber nicht über hinreichende Arbeitskräfte verfügt, so bittet der Hausherr die arbeitskräftige Jugend des Dorfes, dass Sle ihm Alle zusammen an einem Tage die Arbeit besorgen. Man ai"beitet bei dieser Gelegenheit unentgeltlich. Gewöhnlich finden die möbe, diese Bittarbeiten im Herbste statt, wenn die reife Frucht rasch eingebracht werden soll. An Sonn- und hohen Feiertagen, wo ohnehin Niemand, auch nicht einmal für sich arbeiten ul, S. 32, Nr. 102. Eine Sammlung allerliebster, süsssinniger, sinnlicher Liebesliedchen. Stabreim, Binnenreim, Endreim, zugespitzte, kurze, treffende Gedanken, lebensfrohe Stimmung, das ist das Merkmal dieser Volkspoesie, dieses verglimmenden Abendrothes einer sonnigen poetischen Vergangenheit. Tor-dinac sandte mir tausend solcher Liedchen ein, die er selbst mit einigen Freunden und Freundinnen gesammelt. Sobald ich dazu komme, will ich sie ▼«öffentlichen. 3) U selo uprelo. 4) Matija Ante Relković (1732—1798). Sein Satyr ili divi čovik (Der Satyr oder der Wildmensch) ist zu Dresden 17G1 erschienen. Die Verse stehen auf nacht nicht auf. Sie wird von Burschen und Mädchen besucht. Die Mädchen bringen allerlei Arbeiten mit. Die eine Gespinn.-'l, die andere blaue Seide und dann sticken sie dort Busenlatze und Aermel. Willst du wissen, was sie noch lernen? Ich will dir ihre Plagen schildern, Die Mädchen lernen spinnen, die Burschen zur Tambnra spielen, Beide aber stehlen und liebeln. Sie stehlen Mehl und Rindsschmalz, backen Fladen (pite) und allerlei Naschwerk, Honigkuchen (gurabie) und Pllaumenmuskuchen (pekmeseti6e), backen Mehlspeisen aus Weizenmehl, Schmalz und Honig (alve) und kleine Vögel aus Teig. Und Manche redet sich damit aus, dass hierbei gar keine Unredlichkeit mit unterlaufe, denn sie stehle aus dem Hause nicht das Geringste, da ihr ja die Mutter Alles gibt. Vielleicht gibt dir die Mutter diese Dinge, doch das ganze Haus weiss nichts davon, sondern man wundert sich, wohin Dieses und Jenes versehwunden sei, indessen schleppt die saubere Jungfer Alles in die Spinnstube fort. Die Burschen wieder stehlen den Tabak, der unter dem Dache an einen Faden (zum Trocknen) aufgehängt ist« u. s. w. Aber auch für Denjenigen, der die Spinnstube hält, ist es auf die Dauer nicht vom Vortheil, wenngleich er auf fremde Unkosten lebt, von den Beiträgen seiner Gäste nämlich. Er und sein Gesinde durchwachen die Nächte und verschlafen die Tage. In Folge dessen geht es mit dem Wohlstande des Hauses immer mehr niederwärts. Mit Recht bemerkt Hie, dass Jemand, der zum erstenmal in ein slavonisches Dorf kommt, auf den ersten Blick leichthin das Haus herausfinden kann, in welchem die Spinnstubengesellschaften abgehalten werden. Das Haus ist fast immer auch äusserlich in einem verwahrlosten Zustande, dem Einsturz nahe und voll Schmutz. Viel harmloser verlaufen die geselligen Zusammenkünfte im Sommer unter dem Linden- oder Maulbeerbäume, der in jedem Dorfe an Sonn- und Feiertagen den Sammelpunkt der Dorfbewohner bildet. Hier wird über alles Mögliche verhandelt. Die jungen Leute tanzen Reigen oder spielen, die älteren Frauen schauen zu oder ringen untereinander um die Palme in der höheren Redekunst. Stojanovic meint gelegentlich, er habe es nie begreifen können, wie die Weiber in dem tollen Wirrwarr einander verstehen. Ob sie sich auch wirklich verstehen! derselben Hübe künstlerischer Formvollendung wie die in Kortüm's Jobsiade« Ks sind klägliche Knüttelverse. Dies zur Rechtfertigung meiner einfachen Wiedergabe in zwangloser Rede. Wir gedenken hier noch einer besonderen Art von Zusammenkunft bei einem Mädchen, wie es Brauch im kroatischen Küsten-lande ist. Diese Zusammenkunft wird im Volke mit dem Worte f « 9 IraJ (aus dem deutschen »frei«) bezeichnet. »Zwei, drei oder auch mehrere Burschen begeben sich Abends, gewöhnlich nach der zehnten Stunde, zu einem Mädchen, pochen an der Thüre und fordern Ein-lass. Wenn sie eingelassen werden, setzen sich Alle in der Küche llm den Herd herum, auf welchem das Mädchen ein Feuer anzündet. unterhält sich nun mehrere Stunden lang, zuweilen bis zum Morgengrauen. Ein Bursche geht nie allein auf die »fraj«, ausgenommen, es ist die Zeit nicht ferne, wo er sich mit dem Mädchen vermalt.« *) Unser Gewährsmann, der diese Notiz zur Erklärung ''"'er sonst unverständlichen Stelle eines von ihm mitgetheilten Märchens gibt, meint, dass man bei Leibe bei dieser Sache an Uichts Unmoralisches denken darf. In Wahrheit verhält sich die Sache so, wie es mir noch als Knaben ein kroatischer Bauern-bursche erzählte. Die Burschen, die das Mädohen besuchen, pflegen mit ihr geschlechtlichen Umgang. Kommt das Mädchen nun in ^segnete Umstände, so steht es ihr frei, unter ihren Verehrern ■Einen als den Vater des Kindes zu bezeichnen, und dieser muss sie dann heiraten. Selbstverständlich bleiben dann die übrigen Bewerber aus. Es braucht kaum erwähnt zu werden, dass zuweilen die Geliebte den Geliebten ohne Vorwissen der Eltern zu sich Nachts hereinlässt. So bittet in einem bulgarischen Volksliede der Geliebte (üe Geliebte, dass sie ihm Einlass gewähre; die Geliebte wollte gerne, doch sie kann nicht. »Auf, o geliebte Nedo, öffne mir, Oeffne die Thür', die kleine Thür'!« — »Kann nicht Geliebter, Trauter, aufateh'n, Mütterchen liegt an meiner Seite, Legte den Arm, Geliebter, über mich,« u. s. w.*) Durch viele Varianten, auch durch bulgarische, ist die Wette zwischen Jüngling und Mädchen bekannt, wo die jungen Leute wetten, dass sie die Nacht hindurch auf demselben Lager l) Narodne pripovidke i pjesme iz hrvatskoga primorja. Pobilježio ih Fran Mikulčić. Kraljevica 187G, S. 170. a) Elgarski n. p. Milad. S. 392, Nr. 884. nebeneinander liegen wollen, ohne mit einander anzubandeln (da ne sje zadevat J). Der Bursche setzt ein Pferd, das Mädchen ihre Kiste mit der Ausstattung ein. Der Jüngling legt sich auf die Seite und schläft gleich ein. Das Mädchen aber kann nicht einschlafen. Die Serbin flucht dem kaltblütigen Burschen, weckt ihn auf und sagt: »Dein ist das Halsband (das hat sie eingesetzt), werde doch meiner froh!« Die Bulgarin, die ein Röss-lein verwettet, sagt dagegen viel hübscher: »Narr, erwache, wache, ich bin unterlegen, Dir gehört das Rösslein, Dir gehör' auch ich an !« ') Ebendaselbst, S. 393, Nr. 33G. X. Liebeszauber. Er liebt mich — von Herzen? — mit Schmerzen? — ein wenig? — oder gar niclil ? Die Deutsche, ein Muussliebehcn zerpflückend. Im Süden reift ein Mädchen bald heran, mit fünfzehn Jahren lst sie heiratsfällig, zehn Jahre später ist sie schon ein altes Weib. Ihre Jngendschönheit verblüht nur zu rasch. Voll Verzweiflung Sleht das alternde Mädchen den neuen Leu/ herannahen; denn bisher hat noch Niemand um ihre Hand angehalten. Entweder ü°ch in diesem Jahre einen Mann, oder ins kühle Grab hinab. Ein kurzes, ergreifendes Volkslied erzählt davon: Den Georgstag flehte an ein Mägdlein, »0 Georgstag, Lenzeslust und Freude! 0 Georgstag, kommst ins Land clu wieder, Sollst mich nicht bei meiner Mutter finden, Sondern schon von einem Mann geworben, Angeworben oder schon gestorben, lieim Geliebten oder kühl im Grabe!«1) Ein Mädchen kann den Zeitpunkt, wo sie vermählt wird, nie genug schnell herbeiwünschen, ihn zu erfahren, ist ihr das AI Unwichtigste. So fragte z. B. eine Tochter ihre Mutter: »Mütterchen, was wollten die Leute, die gestern Abends bei uns waren?« — »Bei Gott, Kind, wir haben Dich mit des Schulzen Sohn verlobt.« — »Ich frage nicht mit wem, sondern wann ist der Hochzeitstag?« Im Allgemeinen wird ein Mädchen nicht viel befragt, ob sie den ihr von ihren Eltern bestimmten Mann auch heiraten mag. Die ') Stojanovid. Pucke prip., S. 282. Eine unvollständigere Variante bei ^uk I, 405. Auch bei Ilic, narod. ob., 8. 180. Oefters in Sanilunmgen. Tochter muss sich als folgsames Kind in den Willen ihrer Eltern fügen. Sie ist ja nur eine Waare, die nicht allzulange lagern darf-Darum betet das Mädchen zu Gott, er möge ihr wenigstens einen Mann bescheren, zu dem sie mit der Zeit eine Zuneigung empfinden könnte. Mehr verlangt sie sich nicht. Wenn sie aber auch diesen Wunsch nicht in Erfüllung gehen sieht, dann fühlt sie sich als das unglücklichste Wesen auf dieser Welt. Kührend ist die Klage eines jungen Weibes, das an einen rohen Mann gefesselt wurde : Wo ich ging und wo ich stand, flehte ich zu Gott: Gib mir Gott, doch einen Mann, den ich lieben kann! Hab' gebetet, hab' gefleht, nichts hat es gefrommt, Nun gab Gott mir einen Mann — der mich täglich schlägt. *) lünen schmucken jungen Mann, den Mann ihrer Wahl 2U bekommen, dünkt jedem Mädchen, auch der Südslavin, als das höchste Glück. Im Uebermasse ihrer Glückseligkeit möchte sie die ganze Welt beglücken, Denjenigen aber, der ihr die frohe Botschaft überbrächte, in allerhöchstem Masse. Aus der Unzahl von Volksliedern, die dies zum Vorwurf haben, mag je ein kroatisches 2) und bulgarisches hier angeführt werden. Ein jugendfrisch' Mägdlein früh' am Morgen aufstand, Früh' am Morgen aufstand, glatt das Haar sich kämmte, Und das Mägdlein nahm da den bereiften Kübel, Und das Mägdlein lief da hin zum hohen Berge, Ilm zum hohen Berge, bin zur kühlen Quelle. Dort hat sie ihr braunes Rösslein angetroffen. »He, mein braunes Rösslein, was führt Dich wohl hieher? Was führt Dieb wohl hieher, wo weilt denn Dein Reiter?« — »Fort ist jetzt mein Reiter, fort ins eb'ne Hochland, Fort ins eb'ne Hochland, Schiller-Weine holen; Wollen Schiller trinken, wann er Hochzeit feiert, Wann er Hochzeit feiert, mit Dir Hochzeit, feiert.« — >\Vär' gewiss ich dessen, class er mich wird freien, He ! mein braunes Rösslein, dann wollt' ich dir geben, Dann wollt' ich Dir geben aus dem Schosse Hafer, Dann wollt' ich Dir geben aus dem Busen Heulein, !) Kurolac, Jacke, S. 250, St. 571. 7) Kukuljcvic, Narodne pjesme puka hrvatskoga, S. 238. Dann wollt' ich Dir geben Striegel für die Mähnen, Dann wollt' ich Dir geben Perlen in die Mal inen, Bann wollt' ich Dir geben echte Silberhufe.« Im bulgarischen Volksliede ruft ein Mädchen Gott an, er möge ihr einen tadellosen Burschen aus dem kaiserlichen Heere zu Theil werden lassen. Die Wendungen der Anrufung lernen wir später noch in einem bosnischen Liede kennen, indessen mögen Slö auch hier stehen, damit das anmuthige Lied nicht zerstückelt werde. Eingeschlummert war ein Rosenmägdlein, Unter einem Rosenstrauch im Garten. Winde wellten, lösten los ein Röslein, Fiel das Röslein auf des Mägdleins Busen. Aus dem Traum fuhr auf das Rosenmägdlein, lind sie flehte laut zu Gott in Sehnsucht: Gib, o Gott, mir eines Falken Augen, Gib, o Gott, mir eines Schwanes Fittich, Dass ich über's Hochgebirge fliege, lieber dreimal neun der steilen Höhen, Mich hinablass' unter's Heer des Kaisers, Und mir dort erwähl' ein braves Bürschlein, Der den Wein verabscheut und den Raki, Der Kaffee nicht trinkt, Tabak nicht kauet. Vom Kaffee wird schwarz das Her/, im Leibe, Vom Tabak das Haus mir vollgespieen ; Rakitrinker — ungekost bleibt's Mägdlein, Und vom Wein wird angespie'n die Decke. Gib, o Gott, mir Stickrahm' aus Krystallglas, Gib, o Gott, mir Nadeln und auch Seide, Möchte eine Smilje1) -Decke sticken, Müoht' bedecken mich und meinen Kämpen, Möchte sehen, wie da schläft mein Kämpe.2) *) Sandruhrkrant, Die zarten, goldgelben Blüthen zu Sträusschen gebunden, bilden den Lieblingsschmuck der Mädchen. 9J Bulg. nar. p. Milad, S. 393, Nr. 848. Wenn wir im Texte darauf hinwiesen, dass die Art der Anrufung auch in einem bosnischen Liede vorkommt, so wollten wir durchaus damit nicht stillschweigend etwa die andere Hälfte des Liedes als spccifisch bulgarisch hinstellen. ' Das Lied wird in mannigfachen Varianten im ganzen Süden gesungen. Eine herccgovinischc Variante lautet: Boga moli u majke djevojka, Daj mi Boäe igln od biljura, Krau sä, Sitte u. Gewohnheitsrecht ) Es war gleichfalls vor acht Jahren. Ich besuchte damals die siebente Gymnasialciasse. Jeden Mittwoch Nachmittags pflegte ich im Frühjahre mit meinem Mitschüler H., einem wackeren Jungen, vor der Stadt mich zu ergehen. Einmal kam uns ein hübsches, brünettes, sechzehnjähriges Mädchen entgegen, die Tochter eines Opankemnachers, von der ich wusste, dass sie in meinen Genossen ganz vertollt sei. Sie bot Letzterem eine rothe Rose an und bat ihn, daran zu riechen. Er that es und gab sie mir. Ich roch gleichfalls an der Rose, stand ganz betäubt da und vermeinte, augenblicklich vor Uebelkeit umsinken zu müssen. Mein Genosse packte das Mädchen beim Halse und l) Aus der Gegend von V'arazdin; nach der Handschrift von Prof. V a 1 j a v e c. schrie sie au: »Gesteh', nicht wahr, Du hast die Rose mit irgeu« etwas getränkt, um mich zu behexen (da me obmamis)?« Er würgt« sie so sehr, dass sie kaum »nemoj za Doga (thu's nicht, um Gottes AVillen!)« sagen konnte. Dann warf er sie zu Bodeu und zwang sie, die Rose aufzuessen. Dadurch, meinte er in allem Ernste, werde der Zauber unschädlich gemacht. Ich habe das Mädchen vor der Wuth meines Freundes in Schutz genommen, d. h. ich hielt sie fest und er schlug darauf los. So sehr er auch auf das Mädchen losschlug, sie gab keinen Laut von sich. Wir alle Drei hatten damals guten Grund, den Vorfall nicht auszuposaunen; ich führe ihn nur an, weil das Mädchen wirklich eingestanden, dass sie mit de* präparirten Rose den Burschen sich geneigt machen wollte. Ein anderes, allgemein bekanntes Mittel, um sich Jemandes Zuneigung zu erwerben, besteht darin, dass man von des Betreffenden Kopf einige Haare zu bekommen trachtet. Diese wickelt man in ein Läppchen ein und trägt das Läppchen am blossen Leibe am Herzgrübchen. Es genügt aber auch ein Zipfel vom Hemde der geliebten Person. Will man, dass die Geliebte oder der Geliebte zu uns komme, so wirft man im Neumonde den Zipfel vom Kleide oder das Maar ins Feuer und lässt es verbrennen. Von einer ähnlichen Zauberei erfahren wir aus einem bekannten Volks-liede. J) Ein Bursche verguckt sich in ein hübsches Mädchen und wirft ihr als Liebeserklärung eine Quitte und einen Apfel zu, doch das Mädchen, Ivan's Schwester, verschmäht seine Liebe, geräth iu Zorn und Wirft die gelbe Quitte auf den Anger, Vor die Fasse schleudert sie den Apfel, Auf den grünen Anger fällt die Quitte, In das kalte Wasser rollt der Apfel. Als dies sähe der verschämte Stojan, Schwer fiel dieses auf das Herz dem Knaben; Eilig springt er auf die leichten Füsse, Und er geht nach seinem weissen Hofe: Schreibzeug und Papier nimmt er zu Händen, Hexet und behext die Schwester Ivan's. Siehe! er verfasst vier Zauberbriefe. Einen schreibt er, wirft ihn in die Klammen: l) In nachstehender Fassung hei Vuk, I, 646. Deutsch von Tulvy. Könnte deutscher sein. Ich citire die Jakobs nur aus Pietät. Sie hat's um die Südslaven wohl verdient. »Du nicht brenne, Brief ! nicht du, o Blättlein! Sondern die Vernunft der Schwester Ivan's!« Schreibt 'neu andern, wirft ihn in das Wasser: ■Wasserl nicht entführe Brief und Blättlein, Sondern die Vernunft der Schwester Ivan's!« Schreibt 'nen dritten, wirft ihn in die Winde: »Nicht entführet, Winde! Brief und Blättlein, Sondern die Vernunft der Schwester Ivan's!« hegt 'nen vierten unters Haupt sich nächtlich : »Du nicht lieg' hier, Brief, nicht du, o Blältlein! Lieg1 statt deiner hier die Schwester Ivan's!« Kurze Zeit nur war seitdem vergangen, Da erhob Geräusch sich vor der Thüre, Klopft am Ring — sieh1 da, die Schwester Ivan's! »Mach1 die Thür' auf, wenn Du Gott erkennest! Mach1 die Thür' auf, mich verzehren Flammen!« Still ist Stojan, ihr kein Wort erwidert, Und noch einmal ruft die Schwester Ivan's: »Mach1 die Thür1 auf, mich entführt das Wasser! Mach' die Thür1 auf, wenn Du Gott erkennest! Mich entführt der Wind bis in die Wolken!« Auf nun springet der verschämte Stojan, Oeffnet ihr vom lluchsbaumholz die Thüre, Nimmt das Mädchen bei den weissen Händen, Führt hinein sie in die weissen Höfe. In manchen Gegenden des slavischeu Südens, für die Bocca bezeugt es Vrčević,]) ist es Brauch, dass am Georgstage je drei heiratsfähige Mädchen früh Morgens sich an einen Fluss (voda, Bigentlieh Wasser) begebe]), um dort zu zaubern. Das eine Mädchen trägt in der Hand Hirse (proso), die Andere im Busen ein Weissbuchenreislein (grabovu grančicu). Es wendet sich, am Flusse angelangt, eines von den zwei Mädchen au die Dritte, die nichts mit hat: > Wohin des WegesV« Antwort: »Ich gehe an den Fluss, damit man mich und Dich und diese da, die vor Dir steht, bald (aus dem Elternhause) führe (na vodu da vode).< Darauf richtet *) Bei Vuk Karadzic in Život i običaji, S. 29. Vuk nennt /.war, wie gewöhnlich, seinen Gewährsmann Vrčević nicht. Es fällt aber für Jemand, der sich in die Darstellungsweise Beider hineing6lebt hat, gar nicht schwer, das Eigenthum eines Jeden von ihnen heraus zu sondern. sie an die Hirseträgerin die Frage: »Was hast Du in der Hand?* Antwort: »Hirse, damit man um mich und Dich, und um diese da, die vor Dir steht, wirbt (proso, da prose).« Dann fragt sie das andere Mädchen mit dem Weissbuchenreislein im Husen: »Was trägst Du im Busen?« Antwort: »Weissbucheii, damit man mich und Dich und diese da, die vor Dir steht, entführe (grah, <*» grabe).« Derselbe Brauch kommt auch in Bosnien*) vor. Während vor dem Hause Reigen getanzt wird, entfernen sich heimlich drei» vier Mädchen an einen Ort, wo sie sich unbeobachtet glauben-Die Eine von ihnen hat die Hand voll Hirsesamen und schwingt die Hand, als wenn sie säete. Fragt die Freundin: »Was säest Du da, Schwesterchen?« *Ich säe Hirse, damit man mich werbe, auch Dich und diese an Deiner Seite.« Die Dritte: »Die Hirse soll Dir gedeihen, uns aber soll man glücklich werben, Amen! * (»Sijetf proso, da prose i mene i tebe i tu kraj tebe.« -Proso ti rodilo i nas isprosili. Amen!*:) Aehnlich zaubern die Mädchen auch in der Crnagora. 2) 1» Grahovo versammeln sich des Winters die Mädchen und verbringen den Tag mit Geplauder und mit Essen und Trinken. Wann die Zauberstunde da ist, vertheilen sich die Mädchen zu Zweien und sprechen lispelnd zu einander: Maka: Ja ću muža ernooka! (Ich will einen schwarzäugigen Mann.) Stana: Ja visoka! (Ich einen hochgewachsenen.) Maka: Ja junaka! (Ich einen Helden.) Stana: Ja na noge laka, (Ich einen Leichtfüssigen,) Da ugrabi glavu u Turaka! (damit er Türkenköpfe [leicht] raube.) Mak a : Ja plemića gospodičića! (Ich einen Edelmann, ein feines Herrlein.) Stana: Ja od junačke kuće Krivokapića! (Ich einen aus dem Heldenstamm der Krivokapić.) Maka: Ja poštena! (Ich einen Ehrenmann.) Stana: Da budeš ti i ja skoro izprošena! (Du und ich sollen bald __ kommen an den Mann.) *) Običaji srpskog naroda u Bosni. Opisao Bogoljub Petranović-Im Glasnik srpskog učenog družfva 1871 (Bd. XXIX), S, 255, Nr. 13. Die Berichte dieses Mannes darf man nur dann anführen, wenn sie, wie z. B. hier, auch anderweitige Bestätigung erhalten. *) J. Popovič-Lipovac in der Srpska zora 1880, S. 151. In einem endlos langen Aufsatz über die Crnogorka. Neun Zehntel von dem, was er über die Tugenden der Crnogorka declamirt, ist seine Erfindung. Man merkt den Heim in den Antworten Stana's. Diejenige gilt als đi« beste Prophetin (gatalica), die tun schlagfertigsten antworten kann. Weitaus am bekanntesten und verbreitetsten ist folgender ^i'auch, den heiratslustige Mädchen befolgen. Das Mädchen sucht 1111 Kleefelde drei oder sieben vierblättrige Kleeblätter, wenn sie *'ln siebenblättriges findet, so genügt dies allein, und legt ihren "und vor dem Schlafengehen sich unters Kopfpolster. Sie darf den ganzen Abend mit Niemand sprechen und muss mit dem Gesicht. v°m Fenster abgewandt liegen. Hat sie schon einen Liebhaber, so wii"d sie von ihm auf jeden Fall träumen, hat sie aber noch keinen, *° wird sie ihn als Traumgesicht sehen. ') In Kroatien suchen die Mädchen und Burschen am Georgs-^ge auf dem Felde nach siebenblättrigen Kleeblättern (detelu seduit'mi batvami). Der Verliebte muss den Klee dem Gegenstand seiner Liebe in die Tasche oder sonst wohin stecken, dann ist er °ör Gegenliebe gewiss.2) Auch sonst hält man es für ein grosses Glück, vierblättrige Kleeblätter zu finden. Wer solche mit sich herumträgt, dem gedeiht jedes Geschäft und gelingt jedes Vorhaben. Sympathetischer Mittel gibt es mancherlei. Eine annähernd voll-Ständige Sammlung von dergleichen Mitteln wäre ein äusserst werth-*0ller Beitrag zur Völkerpsychologie und die sicherste Grundlage für die Beurtheilung specifisch nationaler Mythenbildungen. Die Erscheinungen in der Thierwelt, Liebesbewerbung und Paarung, lerner Naturerscheinungen, deren Wirkungen für die Pflanzenwelt tfohlthätig sind n. s. w., werden in einem tieferen Zusammenhang Dait den inneren Trieben und Wünschen der Menschen gedacht. Jenes von Dichtern vielfach besungene Zeitalter der Anthropo-"lorphisirung der leblosen Umgebung ist auf dem Balkan noch 'ange nicht entschwunden. Alles hat Leben und Denkkraft, Alles kann des Menschen Schicksal beeinflussen. Zuweilen liegt die Sache ganz klar, so z. B. wenn das Mädchen (in Bulgarien) beim Regenwetter ins Freie tritt und das Liedchen singt: Vali vali džd, Da sja rodi rž, Da si kupö možl * Ströme, ströme Regen, — Damit der Roggen gut gedeihe, — Damit ich mir einen Mann kaufe!« ') Aus Požega in Slavonien. -) Aus Varaždin nach der Handschrift Prof. Valjavec's. oder ein Bursche anstimmt: Vali vali džd, l>a sja rodi čenica, Da si kupö ženica! *) »Ströme, ströme Regen, — Dami! der Weizen gut gedeihe. — Damd ich mir ein Weihchen kaufe!« Ohne weiteres verständlich ist folgende Symbolik: Wen" Hund und Hündin bei der Paarung zusammenhängen, muss man mit einem seidenen Tiichel über sie fahren und mit diesem Tiichel gelegentlich die Person, deren Liebe man geniessen will, dreim*' berühren, indem man sieh mit dem Tüchel zufächelt.<2) Besondere Aufmerksamkeit erregt die Art und Weise, wie junge Leute, namentlich Mädchen, durch Zaubereien ihre Zukunft erschliessen wollen, d. h. den sudjenik (den vom Schicksal bestimmten Lebensgefährten, oder den Zeitpunkt des Eintritts in den Ehestand) zu errathen suchen. Verschiedene Anzeichen werden ii» gewünschten Sinne gedeutet, so glaubt man z. B. in Kroatien, das ein Mädchen, welches im Frühjahre das erste Mal gleich zwei Schwalben zusammen fliegen sieht, noch im selben Jahre heiraten wird.3) Selbstverständlich gilt nicht jeder Tag im Jahre als günstig für die Beobachtung und Erforschung von Erscheinungen, aus deren man die Zukunft erschliessen kann. Zumeist fallen die günstigen Tage mit bedeutenden Zeitwechseiii zusammen, zumeist mit Festtagen, di«- an Stelle vorchristlicher Feier getreten. Eine tiefergehende Besprechung und Erläuterung dieses Volksglaubens gedenke ich mit der Zeit, so Gott will, in meinem Hauptwerke über die Sagen und Märchen der Südslaven zu liefern. Hier, wo es sich mehr darum handelt, die Volksanschauungen für sich kennen ZU leinen, dürfte eine übersichtliche Gruppirung des Stoffes vorderhand genügen. Ich beginne mit der Mantik, die man am häufigsten im Laufe des Jahres anstellen kann, mit den: 1. Zaubereien am Vorabende eines Dienstags, Freitags oder Sonntags im Neumonde. I. Das Mädchen nimmt das erste Stück Brod beim Nachtmahl, tunkt es ins Salzfass, steckt es dann in den Mund, kaut es J) Blgarskij naroden sbornik . .. , izdaden od Vasilija Čolakova. Belgrad 1872, S. 133. 2) Aus Vara z din, aus der Handschrift Prof. Valiavec's. 3) Aus Ludbreg in Kroatien; ebendaselbst. Wenig, nimmt es mit der rechten Hand heraus, lässt es — Ues unbemerkt von den Anderen — in die Schürze gleiten und nachtmahlt ruhig weiter. Nach dem Nachtmahl nimmt sie ihren | 0uH die Gabel und das Messer, die sie während des Essens auf Jeden Fall gebraucht haben muss, sei es auch nur, dass sie ein Stück Brod an die Gabel gesteckt hätte, und wickelt alle drei Stucke in ihre Schürze ein. Bevor sie sich zu Bett begibt, nimmt Sle ein Spiegelchen zur Hand, besieht sich drin und spricht dabei: Glänzender Spiegel, so wie du mich jetzt zeigst, dass ich mich schön besehen kann, so zeige mir auch im Traum den mir beschienenen Mann!« Hierauf gibt sie auch das Spiegelchen in den Schurz, legt noch ein Weberschifflein und Kam ine dazu, wickelt Alles sorgfältig ein und legt es auf das Kissen, auf dem sie Nachts ruhen wird, Nun stellt sie sich vor das Heiligenbild und betet so gul Ml' 8 versteht ZU Gott. Wenn sie schon im Bette ist, nimmt sie ^e Schürze mit den eingewickelten Dingen, legt sie unter das ■Kopfkissen, macht dreimal über das Kissen das Kreuzeszeichen, Spricht wiederum ein Gebet, gewöhnlich das Vaterunser und sagt znm Schlüsse: »Ich flehe dich an, o Herr, und du befiehl, dem Manne, der mir bestimmt ist, dass er mir im Traume erscheine; Wenn er sich jenseits eines Gewässers befindet, hier ein Schifflein llQd ein Ruder (das Weberschifflein und der Löffel); wenn er sich jenseits eines Waldes befindet, hier hat er eine Axt (das Messer); 'Uuss er über Dörnen und Gestein setzen, hier hat er eine Gabel. Er mag kommen, hier findet er Brod und Salz, damit wir gemeinschaftlich davon gemessen, Kämme, damit wir uns kämmen, Spiegel, damit wir uns besehen und zusammen zum Traualtare schreiten.x) II. Das Mädchen fängt eine Spinne, steckt sie in ein Rohr llnd stopft dasselbe an beiden Enden zu. Vor dem Schlafengehen gedenkt sie aller Heiligen, macht dreimal das Kreuzeszeichen über das Kopfpolster und spricht: »0 du Spinne, du kletterst in die Höhen und in die Tiefen, suche meinen mir vom Schicksal bestimmten Mann auf und führe mir ihn als Traumgesicht vor. ') Vuk im Život i običaji, S. 323 (aus Syrmien). Einen zweiten Beleg bei Milieevic\ im Glasnik S. %. Das Mädchen haucht den ersten und letzten Bissen nur an und steckt sie in die Tasche. Beim Schlafengehen nimmt sie kein Messer mit ins Bett, sondern nebst den Bissen nur den Spiegel und ehe n Holzsplitter (iver) statt des WeberschiftTeins. (Brauch im Tieflande von Serbien — §amj _ und in Belgrad.) Miličevič berichtet, dass dieser Zauber mir EU Georgi im Schwünge sei. Führst du ihn her, so lasse ich dich am Morgen wieder frei, dass du weiterhin durch die Welt ziehen kannst, wenn du mir ihn aber nicht herführst, so werd' ich dich zerdrücken!«1) III. Am Vorabende eines der genannten Tage legt das Madchen sieben Silberzwanziger unter das Kopfkissen, macht darüber dreimal das Kreuzeszeichen und spricht: »Du mir von Gott bestimmter Mann, zögere nicht länger, sondern erscheine, sei es auch nur im Traume, damit wir dieses Geld überzählen, damit ich dafür meiuen Brautauzug mir kaufen gehe!*2) IV. Das Mädchen begibt sich bei Sonnenniedergang in den Wald, reisst ein Stück von dem Epheu ab, auf den eben die letzten Strahlen der untergehenden Sonne fallen, windet einen Kranz daraus und spricht: »0 liebe Sonne im Untergehen! So wie du jetzt diesen Kranz siehst, so klar und schön lass mich im Traume auch Denjenigen sehen, der mir von Gott zum Manne bestimmt ist.« Sodann setzt sie sich den Kranz auf den Kopf und sagt: »Grüner Kranz, du wirst verwelken, wenn du mir nicht meinen mir bestimmten Mann herführst, damit er dich herabnimmt!« Hierauf umwickelt sie den Kopf mit einem Tuch, so dass Niemand den Kranz wahrnehmen kann. Nachts vor dem Schlafengehen betet sie noch zu Gott und begibt, sich mit dem Kranze auf dem Kopfe zur Ruhe.3) V. Das Mädchen gibt einer jüngst verheirateten Freundin an» Vorabende des ersten Sonntags im Neumonde, seitdem die Freundin verheiratet ist, ihr Zopfband. Die junge Frau befestigt damit ihr eigenes Haar und spricht vor dem Schlafengehen: »Mein Kranz, des Mädchens Zopfband! lass mich unter meinem Kranze träumen, an wessen Seite sie (das Mädchen) am Altar stehen und mit wem sie ihren Kranz (d. h. ihren Namen) tauschen wird!«4) VI. Zauberei am Neumond. Wenn das Mädchen gairz zufällig den Neumond erblickt, bleibt sie sogleich stehen, schlägt ein Kreuz, sagt dreimal ein Gebet und spricht zum Monde: »0 du hehrer Mond am Himmel! Du übersiehst die ganze Erde und siehst auch den Mann, der mir bestimmt ist. Lass es geschehen, dass auch ich ihn im Traume sehe; mag er wo immer in der Welt weilen, so steht er doch auf der Erde, die du überschauest; nun ') Vuk a. a. 0., S. 324. ») Ebcnd. S. 32«;. 3) Ebeinl. *) Ebend. S. 325. äehrne ich von dieser Beibeil Erde und lege mir sie unter den jT°Pf'* Hierauf bückt sie sich, nimmt mit den Fingern ein Bischen wo sie mit dem rechten Fuss steht, trägt die Erde bis mm jend verborgen bei sich, legt sie vor dem Schlafengehen unter jas Kopfkissen, schlägt darüber dreimal ein Kreuz, betet zu Gott, sich auf die rechte Seite nieder und gibt Niemand auf seine Fragen eine Antwort.]) VII. Zauberei am Theodors-Samstag. Das Mädchen 'M'll'ilt einem befreundeten alten Mütterchen am Vorabende dieses ages den Auftrag, ihr aus der Kirche gekochten Weizen, der vom Nester eingesegnet worden, mitzubringen. Das Mädchen nimmt ''e]i ganzen Tag weder Speise noch Trank zu sich. Abends vor dem Schlafengehen betet sie vor dem Bilde des Hauspatrons, bittet Um Vergebung ihrer Sünden, legt den gekochten Weizen unters Kopfkissen, schlägt dreimal über die Stelle ein Kreuz, legt sich auf die rechte Seite nieder und spricht mit Niemand, sondern betet Ununterbrochen zu Gott, bis sie zuletzt im Gebete auch einschläft.2) Am Vortage dieses Tages pflegen in der Crnagora die Mädchen Qach dem Kirchgange unverwandt in die auf dem Himmel dahingehenden Wolken zu schauen, so lange, bis sie in einer Wolke die Gestalt und das Bild ihres Zukünftigen zu erblicken vermeinen.5) VIII. Am Georgs tage. In Cekliuj in der Crnagora ^geben sich die Mädchen bei Tagesanbruch zum Brunnen Wasser uolen und schauen so lange in die Brunnen) iel'e hinab, bis sich 'l'1'' Augen mit Thränen füllen und sie sich einbilden, sie sähen 111 der That im Wasser .las Bild ihres Zukünftigen.4) In der Krajina in Serbien sammeln die Mädchen am Vorabende des Georgstages Blumen auf dein Felde, winden sie au ^träussen und bestimmen die Sträusse einzelneu Burschen, deren Liebe sie sich erhoffen. Diese Sträusse werden in später Nachtstunde an einen freien Ort, z. B. auf das Hausdach, hingelegt und 'Ms zum Morgengrauen dort liegen gelassen. Der Bursche, auf dessen Strauss der meiste Thau liegt, so glaubt das Mädchen, ^erde ihr in diesem Jahre am meisten in Liebe zugethan sein. Die Vorbereitungen müssen sehr geheim betrieben werden, damit Fernand etwas davon merkt, denn sonst wird der Zauber zunichte. ') Yuk a. a. 0., S. 324. a) Ebend. S. 325. n) Topovic-Lipovac a. a. 0., S. 151. 4) Derselbe am selben Orte. Böswillige Burschen wissen darum und lauern nur darauf, wie sie die Strausse stehlen können. Gelingt der arge Streich, so hält man dafür, dass dem betreffenden Mädchen für dieses Jahr ihr Glück gestohlen worden. Das Mädchen grämt sich darüber gar sehr.') Manche Mädchen sammeln zu dem genannten Zwecke Alante (inula helenium) (oman trava = Betäubungskraut, Vertollungs-kraut) und sprechen beim Hinlegen der Sträusse die Worte: »Ver-tollungskraut, du mein leiblicher Bruder, lass den und den in Die0 zu mir vertollen!« (Omane brate rodjeni, pomami toga i toga mnom!) 2) In Kroatien pflegen Mädchen kurz vor Georgi ein Marien-fröschlein (kralovsku Babicu) zu fangen und in eine Schachtel 0 stecken. In den Deckel wird eine kleine Oeffnung gemacht, sodann vergräbt man die Schachtel in einen Ameisenbau. Man muss nur wohl Obacht geben, dass man den Frosch eher vergräbt, als er einmal gequakt. Denn hört man den Frosch noch zuvor quaken, so wird man ganz gewiss taub. Den Frosch holt man aus dem Ameisenhaufen am nächsten Neumond heraus, dann reisst man dem Frosch die Unterkiefergabel aus und spendelt diese Gabel dem Burschen (bezw. dem Mädchen), wann er an Einem vorübergeht, unbemerkt ins Gewand. Der Betreffende steht nun ganz im Liebesbanne des Mädchens.3) IX. Am Johannisfeste. Ivanje (Johannistag) und Kries (Johannisfeuer), zwei Wörtchen, die wie elektrische Funken im Herzen und Gemüthe des südslavischen Bauernvolkes tausend tolle, lebenslustige, verliebte und glückliche Gedanken entzünden! JVann um mitternächtlicher Stunde auf steiler Höhe der mächtig aufgeschichtete Holzstoss helllodernd gen dunkelblauen sternebesäeteu Himmel harzduftende Feuerflammen züngelt, da tanzen Burschen und Mädchen jauchzend und singend um das Feuer gar schnell-l'üssigen Beigen. Zauberhaft die Nacht, die Feuergluth, zauberhaft der schnelle Reigen, Alles ist bezaubert, Alles zaubert. »In Kamena gora in Kroatien werfen die Hirten in denKries neun dreijährige Weinrebenstöcke. Wann diese in hellen Flammen stellen, springen die heiratslustigen Burschen durch das Feuer. Wem der Sprung gelingt, wer sich nicht versengt, der beweibt sich noch im selben Jahr.«4) ') Miliccvic im Glasnik, XXII, S. 93, ») Ebendaselbst S. 94. 3) Aus Varazdin. Handschrift des Prof. Valjavec. 4) Valjavec in der Handschrift. *n Vidovec in Kroatien entzünden je zwei Mädchen und ein fische um die zehnte Nachtstunde gemeinschaftlich einen Kries. Wann der Kries gauz in Feuer gehüllt ist, springen die drei Gesellschafter durchs Feuer hindurch. Wer von ihnen am weitesten jPnngt, wird am frühesten heiraten. Später versammeln sich die Burschen und Mädchen. Letztere tanzen allein den Reigen, eben So die Burschen. Da stösst und drängt der Burschenreigen in den Mädchenreigen, und bei welchem Mädchen der Reigen reisst, dasselbe wird als Weib sich gerne von ihres Mannes Seite losreissen. *) Früh Morgens vor Anbruch des Morgenrothes pflanzt ein Weib, das einem Liebespaare gewogen ist, in einer Schale Weizenkörner, ^e sie vom Burschen und vom Mädchen erhalten. Falls zwei von den aufgeschossenen Hähnchen zusammenhalten, so wird aus dem Liebespaar ein Ehepaar. Wenn auf der einen oder andern Seite Hln Hälmlein geringelt steht (zafrknjena stoji), so wird er oder sie einen Ring bekommen. Wenn auf der einen Seite die Hälmlein lQs röthliche spielen, so wird der Bursche guter Dinge sein, sind die Halm lein auf der andern Seite blass, so wird die Maid manch Trauriges erfahren.2) In Serbien pflanzt das Mädchen allein den Weizen. Am Petrus-*age schaut sie nach, wie der Weizen aufgeschossen; sind die Hälmlein geringelt, so wird die Maid, sagt man, noch im selben Jahre sie hverheiraten. Manche .Mädchen schütten am Vorabende des Johannisfestes das Weisse von einem Ei in ein Glas Wassel- und stellen das Glas über Nacht unter den Dachvorsprung. Frühmorgens rathen sie dann :ius den Formen des Eiweisses, ob sie bald an den Mann kommen werden.3) ') Valjavec in der Handschrift. ■) Ebendaselbst (aus Vidovec). :!) Vuk Karadzic im rije e n i k (1852), S. 216 a.; wörtlich wiederholt in život i običaji (1867), S. 68. — Miličevic, Glasnik, XXII (18G7), S. 105. «Tiliöevic* sagt dasselbe, ganz dasselbe was Vuk sagt, nennt ihn aber nicht ;i's seine Quelle. Die unbedeutenden Veränderungen, die M. vornahm, berechtigten ihn keineswegs, seine Vorlage zu verschweigen. Oder vielleicht doch? ^Ian urtheile selbst. Ich setze die Worte Beider her: Vuk: >Gdješto djevojke metnu na Ivanj 'lan u lonac zemlje i u nju posiju nekoliko zrna šenice, pa na Petrov dan Mili č e vi 6: »Ponegde devojke metnu u lonac zemlje na Ivanj dan i poseju nekolko zrna pšenice pa na Petrov dan gledaju gledaju, kako je nikla ili uklijala: ako kako je nikla ili klijala. Ako su klice Kraasa, Sitte u. Gewohnheitsrecht đ. Stide! 12 In Kroatien (Varaždin, nach Prof. Valjavec's Handschrift) üben letztere Mantik die Mädchen zu Weihnachten, zur Zeit der Mitternachtsmette. Sie bilden sich ein, dass das Ei eine bestimm11' Form annehme: ist's ein Stiefel, so wird das Mädchen einen Stiefelmacher heiraten, ist's ein Pflug, einen Bauern n. s. w. (ako puc» oče znati kakov hu mešter njejn muž, liajvleje jajce vu vodu predi nek k polnočki pojde, a gda. dimo dojde onda se vre z jajca napravi nekaj: ako je čižma onda dobi čizmara, ako plug onda težaka i t. d.). X. Zauberei am Pf i n gs t fes te. Am ersten Pfingsttage, wenn die Kirche mit grünem Gras hestreut ist, nimmt das Mädchen, wenn man zum erstenmal niederkniet, mit der rechten Hand dreimal unter dem rechten Knie grünes Gras, flicht daraus noch während des Knieens einen Kranz, steckt ihn auf die rechte Hand, verlässt sodann die Kirche, schwingt vor der Kirche den Kran« nach allen vier Weltgegenden und spricht leise in sich: »Du mir von Gott bestimmter Mann ! Magst du weilen, wo immer, komm schnell, um diesen Kranz zu holen, denn der Kranz wird verwelken, mein Angesicht verblühen!« Zu Hause hängt sie den Kranz um das Heiligenbild und legt ihn Abends unters Kopfkissen, indem sie den ihr bestimmten Mann beschwört, zu kommen, ehe der Kranz verwelkt.') Di Slavonien, in der Gegend von Požega, pflegen Mädchen zu Pfingsten, wenn eine helle Mondnacht ist, aufs Feld hinauszugehen. Auf dem Wege sprechen sie mit Niemand und schauen sich um keinen Preis um, mag was immer vorgehen. Auf dem Felde -sammeln sie Blumen und flechten einen Kranz, den sie am nächsten Tage in der Kirche mit Weihwasser besprengen. Natürlich darf sie Niemand dabei sehen. Tagsüber wird gefastet. Nachts, wenn schon Alles schläft, geht das Mädchen in den Hof hinaus, reiset den Kranz in vier Stücke und wirft jedes Stück nach einer andern Himmelsgegend. Die Zauberformel habe ich vergessen. Als sieben- te klice savijene kao prsten onda vele, da će se one godine udati. U oči Ivanja dne gdjekoje djevojke metnu bjelance od jajeta u čašu vode te prenoći pod strehom, pa na Ivanj dan u jutru po njemu nekako pogadjaju, hoće li se skoro udati.< ») Vuk in život i običaji. S. 32G. savijene kao prsten, onda vele, da će se te godine udati. Neke opet metnu u oči Ivanja dne u čašu vode belance i ostave pod strehom da prenoći, pa sutra dan nekako po tome pogadjaju, hoče li se te srodine udati.<■ °der achtjähriger Knabe fand ich am Pfingsten einmal solche Kranzstücke im Hofe unseres Nachbars, des Kepenikschneiders BoSnjak. ^jeine Tochter Therese sah mich aber und trieb mich mit einem stocke aus dem Hof hinaus, nachdem sie mir die Kranzstücke weg-&enommen. Abends erzählte sie meiner Schwester von der Zauberei. Ich belauschte die Mädchen und erfuhr so, weshalb ich denn eigentlich gezüchtigt wurde. Das Mädchen heiratete im selben Jahre einen Savemüller bei Koba§. Wenn ein Mädchen Wolle zum Weben aufgelegt hat und sie Verwebt. so misst sie die Leinwand nie früher, als sie mit der Auflage fertig geworden. An dem Abend, wo sie die Arbeit zu Stande gebracht, nimmt sie die Leinwand herab, misst sie aber nicht, s°ndern legt sie ungemessen auf das Polster, macht dreimal darüber d^s Kreuzeszeichen, betet und spricht: »0 Gott! wer immer mein 111 ir bestimmter Mann sein mag, schick' mir ihn im Traume zu, damit wir diese Leinwand ausmessen, damit ich in der Früh für ^ich und für ihn das Hochzeitshemd daraus zuschneiden kann.< hierauf begibt sie sich zur Ruhe, legt sich auf die rechte Seite nieder und mag mit Niemand sprechen. Bei allen den angeführten Zaubereien hütet sich das Mädchen, 111 der Früh, wenn sie aufsteht, mit irgend Jemand zu sprechen, bevor sie das Kreuz gemacht. Auch schaut sie nicht aufs Fenster, °evor sie sich noch einmal das Traumgesicht dieser Nacht vollständig vergegenwärtigt. Man glaubt nämlich, jeder Traum entschwinde dem Gedächtnisse, wenn man beim Erwachen sogleich aufs Fenster schaut. ') XL Wer den Vortag vor St. Andreas, St. Lucia und den Drei Königen fastet, der wird sein zukünftiges Weib als Traumgesicht schauen. Eine andere Anweisung räth, man müsse am Tag des hl. Andreas, der hl. Barbara und zu Fasching den ganzen Tag fasten, Abends vor dem Schlafengehen einen Weiberrock unters Kopfki ssen legen, und man werde im Traume seine zukünftige Lebensgefährtin schauen. 2) Dieser Glaube ist nicht blos in Kroatien daheim, sondern auch in der Crnagora und in Serbien nachweisbar. Bei den Bjelopavlici (Crnagora) legt am Abend des ersten Tages der Charwoche das heiratslustige Mädchen das Nachthemd ihrer kürzlich verheirateten Freundin an und spricht während des 1) Vuk in život i običaji. S. 824. '-) Aus Vara z din, nacb der Handschrift des Prof. Valj a ve c. 12* Anziehens: »Gib Gott, dass ich Jungfrau (N. N.) in diesem Hemd*1' meinen Bräutigam als Traumgesicht sehe, so wie meine Freundin in diesem Hemde ihren Mann (N. N.) gesehen«.1) In Serbien überreicht die jüngstverheiratete Freundin der noch ledigen das Hochzeitsgewand mit den Worten: »Folge meiner Spur!« (Podji za mojim tragom!) -) XII. Am Faschingsfasttag müssen die Mädchen den ganzen Tag über sich des Genusses von Speise und Trank enthalten, und wann's zur Mitternachtsmette läutet, dreimal den Arm voll Speidelholz in die Stube hineintragen. Sind die Speidel in gerader Zahl, so wird die Maid im nächsten Jahr heiraten; ist's eine ungerade Zahl, so bleibt sie ledig.3) XIII. Zu Neujahr (mali bozic = kleine Weihnachten) war oder ist noch immer Brauch (in Zajecar und Umgebung; Serbien), dass sich die Mädchen am Vorabende versammeln, eiuen Kessel mit Wasser füllen, und jedes je einen Ring oder sonst ein Erkennungszeichen ins Wasser werfen und den Kessel irgendwo in einen Winkel der alten Burg über Nacht stehen lassen. Am nächsten Morgen Früh stellen sich die Mädchen wiederum am selben Orte ein, haben ein Kind mit, bilden einen Kreis um den Kessel und singen Lieder, die auf gutes oder minder gutes Glück hinweisen. Nach jedem Liede zieht das Kind einen Ring aus dem Kessel heraus. Das Mädchen, deren Ring erscheint, wird nun gerade eines solchen Glücks theilhaftig werden, als das Lied anzeigte, das gesungen wurde. Man nennt dies Rings in gen (pevanje prstenu).4) XIV. Nicht minder sinnig, wenn auch etwas derber in der Auffassung, ist ein verwandter Weihn ach tsbrauch in Bosnien. Nach dem Mittagsessen sammeln die Mädchen alle Knochen vom Tische auf und legen sie auf die Thürschwelle hin. Jeder Knochen bekommt den Namen eines heiratsfähigen Mädchens, sei es eines aus dem Hause oder dem Dorfe. Nun treten die Mädchen abseits und passen auf, welchen Knochen der Schäferhund zuerst u. s. w. davontragen wird. Nach derselben Reihenfolge werden, glaubt man, auch die Mädchen heiraten. Deren Knochen zuletzt davongetragen wird, die kommt zuletzt an den Mann. Dieses Spiel geschieht !) Popovic-Lipovac a. a. 0- 2) Miliccvic a. a. 0., S. 188, 3) Valjavcc a. a. 0. Handschrift, •) MiliSeviC a. a. 0., S. 127. geheim vor dem domaćin, damit man sich vor ihm nicht schämen Juüsse. Jenes Mädchen, dem der Hund zuerst das »Glück gebahnt« isrecu prokrcilo), wird von den Freundinnen geneckt mit den Worten: »Hoff auf Hochzeitsleute, Schwesterchen! Dich wird Einer dm aUerersten holen, wie der Hund den Knochen!« (Nadaj se, sejo, &vatovim! po te će najprije doći, kao pas za kost!)1) Eine uralte, bei allen indogermanischen Völkern nachweisbare kitte liegt folgendem Glauben zu Grunde. Das Mädchen, das im Selben Jahre noch zu heiraten wünscht, nimmt zur Mitternacht-juette einen Apfel mit und beisst in den Apfel im selben Augendicke, wo der Priester mit erhobenem Crucifix den Segen über das ^sammelte Volk spricht.2) Auf dem Glauben an ein zweites Gesicht beruht ein anderer Zauber, den Mädchen in der heiligen Nacht auszuüben pflegen. ^111 ein Mädchen erfahren, was für einen Mann sie bekommen werde, so bedeckt sie am "Weihnachtsabend den Tisch, legt ein Weissbi 'od, einen Teller, Löffel, eine Gabel und ein Messer darauf uod begibt sich zu Bett, doch darf sie nicht einschlafen. Um die ^itternachtsstunde erscheint der Geist ihres zukünftigen Mannes uud schleudert auf sie das Messer hin. Fällt das Messer so glückten, dass das Mädchen unverletzt bleibt, so wird sie glücklich heilten und einen guten Mann bekommen; wird sie aber durch das ■Messer verwundet, so muss sie bald darauf sterben.3) Einen verwandten Zauber der Geisterbeschwörung versuchen an diesem Abend auch Burschen. Wann alle übrigen Hausleute lu- die Kirche fort sind, siebt der heiratslustige Bursche im Dunkln, ganz nackt dastehend, Asche durch ein Sieb. Da erscheint im Dunkel seine Zukünftige, packt ihn dreimal bei der Nase und geht wieder ihres Weges.4) Alljährlich am Weihnachtsabend pflegen heiratsfähige Mädchen 11 ni die zehnte Stunde, wenn es das erste Mal zur Mette läutet, geschmolzenes Blei in ein Glas kaltes Brunnenwasser zu giessen und aus den Formen des Bleies die Zukunft zu prophezeien.5) Ich selbst sah als Knabe solchem Spiele zu. Das Mädchen duckte sich ») B. Pctranović a. a. 0., S. 254, Kr. 11. '-) Aus Varaždin. Nach der Handschrift des Prof. Valjavec. 3) Aus Gibina. Von Demselben. *) Aus Varaždin. Von Demselben. r>) So in Prelok im Murlande, nach der Handschrift desselben Gewährsmannes. im Thürwinkel nieder und goss das Blei. Manche rathen aus den phantastischen Bildungen auf die Beschäftigung ihres Zukünftigen» Andere nehmen die Bleistückchen heraus und halten dieselben —" immer noch hockend — gegen die Thtire, um im Schattenbild8 das Bild des Ersehnten zu erblicken. Gewöhnlich deuten die Mädchen unter Anleitung eines alten Mütterchens. Die Eine glaubt mit aller Bestimmtheit in dem Schatten einen Schuster, die Andere einen Tischler, das alte Mütterchen einen Müller erkennen zu dürfen. Eine trifft am Ende doch das Wahre, die Zukunft erweist es ja bald. Den grössten Zauber übten aber zu aller Zeit und zu jeder Jahreszeit die Mädchen durch ihre Schönheit aus. , Jedes Mädchen sucht ihren angeborenen Zauber zu erhöhen. Der kosmetischen Mittel gibt es eine Unzahl. Ich führe nur eines an, weil dasselbe ein Ausfluss althergebrachten Feldcultus ist. Zu Pfingsten gehen die Mädchen vor Sonnenaufgang hinaus auf die Felder und waschen ihre Gesichtchen mit dem Nachtthau, der auf dem blühenden Weizen sich gelagert, »doch das gilt als Sünde«.1) Was liegt aber an der Sünde, wenn sich durch die Sünde das Lebensglück erreichen läset, wie es im Sprichworte heisst: Djevojku obraz udaje a pretile sapi konja prodaju. Durch ihr Gesichtchen kommt das Mädchen, ein Pferd durch sein feistes Kreuz an den Mann. Nicht das Herz, nicht das Gemüth, sondern nur das Gesicht gibt den Ausschlag, nach dem Sprichworte: Lice curu udaje a srce odaje. Durch's Gesichtehen bekommt das Mädchen einen Mann, ihr Herz aber ist ihr Verräther. Einem schönen Weibe gegenüber erlahmt jede Kraft; daher das Sprichwort: Pre ćeš djavola nadbili neg lepu ženu. Eher vermöchtest du den Teufel als ein schönes Weib besiegen. Nur daraus erklärt sich das urkräftige Sprichwort: Lepo lice i šugavu guzicu uda. J) -»AH ovo je greh.« Aus Varazdin. Von Demselben. xi. Liebesentzweiung, Alles erträgt mancher Mensch leichter als fremdes Glück. Neid schadet nicht immer nur dem Neider, oft erreicht er Sein Ziel und vernichtet Anderer Glück. Menschen sind, was Menschen immer waren. Es gibt auch unter den Südslaven Leute, die Slch ein eigenes Geschäft, möchte man glauben, daraus machen, 'hren Nebenmenschen Glück und Frieden zu rauben. Wir widmen dieser Gattung Unmenschen ein eigenes Capitel, weil das südslawische Volkslied in reicher Abwechslung über solche Unfrieden-Alfter zu melden weiss. Alte und junge Weiber sind es hauptsächlich, die eine Braut verleumden und Alles aufbieten, um ein '•'"autpaar einander zu entfremden. Mit Hinblick auf solche Vorkommnisse mag das Sprichwort entstanden sein: .More, oganj i žena tri najveća zla. .Meer, Feuer und Weib (sind) die drei grössten Uebel. Weiber, namentlich alte Weiber können nichts Anderes als verbinden, behauptet rundwegs ein anderes Sprichwort, denn: Svaka je baba djandrljiva. Jedes alte Weib ist klatschsüchtig (zänkisch). «ragte ein Sohn den Vater: »Bellt mehr ein Hund oder eine Hündin?« — »Mein Sohn, Deine Mutter kann's weit besser als Beide« (Pitalice, U7). Mau fragte einen verheirateten Mann: »Gibt's ein heftigeres Weh als einen SchlangcnbissV« — »Wohl, die Zunge meines Weibes« (ebend., 58). Man fragte den Teufel: »Wen schickst du äu deiner Statt, falls du gerade stark beschäftigt bist?« — »Ein altes Weib«, (ebend., 97).l) Von einem alten Weibe heisst es im Sprichworte: Jedna glava a dvadeset jezika. Ein Kopf, doch zwanzig Zungen. Wären es wenigstens gewöhnliche Zungen. Das südslavische Sprichwort bedient sich eines sehr drastischen Vergleiches, wenn es von einem klatschsüchtigen alten Weibe sagt: Pružila jezik kao krava posran rep. Sie streckte ihre Zunge aus, wie die Kuh ihren besch .... neu Schwanz. Die neuslovenische Variante dieses Sprichwortes lautet: Babe tak z jezikom migajo kak pes z repom. Alte Weiber bewegen so ihre Zunge wie der Hund seinen Schwanz. Nach der Sage hatte schon die Urmutter Eva eine solche Zunge. Das traf sich so: Als Gott den Adam aus Erde geformt, lehnte er ihn an einen Zaun zum Trocknen, hauchte ihm eine Seele ein und Adam ward lebend. Er hätte gern geheiratet. Da befahl ihm Gott einzuschlafen und nahm ihm im Schlafe eine Kippe. Gott war damals ein bischen zerstreut, und schaute herum, währenddem stahl der Hund die Rippe. Gott lief dem Hunde nach, konnte ihm aber das Rippenstück nicht mehr abjagen, sondern erwischte nur ein Stückchen vom Hundeschwanz, und nun erschuf er aus dem Hundeschwanz das Weib. Also darum bewegen alte Weiber ihre Zunge wie der Hund seinen Schwanz. 2) Aus den letzteren zwei Sprichwörtern erklärt sich nun von selbst die Entstehung des folgenden: Tri žene, jedna guska, čitav vašar. Drei Weiber, eine Gans, ein ganzer Markt. Die Entzweiung von Brautleuten, von Liebesleuten, ist das Werk des Teufels, doch der Teufel hilft sich nach dem Sprichworte: Kuda vrag ne može babu šalje. Wo der Teufel nichts ausrichtet, (dorthin) schickt er ein altes Weib. Aus diesen Sprichwörtern ergibt sich, nebenbei bemerkt, auch der Massstab zur Beurtheilung der Achtung, welche das Weib J) Ein altes Weib ist noch ärger als der Teufel selbst. Vergl. die launigen Sagen im II. Bd. meiner Sagen und Märchen: Nr. i>3, S. 187—191; Nr. Iii, S. 250 f.; Nr. 113, S. 254—257 ; Nr. 152, S. 404—410 und Öfters. 2) Izviestje kr. gimn. u Varažd. 1874 5. Narođn. prip. priobćuje M. Valj-avec, S. 45. Aus Lotmerg in Steiermark. Wa Allgemeinen bei den Siidslaven geniesst. Nun versteht man auch folgendes Sprichwort: Puški, konju i ženi ne treba vjerovati. Einem Gewehr, einem Pferde und einem Weibe braucht man nicht 211 trauen (darf man keinen Glauben schenken, vjerovati hat nämlich die eine so wie die andere Bedeutung). Das verleumdete Mädchen kann nicht einmal gegeu ihre Ver-^uinderinuen klägerisch auftreten, denn nach dem Sprichworte ist Budali, ženi i djeci kadija za plotom. Einem Narren, einem Weibe und Kindern der Kadi hinterm Zaun. Um ein Mädchen einem jungen Manne, der um ihre Hand firbt, abspenstig zu machen, reden ihr die bösen Weiber ein: 'Was willst denn mit Dem anfangen ? Er hat ja im Hause nichts, nicht einmal so viel, um ein Mäuslein damit vergiften zu können, eiu fertiger Bettler; ist immer kränklich, ist hektisch, ist griesgrämig, was soll Dir dieser Wicht? So eiu wildes Mädel verdient einen besseren Burschen. Eine Nöthigung ist ja bei Dir nicht; willst Du Dich so jung schon in Ketten schmieden? Dieser Saufbold, dieser Drache — den bringt Niemand satt. Ein Verschwender *8t er; des Kaisers Geldbeutel thät' für ihn nicht genug tief sein. Ein Tagedieb, ein Strolch ist er, der verdient kein ehrenwerthes Weib. Was soll Dir dieser zerlumpte Kerl. Der schlägt mit seinen hingen Händen gleich d'rein; na, und die langen Nägel, die er hat! Mit Dem thät'st Du immer in Sorge und Sünde leben« J) u. s. w. Dem Burschen dagegen bläst man die Ohren voll mit Redensarten, wie folgende: »Was brauchst Du so ein Weib? Sie ist voll Gift wie eine buntgefleckte Schlange. Mit Der könntest Du nicht anders auskommen, als wenn Du ihr immer ein gezücktes Schwert unter die Nase hieltest. Bei Der wird es nicht lange dauern, und sie hat Euer ganzes Haus zerstört (indem sie nämlich zur Theilung drängte). Ein Tratschweib ist sie, faul ist sie, dass sie nicht einmal drei Zugpferde von der Stelle rühren könnten. So im Hain möchte sie auf der faulen Haut sitzen. VÄna Herumstreicherin ist sie, schleppt sich Jedem nach, hat mit Dem und Jenem eine Bandelei gehabt. Jung gewohnt, Alt gethan. Von einer Arbeit hat sie gar keine Vorstellung, fast möchte man glauben, dass sie vertrottelt ist, als hätt' sie etwas von einer Waldfrau an sich. Lass' 11 V u r d e 1 j a bei B O g i S i i im Zbornik. doch so ein Mädel fahren, Du findest Mädel, wo Du nur hindenkst. Dir steht jede Thür' angelweit offen« u. s. w. Ein altes Sprichwort nimmt auf solche Verleumdungen Bezug-Es lautet: Niti hvalim Radojka, nit je dobra djevojka. Weder lob' ich Radojko, noch ist es ein gutes Mädchen (um das er wirbt). x) Durch solche Reden gelingt bösen Menschen ihre schlimm6 Absicht. Kommen der Geliebte und die Geliebte später einmal zusammen, so klagen sie sich wohl ihr Herzeleid, wie dies so dramatisch lebhaft ein Volkslied aus Sudungarn zum Ausdrucke bringt: Wenn ich ärmstes Mägdlein wie die Sonne glänzte, Wie die Sonne glänzte, wie ein Fluss dahinzog1, Wie ein Fluss dahinzog', wie ein Stein verstummte, Könnt' ich's, Mägdlein, doch nicht allen Leuten recht thun. Wenn ich Maid alleine, alle Fluren mähte, Alle Fluren mähte, alle Arbeit thäte, Alle Arbeit thäte, Berge ebnen thäte, Könnt' iclrs Mägdlein, doch nicht allen Leuten recht thun. Richte Gott, o richte über böse Zungen, Die uns zwei Gehebten uns're Liebe trübten. Mir im Herzen Deine, Dir im Herzen meine. 0, verflucht sei, Liebster, Deine eig'ne Mutter! — Fluch' ihr nicht, o Liebste, nichts hat sie verschuldet, Dies allein verschuldet haben Deine Feinde, Deine argen Feinde, meine bösen Freunde.'2) Flüche sind des Mädchens einzige Schutzwaffe gegen ihre Verleumder und sie macht davon ausgiebigen Gebrauch. Fein dichterisch ersonnen ist die Lage eines Mädchens, das ihre Verleumder in dem Augenblicke belauscht, als diese ihrem Zukünftigen die Ohren voll blasen. Das Lied (aus Bosnien), das wir meinen,3) lautet: Zeitlich Früh erwacht das schmucke Mädchen, Vor dem Morgen, vor der Sonne Strahlen, Früh erwacht sie und zu Gott sie betet: »Schenk', o Gott, mir scharfe Falkenaugen, ') DaniSic, Poslov. S. 84. Vergl. Stojan. Posl. S. 108. ») Karelac, Jaoke. S. 100, St. 366. 3) Jukic. Bosanski juijatelj. II. Schenk', o Gott, mir weisse Schwanenfittich' Und das grün' Gefieder eines Pfaues, Möchte über Nevesinje fliegen, Möchte hin zum höchsten Auslug fliegen, Möcht' erschau'n den Mann, der mir bestimmt ist.« Gott beschied ihr scharfe Falkenaugen, Und beschied ihr weisse Schwanenfittich', Er beschied ihr graues Pfau'ngefieder, Und sie fliegt dann über Nevesinje, Fliegt hinauf dann auf den höchsten Auslug, Und erschaut den Mann, der ihr bestimmt ist. Bei ihm sitzen arge drei Verleumder, Sinnen auf die Maid viel schlimmen Leumund. Einer spricht: »Die ist gar trag' und schläfrig,« And'rer spricht: »Die stammt aus böser Sippe,« Dritter spricht: »Die keift wie eine Natter.« — »Dass Euch gleich — Ihr argen Maid-Verleumder! Der da sagt, ich wäre trag' und schläfrig, Schlaflos sei er bis zum Tag Georgi. Der da sagt, ich stamm' aus böser Sippe, Mit dem Stamm' soll er entwurzelt werden. Der da sagt, ich keif wie eine Natter, Eine Natter soll sein Herz umschlingen, Soll an seinem Herzen überwintern, Am Georgstag ihm am Herzen nisten. Mitte Sommers fliegen aus die Vöglein, Ihre Vöglein, bunt' Gezücht von Nattern!« Am tiefsten schmerzt eine falsche Beschuldigung, wenn man sie dem Mädchen vor den Werbern ins Gesicht schleudert. Von einem solchen Schlag erholt sich die Schwergekränkte nimmer. Fragte des Gatten Schwester ihre Schwägerin, die eben am Save-Ufer (Bosnien) Tausendguldenkraut sammelte, warum sie denn immer so blass sei. Gab die junge Frau zur Antwort: Als beim Mütterchen die Deinen warben, Waren neun es, die da um mich warben. Gaben neun mir Ringe, Heiratspfänder. Sie beschenkten meine ganze Sippe, Nur nicht eine hochbetagte Muhme. D'rob ergrimmte mm die Muhm' gewallig, Lachte höhnisch, sprach vor Allen also : >Schöne Werber, noch schöner das Mägdlein! Doch es frommt ihr wenig ihre Schönheit, Trägt ein lebend' Kind ja unterm Gürtel.« Drum erblich für immer mir das Antlitz, Meiner Muhme, keines Andern wegen, Meiner Muhme, — Blitz und Donner treff sie ! Mitunter gelingt es wirklich den bösen Hexen, Lieb1 von Lieb1 zu entzweien. Die arme Verlassene stösst nun die grimmigsten Flüche gegeu die Unheilstifterin neu aus, flucht dem treulosen Geliebten, flucht seiner Buhlin, flucht ihren Hochzeitsleuten. Schön Angelika eilte voll süsser Hoffnung, bald ihrem Geliebten angetraut zu werden, zum klaren Gebirgsquell und sammelte wilde Rosen, um ihren Bräutigam damit zu schmücken. Müde schlief sie auf grünem Rasen ein, ohne darauf zu achten, dass ihr die Sonnenstrahlen ihr weisses Antlitz schwarz färbten. Da kommt ihr die Kunde, ihr Geliebter freie eine andere Maid. Ueberwältigt von schwerem Weh, bricht sie in Flüche aus. Es ist ein bosnisches Volkslied,1) auf das wir hinweisen. Es lautet deutsch: Aus dem Berge quillt die Quelle, Quillt so klar und kühl. Auf dem Felsen blühten Rosen, Blühten Rosen roth. Pflückte Rosen Angelika, Schön Angelika. Pflückte ein gar schönes Sträussehen, Und dann schlief sie ein. Sieh', da nah't ein junger Bursehe Aus des Mädchens Dorf, Fasst das Mädchen an dem Händchen, Schön Angelika. »Wache auf, o liebes Mädchen, Warum schliefst Du ein? Sieh', es welken Deine Rosen, Die Du abgepflückt/ Dich verlassen hat Dein Liebster, Frei't schon eine Maid. *) Bos. p t ij. IV, S. 179. Der, für den Du Rosen pflücktest, Wird nun nimmer Dein.« Und es spricht das schöne Mädchen, Schön Angelika: »Mögen welken, mögen trocknen, Nun mir's nimmer frommt. Da Er von mir abgefallen, Dem ich sie gepflückt. Mag getrost die Maid er freien, Ich verwehr's ihm nicht. Jedes Ross soll gleich verenden, Sitzt darauf die Braut. Werde krank der Zug der Führer, Führ' die Braut nicht heim. Er, der Held mag wild ergrimmen, Nimmer lieb1 er sie. Wann der Marmor wird gesprächig, Sprech' auch Er mit ihr, Wann mit Trauben prangt die Weide, Prang' auch Er mit ihr. Klarer Himmel, o bewölk' dich, Treffe sie dein Blitz!« Eine andere arme Verlassene sieht ihren treulosen Geliebten geschmückt an ihrem Hause vorübergehen. Ihr Herz bricht vor Gram. In heller Verzweiflung flucht sie ihren schwarzen Augen: Schwarze Augen, möchtet ihr erblinden ! Alles schaut ihr, hättet heut' ihr's nimmer, Wie mein Liebster bei dem Hof vorbeiging, Eine Blume trug in seinen Händen, Auf den Schultern ein gesticktes Tüchlein, Das ein and'res Liebchen ihm gegeben! Zweige waren d'rauf gestickt in Menge. So viel Zweige auf dem Tüchlein waren, So viel Herzenswunden mag er haben. So viel Aeste an den Zweigen waren, So viel Herzensqualen mög' er leiden ! *) ') Bei Vuk, I, 3G5. Deutsch von Talvy. In noch höherem Masse muss sich die Verlassene über die Treulosigkeit ihres Geliebten kränken, wenn sich dieser zum Ueber-fluss noch über sie lustig macht. In folgendem Liede aus Kroatien flucht das Mädchen dem Ungetreuen, tröstet sich aber zugleieB mit der Hoffnung, dass ihr das Schicksal einen Anderen zürn Ersatz bestimmen wird. Mägdlein, sprich, bei Deiner Liebe frag1 ich, Thut's Dir leid, dass ich Dich sitzen lasse? — Leid, o Leid, mein Herz will mir zerspringen; YVeisst Du, Untreu, wie Du mir geschworen, Dass Du niemals mich wirst sitzen lassen ? Nun geschieht's, Du nimmst Dir eine And're. YVusst1 die Rahin, wo die Wunden schmerzen, Stund1 die Rabin neben keinem Falken, Stund1 kein Mädchen neben einem Burschen. Geh', mein Liebster, zu dreitausend Teufeln, Mir bestimmt das Schicksal einen Andern.1) Die Flüche einer Verlasseneu lasten selbst im Grabe noch schwer auf dem Treulosen, nie und nimmer findet er Ruhe. Starb der Mutter, starb ihr einzig Söhnlein, That der Mutter leid, es zu begraben, Zu begraben fern von ihren Höfen. Trug's hinaus denn in den grünen Garten, Grub es ein im Kühl der Pomeranze, Ging hinaus zum Grab1 dann jeden Morgen : »Kondo, Söhnlein, ist Dir schwer die Erde? Oder drücken Dich die Ahornbretter?« Kondo d'rauf, ihr Söhnlein, aus dem Grabe : >Nicht, o Mutter, ist mir schwer die Erde, Nicht auch schwer die Ahornbrettlein, Mutter: Was mir schwer ist, sind der Mädchen Flüche! Wenn sie seufzen, dringt es bis zum Himmel, Wenn sie klagen, bebt die ganze Erde, Wenn sie weinen, thut es Gott weh selber! -• *) Hrvatske narodne pjesme, sakupio Ferd. Rik. Plohl-Herdvigov. III. Bd. 1876, S. 9. a) Bei Vuk, I, 308. Deutsch von Kapp er. Die eben angefühlten zwei Liedchen kommen fast in jeder Volkslieder-Sammlung vor. Z.B. hei Kukulj" evio' S. 185. Kurelac, Ja£ke, S. 280, St. 636. Wie häufig es vorkommt, dass einem Mädchen ihr Verlobter ^spenstig gemacht wird, ersieht man schon aus dem Spruche des Werbers in der Crnagora, wenn er žu den Eltern des Bräutigams sagt: »Wir führen die Braut heim, falls uns Jemand nicht das sPiel verdirbt (ako tko ne ošteti, wörtlich: wenn nicht Jemand einen Schaden anthut).« Martinović bemerkt noch zur Erläuterung: Množina se nahodi, da oštete djevojci tako narok, nu to je naj-V1»i grieh, koj ne može nikad oprošten biti u pravom zakonu. (Es finden sich eine Menge Leute, die einem Mädchen ihren Ruf so verderben ; das ist aber die grösste Sünde, die in einer wahren Religion nie eine Vergebung erlangen kann.) In einem serbischen Volksliede ^lrd erzählt, wie der Friedenspender Elias an einem Sonntage den teil. Nikolaus überredet, Kähne auszurüsten, um Seelen Verstorbener von dieser auf jene Welt hinüber zu befördern. Die Heiligen gehen gemeinschaftlich ans Werk und leisten den Seelen Fähr-"lannsdienste. Alle Seelen gelangen hinüber ins Jenseits, Nur drei Seelen können nicht: Eine Seele sündenschwer, Die den Kum (Taufpathen) zog vor's Gericht; Eine Seele sündenschwer, Die dem Nachbar lang' gegrollt; Und die sündenschwerste Aller, Die verleumdet eine Jungfrau! Wie tief im Volksgemüthe der Glaube wurzelt, dass die Entzweiung von Brautleuten die grösste Missethafc sei, ergeht auch daraus hervor, dass man glaubt, kein Priester vermöge einer solchen Sünderin Absolution zu ertheilen. Die Sünde ist so gross, dass man sich vorerst den schwersten Bussübungen unterziehen muss, wenn man von ihr bei der Beichte losgesprochen werden will. Sie ist so gross, dass selbst Todte ins Leben wieder zurückkehren, um dafür die Sündige zu bestrafen. Professor Valjavec theilte mir eine Sage aus Varaždin mit, in welcher diese Gedanken zum Ausdruck gelangen. Die Sage lautet: »Es war einmal ein Bursche und ein Mädchen, die wollten einander heiraten, doch ein Mädchen wusste die Zwei eins beim anderen so zu verleumden, dass sie sich für immer trennten. Dieses Mädchen ging zur Beichte und beichtete diese Sünde. Da konnte ihr der Klosterbruder keine Absolution ertheilen, sondern legte ihr folgende Busse zuerst auf. Sie müsse bei dem ersten Todesfalle, der im Orte vorkommen werde, die ganze Nacht hindurch rautterseelallein hei dem Verstorbenen Wache halten. Nun traf es sich, dass gerade ihr Oheim starb. Und sie war sehr erfreut, dass sie gerade ihren Oheim werde bewachen müssen ; denn vor dem hatte sie sich ihr Lebelang am wenigsten gefürchtet. So blieb sie denn bei ihm und betete an seiner Seite zu Gott. Da auf einmal als um Mitternacht die zwölfte Stunde schlug, richtete sich der Todte auf. Seine Nichte erschrak da gewaltig, er aber machte ihr schwere Vorwürfe, weil sie die Misse-that begangen, indem sie nämlich jenes Brautpaar auseinander ge-bracht habe. Dies sei eine gar schwere Sünde: er müsse sie nun martern. Sie werde eines qualvollen Todes sterben. Steht auf, geht hinaus und bringt einen Hammer und Nägel herein. Er fasste sie und nagelte sie, bei Hand' und Füssen an der Bank an; also mu.sste sie sterben. Jetzt war sie von ihrer Sünde erlöst, er aber legte sich wieder ruhig auf die Bahre hin.« Wenn eine Verlobung aufgelöst wird, so knüpft sich zunächst daran die Rechtsfrage, ob und in welchem Masse der einen und andern Partei ein Ersatz geleistet wird. Hierin ist man in verschiedenen Gegenden verschiedener Anschauung. Nach dem Volksliede genügt es, wenn das Madchen zurücktritt, dass sie ihrem Verlobten seine Verlobungspfänder zurückstellt. In einem Liede aus Serbien) knüpft das Mädchen, das nur auf Befehl ihrer Eltern vom Geliebten lässt, noch die Bitte an, er möge ihren Ruf schonen, sie siuke ohnehin bald ins Grab: Gab die Maid dem Burschen wohl zurück den Trauring : — Nimm den Ring, o Bursche, gram sind Dir die Meinen : • Vater, Muller, Bruder, selbst die traute Schwester! 'J hu mich nur nicht, Bursche, in Verruf noch bringen, Denn ich Aermste bin ja ein unglücklich Madeben; Sah' ich Basilikum, spriesst mir lauter Wermuth ! Wermuth, Wermutbblümlein, wch\ mein bitter Blümlein! .Mit dir werden meine Hochzeitsleut' sich schmücken, Wann sie mich leidvolle hin zu Grabe tragen.') Einem andern Mädchen, das aus Uebermuth die Verlobung rückgängig macht, droht der Zurückgewiesene, er werde ihr die Haare abschneiden. In der Anmerkung zu dem folgenden Liede theilt der Aufzeichner mit, dies sei ein alter Brauch gewesen, der ') Vuk, Nar. pjesme. 1Jlln abgekommen sei. In der Gegenwart scheint nach unseren Quellen nirgends mehr dieser Brauch zu bestehen. Heus a n sagt zwar für Konavli in Dalmatien, dass der Bursche gewöhnlich an ^m Mädchen Rache nimmt: nagrdivsi joj lice. Wörtlich übersetzt '"'l'uitet dies, »indem er ihr das Gesicht verunstaltet«. Gesicht = lice wird aber gegenwärtig auch in der Bedeutung »Ehre«, »guter ^uf« gebraucht, und es kann keinem Zweifel unterliegen, dass hier übersetzt werden muss, »indem er sie in argen Verruf bringt«. Das Lied, auf das wir hinweisen, ist aus Istrien und wurde um (ias Jahr 1860 aufgezeichnet. Es lautet: iMein Wort, das ich Dir gab, Verleugnet hast Du's nun. Die Ringe und Geschenk1, Die schickst Du mir zurück. Mit wem Du sie mir schickst, Dem schenke ich sie gleich. Doch Dir, o Röschen, merk's, Dir schneid1 ich ab das Haar! ]) In manchen Gegenden muss die zurücktretende Partei der andern ihre Drangabe oder das Verlobungspfand doppelt zurückerstatten, abgesehen davon, dass der andern Partei auch die früheren Geschenke verbleiben. Das wird uns bezeugt von Valdoc für Ra-kovac in Kroatien, von Schmidt für Eizovac in Slavonien, von Sredanoviö für die Hercegovina und die Katunska nahija in der Crnagora, von Andriö für StroSinci in Syrmien, und von Sto-janovic für Syrmien, Banat und BaÖka, Vurdelja, der über die Lika berichtet, will gar eine dreifache Rückerstattung der Geschenke feststellen. Er spricht aber nur eine Vermuthung aus. Er begründet zwar seine Annahme, doch erscheint sie mir nicht den Thatsachen zu entsprechen, weil dieser Brauch sonst nirgends bei den Südslaven besteht. Vurdelja sagt: »In Bezug auf den Ersatz, den die zurücktretende Partei der andern zu leisten hätte, so würde aller Wahrscheinlichkeit nach in den meisten Fällen das Volk so aburtheilen: Was die Parteien auf die Bewirthung geopfert, wird nicht mitgerechnet; die Geschenke müssen zurückerstattet werden, ebenso müssen die Kosten und die Tagversäumnisse ersetzt werden. Tritt das Mädchen zurück, so zahlt sie doppelt, l) Hrvatake aar. pjesme. lad. Matica. Triest 1880, 8. 74. Kranit, Sitte U. Gewohnheitsrecht d. SUdsl. 13 der Bursche muss aber dreifachen Ersatz leisten; weil er da? Mädchen in Verruf gebracht, wodurch für sie ein grösserer Nachtheil als für ihn erwächst. Ist dies geordnet, so trifft den Burschen kein weiterer Vorwurf, da man die Verlobung immer noch auflösen kann, so lange die Trauung nicht vollzogen ist.« In Bezug auf die Bewirthung, für die kein Ersatz geleistet werden müsse, ist V. i'1 einem argen Irrthum befangen. Gerade die Bewirthung muss bezahlt werden, denn nicht das Mädchen, sondern ein Dritter, das ganze Haus, bestreitet die Kosten des Empfanges der Werber. Besonders dieser eine Punkt wird von allen unseren übrigen Gewährsmännern in den Vordergrund gedrängt. So sagt z. B. Val de »Gospodari traže, da im se plati večera potrošena«. (Die Herren, d.h. die Männer in der Hausgemeinschaft fordern, dass man ihnen die Auslagen des Nachtmahls bezahle.) In Kotari und Bukovicaim Zaraer Kreise, begnügt man sich nach Janko v ic keineswegs mit der einfachen Rückgabe der empfangenen Geschenke. Wenn die Sippe der im Stich gelassenen Partei zahlreich und mächtig ist, so sucht man vorerst die andere Partei durch Drohungen zu zwingen, das gegebene Wort einzulösen. Lässt sich diese nicht einschüchtern, so fängt man an, ihr die Häuser anzuzünden, Bäume zu fällen, das Vieh zu tödten und hundert andere Bosheiten gegen sie auszuüben, bis endlich Frieden geschlossen wird, sei es, dass man auf die Verlobung wieder eingeht oder dass man ein gefordertes Bussegeld für die angethane Schmach und Schande erlegt. Es kommt derlei wohl ziemlich selten vor, versichert unser Gewährsmann, doch geschieht es zuweilen bei solchen Anlässen, dass es.auch Mord und Todtschlag absetzt. In einein so rücksichtslosen Vorgehen drückt sich unzweifelhaft ein starkes Ehrgefühl und Rechtsbewusstsein aus. Das spricht sich auch im Sprichworte aus: Sve za lice a lice za ni zašto. Alles (muss eingesetzt werden) für die Ehre, doch die Ehre ist um nichts feil. Es wäre gewiss auffallend, wenn die Anwohner von Zara allein auf diesem Standpunkte unter ihren Bruderstämmen sich befänden. In der ganzen Bocca, in der Hercegovina und der Crnagora ist man in dieser Hinsicht sogar womöglich noch empfindlicher. Vrče vi 6 berichtet: »Träfe es sich zufälligerweise, dass ein Bursche ein Mädchen sitzen liesse, d. h. wenn er ihren Eltern nämlich sagte: »ich mag mich mit ihr nicht trauen lassen«, so zieht er sich dadurch in dem Masse den Hass des Volkes zu, dass mau ihn auf schimpfliche Weise (na sramotu) mit Gewalt zur Trauung zwingt, oder er muss in die Welt entfliehen und darf sich nimmermehr m der Heimat blicken lassen. Trifft es sich in einem solchen Falle, dass seine Eltern noch einen zweiten Sohn haben, so verloben sie ihn gewöhnlich mit dem verlassenen Mädchen, nur darf der Bursche von ihr nicht um vieles jünger sein, denn sonst kommt es gar nie vor, dass ein jüngerer Bursche ein Mädchen, das älter als er wäre, heiraten würde. Ist kein zweiter heiratsfähiger Sohn da, so kann man die Sippe des Flüchtigen nicht unmittelbar angreifen, weil sich das Dorf ins Mittel legt und die zwei Sippen mit einander aussöhnt. Man stattet einfach den Ver-lohiingsring zurück mit den Worten: Nije im bilo od boga sucljeno!« Es war ihnen nicht von Gott bestimmt gewesen. In Bulgarien sind es merkwürdigerweise zumeist die Bräute, Welche die Verlobung rückgängig macheu. Häufig ist die Habgier des Mädchens der einzige Beweggrund, dass die eine Verlobung aufgelöst und eine; zweite mit einem Andern geschlossen wird. Verspricht oder schickt z. B. ein Zweiter dem Mädchen als Handgeld (remk) hundertundzwanzig Dticaten, während der Erste nicht mehr als 60—70 opfern mag, so lässt die Braut diesen fahren und wählt den Andern. So erzählt Odzakov, der unzweifelhaft gerade in sehr freigebiger Stimmung war, als er diesen Bericht schrieb. Die Höhe des Hand- und Kaufgeldes ist durch Brauch und Sitte ziemlich festgesetzt auf 100—1000 Groschen, wie wir [an einer andern Stelle theils durch Volkslieder, und theils durch Odzakov's eigene Worte, die er gelegentlich gebraucht, nachweisen. Die Entschuldigung, die das Mädchen gebraucht, wenn sie ihr Wort bricht, ist gewöhnlich das Sprichwort: Ako rjekohmi, ne go otsjekohmi, oder wie die serbisch-kroatische Variante lautet: Ako rekoh ne posjekoh. Hab' ich's gesagt, so hab ich's doch nicht durchgehauen, d. h. das eigentliche Verhältniss war noch kein fest abgemachtes gewesen. Bei Kaufabmachungen reichen sich Käufer und Verkäufer die Hand, ein Dritter versetzt ihnen auf die Hände einen Schlag 13* mit der Rechten (posjeći). Der Kauf ist besiegelt. Entsprechend dem obigen Sprichwort aus der Hercegovina mögen bulgarische Eltern bei der Rückerstattung des Ringes sagen: Ne i hilo prilika, und mancher verschmähte Bräutigam wird sich wohl mit dem Sprichworte trösten: Hubava ta jablka, svinja ta jo izjada. Den schönen Apfel frisst ein Schwein. Der Apfel ist bei den Südslaven, ebenso wie er es bei den Römern gewesen, sowohl das Symbol der Liebe, als das eines schmucken, pausbackigen Mädchens und auch das Symbol der Eheschliessung. Ohne Streitigkeiten geht es freilich bei der Auflösung der Verlobung nicht ab. Man führt vor dem Metropoliten Beschwerde. Wenn das Mädchen dreimal vor diesem aussagt, dass sie den Burschen durchaus nicht haben mag: nješto go; ni mi je na srce to; črn mi je prjed oči tje. (Ich mag ihn nicht, er sagt meinem Herzen nicht zu; er erscheint mir schwarz vor den Augen), so hört man auf, in sie zu dringen, dem Burschen aber räth man: Hlopaj djetu ti ufvorot! Poche an, wo man Dir öffnet! und: Djetu ti utvorot, tarn uhljez. Wo man Dir öffnet, dort tritt ein, denn: Na sile rabota ne stava. Mit Gewalt bringt man nichts zu Wege. Das deutsche Sprichwort drückt letzteren Gedanken noch schöner aus : Gezwungene Lieb' thut Gott leid. XII. Mädchenverflihrung und Blutschande. Auf die Reinheit eines Mädchens legt der Südslave im Allgemeinen einen grossen, einige Stämme, bei welchen sich der nationale Charakter ausgeprägter erhalten hat, legen darauf sogar einen übertriebenen Werth. Demgemäss gilt es als eine furchtbare Sünde, ein Mädchen zu entehren. Ein im ganzen Süden viel gesungenes Volkslied bestätigt dies. Das Liedchen lautet: Hold Erwachen mit dem Morgengrauen! Morgens, wann die Nachtigallen schmettern, Jubelnd schmettern und aufs Brünnlein hüpfen. Auf dem Brünnlein liegt ein Schreibebrieflein, Auf dem Brieflein steht's mit schwarzen Lettern : > Sündig ist's, ein Mädchen lieb umwerben, Lieb umwerben und sie dann verderben, Sie verderben und dann sitzen lassen, Sitzen lassen und sie ganz vergessen; Denn es wiegen schwer des Mädchens Flüche, Wann sie flucht, erbebt der ganze Erdball, Wann sie seufzt, so hört es Gott im Himmel, Wann sie netzt mit Thränen diese Erde, Jede Thrän' versinkt drei Lanzentiefen.« ') In einem andern Volksliede (aus Serbien) heisst es: Od boga je velika grehota, A od ljudi zazor i sramota, Djevojačku sreću zalomiti. ») Aus dem VI. Bd. der Vuk'schen Sammlung. Varianten davon gibt es Wold zwanzig. Eine z. B. bei May. uran i<:, S, 127. (Denn) vor Gott ist's eine grosse Sünde, Und vor Mensehen viel verhasst und schändlich, Eines Mädchens Lebensglück vernichten. Ihre Unbeflecktheit verleiht dem Mädchen einen grösseren Werth als der grösste Reichthum, denn: Bolji je dobar glas nego zlatan päs. Besser ein guter Ruf als ein goldener Gürtel, heisst es im Sprichworte, und mit einem andern warnt man ein« Unerfahrene: Čekaj divojko vrimena, ne gubi imena! Wart', Mädchen, (deine) Zeit ab, verlier' (deinen guten) Namen nicht! Bezočna djevojka narok gubi. Ein schamloses Mädchen verliert den guten Ruf, denn: Izgubila stid našla sramotu. Scham verloren, Schande gefunden. Freilich: Zlu ženu čuvat je zaludu. Ein schlechtes Weib zu hüten ist vergebens. Andererseits gehört auch nicht viel Kunst dazu, ein Mädchen zu bethören, wie das Sprichwort sagt: Nije junačtvo curu prevarit. Es ist kein Heldenstück, ein Mädchen zu betrügen. Ein bulgarisches Sprichwort begründet dies mit: Žena dlgokosa plitkoumna. Das Weib hat langes Haar und einen seichten Verstand,' oder wie die kroatisch-serbische Variante sagt: U žene je duga kosa a kratka pamet. Das Weib hat langes Haar, doch kurzen Verstand. Doch auch den Verführer mag man zuweilen entschuldigen, weil: Ljubav ženska mreža vražja. Frauenliebe, teuflisches Netz. Wie leicht fehlt man, Ko nije falio, ko li ne će ? Wer hat nie gefehlt, wer wird nie fehlen ? Die Antwort darauf: Niko bez grijeha do samoga Boga. Ohne Sünde ist Niemand, ausser Gott allein. Die Liebe hat ihre eigene Sprache. Sie drückt den Gedanken Iu,'ht Mos durch Worte aus und läset kalt, wie die Gedanken, die man in Worte kleidet. Sie ist so schnell wie der Gedanke, sie lB* ein unaussprechlicher, unausschöprlicher Gedanke, der immer Ull,l immer wieder Millionen liebender Gedanken entzündet. Ein Lächeln, ein leiser Händedruck genügen, schon sind die Sinne verwirrt: S pogleda na smieh, sa smieha na grieh. Vom Blick zum Lächeln, vom Lächeln zum Fall (zur Sünde). webe, Liebreiz, Winke der Gunst und Alles, was ein Herz darbeut Und ein Herz erwidert, wenig frommt's, leiht nicht die Gelegenheit lüm Athem und Dasein. Doch wann hat es je Liebenden an Gelegenheit gefehlt? Die findet sich immer, und schliesslich behält das Sprichwort Recht: Gje dvoje mlado diše tu treće gmiže. Wo zwei junge Leute athmen, da kriecht ein Drittes, und : Da bi mirno sedjelo ne bi čudo vidjelo (bulg.). War' sie (das Mädchen) ruhig gesessen, hält' sie kein Wunder erschaut, (d. h. erlebt). Ein Wunder kann's eigentlich nicht genannt werden, denn: Mlada utroba plod dava. Junges Eingeweide gibt Frucht. Ein Wunder ist's um so weniger, als man doch weiss, dass: Gje kokot, tu ima svega i svašta. Wo ein Halm ist, da gibt es Alles und Allerlei. Und: Kad soko oblijeće na prazno ne će. Wenn der Falke kreist, lässt er sich auf etwas Leeres nicht nieder. Lässt sich ein Mädchen nur ein wenig mit ihrem Liebhaber ein, dann ist's schon gefehlt, denn : Ko ne čuva prsi, ode i podkutnjica. Wer die Brüste nicht behütet, hin ist auch das Unterhaus. Dies bekräftigt auch noch folgendes Sprichwort: Ko s vragom tikve sadi o glavi mu se lome. Wer mit dem Teufel Kürbisse pflanzt, dem zerschellen sie am Kopfe. Jedes Mädchen soll sich Eines merken: Sokolu je da lovi a prepelici da se čuva. Der Falke muss auf Jagd ausgehen, die Wachtel aber muss sieh in Obacht nehmen. Doch nicht jedes Mädchen, das verführt wurde, ist die Verführte, sie mag auch wohl die Verführerin sein: Dok kuja repom ne mahne psi za njom ne idu. Ehe die Hündin mit dem Schweife nicht wedelt, gehen ihr keine Hunde nach. Und von Mancher kann man sagen: Tražila krava junca pa ga i našla. Es suchte die Kuh einen Stier und fand ihn auch. Ein schwacher Trost bleibt am Ende sowohl der Verführten, als dem Verführer, wenn man ihnen Vorwürfe macht: Ni na me postalo ni svršilo. Bin weder die (der) Erste, noch die (der) Letzte. (Wörtlich: An mir hat es nicht den Anfang genommen [ist's nicht entstanden], au mir hat es kein Ende genommen.) Hartherzige Menschen sagen von einer Gefallenen kurzweg: Sto je tražila, to je i dobila. Was sie gesucht, das hat sie gefunden. Oder man fragt, wenn man mit Jemand einen solchen Fall bespricht, in humoristisch-satirischem Tone: Zašto su ti djevojko meke sise? Warum sind dir, Mädchen, die Brüste weich? und beantwortet sich selbst im Namen des Mädchens die Frage mit: Sve s moga meka obraza. Alles wegen meines weichen Gesichtes. Obraz bedeutet so viel als Gesicht, Antlitz und auch in übertragenem Sinne Ehre. Weil sie sehr weite Begriffe von Mädchenehre hat, deshalb sind auch ihre Brüste weich. Auf jeden Fall ist das Mädchen für immer unglücklieh gemacht, denn: Prije roka dade pa se ne udade. Vor der Frist gab sie's her und kam an den Mann nicht mehr. Man bedauert die Gefallene, doch man richtet sie nicht mehr auf. Die Armuth kann sie auch nicht rechtfertigen. Man sagt: -Ma da je i sirota, da je sarno ostala poštena.« (Mag sie ai,ch arm sein, war' sie nur ehrenhaft geblieben.) Gewöhnlich gerftth die Tochter der Mutter, der Sohn dem Vater nach; man macht die Eltern für die Fehler ihrer Kinder verantwortlich: Kakav otac takav sin, kakva majka takva kći. Wie der Vater so der Sohu, wie die Mutter so die Tochter, oder: Kud će kruška te izpod debla? Wohin könnt' die Birne fallen als unter den Baum? Etwas ganz Anderes ist es, wenn ein Mädchen wegen irgend eines körperlichen Gebrechens keinen Mann findet und im Eltern-hause altern muss. Vor Kohheiten ist freilich auch diese Be-dauernswerthe nicht gefeit. Sentimental und zimperlich in der Wahl seiner Ausdrücke ist der Südslave in solchen Fällen selten, oder richtiger gesagt nie. Rohheiten mag ich nicht anführen, man kann derlei auch anderswo als unter den Südslaven zu hören bekommen. Rohheiten gehören doch im Grunde genommen zu den Ausnahmen, in der Regel sucht man die Aermste mit Berufung aüf eine höhere Schicksalsordnung zu rechtfertigen, indem man sagt: Nije joj bilo sudjeno. Es war ihr nicht bestimmt, Dämlich je zu heiraten; oder: Rodila se pod nesretnom zvijezdom. Sie ist unter einem unglücklichen Stern geboren 'worden. Ihre Anverwandten suchen sich selbst zu beruhigen und meinen: Nije ostala u rodu po djavoljoj no po božjoj volji. Sie blieb nicht in der Verwandtschaft (d. b. im Elternhause) nach des Teufels, sondern nach Gottes Willen. Ein bitteres und leidenvolles Leben führt sie trotzdem, ihr Los ist aber dennoch ein günstigeres, als das einer Gefallenen, denn : Ako je i izgubila sreću nije obraz ni dušu. Wenn sit; auch ilir Glück, so hat sie doch ihre Ehre und Seele nicht eingebüsst. Sonst findet der Mensch immer und bei jeder Gelegenheit, dass er ganz unverschuldet in unangenehme Verhältnisse hineingerathen. Das Unglück (nesreća) muss schliesslich alle Verantwortung für der Menschen wirkliche und eingebildete Fehler übernehmen. Die süd- slavische Volksdichtung hat sich dieses Gedaukeus bemächtigt und ihn sinnig in folgenden Zeilen zum Ausdruck gebracht: Im Gebirge klagte laut das Unglück, Klagte bitter und vergoss viel Thränen : »Lästig ist, mir längst der Menschen Wahnsinn. Sie vertollen, handeln immer unklug, Doch die Schuld, die trifft allein mich Unglück.« Wie gesagt, ein Mädchen, das einen Fehltritt gemacht, hat nicht nur gewöhnlich die Aussicht verloren, sobald einen Mann *U bekommen, sie muss sich auch mancherlei Demüthigungen gefallen lassen. Man nennt sie gleich, sobald sie sich muckst, die H.-(kurva). In den Städten heisst man die Gefallenen, wenn sie in ihrem Treiben fortfahren, bludnice (die Verirrten). Dem Worte kommt aber noch eine andere Bedeutung zu. Bludnica heisst auch Vagabundin, die aus der Fremde Gekommene. Eines muss mau immer festhalten. Das Bordellwesen war noch vor fünfzig Jahren im slavisohen Süden etwas unbekanntes, vollends in den Gegenden, wo die Türken die Herrschaft ausübten. Die Türken, duldeten derlei um keinen Breis. In den grösseren und kleineren Städten in Krain, Steiermark, Kroatien, Slavonien, Dalmatien und nun auch in Serbien, leider auch in Bosnien seit der Occupation, dann in Bulgarien, seitdem dieses Land selbständig geworden, gibt es sehr viele Lusthäuser, deren Bedarf an Menschenwaare zum Theil auch durch deutsche und ungarische Seelenhändler gedeckt wird. Jedes Frühjahr fahren donauabwärts von Wien und Pest aus fünf- bis sechshundert solcher, dem Verderben geweihter zumeist schon verdorbener Geschöpfe. Die Siidslavin aus dem Bürgerstande sinkt zuweilen sehr tief, so z. B. gibt es in den Hauptstädten, in Pest, Sarajevo und in Wien unter den Verlorenen recht viele Südslavinnen. Das grösste Contingent liefert Steiermark, dann Kroatien zumeist aber Serbien. Noch am Anfange dieses Jahrhunderts waren die Strafen, die man über eine Gefallene verhängte, wirklich furchtbar. Im TJ agorje iB Kroatien wurde die Unglückliche in ein Marterholz (trlica) gesteckt. Dasselbe hatte vorstehende Form: Siehe S. 202. Mit A wurden die Hände, mit B die Füsse der Hüsserin eingezwängt, a c sind die Oeffuungen, durch welche die Riemen geigen wurden, um die Bretter zusammenzuziehen. Zuletzt wurden das obere und untere Schraubenbrett zusammengezogen, so dass die Arme zusammengekauert dasass. ') Noch jetzt erinnert daran das Sprichwort, mit welchem man ein Mädchen zurechtweist, das gebückte Haltung hat: Drži se kao kurva u trlici. Sie hält sich wie eine II... im Schraubstock. Es liegen uns zuverlässige Zeugnisse dafür vor, dass bei den '^i'dslaven eine Gefallene ehedem den Kopfputz, den sie als Mädchen trug, ablegen und sich nach Art der verheirateten Frauen und der Witwen kleiden musste. Dieser Brauch hat sich, wenn anders tladic's Zeugniss einen Werth besitzt, nur noch in Z um bera k in Kroatien erhalten. Vor 20 Jahren erzählte Milino vi 6 Bogi sie (vergl. Knjiž. S. 30), dass die Mädchen im nördlichen Dalmatien einer Gefallenen, die es wagt, mit einem Mädchenputz vor der Kirche oder auf dem Markte oder sonst wo an einem öffentlichen Orte zu erscheinen, ihr dieses Abzeichen unter Schimpf und Spott herabreissen und mit den Füssen zertreten. Zehn Jahre später War dieses Vorgehen schon ausser Uebung gekommen, wie man aus den Berichten im Zbornik ersehen kann. »Halb bemitleidet, halb verachtet man eine Solche,« meint Beusan. Manche zieh! es auch vor, nach einer solchen Geschichte in die Stadt zu gehen und dort als Dienstmädchen sich zu verdingen. In Stara Pazva in Syrmien darf die Gefallene nur danu, wenn sie doch heiratet, was heutigen Tages wenigstens in gauz Slavonien immer hau liger wird, da man in dieser Hinsicht nicht mehr wie früher ängstlich ist, bei der Trauung keinen Myrtenkranz tragen. Dass sich dies in den letzten zehn Jahren geändert hat, dafür sprechen verschiedene Anzeichen. Im ehemaligen Gradiškaer und Broder Regiment ist man schon sehr lange über alle Bedenken hinweg. Man witzelt über die pikante Geschichte, doch klebt kein weiterer Makel an der Gefallenen. In Bosnien und in Serbien ») Ein solches Marterwerkzeug sah ich vor Jahren unterm Gerumpel in einer Casematte in der Festung Altgradiska. Darnach Hess ich das Bild anfertigen. ergeht es der Aermsten wohl sehr schlimm, denn es hält schwer, dass sie je heiraten kann, ausser ihr Verführer erbarmt sich ihrer-In Bulgarien übt man grosse Nachsicht mit einer Verirrten. Man hat sie zwar, wie Odzakov sagt, nicht besonders gern, doch beschimpft man sie nicht, vielmehr wird sie allgemein bedauert. Nu1' darf sie mit den übrigen Mädchen im Reigen nicht mittanzen-Das Volk richtet nicht selbst über die Verirrten, sondern sagt mitleidig: Bog da im sodi! Gott soll über sie richten! Sinnentsprechender müsste man diesen Satz mit »Gott soll ihnen gnädig sein« übersetzen. Der Verführer muss entweder das Mädchen heiraten oder ihr für die geraubte Jungfräulichkeit (int>-minstvo) ein Bussgeld zahlen. Sonst nehmen sich die Priester der Sache an und verweigern der Dulderin das heil. Sacrament. In der Hercegovina und im südlichen Dalmatieu, sowie auf den Inseln, dringt das Volk in den Verführer, besonders wenn das Mädchen in andere Umstände geräth, dass er das Mädcheu heirate. Weigert er sich, so wird er aus dem Dorfe und der ganzen Gegend vertrieben, sein Erbantheil aber fällt der Verlassenen und dem Kinde als Eigenthum zu. Weuu ein Vater bei seiner Tochter, oder ein Bruder bei seiner Schwester Jemand ertappt, so darf er ihn nicht *blos durchbläuen, sondern auch auf der Stelle tödten; denn man hält dafür, dass die Schande dem ganzen Hause angethan sei. Die süd-slavischen Altkatholiken verfolgen den Verführer auch noch aus einem andern Grunde. Man glaubt nämlich im Allgemeinen; dass ein Dorf, in welchem man den Verführer nicht zwinge, sein Opfer zu heiraten, von Hagel und Schauer heimgesucht wird. Besonders werde dies dann eintreten, wenn das Mädchen ihre Leibesfrucht tödtet. Die Katholiken machen sich über diesen Glauben ihrer Brüder gerne lustig. Sie bedünken sich in dieser Hinsicht um Vieles aufgeklärter, wenn sie als den Urheber eines Wetterschadens ihren Pfarrer hinstellen, der sich angeblich an seiner Gemeinde wegen der rückständigen Gebühren auf diese Weise zu rächen sucht. Ich kenne einen Pfarrer, der nach einem Hagelwetter von seinen erbitterten Dörflern beinahe erschlagen worden wäre. Kehren wir indessen zur Sache zurück. Die Südslaven sind, wie wir es schon betont haben, in allen jenen Gegenden, wo sie mit fremder Ctiltur in keine nähere Berührung gelangen, äusserst darauf bedacht, dass keine Unsittlich- *eit aufkomme. Aus den zuletzt angeführten Gründen wird daher auch die Verführung und Nothzucht als ein Capitalverbrechen befrachtet und darnach bestraft. Wie man in älterer Zeit darüber gedacht, darüber liegt ein authentisches Zeugniss in einem Volksliede vor. Der Fall trug sich 1111 Jahre 1573 im Küstenlande zu. Der spanische Herzog Don 1 '"'los, der gerade damals zur Zeit der heftigen Kriege Spaniens Segen die Türken, zu Novi als Oberster der Besatzung zum Schutz»; ^s Landes sich befand, erkühnte sich bei einem Streifzuge, zwei Waiseninädchen aus Perasto Gewalt anzuthun. Die Perastaer rächten Slch dafür dadurch, dass sie seine Braut nothzüchtigten; nach dem •ftechtsgrundsatze, wie es im Liede heisst: Sto je nami uzajmio to smo njemu odvratili. Was er uns geborgt hat, das haben wir ihm zurückerstattet. Zudem schlagen sie dem Verführer die Rechte ab und reissen ihm die Lippen aus, mit welchen er die Mädchen geküsst. Ich führe das Merkwürdige Volkslied in getreuer Uebersetzung an. Es lautet: Als zu Novi auf der Veste spanische Soldateska hauste, Wohl vorübergehend, Diese Spanier, die gewohnt sind, Bubenstreiche auszuführen. Eines Tages zog Don Garlos, der Besatzung Haupt und Führer lleiferschaarenfübrer, Mit den Bittern aus zu Rosse, wollt' das ganze Land besehen. Fügt's am selben Tag der Zufall, dass zwei Waisen aus Perasto, Beide Dienerinnen, Wohl im Auftrag ihres Herren, übers Land selbander gingen. In der Au begegnet ihnen mit den Rittern Held Don Garlos, Reiterschaarenführer. That den beiden Waisenmädchen ihre Ehr' und Würde rauben. Als die Waisen heim nun kamen nach dem biederen Perasto, Beide Dienerinnen, Da erzählten ihrem Herren sie die ganze Sache treulich. Schnell hineilt davon die Kunde durch's weissschimmernde Perasto, Durch das biedere Städtchen. Zur Berathung kamen alle Perastaer nun zusammen: »Eher sollen aus Perasto spurlos schwinden uns're Brüder, Uns're theu'ren Brüder! Eh' den spanischen Beritt'nen gut wir dieses Treiben heissen!« * # Alle alsogleich beschlossen, einen Späher auszusenden Nach dem Städtchen Novi, Wollten so erkunden lassen Ort und Zeit zur Rachenahme, Und zu diesem Zweck erwählten sie den Vukomir Bozanov, Den bewährten Helden, Der sollt' Alles fein erspähen, die Gelegenheit erkunden. Nicht ganz volle sieben Tage lag auf Lauer Vuk Bozanov, Späher aus Perasto; Kehrt' am achten Tage heimwärts, ins weissschimmernde Perasto. Und im Perastaer Bathe hielt nun Vukmir eine Rede, Dieser muth'ge Kämpe: »Thu's Euch Allen Kund und Wissen, Perastaer kühne Helden! Hört, am Morgen früh aus Novi brechen auf die Ritter alle, Spaniens grosse Helden! Und voran an ihrer Spitze zieht Don Carlos, jener Herzog. In der Biela ]) und im Lande will er jetzt die Zehnten sammeln. Hoch, die spanischen Helden!« Schlüssig wurden damals alle Perastaer sammt und sonders. # * * Als sich auf die Erde stille niedersenkte nächtlich' Dunkel, Welch' ein nächtlich' Dunkel! Stachen sie auf ihren Kähnen in die dunkelblaue Meerflutb. Und die mitternächt'ge Stunde traf sie an dem kühlen Bronnen, Jugend aus Perasto. Legten in den Hinterhalt sich, um des Bronnens kühl' Gewässer.^ Als das morgenröthlich' Frühlicht hellen Tag verkündend, aufstieg, Morgenröthlich' Frühlicht, Hell erglänzt' die Morgenröthe und die Sonne sprang weit aufwärts. Führt' ein bös' Geschick zur selben Stund' die Ritter fort aus Novi, Spanische Beritt'ne, Und voran an ihrer Spitze ritt Don Carlos selbst, der Führer. An Don Carlos' Seite siehst du reiten mit sein treues Liebchen, Junge spanische Schönheit. Hast zu halten an dem Bronnen, Hessen sich die Helden nieder. Da enthüllten die Peraster ihre Flinten langen Laufes, Jugend aus Perasto. Legten an, die langen Flinten, zückten ihre scharfen Schwerter. ') Bijela (sei. gora), d. h. das weisse Gebirge zwischen Grahovo, der KrivoSija, KorjeniC und Trebinje feiundvierzig spanische Helden Hessen da ihr junges Lehen. Spanier dreiundvierzig. Unverwundet fiel Don Carlos uns'ren Helden in die Hände, Machten auch sein treues Liebchen Isabella zur Gefangenen, Holdes spanisches Bräutchen. Sie bezwangen Isabella vor Don Carlos eig'nen Augen. Weint' gar bitter, sie, die Junge, sich ihr weiss' Gesicht zerfleischend, Junge spanische Schönheit; Doch auf ihre Klagen gaben die Peraster ihr zu Antwort: * Fluche nicht, o Isabella, Perastaern Heldensöhnen, Jungen Perastaern, Sondern fluch' allein, o Bräutchen, Deinem Bräutigam Don Carlos. Eine Schuld blos haben wir ihm, wie es Recht ist, abgetragen, Carlos, Deinem Brautmann!« Und sie hieben nun Don Carlos ab die starke Heldenrechte, lind sie rissen ab Don Carlos diese schandbefleckten Lippen, Ja, dem Herzog Carlos, Die den Mund der Waisenmädchen jüngst geküsst gewaltsam hatten. Höhnen mögen ihn Genossen und die Völker dieser Erde, Den viel kühnen Helden; Schickten ihn darauf nach Novi, in die stolze, weisse Veste. Als nun Isabel erfahren, warum und wie so's geschehen, Junge spanische Schönheit, Setzt sie eigenbändig an den weissen Hals sieh an das Messer. Von der Zeit wird dieser Bronnen nur genannt das Grab der Spanier. Jenes küble Wasser, Doch man nennt es gegenwärtig auch das kühle Grabeswasser. Diese That vollbrachten damals Heldensöhne aus Perasto, Junge Perastaer, Liessen nicht auf sich beruhen als Erinnerung Schimpf und Schande. Diese That vollbrachten damals Grenzbewohner, edle Ritter, Wack're Grenzbewohner. Allen gegenwärtigen Helden viel Gesundheit, viele Freuden ! *) i) Narodne pjesme iz stanjih najviše primorskih zapisa skupio i na svijet izdao V. Bogišič 1878, S. 150 — 153. Diese Sammlung ist von einer besonderen Wichtigkeit für das Studium der südslavischen Volksepik, besonders weil uns hier eine lange Reihe kleiner Epen, abgesehen von ihrem inhaltlichen Werthe. in einer nunmehr vergessen.m Versart, der sogenannten bugarStica In der Hercegovina ist man in dieser Hinsicht noch gegen* wärtig unerbittlich streng. Vuk Vroevic erzählt uns in seinem Buche: »Niz srpskih pripovijedaka«, S. 129—137 und 83—90, zwei Verfiihrungsgeschichten, die in Bezug auf die Kenntniss der Volksrechtspflege von nicht zu unterschätzender Bedeutung sind, weil beide Fälle von Friedensrichtern entschieden wurden. Der erste Fall trug sich im Jahre 1859 zu. Vröevic war offenbar bei der Verhandlung zugegen gewesen und sein Bericht verdient die Glaubwürdigkeit eines stenographischen Protokolls. Der Sachverhalt war in einigen Worten der, dass der Bursche Milutin Grujn-iJ1 (Sohn des Grujica) zu gleicher Zeit drei Mädchen aus seinem Dorfe geschwängert hatte. Milutin's Eltern und die Eltern der drei Mädchen geriethen bei der Entdeckung dieser Thatsache in Verzweiflung. Die Schande traf nicht blos Einzelne, sondern das »ganze Volk«. Daher sollte das ganze Volk über die Verirrten zu Gericht sitzen und durch die von Allen gemeinsam gewählten zwölf Friedensrichter *) das Urtheil fällen lassen. Bei anders gearteten Streitigkeiten wählen nämlich die besonders betroffenen Parteien ihre Vertrauensmänner. An einem Sonntage wurde zuerst die Vorberathung gepflogen-Der Priester trug dem Volke die Sache vor. Es ist wohl am angezeigtesten, wenn wir Vröevic's classische Darstellung beibehalten uud sie deutsch wiedergeben. Der Priester: Habt ihr Brüder von dem Unglück und der schweren Sünde schon vernommen, die unser Dorf von Grund aus zerstörten? Der Knez: Davon wissen, Priester, schon die Dorfkinder zu erzählen, wie denn erst nicht die Männer und Weiber. Jedermann (vetgl. Obig« Versart), überliefert sind. Es ist ein leider bisher noch nirgends gebührend gewürdigtes Verdienst BogiSic's, diese Lieder ihrem ganzen Umfang«' nach gerettet und ihren Charakter auf das Eingehendste dargethan zu haben. Er war es, der die enge innere Abhängigkeit der Eagusaer-dalmatini-schen Kunstdichtung von dieser Volksdichtung aufs Unzweideutigste (in der Einleitung zu der Ausgabe, S. 89—120) nachgewiesen hat. Eine selbst obcr-llächliche Vergleichung dieser Volksdichtungen mit den Homerischen Epen würde eine ganze Menge sogenannter Homerfragen, namentlich die metrischer Natur, ganz einfach ihrer eudgiltigen Lösung zuführen. Bogisic hat in der Einleitung den Boden dafür geschaffen. Die viri illustrissimi oder in lustrissimb wie sie anitzo zu sagen pflegen, haben natürlich davon keine Notiz genommen. ') Ueber die Friedensrichter gedenke ich im II. Bd. dieses Werkes zu handeln. heftet seinen Blick auf Bich, Priester, und wartet Dein Zeichen ' pi dass wir den Aussatz aus unserer Hürde entfernen. Hier 111 ich, hier Du, hier sind alle Hausältesten. Wir wollen nun jerathschlagen, wie und was zu thun sei; denn jetzt hat es mit dem Hinausschiehen Bein Ziel. Ein Hausältester: Ja, wozu soll da erst berathschlagt lllld die kostbare Zeit der Sühne wegen der angethanen Schmach und Schande vertrödelt werden ? Wer gesündigt hat, der soll's auch -»üssen. Augenblicklich den Hund und die Hündinnen steinigen; 1U)i" kurzen Process machen. Der Priester: Das geht nicht so, mein holdester Gevatter, Wje Du Dir das denkst. Leichter ist's, in die Sünde hinein zu gerathen, als für sie ein Heilmittel ausfindig zu machen. Sie sind nicht die Ersten und nicht die Letzten, die da gesündigt. Man niuss vorerst Alles und Alle hören und dann zuletzt ein Urtheil fällen. Ein Bursche aus der Menge: Hör' mich, Priester und * olk! Ich habe, ich schwöre es bei diesem Gotteshause, von Milu-WQ selbst gehört, als er sein Unglück bitter bereute, wie Clin die Sünde hineingerathen; an seiner Seele haftet sie; die Mädchen aber sagten aus, dass er ihnen Gewalt angethan. Dagegen entnehme ich aus den Beden meiner Mutter und meiner Muhme Angjuga, dass eine derartige Schandthat nicht durch Gewalt, sondern nur aus freier Liebe zu Stande kommt. Also ist weder der Teufel schwarz noch seine Grossmutter weiss, wie mau zu sagen pflegt. Sowohl meinen Genossen als die Mädchen trifft gleiches Verschulden. Was sie gesucht, das haben sie gefunden. Ist's nicht so, Brüder? Das Volk: Deine Bede soll man in Silber fassen. Gut war's gesprochen. Der Knez: Das mein' ich auch, doch wo immer ein Jüngerer über einen Aelteren zu Gericht sitzt, da hilft Gott nicht; Kommt, und Ihr werdet hören, wie wir die Angelegenheit ins Reine bringen werden. Erwählt ausser mir und dem Priestor noch zehn Bauern, und was wir dann für Recht befinden, darauf müsst Ihr eingehen, denn auch wir, gerade wie Ihr, sehen nieht viel Weiter als unsere Nase reicht. Bleibt gesund bis aufs Wiedersehen. Am nächsten Sonntag waren Alle zur Stelle vor der Kirche. Das Verhör wurde vom Priester begonnen, indem sich dieser an Milutin wandte und ihn fragte: Sprich, unglücklicher Sohn, was Kra'uss, Sitte u. Gewohnheitsrecht d. Südsl. ** hast Du mit diesen unseren Schwestern gemacht? Sprich die Wahrheit, denn Dein Grab ist bereit, wenn Du die Wahrheit unterdrückst. Milutin: Ich weiss, dass ich ein- für allemal meiner Ehre verlustig geworden bin. Jetzt, wo ich den Tod vor Augen sehe, ist's an mir, die Wahrheit zu beichten, geschehe das Eine wenigstens, dass ich meine Seele rein in jene Welt bringe, wenn ich schon meine Ehre nicht rein mit ins Grab nehme. So hat sich's zugetragen, so wahr ich sterben möge mit dem Namen Gottes auf den Lippen: Ich hatte mich mit der Heimkehr vom Markte verspätet, d'rum verdoppelte ich meine Schritte; am Flüsschen ereilte ich diese drei Mädchen. Gott mag über sie richten. Sie assen Drod und tranken abwechselnd aus einer Kürbisflasche Wein. Sie forderten mich auf, ich soll mich an ihrer Seite niedersetzen. Und ich folgte ihrer Einladung zu meinem Unglück; nahm ein Stück Brod und einen Bissen Käse aus meinem Täschchen heraus, ruhte mich aus und riss nach unserem Brauch etwas derbere Witze; denn ich sah, dass sie mich gut aufnahmen, und mir war es gar nicht unlieb. Als wir genachtmahlt hatten, war die Nacht auch schon da und ich sagte: »Gehen wir, damit wir uns nicht verspäten.« D'rauf diese alle Drei wie aus einer Kehle: »Spät ist's schon geworden, übernachten wir hier; wir brechen dann Früh mit der Morgeuröthe auf.« Ich verlor den Verstand und blieb. Als es mich schläferte, sagte ich: »Gute Nacht« und schlug mich von ihnen seitwärts und legte mich auf einem Felde nieder. Indessen fingen die an, etwas unter einander zu wispeln, und dann schlugen sie eine Lache auf, als müssten sie vor Lachreiz bersten. Doch ich that so, als hörte ich nicht, und schlief bald ein, als wäre ich abgeschlachtet. Tief in der Nacht, siehe, da sind die alle Drei bei mir, fangen mich an zu streicheln, zu umhalsen und zu herzen, wie's die Mutter nie gethan, die mich geboren hat. Bei Gott, Brüder, wisst, Blut ist kein Wasser und der Teufel ackert nicht und gräbt nicht, sondern umfliegt den Sünder, raubt ihm den Verstand, so dass der Mensch keine Müsse findet, über seine Seele und Ehre nachzudenken. Nun geschah, was bis auf den heutigen Tag unter diesem himmlischen Hute noch nie geschehen; doch ich schwöre es Euch noch einmal bei Himmel und Erde, beim Kreuze dieser Erde und der ganzen Welt, dass, wenn diese Drei nicht zu mir kommen, sie von mir aus so rein hätten erwachen können, als wären wir von einer Mutter geboren worden. Der Knez: Hört lhr's, Mädchen? Was sagt Ihr darauf? -^ine gab auch nur mit einer Silbe eine Antwort auf diese Frage, B°ndenj alle Drei weinten bitterlich. — Sprecht, fuhr der Knez *0l't, zum Sichschämen war es ein andermal an der Zeit, jetzt sollt Ihr uns aber antworten, ist's Wahrheit, was Milutin da erzählt? Die Mädchen schwiegen, als wären sie von Stein. Mau schickte Sle und Milutin nun zu ihren Eltern heim. Das Volk wühlte darauf zehn der gewissenhaftesten Dauern, damit diese im Verein IJUt dem Priester und dem Knez diese schwierige Angelegenheit llll'em Ende zufiihi •en. Diese Zwölf blieben an dem Orte, während 81ch die Menge nach Hause begab. Der Priester ergriff zuerst das Wort, Seine Bede, die Vrcevio wohl sehr getreu und genug ausführlich mittheilt, gipfelt in dem Gedanken, dass er alle Schuld gerne auf den Verführer wälzen möchte. Ihn unterbrach der Knez; der gab folgendes Geschichtchen zum Besten, um ein Präcedens zu schallen: »Ein Mann hatte einen jungen Stier und da bat er seinen Nachbar, er soll ihm erlauben, dass der Stier auf des Nachbars Wiese einige Tage weide. »Das geht nicht an,« entgegnete Jhm der Nachbar, »denn auch ich habe drei Kühe, die auf dieser Wiege weiden. Du kannst aber Deinen jungen Stier mit einem Strick an den Zaun anbinden, damit er am Rain weide.« Der Mann dankt, thut so und geht nach Hause. Als die Kühe den jungen Stier bemerkten, rannten alle drei zu ihm hin, der Stier aber, wie ja schon ein Stier ist, that einen gewaltigen Satz, riss sich vom Stricke los, lief mit den Kühen auf der Wiese herum und verursachte einen ungeheueren Schaden.« — Nun frage ich Euch: Wer hat den Schaden verursacht, der Stier oder die Kühe? Alle: Bei Gott, die Kühe. Der Knez: Nun, so halten wir diesen Weg fest und wir gelangen ans Ziel. Einer von den Bauern: Du hast gut gesprochen, Knez, doch will es mir scheinen, als wär'st Du doch auf einen Abweg gerathen, indem Du alle Schuld auf die Mädchen wälzest und den Burschen leer ausgehen lässt. Der Knez: Gefehlt, gefehlt! Ich will nur das Eine klar machen, dass sie zu ihm, nicht er zu ihnen gekommen. Und noch eins: Der Falke muss auf die Jagd ausgehen, und die Wachtel musa sich in Obacht nehmen. Das IJebel ist nun da. Theilen wir 14* es in vier Theile. leb habe blos meine Meinung gesagt, nicht gleich verdammt. Nach langwieriger ßerathung fällten sie einstimmig folgenden »brüderlichen ürtheilsspruch. 1. Muss Milutin Grujicin eines von diesen dreien Mädchen, das ihm am besten gefällt, ehelichen. 2. Die anderen Zwei sollen nach ihrer Entbindung ihre zwei Kinder ihm zuschicken und er soll diese als Vater aufnehmen und bei der Taufe als seine rechtmässigen Kinder eintragen lassen. 3. Damit Milutin für die begangene Sünde in tiefster Seele vor Gott Reue thue und seine Ehre vor der Welt reinwasche, muss er im ersten Kampf, der gegen die Türken stattfinden wird, vollständig unbewaffnet Sturm laufen und sei es einem lebenden oder todten Türken die Waffen entreissen, und auf diese Weise den Deweis liefern, dass er Ehre und Heldenmuth zu sehätzen versteht. J) 4. Den anderen zwei Mädchen konnten wir kein Bussgeld oder eine Sühnung auferlegen, ausser die: sie werdeu zuschauen müssen, wie die übrigen Dorfmädchen, jede zu ihrer Frist, heiraten, während ihnen nichts Anderes übrig bleibt, als hinzualtern und einst am väterlichen Herde die ergrauten Zöpfe zu flechten.« Für den Oesterreicher um vieles interessanter ist der zweite Fall, weil er sich in jüngster Vergangenheit, und zwar im Jahre 1874 auf österreichischem Gebiete in der Docca di Cattaro zugetragen hat. Es muss sehr auffallen, wenn nicht einmal ein so offen daliegendes Verbrechen, wie Nothzucht, ausgeübt an einem unreifen Mädchen, der politischen Behörde zur Anzeige gebracht, sondern darüber von Friedensrichtern aus dem Volke abgeurtheilt wird. Um so sonderbarer muss dies wohl einem österreichischen Staatsbürger erscheinen, wenn er sieht, dass unter den vierundzwanzig bestellten Friedensrichtern zwölf Crnogorcen sind, die über einen österreichischen Staatsbürger mit zu Gericht sitzen. Man miss-verstehe mich nicht. Aus mir spricht keineswegs eine Geringschätzung der Crnagora und ihrer Bewohner, die unzweifelhaft ein stark entwickeltes Rechtsgefühl besitzen, nur scheinen mir die !) Unser Gewährsmann erzählt ferner r Zwei Mädchen kamen mit Knaben, das dritte mit einem Mädchen nieder. Milutin lief im Jahre 1875, als die Raja revoltirte, ganz unbewaffnet gegen eine Abtheilung Türken Sturm und fand hei dieser Gelegenheit einen Heldentod. zerren der Crnagora am wenigsten berufen, über Gut und Blut eines Oesterreichers, und wäre derselbe der allerniedrigste Verbrecher, je zu urtheilen. Die Erklärung dieser allerdings sehr auffälligen Thatsache, dass ein Oesterreicher Crnogorcen als compe-tente Richter ansehen mag, ergibt sich von selbst, wenn mau erwägt, dass die Bewohner der Bocca sowohl durch verwandtschaftliche Bande als auch in ethnographischer Beziehung den Crna-gorcen inihergerückt sind. Zudem ist in unserem speciellen Falle l'ie beschädigte Partei ein Crnogorac. Der Sachverhalt war in Kurzem folgender: Lako PopovicVs li'n (zehnjähriger Sohn Luka, aus dem Dorfe 0 . . . vac in der Bocca, weidete mit Stana, dem neunjährigen Töchterchen des IV-rjsa Kezunov aus Z . . . z in der Crnagora gemeinschaftlich Ziegen 11 "d Schafe. Stana war nämlich von ihrem armen Vater bei Lako ^opovic verdingt worden. Am Klein-Jungfrauentag war es, als Stana weinend zu ihren Eltern in die Crnagora nach Haus gelaufen kam. Fragten sie ihre Eltern, was ihr fehle. Das Mädchen: »Bei Gott, Mütterchen, zuvor setzte sich Lakov's Sohn Luka zu mir llüd warf mich im Walde, wo uns Niemand hören, geschweige denn Sehen konnte, zu Boden und richtete mich schändlich zu, dass ich selbst nicht weiss, was mir ist, nur so viel weiss ich, dass mir die Seele aus dem Leibe fährt.« Zur Schlichtung dieses Falles Wurden von jeder Partei zwölf Friedensrichter bestellt. Wir greifen den wichtigeren Theil der Berathung heraus, weil man aus der Art und Weise des Gedankenaustausches der Richter am Besten die Rechtsansehauung des Volkes kennen lernt. Ein Crnogorac: Wir sind da unser vierundzwanzig wie zu einem Blutgericht wegen Todtschlages versammelt, doch ist PerisVs Angelegenheit weit schwieriger zu entscheiden, als wegen eines Mordes abzuurtheilen, denn Ihr vernahmt ja seine Worte: »Eher hätt' ich's Lako verziehen, wenn er mir zwei Männer ermordet hätte, als diese Geschichte, die sich in seinem Hause ereignet hat.