F-///E Lehrbuch der Geographie für österreichische Mittelschulen und Verwandte Lehranstalten svivie pim ZelbstuiUerrichke. Vvn Uvof. Av. Ates. Supern. L a iba ü; Druck und Verlag vun Ig. v. Kleinmayr Fed. Vamberg 1893. l Alle Rechte Vorbehalten. Inhalt. Elite Abtheilung. Lehrstoff der ersten Waffe. I. Die wichtigsten geographischen Vorbcgriffe zum Verständnisse der Heimatskarte. Seite Was verstehen wir unter Geographie? 3 Tie Orientierung.3 Das Messen nnd der verjüngte Ma߬ stab .5 Die Beschaffenheit des Erdbodens . 7 Seite Höhenmessung.9 Die Ebenen nnd Bodenerhebungen . 10 Die Vertiefungen.13 Die Gewässer .... ... 14 Die Darstellung der Erdoberfläche . 17 II. Dir wichtigsten geographischen Vorbegriffe, soweit stc nicht schon zum Verständnisse der Heimatskarte nöthig waren. Die Gestalt der Erde.21 Zur Orientierung.22 Scheinbarer Gang der Sonne . . 25 Das Klima.31 Die Zonen.34 III. Übersicht der Europa.45 Mitteleuropa.46 Ost- uud Nordeuropa .... 50 Westeuropa.51 Südeuropa.51 Das Land.36 Das Meer.37 Ter Vulcanismus.39 Die Naturproducte.39 Der Mensch.41 Länder der Erde. Asien.52 Afrika.55 Amerika .57 Australien und Polynesien.... 59 Zweite Abtheilung. Lehrstoff der zweiten Waffe. Afrika. Allgemeine Übersicht.63 Nordafrika.65 Das tropische Afrika.68 Das außertropische Südafrika... 71 Die afrikanischen Inseln .... 72 Asten. Allgemeine Übersicht.74 Das centrale Hochland.78 Der Südraud (Ostindien) .... 80 Ostasien.87 Der Nord- und Westrand .... 91 Borderasien.94 Seile Europa. Allgemeine Übersicht der natürlichen Verhältnisse.104 Die Bevölkerung.110 Seite Die Balkanhalbinsel.114 Italien.123 Die pyrenäische Halbinsel . . 132 Das britische Jnselreich .... 138 Dritte Abthetümg. Lehrstoff der dritten Ctaffe. Europa (Fortsetzung). Die Schweiz.149 Das deutsche Reich.154 Allgemeine Übersicht .... 154 Politische Übersicht.158 Süddeutschland.159 Das norddeutsche Bergland . . 163 Das norddeutsche Tiefland . . 169 Die Niederlande.176 Frankreich.180 Die skandinavischen Länder . . . 187 Russland.191 Rumänien.199 Amerika. Übersicht.201 Nordamerika.203 Centralamerika.209 Südamerika.211 Australien und Polynesien. Australien.216 Polynesien.219 Dirrte Abtheitung. Lehrstoff der vierten Ctaffe. Die österreichisch-ungarische Monarchie. Allgemeine Übersicht.223 Bevölkerungs-Übersicht.... 228 Übersicht der Kronländer . . . 231 Die österreichische Verfassung. . 232 Die ungarische Verfassung . . 232 Gemeinsame Angelegenheiten . . 233 Die Sudetenländer.233 Böhmen.234 Mähren und Schlesien .... 242 Die Alpen- und Karstlünder . . 247 Die Theile der Alpen .... 247 Die nördl. Randländer (Österreich) 256 Die eigentlichen Alpenlünder. . 259 Die Karstländer.265 Die Karpatenländer.269 Ungarn.271 Dir nördlichen Randlünder . . 280 Die illyrischen Länder .... 283 Erste Abteilung. Lehrstoff der ersten Clafse. Supan, Geographie. 1 AusfprncHe. Folgendes Beispiel machr die Aussprachezeichen ersichtlich: ä — langes betontes a. ä — kurzes » a. li — langes unbetontes a. ä — kurzes » a. I. Die wichtigsten geographischen Vorbegriffe zum Verständnisse der Heimatskarte. Was verstehen wir unter Geographie? 8 1. Unter Geographie oder Erdkunde verstehen wir die Lehre von der Erde in ihren gegenwärtigen Verhältnissen. Die Erde kann aber nach verschiedenen Seiten betrachtet werden, nnd daraus ergibt sich die übliche Dreit Heilung der Geographie. 1. ) Die Erde ist nicht eine ganz eigenthümliche Bildung, sondern sie ist ein Weltkörper, ein Stern unter den Millionen Sternen, die nachts an unserem Firmainente erglänzen; sie ist abhängig von einem anderen Sterne, der Sonne, von der sie Licht nnd Wärme empsängt. Derjenige Theil der Geographie, der die Erde als Weltkörper und als Glied unseres Sonnensystems betrachtet, heißt die mathematische Geographie. 2. ) Die Erdoberfläche besteht aus Land und Wasser. Das Land hat in verschiedenen Gegenden verschiedene Formen, es ist bald eben, bald bergig. Aus dem Lande wie im Wasser befindet sich eine Unzahl organischer Wesen (Pflanzen und Thiere), die ebensalls in verschiedenen Gegenden verschieden sind. Die Erde wird von Luft umgeben; diese hat eine in ver¬ schiedenen Gegenden verschiedene Wärme, sie bewegt sich (Winde), in ihr bilden sich die Niederschlage (Regen, Schnee u. s. w.). Mit all diesen Gegen¬ ständen beschäftigt sich die physische Geographie. 3. ) Die Erde ist der Wohnsitz der Menschen, die ebenfalls in der äußeren Erscheinung, der Sprache, den Sitten u. s. w. verschieden sind. Sie bebauen den Boden, sie entreißen der Erde ihre mineralischen Schätze, sie tauschen ihre Producte durch den Handel aus, sie gründen endlich Staaten und Städte. Den Theil der Geographie, der den Menschen in dessen Ver¬ hältnis zur Erde betrachtet, nenut man die politische Geographie. Die Orientierung. § 2. Orientieren heißt, sich in einem Raume znrechtfinden. Uni nun zu wissen, welche Lage die einzelnen Gegenstände uns gegenüber haben, muss man die Weltgegenden kennen. 1* 4 Stehen wir auf einer Ebene oder auf einem Berge, fo überschauen wir nicht die ganze Erdoberfläche, sondern nur einen kleinen Theil der¬ selben, und ringsum im Kreise scheint das Firmament den Erdboden zu berühren. Diese Berührungslinie nennen wir den Horizont. Die Sonne geht nicht das ganze Jahr hindurch am nämlichen Punkte des Horizontes auf. 1.) Derjenige Punkt des Horizontes, an dem die Sonne am 21. März und am 22. September aufgeht, heißt Osten oder Morgen. 2.) Derjenige Punkt des Horizontes, wo die Sonne am 21. März und am 22. September untergeht, heißt Westen oder Abend. 3.) Der Stand der Sonne um 12 Uhr mittags zeigt nach Süden oder Mittag. 4.) Der Stand der Sonne um 12 Uhr mitternachts zeigt nach Norden oder Mitternacht. Da wir aber um diese Zeit die Sonne nicht sehen, so zeigt uns der Nord- oder Polarstern, den wir daran erkennen, dass er seinen Standpunkt nicht verändert, diese Gegend an. Man findet den Nordpunkt auch, wenn man auf einer wagrechten Fläche einen senkrecht darauf stehenden Stab anbringt. Dieser wird zu verschiedenen Tageszeiten nach verschiedenen Richtungen hin seinen Schatten werfen, um 12 Uhr mittags den kürzesten, und dieser weist nach Norden hin. Fifi. 1. 5 N., S., O. und W. sind die vier Hauptweltgegenden. Dazu kommen vier Zwischenweltgegenden: NO., SO., SW., NW. Zwischen jeder Haupt- und Zwischenweltgegend unterscheidet man noch acht Nebenweltgegenden (in Fig. 1 gebrochene Linien): NNO., ONO., OSO., SSO., SSW., WSW., WNW., NNW. Die Verzeichnung der acht (oder 16) Weltgegenden bildet eine so¬ genannte Windrose (Fig. 1). Bringt man diese mit der Magnetnadel, die die Eigenschaft besitzt, mit einer und derselben Spitze immer nach Norden zu zeigen, in einer Dose in Verbindung, so entsteht dadurch das wichtige Orientierungsinstrument: der Compass. Doch ist wohl zu beachten, dass die Magnetnadel von der Nordlinie etwas abweicht. Diese Abweichung von der Nordlinie nennt man D e c li n a ti o n; sie kann westlich (in unseren Gegenden) oder östlich sein und ist zu verschiedenen Zeiten und an ver¬ schiedenen Orten verschieden. So beträgt sie jetzt zu Wien ItU// westlich. Das Messen und der verjüngte MasMUn Z 3. Um die Stellung eines Punktes 'der Erdoberfläche gegenüber meinem Standpunkte genau zu bestimmen, ist es nicht genug, die Welt¬ gegend zu kennen, sondern ich muss auch bestimmen, wie weit der betref¬ fende Punkt von mir entfernt ist. Dies geschieht durch das Messen. Der Maßstab ist nicht überall der gleiche; allein da man die Nach¬ theile dieser Verschiedenheit eingesehen hat, so hat inan das französische Metermaß in vielen civilisierten Ländern, u. a. auch in Österreich-Ungarn, eingeführt. In der Geographie braucht man das Linien- und Flächenmaß. 1. ) Das Linien maß. Im französischen Maße gilt als Grund¬ einheit das Meter (in). 1000 Meter — 1 Kilometer (üm). Im gewöhnlichen Leben rechnet man 3 m aus vier Schritte. Senkrechte oder verticale Entfernungen (Höhen und Tiefen) werden in der Geographie in Meter, wagrechte oder horizontale Entfernungen (Längen) in Kilometer ausgedrückt. 2. ) Das Flächenmaß. Flächen misst man mit Quadraten. Ein Quadrat-Meter (m?) ist ein Quadrat, von dem jede Seite 1 Meter misst. Die Grundeinheit des französischen Flächenmaßes ist das Ar. 1 sDMeter 1 Ar — 100 1 Hektar — 100 » — 10.000 » 1 UMometer — 100 - — 10.000 » 1,000.000 6 In der Geographie, wo es sich meist um größere Länderräume handelt, gebraucht man, entsprechend den Längenmessungen, Quadrat- Kilometer (kmch. Die älteren Linienmaße, die in der Geographie gebraucht wurden, sind der Fuß für Höhen und Tiefen und die Meile für Längen. Von den Fußen (') wird noch manchmal gebraucht: der Pariser Fuß — O,ss n> der englische oder russische » — O,3o m Die österreichische Meile entspricht im allgemeinen einem Wege von zwei Stunden; eine Strecke von drei bis vier Meilen ist eine gewöhnliche Tagereise. — Für verkom¬ mende Fälle kann man sich zur Umrechnung folgender Tabelle bedienen: Das ältere Flächenmaß, das in der Geographie gebraucht wurde, ist die Quadrat-Meile. Das Verhältnis zum Quadrat-Kilometer zeigt folgende Tabelle: 8 4. Der verjüngte Maßstab. Es ist unmöglich, die Abbildungen der Erde und ihrer einzelnen Räume in natürlicher Größe wiederzugeben. Man muss daher ein kleineres Verhältnis als das natürliche, d. h. eine Reduetion, anwenden. Je genauer die Karte sein soll, desto kleiner muss die Reduetion sein; je größer diese ist, desto mehr muss der > Der Ausdruck «geographische Meile» wird in doppeltem Sinne gebraucht. In England versteht man darunter die Seemeile (60 — 1" am Äquator), bei uns meist die deutsche Meile (15 — 1° am Äquator). Um J"rungen zu vermeiden, sollte man sich an die bei allen Seefahrern in Gebrauch stehende englische Bezcichnungsweise halten. Kartenzeichner sich bestreben, nur das Wichtigste aufzunehmen, die Details aber zu übergehen. Ist z. B. ein Dorf 2 üm von einer Stadt entfernt, so kann es in eine Karte gar nicht ausgenommen werden, die 4,000.000 m durch 1 m darstellt, weil die Entfernung ans der Karte dann nur '/g nnn betragen und daher das Zeichen für die Stadt und jenes für das Dorf zusammenfallen würden. D i e R e d u c ti o n o d e r d e r M aßstab zeigt an, um wieviel¬ mal eine Längeneinheit in der Natur größer ist als auf der Karte. Er wird stets am Rande der Karte angegeben. Beispiel: oder 1: 1,000.000 zeigt an, dass 1 m auf d. Karte — 1,000.000 m (1000 Km) -. soKantt * 1' 500.000 » » »Im»» » — 500.000 m (500 km) 1:2,000.000 Im » » » -- 2,000.000 m (2000 km) ) 8 Jni zweiten Falle ist der Maßstab doppelt so groß als ini ersten und im dritten Falle uni die Hälfte kleiner als im ersten. Je größer also der Nenner, um so kleiner der Maßstab. Um zu wissen, um wievielmal der Maßstab einer Karte größer ist als der einer anderen, braucht man nur den größeren Nenner durch den kleineren zu dividieren. Es ist aber wohl zu beachten, dass sich der Maßstab stets nur auf die Länge, nicht aber auf die Fläche bezieht. In Fig. 2, die uns einen Quadrat-Kilometer darstellen soll, ist »L — 10 mm, der Maßstab also Verdoppeln wir den Maßstab auf d. h. geben wir »'d' eine Länge von 20 mm, so erhalten wir Fig. 3, die uns ebenfalls einen Quadrat- Kilometer vorstellt. Aber diese Figur nimmt nicht einen doppelt, sondern einen vierfach so großen Raum ein als Fig. 2, weil die Vergrößerung immer nach zwei Richtungen erfolgt. Sollte ich den Quadrat-Kilometer viermal so groß zeichnen als in Fig. 2 (Maßstab so muss die Zeichnung einen (4x4—) 16mal, bei lOfacher Vergrößerung einen (10 X 10 — ) lOOmal so großen Raum einnehmeu. Die Beschaffenheit des Erdhodens. H 5. Der Boden, auf dem wir uns befinden, besteht aus festem Gestein. Mannigfach, wie die Art und Weise der Entstehung des letzteren, ist auch dessen Ausbildung und Charakter, und man unterscheidet daher eine große Anzahl verschiedener Gesteins- oder Fels art en. Die Gesteine bestehen entweder 1.) aus einem innigen Gemenge einzelner Mineralien (Granit, Gneis, Glimmerschiefer und zahlreiche andere Arten, dazu auch die Laven der jetzt thütigen Vnlcanel, oder sie 8 sind 2.) thonige (Thonschiefer, Schieferthone — die Schiefertafel — ), 3.) kalkige (Kalkstein, wozu auch die Schreibkreide gehört, Marmor, Dolomit), 4.) sandige Gesteine (der Sandstein ist fest verkitteter, Stein gewordener Sand, das konglomerat ist in gleicher Weise verkitteter Schotter)? Nicht überall tritt aber das nackte Gestein zutage, sondern es wird in den häufigsten Fällen von Sand und Gerolle oder von der Erd- krume bedeckt. Die letzte entsteht durch die Verwitterung des Gesteins, das sich bei langdauernder Berührung mit der Luft, dem Thau, Regen, Schnee u. s. w. an der Oberfläche in eine pulverig erdige Masse verwandelt, die hauptsächlich aus Thon, gemischt mit Sand, Kalktheilen u. dgl., besteht. Überall, wo Erdkrume entsteht, siedeln sich auf derselben bald Pflanzen an, erst ganz kleine, dann immer größere. Diese Pflanzen sterben ab, ver¬ wesen und vermischen sich mit dem Boden, der sie getragen; und eine solche mit organischen Überresten untermengte Erdkrume nennt man Humus. 6. Wir unterscheiden somit folgende Bodenarten: 1. ) Fels- oder Steinboden, unfruchtbar oder Wüste; 2. ) sandigen Boden. Er besteht entweder nur aus Sand und ist dann unfruchtbar (Wüste), oder er ist mit Erdkrume vermischt. 3. ) Der erdige (humöse) Boden ist der Kulturboden, auf ihm baut der Mensch seine pflanzlichen Nahrungsmittel an; er liefert die Nahrung für die Hausthiere, die dem Menschen theils bei seinen Arbeiten behilflich sind, theils ihm Fleisch und Milch liefern; er trägt die Wälder. s.) Ein Stück Land, auf welchem Getreide, Gemüse oder Futterkraut gebaut wird, heißt Feld, eiuzelue Felder heißen Äcker. b) Unter einer Wiese versteht man ein Stück Land, auf dem Gras zum Ab- mähcn wächst; wird letzteres von der Herde selbst abgefressen, so heißt es Weide. e) Ein größeres Stück Land, welches von geschlossenen Baumwipfeln beschattet wird, heißt Wald. Ein sorgfältig gepflegter Wald heißt Forst. Die Wälder bestehen entweder nur aus Laub- oder nur aus Nadelholz oder sie sind gemischten Bestandes. In unfern kultivierten Gegenden haben die Wälder einst eine viel größere Fläche eingenommen als heutzutage. Sie wurden vom Menschen, der an ihrer Stelle seine Felder anlegte, ausgerodet. 4. ) Der Weichboden ist ein von Wasser durchzogener, größten- theils nasser oder weicher erdiger Boden. Eine reiche Pflanzenwelt ent- ' Diese einfachsten Grundbegriffe, wobei der geologische Begriff «Gestein» ini Interesse des leichteren Verständnisses etwas modificiert erscheint, können dem Schüler um so leichter beigebracht werden, als jeder Schule eine kleine Naturaliensammlung zur Verfügung steht. 9 wickelt sich hier, aber nur sehr wenige Nahrungspflanzen (der Reis ge¬ deiht auf feuchtem Boden) können hier angebaut werden. Bilden sich auf dem Boden nur selten austrocknende Pfützen oder Lachen, so nennt man den Weichboden einen Sumpf; der Boden besteht in diesem Falle aus einem innigen Gemenge von Erde und Wasser; ist der Wassergehalt so bedeutend, dass man den Boden nicht betreten kann, ohne einzusinken, so nennt man ihn einen Morast; breitet sich über dem stehenden Wasser eine anscheinend feste Pflanzendecke aus, so heißt es ein Moor. Von der Anwesenheit des Wassers zeugt im letzteren Falle der Umstand, dass der Boden unter den Füßen schwankt und zittert. Die Pflanzendecke bildet eine Anzahl von Schichten, indem auf den abgestor denen Pflanzen neue wachsen. Die unteren Schichten befinden sich in einem halbverkohlten Zustande und bilden den sogenannten Torf, der als Brenn¬ material verwendet wird. Höhenmelsung. Z 7. Die senkrechte Erhebung irgend eines Punktes der Erdober fläche über irgend einem anderen Punkte heißt seine Höhe. Man kann sagen, der Thurm einer Kirche sei 100 m über dein Platze, auf dem er steht, oder 70 in über dem Kirchendache hoch. Auch in der Geographie misst man die Gegenstände nach der Umgebung und sagt z. B., der Leopolds berg liege 262 in über der Donau bei Wien. Aber hier braucht man auch für sämmtliche Punkte der Erde eine gemeinsame Grundfläche, und diese ist der Meeresspiegel oder das Meeresniveau (nivö), das man sich unter dem Lande fortgesetzt denkt (Leopoldsberg z. B. 423 in). Man unterscheidet also zwei Arten von Höhe: 1. ) Die absolute Höhe ist der senkrechte Abstand eines Punktes der Erdoberfläche von dem (bis unter diesen Punkt hin verlängert gedachten) Meeresspiegel. Daher auch die Bezeichnung Meeres- oder Seehöhe. 2. ) Die relative Höhe sist der senkrechte Abstand eines Punktes der Erdoberfläche von seiner unmittelbaren Grundlage. Erklärung. Es stellt die Zeichnung (Fig. 4) den Durchschnitt eines Berges vor. Die Höhe des Gipfels « soll gemessen werden. In cr und // stehen Beschauer: dem in .r wird der Berg viel niedriger erscheinen als dem in //. Beide messen. Bon n wird eine Horizontale o-r gezogen und darauf die Senkrechte no) die uns somit die relative Höhe des Punskes » in Bezug auf den Standpunkt des Beschauers in o darstellt. In gleicher Weise findet man die relative Höhe für den Standpunkt (des Beschauers in //, ack. Man sieht sogleich, dass »o (kleiner ist als «ck, d. h. dem Be¬ schauer in .r erscheint der Berg niedriger als dem in ?/. Es wäre nun sehr schwierig, sich die Höhenzahlen zu merken, wenn jeder von seinem Standpunkte aus die Messung vornehmen wollte. Daher hat inan eine einheitliche 10 Messung, die vom Meeresspiegel uns. //t sei ein Theil des Meeresniveaus: denkt man sich dasselbe bis A verlängert und fällt auf diese die Linie ad, so hat man die ab¬ solute Höhe des Punktes a, dargestellt durch die Linie ab, gefunden. Stellt be 20 m vor, so ist ab — 180 m, weil sich die Linie öe 9mal auf ab auftragen lässt. Man sagt daher: der Punkt a liegt 180 m über dem Meere. Aber den Beschauern in r und // erscheint er nicht so hoch; jenem erscheint der Berg nur 60 m (ao — 3b e), diesem 180 m hoch (acf — 6^/z b e). Woher kommt das? Weil w und // selbst über dem Meeresspiegel liegen. Höhe von w ist wt (— k-c) — 120 m und Höhe von ist s (— b Hauptflüsse, welche entweder oceanische Flüsse sind, d. h. sich in das Meer ergießen, oder eontinentale, die entweder in einen Binnen¬ see münden oder in Morast- und Sumpsflächen sich verlieren. Flüsse, die nach kurzem Laufe das Meer erreichen, nennt man Küstenflüsse; — 2. ) Nebenflüsse, die in einen Hauptfluss einmünden; — 3.) Zuflüsse, die sich in einen Nebenfluss ergießen. Weiters kann man noch Beiflüsse, Seitenbäche u. s. w. unterscheiden. Ein Fluss mit sämmtlichen ihm zufließenden Gewässern heißt ein Flusssystem; der Flächenraum aller jener Länder, aus denen einem Flusse Gewässer zuströmen, heißt das Flussgebiet des betreffenden Flusses. Da der Fluss auf seinem Wege stets Hindernisse findet, so kann er nicht geradeaus dem Meere zueilen, sondern muss einen vielfach ge¬ wundenen Weg zurücklegen. Dieser wirklich zurückgelegte Weg mit allen Krümmungen heißt Fluss entw icke lung. Z 18. Unter Gefälle versteht man den Höhenunterschied zweier Flusspunkü, verglichen mit deren Entfernung. ' Fig. 6. Erklärung. «S (Fig. 6) sei der Durchschnitt eines Flussbettes. Jeder Tropfen im Flusse muss einnial nach a und von da nach d kommen, weil d tiefer liegt als a. Ist die absolute Höhe des Punktes a («c — ) 210 m und die des Punktes ö (d erhält die volle Beleuchtung und wird daher ganz hell erscheinen. An der verticalen Fläche «c gleiten alle Lichtstrahlen ab nnd sie wird daher ganz dunkel erscheinen. Die geneigten Flächen ark und a« werden zwar beleuchtet, aber auf« <7 sallen weniger Lichtstrahlen und unter einem kleineren Winkel auf als auf «e,- folglich ist «ck weniger beleuchtet als «e. Die größere oder geringere Beleuchtung wird durch dünuere oder dickere Schraffierung dargestellt, wie dies Fig. 9 zeigt: «ö Voll beleuchtet, daher weiß. Die Lichtstrahlen fallen schief auf, Gar nicht beleuchtet, daher schraffiert. daher dunkel. Ein Beispiel. Die Fig. 10 stellt uns in 1 die vordere Ansicht eines mit ge¬ neigten Deckeln aufgestellten Buches dar. «L und — 14 mm, die Höhe L — 7 mm. In 71 ist der Längendurch¬ schnitt des Buches, der die Länge k der Deckel zur An¬ schauung bringt. In 777 sehen wir die Kartendarstcllung des Buches; die punktierten Linien 19 zeigen an, wie es gezeichnet wnrdc. Der Rücken erscheint weiß, weil er als horizontale Fläche die volle Beleuchtung erhält, die Deckel (oder Böschungen) schraffiert, weil die Lichtstrahlen schief auffallen. Wohl zu beachten ist, dass in /7/ die Breite des Buches nicht 14, sondern nur beiläufig 12 mm groß erscheint. Die Fig. 11 stellt uns das nämliche Buch vor, nur ist der Böschungswinkel größer, daher auch die Höhe bedeutender, näm- lieh 12 mm. Dem entsprechend sind in 77/ die Deckel dicker schraf¬ fiert als in der Fig. 10, und ihre Breite erscheint nur mehr 7 mm groß. Würde der Böschungswinkel 90° betragen, so würden die Deckel im geometrischen Bilde ganz ver¬ schwinden. Warum? Ans diesen Beispielen er¬ geben sich zahlreiche Combina¬ tionen. // / Wie man das Kartenbild eines Buches zeichnen kann, so auch z. B. das einer vierseitigen Pyramide und überhaupt jedes Körpers von beliebig viel Seiten. Fig. 12 a (auf S. 20) stellt einen Berg in: Durchschnitt und im Kartenbild dar. Man ersieht aus 7, dass die Böschungen eine verschiedene Steigung haben, daher ist auch die Schraf¬ fierung eine verschiedene. Z 27. Es ergeben sich aus dem Gesagten folgende Gesetze der Terraindarstellung. 1. ) Alle horizontalen oder nahezu horizontalen Flächen bleiben weiß, z. B. Gipfel, Kuppen, Kamm, Rücken , Ebenen. Zum Unterschiede von Hochebenen werden die Tiefebenen manchmal auch grün bemalt. 2. ) Je dichter die Schraffierung, desto größer der Böschungswinkel, desto steiler die Bodenerhebung. Ganz dunkel sollte die Böschung eigentlich nur bei einem Winkel von 90° erscheinen, indes zeichnet man schon Ab¬ hänge mit einem Böschungswinkel von 45° ganz dunkel, weil größere Steigungen auf weiten Strecken selten vorkommen (s. Fig. 12 b auf S. 20). 3. ) Die Schraffierungsstriche nehmen denselben Verlauf, den das fließende Wasser am Abhange nehmen würde, also den kürzesten Weg nach der Tiefe. In Fig. 12 n. sieht man im Durchschnitte horizontale Linien in gleichen! Abstande voneinander gezogen, welche auch in der Karte wieder erscheinen und uns gestatten, die Höhe dieses Berges unmittelbar abzulesen. Beträgt in vorliegendem Falle der Abstand der einzelnen Linien voneinander 100 m, so ist der Berg über 600 m hoch. Diese Linien, welche die Punkte gleicher Höhe miteinander verbinden, nennt man Isohypsen und eine Karte, in welche nur die Isohypsen ohne Schraf¬ fierung eingezeichnet sind, eine hypsometrische oder Höhenschichtenkarte. Bei Karten von großem Maßstabe werden jetzt häufig (wie in Fig. 12 ->) Isohypsen mit Schraffierung verbunden. 2* 20 Fig. 12 b. II. Die wichtigsten geographischen Vorbegriffe, soweit sie nicht schon zum Verständnis der Heimatskarte nöthig waren. Die Gestalt der Erde. Z 28. Ursprünglich hielt man die Erde für eine Scheibe, welche rings vom Ocean umflossen wird und auf deren äußersten Grenzen die gewölbte Decke des Firmamentes anfliegt. An diesem Firmamente, dachte man sich, verbringen Sonne, Mond und Sterne ihren täglichen Lauf. Schon im Alterthum erkannte man aber die Unrichtigkeit dieser Vorstellung und schloss aus gewissen Thatsachen, von denen einige unten angeführt sind, dass die Erde eine Kugel sein müsse. Freilich hat sie nicht die reine Kugelgestalt, sondern ist, etwa wie eine Pomeranze, an zwei Seiten (dem Nord- und Südpole) abgeplattet und am Äquator aufgetrieben. Einen solchen Körper nennt man einen Sphäro'i'd. Doch ist im Ver¬ gleiche zur Größe der Erde die Abplattung so gering, dass man unseren Weltkörper ohne bedeutenden Fehler als Kugel sich vorstellen kann. Eine Abbildung der Erde in kugelförmiger Gestalt nennt man Globus. Die Art und Weise, wie die gekrümmte Erdoberfläche auf einer ebenen Fläche (Karte) dargestellt wird, heißt Projection. Die Ansicht von der Kugelgestalt der Erde beruht auf verschiedenen Erfahrungen: I.) Wenn wir an der Meeresküste stehen und ein Schiff von derselben in die offene See hinansfährt, so sieht matt es nicht allmählich als Punkt auf dem Meere ver¬ schwinden, wie es sein müsste, wenn die Erde eine gerade Fläche wäre, sondern es scheint uns, als ob das Schiff, nachdem es den Gesichtskreis erreicht hat, einige Zeit auf dieser Linie verbleiben würde, um dann nnterzusinken. Nun wissen wir aber, dass das Meer dort weder plötzlich aufhört noch sich Plötzlich abwärts biegt, also kann diese Erscheinung nur in der Wölbung der Meeresfläche ihren Grund haben. Nur auf diese Weise kann man es sich auch erklären, dass man an der Küste ein ankommendes Schiff nicht auf einmal ganz sieht, sondern zuerst nur die Masten, und erst allmählich der übrige Körper ans dem Wasser aufzutauchen scheint. Die gleiche Erscheinung lernen wir auf einer Ebene kennen, wenn wir uns z. B. einem Dorfe nähern. Wäre die Ebene nicht gewölbt, so müssten Ivir das ganze Dorf erblicken, wenn es uns in die gehörige Sehweite kommt. Dies ist aber nicht der Fall, sondern wir erblicken zuerst den Kirch- thnrm, dann die großen Gebäude, daun erst die kleinen. 2.) Mit jeder Veränderung unseres Standpunktes wird auch unser Horizont ein anderer. Über dem Nordpol der Erde steht ein Stern, den wir den Polarstern nennen und der schon dadurch auffällt, 22 dass er nie seine Stellung verändert. Reisen wir nun nach N., so sehen wir den Polar¬ stern immer höher, d. h. er entfernt sich immer mehr vom Horizonte. Dies beweist, dass die Erdoberfläche nach N. gekrümmt ist, denn wäre sie gerade, so müssten wir den Stern wegen seiner großen Entfernung immer am gleichen Punkte sehen. 3.) Reisen wir nach O., so sehen wir die Sonne früher ausgehen als an dem Orte, von wo aus wir die Reise angetreten haben, und später, wenn wir nach W. reisen, was auch nicht sein könnte, wenn die Erdoberfläche gerade wäre. Dieser Umstand beweist somit die Krümmung nach O. und W. (Gründe 2 und 3 werden durch die folgenden Paragraphe klar gemacht.) 4.) Man hat gefunden, dass eine Mondesfinsternis durch das Dazwischen¬ treten der Erde zwischen Sonne und Mond entsteht. Die Erde wirft in diesem Falle ihren Schatten auf den Mond, und dieser Schatten ist stets rund. 5.) Endlich hat man gefunden, dass alle anderen Himmelskörper die Kugelgestalt haben, und schließt daraus auch auf die Kugelgestalt der Erde. Zur Drientierung. 8 29. Befindet man sich auf einer großen Ebene oder auf dem Meere, fo scheint es, als ob im weiten Kreise umher der Himmel die Erde berühre. Die Abgrenzungslinie zwischen Himmel und Erde nennt man den natürlichen Horizont. Je höher wir stehen, desto größer wird dieser Kreis, einen desto größeren Gesichtskreis überblicken wir? Der wirkliche Horizont ist die durch den Mittelpunkt der Erde parallel mit dem natürlichen Horizont gelegte Ebene, die wir uns bis an das Firmament ausgedehnt denken. Nur die Sterne, die über unserem Horizonte sind, sehen wir. Nur je zwei entgegengesetzte Punkte der Erdoberfläche haben den gleichen Horizont. 23 Denken wir uns vvn unserem Standpunkte eine Senkrechte bis zum Firmamente gezogen, so trifft diese den Punkt des Firmamentes, den wir gerade über unserem Haupte haben. Dieser Punkt heißt Zenith oder Scheitelpunkt. 8 30. Die Erde dreht sich, wie später ausführlicher besprochen werden wird. An jeder sich drehenden Kugel müssen zwei Punkte in Ruhe ver¬ bleibe«, und diese nennt man an der Erdkugel Pole. Man unterscheidet einen Nord- und einen Südpol (oder arktischen und antarktischen Pol). Beide liegen an den abgeplatteten Theilen der Erdkugel. Die gerade Linie, welche die beiden Pole und den Mittelpunkt der Erde miteinander verbindet, heißt die Erdachse. Der Zenith des irdischen Nordpols ist der himmlische Nordpol, der Zenith des irdischen Südpols der himmlische Südpol. Den ersteren bezeichnet der Polarstern im Sternbilde des kleinen Bären. Der Kreis, welcher gleich weit von den beiden Polen entfernt ist, heißt der Äquator; er theilt die Erde in eine nördliche und südliche Halbkugel oder Hemisphäre. Denken wir uns die durch den Äquator gelegte Ebene bis an das Himmelsgewölbe ausgedehnt, so trifft sie dieses ebenfalls in einem Kreise, dem Himmelsäquatvr, der den nördlichen und südlichen Sternhimmel trennt und ebenfalls von den Himmels¬ polen gleich weit entfernt ist. §31. Um die Lage eines Punktes der Erdoberfläche zu bestimmen, muss mau dessen geographische Länge und Breite angeben. Durch jeden Punkt der Erde kann man zwei Linien legen: 1.) einen Kreis, parallel mit dem Äquator und daher Parallel kreis genannt, und 2.) einen Halbkreis von einem Pole bis zum anderen, den Meridian. Die Meridiane sind nahezu gleich groß, die Parallelkreise aber um so kleiner, je näher sie den Polen liegen. Natürlich können wir auch die Ebenen der Parallelkreise und Meri¬ diane bis an das Himmelsgewölbe ausdehnen. Unser Himmelsmeridian geht dann durch unseren Zenith und die Himmelspole. Jeder Parallelkreis wird, wie überhaupt jeder Kreis, in 360 Grade (°), jeder Grad wieder in 60 Minuten ('), jede Minute in 60 Secunden (") getheilt. Der Meridian hat als Halbkreis nur 180°. Die Meridiangrade sind ungefähr gleich groß, die Parallelgrade aber werden gegen die Pole zu immer kleiner. § 32. Die Frage entsteht nun, von wo man die Zählung beginnen soll. Unter den Parallelkreisen ist einer besonders ausgezeichnet: der mittlere und größte, d. h. der Äquator. Er schneidet jeden Meridian in zwei Hälften (Viertelkreise oder Quadranten) von 90". Den Äquator 24 bezeichnet man mit 0" und zählt dann nach N. und S. bis zu den Polen 90°. Der Abstand eines Punktes der Erdoberfläche vom Äquator ist seine geographische Breite; sie wird abgezählt an den Meridianen, und man unterscheidet nach der Halbkugel nördliche (n. B.) und südliche Breite (s. B.). 8 33. Da die Meridiane unter sich gleich sind, so kann man will¬ kürlich einen als Nullmeridian, von dem man die Zählung beginnt, wählen, und in der That gibt es fast ebensoviele Nullmeridiane, als es Staaten gibt. Doch kommt der von Greenwich (grinitsch) bei London jetzt immer allgemeiner zur Geltung. Außerdem werden noch der Meridian, der an der Ostspitze der Insel Ferro vorbeigeht (17^/z° westlich von Greenwich) und der Pariser (20° östlich von Ferro oder 2^/g° östlich von Greenwich) häufiger gebraucht. Der Nullmeridian theilt jeden Parallelkreis in zwei Halbkreise, und man zählt von ihm 180° nach O. und 180° nach W. Der Abstand eines Punktes der Erdoberfläche vom Nullmeridian ist seine geographische Länge; sie wird abgezählt an den Parallelkreisen, und man unterscheidet, da der Nullmeridian mit dem Meridian 180 ° die Erde in eine westliche und östliche Halbkugel (Hemisphäre) theilt, östliche (ö. L.) und westliche Länge (w. L.). Auf den Karten bezeichnen die Meridiane stets die Nord-Südrichtung, die Parallelen stets die Ost-West¬ richtung, ihre Lage mag sein, welche sie wolle. Sie sind in der Regel nicht alle ausgezogen, aber die Gradeintheilung ist am Rande angegeben und die ausgezogenen Linien sind numeriert. Haben zwei Punkte der Erde die gleiche Länge, aber verschiedene Breite, so lässt sich ihre Entfernung leicht bestimmen, denn weil alle Meridiane untereinander und mit dem halben Äquator gleich sind, so kann man jeden Breitengrad — 111,3 Km annehmen, obwohl sie wegen der Erdabplattung gegen die Pole zu etwas größer, gegen den Äquator zu etwas kleiner sind. Hat a 18" n. Br. und 17° ö. L. und - 37° n. B. und 17" ö. L., so sind « und d 19° oder (19x111,3) 2114,7 Km voneinander entfernt. — Anders ist die Bestimmung der Entfernung zweier Punkte, die gleiche Breite, aber verschiedene Länge haben, weil die geographische Länge an den Parallel¬ kreisen abgelesen wird und diese gegen die Pole zu immer kleiner werden. 25 Z. B. a Hat 45° n. B. mrd 20° ö. L., d 45" n. B. Ulld 40° ö. L., so sind a und s 20° oder (20 x 78, s) 4576 Irm voneinander entfernt. Der große Kreis stellt die Weltkugel, der kleine die Erdkugel dar. Z'n Nordpol am Firmaments. ZK Südpol » » H Himmelsäquator. XZKH nördlicher Sternhimmel. ^tZKH südlicher » xu Nordpol der Erde. M Südpol » -> a- Erdäquator. nördliche Erdheinisphäre. südliche » Für den Punkt «o (Wien) ist der Zenith, kV der Fußpuukt, ////' der wirkliche Horizont, ZV^ZK der Meridian. Scheinbarer Gang der Sonne. K 34. Bei dem scheinbaren Gange der Sonne um die Erde ist zweierlei zu berücksichtigen: 1.) Jeden Morgen scheint die Sonne über dem Horizonte im O. aufzusteigen und beschreibt am Firmamente einen Bogen, um am Abeud an der entgegengesetzten Seite des Horizontes, im W., unter den Horizont 26 hinabzusinken. Wenn die Sonne in unseren Meridian tritt, so sagen wir: die Sonne culminiert oder es ist Mittag. Den Bogen, den die Sonne über unserem Horizonte beschreibt, nennen wir den Tagbogeu, und den, den die Sonne unter unserem Horizonte beschreibt, den Nachtbogen. Da es Mittag ist, wenn die Sonne den Meridian passiert, und die Sonne von Osten zu kommen scheint, so müssen die von uns östlich gelegenen Orte früher, die westlich gelegenen später Mittag haben als wir. Um die tägliche Kreisbahn von 380° zn durchlaufen, braucht die Sonne 24 Stunden, also um einen Grad zu durchlaufen ^/sso oder Stunde, d. i. vier Minuten. Hat der Punkt a- Mittag, wenn in -/ 1 Uhr ist, so liegt -/15" östlich von -o, weil die Sonne eine Stunde braucht, um von -/ nach zu kommen. Ist in s dann Mittag, wenn in -r 2 Uhr ist, so ist s 30 ° westlich von -o, weil die Sonne zwei Stunden braucht, um von n nach s zu kommen. Hat 40° ö. L., so hat demnach ,-/ 55° ö. L. und 10° ö. L. 2.) Die Sonne geht keinen Tag an genau demselben Punkte des Horizontes auf und unter, wie am Tage vorher, sondern vollführt jedes Jahr eine schraubenförmige Wanderung von einem Wendekreise zum anderen und wieder zurück, und zwar in folgender Weise (s. Fig. 13): Am 21. Mürz bewegt sich die Sonne im Himmelsäquator, kul¬ miniert also für den Meridian MwM in H. Vom 21. März bis 21. Juni bewegt sich die Sonne nordwärts, ihre Tagesbahnen beschreiben Parallelkreise zwischen AH und H', sie kulminiert für den oben genannten Meridian zwischen H und Am 21. Juni hat die Sonne ihren nördlichsten Punkt erreicht, sie bewegt sich an dein Tage im Parallelkreise 23^° nördlich vom Äquator: Wendekreis des Krebses. Culmiuation für den oben genannten Meridian in Boni 21. Juni ab wendet sich (daher Wendekreis) die Sonne wieder nach S. und erreicht am 22. September den Äquator. Vom 22. September ab tritt die Sonne auf die südliche Halbkugel über, ihre Tagebahnen beschreiben Parallelkreise zwischen AH und M', Culmiuation für den oben genannten Meridian zwischen H und L". Am 21. December hat die Sonne ihren südlichsten Punkt erreicht und bewegt sich im Parallelkreise 2312" südlich vom Äquator: Wende¬ kreis des Steinbockes; Culmination für den oben genannten Meri¬ dian in K'. Vom 21. December ab wendet sich die Sonne wieder nördlich und erreicht am 21. März den Äquator. Z 35. Diese Bewegungen der Sonne sind die Ursache der ver¬ schiedenen Jahreszeiten. Jede Halbkugel hat ihre warme Zeit, wenn sich die Sonne daselbst befindet; die beiden Halbkugeln haben also entgegen¬ gesetzte Jahreszeiten. 27 8 36. Da die Horizonte der einzelnen Punkte der Erdoberfläche die Bahnen der Sonne unter verschiedenen Winkeln schneiden, so ist auch die Tag- und Nachtläuge in den einzelnen Jahreszeiten für verschiedene Orte verschieden. Wir betrachten diese Verschiedenheiten für fünf Punkte an der Erdoberfläche? 1. ) 48° 12' n. B., s. Fig. 13. Für den Punkt (Wien) ist der Zenith und der wirkliche Horizont, der sichtbare Himmel also Am 21. März bewegt sich die Sonne im Himmelsäquator (^lH), der an zwei Punkten vom Horizonte geschnitten wird. Sonnenaufgang in e, Mittagsstand in Untergang in L. Der Tagbogen cHS ist ebenso groß wie der Nachtbogen L-tc/ Tag und Nacht sind also gleich. Am 21. Juni bewegt sich die Sonne im Wendekreise des Krebses (L/r"). Sonnen¬ aufgang in», Culmination in Untergang in Was hier in Abbildungen vvrgelegt wird, lässt sich an allen Globen mit Horizont deutlich demonstrieren. Ist der Horizont fest, so braucht mau nur den Globus so zu stellen, dass der betreffende Punkt der Erdoberfläche, für den man die Beleuchtungs¬ verhältnisse zeigen will, die höchste Lage einnimmt. Man bezeichnet diesen Punkt, um ihn sichtbar zu machen, mit einer Nadel, und die Sonne markiert man urit irgend einem glänzenden Gegenstände. 28 Am 21. März und 22. September Aufgang in c, Culmination im Zenith (H), Untergang in d/ Tag- und Nachtbogen gleich. Am 21. Juni Aufgang in a, Culmination in /1', Untergang in ast Tag- -und Nachtbogen gleich. Am 21. December Aufgang in /, Culmination in Untergang in Tag- und Nachtbogen gleich. Auch am Äquator verschiebt sich also der Auf- und Untergangspunkt und der Stand am Mittag, aber doch sind die Berhältnisse ganz andere als in unseren Gegen¬ den. 1.) Die Sonne steht zweimal im Jahre mittags im Zenith, erzeugt also keinen Schatten. 2.) Bvm 21. März bis 22. September steht die Sonne mittags im Norden, der Schatten füllt also nach Süden; vom 22. September bis 21. März steht sie im Süden und der Schatten füllt nach Norden. 3.) Tag und Nacht sind das ganze Jahr hindurch gleich. 3.) Wendekreis des Krebses (23'/2° n. B.), s. Fig. 15. Für den Punkt L' der Erdoberfläche ist /e' der Zenith, ////' der Horizont. Am 21. Mürz und 22. September Aufgang in c, Culmination in H, Untergang in d/ Tag- und Nachtbogen gleich. 29 Am 21. Juni Aufgang in a, Culmination in L', d. h. im Zenith, Unter¬ gang in <1/ längster Tag, kürzeste Nacht. Am 21. December Anfgang in/) Culmination in Untergang in/// kürzester Tag, längste Nacht. Fig. IS. Während alle Parallelkreise zwischen den beiden Wendekreisen zweimal im Jahre die Sonne mittags im Zcnith haben (die Zwischenzeit dauert am Äquator ein halbes Jahr und wird gegen die Wendekreise immer kürzer), haben die Wendekreise nur ein¬ mal jährlich die Sonne im Zenith (kein Schatten am Mittag). Den 21. Juni aus¬ genommen, hat der Wendekreis des Krebses, geradeso wie unsere Gegenden, die Sonne im Süden. Der Tag nimmt auch ein halbes Jahr zu und ein halbes Jahr ab, aber wenn man Fig. 13 und 15 vergleicht, so findet man sogleich, dass (Wien) am 21. Juni längeren Tag und am 21. December längere Nacht hat als der Punkt L'. 4.) Nördlicher Polarkreis (66^° n. B.), s. Fig. 16. Für den Punkt der Erdoberfläche ist der Zenith und /r'V der Horizont. Am 21. Mürz und 22. September Anfgang in e, Culmination in H, Untergang in 5/ Tag- und Nachtbogen gleich. Am 21. Juni schneidet die Sonnenbahn den Horizont nur in einem Punkte (/1). Aufgang in /rZ Culmination in L', Untergang in /»', d. h. die Sonne bleibt 24 Stunden über dem Horizonte. 30 Am 21. December findet der entgegengesetzte Fall statt. Die Sonne steht mittags in also gerade dort, wo der Horizont ihre Bahn berührt. Es ist daher 24 Stun¬ den Nacht. Fig. 16. 5.) Nordpol, s. Fig. 17. Für den Nordpol der Erde (M) steht der Polarstern (?») im Zenith, und die Äquatorialebene AH ist der Horizont. Dieser Horizont schneidet niemals die Sonnen¬ bahn, es findet also k e i n täglicher Sonnen-Auf- und -Untergang statt. Vom 21. März bis 22. September liegen alle Sonnenbahnen über, vom 22. September bis 21. März alle unter dem Horizont. Es wechselt also ein halbjähriger Tag mit einer halbjährigen Nacht. Am 21. März erscheint die Sonne am Horizont, steigt dann höher und höher, aber umkreist den Himmel immer parallel urit dem Horizont. Vom 21. Juni ab senkt sie sich wieder, ani 22. September verschwindet sie für ein halbes Jahr unter dem Horizont. Anmerkung. Die Enden einer jeden durch den Mittelpunkt einer Kugel gedachten Linie sind einander entgegengesetzt. Folglich stehen die Menschen, die auf zwei entgegengesetzten Punkten der Erdkugel sich befinden, niit den Füßen gerade gegen¬ einander. Man nennt sie daher Gegenfüßler oder Antipoden. Der Zenith des einen ist der Fußpuukt des anderen. Der wahre Horizont ist beiden gleich, nur sieht jeder diejenige Hälfte der Himmelskugel, die dem anderen verborgen ist. Weil sie um 180" L. 31 voneinander entfernt sind und gleich hohe, aber entgegengesetzte Breite haben, so haben sie entgegengesetzte Tages- und Jahreszeiten. Nur wer auf dem Äquator wohnt, muss seinen Gegenfüßler wieder auf dem Äquator haben, beide haben also gleiche Jahreszeiten. Fig. 17. Das Klima. Z 37. Die einzige Wärmequelle der Erdoberfläche ist die Sonne. Aber die Sonnenstrahlen können nicht unmittelbar auf die Erd¬ oberfläche gelangen, sondern müssen erst den Luftkreis oder die Atmo¬ sphäre, die die Erde wie eine Schale umgibt, passieren. Dadurch entsteht auch die Dämmerung, die die Nacht abkürzt. Würde es keine Atmo¬ sphäre geben (wie am Mond), so würden Tag und Nacht unmittelbar in¬ einander übergehen, und eine glühende Tageshitze würde mit tödlicher Nachtkälte wechseln. Die Luft ist der schützende Mantel, der die Erde vor übermäßiger Erwärmung und Erkaltung bewahrt. 8 38. Indem die Sonnenstrahlen durch die Atmosphäre hiudurchgehen, wird ein Theil der Wärme an die letztere abgegeben. Der größere Theil gelangt an die Erdoberfläche, dringt aber nicht tief in den Boden ein, 32 sondern wird an die Luft wieder zurückgegeben. Den Grad der Wärme, gemessen durch das Thermometer, nennt man Temperatur. Die bei uns gebräuchlichen Thermometer sind Celsius (6) und Reaumur (reomür, k). Der Gefrierpunkt wird bei beiden mit 0" bezeichnet; 6 theilt den Raum zwischen dem Gefrier- und Siedepunkt in 100", R aber nur in 80°. Ein Grad li ist also größer als ein Grad 6. — b°6. 8 39. Je größer der Weg ist, den die Sonnenstrahlen durch die Lufthülle nehmen, d. h. je schiefer sie auffallen, desto mehr Wärme ver¬ lieren sie. Morgen und Abend, wo die Sonne am Horizont steht, sind daher die kältesten Tageszeiten, und Mittag, wo sie am höchsten steht, ist die wärmste Tageszeit. Dasselbe gilt auch von den Jahreszeiten. Im Winter fallen die Sonnenstrahlen viel schiefer auf als im Sommer, daher der Gegensatz der Jahreszeiten. Mit steigender geographischer Breite nimmt aber auch die Schiefe der Sonnenstrahlen zu, daher die Abnahme der Wärme vom Äquator gegen die Pole. (Fig. 22.) Nordpol. 38 Die vorstehenden Figuren geben eine Vorstellung von dem Einfallswinkel der Sonnenstrahlen auf die Erdoberfläche in verschiedenen Breiten und an den vier Haupt¬ tagen des Jahres. Die Strahlen, die am 21. März und 22. September auf die Erde gelangen, sind ausgezogen, die Strahlen am 21. Juni gestrichelt, die am 21. De¬ cember punktiert. Es wird unmittelbar aus der Zeichnung ersichtlich, dass die Sonnenstrahlen (die hier alle gleich lang gezeichnet sind) einen um so größeren Weg durch die Lufthülle zurücklegen müssen, je schiefer sie auffallen (/lv in Fig. 18 größer als aber kleiner als rE"). Am kleinsten ist der Weg, wenn die Sonne senkrecht (im Zenith) steht. 8 40. Am meisten wird aber die Luft nicht durch die verschluckte, sondern durch die vom Erdboden zurückgestrahlte Sonnenwürme erwärmt. Je weiter man sich daher vom Erdboden entfernt, desto kälter muss die Luft sein: die Wärme nimmt mit der Höhe ab. Im Hochgebirge gelangen wir bis zu einer Linie, über die hinaus der größte Theil des Niederschlags auch im Sommer als Schnee niederfällt) diese Linie nennt man die Schneelinie. Der Schnee würde sich in diesen Regionen zu ungeheuren Mengen ansammeln, wenn er nicht durch Lawinen und Eis ströme oder Gletscher in die Tiefe geführt würde, um hier zu schmelzen. Z 41. Um das Leben auf der Erde zu erhalten, ist aber nicht bloß ein bestimmtes Maß von Wärme, sondern auch Feuchtigkeit nothwendig. Auch diese verdanken wir mittelbar der Sonne, denn nur unter dem Einflüsse der Wärme verdunsten fortwährend alle feuchten Gegenstände, vor allem das Wasser an der Oberfläche, und die feinen Dunstbläschen schlagen sich nach Sonnenuntergang, wenn die unterste Luftschichte erkaltet, in Wassertropfen nieder (Thau, gefrorenen Thau nennt man Reif), oder sie lagern sich als Nebel über der Oberfläche oder steigen als Wolken in höhere Luftschichten. Da die oberen Luftschichten kälter sind als die unteren, so gehen die Dunstblüschen allmählich in tropfbaren Zu¬ stand über und fallen als Regen oder Schnee zur Erde nieder. So ist alles Wasser in einem beständigen Kreislauf begriffen: hinauf in die Luft und wieder herunter zur Erde. Eine ungeheuer große verdunstende Wasserfläche ist das Meer, und von diesem beziehen wir auch durch die Vermittelung der Winde den größten Theil unserer Niederschläge. Am feuchtesten sind daher die Länder, die unmittelbar am Meere liegen, und die Feuchtigkeit nimmt im all¬ gemeinen mit der Entfernung vom Meere ab. Wärme und Niederschläge sind die beiden Hauptelemente des Klimas eines Ortes. Man versteht unter Klima die durchschnittlichen Witterungs¬ verhältnisse eines Ortes und spricht von mildem und strengem, feuchtem und trockenem Klima. Supan, Geographie. 3 34 Die Zonen. H 42. Wir haben in den ZZ 34 und 36 zwei Paare wichtiger Parallelkreise kennen gelernt, nämlich die beiden Wendekreise, 23*/?" nördlich und südlich vom Äquator, und die beiden Polarkreise, 66^/2" nördlich und südlich vom Äquator. Darnach theilt man jede Halbkugel in drei Klima-Zonen: 1.) die heiße zwischen Äquator und Wende¬ kreis, 2.) die gemäßigte zwischen dem Wende- und Polarkreise und 3.) die kalte innerhalb der Polarkreise. Nur die beiden heißen Zonen bilden einen zusammenhängenden Gürtel um die Erde, die übrigen Zonen sind getrennt, so dass es zwei gemäßigte und zwei kalte Zonen gibt. xx^ , V _V. / 618 lies KnebS68. 7L l / V ^VeTlöeki'eiL c>63 8t6mboc!<8 / HX HsX x Süär p»:Lrkrs!s ' - SüöUc»« Fig. 23. 8 43. Die heiße Jone. Mit Ausnahme der beiden Wendekreise steht die Sonne über jedem Punkte der tropischen Zone zweimal im Jahre senkrecht (oder im Zenith), daher eine außerordentliche Hitze. Ein Winter in unserem Sinne besteht nicht. Die Folge des höchsten Sonnenstandes ist jedesmal Regen, worauf wieder Trockenheit folgt. Es findet also hier kein Wechsel der Jahreszeiten, wie in unseren Gegenden, statt, sondern es wechseln innerhalb der Wendekreise zwei Regen- und zwei trockene Zeiten, an den Wendekreisen aber eine Regenzeit und eine trockene Zeit. Schnee fällt nur in bedeutenden Höhen; die Schneelinie liegt in 4500 bis 5000 in Höhe. Wegen der starken Wärme und des intensiven Lichtes finden wir hier eine üppige Vegetation und herrliche Farbenpracht. Aber diese Gegenden 35 sind auch der Schauplatz gewaltiger Naturerscheinungen, verheerender Stürme (Orkane) und furchtbarer Gewitter, welche die Tropenregen begleiten. Auf den Meeren der heißen Zone herrschen das ganze Jahr regel¬ mäßige Ostwinde, Passate genannt (NO. auf der nördlichen, SO. auf der südlichen Halbkugel). Z 44. Die gemäßigte Jone. Die Sonnenstrahlen können nicht mehr senkrecht auffallen, weil dies zuletzt an den Wendekreisen geschieht, daher auch im Sommer keine so große Wärme wie in der heißen Zone. Im Winter ist es kalt, weil die Sonnenstrahlen sehr schief auffallen und der Tag kürzer ist als die Nacht; und aus dem gleichen Grunde wird es immer kälter, je mehr wir uns den Polarkreisen nähern. Der Unter¬ schied zwischen Sommer und Winter ist sehr groß, doch werden diese Contraste durch Übergangsjahreszeiteu vermittelt. Die gemüßigte Zone hat also vier Jahreszeiten: Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Im Winter schneit es auch in den Ebenen. Die Länge der Tage ist verschieden; in der Richtung gegen Norden und Süden nimmt im Sommer die Tages-, im Winter die Nachtlänge zu. Die Vegetation ist weder so reich noch so farbenprächtig als in der tropischen Zone. Gegen die Pole hin wird sie immer einförmiger und ärmer; überdies hat jede Jahreszeit ihre eigene Vegetation. Z 45. Die kalte Jone. Die Sonnenstrahlen fallen sehr schief auf, daher die Kälte vorherrschend ist. Auf einen langen, kalten Winter folgt ein kurzer aber heißer Sommer. Die bedeutende Sommerwärme erklärt sich aus der langen Einwirkung der Sonnenstrahlen, wodurch deren Schwäche ersetzt wird. Die Übergangsjahreszeiten fehlen, es gibt nur zwei Jahres¬ zeiten: Winter und Sommer. Die Sommertage sind sehr lang, die Wintertage sehr kurz; am Polarkreise geht am 21. Juni die Sonne nicht unter, am 21. December nicht auf. Am Nordpol ist vom 21. Mürz bis 22. September Tag und vom 22. September bis 21. März Nacht. Die Punkte zwischen dem Polar¬ kreise und dem Nordpole haben verschiedene Tages- und Nachtlängen, und diese nehmen natürlich in der Richtung gegen den Nordpol zu. Hammer¬ fest (7 -> Großer » 175 -> » Der große Ocean ist also doppelt so groß, als alles Festland zu¬ sammengenommen, und bedeckt den dritten Theil der Erdoberfläche. ß 50. Wie die Halbinseln von dem Lande in das Meer hinaus¬ ragen, so ragen die Buchten, Baien, Meerbusen und Golfe vom Meere in das Land hinein; sie greifen ineinander wie die Zähne zweier Räder. Die beiden ersten Bezeichnungen (Bucht, Bai) wendet man gewöhnlich für kleine, die beiden letzten (Busen, Golf) für größere Meereseinschnitte an. Eine schmale Wasserverbindung zwischen zwei Meeren nennt man Meerenge oder -Straße. Es entsprechen sich also k.) Oceane und Continente, 2.) Halbinseln und Meerbusen rc., 3.) Inseln und Landseen, 4.) Landengen und Meerengen. 38 Z 51. Sehr wichtig ist die Thatsache, dass die Oceane ein zu¬ sammenhängendes Ganzes bilden und man daher ungehindert aus einem Ocean in den anderen gelangen kann. Die Verbindung ist entweder eine offene oder sie ist durch mehr oder minder breite Straßen hergestellt. 1. ) Der atlantische Ocean steht in Verbindung: ») niit dem großen Ocean über das Eismeer (die nordwestlicheDurch- fahrt im N. von Amerika und die nordöstliche Durchfahrt im N. von Asien, beide aber größtentheils von Eis geschlossen und daher ohne praktischen Wert), durch die Mägellanstraße und die offene Wasserstraße im S. von Amerika; b) nut dem indischen Ocean einerseits im S. von Afrika, anderseits durch den Suescanal, der das mittelländische mit dem rothen Meere verbindet; e) nnt dem nördlichen Polarmeere zwischen Grönland und Europa und durch die Davisstraße (dewis) mit der Baffinsbai. 2. ) Der große Ocean steht in Verbindung: n) mit dem atlantischen Ocean; d) mit dem indischen Ocean im S. von Tasmanien durch die Baßstraße (zwischen Tasmanien und Australien), durch die Torres st raße (zwischen Australien und Neuguinea, nicht befahrbar) und durch zahlreiche Straßen zwischen den einzelnen Inseln des ostindischen Archipelagns, unter denen die Sund ast raße die befahrenste ist; o) mit dem nördlichen Eismeere durch die Beringsstraße zwischen Asien und Amerika. 3. ) Der indische Ocean steht in Verbindung: n) mit dem atlantischen, d) mit dem großen Ocean. 4. ) Das südliche Eismeer steht in offener Verbindung mit dem atlantischen, indischen und großen Ocean. Z 52. Das Meer erfüllt große, ein paar tausend Meter tiefe Becken. Die größte bisher gefundene Tiefe ist fast gleich groß wie die Höhe des höchsten Gipfels der Erde: 8500 m. Der Meeresboden hat Erhöhungen und Vertiefungen wie das Festland, aber die Böschungen sind in der Regel sehr sanft. Klippen und Sandbänke ragen oft bis nahe an den Meeresspiegel heran und sind von den Schiffern gefürchtet. Das Meerwasser ist meist so bittersalzig, dass es nicht genossen werden kann. Es ist an sich ebenso farblos wie das süße Wasser, kann aber durch Beimengung verschiedener Stoffe eine bestimmte Färbung erhalten (z. B. gelbes und rothes Meer); dagegen deuten Namen wie schwarzes oder weißes Meer nicht auf eine eigenthümliche Färbung des Wassers hin. Wie in den Gewässern des Festlandes erzeugt der Wind auch auf dem Meere Wellen, nur sind sie hier beträchtlich größer. Indem die Wellen an die Küste herangetrieben und von derselben wieder zurückgestoßeu werden, entsteht die Brandung. Fließt das Wasser dauernd nach einer 39 bestimmten Richtung, sv spricht man vvn Meeresströmungen. Die Anziehungskraft des Mondes und der Sonne bewirkt endlich ein regelmäßiges Fallen und Steigen des Meeres an den Küsten. Sechs Stunden dauert die Ebbe: das Meer fällt und zieht sich zurück; dann folgt durch sechs Stunden die Flut: das Meer steigt und dringt vor. Der äußerste Saum der Küste, der bei Ebbe trocken und bei Flut vom Meere bedeckt ist, heißt der Strand. Ebbe und Flut zusammen nennt man die Gezeiten (von Zeit, weil regelmäßig abwechselnd). Der Vulkanismus. 8 53. Bisher betrachteten wir die verschiedenen Formen der Erd¬ oberfläche. Über das Innere der Erde wissen wir so viel wie nichts, denn selbst das tiefste Bohrloch (bei Schladebach zwischen Halle und Leipzig) reicht nur iu eine Tiefe von 1748 m. Aus dein Umstande, dass die Wärme mit der Tiefe zunimmt und dass die Vulcane geschmolzene Gesteine aus¬ werfen, hat man geschlossen, dass das Erdinnere in heißflüssigem Zustande sich befinde. Die Wirkungen desselben gegen die Erdoberfläche äußern sich fühlbar in den vulkanischen Ausbrüchen und Erdbeben. Die Vulcane oder feuerspeienden Berge haben meist an ihrem Gipfel eine trichterförmige Öffnung, die Krater heißt und mit der feurig- flüssigen Region durch einen Canal verbunden ist. Gewöhnlich entsteigen dem Krater nur Rauch, Wasserdampf und Gase, zur Zeit eines Ausbruches aber werden ungeheure Massen Asche (Aschenregen), welche oft nahe¬ liegende Orte verschütten (Herculanum und Pompeji), und Steine ausgeworfen. Die geschmolzenen Gesteine, die aus dem Berge hervortretcn, an den Abhängen herabfließen und oft furchtbare Verheerungen anrichten, nennt mau Lava. — Mau unterscheidet thälige und erloschene Vuleane, doch können letztere immerhin wieder thätig werden. Die Erdbeben sind vorübergehende Schwankungen des Bodens, die meist nur auf einige Secundeu beschränkt sind, aber selbst während dieser kurzen Zeit große Städte zu zerstören vermögen. Die Naturprodukte. 8 54. Alles, was die Erde hervorbringt, ist ein Naturprodukt. Man theilt die Naturprodukte in die des Thier-, des Pflanzen- und des M i neralreiches. Das Vorkommen der Thiere und Pflanzen ist wesentlich von der Wärme abhängig, das der Pflanzen noch außerdem vvn der Feuchtig¬ keit. Im Gegensätze zu den Thieren und Pflanzen sind die Mineralien an keine bestimmte Gegend der Erde gebunden. 40 Z 55. Die Gesammtheit der Thiere eines Landes nennen wir dessen Fauna. In der heißen Zone finden wir die größten, schönsten und stärksten Thiere. Für den Menschen sind natürlich diejenigen ani wich¬ tigsten, die ihm Nutzen bringen; solche Thiere in gezähmtem Zustande heißen im allgemeinen Hausthiere. Z 56. Die Gesammtheit der Pflanzen eines Landes nennen wir dessen Flora. Das Klima wirkt auf diese noch bestimmender ein als auf die Fauna, und es ist hier namentlich nicht zu vergessen, dass eine bedeu¬ tende absolute Höhe in niederer geographischer Breite immer gleich ist einer geringen Höhe in höheren Breiten. Auch hier gilt der Grundsatz, dass die Flora der heißen Zone am prächtigsten und mannigfaltigsten, die der polaren Zone am ärmlichsten ist; aber auch in der heißen Zone ist die Flora auf bedeutenden Bodenerhebungen gleich der polaren. Außer der Wärme ist auch der Niederschlag für den Pflanzen¬ wuchs maßgebend, und in dieser Beziehung unterscheiden wir drei Vegetationsformen: a) Waldland, d. h. ein von geschlossenen Wäldern bedeckter Boden, bedarf reichlichen Niederschlag und ziemlich gleichmäßige Vertheilung des¬ selben auf die Jahreszeiten. Das Waldland ist der eigentliche Cultur- boden; in unseren Gegenden sind die Wälder aber meist nur auf die Gebirge beschränkt, während sie in den Thälern und auf den Ebenen von Äckern und Wiesen verdrängt wurden. l>) Die Steppen sind Ebenen, die mit niedrigem Kraut, Gras oder Gesträuchen bedeckt sind; der Baumwuchs ist nur auf die Flussufer beschränkt. Sie entwickeln sich in Gegenden mit müßigem Niederschlage und ungleichmäßiger Vertheilung desselben auf die Jahreszeiten. o) Sehr regenarme und daher vegetationsarme bis vegetationslose Landstriche nennen wir Wüsten. Culturpflanzen, d. h. Pflanzen, die der Mensch des Nutzens wegen Pflegt, sind natürlich am wichtigsten. Zur Nahrung dient vor allem das Getreide (Mais, Weizen, Roggen, Gerste, Reis u. s. w.), ferner das Zuckerrohr, die Kartoffel u. s. w.; Getränke liefert der Wein¬ stock, der Kaffeebaum, der Theestrauch; Gewürze der Pfeffer, der Zimmtbaum, die Vanille u. s. w.; zur Bekleidung dient der Lein oder Flachs, die Baumwolle; weiters gibt es wichtige Arznei- und Färbepflanzen. Mit Ausnahme des Getreides, der Kartoffel, des Weines und des Flachses sind die genannten Pflanzen meist auf die heiße Zone beschränkt. _ 41 — Der Mensch. 8 57. Vor allen Bewohnern der Erde zeichnet sich der Mensch durch Höher entwickelte Physische und geistige Eigenschaften, vor allem durch den Besitz der Sprache aus. Er allein hat es vermocht, aus dem Raturzustande herauszutreten, sich zu vervollkommnen und so die Herrschaft über die Natur zu erringen. Nach den äußeren Verschiedenheiten in Bezug auf Hautfarbe, Haar- und Gesichtsbildung theilt man die Menschheit in Raffen, von denen aber nur drei lebensfähig zu sein scheinen, während die übrigen in langsamem oder raschem, jedenfalls aber sicherem Aussterben begriffen sind. Diese drei sind: 1. ) Die kaukasische (mittelländische) Rasse: Helle Farbe, nur bei den südlichen Völkern zu Gelb, Roth oder Braun getrübt; regelmäßige Gesichtsbildung, lockiges oder wellenförmiges Haar, starker Bartwuchs. Zu dieser Rasse gehören fast alle Europäer, Westasiaten und Nordafrikaner; auch Amerika wird theilweise von ihr bewohnt. 2. ) Die mongolische Rasse: die Hautfarbe schwankt zwischen Ledergelb und tiefem Braun; langes, straffes, schwarzes Haar, spärlicher Bartwuchs, breite Nase, meist schiefliegende Augen und vorstehende Backen¬ knochen. Sie bewohnt den Osten, Südoften und Norden von Asien; ihre nächsten Verwandten sind die Malaien in Asien und Polynesien und die amerikanische Urbevölkerung. 3. ) Die Negerrasse. Die Hautfarbe durchläuft alle Stufen von Dunkelgelb bis Ebenholzschwarz; kurzes, stark gekräuseltes, schwarzes Haar, spärlicher Bartwuchs, schmale hohe Schädel, meist wulstige Lippen. Die Neger bewohnen Mittelafrika und den größten Theil von Südafrika, theil¬ weise auch Amerika. Die Gesammtzahl der Menschen schlägt man auf nahezu 1500 Mill. an. Absolute und relative Bevölkerung. Unter der absoluten Bevölkerung eines Landes versteht man die Gesammtzahl der Menschen, die in diesem Lande wohnen, unter der relativen die Anzahl von Menschen, die durchschnittlich auf einem Quadrat-Kilometer leben. Man findet die relative Bevölkerung, wenn man die Anzahl der absoluten Be¬ völkerung durch die Anzahl der Quadrat-Kilometer dividiert. Z. B.: Böhmen 51.967 bm-, 5,843.094 absolute Bevölkerung, relative Bevölkerung — 5,843.094 : 51.967 — 112; Galizien 78.532 Km?, 6,607.816 absolute Bevölkerung, relative Bevölkerung — 6,607.816 : 78.532 — 84. Galizien hat eine größere absolute, aber eine geringere relative Bevölkerung als Böhmen. Je nach der größeren oder geringeren relativen Bevölkerung sagt inan: das Land ist dicht oder dünn bevölkert. 42 Z 58. Die geistige Verschiedenheit der Menschen äußert sich in der Sprache, in der Religion und im Culturgrade. Die Sprachen. Die Gesamintheit der Menschen, welche eine Sprache sprechen und gleiche Sitten haben, nennen wir ein Volk oder eine Nation. Mehrere Völker, welche untereinander verwandte Sprachen sprechen, bilden einen Sprachstamm, verwandte Sprachstämme eine Sprach gruppe. So bilden die Deutschen, Schweden, Norweger, Dänen und Engländer den germanischen; die Franzosen, Italiener, Spanier, Portugiesen und Rumänen den romanischen; die Russen, Polen, Czecheu (Tschechen), Slovenen, Serben u. s. w. den slavischen Sprach stamm. Alle drei sind aber unter sich und mit anderen Sprach¬ stämmen verwandt und bilden mit diesen die indo-europäische Sprachgruppe. Alle Völker dieser Sprachgruppe, wie auch die der semitischen (dazu die Juden) und der Hami tischen (dazu die alten Ägypter), gehören zur kaukasischen Rasse. 8 59. Die Religion. Mau unterscheidet: 1. ) Monotheistische Religionen, welche den Glauben an Einen Gott lehren. Es gibt drei monotheistische Hauptreligionen: die christliche, die jüdische und die mohamedanische. Die älteste monotheistische Religion ist die jüdische; aus ihrem Schoße gieng das Christ ent hum hervor. Ein Gemisch aus beiden ist der Mohamedanismus oder Islam (d. h. Ergebung in den Willen Gottes), der im 7. Jahrhunderte u. Ehr. von Mohamed gegründet wurde. Mit Feuer und Schwert verbreiteten ihn die Araber über Westasien und Nordafrika, wo er auch bis zum heutigen Tage noch herrscht. Das Symbol der Mohamedaner ist der Halbmond, ihre Bibel der Koran, dessen Lehre in dem Satze gipfelt: Es ist nur Ein Gott (Allah) und Mohamed sein Prophet. Moha¬ medanische Tempel nennt man Moscheen. 2. ) Polytheistische Religionen, welche den Glauben an mehrere Götter lehren. Die Bekenner solcher Religionen nennen wir auch Heiden; sie sind an Zahl den Monotheisten überlegen. Unter allen Religionen ist die christliche am wichtigsten. Sie scheidet sich wieder in drei Hauptbekenntnisse oder Confessionen: 1. ) die katholische Kirche; 2. ) die griechische Kirche, welche sich mehreremale, endgiltig im 1 l. Jahrhunderte, von der katholischen lvstrennte; 3. ) die protestantischen Kirchen, welche im l6. Jahrhunderte von Luther (Lutheraner, Evangelische) und Calvin (Reformierte) gegründet wurden. 43 8 60. Die Cnltiir. Die Ernährung ist die Hauptsorge jedes lebenden Wesens, des Menschen ebenso wie der Thiere und Pflanzen. Der Mensch holt seine Nahrung aus dem Thier- und Pflanzenreiche, und nach der Art und Weise der Ernährung theilt man die Völker in Wander Völker (dazu die Jäger-, Fischer- und Hirtenvölker) und in ansässige oder ackerbauende Völker. Nur die letzteren find in ihrer geistigen Ent¬ wickelung fortgeschritten, und daher gehören nur ihnen die Kulturvölker an, während wir alle anderen am besten als unentwickelte Völker bezeichnen können. 1. ) Die unentwickelten oder Wandervölker. Es ist bis jetzt noch kein Volk in reinem Naturzustande gefunden worden, und daher ist der übliche Aus¬ druck «Wilde» für kein Volk der Erde passend. Doch kann man auch bei den unent¬ wickelten Völkern verschiedene Culturstufen unterscheiden. Auf der untersten stehen im allgemeinen die Jägervölker und die Fischervölker der Küstengegenden. Sie können nur so lange an einem Orte verweilen, als die Jagdgründe die nöthige Nahrung bieten. Sie wohnen in roh gebauten Zelten, die sie meist nur nachts errichten. Sie besitzen Werkzeuge und Waffen (Bogen und Pfeil), üben auf der Jagd außerordentlich ihre Sinne und entwickeln dadurch bis zu einem gewissen Grade ihre geistigen Fähig¬ keiten. Außer der thierischen genießen sie auch Pflanzenkost, die ihnen die Natur zufällig bietet. Sie besitzen bereits Eigenthum und gehorchen, wenigstens in Kriegszeiten, Häupt¬ lingen. Stolz auf ihr freies Jägerleben, das ihnen allein des Mannes würdig dünkt, bequemen sie sich selten zur Ansässigkeit, zu geordneter Arbeit und zum Ackerbau und gehen daher »reist bei der Berührung mit Kulturvölkern ihrem Untergange entgegen. Auf einer höheren Entwickelnngsstufe stehen die H irt e n - oder N o m a d e n völ k er. In Wald- und regenarmen Länderstrichen ist weder Jagd noch Ackerbau möglich, wohl aber bieten weite Grasflächen genügendes Futter für große Heerden von Hausthieren. Aber auch die Nomaden haben keine eigentliche Heimat; wenn die Herde eine Gegend abgeweidet hat, müssen sie weiter ziehen. 2. ) Die ansässigen Völker. Ansässig wird ein Volk nur dann, wenn es ans dem Boden seine Hauptnahrungsmittel zieht, d. h. wenn es ackerbauend wird. Nur acker¬ bauende Völker können einen bedeutenden Grad von Cultur erreichen. Mit dem Ackerbau ist immer Viehzucht verbunden, denn einerseits braucht der Mensch auch Fleischnahrung, anderseits reichen seine Kräfte zur Bestellung des Feldes nicht aus. Aber außer der Kraft der Thiere braucht er noch verschiedene Werkzeuge, besonders metallene. Das Metall holt er aus der Erde (Anfang des Bergbaues) und muss es dann für seine Zwecke bearbeiten (Anfang der Handwerke). Da der Acker¬ bauer Sommer und Winter an demselben Orte bleibt, so braucht er Schutz gegen die Witterung, welchen ihm nicht Zelte, sondern nur feste, bleibende Wohnungen gewahren können. Das Bedürfnis gegenseitiger Hilfeleistung nöthigt die Menschen endlich zum Zusammenwohnen, so entstehen Flecken, Dörfer, endlich Städte. Ursprünglich sorgt der Mensch in Nahrung, Kleidung und Wohnung nur für das Nothwendige, später kommt das Nützliche, endlich das Bequeme binzu. Je höher die Bedürfnisse der Menschen steigen, desto mehr entwickeln sich die Gewerbe. Alle Gewerbe zusammen begreifen wir unter den: Namen Industrie. Da die Kräfte des Menschen nicht mehr ausreichten, uni alle Bedürfnisse zu befriedigen, so begann man mit Maschinen zu arbeiten. Es entstand das Fabriks wesen im engeren Sinne. 44 Die Gaben sind nicht gleichmäßig nnf der Erde vcrtheüt; ein Volk hat z. B. treffliches Eisen aber zu wenig Getreide; ein anderes wieder viel Getreide aber wenig Eisen. Beide tauschen unn aus: so entstand der Handel, der trotz der Erfindung des Geldes eigentlich doch nur ein Tauschhandel ist. Hat der Mensch alles, was er zur Erhaltung seines Daseins braucht, so lernt er begreifen, dass es auch höhere Güter gibt. Der Trieb nach Wahrheit und nach dem Schönen ruht tief in der Brust des Menschen; jenen befriedigt die Wissenschaft, diesen die Kunst; beide sind die schönsten Blüten menschlicher Cultur. Fünf Sechstel der Menschen sind jetzt schon sesshaft. Macht sich ein Volk in einem Lande sesshaft, wo früher ein anderes Volk lebte, so heißt ein solches Volk ein eingewandertes, und seine neuen Wohnsitze heißen Colonien. Im weiteren Sinne versteht man unter Colonien aber überhaupt alle in einem anderen Erdtheile gelegenen Besitzungen eines Staates. Die meisten Colonien haben die Europäer. 8 61. Der Staat. Eine Vereinigung von Menschen zum Zwecke des gegenseitigen Schutzes durch feste Gesetze und der Förderung ihrer geistigen und leiblichen Wohlfahrt nennen wir einen Staat. Nur ansässige Völker haben staatliche Einrichtungen. Jeder Staat hat ein Oberhaupt, und nach der Machtstellung dieses Oberhauptes theilen wir die Staaten in Monarchien und Republiken. 1. ) Die Monarchie. Der Monarch, der verschiedene Titel (Kaiser, König, Herzog, Fürst u. s. w. ) führen kann, ist der Inhaber der höchsten Gewalt. Die Monarchie kann sein: a) eine absolute: der Monarch gibt Gesetze und lässt sie durch die von ihm ernannten Beamten ausführen; d) eine constitutio nelle: der Monarch theilt seine Gewalt mit dem Volke, das seinen Willen durch seine Abgeordneten kundgibt. 2. ) Die Republik. Das Volk ist der Inhaber der höchsten Gewalt und überträgt dieselbe zeitweise dem gewählten Oberhaupte, das die Gesetze auszuführen, und den Abgeordneten, die Gesetze zu geben haben. Jeder Staat zerfällt wieder in mehrere kleine Gebiete, die Provinzen, Kreise u. s. w. heißen. Die Linie, welche zwei Staaten voneinander scheidet, heißt die Grenze. Wird die Grenze durch Berge oder Wasser gebildet, so ist sie eine natürliche; wenn nicht, eine politische. III. Übersicht der Länder der Erde. Europa. Z 62. Ausdehnung. Nördlichster Punkt: Nordcap 71°n.B.t^^. . südlichster » Cup Tarifa 36» » > ! Ausdehnung35Breitengrade, östliche Grenze: U r ä l, ca. 80 ° ö. L. t „ westlichster Punkt: Cap da Roca 8» » » / angengrad:. 8 63. Im O. hängt Europa mit Asien zusammen. Grenzen: Ural, Kaspisee, Manytsch nördlich vom Kaukasus; au den übrigen Seiten wird es von Meeren begrenzt und gliedert sich in Halbinseln und Inseln. Im N. das nördliche Eismeer. Meerbusen: das weiße Meer; Insel: Nöwaja Semlja (semljä). Im W. der atlantische Ocean. Theile: Meerbusen von Biscaya (wiskäja), der Canal, die Nordsee, die Ostsee. — Die britischen Inseln, die Halbinseln Skandinavien und Jütland, die dänischen Inseln. Fern im Ocean liegt die Insel Island. — Verbindungsstraßcn: zwischen dem Canal und der Nordsee die Straße von Calais skale), zwischen der Nord- und Ostsee der große und der kleine Belt und der Sund. Im S. das mittelländische Meer, ein Theil des atlantischen Oceans, nut dem es durch die Straße von Gibraltar iu Verbindung steht. Theile: Meerbusen von Lion sliöng) und Genua, tyrrhenisches Meer, adriatisches Meer, jonisches Meer, ägäisches Meer. Von da gelangt man durch die Straße der Dardanelleu (oder den Hellespvnt) in das Märmara- meer (die Propöntis), von da durch die Straße von Konstantinopel oder den Bosporus in das schwarze Meer (Pontus euxiuus) und von da durch die Straße von Kertsch iu das asow'sche Meer. — Pyrenüische Halb¬ insel, italische Halbinsel mit den Inseln Sicilien, Corsica und Sardinien, Balkanhalbinsel mit der Insel Kreta und den vielen griechischen Inseln, Halbinsel Krim. 46 Der Stamm des Continents besteht aus etwa zwei Drittel Tiefland und einem Drittel Geb irgs land. Die Glieder sind vorwiegend gebirgig. Die Bevölkerung besteht zum größten Theile aus Germanen, Romanen und Slaven und gehört daher zur kaukasischen Rasse. WitteL- Guropa. H 64. Bodcngestalt. Von S. nach N. folgen 1.) die Alpen, 2.) das deutsche Mittelgebirge, 3.) das deutsche Tiefland. — An die Alpen schließen sich im O. die Karpäten an. 1. ) Die Alpen, das höchste Gebirge Europas, ziehen in einem Bogen vom Golf von Lion bis nach Wien, erreichen in der Mitte ihre höchste Erhebung (Mont Blanc smon-, blanZ 4800 m, höchster Punkt Europas) und nehmen nach O. stetig an Höhe ab (Ortles 3900 m, Gro߬ glockner 3800 in). Sie bestehen aus zahlreichen Gebirgsketten und Gebirgs¬ massen, die durch Längen- und Querthäler voneinander getrennt werden. Die nieisten Langenthaler gehen in Querthäler über. Die wichtigsten Thäler sind: Walliser Thal, Rheinthal, Engadin- und Innthal, Vintsch- gau- und Etschthal, Salzachthal, Ennsthal, Murthal, Drauthal, Savethal. — Im N. und S. begleiten zahlreiche Seen das Gebirge; die wichtigsten sind: der Genfer, Vierwaldstädter, Züricher und Bodensee im N., der Gardasee, Comosee und Lago Maggiore (matschöre) im S. — An die Alpen schließt sich im SO. das Karst-Plateau an. 2. ) Die Karpäten, bestehend ans drei Theilen, den Westkarpäten mit der hohen Tatra (Gerlsdorfer Spitze 2600 m) und dem siebenbürgi- schen Hochlande, welche durch das karpätische Waldgebirge miteinander verbunden werden. Innerhalb der Karpäten dehnen sich die beiden un¬ garischen Donau-Tiefebenen aus. 3. ) Das deutsche Mittelgebirge, a) An die Alpen schließt sich im N. die schweizerische und schwäbisch-baierische Hochebene an, die im N. von dem schweizerischen und deutschen Jura begleitet wird; d) das böhmisch¬ mährische Plateau, eingeschlossen vom Böhmerwald, Fichtelgebirge, Erz¬ gebirge und den Sudeten; o) der Thüringerwald; ä) der Harz; o) Spessart, Rhön und Vogelsberg, nördlich davon das Weser-Bergland; k) das rheinische Schiefergebirge; Z) das oberrheinische Gebirge (Schwarzwald und Odenwald auf der einen, Wasgau oder Vogesen und Pfälzer Gebirge aus der anderen Seite der oberrheinischen Tiefebene). — Höchster Punkt des Mittelgebirges die Schueekoppe im Riesengebirge 1600 m. 4. ) Das deutsche Tiefland, wie ganz Mitteleuropa nach N. sich abdachend. 