« Jeder von uns lege die Hand ans Herz und denke sich seine Seele vor Gottes Richterstuhl, und sage selbst, was er selbst eher verzeihen würde. Wenn Ihr nun, Brüder, meint, dass wir den Perisa ange-thanen Schimpf gleich doppeltem Mannesmord abschätzen, so urtheilen wir darnach; hab' ich etwas Uebereiltes gesagt, hier sitzen Weisere als ich. Kein Baum fällt gleich nach dem ersten Axthieb. Ein Bocchese: Euer Wort ist das bessere und beachtenswertere, doch gestattet mir, Brüder, dass ich auf diese Bede eine Einrede erhebe. Du sprichst wahr und recht, dass Perisa's Schmach durch Geld nicht gesühnt werden kann, doch kann wieder kein Uebel ohne neues Uebel geheilt werden, und da wollen wir von zwei Uebelu das kleinere wählen. Woher nähme der unglückliche Lako, den doch nicht das geringste Verschulden trifft, so viel Geld her i Was wissen die zwei dummen Kinder, was bös, was gut, was anständig, was unanständig sei? Wer von uns kann es auf seine Seele nehmen und behaupten, dass die Zwei mit Bewusstsein sich vergangen? Niemand ist daran schuld, als nur der verfluchte und unreine Satan — er bleibe fern von uns — der sich auf der Alpe mit den Kindern zu schaffen gemacht hat. Luka zählt kaum fünfzehn, das Mädchen nicht recht zehn Jahre; Kinder sind's, nach Kinderart verfielen sie in ein teuflisches Spiel. Perisa's Tochter ist von keinem gereiften Burschen, sondern von einem Kinde geschändet worden, und wenn es auch nicht ganz schicklich ist, es auszusprechen, so ist's doch nach meiner Meinung wenigstens wahr, dass sie schwerlich, bis sie heranwächst, deshalb ihr Lebensglück einbüssen wird. Deshalb urtheil' ich, Lako soll dem Perisa das Sühngeld für einen Todtschlag erlegen (hundertundvierundzwanzig Gold-ducateu). Ich weiss wohl, dass diese Summe dem Perisa zu gering erscheinen wird, Lako wieder wird das Gegentheil behaupten, denn wenn er alle seine bewegliche und unbewegliche Habe verkaufte, er könnte noch immer nicht mit dem Gelde aufkommen. Wie ich's versteh, red' ich. Bin dabei Keinem von Euch nahe getreten, denk' ich. Ein Crnogorae: Verzeih' mir, Du verstehst Dich wahrhaft göttlich aufs Auseinanderziehen des Einschlags! Doch, wie man sieht, schaust Du Dich auf den Seitenweg nicht um, sondern bis! vom Wege abgewichen. (Zu allen Bauern gewendet:) Brüder, wenn wir die Absicht haben, dass wir Crnogorcen Wasser auf Perisa's Mühle, Ihr Bocchesen dagegen auf Lako's Mühle hinlenkt, so wird weder Perisa noch Lakov von dem Brei schlecken, den wir auskochen, sondern es gerathen zwei Stämme bis auf den letzten Mann in Streit auf Leben und Tod: denn Jedem ist seine Ehre lieb und werth, nicht minder als dem Kaiser die seine, und die Sünde fällt auf die Seele desjenigen — Die Bocchesen (zugleich) ■ Verzeih', dass wir Dir ins Werl fallen, lass' uns auch Deine Meinung hören, dann wollen wir den Faden bei den zwei rechten Enden gemeinsam anziehen, und er wird, so Gott will, nicht reissen! Der Crnogorae: Hört nun. Brüder, was ich in meinem Kopfe ersonnen. Wir wollen die Uebelthat weder zwei noch einem Todtschlage gleichwertig schützen, sondern schützen wir sie gleich einem ganzen und halben Todtschlage, d. h. zu hundertundvier-nndachtzig Goldducaten. Mögt Ihr darauf nicht einwilligen, so ist l's rechtschaffener, dass Jeder von uns wieder dorthin gehe, woher er gekommen. Wir haben dann nichts berathen und nichts gethan. Wollt Ihr so, Brüder Crnogorceu, auf meinen Vorschlag eingehen? Alle Crnogorceu: Bisher hörte die Welt auf Deine Rede, und so wollen wir auch nicht Deinen Worten widersprechen. Doch §';mz so, wie Du sagst, billiger nicht einen türkischen Pfifferling, Ein Bocchese zu seinen Landsleuten: Was nun, Brüder? Hier hört der weitere Streit auf. Ich willige ein. Was meint Ihr? Die Bocchesen: Wir wollen Deine Worte auch nicht in den Koth treten, ja, wir willigen ein. Nach langwieriger Berathung und Auseinandersetzung, wie man das festgesetzte Bussgeld am vortheilhaftesten verwerthen könnte, fasste man folgenden Besehluss und liess ihn zu Papier bringen: Urtheils spruch. Wir hörten genau an den Streitfall und kamen ins Reine bezüglich des Unglücks, das dem Madchen Stana, Tochter des Periäa Kezunov, durch das Bürschlein Lako, den Sohn des Lako Popovic, zugefügt worden. Einstimmig sprachen wir das Urtheil, dass PeriSa die Stana als sein Kind wieder annehme und sie erziehe; ferner dass Lako Popovic für seinen Sohn hundertundvierundachtzig Goldducaten zahle, und zwar hat er dieses Geld nicht Perisa einzuhändigen, sondern bei einem Dritten sicher zu verzinsen, bis zu der Zeit, wo Stana heiratsfähig sein wird. Sollte dann Lako das Mädchen seinem Sohne zum Weibe bestimmen, so soll er das Mädchen heimführen und darf das besagte Geld beheben. Widrigenfalls er nicht geneigt sein wird, seinen Sohn mit Stana zu verbinden, so hat er das Geld sammt den angewachsenen Zinsen der Stana als ihre Mitgift auszufolgen, damit sie einen Anderen, den ihr das Schicksal bestimmen wird, heiraten kann; Dies haben wir festgesetzt und unterzeichnet zum Zeicheu des ewigen gegenseitigen Friedens. Des walte Gott zu guter Stunde! Wir wollen noch kurz eines dritten von Vrc'evie mitgetheilteu Falles einer Mädchenverführung gedenken.1) Unser Gewährsmann verbürgt die Geschichte als »eine Begebenheit aus unserer Zeit in der Hercegovina«. Der wesentliche Unterschied zwischen der vorher erzählten und folgender Begebenheit besteht darin, dass keine Noth-zucht vorliegt, sondern das Mädchen sich selbst hergab. Erschwert wird aber die Sachlage dadurch, dass der Verführer ein verheirateter Mann ist. Der Sachverhalt ist dieser: Marko Todorov oder Niko-lijin — Vrcevic führt merkwürdigerweise an den zwei Stellen, wo er Marko's Vater nennt, jedesmal einen anderen Namen an t. hatte ein seit drei Jahren schwer darniederliegendes Weib. Es war eine alleinstehende (inokosna) Familie. Mann und Weib allein im Hause. In seiner Bedrängniss ersuchte Marko seinen Nachbar Milos Ferie, er möge seine erwachsene Tochter Stana für die Zeit, bis die Kranke gesund wird, bei ihm in Dienst treten lassen. Milos hatte viel Leute und wenig Brod im Hause und Hess sich leicht bewegen. Ein Jahr später kommt eines Tages Milos' Weib ganz ausser sich zu ihrem Mann aufs Feld gerannt und erzählt ihm, dass ihre Tochter Stana von Marko geschwängert sei. Milos greift nach seinen Waffen, eilt ins Dorf zum Priester und Knez, tlmilt ihnen den Fall mit und schließet mit der Drohung: »Wenn Ihr für meine verschwärzte Ehre kein Heilmittel ausfindig macht, so find7 ich selbst eines und dies noch längstens bis morgen. Sagt dann nicht, Ihr hättet von nichts gewusst! Wisst, der Mensch gibt Alles für seine Ehre, die Ehre aber um keinen Preis der Welt her. Auf Eure Seele, Euer Glück und Euer Gedeihen fällt's, wenn mein Haus und das Haus meines Nachbars Marko verlöscht. Bleibt mjr gesund!« Der Priester und der Dorfschulze beriefen schleunigst auf den nächsten Tag alle Hausältesten zu einer öffentlichen Versammlung vor der Kirche ein. Die einleitenden Gespräche zur eigentlichen Verhandlung sind so wichtig zur Kenntniss der Rechtsanschauungen des Volkes, dass es sich von selbst rechtfertigt, wenn wir sie dem Wortlaute nach anführen. Der P rie S ter, nachdem er dem Volke den Fall mitgetheilt: .Was nun, Brüder?« Das Volk, einstimmig: Marko und Stana steinigen! Kurzen Processi A. a. 0., S. 116-121. Der Knez: Was sagst Du, Priester? Steht es so in den Büchern ? Der Priester: Nach den Büchern Moses, nach welchen Sleh unsere Vorfahren richteten (da ist der Priester wohl sehr unwissend gewesen), geht das an, doch nach Christus' Evangeliuni ''H't derlei nicht geschehen, ausser das Volk lädt die Sünde auf die eigene Seele. Das Volk: Wir wissen nicht, was in den Büchern steht, ^°ch die Sünde laden wir Alle auf unsere Seele. Man soll sie steinten zum abschreckenden Beispiel für die ganze Well. Besser, ^ass die Zwei mit ihrem Kopf büssen, als dass so schwere Sünden unserem ganzen Volke lasten bleiben. Dagegen sprach der Knez. Zuerst müsse man die Schuldigen Erhören und dann dürfe man erst richten. Marko gestand seinen Fehltritt ein. Nach dem alten Kechtstrruudsatze, nach welchem ein ^''Umüthiger nicht getödtet werden darf, war er nun seines Lebens B*cher, Man stellte ihm und Stana jetzt die Wahl anheim, ob sie s*ch steinigen lassen oder auf jeden Fall dem Urtheile der Friedens-achter fügen wollen. Sie wählten das Letztere. Nach langer Debatte ^Urde folgendes Urtheil verkündigt: »Stana, die Tochter des Miloš, muss wieder zu Marko ins "aus zurückkehren, wo sie niederkommen und ein Jahr lang ihr Kind aufziehen soll Nach Ablauf eines Jahres muss Marko, wenn 111 der Zwischenzeit sein krankes Weib stirbt, Stana nach göttlicher Satzung heiraten. Stirbt aber Markos Weib nicht, so ist er verpflichtet, Stana in ihr Elternhaus zurückzuschicken, ihr in baarem Oelde hundert Thaler m zahlen, ihr einen Ochsen, eine Kuh und Ranzig Stück Schafe zu übergeben, ferner ihr jedes Jahr, bis sie Hellt an den Mann kommt, je zwei Ladungen Frucht abzuliefern. ^as Kind bleibt Marko, der sein Vater ist.« Mit diesem Urtheilsspruche erklärten sich beide Parteien einverstanden und schwuren dem Volke und das Volk ihnen, dass sie fortab in Frieden weiter leben werden. Sollte sich aber jemals Einer im Dorfe finden, der der einen oder anderen Partei aus dem Geschehenen je einen Vorwurf machen würde, so wird der Betreffende dem Dorfe zwölf Goldducaten Strafgeld zahlen müssen. Wie niau aus den angeführten Belegen ersieht, ist der Verführer be-'nüssigt, die Verführte, wenn es nur irgendwie angeht, zu heiraten. Bies wird uns auch durch die Volkslieder sattsam bestätigt. Ein Beispiel für viele mag genügen. l) Das Lied, das wir gleich mit' theilen, stammt, wie es unzweifelhaft aus der Erwähnung de? Sclavenhandels im Küstenlande hervorgeht, aus einer älteren Periode der Volksdichtung. Spätestens gehört es in die Mitte des vorigen Jahrhunderts. Realistischer und dichterisch zugleich an-muthiger kann man wohl eine Verführung nicht schildern, dies dem Volksdichter hier gelungen ist. Die Heldin und der Held sind moslemisirte Slaven. Das hat weiter nichts an sich, denn dlö Volksdichtung hebt nie, wenigstens in der lyrischen Dichtung niemals, den Glaubensunterschied hervor. Schöne MohamedanerinneD werden nicht minder als schöne Christinnen durch den Sänger verherrlicht. Es sind ja die eine wie die andere Slavinnen. DoOO hören wir das Lied. Rüstete sich Aga Asanaga, Ins Küstenland Sclaven einzuhandeln. Ueberliess der Schwester das Gehöfte. — Schwesterlein, Du schliess' mir früh die Warten. Lass' die Kumra früh um Wasser gehen. — Schwesterlein befolgt den Rath des Bruders. Pflegte früh die Warten abzuschließen, Schickte früh um Wasser ihre Sclavm. Siehe da, am Wasser Beglen Begov. — Sprich, o Kumra. wo schläft Dir die FataV — Hör', bei Gott, ich schwör's, o Beglen Begov, Fata schützen wohl neunfache Thore, An den Thoren halten neime Wache, Und zudem wacht noch ein Pfauenvogel. . — Nimm doch, Kumra, hier die zwölf Ducaten, Und bezeche mir die Schaar der Wächter, Und bestreich' mit Fett der Pfauin Federn. 'I liun die Kämpen sich beim Weine gütlich, Putzt sich rein die Pfauin ihre Federn, Nah' ich leis' und herze ab Fatima. — Kumra nimmt sogleich die zwölf Ducaten, Und bezecht mit Wein die Schaar der Wächter, Und bestreicht mit Fett der Pfauin Federn. Thaten sich beim Wein die Kämpen gütlich, Putzte sich die Federn rein die Pfauin, l) Srpske narodne pesme skupio po Sremu B. M. Pancevo t876j S< '2-5—25. Kam der Beg verstohlen auf die Warte. Fata löste eben los den Gürtel — Wohl verwundert sprach nun Mägdlein Fata : — Siehe da, bei Gott, Du Beglen Begov? Was für Winde wehten Dich zu mir her? Oder fielst Du, Beg, gar aus den Wolken ? — Um den Seidengurt umfasst er Fata. Wirft sie hin auf weiche Lagerpölster, Kos't mit ihr bis nah' ans Morgengrauen. Und es bat ihn innig Mägdlein Fata: — Traute Seele, Du mein Beglen Begov, Geh, thu1 mir mein Haar doch nicht verwirren. Geh', thu' mir's Gesichtchen nicht verschandeln. l) — Doch mein Beg, der hörte nicht auf Fata. Er verwirrte ihr das Haar, das blonde, Und verschandelte ihr weiss' Gesichtchen. Morgens, als der helle Tag erschienen, Sprang der Beg hinab vom steilen Walle, Von dem Wall hinab, aufs Gras, das grüne. Doch das Mägdlein blieb im Schlaf versunken. Leise nahte Kumra, ihre Sclavin. — Auf, o Fata, schon ist's Tag geworden. Die Gespielinnen sind schon am Stickrahm , Du nur, Fata, lässt Dich gar nicht blicken. — Doch da naht auch Aga Asanaga. Ihm entgegen eilt das Mägdlein Fata. Doch es spricht nun Aga Asanaga: — Lieb' Schwesterlein, o Du Mägdlein Fata, Was ist Dein Gesichtchen so verschandelt? Ja, woher denn die verwirrten Ilaare? — Lieb' Brüderchen Aga Asanaga, Aus dem Käfig war entlloh'n mein Vöglein, In den Garten flog es unter Blumen. Dicht Gestrüpp verwirrte mir die Haare, D Durch Bisse. Verliebte pflegen einander im Liehe.stauniel zu belesen. Lahor rührt im Deutschen die Heilen-art her: >-Er hat sie zum Fressen gem.« bekannt ist auch jene tragische Dorfgeschichte B. Auerbach's: »Das Tonele mit der gebissenen Wang'.« Der liebestolle Bursche beisst sein Liebchen, das Tonele, In die Wange. Das Mädchen flieht ihn von da ab und schenkt ihre Gunst einem Jäger u. s. w. Traf mich hart ein Ast vom Mandelbaume. Hat mein weiss' Gesichtchen mir verschandelt. — Doch es spricht nun Aga Asanaga: — Lieb' Schwesterlein, o Du Mägdlein Fafa, Das ist wohl kein Ast vom Mandelbaume, Das sind Beglen Begov's scharfe Zähne. -— Schreibt ein Brieflein Aga Asanaga: »Beglen Begovic, mein lieber Eidam! Komm ums Mädchen, sammle Hochzeitsleule. Brauche keinen angebiss'nen Apfel, Noch im Hof ein abgeherztes Mägdlein«.1) In Gegenden, wo das slavische Element durch ein fremdes stark beeinflusst wird, erscheinen die Folgen der Beeinflussung selten von grossem Segen. Durch die Zähigkeit, mit welcher namentlich der Südslave an seinem Volksthume hängt, trifft es sich nur ^u häufig, dass er selbst ihm überlegene Völker, soweit sie mit ih>11 in Berührung treten, ihres Volkstums, und zwar des wichtigsten Hebels eines Volkes, ihrer Sprache entwöhnt und ihnen dafür nie seine beibringt. In Ungarn nimmt augenscheinlich der Slavisirungs-process immer mehr zu. Die Slaven gewinnen räumlich an Ausdehnung, aber sie verflachen sich zugleich, denn die andere Seite eines Volksthums, der sittliche Kern, schwindet. Die Slaven lösen auf und lösen sich selbst mit auf. Wenn man die siebenhundert undzwölf Volkslieder durchliest, die Frau Kurelac in den drei kroatischen Comitaten des engeren Ungarns gesammelt hat, so gewinnt mau gleich die vollständigste Ueberzeugung, dass.der zuvor ausgesprochene Satz den Thatsachen entspricht. Wir wollen dies an einem Beispiele erhärten. Wie wir gesehen haben, urtheilt der Südslave im Allgemeinen, wo er sich selbst überlassen war und ist, sehr strenge über Mädchenverführung. Nur in der ehemaligen Militärgrenze und in den Comitaten, aus welchen K u r e 1 a c's Lieder stammen, ist man geneigt, darüber zu witzeln. Kurelac theilt solche zwei Lieder mit, eines aus Inced (Inczcd, Dürnbach), das andere aus a) Eine hübsche Variante dieses Liedes bei Stjep. Mazuranic. Hrvatske narodne pjesme. S. 107—111. Das Mädchen schlug vier Bewerber aus. Der vierte, Tumica Mesiö, verkleidete sich als Mädchen und ging zur Geliebten, die Hess ihn ahnungslos zu sich ins Bett legen. Gegen Mitternacht erhob sie plötzlich ein Geschrei. Held Tonika suchte rasch das Weite. Am nächsten Tage erhält er von der Mutter des Mädchens einen Brief, wie Beglen Begovie einen von Aga Asanaga erhielt. Marof (Mini-Marof, Barät-major), beide Varianten desselben Vorwurfes. Vater, Mutter und Brüder sind fort, nur die Tochter ist Jllein zu Hause. Kommt da ein Soldat zu Pferd und wird vom judcheii eingelassen. Er schläft die Nacht hindurch mit ihr in ^«em Bette. Als der Morgen graute, sattelte der Held sein Pferd. J^ng das Mägdlein an zu weinen: »0, Held, Du reitest fort, wem asst Du mich zurück, wenn meine Zeit naht und ich ein Kind zur Welt bringe?« — »Wird's ein Knabe sein, hege und pflege ihn, gib ihm ein Soldatenkleid und Kriegerwaffen, schick' mir ihn nach Ins Heer, mir, dem Helden, nach: wird's aber ein Töchterlein, nun 8° wird's ein H..lein so wie Du.« ]) in dem Liederschatze der übrigen südslavischen Stämme Würde man vergeblich nach einem solchen Ausspruche fahnden. Es erübrigt uns noch, einen Fall von Mädchenverführung zu ^sprechen, wo die Möglichkeit einer Heirat oder auch nur einer Geldbusse ausgeschlossen ist, wenn nämlich der Verführer und die Verführte in sehr nahem verwandtschaftlichen Verhältnisse zu Einander stehen Bei den südslavischen Muslimen darf der Bruder ejne Schwester vou einer zweiten Mutter, doch demselben Vater, °hne Anstand heiraten; bei den christlichen Slaven ist dies natürlich ücht Brauch. Nach den Volksliedern zu urtheilen, scheint es nicht selten vorzukommen, dass der Bruder seiner leiblichen Schwester mit -Luebesantrügen naht. Ein bulgarisches Sprichwort2) sagt: Dlboka voda brod nejma, hubava moma rod nejma. jln tiefes Wasser hat keine Furth, ein schönes Mädchen hat keine Verwandtschaft. Gewöhnlich erzählt das Volkslied, dass die Schwester über die tevelhaite Zumuthung ihres Bruders entsetzt rasch querfeldein die lucht ergreift. Damit sie besser laufen kann, hebt sie ihr Hemd-cpi in die Höhe. (Südung. Var.) Ein Volkslied aus Kroatien erzählt Jei auch von einer thatsächlichen Entehrung der Schwester durch (len Bruder und der gleich darauffolgenden Strafe: Ivo mäht, die Wiese hinter'm Hause. Einen Imbiss bringt ihm seine Schwester. Ivo isst, die Schwester wäscht sich's Antlitz. Da nun sprach zur Schwester Bruder Ivo : *) Kurelac. Jacke. S. 68 f. 2) Ein geflügeltes Wort aus dem Volksliede. — Schwesterlein, wie schön ist Dein Gesichtchen! Sünde wär's, wenn es ein Andrer herzte, Als Dein Ivo, Dein einziger Bruder! — Er umfasst sie um den seid neu Gürtel, Legt sie hin ins grüne Gras im Schatten, Herzt sie ab von Morgens früh bis Mittags. Als die Sonn' die Mittagsstunde zeigte, Sprach das Schwesterlein zu ihrem Bruder: — 0 Brüderlein, o geliebter Ivan, Uns're Mutter ist gar klug und findig, Sie erräth gewiss, was wir getrieben. — — Schweig', mein Goldkind, meine theure Seele! Leicht ist's, uns're Mutter zu betrügen : »Bruder Ivo hatte heftig Kopfweh, Und da legt' ich unler'n Kopf ihm Kräuter.« Schwesterlein beeilte sich nach Hause. Schon von weitem rief ihr zu die Mutter: — Töchterlein, wo bist so lang geblieben? — Ei, bei Gott, o meine liebe Mutter, Bruder Ivo hatte heftig Kopfweh, End da legt' ich unter'n Kopf ihm Kräuter. — — Was belügst mich, meine liebe Tochter? Warum sind so trüb Dir Deine Augen? Warum so verwirrt Dir Deine Haare ? Warum glüht von Küssen Dein Gesichtchen? Helfe Gott Dir, meine liebe Tochter ! Lieber heiss' ich Mörderin und Mutter, Lieber so, als Mutter — Schwiegermutter. — Zog heraus das Messer aus dem Gürtel, Stiess es tief ins Herz der eig'nen Tochter.{) Sinnig drückt das Volk die Undenkbarkeit an die Zulassung einer ehelichen Gemeinschaft zwischen Geschwistern in einer sogenannten aitiologischen Sage aus. Die angestrebte Verbindung wird dann erst gestattet, vollbringt, der begehrende Theil ein unmögliches Werk — unmöglich nach dem beschränkteren Gesichtskreise des einfachen Volkes, das nicht weiss, was Alles zu Stande gebracht J) Hrvatske narodne pjesme, sabras Stj. Mazuranic. 2. Aufl. 1$$®. S. 141 f. Eine Variante (der Bruder Ivo prügelt die Schwester, die sich ihm nicht fügen will) ans istrien, in Hrvatske n. p. der Matica. S. 132. Oefters- Verden kann. Die Sage wird im Sabacer Kreise (in Serbien) 'Fallit. Durch das Thal Parašnica zieht sich eine lange Strecke *üa eine flussbettartige Mulde. Diese Mulde hat, der Sage nach, fügendem Vorfalle ihre Entstehung zu verdanken. Es lebte einmal ein Djin1), der entbrannte in Liebe zu seiner leiblichen Schwester llnd wollte sie heiraten. Man sagte ihm, dies dürfe nur dann geschehen, wenn er einen Verbindungskanal von der Drina bis zur save ausgrabe. Er geht darauf ein und fängt an zu graben. Doch senkte sich ein so dichter Nebel herab, dass der Djin nicht s*h, in welcher Eichtling er grub, und in Folge dessen die gerade Linie verlor. Zuletzt bekam er diese Arbeit satt, als er sich überzeugte, dass er an kein Ziel komme, und entsagte seiner Schwester. Der Savekanal blieb aber unvollendet.2) Die Jungfräulichkeit wird aus den schon mehrfach hervorgehobenen Gründen nicht überall gleich hochgeschätzt. Andrić sagt z- B. für StroSinci in Syrmien : »Jeder heiratet lieber eine Jungfrau, doch das Volk sucht keine Beweise für die Jungfräulichkeit, vielmehr ist Jeder bereit, selbst ein Freudenmädchen (razpustenicu) zu heiraten, wenn sie ihm nur eine grosse Mitgift ins Haus bringt.« Dagegen steht nach Potočnjak's Zeugnis s im schärfsten Gegensätze die angebliche Volkssitte der Kroaten in Novi im Vinodol, total legt nicht blos einen hohen Werth auf die Reinheit der Braut, sondern auch auf die des Bräutigams. »Am Samstag vor der Trauung lassen sich die Burschen und Mädchen, die getraut werden s°Hen, ärztlich untersuchen, um dein Volke den Beweis ihrer Reinheit zu erbringen, denn erst dadurch erlangen sie das Recht einer feierlichen Trauung. Die Burschen untersucht der Arzt in Crikvenica, "üe Mädchen die Hebamme in Bribir.« Diese Erscheinung steht so ganz vereinzelt da, dass ich zu der Ansicht hinneige, wir haben es hier lediglich mit einer nunmehr in Vergessenheit gerathenen polizeilichen Verordnung zu thun, an der das Volk aus Gewohnheit noch festhält. Es bestärkt mich in dieser Vermuthung zweierlei: Erstens, dass sich der Bauer von einem Arzte untersuchen lässt. Sonst sucht der kroatische Bauer nie einen Arzt auf, sondern Eauberweiber (vračare) und Hexenmeister (vračari), deren es fast in l) Die richtigere Schreibweise wäre džin. Das Wort ist indischen Ur-slin'iigs. In Indien bedeutet es einen »Geist«. Das Wort ist durch die Türken JJ* Araber den Serben und Bulgaren zugeführt worden. Vuk übersetzt es im Verbuche mit »Riese«. ") K. Gj. MiliSevic*. Kneževina Srbija 1870, S. 489. jedem Dorfe gibt und die sich beim Volke eines bei weitem grösseren Ansehens erfreuen, als der geschickteste Arzt. Zweitens ist es doch ganz unerfindlich, woran der Arzt erkennen soll, ob ein Bursche bis dahin keusch gelebt habe. Es kann sich wohl nur darum handeln, festzustellen, dass der Betreffende körperlich gesund sei. Käme uns die Nachricht etwa aus der Bocca oder Serbien, oder Bulgarien» so dürften wir wohl ohne Weiteres annehmen, dass in diesem Brauche ein verschärftes Sittlichkeitsgefühl des Volkes zum Ausdrucke gelange. In den genannten Gegenden wäre es aber ganz-unerhört, dass sich ein Mädchen in der Art untersuchen Hesse. In einem Volksliede wird erzählt, wie es ein Mädchen vorgezogen habe zu sterben, bevor sie eiue Wunde am Schenkel Fremden gezeigt hätte. In der Bocca, Hercegovina und Crnagora ist man wohl seht' streng in Bezug auf die Wahrung der Reinheit eines Mädchens bis zum Brautbette, doch haben auch hier schon mildere Anschauungen platzgegriffen. Mancher Bräutigam, der die Entdeckung macht, dass seine Braut bis zur Brautnacht nicht rein geblieben, verschweig« dies wohl, damit man sich über ihn nicht lustig mache; mancher theilt die Sachlage seiner Mutter mit. Wenn diese klug ist, so wird sie dem Sohne diesen Gedanken aus dem Kopfe zu schlagen suchen; lässt sich der Bursche aber nicht hintergehen, so beichtet er dem Priester und bittet ihn, dem Volke kuudzuthun, da,s gewisse gesetzliche Hindernisse vorlägen, wegen welcher die geschlossene Ehe aufgelöst werden muss, sonst werde es zu einem blutigen Kampfe zwischen beiden Sippen kommen. So stellt Vrčevic die Sache dar (im Zbornik). Die anderen Berichte ebendaselbst von SuSak, Beusau und Vukalovic bestätigen Vrcevic's Aussage*keineswegs, wenigstens muss mau den dritten Punkt seiner Aussage nur als einen sehr vereinzelten Fall betrachten. Es ist ja ganz undenkbar, dass auf die blosse Behauptung des Priesters hin, es lägen gewisse gesetzliche Hindernisse vor, eine kürzlich geschlossene Ehe aui-gelöst würde. Wir kommen im Capitel Ehescheidung eingehender darauf zurück, mit was für Schwierigkeiten eine solche verknüpft ist. Die Angelegenheit käme gewiss vor die Friedensrichter; den Kürzeren würde unbedingt der Bräutigam ziehen. Heutzutage ist auch die Mehrzahl der südslavisehen Stämme zu der Ueberzeugung gelangt» dass es nur schwer andere zuverlässige Beweise für die Unbeflecktheit eines sonst unbescholtenen Mädchens geben kann, als ledigl'''1 ihren guten Ruf. Merkwürdig ist der Gegensatz, der in einzelnen Kreisen von Serbiim in Bezug auf die Werthschätzung der Jungfräulichkeit besteht. Jovanovic sagt (für den Kreis von Gurgusevac) kurzweg, man lege gar keinen Werth darauf; Cvjetovic behauptet für den Drinakreis das Gegentheil, bringt aber keine bestimmten Angaben °ei. Nur Radonjic gedenkt für die &ibacer Gegend einer merkwürdigen Sitte, die aber auch nur hie und da üblich ist. Gleich nach der Trauung schickt man den Bräutigam auf ein ganzes Jahr ln die Alpe zu den Schafhürden oder sonst wohin fern vom Hause, damit er in der Zwischenzeit mit der Braut nicht zusammenkomme. Kommt die Braut nun in der Zwischenzeit nieder, so wird sie von ^ren Schwiegereltern sogleich heimgeschickt. Wenn Vukalovic für die Hercegovina es gewissermassen als eine Eigenthümlichkeit des Volkes hinstellt, dass man die junge ^niu aus dem Hause jagt, wenn sie im sechsten Monate nach der Hochzeit niederkommt und der Mann das Kind als das seine verleugnet, so ersehen wir daraus nur das Eine, dass solche Vor-'u,nimnisse nicht zu den Seltenheiten gehören mögen, können aber darin unmöglich einen Volksbrauch entdecken. Eine solche Mitgift ßset sich doch nirgends leicht ein Mann gefallen. Für die Serben haben wir ferner nur das nunmehr wohl veraltete Zeugniss Vuk's (Montenegro, S. 90). Der Brauch, wie er ihn für je Umgegend von Belgrad und das ehemalige Fürstenthum Serkien schildert, ist im Wesentlichen derselbe wie bei den Bulgaren. reilich dürfte seit den letzten fünfzig Jahren eine Milderung in en strengen Sittlichkeits-Anschauungen, gerade in der genannten regend stattgefunden haben, weil ja überhaupt die Volkssitten der ev°dkerung, die in der Nähe einer Residenz wohnt, einer stetigen randerung unterworfen sind. Vuk berichtet, dass wenn man am jachsten Tage nach der Hochzeit am Hemde der Braut Zeichen . *> ^asa sie bis dahin ihre Jungfräulichkeit bewahrt habe, Alles fcluber erfreut sei; im entgegengesetzten Falle aber bemächtige j.Cn Adler eine grosse Niedergeschlagenheit. Man demüthigt nun le Eltern der Braut auf folgende Weise. Man reicht ihnen beim iat Branntwein in einem Glase, das am Boden durchlöchert ■ Derjenige, der das Glas überreicht, hält mit dem Finger die y niing verstopft, thut dann aber den Finger weg, sobald der ater oder die Mutter der Braut das Glas in die Hand nehmen, » daS;s der Inhalt ausfliesst. Dies ist das Zeichen, auf das hin 6 Anwesenden die Eltern hänseln und sie verhöhnen. Die Schwie- r ai'ss, Sitte u. Gewohnlieitsredil .1. Sii.lsl. *» gereitern bemühen sieh, ihren Eidam durch Geschenke auszusöhnen, sonst schickt er ihnen die Tochter zurück. Für die Bulgaren liegen uns die zwei einander ergänzenden Berichte Odzakov's im Književnik und im Zbornik vor und der Bericht von ZaharijeV. Im Zbornik erzählt 0.: >Abeuds gehen die Gäste fort; nachdem alle das Haus verlassen haben, begibt sich der Bräutigam mit der Braut ins Schlafgemach.« Es ist dies das erstemal, dass wir 0. auf einem Widerspruche ertappen; er sagt nämlich im Književnik, dass alle Würdenträger und Gäste bis zum Morgengrauen zechen, weil sie darauf warten, bis sich die Thüre des Brautgemaches öffne und bis mau erfährt, ob die Braut so gewesen, wie sie sein soll. Es ist nicht unmöglich, dass unser Gewährsmann, als er dies vor zwanzig Jahren schrieb, in seinem jugendlichen Uebereifer, um sein Volk herauszustreichen, etwas behauptet hat, was den Thatsachen nicht ganz entspricht. Wäre dem nicht so, so hätte er es gewiss nicht unterlassen, in Beinen! zweiten, viel ausführlicheren Berichte, den er zehn Jahre später verfasste, ein so auffälliges Moment wenigstens vorübergehend zu erwähnen. Zudem weiss auch Zaharijev von einem solchen Aul-passen der Gäste nichts. Auch im Folgenden widerspricht sich 0.-WO er sagt, spätestens nach einer Stunde müsse der Bräutigam aufstehen und die Mittheilung machen, ob er die Braut unberührt gefunden habe. Er hütet sich, fährt 0. fort, eine Lüge zu sagen, weil er befürchten muss, dass die alten Weiber des Hauses das Bett und auch das Hemd der Braut untersuchen. Stellt es sich heraus, dass die Braut bis zur Hochzeit nicht rein geblieben, so wird Allen ihre Schande kund gethan. Zaharijev erzählt gar, dass eine von den ältesten Weibern in der Familie eine Anhöhe besteigt und von hier aus mit dem ganzen Aufgebote ihrer Stimme die Schande der jungen Frau ausschreie. Doch, fügt derselbe hinzu, geschieht dies höchst selten. Regel ist es gewiss nicht und kann es auch nicht sein, wenn man bedenkt, wie doch im Grunde genommen, der Bulgare milde über die Verführung denkt. Eines muss man sich immer bei solchen Berichten vor Augen halten, dass die Berichterstatter in solchen Fällen gerne übertreiben. Sie verdienen nur dort unbedingten Glauben, wo sie über gleichgiltige Dinge aussagen. — Ist die Braut keine unberührte Jungfrau gewesen, so hören die Dudelsackpfeifer sogleich auf zu spielen, weil sie glauben, es würde ihnen sonst der Dudelsack platzen. Nach Kakovski im Pokazalec führt man noch am selben Abend die Braut zu Wagen in ihr Elternhaus heim. Wir können es ohne-weiters unserem Gewährsmanne glauben, wenn er sagt, dass es die grösste Schande sei, die man einer Familie anthun kann. Die Eltern sind auf alle mögliche Weise bedacht, ihren Eidam zu begütigen, indem sie ihm zweifache, ja selbst dreifache Mitgift zusichern. In dem Falle erhalten die Eltern selbstverständlich die **eite Hälfte des Kaufgeldes (agirlik) nicht ausbezahlt. Trifft es sich, dass der Bräutigam nicht im Stande ist, seiner Mannespflicht Genüge zu leisten, so stärkt man ihn, wie Rakovski versichert, udt allerlei Kräutern und Hausmittelchen. — Hat sich die Braut bewährt, so zieht der Bräutigam mit seinen Beiständen in Beglei-tung der Musikanten zum Hause der Braut. Er führt mit sich ein huntgeschmücktes Fässchen mit Kaki, lässt die Hausleute davon Wnken, beschenkt seine Schwiegereltern und erlegt ihnen den Restbetrag des Kaufgeldes. Die Eltern der Braut versammeln nun alle ihre Anverwandten, nehmen einen stattlich feisten Widder mit Brossen Hörnern, die man vergoldet und je mit einem Apfel ver-sieht, und ziehen dann in Gemeinschaft mit allen TJebrigen zum Hause des Bräutigams. Das findet natürlich am Montage statt. Aln selben Tage wird die Enthüllung der Braut vorgenommen. Diesen Brauch beschreiben wir näher bei den Hochzeitsgebräuchen. XIII. Bigamie und Ooncubinat Ehe wir die Art und Weise der Eheschliessung darstellen, scheint es uns angezeigt, zuvor die abnormalen Verhältnisse zu schildern, die das eheliche Leben aufweist. Bei den Crnogorci, sagt Medakovic, bestand einst die Bigamie (dvozenstvo), gegenwärtig aber kommt sie nicht mehr vor.1) Woher er diese Nachricht hat, oder wodurch sie bestätigt wird, darüber gibt er keinerlei Auskunft. Mir ist auch dafür kein Beleg aus den Volksüberlieferungen bekannt. In den epischen Liedern wird wohl häufig erzählt, wie dieser oder jener Held diesen oder jenen Türken bewältigt, in des Besiegten Veste eingedrungen und dessen treues Liebchen (viernu ljubu), oder die Schwester, oder auch Beide nacheinander, zuweilen auch mehrere Mädchen zur Liebe gezwungen. Der Held mag immerhin daheim sein eigenes Liebchen8) haben, das hindert ihn aber nicht, auch anderswo seine Mannheit zu beweisen. Das ist Kriegsrecht. Wäre der Türke Sieger geblieben, er hätte auch nicht anders gehandelt. Medakovic ist ein überaus zuverlässiger Gewährsmann. Er hat gewiss seine Nachricht nicht aus der Luft geschöpft. Die That-sache lässt sich am Ende doch erklären. Durch die ununterbrochenen Kämpfe mit den Türken wurde die Crnagora ihrer Männer arg beraubt. Da mag es denn ausnahmsweise vorgekommen sein, dass man um des Nachwuchses willen Bigamie zuliess. Ausnahmsweise ') Dvoženstvo bilo e negda a sad ga nema kod Crnogoraca. In Život običaji, S. 19. a) Im Volksliedc heisst auch die rechtmässige Gattin immer nur »Lad eben« (ljuba). Wu'd" ja noch gegenwärtig Bigamie gestattet und zwar in folgenden Fällen: a) Wenn der Mann neun Jahre lang fort vom Hause ist und In der Zwischenzeit seinem Weibe kein Lebenszeichen von sich gibt. Dies ist Rechtsbrauch in der Crnagora und war es bis zur Oecupation durch die Oesterreicher auch in der Hercegovina. In den österr.-ungarischen Gebieten gelten natürlich die Bestimmungen des bürgerlichen Gesetzbuches. Inwiefern diese mit Billigung des »olkes von Einzelnen umgangen werden dürfen, soll gleich weiter unten durch Beispiele beleuchtet werden. b) Wenn das Weib unfruchtbar, oder zu alt ist, oder irrsinnig wird. Dass der Rechtsbrauch unter a) auf altem Herkommen beruhe, g^t klar aus einer Stelle in einem allbekannten Volksliede nervor, wo es heisst: Eine kleine Schwalbe wand ihr Nestehen, Wand ihr Nestchen volle neun der Jahre, Wand es stets, doch ward ihr keine Freude. Kam ein Falke aus wildfremdem Lande, Kam geflogen in das Nest der Schwalbe, Zeugte mit der Schwalbe sehmucken Nachwuchs. _ Gewöhnlich verliert der erste Mann jeden Anspruch auf sein eib, wenn dieses mit ihrem zweiten Gatten schon Kinder gezeugt • Wenn aber der eine sowie der andere Mann um jeden Preis |jein Recht geltend machen will, so muss das Weib wohl wieder in &t/ ^aUS ^leS ers^eu Mannes zurückkehren, die Kinder dagegen ^ y ihrer zweiten Ehe bleiben ihrem zweiten Manne nach dem ^htssprichworte : Ako je krava i tudja, tele je moje. ^ag die Kuh auch einem Anderen gehören, das Kalb ist mein. Zeit W*1(* Uns erüUTtet durch eine Begebenheit »aus unserer fjcv"' ' er wichtige Process wurde von vierundzwanzig Friedens-2 . ern zum Austrage gebracht. Von jeder Partei wurden nämlich Jun Kicllter bestellt. Der Sachverhalt war folgender: Nikola, ein des V ^ann aus eiuer armen Sippe, heiratete Angja, die Tochter Likac. Nach der Hochzeit lebte er nur einen Monat mit seinem ) Von Vuk Vrcevie im Niz srpskih pripovijedaka mitgetheilt. S. 29—38. jungen Weibe, denn er begab sich, weil die Armuth in seinein Hause gross war, auf ein Schiff, um Geld zu verdienen. Das Schiff segelte bald darauf nach Californien ab, von dort wieder anderswohin, kurz überall hin, nur nicht mehr nach seiner Aus-gangsstation, nach Dalmatien zurück. Nikola war weder Lesens noch Schreibens kundig und konnte daher seinem Weibe keine Kunde über sein Verbleiben geben. Diese hielt ihren Mann für todt und reichte im neunten Jahre ihre Hand dem Nachbar Luka Simov, der um sie angehalten. Im zehnten Jahre kehrte Nikola heim und wollte sein Weib zurück haben. Luka wies dieses Ansinnen mit Entschiedenheit zurück. Schliesslich einigten sich die zwei Männer einer Frau dahin, dass die Entscheidung den Friedensrichtern anheimgestellt werden solle. Einer der Richter machte im Verlaufe der Verhandlung die Wahrnehmung, dass Angja schwanger sei. Darauf hin zogen sich die Richter zur Berathung zurück und Hessen folgenden Urtheilsspruch schriftlich aufsetzen und den Parteien durch den Priester vorlesen. »Im Namen der hl. Dreifaltigkeit, aus welcher jedes Recht und jede Wahrheit ihren Ausgang nehmen. Jegliches zu guter Stunde. Damit es kund werde, wie wir vierundzwanzig Sippenrichter (bratski sudci) uns vor der Kirche zur Berathung versammelt und die Streitsache vernommen haben, die wegen Angja, der Tochter des Vukac Stanisin, der ersten Frau des Nikola Vukcev, und später der Frau des Luka Simov entstanden ist. Wir entnahmen, dass weder eine Gewaltthätigkeit vorliege, noch dass Einer absichtlich des Anderen Ehre angetastet. Daher gewannen wir die Ueberzeugung, dass Keiner durch Schuld, sondern lediglich durch Zufall sich gegen den Andern vergangen habe. Um nun jedem weiteren Unheil vorzubeugen, und um sowohl den genannten Männern, als auch dem Vater Angjä's, Vukac, und" der Angja selbst, ihre Ehre und den unbefleckten Namen wieder herzustellen, fanden wir für recht und gerecht, dass Vukac Stanisiu heute, noch am heutigen Tage, seine Tochter Angja als sein Kind zu sich nehme. Sobald sie sich aber von der Bürde, die sie unter dem Gürtel trägt, entledigt haben wird, soll er das Kind dem Luka Simov als dessen rechtmässiges Eigenthum zuschicken, dem Kinde aber soll Angja's erster Hausherr Nikola zu (levatter stehen; ferner soll er (Vukac) nach Ablauf von vierzig Tagen Angja dem Nikola zurückstellen, dem sie ursprünglich zu eigen gewesen. Ferner soll Luka Simov dem ersten Kinde, das Nikola zeugen wifdi zu Gevatter stehen. Und Beide sollen fortan als echte und rechte ^evattersleute sich vertragen. Schliesslich sagten und sprachen wir Alle: Sollte nach dem heutigen Tage Einer von ihnen gegen den Anden-n einen Vorwurf erheben, oder des Geschehenen Erwähnung thun, so gebe Gott, dass der Betreffende dem Wahnsinn verfalle, lUl'l es belade ihn mit Aussatz der starke Gott und der grosse hl. Johannes der Täufer. Amen!« ^Tach den österreichischen Gesetzen ist es einer Frau gestattet, 11 ur dann eine zweite Ehe einzugehen, wenn sie einen Todtenschein Über ihren ersten Mann beibringen kann, oder wenn die Wahrscheinlichkeit sehr gross ist, dass derselbe nicht mehr zu den Lebenden zählt. War der Mann z. B. Soldat, der nach dem Kriege ^erschollen blieb, so darf sein Weib wohl schon nach einigen ' [ihren wieder heiraten, wenn keine Aussicht mehr vorhanden Scheint, dass der Verscholleue je wieder zurückkehren wird. Trifft es sich aber doch, dass der Mann heimkommt und sein Weib einem Ederen angetraut findet, so muss nach dem Gesetze das Weib zu , 1(-m ersten Mann zurück. Das Gewohnheitsrecht der Südslaven 1>l aber dagegen, zumal wenn das Weib mit dem zweiten Manne schon Kinder zeugte. Vurdelja erzählt einen Fall aus der Lika, der das Gesagte Jestätigt. In einem der italienischen Feldziige wurde ein Bauer us der Lika vermisst. Seine Waffengefährten erzählten nach ihrer uckkehr, sie hätten ihn auf dem Schlachtfelde schwer verwundet :tt*Öckgelassen. Er sei wahrscheinlich dort umgekommen. Zwei dll'e darauf bewilligte die Behörde seinem Weibe wieder zu hei-aten, Ein Jahr später kam der Mann aus Italien zurück. Er war Unge Zeit krank gewesen und hatte nach seiner Genesung bei 6lnem reichen Manne gedient. Weil sein Weib in jeder Hinsicht wacker und tüchtig war, wellte er sie wieder um jeden Breis zu J*<* nehmen. Doch fanden der Pfarrer und die Dorfältesten für dass das Weib bei ihrem zweiten Manne bleibe und zwar " 011 deshalb, weil sie mit. dem zweiten Manne schon ein Kind te. während ihre erste Ehe eine unfruchtbare gewesen. Der *Te^e Mann ersetzte dem ersten auf dessen Verlangen blos die °cbzeitsauslagen. Dieser Ersatz allein wurde ihm von den Richtern ^gesprochen. Ein ähnlicher Fall ist mir aus Slavonien bekannt. ' lls einem Dörfchen1) bei Pleternica zog ein Mann mit in den J) Es Hegt an der Strasse nach Sibinj. Ich glaube, dass es Treätenovci Krieg im Jahre 1866. Seiu Name stand in der Liste der Verschollenen. Im Jahre 1870 heiratete sein Weib, und zwar heiratete der zweite Mann zu ihr ins Haus hinein. Im Jahre 1872 kam der erste Mann zurück. Er hafte sich durch die halbe Welt durchgebettelt. Er war weit entfernt davon, seinen Nachfolger verdrängen zu wollen, vielmehr war er damit ganz einverstanden, dass derselbe auch fernerhin im Hause bleibe. Dieses Vorgehen billigten alle Dorfbewohner, nur dem Pfarrer von Pleternioa war dies nicht recht. Er lud den Bauer vor sich und stellte ihn zur Rede. Der Bauer sagte ruhig, er sei froh, dass sich Jemand in seiner Abwesenheit mit der Wirthsehaft abgegeben. Er verzichte auf sein Weib, nur verlange er, dass man ihn selbst von seinem eigenen Grund und Boden nicht verjagen wolle. Eine andere Geschichte aus Sarajevo erzählt Hadziristic. Der Fall ist aus der jüngsten Gegenwart vor der Occupation. Ein Uhrmacher liess sein Weib sitzen und zog fort in die Welt. Nach vielen Jahren kehrte er wieder heim, doch in einem vollständig geisteskranken Zustande. Sein Weib mochte ihn nicht mehr aufnehmen, sondern »heiratete einen Anderen, doch ohne sich mit demselben kirchlich trauen zu lassen«. Das sind H.'s eigene Worte. Er fügt noch hinzu: »Doch die Welt betrachtete diese zweite Ehe als eine Sünde und das Weib als eine Verworfene.« Dieser Zusatz ist auf jeden Fall sehr verdächtig, wenn man erwägt, dass der Berichterstatter ein Franziskaner ist. Wenn das Volk wirklich an etwas Argen Anstoss nimmt, so weiss es denselben auch ku beseitigen. Bei den Bulgaren herrscht, so viel wir aus den Berichten Zaharijev's undOdzakov's ersehen können, insoferne bezüglich der Bigamie von der Art, wie wir sie eben schildern, ein mit dem in der Crnagora übereinstimmender Rechtsgebrauch, als man es lieber sieht, dass das Weib zu ihrem ersten Manne zurückkehrt-Es liegt dem mehr, wie es scheint, ein religiöses Bedenken zu Grunde, weil im Volke der Glaube — wohl ein Glaube, der erst durch die Kirche ins Volk gedrungen ist — vorwaltet, dass jedei Mensch, mag er in seinem Leben auch mehrmals gesetzmässig verheiratet gewesen sein, im Paradiese doch nur mit dem Weibe aus der ersten Ehe wieder zusammenleben wird. ist, beschwören möchte ich's doch nicht, wenngleich ich selbst einmal in dem Hause des Bauers war, von dem ich da erzähle. So viel erinnere ich mich genau, ■dass das Haus links, etwa fünfzehn Schritte von der Strasse weit liegt. Es ist nothwendig. dass wir unsere beiden Gewährsmänner zu Worte kommen lassen. Zaharijev berichtet kurz und bündig, Wle es seine Art ist, Folgeudes: »Es kommt sehr selten vor, dass ein ^ann ein zweites Weib heiratet, bevor er gesetzlich von seinem eisten geschieden ist; hat er aber doch geheiratet, so muss er 6868 zweite Weih verlassen, wenn das erste darauf dringt, und zu eser zurückkehren; ausser sie vereinbaren unter einander, dass auch sie mit einem Anderen eine Ehe eingeht.« Sonderbar klingt er das Weitere, wo Zaharijev sagt, der erste, verschollen gewesene *fln sei berechtigt, das Weib sammt ihren Kindern aus zweiter e dem zweiten Manne zu entreissen. Dies dürfte schwerlich den atsachen entsprechen. Mit demselben Kechte dürfte er ja dem zweiten Manne auch sonst einen Theil des Vermögens wegnehmen, enn er ihm die Kinder wegnimmt. Zaharijev schwächt indessen "ejne Behauptung selbst um ein Beträchtliches ab, indem er fort* ^. ' *wenn er aber nicht will, so kann er von dem Weibe alle le Hochzeitsgeschenke wegnehmen, die er ihr einst gegeben, und dann mit einem anderen Weibe verheiraten.« Auf mehr hat mach dem Gewohnheitsrecht auch gar kernen Anspruch. Die aer sind, wie wir im Capitel Aussteuer genau nachweisen, ^emschaftliches Eigenthum der Ehegatten. Im Falle einer Keldung vom zweiten Manne, könnte das Weib höchstens, wenn mere Kinder, sowohl Söhne als Töchter, aus der zweiten Ehe ^ 8prungen sind, im günstigsten Falle nur die Mädchen dem en Manne zuführen. Von den Söhnen trennt sich kein Vater w'llig? denn, wie es im Volksliede heisst, »Söhne sind des fl 808 Stützgebälke.« Sie halten das Haus zusammen und Pflanzen den Stamm fort. Gehen wir nun zur Betrachtung der zweiten Kategorie von ^■iniie über. Wenn diese eingegangen wird, sei es, dass das erste Z unil'uchtbar oder geisteskrank ist, sich also in einem solchen lieh G befindet, dass durch sie der eigentliche Zweck des ehe-len Lebens, die Kindererzeugung nämlich, nicht erreicht werden u Dass solche Bigamien, wenigstens unter den Bulgaren, Bnl 1C'k ÜU11**£ vorkommen mögeu, ist daraus ersichtlich, dass die de 6n einen eigenen Ausdruck zur Bezeichnung des Verhältnisses hej /Wei^en ^rau der ersten gegenüber besitzen. Die zweite Frau fr !I. flümlich namiestnica (die Stellvertreteriu). Dieses Wort ist üi i 1 ailc^ unter den übrigen Südslaven bekannt, doch wird es 111 dem prägnanten Sinne wie bei den Bulgaren gebraucht. Während Odzakov für die Bulgaren von zwei Fällen dieser Art als wie von etwas Gewöhnlichem m berichten weiss, liegt uns für die übrigen Südslaven nur ein Fall, ein Ausnahmefall, vor. Unser Gewährsmann ist Vrcevic (Niz srpskih pripovijcdaka, S. 98—106). Die Geschichte spielte sich ab in »unserer Zeit« in der Hercegovina im Dorfe K....C in der Gemeinde Grbalj. Vrcevic nennt die Vatersnamen der Betheiligten nicht vollständig, offenbar weil dieselben noch am Leben sind. Der Bauer Jovo P . .. n lebte mit seinem Weibe Mara zweiundzwanzig Jahre lang in einer kinderlosen Ehe. Eines Tages machte ihm sein Bruder im Streite einen bitteren Vorwurf daraus und drang auf Theilung, weil er mit einem Kinderlosen nicht länger unter einem Dache leben mochte. Die Theilung wurde bald darauf vollzogen. Seit dieser Zeit gab sich Jovo dem Trübsinn hin und wurde täglich verstimmter. Einmal gelang es seinem AVeibe, den Grund seines Trübsinnes von ihm zu erfahren, und sie beschloss, ihn selbst noch einmal zu verheiraten. Jovo lachte sie aus. Erstens zählte er damals schon fünfzig Jahre und zweitens wollte er nicht Spott und Schande auf sich wälzen, indem er bei Lebzeiten seines ersten rechtmässigen Weibes ein neues Verhältniss anknüpfte. Mara Hess sich aber durchaus nicht ent-muthigen, sondern nahm sich fest vor, ihren Willen durchzusetzen. Als am nächsten Tage Jovo auf den Markt fortgegangen war, eilte Mara zu ihrem Vater, zum Priester, zum Knez (des bratstvo) und noch zu drei Dorfältesten und schliesslich zum Dorfvorstande, und ersuchte Jeden inständigst, am folgenden Tage ganz gewiss zu ihr zum Mittagsessen zu kommen, ohne aber jemand Anderem etwas von derEin-ladung mitzutheilen. Jovo war sehr überrascht, als sich die Leute am nächsten Tage bei ihm einstellten. Mara setzte den Gästen ihre Lage auseinander und schloss mit den Worten: »Seid Ihr sechs Männer mir nicht feindlich gesinnt, vielmehr billigt es Ihr selbst, dass ich meinen Mann Jovo verheirate. Ich lade die ganze Sünde vor Gott auf meine Seele und übernehme allein die Verantwortung vor dem Viadika und der Behörde in Cattaro. Ihr seid mir Vladika und Behörde.« Die Leute konnten sich vor Ueberraschung gar nicht fassen. Inzwischen deckte Mara den Tisch und trug das fertige Essen auf. Nach der Mahlzeit ergriff zuerst das Wort der Knez: Wohlan, Mara! Du hast zuvor bei uns um die Erhiub-niss nachgesucht, Deinen Mann zu verheiraten. Nun fragen wir Dich: was hat Dich auf diesen Gedanken gebracht? Ist es Dein freier Wille oder hat Dich Jemand dazu mit Gewalt angetrieben ? Sprich die Wahrheit, so wahr sich Dir in Deiner Sterbestunde die Seele leicht vom Körper trennen soll! Mara: Niemand übt auf mich Gewalt aus, als nur grauses Elend ! Es schmerzt mich, dass meines Mannes Stamm verlöschen s°n. Wenn ihn Gott mit einer Nachkommenschaft beglücken sollte, es war' mir nicht anders, als hätt' ich sie unterm Herzen getragen. Hier mein Vater, hier seid Ihr, lauter Landesherren, merkt gut aul' und versteht mich recht. So will ich's haben. Euere Ehre berührt's nicht, Euch trifft nicht die geringste Verantwortung, mir aber, wie's geht, geht's. Die Männer zogen sich zur Borathung in ein besonderes Limmer zurück. Der Knez und der Dorfvorstand ergriffen die Partei Mara's, sie wollten aber auch des Priesters Ansicht vernehmen, dieser sagte: »Nach dem canouischen Rechte kann eine Ehe in Folge gewisser Vorkommnisse wohl aufgelöst werdeu, doch unter gewöhnlichen Verhältnissen vermag weder der Vladika noch der Patriarch selbst, sondern nur der Tod allein das Bündniss zunichte zu machen. *ßr scheint es aber« — hier spricht der Priester ganz gewiss einen ul'alten Rechtsgrundsatz aus, der durch analoge Fälle aus Bulgarien bestätigt wird — »nachdem Mara die Verantwortung für ihre Händig auf die eigene Seele lädt, dass die erste Ehe zwischen Mann und Weib unverrückt bestehen bleiben kann, wenn beide Parteien darin übereinkommen, dass noch ein zweites Weib ohne vorgeschriebene gesetzliche Einsegnung ins Haus aufgenommen werde ...« Der Knez: Gefehlt, gefehlt, Priester! Den Vorsatz billigen wir Alle da, doch mit dem Nachsatze hast Du's nicht getroffen. Kann denn, Priester, ein zweites, nicht angetrautes Weib zu dem Zwecke, den Mara vor uns Allen hervorhob, im Hause bestehen ? ib'i Gott, wollten dies auch sowohl Jovo als Mara und wir alle Anwesenden, so wollte sich wohl nimmermehr ein Mädchen dazu hergeben! Der Priester: Weder Ihr und noch weniger ich dürfen so etwas sagen, dass noch ein zweites angetrautes Weib bei Lebzeiten des ersten vorkommen darf, auch dürfte sich kein Priester unterstehen, die Trauung vorzunehmen. Jovo und Mara können übrigens tbun, was sie wollen, da wir weder vor Gott noch vor Gericht für ihr Thun verantwortlich sind. Ich sehe indessen, dass Beide im Elend d'rin stecken. Man sagt aber auch: »Die Noth ändert auch den Rechtsbrauch« (nužda i zakon izmjenjuje). Was sagt Ihr? Alle (gleichzeitig): So ist's, Priester, so soll's auch geschehen. Darauf riefen sie Maia und Joyo in die Stube und theilteii ihnen Alles mit, was der Priester gesagt. Mara küsste Allen die Hand und entgegnete: »Mir genügt dies, wenn ich aus Eurem Munde höre, dass Ihr unser Elend begriffen und wisst, dass wir nicht aus Uebermuth noch der Kirche zum Trotz, sondern aus grimmem und ritterlichem Leidwesen so handeln. Nun weiss ich, was ich thun soll.« Im Laufe der nächsten zehn Tage fand Mara ein Mädchen» gab ihr das Verlobungsgeschenk und führte sie ohne Hochzeitsgeleite ihrem Manne zu. Zu gleicher Zeit bestellte sie sich von irgendwoher einen alten Priester, der die Trauung vornahm. Mara selbst war Trauungszeugin. Von da ab bis zu ihrem Tode nannte sie ihren Manu »kum« (Gevatter) und er sie seine »kuma« (Gevatterin). Jovo zeugte mit seinem zweiten Weibe zwei Söhne und eine Tochter. Mara nannte ihre Nachfolgerin immer »Schnur, Schwiegertochter* (nevjesta) und wurde von dieser dagegen »Schwieger, Mutter und Gevatterin« (svekrva, majka, kuma) genannt. Die zwei Fälle, die Odzakov mittheilt, sind aus Ljeskovce in Bulgarien. Die Betheiligten leben oder lebten, wenn sie nicht in den letzten zehn Jahren gestorben sind, mit unserem Gewährsmanne in demselben Orte. Er macht die Personen namhaft und wundert sich nur, dass auch der Vladika seine Einwilligung zu der neuen Ehe geben mochte. Der Vladika war eben ein Mann von Einsicht und wollte umsoweniger gegen die neue Verbindung einen Einspruch erheben, als sowohl die Hauptbetheiligten als auch das Volk nichts dagegen einzuwenden hatten. Er musste auch voraussehen^ dass eine Einsprache doch nichts nützen würde; der Manu hätte sich das zweite Weib als Beischläferin ins Haus genommen und dadurch erst recht ein schlechtes Beispiel der übrigen Gemeinde gegeben. Aller Wahrscheinlichkeit nach ging der Vladika nach Präcedentien vor. Die zwei Fälle, die 0. zum Besten gibt, lauten: »Vor zehn Jahren, als noch das Phanariotenthum in Bulgarien blühte (also um das Jahr 1866), heiratete Duno Kusev, corbadzi von Ljeskovce, ein zweites Weib, wenngleich sein erstes noch am Leben war; doch war diese schon hochbetagt und nicht mehr tauglich für das Ehebett. Hilarion, Vladika von Lovcen, berief die erste Frau vor sich und fragte sie, ob sie damit einverstanden sei, dass ihr Mann eine zweite Ehe eingehe. Sie entgegnete, sie sei mit dem Vorgehen ihres Mannes ganz einverstanden; vielleicht sah sie selbst ein, dass mit ihr ein Mann nicht leben kann, oder sie wurde zu diesem Entscheide v°ü ihrem Manne gezwungen. Was am meisten mich wundert, ist ^s, dass sie auch weiterhin im Hause ihres Mannes verblieb, nachdem dieser mit Bewilligung des Vladika und der Gemeinde die zweite Frau heimgeführt. Sie wird nun von ihrem Manne »Schwester« Und von der Stellvertreterin »Mutter« genannt. Man behandelt sie auch darnach; denn sie speist mit den Eheleuten an demselben tische, während sie aus eigenem Antriebe die Dienste einer Kinds-w&rterin bei den Kindern ihrer Genossin vertritt.« Der zweite Fall: »Das Weib des Ivan Terzija (Schneider) in Ljeskovce wurde geisteskrank. Da sie im Laufe von drei, vier Jahren nicht genas, wurde ihrem Manne gestattet, eine zweite Ehe zu schliessen. Kurze Zeit darauf wurde die Kranke wieder gesund, doch sie mochte das Glück |hrer Nachfolgerin nicht zerstören, sondern kehrte zu ihrem Bruder ,lus Elternhaus zurück.« Eigentliches Kebsenthum kann ich nur für Slavonien (Syrmien mitinbegrill'en) nachweisen. Die Sitten und Anschauungen des Volkes B*aa '*t's denn auch leicht begreiflich, wie sie der inoča zurufen kann: ^) Oj inočo, razginila! šuti! Kad te vidim onda mi se smuti! (J Du Kebsin, sollst verenden! Schweig! Wann ich Dich erblicke, so wird mir gleich übel I« Die »guten« Frauen halten Eerathung, wie sie dem Uebel üern könnten. Todtschlagen kann man sie füglich nicht, los !!?den will man sie aber auf jeden Fall; am Besten ist's, man Jttt sj(1 wie pjujmer zu Markt und schlägt sie noch mit Profit los: Hüne ^ ^un<^sköpfe pasoglavci nach dem Volksglauben bösartige ich ' lmt ^undsköpfen. Kahren sich am liebsten vom Fleisch junger Menschen. '|verdeüber die pasoglavci ausführlich in einem besonderen Capitel meines 1 'es^ »Sagen und Märchen der Südslaven« handeln. Unser ^ ^a^kaće sind eigentlich keine Strümpfe, sondern Strumpfröhren. oft epj° ^ailennnudchen leisten in der Anfertigung solcher Wadenwärmer sehr •focht eWlnu*eiIKsWt'rtnes- Ornamente herrlich — ohne Vorlage — ausge- wiiii-' ^C ^aschen gleichmässig wie von einer Maschine geflochten, zuweilen lr*«cb<3 Prachtstücke. 8) Skoro nam je u Iloku vašar. Vodit ćemo inoče na vašar. Koja j fina toj je dobra eina, Koja j loša ta je za dva groša. »Bald haben wir Jahrmarkt zu Uok.]) Wir werden die Kebsinnen zu Markte führen. Welche fein ist, der ist auch der Preis gut, welche schofel ist, na, die kann Einer um zwei Groschen haben.« Ein Weib wurde endlich und letztlich des ewigen Gezankes und Gebalges mit der Nebenbuhlerin überdrüssig und räumte ihr um des lieben Friedens willen den Platz: 9) Oj inočo, eto tebi dika! Eto ti ga pa se s njime diči, Samo gadu na mene ne viči! »0 Du Kebsin, da hast Du den (meinen) Stolz! Da nimm Dir ih" und thu'stolz mit ihm. Nur begeifere mich nicht mehr, Du Unflath-* So sprechen aber die Wenigsten. Andere Frauen fluchen der Nichtswürdigen, so ein Mädchen: 10) Oj inočo, pukni na tri tala,2) Ja ću s dikom kleknit kod oltara ! »0 Du Kebsin, sollst in drei Theile zerplatzen. Ich werde (doch) W1* meinem Stolz vor dem Altare niederknieen[« Ein zweites Weib versichert ihre Nebenbuhlerin ihrer Liebe in folgenden Versen: 11) Oj inočo, kako si mi mila, Do nedilje pod pokrovom bila! »0 Du Kebsin, wie lieb ich Dich habe, bis zum Sonntag sollst Du schon unterm (Leichen-) Decktuch liegen!« Die inoča wird als eine Vila, d. h. Waldfrau im schlimme11 Sinne, als menschenfressende Hexe hingestellt. Die arme Sänger^1 gibt in ihrem schweren Herzleide der bösen inoča vila einen Rath; o wollt' ihn diese auch befolgen! 12) Oj inočo vilo ! Ne jidi mi tilo, *) Bin «ehr grosser Marktflecken in Syrmien. Hier werden grosse J&nr" markte abgehalten. Das Stelldichein aller Pferdediebe, Beutelschneider ö° Bauernfänger. 2) tal, ein Lehnwort aus dem Deutschen. Das slavische Wort datür-diel oder, wie man in der ikavština sagt: dil. Već ti jidi staro salo, Ne bi 1 tebe već ne stalo! Pa ti jidi bila luka, Nek je tebi veća muka! u Du Kebsin, Du Vila! Iss mir meinen Leib nicht ab! Sondern iss altes Unschlitt, vielleicht verschwindest Du doch einmal; ferner, iss n°blauch, damit Deine Qual noch grösser sei!« ]) _ Der Schmerz und die Wuth des verlassenen "Weibes kennt eille Grenzen. Sie flucht schon nicht mehr, sie will sich rächen j5 ^er Friedensstörerin. 0, wenn die Elende ihr einmal unter die an de käme! Spricht so ein armes Weiblein, das einsam, vom janne betrogen, die Nacht hindurch auf dem Bette, dem öden i5ette, wachend gelegen: 13) Da sam znala, da ću spavat sama, Inoču hi na konak pozvala. I pod nju bi mekano sterala: Komad stakla ne bi 1 se natakla, I dva šila ne bi 1 se nabila! 'H'ift' ' i ich gewusst, dass ich allein schlafen werde, ich hätte die Kebsin lngeladen, sie soll bei mir übernachten. Hätte ihr ein weiches Bett 8ebetlet: Ein Stück Glas, sie Lätt' sich darauf aufstecken können und zwei Ahle, sie hält' sie sich in den Leib eintreiben mögen!« Wahrscheinlich hätte sich die liebe Kebsin auf ein so weiches nicht hingelegt. Die Gekränkte findet eben schon darin einen _^ost für j}lre Seelenqual, wenn sie sich im Geiste einbildet, wie le Feindin wimmern würde, käme sie auf ein derartiges Lager z|i liegen. Weit gefährlicher ist die Drohung einer anderen, um len »Stolz« Betrogenen, die da singt: 14) Oj inoCo ludaro, Pošalji mi diku! Dat ću tebi ludaro, ^ Sićana u mliku I chi mäunertolle Kebsin, schick' mir meinen »Stolz« (zurück)! Ich werde dir, du Männertolle, (dafür) Arsenik in Milch geben!« ■ oft mag es beim blossen Versprechen sein Bewenden haben? l) Eine ausführliche Erklärung dieses Liedchens siehe >Mittheilungen der Flefer anthropolog. Gesellschaft«, Bd. XIV: »Südslavische Hexensagen« von ' 8' Krauss, S. 37 a. K 1 a 11 ■ », Sitte ii. Gewohnheitsrecht d. Slldsl. 16 Polygamie bei den südslavischen Mahomedanern. Dass die Vielweiberei unter den südslavischen Mahomedanern nichts anderes als ein kostspieliger, durch die Religion gebilligter Luxus ist, den sich unter Tausend kaum Einer gestattet, davon kann man sich bald überzeugen, wenn man die Lebensbedingungen der südslavischen Mahomedaner näher betrachtet. Einen solchen Luxus kann sich wohl selbstverständlich nur ein wohlhabender Mann gestatten, ganz so wie bei uns, wo Jemand, der überflüssiges Geld und Lust dazu hat, neben der rechtmässigen Ehegattin eine oder zur Abwechslung auch mehrere »Maitressen« aushält. Uebrigens sind die slavischen Mahomedaner, wie in so vielen anderen Beziehlingen, auch in dieser dem alten slavischen Brauche, der Monogamie, treu geblieben. Vid Vuletic Vukasovic hat folgenden Ausspruch in der Hercegovina aus dem Munde eines Türken gehört: »Die Türken in der Hercegovina nehmen nur ein Weib, doch es ist ihnen gestattet, so viele zu heiraten, als sie nur ernähren können.« l) Um bestimmt darüber berichten zu können, wandte ich mich an H. D-Pretner, den bekannten Herausgeber des »Slovinac« in Ragusa, und erhielt von ihm eine Bestätigung. des eben Mitgetheilten. Br schrieb mir: »Die slavischen Türken nehmen nur ein Weib. Bei che Bosnjaken halten wohl in den Dörfern Maitressen (priljubuice) aus» die sie aber nicht als Frauen, sondern eben nur als Beischläferinnen (H . . . .) betrachten.« Dass der bosnische Moslim nur ein Weib flu freien gewohnt ist, ersieht man unzweifelhaft auch aus dem Märchen »Zlätumbeg« in meiner Sammlung südslavischer Sagen und Märchen (I. B. S. 69—80). Auch der Sultan wird vom Volke als nur mit eine»1 Weibe verheiratet gedacht. Ein allzugrosser Frauenverehrer igt der Südslave überhaupt nicht, das wenigste Ansehen geniesst aber die im Harem erzogene Türkin. Ihr Gesichtskreis und ihre Bildung sind so eng begrenzt, dass sie auf den Mann wohl nicht viel Anziehungskraft auf die Dauer ausüben kann. Vor drei Jahren reiste ich mit vier bosnischen Mekkafahrern auf einem Savedampfer von Sissek nach Brod. Ich schloss mit dem Führer der Expedition, der seines Zeichens Bachmüller war, nähere Bekanntschaft. Er hatte auf dem Verdecke einen grossen, groben Teppich ausgebreitet, au* dem wir Fünf uns mit kreuzweis unterschlagenen Beinen im Kreise niedersetzten. Nachdem ich mich mit den frommen Männern zwei Stunden lang im Cigarrettenrauchen und Schweigen geübt, fragte ') Mladi Hercegovac. Koledar za prostu godinu 1882, S- 46. lch den Führer: »Nachbar (komšija), wie viel Weiber hast Du ?« — * Jednu i te da nije« (Eine und auch die sollte nicht sein). Seine Gefährten nickten ihm rasch aber ernst Beifall zu und stiessen G1uen tiefen Gurgellaut aus: »E,« der soviel als »jawohl« zu bedeutenhat. »Aber Nachbar, warum denn das?« — »Zlo« (ein Uebel). Wieder nickten seine Gefährten und Hessen ihr »E« hören. »Aber Nachbar, es gibt ja Leute, die mehrere Weiber haben?« — »Više zla« (mehr Uebel). »E.« Wir schwiegen und rauchten. Nach einer halbstündigen Pause meinte er, wenn ein Mädchen geboren werde, Weinen die vier Wände des Hauses. Wiederholtes Nicken. »Aber Machbar, man muss doch heiraten, schon der Nachkommenschaft Wegen?« — »Ko se ženi kaje se, ko se ne ženi ma i on se kaje.< (Wer da heiratet, bereut es, wer nicht heiratet, bereut es auch.) In einer Pitalica (397) fragte, ähnlich wie ich gefragt, ein b'ürke einen Kaja: »Warum haltet denn nicht auch Ihr, na, sagen zumindestens zwei Weiber?« — »Eine genügt sowohl mir als dem ganzen Dorfe.« (Ma zašto i vi daj budi po dvije žene ne držite? — Jedna je dosti i meni i svemu selu.) Die Abneigung des Christen gegen Bigamie geht so weit (in der Hercegovina), dass Mancher nicht einmal nach dem Ableben seines Weibes noch einmal sich beweiben mag. So fragte man z. B. einen verheirateten Mann: *Wenn Dir Dein jetziges Weib stürbe, thätst Du nochmals hei-r&ten?« — »Thoren kann man zu zweimal, Weise nur einmal foppen.« (Pitalica 141, pitali oženjena: da bi ti ova sadašnja žena umrla, kili se opet ženio ? — Ludi se po dva puta varaju a mudri samo Jednom.) Das erinnert an den zum Sprichworte gewordenen Ausbruch jeues Mannes, dem das Weib gestorben, aber zur gleichen ^eit auch die Reife von den Fässern im Keller abgesprungen und der Wein ausgeronnen. Rief der Biedermann aus: »Das ist mal von Altersher ein heiliges Gesetz : du kannst nie einen frohen Tag haben, °üne dass dir irgend etwas zustösst!« (To je od starina običaj svet, a nikad nemaš veselog dana a da ti po štogod ne presedne.)]) Die ochste Freude: Man fragte einen Greis: »Wie oft ist der Mensch 111 seinem Leben froh?« — »Zweimal; einmal, wenn er sich verdatet, das andere Mal, wenn ihm das Weib stirbt.« (Pital. 40.) *Q fragte einen Zigeuner: »Heda, was singst Du so, Du Hallunke?« »Hab' gehört, mein Weib war' heut' Morgens im Fluss ersoffen. < Jbd- ?2.) yon dieser Art ist unter vielen anderen auch folgende x) Im Srpski letopis, 1858. II. Ofen 1859. S. 106. Pitalica (148): Fragte der Schulze einen Bauer: »Was jammerst Du so, Leidvoller?« — »Na schau, stirbt Dir mir heute auch mein zweites Weib!« — »Schweig', Narr! Dem Glücklichen sterben die Weiber, dem Unglücklichen aber verenden die Stuten.« (Evo ti jutros i druga žena umrije! — Šuti budalo! sretnjome žene umiru a nesretnjome kobile krepaju!) Wenden wir uns wieder den Mos-limen zu. So lange die Moslimen die Herren waren, übten sie auch das sogenannte Herrenrecht mit Vorliebe aus. Auch pflegten sie den Weibern ihrer Raja häufig Gewalt auzuthun. Zumeist geschahen solche Uebergriffe, wenn wenige Mitglieder in dem betreffenden Hause lebten und der Schänder nicht befürchten musste, dass man an ihm Rache nehmen werde. Sehr Viele bezahlten indessen ihre Unthaten mit dem Leben, denn früher oder später überfiel ihn der Gekränkte doch aus einem Hinterhalte und schlug ihn todt. Das Concubinat ist unter den Südslaven eigentlich verpönt. Aus den achtzehn Referaten im Zbornik von Bogišic ersieht man gautf deutlich, dass, wo das Concubinat vorkommt, dasselbe zumeist nur in Städten unter der Beamtenwelt und unter solchen Officieren, die keine Caution erlegen können, üblich ist. Diese Kategorien entziehen sich natürlich unserer Darstellung. Entscheidend für unsere Behauptung, dass das Concubinat den Südslaven ursprünglich fremd war und noch z. T. ist, ist wohl die eine That-sache, dass in der Volkssprache kein Wort dafür aufzutreiben ist« Man nennt dieses Verhältniss einfach kurvarstvo (H ... rei) oder kurvin ski posao oder bezobraština (Schamlosigkeit), die Concubine kurv a (H...) oder s kit ni ca (Vagabundin), inoka (vergL.Ob.), in Bulgarien (Zeuge Odžakov) milostnica. Letzteres drückt lediglich Verachtung aus. M. ist ein Geschöpf, das aus Gnade und Barmherzigkeit ausgehalten wird. Man kann sie nach Belieben fortjagen. Oft mag es vorkommen, dass das Volk Beide aus dem Orte vertreibt. Einen solchen Fall erzählt wenigstens Odžakov. Eine scheinbare Ausnahme machen die Dalmatiner im Cetina-thale, nach Susak's Bericht. Es trifft sich in jüngster Zeit nämlich ziemlich häufig, dass ein Bursche ein Mädchen heimführt und mit ihr so lange ohne kirchliche Einsegnung lebt, bis er vom Militärdienste frei geworden ist. Solche wilde Ehen sind ein grosses Unglück, denn das Volk wird dadurch mit der Zeit stark entsiltlicht. XIV. M ä (1 c li e n r a u b. (Grabež, otmica.1) Der Mädchenraub war vor Zeiten bei allen indogermanischen olkergruppen an der Tagesordnung. Es ist die älteste Form der JÜeschliessung. W01^en damit also anfangen. Unter den Slaven »t sich diese Sitte bis in die Gegenwart am deutlichsten nur noch ei den Südslaven erhalten. »In der Gegend von Šopsko in Bul-gai'ien ist es ein uralter Brauch, dass ein Dorf dem anderen die ädchen raubt.«'2) Wenn ein Mädchen wider ihren Willen geraubt sagt man von ihr, dass sie eine otkradnota, moma ^ladena(eine Gestohlene, ein gestohlenes Mädchen), oderugrab-Jena, oteta djevojka (ein geraubtes, weggenommenes M.) sei; ^schiebt der Kaub mit ihrem Einverständniss, ist es nämlich Ur eine Entführung des Mädchens wider den Willen ihrer Eltern, 0 sagt man von ihr p r e s t a n k a, moma p r i e s t a n o 1 a (d. h. J1Qe, die eingewilligt hat). Es kommt aber auch der Fall vor, ss ein Mädchen auf eigene Faust in das Haus eines Burschen, i. Sle liebt, entflieht, dann ist sie eine bjegunica oder ubjeg-lca (Eine, die sich geflüchtet hat), oder eine pobjegnola 1110da (ein flüchtiges Mädchen). Mit diesen Bezeichnungen sind uns zugleich die Hauptgesichts-Punkte gegeben, von welchen aus man den Mädchenratib zu be- Zwt. (nhd. *) Grabež. Nebf. grabstvo, die Beutemachung, dann die Beute selbst. Srabiti. Vergl. lit. grebti, let. gräbt, goth. greipan, ahd. gril'an r) ,\si*eifen), ags. gripan, and. gripa, scrt. grbh, apers. garb, griech. 0f. (subst- «Qnayrj), lat. rapere. — Otmica. Nebf. otimanje. Ztwrt. "lrnati, wegnehmen, davontragen, rauben. ) Odžakov im Zbornik bei B o ei Sic. trachten hat. Die moderne Gesetzgebung hat sowohl den Mädchen-raub als die Entführung aufs Strengste verpönt. Das Volk billigt zwar den Raub auch gar nicht, doch betrachtet es ihn von einem etwas erhabeneren Standpunkte mehr als ein kühnes Wagstück, das eher Bewunderung als Verachtung verdient. Ein Sprichwort lautet: Junak ne krade no grabi. Ein Held stiehlt nicht, er raubt, oder in einer Variante: Vuk ne krade no otima. Der Wolf stiehlt nicht, er nimmt (mit Gewalt) weg. Gewissermassen als Entschuldigung der Gewaltthat pflegt man zu sagen : Sto vuk ne ugrabi to ne izprosi. Was der Wolf (mit Gewalt) nicht an sich reisst, das erfreit (erbittet) er sich nimmer. Aus letzterem Sprichworte ersieht man zugleich den Grund, weshalb Jemand ein Mädchen gowaltsam entführt. Es ist die Aussichtslosigkeit, auf einem anderen Wege in den Besitz der begehrten Person zu gelangen. Fast immer setzt man einen Theil der Schuld auf Rechnung des Mädchens, denn, wie es im Sprichworte heisst: Gora se ne miče bez vjetra a trava ne niše ako nema šta u njoj. Der Berg rührt sich nicht ohne Wind und das Gras wiegt sich nicht, wenn nichts in ihm ist, oder man sagt von ihr, wie von der Verführten : Dok kuja repom ne mane psi za njom ne idu. Ehe die Hündin mit dem Schweif nicht wedelt, gehen ihr die Bunde nicht nach, oder: Tražila krava junca pa ga i našla. Es suchte die Kuh einen Stier und fand ihn auch. Alle Schuld wälzt man zuweilen auf das Mädchen. Ach die Aermste leidet nun viel. Da wendet man das Sprichwort an i Pokajci ne služe divojci. Reue hilft dem Mädchen nichts. Trotzdem ist's nicht rathsam, auf Mädchenraub auszugehen, mag die Geraubte auch einverstanden sein. Ein sehr altes Sprich- Wort, das jetzt last zumeist nur in übertragener Bedeutung gebraucht *lr dass, wenn ein Mädchen mehrere Freier hat, Einer den Ande-ei1 auszustechen sucht, indem er sowohl seinem Vordermanne die j klagen zurückerstattet, als das Mädchen durch reichere Geschenke JJ| sich zu gewinnen trachtet. Hat nun Einer keine so reichen ^ Ittel} um alle diese Auslagen bestreiten zu können, so raubt er '-as Mädchen. Indessen half dies nicht viel, denn einerseits wurden | e Räuber von der Behörde verfolgt, andererseits liess sich nicht eicht ein Priester herbei, das Paar zu trauen, und schliesslich lfte das Mädchen wieder in ihr Elternhaus zurück, wenn keine eieinbarung unter den Parteien erzielt werden konnte.a) Stojano-1CJ (aus Semlin) weiss schon nichts mehr von einem Mädchen-|aube zu erzählen, doch berichtet er, es kämen zuweilen Fälle vor, sa ein Mädchen mit einem Burschen oder einem verheirateten Ulle über die Save nach Bosnien oder Serbien flüchtet, das Volk Grdammt aber ein solches Vorgehen und nennt es kurv ins ki P°sao (eine 11 . . . handlung). Valiö bestätigt einfach die That-^aCüe> dass Entführungen mit Einverständniss der Entführten vor-t'nen, von einem Raub kann dabei keine Rede sein. Dasselbe d uns von Vurdelja und Kasimovic für die Lika bestätigt. __^Erstere berichtet: »Wenn sich Bursche und Mädchen sehr tyv V) ^s Zeugen für Serbien führen wir Jovanovic (im Zbornik) an. S. 251. u ere Belege folgen .später Im Texte. 2) Slavonien. S. 17"). 3) Im Zbornik. lieben, der Letzteren Eltern aber von einer Verbindung nichts wissen mögen, so entwirft das Mildchen mit dem Burschen einen Elan, wie sie den Eltern heimlich davonlaufen wird. Der Verabredung gemäss kommt der Bursche Nachts, um sie abzuholen. Sie steigt zum Fenster hinaus und sucht mit dem Geliebten das Weite, in der Voraussetzung, die Eltern werden sich nachgiebiger erweisen, wenn sie erfahren, dass ihr Töchterlein allein mit einem Manne ausgegangen sei. Lebt die Mutter noch, so nimmt die Tochter g&* keine Sachen mit, denn sie denkt sich, »die Mutter wird es nicht übers Herz bringen können, dass sie mir gar nichts gibt.« Wenn sie keine Mutter mehr hat, so rafft sie so viel Wäsche zusammen als sie nur tragen kann. Vurdelja fügt noch hinzu, »wenn ein Mädchen mit aller Gewalt Jemand heiraten will und es nicht möglich ist, sie auf gutem Wege von ihrer Wahl abzubringen, s° meint das Volk, es sei das Gescheidteste, sie gewähren zu lassen, damit kein grösseres Ungemach oder gar ein Unglück geschehe, denn Bog sreću dijeli, može još srećna biti« (Gott theilt das Glück aus, sie kann noch glücklich werden.) Selbstverständlich gereicht es den Angehörigen zu keiner Ehre, wenn ein Mädchen entflieht. In einem Volksliede au* der Hercegovina droht die Tochter der Mutter, dass sie ihr diese Schande anthun werde, falls sie noch länger zögert, ihre Einwilligung zu geben, dass sie, die Tochter, den Liebsten heirate. Sie droht, ihre Ausstattung zusammenzuraffen, zu entfliehen und nicht einmal die Thüre hinter sich zu schliessen. Wie ein Hund will sie fort, ein Hund schliesst nie die Thüre hinter sich. Man drückt durch ein solches Benehmen bei den Südslaven seine tiefste* Verachtung aus. Das Liedchen lautet: — »Mutter, schau, erbarm' Dich meines Elends. Mich begehrt von Dir mein Liebster, Mutter. Doch verwehrst Du meine Band ihm, Mutter. Gib mich, Mutter, sonst geh' ich alleine.« — »Nicht allein, bei Leib, o theure Tochter, Nicht allein, befleck' nicht uns're Ehre!« — »Ja bei Gott, ich thu's, o theure Mutter! Baff die ganze weisse Wasch' zusammen, Offen lass' ich hinter mir die Thüre!« r) l)Im Slo vin ac. Ragusa 1881, S. 206, mitgetheilt von Vid. V. Vuka s o v i ć. Dasselbe, was Vurdelja für die Lika, sagt Kara kaše Tic lr Dobrica und Umgegend im Danat. Die Mitglieder der Hausgemeinschaft des Durschen haben nichts dagegen, denn sie kommen ailT> diese Weise am Billigsten daraus, indem ihnen die vielen Ausgehen erspart bleiben, die eine Werbung und Verlobung erhei-Sehen. Nur dem Vater der Entführten ist dieses Vorgehen nie Senehm, versichert unser Gewährsmann, er droht der Tochter, dass * sie durchprügeln, dass er sie umbringen werde, dass er von ihr Jerhaupt nimmermehr etwas wissen wolle. So wird einige Tage dng herumgeschrieen, bis sich der väterliche Zorn besänftigt hat, zuletzt löst sich Alles in eitel Zufriedenheit auf. Wenn der ater des Mädchens der Schuldtragende ist, so wird er von allen J(;uten beschimpft, bis er nachgibt; trägt das Mädchen aber allein 16 ganze Schuld an der Geschichte, so wird sie eine Zeit lang v°n ihren Freundinnen und Genossinnen verachtet und gemieden, ls Alles vergessen und vergeben ist. In Bosnien kommen, wie Martić berichtet, Entführungen yehr häufig, Mädchenraub gegen den Willen des Mädchens aber Ulu selten vor. Es verschafft dem Burschen eine Art von Helden-« 0rie (to mu je njeka junačka dika), wenn er sich sein Mädchen raubt, das Volk verwirft diesen Raub zwar nicht, man hält es aber 1 anständiger, auf gewohnte und gesetzliche Weise die Braut ^''J'miführen. Diesen Zusatz Martić's muss man mit einiger ^°isicht betrachten. Martić ist ja ein Priester, der immer die luge von seinem einseitigen Standpunkte der Kirche beurtheilt. «mal gereicht es dem Burschen vor dem ganzen Volke zur Ehre, Ss er es gewagt, die Braut zu rauben, das anderemal, und zwar Hle Martić mit offenbarem Bedauern es ausspricht, geschieht nur Zu der Raub im Einverständnisse der Eltern der Braut, damit 1Uan cli0 kostspieligen Ausgaben der kirchlichen Ceremonie vermeiden kann. Eben aus demselben Grunde, wie wir später noch ^ eu werden, kommen auch in Dalmatien, der Crnagora, der ^rcegovina, in Serbien und Bulgarien die scheinbar gewaltsamen ^atführungen vor. Classisch ist in dieser Hinsicht der Bericht J. Mi odra go-1s, der uns recht ausführlich und klar die Art und Weise der ^adchenflucht (in Serbien) schildert und zugleich das Warum eser Erscheinung nach den Aussagen eines Bauernmädchens mit-ultl)J5ein Bericht lautet: *) Ženidba u Srba na selu. Im Letopis matice srpske kuj. 122. 1880, S. 119 ff. »In der Gegenwart wird immer häufiger der Brauch, dass das Mädchen das Haus ihrer Eltern ohne deren Vorwissen verlasse (ide sama = »sie geht allein«, lautet der technische Ausdruck dafür). Das geschieht folgenderrnassen. Sie verabredet mit dem Burschen, er soll sich zur bestimmten Zeit an dem und dem Orte einfinden. Sie rafft alle ihre Habseligkeiten zusammen und erwartet ihn. Der Bursche kommt mit noch einigen Genossen, trägt die Kiste mit den Geschenken fort und nimmt das Mädchen mit. Hat sie Schuhe (cipele, deutsche Fussbekleidung), so zieht sie dieselben an und lässt ihre Opanken zurück. Hat sie keine Schuhe, so giut ihr der Bursche seine eigene Fussbekleidung, selbst aber geht er baarfuss. Das Mädchen will nämlich die Beschuhung nicht tragen, welche ihr der Vater gekauft, denn dies wäre »nicht gut« (n e valja se; so sagt man immer mit Bezug auf eine abergläubische Vorstellung). Weder Vater noch Mutter, noch sonst Jemand im Hause hat von der Sache die geringste Ahnung. Erst in der Frühe merkt man, dass das Mädchen und die Ausstattungskiste weg seien. In einem solchen Falle gibt es weder eine Werbung (prošenje), noch eine Fortführung der Braut (vod jen je djevojke nach der Trauung. Man sagt dafür auch nošenje, »das Tragen«, mit Bezug auf das Fortschaffen der Ausstattungskiste der Braut). Statt dessen kommen beide Parteien zusammen, um »Frieden« zu schliessen (na m i r). Einigt man sich, so bleibt die Maid beim Burschen und wird ihm angetraut (privenca se), kommt kein Ausgleich zu Stande, so kehrt das Mädchen ins Elternhaus zurück. Doch dies kommt äusserst selten vor. Das Mädchen bleibt auch ohne Erlaubniss und »Segen« (blagoslov) der Eltern bei ihrem Erwählten und lässt sich mit ihm trauen. Die Eltern giften sich darüber lauge, recht lange, zuletzt haben sie aber doch Erbarmen« u. s. w. (S. 120.) »Dass es in der Gegenwart schon eine alltägliche Sache geworden, dass ein Mädchen »allein geht«, und dass dieser Brauch ehedem viel seltener geübt wurde, ist Allen wohl bekannt. Doch ich glaube nicht, dass auch Alle das Warum dieser Erscheinung kennen. Viele denken und meinen, unser Volk wiii'*-moralisch um eine Stufe tiefer gesunken und nun wäre mau so weit gekommen, »dass der Nachwuchs den Eltern den schuldigen Gehorsam verweigere.« ]) Mag mau dies auch theilweise gelten ') >Da ne sluša porod roditelja.« Ein geflügeltes Wort aus dem Volkslieds assen, doch das wäre noch immer gar kein Grund. (?) Das ist erst die Folge einer anderen Ursache. Viel interessanter und wich- £er ist die Ursache, die mir von einem Mädchen angegeben wurde. ich fragte das Mädchen: ( — Warum gehen heutigen Tages so viele Mädchen »allein« ? st s vielleicht darum , weil Vater und Mutter dem Mädchen Jehren, den Mann ihrer eigenen Wahl zu heiraten, oder weil man 16 Maid zwingen will, dass sie Jemand heirate, den ihr die Eltern stimmen? — Bei Gott, Brüderchen, so ist's nicht! Zumeist wissen 5 rade Vater und Mutter, dass die Tochter zusammenpackt, doch ^ 8 Haddien hat keine (Hochzeits-) »Geschenke« (nema dara), und Wll"d sie noch von den Eltern ermuntert, sie soll nur allein gehen. — Was? aj . Na darum, weil sie keiner Geschenke bedarf, wenn sie _ in geht; sie kann mit viel geringeren Auslagen durchkommen. enri man aber wie gewöhnlich wirbt und heimführt (prosi i Sl), da geht gar viel d'rauf! Na, ein Mädchen, das sich keiner eschämung aussetzen mag, die geht lieber allein. Ja, warum hat sie denn keine Geschenke? ~ Na, schon darum. Hat keine Wolle gehabt — wenig afe. Hat kein Geld gehabt, um den Färber (bojadjija) zu Rahlen; die Arbeit daheim und auf dem Felde nahm immer ihre Ms 111 ^"nsPlucri- Sie muss ganz und gar (barabajr1), so wie die i'ec}111161'' ^DS -^c^er^'e^ llü(^ m (len Weinberg hauen gehen, ein-Seni austreten, aufschobern, die Heerde warten, sie muss aberall -i Seel ^ r niitthun. Endlich hat sie ja auch keine zwei da aUC^ mcnk v'ftl" ETä'ide, sondern nur zwei; kommt nicht / ' ,s*ch etwas zurückzulegen, besonders nicht in Einzelfamilien g Je Je inokostina). Wer sollte ihr da helfen?« craH - ll' w°Nen hier gleich einer anderen Art von Entführung ihr6? ' W° Sleh' Dir Gott bei, o Du schmuckes Mägdlein! Warum tummelst Du Dein Ross so fröhlich ? Solltest einmal sehen Deinen Brautmann, Weiss der Bart, er reicht ihm bis zum Gürtel, Bis zur Schulter reicht sein weisser Schnurrbart!« Als das schmucke Mägdlein dies vernommen, Eilig lenkte sie ihr Ross zur Kuma, 2) Ritt heran ihr Ross bis hart zur Kuma. Und sie stellt die Bitte an die Kuma: »Reich' mir das verzierte Messer, Kuma! Möcht' den rothen Apfel da zertheilen.« Gab ihr's. — Leblos sank das Mägdlein nieder. Nicht zertheilt hat sie den rothen Apfel, Hat ins Herz das Messer sich gestossen, Mit dem Messer sich das Herz gespalten. SUlub 6 *m ^£ememell> so smd aucü 1111 Besonderen die Alt-8t /^en °^ei Serben«, wie sie sich, ohne Rücksicht auf die • sangehörigkeit, zur Unterscheidung von den Katholiken nennen, Je ei Hinsicht, und so auch in dieser, die treueren Bewahrer ^^^auches und alter Sitte. In allen den Gegenden, wo die Wür(je ^ .^e* Eivadic in den Bosanjcice, S. 34, aus Jajce. Merkwürdigerweise Juki- t>eSCS 'J'e(* ^ einer Hochzeit gesungen. Eine Variante davon hei ; Bos. prjj. ni, S. 110. ) Die Gevatterin. Vergl. Capitel »Gevatterschaft«. Altgläubigen die Mehrzahl bilden, ist auch der Brauch des Mädchen-raubes bis tief in unser Jahrhundert hinein erhalten geblieben und konnte trotz der emsigsten Anstrengungen seitens der jeweilig611 Regierungen noch nicht ganz ausgerottet werden. Wir haben dalin einen classischen Zeugen in Vuk Karadzic *), dessen Bericht unverkürzt wiedergegeben zu werden verdient: »In Serbien war eS bis auf unsere Zeit Brauch, Mädchen zu rauben. Junge Burschen gingen sehr gerne auf Mädchenraub (otmica) aus und oft fordert Einer den Andern auf mit den Worten: »Wohlan, Trauter, lasS uns Dir dieses oder jenes Mädchen rauben !« Man zieht auf Mädchen* raub nicht anders als wie in den Krieg aus. Zuweilen lauern die Mädchenräuber (otmičari) dem Mädchen bei der Heerde auf oder wenn sie an den Brunnen um Wasser geht, mitunter überfallen sie aber nächtlicher Weile wie Bäuber (hajduci, der Ausdruck ist nfcut ganz zutreffend, er hätte lupeži oder pustaije sagen sollen)d&s Haus, brechen die Thüren durch, dringen ein, binden des Mädchen8 Vater und Brüder, bemächtigen sich des Mädchens und führen sie fort. Zuweilen entspinnt sich ein Kampf zwischen den Brüdern Ufld Anverwandten des Mädchens einerseits und den Entführern änderet' seits, und es fliesst bei dieser Gelegenheit genug Blut. So z. kamen im Jahre 1805 im Dorfe Klupci im Kreise von Jadar des Mädchens Bruder und einer von den Entführern ums Leben. TrOw dem gelang die Entführung nicht. Deshalb getraueu sicü die Eüt' Innrer nicht leicht ein Haus anzugreifen, wo das Mädchen ein6 grosse Anverwandtschaft hat und besonders, wenn das Dorf sammenhält; denn sobald das Gewehrfeuer und der Lärm anhebt) ergreift jeder Dorfbewohner seine Flinte und eilt zur Hilfe herbei-Dem ganzen Dorfe gereicht es nämlich zur Schande, wenn aus dem Dorfe ein Mädchen geraubt wird. Für die Angreifer ist die Schani aber noch grösser, wenn sie unverrichteter Dinge (jalovi) den Rückzug antreten müssen. Gelingt es den Entführern, sich des Mädchens zu bemächtigen, so lässt man sie um keinen Preis meh1' aus, und müssten Alle das Leben dabei verlieren. Leistet ihnen das Mädchen Widerstand und mag sie ihnen nicht folgen, so schleifen sie sie bei den Haaren und schlagen mit dem Stocke auf dieselbe ein, wie auf einen Ochsen, den man im Krautfelde antrifft. Die Entführer getrauen sich nicht, das Mädchen in das Haus des ») Im Wörterbuch unter otmica, S. 47G f. Vergl. von Dems.: Monteneg"0 und die Montenegriner, S. 91—93. Vergl. auch Lipovac in der »Srpska Zora« 1881. Burschen zu führen; denn mitunter folgen ihnen die Dorfbewohner llut den Anverwandten des Mädchens auf der Ferse nach. Darum entführen sie das Mädchen in den Wald und vollziehen dort die auung in einer Hirten- oder Wächterhütte oder auch im Freien. er Priester muss die Trauung vollziehen, ob er mag oder nicht, denn sonst wird er durchgebläut. Wenn die Verfolger ins Dorf °rnuien, eilen ihnen die Angehörigen der Entführer entgegen, ver-sich aufs Bitten und suchen die Angelegenheit auf friedliche Jise beizulegen. Gelingt es ihnen, so Frieden zu schliessen, dann |Sl's gut; wenn sich aber die Anverwandten des Mädchens nicht .^«itigen lassen, sondern vor dem Kadi Klage führen, so müssen ^°h die Entführer sammt dem Mädchen gleichfalls vor Gericht ' eilen. Sobald die Mutter ihre Tochter vor dem Richterstuhl er-1 lc'(t, so fängt sie an mit den Händen sich in die Brust zu ' 11;igen und bricht in ein Gejammer aus: »Ach und Wehe mir! ^lehe meinen Schaven!« Der Kadi beginnt die Verhandlung mit der &ge: »Ist's Gewalt oder freier Wille gewesen?« Antwortet das adchen, dass man Gewalt gebraucht und dass sie mit ihrem Ent-11 er weder heute noch morgen leben mag, und wenn man sie in uiier Stücke zerhiebe, dann steht's schlecht mit den Entführern; 1 Waiu'eni 111 den Kerker und müssen Bussgeld zahlen. Wenn das Mädchen, wie es schon gewöhnlich geschieht, zur Antwort fol .*^on Gewalt ist keine Rede, es war mein freier Wille, ich &e mm (d. h. dem Entführer) zu Wasser und zu Lande« (ja cu n.Um i u g0ru j u vodu, wörtl.: ich folge ihm sowohl ins Ge-. öS als ins Wasser), so erlegen die Entführer dem Kadi irgend ^ beschenk, schliessen mit des Mädchens Anverwandtschaft Frieden, ren das Mädchen heim und begehen das Hochzeitsfest. Zu-n n' wenn die Verfolger den Entführer mit dem Mädchen im 0r e nicht antreffen, zünden sie an demjenigen, für den das Mädchen 1 wurde, ihm und oft auch seinen Anverwandten, Haus und ,und Alles, was brennen kann. Schliesslich kommt es doch in 0111em frieden. Am häufigsten wird das Mädchen geraubt, wenn Weü rn ('em Burschen die Hand der Tochter ausschlagen; zu-die W Wlr^ man Sar nicht, wenn man im Vorhinein weiss, dass tin I ei ^un8 erfolglos sein wird, sondern geht ganz einfach hin den niU,t ÜaS Mädcüeü> oft ein Mädchen, das der Bursche, für *e geraubt wird, in seinem Leben noch nie gesehen hat. Auf °henraub verlegen sich zumeist solche Burschen, die keine ern mehr haben, oder wenn ja, ihnen keinen Gehorsam leisten, sondern auf eigene Faust herumstrolchen. Auch wird man selten für einen anständigen Burschen aus ehrenwerther Sippe ein Mädchen rauben, noch wird ein solcher Bursche auf Mädchenraub ausgehen wollen. Der schwarze Georg hat den Mädchenrauh untersagt; 61 gab nämlich einen Erlass heraus, dass er jeden Burschen, für den man ein Mädchen raubt, tödten, den Priester, der die Trauung vornimmt, scheeren (d.h. seiner Priesterwürde vorlustig erklären), den kum, djever, stari svat durchpeitschen und jedem der Entführer j6 50 Stockstreiche aufzählen lassen werde. Nachdem die Türken in1 Jahre 1813 wieder die Herren von Serbien geworden, kam der Mädchenraub wieder in Brauch. Als aber Miloš Obrenovic späterbin Einige nach Kara-Gjorgje's Erlass abgeurtheilt, so schaffte er dadurch wenigstens in seinem Herrschbezirke diesen Brauch ab, während unter türkischer Botmässigkeit leider noch jetzt der Mädchenraub gang und gebe ist.« Ganz ausgerottet ist der Brauch übrigens auch in Serbien bis auf den heutigen Tag nicht. Während z. B. in der Gegend von Rudnik der Mädchenraub gar nicht ungewöhnlich ist, wie Cvje-tovi6 ausdrücklich hervorhebt, ist der Brauch gegenwärtig in dsf Drinagegend erloschen. Dass er vor gar nicht langer Zeit aiißk dort bestanden, ist ganz gewiss. Hat doch noch der Vater unseres Gewährsmannes auf diese Weise seine Braut heimgeführt, freilich geschah dies noch vor der Zeit, ehe die Drina nahija Seibien angefallen war. In der Gegend von Gurgusevac ist der Mädchenraub (nach Jovanovic's Zeugniss) vollends an der Tagesordnung. Es komm^ oft vor, dass ein Mädchen von zwei Burschen Verlobungsgescheiik0 annimmt und zu einem dieser Burschen ins Haus entflieht. "Einig6 Tage später kommt aber Nachts der Andere zu ihr und droht ifcf* sie zu tödten, falls sie nicht die Seine werden mag. So lässt sie sich einschüchtern, ergreift mit diesem die Flucht und gibt den Ersteren auf. In Folge dessen gibt es Klagen und Streitigkeiten, bis die Behörden endlich Frieden stiften. Am häufigsten tritt der Fall ein, dass ein Mädchen auf eigene Faust vom Burschen im Sommer ein Verlobungspfand annimmt und im Winter aus dein Elternhause zu dem Burschen flüchtet, wenn die Eltern, aus welch immer für einem Grunde, ihre Einwilligung zu der Verbindung versagen. Sie bleibt im Hause des Burschen so lange, bis sich die Eltern umstimmen lassen und Frieden schliessen. Dann wird regelrecht geworben und Hochzeit gefeiert. Für Dalmatien, die Hereegovina und die Crnagora liegen uns ^e Berichte von Ljubic, Vröevic, Vukalovic und Sredanovi6 Vor, die übereinstimmend aussagen, dass gewaltthätiger Mädchen-r&Ub vor fünfzig Jahren ungemein häufig war, während aus der Neuzeit nur solche Fälle bekannt sind, wo sich das Mädchen entehren liess. Die besonderen Ausdrücke dafür sind djevojka se P^stila ugrabiti (das Mädchen liess sich rauben) und odveli eu dJevojku (man hat das Mädchen fortgeführt). Die Geschichte, die uns Ljubic1) verbürgt, trug sich in den lerzigerjahren zu. So viel aus dem Gange der Erzählung hervorgeht, war der Raub eine von beiden Parteien abgekartete Sache, um den Priester um seine Gebühren zu bringen. Also blos Er-Ij^iingsrflcksichten, Zum Beweis erwartete das Mädchen vor ihrem üause »singend und jubelnd« die Entführer. Auch dachte Niemand ari eine Verfolgung. Der Priester aber errieth »mit ungewöhnlichem eharfsinne«, dass hier keine Zeit zu verlieren sei, und verständigte lasch im Geheimen die Behörde von dem »Raube«. Die Hochzeits-eute befanden sich in der heitersten Stimmung — es war dies am 0l'gen nach dem Raube — als da plötzlich die kaiserlichen Sol-aten erschienen und eine allgemeine Verhaftung vornahmen, gefesselt wurden die Leute in die Stadt escortirt und dort in den erker geworfen.« Pathetisch ruft unser Gewährsmann aus: »Wie «©le Familien blieben da nicht ohne Oberhäupter! Welche Thränen da nicht geflossen! Welche Trauer überkam nicht diese ädchenrauher, die nun Jahre lang im Kerker schmachten mussten!« erkwiirdig ist das Eine, dass die eigentlich Beschädigten, die tern des Mädchens, keine Klage führten, sondern nur der Priester, ■JUbic* zieht daraus die heilsame Lehre, wie gut es sei, wenn ein euer Hirte einer Gemeinde vorstehe. Die eigentliche Moral ist a°ch eine andere. Von ganz unschätzbarem Werthe sind dagegen drei classische St "C^e' VOü we-'c^lön W11 zwe* ^u'c Vröevic2) und eines • M. Ljubisa verdanken.3) Wir sind leider nur selten so glück-> so ausführlichen und zuverlässigen Bericht geben zu können, Den ^ Narodni obiSaji kod Vlahah u Dalmacii. U Zadru 1846, S. 26—29. grösseren Theil seines Aufsatzes has Ljubic aus Vuk entnommen. 2) Niz srpskili pripovijedaka. Pancevo 1881, S. 11—20. big 3 3) pripovijesti Stjepana Mitrova LjubiSe. PanSevo 1882, S. 379 »ft— nt" ^er&l- meine Besprechung beider Werke in der >Slavischen Rundschau* V0m 30. Dec. 1882. Sitte u. Gewohnheitsrecht d. Südsl. 1' wie gerade diesmal. Der erstere Fall kam vor die zwölf Friedens-richter und wurde von diesen zur Befriedigung der streitenden Parteien ausgetragen. Vrcevic war freilich nicht Augen- und Ohren* zeuge gerade hei diesen Gelegenheiten, denn die Geschichten trug1'11 sich am Anfange dieses Jahrhunderts zu. Nichtsdestoweniger dürfe*1 wir keinen Anstand nehmen, die Verhandlungen nach Vrcevi6 wiederzugeben, weil Vrcevic, der bei ähnlichen zweihundertuudeinundachtzi» Processen zugegen gewesen und zudem ein bisher noch unübertroffener Kenner des hercegovinisch-dalmatinischen Volkslebens war, nur dem Volke aus der Seele und aus dem Herzen spricht, wenn er der einen uud der anderen Person diese und nur diese oder jene Worte in den Mund legt. Wir führen den grösseren Theil der zwei Verhandlungen auch schon deshalb wörtlich an, weil die Wortführer in Kürze die wichtigsten Kechtsanschauungen des ganzen Volkes bezüglich der väterlichen und mütterlichen Autorität vor den Richtern vortragen. Im ersteren Falle geschah der Raub, oder richtiger die Entführung, im Einverständnisse sowohl der Mutter als der Tochter. Der Knez (Dorfschulze) erzählt dem Priester den Sachverhalt und fordert ihn auf, die zwölf Friedensrichter zu versammeln: »Es war gestern um den ersten Hahnenruf, wir Bassen ruhig um das Feuer herum und lauschten dem Gesänge unseres Nachbars Mitar, als plötzlich in rascher Aufeinanderfolge zwei Schüsse fielen. Als wir dies, mein Priester, hörten, sprangen wir Alle, die wir ein Gewehr tragen, auf und Einer fragte den Andern: »Was ist los?« Keiner weiss Auskunft zu geben, als plötzlich Micun Gorcinov ausriefe »Auf, wer ein Ritter ist! Raubt mir Öetko Lazarev (Lazar's Sohn) mein Mädchen!« Wir nun Alle der Spur nach. Zum Glück schien ein wenig der Mond, wir holen Cetko und seinen Bruder ein. I11 Sprüngen setzten sie übers Gebirg und rannten in vollem Laufe durchs Thal. Als wir sie gewahrten, beschleunigten wir unserfl Schritte, erreichten die Burschen und entrissen ihuen das unglückliche Mädchen, während die Beiden spurlos irgendwohin ins Gebirg6 flüchteten. Wir führten das Mädchen ihrem Vater zurück. Gewiss wird ihretwegen noch Blut fliessen, denn, wie ich höre, wurde sie dieses Frühjahr von ihrem Vater dem Markisa für seinen Sohn zugesagt, während die Mutter, sagt man, noch als sie in der Hoffnung war, sie der Mutter fJetko's versprochen haben soll. Beide Stämme sind mächtig, und da habe ich Dich heute rufen lassen, damit Du noch heute das Dorf einberufst, uud wir für diese schwere Arbeit ein Heilmittel ausfindig machen, denn die Geschichte lst sehr heiklich. Es handelt sich um unsere Ehre.« Die zwölf Schiedsrichter wurden versammelt, die Parteien V0l*geladen und der Knez beginnt die Verhandlung mit der Frage aü Mtäun, den Vater des Mädchens: »Was für ein Werk treibt m'dYl da um Deine Tochter herum, Micun? Was lässt mau uns in lloserem Elend ') nicht in Frieden, dass wir wenigstens bei Nachtat Ruhe finden?« M iru n : Hier seid Ihr Alle versammelt, Männer von Verstand J-lud Geist. Ehe ich zu erzählen beginne, frage ich Euch : lag es süer in der Hand des Vaters, nach eigenem Ermessen seinen °nn zu verheiraten und die Tochter auszugeben, wohin es ihm J"li(ibt, oder nicht? Alle Richter: He, he! Dieses Recht können Dir nicht eiunial alle sieben Königreiche'2) streitig machen. Micun: Wenn dem so ist, wisst Prüder, ich habe voriges aür meine Tochter dem Markisa Stojanov für seinen Sohn zugesagt. Wahr ist's, dass ich von ihm keinerlei Verlobungspfand atlgenommen und so wenig von seinem als er von meinem Raki ^trunken. Nun aber »das Wort aus dem Munde, der Stein aus ei Hand entflohen«, die kehren nicht mehr zurück, ohne dass es te Köpfe gibt. Männer bindet man, meine Prüder, bei der noe, Ochsen und Widder bei den Hörnern. Es sind zwei, drei onate her, dass Öetko Lazarev um mein Weib dort im Geheimen rumwirbt und, wie es mir scheint, Hess sie sich herbei, ihm unser .Mädchen zu schenken. Bis auf den heutigen Tag haben wir ^ei die Zukunft unserer Tochter keine Silbe gewechselt gehnbt, auf einmal treibt sie den Öetko an, dass er mir das Kind gestern j-'achts raubt und mir vor den Menschen die Ehre schädigt, was ,ls ler noch Niemand sich unterfangen hat. sie Knez: Lasst uns auch Micun's Weib rufen, damit wir e tragen, was sie von der Sache weiss. Das Weib tritt vor und es fragt sie der rr 'est er: Sprich, Sanda! Weisst Du, wieso und warum Köstern Nachts Öetko Lazarev mit seinem Bruder gekommen und ) Der Knez spielt an auf die drückende türkische Herrschaft. W H ^aC^ ^er ^lc5nung des hercegovinischen Bauernvolkes gibt es in der £ Wir einen Kaiser (car), d. i. der Sultan, dann einen cesar (wieder Kaiser), scldi ^aisor v°n Oesterreich, der im Range unter dem Sultan steht, und etBQeb gibt es nur noch sieben Königreiche. Dir die Tochter geraubt? Selbstverständlich können sie nicht gekommen sein ohne Dein oder Deiner Tochter Vorwissen; denn als man sie wegführte, schlug weder ein Hund an, noch rief das Mädchen nach ihrem Vater oder Bruder. Mutter San da: Zur bösen Stunde hab' ich sie geboren, Zfl einer schlimmeren gesäugt und auferzogen! Ich scheue mich, Ihi Herren, Euch ins Gesicht zu blicken, geschweige denn mit Eue« zu hadern. Es gibt nun keinen anderen Ausweg; an mir ist's, Zfl sprechen, wenn ich auch nicht mag, doch, um Gotteswillen, vergebt • Eines Morgens ging ich mit der Mutter Öetko's auf den Markt-Wir liebten uns allezeit wie leibliche Schwestern. Traf es sich -" verzeiht — Beide waren wir in der Hoffnung. Sprachen wir Bfl einander: Wenn wir einen Knaben und ein Mädchen gebären, wollen wir sie, wenn die Zeit da ist, trauen; wenn wir Beide Knaben zur Welt bringen, wollen wir sie zu Wahlbrüdern (pobra-timiti), sind's Mädchen, zu Wahlschwestern machen (posestrimiti)« Geschah es, dass ich ein Mädchen, sie einen Knaben gebar: recht ist's, wenn man etwas verspricht, dass man sich nicht verspricht (ono gto se obreee, da se ne porece). Gefiel dem Öetko meine Stana, hörte aber von Jemand, dass sie mein Hausherr einem Anderen zugesagt, der sie nach Weihnachten heimführen werde. Da befürch* tete er, dass man sie ihm raube, und darum wollte er sie gestern Nachts vorwegrauben. Siehe, es war nicht seine Bestimmung, wenngleich es mit des Mädchens Willen und mit meinem Segen geschab. Bin die Mutter, die Maid heiratsfähig. Sagt man: »Wer zuerst zum Mädchen, dessen das Mädchen« (ko pryi djevojci njegov* djevojka); doch nein, man sagt noch: »Nicht der führt sie heim« dem sie zugesagt, sondern dem sie (vom Schicksal) bestimm1 worden« (ne vodi djevojku kom je obreöena, no komu je siidjen«'1)-Ich habe Öetko's Raki getrunken; als sie das Mädchen fortführten, feuerte Jeder aus seinem Gewehr, damit das ganze Dorf es vernehme, dass die Maid die seine sei und dass er sie in Frieden mit ihrem Einverständniss, nicht mit Gewalt entführe-Nun denn, Ihr Herren, wenn ich, als ein Weib mit langem Haar und kurzem Verstand, irgendwie gefehlt, heilt die Wunde, richtet über mich, die Mutter, und . . . Micun (fällt ihr in die Rede und ruft zornig, ganz ausser sich gerathend): Wär's so, Sanda, wie! Zerfallen sollen, gab' es ein starker Gott, Deine Trauungslichter! Seit wann fingen Weiber am die Söhne oder Töchter zu verloben bei Lebzeiten des Mannes und °hne sein Wissen? Na, bisher kam es noch nicht vor, dass man le Opanken auf dem Kopfe und die Mütze auf den Füssen trug! eisst Du denn noch immer nicht, dass die Weiber den Männern gegenüber nichts Anderes als wahrhaftige Sclavinnen sind und dass |J'e Menschen1) aus keinem anderen Grunde heiraten, als um Nach-'°nimensehaft zu bekommen; ^gerade so wie man ein Feld kauft, ^ss es Einem Brod trägt; der Nachkommenschaft wegen, sag' ich, °hoe die der Mensch absterben müsste, wie ein verdorrter Baum 111 Gebirge, damit sein Name nicht verlösche? Muss Dir noch etwas bemerken: wären wir nicht jetzt wo wir sind, alle Zähne ^U1'd' ich Dir in die Kehle schütten und die Nieren in den Gearmen zerrütteln, dass Du nimmermehr nicht einmal einen Hauch nun könntest, geschweige in meiner Gegenwart so schamlos bellen. San da: Gemach, Micun, Micun! Auch Gott wird bei seinem * auien angerufen. Du hast mich von keinem Ausrufer um einige Aschen gekauft, noch mich als eine Flüchtige (bjegunica) oder s eine Aufgedrungene (nametnica) aufgenommen, sondern hast nilßh durch Hochzeitsleute abholen lassen und bist in der Kirche nach göttlicher Satzung mit mir getraut. Weib und Genosse bin lßh Dir; nichts vermag uns bis auf den Spaten und die Schaufel n einander zu trennen. Wir sind es uns schuldig, nach besten 1 alten gegen einander Nachsicht zu üben. Stana ist heute so |?eia als Dein. Gott hat sie uns geschenkt. Wenn ich sie etko gegeben habe, that ich's doch nicht auf schändliche Weise, s°ndern weil ich befürchtete, es könnte Blut fliessen . . . Micun: Ja, hast denn Du mir Stana in der Kiste mit der llsstattung mitgebracht, dass Du so herred'st, sie sei so Dein als mi> heda? Du wagst es ohne mein Wissen und Willen, mir ichtg dir nichts mein Kind zu verloben und auszuheiraten! Der-eichen ist bis nun niemals vorgekommen, sondern immer war in So dicken Geschäften der Vater der Kopf, das Weib aber, wenn aach die Mutter, kam erst nach ihm. Und da willst Du noch, dass ein Wort mitzählt, das meine dagegen mit Füssen getreten W*de, heda? Der Knez: Tretet nun ab. Lasst jetzt Markisa Stevanov Q Lazar, den Vater Öetkov's, vor, damit wir auch diese ausfor-JL^J^ erfahren, was denn die Zwei beabsichtigen. die \ 1 kJudi- Dass nur die Männer wahre Menschen sind, ist nicht blos Schmuck au, z. B. zu Zeiten einer Hungersnoth. Spricht ein Weib im Volksliede : Dolden mi je ua kapi novaca, I gjerdana od skrli-merdžana Ne bojim se ni jada ni glada. *So lange ich auf meiner Kappe Geld habe und ein Halsband aus rothen Perlen besitze, fürchte ich weder Kummer noch Hunger.« rostet im Volksliede ein Schuldner seinen Gläubiger mit den Worten: Znat mi dizat sa žene dj er dana, I ogoljet kape djevojaöke. Na rok ču ti pare donijeti. J °h nuiss wissen, wie ich meinem Weibe das Halsband nehmen und le Mädchenmützen entblössen muss. Am Verfallstage (zur bestimmten Frist) werde ich Dir das Geld bringen.« ') Slavisch sind nur die Ausdrücke oprema (sprem), ruh o Ull(i darovi. Oprema die Ausstattung, als das Vorbereitete, a,111t das Mädchen zur Hochzeit ausgerüstet dastehe, bezieht sich ur auf die Wäsche, auf das r u h o des Mädchens und die Geschenke, _js die darovi, welche das Mädchen unter ihre Hochzeitsgäste am Montage vertheilen muss. Von einer Aussteuer, wie "eine solche J11 deutschen Landen üblich ist, kann bei den Südslaven im Volke kei»e Kede sein. Dass bei den Südslaven, sowie bei den übrigen indogermanischen Völkergruppen vor Zeiten der Mann das Weib, um das er warb, ^ ren Eltern abkaufen musste, unterliegt keinem Zweifel angesichts er wahllosen Belege, durch die uns dieser Brauch bestätigt wird. Bei j>ai vielen Völkern, die sich noch in sehr primitiven Verhältnissen eünden, kauft der Mann sein Weib, wie sonst einen Gegenstand, 11 en Eltern ab. Wir verweisen beispielshalber nur auf das jüngst Hj'schienene Werk von Keinisch: »Die Bogos«. — Bei den Süd- aven ist dieser Brauch im Schwinden begriffen. Ein Sprichwort stellt den Kauf scheinbar wenigstens für die Gegenwart in Abrede: Ako je i udaja nije prodaja. (Aus Slavonien.) Wenn es auch eine Verheiratung ist, so ist's doch kein Verkauf. es ') Vcrgl. Vrceviö im Zbornik von Bogišlč, S. 107—108. Daher kommt i sagt unser Gewährsmann, dass man in der Hercegovina, der Crnagora und den Dörfern der Bocca zu Tausenden durchlöcherte Gold- und öilber-■Hnizen sieht Krauss, Sitte u. Gewohnheitsrecht d. StUlsl. 1H Der wahre Sinn ist folgender: Wenn Jemand ein Frauenzimmer heiratet, so erlangt er keineswegs das Recht, mit seinem Weibe nach Belieben, wie mit einer gekauften Sache, frei schalten und walten zu dürfen. Alt ist diese Rechtsanschauung gewiss nicht-Nur eines steht fest, dass es dem Volke heutigen Tages nicht mehr ganz klar ist, dass bei dem Heiraten ein Kauf und Verkaut stattfindet. In der That kommt dies vor, es wird ja ganz deutlich und unverkennbar in den Volksliedern besungen. Bas KaufgeW wird auf jeden Fall erlegt, selbst wenn die Eltern des Geldes gar nicht bedürfen. Die Königin von Ungarn bietet dem Helden Jak" sie Fodor die Hand ihrer Tochter Ikonija an, nachdem sie voö ihm erfahren, dass er noch unverheiratet ist, worauf er ihr tausend Ducatcn freiwillig als Kaufgeld erlegt. Die Stelle lautet:l) Da dies aber hört die Königsfrauen, Spricht sie leise so zu Jaksic Fodor: »Jaksic Fodor, o Du grauer Falke, Komm' und nimm dann meine Ikonija, Führ' als Frau sie beim nach Deinem Hofe.« Da die Rede Jaksic Fodor höret, Bindet er den Rappen an die Thurmthür, Geht hinan zum schlanken Thurm gerade. Da er hintritt vor die Königsfrauen, Nimmt er unter seinen Arm die Kappe, Neigt sich nieder bis zur schwarzen Erde, Holt hervor gleich tausend Goldducaten, Reicht' sie dar der Frau'n, der Königsfrauen: »Nimm, o Königsfrauen, nimm Du Dieses! Halb ist's Dein und halb ist's Ikonia's. Will indess nach meinem Belgrad eilen, Svaten mir und Hocbzeitsstrauss zu holen.« Mit Jaksic's Eile ist es aber nicht weit her. Drei Jahre verstreichen : Fodor kommt nicht, lässt von sich nichts hören. Darüber wird die Königin böse und trägt im vierten Jahre ihre Tochter dem Helden Ivan Zviezdic an. Zviezdi6 willigt ohne-weiters ein: *) Bei Vuk, IL Nr. 94. Deutsch von Kapper. Neigt sich nieder bis zur schwarzen Erde, Holt hervor gleicdi tausend Goldducaten: »Nimm denn Dieses, nimm's, o Königsfrauen! Halb ist's Dein und halb ist's Ikonia's.« In den südslavischen Volksliedern ist ständig die Wendung, We&n ein grosser Held um ein Mädchen wirbt: Dok izprosi Ijepotu djevojku On potrosi tri tovara blaga. 018 er die Schönheit, das Mädchen, erlangte, verbrauchte er drei oder Ladungen Schätze.« On dariva mater i djevojku. Er beschenkt die Mutter und das Mädchen. Doch nicht blos Mutter und Tochter, sondern auch alle Nächsten Anverwandten der Braut müssen beschenkt werden, so s ja noch heutigen Tages Brauch. Ueber Serbien, als es noch J:ilrstenthu m war, schrieb Vuk: »Eine Aussteuer oder Mitgift ist leht mir nicht Brauch zu geben, vielmehr muss der Mann für das "M'" i . Alchen noch zahlen und ihre Anverwandten beschenken. Am ntange dieses Jahrhunderts hatten in Serbien die Mädchenpreise ue solche Höhe erreicht, dass es einem armen Menschen gar nicht "glich war, eine Ehe einzugehen. Dieser Umstand bewog den nwarzen Georg (Kara Gjorgje), ein Gesetz zu erlassen, dass man r ein Mädchen nicht mehr als einen Ducaten annehmen dürfe. Ieser Preis wird vor der Hochzeit erlegt. In der Crnagora, wo ölau gleichfalls für ein Mädchen zahlt, erlegt man das Kaufgeld *ö Hochzeitstage.1) Kara Gjorgje's Erlass hat im Grossen und *nzen wenig gefruchtet. M. Krstić berichtet für den Rogjevski Uü(l Azbukovački srez in Serbien Folgendes: »Bei der Werbung Zanlt man dem Vater des Mädchens »ins Haus« (u kuću) oder /'Utri Speisetisch« (na siniju), wie der stehende Ausdruck lautet, nach seinem Verlangen, oder falls der Vater des Mädchens ge-| 1 eu ist, dem starešina, der das Mädchen ausheiratet, einen bis ' a> zuweilen auch mehr, Ducaten, während das Mädchen den pleh (jabuku) oder das »Kleingeld« (pare) bekommt.« Bogi sie a°ht zu diesen Worten eine Bemerkung, indem er am Fusse der lt(! trägt: »Wann gibt man mehr? Gibt mau dem Mädchen noch ') Montenegro und die Montenegriner, S. 77 und 83. etwas Besonderes ausser dem, was der Vater erhält?« Freilich. In den Apfel sind einige Geldstücke hineingesteckt, zuweilen gibt man blos Geld ohne Apfel, man nennt aber dieses Handgeld nichtsdestoweniger den »Apfel«. In der Umgegend von Šabac erhält der Vater blos einen Ducaten und einen Silberzwanziger als Kaufgeld, die übrigen Gaben werden als freiwillige Geschenke angesehen. In1 Ljubovijski srez zahlt der Bräutigam dem Vater und den Brüdern des Mädchens; dem Vater auf einen Pelz, dem Bruder auf ein P&a* Stiefel, je nachdem man sich bei der Werbung über den Preis geeinigt. Dies ist aber, bemerkt unser Gewährsmann Cvjetovi^ durch das Gesetz verboten. Ebenso wird bei der Werbung auch bedungen, wie viel das Mädchen auf den Apfel Geld zu bekomm''11 hat. Statt eines Apfels nimmt man zuweilen auch eine Quitte oder eine Birne. Wenn das Mädchen vor der Werbung vom Burschen Geld erhält, so ist dies blos ein Verlobungspfand, das nicht mi* eingerechnet wird. Im Gurgusovaoki srez beträgt das Kaufgeld) abgesehen der übrigen nicht freiwilligen, sondern ausbedungenen Geschenke, vier bis sechs Ducaten. Dies Alles hängt eben von den Vermögensumständen des Werbers ab. Das Erlegen eines Kaufgeldes hat sich nur mehr bei den Alt' katholiken im Allgemeinen erhalten, ebenso bei den Bulgaren. 1° der Hercegovina und der Katunska nabija in der Crnagora zahlt man, nach Vukalović's Zeugniss, nur bei der ersten, der sogenannten kleinen Werbung, einen Ducaten nebst einem, selbstverständlich mit Geldstücken bespickten Apfel, dafür zahlt man hei der Hauptwerbung und am Hochzeitstage nichts. In Bosnien ist das Kaufgeld nur mehr bei den Altkatholiken üblich, ebenso zum grossen Theil in Slavonien. In Strošiuci in Syrmien bekommt die Mutter zwei Gulden, man nennt dies »das Mütterliche« (materinstvo), die Brüder bekommen Opanken, die Schwestern des Mädchens je ein Paar Schuhe. Das Geld fällt aber doch der Braut zu, welcher der Bräutigam, falls er begütert ist, noch besonders einen Ducaten oder einen Thaler zum Geschenke machen musö-In der Umgegend von Dobrica im Banat gibt man der Braut als Beitrag zu ihrer Ausstattung beiläufig achtzig bis hundert Gulden» weiter bekommt sie auch nichts. I lic ereifert sich unnützerweise bei Gelegenheit der Beschreibung der slavonischen Hochzeitsgebräuche, wenn er schreibt: »Was jenen Punkt betrifft, dass sich der Slavonier sein Weib kauft, und dass ein Vater, der schöne Töchter besitzt, in ihnen seinen grössten «sichthum hat, ja, dass er eine Tochter auch dreimal verkauft, Wenn ihm nämlich Einer mehr Baki gibt, so ist's nicht der Mühe Werth, darauf eine Antwort zu geben, denn dieser Brauch ist schon Unter türkischer Herrschaft unterdrückt worden.« Das ist unrichtig, erstens haben sich die Türken nachweislich um derlei nie bekümmert und zweitens muss der Werber noch beutigen Tages in der 0xegaer Umgegend, die Ilić hauptsächlich schildert, gegen baares ^eltl sich eine Lebensgefährtin von ihren Angehörigen erkaufen. Meistbietenden gehört die Braut. Ich will hier namentlich eiQen Fall anführ en, die Theilnehmer sind noch alle am Leben: tri Gebirgsdörfchen Seoce, eine Stunde von Požega, verlobte im Jdiie 1867 der Bauer Pančić »im Thale« — dies ist sein näherer "^rne, ^enn jm Dorfe ist die Sippe Pančić durch sieben oder a°ht Häuser vertreten — seine Tochter Eva, ein damals allerliebstes Mädchen, an einen Bauernburschen aus Vrhovee. Er erhielt von diesem achtzehn Gulden als Kaufgeld. Kurze Zeit darauf nahm der alte Pančić von einem Bauernburschen, der in °^'ga bei irgend einer Notabilitüt als Kammerdiener diente, fünfundzwanzig Gulden an und gab ihm die Tochter. Die Hochzeit tlll(l bald darauf statt. Nun forderte der erste Bräutigam sein Geld /jllrück; der alte Paučić verweigerte unter einem nichtigen Vorhände die Rückgabe, eigentlich besass er das Geld nicht mehr. Es vam zu einer Klage. Pančić wurde zur Zahlung verurtheilt, aber ÜUr verurtheilt, denn bezahlt hat er nie etwas. Auch Caplović bestätigt den Brauch des Kaufgeldes und als Minimum Folgendes an: Dem Mädchen zwölf Gulden, dem ater zehn, der Mutter zwei, jedem von den Brüdern sechs und eu übrigen Anverwandten zu sieben Gulden. . Bei den Kroaten in Kroatien, Istrien und Dalmatien wird eiri Kaufgeld für die Braut erlegt. Für Lovreć in Dalmatien wird |lDs die symbolische Erinnerung an diesen Brauch von Milinović jezeugt. Am Vortage vor der Trauung kommt der Brautführer ins &U8 der Braut, um ihre Kiste mit der Ausstattung ins Haus des rautigams zu überführen. Ein Kind sitzt auf der Kiste und läset um keinen Preis eher forttragen, als bis man ihm ein Geld- U('k schenkt. Der Brautführer muss, nebenbei erwähnt, die Kiste s vors Haus allein hinausschieben. Die Braut küsst die Kiste und einPfifihlt sie der Obhut eines Weibes, «las mitgeht. ') TT l ^ Weitere Belege für andere Gebiete des slavischen Südens gibt es in tebcrfluss. Bezüglich der Bulgaren theilte Odzakov im Jahre I86t> Bogisic mit, dass der Bräutigam auch Geldgeschenke gib*' Mancher sichere aber dem Mädchen ein ganzes oder halbes Haus zu. Wenn das Versprechen selbst nur in Gegenwart von zwei Zeugen geschehen, kann es nicht mehr rückgängig gemacht werden-Die Geschenke, welche man der Braut vor der Trauung gibt, nenff» man »Entgelt für die Jungfrauenschaft« (p 1 acanj e mominstv&> türk. nikiah = pretium virginitatis). Wenn dagegen eine Wit^e einen ledigen Burschen heiratet, so zahlt nicht er ihr, sondern sie ihm eine Entschädigung für das j in ger st v o (pretium virginitatis)-Derselbe sagt im Zbornik, dass der Bräutigam, je nach der Bedeutung der einen oder anderen Sippe, dem Vater des Mädchens ein Kaufgeld von zweihundert bis tausend Groschen zu erlegen hat. Dieses Geld nennt man obusca (Gewand), weil es eben zur Bestreitung des Gewandes der Braut verwendet werden soll. Die Mutter empfängt gleichfalls einige Ducaten, während die Geschwister der Braut Bekleidungsstücke erhalten. Aus Odzakov's Bemerkung' »von dem Gelde, das der zukünftige Schwiegervater bekommt, kauf« dieser auch den übrigen Anverwandten der Tochter Gewandung,* ersieht man, dass der Vater freie Hand über das Kaufgeld hat und nicht verpflichtet ist, dasselbe nur auf seine Tochter auszugeben. Odzakov's Angabe über den Kaufpreis wird durch ein Volks" lied bestätigt: Wand sich eine Rebenranke Um die Zinnen der Burg Legen. Dies war keine Rebenranke, Sondern war ein schmuckes Mägdlein, Das sich um den Bruder rankte. »Kauf mich los, o lieber Bruder! Nicht zu hoch bin ich im Preise, Zwei-, dreihundert Groschenstücke.