47 Z 65. Die Müsse. 1.) Der größte Fluss ist die Donau, welche 2. ) Der Rhein entspringt in den schweizerischen Alpen und mündet in die Nordsee. Nebenflüsse: Aar Neckar Main Mosel Maas 3. ) Die Weser entspringt als Werra im Thüringerwalde, vereinigt sich mit der Fulda und mündet in die Nordsee. 4. ) Die Elbe kommt aus den Sudeten und fließt in die Nordsee. Nebenflüsse: Moldau Saale Havel mit der Spree 5. ) Die Oder kommt aus den Sudeten und fließt in die Ostsee. 6. ) Die Weichsel entspringt in den Karpaten und mündet in die Ostsee. Staaken von Mitteleuropa. Die österreichisch-ungarische Monarchie. 8 66. Unsere Monarchie, deren Beherrscher der Kaiser von Öster¬ reich und König von Ungarn ist, hat einen Flächeninhalt von 626.000 Kan? und eine Bevölkerung von 41 Mill. Diese scheidet sich in Deutsche, Slaven, Magyaren (madjären), Rumänen und Italiener. Die Monarchie besteht physisch aus drei Theilen: Alpen-, Sudeten- und Karpatenländer, politisch aber aus zwei Theilen: Cisleithanien und Transleithanien (nach dem Flusse Leitha benannt). 48 a) Die österreichischen Länder oder Eisleithanien. 1. ) Das Erzherzogthum Österreich unter der Enns: Wien, die Haupt- und Residenzstadt der Monarchie, 1^/z Mill. Ew. 2. ) Das Erzherzogthum Österreich ob der Enns, Hauptstadt Linz. 3. ) Das Herzogthum Salzburg mit der Hptst. gl. N. 4. ) Die gefürstete Grafschaft Tirol und Vorarlberg, Hauptstadt Innsbruck; Trieut, Bregenz. 5. ) Das Herzogthum Steiermark, Hptst. Graz. 6. ) Das Herzogthum Kärnten, Hptst. Klagenfurt. 7. ) Das Herzogthum Krain, Hptst. Laibach. 8. ) Das Küstenland mit der Halbinsel Istrien, Hptst. Triest; Görz, Pola. 9. ) Das Königreich Dalmatien mit der Hptst. Zara. 10. ) Das Königreich Böhmen, Hptst. Prag; Pilsen, Reichenberg, Karlsbad. 11. ) Die Markgrafschaft Mähren, Hptst. Brünn; Jglau, Olmütz. 12. ) Das Herzogthum Schlesien, Hptst. Troppau. 13. ) Das Königreich Galizien und Lodomerien, Hauptstadt Lemberg; Krakau. 14. ) Das Herzogthum Bukowina, Hptst. Czernowitz (tschernowitz). i>) Die ungarischen Länder oder tzranoleithanien. 1. ) Das Königreich Ungarn, Hptst. Budapest (^/g Mill. Ew.); Pressburg, Maria-Theresiopel, Debreczin (debretzin), Szegedin sßegedin), Temesvar (temeschwär). 2. ) Das Großfürstenthum Siebenbürgen; Kronstadt, Klausen¬ burg, Hermannstadt. 3. ) Das Königreich Kroatien und Slavonien, Hptst. Agram; die königl. Freistadt Fiume am Meere. v) Dosnien und die Herzegowina. Diese ehemals unmittelbare türkische Provinz steht jetzt unter Ver¬ waltung Österreich-Ungarns. In Bosnien ist der Hauptfluss die Bosna, die zur Save fließt, und die Hauptstadt Saräjevo; der Hauptfluss der Herzegowina ist die Narenta, die ins adriatische Meer mündet. 49 Das deutsche Reich. Z 67. Das deutsche Reich umfasst einen kleinen Theil der Alpen, den größten Theil des deutschen Mittelgebirges und fast das ganze deutsche Tiefland. Der Main trennt es in Nord- und Süd deutsch land. Die Bevölkerung ist fast durchaus deutsch. Politisch besteht das Reich aus einem Bunde von 25 Staaten und einem Reichslande; sein Oberhaupt ist der jedesmalige König von Preußen als deutscher Kaiser. a) Uorddeutschland. 1. ) Das Königreich Preußen umfasst fast ganz Norddeutschland und fast zwei Drittel des ganzen Reiches. Die Hauptstadt Berlin (über l4/2 Mill. Ew.) ist zugleich die Hauptstadt des deutschen Reiches. Die wich¬ tigsten Städte sind außerdem: Königsberg, Danzig, Stettin, Altona, Magde¬ burg, Breslau, Hannover, Köln, Elberfeld-Barmen und Frankfurt am Main. 2. ) Das Königreich Sachsen init der Hauptstadt Dresden; noch größer ist Leipzig. 3. ) Thüringen, aus acht kleinen Großherzogthümern, Herzog- thümern und Fürstenthümern bestehend. Die größte Stadt, Erfurt, gehört jedoch zu Preußen. 4. ) Die beiden Großherzogthümer Mecklenburg. 5. ) Das Herzogthum Anhalt. 6. ) Die beiden Fürstenthümer Lippe. 7. ) Das Fürstenthum Waldeck. 8. ) Das Herzogthum Braunschweig mit der Hptst. gl. N. 9. ) Das Großherzogthum Oldenburg. 40.) Die freien Städte Hamburg, Bremen und Lübeck. k) Süddeutschland. 1. ) Das Königreich Baiern, Hptst. München; Nürnberg, Augsburg. 2. ) Das Königreich Württemberg mit der Hptst. Stuttgart. 3. ) Das Großherzogthum Baden mit der Hptst. Karlsruhe. 4. ) Das Großherzogthum Hessen mit der Hptst. Darmstadt. 5. ) Das Reichsland Elsass-Lothringen mit der Hauptstadt Straßburg. Die Schweiz. Z 68. Die Schweiz ist fast durchaus Alpenland; im NW. ist eine Hochebene vorgelagert, die mit dem Juragebirge abschließt. In politischer Beziehung bildet sie eine aus 22 Staaten ( C a n t v n e n ) bestehende Bundes¬ republik. Hauptstadt Bern; größer sind Zürich, Basel und Gens. Zwischen der Schweiz und Österreich liegt das kleine Fürstenthum Liechtenstein. Supan, Geographie. 4 50 Aie nordwestlichen Staaten. Z 69. 1.) Das Königreich der Niederlande (oder Holland) bildet einen Theil des deutschen Tieflandes; ebenso gehört auch die Bevölkerung zum deutschen Stamme. Hauptstädte Amsterdam und Haag; Rotterdam. 2. ) Das Königreich Belgien ist im W. Tiefebene, im O. Hügelland; von Deutschen und Franzosen bewohnt. Hptst. Brüssel; Antwerpen. 3. ) Das Großherzogthum Luxemburg mit der Hptst. gl. N. Kst- unö Worö-Guropcr. 8 70. 1.) Das Kaiserthum Russland, der größte europäische Staat, ist ein großes Tiefland, welches vom schwarzen bis zum Eismeere, vom Ural bis zu den Karpaten reicht und einerseits mit dem deutschen, ander¬ seits mit dem sibirischen Tieflande zusammenhängt. Im NW. finden sich unzählige Seen (Finnland); die größten sind der Lädoga-, Onega- und Peipussee. Das Tiefland wird strahlenförmig von großen Strömen durch¬ flossen; in den Kaspisee mündet die Wolga, der größte Fluss Europas; in das schwarze Meer münden Don (in das asow'sche Meer), Dnjepr, Dnjestr; in die Ostsee Weichsel, Düna und Newa; in das Eismeer Dwina und Petschöra. Die Bewohner sind fast durchaus Slaven. Hauptstädte Petersburg und Moskau; Warschau in dem mit Russland vereinigten Polen; Odessa. 2. ) Das Königreich Rumänien ist das Tiefland an der unteren Donau und deren von den Karpäten kommenden Nebenflüssen Sereth und Pruth. Die Bewohner sind romanischen Stammes. Hauptstadt Bukurest (bukürescht). 3. ) Die Halbinsel Skandinavien besteht zum größten Theile aus einem mächtigen Tafellande, das nach W. steil zum Meere abfällt, nach O. (Schweden) aber allmählich sich abdacht. Unter den Seen sind die größten Wener-, Wetter- und Mälarsee. Wichtigster Fluss Göta-Elf. Politisch besteht die Halbinsel aus zwei vereinigten Königreichen: Schweden mit der Hptst. Stockholm und Norwegen mit der Hptst. Kristiania. Die Schweden, Norweger und die Dänen werden Skandi¬ navier genannt und gehören zum germanischen Sprachstamme. 4. ) Das Königreich Dänemark besteht aus dem nördlichen Theile der Halbinsel Jütland und aus den dänischen Inseln und ist durchaus Flach¬ land. Unter den Inseln sind Seeland und Fünen die größten. Hptst. Kopenhagen. Zu Dänemark gehört auch die vulcanische Insel Island. öl West-Guropu. H 71. 1.) Das Königreich Großbritannien und Irland besteht aus zwei großen Inseln: Großbritannien, dessen südlicher Theil England, dessen nördlicher Schottland heißt, und Irland, und mehreren Insel¬ gruppen. Die Engländer gehören dem germanischen Stamme an. Großbritannien ist die erste Seemacht der Erde. Sie beherrscht mehr als ein Siebentel der trockenen Erdoberfläche. England ist im W. und N. gebirgig, im O. flach. Größter Fluss die Themse. Hptst. London, die größte Stadt der Erde, mit 4 Mill. Ew.; Liverpool (liwrpul), Manchester (manischeste), Birmingham (bör- mingüm) sind die drei wichtigsten unter den übrigen Großstädten Englands. Schottland ist vorherrschend Gebirgsland. Hptst. Edinburgh (edinburg); Glasgow (glasgo). . Irland hat an den Küsten einzelne Gebirgsgruppen, das Innere ist Flachland. Hptst. Dublin (doblin). 2.) Die Republik Frankreich ist im W. Tiefland, im O. Gebirgs- und Hügelland. Das Gebirgsland gehört theils den Alpen und Pyre¬ näen an, theils ist es Mittelgebirge. Das südfranzösische Mittelgebirge ist durch die Tiefebene der Rhone (rön) von den Alpen getrennt, das nordfranzösische schließt sich an den Schweizer Jura und an das deutsche (rheinische) Mittelgebirge an. Von den Hauptflüssen mündet nur die Rhoue in das mittelländische Meer, die übrigen: Garonne (garonn), Loire (loär) und Seine (ßän) in den atlantischen Ocean. Hptst. Paris (2^/z Mill. Ew.); Lyon (livNg), Marseille (inarseül), Bordeaux (bordö). — Zu Frankreich gehört auch die Insel Cörsica. Süd-Kuropa. Z 72. 1.) Die pyrenäische Halbinsel wird durch das Hochgebirge der Pyrenäen von Frankreich getrennt. Im S. ein zweites Hochgebirge: Sierra Nevada (noch höher als die Pyrenäen). Am Fuße dieser Gebirge zwei kleine Tiefebenen; die übrige Halbinsel ist ein mächtiges Plateau. Von den Hauptflüssen fließt nur der Ebro ins Mittelmeer, die übrigen: Duero, Tajo (tächo), Guadiana (gwadiäna), Guadal¬ quivir tgwadalkiwir) in den atlantischen Ocean. Die Halbinsel ist in zwei Königreiche getheilt: a) Spanien, Hptst. Madrid; Sevilla (ßewilja), Barcelona (barße- löna). Gibraltar ist eine englische Festung. Zu Spanien gehört die Inselgruppe der Balearen. b) Portugal, Hptst. Lissabon. 4* 52 2. ) Die italienische Halbinsel besteht aus zwei Theilen: der Tief¬ ebene des Po und dem Gebirgslande der Apenninen, welch letztere die Halbinsel der Länge nach durchziehen. Hauptfluss der eigentlichen Halb¬ insel die Tiber. Italien bildet ein Königreich; Hptst. Rom, zugleich Sitz des Papstes. In Oberitalien Venedig, Mailand, Turin und Genua; in Mittel¬ italien außer Rom Florenz; in Unteritalien Neapel am Fuße des Vulcans Vesuv. Von den benachbarten Inseln gehören zu Italien Sardinien, dann Sicilien, durch die Straße von Messina von der Halbinsel getrennt, mit der Stadt Palermo und dem Vulcan Ätna. Malta gehört den Engländern. 3. ) Die Balkanhalbinsel ist fast durchaus von Gebirgen erfüllt, von denen der Pindus die Wasserscheide zwischen dem jonischen und ägäischen Meere, der Balkän die zwischen letzterem und der Donau bildet. Den südlichsten Theil der Halbinsel bildet der inselühnliche Peloponnes. Keine bedeutenden Flüsse. Die Halbinsel zerfällt politisch in fünf Staaten: s.) Das türkische Reich, Hptst. Konstantinopel. Dazu die Insel Kreta. l>) Das Fürstenthum Bulgarien, der Türkei tributpflichtig, mit Ostrumelien; Hptst. Sofia. o) Das Königreich Serbien, Hptst. Belgrad. ä) Das Fürstenthum Montenegro. Die Bewohner der Türkei sind theils slavisch, theils griechisch, theils türkisch, die der übrigen Staaten überwiegend slavisch. o) Das Königreich Griechenland, Hptst. Athen. Zu Griechen¬ land gehören außerdem die jonischen Inseln und die Kykladen. Asien. 8 73. Ausdehnung. Nördlichster Punkt: Cap Tscheljuskin 78 ° n. B. Ausdehnung südlichster » CapBuru. . . 1° » » / 77 Breitengrade, östlichster » Ostcap . . . . 208°ö. L. ) Ausdehnung westlichster » Cap Baba . . . 44° » - / 164 Längengrade. ß 74. Die Grenzen sind: Im N. das nördliche Eismeer. Im O. der große Ocean. Theile: das ochotskische Meer, das japa¬ nische Meer, das gelbe Meer, das chinesische Meer. — Halbinseln: Kam- 53 tschätka und Korea; Inseln: die Kurilen, die japanischen Inseln, Formosa und Hainan, die ostindische Inselwelt. Im S. der indische Ocean. Theile: der Meerbusen von Bengalen und das arabische Meer mit dem persischen Meerbusen und dem rothen Meer. — Drei große Halbinseln: Hinterindien, Vorderindien mit der Insel Ceylon, Arabien. Im W. der Canal von Sues, Mittelmeer; die weiteren Grenzen sieh bei Europa. — Halbinsel Kleinasien, Insel Cypern. Z 75. Bodengestalt. Asien besteht aus drei, durch Gebirge mit¬ einander verbundenen Tafelländern mit Randgebirgen und continentalen Flüssen, an die sich nach außen größere und kleinere Gebirgsländer und Tiefebenen mit oceanischen Flüssen anlehnen. Wir unterscheiden demnach folgende drei Theile: a) Ostasien ist ein mächtiges Tafelland. Von den Randgebirgen sind der Altäi im N. und der Himalaja im S. zu merken; letzterer ist das höchste Gebirge der Erde; höchster Gipfel der Mount Everest (maunt ewerest) oder Gaurisänkar, 8800 in. Auf dem Tafellande erhebt sich der Kuenlun, der die Mongolei von Tibet trennt, und der Thianschau. An dieses Tafelland schließen sich an: Im W. das turänische Tiefland mit den Flüssen Amu und Sir, die sich in den Arälsee ergießen, und mit dem Kaspisee. Im N. das sibirische Tiefland, mit dem turänischen in ununter¬ brochenem Zusammenhänge stehend. Es wird von den Flüssen Ob, Jenissei und Lena, die sich ins Eismeer ergießen, durchströmt. Baikalsee. Im O. das Gebirgsland der Mandschurei mit dem Amür- flusse; das chinesische Gebirgs- und Tiefland mit den Flüssen Hoangho und Jangtse-Kiang. Alle drei münden in den großen Ocean. Im S. das Gebirgsland von Hinter in dien mit den Flüssen Mekong, Menam (münden in den großen Ocean) und Jräwadi (mündet in den indischen Ocean); das Tiefland von Hindustan mit den Flüssen Brahmaputra, Ganges und Indus (münden in den indischen Ocean). Jenseits des Tieflandes das Plateau von Dekan. b) West- oder Vorderasien. Das Tafelland von Iran steht einerseits durch das Hindukusch-Gebirge in Verbindung mit dem öst¬ lichen Tafellande, anderseits durch das Hochland von Armenien in Verbindung mit der Hochebene von Kleinasien, deren südliches Rand¬ gebirge der Taurus ist. 54 Am Westrande von Iran fließen Euphrat und Tigris durch das Tiefland von Mesopotamien dem persischen Meerbusen zu. Jenseits derselben dehnt sich die syrisch-arabische Wüste aus, die durch das Libanon-Gebirge begrenzt wird. Der Kaukasus ist ein selbständiges Gebirge. Bevölkerung. Den W. bewohnt die kaukasische, den O. die mongolische, den ostindischen Archipel die malaiische Rasse. Die Hauptländer Asiens. Z 76. 1.) Das chinesische Reich umfasst das eigentliche China mit der Hptst. P e k i n g, die Mandschurei, die Mongolei und Tibet. — Korea bildet ein selbständiges Reich. 2. ) Das japanische Jnselreich mit der Hptst. Tokio. 3. ) Das indische Kaiserreich ist die schönste Besitzung der Eng¬ länder. Es umfasst Vorderindien und den westlichen Theil von Hinter¬ indien. Hptst. Calcütta; wichtigste Seestadt Bombay (bömbä). 4. ) Hinterindien. Der einzige noch unabhängige Staat ist Siam. Der Westen sowie einige Theile der Halbinsel Maläka mit der Handels¬ stadt Singapur gehören den Engländern, während den Osten die Fran¬ zosen beherrschen. 5. ) Der ost indische Archipel. Den Niederländern gehören: s) die vier großen Sunda-Jnselu: Sumatra, Java (jäwa) mit der Hptst. Batavia, Borneo (derNorden ist englisch) und Celebes (ßelebes); l>) die kleinen Suuda-Jnseln; o) die Molukken oder Gewürz¬ inseln. — Den Spaniern gehören die Philippinen. 6. ) Sibirien bildet einen Theil des russischen Reiches. 7. ) Turan gehört größtentheils den Russen; außerdem noch zwei mohamedanische Staaten: Chiwa und Buchara mit den Hauptstädten gl. N. 8. ) Iran enthält drei Reiche: Persien mit der Hptst. Teheran, Afghänistän und Belüdschistän. 9. ) Kaukasien ist russisch. 10.) Das türkische Asien umfasst: u) Armenien, wovon jedoch ein Theil zu Russland gehört; b) Mesopotamien; o) Syrien und Palästina (das gelobte Land) mit den heiligen Städten Jerusalem, Betlehem und Nazareth. Der Fluss Jordan fließt durch den Genezarethsee und ergießt sich in das todte Meer; 55 ci) den westlichen Theil vvn Arabien; s) Kleinasien. 11.) Cypern unter englischer Verwaltung. Afrika. Z 77. Ausdehnung. Nördlichster Punkt: Cap Blaneo . 37"n. B. l Ausdehnung 72 Breiten¬ südlichster » Nadelcap . . 35"s. » i grade, östlichster » Cap Guardafui 69 ° ö. L. s Ausdehnung 69 Längen¬ westlichster » CapMerde(werde) r/zO» » / grade. ß 78. Die Grenzen sind: Im N. das mittelländische Meer. Theile: Meerbusen von Sidra und Gäbes (die beiden Syrien). Im O. der Canal von Sues, das rothe Meer, der indische Ocean. Im S. vereinigen sich der indische und der atlantische Ocean. Im W. der atlantische Ocean. Meerbusen von Guinea. Afrika hat unter allen Erdtheilen die geringste Gliederung. Größere Halbinseln fehlen ganz, und die meistentheils kleinen Inseln befinden sich in ziemlicher Entfernung von der Küste. Z 79. Afrika ist ein gewaltiges Tafelland, das von S. nach N. sich allmählich senkt. Wir unterscheiden hier folgende Theile: u) Das südliche Tafelland, welches in Terrassen zum Meere abfällt. Im NO. der Schneeberg Kllima-N schär o, 6000 ru hoch. Im Innern zahlreiche und große Seen: Nyassa-, Tanganjika-, Victoria- und Albert-See. l>) Das Tiefland von Flachsudän mit dem Tsadsee und dem Hochlande von Abessinien an der östlichen Flanke scheidet das südliche Tafelland von o) dem nördlichen, der Wüste Sähara, die im N. durch das Atlasgebirge und das Plateau von Barka theilweise vom Mittel¬ meere geschieden wird. Die größten Flüsse sind: der Nil, der sich aus den Abflüssen des Victoria- und des Albert-Sees bildet und in das Mittelmeer mündet; der Niger, Kongo und der Oranjefluss, die in den atlantischen, und der Sambesi, der in den indischen Ocean mündet. Im N. wohnen Völker der kaukasischen Rasse, in der Mitte und im Süden vorwiegend Neger. 56 Einzelne Länder. Z 80. I.) Die Nilländer, a) Ägypten, das fruchtbare Land am Unterlauf des Nil, unter türkischer Oberhoheit stehend. Hptst. Kairo (keiro), Seestadt Alexandria; b>) Nubien am Mittelläufe des Nil; o) das Hochland von Abessinien, von einem christlichen Volke bewohnt. 2. ) Die Berbern-Land er (nach ihren Bewohnern so genannt): a) Tripolis mit der Hptst. gl. N., unter türkischer Hoheit; d) Tunis mit der Hptst. gl. N., französischer Schutzstaat; e) Algerien (alscherien) mit der Hauptstadt Algier (alschir), gehört den Franzosen; ä) Marokko mit der Hptst. gl. N., selbständig. 3. ) Die Wüste Sahara mit mehreren Oasen, d. h. fruchtbaren Stellen, oft von bedeutender Ausdehnung. 4. ) Senegambieu an den Flüssen Senegal und Gambia, mit französischen und englischen Besitzungen. 5. ) Oberguinea (ginea), der Küstenstrich von Sierra Leone über die Nigermündung bis zum Äquator, mit englischen, französischen und deutschen Besitzungen. 6. ) Sudan zerfällt in Hochsudäu am oberen und mittleren Niger und Flachsudan. 7. ) Südwest- und Centralafrika: a) die deutsche Colonie Kamerun; d) die französische Kongo-Colonie; o) der Kongostaat; ä) die portugiesischen Besitzungen von Niederguinea; o) Deutsch- Südwestafrika. 8. ) Das Capland, englische Colonie, mit der Capstadt. Im NO. davon die von holländischen Bauern gegründeten Oranje-Republik und südafrikanische Republik. 9. ) Ostafrika ist zum größten Theil in europäischen Händen. Auf die englischen Besitzungen im Süden (besonders Natal) folgt das portu¬ giesische Mozambique (mozambik), dann Deutsch-Ostasrika, darauf Britisch-Ostasrika (mit Sänsibar), endlich die italienischen Besitzungen. Die Inseln: Im atlantischen Ocean: 1.) Die Azoren (assören) und Madeira (madcra) sind portugiesisch. 2.) Die can arisch en Inseln sind spanisch. 3.) Die Inseln am grünen Vorgebirge sind portugiesisch. 4.) Die Guinea-Inseln sind theils spanisch, theils portugiesisch. Im indischen Ocean: Die größte afrikanische Insel Madagaskar (unter französischer Oberhoheit) ist vom Festlande durch den Canal von Mozambique getrennt. Die Maškare n en sind theils englisch, theils französisch. 57 Amerika. Z 81. Ausdehnung. Nördlichster Punkt: Nordspitze der Halbinsel Boothias Ausdehnung Felix.72V/n.B. 128^ südlichster » Cap Hoorn . . . . 56°s. B. ^Breitengrade, östlichster » Cap Branco . . . . 17°w. L. s Ausdehnung westlichster - Prinz Wales-(uäls) Cap 150° w. L. /133Längengr. Die Grenzen sind: Im N. das nördliche Eismeer mit der Bassins- (bäffns) Bai. Im O. der atlantische Ocean mit der Hudsons- (hödsns) Bai, dem Golf von Mexico (mechiko) und dem carcmbi scheu Meer. Im W. der große Ocean mit dem Meerbusen von Californien. Die Bevölkerung besteht zum großen Theile aus eingewanderten Europäern und Negern; die eingeborene Bevölkerung ist der mongolischen Rasse verwandt. Amerika zerfällt in drei Theile: Nordamerika mit Grönland, Central¬ amerika mit Westindien und Südamerika. Z 82. Nordamerika. Im Eismeere gibt es zahlreiche Inseln, unter denen Grönland die größte ist. Im O. die Halbinseln Labrador und Florida und die Insel New-Foundland (nju-faundländ). Im W. die Halbinseln Californien, Alaska und die Jnselreihe derAlsüten. Den ganzen Westen nimmt ein nut der Küste parallel streichendes, hohes Kettengebirge ein, das mehrere Hochebenen einschließt. Den wichtig¬ sten Theil desselben bilden im O. das Felsen geb irge und das Küsten¬ gebirge im W. Im östlichen Theile des Coutinentes erhebt sich ein zweites, aber niedrigeres Kettengebirge: die Alleghanies (ellegenis). Zwischen beiden liegt das Tiefland des Mississippi. Dieser große Strom mündet in den Meerbusen von Mexico; sein größter Nebenfluss ist der Missouri (missüri). Nach N., in das Eismeer, fließt der Mackenzie (mäkensi). Im N. der Alleghanies liegen die fünf großen canadischen Seen: Oberer See, Huronen-, Michigan-(mttschi- gän), Erie- (iri) und Ontärio-See, deren Abfluss, der St. Lorenz¬ strom, in den atlantischen Ocean mündet. Die Länder sind: u) Grönland mit einigen dänischen Niederlassungen. b) Das Gebiet von Can ada, englische Besitzung. Städte: Quebek (quibek) und Montreal (montrivl). o) Die Bereinigten Staaten von Amerika, eine Bundes¬ republik mit der Hauptstadt Washington (uvschingtn). New-Jork 58 (nju-jvrk), Philadelphia und Chicago (tschikägo) sind Millionenstädte ; St. Louis (ßent lüis), New-Orleans (nju-orlins) am Mississippi, St. Francisco am großen Ocean. Zu den Vereinigten Staaten gehört auch das Gebiet Alaska. ä) Die Republik Mexico (mechiko) mit der Hptst. gl. N. 8 83. Centralamerika und Westindien. Centralamerika liegt zwischen den Meerbusen von Tehuantepec und Pan amä. Es ist gebirgig, doch stehen diese Gebirge weder mit den nord- noch mit den südamerikanischen in ununterbrochenem Zusammenhänge. Politisch wird es in süns Republiken eingetheilt. Westindien besteht aus drei Inselgruppen: a) Die vier großen Antillen (antiljen), von denen Cuba und Puerto Rico den Spaniern, Jamaica den Engländern gehört und Haiti zwei selbständige Republiken enthält. p) Die kleinen Antillen unter der Herrschaft verschiedener euro¬ päischer Mächte. o) Die Bahäma-Jnseln, englisch. ß 84. Südamerika ist in Bezug aus Umrisse und Mangel an Gliederung Afrika ähnlich, nicht aber in Bezug auf Bodengestalt. Wie in Nordamerika zieht auch hier längs der Westküste das Kettengebirge der An des, das zweithöchste Gebirge der Erde; höchster Gipfel Aconcagua (akonkägwa) 7000 m. Im O. die weit niedrigeren Gebirge von Bra¬ silien und Guayana (gwajäna). Den größten Theil des Continentes nehmen die Tiesländer ein, die von großen, in den atlantischen Ocean mündenden Strömen: dem Orinoco, Amazonen ströme (der größte Fluss der Erde) und La Plata, durchflossen werden. Die unabhängigen Staaten sind Republiken: a) Venezuela (wenesuela); p) Columbia; o) Ecuadör; ä) Peru mit der Hptst. Lima; s) Bolivia; f) Chile (tschile) mit der Hptst. Santiago; Z) Argentina mit Patagonien, Hptst. Buenos-Aires (buenos ä-ires); Ist Paraguay (paragwäi); l) Uruguay (urugwä't) mit der Hptst. Montevideo; ü) Brasilien mit der Hptst. Rio de Janeiro (schanero); I) Guayana (gwajäna) ist unter England, Frankreich und den Nieder¬ landen getheilt. 59 Australien und Polynesien. Z 85. Ausdehnung des Continentes. Nördlichster Punkt: Cap Jork . . . 10^/z°s.B. s Ausdehnung über südlichster östlichster westlichster -> Wilson (uilsn) 39"s. B. j 29 Breitengrade, » Byron (beirn) 1722/zOp. L. s Ausdehnung über - Steep (stip) 131° ö.L. I 40 Längengrade. Der Austral-Continent (etwas kleiner als Europa) liegt zwischen dem indischen und großen Ocean. Die Gliederung ist unbedeutend, nur im N. der Golf von Carpentäria und im S. der flache Australgolf. Das Innere des Continentes ist Flachland, an den Rändern steigt der Boden an, besonders im SO., wo die höchsten Gebirge sich befinden; der höchste Punkt ist jedoch nur 2200 io hoch. Hauptfluss Murray (mörre). Australien ist eine englische Besitzung, die aber nur am südöstlichen und östlichen Rande dicht von Europäern bewohnt wird. Städte: Sydney (ßidne), Adelaide (edeled) und Melbourne (melbörn). Im Innern leben noch freie Australneger. In nächster Nähe des Continentes befinden sich die beiden großen Inseln Neuguinea (ginea) und Tasmänia. Unter Polynesien oder den Südsee-Inseln versteht man die zahl¬ reichen, aber meist sehr kleinen Inseln des westlichen und mittleren Theiles des großen Oceans, zum größten Theile zwischen den beiden Wendekreisen. Sie werden von malaiischen Völkern bewohnt. Am wichtigsten ist die Doppelinsel Neuseeland (englisch); von da zieht sich eine Reihe größerer Inseln bis Neuguinea hin. Unter den kleinen Inselgruppen sind die Sandwich- (sänduitsch) Inseln, einen christlichen Staat bildend, die wichtigsten. Zweite Abtheilung. Lehrstoff der zweiten Claffe. Afrika T Ngamisee s; Tsadsee V Wasserscheide zwischen Kongo n. Sambesi Allgemeine Übersicht. Hilfspunkte zum Entwürfe der Kurte von Afrika: Nordende (Cap Blanco) 37, 28 (10); - Südende (Nadelcap) 35, 38 (20); Ostende (Cap Guardafui) 12, 69 (51); Westende (Cap Verde oder grünes Vorgebirge) 15, -/? (17). Weitere Anhaltspunkte zum Zeichnen sind: Straße von Gibraltar 36, 12 (6); Sues 30, 50-/- (32-/-); innerster Theil des Guinea-Meerbusens 4, 38 (10). 8 1. Afrika, dreimal so groß als Europa (30 Mill. Km2), ^ichnet sich vor den übrigen Erd- theilen durch seine Massenhaftigkeit, Einförmigkeit und durch die Hitze aus. Es hat keine Halbinseln und nur sehr wenige und verhältnismäßig kleine küstennahe Inseln. Durch deu großen Einschnitt des Guinea- (ginea) Golfes im W., dem die horn- förmige Ausbuchtung des Somali-Landes im O. entspricht, zerfällt es in zwei Abschnitte, von denen der nördliche in ostwestlicher, der südliche in nordsüdlicher Richtung seine größte Ausdehnung hat. Afrika ist ein einförmiges Hochland mit erhöhten Rändern und trogförmiger Senkung im Innern. Von einem verhältnismäßig schmalen Flach- laudstreifen an der Küste steigt man sogleich zu beträchtlicher Höhe an; die Flüsse, die aus dem Innern kommen, müssen diesen Randgürtel durch¬ brechen und bilden hier Stromschuellen und Kata¬ rakte, welche die Schiffahrt unmöglich machen. Die mittlere Seehöhe ist im S. am größten und nimmt nach N. allmählich ab (vergl. Fig. 24). - Die erste Zahl bedeutet stets den Parallelkreis (also die geographische Breite), die zweite den Meridian (also die geographische Länge), und zwar nach Ferro; jedoch sind auch die nach Greenwich in Klammern beigefügt, um die Benützung verschiedener Atlanten ohne Umrechnung zu ermöglichen. Ob nördliche oder südliche Breite, östliche oder westliche Länge, ist aus der Karte zu entnehmen. (Fig. 24.) Profil v. Afrika. 64 Ein wichtiger Charakterzug Afrikas sind die zahlreichen und großen Seen im östlichen Theile des südafrikanischen Hochlandes, wo sich auch die Gebiete der drei größten Ströme berühren. Diese Ströme sind der Nil, der zum mittelländischen Meere, der Kongo, der zum atlantischen, und der Sambesi, der zum indischen Ocean fließt. Nur der vierte der afrikanischen Hauptslüsse, der Niger, der ebenfalls in den atlantischen Ocean sich ergießt, befindet sich ganz abseits im nordwestlichen Land¬ vorsprunge. Z 2. Afrika ist der heißeste Continent. Fast in der Mitte vom Äquator durchschnitten, gehört es zum größten Theile der heißen Zone an; nur der äußerste Norden und der äußerste Süden ragen in die gemäßigte Zone hinein. Nur wo die Seehöhe etwas beträchtlicher ist, wird die Glut gemildert, ja die höchsten Berge tragen sogar ewigen Schnee. Wo der Regen genügend ist, dehnen sich Urwälder aus; aber im all¬ gemeinen ist Afrika trocken, und Waldwuchs entwickelt sich dann nur entlang den Flüssen. Abseits davon bedecken Grasbüschel den Boden (Steppe), zur Regenzeit ein üppiges Gefilde, zur Trockenzeit kahl und verdorrt. Regen tritt im tropischen Afrika ein, wenn die Sonne aus ihrer (scheinbaren) jährlichen Wanderung den Zenith überschreitet, und ist meist von heftigen Gewittern begleitet. Herden von Antilopen, Zebras, Büffeln und Giraffen (Schiraffen) beleben die Grasfluren, daneben in Wald und Steppe die großen Dickhäuter: Elefant, Rhinoceros und Flusspferd, und von den Raubthieren besonders Löwe, Schakal und Hyäne; Steppen und Wüsten durchläuft der größte Vogel, der Strauß. In den Wäldern am Guineagolf leben die menschenähnlichen Affen Gorilla und Schimpanse. Die meisten afrikanischen Flüsse beunruhigt das Krokodil. Wo es nicht oder doch nur selten regnet, dehnen sich Wüsten aus. Das tropische Afrika wird im N. und S. von Wüsten eingeschlossen, im N. von der Sahara, im S. von der Kalahari (kalachari), die aber, zum Theile wenigstens, der Steppe zugerechnet werden kann. ß 3. Die Bevölkerung von Afrika schätzt man auf 170 Millionen (6 auf 11rin?). Der weitaus größte Theil des Festlandes wird von dunkel¬ farbigen Völkern oder Negern bewohnt, der Norden und Süden dagegen von hellfarbigen Völkern. Diese gehören im N. zur kaukasischen Rasse, im S. zu den in raschem Aussterben begriffenen Rassen der Hottentotten und Buschmänner. Von allen Erdtheilen ist Afrika noch am wenigsten der Cnltur erschlossen. Im N. hängt es zwar durch die Landenge von Sues mit 65 Asien zusammen und tritt an zwei Punkten, bei Sieilien und Gibraltar, sehr nahe au Europa heran, aber dann folgt die große Wüste, welche selbst nach der in nachchristlicher Zeit erfolgten Einführung des Kameels ein großes Verkehrshindernis blieb. Das Negerland ist daher eigentlich nur vom Meere aus erreichbar, aber der Mangel an tief einschneidenden Buchten und die Unterbrechung der Schiffbarkeit der Ströme in ihrem Unterlaufe machen Afrika auch von der See aus wenig zugänglich. Dazu kommt noch das ungesunde Klima in den heiß-feuchten Küstenländern, das dem Euro¬ päer keine dauernde Ansiedelung gestattet. Endlich ist Afrika auch verhältnis¬ mäßig arm an begehrenswerten Naturerzeugnissen, besonders an Edel¬ metallen, und spielte in früherer Zeit nur durch den Sclavenhandel (besonders nach Amerika) und in der Jetztzeit nur durch den Elfen dein - handel eine Rolle auf dem Weltmärkte. Der Sclavenhandel hat zwar seine Bedeutung eingebüßt, blüht aber im Innern noch immer und gibt Veranlassung zu beständigen Kriegen, abscheulichen Greuetthaten und zur Entvölkerung des Landes. Erst seit den siebziger Jahren beginnt die christlich- europäische Civilisativn langsam von der Küste nach dem Innern des tropischen Afrikas vorzurücken, wozu die Gründung zahlreicher Colonien wesentlich beigetragen hat. Rordnfrika. 8 4. Nordafrika nimmt die große Wüstenplatte der Sahara ein. Im O. ist in dieselbe das Nilthal eingesenkt. Am Nordwestrande erhebt sich ein Kettengebirge, der Atlas, der dem benachbarten Ocean den Namen gegeben hat. Die ursprünglichen Bewohner Nordafrikas sind kaukasische Völker von hamitischer Abstammung, denen sich aber im Laufe der Zeit auch viele semitische Einwanderer aus Asien zugesellten. Im Alterthum waren die Länder am Mittelmeere der Sitz einer blühenden Cultur, und auch das Christenthum hatte hier große Ausbreitung gewonnen. Der Einbruch der Araber vernichtete beides; seitdem herrscht in ganz Nordafrika der Islam und die arabische Sprache. ß 5. Das AtLcrsgebir-ge wird an der dem Meere zugekehrten Seite genügend bewässert und ist hier fruchtbar; die inneren, zwischen den Gebirgsketten gelegenen Ebenen (Schott) sind dagegen dürre Steppen¬ landschaften. Die ursprünglichen Bewohner sind die hamitischen Berbern (in Algerien Kabilen genannt), außerdem leben hier viele Araber und Juden. Die drei Atlasländer sind: 1.) Marokko (im Alterthum Maure tanien), ein mohamedanischer Staat, der sich ängstlich gegen Europäer S u p a n, Geograph ic. 5 66 absperrt. Der Sultan residiert abwechselnd in Marokko? und Fes; Tanger (tändscher) ist der Sitz der Vertreter der europäischen Mächte. 2. ) Algerien 2 (alscherien, im Alterthum Numidien») ist die wich¬ tigste französische Colouie, reich an Getreide, Wein und Vieh. Die drei Provinzen benennen sich nach den drei wichtigsten Städten Algi er? (alschier), Oran und Constantines 3. ) Tunis (als römische Colonie Africa genannt, welcher Name dann auf den ganzen Erdtheil übergieng) wird noch von einem eigenen Fürsten regiert, der aber unter französischer Oberhoheit steht. Die Hauptstadt ist Tunis. Nicht weit davon lag im Alterthum Karthagos eine der berühmtesten phönicischen Colonien und Handelsstädte, die im Kampfe mit Rom um die Herrschaft über das Mittelmeer untergieng. Z 6. Die Sähaucr°, die größte Wüste der Erde (so groß wie Russland, Skandinavien und Dänemark), ist ein Tafelland von 460 in mittlerer Höhe, aus der ausgedehnte Felseugebirge (besonders Tibesti) hervor¬ ragen. Der Boden ist zum Theile mit großen scharfkantigen Steinblöcken, theils mit Sand bedeckt, den der Wind zu langgestreckten Hügelreihen (sogenannten Dünen) aufwirft. Man unterscheidet daher Stein- und Sand wüste. Da der Regen oft jahrelang ausbleibt, so fehlt der Pflanzen¬ wuchs ganz oder besteht nur aus ärmlichen Dornsträuchern und Kräutern, die aber dem Kameel (dem «Schiff der Wüste») wegen ihres Salzgehaltes eine willkommene Nahrung bieten. Aber wenn auch (mit Ausnahme des Nils) keine Flüsse die Wüste durchziehen, so fehlt es doch nicht an unter¬ irdischen Wasserläufen (Grundwasser), die entweder in natürlichen Boden¬ senkungen oder durch Brunnenbohrung erschlossen zutage treten und an diesen Stellen die Wüste zu fruchtbaren Oasen? umschaffen. Hier sammelt sich eine sesshafte Bevölkerung, der die Dattelpalme die Hauptnahrung bietet. Die Bewohner der Wüste sind mohamedanische Hamiten und heißen im W. Tuärik, im O. und S. Tibus (in Tibesti). Im NO., jenseits einer tief (zum Theile unter dem Meeresspiegel) liegenden Oasenkette (Oase Siüah mit dem Ammonstempel im Alterthum) erhebt sich das B arka-Plateau; zwischen diesem und dem Atlasende bildet ' Marokko — die Geschmückte, Wege« ihrer schönen Lage am Fuße des Atlas. Algier — Inseln (arabisch Ll-Vselissnir-, weil ans vier Inseln erbaut. Davon dann der Name des Landes. b D. h. Land der Hirten (diomas griechisch, — Hirt). 4 Nach Kaiser Constantin d. Gr. ? — Neustadt. Arabisch, — steinige Flüche. ? Griechisches Wort, aus dem Altägyptischen entlehnt (und — Station). 67 das Mittelmeer die breite Einbuchtung der Syrien. Die Ebene von Tripoli^ an den Syrien, das hinterliegende Oasenland Fess an und Barka (an dessen Nordrand die Griechen im Alterthum Colonien hatten) bilden zusammen die türkische Provinz Tripoli, deren gleichnamige Haupt¬ stadt der Ausgangspunkt der wichtigsten Karawanenstraße ist, die von Oase zu Oase und endlich zum Tsadsee führt. Z 7. Der einzige Fluss, der die ganze Wüste durchquert und das Meer erreicht, ist der Nil, der längste Strom Afrikas (6000 llm, doppelt so lang als die Donau). Seine Quellen liegen jenseits des Äquators im Gebiete der großen Seen, zwischen denen einige Berge über die Schnee¬ grenze emporsteigen. Der vereinigte Abfluss der Victoria-, Albert- und Albert-Eduard-Seen^ heißt der weiße Nil^ im Gegensätze zum blauens der vom abessinischen Hochlande kommt. Bei 18° Br. betritt er die regenlose Zone und empfängt keinen Nebenfluss mehr. Das untere Nilthal oder Ägypten wäre ebenso wie das umliegende Land Wüste, wenn es nicht alljährlich im Spätsommer und Herbst von dem durch die tropischen Regengüsse angeschwollenen Flusse überschwemmt und durch fruchtbaren Schlammabsatz gedüngt würde. Im Herbst ist Ägypten ein See, im Winter ein wogendes Fruchtfeld, im Frühjahr eine Wüste. Das dreieckförmige Tiefland (Delta), durch das der Nil in zwei Haupt- uud zahlreichen kleineren Armen dem Meere zuströmt, ist Anschwemmung des Flusses, so dass der Ausspruch der alten Griechen, Ägypten sei ein «Geschenk des Nils», eine doppelte Bedeutung hat. Ägypten, das älteste Kulturland der Erde, hat zwar mit den Wüstenplatten zu beiden Seiten des Nilthales nahezu 1 Mill, lrm?, aber das Culturlaud ist nur beiläufig so groß wie Tirol, ernährt aber 7 Mill. Menschen (die Dichtigkeit größer als in Belgien!), theils Nach¬ kommen der alten hamitischen Ägypter (mohamedanische Fellachen und christliche Kopten), theils Araber. Im Alterthum eine der Haupt-Korn- kammern des römischen Reiches, liefert Ägypten jetzt neben Getreide, Zucker¬ rohr und anderen Nahrungsmitteln besonders Baumwolle. Außer durch Fruchtbarkeit ist Ägypten auch durch seine Lage an der Sues-Enge begün¬ stigt; als Durchgangsland vom Mittelmeere zum indischen Ocean spielte es immer eine wichtige Rolle, und diese Bedeutung wuchs besonders i Griechisch, — Dreistadt Die Seen wurden von ihren englischen Entdeckern nach Mitgliedern der englischen Äönigsfamilie benannt. Statt «See» fügt man auch häufig den einheimischen Rainen «Nyansa» hinzu (z. B. Victoria-Nyansa). 3 Weißer Nil, auch Laebr (Fluss) sl Lbiuä (rwiuck — weiß, klar); blauer Nil Iluebr ei (^ blau, trüb). 5* 68 seit Eröffnung des Sucscanals zwischen Port-Said und Sues (1869), des kürzesten Seeweges zwischen Europa einerseits und Indien und Austra¬ lien anderseits. Politisch gehört Ägypten zum türkischen Reiche, wird aber von einem erblichen Vicekönige (Khediw) regiert. Seine Hauptstadt K a i r o (keiro), die größte Stadt Afrikas, liegt in der Nähe des alten Memphis an der Grenze der beiden Hanptabtheilungen des Landes: Oberägypten (Nilthal) und Unterägypten (Deltaland). Die Haupthandelsstadt ist Ale¬ xandriens das seit dem Alterthum seine Bedeutung bewahrt hat. Sonst sind von den alten Großstädten (Memphis, Theben rc.) nur mehr großartige Ruinenstätteu übrig geblieben; am besten erhalten sind die Pyramiden, die ältesten Baudenkmäler der Erde, von denen die Cheops-Pyramide bei Gise (in der Nähe von Kairo) 146 in hoch ist. Das tropische Afrika. 8 8. Im S. geht die Wüste allmählich in die Tropenlandschaften des Sudan Hix Heimat der echten Neger, die aber zum größten Theile noch unter arabischem Einflüsse stehen, sich zum Islam bekenne» und in geordneteren Staaten leben, als die Bewohner des übrigen tropischen Afrikas. Der östliche Sudan umfasst das obere Nilgebiet bis zum Steppen- und Wüstenlande Nubien^ (mit der großen 8-Krümmung des Nils), das den Sudan von Ägypten trennt. Bis zur ersten Hälfte der achtziger Jahre standen Ostsudan und Nubien auch unter ägyptischer Herrschaft. Westsudan wird ebenfalls von einem großen Flusse, dem Niger ° (mit dem Nebenflüsse Benue), durchflossen; Mittelsudan, der am tiefsten gelegene und flachste Theil, wird dagegen von dem abflusslosen Gebiete des Tsadsees eingenommen. ß 9. Am wichtigsten ist Westsudan, wo die hellbraunen, vieh¬ züchtenden Fulbe oder Felläta, die sich durch größere Tüchtigkeit und höhere Cultur (Islam) auszeichnen, die Herrschaft über die ackerbauenden Neger an sich gerissen haben. In einem großen, nach N. gerichteten Bogen durchströmt der Niger hart bis an die Wüstengrenze, wo die Handelsstadt Timbuktu liegt, das nach N. sich abdachende Hochland. Die andere r Arabisch, — die Siegreiche. 2 Nach Alexander d. Gr. '° Land der Schwarzen; vom arabischen suLanlj — schwarz. Goldland, vom altägyptischen und — Gold, weil die alten Ägypter hier Gold fanden. In der einheimischen Sprache --- Wasser. 69 Abdachung, die zum Oeeau gerichtet ist, führt verschiedene Namen: im NW. Senegambien (nach den Flüssen Senegal und Gambia), dann folgt die Sierra Leone-Küste (mit der Negerrepublik Liberia?) und endlich Oberguinea (ginea) bis zum Nigerdelta, das Hauptgebiet der Ölpalme, die das unentbehrliche Material (Palmöl) für die Stearin¬ kerzen- und Seifenfabrieativn liefert und neben der hauptsächlich in Sene¬ gambien angebauten Erdnuss (Frucht der schmetterlingsblütigen Kraut- pflanze ^ruclris Ir/poAuau, die ebenfalls Öl liefert) zu den wichtigsten Nutzpflanzen Afrikas gehört. Die Küstenlandschaften sind schon seit ein paar Jahrhunderten von Europäern colonisiert worden; F r a n z o s e n , E n glä n d e r, P o rtu g i e s e n und Deutsche haben hier Besitzungen, aber nur den beiden ersteren gelang es in neuester Zeit, ihre Herrschaft bis in die inneren Nigergebiete aus¬ zudehnen. Die französische Haupteolonie ist Senegambien mit der Hauptstadt St. Louis (ßäNg lut), von hier aus erstreckt sich die fran¬ zösische Macht über das ganze obere Nigergebiet bis in die Nähe von Timbuktu und über alle Negerfürsten im S. des Niger bis an die Elfen¬ beinküste (Oberguinea). Den Engländern gehört neben Besitzungen am Gambia, an der Sierra Leone- und Goldküste (Oberguinea) das ganze untere Nigergebiet mit Lagos °, dem Haupthandelsplatze von ganz Ober¬ guinea, und sie sind bestrebt, ihre Herrschaft auch auf die Haussastaaten (benannt nach den Haussanegern) auszudehnen. Z lO. Die Mulde des tropischen Südafrikas wird im W. von Gebirgsketten, im O. von dem ausgedehnten Seenhochlande eingeschlossen, an das sich weiter nach N. zu das abessinische Hochland und das Somali- Land anschließen. Mit Ausnahme der letztgenannten Länder wird das tropische Südafrika von den Bantunegern^ bewohnt, einem trägen, aber kräftigen Menschenschläge, der von Ackerbau (Durra, das afrikanische Hauptgetreide) und Viehzucht lebt, dem niedrigsten Aberglauben (Fetisch¬ dienst) ergeben ist und durch die beständigen verheerenden Kriege der zahllosen kleinen Stämme und die Sclavenjagden arabischer Händler an jedem Fortschritte gehindert wird. Nur die Verbreitung der europäischen Cultur und des Christenthums mit Hilfe der Colonisation kann hier Rettung bringen. Spanisch, — Löwengebirge. ? Lateinisch, — Land der Freien, weil hier befreite Negersclaven angesiedelt wurden. Portugiesisch, — Seen. -Manta bedeutet iu der eiuheimischeu Sprache Leute. 70 Für den Welthandel ist das tropische Südafrika, trotzdem dass es von mehr als 30 Millionen Menschen bewohnt wird, noch ohne große Bedeutung. Ein Haupthindernis ist, dass noch alle Waren auf den Köpfen geworbener Träger oder von Sclaven fortgeschafft werden müssen. Der Hauptartikel ist Elfenbein, neben dem nur noch Palmöl in den atlan¬ tischen Küstengegenden und Kautschuk (ein Harz, das verschiedene Holz¬ gewächse liefern) in Betracht kommen. Mit dem Anbau tropischer Nutz¬ pflanzen (Kaffee, Baumwolle, Tabak rc.) ist erst ein Anfang gemacht worden. Z 11. Die größte westliche Hälfte des südafrikanischen Hochlandes durchzieht in ostwestlicher Richtung eine über 1000 m hohe Bodenschwelle, welche die Wasserscheide zwischen dem Kongo und Sambesi bildet. Die Nordabdachung nimmt das Kongobccken ein, eine flach-schüsselförmige Ver¬ tiefung, in der sich zahlreiche Flüsse zum wasserreichsten Strome Afrikas, dem Kongo, sammeln. Der Osten des Beckens ist mit kolossalen Ur¬ wäldern bedeckt. Im Gegensätze zum Kongo, der nach Überwindung zahl¬ reicher Wasserfälle in den atlantischen Ocean mündet, wendet sich der Sambesis nachdem er die großartigen Victoria-Fälle passiert hat, dem indischen Ocean zu. Der atlantische Küstenstrich heißt Niederguinea und ist ganz in dem Besitze europäischer Völker: 1.) Die deutsche Kolonie Kamerün, nach dem 4000 m hohen, erloschenen Vulcanberge benannt; 2.) Französisch-Kongo; 3.) der Kongostaat, dessen Beherrscher der König der Belgier ist; 4.) die portugiesische Colonie Angola (ängola). 8 12. Das ostafrikanische Seenhochland erstreckt sich vom Sambesi bis zum abessinischen Hochlande. Nur in der canadischen Gruppe Nord¬ amerikas und im kaspisch-turanischen Becken Asiens finden wir noch eine ähnliche Anhäufung großer Seen wie hier. Die bedeutendsten sind der abflusslose Rudolf-See im N. (nach dem verstorbenen Kronprinzen von Österreich-Ungarn benannt); die Nilseen: Victoria- (nahezu so groß wie Baiern), Albert- und Albert-Eduard-See; von den Kongoseen der Tang an ika und der ebenso langgestreckte, zum Sambesigebiet gehörige Nyassa. Das Plateau zwischen diesen Seen hat eine Höhe von ca. 1200 m über dem Meere. Gewaltige, mit ewigem Schnee bedeckte erloschene Vulcan¬ berge erheben sich westlich und östlich vom Victoria-See; die bekanntesten darunter sind der Kenia und Kilimandschäro? (6000 m), den man für den höchsten Berg Afrikas hält. t In der einheimischen Sprache — Strom. - Bedeutet in der einheimischen Sprache Berg (kiUma) des Regengottes. 71 Auch Ostafrika steht unter der Herrschaft europäischer Mächte, die ihren Einfluss freilich nur stellenweise in etwas größerer Entfernung von der Küste ausüben können. 1.) Im S. die portugiesische Besitzung Mozambique (mofambik), nach der Hauptstadt benannt; 2.) Deutsch- Ostafrika innerhalb der großen Seen; 3.) Britisch-Ostafrika nördlich davon und ebenfalls bis zu den Nilseen reichend. Unter englischer Ober¬ herrschaft steht auch der arabische Sultan der gewürzreichen Insel Sän- sibarsi die wegen ihrer Lage im Innern einer flachen Bucht der wichtigste Handelsplatz Ostafrikas ist und früher das Centrum des arabischen Neger¬ handels nach dem mohamedanischen Asien war. 8 13. Die Nordoftecke des tropischen Afrikas wird nicht von Negern, sondern ebenso wie das außertropische Nordafrika von kauka¬ sischen Völkern bewohnt. Die wichtigsten sind die hamitischen und moha¬ medanischen Somali, die nomadisch das Osthorn Afrikas durchstreifen, nnd die semitischen Abessinier, die auf ihrer schwer zugänglichen Hoch¬ burg das Christenthum seit den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung bewahrt haben. Nach wiederholter Trennung in verschiedene Staaten leben sie jetzt wieder geeinigt unter einem Könige. Abessinien oder Äthiopien^ ist ein Hochland von 1500 bis 2000 m Höhe, über das sich abgeplattete Berge noch bis 4000 m Seehöhe erheben. Mauergleich steigt es aus den östlichen Ebenen an und senkt sich auf der anderen Seite stufenförmig zu den Nilflächen, zu denen es den blauen Nil, nachdem er den Tanasee durchflossen hat, in einem tief eingeschnittenen Thale entsendet. Die Küstenstriche am rothen Meere und am Golf von Aden sind wichtig, weil sie eine der wichtigsten Seestraßen (Mittelmeer-Suescanal, Straße von Bab-el-Mandeb, d. h. Pforte der Thränen, Indien) beherrschen. Daher haben hier Franzosen und Engländer Besitzungen, die wichtigste Colonialmacht ist aber Italien, dem die Landschaften am rothen Meere (Erythrea, nach dem rothen oder erythräischen Meere benannt, mit der Jnselstadt Massaua) und die Ostküste des Somali-Landes gehören und das auch die Schutzherrschaft über Abessinien ausübt. Das außertropifche Südafrika. 8 14. Innerhalb der Mulde des außertropischen Südafrikas breitet sich, halb Wüste, halb Steppe, die regenarme Kalahari aus, im N. bis zum abflusslosen Ngämisee. An Regenarniut leidet aber auch das westliche ' Arabisch, — Negerküste. ? Griechisch, — Land der Schwarzen. Die Alten nannten ganz Afrika, soweit sie es kannten, Äthiopien. 72 Randgebirge bis an die Küste, während der Ostrand feucht und fruchtbar ist. Der größte, aber nicht schiffbare Fluss ist der Oranje*, der in den atlantischen Oeean mündet. Den Osten bewohnen noch Bantuneger (Kaffernch, die Mitte und den Westen Hottentotten und Buschmänner, welche die Trockenheit des Landes zu nomadischem Hirtenleben nöthigt und auf einer fehr niedrigen Culturstufe festhält. Die fruchtbaren Gebiete find ganz in den Händen der Weißen; das außertropische Südafrika ist die einzige Gegend Afrikas, wo ein gesundes, gemüßigtes Klima die Ansiedelung von Europäern in größerem Maßstabe gestattet hat. Zuerst kamen holländische Buren (Bauern) nach dem Capland (südlich vom Oranje, benannt nach dem Cap der guten Hoffnung); nachdem sich die Engländer desselben bemächtigt hatten, zog ein großer Theil nach N., um in beständigem Kampfe mit den Kaffern sich eine neue Heimat zu gründen, zuerst in Natal und dann, als auch dieses englisch geworden war, in den Burenrepubliken. 1. ) Das (englische) Capland, ein fruchtbares, besonders zur Schaf¬ zucht geeignetes Land, das jenseits des Oranje bei Kimberley (kimberle) auch kostbare Diamantenfelder besitzt. Die Hauptstadt ist Capstadt am Tafelberge. Vom Capland aus erstreckt sich jetzt die Herrschaft der Engländer über die Kalahari und über den Sambesi hinaus bis an den Ryassasee. 2. ) Die zweite englische Colonie ist Natals ein sehr fruchtbares Bergland, in dem noch Gewächse der warmen Zone eultiviert werden können. 3. ) Die Burenrepubliken sind der Oranje-Freistaat und die süd¬ afrikanische Republik, letztere mit ziemlich reicher Goldgewinnung. 4. ) Den trockenen Westrand bildet die Colonie Deutsch-Südwestafrika, die älteste überseeische Besitzung des deutschen Reiches. Die afrikanischen Inseln. ß 15. Die im atlantischen Oeean gelegenen Inseln sind sämmtlich klein und größtentheils vulcanischeu Ursprunges. Die wichtigsten sind: 1. ) Die portugiesischen Azoren* (assören), berühmt durch ihre Oraugencultur. 2. ) MadeiraK (madera), ebenfalls portugiesisch, ein sehr besuchter Heilungsplatz für Brustkranke. r Von den Holländern zu Ehren des Prinzen von Oranten so benannt. Von den Arabern llnUe — Ungläubige (d. h. Nicht-Mohamedaner) genannt. Port Natal, portugiesisch, — Weihuachtshafen, weil die ersten Entdecker hier das Weihnachtsfest feierten. * Portugiesisch, — Habichtsinseln. Portugiesisch, — Holzinsel, weil sie zur Zeit der Entdeckung ganz mit Wald bedeckt war. 73 3. ) Unter dm den Spaniern gehörigen ca na rischen Inseln (Heimat des Canarienvogels) sind Tenerife durch seinen hohen, noch thätigen Vulcan und Ferro^ durch die Zählung der Längengrade all¬ gemein bekannt. 4. ) Die Kapverden? oder Inseln des grünen Vorgebirges sind portugiesisch. 5. ) Von den vier Guinea-Inseln gehört die nördlichste und die südlichste den Spaniern und die beiden mittleren den Portugiesen. 6. ) Von den Felseneilanden, die in großer Entfernung von Afrika inmitten des atlantischen Oeeans liegen und den Engländern gehören, ist St. Helenab als Verbannungsort Napoleons I. berühmt geworden. 8 16. Im indischen Ocean liegt, halbkreisförmig von kleinen Insel¬ gruppen umgeben, Madagaskar, die drittgrößte Insel der Erde (fast so groß als Österreich-Ungarn). Sie wird der Länge nach von einem Hochgebirge durchzogen, dem im O. eine schmale, im W. eine breitere Küstenebene vorgelagert ist. Die meisten Thiere des benachbarten Festlandes fehlen, dafür treten die eigenthümlichen Halbaffen oder Lemuren, die sonst nur in wenigen tropischen Ländern noch vorkommen, in großer Zahl hier auf. Die Bevölkerung ist gemischt: von Afrika kamen die Bantuneger, von Asien der malaiische Stamm der Howas, deren christliche Königin die Insel beherrscht aber unter französischer Oberherrschaft steht. Bon den benachbarten Inseln sind nur die Maskarenen^ wegen ihrer Rohrzuck er-Cultur wichtig. Mauritius gehört den Engländern, Reunion (reünjöng)« den Franzosen. Ktäötstafet. > Spanisch, — Eiseninsel. ? Portugiesisch, Cap Verde — grünes Vorgebirge, von der Palmenvegetation. ? Am Tage der heil. Helena entdeckt. i Nach dem portugiesischen Entdecker Mascarenho. b Französisch, — Wiedervereinigung, weil die Insel einige Zeit von den Eng¬ ländern besetzt und dann den Franzosen wieder zurückgegeben wurde. Asien. Allgemeine Übersicht. Hilfspunkte zum Entwürfe der Karte von Asien: Nordende (Cap Tscheljuskins 78, 122 (104); Südende (Singapore) 1, 122 (104); Ostende (Ostcap) 66, 152 (170); Westende 40, 44 (26); Ural in 80 Länge; Sues 30, SO-/- (SSV-)- H 17. Asien, der größte aller Erdtheile (44 Mill. Irin 2, vierund- einhalbmal so groß als Europa), liegt in der Mitte der gesammten Land¬ masse, so dass das Menschengeschlecht, dessen Heimat Asien ist, sich leicht nach allen Seiten ausbreiten konnte. Mit Europa ist Asien völlig verwachsen; als Landgrenzen nimmt man das Urälgebirge, den Urälfluss und die Niederung im N. des Kaukasus au. Zwischen dem Urälgebirge und dem Kaspisee geht das asiatische Tiefland unmittelbar in das russische über; hier fanden die Völkerbewegungen keine natürliche Schranke, und man bezeichnet daher diese Stelle mit Recht als das große Völkerthor. Jenseits des Kaukasus treten zwar Theile des mittelländischen Meeres: das schwarze Meer, das Marmarameer und der griechische Archipel, zwischen Europa und Asien, aber am Bosporus und an der Straße der Dar¬ danellen sind beide nur durch schmale Meeresstraßen voneinander getrennt. Mit Afrika ist Asien durch die schmale Sues-Landenge verbunden (jetzt durch den Suescanal durchschnitten), und das die beiden Continente dann scheidende rothe Meer hat nur die Form eines schmalen Grabens. Zwischen Asien und Australien liegt der größte Archipel der Erde, Insel an Insel, wie die Pfeiler einer zerbrochenen Brücke; und auch an Amerika tritt Asien im N., in der Beringstraße 2, bis auf 111 Um Entfernung (gleich der Distanz Wien-Brünn) heran. 8 18. Die beiden Grundzüge in der Gestaltung Asiens: die Lage der Längsachse in ostwestlicher Richtung und die allmähliche Verschmälerung gegen W. hin, sind im Bau des Gebirges begründet. Wir haben hier folgende Theile zu unterscheiden: 1.) den Hochlandgürtel, der Asien der ganzen Länge nach durchzieht, 2.) die fächerförmige Ausbreitung desselben im O., 3.) das große Tiefland im N. desselben, 4.) einige kleinere Fest¬ landstücke von afrikanischem Charakter im S. - Benannt nach dem Seemanne Tscheljuskin, der das Cap umfuhr. - Benannt nach dem Seefahrer Bering. 75 Der Hochlandgürtel besteht aus einer Reihe von Tafelländern mit Randgebirgen, die nach W. sowohl an horizontaler Aus¬ dehnung wie an Höhe und an Geschlossen¬ heit der Gebirgsumrahmung abnehmen. Das centralasiatische Hochland ist durch das Zwischenglied des H i n d u k usch (Paropamisus der Alten) mit dem irani¬ schen und dieses durch das armenische Zwischenglied mit dem kl ein asiatisch en Hochlande verknüpft, so dass der Gürtel vollständig geschlossen ist und zwischen N. und S. nirgends eine offene Verbindung besteht. (Vergl. Fig. 25 mit dem Durch¬ schnitte durch das centralasiatische Hochland.) Im O. breiten sich die Ausläufer des centralasiatischen Hochlandes fächer¬ förmig aus. Nach S. zieht das hinter¬ indische, nach O. das chinesische, nach N. das ostsibirische Gebirge, so dass der ganze Ostrand vom Äquator bis zum nördlichen Polarkreise abgeschlossen wird. Diese östliche Gebirgswelt ist zum Theile ins Meer versunken, und die Reststücke bilden nun Jnselbogen, die ein Haupt¬ schauplatz vulcauischer Erscheinungen in der Gegenwart sind. Die hinter ihnen sich ausbreitenden Meere bezeichnet inan (im Gegensätze zu den von Festländern ein¬ geschlossenen Mittelmeeren) als Rand¬ meere. Von S. nach N. haben wir: 1. ) den ostindischen Archipel, in dessen Fortsetzung F orin o s a liegt, mit dem südchinesischen Meere; 2. ) Formosa und die Reihe der Lu-Kiu-Jnseln mit dem ostchinesi¬ schen Meere, dessen innerster Theil das gelbe Meer genannt wird; 3.) die japanischen Inseln und Sachalin mit dem japanischen Meere; (Fig. 25.) Profil von Asien. Himalaja 76 4.) die Kurilen, die sich an die Halbinsel Kamtschatka an¬ schließen, mit dem ochotskischen Meere. Nördlich vom Hochlandgürtel breitet sich bis an das Eismeer ein gewaltiges Tiefland aus. Es besteht aus zwei Theilen, die unmittelbar miteinander zusammenhängen: dem sibirischen Tieflande, dessen Ströme zum Eismeere abfließeu, und dem turanischen mit dem abflusslosen Aral- und Kaspisee. Südlich vom Hochlandgürtel setzen sich zwei fremdartige Glieder an das asiatische Festland au. Arabien und Syrien sind eine directe Fort¬ setzung der saharischen Wüstentafel, und die Halbinsel Vorderindien zwischen dem arabischen Meere und dem Golf von Bengalen besitzt in ihren: Bau große Ähnlichkeit mit dem südafrikanischen Hochlande. Das eentralasiatische Hochland mit seinen Randländern bildet das eigentliche Asien, die westlichen Fortsetzungen des Hochlandgürtels (jenseits des Hindukusch) mit dem arabisch-syrischen Anhängsel fasst man unter dem Namen Vorderasien zusammen. ß 19. Der Umstand, dass das Innere von Centralasien durch hohe Gebirge von den Randländeru abgegrenzt wird, hat zur Folge, dass die Feuchtigkeit, welche die Seewinde landeinwärts tragen, die inneren Hoch¬ flächen von Centralasien nicht erreicht. Wir haben daher zwischen einem trockenen Binnenlande und feuchten Randländern zu unterscheiden. Das trockene Binnenland ist zum Theile Wüste, zum Theile Steppe mit wenigen und unbedeutenden Flüssen, die nicht das Meer erreichen, sondern in kleinen Salzseen ausmünden. Innerhalb der Randgebirge entspringen 14 große Ströme, die st r a h l e nför m i g nach allen Seiten dem Ocean zufließen und auf diesem Wege die Randländer bewässern. Nur der Südwestrand (Turan) gehört auch zum abflusslosen Gebiete von Centralasien, indem wegen großer Trockenheit Amu und Syr schon im Aralsee ihr Ende finden. Wo Wasser in genügender Menge, da ist auch Fruchtbarkeit. Die Randgebiete und Inselketten sind daher mit Ausnahme Turans auch fruchtbare Gebiete, aber mit sehr bedeutenden Unterschieden, entsprechend der großen Ausdehnung Asiens von jenseits des Äquators bis jenseits des Polarkreises. Die südlichen liegen in der heißen, die östlichen zum größten Theile in der gemüßigten Zone und das nördliche Randgebiet reicht aus der gemäßigten in die kalte Zone hinein. Der Gegensatz von trockenem, abflusslosem, wüstem Innern und feuchtem, fruchtbarem Rande wiederholt sich auch in den vorderasiatischen Hochländern, aber die Randländer haben hier nur eine geringe Ausdehnung. 77 8 20. Die Gebirgslinie vom Kaukasus über den Hindukusch nach dein Himalaja und zum Golf von Bengalen trennt die beiden Hauptrassen Asiens: südlich davon wohnen die Kaukasier, nördlich und im ganzen Osten die Mongolen. Von den Kaukasiern haben die beiden Hauptsprachgruppen in West- asien ihre Heimat: Zur indogermanischen Gruppe gehören die Iraner (Bewohner des Hochlandes von Iran) und die Hindu (Bewohner von Vorderindien), zur semitischen Gruppe die Bewohner der arabisch-syrischen Tafel (besonders Araber und Juden). Hier entstanden die drei mono¬ theistischen Religionen, in Palästina die jüdische und christliche, in Ara¬ bien die mohamedanische. Christen- und Judenthum zählen nur noch wenige Bekenner in Asien, dagegen herrscht der Islam in ganz Vorderasien und noch darüber hinaus in Turan, im westlichsten Theile von Centralasien und im nordwestlichen Vorderindien. Eine zweite Heimat großer Religionen ist Vorderindien; die brahmanische Religion (so genannt nach dem Haupt¬ gotte Brahma und der Priesterkaste der Brahmanen) blieb auf dieses Land beschränkt, während die buddhistische Religion (nach ihrem Stifter Buddha benannt) Central- und Ostasien eroberte. Die Steppen und Wüsten der trockenen, abflusslosen Gebiete und die kalten Landstriche Sibiriens werden von nomadischen Viehzüchtern und Jäger- und Fisch er Völkern, die fruchtbaren Randlünder dagegen von Ackerbauern bewohnt. Hier entwickelten sich große Culturstaatcn, die bis in das graue Alterthum zurückreichen. Aber die große Ausdehnung des Erdtheiles und die Trennung der von der Natur begünstigsten Rand¬ länder durch hohe Gebirge und weite Wüsten gestatteten den ackerbauenden Kulturvölkern nicht, sich zu nähern und in innigere Verbindung miteinander zu treten. Vorderasien, Vorderindien und China bilden drei gesonderte und selbständige Culturmittelpunkte. Die vorder¬ asiatischen Culturreiche traten schon im Alterthum theils in feindliche, theils in friedliche Beziehungen zu den europäischen Völkern und wurden (wie die Ägypter) die Lehrmeister derselben; die indische Cultur verbreitete sich nur wenig nach Osten; die chinesische gewann die Herrschaft über- ganz Ostasien und wehrt sich auch jetzt noch kräftig gegen das Eindringen europäischer Gesittung. Der starke Gegensatz zwischen fruchtbaren und unfruchtbaren Ländern kommt auch in der Vertheilung der Bevölkerung zum Ausdrucke. Nomaden, Jäger und Fischer können nie in großer Zahl ein Land be¬ wohnen: nur durch Ackerbau können sich viele Menschen auch in kleinem Raume ernähren. Neun Zehntel aller Asiaten und mehr als die Hälfte der ganzen Menschheit lebt in den südlichen und östlichen Raudlüudern. 78 Außer Europa gibt es nirgends mehr so ausgedehnte Landmassen mit dichter Bevölkerung als in China und Vorderindien, aber es wird auch nirgends der Ackerbau sorgfältiger betrieben als hier. Mehr als die Hälfte Asiens ist aber fast menschenleer (in Nord- und Centralafien nicht mehr Bewohner als in Ungarn!); auch Vorderasien, das von seiner ehemaligen Culturhöhe tief herabgesunken ist, ist viel weniger bevölkert, als es im Alterthum war. Asien 44 826 19 Mehr als die Hälfte von Asien steht jetzt unter der Herrschaft der Europäer. Die größten Besitzungen haben die Russen, Engländer, Holländer und Türken, kleinere Länderstriche die Spanier, Portu¬ giesen und Franzosen. Unter allen diesen europäischen Völkern sind für Asien aber am wichtigsten die Russen, welche den Norden beherrschen und von da immer weiter nach Süden vordringen, und die Engländer, die in Vorderindien das reichste Land der Erde besitzen und durch geschickte An¬ lage von Colonien sich zu Herren des indischen Oceans aufgeworfen haben. Das centrale Hochland. Z 21. Das centrale Hochland besteht aus zwei Stufen, der höheren tibetanischen im S. und dem niedrigeren Hanhai im N. Habet ist das höchste Land der Erde. In einer durchschnittlichen Höhe von 4000 in gelegen (beiläufig so hoch wie die Ortlerspitze), wird es von Gebirgen umrahmt, die bis 6000 m und darüber über das Meer sich erheben, aber von der tibetanischen Hochfläche aus nur als niedere Gebirge erscheinen. Sie stoßen im W. zusammen im Pamir-Hochlande («Dach der Welt» genannt), von dem auch der Hindukusch ausgeht; nach SO. zieht das Karakorum- und Himalaja-Gebirge als Südgrenze Tibets, nach O. bis nach China hinein der Kuenlun (ca. 6000 iu über dem Meere). Im O. bilden eine Reihe, wahrscheinlich meridionaler Ketten, die Grenze zwischen Tibet und China. Der Himalaja ist das höchste Gebirge der Erde, erscheint aber nur von S. aus, wo es steil aus einer Tiefebene emporsteigt, in seiner ganzen > Indisch, — Wohnung des Schnees. 79 Majestät. Die Längs- und Durchbruchsthäler des Indus und Brahma¬ putra bilden die Nord-, beziehungsweise Ost- und Westgrenzen, des bogen¬ förmigen Gebirges. Es ist also nicht breiter als die Tiroler Alpen, aber länger, als die Alpen und Karpaten zusammen. Ein Parallelzug des Himalaja jenseits des Indus ist der Karakorümfi der zwar nicht iu seiner höchsten Erhebung, aber in seiner mittleren Kammhöhe (7800 m) den Himalaja übertrifft. Nirgends auf der Erde findet man Berggipfel von 8000 m Höhe als hier; die beiden höchsten sind der Gaurisänkar^ oder Mount Everests (maunt ewerest, 8800 in), im Himalaja und der Dapsang (8600 in) im Karakorum. Das innere Tibet ist eine Hochfläche, die von niederen Bergrücken durchzogen wird. Das Klima wird durch furchtbare Winterkälte (wegen der hohen Lage), zeitweise sommerliche Hitze und Trockenheit charakterisiert. Wegen der Trockenheit liegt die Schneelinie erst in 4000 bis gegen 6000 in Höhe. Nur der gebirgige Süd- und Ostrand ist reichlicher bewässert, das Innere hat nur abflusslose Salzseen und ist zum Theile Wüste. Die Tibetaner sind eifrige Anhänger Buddhas, dessen Geist sich nach ihrem Glauben immer von neuem verkörpere und im Dalai-Lama^, ihrem geistlichen und weltlichen Oberhaupte, seinen Wohnsitz aufschlage. Die Residenz des Dälai-Lama, der unter chinesischer Oberhoheit steht, ist Lhasa ° (läsa). 8 22. Im N. des Kuenlun breitet sich die viel tiefere Stufe des K Eine portugiesische Bezeichnung (von mamlur — befehlen) - Chinesisch, weißer Fluss. Daher der Name (ps — Nord, »au — Süd, Kiu^ — Hauptstadt). « Chinesisch, — Obermeer, d. h. etwas aufwärts vom Meere gelegen. « Nach der englischen Königin benannt. 90 Zu China gehört auch die Insel Hainan und die Westhälfte der Insel Formosa? 3l. Die Mandschurei, die Heimat der Mandschu und ein Theil des chinesischen Reiches, wird im W. durch das Chingan-Gebirge von der Gobi und im O. ebenfalls durch ein Gebirge vom Meere getrennt. Die Nordgrenze bildet jetzt der Amurfluss. Das Innere ist ein Tiefland, dessen Gewässer sowohl nach N. (zum Amur) wie nach S. (zum gelben Meere) abfließen. Zahlreiche chinesische Colonisten bewohnen das fruchtbare Land. Der Hauptort Mulden mit der Begräbnisstätte der chinesischen Kaiser liegt im S. Die Halbinsel Korea bildet ein selbständiges Reich. Ähnlich gestaltet wie Italien, dem es an Größe nur wenig nachsteht, wird es gleichfalls von einem Gebirge der Länge nach durchzogen, dessen Haupt¬ kamm der Ostküste näher liegt als der Westküste. Die letztere ist, wie bei Italien, die zugänglichere, und die Hauptstadt Söul (schaul) liegt hier ebenso in der Mitte wie Rom. Korea ist erst in der neuesten Zeit dem europäischen Handel erschlossen worden. Z 32. Japan? ist ein Jnselreich wie Großbritannien und Irland; beide sind auch nahezu gleich groß und gleich bevölkert. Von den vier Hauptinseln ist Nippon die größte und mit den beiden südlichen der wichtigste Theil des japanischen Reiches, während die nördliche Insel Je so wenig bevölkert und nur an den Küsten cultiviert ist. Die beiden anstoßenden Jnselbogen, die Liu-Kiu im S. und die Kurilen im N., gehören ebenfalls zu Japan. Die Hauptinseln werden der Länge nach von waldigen Gebirgen durchzogen, die zahlreiche, zum Theile noch thätige Vuleane tragen; der höchste davon ist der einem Seitenaste angehörige Fusch ijama (3800 m) in der Nähe der Hauptstadt. 500 bis 600 Erdbeben erschüttern durch¬ schnittlich jedes Jahr das Land. Japan liegt wie Nordchina und Korea unter derselben Breite wie Italien, ist aber kälter als letzteres, jedoch wärmer als China, weil es allseitig von warmen Seewinden bestrichen wird. Die Japaner, ebenfalls ein mongolisches Volk, jedoch mit mehr¬ silbiger Sprache, haben ursprünglich ihre Cultur von den Chinesen erhalten, aber ihre Lehrmeister bereits überholt. Ihr Charakter bietet überhaupt viel Lichtseiten dar. Statt des chinesischen Eigendünkels, der alles Fremde ver¬ achtet, zeigen sie Empfänglichkeit für europäische Anschauungen, Sitten und > Chinesisch, — Südmeer (d. h. im Südmeere gelegen). Portugiesischer Name (turmosa — schön). b Dialektische Verstümmelung von Nippon (— Sonnenaufgang). 91 Erfindungen; statt des chinesischen Schmutzes die größte Reinlichkeit. Der jetzige Kaiser (oder Mikados hat 1867 die Macht des hohen Adels gebrochen und gestaltet sein Reich in europäischer Weise um. Japan ist allen see¬ fahrenden Nationen geöffnet, Telegraphen und Eisenbahnen durchziehen das Land; Volksschulen, Gymnasien und Universitäten wurden gegründet, an denen anfangs und zum Theile auch jetzt noch europäische Lehrer wirken; in letzter Zeit erhielt das Kaiserreich sogar eine Volksvertretung nach euro¬ päischem Muster. Nur in der Religion verharrt das Volk noch bei der Buddhalehre oder dem alteinheimischen Sonnendienste. Wie in China, so ist auch in Japan Ackerbau die vornehmste Beschäftigung der arbeitsamen Bewohner. Reis dient als Hauptnahrung, aber neben Thee und Seide (erster Handelsartikel) auch zur Ausfuhr. Das Land ist reich an Kohle und an Metallen, besonders Eisen und Kupfer. In der Industrie übertrafen die Japaner schon früher alle anderen Asiaten (besonders durch die Erzeugung der berühmten Lackwaren), und seit der Umgestaltung des Reiches ist auch der Maschinenbetrieb nach europäischem Muster hier eingeführt worden. Residenz ist die Millionenstadt Tokio? in einer großen Ebene im östlichen Nippon; die Hafenstadt dieser noch durch Theecultur und Gewerbe¬ fleiß wichtigen Stadt ist Jokohama? In einer südlicher gelegenen Ebene ist die alte Hauptstadt Kiöto^ mit dem Hafenplatze Osaka (ösaka) ein zweiter hervorragender Industrie-Mittelpunkt des Landes. Den Handel mit China vermittelt Nangasäki? Der Nord- und Westrand. 8 33. Den Nord- und Westrand nimmt das russische Asien ein. Es sind hier drei Theile zu unterscheiden: 1.) das abflusslose Gebiet im W. oder Turan, 2.) das Gebiet der nördlichen Flüsse, 3.) das Gebiet der östlichen Flüsse oder des großen Oceans. Diese letzteren Theile fasst man unter dem Namen Sibirien zusammen. K 34. Im O. und in der Mitte wird der Südrand Sibiriens von einem breiten Gebirgsgürtel gebildet (vergl. ß 18 der II. Abtheilung), der einerseits Sibirien von Centralafien scheidet, anderseits das Flussgebiet des nördlichen Eismeeres von dem des großen Oceans trennt. Innerhalb r So hieß ursprünglich nur der kaiserliche Palast (— hohe Pforte). ? — Osthauptstadt. b — Querstrand. t — Hauptstadt. b — langes Vorgebirge. 92 dieses Gebirgsgürtels liegt der größte Alpensee und der tiefste See der Erde, der Baikalsee st an Ausdehnung Tirol übertreffend. Westlich davon haben die Gebirge eine nahezu nordwestliche Richtung; der silberreiche Altai (altäi) und das graphitreiche saja nische Gebirge (Graphit zur Bleistiftfabrication) sind die wichtigsten Theile derselben. Östlich vom Baikal¬ see hat das Gebirge ebenso wie der See NO.-Richtung; der bedeutendste, durch seinen Eisenreichthum ausgezeichnete Gebirgszug ist das Jablonoi^- Gebirge. Den Ostrand gegen den großen Ocean bildet das Stauowoi- Gebirge, das im Ostcape ndet. Da es sich fast unmittelbar am ochotski- schen Meere erhebt, so kann das letztere keinen größeren Fluss erhalten; der einzige große Fluss, den Russisch-Asien znm großen Ocean entsendet, ist der Amur. Die Hauptabdachung wendet sich dem nördlichen Eismeere zu, ihm fließen die drei Hauptströme: der Ob (mit dem Irti sch), der Jenissei (jenifey und die Lena zu. Östlich vom Jenissei ist Sibirien ein welliges Hügelland und nur au der Nordküste Ebene, westlich davon (im Obgebiet) eine einzige Tiefebene, die vom Eismeere ohne sichtbare Grenze in das turanifche Tiefland übergeht und vom russischen nur durch den Ural getrennt wird. Der Südrand Sibiriens liegt in der Breite von Prag, das Land liegt also zum größten Theile noch innerhalb der gemäßigten Zone. Es trägt nicht bloß ausgedehnte Nadelholzwaldungen, sondern ist auch in seinen südlicheren Theilen zum Ackerbau befähigt, da die Sommerwärme überall eine verhältnismäßig hohe ist. Dagegen sind die Winter außerordentlich kalt und lang; Ostsibirien gehört zu deu kältesten Gegenden der Erde. Im ganzen nördlichen Theile thaut der Boden im Sommer nur oberflächlich auf und ist in geringeren Tiefen beständig gefroren. Die weiten Tundra- Ebenen entlang der Eismeerküste sind ein völlig öder, gefrorener Morast. Die eingeborenen Mongvlcnstümme beschäftigen sich hauptsächlich mit Fisch¬ fang und Jagd; das Renthier ist ihr wichtigstes Hausthier. Der Haupt- reichthum Sibiriens besteht in seinen Pelzthieren, wie sie allen kalten Ländern eigenthümlich sind; sie waren es auch, welche im 16. und 17. Jahrhunderte die Russen ins Land lockten. Diese besetzten den günsti¬ geren südlichen Theil, und nur entlang den Flüssen dringen sie weiter nach dem N. vor. Es sind theils freie Colonisten, theils Verbannte, und der Umstand, dass Sibirien noch immer die große russische Strafcolonie ist, hindert den Aufschwung des Landes, den nur die freie Arbeit verbürgt. l bklik-ll türkisch, — reicher See (d. h. reich an Fischen). Russisch, — Apfelbaum. 