«1) Womöglich noch bestimmter drückt sich Z ah a rij e v über das Katifgeld in Tatar Pazarzdik aus. Der Bursche klopft selbst bei den Eltern au. Geben diese ihre Zustimmung, so überreicht der Bursche dem Mädchen vor Allem einen Beutel mit Silbergeld (kitka s penjazi). Nun wird der Tag bestimmt, an welchem die Abmachung vorgenommen werden soll. An diesem Tage erscheint *) Big. n. p. Milad, S. 460, Nr. 512. der Bursche in Begleitung seiner Eltern oder nächsten Anverwandten j01 Hause des Mädchens und bringt ein gebratenes Schwein oder •ftrnm oder eine Gaus, dann Brod, Wein und Raki, kurzum, eine Sanze Mahlzeit mit, und setzt mit den Eltern fest, wie viel einen und wie viel er jedem der Verwandten zu zahlen habe. Dieser Aufpreis, der zwischen hundert bis fünfhundert Groschen schwankt, st ausschliessliches Eigenthum der Eltern der Braut. In Kukus ist nur mehr symbolisch der Brauch des Kauf-Feldes erhalten. Baargeld, scheint es, bekommt nur die Braut. Die j|ste Werbung heisst zelena kitka (der grüne Beutel), weil die utut einen grünen Beutel empfängt, in dem sich ein Goldducaten Jerindet. Der Bräutigam, oder richtiger gesagt, der Werber, bringt lüs Haus des Mädchens ein Eass voll Obst. Obenauf liegen fünf bUine Beutel; der grösste davon, in dem der Ducaten steckt, fällt üei" Mädchen zu. ') Ist es einerseits Brauch, für die Braut zu zahlen, so fordert ^ari auch, dass die Braut auch eine Ausstattung mitbringe. Ein Sprichwort lautet: Ne gleda se kolika je kokos nego koliko jaje nosi. n sieht nicht auf die Grösse der Henne, sondern darauf, wie gross das Ei ist, das sie legt. Denn: Gole kosti ni pas ne ce. Nackte Knochen mag nicht einmal ein Hund. Schon anstandshalber sind die Eltern dazu angehalten, ihrer 0ehter eine Ausstattung mitzugeben, denn: Prcija je roditeljski obraz. Die Ausstattung ist der Eltern Gesicht, d' ü- darin offenbart sich ihr Charakter, ihre Ehrenhaftigkeit. Eine * «sstattung ist auf jeden Fall nothwendig; denn: ^ Ako iz roda ne donese, u dorn ne nadje. enu sie (die Braut) keine (Ausstattung) aus dem Elternhause mitbringt, im Hause (des Mannes) findet sie keine vor. Wer eine Tochter auszuheiraten hat, ist immer übel daran, le es im Sprichworte heisst: ') Miladin, Big. n. p., S. 017. Kad ti hćeri dodje sreća, oca joj ne čeka. Wenn deiner Tochter das Glück kommt, so erwartet keines (dich) ihre'1 Vater. Hat ein Vater mir eine Tochter auszuheiraten, dann geht es noch an, doch wehe dem töchterreichen, aber geldarmen Manne-So entstand das Sprichwort: Jedna kao nijedna, clvie kao jedna a tri misli ti') kako ćeš ih razudati' Eine (Tochter) wie keine, zwei wie eine, sind's ihrer drei, brich dir de» Kopf entzwei, wie du sie ausheiraten wirst! Wohl, wenn Einer nicht blos an Töchtern, sondern auch an Geld keinen Mangel leidet, der braucht sich über das Glück seiner Töchter nicht viel den Kopf zu zerbrechen, nach dem Sprichworte: Ko ima novaca, bira zetove po volji. Wer Geld hat, der sucht sich nach eigenem Geschmack seine Eidame aus- Hat nur einmal der Arme seine Tochter an den Mann gebracht, so kann er ruhiger schlafen. Nun kann sich der Tochtei" mann den Kopf zerbrechen, woher er Atzung und Kleidung für das Weib beschaffen soll. Mancher Eidam weiss sich aus der Klemme nicht zu helfen. Das Nächstliegende ist, dass er ä conto Mitgi^ seinen Schwiegervater anzupumpen sucht. Fragte 'mal so ein Eidam in der Klemme seinen Schwiegervater: »Gedenkst Du mir etwas meinem Weibe als Mitgift, zu geben?« — »Warst Du nicht im Stande, ein Weib zu ernähren, hättest Dich nicht beweiben sollen!* (Pitalica 121. Pitao zet tasta: misliš li mi što davati ženi prćije'' — Kad ne bješe kader ženu hraniti ti se ne bješe ženiti!) Ein kluger und besonnener Mensch wird sich überhaupt nich* viel um die Aussteuer seiner Braut bekümmern. Das Mädchen soll tüchtig und ehrenhaft sein, nur eine Solche wird, nach dem Sprichworte, als verheiratetes Weib auch eine tüchtige Mutter: Poštena djevojka valjana majka. Ein ehrenhaftes Mädchen, eine tüchtige Mutter. x) Danicie, Poslovice Nr. 180. In der Vorlage steht misliti, also ein Infinitiv, der in der Luft schwebt und sich grammatisch nur durch ein Taschenspielerstückchen von Interpretation rechtfertigen Hesse. Ich fasse das ti ds Pronomen auf und trenne es vom Verb. Das Pronomen wird schon durch da» darauffolgende Futurum erfordert, abgesehen davon, dass durch meine klein0 Aenderung der Gedanke um so viel zugespitzter wird, da er so nicht als ei"1' allgemeine Behauptung, sondern als ein Zuspruch in tiner Anrede figurirt- Die Arme ist froh, dass sie ein Mann ernährt, sie ist ihm WUkbar dafür; die Reiche dagegen pocht auf ihr Geld und will Herr *m Hause sein. Zwei Hähne in einem Hofe vertragen sich nicht. Ein Wort gibt das andere, der Streit ist fertig. Darum rath das Sprichwort: Bolje sirotu za ženu uzeti neg se s bogatom čupali, besser, eine Arme zum Weibe nehmen, als sich mit einer Reichen herumraufen, denn, wie ein anderes Sprichwort sagt: Ženin je novac većila u kući svadja. Des Weibes Geld ist im Hause (der Grund) für ewigen Hader. Dem verdankt seine Entstehung das neuslovenische Sprichwort: Zensk,a dota kuću večkrat razmore nego pomore. ') «anfiger zerstört weibliche Mitgift ein Haus, als es einem (Hause) aufhilft. Daher das Sprichwort (aus Istrien): Bolje je prazan dvor neg vrag u njem. 2) esser ein leeres Gehöfte, als es haust der Teufel (in der Gestalt des Weibes) darin. Oder wie die serbische Variante dieses Sprichwortes lautet: Bolje je prazna torba neg vrag u torbi. Besser ein leerer Sack, als ein Teufel im Sack. Die Mitgift ist im Grunde etwas Nebensächliches, die Haupt-sa°he ist, dass das Weib tüchtig sei: Od oca sermija a od boga žena. Vom Vater die Ausstattung, von Gott das Weib. Ein Weib, das nur schön ist und weiter nichts, taugt auch Zu nichts: Ne valja škrinja krasna ako je prazna.3) Es taugt nichts ein herrlicher Schrein, wenn er leer ist. 1) Novice rokodelske 1863, S. 379. 2) Ebd. 1856, S. 388. 8) In der Einleitung, die A. Pukl er seinem Büchlein (siehe Literatur Qe>. tt , n x Y "oclizeitsgebräuche) vorausschickt, führt er auf S. XVIII siebenundzwanzig ^ Sprichwörter an, »die auf Ptecht, Gewohnheit und Gesetz im Allgemeinen (rf2-1-? ^aben.« Mit Ausnahme des ersten Sprichwortes, sind die übrigen Bogišić ^"Jiževnik III, 2. Heft, S. 1-4) entlehnt. Jenes eine Sprichwort lautet: Ženski donos prazni ponos. Es müsste, wenn ihm überhaupt ein Sinn zukommen soll, bedeuten: Die Mitgift der Frau ist ein leerer Stolz, irn sc ^ezwe^e 'he Echtheit dieses Sprichwortes, denn das Wort donos ist Sinne von Mitgift ganz und gar nicht gebräuchlich. Vuk erklärt es im Wer nur darauf losgeht, ein reiches Mädchen zu heiraten, is* kein Manu, ist ein Weib, seine Habsucht rächt sich schliesslich an ihm selbst: Ko se za novce ženi, taj se udaje. Wer um des Geldes willen ein Weib nimmt, der gibt sich wie ein Weib aus, denn: Nijedno zlo ne dolazi bez velike prćije. Kein Uebel kommt ohne grosse Mitgift, und schliesslich heisst es: Uzeo vraga radi blaga, vrag ostao blago propalo. Nahm den Teufel wegen des Schatzes, der Teufel geblieben, def Schatz versunken. Bei der Feststellung des Ehevertrages im Hause des Mädchens wird gewöhnlich genau bestimmt, wie gross die Ausstattung der Braut sein soll und worin sie bestehen muss. In manchen Gegenden weiss man schon im Vorhinein genau, wie viel die Braut mit' bekommen wird, denn die Grösse der Mitgift, d. h. der Ausstattung» ist schon durch den Brauch bestimmt. In grösseren Sippen ist eS z. B. seit Altersher festgesetzt, wie viel man einem Mädchen mitgibt. Daran wird unabänderlich festgehalten, denn sonst gab' es Unzufriedenheit und Klagen, wenn das eine Mädchen vor dem andern irgendwie einer Bevorzugung sich erfreuen würde. In Novi» im kroatischen Küstenlande, wird, nach Potočnjak's Zeugniss, wohl keine Verabredung bezüglich der Ausstattung abgehalten, sondern die Eltern des Mädchens berechnen von selbst, mit wie viel sich der Mann begnügen dürfte. Es kommen aber auch Fälle vor, berichtet unser Gewährsmann, dass sich die Eltern verrechnen, einen Würterhuche so: »Nema donosa ni dohoda, reče se za samoliranicu. Zutrag» quod affertur« (d. h. sie hat weder einen »donos« noch ein Einkommen, sagfc man von einem Weibe, das ganz allein lebt). Es ist klar, dass Vuk's Wiedergab« von donos mit »Zutrag« verfehlt ist, wenn man Redensarten vergleicht, wie; moje polje mi donosi na godinu toliko i toliko žita (mein Feld trägt mir jährlich so und so viel Frucht), oder: moji novci mi donose na godinu toliko i tolik0 (mein Geld trägt mir jährlich so und so viel Zinsen). Donos bedeutet daher »Ertrag, Zinsen«, so viel als »dobit«. "Vernünftigerweise wird wohl Niemand sagen, dass ein Weib Zinsen oder einen Ertrag abwirft, worauf man stolz §ein könnte. Donos im Sinne von »Mitgift« ist, sowie das Sprichwort, I'uklcr S Erfindung1. Den Vogel erkennt man an seinem Gesänge. ^u geringen Ansatz machen, in Fulge dessen die Verlobung aufgelöst wird. In der Regel, wenn überhaupt Unterhandlungen wegen der Aussteuer gepflogen werden, beziehen sich diese nur auf die väsche, die eigentliche Ausstattung im engsten Sinne, und nicht die Mitgift. Es liegt ja im Vortheil der Braut, dass sie eine Mitgift mit ins neue Heim bringt. Wir werden daher der Klarheit u Diebe die Aussteuer von zwei Gesichtspunkten aus betrachten, einmal als Ausstattung, dann als Mitgift. Die Ausstattung. In der Regel ist der Bräutigam verpflichtet, seiner Braut wenigstens einen ganz neuen Anzug zu beschaffen; er muss sie von Kopf bis zu Fuss neu ankleiden, und /jWar gibt das Mädchen selbst genau an, u. z. bei Gelegenheit, wenn die Werber das Haus verlassen, was für ein Kleid sie gerenkt habeu wolle. Die ganze übrige Ausstattung, die Geschenke angerechnet, die sie am Hochzeitstage den Hochzeitsleuten geben n&ü8s, erwirbt sie sich selbst noch als Mädchen. Die nöthige Lein- ^d hat sie bis zur Werbung wohl selbst gewoben, nun muss sie dieselbe bis zur Hochzeit über Hals und Kopf zuschneiden und äähen, damit sie von Seiten der Hochzeitsgäste kein Tadel treffe. _enn die Zeit drängt, unterstützen sie zuweilen auch ihre Freun-^ünen bei der Arbeit, wiewohl es der Brauch erheisclit, dass die J^Ut allein Alles zu Stande bringen soll. In einem bosnischen °Iksliede klagt ein Mädchen ihrer Mutter, sie sei vor übergrosser ■^nstrengung schon sehr stark ermüdet und wünsche, ein Weilchen er Erholung und dem Schlafe gönnen zu dürfen, doch die Mutter eist sie strenge zurecht: Schlaf nur, Tochter, finde keine Ruhe! Weisst denn nicht, dass man dich hat geworben, Dass du Führer neun hast zu versorgen Und die led'ge Schwägerin als zehnte? Nur allein an Hemden brauchst du neune Und ein zehntes Hemd aus reiner Seide. &i'um ruft man auch dem Mädchen im Volksliede zu (sprich-w°niich): Oj djevojko brigo materino ! 0 du Mädchen, (deiner) Mutter Sorge! Jeder Gast, nicht blos die Hochzeitsführer, muss mit irgend 6jV^as am Hochzeitstage beschenkt werden, wie wir späterhin dar-ufjer ausführlicher berichten werden. Ein gewöhnlicher Gast, der keine Würde bei der Hochzeitsfeierlichkeit bekleidet, bekomm*1 gewöhnlich nur ein Tüchel. Dies bezeugt auch ein anmuthiges bosnisches Volkslied: ») Ungefüllt am Berge steht die Tanne, Unter ihr die ungescböpfte Quelle, An dem Quell die ungefreite Mara. Wasser schöpft die ungefreite Mara. Sah die Maid des schönen Ivo Mutter, Sah die Maid und sprach dann zu ihr also: »Lass' das Zaubern, Mariechen, o Mädchen, Lass' das Zaubern, lock' mir meinen Sohn nicht. Meines Ivo's Sippe ist gar zahlreich, Ja, sehr zahlreich, lauter Herren sind es, Und Du hast wohl keine feinen Linnen?« Mariechcn, das Mägdlein, ihr erwiedert: »Habe wohl ein ganzes Hundert Tüchel, Für den stari svat und kum besitz' ich Für die Beiden je ein feines Hemde. Bring' Dir mit ins Haus, o fheure Schwieger, Klaren Sinn im Kopf und weisse Hände. Bring' dem Ivo, meine theure Schwieger, Sehwarze Augen und mein weisses Antlitz. Eine Quitte meiner lieben Schwäg'rin, Hundertblätt'rig, mit vierfacher Blüthe.« Wunder nimmt's des Ivo alte Mutter, Wie zur Quitte mit den hundert Blättern, Mara, sie die arme Maid gekommen. >Wund're Dich mit nichten, Ivo's Mutter. Auf dem Meer als Kaufmann reist mein Bruder. Er gab mir die Quitte hundertblätt'rig, Hundertblätt'rig mit vierfacher Blüthe.« In der Hercegovina, Crnagora und im südlichen DalmatieU besteht die Ausstattung nach VrÖeyic's Angaben (Zb.)in Folgendem: In vier bis acht neuen Hemden aus Hausleinwand, in fünf blS sechs Paar Fusssocken (weiss der Grund und bunt der Einschlag)' in zwei oder drei tiefdunkelbraunen Winterröcken aus Wolle ohne Aermel (gunj, zubun genannt), in einem Vortuch aus Wolle, ]D einem bunten, wollenen Gürtelbande (tkanica) und in einigen Sack" x) Bei Juki 6. Bos. prij. I. S. 85 f. tüchern. In reicheren Häusern erhält das Mädchen auch ein Unterweid mit kurzen Aermeln (anter ija) aus buntem Cambridge, Manche auch aus Seide, üebrigens erhält ein Mädchen, das mit eirter anterija beschenkt wird, keinen gunj noch Vortuch (opreg-UaÖa), sondern nur eine blaue Hose (dimlij e). Ein Kupferbecken für Kuchen, ein kupfernes Waschbecken und fünf bis sechs Kupferteller vervollständigen die Ausstattung. Nur in sehr reichen Häusern Schenkt man der Braut noch eine Halsschnur aus Gold- oder Sübermünzen. In der Umgegend von Zengg muss die Braut haben: «rölf Hemden, zwölf Vortücher, drei zubun, zwei Anzüge, einen bissen, ärmellosen Tuchrock, zwanzig Kopftücher (jaömak oder Jasrnak, oder jemegnice in Bosnien) und zwölf Paar Schuhe.1) tJeber die Ausstattung der Bosnierin erzählt Livadic, dass das Mädchen dem Manne zwei volle Kisten mit Wäsche mitgingen muss. An dieser Zahl, die uns auch für Kroatien beglaubigt wird, hält man unabänderlich fest. Sind die Kisten nicht Vollgepfropft, so spottet man der Braut. Die Mutter sorgt für die "Ausstattung schon zur Zeit, wann die Tochter in der Wiege liegt, "«im aas Mädchen heranwächst, so muss sie Tüchel (cevrme), Handtuch er(peSkire) und Sophadecken verfertigen. Ihre Lehrer in der Arbeit sind ihre Mutter uud die älteren Gespielinnen. Je schöner die Arbeiten ausgeführt sind, in einem desto höheren An-Sehen steht das Mädchen bei allen ihren Bekanntim. Für die Aus-Gattung der bosnischen Türkin muss, nach dem Zeugnisse Monaco v ic's,2) lediglich der Bräutigam Sorge tragen. Sie bekommt v°n ihm eine Hose (dimije), eine ärmellose Weste (jeöerma), eine ^este mit Aermeln (j e 1 e k oder jelik, auch k o p o r a n d genannt), eine feredza(ein Kleid nach Art der Mönchstalare mit einem Anhängsel rückwürts, wie bei einem Nonnenhabit) und schliesslich eine Frauen-maske (peca). Die feredza muss von grüner Farbe sein, zuweilen lst sie aus grüner Seide verfertigt. Kurze Zeit, nachdem der Mann seine Frau heimgeführt hat, oder auch einige Tage vorher, im Falle der Mann in einem entfernteren Orte wohnt, begeben sich die Eltern oder die Familienoberhäupter beider Theile zum Mufti (vor der österreichischen Besitznahme des Landes eine man vor den |, ---- * viiuuiouuuii ucciiu/jUduuitJ um umiuco ging miui i ^adi), stellen ihm die Brautleute vor und vereinbaren in . egenwart, wie viel die Braut im Scbeiduugsfalle von ihrem Manne seiner 1) In der Danica Hrvatska vom Jahre 1845, Nr. 12. 2) Im Vi ena c 1870, Nr. 9. zu bekommen babe, wenn er sie entlässt, oder umgekehrt, wie viel sie ihm zu zahlen habe, wenn der Scheidungsantrag von ihr ausgeben sollte. Können die Parteien keine Vereinbarung untereinander erzielen, so zerschlägt sich daran nicht selten die ganze Heirat, sonst betrachtet mau durch diesen Vertrag die Ehe als rechtsgilti? geschlossen. Die Moslimen kennen keine priesterliche Einsegnung des Brautpaares. Doch davon sprechen wir an einer anderen Stelle-Dass die Sophadecke oder der Teppich zu den wichtigsten Ausstattungsstücken im Allgemeinen nicht blos in Bosnien, sondern auch in Slavonien gehört, geht unter Anderem aus einem jüngst aufgezeichneten slavonischen Volksliede klar hervor: Moja mati ćilim tka Nema streke da dotka. »Nemoj mati ćilim tkati, Ja ću ti se već udati, Ako mi se sreća javi, Imam baš i ćilim stari.« ■') »Meine Mutter webt einen Teppich, sie hat keinen Streifen (Einschlag)-um fertig zu weben. Mutter, hör' auf mit dem Teppiehweben, ich werde auch so schon heiraten, wenn mir das Glück erscheint. Ich habe Ja noch einen alten Teppich.« In den meisten Fällen gibt man dem Mädchen noch da8 notwendigste Bettzeug mit. Die junge Frau in Slavonien mus-noch über eine entsprechende Anzahl von Tisch- und Handtüchern verfügen, denn ihr obliegt es, mit diesen Stücken das erste Jahr hindurch den Bedarf zu befriedigen. Die Mitgift. Hieher rechnen wir Alles, was man dem Mädchen ausser der Wäsche mitgibt. In der Hercegovina, Cruagoi"a und der Bocca empfängt das Mädchen in der Regel nichts aussei" die Ausstattung, die wir zuvor beschrieben haben. So lange die Eltern leben, sucht die ausgeheiratete Tochter, wie Vrčević versichert, nie einen weiteren Antheil an dem Familienvermögen» weil sie sich sonst mit der ganzen Sippe verfeinden würde. Be' kommt sie aber den ihr gesetzlich gebührenden Theil ihres müttei" liehen oder väterlichen Erbtheiles noch bei Lebzeiten der Eltern, so hat sie damit zugleich auf das Recht verzichtet, je wieder i° ihr Stammhaus zurückkehren oder überhaupt auch nur auf Besuch *) J. Kršnjavi. Listovi h Slavonije. Agram 1882, S. 80. kommen zn dürfen. Nach dem Ableben der Eltern bekommt die ^geheiratete Schwester von ihren Brüdern nie auf friedlichem ^ege ihren Antheil an dem Erbe ausgefolgt. Sie muss den Rechtsweg betreten. Einen sehr interessanten Fall fheilt Vrcevic in seinen Friedensrichter-Geschichten mit. *) Wir müssen in Anbetracht der Dichtigkeit der Sache die ganze Geschichte, die sich vor gar nicht lailger Zeit in der Bocca zugetragen, in Einem möglichst ausführlich wiedererzählen, um zugleich durch ein weiteres Beispiel die Art und Weise zu beleuchten, wie das Volk selbst Recht spricht. Ueber die Friedensrichter insbesondere werden wir im zweiten Bande dieses Perkes handeln. Ein Vater, Namens Alexa, hatte drei Töchter ausgeheiratet. Nach seinem Ableben wurde sein Sohn Andrija Hausherr. Es ist Brauch, dass am Weihnachtstage die ausgeheirateten Töchter ins ^temhaus auf Besuch kommen. Nun kam aber Marija, Andrija's Schwester, zu Weihnachten nicht auf Besuch und entschuldigte Kieh auch gar nicht bei ihrem Bruder. Dieser fragte seine Mutter stana, was dies zu bedeuten habe. Darauf die Mutter: »Ich hörte, dass Dich Deine Schwester Marie vors Gericht fordern wird, damit ihr ihren Antheil am väterlichen Vermögen ausfolgst, doch kann ich nicht glauben, dass sie aus eigenem Antriebe d'rauf sinnt, sißh mit ihrer Sippe zu verfeinden, sondern denke, dass sie dazu unser unglückseliger Eidam Nikola antreibt.« Sie fügt noch hinzu Zür Entschuldigung ihres Eidams, dass er nur dadurch so auf Abwege £erathen sei, weil er jahrelang in der Stadt gelebt und der recht-scüaffenen Arbeit sich entwöhnt habe. D'rauf der Sohn: >Geh' doch, ^tter, bei der Seele des Vaters! Red' keinen Unsinn und vergib mir> wie kann eine verheiratete Schwester nach des Vaters Tode von ^rem noch lebenden Bruder einen Theil des väterlichen Erbes Ordern? Da muss Dich Jemand angeführt haben; indessen geh' morgen zu ihr auf Besuch und hör' aus ihrem eigenen Munde, was der Sache ist, damit wir erfahren, was sie gegen die Sippe hat. Sie weiss wohl, dass ich ihr Bruder von einem Vater bin, dass wir Unter einem Herzen geruht. Du hast uns ja nicht als Ausstattung Mitgebracht,2) sondern wir sind die Kinder eines Vaters.« *) Niz srpskih pripovijedaka, S. 299-308; j4 ) Zum Verstiindniss dieser Wendung sei schon im Vorhinein bemerkt, . 8 die Töchter allein einen Erbanspruch auf das Mitgebrachte der Mutter Bitzen. Die Mutter blieb drei Tage, wie es der Brauch erheischt, bei der Tochter. Doch erfuhr sie nichts, ausser dass ihr Eidam etwas Böses im Schilde führe. Acht Tage später kam Nikola's Trauung8"" beistand mit wichtiger Miene zu Andrija und eröffnete ihm, nicht ohne in Verlegenheit zu gerathen, es habe ihn Kum Nikola geschickt, er soll fragen, ob er (Andrija) gewillt sei, auf friedlichem Weg0 noch etwas als Mitgift für die Schwester Marija herauszugeben. ^ Andrija dies vernahm, wurde es ihm ganz wüst um den Sinn, ei mass mit finsterem Blicke den Kum von Kopf bis zu Fuss uni* erwiderte ihm: »Ich wundere mich nicht, mein Gevatter, übel meinen verrückten Schwager, sondern über Dich! Sag' Du mir, seit wann haben die Brüder angefangen, den verheirateten Schwestern ein väterliches Erbe auszufolgen, so lange noch ein Mann im Hau00 lebt ? Sag' Du ihm, wenn er Schand' und Scham verloren hat uö*" Willens ist, neuen Brauch (zakon) im alten Lande einzuführen, s° thu' ich's nicht. Sag' Du ihm, dass sich Männer nicht ausheiraten (udavaju se), sondern sich verheiraten (žene se), und wenn er nick" im Stande ist, ein Weib zu ernähren, warum bat er denn gehe1' ratet? .... Sag' Du ihm schliesslich, dass ich ihm nichts gebe) nicht einmal einen Kieselstein 1« Der Kum blieb beim Essen und entfernte sich wieder unvei'-richteter Dinge. Andrija meinte im Selbstgespräch: »Mein Schwag1'1 ist doch wohl nicht so verrückt geworden, seine Ehre mit Füssen zu treten ohne irgend welchen Nutzen, und etwas zu fordern, noch niemals Jemand seit der Erschaffung der Welt gefordert hat.* Er täuschte sich aber in seiner Erwartung, denn kurze Zeit dar»0* erhielt er vom Gerichtshof in Cattaro eine Zustellung des Inhalt3' er habe sich an dem und dem Tage vor Gericht zu stellen, um bewegliche und unbewegliche Habe seines verstorbenen Vaters Ale** mit dem Schwager Nikola zu theilen. Als man Andrija diese Zustellung vorgelesen, stiess er einen grässlicben Fluch aus. Zufälligerweise fiel auf den nächsten Tag eines der grössteJ1 Kirchenfeste, das Fest der »hehren Kaiserin Sonntag«; dies ist de* erste Sonntag nach dem 20. Juli, dem Tage des heil. Elias. Dieser Sonntag wird in der Bocca besonders gefeiert.x) Jung und x) Dies ist noch ein üeberlebsel aus der vorchristlichen Zeit, wo man Fest der Sommersonnenwende feierte. Der heil. Elias trat an die Stelle ^ Donnerers Perun. Den Heiligen nennt man »gromovnik Ilija« (der Donne'tr Elias). Vergl, darüber meine Besprechung des Livadic'schen Bosančice in ^en Sitzungsberichten der Wiener anthrop. Gesellschaft. Bd. XIII, S. 239 f. ^tlömt t,a in die Kirche zum Gottesdienste. Auch Andrija besuchte * Gottesdienst. Als der Priester die Messe zu Ende gelesen, ^ °b Andrija vor dein Priester und dem versammelten Volke eine age, nicht so sehr gegen seine Schwester als gegen seinen > wager, der ihm einen Theil des väterlichen Erbgutes abfordere. A schloss mit den Worten: »Nun rathet mir, Brüder, was soll ich und wie soll ich's anfangen, um mir da zu helfen?« Alle Anwe-! I1('en sahen einander stumm vor Verblüffung an und warteten, bis Hü Aelterer das Wort ergreife. Ba fing der Priester an: »Ist's so, Nikolaus? Hat Dir das Unheil i) den Sinn verwirrt?!« Nikola: So ist's. Jeder sucht das Seim1 und so will ich an<* das Meine. j ^er Priester: Ja, hat Dir denn der selige Alexa seine °cihter nicht so gegeben, wie man eine Tochter im ganzen Lande |Ul,i der ganzen Welt ausgibt, oder hat er sie Dir ums Geld ver- l . ' °der wie eine Kuh auf den halben Theil ausgegeben? Treib' lne Dummheiten, aufjammern soll Dir Deine Mutter im Grabe! esudle Deine Ehre nicht vor der ganzen Welt, dass von Dir eine Uartige Schmach ihren Anfang nimmt, dass Deinen Namen wie Cu Vuk Branković's a) das ganze Volk im Munde führen soll. Nikola: Sachte, Priester, bei dieser Kirche! Lass' mit Dir ^künftig reden. Du weisst, dass meine Hausfrau (domaćica) Marija eRechtmässige Tochter des seligen Alexa ist, ebenso als Andrija sein 11 lst, dass Beide von einer Mutter unter demselben Herzen getragen Ulld von einer Brust genährt worden sind. Wisse, dass das bürgerte Gesetzbuch die Bestimmung enthält, dass das väterliche oder Mütterliche Erbe zu gleichen Theilen unter die Söhne und Töchter ®rtneilt werden muss. Vor Gott und dem Kaiser sind Alle gleich. ^ nn Du mir nicht glaubst, iu Cattaro gibt es genug Advocaten, a£t nur nach, ob es im Gesetzbuche so steht oder nicht. Nun sprangen die zwei anderen Schwestermänner Andrija's lmd Schwäger Nikola's auf und baten den Priester: »Nun denn, jj. l) Im Texte: Zlo te smelo. Wörtlich: »Das Uebel hat Dich verwirrt.« f» auc^ e*n allgemein üblicher Fluch. Wir entschieden uns für die Auf- ^v•.S^UUf', Av'r °ben geben, weil doch der Priester in der Kirche nicht flachen die P ^anze Unterschied liegt selbstverständlich in der Betonung, ob man e Redewendung als Fluch aufzufassen hat oder nicht. . 2) Den Verräther der serbischen Sache bei der Schlacht am sogenannten Anis<>lfelde. taues, Sitte u. Gewohnheitsrecht d. Sttdal lfl Priester, bei dem himmlischen Priester! Sei ein wenig ruhig um1 vergiss Deine Rede nicht.« Der ältere Schwager: Was für ein Advocat, Du unglücklicher Sohn! Verunehre nicht die Gebeine Deiner verstorbenes Eltern, noch die unseres seligen Schwiegervaters Alexa; unser BIß* soll Dich nicht beflecken, in Aussatz soll sich Dir verwandeln Der Deckel will nimmer schliessen. Die Kiste fasst all' den Richen Schatz der fleissigen Mädchenhände nicht mehr. Er blickt auf das Mädchen, seine Tochter. Mit Wohlgefallen ruht sein Auge auf ihr. Welch' ein Wunderkind ist dieses Mägdlein ! Zart im Leibe, tannenschlanken Wuchses. Ihre Haare lange Seidenquasten, Ihre Augen zwei Demantensteine, Ihre Wimpern Egeln aus dem Meere, Ihre Wangen zwei hochrothe Rosen, Rothes Röslein mitten im Gesichtchen, Dieses Mündchen süsses Zuckerdöschen. Wenn sie spricht, als wenn ein Täubchen girrte. Wenn sie lacht, als wenn sie Perlen sä'te, Wenn sie schaut, als schaut' ein grauer Falke, Wenn sie geht, als ginge eine Pfauin. 0, mein Bruder, welch' ein schmuckes Mägdlein, Weit im Lande gibt's nicht ihres gleichen! ]) Und diesen Schatz wird er bald ausgeben müssen! Scböfl längst haben Werber um ihre Hand bei ihm angehalten, doch jei$* erst ist's an der Zeit, sich vom Goldkind zu trennen. Des Nachbai's Ivo, ein schmucker und tüchtiger Bursche, hat um sie angehalten Weiss die Maid davon? Er, der Vater, hat ihr noch nichts dav011 gesagt. Vielleicht hat sie eher gewusst, dass es so kommen wird* als der Vater selbst? »Wohin, Röschen?« — Gesenkten BlickeS tritt die Maid zum Vater hin, küsst ihm die Hand und spricht-»Väterchen, ich will mich jetzt ergehen, auf dem Berge will iw Blumen sammeln, will aus Blumen einen Kranz mir winden.« UD' stillbare Sehnsucht zieht die Maid hin in die Einsamkeit. Liebes' ahnungen erfüllen ihr Herz. Sie will, sie muss unbelauscht bh1 Herz erleichtern. Doch nein, der Volksdichter hat sie doch belauscht und ihre Klagen, ihr Flehen in Verse gefasst: Wohl erging sich eine Maid, eine junge Walachenmaid, Zierlich schmuckes Mägdlein, Ging allein, die schmucke Maid, und erhob zu Gott ihr Flehen : »Thu' mich nicht, o du mein Gott, durch lebendige Sehnsucht morde»- Mein sichtbarer Gott! s) Srpske narodne pesme skupio po Sremu. B. M., Panöevo 1875, S. 12? * Man verarge mir diese dichterische Einkleidung nicht. Ich erzähle ja nur Ge' scheues. Erlebtes. Man glaubt an das Schöne nicht gern und darum hält niaI1 gleich alles Schöne für Dichtung. Namentlich kreidet man es dem Gelehrt^1 dick an, wofern er sich so weit vergisst, etwas, was er selbst gesehen, nu*z°' theilen. Nach dem Dogma der viri inlustrissimi ist der Gelehrte nur dazu oM fremden Quark zu excerpiren, conrpüiren und commentiren. Das Vermodert^ längst Verschollene, das man nie vollständig begreifen kann, gilt ihnen als o>*' Werthvollste, denn am leichtesten las st Bich über etwas streiten, was man ,u^' sicher weiss. Das Lebendige, Gegenwärtige, das beachten sie gar nicht. ^et derlei beschreibt und zu ergründen sacht, ist ein »Literat«, also ein oberfl;i
) Novice rokod. 1862, S. 69. a) Ebd. 1863, S. 213. Dalier das Sprichwort: Tko lepu ženu uzima, veliko zlo uzima. Wer ein schönes Weib nimmt, nimmt ein grosses Uebel, denn, wie ein anderes Sprichwort sagt: Lepa je žena redko poštena. Ein schönes Weib ist selten ehrenhaft. Ein Wahlbruder fragte 'mal den anderen: »Wie hast Du nur ln so kurzer Zeit eine solche Menge Freunde erworben?« — »Bei Gott, Bruder, heirate auch Du ein junges, schönes Weib, dann Verden wir echte, rechte Brüder sein!« (Pit. 6.) Fragte 'mal ein anderer Wahlbruder seinen Wahlbruder: »Wie verträgst Du Dich Bdt Deinen Freunden?« — »Weisst, mit den meinigen brüderlich, ^och mit den Freunden meines Weibes nach Hundesart.« (Pit, 258.) Deshalb räth das Sprichwort: Ne pitaj je li liepa nego je li valjana. Frag' nicht, ob sie schön, sondern ob sie tüchtig ist. Angezeigter ist's auf jeden Fall, ein — minder schönes Madien zu freien, denn: Liepe kolo vode, ružne kuću teku. ^ie Schönen führen den Beigen an, die Hässlichen erwirtschaften das Haus, Und: Ružna žena najbolja gazdarica. Ein hässliches Weib, die beste Hausfrau. Im Zusammenhange damit steht das bulgarische Sprichwort: Zrni ženo da (ja nosi na roce. Nimm ein Weib, damit sie dich auf den Händen trage. Fragten 'mal Burschen einen alten Mann: »Ist's besser, ein hässliches oder ein schönes Weib zu heiraten?« — »Es ist ungewöhnlich (unpassend, neobično), die Erstere im Hause zu schauen, ^ie Letztere aber kann man nur unter Risico halten.« (Pit. 713.) ^°ch schärfer drückt diesen Gedanken das Sprichwort der süd-Urigarischen Serben aus: ^° ima ružnu ženu, drugom nek se ne ruga jer mu je ruga i kod kuće a ko ima lepu onaj u kolo nek ne ide jer mu je kolo i kod kuće.1) x) Lctopis Matice 1876, S. 143. Wer ein garstiges Weib hat, verspotte niemand Anderen, denn er hat den Spott auch selbst daheim ; wer aber ein schönes Weib hat, der soll nicht zum Reigentanz gehen, denn er hat seinen Tanz auch (selbst) daheim-Es fragte der Neffe seinen Oheim: »Welche ist mehr werth, ein schönes oder ein gutes Weib?« — »Je nachdem, trifft sich aber beides hei Einer, dann ist's gut.« (Pit. 193.) Noch verständige*' antwortete ein Grossvater seinem Enkel auf die Frage: »Welcher soll ich den Vorzug geben, einem mageren oder feisten Weibe P* — »So lang' sie jung ist, ist jede gut, und selbst wenn sie al* geworden, taugt sie noch für die Wirthschäft.« (Pit. 63: Ali je bolja mršava ali pretila žena? — Dok je mlada svaka je dobra a i kad ostara jošt kući valja.) Nicht minder zutreffend antwortete ein alter Mann, als man ihn fragte, ob überall die Männer und Weiber gleich seien. »Weder sind,« sagte er, »Alle, die Hosen tragen, Männer, noch Alle, die Schürzen tragen, Weiber.« (Niti su svi oni što gaće nose ljudi, ni sve žene koje opregljaču nose. Pit. 145.) Ein älteres Volksliedchen aus Dalmatien zählt vier gewaltige Uebel auf, vor welchen Einen der liebe Gott immerdar bewahren möge. Od udate ka se prti, Od djevojke ka se vrti, Od djetića ki no trti, I od službe koja krti, Da ukloni nas Bog do smrti. ') »Vor einer Verheirateten, die sich aufdonnert (nvyöoroXoeY vor einem Mädchen, das scherwenzelt, vor einem Burschen, der tagediebt, und vOt einem Dienst (Amt), der einen aufreibt, bewahr' uns, o Gott, bis zum Tode!« Ist die Scherwenzlerin gefährlich, so ist die Zahme, die Verschlagene noch gefährlicher, denn vor dieser kann ein Bursche gal" nicht genug auf der Hut sein. Man darf sich daher durch ein all/'11 zahmes Benehmen des Mädchens auch nicht verlocken lassen, denn das Mädchen ist, wie es im Volksliede (aus Dalmatien) heisst: Dokle ti je kod majčice Mirnija je od ovčice. A kada se s mužem sdruži Od aršina jezik pruži.J) *) DaniCić, Poslovice. S. 89. ■) Ehend. S. 186. »So lange sie bei der Mutter weilt, ist sie sanfter (ruhiger) als ein Schäfchen, kaum aber ist sie mit dem Manne vereint, so streckt sie eine ellenlange Zunge heraus.« öder wie es iu einer Variante heisst: Dokle kčerca s majkom stoji Pod kosama jezik goji. A kada se s mužem sdruži Od aršina jezik pruži. Man fragte einen jungen Ehemann: »Ist die Zunge Deines Weibes auch so lang, wie die anderer Weiber?« — »Gott soll Euch, Brüder, sie nicht sehen, geschweige denn hören lassen!« (Pit. 481: Ni vidjeti a kamo Ii čuti.) Es fragte der Brautmann Seiue Schwiegermutter: »Ja, was soll denn das heissen: dass Deine Tochter, meine Braut, kein Wörtchen spricht?« — »Bei uns ist es Mädchensitte, dass sie nur schweigen oder lernen, so lange sie 15 i cht an den Mann gekommen.« (Pit. 540.) Es fragte eine Gevatterin die andere: »Wie kommt es, dass Deine Tochter dort keine °Übe mitspricht?« — »Sie wartet, bis sie d'ran kommt. Sie ist Jfc noch nicht einmal verlobt, geschweige denn verheiratet.« (Pit. 1029.) Es fragte ein Mann sein Weib: »Warum bist denn eine solche Kläfferin geworden, seitdem Du geheiratet?« — »Bis ich einen betrogen, bin ich genug stumm gewesen!« (Pit. 157: Zašto pošto Se udade postade tako lajava? — Dokle sam jednoga prevalila dosta sam mučala.) Es fragte ein Bursche seine zukünftige Schwiegermutter: »Kennt meine Braut noch welche Zunge (Sprache) ausser dieser einen, die man bei uns spricht?« — »Diese eine genügt Jhr auch schon. Erfahren wirst es genauer, bis Du sie einmal Dir aügetraut, Du und das ganze Dorf auch.« (Pit. 776.) Fragte der Schwestersohn seinen Ohm: »Weisst Du nicht vielleicht, ob es lrgendwo in der Welt ein Mädchen ohne Zunge gibt, damit ich diese (einzige) Maid heirate?« — »Mein Söhnchen, so lange sie bei der Mutter weilen, so lange sind sie stumm und sprachlos, aber Uaeh der Hochzeit achten sie nicht einmal auf des Vladika (Bischof) Bart.« (Pit. 175.) Es fragte ein Mann sein Weib: »Bei wessen Mutter hast da so bellen gelernt?« — »Bei meiner hab? ich gelernt, bei Deiner ^gelernt.« (Pit. 127: Kod moje sam učila a kod tvoje priučila.) Eine Variante davon lautet: Es fragte ein Mann sein Weib: »Aber Sflg' mir nur, wo hast Du, Hündin, so kläffern und antworten gelernt?« — >Bei Deiner Hündin Mutter und meiner Stute (Mähne) Schwiegermutter.« (Pit. 244: Kod tvoje kucke matere a moje grive svekrve.) Das yiele Reden ist für das Weib ein Lebensbedürfniss. So fragte z.B. eine Schwiegermutter ihre Schnur: »Was hätt'st Du am liebsten auf dieser Welt?« — »Ich wollte, ich könnte mich einmal nach Herzenslust ausbellen!« (Pit. 969: Sto bi uajvolija 0* ovi svijet? — Da mi se izlajat kako ja hocu.) Es sagte einmal ein krankes Weib zu ihrem Manne: »Schau' doch, wie mir heute Früh die Zunge dick belegt ist!« — »Na, wann war sie dir denn rein?« (Pit. 490: Vidji, kako mi je jezik gnjusan! — A kad ti Jö bio öist?) Man fragte einmal einen Zigeuner: »Welche zwei Uebel erträgst Du in Deiner Wirthscbaft (Hause) am schwersten?« »Ein böses (hungriges) Jahr und mein kläffendes Weib.« (Pit. 164.) Wie mit jedem Uebel, so söhnt man sich schliesslich auch mit der Geschwätzigkeit des Weibes aus. Man erträgt, was sich nicht ändern lässt. Man fragte einen verheirateten Mann: »Fürchtest Du Dich vor Deinem Weibe ?« — »Das just nicht, doch lieb ist's ruh" nicht, wenn sie mich anbellt.« Eine Mutter verstieg sich sog** zur Behauptung: Geschwätzigkeit sei von der Tüchtigkeit unzertrennbar. Fragte nämlich ein Braufcmann seine Schwiegermutter1 »Pflegt Deine Tochter zu bellen?« — »Ich hab1 sagen gehört, dass Eine, die nicht bellt, auch nicht tüchtig sein kann.« (Pit. — üula» sam, da koja nije lajava nije ni valjana.) Im Allgemeinen gilt das in /ahlreichen Varianten bekannte Sprichwort: Dok djevojka dur djevojka, Kad nevjesta bas ni s miesta. >So lange sie ein Mädchen ist, als Mädchen da ginge es noch halb und halb an, Doch als junge Frau, da rührt sie sich bass nicht mehr von der Stelle.« Wahr ist wohl auch das Sprichwort: Sto zlo djevojkom po gotovo nevjestom. Was als Mädchen nichts taugt, taugt vollends als (junge) Frau gar nichts. Im Volksliede ruft Einer, der sich nimmer auskeimt, g^'1' verzweifelt aus : Liepa sliepa grda Inda, jedna hud j a od druge. Ob schön, ob blind, ob schiech*), ob toll, Eine schlimmer als die Andere. In den meisten Fällen mag das Sprichwort Recht behalten, wenn es sagt: Znaju prosioci šta iStu al ne znaju šta dobijaju. wissen die Werber, was sie verlangen, doch sie wissen nicht, was sie bekommen. Es sagt ein anderes Sprichwort richtig: Momku je dekat a divojci čekat. 2) Der Bursche muss angreifen (antreiben), das Mädchen aber abwarten. Man suche sich die Braut daheim im Dorfe unter den Mädchen ails, mit welchen man aufgewachsen, die man von Kindesbeinen auf kennt. Man fährt dabei immer wohl, denn Od znana zelja glava ne boli. Von bekanntem Grünzeug hat man kein Kopfweh. Hier kann man auch des Heiratsvermittlers gut entbehren, nach dem Sprichworte: Gdje oči vide kalauz no trebuje. ^o die (eigenen) Augen sehen, da braucht es keinen Zwischenhändler. ^eote, die sich an diese Lehren nicht kehrten, gaben Anlass zur Entstehung des Sprichwortes: Budale se po poruci žene. Thoren beweiben sich durch Zwischenträger (durch Bestellung). Mancher will durchaus nicht aus seinem Dorfe heiraten, sondern sticht sein Glück auswärts. Das ist wohl sehr verdächtig. Das Sprichwort behauptet sogar: Tko se daleko oženit ide ali privari ali privarit iste. ^er sich weit ein Weib suchen geht, ist entweder ein Betrüger, oder trachtet, zu betrügen. Sonderbar ist der Volksglaube, dass es nicht gut sei, die Tochter eines Pfarrers zu ehelichen. Eine annehmbare Erklärung üatür kann ich nicht geben. Ich weiss aber, dass bei den Juden ') In der Wiener Mundart für »abstossend, hässlich« gebräuchlich. a) Bosiljak herceg. II. Jahrg., Nr. 8. Ohne Seitenzahlen 11 ein gleiches Vorurtheil gegen Ehen mit Töchtern von Rabhinen und Schächtern im Schwünge ist. Als Grund gibt der praktische Jude an, solche Mädchen wären von Kindheit au gewöhnt, att« fremde Unkosten sonder Plage zu leben, seien daher nicht wirtschaftlich, im Gegentheile träge, nachlässig und besonders klatschsüchtig. Ferner, auf dem Vermögen der Kabbinen und Schachtel ruhe ein böser Fluch. Thatsache ist, dass es unter den Schächtern und Priestern aller Religionen wenig Mustermenschen gibt. Alb1 bilden ein Complott und eine Race. Ueber den berührten südslavi-scben Volksglauben gibt näheren Aufschluss eine bisher nirgend? publicirte kroatische Sago (aus Varazdin) in der Handschrift meines verehrten Freundes Prof. Valjavec. Die Sage lautet: »Es ist nicht gut, dass man sich mit der Tochter eines Pfarrers (s popovicom) verheirate, denn die popovice sind au« der anderen Welt Stuten, und müssen dort die Seelen überfahren (prevažati duše). Es waren einmal zwei Brüder, die waren sehr arm. In selbiger Pfarre lebte ein Pfarrer (plebanuš1), det hatte eine Tochter, Diese Tochter trug er immer und imme1" einem dieser Brüder zum Weibe an und versprach ihm, er werde immer Geld haben , so viel sein Herz nur begehren kann. Und richtig heiratete der eine Bruder die Tochter des Pfarrers. Haben schön gelebt, ganz sorgenfrei. Auf einmal starb der Mann dieses Weibes, und so wurde das Weib Witwe. Der andere Bruder, der am Leben geblieben, ging alleweil aufs Feld hinaus, die Frucht besehen. Als er einmal an einem Sommertage aufs Feld ging, trat sein seliger Bruder vor ihn bin und sagte zu ihm: »Hab' vor m^' gar keine Furcht. Wenn Du aber heimkommst, wirst Bu bei meinem Weibe Werber linden, doch Du wehr' ihr's nicht, sondern red' ihr noch zu, dass sie wieder heirate. Sie wird Dich fragen, ob sie wieder heiraten soll; Du sag' drauf: »Nur zu. Bin damit einverstanden.« Sie wird Dir die Hälfte ihrer Schätze anbieten, doch Du nimm von ihr nicht das Geringste an. Ich erdulde nun schon ein ganzes Jahr hindurch in der Hölle Qualen, weil ich eine Pfarrerstochter geheiratet und vom Gelde eines Pfaffen gelebt habe. Wenn die aber wieder verheiratet ist, bin ich erlöst.« Darauf gin£ der selige Bruder seines Weges und der Andere heimwärts. Als er nun heimkam, traf er schon die Werber bei ihr an. Sie fragte gleich, ob sie den Menschen nehmen soll, er d'rauf: »Ja, ja, hei- ') Aus dem Mitteil.: plebauus. rate nur!« Sie hat sich gleich verloht und ihm die Hälfte ihrer Reichthümer angetragen. Er aber sagte, er will nichts haben, und wollte wirklich nicht das Geringste annehmen. Sie hat geheiratet llud sein Haus verlassen. Da war auch der selige Bruder von der Köllenpein erlöst. * * * Dass sich ein Bursche selbst eine Braut sucht, ist bei den Serbon und Kroaten die Ausnahme, in der Regel besorgen die Eltern ihrem Sohne ein Weib. Hat der Bursche zufälligerweise sein ^llge auf ein Mädchen geworfen, das auch den Eltern zu Gesichte steht, desto besser, eine Gefühlspolitik wird nicht getrieben. »Die Wahl einer Braut ist einzig und allein unsere Sache,« sagen die Eltern. »Was kümmert es unseren Jungen, wen, aus welchem Hause und welcher Sippe er heiratet? Darauf verstehen wir uns besser, als unser Junge. Wir kennen des Mädchens Mutter, kennen deren Verwandtschaft, kennen ihren Vater, wissen, wer seine Altvorderen gewesen, von alledem weiss aber unser Bürschchen gar nichts, ^enn das Mädchen nur gesund und frisch ist, das Uebrige gibt sich von selbst.« Der Sohn darf von seinen Eltern nur Eines 'ordern, dass sie ihn überhaupt verheiraten. In einem hereegovini-schen Volksliede macht der Sohu seinem Vater bittere Vorwürfe darüber, dass er ihm bisher noch kein Weib verschafft hat, worauf lhm der Vater zornig erwidert: »Sohn, o schweige, schweige und verstumme! Nun sind jetzt schon Jahre drei verstrichen, Dass für Dich nach einer Maid ich fahnde. Fand ich wo für Dich ein passend' Mädchen, Fand ich nicht zugleich für mich auch Freunde, Fand ich aber wo für mich die Freunde, Fand sich nicht für Dich ein passend Mädchen.« Es fragte einmal ein heiratssüchtiger Sohn seinen Vater: *Wann wirst Du mich, Väterchen (babo), denn doch endlich einmal beweiben?« — Darauf der Vater: »Dann, wenn Du einmal wissen wirst, was das für Kostenaufwand verursacht, Weib und Kinder zu ^nähren.« (Pit. 366 : Onda kad mi znat budeš, kolko se hoće troška 2& ženu i djecu hraniti.) Den gleichen Gedanken drückt auch das Sprichwort der südungarischen Serben aus: Najprije kuću gradi i vinograd sadi pa onda ženu traži, zuerst baue ein Haus und pflanze einen Weinberg, dann erst such' (dir) ein Weib. Wider den Willen der Eltern darf ein Sohn auf keinen Fall ein Mädchen freien. Die Kinder bringen ihren Eltern den grössten Gehorsam entgegen und fürchten ihren Fluch auf sich zu laden, wenn sie gegen ihren Willen handeln würden. Hie und da pflegen Eltern mit ihrem Kinde Nachsicht zu haben und lassen ihm fi'eie Wahl, nur sind sie darauf bedacht, dass er ein Mädchen aus gutem Hause sich erwähle. Es geschieht dies auch vorsichtshalber, um späterhin keine Vorwürfe vom Sohne zu bekommen, sollte er mit seinem Weibe nicht zufrieden leben. Kako si prostre onako ce spavati. Wie er sich bettet, so wird er schlafen, sagt man zur Entschuldigung seiner selbst, denn es ist Sache der Eltern, eine Braut zu finden. Bei der Wahl einer Braut sehen die Eltern zumeist auf den Reichthum, den Wohlstand der Familie des Mädchens. Die Auffassung von Reichthum pflegt aber bei den Kindern eine gan& andere als bei den Eltern zu sein. Diese leiten der Verstand und die Berechnung, jene bestimmt in ihrer Entscheidung das Herz, wi0 es im Sprichworte heisst: Nije blago ni srebro ni zlato. Vec je blago, sto je komu drago.') Weder Silber noch das Gold sind Schätze, Schätze sind allein die Herzensschätze. Auf was sieht ein eitles Mädchen, als darauf, dass sie in ein reiches Haus hineinheirate, damit sie ein gutes Leben führen kann-Folgendes hercegovinische Volkslied ") erzählt das traurige Geschick 1) Wörtlich: »Ein Schatz ist weder Silber noch Gold, sondern ein Schallst, was Einem (Jedem) lieb ist « Vorsichtshalber füge ich hier die Wortübersetzung an, damit mir Mucker den Vorwurf nicht machen, ich hätte durch mein0 versiiicirte Uehertragung im Texte das Original entstellt. Ich behaupte dagegen-dass ich oben die alleinig richtige Verdeutschung hiete. Ein liebes Mädchen ist der grösste Schatz dieser Welt, ein wahrer Herzensschatz. Im deutschen Volk^' liede spricht ein solcher Schatzinhaber in seinem Schatze; Mein Herz ist wie ein Ringlein Von eitel goldenem Glast. Du bist die klare Perle Und bist darein gefasst. 2) Slovinac 1882, S. 24. Mitgetheilt von meinem Freunde Vukaso Vilich habe die Oricinalaufzeichnune vor mir. eiöes Mädchens, das sich durch das reiche Auftreten ihres Werbers, eiues armen Schluckers, hatte bethören lassen. Die Schlussverse scheinen nach meinem Dafürhalten ein Sprichwort zu sein. 0 mein Falke, du mein Falke! Sitz nicht auf dem Kirschenbaume; Denn sobald die Kirschen reifen, Fallen sie von selbst zur Erde, So wie junger Frauen Thränen. — Als Marie daheim noch weilte, Hat sie Jeden leicht verspottet. Als Marie erlangt den Hrabar, Da vergoss sie blut'ge Thränen. Zu ihr sprachen die Gespielen: — Dass Dich doch, Marie, der Tausend ! Du lässt Dich ja nirgends blicken, Nicht im Reigen, nicht im Felde, Noch in Deines Vaters Heime ? — Ihnen gab Marie zur Antwort: — Meine theueren Gespielen ! Wann das Bürschlein uns besuchte, War das Bürschlein schmuck zu schauen, Schmuck sein Ross und schmuck sein Anzug. Doch schon nach der ersten Brautnacht, — Als der nächste Morgen graule, Bief man ihn vor sein Gehöfte : »Gib zurück mein Boss, Du Bürschlein!« Rief ein Zweiter vor dem Hause: »0 Du trautes Bräuligämchen, Gib zurück mir meinen Anzug«--- Zog sich aus und stand da nackend — Meine theueren Gespielen! Lasst Euch ja durch nichts bethören! Besser ledig bei der Mutter, Als im Elend hinzuleben, Gattin eines Hungerleiders. Der Gedanke der letzten drei Verse wird im Originale blos durch zwei Verse ausgedrückt: Bolje s majkom neudata Neg Ii žena gladna muza. Das entsprochende Sprichwort dazu lautet: Bolje gladovati uz majku nego uz čojeka. Besser, neben der Mutter als neben dem Manne zu hungern. Manches Mädchen will aber um jeden Preis aus dem Hau-1 fort. Daher das Sprichwort: Udala se moma da je nije doma. Das Mägdlein hat geheiratet, (nur) damit sie nicht mehr daheim weile- Man setzt aber immer noch hinzu (die Folge einer solche11 unbedachten Heirat): Udala se i pokajala se. Hat geheiratet und es (bitter) bereut. Man fragte ein Mädchen: »Wann hast Du Vater und Mutte1 am allerliebsten?« — »Wenn ich mich nach ihnen aus des Gatten Heime sehne und bei ihnen in der Verwandtschaft nicht hinsitze.* (Pit. 282: Kad su ti najmiliji otac i majka? — Kad ih iz muževljeg doma želim a kod njih u rod ne sjedim.) Heiraten ist die Losung für junge und alte Weiber nach den1 Sprichworte: Udala bi se i majka i kći samo da ima gdje i za kim. Heiraten tbät' so die Mutter wie die Tochter, gab' es nur wo and wen> Ein anderes Sprichwort stellt als unumstössliche Wahrh©1 den Satz hin: Udala bi se i baba od dva zuba. Beiraten thät' (gerne) auch ein altes Weib, das nur mehr zwei Zäluie h& Scheinbar widerspricht dem das Volkslied, in dem es heisst- Djevojka se svatovima nada Udovica nada i ne nada, Stara baba zaisto ne nada. »Ein Mädchen hofft auf Hochzeitsleute, eine Witwe hofft und hofft auf'1 nicht, ein altes Mütterchen hofft fürwahr nicht mehr.« Ausnahmsweise kann wohl auch ein altes Weib einen Mann bekommen, und zwar: Kad ne ima djevojke i babu prose. Wann das Mädchen nicht da ist, wirbt man auch um ein altes Weib, oder nach dem Volkslied«: Za nevolju babu vode Kad djevojke ne nabode. *Aus Notb führt man ein alles Weib heim, wenn man das Mädchen nicht antrifft.« Ich übersetze mit Bewusstsein »das Mädchen«, nicht etwa »kein Mädchen«, denn das Sprichwort bezieht sich auf jenen besonderen Fall, wenn Werber aus einem fremden Dorfe kommen, um ein Mädchen anzuwerben, das Mädchen aber vor ihnen Eeissaus IUll]iiit. TJnverrichteter Dinge dürfen die Werber nicht heimkehren, ^'Un die Schande wäre gar zu ungeheuer. Also wird von Haus zu aus hausiren gegangen. Da geschieht es zuweilen, dass man den Werbern eine würdigere Person mädchenhaft aufgeputzt und tief Verschleiert vorführt und gegen annehmbare Anzahlungen als Braut blaset. Die Eltern sind auch selbst darauf bedacht, je eher je lieber die Tochter auszuheirateii. So fragte z. B. ein Weib ihren Mann: * Warum hast unsere Milica, so ein junges Wesen, jenem Witwer zugesagt?« — »Besser, die Leute fragen: »wessen Weib ist das? als: »wessen Tochter ist das?« (Pit. 211: Zašto obeća onako mladu našu Milicu onom udovcu? — Bolje da pitaju »čija je ono žena?« "eg° »čija je ono kćer?«) Ein kluges Mädchen weiss immer Rath, fragte die Mutter ihre Tochter: »Willst Du lieber einen alten aber reichen, oder einen jungen aber armen Mann nehmen?« — *ieh entscheide mich am liebsten für Beide, damit weder ihnen Doch mir ein Unrecht geschehe.« (Pit. 474: Oćeš li uzeti stara Rogata ali mlada siromaha? — Ja najvolija obojicu, da ne bude ki'ivo ni njima ni mene.) Recht eilig hatte es eine andere heiratsfähige Tochter. Wandte Sle sieh an die Mutter mit der Frage: »In was für Angelegenheit Kamen gestern jene Leute her?« »Bei Gott, mein Töchtercheu, Wl1' haben Dich mit des Schulzen Sohn verlobt!« — »Ich frage '"cht, mit wem, sondern auf wann habt Ihr die Hochzeit verabredet?« (Pit. 487: Što oni ljudi dolaziše juče? — Bogme te sinko TJerismo za kneževa sina. — Ne pitam te ja za koga nego kad llgovoriste svadbu?) Ein anderes Mädchen fragt»! man, weshalb Sle sich denn einem alten Manne antrauen liess. »Besser mit einem alten Manne Brei essen, als einem jungen nachweinen.« (Pit. 93: "°ije je sa starijem papat no za mladijem plakat.) Dieser Aus-N'i'ueh ist auch sonst durch das Sprichwort als Gemeingut aller ^üdslaven wohl beglaubigt: Bolje uz starca papat nego uz mlada plakat. Besser, an der Seite eines Alten Brei essen, als neben einem jungen Manne weinen. Einen anderen Grund gab eine Mutter ibrer Tochter an, a^s diese entrüstet fragte: »Waruni habt Ihr mich an einen älteren Mann ausgegeben?« — »Besser lieben die Alten als die Junge11' dann verbergen die Ersteren die Hörner, die Letzteren aber schauen viele.« (Pit. 106.) Ein charakterfestes Mädchen lässt sich aber durch nichts verleiten, einem Alten ihre Hand zu reichen. S° fragte z. B. ein alter Witwer ein Mädchen: »Willst Du mich, Mädchen, heiraten?« — »Ich habe bei meiner Mutter sowohl einen Vater als einen Grossvater, da brauch' ich Dich nicht.« (Pit. 101G-' Ali me djevojko uzet? — Ja imam u majke i oca i djeda, ne trebaš mi ti.) Es ist eine grosse Thorheit, wenn ein alter Mann um ein junges Mädchen wirbt. Das Sprichwort sagt mit Bezug darauf: Kaci hoće Bog budalu a on da staru čoveku mladu ženu. Wenn Gott einen Thoren haben will, so gibt er einem alten Manne eiu junges Weib, denn nach dem Sprichworte: Sgodan za ženidbu starac ko ustrojen jarac. Passt ein alter Mann für die Heirat wie ein castrirter Ziegenbock (dazu taugt). Darum ist Mlada žena u stara muža ob dan žena ob noć udovica. Ein junges Weib bei einem alten Manne Tags Frau, Nachts Witwe. In Folge dessen behauptet das Sprichwort: Mio mladoj ženi star muž ko buva a uvu. Ein junges Weib hat einen, alten Mann (gerade) so lieb wie einen Floh im Ohr. Daher: U starca žena mlada bieda gotova. Ein junges Weib bei einem Alten — vollendeter Jammer, oder wie die slavonische ]) Variante dieses Sprichwortes sagt : U starca mlada žena gotovo zlo. Ein junges Weib bei einem Alten — vollendetes Uebel (Unheil). l) Stojanov, posl. S. 224. TJebrigens ist nicht jeder ältere Mann auch ein alter, abgelebter Mann. Mancher hat sich recht wohl erhalten. So heisst es ]u einem herrlichen Wettgesange der Hirten:1) Erster Hirte: Bumbul poje u dubravi čuo sam ga ja: Da star može bolje ljubit nego mlada dva. Singt im Hain die Nachtigall, ich hörte selbst sie an: Dass ein Alter besser minnen als zwei Burschen kann. Das glaubt der Wettsänger nicht; schlagfertig gibt er ihm zur Antwort: Toliko ti Bog pomogo i današnji dan, Kolik mogu i tri starca kao jedan mlad. G'rad so viel soll Gott Dir helfen und der heutige Tag, Können drei der Alten so viel, als ein Bursch a 11 ei n. Eine Hirtin hört diese Zwei derart streiten und, obwohl noch Jung und unerfahren, gibt auch sie ihre Meinung ab, nein, nicht ihre Meinung, sondern des Vögleins, des Waldsängers, den sie im Gebirge belauscht. Ruft sie nicht den zwei Hirten zu: Pjevala tica pjeviea: — Ma što će starcu djevica? U starca kosti grohoću, Brzo će starac pod ploču. Es sang ein Sänger, ein Vöglein: — Was soll einem Alten ein Mägdlein ? Es klappert dem Alten sein Gebein, Bald muss der Alte ins Grab hinein.'2) Zuweilen behält der erste Hirte doch Recht, aber auch die Hirtin behält Recht. Dann ist das Elend unausweichlich. Die Kinder küssen des Vaters Thorheit, nach dem Sprichworte: U starca oca sirotna djeca. Eines alten Vaters Kinder — Waisenkinder, oder wie man im Volksliede singt (sprichwörtlich): ') Wiederholt von Vrče vi e mitgethcilt, z. B. im Niz, S. 322 f., in den ^arodn. pj. VI. 2) Eine wortgetreue Uebersetzung der zwei letzteren Verse s. oben, S- ^5, Z. 7 und 8. Kratke glavnje gotovi ugarci. Pozna djeca gotove sirote. Kurze; Scheiter — ausgemachtes Feuer. Späte Kinder — ausgemachte1) Waisen. * * * Wie bei jeder wichtigeren Veranlassung, wird auch bei der Wahl einer Braut Familienrath abgehalten. In Gegenden, wo die Hausgemeinschaft noch aufrecht erhalten ist, muss sogar in1 Familienrathe beschlossen werden, ob man einen Burschen überhaupt verheiraten soll. Recht anschaulich, mit dramatischer Lebhaftigkeit, wird eine solche Berathung in einem Märchen geschildert, das sich im ersten Bande meiner südslavischen Sagen und Märchen findet, S. 136 f. Im Zbornik von Bogigic wird von mehreren Berichterstattern aus den verschiedensten Gegenden fast mit denselben Worten, wie in jenem Märchen, die Art und Weise der Berathung beschrieben. Ein Mädchen hat womöglich noch weniger über die Annahme einer Werbung zu entscheiden, als der Bursche. Wenn sie dennoen bei der Werbung gefragt wird, so ist dies nur eine leere Form* sache, an der der südslavische Bauer festhält. Es ist oft höchst komisch, erzählt Vr ce vic, wenn sich Brautleute zum ersten Male bei der Trauung in der Kirche sehen. Man merkt es ihnen gleich auf den ersten Blick an, ob sie an einander Gefallen finden.2) Man billigt indessen nicht immer ein solches Vorgehen dd Eltern, denn die Ehen auf solche Weise zusammengekoppelter Leute pflegen nicht die besten zu sein. Bei den Slovenen und in Bulgarien verlaugt der Sohn sogar, dass er vorerst seine ihm bestimmte Braut näher kennen lerne, denn sonst sagt er: Kojto je iskal, njeka ga vodi. Wer um sie geworben, mag sie auch heimführen, oder: Kojto go izbiral, njeka mu se radva. Wer sie ausgesucht, mag ihrer auch froh werden. J) Es ist ausgemacht, bestimmt, gewiss, dass sie Waisen sind, f)e," slavischen gotov entspricht das deutsche »ausgemacht«, im Sinne von »beendigt' »abgeschlossen« vollständig. Wer mich aber auszumachen bereit ist, weil ic'1 von einem »ausgemachten« Feuer spreche, mache es lieber besser und die Sache ist ausgemacht. Thatsache ist, dass man mundartlich für »das Feuer ist V« loscht zu sagen pflegt: >das Feuer ist ausgemacht«. -) Bei Bogisic im Zbornik, S. 197. In den genannten Gegenden geht, wie bemerkt, der Bursche selbst auf Brautschau. Für die Slovenen bezeugen diesen Brauch die ttür vorliegenden Aufzeichnungen des Prof. Valjavec. Den bulgarischen Brauch bestätigen uns ausser den angeführten Volkssprich-yörtern auch Volkslieder, z. B. folgendes1) in welchem die Mutter lnrem Sohne weise Rathschläge ertheilt, auf was er bei der Braut-schau sein Augenmerk zu richten habe. Eine Variante desselben -Liedes aus Slavonien theilen wir an einer anderen Stelle dieses Bandes mit. Das Lied lautet: Morgen wollen früh wir auf den Weg uns machen, Durchs Gebirg ins Dorf hin zu der Maid gelangen. Doch nun horch', o Söhnlein, was ich dir will sagen: Hut' dich, wenn du eintrittst in der Maid Gehöfte, Viel darauf zu schauen, ob das Haus auch gross ist, Sondern schau, o Sülmlein, ob es rein gefegt ist; Schau nicht d'rauf, ob Kisten sind der Maid zu eigen, Nicht auf Kränz' und Kleider und gestickte Aermel. Nicht mehr werth ist derlei als einige Groschen. Schau du, ob Verstand wohl ist der Maid zu eigen; Denn, mein Söhnchen, derlei ist ein gross' Besit2thum, Ist ein gross' Besitzthum unschätzbaren Werthes. Bei den Hercegovcen, Crnogorcen und z. T. auch in Serbien, wo das Verhältniss der Kinder ihren Eltern gegenüber das der vollständigen Abhängigkeit ist, haben die Eltern freie Hand. Bei der Werbung muss man natürlich bei den Eltern und Brüdern des Mädchens anfragen. Wir führen bei Schilderung der hercegovinischen Werbung ein Lied an, das darauf Bezug nimmt, und wollen hier ü°ch ein bulgarisches mittheilen: Kostadin's Mutter geht aus dem Hause, Geht aus dem Hause, sucht eine Schnur sich. Suchte gar lange, bis sie begegnet Einer, die Blumen pflückte und Sträusschen. — Mägdlein, was soll dies Sträusschen von Blumen? Ist's für den Liebsten oder für Dich nur? — 0, fremde Mutter, hab' keinen Liebsten, Pflücke für mich nur, dass es mir dufte. ') Milad. Big. n. p. Nr. 328, S. 39Ü. Krau ss, Sitte u. Gewohnheitsrecht d. Sudsl. — Wolltest Du, Mägdlein, dass ich Dich nehme, Nehm' für mein Söhnlein, Kostadin mein' ich? Lieblichen Garten nennt er sein eigen, Blumen besitzt er, dass sie ihm duften. — 0, fremde Mutter, frag' nicht bei mir an, Hab' einen Vater, frag' Dich bei ihm an. Hab' eine Mutter, frag' Dich bei ihr an, Geben sie aus mich, folg' ich zur Stelle.') Auf jeden Fall pflegt man sich genau vorerst umzusehen, ehe man um ein Mädchen wirbt, und da zieht man häufig ein bekanntes Mädchen, wenn sie auch nicht das beste ist, einem unbekannte" vor, das Einem angepriesen wird. Daher das Sprichwort: Bolje je znano sa manom nego neznano s hvalom. Besser, Bekanntes mit Fehler, als Unbekanntes mit Anpreisung. Oft werden zwei Menschen für ihr ganzes Leben aneinandei" gekettet, die zu einander wie eine Faust aufs Auge passen. Die Familienoberhäupter hatten die Angelegenheit unter sich ausge' macht, ohne den Hauptpersonen irgend etwas davon früher auch nur angedeutet zu haben, bis zu dem Augenblicke, wo man sie in die Sache einweihen musste, d. h. kurz vor der Verlobung (pred prsten). Trifft es sich, dass eine solche Ehe dennoch glück' lieh wird, so schreiben es die Eheleute ihrem kindlichen Gehorsam zu, der ihnen des lieben Gottes Segen verschafft; ist die Ehe unglücklich, so ist's auch Gottes Wille: »für ihre schweren Vergehen« müssen sie nun dieses Unglück ertragen. Wenn durch die Selbstsucht der Eltern ein Liebespaar getrennt wird, so hören diese ihr Lebelang nicht auf, Klage zu führen-Auch das geringfügigste Ungemach, das ihnen späterhin zustösst, wird dem Umstand zugeschrieben, dass sich Liebe zu Liebe nicht gesellt. Daher die grässlichen Flüche und Verwünschungen herabbeschworen nicht Bios auf das Haupt der unseligen Eltern, sondern auf Jedermanns, der seine Hand dazu geboten, dass die liebeleere Ehe eingegangen werden musste. Auf der Aue irrt ein Mägdlein, Ringt verzweiflungsvoll die Hände, Grause Thränen in den Augen. ') Milad. Big. n. p., Nr. 327, S. 890. Grässlich flucht sie ihrer Mutter: »Mutter, o du alte Hexe, Warum hast du mich dem Manne Meiner Liebe nicht gegeben!« Oder : Tödte, Gott, die alte Mutter, Die mich gab dem Ungeliebten, Tödte, Gott, so Jung' wie Alte, Welche Lieb' von Lieb' entzweiten. All' mein Silber liegt bei Fremdem, All' mein Gold, es liegt bei Fremdem, Ach, mein Gold, das nützt ein Fremder! führend klingt die Bitte des Mädchens in folgendem Liede: Rösslein gras't auf thauig grüner Weide, Gras't ein Weilchen, läng're Weile lauscht es, Was das Mädchen bittend spricht zur Mutter: »Gib mich, Mutter, nicht dem Ungeliebten ; Lieber will ich mit dem Herzensfreunde In den Wald geh'n, mich von Weissdorn nähren, Wasser mir mit einem Blatte schöpfen, Auf den kalten Stein mein Haupt hinlegen, Als in Schlössern mit dem Ungeliebten Zucker essen und auf Seide schlafen!« l) Oder folgendes: Durch den Hof eilt hin das Mägdlein Helene, Händeringend eilt das Mägdlein Helene, Ringt die Hände und beschwört ihr Mütterchen : »0 Erzeugerin, alte Zaubererin! Was verheirat'st Du mich in die Fremde? So in die Fremde, in fremde Lande? Fremde Lande, o elende Bande! Fremde Leute, gemüthlose Leute!«'2) Doch nicht jedes Mädchen begnügt sich, zu klagen; davon SlQgt ein anderes Lied (bei Livadi6, a. a. 0., S. 85 f.): ') Vuk I, 310, Deutsch von Talvy. a) LivadiC. Bosanicice, S. 9, J 21* Auf die reife Frucht ist Schnee gefallen, Gott, o gib, was Jedem mag gefallen, Auch was mir, dem Mägdlein, bat gefallen. Doch, was mir gefällt, das wehrt die Sippe, Die mich gegen meines Herzens Triebe, Einem Manne gibt, den ich nicht liebe, Meiner Treu! ich zieh' zu ihm alleine! Nicht die Thür' will hinter mir ich schliessen, Schmach und Leid verhundertfacht sie treffe! Ein anderes Mädchen (eine Bulgarin) erfährt von einer Freundin die Nachricht, dass sie von ihrer Mutter eben verlobt worden sei, an einen wildfremden Manu, in ein fremdes Dorf, in ein reiche? Haus hinein. Die Freundin meint wohl, die Freundin freudig ^u überraschen, doch Ristana, so heisst diese, bricht in grimmige Flüche aus, sie wird ja von ihrem Liebsten getrennt, Ristana, Mägdlein Ristana! Wüsstest Du, Mägdlein, wüsstest Du, Mütterchen hat Dich schon verlobt in ein gewaltig grosses Dorf. In ein gar reiches Haus hinein, Einem gar jungen Burschen noch. — »Wüst wollt' ich schauen dieses Dorf! Feuer verzehre dieses Haus! Treffe ein Schuss den Burschen gleich!« *) In einem andern, vielfach bekannten Liede schreibt da? Mädchen an den Geliebten und fragt ihn, warum er so lange kein Lebenszeichen von sich gibt. Sie erschöpft sich in mancherlei Vermuthungen und fragt schliesslich voll banger Ahnung, ob e1 nicht gar geheiratet. Der Geliebte schreibt ihr Antwort: .... musste eine Andre freien. Fluch' ihr, Liebste, auch ich will ihr fluchen. Was an Wäsche sie sich hat erworben, Soll in Elend sie nach Dir zerreissen. Was im Leben Wasser sie getrunken, Soll in Thränen sie bei mir vergiessen! !) Milad. big. n. p. S. 403, Nr. 2(32. *) Bosanski prijatelj, III, S. 110. Die Eltern, als die Erfahreneren, können sich selten dazu verstehen, ihrem Kinde gegen ihren Vortheil nachzugeben. Wo man ewalt scheut, da hilft List über die Klippe hinweg. Ein bosnisch-thrkisches Volkslied erzählt, wie klug ein Vater auf seines Sohnes Gottesfurcht baute und durch ein einfaches Mittel das erreichte, vas gütiges Zureden schwerlich hätte bewirken können: In Jedrene '), südlicher als Belgrad, Eine Perl' erwuchs, die Sultanstochter. Um sie warb des Sultans Sehatzbewahrer, Warb für seinen jungen Sohn Mujezin. Nicht gefiel Mujezin dieses Bräutchen. Und da rieth der Vater seinem Sohne: »Geli', wohlan, mein Sohn, auf uns'ren Marktplatz, Sammle dort an dreimal hundert Löhner, Und bewirth' sie bis zum Abenddunkel, Lies Gebete bis zum Morgengrauen. Sieh', ob dann Du liebgewinnst das Goldkind.« Es befolgte seinen Bath Mujezin, Und sogleich gewann er lieb das Goldkind. Selten wagt es bei den Südslaven der Sohn, sich offen gegen seine Eltern aufzulehnen. Heilige Ehrfurcht vor den Eltern wird den Kindern von frühester Jugend durch Beispiel und Sitte einge-liril>ft. Was keine Macht der Erde bewirken könnte, das vermag d'*s Wort der Mutter über ihren Sohn. Sie beschwört ihn bei ihren utterbrüsten, an welchen er gesäugt, und er folgt, mag ihm selbst ^as Herz darüber brechen. Die Heirat aus Zwang ist einer der eliebtesten Vorwürfe im südslavischen Volksliede. Wir greifen ein Solches heraus, das fast in jeder Sammlung durch eine Variante VeUreten ist. Die vorliegende Fassung2) erscheint uns als die Poetisch abgerundetste. Ivo liebte Aennchen, doch die Mutter führte 1 tti mit Gewalt Mara aus Visoko (in Bosnien) zu. Aus der Art ei Heiinführung der Braut ohne vorangehende kirchliche Trauung ^sieht man, dass der Sänger ein slavischer Mahomedaner gewesen. e« erhellt auch aus einigen Wendungen, die den Mahomedaner cQarakterisiren. *) Jedrene, türkisch für Adrianopel. a) Hrvatske narodne pjesme i pripoviedke iz Bosnc skupio N. Tordinac. «kovar 1883, S. 7—12. Der Gewährsmann ist ein Schüler Tordinac's, Namens kola Zrno, der das Lied von seiner alten Mutter gelernt hat, die aus Bistrice 1 d«r Hercegovina nach Slavonien eingewandert ist. Weh1 erfahren Ivo und sein Aennchen. Ivo hat die Schmerzen schon verwunden, Doch sein Aennchen kränkelt fort noch immer. Ivo kommt zum Aennchen unters Fensier, — 0 mein Aennchen, Sehkraft meiner Augen! Würdest Du die Krankheit überstehen, Brächt' ich überseeische Heilungsmittel, Kauft' ich Wohlgerüche um Ducaten? — 0 mein Ivo, Sehkraft meiner Augen, Kauf nicht Wohlgerüche um Ducaten, Bring nicht überseeische Heilungsmittel. Sieh den Ausschlag mir am weissen Halse, Sieh die Striemen unterm Armgelenke. Nein, die Krankheit übersteh' ich nimmer. Also sprachen Beide zu einander. Unterbrach sie Ivo's alte Mutter. — Lass' doch, Ivo, fahren Mädchen Aennchen, Hab' Dir eine schön're Maid gefunden. Schöner, schmucker ist sie wohl als Aennchen. — Wenig kümmert's und bekümmert's Ivo. Hochzeitsleute sammelt Ivo's Mutter; Hochzeitsleute aus allen vier Welten, Führte heim als Braut Marie, das Mädchen. Siehe da, zwei kleine Dienerinnen. — Komm', o Ivo, heb' die Maid vom Pferde. Komm', o Ivo, Deine Mutter sagt es. — Trollt Euch fort, zwei kleine Dienerinnen. Denn mein Schlachtsehwert ist nach Blut begierig Komm' hinab ich, schlag' ich Euch den Kopf ab. Eilten fort die kleinen Dienerinnen, Siehe da, es naht des Ivo Oheim: — Komm', o Ivo, heb die Maid vom Pferde. Komm', o Ivo, Deine Mutter sagt es. — Troll' Dich fort, o Du mein lieber Oheim ; Denn mein Schlachtschwert ist nach Blut begieri Komm' hinab ich, schlag' ich Dir den Kopf ab. Fort enteilte Ivo's lieber Oheim. Siehe da, das Schwesternpaar des Ivo. — Komm', o Ivo, heb die Maid vom Pferde. Komm', o Ivo, Deine Mutter sagt es. — Doch es sprach das junge Bürschlein Ivo: — Troll't Euch fort, Ihr meine lieben Schwestern, Denn mein Schlachtschwert ist nach Blut begierig. Komm' hinab ich, schlag' ich Euch den Kopf ab. Fort enteilten beide Schwestern Ivo's. Siehe da, des Ivo Mutter selber, Zog heraus die blendend weissen Brüste: Komm', o Ivo, dass ich Dir nicht fluche. Komm', o Ivo, heb die Maid vom Pferde. Wenig kümmert's und bekümmert's Ivo. Bitt're Thränen weinte Ivo's Mutter. Fort von da enteilte Ivo's Mutter. Da nun sprach zu ihm das Mädchen Aennchen: — Geh doch, Ivo, heb die Maid vom Pferde. Denn sonst sagt wohl Deine liebe Mutter: »Er kam' gleich, doch wehrt es ihm das Aennchen Und er ging zu seinem stolzen Heime, Und vom Pferde hob er gleich das Mädchen. Als es dunkel wurde, nach dem Nachtmahl, Führte man sie in die Oberstuben. Ivo sitzt auf seinem weichen Polster, Und Marie auf ihrer Heiratskiste. Ivo nahm die sadefli ') sargija, Leise schlägt er an und singt begleitend. Wiederholt nach jedem Satze einzeln : "— »Jetzo spricht mein vielgeliebtes Aennchen »Jetzo hebt Mariechens Schleier Ivo.« »Nein, o Aennchen, so sollst Du mir leben, So sollst Du die Krankheit überstehen.« Wieder schlägt er an und singt begleitend, Und nach jedem Satze singt er wieder: »Jetzo spricht mein vielgeliebtes Aennchen : »Jetzo herzt Mariechens Antlitz Ivo.« Nein, o Aennchen, so sollst Du mir leben, So sollst Du die Krankheit überstehen. — Hurtig springt nun auf vom Sitze Ivo. Bebt Mariechen vom Gesicht den Schleier Und beschwört sie mit furchtbaren Schwüren : *) Mit Perlmutter besetzt; das stete Beiwort der »argija. — Bis zum Tagesanbruch sprich kein Wörtchen. Mag den Brüdern nicht die Lust verleiden, Nicht die Freude am Gewehrgeknatter. Mag den Schwestern nicht die Lust verleiden, Mögen tanzen bis zum Morgengrauen. Sollst mir grüssen meine liebe Mutter. Soll aus Ahornholz mir Bretter zimmern, Eine Tragbahr' aus dem Stamm des Jammers. Sollen mir den Braunen waschen, striegeln, Den mein Aennchen mir hat grossgezogen. — Und er zückt das wohlbeschlag'ne Messer, Stösst sich's tief hinein ins junge Herze. Als ein neuer Tag am Morgen graule, Morgen graute und die Sonn' erschienen, Sprach vergnügt zu Allen Ivo's Mutter: — »Mühsam zwangen wir zum Brautbett Ivo, Wer verlässt das Brautbett gar nicht? — Ivo, Traun! hat der Mariechen liebgewonnen!« — Was durchzuckt den Sinn der Mutter Ivo's! Dass sie plötzlich läuft zur Oberstube? In die Thüre stösst sie mit den Füssen, Es zerbarst in Stücke vier die Thüre. Bis zum Knie versank in Blut die Mutter: — Hündin, Auswurf, Mara aus Visoko! Was verbrachst Du mir an meinem Ivo! — Sei gescheidt, mir nicht beschied'ne Mutter ! Weil Du ihm ein unlieb' Mädchen brachtest. Weil Du ihm sein Aennchen nicht gebracht hast, Sass die ganze Nacht am Polster Ivo, Und ich, Aermste, sass auf meiner Kiste. Spielt die Nacht hindurch auf der öargija. Leise schlägt er an und singt begleitend ; Wiederholt nach jedem Satze einzeln: »Jetzo spricht mein vielgeliebtes Aennchen: Jetzo hebt Mariechens Schleier Ivo. Nein, o Aennchen, so sollst Du mir leben, So sollst Du die Krankheit überstehen. Jetzo spricht mein vielgeliebtes Aennchen: Jetzo herzt Mariechens Antlitz Ivo. Nein, o Aennchen, so sollst Du mir leben. So sollst Da die Krankheit überstehen. Huriig sprang nun Ivo auf vom Sitze, Hob mir ab vom Antlitz meinen Schleier, Und beschwor mich mit furchtbaren Schwüren: Dass ich bis zum Tag kein VVörtchen spreche, Soll den Brüdern nicht die Lust verleiden, Nicht die Freude am Gewehrgeknatter. Soll den Schwestern nicht die Lust verleiden. Mögen tanzen bis zum Morgengrauen. Sollst mir grossen meine liebe Mutter, Soll aus Ahornholz mir Bretter zimmern, Eine Tragbahr' aus dem Stamm des Jammers. Sollen mir den Braunen waschen, striegeln, Den mein Aennchen mir hat grossgezogen.« — Also that sie kund der Mutter Ivo's, Was bei Nacht ihr Ivo hat gesprochen. Und es griff Mariechen in die Tasche, Zog heraus ihr wohlbeschlag'nes Messer: — »Ich bin schuld daran, ich will's auch büssen!« Stiess sich tief ins Herz hinein das Messer. Fort von da enteilte Ivo's Mutter, Sprach zu den geschmückten Hochzeitsleulen, Die nun junge Todtengräber wurden: »Dort liegt todt mein Ivo auf der Warte, Ivo todt — auf seinem Polster liegt er. Todt Marie — auf ihrer Kiste liegt sie!« Zwei Leichname werden aufgebahret, Zwei Leichname trägt man da zusammen. Als sie dem Gehöft des Aennchens nahten, Nimmt von fern' sie wahr das Mädchen Aennchen Und sie ruft zu ihrer theu'ren Mutter: — »Sieh', o Mutter, übergrosses Wunder! Mühsam zwang man Ivo in das Brautbelt, Und nun eilt er früh' schon zu der Schwieger!« Doch es spricht zum Aennchen ihre Mutter: — Sei gescheidt doch, mein geliebtes Aennchen, Dort trägt man ja Ivo auf den Friedhof. — Blickt' die Mutler an ihr Kind, das Aennchen, Weh', das Aennchen hauchte aus die Seele. Fing zu rufen an die Mutter Aennchens: — >Wart' ein Weilchen, Zug der Todtengräber! Ganze Nacht hindurch starb ab mein Aenncben, Nun ist ganz mein Aenncben abgestorben.« Und es hielt der Zug der Todtengräber, Bis die Mutter Aenncben ausgerüstet. Drei Leichname sind's in einer Reihe, Gräber drei man gräbt in einer Reihe, Eines ist das Grab des Mädchens Aennchen, In der Mitte liegt das Bürschlein Ivo. Aus dem Aennchen spross hervor ein Röschen, Aus dem Ivo eine Rebenranke. Rankte sich die Rebe um das Röschen, So wie einst es that um Aennchen Ivo. Aus Marie entspross ein Basilikum, Wie's entsprossen, ist es auch geblieben. Nicht jede Mutter ist wie Ivo's Mutter unerbittlich. In einem Volksliedchen') klagt der Sohn der Mutter sein Liebesweh. Die Mutter flucht dem Mädchen, der Sohn wendet Schlag auf Schlag jeden Fluch zum Segen. Zu guter Letzt spricht die Mutter das erlösende Wort. Dafür wünscht ihr der Sohn alles Glück. — Weh', o Mutter, trag' ich nach dem Mägdlein ! — 0 mein Sohn, nach was für einem Mägdlein ? — Meine Mutter, nach der schönen Jela! — 0 mein Sohn, es trag' sie fort ein Wasser! — Meine Mutter, her in meine Nähe! . — 0 mein Sohn, dass sie doch Wölfe frässen! — Mutler mein, mit meinen weissen Zähnen! — 0 mein Sohn, sie soll sich Dir erhängen! — Meine Mutter, mir am weissen Halse! — 0 mein Sohn, o wollt' sie doch ersticken! — Meine Mutter, nur an Käs' und Fladen! — 0 mein Sohn, sie werd' entführt von Türken! — Mutter mein, von stolzen Hochzeitsgästen! — 0 mein Sohn, sie sei Dir denn beschieden! — Mutter mein, auch Dir sei Glück beschieden ! *) Srpske narodne pesme. vecinom ih u Slavoniji sakupio Gjorgje RaJ k o v i 0. Novi Sad 1869 S. 25, Nr. 35. XVII. Heiratsbedingungen. ^as Lebensalter, in welchem man heiratet. — Die Reihenfolge, nach welcher Verwandte und Geschwister heiraten. — Ehehindernisse. — Zeitraum zwischen Verlobung und Hochzeit. — Literatur über Hochzeitsgebräuche. — Das Hochzeitslied. Im Allgemeinen heiraten Mädchen nach zurückgelegtem sechzehnten Lebensjahre, »wann die Brüste zu schwellen beginnen«, 111 «eben, wann ihnen der erste Flaum spriesst, zwischen dem 17. l. 25. Jahre. Man fragte ein altes Mütterchen: »Wie schätzen ^ch die Mädchen selber nach den Jahren ab?« — »Vom 14. bis j • sprechen sie: ich wäre genug gut für den Sultan, vom 16. bis • mr den Vezir, vom 18. bis 20. aber: es sei, wer's immer sei, es sei nur ein männlich' Haupt.« (Bit. 376: Kako djevojke same Sebe po godinama cijene? — Od 14—16 govore: valjala bi za sultana, od 16—18 za vezira a od 18—20 ko je da je nek je samo *a glava.) Noch schärfer sprach sich ein anderes Mütterchen ^Us' als man sie fragte: »Mit wieviel Jahren ist ein Mädchen ^eiiatsfähirr ?« — »Sobald sie sich selbst einen Dorn aus der Ferse abzuziehen vermag.« (Pit. 110: Onda kad sama sebi može izva-dltl tocu iz pete.) Das thatsächliche Verhältniss zwischen Bursche und Mädchen ^lrd aber durch das Sprichwort angegeben, welches dem Vater räth: U Ženi sina kad hoćeš a kćer udaj kad možeš. eweib' den Sohn, wann du willst, die Tochter aber gib aus, wann du kannst. m Allgemeinen sagt das Sprichwort über das heiratsreife Alter Ues Burscheu: [J kojima se ljetini može sablja pasati u onim i ženiti. In dem Aller (in den Jahren), in welchen man sich einen Säbel umgürten kann, im selben kann man auch sich beweiben. Auf jeden Fall ist es angezeigt, sich frühzeitig zu beweiben, denn nach dem Sprichworte: Tko rano ruča i rano se oženi ne kaje se. Wer zeitlich frühstückt und früh1 sich beweibt, trägt keine Reue. Ferner ist ja die Zeit der Pubertät sehr gefährlich für Andere, die sich schon beweibt haben, daher das Sprichwort: Tko se mlad oženi, rano ruča, drugu sramote ne čini. *) Wer sich jung beweibt, früh frühstückt, thut seinem Genossen keine Schande an. Erwägt man dieses genau, so versteht man auch den ersten Theil der pessimistischen Antwort jenes alten Mannes, den man fragte: »Welche Zwei sind die Glücklichsten?« — »Jener, del sich früh, und Jener, der sich nie beweibt hat.« (Pit. 104: Koji su dvojica najsretniji? — Oni te se rano oženio i oni te se nije nikad oženio.) Ju jenen Gebieten, die zur österreichisch-ungarischen Krone gehören, ebenso in der Crnagora, in Serbien und in der neuesten Zeit in Bulgarien, ist die Möglichkeit einer frühzeitigen Verheiz ratung eines Burschen durch die Militärpflicht wesentlich beschränkt. Früher kam es häufig vor, so lange es durch staatliche Gesetze nicht verboten war, dass schon fünfzehnjährige Burschen von ihren Eltern verheiratet wurden. Es sind vorwiegend Nützlichkeitsgründe, die den südslavischen Bauer dazu bestimmten, so früh für seinen Sohn ein Weib zu suchen. Entweder handelte es sich darum, eine neue Arbeitskraft dem Hause zuzuführen, in welchem Falle das .Mädchen in der Regel um einige Jahre älter sein musste als der Bursche, oder man wollte sein Ansehen und seinen Einfluss durch eine Verbindung mit einer mächtigen und reichen Sippe stärken und vergrössern. Wenn ferner in einer Sippe ein fremdes Ehepaar, die einen Sohn haben, weilt, so trachten sie, je eher je lieber eine Schnur zu gewinnen, um ihre Stellung im Hause zu befestigen. Zuweilen kam es vor, dass man ein zehnjähriges Mädchen heim- J) Danicić. Pos]. 132. Offenbar sind hier zwei Sprichwörter zu einem verbunden. Die Worte rano ruea gehören gar nicht in den Satz hinein, sie sind überflüssig und sinnstörend. führte, doch sah man strenge darauf, dass sie vor ihrer Reife mit forem Manne das Lager nicht theilte. IIic wettert gegen den slawischen Brauch, dass man einem unreifen Burschen ein völlig ausgereiftes Mädchen anhängt.1) Wenn der Mann in seinen besten Jahren steht, ist sein Weih schon eine alte Mutter (baba), die ihm u""ig Vergnügen mehr bereiten kann. Nun räche sich die Habsucht Eltern an ihrem Sohne. Susak berichtet, in der Crnagora hätten ehedem die Burschen erst mit fünfundzwanzig bis dreissig J«l»ren zu heiraten gepflegt, weil man sie Iiis dahin für unreif m(>lt- In Serbien kommt es häufig vor, dass man einem Burschen frühzeitig ein Weib sucht, falls die Männer im Hause ausgestorben sj"d und man nicht will, dass das Haus ohne Oberhaupt sei. Der '•^entliehe Herr im Hause ist dann doch das ältere Weib. Im Glll'gusovacer Kreise in Serbien findet ein Bursche, der das einund-zwanzigste Lebensjahr zurückgelegt hat, mag er sonst ganz tadellos Seilb nicht leicht ein Mädchen, das ihn heiraten möchte; denn er g'lt schon als alter Mann. Er muss nun zufrieden sein, wenn er e*ne Witwe bekömmt. Früher, als das angrenzende Gebiet noch unter türkischer Botmässigkeit stand, mochte er sich wohl von dort ein Mädchen holen. -) In der Regel sieht mau darauf, dass die Braut jünger sei als der Bräutigam. Ein Mädchen, das das fünfundzwanzigste Lebens- zurückgelegt hat, muss sich mit einem Witwer begnügen. In Sopsko und Boljansko in Bulgarien pflegt die Braut gewöhnlich um a^ht bis zehn Jahre älter als der Bursche zu sein. Er ist fünfzehn, sie fünfundzwanzig bis dreissig Jahre alt. Der Vater des Mädchens giot seine Tochter nicht eher aus, als bis sie ihm sein »Brod al>verdienU oder »ausbezahlt« (hljeb izplatila). Der Vater des Burschen sucht wieder seinerseits eine Schwiegertochter zu erwer-beu, die schon ausgereift und jeder Arbeit gewachsen ist, die schon ,u ihrem Elternhause bewiesen hat, was sie leisten kann.3) Ein darauf bezügliches Sprichwort lautet: Zmni Zeno da tja nosi na röce. Nimm ein Weib, damit sie dich auf den Händen trägt. In Bosnien, in der Umgegend von Sarajevo, heiraten die Mädchen Von vierzehn Iiis zwanzig Jahren. Bei den Muslimen werden of! *) Vrgl. Kucak über Kroatien (Zagorjc), im Zbornik fei Bogisi<5 • 125, der dasselbe von den Kroaten berichtet. J) Jovanovic", ebend., S. 154 f. 8) Odäakov, ebend., S. 165. kleine Kinder verlobt. Von einem zweiundzwanzigjährigen Mädchen sagt man, sie sei »halb abgestanden« (pozastala), von einem fünf* undzwanzigjährigen, sie sei »in die Länge gezogen« u. s. w. Burschen heiraten vom 20. bis 26. Jahre. Nach zurückgelegtem 30. Jahre pflegt man nicht mehr zu heiraten, obgleich mitunter noch ältere Männer eine Frau heimführen. Junggesellen sind keine Seltenheit.1) In der Crnagora und der Hercegovina ist es die grösste Schande, Junggeselle zu sein. * * * In einer Hausgemeinschaft, in der mehrere Familien vereinigt sind, achtet man darauf, dass nicht eine Familie auf Unkosten der anderen zu viel ihrer Mitglieder ausheirate, denn die Hauptkosten einer Hochzeit trägt die Gemeinschaft; dann könnte auch leicht eine Familie durch einen grossen Zuwachs an Mitgliedern das Ueber-gewicht über die anderen erlangen. Dies muss verhütet werden-Ein ordentlicher Bursche kann, wenn er will — ein Zwang besteht nicht — schon mit achtzehn Jahren heiraten, während man einen verlotterten Gesellen nicht einmal mit dreissig Jahren zur Heirat zulässt. Es ist eine unumstössliche Satzung des Gewohnheitsrechtes, dass jüngere Geschwister vor den älteren nicht heiraten dürfen. Di Bosnien ist es sogar fester Brauch, dass der Bruder nicht vor den Schwestern heiratet, falls er nicht um ein Erhebliches älter als diese ist.'2) Wenn ein jüngeres Kind vor einem älteren heiraten will, so muss es erst des älteren Bruders oder der älteren Schwester Erlaubniss dazu haben. Iu der Gegend von Tatar Pazardžik in Bulgarien darf eine jüngere Schwester nicht heiraten, wtmn ihr älterer Bruder noch nicht verheiratet ist, selbst wenn er bis zu«1 dreissigsten Lebensjahre Junggeselle bleibt. Wenn ein Familienmitglied, ehe die Keihenfolge zu heiraten an dasselbe kommt, ge-wissermassen auf eigene Faust heiratet, so macht es sich verlustig aller seiner Ansprüche auf das Familienvermögen. Die staatlichen Gesetze nehmen freilich auf dieses Gewohnheitsrecht keine Bücksicht. Wenn daher Jemand, der auf die angegebene Weise verkürzt wurde, vor Gericht Klage führt, ziehen die Hausleute den Kürzeren. Die Reihenfolge kann und darf nur in folgenden Fällen übersprungen werden: l. Wenn die ältere Schwester oder der ältere Bruder mit einem schweren geistigen oder körperlichen Leiden *) Hadžiristid im Zbornik bei BogiSie. a) Hadžiristič, ebend., S, f)7. behattet ist, das die Möglichkeit einer Verheiratung von vorneherein ausschliesst; 2. wenn der ältere Bruder in den Priesterstand gelten ist; 3. wenn der oder die Aeltere die besondere Erlaubniss aus welch' immer für einem Grunde gibt. In Gegenden, wo es viele Mädchen gibt, z. B. im kroatischen ustenlande, nimmt man Umgang von der Regel: »In derselben emenfolge, in welcher die Kinder zur Welt gekommen, müssen Sle auch heiraten.« denn man ist froh, wenn man seine Tochter d an den Mann bringt. Man sagt: »Bis zu ihrem zwanzigsten lre magst du deine Tochter ausgeben an wen du willst, nach ^zwanzigsten an wen du kannst, damit den jüngeren Ge-w18tern die Aussicht nicht benommen wird.« Die Mädchen Jraten im Grunde genommen, sobald sich ein rechter Werber ei"stellt. hu Sprichwort: Pričekaj seko mene je red. Warte, Schwesterchen, an mir ist die Reihe. Ferner: ß Redom se radja a redom ženi i udava. er Reihe nach wird man geboren, der Reihe nach heiraten Burschen und Mädchen. . Bulgarische Sprichwörter bestätigen diese kroatische und ser-öl8che Rechtsanschauung: ,,T Kakto sia rodilo taka nek se ženi na ried. Wie man geboren worden, so soll man der Reihe nach auch heiraten. Dagegen lautet in Uebereinstimmung mit dem, was wir zuvor I0ri den eigenmächtigen Heiraten mancher Bulgaren gesagt, ein Sprichwort: A.l\ 0 tja čjakah da sja rodiš, ne ima da tja čjakam, da sja oženiš. enn ich auch auf deine Geburt wartete, so wart' ich doch um keinen Preis auf deine Verheiratung. Ein kroatisch-serbisches Sprichwort sucht eine Entschuldigung 111 > dass die jüngere Schwester vor der älteren nicht heiraten *»* Esheisst: jj. Nije starija kriva što je mladja živa. 16 Aeltere trägt keine Schuld daran, dass eine Jüngere am Leben ist. In Serbien wäre es für einen domaćin die grösste Schmach, 11 er es duldete, dass eine jüngere Schwester vor einer älteren beirate. Man glaubt nämlich nicht mit Unrecht, dass die jüngere in diesem Falle das Lebensglück der älteren Schwester zerstöre. Es fände sich nicht leicht ein Werber für die ältere Schwester, man sagt, an der ist gewiss irgend ein arger Fehler, entweder ist sie zügellos oder sie trägt ein geheimes körperliches Gebrechen, dass sie nicht vor den jüngeren Schwestern einen Mann bekommen konnte. Witwer heiraten, wenn sich ihnen eine günstige Gelegenheil dazu bietet. Nebenbei sei bemerkt, dass in der Crnagora und der Hercegovina, wenn mehrere heiratsfähige Leute in einem Hause sind, nicht etwa in einem Jahre zwei Hochzeiten gefeiert werdet auch nicht gleich im folgenden, sondern dass immer einige Jahre zwischen der Verheiratung der Einzelnen verfliessen müssen, <*• man bei den grossen Auslagen, die man bei einer Hochzeit mache» muss, durch mehrere aufeinanderfolgende Heiraten den Wohlstand des Hauses vernichten würde. * * * Die Ehebindernisse sind verschiedener Art: 1. Impotenz oder sonst ein schweres körperliches Gebrechen? z. B. ein Bruch, Blindheit, stinkender Athem u. s. w. Verstandesschwäche bildet aber ausnahmsweise kein Ehehinderniss, d h. nu1 der Mann darf schwachsinnig sein. Solche Burschen sind untei* Umständen sogar eine sehr gesuchte Waare. Mir sind einige derartige Fälle erinnerlich. In zwei Fällen hat unser Herr Stuhlrichter in Požega 111 Slavonien — ich gedenke dieses würdigen Mannes noch sparet einmal — aus freien Stücken die Hochzeitsspesen gedeckt. Es war wohl ein sehr guter Mensch. In einem dritten Falle war der HeD' Ober-Steuereinnehmer so wohltbätig, wenngleich er ein Haus voll Kinder hatte. Der Bräutigam fühlte sich höchlich geschmeichelt ob dieser grossen Huld. Die Braut war wirklich sehr schön. 2. Blutsverwandtschaft (krv, rodstvo, svojat) bis zu01 achten, in der Hercegovina bis zum neunten Grade. (Nach dem Kirchenrechte.) Mütterliche Verwandtschaft bis zum vierten Grade. Eine nahe Verwandte zu ehelichen, gilt als Sünde und Schande. Wenn sich dergleichen in einem Dorfe ereignet, berichtet Marino vić (aus Makarska), so fällt die Schande auf das ganze Dorf-Kommt ein solcher Dörfler in ein anderes Dorf, so fragt man ihn sarkastisch: Jesi li ti otud, gdje se rodjaci med sobom žene? Bist du von da, wo Blutsverwandte untereinander heiraten? Kommt so ein Fall in einem Hause vor, so kann es ferner ei11 Glück und Gedeihen mehr haben (ne može imati beričeta) J*d wird früher oder später ausgewurzelt. Trifft es sich, dass ein !»d aus einer Verwandtenehe verkrüppelt ist, so wird dies als ^m Fluch für den Frevel betrachtet. Dies sind selbstverständlich ^ Behauungen, die durch die Kirche ins Volk gedrungen. Die JjSehörigkeitzu ein und demselben bratstvo (bratstveništvo) 11 dete ehemals, wie schon am Anfange dieses Werkes erwähnt wUrde, ein Ehehinderniss. Gegenwärtig ist man in dieser Hinsicht eniger ängstlich. Die Bulgaren scheinen besonders wenig auf derlei f halten. Im vorigen Capitel citirte ich ein darauf beztig-c,les Sprichwort, das aus dem Volksliede herübergenommen ^Ora*eo. Das Lied findet sich bei den M i lad i novci, S. 397, L 347. In später Nacht kommt der Bruder etwas angeheitert hoch zu Bosse vor das Fenster seiner Schwester (eigentlich der Cousine) J*« begehrt Einlass. Die Schwester erhebt natürlich Bedenken, er er zählt eine ganze Reihe möglicher und unmöglicher Dinge auf Und pfropft darauf den logisch anfechtbaren Schluss, sie dürfe ihm neweiters Emlass gewähren, denn: Bubava moma rod nejma. Ein schmuckes Mägdlein hat keine Blutsanverwandtschaft. Wie die Geschichte ausgetragen worden, wird nicht weiter erzählt. Zaharijev meldet, man halte sich an die Kirchen-^orsehriftei), Odžak o v bestätigt dies, fügt aber hinzu, dass die adiken selbst in Fällen näherer Verwandtschaft Dispens ertheilen (,nnen (ali vladike mogu dispenzirati i u bližemu srodstvu, Zb. 205). ur gutes Geld kann ein Vladika Alles. Darauf bezieht sich das Sprichwort: g U kurve i popa za skupe novce pišiva roba. 61 einer H . . . und einem Priester (bekommt man) um theueres Geld schofle (schimmelige) Waare. 3. Bildet ein Ehehinderniss das Verhältniss zwischen Adoptiv-ein und Adoptivkindern. Vergl. Capitel »Adoption«. *■ Gevatterschaft, zumal die Pathenschaft; in manchen Gebenden auch Brautführerschaft. Vergl. Capitel »Gevatterschaft«. 5. Wahlbruderschaft. Vergl. das gleichnamige Capitel. rauss' s>ttc u. Gewohnheitsrecht d. Südsl. 22 6. Religionsverschiedenheit. Darin erblicken blos Priester ein Ehehinderniss. Das Volk denkt anders. Belege dafür bietet das Volkslied genug. Die Muslimen erblickten nie ein Hinderniss in der Glaubensverschiedenheit, wenn ihnen ein schmuckes Christen-mädchen gefiel. Bedauerlich ist es aber, dass sowohl die katholischen als auch die altgläubigen Priester gegen Ehen sind, wo die eine Partei der einen, die andere der anderen Secte angehört. Durch diesen Widerstand von Seiten der Kirche wird nur zu sehr das Volk, welches doch eine und dieselbe Sprache spricht und aÜCfl sonst in jeder Hinsicht ethnographisch eins ist, in zwei feindliche Lager gespalten. Hüben und drüben wird stark gesündigt. Eine strammere Zucht der Priester wäre ein Segen für die Kroaten uiu1 Serben. Es gäbe dann nicht mehr so zahlreiche wilde Ehen und Bastarde (polutani). Zuweilen kommt es wohl auch vor, dass die Braut zur Secte ihres Bräutigams übertritt (prevjeri se). PaS Gegentheil ist unerhört. * * * Eine bestimmte Frist, die zwischen Verlobung und Hoehzei* eintreten müsste, ist nirgends durch Gewohnheit festgesetzt. Man richtet sich lediglich nach den Umständen, durch welche die Hochzeit bedingt ist. Beide Parteien trachten, so bald als möglich die Sache durch die Trauung des Paares abzuschliessen, erstens, weil man sich nicht so sehr der Gefahr aussetzt, dass die Braut oder der Bräutigam durch Verleumdungen böser Zungen entzweit werden? was immer bittere Feindschaften zur Folge hat; zweitens empfiehlt sich eine baldige Verheiratung wegen der Auslagen, die den Eitel*11 des Bräutigams dadurch erwachsen, dass sie jede Woche die Braut besuchen und mit Geschenken fortwährend überhäufen müssen. in der Umgegend von Ragusa pflegt das Mädchen zwei bis drei Jahre im Brautstande zu bleiben. Man sagt aber im Sprichworte: Dtiga vjera pasja vjera. Lange Treue, Hundestreue.1) Vjera bedeutet nämlich sowohl Treue als Verlobung, wie *11 in der Einleitung bemerkten. Es können verschiedene Gründe sein, weshalb eine Hochzeit auf lange Zeit hinaus vertagt wird: Krank' heit, Militärpflicht, oder der Bräutigam zieht in die Welt fort, uö1 Geld zu verdienen. In einem Volksliede heisst es : J) Der Hund gilt als der Inbegriff von Untreue und Nichtswürdigkeit' Unterm Ringe ') blieb daheim das Mägdlein, »Weisst, Elias, du mein Herz im Busen! Nun sind jetzt der Jahre drei verstrichen, Dass wir Treu' einander zugeschworen. Doch mir ward von dir noch keine Kunde, Keine Kunde über dein Verbleiben.« Nur in Strosinci in Syrmien findet, nach Andric's Zeugniss, le Hochzeit unmittelbar nach der Verlobung statt. Durchschnitt-1Ca kann man für die Südslaven annehmen, dass man die Hoch-nicht länger hinausschiebt, als bis man die nöthigen Vorbeugungen getrofTen hat. Durchschnittlich verstreichen demnach bis zwölf Wochen bis zur Trauung. Die Hochzeit wird gewöhn-^<:u im Spätherbst gefeiert. Im Spätherbst ist die Fechsung eingeübt, das Obst, besonders die Zwetschken, sind an die Brannt-, eiI*brenner verkauft. Geld und mit dem Gelde froher Lebensmuth h n L *6 ma Land und unter die Leute Einzug gehalten, und was die °lratslust noch besonders steigert, der junge Wein hat schon bis Qln ausgegohren. Wein ist ja die Hauptsache bei einer Hochzeit. Ein bulgarisches Mädchen klagt ihrem Verlobten ihren j' lllll'rz, weil er sie so lange nicht heimführt. Der Aermste ver-8tet sie, so gut er kann, auf den Herbst; nach der Weinlese Wlll er «ein Versprechen einlösen: *Argafan, Du holder, lieber Wahl verwandter, Jahre drei verflossen, seit Du mich geworben, Und Dein Trauring wuchs schon an den Finger an mir, Und Dein Kranz, der wuchs schon an die Stirne an mir.« »Wart', o Mägdlein, warte, harre aus und warte, Wart', o Mägdlein, warte bis der Sommer da ist, Bis ich sammle, Mägdlein, ein die Fechsung, Theure! Bis ich fülle, Mägdlein, all' die grossen Scheuern, Kommt der Herbst dann, Mägdlein, werd' ich heim Dich führen, ich einlös', Mägdlein, viele Trauben, Theure! Bis ich fülle, Mägdlein, uns're grossen Fässer, Zur Bewirthung, Mägdlein, uns'rer Hochzeitsleute!« a) y Auf den Brauch des Heiratens im Herbste spielt folgendes Olkslied gleichfalls an: 1) Gemeint ist selbstverständlich der Verlobungsring. 2) Big. n. p , S. 482, Nr. 666. Auf dem Berge ruhte Abenddunkiel, Und im Hause war kein Tropfen Wasser. Und ich nahm die goldbereiften Schäffel. Ging da Ii intern Berg, mir Wasser holen, Traf am Wasser meinen trauten Liebsten: »Theurer, Seele, wann feierst Du Hochzeit?« — »Nur mit Dir, o Lieb1, mit Dir im Herbste!« In einem anderen Volksliede spricht der Bursche zum Mädchen: Meni sablja i marama Tebi dušu ogledalo. Ogledaj se do jeseni 0 jeseni hajde k meni. ]) Mir der Säbel und das Tüchel, Dir. f) Seele (hier), der Spiegel. Spiegle d'rein dich bis zum Herbste, Komme dann zu mir im Herbste. Die Hochzeiten finden statt zu Martini (so in Kroatien fast in der Kegel), um die Allerheiligen herum, zu Weihnachten und in der Fastenzeit. Hochzeiten im Frühjahre gehören in den Seltenheiten. Man betrachtet sie gewöhnlich mit misstrauischcn Augen und wittert gleich etwas Besonderes dahinter, z. B, dass sich die Braut in gesegneten Umständen befinde. Ein bosnisches Sprichwort sagt: Pramaljetna mlada i jesensko štene na jednoj su mjeri. Eine Braut im Frühjahre und ein junger Hund im Herbste halten sich die Wagschale, d. h.: sie sind gleichviel werth. Weder an der Braut, noch an dem jungen Hunde ist ein Segen; beide taugen zu nichts. Es fragte ein Wahlbruder den Anderen: »Was gab's, dass Du Dich nicht beweibt hast?« — »Im vorigen Herbste hatte ich keine Zeit, jetzt im Frühjahre heiratet (paart sich) aber nur das .Eselgezücht.« (Pifc-1036: Što bi te se ne oženi? — Prošle jeseni nemah kad a sad se u proleće žene magarad.) Wörtlich ist dies nicht zu nehmen, denn es kommen auch viele Hochzeiten zu Ostern und zu Peter und Pauli vor. In Steiermark und unter den Kaj-Kroaten, wo l) Letopis matice srpske 1880, S. 88. durch deutsche Sitte slavisohes Volksthum stark zersetzt worden, finden die meisten Hochzeiten im Fasching statt. *) * * * Literatur über Hochzeitsgebräuche. Wenn wir anderswo über Mangel an Quellen klagen, so haben wir in diesem besonderen Falle einen wahren Ueberrluss an Schilderungen, so dass wir selbst dem wissbegierigsten Fragesteller nach jeder Richtung hin ausreichende Auskunft geben können. Es liegt uiir ein so reichhaltiges, gedrucktes und ungedrucktes Material vor, dass ich sonder Mühe nur über Hochzeitsgebräuche vier Bünde im Umfange des vorliegenden schreiben könnte. Wenn je das Volkssprichwort : Svako selo ima svoj zakon (običaj). Jedes Dorf hat seinen eigenen (Bechts-) Brauch antrifft, so diesmal gewiss. Es wäre für die ethnographische Forschung wohl von grossem Nutzen, wenn für jedes Dorf nicht 'dos die Hochzeitsgebräuche, sondern überhaupt alles zur Volkskunde Gehörige gewissenhaft aufgezeichnet würde. (Vergl. die darauf bezüglichen Bemerkungen im Vorworte zum II. Bd. der S. M. d. Büdsl.) Doch darauf kommt es uns und kann es uns unmöglich in diesem Werke ankommen. Wir müssen das Charakteristische ganzer Gebiete zusammenfassen. Unsere Quellen sind meist derart zuverlässig und ausführlich, dass es wohl den Anschein gewinnen könnte, es würde genügt haben, die eine oder andere Schilderung abzuschreiben. Vom ethnographischen Standpunkte wäre dies ein grosser Irrthum. Die einzelnen Darstellungen unserer Berichterstatter verhalten sich zu einander ergänzend und berichtigend. Lassen wir uns von fünf Menschen, die ein und dasselbe Schauspiel zu verschiedenen Zeiten, von verschiedenen Darstellern aufgeführt, mit-angesehen haben, den Gang des Stückes erzählen, so werden wir die Erfahrung machen, dass der Eine diese, der Andere jene Scene uiit mehr Aufmerksamkeit verfolgt und demgemäss seinem Gedächtnisse eingeprägt hat. Zudem werden wir noch den Umstand iu Betracht ziehen müssen, dass der Eine der Aufführung auf einer Vorstadtbühne, der Andere im Burgtheater, wo man über die reichsten Ausstattungsmittel und die vorzüglichsten Kräfte verfügt, *) Ljudi se ženiju najviše okolo fa.šcnka. Valjavec in der Handschrift. Bericht aus V u ko v ci. beizuwohnen Gelegenheit gehabt. Es leuchtet ein, auf welche Weise wir uns nach den vorliegenden Berichten zu verhalten haben. Ueber die neuslovenischen Hoch Zeitsgebräuche iß Steiermark, Krain und Kärnten ist fast nichts von Belang zu vermelden. Gerade aus den Hochzeitsgebräuchen in diesen Gegenden ersieht man die überaus gewaltigen Fortschritte der Ger-manisirung. Es klingt fast unglaublich, selbst die slavischen Bezeichnungen der Würdenträger bei einer Hochzeit sind deutschen Benennungen gewichen. Hier lernen wir die »Kr ancelju ng-frav« und den »brautfirerj« kennen. Das Hochzeitsgeleite heisst »k ompanij a«, der Iinbiss »fr usti k«. Das Hochzeitslied, welches noch in Stanko Vraz's Sammlung (Narodne pösni ilirske, koje se pövaju po Štajerskoj, koruškoj i zapadnoj strani Ugarske, Zgb. 1839) und auch in der Sammlung von Blaznik (1839 biß 1844) durch einige schöne Stücke vertreten ist, scheint gegenwartig fast ganz vergessen zu sein. Ich habe vor mir die neueste Publieation über slovenische Hochzeitsgebräuche: Zenitne ali svat-bine navade in napitnice z godčevskim katekizmom iz sloven-bistriške okolice na Štajerskem. Zapisal L o v r o S t e p i g n i k. Maribor 1884. S. 52. Der Verfasser ist ein einfacher Müller, welcher der Schriftsprache kaum mächtig ist. Er schreibt die Volkssprache. Das ist das einzige Werthvolle daran. Die Schilderung selbst ist nichtssagend, die zweiundzwanzig Lieder sind keine Volkslieder, sondern Kunstdichtungen — mit Verlaub — von zweifelhaftem Werthe, die sich aber trotzdem eingebürgert zu haben scheinen. Auch die übrige einschlägige Literatur der Neuslovenen bietet nicht viel Besseres. Z. B. Zenitnine Slovencov na Krasu. Spisal Franz Bunc. In den Novice rokodelske in obertniške von Blei weis s. 1856. S. 26—7 (3 Spalten). Ferner von Kolo m an Mulec: običaji štajerskih Slovencov pri snubljenji in svatbah. Novice 1856. (XIV. Jahrg.) S. 14, 15, 18, 19, 23, 24, 25. (Vielleicht das Beste.) Von Janez Z ur in an in den Novice 1859: Narodne šege štajerskih Slovenov: Zenitvovanje okoli Rogatca na Štajerskem. (S. 20, 21, 29, 30.) (Vergl. Novice 1853. S. 138 a und Kolo, članci za literaturu usw. Von Stanko Vraz. I. Heft.) — In der Handschrift Prof. Valjavec's sind unter Anderem auch die Hochzeitsgebräuche der Slovenen im Murlande beschrieben. Ich muss mich darauf beschränken, kurz nur die Werbung und Verlobung unter den Slovenen zu schildern, denn die eigentliche Hochzeit bietet nichts sonst Erwähnenswerthes, da sie in der Kneipe ihren Abschluss findet. Zeugen dafür sind meine Quellen, Stepišnik a. a. 0., S. 20: *Ko svatje pridejo iz cerkve gredo po navadi najrajši v kako OStarijo na šenkvnjn.« (Wenn die Hochzeitsleute die Kirche ver-^en, begeben sie sich nach Brauch am Liebsten in eine neiPe zum Sehen k wein.) Zur m an a. a. 0., S. 29: grejo avadno v kako gostionico (sie begeben sich gewöhnlich in irgend ein Gehaus); Mulec a. a. 0.: putem se podajo vsi svatje v bližnjo Š°stionico (auf dem Wege verfügen sich alle Hochzeitsgäste ins ü'dchste Gasthaus); Prof. Valjavec in der Hdschft.: »Bogati se ^0z].]o a sir masni grejo peš. Gda so že blizo doma ne grejo v ^'k jest ampak v bližjo krčmo.« (Die Reichen pflegen zu fahren, |e Armen aber gehen zu Fuss u. s. w.) — Für die ältere Zeit »S 6t G"1^es' wenDgleicu wenig Zuverlässiges der II. Bd. von eidel's Wanderungen« und das Werkchen eines Ungenannten, * Je illyrjiSCüen Provinzen«, Wien 1812, 8. Beide Bücher hat Bo- i<5 vorzugsweise in seiner Abhandlung im Književnik herangezogen, Ueber k r o a t i s c h e Hochzeitsgebräuche liegt mir ausser den achten im Zbornik eine stattliche Literatur vor. Es existirt hal 1 e^ ^eS0ü(i(llt',s' ^gemein viel versprechendes, aber blutwenig fa ^es -Büchlein über kroatische Hochzeitsgebräuche. Der Ver- her ist ein oberflächlicher Mensch, ohne jegliche Vorbereitung für .lne derartige Arbeit. Der Titel des Büchleins lautet: Priloži kulturnoj ^ bravnoj poviesti Hrvata. Ur edju je Ante Pukler. Knjiga prva i Hbeni običaji i svatovske pjesme u Hrvata. Sakupio, uredio i Red° ^" ^' ^e^I*8e zur Kultur- und Kechtsgeschichte der Kroaten. U d ^lr* ^'^ ^' ^' ^* — Hochzeitsgebräuche und Hochzeits- er bei den Kroaten. Gesammelt (! ?), geordnet (?) und heraus-L^60 v°n A. P., Agr. 1882, S. 166.) Es genügte zur Charak- N|tung .seines ethnographischen Standpunktes der Hinweis, dass j£ 16 Bosnier, Hercegovcen und sogar die Crnagorcen unter die IjJ'j'1^'11 rechnet. Seine Aufgabe vermeinte P. in der Weise am Bü h1 /Al ^Sen' i11(iem er theils aus dem Zbornik, theils aus anderen q °rn einzelne Aufsätze herausschnitt und aneinander reihte. \I||1SS ^iat auCu eine Zusammenstellung eines weit zerstreuten G1'ials einen grossen Werth, nur muss die Arbeit gewissenhaft Rommen werden. Das hat P. aber zu thun versäumt. Ja, ergibt cl*t einmal seine Quellen genau ersichtlich an und führt in der ^•nannten Einleitung sogar Bücher an, die er gewiss nicht vor 1 šehabt oder zum Mindesten nicht benutzt hat. Ich würde diesem Herrn gewiss keine Zeile widmen, wäre er nickt leider Gottes m meiner Heimat als Fenstereinschlager und Krawallmacher eine Persönlichkeit von Bedeutung geworden. Ueber die Hochzeitsgebräuche der eigentlichen Kroaten fasse ich mich nur kurz, um Wiederholungen zu vermeiden. Ich benützte vorzugsweise die Berichte im Zbornik. Aus der grossen Literatur führe ich aber nur noch folgende beachtenswerthe Aufsätze an: Pirni običaji u hrvatskom primorju okrog Bakra. In den Novice 1858, S. 27 f. — Pirni običaji u Lici. In der Danica 1845, S. 140, 142—144, 145, 147, von A. V. Kastavčić. Ferner babe ich vor mir in der Handschrift Prof. Valjavec's Schilderungen aus Vuk ovci, Ka k ovce bei St. Ivan, aus Nedeljanci, aus Jurketinec, aus Varaždin, aus Varaždinske toplice, aus Bi sag und aus dem Zagorje. Ueber die Hochzeitsgebräuche der südungarischen Slaven geben uns hinreichenden Aufschluss die Volksliedersammlungen von Frau Kurelac: Jarke ili narodne pčsme prostoga i ueprostoga puka hrvatskoga po župah šopruuskoj, mošonjskoj i želčznoj na Ugrih-Agr. 1871, und die auf S. 155, Anm., erwähnte Sammlung Boš-ković's, welcher 34 Hochzeitslieder mittheilt. Von Kuk ulje vi ć: Posrne Ivana K.-Sakcinskoga. S dodatkom narodnih pesamah puk* banatskoga.1) Agr. 1847. An und für sich sind alle diese Liedes bei unserer Darstellung belanglos. Ihr sachlicher Werth besteht hauptsächlich darin, dass sie anderweitig gut beglaubigten Brauch bestätigen. Unsere Hauptaufmerksamkeit richteten wir auf die Darstellung der Hochzeitsgebräuche in Bosnien, Slavonien, Dal* matien, der Crnagora, Hercegovina, Serbien und Bulgarien. Eine Hauptquelle über bosnische Hochzeitsgebräuche war mir der Aufsatz eines nicht Genannten in Pukler's Büchlein, S. 34 bis 63. Manches bot Juki6 im Bosanski prijatelj (vier Jahrgänge)? ferner Tomić im Vienac vom dabre 1870, Nr. 9, und V. Livadić in den Bosančice. Crte, pjesme, priče i pripoviesti iz života Bosanskoga. Agr. 1882. Vorzüglich. Einen endlos Jangen und langweiligen, weil bedeutungslosen, Aufsatz über bosnische Hochzeitsgebräuche schrieb B. Petranović im Glasnik vom Jahre 1870. Da hat er frommen Gemüthes die meisten Hochzeitslieder — sagen wir, frei nachgedichtet. l) Einzelne Stücke aus diesen Sammlungen haben wir in den früheren Capitata mitgetheilt. Hoch Zeitsgebräuche in Slavonien. Was Oaploviö ^seinem bekannten Buche: »Sl ayonien und zum Theil Kroatien« ^9) über slavoniseue Hochzeitsgebräuche berichtet, ist durch ere, zuverlässigere und ausführlichere Nachrichten Anderer für llQs Wei'thlos geworden. Ebenso belanglos ist Fr. Wanjcek's Auf-"*s »Der Ehrentag in Podvin «, der im fünften Bande der nun angst verschollenen Zeitschrift »Moravia« erschienen ist (1842). *Ür unsere Darstellung legten wir hauptsächlich die Schilde-^,ügen 11 i c's, S t o j a n o v i č's, V a 1 i c's und die eines Ungenannten ^ Vuk im život und običaji zu Grunde, llic behandelt in den rodni slavonski o b i č a j i« die Hochzeitsgebräuche auf j' 70. Ich kannte I lic persönlich. Er war ein recht gast-'''Ullllieber, lieber geistlicher Herr, der sein Volk vergötterte. Es 1 16 ihm aber nicht blos Wissenschaftlichkeit, er konnte nicht lllrüal zehn Zeilen anständig niederschreiben. Er schrieb, wie ihm die e*nn^> immer vom erhabenen Sorgenstuhl der Moral herab, ^ Sitten und Gebräuche des Volkes tadelnd oder rechtfertigend. ..|l(Heiu Umstände verdanken wir eine ganze Reihe von Nachrichten 1 ^eü Volksglauben, auf den die übrigen Darsteller blutwenig ,. gar keine Kücksicht nehmen, denn ihnen schien es viel wich-de ' ■ ^U:SSeren ^'ruL1k zu schildern, als den Aberglauben, durch , sie ihr Volk in ein schiefes Licht gesetzt hätten. Iii6 hat in all 6 ^ai!^eüimö vierundvierzig Volkslieder eingeflochten, die er e selbyt aufgezeichnet hat. An zweiter Stelle kommt M. Stojanovic's Schilderung in lacht, die er im »Arkiv za povjestnicu jugoslavensku« von äj "kuijevic, Bd. II, S. 344—360 (1852) gibt.1) Er erzählt lii^,1"M'' wie llic, so dass man stellenweise glauben möchte, er e jlui copirt. Er fcheilt siebeuundzwanzig Hochzeitslieder mit. kleiner Auszug findet sich bruchstückweise bei Bogi sie im JOrnik. Ebendaselbst begegnen wir Vali c's Schilderungen, die ueson i ° > f. 's für die Umgegend von Neu-Gradiska und Brod Nach- c ten enthalten. Die Bevölkerung dieser Gegend besteht zum Sla-eben in Vo ... ' Wieder abgedruckt in den Slike iz života hrvatskoga naroda po der Sb' Slienui' ASrain s' 217—289. Einzelnes daraus wiedergegeben i a nar°dnih poslovica, dami in Šala i zbilja und den Narodne pripo ||ci e" Stojanovid war unermüdlich im Selbstabschreiben. Das ist ein mitrüg-JJ Kennzeichen eines raittelmä8sigen Schriftstellers. Hingegen verdient Stoja- 10 als Sammler der Volksüberlieferungen einen Ehrenplatz in der südslavi L,te^turgcschichte. clien grössteii Theil aus Altkatholiken, die im vorigen Jahrhundert aus Bosnien ausgewandert sind. Wenn wir Einiges als Besonderheiten anmerkten, so geschah es nicht doshalb, weil etwa der betreffende Brauch nur in dieser einen Gegend vorkäme, sondern lediglich? weil er für diese Gegend insbesondere bezeugt ist. Die Unterschiede zwischen den einzelnen slavischen Stämmen in Bosnien, Slavonien und Kroatien sind rein politischer und religiöser Natur, feinere Unterschiede Hessen sich nur durch sorgfältige Dialektstudien eine erschöpfende Sammlung aller Züge des Volkslebens feststellen* dies ist aber bei dem heutigen Stande unserer jungen Wissenschaft noch ein Ding der Unmöglichkeit. Vau6 theilt noch sechs Melodien mit, die sich aber auch in dem Koch'schen Sammelwerke südslavischer Volksmelodien wiederfinden. Der Aufsatz bei Vuk im genannten Werke, S. 302—322, isfc wohl sehr ausführlich und hübsch geschrieben, enthält aber sehr wenig Daten, die nicht schon in den obigen Abhandlungen zu finden wären. Es werden im Ganzen einundzwanzig grössere und kleinere Hochzeitslieder angeführt, die in keiner Hinsicht bemerkenswerte sind. Dasselbe gilt von dem Artikel über die syrmischen Hochzeitsgebräuche im Srpski Ijetopis vom Jahre 1845, III, S. 35—42, und was A. V. Rastavcic in dem schon früher erwähnten Aufsatz über die Likaer ehemalige slavonisch-kroatische Militärgrenze i° der Gaj'schen Danica ilirska vom Jahre 1845 berichtet. Die sonstigen Notizen von Andric, Ticak und Schmitt im Zbornik von BogisiC können nur als weitere Zeugnisse W dieselben Gebräuche angesehen werden. Wenn irgend ein kleiner Zug nur hier vorkam, so unterliessen wir es nicht, denselben i° unsere Darstellung aufzunehmen. Wir entnahmen nur Thatsacheu, das individuelle Gutachten unserer Berichterstatter berücksichtigten wir fast gar nicht, für die Wissenschaft haben ja solche leere Meinungen gar keinen Werth. Wer einmal speciell die slavonischen Hochzeitsgebräuche und eheliebes Leben darstellen wird, wird nicht umhin können, zw1' volkstümliche Kunstlieder heranzuziehen; das eine, weniger bedeutende, findet sich im Novi i stari Kalendar slavonsko-osieöki von 1870, S. 22—29, das andere im gleichnamigen Kalender vom Jahre 1858, S. 29—39. Die Verfasser — vielleicht oder höchst wahrscheinlich der Verfasser — sind ungenannt. Letzteres Gedicht ist in seiner Art ein Meisterwerk von feiner, humorvoller Dar- Willing und gesunder Beobachtung. Der Plan ist dem Volksliede J1 lehnt (lehnt sich an das bekannte: Ženio se vrabac Poduuavac). *J Gedicht führt den Titel: Udaja Sojke djevojke (Heirat der a«ßrin, des Mädchens). Die Mutter Häherin bringt ihre Sojka ^ ll an den Mann. Eine Glanzstelle ist die Schilderung, wie der künftige Schwiegervater Teko die Braut Sojka und ihre weib-1 Jü Sippschaft nach Essek fährt und da Brautgeschenke und ( ,Jl-n für die Weiber einkauft. Der arme Teufel wird gehörig ..^os°gen. Für seine Söhnerin kauft er Alles gerne, doch die 'gen Weiber werden von ihm bettelmässig abgefertigt. Es wäre ölmde, wenn ich diese Stelle später nicht reproduciren wollte. p Hochzeitsgebräuehe in der Hercegovina, der pj^11 a£0ra, Dalmatien mit den Inseln und Serbien. a lnau ^e Bevölkerung dieser Gebiete ethnologisch von ein* r nicht trennen darf, sondern sie als einen einzigen grossen ^dttim betrachten muss, dafür sprechen sowohl die einheitliche deu^8^ aUC^ ^e ^^en llllc* ^echtsgebräuche dieses Stammes, a W]r nicht ohne Berechtigung als den hercegovinisch-serbischen mni kurzweg bezeichnen dürfen. sind * 88 a^S aüSeDücu serbische Hochzeitsgebräuche ausgibt, tre 1Uc^s Auderes als hercegovinische Gebräuche, die ihm sein fester Freund und Mitarbeiter Vuk Vrčević beschrieben. Wir >]j Ö ('iese'be Schilderung in mehreren Büchern Vuk K.'s, im 0vežči(54) in »Montenegro«, im »Riečnik« und im »Život i obi-^ 'lai'oda srpskoga«. Wenn wir hier eine Thatsache feststellen, Pelt schriftstellerische Thätigkeit zur Büchermacherei stem-Un ' S° 6S U11S ^erno' ^k'8 Verdienste herabzusetzen, was Y^Sj 'Jegeisterte Verehrer Vuk's leicht zum Vorwurf machen könnten. sj, >Var ein ausserordentlich fleissiger Sammler, aber ein Schriften P G^Wa ^ositheus Obradović, war er nicht, noch weniger hilolog, wofür man ihn in neuerer Zeit von »berufener Seite« ,c nat. Nachdem uns jetzt VreevkVs Buch vorliegt: »Tri glavne w , e svečanosti. Božić, krsno ime i svadba« (Pančevo 1883), in gnu ^r^ev^ seinen Bericht, den er einst Vuk K. zur Verfü-8 gestellt, allseitig vervollständigt hat, kommt Karadzic kaum Ghr in Betracht. ^ Wirklich classisch ist die Schilderung Medaković's in seinem ar?. clleii: -Život i običaji Crnogoraca.« S. 37-52 (Pukler ,\ .!(-!tete mit seiner Scheere so hastig, dass er die zwei wichtigen ifcel »Vjeritba« und »Svila« ganz und gar herauszuschneiden vergass). Als Ergänzung zu Medakovio kann man S. Martinovih ) Aufsatz im Dragoljub (1867) heranziehen, ebenso die Beiträge der beiden Vukalovic und M. Sredanović's im Zbornik von B0' giSić. Für die Umgegend von Budva, in der Gegend von Cattau kommt Ljubiša's, für das Cetinathal und die Zengger UmgehuDe S. Šušak's, für den Umkreis von Zara J. Janković's, für d10 Gegend von Ragusa M. Beusan's, für die Insel Lastovo im Adm1' tischen Meere M. Lucijanović's Bericht bei Bogišić im Zbornik in Betracht. Anderweitige Schilderungen, speciell für die Umgege0, von Knin, gibt S ime Dobrijević im Srbsko - Dalmatin^1 Magazin vom Jahre 1861, S. 110 ft'.; für die Umgegend von K°" navle, gleichfalls in Dalmatien, Graf Medo Bucić (f 1883) bel Bogišić im Književnik, S. 190; für Lovreć und die \JmgegQÜ ertheilt einige dankenswerthe Aufschlüsse Milino vi ć in KukuP jević's Arkiv za povjestnicu jugoslavensku, Bd. V, S. 213—-2l°? für das kroatische Küstenland, speciell die Umgegend von Zeug»1 kann man nachlesen als weitere Bestätigung unserer Angaben den Absatz in der nunmehr verschollenen »Danica ilirska« vom Jahre 184»• Pirni običaji okolo Senja. Iz ustiuh naroda od Ivana KukulJe" vica Sa k ein s kog a, S. 46—48; ferner: Opis narodnih običaja 11 Dubrovniku od popa Petra Fra na sovica, u. zw.: običaji stoß" skoga primorja (Zenitba) im Dubrovnik des Matija Ban, l^' S. 117—129. Alle diese kleineren Aufsätze haben nur einen secui1' dären Werth. Die jüngste Schilderung hereegovinischer Hochzeits* gebrauche findet sich in Miličević's »Hercegovački Bosilj8**1 den wir späterhin noch namhaft machen. Als Grundstock für unsere Schilderung benützen wir vorzw lieh Medakovic's und Martin ović's Aufsätze, u. zw.'so, das wir die bei diesen, so wie bei allen übrigen Berichterstattern fett* lenden Hochzeitslieder aus V. Vrčević's Volkslieder-Samniln11» an den betreffenden Stellen einflechten. Ebenso gewissenhaft solle11 zur Ergänzung die übrigen Darstellungen ausgenützt werden, illri°' ferne sie reine Thatsachen mittheilen. Von den subjectiven Erwägungen Einzelner wollen wir auch diesmal, wie immer, Umg'"ll)U nehmen, wenn dieselben für die Wissenschaft belanglos sind. J) Martinoviö hat lediglich Me đakovi ć's Artikel überarbeitet und »verschönert«. Er geht aber zu weit in seinein Feuereifer, wenn er berichtet dass die Crnogorci bei dem Hochzeitsgelage mit Champagner und Cypernwei» sich bezechen. Bezüglich der Hochzeitsgebrauche im eigentlichen Serbien Schien mir ausreichend, die kurze Nachricht Jovanovic's im oruife wiederzugeben. Es ist im Grunde nur eine Wiederholung _ 8Jeiiigerj, was über die Hercegovina und die Crnagora gesagt wird. Ie Werbung geht in Serbien nicht anders vor sich als in der ercegovina. Eine locale Färbung lässt sich wohl überall nach-?^en- Auf jeden Fall genügt hier die kurze Schilderung Jovano-s- Früher einmal citirten wir den Artikel J. Mi odragovic's: emdba u Srba na seht« im Letopis matice Srpske, knj. 122, °0, S. 88—121. Nach den Angaben eines Mädchens. Sehr breit 'gesponnen. Einige neue Volkslieder ziehen die Aufmerksamkeit ^} sich. Unverständlich ist mir M/s Byzantinismus gegenüber dem > iter Jovan Jo v a novit;. Er führt ein Lied von diesem ßuter als ein angebliches Volkslied an. Ich notire noch folgende '"'htenswerthe Quellen. Miličevič in seinem schon mehrfach Rannten topographischen Werke »Kneževina Srbija« schildert 6 Hochzeitsgebräuche um Smederevo (S. 173), und Jagod i na \ ■ 222), ferner im Allgemeinen unter stillschweigender Heran-^'liung anderweitiger Aufzeichnungen im Glasnik 1867: »Život rljaS S vadbe, S. 129 ff. Einiges bieten A. V. Bogi 6 im pašnik 1866, S. 129 (opis vračarskoga sreza) und Stevan Mača-JC1-: Gradja za topografiji! okruga kujaževačkog sa kartoni, S. 337 f.: "vadb e. , Vorübergehend muss ich noch des leider nirgends gebührend buchteten Fälschers M. S. Mil ojevic gedenken, der einen £ar>zen Band über serbische Hochzeitsgebräuche gemacht hat. 8Uae i običaji ukupnog naroda srpskog, druga knjiga, u Beog. 1871. s lst unglaublich, welcher Förderung sich dieser Humbugmacher reut. Ein gewisser Herr Venzenkovic pränumerirte gleich tt* 100 Exemplare. Es ist zweifellos ein Glück für die Wissenschaft, sich ein wirklich begabter und wissenschaftlich gebildeter °usch nie zu derlei Kunststücken hergibt. Mi 1 oj evic's Witz ist ö erschöpft. Er hat wohl eine Menge echter Volksüberlieferungen 1 s'ch gehabt, doch seine Entstellungen derselben sind so platt d matt, dass schon ein hoher Grad von Unkenntniss des Volkses dazu gehört, das Zeug für echt zu halten. Ich bemerke zu ^ einem grossen Leidwesen, dass selbst der gelehrte russische Literar-ltSt°riker A. N. Pypin, ein sonst gewiss feiner Kenner und Be-u,theiler des slavischen Volksthums, in seiner Literaturgeschichte 1X1 guten Milojevič aufgesessen ist. Ueber bulgarische Hochzeitsgebräuche gaben mir vor Allem ausgezeichnete Auskünfte Zaharijev und Odzakov ui Bogisie's Zbornik. Ich übertreibe nicht, wenn ich Zaharijev utt*01 allen Berichterstattern Bogisie's als den einzig wissenschaftlich angelegten Beobachter bezeichne. Dieser sonst literarisch gatlZ unbekannte bulgarische Elementarschullehrer wäre unter günstiger1'11 Verhältnissen wahrscheinlich ein epochemachender Ethnograph ge* worden. Seine knappen und ruhigen Bemerkungen legen dafür guteS Zeugniss ab. Odzakov bat seinen Bericht auch in V. Öolakov's: Blgarski naroden sbornik, B. 1, XXIV, 356, Belgrad 1872, veröffent-licht. Ich habe den Sbornik Öolakov's lediglich nur auf die Sprich" Wörter hin benützt. Das Buch ist wohl ziemlich urtheillos zusammengestöppelt. Ueber Hochzeitsgebräuche enthält es aber ungemein Vieles und Gutes. Ich kann Öolakov einen Vorwurf nicht ersparet der ihm noch von Niemand gemacht worden. Alle seine ethn°' graphischen Berichte hat er aus dem Werke des Balkanforschers F. Kanitz: Bulgarien 1875—1877, herausgeschrieben, ohne aber Kanitz irgendwie namhaft zu machen. Es könnte aber Jemand meinen, es habe Kanitz, dessen Werk drei Jahre nach dem öolakov's erschienen, den Öolakov ausgeschrieben. Das ist nicht men-schenmöglich, denn Kanitz hätte den Öolakov gewiss wenigstens einmal genannt, wie er denn ja regelmässig seine Gewährsmänner voll Dankbarkeit immer >) angibt. Es kann nicht anders sein, Öolakov muss insgeheim das Manuscript Kanitz's irgendwo sich beigebogen haben, ehe es noch veröffentlicht worden war. Es ist auch sehr wahrscheinlich, dass selbst Pypin schon im Jahre 1864 viele seiner Bemerkungen über die altbulgarische Literatur aus dum genannten Werke Kanitz's wörtlich entnommen hat. Merkwürdiger" weise nennt er an den betreffenden Stellen Kanitz ebensowenig als Kanitz später ihn. Besonders werthvoll sind die Schilderungen der Brüder Miladin o v c i, die über S t r u g a und K u k u § in BuIgarien berichten. (Blgarski narodni pjesni, sobrani od bratja Miladinovci Dimitrija i Konstantina. Agr. 1861, S. 517 ff.) Die mitgetheilten Hochzeitslieder entnahm ich lediglich ihrer Sammlung. Die bald unterbrochene Thätigkeit dieser zwei Männer ist einer der herbsten Schläge, welche die Ethnographie der Südslaven treffen konnte. Einige kurze Angaben entnahm ich aus G. St. Rakovski's: Pokazalec ili Kkovodstvo. Odessa 1859. Die Partie über Hochzeits- l) Latine: nun quam; graece: urjđćnoTf. gebrauche findet sich in kroatischer Uebersetzung im VIII. Bande aes Arkiv za povjestnicu Jugosl. des Kukuljević. Ursprünglich staud mir nur diese Uebertragung zur Verfügung; später erhielt lch den Pokazalec selbst. Bakovski war unstreitig eine gross angelegte Natur. Panajot Hitov hat ihn ziemlich gut beurtheilt. Er schwindelte wohl, weil es ihm selbst schwindelte, doch immer in gutem Glauben, aus tiefinnerster Ueberzeugung. Er sah eine Fata moi"gana und hielt das Phantom für Wirklichkeit. Männer von s°lchem grossen Wollen und Können ringen mir selbst durch ihre frrthtimer Bewunderung ab, denn sie sind in Allem gross. Ben Hochzeitsliedern habe ich in meinen Darstellungen einen u'rbältnissmässig breiten Raum zugemessen. Sie beleben die Schillingen und verleihen ihnen das eigentliche Colorit. Ich habe u,)°r dreizehntausendundfünfhundert Verse Hochzeitslieder gelesen Ul1^ eine Auswahl daraus getroffen. Dieselben Hochzeitslieder werden ln allen Gegenden des slavischen Südens — die Neuslovenen ausgenommen — vom Volke gesungen. Das Hochzeitslied ist stereotyp. öas ist schon ein starker Beweis für sein Alter. Vor hundertuud-j|reissig Jahren wurden die ersten Hochzeitslieder aufgezeichnet. *8 sind vier Stück, die sich in der schon früher mehrmals geinten Ausgabe von BogiSic* finden. S. 341 (Igralo je vlaško kolo Ut vhiškoj zemlji), S. 342 (Trsteno je slavno mjesto lovom gizdavo, — ~ njemu su hladne vode i perivoji, — Pod mačićem gdje igraju *i su vjereni), S. 342 f. (Sjedi Mare na čardaku) und das Trinklied (P°časnica) S. 343 (Gospodar sjedi u zlatnu stolu). Varianten dieser Lieder werden noch gegenwärtig gesungen. Die Hochzeits-*ie<*er sind in jeder Sammlung reich vertreten. Die Motive sind fast ausschliesslich dem Liebes- und Familienleben entnommen. Für mythische Züge ist wenig Raum. Der Ehrentag ist ein Freudentag; daher, wenn Mythisches auftritt, die Bezugnahme auf die S°noe, die Gottheit der lichten Freude und der Lust. Die Sonne lsuil('e) wird als männliches Wesen gedacht. Sie vermählt sich mit Banica (Morgenstern). Einige Male wird auch der Vila von der Alpe gedacht. Die Vila ist des Helden Wahlschwester oder beliebte. In dem einen sowie dem anderen Falle ist es ihr nicht gleichgiltig, wenn der Held ein anderes Mädchen heimführt. In ü^r früher schon genannten einzigen hercegovinischen Wochenschritt beschreibt Milivoj Poznanović (d. h. Don Milićević) die Öechzeitsgebräuche in der Hercegovina. Anfangs versprach der Artikel recht viel Gutes und hielt es auch. Nur in Nr. 12 (II. Jahrg.), vom 29. März, theilt er ein angebliches Hochzeitslied mit, in welchem er einer »göttlichen Lada«1) gedenkt. Abgesehen davon, das? dies die einzige Stelle in allen Hochzeitsliedern ist, wo der Lada (noch dazu mit dem Epitheton!) gedacht wird, spricht noch Anderes dafür, dass sich Don Milieevie's Gewährsmann einen Scherz erlaubt, denn es liegt uns kein Volkslied, sondern ein Kunstlied vor. Es genügt, die letzten 6 Verse von den 22 des Liedes anzuführen-Die Verse lauten : Dva pupoljka — male usne. Vrat je vriedan dostojanstva. Ručice su bjele, mehke Kano krila u 1 e p i r a Ohrvice crne sjaju, Kano ures divne Lad e. »Zwei Knospen — kleine Lippen, — Der Hals ist der (Ehr' und) Würde Werth. — Die Händchen sind weiss, weich — Wie die Flüge' eines Schmetterlings, ■— Die schwarzen Augenbrauen glänzen — VVie der Schmuck der göttlichen Lada.« »Male« (klein) als Heiwort der Lippen, »mehke« (weich) als Beiwort der Hände, ist im Volksliede nicht nachweisbar. Dosto-j a n s t v o ist kein Wort der Volkssprache, zum mindesten lässt es sich im Volksliede nicht nachweisen. Lada hat nie das Beiwort divna. Was ist ures Lade? Worin besteht der Schmuck? In älterer Zeit scheint es Brauch gewesen zu sein, dass bei Hochzeiten Epen vorgetragen wurden. Mir liegt dafür in einen1 Volksliede eine zuverlässige Angabe vor. Das Lied umfasst 142 Verse-Ich entdeckte es in einem gar seltenen Büchlein, vielleicht ist B gegenwärtig ein ünicum, im »Novi i stari Kalendar slavonski za pristupno godishte 1828. Pritiskan u Ossiku Slovima Divaldovim» privileg. Knjigotisca.«'2) Ohne Seitenzahlen. Indem ich die Rechtschreibung der Vorlage genau beibehalte, will ich den malerischen Anfang und dann den für uns wichtigen Schluss mittheilen: 1) Lada ist eine Frühlings-, Regen- oder Sonnengöttin oder eine Quellen-nyniphe in der südslavischcn Mythologie. Ihr Wesen ist mir noch immer nich* ganz klar, obwohl ich viele auf sie bezügliche südslavische Ueberlicferungen vor mir habe. 2) Ich verdanke dieses Büchlein der Güte meines Freundes N. Tordinac-dem ich hier nochmals meinen besonderen Dank dafür ausspreche. Xärko sünce svitlim zräkom svojim, Triest putmi sinih1) na pencxere, Triest putme britkim macsem ranni, Triest putmi bili danak projde, Danak projde a tavna noch clojde, Od mog Mitra nije csut ni glasa! *^ie heisse Sonne mit ihrem hellen Strahl erglänzte mir (schon) dreissig, ^al an den Fenstern, dreissigmal verwundete sie mich mit haarscharfem Schwerte, dreissigmal verstrich mir der weisse Tag, der (liebe) Tag vergeh, die dunkle Nacht kam heran, von meinem Demetrius noch immer keine Kunde!« So klagt die Mutter. Dir Sohn ist nach Šarengrad zum Oheim Uü(i Neffen, um mit ihnen vereint die gar schöne Borica (prilipu j°ricu) iu Sissek zu werben. Nach vielen Fährnissen gelingt ihnen ^e Brautfahrt. Diese wird vom Sänger besungen. Er schliesst den ^esang mit einem Dank an Gott und einer Ermahnung an die aste, sie sollen sich anständig benehmen: Samom Bogu neka bude fala, Svatovima ova pisma mala, Koji neche priko mire piti Ni oglobit svoga Domachina. Nami svima zdravlje i veselje, Da Bog dade i godini tako. *Gott allein sei Dank und Lob! Dieses kleine Lied (widme ich) den 'l°chzeitsgästen, die im Uebermass nicht trinken, noch ihren domaćin k^udschatzen werden. Uns Allen Gesundheit und Freude. Gleiches be-_ scheer' uns Gott auch aufs Jahr.« l) Sinih = sinuh ist die erste Person des Aoristes. Man erwartete regel-recht sinn, die dritte Person. Der Schulmeister als Grammatiker ist gleich ge-n^St in diesem Falle einen Fehler anzunehmen und zu corrigiren. Das wäre *"er durchaus unstatthaft, denn thatsächlich mengt das Volk die verschiedenen orinen durcheinander. Auch die Lautgesetze sind keineswegs so unabänderlich, *le so manche Grammatiker behaupten. Ich will gelegentlich meine darauf beglichen Beobachtungen in einer besonderen Abhandlung veröffentlichen. Kr«'iss, Sitte u. Gewohnheitsrecht d. Sflđal. 23 XVIII. Werbung und Verlobung. Da nije djevojaka ne bi bilo ni momaka. Gab's keine Mädchen, {■üb's auch keine Burschen. Volkssprichwort. Ein Volkssprichwort lautet: Zaludna moma docna vidja doma. Die Maid, die zu nichts taugt, erschaut spät ein (eigenes) Heim. Wem das Schicksal ein solches Weib bescheert, der darf mit grossem Recht das Volkssprichwort auf sich anwenden: Zena je najskuplje pokućstvo. Das Weib ist das theuerste Einrichtungsstück im Hause. Ohne Einrichtung ist aber kein Haus recht bewohnbar. Daher muss man sein Glück versuchen. Ehen zustande zu bringen, ist ein grosses Verdienst vor Gott und der Welt. Daher befiehlt das Sprichwort: Djevojku valja hvalit pa bilo istina il ne. Ein Mädchen muss man lohen, gleichviel ob's der Wahrheit entspricht oder nicht. Ein kluges Mädchen wird gleich zugreifen, sobald sich die ersten Werber zeigen, denn nach dem bulgarischen Sprichworte: Koja ta moma mnogo probira tja neženena ostaja. Das Mädchen, welches sehr wählerisch ist, das bleibt unverheiratet. Sprachen Werber zu einem Mädchen, das ihnen einen Korb gab (sprichwörtlich): Ako ne ćeš djevojko ti a ono će druge tri. Wenn Du, Maid, nicht magst, so werden wohl Andere drei mögen. Im Schnadahüpfl (poskočnica) tröstet sich und verhöhnt das Mädchen ein abgetrumpfter Bursche durch die zum Sprichwort ^wordenen Zeilen: Doći će moma do svog doma. Kao i ruka do klobuka.*) *Die Maid wird zu ihrem (eigenen) Heime kommen, so wie die Hand zu einem Hute,« ^' h. soviel als nie. Bekanntlich trägt man seinen Hut nur als *°Pf-, nicht als Handbedeckung. Bigentlieh muss man seine Werbung doch bei jemand Anderem a's bei dem Mädchen anbringen. Da räth das Sprichwort: Ako misliš ćerku dobit, klanjaj se majci. Gedenkst du das Töchterchen zu gewinnen, hofiV dem Mütterlein. Eine Variante dieses Sprichwortes stellt diese Lebensregel als B*auch hin: Majki se umiljava ko ćerku traži. ^s sucht sich bei der Mutter einzuschmeicheln, wer nach dem Töchterlein fahndet. ^ai'an hielt sich z. B. auch jener Geck im Märchen »Die Glucke« (Vergl. S. u. M. d. Sdsl., I, S. 124 ff.). Er hat alle möglichen Kniffe ^gewandt, um das Mädchen zu bezwingen, doch es hat ihm nichts ^frommt. Das Märchen bietet ein gar köstliches Bild aus dem sttd-s'avischen Volksleben dar. Wie niederländische Kleinmalerei, real-lsüch getreu der Natur nachgezeichnet und bei alledem ein abgeflossenes Kunstwerk. Anklopfen darf Jeder, auch der Aermste bei dem Reichsten, denn: Ko komu ćer prosi čast mu nanosi. Hält Einer um wessen Tochter an, so thut er ihm (nur) Ehre an. Ferner: djevojačka su vrata svakom otvorena, mnogi prosi jedan doma vodi. ^e Thüren der Mädchen stehen Jedermann offen, Viele werben, (doch nur) Einer führt (die Braut) heim. -Kecht behält gewöhnlich das Sprichwort: Oiji je brži konj toga je i djevojka. Wessen Ross schneller ist, dessen ist auch das Mädchen, *) Der Aufzeichner dieses Sprichwortes hat die Verse nicht erkannt, ^elbstverstündlicli muss im Verse Contraction eintreten, also : »doć će« und »ko i«. 23* 356 oder: Oigovi prosci onoga i djevojka. Wessen die Werber, dessen auch das Mädchen. Sobald die Werber mit dem Vater des Mädchens Raki getrunken, so ist die Sache rechtskräftig geworden. Daher das Sprichwort: Rakija popivena djevojka dobivena. Hat man den Raki zu sich genommen, hat man auch das Mädchen bekommen. Die Verlobung findet nachträglich statt. In den meisten Gegenden wird die Verlobung durch einen Ring, den man der Braut gibt, vollzogen. Nach der Verlobung kann die Angelegenheit nicht mehr rückgängig gemacht werden. Denn nach dem Sprichworte ist: Prsten najveći amanet. Der Ring das grösste (heiligste) Pfand. Ueber die Bräuche bei den Werbungen und Verlobungen bis zur Hochzeit geben folgende Schilderungen das Nähere an. Steiermark, Krain und Kärnten. Die Werber müssen wenigstens zweimal im Elternhause der Braut vorsprechen. Erst hei ihrem dritten Besuche wird ihnen das Mädchen zugesagt. Vor Allen1 schickt der Bursche einen Vermittler zu den Eltern des Mädchens, die einen Tag festsetzen, an welchem sie Gut und Habe des Burschen einer Besichtigung unterziehen werden. Gewöhnlich besieht sich die Braut selbst ihres Freiers Heimwesen. Erst jetzt wird es dem Burschen gestattet, auf eine Vereinbarung zu erscheinen. Am Verlobungstage, nachdem man alle Punkte des Ehecontractes ins Reine ge' bracht, übergibt der Bursche dem Mädchen einen Ring und einige Thaler als Handgeld oder Drangabe. Dies geschieht beim Nachtmahle in Gegenwart der beiderseitigen Eltern, Aliverwandtschaft und Nachbarschaft. In der Umgegend von Rogatec nennt man das Handgeld a r a. In Pojko legen sich der Bursche und das Mädchen vor den Gästen auf eine ausgebreitete Decke auf den Boden hin und werden von den Zeugen mit der Decke zugedeckt.1) Nach einer Weile steht das Paar auf, der Bräutigam nimmt die Braut bei der rechten Hand und dreht das Mädchen dreimal um sich herum-Darauf trinkt das Brautpaar dreimal auf das gegenseitige Wohl und reicht sich die Hand, während einige von den Gästen ihnen l) Wahrscheinlich deutscher Brauch. ^ein über die Hände giessen. Schliesslich wirft der Bräutigam der Braut einige Geldstücke in den Schooss.J) Kroatien und Istrien. In Bezug auf die Werbung unterscheiden sich die Kroaten von den anderen Südslaven in nichts, ^e Mutter oder eine nahe Anverwandte des Burschen fragt zuerst au> ob Weiber kommen dürfen, und im Bejahungsfälle schickt toan die Werber zur Braut und holt sich ihr Jawort. Sehr ausführlich und hübsch erzählt wird dies Alles in einem Märchen aus ^ainladinec in Kroatien, das sich unter meinen südslavischen Sagen ll«d Märchen im I. Bde., S. 124—142, vorfindet. Im Folgenden heben Wlr nur die Besonderheiten hervor. Wie auch sonst, wird den Hochzeitsgästen bei ihrer Ankunft v°r dem Hause der Braut nicht sogleich Einläse gewährt. Die gehenden Redensarten, mit welchen die Unterhandlung wegen des "blasses geführt werden, lauten beiläufig: Von drinnen ruft man: »Wer ist's in Gottes Namen?« Die Gäste von draussen: »Arme Wanderer, ehrliche Leute, le wir ein verlorenes Schaf suchen. Oeffnet, damit wir ,ns ein wenig wärmen. Vielleicht könnt Ihr uns über das Schaf eille Auskunft geben. Hat es sich etwa unter Euch verirrt?« u. s. w. Slavonien. Die Werbung ausgenommen, finden in der Regel 111 Slavonien, im Banate und der ehemaligen slavonischen Militär- g'eiize im Ganzen noch drei, mitunter vier Zusammenkünfte ls zur Hochzeit statt. Gleich am zweiten oder dritten Abend, nach- et& das Mädchen den »Ring« in Empfang genommen, kommt der ersehe zu ihren Eltern, um mit ihnen festzusetzen, wann das »kl ■ *leine Wort« (mala rieö oder auch popit od zapoj2) = der lllnk) stattfinden soll. Velika rieö (das grosse Wort) wird einmal Bezeichnung der Verlobung, ein andermal zur Bezeichnung der errnählung gebraucht. In der ehemaligen slavonischen Militär- ^ ) Bogi sie verweist in einer Anmerkung im Književnik, III, B. 194, auf, (jass jjjjj. jjesßj. Ceremonie bei den alten Deutschen die Ehe eigentlich ^chlossen wurde. (Vergl. Grimm, »Eechtsalterthümer«, S. 440; Weinhold, ]llitle deutsciie'i Frauen«, S. 268.) In Wahrheit dürften wir es hier schwerlich d0 einem südslavischen Brauche zu thuu haben, sondern vielmehr mit einem D Deutschen in Steiermark entlehnten. Seihst das dreimalige Umdrehen der aub das wir in einer anderen Form bei den bosnischen Altkatholikcn kennen rnen. darf mit dem slovenischeD Brauch schwerlich identificirt werden. 7 2) Wird auch gebraucht an manchen Orten zur Bezeichnung der vierten /jUsammenkunft. grenze wirbt man gewöhnlich um Mädchen in der Zeit, die zwischen dem Tage des hl. Petrus und dem Kleinjungfrauentage liegt. *ü Rusevo in Slavonien zu Christi Himmelfahrt und am Tage des hl. Antonius; in Velika und in der nächsten Umgegend von Pozega in der Zeit zwischen dem Katharinen tag und Weihnachten, so daSfl das Mädchen dann bis zum nächsten Katharinentag Braut bleibt-Der Bursche sucht womöglich wenigstens jeden zweiten Abend bei seiner Braut zu verbringen. Jeden Sonntag stattet seine Mutter, mit Geschenken beladen, der Braut und ihren Eltern einen Besuch ab, oder muss zum mindesten Geschenke zuschicken. Bei den offi-ciellen Zusammenkünften wird bis zum Morge ngrauen gegesseD? getrunken und gesungen. Nachdem die Brautleute zum dritten Male in der Kirche verkündet worden, wird eine Art Vorfest sowohl im Hause deS Bräutigams als der Braut gefeiert. Dieses Fest, z a p o j (der Trunk) oder jabuka (der Apfel) genannt, findet am Sonnabend und Sonntag statt, der dem Mittwoch vorangeht, an welchem die Vermählung gefeiert wird. Am Sonntag, nachdem der Bräutigam aus dem Hause der Braut zurückgekehrt, werden die Würdenträger der Hochzeit ernannt oder richtiger gewählt. Die Reden und Gegenreden bei der Werbung und Verlobung gleichen auf ein Haar denjenigen, die wir bei der Schilderung dßr bosnischen und hercegovinischen Werbung und Verlobung anführen-Wir bemerken nur noch, dass die Verlobung durch das Entzweibrechen eines Fladens und durch das Austrinken eines KrugeS Wein feierlich besiegelt wird. Von dem Augenblicke ab nennen sich die Angehörigen der zwei Sippen prijatelji = Freunde-Verlobungspfänder werden nur in solchen Fällen ausgetauscht, wo die jungen Leute einander in Liebe zugeneigt sind. Derartig« Pfänder verpflichten weder die eine noch die andere Partei; wir könnten sie deshalb nicht mit Unrecht Liebespfänder nennen. Es ist eigentlich überflüssig, anzumerken, dass Verliebte überall einander Liebespfänder geben. In Slavonien pflegen die Burschen ihren Mädchen an Jahrmärkten Lebkuchen, Kunstblumen oder Seidentüchel zu kaufen und im Geheimen zuzustecken. Dafür erhalten sie von den Mädchen gewöhnlich eineu Gürtel. Es ist merkwürdig, was für Ceremoniell mitunter so ein slavonischer Bursche macht, ehe er es zu der officiellen Werbung kommen lässt. Vorerst sucht er sich der Liebe seines Mädchens zu vergewissern, dann macht er dem Mädchen einen halbofficiellen Besuch; er geht allein auf die Beschau (ugled) und gibt dein Mädchen, falls sie ihm ihr Jawort sagt, ein Geldgeschenk, oft in der Höhe von fünfundzwanzig Gulden. Zuteilen erfolgt die Beschau nach der officiellen Werbung, auf besonderen Wunsch der Eltern, damit ihr der Bursche, wenn ihm Jas Mädchen zusagt, den King gebe. Dies geschieht nur vorsichtshalber, wie es in einem Volksliede heisst: Zur Beschau schickt Mutter ihren Andro, Dass ihn sah' Marie, die Angeworb'ne, Dass der Mutter Sohn die Schnur beringe. Weisen Rath ertheilte ihm die Mutter: »Wenn Du kommst Mariechen ins Gehöfte, Wenn man Dir das schöne Mädchen vorführt, Schau Du nicht auf ihre Kränz' und Perlen. Schau Du nicht auf die gestickten Aermel, Schau Du nicht aufs buntverzierte Leibel, Schau auch nicht auf gold'ne Armgehänge, Denn verziert das Leibel haben Schneider, Denn gestickt die Aermel haben Frauen, Gold'ne Armgehänge goss der Goldschmied, Sondern schau auf ihren Wuchs und Antlitz, Schau auf ihren Gang und ihre Beden, Schau auf ihren Blick und wie sie lächelt, Schau wohl auf, mit wem Du Dich verbindest, Um ein ganzes Leben zu verleben.« a) jl In der Regel nehmen es in Slavonien sowie in Bosnien die ein auf sich, ihrem Sohne eine Braut zu besorgen. Die Werber schicken, ehe sie in das Haus des Mädchens treten, einen Kundschafter ^ °v°daeija oder sprovodadzija, oder navodacija oder navodadzija genannt), der vorerst auszukundschaften hat, ob man die Werbung °ht abweisen wird. Als Werber, oder richtiger Beschauer (ugledaßi er ugledjani), fungiren die nächsten Anverwandten des Burschen. le Leute werden aufs Beste bewirthet und vom Mädchen selbst j(bent. Gibt sie ihr Jawort, so wird der Verlobungstag (jabuka ° er prsten) bestimmt. Wenn der Bursche nicht selbst mit den . erbern mit ist, so schickt ihm das Mädchen als Verlobungspfand rothgesticktes Tüchel. Die sonstigen Gebräuche sind dieselben, 16 die in Bosnien und der Hercegovina; Slavonien ist ja grössten- l) Bei Stojanoviö, Pucke prip., S. 264 f. theils von Bosnien und der Hercegovina aus angesiedelt worden. Die Kunde, dass Werber in ein Haus gekommen, verbreitet sich rasch im ganzen Dorfe, worauf die Burschen und Mädchen des Dorfes vor dem betreffenden Hause sich versammeln und Lieder singen. Zum Beispiel: »He, Ihr Werber, sieh' da Werber, he juchhe, juchhe! Wohin führt der Weg so oft Euch, he juchhe, juchhe!« — Uns'rem schönen Peter werben, he juchhe, juchhe! Wollen wir ein schmuckes Dirnlein, he juchhe, juchhe ! —■ »Bei uns ist, o Nachbar, Besehen, he juchhe, juchhe!« — Wollen, Nachbar, um sie werben, he juchhe, juchhe! — »Mögt Ihr noch so schön sie werben, he juchhe, juchhe! Ihr bekommt sie nun und nimmer, he juchhe, juchhe!« — Will es Gott, so wird sie unser, he juchhe, juchhe! — »Freilich, freilich wird sie Euer, he juchhe, juchhe! Doch das Wann ist nicht geheuer, he juchhe, juchhe!« *) Kurze Zeit nach der Verlobung begibt sich der zukünftige Schwiegervater mit der Braut und ihren weiblichen Angehörigen in die Stadt, sei es nach Gradiška, Vinkovce, Požega, Brod, selbst eine Tagreise nach Essek wird nicht gescheut, um der Braut einen Hochzeitsanzug und was d'rum und d'ran hängt, einzukaufen. Hier l) Iliö, Nar. slav. ob., S. 36. Die Schlussverse lauten im Original: Bit će ko i nove gaće, mile lale boj! Sam ne znamo, kono kad će, mile lale boj! Wörtlich: »Sie wird (euer) wie neue Hosen. — nur wissen wir nicht wann. Nachbar.« Bit će gaće ne znam kad će ist unter den Südslavcn ein geflügeltes Wort, das man gebraucht, um Jemand auf eine ganz unbestimmte Zeft zu vertrösten. Meine Mutter erklärte mir einmal die Entstehung dieser Kedensart. Ein Bauer hatte ein sehr arbeitsscheues Weib, das nur mit den Zähnen beim Es-eii zu arbeiten gewohnt war. Deshalb ging der Wohlstand des Hauses zu Grunde, und es kam so weit, dass der Mann nicht einmal mehr ein ganzes Paar Hosen anzuziehen hatte. Der Mann verlangte von seinem Weihe ganze Hosen. Sie: »Du sollst sie bekommen.« — Er: »Ja, wann denn?« — Sie: -Zuerst wirst Du auf Taglohn gehen und Geld auf Hanfsamen verdienen, dann wirst Du das Feld bestellen, dann wirst Du den Hanf anpflanzen, dann lassen wir den Hanf reifen» dann wirst Du den Hanf brechen und bleichen, dann wirst Du einen Webstuhl bauen, dann werd' ich den Hanf spinnen, dann wirst Du mit mir den Faden i'1 die Webekämnie einziehen, dann werde ich weben, dann, bis ich fertig bin, nehmen wir die Leinwand herab und bleichen sie noch einmal, dann trocknen wir die Leinwand, dann kaufst Du eine Scheere und Nadeln und ich schneide Dir Hosen zu und nähe sie Dir zusammen. Also wirst Du Hosen bekommen.« Er: »Ja, so werden die Hosen fertig, nur weiss ich nicht wann.« Rollen wir die versprochene Stelle aus jenem Gedichte im Esseker Elender von 1858, S. 37, mittheilen: Kad je svekar izprosio, svoju snahu nadario, Kad su žene već kolače meso dare i pogače Već nosile snasi Sojki i davali uvik svojski, Svekar reče, sad ajdemo, da ti ruho izberemo. Sojka pako bi od davna na pazare već pripravna. Sad na kola unilaze ter u Osiek svi odlaze. Ju na pazar dojezdiše svešta liepa i vidiše. Teko svekar kesu vadi da kupuje novoj mladi; Baj marame dvi svilene i daj clako dvi vunene, Baj mi suknju svu od svile, zlatne grane gde bi bile, Dvie šamie dragi dako il tri kupi svakojako, Zapreg fini, prsluk svilni, kupi dako i načini, Kupi čizme i cipele, dvoje štrimfe ne debele. Kupi ćurak crne čove i marame još tri nove. Kupi čepe, gjerdan meni, dragi dako polj ubij eni. I oko svekar sve privoli, što snašica njeg zamoli. Još joj kupi mlogo više, čim snašicu izkitiše. Kreštelica mat i prija ljuta biše kano zmija. Prian Teko njoj za banke samo kupi tu opanke. *A] ^l °na ^me 's^a Pa oc* nte%a ne iztiska. II. s. w. ^ s der Schwiegervater seine Schnur angeworben und beschenkt hatte, — s die Weiber der Schnur Sojka Kuchen, Fleisch, Geschenke *) und en schon zutrugen und fortwährend nach besten Kräften hergaben, — ^ Sprach der Schwiegervater : »Jetzt wollen wir aufbrechen, damit wir eine Ausstattung (beim Kaufmann in der Stadt) aussuchen.« — — ^ n besteigen sie den Wagen und fahren Alle nach Essek fort. — Hier rj,a^en sie auf dem Markte ein und sahen auch allerlei Schönes. — , °> der Schwiegervater, zieht den Beutel, um der neuen jungen Frau ln2ukaufen. — »Geh', kauf zwei Seidentücher,« und »geh', Väterchen, s hir %V°^ene' £en'' kauf m'1' einen Kittel ganz aus Seide, goldene Zweige en d'rauf sein. — Kauf mir, geliebtes Väterchen, zwei Kopftücher . er lieber auf jeden Fall drei. — Kauf, Vätereben, eine feine Schürze, e'ne seidene Weste, lass' ja das anfertigen. — Kauf Stiefeln und putsche) Schuhe (Zugstiefletten), zwei Paar Strümpfe, (nur) diele sollen nieht sein. — Kauf einen Pelzrock aus schwarzem Tuche und noch l) Dare, Leinwandzeug als Geschenke xar' tco/n''- drei neue Tüehel. — Kauf eine Kotze (Bettdecke), (kauf mir) e"1 Halsband, 1-iebes, herziges Väterchen.« — Also bewilligt der Schwieg^ vater Alles, um was ihn sein Schnürlein bittet. —■ Kaufte ihr noch W mehr, womit sie das Weibchen ausschmückten. — Die Bäheriu Mutter und Freundin l) war (aber) zornig wie eine Schlange. —■ (De»n/ Freund Teko kaufte ihr für seine Banknoten diesmal nur Opanken- -Doch sie verlangte Stiefeln und konnte sie aus ihm nicht herauspressen- U. s. w. Bosnien. Ist es dem Burschen mit seiner Bewerbung erflS zu thun, so fragt er wohl zuerst bei einer nächtlichen Zusamm*311' kunft das Mädchen seiner Wahl, ob sie sein Weib werden will-Antwortet sie ihm: »Ich heirate in diesem Jahre nicht.« so bedeute* dieser Hescheld für ihn so viel als: »Dich mag ich nie und nim»1?1 heiraten.« Willigt sie aber ein, so gibt er ihr ein Verlobungspb111^ (obilježje), das man häufig auch prsten (King) nennt, wohl deshalb, weil man ehedem gewöhnlich dem Mädchen einen K'u£ an den Finger steckte, während jetzt in der Regel ein Gold- ode1 Silberstück gegeben wird. Als Gegengeschenk erhält der Werbe1 vom Mädchen ein Tüchel oder ein Hemd, oder sonst etwas, ^ft8 sie eigenhändig angefertigt hat. Oft bedient man sich beim Aüs" tausche der Verlobungspfänder irgend einer Mittelsperson. Ich selbst» erzählt unser Gewährsmann K. von sich, war einmal als kleine1 Knabe Vermittler in einer solchen Angelegenheit. Mein Ohein1 hatte zu einem Mädchen Liebe gefasst und wollte sie heiraten-Ich, der ich von der eigentlichen Bedeutung der Sache kein6 Ahnung hatte, sollte sie ins Reine bringen. Der Oheim forderte mich auf, mit ihm zu gehen; meine Mutter sagte mir, wohin lCÖ gehen werde und was ich sprechen müsse, und händigte tov einen Ducaten ein. Als wir in des Mädchens Haus kamen, fanden wir dort viele Gäste und auch uns wurde ein sehr herzlicher En1' pfang zu Theil. Nach einer Weile brachte mir das Mädchen nach Landesbrauch eine Schale Kaffee, doch ich weigerte mich, deß Kaffee anzunehmen, indem ich zu dem Mädchen sagte: »Ich werde nie aus Deiner Hand einen Kaffee annehmen, ehe Du mir Zusicherung gegeben, dass Du mir Taute werden willst.« — »Nimm nur, so will ich Deine Tante werden!« Darauf reichte ich ihr den Ducaten und nahm den Kaffee an. Das Mädchen küsste mich auf die Stinte, begab sich in ihre Stube, *) Bezüglich dieses Ausdruckes vergl. oben S. 14, Z. 1-6, Sti 1U^' e^ fJ-r'en'11 Ulm e^n Hemd, küsste mich wieder auf die für öe UIU^ '°^te ^as Geschenk aut- meinen Schoss. Das Tüchel war des ' ^as Hemd für meinen Oheim bestimmt; darin bestanden p&S ^đchens obilježje. Nach einer längeren Unterhaltung und ^ w^üung kehrten wir wieder heim, ich küsste meiner Mütter auf llUl* Vergab mr die Geschenke ; dafür küsste sie mich die Stirne und segnete mich, weil ich »ein gar so verständiger und*6 Wäre<" Am naCüsten Tage *ru8 sie das Geschenk zu ihren des Oheims Eltern (den Grosseltern des Knaben), küsste ihnen g -Hand und beglückwünschte .sie voll Freuden. Die Grosseltern güeten nun sie und mich. ^ ^er Austausch der Verlobungspfänder wird als Geheimniss r Aussenwelt gegenüber bewahrt. Bei Gelegenheit der obilježje ja auch verschiedene Hindernisse hervorgehoben, die gegen schliessliche Zustandekommen der Ehe möglicherweise geltend in * werden könnten; z. B., ob die jungen Leute nicht etwa Ob • lla^lem verwandtschaftlichen Verhältnisse zu einander stehen; . ülcht die Kirche Einsprache gegen die Verbindung erheben wird Iii 11 A- das Mädchen eine Katholikin ist, der Bursche ein . *8 aubiger oder umgekehrt), ob die Sippenoberhäupter nichts dagegen j, .M<11» wie soll man das Mädchen vor den Einflüsterungen der ai 1 Bräutigams bewahren u. s. w. Obgleich man zugleich g.^1 Kauz bestimmt lautende Eheverträge abschliesst, zu deren die ^ Pfänder gegeben werden, so kommt es doch vor, dass uiiteiQe ^ai^e* aQdere hintergeht. Manches Mädchen schliesst j mehreren Burschen Verträge, nimmt und gibt ihnen Verlo-**ppfäuder, ohne dass die Burschen, da derlei geheim gehalten ' ' sobald erfahren, dass sie betrogen worden. Eben daraus ^ ait es sich, warum die Burschen nicht allzuviel Vertrauen in ^obungspfäuder setzen. Ein Volkslied lautet: Treuer Freund, o traue keinem Mädchen, Bei den Mädchen gibt es keine Treue. Meine Maid hat schmählich mich betrogen. Einmal hiess es: »Ja, ich folg' Dir, Theu'rer!« Und dann wied'rum: »Muas die Mutter fragen.« Späterhin: »0 warte bis zum Herbste.« Als die Frist herangerückt zur Hochzeit, Nahm das treue Mädchen einen Andern. , Ja solchen Fällen zieht sich das treubrüchige Mädchen den e ^gsten Haas nicht nur des Betrogenen, sondern seiner ganzen Sippe zu, die in dem Einen sich mitbeleidigt fühlt. Ihr Grintf° trifft auch den, der die Braut dem Anderen weggeschnappt. Die erbittertsten Kämpfe sind die Folge solcher Uebervortheilungen* Nicht selten macht ein Mädchen dem anderen ihren Bräutigam abspenstig. Die arme Verlassene ist doppelt elend, einmal, weil sie nicht leicht einen anderen Bräutigam bekommt, das andere M*m weil sie nicht wie ein Mann, mit Waffen sich an der Verrätherin rächen kann. Dafür stösst sie auf Beide grässliche Flüche uH<* Verwünschungen aus: Auch ich, Mädchen, hatte einen Liebsien, Hündin war's, die mir ihn abgewendet, Abgewendet und sich zugewendet. Wahnsinn treff sie, sie und ihn desgleichen, Und der Wahnsinn jag' sie durch's Gebirge. Gras als Nahrung, Morgenthau als Labung, Dies sei ihre tägliche Erquickung Und kein Kind erfreue je ihr Herze! Der Hausälteste des Burschen bestimmt den Tag der Werbung-Auf den Dörfern pflegt des Mädchens Hausältester (starešina) auzu-geben, wie viel Branntwein man zur Werbung mitzubringen habt1-(Manche fordern sechzig bis hundert Mass.) In den Städten überläset man dies dem Ehr- und Anstandsgefühl (na obraz i poštenje) des Werbers. Bei den Moslimen ist keinerlei feierliche Werbung üblich, sondern die Braut wird heimgeführt, sobald der Ehecontract abgemacht ist. Von ihnen unterscheiden sich die Altgläubigen und Katholiken sowohl in Werbungs- als Vermählungsgebräuchen. Da es oft vorkommt, dass ein Mädchen mitunter fünf bis zehn Werber hat, und unter diesen häufig die erbittertsten Kämpf0 vorfallen, so fanden es die bosnischen Bischöfe rathsam, anzuordnen, dass Niemand auf Werbung gehen dürfe, ohne vom Ortspfarrei' dazu einen Erlaubnissschein (c e d u 1 j a, vom deutschen »Zettel«) erwirkt zu haben. Der Pfarrer ist verpflichtet, einen solchen Zettel unentgeltlich auszufolgen, und wenn er einmal einem Burschen einen solchen Schein gegeben, so darf er keinem Zweiten auf dasselbe Mädchen einen neuen Zettel ausstellen. Ohne diese besondere Anweisung darf ein starešina die Werber gar nicht über die Schwelle lassen. Ferner muss das Mädchen selbst, falls sie die Werbung angenommen, dem Pfarrer bei der Verlobung (na prsten) den ^°hein zurückstellen, im entgegengesetzten Falle ist der Empfänger Ulldig, den Zettel zurückzubringen, damit ihn der Pfarrer einem . en geben kann, wenn dieser um jenes Mädchen anhalten b Diese Anweisungen haben beiläufig folgenden Wortlaut : »Im Namen Gottes!« q Hiemit wird N., ehelicher Sohn des N. und der N., aus dem rjlte N. bevollmächtigt, einen ehrenhaften Vertrag mit N., der 0chter des N. N. aus dem Orte N., behufs Abschliessung einer jesetsslichen Ehe festzusetzen, die alsbald stattfinden soll, sobald 111 dawiderlaufendes Hinderniss der Heirat entgegen sein wird. (Polgen Unterschrift des Pfarrers, Amtssiegel, Tag und Jahr der 4usfertigung). v Mit dieser Beglaubigung in der Tasche macht sich der stare-des jungen Mannes in Begleitung von fünf bis sieben Gefährten ^ den Weg, die mit einer Menge abgesottenem und gebratenem j ö]sch, Kuchen (pita), Brod, Brauntwein u. s. w. wohl bepackt sind, w der Abenddämmerung machen sie vor dem Hause des Mädchens At und der starešina der Gesandtschaft ruft aus voller Brust: °macine!« Wann sich dieser anmeldet, so fährt der Kedner fort: ann mau bei Dir übernachten? Kommen Dir Gäste recht?« Der j, geredete: »Immer willkommen, tretet ohneweiters ein, ein kleines eiler auf dem Herde ist angefacht, an Brod, Salz und Wasser es nicht fehlen, und es dürfte sich noch Etwas d'rüber finden, der lieDe Gott will, will er nicht, so gibt es hier genug Liebe guten Willen, die würzen Jedes und Alles!« Die Werber treten nun ins Haus, begrüssen die Hausleute f 1 einem »Gottes Hilfe steh' Euch bei«, werden von den Leuten ^ ^as beste empfangen und zum Niedersitzen eingeladen. Städtische To r> da sie lederne Halbschuhe (jemenije) tragen, lassen diese r der Zimmerthüre, wie es der bosnische Landesbrauch erheischt, w ^e&d bäuerlichen Werbern, die in Opanken herumgehen, die 8,Uen des Hauses sofort die Opanken ausziehen, die Füase fichen und das abgelegte Gewand, falls es auf dem Wege vom e£eo nass geworden, zum Trocknen aufhängen. . Nachdem man eine kleine Weile der Erholung gegönnt, gibt er starešina das Zeichen zum Gebet. Man betet klar und langsam, le lnan in Bosnien gewöhnlich jeden Tag zu beten pflegt. Nach j,. Gebete küssen die jüngeren Hausgenossen den älteren die liUf|e und sagen »Gelobt sei Christus«, worauf man ihnen antwortet: »Jesus und Maria seien in Ewigkeit gepriesen, aber sollst gesund und frobgeniutb sein!« Nun knüpft man Dtt|* den Gästen ein neues Gespräch an. Etwas später kommen die Mädchen (zenskice), bringen Wasser, Waschbecken und Handtuch und giessen den Leuten Wasser über die Hände. Ist die Hände* Waschung vorüber, schaffe man den runden grossen, aber niederen Speisetisch (sofra) in die Stube hinein, um den sich alle erwachsenen Männer in der Runde niederlassen. Die Frauen dürfen naC^ allgemeinem südslavischen Brauch, weder in diesem Falle noch sonst, mit den Männern zugleich an einem Tische sitzen. Hierauf erhebt sich der starešina und betet laut, wie es der Brau*'1 erheischt, ein »Vater unser«, ein »Ave Maria* und ein »Lob sei dem Herrn«, »auf dass die Gäste Gottes Segen in Speise und Trank theilhaftig würden«. Nun füllt er ein Glas mit Branntwein an und bringt auf die Ankömmlinge einen Trinkspruch aus, daW folgen Entgegnungen auf Entgegnungen, bis man sich an Spelgfl und Trank zur Genüge gütlich gethan. Einer von den Hausgenossen stimmt das Liedchen an: Wenn wir trinken, wollen wir auch singen. Freude mag mit Gott im Herzen klingen. ü! Ol Ü! Jesu Namen ist der heiligste, Und dann kommt erst Josef und Maria! O! 0! 0! Die langgedehnten Oooo machen die Octave der Tonleiter durch' es währt eine halbe Stunde zum Mindesten, ehe der kühne Sängl'i aufhört. Seine Lorbeeren lassen einem der Werber keinen Frieden und nun hebt er von Neuem die Melodie an, um womöglich den Ersten zu übertreffen. Sieger bleibt, wer am längsten ohne abzusetzen singen kann. Die ganze Gesellschaft lauscht mit grösstei Spannung und unbeschreiblichem Entzücken diesem Wettgesan£ und spart kein Lob Demjenigen, der's besser versteht (tko zna bolje)-Nachdem der Zweite mit den Ooo, d. h. mit seinem Athem xl Ende ist, fängt von Neuem der Erste an: Lob sei Gott und diesem Feiertage, Und auch uns'rem domaćin des Hauses! 0! 0! 0! Juchhe! Neigt das Gejohle seinem Ende zu, so schenkt der domaćin ein Glas Branntwein ein und reicht es dem Aeltesten der Werber (prosjački starešina), doch dieser sagt, er solle das Glas vor ihn hinstellen, dann gebietet er mit befehlender Stimme den Sängern: "'Un-g! Haltet ein!« und wendet sich zu dem staresina des Hauses: ''•lobt sei Jesus!« Dieser erwidert ihm den Gruss. Der Werber: ^ lr können, Bruder, Deine Liebe weder austrinken, noch aufessen. •ssen wir demnach die leereu Redensarten. Wisse, wir sind Wan-^ erj die wir bei Dir eingekehrt, weil wir ein Anliegen an Dich uehten haben. Bist Du Willens, unserem Wunsche gerecht zu ^ lle,b dann wollen wir wieder essen und trinken, magst Du nicht, 8a£ es uns nur rund heraus, damit wir auf der Stelle uns fort-^ ö und unsere Zeit nicht vertrödeln!« Der doinacin bittet gil .* sagen zu wollen, worin denn ihr Wunsch bestehe, und . J ihnen das Versprechen, denselben zu erfüllen, wenn es nur o uivvie möglich seiu sollte. Der Redner: »Es drang zu uns die ?u.^e' dass Du eine schöne Falkin hast, wir aber besitzen einen ften Falken. Wir kommen als Werber und halten um Eure lü für unseren Falken an, um Eure N. für unseren N.« p Der Angesprochene thut, als hätte er das Ganze überhört, den V°Ü ^esem UD<* Jene,n zu i"eden an (baca bacanije) und bietet ^ Werbern Branntwein an; doch diese beharren bei ihrem An-^ oe und fordern Gewährung ihrer Bitte. Nach langem Hin- und ffeden, nachdem man einander so hin und her geworfen (izpre-(j^1Va^i se), geräth der Werber zum Schein in Zorn und verlangt, öian das .Mädchen vor ihn führe, denn er wolle mit Niemand lr unterhandeln, als mit ihr, von der allein die endgiltige Ent-c ,Gidung dieser Sache abhänge. ob Sie t Der starešina thut darüber ganz entrüstet und fragt die Leute, Sle Hajduken oder gar Strolche und Gewaltmenschen seien, dass q.. s° aufbegehren. Da zieht der Aelteste der Werber aus dem Tjtav.e* des Pfarrers Zettel und einen schönen Apfel, in weichem ein Neli-Ü ^^stück *m Werthe von 25—30 Kreuzer) und noch einige sj(, s^ecken. Diese Dinge legt er auf den Tisch und sagt, dass t die Werber, ehrenhafte Männer (pošteni ljudi) wären, und darum die p leC^lt un(* ^Migi (*ass man ^as Mädchen vorführe, damit sie jabe annehme, wenn sie ihr benagt, oder es sein lasse, ganz jr larem Belieben, ohne dass man ihre freie Entscheidung geudwie beeinflusse, üi h ^Uü ^lolt man ^as Mftdohea, das sich bisher den Gästen gar tyflh .^atte zeigen dürfen. Die bosnischen Mädchen tragen für ge-,nlich das Haar in dünnen Zöpfchen, zu »Fünf und Neun«, wie ^ Volksliede heisst, geflochten, und diese Zöpfchen hängen über e Schulter herab. Die Hausleute flechten nun die Zöpfchen auf, und mit herabwallendem Haare, wie eine Vila aus dem Gebirge» tritt die Maid vor die Werber bin. Der Aelteste der Werber setzt ihr die Sachlage auseinander, darauf ergreift der domačin &e3 Hauses das Wort und ermahnt nach besten Kräften das Mädchen» wohl aufzuschauen, wozu sie sich nunmehr entschliesse, damit sie auf Niemand späterhin Grund zum Fluchen habe. »Fällst Du selbst, verletzt Du Dich selbst.« schliesst der starešina seine Ermahnung-»Es steht Dir frei, den Apfel anzunehmen; mein Segen soll Dir nicht fehlen.« Das Mädchen küsst dem starešina die Hand, dann allen Uebrigen der Reihe nach, packt mit einem raschen Gl1 Apfel und Zettelchen und, hast Du's nicht gesehen, ist im Nu allS dem Zimmer draussen unter den übrigen Frauen. In demselben Augenblicke, wo die Maid nach dem Apfel gi'el ' schiesst einer von den Werbern durchs Fenster sein Gewehr und im Dorfe spricht man: »Horcht, man hat die N. geworben-Nun entladen auch die übrigen Werber ihre Gewehre und oft tbtf die Nachbarn dem Hause zu Ehren dasselbe. Darauf fängt man v00 Neuem an zu essen, zu trinken, zu singen und sich zu ergötze11. In später Nachtstunde beschenkt die Maid die Werber und dies6 nehmen Abschied, nachdem sie noch zuvor vom Tische auch jeB® Geschenk mitgenommen, das vom Mädchen hiugelegt wurde, a sie den Apfel ergriff. Bei den Altgläubigen herrscht eine kleine Verschiedenheit 1 Brauche. Bevor das Mädchen den Apfel nimmt, wendet sie sich al Ermahnung des starešina um zum Bilde der Gnadenmutter, schla-e einigemal das Kreuz und spricht einige. Gebete. Zwei Frauen näher^ sich ihr nun, drehen sie dreimal herum, und dann schreitat sie ei zum Tische, um den Apfel zu nehmen. Durch das Gebet s Gottes Zustimmung eingeholt werden. Würde sich das Mädchen selbst im Kreise umdrehen, so käme sie, sagt man, wieder mit dem Gesichte gegen das Gnadenbild; darum wird sie von den Frauen umgedreht, die darauf sehen, dass das Mädchen mit dem Antlitz gegen den Apfel stehen bleibt. Die Katholiken meinen, dass maI1 durch derlei Umstände Gott belästige und daher sündige. Diese»1 Brauche liegt eine uralte heidnische Symbolik zu Grunde. Gleich am nächsten Tage oder am ersten Feiertage, der au die Verlobung folgt, muss sich das junge Paar dem Pfarrer W stellen, damit eine feierliche Verkündigung stattfinde. Das Mädchen und der Bursche werden von ihrer aufs Festlichste gekleideten vel wandtschaft auf diesem Wege begleitet. Der Pfarrer unterzieht d10 Jungen Leute einer Prüfung bezüglich ihrer religiösen Ueberzeugung Und ihres Entschlusses, zu heiraten. Hierauf befiehlt er, dass das »ädchen den King (prsten) auf die Bank gebe. Das Mädchen legt ' Jer keinen King, sondern nach Brauch ein Tüchel und das Zettel-eö> der Bursche wirklich einen Ring auf die Bank. Wiederum mahnt der Pfarrer Beide und fordert sie auf, die Verlobungs-ander (obilježja), falls es ihnen beliebt, anzunehmen. Das Mädchen lmrnt den Riug5 der Bursche das Tüchel, der Pfarrer zerreisst das Alchen und gibt den jungen Brautleuten seinen Segen. Nun 1 eibt der Priester die Verkündigung aus (naviscenje), die bei-Ung so wie jener Werbungsschein ausgestellt wird. Die Braut i der Bräutigam sagen dem Pfarrer ihre ganze Anverwandtschaft eii damit sie selbst auf diese Weise gegenseitig ihre Angehörigen . Dllen lernen. Nach der Messe und der Verhandlung wird irgendwo der Nähe ein Festmahl abgehalten, an dem die Freunde und Verwandten beider Sippen theilzunehmen pflegen. Die Lustbar-lten dauern bis tief in die sinkende Nacht hinein. T . Diese Darstellung verdanken wir im Wesentlichsten Klopović. ^er fliessen unsere Quellen über bosnische Heiratsgebräuche 1 spärlich. Bisher sind die Bošnjaken von den Forschern in ^ Ser Hinsicht nur. zu stiefmütterlich behandelt worden. Bogišić r, književnik gibt uns gar keine Nachrichten, und was er im ^0rnik bringt, ist auch nur zu dürftig ausgefallen. Fra Martić, 1 kühne Sänger bosnischer Heldenthaten, hätte sich gerechteren g 8P*Uch auf den Dank seines Volkes erworben, wenn er weniger 0lgfalt auf seine vollständig überflüssigen Gedichte und ein wenig ebr auf (jje Beantwortung der Bogišić'schen Fragen verwandt te- Ueber bosnische Hochzeitsgebräuche weiss er nur folgende skunft zu geben: »Bevor eine Ehe geschlossen wird, muss voran-i len: 1. der Vertrag (ugovor), d. i. wann die Eitern des Paares Vertrag schliessen; 2. die Werbung (prošnja), d. i, wann man ;vir'Jt; 3. der Austausch der Ringe (prstenovanje); 4. der Apfel er die Seide (jabuka ili svila); 5. die Trauung (vjenčanje); 6. der J^eh (pohagjanje), d. i. wann der Schwiegersohn die Schwiegermutter und sie wieder ihn besucht.« (Bogišić, S. 163.) Auf Bogišić's 1 Bestellung: »Sind gewisse symbolische Gebräuche bei solchen llsamnienkünften üblich?« gibt der Franziskaner S. 171 zurAnt-°rt: »Freilich, freilich, sie werden aber immer seltener.« Etwas ' jährlicher und bestimmter drückt sich ein anderer Franziskaner-^0nch, Hadžiristić, aus (Bogišić, Zb., S. 163). Wenn sich ein Kri»U8s, Sitte u. Gewohnheitsrecht d. SUdsl. 24 Bursche in ein Mädchen verlieht und seine Eltern ihm zu heiraten nicht wehren, oder auch die Eltern wollen ihren Sohn verheiraten) so lässt man erst durch einen guten Freund bei den Eltern des Mädchens die Sachlage erforschen. Sind die Eltern einverstanden) besonders wenn dem Mädchen der Bursche zusagt, so geschieht dl0 Werbung öffentlich (bude prsten). (Prsten, Ring, wird, wie maö sieht, sowohl für Werbung als Verlobung gebraucht.) Die Verlobung findet gewöhnlich an einem Sonntag statt. Beglückwünschunge'1 werden selten vor der Verlobung angenommen. Einen Tag, bevor letztere stattfindet, laden die Eltern der Braut und des Bräutigams ihre Freunde ein, indem man sie bitten lässt, nach der Messe auf einen Augenblick zu ihnen ins Haus sich zu bemühen. Das ist he-1 Morgenanbruch, denn in Sarajevo geht man vor Morgenanbruch i*1 die Kirche. Sowohl in dem einen wie dem anderen Hause stelle'1 sich die Geladenen ein. An beiden Orten tanzen Mädchen und verheiratete Frauen den Reigen und die Musikanten spielen auf. Sind die Gäste im Hause des Burschen vollzählig angelangt, trägt man vor sie Backwerk und der Hausherr spricht beiläufig Folgendes: »Ich habe Euch, meine Freunde, zu mir gebeten, damit wir lU Gemeinschaft zu meinem Freund (so und so) uns aufmachen und ich ihm den Ring gebe.« Nun treten die Gäste paarweise den Weg zum Hause der Braut an, während die Frauen im Hause Reigen tanzen und so lauge singen, bis die svati fort sind. Die Thüren des »Freundes« werden gleich geöffnet und offen gelassen, sobald man der Gäste ansichtig wird, die zu Zweien ins Haus hineingehen-Haben sich die Leute niedergesetzt, so erhebt sich nach einer Weh"6 der kum und spricht zum domaćin: »Herr N. N., mein Freund» hat mir aufgetragen, Euch diesen Ring zu übergeben, den Ihr hoffentlich nicht zurückweisen werdet, als dauerndes Zeichen unserei' gegenseitigen Freundschaft und Vereinigung.« Mit dem Ringe zu-sammen überreicht der kum dem domaćin auch einen Ducaten-Der domaćin nimmt die Gabe an und legt sie vor das Heiligenbild im Zimmer hin. Kum und domaćin küssen sich und der kum bß' glückwünscht den domaćin. Hierauf erhebt sich der Vater des Bräutigams und beglückwünscht den domaćin; dasselbe thun auch die übrigen Gäste; später beglückwünscht man auch die domaćica« Damit hat die Verlobung (prsten) stattgefunden.« D i e Ve r 1 o b u n g b e i d e n b o s n i s c h e n M o s 1 i in e n. TJebei' die Art der Liebesbewerbung, wie sie unter den bosnischen Mos-limcn üblich ist, haben wir ausführlich gesprochen. Statt einer ßöfltlieherj Verlobung hat sich bei den mohamedanisirten Slaven ^ 8Dleös noch die alte Art des Mädchenraubes, freilich nur in sehr geschwächter Gestalt, erhalten. Als die Her ren des Landes, durften Sle Ungescheut Gewalt ausüben, die sie an einem Nichtmoslimen bitter ^eiücht hätten. Immer aber war der Mädchenraub mit vielen Un- Qehrnlichkeiten für beide Parteien verknüpft. Heutigen Tages *T<* nur mehr ein äusserer Prunk bei der Brautfahrt entfaltet, als . te es eine gewaltsame Entführung. Ueber die näheren Um- nde berichtet Momcinovic: »Wenn ein Bursche merkt, dass das Jüchen seiner Wahl Willens sei, seine Gattin zu werden, so wartet Ullf eine günstige Gelegenheit, um sein Sacktuch (jagluk) oder Kleidungsstück auf sie zu werfen. Wirft das Mädchen das . el nicht von sich und ergreift nicht die Flucht, sondern lässt ^ 1 sogar von ihrem Bewerber fangen, so ist sie die Seine. Wohnt er Bursche in der Nähe, so führt er in Gesellschaft seiner Ge- jj SeQ, die er zu diesem Behüte mitgebracht, die Maid in sein ^ails. Wohnt er entfernter, so hat er nicht daran vergessen, ein 0ss zur Flucht bereit zu halten, das er irgendwo unterbringt, bis u* der Mädchenraub gelungen. Weil es aber häufig vorkam, wie oft }n Volksliedern besungen wird, dass ein Stärkerer dem adchenräuber und seinen Gefährten die Braut abjagte, so ziehen noch v, jj üetitigen Tages reichere Leute, wenn sie es weit bis zum ^aUse der Braut haben, mit einer ganzen Schaar wohl bewaffneter *er aus, die sich »Hochzeitsleute« nennen. Uebrigens ist es f / Wle überhaupt in unserem Volke, Brauch und Sitte, bei jeder beben und freudigen Veranlassung zu schiessen. An der Spitze 1 Wochzeitsschaar steht der stari svat, der im Nothfalle »com- der lt<£' ('aim ö^n ^ör Un<* e^UG Jeü£ nebst einer ganzen Ladung Backwerk, einen gebratenen ^melbock. Der Bursche darf nicht mit zur svila, sondern schickt ^ei Flaschen Branntwein mit, eine für die Hausgenossen des Gehens, die andere für des Mädchens Sippe im Dorfe. Schwieger-Vater und Schwiegermutter bitten des Mädchens Eltern, sie gellten ihnen die Braut vorführen, damit man sie sehe. Man j^cht nach der Maid, die sich aus Schamhaftigkeit versteckt hält, eraR herum, bis man ihren Aufenthaltsort entdeckt und sie mehr ^schleppt als hinführt vor die Eltern ihres Brautmannes. Die ai(l sucht sich noch immer das Antlitz zu verhüllen, küsst aber .ren baldigen Schwiegereltern die Hand, empfängt die Geschenke, ei' dann hurtig davon und sperrt sich in ihre Kammer ein. Nach-eiri man die Geschenke übergeben, leert man mit der svojta und .01 bratstvo die eine Flasche Branntwein. Später versammelt # ch die ganze svojta vor der Kirche und man reicht jedem doma-die andere Flasche zum Trünke dar, womit alle Mitglieder des ^latstvo öffentlich ihre Zustimmung zu der eben geschlossenen ei'lobung geben. Der Vater des Mädchens rüstet die Geschenke -}ereidka staraju se, da ornile vjerenike jedno drugome. Ako li se uglavi, da ^J°Vojka čeka, onda joj dadu kapicu. Ritko se vjerenici sastaju na vidiku. ' "ako se vjerenica krije od vjercnika i ako joj je u srcu mio.« Dagegen Mart.: l°ditelji i djevojkini !i djetiće vi nastoje oko toga, da omile vjerenike jedno ^ugome. Ako li se uglavi, da djevojka čeka onda joj dadu na kapicu talire, 1 se njih dvoje riedko kad sastaju; ona se njemu krije i ako joj je srdcu baš ^ £o mio.« Solche Abschreibereien, die in der südslavischen Literatur an der aSesordnung sind, darf man bei Leibe nicht nach unseren modernen Begriffen ^Cn geistigem Eigenthum beurtheilen, vielmehr steht der Südslave noch auf Standpunkte der griechischen und römischen Schriftsteller, die nur dann .re Quellen namhaft zu machen pflegten, wenn sie gegen dieselben polemi-Slrten. Sonst galt geistiges Eigenthum so ziemlich als herrenloses Gut, dessen 1113111 sich nach Belieben bemächtigen durfte. zu für die Hochzeitsleute, doch die Kosten derselben trägt der Bräutigam (vjerenik), und deshalb wird im Vorhinein ausgemacht» wie viel er für die Geschenke zu erlegen hat. Eigentlich befriedigt sich der Vater der Braut von dem Gelde, das man auf den Kuchenfladen am Hochzeitstage hinlegt. Man vereinbart noch, ob man einen Fahnenträger bestellen soll oder nicht. Wenn zufälliger Weise der Vater oder die Mutter der Braut in Trauer (u koroti) ist, nach einem nahen Verwandten, so wird keine Fahne bestellt.Bestehen aber die Hochzeitsleute auf die Fahne, so setzt man fest, dass man sie im Gesichtskreise des Hauses des Trauernden umwickeln werde. Den Ducaten, den die Eltern des Bräutigams mitgebracht, erhält nicht das Mädchen, sondern ihr Vater, der ihn für sich ifl Anspruch nimmt. Daher sagt man: »Der Vater schlug seine Tochter um einen Ducaten los.« In der Bocca von Cattaro schickt die svojta der Braut dem Bräutigam die Flasche oder Krug Branntwein wieder gefüllt zurück, nur steckt noch oben ein Granatapfel und ein Strauss vergoldeter Blumen. Der Granatapfel gilt als das Symbol der Fruchtbarkeit, der vergoldete Blumenstrauss als das Symbol des Wohlstandes und der Zufriedenheit. Früher war es Brauch, wenn der Bräutigam ohne Grund die Verlobung hinausschob, oder die Verlobten sich weigerten, einander zu heiraten, sei es, dass die eine Partei an der andern irgend ein Gebrechen entdeckt haben wollte, oder dass man gar anderswo angeklopft, so zogen die bratstva der Braut und des Bräutigam* gegen einander in den Kampf (megdan). Hatten Braut und Bräutigam keine bratstva, so unterzog sich Letzterer einem Duell mit dem Bruder des Mädchens oder einem ihrer nächsten Anverwandten. Bulgarien. Wie schon früher bemerkt, sucht sich der Mann bei den Bulgaren selbst seine Lebensgefährtin aus, die Werbung besorgt aber, so wie bei den übrigen Südslaven, einer der nächsten Verwandten, den man svat oder dvornik, wenn es eine Frau ist; svatica nennt. Vor der eigentlichen Verlobung, die man mienez oder mali armas nennt, gehen zwei kleinere Besprechungen voraus, odumvanie und izpitie oder zelena kitka. Die Haupt- *) Nach Vrcevic war es ehedem in Itisano Sitte, statt einer Fahne einen Oelzweig zu tragen; jetzt thutman es nur, wenn in einer der Familien der Verlobten eine Trauer um einen Verstorbenen herrscht. a°machung bei einer vierten Zusammenkunft, wo Alles ins Keine gebracht wird, heisst g o d e z (g u d e z) oder v e 1 i k i a r m a s. Bei der ersten Besprechung, die der Bräutigam (in Tatar azardzik) selbst mit den Eltern der Braut abhält, bekommt die ^raut von dem Burschen einen Beutel mit Silbergeld als Verlo-Iugspfand. Anderswo findet diese Schenkung erst bei der zweiten . Gr dritten Besprechung statt. Es wird auch festgesetzt, wie hoch } der Kaufpreis belaufen muss, den die Eltern des Burschen u Eltern des Mädchens zu erlegen haben. Er richtet sich nach en Vermögensverhältnissen des Bräutigams und schwankt zwischen udert und tausend Groschenstücken. In einem von uns schon bi! niltSetheilten Volksliede gibt das Mädchen den Preis auf zwei 8 dreihundert Groschen an. Wir wollen hier das Lied wiederholen: Wand sich eine Rebenranke Um die Zinnen der Burg Legen. Dies war keine Rebenranke, Sondern war ein schlankes Mägdlein, Das sich um den Bruder rankte. »Kauf mich los, o lieber Bruder, Nicht zu hoch bin ich im Preise, Zwei, dreihundert Groschenstücke.« J) Am kleinen Werbungstage (mali armas) werden die Ringe offi • USCüt- Am grossen Werbungstage (veliki armas) erfolgt die delle Befragung (izpitanie) der jungen Leute, ob sie mit Allem ^ erstanden sind. Da fast in jeder Gegend bei einer anderen angegebenen Zusammenkünfte nach einer anderen Reihenfolge bai einze*nen Besprechungen gepflogen werden, ergibt sich schein-jjl auf den ersten Blick eine grosse Verschiedenheit in den rauchen. Der ganze Unterschied besteht aber nur in der Reihen-Ist • UQt* ^araus entspringenden verschiedenen Namengebung. dei ^raut mit der Werbung zufrieden, so beschenkt sie jeden ei Werber mit irgend einem Gewandstück, das die Werber auf m Rückwege über die Schulter geschlagen tragen, damit Jeder-aun sieht, was für Geschenke die Braut vertheilt. Da eilen die Ute aus den Häusern heraus und bewundern oder tadeln die Gelenke. Ia einem Volksliede wird erzählt, wie die Mutter ihre f(. l) Milad. Big. n. p., S. 460, Nr. 512. Bruder ist hier nur als Kosewort 1 d«U Bräutigam gebraucht. Tochter aus dem Hause ruft, damit sie sich eiueu solchen Zug ansehe. Das Mädchen aber flucht der Mutter, denn der Bräutigam hatte zuerst um ihre Hand geworben, doch ihre Mutter wies ihu ab. Nun ist das Mädchen ganz verzweifelt. Sie eilt in ihre Kammer und verbrennt ihre Wäsche, die sie als Geschenke für die Werber verfertigt. Wir wollen das charakteristische Liedchen hier mit" theilen. »Komm', o Stana, komm' heraus. Komm', o Töchtereben, und sieh ! Hadzi Dimo geht voraus, Nach dem Alten Söhne neun, Waren auf der Werbung Nachts. Geh'n nun von der Werbung heim. Risto ist, sein Sohn, verlobt Mit der Masa Arboran's. Komm', o Stana, komm' heraus, Ihre Gaben anzuschau'n.« — Schweig, o Mutter, werde stumm, Wo Du stehst, da werde blind! Jüngst, als Risto um mich warb, Warum gabst Du mich nicht ihm? Machtest mir den Kisto schlimm, Nanntest ihn den Trunkenbold: Er ist, Tochter, so und so, Wo er säuft, dort schläft er auch. Kommt er Abends dann nach Haus', Liegt mit Allen er in Streit. Droht dem Vater mit der Fünf, Ueberfällt die Mutter selbst Wohl mit einem scharfen Dolch. Auf den eig'nen Bruder legt An er sein Pistolenpaar. Straf Dich, Mutter, Gott dafür! — Ging nicht anzuschau'n hinaus, Sondern ging iti ihr Gemach, Oeffnet dort die bunte Truh", Nimmt heraus die Gaben fein, Schleudert in das Feuer sie. Und es lodert auf der Schatz. Spricht die Maid zum Feuerbrand: »Lod're, Gewand, verbrenne zu Staub, Da dir das Glück nicht wurde zu Theil, Dass ich dich selber verschenke Und mit dir mein Herz erfreu'!* , Am folgenden Tage nach der Werbung schickt der Bräutigam bissig Kinder in Begleitung eines alten Weibes zur Braut. Zwei Von i den Kindern überbringen der Braut Obst, einen Blumenstrauss rjjd ein Gewandstück. Die Braut schickt wieder ihrerseits dem Uutigam irgend ein Gegengeschenk. Am veliki armas oder gode& wird gewöhnlich über die Aus-eüer verhandelt, falls man nicht schon früher darüber sich geeinigt j, • Selbstverständlich wird bei dieser Gelegenheit eine grosse *estrnahlzeit abgehalten. Von diesem Zeitpunkte ab bis zur Höchst darf die Braut nicht mehr in die Gesellschaften ihrer Freun-'Qnen, sondern muss die häuslichen Arbeiten verrichten, z. B. heim spinnen oder Mais rtippeln, bei welchen Arbeiten ihr übrigens 6 Genossinnen unter Gesang behilflich zu sein pflegen. XIX. Die H o c h z e i t. Najljepšoj nevjesti pir eine kako i najgrubšoj. Der schönsten Braut bereitet man einen gleichen H°c' zeitsschmaus wie der ungeschlachtetsten. Volkssprichwort- Die Brautbeschauer (ugledaöi, ugledjaui, zagledali, provodadžije, navodacija, kalauzi), die Werber (prosci, snnboci, jabučari, prstengjije) und die Männer,' welch6 die Verlobung zu Stande gebracht, haben ihres Amtes gewaltet-Die kurze Spanne Zeit, die bis zur Hochzeit (svadba) für die Brautleute gar langsam dahinfliesst (vjera, vjeridba, zaruka podzaruki, bulg. godež), geht nun zu Ende. Nun soll die Trauung (z d a v an j e, vjenčanje) und zugleich der Schmaus (p ir) stattfinden. Beide Parteien sind bestrebt, die grösstmögliche Pracht und Herrlichkeit bei dieser Gelegenheit zu entfalten. Besonders bietet der Bräutigam Alles auf, um als Held (junak) vor seine1* Braut zu erscheinen. Hochzeitsleute (svaća, s vat j i) werden weit und breit wie zu einem Kriegszuge (četa) aufgeboten. Daher die ständige Wendung im Volkslieder Kupi svaću, ide po djevojku. Sammelt Hochzeitsleute, zieht ums Mädchen. Bei einer Hochzeit heissen alle Gäste »Herren* oder »Banen« (gospoda, banovi). Hoch zu Rosse — weun's die Mittel erlauben — unter Sang und Klang bewegt sich der Zug des Bräutigams. Allen voran zieht an der Spitze der Heerführer (vojvoda* do Üb a Sa, türk.; gewöhnlich fungirt als vojvoda der Oheim des Bräutigams) und der Fahnenträger (barjaktar, im Küstenlande ban diraš, in Steiermark zastavnjak). Der Eine wie der Andere heissen auch prvijenac (der Erste). Allen voraus eilt der Bote (muštulundžija, muštulugdjija, türk., Schreiber)» Um die frohe Botschaft der harrenden Braut zu überbringen und ein Geschenk dafür einzuheimsen. Keiche Leute pflegen zur Hochzeit recht viele Gäste einzu- üen oder auch viele uneingeladene gleich den geladenen gut zu Je*irthen. Die Gäste, deren Aufgabe lediglich darin besteht, unter 011 vorhandenen Speisen und Getränken aufzuräumen und den stzug zu vergrössern, heisst man uzovnici (Eingeladene) oder A s P r e ž n i c i (die M iteingespannten) oder pustosvati (Hochzeiter, yle nur mitbummeln, fem. p u s to s v a ti c e), oder als Zeugen der errnählung aufgefasst: pisari (Schreiber). In Bulgarien nennt 018,11 den Zug des Bräutigams brzo konci (die schnell zu Rosse reiten). Die wichtigsten Persönlichkeiten bei einer Hochzeit sind die Uutleiue (mladenci = die Jungen, zaručnici= Verlobten), ^ungleich sie nur eine untergeordnete Rolle bei dem Feste spielen. 16 allgemeine Bezeichnung für Bräutigam ist momak (Bursche). e ">n Slavonien, Bosnien und Serbien üblichen Ausdrücke djerz !_ud d j u v e g i j a sind Lehnworte aus dem Türkischen. In Istrien, tam und Kärnten, sowie im übrigen Küstenlande und auf den useln hat das Lehnwort aus dem Italienischen fant, fanat JUrgerrecht erhalten. Dječak, dečko, klapec (nsl.) bezeichnet en Bräutigam (sowie momak) als das Bürschlein par excellence. Uadenec (der Jüngling) sagt man im Draulande. Ganz bezeich-11(iüd ist nur das neuslovenische ž enih (der sich Beweibende), fiebern Ausdrucke das kroatisch-serbische mladoženja (der sich J^g beweibt) recht entspricht. Zaručnik ist der Bursche während er Verlobung. Nach der Hochzeit ist der junge Mann den Eltern seines Weibes gegenüber der Eidam, zet, bulg. zotašin, zetaština. Das heiratsfähige Mädchen heisst cura (bei den Serb.-Kroat.), ^garisch korica, kori tanka, k ur i t an k a1), oder moma, l) Eine etymologische Erklärung jedes angeführten Wortes zu geben, um die Gäste in recht frohe Stimmung zu bringen. Man ver-^gert ihnen bei dieser Gelegenheit nicht das Geringste. Sie dürfen 11 Ofen einreissen, die Fenster und Thüren ausheben und zer-^0leib die Gläser und Tassen in Stücke schlagen und noch üu"dertfachen anderen Uebermuth frei treiben, ohne dass man ihri (;n deshalb ein unbeschaffenes Wort sagen würde. Während der Binzen Festlichkeit werden Mörser abgeschossen, damit die frohe ltnrnung um so grösser und allgemeiner werde, und noch einige nre später betrachtet man mit innerer Befriedigung die Stellen, 0 die Mörserladungen Wände und Balken durchgeschossen. ^ Indessen gehen die Gäste auch nicht mit vollen Taschen heim. ei Brauch erheischt es, dass man die Mädchen beschenkt für den euuss, den sie durch ihren Gesang bereitet. Nachdem man den affee ausgetrunken, gibt man in die Schale einige Zehnkreuzor-u°ke (Sechserl), ebenso ist es schicklich, beim Händewaschen nach jeDa Mittags- und Abendtisch ein Silberstück ins Wasser fallen zu h ^ Schliesslich muss man auch die Braut beschenken, erhält er von ihr als Gegengeschenk eine cevrma, von ihrer eigenen Hand verfertigt. Die Braut theilt während des Hochzeitsschmauses sehr viele beschenke aus. Der Brauch erfordert, dass alle Brüder, Schwestern lmd die ganze übrige Anverwandtschaft in und ausser dem Hause Woirnt bedacht wird. Der kum erhält je ein Hemd, Unterhosen, je zwei Handtücher, zwei eevrme, zwei Sacktücher, zwei ückur, aUeS das, mit Ausnahme der Hemden und Hosen, reich mit Goldfäden durchwirkt. Dem stari svat gebühren: ein Hemd, Hosen, Handtuch und eine öevrma; den djeveri je ein Hemd und drei Handtücher-Brauch (adet) ist's, dass die Braut ihrem Ehegemahl zw"el Kisten Wäsche als Mitgift mitbringt. Davon haben wir im CapB^ »Aussteuer« ausführlicher gesprochen. Am ersten Morgen, an welchem die Braut im Hause ihres Mannes erwacht, erfolgt eine Ausstellung ihres Mitgebrachten. All0 ihre Ausstattung hat die Braut an den Wänden aufgehängt, so dass man keine Spanne breit von der Mauer sieht. Zwei bis drei Stunden lang dauert die Besichtigung, zu der finden sich alle Frauen auS der Nachbarschaft ein. Am Ende des fünften und letzten Hochzeitstages wird unbarmherzig unter den Gästen aufgeräumt. Damit Niemand ein Unrecht geschehe, lässt man Allen gleiches Recht zu Theil werden-Die »kochenden Frauen« (žene kuharke) bewaffnen sich mit Brodschaufeln und schaufeln unbarmherzig die lieben, guten Hochzeits-gäste zur Thüre hinaus. Als Erster muss der stari svat das Haus verlassen. Ihn bläueu die Weiber geradezu auf eine schonungslos6 Weise mit der Schaufel durch.« * * # Das Hochzeitsfest bei den bosnischen M o s 1 i m e n-Die eigentliche Hochzeitsfeierlichkeit bildet in der Regel erst dann statt, nachdem man die Wäsche und Kleidung der Braut dein Bräutigam ausgefolgt hat. Die Verheiratung entbehrt einer eigentlichen kirchlichen Weihe, wie wir uns dieses Ausdruckes bedienen dürfen. Die Vermählung findet am Vorabende eines Freitags Neumond statt. Einen Tag vorher wird mit der Braut das sogenannte k n e n j e ') vorgenommen. Die Fingerspitzen der Braut werden bis zu den Gelenken mit Hennah angestrichen, und zwar so eingehend, dass man sie oft kaum nach wiederholten Waschungen wieder von der Farbe zu reinigen vermag. Man schreibt dieser Farbe die Kraft zu, die Krankheit aus dem Körper eines Recon-valescenten vollständig herauszuziehen, und reibt auch sonst Krank0 damit ein. Am Vorabende des Brautlagers, erzählt Momčinovic 1) Aus knja gebildet. Das Wort ist aus »hennah« entstanden. Es ist dies die orangenfarbene Salbe, mit der sich die Frauen im Oriente aus Eitelkeit die Fingernagel einreiben, damit das Fleisch unter den Nägeln schöner hervorsteche- ^' a- Ö., reibt man der schon im Hause ihres Mannes befindlichen a&t die Finger bis ans Gelenke und ebenso die Zehen ein. . diesem Acte lädt der Bräutigam die nächsten Anverwandtinnen, darinnen und Freundinnen (selbst Andersgläubige) ein. Jede g°Q den Eingeladenen gibt der Braut ein kleines Geldgeschenk, die ^m'eiberin muss aber zum Mindesten einen Ducaten darbringen. ^ h der Einreibung naht sich der Braut ihr djever, dreht sie ^J'inial im Kreise herum und streckt sie auf das Bett hin, das sie * ihrem Elternhause mitgebracht. Dies Alles geschieht am woch Abends. Am folgenden Tage findet der Hochzeitsschmaus . ; Es kommen nur geladene Gäste. Die Mahlzeit besteht, wie hnlich, aus Eiern, Honig, Kuchen mit Zwetschkenmuss zu- '''I'eitel- ü'lcI ^a Uü(^ ^eisc^lsl)eiseu- ^an s^ au* dem Boden 8orb ^^r^enmauc^ m^ unterschlagenen Beinen. Als Getränk wird rj, Jet herumgereicht. Die Zimmer sind mit Rohrmatten und siÜd^C^en ke^e£k Kings herum an den Wänden liegen Polster, die befi ')('^ ärmeren Leuten mit Stroh ausgefüllt; in den Winkeln üeü sich kleine Polster, auf welchen je Einer sitzen kann. Am nächsten Tage wird im Hause kein Feuer angemacht, k gßht man an eine Arbeit. Die Bekanntinnen der .Braut ^Ir|nien zu dieser auf Besuch und erkundigen sich nach ihrem aü ennden. Die junge Frau legt jetzt zum ersten Male die Kleider j. ' die sie von ihrem Manne erhalten, und putzt sich aufs Fest-be„ üeraus- Die Männer aber, und mitunter auch die Frauen, §eben sich auf den Rennplatz, um dem Rennen und Laufen schauen. da 8 ^ettiaui:eI1 wird durch die Strassen des Ortes abgehalten, 1 ferderennen immer ausserhalb des Ortes auf einem freien au- Man stellt am Ziele irgend ein Geschenk auf, um das sich . ^('tragen wird, kostet weder Bräutigam noch Braut, damit die jjj'-11'^Gl' ^e aus mrer Ehe entspringen, nicht rotzig werden. Der ^«Migara sitzt an der Seite dos kum. Er darf überhaupt nichts den für die Gäste bereiteten Speisen geniessen, sondern be-'•nint Milchspeisen, und zwar, damit Wölfe seinen Viehstand 1 lt vermindern. Die Trinksprüche bei Tisch bieten nichts Be-^"'"''«'nswerthes. Nach der Mahlzeit übergibt die Mutter der Braut Schwiegersohne eine Henne und einen Fladen. Er küsst ihr e Hand und überreicht das Geschenk dem Hochzeitsführer (voj-ft. Hierauf tritt der Vater der Braut, oder falls der Vater ^l(ht irielir am Leben ist, der Hausälteste an den Bräutigam 1,111 und reicht ihm ein Glas Wein und einen Silberzwanziger. Ul Wein trinkt der Bursche auf einen Zug aus, das Geldstück W er m (iie Tasche. Die jengjibule besteigen zuerst die dgen zvlt Abfahrt. Je reicher eine Hausgemeinschaft ist, desto «eicher ist selbstverständlich das Geleite. Mitunter kann man ^ einem Hochzeitszuge fünfzehn bis zwanzig jengjibule zählen. s bestätigen auch die Volkslieder.2) Freilich ist ihre Zahl in lrgigen Gegenden, wo mau reiten muss, eine weit geringere und l) Vttk, Život i ob., S. 314. er i ^ l'ukler, a. a. 0., S. 03, bestreitet die Wahrheit dessen. Damit beweist Itej [» I Imr' w*e wenig Aufmerksamkeit er, obgleich in Brestovac, einem Dorfe ker- °ZC"a' aUjfSewackseri> (ien Volksbräuchen gewidmet hat. Als Solin eines H1£lJSC'la^''chen Ispans, einer Art Dorftyrannen, sab er die Bauern gewisser-uii a^s Darias an, die keiner Beachtung werth sind, ausser wo man sie iti Y 11 kann. Zu seiner Entschuldigung Hesse sich nur anführen, dass gerade Dre" r?Stovac m Folge der Bemühungen eines Pfarrers, der dort in den 86h f.^W" 1111(1 Vierziger - Jahren seines Amtes waltete, der Pomp hei Hoch-8. 7 ,°1Crlichkeiten auf ein Minimum herabgesetzt wurde. (Vergl. IH č, a. a. O., Wie'- 1>ukler übertrug nun dies auf die Bošnjaken, fügte aber gleich, confus d*'110161"' hinzu: »Ja, dann ist es kein Wunder, wenn ein Hochzeitszug auf ltausend Köpfe anwächst.« man beschränkt sich auf eine oder zwei, wie wir oben bei dem bosnischen Hochzeitszug angemerkt. Der Bräutigam führt die Braut aus dem Hause und lässt sie an der Schwelle dreimal unter seinem Arme durchgehen, damit in der Ehe Alles nach seinem Willen gehe. Sie setzt sich zum kum, er zum stari svat auf den W'agen. Wenn auf der Fahrt die Pferde vor dem Wagen der Braut nicht gut laufen können, oder an dem Wagen ein Schaden geschieht, so heisst es, die Braut sei in gesegneten Umständen, oder es werde sie bald ein Unglück ereilen. Manche Bräute tragen unter der Achselhöhle, zum Schutz gegen Behexungen und Geisterspuck, Knoblauch, Brod und Petersilie. Auf dem Wege macht man vor jedem Freundeshause Halt, trinkt und lässt trinken, in welchem Hause der Krug leer wird, dort muss ihn der Hausherr auch wieder füllen. Dem Zuge läuft der mustalumdzija (der Bote) voran, um sich einen Botenlohn zu holen. Im Gehöfte tanzen um einen Tisch, auf dem ein leerer Teller liegt,J) Mädchen Reigen und singen Lieder. In der Nähe des Hauses angelangt, richtet sich die Braut auf dem Wagen kerzengerade auf und fährt so iu den Hof hinein. Sie richtet sich deshalb auf, damit sie dick werde und allezeit gesund bleibe. in Syrmien reicht man der Braut ein Kind auf den Wagen hinauf. Sie nimmt es, dreht es um, küsst es und wiederholt dies noch zweimal, dann umgürtet sie dasselbe mit einem Stück Leinwand und gibt es zurück. Der Schwiegervater will nun die Braut vom Wagen herabheben, doch der kum gestattet es nicht, ehe der Schwiegervater die Braut nicht beschenkt. Er drückt ihr nun ein Geldstück, mitunter ist's ein Ducaten, in die Hand, hebt die Schnur herab und trägt sie bis vor's Haus, wo sie von der Schwiegermutter empfangen wird. Diese steckt ihr ein Stück Zucker in den Mund, je eine Brodflechte unter jeden Arm, in jede Hand ein Glas mit Wein — zuweilen in die eine Hand ein Glas Wein, in die andere ein Glas Wasser — und führt sie dann über eine ausgebreitete Leinwand iu die Stube hinein. Im Zimmer sitzen um den Tisch herum einige ältere Leute, Anverwandte und Nachbarn, denen muss die Braut die Hand küssen. Im eigentlichen Slavonien herrscht ein klein wenig anderer Brauch. Die Braut bekommt gleichfalls zwei Laibe Brod, unter x) Die Hochzeitsgäste werfen beim Eintritt ins Haus ihre Gaben auf den Teller und erhalten dafür Kränze. Jeden Arm eines, und schreitet über eine Leinwand, aber nicht ins Zimmer, sondern in die Küche hinein. Das Drod trägt sie eben, damit im Hause niemals an Brod ein Mangel sei. In der Küche schürt sie das Herdfeuer an und spricht dabei Leise: »Die Kühe s°Hen kalben, die Stuten Füllen, die Säue Ferkel, die Hündinnen Junge werfen, die Hühner Eier legen, so zahlreich, als wie hier aus dem Feuer die Funken sprühen.« Nur rodilo se, »es sollen geboren werden«, sagt sie nicht, denn damit würde sie sich so V1ele Kinder, als Funken sprühen, wünschen.1) Dann guckt sie in den Rauchfang hinauf, damit ihre Kinder schwarze Augen bekommen, rührt das Trankschäffel um, in welchem der Trank für die Schweine zusammengeleert wird, damit sie fett werde wie ein Schwein. Hierauf begibt sie sich ins Zimmer zum Schwiegervater (mitunter sitzt der neben dem Herde in der Küche) und setzt sich Jhm auf den Schoss. (In Strosince setzt sie sich der Schwieger auf den Schoss.) Er reicht ihr ein Kind (nakoljence, nakönce). Sie herzt es ab, windet ihm ein Tüchel um den Hals, lässt es wieder hinab auf die Erde und befiehlt ihm, sich in einem Winkel niederzusetzen, und zwar schweigend, damit nie ein Wolf die Heerden überfalle und die Schafe hinwürge. An manchen Orten setzt sie sich nicht auf den Schoss des Schwiegervaters, sondern gleich auf einen Sessel. Anderswo bekommt sie Milch oder Honig zu trinken oder ein Stück Mucker, wie in Syrmien, in den Mund, damit sie stets süsse Reden wie Milch und Honig führe uud mit ihrem Manne in süsser Eintracht lebe. Ferner gibt man ihr einen Reuter voll Weizen in die Hand; sie reutert ein wenig und wirft dann dem Geflügel im Hofe ein wenig Weizen zu, zum Zeichen, dass sie eine gute Wirthschafierin Sei. Zuweilen gibt man der Braut bei ihrem Eintritte ins Haus eJnen Spinnrocken und eine Spindel; sie spinnt ein wenig und dann schlägt sie mit der Spindel auf alle vier Wände der Stube. In der Gegend von Velika (bei Bozega) wirft die Braut, wenn sie l) Im Texte lautet der Spruch: ^Telilo se, zdrijebilo se, bravilo se, kotilo Se» leglo se kao Sto iskre iz vatre bacaju.« Für bravilo bietet Bogisic pravilo, das keinen vernünftigen Sinn gibt. Brav oder bravac ist in Slavonicn das Wort fiir Eberschwein, braviti sagt man vom Werfen einer Zuchtsau. Im übrigen Süden bezeichnet brav ein Schafvieh und dann ein Vieh überhaupt. Indem wir dies anführen, wollen wir nur unsere Verdeutschung rechtfertigen. Höchst verdächtig ist das bacaju. Entweder muss man dafür vrcaju einsetzen oder den ^atz so umändern: Kao sto vatra iskre baca. Las vrcaju (sprühen) ist das Wahrscheinlichere. Bogisie wird sich verlesen haben. Aus vrcaju konnte er leicht ei'i bacaju herauslesen. das Feuer anschürt, einen Kreuzer in die Gluth hinein. In del Backa hebt der prikumak die Braut vom Wagen herab und trüg sie bis zum Hausherd. Hier gibt man ihr einen Rockenstock Hanfwolle und eine Spindel in die Hand. Damit berührt sie aHe vier Wände. Hierauf gibt man ihr unter jeden Arm einen L-al Brod, steckt ihr ein Stück Zucker in den Mund und in jede Ba°d eine Flasche Wein. Nun tritt sie so beladen aus der Küche fts Zimmer hinein und stellt die Flaschen und das Brod auf den Ti** Im Zimmer steht eine Suppe für die Braut bereit; doch flj verkostet blos davon. Dann küsst sie allen Anwesenden die Ha»1 und geht ins Nebenzimmer, wo für sie und ihren Bräutigam b«* sonders gedeckt ist. In Syrmien steht indessen die Braut, währet die Gäste sich gütlich thun, hinterm Rücken des kum, und zwaI so, dass ihre eine Hand auf der einen, die andere auf der anders Schulter des kum ruht. Sie nachtmahlt dann mit ihrem jungeI1 Manne kurz vor dem Beilager. (Vergl. weiter unten unter Beilag6*'' An der Spitze der Tafel sitzt in. diesem Falle neben dem kum deJ Bräutigam. An vielen Orten in Slavonien pflegen die Dorfkind^' während der kum zu Tische sitzt, vor dem Hause einen Heidenlärm zu erheben, indem sie fortwährend schreien: »kume izgorila 11 kesa!« (»Gevatter, Dein Beutel ist verbrannt!«) Sie beruhigen sitfj nicht eher, als bis ihnen der kum vom Fenster eine Hand vol Kupfergeld zuwirft. Daun entsteht jedesmal eine gewaltige Balges1 unter der frohen Jugend, die schlägt sich zuweilen im KaD&P*9 um des kum's Kreuzer die Köpfe ein. Nach dem Nachtmahl trinken Alle auf das Wohl der Braut-Sie thut Bescheid mit dem Glase ihres Mannes, in das der ku»1 einige Geldstücke früher hineinlegt. Zuletzt versammeln sich ^e Hausleute in der Stube, die Brautleute knieen nieder und bitte'1 die Eltern um ihren Segen. Hierauf führt (zuweilen entführt) »iay sie zum Beilager (slagati, zusammenlegen, ist der besondere Aus' druck dafür; vergl. Cap. Beilager). Für die Erheiterung der Gesellschaft trägt der ßaus <**8 Seinige redlich bei. Schon oben beschrieb Livadic bei der Schill' rung der bosnischen Hochzeit einen Saus", wir wollen ihm aber hie1' ein besonderes Capitel widmen; erstens weil der öaus eine der sich am meisten bemerkbar machenden Personen ist, zweitens weil Slavonien sowohl bei katholischen als altkatholischen Hochzeiten ein caus fungirt, während z. B. in Bosnien in der Regel nur bei den Altglaubern ein öau§ geduldet — dies ist der rechte Aus- druck p ~~ wird; drittens, weil es nicht unpassend sein dürfte, eine 0 «üdslavischen Volkshumors zu geben. , Der caus. Den caus in Bosnien hat Livadic beschrieben, ode Viel anders l)ufczt> sicu 0111 slaTonisoher caus heraus. Er stellt st 11 Wil1 WemSsteDS einen Ritter von der traurigen Gestalt vor-^e e,b indetn er die Magnatentracht der Landesherren karrikirt. enn man dies nicht festhält, so versteht man überhaupt die Ver-minung des cauS nicht. Der grosse Herr will dem Bauer gegen-8n* l lmrri('r den Witzigen, Geistreichen, den feinen Spassmacher r Uniu'11; statt des kurzen, mit Pelz verbrämten Rockchens, trägt 1it aU "essen Ihr seid, wie Ihr seid (d.h. wie sie sich befinden). Ihr Seid f" • * andere Vernunftgründe nicht zugänglich, nur gut essen m "ut trinken, genug Braten und genug Rothwein, davon wollt llu'ht lassen, und andere Gedanken könnt Ihr nicht fassen. II aufgehorcht, damit ich nicht immer wettern und fluchen muss, , 1 Hundsfötter, die Ihr seid ! Da hat sich unsere kuma eingestellt, 0hu\ sie roth geworden wie Groschenstücke. Ai"''1 der stari svat gibt, was er kann und was er nicht kann, seht, sehk J*r hat schon seinen Beutel bis auf die Kopfprobe ausgeleert! Seht, es tliegeU die Thaler wie Holzspäne auf diesen Teller nieder; leider ervvandehi sie sich auf diesem verhexten Teller sogleich in Zweitschen stücke!« Wenn ein Thaler auf den Teller fällt, ruft der Uš: »Heda, he! Den da, den! Die Gürtel aufgelassen, das ist iner, der in Milch gesotten worden!« Wenn Einer filzig ist und ein Kupferstück gibt, schreit der 'Illing' Dich nicht um, Jammermensch! Schlacht'Dich nicht 1 °hne Messer! Alles gab er, was er besass!« Das eingeheimste Geld übergibt der öauS der Braut, j An manchen Orten geschieht die Schaustellung und Bekritte-ng der Gest lenke durch den ča uš am Abende des zweiten Hoch-^tstagesj) j. 1^ ') Valic bei Bogišić. S. 240 f. Ein Spassmacber darf bei keiner Hochzeit enj dies besagt auch das Sprichwort: Kakvi su mi svatovi brez causa? Was wäre mir das für Hochzeit ohne Spassmacher? j R /^Us dem handschriftlichen Berichte Prof. Val ja vec's aus dem Murlande ZWe' ll,e"":i1'' entnehme ich lolgende recht lustige Reden. Es pflegen gewöhnlich I,,.0' PaB81U&cher bei jeder Hochzeit mitzuthun. Beide sind aufs Possierlichste ,( 1,UlsJ?eputzt. Der eine hat eine Trompete, der andere eine Trommel. Der ]/jj)^1')e*er trägt noch einen grossen Krug Wasser oder Wein, mit dem er den j.. 0r". die vor ihm niederknieen, seinen Segen ertheilt. Sobald sie nach dem ZlUn Wlei^'r daheim sind, fängt Einer von ihnen an, seine Reiseerlebnisse 'Sl'" /U "e^°"' ^'r s'"'^ S^wandelt auf grüner Au bis zu den Knieen ^e'b°raS'' Unt^ 'ia^)('n a^es AVeib getroffen, das sch . . ., und dieses alte aat «ich mit Brennnesseln den H...... ausgewischt und sprach dazu: ^ du unseliges Kraut, nun wird mein A . . . . nimmermehr gesund!« Ferner Regneten wir einem Mägdlein u. s. w. Diese kleine Probe mag genügen. Der ^ lst in seiner Art sprachlich und stylistisch bcinerkenswerth; der Styl ist na^e^e' welcher deutschen Lesern aus den arabischen Makamen des Hariri des ^ ^m*hchtong Rückert's wohl bekannt ist. Ich setze hier die ganze Bede blaf^ °Zav *ni '^cx^e ^er: ^''J;l s,";i *'a P° zelenoj trati pa do kolena po . Pa smo najšla eno babo srati; tota baba si je s koprivami rit brisala pa po'i* ^ ^ nesrečna trava, moja rit ne de nigdar zdrava!« Za tim srna šla Po V *D ^U "'°^°^en P* snia naJSIa eno deklico ka je na boroven hi;- J1 ')ra')r°t(>ve gožvice ziikahi; toto smo pitala eli zna ona kodik je k tistoj spr * ma četiri kote a v strtem koti peč. Ona nama je ne znala pokazati gor'!0'-1 nC*' Povedati z rečmi, temoč je peto gor zdignola ino kroz toto peto Z^igavanje srna mija vidla vaš hižni prag pa tüdi mislima ka stua prav de w tü vas vse *alc DRreJeD0'* Die Geschichte von dem Faulen, g 1 Wandcrcrn mit dem Fusse den Weg zeigt, in einer anderen Fassung. Vergl. Sen Ului Märchen d. Südsl.. II, S. 888, Xr. 137: »Der Herr und der heilige trm!)'* ^Aus Da]matien) Eine Variante aus D rächen hur g in Steiermark Zai'he mir erst kürzlich Frau Apollonija Ulßnik. Am zweiten Tage Früh Morgens entlädt der vojvoda vor der Thüre der Brautkammer sein Gewehr und gibt dadurch das Zeiche"' dass die Brautleute aufstehen sollen. An manchen Orten warte* man dagegen, bis das junge Ehepaar von selbst aufsteht, und scbiess* erst dann, angeblich um die Nachbarschaft zu verständigen, was eine Frühaufsteherin die Braut sei. Diese wird von der vojvodi^ angekleidet und geschmückt. Die Braut pflegt nun nach dem ersten Morgenimbiss ihren neuen Anverwandten Namen zu geben. ^3 schickt sich nämlich nicht, dass das junge Weib die Leute im Hause bei ihrem Taufnamen nenne. Zum Schwiegervater sagt sie »Väterchen« (baso, babo), zur Schwiegermutter »Seele« (du3o)> ihrem Manne, den sie auf keinen Fall ein ganzes Jahr hindurch beim Taufnamen rufen darf, gibt sie die süssesten Kosenamen» »Gold«, »Herz«, »Perle« u. s. w. Hierauf geht sie in Begleitung der Hausleute zum Dorfbrunnen, schöpft Wasser, wäscht sich noßü einmal und wirft — so ist's an manchen Orten Brauch — einen Kreuzer ins Wasser, damit sie, wie Ilic meint, immer so klar wie das Wasser sei. Nun wird ein Umzug durch das ganze Dorf ge* halten. Wer immer der Braut begegnet, muss sich von ihr küssen lassen und ihr dafür ein Geschenk geben. Man kehrt in jedes H&uS ein, vornehmlich besucht man die Würdenträger der Hochzeit, den kum, den stari svat und den djever. Die Gäste werden überall g'11* bewirthet. Die Braut, die ein reines Handtuch und Wasser mit* trügt, will Jedermann im Hause die Hände waschen; Mancher läsb sie gewähren, Mancher auch nicht, Jeder aber muss ihr ein Geschenk geben. Während die Hochzeitsleute um den Tisch herumsitzen, trachten die Hausleute irgend etwas dem jungen "Weibe 211 entwenden. Das geraubte Stück muss nun von den Begleitern »tel Braut ausgelöst werden. Der Erlös gehört der Braut. Das Hochzeitsfest dauert, wenn es nur irgendwie die Mi**0' erlauben, 6—8 Tage. Das erste Jahr im Hause des Mannes ist f«1 manches junge Weib ein Jahr der härtesten Arbeit und Plage. Sie rnuss sich gewissermassen ihre Stellung im Hause erst bitter verdienen-Sie muss Abends dem Manne die Stiefeln ausziehen, die Füs»e waschen, in der Früh ihm das Gewand und das Wasser zum Be*fc stellen, sie muss den Ofen heizen, Stall ausputzen, Kühe melket der Schaffnerin in der Küche die niedrigsten Dienste verrichten, alle Gänge machen, die Wäsche waschen, Brod kneten, Heu aulladen, ja selbst die Pferde zur Tränke führen. Ich sah einmal ein6 junge Bäuerin, die trug auf dem Kopfe ein Schaffe! Wasser, (ler ünkeu Hand führte sie zwei Pferde am Zügel, mit der Rechten bellte sie im Gehen eine Spindel. So geht es Tag für Tag. Sie m«ss die Erste auf den Beinen sein und geht erst zu Bette, wenn schon Alles im Hause sich zur Ruhe begeben hat. Ein slavonischer *touer sagte mir einmal, ein gutes Weib verschaffe ihrem Manne zw<±i Himmel. Wie das? fragte ich. »Den einen auf Erden, indem sie ihm Alles zu Willeu thut und ihm das Leben versüsst, den aüdeiri auf jener Welt; denn da er ihr nie zu fluchen braucht, ^mmt er gewiss in den Himmel.« Der Mann hatte gar nicht unrecht. TJebrigens erfreut sich das Weib im Allgemeinen bei den slavonischen Bauern nicht der zartesten Behandlung. Prügel sind au der Tagesordnung. Ein Weib, das von ihrem Manne nicht geprügelt wil*d, hält sich für ungeliebt, natürlich muss Eifersucht die Veranlassung der Schläge sein, in jedem andern Falle missbilligt das Volk ein rohes Benehmen des Mannes (vergl. Cap. »Das Weib«). Hochzeit in Dalmatien, der Hercegovina und der Crnagora. Nach der mit dem Vater der Braut erfolgten Festsetzung des Hochzeitstages schickt der Vater des Bräutigams diesen oder seinen ^uder, oder den Neffen zu den Freunden und Bekannten, die er a,!* Hochzeitsgäste haben will, lässt ihnen seinen Gruss entbieten lllul bekanntgeben, an welchem Tage die Hochzeit stattfinden wird, damit ein Jeder die nöthigen Vorbereitungen zur Feier treffen kauu. Jeder legt sein bestes Gewand zurecht und putzt seine Waffen blank, denn man weiss, dass man bei der Feier von Män-üem U11d Frauen genau gemustert werden wird. Von so festlich gekleideten Hochzeitsleuten besagen die Redewendungen: »Ein schöner Strauss von Hochzeitsleuten« (Hepa kita svatova), oder man Sagt auch: »Lass1 einen schäbigen Bruder sein und wähle einen stattlichen Hochzeiter.« Die kleinste Anzahl von Gästen, die mau ein-lädt, ist wohl fünfzehn Personen stark; man steigt aber auch Jtöher, bis zu fünfzig Gästen hinauf; als Durchschnittszahl gelten 111 der Crnagora dreissig Gäste, und zwar pflegt man wegen der beschränkten Räumlichkeiten nicht mehr einzuladen, sonst hätte man keinen Raum, um den Tisch aufzustellen. Es muss nämlich die Zahl der Gäste gleich sein der Zahl der Hausleute, so dass immerzu sechzig Personen am Mahle theilnehmen. Als ein besonderer ^snahmsfall ist zu betrachten, wenn bei der Hochzeit des Fürsten Danilo 1. sechstausend und dreihundert Hochzeitsleute deu Zag begleiteten, wie Martinovic, der dabei gewesen, beliebtet. Es wurden mehr als sechzig gewöhnliche und noch zwei mächtig1' fürstliche Fahnen dem Zuge vorangetragen. Zwei Tage vor der Hochzeit machen sich aus dem Hai auf dem Plane, einen Reigentanz auf und singen dazu folgende Lieder : I. Sieh', in Gottes Namen und im hoben Augenblick, Hat vollendet nun die Sonne ihren Strahlenlauf! Fortgeflogen, hergeflogen sind die Falken grau. Brachten mit dem Herrn des Hauses ein Olivenreis. Heil dir, Herr des Hauses, Freude ziehe ein bei dir! Lob sei dir, o grauer Falke, steh' dir bei das Glück ! II. In Gottes Namen, zu guter Stund1, Werde uns alles Gute kund, Dieses aber zur besten Stund'. Diese Stund' ist der Freude zu eigen, Tanzen wir Jovo's Hochzeitsreigen. III. Jovo Mariechen sagen lässt, Als er den gold'nen Apfel ihr schickt »0 Mariechen, o Seele mein! Dass du zum Zorn neigst, hörte ich, Zornvoll wärst du, voll Flammengift. Doch, o Marie, o Seele mein! Lass' bei deiner Mutter den Zorn, Bei den Brüdern dein flammend Gift, Bring's nicht mit zu mir in das Baus. Mach1 mir meine Mutter nicht gram.« Mara dem Jovo sagen lässt: »Jovo, freudiges Glück mit dir! Neige ich je zum Zorne hin, Werd' ich zornig voll Flammengift, Du bereit' ein Rüthcheu aus Gold, Jag' mich damit im Haus herum, Schlag' mich damit, auf meinen Rock!« IV. Hoher Gebirge kenn' ich drei, Ein's ist das höchste wohl davon, Wo auf der Jagd Johannes pirscht. Wo ihm Marie sein Pferd hinlenkt, Lenkt es ihm hin, der Tränke zu, Reicht ihm als Atzung Perlen fein, Perlen aus ihrem seid'nen Sehoss, Reicht ihm zum Trank ein Wässerlein, Reicht's ihm in ihrer rechten Hand. Müde geworden, schlief sie ein. Laut von der Burg der Wächter rief: »Wessen Geliebte schlief da ein?« Jovo der Jäger hört den Buf: »Weck' sie nicht auf, denn mein ist sie, Ich bin ihr Held, und weck' sie selbst, Hab1 ich vorerst zu End' gepirscht.« Pirschte zu Ende er alsbald, Pflückte von Rosen einen Strauss, Schlug das Mariechen ins Gesicht: »Auf, o Marieeben, Seele mein! Hast du denn nicht geruht genug, Heim bei der Mutter, längste Zeit?« Als dies vernahm Marie, die Maid, Schnell ihr entwich der Schlummer sanft, Freudebewegt, stand flugs sie auf. Als dies Jobannes siebt, der Held, Freudebewegt aufs Ross er springt, Fasat sein Mariechen bei der Hand, Hebt sie aufs Rösslein hinter sich; Freudebewegt er reitet heim. Als er vor seinem Heim anhielt, Rief er die Mutter froh heraus: »Führe dir eine Schnur ins Haus!« Als dies vernahm die Mutter d'rin, Eilte sie rasch hinaus vor's Haus, Küsste die kleine, liebe Schnur, Dankte dem lieben Gott, dem Herrn : ►Lob sei und Dank dir, Gott und Herr! Der du ins Haus die Maid mir schickst, Mir eine Stellvertreterin !«1) V. Albaneaen und Walachen2) tanzen Reigen froh. In dem Reigen tanzt ein Mägdlein, eine Vila weiss. Schmuck gekleidet trägt sie Röcke drei aus reinstem Gold. Um den Leib sich schmiegen Gürtel drei aus Silber weiss. Um den Hals sich winden Schnüre drei aus Perlen fein. In den Ohren Ohrgehänge drei aus reinstem Gold. Um ihr Haupt sich winden Kränze drei aus Sonnenglast. Kommt daher des Wegs ein Jüngling aus wildfremdem Land.3) *) Dieses Lied hat auch S. Kapp er im II. Bd. seiner »Gesänge &eX Serben«, S. 249 f., übertragen. Leider verfehlt seine Uebertragung, die auf jen jn wackeren Häusern den Haushalt führen und überall den A^ejgen anführen; den Reigen sollen sie immer zieren und Jeder sich nach ihrem Beispiel vorwärts rühren; ihr Antlitz erglänze lrri frohen Muth, ihr Ruf sei immer gut, ihr Kopftuch immer ^eiss. '■) Im Reigen mögen sie immer tanzen und singen, mögen Männliche Kinder froh sie umringen, mögen die Mütter ihre Knaben '^f den Armen tragen, sie grossziehen zum Waffentragen und unter die Männer würdig einreihen, und in jener Welt mögen ihre Seelen Plätze ^langen, wie sie der christliche Glaube ertheilt! Weiter weiss ich ülchts mehr zu sagen als Dank und nochmals Dank Dir, Bruder stari svat, so sei uns Christus und die Gnadenmutter hold!« W^enn der stari svat seine Ansprache anhebt, singt der Chor: Eine Blume fiel vom Tische, Von dem Tische auf die Gäste. Stari svat, dein Platz ist gut. Ja, fürwahr, dein Platz ist gut. Nachdem der stari svat den Trinkspruch beendet und nach raiich auf einen Zug sein Glas geleert, singt man: Trinkt den Wein, o liebe Gäste, Wasser ist es nicht, Sondern Wein von schwarzen Trauben, der den Mann bezwingt. Auch den stari svat bezwingen wird er, furcht1 ich sehr! ') Wir müssen von vorneherein darauf verzichten, eine genaue Ueber-ragung sowohl dieses als anderer Trinksprüche zu geben, weil es äusserst ^'lnver hält, obne der deutseben Form einen unerquicklichen Zwang anzuthun, 'as Original nachzubilden, das sich analog den arabischen Makainen (gleich-«IIa »Gelegenheitsgedichte«) reimt und von stereotypen, dem südslaviscben olksgeiste entsprungenen Redewendungen durchaus versetzt ist. Für unsere ^vecke dürfte eine einfache Uebersetzung ohne viele Künstelei angezeigter sein. W«nn man einen Trauerfall zu beklagen hat, trägt man schwarze Kopftücher, Sotlst immer weisse. III. Die Entgegnung des stari svat vom Hause. »Sollst gesund sein, o stari svat! Auf Deine und Deiner Hochzeitsleute Gesundheit, Deines Zugführers, Deines Fahnenträgers, Deines vojvoda und Deiner Brautführer!« Der Chor singt wie zuvor tlüo jeder der namentlich genannten Würdenträger bringt wieder seinerseits einen Trinkspruch aus, in welchem er die ausgezeichnete Be-wirthung, die Liebenswürdigkeit des Hausherrn und alles Möglich gebührend würdigt. IV. D e r T r i n k s p r u c h für dio e r h a 11 e n e n G e s c h e n k e und Patronen. Nun werden die Patronen den Tischwärtern ausgefolgt, damit diese die Gewehre der Hochzeitsgäste laden. Sodanu bringt der domaćin die Geschenke für die Hochzeitsleute herbei. Der stari svat der Hochzeitsleute erhält ein Tüchel, der Fahnenträger zwei, und zwar das eine für die Fahne, die djeveri (Brautführer) und der vojvoda bekommen je zwei, die übrigen Gäste nlU je ein Tüchel. Während diese Geschenke vertheilt werden, sing011 die Mädchen und jungen Frauen um den Tisch herum folgendes Lied: Stadt Risano J), uns're schönste Stelle, Thore drei besitzen deine Wälle. Auf das eine schien die Sonne helle, An dem and'ren strömte eine Quelle, Zu dem dritten strömte ein die Hochzeit, Brachte uns die Braut und ihren Führer. Und man harrte auf des Mädchens Gaben, Eilte rasch herbei Mariechen's Mutter, Trug herbei die herrschaftlichen Gaben, . Und der Hausherr übernahm die Gaben Und bedachte nach der Reih' die Gäste, Jedem gab er nach Gebühr die Gabe, Gab die Maid und auch ein Ross dem djever. Vor die Führer trat Mariechen's Vater Und beschwor und bat sie hoch und heilig : »Achtet auf die schönheitsvolle Mara Hier von meinem bis zu Jovo's Heime!« ') Es wäre eigentlich gar nicht nothwendig, zu bemerken, dass es e Irrthum wäre, zu glauben, weil Risano hier genannt wird, dieses Lied wen nur in Risano gesungen. Das Lied ist eben ein bekanntes Hochzeitslied, das j verschiedenen, unwesentlich von einander abweichenden Varianten überall gesunge'1 wird. Selbstverständlich tritt dann der Name des betreffenden Ortes ein. Nach der Vertheilung der Geschenke fragt der Hausherr die Gäste: »Ihr Herren Hochzeitsgäste! Seid Ihr Jeder mit seinem Geschenke zufrieden? Wo nicht, wollen wir Jedem noch eine Zugabe dachen.« Alles schweigt, und der stari svat der Hochzeitsleute ergreift das Wort: »Hat Jeder, wie es sich gebührt, sein Geschenk ehalten? Wo nicht, wollen wir unser Recht suchen.« Alle entgegnen ^»stimmig: »Wir sind Alle zufrieden und wohlbefriedigt.« Hierauf 8Pricht wieder der stari svat im Namen Aller zum Hausherrn: *W~ir sind befriedigt, Hausherr, doch gib uns noch Wein, denn wir sind durstig!« Man schafft Wein her und der stari svat der Üochzeitsleute bringt den Trinkspruch aus: »Auf das Wohl der ^ochzeiter und zum Dank für die Geschenke! Wer uns beschenkt, habe es gethan zu guter Stund', und wer Geschenke empfangen, habe sie empfangen zur besseren Stund'!« Nun bringt man der ^eihe nach Toaste aus und nimmt noch einen Imbiss zu sich. V. Der Trinkspruch bei der Erthei hing des Segen s. Der stari svat der Hochzeitsleute ruft laut: »Heda! auf die Beine ! Meine Brautführer, wo weilt Ihr? Die Maid unter den Arm!« Die djeveri springen auf und rufen: »Die Maid her!« Der Bruder der "raut eilt ins Nebenzimmer, nimmt die Schwester bei der Hand UQd führt sie vor die Gäste, lässt ihre Hand aber nicht aus. Der rechte Brautführer fordert ihm das Mädchen ab: »Gib mir das Mädchen!« Der Bruder: »Mag nicht, ausser Du gibst mir ein Geschenk.« Der djever: »Ja, was soll ich Dir denn schenken?« Der Bruder: »Gib mir, wenn nichts Anderes, eine Patrone.« Der Brautführer nimmt eine oder zwei oder drei Patronen aus der Tasche llrjd gibt sie dem Burschen, der schiesst sie beim Abzüge der Braut ab. In der Gegend von Knin setzt sich die Schwester der Braut auf die Ausstattungstruhe und verlangt ein Lösegeld. Bemerkens werth ist, dass die Würdenträger, was sie erwischen, für Braut stehlen, ohne dass man ihnen einen Vorwurf daraus dachen würde. Sobald der rechte Brautführer die Braut unterm Arm nimmt, stellt sich sogleich der linke djever hinter sie und *acht darüber, dass sie von Niemand aus der Gesellschaft berührt *erde. Thät es Einer, so würde dies grossen Verdruss und Lärm geben. Die djeveri führen nun die Braut zum stari svat der Dochzeitsleute, dieser steckt ihr den Ehering an den Finger und sje küsst ihm die Hand und verneigt sich vor ihm. Hierauf geleiten s|e die djeveri der Reibe nach von einem Gaste zum andern, und küsst jedem die Hand und verbeugt sich vor jedem besonders. Während das Mädchen im Nebenzimmer abgeschlossen von den Gästen weilte, ertheilte ihr eine alte Frau, die in einen Mantel verhüllt war, Unterricht, wie sie die Verbeugungen zu machen habe. Nachdem die Braut allen Gästen die Hand geküsst, gibt man ihr den Segen. Zuerst segnet sie ihr Vater: »Zieh' mit Gott, Mädchen! Es soll Dir Gott den hl. Lucas senden, er soll Deine Hand zu allem Guten wenden, auf dem Wege begegne Dir der hl. Thomas mit froher Kunde, damit Du einkehrst ins neue Heim zu guter Stunde! Gott ertheile Dir Glück und Segen, wie ich es wünsche allentwegen! Gott schenke Dir vier Söhne und zwei Töchter, zuerst die Töchter, dann die Söhne, damit Dein Haus nicht von zwei Uebeln zu gleicher Zeit heimgesucht werde. Eine grössere Noth int Leben sollst Du nie kennen lernen, als die, wenn Dir zwei statt svati zu Tische sitzen.1) Zu guter Stunde magst Du dieses Hein1 verlassen, in einem besseren Einkehr halten in dem neuen, wohin Du jetzt ziehst. Hoch sollt Ihr alle Hochzeitsgäste leben!« Der Vater leert sein Glas bis zur Neige. Hierauf führt man die Mutter herbei, gibt ihr ein Glas Wein in die Hand, damit sie ihre Tochter segne. Die Mutter fängt zu segnen an, doch ihre Stimme wird von den hervorquellenden Thränen erstickt, Wehmuth beschleicht sie über den Verlust ihrer Tochter und so spricht sie unter Thränen blos die Worte: »Zieh' mit Gott, mein Töchterchen! Was hätf ich noch zu sagen? Gott soll Dir Alles das gewähren, was Dir mein Mutterherz wünscht!« Nach diesen Worten nippt sie ein wenig vom Wein, während die Sänger paarweise folgendes Lied anzustimmen pflegen: 0 du Seele gut, Gesprochen war's gut, Gesprochen war's gut. Traun, zu guter Stunde Ueberströmt das Herz im Grunde. AU' der Freundschaft und der Sippe sei's die grösste Ehr". Uns'ren jungen Hochzeitsleuten zu der besten Stund'! Jeder spreche nun und denke: dies zur guten Stund'! Es bescbeer' euch Allen Alles Gott zu guter Stund'! Nun gibt man dem stari svat vom Hause ein Glas Wein in die Hand und er spricht den Segen: »Zieh' mit Gott, Mädchen! l) Das ist eben am Hochzeitstage der Tochter, die man ausheiratet. Die Bewirthung verursacht grosse Schererei, aber auch grosse Freude. Deine Reise sei glücklich, damit sich Dein neues Heim Deiner Jei'ühnien mag, als mit einem glücklichen, aller Ehren werthen J?d vorzüglichsten Mädchen — ja, was soll ich noch weiter sagen? >ie Du wirst streben, so sollst Du's auch erleben! Auf Eure Gesundheit, Brüder!« Nachdem man den Segen ertheilt, ergreifen Jle Brautführer das Glas und bringen stehend einen Toast aus. Herauf füllen sie wieder das Glas und reichen es der Braut; sie ülPpt aber blos, der djever leert dann den Rest auf einen Zug bis Neige und steckt es in sein Taschenfutteral, mancher aber der J1 aut in den Busen. Man nimmt hierauf noch einen Imbiss ein, ^e Braut und ihre djeveri aber setzen sich nicht wieder, sondern essen und trinken stehend. Vi. Der Trinkspruch zum Woh 1 e d e r T i s c h g e s e 11- Schaft. Es bringt ihn der stari svat der Hochzeitsleute aus: »Zur Gesundheit dieser Tafelrunde und der Hausgenossen, zur Gesundheit des Vorstandes dieses Hauses, seiner Vorsteher und Tischwärter!« 11 ailn wendet er sich an die Hochzeitsleute, die mit ihm gekommen: Ä*st noch wer hungrig? Isst, isst!« Die Hochzeitsleute: »Wir sind ^sättigt, wir wollen aufbrechen!« Da ruft der stari svat: »Auf ^e Beine, Ihr Hochzeiter, jetzt heisst es, uns auf den Weg machen!« Hochzeitsleute stehen auf und bringen stehend aus den VII. T ri nk spru ch, den hält der vojvoda. Der vojvoda hat Seirren Platz, wie schon oben erwähnt, an dem unteren Tischende, Segenüber d em stari svat der Hochzeitsleute. Er erhebt sich, ergreift as Glas und spricht: »Sollst gesund sein, stari svat des Hochzeits-^ges! Auch Du, stari svat vom Hause! Wer mit zum Geleite oShöit, dem eine gute und glüökliche Reise; wer hier bleibt, glück- lc°- und freudig sei sein Hierbleiben! Ich möchte noch so Manches *?8er>> doch ich habe schon zu tief ins Glas geguckt und inuss Ul'chten, ich könnte im Rausche statt segnen fluchen. D'rum kurz lllld gut: Ihr Alle sollt leben!« Die Hochzeitsleute gehen nun Einer 11;ich dem Andern aus dem Hause und empfangen au der Thüre °Q den Vorstehern ihre Gewehre geladen zurückgestellt. Gott mit uns, zu guter Stund' die Sonne unterging, Stari svat, geh' aus dem Hause, schon ist's an der Zeit! Deine Rosse sind gesattelt, warten schon auf dich, Und die Helden, wohlbewaffnet, schauen schon auf dich! Niemand schiesst vor dem Hause, sondern erst in ziemlicher ^utfernung vom Hause, und zwar geben Alle zugleich eine Salve ab. Nur der Bruder der Braut tritt mit einem geladenen Gewehre vor das Haus, steigt auf irgend eine kleine Erhöhung, entlädt u*8 Gewehr und rufe die Braut bei ihrem Namen: »Mariechen, ^ mit Gott!« Die Brautführer geben wohl darauf Acht, dass sich sse mit dem Hochzeitszuge vor dem Hause angelangt war: Lob sei und Dank dir, Gott und Herr! Der du ins Haus die Maid mir schickst, Mir eine Stellvertreterin! y- . dieser erfreulichen Aussicht war indessen die Angeredete besonders entzückt und sie hielt es gleich bei der ßegrüs-ö uir erspriesslich, ihren Staudpunkt der Arbeitstheilung kurz Vai!" der Schwiegermutter darzulegen. In dem betreffenden °lksüede heisst - es: Doch die junge Frau entgegnet unter ihrem Tuch: ^Gleich soll ich's Genick mir brechen, da vom Ross' hinab, Wenn wir Jahr für Jahr nicht wechselnd'auf die Alpe zieh'n!