93 Seitdem der Pelzhandel durch schonungslose Ausrottung nicht mehr so ergiebig ist wie früher, wird hauptsächlich Bergbau betrieben; die Zukunft des Landes liegt aber im Ackerbau. Eine Vorbedingung hiefür ist die Anlage von Eisenbahnen, womit man nun auch Ernst zu machen beginnt. Jetzt vermittelt den Verkehr im Sommer noch das enge Flussgeflecht, im Winter der Schlitten auf unbegrenzter Schneeflüche. Mit China besteht ein lebhafter Handel im Gebiete des Baikalsees, dessen Zufluss fast das ganze Randgebirge durchbricht und dessen Abfluss (die obere Tunguska) in den Jenissei mündet; Hauptgegenstand dieses Handels ist der Thee, der, nach¬ dem er auf Kameelen die Wüste Gobi durchkreuzt hat, ebenfalls auf den: Landwege (dem sogenannten sibirischen Tract) bis nach St. Petersburg gelangt. Sibirien, größer als ganz Europa, hat nur soviel Einwohner wie London. Nur vier Städte haben über 30.000 Bewohner, alle im südwest¬ lichen Viertel gelegen: Jekaterinburgs am niedrigsten Übergang über den Ural in einer reichen Bergwerksgegend, Omsk^ am Jrtisch, Tomsk^ am Ob (mit der sibirischen Universität) und Irkutsk^ in der Nähe des Baikal¬ sees. In Ostsibirien ist der Hauptort Jakutsk ° an der Lena Mittelpunkt des Pelzhandels. Im Amurgebiete der Bergwerksort Nertschinsks Die Küsten des großen Oceans sind noch ohne Bedeutung. Weit erstreckt sich die Halbinsel Kamtschatka hinaus, eiu Gebirgsland mit zahlreichen hohen Vulcanen (Fortsetzung der Kurilen). Die Insel Sachalin ist eine Fort¬ setzung des japanischen Bogens. Z 35. Auf der flachen, aber noch ein paar hundert Meter über dem Meere gelegenen Wasserscheide zwischen dem Ob und Turan dehnt sich die Kirgisensteppe aus, in der die viehzüchtenden Kirgisen, ein türkischer Stamm, nach Nomadenart bald da, bald dort ihre Filzzelte (Jurte) auf¬ schlagen. Jenseits derselben dehnt sich die abflusslose tu rani sche Tief¬ ebene aus; trocken, weil überall vom erfrischenden Hauche des Meeres abgeschlossen, heiß im Sommer (Turan liegt zwischen den Breiten von Prag und Sicilien), im Winter von furchtbaren Schneestürmen heimgesucht. Die Verdunstung löste die einst allgemein verbreitete Wasserbedeckung in einzelne Seen auf, die noch immer an Umfang abnehmen. Der kaspische See am Westrande Turans, dessen Spiegel 26 m tiefer liegt als der Meeres- i Nach der Kaiserin Katharina l benannt. An der Mündung des Om. Vom Flüsschen Tom. ' An der Mündung des Jrkut ° An der Mündung des Jakut. ° An der Mündung der Nertscha. 94 spiegel, ist der größte See der Erde (größer als das Königreich Ungarn) nnd wird daher häufig auch als Meer bezeichnet. Den zweiten Rang nimmt der Aralsee* * (etwas größer als Böhmen), den dritten der Balkaschsee? der Kirgisensteppe ein. Der Aralsee liegt nahezu im Centrum der turanischen Mulde und empfängt die beiden Hauptflüsse derselben, den Amu (im Alterthum Oxus), der vom Pamir, und den Syr (im Alterthum Jaxartes), der vom Thianschan herabkommt. Nur dem Quellenreichthum dieser Hoch¬ landschaften verdanken es die beiden Flüsse, dass sie die Sandwüsten (hier Kum genannt) des Flachlandes überwinden können, ohne sich vor¬ zeitig (wie die anderen kleinen Flüsse) im Sande zu verlieren. Nur entlang den Flüssen, wo künstliche Bewässerung möglich ist, dehnt sich fruchtbares Land aus. Der Gegensatz von Wüste und Fluss-Oase drückt sich auch in der Bevölkerung aus. In den Oasen wohnen fleißige, sesshafte, ackerbauende Perser (hier Tadschik genannt), die Wüste durchstreifen räuberische tür¬ kische Reitervölker, früher die Herren Turans, ehe die Russen, um ihre Grenzen zu sichern, sich des Landes bemächtigten. Kirgisensteppe und Turan bilden jetzt zusammen Russisch-Centralasien (nicht zu verwechseln mit Central- asien im geographischen Sinne, d. h. dem centralasiatischen Hochlande). Die Hauptstadt ist Taschkents ebenso wie das einst viel wichtigere Sämar- kand* am Fuße des östlichen Gebirges gelegen. Von den ehemaligen Türken¬ staaten, deren Beherrscher den Titel Chan führen (die Staaten daher Chanate genannt), bestehen nur noch entlang dem Amu das stark geschmä¬ lerte Chiwa uud Buchara^ mit den Hauptstädten gl. N. Buchara steht jetzt durch eine kühngebaute Wüstenbahn (transkaspische Bahn) über die Oase Merw (merf) mit dem Kaspisee und damit mit Europa in bequemer und schneller Verbindung. Vorderasien. Z 36. Vorderasien besteht aus der westlichen Fortsetzung des Hoch¬ landgürtels (Iran, Armenien, Kaukasus, Kleinasien) und der östlichen Fortsetzung der afrikanischen Wüstenplatte (Syrien, Arabien und Mesopo¬ tamien). Diese Zweitheilung gilt im großen und ganzen auch für die > aral türkisch, — Insel. 2 dalknsoii türkisch, — ausgedehnt. 3 Türkisch, — Steinort. * Türkisch, — Ort des Samar. b Türkisch, Stadt der Wissenschaften, weil Buchara einst berühmt war durch seine Schulen. 95 Bevölkerung: die Bewohner des Hochlandgürtels gehören dem indo- germanischen, die der Wüstenplatte dem semitischen Sprachstamme der kaukasischen Rasse an. Als drittes Bevölkerungselement kommt das türkische hinzu, das durch ganz Vorderasien zerstreut ist, aber zur eigent¬ lichen Bedeutung doch nur in Kleinasien kommt. Unabhängige Staaten haben sich nur in Iran und in den arabischen Wüsten erhalten; die übrigen Länder westlich von Iran gehören zur Türkei, mit Ausnahme des russischen Kaukasiens. Z 37. Ircrn^ ist ein dreiecksörmiges Hochland, ringsum von Gebirgen umgeben, die steil zu den umgebenden Tiefebenen und Meeren abfallen. Den Osten erfüllen die nach W., SW. und S. ziehenden Ausläufer des Hindu¬ kusch^, der Iran mit Centralasien verbindet; der nach S. streichende Zweig ist das Randgebirge Suliman. An die westlichen Ausläufer, welche die Grenze zwischen Iran und Turan bilden und nur vom Thale des Heri- Rud durchbrochen werden, schließt sich (im S. des Kaspisees) das Elburs- gebirge mit dem erloschenen Vulcan Demawend, dem höchsten Punkte Irans (5600 in), an. Langgestreckte Parallelzüge trennen endlich Iran von Mesopotamien und vom Meere. Auch das innere, durchschnittlich 1000 m hohe Hochland wird von nordwestlich streichenden Gebirgen durchzogen und dadurch in mehrere Hochflächen getheilt. Wie im eigentlichen Asien ist auch in Iran das von den Seewinden abgesperrte Innere trocken und zum großen Theile Saud- oder Salz- wüste. Der Nord- und Westrand ist zwar feuchter, aber auch hier for¬ dern die inneren Thäler künstliche Bewässerung, um ihre ganze, durch die Lage in Mittelmeerbreite bedingte Fruchtbarkeit zu entfalten. Die Ränder sind das Wohngebiet des sesshaften Culturvolkes, während spärliche Nomaden das Innere durchstreifen. Die Bewohner sind — von einigen türkischen Horden abgesehen — Iraner, zum indogermanischen Sprachstamme gehörig, aber, obwohl alle Mohamedaner, doch religiös getrennt, indem die Perser der Secte der Schiiten angehören, die im Gegensätze zu den Suniten (wozu alle übrigen Mohamedaner gehören) nur den Koran, nicht aber die Tradition oder Suna als Glaubensquelle anerkennen. Im Alterthum waren die Iraner Anhänger der Zoroaster-Religion, die einen guten und einen bösen Gott unterschied nnd als Symbol des guten Gottes die Sonne und das Feuer verehrte. Ein Überrest der Feueranbeter oder Parsen hat in der Oase Jesd eine Zufluchtsstätte gefunden, die Mehrzahl lebt aber jetzt in Indien und bei Baku am Kaspisee. ' Land der Edeln. — indisches Gebirge. 96 Iran zerfällt in drei Staaten: Afghanistan und Belüdschistan im O. und Persien im W. 1. ) Belüdschistan^ steht jetzt zum Theile mittelbar, zum Theile un¬ mittelbar unter englischer Herrschaft. 2. ) Afghanistan ist im N. und O. Gebirgsland, dem der Hilmend entströmt, der nach seinem Laufe durch die Wüste im großen Salzsumpfe Hamüu endigt. Durch das Gebirgsland fließt nach W. der Heri-Rud, nach O. (zum Indus) der Kabul; sie bilden die bequemste Verbindungs¬ straße von Turan nach Indien; hier liegen die bedeutendsten Städte Herat und Kabul, und aus dem Besitze dieser Straße beruht die Bedeutung und Unabhängigkeit Afghanistans, das die beiden Haupt-Colonialmächte Asiens (Russland und England) auseinanderhält. 3. ) Persien, dessen Herrscher den Titel Schah (schach) führt, ist der größte iranische Staat. Die Heimat der alten Perser lag im südwest¬ lichen Randgebirge, das besonders reich an Wein und Obst ist (Heimat der Pfirsiche — persische Äpfel); die Umgebung von Schiras wurde als «Rosengarten Irans» von den Dichtern oft gepriesen. Die Ruinen von Persepolis? erinnern noch an die alte Perserherrschaft. Das jetzige Herrschergeschlecht ist türkischen Ursprunges und hat seine Residenz nach Teheran ° am Fuße des Elburs verlegt. Mit dem Auslande verkehrt Persien theils über Täbris in Persisch-Armenien, theils durch die Häfen am persischen Golf, besonders Abuschehr^ und Linga, die aber über das Randgebirge nur eine schwierige Verbindung mit dem Binnenlande besitzen. ß 38. Das südliche und nördliche Randgebirge von Iran schließen sich zusammen in Armenien, einem über 1000 m ansteigenden Hoch¬ lande, über das der aus der Bibel bekannte, erloschene Vulcan Ararat sein schneebedecktes Haupt bis zu 5200 m erhebt. Vier Ströme nehmen hier ihren Ursprung: Euphrat und Tigris, die vereinigt in den per¬ sischen Golf, und Kura und Aras, die vereinigt in den Kaspisee münden. Einige Thalmulden sind aber völlig abgeschlossen; hier sammeln sich die Gewässer zu drei Salzseen: Urmia- (ürmia), Wän- und Goktscha°-See. Die Armenier, die den Typus der kaukasischen Rasse am reinsten bewahrt haben, besitzen einen scharf ausgeprägten Nationalcharakter, der ' Stan persisch, — Land. Griechisch, — Stadt der Perser. Persisch, — die Reine. § Persisch, — Stadt des Vaters. " Türkisch, — blaues Wasser. 97 in ihrer eigenen christlichen Kirche, in ihrer Sprache und Literatur un¬ verkennbar hervortritt. Wie die Juden sind sie unter die verschiedenen Völker des Morgen- und Abendlandes zerstreut und treiben Handel und Geldgeschäfte, während sie in ihrer Heimat Hirten und Ackerbauer geblieben sind. Den südlichen Theil des Hochlandes bewohnen die den Persern ver¬ wandten räuberischen Kurden. Ohne natürlichen Mittelpunkt, fiel Armenien leicht fremden Eroberern zum Opfer; es ist jetzt unter drei Staaten getheilt, deren Grenzen sich am Ararat berühren und von denen jeder einen der Salzseen besitzt: 1.) Persisch-Armenien mit dem Hauptorte Täbris haben wir schon kennen gelernt, 2.) Türkisch-Armenien mit dem Hauptorte Erserüm, 3.) Russisch-Armenien. Z 39. Russisch-Armenien gehört politisch zu K er u krasi en, dem¬ jenigen Theile des russischen Reiches, der zwischen dem schwarzen Meere und dem Kaspisee liegt. Mitten durch das Land zieht in nordwestlicher Richtung der Kaukasus, eines der schönsten, aber auch wildesten Hochgebirge der Erde, von dessen Schneegipfeln — der höchste derselben ist der Elbrus, 5600 in — sich mächtige Gletscher in die Thäler herabziehen. Seine Unwegsamkeit machte ihn bis auf die neueste Zeit zu einem Sitze un¬ bezwungener Bergvölker, unter denen die westlich wohnenden Tscherkessen durch ihre Freiheitsliebe und ihre harten Kämpfe gegen die russische Herr¬ schaft sich vor allen bekannt gemacht haben. Den einzigen bequemen Über¬ gang bildet die kühn gebaute Straße von Wladikaukas. Ciskaukasien, das Land nördlich von Kaukasien, ist steppenartig trocken und kalt; Transkaukasien, eine breite Längenfurche, durch die die Kura nach O., der Phasis (jetzt Rion) nach W. fließt, ist vor den rauhen Nordwinden geschützt, mehr befeuchtet und fruchtbar. Der Wein¬ stock hat hier seine Heimat und wächst noch wild. Die Hauptstadt Kau¬ kasiens ist Tiflis* an der Kura und am Endpunkte der Wladikaukas- straße. Bei Baku sind sehr reichhaltige Petroleumquellen und nie erlöschende Erdfeuer. tz 40. Vom armenischen Hochlande gehen zwei Gebirgszüge aus, welche das als Halbinsel zwischen dem schwarzen und mittelländischen Meere vorspringende Hochland von Kleinasien oder Anatolien im S. und N. umfassen. Im S. bildet der Taurus?, ein 3000 in hohes Alpenland, vom Euphrat an die Scheidewand gegen Syrien, zwischen welchem Lande und Anatolien nur die engen kilikischen Pässe (im N. von Tarsus) eine > Nach seinen Schwefelthermen benannt (Tiflis — Warmbrunn). Mr altsemitisch, — Gebirge. Supon, Geographie. 7 98 Verbindung Herstellen. Das nördliche Randgebirge bezeichnet man als pon- tisch es Gebirge. Im W. verschwindet das Randgebirge; an dessen Stelle treten niedere Parallelketten (Richtung von W. nach O.), die eine Reihe wohlgegliederter und dadurch sür den Seeverkehr günstig gestalteter Halb¬ inseln bilden. Zwischen den Gebirgen ziehen breite Flussthäler aus dem inneren Hochlande zum ägäischen Meere. Die Europa zugekehrte Westküste ist daher beiweitem bevorzugter als die mehr geradlinige Süd- und Nord¬ küste. — Die mittlere Hochebene, 800 bis 1000 in hoch, ist zum Theile ein Steppenland mit salzhaltigem Boden und vielen noch vorhandenen Salz¬ seen, aber bei hinreichender Bewässerung sehr fruchtbar. Die trockene Lage begünstigt eine ausgedehnte Schaf- und Ziegenzucht (die seidenhaarige Angoraziege). Der isolierteBulean Erdschjas (Argäus der Alten, 4000 m) ist erloschen. Der bedeutendste Fluss ist der Kisil-Jrmak* (im Alter- thum Halys? genannt), der in einem weiten Bogen das Plateau bewässert und nach Durchbrechung des nördlichen Randgebirges in das schwarze Meer sich ergießt. Kleinasien ist der Hauptwohnsitz jenes Zweiges der Türken, der sich nach dem Anführer Osman als Os inanen bezeichnet. Ehe sie von hier¬ aus Konstantinopel eroberten, war Brussa (am Olymp) die Residenz der Sultane. An den Küsten wohnen viele Griechen, die sich vorzugsweise mit dem Handel beschäftigen. Am wichtigsten ist die Westküste, wo einst Troja lag und ein reicher Flor griechischer Colonien blühte. Von jenen mächtigen Handelsstädten (besonders Smyrna, Ephesus und Milet) hat nur Smyrna seine Bedeutung bewahrt, indem es neben Alexandrien noch immer der erste Handelsplatz der Levante (man versteht darunter die Mittelmeerküsten Kleinasiens, Syriens und Ägyptens) ist. An der Küste des schwarzen Meeres vermittelt Trapezunt° (oder Tarabison) den euro¬ päischen Handel nach Armenien und Persien. Das Innere der Halbinsel harrt noch seiner Erschließung durch die Eisenbahn, welche jetzt vom Marmarameere über die Gegend der reichen Meerschaumgruben bis in das Herz des Landes gebaut wird. Der Westküste ist die Jnselreihe der Sporaden^ vorgelagert, welche mit den gegenüberliegenden Kykladen die Brücke von Kleinasien nach Griechenland bildet. Die wichtigeren sind Rhodus°, Samos, Chios und Lesbos (oder Mytilini). — Gegenüber der Südküste liegt die üppige " Türkisch, — rother Fluss (weil er rothen Saud mit sich führt). 2 Altsemitisch, — Salzfluss. " Griechisch (trapse), — Tafelstadt, weil auf einer viereckigen Felsentafel erbaut. < Griechisch, — zerstreute Inseln. ' Griechisch, — Roseninsel. 99 Insel Cypern (so groß wie Kroatien und Slavonien), berühmt wegen ihres Kupferreichthums (das Kupfer hat von dieser Insel den Namen), jetzt unter englischer Verwaltung stehend. ß 41. Das größte Stromsystem Vorderasiens bilden Euphrat und Tigris, die vom armenischen Hochlande der Abdachung des Landes nach SO. folgen. Bald sich einander nähernd, bald sich wieder voneinander entfernend, umfließen sie einen langgestreckten Landstreifen, Mesopota¬ mien (d. h. Zwischenstromland), der, eingefenkt zwischen dem persischen Gebirge und der syrischen Wüstenplatte, zum größten Theile Tiefebene ist, die durch die Schlammabsätze der Flüsse aufgeschüttet wurde. Vor der Mündung in den persischen Golf vereinigen sich die Ströme zum Schat et Arab4 Gebirge und Wüsten umschließen Mesopotamien nach allen Seiten und machen es zu einer Welt für sich; nur im N., wo der Euphrat dem mittelländischen Meere nahe tritt, zieht eine Bodensenkung von weniger als 400 m Höhe zum Mittelmeere und schafft damit eine wichtige Ver¬ bindungsstraße zwischen diesem und dem indischen Ocean. Die Abgeschlossenheit und Regenarmut hat Mesopotamien mit Ägyp¬ ten gemein, aber auch die regelmäßige Befruchtung der Tiefebene durch Überschwemmung und Schlammabsatz, wodurch der Euphrat ebenso wie der Nil der Wohlthäter seines Landes wird, vorausgesetzt, dass man seine Wasserfülle durch Canäle gehörig vertheilt. Die Tiefebene am Euphrat ist die Heimat des Weizens und der Gerste; hier entstand, wie am Nil, ein auf Ackerbau gegründeter uralter Culturstaat Babyloniens von dessen Hauptstadt Babylon noch Ruinen (der große Thurm, ein alter Sonnen¬ tempel) vorhanden sind. Ein zweites Reich gründeten im frühen Alter- thum die Assyrier am mittleren Tigris; die Ruinen ihrer Hauptstadt Ninive liegen gegenüber von Mösul. Im Mittelalter war Bagdad am unteren Tigris die Hauptstadt des arabischen Weltreiches, und seit dieser Zeit bewohnen die Araber fast ganz Mesopotamien. Mit der alten Cultur ist auch die Fruchtbarkeit geschwunden; das Land ist jetzt verödet und ohne Bedeutung. Z 42. Syrien hat nur im N. (Taurus) und W. (Meer) feste Grenzen, gegen Mesopotamien sowohl wie gegen Arabien findet ein ganz allmählicher Übergang statt. Die syrischen Culturländer liegen im W., am Rande des Mittelmeeres, wo die syrisch-arabische Wüstenplatte etwas höher anschwillt. Eine ununterbrocheneThalspalte (Orontesthal, Jordan¬ thal, Wad el Arab) trennt dieses Hochland in eine östliche und eine > Arabisch, — Fluss Arabiens. " Semitisch, — Thor Gottes. 7* 100 — westliche Hälfte, die beiderseits nach innen zu steil, zum Meere uud zur Wüste aber stufenförmig abfallen. Wir unterscheiden zwei Theile: Nord syrien und Palästina. 1. ) In Nordsyricn erreicht das Küstenhochland seine höchste Erhebung ini S., in den parallelen Gebirgszügen des 2000 m hohen L ib a n o n (ehemals mit einem berühmten Cedernwalde, von dem nur mehr wenige Reste vorhanden sind) und des niedrigeren Antilibanon, der im Hermon, 2900 m, endigt. Zwischen beiden liegt das Thal der nach entgegengesetzter Richtung fließenden Flüsse Orontes und Leontes (im Alterthum Coelesyrien, d. h. das hohle Syrien). Die Hauptstadt Aleppo oder Ha leb liegt au der wichügsteu Stelle, iu der Mitte zwischen der Orontesmündung und der Annäherung des Euphrat (vergl. Z 41). Iu einer herrlichen Oase liegt Damaskus^, eine der ältesten Städte der Erde. Den Küstenstrich längs des Libanon bewohnten einst die Phöniker, das größte See- und Handelsvolk des Alter- thums, das die nahe Kupferinsel Cypern aus das Meer lockte. Von den ehemals großen Emporien (Tyrus, jetzt Sür ft Sidon ft jetzt Saida; Tri¬ polis, jetzt Tarabulus) sind alle verfallen, mit Ausnahme von Beirut^ (früher Beritus), als Hafenstadt von Damaskus ein Hauptstapelplatz des Levantehandels. 2. ) Palästina, «das gelobte Land», die ewig denkwürdige Heimat der jüdischen und christlichen Religion, wird jetzt größtentheils von Arabern, aber auch von Juden und Christen aller Konfessionen bewohnt. Es ist ein Plateau, in der Mitte vom Ghör durchschnitten, im W. von einer hafen¬ armen Küstenebene (im Alterthum das Land der Philisterft begleitet. Das Ghör, von dem am Hermon entspringenden Jordan^ durch¬ flossen, ist eine tiefe und breite Erdspalte, deren drei Stufen durch drei Seen bezeichnet werden: See M e r o m ft 80 m über dem Meere, Gene- zareth (See von Tiberias^ oder galiläisches Meer), 190 m unter, und das todte Meer, 390 m unter dem Mittelmeerspiegel, ein gesättigter Salzsee und die tiefste sichtbare Depression der Erdrinde. Da i Semitisch, — weißes Gebirge (von seinem Hellen Kalkgestein). Hebräisch, — Ort der Betriebsamkeit. Phönicisch, — Fels. Phönicisch, — Fischfang. °" Phönicisch, — Brunnen. ° Philister — Auswanderer; aus dem Namen Philistäa hat sich Palästina gebildet, und diese Bezeichnung wurde dann auf das ganze Land ausgedehnt. ? Hebräisch, — Abfluss. b Hebräisch, — Wasser in der Höhe. ' Eine Stadt des Alterthums, nach dem Kaiser Tiberius beuanut. IM das Thal hieraus wieder ansteigt, so endigt der Jordan im tvdten Meere. Jericho war einst die wichtigste Stadt in dieser jetzt menschenleeren Gegend. Das West-Jordanland, eine größtentheils wüste Hochfläche, deren tief eingeschnittene Thäler allein noch Spuren früherer Fruchtbarkeit zeigen, zerfällt in drei Landschaften, a) Judäa, die südliche Landschaft, hat steinigen Boden und rauhes Klima, war aber trotzdem der wichtigste Theil des alten Judenreiches. Hier liegt Jerusalem st ein für die Bekenner aller drei monotheistischen Religionen heiliger Ort, einst die glänzende Residenz der jüdischen Könige, jetzt eine kleine Stadt. Jerusalem, auf einer 760 m hohen Plateaufläche liegend, hat eine äußerst ge¬ sicherte Lage, indem es im O., W. und S. durch die sich vereinigenden Bäche Kidron und Gihon, im R. durch eine starke Mauer geschützt ist. Nur nach N. war eine Erwei¬ terung möglich, und hier finden wir auch die späteren Stadttheile, während die beiden ältesten den südlichen Theil einnehmen: der Hügel Zion mit der Burg Davids den SW., der Berg Moria mit dem salomonischen Tempel den SO. An der Stelle des Tempels steht jetzt Omars Moschee, eines der drei größten Heiligthümer der Moha- medaner. Der Zielpunkt der christlichen Pilger ist die Kirche des heiligen Grabes. Jenseits des Kidronbaches, im O. von Jerusalem, dehnt sich der Ölberg aus. Zwei Stunden von Jerusalem liegt Betlehem st südlich davon Hebron. — Am philistäischen Küstensaume ist die Hasenstadt Jaffas (Joppe), mit Jerusalem jetzt durch eine Eisenbahn verbunden. st) In Samaria, der mittleren Landschaft, befindet sich Nablus (das alte Sichern), wo sich Nachkommen der alten Samaritaner vorfinden. — c) Galiläast die nördliche Landschaft, wird durch das Gebirge Karmel (am Meere das berühmte Karmeliterkloster) von Samaria geschie¬ den. Am Meere liegt die Seefestung Ak ko ° (Ptolomais), im Innern Nazareth und Tiberias am See Genezareth. Das Ost-Jordanland oder Peräa« ist jetzt eine Wüste mit zahlreichen Überresten griechischer und römischer Prachtbauten. 8 43. Arabien, die größte Halbinsel der Erde (3 Mill, kmst also vierundeinhalbmal so groß als Österreich-Ungarn), theilt die Natur der Sahara, von der sie nur durch den schmalen Graben des rothen Meeres geschieden ist. Steil erhebt sich aus demselben der Westrand, 1000 bis 2000 >a hoch, um sich allmählich nach O. hin zu senken (ebenso wie Syrien und Dekan). Was hinter diesem westlichen Hochlande liegt, ist Wüste i Hebräisch, — Wohnung des Friedens. Hebräisch, — Brothaus. 3 Hebräisch, — Schönheit. '' Hebräisch, — Kreis (Kreis der Heiden). ° Hebräisch, — heißer Sand. ° Griechisch, — das jenseitige Land. 102 mit vielen Oasen, mit Dattelpalmen, Kameelen und edlen Pferden, die ebenso schlank, beweglich und ausdauernd sind wie die Beduinen (d. h. die Söhne der Wüste). Die Regenarmut kommt am besten darin zum Ausdrucke, dass Arabien trotz seiner Größe keinen einzigen das ganze Jahr hindurch Wasser führenden, überhaupt keinen größeren Fluss hat, der das Meer erreicht. Die Araber sind Semiten und halten sich selbst für Nachkommen Ismaels, des verstoßenen Sohnes Abrahams. Gering an Zahl und ab¬ geschlossen in ihrer Wüstenheimat, bewahrten sie treu die Sitten ihrer Väter, bis sie plötzlich, durch den Islam begeistert, hervorbrachen, um im Sturme ein Weltreich zu gründen. Die arabische Sprache wurde die herrschende von Mesopotamien bis Marokko, einst auch auf Sicilien und in Südspanien. Zur Zeit ihrer höchsten Blüte haben die Araber in Kunst und Wissenschaft viel geleistet. Im Vaterlande verharren sie noch jetzt in ursprünglicher Einfachheit. Sie sind in zahlreiche Stämme zersplittert; an der Spitze eines jeden steht ein Scheck), an der Spitze mehrerer Stämme ein E mir, der den Titel Imam führt, wenn er zugleich geistliches Ober¬ haupt ist. Die hohen Randländer haben mehr Regen und sind daher frucht¬ barer und sesshaft bewohnt. Die Landschaft Hedschas im W. steht unter türkischer Oberherrschaft und enthält die heiligen Städte der Mohamedaner: Mekka, den religiösen Mittelpunkt der ganzen mohamedanischen Welt, und Medinar mit dem Grabe Mohameds. Mekka, der Geburtsort Mohameds, besitzt die Kaaba (kä-aba) mit dem schwarzen Steine, das uralte Nationalheiligthum der Araber, zu dem jeder Mohamedaner einmal im Leben zu wallfahrten verpflichtet ist; jedes Jahr kommen große Scharen hieher. Im SW. liegt, ganz innerhalb der heißen Zone, Jemens mit Recht das «glückliche Arabien» genannt. Es ist die wahre (obwohl nicht ursprüngliche) Heimat des Kaffeebaumes, der die berühmte Mokkabohne (nach dem Ausfuhrhafen M o cha benannt) liefert, der Dattelpalme und Balsam¬ bäume, des Gummi arabicum und des Weihrauchs. Die Insel Perim inmitten der Straße Bab el Mandeli» und Aden (edn) sind englische Besitzungen zum Schutze der Straße von Sues nach Indien, das letztere eine wichtige Kohlenstation für die Schiffe und der bedeutendste Handels¬ hafen Arabiens. Das Randland Oman im SO. beherrscht der Imam von Maskat. Die Bahrein-Inseln im persischen Golfe, bekannt durch ihre ergiebige Perlenfischerei, stehen unter englischer Oberhoheit. ' Arabisch, — Stadt. » Arabisch, — die Rechte (das rechts oder im S. gelegene Land). » Arabisch, — Thor der Thränen (angeblich wegen der vielen Schiffbrüche). 103 Dos Innere ist wüst. Die oasenreiche Mitte nehmen die Wa Ha¬ biten, eine strenge mohamedanische Secte, ein. Ein Anhängsel Arabiens ist die Sinai-Halbinsel zwischen den Golfen von Sues und Akaba (letzterer eine Fortsetzung des Ghor). Die Spitze des Dreieckes nimmt das Sinai-Gebirge ein (2600 m hoch), berühmt durch Moses' Gesetzgebung. Im N. breitet sich ein Wüstenplateau aus, durch das die Karawanenstraße von Ägypten nach Palästina führt. Ktädteterfet. Europa (mit Ausschluss von Österreich-Ungarn). Allgemeine Übersicht der natürlichen WerHättnisse. tz 44. Nächst Australien ist Europa das kleinste aller Festländer; sein Flächeninhalt beträgt sammt den Inseln nur 10 Mill. Kin?. Außerdem sind die wichtigsten natürlichen Eigenschaften des von uns bewohnten Erdtheiles: 1.) die allmähliche Zuspitzung und Zersplitterung gegen W. hin und die damit in Verbindung stehende große Küstenentwickelung, wodurch es alle anderen Continente übertrifft; 2.) das Vorwalten der Tiefebene und der Mangel au großen, gebirgsumschlossenen Tafelländern; 3.) die Lage außerhalb der Tropen; 4.) das Fehlen der Wüste. Diese Eigenschaften sollen nun der Reihe nach näher betrachtet werden. Z 45. Europa erstreckt sich durch 72 Längengrade von O. nach W. (Ural ca. 80° ö. L. s62s, nordöstlichster Theil dieses Gebirges 85° ö. L. s67s; Cap da Roca, westlichster Punkt 8 ° ö. L. (10 ° w.s). Im O. ist es mit seiner breitesten Seite fest mit Asien verwachsen, dem es noch im Bosporus und Hellespont nahetritt (die Grenzen wiederhole nach H 17), so dass man Europa ost als ein Anhängsel oder als eine Halbinsel Asiens bezeichnet. An den anderen Seiten ist es vom Meere umgeben, aber nur im N. (Eismeer) und W. (atlantischer Ocean) vom offenen Ocean, im S. von dem Mittelmeere, das mit dem atlantischen Ocean nur durch die 16 Irin breite Straße von Gibraltar (gleich der Entfernung Laxenburgs von der Donau bei Wien) und in neuester Zeit durch den Suescanal auch mit dem indischen Ocean in Verbindung steht. Hier, im Mittelmeere, tritt Europa an zwei Stellen auch Afrika nahe: bei Gibraltar, wo man das afrikanische Gegengestade deutlich sieht, und in der Straße von Tunis (zwischen Sicilien und Tunis), die das westliche und östliche Becken des Mittelmeeres miteinander verbindet. Wie Asien inmitten der gesummten bewohnten Erdoberfläche liegt, so nimmt Europa eine mittlere Stel¬ lung in der alten Welt ein. 105 An der Mittelmeerseite erreicht Europa durch Auflösung in drei Halbinseln auch den Höhepunkt seiner Küstenentwickelnng. Diese Halb¬ inseln entsprechen in ihrem Bau den südlichen Halbinseln Asiens, und zwar in gleicher Reihenfolge. 1. ) Die pyrenäische Halbinsel ist wie die arabische massig und nahezu viereckig und bildet ein Plateau. 2. ) Italien hat wie Vorderindien im N. ein Tiefland; der nördliche Abschluss, die Alpen, entspricht dem Himalaja, Sicilien der Insel Ceylon. Die Doppelinsel Corsica-Sardinien findet aber in Asien kein Gegenstück. 3. ) Die Balkanhalbinsel spitzt sich wie Hinterindien nach S. zu und hat im O. eine reiche Inselwelt, die nach einem anderen Erdtheile hinüberleitet. Durch diese Halbinselbildungen wird das Biittelmeer in folgender Weise gegliedert: 1.) Zwischen der Balkanhalbinsel und Kleinasien das ägäische Meer, mit dem die abgeschlossenen Meeresbecken im O., das Marmarameer^ und das schwarze Meer, nur durch enge Straßen (Hellespont^ oder Straße der Dardanellen und Bosporus^ oder Straße von Konstantinopel) in Verbindung stehen; 2.) zwischen der Balkan¬ halbinsel und Italien das adriatische und jonische Meer, die durch die Straße von Otränto verbunden sind; 3.) den dreieckförmigen Raum zwischen Italien und seinen drei großen Inseln füllt das tyrrhenische Meer; 4.) die große Einbuchtung im N. von Corsica heißt das ligurische Meer. 8 46. Wie im S., so bewirkt auch im N. die Bildung von Halb¬ inseln, der skandinavischen und der jütischen, ein tiefes Eindringen des Meeres in die Festlandmasse. Das Mittelmeer des N. ist die Ostsee oder das baltische Meer mit seinen drei Ausläufern: dem bottnischen, finnischen und Rigaer Busen. Die Einmündung großer Flüsse und die beschränkte Verbindung mit dem Ocean haben es schon fast ausgesüßt. Diese Verbindung wird durch die drei engen dänischen Meeresstraßen: dem Sund * und dem großen und kleinen Belt, bewerkstelligt; durch diese gelangt man in denKättegat (westlich von Jütland) und Skäger-Rak (nördlich von Jütland), welche schon den Vorhof des Oceans bilden. An der atlantischen Seite Europas ist das Hauptglied die britische Inselgruppe, die zum Theile der japanischen entspricht. Durch sie werden die Nordsee und der mit ihr mittelst der Straße von Calais (kale) verbundene Canal vom Ocean abgegliedert. ' Nach der Marniara-(Marmor-) Insel. 2 Griechisch, — Meer der Helle. b Griechisch, — Ochsenfurt. < Schwedisch, — Meerenge. 106 Die Bretagne (bretanj) ist ein ähnlicher halbinselförmiger Vor sprnng wie Kleinasien. Der Einschnitt des vizeayischen Meerbusens entspricht dem levantinischen Meere im S. von Kleinasien. 8 47. In der Bodengestaltung Europas lassen sich drei Haupt¬ formen unterscheiden: der Hochlandgürtel im S., die Gebirge nördlich davon und das Tiefland. u) Der Hochlandgürtel der alten Welt erreicht in Asien sein West¬ ende in Kleinasien und im Kaukasus (vergl. Z 36). An den Kaukasus schließt sich — schon auf europäischem Boden — das Gebirge der Krim an, dann folgt aber eine große Unterbrechung durch das schwarze und ägäische Meer. Jenseits derselben liegt das Alpensystem. Das Alpensy stein besteht aus einer Reihe zusammenhängender, langgestreckter Kettengebirge, deren Kernpunkt 1.) die eigentlichen Alpen find; daran schließen sich 2.) die Apenninen, 3.) die Gebirge der westlichen Balkanhalbinsel, 4.) die Karpaten, die sich mit einer Umbiegung jenseits der Donau 5.) in dem Balkan fortfetzen. Ohne oberflächlichen Zusammenhang mit den Alpen stehen die Hoch¬ gebirge der Pyrenäen und der S i e rr a N e v a d a (eine Fortsetzung des Atlas), mit denen der Hochlandgürtel der alten Welt im W. abschließt. Ist Die Gebirge im N. des Hochlandgürtels haben einen ganz anderen Charakter. Zwar gibt es darunter anch Gebirgsketten, aber diese sind viel kürzer als jene des Hochlandgürtels. Massen- und Kettengebirge, Einzel¬ berge und Plateaus wechseln miteinander in der mannigfaltigsten Weise ab. Mit Ausnahme des skandinavischen Gebirges sind alle von geringer Höhe und man bezeichnet sie daher als Mittelgebirge. Die hieher gehörigen Gruppen sind: 1.) das polnische Gebirge, 2.) das mitteldeutsche Bergland, 3.) das französische Bergland, 4.) die britischen Gebirge, 5.) das skandinavisch-finnische Gebirge. a) Zwei Drittel des Kontinentes sind Tiefebene. Das sibirische und turanische Tiefland fetzt sich, nur vom Ural unterbrochen, nach Russland fort, von Russland nach Deutschland und über die Niederlande nach Frank¬ reich bis an den Fuß der Pyrenäen. Kleinere Ebenen, sowohl Hoch- wie Tiefebenen, kommen auch innerhalb des Gebirgslandes vor. Die wichtigsten dieser Hochebenen find 1.) die schweizerische und oberdeutsche am Nordrande der Alpen, 2.) die beiden kastilischen Hochebenen in Spanien. Die wichtigsten, von Gebirgen eingeschossenen Tiefebenen liegen an den Alpenströmen: 1.) die Po-Ebene, 2.) die oberrheinische Ebene, 3.) die drei Donau-Ebenen: das Wiener Becken, die ungarische Tiefebene und die walachische Ebene. 107 Wenn man die Verbreitung dieser Hauptformen berücksichtigt, so scheidet sich Europa in zwei fast ganz gleiche Hälften: eine öst¬ liche (Russland) und eine westliche (das übrige Europa). Die Osthälfte ist eine einzige ununterbrochene Tiefebene, wo nur am Rande Gebirge auf- treten; die Westhälfte hat neben der Ebene auch noch die beiden Hauptformen des Gebirgslandes. Die Osthälfte ist breit, wenig gegliedert, massig und er¬ innert ganz an Nordasien, dessen Fortsetzung sie ist; die Westhälfte ist schmal, in viele Halbinseln getheilt, überall dem Einflüsse des Meeres geöffnet; die Osthälfte ist das continentale, die Westhälfte das marine Europa; der Cha¬ rakter der Osthälfte ist Einförmigkeit, der der Westhälfte Mannigfaltigkeit. Z 48. Europa ist nicht, wie große Theile Asiens, durch Randgebirge vom Meere abgeschlossen. Fast überall hin haben die Seewinde freien Zutritt und können Regen und Schnee verbreiten. Nach O. nimmt mit der Entfernung vom atlantischen Oeean der Niederschlag ab, die Osthälfte ist trockener als die Westhälfte, am trockensten in den nördlichen Gestadetändern des schwarzen und kaspischen Meeres (Südrussland), wo an die Stelle des Waldes die Steppe tritt. Nirgends ist es aber so trocken, dass daraus eine Wüste entstünde, und überall gibt es reichlich fließe ndesWa sfer. Vom nördlichen Ural zieht die Hauptwasscrscheidc über die Kar¬ paten, das mitteldeutsche und französische Bergland und durch die pyrenäische Halbinsel bis zur Straße von Gibraltar. Alle Flüsse nordwestlich davon gehen in das Eismeer, die Ost- und Nordsee, in den Canal und direet in den atlantischen Ocean; alle Flüsse südöstlich davon gehen in das mittel¬ ländische, schwarze und kaspische Meer. Die größten Flüsse gehören dem letztgenannten Gebiete an. In der Osthälfte Europas ist die Anordnung der Flüsse sehr einfach. Nach NW. gehen die Petschora, Dwina und Düna, nach S. die Wolga, der Dnjepr und Dnjestr. In der Westhälfte ist die Vertheilung verwickelter. Jedes der fünf Hauptglieder (die drei südlichen Halbinseln, die britischen Inseln und Skandinavien) hat sein eigenes Flusssystem. Innerhalb des Rumpfes ist maßgebend, dass das Bergland den inneren Kern bildet, den im N. und S. Tiefland umzieht. Die Weichsel, Oder, Elbe, der Rhein, die Seine (ßän), Loire (loär) und Garonne (garön) folgen dieser Ab¬ dachung nach N. und W.; von allen diesen Flüssen kommt aber nur der Rhein aus den Alpen. Drei Flüsse machen jedoch eine Ausnahme, indem sie die Ränder der Alpen umfließen: die Donau und der Po nach O., die Rhone (rön) nach W. und S. An Seen sind besonders drei Gegenden reich: die Alpen, die britischen Inseln und die Landstriche um die Ostsee herum. 