«; °r dem Hause wird der Hochzeitszug von einem Reigen von ladchen begrüsst. Fortgeflogen, hergeflogen sind die Falken grau, Eine Pfauin mit sich führend, wunderbar geschmückt. Und sie bringen gute Kunde von den Herrenleut1. Brächten sie uns Gottes Segen mit ins Haus und Glück! * Was erglänzte über uns'rem Heimort? Ist's die Sonne, ist's das hehre Mondlicht ? Ist es Purpur in der Hand von Schneidern? Ist es Goldglast in der Hand von Schmieden? Ist's ein Stickrahm' in der Hand von Mägdlein? Ist's ein Apfel aus dem reinsten Golde? Oder sind es zwei Demantensteine? Nicht die Sonne, nicht der hehre Mond ist's. Auch nicht Purpur in der Hand von Schneidern, Auch nicht Goldglast in der Hand von Schmieden, Auch kein Slickrahm' in der Hand von Mägdlein, Auch kein Apfel aus dem reinsten Golde. Sind auch keine zwei Demantensteine. Eine Braut ist's in der Führer Mitte, Wie vollendet göttlich ist ihr Anseh'n! Ihre Stirne, eine grüne Aue, Und ihr Antlitz voll, in Bosenrüthe, Und ihr Wuchs so schlank, so g'rad gewachsen. Weithin glänzt sie als des Hauses Leuchte. Mostar in der Hercegovina. Die Braut muss die Schwei' im Hause des Bräutigams küssen. Im Hofe wird sie von &el Schwiegermutter, der Schwester des Bräutigams und der Frau ihi'0? Schwagers empfangen. Sie verneigt sich vor ihnen u nd küsst ihnt*11 die Hand und wird von diesen ins Antlitz geküsst. Der Bräutig^ erwartet sie auf der Küchenschwelle und hebt den Arm auf, daiült sie ihm unter demselben durchgehe, womit sie ihre Unterwürfigkeit andeutet. Die Schwiegermutter reicht ihr einen Reuter voll Frucht; Die Braut streut die Frucht rings herum aus und wirft zuletzt d"e11 leeren Reuter über den Kopf hinter sich. Dann bringt man i'11 auf einem Tellerchen Honig, befeuchtet damit ihren Finger, lJt" streicht die Hausthür und fährt sich und dem Bräutigam mit Hon1? über die Stirne. Zuletzt steckt sie sich und ihm ein Stückche11 Zucker in den Mund. In dem Augenblicke, wo sie über die Schwei schreitet, und zwar mit dem rechten Fusse voraus, tritt ihr eU1 wenig der Bräutigam auf den Fuss, zum Zeichen, dass er ihr l|,,r: sei und sie ihm unterwürfig zu sein hat. Von da aus geht si0 gerade auf den Herd los, neben dem steht ein Sack Frucht. S'e setzt sich auf den Sack und schürt dreimal das Feuer an. Währet sie dies thut, bringt man ihr einen kleinen Knaben und setzt il"1 auf ihren Schoss. Sie dreht den Knaben dreimal um, damit B'" männliche Kinder zur Welt bringe. ') Umgegend von Knin in Dalmatien. Als Erste betritt die Braut das Haus des Bräutigams, und zwar begibt sie sich vO* Allem in die Küche, wo man ihr einen Reuter voll mit Aepfel'1 überreicht. Sie rüttelt den Reuter ein wenig, dann wirft sie ib11 sammt den Aepfeln über das Haus, damit die Kinder die Aepft' auflesen. In der Küche küsst sie den Flerd und den Seitensteio auf dem Herde, 'auf den man die Scheiter Legt, und hebt vom Boden den Schürhaken oder das Stühlchen auf und stellt es aü> den Herd.'2) *) Markovih im Srbsko Dahn. Magazin, 1862. 2) Ebend., 1861. p lu L o v r e 6 in Dalmatien reicht man der Braut das Kind aufs *erd hinauf. Sie beschenkt es mit Obst. Bann nimmt sie aus dem usen einen Apfel, in den sind einige Münzen gesteckt, und wirft 11 über das Haus. Bei ihrem Eintritte in das Haus küsst sie die ^V(i und untere Hausschwelle, hierauf führt man sie im Hause ^eillrn, lässt sie den Feuertopf über dem Feuer aufhängen, das ^eier anschüren, eine Nadel einfädeln, Flachs spinnen, gibt ihr 1611 Besen und noch viele andere Hausgeräthe in die Hand, wäh--^H inr (]je Schwiegermutter bei jedem Gegenstande sagt: »To Sad ßeka.« (Dies wartet nun Deiner.) * j. In der Bocca von Cattaro reicht die Schwiegermutter der ^'hiiiir bei ihrer Ankunft vor dem Hause dreimal in einem Löffel-eo Honig, wie die Schnur aber den Mund aufmacht, zieht die 1 iwieger den Löffel zurück und foppt ihre Schnur mehrmals, bis ' mr plötzlich den Honig in den Mund steckt. Das Mädchen iragt den Knaben, der aus ihrer neuen Verwandtschaft sein muss, üleht, wie es in der Crnagora und der Hercegovina Brauch ist, / 8 Haus hinein, sondern hebt ihn blos dreimal vom Boden auf, sst ihn jedesmal und beschenkt ihn mit einem Tüchel. Zuletzt jj1'^ man ihr in die Hand einen Teller voll Weizen, den hat sie 'nu mit der rechten Hand im ganzen Hause auszustreuen. Sie tritt . dem rechten Fusse zuerst über die Hausschwelle; indessen *lW der Beigen: Unser Bräutchen kam zur rechten Stunde, Mitgebracht hat sie ins Haus uns Segen. Um ihr Haupt erglänzte lieht die Sonne, Auf der Händchen sass ein grauer Falke. Brachte Frieden, Eintracht mit im Herzen Und im Munde süssen Honigfladen. Eh' die traute Maid das Haus betreten, Theilte Glück sie aus vor uns'rem Heime: Ihren Schwägern schnelles Wunscherfüllen, Ihren Führern rasch' Entgegenkommen, Ihren Schwägerinnen süsse Grösse, Ihrer Schwieger trauliche Gespräche, Ihrem Jovo Liebe und Umhalsung. Während sich die Gäste um den Tisch herum setzen, übergibt fer Btari svat der Hochzeitsgäste dem stari svat vom Hause ein Geschenk, das hat er für ihn besonders mitgebracht. Nun werde11 die Speisen aufgetragen. In Dalmatien besteht die bei Hochzeit befolgte Speiseordnung aus folgenden Gängen : I. Kindsuppe mit Reis. 11. Gekochtes Rind- und Hühnerfleisch. III. Kalter und abgesottener Schweineschinken. IV. Schweinebraten mit dem Kopfstück. V. Käse. In der Crnagora und der Hercegovina wird gleich nach d"elU Reis der Braten aufgetragen; hat man keinen Reis, so beginnt 0** Mahl gleich mit dem Braten. Um die halbe Mahlzeit treten die Reigenmädchen zur Taie hin und stimmen den Hochzeitsgästeii zu Ehren Lieder an; vo111 Priester angefangen bis zu dem letzten Gaste wird Jeder angesunge11' Dem Priester zu Ehren : Fern im Ost der Sonne Licht entbrannte, Durch die Fenster auf den Tisch sie brannte, Schien der Reibe nach auf alle Gäste. Perle im Barte, silberner Becher, Perle zerbröckelt, fällt in den Becher. Männiglich Haupt mit hundert Ducaten, Priesterlich' Haupt mit drei Städten bewerth' ich. Ehre werde dir zu Theil, o Priester, lind perlender Rothwein! Leere noch ein zweites Glas, Gross' Behagen schaff dir das! Mit demselben Liede werden auch die übrigen Gäste bedaebb nur der Hausherr macht eine Ausnahme; ihm, als dein Gastgeber* gebührt eine besondere Auszeichnung, ein besonderes Lied: 0 du wunderbarer Glanz von Gold und Silber weiss! Lebe hoch der weise Hausherr, der so Vieles weiss! Gold'ne Messer, Seidengurte sind dein Eigenthum; Höber schätz] ich, weiser Hausherr, Ehre dein und Ruhm, Als den Gurt und gold'ne Messer, so dein Eigenthum. Ehre werde dir zu Theil, o Hausherr, Und perlender Rothwein! Leere noch ein zweites Glas, Gross' Behagen schaff dir das! Nun haben sieh die Hochzeitsleute schon gesättigt, sie sind des fortwährenden Zuhörens Anderer satt geworden und wollen . S1ch selbst hören. Sich gewissermassen entschuldigend, heben "le an: Warum trinkt man hier so stumm verstohlen? Dieser Wein, der ist ja nicht gestohlen! Dieser Wein ist ja bezahlt in Daarem Mit Ducaten und mit Groschenstücken. Drüder! trinken wollen wir und singen! svat ^enD- man den Braten auf den Tisch bringt, ruft der stari die Brautführer, sie mögen die Braut vor ihn führen, damit ^ vle segne. Die Braut wird an die Seite des Bräutigams an das ^ r° Tischende gesetzt,J) man legt ein gesticktes Handtuch über &Uf ^es Brautpaares, und die behalten das Tuch so lange laut S*e von Allen den Segen erhalten. Die Segenssprüche fln gleich denjenigen, die mau im Elternhause der Braut ge- l0chen. Hierauf giesst die Braut den Gästen über ein Waschen tÜ ^asser u^ei Bände und ihr Mann reicht das Handtuch ein ^^n^ea^trocknen herum. Jeder Gast wirft nach der Waschung ^ ^berstück oder ein Goldstück in das Becken. Dieses sogenannte gussgeld (polevacina) gehört allein der jungen Frau. . Nach der Mahlzeit uud dem Händewascben zünden sich die Sv^lner ihre ßibuke an und singen zu zweien im Reigen. Der stari . Jst Reigenführer. Indessen setzen sich die Frauen, denen es lllcht gestattet ist, mit Männern an einem Tische zu sitzen und Bie Seö' um ^en Tisch herum und thun sich gütlich. Später treten fo]c/U ZWe* lm(* zwe* zusammen UI1d singen im Reigen, besonder- öendes Reigenlied, mit welchem sie die junge Frau zur Theils nahm" einladen: mit uns, zu guter Stund' die Sonne unterging. Komm' zum Reigen, unser Frauchen, schon ist's an der Zeit. Ueine Schwäger sitzen reihweis', harren aufs Geschenk. Sei dir selbst nur gut, o Frauchen, das ist ein Geschenk. . Wenn die Brautführer die Braut ins Zimmer geführt haben, f, man Wleder verschiedene Lieder, vorzüglich aber nachstehendes, ^ologischen Inhaltes: ke. l) In Konavli in Dalmatien darf die Braut während des Hochzeitsmahles n Bissen essen ; die Gäste legen vor sie die abgenagten Knochen hin. r!llls». Sitte u. Gewohnheitsrecht d. Südsl. 28 Jovo berühmt sich frank und frei: »Schöner ist Keine als mein Schatz, Auch von der Alp1 die Vila nicht!« Hört von der Alp' die Vila dies, Fliegt zum Gehöft des Jovo hin, Ruft ihn heraus beim Namen gleich: »Komm' doch heraus, du kühner Held! Führ' mir heraus dein Liebchen fein. Schöner als ich. soll sie ja sein, Als von der Alp' die Vila, ich!« Jovo vernahm den Vilaruf, Nahm die Geliebte bei der Hand, Schmückte sie göttlich aus, der Held. Bis zu der Erd' die Seide wallt. Bis zu der Hüft' das Purpurhaar. Winzige Perlen bis zum Gurt. Ohren geschmückt mit Goldgehäng'. Führte Mariechen so vor's Haus. Dreimal Mariechen schöner schien, Als von der Alp' die Vila selbst. Als nun die Vila dies gewahrt, Spricht sie zu Jovo wohl kleinlaut: »Dess ich dir weiss blutwenig Dank, Wenn dir dein Liebchen schöner ist, Als von der Alp' die Vila, ich. Sie hat ein Weib zur Welt gebracht, Die sie gehüllt in Seidenzeug, . Die sie genährt mit Mutlermilch. Mich aber, Vila von der Alp', Mich hat die Alp' zur Welt gebracht, Die mich gehüllt in grünes Laub. Fiel in der Früh ein Morgenthau, Hat mich, die Vila, er genährt. Wehte ein Windhauch von der Alp', Hat mich, die Vila, er gelullt. Andere Ammen kannt' ich nicht.« Nach diesem Reigentanz und Gesang ordnet der stari svat au, dass mau nach altem Brauch die Fahne in die Kirche zurückstelle. Der Fahnenträger ergreift die Fahne und eilt mit ihr vorauf hinterdrein folgen die Hochzeitsleute und der Frauenreigen. Das Büchel, das mau im Elternhause des Mädchens angebracht, lässt j^aii überall, wo es Brauch ist, eine Fahne zu tragen, an der Fahne. 1 achdem die Fahne übergeben worden, tanzt man vor der Kirche ljnter Gesang einen Reigen und thut sich an dem Weine gütlich, ü nian vom Hause der Neuvermählten nachgeschickt erhalten. ei dieser Gelegenheit werden auch die Gaffer mit Wein reichlich 1 sorgt. Auf der Rückkehr ist der Fahnenträger verpflichtet, alle aste aus seinem Beutel mit Wein oder Branntwein zu bewirthen. ^ Gegen den Schluss des Nachtmahls helfen die Brautführer .1 ßraut, alle die Geschenke aus ihrer Truhe herausnehmen, die Sle aus ihrem Elternhause mitgebracht. Man legt die Sachen auf eri Tisch und die Braut theilt sie aus, und zwar erhält gewöhnlich: ^ 1. Der kum eine Unterhose, in ein Tüchel eingewickelt, ein und ein Handtuch. 2. Der Schwäger und die Schwieger je ein ungenähtes Hemd. 3. Der Brautführer und der Bräutigam je ein genähtes Hemd. 4. Die Schwägerinnen (die Frauen der Schwäger sowohl, als e Schwestern des Mannes) je ein Tüchel. ö. Die kleinen Mädchen im Hause und von der Anverwandt-Cilaft je ein Seidenband. , 6« Die übrigen Hochzeitsleute zum Schluss je einen vergol-eteü ßluinenstrauss. £ Sobald der kum sein Geschenk erhält, schneidet er vom Laib ru(l ein grosses Stück ab, steckt in dieses Stück einen oder zwei ^Ucnt «-Leu und legt es auf ein Glas voll Wein. Nun legen die übrigen ^u*te iilre Liebesgaben auf das Brod, viele schenken goldene Ringe. e kiuna war absammeln und trägt das Eingeheimste fort und a w*e(*er dem kum dasselbe Glas voll Wein, mit einem Granat- ei oben drauf, zurück. Der kum spricht nun einen Toast, alle ' ^e^en Mitternacht wird Abschied genommen; nur die mn Üae^sten Auverwandten der Braut bleiben zurück. Die Neuver-l L 1 _e muss den kum noch eine kleine Strecke vom Hause weiter Tal U UU<* ^1,n 'ie*m Ebschied elü gesticktes Tüchel und einen kiiin kS->eUtel mit Söldenen ZotteIn schenken, dafür gibt ihr der W einen Ducaten oder Thaler. Am nächsten Tage schickt sie . er dem kum ein Geschenk und erhält als Gegengeschenk vom Da Zllgesandt zwei Krüge Wein, ein Laib Brod und ein gebratenes Rll<*enstück. Beiiö Abschiede schiessen die Gäste aus ihren Gewehren. * # Kochzeit in Serbien. Drei Tage vor der Trauung versammeln sich die Mädche13 des Dorfes vor dem Hause des Bräutigams zu einem Reigen W singen Lieder. Am Abend desselben Tages macht auch der stai1 svat seinen Besuch. Er kündigt schon aus weiter Ferne seine An' kunft durch Gewehrschüsse an. Er bleibt selbstverständlich beiu1 Nachtessen. Am Vorabende des Hochzeitstages, d. h. Samst&r Abends, versammeln sich die Mädchen wieder bei dem Bräutigf1111' wo sie bis tief in die Nacht hinein bewirthet werden. Am nächste11 Tage sitzt der Bräutigam bis zur Ankunft des stari svat in den1 Stalle (kosara = ein Stall aus Flechtwerk). Später führt man &l heraus, geschmückt mit Handtüchern, Baudschleifen und Schleift0' Er feuert einen Schuss aus seiner Pistole ab. Die Mädchen singeJ] ihm ein Lied, das nur bei dieser Gelegenheit gesungen vvh'^ Hierauf küsst sich der Bursche mit Vater und Mutter, dann d"eI Reihe nach mit den übrigen Hochzeitsgästen. Man hält eine kleilie Mahlzeit ab und rüstet sich zum Brautzug. Der Bräutigam reitet an der Spitze des Zuges. Vor dem Hause des Mädchens angelangt küsst er sich mit der Mutter der Braut, die ihm, wenn er votf1 Pferde steigt, ein Pflugeisen als Trittbrett unterhält. Nachdem m*0 einige Gläser Raki getrunken und einige Male im Reigen getan2*1 geht man in die Kirche zur Trauung, und von da gleich ins Ha-uS des Bräutigams. Vor dem Hause muss die Braut dreimal um iül'e Schwiegermutter, die auf einem Sessel sitzt und in der Hand ei° Sieb mit Weizen hält, herumgehen oder herumreiten. Nun steig1 sie vom Pferde herab, tritt ins Haus und schreitet dreimal u«~l den Herd herum, auf dem brennt ein Feuer. Inzwischen stürzt der ßauä die Sessel um und wirft die Scheiter auf dem Herde aus' einander. Die Braut stellt die Sessel wieder auf, sammelt die auseinandergeworfenen Scheiter und legt sie wieder ins Feuer. Festmahl dauert bis in die sinkende Nacht und wird an den zwe1 folgenden Tagen fortgesetzt. ]) In der Umgegend der Stadt Uzice wird Jedermann, mag eS auch ein Wildfremder sein, bei einer Hochzeit aufgenommen uud bewirthet, nicht anders, als wenn man ihn zu Gast geladen hätte. / * # * 1) Jovanovic im Zbornik. 2) Glasnik druätva srpske slovesnosti. Bd. X, 317. Hochzeit in Bulgarien. Die Hochzeitsfeieidichkeiten nehmen damit ihren Anfang, dass 111 Donnerstag vor dem Trauungstage, der am Sonntag stattfindet, le älteren weiblichen Anverwandten des Bräutigams, mit Ausschluss der Mädchen, unter Führung der Mutter oder Grossmutter es Bräutigams, der Braut einen Besuch abstatten, »um die Ge-Schenke der Maid zu besichtigen, um sich zu überzeugen, was für ^e Arbeiterin das Mädchen sei, wie sie sich aufs Spinnen und eben versteht.« Im Hause der Braut ist man auf diesen Besuch *c°°n gefasst und demgemäss sind alle Geschenke wie bei einer ^Stellung im Gehöfte ausgebreitet. Jede prüft das ihr zugedachte schenk und legt nach der Besichtigung ein silbernes oder gol-eiies Geldstück darauf. Nun wird ein kleines Festmahl gehalten, 'Uau isst, trinkt und tanzt Beigen. Beim Abschiede werden die Iast kreuzweise in ein rothes Tuch gewickelt und hat in der MRte einen Knopf. Man bewirthet die Gäste, und der Vater des Bräuti' gams zerbricht den Fladen über einem Topf voll Wein. Dann verhandelt er mit dem Vater des Mädchens über die Ausstattung' J) Das ist wohl der Name der Pflanze. Kukudavka dürfte mit dem serbisch-kroatischen kukurijek = Schwarze Niesswurz (lielleborus foetidus) identisch sein. Für eine symbolische Bedeutung der Niesswurz bei Hochzeit11 spricht die Keminiscenz, die sich in einem serbischen Hochzeitsliede erhalt11 hat, wo es heisst: Kukurijek s brda viće, oženite me! Ljubičica iz doline, povedite me. Niesswurz ruft vom Berge: »Verheiratet mich!', das Veilchen aus dem Tbale* »Führt mich heim (als Braut)«. Demnach erscheint die Niesswurz, als KÜDr" stäbchen in der Hand des Kindes, als Symbol des Bräutigams. (Vuk führt d*8 Fragment im liijeenik an.)] ^m selben Abend überbringt der Bräutigam seinein kuin den Ederen Fladen. Odzakov im Zbornik schildert ein wenig verschieden den Brauch !? der Gegend von Ljeskovce. Man lädt alle Mädchen aus der a°hbarschaft ein. Nachdem sie sich mit Speise und Trank gütlich £ethan und Reigen getanzt, begeben sie sich insgesammt zur Braut, Ußl ihr den Gruss des Bräutigams auszurichten. Hier wird wiederum Jessen, getrunken und getanzt, dann brechen die Mädchen auf, *?'n sämmtliche Anverwandten und Bekannten des Bräutigams zum °chzeitsschmause einzuladen. Das Formular der Einladung lautet .^läufig; »Viel Gesundheit von des Burschen Vater und Mutter aud vom Burchen selbst; Ihr mögt geruhen (zapovjedate, eigentl. ^fehlen), morgen (Samstag) zur Krauzwindung und am Sonntag zur 0ehzeit, zur Trauung zu kommen.« Nachdem man sich dieser flicht entledigt, kehrt man in des Burschen Haus zurück uud siebt ureh sieben Siebe Mehl. In einem der Siebe befinden sich der lng des Bräutigams und einige Nüsse. Zwei Knaben, von welchen .er eine ein erstgeborenes Kind, der andere eine Waise (prvenec, lstrsak) oder richtiger ein aufgelesenes Kind, ein Findling, sein p^ss, halten die Siebe. Inzwischen singen die Mädchen Sieblieder tosjevni pjesni), z. B.: Freudig schäumte auf das Herz des Helden, So wie Wein in einem Silberbecher, Wie im goldenen Pokale Baki. Längst zieht ihn es hin ins Heim des Bräutchens, Dass ihn sah' der Vater seines Bräutchens, Dass ihn sah' die Mutter seines Bräutchens, Wie er geht und wie er schmuck sich kleide.3) ^ Aus dem durchgesiebten Mehl backen die Mädchen einen 0nigkuchen (mjedenik; der Kuchen wird mit Honig bestrichen) &d brechen ihn über dem Haupte des Bräutigams entzwei und Reichen ihm das Gesicht mit Honig. Rakovski bemerkt aus-firuoher als Odzakov: Wenn der Kuchen gar ist, heissen die '&Uen den Burschen sich niedersetzen; ein Weib löst ihm den ürtel und zieht das eine Ende des Gürtels dem Burschen über eu Kopf vor die Augen, eine andere nimmt den Honigfladen, erbricht ihn kreuzweis über dem Haupte des Burschen und ') Miladinovci, Big. n. ]>., S. 461, Nr. 514: Das Liedchen aus Struga. bestreicht ihm mit ihren von Honig triefenden Händen das Gesicht» indem sie dazu den Segen spricht: »Ihr mögt Euch, wie die Bie»6 den Honig, lieben und gern haben.« Nun bekommt jeder von Gästen ein Stückchen von dem Honigfladen und dazu aus einen1 blank gescheuerten Kessel ein silbernes Becherchen Wein zu trinken-In Bulgarien besitzt fast jedes Bauernhaus solche Silberbecher, d10 man nur bei besonderen festlichen Gelegenheiten gebraucht. Siß vererben sich als Familienstücke von Vätern auf Söhne. Kakovsk1 versichert, er habe solche Becher gesehen, die älter als 600 Jabre waren. In Ljoskovce wird der Honigfladen in kleine Stücke gebrochen, die Stücke werden in einen Reuter gelegt und unter die Kinder Mädchen und Frauen vertheilt, die vor dem Hause Reigen tanzen- Bei Anbruch der Dämmerung verlassen alle Frauen, jung l,D alt, sowie die älteren verheirateten Männer das Haus des Braut1' gams, bei dem stellen sich nun alle seine Genossen ein, um d|0 hljebnji vecer (Brodabend), oder wie man sonst sagt, razdjelnaj0 večera (Trennungsabendmahl) festlich zu begehen. Der Burscb6 nimmt, indem er im Begriffe steht, in den Ehestand zu treten» von seinen ledigen Freunden Abschied. Die Mahlzeit dauert in toll01 Lustbarkeit oft die ganze Nacht hindurch. Der Bursche darf ^ seinen Gästen nicht zugleich zu Tische sitzen, sondern muss ilir ihre Bedienung Sorge tragen. Nach dem Nachtmahle und deü1 Reigentanze machen sich au manchen Orten die Burschen daraih Brod zu backen. Die Mädchen hatten aber schon bei Tage Schi11' haken und Feuerschaufel sorgfältig versteckt, damit die Burschen kein Feuer anschüren und dasselbe aus dem Backofen entfernen können. Die Burschen wollen indessen beweisen, dass sie der Mädchen und ihrer Werkzeuge überhaupt nicht bedürfen ; sie zerkleinern DM* einem grossen Brennscheite die lebendigen Kohlen, umwickeln Hände mit Teig und scharren so die Kohlengluth mit der blosse11 Hand auseinander, dann legen sie den Kuchen in den Ofen nö" scharren ihn gleichfalls mit der blossen Hand in die Gluth ein« Nach dem Nachtmahle wird Geld eingesammelt sowohl für di0 Musikanten (parsa) als auch für die Braut (krst). Frauen und Mädchen dürfen, wie gesagt, bei diesem Zechgelage nicht anwesend sein. Sie lugen nur durch die Fenster und Thürspalten in die Stube hinein, um zu sehen, wie es die Burschen treiben. Nun geschieht es oft, dass die weinerhitzten Burschen in Streit gerathen, dei artet zuweilen in eine arge Schlägerei aus und hat blutige Köpfe zu1* ^%e- Bevor die Burschen Abschied nehmen, bittet sie der Mlgam, sie möchten ihm Sonntag zu Pferde das Geleite zur «ÄUUng geben. Auf dieselbe Weise feiern Mädchen im Hause der Braut die 2 jelnaja večera. Rakovski führt ein Liedchen an, das bei dieser egenheit von den Mädchen der Braut zu Ehren gesungen wird: Diesen Abend, Sonne klein! Noch beim Mütterlein, Noch beim Väterlein. Morgen Abends, Sonne klein! Beim and'ren Mütterlein, Beim and'ren Väterlein, Sonne klein! . Die razdjeluaja večer bei der Braut wird an verschiedenen en an verschiedenen Tagen gefeiert; in Ljeskovce am Donnerstag, ISWo am Freitag und, wie man aus dem mitgetheilten Liedchen 8leht, auch zuweilen am Samstag, b • *U ^kui kommen am Freitag die weiblichen Anverwandten Bich ^laut zusammen> um ihr das Haar zu flechten. Man stellt im Kreise um die Braut herum. Ein Kind, dessen Vater und ih . UOc^ ara Leben sind, beginnt die Braut zu kämmen und Und ^öP*e einzurichten, dann übernehmen Mädchen die Arbeit . Wendigen singend den Haarputz der Braut. Sind die Mädchen Und ^' S° ^Üsst mm'ü die Braut die Hand und setzt sich den Fez g das Kopftuch auf (šamija), beides Geschenke, die ihr vom dl,tigam bei der grossen Verlobung (golem armas) gegeben wurden. U Qa kinzt sie mit den übrigen Mädchen einen Reigen. In der ^ Usflnr werden an diesem Tage die Ausstattungsgegenstände der aut ausgestellt. Am Samstag wird in Kuk uš im Hause des Bräutigams ein Üllt Itli oiurj&en geschmückter Ochse von den Burschen beim Reigen-n* unter Klang und Saug gefällt, di Ljeskovce versammeln sich an diesem Tage beim Bräutigam ^ Weiblichen Hochzeitsgäste »zum Kranze« (na vjenec) und über-I lngen der Braut die feinere Hochzeitskleidung und das Geschmeide, U er Geschenke des Bräutigams. Sieben Knaben tragen diese ^schenke auf dem Kopfe. Die Frauen geben ihnen blos das Geleite, ei6" U* schickt dagegen, ihrem Bräutigam als Gegengeschenk 'Se feine Gewandstücke, die er am morgigen Tage, an dem Trauungstage, tragen wird. Am selben Tage macht auch der djever oder, wie man ihn in Bulgarien heisst, kalisuik, der Braut seine" Besuch. Der kalisnik wirft sich um die Schulter eine gusle (cengelji nimmt in die Hand einen Stock ■— der Südslave trägt überhaupt für gewöhnlich keinen Stock — und einen Krug voll Wein und bringt ihn der Braut. Um den Arm gebunden trägt er als Schleid ein Sacktuch (pot, krpa). Nachdem die Braut aus dem Kruge einen Schluck gethan, legt sie dem kalisnik noch einen zweiten Beug** und ein Sacktuch um den Arm. Nun sucht der djever nochmals alle Verwandten und Freunde des Bräutigams auf und lädt siß zum morgigen Hochzeitsmahle ein. Sonntag, am Hochzeitstage, kommt in aller Frühe ein Barbis und barbiert den Bräutigam. Zwei Mädchen fangen in einem Tüchel die Haare auf und falten es zusammen, um es später, wenn maIJ die Kiste der Braut ins Haus bringt, in dieselbe hineinzulegen-Die übrigen Mädchen singen und tanzen um deu Bräutigam ^ Beigen herum. Nach gethaner Arbeit erhält der Barbier ein Tüchel und von Jedermann ein kleines Geldgeschenk. Der Bräutigam küsst Allen die Hand und wäscht sich dann das Gesicht. Das Wassel'» mit dem er sich wäscht, wird in einem Schäffel aufgefangen. Dieses Schäffel wird nu,n so lange gedreht, bis die Braut nach der Trauung in ihr neues Heim einkehrt, oder genauer gesagt, bis sie in die Gesichtsweite des Hauses gelangt. Hierauf bringt man dem Bräu* tigam sein Hochzeitsgewand, das wiegt ein Knabe eher dreimal au* einer Wage ab, bevor es der Bräutigam anzieht. ') In Tatar Pazardzik holen die djeveri den kum, die übrige0 Würdenträger und die Gäste ab. Die zwei Brautführer -bekommen als Abzeichen ihrer Würde jeder einen Kranz auf den Kopf, in die Hand einen Krug voll Wein und je einen buntbemalten Kuchen (kravaj). Sind alle Gäste zur Stelle, so spannt man vor zwei Wägen die besten Ochsen, die man hat, ein. In dem einen Wagen fahren alle Mädchen, in dem andern die Burschen. 2) Jene Burschen, die am Freitag Abends des Bräutigams Gäste waren — oft sind es ihrer zwanzig bis fünfzig — reiten in Ljeskovce zu Pferde mit dem Zuge mit. Man nennt sie brzokonjanice {Schnellreiter)' Die übrigen Gäste fahren auf sieben Wägen. Auf dem Weg1' nehmen sie den kum auf, der erwartete sie bei seinein Hause- l) Mil ad in ovci, Big. n. p., S. 519, 3) Zaharijev im Zbornik. selbstverständlich setzt sich der Zug unter Gesang in Bewegung, hübsches Abschiedsliedchen lautet: Alle Hochzeitaleute hoch zu Rosse, Nur der Bräutigam sitzt nicht zu Bosse. Abschied nimmt er nun von seinem Vater, Von der Mutter, von der ganzen Sippe. Freudig hüpft das Herz im Leib dem Helden, Wie ein Fischlein tief am Meeresgrunde, Wie ein Wein im silbernen Pokale, Wie ein Zicklein unter grosser Heerde, Denn er zieht nun aus ums junge Bräutchen.*) ^ °r dem Hause der Braut tanzen Mädchen Reigen und singen, z. B.: Krippen flocht ein Mägdlein aus Basilien, Stellte im Gehöft' sie auf, dem breiten, Für die Bösslein ihrer Hochzeitsleute. Fischernetze flocht die Maid aus Fäden. Warf die Netze in die weisse Donau. Fing ein Fischlein ganz mit gold'nen Flossen, Buck es aus in einem gold'nen Becken, Stellte hin es auf die Ehrentafel, Auf die Tafel, ihrem kum zu Ehren. 2) ^enn der Zug vor dem Hause hält: »0 du Eidam aus wildfremden Landen, Warum kommst du her in uns're Lande? Kommst du her, im Reigen mitzutanzen? Kommst du her, um Wein mit uns zu trinken? Kommst du her, um Steine mitzuwerfen?« a) — Seid gegrüsst, ihr unbekannten Schwestern! 1) Big. n. ]>., S. 480, Nr. 561. 2) Ebend., S. 464, Nr. 52U. 3) An gewissen Festtagen im Jahre versammeln sich am Nachmittage aie erwachsenen Leute eines Dorfes oder Städtchens an einem freien Platze ^id werfen grosse, schwere Steine an ein gestecktes Ziel. Wer am weitesten wirft, ,rägt den Einsatz davon. 11 i ć meint in den nar. slav. ob., dieses Spie], das er nur |n Požega in Slavonien spielen gesehen, sei durch die Türken eingeführt worden. lcb sah als Knabe oft in dem genannten Städtchen diesem Spiele zu. Dort sPielen es aber nur Männer. Aus dem angeführten bulgarischen Liedchen geht lervor, dass anderswo auch Mädchen an dem Steinewerfen theilnehmen. Komme nicht, um Reigen mitzutanzen, Komme nicht, um Wein mit euch zu trinken, Komme nicht, um Steine mitzuwerfen. Bin gekommen her um uns're Freundin. *) In Ljeskovce werden die Hochzeitsleute von der Braut und ihren Freundinnen, wie aus Odzakov's Bericht erhellt, ohne jede Cerernonie empfangen. Ebenso im Struga. In Kukus und Tatar Pa* zardzik dagegen sperrt sich die Braut mit einigen Freundinnen 111 einen Stall oder Zimmer ein. Wann die zwei djeveri kommen, um die Braut abzuholen, so liefern die Mädchen die Braut nicht auS) sondern singen: Balt, o djever, poch' nicht an der Thüre, Noch ist uns're Maid nicht aufgestanden. U. s. w. Dann lässt man sich in Unterhandlungen ein: Kauf das Bräutchen los, o djever, Theuer ist die Braut und werthvoll. U. s. w. Die Mädchen bekommen einige Groschen und die djeveri dürft11 eintreten. Die Braut hält mit den Händen einen Reuter mit Lein' samen und einen brennenden Tannen- oder Fichtenzweig. Da3 Mädchen streut den Samen im Hofe aus, die Gäste werfen ihn über das Haus hin. Der ältere djever gibt der Braut ein Paal Strümpfe; einer davon ist voll Früchte, die nimmt die Braut herau3 und steckt sie in die Tasche. Hierauf setzt die kuma der Braut einen Kranz aus Weinreben auf. Der Kranz ist mit rothen Fäden umwickelt. Die zukünftige Schwiegermutter nestelt der Braut den Silberschmuck an. Einen Schmetterling über der Stirne, ein Täfelchen unterm Hals, auf dem Busen Feder und Nadel. Zuletzt verhüllt man die Braut mit einem grossen weissen Schleier. Sie macht nun drei Verbeugungen zu ihrem Vater und ihrer Mutter und stell* sich in einen Winkel hin. In Ljeskovce beschenkt der Bräutigam jeden Einzelnen der Anwesenden, besonders aber seine Schwieget »für die Muttermilch, mit der sie ihm die Braut aufgezogen«. Der Brautschleier (bulo) ist hier von rother Farbe. An manchen Orten wird der Braut, bevor man sie verhüllt, das Haar aufgelöst. Nuü nimmt die Braut von ihren Anverwandten und Freunden Abschied, der pflegt sehr rührend zu sein. Die Reigenmädchen singen recht ergreifende Abschiedslieder, z. B.: ') Milad. Big. n. p., S. 464, Nr. 519. Trenn' dich los von deiner Sippe, Mägdlein! Schau' dich um und blick' sie an, o Mägdlein! Insgesammt versammelt ist die Sippe. Trenn' dich los von deinem Hause, Mägdlein I Wie ein Scbäflein von der Heerde, Wie ein Rebhuhn vom Gebirge.1) fiiu anderes lautet Was entwurzelt sich vom Grund die Tanne ? Nicht entwurzelt sich vom Grund die Tanne, Nur die Tochter trennt sich von der Mutter. Was entwurzelt sich vom Grund die Tanne ? Nicht entwurzelt sich vom Grund die Tanne, Nur die Tochter trennt sich von dem Vater. Was entwurzelt sich vom Grund die Tanne? Nicht entwurzelt sich vom Grund die Tanne, Nur die Schwester trennt sich von dem Bruder. »Trenne dich vom mütterlichen Arme, Von des Vaters Schoss, vom Hof des Bruders!« An die Tanne stützte sich das Mägdlein. — Weh' mir, Tanne, wehe grüne Tanne! Nunmehr ruf ich fremde Mutter, Mutter! Nunmehr ruf1 ich fremden Vater, Vater! Nunmehr ruf ich fremden Bruder, Bruder! Nunmehr ruf ich fremde Schwester, Schwester!2) Die Braut nimmt an jeder Hausschwelle besonders Abschied |llld betet zu Gott. Die Ausstattung wird auf zwei Wägen veröden, man hebt dann die Braut auf einen Wagen und nun setzt l°h der Zug mit allen Gästen in Bewegung zur Kirche. In Struga streut man die Braut auf dem Wege zur und von der Kirche ^ kleinen Münzen und Hirse. Wenn die Hochzeit vor dem Hause eines Bekannten vorbeizieht, so eilen die Hausbewohner heraus Un-d bewirthen die Gäste mit Wein. Dem Zuge pflegt voranzugehen Mann mit einem vollen Krug Wein, von dem bietet er jedem ''p'gnenden an. Diesen Mann nennt man den založnik. Er in der andern Hand einen lebenden Hahn. Nach dem aus-ll'cklichen Zeugniss Rakovski's ist der Hahn das Symbol des 1) Milad. Big. n. ]>., S. 476, Nr. 54!>. 2) Ebend., SJ. 466, Nr. 525. Bräutigams. Der založnik kaufte noch von den Reigenmädche'1 einen (Blumen-) Strauss oder eine Quaste, die trägt er als Sytabw der Braut voran. In Ljeskovce scheint der založnik die Rolle d"eS öauS der übrigen Südslaven zu spielen. Der Hahn trägt ein Hals' band aus geröstetem Mais. Der Hahnträger ist hier eben nichts anderes als der čau*5-Dass der Hahn das Symbol des Hausherrn, beziehungsweise des Bräutigams sei, braucht keiner weiteren Beweise, nachdem es unS direct als ursprüngliche Auffassung des Volkes bezeugt wird. Wenn man sich der Kirche nähert, singen die Mädchen : Was ist das für Drängen hin zur Kirche ? Donnerwettert's oder bebt die Erde? Weder donnert's, noch erbebt die Erde, Miloš zieht zur Trauung mit dem Bräutchen. Fest zusammen drückt er ihr die Finger, Ihre Finger mit den Trauungsringen. Und sie fleht ihn an mit sanfter Bitte : »0 mein Miloš, du mein Stolz und Zierde, Drück' mir nicht die Finger mit den Bingen!« ]) Die Eltern der Braut pflegen an vielen Orten nicht mit \» die Kirche zu gehen. Die Eltern vollziehen daheim gewissermassen eine Vortrauung, das sogenannte p ri t a k m o v a n j e, Indem sie die Brautleute segnen und ihnen Brod und Wein zu verkosten geben-In Kukuš schüttet man beim Segen über den Bräutigam und dl0 Braut Wein. Die Braut küsst dann Allen die Hand. Wenn man aus der Kirche geht, singen die Mädchen z. folgendes Liedchen: Mondlicht kahl allein und ohne Sterne. Auf der grünen Au sind sie geblieben, Um zu sammeln Klee und üppig' Futter, Um das Rösslein uns'res kum zu füttern, Um das Ross des stari svat zu füttern, Um der Hochzeitsleute Ross' zu füttern. 8) Auf dem Heimwege ins Haus des Bräutigams: Liege so krank da, meine zu sterben Vor schwerem Leide, vor grimmem Fieber, Vor grimmem Fieber, vor grimmem Kopfweh. ') Big. n. p., S. 468, Nr. 528. 2) Ebend., S. 469, Nr. 530. — Bange nicht, Söhnchen, vor solchem Leide, Vor solchem Leide, vor solchem Fieber. Was sprachst nicht, Söhnchen, drei Tag1 vorher schon. Hätt1 dir geschrieben drei Amulette, Einen fürs Kopfweh, einen fürs Fieber, Einen fürs Fieber, einen fürs Herzleid. ') An vielen Orten ist es Brauch, dass, wenn die Braut zu a&en fährt, sie gestützt von ihren Freundinnen, sowohl auf der ahrt zur Kirche als zum Hause des Bräutigams, auf dem Wagen ^eht. Ueberall aber fährt sie in stehender Stellung wenigstens die leiue Strecke in der Gesichtsweite des Hauses. Auf den Wagen Ull jjje eingeladenen Burschen aber stellen sich an e|den Seiten der Thüre auf und in dem Augenblicke, wo er hinein-en will, schlagen sie ihn mit den Fäusten auf den Rücken, k.ewissermassen, weil sie ihm sein Glück neiden. Zaharijev verliert, dass Manche, wenngleich dies Alles nur ein Scherz sein k°^> so wuchtige Schläge dem Burschen versetzen, dass er zu . den sinkt. Man erzählt sogar von Todtschlägen bei solchen Ge-legenheiten. Am Montag findet gewöhnlich kein Festmahl statt, darum e1nt rnan den Tag eist ponedjelnik (reiner Montag). Man rüstet *°Q nur im Hause zum Empfang der Gäste für den nächsten a&- Nach dem Zeugnisse unseres Gewährsmannes im Arkiv wird ' oon ail diesem Tage an manchen Orten die Entschleierung az'juljanje) der Braut vorgenommen, in der Regel aber geschieht Ies örst am Dienstage. Zeitlieh in der Frühe begibt sich der djever zu den Anver-^Va"dten und Freunden ins Haus und lädt sie mit folgenden Worten den Brautführern, in Begleitung der Dudelsackpfeifer, ihren Eltern einen Besuch. Mit sich führt man ein Fässchen Raki, mit dem !) Big. n. Zb. Miladin. 0ewirthet man die Hausleute. Der Eidam zahlt seinen Schwieger-e tßrn den Restbetrag des Agarlik (des Kaufgeldes) aus und beschenkt ^e noch obendrein. Die Eltern der Braut versammeln alle ihre envandtschaft und geben als Gegengeschenk dem Bräutigam einen ^genährten Bock mit gut ausgewachsenen Hörnern. Die Hörner smd vergoldet und auf jedes Horn wird ein vergoldeter Apfel ^steckt. Einer von den Anverwandten lädt sich den Bock auf ,le Schultern und geht dem Zuge voran, der begibt sich nun as Haus des Eidams, wo die Entschleierung der jungen Frau stundet. Abends geht das junge Ehepaar wieder gemeinschaftlich ^u Bette; um Mitternacht müssen sie aber wieder aufstehen. . le junge Frau beschenkt nun jeden von ihren Anverwandten mit **gend einem Gewandstück. Von dieser Nacht ab bis zum nächsten 'enstag trennt man den Mann von seinem Weibe. Sie schlafen jährend dieser Zeit abgesondert von einander. Die beschenkten ^verwandten gehen nun unter Gesang und Spiel zu den Eltern er Braut und bleiben dort bis zum anbrechenden Tage. Es wird ^u eigenes Festmahl für sie zubereitet. Inzwischen singen die ^delsackpfeifer die Mutter der Braut an: Lebe hoch, des Mägdleins Mutter, Hast ein wack'res Kind erzogen. Die Eltern schicken ihrer Tochter, die ihnen solche Ehre anlacht, als Geschenk ein Kupfergeschirr oder Geld. Die Anver-Wandten des Eidams kehren darauf in fröhlichster Feststimmung na°h Hause zurück. Am Mittwoch führt die ganze Verwandtschaft des Bräutigams .,e Braut zum Dorfbrunnen, damit sie daraus Wasser schöpfe. Die •junge Frau trägt einen Krug mit Wein und einen mit Raki, und ietet jedem Begegnenden einen Trunk an und küsst ihm die Hand. *J Ljeskovce steckt sie dem Betreffenden ein Stückchen Zucker in den und. im rechten Aermel trägt sie Hirse und im Munde eine alte> nicht durchlöcherte Geldmünze. An Ort und Stelle angelangt, &eht die Braut dreimal um den Brunnen herum und schüttet die lrse entweder rings herum oder blos in die vier Brunnenecken, feilen macht die Braut nach allen vier Weltgegenden Verbeu-gUngen. Dann speit sie die Münze in den Brunnen hinein und ^höpft einen Kübel Nasser. In Ljeskovce zieht der djever das Wasser herauf, giesst es in ein Schäffel und wirft einige Geld- 29* stücke hinein. Die Braut stösst das Gefäss mit dem Fusse um, s0 dass das Wasser ausfliesst. Dann reicht man ihr ein zweites Gefass voll Wasser, das trägt sie nach Hause. Bezüglich des Besuches und Gegenbesuches sprechen wir gleich weiter unten. Am Freitag Abends oder am Samstag lädt der desni djever die jungen Eheleute zu einem Gastmahl m seinem Hause ein (na povrnki). Die Gäste bringen Speise und Trank und noch kleine Geschenke für den djever mit. Bevor das Mahl beginnt, setzt der djever auf den Tisch ein Kupferbecken voll getrockneter Trauben und gebratenen Mais (Kukuruz), einen Bund Flachs auf einem Rockenstock und eine Spindel. Alle diese Gegenstände liegen nebeneinander auf. Die junge Frau erhebt und verbeugt sich dreimal vor dem djever, der da den Flachs nimmt und ihr denselben einhändigt. Sie muss nun so viel spinnen» dass sich der Faden dreimal um die Spindel windet, dann macht sie neuerdings eine dreimalige Verbeugung. Der djever schenkt iW das Kupferbecken. Sie stellt es abseits und küsst zum Dank dem djever die Hand und überreicht ihm ihr Gegengeschenk, das ge* wöhulich in einem Hemde oder einem reich verzierten Schweiss-tuch besteht. Das Festessen währt die ganze Nacht hindurch. Am Johannistage desselben Jahres (am 7. Jänner) muss der djever die junge Frau an einen zugefrorenen Fluss führen. Er schlägt das Eis durch und das Weib nimmt ein Bad. Nachdem sie sich ganz gebadet, verbeugt sie sich dreimal vor dem djever und gibt ihm ein Geschenk (agarlik). Er muss ihr, wenn sie ihm die Hand küsst, einen Ducaten oder einen Thaler, je nachdem es ihm seine Mittel erlauben, schenken. Dann führt er sie heim, damit sie sich über-kleide. Wenu in der Nähe kein Fluss ist, führt der djever das Weib an deu erstbesten Brunnen, schöpft mit dem Eimer Wasser und begiesst sie vom Kopf bis zu den Füssen. Von diesem Tage ab nennt sie den djever ihren Bruder (brat), er sie seine snaha (Schnur). Ein gleiches Ehrenmahl gibt auch der kum den jungen Eheleuten. Zaharijev, unser Gewährsmann sagt, die symbolischen Gebräuche wäreu von den eben geschilderten sehr verschieden (veoma različni). Er steht aber mit sich selbst im Widerspruche, wenn er so fortfährt: »nur dass beim kum statt des Hanfes zwei Teller auf dem Becken stehen, der eine voll Schmalz, der andere voll Honig«. Offenbar hat er sich verschrieben; es muss ja nach der angeführten Stelle wohl zuvor heissen: »ganz und gar nicht *erschieden«. — Wann sich die Braut verbeugt, so segnet sie der ^llrri beiläufig mit folgenden Worten: »In Deinem Hause sei Alles 0lligsüss und schmalzigfett, Deine Worte sollen wie Honig und cllmalz Dir aus dem Munde fliessen« u. s. w. Sie dankt mit liebevollen Worten. An jedem Johannistag und zu Ostern macht das ei° einen Besuch ihrem kum. Ein dauernderes, inniges Freundschaftsverhältniss zwischen Jj**i svat und dem Weibe, bei deren Hochzeit er die Würde be- 6l(let, ist durch den Brauch nicht geboten. In Kuku§ dürfen die Brautleute die Nacht vom Freitag Uüei" Samstag nicht im Elternhause zubringen. Drum begeben sie ^ch zu einem Anverwandten, um bei ihm zu übernachten. Diese a°ht nennt man Söbotnina (die Samstagsnacht). XX. Das Beilager. — Besuch und Gegenbesuch. Die Wichtigkeit des Gegenstandes rechtfertigt es von selbst, wenn wir hier die Berichte unserer Gewährsmänner möglichst voll" ständig und im Wortlaute beibringen. Wir lassen wohl auch sonst nicht leicht eine Notiz ausser Acht, die irgendwie für den Etbn°" graphen von Belang sein könnte. Wir sind nur immer bestrebt, einen einheitlichen Zug in die Darstellung zu bringen, indem W11' Wiederholungen vermeiden und das Zusammengehörige zusammen' fassen. In Bezug auf das Beilager herrscht fast bei jedem süd* slavischen Stamme eine andere Sitte. Schon der Klarheit wegen empfiehlt sich eine getrennte Schilderung. Wir beginnen mit der Schilderung des Beilagers in der Hercegovina, Cmagora und Da>' matien, denn dieses zieht die Aufmerksamkeit des Forschers lU höchstem Grade auf sich. Es sind nämlich in den genannten 06' bieten unzweideutige Spuren urältester vorgeschichtlicher Frauen* gemeinschaft erhalten. In anderen Gegenden des slavischeu Südens kommt dergleichen nicht mehr vor. Ueber die Bedeutung des Hetaeris* mus in der Brautnacht spricht ausführlich J. J. Bachofen lü seinem Werke: »Das Mutterrecht«. (Eine Untersuchung über Gynaikokratie der alteu Welt nach ihrer religiösen und rechtlichen Natur. Stuttg. 1861.) Zum Verständnisse des Folgenden führen wir einen Satz aus B.'s Werk (S. 13, b) an: »Der Hetaerismus der Brautnacht ist ein Opfer an die stoffliche Naturmutter, um diese mit der späteren ehelichen Keuschheit zu versöhnen. Darum wird dem Bräutigam erst zuletzt die Ehre zu Theil. Um das Weib dauernd zu besitzen, muss es der Mann erst Anderen überlassen.« Die eheliche Gemeinschaft wird als Sünde (grien) betrachtet.*) 11 der ersten Zeit der Ehe dürfen sich die jungen Leute neben ]) Nur in den genannten Gebieten. Das ist eine unumstössliche That-^•lehe, die ihre Erklärung darin findet, dass durch die Monogamie nach urältester Behauung gegen die Allgemeinheit gesündigt wird. Daher heisst der Vater p0 griehu otac (der Vater durch Sünde) und beide Eltern po griehu Roditelji (Eltern durch Sünde). Der leibliche Bruder = po griehu brat (durch ' Ul,de), dapegen wird brat bez grieha = ein Bruder ohne Sünde, ein treuer, Prter Freund genannt, der sich Einem als unzertrennlicher Lebensgefährte an-^Miesst (vergl. Zbornik, S. 8, unten); der eheliche Sohn po griehu sin y ^tojane, moj po griehu sine! im Volksl.). Der Adoptivvater dagegen ist ein ater ohne Sünde (Poočime, bez grieha babo! im Volksl.). Dies wird genug * durch das Volkslied und auch durch das Zeugniss Vuk Karadzics betätigt. Letzterer vermochte diese Erscheinung nicht zu erklären. Ihm genügte N die Thatsache festgestellt zu haben. Wie sehr man mit exaeter Forschung ln Widersprach gerathen muss, wenn man vom Standpunkte moderner An-^l'amuigen jene Ueberlebsel undenklicher Vergangenheit bemisst, beweist in Unserem Falle J. Jurković's Auslassung im Rad jugoslav. akad., Bd. XXX, *5> S. 4 (0 ženskih karakterih u naših narodnih pjesmah — Ueber die Frauen-cbaraktere in unseren Volksliedern). Jurkovic" beurtheilt als moderner esthetiker die Frau im südslavischen Volksleben. Er wird gar sentimental. In OJge dieser Sentimentalität kann er die obgedachte Volksanschauung nicht . SSGn, und weil sie seiner Auffassung widerspricht, so sucht er sie wegzueilen. Ich will seine Worte anführen: >Es muss wirklich Wunder nehmen, ^ Vuk Stcfanović Karadzic zu den Worten des Orlović Pavo im Liede 'Kosovka djevojka«: Koga tražiš po razboju mlađa? Ili brata ili bratueeda U po greku stara roditelja? (Nar. pj., II, 51.) (Wen suchst du, Junge, auf dem Kampfplätze? Den Bruder oder den Bruderssohn Oder (deinen) alten durch Sünde Erzeuger?) ^e Anmerkung hinzufügen konnte: »Po greku (po griehu) roditelj znači pravi ^tac. Ovdje se pokazuje znak narodnoga mišljenja, daje grieh i ženiti se.« lll-ch Sünde Erzeuger, đ. h. der leibliche Vater. Hier hätten wir einen Beleg Ur die Volksanschauung, dass auch das Heiraten eine Sünde sei.)'< — »Wenn-swich,« fährt Jurković fort, »Vuk in jener Anmerkung zur Bekräftigung seiner «usjnng noch ein Beispiel anführt, das er aus dem Munde eines Paters ^clikoga gospodina« (eines grossen Herrn) gehört, so würde eine derartige Uuassung des ehelichen Verhältnisses doch vereinzelt dastehen und müsste ^nückgeführt werden entweder auf den prosaischen Standpunkt fleischlicher eschlechtsvermischung oder aber auf den geistigen Standpunkt zufolge jenes " Usspruches: »Qaj neque ex sanguinibus neque ex voluntate carnis neque ex v°hintatc vivi sed ex deo facti sunt.* (Evang. Joann. Cap. 1.) Dass die Ehe herein Volke mehr ist als Jenes, demzufolge die Heirat als Sünde betrachtet einander öffentlich gar nicht zeigen. Auch das Beilager wird ihnen ziemlich erschwert. In der Crnagora schlafen die erste Nacht die Brautführer mit der Braut, natürlich »Alles in Ehren«. Vukalovio bei Bogisic berichtet: »Weder in der ersten noch in einigen dei folgenden Nächte schläft der Bräutigam, sondern der Brautführer mit der Braut, doch so, als wäre sie seine Schwester.« VrÖevio erzählt, in seiner Jugendzeit (so etwa vor 50 Jahren) wäre es in Risano noch Brauch gewesen, dass die zwei Brautführer angekleidet die ersten drei Nächte bei der Braut schliefen. Heutigen Tages aber legen sich die Schwiegermutter und die Schwester des Bräutigams die erste Nacht zur Braut, und sobald sie merken, dass diese eingeschlafen, erheben sie sich sachte und lassen den Bräutigam in die Kammer ein. Mancher schüchterner Bursche fo\$ aber erst in der zweiten oder dritten Nacht der mütterlichen Aufforderung. Nach Medakovic schläft in der Crnagora in der zweiten Nacht "mit der Braut ihre Schwieger, die dritte Nacht gehöre aber erst dem Bräutigam, wofern er in seinem Rechte durch die Mutter seiner Braut nicht verkürzt wird. Vröevic ergänzt im Zbornik seinen Bericht durch Folgendes: »Die Schwiegermutter bestimmt einen Tag, an welchem sie will, dass ihr Sohn seinem Weibe beischlafe-In der betreffenden Nacht legt sie sich wieder an die Seite des jungen Weibes, steht aber sachte auf, wenn sie merkt, dass die Schnur schläft, schleicht im Dunkeln zum Sohne hin, weckt ihn auf, gibt ihm ihren Segen, damit ihn Gott segne und ihm einen schmucken männlichen Nachwuchs bescheere, und schickt ihn zu seinem Weibe. Der Sohn küsst der Mutter die Hand und legt sich zu seiner Frau hin. Durch Brauch sind folgende Tage für den ersten Beischlaf festgesetzt: Sonntag Abends, Donnerstag und Dienstag-(U cetvrtak dobar poßetak, u utornik dobrotvornik = am Donnerstag guter Anfang, am Dienstag Wohlthäter [Tag].) Zuweilen kommt es vor, dass die junge Frau vom Lager davongeht, weil sie sich schämt, doch in der Früh wird sie von ihrer Schwieger zurechtgewiesen, dass ein solches Benehmen sich nicht gezieme, es sei eine Sünde vor Gott, wenn man flieht; man heirate ja eben darum, dass man Kinder bekomme. Dieser Brauch hat sich noch bei zwei Drittel werden könnte; dass es dieses Yerbältniss nach reineren, nacli ethischen Ansichten beurtheile, das beweist die lebendige Sehnsucht der Eltern nach Jenem, was den Schlussstein der Ehe ausmacht, was die Vollendung und sozui-uu"'11 die Blüthe der Familie ist — die Sehnsucht nach Kindersegen.« Dieses Cität dürfte genügen. Bevölkerung dieser drei Gegenden erhalten, nimmt aber immer mehr und mehr ab.« Für die Hercegovina und die Katunska nahija *ü der Crnagora liegt ein mit dem Gesagten übereinstimmender bricht von Vukalovic vor. p In den Gebirgsgegenden in der Hercegovina und an dem _li$schen Moraca in der Crnagora verstreicht mitunter ein halbes ahr, ehe der Bräutigam eine günstige Gelegenheit findet, das erste ei]ager mit seinem Weibe auszuüben. Der Grund liegt in der Ueschaffenheit d er Häuser in jenen Gegenden. Die Wohnung besteht . eiuem tiefen, ausgeweiteten Loche in der Erde. Hier in diesem ^nen Baume, zu dem weder ein Keller noch ein Boden gehört, Uaffc die ganze Familie. Der Bräutigam scheut sich in seiner Verschämtheit, seinem Weibchen sich zu nähern, gleichsam als Wäre sie das Weib eines Anderen. ]) In Konavli und der Umgegend ist dieser Brauch vollständig ^scliwunden. Nach dem Nachtmahle begibt sich das Brautpaar in ^ Schlafkammer und schliesst sich darin ab. Indessen führen die q , Vor der Thüre einen Reigentanz auf und singen Lieder. Im ^tinatuale und der Umgegend von Zeng herrscht folgender Brauch: ^ Kraut bittet alle Anwesenden um Vergebung und küsst sich Allen und wird dann vom djever in die Kammer geführt. Nach ta- -halb Stunden bringt man den jungen Eheleuten ein kleines ^^mahl (poveßerak). An manchen Orten stellt man geflissentlich s Bett so auf, dass es Nachts unter den Brautleuten ein-Stür2<* muss. , . In Kotari und Bukovica im Zaraer Kreise drängen die Hoch- /tili- ^ ihi S^äs^'e ^eü I^'äutigam, in die Schlafkammer zu gehen. Sie führen selbst hin und legen ihn angekleidet ins Bett. Hierauf wird die Braut von den djeveri zugeführt. Der Bräutigam richtet auf und lässt sich von der Braut entkleiden. Daun entkleidet er oi p 5,10 wieder. Die djeveri tragen das Licht fort und lassen das aar im Finstern. Indessen steckt man eine gebratene Henne auf en Spiess und bringt sie unter Gesang den Brautleuten. Man ^ den Bräutigam mit Namen, sagt, man bringe ihm ein Hülin-. 6Q (kokorosicu), damit er davon mit der Braut verkoste. Man Ölncrf Ii. ^^^äbei die doppelsinnigen Verse: We. ') Vrceviö im Zbornik gesteht übrigens, dass er dies nur vom Hörensagen f;e)SS" Es ist ja höchst unwahrscheinlich, dass sich dem Manne so lange keine ll]1(jegenbeit bieten sollte. Er geht ja mit seinem Weibe in den Wald um Holz U aufs Feld zur Feldarbeit. Okreni je, prevmi je, Dva, tri puta do zore, Da te braca ne kore. »Dreh' sie um, stürz' sie um, zwei-, dreimal bis zum Morgengrauen» damit dir die Brüder keine Strafpredigt halten.« ') Das Beilager in Slavonien. Der Bräutigam nimIüt noch am ersten Hochzeitsabend sein Recht unverkürzt in Anspruch' Ich gedenke späterhin eines Gewaltactes, den sich übermütbig0 Gäste bei einer Hochzeit in der Nähe von Pozega haben /U Schulden kommen lassen, indem sie den Bräutigam zwangen, ihn6" die Braut abzukaufen. Dergleichen ist aber sonst ganz unerhör* Auch findet sich in unseren Quellen kein zweites Beispiel eiöefl solchen Falles. Unser Gewährsmann bei Vuk bietet uns folgend« Schilderung: »Wann der Zeitpunkt für das Beilager der Brautleute heranrückt, gibt der kum dem vojvoda (Brautführer) durch Augen' zwinkern ein Zeichen, worauf dieser alle Hochzeitsleute zu eine111 Reigentanz auffordert, den er selbst mit der Braut anhebt. Diese1" Reigen wird ausserordentlich lebhaft getanzt, die Tänzer johleD; singen allerlei Schnadahüpferlu (dies ist der gute deutsche AUS* druck für das slavische podskoönice), so tanzt man zwei, drei* mal in der Runde, bis auf einmal Braut und Führer verschwinden' Das geschieht aber auf folgende Weise: Die Thüre steht offen-Wann es dem vojvoda scheint, dass er die Aufmerksamkeit de* Gäste genug auf andere Dinge abgelenkt, verschwindet er plötzlich mit dem Mädchen durch die Thüre. Nun brechen die Tänzer ei's* recht in wildes Gejohle aus, damit scheinbar die übrigen Gäste, di0 um den Tisch herum sitzen, nicht wahrnehmen, dass die Braut nicht anwesend sei. Indessen führt der vojvoda die Braut in den Kelle1" hinab, oder in die Kammer, oder auf den Boden (so in Stara Pazv*)» wo man eben das Brautbett hergerichtet hat, wo des Mädchens Kleiderkiste (ihre Ausstattung) steht, und wo ihrer der Bräutigam harrt. Auf die Kiste des Mädchens stellt der vojvoda jene gebraten» Henne und den Fladen, die als Geschenk von der Mutter der Braut mitgenommen wurden. Der djever bietet den Brautleuten zu Essen an und unterhält sie. Nach dem Essen entkleidet auf Befehl des vojvoda die Braut den Bräutigam; dieser nimmt der Braut den Kranz vom Kopf herab, flicht ihr die Haare auf und löst ihl" den Gürtel. Der vojvoda legt sie ins Bett, deckt sie zu und ver- ') Jankovic im Zbornik. Scliliesät im Fortgehen die Thüre. Sobald er wieder in die Stube /ü den Gästen tritt, ergreift er ein Glas voll Wein, bringt vor jeö Gevattern auf das Wohl der Brautleute einen Trinkspruch aus, 611 auf einen Zug das Glas und schleudert es mit aller Wucht gen die Thüre, dass es zerschellen muss.« eilf ^ erzählt im Zbornik: »Nach dem Nachtmahle, gegen Uhr, begeben sich die Brautleute in Begleitung der Hoch-e n!^Ste m die Schlafkammer (loSnica, kucar, pojatak). Zuerst ^ kleidet die Braut den Bräutigam bis aufs Hemd. Sobald den ^m ^ Stiefel oder Schuhe ausgezogen hat, gibt sie ihm mit jj. Stiefel einen Streich auf den Kopf, zum Zeichen, dass sie entvi er"n *m ^ause sem wird. ') ^ann wird sie vom Bräutigam / „ et' nnd nachdem sie gemeinsam einige Gebete hergesagt i wöünlich den Mariengruss), legen sie sich nieder; der kum .8 ihre Füsse kreuzweise übereinander und sagt: »Heute zwei, 1 der Frühe drei!« Die anwesenden Hochzeitsleute werfen nun J*8* eine Gabe (ein Geldstück) auf die Decke. Sobald die Leute ege."^ainmer verlassen, rafft die Braut das Geld zusammen, denn ,. lst ihr Eigenthum. Nun trachtet sie ihren Mann aus dem Bette Ma USzus^0ssen' nachdem sie zuvor die Decke herabgeworfen. Der ü11 ^ann sich nicht recht behaupten, da er an der Seite liegt, ^ rend er sich aber rückt, verwirft das Weibchen die Polster, dass der obere Theil nach unten, der untere nach oben zu ^e£en kommt. Das thut sie, damit sein Verstand verrückt werde • u- wohl, dass er, der Mann, der Untere, sie die Obere im Haus-^ sen sei). Dann sucht sie ihn dazu zu bringen, zuerst zu sprechen, Q in diesem Falle wird er früher als sie sterben. Hierauf *nit sie den Apfel, den sie bei der Trauung im Busen gehabt, ibn^ ^U *n ^e*cüe Theile, isst selbst die eine Hälfte und gibt 1 die andere. Dies soll ein Zeichen sein, damit die Kinder ihrer 8 gesund und frisch wie ein Apfel werden sollen. Endlich be-•gen sie sich. Inzwischen kommt der cauö, trägt die Kleidungs-ucke der Braut fort, ruft alle Gäste zusammen und meldet ihnen, le Sachen der Braut wären gestohlen worden. Man müsse sie nun °m Diebe auslösen. Die Gäste verstehen den Wink und jeder gibt * diesem Zweck dem öaus ein Geldgeschenk.« Das Geld bekommt ^lljstverständlich die Braut. g. J) Das ist eine allgemein auch unter deutschen Stämmen verbreitete *te. Daher stammt die Redensart: »Die Frau will den Mann unter den Pan-t0ffel bringen.. Ilic's Bericht stimmt im Wesentlichen mit dem Vali^s überein. Bevor sich die Brautleute entfernen, bringt man noßb eine Suppe auf den Tisch, von welcher die jungen Leute kosten-Darauf erhalten sie den Elternsegen und gehen in Begleitung des kum, des stari svat, des djever, der jenga und des »Herrn« ca11 in den kiljer (Schlafkammer). Ilic führt als Erklärung des Brauches* dass die Braut dem Manne mit dem Stiefel einen Schlag auf de» Kopf gibt, an, die Braut wolle dem Manne dadurch ein- für allem** abgewöhnen, dass er sich von ihr die Stiefeln ausziehen lasse. IQ" dessen sieht der kum wohl darauf, dass er der Braut noch recht' zeitig die Stiefel entreisst. Der Bräutigam flicht der Braut die Haare auf, um sie, wie Ilic meint, daran zu erinnern, dass sie von nun an nimmer baarhaupt werde einhergehen dürfen. Das ist gewiss eine verfehlte Deutung, Nach dem Gebete legen sie sich nieder( der kum deckt sie zu, legt auf die Decke einen Gürtel und auf den Gürtel einen Silberzwanziger, angeblich, wie Ilic meint, damit man sich in der Frühe überzeugen kann, ob die Leutchen ruhig geschlafen haben. Man stellt ihnen zu guter Letzt noch eiue Schüssel mit Milch und zwei Löffel in die Kammer, damit sie gesunde Kinder auferziehen. In Stara Pazva ist es Brauch, dass die Gäste am zweiten Tage, wann die Brautleute aufgestanden sind, auf diese ihre Hüte werfe0 und ihnen allerlei derbe Anzüglichkeiten sagen. In Strosinci wird der jungen Frau am ersten Morgen der Kopf von der djeveruS* verhüllt, worauf sie der öauS ankleidet. Das Bei lag er in Kroatien. Abends, bevor die Gäste auseinander gehen, bittet der kum die Eltern, sie 'möchten das Brautpaar segnen. Nach dem Segen wird noch mancherlei tolle* Scherz getrieben. Der djever sagt, er habe einen Hammelbock verloren ; Andere fragen ihn, ob er das schriftlich beweisen könne, ein Dritter zieht ein Stück Papier aus der Tasche und will den Verlorenen suchen, indessen versteckt sich der Bräutigam hinter den Rücken des kum, das Mädchen sucht ihn nun, plötzlich tritt der kum zurück und die Braut wirft mit aller Kraft dem Bräutigam einen Apfel an die Brust. Hierauf führt der kum das Brautpaar in die Schlafkammer, Hier löst die Braut die Nähte auf den Strümpfen des Bräutigams auf, während er eine Naht aus ihrem Gürtel zieht. Der Bursche nimmt der Braut die Perlenschnur vom Haupte herab. Der djever zerschneidet eine gebratene Henne und eine Füllwurst und setzt den Teller auf den Schoss der Braut. Dense- bringt ein Weib aus dem Hause eine Schüssel abgekochter Milch und gibt sie der Braut auf den Schoss. Nun essen alle Anwenden davon. Die Braut führt einen Streich mit dem Stiefel ailf den Kopf ihres Bräutigams. Der djever oder der kum legt die raut ins Bett, wirft ein Geldstück auf sie, deckt das Brautpaar iXi und entfernt sich mit den Anderen. Vor der Kammer feuert ^ari die Gewehre ab, wozu die frohe Jugend allerlei lascive Bemerken macht. ^ Bei den Neuslovenen. Bevor sich die Brautleute ins 1 autgemach begeben, reicht der Bursche dem Mädchen über den lsch hin einen Säbel, den muss sie dreimal umbiegen. Im Braut- £enaache entkleiden sie einander. In dem Augenblicke, wo sich die •aut bückt, hebt ihr angeblich der Bräutigam mit einem blossen Schwerte den Kranz vom Haupte ab.*) g In Serbien. Bevor der Bräutigam mit der Braut in die ' chlafkammer geht, singen ihnen die Reigenmädchen ein Lied, das 1111 r bei dieser Gelegenheit gesungen wird.-) _ Für Bosnien bieten unsere Quellen so gut wie nichts. °mčinovic erzählt kurz von den bosnischen Türken Folgendes: ^ ach der Mahlzeit, die spät Abends stattfindet, begibt sich das lau-tpaiir in seine Kammer, während die Gäste in die džamija §ehen5 lllu für (jaa Wohl der Brautleute zu beten. Unser Gewährs-^un sagt, dass die Brautleute, bevor sie das Ehebett besteigen, . ü einander beten. Das ist ein arges Missverständniss. Die ^ugen Eheleute beten vielmehr gemeinschaftlich, wie es ja, wie lr zuvor bemerkten, auch sonst bei den stammverwandten Slavo-!°niern üblich ist. Es ist nicht einmal nothwendig, auf denselben rauch bei den Türken zurückzugreifen. Bekanntlich pflegen die 0lnnien Türken vor jedem Beischlafe zuerst ein Gebet zu verebten, durch das sie sich Gottes Segen erbitten. Das Beilager in Bulgarien. Spät Abends, nachdem sich a"e Gäste schon entfernt, verfügen sich die Brautleute in ihre Cüntfkammer. Bevor sie sich niederlegen, schliessen sie die Thüre, 0r Welcher der djever und die alten Weiber vom Hause warten, Um ZU hören, ob das Mädchen ihre Jungfräulichkeit bewahrt hat. p l) So berichtet Seidel in seinen »Wanderungen«, II, 71. Ob ihm seine ^antasie nicht einen Streich gespielt haben mag? Was soll das Schwert? Uerweitig ist davon nichts bekannt geworden. 2) Jovanovič im Zbornik, S. 251. Spätestens nach einer Stunde muss der Bursche aufstehen und Bericht erstatten, ob er die Braut unberührt gefunden. Zu lügen getraut er sich wohl nicht, weil er fürchten muss, dass die alt»11 Weiber das Bett und das Hemd der Braut untersuchen werden-Wenn die Braut ihre Jungfräulichkeit bewahrt hatte (izlierf* moma = die Maid ist herausgekommen, d. h. rein und makehw befunden worden), geräth Alles ausser sich vor Freude; die Budel' sackpfeifer spielen auf, man feuert die Gewehre ab, dem kum nnd dem Vater der Braut wird Raki angeboten, der Bräutigam abet ist verpflichtet, ein Geschenk von einigen Ducaten zu geben.J) ^r'AS in dem entgegengesetzten Falle geschieht, wenn die Braut t» dem ehelichen Beilager ihr Kränzchen verloren hat, wurde schon »u einer andern Stelle erwähnt. Es ist gewiss sehr auffällig, wenn man die verschiedene0 Bräuche beim Brautlager überdenkt, dass dieselben im Volksspricn- worte kaum Erwähnung finden. Vielleicht wurden darauf bezüg' liehe Sprichwörter von den Sammlern nicht aufgezeichnet, um nieht durch deren Inhalt bei dem Leser Anstoss zu erregen. Mir sind nur zwei Sprichwörter vorgekommen: Ne hvali dana pre večera ni devojke pre jutra.2) »Lob den Tag nicht vor dem Abend und das Mädchen nicht vor de01 Morgen.« Das zweite Sprichwort ist dem Volksliede entnommen: Nema druga do vjenčana druga, Ni naslade do nevjeste mlade! »Es gibt keinen (besseren) Gefährten als den angetrauten Gefährten, Noch (gibt es eine höhere) Lust als ein junges Weibchen! * * * In der Crnagora und der Hercegovina am dritten, in D*>* matien am zweiten Tage nach dem Abzüge der Braut aus dein Elternhause macht sich die Mutter auf den Weg, um ihre Tochter zu besuchen (u pohode), und zwar in Begleitung ihres Bruders und ihres Sohnes und gewöhnlich noch eines Anverwandten; diese tragen die Ausstaffirung der jungen Frau mit. Das Nähere haben wir oben im Capitel Aussteuer besprochen. Auf dem Hinwege wird nicht gesungen, sondern nur geschossen, um den Leuten schon aus 1) O džako v im Zbornik. 2) Srpski letop. 18(52, II, S. 145. .er Ferne ihr Kommen anzukündigen. Des Mädchens Mutter bringt lü das Haus ihres Eidams allerlei Backwerk, darunter einen Fladen, ^n(l viele Geschenke, um ihre neuen Verwandten zu beschenken. ■ )D stattlicher Schinken fehlt selten als Geschenk. Der Vater des Wams bekommt ein Handtuch, die Mutter ein weisses Tüchel, ,,|u Eidam aber, der sich nicht blicken lässt, wird ein genahtes Hemd geschickt, sein Bruder erhält ein grünes Tüchel, die männlichen Verwandten bekommen je einen Tabaksbeutel, die Schwestern je ^'l" ^°Pftüchel, die übrigen Frauen je ein Stück Seife, die kleinen Wehen einen vergoldeten Orangenzweig, die verheiratete Tochter Jer ein schönes neues Hemd. Wir bemerken hier als eine besonders auffällige Sitte, dass ■ Uer Eidam die längste Zeit, oft ein ganzes Jahr hindurch sorg-8 vermeidet, mit seiner Schwiegermutter zusammenzutreffen. Jln Spassvogel könnte leicht als Grund dessen aufstellen, Schwieger-fttter seien in der ganzen Welt die Drachen der Schwiegersöhue Ull(l deshalb weiche ein vernünftiger Eidarn dem Uebel so lange Wle möglich aus. So eine Erklärung passt auf südslavische Ver-u^nisse durchaus nicht. Es hat nicht einmal das eigene Weib ^ltle Stimme im Bathe, da doch der Mann im wahren Sinne des ' 0l'tes Hausherr und ihr Herr ist, geschweige, dass eine Fremde llü Wörtchen d'reinzusprechen hätte; der Crnogorac z. B. würde 1,16 schwiegermütterliche Einmischung in seine häuslichen Ver-^ altnisse mit einem Zaunpfahl nicht so sehr höflich als entschieden ^"'ückweisen, solche Fälle sind dem Verfasser dieses Werkes wohl-e«annt; der wahre Grund des Versteckens dürfte wohl darin zu gellen sein, dass der Eidam gewissermassen sich als schwerer 1, lidner gegenüber der Schwiegermutter betrachtet, die er um le Tochter beraubt. Auch schämt er sich vor ihr als Mann ihrer °chter. Man muss es selbst gesehen haben, wie der junge Eidam ^0r seiner Schwiegermutter, gleich einem Verbrecher vor seinem lchter, gesenkten Blickes dasteht und kaum auf die gestellten lagen antwortet, bei der ersten passenden oder auch unpassenden elegenheit aus der Stube eilt, damit er seiner Schwiegermutter jücht gegenüberstehe. Der Verfasser hat in seiner grossen Samm-hlög südslavischer Sagen und Märchen (es sind bei 1200 Nummern) *Q zwanzig Geschichten von bösen Ehefrauen und noch schlimmeren hefmüttern, von einer bösen Schwiegermutter wird aber nie erzählt. Die Mutter übernachtet zwei oder drei Nächte bei der Tochter, Und zwar schläft sie mit ihr in einem Bette. Der Eidam muss sich indessen in Geduld üben. Endlich nimmt die Schwiegermutter Abschied, nachdem man sie mit einigen Thalern, einem Brate11 und einem Fladen beschenkt hat. Sie geht nun fort, und * enden die p oho de. d. h. der Besuch. Prvice, Erstlinge, heisst der erste Gegenbesuch der Tochte1 in ihrem Elternhause. Manche statten diesen Besuch schon uaCÜ drei, andere nach sechs Wochen ab, manche aber erst nach Jahre»* frist. Es ist nämlich Brauch, dass man nicht vor dem Feste des Hauspatrons (krstno ime), sondern gerade an diesem Tage aU Besuch geht. Wenn der Vater der jungen Frau den GeorgsM? feiert und sie eben an diesem Tage geheiratet hatte, so muss ^ nun ein ganzes Jahr warten, ehe sie ihren Besuch abstatten darf-Sie geht nicht allein, sondern in Begleitung ihrer zwei Brautführe1-ihres Mannes, dessen Vater und Mutter, Oheim und Bruder, und zwar gehen die Anverwandten voraus, dann kommen die Brautführe1 und als Letzte beschliesst die Braut den Zug. Mag ihnen ^er immer auf dem Wege begegnen, ob Mann, ob Frau, die jung0 Frau muss Jedem die Hand küssen, wenn der Betreffende alte1 als sie ist. In der Crnagora bringen die Gäste allerlei Geschenk6 mit, Aepfel, Nüsse, Pomeranzen u. s. w., und werden beim Ab' schiede wieder beschenkt; Vröevic dagegen berichtet von der Boce* ausdrücklich, dass man keinerlei Geschenke weder bei der Ankunft noch beim Abschiede gibt oder erhält. Nach dem Zeugnisse Martinovi6's, der Alles durch ein Ver* grösserungsglas gesehen zu haben scheint, findet bei dem Gegen' besuch der Tochter im Hause ihrer Eltern eine Art Nachspiel zü der Hochzeit statt. »Drei Tage dauert das Fest, und wenn maI1 aufbricht, so wird ein Pferd mit grossen Geschenken reich beladen* u. s. w. »Und so wetteifern die Freunde, wer Einer den Andern reicher beschenken wird.« Nun, der Freigebigkeit in dem arme11 Felsen lande Crnagora sind gewisse Grenzen gezogen, über die Niemand hinaus kann, weil er die Mittel dazu nicht hat. An guten1 Willen und Phantasie fehlt es freilich nicht, das sehen wir Martinovic. In Bosnien und Slavonien wird die junge Frau von ihrer Mutter und ihrem Vater gleich am ersten Sonntage nach der Hochzeit besucht. Schon am folgenden Sonntag macht sie in Begleitung ihrer neuen Anverwandten einen Gegenbesuch im Elternhause. In Kukus in Bulgarien lädt der Schwiegervater schon am Donnerstag den Eidam mit der Tochter zu einem Mahle ein. Del ^entliehe officielle Besuch (prviöe) findet aber am darauffolgenden l('Q(l (Freitags) statt. Am nächsten Freitag besucht der Eidam in Leitung seiner djeveri den Schwiegervater. Dies sind die vtoriöe; ei,Jes. Dies sind die tretice. In Struga werden die prvice am °üutag oder Montag nach der Hochzeit abgehalten. Ein zweiter dritter officieller Besuch (vtoriöe und tretiöe) scheint nicht Jerall üblich zu sein. In Ljeskovce heisst der erste Besuch bei ^en Schwiegereltern troSko. Ehe man sich zu Tische setzt, mag 'r Eidam mit seinem jungen Weibe kein Wort sprechen. Er lehnt stumm an die Wand an und rührt sich nicht von der Stelle, Jhn nicht die Schwiegereltern beschenken. Der Gegenbesuch . 0lgt einige Tage darauf. Den Gegenbesuch abstatten, heisst Ul na povratki. Kr&uss, Sitte u. Gewohnheitsrecht d. SUdsl. 30 XXI. Der Erbtoehtermann. Wenn ein Bursche zu einem Mädchen ins Haus hineinheiratet, so ergeben sich daraus verschiedene Rechtsverhältnisse, je nachdem es sich trifft, dass das Frauenzimmer ganz aBein steht oder das» sie das einzige Kind ihrer Eltern ist, oder nur mehr Schwestern, aber keine Brüder hat. In letzteren zwei Fällen tritt gewöhiilh''1 auch eine Adoption ein. Man muss diese Adoption genau von de1 Adoption im weiteren Sinne auseinanderhalten, weil das Rechts' verhältniss zwischen den Adoptirten und dem E»-btochterimv,e jeder Mann sonst; mag sein Weib auch mit dem Tode abgehen» er darf mit diesem Vermögen eine Fremde heiraten. Es versteh sich aber von selbst, dass, wenn ihm sein erstes Weib noch l>el Lebzeiten ihrer Eltern stürbe, er zu einer neuen Eheschliessung v0t Allem die Genehmigung ihres Vaters und ihrer Mutter haben müsste. Es braucht ferner kaum angedeutet zu werden, dass Derjenige> der in ein Haus hineingeheiratet, gegenüber seinem Weibe selten jene unbeschränkte Macht ausübt, die sonst einem Manne zugestaU' den wird. Besonders leicht wird das Verhältiiiss ein verkehrtes» wenn der Mann aus einem armen Hause stammt. Die Stelling eines solchen Mannes ist wohl eine klägliche, denn nach dem Sprichworte; Kiem žena vlada usrana mu brada. Wen das Weib regiert, dem ist der Bart besch . . . en. Der Bart ist das charakteristischeste Merkmal des .Mannes-Der Bart macht erst den Mann als Mann kenntlich. In übertragener Bedeutung gebraucht man dann Bart statt Ehre, Mannesehre-Man ersieht dies auch aus der sprichwörtlichen Wendung: Ako laže, brada mu ne smeta (Wenn er lügt, sein Bart bildet ihm kein Hinderniss), d. h. seine Ehre ist so schmutzig, dass er sie durch Lügen gar nicht mehr schädigen kann. Bei den mohammedanischen Slaven gilt es als der grösste Schimpf, wenn man zu Jemand sagt: Redim ti se na bradu (ich seh dir auf den Bart). Der Beschimpfte wäscht sich sogleich an einem fljessenden Wasser den Bart, als ob er wirklich besudelt wäre, dann aber sucht er sich an dem Beleidiger zu rächen. Mein Lehrer Kostantin Horvatic erzählte mir als Knaben, dass einmal ein Türke seinen Beleidiger in einem solchen Falle auf der Stelle niedergeschossen. Nun ^stellt man auch das obige Sprichwort. Der Mann muss sich die dlgste Beleidigung von seinem Weibe gefallen lassen. Wie er sich lniU:k'st, sagt man gleich: ^n treba da ne zaboravi, da je to njezino ocinstvo. (Aus der Lika.) Er «oll nur nicht vergessen, dass dies ihr väterliches Erbe ist. Dah er sagt man in Bulgarien, wenn mau Jemandes schlimme a£e in einem Hause andeuten will: Zivjeje kto zet na privot. Er lebt wie ein Eidam auf erheiratetem Gute. Dass es dem Eidam an Tadel und Vorwürfen von Seiten ^ei"er Schwiegereltern nicht fehlt, dafür zeugen die sprichwörtlichen e(lensarten, die man einem Tochtermanne in den Mund legt: Ako ste me pridomazetili, nijeste kupili. ihr mich auch als Eidam aufgenommen, so habt ihr mich doch nicht gekauft. Oder er wehrt sich gegen die Herrschaft und Ueberhebung mit den Korten- j Nijesam rob, nego mi se zna i otac i dorn. bin kein Sclave, sondern man kennt meinen Vater und mein Beimatshaus. j^er er sagt, wenn man ihm vorhält, was er Alles in dem neuen tiaüse bekommen : ^ Ako sam ovdje dobio, doma sam izgubio. er*o ich hier bekommen habe, so habe ich (dafür) zu Hause verloren. Von diesem Gesichtspunkte aus muss man die Nachrichten J*Serer Gewährsmänner beurtheilen, die da berichten, dass der chtermann gerade so wie jeder andere Mann über sein Weib «'seht. Von einer Herrschaft des Mannes über sein Weib kann .er nur bedingt die Rede sein. Nicht immer ist der Mann der er* im Hause; die tägliche Erfahrung lehrt vielmehr, dass in der egel das Weib den Ton angibt, während der Mann nur der Aussen-welt gegenüber als der Herr gilt. Wird einem Manne, der nach raUch ein Weib heimgeführt hat, ihre Herrschaft zu unerträglich, s° Jagt er die Herrin fort. Der Erbtochtermann dagegen kann auf Iese Weise nicht vorgehen, eher muss er gehen. VukeliC erzählt v°u den Bunjevci um Jablanac: »Wenn der Erbtochtermann mit 8einem Weibe im Unfrieden lebt, so herrscht sie im Hause. Ja, sie kann ihn nach Abiehen ihres Vaters aus dem Hause jagen-falls der Eidam vor der Hochzeit nicht so vorsichtig gewesen, Dil* dem Schwiegervater einen Contract (kontrat) zu schliessen, Grund dessen er der Möglichkeit, sich eines Tages vor die Thür* gesetzt zu sehen, einen Riegel vorgeschoben hat. Hat er diese Vorsichtsmassregel bei Lebzeiten des Schwiegervaters versäumt, SO ist er auf Gnade und Ungnade seinem Weibe überliefert. Ist aus der Ehe ein männliches Kind entsprossen, so überträgt die Muttei die Verwaltung des Hauses auf das Kind, als auf ein »männliche? Haupt« (mužka glava), den Mann aber jagt sie davon. Er kehrt nun in sein Stammhaus (lumer, aus Numer) zurück, falls er nicht vollständig aus dem Familienverbande ausgetreten war. Hat ei dies gethan, nun dann mag er sich sein Bündel schnüren.« So etwas kann selbstverständlich nicht als Regel angesehe11 werden. Ganz im Gegentheil sucht gerade der Erbtochtermann das Uebergewicht im Hause zu erlangen. Mir sind nur zwei Fälle aus meiner Heimat Slavonien bekannt, wo Leute in ein Haus hinein' geheiratet. Wie erwähnt, in Kom uš in a und Plete r nie a. lu beiden Fällen wussten die Eidame die ganze Macht an sich »ü reissen und missbrauchten sie wirklich schnöde. Der Mann in Ko* mušina war ein bosnischer Ueberläufer, den Mutter und Tochter aus Gnade und Barmherzigkeit zuerst ins Haus als Knecht aufge' nommen. Nachdem er das Mädchen geheiratet, drang er unablässig darauf, dass er auf die Liegenheiten gruudbücherlich eingetragen werde. Als dies geschehen, da drehte er im wahren Sinne des Wortes den Peitschenstiel um und prügelte seine Schwiegermutter halb todt, dann kam zur Abwechslung sein Weib an die Reihe-Der brave Mann in Pleternica schlug gar seinen Schwiegervater, die Schwiegermutter und seine zwei Schwägerinnen aus dein Hause. Wie ich aus guter Quelle erfahren, sind die vier Meuschen nach Bosnien ausgewandert und haben sich dort ein neues Heina gegründet. Wenn ich folgende zwei südslavische Sprichwörter richtig deute, so beziehen sie sich auf solche Vorkommnisse. Ljubav zetnja nocca ljetna. Eines Eidam Liebe eine (kurze) Sommernacht, und: Težko punici na zetovoj hrani. Schwer einer Schwiegermutter, die von ihrem Eidam ausgehalten wird. Dies letztere Sprichwort kann sich nur auf einen Erbtochter-mann beziehen; sonst ist ja eine Schwiegermutter auf ihren Eidam ö|cht angewiesen. Es befremdet mich, dass nicht mehr südslawische Sprichwörter aufgezeichnet sind, die auf dieses Verhältniss Bezug nehmen würden. Dies erklärt sich nur aus dem Umstand, dass ^'btöchtermänner bei den Südslaven zu den Seltenheiten zu rechnen Slud. Bei den Grossrussen scheint dies nicht so zu seiu, wenn wir UQs auf Grund folgender Sprichwörter ein Urtheil bilden: Beri zjata v dorn, nesi Boga von. Nimm einen Eidam ins Baus, trag' den Gott hinaus. Unter »Gott« hat man den Schutzpatron des Hauses, das Symbol des Friedens und der Eintracht zu verstehen, wie man aus der Va-r]ante dieses Sprichwortes klar ersieht: Zjat v dorn i ikoni von. Ein Eidam ins Haus, die Heiligenbilder (etxoveg) hinaus. ^°n wahren Sinn dieses Sprichwortes stellt unzweifelhaft fest fo%endes: Niet Curta v domje, primi zjata. kein Teufel (böser Geist) im Hause, nimm einen Eidam (hinein). k° konnte auch das Sprichwort entstehen: ^est za zjata daval rubl a poslje daval poltora ötob sveli so dvora. ^er Schwiegervater gab für den Eidam einen Rubel, später aber gab er einen Doppelrubel, damit man ihn nur aus dem Hause fortführe. r&"ss, Sitte u. Gewohnheitsrecht d. BfldflI. XXII. Das Weib. Von je zehntausend südslavischer Bauern würden gewiss neuntausendneunhundertundneunundneunzig, im Chor wie ein Mann-Shakespeare die Worte nachsprechen, welche er einem seine1' Helden in Bezug auf die Stellung des Weibes zum Manne in den Mund legt: Ich will der Herr sein meines Eigenthums. Sie ist mein Landgut, ist mein Haus und Hof, Mein Hausgeräth', mein Acker, meine Scheune, Mein Pferd, mein Ochs, mein Esel, kurz mein Alhs- Das serbisch-kroatische Sprichwort drückt dieses Unterthansver-hältniss doch viel kürzer und kräftiger aus: CJovjek je glava a žena je trava. Der Mann ist der Kopf, das Weib aber Gras, d. h. das Gras, auf welchem der Mann herumtritt. Mehr Rück' sichten glaubt er ihr uicht schuldig zu sein, denn: Mož kalpak nosi a ne žena. Der Mann trägt den Hut, nicht das Weib, sagt das bulgarische Sprichwort. Darum heisst es im Sprichworte- Žena mora tonut a Cojek plivat. Das Weib muss untersinken, der Mann aber (obenauf) schwimmen. Das Weib kann dem Manne nie gleichgestellt werden, denn es ist nach dem Sprichworte: Više vred i jedan muz neg deset žena. Ein Mann mehr werth als zehn Weiber, 0(ier noch bestimmter: I od slame muž vredan je od zlata žene. p. J ain Mann aus Stroh ist noch immer so viel werth als ein Weib aus Gold. Daraus erklärt sich das Sprichwort: Više valja mužki dah nego ženski mah. Des Mannes Hauch ist mehr werth als des Weibes Handbewegung. Dieser Rangunterschied erstreckt sich bis auf die unansehnlichsten Thierchen, ja: I komar je mužka glavica. Auch der Mückerich1) ist ein männliches Köpfchen. "6nn das Weib alle Tugenden der Welt in sich vereinigte, so gälte noch immer das Sprichwort: Muž na poliču žena na stolicu. Der Mann auf den Wandschrank, das Weib auf den Sessel. bleich hoch sitzen kann und darf das Weib mit dem Manne nicht Zllr selben Zeit. Vor Allem soll die Stellung der jungen Frau im Hause JGleuchtet werden. Sie heisst noch immer mlada (die Junge) oder 11 eVesta (ganz unrichtig, wenn man die ursprüngliche Bedeutung des Wortes: »die ohne Mann ist« berücksichtigt), oder s naša v*8*8 sinaha = die Söhneriii). Die Söhnerin bezieht das Heim ihres Mannes als Ersatzmännin ihrer Schwiegermutter. Nur das erste ^ahr lägst man sie nach dem Gewohnheitsrechte ihres jungen Lebens froh werden. Nach Ablauf dieses ersten Jahres tritt aber die Schwiegermutter in Ruhestand, während die Schnur alle Lasten übernehmen muss oder müsste, je nachdem es sich trifft.2) Im Volksliede ertheilt ein junger Ehemann seinem lieben Weibchen, seiner »Seele« (duša), guten Rath, wie sie sich im Heuen Heim zu benehmen habe, um die Gunst Aller sich zu erwerben: Sei nicht ängstlich, Seele! Ich will dich berathen, *) Die Noth zwingt mich, die deutsche Sprache mit einem Masculinum Mücke zu bereichern. a) Glasnik srbske slov. IX (1857), 'S. 154: od reda se oslobodjava sve-*rva i novodovedena mlada. Prva za svagda a druga za godinu dana od kako je dovedena. (Milidevič.) Wie du meiner Mutter Gunst erwirbst, o Seele ! Straft dich je die Mutter Mit bitteren Worten, Spare jede Antwort. Wenn uns meine Brüder Heim vom Pirschen kommen, Thu' sie schön empfangen. Nimm ab die Gewaffen Und begrüss' die Brüder: —■ Seid mir recht willkommen, Meine jungen Schwäger, Meine gohbnen Binge ! — Kommen meine Schwestern Uns einmal besuchen, Eil' ihnen entgegen. Nimm ab ihre Wiegen. Grüss' die Schwägerinnen : — Seid mir recht willkommen, Liebe Schwägerinnen! Kämen meine Schwestern, Mehr thät's mich nicht freuen! — Also kannst du Aller Gunst erwerben, Seele! Die junge Frau befindet sich in einer sehr schwierigen und verantwortungsreichen Lage. Aller Augen sind auf sie gerichtet, Jeder findet an ihr etwas auszusetzen, daher das Sprichwort: Za mrce i za nevjestom najviše govore.J) Verstorbenen und einer jungen Frau folgt die grösste Nachrede. Alles Zureden und alle Ermahnungen sind fruchtlos, wenn die junge Frau nicht schon von Haus aus gut veranlagt und an gute Sitte gewohnt ist. Es sagt nämlich ein Sprichwort: Sto je dikla navikla ko neva je obikla. Was das Mägdlein war gewohnt, das hat sie sich als junge Frau (erst recht) angewöhnt. Das entsprechende deutsche Sprichwort ist: Jung gewohnt, alt gethan. 1) Aus der Handschrift meines Freundes Vid Vuletič Vukasovic. Darum tröstet, man ein verzagt in die Zukunft schauendes Mädchen mit dem Sprichwort: Budi sele sobom dobra bit ćeš gdje hoćeš.1) 01 du, Sehwesterlein, an und für sich gut und du wirst dich überall (gut) vertragen. Von dem Augenblick ab, wo der Sohn geheiratet, lockern sich ailch allmälig die Bande der Liebe, die ihn an seine Mutter fes-Dem Gatten ist sein Weib lieber und theuerer als die Butter. Den Grund für diese Erscheinung gibt eine Pitalica (700) u- Es fragte der jüngere Bruder den älteren: »Auf welche Weise Versöhnst Du Deine Mutter mit Deinem Weibe?« — »Besser ist ®s> selbst mit der Mutter als mit seinem Weibe sich zu verenden, denn jede Mutter übt Gnade und Nachsicht, das Weib ^Jer ist rachsüchtig.« (Na koji način ti miriš majku i ženu? — olJe se je i majci omraziti nego ženi, jer je svaka majka milo-&^iva a žena osvetljiva.) Ein Zug von Verbitterung liegt in der ütwort eines anderen jungen Ehemannes. Als man ihn nämlich lagte: »Bis wann hast Du Deine Mutter zärtlich behandelt und püebt?« antwortete er: »Habe sie geliebt und gehalst immer, so lailge als ich mich nicht beweibt hatte.« (Pitalica 999: Pitali Mladoženju: dokle si majku milovao i ljubio ? — I ljubio i grlio ^Ve dok se nijesam bio oženio.) Dieses Verhältniss bietet dem °lkswitz reichen Stoff dar. Worüber der Schwermüthige die Hände jj'Jer den Kopf zusammenschlägt und voll Entrüstung in herbe 1 rafpredigten sich ergiesst, da befreit sich der witzige Humor Ur°h einen leichten Satz aus der Klemme und lacht über sich JJud über die Welt und die Welt lacht mit. Man fragte eine Utter: »Ist das Dein wohlgenährter und stattlicher Sohn?« — a wohl, bis er sich nicht2) verheiratet.« (Pitalica 524: Je li ono .VoJ gojni i prikladni sin? — Jest doklen se ne oženi.) Noch besser ist • Glne andere Pitalica (1057). Sahen sich nach laugen Jahren 1) Ebends. ebd. 2) Dieses »nicht« verneint den Satz durchaus nicht, sondern verstärkt fthnehr die Behauptung im bejahenden Sinne. Das ist echte, gut deutsche u*drucksweisc. Dass sie in der Schriftsprache verpönt erscheint, haben nur le Viri inlustrissimi zu verantworten, durch welche die deutsche Schriftsprache ^altsam in das enge Panzerhemd römischer Stylistik hineingezwängt worden. c]| scheue mich gar nicht, allmälig der volkstümlichen Redeweise zur Geling zu verhelfen. Wir müssen uns in Allem und Jedem frei machen von der evonnundung der inlustrissimi. wieder einmal zwei Schwestern. Sprach die ältere zur jüngeren: »Bist Du aber glücklich, wie Dir Dein Sohn so zärtlich thut und Dich nicht schlägt, so wie mich der meine.« Fragte darauf die jüngere Schwester: »Hast Du ihn beweibt?« — »0 schon längst-* — »Nun, ich habe den meinigen noch nicht einmal verlobt-4 (Sretnja li si kako tebe tvoj sili miluje i ne bije kao mene moj. Je li ti oženjen ? — Jest davno. — A ja moga nijesam jošt ni vjerila.) Der Kampf zwischen Schwiegermutter und Schnur entspinnt sich zuweilen gleich beim ersten Einzug der jungen Frau in das Haus ihres Mannes. Ein darauf bezügliches Bonmot in Versen theilten wir schon oben auf S. 429 mit. Die Schnur ist noch recht gnädig. Sie will nicht die ganze Arbeitslast ihrer Schwiegermutter auf den Hals laden, sondern blos eine gerechte Arbeitstheilung und Abwechslung eingeführt wissen. Mit weniger Billigkeit trat gleich bei der ersten Begegnung eine andere Söhnerin ihrer Schwiegermutter entgegen. Fragte Letztere: »Wo hast Du die (mir bestimmten) Geschenke?« Streckte die Schnur die Zunge heraus und sprach: »Da liegen für Dich die Gaben.« (Pitalica 70: Gdje su ti darovi? — Ona joj pokaže jezik govoreći: ovdje za tebe darovi leže.) Hie und da fügt sich eine Schwiegermutter in ihr leidiges Schicksal. So fragte z. B. die Mutter der Söhnerin die Schwiegermutter der Letzteren in deren Gegenwart: »Folgt Dir, Freundin, dieses mein Kind da?« — »Sie wäre gut, thät' sie nur nicht so viel klaftern.« — »Bei Gott, Freundin, was uns Gott bescheert hat, das kann uns Niemand mehr entreissen.« (Pit. 1005: Pitala majka svoje šćere svekrvu: sluša li te ovo moje diete? — Dobra je da mnogo ne laje. — Bogni0 prijo što nam je Bog darovao niko nam ne može oduzeti.) Nun könnte Einer meinen, wenn das junge Weib schon der Schwieger' mutter den Gehorsam verweigert, so dürfte sie zum Mindesten auf die Worte ihres Mannes achten. Thatsächlich folgt ein ungeberdiges Weib Niemand. Fragte eine Schwiegermutter ihren Eidam: »Hört irgendwie mein Töchterlein Jeka auf Deine Worte?« — »Ja, sie hört auf beide Ohren,« d. h. bei einem Ohre gehen ihr seine Worte herein, bei dem andern heraus. (Pit. 809: Sluša li te kako moja ćerka Jeka? — Sluša na oba uha.) Wenn ein Mann mit einem solchen Weibe beglückt worden ist, da ist es auch leicht begreiflich, dass er keine allzugrosse Liebe zu den Eltern seines Weibes hegt. Kommen ihm diese je mit einem Anliegen, so fertigt er sie kurz ab. Daher entstand das Sprichwort: Ljubav zetnja noćca letnja. Eidamsliebe, eine Sommernacht. Ueberhaupt ist das Verhältniss zwischen Eidam und Schwieger-pterü selten das der innigen Freundschaft. Die Schwiegereltern l.aW von ihrem Eidam nichts zu hoffen. Ereignet es sich, dass Sle durch Schicksalsschläge hart heimgesucht werden und ihr Vermögen einbüssen, so dass sie sich genöthigt sehen, zum Eidam zu Zlßhen, so gerathen sie häufig aus dem Regen in die Traufe. Seit er überhandnehmenden Auflösung der Hausgemeinschaften wieder-°*ten sich solche Fälle immer mehr. Dem verdankt seine Ent-s ehung das slavonisch-kroatische Sprichwort: Aha! zetu na tal došao! 0 weh! seinem Eidam ist er auf den Theil (Grund) gekommen. Komisch klingt der nach der Volksanschauung fürchterliche *ltich: Zetu na tal došao! Sollst deinem Eidam auf den Theil kommen! Zuweilen mag auch die Schwiegermutter einige Schuld treffen, die Söhnerin ungeberdig sich aufführt und die Arbeit scheut, arauf weist das Sprichwort hin: Sto je Ijeniva neva tome je svekrva kriva. Dass die Söhnerin träge ist, daran trägt die Schwiegermutter Schuld. Die Schwiegermutter stellt häufig unbillige Anforderungen an ^e Schnur, denn wie das Sprichwort sagt: Svekrva se ne sjeća da je bila snaša. Die Schwiegermutter erinnert sich nicht (mehr), dass (auch) sie (einmal) eine Söhnerin gewesen. Manche kluge Schwiegermutter vermeidet, unmittelbar mit ^er Söhnerin anzubinden, aber sie weiss sich doch zu helfen, wenn Sle dem jungen Weibe etwas unter die Nase reiben will. Das Vichwort gibt die Art und Weise des Vorganges solcher Schwiegermütter an: Majka hćercu kara a nevi prigovara. *) Die Mutter straft die Tochter, rügt aber die Schnur. *) Vid in der Handschrift. — Das deutsche Sprichwort lautet: Man straft dle Tochter und meint die Schnur. Die guten Nachbarn haben ihre helle Freude daran, wen11 sich Sehwiegerrnutter und Söhnerin in den Haaren liegen, den11 nach dem Sprichworte: Kad se djauri tuku smiju se Turci. Wann sich die Ungläubigen herumbalgen, lachen die Türken. Um dieses Vergnügens willen lassen sie es auch nicht W Aufhetzungen fehlen. Wenn die junge Frau klug und verständig ist, so hilft es ihnen nicht viel. So z. B. fragte die Nachbarschaft eine junge Frau: »Ja, warum gibst denn nicht auch Du hie und da Deiner Schwiegermutter eine Antwort, wann sie Dich zu beschimpfen anfängt?« — »Dürft' ich's nur, könnt' ich's wohl, docü ich fürchte mich vor grösserem Uebel.« (Pit. 1126: Pitao komSilu* mladu nevjestu: Ma zašto li i ti kadikad ne ogodvoriš svekrvi kad te stane ružiti? — Da bih smjela umjela bih al se bojim goreg* zla.) Ueber die Natur dieses grösseren Uebels kann man kaum in1 Zweifel sein. Der Gntte würde sein Weib durchprügeln. Mancher Mann hält sich an das Sprichwort: Ženskome poslu nigdi kraja. Weibergeschichten (Arbeit) haben nirgends ein Ende, und will sich grundsätzlich in die Streitigkeiten nicht hiueininengen-Fragte einmal ein Vater seinen kürzlich beweibten Sohn: »Warum prügelst Du nicht hie und da Dein Weib durch?« — »Wenn irgend Einem im Hause von ihrer Seite Unrecht geschieht, mir nicht.* (Pit. 824: Pitao otac mladoženju sina: Zašto ne izbiješ kadka^ ženu ? — Ako je ikomu u kući šnje strane krivo, meni nije.) Mitunter mag auch der Mann nicht ganz frei von jedem Tadel sein! doch die Gattin muss er als die Mutter seiner Kinder immer und auf jeden Fall in Schutz nehmen. Auch an der Seite eines schlechten Mannes erfüllt das Weib ihre Mutterpflicht, wie das Sprichwort dies ausdrücklich hervorhebt: Nevjesta rodi i zlo združena. Eine (junge) Frau gebiert, auch wenn sie übel verheiratet ist. Die Schwiegermutter will aber an ihrer Schnur gar nichts gelten lassen. Die Schnur ist der Sündenbock für Alles und Jedes, wie es im Sprichworte heisst: Tko je kriv? — nevjesta. Wer ist schuld? — die junge Frau. Noch bestimmter drückt dies ein verwandtes Sprichwort aus: ß Nevjesta je svemu kriva i što je prošlo i što biva. Junge Frau trägt an Allem Schuld, sowohl an dem, was geschehen, als was geschieht. Warum die Schnur Alles verschuldet hat, gibt das Sprichwort an: ^. Nevjesta je kriva jer je kučka još živa. le Schnur ist schuld, denn (sie) die Hündin ist noch am Leben. ffort ^aiaus er^art sico die Entstehung des bulgarischen Sprich- Živjet kako snaha i svekrva.1) Sie leben wie Söhnerin und Schwiegermutter. Der Deutsche würde für den gleichen Fall sagen: »Wie Hund Und t*" ^atze.« Volkesstimme ist aber gerecht. Sie urtheilt strenge Qa ^parteiisch: Svp^p.. |(,. ' a ni od gnjile2) nije dobra a nevjesta ni od gnjile ni od meda. 6 Schwiegermutter ist nicht einmal abgelegen gut, eine Schnur weder abgelegen noch aus Honig. *n Dausgemeinschaften hat die jüngste Frau ausser mit ihrer Wlegermutter noch einen harten Strauss mit den älteren Söhne-^ eii auszukämpfen, denn auch diese wollen sich entlasten und ^ Arbeit der jungen Frau aufbürden.3) Muckst sich das junge Jüchen, so ruft ihr die Aeltere gleich zu (Sprichwort): *) Blgarskij n. s., S. 157. *) Gnilt (altsl.) = putris, ctanoć;, nalrQÖg. 'dcht" ^ ^i<3 6S S*°k e^ent^cn von Re'^st versteht, bethätigen die jungen Frauen ihr llüöler Sanftmuth und Liebenswürdigkeit gegenüber den übrigen Angehörigen 'dr i ^aimes' macht sich kein Gewissen daraus, auf den Trümmern des das es."^nderer die eigene Stellung zu befestigen. Jedes Zeichen von Liebe, ihr aU ^ernaud Anderen als an sie gerichtet ist, reizt ihren Ingrimm, steigert Au?1 ^ass* *-*ie Ehre der ledigen Schwester ihres Mannes gilt ihr nichts. Jeden Senblick ist sie bereit, die Ehre ihrer Schwägerin preiszugeben. Ja, sie hetzt »1lđ i ^lll^ere zu diesem Frevel auf. In meiner noch ungedruckten Sammlung Vq sIavischer Volkslieder findet sich eines, das darauf Bezug hat. Der Bursche, v0U dei.U icl' das Ijie(i lernte, ist ein Dalmatiner. Auf einer Reise nach Cetinje, j , ^rei Jahren, übernachtete er bei einer jungen Witwe. Die sang ihm das Vo ,Es ist KChön V01n Standpunkte des Dichters, doch argen Anstoss erregend V(jm StanJPunkte des Moralisten. Ein Bursche geht am Fenster eines Mädchens ^ber, lUgt hinein, sieht die Maid schlafen. Auf dem Busen reift ihr eine Itte und blüht ein Orangenstrauss. Sieht es und Liebesgedanken umspielen Mene su prije ovdje svatovi doveli. Mich haben Hochzeitsleute früher (als dich) hiehergeführt. Ferner hat sie sich ihre Stellung in diesem Hause schon verdient: Ja sam više u ovu kuću vode nanijela i hljeba umijesila. Ich habe mehr in dieses Haus Wasser hineingetragen und (hier) Brod angeknetet. Sodann ist sie schon längst, zum Mindesten früher als die Ankömmlingin, Mutter: Ja sam prije vodje krv prolila. Ich habe früher hier (mein) Blut vergossen. Und schliesslich ist das Hauptargument, das man sowohl gegen die jüngste Frau als überhaupt gegenüber einer jüngeren Person ins Treffen führt: Red te je slušati zato što si mladja. An dir ist die Reihe zu folgen, darum, weil du die Jüngere bist. * Der südslavische Bauer betrachtet sein Weib, wie gesagt, als seine Untergebene in jeder Hinsicht. Wenn er das Sprichwort: Nema ti sreće bez svoje kuće. Es gibt kein Glück ohne eigenes Heim, gebraucht, so denkt er am wenigsten dabei an sein Weib. Er meint dabei nur die Unabhängigkeit, welche ihm durch ein eigenes Heim gewährleistet wird. Er steht als Besitzer eines Heimw^sens auf fremde Gnade nicht an. Zu seinem Weibe zieht ihn in erster Linie seinen Sinn. Fragt er des Mädchens Vater, dann die Mutter und den Bruder nacheinander, ob er sich der Maid nähern dürfe. Sie warnen ihti vor diesem Schritte, er könnte es bereuen; fragt er schliesslich bei der Schwägerin der Maid an. Diese findet den Wunsch noch zu bescheiden, schwächen müsse er das Mädchen; thut er's nicht, so soll ihn die Qual des liebebedürftigen Mädchen* erfassen. Der Text des Liedchens lautet: Prodjoh momi mimo dvor — Nazreh joj se na prozor — ali moma sladko spi — Na grudih joj tunja zri — 1 još kit» naranđje. — Podjoh pitat oca nje, — Bili lego spored nje? — Nemoj h^1 spored nje — Da t ne snadje čudo šnje. — Podjoh pitat majku nje — Bih lego spored nje? — Nemoj leć-i spored nje — Da t ne snadje čudo šnje. <■ Podjoh pitat brata nje — Bili lego spored nje? — Nemoj leći spored nje Da t ne snadje čudo šnje. — Podjoh pitat zovu nje — Bili lego spored nje? — Ako neš i svrhu nje — Spopale te muke nje. die Sinnlichkeit hin. Der Südslave kennt nicht die Gomüthlichkeit Rutscher Art, unsere Sprache besitzt auch kein Wort dafür. Das ^eib ist vor Allem ihrer Schönheit-wegen begehrenswerth: A ti ženo živa željo! O du Weib, lebendiger Wunsch du! 'aütet der Refrain eines an muthigen Volksliedes aus Bosnien.1) Es JeMt wohl keineswegs an lieblich schönen Zügen aus dem ehelichen euen, doch gar häufig sind dieselben auch nicht. Das Weib ist ^Jrthschafterin oder soll es wenigstens sein, denn dazu hat sie der *ann heimgeführt. Sie muss jede Arbeit im Hause verrichten und, s°bald sie damit fertig ist, auf dem Felde mitarbeiten. Trifft es SlCü> dass das Weib erkrankt, so sind gar selten die Männer, welche ihr Weib in den häuslichen Verrichtungen ablösen wollten, sei es ülli\ dass der Manu Wasser ins Haus brächte oder Brod anknetete. Er Su°ht ein Weib aus der Verwandtschaft zu gewinnen oder nimmt eiQen Arbeiter auf, falls er keine Verwandtin auftreiben kann, die die häuslichen Arbeiten besorgte.a) Sie muss die Letzte zur illhe sich begeben und die Erste frühzeitig wieder auf den Beinen Seiü- Sie muss Abends ihrem Manne die Beschuhung ausziehen Jjd in der Früh die Kleidung rein geputzt vor das Lager hinlegen. Wascht er sich, so giesst sie ihm das Wasser über die Hände. 6llle Kleidung muss sie besonders in Ordnung halten, denn wie Sprichwort sagt: Žena muža nosi na licu a muž ženu na košulji. Das Weib trägt den Mann auf ihrem Gesichte, der Mann das Weib auf seinem Hemde. Wie ein Weib beschaffen ist, erkennt man gleich, wenn man *1Qeü Blick auf ihr en Mann wirft, denn es heisst nämlich im kprichworte: Po odkosu se pozna kosaö a po muževoj košulji žena. Nach der Mahd erkennt man den Mäher und nach des Mannes Hemd das Weib. Wahr ist nach der Volksauschauuug das Sprichwort: Muž je da svetom a žena da kućom upravlja. ^Mann ist da, um die Welt, das Weib, um das Haus zu lenken. 1) Srpske narodne pjesme iz Bosne. (Ženske.) Po kazivanju svoje žene Pobilježio S. N. Da vido vic. Pančevo 1884, S. 126. 2) Zeuge für Serbien Milićevie im Glasnik, XXII, S. 148. Denn, erklärt ein anderes Sprichwort: Muževa je kuća svet a ženin je svet kuća. Des Mannes Haus ist die Welt, des Weibes Welt ist das Haus. Daran knüpft sich sinngemäss ein drittes Sprichwort: Zena kuću drži a muž je kući gost. Das Weib hält das Haus, der Mann ist nur des Hauses Gast. Demnach ist das Weib für Alles verantwortlich, was das Haus anbetrifft, denn wie das Sprichwort sagt: Ne stoji kuća na zemlji nego na ženi. Das Haus steht nicht auf der Erde, sondern auf dem Weibe.l) Ferner: Poštenje je kućno na ženi a ne na mužu. Die Ehre des Hauses ruht auf dem Weibe, nicht aber auf dem Manne. und: Kućni mir stoji na ženi. Des Hauses Friede ruht auf dem Weibe. Daher kommt es, dass, wie es im Sprichworte heisst: Žena kuću diže il svaljuje. Das Weib hebt oder reisst ein das Haus. Doch hierin sind nicht alle Weiber gleich. Zwischen Weib und Weib gibt es einen Unterschied: Ko Bog i šeširdjija. 2) Wie (zwischen) Gott und Huterer, denn nur: Mudra žena kuću gradi a luda je razgradjuje. Ein weises Weib baut das Haus, eine Thürin zerstört es. Darum behauptet das Sprichwort: Žena vrla valja zlata. Ein tüchtiges Weib ist Goldes werth, ja man schätzt ein solches Weib noch höher: Nikoje blago tolko ne vredi ko vredna žena. Kein Schatz ist so viel werth, als ein werthvolles Weib, J) Die slavonische Variante dieses Sprichwortes (bei Stojanović, posl. 130) sagt nicht minder zutreffend: na mužu i ženi — auf Mann und Weib. 2) Wieso dieses allgemein bekannte Sprichwort entstanden ist, kann ich leider nicht angeben. Vielleicht weiss es einer meiner Leser und theilt mir es mit- 0(^er dasselbe bündig mit anderen Worten gesagt: Vredna je žena najveće blago. Ein tüchtiges Weib ist der grösste Schatz, Više vredi dobra žena neg sav rod. Mehr werth ist ein gutes Weib als die ganze Anverwandtschaft Man fragte einmal einen Witwer: »Wie viel ist für den Mann !ein Weib werth?« — »Das schlechteste noch immer hundert °schen *), ein rechtschaffenes und gutes aber ein halbes Menschen-en.,< (Pit. 785: Koliko za čovjeka vrijedi svoja žena? — Najgora Je sto groša a prava i dobra za po čovečkog života.) Denn erstens, wie das Sprichwort sagt: Vredna žena napuni kuću do krova. Ein tüchtiges Weib füllt das Haus bis zum Dach an, Ja, nach dem Sprichworte: Valjana žena nije nikad bezposlena. Ein tüchtiges Weib ist niemals unbeschäftigt. seitens gilt das Sprichwort: Dobra žena i slepa je i gluva na muževlja zla. ln gutes Weib ist blind und taub für die schlechten Seiten ihres Mannes. 11 ^olge dessen bewahrheitet sich das Sprichwort: Nuz dobru ženu i mužu poštenje. An der Seite eines guten Weibes geniesst auch der Mann Ehre, daher ist: Dobra je žena slava od muža. 2) Ein gutes Weib der Ruhm ihres Mannes. ^iie Liebe ist der andern werth, nach dem Sprichworte: Žena svjetla mužu obraz a muž ženi ime daje. uas Weib bringt des Mannes Ehre zu Glanz, (dafür) gibt der Mann dem Weibe den Namen. *) Das sind 10 Gulden ö. W. — 16 Mk. 72 Pf. nach dem heutigen Course. a) Daničić, poslovice, 17. Die Präposition od ist entschieden hier nach eiQ slavischen Sprachgebrauche unzulässig. Bedenkt man aber, dass das Sprich-Wort in Ragusa aufgezeichnet wurde, wo zahlreiche Italianismen in die Volkssprache eingedrungen sind, so wird man füglich trotz des grammatischen Schnitzers nicht umhin können, das Sprichwort als echt volksthümlich an-Gsellen Was ist aber der Mann ohne Weib? Ein von Gott und dei Welt Verlassener, denn Sam čovjek i v raj ne može. Allein kann der Mensch (Mann) auch nicht ins Paradies. Doch sagt gar zart und sinnig ein anderes Sprichwort, ein golden Wahrwort: Komu e harna žena ta nerau ne triebva raj (bulg.). Wem ein liebes Weib zu eigen ist, der braucht kein Paradies. Ferner: Komu e dobra žena ta nemu ne triebva da hodi v črkovo —■ Wem ein gutes Weib zu eigen ist, der braucht nicht in die Kirche geh'n, — der kann Gottes Gnaden weiter entrathen; dagegen, fährt das Sprich' wort fort: A komu e lošja ne triebva da plašči na grobišča. Wer aber ein schlechtes hat, der braucht auf dem Friedhof nicht aU weinen. Es ist ein alter Erfahrungssatz, dass ein grosser Theil d"er Erziehung des Weibes dem Manne obliegt. So lange das Weib ^s Mädchen im Elternhause weilt, ist sie zumeist nur ein erwachsene3 Kind. Selten reicht ihr Gesichtskreis über das Alltägliche des ein' fachen Familienlebens hinaus. Erst der Gatte führt das Weib die Welt ein, indem er sie mehr oder minder mit seinen Sorget belastet und ihr an seiner Seite eine von Anderen unabhängig Existenz verschafft. Selten sind im südslavischen Volksleben diö Fälle, wo das Weib ihren Mann zum Weibe macht, sie selbst aber der Herr ist. Der Südslave kann Tage lang über folgende Pitali^ (955) lachen: Fragte'mal eine Mutter ihre Tochter: »Wie lebst Dn jetzt mit Deinem Manne?« — »Er ist mir im Hause weder ein Hinderniss noch ein Schaden.« (Nije mi ni od smetnje ni od štete u kući.) Man kann mit Hecht sagen, nach dem Manne geräth das Weib, oder wie unser südslavisches Sprichwort sagt: Svaka je žena svojijem mužem prikladna. Jedes Weib passt zu ihrem Manne. Man fragte einmal ein Weib: »Wann ist Dein Mann am besten-wann am gescheidtesten ?* — »Am besten, wann er nichts sehen und am weisesten, wann er nicht reden will.« (Pit. 364: Kad ti je muž najbolji kad li najpametniji? — Najbolji kad ne će da vidi a naJmudriji kad ne će da zbori.) Unser Urtheil über das Weib muss n°thwendig ein einseitiges werden, weil es hauptsächlich auf Ausbrüchen der Männer fusst. Käme irgendwie das Weib aus dem da/u; über die Männer zu urtheilen, wahrscheinlich würde sich auch nicht viel gelinder über den Mann aussprechen. Ein **6Weis ist die angeführte Pitalica. Mir sind nur noch zwei ähnlich jterbe Aussprüche bekannt, und zwar wieder durch Pitalice (85). ^gten Weiber einander: »Was für Haut ist die härteste auf dieser Welt?« — »Die Kopfhaut eines verheirateten Mannes.« vhakva je koža najtvrdja na svietu? — Oženjena čojeka na glavi.) r~ Man fragte ein altes Mütterchen: »Welche Männer sind die Jesten?« _ »Die Krüppel ohne Hände und (zugleich) Blinden.« (^it- 354: Kljasti bez ruka i ćoravi.) Trotz alledem ist das Weib ayf den Mann in Allem und Jedem angewiesen, und mag es der Sehlechteste Mann sein, nach dem Sprichworte: ^°lje se je nazvati najgrdjemu mužu žena nego najboljemu bratu sestra.*) esser ist es, heissen des widrigsten Mannes Weib als des besten Bruders Schwester, ÜQd ein anderes Sprichwort sagt: Bolje u zlu muž i žena nego u dobru brat i sestra, besser im Bösen Mann und Weib als im Guten Bruder und Schwester. Schön dichterisch drückt diesen Gedanken in seiner Allgemeingil-^gkeit das Sprichwort aus: Ni subota bez sunca ni žena bez muža. Weder ist ein Samstag ohne Sonne (Samstag), noch ein Weib ohne Mann (Weib). Nach dem Volksglauben muss nämlich Samstags immer die ^°nne, wenigstens auf eine Stunde lang, scheinen. Nicht minder ist der Mann auf eine Lebensgefährtin angeben, denn: Čovjek bez žene kao soba bez stiene. Ein Mann ohne Weib, wie eine Stube ohne Wand, °der wie es sinnig im bulgarischen Sprichworte heisst: Bez ženo kšta bez kofo kladenec. Ein Haus ohne Weib, ein Brunnen ohne Kufe. l) Dieses und die folgenden zwei Sprichwörter sind aus Vid's Sammlung. Ein Heim ohne Weib kann überhaupt nicht bestehen und verdient nicht, zu sein. Kšta bež ženo i mož bez pari ogn da gi gori (bulg.). Ein Haus ohne Weib und ein Mann ohne Geld, Feuer soll die verzehren. Das Weib ist unter Umständen das höchste Gut, denn: Žena i junake radja. Das Weib gebiert auch Helden, und wahr ist auch das Sprichwort von den Frauen im Allge' meinen : Žene su Eve ali ih ima i adamskoga koljena. Die Weiber sind Even, doch es gibt ihrer auch vom Adamsstamme. Das Weib bewegt sich in Extremen; darnach schätzt man das Ein' zelne, wie es das Sprichwort ausdrückt: Zla žena i ot more pö zla, dobra žena i ot imanje pö dobra. Ein böses Weib ist noch böser als das Meer, ein gutes Weib ist noch werthvoller als Gutsbesitz. Nur auf das gute Weib nimmt das Sprichwort Bezug, welches räth ' Ostavi kuću goreću drž ženu narodeću. ') Lass' das Haus brennen, rette (halte) das gebärende Weib. Hier wird zugleich ein Hauptgewicht darauf gelegt, dass das Weib die Erhalterin des Stammes ist. Sie bringt das Kind zui' Welt, den Träger des Namens, wenn das Kind ein Sohn ist, den Stolz des Hauses, eine neue Arbeitskraft, wenn das Kind eine Tochter ist. Der eigentliche Beruf des Weibes ist nach der Aul' fassung des südslavischen Volkes, dass sie Kinder zur Welt bringt (vergl. Capitel: »Ehescheidung«) und das Hauswesen bewirthschaf' tet. Sobald man in ein Haus eintritt, merkt man gleich, wie die Hausfrau beschaffen ist, denn nach dem Sprichworte : *) Das Sprichwort ist aus der Hercegovina. Drago ni theilt es im her-cegovinischen Bosiljak a. a. 0. mit. Er schreibt aber: na rodeću. Das gib* keinen Sinn; ist auch grammatisch nicht haltbar. Auch die Erklärung Dragoni's ist dunkel: Ostavi kuću nek gori, primi ženu da rodi. Was soll das bedeuten: »Nimm das Weib, damit es gebäre?« Das Haus brennt, das Weib lieg* in den Wehen (narodeća je). Was soll der Mann zuerst anfangen? Das Feuer dämpfen oder sein Weib retten? Unzweifelhaft räth ihm das Sprichwort das Letztere an. Dobra žena i dobra mačka drže svoju kuću čisto. Ein gutes Weib und eine gute Katze halten ihr Haus rein. Darum heisst es im Sprichworte: Žena i mačka treba da je uviek doma. J) Das Weib und die Katze müssen immer daheim weilen, denn, wie ein anderes Sprichwort erläuternd bemerkt: dje žena kuću ne čuva ni mačka u njoj ne lovi ni pas ne laje, tu je sve propalo. ^° das Weib das Haus nicht bewacht, noch die Katze im Hause nicht jagt, noch der Hund nicht bellt, da ist Alles verfallen. Die Aufgabe des Mannes gegenüber der Aufgabe des Weibes spricht das Volk kurz in den Worten aus: Muž ie da teče a žena da čuva. er Mann ist da, um zu erwerben, das Weib aber, um zu erhalten und bewahren. Wenn die Hausfrau der Arbeit abhold ist, so fühlt es der Gast re°ht bald, denn: Dobro buhe stoje gdje je domaćica liena.2) Wo die Schaffnerin träge ist, da stehen sich die Flöhe gut. Die Trägheit ist noch immer nicht das allergrösste Laster, Elches einem Weibe anhaften kann. Schlimmer ist's, wenn das Weib den mythischen [Helden Vinko Lozić (Weinlein Rebensohn) verehrt. Da gibt's dann gar Mancherlei im Hause, es geht toil wie bei einer Hoch/.eit zu, nach dem Sprichworte: Muž trijezan žena pjana gotova svadba. Der Mann nüchtern, das Weib betrunken, die Hochzeit fertig. Selbstverständlich entzieht der Mann seinem trunkliebenden Weibe Mittel, dieser ihrer Neigung sich hingeben zu können. Doch seine Bemühungen scheitern, wenn das Weib einmal dem Trunke Verfallen ist. Sie weiss sich immer Geld zu verschaffen. Sie verkauft ihre Ehre. Aus der Erfahrung ist wohl das Sprichwort geschöpft: Žena pijanica gotova bludnica. Eine Trunkenboldin, eine ausgemachte Verlorene. ') Variante: Žena i pecka valja da su uviek kod kuće. 2) Vid in der Handschrift. Krauss, Sitte u. Gewohnheitsrecht d. Slldal. Dabei geht das Heimwesen zu Grunde. Auch den Mann triff* einige Schuld, mag er immerhin Alles aufbieten, um das Hau» aufrecht zu erhalten, denn: Neka muž još toliko zavredi kad žena ne vređt Ni jedno ni lule duvana ne vredi. l) Mag der Mann noch so viel verdienen, wenn das Weib nichts taugb So taugt keines von Beiden nicht einmal eine Pfeife Tabak. Immer wieder hebt das Volk den einen Gedanken hervor, auf dem Weibe beruhe die Wohlfahrt des Hauses, denn : Najbolji gazda ne može to nateći što će jedna nevaljala žena razteći-Der beste Hauswirth kann das nicht durch seinen Fleiss erraffen, was ein Taugenichts von einem Weibe zu vergeuden im Stande ist, denn es gilt das Sprichwort: Više žena u kecelji iz kuće iznese neg što muž na raztoeenih koli uveze. Mehr verträgt ein Weib im Schurz aus dem Hause, als ein Mann auf offenem 2) Wagen ins Haus einführen kann. Dieser Gedanke wird auch durch andere Sprichwörter zum Ausdruck gebracht, ein Beweis, wie sehr das Volk über derartige Verhältnisse nachdenkt. So lautet z. B. ein bulgarisches Sprichwort: Mož ta da vnosi s dvie rocje a žena ta ako iznosi s malin prst, kšta ta e prazna. Mag der Mann mit beiden Händen hereintragen, trägt das Weib aber nur mit dem kleinen Finger hinaus, das Haus ist schon leer, *) Srpski letopis 1859, S. 102. Das još ist hier wider eben Sprachgebrauch. Trotzdem wird man dieses Sprichwort anstandslos dem Volke zuschreiben dürfen, denn gerade in der Bačka, woher dieses Sprichwort stammt» ist die slavische Ausdrucksweise durch deutsche Elemente stark beeinflusst worden. Gut kroatisch-serbisch würde man sagen: neka muž koliko mu drag0 zavredi u. s. w. »Eine Pfeife Tabak« gilt allgemein als der geringste Werth' ansatz, so etwa, wie man sonst sagt: ni prebijene pare — »nicht einmal einen entzweigebrochenen türkischen Heller« oder: »ni pišivog boba« •* »nicht einmal eine angestochene (schimmelige) Bohne« ist dieses oder jenes werth. Es würde sich wohl lohnen, eine Untersuchung über die Werthbestimmungen bei verschiedenen Völkern von verschiedener Culturstufe anzustellen. Das gäbe ein recht anziehendes Capitel aus der Entwicklungsgeschichte des Menschen. ») Raztočen kann nicht wörtlich wiedergegeben werden. Es bezeichnet den offenen Wagen, von dem die Stemmleisten (lievče) abgenommen wurden, um den Wagen mit einer umfangreichen Last (z. B. mit Heu oder Stroh) beladen zu können. oder wie das dalmatinische Sprichwort besagt: Prije će žena razdiliti žlicom nego će doma čovik donit punom vrićom.x) Mehr und eher vermag das Weib mit dem Löffel zu vergeuden, als der Mann im Stande ist, mit vollem Sacke ins Heim zu bringen. uaher denn das Sprichwort: Bolje je da mužki vrećom iz kuće iznosi neg ženska kašikom. Besser ist's, es verträgt der Mann mit dem Sack aus dem Hause, als das Weib mit dem Löffel. Zwischen Mann und Weib muss Gütergemeinschaft herrschen; Sle müssen mit Hab und Gut für einander ganz eintreten, denn nach dem Sprichworte: U kojem braku moje i tvoje vlada nije tu dobra nikada. Wo in einer Ehegemeinschaft »Mein« und »Dein« herrscht, da thut es nun und nimmer gut. grösste Verantwortung wälzt man in diesem, sowie in jedem andern Falle auf das Weib. Man sagt: Kad je gazda neveseo i gazdarica je kriva. Wann der Hausherr trüb gelaunt ist, ist wohl auch die Hausfrau daran Schuld, Uu-d~ manchmal behält das Sprichwort Recht: Izgubit ženu izgubit uboštvo. a) Das Weib verlieren, das Elend verlieren. Als Beratherin in Freud, und Leid, als Lebensfreundin in höherem Sinne, betrachtet der südslavische Bauer sein Weib kaum °der gar nicht, obwohl das Volk ein schönes Sprichwort vom Weibe ais der Beratherin ihres Mannes kennt: Pametna je žena veliki blagoslov. Ein gescheidtes Weib ist ein grosser Segen. Darum sagt das Sprichwort: ') Vid in der Handschrift. 2) Ebenderselbe. I pametnu ženu valja poslušati. Auch einem gescheidfen Weibe muss man folgen, oder verallgemeinernd : Dobro je gdjegdje i ženu poslušati. *) Gut ist's, hie und da auch einmal einem Weibe zu folgen, denn es bewährt sich immer das Sprichwort: Ko pita s puta ne zalazi. Wer da fragt, der geht vom (rechten) Weg nicht ab. *) Variante: 1. Medjer je dobro po kadšto i ženu poslušati. 2. Dobro je kadšto i pametnu ženu poslušati. Folgende angebliche Begebenheit soll die Veranlassung zur Entstehung dieses Sprichwortes gewesen sein. (Stojanović in Šala i zbilja 1879, S. 1171) »Ein Kadi in Bosnien berief einen Bošnjaken, einen Raja, vor's Gericht-Dieser Raja war Knez im Dorfe. Hiess Matko. Als er in die Stadt vor den Kadi aufbrechen wollte, sagte er zu seinem Weibe: »Vor den Kadi geht man nicht mit leerer Hand, d'rum schau dazu, Weib, dass ich nicht mit leerem Schnappsack den Weg antrete.« D'rauf das Weib: »Na, was meinst denn, wäre gut, dem Kadi mitzubringen?« — Hast ein Häfel Schmalz? — Hätte gerade kein volles, sondern nur ein angegänztes. — Ein angegänztes trägt man nicht zum Kadi. Der Türke ist jähzornig und grausam. — Hätte schönen und guten Käse, trockenen und frischen. Bringst ihm zwei, drei Käselaibe mit. — Her mit dem Käse, sagte der Mann, und das Weib brachte einige trockene und frische Käselaibe. Der Mann sucht von den trockenen die schön" sten und grössten Laibe aus und will sie in die Torba stecken, doch sein Weib empfiehlt ihm die frischen, weichen, die wären so fett und gut. Besser wär's. er nähme die frischen mit. Der Mann folgt dem Weibe und geht in- die Stadt vor den Kadi. Verneigte sich tief, kniete nieder und nahm aus der Torba drei Käselaib eben, die waren in ein reines Handtuch eingewickelt, und legte sie vor den Kadi hin. — Was hast Du da, Raja? — Siehe da, wackerer Kadi, schickt Dir meine domaćica eine Liebesgabe (jabukft =- Apfel). Schande und Schmach wär's, kam' ich vor Dich mit leeren Händen. Legte der Kadi den ćibuk aus der Hand, griff nach dem Handtuch, wickelte die Laibchen heraus, sah die Bescheerung, ergrimmte über den Raja, weil er ein so geringes Geschenk brachte, nahm einen Käse nach dem andern, schleuderte ihn dem Manne an den Kopf und jagte ihn fort. Auf dem Heimwege sagte der Bauer zu seinen Gefährten: »Brüder, wohl ist's zuweilen gut, auch seinem Weibe zu folgen. Hätt1 ich nach meinem Willen dem Kadi trockenen Käse mitgebracht, der Schädel wäre mir zerschlagen und die Augen wären mir aus den Höhlen gesprungen.« Die Geschichte ist durch mehrere Varianten wohl bekannt. Eigentliche Berathungen soll man mit dem Weibe doch nicht Pflegen. Das Nachdenken und vielfache Erwägen aller Umstände 'st nicht ihre Sache. Durch eine unbewusste Eingebung erräth das Weih, was noth thäte. Daher das Sprichwort: Šta žena na prvi mah smisli ono je najbolje. Was das Weib im ersten Nu ersinnt, das ist das allerbeste. Das Weib wird als erwachsenes Kind behandelt. In der Her-Cegovina, C rnagora, der Bocca, zum Theil. in Serbien, Bosnien, und hoch vor fünfzig Jahren allgemein in Kroatien, durfte nicht einmal as Eheweib, geschweige eine der anderen Frauen im Hause, mit dem tanne mit zu Tische oder der sofra sitzen, wann sich der Mann ^ Speise und Trank gütlich that. Urplötzlich kommt eine solche ^te nicht ab, sie nimmt allmälig mildere Formen an, bis mit der eit das Weib wenigstens im Hause gleiche Rechte mit dem Manne sich erwirbt. Diese Sitte verliert sich aus einem naheliegenden ri,nde eher in der Eiuzelfamilie als in der Hausgemeinschaft. Ich ^aJ* vor Jahren einmal zu Gast bei einem Bauer in Vrhove i bei °Zega. Aufgetragen wurde mir zu Liebe eine grosse Schüsse *"i'sebrei in Milch abgekocht. Teller gab es nicht. Jeder griff mit ein Holzlöffel in die Schüssel. Die domaćica sass nicht mit zu Jsche, sondern stand drei, vier Schritte abseits mit dem Löffel lri der Hand. Sobald ihr Mann eingeschöpft hatte, war sie mit einem atze beim Tische, schöpfte ihren Löffel voll, sprang wieder zurück jJU(l schlürfte ihre Hirse vom Löffel ab. Am krsno ime oder am rarn crkve (Kirchweih), oder bei Leichenschmäusen (karmine), sitzen die Frauen von den Männern abseits an einem besonderen ^sche. Das ist Sitte bei den Altgläubigen im Požegaer Gebirge. le Katholiken sind in dieser Hinsicht um Vieles nachsichtiger. In Serbien, der Crnagora und der Bocca muss das Weib jedem taiine, dem sie auf dem Wege begegnet, mag der Mann auch ™ager als sie selbst sein, die Hand küssen.1) Es wäre dagegen 1Ue unerhörte Selbsterniedrigung, würde ein Mann einem Weibe ^e Hand küssen. So fragte z. B. einmal irgend ein städtisches *) Für »Hand küssen« sagt das Volk ruci prići (zur Hand hinzutreten) j?de* u ruku poljubiti oder celi v at i (in oder auf die Hand küssen). Zeuge ^ die angeführte Sitte Milićević, Glasnik, XXII, S. 148: Žena muškome Va]ja da pridje ruci ma ono godinama i mladje od nje bilo. Medaković, Život s- S. 21: Kad se čoek primaknuo blizu nje pristupiće i celivaće ga u *u poklonice se pa će onda poći svoim putem, u. s. w. Herrchen einen Crnogorac: »Hast Du je Deinem Weibe die Hand geküsst?« — »Ich nicht, Gott soll mir's nicht bescheiden!« »Ja, warum denn nicht?« — »Habe mich verschworen, dass ich niemals die Hand eines Weibes oder eines Türken küssen werde." (Pit. 257 : Pitao nekakav gospodičić Crnogorca: Je si li kad poljubio ženu u ruku? — Ne ja ni dao mi Bog! — A zašto ne? — Zakleo sam se, da ne ću nikad žensku ni tursku ruku poljubiti.) Ein Weib darf dem Manne nie den Weg abschneiden, d. &■ wenn ein Mann des Weges geht, vor ihm über den Weg schreiten. Sie hat zu warten, bis der Mann vorübergegangen. Es trifft sich nicht selten, dass der Bauer sein Weib nicht anders durchbläut, vAs hätte sie das Staatsgesetz übertreten, wenn sie gegen diese Sitte sich vergeht.J) Sitzt ein Weib vor dem Hause, und geht ein Mann vorbei und bietet ihr Gott zum Grusse 2), so muss das Weib aufstehen und danken, mag sie noch so sehr mit der Arbeit beschäftigt sein.3) Wo das Weib derart dem Manne untergeordnet ist, kann auch keine Rede davon sein, dass das Weib im Hause das grosse Wort führt und dem Manne Befehle ertheilt. Man fragte einen Hod£a: »Wann wird das jüngste Gericht stattfinden?« — »Beim Allah, wann die Weiber anfangen mit den Männern zu befehlen.« (Pit. 10 : Kad će biti kijamet? — Vala onda kada žene počnu muževima zapovijedati.) Dieser türkische Spruch findet vollen Widerhall im ') Mili ćević, a. a. 0. a) Man grüsst im Vorbeigehen mit pomoz Bog (helfe [dir] Gott) oder sagt hvaljen Isus (gelobt sei Jesus), beim Abschied s bogom Jmit Gott)» in Dahnatien einfach Bog (Gott). Unter Bekannten ist als Gruss sowohl bei der Begegnung als beim Scheiden üblich zu sagen: zdravo (sollst gesund sein). Andere Grüsse sind: dobro jutro (guten Morgen), dobar dan (guten Tag), dobar večer (guten Abend; man sagt merkwürdigerweise nicht dobra večer. Diese Ausnahme ist nur erklärlieh mit Hinblick auf dobar dan), lahku noć (leichte, d. h. gute Nacht). Dobru noć hört man von den deutsch ge* bildeten Serben. Das Volk belustigt sich darüber: Ako je dobra a ti ju pojedi (wenn sie gut ist, so iss sie auf). Begegnende pflegen sich auf die Lippen zü küssen. Vor Höherstehenden schlägt man die Hände kreuzweise über die Brust und verneigt sich in einem Winkel von 90 Grad. Im Volksliede heisst es: Pokloni se do zemljice crne. Er verbeugt' sich bis zur schwarzen Erde. Besucht der Bauer einen Herrn in der Stadt, so lässt et seinen Hut draussen vor der Thüre auf der Erde liegen. Ich gedenke im zweiten Bande dieses Werkes ausführlicher über diese Dinge zu sprechen. 3) Milićević, a. a. 0. Volksgeinüthe der Südslaven, wie dies aus vielen Sprichwörtern hervorgeht. Lässt sich ein Mann von seinem Weibe beherrschen, So sinkt er in Jedermanns Achtung: Pusta mu brada kemu žena vlada.') Wüsl ihm der Bart, wen sein Weib beherrscht, lautet ein neuslovenisches Sprichwort. In der slavonisch-bosnischen J*riante heisst es gar usrana (bes.....en). Der Bart ist des Mannes Ehre und Zierde.2) Wer den Bart nicht hegt und pflegt, lst ein Verkommener; wer sich auf den Bart spucken lässt, ist ein Ehrloser, und wer sich von seinem Weibe beherrschen lässt, dessen ^ai't ist arg verunreinigt. In einem solchen Hause trägt das Weib Hosen, der Mann den Unterrock, und in einem solchen Falle Wendet man das Sprichwort an: Gdje žena gaće obuće a muž skute težko ti po njih i po kuću. Wo das Weib die Bosen anzieht, der Mann aber den Unterrock, Ach und Wehe über Beide und über das Haus. Der Mann verhält sich zum Weibe wie ein Schwert zu Hanf-k&st, Schwert und Hanfbast kann man nie gleichwerthig achten ; n°ch weniger denkbar ist's, dass man Hanfbast über ein Schwert steUte, daher das Sprichwort: Težko onoj kući gdi mać sluša a kudelja zapovida. Weh' dem Hause, wo das Schwert gehorcht, Hanfbast aber Befehle ertheilt. Der Mann ist der Hahn, das Weib ist die Henne, und das ^°lkssprichwort sagt bezeichnend: Bolje je bit pievac jedan dan nego kokoš mjesec. Besser ist's, einen Tag Hahn, als einen Monat Henne zu sein. 1) Novice 1859, a, a. 0. 2) Der Bartlose, cosa (vom türkischen khossa), ist eine stehende Figur u" sii'l>];ivischen Foppmürchen. Der cosa ist ein Erzhaiunke, dem nichts heilig ist. p)ei, £osll gewuhnlich ein Emasculirter, dem die Barthaare von selbst ausfielen. Mir erzählte einmal ein Bosn jak, es komme vor, dass Männer in einem bestimmten Alter von einer schweren Krankheit befallen werden und die Genitalien verlieren. Bald darauf fallen ihnen auch die Barthaare aus. Solche Männer ''alten sich von nun an zu den Weibern und meiden den Umgang von Männern. Das sind die eigentlichen tfose. Solche Fälle sollten Pathologen einer Untersuchung ernstlich unterziehen. Ich bin fest überzeugt, dass mein Gewährsmann etwas Thatsüeliliclies mir erzählte. Ein anderes lautet: Gdje kokos pjeva a pievac šuti tamo je loše. *) Wo die Henne kräht, der Hahn aber schweigt, da steht es schlim"1' In einein volksthümlich gehaltenen Gedichte2) wird dieser Gedanke weiter ausgeführt. Der unbekannte Verfasser benützt das angeführte Sprichwort und malt das Bild im Volkstone weiter aus. Ich führe die Stelle im Texte an: Jao, jao onoj kući, Gdi je žena vladajući, Gdi muž ženu slušat mora, Gdi kokoši kukurieu, A orozi kvoc kvoc vicu. Ondi brzo sve propane I njih sviuh tad nestane. Gdi god žena vladu ima, Jao ondi kućanima. Kućni podsik plakat mora Od zle žene zlog ukora. »Wehe, wehe jenem Hause, — Wo das Weib die Herrschaft führt, — Wo der Mann dem Weib muss folgen, — Wo die Hennen krähen, —" Die Hähne aber gluck, gluck rufen. — Daselbst geht Allen schnell zu J) Variante: Težko kuei gdi kokoš poje a kokoš muči. Das ursprünglich dichterische Gleichniss mag die Veranlassung zu einem bestehenden Volksglauben gewesen sein. Wenn eine Henne kräht, so bedeutet dies ein grosses Unglück-Ein Schriftgiessergeselle aus der Mačva in Serbien erzählte mir, einmal habe sich in seinem Vaterheime ein solcher Fall ereignet. Seine Mutter sei dann im ganzen Dorfe herumgelaufen und habe das Wunder Jedem erzählt. Daravd hat icn sich die Dorf leute versammelt und die Henne erschlagen. Im nächsten Jahre verwickelte sich Serbien mit der Türkei in einen Krieg. Die Dörfler wussten, dass es so kommen wird, denn die krähende Henne hatte es ja ihnen vorhergesagt. Mein Vater pflegt das Sprichwort im Munde zu führen: >Wo die Henn' vor dem Hahn kräht, da muss man Hahn und Heim' erschlagen.« Das ist wohl ein gutes deutsches Sprichwort. Es ist ein weiterer Beleg für die Verwandtschaft slavischen und deutschen Volksglaubens. 2) Im Novo uredjeni ilirski iliti svetodanik za prostu godinu 1854, u Budimu. Ohne Seitenzahlen. Der Inhalt des köstlich gegebenen Gedichtes ist kurz folgender: Ein böses, herrschsüchtiges Weib wird täglich von ihrem Manne braun und blau geschlagen. Läuft ihm schliesslich davon und begibt sich zu einer Freundin, um bei dieser ihr Hauptquartier aufzuschlagen. Die Freundin bäh der Läuferin eine Strafpredigt (vergl. das Citat) und jagt sie — nicht die Strafpredigt, sondern die Hilfesuchende — zu ihrem Manne zurück, denn ein Weib müsse sich von ihrem Manne Alles gefallen lassen. gründe, — Und Alle (Leute des Hauses) verschwinden (spurlos) da. — Oberau, wo das Weib die Herrschaft inne bat, — Wehe daselbst den bleuten. — Da muss des Hauses Stützgebälke weinen — Vor des bösen Weibes bösem Tadel.« Wenn ein bös' Geschick (huda sreća) Jemand auf Schritt und britt durch's Leben geleitet und ihm ein böses Weib bescheert, so Werbt ihm, falls er doch leben will, nichts Anderes übrig, als das 8Prichwort zu befolgen: Hoćeš li imali mira u kući a ti čini ono što žena hoće. " 'Ust du Ruhe im Hause haben, so thu' das, was das Weib will. Das frommt aber doch nur gegenüber einem Weibe, dessen Gemüth noch nicht ganz verstockt ist, denn, wie es in dem zuvor angeführten Kalender heisst: Jezik žene jidovite Nepokorne mamenite Trista kola zla donosi Mir iz kuće sav iznosi. Ule Zunge eines galligen, ungehorsamen, tobsüchtigen Weibes führt ^hundert *) Fuhren Uebel ein und trägt allen Frieden aus dem Hause fort.« Dem Weibe ist das Schwätzen angeboren. So berühmt sich eiQe (im Volksliede): Da je tkati kao zjali Ja bi prva tkalja bila. for' das Weben so leicht wie das Kläffern, ich wäre die erste (hervorragendste) Weberin.« Vollends gefehlt ist's, wenn mehrere Weiber zusammenkommen, Ja bewahrheitet sich das Sprichwort: J) "Dreihundert« (trista) gilt dem Volke als eine Maximalzahl, sowie j" anderen Fällen siebenundsiebzig, bei dem Eussen hundertundvierundvierzig, ei dem Deutschen neunundneunzig; der Römer gebrauchte sein »escenties ähnlich. Der schwadronirende Grieche warf gleich mit pvgto* herum. So ein deiner Zug igt mitunter für den Charakter eines Volkes recht bezeichnend. Der bave sagt fluchend: trista ga jadi snažio (dreihundert [faches] Leid soll ihn heimsuchen), scherzweise: trista ti niSta == dreihundert Nichts (soll dir werden). Al*o auch oben: »dreihundert Wägen Uebel« für unzählige Uebel«. De je gusaka tu i čanlranja, de žena tu i trbljanja, de baba tu i gataDj* Wo Gänse sind, da gibt's auch Geschnatter, wo Weiber, da auch (Je* plapper, wo Vetteln da gibt's auch Wahrsagereien. Von Kindern und Weibern sagt daher das Sprichwort: Deca i žene ono prećule što ne znaju. ') Kinder und Weiber verschweigen nur das, was sie nicht wissen- Nichts auf dieser Welt ist unbedingt schlecht. Auch W rückhaltslose Mitteilsamkeit der Weiber kann nutzbringend Ver* werthet werden. Das Sprichwort lehrt nämlich: Ko hoće da sav svet što dozna neka samo ženama kaže. Will Einer, dass die ganze Welt etwas erfahren soll, der braucht & blos den Weibern zu sagen. Einem Weibe darf man keine Sache von Belang mittheileH-Fragte einmal ein Weib ihren Mann: »Wo warst Du gestern Abend* bis zu jener (späten) Stunde?« — Wer seine Ehre und sein häud' liches Glück zu schätzen versteht, der sagt seinem Weibe nich" einmal von jedem dritten Ding etwas. (Pit. 1121: Gdje si bio sinoc do one ure? — Ko zna za svoj obraz i kutuju sreću ne kazuje žen1 ni treću.) Es fragte ein Küstenländer (primorac) einen Hercegovac1 »Habt Ihr einen Telegraphen?« — »Haben keinen, was brauchte" wir ihn auch, solange unsere Weiber leben?« (Pit. 957: Nema & zašto nam služi dok su nam žene žive?) Ein anderesmal fragte ein Städter (gradjanin) einen andern: »Ja, wenn die Telegraphen irgend' wie verschwänden, wie würde man alsdann telegraphieren?« »Leicht wäre es überall dort, wo es Weiber gibt, doch mühsaflb wo es ihrer nicht geben würde.« (Pit. 1073: Lasno onamo gdje ini*1 žena ali mučno onamo gdje ili ne bi bilo.) Mit einer Kläfferin voö einem Weibe soll mau nie etwas anfangen, und das Sprichwort rätb* Bolje se uprtit u ljuticu nego u ženu lajavicu. -) Besser ist. mit einer Giftnatter als mit einer Kläfferin von einem Weih« anzubandeln.3) 1) Pitalica 99: Pitali ljudi ženu: Kakvu tajnu vi znate uzdržati? — Onu koju no znamo. (Es fragten die Leute [Männer] ein Weib: »Was für ein ö**" heimniss könnt Ihr behalten?« — Jenes, von dem wir keine Kunde besitzen-*) 2) Vid in der Handschrift. 3) Uprtiti se u što, würtl.: sich Jemandem, einer Sache aufladen; derartige Tropen sind selten übersetzbar. Eine unmögliche Leistung kann man eher vollenden, als ein 61b zum Schweigen bringen. Es heisst nämlich in einem älteren slavonischen Volkskalender: Snig ćeš prvo varoški izvući I pse redom po kucah potući Nego li ćeš ušutkati ženu Jezičastu zlobnu nepoštenu. *) Eher vermöchtest du den städtischen Schnee hinausschaffen und die unde der Reihe nach in den Häusern tödten, als es dir gelänge, ein narf-) züngiges, böses, unehrenhaftes Weib zum Schweigen zu bringen.« Daher räth das Sprichwort: e'm čim riječim karat hoćeš ili sebi uši zalijepi ili njoj jezik od reži. °nald du c]ejn Weib mit Worten strafen willst, da verpick' entweder dir die Ohren oder schneide ihr die Zunge ab. Es fragte einmal der Bruderssohn seinen Vetter: »Welches uepaar lebt auf dieser Welt auf dem friedlichsten Kusse miteinander ?« 'Jenes, wenn es sich trifft, dass der Mann blind, das Weib a^r taub ist.« (Pit. 240: Koji muž i žena najmirnije na ovome Svietu žive? — Oni ako se desi da je muž slijep a da je žena j=hiha.) Mit einem Weibe ist überhaupt nicht zu streiten, denn es heisst im Sprichworte: Žena uvek hoće da ima posliednju. Das Weib will immer das Letzte (Wort) haben (behalten). Man muss aber doch unterscheiden. Mit seinem Weibe ist seilen doch gut zu streiten, denn sie meint es im Grunde gekommen mit ihrem Manne gut: dagegen ist es wenig angezeigt, einer feilen Dirne sich in einen Wortwechsel einzulassen. Daher (la« Sprichwort: l) Es ist kein Volksliedchen, lehnt sich aber genau an die Volksweise • Der eigentliche Witz, welcher leider dem Deutschen hier verloren geht, liegt rin» (his.s der Kalendermacher diese Verse zum Monat December an der Stelle "■^bringt, wo der Dauer sonst eine Wetterregel zu finden gewohnt ist. Der Wender (ohne Paginirang) hat den Titel: Novi i stari kalendar slavonski za IJ|osto godishte 1835. Der Kalendcrmann verstand das Volk ausgezeichnet. So B t>t er zum November die Verse: Sa strugaesom ostrugatchu guvno — Neznam '"'"dm govorenje ruxno — Volche pervo dugi jezik skriti — AI zla xena neche fv°ga ktiti. (Eher könnt' ich mit einem Schaber die Tenne abschaben — Doch lcl' weiss nicht, womit ich garstiges Reden [abschabe] — Eher wird ein Ochse S]e,ne hinge Zunge [d. h. den Schweif] verbergen — Doch ein böses Weib wird I(J ihre nie [verstecken] mögen.) Zavadi se ženom da te nasvjetuje Zavadi se kurvom da te naruži. Gerath' in Zank mit deinem Weib, damit sie dich berathe, Geratb' in Zank mit einer H . . ., damit sie dich beschimpfe. Gut gemeint ist das Sprichwort: Ne diraj u ženu ni u kokoš jer ćete žena naružit a kokoš natrum1-Rühr' weder ein Weib noch eine Henne an, denn das Weib wird dich beschimpfen, die Henne anbröseln, und ferner: Sa ženom i puškom ne valja se Saliti. Mit einem Weibe und einer Flinte ist nicht gut scherzen. Man fragte einmal einen Arzt: »Was thut einem Weibe ih1 Lebelang nicht weh?« — »Die Zunge und die Fingernägel-4 (Pit. 709: Šta nikada ne zaboli ženu u nje vijeku? — Jezik 1 nokti od ruka.) Darum meint auch das Sprichwort: Bolje ti je imat posla s vrećom buha nego s rgjavom ženom.*) Besser, du hast es zu thun mit einem Sack Flühe, als mit einem arge11 Weibe, denn erstens gilt das Sprichwort: Baba i djavo uvik su rod. Ein altes Weib und der Teufel sind immer eine oippe, oder, wie es in einer Pitalica (261) heisst: Es fragte ein knez deO andern: vGibt es in Deiner knežina (Schulzenthum) etwelche Teufel?* — »Es gibt ihrer allerhand, zumeist aber getaufter« (ima od svake ruke a najviše krštenih). Und zweitens: , Zena je lukavija od djavola. Das Weib ist listiger als der Teufel. So entstand das Sprichwort: Sa ženama ni djavo na kraj ne izadje. Mit den Weibern kommt nicht einmal der Teufel ans Ziel. Ein Sprichwort der katholischen Südslaven in Slavonien sagt: Zene vlasi i orasi ne muče neg buče. Weiber, Altkalholiken und Nüsse schweigen nicht, sondern lärmen. Dem Katholiken gelten die Altkatholiken als Menschen, die auf einer tieferen Culturstufe sich befinden und nicht wissen, das* V Vid in der Handschrift. ^s nicht schicklich sei, bei Begegnungen zu lärmen. Einen Sack JJfisse kann man wieder nicht von der Stelle rühren, ohne dass die ^tisse ein Geräusch verursachen würden. Ebenso müssen ihrer natürlichen Anlage zufolge auch die Weiber auf ihre Weise sich Merkbar machen. Doch das Sprichwort sagt: Kučka nek laje a žena nek muči. Die Hündin soll bellen, das Weib aber soll's Maul halten. Es fragten Burschen einen Greis: »Wovor fürchten sich die * eiber zumeist?« — »Ein gutes uud friedfertiges vor Jedermann, eit* böses und kläfferisches aber vor Niemand.« (Pit. 188: Dobra i ^ttna od svakoga a zla i lajava od nikoga.) Daher stammt der sPrichwörtliche Stossseufzer : Od žene karljive i kuće kapljive oslobodi nas bože!1) 0r einem zänkischen Weibe und einem sickerigen Hause erlöse uns, o Gott! UQd man versteigt sich im Sprichworte zu der Behauptung: Žena je samo ta dobra ka jezika nema. Nur das Weib ist gut, welches keine Zunge hat. Da dürfte Einer aber recht lange herumstichen, zumal nach eiu Sprichworte das Weib zu den grössten Uebeln gehört und eiUes der verruchtesten Räuber ist. Man sagt nämlich: More oganj i žena tri najveća zla. Meer, Feuer und Weib, die drei grössten Uebel, Ulul auch: Žena vino i karte to su tri najveće pustaije. Weib, Wein und Karten, das sind die drei grössten Räuber. ^ Vermöge ihrer Schlechtigkeit und Gehaltlosigkeit vermag das em Alles und Jedes zu erreichen; darum räth das Sprichwort: Drž se žena ko će da prodre. Halte sich (dich) an die Weiber, wer durchdringen will, er man räth dem Manne (Sprichwort): Ali sam idi ali ženu pošlji. Entweder geh' selbst oder schick' dein Weib. l) Variante: Od kuće kapljive i od žene karljive ukloni me bože! Die "Weiber sind gar böse und hinterlistig. Sie begnügen nicht bloa damit, ihren Männern das Leben zu verbittern, sonde10 verderben durch ihr böses Beispiel auch die Thierwelt. Die Fuchs»? war z. B. ursprünglich ein gar harmloses Thier. Als sie schieb und heimtückisch wurde, da fragten sie einmal die Leute: »Wai*uJJ1 bist du denn so bös geartet und hinterlistig?« — >Ich hab' es öu von eueren Weibern gelernt«, sagte die Füchsin (Fit. 60). UnteI Weibern ist der Mann wie verrathen und verkauft, nach detf Sprichworte: Medju ženami zlo ubog gore bogat, linier Weibern geht es dem Armen schlimm, dem Reichen noc'1 schlimmer. Wer ein böses Weib sein Eigen nennt, der ist gut geborgen Es heisst nämlich im bulgarischen Sprichwort: Komu e lošja žena ta nemu ne triebva vječna muka. Wem ein schlimmes Weib (beschieden) ist, der braucht keine (andere) ewige Pein, und es bewahrheitet sich dann das Sprichwort: Mnogoga zadesi veće zlo kod kuće nego na vojni. Manchen trifft ein grösseres Uebel daheim als im Feldzuge. Vollends unglücklich ist der Mann, dessen Weib zum Ueberflu^ die eheliche Treue bricht und so des Mannes Ehre mit Füssen tritt. Von einem solchen nichtswürdigen, aber trotzdem schoüe11 Weibe sagt man: To je guja prisojkinja. Das ist eine Schlange, die sich sonnt. Ein solches Weib zu behüten, ist ein Ding der Unmöglichkeit. DaS Sprichwort behauptet sogar: Laglje je čuvati vreću buva nego neviernu ženu. Leichter ist's, einen Sack Flöhe zu behüten, als ein treuloses Weiboder : Volim čuvati čopor prasaca neg jednu ženu.*) Lieber will ich eine Heerde Schweine als ein Weib behüten, ^enn' Zlu ženu čuvat je zaludu. Ein schlechtes Weib behüten, ist verlorene Mühe. *) Low, in der Handschrift, aus Sv. Petar Čvrsteč in Kroatien. Von den Schönen sagt man schön: Lepu ženu kao i slab grad lasno je dobiti al mučno sačuvati. 0 schönes Weib kann man so wie eine schwache Burg leicht erobern, doch mit Mühe behaupten. Gin Weib ist leicht zu gewinnen. Wie, lehrt das Sprichwort: ^ Zec se vata psima budala a hvalom a žena s novcem. en Basen fängt man mit Hunden, den Narren mit Lob, ein Weib aber uud: mit Geld' Decu i žene prevarit ćeš na kolačiće. Kinder und Weiber kannst du mit Marzipan betrügen. in Weib dürfte weder Geld, noch Kuchen, noch sonst etwas von eiöem Fremden annehmen, denn: Koja žena dare prima ta se prodala. Welches Weib Geschenke annimmt, dies hat sich verkauft. Versuchung ist nahe, denn, wie das bulgarische Sprichwort s*gt: U koga to e hubava žena taj mnogo poznajnici ima. Wer ein anmutbig1 Weib besitzt, der hat viele Bekannte. "^hsarn ist es indessen durchaus nicht, dem Weibe eines Andern Slch mit Liebesanträgen zu nahen, denn: Tudja čest i žena ne trpe šale. Fremde Ehre und (fremdes) Eheweib dulden keine Scherze. ^er in seiner Ehre gekränkte Mann ist nämlich nach dem alten ew°hnheitsrechte wohl befugt, den Buhlen und die Ehebrecherin ^ der Stelle zu tödteu. Das Volkslied erzählt einige derartige ^älle. i)er Buhle wurde gleich getödtet, die Ehebrecherin von forden zu Tode geschleift. Ein treues Weib tödtet sich lieber, e sie sich einem Andern hingibt. Die Leichtsinnige lockt dangen den Buhlen an und ermuntert ihn. Man erkennt die Feile auf den ersten Blick, denn: U šarene žene šarene i aljine. Ein scheckiges Weib (trägt) auch scheckiges Gewand. Man fragte einen Knez: »Was verbirgt Einer am sorgfältig-5^^-- »Die Schlange ihre Füsse'), der Verheiratete seine :) Mach dem Volksglauben hat die Schlange Füsse, mir verbirgt sie die-ben sorgfältig vor dem Blick der Menschen. Sähe ein Mensch die Füsse einer Hörner.« ;) (Pit. 375: Zmija noge a oženjeni roge.) Jeder ist sic*1 selbst an seinem Unglück schuld. Es fragte ein Sohn sein60 Vater: »Kann sich der Mensch vor irgend einem Uebel auf diese1" Welt bewahren?« — »Er könnte es, wenn er nur wollte, würde eI sich nicht beweiben und wenn er keinen Tabak rauchte.« (Pit. 105^" Može li se čojek učuvati kojega zla na ovome svijetu? — M<*fl kad bi htio od dva, da se ne ženi i da ne puši duvana.) Ein sonnener Mensch sollte überhaupt gar nicht heiraten, denn er stirbt der Welt so gut wie ab, nach dem Sprichworte: 0 ćeš li tla te fale umri oćeš li da za te ne mare oženi se. Willst du, dass man dich lobe, stirb; willst du, dass man dich nicht mebr beachte, beweib' dich. Der Himmel selbst hat das böse Weib, so wie den bösen Mah'1 gezeichnet. Bei Beiden weisen zusammengewachsene Augenbraue darauf hin; einem bösen Weibe spriesst der Bart, ein böser trägt keinen Bart, oder wenn er schon einen hat, so hat er eine11 fuchsrothen. Daher die Sprichwörter: Od bradate žene i od ridja čovjeka beži bez traga. Vor einem bärtigen Weibe und einem Manne mit fuchsrothem Bart flie',e spurlos davon, und : Bog te sačuvao bricasta čovika i brkate žene.2) Gott soll dich behüten vor einem glattrasirten Manne und einem bär' tigen Weibe. Ferner kennzeichnet sich manches Weib selbst: Razmišljena žena neoprana bodi. Ein zerstreutes Weib geht ungewaschen daher. Schlange, so müsste die Schlange gleich verenden. Es knüpft [sich daran eil6 Hin vre Sage. Die erzähle icli an einem andern Orte. ') Merkwürdig, dass man bei so vielen Völkern von einem Hahnrei sag^ er trage Hörner. Das erste Mal findet sich meines Wissens diese Bezeichnung in einer zweifellos von einem Abschreiber vielleicht im 12. Jahrhundert einge' schalteten Stelle in Artemidoros' »Symbolik der Träume«. Es gibt auch einig6 Abhandlungen über »die Gehörnten*-. ») Vid in der Handschrift. — Die glatten Mannsgesichter jsind dd1' Südslaven überhaupt, wie schon früher bemerkt, ein Greuel. Köstlich ist ei'ld darauf bezügliche Pitalica (250): Es fragte ein Venetianer einen Dalmatinci >Gibt es bei Euch auch solche bartlose Männer wie bei uns?* — »Es gib* ihrer, mit Kespect zu sagen, z. B. mein Weib« (Ima U kod vas ljudi ovak° bezbrkih kao kod nas? — Ima da oprostiš moja žena). grosses Unglück für den Mann i.st auch ein dummes Weib, und ^an sagt: Bolje je ne imati žene neg ludu. Besser kein Weib als ein dummes haben. ^as Weib hat alle Untugenden an sich, sie ist eitel, und das 8&richwort meint: Žena volija ogledalo neg ikonu. Das Weib hat den Spiegel lieber als das Heiligenbild. Das Weib ist saumselig; daher das Sprichwort: Za ženom se uvek mora čekati. Auf das Weib muss man immer aufwarten. Das Weib wird nie fertig mit ihrem Tand und Putz: 0 sa ženom podje il magarce uzjaši gdje misli na podne dodje na večer. er mit dem Weibe auf den Weg sich macht oder auf Esel aufreitet, trifft Abends ein, wo er Mittags anzulangen gedenkt. 11 allem Leidwesen des Mannes quält ihn das Weib Jahraus, Jahrein mit Krankheiten: Zena ume po trinaest meseci na godinu bolesna biti. Ein Weib versteht es, dreizehn Monate im Jahre krank zu sein. ßas Weib ist ein undankbares Geschöpf: Ženi djeci i psu tudju dobro čini a zaludu. ^rweise einem Weibe, Kindern und einem fremden Hunde (noch so viel) Gutes, es ist (Alles) vergebens. Ei jmern bösen Weibe darf man auch nie etwas borgen, denn: Zla žena zajma ne vraća, zlo djelo ne radja van opet zlo. ') In böses Weib erstattet nie den Borg zurück, eine böse That gebiert nur wieder Böses. auf die Worte eines Weibes etwas gibt, riskirt sein Leben, denn: Soma za rep i ženu za reč držati svejedno je. E|nen Wels beim Schwanz und ein Weib beim Wort halten, ist ein und dasselbe. l) Livađić, Bosančice, S. 323: veli rieč (sagt das Sprichwort). Krauss, Sitte u. Gewohnheitsrecht d. Südsl. 33 Einem Weibe darf man nicht trauen, das ist zu gefährlich; das Sprichwort sagt: Puški i ženi nije verovati. Einem Gewehr und einem Weibe ist nicht zu trauen, oder doch, man muss sich vorher erst vergewissert haben, da# das Weib wirklich das Vertrauen nicht täuscht, welches man 10 sie setzt. Es fragten einmal junge Leute einen alten Mann: »Wanö darf der Mann seinem Weibe trauen (Glauben schenken)?« — »Nach dreissigjährigem ehelichen Zusammenleben.« (Pit. 772: Kad čojek ženi može verovati? — Posle trideset godina vjenčanja.) Da nun das Weib so wenig zuverlässig ist, kann sie auch keine Zeuge11' schaft ablegen. Wenn Eiuer im Scherze eine offenbare Unwahrheit erzählt, so fügt .er am Schlüsse seines Berichtes wohl die Worte afl: Svjedok mi je žena.*) Zeuge ist mir das Weib. Nun versteht man wohl auch, weshalb der Bauer regelmässig» wenn er von seinem Weibe spricht, in die Rede die Worte einflicht' Da oprostiš moja žena. Sollst (mir's) vergeben,'2) mein Weib. Das feile Weib stiehlt auch. Ihr ist nichts genug heilig, nichts genug angesehen: U kurve i rieči i oči: Ukrao bi Pilatove opanke. Die Worte und die Augen einer H . . . (sprechen): »Stehlen möchte ich (könnt' ich nur) des Pilatus Opanken.« Ihren Einfluss sichert das Weib durch Thränen.' Der Maua ist weichherzig und gutmüthig, er lässt sich bald täuschen, weil er Weibertücke nie genug erforscht. Es fragte einmal eine verlobte Tochter ihre Mutter: »Auf welche Weise kann ein junge* Weib am besten ihren Mann betrügen?« — »Wenn sie mit iü"1 liebenswürdig umgeht und zuweilen eine Thräne lässt.« (Pit. 395: Na koji način može mlada nevjesta najbolje muža prevariti ? -* Vladajući ga ljubezljivo i koju suzu pustiti.) Thränen sind eine Hauptwaffe der Weiber. Es fragten Schüler ihren Lehrer: » Auf was setzt Einer sein grösstes Vertrauen?« — »Der Weise auf seineu Verstand, der Thor auf Lügen, das Weib auf Thränen, der Ochs *) Ljubiša, pripoviesti u. s.w., S. 385: U nas je rieć kadje komu slab razlog: >svjedok mi žena.« *) »Mit Eespect zu vermelden,« sagt der Deutsche. auf seine Horner, das Pferd auf seine Füsse.« (PH. 28: U što se 0 najviše uzda? — Mudri u pamet ludi u laž žena u suze vo u r°ge a konj u noge.) Dem Weibe füllt das Weinen gar nicht schwer, denn: Zensko je oko sodovo dno. x) . Eines Weibes Auge ist eines Fasses Boden, oder: Zena ima punu torbu suza. Das Weib hat einen vollen Schnappsack Thränen, oJer noch besser: Zona ima uviek po kesu suza uza se. Das Weib hat immer einen Sack voll Thränen bei der Hand (neben sich). ^ßd daher sagt man: Žena će ti iztresti suza kolko oćeš. Das Weib wird dir Thränen vergessen, so viel du willst. Deingemäss ist das Sprichwort selbstverständlich: Zena se smeje kad može a plače kad oće. Das Weib lacht, wann es kann, und weint, so oft es will. Bas Weib ist wie ein Aprilwetter, denn : Zena na jedno oko plače a na drugo se smeje. Das Weib weint auf das eine Auge, lacht aber auf das andere. Männer von Einsicht und Verstand haben aber die Natur des Leibes erkannt und lassen sich durch Weiberthränen nicht berücken. ^e waren es, welche das Sprichwort in Umlauf setzten : *U što spava čivutu što obećava a ženi što plače ne vjeruj ni dlake. 2) E'nem schlafenden Hunde, einem versprechenden Juden und einem weinenden Weibe glaub' nicht einmal ein Haar viel, und ferner: ') Novice rokod. 1857, S. 889. 2) Eine höchst verdächtige Variante findet sich im Srpski letopis a. a. O.: pasje hramanje i žensko plakanje, na gospodsko obećavanje i čivutsko zamujanje ne treba ništa držati. Das ist grammatisch unrichtig. Das obige, sowie dieses Sprichwort hier stammt aus Südungarn. Den übrigen Südslaven lst Wenigstens der eine Zug čivutsko zaklinjanje fremd. Dem Katholiken Bflt nicht der Jude, sondern der Altgläubige, dem Altgläubigen aber wieder nur đer Katholik als der wortbrüchigste und unzuverlässigste Mensch. Dasselbe sa£en die Bulgaren von den Serben, die Serben von den Bulgaren, beide von de» Türken, die Türken von beiden, Alle aber stimmen darin gleichmässig herein, dass um des Armeniers willen die Sonne nie aufgehen würde. 33* Koliko je bilih vrana toliko je dobrih žena. l) Soviel als es weisser Raben gibt, soviel gibt es guter Weiber. Da gibt es keine Ausnahmen, selbst die Mutter nicht ausgenommen, denn: Žena je žena pa makar i mati bila. 2) Weib bleibt Weib, mag sie auch (die eigene) Mutter sein. Gut thut daher, wer gegen die Weiber loszieht. Loben darf man sie bei Leibe nicht, denn wie das Sprichwort sagt: Ženu tko hudi kupus svoj uli a tko ženu hvali bradu sebi pali. Wer das Weib schmäht, der ölt sein Kraut, wer aber das Weib lobt, der versengt sich selber den Bart. * * * Der Volkswitz lässt sich einen so ergiebigen und an humorvollen Zügen reichen Stoff, wie die ewigen Anklagen gegen die Weiber überall allezeit sind und waren, nicht leicht entgehen. Tritt in stillen Zeiten das Leid in den Hintergrund, so drängt sich der Schalk in den Vordergrund. Der Mensch folgt darin einem unwiderstehlichen Triebe, der ihn aufathmen heisst vor den Drangsalen und Kümmernissen des Daseins. Der Humor eines Volkes äussert sich in verschiedenen Formen. Am liebsten wählt man eine allbekannte, womöglich eine, welcher durch Tradition etwas besonder-Gewichtiges oder zuweilen Heiliges anhaftet. Durch den Gegensatz zwischen Form und Inhalt erzielt man mitunter die erheiterndste Wirkung. Ks ist der Schalk, der nach Belieben bald die Allüren eines Kirchenfürsten, bald die eines Königs auf seine Weise persiflirt, am meisten aber seiner eigenen Thorheiten und Schwächen spottet. Eine schöne Probe südslavischen Volkshumors dieser Art will ich hier mittheilen und nach Thunlichkeit erklären. Das Stück3) 1) Vid in der Handschrift. 2) In: Kalendar novi i stari za prostu godišnu, 1866. U Zadru. S, 109- 3) Novouređjeni Ilirski Kalendar za prosto Godište 1853. U Budinm-Ohne Seitenzahlen. Der Aufzeichner ist der uns bekannte unbekannte Kalendermann. Ich verdanke das Büchlein meinem Freunde N. Tordinac. Wenn icl nicht selbst ähnlichen Humor aus dem Volksmunde gehört hätte und in jüngster Zeit wieder aus dem V olksmunde eine weitere Bestätigung erhalten, ich würde WoW das Stück als freie Erfindung des Kalendermannes betrachten müssen. Den Monat September des Jahres 1873 verlebte ich im Dörfeben Gornje Laze, oberhalb Seoce bei Požega in Slavonien. Männer und Weiher sassen Abends in der grossen Stube, die meinen Arbeitern eingeräumt worden, und man gab einander allerlei U11det sich in einem slavonischen Volkskalender aus dem Jahre 1853 u"(l lautet: Gegen die bösen Weiber. Obgleich in gedruckten Schriften zu lesen steht, dass Marko, Königssohn, bei Krajova im Jahre 1396 ums Leben gewonnen, so hängt unser Volk doch am Glauben, dass er noch lüimer lebe. Nur weil Kanonen und Gewehre aufgekommen sind, deshalb hat er sich in einer tiefen Höhle zwischen hohen Gebirgen ^Ur Hube begeben und ärgert sich nun bass darüber, dass Helden-muth und Stärke heutigen Tages keinen Pfifferling mehr werth Seien, dieweilen anitzt auch das schwächste Kind den allerausge-^ächsensten und tüchtigsten Helden mit einem Schusse aus dem Gewehre tödten kann.J) Seitdem sich Marko in seine Höhle zurückgezogen, verloren die Leiber jedwede Scham, Sittsamkeit und Furcht, und wurden über- ^chimrren und Schnacken zum Besten. Schliesslich fing ein älterer, sonst sehr ern-ster Mann an: »Jetzt wollen wir Messe lesen.« Er erzählte, wie ein Franziskaner W;üirend der Messe im Hintergrunde ein schönes Mädchen gewahrte und allerlei weltlich sündige Gedanken bekam. Der Bauer sang nun statt der üblichen ^Jessgebete recht zotiges Zeug, die Burschen als seine Ministranten erwiderten 1111 gleichen Tone, so wie jenes Mädchen in der Kirche dem Mönche geantwortet haben soll. Wir lachten uns Alle, mit Ausnahme der Vortragenden, bass krank. Vortragenden fielen nicht aus ihrer Rolle. Frau Ap. Ulčnik aus Drachen-?Qrg in Steiermark erzählte mir, sie habe in ihrer Jugend Derartiges in einer ^erkstätte von den Gesellen vortragen gehört. Eine verwandte Litanei (Verfluchungen Napoleon's I.) entdeckte ein gewisser J. Ž. und veröffentlichte sie iTfi Ljubljanski Zvon, Jahrg. IV, S. 368 —370. Der Verfasser ist ihm unbekannt, das Stück scheint aber im Volke sehr bekannt zu sein. Es kann darüber kein Zweifel obwalten, dass unser Kalendermacher die Litanei von den bösen Weibern ein wenig überarbeitet hat. Das Lied ist von ihm selbst, auch *he übrige Ausschmückung, der Grundgedanke ist aber doch dem Volke entlehnt. ') Diese Sage ausführlicher mitgetheilt in den »Sagen und Märchen der Südslaven«, I, Nr. 39, S. 186-189. Die Sage hängt mit der Kyffhäuser-Sage Uud ähnlichen Schläfersagen zusammen und weist auf eine Zeit zurück, wo man die Verstorbenen in einem Berge zu bestatten pflegte. (In den Berg gehen — vererben.) Erschöpfend behandelte diesen Gegenstand John Koch in sein ein Werke: »Die Siebenschläfer-Legende , Leipzig 1883. Der Königssohn Marko ist der vielgefeiertste Held unserer Volkspoesie. Eine Auswahl von Volksliedern über diesen Helden verdeutschte in bisher unübertroffener Weise Karl Gröber: Äl)er Königssohn Marko« (Kraljević Marko), Wien 1883. Vom Königssolln Marko heisst es im Volksliede: Man gedenkt des Königssohnes Marko So wie eines Tags des Glücks im Jahre. müthig und widerspenstig. Die Männer konnten der Weiber TJeber-und Hoclimuth weder mehr ertragen, noch weniger zum Gehorsam bringen ; kamen denn im höchsten Drangsal zusammen und hielten eine Berathung ab. In dieser Berathung fassten sie einmüthig den Beschluss, dass sie beim Königssohn Marko Schutz und Zuflucht suchen wollen, in der Hoffnung, er werde das Weibervolk (zenskariju) zu Paaren treiben. Sie vereinigten sich zu einem grossen Zuge von Wallfahrern und zogen zum Marko ins Hochgebirge. Als sie aQ Ort und Stelle anlangten, hüben sie an folgende Litanei: Königssohn! erbarme dich unser! Königssohn! erhöre uns! Königssohn! sieh' uns bei! Marko, die Weiber wurden ungehorsam, erbarm' dich unser! Marko, die Weiber wurden übermüthig, erbarm' dich unser! Marko, böser Weiber Busse! behüte uns! Marko, bissiger Weiber Zuchtruthe, Marko, verleumderischer Weiber Züchtigung, Marko, der Gassenläuferinnen Drohung, Marko, der Weiberlügen Karbatsche, Marko, der du der Weiber Schmeichelreden hassest, Marko, der Weiber Streit und Keifen Peitsche, Marko, der Weiber Putz und Aufdonnern (geschworener) Feind, Marko, der Weiber, die im Trüben gern fischen, Schlachtkeule, Marko, der Weiber Geschrei, Gelärme und Gelächter Richter, Marko, der Weiber, so sich das Gesicht schminken, scharfes Schwert, Marko, der Weiber Geilheit scharfes Schwert, hau' sie in Stücke! Marko, der Weiber Herumstreichen Kerkermeister, sperr' sie ein! Marko, der Weiber Hexereien *) Bestrafer, bestraf sie! Marko, der Weiber, welche beschreien 2) Stein , schlag' ihnen den Kopf ein! Marko, der Herumslreicherinnen und Nacbtstromerinnen Blitz und Donner, tödte sie! Marko, der Weiber Hocbmutb Zertreter, zertritt sie! Marko, der ungehorsamen Weiber Bezähmer, bezähm' sie! Marko, der Weiber, so kläffern und plappern, Herr, wehre ihnen! Marko, der ungeberdigen Weiber Schraubstock :-), walke sie durch ! ') ('arolija. 2) Urokljivih. 3) Trlica. Marko, Marko, Marko, Marko, Marko, Marko, Marko, Marko, der Weiber, so da die Zeit vertändeln, Fessel, fessle sie ! der treulosen Weiber Prügel aus Kornelholz, holze sie! der Weiber, so verleumden, Haselgerte, gerbe sie! der verschlafenen Weiber Wecker, wecke sie! der betrunkenen Weiber Gebiss, leg' ihnen ein Gebiss an! der bissigen Weiber Erdbummel, versetz' ihnen einen Stich! der verschwenderischen Weiber Zaum, zäume sie! der faulen Weiber Striegel, striegle sie! Von Von Von Von Von Von Von Von Von Von Von Von Von Von Von Von Von Von Von Von Von Von Von Von Von Wir allen bösen und hartköpfigen Weibern, den boshaften und giftigen Weibern, den verleumderischen Weibern, den verlogenen und stänkerischen Weibern, ihrer Verbissenheit und ihrem Gemurmel, ihrem Gekläff und Geplapper, ihrem Gewispei und Verlachen, ihrem Aufputzen, Aufstutzen und ihrem Stolze, ihrer Unbeständigkeit und Ungefügigkeit, ihrem Herumlaufen, Herumfahren und Herumschlittern, ihren Beschwörungen und ihrem Hexen '), ihrem Bemalen und ihrem Spiegel, ihrem Herumstrabanzen und Hohngelächter2), ihren bösen Krallen, ihrem Hass und ihrer Liebe, ihren Lügen und Wahrheiten, ihren Flüchen und ihrem Lobe, ihren heimtückischen Thränen, ihren bösen Augen und Zungen, ihrer brennheissen Liebe, ihrem Schlangengift, ihrem Löwenrachen, ihrem katzenartiger) Geschmeichel, ihrem hündischen Gekläffe, ihrer wölfischen Wuth, sind arme Leute, wir bitten dich, erhöre uns, Marko I o *) Bajanja i caranja. J) S k 1 i b a n j a. Hängt w ahrschcinlich mit dem altsl. sklabiti (subridere) Rammen. In den Wörterbüchern findet sich das Wort nicht verzeichnet. ,Shljabikati sagt man in Slavonien für syllabiren, von Kindern, welche Anfangsgründe des Lesens lernen. Dass du uns von den bösen Weibern befrei'st, Dass du alle Töchter Eva's zahm machst, Dass du alle Potipharsweiber wegraffst, Dass du Löfs Weiber versteinerst, Dass du Löfs Töchter zermalmst, Dass du den trunksüchtigen Weibern Blei in den Leib eingiess'st, Dass du die duftenden Weiber mit Schwefel ausräucherst, Dass du die Zauberweiber (vračare) umbringst, Dass du den Pttlzsücbtigen ihre Spiegel zerschlägst, Dass du den Bemalten die Tünche wegnimmst, Dass du die faulen Weiber in den Laugenkessel wirfst, Dass du die Stänkerinnen zusammenhau'st, Dass du die verlogenen Weiber ins Meer hineinschleuderst, Dass du die Ehrabschneiderinnen in Wiederimpfe verwandelst, Dass du die Verh . . ten in den Schraubstock steckst, Dass du die Ungeberdigen in die Tretmühle (sumla) abführst, Dass du die vagabundirenden Weiber in Stuten verwandelst, Dass du die unruhigen Weiber in den Kerker J) einsperrst, Dass du alle geschminkten Weiber mit Beulen bedeck'st, Dass du die aufschneiderischen Weiber den Arabern auslieferst, Dass du die Unfruchtbaren in Eselinnen verwandelst, Dass du die Augenzwinkerinnen dem Krokodil vorwirfst, Dass du die widerspenstigen Weiber mit der Schlachtkeule durch keilst, Dass dein Schecke Alle zusammentritt, welche schwören, 0 gewaltig starker Marko! Königssohn Marko, der du alle bösen Weiber wegraffst, vergib unSi dass wir dich in deiner Buhe stören! Königssolm Marko, der du alle verschmitzten Weiber wegraffst, erhöre unser Flehen, lieber Marko! Königssohn Marko, der du alle scharfgezähnlen Weiber wegraffst, er- barme dich unser, ach, gar baldig! Marko höre uns' Marko erhöre uns! Marko erbarme dich unser! R. Aus den Tiefen der Höhle erhöre uns, o Marko! O. Und erwache aus dem Schlafe zum Kampfe gegen böse Weiber! *) U Kiutahiu. Die eigentliche Bedeutung des Wortes ist mir unbekannt. Wir nannten am Gymnasium so oder auch buturnica die dunkle Speckkammer des Schuldieners. Da hat so mancher grüne Jüngling bnunmefl müssen. Bitten wir: Gestrenger und gewaltig starker Königssohn Marko, komm1 aus lner Höhle heraus, in ihr weilst du leider schon zu lange, und tritt ^'eder in unsere Mitte, uns ist gar bange; denn unsere Weiber haben ^°h schon unumwunden unserer Zucht entwunden ; jetzt sind sie die erren i sie verfeinden leibliche ßrüder und drängen sie zur Theilung, U('erliebe ist verschwunden; sie nagen an den Herzen der Männer d fressen sie aus; sie haben schon die ganze Erde umgestürzt. °°e Plagen lassen sich nun und nimmermehr ertragen. Schau' denn doch gnädig an und befreie uns durch deine starke Hand t0r Jener Wuth und Unverstand , damit auch wir uns einmal erholen ^ tjnen. Wir werden dir dafür dankbar sein, von jetzt bis in alle ^w'gkeit, wie getreue Diener ihrem Herrn in Ergebenheit, bis an der eiten Ende; ach, wären wir schon erlöst von der Weiber Lärm, Ge-Tpttcke und Geblende. Amen, so soll es sein, falle auf die Weiber ein schwerer Stein! Hierauf vernahmen die Leute aus der Höhle her eiu Räuspere sodann vernahmen sie Jemandes Schritte und schliesslich schollen an ihr Ohr, wie ein Gebrülle, die Worte: »Freut euch j|nd singt, bis ich mich angekleidet, dann komme ich laÄus und werde eueren Weibern meinen strengen Befehl ertheilen!« Nun buhen die Leute aus voller Brust, wie aus einer Kehle, 211 singen an: Komm', o Marko, Preis dir, Recken! Wappne dich mit Furcht und Schrecken! Nimm die Schlachtkeul', nimm den Degen, Hau' die Weiber, die verwegen, Dass sie ab die Tücke legen! Komm', o Marko, voll Gereiztheit, Straf des Weibervolks Gespreiztheit. Alle nur dem Putze fröhnen. Herzlos armer Waisen höhnen, Uns an schlechte Kost gewöhnen. Komm', o Marko, weit besungen, Hau' die Weiber auf die Zungen, Soll ihr böses Tratschen, Blenden, Keifen, Streiten, Fluchen enden. Dieses Unheil soll sich wenden. Komm', o Marko, voll Gewalten, Wehr' den Weibern schlimmes Schalten. Lass' sie nicht die Welt betrügen. Straf ihr ewig' Plärren, Lügen. Keine Heiligen dies ertrügen. Komm', o Marko, dass die Weiber Wissen, was ein Nasenreiber. Siebenfache Peitschen schwinge, Weibertrotz mit Kraft bezwinge, Frohe Zeit uns Männern bringe. Komm', o Marko, komm' zu thronen, Wolle böse Weiber lohnen. Dein sind Ruhm und Glanz und Ehren, Ob der Arbeit, ob der sehweren; Könnt' die Ruh1 nur ewig währen. Alsdann erschien Marko, von Kopf bis zur Zehe bewaffnet und befahl, man soll Eichen fällen, die Eichen zu einem Holzstos« aufschichten, bis siebeuuudsiebzig Stämme aufeinander zu liegeJJ kämen, dass keine Flintenkugel so hoch fliegen kann. Darnach stieg er auf den Holzstoss hinauf und begann folgende Erinahuuii£ an das Weibervolk zu richten : Des Marko Verwünschungen, Ermahnungen und Drohunge[1 den bösen Weibern. Ihr guten Weiber, falls es euer irgendwo welche gibt, schweig1' Ihr aber, bösen Weiber, aufgepasst! Weiber, die ihr wie Krähen allezeit krächzt, die Zunge falle euch ab Weiber, die ihr wie Raupen die Männer brennt, die Zunge verdorre euch! Weiber, die ihr wie Wanzen zwickt, die Zunge faule euch ab! Weiber, die ihr wie Hündinnen immer bellt, Hunde sollen euch ausfres^'11 Weiber, die ihr wie Papageien den Nächsten schmäht, Raben solle11 euch's Gehirn auspicken! Weiber, die ihr wie Fliegen auf Alles und überall hinfliegt, die Füsse sollen euch verkrummen! Weiber, die ihr wie Affen herumtänzelt, die Füsse sollen euch erfrieren-Weiber, die ihr wie Wölfe eigensinnig und verstockten Gemüthes seid- ein Ochsenjoch auf euch! Leiber, die dir wie Hummeln wüthig seid, ein Weissdornpfabl1) in den Leib euch! Leiber, die ihr wie Raben seid und den Männern die Augen aus dem Kopf reisst, meine Keule auf euch! ei°er, die ihr euch bemalt, aufdonnert und im Spiegel begafft, meines Schecken Hafersack über euch! ei°er, die ihr beschwört, zaubert und wahrsagt, meines Schecken Hufe auf euch! eiber, die ihr stänkert, zwischentragt und die Leute verhöhnt, meines Schecken Zaum auf euch! ei,)er, die ihr Wispelt, hohnlächelt und aufquickt, ein Vorbängschloss vor's Maul euch! eiber, die ihr verlottert seid und augenzwinkert, mein Schwert über euch! ('lljer, die ihr übermüthig seid, herumflankirt und unfruchtbar seid, meines Schecken Zügel auf euch! ieber, die ihr euch bezecht und besäuft, hinab in die Meerestiefe mit euch! All le bösen Weiber, bekehrt euch! All e ehrlosen Weiber, bessert euch! Wo enn ihr euch nicht bekehrt, ich zertret' euch! enn \\ir euci! n[c\it bessert, ich zerstückle euch! en,i ihr euch nicht beugt, ins Meer mit euch! ^eiber, merkt es euch, Weiber, seid auf der Hut, Weiber gebt Acht! Weiber! zum ersten Mal! — Weiber! zum zweiten Mal! Sag' ich noch zum dritten Mal, so werd' ich euch insgesammt vernichten und auswurzeln! hl Diese Verwünschungen und Drohungen des Königssohnes Marko ^'ten auch einige Türken an. Die erschraken allda um ihrer ™ '''her willen, und darum haben sie gleich nach ihrer Heimkunft Jhre Weiber unter Schloss und Riegel gesetzt, damit sie Marko ülcht todtschlägt. Daher kommt es, dass bei den Türken von selber Zeit ab bis auf den gegenwärtigen Tag die Weiber einge-Jperrt gehalten werden. — Unsere Weiber haben indessen auf diese )l'ohungen nur zu bald vergessen und fingen von Neuem an, alles ßöge zu thun. Da erschien Marko im Jahre 1425 im Königreiche 1) So wie Verstorbenen, die man für Vampyre hält, ein Weissdornpfabl ln den Leib eingerammt wird, um sie unschädlich zu machen. Trokare1) und misshandelte und murkste sie ab, die böSö Weiber; ferner im Jahre 1456 im Königreiche Vratifc, im Jaült3 1512 im Königreiche Ovar, im Jahre 1560 in der Stadt Lepfl. und im Jahre 1617 erwürgte er alle bösen Weiber in den l111 Königreichen. In den Jahren 1680, 1715, 1737, 1795, 1801, und 1842 durchzog Marko mit einem flammenden Schwerte a^e vier Weltgegenden und tödtete, verbrannte und ertränkte nicht*' nutzige Weiber. Jetzt ist wieder seine Zeit da, wo er erschein011 muss, hütet euch, ihr bösen Weiber, vor seiner Rache und seiuelJ verfluchten Verwünschungen! * * * Wenn das Weib ausartet, so ist zumeist der Mann selbst daran schuld. Er lässt sie nie gelten, stösst sie bei jeder Gelegt1' heit zurück und erniedrigt sie, statt sie zu sich emporzuheben. Rie Folgen einer solchen Behandlungsweise fühlt er selbst am schmer2' liebsten, denn: Žena potlačena otvoren pakao. Ein geknechtet Weib, offene Hölle. Was soll aber der Mann thun, wenn ihm sein Weib, ti'O^ aller lieben Behandlung, doch über den Kopf wächst? Da weis5 das Sprichwort Rath und Abhilfe: Zenu i konja udri ako želiš da su ti pokorni. Aufs Weib und aufs Pferd schlag' los, wofern du willst, dass sie d'r gehorchen. Das Weib muss für Alles und Jedes den Sündenbock geben, denn sie hat gewiss überall, wo was Schlechtes geschieh^ ihre Hand und Zunge mit im Spiel. Darum räth das Sprichwort Na svašto zamahuj na ženu spuštaj.2) Hol' (mit dem Stock) gegen Jedes (was immer es sei) aus, lass' i'1'1 (aber immer) aufs Weib fallen. Die Erziehung des Weibes muss frühzeitig in Angriff P' nommen werden. Der Vater muss dem zukünftigen Manne seiuer Tochter vorarbeiten, und deshalb sagt das Sprichwort zum Vatei*1 Na pseto zamahni a djevojku udri.3) Schwing' (den Stock) gegen den Hund, die Tochter aber hau'. J) Diese Reiche sind freie Erfindung des Volkes, nicht des Wied01" erziihlers. a) Bosiljak Hercegovački, II. Jahrg., Nr. 1. s) Ebenda. Es gibt rohe Männer, welche ihr Weib immer prügeln, indem an dem Sprichworte festhalten: Vino to za pienje — ženi fje so za bijenje. *) Der Wein ist zum Trinken, die Weiber sind zum Prügeln da, Unu* gleich Jedem rathen: Udri ženu i zmiju po glavi. Hau' das Weib und die Schlange auf den Kopf, ü(* sich folgerichtig zur Behauptung versteigen (Sprichwort): Ko ženu ne bije ono čovjek nije. Wer sein Weib nicht schlägt, der ist kein Mann. ~ Manche wenden dieses Sprichwort auch in dem Sinne an, dei aun müsse sein Weib durchbläuen können, sonst sei er kein tJana, doch er muss sie nicht unbedingt prügeln. Von dem armen eibe eines bösen Mannes sagt man voll Mitleid: Više bijena no sita. Mehr geprügelt als satt. Es fragte einmal ein Sohn seinen Vater: »Was muss ich rj*1 vor allem Andern anschaffen, sobald ich heirate?« — »Fiir's * ei° eine Stange und für die Kinder ein Rüthlein.« (Pit. 323: a Dai valja najprvo dobaviti kad se oženim? — Za ženu tojagu 2& djecu šibiku.) Ein Weib fragte ihren Mann: »Warum schlägst 11 mich denn so Tag für Tag?« — »Darum, weil der eine Teufel dem Kreuze, der andere vor der Stange Furcht hat.« (Pit. 101: me tako svaki dan tučeš? — Zato što se neki djavo boji ^'st& a neki toljage.8) Also wird der Stock oder die Stange des ^aunes wichtigstes und unentbehrlichstes Handwerkszeug. So fragte J11^1 einen alten Mann: »Wer war Dir in Deinem Leben der treueste phensgefährte?« — »Der Stock.« — »Wie denn das?« - »Als lediger vertheidigte ich mich mit ihm gegen das Hundegeschlecht, a^s Verheirateter gegen mein Weib, und nun dient er mir auf J*eiBe alten Tage als dritter Fuss.« (Pit. 1045: Koji ti je najverniji ru8 u tvom životu bio? — Štap. — A kako to? — Branio sam Se nJim neoženjen od paščadi oženjen od žene a sad pod starost S'uži mi za treću nogu.) Nur der Priester schont womöglich sein Weib, doch nicht ('t\va, Wej[ er dem Weibe besser gesinnt wäre, als sonst das Volk, x) Colakov's sbonük. big., 134. 8) Aelmlich lauten Pitalice 26 und 243. sondern aus einem ganz anderen Grunde. Naeb dem canoniscb0^ Rechte darf der Laie viermal sich beweiben, dem Priester aber 1 es nur einmal in seinem Leben gestattet, ein Weib heimzttfubrflO' Er muss sein Weib demnach aus Vorsicht schonen, damit sie hW vor der Zeit nicht ins Grab fahre. ]) Die moderne Gesetzgebung, namentlich die österreichisch6» beschützt das Weib vor Misshandlungen von Seiten ihres Mann68, Dieses Gesetz steht mit dem Gewohnheitsrecht des Volkes im Wid^r* spruch. Eine humoristische Beleuchtung erfahrt dies durch ein6 Pitalica (259), die noch vor der Occupation der Hercegovina diU'c uns Oesterreicher aufgezeichnet worden. Ein Hercegovac frfe seinen kum, einen Ragusaer: »Haut Ihr Euere Weiber, so wie die uuseren?« — »Thäten es gar gerne, doch wir dürfend uic. vor dem Gericht. Ja was, ernährt denn das Gericht eu«*6 Weiber?« — »Es ernährt sie nicht, sondern beschützt sie zu unsere10 Leide.« (Bijete Ii vi vaše žene kao mi naše? — Bili bismo ali üe smijemo od suda. — A što, zar sud hrani vaše žene? — Ne hraß1 nego ih za naše zlo brani.) Auch das Volksbewusstsein lehnt sich gegen eine gröblich Behandlung des Weibes auf. Man billigt im Grunde genommen trotz den angeführten Sprichwörtern, dergleichen durchaus nieb*' Einerseits rechtfertigt man den Mann, selbst wem er sein schlägt, schlägt er sie nicht, sondern: Jezik je tuče. Ihre Zunge schlägt sie, andererseits betont man mit Recht, dass schliesslich die Schlaf nur wieder auf des Mannes Haupt zurückfallen; dies bezeugt daS b u I gari sehe Sprich wo r t : Vol t si da bijö kesijö tu si bijö, ženo tö si da bijö glavo to si bijö- ' Schlägst du deinen Ochsen, schlägst du deinen (Geld)beutel, schlägt du dein Weib, schlägst du dir auf den Kopf. Wenn man schon ein Weib schlägt, so darf es nur das eige*1*3 Weib sein, ein fremdes Weib zu schlagen, mit Weibern zu raufe*1 ist schimpflich und ehrlos. Zene i dijete junak ne bije. An Weibern und an einem Kinde vergreift sich ein Held nicht. 1) Pitalica 100: Pitali seljani popa: Zašto li ti tvoju popadiju miluje« i čuvaš no mi naše žene? — Zato što vi možete do četiri vjenčati * ja ovu jednu. 2) Big. n. sb. 137. Wenii Hajduken in irgend ein Gehöfte eindringen und man si°h ihnen zur Wehre setzt, so machen sie sich kein Gewissen kraus, alle Männer des Hauses zu tödteu, die Weiber lässt mau ia Kuhe, schiebt sie höchstens unsanft bei Seite, sie tödten, ist kaum erhört, denn nach dem Sprichworte: Ko ženu ubije obraz mu po tragu gine. Wer ein Weib tödtet, dessen Ehre geht spurlos zu Grunde. Der südslavische Bauer trauert nicht zu sehr, wenn ihm sein eib stirbt. Er weint der Verstorbenen, mochte sie seinem Herzen ÖOeh so nahe gestanden sein, wenigstens öffentlich keine Thränon *ch. Der Sohn muss seinen Eltern, der Bruder dem Bruder und 1 Schwester, der Vater dem Sohne nachweinen, nur der Gatte *1 seiner Gattin keine Thräne weihen. Das wäre unmännlich und Schinachvoll für den Mann. Aeusserlich betrauert der Mann sein _er8torbenea Eheweib, indem er ein Jahr hindurch ein schwarzes and um den Hut gewunden trägt. Es fragte; ein Wahlbruder seinen ahlbruder: »Nach wem trägst Du den schwarzen Flor um den ut ?« — »Diesen Herbst ist mir mein Weib gestorben.« — »Und lang wirst Du sie betrauern?« — »Eis ich mich mit einer Indern verheirate.-; (Pit. 1072: Za kim to omastio kapu u crno? — ' esenas mi je umrla žena. — A doklen ćeš je žaliti ? — Doklen Se drugom oženim.) Es ist demnach mit der Trauer nicht weit her. In ähnlichem Sinne beschied ein Mann seinem sterbenden ('1,je. Sie fragte ihn: »Gedenkst Du, Dich nach meinem Ableben Nieder zu verheiraten?« — »Im ersten Jahre thu' ich's nicht, im *eiten, wenn mir's passend erscheint.« (Pit. 826: Misliš se uda vat P°sto ja umrem? — Prve godine ne ću a druge kako vidim.) Ein anderer Gatte meinte in gleichem Falle, eine Wiederverheiratung Wart' selbstverständlich. Fragte ihn sein krankes Weib: »Stürbe ich, ät'st Du sogleich eine Andere heiraten?« ■— »Gott steh' Dir Hat sich doch auch mein seliger Vater zweimal beweibt.« ^ tt- 149: Da ja umrem bili se odmah s drugom oženio ? — Bog e čuo! A i pokojni mi se babo dva puta ženio.) Der Mann ist voll Selbstsucht. Sein Leben für das Leben seines Weibes zu opfern, fällt ihm nicht in den Sinn. Der allgemeinen Anschauung entspricht die Antwort jenes Bauers, der auf ,Jle Frage: »Wolltest lieber Du sterben, als dass Dir Dein Weib sthrbe?« zur Antwort gab: »Lieber wollt' ich ihrer sieben zu Grabe tragen, als dass mich auch nur eine Einzige begrabe.< (Pit. 6^0: Ali bi voliji ti umrijeti ali ti žena da umre ? — Ja ih voliji sedaO1 ukopati no da mene cigla jedna ukopa.) Mancher Mann sieht uri* Sehnsucht dem Tode seines Weibes entgegen. Genest sie widre sein Erwarten, so ist er untröstlich. So fragten z. B. die Nachbar11 den Nachbar, dessen Weib krank darniederlag: »Wie steht's heute Früh mit Deinem Weibe?« — »Ich fürchte sehr, es wird ihr diesmal gar nichts geschehen.« (Pit. 786: Kako ti jutros žena? ~"" — Strah me, ne će joj ovoga puta ništa biti.) Ein solcher Mau11 beweint auch nicht lange den Verlust seines Weibes. Da bewahr* hoitot sich der Ausspruch, der Mann beweine sein Weib n\om länger, als das Wasser im Topfe siedet, wenn man den Topf voi Feuer wegstellt. (Pit. 32: Koliko öojek plače ženu po smrti? Onoliko kolko vri zemljani lonac kad se s ognja skine.) Die Frauen zahlen kalte Liebe mit gleicher Münze zurück' So wie jener Mann zu seinem sterbenden Weibe, sprach ein Wei'} zu ihrem sterbenden Manne. Fragte er: »Wenn ich stürbe, thät'^ Du Dich wieder verheiraten?« — »Meine selige Mutter hat sich dreimal verheiratet, warum sollte ich nicht ein zweites Mal ?' (Pit. 353: Ako ja umrem, bili se ti preudavala? — Pokojna mi $ majka tri puta udavala pa zašto ne bih ja drugi put?) Frauen diese'' Art trauern auch nicht lange nach ihren Männern. So fragte w&n z. B. eine Witwe: »Wie lange betrauert das Weib ihren verstorbe* nen Mann?« — »So lange, als ein schnellsprechendes W^eib Zeit brauchte, um dreimal: »Weh1, weh', weh'!« zu sagen.« (Pit. 31: Koliko bi triput brzoreka žena rekla: Aoh, aoh, aoh!) Auf dieselbe Frage erwiderte ein anderes Weib: »Vom Hause brs zum Grabe: »Wehe mir!« Vom Grabe aber bis zum Hause: »Wer mag zu mir!« (Pit. 85: Od kuće do groba: »Kuku mene!« A od groba &° doma: »Ko će k mene!«) Wem ein böses Weib gestorben, der betrauert sie nicht und hütet sich, eine neue Ehe einzugehen. Man fragte einen Witwer1 »Wann wirst Du Dich wieder beweiben?c — »Der Fuchs verfängt sich nur einmal ins Eisen.« (Pit. 399: Lisica se po jedno"1 u gvoždja hvata.) Mancher Gatte ist nie zufriedenzustellen, selbst dann nicht, wenn ihn seine Lebensgefährtin mit reichem Kindersegen beglückt. So fragte z. B. ein Weib ihren Mann: »Hast Du mich jetzt lieber, wo ich Dir so viele schöne Kinder zu* Welt gebracht, oder (war ich Dir damals lieber) als Du mich Dir angetraut?c — »Am liebsten hätte ich Dich, wenn ich mich nicut beweibt hätte.« (Pit. 538: Ali sam ti sad milija kad sam ti °voliko lijepe dj ece rodila ali kad si me vjenčao? — Najmilija bi mi tjil{l da se nijesam ženio.) Als jugendfrische Maid voll Liebreiz und Anmutli hat sie des Burschen Herz und Sinn gefangen, als junge Frau hat sie ihn durch lQre Liebe in Lust gewiegt. Die junge Frau wurde Mutter. Die Kinder ^ehrten sich. Schwere Mühen suchten das Weib heim. Auf ihren °chultern lastete alle häusliche Arbeit. Die bestrickende Schönheit sehwand wie eine Sommernacht. Ihre Augen sind glanzlos, ihre Wangen eingefallen, ihr Gang gekrümmt, ihre Stimme klingt heiser, ^er Mann erkennt sein Weib nicht mehr. Sie ist ihm zur Last ge-Woi'den. Stirbt das Weib, so bewahrheitet sich zuweilen am übersenden Manne eines bösen Weibes das Wort: ^Va puta je čovjek u svom životu veseo, kad se ženi i kad ženu ukopaje. zweimal ist der Mensch in seinem Leben froh, wann er sich beweibt und wann er sein Weib begräbt. Doch noch häufiger ruft der Mann, dem ein gutes Weib vermieden, schmerzbewegt das Sprichwort aus: Umrla žena, iztražena kuća! Das Weib gestorben, das Heim ausgewurzelt! deun: Na ženi stoji kuća. Auf dem Weibe steht das Heim. Ull(i dann gilt vom Manne das bekannte Wort: Čovjek bez žene, soba bez stiene. Ein Mann ohne Weib, eine Stube ohne Wand. rauss, Sitte u. Gewohnheitsrecht d. Sltdsl. 84 XXIII. Die junge Mutter und das Kind.') Es herrscht bei dem Bauernvolke der sonderbare Glaube, das» unter gewissen Umständen das Weib in sechs Wochen ein voll' kommen ausgereiftes Kind austragen kann. Vielleicht ist diese1" Glaube dadurch hervorgerufen worden, dass manche junge Fra*1 kurz nach ihrer Vermählung eines Kindes genas. Zur Erklärung des Wunders wurde die Zeit der Schwangerschaft so tief hinabg6' drückt. Das Volkssprichwort sagt: Kad oće sreća oteli se vol a rodi djevojka. Wann das Glück will, kalbt der Ochs und das Mädchen gebärt. Ein besonders gepriesenes Glück ist es gerade nicht, wenn ein Mädchen niederkommt; als ein grosses Unglück wird es abei' betrachtet, wenn ein Weib unfruchtbar ist, denn: Zena nije žena dok ne rodi. Ein Weib ist kein Weib, ehe sie nicht gebärt. Das unfruchtbare Weib wird bemitleidet und geringgeschätzt-Ihre Stellung im Heim des Mannes wird immer unhaltbarer. D^1' Mann sucht in Gemeinschaft mit seinem Weibe durch zauber- ') Literatur. Von einer solchen kann kaum nothdürftig hier die Rede sein. Eine kurze Notiz über den Besuch bei der Wöchnerin (serbischer Brauch) babine) und einige Lieder, welche man im Hause der Wöchnerin singt, bietet Vuk im Životi običaji naroda srpskoga. Weit ausführlicher spricht sich in den Slavonski običaji (S. 19—30) aus. Bei ihm steht ein Lied (S. 24)» welches unzweifelhaft Vuk (vergl. S. 91) von ihm entlehnt hat. Einige Notize0 bei M. Stojanovič, Sbirka hrv. n. p. i riečih., S. 253. Dasselbe weiter aus' gesponnen in den Slike iz života hrv. naroda, S. 213—217. (Zwei hübsche Volk8' liedchen.) Ueber Bosnisches schreibt Jukić im IV. Heft .des Bosanski prijatelj volle elf Seiten. Wäre das Zeug eine nicht gar zu ärgerliche Lectüre, waö kräftige Mittel diesem Uebelstan.de abzuhelfen. Folgende zwei Zaubereien beruhen auf altem Glauben au die Baumseele, welche in Gestalt eines Holzwurmes im Baume ihren Aufenthalt hat. Das Weib nimmt eine Holzsehüssel voll Wasser und stellt Sl°h unter einen'Tram oder Dachbalken, wo aus dem wurmstichigen ^°lze feiner Holzsand (crvotocina, Wurmfrass) herabrieselt. Ihr ^ann schlägt mit irgend einem schweren Gegenstande auf den Iram oder Balken und schüttelt den Wurmstaub heraus. Glückt es dem Weibe, auch nur ein Bröcklein des Wurmstaubes aufzufangen, So trinkt sie es sammt dem Wasser aus. Manches Weib sucht im Knoten der Haselstaude nach einem Wurrn und isst ihn auf, wenn sie einen findet. Auch der Feuerfunke hat ähnliche Kraft, das Weib zu besuchten. Das Weib hält eine Holzschüssel voll Wasser neben dem Fa euer auf dem Herde. Der Manu schlägt indessen zwei Feuer-ji'ände aneinander, dass die Funken sprühen. Nachdem einige l]nken in die Schüssel gefallen, trinkt das Weib das Wasser aus der Schüssel aus. Manche Sterile begeben sich auf ein Grab, in welchem eine schwangere Frau bestattet worden, beissen Gras vom Grabe weg, *ufen die Verstorbene mit Namen an und bitten sie, sie soll ihre ljeibesfrucbt ihnen schenken. Hierauf nehmen sie ein wenig Erde v°lr> Grabe und tragen diese Erde unter dem Gürtel immer mit sich herum. Jener überreizte Zustand schwangerer Frauen, in welchem sie ^e merkwürdigsten Gelüste nach Speisen verschiedenster Art ^lagen, oder auch Dinge zu essen begehren, die man sonst durchaus U1cht essen würde, tritt bei den südslavischen Bäuerinnen ebenso, Wle sonst bei Schwangeren überall in der Welt auf. In Bosnien llQd Slavonien betrachtet man es als eine heilige Pflicht, jeden '^üsste Jukic bewundern wegen der Gewandtheit, mit welcher er viel schreibt 1111 d doch so wenig sagt. Einiges konnte aus dem Wust dennoch hier Vermittlung finden. Die meisten Nachrichten in diesem Capitel über den Volks-8 ^uben rühren her, sofern nicht anderweitige Quellen namhaft gemacht werden, dem üfters angeführten Artikel M. Gj. Milieevic's im Glasnik, XXII, < 153 ff. Die Aufzeichnungen sind in der Umgegend von Sabac, Belgrad im Drin a gebiet gemacht. Werthvolles handschriftliches Material lie-e^e mir mei„ preun(j T o r d i n a c, durfte aber gegenwärtig aus Raummangel euien Gebrauch davon machen. Auch mit Erläuterungen musste trotz der Jossen Verlockung sehr gespart werden. Ueber diesen Volksglauben lässt sich ein ein schönes Buch schreiben. derartigen Wunsch einer Schwangeren zu erfüllen. Ihren Zustand nennt man aber ću d a uje oder ću d al a. Jukić bemerkt dafcft' :>Jer je pod istinu čudnovato« (»denn es ist in Wahrheit wundei-bar«), als ob ćudanje von čudo (Wunder) abzuleiten wäre. dies der Fall, so müsste das Wort (za-) čudjenje (začudj1* vanje) lauten; ćudanje kommt von ćud. Gemüth, Naturell (sensus) und ćudanje heisst so viel als Gemüthsstimmung611" Sinnesreizungen. Das Zeitwort dazu lautet ću dati.1) »Daraus 1** teten die Bošnjaken,« fährt Jukić fort, »ein schimpfliches Sprich* fvört ab, das man auf jene Bildsäule (kip '-) anwendet, die nie ^u befriedigen ist. Du bist gerade so wie ein Weib, das ćuda* (immer begehrt). Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass m*0 unter einer »Bildsäule, die immer begehrt,« eine bäuerliche Derbheit zu suchen hat. Die Schwangerschaft einer Frau bezeichnet man durch d1<3 Ausdrücke s bremenom je, oterešena je, ponila je, nosU noseća je, težka je, trudna je (truhla je in Dahn.), s babu11 je, sdjetna je, bredja je (in Dalmatien; in Slavonien, Boa* nien und Kroatien gebraucht man diesen Ausdruck nur von ein1'1 Hündin); Schwangerschaft = nosivo; eine Unfruchtbare heiss* nerodkinja. (In Bosnien štirka, vom lat. sterilis.) Ein u»' fruchtbares Weib wird im Allgemeinen, unter den Südslaven, bemerkt, verachtet. Sie muss sich von Seiten ihres Mannes und sein''1 Sippe jede mögliche Demüthigung und Erniedrigung gefallen lassen-Gewöhnlich schickt man sie zurück in ihr Elternhaus (vrgl. Capitel»Kh'" Scheidung«). Jukić sagt, in Bosnien könne man »genug« uufruchtbarer Weiber treffen, doch verhöhne mau sie deshalb durchaus nicht, vielmehr betrachte man sie als außergewöhnlich geartete Wesen-»Fruchtbarkeit verleihe der liebe Gott, und verleiht er sie nicht, lJ Jukić selbst gibt keine weitere Erklärung dieses Ausdruckes. Das Capit* ćudanje bei Jukić ist eine literarische Merkwürdigkeit. In der ganzen Budsl***" sehen Kunstliteratur dürfte sich, abgesehen von gewissen politischen Streitschrift^0' nicht leicht etwas Confuseres vorfinden. Zuerst macht er sich über den Aberglauben der Weiber lustig und verdammt ihn, dann erzählt er von Berührungen mit verschiedenen Gegenständen, vun einem Tragen derselben als Amulette preist die Weisheit der Weiber in einem Athem uud erzählt zur Bekräftig*1'» des Aberglaubens, er habe selbst Frauen gesehen, die durch diese Zauberei^0 ihren Kindern entweder einen Fleck roth wie Wein, oder gar ein Stück gebratenes Schweinfleisch auf die Wange gezaubert. 2) In bosnischer Mundart wird »kip« in dem Sinne wie das deutsche »Kerl, Bengel, Lümmel« gebraucht. So ist er der Herr, der zum guten Zwecke handelt.« sagen die "Osnjaken, und mit dieser frommen Ausflucht suchen sich die ""fruchtbaren Eheleute zu trösten.« Wie gewöhnlich, denkt und abreibt Jukic auch diesmal unlogisch. Wenn die unfruchtbaren Sailen »genug häufig« anzutreffen sind, kann man sie doch ver-nüuftiger Weise nicht als aussergewöhnliche Erscheinungen beachten. Auch mit der frommen Ergebenheit in eine göttliche Fügung ist es bei den Bosnjaken nicht weit her. Jagt der Mann jks unfruchtbare Weib nicht selbst aus dem Hause, so verbittern ™ die anderen Weiber in der Hausgemeinschaft so lange das keben, bis sie von selbst fortgeht; dann muss sie sich's auch ge-^dlen lassen, wenn der Mann ein Kebsweib aushält, ja sie muss Sogar diese unehelichen Kinder, als wären es ihre eigenen Kinder, la jeder Beziehung hegen und pflegen. Mir sind in der That einige solche Fälle weiblicher Aufopferung bekannt. Die Bäuerinnen sprachen von den Kindern ihres Mannes nicht anders als wie von ei&enen Kindern. Vor einigen Jahren hing sich eine unfruchtbare '■»atierin aus Verzweiflung an einem Baume auf. Ihr Mann meinte ganz gelassen: »Es ist so besser. Sie war ja so umsonst auf der Veit.« Der Fall erregte grosses Aufsehen weit und breit, denn oemstmorde sind unter den Bauern etwas Unerhörtes. Selbstmorde k°uuueu nur bei Frauen und bosnischen Türken vor. Ein südslavi-scher Bauer begeht nicht einmal in der verzweifeltsten Lebenslage an sich einen Selbstmord. Ein solcher Gedanke liegt ihm ganz ferne. Nur ein fruchtbares Weib erlangt in der Sippe Geltung, /ährend z. B. eine Unfruchtbare auf jeden Fall nach dem Ableben jhres Mannes in ihr Elternhaus zurück muss, verbleibt die Frucht-jai'e im Hause ihres Mannes. Stirbt derselbe zufälligerweise, wäh-lßüd sie mit dem ersten Kinde schwanger geht, so Hesse die Sippe "-le nicht eher fortziehen, als bis sie das Kind zur Welt gebracht, ^as Kind aber muss sie der Sippe ihres Mannes zurücklassen. Der ^"''htsstandpunkt wird in diesem Falle durch das Sprichwort kurz aQgedeutet: bto si u dorn stekla u rod ne nosi. as du im Heim (des Mannes) erworben, das trag' nicht zur Verwandtschaft, denn, wie das von uns mehrfach angeführte Sprichwort besagt: Ako je junac i tudj tele je moje. Mag der Stier auch eines Fremden sein, das Kalb ist mein. Sehr anregend und anziehend ist die Betrachtung dos Volk5* glauberis, welcher sich an Schwangere und die Sehwangerscbft** knüpft. Dergleichen, sagen wir genauer, ganz dieselben Aeusserufl-gen der Volksseele entdeckt des Forschers Auge bei jedem Volke« Die mythenbildende Phantasie des Volkes ist gegenwärtig nic^ minder geschäftig, als vor Jahrtausenden, nur ihre Gebilde sin(* minder zügellos, oder vielmehr w i r stehen diesen seelischen Er* scheinungen nicht mehr blos contemplativ, sondern analysireJP gegenüber. Einige der folgenden Notizen beruhen unzweifelhaft au1 uralten religiösen Vorstellungen, andere fussen wieder auf der pir mitivsten Symbolik; sie können wohl ein altes Erbstück sehb können aber auch eben so gut erst gestern oder vorgestern entstände11 sein. Das sind die internationalen Scheidemünzen der VölkerseeleO- Kann das Weib auf keine andere Weise sich die Gewissheit1 verschaffen, dass sie in gesegneten Umständen sich befinde, so soll sie an drei aufeinanderfolgenden Abenden hinter der Thüre ein6 Axt nass machen und sie daselbst über Nacht liegen lassen, fr* die Axt alle dreimal am Morgen verrostet, so ist das Weib gewiss auch schwanger. Mag das Weib keine Menstruationen haben, so soll sie ijB Frühjahre, wann die Rosen blühen, zur Zeit der Menstruation sich waschen und mit dem Waschwasser den Rosenstock begiessen. Nnü wird sie ein ganzes Jahr hindurch, bis die Rosen wieder blühendes Uebels ledig sein (Baumcultus). Das schwangere Weib darf weder über eine Heugabel hinweg' schreiten, noch ist es ihr gestattet, Hasenfleisch zu geniessen, deün sonst wird ihr Kind schielen (razroko ce biti) und wird mit offene11 Augen wie ein Hase schlafen. Sie darf dem Röcheln eines unter dem Schlachtmesser verblutenden Thieres nicht zuhören, sonst wird auch ihr Kind i& Schlafe röcheln. Tritt sie zufällig auf das Blut eines abgeschlachteten Bockes? so werden ihrem Kinde auf dem Leibe rothe Flecken hervortreten- Isst sie Schnecken, so wird ihr Kind rotzig sein. Isst sie Fische, so wird ihr Kind die längste Zeit nicht sprechen können. Isst sie ein Fleisch, welches von Vögeln eher angegänz*1 worden war, so wird ihr Kind auf dem Körper lauter Vogelkrallefl als Muttermale aufweisen. Ein Gegenmittel ist, wenn man das Kiu^ mit Federn eines unbekannten Vogels anräuchert. Isst sie Fleisch von einem Thiers, welches von einem Wolfe aQgebissen worden, so entstehen am Körper des Kindes gewisse Kunden, diese Wunden wachsen aber nicht eher zu, als bis man (Wolfs-) Auswurf1) (izmece) findet, röstet und damit die Wunde bestreut. Wenn eine Schwangere ein fremdes Kind küsst, so kommt ,Sle von Neuem in Hoffnung. Wenn eine Schwangere sich baden würde, müsste ihr Kind, ^as sie unterm Herzen tragt, ersticken. Lässt sich die Schwangere einen Zahn reissen, so wird ihr ^Qd nicht lange leben. Hie Schwangere darf kein Kreuz küssen, sonst bekommt ihr Kind; einmal die fallende Sucht."2) Bildet sich Jemandem auf dem Auge ein Gersteukorn, so 2eigt dies an, dass seine Muhme schwanger sei. Befindet sich das Gerstenkorn am unteren Lid, so bringt sie ein weibliches, wenn a"f dem oberen, ein männliches Kind zur Welt. Reicht Einer der Schwangeren nicht, was sie von ihm zu ,SS|,n begehrt, so werden ihm Mäuse die Kleider zernagen. Davor kann er sich nur behüten, wenn er in die obere und untere Haus-schwelle mit der Axt einen Spalt einbaut. Das thut aber Niemand -eicht, ausser ein rachsüchtiger Mensch, denn man glaubt, das ^md werde darnach mit gespaltenen Lippen zur Welt kommen. *) Was das für Wolfsauswurf sei, erklärt Miliceviö in der Anmer-UriS: -Wann der Wolf ein volles Schaf, oder eine volle Ziege, oder eine volle ■K-uh erwürgt, so reisst er ihr gewöhnlich das Junge aus dem Leib und ver-B eh verbreitet. Auch in Deutschland glaubt das Volk, dass sich schwangere Frauen »verschauen« können. Wenn eine slavouische oder kroatische Bäuerin sh in gesegneten Umständen befindet, so hütet sie sich z. B. einem Hunde einen Streich zu geben, denn sie glaubt steif und fest, ihr Kind werde auf seinen1 Leibe an der entsprechenden Stelle gleichfalls einen Striemen davontragen-Wirft ibr Jemand eine Pflaume ins Gesicht, so müsse das Kind an der ent* sprechenden Stelle ein Mal bekommen, das einer Pflaume gleicht. Erblickt die schwangere Frau einen wundenbedeckten Menschen, so wird auch ihr Kind, das sie unter ihrem Herzen trägt, so ausschauen. Um diese Verschändelungen von dein Kinde fernzuhalten, muss man die betreffende Stelle an seinem eigenen Körpe' berühren und streicheln, einen Bettler muss man aber beschenken. Dieser Glaube wurzelt so tief im Volke, dass, wenn z. B. ein Bettler ins Haus kommt und die Schwangere kein Geld hat, um ihn zu beschenken, sie ins Dorf läuft und eine? ausborgt. Ist inzwischen der Bettler fort und selbst wenn er das Dorf schon verlassen hat, so läuft ihm die Frau nach und bittet ihn, das Geschenk anzunehmen- Flechten gelegt und hinter den Ohren je ein Sträusslein (Sandruhrkraut). Mutter aber muss sie ihre Haare schlicht um den Kopf legen, Sle mitunter auch abschneiden lassen und ein Kopftuch tragen. Djevovanje, moje earovanje! Car ti bijah, dok djevojkom bijah! Nevovanje, moje milovanje! 1 u stidu svakome klanjanje! "•Jungfernstand, o du meine kaiserliche Herrlichkeit! Ich war wie ein Kaiser, so lange ich Mädchen war! Jungfrauenstand, mein lieber Stand! o verschämtes Verbergen vor Jedermann« heisst es im Volksliede.J) Während ihrer Schwangerschaft wird es ^r jungen Frau nicht gestattet, einen Reigen zu führen oder im feigen zu tanzen. Nichtsdestoweniger ist sie verpflichtet, wie eine Jec*e andere die häuslichen Arbeiten zu verrichten. Ein mitleidiger floiaaöin enthebt wohl die neva der schweren Verrichtungen, denn Sle könnte vor der Zeit um ihre Leibesfrucht kommen (pobaciti ~~ Verwerfen, abortiren). Dies wird als eine grosse Sünde angesehen. Manche gewissenlose Männer, wie Juki6 bezeugt, zwingen dagegen öfters« ihre schwangeren Frauen zu schweren Arbeiten, damit sie aui> jeden Fall abortiren, in Folge dessen nicht nur dem Kinde, andern auch häufig der Mutter der Tod gewiss ist, Die Volks-stimme verurtheilt indessen scharf ein solches Vorgehen und brandmarkt es mit Sch impf und Schande. Vor Zeiten war es eine allgemeine südslavische Sitte, die sich nur noch vereinzelt in der kümadija (Serbien) und Bulgarien in entlegeneren Gegenden erhalten hat, dass eine Frau überhaupt nicht im Hause niederkommen jforfte. Das Haus wäre dadurch verunreinigt worden. Heutigentags *8* man bei weitem weniger streng darin. Mit welchem Gleichmuth sklavische Bäuerinnen die Geburt eines Kindes ertragen, bezeugen Uus drei übereinstimmende Berichte, der eine von Vrcevic, der audere von Iii6, der dritte von Jukic. Vrcevic (im Zbornik 8. 122) *) »Djevovanje moje earovanje« ist sprichwörtlich. Die verheiratete Bäuerin Jjat in ihrem Eheleben oft genug Gelegenheit diese Worte seufzend auszurufen. feines Prübchen Volkshumor knüpft sich an die angeführten Worte. Pita-ica 241: »Kekla jetrva zaovi: nemoj se seko udavati da nijesi jadna! Ma r/a«to ne? — Bogme djevovanje pravo earovanje! — A kad si seko znala. zasto si se udavala?« (Sprach die Schwägerin zu ihres Gatten ledigen Schwester: Schwesterchen, heirate ja nicht, damit Dich kein Leid heimsuche! — Ja, warum doini nicht? — Bei Gott, der Jungfernstand ist ein wahrer Kaiserstand! — Ja Schwesterchen, wenn Du das gewusst hast, warum hast Du denn geheiratet?) erzählt: »Es kam öfters vor, dass eine Schwangere, die ins Gebh'g Holz lesen fortgegangen, im Walde von den Wehen überrascht wurde und ohne Umstände sich selbst Hebammenhilfe leistete und das nackte Kind in ihrem Schurz (pregaöa) nach Hause brachte. 0 Ja, was noch mehr Bewunderung verdient, sie brachte noch ein6 Last Holz mit, denn sie hätte sich vor aller Welt geschämt, ohne Holz heimzukehren.« Jukic a. a. 0., S. 164, berichtet ganz dasselbe und theilt noch aus seiner Praxis einige Fälle mit, in welchen Frauen, die auf dem Wege zur Kirche entbunden waren, ohne weiteres das Kind in einem nahen Bache wuschen, dasselbe in die Kirche trugen, taufen Hessen und dann mir nichts dir nichts den Rückweg antraten. Jukic will um jeden Preis die Bosnjakinneu zu Heldinnen stempelu, die ihres Gleichen auf der Welt nimmei' finden, und da scheint er es mit der Wahrheit nicht besonders genau zu nehmen. Wenn man weiss, was für festliche Vorbereitungen man gewöhnlich zu einer Kindstaufe im Bauernhause trih% wie umsichtig man in der Wahl des kum und der kuma ist, wie alle möglichen Vorkommnisse sorgfältig erwogen werden, so erscheint ein solches geschäftsmässige Vorgehen einer Mutter höchst unwahrscheinlich. Bei der Taufe müssen kum und kuma, sowie der Vater des Kindes zugegen sein. Dagegen wollen wir Jukic gerne folgend"6 Geschichte glauben. Eine Bäuerin kam während der Nacht nieder, am nächsten Tage aber sah er sie schon am zugefrorenen Bache baarfuss Eis aufbrechen. Es soll ihr nicht das geringste geschadet haben. Das ist durchaus nichts Unerhörtes. Ich sah oft im strengsten Winter Bauern, die giengen baarfuss und nur mit einem einzigen Hemd und einer Leinwandhose bekleidet, und zogen sich keine Verkühlung zu. Die Leute sind eben von Kindesbeinen an gegen die grimmigste Kälte gestählt. Um ihre Kinder abzuhärten, pflegen die Bäuerinnen im Winter, wenn ein grosser Schnee gefallen, ihf Kind nackt in den Schnee zu legen und wohl eine halbe Stunde darin herum zappeln zu lassen. Eigentliche Hebammen kennt die südslavische Bäuerin nicht. Gewöhnlich hilft sie sich selbst, ist die Geburt eine schwere, so kommen die guten Nachbarinnen zu Hilfe. Nur in grösseren Dörfern in Slavonien, in Städten überall, gibt es geprüfte Hebammen a) Vrgl. IIi c a. a. 0. ist genug gescheidt zu bemerken, dass derlei doch zu den grossen Seltenheiten gehört. S. 20. (babica — Mütterchen oder pupkorizka — Nabelabschneiderin genannt). Die einen beten das Vaterunser, die anderen wenden allerlei Zaubermittel an. So z. B. kocht man 10 Stück Eier solange in siedendem Wasser, bis die Schalen an den Eiern ganz zerspringen, dann gibt man der Kreissenden den Absud zu trinken. Jukic verteuert, dies sei ein unfehlbares Mittel, das Kind komme darauf *wie geschmiert« aus dem Mutterleibe heraus. Es gibt noch andere Mittel, durch welche man der Kreissenden die Wehen zu erleichtern sucht. Man löst jeden Knoten auf ihrem Gewände, welches sie anßat und flicht ihr das H aar auseinander. Man giesst Oel und legt die Schalen von Meerzwiebel (schwarzer Lauch, erni luk) auf einen Kohlenrost und beräuchert die Kreissende. Man lasst sie aus ihres Mannes Hemd unberührtes und sonst Zu gar nichts gebrauchtes Quellenwasser (nenaöeta voda) trinken. Man lässt ihr durch den Busen ein Eilein auf die Erde fallen ülld reisst ihr das Hemd vom Busenlatz bis zum unteren 'Rand-8aum auf. Der Gatte lässt sich die Hose herunter, behält aber das Sosenband in der Hand, seine Gattin, die Kreissende, kriecht ihm dreimal nacheinander zwischen den Beinen durch. Bei jedesmaligem durchkriechen schlägt sie der Mann mit dem Hosenbande (Gatje-band) übers Kreuz. Mancher Mann lässt die Hosen ganz hinab, so dass er wie in Fussfesseln dasteht. Er schlägt dann sein Weib mit dem Hochzeitshemde über's Kreuz.1) Der Mann bläst seinem Weibe dreimal in den Mund (damit |ur so leicht wie ihm sei), und dreimal bläst ihm sein Weib zurück ln den Mund, damit das Wehe getheilt sei. Das thut der Mann, °hne dass mau ihm sagt, weshalb er es thun muss; Mancher, der's früher erfährt, weigert sich entschieden, zu blasen.2) Man entlädt über der Kreissenden ein Gewehr, damit in Folge der durch den Schuss hervorgerufenen Erschütterung die Gebärmutter sich ausweite und das Kind leichter zur Welt komme. *) Milicevic sagt, Mann und Weib thäten das nicht öffentlich, sondern wann sie allein wären. Ob wohl Jemand das Gegentheil davon geglaubt hätte, Werm M. diese Bemerkung hätte sein lassen? a) Der Mann ist eben Egoist durch und durch; sollten durch ein verändertes Naturgesetz plötzlich die Männer gebären müssen, es gäbe in der zweiten Wenn das Weib zur Zeit ihrer Schwangerschaft weidende Stuten sah, befürchtet man, sie könnte wie eine Stute elf Monat.' schwanger gehen. Damit dies nicht geschieht, führt man ihr ein männliches Füllen zu. Diesem Füllen reicht sie in ihrem Schosse über die Hausschwelle Salz zu lecken. Man zieht die Kreissende durch einen Reif, welcher von selbst von einem Bottich oder einem Fasse abgesprungen. Sobald die Schwangere von den Wehen überfallen wird, IäSS" man sie in ein Glas, oder durch ein Schilfrohr, oder sonst ein Rohr blasen. Damit die Entbindung schmerzloser verlaufe, trinkt die Kreis-sende über die Hausschwelle aus dem Munde ihres Gatten Wasser-Sie trinkt auch Wasser durch ihr Trauungsgewand hindurch. 1" dieses Wasser legte man Johanniskraut. (Bogorodißna ruka oder trava = Hand oder Kraut der Mutter Gottes.1) Mancher Mann schlägt sein kreissendes Weib leicht über's Kreuz mit einem Stecken oder einer Ruthe, mit welcher er einmal einen Frosch vor den Angriffen einer Viper befreit. Man glaubt, dass das Streicheln mit einem solchen Stecken sowohl bei Frauen als bei weiblichen Hausthieren die Geburtswehen um ein Bedeutendes erleichtere.2) Sobald das Kind zur Welt gekommen, beeilen sich einige Frauen, die Nachricht davon dem Vater des Kindes und den übrigen Anverwandten zu überbringen. Dafür erhalten sie ein Geschenk, mugtuluk, wie man in Bosnien sagt. Man gibt gerne, denn durch das neugeborne Kind ist dem Vater ein »Ersatzmann« erwachsen, auch dann, wenn das Kind ein Mädchen ist, es kann ja einen Eidam dein Vater ins Haus bringen. Im Allgemeinen ist der südslavische Bauer durchaus nicht über die Geburt eines Mädchens entzückt. »Wird ein Mädchen geboren, so weinen alle vier Wände,' Generation keine sociale Arbeiterfrage mehr, denn die Welt wäre sehun entvölkert. *) Das Kraut schmeckt bitter und balsamisch. Bekannt ist, dass bei den Germanen und Romanen das in der Johannisnacht gepflückte Johanniskraut ats ein wirksames sympathetisches Heil- und Zaubermittel galt und noch zum Theo jetzt im Volke dafür gilt. 2J Vergl. meine Abhandlung über > Südslavische Hexensagen« in den »Mitth. der anthrop. Gesellsch. in Wien«, Bd. XIV, S. 30 f. Dieser Glaube scheint bei allen indogermanischen Völkern vorzukommen. Viele Nachweise liefert Felix Liebrecht in seinem ausgezeichneten Werke: »Zur Volkskunde« Heilbronn 1879. heisst es im Sprichworte. Eine Bäuerin bei Kutina in Kroatien hätte drei Mädchen zur Welt gebracht und lag mit einem vierten Kinde in den Wehen. Der Mann ging unterdessen mit einer geladenen Flinte vor dem Hause auf und ab, und drohte, seiu Weib Zu erschiesseu, falls das Kind wiederum ein Mädchen sein sollte. Eine alte Bäuerin, die der Kreissenden damals Beistand leistete, zählte mir den ganzen Verlauf der Geschichte. Die Wöchnerin Verging beinahe vor Angst und Entsetzen. Glücklicherweise brachte sie einen Knaben zur Welt. Bezeichnend für die Auffassung des südslavischen Bauers ist Agende Pitalica: Eine schwangere Bäuerin fragte ihren Mann : 'Was war' Dir lieber, wenn ich eine Tochter oder einen Sohn zur Welt brächte?« — »Lieber selbst einen todten Sohn als eine lebende Tochter.« In Slavonien ist es an manchen Orten Brauch, wenn in einem Hause ein Kind geboren wird, dass die Bekannten dem Vater des Kindes seinen Hut wegnehmen, auf die Erde schleudern und so lange mit den Füssen herumstossen, bis es entweder dem Manne gelingt, den Leuten seinen Hut zu entreissen, oder bis er ihnen eiü Lösegeld für den Hut erlegt.1) Dieses Spiel heisst man t e-Puška.2) Die ersten 8—14 Tage lässt sich der Vater, wenn es das erste oder zweite Kind ist, im oder in der Nähe des Hauses ßicht blicken. Er schämt sich nämlich so sehr, auch machen ihm die Weiber Vorwürfe, wenn es der Wöchnerin schlecht geht. Eine C°uvade ist aber unter den Südslaven meines Wissens unbekannt. Wird ein Knabe geboren, so pflegt in Bulgarien, in Serbien, 111 der Crnagora und der Hercegovina in der Kegel der Vater des Kindes einige Schüsse vor dem Hause abzufeuern, während das ateste Mütterchen im Hause in den Hof eilt und, um jeden Hexenzauber unschädlich zu machen, so laut ruft, dass es die ganze Nachbarschaft hören kann: »Der ganzen Welt zur Kunde und dem Kinde zur Gesundheit! Eine Wölfin hat einen Wolf geboren!« Unter allen Südslaven herrscht der Glaube, dass Kinder von Hexen ausgefressen werden.3) Wenn einer Bäuerin nacheinander die Kinder sterben, so gibt man dem nächsten, das zur Welt kommt, *) II i c. Nar. slav. ob., S. 267, 2) Herumschlagen. 3) Ausführlich handelte ich darüber in den Sitzungsberichten der anthro-Mog. Gesellschaft a. a. 0. den Namen Vuk (Wolf); an einen Wolf wagen sieh die Hexen nicht. Vuk Karadzic erzählt von sich, man habe iiimaus diesem Grunde den Namen Vuk gegeben. Ungenau drückt sich Vreevi«3 im Zboruik aus, wenn er sagt, fast jedes Kind erhalte den Namen Vuko (obiöno rau nadjedu ime Vuko). Im Gegentheil, der Name ist sogar ziemlich selten. Unter Katholiken kommt er fast gal nicht vor. bei den Altgläubigen selten allein, sondern gewöhnlieh als zweiter Vorname. In Slavonien ist es Brauch, dass man dem neugebornen Kinde den Namen der jüngst im Hause verstorbenen oder aus dem Hause ausgeheirateten Person gibt. Nur wenn die Kinder nacheinander sterben, gibt man dem neuen Ankömmling den Namen des Vaters, bezw. der Mutter, oder man nennt das Kind Stanko (der Stehenbleibende), oder wenn es ein Mädchen ist, Stana, oder auch Zivko und Zivana (Vitalis). Zuweilen wählt man einen recht erschreckenden Namen, wie z. B. Vuk und Vukosava.:) Wie zuvor bemerkt, um den Tod oder die Hexen gewissermassen zu verscheuchen, oder auch, damit es gleich muthig und ausdauernd wie ein Wolf werde.2) Im Allgemeinen finden sich, wie bemerkt, solche volksthümliche Namen nur höchst selten bei den Anhängern der römisch-katholischen Kirche, die haben fast durchgehends die Heiligennamen des römischen Kalenders angenommen (vergl. Ili6 a.a.O., S. 26—28)-Es hat sich aber noch immer bei den Altgläubigen eine stattliche Anzahl echt volksthümlicher Namen erhalten, sowohl Männer- als Frauennamen. Bei der Bildung von Frauennamen «liegen häufig Blumennamen zu Grunde, bei Männernamen findet man dagegen vorzugsweise die Tugenden hervorgehoben, die einem Manne wohl anstehen. l) Ehedem, in älteren Zeitläuften, mochte sowohl bei den Slaven als hei den Germanen eine andere Anschauung eine derartige Namengebung hervorge-rufen haben. Der Wolf erschien den einfachen Menschen als ein edles Thier' ebenso der Hund, daher hei den Germanen Namen wie Wölsung, Hunding. D;1^ südslavische Bauernmädchen fühlt sich auch gegenwärtig hochbeglückt, wen" sie von ihrem Herzensfreunde »meine liehe Hündin« traut angesprochen wird- ■J Damit das Kind stets bei gesegnetem Appetit sei und ihm jede Speise gut anschlage, zieht man es durch die Haut, welche einem Wolfe über den Kopf vom Rachen gezogen worden. Diese Haut nennt man »Wolfsmundsperre« (kurjacki zev). Damit das Kind kühn wie ein Wolf werde, näht man ihm i" den Gürtel oder auch in das Hemd ein Stückchen vom Auge und Herzen eine3 Mäune m am en in Bulgarien: Nedelko, Momčila, Rade, Rale, *&rpce, Stojan, Cvetko, Veljan, Bosiljke (Basilikum), Grozdan (Traukenmann), Stanko, Kale, Temeljko (der eine festen Grund hat, 8*iech.: lfl,a,o^ Nedan, Mile, Bogoja, Sekula, Slave, Trenče, Ognen. D/agoe, Stoil, Stoiko, Radul, Sredko, Valjo (der Tüchtige), Veljo, Veliöko (der Grosse), Goran (der vom Gebirge), Tiljo, Zlatan (Gold-ki»dj, Božil, Crvau (der Rothe), Ljuben, Iskro, Diko (Stolz), Spas (Rettung), Naidin (der Findling), Boro (Fichtenmann), Smilj (Sand-ruhrkraut), Glavice (der einen grossen Kopf hat), Crno (der Schwarze), Branko (der Vertheidiger), Dobri (der Gute), Kamee (der kleine ^tein), Čudo (das Wunder), Rilko, Doko, Ljubomir (Friedlieb), Verden (der grosse Tag, Ostern), Siljan (der Mächtige), Zdrave (ge-Sllud), Vitan, Kitan, Kojko, Rades, Sarbin (Serbe). Ein langes Ver-^eichniss solcher Namen findet sich als Anhang zu den Bulgarski srodni pjesni der Brüder Miladinovci. Bei den übrigen Südslaven kehren dieselben Namen wieder. Vor Jahren las ich im Deželi <.'•'-schen Almanach »Dragoljub« ein sehr reichhaltiges Verzeichniss Solcher volkstümlicher Namen. Einige finden sich auch bei M. ^ tojanov ić in der Sbirka hrvatskih narodnih poslovicah i riečih, 252. Hier sind sie: Aco, Božo, Ćiro, Drago, Dušan, Dujan, ^l'ak, Gašo, Gojko (Jevto ist ein biblischer und Hinko ein deutscher ^änae: Jephta und Heinrich. Stoj. zählt sie mit Unrecht den eigentlich slavischen Namen bei), Cvjetko, Dragutin, Domoslav, Woslav, Ljubomir, Miroslav (Friedrich), Mirko, Radoslav, Srdan, ^anko, Stojan, Stanoje, Milutin, Velko (Grujo = Georg und Vid Vitus sind keine volksthümlichen Namen, d. h. keine Ursprüngen slavischen), Nahod (Findling) u. s. w. Frauennamen in Bulgarien: Rada (die Arbeitsame), Biljana töilje, Pflanze), Stojna (die Standhafte?), Cveta (Blume), Mita, Vunena (Rosenrothe), Meglena, Neša, Velika, Stamena, Kala. Bi* Bera (Perle), Bojana, Zlata (Goldmaid), Trena, Malja, Rakida, Slava (Ruhmvolle), Loza (Rebe, Banke), Volka, Boška, Božana, Rada-*eua, Grozdana (Traube), Bogdana (die von Gott gegebene; wahrscheinlich eine Nachbildung des griechischen Theodota, oder Theodora), Rajka, Gruda Lula, Mladina (das junge Reis), Vuna, Dinka Quitte?), Ruža (Rose), Lada, Tiha (die Stille), Zivka, Tanka, Biela, Pauna (Pfauin), Jaglika (Primel), Dzvezda (Stern), Dunja (Quitte), Wolfes ein, oder man gibt das Stück in das Amulette (amajlija), welches das Ki,id um den Hals trägt. Vergl. Milićević a. a. O., S. 157 und 158. Dremuša (die Siebenschläferin), Perunica (Lilie), Kita (Strauss)) Ljubika (Veilchen) u. s. w. Dieselben Fraueiinamen kommen auch im übrigen slaviscben Süden vor, wir fügen aber noch einige hinzu: Draginja, DragoP (die Liebliche), Ljubosava, Ljuba (die Geliebte), Mila, Milica (d"ie Angenehme), Biserka, Zorkä, Zuža (für Ruža = Rose), Živanfc Mileva, Višnja (Weichselkirsche), Grlo (Kehle), Jagoda (Erdbeere). Miloduvko (angenehm duftende, Liebfrauenstöckl), Srma (Gold- [oder Silber-J Faden), Smiljka (Sandruhrkraut ') u. s. w. Die meisten dieser Namen sind blosse Kosenamen, die man den Kindern giW und die ihnen ihr Lebelang bleiben, so dass man ihren Taufname11 mit der Zeit ganz vergisst. Die Südslavinnen pflegen sehr fruchtbar zu sein; Zwilling6 (dvojci) und auch Drillinge (trojci, tronjci) gehören nicht zu den Seltenheiten. Wie Jukic bezeugt, sind Kindermorde unter den sla-vischen Türken und, wie er zögernd hinzusetzt, in Nachahmung der türkischen »Dummheit« auch unter Christen an der Tagesordnung. Dasselbe ist auch in den slavonischen Niederungen de* Fall, wo die Bäuerinnen noch häufiger ihre Leibesfrucht abtreiben-Vor zehn Jahren wurden die Weiber eines ganzen Dorfes bei Požegi1 wegen Fruchtabtreibung in Untersuchung gezogen. Eine Mutter hatte ihrer eigenen Tochter eine Spindel in den Leib gestossen, um eine Abortirung zu erzielen. Die Tochter starb an der inneren Verletzung. Der Mann führte Klage, und so kam die ganze Sache ans Tageslicht. Im Ganzen wurden etwa dreissig Frauen angeklagt die Sache verlief aber im Sande. Ammen kennt das Volk nicht. Jede Mutter nährt ihr Kind" allein, und zwar reicht sie ihm so lange die Brust, bis sie ein zweites Kind gebärt. Das letzte Kind einer Mutter säugt oft viele Jahre an der Mutterbrust. Vor einigen sechzehn Jahren sah ich, wie ein sechsjähriger, ausgewachsener Junge nocfi säugte. Es war in Kaptol bei Požega. Das Bürsehlein war Schweinetreiber. Früh Morgens wurden die Schweine aus der Hürde herausgelassen. Grunzend und einander herumstossend liefen sie im Gehöfte herum. Da rief jenes Bürsehlein: »Majo, dadersise!« (Mütterchen, gib mir die Brust!) Darauf setzte sich seine Mutter, eine ältliche Bäuerin, aid ') Es würde zu weit führen, jeden Namen etymologisch zu erklären and zu zergliedern; darüber müsste eine Spezialuntersuchung geschrieben werden, di* den einschlägigen Stoff vollständig beizubringen hätte. Dafür ist hier gewis& nicht der Ort. die Thürschwelle, und der Junge nahm sein Frühstück ein. In Serbien und Bosnien ist der Glaube im Volke verbreitet, dass ein Knabe, der mehrere Jahre an der Mutterbrust saugt, unfehlbar ein Held werden müsse. »Kraljević Marko wäre nie ein so grosser Held geworden, hätte ihn seine Mutter nicht volle zwölf Jahre gesäugt,« s^gt das Volk. Wenn einer Mutter die Milch versiegt, so isst sie Salat mit Zwiebeln und legt sich zwischen die Brüste Bähungen aus jungen Zwiebeln an. Es muss eine besonders gute Freundin und Bekannte sein, an deren Brust man sein Kind stillen Besse. Man fürchtet, das Kind könnte an der Brust eines bösen Weibes Bosheit ruit der Milch einsaugen. Mütter, denen die Milch versiegt, pflegen ln- ein gereinigtes Horn Kuh- oder Schafmilch zu giessen, darüber die Euterwarze eines Schafes zu ziehen und daran das Kind saugen zü lassen. Will die Mutter ihr Kind von der Brust abspähnen, so ttuiss sie mit eigener Milch einen kleinen Kuchen ankneten, backen and dem Kinde zu essen geben. Darauf darf sie ihm nicht mehr die Brust reichen. Ferner muss sie in den Busenlatz vorn Hemde von oben nach unten eine Nadel stecken, damit auch die Milch üaeh unten sich verlaufe; dann ist es gut, wenn sie das Hemd verkehrt anzieht, in der Weise nämlich, dass der Brusttheil auf den Kücken, der ßückentheil auf die Brust zu liegen kommt, damit also auch die Milch den umgekehrten Weg nehme. Nachdem man dies Alles gethan, darf man das Kind auf keinen Fall mehr saugen lassen, widrigenfalls das Kind eine so gefährliche Hexe (veStiea) Werden müsste, dass es durch einen einzigen Blick einen Reiter Vorn Ross hinabstürzen könnte. Empfindet die Mutter Schmerzen an den Saugwarzen, so hat sie Hasenfett auf einen Leinenlappen aufzustreichen, sich als Bähung anzulegen, und der Schmerz wird sich auf der Stelle verlaufen. Damit die Mutter nach dem Ableben ihres Säuglings keine Schmerzen in den Brüsten bekomme, so sticht sie dem Kinde zwei Spennadeln ins Hemd über der Brust. Wenn man das Kästlein 111 it dem Kinde ins Grab hinabsenkt, zieht man das Kästlein dreimal he rauf und lässt es wieder hinab. Der Deckel wird zu Kopf und Pässen der Leiche nicht vernagelt, und zwar weil man glaubt, dass sonst die Mutter unfruchtbar bliebe, oder wenn es gut ginge, eine sehr schwere Geburt bei der nächsten Niederkunft zu bestehen hätte. So lange das Kind nicht getauft ist, darf es von Niemand geküsst werden. Auch zeigt man es nicht Jedermann, weil man Furcht vor Beschreiung hegt. Zum Schutze gegen ein solches Krauss, Sitte u. Gewohnheitsrecht d. Südsl. 35 Vorkommnis behängt man das Kind gleich nach seiner Geburt mit allerlei Amuletten, gewöhnlich mit einem Löffel. Ein Kind" darf nicht als schön befunden weiden. Dies wäre schon eine Be-schreiung (urok). Der Löffel wird dazu beigegeben, damit der Zauber auf den Löffel und nicht auf das Kind wirke. Will eine gute Freundin dennoch ihrer Bewunderung Ausdruck verleihen, so schickt sie ein »unbeschrieen« (ne bud uroka, ne budu rečeno!) voraus. So lange das Kind klein ist, wird immer viel von alten Weibern gethan, um dasselbe vor bösem Zauber zu feien. Wenn dem Kinde der erste Zahn ausfällt, so nimmt ein altes Weib den Zahn, bohrt ihn in den Stamm eines alten Weidenbaumes hinein und keilt dann die Oeffnung mit einem Pfropfen zu; dies geschieht, damit das Kind nie Zahnweh bekomme.*) Noch allgemeiner ist folgender Brauch: Wenn dem Kinde ein Zahn ausfällt, so schickt man das Kind auf den Boden, wo es den Zahn in einen dunklen Winkel werfen muss und dabei zu sagen hat: »Maus, Maus! Da hast du einen beinernen Zahn, gib du mir dafür einen eisernen Zahn!« (Miš, miš! evo tebi zub kosteni, a ti meni daj gvozdeni!) Sobald das Kind diese Worte gesprochen, muss es ausspucken. Das thut man, damit kein Zahn mehr ausfalle.2) Damit das Kind eine rothe Gesichtsfarbe bekomme und schön werde, schmiert man ihm das Gesichtchen mit dem Blute von der Nabelschnur ein, die Augenbrauen aber mit des Kindes eigenem ersten Abgange. Damit das Kind allezeit von Mundweh verschont bleibe, dreht man ihm im Munde ein Schlüsselchen um und verbirgt das Schlüsselchen irgendwo an einem versteckten Orte, wo man es nie finden wird. Wenn das Weib kein Kind mehr zur Welt bringen will, so schliesst sie mit den Füssen des letztgeborenen Kindes gleich nach dessen Geburt die Thüre. Will ein Weib einige Jahre hindurch nicht mehr Kinder zur Welt bringen, so braucht sie blos in das erste Badewasser ihres *) Iii6, S. 28. TJeber denselben Zauber der Einpflöckung des Krankheitsgeistes, besonders des Zahnschmerzes, vergl. die Auseinandersetzungen W. Mannbar dt's: »DerBaumcultus der Germanen und ihrer Nachbarstämme.« Berlin 1876» S. 21 ff. 2) Iii6 a. a. 0. Vergl. Mannhardt a. a 0., der ähnlichen Glauben hei den Germanen erklärt. Kindes so viel Finger zu stecken, als sie Jahre hindurch unfruchtbar Oleiben will, und dann die Finger ablecken. Kommt das Kind am Ostertage zur Welt, so glaubt man, Vater und Mutter würden ihm bald sterben. Damit das Kind kein Linkhand werde, achtet man darauf, dass es aus der rechten Mutterbrust zuerst säuge. Damit das Kind nie Bauchzwicken und Magendrücken bekomme, nimmt die Mutter am ersten Morgen nach ihrer Niederkunft ein wenig Heu oder Stroh aus dem Bettchen des Kindes uud beisst das Stroh im Munde durch. Wenn das Kind in krampfhaftes Weinen (vriska) zu verfallen pflegt oder Nachts häufig aufwacht, so räuchert man es mit Kuhmist, den man auf Dornen gefunden, und zwar mengt man in den Mist Haare vom Vater und der Mutter. Das Ausräuchern (k ä d) geschieht auf folgende Weise: Man beräuchert das Kind »nter der Achselhöhle, zwischen den Füssen, um den Leib (die Hüften) und um den Kopf herum. Ueberdies lässt man das Kind Hauchschwärze von einer Lichtscheere, mit Oel vermengt, trinken. Andere gebrauchen in diesem Falle folgenden Zauber: Man trägt das Kind Abends vors Haus, wann der Vollmond hinters Gebirge niedersteigt, und macht mit dem Kinde dreimal eine ^urf'bewegung und spricht dazu: »Du Mond hinter dem Berg, meines Marko (oder wie sonst das Kind heisst) Krampfweinen m den Berg hinein!« (Mesec za goru a moga Marka vriska U goru.) Es gibt noch eine andere Art, wie man dieses gefährliche Weinen zu bannen sucht. Im ersteren, sowie in diesem Falle liegt dem Bannen der Glaube zu Grunde, dass das Weinen durch böse Geisler hervorgerufen wird, die vom Körper des Kindes Besitz genommen. Wann die Mutter eines so krankhaft gereizten Kindes Abends irgendwo jenseits des Flusses in der Ferne ein Feuer gewahrt, so schöpft sie in eine grüne Holzschüssel Wasser ein, hält das Kind auf dem Arme, tunkt in das Wasser Brandscheiter ein (oder auch blos glühende Kohlen; so sah ich's in Slavonien) und spricht: »Die Vila beweibt ihren Sohn und lädt meinen Marko zur Hochzeit ein. Ich schicke nicht meinen Marko, sondern sein Weinen.« (Vila sina ženi i moga Marka zove na svadbu. Ja ne šiljem Marka nego šiljem njegov plač.) Das spricht die Mutter dreimal nacheinander, lässt das Kind von dem Wasser sich satt antrinken, begiesst mit dem Wasser den Haushund oder die Hauskatze, stürzt 35* die Schüssel auf dem Boden um und lässt. sie umgestürzt über Nacht drausseu liegen. Damit sich das Kind eines gesunden Schlafes erfreue, pflegt man während des ersten Jahres nach des Kindes Geburt nach Sonnenuntergang um keinen Preis ausser Haus weder etwas zu bestellen, noch zu verborgen. Blieb ein Fremder bis zur Abenddämmerung im Hause, so muss er vor dem Fortgehen dem Kinde den Schlaf geben. Er muss nämlich, sei es auch nur den kleinsten Faden von seinem Gewände abreissen, auf oder neben das Kind in die Wiege legen und dazu die Worte sagen: »Schlaf so, wie ich!« (Spavaj kao ja.) Findet das Kind Nachts keinen Schlaf, so nimmt die Mutter Abends in den Mund Wasser, wäscht dem Kinde mit diesem Wasser die Augen aus und trocknet sie ihm mit dem rückwärtigen Hemd-schoss ab. Wann man mit dem Kinde zum ersten Male in einem fremden Hause einen Besuch abstattet, so pflegt die Hausfrau dem Kinde, bevor es wieder heimgetragen wird, das Gesichtcheu mit Meli 1 zu bestreichen und ein Eileiu und noch ein Stückchen Zucker mitzugeben . Wenn man das Kind aus der Bademulde heraushebt, muss man in die Mulde, oder von der Stelle nimmt, wo eo eingewickelt lag, auf diese Stelle hin ausspucken. Am Aschermittwoch darf mau ein Kind nicht baden, sonst wird es krätzig. Ein kleines Kind darf man auf die Fusssohle weder schlagen noch kratzen, sonst ist es im Wachsthum gehindert; man darf ihm kein Ei in die Hand geben, weil es da auf seine Händchen schaut, sie für golden hält und mit ihnen spielt; ein Kind darf man auch nicht mit Blumen schmücken, denn es ist ohnehin die schönste Blume. So lange das Kind nicht sprechen kann, soll man es vom Fleische eines Huhnes nicht essen lassen, welches noch nicht gegluckst oder gekräht hat. v Erlangt das Kind nicht rechtzeitig das Sprachvermögen, so muss man dem Kinde aus einer Kuhglocke Wasser zu trinken geben. Wünscht Einer, dass sein Kind sogleich sprechen kann, so stehle er einem Zigeuner aus dein Schnappsack ein Stück Brod und lasse das Kind von diesem Brod verkosten, oder rühre mit dem Kührstock in der Bachmühle einen Fladen für das Kind an. Hat das Kind Bauchschmerzen, so muss man weissen Weihrauch zu Pulver stossen und das Pulver mit Muttermilch ankueten und den Teig dem Kinde zu essen geben. Wenn einem männlichen Kinde der Hodensack anschwillt, sagt man, es leide an Keilen (Pfropfen, da su mu klinovi). Die Mutter muss sich mit dem Kinde auf eine Brücke begeben, mit einem Bohrer in eines der Bretter ein Loch bohren und in das koch einen Keil eintreiben. Dem Kinde widerfuhr aber nur darum das Leiden, weil seine Mutter während der Schwangerschaft im Schurze Keile (Pfropfe) auflas und damit Feuer anmachte. Deshalb soll man nie mit Pfropfen oder Fassreifen aus Holz feuern oder gar die Scheiter kopfüber, d. h. mit dem dickeren Ende voran, auflegen ; denn Alles dies hat zur Folge, dass das Weib nicht eher ^rer Leibesbürde ledig werden kann, als bis sie durch einen Reif geschlüpft, welcher von selbst vom Fasse abgesprungen. Auch trifft es sich, dass sie dann das Kind kopflings gebärt. In Gegenwart eines kleinen Kindes soll man nicht »Frosch« (žaba) sagen, sonst bekommt das Kind Ohrenreissen. Spricht aber Einer unverwissen das Wort aus, so muss man das Kind sogleich beim Ohre zupfen. Ehe die Mutter ihrem Kinde ein neues Hemd anzieht, lässt Sle vorerst durch das Hemd eine glühende Kohle (živ ugljen, wörtl.: lebendige Kohle) fallen und spricht dazu den Zauber: »Sollst es zerreissen und lebendig und gesund durch ein anderes eintauschen.« (Da počepaš i drugu da promeniš živ i zdrav.) * * * Die Zeit des Wochenbettes heisst bab ine. Ueber den Besuch der kuma bei der Wöchnerin sprechen wir im Capitel »Gevatterschaft«. Bei den Serben währt das babine, nach Vuk, gewöhnlich Sieben Tage. Während dieser Zeit wird die Wöchnerin ununterbrochen von ihren Freundinnen und Nachbarinnen heimgesucht, die beschenken das Kind und veranstalten in dem Hause eine Art Piknik. Nachts halten sie regelmässig bei der Wöchnerin Wache. Es herrscht nämlich der Glaube, dass durch den Gesang und das Gespräch der Anwesenden der Einfluss böser Geister auf das Kind u»möglich gemacht wird. Besonders scharf wird in der dritten u»d siebenten Nacht Wache gehalten. Von einem Menschen, der balb verrückt ist, sagt man: »Der wurde die siebente Nacht nicht Wühl bewacht.« Wer sich vom Schlafe übermannen lässt, dem wird das Gesicht berusst oder man näht ihm einen alten Fetzen oder gar eine Decke ans Kleid an. Es gibt eigene Lieder, die bei diesen Nachtwachen gesungen werden, z. B.: I. Hei! auf einem grossen Baume eine Bohne grünt, Wer ist's, der sie angepflanzt hat, dass so schön sie grünt ? Jovo ist's, der sie gepflanzt hat, dass so schön sie grünt. Mara hat von ihr gekostet, d'rum das Herz sie schmerzt. — Schaukle hin und schaukle her, wer ist der Vater ? Schaukle hin und schaukle her, Jovo ist der Vater. Schaukle hin und schaukle her, wer ist der Grossvater? U. s. w. II. Früh erwacht der junge Jovo, Vor dem Morgengrau'n. Sattelt rasch sein braunes Bösslein, Zieht ins Hochgebirg. Er vergass daheim die Handschuh' Und die Stiefel gelb. Als zurück nun Jovo kehrte In sein lichtes Heim, Fand er seine Herzgeliebte, Einer Gutsfrau gleich, Hingestreckt auf seid'nes Polster, Auf dem weichen Pfühl. Neben ihr ein kleines Wieglein, Fein aus Buchenholz. In dem Wieglein ruht ein Knäblein, Wie ein Apfel Gold. Jovo sieht sein trautes Weibchen Und begrüsst sie froh: »Wohl bekomm' dir's, Herzgeliebte, Einer Guisfrau gleich!« III. — Was für Lärm ertönt im Hause? Was besagt der Lärm? — Jovo hat nun Vaterfreuden. Jeder freut sich mit. — Sprich, wer freut sich bass am meisten? — Wohl der Vater selbst. Und man freut sich, fleht zu Gotte, Um des Kindes Wohl. IV. Eine Zitternadel zittert, Voll von Perlenglast. Unter ihr ruht unser Weibchen, Mutter eines Sohn's. Sie besuchen alle Schwäger, Lauter Herrschaften : »Wohl bekomm' dir's, junges Weibchen, Mutter eines Sohn's!« V. 0 Bojana, du aus Gold ein Apfel! Wo du rausch'st, da ward ein Kind geboren, So ein Kind ward nie bisher geboren, Nie geboren und noch nie gesehen. Wird geherzt vom Mütterlein, dem alten, Nur nicht von dem Liebchen Angelika. Drei Genossinnen sie da besuchten: »Fehlt dir was, o Freundin Angelika, Dass du nicht das Kindlein lieb magst herzen, Hast's doch unterm Herzen selbst getragen?