108 Z 49. Europa ist der einzige Erdtheil, der ganz außerhalb der Tropen liegt. Er erstreckt sich von 36° (Cap Tarifa) bis 71°/^° n. B. (Nordcap); es gehört also auch nur der äußerste Nordrand der kalten Zone an. Wie Afrika der heiße, so ist Europa der gemäßigte Erdtheil. Genügende Wärme und genügende Feuchtigkeit gestatten überall den Ackerbau, jedoch mit drei Ausnahmen. Die Kälte verhindert ihn im äußersten Norden und in den höchsten Gebirgsgegenden, die Trockenheit in der kaspischen Salzsteppe. (Fig. 26.) Die Zonen Europas. Die Ausdehnung von S. nach N. ist indes doch so groß, dass daraus bedeutende Gegensätze entstehen. Es lassen sich in dieser Richtung fünf Zonen unterscheiden, deren Grenzen aber nicht genau mit Parallelkreisen zusammenfallen (s. Fig. 26). Der Grund davon liegt 1.) in der Verthei- lung der Gebirge (die Alpen scheiden z. B. zwei Zonen), 2.) darin, dass wir im Winter vom warmen atlantischen Ocean durch die Westwinde viel Wärme empfangen. Daher nimmt im Winter die Wärme von W. nach O. ab, im Sommer aber, wo das Land mehr erhitzt wird als das Wasser, ist der Osten wärmer als der Westen. 1.) In der südeuropäischen Zone, die durchschnittlich bis zum 45. Parallelkreise, im Innern der Balkanhalbinsel aber nur bis zum 40. reicht, sind mit Ausnahme der höher gelegenen Gegenden winterliche Schnee¬ fälle selten. In Rom z. B. ist es in der kältesten Zeit (Anfangs Januar) so warm wie in Wien Mitte April. Daher gedeiht hier eine ganz andere 109 Pflanzenwelt als in unseren Gegenden. Immergrüne Laubbäume, wie der Lorbeer, die Myrte und Olive, geben ihr ein eigenthümliches Aussehen; besonders wichtig ist der Oliven- oder Ölbaum, dessen Früchte das feinste Speiseöl liefern. Eigenartige Nadelhölzer, wie die schlanke, ernste Cypresse und die brcitkronige Pinie, gesellen sich zu ihnen; in den südlichsten Gegenden ist auch schon die Zwergpalme heimisch. Die sommerliche Hitze erzeugt feurige Weine und die köstlichen Südfrüchte: Feigen, Citronen, Orangen (oran„schen), Mandeln und Johannisbrot; die Kastanienbäume liefern ebenfalls ein beliebtes Nahrungsmittel, der Maulbeerbaum ernährt die Seidenraupe. Weizen, Mais und Reis sind die Hauptnahrungspflanzen. 2. ) In der südlichen Mitte tzone (ca. 45. bis 50. Parallelkreis) verschwinden die immergrünen Lanbbäuine und die Südfrüchte, aber Wein wird noch mit Erfolg gebaut, der Mais kommt noch zur Reife, neben Weizen stellt sich schon Roggen als eine Hanptbrotfrucht ein. Die Wälder bestehen aus sommergrüneu Laubbüumeu uud Nadelhölzern. 3. ) Die nördliche Mittelzone (ca. 50. bis 60. Parallelkreis) hat dieselben Pflanzen, nur Wein und Mais fehlen. Der Weizen tritt mehr zurück, der Roggen wird das Hauptgetreide. 4. ) In der nördlichen Zone (ca. 60. Parallel- bis zum Polar¬ kreis) ist auch der Weizen und unser gewöhnlicher Obstbaum verschwunden. Von den Getreidearten bleiben nur noch Roggen, Gerste und Hafer zurück. Die Wälder bestehen aus Nadelholz. 5. ) In der polaren Zone (jenseits des Polarkreises) fehlt Wald und Ackerbau. Die größte Fläche nimmt die nördliche Mittelzone, die kleinste die polare Zone ein. Allgemeine Hbersicht der Äonen. i Darunter sind unsere gewöhnlichen Obstbänme, wie Äpfel, Birnen, Kirschen, Zwetschken re., verstanden. 110 Die Bevölkerung. 8 50. Von den 360 Millionen Menschen, die Europa bewohnen, gehören nahezu 350 der kaukasischen Rasse, und zwar (mit Ausnahme der Basken) dein indo-europäischen Sprachstamme an. Unter diesen sind wieder die eigentlichen Beherrscher Europas die Romanen, Germanen und Slaven, welche sich in den Thülern der Alpen berühren. Die Romanen nehmen den Südwesten, die Germanen die Mitte und den Norden, die Slaven den Osten ein. WbersicHt der Wöt'ker Kuropas. l. Uliktellämlilcke Italic I iaüo - eurogäitcker 8grackstamm. II. Koagolisäle Kage. ani Ural, «) Magyaren (madjären). Z 51. Diese drei Hauptstämme haben nicht von jeher ihre gegen¬ wärtigen Wohnsitze innegehabt. Von der ehemaligen Bevölkerung haben sich aber nur wenige Reste rein erhalten, die meisten haben sich mit den Römern, die im Alterthum Süd- und Westeuropa beherrschten, und mit den Germanen und Slaven, die immer weiter von Osten nach Westen vorrückten, vermischt und dabei ihre Sprache aufgegeben, oder sie wurden völlig verdrängt. Von den ehemaligen Völkern kaukasischer Rasse sind besonders wichtig: 1.) Die Iberer, die Bewohner der pyrenäischen Halbinsel, von denen sich nur noch ein kleiner Rest in schwer zugänglichen Thälern der Pyrenäen erhalten hat (Basken); die übrigen wurden romanisiert, und — 111 — auf der Grundlage der lateinischen Sprache bildeten sich die spanische und portugiesische Sprache. 2.) Die Kelten bewohnten einst ganz Frankreich bis an den Rhein, die Alpen und die britischen Inseln. Nur in einigen Gegenden des äußersten Westens leben noch die alten keltischen Sprachen fort, aber immer mehr und mehr verschwindend. Im alten Gallien wurden sie romanisiert (französische Sprache), in den Alpen von Germanen und Slaven, auf den britischen Inseln von Germanen verdrängt. 3.) Die Daeier wurden gleichfalls romanisiert (rumänische Sprache). Ein ähnliches Schicksal hatten die Finnen, die zur mongolische» Rasse gehören, im Norden Europas; auch sie wurden theils von den Germanen, theils von den Slaven zurückgedrängt, theils vermischten sie sich mit ihnen und büßten dabei ihre Sprache ein, und nur in den von der Natur wenig begünstigten Gegenden haben sie sich bis auf den heutigen Tag erhalten. Das Volksbild Europas hat sich also seit dem Alterthum wesentlich geändert, und zwar 1.) durch die Ausbreitung des römischen Reiches und die daran sich knüpfende Romanisierung fremder Völker (die romanischen Sprachen sind Töchter der lateinischen Sprache); 2.) durch die Wande¬ rungen der Germanen und Slaven nach W., S. und N. An der Grenze der Gerinanen und Slaven fanden im Mittelalter ebenfalls wichtige Ver¬ schiebungen statt. Von viel geringerer Bedeutung waren aber 3.) die späteren Einwanderungen mongolischer Völker nach Russland, Ungarn (Magyaren smadjärens) und in die Balkänhalbinsel (Türken), wenn sie auch zeitweise iu der Geschichte eine große Rolle spielten. H 52. Dass die europäischen Völker die höchste Culturstufe einnehmen, welche die Geschichte bisher kennt, und dass sie mittelst dieser Cultur die Herren der Erde wurden, verdanken sie zum großen Theile günstigen Naturverhältnissen. 1.) Klima und Boden eignen sich fast überall für den Ackerbau. Nomaden gibt es nur im äußersten Südosten (Steppe am Kaspisee) und äußersten Norden (polare Zone). Von diesen geringfügigen Ausnahmen abgesehen, sind alle europäischen Völker ansässig und wohnen dichter gedrängt (36 auf 1 Um?), als es durchschnittlich in anderen Erdtheilen stattfindet (vergl. Asien und Afrika; Amerika hat 3, Australien nur 0,? auf 1 km?), in geordneten Staaten. Die größere Dichtigkeit der Bevölkerung führte zur Theilung der Arbeit; von der Landwirtschaft (Ackerbau und Viehzucht) trennten sich Bergbau, Gewerbe und Handel als selbständige Erwerbszweige, die hauptsächlich in den Städten Pflege fanden. 112 2. ) Der Reichthum vieler Gegenden an Kohle und Eisen rief seit der Einführung der Dampfmaschine in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, besonders aber in der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts, eine großartige Entwickelung des Gewerbewesens zur Fabriksindustrie hervor. Nur die vereinigten Staaten in Nordamerika können hierin mit Europa wetteifern, aber trotzdem ist Europa der große Fabriks-Erdtheil, der den größten Theil der Menschheit mit Industrie-Erzeugnissen, wie Baum- woll-, Schafwoll- und Seidenstoffen, Eisenwaren u. s. w., versorgt. 3. ) Das förderte wieder Handel und Schiffahrt. Europa fehlt nur Eines: die tropischen Naturerzeugnisse, und dieser Mangel führte die Europäer zunächst in die fremden Erdtheile; in neuester Zeit bedarf es aber nicht bloß tropischer Genussmittel (z. B. Kaffee) und Rohstoffe für seine Fabriken (z. B. Baumwolle), sondern auch Erzeugnisse kälterer Gegenden, wie Getreide, da viele Gegenden Europas die wachsende Zahl ihrer Bewohner nicht mehr ernähren können. Der auswärtige Handel Europas besteht im wesentlichen in einem Umtausche seiner industriellen Erzeugnisse gegen fremde Naturprodukte. Derselbe hätte aber keinen so großen Aufschwung genommen, wenn Europa nicht durch eine großartige Küstenentwickelung begünstigt wäre. Auch dem Verkehre zwischen den einzelnen Völkern Europas stehen keine großen Hindernisse entgegen, denn unser Erdtheil besitzt weder ausgedehnte Hochländer mit Randgebirgen wie Asien, noch Wüsten wie Afrika und Asien. Der innere Handel wird heutzutage theils zur See, theils durch Eisenbahnen vermittelt. 4. ) Mit der Entwickelung des Handels steht die Colonisation in innigem Zusammenhänge. Die Europäer besuchten nicht nur zeitweise fremde Gegenden, sondern ließen sich auch dort nieder. Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts, wo Amerika und der Seeweg nach Indien (um Afrika herum) entdeckt wurden, beginnt die Ausbreitung der europäischen Macht über die ganze Erde. Die am Ocean lebenden Volker, zuerst die Spanier und Portugiesen, später die Franzosen und Niederländer, zuletzt die Engländer, gründeten große Colonialreiche jenseits des Oceans. Amerika und Australien wurden gänzlich europäisiert, in Asien nahmen Russen und Engländer große Länderräume in Besitz, Afrika wurde in den letzten Jahrzehnten unter die europäischen Staaten aufgetheilt. 5. ) Aber nicht bloß in denjenigen Thätigkeiten, welche auf die Er¬ reichung materieller Güter gerichtet sind, sondern auch in Wissenschaft und Kunst haben es die Europäer weiter gebracht als die Culturvölker Asiens. In der heißen Zone erschlafft der Mensch durch Wärme und Überfülle der Naturgaben, in der kalten Zone ringt er mit des Lebens 113 Nothdurft und wird gegen geistige Genüsse abgestumpft; nur das Klima der gemäßigten Zone regt den Menschen zu unausgesetzter Thätigkeit an, indem sie Arbeit von ihm fordert, aber dieselbe auch lohnt. Ebenso fördernd wirkte die Leichtigkeit des Verkehrs zu Wasser und zu Lande, denn nur dadurch werden Ideen weit verbreitet und kann ein Volk von dem andern lernen. Die europäische Cultur gieng vom Mittelmeere aus, wo die Schiff¬ fahrt zuerst sich entwickelte. Aus Ägypten und Vorderasien (Culturreiche am Euphrat und Tigris, Phönicien) kam sie nach Griechenland, von Griechenland nach Italien, und die Römer vermittelten sie dem Westen. Unter dem Einflüsse des Christenthums, das sich im Gefolge der griechisch- römischen Bildung über Europa verbreitete, wurden auch die Germanen und Slaven der Cultur zugeführt. Z 53. Europa ist der christliche Erdtheil; die Zahl der Juden, der Mohamedaner und Heiden beläuft sich auf höchstens 14 Millionen. Romanen und Germanen erhielten ihre Religion von Rom (katholische Kirche), die meisten Slaven von Constantinopel (griechische Kirche). Inner¬ halb der katholischen Kirche bewirkte die Reformation im 16. Jahrhunderte eine tiefgreifende Spaltung und die Gründung neuer Kirchen, die wir unter dem Namen Protestantismus zusammenfassen. So ist das christliche Europa jetzt dreigetheilt: der Katholicismus herrscht über die Romanen (mit Ausnahme der griechischen Rumänen), über die Südhälfte der Deutschen und einige slavische Stämme (Polen, Czechen, Kroaten, Slovenen); zum Protestantismus bekennt sich der größte Theil der Germanen (mit der schon erwähnten Ausnahme), zur griechischen Kirche, die sich selbst die orthodoxe, d. h. rechtgläubige, nennt, die meisten Slave», die Rumänen und Griechen. Man zählt beiläufig: Katholiken 160 Mill. Griechen. 90 » Protestanten. 82 » H 54. Die vorherrschende Staatsform ist die erbliche Monarchie. Die Monarchen führen verschiedene Namen: Kaiser, König, Großherzog, Herzog, Fürst. Von den 18 größeren Staaten sind: 2 absolute Monarchien, in denen der Monarch allein die ganze Gewalt ausübt: das Kaiserthum Russland und das türkische Reich; 14 constitutionelle Monarchien, in denen der Monarch in Bezug auf die Gesetzgebung an die Zustimmung der gewählten Vertreter des Volkes (in Österreich Reichsrath und Landtag) gebunden ist: die österreichisch-ungarische Monarchie (Kaiserthum), das deutsche Reich (Kaiser¬ thum, zerfallend in mehrere Staaten), die Königreiche: Rumänien, Serbien, Supan, Geographie. 8 114 Griechenland, Italien, Spanien, Portugal, Großbritannien, Norwegen, Schweden, Dänemark, Holland und Belgien; 2 Republiken: Frankreich und die Schweiz. Aus diesen 18 Staaten ragen 6 durch Ausdehnung und Nolkszahl besonders hervor: Russland, das deutsche Reich, Österreich-Ungarn, Frank¬ reich, Großbritannien und Italien. Man nennt sie daher Großmächte; sie leiten die Geschicke unseres Erdtheiles. KeiLdive kevölkenunH HbLolut.e kevö1k6l*unH (Fig. 27.) Graphische Darstellung der Bevölkerung der europäischen Staaten. Die Bnlkänhalbinsel. Fiume 45i/z, 32 (14)? Skutari42, 37 (19); Cap Mätapan östlich von 36^, 40 (22); Olymp 40, 40 (22); Eingang in die Dardanellen 40, 44 (26); Sulina- mündung östlich von 45, 47 (29). 8 55. Die Balkänhalbinsel, der eine Pfeiler der Brücke zwischen Europa und Vorderasien (wie Kleinasien der andere), hängt mit seiner Breitseite mit dem Festlande zusammen. An zwei Stellen streichen die Gebirge des Festlandes (Alpen und Karpaten) nach der Halbinsel hinüber, sonst begrenzen sie im N. die Ebenen der Donau und Save. Mit wenig abnehmender Breite überschreitet die Halbinsel den 41. Parallelkreis, um dann plötzlich auf die Hälfte verschmälert zu werden. An die Stelle der anderen Hälfte tritt das ägäische Meer, das nach S. hin durch einen Jnselbogen mit dem Mittelstück Kreta abgeschlossen ist. Nirgends ist die 115 Küstenentwickelung günstiger, als im Umkreise des ägäischen Meeres, das man mit Recht auch das griechische Meer nennt, weil es in seinem ganzen Umkreise, im Alterthum wie heutzutage, von Griechen umwohnt wird. Nirgends ist die Zahl der Halbinseln, Buchten und Inseln im Vergleiche zum Raume größer als hier. Die Balkanhalbinsel zerfällt also in einen breiten Nord- und einen schmalen Südtheil. Der letztere theilt sich aber wieder, indem die Golfe von Patras und Korinth von dem Golf von Ägina nur durch den schmalen Isthmus getrennt sind. Nur durch diese Landenge hängt der Peloponnes (Pelopsinsel), der nach seiner zackigen Gestalt auch den Namen Morea, d. h. Maulbeerblatt, führt, mit der eigentlichen Halbinsel zusammen. Ein kleines Seitenstück zum griechischen Südtheile ist die drei- fingerige Halbinsel Chalkidike. ß 56. Die Halbinsel ist fast durchaus mit Gebirgen erfüllt, und Ebenen kommen nur in geringer Ausdehnung theils an den Küsten (Fluss¬ anschwemmungen), theils innerhalb des Gebirges in Einsenkungen vor. Die Hauptwasserscheide verläuft in der Hauptrichtung der Halbinsel von den Ausläufern der Alpen bis zum Schar-Daghsi einem der höchsten Berge der ganzen Halbinsel, von NW. nach SO., dann (ent¬ sprechend der Knickung der Westküste) mehr von N. nach S. bis an den Golf von Korinth. Alle Flüsse westlich davon fließen in das adriatische und jonische Meer. Vom Schar-Dagh zweigt sich eine andere Wasserscheide ab, welche von W. nach O. bis zum schwarzen Meere verläuft und die Zuflüsse der Donau von denen des ägäischen Meeres trennt. Wir haben also eine dreifache Abdachung und dreierlei Flussgebiete: 1.) Das adriatisch-jonische hat nur wenig bedeutende Flüsse, unter denen die albanesische Drina der größte ist, ist von hohen, waldarmen Gebirgen erfüllt, hat nur einige Küstenebenen und eine verhältnismäßig wenig gegliederte Küste. 2.) Das Donangebiet ist das continentale, es ist im S. gebirgig und geht im N. in die Flussebenen der Save und Donau über. Die serbische Drina mit dem Lim, die Mörawa, bestehend aus der bulgarischen und serbischen Mvrawa mit dem Ibar, und der J s k er sind die bedeutendsten Flüsse dieses Gebietes. 3.) Das ägäische Gebiet mit der Maritza (alt: Hebros), Struma (alt: Strymon), dem Wardar (alt: Axios) und der Salämbria (alt: Peneus) ist das weitaus begüustigste, einerseits durch eine reiche Küstenentwickelung, anderseits durch das Vorkommen größerer bergumschlosseuer Ebenen, wodurch es in eine Reihe selbständiger Landschaften zersplittert wird. > türkisch, --- Gebirge. 116 Z 57. Vom adriatischm Meere bis zu den Thälern der Struma und bulgarischen Morawa ist das ganze Land mit Gebirgen erfüllt, deren Richtung vorherrschend von NW. nach SO. geht. Man ersieht dies schon aus der Richtung der paarweise angeordneten Hauptthäler, die aber nach verschiedenen Richtungen entwässern. Das westliche Paar wird gebildet durch die Thäler der serbischen Drina und des Lim auf der Donauseite und durch die Thäler des weißen und schwarzen Drin, die sich dann zur albanesischen Drina vereinigen. Das mittlere Paar besteht aus den Thälern des Ibar und Wardar, das östliche aus den Thälern der bulgarischen Morawa und Struma. Die Gipfelhöhen übersteigen nur selten 2000 in (Schar-Dagh 2700 in). Die Hauptthäler sind breit; einige Einsenkungen werden von Seen eingenommen (Ochrida-, Skutarisee u. a.); manche Seen sind ausgesüllt und bilden nun Thalkessel, wie z. B. das Amselfeld, wo einst die Serben von den Türken geschlagen wurden. Einen zusammenfassenden Namen haben diese Gebirge nicht, sie werden meist nach den Landschaften als macedonifches, albanisches Gebirge u. s. w. benannt. Jenseits des östlichen Thalpaares Morawa - Struma herrscht die Richtung WO. vor. Als Fortsetzung der Karpaten zieht sich ein geschlos¬ senes Gebirge, vom Timok ab Balkan genannt, in einem Bogen um die bulgarische Hochebene herum von der Donau bis zum schwarzen Meere. In der Mitte erreicht es seine höchste Höhe in 2400 in und sinkt dann rasch nach O. zu. Die Pässe (wichtigster der Schipka) liegeu im mittleren Theile durchschnittlich 1300 in hoch, daher bildet der Balkan eine wirksame Mauer zwischen dem Donau- und dem ägäischen Gebiete, trotzdem dass er vom Isker seiner ganzen Breite nach durchbrochen wird. Aber dieses Thal ist schmal und dient noch nicht dem Verkehre. Wito sch und Rilo-Dagh verbinden den Balkan mit dem Rhödope^-Gebirge (alle drei über 2000 in sich erhebend). An den Küsten des schwarzen und Bkarmarameeres erheben sich niedere Gebirge. Diese schachbrettartig angeordneten Gebirge umschließen die Thalebenen der Maritza, die durch das Aneiuauderrückeu des Rhödope- und Küsten¬ gebirges oberhalb Adrianopels abgeschnürt werden. Dieses Gebirgsviereck hieß im Alterthum Th raci en. Dieselbe Bildung wiederholt sich in Thessalien. Von dem wasser¬ scheidenden Gebirge, das hier Pindus heißt, ziehen ostwärts zwei Gebirgs¬ züge: das kambu nische Gebirge im N., das mit dem griechischen Göttersitze Olymps (nahezu 3000 in) endet, und der Othrys im S., > Türkisch, — Gebirge. Griechisch, — Rosengebirge. s Griechisch, — der Leuchtende, weit größtentheils mit Schnee bedeckt 117 an der Küste erheben sich Ossa und Pcliou, und dieses Gebirgsviereck umschließt die beiden Ebenen des Peneus (Salambria), der durch das herrliche Tempethal ins Meer entschlüpft. In kleinstem Maßstabe finden wir nochmals eine Beckenbildung im Thale des Kephissos, der in den abflusslosen Kopaissee mündet. An den Öta, der mit dem Pindus zusammenhängt, schließen sich an der einen Seite die Bergmassen des Parnass (Sitz Apollos und der Musen) und Helikon, auf der anderen das Küstengebirge; im S. bilden Kithäron und Parnes die Grenzen gegen Attika. So umziehen das ägäische Meer eine Reihe abgeschlossener Landschaften, ans centralen Ebenen mit Gebirgsrändern umgeben, und nur Macedonien (zwischen dem Rhodope- und kambunischen Gebirge) macht davon eine Ausnahme. Auch der Peloponnes ist ein Bergland. Vom arkadischen Hochlande gehen nach S. und O. Bergzüge aus, zwischen denen das Meer- tief in das Land eindringt und damit eine zackige Gestaltung hervorruft. Das höchste dieser Gebirge ist der Taygetos (bis 2400 m), der sich trotz seiner südlichen Lage noch jeden Winter mit einem Schneemantel umhüllt. Z 58. Der Gegensatz der breiten Nord- und schmalen Südhälfte kommt auch darin zum Ausdrucke, dass nur die letztere der Südzone angehört, von der ersteren aber nur die Küstenstriche. ß 59. Die älteste Bevölkerung der Halbinsel war durchaus indo¬ europäisch: Thraker im Maritzagebiete, Griechen in Griechenland und auf den Inseln, Illyrer im nördlichen und westlichen Theile der Halb¬ insel; ihre Nachkommen sind die Albanesen. Bei der Theilung des römischen Reiches kam die Halbinsel au das oströmische Reich mit dem Kaisersitze Conftautinopel. Seit dem 5. Jahrhunderte begannen die Ein¬ wanderungen der Slaven und der mongolischen Bulgaren, die aber in der Folge die slavische Sprache annahmen. Auch in Griechenland mischte sich die Urbevölkerung stark mit slavischen Einwanderern, behielt aber ihre ursprüngliche Sprache bei. Die Slaven machten sich bald von den Kaisern zu Constantiuopel unabhängig und gründeten das serbische und bulgarische Reich. Die zweite Periode begann 1353, als die Türken (Osmanen) sich auf der Landzunge von Gallipoli sestsetzten. Bald hatten sie die ganze Halbinsel erobert, 1453 siel Constantinopel; ein großer Theil von Ungarn, Rumänien, das südliche Russland musste sich dem Halbmonde -beugen. Aber seit dem Ende des 17. Jahrhunderts sank ihre kriegerische Macht stetig. Sie behandelten alle unterworfenen Christen als rechtlose Rajah (rädscha, d. h. Herde), und dies hatte fortwährende Aufstände zur Folge. 118 1829 lösten sich Griechenland nnd Serbien, 1856 Rumänien, 1878 Bul¬ garien los, und Österreich-Ungarn übernahm gleichzeitig die Verwaltung der Provinzen Bosnien und Herzegowina. Heutzutage theilen sich vier Völker in den Besitz des Landes: 1.) Die Serben bewohnen den Nordwesten vom Morawagebiete bis an das adriatische Meer; 2.) die Bulgaren den ganzen Osten von der Donau bis in die Nähe des ägäischen Nordgestades; 3.) die Albanesen die adriatische Abdachung vom Quellgebiete des weißen Drin bis nahezu zum 40. Parallelkreise; 4.) die Griechen die ganze Südhälfte, die Nord¬ küste des ägäischen Meeres bis nach Constantinopel und die Inseln. Die einstigen Herren des Landes, die Türken, leben meist nur zerstreut als Grundbesitzer und in den Städten des griechischen und bulgarischen Landes. Aus den abgefallenen Provinzen werden sie immer mehr verdrängt und ihre Zahl ist sichtlich in Abnahme begriffen. Die griechische Kirche ist die herrschende. Mohamedaner sind die Türken und ein Theil der Albanesen; die Zahl der slavischen Moha¬ medaner ist geringfügig. ß 60. Obwohl der Boden fruchtbar und das Klima günstig ist, gehört die Balkanhalbinsel doch zu den vernachlässigsten Gebieten Europas. Seit Beginn des Mittelalters wurde hier fast fortwährend gekämpft, und unter der Türkenherrschaft hat die allgemeine Unsicherheit, die Aufstände der Rasah und die Trägheit der türkischen Herren jeden Aufschwung ver¬ hindert, aber jetzt zeigt sich überall eine Wendung zum Besseren, haupt¬ sächlich in den christlichen Staaten. Der S l a v e (Bulgare und Serbe) ist vor allem Landwirt, der Grieche wie im Alterthum Kaufmann und Seefahrer. Nur in der Industrie stehen die Balkanstaaten noch immer auf einer tiefen Stufe und sind ganz vom übrigen Europa abhängig. Ihr auswärtiger Handel besteht vorzugsweise in einem Austausche von Naturerzeugnissen gegen Fabrikate. Früher waren sie fast nur zur See zugänglich, in jüngster Zeit durchschneiden aber zwei wichtige Eisen¬ bahnlinien die Nordhälfte der Halbinsel. Von Belgrad, wo der Anschluss an das mitteleuropäische Eisenbahnnetz (Wien) stattfindet, geht die Bahn durch das Morawathal bis Nisch, wo sie sich theilt: der eine Arm führt durch das Maritzathal nach Constantinopel, der andere durch das Wardar- thal nach Saloniki. Z 61. Auf der Halbinsel bestehen jetzt 1.) vier unabhängige Staaten (Türkei, Serbien, Montenegro und Griechenland), 2.) ein türkischer Vasallen¬ staat (d. h. unter der Oberhoheit der Türkei stehend, Bulgarien), 3.) eine österreichische Provinz (Dalmatien) und 4.) zwei türkische Provinzen, die von Österreich-Ungarn verwaltet werden. 119 Dalmatien, Bosnien und die Herzegowina werden bei Hsterreich-Ungarn besprochen werden. Z 62. Die Hürkei, der einzige nichtchristliche Staat Europas, bildet mit den asiatischen und afrikanischen Besitzungen ein einziges Reich von 3 Mill, krm? und 22 Mill. Einwohnern. Der Sultan ist nicht nur weltlicher Beherrscher des Reiches, sondern auch geistliches Oberhaupt der sunitischen Mohamedaner fvergl. L? 37). Der ägäische Theil des Reiches heißt Rumelien'. Auf der östlichsten Halbinsel liegt die Hauptstadt des Reiches, Konstantinopels die größte Stadt Südeuropas, wegen ihrer Lage an der Grenze zweier Erdtheile eine der wichtigsten Städte Europas. Die Bortheilc dieser ausgezeichneten Lage haben schon die alten Griechen, welche ün 7. Jahrhunderte vor Christus die Stadt Byzanz hier anlegten, erkannt, denn Con- stantinopel ist nicht bloß als Kreuzungspunkt zweier großer Handelsstraßen (von Asien nach Europa und vom schwarzen zum ägäischen Meere) von hervorragender Bedeutung, sondern besitzt auch iu seiner Bucht, das goldene Horn genannt, einen der besten Häfen der Erde, der den größten Flotten sicheren Zugang und Schutz vor allen Winden gewährt. Im N. dieser Bucht liegen die beiden Frankcnstädtci' Pera und Gätata, auf der Südseite das eigentliche Coustantinopel, auf sieben Hügeln sich erhebend (daher Neu-Rom genannt), und an der Spitze der südlichen Halbinsel das Gerast die Residenz des Sultans, eine Stadt für sich. Amphitheatralisch steigt die Stadt von der Küste empor, mit ihren Moscheen und Minarets den herrlichsten Anblick gewährend, während der reich belebte Hafen den prächtigen Vordergrund bildet. Das schönste Bauwerk ist die Aja Sofia, eine christliche Kirche, aus den glänzendsten Zeiten des byzantinischen Kaiserreiches stammend, jetzt in eine Moschee umgewaudelt. — Zahlreiche Festungswerke sind zu beiden Seiten des Bosporus angebracht, um einen Angriff auf die Stadt von der Seeseite her zu verhindern, während sie auf ihrer Nordseite durch eine dreifache Mauer geschützt ist. Wie Coustantinopel die eine Pforte in das fchwarze Meer beherrscht, so die Dardanellen, je drei feste Schlösser auf der asiatischen Seite und auf der Halbinsel von Gallipoli, die andere Pforte (den Hellespont, Straße der Dardanellen). > Rumeler (Oströmcr) wurden die Griechen von den Türken genannt. Nach Constantin d. Gr. benannt. ' Franken heißen in der Levante alle fremden Europäer. 120 In der fruchtbaren Ebene der Maritza liegt an der Einmündung der Tundscha in die Maritza Adriano pel^ vor der Eroberung Con- stantinopels die Residenz der Sultane. Hier vereinigen sich die Haupt¬ straßen nach Constantinopel, die von Serbien (Eisenbahn) und die über den Balkan. Den westlichen Theil Rumeliens bildet das Bergland Makedonien. Saloniki am Ende der Wardarstraße ist die zweite Seestadt der Türkei. Am östlichsten Ende Chalkidikes erhebt sich der Berg Athos, seit alters- her von griechischen Mönchen bewohnt, deren Kloster große Schätze alter Handschriften birgt. Der adriatische Theil der Türkei ist Albanien, eine natürliche Festung, von drei Seiten von Gebirgen umwallt, von der Seeseite durch seichte Gewässer oder Klippen geschützt, im Innern von steilen, wild zerklüfteten Gebirgen erfüllt. Daher konnten die Bewohner bis auf den heutigen Tag ihre fast vollständige Unabhängigkeit bewahren, blieben aber auch, weil abgesperrt vom Weltverkehre, ein halbbarbarisches Volk, dessen theuerstes Besitzthum die Waffen und dessen Freude der Kampf ist. In der centralen Ebene von Niederalbanien oder Epirus^ liegt am acherusischen See Janina an der Stelle des einst berühmten Dodona. Der Hauptort Oberalbaniens ist Skutäri am gleichnamigen See. Von den wenigen Inseln, die unter osmanischer Herrschaft stehen, ist Kreta (oder Candia) die größte. Sie wird in ihrer Längenrichtung von einer Gebirgskette durchzogen, deren höchster Punkt der Berg Ida (2400 m) ist. Nur die Europa zugekehrte Nordküste ist buchtenreich, daher hier die Hauptstadt Candia. 8 63. WuLgarien ist nicht nur ein fruchtbares Land, das viel Getreide ausführt, sondern besitzt auch eine einheimische Hausindustrie, die in Teppichweberei und in der Bereitung von Rosenöl Anerkennenswertes leistet. Das eigentliche Bulgarien erstreckt sich vom Balkan zur Donau. Die Hochebene, die sich an den Balkan anschließt, geht langsam in das Donau-Tiefland über und wird von tiefen Thälern durchfurcht, durch welche die vielen kleinen Flüsse der Donau zueilen. Der wichtigste Ort an der Donau ist Rustschuk, Warna ist der Haupthafen am schwarzen Meere, die Festung Schumla bewacht die Balkanübergänge. Nur am Isker erstreckt sich das eigentliche Bulgarien auf die Südseite des Balkans; hier liegt die Hauptstadt Sofia in einem weiten Thalbecken am Fuße des Witosch. ' Nach Kaiser Hadrian benailnt. Griechisch, — Festland (im Gegensätze zu den benachbarten Inseln). 121 Unter Ostrumelien versteht man das zum Fürstenthume gehörige Maritzaland. Der Hauptort des oberen Maritzabeckens ist Philippopel^. Z 64. Serbien, zwischen dem Timok und der (serbischen) Drina gelegen, umfasst das Gebiet der Morawa. Der größere südliche Theil ist Gebirgsland, der Norden geht allmählich in die fruchtbaren Ebenen an der Save und Donau über. Ackerbau und Viehzucht, besonders Schweine¬ zucht, sind die Hauptbeschäftigung der Bewohner. Außer der Schweiz ist Serbien der einzige größere Staat Europas ohne Meeresgrenzen. Der ganze Verkehr geht über Ungarn. Die Hauptstadt B e l g r a d liegtunmittel¬ bar an der Grenze, an dem Zusammenflüsse von Save und Donau, über die sich auf hohem Felsen die altberühmte Festung erhebt. Die zweite Stadt ist Ni sch (Eisenbahnknotenpunkt, s. Z 60). Z 65. Montenegro (italienische Übersetzung von Cernagvra szernagöraj, d. h. schwarze Berge) ist ein schwer zugängliches kleines Berg¬ land, in das sich seit dem Eindringen der Türken Serben flüchteten, um hier in fortwährendem Kampfe mit dem Erbfeinde ihre Freiheit zu behaupte». Das Land ist arm, die Bewohner sind rauh und kriegerisch. Erst seit 1878 haben sie Antheil an der tiefgelegenen Ebene am Skutarisee und Zugang zum Meere. Der Hauptort ist Cetinje. Z 66. Griechenland, von einem Könige aus der dänischen Dynastie regiert, ist der einzige Staat der Halbinsel, der ganz in der süd¬ europäischen Zone liegt. Aber seine gebirgige Natur bewirkt, dass auch hier viele Gegenden wegen ihrer hohen Lage ein verhältnismäßig rauhes Klima haben. Der Ackerbau hat mit Schwierigkeiten zu kämpfen, die vor¬ herrschende Ziegenzucht bedroht die letzten Reste des Waldes. Die Oliven- und Weincultur sind am einträglichsten; das Hauptproduet sind die Korinthen (getrocknete Trauben einer kernlosen Spielart). Von allen Völkern der Halbinsel zeichnen sich die Griechen durch allgemein ver¬ breitete Volksbildung aus und sind in dieser Beziehung wie in Handel und Schiffahrt würdige Nachkommen der alten Hellenen. Durch die unter gleicher Breite tief eindringende» Meerbusen von Arta und Lamia wird Nord- von Mittelgriechenland getrennt. Thessaliens Ebene mit dem Hauptorte Larissa ist auch heute noch die Kornkammer des Landes. Der Westen ist wie Albanien unfruchtbar und arm an Häfen und war schon ini Alterthum von einem halbbarbarischen Volke bewohnt; die begünstigsten Gegenden liegen im O., und wie im Alter thum, so ist auch heute die Landschaft Attika der politische Biittelpunkt > Nach dem macedonischen König Philipp H. benannt. 122 Griechenlands. Die Bergzüge Kithüron und Parnes schließen es vvm übrigen Mittelgriechenland ab, nach den übrigen Seiten begrenzt es das Meer. Aus der Ebene erheben sich die drei Berggruppen: der marmorreiche Pentölikon, der honigreiche Hyme'ttos und der silberreiche Laurion. Hier liegt um einen isolierten Felsen, der einst die Akropolis trug, die Hauptstadt Griechenlands, Athen, mit der Hafenstadt Piräus, durch ihre Universität auch der geistige Mittelpunkt des Landes. Im Peloponnes haben die berühmten Städte des Alterthums: Corinth, Argos, Sparta am Eurotas, alle ihre Bedeutung verloren. Der Haupthafen ist jetzt Patras am Golf gl. N., der Mittelpunkt des Handels mit Korinthen, die vorzugsweise im nördlichen und nordwestlichen Peloponnes (Achaia und Elis) eultiviert werden. Die größte griechische Insel im ägäischen Meere ist Euböa, durch den schmalen Euripus vvm Festlande getrennt. Nördlich davon liegt die Gruppe der nördlichen Spora den (im Gegensätze zu den südlichen Sporaden an der kleinasiatischen Küste). Als Fortsetzungen von Euböa, Attika und der Halbinsel Argolis verlaufen nach SO. die Jnselreihen der Kykladen, von einem außerordentlich seetüchtigen Volke bewohnt. Der Schiffsverkehr concentriert sich jetzt in Hermüpolis auf Syra, das fast genau in der Mitte des ägäischen Meeres liegt. Santorin ist einer der wenigen noch thätigen Vulcane Europas. Die an der Westküste liegenden jonischen Inseln übertreffen die Kykladen an Größe und Fruchtbarkeit. Die wichtigste, Korfu oder Kerkyra, liegt weit im N. an der albanesischen Küste; Leukas, Kepha- lvnia, Ithaka, die Heimat des Odysseus, und Zakynthos (oder Zante), die Blume der Levante», bilden einen flachen Bogen, der den Eingang in den Golf von Patras behütet. Ktcidtotclfel. 128 — Italien. Col di Tenda nordöstlich von 44, 25 (7); Nordende des Golfes von Triest südöstlich von 46, 8l (13); Venedig 45^, 30 (12); Rom südöstlich von 42, 30 (12); Straße von Messina nordöstlich von 38, 33 (1b); Malta 36, 32 (14); Cap di Leuca südlich von 40, 36 (18). Z 67. Im Gegensätze zur Balkanhalbinsel ist Italien, die apenni- nische Halbinsel, ebenso wie die pyrenäische vom Festlande durch ein Hoch¬ gebirge (Alpen) abgeschlossen, das aber wegen seiner Zugänglichkeit Italien nicht vor feindlichen Angriffen aus dem Norden zu schützen vermochte. Vier Eisenbahnen durchkreuzen es jetzt: die Mont Cenisbahn (mow, ßem) von Frankreich her, die St. Gotthardbahn von der Schweiz, die Brenner- und die Pontebbabahn von Österreich her. Die Alpen setzen sich ohne Unter¬ brechung in den Apenninen fort, die die eigentliche Halbinsel bilden. Innerhalb des Gebirgsbogens liegt die Tiefebene des Po, eine ausgefüllte Bucht des adriatischen Meeres. Von den beiden anderen südeuropäischen Halbinseln unterscheidet sich die apenninische durch ihre gleichmäßige schlanke Gestalt. Im S. theilt sie sich in zwei Halbinseln, die durch den Gols von Taranto getrennt sind; die westliche setzt sich in der Insel Sieilien fort, die auf Afrika hinweist (Rom und Karthago!). Wie bei der Balkan¬ halbinsel die östliche, so ist hier die westliche Seite die buchtenreichere; hier liegen auch die Inseln Sieilien, Sardinien, Corsiea (von Italienern bewohnt, aber zu Frankreich gehörig) und Elba und schließen den dreieck¬ förmigen Raum des tyrrhenischen Meeres fast ganz ab. ß 68. Die Po-Ebene senkt sich allmählich von W. nach O. und von den Bergrändern gegen die Mitte. Der Hauptstrom P v nimmt daher die Mitte ein; seine größeren und wasserreicheren Nebenflüsse erhält er von den mit ewigem Schnee bedeckten Alpen, in denen er selbst entspringt (am Monte Viso). Nur die Etsch fließt nicht in den Po, bildet aber mit ihm vereint ein großes Delta. Mit Ausnahme der Dora Bältea durch¬ fließen alle größeren Alpenzuflüsse des Po Seen: der Tieino (titschino) den Lago maggiore (madschvre, d. h. langer See), die Adda den Comer See, der Oglio (oljo) den Jseosee (iseo), der Mineio (mintscho) den Gardasee. Doch nicht die ganze zur Po-Ebene sich öffnende Abdachung der Alpen gehört politisch zu Italien, denn obwohl die Grenze gegen Frank¬ reich, die Schweiz und Österreich im allgemeinen auf der Wasserscheide verläuft, so macht sie doch an zwei Stellen große, nach S. gerichtete Aus¬ buchtungen: am Tieino- und im Mineio-Etschgebiete. Zu beiden Seiten des weit vorspringenden Po-Deltas endet die Ebene mit einer Lagunenküste. Lagunen oder Strandseen sind Meerestheile, 124 welche durch schmale, langgestreckte Inseln (Lidi) oder Landstreifen vom Meere abgeschnitten werden und ihrer allmählichen Ausfüllung durch den Schutt der Alpenflüfse entgegengehen. Nach dem S. abgeschlossen, den Seewinden nur im O. geöffnet, hat die Po-Ebene verhältnismäßig rauhe Winter, aber heiße Sommer, die im Vereine mit der reichlichen Bewässerung die außerordentliche Fruchtbarkeit des Landes bedingen. Eine Ausnahme machen die Landschaften an den tiefblauen Alpenseen, die, nach S. offen, vor den rauhen Nordwinden aber durch hohe Felsenmauern geschützt, ein echt italienisches Klima genießen. Hier begrüßen den Wanderer, der über die Alpen kommt, zum erstenmale Olivenwälder und Südfrüchte, die dann erst jenseits der Apenninen wieder erscheinen. 