« Es entgegnet Freundin Angelika: »Fragt, ihr drei Gespielen, nicht so blöde! Kann von Herzen ich das Kindlein herzen, Hab' ich's unterm Herzen auch getragen; Kann von Herzen ich das Kindlein herzen, Das vom Zengger Ivo wird gemieden?«1) Am Tauftage wird der kum von den weiblichen Gästen (in Slavonien) mit folgendem Liedchen 2) angesungen: *) Ilic a. a. 0., S. 21 f. Bulgarische Lieder dieser Art findet man Hehrere in der Sammlung der Brüder Miladinovci. Wir können davon hier absehen, weitere Beispiele beizubringen. — Ivo aus Zengg (Ivo Senjanin), vielgefeiert im Volksliede, lebte in der zweiten Hälfte des siebenzehnten Jahrhunderts. a) Stojanovic. Slike, S. 215 f. Spass' nicht, kum, du Jammermensch, du! Gut genährt will sein das kumöe *), Wohl mit einem fetten Imbiss. Gut getränkt will sein das kumee, Wohl mit einem Methgetränke. Gut bekleidet sei das kumöe, Gut bekleidet, angekleidet. Einen kalpak und dolama 2), Lederstrümpflein und Opanken, Diese Dinge braucht das kumöe, Auch 'neu Seidengurt zum Gürten. Sobald der Gevatter (kum) am Tauftage in der Früh' ins Haus kommt, legt man das Kind auf ein Polster und dann iu eine Baumrinde oder eine kleine Wiege. Die Rinde oder Wiege wird mit einem bunten Tuch zugedeckt und mit einem gestickten Gürtel umwunden. Ein Mädchen aus dem Hause trägt das Kind auf den Händen oder auf dem Kopfe zur Kirche. Wenn die Kirche weit vom Orte ist, so fährt man wohl zu Wagen, doch die kuina darf nicht fahren, sondern muss zu Fuss neben dem Wagen einhergehen. Bevor man aufbricht, pflegt man — der Brauch ist auch für Krain bezeugt — dem Kinde Salz und Brod als Symbole des Reichthums und Segens in die Wiege zu legen. Ist's ein Mädchen, so pflegt man dem Kinde mit ein Bischen Hanfwolle über den Mund zu streichen, damit es einst eine gute Spinnerin werde. Vor der Taufe reicht selten eine Mutter ihrem Kinde die Brust. 3) Jukic, der Franziskanermönch, sagt a. a. 0., S. 167: »Vor der Taufe ist ein Kind ein wahrer stinkender Jude (eifut 4), diese aber werden in Bosnien als ungläubiger Unflath betrachtet« u. s. w. »Daher ist ein ungetauftes Kind, wenn es stirbt, nicht würdig, mit den übrigen Christen in einem Friedhof zu liegen,« (Jukic unterschiebt diese seine Ansicht den Bosujaken,) »sondern muss *) Pathenkind. *) Das Untergewand, um das der Gürtel gezogen wird. 3) In einem Tlicilc von Syrmien auf keinen Fall vor der Taufe. *) Geht man der Grundbedeutung des Wortes civut nach, so erfährt man, dass es ursprünglich »der Gelehrte« (uir doctus) bedeutete. Im Mittelalter waren die Juden sofetim = viri docti. Nun bedeutet dasselbe Wort einen Ketzer, einen verworfenen Menschen. auss erhalb desselben eingescharrt werden. So ein Kind kann nie Gottes Antlitz erschauen, sondern kommt in den Limbo1), einen Ort der Finsternisse Jukic* kennt einfach den slavischen Volksglauben nicht, sonst würde er vielleicht solche Urichtigkeiten nicht aU8kramen. Kinder, die, ohne die Taufe erhalten zu haben, geworben sind, nennt das Volk Mövki. In Gestalt grosser schwarzer V°gel fliegen die Mövki in der Zeit zwischen dem Ave Maria-Geläute bis um Mitternacht, oder Ein Uhr Früh auf den Feldern herum und wimmern nach Art kleiner Kinder und suchen Hilfe llU(l Erlösung. Spottet ihrer Jemand, so fliegen sie rasch herbei Ull(l bläuen den Spötter tüchtig durch. Niemand vermag ihnen zu entrinnen. Vorzugsweise sind sie dem Feuer abgeneigt. Wenn )ui'er Jemand, der neben einem Feuer sitzt, spottet, so schüren sie lüJn das Feuer auseinander. Der Betreffende vermag es an diesem Abend nicht mehr anzufachen. Dieser Glaube ist allen Slaven ge-mehisam. Die Mövki beissen in Kleinrussland Mafki.*) Derselbe O'aube findet sich übrigens bei vielen indogermanischen Völkern, z- B. nach Maure r's Zeugniss auch auf Island. Der Vollständigkeit halber Jer führe ich hier eine Sage aus St. Bolfank im slovenischen eiermark au. Ich verdanke sie einer privaten Mittheilung des Warner Prof. M. Valjavec. Sie lautet: ^ An einem Herbstabende weidete ein Bauernjunge auf ei lesenflur Pferde und fachte ein Feuer an. Allrnälig dunkelte er Bursche stand beim Feuer, da vernahm er plötzlich ein I %amer Prof. M. Valjavec. Sie lautet: An einem Herbstabende weidete eiu Bauernjunge auf einer es. „ Ge- WlD&mer. Er schaute nach rechts, er schaute nach links, sah aber **lchts, nur leise Tritte waren vernehmbar.' Indessen gingen die '"''de in ein fremdes Feld, und er musste ihnen nach, um sie Wieder herauszutreiben. Wie er nun das Feuer verliess, hörte er J^ederum von einer anderen Seite das Gewimmer. In seinem ^ebermuthe fing er an, das Wimmern nachzuäffen. Als er aber 2üm Feuer zurückkehrte, erblickte er dort eine Art bisher noch nie Besehener Vögel, in der Grösse einer Gans, die sprangen um das euer herum und schürten dasselbe auseinander. Er klatschte in d|e Hände, um sie zu verscheuchen; wie er aber näher kam, fielen die Vögel über ihn her, schlugen ihn auf den Kopf und zerrissen lluu den Hut. Nach Hause gekommen, erzählte er, was ihm Nachts geschehen. An diesem Abend war auch des Nachbars Grossmütter- , ') Limbo, Lehnwort aus dem Italienischen. Die Vorhülle, WO die hin-°mmen sollen, welche blos die Erbsünde haben. 2) Vergl. darüber »IIb Ztg.« vom 7. Juli 1866, Nr. 1201. chen bei ihnen, die hörte die Geschichte mit an, machte dem Burschen Vorwürfe und sagte: »Weisst Du denn nicht, dass man nächtlicher Weile nicht wimmern darf. Die Mövje können es nicht leiden. Weisst Du denn nicht, dass dies Kinder sind, die ohne Taufe gestorben sind und nun Erlösung suchen? Gelänge es Du't einen dieser Vögel zu fangen, Du könntest leicht eine kleine See'e erlösen.« Einige Tage später weidete der Bursche am selben Ort0 Pferde und hörte wiederum dieselben Laute. Er blieb aber bei"1 Feuer und fing an zu wimmern. Die Mövje flogen herbei und schürten das Feuer auseinander. Er hatte nicht die geringst6 Furcht, sondern fing kurzweg einen der Vögel ab und trug iha nach Hause zu dem alten Mütterlein. Der Vogel war so gross eine Gaus und von schillernd schwarzer Farbe. Am Morgen trug er in Gemeinschaft mit dem alten Mütterlein die Gans zum MesS' ner in die Kirche. Sobald der Messuer den Vogel mit Weihwasser besprengt und ein Gebet über ihn ausgesprochen hatte, verwan-delte sich die Gans in ein Täubchen und flog gen Himmel Dann gingen sie selbdritt zur Feuerstätte, wo die Mövje das Feuef auseinander geschürt hatten, und sahen dort Fusstapfen von lauter kleinen Kindern. Die Kindstaufe findet gewöhnlich in der Kirche statt, nur he' den Altgläubigen kommen zuweilen Ausnahmen vor. In Bosnien erhält der Priester für die Taufe nach Jukic's Zeugniss fünf Kreuze1"' reiche Leute pflegen aber noch ein Geschenk, etwa ein Tücbel, geben. Dieses Geschenk nennt man jabuka (Apfel). Auch die übrig60 Anwesenden bedenken den Priester. In Kroatien und Slavonien beträgt die Tauftaxe 30—50 Kreuzer, je nachdem der Priester ^ sich handeln lässt. In Slavonien sind Volk und Priester sehr tolerant. Man lässt auch Juden als Taufzeugen zu. Das Gebet spricüt entweder der Priester selbst (gegen eine kleine Entschädigung) oder sonst Jemand. Ich kenne in Slavonien einen jüdischen Kaufmann, der wenigstens fünfzigmal Christenkindern als Gevatter gestanden- Nach der Taufe darf Jeder das Kind besichtigen und küssen» muss aber dafür ein kleines Geschenk entrichten, sonst schneid^ man ihm einen Zipfel vom Gewand ab. Wenn Jemand vom tholicismus zum Altglauberthum übertritt, so wird in Bosnien mJ* ihm eine neue Taufe vorgenommen, als wäre der Betreffende bisher ein Heide gewesen. Die Katholiken in Bosnien nennen sich echte Boimjaken (pravi BoSnjaci), die Altgläubigen pravi Srbi (ech^ Serben). Zwischen Katholiken und Altgläubigen wird von ihr60 ■Priestern ein glühender Hass geschürt. Katholiken und Altgläubige ^gegnen sich nur in ihrem Hasse gegen die Türken. Die Moral, die der Franziskaner Jukic predigt, lässt sich in folgendem Satze Zllsarnmenfaj3sen: »Der Katholik darf den Altgläubigen ohneweiters beschummeln; ihn zu tödten wäre aber doch eine Sünde, so lange ^an hoffen darf, dass er noch einst zum Katholicismus übertreten Wlrd; ein Türke dagegen ist vogelfrei. Einen Türken zu tödten, lst ein höchst gottesfürchtiges Werk.« Jukic ist nicht der Erste, der dergleichen sagt, ihm gebührt nur das Verdienst, diese Lehre 5111 Papier gebracht zu haben. Nach dem Kirchenbrauche muss der Priester nach der Taufe ^as Kind anhauchen. Wie Jukic erzählt, so legen sich die Türken diese Ceremonie dahin aus, der Priester flüstere dem Kinde zu: * Werde ein Türke, wenigstens einen Augenblick vor deinem Tode, s°ost musst du zum Teufel fahren!« Ein früh verstorbenes Kind zu beweinen, gilt als eine Sünde gegen Gott. »Das Kind ist zu den Engeln gegangen,« sagt man in ^°snien. Ein Erstgeborner wird ein geflügelter Engel. Diese Anstauung ist keineswegs, wie man wohl auf den ersten Blick zu glauben geneigt wäre, aus dem Christenthum in den Volksglauben eiügedruugen, vielmehr haben wir hier einen allen Indogermanen gemeinsamen Glauben in christianisirter Gestalt vor uns. Dies beweist nachstehende Sage, die in verschiedenen Varianten bei allen Indoger manen wiederkehrt. Es war einmal eine Mutter, die hatte eine Tochter, der War sie mit der ganzen Seele in Liebe zugethan. Es traf sich, dass Sle einmal mit der Tochter in den Wald ging Erdbeeren sammeln, Slch mit ihr unter einen Baum setzte und einschlief. Plötzlich kamen die Sudjenice und beschieden ihrer Tochter, dass sie in lhrem sechzehnten Lebensjahre sterben wird. Die Mutter hörte diesen Ausspruch mit an, gerieth in tiefe Trauer und sagte zur Tochter, sie möge auf ihre Gesundheit sehr achten, damit sie nicht er' doch die Frau antwortete ihm: »Mein lieber Mann, ich würde Ihnen von Herzen gerne ein Nachtlager anbieten, aber Sie kämen Ihre Nachtruhe, denn ich weine den ganzen lieben Gottestag un^ die ganze Nacht hindurch um meine liebe Tochter, und schon habe ich hundert Gulden als Belohnung für Denjenigen ausgesetzt, deJ mir angeben würde, wo ich sie noch einmal sehen könnte, abe1 bisher hat sich noch Niemand gefunden.« — Hierauf entgegnet ihr der Bettler: »Nun, ich wäre wohl im Stande, Euch es zü sagen.« — »Ach, sagen Sie es nur, ich bitt' Sie darum,« rief sl0 freudebewegt aus, »ich gebe Ihnen die hundert Gulden und das verlangte Nachtlager.« — »So begeben Sie sich,« sagte der Bettle1' »an die Ruhestätte ihrer Tochter, dort werden Sie sie sehen, doch auf das Geld verzichte ich und begnüge mich mit der Herberge allein.« Also nahm ihn die Frau auf und wartete den Allerseelentag ab. Der Allerseelentag kam und sie begab sich in die Kirche und wartete. Auf einmal nahte ein feierlicher Zug lauter weissgekleif deter Seelen, die sangen frohe Gesänge, nur die allerletzte Seele im Zuge war ganz nass und weinte bitterlich. Es war die Tochter dieser Frau. Als sie ihrer Mutter gewahr wurde, redete sie sie aü: »0 Mutter, Mutter! Warum weinen Sie immer und ohn' Unterlass nach mir? Sehen Sie doch, wie alle übrigen Seelen freudig ge* stimmt und schön gekleidet sind, während ich von Eueren Thräneö ganz nass bin. Gehen Sie doch lieber nach Haus und beten Sie flW mein Seelenheil.« — Die Frau that so und seit dieser Zeit weinte sie nicht mehr um ihre Töchter.1) Die Beschneidung bei den Türken in Bosnien-Unsere Quelle ist leider nur der Fanatiker Jukic, der in seiner« J) Die Sage stammt aus Varazdin in Kroatien. Sie wurde mir von meine»1 Freunde, Prof. M. Valjavec in Agram, für meine Sammlung südslavischer Sagen und Märchen überlassen. Diese sowie die früher mitgetheilte Sage sind wohl auch schon im II. Bd. der Sagen und Märchen der Südslaven abgedruckt-Ks braucht aber wohl keiner Entschuldigung, dass sie auch hier wieder ge" boten werden. ^apitel über den angegebenen Gegenstand sein Wörterbuch an Gemeinheiten und Niederträchtigkeiten erschöpft. Die Geschichtchen, 16 er erzählt, sind natürlich erfunden, um im Leser Hass und bscheu gegen die Türken und — Juden zu erwecken. Wir führen ^Ur eine an, die zweifelsohne auf einer blossen Erfindung beruht. °h hörte dasselbe recht oft in Slavonien den Juden nachsagen. üfcic* erzählt nämlich, das Vorhäutchen, das man einem Knaben . J1"mmt, werde zerstückelt und in einen Kuchen verbacken. »Die eibstücker (zenskadija) schätzen sich überglücklich , wenn sie H'' der Festmahlzeit in ihrem Stückchen Kuchen einen kleinen des Vorhäutchens vorfinden. Aus den übrigen (?) Vorhäutchen ''"'' machen sich die Weiber Fingerringe«. — Die Beschneidung VVlr(l vorgenommen, wenn der Knabe das sechste Jahr zurückgelegt llt- Man setzt einige Zeit früher die Bekannten und Verwandten v°n in Kenntniss und lädt sie zu einer Mahlzeit ein. Als Be-Schneider fungirt der erste beste Türke. Nur bei den Juden muss 111 geschulter Beschneidet- (Mol) die Sache erledigen. In unserer Zeit dürfte es äusserst selten vorkommen, dass eiQ Christ zum Mohammedanismus übertritt. Ehedem war dies gar 111('hts Ungewöhnliches. Der Renegat bekam in Bosnien als Gelenk einen Ducaten. Eine Gevatterschaft ist bei den Türken llloht üblich. ^ Die Türken und die Juden, Letztere sind aus Spanien einge-1 Udert, geben ihren Kindern arabische, beziehungsweise biblische ^m.en. So lange das Kind noch sehr schwach ist, wird es sorgfältig, ZU sorgfältig mit Binden und Tüchern umwickelt, so dass es S*ch nicht rühren kann. Es ruht in einem kleinen schmalen Kist-e,1> das eine Wiege vorstellen soll. Wenn die Mutter aufs Feld ^eht, so stellt sie sich dieses Kistchen mit dem Kinde auf den °I}f und trägt es so mit. Um dem Kinde das Gehen beizubringen, !V.11(1 es in einen Marterstuhl, einen sogenannten Stehstuhl (stalak) ^eingestellt. Dieser Stehstuhl ruht auf vier Rädern ; sobald sich *f Kind bewegt, geräth der Stehstuhl ins Rollen. So lange das ln-d noch ganz klein ist, muss man es jeden Tag waschen. Später l'gnügt man sich damit, jeden Sonntag eine gründliche Säuberung ^unehmen. Bei den Bosniern ist die Seife ein unbekanntes Ding. lan gibt in das Wasser ein Eidotter. Davon, sagt man, wird das lQd kräftig uud stark. Im ganzen Süden ist übrigens Eidotter bei Mädchen ein beliebtes kosmetisches Mittel. Das Gesicht eines Mädchens, das sich mit Eidotter gewaschen, erglänzt wie ein frisch lackirter Tisch, oder wie die »heisse Sonne« (žarko sunce). wie es im Volksliede heisst. Sobald das Kind laufen kann, so überlässt man es sich und seinen Spielgenossen, iusoferne man nicht das alte Väterchen odei Mütterchen, die armen Ausgedinger, die für keine Arbeit ine°r taugen und selbst einer Stütze und Bedienung bedürften, als Kindelwärter ansehen will. Die rechtliche Stellung des Kindes im Hause wird geoan durch das Sprichwort angegeben: Za decu je u zapečku mesto. Für Kinder ist hinter dem Ofen der Platz. Die frohe Zeit der Kindheit ist für das südslavische Bauei'n-kind von kurzer Dauer.J) Sobald das Kind einen Stecken in der Hand halten kann, so muss es auch schon das grosse und kleio8 Vieh, wie ein erwachsener Hirte, Tag für Tag auf die Weide treibe11-In neuerer Zeit, wo überall der Schulzwang eingeführt wird, müsspD die Kinder zur allgemeinen Unzufriedenheit die Sehule besuchen $° wird den Eltern eine Arbeitskraft entzogen, mit der man eheden1 immer rechnen konnte. Im Grossen und Ganzen ist bisher die l) Eine besonders eingehende Untersuchung, die in diesem Werke freihc'' nicht an ihrem Platze wäre, verdienen die südslavischen Kinderspiele, derß° schon bei vierhundert bisher aufgezeichnet wurden. In diesen Spielen sind eine grosse Menge uralter Sitten und Gebräuche, wenngleich in abgeschwächter Ge stalt, doch immerhin erhalten geblieben. Sie haben deshalb eine besonJere Wichtigkeit für den Folkloristen und ni cht minder für den Culturhistoriker. #s wäre eine dankenswerihe Aufgabe, die Verbreitung vieler Kinderspiele auf Wanderung durch die Welt zu verfolgen. Wir führen hier nur einen Theil 4* einschlägigen südslavischen Literatur an. 1. Slike iz domaćega života slavonskog naroda i iz prirode, s dodatkoi"' slavonske pučke sigre od Mijata Stojanovića. Semlin 18ö8, S. 143-17'5' Es werden siebenzehn Kinderspiele genau beschrieben. Im Anhange fol£en r.ähere Erklärungen. Stojanović unterscheidet Knabenspiele, Mädchenspi^6 und solche Spiele, die Knaben und Mädchen gemeinsam zu spielen pflegen. Zu'n Schluss bemerkt er, er gedenke noch zweiundzwanzig Kinderspiele — er fö'11' die Namen an — gelegentlich zu beschreiben. Ob er es je gethan, ist mir uiibe' kannt. Aller Wahrscheinlichkeit nach hat er sein Vorhaben nie ausgefühi*' wenigstens ist das, was er in seiner Schrift »Sbirka hrvatskih narodnih poslovl' cah i riečih« (Agram 18GG) auf S. 256 f. über Spiele sagt, nichts als ein dürftiger Cflule, so lange sie Priester vorzugsweise beeinflussen, kein besonderer Segen für das Volk. Die Afterbildung, die ihm aufgedrungen Wll'o\ entnationalisirt es immer mehr und mehr und macht es arbeitsscheu. Ein südslavischer Bauer, der lesen und schreiben ann, wird ein »Politiker« und findet es unter seiner Würde, hinter ein Pfluge einherzugehen oder Vieh zu weiden. Eine Cultur, die °lcht aus dem Volksthume von selbst erwächst, ist selten etwas ^erth. Sie gleicht einer einfachen Anstreicherfarbe. Ein leichter °ürmerregen wäscht sie weg. Auszug aus der Nomenclatur jener Kinderspiele, die er in den Slike ausführlich schrieben. . 2. Bei Medakovid im Život i običaji Crnogoraca, S. 158—171. Pazar er Handel) und Medjed (der Bär), mehr Spiele Erwachsener als Kinderspiele, y 3. Bei Vuk Karadzic im Život i običaji naroda srpskoga, B. 276—294. 0n neunnndvierzig Spielen, die er mit Namen anführt, werden neunundzwanzig trieben. Zum Theil sind es Spiele, die schon Stojanovio geschildert. 4. Im Glasnik in einigen Bänden. Sehr viel Neues, g 5. Ilić. Narodni slavonski običaji- Plesi i sigre (Tänze und Spiele). • 253—277. Im Ganzen werden einundzwanzig Spiele beschrieben. Die Darstel-^)ng ist ausnahmsweise gut. Besonders dankenswerth sind die vielen Volkslieder, le bei dieser Gelegenheit mitgetheilt werden. 6. Ein besonderes Büchlein: »Kinderspiele für die Jugend beiderlei Ge-echtes« (Djetinje sigre za mladež obojega spola) ist vor einigen Jahren in Srarn von A. Hajdinjak erschienen. Ich kenne es nur dem Titel nach, j _ 7. Srpske narodne igre, koje se zabavi radi po sastancima igraju; pokupio ^°pisao Vuk Vrčevi ć. Belgrad 18G8. Enthält hundert Spiele. Ausgezeichnete Stellung. Aeusserst werthvoll, j 8. Bulgarische Kinderspiele in Bolgarski narodni pjesni der Brüder Mi- a din ovci, S. 525—526 (und bei Čolakov im Sbornik an einigen Stellen), j 9. Eine Menge werthvollen Materials bergen die verschiedenen Jahrgänge yGr Jugendzeitschriften Smilje (kroatisch), Cike Jovin list (serbisch) und ^/tec. Auch im Kres (slovenisch), im Ljubljanski Zvon und besonders in den °vice findet sich reichhaltiger Stoff. XXIV. Die Ehescheidung. Nach dem Gewohnheitsrechte der SüdsJaven ist jede Ehe untel gewissen Verhältnissen lösbar. Dagegen behaupten einige unsere1" Gewährsmänner, dies sei ganz undenkbar. Man darf hier ebeflSO' wenig als sonst die Stimmen zählen, sondern muss ihren Wei"^ prüfen. Unter Denjenigen, welche die Zulüssigkeit einer Ehescbei' dung verneinen, steht merkwürdigerweise Vuk Vrče vic* obenan-Derselbe hat einmal recht ausführlich in der Zaraer Zeitschril* »PravdonoSa« (1861, Nr. 27) über die Ceremonien bei ei»el Ehescheidung in der Bocca gehandelt und dann ein anderes Mal wieder recht ausführlich die Geschichte einer Ehescheidung in der Crna' gora geschildert (Niz srpskih pripovijedaka, S. 224—231). Da mllS& es doch Jeden befremden, wie Vrčević an BogiSić trotzde'11 schreiben konnte: »Das Volk läset sich so etwfis überhaupt gar nicht träumen, geschweige denn, dass es darüber nachgrübeln würde» ob eine Ehe bei Lebzeiten beider Gatten lösbar sei.« Zur Bekrält1' gung dieser Behauptung führt er folgende angebliche Volksspricü' Wörter an: Vjenčanje ne driješi no samo smrt! Die Trauung kann durch nichts als nur durch den Tod aufgelöst werde"' und: Od vjenčanja do groba, ja tvoj a ti moja! Von der Trauung bis zum Grabe bin ich dein und du mein! Der erstere Satz ist dem canonischen Rechte entlehnt, d& letztere wieder der bei einer Trauung übliche Spruch. Beton muss noch werden, dass sonst in keiner südslavischen SprißB' Wörtersammlung diese zwei Aussprüchei zu finden sind, wenigste118 Slr|d sie mir nicht aufgestoßen. Scheinbar bekräftigt wird das erstere Citat durch eine von demselben ganz unabhängige Variante, die BogiSić (Književnik, III, 2. Heft, S. 3) auführt: Kad se jedan put vjenča ne može se razvjenčati. S°bald einmal getraut ist, kann die Trauung nicht mehr aufgelöst werden. Bogišić gibt selbst nicht an, aus welcher Quelle ihm dieser ^«Spruch zugeflossen (wahrscheinlich aus V u k's Wörterb., S. 629, unter r a z v j e n ča t i), soviel ist aber gewiss, dass die Quelle das °1* selbst nicht sein kann, weil das Volk, zumal in seinen Sprichwörtern, keine Verstösse gegen den Sprachgebrauch sich je erlaubt. 111 Kroatisch-Serbischen darf nämlich jedan put keineswegs wie 'jlls deutsche »einmal« in Aussagesätzen zur Bezeichnung einer ^stehenden (unleugbaren, unumstösslichen, nicht zu ändernden) Tatsache, wie z. B. im angeführten Satze, angewandt werden, ^ucb. das rein zeitliche »kad« Besse sich nur schwer rechtfertigen. Nach dem Sprachgebrauche des Volkes müsste der Satz lauten: što se je vjenčalo, ne može se razvjenčati. Am schlagendsten wird Vrčević durch die eine Thatsache "zerlegt, dass die Sprache mehrere Ausdrücke für Ehescheidung 1111 d das Auflösen einer Ehe kennt. Klar ist, dass man zur Be-ng eines Vorganges dasjenige Moment besonders hervorhebt, Riehes am meisten auffällt. Bei einer Ehescheidung ist es natür- Cu jener Zug aus der bei dieser Gelegenheit üblichen Symbolik, durch den die Ehe eudgiltig getrennt erscheint. Von diesem Ge-81chtspunkte betrachtet, ist die Entstehung der von Vrčević ^brauchten Wendung vjenčanje riešiti (die Bekränzung auflösen, e°r°nationem dissolvere) nicht ganz berechtigt, denn bei derCeremonie ^''Ehescheidung, wie mau weiter unten sehen wird, ist von einem ^fanze gar keine Rede. Die verwandten Ausdrücke razvj enčavanjo ^utkränzung) und razvjenčati (entkränzen), die nach Vuk in der °Jvodovina gebräuchlich sind, scheint mir, mussten ursprünglich Fulger auf die Auflösung einer Ehe, als auf die Auflösung einer erlobuncr bezogen werden. Praglich ist der Ausdruck odudati se für: aus einer Ehe Slch scheiden lassen, im Sprichworte : Lahko se udati al težko odudati. Lei— Wo sie (von einem Jüngling etwas) hören — Lassen sie ihm Botschaft zukommen, — Wo sie (einen Jüngling) sehen, zwinkern sie ihm zu.« In meiner Sammlung südslavischer Kryptadia ist oft die Rede von jungen Witwen als Verführerinnen junger Burschen. In Pleternica traf es sich aber einmal, es war im Jahre 1874. dass ein Bauer einer Witwe Gewalt anthun wollte. Da riss sie ihm die Hoden aus. Die Dorfleute billigten diese That. Einer unkeuschen Witwe wurde an einem Sonntage unversehens auf der Strasse rückwärts au den Hock ein Ziegenschwanz angeheftet. Das gab ein Gelächter. Ich war damals ein Bürschchen von 7—8 Jahren. Mir that es leid um das Weib; darum machte ich sie auf den Aufputz aufmerksam. Sie dachte, ich hätte ihr denselben angeheftet, und wollte mich schlagen. Die Bauern nahmen mich in Schutz. Sie hätten es auch dann gcthan, wenn ich weniger unschuldig gewesen wäre. Jener Witwe wurde noch manch' anderer Schimpf zugefügt, bis sie den Ort verliess und nach Požega übersiedelte. Dort ist sie verdorben und gestorben. *) Javor, Jahrg. XI, Nr. 26, S. 818. xxvr. Vormundschaft. Die Volkssprache besitzt für »Vormundschaft und Vormund« keine alten echt slavischen Ausdrücke. Die in der Schriftsprache üblichen Bezeichnungen skrbnictvo und skrbnik sind Nachbildungen der spätlateinischen juristischen termini technici: cura-toria und curator. Ebenso sind die in Kroatien und Slavonien gebräuchlichen Worte tutorstvo und t u t o r Entlehnungen aus dem Lateinischen. In der Crnagora und im Küstenlande gebraucht nian das italienische (venezianische) procuratora und procura-tore in der slavisirten Form: prokaratura und prokaradur. Die Bulgaren haben das spätgriechische Wort für Vormund ktitor {*n'io>o) angenommen. Daneben ist auch das Fremdwort vasija im Gebrauche. Festgestellt muss werden, dass fernerhin der Sprache ein annähernd genau die Sache bezeichnender Ausdruck für Waise und Waisenthum abgeht. Das Wort, welches dafür eintritt, bedeutet im Allgemeinen Mangel oder Armuth und wird in dieser Bedeutung für gewöhnlich auch gebraucht. Nur eine Nebenform macht davon eine Ausnahme. Für »Waise« sagen die Neuslovenen nur siröta (l>oln. sierota, lit. siratas), desgleichen die Kroaten und Serben, die daneben auch die Form siroma so wie die Bulgaren gebrauchen. Nur aus dem jeweiligen Zusammenhange, in welchem ^an das Wort anwendet, kann man entscheiden, ob es mit arm oder Waise wiedergegeben werden muss. Nur die Deminutivform sirotöe und das Collectivum sirotead sind unzweideutig. In der Bocca, der Hercegovina, der Crnagora und zum Theil in Serbien kennt man für Waise den Ausdruck sirak (bulg. siraßi-ta, altsl. sir-n), z. B. im Volkslieder Siraka je lasno uevijeliti. Leicht ist's, ein Waisenkind zum Weinen zu bringen, oder: Majka rani dva sina siraka. Eine Mutter erzieht zwei Waisensöhne. Im Sprichworte: Sevap je siraka uzdržati. Es ist eine gottesfürchtige Handlung, ein Waisenkind auszuhalten. Für Waisenthum dient derselbe Ausdruck, mit welchem man Armuth bezeichnet: sirotinjstvo oder siromašstvo. Die ältere Sprachperiode kannte auch das Wort sirstvo. Die Waise in einer Hausgemeinschaft. Für Waisenkinder in einer aus mehreren engeren Familien bestehenden Hausgemeinschaft braucht selbstverständlich weder vom bratstvo noch von der Gemeinde aus ein Vormuud bestellt zu werdeu, und zwar aus zweierlei Gründen: Erstens kann das Kind, dem die Eltern aus dem Leben geschieden, insoferne gar nicht als Waise betrachtet werden, als es des domaćin Pflicht und Schuldigkeit ist, gleich-massig für alle Mitglieder der Hausgemeinschaft in jeder Beziehung Sorge zu tragen, ohne Rücksicht darauf, ob das eine oder andere Mitglied eine Waise sei. Zweitens ist die Waise rechtmässiger Theilhaber am Gesammtvermögen und erleidet daher keinen Verlust an demselben, so dass von einer Verlassenheit keine Rede sein kann. Das Privatvermögen, die eigentliche Hinterlassenschaft der Eltern des Waisenkindes, wird vom domaćin im Einverständniss mit den Hausgenossen bis zu der Zeit verwaltet, wo die Waise mündig geworden. Dies bestätigen viele zuverlässige Gewährsmänner. Im Jahre 1865 schrieb Vukelić über die Bunjevci (in der ehemaligen Militärgrenze) an Bogišić: »Für die Waisen in der Hausgemeinschaft sorgt letztere allein. Die Hausgemeinschaft kauft aus eigener Cassa für die Waisen Leinwand zur Wäsche, denn im Hause wird keine erzeugt, da der Boden zum Anbau des Leins nicht geeignet ist. Haben sich die Brüder getheilt, so nimmt der eine Bruder die Waisen mit ihrem Antheil zu sich. Man reiset sich gerade nicht darum, denn gewöhnlich sind die Antheile mager. Wenn ein verheirateter Bruder keine eigenen Kinder besitzt, so nimmt er die Waisen zu sich. In der Hausgemeinschaft hat die gospodarica (domaćica) die Waisen über'm Halse; sie erzieht sie und sorgt für Sle- Ist den Waisen irgend ein Privatvermögen von den Eltern geblieben, so verwaltet damit der nächste Anverwandte (mütterlicherseits urodu), bis die Kinder heranwachsen.« (Književnik III, 422.) Bemerkenswerth ist der Bericht Vurdelja's (Lika), denn erfahren aus demselben, dass die Hausgemeinschaft aus lhrer Mitte ein Frauenzimmer mit der besonderen Obsorge, und sVar gegen eine bestimmte Vergütung, über die Waisen betraut: *Um die Waisen und ihr Privatvermögen (njihovo imanje) beküm-sich in der Hausgemeinschaft der s t ar j e š i n a (domaćin). ^e Waisen bekommen dieselbe Verpflegung wie die übrigen Haus-^enossen; das Weib oder das Mädchen, welches der Waisen ^ckerbeet zum Anbau von Hanf (jarak zemlje za konoplju) und deren Antheil an Wolle empfängt (beansprucht), muss dafür die Waisen kleiden und waschen; Opanken und Mützen kauft ihnen, s°wie den übrigen Hausgenossen, der starješina« (aus der gemeinden Oassa, selbstverständlich). Im ehemaligen Gradiškaer und Broder Regiment, wo das °lk immerwährend wegen der unmittelbaren türkischen Grenz-^chbarschaft auf Kriegsfusse stand und durch die hier besonders 'Eckende Militärherrschaft demoralisirt worden ist, haben Waisen-lnder in einer Hausgemeinschaft viel zu erdulden oder sie müssen, ^as die Regel ist, das Haus verlassen und bei den mütterlichen ^verwandten eine Zuflucht suchen. Darüber berichtet Vali6 °'&endes: »Wenn die Kinder klein sind, so bekümmert sich um j11' die mütterliche Verwandtschaft; sind sie aber schon halbwegs ^gewachsen — besonders Mädchen von 13 und mehr Jahren so haben sie für sich allein zu sorgen unter Leitung einer f!r älteren Frauen im Hause. Der männlichen Waisen nimmt sich Nieder die mütterliche Verwandtschaft an oder auch ein Bluts-Vei>andter in der Hausgemeinschaft, sofern einer da ist, und zwar s" 'äuge, bis der Bursche heranreift, um heiraten zu können. Hat r keine Verwandten, so sorgt bis dahin der domaćin für ihn, doch er«irt stiefmütterlich und jämmerlich (kukavno), dass man es (dem Ul'«chen^ schon auf den ersten Blick ansieht, dass er verwaist ^stehe.« j Die Waise in einem engeren Heimwesen. Wenn der Vater gestorben ist, verwaltet die Mutter das Vermögen, 18 ihre Kinder heranwachsen. Hat sie keine Söhne, sondern lauter '"'llter, so trachtet sie einen tüchtigen Erbtochtermann für eine er Töchter zu gewinnen, während sie die übrigen in fremde Häuser ausheiratet. Die eine Tochter, die im Hause verblieben, igt dann die alleinige Besitzerin des gesammten Vermögens, ibre Schwestern müssen sich mit der üblichen Aussteuer begnügen. Elternlosen Waisen wird ein Vormund bestellt. GewöhnlicD wird dazu ein naher Anverwandter oder aber der nächste Nachbar wenn er als rechtschaffener Mensch bekannt ist, vom Rathe def Dorfältesten, beziehungsweise des bratstvo, bestellt. »Der Vormund,« berichtet Vurdelja, »übernimmt del Waisen Gut, bearbeitet es, zahlt davon die Steuer, den Pfarre1'' pflegt die Waisen und sorgt für ihre Bekleidung. Sobald die Waise11 so weit herangewachsen sind, dass sie selbst ihr Gut verwalte'1 können, wird der Vormund seiner Vormundschaft ledig. Sind dl0 Liegenschaften sehr ausgedehnt, und erfordert ihre Bewirthschat' tung grosse Anstrengungen, so bestimmen die Dorfältesten eine Summe, die für die Erhaltung der Waisen und für die Steuer hu1' reichen mag, und übergeben einen Theil des Gutes, dessen Ertr8» hinreicht, um die bestimmte Summe zu decken, unter annehn1' baren Bedingungen dem Erstbesten, der sich dazu bereit erklär*» zur Verwaltung. Die übrigen Grundstücke werden verpachtet. D'e Dorfältesten haben darauf zu sehen, dass die Waisen keinerlei Not^ leiden.« Es pflegen indessen auch andere Fälle einzutreten, inde'11 nämlich die Waisen Jemand auf eine bestimmte Zeit auf ihi'1'11 Grund und Boden aufnehmen oder von Jemand aufgenomm6' werden. Ueber das Vorkommen des erstgenannten Falles sprich Vukelic Folgendes: »Wenn eine Waise keinerlei Anverwandte^ (nigdje nikoga) hat, pflegt es zu geschehen, dass sich der Taul' pathe der Waisen annimmt. Steht aber die Waise ganz vereinsam* da, so übersiedelt auf ihren Grund ein Mann mit Familie, schrei'3 genau Alles auf, was er vorfindet, au Hausthieren, Geräthen u. s. ^" und schliesst auf eine bestimmte Anzahl von Jahren einen Pach** vertrag ab.« (Wohl mit den Dorfältesten als den Vertretern der Waise.) »Nach Ablauf dieser Frist legt er Rechnung ab. Was d«J Mann zu dem übernommenen Vermögen hinzu erworben, das v?ir »brüderlich« (bratinski) getheilt.« (Mit der Waise nämlich.) »ül6 Waisen treten in ihre Rechte ein, sobald sie mannbar geworden-* Ueber den zweiten Fall liegen Berichte vor von Sredano?*0 (Hercegovina und Katunska nabija) und von Cvjetovic (Dritt*' gebiet in Serbien). Sredanovič setzt stillschweigend voraus, das jede Waise Anverwandte hat, wenn er sagt: »Elternlose uninür % VVaisen werden von einem nahen Anverwandten aufgenommen Ur,d bleiben bei ihm, bis sie heranwachsen. Derselbe Verwandte haltete auch ihr Vermögen. Herangewachsene, besonders männ-1Cüe Waisen kehren wieder auf ihr Erbgut zurück.« Wie innig sich das Verhältniss zwischen Vormund und Pu-PjUe zuweilen gestaltet, geht aus Cvjetovic's Worten hervor, ^chdem er kurz dasselbe wie Sredanovic berichtet, fährt eilt: »Gewöhnlich werden die auf diese Weise aufgenommenen üder (vollberechtigte) Hausgenossen.« Er kenne in seinem pleme BlQen Manu, der habe Kinder mit ihrem Vermögen zu sich ge-ötomeu und nach Jahren mit ihnen als (gleichberechtigten) Mit-edern seines Hauses eine Theilung vorgenommen, indem er ln«n einen Theil der Heerden und Wirthschaftsgebäude abtrat, auf welehe sie bei ihrer Aufnahme keinen Rechtsanspruch gehabt. '^Verständlich wäre ihnen ihr väterliches Erbe in Grundstücken Verkürzt geblieben.« Der Vormund erhält keinerlei Entschädigung für seine Mühe-Atting; was er thut, thut er in diesem Falle für sein Seelenheil, le das bulgarische Sprichwort sagt: Za duse-to si pregledva siromat to. 111 seines Seelenheiles willen führt man Aufsicht über eine Waise. Der Vormund ist Niemand rechenschaftspflichtig; er kann er von den Dorfältesten moralisch dazu genöthigt werden, wenn U) 'i k 411 Grund hat, sein Gebaren als unredlich zu betrachten. Derlei ^0t|imt indessen äusserst selten vor; nach dem Volksglauben ist es Vilich eine geringere Sünde, einen Kirchenraub zu begehen, als Waise zu bestehlen. Vermögenslose Waisen, die noch unmündig sind, linden ^wohnlich bei nahen Verwandten Aufnahme, die Regel ist es aber j^t. Wenigstens hält man nicht dafür, dass die Verwandten vernichtet sind, der Waisen sich anzunehmen. In Gegenden, wie im °chlande der Hercegovina, wo der Hoden einer gründlichen Bereitung bedarf, an Arbeitskräften aber kein üeberfluss herrscht, ^Umt Jeder gerne eine Waise ins Haus, denn sobald sie halbwegs ^angewachsen, lohnt sie ihren Pflegeeltern deren Mühe. Die aise wird als wirkliches Mitglied des Hauses betrachtet, erhält ^Ibstverständlich keine Bezahlung, wie ein gemietheter Arbeiter, at aber, wenn es ein Mädchen ist, darauf Anspruch, dass es vom -^Uise wie eine Haustochter ausseheiratet wird. Ein Bursche wieder darf ein Mädchen heimführen und mit seiner Familie, die er gründet-auf dem Grund und Boden weiter verbleiben. In der Lika ist die Lage einer vermögenslosen Waise minder günstig. »Wenn Niemals von der mütterlichen Verwandtschaft,« sagt Vurdelja, »der Waise sich annehmen will, so trachtet die Gemeinde, das Kind zu vei" sorgen.« Man sollte darnach glauben, dass die Versorgung aus der Gemeindecassa geschieht. Davon ist aber keine Rede, denn eiue südslavische Gemeinde bringt fast nie zu diesem Zwecke Geklopfe1'-Man weiss sich anders zu helfen. »Am Sonntag vor der Kirche berathen der Pfarrer und die Volksältesten mit dem Volke übe* die Waise. Hauptsächlich forscht man darüber nach, wer im Don* am leichtesten der Waise sich annehmen könnte und von wem ni;l" dies am ehesten erwarten dürfte. Als Belohnung verspricht W$ dem Betreffenden Entlastung von verschiedenen Gemeindearbeit»'11' z. B. der Wegebeschotterung. Der gemeinsamen Ueberredung Alb'1 gelingt es, die Waise einem gutherzigen Manne oder einem Weibe aufzuhalsen (da otisnu), oder dass sich einige vermögendere Haust'1 dazu verstehen, abwechselnd die Waise auszuhaiten, bis diese s°' weit heranwächst, dass sie irgend welche Arbeiten verrichten uö*" sich auf diese Art selbst weiter fortbringen kann. Zuweilen pfleg1 es zu geschehen, dass die Herren (gospoda, d. h. die Beamten) fr" so ein Kind etwas Geld zusammenschiessen und die "Waise Jemanden1 in Verpflegung geben.« Nach Valic ist in der Broder und Gi'a' diSkaer Gegend die nicht zuständige Waise auf Kosttage ange' wiesen. Die zuständigen Waisenkinder fallen aber auch nicht def Gemeinde zur Last. Wer sich um sie bekümmert, darüber schweig* unser Gewährsmann. In der That ist es in dieser Hinsicht in Kroatien und Sl*' vonien jämmerlich bestellt. Von rechtswegen müssten sich nach der Volksanschauung die reichen Klöster der Waisen annehmen-Es geschieht wohl mitunter. Ich entsinne mich, dass das seh* reiche Franziskanerkloster in Pozega mehrere Waisen vor Jahn'" verpflegte. Es waren Knaben, einige davon meine Mitschüler. Die Aermsten führten ein wirklich elendes Dasein. Sie mussten die Gänge kehren, den Mönchen alle Dienstleistungen versehen, in1 Winter Ofen heizen, Holz tragen und dergleichen erspriesslich'' Geschäfte erledigen. Sie hatten eine grosse, halbdunkle, feucht0 Wohnstube, die im Winter nicht einmal geheizt werden durfte-Ich erinnere mich lebhaft eines solchen Waisenknaben, Namen* Vujnoviö, der in diesem Elende eines kläglichen Todes starb- ^ _ Im Jahre 1869 trieb sich in...... ein etwa zehnjähriger ' aisenknabe herum. Niemand bekümmerte sich um ihn. Nachts l'ief er in Scheunen, bei Tage bettelte er in dem Städtchen ]uni. jm Herbste dieses Jahres steckte ein betrunkener Geselle ^Jea Heuschober in der Nähe der Stadt an. Jener Waisenknabe |^aQm das Feuer zuerst wahr und alarmirte die wackeren Schild-UlSer, deren Behausungen in grösster Gefahr standen. Das Feuer "de glücklich gedämpft. Der Knabe machte auch den Brandleger uahaft, der seine That unverhohlen eingestand. Allgemeine Zu-l('denheit. Der biedere Stadthauptmann M. — er hat sich einige 'ül'e darauf vergiftet, sonst wäre er ins Zuchthaus gekommen — *tö die ehrenfesten Stadtväter, die an Ort und Stelle waren, riefen 0 Knaben vor sich. Ich stand neben ihm und hörte das Gespräch v an. Der Stadthauptmann: »Woher bist Du?« — »Aus der a-'< — »Wo sind Deine Eltern?« — »Sind heuer hier gestorben.« »Hast Du Anverwandte?« — »Niemand unterm lieben Himmel.« a griff der Herr Stadthauptmann in die Tasche und reichte dem n ein silbernes Zehnkreuzerstück. Einige Tage darauf sah , 1 wie ein Pandur den Knaben auf Befehl des Herrn Städt- llPtrnanns zur Stadt hinausprügelte. 8Cj Geitaus besser als im ganzen übrigen slavischen Süden I eim fjjj. Kaisen in Bulgarien gesorgt zu werden. Die Gemeinde . tim.rn.ert sich um dieselben freilich auch nicht, dafür aber die . .'che. ])ies scheint ehedem auch in Serbien Brauch gewesen zu q uj euie bekannte Volkssage — eine verblasste Variante der > ülPussage — weist darauf bin. (Vuk, nar. p., II, 14.) Ein Kloster-^ der findet am Strande der Donau ein angeschwemmtes Kistcheu, j,. 111 ein Knäblein. Er nimmt es mit ins Kloster und tauft das m Kahod S i m e u n , »Simeon der Fund«. »Selbst erzieht er ihn in seinem Kloster, Zieht ihn auf mit Honig und mit Zucker.« lieber den bulgarischen Brauch berichtet Odžakov: »Wenn 'e}i i •' s «ein Anverwandter oder sonst ein Dörfler der Waise annimmt, i wird das Kind von der Kirche versorgt. Ist es noch ein Säug- Si so bemühen sich die Kirchenvorsteher, ein Weib zu finden, fci k bereit 'st' die Waise bis zu ihrem zehnten Jahre zu er-^e°-en. Dafür erhält das Weib aus der Kirchencassa fünfzig bis tj^rt Groschen monatlich, Holz frei, gutherzige Menschen geben r tür das Kind Wäsche und Kleidung, Mehl und auch Geld. Das herangewachsene männliche Waisenkind wird in die Kirche auf' genommen, damit es sich weiter ausbilde. Ist's ein Mädchen, s° lebt sie bei der jeweiligen Kirchenmutter (kilidzijka), wird 1°^ dieser als Schützling der Kirche betrachtet und in Allem unter wiesen. Ist das Mädchen heiratsfähig geworden, so sucht man ^r einen Bräutigam, die Kirche besorgt die Aussteuer und verheirate das Mädchen.« Es muss Jeden sehr Wunder nehmen, dass so gastfreie u^ zuweilen fast verschwenderisch freigebige Menschen, wie es Kroaten und Serben sind, gegen Waisen eine merkwürdige Ha1*' herzigkeit an den Tag legen. Ohne Grund ist diese merkwürdig Erscheinung nicht. Den Schlüssel zur Lösung derselben gibt ^ Volkssprichwort, das allgemein verbreitet ist. Es lautet: Hrani sirotu na svoju sramotu. Ernähr' eine Waise, sie wird dir Schande bereiten. Undank hat manch' gutherzigen Menschen hart gesotten. Hiel läge nun ein Beispiel vor, wie ein ganzes Volk im Laufe Zeiten durch Undank, den es für seine Güte einerntet, für Gefühl des Mitleids abgestumpft werden kann. Zweifellos wird v$ aber, um diese Erscheinung zu erklären, nach anderen Grund011 zu suchen haben. XXVII. Adoption und Arrogation. Ein Volkssprichwort lautet: Ko nema dece nema ni sreče. Wer keine Kinder hat, hat auch kein Glück. ^as ko (wer) bezieht sich sowohl auf den Mann als das Weib, denn wie es im neuslovenischen Sprichworte heisst: Otac ni muz dok nima sina. Der Vater ist kein Mann, so lange er keinen Sohn hat, Und anschliessend daran: Mat ni žena dok nima hčere. Die Mutter ist kein Weib, so lange sie keine Tochter hat.*) Söhne sind des Hauses Stütze. Söhne allein sind nach dem eWohnheitsrechte erbberechtigt. Sie erben nicht blos das väter-che Vermögen, sondern pflanzen auch den Namen des Vaters rt. Am Sippenfeste zündet der Sohn eine Weihkerze zum Anbüken seines verstorbenen Vaters an. Von einer Tochter dagegen 8188t es im Sprichworte : Djevojka tudja večera. Ein Mädchen eines Fremden Abendessen. Man drückt sich auch schärfer aus, indem man die Bedeu-Uög eines Sohnes besonders betont: *) Novice 1862, S. 59. Na sina ostaje kuća i ime a kćer je tudja večera. Auf den Sohn vererbt sieh das Haus und der Name, eine Tochtef dagegen ist eines Fremden Abendessen. Darum sagt auch ein bosnisches Sprichwort: Bolj i sin od kala neg divojka od zlata. Ein Sohn aus Koth ist noch immer besser als eine Tochter aus GoM oder verallgemeinernd; Lipši momak od kala neg divojka od zlata. Ein Bursche aus Koth ist noch immer schöner als ein Mädcb$! aus Gold. Dieser Anschauung entspricht vollkommen das Sprichwort der B'1' nater Serben: Ako će mužko dete ko ora biti opet vise vredi neg najveća devojću^' Mag ein männliches Kind nicht grösser als eine Nuss sein, dennod1 ist es mehr werth, als die grösste ausgewachsene Maid. Im südslavischen Bauernhause darf das Feuer auf dem Herledja žena muža: ali bi voliji, dati rodim šćer ali sina? — Voliji ^'tva sina no živu šćer. Fragte ein schwangeres Weib ihren Mann: dtt'st Du's lieber, wenn ich Dir eine Tochter oder einen Sohn gebiere? — Lieber einen todten Sohn als eine lebendige Tochter. Nur in einem Falle ist der Besitz einer Tochter für den Vater ^ünschenswerth. Es liegt dem aber ein religiöses Motiv zu Grunde. (eün der Vater stirbt, so beklagt die Tochter laut sein Ableben. Je stimmt vor dem Hause die üblichen Trauerlieder an und bereitet den Zug der Todtengräber wehklagend und Gesicht und Useu sich zerfleischend. Daher das Sprichwort: Ki nima hcerice nima ni suzice. ') Wer kein Töchterlein hat, dem weint auch Niemand nach. Man betrachtet es als den Zorn Gottes oder einen Fluch, der einem Hause lastet, wenn die männlichen Mitglieder aus-^etben. Daher gelten als die gräulichsten Verwünschungen: Ne imao od srca poroda! Sollst keine Nachkommenschaft nach Herzenswunsch haben! ^n einer Stelle im Gorski vijenac heisst es: U žene mu srce skamenio, Željela mu kuća mužkih glava! Seines Weibes Herz, das soll versteinern, Und sein Heim begehre Männerhäupter! ^er es schwört ein Kämpe: Trag po tragu zatro! Eine Spur nach der andern verwische, £ l) Novice 1856, S. 257: Da bi ga eri smrti narekovala, za njim jokala, j a;s deutsche Deminutiv T ö c h t e r 1 e i n entspricht nur formell dem slavischen . **ice. Letzteres ist ein Kosewort, zu übersetzen etwa mit: 1 i e h e s 8ra«tes Kind. S uzice ist das Deminutiv von suza = die Throne. 11 2 i c c laset sich deutsch nicht wiedergeben. Kra'i8s, Sitte u. Gewohnbeitsreeh« ,1. Srtdsl. °8 d. h. ein Sohn nach dem andern sterbe ihm ab. (Daher trag Hsss männliche Nachkommen.) Gewöhnlich lautet die Verwünschung*' formel: trag ti se zatro! (Deine Spur verwische!) Im selben Sinne sagt man im Volksliede: Dom li se da Bog da izkopao! Gebe Gott, dein Heim es werd' entwurzelt! Izkopati = ausgraben. Das Bild ist, wie es die Uebertragung deutlicher ausdrückt, vom Entwurzeln eines Baumes entlehnt. Statt izkopao sagt man auch iz tražio, ausgerottet, ganz mit der Spi'r (trag) vernichtet, oder auch zatro = verwischt (Wrzl.: tr., griech.-Ttn-i», lat.: tero). Mit Hinblick auf den Brauch, dass der Sohn seines Erzeugers Andenken durch ein Jahreszeitlicht am krsno ime feiert, flucht man: Ugasila ti se krsna svijeća! Deine Weihkerze soll verlöschen! Aehnlich diesem ist ein anderer Fluch: Ne ženio, no udavao da Bog da! Gott gebe, dass du nicht verheiraten, sondern ausheiraten sollst. Ein Sohn wird nämlich verheiratet, eine Tochter ausgeheiratet' Unter den angeführten Flüchen ist dieser noch der gelindeste, denn ist wenigstens eine heiratsfähige Tochter, wenn schon kein männliches Kind im Hause, so sorgen die Eltern dafür, dass ein Dorsche zu ihrer Tochter ins Haus hineinheiratet.') In Gegenden-wo das Volk durch fremde Einflüsse wenig seine alten Sitten ein' gebüsst hat, hält es auch schwer, Jemand zum Erbtochtermail11 *) Ks ist eine vom Standpunkte der Völkerpsychologie äusserst lein" reiche und anregende Thatsache, dass zu gleicher Zeit von verschiedenen l11' dividuen ein und dasselbe sowohl als höchstes Unglück als auch als höchst«* Glück betraehtet wird. Ich will hier einen Ausspruch aus einem alten slavo'11' sehen Bauernkalender anführen. Höchste Werthschätzung des Daseins spieg^1 sich neben der erhabensten Weltentsagung in diesem Ausspruche ab: Tko nein'" novacah ni imanja taj neima ni veresie; tko neima podložne žene taj nei)'1* mira ; tko neima dytee taj neima snage ni jakosti; tko neima rodbine taj nein1* podpora. al tko od svega ovoga neima ništa taj neima ni brige ni sjyda neg0 bezbrižno i mirno živi a još bezbrižnije i mirnije uruira. Wer weder Geld no^1 Vermögen hat, hat auch keinen Credit; wer kein untergebenes Weib hat, &e( hat auch keinen Frieden ; wer keine Kinder hat, der hat weder Kraft no^1 Stärke; wer keine Verwandtschaft hat, der hat keine Stütze, doch wer vo" Alledem nichts hat, der hat weder Sorge noch Kummer, sondern lebt sorgenh1* und ruhig, und stirbt noch sorgenloser und ruhiger. Zu gewinnen. Im nächsten Capitel wird darüber ausführlicher gewindelt. Bei den Bulgaren allein unter den Südslaven scheint die Adoption ausserst selten vorzukommen, denn der gegenwärtigen bulgarischen Mundart fehlt der bezeichnende Ausdruck für Adoptivkind. Odža-k°v hebt mit Nachdruck hervor, dass der Adoptirte hranenik, 0. Pflegekind, genannt werde. Zaharijev bemerkt dagegen, ^ass man branenici unmündige Waisen nennt, die man aus 'inen in Pflege nimmt. Es kann selbstverständlich mit der Zeit ein Pflegekind von seinen Pflegeeltern adoptirt werden, dass es aber geschehen muss, wie man aus Odzakov's Worten leicht tigern könnte, wird durch Niemand verbürgt. Die kroatisch-ser-l)ische Sprache unterscheidet hier sehr genau. Man sagt nämlich v°u einer Waise, die man adoptirt oder einmal zu adoptiren beab-Slchtigt, usvojiti (zu »sein« machen), von der aber, die man blps ziehen will, pod svoje (zu ergänzen wäre vielleicht okrilje Fittiche, d.h. Schutz) uzeti (unter seinen Schutz nehmen). 1° Slavonien kennt das Volk, nach meiner Erfahrung, zur Bezeichnung des einen wie des andern Verhältnisses nur die letztere Sendung. Das kommt wohl daher, weil eine Adoption überhaupt ailsserst selten — Valić sagt, in fünfzig Jahren kaum einmal vorkommt. Auch die übrigen Berichterstatter Bogišić's bestä-^£eu das seltene Vorkommen von Adoptionen. Ganz ungewöhnlich waren sie aber wohl seit den ältesten **iten nicht: denn schon in den alten Schriftdenkmälern finden Slch entsprechende Ausdrücke für Adoptivkind, Adoption und adop-tuen. Es sind dieselben Worte, welche noch gegenwärtig bei den ^i'ben und Kroaten gebräuchlich sind. Der Adoptivsohn wird gebannt : po sinak (der gewöhnlichere Ausdruck) oder posinjenik. *e ältere Sprache kennt kein Wort für Adoptivtochter, in der öeüeren sagt man po sinka, meint aber damit eine Pflegetochter, man als unmündiges Waisenkind zu sich nimmt, bis zur Aus-^iratung bei sich behält und wie eine leibliche Tochter ausstattet. ^ass man aber ein erwachsenes Mädchen etwa wie einen Burschen üreii würde, kommt nicht vor, weil es nach der Volksauf-^assung einfach sinnlos wäre. Von diesem Standpunkte aus betrachtet, erscheint als höchsl ^ei'dächtig das Wort po kćerka für Adoptivtochter. Im Volksliede k°mmt es nicht vor, ebensowenig in deu Wörterbüchern. Es findet 8lch nur im Zbornik (S. 307, 310), von Stojauović im Singular 38* und (S. 306) von Krstić im Plural (p o kćerke) angewandt.1) Stojanović kennt sogar ein pokćerenje (S. 304) für Adoption eines Mädchens. Diese Bildung bewirkt bei dem Südslaven eine komische Wirkung, wie wenn man einem Deutschen gegenüber von einer Antöchterung spräche. Ueberdies berichtet unser Gewährsmann an der betreffenden Stelle eine zweifellose Unrichtigkeit, indem er sagt: »Selten ist die Adoption eines Sohues (posinovljenje), häufiger die einer Tochter (pokćerenje). Die Veranlassung dazu ist gewöhnlich, dass Jemand Vermögen, aber keine leiblichen Kinder (porod od srca) besitzt.« Es findet sich einmal sogar das Zeitwort pokćeriti, und zwar von Niemand Geringerem als von Vrćevio gebraucht-, doch schon die Verbindung, in welcher es steht, weist darauf hin, dass Vrčević das Wort selbst gebildet hat. Seite 306 sagt Vrćević: Tudju djevojku težko da će kogod adoptirati Ili ti pokćeriti. (Schwerlich, dass Jemand ein fremdes Mädchen adoptiren oder antöchtern wird.) Man kann aus diesen Worten das Eine —* was übrigens auch sonst bezeugt ist — mit Sicherheit entnehmen, dass das Volk in der Bocca sich des Fremdwortes bedient. Vrčević. der als Purist bekanntlich um die Schriftsprache grosse Verdienste sich erworben hat, scheint hier das Bedürfniss gefühlt zu haben, in Ermangelung eines Volksausdruckes eine Neubildung zu wagen. Ebenso fraglich ist das Collectivum posinčad, das sich bei Bogišić im Kegister zum Zbornik findet. Es dürfte doch zu den allergrössten Seltenheiten in der ganzen Welt gehören, dass Jemand mehrere Leute adoptiren würde. Wenn die Sache unbekannt ist, so kann auch kein Wort dafür im Brauche sein. Für Adoption hat die ältere Sprache die Ausdrücke: u s inje nje und posinjenje! dieselben sind noch gegenwärtig gebräuchlich neben usinovljenje (in Serbien) und vielleicht posinovljenje. Letzterer Ausdruck ist als volksthümlich nicht ausreichend beglaubigt. Für adoptiren sagt man: posiniti, posinoviti, posinovljiti und usinjivati (in Serbien). Ein Mädchen adoptiren, wird mit »djevojče posiniti* ausgedrückt. J) Auch inOdzakov's Bericht, S. 310, begegnet man einem pokderka-Der Ausdruck ist gewiss von dem Uebersctzer für hranenica irrthümlic'1 eingeführt worden. Unter die willkürlich gebildeten Ausdrücke rechne ich aud1 den merkwürdigen Ausdruck für den Adoptirenden, p o sin o vi tel j (Milino vi"" bei Bogiäid, Književnik, III, S. 420), zum mindesten ist es eine sehr jun£e Bildung. (Die Nebenform posinitelj und posiniteljica im Slovina^ VII, S. 908, b.) In manchen Gegenden kennt man nur die eine Art der Adop-dass man eine Waise erzieht, die dann im Laufe der Jahre pwissermassen durch das immerwährende Zusammenleben mit den Negeeltern und seine Bemühungen, den Wohlstand des Hauses zu Vei'rnehren, ein Kecht darauf erwirbt, als vollberechtigtes Mitglied j[es Hauses angesehen zu werden. Nach Ableben der Pflegeeltern a'*t, in Ermangelung anderer Erben, der Waise das Vermögen zu. trüber spricht sich Val de c (Rakovac in Kroatien) unzweideutig au-S: »Adoption ist nicht häufig, doch kommt hin und wieder eine ^°r- Veranlassung dazu gibt auf der einen Seite: grosser Grund- esitz, wenig Hausgesinde (d. h, Arbeitskräfte, velik grunt a mala ^lllžina), auf der andern Seite: kleiner Grundbesitz, grosses Hausgesinde (mali grunt a velika družina), so sagt nämlich das Volk 111 Unserer Gegend. Nun trifft sich in einer grossen Hausgemeinschaft eine Waise, da sucht jener Mann (der kein zahlreiches ^usgesinde hat) die Waise zu sich zu locken: »Komm' her zu bei mir sollst weder nach Brod noch Fleisch Dich je sehneu; ast bei mir eine Stätte, wo Du etwas erwerben, wo Du etwas gleisten kannst.« Ein auf diese Weise aufgenommenes Mädchen |eibt bis zu ihrer Ausheiratung in dem Hause und wird von ^esein nach Brauch versorgt, beschenkt und ausgestattet. Ein j*Dabe dagegen tritt in alle Rechte ein, nimmt aber auch alle achten auf sich und den Namen des Hauses an. Bei uns kennt Jj^O keine andere Art der Adoption. Dass aber, sei es ein männ-^ches oder weibliches Kind, bei Lebzeiten seiner Eltern dasselbe einem binden überlassen worden wäre, damit dieser das Mädchen erziehe lnd ausheirate, ein Knabe aber sein Elternhaus — mag es noch S° arm sein — und seine Eltern verlassen und mit dem Eintritt 11 ein fremdes Haus einen fremden Namen angenommen hätte, aVon weiss seit Menschengedenken hier Niemand ein Beispiel zuführen. Dergleichen würden wahrhaftig keine Eltern über-e^en; das wäre eine ganz unerhörte Schande. Es gibt ja in der filzen Pfarre kein Mädchen, keine junge Frau, kein verheiratetes a teres Weib, keine Witwe, die sich dazu verstünde, nicht etwa auf ein ganzes Jahr, nicht einmal auf einen Monat, sei es lü der Pfarre oder ausserhalb derselben, bei Jemandem in Dienst V'{1 treten.« w In diesem Sinne sprechen auch unsere übrigen Gewährsmänner. . °Ö einer eigentlichen Adoption wissen aber nur genau genommen rčevie, Vukelic und Mil in o v ič etwas Bestimmtes zu be- richten. Bei den Uebrigen lässt es sich zuweilen schwer entscheiden, ob sie auch genau Bogisic's Frage verstanden haben, denn ihre Aussagen weisen eher auf das Annehmen einer Waise als auf eine regelrechte Adoption hin. Wichtig ist die Bemerkung Maguds (Küstenland), dass man nie ein ganz fremdes Kind adoptire, sondern stets eines aus der nächsten Verwandtschaft, oder falls eine solche nicht vorhanden ist, wenigstens aus demselben bratstvo. Dieser wichtige Umstand wird von den übrigen Berichterstattern mit Stillschweigen übergangen, wenngleich er allein es erklärt, dass trotz der grossen Schande, die auf die leiblichen Eltern des Adop-tirten fällt, die Eltern dennoch zu einer Adoption ihres Kindes durch einen Fremden ihre Einwilligung ertheilen. Der Fremde ist eben kein Fremder, sondern ein guter Freund, ein Verwandter, auf dessen Vermögen der Adoptirte ohnehin als Verwandter einen Anspruch hätte. Auch die so sehr gescheute Namensveränderung wird in diesem Falle gegenstandslos, weil ja Adoptivvater und Adoptivsohn als Angehörige desselben bratstvo denselben Zunamen führen. Ueber die Adoption in der Hercegovina, Crnagora und der Bocca gibt Vrcevic folgende Auskunft: »Mancher Vater, der keinen leiblichen Sohn besitzt und auch keine Hoffnung mehr hegt, dass er noch einen zeugen wird, da er und seine Frau schon betagt sind, adoptirt einen fünfzehn- oder sechzehnjährigen Burschen, der ihm eben gefällt. Da fragt er weiter Niemand, ausser — möglicher' weise — sein Weib (um ihre Zustimmung). Ein wichtigerer Grund zur Adoption eines solchen Burschen liegt für den Alten darin vor, wenn er thatsächliche Beweise dafür hat, dass er (der Alte) von seinen leiblichen Brüdern und Bruderssöhnen verachtet, statt, wie es sich schicken würde, hochgeachtet werde. Zum Trotz (za inat) mag er ihnen sein Vermög-en nach seinem Ableben nicht vermachen. Der adoptirte Jüngling legt den alten Zunamen ab und nimmt den des Adoptivvaters au, wodurch er zu dessen Stammhalter wird (naslijedi pooöima koljeno).« An einer andern Stelle gibt unser Gewährsmann den Grund an, weshalb Burschen von 15—18 Jahren adoptirt würden. W Adoptivvater will ihn nämlich so bald als möglich verheiraten-»Bis dahin verstreichen aber dennoch drei bis vier Jahre, denn dei* Alte will sich während dieser Zeit vergewissern, ob der Bursche alle Arbeiten im Hause und auf dem Felde gehörig verstehe, vorzugsweise aber, ob dessen sittliches Betragen immer und auf jeden Fall gleich musterhaft sei, oder oh er sich nur aus Verschlagenheit brav aufführe, um vom Adoptivvater beloht zu werden.« Adoptiren können auch alte, alleinstehende kinderlose Witwen. Der Altersunterschied zwischen dem, welcher adoptirt, und dem Adoptirten ist in der Regel ein beträchtlicher. Ohne Einwilligung der Eltern und der Hausgemeinschaft des Burschen kann dieser von Niemand adoptirt werden. Der Mann, Welcher einen Burschen adoptiren will, verhandelt darüber fast ausschliesslich mit den Eltern desselben. Der Sohn wird von der Vollendeten Thatsache einfach in Kenntniss gesetzt. Von einer Symbolik bei der Adoption liegt nur eine bestimmte Nachricht von Sušak (Cetinathal in Dalmatien) vor: »Bei der Adoption sind mehrere symbolische Gebräuche üblich, doch folgender ist der gewöhnlichste: Der Mann (oder die Frau), welcher adoptirt, nimmt seine Gürtelschleife (päs), umgürtet mit dem einen Ende den Adoptivsohn, mit dem andern sich selbst und spricht dabei in Gegenwart von Zeugen oder vor Gericht (?) die Worte: * Dieser da ist mein Kind. Ihm vermache ich nach meinem Ableben meine ganze Habe.« Merkwürdig bleibt es immerhin, dass diese Nachricht ganz vereinzelt dasteht. Bogišić verweist im Književnik (S. 420) auf eine Stelle im Volksliede (Vuk, nar. p., II, S. 30), aus welcher er vor Allem den Schluss zieht, dass die Adoption auch bei den Serben im Gebrauche sei. Dies steht auch ohnehin fest; doch scheint es mir, als wäre die Symbolik, welche vom Volksdichter beschrieben wird, kaum dem Volke sonst bekannt. Die Stelle lautet: Odnese ga u gosposke dvore. Prometne ga kroz nedra svilena, Da b se dete od srca nazvalo, Okupa ga i nanegova ga. *Sie (die Kaiserin nämlich) trug ihn in den Palast, zog ihn durch diren seidenen Busen, damit das Kind ein Herzenskind genannt werde. Badete ihn und herzte ihn ab.« Vuk bemerkt dazu: »Man erzählt, dass auch gegenwärtig Jene so thun, die wen an Kindesstatt annehmen.« Gewiss war er seiner Sache offenbar nicht. Es will mir bedanken, dass der Volksdichter hier einen Calembourg anbringen wollte. Dete od srca, ein Kind vom Herzen, wird ein leibliches Kind genannt. Es ist aber auch leicht möglich, dass dem Dichter an dieser Stelle die türkische Symbolik bei einer Adoption vorschwebte. Juki^> der rundweg das Vorkommen von Adoptionen bei Christen iß Bosnien in Abrede stellt, erzählt (Bosanski prijatelj., IV, S. 175) vom türkischen Brauche Folgendes: »Die Türken pflegen in de* Kegel unmündige Kinder zu adoptiren, und zwar nach orientalischem Brauche. Die Adoptivmutter stopft nämlich das Kind in ihre weiten Hosen hinein und lässt es durch die Hosen auf die Erde nieder, als wenn sie das Kind gebären würde. Der Adoptivsohn wird nun, als wäre er ein rechtmässiges Kind, der Erbe aller Güter (seiner Adoptiveltern).« Stojanovič führt als Symbolik an, dass das Adoptivkind bei der Aufnahme den Adoptiveltern die Hand küsst. Das ist doch nichts Besonderes; ist's ja die allgemeine Sitte, dass Kinder bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit älteren Leuten die Hand küssen. Wichtig ist es, dass eine Adoption in Gegenwart vieler Zeugen geschehe und dass die Thatsache überall bekannt werde. Die beste Gelegenheit dazu ergibt sich bei einem Festmahle. Ich denke, dass nur deshalb in der Grenze und in Dalmatien (für andere Gegenden liegen mir keine Zeugnisse vor), und nicht der Adoption als solcher wegen, eine grosse Mahlzeit Freunden und Bekannten gegeben werde. Vukelič (Bu nje v ei) berichtet: »Bei dieser Gelegenheit wird eine Festmahlzeit ') wie bei einer Hochzeit veranstaltet. Zu dieser Festmahlzeit kommt die Verwandtschaft des Adoptivvaters und des zu Adoptirendeu. Bevor Letzterer sein altes Vaterhaus verlässt, bittet er den Vater (beziehungsweise die Mutter, .wenn er keinen Vater mehr hat) um seinen Segen. Hat er aber weder Vater noch Mutter mehr, so lässt er sich von seinem allernächsten oder ältesten Verwandten segneu.« Es kommen noch zwei einander ergänzende Berichte in Betracht von Milinovic (Lovrec in Dalmatien) und 1) »Tom prilikom se drži »št o v« kao pir. Na taj štov dodje rodbina' u. s. w. Eine merkwürdige Ausdrucksweise! Stov ist das deutsche »Stab«, für »Stabsort« gebraucht. Der Dörfler in der Grenze nannte und nennt nie den Namen der Stadt (Brod, Altgradiška u. s. w., wo je ein Stabscommando war), sondern sagt štov, z.B.: idem u štov (ich gehe in den Stabsort). Er geht aber in den št o v nur an Feiertagen. (Früher musste er auch auf Commando zum Rapport erscheinen.) Da geht es aber nie ohne Saufgelage ab, so dass den1 Landmanne mit der Zeit štov (Stabsort) mit Saufgelage und Festmahlzeit überhaupt gleichbedeutend wurde. Uebrigens ersieht man noch aus der angezogen'-11 Stelle, dass die Adoption im Stabsorte vor sich geht, wohl darum, dass man zugleich die Obrigkeit davon verständigen kann. j^011 Vroević (Herc, Crnag., Bocca). Der Erstere schildert dea ./auch so: »Der Adoptirende beruft den Dorfältesten und den Nester und noch einige Freunde zu einer Mahlzeit. Während der allzeit erhebt er sich und hält eine Anrede, in welcher er unter , erem die Mittheilung macht, dass er sich entschlossen habe, eu N. an Sohnesstatt anzunehmen. (Der Betreffende ist wohl tt8egen, verhält sich aber schweigend. Milinović vermuthet, darum, ejl ein Jüngerer in Gegenwart eines Aelteren nichts zu sprechen I ■ Ich denke, vielmehr deshalb, weil der Bursche bei dieser Ge-fcenheit überhaupt um seine Meinung nicht befragt wird. Die '-aehe ist ja schon abgemacht.) Seine (des Burschen) Eltern, falls ^ noch am Leben sind, sind freilich auch unter den Gästen, sie zeigen aber bei der Ansprache gewöhnlich und geben durch ihr 'zweigen ihre Zustimmung kund. Hierauf küssen Adoptivvater (\\ ■ ^^°P^vsohn einander und der Contract ist abgeschlossen.« • ''iiiović sagt: Gotov ugovor, der Contract ist fertig.) In der ist es nichts Anderes als ein Contract. wie aus dem Brucu-ueke einer solchen Ansprache, das Vukalović mittheilt, deut-Ca hervorgeht; der Alte spricht zum Jungen: »Du wirst mir, c'lu Söhuchen, Folge leisten wie Deinem leiblichen Vater, dafür rde iei! djcü halten, als wärest Du mein leiblicher Sohn; wirst mich nähren und zu Grabe tragen (hraniti i sahra- >T vi dafür aber bleibt Dir nach meinem Ablebeu meine ganze U. 8. w. Vr ćević gibt seinen Bericht nicht nach eigener Erfahrung, nuern nach Hörensagen. Man erzählte ihm, es sei in der Hercego-. a Brauch, dass der Mann, welcher einen Burschen adoptiren will, 11 gewaltiges Essen und sehr viel Getränke herschalle, alle Haus-'stände (domaćine) des Dorfes und den Priester zu dieser Mahlzeit 'b'ide und ihnen bei einem Glase Branntwein kundthue, dass er lIIens sei, jenen Jüngling zu adoptiren. Er erklärt, dass ihn nur ,. n Elend zu diesem Schritte zwinge, weil ihm Gott kein leib-ües männliches Kind bescheert habe. Niemand leiblicher Au-•iöriger sei da, der ihn auf seine alten Tage nähren, in einer Vrankheit verpflegen und einst zu Grabe tragen würde. Er schliesst , Ansprache mit den Worten: »So hat es Gott gewollt!« (tako °°g htio!) und Thräueu stürzen ihm aus den Augen. — (Man gleiche damit imCapitel »derErbtochtermann« die Scene, wo der ) Slovensk. glasnik 1806. Die Adoptiveltern treten vollständig in die Rechte der leibli-Cn-en Eltern ein, während diese ihrer elterlichen Gewalt und ssu-Sleich aller damit verknüpften Pflichten verlustig gehen. Der Adoptirte verliert jeden Erbanspruch sowohl auf das Vermögen seiner Eltern, als auch auf das Eigenthum der Hausgemein-Sc|iaft, welcher er früher, angehört. Dafür ist er der einzige Erbe seiües Adoptivvaters, den muss er auf seine alten Tage, als wäre es der leibliche Vater, hegen und pflegen. Ein Sprichwort lautet: Gljedaj staro, da te gljeda koga ostarjes (bulg.). Ehre das Alter, damit man auch dich ehrt, wann du alt geworden, 0(*er, wie es im Volksliede heisst: Postuj brata starijega I tebe ce mladji tvoji. Ehre deinen altern Bruder Und dich ehren deine Jünger'n. to. Sohn muss dieses Gebot um so getreuer erfüllen, als das Vichwort sagt: Bog na nebu a otac na zemlji. Was Gott im Bimmel, ist der Vater auf Erden. Dieses Sprichwort könnte leicht zur Annahme verleiten, die Machtvollkommenheit des Vaters über seinen Sohn sei thatsächlich eiQe unbeschränkte. Dies erweist sich bei näherer Betrachtung als "Nichtig. Das Sprichwort bezieht sich nur auf die Ehrfurcht, Welche der Sohn seinem Vater bezeugen muss. Unumschränkt kann ^er Vater gewiss nicht walten. Im Sprichworte wird das wahre 'erhältniss andeutungsweise angegeben, wenn der Sohn eine ungefährliche Zumuthung, die sein Vater an ihn stellt, mit den Worten ^'ückweist: Otac me je rodio al me nije stvorio. !) Der Vater hat mich gezeugt, doch nicht erschaffen. Die Arrogation, d. h. die Art der Adoption, nach welcher ^einand eine ganze Familie adoptiren würde, war bei den Südslaven immer eine seltene Erscheinung. Darauf weist schon der eine Umland hin, dass die Sprache keinen Ausdruck für Arrogation und Ärrogiren besitzt. Dass sie aber doch vorkommt, dafür zeugen ausser ■) Naroda! koledar novi i stari za prostu godinu. U Zadru 1S»;6, S. 109. den spärlichen, doch sonst gut beglaubigten Nachrichten die Wortö priseliti se und priselica. Das Erstere bedeutet »hinzusie-dein«, das Letztere bezeichnet Denjenigen, der (mit seiner FamiÜe) in den Hausverband eines Andern als Mitglied eingetreten. Gewöhnlich kommt es vor, dass betagte Leute, die keine männliche Nachkommenschaft, doch ausgeheiratete Töchter haben, einen der Schwiegersöhne sammt Weib und Kind zu sich nehmen und dem Eidam das Gut zur Bewirthschaftung übergeben. Dafür übernimmt er die Verpflichtung, den alten Leuten ihr ruhiges Ausgedinge zu sichern. Nach dem Ableben der Schwiegereltern ist er der alleinige Erbe ihres Vermögens. Die neuen Grenz-Grundgesetze vom Jahre 1850 nahmen auf dieses Verhältniss Rücksicht. (Vergl. Schwicker, Geschichte der österr. Militärgrenze, S. 341.) Im § 44 und 45 wird bestimmt, dass nicht blos einzelne Individuen, sondern auch ganze Familien in eine fremde Hausgemeinschaft aufgenommen werden dürfen-Die Aufgenommenen werden vollberechtigte Mitglieder der betref* fenden Communion. Eine kleine Beschränkung in der Vollberech' tigung findet aber doch statt. Darüber bemerkt Vur delja (Lika): »Der Aufgenommene erlangt wohl alle Rechte, als wäre er in diesem Hause geboren, nur kann er bei Lebzeiten Desjenigen, der ihn aufgenommen, nicht Hausvorstand werden, noch könnte er von diesem eine Tbeilung begehren, ausser er träte wieder aus diesem Hause aus.« (Im letzteren Falle könnte er doch füglich nur d»* herausverlangen, was er mitgebracht, vielleicht auch einen Ersatz für die bis dahin geleisteten Dienste fordern.) So wie der Adoptirte auf das Vermögen seiner leiblichen Eltern Verzicht leisten muss, so verliert auch der Arrogirte sein Erbrecht auf das Vermögen seiner früheren Hausgemeinschaft-Näheres darüber bietet der Bericht Vukelic's (Bunjevci): »Ein alleinstehender (vermögender) Mann nimmt zu sich ins Haus einen unbemittelten Menschen sammt Weib und Kindern-Nun bilden sie eine kleine Hausgemeinschaft. Ein Reicherer zieht zn einem Aermeren nur in dem Fall, wenn in seinem eigenen Stamm' hause (»Lumer« aus »Numero« entstellt) ihrer zu Viele sind, so dass er befürchtet, wenn es zu einer Theilung käme, auf seinen Theil weniger entfiele, als er erlangen kann, wenn er sich mit den Seinigen einem (bestimmten) alleinstehenden Manne oder einer Frau zugesellte. Trifft sich so ein Fall, so geben die Brüder ihr Kreuz her (braca dadu krize), d. h. sie unterfertigen seinen EntlassungS' Jlief. Von da ab hat er weiter nichts zu suchen im alten Heim-wesen. Wenngleich er jedes Anrecht auf den alten Grund und Boden verliert, so pflegen ihm die Brüder dennoch aus freiem Anhebe (od sehe) eine kleine Entschädigung in Geld zu leisten. Besitzt der Austretende einen Privatbesitz (svoga truda; trud Mühe, Arbeit, also von seiner Arbeit, was er durch eigene Arbeit erworben) und will er denselben veräussern, so kommt den «rudern das Recht des Vorkaufes zu. Die Kinder des Arrogirten treten /,u dem Adoptivvater ihres Vaters in dasselbe Verhältniss, in Welchem Enkel zum Grossvater stehen.« Letzteres bezeugt Odza-°v auch in Bezug auf die Bulgaren. Ueber den Brauch der Arro-Sation bei den übrigen südslavischen Stämmen liegen mir keine zuverlässigen Nachrichten vor. XXVIII. Gevatterschaft. Kumstvo, kumJ), kuma (kumica), kumce, big. krstnik (der Täuf' ling), kumcad, djever, djeverstvo. Man unterscheidet vier Hauptarten von Gevatterschaften1 1. Die Taufpathenschaft (kr S te no kumstvo). 2. Die Firmpathefl' schaff (bermanok). 3. Die Hrautführerschaft (d j e ve r o van j e)-4. Die Gevatterschaft bei der Haarschur (kumstvo sisano odei' k. strizeno). Es leuchtet auf den ersten Blick ein, dass man es in den ersten drei Fällen mit rein christlichen Gebräuchen zu thun bat-Im Nachfolgenden wollen wir daher nur die Volksgebräuche, (Mf bei diesen Gelegenheiten stattfinden, kurz schildern. I. Das kumstvo bei der Taufe gilt jm Allgemeinen al3 ein hochheiliger Brauch und eben darum ist man wohl darauf be* dacht, einen durchaus ehrenwerthen und angesehenen Mann &f kum zu gewinnen. Er muss dem Kinde im Leben ein väterliche' Freund und Rathgeber sein. Der Bund, der da eingegangen wir") hat die Weihe verwandtschaftlicher Beziehungen zwischen beiden Familien. Deshalb kann in der Crnngora bis ins siebente (Üb''1 kein Ehebündniss unter Angehörigen dieser Familien stattfinden-in Bosnien ist man in dieser Hinsicht durchaus nicht streng. Den1 Täufling gibt nicht der kum, sondern der Vater des Kindes defl Namen. Nach der Taufe,j) beschenkt der kum den Priester nw *) Eine Verkürzung des mittellateinischen Wortes compater. 2) In der Crnagora, der Hercegovina und der Bocca heisst dieses kumstv0 »mokro« — das nasse, während die Brautlührerschaft und die Haarschur »sul);l trockene kumstva sind. ^ineni Silberzwanziger, das Kind mit einem Thaler oder Ducaten, Je nachdem es seine Vermögensverhältnisse ihm erlauben. Die laufe findet regelmässig in der Kirche statt. Aus der Kirche geht 'nan geraden Weges nach Hause und bewirthet den kum aufs Beste, Der kum beschenkt nun seinen neuen Freund mit schönen ll'ümpfen, einem Handtuch oder einem Hemde. Beim Scheiden des kuuis schiesst der Hausherr sein Gewehr ab und spricht: »Zieh' mit ('°*;t, kum, gut Glück auf den Weg!« Der kum feuert gleichfalls Sein- Gewehr ab und entgegnet: »Bleib1 mit Gott und mit (gutem) ^uek, kum!« Nur bei der Taufpathenschaft ist neben dem kum auch eine rj^a oder kumica. (In Bosnien gibt es auch eine kuma bei der ^0chzeit. Das Deminutiv als Kosewort gebraucht.) Eto kume idje na babine, Nosi kuma liepe darove. »Seht, es kommt zur Wöchnerin die kuma, Schöne Gaben bringt (euch) mit die kuma,« ^eisst es im Volksliede. Zehn oder fünfzehn Tage nach der Taufe Ulacht die kuma bei der Wöchnerin ihre feierliche Aufwartung, die ^an »kumine babine« nennt, während ihr gewöhnlicher Besuch ln der Zwischenzeit abgestattet »kumin oblazak« heisst. An diesem T xage kommt die kuma, reich beladen mit allerlei Geschenken für fehlen sich die Gäste, nicht ohne dem Hausherrn und der kuma jul'en besonderen Dank für die erwiesene Ehre auszusprechen. Man Jeeilt sich mit der Versicherung, dass die Ehre eine gegenseitige gewesen. Als Letzte verlässt die kuma das Haus, vergisst abe' nach Brauch, ihr Geschirr mitzunehmen. Einige Tage darauf schick man es ihr zu, voll allerlei Gegengeschenke. Von dieser Zeit $ betrachten sich die beiden Familien, als wären sie in eine ver' schmolzen. So oft man einander trifft, wird auf gemeinschaftlich* Kosten gegessen und getrunken. (Bosnischer Brauch.) Ein Volk8' Sprichwort aber lautet: Umre kumće raskide se kumstvo. Starb das Päthchen, ist die Palhenschaft zerrissen. Wenn't Kind dod is, so is de Vadderschap up. II. Kumstvo berme1). Die Firmpathenschaft, nur bei den Katholiken im Schwung, zeigt keine besonderen Momente, die maß verzeichnen müsste. III. Kumstvo vjenčano, oder wie es mitunter genannt wird, djeve rovanje, d. i. die Brautführerschaft, wird als ein einfacher Liebesdienst angesehen. Ein Bruder darf dem ander'1 Brautführer sein. Wenn sich zwei Männer gegenseitig denselben Liebesdienst bei der Eheschliessung erweisen , so heissen siß k r i žu i 2) oder k r ižo v a t i, oder auch zaklopiti 3) k u m o v i-(Križno, za kl opi to kumstvo.) Gewöhnlich ist der Taufpatin auch der Brautführer. Seine Stelle berechtigt ihn, ja er muss es sogar thun, so oft es ihm behagt, die Braut abzuküssen; er darf ih1' mit der Hand in den Busen fahren, er darf es vor den Augen deS ganzen Dorfes, ohne dass man ihm irgendwie einen Vorwurf daran5 machen würde; vielmehr belobt man ihn dafür, denn seine Vertraulichkeiten gelten als Beweis des guten Einvernehmens, in welchem er mit der kuma lebt. Auch das würde man dem Brautführer nicht verargen, wenn seine Freundlichkeit die Grenzen des Erlaubten überschritte, wenn er z. B. die Braut in die Brüste kneipte, oder sie beim Küssen beissen würde; wohl sagt in* Scherze da einer von den Anwesenden, oder auch die Braut selber zu ihm: »Auch ehedem gab es Brautführer, doch kneipte man nicht so stark!« In gleich scherzhaftem Tone entgegnet der kum: ') Auch krizmeno genannt von yjjiottu, die Salbung. 2) Kreuz weis, d. Ii. gegenseitig. s) Gedeckt, d. h. Einer deckte den Andern, sie traten Einer für den Andern ein. »Bis zum Gürtel ist sie mein, vom Gürtel ab sein. Gott gab das Herzen frei. Vom Herzen bis zum Minnepflegen Führt noch so mancher Schritt.« Dass dieser Brauch nicht allein bei den Kroaten und Serben, s°fldern auch bei den Bulgaren vorkommt, erhellt aus einem darauf bezüglichen bulgarischen Sprichworte: Svat svabu zadira svaha mu sja ne protivi. J) svat (= kum) neckt (zwickt, berührt) die Braut, die Braut leistet ihm keinen Widerstand. Man wendet das Sprichwort gewöhnlich an, um anzudeuten, ^ass man sich von einem engbefreundeten Menschen Mancherlei, ^lhst Unschickliches gefallen lassen darf; denn er meint es ja Horner mit Einem gut und rechtschaffen. Der kum bezahlt den Priester, der das Paar eingesegnet, und schenkt die Brautleute. Nach dem Werthe seiner Geschenke achten sich die Gegengeschenke der Braut für ihn. Der Brautführer von Seiten des Bräutigams heisst kum debeli, der dicke Gevatter. IV. Kumstvo str iž eno oder šišano, die Gevatterschaft L. Jfei der Haarschur ist fast ausschliesslich nur bei Altgläubigen genauen lieh. S tri ž eni kum (wörtlich: ein geschorener Pathe) *fcUn Jedermann sein, ob er Katholik, Moslim oder Jude ist. Hat ^er Crnogorac oder Bošnjake an Jemand, dem er kein Wahlbruder Seiü kann, grosses Gefallen gefunden und wünscht mit ihm näher ^freundet zu werden, so bittet er ihn, die Haarschur bei seinem Alnde vorzunehmen. An einem bestimmten Tage kommt der Gebotene dann ins Haus zu dem Manne, der empfängt ihn aufs östlichste; man bringt dem kum auf einein Teller eine kleine pcheere und führt ihm das Kind zu. Der kum nimmt die Scheere 111 die Hand, zieht das Kind an sich und schneidet ihm an drei bellen (wenn der kum ein Katholik ist, um der hl. Dreieinigkeit "JUen, sonst genügt ein einziger Schnitt) Haar ab und legt es aufs Tellerchen. Die Haare wirft später einer der Hausgenossen :.Ult' den Mist. Der kum herzt sein Pathenkind ab und bedenkt riütl mit einem Geschenke, das in seltenen Fällen mehr als drei Thaler beträgt. Als Gegengeschenk erhält er ein Paar Socken oder l) Big. mir. .r>G. ('olakov. S. '220. Krausä, Sitte u. Gewohnheitsrecht d. Südsl. ein Hemd. Derselbe kum pflegt beim nächsten frohen Ereigniss in diesem Hause auch Taufpathe zu sein. Der Brauch der Haarschur ist auch bei den slavischen Mohammedanern üblich. ') Medakovic nimmt an für die Crnagora und Potocnjak für das kroatische Küstenland noch besondere Arten des kumstvo-Wir erkennen aber darin nur eine Wortverwechslung für pobra* timstvo. Statt »bratim te« (ich mache dich zu meinem Bruder)> ruft man in seiner Bedrängniss »kumim te (ich mache dich zu meinem kum) bei Gott und dem hl. Johannes! und fügt noch hinzu: »Die erste Gevatterschaft, die in meinem Hause stattfinden wird, sollst du haben!« Diese Anrufung geschieht aber nur in dein Falle, wenn ein Mächtiger einen armen Teufel hart in die Eng6 treibt. Letzterer beschwört Jenen dreimal bei Gott und dem hl-Johannes: »Lass'ab von mir, ich rufe dich zum kum an, bei dem grossen Gott und dem hl. Johannes, reit' mich nicht zu Tode !< Wenn der Vergewaltiger auch bei der dritten Anrufung Gottes und des hl. Johannes, von seinem frevelhaften Thun nicht ablässti so darf ihn der Bedrängte straflos tödten. Lässt sich der Mann bestimmen, so wird er bei der Geburt des nächsten Kindes Gevatter, selbst wenn ein Zeitraum von zehn Jahren dazwischen läge. In früheren Zeiten, als noch die Blutrache üblich war, pflegte der Mörder, wenn es ihm gelungen war, seine Feinde auszusöhnen, zur grösseren Sicherheit seines eigenen Lebens mit den Angeho* rigen des Gemordeten ein kumstvo einzugehen. Trotz der Weihe, die die Aussöhnung durch die Gevatterschaft erlangte, war der Frieden nur ein fauler Frieden. Krv ne spavä, Blut schläft nicht) sagt ein Sprichwort. Ganz entsprechend dem druzicalo in Serbien wird im kroat. Küstenlande jeden Sommer am Johannestage zwischen Jünglingen und Mädchen kumstvo geschlossen. Man tauscht Küsse und Ring0 aus und die Freundschaft ist für ein Jahr besiegelt. Der Ausdruck für diese Freundschaftsschliessung ist p o k u m 1 j e n j e, p o ku rfl' 1 j i v a t i s e. * * J) Jukič im Bosanski prijatelj, Heft IV, S. 172 f., meint, dieses kumstvö wäre lediglich erfunden (izmišljeno), um eine freundschaftliche Annäherung unter den Anhängern der sich sonst feindlich gegenüberstellenden Religion»' genossenschaften zu vermitteln. Diese Annahme beruht auf einer argen Unkennt' niss der geschichtlichen Entwickelung dieses Brauches, der sich hei allen slavi' scheu und dann bei allen indogermanischen Völkerschaften nachweisen lässt. Der kum als Taufzeuge oder als Trauungszeuge wird fortan w>e ein Blutsanverwandter betrachtet. Die Achtung, die man ihm zu zollen verpflichtet ist, kommt der Rücksicht gleich, die man dem Vater gegenüber beobachtet. Eigentlich ist sie noch grosser, ßies wird durch mehrere Sprichwörter bekräftigt, z. B. durch folgendes aus Kroatien: Valja se pokloniti i kumovom plotu, kamo 1 ne kumu. Man muss sieh sogar vor des kum's Zaun verneigen, wie denn nicht vor dem kum selbst. Bei den Bulgaren gelten folgende Aussprüche als Lebensregeln: Pried kumom sja voda ne gazi. Vor dem kum darf man nicht durch einen Fluss waten. Pried kum sja ne šiva. Vor dem kum näht man nicht. Will man Jemand ermahnen, er soll ehrfurchtsvoll dastehen, sagt man : Stoj kato pried kum ! Steh1, wie vor dem kum! Der kum gilt als die heiligste Persönlichkeit. Es schickt sich demnach, dass man ihn jedem Andern, selbst einem Bischof, voranstellt. Wenn der kum zu einem Gastmahl eiutrilft, wo der vladika den Ehrensitz einnimmt, muss Letzterer aufstehen und dem kum den Platz einräumen. Dies gilt bei den Bulgaren, wie es durch's Sprichwort bezeugt wird: Stani, svieti vladiko, da sjedne moj t kum. Steh1 auf, heiliger Bischof, damit sich mein kum setzen kann. Es gilt als eine besondere Schande, in Gegenwart des kum eine Unanständigkeit sich zu Schulden kommen zu lassen. Um auszudrücken, dass z. B. ein Mädchen tief beschämt dastehe, sagt toan (kroat.-serb.): Zastidila se ko da je pred kumom upustila. Shä ist schamroth geworden, als wenn sie in Gegenwart des kum einen E . . . gelassen. In Folge dieser grossen Verehrung, die man dem kum entgegenbringt, kommt es nicht selten vor, dass der kum ungebührlich sich benimmt. Daher das Sprichwort: Ako e kum po liesap da e: krstil mi e djete, izjel mi e prase.1) Wenn mir Einer kum ist, so soll er's sein, wie's billig ist: hat mir's Kind zur Taufe geführt, hat mir (aber auch) ein Schwein (dafür) aufgefressen. Denselben Gedanken bringt in anderer Form das kroatischserbische Sprichwort zum Ausdruck! kumu čast i poštenje al i kum plaća ušur.'2) Dem kum werde Verehrung und Ehre zu Theil, doch auch der kum muss die Müllergebühr entrichten. Dem entspricht ein anderes Sprichwort: Ako smo i braća nisu nam kese braća. Wenn wir aueh Brüder sind, so sind doch unsere (Geld-) Beutel keine 1! rüder. Dem ersteren Sprichworte liegt eine Anekdote zu Grunde, die zur Erläuterung hier mitgetheilt werden soll: Trug ein Mann einen Sack Frucht in die Bachmühle, um den Weizen zu mahlen. Als er vor die Mühle kam, sah er, dass sein kum der Bachmüller sei, und da dachte er sich : »Wohl mir, da ist mein kum, er wird mir ohne Müllergebühr mahlen!« (Blago meni, evo mog kuma samljeće mi bez ujma!) Als aber der Bachmüller seinen kum mit dem Weizen erblickte, sprach er zu sich im Stillen: »Wohl mir, da ist paein kum, er wird mir doppelte Müllergebühr entrichten!« Blago meni, evo moga kuma, daće mi dva ujma!3) Daher entstand das geflügelte Wort: Evo mog kuma bit će dobra ujma!4) Da ist mein kum, es wird eine gute Müllergebühr geben! Freilich täuscht man sich nur zu oft in seiner Hoffnung-Sprichwörtlich ist die Erwiderung des kum an den kum: Kume, ne uzdaj se u me nego u se i u svoje kljuse! Kum, vertrau' nicht auf mich, sondern auf dich und deinen Klepper! Und von einem habsüchtigen und zudringlichen kum sagt man schroff abweisend: ') Čolakot, Zbornik, S. 126. Die vier vorangehenden bulg. Citate: S. 213 und 225. 2) Stojanović, poslovice, S. 106. 3) Vuk. Riječnik, S. 775. *) Stojanović, a a. 0. Širok mu drum ako je i kum nek se ne zakvača. Der Weg ist ihm breit *), mag er auch kum sein, er soll sich nicht (an Alles und Jedes) anhaken. Die nicht seltene Ausbeutung der Leute durch die Herren kumovi führte schliesslich dazu, dass sie in manchen Gegenden stark an Ansehen und Hochachtung einbüssten. Weil das kumstvo grosse Vortheile dem kum bietet, möchte Jeder gerne kum sein. So konnte das Sprichwort (Aus Dalmatien) entstehen: Kum te kumi, da te guli, Brat te brati da te trati. Der kum macht dich zum kum, damit er dich schinden kann, Oer Wahlbruder macht dich zum Wahlbruder, damit er dein Vermögen vergeuden kann. Dieser pessimistische Ausspruch könnte leicht zur Meinung verleiten, als ob man in Dalmatien das kumstvo und das pobratimstvo gering achte. Das wäre ein Irrthum, Den Priestern und selbst Gott, »dem alten Sunder«, wird im Sprichwort arg zugesetzt; trotzdem erstirbt das Volk vor Gott und noch mehr vor den Priestern rn. Ehrfurcht und Unterwürfigkeit. Das angeführte Sprichwort will nichts Anderes besagen, als dass man in der Wahl seines kum °der des pobratim sehr vorsichtig sein müsse, denn gewöhnlich "lacht dich der kum zum kum, damit er dich schinden kann u. s. w. sich einigermassen vor dem kum zu schützen, muss man einen weit entfernt wohnenden Mann zum kum nehmen, da kann er Einen nicht zu oft heimsuchen. Ein Weib dagegen muss man aus der nehmen; diese Lehre gibt das Sprichwort: Ženu iz komšiluka a kuma iz daleka.-) (Man nehme sich) ein Weib aus der Nachbarschaft, einen kum aber aus der Ferne. Zum kum nimmt mau nur einen guten Freund, einen Gesinnungsgenossen. Darauf bezieht sich das Sprichwort: Vuk i lisica su kumovi.3) Wolf und Füchsin sind Gevattersleute, 0(ler, wie das deutsche Sprichwort sagen würde: Gleich und gleich gesellt sich gern. D D. h. er soll sich forttrollen, es wehrt ihm Niemand. 2) Srpski letop., 1866, S. 240. :ij Aus der Handschrift meines Freundes Vuletić. Von einer ehelichen Verbindung zwischen kum und kumÖe darf ebensowenig wie von einer Heirat zwischen Vater und Tochter gesprochen werden. Selbst der Gedanke daran ist der gewaltigste Frevel, den der Himmel alsbald bestraft. Im Volksliede1) wird erzählt, die Diener Manojlo Grcic's sprengen aus, Janja, die junge Frau ihres Gebieters, treibe Buhlschaft mit ihrem Trauungszeugen, dem Dogen von Venedig. Manojlo's Mutter belauscht das Gespräch der Diener und theilt es ihrem Sohne mit. Dieser reitet sogleich zum kum und stellt ihn zur Rede. Der Doge schwört in seiner Unschuld, es sei kein Wort an der Sache wahr, und fordert Manojlo auf, mit ihm Janja aufzusuchen und sich davon zu überzeugen. Da bewölkt sich der klare Himmel, es fahren drei Blitze hernieder und tödten die Diener, die Mutter Manojlo's und Letzteren selbst. Das Lied lautet: Waid werk pflegen Manojilo's Diener, Pflegen Waidwerk, sprechen zu einander: — Schön ist's Liebchen uns'res Manojilo. Statt der Schönheit wäre besser Blindheit; Denn sie hält mit ihrem Trauungspathen: Liebster Pathe, Doge von Venedig! — Wähnen, Niemand höre ihre Reden, Doch es hört sie Manojilo's Mutter. Kaum erwartet's Manojilo's Mutler, Von der Jagd dass heimkehr' Manojilo. Kaum ist von der Jagd zurück Manojlo, . Spricht sogleich die Mutter Manojilo's: — 0, mein Herzkind, Gröic Manojilo! Waidwerk pflegen deine treuen Diener, Pflegen Waidwerk, sprechen zu einander: »Schön ist's Liebchen uns'res Manojilo. Statt der Schönheit wäre besser Blindheit; Denn sie hält mit ihrem Trauungspathen : Liebster Pathe, Doge von Venedig!« Kaum vernahm die Worte Manojilo, Springt er auf wie ein von Wahn Ergriffner, In der Wuth in einem feinen Bernde, In der Eil1 aufs ungesattelt' Reitpferd, Beitet stracks zum Dogen von Venedig. 2) Srpske narodne pesme. Skupio po Sremu B. M. l'ančevo 1875, S. 26—28. Doch es spricht der Doge von Venedig: — Lieber kum, mein Grcic Manojilo! Welch' gewaltig Leid hat dich ergriffen, Dass zum kum du unter'm Kaipak anlangst, Unterm Kaipak, unter weissen Federn? Und wie geht's denn meiner kuma Janja?« D'rauf entgegnet Grcic Manojilo : — Hältst mit ihr und fragst noch nach der kuma! — Doch es spricht der Doge von Venedig: — That's nicht, kum, ich schwör' dir's bei dem kumstvo! Hätt' ich's aber, nun ich thät' dir's sagen. Ja, drei Küsse hab' ich ihr gegeben, Als die kuma mir das Hemd ') gegeben. Kum ! misstraust du dennoch meinen Worten, Komm', wohlan, zu deinem weissen Hofe, Wollen fragen meine kuma Janja! — Während sie noch im Gespräche waren, Zogen Wolken auf am klaren Himmel, Aus den Wolken zuckten dreimal Blitze : Einer malmt die Diener Manojilo's, Zweiter tödtet Manojilo's Mutter, Dritter tödtet Manojlo den Helden. Wie ein Kukuk klagt im Hofe Janja: — Lieber Gott, welch' wunderliches Unrecht! Hast mir schon zermalmt die treuen Diener, Was erschlugst Manojlo mir, den Helden ? Hast mir Held Manojlo schon erschlagen, Was erschlugst mir auch Manojlo's Mutler! Hätt' mit ihr den Helden lieb betrauert. — Während sie noch bitter Klagen führte, Siehe da, der Doge von Venedig: — Spar' die Thränen, meine kuma Janja, Lägen die nicht heute schon erschlagen, Junge Frau, Dein Haupt lag' abgeschlagen! — Wer seine kuma oder auch seine Wahlschwester verführt, Igelit eine so schwere Sünde, für die ein rascher Tod eine zu bringe Strafe wäre. Niko (Nikolaus) Djakovie, erzählt das !) Das Hemd, das ihm Janja am Hochzeitstage als Ehrengeschenk überziehen musste. * VolksliedJ), liegt Denn Jahre schwer krank, denn er hat diese schwere Sünde begangen. Für ihn gibt es keine Rettung, kein Heil, selbst bei Gott nicht mehr. Lange krankte Djakovic der Niko, Krankte lange, volle neun der Jahre; Unter ihm lebend'ge Seddangen brüten, Mit sechs Flügeln, mit vierfachem Haupte. Durch's Gebein ist ihm schon Gras gesprossen, Sind durch's Haupt schon Fliegen durchgeflogen. Zu ihm kommt die alte, hebe Mutter: — G, mein Söhnchen, Djakovic mein Niko ! Will dir suchen einen Federwagen, Will dich fahren zur Ravanic2) Kirche. Kannst vielleicht der Sünde ledig werden! — Gibt zur Antwort Djakovic ihr Niko: — Geh' von dannen, meine alte Mutter! Such' mir keinen leichten Federwagen, Fahr' mich nicht zur Ravanica Kirche. Meiner Sünden werd' ich nimmer ledig. Hab' verführt drei Taufgevatterinnen, Von der Taufe drei und neun der Trauung, Und noch zwölf in Gott mir Wahlgeschwister/1) Nimmermehr erlang' ich Sündenablass ! — Gegen den kum kann und darf man keine Zeugenschalt ablegen, noch weniger als gegen den nächste* Blutsanverwandten-Den kum darf man auch nie bei Gericht verklagen. Wer anders thut, versündigt sich derart, dass er weder vor Gott noch der Welt auf Vergebung hoffen darf. Der hl. Elias und der hl. Nikolaus» erzählt das Volkslied (vergl. oben, S. 191) fahren eben angelangt0 *) Srpske narodne pesme. Vecinomih u Slavoniji skupio Gj. Rajkovi^' N. Sad. 1869, S. 25, Nr. 35. 2) Ein Kloster (Wallfahrtsort) bei dem Dürfchen Vrdnik in de* Fruika gora. 3) Im Texte lauten die drei Verse: Ljubio sam tri krstene kume, Tri krstene, devet vjencanijeh I dvanaest Bogom posestrima. Der drittletzte Vers oben ist genug kläglich in der Verdeutschung aus' gefallen. Es ist dies nicht meine Schuld, sondern der deutschen Sprache, de* es an entsprechenden, metrisch hier gut verwendbaren Ausdrücken gebricht. Beelen auf ihrem Kahne über den Fluss in's Jenseits. Alle Seelen dürfen in den Kahn, Nur drei Seelen können nicht: Eine Seele sündenschwer, Die den kum zog vor's Gericht u. s. w. Diese Rechtsanschauung wird durch eine Volkserzählung aus der Hercegovina recht humorvoll beleuchtet.1) In irgend einem Dorfe verschwand einem Bauer urplötzlich eine Geis. Er wusste Niemand, dem er ins Gesicht zu sagen sich getraut hätte: »Du hast mir sie gestohlen.« Eines Tages berief er das ganze Dorf ein und klagte dem knez, die Geis sei ihm gestohlen worden. Sein Herz trüge Schmerz, denn es beargwöhne niemand Anderen als die Dorfgenossen. Auf Befehl des knez schwuren der Reihe nach alle domaćini des Dorfes, und jeder schwur, er hätte die Geis nicht gestohlen. Da fragte der Bauer: »Vielleicht weiss doch •^iner unter Euch wenigstens das Eine, wer die Geis gestohlen?« ^a sprach einer von den Bauern: »Ich, Brüder, will schwören, d&ss ich die Geis nicht gestohlen, aber beschwören kann ich's nicht, dass ich nicht wisse, wo sie steckt.« Rief der knez aus: »Nun denn, weisst Du, wer sie gestohlen, so musst Du den Diebskerl aögeben (prosoöiti) oder die Geis bezahlen.« Antwortete der *feuer: »Ei, bei Leibe nicht, knez! Weit gefehlt! Denn bis auf heutigen Tagist's noch nie erhört, geschweige gethan ^ 0 r d e n, dass der kum den kum angegeben hätte!« ^a kum kuma prosoči.) — Der Erzähler zu den Zuhörern: Frage Such nun, hat dieser Bauer seinen kum angegeben oder nicht? — Natürlich nicht! (Jok on.) — Gefehlt; hat es wohl. Wie denn Qlcht? Denn dieser Bauer hatte nur einen kum, und zwar im Wichsten Dorfe. Dieser musste die Geis bezahlen und die Sache aill Rechnung der Dummheit seines kum setzen. Den kum zu bestehlen ist eine furchtbare Sünde, die Gott ölcht unbestraft lässt. Als ein ewiges Zeugniss dafür gilt das dasein der Milchstrasse am nächtlichen Himmel. Die Milchshasse heisst im Volksmunde kumovska slama (das Stroh des ') Narodne humoristične gatalice i varalice skupio ih po Boki kotorskoj, ^rnoj gori, Dalmaciji a najviše po Hercegovini Vuk vitez Vrćević. Ragusa, 1>retner, 1884, S. 61. Vergl. meine Bemerkungen im IL Bande der Sagen und Miirchen. kum). Stahl einmal in grauer Vorzeit ein kum nächtlicher Weil6 seinem kum eine Garbe Stroh. Wie er so mit der Last davoneilte, fiel das Stroh auseinander und zerstreute sich auf dem Wege. Zur ewigen Erinnerung an diese That versetzte Gott dieses Stroh auf den Himmel, allwo man es noch gegenwärtig allabendlich als das Stroh des kum sehen kann. ') ') Diese Sage ist vielfach bezeugt. Vergl. Arkiv Vuk, VII, S. 227, 302; Vuk, Riječnik, S. 314 (im Životi običaji gleichfalls); auch Prof. Valjave0 und V. Vuletie in ihren mir handschriftlich vorliegenden Sammlungen. XXIX. Wahlbruderschaft und Wahlschwesterschaft Diese Art von Wahlverwandtschaft erscheint im südslavischen 0iksleben als der bewunderungswürdigste, weil höchste und sinnigste Ausdruck freundschaftlieber Gesinnung und Liebe. Echte Wahl-Jrtider oder Wahlschwestern sind einander inniger als leibliche Geschwister ergeben. Wohl wird das Verhältniss zwischen leiblichen Geschwistern im Volksliede — mitunter — als ein sehr liebevolles ^gestellt, doch überwiegen Aeusserungen der Abneigung und des asses. Im Volksliede wird erzählt, wie eine junge Frau nach e|uem Seesturm am Ufer auf die Rückkehr der Ihrigen harrt, die lue Meerfahrt unternommen. Das Schiff landet. Alle Helden, die *uSgezogen waren, kehren heim, nur nicht Georg, ihr Herr (gospodar), (-r rechte Brautführer (ručni djever) und der leibliche Bruder 'rat rodjeni, wörtl.: der geborene Bruder), »das dritte (Lebens-) nicht. Da schnitt sie in ihrer Trauer nach Georg das Haar 8lch ab, nach dem Brautführer zerfleischte sie sich ihr Gesicht, lla°h dem Bruder stach sie sich die Augen aus. Das Haar wächst nach, die Wunden im Gesichte vernarben, doch die Augen ftI*nen nicht mehr nachwachsen, ebensowenig als das Herz, in der laUer nach dem leiblichen Bruder. Ruft im Volksliede die CuWester ihren Bruder an: 0 moj brate moj očinji vidu! 0 mein Bruder, Sehkraft meiner Augen! r, Schwestern ohne Bruder fühlen sich namenlos elend. Durch au-berkünste wollen sie ihrem Leide abhelfen. Sie wollen Gott aer die Geister zwingen, dass sie ihnen einen Bruder bescheeren. Folgendes Liedchen ]) — leider nur ein Bruchstück noch — erzähl* davon: Schwestern zwei besassen keinen Bruder. Winden einen wohl aus weisser Seide, Wohl aus weisser und aus rolher Seide. Bilden ihm den Leib aus Buchsbaumholze, Schwarze Augen, zwei Demantensteine, Augenbrauen, Egeln aus dem Meere. Kleine Zähne, Reihen zwei von Perlen. .Nähren ihn mit Honig und mit Zucker: »Iss uns dieses, lass' ein Wort uns hören!« Bruder und Schwester vertragen sich gar bald. Sie komme11 nicht leicht in die Lage, miteinander zu rivalisiren. Dem Brude' gehört Alles, die Schwester hat nur Anspruch auf eine bestimm^' verhältnissmässig bescheidene Ausstattung. Durch diese kleine Gab8 wird der Bruder nicht geschädigt. Wenn er noch überdies einig* kleine Opfer der Schwester bringt, so verpflichtet er sich die Schwester zu besonderem Danke. Ausserdem ist er seiner Schwestw Schutz und Hort, Freund und Berather, er kann ihr Alles in Alle"5 als Freund sein. Darum liebt sie ihn, darum schwört sie auf iß"? darum ist er ihrer Augen Licht. Prüder stehen sich dagegen nur zu häufig feindselig gegf'1' über. Der jüngere Bruder blickt mit Neid und Missgunst auf d^ Erstgeborenen, den Vollberechtigten, den Herrn, der ältere Bruder sieht mit scheelen Augen auf den jüngeren, 'weil diesen die Mufct*1 und die Hausleute bevorzugen. Immerwährende Reibereien lasse0 es zu keiner Verständigung kommen. Das Sprichwort behaupte*' Ako nemas dusmana a ono ti ga majka rodila. Hast du (sonst) keinen Feind, so hat dir wohl die Mutter einen gebore'1' *) Aus Vuk's Sammlung. Ein äusserst merkwürdiges Volkslied aus Bosnie11 erzählt uns, wie eine in die Ferne verheiratete Schwester ihre neun da diese im Laufe von fünf Jahren zu ihr auf Besuch nicht kommen, du'1''' neun Puppen herbeizurufen sucht. Die Beschworungen sind herzergreifend. N0"1 sind die neun Brüder schon im Kampfe gefallen. Einer stellt aus dem GrvF a#uf und reitet zur Schwester. Er isst nichts, er trinkt nichts (mrtvo tjelo pije, ne jede), dann bricht er mit der Schwester auf und reitet mit ihr h0''1' zur verfallenen Burg u. s. w. (Srpske narodne pjesme iz Bosne, pribilje'^ Davidovic\ Pancevo 1884, S. 10—14.) Bürger's »Leonore« wirkt nicht iftb® tiger als dieses, einen verwandten Stoff behandelnde Volkslied. Es fragte einmal eine Schwester ihren einzigen Bruder: *Wär' Dir's lieb, hättest Du einen Bruder?« — »Wäre ein Bruder auch Gott hätte einen.« (Pit. 204: Pitala sestra zendjila brata: ti milo bilo, da imaS jednoga1) brata? — Da je brat dobar i bi ga imao.) Das ist sehr stark pessimistisch, ein Ausfluss tief Erbitterter Lebensanschauung. In gleichem Tone ist auch folgende ^kannte Pitalica gehalten. Wahlbrüder begegnen einander. Der hat ein Loch im Kopfe. Fragte ihn der Wahlbruder: »Wer ^ Dir das Loch in den Kopf geschlagen?« — »Mein Bruder.« »Ach, darum ist's so tief!« Zu verallgemeinern sind diese zwei Aussprüche gewiss nicht. Es sagt ja das bulgarische Sprichwort: I brate sja karat ipak so si brate. ^l,ch Brüder streiten miteinander (zuweilen), sie bleiben aber doch H rüder. Der Bruder mag von welcher Art immer sein, er ist doch Bruder Einem der Nächste. Daher das Sprichwort: Brat brata ne hrani a tježko mu koj go ne ima. *) e'" Bruder ernährt den Bruder nicht, und doch schwer dem, der keinen hat. ^ei' Rechtsstandpunkt zwischen Brüdern wird bündig durch das ' Pfichwort angegeben: Bratstvo za bratstvo a sirenje za pari. Bruderliebe um Bruderliebe, doch Käse ums Geld. Der Genosse (drug, d. h. der Andere, alter, lat.) als e*ahrte, und der Freund (prijatelj, Kosew.: p rij an) wiegen lluter Umständen einen Bruder auf. Das Sprichwort behauptet s°gar : Vieran je drug najbolji brat. Ein treuer Genosse ist (ist eigentlich) der beste Bruder, Oder; Bolje je valjan prijatelj nego rodjen brat. Besser ist ein tüchtiger Freund als ein leiblicher Prüder, ""d darum sagt man: 4 Vi l) Das jednoga, also ein Zahlwort als unbestimmter Artikel angewandt, •tösgl gegen den Sprachgebrauch. a a) Variante: Svoj svoego ne hrani ama gorko koj go nema (bulg.). er Verwandte ernährt den Verwandten nicht, doch bitter, wer keinen hat. čuvaj druga kao brata. Achte wohl auf den Genossen, wie auf einen Bruder. In Bezug auf die Wahl seines Genossen räth das Sprichwort: Gledaj da ti drug ne bude na rug. Schau' d'rauf, dass dir dein Genosse nicht zum Hohn gereiche. Anschliessen soll man sich nur einem Menschen, der Einem gleich' gestellt ist. Das Volk drückt dies in seiner Weise aus : S kim se ne možeš počupati ne možeš mu ni drug biti. Mit wem du nicht in die Haare gerathen kannst, dem kannst du aud1 kein Genosse sein. Vor Allem muss man sich hüten, sich mit einem Unwürdigen befreundschaften, denn: S hrdjom zlo i u carevu dvoru, Mit einem Charakterlosen ergeht es Einem schlimm, selbst an des Kaisers Hofe. Im Allgemeinen gilt: Junak se šušom ne može pobratiti. Ein Held kann sich mit einem Wicht nicht verbrüdern. Indessen ist es besser, Jemand zum Freund, wenn auch nur deö1 Namen nach, zu haben, als vor einem gleissnerischen Feinde stet5 auf der Hut zu sein: Bolje i kiseo prijatelj neg sladak neprijatelj. Besser selbst ein sauerer Freund als ein süsser Feind. Freunde zu haben, ist immer gut, doch Recht behält däS Sprichwort: Blago onom te ima prijatelja al težko onom ko ih treba. Wohl dem, der Freunde besitzt, doch schwer dem, der auf sie ansteh'' Freunde sind gegen einander nachsichtig und müssen es sein, na^1 dem Sprichworte: Dobrome prijatelju valja ponešto i progledati. Einem guten Freunde soll man Manches auch durch die Finger schau*11 Streitigkeiten unter Freunden sind von geringem Belange: Dobri se prijatelji svađe pa opet izmire. Gute Freunde verzanken sieb, scbliessen aber wieder Frieden. •Nur vom guten Freunde sagt das Volk: Više vredi jedan prijatelj neg puno selo surodica. Mehr werth ist e i n Freund als ein ganzes (volles) Dorf Vetterschaften. # Die angeführten Sprüche beziehen sich auf Freunde und Freundschaften überhaupt, z. T. mehr auf jene oberflächlichen, vorübergehenden Bekanntschaften, die man jeden Tag fast macht und zu dachen hat, als auf die nachhaltigen Bündnisse fürs ganze Leben, letztere Freundschaften spielen im Leben des südslavischen Bauern-v°lkes noch immer eine grosse Rolle. Ihnen widmen wir eigentlich dieses Capitel. Die Wahlbruderschaft heisst pobratimstvo (po-brutinstvo) oder einfach bratstvo (Bruderschaft), die Wahl-Schwesterschaft p o s e s t r i m s tvo (posestrinstvo) oder kurz s e-strimstvo, z.B. im Volksliede: Još k otome zlatan prsten s ruke, Za zalogu mojega bratinstva Mog bratinstva a tvoga sestrinstva. ^a nimm) noch dazu den goldenen Ring von der Hand — Als ^ulerpfand meiner Bruderschaft — (So) meiner Bruderschaft als deiner Schwesterschaft, oder: Jova joj je za bratstvo primio. — Da sam znao, da si tako lepa Ne bih tebe za bratstvo primio. ^ahlb rüder heissen pobratimi, Wahlschwestern posestrime, ^ahlgescbwister (collectiv) pobraćenici. Jemand zum Wahlbruder machen = pobratiti, pobratimiti, zur Wahl-s°hwester posest riti, posestrimiti; zum Wahlbruder an-rufen bratimiti, zur Wahlschwester s e s t r i m i t i. Weil die Prüfung zum Wahlbruder oder zur Wahlschwester, »bei Gott« M*r »durch Gott« als Zeugen geschieht, heisst die Wahlbruder-Schaft b o g o m oder po bogu p., z. B. im Volksliede : Potvrdimo bogom pobratimstvo! Bekräftigen wir unsere Wahlbruderschaft durch (Anrufung) Gott(es). Derrjgemätfs sagt man: bogom oder po bogu brat, z. B. i01 Volksliede: Djevojka je sunce bratimila: Oj ti sunce moj po bogu brale!*) »Das Mädchen rief den Sonnenmann"2) zum Bruder an: O du Sonnen' mann, du bei Gott mein Bruder.« Ein Beispiel für bogom brat: Bratimi ga bego Ivan bego : Bogom brate, Filip momče mlado! Izvadi mi iz vode djevojku! »Es ruft ihn zum Bruder an Beg Ivan Beg — Du bei Gott mir eil1 Bruder, Filip, junges Bürscblein! — Zieh' die Maid heraus mir aas dem Wasser!« Ein Beispiel für bogom sestra und bogom sestrimiti: Pa je poče bogom sestrimiti: Bogom sestro, lijepa djevojko. »Und er begann sie bei Gott als Schwester anzurufen — Schön6 Maid, du bei Gott mir Schwester!« Statt »Wahlbruder« und »Wahlschwester« gebrauchen %K meinhin die deutschen Uebersetzer unserer Volkslieder die Au?' drücke »Bundesbruder« und »Bundesschwester«. Berechtigt ist diese Bezeichnung nur zum Theil, in dem Falle nämlich, wenn zWi Menschen in einer Nothlage einen Bund zum Schutz und Trtltf vor einer Gefahr schliessen. Ich musste aus Verszwang lnehrni;^ in den weiter unten folgenden Liedern, trotz der besseren Einsichb die letztere Bezeichnung wählen. Der Wahlbruder tritt in Folge der Wahlbruderschaft in ei" näheres verwandtschaftliches Verhältniss zu den Eltern und G** schwistem seines Wahlbruders oder seiner Wahlschwester, um zwar betrachtet er die Eltern, als wären sie seine Adoptiveltern die Töchter derselben als seine Adoptivschwestern. Die Naim'" sind die bekannten: poooim und pomajka oder pomati, 0ra. Der Bischof hatte die heimische Sitte vor Augen, indem er die Wahl-rinlerschaft als rj) tt uiuxöXovÜov xut tio v6uu> ßnößXijrov, als eine Einrich- hinstellt, die wider die Natur und wider das Gesetz verstösst. Er kann ^ Rar nicht begreifen, wie denn durch die Wahlbruderschaft ein wirkliches Ehe« ninderniss geschaffen werden kann. Indem er die Wahlbruderschaft als eine Rissige Ertindung hinstellt, entfallt auch das Ehehinderniss, das nach der Auf-assung des Volkes durch Wahlverbrüderung entstehe. Eine dritte Erwähnung der Wahlbruderschaft geschieht in einer Chronik *Us dem XVI. Jahrhundert (bei Daniciö, Rieß, srpskili siarina. S. .'522), wo es r>eisst: Car& Sulimant da kraljevinu u Budimu .Tanusu vojvodi herdelskomu, Pobratimu svoemu. (Kaiser Suleimann [von 1496-1566] verlieh das Königreich n Buda an Johannes, Herzog von Siebenbürgen, seinen Wahlbruder.) 2) Prikazka za tj, sto cicaja dvaese i pet godini; im Periodieesko spi-SanJe V. Heft, S. 116. Eine Variante dieses Stückes findet sich in den »Sagen *n<* Märchen der Südslaven«, II, S. 346-362. »Held Hirte und das scheckige Chitin« (aus der Hercegovina); S. 353: »Als Held Hirte ins Thal hinabge-Ktiegen, traf er einen Mann an, der zerrieb Stein an Stein. Den fragte er: 'Was treibst Du da, Wahlbruder?« U. s. w. K r aus s , Sitte u. Gewohnheitsrecht d. Sttdtl. 40 Welt auf Abenteuer aus. Im Hochgebirge begegnete er einem andern Helden, der war so scharfhörig, dass er genau jedes Wörtchen ausnahm, wenn man neun Meilen ferne von ihm stritt« »Guten Abend, Wahlbruder!« — »Des walte Gott, Wahlbruder!« — »Was für Heldenthums berühmst Du Dich, Wahlbruder!« »Habe dieses Heldenthum: Wenn man selbst neun Meilen entfernt von dem Orte, wo ich gerade bin, streitet, macht nichts, ich höre es doch.« — »Da wärst Du ja ein besserer Held als ich!« — »Weiss nicht, ob ich ein besserer Held bin als Du, doch es gi'jt Einen, der hat fünfundzwanzig Jahre lang an der Mutterbrust gesäugt, na, ich denke, der wird wohl ein besserer Held sein aW ich.« — »So lass' uns Zwei Wahlbruderschaft schliesseu!« (Ad da bidemo pobratimi dvoica ta.) — »Lass' sie uns schliesseu,« sagte er. — »Wir wollen uns noch Wahlbrüder suchen.« Also zogen sie weiter und fanden noch zwei ihnen ebenbürtige Helden. Selbviert durchstreifen sie die Ober- und Unterwelt und verrichten grosse Thaten. Derartige pobratimstva spielen zuweilen auch im politische0 Leben eine Rolle. Die Eidgenossen treten für einander und für u»e Sache mit Gut und Blut jederzeit ein. In je^ein bekannten Ge' dichte vom Ende des Smail Aga (Jengijic1) beruht eine de1 Glanzstellen darauf, dass der Priester, indem er die Heldenscbaa1 ermuntert, auf die unantastbare und unwandelbare Treue der Wahl' brüder hinweist. Hundert Crnogorci brechen in dunkler Nacht auf) um den Aga Oengic zu überrumpeln. Im Gebirgfe auf einer AUS* weitung erwartet sie ihr alter Vladika; ermahnt sie väterlich u»^ fleht Gottes Gedeihen auf das edle Unternehmen herab. Dem guten Greise stockt die Rede, und eine Thräne erglitzert im Sonneu' strahl auf des Alten weissen Bart. Doch bald überwindet er d1* Rührung und er setzt seinen Zuspruch fort: Pulver, Blei — du hast's in Hüll' und Fülle. Kraftvoll ist des Helden starke Rechte. Blitze sprüht dein scharfes Falkenauge. ') Smrt Sinail-age Cengijtfa. Pjesan od Iva na MaZuranica. V. Au lsTii, S. 20. Von einigen Seiten wurde Öffentlich behauptet, M. sei nicht ) ') Zora Dalmatinska von 1847. Für die Crnagora liegt eine Beschreibung von Medakovi« vor, die im Wesentlichen mit der vorangehenden übereinstimmt-Die Wahlbrüder trinken dreimal zugleich Wein aus dem Kelche, den ihnen der Priester reicht, küssen das Kreuz, das Evangelium und die Heiligenbilder, die in der Kirche aufgestellt sind, geben einander zum Schlüsse noch drei Küsse auf die Wange und entfernen sich. Derjenige, der zur Wahlbruderschaft den Andern aufgefordert hat, zahlt die Mahlzeit und beschenkt den Wahlbruder mit irgend einem werthvolleren Gegenstande. Ohne einen herzhaften Trunk Wein geht es in keinem Falle ab. Auch fehlt £s nicht an schönen Trinksprüchen. Wir theilen einen hier mit: »Mit wem heuf, mit dem in Ewigkeit, so Gott will ! Ehrsamer Bruder' Leuchtend sei deine Ehre, und dass die Mutter Gottes sie immer noch mehre!« »Mögest du stets den Freunden dienen, doch nie selbst etwas bedürfen von ihnen!« »Möge mit Gutem der Herr dich betheiligen, selber dir beistehen, vvie auch die Heiligen!« »Möge er in Hülle und Fülle dir geben, dass du kannst Gäste bewirthen dein ganzes Leben!« »Mögest du volle Becher spenden, Gott dich segnen mit vollen Händen'* »Wie du mich schmückst mit diesem Strauss, schmücke Gott mit Wachs' tbum dein ganzes Haus!« »Wie du mir reichst entgegen die Band, reiche dir Gott die seine i° Haus und Land!« *) Wahlverschwisterungen auf Zeit, Verbrüderungen von vorübel'' gehender Bedeutung schliessen gern junge Leute nach Brauch am zweiten Montag nach dem Osterfeste, und zwar hie und da auf dem Gottesacker. Der Winter mit seinen Schrecknissen ist schon aussei" Land gezogen, die Natur ist erwacht, ein rosiger, düftereicher Len^ ist angebrochen. Die Fluren haben sich in saftiges Grün gekleidet und auch das Menschenherz schlägt rascher und froher, zumal d»s Herz der Jugend. An dem besagten Montag bringt man den Ve*" storbenen Opfer dar, d. h. nach moderner Ausdrucksweise, mal1 gedenkt ihrer feierlich, man gedenkt der Hingeschiedenen, den^ aber auch an die Lebenden, indem man alte Freundschaften befestig und neue anknüpft. Man muss sich bei ßeurtheilung dieses FeSlf brauches das Eine in Erinnerung rufen, dass bei den Slaven ein3 l) Deutsch von Kap per. die Todtenfeste Freudenfeste waren und es zum Theil auch gegenwärtig noch sind. Dieser Montag wird p o b u s a n i oder p o b u š an i Ponedeonik genannt. Wörtlich übersetzt bedeutet dies »der Waste Montag«, sinnentsprechend darf man deutsch sagen »der Montag des Rasenerueuerns«, denn man erneuert den grünen Rasen auf den Gräbern. Unser Gewährsmann, Vuk, erzählt: »In einigen Ortschaften, z. B. in Ne gotin und in Ršava, versammeln sich an diesem Tage Nachmittags die Burschen und Mädchen des Dorfes au einem bestimmten Orte (in Syrmien auf dem Gottesacker), um Bruderschaften zu schliessen (družičati se, wörtlich: sich zu ver-gesellen). Beim Spiele einigt man sich dahin, dass jedem Burschen je ein Mädchen Partner sei. Man flicht da Kränze aus Weiden-i'üthchen, küsst einander durch die Kränze hindurch und beschenkt sich mit buntscheckig oder blos roth bemalten Eiern. Zuletzt tauscht man die Kränze aus, indem man sie einander auf den Kopf setzt. Barauf schwören die Burschen (paarweise), in Liebe und Treue bis zum nächsten Jahre pobratimi, die Mädchen druge (Genossinnen), °der wie die Morlachinnen sagen, k u man e (Gevatterinnen) zu sein. Solche Freunde und Freundinnen stehen einander dieses ganze Jahr hindurch in Spiel und Ernst getreulich bei und bezeugen sich gegenseitig wahrhaft geschwisterliche Liebe. Beim nächsten dru žicale (auch diesen Namen hat der Montag der Rasenerneuerung) werden manche Bündnisse erneuert, manche lässt man wohl auch sein. ]) J) Also Vuka. a. O., S. 27, und im Riječnik. Andere Belege fehlen merkwürdigerweise. Man wollte denn als weiteres Zeugniss die Worte M. Gj. Miliöevid's ansehen (Glasnik, XXII, 8.85), der hat aber Vuk ausgeschrieben, ^icht uninteressant ist es, zu verfolgen, wie der Fälscher M. 8. M il o j e v i ć in seinem Buche »Život i običaji ukupnog naroda srpskoga«, L Bd., 1869, S. 126 ff'., diese Nachricht aufgegriffen und in seiner Weise verwerthet hat. Milojevici fahrt zwei Lieder an, die angeblich bei dem družičalo von den jungen beuten gesungen werden. Um dem Leser die Sache glaubwürdig zu machen, nennt er auch seinen Gewährsmann, oder richtiger sein Gewährsweib, die Petra Mutapović in der Mačva. Das ist nicht anders, als wenn sich Jemand auf die Frau Meier oder die Frau Müller oder die Frau Huber in Niederösterreich berufen würde. Die Lieder, die, nebenbei bemerkt, auch metrische Gebrechen baben, vermögen nicht einmal, rein äusserlich betrachtet, den Eindruck von Volksliedern zu machen. Nun erst ihr Inhalt. In vierzehn Versen werden eilf Gottheiten angerufen (von welchen die slavische Mythologie gar nichts weiss). Das Machwerk lautet: Ko pogazi pobratimstvo? Prpr njemu, Davor njemu! Wahlbruderschaft wird ferner auch durch Anrufung in einer Nothlage geschlossen. Befindet sich Einer in einer argen Klemme, so beschwört er den Erstbesten, den ihm der Zufall in den Weg führt: »In Gottes und des hl. Johanues Namen, hilf! Bei Gott, sei mein Wahlbruder!« (Kumim te Bogom i svetim Jovanom, pomozi. Da si mi po Bogu brat!) Wer dem Hilfeheischenden, mag dieser selbst ein Verbrecher sein, den gewünschten Beistand versagt, legt sich selbst in Acht und Bann. Er verliert jeden Anspruch aut Ehre und Achtung. Psychologisch merkwürdig sind die im Traume geschlossenen Wahlverbrüderuugeu. Sie beruhen auf dem Glauben, dass Träume die Zukunft andeuten und dem Menschen Fingerzeige für sein Verhalten weisen. Eine kurze Notiz darüber, die für sich selbst betrachtet, zu verschiedenen Deutungen Anlass geben könnte, bietet Vuk a. a, 0. Ausführlicher bespricht dasselbe von Vuk ganz unabhängig Stojanović (Slike, S. 176 f.), wo es heisst: »Es kommt vor, dass Jemand im Traume eine Person zum Wahlbruder oder zur Wahlschwester anruft, wenn er sich nämlich im Traume in einer schweren Noth und Bedrängniss befindet, z. B. es beisst ihn eine Schlange, oder es überfällt ihn ein wildes Thier, oder er Svoga brata pobratima, Pobratima ka rodjenog. Ko prevari svoga druga? Svoga druga pobratima Šatro ga silni bjelju-. Svojim ocem strašnim Bo^om. . Strašnim Bogom Triglav Bogom, A triglavom svetom Trojicom. Dom mu šatri Prprruša, Strašna seja Davor Boga, Poslanica Višnja Boga; Stvoritelja Držatelja I strasnoga Rušitelja. »Wer tritt mit Füssen die Wahlbruderschaft? Ihm sei Prpr, ihm sei Davor! Seinen Bruder Wahlbruder, den Wahlbruder wie den leiblichen Bruder. Wer da betrügt seinen Genossen, seinen Genossen, den Wahlbruder, den zermalme der mächtige Ljelju; mit seinem Vater, dem furchtbaren Gott, mit dem furchtbaren Gott, dem Triglav-Gott, und mit Triglav der heiligen Troica (Dreiheit). Sein Heim zermalme Prprruša, die furchtbare Schwester des Davor-Gott, die Botin des Gott Višanj. des Erschaffers Držatelj und des furchtbaren Rušitelj.« Die klägliche Unwissenheit Milojević's zeigt sich schon in dem kleinen Umstände, dass er drug prädicativisch zu pobratim gebraucht. Doch genug von dieser Speise. *st dem Ertrinken nahe, oder er träumt, dass ihn Feuerflammen Verzehren. Da ruft er Denjenigen, den er im Traume sieht, zu Seinem Wahlbruder an.« Mir erzählte ein Bekannter (den ich nicht nennen mag, weil ich ihn verachte), dass mau im Banat in solchen Träumen, wenn man keinen Menschen sieht, auch den hl. Johannes zum Wahlbruder anruft. Der Betreffende lebt nun in dem festen Glauben, der Heilige sei sein Wahlbruder, und bringt ihm fortab besondere Opfer dar. Stojanovic erzählt weiter: »Derjenige, der den Traum gehabt, sucht bald darauf jene Person auf, mit der er sich ini Traume verbrüdert hat, und theilt ihr seinen Traum mit, Sie Richen einander die Hand und küssen sich herzlichst. Zum Zeichen der Wahlbruderschaft tauschen sie auch Geschenke aus. Von nun an- leben sie wie Bruder und Bruder, Wenn aber Jemand dem Träumenden die gesuchte Hilfe verweigert, so kommt es zu keiner ^Vahlbruderschaft, im Gegentheil ergeben sich zuweilen daraus bit-tere Anfeindungen. Der Mann hat ihn ja im Stiche gelassen.« Wahlbrüder müssen nach der Volksanschauung treuer zu einander halten, als leibliche Brüder. Von der Liebe unter Wahl-Iii •■ "'ädern heisst es im Sprichwort: Braća će se rodjena svaditi a pobratimi ne će. leibliche Brüder geratben wohl (zuweilen) in Streit, Wahlbrüder nie. Das ist gewiss übertrieben. Die Wahlbrüder achten einander mehr a's nahe Verwandte und leisten sich jede mögliche Hilfe. Elhedem 8°heint es allgemeiner Brauch gewesen zu sein, dass Wablver-^'andte ihre Kinder in der Wiege mit einander verlobten, um den ^und der Freundschaft noch mehr zu befestigen. l) Für die Her-Cegovina, die Crnagora und die Bocca wird dieser Brauch von ^'čević, Medaković und Mar t i nović ausdrücklich bezeugt, ^merkenswerth ist es, dass Marti nović (Dragoljub 1867) den «rauch in halbvergangene Zeit setzt, während Vrčević (im Zbornik) bestimmt sagt: Bio je običaj (es war Brauch), mildernd aber hinzu-Sefczt: koji se možda i danas gjegje uzdržava (der sich vielleicht n°ch heutigentags hie und da erhalten haben mag). Er fährt dann fo,'t: »Nun aber, da bei diesen drei Stämmen ein bürgerliches l) Ein Beispiel dafür vergl. üben, S. 260. Gesetzbuch besteht, musste dieser Brauch von selbst ausser TJebung kommen.« Diese Bemerkung mag wohl auf einzelne Fälle passen, aber sicherlich nicht auf alle, da einerseits dieser Brauch in Länder* gebieten herrscht, wo ein bürgerliches Gesetzbuch schon längst in Kraft und Geltung ist, andererseits dieser Brauch auch in dem Lande abnimmt, für welches ein eigentliches bürgerliches Gesetzbuch erst jetzt von Bog i šič geschrieben wird. Der Grund, wes-halb der Brauch schwindet, i3t wohl unzweifelhaft darin zu suchen, dass der Einzelne, mehr als es ehedem der Fall gewesen, durch den Staat geschützt wird, und er sich nicht mehr, wie es einst unumgänglich nothwendig war, auf Jahre hinaus mit Freundschaften versorgen muss, die ihm im Falle einer Vergewaltigung von Seiten einer mächtigeren Sippe in Schutz nehmen sollen. Ferner führen solcbß Vereinbarungen in der Gegenwart selten zu dem gewünschten Er-gebniss. Die Autorität des Vaters gegenüber seinen Kindern ist nicht mehr unbeschränkt. Ein Vater kann sein Kind wider dessen Willen zu keiner Eheschliessung zwingen. Der Sohn wählt sieb selbst seine Braut. Hier bewahrheitet sich das Sprichwort: Covjek sudi a bog odredjuje. Der Mensch denkt, Gott lenkt, oder, wie das deutsche Sprichwort besagt: Ehen werden im Himrfl^ geschlossen. Aus folgendem Sprichworte: Ako i imaš čuvaj i pobratima. Wenn du auch vermögend bist, bewahre dir trotzdem deinen Wal"'' bruder, geht unzweideutig hervor, dass die Wahlbruderschaften keineswegs immer und jedesmal ganz so unverbrüchlich heilig gehalten werdem als etliche südslavische Schriftsteller behaupten. Der Keichgeworden" mag hie und da seinen ärmeren pobratim als einen lästigen Ge' seilen betrachten und ihn abschütteln wollen. Beispiele von Trd1' losigkeit unter Wahlbrüdern sind aber freilich selten, wenigsten3 selten verzeichnet. Ich fand blos zwei Nachrichten von der Art. Bein10 sind als wichtige Beiträge zur Kenutniss des südslavischen Volk*3' lebens auch sonst beachtenswerth. Darum sollen sie hier wieder' erzählt werden. Die erstere Nachricht stammt aus der Crnagora. *) Die Begebenheit scheint sich in den Sechziger-Jahren abgespielt zu haben. ■Ein Mann aus Čevlje verbrüderte sich mit einem Türken aus Ono-fcoSt. Der Oevljaner zog bald darauf mit einer Truppe, deren Anführer er war, auf einen Raubzug (četa) aus. Sechs Tage nacheinander streifte er vergeblich herum, ohne die geringste Beute zu dachen. Am siebenten Tage in der Frühe erblickte er seinen Wahlbruder, den Türken, der eine ganze Heerde Schafe vor sich hertrieb. Hocherfreut, seinen Wahlbruder zu sehen, von dem er hoffen durfte, dass er ihm einen Hammel schenken werde, damit er sich und seine Schaar sättige, rief er ihm zu: »Guten Morgen, Hussein, ^ahlbruder!« Der Türke schrie ihm zurück: »Was soll's mit dem Wahlbruder. Noch heute sollst Du mit einem todten Kopf Dich Verbrüdern!«2) Der Häuptling (četobaša) gab sich ihm von Neuem als Wahlbruder zu erkennen und sprach: »Lass' den uuzei-tigen Spott, Hussein, Wahlbruder, es ist niemand Anderer, als Dein Wahlbruder. Bei unserer Lieb' und Treu', gib uns einen Hammelbock, damit wir unseren Hunger stillen. Wir stecken schon, sechs Tage sind's her, in dieser Schlucht, das Brod im Ranzen ist längst gar und die Beute hat der Teufel!« Der Türke : »Nichts geb' ich. Nein! Auch ist mir Deine Wahlbruderschaft das Letzte, woran ich denke, so lange ich dieses Gewehr um die Schultern habe.« Zum dritten Male beschwor ihn der Häuptling: »Sei kein Narr, Hussein, gib mir einen Bock, damit wir uns hier in aller Frühe nicht hinschlachten ; denn kommt es zum Kampf, so gehört die Heerde uns, bei meiner starken Treu'!« Sogleich legte der Türke seine Flinte auf die Črnogorci an, und zugleich rief der Häuptling seiner Gesellschaft zu: »Wohlan denn, Ihr Črnogorci, Kuere Ehre bleibt rein, nun los, wenn der Türkenkerl weder Gott noch menschliches Eleu d achten mag!« Alle Kämpen fielen da wie ein Mann über die Türken her, metzelten sie nieder und nahmen ihnen die Heerde weg. Der zweite Fall soll sich in Bosnien zugetragen haben.8) •) Medaković, a. a. <)., S. 74 f. ■) Ein böser Finch: Jutros ti se mrtvom glavom bratimio! D. h. Ein Todter ist des Anderen Wahlbruder; ein Todter ist dein anderen vollkommen gleiclnverthig. 3) Novice rok. 1856, S. 277 f. und 281 f. Die Geschichte trägt den Stempel der Echtheit an sich. Es wird hier der Friedensrichter gedacht, eine Drei Burschen aus Srebernica schlössen iui< Jahre 1829 Wahlbruderschaft. Der eine hiess Vasilij Obric, der andere Vuk J u g o v i c, der dritte Ivo M i 1 ano v i 6, So stattliche Burschen gab es weit und breit nicht mehr. Weil es ihnen aber daheim in Srebernica zu langweilig wurde, zogen sie ins Gebirge, bauten sich dort Hütten und wurden Helden, junaci hajduci. Bald machten sie einen Kaubzug ins österreichische Gebiet, bald überfielen sie vereinzelte türkische Gehöfte, deren Herren Tyrannen der Kaja waren-Besonders sahen sie darauf, dass die von den Türken der Kaja abgenommenen Steuergelder nicht ausser Land kamen. Die drei Wahlbrüder befanden sich nie in Geldverlegenheit. Im Jahre 1836 verliessen sie ihre Schlupfwinkel und kamen nach Srebernica auf den Jahrmarkt, der von allen Alpenbewohnern ringsum stark besucht wird. Dort sahen sie Milica, die sechzehnjährige Tochter eines Bandelkrümers. Sie war nicht blos wie eine Vila hold, sie spielte auch vortrefflich zur Tambura und führte als Vorsängerin und Vortänzerin wie keine Andere den Reigen. Die drei Wahlbrüder verliebten sich zugleich in die Maid. Sie beschlossen nun, um das Mädchen zu losen. Um jede Uebervorthei-lung unmöglich zu macheu, losten sie auf folgende Weise : Sie gingen auf die Jagd und schössen J^der eine Wildgans. Hierauf bestiegen sie einen grossen Felsen in der Nähe eines dicken Waldes. Sie banden jeder Gans an den Fuss ein färbiges Band, Vasilij ein weisses, Vuk ein grünes, Ivo ein rothes, und verbargen sich im Walde. Bald kam ein Adler geflogen, iiess sich auf den Felsen herab und trug eine Gans davon. Es war Ivo's Gans mit dem rothen Band. Ivo hatte gewonnen, er heiratete Milica. Die Ehe war eine Zeit lang sehr glücklich. Vuk aber wusste das Weib seines Wahlbruders zum Ehebruch zu verleiten. Als er glaubte, dass die Sache ruchbar geworden, stahl er sich fort ipfl Gebirge, wo er, fern von seinen beiden Wahlbrüdern, nur dem Heldenthume lebte. Lange hatte man von ihm gar keine Kunde. Bei Anbruch des Winters, als die Hajduken ihre Winterquartiere Institution, die unter den Neusloveiien längst ins Gebiet des Märchens gebort. Unser Gewährsmann erzählt nach dem Berichte eines Bosnjaken. Uie Angaben über die Friedensrichter stimmen vollkommen mit dem überein, was gegenwärtig, viele Jahre später, als Ledinski seinen Bericht schrieb, über solch« Volksrichter bekannt geworden ist. Ledinski war nicht der Mann dazu, solche Geschichten zu ei linden. Er erzählte eben seinen engeren Landsleuten eine für ihn und sie gewiss grosse Merkwürdigkeit. bezogen, kehrte auch Ivo wieder iu das Gebirge von Srebernica zurück. So oft er merkte, dass seine Wahlbrüder Ivan uud Vasilij aWesend seien, machte er Milica einen Besuch. P]inmal vergass er sein Messer bei Milica. Vasilij fand dasselbe und beschloss, die Schmach, die seinem Wahlbruder Ivo an-gethan ward, an ihrem Urheber zu rächen. Am ersten Tage nach Peter und Paulus (am 31. Juni) fand man Früh Morgens Vuk Jugovic vor Ivo's Hütte als Leichnam. Er hatte drei, vier tiefe Wunden im Körper, die ihm mit dem grossen Handzar, der nun uneben lag, beigebracht worden. Ein Selbstmord war von vorneherein unter diesen Umständen nicht denkbar. Sobald es vollständig Tag wurde, begab sich Vasilij zum ^eg von Srebernica. Dieser war der Abkömmling einer uralten bosnischen Adelsfamilie, die zum Mohammedanismus übergetreten wa,r. Er betrachtete sich aber keineswegs als Türken, sondern als eehten Bosnier. Vasilij warf sich vor ihm nieder, erzählte ihm den Hergang und gab sich selbst als Mörder au. Zum Schluss bat er, er möge über ihn durch die »Alten« (»starci«, »zbor staraca«, Sonst sagt man wohl dobri ljudi), wie es seit jeher bei solchen Gelegenheiten der Fall gewesen, ein Urtheil fällen lassen. *) Vor den Richtern gestand Vasilij, er selbst habe stets das Weib seines Wahlbruders Ivo Milanovic geliebt und liebe sie noch, *ich habe aber Vuk nur deshalb getödtet,« sagte er, »weil er das P°bratimstvo mit Füssen getreten hat, und weil ich beweisen wollte (htss ich ein besserer pobratim als er bin.« Der älteste Bauer: »Warum hast Du ihn, den Unbewaffneten, meuchlings überfallen ? Warum hast Du ihn nicht zum Zweikampf gefordert, damit Gott selbst über Euch richte?c Vasilij: »Ja, wäre das pobratimstvo und mein Wahlbruder Jyo Milanovic dadurch reingewaschen, wenn mich der eidvergessene M getödtet hätte ?« Das Ende der langen Verhandlung war, dass die Friedens-r'chter Vasilij Obri6 vollkommen freisprachen. Ivan und Vasilij ') Ledin ski gibt dreizehn Friedensrichter an. Diese Zahl steht ganz v°reinzelt da, denn, soweit ich die einschlägige Quellenliteratur kenne, ist lrnnier nur von einer Zwölffriedensrichterversannnlung, beziehungsweise von vierundzwauzig Richtern die Rede. Wenn nämlich Kläger und Angeklagter vermiedenen bratstva oder Stämmen angehören, so wählt gewöhnlich jede Partei ZvV|Jli' Richter. Vielleicht klärt sich die irrthümliche Angabe Ledinski's einfach ^durch auf, dass er den Priester als Dreizehnten mit zu den Richtern zählt. begaben sich vereint nach Hause. Milica trafen sie nicht an. Sie hatte die Ankunft der Männer nicht abgewartet, sondern war in ihrer Abwesenheit in die Alpe geflohen und hatte sich dort von einer steilen Felswand hinabgestürzt. . Die zwei WahJbrüder lebten aber fortab ungestört in treue* Freundschaft, als ob nie etwas zwischen ihnen vorgefallen wäre. Mit Hinblick auf solche und ähnliche Vorkommnisse muss man dem Volkssprichworte wohl beipflichten, wenn es sagt: Ne ima Ijeta bez Gjurgeva danka Niti brata, dok ne rodi majka. »Es gibt keinen Sommer ohne den Georgstag, noch gibt es einen Bruder, als bis (dir) die Mutter einen zur Welt bringt.« * Das Verhältniss zwischen Wahlbruder und Wahlschwester begreift man nur dann recht, wenn man weiss, unter was für Umständen es zumeist seinen Anfang nimmt. Es trifft sich oft, dass ein Mädchen allein einen langen Weg durch's Gebirge, oder überhaupt durch eine menschenleere Gegend zu machen hat. Das Mädchen ist auf dem Wege verschiedenen Gefahren ausgesetzt. Schlechte Menschen gibt es überall, die sich kein Gewissen daraus machen, einer Hilflosen zuzusetzen. Um einem uerartigen schlimmen Zufalle vorzubauen, ruft das Mädchen den erstbesten Mann, dem sie begegnet, zum Wahlbruder an. Der Aufgeforderte ist nun verpflichtet, seiner Wahlschwester, als wäre sie seine eigene Schwester, ein schützender Begleiter zu sein. Es ist selbstverständlich, dass er seiner Schwester nicht nahe treten darf. Der Himmel straft zur Stelle ein solches Vergehen, selbst wenn der Wahlbruder nur einen Versuch wagt. Zwei Volkslieder aus Serbien erzählen davon. Im ersteren Falle büsst der Verwegene seinen Versuch durch schwere Gewissensbisse, die hat er Jahr aus Jahr ein zu ertragen. Das Volk drückt dies bildlich aus. Eine giftige Schlange (ljuta guja) nistet sich im Busen des Treubrüchigen ein-Das Liedl) lautet: ') Letopis mat. srpske B. 13(>, S. 19. Wo dieses Volkslied sonst voi" kommt, kann ich leider jetzt nicht angeben. Citirt wird es überflüssigerweise von Dragutin J. Ilijic in einem Aufsatz »Ueber die Ursache des Verfall' der Volksdichtung« (0 uzroku opadanja narodne pojczije, a. a. Q„ S. 1— Ilijie gelangt zu dem Schlüsse, die Volkspoesie gehe nur deshalb zu Grunde, weil die Institution der Hausgemeinschaft zu sein fast aufgehört habe. Bewiesen bat er seine Behauptung mit Nichten. Bei den Finnen gibt es keine Haus' Smilje pflückte Smiljana das Mädchen, Pflückte smilje, irrte ab vom Wege, Irrte lang und traf den Hirten Jovo Und beschwor bei Gott zum Bruder Jovo. — Du bei Gott mir Bruder, Hirte Jovo, Führ' mich heim, aus dem Gebirg, dem grünen, Führ' mich rasch zu einer kühlen Quelle, Will mich waschen, will den Durst mir löschen. — Wusch sich's Antlitz, Smiljana das Mädchen, Wusch sich's Antlitz, löschte sich ihr Dürsten, Wie die Sonne glüht, erglänzt ihr Antlitz. Dies gewahrte Bruder Hirte Jovo, Und er sprach zum Mädchen diese Worte: — flätt' geahnt ich deine holde Schönheit, Hält' ich mir dich wirklieh nicht verschwistert, Hätt1 dich nur zum Liebchen auserkoren ! — Kaum vernahm es Smiljana, das Mädchen, Ihr entstürzten Tbränen aus den Augen Und bethaulen ganz den kalten Steinblock. Flugs entwand dem Stein sich eine Viper, Wand sich Jovo um den zarten Busen, Bis zum Himmel dringt der Angstschrei Jovo's. ]) — Tödt' dich Gott, du sonnenfrohe*) Schlange! Wo, o Schlange, wirst du übersommern ? Sag', und wo den Winter überwintern V Wo, o Schlange, dein Gezüchte züchten? — Aus dem Busen spricht zu ihm die Schlange: — Dir im Busen werd' ich übersommern, Dir im Gurt den Winter überwintern, Dir im blonden Haar 's Gezüchte züchten. S'inieinschaften, hat auch keine gegeben, und trotzdem blüht bei ihnen eine r. — Bundesbruder, was soll diese Feier? — Bundesscbwester, Deines Bruders Hochzeit. — Bundesbruder, sag', wo ist das Mädchen? — Bundesscbwester, da an meiner Seite. — Schweig', o Bruder, beiss1 dich eint' Schlange ! — Bundesschwester, wärst du mir der Balsam! — Schweig', o Bruder, treff dicdi eine Kugel! — Bundesschwester, heiltest du die Wunde! — Schweig', o Bruder, trüg' dich fort ein Wasser! — Bundesscbwester, her an deinen Busen! Di neuester Zeit sind die Benennungen pobratim und po-Bestrima auch schon in der gewöhnlichen freundlichen Anrede Selbst unter Fremden gebräuchlich, die sich zum ersten Mal sehen. Man wendet das Kosewort an, um eine befriedigende Antwort von 4er angeredeten Person sogleich zu erhalten. Hier schimmert aber «och immer ein Strahl des althergebrachten lichtvollen Freundschaftsbrauches hervor. * * * Die Wahlschwesterschaft bildet den Inbegriff aller Liebe und Gemüthstiefe. »Die Wahlschwestern weilen wo möglich immer beisammen. An Feiertagen waschen sie ihr Antlitz in demselben Wasser, kämmen sich mit demselben Kamme, legen ihr Haar in gleiche Flechten. Sie weben gleiche Leinwand, nähen und sticken gleiches Gewand, gleiche Handtücher und stricken gleiche Strümpfe. Sie kleiden und schmücken sich auf gleiche Weise. Sie kaufen sich nur gleiche silberne Ohrgehänge. Wenn sie in die Kirche oder aus der Kirche gehen, so gehen sie immer Hand in Hand mitsammen. Sie haben gleiche Decken, auf wehdien sie in der Kirche nebeneinander knieen. Mau sieht sie immer zusammen, beim Spiel, im Reigen, in der Spinnstube, Sie sind unzertrennlich, sie hängen an einander wie leibliche Schwestern. Sie rufen einander nie anders als: »Schwesterlein, mein Gold, mein Goldfaden, mein Rehkälbehen U Eine vor der Andern hat keinerlei Geheimnisse. Eine liest in dem Herzen der Andern wie in ihrem eigenen. Sie singen zusammen, sie weinen zusammen, Freud' und Leid sind ihnen gemeinsam, *as die Eine erhebt, erhebt auch die Andere, was die Eine beklagt, beklagt auch die Andere. Alles wird in Lieb' und Treu' gemeinem besprochen und erwogen. Eine belehrt die Andere, worin eben eine Jede von ihnen geschickter und kunstfertiger ist. Was Krause, Sitte u. Gewohnheitsrecht d. Stldsl. 41 immer für Frauenarbeit die Eiue von ihrer Mutter oder Muhme, oder sonst Einer aus der Sippe erlernt, immer sucht sie voll Freude ihre Wahlschwester ehestens darin zu unterweisen, so dass Keine vor der Andern irgend etwas voraus habe. Hat die Eine eiue schöne Blume, so verschmäht sie es, sich mit derselbe? zu schmücken, wenn sie nicht zugleich auch ihre Wahlschwester schmücken kann. Hat sie einen Apfel, oder sonst einen guten Bissen, so theilt sie ihn mit der Freundin.« *) Ein Beispiel treuer Wahlschwesternliebe erzählt derselbe Gewährsmann. In einem Dörfchen bei Brod an der Save lebten zwei Wahlschwestern. Franjica und Anica hiessen die Freundinnen-Ihre Liebe bewährte sich glänzend in einem schweren Falle, als eine andere, von Natur mächtigere Liebe sich vordrängte. »Au-drija B . . . ., ein stattlicher Bursche aus gutem Hause, verliebte sich in Franjica, während ihm seine Eltern Anica zugedacht hatten-In Letztere aber war Matko J . . . verliebt. Indessen liebte Anica Andrija, der auch ihrer Mutter als Eidam wohl zusagte. Die Mutter hätte es gerne gesehen, wenn ihre Tochter in die angesehene Sipp° Andrija's hineingeheiratet hätte. Die Wahlschwestern wussten bald, woran sie stünden. Man dächte wohl, Eifersucht und Missgunst werde sie nun entfremden. Weit gefehlt. Im Gegentheil, sie vereinbarten in schwesterlicher Liebe, Alles aufzubieten, damit Andrij* zu Anica und Matko zu Franjica eine Zuneigung fasse. Sie ruhten nicht eher, als bis sie ihr Ziel erreicht hatten. Andrija und Matko waren Nachbarn und gute Freunde. Durch Geschlechter hindurch standen ihre Sippen im Verhältniss gegenseitiger Dienstleistungen (usprezi) und daher war eine Verständigung bald erzielt. Andrija heiratete Anica, Matko Franjica. l)ie Freundschaft unter den Eltern vererbte sich auch auf die Kinder. Oft reichten die Freundinneu wechselseitig ihren Kindern die Brust Anica's ältester Sohn heiratete die Tochter Franjica's. Auen diesen Freudentag erlebten die zwei Freundinnen, die sich noch in ihren alten Tagen nie anders hiessen, als mein Schwesterlein, mein Goldkind, mein Kehkälbchen; die Kinder lächelten zuweilen darüber, wenn sie hörten, wie sich die Greisinnen mit Kosenamen riefen, wie zwei junge Mädchen. Beide waren schon ergraut, es Hess sich nicht mehr sagen, welche von Beiden einst blondes, welche braunes Haar gehabt. Ihr Antlitz war voll Runzeln, keine hatte mehr einen Zahn im Munde, l) Stojanovic, Slike u. s. w., S. 171 11". doch ihre Liebe im Herzen, die war nicht gealtert, die Liebe grünte und blühte ihnen bis zum Grabe.« Was Stojanovic mit beredten Worten von der Wahlschwesterschaft berichtet, das hat längst vor ihm das Volk in seiner schlichten, anspruchslosen und bezaubernden Weise im Liede :) ausgesprochen: Freundschaft schlössen Mägdlein zwei. Gingen sie, selbzvveit sie gingen, Selbzwei, selbzwei. Stickten nur an einem Stickrahm, Selbzwei, selbzwei. Ein Gewand selbzweit sie machten, Bargen's wohl in einer Truh', Selbzwei, selbzwei. Zu einander sprachen Beide: — Beide wollen wir heiraten, Beide in dasselbe Heim, Selbzwei, selbzwei. Wollen Schwägerinnen heissen, Zweier Brüder Frauen zwei. Selbzwei, selbzwei. Und es heirateten Beide, Beide in dasselbe Heim; Und man hiess sie Schwägerinnen Zweier Brüder Frauen zwei. l) Bulgarische Fassung. Big. n. p. Milad., S. 420, Nr. 40G. XXX. Die Gastfreundschaft. (Doćek.) Unbegreiflich muss jedem Deutschen die masslos ausgeübte Gastfreundschaft der Südslaven erscheinen. Nur wer aus eigener langjähriger Erfahrung südslavische Gastfreundschaft kennen zu lernen Gelegenheit gehabt, nur der kann diesen Volksbrauch würdigen. Hätten die Südslaveu tausend verdammenswerthe Untugenden an sich, sowie sie sie nicht haben, diese eine Tugend der Gastfreundschaft miisste Jeden wieder mit ihnen aussöhnen. Aus einer allseitigen Kenntnis der Gastfreundschaft ergibt sich von selbst auch die Erklärung füf einige in völkerrechtlicher Beziehung sehr wichtige Züge in dem Verhältnisse der Südslaveu zu ihren Nachbarvölkern. In einer humoristischen Novelle1) schildert W. Korajac die Gastfreundschaft, mit der man ihn empfangen, als*er zum ersten Male ein wildfremdes Haus in Požega in Slavonien betreten. Die Darstellung mag übertrieben erscheinen, doch sie entspricht im Grunde genommen dem üblichen Brauche. Das kann ich bezeugen, da ich in Požega jahrelange gelebt habe. Hören wir den Erzähler: »Nachdem ich mich über Hals und Kopf überkleidet, schlugen wir, ich und mein Vater, geradenwegs die Richtung gegen den Hauptplatz ein und traten in das Haus des städtischen Bathsherrn ]) Die Rathsherren von Racotina. Ein topo-ethno-photographiscltf8 Bild aus der vaterländischen Geschichte. Dem kroatischen Original des WD" heim Korajac frei nachgezeichnet von F. S. Krauss. Seit einem Jalu"c kugelt sich das Manuscript in verschiedenen Redactionen herum, denn Redacteure deutscher Unterhaltungsblätter haben kein Verstiindniss für SÜö" slavischen Humor. Die können nur geschwollene Liebesgesclüchten braucln;rl" Gedruckt wird die Geschichte doch. ein. Kaum waren wir über die Schwelle, so erregten wir schon einen wahrhaftigen Sturm im ganzen Hause. Die ganze Sippschaft und alle Gäste rannten uns entgegen, als wäre d'rinnen Feuer ausgebrochen, und überrumpelten mich gleich einer Festung, die mau durch einen kühnen Handstreich einnehmen will. Haid küsste mich Dieser, bald Jener — kurz der Küsse gab es sonder Zahl und Kode, wenngleich ich zum ersten Mal in meinem Leben über die Schwelle dieses Hauses geschritten. Die Hausfrau schmatzte mich allein mehr als sechs- oder siebenmal ab. Mir rauchte der Kopf vor lauter Küssen. Erst nachträglich erfuhr ich, dass dies so ein heimatlicher Volksbrauch bei den gastfreundlichen Eacotinensern sei. Immer und zu jeder Zeit nach Gästen ausspähend, mag der Gast selbst aus Centraiafrika kommen, ist es das Erste, dass sie den Ankömmling abküssen, aufs Vortrefflichste empfangen und bewirthen, und erst nachdem man den Gast schon bis zum Ueber-druss gesättigt und ihm ein tüchtiges Räuschchen angehängt, oder Wie in Racotina der Kunstausdruck lautet, »bekränzt«, pflegt man so um oder nach Mitternacht ganz nebenbei zu fragen, wie er heisse, woher er komme und wohin er gehe. .... Gleich am Beginne des Nachtessens ernannte der Hausherr den Bürgermeister von Racotina zum obersten Zech m eiste r (stola ravnatelj, nastolnik), worauf sich dieser erhob und feierlichst den städtischen Thierarzt zu seinem Beistand weihte. Sodann begannen die Toaste und bei jedem Toaste musste jedes Mitglied der Gesellschaft ein Glas voll ungemischten Weines auf einen Zug leeren..... Endlich kam auch die Reihe an mein »Bilikum« (d. h. Willkommen, dobrodošlica). Ein ungeheueres Trinkgefäss wurde mir vorgesetzt. Ich weigerte mich aus Leibeskräften, so lange ich nur konnte, doch als Alle insgesammt auf mich wie auf einen Vaterlandsverräther eindrangen, da musste ich capituliren, nachdem ich mir als einzige Gnade erbeten, den Trunk in drei Absätzen zu leeren; denn man setzte mir mit aller Gewalt zu, ich solle ihn auf einen Zug hinuntergiessen.« Unser Held sinkt im Rausche zusammen und wird von der Hausfrau im Nebenzimmer auf ein Kanapee gelegt. Als er in der Früh aufwacht und seiue klägliche Lage erkennt, will er sich bei (ler Frau des Hauses entschuldigen. »0, mein lieber junger Herr,« Unterbrach sie seinen Redefluss, »Sie sind nicht der Erste und hoffentlich auch nicht der Letzte, dem so etwas in unserem Hause passirt. Seien Sie doch gescheidt, das ist ja ein ganz gewöhnliches Vorkomrnniss in jeder heiteren Gesellschaft; das kommt bei uns, Gott sei Dank, häufig vor.« Er will sich nun empfehlen, doch die Hausfrau will es nicht zugeben; schliesslich begnügt sie sich, dass sein Vater zurückbleibt, »um unter den Ueberresten des Festmahles noch einmal aufzuräumen.« Bei diesem Aufräumen unter den Trümmern war der Vater Zechmeister und der Gastgeber sein Beistand. Zum Schlüsse dieser dem thatsächlichen Brauche entlehnten Schilderung fügt der Erzähler noch hinzu: »In Racotina kann keine einzige Mahlzeit ohne Zechmeister abgehalten werden, selbst wenn auch nur eine einzige Person zu Tische ist; sind zwei Gäste anwesend, so wird auch schon der eine zum Beistand eingesetzt. Ausnahmsweise kann es mitunter geschehen, dass, wenn nur ein Gast zu Tische sitzt, derselbe zum Zechmeister ernannt wird, während der Hausherr als sein Beistand fungirt.« Nicht minder gastfreundlich und liebenswürdig ist der sla-vonische Bauer. Sobald sich ein Fremder in der Nähe des Gehöftes blicken lässt, geht ihm der Hausherr — das obliegt ihm als dem Oberhaupte der zadruga — entgegen, bietet dem Fremden eine Nachtherberge an und bewirthet ihn, so gut es die Mittel des Hauses erlauben. Die heiratsfähige Tochter, oder wenn keine im Hause ist, die Hausfrau selbst, zieht dem Gaste die Schuhe aus und wäscht und trocknet ihm mit einem reinen Handtucbe die Füsse. Das beste Bett im schönsten kiljer (Schlafkammer) wird für den Gast hergerichtet, ja, wenn der domaćin arm ist, so tritt er sein eigenes Lager dem Gaste ab. Sich zu weigern, wäre eine Verletzung des Gastrechtes und wird sehr übel genommen. Nicht geringere Aufmerksamkeit wird dem Dieuer oder sonstigen BegleHer des Fremden zu Theil. Die Pferde werden gut abgefüttert und gestriegelt. Ein6 Entschädigung für die verursachten Ungelegenheiten darf man gar nicht anbieten, weil es eine Beleidigung wäre. Höchstens gibt man den u n m ü n d i g e n Kindern des Hauses eine kleine Gabe. Wie oft bin ich, als ich noch Kaufmann war und Märkte besuchte, in stürmischen Nächten mit meinem Vater ins erste beste Bauernhaus eingekehrt, habe das ganze Haus aus der Ruhe aufgescheucht und1 die zuvorkommendste Aufnahme gefunden. Ja, am nächsten Tage» wenn der Weg, wie gewöhnlich, für den schwer beladenen Wagen unl'ahrbar war, spannte der Bauer seine eigenen Pferde vor und fuhr den Wagen unentgeltlich bis auf die fahrbare Strasse. Nie konnten wir uns beklagen, dass uns je das Geringste abhanden gekommen wäre. Es fiel uns gar nicht ein, ins Wirthshaus einzn- kehren; dort wären ja unsere Sachen nicht in Sicherheit gewesen. »Weh1 dem Hause, in das keine Gäste einkehren,« sagt das Volk. Weit und breit ist ein solches Haus arg verrufen. Ein Mädchen aus demselben heiratet nur schwer in ein besseres hinein, und ein anständiger Bauer mag auch seine Tochter nicht ausgeben an einen Burschen aus ungastlicher Sippe. In zehn Dörfern dürfte man kaum ein Haus ausfindig machen können, das ungerne Gäste empfinge. Es gilt als ein grosser Schimpf, wenn man Jemand den Vorwurf macht: »Im ganzen Jahre kehrt nicht ein einziges Mal bei dir ein Gast ein.« Will man andererseits gegen einen Leumund ein Haus vertheidigen, so sagt man: »Taste nicht die Ehre dieses Hauses an, es war immerdar gastfreundlich.« Es gibt keine grössere Schmach für einen domaćin, als die er sich selbst auflädt, im Falle er einen Fremdling, und sei dieser noch so fremd, durch mürrisches Benehmen von seinem Herde vertriebe. Alles würde mit dem Finger auf einen solchen domaćin weisen, er hätte sich selbst in Acht und Bann gelegt. In vielen Gegenden des slavischeu Südens ist's Brauch, sobald der Gast ins Haus tritt, ihm ein Glas Branntwein oder Wein zu trinken zu geben, einen Stuhl anzubieten und Brod und Salz ihm vorzusetzen (smok). In manchen Häusern bekommen die Hausleute jahraus jahrein ausser an den höchsten Feiertagen weder Wein noch Branntwein zu trinken, nur damit man an nichts Mangel leide, wenn sich ein Gast einstellt, und des Hauses Ehre gewahrt bleibe. Ist zufälligerweise kein guter Schluck Wein oder ein schmackhafter Imbiss nicht im Hause, so läuft der Hausherr selbst zu seinen Nachbarn, um sich von ihnen das Nöthige zu entlehnen; ja, es sind Fälle bekannt, wo Einer selbst ins nächste Dorf eilte, um seinen Gast zufriedenstellen zu können. W'ir betonen es, dass diese Gastfreundschaft gegen Jedermann, ohne Unterschied des Glaubens oder der Stammesaugehörigkeit, gleich-massig ausgeübt wird. Nur wenn es sich trifft, dass ein hochangesehener Herr mit grossem Gesinde bei einem mittellosen Bauern vorspricht, so führt ihn dieser in ein anderes, ein reiches Haus, gewöhnlich des reichsten Mannes im Dorfe, der schon seine besonderen Fremdenzimmer hat und überhaupt auf Empfang vieler Gäste immer gefasst ist. »In Bosnien haben viele Begs ein besonderes Nachtquartier (konak), das für Gäste eigens erbaut ist. In einem solchen konak mag Einer auch einen ganzen Monat, wenn's ihm behagt, sich aufhalten; ohne einen Heller Entschädigung erhält er und sein Pferd während der ganzen Zeit seines Aufenthaltes die volle Verpflegung. Es ist aber Brauch, bei der Abreise deu Dienern eine Kleinigkeit in die Hand zu drücken.« ') Mag das Essen, das man dem Gaste vorsetzt, noch so vorzüglich sein, halten es domaćin und domaćica doch für ihre Pflicht, dem Gaste gegenüber, sich zu entschuldigen : »Verzeihe uns, es ist nicht, wie wir wollten, sondern leider nur, wie wir können,« oder: »Nimm, iss, es ist nicht, was Du vermeinst, sondern was Du vor Dir siehst,« d. h, mehr und besser können wir es nicht geben. Darauf gewöhnlich der Gast: »Im Ueberfluss Alles, so Gott helfe!« oder: »Wem es hier nicht genügt, dem mag es nirgends genügen. ■ Ein Volkssprichwort lautet: »Man sieht aufs Herz und nicht aui die Gabe,« oder: »Man sieht auf den Geher (wie er es gibt) und niidif auf die < labe.-. Bei reicheren Leuten sitzt Tag für Tag wenigstens ein Gast zu Tische, wäre es auch nur ein Bettler. Zur Würze einer guten Mahlzeit gehört, dass immer Gäste zugegen sind. An gewissen Festtagen muss jedenfalls eiu Gast da sein: wenn man mit Bestimmtheit auf keinen rechnen kann, so lädt man einen ein. Diefl nennt man položaj (Lage). Alle Grenzen des Glaublichen überschreitet die Gastfreundschaft der Bauern am Kirchweihfest im Dorfe (crkveni god). Der Unterschied zwischen Mein und Dein deffl Gaste gegenüber verschwindet. Was die Gäste von den Speisen nicht bezwingen können, wird ihnen in die torba mit auf den Weg gegeben. »Wenn ein Fremder in einem bulgarischen Bauernhause längere Zeit verweilt, so führt ihn der domaćin im Dorfe herum und macht ihn mit allen seinen Freunden und Bekannten bekannt. Bricht der Gast auf, so erhält er Branntwein, Weil, Brod, Fleisch und überdies Hafer für sein Pferd mit auf den Weg. Eine Entlohnung vom Gaste anzunehmen oder gar zu fordern, wäre eißß Furchtbare Schande. Höchstens ist es dem Gaste gestattet, den kleinen Kindern und den Dienern einige Kreuzer zu schenken.«'2) Für die Crnagora liegt uns vor die ausführliche Schilderung Medaković's, die wir in Anbetracht der Wichtigkeit des Gegenstandes fast vollständig hier wiedergeben wollen: »Bis zum Jahre 1840 gab es nirgends in der Crnagora Wirthshäuser. Für Geld konnte ein Beisender weder ein Nachtlager, noch Speise und Trank Inkom men. Es stand ihm aber jedes, sowohl reiche als arme Haus offen und Jeder nahm den armen Wanderer gerne auf. Der 1) Yuk E a v a d ž i ć im Wörtetb. unter k r č in a. 2j Odžakov und Z ah arije v im Zbornik. Wanderer hatte nur zu erfragen, wo in der Nähe ein Dorf oder ein Haus sei. und er war dort geborgen. Der Crnogorac gibt immer einem fremden Wanderer das Geleite. Führt der Weg an des Crnogorcen Haus vorbei, so muss der Fremde bei ihm einkehren. Aus vollem Herzen wird dem *;aste das Beste, was Gott und Gottes Segen dem Sause bescheert, vorgesetzt; denn es gewährt dem Crnogorcen die grösste Genugtuung, einen Gast in seinem Heime empfangen und aufs Vorzüglichste bewirthen zu können ..... Wenn ein Wanderer von dunkler Nacht oder einem argen Unwetter überrascht wird, so kehrt er ins nächstbeste Crnogorcenhaus ein. Beim Eintritte ruft er den Hausleuten zu: »Gott helfe Buch!« und man antwortet: *Das Glück sei Dir gut gesinnt!« Sogleich nähern sich ihm der Keine nach alle anwesenden Frauen und küssen ihm die Hand. Prägt er den domaćin: »Kanu man in diesem ebrenwerthen Heimwegen übernachten? Ungemach trieb mich bieher, dass ich nimmer Weiss, wohin und wo aus«, so entgegnet dieser: »Dieses Heim i.-t Gottes und Dein; auch ein Imbiss dürfte sich vorfinden, wenn nichts Anderes, so zum wenigsten je zwei Kartoffeln, auch guten Hillen und Liebe, die wir nicht theilen können.« Einer von den Männern nimmt dem Gaste die Waffen ab, hebt sie auf und spricht ^iin Fremden: »Mach1 Dir's hier bequem, wie in Deinem eigenen Hause.« Eine von den Frauen tritt an den Gast heran, zieht ihm die Beschuhung aus, bringt Wasser, wäscht ihm die Füsse und bereitet ihm das Lager. Das Gewand, wenn es vom Regen durch-]|;'isst oder vom dicken Nebel durchfeuchtet ist, wird ihm getrocknet ""d gereinigt, damit er es am nächsten Tage wieder anlegen kann. Hat der Gast kein anderes Gewand zum Ueberkleiden mit, so stellt 'hm der domaćin von seinem Vorrathe eines zur Verfügung, damit B'Ch der müde Wanderer leichter erholen mag. Der Crnogorac darf noch so arm sein, für seinen Gast aber scheut er keine Anstrengungen und keine Mühe, um ihm alle Ehre aozuthun und jeden seiner Wünsche zu erfüllen. Am andern Tag ßind alle Hausleute schon in aller Früh auf deu Beinen und warten, bis es dem Gaste gefällt, aufzustehen, um ihm gleich zu Diensten *H stellen, wenn er irgend ein Begehren trüge. Sobald der Gast ^''gestanden, bringt ihm eine der Frauen sein Gewand, damit er si('h ankleide, dann Wasser und ein Handtuch, damit er sieh Wäsche, worauf man das Frühmahl aufträgt. Keine von den Frauen 1,11 Hause, auch die domaćica nicht, mag sich mit an den Tisch setzen, sondern stehen hinter dein Gaste, gewärtig, ihn mit Allen1 zu bedienen. Nachdem sich der Gast gestärkt, bringt man ihm seine Waffen; die Pistolen und das Messer steckt er in den Gürtel, die Flinte fasst er in der Mitte mit der (linken) Hand und nimmt unter Danksagungen Abschied. Da treten die Frauen an ihn heran, küssen ihm die Häude und sagen: »Reise glücklich und verüble uns nichts.« Der domaćin geleitet den Gast noch aus dem Haus6 (in Kroatien und Slavonien ist es Brauch, bis zur Grenze seines Besitzthums), und ist es ein angesehener Mann, so schiesst er ihm zu Ehren einigemal das Gewehr ab ; der Gast thut dasselbe und sagt dabei: »Lebt wohl mit Gott!« und der domaćin schiesst wieder einmal und entgegnet: »Gut Glück geleite Dich!« Noch erhabener und edler erscheint der Charakter des Crno-gorcen, wenn er einen Hilfesuchenden und Verfolgten unter sein Dach aufnimmt. Jedem Bedrängten steht in jedem Hause in der Cmagora die Thüre offen. Dieser Edelsinn und dieses menschliche Erbarmen werden nicht blos gegenüber jedem Crnogorcen, sondern auch gegenüber jedem Katholiken, ja sogar den Erbfeinden, den Türken, gegenüber in reichem Masse gepflogen. Man sieht nicht auf den Glauben, nicht auf die Staatsangehörigkeit; auf was man sieht, das ist das Elend, in dem der Unglückliche steckt. Es kamen Fälle vor, dass die Crnogorcen irgend einen Verbrecher verfolgten, um ihn zu tödten, und es diesem gelaug, in irgend eines Crnogorcen Haus hineinzuflüchten, so war dieser gegen jede weiter6 Verfolgung gefeit und Niemand durfte ihm mehr ein Haar krümmen-Dieses Vortheiles erfreut sich nicht blos ein Crnogorac, sondern ebenso auch ein Türke, mag derselbe selbst ein wüthender Crno* gorcenmörder sein. Sobald er über die Schwelle eines Crnogorcen" heimes geschritten, hat er sein Leben gerettet. Sofort, nachdem der Unglückliche unter das Crnogorcen Dach getreten, legt der Crnogorac seine Waffen um, geht vor das HanS hinaus, wartet auf die Verfolger seines Gastes und ruft ilmel1 schon aus der Ferne zu: »Er weilt unter meinem Dache, und so lange er sich in meinem Hause aufhält, kanu, so lange ich leo6> ihm Niemand auch das Geringste nicht zu Leide anthun; wen11 Ihr ihn zu tödten gedenkt, so komm' ich zuerst daran und dann erst er!« Die Macht und Gewalt ist nicht geschaffen, die einen Crnogorac zwingen könnte, Jemand auszuliefern, der sich unt61 sein Dach geflüchtet. So viel Schätze besitzt Niemand, um damit zu verblenden und zu bethören, dass sich der Crnogornc daraufhin entschlösse, diesen aus Väterszeit überkommenen heiligen Brauch mit Füssen zu treten. Gilt es, einen Mörder, der gegen Gott und die Menschheit sich vergangen, zu tödten, so ist jeder Crnogorac ohneweiters bereit, denselben zu tödten, doch unter seinem Dache auf keinen Fall.« Diese Worte finden eine Bekräftigung durch hercegovinische Sprichwörter. Der Herr des Heimes sagt von seinem Gaste: Dok je on u mojoj kuci 011 je šlo i ja. So lange als er in meinem Hause weilt, ist. er dasselbe, was ich bin. Er nimmt ihn daher auch in Schutz: Dok sa mnom ije nitko ga tuči ne smije. So lange als er mit mir isst, darf ihn Niemand schlagen. Dagegen kümmert er sich nicht weiter um ihn, hat er das gastliche Dach verlassen: Kad od mene podje svakom široko polje. Sobald er von mir fort ist, steht Jedem das Feld frei.') »Eingedenk dessen, dass er selbst als Landesflüchtiger (uskok) nach der Schlacht auf dein Leitenfelde (kosovo polje) in dem Felsenlande Crnagora Schutz und Zuflucht gefunden, ist der Crnogorac bereit, jeden uskok aufs Freundlichste zu empfangen und das Bischen von Gott ertheilte Armuth mit ihm zu t heilen. Er steht für ihn ein in jeder Noth und Gefahr, wie für den nächsten Anverwandten im Hause, und wenn der uskok Lust oder eine günstige Gelegenheit bekommt, fortzugehen, so gibt ihm sein Gastgeber das Geleite und schützt ihn vor jedem Ungemach auf dem Wege. Mag der uskok noch so lange die Gastfreundschaft des Crnogorcen in Anspruch nehmen, nie wird ihn dieser zum Aufbruche mahnen, QOoh irgend welche Entschädigung für dargebotene Nahrung von dim fordern. Hat man einmal mit einem Crnogorcen Brod und Salz zusammen gegessen, so wird man ihm gleich einem Bruder Werth und lieb wie der beste Freund. Es kamen viele Fälle vor, in welchen die Crnogorcen ihre Gastfreundschaft (primanje pod krov) aufs Glänzendste bethätigt. Selbst die Herren der Crnagora hielten diese Tugend ihres Volkes "iid ihrer Brüder stets aufrecht. Im Jahre 1785 fiel Mahmut, Pascha ») Wörtlich: Jedem das Feld, d. h. die Bahn, weit, d. h. breit. Diese 'bei SprichWörter führt Vrčevie im Zbornik an. voii Skiidar (Scutari), während derVladika Peter I. in Bussland weilte, mit einem gewaltigen Heere in die Crnagora ein, drang bis Cetinje vor, brannte das Kloster nieder, verwüstete das ganze Land. Zwei Jahre darauf zog der Sultan gegen den Pascha mit grosser Heeres-macht, vor der Mahmut »der Mächtige« nicht geringe Furcht hegte. Da wandte er sich an den Vladika mit der Bitte, ihm, im Falle er in ritterliche Bedrängniss geriethe, unter seinem Dache SchuW zu gewähren. Der Vladika beschied ihm, die Heimstätten in der Crnagora seien wohl sehr dürftig, sie stünden aber allen Bedrängten ohne jeden Unterschied allezeit offen, und er (Mahmut) dürfe ohne-weiters unter des Vladika Dach kommen; er könne ihm dies umsoweniger abschlagen, als im band und Volk der Crnagora der Brauch (zakon) bestehe, dass man Jedermann in der Noth beispringen müsse. Hierauf brachte Mahmut Pascha, alle seine Kostbarkeiten nach der Crnagora und übergab sie dem Vladika auf Treu und Glauben. Mahmut ging im Kampfe mit dem Sultan als glücklicher Sieger hervor und der Vladika erstattete ihm sein ganzes Depositum bis aufs Kleinste zurück. — Die Medjucukie, Türken aus Spuz, flüchteten oft, von den Türken aus Skadar hart bedrängt, in die Crnagora. Vladika, Peter 1. gewährte ihnen einige Monate lau£ Unterkunft und Verpflegung, bis sie mit den Albanesen Frieden geschlossen und ungefährdet, in ihre Heimat zurückkehren durften. Als die Oberhäupter von Xiksic unter der Anführung des Stefan Gjiknin beim Balsaflüsschen oberhalb Povija aus dein Hinterhalte getödtet wurden, fanden von zwölf* Nikiiöer Türk''11 daselbst neun ihren Tod, während es dreien gelang, in das Haus eines Crnogorcen zu flüchten. Der Crnogorac nahm sie auf und behielt sie so lange bei sich, bis er eine günstige Gelegenheit fand, sie ungefährdet aus dem Lande zu bringen. Er geleitete -i'1 bis Ölivlje und von da langten die Türken glücklich in Onogost, aD* Vladika Peter iL hielt sich damals gerade im Kloster Ostrog auf, das von Povija nicht ganz eine halbe Stund»! weit ist. Weder der Vladika, noch irgend ein anderer Crnogorac verargten es den1 Manne, dass er die Leute (ljude, die Türken) in ihrem grausen Elend unter sein Dach aufgenommen und sie vertheidigt, datftf* sie nicht elend erschlagen werden. Der Crnogorac erachtet es al» eine schwere Sünde, einen Bedrängten nicht zu vertheidigeu, wem1 er unter sein Dach sich geflüchtet. Andererseits preist er siOO glücklich, dass er in seinem Hause einem solchen Elenden Schutz gewähren konnte.« So weit Medakovic. Dass diese Art der Gastfreundschaft noch heutigen Tags in der Crnagora gebräuchlich ist, bewiesen die Vorgänge der jüngsten Zeit. Die KrivoŠijaner fanden in der Crnagora ein Asyl, wie es ihnen kein zweiter Staat der Welt besser hätte gewähren können. In Bosnien herrscht im Grunde genommen derselbe Brauch, nur Wird er von den österreichischen Behörden nicht gebilligt. Dass nian einen verfolgten Hajduk, der zu einem Bošnjaken ins Haus kommt, nicht verrathen wird, ist selbstverständlich, aber nicht einmal ein pustaija (gemeiner Räuber) braucht es in gleicher Lage um Verrath besorgt zu sein. Der Brauch zwingt den Bošnjak en oft wider seinen Willen, mit einem gefährlichen Menschen auf diese Weise gemeinschaftliche Sache zu machen. Sonst ist er vielleicht der Erste, der den gemeinschädlichen und gefährlichen Verbrecher nicht nur der Behörde zur Anzeige bringt, sondern sogar eigenhändig tödtet. Bogišič (im Književnik, S. 438) rechnet zur Gastfreundschaft auch die »pop lata« (Abzahlung). »Wenn Jemand von einem schweren Unglück heimgesucht wird, wenn ihm z. B, Räuber die Heelden stehlen, oder das Haus ihm abbrennt, oder er das Blutgeld zur Sühne eines Mordes (wie es im Stamme der Bjelopavlici !ü der Crnagora Brauch war, Sühnegeld anzunehmen) nicht auftreiben kanu, oder er verarmt in Folge einer Theilung des Hauses, So geht er betteln, um sich so aufzuhelfen« (Vuk im Wörterbuche unter poplata). Dieser Brauch, der, wie ich bestimmt weiss, auch in Bosnien und Slavonien üblich ist, hat mit der Gastfreundschaft gar nichts zu thun. Der Bittende findet zwar überall eine gute Aufnahme, Jeder gibt ihm zu essen und zu trinken, nicht Jeder aber creditirt ihm. Das Anlehen, denn eine Bettelei ist's doch nicht, wird mit der Zeit zurückerstattet, wenn nicht dem Gläubiger, falls dieser in der Zwischenzeit gestorben ist, so kommt es dessen Kindern zu Gute. Die Gastfreundschaft im Sprichwort.1) Von einem alteu, vorzüglich in Slavonien, Bosnien und der Hercegovina ehedem J) Ich habe sechzig Sprichwörter gesammelt, die alle auf die Gastfreundschaft Bezug nehmen. Alle sechzig hier anzuführen ist zwecklos. Die beige-sachten dürften genügen. Dem Gaste — auch einem Leser — darf man von ''"'»r und derselben Speise nicht zu viel bieten, sonst wird ihm ekel (omrazi se), sagt das Sprichwort. überall heimischen Brauch, der jetzt nur bei besonderen Gelegenheiten noch gepflogen wird, erfährt man durch das Sprichwort: Limun ćemo mu poslati ne bili došo. Wir schicken ihm eine Lemone, vielleicht kommt er dann. Wenn man Jemand zu einer Festmahlzeit oder in Gesellschalt geladen und der Eingeladene nicht erscheint, so schickt man ihm einen Apfel oder eine Lemoue, oder wenn Hochzeit ist, einen Rosmarinzweig ins Haus. Das ist die feierliche Art der Einladung bei den Bauern. Ironisch sagt man von Einem, der auf sich warten lässt: Šalji limun po njega. Schicke eine Lemone um ihn, oder: Ne ide taj bez limuna, Der geht nicht ohne Lemone, d. h. er ist ein Pedant, der alle Formalitäten eingehalten wissen will. Von dem, der gerne auf Regimentsunkosten lebt, heisst es* Ne traži taj limuna, samo ga pozovi. Der fordert keine Lemone, lade ihn nur ein. Es ist aber nicht gleichgiltig, bei wem man einkehrt, wie einige Sprichwörter besagen: U bogata na glas a u siromaha na čast. ]) Bei einem Reichen der Ehre halber, bei einem Armen zum Festessen- Gospodske su kuće pune drače, Herrenhäuser sind voll Dorngesträuch, sagte der berühmte Dositheus Obradović und sein Ausspruch wurde zum geflügelten Worte. Darum räth mau: Kudgod ideš ponesi; jer tko nosi ne prosi. Wohin du auch gehen magst, nimm (dir das Nöthige) mit; wer ß*1* sich trägt (was er braucht), bettelt nicht, denn: Nezvanomu gostu za vratima mjesto. a) Dem ungeladenen Gast ist der Platz hinter der Thüre, oder: ') Variante bei Dan-, S. 139: U bogata na glas u uboga na čas. 2) Dieses Sprichwort ist mir durch zwölf Varianten bekannt. Nezvan došao, nepočten pošao. Wer sich ungeladen einstellt, geht unehrenvoll (als ein Ungeehrter) fort, Und : Ne dira se postava za svakoga gosta. Der Vorrath wird nicht jedem Gast zu Liebe angegriffen. Von zudringlichen Leuten spricht man: Ciganki crn obraz ali puna torba. Eine Zigeunerin bat ein schwarz1 Gesicht'), aber einen vollen Schnappsack. Kakvi gost onakva mu i čast. Wie der Gast, so auch die Ehre, die ihm zu Theil wird. 2) Počastili su ga kiselicom. Man hat ihn mit sauerer Suppe bewirthet. Es gilt aber das bulgarische Sprichwort: Gostenin jade što to mu dadot a ne što to iskat. Der Gast isst, was man ihm gibt, nicht aber, was er verlangt. Auf schmutzige Gastgeber wendet man die Sprichwörter an : Poslužio ga kao Ristu litavica. Er hat ihm aufgewartet, wie das Bauchgrimmen dem Bisto. Mit dieser Redensart will man eine nichtsnutzige Bewirthung brandmarken. Veranlassung zur Entstehung dieses geflügelten Wortes gab, nach Stojanović, folgender Fall. Ein gewisser Risto war bei seinem kum zu Gaste, musste aber oft während der Mahlzeit vom fische aufstehen und sich hinaus begeben. Als er heimkam, fragte man ihn: »Wie war's bei dem Festmahl?« und er gab zur Autwort: »Der kum hat seine Gäste gut bewirthet, doch mein Bauchgrimmen hat mir noch viel besser aufgewartet.« Zvao ga na časta posadio za peć. Er hat ihn zum Mahle geladen, dann aber hinter den Ofen gesetzl dagegen ehrt man einen zuvorkommenden Gastgeber mit dem Ausspruch : Služi goste, sve se na noktu okreće. Er bewirthet die Gäste (so flink), dass sich Alles auf dem Fingernagel dreht. Hu Deutschen würde man sagen, »dass Alles nachdem Schnürt geht«. 1) D. h. Ehre. 2) Ehre, bildlich für Mahlzeit. Man thut dem Gast »Ehr«« an. Ein gastfreundlicher domaćin spart nichts, um seine Gäste zufriedenzustellen: Nek se zna čija je kuća mastna. Mau soll wissen, wessen Haus fett ist, denn es gereicht ihm zur grösstenEhre, wenn die G&ste später sagen: Bijaše čast do koljena. Es war ein Mahl bis zu den Knieen, d. h. man watete förmlich in den Speisen, so viel war aufgetragen- Tko mnogo nudeć pita rado ne daje. Wer viel anbietet und fragt, gibt nicht gern. Bolan se midi a zdravom se daje. Einem Kranken bietet man an, einem Gesunden gibt man, Bei einem unverfrorenen Gaste verfängt fredlich kein Kniff, denn: Pas u goloj kosti naće što će izjesti. Ein Hund iindet in einem nackten (abgenagten) Bein was aufzufressen- Solchen Leuten ist keine Hütte zu niedrig, überall wissen sie etwas für sich aufzutreiben. Ne straši se da ti kruh ne opljesnivi. Sei nicht in Furcht, dass dir das Brod verschimmeln wird, diesem Ungemach beugen die ungebetenen Gäste vor. Etwas g;,u/' Anderes ist's, wenn der kum kommt; er ist zu jeder Zeit willkommen. Da ruft der domaćin : Peci babo eievaru, kum je došo! Backe, Mütterchen, eine eievara, der kum ist gekommen! Denn: Kakva mije Sast brez gibanice i kumu ponuda brez oicvare' Was ist das für ein Gastmahl ohne gibanica und was für ei'L Entgegenkommen (mit Speisen) dem kum ohne eievara? — KakVil mi je čast bez eievare ? Was ist das für ein Ehrenmahl ohne eievara • könnte der kum fragen. Will man den Gastgeber ehren, so rnu-man tüchtig zugreifen und nicht »Danke!« sageu: Od hvale prazna torba. Vom Danken bleibt der Schnappsack (der Magen) leer. Das Essen muss recht bald und in grosser .Menge au fgetrage» werden: Kratak objed izu duga čekanja ni hvali gosta ni gozbenika. Eine kurze Mahlzeit nach langem Zuwarten macht weder dem Gaste noch dem Gastgeber Ehre. Kad je u kući gost sva je kuća gost. Wann im Hause ein Gast ist, ist das ganze Haus Gast. Man sieht auf den Geber und seinen guten Willen, seinen Gast zu bewirthen: Došo gost, proso post. Es kam ein Gast, das Fasten hörte auf. Dodje gost pa razori post. Es kam ein Gast und zerstörte das Fasten. Dem Gaste kann man keine Fastenspeise vorsetzen, er muss einen Braten und ein Glas Branntwein erhalten. Da wird wohl in der Speisekammer aufgeräumt, und später muss man selbst darben. Ko se gostiu ne nagosti, taj se posti ne naposti. Wer nicht viel Gäste immer und ewig zu bewirthen gehabt, der hat nie ordentlich fasten gelernt. Ako ne budu gosti bijesni ne će biti kuća tijesna. Wenn die Gäste nicht wüthen werden, wird auch das Baus nicht zu enge sein. Damit entschuldigt sich der domaćin, wenn sein Haus klein ist und er viele Gäste zu bewirthen hat. Der unwillkommenste Gast war dem Christgläubigen der Moslim. So entstand das Sprichwort: Nema zime bez vjetra ni zla gosta bez turčina. Es gibt keinen Winter ohne Wind, noch einen schlimmen Gast ohne Türken. Der Türke, als Herr, liess es sich gerne gefallen, dass ihn der Bauer ausfüttere. Um eine Ausrede, weshalb er die Gastfreundschaft so lange in Anspruch nehme, war er nie verlegen. Mitunter traf er aber auf seinen Mann oder auf ein rechtes Weib, das ihm die Antwort nicht schuldig blieb, so z. B. in folgendem Bonmot: Es fragte der Aga den Bauer, bei dem er sich einquartiert hatte: »Ja, wie kommt denn das, dass es gar nicht aufhören will, zu regnen?« — Da rief ihm die domaćica aus einem Winkel zu: »Wanderer von Charakter warten nicht, wann es aufhören wird zu schneien oder zu regnen, sondern gehen ihres Weges.« (Pit. 158: Kr au ss, Sitte u. Gewohnheitsrecht d. Slldsl. 42 Kako ono ne će da kiša malaksa? — Obrazni putnici ne čekaju kad će ni snieg ni kiša prestanuti nego odlaze.) Drei Türken tbaten sich, bei einem Bauer gütlich. Fragten sie die domaćica: »Ja, warum isst denn Du nicht?« — »ich bin schon der Gäste satt.« (Ja sam sita i gostiju.) Auf unverträgliche Gäste wendet man das Sprichwort an: Gost mrzi na gosta a domaćin na obadva. Ein Gast hasst den andern, der domaćin aber beide. Darum meint man: Najmilijeg gosta za tri dni dosta. Den liebsten Gast bekommt man in drei Tagen satt, oder: Gost i riba treći dan smrde. Ein Gast und ein Fisch stinken am dritten Tag. Darum sagt man kurzweg: Gost biva tri dni. Ein Gast verweilt drei Tage, oder gar: Dobra gosta i dan dosta. An einem guten Gast bat man auch einen Tag genug. Schön ist's beim Gastfreunde, doch: Nije kruha do domaćega. Kein Brod schmeckt so süss als das im eigenen Hause, und: Svud je dobro al doma najbolje. Ueberall ist's gut, doch daheim am besten, denn: Najprostranije je u svom domu. Am bequemsten bat man es im eigenen Heim. REGISTER (Die ReiheDfolge der Wörter ist die des kroatischen Abc. Keine Aufnahmt in dieses Verzeichniss fanden: 1. Wörter oder Formen, welche lediglich zur Erläuterung grammatischer Fragen dienen. 2. sprachlich erschlossene Wörter. — Abkürzungen: Spr. = Sprichwort, Anm. = Anmerkung.) Seite A. Abderitenstreiche . . L53 Abfertigungsgeld . . . 567 Abfertigungssumme . '295 Abgang des Kindes . 546 Ableben der Ehegattin 527 » Mutter . 297 Ableger....... 4 abortiren......537 Abortus.......535 Abschiedslieder . • • 443 Ah chiedsspruch . . . 412 Absetzung eines domaćin ........86 Absolution ertheilen . 191 Abstimmung .... 1Ü2 Abtreiben, sich ein Kind 566 Abzweigungen der Ver-wandtenlinien ... 4 Ackerbau......41 Ackergeräthe .... 107 Ackerochsen.....107 Adam .......184 Additionsweise . . . 145 Adel, Entstehung des . 80 tyeXwbnötu.....625 Adelige.......25 Adelsbrief......43 u^fX(p(ht]s un-viH'.ii/.li , 625 adet 392 Adjectiva als Zuname . 48 Adjuncten......28 Adoption......337 » undArrogation591 adoptiren......76 Adoptivkind.....595 Adoptiveltern .... 10 Adoptivmutter .... 602 Adoptivvater .... 10 Adnatisches Meer . . 17 A eitere.......102 Seite ältester.......79 Aepfel, 419.....430 Aepflerin......70 Aerzte.......224 Aerzte, hl......573 Afrika, Slaven in . . 16 Agarlik.......451 agirltk.......271 Agrarverfassung ... 23 akar........105 AkSam.......88 Alante.......176 Albanien ...... 31 Albanesen, 410 ... 581 Albanesisches Grenzgebiet .......52 Alexander, hl.....42 allgemeine Casse . . t8 allein gehen.....250 alte Männer.....317 Alter, Spr., 84, 92, 95, 603 Altersunterschiede . . 332 altgläubige Secte ... 32 Altgläubige, 38, 50, 52, 388, 428, 501 ... 515 altheidnische Festfeier 51 Altkatholiken, 12, 2U1. 846, 410 ..... 509 alt römische Familie . 79 Altweiberaufschürzer . 167 Anianet.......99 Amajlija, siehe Amulette 542 Ameisenbau ..... 176 Ammen.......544 Amtsstiel......21 Amulette, 543 .... 546 Andrić, 3, 296 .... 346 An geben......617 Anhauchen.....555 Ankauf ....... 101 Anrede, freundliche . . 641 Seite ansingen......432 anterija.......285 Anthropomorphisirung 171 Anverwandter .... 12 Anzüglichkeiten . . . 460 Apfel, 53, 181, 196 Spr., 220, 275, 358, 386, 396, 401, 417, 438 . 554 Apfel theilen .... 459 Apfelzauber.....168 Aphrodite ...... 51 Apollo.......302 ara.........356 Araber.......223 Arangjelovätaci ... 52 Arangjelov dan ... 52 Arbeit, Spr......67 Arbeiter......98 Arbeitsteilung . . . 429 arm........583 arm sein......201 Ann, kneipen in den . 144 Arm aufheben .... 430 Armenier......515 Arniuth, 61.....SO Abrogation.....603 Arsenik.......241 Arsenius, hl......573 Artemidoros.....512 iin/ovisg......25 Asanbeg Ftasulbegovie' 59 Aschermittwoch, 164 . 548 ASik-Omer.....130 asikovanje......130 Aspren.......41 Athem, stinkender . . 336 Athos .......98 Auerbach......219 Aufleben Todter . . . 192 Aufgaben, schwere — stellen ..... 448 42* Ausführungsgabe . . . 117 Ausgedinger.....118 ausspucken, 54 ... 548 ausräuchern, ein Kind 547 Ausstattung, 283, 386, 892, 395, 3%, 445, 558 Ausstattungsgeld . . 276 Ausstattungswäsche . 90 aussterben.....474 Aussteuer, 212 .... 379 Autorität d. Vaters,(103,634 Axt, eine, nassmachen 534 » » in die Thür-si Ii welle hauen . . 535 Azbukovai'ki srez, 19 . 67 B. baba, 5, 12, 183, Spr. . 564 babajko, 4..... 4 habe........93 babica, 5......539 babine, 549 ..... 607 bäbo, 4.......406 babosuk ...... 467 baca........ 8 Bachofen......454 Bad........419 Baden.......548 Badewasser.....547 badžanak......13 Baiće........426 baja........ 9 Bajanja i čaranja . . . 519 Bajo Pivljanin .... 99 bajsar.......385 baka........ 5 bako2)....... 8 Balkan slaven .... 15 balzenka......13 ban, 21, 24, 26 ... 27 Ban, Matija.....848 bandiraš......380 Han.'ii.......;tWU Bannen der Geister . 547 Bankart ......221 Bänke.......101 Banjani ....... 38 banovi ....... 880 baarfuss gehen . . . 588 Baargeld......89 baarbaupt bedienen . 53 barabar.......251 Baraković......32 Barbara, hl......179 Barbieren......447 barjaktar......380 barjaktari......60 Bart, 478......503 Bartloser......86 bartlose Männer . . . 512 bärtiges Weib .... 512 Base........ 8 Basilins, Kaiser . . . 625 Basilius, hl......573 Bastarde......338 bäsa........ 8 baso........406 bastina, 24.24,104,115, 121 bastine.......23 basto ......4 Bau eines Hauses . .118 Bauchschmerzen . . . 549 Bauchzwicken .... 547 Bauernherde .... 50 Baum......i01 Baumeister.....22 Bauincultus . . . . 534 Baumrinde.....552 Baumseele.....531 Beamten......558 Becher mit Wein . . 386 Bednja....... 3 Begräbnisskosten . .11^ behexen.......168 Behexungen ..... 389 Beilager, 400 ... . 454 Beinamen......45 Beischlaf......451 Beischläferin .... 236 beissen, beim küssen . 608 beled (avariscb) ... 25 Belgrad.......131 Beogradski okrug . . 67 Berane.......57 berathen ...... 85 Berathung, 86, 98, 101, 126 Berathungen, gemeinsame .......22 Berathungsplatz . . . 573 berieet.......837 Berliner Congress . . 37 berma.......608 bermanok......606 Beruf des Weibes . . 496 Beschau ...... 359 Beschauer......359 Beschneidet-.....557 Beschneidung .... 556 Beschreiung.....545 Beschwörung, 169, 519, 547 ....... 620 Beschwörung Verstorbener ......531 Besichtigung der Geschenke ......392 Besuch, 369 ..... 548 » bei den Schwiegereltern .....462 Besuche bei der Braut 487 beten........ Bettler.......5jg Bettzeug......380 Beusan, 71. 86, 105, 126, 19:5, 203 . . - 848 bewegliches Gut, 104 . 580 Bewunderung .... 54^ bezobrastina..... bezzakonik..... Bibliothehen in Wien . 5<<-> biblische Beminiscenz . Biene, Spr......gg Bienenhaushalt . . • • , Bienenkorb..... 128 2*8 206 2« 28 844 bisernica.....■ 380 Bienenstand Bigamie . Bijela. . . birioi . • . biroš . . . Bisa 219 151 171» ;;V 565 Bisse Liebender . . • Bittarbeit, 130 ... . Bjelopavlići, 57 . . • Bjelopavlićska nabija • bjegunica, 245, 261 . . Magarica — blagašica, 293 ....... jjg blagoslov...... blass........1'» Blaswik....... 181 342 545 836 640 Blei giessen . Bleiweiss, 16 Blick, böser . Blindheit . . Blitz .... Blitze aus klarem , Himmel......61! blizanci....... jj bludnica......20J Blumen, 165, 441 Blumenkränze . . Blumenstrauss . . Blut...... » auf — treten * dickes männliches » dünnes oder weibliches . . . Blutgeld . . . Blutgericht . . blutige Kämpfe Blutrache, 39, 47 Blutschande, \'U Blutschuldige . Blut -.tropfen . . blutsverwandt . Blutsverwandte, Spr Blutsverwandtschaft, 4, 64» 168 446 4 534 2 18 218 218 62 56? 221 & 6# n T.' 886 Bocca tli Cattaro, 2 , 82 Bog........100 Bogavci......34 Bogläic. 16, 28, 50, 61, 64, 203, 207. 275, 278, 301, 343, 857, 399. 561, 581, 596. 684, 653 Bogic"........349 bogom brat (sestra) . 6-'4 » bratimstvo . . <>23 Bohnen zum Zählen . 7 bojadjija......256 Üoltädts......25 boljar, 24......26 Boljari.......25 bonum gentilicium . . 24 Bosnien, 43, f>0 . . . 362 bosnische Einwanderei in der Likaj .... i!> bosnische Könige . . 26 » Juden . . .133 böse Menschen ... 42 Bosković, 155, 166 . . 344 Bošiijaken, echte . . . 554 Bottiche......107 bracki pogadjalci . . 126 braća........12 brajen....... 8 brajo, 8....... 9 Brandscheiter . . . .547 Branntwein, 53,225,366, 375 ....... 657 Branntweinkessel . .107 walcina ......32 ürasiiio, 16, 20, 22. 27, 30 brat bez grijeha, 70 . 455 brat rodjeni .... 619 bratanćini...... 9 bratance ...... 9 bratanica......10 bfatanić.....10 bratić....... 9 bratimiti.....628 brato........ 8 i bratonožić.....37 bratovčeta .....111 watska tvrdja .... 472 bratski sudci .... 230 bratstva ohne pleme . 19 bratstva......45 bratstvenik.....33 bratstvenićtvo .... 337 bratstvo, 2, 14, 16, ls, 82, 84, 72, 887, 598, 62:; bratstvo-pleme • • . 34 bratstvo-Fehden . . . 567 bfatučeda...... 9 Brauch d. Küstenlandes 44 Brautbett...... 457 , Brautbeschauet . . . .'580 Brautfahrt......'153 braut firerj......342 Brautführer, 98 . . .608 Brautführerschaft . . 6)06 Brautgeschenke . . . 283 Brauthemde.....419 Brautleute.....381 Brautnacht, 224, 226 . 454 Brautschau ..... 321 Brautschleier . . . ,444 brav und bravac . . . 399 brave Leute .... 135 Brda .......37 bredja je.....532 brennende Scheiter . . 886 Briježani......45 Brod, 88, 128, 39« . . 548 Brodabend ..... 440 Brod abverdienen . . 838 Brod brechen .... 55 Brode.......447 Brodkneten.....415 » und Salz . . . .617 » über des Bräutigams Haupt brechen 440 brtljan.......163 Bruchleiden.....836 Bruder und Schwester . 337 » in der Anrede, 377 ....... 619 Bruder durch Sünde . 455 Brudersenke] .... 11 Bruderschaft .... 72 « kirchliche 32 Brunnen bekränzen . 163 Brust reichen .... 552 bruskete metati . . .126 Brüder. 12, 107 Spr., 128 bizokonci ...... 381 brzokonjanice . . . .442 bubaljice......180 Budisavljević .... .*!5 Budva, 1......33 bugarija......188 binrarstica, 207 ... 302 Buhlschaften .... 237 Bukovica......123 bulčica.......382 Bulgare.......515 Bulgaren, wie sie dieVer-wandtschaftsgrade zählen, 11, 48. 52,56, 83........103 Bulgarien, 17, 25. 110, 377 balgarische Chronik . :>1 bulo........444 Bune'....... 842 Bunjevci, 8, 477 . . . 588 Seite Bursche ......381 Burschen......93 Burgen und Šupa • • 22 Burgvogt......22 bürgerliches Gesetz . 577 Bussgeld, 204 . . . . 217 Busen, durch den — ein Kind ziehen .... 579 busebette......126 buturnica......520 Byzantiner.....17 byzantinisches Becht . 116 Beicb . 15 C. Calembourg in der Zauberei.....177 Calendula oflicinalis . 165 Canonisches Kecht,526, 560 Carlos, Herzog Don . 205 Castellan......22 Castellani......27 cedulja.......364 celivati.......501 cella........73 celoselec......76 Ceremonien bei einer Ehescheidung . . . 567 Cerović.......47 Cetina....... 2 Cetinjani......58 Ceti nje.......60 Charwoche.....179 Christenthum .... 51 Chronik eines Ungenannten ......20 Chronist von Dioclea, 18, 19......31 Chronisten, 14 ... . 27 Cicero.......18 eievara.......656 Cinnamus......25 cipele.......250 Cisternen, 62 .... 71 Cithi........30 Civilbeamte, 21 . . . 25 cjelina, 64 ...... 294 codiiieirte Gesetze . . 28 Collegium der Volksältesten ......27 Colonialpolitik .... 17 comes . . .....27 Comitat......20 Comitatus .....20 l'uinmunismus .... 64 Communistisches Ver- wandtschafts-Systeni 23 Communistisches Heimwesen .......66 Compagnon, stiller . . 80 Compater......606 Concubinat.....228 Confinia......20 Constaivtin Porphyro- geneta, 19.....25 Contract......601 Costume......418 Couvade ...... 541 Crnagora. 3, 18, 32. 34, 41........371 Crnčani.......45 Crnčić.......34 crni luk.......539 Crnogorac, 45, 60, 213, 649 Crnogorka, 36 ... . 170 Crmnička nabija ... 36 crvotočina.....531 Cuci........58 cura....... . 381 curator.......583 curatoria......583 Cvjetović, 5, 11, 225, 256, 276 ..... 468 Ć ćaća........ 4 ćaće........ 4 » stari...... 4 ćaćko........ 4 ćajo........383 ćakan........ 4 ćale, 4....... 8 ćato........383 Ćeklići, 58.....61 ćerka........ 6 ći......... 6 čilim........ 286 ćosa........503 ćudala.......532 ću danje......, 532 Č. Cačanski okrug ... 68 Čakovec......161 Čaplović, 247, 277 . . 345 črninci.......294 čarolija.......518 čauš, 383, 394 ... . 400 Čauš in Bosnien . . . 391 Čechen ....... 238 čechischer Braucli . . 22 četobaša ...... 635 Čevljani ......58 Čekl'ici.......61 četa, 380 ...... 635 čič......... 7 čiča........93 čičo, 4.......12 čini od domaćina . . 82 čivut........552 čivutsko zaklinjanje . 516 čoban........70 Čolakov, 350 .... 612 čokundjid...... 5 čovjek, 2...... 4 čorbadžija......80 Cuđomirići.....30 čnkundjed...... 5 D. Da oprostiš.....514 Dach........55 Dachvorsprung . . .177 Dalmatien, 30, 371 . . 430 dalmatinisches Küstenland .......17 dan oranja.....119 Danica.......351 Daničić, 15, 32, 280 . 625 Danilo. Fürst, 61 . . 570 Dari........361 darovi ....... 273 Dauer des Hochzeitsfestes .......406 Davidović, 491 . . . .620 debela baba.....384 » krv..... 3 debeli kum, 382 .. . 609 Decke, Brautleute werden mit einer Decke bedeckt ...... 356 dečko........381 ded ........ 4 dekla.......882 Delijić (Kibic) .... — Delijić....... 7 Demetrius, hl.....52 » Chomatenus 625 Deminutiva.....48 Demokratie.....26 Demüthigungen . . . 225 desni djever.....382 despot.......21 Dete od srca .... 599 deutsche Cultur ... 2 deutsches Volkslied . 130 deviri, 8......1-5 devirina, 8.....13 devirnjak......13 Deželić.......543 Di din a.......24 didinstvo......24 Dika........166 dika........237 dim ........73 Dimić, 19, 34, 35 . . 602 dimlije....... 285 discipulus......18 Dispens der Kirche . . 837 Districtus......I9 ditničica......382 divorthun ...... 5ß3 Divoselo......49 diel........240 Diener, 87 ..... 602 Dienername.....475 Dienstleute.....602 Dienstag, 172 . . . .456 Dienstleistungen, gegenseitige . . . . .642 diete........ 6 djadina.......104 djado, 4......«S Djaković Niko .... 6l5 djeca........ S dječak ....... 381 djed, 4, 51.....93 d jedina, 21.....12l djedo........ 4 djedova baba .... g [ djedovina......10* ■ djeko........ 4 d j er z........381 i dješo........ § : djetić........8f djever, 382 ..... 606 dj'everi....... I djeveričić ...... djev.ričina..... 2 djeverovanje.....60" djeveruše ...... 384 djevičiti se ... . . "3 Djin........223 djuvegija......381 dobarce.......105 Doboj •.......f dobri ljudi.....12» Dobrijević......348 dobro........105 doček, 14......644 dojti na privod . . . 46' dolibaSa ......380 dolina.......387 dom .......73 domaćica, 89, 109 . . 3«4 domačija......lOJ domaćin, 79, 96, 577, 581, 584, 585 .. . 64» domaćina......'j; domačnost.....105 domakinka.....°t domazet......4<>' domazetović, 467 . . 47> doraazetstvo.....46 domesticus.....i! Domovoj...... * Seite doharia saecularia . . 27 donaselica......77 dondo....... 7 Donnerstag.....456 Dorf........71 Dorfbewohner .... 47 Dorfbrunnen, 40(5 . . 4f>l Dorfälteste, 66 ... . 586 Dorfgemeinde, 19 . . 468 Dorfschulze.....76 Dornen...... . 547 doselica.......77 dota........272 dotarica......466 doveden ...... 467 dovedeniče, 9 . . . . 11 dovesti.......467 Drachenburg .... 40;") Drac-Dyichachium . . 27 Dragani ć, Gemeinde, 16, 28 Dragoni, 150 .... 496 Drago vio......37 Dralničko podkamenie 43 drei, 61, 356, 386, 398, 430, 431, 436, 437, 442, 451, 461, 545, 549 ....... 658 Dreihundert.....505 Drei Könige, hl. . . . 179 dreissig Jahre .... 99 dricmavac......163 Drillinge, 6.....544 l>. 'ina-Gebiet .... 11 Drinov.......31 Drohn jak......47 Drobnjaci......38 Drohung ...... 216 Drohungen ..... 241 drug, 70 ...... 621 druge........631 društvo.......72 druževni brat .... 70 družičati se.....631 družiealo......631 družina.......70 đšćerja....... 6 Du Gange......625 Dubćac.......43 dubrava.......63 dudaš .......394 Dudelsackpfeifer, 144, 226, 447 ..... 450 dundu ....... 7 Durchzugsbalken . . . 438 Dürnbach......220 duša........483 Dušan, 15......25 DuSan's Gesetzbuch . 20 duh........27 £ Seite dvojci .......544 dvojinac.....6 dvojke ....... 6 dvojnjak...... 6 dvorn'ik.......376 dvozenstvo ..... 228 did........172 dün........223 dz.inovo saboriste . . 572 dziv........96 E. Edelleute......20 Ehen unter Verwandten, Anm........11 Ehebrecherin, 511 . .566 Ehebruch......570 Ehecoutract, 356 . . . 480 Ehehindemiss, 336 . . 625 Ehescheidung, 295 . . 560 Ehescheidungsgesetz der Crnogorci . . , 570 Ehre, 193, 194, 214, 478 ....... 655 Ehr- und Anstandsgefühl .......564 Ehrengeschenk für den Hausältesten . . .117 Ehrenmänner .... 134 Ehrenplatz ... .62 Ehrenrettung . . . .212 Ehrfurcht vor den Eltern 328 Ehrgeiz......569 ehrliche Leute .... 126 Ei.........548 » durch den Busenlatz fallen lassen .... 530 Eidam, 13, 280 ... 473 Eidotter.....557 Eidschwur.....627 eigenes Heim .... 656 Eigenthum, 107 . . . 125 EivccrtQte...... 9 Einladung vorbringen, 53 ........ 654 Einladungsformel . . 449 einmal.......560 Einpflockung des Krankheitsgeistes .... 546 Einschiebt .....65 Einstimmigkeit . . . 103 Eintrittsbetrag .... 41 Einwanderung der Südslaven ......15 Einwanderung des Stammvaters ... 42 Einzelhöfe .....23 Einzelntanz.....146 Einzelwirthschaft, Spr. 67 Seite Einzelwirthschaften . 23 Eiweiss.......167 Elias, der Donnerer, 151, 191, 288 ..... 616 Eltern.......315 Elterngut......580 Emasculirte.....503 Engel .......555 engjebula......384 Enkel ....... 6 Enkelin....... 6 Enkelkind......13 Entführung.....270 Entgeld für die Jungfrauschaft .....278 Entehrungd. Schwester 221 entlaufen......267 Entschleierung der Braut ....... 450 Entzweireissen der Kleidung .......570 Epheu, 163.....174 Epilepsie......566 Eponymon der Phratrie 44 Erak ........42 ßrakovici, 34 .... 42 Eigenschaften .... 23 Erbfolge......81 Erbgenossenschaften . 23 Erbrecht, 204, 297, 584, 585 ....... 604 Erbrecht Adoptirter . 603 » der Frauen . 468 » » Mädchen 287 » » Söhne .117 Erbschaft......272 Erbtochter, 41 ... . 594 Erbtochtermann, 466, 585 ....... 601 Erde........536 Erdsame......55 Erheiratetes Gut . . . 479 Erkennungszeichen . . 52 Erlaubnissschein . . 364 Erstgeborner .... 555 Erstgcbornes Kind . . 439 Erstgeborne..... 6 Erzherzog......26 Erzengel, hl., 42, 52 . 54 Erzeuger......21 Erziehung des Weibes 494 Esel.......50 Essen. Spr-, 67 , 96 . . 501 Eva, Urmutter .... 184 Evangelium lesen . . 58 F. Faden vom Gewand . 548 Fahne, 376 ..... 434 Volk Fahne aus Schilfrohr » schwenken . Fahnenträger, 38, CO, 380, 410 . . fahren, stehend fallende Sucht . Falke..... Fälschungen . . Familie .... Familien - . . Familiennamen Familienrath, 88 Familienstücke Familienschutzgcist Fanat .... Fant..... Färber .... Fastenspeise . . Fasching, 175) . Faschingsfasttag Faso..... Fatalismus, im glauben . . . Fatalismus, 322 Faulen, Geschichte Feder . . . Federbusch Fehden . . Feistritz . Feldblumen Feldcultus Feldfrucht Fenster, aus den schiessen . Fenster, aufs — Fensterin . . Feredza . . . Festfladen Festlader . . Festlaib . . Festlichkeiten Festmahl, 41 Festmahlzeit Festung . . Festus . . . Feuer .... » in der Fer » anschüren Feuerfunke . . Feuerherd . . -Feuerschaufel . Feuerschwamm Feuerstätte, 73 » plemenski . . 58 glavarstvo .....60 Gleichberechtigte . . 79 Glieder in der Geschlechterfolge, 3, 4. 120 Glucke, Spr......37 Glück, 337 Spr., 201 . 100 Gnadenbild.....868 godenica......382 godež, 377 ..... 380 Gold, Verwandlung in - 124 golem armas .... 441 Golubovici (katun) . . 20 gor ni ca.......30 gospa stara..... 5 gospar stari..... 4 Gospić.......35 gospoda, 380 .... 588 gospodar, 51, 61 . . . 80 gospodarica, 90 . . . 583 gospodinja.....90 gotov ..... . 320 Gott, 124 Spr., 198 Spr., 248, 28!) Spr., 480, 492, 613, 634 . . . 639 Gott, sichtbarer . . . 300 Gottes Zorn.....593 Gottesacker.....631 | Gouverneur von Kroatien und Slavonien . . . 211 govjejati......450 t J rabež.......246 grabovu grančica . . . 169 Gračac.......35 i Grahovo, 37.....170 Granatapfel, 376 . . . 417 Gras........178 » vom Grabe . . . 531 j Gräbererde.....531 ; Grbalj, 36, 37 . . . .234 Grčić M an o j I o . . . .614 Gregor VII......21 Grenzbezirk, 19 . . . 29 Greil z Verwaltung . . . 85 Grenz-Grundgesetz . . 604 Greisenalter.....92; Greise.......93 Griechenland .... 16 Seite griechische Benennungen .......17 griechisch-nicht un irte Mönche......34 Grimm.......18 Grižica...... . 75 gronte ....... 388 grosses Wort .... 357 Grossherzog.....26 Grossmutter..... 4 Grossrussen, 51 . . . 481 Grossvater..... 4 Grossvatersgut ... 24 Gröber, Karl . . . .517 Grundbesitz, gemeinsamer ...... 2 Grundbesitzer .... 23 Grundeigentums - Verhältnisse .....62 Grundstücke, 106 . . 107 Grünt.......105 Grüsse.......502 Gubernator.....86 gudež .......377 Gudci .......28 gunj . ......284 Gurgusovački srez . . 67 Gnsinje.......39 I luslespieler.....447 G ušici.......30 gute Leute ..... 126 guter Ruf......88 gutes Haus.....71 Gutsbesitzerin .... 293 Gütchen......105 Gütergemeinschaft . . 499 Gürtel, unideu — fassen 61 Gürtelband.....284 Gürtel lösen.....439 Gürtelschleife .... 599 Guvernadur.....60 guvernodurstvo ... 61 H. Habe........105 Habsucht......843 Hadžiristić, 232, 309 . 577 Hagel.......204 Hahn, 401, 445 .. . 503 Hahnträger.....446 Hain........63 Hajdinak ...... 559 hajduci, 254, 527 . . 636 Halme.......177 Halme ziehen .... 126 Halsschnur .... 285 Handabbauen .... 99 Hand drücken .... 396 Handgeld. 195 .... 356 Hand küssen, 85, 891, 44(5, 501 ..... 600 Handschlag.....495 Handtuch.....433 Handwerke.....49 Hände waschen, 391, 406 ........ 417 Hanf........452 Hanf hast.......503 Hanffeld......293 Hanfwolle......552 hänseln.......450 Haupt des Hauses . . 79 » bedeckt . . . 396 Haar, Spr......198 » abschneiden . . 193 Haarabschneider . . . 238 Haar aufgelöst . . . 444 Haare.......460 » von den Eltern 547 Haarschurgevatterschaft ......606 Haartracht, 867 . . .419 Haarzauber.....168 Hasenfett......545 Hasel stau de.....531 Haubergsgenossen- schaft......23 Haus, 71......80 Hausarbeiten . . . .491 Hausälteste.....53 Hausfrieden.....78 Hausgeist......51 Hausgemeinschaft, 14, 64, 72, 84, 334, 577, 584 ....... 638 Hausgenossen, 4 . . . 92 Hausgeräthe.....106, Hausgesinde, 18, 85 . 113 Hausherr......446 Haushund ...... 517 Hauskatze......547 Hausmutter.....18 Hauspostille.....470 Hausschwelle küssen . 431 Hausschwelle, 448 . .540 Hausthüre mit Honig bestreichen .... 430 Hausvater......79 Hausverweser, 66, 73, 81, 87......91 Hausverweserin ... 89 Hausvorsteherin ... 80 Hausvorstände . . . 38 hcerovlevik..... 6 heerovlevkina .... 6 heerovlja.....6 hcerovlik...... 6 hei......... 6 Hebammen ..... 538 Hercegovci, 10 ... . 18 Hercegovina, 3, 32, 41, 60, 371 ...... 430 Heerden, 63.....106 Herd........101 Herde.......386 Herđfeuer • .... 592 » anschüren . 399 heidnisch......252 heidnische Cultus- stätten......150 Heilige.......100 Heiligenbilder .... 481 Heiligennamen .... 542 Heimstatt......73 Heirat.......162 Heiraten, 243 . . . 316 Heiratsbedingungen . 331 Hellas.......302 Helene, Tochter des knez Lazar .... 26 Heller werth .... 498 Hemd.......225 » einer Schwangeren aufreissen . . 539 Hemd verkehrt anziehen 545 hennach......392 Henne, 397 ..... 457 Herberstein, Graf von . 29 1 leihst zeit.......339 Herceg Novi .... 59 bereditas......104 Herold.......383 Herr, 21, 80.....110 Herren, 380 ..... 402 Herzenskind .... 599 Herzog.......38 Hetaerismus der Brautnacht .......455 Heu........123 » beissen .... 547 Heugabel......534 Heugewinnung .... 63 Hexe, 240 ...... 515 Hexen, 541 ..... 542 Hexensagen, 165 . . . 540 Hexenweiber.....169 Hirse, 169, 448 .. . 551 » mit — bestreuen 445 Hirte, 70, 92, 93 . . 351 Hitov.......351 Hiža . . .....73 luža........101 hlivanska župa .... 24 hljeb izplatiti .... 333 bljebni večer .... 440 Hochsommer ... 51 Hochzeit......380 Hochzeit in Bosnien . 386 » Bulgarien 430 » » Dalmatien, der Hercegovina unC* ,,7 der Crnagora . • •4 Hochzeit in Kroatien Serbien » » Slavonien Hochzeitsfeier . . Hochzeitsgäste Hochzeitsgebräuche Hochzeitsgeschenke Hochzeitsgewand . Hoehzeilsgeleite . I liiehzeitshemd » mit dem — schlagen . . Hochzeitsleute . • Hochzeitslieder, 351 Hofbeamte . . • hohler Beigen . . Holzstäbchen . . Hölle (Ofenwinkel) Hölle...... Höllenqualen ■ • Homerfragen . . Honig, 386, 399, 431, 447 ..... Honigkuchen . . Honneurs inachen Horn...... Hol atic .... Homer tragen, 318 » vergolden Hose herunterlassen Hosen, 164 . . Hosenband, 539 . Hostie..... Hota...... Hoti....... Hozjain.....■ hram erkve .... hranenik .... Hranic...... hrauitelji . . • • hraniteljka ... hranjenik . . . • Hrtkovci..... Huhnfleisch . . • Hühnchen .... Hund, 110, 172, 180, 184 .....• Hundesschwanz . ■ Hundestreue . • ■ Hundsköpfe . . • -hundertvierundvierzig Hündin, Spr., 80. 94, 200 ..... Humor .■.■••« 886 43 an einem — sich vergreifen ..... 526 Kind im Mutterleib . 123 » kleines .... 123 » begraben . . . 545 Kinder. 6, 82, 85, 92, 93, 107,185Spr.,295, 558 ....... 591 Kinder aus erster Kbe 9 » unmündige . . 49 » von verschiedenen Eltern ... 11 KindererzeuguDg . . , 232 binderlose Ehe .... 297 Witwen . . 124 Kindermorde .... 544 Kinderwärter .... 558 Kindstaufe.....554 Kiutabia ...... 520 Kip......532 KircbealsBerathungsort 28 Kirche besuchen, 58 . 98 Kirchen, 62, 71, 150 . 388 Kirchenbrauch .... 555 Kiicbencasse .... 589 Kirchengang.....370 Kirchenmutter .... 590 Kirchenrauh.....587 Kirchenrecht, Anm., 11, 836 Kirchenschwelle . . . 396 kirchliche Satzung . . 83 Kirchweih......501 Klagen vor dem pleme 29 Klageführung .... 569 Klaka.......76 Klapec ....... 581 kleti........73 Kleeblätter.....171 Kleidungsstücke . . .581 kleines Wort .... 357 Kleinrussen.....51 Klimenti......38 klijeti........73 Klopović ...... 369 Kloster.......98 Klöster.......150 Knabe, 431 ..... 540 Knaben.......106 Knabenkraut .... 163 knjaz........21 knja/.estva.....31 Knechte ......78 knjenje.......392 knja ...... , . 392 knez, 21, 24, 35, 36, 38, 54, 234 ...... 573 knezovi.......26 » der bratstva . 61 knežtvo...... 60 Knežević......35 kneževina......71 kneževski okrug ... 67 kniee........ 4 Knin, 43 ...... 430 Knoblauch, 241 ... 389 Knochen, 180 ... . 433 Knoten der Haselstaude 531 Knoten, 539 . . . . 572 Koch, John.....517 Kochlöffel......394 Köchin, 80 ..... 399 Köchinnen bei der Hoch - zeit.......392 koča........73 Kohl........114 Kohle, lebendige . . . 549 Kohlen, 124, 536 . . . 547 KohlengJutb.....140 Kokoroßica.....457 kol i vrat.......43 koljena....... 3 kolo........130 komora.......73 kompanija .....342 komušina......477 konuk .......647 konavlje, 31.....71 kontrovaš ...... 385 Kopfbedeckung abziehen 63 Kopfrand......285 Kopfprobe......383 Korajac, 143 .... 644 Köoti........381 koren........ 4 korcnika.....105 korica.......380 koritanka......381 korjcn = Vater u. Mutter 5 korjenina......105 korjenito ime .... 48 körperliche Leiden, 86, 335 .... Körpermale . . .. Kosanović .... Kosenamen . . . Koseworte . . . kosieri..... kosmetisches Mittel košara ..... košnica, Spr. . . košta...... kotar ...... Kotari..... Kotoro, Spr. . . . Kovačević, 34 . . Kragujevački okrug Krain ...... Krajina ..... kraj išta..... Kraj ova..... kralovska žabica . kralj...... Kraljević Marko . Krampfweinen . . K ranceljungfrav . Kranz, 178 ... Kranzflechterinnen Kranzwindung . . Cranzzauber . . . Kränze ..... Kränzchen . . - K ra ita..... Krastenići .... krätzig werden kravaj..... krčma..... Kreis...... » im — sich drehen Krei-sende, die Krešimir . 1 . Kreuzer Com i tat Kreuzer ins Wassel werfen . . Kreuz küssen » machen Kreuzeszeichen Kreuz, übers — einee Kreissende schlagen Kreuzweis eii schneiden . Kriegsrecht . Kriegstanz Kriegszug . . kries .... Krivokapić . Krivoäija . . krivošijanci, 58 križni (križovati) niovi..... Brod ku- kmetovi ......128 Kroaten, 18, 30 ... 48 Kroatien, 17.....857 «rokalo.......694 frpa........442 «rst........440 jjstnik.......606 Krstić, 15, 26, 67, 81, 93, 127 ...... 275 prsna svjeća.....54 krsni soinun.....55 frsno ime, 51, 464 . . 594 «"Steno kumstvo . . . 606 Krusevački okrug . . 68 krv......... 4 » tanka......12 » debela...... 3 krvnik.......39 gta........73 «tovnik......79 kšto vnica......89 *TiTo>n.......583 Kuchen, bemalte . . . 442 Kücbenscbwelle . . . 430 kuća, 71, 72.....126 Kućak.......334 kućar........459 kuće glava.....78 kućna čeljad.....85 Ncno ime......4T6 Kučera, Frl. K. Klo- , thilde ......237 »uči........37 kućišće.......76 Kuhglocke.....548 Kuhmist......547 knkari.......30 Nradavka.....438 Kukuk.......50 Kukuljević, 20,160,344, 348 Kukuš.......350 kula........22 kum, 23(5, 382, 400, 538, 551 ........ 606 «unia, 538 ...... 631 kuniica.......607 kumin oblazak . • . . 607 kumine babine .... 607 kumiti.......610 Kumovi.......40 kumovska slama . . . 617 kumovski momak . . 382 kumstvo......606 Kundschafter .... 359 Kunig.......21 Kunstpoesie.....129 Kupferbecken .... 452 Kupfergeschirr . . . .451 Kuplerci......237 kura........126 Kurelac, 160, 165 . . 220 kurjački zev .... 542 kuritanka......381 Kurtović (statt Kustud zu lesen).....72 kurvarstvo.....244 kurve, 202 ..... 244 kurvinski posao, 244 . 247 Kustud, 34.....42 Kuss........85 Eussagras......145 küssen ....... 502 » ein fremdes Kind 535 » » Kreuz . . 535 Küstenland, 22, 37,114,115 küstum zemaljski . . . 418 kuäundjed ...... 6 Kutina.......111 Kuzman und Damjan . 573 Kyffhäusersage . . .517 KrSnjavi......286 Kryptadia......582 L. Lada........352 Lage........648 Laib Brod......398 Landesadel.....25 Landesbrauch .... 418 Landesflüchtige . . . 651 Lastovo......298 Lauch, schwarzer . . 539 Lazar, knez.....26 lažlja........383 Learsage ...... 120 Leben, Sinnbild des —s 55 Lebensalter der Heiratenden ......331 Ledinski, 628 ... . 536 Leichenschmaus . . . 501 Leibesfrucht.....531 Leibwäsche.....97 Leinsamen.....438 Leinwand, 123 .... 179 Leitenfeld......651 Lelja........12 Lemone.......654 Leumund......198 » _ böser, 108 .118 Levanjska varoš . . . 394 Liebchen ...... 228 Liebe, getrennte . . . 128 Liebesentzweiung . . 138 Liebes gram.....142 Liebeslcben.....129 Liebeslieder.....129 Liebeszauber .... 159 Lieblingssohn . . . . Liebrecht, 540 ... . Liebstöckelkraut . . . Liegenschaften ausgestorbener Familien, 92........ lievi djever..... Lievno in Bosnien . . Lika, 5, 19, 34, 75 . . Limbö...... Linde, 28...... Lindenbäume . . . . Linkhand ...... Linnhardt ...... links ausspucken . . . Lippen gespalten . . . Litanei....... Literatur über Hoch Zeitsgebräuche . . . Livadić, 155, 285, 344, Löffel, 173, 181 . . . Lohn für die Theilung Lopaäic, 16 . . . . . , lopata i metla . . . . Lorbeerzweig . . . . ' Los........ Loskauf der Braut . . Lösbarkeit der Ehe . Lossin piecolo . . . , Lovinjac...... Lovreć....... Low, 66 ...... loza mužka..... ;lozen ........ | ložnica....... j Lucas, hl....... Lučić Hannibal . . . J Lucijanović, 293 . . . I Ludbreg...... j lugari....... i Lügengeschichtcn . . I Lumer, 480 ..... ' lupeži....... ! Luščani....... j Lutovci....... Lyra........ Seite . 118 . 566 . 395 115 382 24 123 553 101 164 547 147 54 535 518 341 386 546 127 28 396 411 125 423 560 114 35 431 510 3 4 459 424 19 348 175 28 153 604 254 34 34 29 Ljelja.......10 Ljeskovci......154 Lješanska nabija ... 37 Ijevša........ 8 Ljudi........261 ljudsko sjeme .... 55 Ljubiša, 16, 33, 34, 45, 46, 257, 267, 348 . 514 Ljubić.......257 Ljubovijski srez ... 11 M. Macieiowsky . . . Mača...... maćaha..... maćije..... mačuh . . . . • Mafki...... Magen, nüchterner Magendrücken . . Maglaj..... Magnatentracht . 349 572 9 553 167 547 130 401 Magud,71,82, 113, 114, 121 .......475 Magyarisches Reich Mahlzeit, 95 . . . Mahmut paSa • • Mahoniedaner, 42 . • Mai, erster..... Maii'est....... Maiskörner zum Zählen 7 maja, 4.......91 majcica....... 4 17 134 651 242 28 51 4 5 10-2 421 118 105 majka » stara .... majstor ...... Makamen, 405 . . . Makarska, 2, 71, 101 mal ....... mala rieč......357 malesija......42 mali božić.....180 » djever ..... 382 » armas.....376 nialk čičo......10 malka ljelja.....10 Mann, 4......92 Mann und Weib als Vater und Mutter . 4 Mann und Weib . . .294 » der......494 Mannesalter ..... 92 Mannesbaupt - - • 593 .Mannesehre.....178 Mannesmord.....213 Mandić.......35 M antik.......172 Marienthaler .... 396 Marienfröschleiu - • • 176 Maria, die flammende . 151 Marinovie, 2, 101, 118, 126 ....... 336 Marko, der Königssohn — Marko Kraljević, 83 517 Marković, 45 .... 372 Markt . Markt gehl Marnavić Marterholz 98 30 43 203 Martić, Fra, 50, 82,249,369 Martinović, 191, 348, 372, 464, 480 . . . 633 Marof .......220 marva.......106 maščiha....... 9 Matanović......61 materinstvo, 104 . . . 276 mater........ 4 mati........ 4 Matrikelführer .... 92 mator.......92 Maulbeerbäume, 101 . 294 Maurer.......553 Maus........546 Maulthierladung . . - 123 Mažuranić ...... 196 St......220 » Ivan .... 626 Mädchen, 90, 93, 97, 124, 182, 296, 304, 484, 354, 530 . . . 540 Mädchenraub, 245 . .371 Mädchenrechte .... 320 Mädchenverführnng • 197 Mädchenverkauf . • • 376 Mägde.......78 Männer, 93 ..... 261 Männernamen .... 543 männliches Haupt . . 480 männliche Linie ... 2 Rebe ... 3 Märchen......55 » bulgarisches . 625 Mäuse.......535 Medaković, 16, 34, 35, 42,51.52, 58, 60,288, 317.818,372,374,426, 456,473,559,566,610, 630, 631, 635 . . . 658 Meeresnähe, Einflnss der 2 Meerzwiebel.....539 utyiaruvtg r71 Mulcc .......342 Mttllergebühr .... 612 muljik.......106 Miiiirinur......21 Mund, über den — streichen .......552 Mund, in den — blasen 539 » aus dem — übel riechen......566 Mundweh......546 Mundschenk.....384 Municipien, 16 .... 27 Musikanten.....385 inuša........62 niušija.......02 rnu.štuluk......540 muštulugdžija .... 380 muštulundjija .... 380 muštulumdjija .... 398 Mutter, 4, 117, 485 . 530 » und Tochter . 300 Muitergotteskraut . . 540 Mattermal, 534 . . . 53G Muttermilch.....549 n i ü 11eri i ch e Vor wan dt- schaft, 12.....346 Mütterliches.....276 mütterliches peculium . 104 muž, 4, 81.....92 mu/ka glava.....480 » krv..... 3 » loza..... 3 Myrthenkranz .... 203 Uvqioi.......505 Mythenbildung . . .171 N. Nabelschnur.....546 Nachbar......82 Nachbarschaft .... 24 Nachfolger.....85 Nachthemd.....179 Nachtmahl.....96 Nachtquartier .... 647 Nachtwachen bei der Wöchnerin .... 549 Nachwerfen einer Schwangeren . . . 530 Nadel........515 nadimak ......45 nad/.ak.......133 Nahien.......36 "ahi ja.......35 Nahrung......105 naranka ....... naranko ....... Nähte auflösen . . . Nakićenović, 16, 59 . . nakoljenće, 386 . . . Name........ Namengebung der Kinder ...... nametnica...... Namensänderung, 474 Namenswechsel . . . nana........ naniz........ Napoleon I...... naprejaš ...... Narren, Spr...... naroditelji...... narok ........ na blago se ženiti, 294, .Nase abschneiden, 566, naselica....... nastolnik...... nasvj eto vati..... natikače...... Nudelsuppe..... navišćenje...... navodaeija, 359 . . . navodadžija..... Nebenbuhlerin . . . . nebo........ ne bud urećeno . . . » » uroka . . . . nećak ........ nećakinja ...... nedeljanci...... Neffe, 9....... Negotin....... Neid bannen . . . . Nemanja I...... neodiljena braća . . . nepristni brat . . . . Neretva, 2...... nerodkinja..... nesreća ....... Nestelknüpfen (s. Eno ten........ netjak....... Neujahr....... Neumond, 167 . . . . neun........ » Jahre . . . . . neunundneunzig . . . Neuslovenen..... neuslovenisch . . . . ne valja se..... Neven....... nevesta (mit den Neben formen), 382 ... . nevjesta....... Seite . 10 . 10 . 460 . 627 . 399 . 45 542 261 59S 470 4 581 517 385 185 4 191 467 570 77 645 252 239 397 369 380 359 237 639 546 541; 13 13 344 13 631 449 21 71 9 17 .-,3-' 201 572 13 ISO 172 616 220 505 79 312 250 165 483 8 Seite Nichte, 10......13 niča platiti.....567 Niederkommen ausser Hause......537 Niederkunft, vorzeitige 225 Niesswurz......438 Niewelkblumo .... 165 nikiah.......278 Nikolaus, hl., 35, 42, 52, 54........191 Nikoljdan......52 Nikoljštaci.....52 Nikšići.......38 Njeguš-Alpe.....42 Njeguš.......42 Njeguši.......58 nobiles.......30 Nomen baptizmatis . 51 noseća je ...... 532 nosivo.......532 Noth, Spr......235 Notar........128 Nothzucht, 206 . . .212 Novellenschriftsteller . 105 Novi........297 Novice rokodelsko . . 14 Nugent, Graf von . . 30 Nugent.......40 Nutzniessungsrecht . . 63 Nüsse.......439 O. občina.......15 občinsko starešinstvo . 29 Oherhäupter von Nikšić 652 Oberge.^pan.....20 Ohrigkcit......81 obilježje ......362 obmanuti......168 Obrenović......570 Ohradović Hositheus . 651 obušća ....... 278 oče......... 4 očem........ 9 očevina.......104 očinstvo ......104 očuh........ 9 od (Praep., unrichtig gebraucht) 493 odd vojen je.....563 odielili su ga .... 114 o,liva, 290, '382 . . . 567 o dudati sc.....561 odumvanije.....3,76 o o o rufen.....366 Odžakov, 10. 11, 68, 73, 77, 83, 95, 98, 103, 195, 204, 232, 278, 350, 381, 444, 581 . 589 Öffentliche Meinung . si ognjište.......7."5 » ugašeno . . . 592 ograda.......63 Ochse .......68 Oheim, 0. des Vaters, 7, 12 » dem — ähnlich werden......42(1 Ohrenreissen .... 549 Ohrfeige der Braut .886 okrop........448 oman trava.....17»; Ondić........86 Opankenmacher ... 41 Opanken, neue .... 419 Opregljača......285 oprema.......273 Orangen zweig .... 463 ortak. Spr......HO osebujek......118 osobina, 107.....125 osobätina, 107 ... . 125 ost- und weströmisches Reich.......21 ostati........83 I Ostern . . . . . . .146 Ostertag......547 * letermontag .... 164 Ostrog.......573 Ostrovica in der Lika 19 oströmisches Reich . . 17 ostožje....... 4 ošter........ 4 otac, 4....... 9 oterešena je.....532 oteta djevojka .... 245 odkradnota moma . . 245 otirać........149 otmica.......245 otmičari ......254 otrok........ 6 Oel, 53 ....... 539 Oelzweig......376 ozidati se......136 p. Paarung......172 Pachtschillinge in Naturalien ......30 P»g™ .......«lf Palmkätzchen .... 163 Palmsonntag . . . .162 Pančić, der Pandur . 277 Pannonien .....18 Panteleimon = Pante-lija, 42, 51 .... 151 Pantoffel......459 Papstthum.....21 Parabel vom Stier und den drei Kühen . . 211 ! Paradies......232 Parainiea......223 pare........275 parsa........440 Parteilichkeit .... 86 pascua.......19 pasoglavci .....239 pasterkinja..... 9 pastoread ...... 9 pastorka...... 9 Pastroviei, 1 .... 73 pašanac.......13 pašenog.......13 Paštrovići, 36, 105 . . 580 Paštrovićska nabija . . 37 l'atlienschaft .... 337 pater familias .... 79 Paternitätsklage . . . 216 Patronymika, 23, 45 . 48 peonlinm......580 peča........285 Perlenschnur, 385 . . 581 Penaten.......51 Perović.......44 Peruu .......228 peškiri.......285 Peškire.......285 Peter I. vladika, 572 . 652 Petersilie......398 Petka, hl. = Petko- vica, hl. 42, ... . 51 Pefranović, 52, 170 . 344 Petrinja ......268 Petrovič, Vasilije Metropol,, 36......42 Petroviči......34 Petrovo polje .... 43 Petrus, hl......56!) Pessimismus .... 304 pevaHJc prstenu . . . 1801 Pfand........99 Pfarrer, 20, 204, 232 . 364 Pfarre, 3......20: Pfarrkirche.....28 Pfarrerstochter . . . 311 Pfefferkörner .... 167 Pferde.......107 Pferden, an die Schweife binden...... 566 i Pfejrdediebe.....71 j Herde, durch — zu Tod schleifen ..... 511 Pferdelaufen.....898 Pferdeknöchel .... 125 Pfeife .......102 » Tabak .... 498 Pfingsten......182 Pfingstfestzauber . . 178 Pflegeeltern.....10 Pflegekind .....595 Pflegekinder, 10 . . . 602 Pflegemutter .... 10 Pflegesohn.....Uj Pflegetochter . . . . 10 Pflegevater, 10 ... 602 Pflichten der Frau . . 406 Pflugeisenale Trittbrett 406 Phanariotenthum . . 236 Philipp, hl......28 l'hilippi.......164 Phylengenossen, 25 . 28 Pipa........42 Piper........573 Piperi.......42 Piperska nabija ... 37 pirov ćaća......383 pisana mati..... 9 pisari........381 pita........134 pite........156 Pivljani.......38 pizdolovec......467 Pješivačka nabija . . 37 l'ješivici......58 pleće dijeliti.....11 plebanui......312 pleme, 2, 14, 15, 16,18, 32 Pleme.......57 pleme-Gebict .... 62 pleme-Petschaft ... 29 plemena......30 plemenit......24 plemenitaši.....31 plemenita braća ... 30 plemeniti ljudi .... 28 plemići.......30 plenienština.....24 plenjak.......383 Pleternica, 50, 71 . . 413 plaćanje mominstva . 278 Plan des Buches ... 63 planinka, 70.....91 Platen ....... 120 Plohi........190 Plug........119 pobaciti.......537 pobraćenici.....623 pobratim......613 pobratimi......888 pobratimstvo, 14 . . . 623 pobušeni ponedeonik . 631 pocasnica......351 poćerka.......10 pogano ....... 252 ponagjanje.....369 pohode ....... 462 Podgorje......31 podielili su se ... . 114 podkutnjica, Spr. . . 199 Podoberić......37 podskočnice .... 458 podsnahala . . . . 381 podsnesa .... 384 podani! ... ... 384 pod svoje uzeti . . . 595 podvornica.....74 podzaruki ... . 380 pojata.......74 bojatak . . .... 459 Pajko......366 pokćerenje.....5&Ö pokćorka, 10 ... 595 pokućstvo .... 106 pokujstvo......106 pokumljenje.....110 po koljenima .... 121 Polici'...... 30 Politiker......559 Poljica.......2« Položaj.......648 Polsterspie].....144 polubraća ...... 9 polutani......338 Polygamie......242 pomajka, 10. 602 . . 624 Pomeranze, 53 . . . .417 pomet.......535 pomoerium.....19 ponila je......532 poočim.......624 poočima......10 pootac.......10 pop ........53 popit od zapoj . . . 357 poplata.......653 popoli....... 9 Popović.......42 popovicc......312 Popovići......34 Popović-Lipovac . . . 170 Popovi jani.....38 porodice......45 Posavina......97 poselica.......58 posestrimstvo, 14 . . 638 posinak, 10.....595 posinčad......10 posinčad......596 posiniti.......596 potinienik......595 poainka.......10 posinovljivati .... 596 Posjeći 196 posjelo.......130 Posjet.......130 poskoćnica ..... 355 poskupak ...... 6 poskura.......55 posmrćak...... 6 posmrčica...... 6 posmrtnica..... 6 posnaša ....... 384 pošteni-ljudi.....126 poštenjaci......134 Posthume...... 6 pot.........442 potkutnjica.....74 Potočnjak, 66, 223, 282, 297, 385 ..... 610 povečerak......457 povrnki.......452 pozastati ...... 334 pozavčin ...... 383 Poznanović 351 .. . 372 pozni sin...... 6 pozorište......16 pozović.......384 Požega.......171 prababa....... 6 pradido ....... 5 pradjado...... 5 pradjed....... 5 pranana....... 5 p rane vješta.....12 praprababa ..... 5 prapradjeđ..... 5 prapraiukundjed ... 5 prapraunućad .... 6 Prasić, 34......42 prastric....... 7 prastrina...... 7 prašukundjed .... 5 j>rasvekar...... 8 prasvekrva ..... 8 pratetka ...... 7 praunučad...... 6 pravila poštovana . . 28 pravi svat......383 prazno selišće .... 76 pnija, 90, 107, 111, 125 ........ 272 prćijaši.......111 predbabica..... 5 predded....... 5 predvodnik.....882 pvegaoa.......538 prekiuuće gatnjika . .571 prelo, 130, 143 ... 152 prestavka......245 pretium virginitatis . 218 P retner.......242 provjeriti se.....338 prezime, 16.....45 Priapela ......237 Krau as, Sitte u. Gewohnheitsrecht Urgrossmutter .... 5 ürgrossvater .... y Urkunden kroatischer Könige, 19 .... 27 Urlić-Jovanović, Stamm - sage der.....43 Urok.......546 urokljiv . ..- 518 Uroš...... 21 rjrurenkelsMnder • ■ ■ jj usinjenje .....596 uskoci.......44 Uskoci......70 uskok......651 usprezi ...... . 642 osvojiti.......595 l'ljesenović . . 04 uviačati.......l|i;) Uzelac, 4 bis 8, 19, 34, 35 uzor......lij uzovnici ...... 381 uzeprezmci . . .381 Uzice........436 Užički okrug.....68 užina. 96......134 Užeženica ...... 576 V. Vampyre . ... 526 Vater, 4, 21.....602 Vater durch Sünde . . 455 Vaterschaft.....157 Väterliches . . . 104 väterliches Erbe . . . 2S7 Vatersname.....48 Vatersrecht . ... 116 Veilchen......163 Venedig.......17 Venus.......51 Verantwortlichkeit . . 201 Verbot.......64 Verbrüderungen . . . 627 Verführer ... .204 Verführung.....197 vergesellschaften, sich 76 Vergewaltigung, gesegnete .......303 verheiraten und ausheiraten .......472 Verkauf.......101 Verkäufer.....195 verkäufliche Sachen . 107 Verkleidung.....438 Verkündigung ... 369 Verleumdungen . . . 183 Verlobung, 338, 354 . 441 Verlobungen, frühzeitige, 568 ..... 633 Verlobungsgescherik . 230 Verlobungspfand, 192, 256, 362 ..... 377 Verlobungspfänder, 358,369 Verlobungstag .... 359 Vermögen......233 \ ermögen der Gemeinschaft ......89 Verirrte.....202 verrosten......534 verrückt sein .... 549 Verruf...... 192 Versarten......145 Vorschauen, sich . . . 536 Verschollene .... 231 Verschwisterungen . . 628 Verschwägerung . . . 573 Verschwendung, 86 . . 498 Verstand, 80, 84, 120, 459 Verstandesschwäcbe . 336 Verstorbene anrufen . 531 Vertrag b. Ehescbliess. 369 Vetter, 7......12 Vetterschaften, Zählung der.....10 Vetterssohn .... 10 Vetterstochter .... 10 Verwalter......79 Verwaltungsangelegenheiten ......587 Verwandtenehen . . . 330 Verwandtschaft, 42, 72, 221 Verwandtschaft d. Frau 14 verwandtschaftliche Abstufungen ..... 3 Verwünschungen, 322 . 593 vierblättriges Kleeblatt 171 540 547 534 60 381 638 207 130 52 311 Viper Vollmond anrufen Vogelfleisch . . Volksälteste . . . Volksdeutung . . Volksdichtung . . Volksepik .... Volksetymologie , Volksfeste Volksglaube, 250 , » (Muslimen), 325, 392 ...... 531 Volkshumor.....401 Volksspiele.....558 Volkspoesie, 129, 146 . 155 Volkssprache, 70, 83 . 119 Volkstänze.....142 Volksthum . . . . 220 volksthümliche Namen 542 Volksüberlieferungen . 16 Volkswahl......58 Volkwitz, 34, 153 . .516 Vorabend eines Festtages ......52 Vorverkauf . . . . 106 Vorhäutchen .... 557 Vorkaufsrecht .... 40 Vormund ..... 586 Vormundschaft . . . 583 Vortrauung.....446 Vorstände einer Hausgemeinschaft ... 79 Vortritt.......396 W (slav. V). Wachsthuni . . . Wachsthum binden Wächter .... Waden wärmer Wage .... Wagen . . . Wagenscbaden Wagner . . . Wahl .... Wahl zum kapetau 4 548 22 239 442 107 398 41 81 60 Seite Wahlverfähren .... 84 Wahl der Braut . . . 343 Wahlbuch......29 Wahlbruderschaft, 14, 337 ........ 619 Wahlverwandtschaften 14 Wahl für's Leben . . 299 Wahlschwester, 614 . 641 Wahlbruderschaft und Wahlschwesterschaft 619 Wahlschwesterschaft . 14 Wähler.......149 Waise, 439 . . ■ . . 583 Waisen.......533 Waisenkinder . . 319 Waisenmädchen, 124 . 205 Valdec, 66, 193, 475, 580 . ..... 597 Walachen......410 Wahlfrau (vila) , . . 185 Waldungen . . .63 Wallfahrtsort ... 616 Wallfahrtsorte .... 573 Valić. 77, 127, 345,459, 585 ........ 588 Valjevački ukrug ... 67 Val'javec, 164, 167, 171, 172, 177, 184, 191, 312, 321, 341, 342, 384, 405, 553 . . . 556 Wanderer ...... 372 vanjkuäak.....144 Varaždin......164 Varaždinske toplice . . 344 vasija .......583 Vaso.......42 Vasojević, 16. 42, 57 . 75 Wasser, mit — die Braut begiessen . . 452 Wasser über die Hausschwelle trinken . 540 Waschungen.....366 Wäsche, 289 ..... 580 Weberschifflein ... 173 vectigal.......27 večera ...... 96 Wedel.......448 Weg abschneiden Jemandem ......502 Wege, 62......71 Wehen erleichtern . . 539 Wehr........63 Weib (siehe Frau), 2, 86, 94, 97, 108, 183, 185, 198, 304, 354, 478, 482 ..... 568 Weiberrock.....179 Weibertbränen .... 515 Weibliche Linie ... 2 Weichselrüthchen . . Weihnachten, 84, 127, Weihnachtsabend Weihnachtsbrauch Weihkerze, 56 Weihrauch Weihwasser . Weidenbaum Weideplätze, Wein, 385 . » und Oel » liaki, Brod, Braten bei Festmahlzeiten ....... Wein über die Hände 19 . 53 178 181 180 591 549 178 5 IC, 62 438 53 (il giessen..... Weingarten . ■ . . Weingärten..... Weinlein Kebensohu Weinsuppe mit schwarzem Pfeffer . . . Weintrinker .... Weissbrod ... Wcissbuchenreis Weissdornpfabl . Weisse Kopftücher . Weissenburg..... Weizen, 38(1, 399, 431, Weizenkürner . . . vjenčanica, 380, 419 , vjenčanje riešiti . . . vjera....... vjeridba....... Velika....... velika tetka . . . . » rieč....., » kuća . . . . veliki arinas .... 357 107 30 497 » stric..... » vojvoda . . . . » župan ..... Weltgegenden, 178 . . Vemijci ....... Venator vulvae . . Werber....... Werbung, 317 . . . . Werthbestimmungen . veseljak . •..... veštiea....... Wette ....... Wettlaufen..... Wettgesang..... Wettgesang der Hirten Wettrennen..... Wettschiessen . . . . vicecastellani . . . . Vicković...... Vid (siehe Vuletić) . . Vidin....... . 448 645 181 169 523 421 151 438 177 560 551 380 380 399 7 357 72 377 7 26 21 451 34 467 380 354 498 383 515 158 393 366 319 393 393 27 60 495 68 Widder.......227 Vidolić.......114 Vidovec ....... 177 vidovit ......301 vidovan Bog.....301 Wiege.......557 Wiederverheiratung. . 478 Wiedertaufe.....554 viema ljuba .... 228 Wriesen......107 Vila. 240, 301, 368, 434.547 Vilusi.......37 Vinko Lozić.....497 Vinodol, Gesetz von . 22 Vinodol.......28 Winterfest.....51 Wintersonnenwende . 51 Wirtbschaftsgeräthe . 106 Wirthshäuser . . .648 Wischtuch......149 Vitalis.......542 Witwe, 49,124,333,533, 599 Witwer.......576 Witwenrecht . . . 576 v i x. 1 i 11.......367 Vladika.......234 Vlasi..... vnučiea .... vnuk..... vnukinja . Wochenbett . Vodopić .... vodjenje djevojke Vojno 410 6 6 6 549 52 250 4 vojvoda, 24, 36, 38, 58, 380 Volčić......16 Wolle .......123 Wollhandel.....572 Wolf bis se......535 Wolfshaut......542 Wolfsauswurf . . 535 j Wolfsmundsperre • . • 542 Wölfe........397 Wölfin.......541 I Won j ček......355 Wortbrüchigkeit . . . — Vračare ....... 223 vračari ....... 223 vračevi, sveti ... 573 Vraz.......342 vraža baba.....109 Vrčević, —, 3, 14, 34, 47, 52, 95, 99, 119, 123, 126, 147, 153, 194, 208, 211, 234, 268, 303, 348, 383, 394, 457, 559, 560, 169, 221, 347, 410, 598 . 601 vriska........547 Vučji dol ...... 61 vujčo . . .... 12 Vukalović, 3, 16, 58, 71, 116, 276, 295, 348, 457 ....... 627 Vukasović (siehe Vid), 242, 248, 314 .. . 484 Vukelić, 477, 583, 586, 600 Vukičević (Anm.) ... 11 Vuk Karadzic, 16, 45, 52, 119, 159, 168, 169, 177, 225, 251, 346, 347, 383, 410, 4,55, 542 ..... 559 Vuko........542 Vukotić, 34.....60 Vukovci.......344 Vuletić (siehe Vid), 508, 613 vunjevca......384 vunjesa...... 384 wnnsciligerta - . - 54 wünschelruote .... 54 Vurdelja, 5, 10, 19, 66, 88, 111. 120, 125, 126, 193, 231, 247, 564, 583, 586 . . 604 Würdenträger bei einer Hochzeit.....380 Wurmfrass.....531 Wurzel ...... 4 vtoričr.......465 Z. zabrana.......62 zadruga, 69 .... . 76 zadrugar.....70 zadružan ...... 70 zadružnioa ..... 11 Zadružna kuća .... 66 Zagel........401 zagledjani......380 Zagorje, 75 ... . 344 Zagradjani .... 34 Zaharijev, 11, 68, 83, 232,' 351 . . . . 581 Zahl der Gäste .... 407 Zahn reissen, 535 . . 546 Zahumje......31 Zaječar.......180 zaklopiti kumovi . . . 608 zakon .......288 » Draganički ... 20 zakonik ....... 572 Zalokar Janez .... 4 založnik ..... 445 zalva........ 8 zames......437 zamagjati . . . . . . 165 zaova ........ zapoi........ zarucnici ...... zaruki ...... zasjevka ...... zasjevni pjesni . . . zastavnjak ...... Zauber, um männliche Kinder zu bekommen Zauberbriefe • • Zaubereien, 168 Zauberkünste . Zaubertränklein Zaubersprüche, 54 Zauberweiber Zauberwerke Seite . 8 . 858 . 381 . 380 . 437 . 439 . 380 zavarnići . ■ zbor staraca . zdavanje . ■ Zechineister . Zeit ... Zeit, die ältere Zeitverlust, Ersatz für zelena kitka, 279 zemaljsko sjeme zet, 12 zetašin zetaština zeta zetina zetnik zetovi . Zeugenschaft » eines Weibes 428 168 530 619 166 :üi!i 22:5 572 11 637 380 645 38 15 127 376 55 381 381 381 37 G G 13 GIG 514 Seite Zickel.......401 Ziegenhirten.....143 Ziegenschwanz .... 582 Zipfel vom Kleid ab-reissen . . .... 570 zlata.......9 Zopfband......174 Zöpfchen......867 Zutun......284 Zucker ....... 430 Zufall.......230 Zufluchtsstätte .... 73 Zugvieh.......GG Zugschwerdt, 3, GG, 81, 83, 95, 97 ..... 105 zumbul ...... 163 Zuname, 45, 32, 474 . 598 Zunge, 100 ..... 507 Zungenspitze .... 132 £ovn«v(tt......— zupanus cavallarius 27 » coinitissae . 27 palatii . . 27 » pincernarius . 27 Zupci, 38......58 Zusammenkünfte bei Werbung und Verlobung ......357 Zuwachs...... 4 Zweikampf.....370 Zweiglinien, 33 . . . 120 Zwiebeln.....545 Zwicken......396 Zwillinge, 6.....544 Seite Zwillingssohn .... 6 Zvonimir......21 V Z. žaba........549 Sabljak.......163 Ždriebanik ..... 573 ždrieb metat.....125 » postavljati . . 125 » vaditi, 125 . . 127 žena (als die Gebärende) 2 » (vgl. Weib) ... 4 žene kubarke .... 392 ženili........381 ženiti se......175 ženska krv.....17 ženskadija ....... 552 Žitek........105 živ ugljen......549 živa stoka......105 Zivko........542 žlahta........ 1 Žumberak, 2. 66 . . . 386 župa, 15, 18, 19 . . . 22 župan, 18, 24, 26, 27 . 28 » vojvoda ... 20 županija ......20 župna crkva.....28 Župnik.......20 župone.......18 žuti neven......166 Zutković, 34.....42 Žurman.......342 s. 7, Z. 1!) v. o.: lies statt: Oheim des Vaters — Tante des s. 9. Z. 14 v. o.: » > Halbbruder —- Halbbrüder. s. 15, Z. 2 v. ii.: » » Slovenza — Slovenaca, s. 31, Z. 5 v. u.: » književnik — Književnik. s. m. z. 3 v. u.: » konaolje -- konavlje. s. 72. Z. 10 v. o.: » » kustud — Kurtović. s. 222, Z. 3 v. u.: » sabras — sabrao. s. 427, Z. 8 v. 0.: » gute Lehren guten Lehren. S. 427, Z. 18 v. o.: » » Koseworte — Koseworten. S. 431, Z. 12 v. u.: » auf der — auf dem. S. 506, Z. 1 v. o.: trbljanja - brbljanja. Derartige Versehen bei der Correctur dürften noch mehr vorkommen. Eigentliche Druckfehler sind nicht zu verzeichnen. Was ein jeder denkende Leser oh** weiteres selbst berichtigen kann, brauchte nicht besonders hervorgehoben zu werden-Für nicht denkende Menschen ist dieses Buch nicht geschrieben worden. Wenn man erwägt, dass die Setzer dieses Buches echte Deutsche sind, die kein Wort slavisch verstehen, so muss man ihren Leistungen rückhaltslosen Beifäll spenden. Mehr als eine Correctur war während des Druckes dieses Bandes selten vonmithem F. S. EL. i.-l. von Friedrich Jasper in Wi