8 69. In einem Bogen streicht das Apenninen-Gebirge^ vom Col di Tenda uni den Golf von Genua herum nach der Halbinsel, die es ihrer ganzen Länge nach in der Weise durchzieht, dass die wasserscheideude Kette in Mittelitalien der Ost-, in Süditalien aber der Westküste näher liegt und in der Halbinsel Calabrien endlich ganz an das tyrrhenische Meer heran¬ tritt. Bis Calabrien erreichen die bedeutendsten Gipfel noch 2000 m; am höchsten sind die Apenninen in der Mitte, wo sie sich zum wilden Hoch¬ lande der Abruzzen erweitern und der höchste Gipfel, Gran Sasso (2900 m), ewigen Schnee trägt. In Mittelitalien erreicht der Ostfuß der Apenninen beinahe das adriatische Meer, und die Nähe der Wasserscheide lässt keine größeren Flüsse zur Entwickelung gelangen. Sobald aber das Gebirge nach W. rückt, breitet sich zwischen demselben und der Küste das apulische Flachland aus, aus dem der alleinstehende Monte Gargano als Küstenvorsprung (der Sporn am italienischen Stiefel) emporragt. An der Westseite ist ein beträchtlicher Zwischenraum zwischen den Apenninen und der Küste, aber er verschmälert sich immer mehr, je weiter wir gegen S. gehen. Hier hat die Halbinsel ihre bedeutendsten Flüsse Tiber und Arno; der erstere gewinnt dadurch an Länge, dass er den größten Theil seines Laufes nahezu parallel mit dem Gebirge nach S. fließt und sich dann erst nach SW. zum Meere wendet. Niederere Bergketten, die sogenannten Subapenuinen, begleiten die Apenninen im W. stellen¬ weise bis an die Küste; die Sabiner und Volsker Gebirge bei Rom gehören z. B. dazu. Die Westseite war auch der Schauplatz eiuer aus¬ gebreiteten vulkanischen Thätigkeit, die sich jetzt nur noch auf den i pen keltisch, — Berg. Italienisch, — großer Fels. 125 Vesuv, auf Stromboli (eine der liparischeu Inseln) und auf den Ätna beschränkt. Das Albaner Gebirge bei Rom ist ein erloschener Vulcan, und im toscanischen Hügellande sind viele alte Krater jetzt mit Seen gefüllt. Für Ebenen bleibt nur wenig Raum übrig. Von Florenz bis zur Arnomündung dehnt sich die kleine, aber üppige Arno-Ebene aus; an der unteren Tiber die braune, öde und ungesunde Campagna (kampänja — Flachland) di Roma; bei Neapel die große, im vollsten Schmucke der südlichen Natur prangende campanische Tiefebene. Von der Arnomündung bis zum Golf von Salerno ziehen in schmalem Gürtel die Maremmen, versumpfte, fieberhauchende Küstenebenen, nur von Hirten bewohnt; zu ihnen gehören die pontinischen Sümpfe. Mit Ausnahme der höheren Gebirgsgegenden gehört die Halbinsel ganz der immergrünen Zone an. Jenseits des 42. Parallelkreises kennt man keinen Winter in unserem Sinne mehr. 8 70. Die heutigen Italiener sind zwar die Nachkommen der alten Italiker, ebenso wie die heutige italienische Sprache von der lateinischen abstammt, aber im Alterthum wie im frühen Mittelalter hat Italien wiederholt fremde Einwanderung erhalten. In der Po-Ebene setzten sich Kelten, später Germanen (Langobarden) fest, in Süditalien dagegen Griechen (Süditalien hieß im Alterthum auch Großgriechenland) und später Araber, die sich allerdings nur auf Sicilien längere Zeit erhielten. Gerade in der Mitte des mittelländischen Meeres gelegen und ini Besitze der Zugänge zu Mitteleuropa, hat Italien zu Wiederholtenmalen eine herrschende Rolle in der Geschichte gespielt. Im Alterthum war es der Mittelpunkt des römischen Weltreiches, von dem Europa seine Bildung erhielt. Ini Mittel- alter beherrschte es die christliche Welt durch die Macht des Papstes. Die italienischen Seestädte, besonders Venedig und Genua, vermittelten den Handel zwischen dem Orient und dem westlichen und mittleren Europa, und die Kunst der oceanischen Schiffahrt haben die Italiener den west¬ europäischen Völkern gelehrt (Columbus!). In Bezug auf geistige Bildung stand Italien am Ausgange des Mittelalters und zu Beginn der Neuzeit aus der höchsten Stufe, Künste und Wissenschaften blühten empor, und die herrlichen Kunstsammlungen und Bauwerke ziehen noch immer die Reisenden ebenso mächtig an, wie die ehrwürdigen Überreste aus den: Alterthum uud die blühende Natur des Südens. Dass die Italiener später von anderen Völkern überflügelt wurden, daran trägt die politische Zerrissenheit einen großen Theil der Schuld. Bis 1859 bestanden in Italien sieben Staaten und außerdem besaß Österreich-Ungarn die Provinzen Lombardei und Venetien. Tie Einigung 126 gieng 1860 vom Königreiche Sardinien aus, das außer der gleich¬ namigen Insel noch Piemont und Ligurien und die jetzt an Frankreich abgetretenen Landschaften Savoyen und Nizza umfasste, und vollendete sich 1870 durch die Besetzung des letzten Restes des ehemaligen Kirchen¬ staates, der dem Papste gehörte. Das jetzige Königreich Italien umfasst die ganze Po-Ebene und die Halbinsel mit Ausnahme der kleinen Republik San Marino im mittleren Apennin sowie die Inseln Sicilien und Sardinien und zählt auf 290.000 Krn? 30 Mill, fast ausschließlich katholische Bewohner, gehört also zu den bevölkertsten Staaten Europas. Die ehemaligen sardinischen, jetzt italienischen Könige stammen aus dem Hause Savoyen-Carignan (karinjan). Landwirtschaft und Seehandel sind die Haupterwerbsquellen der Italiener. Nach China erzeugt kein Land soviel Rohseide wie Italien, und diese bildet auch den wichtigsten Ausfuhrartikel. Daneben find Oli¬ venöl, Wein und Südfrüchte die wichtigsten Produete. Die Industrie ist nicht von großer Bedeutung, weil das Land wenig Kohle und Eisen besitzt, und wird nur in Norditalien in größerem Maßstabe betrieben. Der Handel wird durch die Lage Italiens gefördert. Die einstige Größe der italienischen Seestädte ist zwar geschwunden, seit infolge der Entdeckung Amerikas und des direkten Weges nach Ostindien (um Afrika herum) der atlantische Ocean als Haupthandelsstraße an die Stelle des mittelländischen Meeres trat, aber sie haben in neuester Zeit durch den Ausbau der Alpen- und italienischen Eisenbahnen und die Eröffnung des Suescanals wieder außerordentlich gewonnen. Der kürzeste Weg von West- und Mitteleuropa nach der Levante und nach Indien führt über die Alpen und auf der östlichen Küstenbahn nach Brindisi, wo sich die Dampfschiffahrt anschließt. Z 71. Gberitcrlien umfasst die Po-Ebene und die ligurische Küste (am Golf von Genua) und bildet auch in Klima und stark gemischter Bevölkerung (Kelten, Germanen) das Übergangsland von Deutschland und Frankreich nach Italien und als solches eines der größten Schlachtfelder Europas, auf dem so oft die Geschicke des heißumkämpften Italien ent¬ schieden wurden. An Bildung und Tüchtigkeit übertreffen die Norditaliener die Bewohner der Halbinsel. Die Landwirtschaft steht auf einer hohen Stufe; zahlreiche, zum Theile auch schiffbare Canäle durchschneiden die Ebene, um den Reichthum an Wasser gleichmäßig zu vertheilen, während anderseits Dämme die Niederungen an den Flüssen vor Überflutungen schützen. Auch die italienische Industrie hat ihren Hauptsitz in Oberitalien. Die Bevölkerung ist daher dichter als durchschnittlich in Italien; seit dem Alterthum ist Oberitalien das Land der Städte, in denen in Europa zuerst ein kräftiges Bürgerthum erwachte. 127 Die Landschaften von Oberitalien sind: 1. ) Piemont st der westlichste Theil der Po-Ebene. Am oberen Po, wo die Straßen aus Frankreich (Mont Cenisbahn) Zusammentreffen, liegt die ehemalige Hauptstadt des Königreiches Sardinien, Turin, eine moderne und wegen ihrer schnurgeraden, breiten Straßen und prächtigen Paläste eine der schönsten Städte Europas. Die Festung Alessändria wird wegen ihrer Lage in der Nähe des Endes der Boechettastraße über den Apennin der «Schlüssel Italiens» genannt. 2. ) Ligurien, nach dem alten Volke der Ligurer benannt, ist der gebirgige Küstenstrich aus der Sonnenseite des Apennin und daher wärmer als die Ebene. Seine milden Winter ziehen besonders Brustkranke an. Neben Seefahrt und Handel, der sich in Genua (am Endpunkte der Boechettastraße) concentriert, herrscht auch rege industrielle Thätigkeit, besonders in Papierfabrication. Spezia ist der Kriegshafen Italiens. Genua, »das stolze- (la supordu), amphitheatralisch an den Abhängen des ligu¬ rischen Apennin aufgebaut, gewährt den schönsten Anblick vom Meere aus, und nur Constantinopel und Lissabon können in dieser Hinsicht mit ihm wetteifern. Zahlreiche Marmorpaläste erinnern noch an die Zeit, als es mit Venedig um die Herrschaft über das Mittelmeer kämpfte. 3. ) Die Lombardei (nördlich vom Po, zwischen dem Tieino und Mincio) ist die industriellste Provinz des Reiches, und zwar am meisten in denjenigen Zweigen fortgeschritten, welche sich auf die Landwirt¬ schaft stützen: in der Seidenindustrie und Käsebereitung (Parmesan¬ käse im Addagebiete); Mittelpunkt der Seidenindustrie ist Mailand, zwischen dem Ticino und der Adda am Vereinigungspunkte der Straßen aus der Schweiz. Malland, «das große (la ^r-mäe), war im Mittelalter eine der reichsten Städte Italiens. Der ganz aus weißem Marmor erbaute Dom des heil. Ambrosius mit zahl¬ reichen Marmorthürmchen wird an Größe nur von der Peterskirche in Rom übertroffen. Wie der Ticino mit seinen versumpften Ufern im W., so ist der Mincio im O. eine Hauptvertheidigungslinie gegen die von W. oder O. kommenden Heere, daher wurden hier viele Schlachten geschlagen. Mantua am Mincio, ringsum von schützenden Sümpfen umgeben, ist eine der Hauptfestungen Italiens. Pavia am Ticino war einst die Hauptstadt des Lvngobardenreiches, von dem die Lombardei den Namen führt. 4. ) Venetien ist das flache Küstenland nördlich vom Po. Den Aus¬ gang der wichtigen Brennerstraße bewacht die starke Festung Verona; in der Mitte zwischen Alpen und Meer liegt die Universitätsstadt Padua, am Meere die Lagunenstadt Venedig, im Mittelalter die erste See- und > Heißt soviel als -am Fuße des Gebirges gelegen . 128 Handelsstadt Europas, deren Macht über viele Inseln und Küstenländer des östlichen Mittelmeeres reichte, aber auch jetzt noch die erste Seestadt am adriatischen Meere. Die Lage Venedigs, das den stolzen Titel «In Uoininnnte» (die Beherrscherin) führt, ist einzig in ihrer Art. Auf 117 Inseln gebaut, zwischen denen 147 Canäle mit 378 Brücken den Verkehr vermitteln, und vom Onanie Ai-snäo, über den die prächtige Rialtobrücke führt, in der Form eines lateinischen 8 durchströmt, ist Venedig vor jedem Angriffe vom Festlande aus geschützt, aber nicht minder auch vor einem Angriffe von der Seeseite, denn infolge des Durchbruches der Lidi können wohl Schiffe in die Lagunen gelangen, aber da der Eingang eng und seicht ist, so kann fremden Schiffen die Einfahrt auch leicht versperrt werden. Die Lidi sind durch die Murazzi, einen kolossalen Steindamm, gegen den Andrang der Meereswellen geschützt, und die Eingänge werden durch starke Forts vertheidigt. Jetzt ist Venedig durch eine Eisenbahn, die auf einer Brücke über die Lagunen nach Mestre führt, mit dem Festlande verbunden. An die glänzendsten Zeiten der stolzen Handelsrepublik, deren Patron der heil. Marcus und deren Symbol der geflügelte Löwe war, erinnern noch zahlreiche, in einem fremdartigen Stile aufgeführte Bauten: 1.) auf dem Marcusplatze, dem Mittelpunkte des öffent¬ lichen Lebens, die Marcuskirche, über deren mittlerem Eingänge die ehernen Pferde des Lysippus (eines Zeitgenossen Alexanders d. Gr.) stehen; 2.) der Dogenpalast (doschen) niit den Bleikammern und der Seufzerbrücke, die ans dem Palaste zu den Staatsgefäugnissen führte; 3.) das Arsenal, wo noch einige Trümmer und das Modell des prächtigen Schiffes Bucentaurus zu sehen sind, auf welchem der Doge jährlich seine symbolische Vermahlung mit dem Meere feierte. 5.) Emilia, die westlichste Landschaft südlich vom Po, erhielt ihren Namen von der alten Römerstraße (jetzt Eisenbahn) Via Aemilia. Diese beginnt bei der Seestadt Rimini und endigt bei Piaeenza (piatschendsa), einer der wichtigsten Städte am Po, der hier wegen der weiterhin beginnen¬ den Uferversumpfungen zum letztenmale bequem überschritten werden kann; daher vereinigen sich hier die Straßen aus der Schweiz und aus Frank¬ reich. An der Via Aemilia liegen ferner Bologna (bolönja), die älteste Universität und jetzt wichtiger Kreuzungspunkt der Emiliabahn mit der Bahn von Venedig über den Apennin nach Toscana, Modena und Parma (früher Hauptstädte von Herzogthümern gl. N.). Ravenna war die Lagunenstadt des Alterthums, ist aber infolge der Ausfüllung ihrer Lagunen eine Landstadt geworden. ij 72. In WkitteLitcrkien sind die Berglandschaften der Mitte und die Küstenlandschaften des Ostens: Umbrien mit dem trasimenischen See, die Marken und die Abruzzen, ein echtes Hochgebirgsland ohne Bedeutung. Ancona (der Ellenbogen) ist der einzige brauchbare Hafen an der adria¬ tischen Küste Mittelitaliens. Alles Leben drängt sich nach dem W. mit seinen Ebenen, Hügelländern und großen Flüssen; hier liegen die Landschaften Toscana (nach dem alten Volke der Etrusker benannt, bis 1860 ein Großherzogthum) und Latium (Haupttheil des ehemaligen Kirchenstaates). 129 Toscana ist nächst der Lombardei die blühendste Provinz Italiens. Die Hauptlebensader ist der Arno, in dessen ölbaumreicher Ebene die bedeu¬ tendsten Städte liegen: Florenz im oberen Thalbecken und Pisa (bekannt durch seiuen schiefen Thurm) in der Mündungsebene, die um die Herrschaft stritten, bis Pisa erlag und Florenz den neuen Hafen Livorno anlegte. Florenz', -das schöne» (Irr della), wurde durch die hier herrschenden Medici (meditschi) nicht bloß die Beherrscherin von ganz Toscana, sondern auch der Mittelpunkt der italienischen Bildung. Daher ist es zu erklären, dass es heute noch einen außer¬ ordentlichen Reichih um an Kunstschätzen besitzt, welche Reisende aus ganz Europa anziehen. — Außerdem ist es eine der bedeutendsten italienischen Industriestädte (Seide und Strohhüte). 1860 bis 1870 war es die Hauptstadt des Königreiches. Die latinische Ebene am Unterlaufe des größten Flusses der Halb¬ insel, genau in der Mitte der Westküste gelegen, wurde durch die Römer der politische Mittelpunkt Italiens. Zu beiden Seiten der Tiber erhebt sich auf 11 Hügeln Rom, seit 1870 die Hauptstadt Italiens und Residenz des Königs, als Sitz des Papstes zugleich der kirchliche Mittel Punkt der katholischen Welt. Rom ist eine der merkwürdigsten Städte der Welt. Im Alterthum Beherrscherin des blühendsten Weltreiches, das je bestand, und im Mittelalter Sitz einer geistigen Weltherrschaft, enthält es Kunstschätze und Bauwerke aus allen Epochen, von den römischen Tempeln, die theilweise in christliche Kirchen umgewandelt wurden, bis zu den Schöpfungen unserer Zeit. Daher war es von jeher ein Ziel der Reisenden, vor deren Augen Vergangenheit und Gegenwart in stets wechselnden Bildern hier vorüberziehen. n) Überreste des klassischen Alterthums: 1.) Die Engelsburg, ursprüng¬ lich das Mausoleum, des Kaisers Hadrian, jetzt eine Festung. Sie besteht aus einem gewaltigen runden Thurme, der auf einem noch gewaltigeren Würfel ruht. Auf dem Gipfel des Thurmes steht der eherne Erzengel, von dem das Gebäude den Namen hat. 2.) Das Forum, der Mittelpunkt des öffentlichen Lebens in den Zeiten der alten römischen Republik, jetzt ein nur theilweise aufgedecktes Trümmerfeld. 3.) Unter den Tempeln ist das in eine christliche Kirche umgewandelte Pantheon am besten erhalten. 4.) Unter den Amphitheatern ist das Colosseum niit Sitzen für mehr als 80.000 Menschen das bekannteste, 5.) Triumphbögen und Ehrensäulen, von denen die mit prächtigen Reliefs geschmückte, 45 m hohe Traja nssäule noch unversehrt ist. 6.) Thermen, Wasser leitungen, Brunnen. b) Christliche Denkmäler und Bauwerke: 1.) die Katakomben, unter¬ irdische Steinbrüche in unregelmäßigen Gängen und mit mehreren Stockwerken; sie dienten den ersten Christen zum Begräbnisorte der Märtyrer. 2.) Der Lateran, Palast und eigentliche Pfarrkirche des Papstes auf dem Cälius, an der Stelle, wo die erste christliche öffentliche Kirche in Rom geweiht war. 3.) Der Va'icän (auf dem rechten Tiberufer), der größte päpstliche Palast, der mit seinen 11.000 Sälen, Zimmern und Kapellen an Umfang einer kleinen Stadt entspricht. Er enthält die sixtinischc ' Lateinisch, — Blumenstadt. Supon, Geographie. 9 130 Kapelle mit prachtvollen Gemälden von Michael Angelo, das größte Museum der Erde und eine der reichhaltigsten Bibliotheken, ll.) Die Pelerskirche in der Nähe des Vaticäns, der größte und schönste Tempel der Christenheit, dessen kolossale Kuppel Michael Angelo gewölbt hat. Der Papst, der als souveräner Fürst im Baticän residiert, wird durch die Car¬ dinale im «Conclave» gewählt. K 73. Süd- oder WnlerütaLien bildete bis 1860 mit Sicilien das Königreich Neapel. Die westliche Abdachung des Apennin heißt Cam- panien^; ein Ausläufer des Apennin, der als Halbinsel von Sorrent weit in das Meer vorspringt, trennt die campanische Ebene von der Ebene von Salerno und schafft zwei tieseinschneidende Golfe. Die campanische Ebene ist auch jetzt noch der Garten Italiens, das Paradies Europas, überall sorgfältig angebaut und mit Städten, Dörfern und Villen dicht bedeckt. Nur die vulcanische Kraft stört manchmal das behagliche Leben in dieser üppig-schönen Natur. Isoliert erhebt sich aus der Ebene der Vesuv bis nahezu 1300 m; er galt im Alterthum als erloschen, bis der gewaltige Ausbruch im Jahre 79 n. Ehr., dem die Städte Pompeji und Herculanum zum Opfer fielen, eine Periode der Thätigkeit eröffnete, die mit Unterbrechungen bis zum heutigen Tage andauert. Auf der nördlichen der beiden die Bucht von Neapel begrenzenden Landzungen liegt eine zweite Vulcangruppe: die sogenannten phlegräischen? Felder, von denen nur die Solfatara noch Dämpfe und Gase aushaucht. Doch entstand hier vor 300 Jahren noch ein neuer Vnlean (Monte nuovo), der seitdem aber erloschen ist. Auch die Insel Ischia ist ein erloschener Vulcan, Capri mit der berühmten blauen Grotte aber ein abgetrenntes Stück der Apenninen. Zwischen den beiden Vulcangebieten liegt Neapel in wunderbarer Um¬ gebung (daher das Sprichwort: «vscli idiupoli o poi mori», d. h. Neapel sehen und dann sterben), die größte Stadt Italiens und einer seiner bedeutendsten Handelshäfen. In der Nähe die jetzt zum Theile aus¬ gegrabenen Ruinen der Römerstadt Pompeji. Salerno war im Mittel- alter die Pflanzschule der medicinischen Lehranstalten Europas. Auf der Ostseite der Apenninen dehnt sich die Ebene von Apulien aus. Tarent oder Täranto an der Spitze des gleichnamigen Golfes war einst eine der ersten griechischen Colonien; jetzt ist Bari der Hauptort und Brindisi (Brundusium im Alterthum) der wichtige Ausgangspunkt der nach Alexandrien verkehrenden Dampfer (s. Z 70). Die zweite Halbinsel Süditaliens, Calabrien, hat keine hervorragenden Städte. ' Lateinisch, — Flachland. 2 Griechisch, — Brandfcld. 131 ß 74. Die dreieckige Insel Sicilien, nur durch die schmale Straße von Messina (Scylla und Charybdis, im Alterthum wegen ihrer Strömun¬ gen gefürchtet) von Calabrien getrennt, ist beiläufig so groß wie Tirol und bildet ein wichtiges Mittelglied zwischen Europa und Afrika. Vom nördlichen Gebirgsrande, einer Fortsetzung der Apenninen , senkt es sich allmählich nach dem S. und SO.; im O. erhebt sich der 3300 m hohe Vul- cankegel Ätna, seit Menschengedenken thätig (Vulcanus und die Cyklopen). Schon im Alterthum war Sicilien berühmt als die Kornkammer Roms, und auch jetzt ist es reich an Weizen und Baumfrüchten; sogar die Baum¬ wollstaude und das Zuckerrohr gedeihen hier. Bei Girgenti (dschirdschenti) birgt es die reichsten Schwefellager der Erde. Die Hauptstadt Palermo liegt an der hafenreichen Nordküste, die übrigen bedeutendsten unter den zahlreichen Städten aber an der Ostküste: Messina an der Italien benachbartesten Stelle und Catania in der fruchtbaren Ebene am Fuße des Ätna. Die berühmte griechische Kolonie des Alterthums, Syrakus, ist jetzt zu einem kleinen Städtchen herab¬ gesunken. Nahezu ebenso groß als Sicilien ist Sardinien, eine rauhe, gebirgige und spärlich bewohnte Insel, aber reich an silberhaltigem Blei und Zink. Hauptstadt ist Cagliari (käljari). Die drittgrößte italienische Insel ist das eisenreiche Alba. Die Inselgruppe Malta, südlich von Sicilien, haben wegen ihrer beherrschenden Lage zwischen dem östlichen und westlichen Mittelmeerbecken die Engländer in Besitz genommen. Ktädtetaset. 9* 132 Die pyrenäische Halbinsel. Cap Väres südlich von 44, 10 (8); Bidasoa-Mündung nördlich von 43, 16 (2): Cap Crens nördlich von 42, 21 (3); Cap Tarifa 36,12 (6); Westküste östlich von 8° L. (10). Z 75. Wie Italien, so ist auch die pyrenäische Halbinsel durch ein Hochgebirge vom Festlande getrennt, und zwar viel wirksamer, weil die Pyrenäen unwegsamer sind als die Alpen. Von den beiden anderen Halb¬ inseln Südeuropas unterscheidet sie sich aber durch ihre klotzige, viereckige Gestalt bei nahezu gleicher Breite und Länge und geringer Gliederung. Die Nord- und Westküste verlausen fast geradlinig, an der Ost- und Südküste bildet dagegen das Meer fünf flache Buchten; auch nur im Osten liegen einige größere Inseln. Näher als in Sieilien rückt an der Straße von Gibraltar (16 üm) Europa an Afrika heran; daher die innigen Be¬ ziehungen der Halbinsel zu den Atlasländern, von denen es einst seine arabischen Herrscher empfieng. Ebenso wichtig ist die Lage zwischen dem Mittelmeere und dem Ocean, die Spanien nach beiden Seiten hin die Wege wies und dadurch seine einstige Machtstellung als erster europäischer Großstaat begründete. Z 76. Die Vertheilung der Gewässer ist eine ähnliche wie in Italien. Nur im N. sendet die pyrenäische Halbinsel einen bedeutenderen Fluss nach O. in das Mittelmeer, den Ebro, der dem Po entspricht; sonst verläuft die Wasserscheide überall nahe dem Ostrande, so dass alle anderen größeren Flüsse nach W. in den Ocean strömen. Die pyrenäische Halbinsel wendet also ihr Gesicht nach W., gerade so wie Italien vom Arno bis Neapel, während die Balkanhalbinsel ihr Gesicht dem Osten zuwendet. Die Bodenbildung ist aber eine ganz eigenartige und erinnert, wie die plumpe Gestalt, an das benachbarte Afrika. 1.) Die Mitte der Halb¬ insel nimmt ein ausgedehntes Plateau ein, das nach N., O. und S. von Randgebirgen umgeben ist, nach W. aber terrassenförmig zum Ocean ab¬ fällt. 2.) Im N. und im S. begrenzen es Fluss ebenen, die erstere (mit dem Ebro) nach O., die zweite (mit dem Guadalquivir sgwadalkiwirs) nach W. sich abdachend. 3.) Wie den inneren Rand dieser Flussebenen das Plateau, so begrenzen den äußeren Rand zwei Hochgebirge (Pyrenäen und Sierra Nevada). Die Bodengestaltung der Halbinsel zeichnet sich also durch eine symmetrische Anordnung ihrer Haupttheile aus. Von N. nach S. sind dieselben folgende: 1.) Die Pyrenäen r sind in ihrer Mitte, wo der höchste Gipfel der Maladetta^-Gruppe 3400 ru erreicht, ein echtes Hochgebirge mit Schnee- > Mra keltisch, — Gebirge. muluäettu — Verfluchter, wegen seiner Wildheit. 183 feldern und Gletscherri, senkt sich aber dann nach seinen beiden Enden hin, ohne durch tiefere Thaleinschnitte (wie in den Alpen) wegsamer zu werden. Die Hauptverbindungsstraßen zwischen Frankreich und Spanien müssen das Gebirge an den beiden Enden umgehen. 2. ) Das dreieckige Ebrobecken (Zaragoza 180 in über dem Meere) ist auch im O. durch das cata Ionische Küsten gebirge abgesperrt, so dass nur das schmale Durchbruchsthal des Ebro eine Verbindung mit der Küste herstellt. 3. ) Die centrale Hochebene Madrid 600 in über dem Meere) nimmt den weitaus größten Theil der Halbinsel ein. Im N. wird sie vom cantabrisch en Gebirge, einer Fortsetzung der Pyrenäen, niedriger aber ebenso wenig zugänglich als diese, im NO. und O. vom iberischen Gebirge, in dem nur einzelne Gruppen mit ihren Gipfeln 2000 in erreichen, im S. von der metallreichen Sierra Morena? umschlossen. Durch die Einsenkungen zwischen den einzelnen höheren Gruppen des iberischen Gebirges und zwischen diesem und dem Nord- und Südrande steht die Hochebene (jetzt durch Eisenbahnen) mit dem Golf von Vizeaya (wiskäja), dem Ebrobecken und dem Biittelmeere in Verbindung. Nach W. hin weisen die Flüsse, die im östlichen Randgebirge entspringen; nach dieser Seite geht auch die Hochebene allmählich, ohne Randgebirge, in die schmale atlantische Küstenebene über. Eine fortlaufende Reihe von hohen Gebirgsketten, die man unter dem Namen castilisches Scheide¬ gebirge zusammenfasst, halbiert die Hochebene; der nördliche Theil oder die Hochebene von Alteastilien wird vom Duero», der südliche Theil oder die Hochebene von Neucastilien vom Tajo (tächo) und Guadiana^ entwässert. 4. ) Die Sierra Morena sällt steil nach S. ab zur Tiefebene von Andalusien, die im Gegensätze zum Ebrobecken tiefer liegt (Cordoba 100 m über dem Meere) und in offener Verbindung mit dem Meere steht. Der Guadalquivir (gwadalkiwir), der die Tiefebene durchströmt, ist der einzige Fluss der Halbinsel, der das ganze Jahr hindurch wasserreich ist, weil er auch im trockenen Sommer genügenden Zufluss vom südliche» Schneegebirge erhält, und zugleich auch der einzige Fluss, der weit hinauf schiffbar ist, während alle anderen bis kurz vor ihrer Mündung ein starkes Gefälle besitzen. ° odro baskisch, — Stroni. ? Soviel wie Schwarzwald. ' Vom keltischen Nur — Fluss. > Ju den Flnisnainen, die mit ^anck beginnen, steckt das arabische 'vmli — Fluss. — 134 5.) An der spanischen Südküste erhebt sich fast unmittelbar aus dem mittelländischen Meere die Sierra Nevada st die an Höhe die Pyrenäen noch übertrifft (Mulahacen smulahaßenj 3600 in) und nach den Alpen über¬ haupt das höchste Gebirge Europas ist. Z 77. Eine Landmasse von solcher Gestalt, wie die pyrenäische Halb-- insel, könnte nur dann ein gleichmäßiges Klima haben, wenn es eine einzige Tiefebene wäre. Nun ist aber das Innere hoch gelegen und des¬ halb kälter als die Ränder, außerdem durch Randgebirge von den feuchten Seewinden abgeschlossen und daher trockener, als die unmittelbar am Meere gelegenen Gegenden. Es besteht somit hier ein großer Gegensatz zwischen dem Innern und den Rändern. Die Trockenheit des Innern kommt schon dadurch zum Ausdrucke, dass die Flüsse mit Ausnahme des Guadal¬ quivir im Sommer außerordentlich wasserarm sind. Die Hochebene ist waldarm und zum Theile wirkliche Steppe, wo das zu Flechtwerk benutzte Espartogras wächst. Wie alle trockenen Gegenden, ist sie besonders zur Zucht feiner Wollschafe (Merinos) geeignet. Die Randgebiete sind die durch Wärme und Feuchtigkeit begünstigsten Striche, aber nur im W., S. und O. ist die Vegetation eine echt südeuropäische, im N. gleicht sie dagegen mehr unserer mitteleuropäischen. Das wärmste Land nicht nur der Halb¬ insel, sondern auch Europas, ist Andalusien, wo Baumwolle, Zuckerrohr, Cactuspflanzen, ja sogar Bananen gedeihen. 8 78. Die Halbinsel wird von zwei nahe verwandten romanischen Völkern bewohnt, von den Spaniern und Portugiesen, und dem entsprechend bestehen hier auch zwei Staaten: Km- Mill. Einw. auf 1 km- das Königreich Spanien 500.000 17 35 » » Portugal 90.000 4 48 Die Urbewohner der Halbinsel waren die Iberer, die, von den Römern unterworfen, sehr bald die lateinische Sprache annahmen, aus welcher sich im Laufe der Zeit die spanische und die portugiesische Sprache herausbildeten. Anfangs des fünften Jahrhunderts errichteten hier die germanischen Westgothen ein Reich, nahmen aber die (katholische) Religion und die Sprache der Besiegten an. Ihre Herrschaft wurde 711 von den Arabern gestürzt, denen die nordafrikanischen, ebenfalls mohamedanischen Mauren folgten (vergl. ß 75). Nur im nördlichen Randgebirge bestand noch ein christlicher Staat, der aber in jahrhundertelangen glücklichen Kämpfen mit den Mohamedanern sich immer mehr ausbreitete. Verschiedene ' — Schneegebirge. 135 christliche Reiche entstanden, ans denen endlich die heutigen Königreiche Spanien und Portugal hervorgieugen. 1492 sank der letzte Maurenstaat Granada, aber noch erinnern zahlreiche Ausdrücke und Sitten (die Stier¬ kämpfe wahrscheinlich maurischen Ursprunges) und das heiße Blut des Südspaniers an jene Zeit der Fremdherrschaft. Das 16. Jahrhundert war die Blütezeit der Halbinsel, deren veeanische Lage nun zur Geltung kam (vergl. Z 75). Von Spanien aus wurde die neue Welt entdeckt und der größte Theil derselben erobert, die Portugiesen sanden den Seeweg nach Ostindien und gewannen hier und in Brasilien reichen Colonialbesitz. So wurden beide Länder mächtige Staaten (Spanien ein Reich, in dem die Sonne nie untergieng), in denen auch Kunst und Literatur sich reich entfalteten. Aber schlechte Wirtschaft, schwache Regenten und unglückliche Kriege, in unserem Jahrhunderte auch fortwährende Revo¬ lutionen und der Verlust der Colonien bis auf wenige Reste, untergruben den Wohlstand des in Unwissenheit und Aberglauben versunkenen Volkes. Daher hat die Halbinsel jetzt, obwohl größer als Deutschland, mehr als die Hülste weniger Bewohner. Wie in Italien, so ist auch hier die katho¬ lische Religion die alleinherrschende. Die Hauptbeschäftigung bildet die Landwirtschaft, für die Küsten¬ bewohner auch Seehandel und Fischfang. Das wichtigste Erzeugnis ist der Wein, dem die südliche Sonne Kraft und Feuer verleiht. Daneben spielen auch andere Südfrüchte wie edle Obstarten und Olivenöl eine wichtige Rolle; die Korkeiche liefert fast der ganzen Welt den allbekannten Kork. Aber die pyrenäische Halbinsel hat auch reiche Metallschätze, ans deren Hebung man seit dem Verluste der amerikanischen Silbercolonien wieder größere Sorgfalt verwendet. Kupfer und Blei sind die bedeutendsten Bergbau - Erzeugnisse. H 79. Spanien ist gegenwärtig das einzige Land, in welchem noch die königliche Familie Bourbon (burböng) herrscht (früher auch in Frank¬ reich und Neapel). Bis zum Beginne unseres Jahrhunderts war Spanien der größte Colonialstaat, wie jetzt England; von allen amerikanischen Besitzungen ist ihm nur mehr Cuba und Puerto Rico geblieben. Im atlantischen Ocean gehören ihm die canarischen und zwei Guinea-Inseln, in der Südsee die Philippinen mit den benachbarten Inselgruppen der Marianen und Carolinen. Dieser Colonialbesitz ist fast so groß wie das Mutterland und zählt nahezu 10 Mill. Bewohner. Die mittlere Hochebene, das alte Königreich Kastilien st beherrscht wie eine Hochburg die umgebenden Lande. Nahezu im Mittelpunkte des l Von den vielen Castellen (Burgen) zur Zeit der Kämpfe mil den Mauren benannt. 136 Reiches liegen die neue Hauptstadt Madrid und die alte Hauptstadt Toledo am Tajo, dem Hauptflusse des Landes; Castilianisch ist die Schriftsprache Spaniens geworden. Madrid ist jetzt die einzige bedeutende Stadt der Hochebene, da auf dieser keine industrielle Thätigkeit herrscht; nur in der Sierra Morena wird Bergbau betrieben, Almadenist das größte Qnecksilberbergwerk Europas. Ackerbau und Schafzucht ernährt die träge und genügsame, dabei aber doch stolze Bevölkerung. Im Winter werden die Schafe von der kalten Hochfläche in die tiefer gelegenen und wärmeren Thäler von Estremadura getrieben, das schon ganz die Natur von Por¬ tugal theilt. Eine echte Steppe ist die staubige La Manchs (mantscha), so eben wie ein Tisch. Auch in den nördlichen Randländern ist es noch wenig leb¬ haft; Bilbao ist jetzt der Haupthafen. Westlich reihen sich daran die Berglandschaften Asturien ft die Wiege der spanischen Monarchie, und Galicia (galißia) mit einer ausgezeichneten, vielzackigen Küstenbildung, indem das Meer in die unteren Theile der Thäler eindringt, denen kleine Felseneilande vorlagern. Solche schmale Thal-Meerbusen nennt man hier Rias, in Norwegen Fjorde; in einem derselben hat Spanien seinen atlantischen Kriegshafen Ferrol. Die Gallegos (galjegos, Bewohner von Galieia) sind seetüchtige Leute und haben früher als die Nordeuropäer Walfischfang betrieben. Östlich von Santander liegen die baskischen Pro¬ vinzen (über die Basken s. Z 51), und in den Pyrenäen hat sich noch eine kleine Republik Andorra erhalten, die unter spanischem und fran¬ zösischem Schutze steht. Die östlichen Randländer bildeten ehemals neben Castilien das zweite spanische Reich, dessen Hauptland Aragonien war. Diese Landschaft, welche das Ebrobecken umfasst, theilt in ihrer Abgeschlossenheit noch ganz die trockene, wenig fruchtbare Natur der castilianischen Binnenländer, ist aber wegen tieferer Lage wärmer. Die Hauptstadt Zaragoza (saragosfa) liegt an jener Stelle des Ebro, wo ein Nebenfluss bequeme Verbindung mit Madrid ermöglicht. Die Küstenlandschaft Aragoniens ist Catalonicn ft eine der wichtigsten und reichsten Provinzen Spaniens, auf deren Kohlen- und Eisenschätze gestützt eine ausgedehnte Großindustrie (besonders Baum¬ wollweberei) sich entwickelte. Die Hauptstadt Bareelona (barßelöna) ist nicht nur die erste Industrie-, sondern auch die erste Seestadt Spaniens > Die spanischen Ortsnamen, die mit al anfangen, sind arabischen Ursprunges (-U arabischer Artikel). Spanisch, — jenseits des Duero. Baskisch, — Felsenland am Meere. Nach den Westgothen benannt (früher (lutbrUnnin). 137 am?Mittelmeere. In den südlich daran sich reihenden Landschaften Valencia (walenßia) und Murcia (mnrßia) finden wir in der noch erhaltenen künst¬ lichen Bewässerung, die besonders die Küstenebene um die große Stadt Valencia zu einem herrlichen Garten umschusi noch Spuren der einstigen arabischen Herrschaft. Die kleinen bewässerten Grundstücke, Vegas, geben im Jahre doppelte Ernten. Der Kriegshafen am Mittelmeere, Cartagena (kartajena), erinnert an die Zeit, da das südliche Spanien unter der Herr¬ schaft der Karthager stand. Gegenüber dem Golf von Valencia liegen die Inselgruppen der Balearen und Pityusen^, die zu Spanien gehören. Der Hauptort ist Palma. Sü d s p a n i e n ist, obwohl von der Natur am reichsten ausgestattet, doch seit dem Ende der maurischen Herrschaft in Verfall. Die Tiefebene von Andalusien, die Kornkammer Spaniens, hat zwei größere Städte: Cordoba (kördowa), die alte Khalifenstadt, und Sevilla fsewilja), bis wohin noch kleinere Seeschiffe auf dem Guadalquivir gelangen können, weshalb es zur Zeit der spanischen Herrschaft über Amerika der erste Handelsplatz war. Jetzt ist der atlantische Haupthafen Spaniens Cadiz (kädis), eine phönicische Colonie, schon nahezu 3000 Jahre alt. In der Nähe der See liegen die berühmten Weingärten von Jerez (chereß; den Wein nennen die Engländer Sherry fscherrif). Das Hochland südlich vom Guadalquivir ist Granada, der letzte Besitz der Mauren. Am Nordabhange der Sierra Nevada liegt in bedeutender, die südliche Hitze in der woht- thuendsten Weise mildernder Seehöhe die Hauptstadt Granada mit der weltberühmten Alhambra, dem Schlosse der Maurenkönige. Am Süd¬ abhange der Sierra Nevada wächst der feurigste Wein, der nach seinem Ausfuhrhafen Mälaga benannt wird. Nahe der Südspitze Spaniens besitzen die Engländer die Festung Gibraltar °, welche die Einfahrt in das Mittelmeer beherrscht. Sie liegt auf einem hohen, steilen Felsen, der durch eine sandige Landzunge mit dem Festlande in Verbindung steht und den größten Flotten sicheren Schutz gewährt. Z 80. Das Königreich H'ovtrrgcrl' unter der Herrschaft des Hauses Braganza chraganßa) umfasst außer dem europäischen Hauptkunde (wozu von den Portugiesen auch die Azoren und Madeira gerechnet werden) l — Schleudererinseln, so genannt, weil von da im Alterthum die besten Schleuderer kamen. — Fichteninseln. Aus dem arabischen vsebebsl-nl-wnrNc, nach dem arabischen Feldherrn Tarik, der Spanien eroberte, genannt. 138 noch die überseeischen Besitzungen in Asien und Afrika, von denen aber nur die letzteren noch von Bedeutung sind. Die Hauptstadt Lissabon am Tajo (hier Tejo steschos genannt), der sich hier golfartig erweitert und dann durch eine schmale Öffnung zum Meere abfließt, ist der erste Handels- nnd Kriegshafen Portugals, zugleich eine der schönsten Städte Europas. Porto (früher ?ortus Oats, d. h. Hafen Eale, wovon Portugal den Namen erhielt), ein Flusshafen an der Mündung des Duero, führt den berühmten Portwein aus. Stcrdtetafst'. Das britische Inselreich. Cap Landsend (landsend) 50, 12 (6); Straße von Dover 51, 19 (1); Orkney- Inseln (örkni) 59, 15 (3); Nordcanal 55, 12 (6); Valentin (wälenschjä) 52, 7 (11). Z 81. Der britische Archipel (315.000 kua^) besteht aus zwei großen Inseln: Großbritannien und Irland, und drei Inselgruppen: den Hebriden, Orkney- (örkni) und Shetlands-Inseln (schettländs). Seine Grenzen bilden im N. und W. der atlantische Ocean, im O. die Nordsee und im S. der Canal (la Manche (mansch)). Die beiden letzteren stehen durch die an ihrer engsten Stelle nur 40 lrm breite Straße von Calais (kale) oder Dover miteinander in Verbindung. Durch seine tief einschneidenden Meerbusen, seine trefflichen Häfen und seine günstige Lage nahe dein Festlande erinnert Großbritannien an Griechenland, nur nimmt ersteres nach N. an Breite ab und an Gliederung zu, und der Gegensatz von O. und W. macht sich in etwas anderer Weise geltend als in Griechenland. Charakteristisch ist, dass die Meerbusen und die dadurch abgetrennteu Halbinseln oder halbinselartigen Laudvorsprüngc ini W. und O. miteinander correspondieren: 1.) die Halbinsel von Cornwall (körnuell) und die Halbinsel an der Doverstraße; 2.) der Bristoleanal (bristl) und die Themsebucht; 3.) Wales (uäls) und der flache Land- — 139 Vorsprung von Norfolk lnöfok) und Suffvlk lßöfok); 4.) die Bucht von Liverpool (liwerpul) und der Mash* (uösch); 5.) die Clyde- (kleid) und Forth-Busen (förß); 6.) die Lorn- und Muray-Busen (möre). Nur die Solwaybucht (sölwä) nu der Grenze von England und Schottland hat an der Ostküste kein Gegenstück. Z 82. Diese Erscheinung hängt auf das innigste mit der Boden¬ gestaltung zusammen. In der Südhälfte von Großbritannien oder Eng¬ land ist der Westen gebirgig, der Osten Tiefland, die Nordhälfte oder Schottland erfüllt aber das Gebirge ganz. Das britische Gebirge zerfällt nun in fünf, beziehungsweise sechs Gruppen; zwischen diesen Gruppen reicht das Tiefland von einer Küste zur anderen, und gerade an diesen Stellen treten die correspondierenden Meerbusen auf. Z 83. Die drei Gruppen des englischen Gebirges sind: 1.) das niedere Gebirge der Halbinsel Corn Wallis, 2.) das Gebirge von Wales, das einzige auf englischem Boden, welches 1000 in Gipfelhöhe erreicht, 3.) das nordenglische Gebirge mit Gipfeln von 800 bis 900 in. Das englische Tiefland ist nur stellenweise wirkliche Ebene, meist aber welliger oder hügeliger Boden. Ein Hügelzug streicht vom Bristol- eaual in einem Bogen bis nach der Landschaft Jork und trennt das östliche Alt- vom westlichen Neu-England. Der Hauptabdachung des Landes folgend, strömen die Flüsse von W. nach O.: so die Themse, Englands größter Fluss, die südliche Ouse (nß) und der Hum der chömber), der sich aus zwei einander entgegenkommenden Flüssen, dem Trent und der nördlichen Ouse, zusammensetzt. Nur der Severn macht eine Ausnahme, indem er den mittleren Hügelzug nicht zu durchbrechen vermag, sondern zwischen diesem und dem Hochlande von Wales nach S. zum Bristolcanal fließt. Obwohl die Flüsse wegen der geringen Breite des Landes nur klein sind, führen sie doch, dank der großen Regenmenge, reichlich Wasser und besitzen trichterförmige Mündungen, die zur Flutzeit selbst großen Schiffen das Einfahren gestatten. Es ist in ß 81 gesagt worden, dass zwischen Griechenland und England gewisse Ähnlichkeiten, aber auch gewisse Unterschiede bestehen. In Griechenland ist die Ostseite sowohl durch reichlichere Küstenentwickelung wie durch das Vorhandensein von Ebenen begünstigt; in England ist dagegen die Westküste gegliederter, aber im O. liegt die Ebene und nach O. ziehen die Flüsse. Sv wendet auch England sein Antlitz nach O., dem nahen Festlande zu, und seine Geschicke sind mit dem des letzteren auf das innigste verbunden. ' — Sumpf, wegen der geringen Meerestiese. 140 Z 84. Das niederschottische Gebirge steht niit dem nvrdenglifchen in losem Zusammenhänge. Im N. wird es von einem schmalen Tiefland¬ streifen, den Lowlands (löländs, d. h. Niederlande begrenzt; jenseits der¬ selben erhebt sich das schottische Hochland, das höchste Gebirge der Insel mmitl, englisch, — Mündung. 145 Städte entwickelt, unter denen die mächtige Seestadt Cardiff die wichtigste ist. Von der Insel Anglesea (änglsi, im Alterthum Hauptsitz des kelti¬ schen Priester- oder Druidenthums), die durch eine Eisenbahn-Hängebrücke mit Wales verbunden ist, findet die Überfahrt nach Dublin statt. Mitten in der irischen See liegt die Insel Man (män). Aus der Zeit, da die englischen Könige Herren von Frankreich werden wollten, stammt noch der Besitz der normannischen Inseln an der französischen Canalküste. 8 90. Schottland hat als rauhes Gebirgsland nicht einmal ganz soviel Einwohner wie London, und über die Hälste davon drängt sich in den fruchtbaren Lowlands zusammen. In diesem natürlichen Mittelpunkte des Landes liegt in der Nähe der Ostküste die Hauptstadt Edinburgh. Größere Bedeutung gewannen die Lowlands aber erst, seitdem man die reichen Kohleufelder ausbeutet, in deren Mitte sich Glasgow (gläsgo) zu einer der größten britischen Fabriksstädte emporgeschwungen hat. Die zweite schottische Industriestadt (besonders für Leinen) ist D u n d e e (döndi) an einem tief einschneidenden Fjord. Im Hochlande und auf den Inseln bilden Schafzucht und Heringsfang die Hauptbeschäftigung der armen Bewohner, die an der alten Sitte und malerischen Tracht noch zähe fest¬ halten. Außer Aberdeen (äberdin) an der Ostküste gibt es keine größere Stadt. Staffa, eine Insel der Hebriden, ist durch die dunkle Fingals- höhle, deren Boden vom Meere bedeckt ist, bekannt. Z 91. Irland, wegen des herrlichen Grüns, das seinen Boden bedeckt, das «grüne Erin» oder die Smaragdinsel genannt, ist nur um eine halbe Million bevölkerter als London. Zwar ist die Ebene sumpfig und das Land arm an Kohle und Eisen, aber trotzdem könnte es eine viel dichtere Bevölkerung ernähren, wenn nicht Noth und Unzufriedenheit jährlich viele Tausende nach Amerika treiben und dadurch die Volkszahl von Jahr zu Jahr abnehmen würde. Die Ursache liegt mehr in der Vergangenheit als in der Gegenwart. Da die Iren zur Zeit, als in England die pro¬ testantische Lehre eingeführt wurde, Katholiken blieben, so wurden sie von den Engländern auf das härteste bedrückt, und obwohl sich die Zustände jetzt gebessert haben, sind die Folgen der früheren Misswirtschaft doch nicht ganz verwischt. Ihres ehemaligen Grundbesitzes beraubt, sitzen die Bauern auf ihren Ländereien nur auf Zeitpacht, wodurch natürlich jedes Streben für nachhaltige Verbesserung des Bodens ausgeschlossen wird. Für Schulen ist gar nicht gesorgt. Die reichen englischen Grundbesitzer verzehren ihre Einkünfte außerhalb des Landes. Etwa der siebente Theil der Bevölkerung lebt in Lehmhütten, deren einziges Gemach den Menschen und dem Vieh zugleich zur Wohnung dient. Kartoffeln sind die Hauptnahrung. Supan, Geographie. ^10 146 Bedeutendere Städte liegen nur an der Küste; die Hauptstadt Dublin (doblin) an der Stelle der Ostküste, wo diese England am nächsten tritt. Belfast (belfüst), in einer Gegend, die vorwiegend von eingewan¬ derten protestantischen Engländern und Schotten bewohnt wird, ist die erste Handels- und Industriestadt (Leinen) Irlands. Von der Insel Valen tia (wälenschjä), an der SW.-Ecke Irlands, gehen die großen Kabel (unterseeische Telegraphen) nach Amerika aus. Städtetcrfel. Dritte Abtheilung. Lehrstoff der dritten Clafse. IN* Fortsetzung von Guropa (mit Ausschluss von Österreich-Ungarn). Die Schweiz. Genf nordwestlich von 46, 24 (6); Basel nordöstlich von 470s, 25 (7); Bregenz westlich von 47^2, 28 (10); Finstermünz südöstlich von 47, 28 (10); Como südwestlich von 46, 27 (9); Großer St. Bernhard südwestlich von 46, 25 (7). 8 1. Die Schweiz (41.000 Irin 2), neben Serbien der einzige größere europäische Staat ohne Meeresgrenzen, ist der Kern des west¬ europäischen Rumpfes. Sie umfasst nämlich 1.) das mittlere und höchste Stück der Alpen, an denen mit Ausnahme Großbritanniens und Russlands alle Großstaaten Europas theilnehmen, und 2.) die Quellgebiete der beiden Hauptströme Rhein und Rhone (rhön) und von dem dritten Hauptstrome der westeuropäischen Hälfte, der Donau, den Oberlauf des mächtigsten Nebenflusses (Inn). Die Schweiz besteht aus drei Theilen: den Alpen im SO., mehr als die Hälfte des Landes einnehmend, der Hochebene in der Mitte und dem Juragebirge im NW. Z 2. Die Schweizer Atperr sind der mittlere Theil des Hoch¬ gebirgsbogens, der sich in einer Länge von 1100 Irin vom ligurischen Meere bis in die ungarische Ebene erstreckt und im Mont Blane-Stocke (mvNg blaNg), also genau in der Umbiegungsstelle, wo auch die Grenzen von Frankreich, Italien und der Schweiz sich berühren, seine höchste Höhe (4800 in) erreicht. Die Kämme haben in der Schweiz eine durchschnitt¬ liche Höhe von 2600 ui, viele Gipfel erreichen noch 4000 iu, die Pässe über die Hauptketten sinken nicht unter 2000 in herab. Aber diese Gebirgs¬ masse ist von einem Netze von Längs- und Querthälern tief durchschnitten, und diesem Umstande verdanken es die Alpen, dass sie das bevölkertste aller Hochgebirge sind. Die Alpen liegen in der südlichen Mittelzone (s. S. 108, Fig. 26), aber dieselbe reicht aufwärts nur bis 1300 in; soweit reicht der gemischte Wald (Laub- und Nadelholz), die Obstzucht und der Ackerbau. Hier ist die Bevölkerung dichter und lebt in Städten und Dörfern. Dies ist der Culturgürtel. 150 Auf ihn folgt bis 1900 m der Nadelholzgürtel (Fichte, Lärche, Arve oder Zierbelkiefer, die treffliches Schnitzholz liefert). Hier finden wir noch kleine Dörfer; Ackerbau ist nicht mehr möglich, aber die prächtigen Wiesen gestatten eine ausgedehnte Rindviehzucht. Von der Waldgrenze (1900 m) bis zur Schneegrenze (2800 iu) reicht der Almengürtel. Almen sind Weideflächen, auf die im Sommer das Vieh aus dem Thale hinaufgetrieben wird; alleinstehende Sennhütten nehmen die Senner (Hirten) während ihres sommerlichen Aufenthaltes auf. Im Winter ist dieser Gürtel der Gemse, des Edelweißes und der Alpen¬ rosen gänzlich verödet. Der Schneegürtel ist unter ewigem Schnee begraben, der sich in den weiten Mulden am oberen Ende der Thäler sammelt und von dort Eis¬ ströme oder Gletscher in die tieferen Thalregionen bis in die bewohnten Gürtel herabsendet, während von steileren Stellen der Schnee mit einem- male als Lawine zu Thale stürzt. Der zwanzigste Theil der Schweiz gehört diesem Schneegürtel an; ihm verdanken wir die unversieglichen Wasserschätze der Alpenflüsse. § 3. Der Knotenpunkt der Schweizer Alpen ist der St. Gott¬ hard. Hier bildet sich ein Flusskreuz, indem die Längsthäler des Rhein und der Rhone mit den Querthälern der Reuß und des Tessin in ihren Quellwurzeln sich nahezu berühren. Rhein und Rhone fließen nach ent¬ gegengesetzten Seiten, aber in genau derselben Weise erst durch Längsthäler, dann mit scharfer Kniebiegung durch Querthäler, dann durch große Seen: Boden- und Genfer See (die beiden Grenzwächter der Schweiz), durch¬ brechen hierauf das Juragebirge und wenden sich endlich außeralpinen Gegenden zu, der Rhein nach N., die Rhöne nach S. Die Thäler dieser beiden Flüsse zerschneiden die Schweizer Alpen in eine Nord- und eine Südhälfte. Die Südalpen beginnen im W. mit der vergletscherten Kette der penninischen Alpenfl die im Monte Rvsa (4600 m, nur vom Mont Blanc übertroffen) gipfeln. Östlich vom Tessinthale breiten sich die rhä- tischen^ Alpen zu beiden Seiten des großen Lüngsthales des Inn, Engadin genannt, aus; hier steigen nur mehr einzelne Bergstöcke über die Schneegrenze empor, am höchsten die Bernina (4000 in). Die Nordalpen werden durch drei Querthäler zerschnitten: durch das der Aar mit dem Brienzer und Thuner See (ursprünglich Ein i Auch hier kehrt, wie in den Worten Alpen und Apenninen, die keltische Wurzel psu — Berg wieder. Genannt nach dem alten Volke der Rhciter, deren Nachkommen noch hier leben. 151 See, dann durch das Delta der Lütschine getheilt), durch das der Reuß mit dein einem verbogenen Kreuze gleichenden Vierwaldstätter See und durch die ebenfalls erst später getheilten Wallen- und Züricher Seen. Aus diese Weise gliedert sich der Hauptkamm der Nordalpen in vier Theile: 1.) Der Bergzug des Berner Oberlandes, der im W. zu der mächtigsten Schneegebirgsmasse der Alpen (Finsteraarhorn 4300 in) anschwillt; 2.) der Dammastock (3600 in); 3.) die Kette der Glarer Alpen (Tödi 3600 in); 4.) die niederen Appenzeller Alpen, die nirgends mehr die Schneegrenze erreichen. Z 4. Gegen N. hin senken sich die Bergketten der Alpen immer tiefer und verlieren sich endlich in die niederen Höhenzüge der Schweizer Kochebene. Nur einige höhere Berge treten weit in die Ebene hervor und sind dadurch, wie der Rigi und Pilatus, berühmte Aussichtspunkte geworden. Nach NW. schließt die Bergkette des Jura (bis 1700 in hoch) mauergleich die Hochebene ab und zwingt alle nach NW. fließenden Gewässer, sich nach NO. zu wenden. Die Aar sammelt sie alle und führt sie dem Rhein zu. In den Thälern dieser Flüsse liegen, alle nach NW. sich er¬ streckend, die berühmten Alpenseen, deren größte wir bereits genannt haben; eine zweite Gruppe bilden die Juraseen bei Neuchätel (nöschatel) oder Neuenburg mit Erstreckung nach NO. tz 5. Die ältesten Bewohner der Schweiz waren Kelten, die unter römischer Herrschaft die lateinische Sprache annahmen. Aus dieser ent¬ wickelte sich das Rhäto-Ladinische, das noch im oberen Rheinthale und im Engadin gesprochen wird. Im frühesten Mittelaller erfolgte die deutsche Einwanderung von NO., nur der äußerste SW. blieb romanisch (französisch). Die Italiener drangen im Tessinthale vor. Jetzt gibt es 2,100.000 Deutsche, 600.000 Franzosen und 200.000 Italiener und Rhäto-Ladiner, die Gesammtbcvölkcrung beträgt also 2,900.000. Etwas mehr als die Hälfte sind Protestanten, katholisch ist der größere Theil der eigentlichen Alpenbewohner geblieben. Ursprünglich gehörte die Schweiz zum deutschen Reiche. Als die Habsburger die Umwohner des Vierwaldstätter Sees, ein freies und tapferes Bauernvolk, sich unterthan machen wollten, gründeten diese einen Bund (Eidgenossenschaft, Sage von Tell und Gessler) und be¬ haupteten in glücklichen Kämpfen nicht nur ihre Unabhängigkeit, sondern erweiterten auch immer mehr ihre Herrschaft. Im 16. Jahrhundert bestand die Eidgenossenschaft bereits aus 13 Cantonen; zu diesen kamen in der fran¬ zösischen Revolution und nach Napoleons Sturze 9 neue, welche früher nur in einem losen Verhältnisse zum Bunde gestanden waren. Die Abhängigkeit vom deutschen Reiche hatte schon am Ende des 15. Jahrhunderts aufgehört. 152 Die Schweiz bildet jetzt eine Bundesrepublik; jeder der 22 Cantvne ist eine Republik für sich, die ihre inneren Angelegenheiten selbständig verwaltet; über die gemeinsamen Angelegenheiten aber wird von den Ver¬ tretern aller Cantone gemeinsam berathen. Die oberste Behörde ist der Bundesrath (aus sieben gewählten Mitgliedern bestehend), dessen Sitz die Bundeshauptstadt Bern ist. Die Grenzen gegen die vier Großstaaten, welche die kleine Schweiz umgeben, verlaufen zum Theile auf den Kämmen des Jura und der Alpen (über die Ausbuchtung im Tessinthale sieh II. Abtheilung 8 68), zum Theile entlang des Rheins und Bodensees. 8 6. Dass die Schweiz trotz der ungünstigen Nachbarschaft von Großstaaten ihre Unabhängigkeit bewahrt hat, verdankt sie dem Umstande, dass sie das Durchgangsland von Westeuropa nach Italien ist und daher kein Nachbarstaat sie dem anderen gönnt. Die Hauptverbindungs linie stellt jetzt die Gotthardbahn her, welche die Natur dadurch vorgezeichnet hat, dass man hier nur einen einzigen Kamm zu überschreiten (oder für den Bahntunnel zu durchbohren) brauchte. Neben dem St. Gotthard waren in früherer Zeit noch der Simpl on in den penninischen Alpen mit der ältesten Kunststraße (von Napoelon I. erbaut) und die Pässe, die von den Rheinthälern nach S. führen, besonders der Splügen, viel besucht. Einen reichen Schatz besitzt die Schweiz auch in ihren landschaft¬ lichen Schönheiten (Hochgebirge und Seen); sie wurde dadurch neben Italien und den Rheingegenden der Hauptanziehungspunkt für Fremde und ist mit Recht als das «europäische Gasthaus» bezeichnet worden. Der karge Boden bietet wenig Nahrungsmittel. Im Alpenlande ist der Ackerbau nur auf wenige tiefgelegene Thalstrecken beschränkt, aber die herrlichen Weiden begünstigen die Viehzucht, und Käse ist das wichtigste Erzeugnis der Berggegenden. In früheren Zeiten wanderten die Schweizer viel aus, um Sölduerdienste in fremden Ländern zu nehmen; jetzt finden sie auch in der Heimat Beschäftigung, denn die Schweiz ist trotz des Mangels an Kohle, aber unterstützt durch die reichlichen Wasserkräfte, ein Industrieland ersten Ranges geworden. Die Verarbeitung von Seide und Baumwolle (im NO.) und die Uhrenfabrication (im SW.) sind die Hauptzweige der Industrie, die ihren Sitz hauptsächlich auf der Hochebene hat. Nur auf diese Weise ist es möglich, Brot für eine ver¬ hältnismäßig dichte Bevölkerung (71 auf I Km?) zu beschaffen. tz 7. Inmitten des nördlichen Alpenlandes umgeben den Vierwald stätter^ See die drei Urcantone: Schwiz (das dem ganzen Lande den * Die vier Waldstätten sind die Urcantone und Luzern. 153 Namen gab, mit dem Hauptorte gt. N.) im O., Uri fHauptort Altdorf) im S. und Unterwalden im W. Das alpine Aargebiet umfasst das Berner Oberland (zum Flachlandcanton Bern gehörig), den schönsten Theil der Schweiz, weil hier die mächtigen Bergriesen Finsteraarhorn, Jungfrau, Mönch u. s. w. aus tiefgelegenen Thalsohlen plötzlich zu großer Höhe ansteigen. Thun am Ausgange der Aar aus dem Thuner See ist der Hauptort, Interlaken auf der Delta-Ebene zwischen den beiden Aarseen der Hauptsammelplatz der Fremden. Das Gabelthal der Lütschine führt mitten in die Hoch¬ gebirgswelt ; der untere Grindelwaldgletscher steigt bis zum Dorfe Grindel¬ wald herab, am tiefsten unter allen Alpen gletscheru. Nordöstlich von den Ureantonen liegen die Cantvue Glarus und St. Gallen mit den gleichnamigen Hauptstädten und Appenzell. Sie nehmen schon Theil an der industriellen Thätigkeit der Hochebene. Das südliche Alpenland zählt nur drei, zwar ausgedehnte jedoch dünn bevölkerte Cantone: das größtentheils französische Wallis* (Rhöne- gebiet), das italienische T e s s i n und das größtentheils romanische Grau¬ bünde n (Rheinthäler und Engadin). Chur am Rheinknie ist die größte Stadt des eigentlichen Schweizer Alpenlandes. Im Engadin liegen mehrere Curorte für Lungenleidende, denen die reine Luft des hochgelegenen Thales heilbringend ist. 8 8. Die Reihe der deutschen Cantone der Hochebene und des Jura, die mit zwei Ausnahmen alle nach ihren Hauptorten benannt sind, beginnt im N. mit Basel, der großen Handelsstadt am Rheinknie, ebenso wie Schaffhausen (mit dem berühmten Rheinfall) außerhalb der natür¬ lichen Grenzen der Schweiz gelegen. Die größte Stadt nicht nur der Hoch¬ ebene, sondern auch der ganzen Schweiz, ist Zürich am Ende des gleich¬ namigen Sees, der Mittelpunkt der Webe-Industrie und das geistige Haupt der deutschen Schweiz. Südwestlich gelangen wir über Zug am See gl. N. nach Luzern am Ende des Vierwaldstätter Sees, den Ausgangspunkt der Gotthardstraße und berühmt durch seine herrliche Umgebung. Im Canton Aargau erheben sich an der Aar die Ruinen des Schlosses Habsburg», des Stammsitzes des österreichischen Kaiserhauses. Die wichtigste Stadt an der Aar ist Bern (Bundeshauptstadt). Freiburg ist schon zum Theile französisch. Die wichtigste Stadt der französischen Schweiz ist Genf am Ende des gleichnamigen ° v-illis lateinisch, — Thal; hier das Rhönethal gemeint. Früher eine eigene Eidgenossenschaft von drei «Bünden», von denen einer der «graue Bund» hieß. » Verkürzte Form von Habichtsburg. 154 s: Mg. 28.) Profil des mittleren Europa. Sees. Dieser herrliche See mit seinem milden Klima und in der Nähe der höchsten Alpenhäupter ist von einem Kranze von Orten umgeben, unter denen Lau¬ sanne, die Hauptstadt des weinreichen Cantons Waadt, der größte ist. Der Canton Neuchätel (nöschcM) ist der Hauptsitz der Uhrenfabrication und umfasst den größten Theil des Jura mit der Industriestadt Chaux de fonds (schö dö fonl'itiscHs WberticHt des deutfckerr Weiches. Z 14. Die Mittelgebirgslandschaften gehören zur südlichen, die Tief¬ ebene zur nördlichen mitteleuropäischen Klimazone (s. II. Abtheilung Z 49); die hohe Lage einzelner Gegenden des Südens gleicht aber den Unterschied der geographischen Lage häufig aus. Der Niederschlag ist, dank der Nähe des Meeres, reichlich; im Alterthum war Deutschland voll von Sümpfen und Wäldern, die der Cultur weichen mussten, aber auch jetzt noch bedeckt der Wald (Buchen, Eichen, Fichten, in den sandigen Gegenden des Tieflandes die Kiefer) ein Viertel des Reiches. Während man ihn in anderen Ländern aus kurzsichtiger Gewinnsucht ausrottet, pflegt ihn der Deutsche mit Liebe und Verständnis. Zum Ackerbau (Hauptfrucht Roggen) eignet sich der größte Theil Deutschlands, aber es vermag doch nicht die große Zahl seiner Bewohner zu ernähren. Jährlich wandern durchschnittlich 100.000 Deutsche aus, besonders nach Amerika. Ein fast noch wichtigerer Erwerbszweig ist die Industrie, die besonders in Sachsen und in den Rheinlanden ihren Sitz hat und hier eine große Menschenansammlung hervorruft. Sie beruht wie in England auf dem Reichthum einzelner Gegenden an Kohle und ' Sachsen-Weimar ist Großherzogthum. 159 Eisen, worin das deutsche Reich alle Staaten des Continentes übertrifft. Auch im Welthandel spielt es neben Großbritannien die hervorragendste Rolle; es hat die größte Handelsflotte und die meisten Eisenbahnen unter allen Großstaaten des Festlandes. Schon im Mittelalter hatten sich die norddeutschen Städte zu gemeinsamem Handel verbunden, und dieser Hansa- bund beherrschte die Nord- und Ostsee fast ausschließlich, solange die anderen Küstenstaaten schwach waren. In Bezug auf allgemeine Volks¬ bildung nehmen die Deutschen den ersten Rang ein, in Wissenschaft und Kunst haben sie ebensoviel geleistet, wie irgend ein anderes Culturvolk. Süddrutschland. 8 15. Die Schweizer Hochebene setzt sich jenseits des Bodensees in der oberdeutschen Kochebene fort, die bis zum Inn und der Salzach dem deutschen Reiche, und zwar Württemberg und Baier», angehört. Nur an den Bodensee reicht auch Baden heran; die badische Stadt Konstanz am zweigetheilten NW.-Ende, wo im 15. Jahrhunderte das große Concil abgehalten und Huss verbrannt wurde, und das baierische Lindau sind die größten Orte an diesem See. Von den Vorhöhen der Alpen senkt sich die oberdeutsche Hochebene allmählich nach N., wo sie durch den sanft sich abdachenden schwäbischen und fränkischen Jura und den sich damit kreuzenden baierischen Wald (Parallelzug des Böhmerwaldes) abgeschlossen wird. Hier am Nordrande müssen sich alle von den Alpen kommenden Gewässer sammeln und den Ausweg nach O. nehmen. Der Hauptstrom ist die Donau, die im Schwarz¬ walde entspringt (Quellflüsse Brege und Brigach) und genau dem Nordrande entlang nach O. fließt. Die von den Alpen kommenden Nebenflüsse Iller und Lech gehen gerade nach N., Isar und Inn dagegen nach NO. Nur an der Iller reicht die Reichsgrenze bis an die Wasserscheide, alle anderen Flüsse kommen aus den österreichischen Alpen, der Inn sogar aus der Schweiz. Er ist länger als die Donau bis zu seiner Einmündung in diese und übertrifft den Hauptfluss auch an Wassermenge, da er seinen Oberlauf mitten durch die vergletscherten Hochalpen nimmt. Am Südrande hat die Hochebene einen hügeligen Charakter und wird durch eine Reihe von Seen belebt, von denen der Chiemsee und der Starnberger See bei München die bekanntesten sind. Soweit die Ebene nicht von Geröll bedeckt oder versumpft ist, ist sie gutes Ackerland; wegen der hohen Lage (München 500 m über dem Meere) ist das Klima im Winter rauh. Die größte Stadt dieser Landschaft ist jetzt München, die Hauptstadt Baierns an der Isar, das von König Ludwig I. durch herrliche Bauten 160 geschmückt und wegen seiner Sammlungen und Lehranstalten eine der ersten Kunststädte Deutschlands wurde. Universität und technische Hochschule machen es auch zum geistigen Mittelpunkte Baierns, und in dem Haupt¬ industriezweige des Landes (Bierbrauerei) nimmt es ebenfalls den ersten Rang ein. Bedeutender war einst Augsburg am Lech, im Alterthum Hauptstadt der römischen Provinz Vindelicia, im Mittelalter die Ver¬ mittlerin des Handels zwischen den oberitalienischen Städten und dem Rhein über den Brenner, auch jetzt noch eine wichtige Handels- und Industriestadt. Die baierischen Donaustädte sind: Passau an der Jnnmündung, Regens¬ burg am nördlichsten Punkte der Donau (Mündung des Regen, der das Thal zwischen dem baierischen und Böhmerwalde durchfließt), einst wichtige Reichsstadt, und die Festung Ingolstadt. In Württemberg liegt Ulm und weiter oberhalb Sigmaringen, der Hauptort der preußischen Be¬ sitzung Hohenzollern (mit dem Stammschlosfe der Hohenzollern am Nordrande des schwäbischen Jura). Von N. her erhält die Donau nur kurze Nebenflüsse von dem nahen Jura, nur an dem nördlichsten Punkte ihres Laufes (Gegend von Regens¬ burg) öffnet sich auch die Nordseite. Zwischen dem fränkischen Jura, der nach N. umbiegt, und dem Böhmerwalde liegt die baierische GberpfaLz, durch welche die Nab vom Fichtelgebirge her der Donau zustießt. ß 16. An seinem SW.- Ende ist der deutsche Jura auf das innigste mit dem Schwarzwalde verwachsen. Von da zieht er als rauhe Alp nach NO., erleidet im Thale der Wörnitz (Nebenfluss der Donau) eine vollständige Unterbrechung und erscheint jenseits derselben als frän¬ kischer Jura, der dann nach N. umbiegt und am Main endet. Es sind kahle, rauhe Kalkhochstächen, die nur im äußersten SW. 1000 in erreichen, nach O. aber an Höhe abnehmen; nach der Donauseite senken sie sich sanft, nach der rheinischen (d. h. nach NW. und W.) dagegen stürzen sie steil ab und nehmen dadurch Gebirgscharakter an. Wie der Jura im S. und W., so umschließen Fichtelgebirge, Frankenwald, Rhön und Vogels¬ berg im N. die fucrnkifeh-schwäbische Gerrrcrffe, die sich somit nur nach W. hin zum Rhein öffnet. Dieser Hauptabdachung folgt der Main. Er entspringt im Fichtel¬ gebirge (weißer Main) und Jura (rother Main) und fließt in einer Zickzacklinie nach W. Nachdem er zwischen dem Spessart^ und Oden¬ wald (beide ca. 600 m hoch) einen Durchgang gefunden, tritt er in die oberrheinische Ebene hinaus und mündet bei Mainz in den Rhein. Sein Spechtshardt (IiLrUt altdeutsch, — Wald). 161 Hauptnebenfluss ist die Regnitz, die das Becken zwischen dem Franken¬ jura im O. und der Frankenhöhe und dem Steigerwalde im W. entwässert und durch den Ludwigscanal Rhein- und Donaugebiet ver¬ bindet. Westlich von dem letztgenannten Höhenzuge breitet sich das Becken des Neckar aus, der in den Rhein mündet. Wie der Main der fränkische, so ist der Neckar der schwäbische Fluss. Die reichlich bewässerte Terrasse hat ein mildes Klima, das auch Weinbau gestattet, und gehört zu den fruchtbarsten Gegenden Deutschlands. Das Maingebiet oder Franken gehört zu Baiern, das im NO. sogar noch etwas in das Elbegebiet hinübergreift (Stadt Hof an der Saale). In der Mitte des Regnitzbeckens (am Nebenflüsse Pegnitz) liegt Nürnberg, mit dem ganz nahen Fürth die erste Industriestadt Baierns. Nürnberg mit seiner industriellen Thätigkeit steht einzig in seiner Art da; schon seit Jahrhunderten ist es die erste Fabriksstadt Baierns. Hier wurden die Taschenuhr (Nürnberger Ei), das Messing, die Windbüchse u. s. w. erfunden, die Holzschneidekunst und die Landkarten wesentlich verbessert; hier werden seit Jahrhunderten tausenderlei «Nürnberger Kurzwaren» erzeugt, um, von keinem anderen Fabriksorte erreicht, durch die Welt zu gehen. Aus der Zeit seines mittelalterlichen Glanzes besitzt Nürnberg herr¬ liche Bauwerke, wie es überhaupt das Aussehen einer älterthümlichen Stadt (Mauern, Thore rc.) treuer bewahrt hat, als irgend eine andere große Stadt Europas. Die Steinbrüche bei Solnhofen im fränkischen Jura liefern aller Welt die lithographischen Platten. Unterhalb Nürnberg die Universitäts¬ stadt Erlangen. Am Main sind die bedeutendsten Städte Baireuth, die Bischofsstadt Bamberg und Würzburg, Universitätsstadt inmitten ausgedehnter Weingärten. Das Neckargebiet bildet den ältesten und größten Theil von Würt¬ temberg. Der Ackerbau steht auf einer hohen Stufe, jetzt ist aber auch die Industrie ein nahezu gleichbedeutender Erwerbszweig geworden. Mittel¬ punkt der letzteren ist die freundliche Hauptstadt Stuttgart, in demselben weiten Thalbecken gelegen wie Cannstatt. Oberhalb Stuttgart die Uni¬ versitätsstadt Tübingen, unterhalb Heilbronn. Z 17. Die oberrheinische Kbene ist ein langer und ver¬ hältnismäßig schmaler Tieflandstreifen, eingesenkt zwischen Gebirgen im S. und Plateauabbrüchen im N. Das südliche Gebirgs-Zwillingspaar bilden der Schwarzwald im O. und der Wasgau* im W., beide lang¬ gestreckte Gebirgsmassen, die im S. ihre höchste Erhebung haben (Feldberg im Schwarzwalde 1500 m, Sulzer Belchen im Wasgau 1400 m). An den Schwarzwald schließt sich im N. der Rand der schwäbisch-fränkischen Terrasse an: das Neckarplateau und der etwas höhere Odenwald; " Aus dem lateinischen entstand die verkrüppelte Form Vogesen. Supan, Geographie. 11 162 auf der westlichen Seite entspricht denselben der Hardt, der Rand der lothringischen Terrasse, die sich nach W. (Frankreich) senkt und in einem weiten Bogen von der Mosel bewässert wird. Sie entspringt im Wasgau, mündet aber nicht, wie Neckar und Main, in den Oberrhein, sondern in den Mittelrhein. Die Ebene, aus der sich isoliert der Kaiser stuhl erhebt, ist nahezu 1000 Kan? groß und senkt sich von 250 m Seehöhe bei Basel bis 80 in bei Mainz. Nur im S., zwischen dem Wasgau und dem Schweizer Jura, öffnet sie sich in der sogenannten burgundischen Pforte ungeschützt gegen Frankreich. Die politische Grenze verfolgt dann den Kamm des Wasgaues und durchquert endlich die lothringische Terrasse. Die tiefe Lage und der Gebirgsschutz geben der Ebene ein mildes Klima und machen sie zu der gesegnetsten und bevölkertsten Gegend Deutschlands. Weinbau ist allgemein, aber die edelsten Sorten der weltberühmten Rheinweine wachsen erst an der Grenze zwischen dem Ober- und Mittelrhein. Z 18. Den größten Theil des rechten Rheinlandes nimmt Baden ein (nach der Stadt Baden benannt). Die meisten Ortschaften liegen an dem Ostrande der Ebene, wie die Universitätsstädte Freiburg und Heidelberg (am Neckar), oder in der Ebene selbst, wie die Hauptstadt Karlsruhe, aber nicht am Rhein, weil dieser bis in die Gegend von Karlsruhe zu ungestüm ist, früher häufig sein Bett wechselte und vielfach die Ufer versumpft. Mannheim an der Neckarmündung ist der große Hafenplatz des Oberrheins. Außerhalb der Rheinebene hat Baden neben dem bereits genannten Konstanz nur eine größere Stadt: Pforzheim im Neckarplateau, berühmt durch seine Bijouterien-Fabrication. Die Haupt¬ erwerbsquelle der Bewohner des Schwarzwaldes bildet das Holz; die Gebirgsflüsse führen die mächtigen Stämme dem Rhein zu, der sie, zu großen Flößen vereinigt, nach Holland hinabträgt. Der ehemals blühende Bergbau ist fast erloschen, aber mancherlei Hausindustrie (Schwarzwälder Uhren, Strohgeflechte) beschäftigt das arme Volk. Baden gegenüber, auf dem linken Rheinufer, liegt Elsass-Lothringen, das 200 Jahre unter französischer Herrschaft stand und erst 1871 als Reichsland (d. h. ohne eigenen Fürsten) wieder mit Deutschland vereinigt wurde. Straßburg an der Jll (welcher Fluss dem Laude den Namen gab) ist die Hauptstadt von Elsass; es besitzt in seinem Dome das schönste Baudenkmal des Mittelalters, ist Universitätsstadt und eine der wichtigsten Festungen, da hier die Rheinstraße (burgundische Pforte) sich mit jener Straße kreuzt, die durch die Einsenkung des Zornthales nach Frankreich (kürzeste Route Wien-Paris) führt. Außerdem liegen in der Rheinebene 163 Kolmar und Mülhausen, die wichtigste Webe-Industriestadt Süd deutschlands. Die Hauptstadt Deutsch-Lothringens ist Metz im Moselthale, die größte Festung gegen Frankreich, wo sich die Hauptbahnen vom nörd¬ lichen Oberrhein und vom Mittelrhein nach Paris vereinigen, um dann in die Bahn Straßburg-Paris einzumünden. Nördlich von Elsass liegt die baierische Rheinpfalz, von dem übrigen Baiern völlig getrennt. Inmitten des Hardtplateaus die Stadt Kaisers¬ lautern, am Rhein die alte Stadt Speier und die junge Ludwigs¬ hafen gegenüber von Mannheim. Der nördlichste Theil der oberrheinischen Ebene gehört zum Groß- herzogthum Hessen. Die Hauptstadt Darmstadt liegt am Ostrande, am Rhein das mittelalterliche Worms und Mainz an der Mainmündung, eine der wichtigsten Gründungen der Römer, deren Reich bis an den Rhein und die Donau reichte, im Mittelalter das Haupt der deutschen Kirche, in der Neuzeit eine große Festung, die Mittel-, Oberrhein und Mainthal beherrscht. Die Industriestadt Offenbach am Main ist fast nur eine Vorstadt Frankfurts. Das norddeutsche Vergland. 8 19. Das rheinische Schiesergebirge ist ein einförmiges Plateau von 500 in mittlerer Höhe, über das sich einzelne Kuppen oder nordöstlich streichende Bergzüge noch 200 bis 300 in erheben. Eine Gliederung wird nur durch tief eingeschnittene Flussthäler hervorgebrucht. Das enge Rheinthal von Bingen bis Bonn (Mittelrhein), die schönste deutsche Gegend, durchschneidet es der ganzen Breite nach. Die schroffen Thalgehünge (Lurleifelsen) sind mit Weingärten bedeckt; hohe Burgen erinnern an die Zeit der Ritter und des Faustrechtes; alle Ortschaften, meist schon von den Römern erbaut, sind voll von historischen Erinnerungen aus allen Jahrhunderten der deutschen Geschichte. Bei Bonn beginnt bereits das Tiefland, das sich dreieckförmig in das Gebirge einkeilt. Links fließen dem Rhein die Nahe und Mosel, rechts die Lahn, Sieg und Ruhr zu. Das rechtsrheinische Gebirge bilden der Taunus zwischen Main und Lahn, der Westerwald zwischen Lahn und Sieg und das erz- und kohlenreiche sauerländische Gebirge nördlich vom Sieg, mit den langgestreckten Höhenzügen der Haar endend. Das linksrheinische Gebirge besteht aus dem Hunsrück zwischen Nahe und Mosel und der Eifel jenseits der Mosel. Letztere ist der ödeste Theil des Schiefergebirges, von ausgedehnten Hochmooren bedeckt, und im östlichen Theile ein erloschenes Vulcangebiet. In dem erzreichen Plateau der Ardennen setzt sie sich über die deutsche Reichsgrenze nach W. fort. 11* 164 Überraschend ist der Gegensatz zwischen den Hochflächen und den tiefliegenden Flussthälern. Die ersteren sind rauh, dünn bevölkert, städtearm (mit Ausnahme des Nordrandes); die geschützten Thäler find warm, zu Wein- und Obstbau geeignet, dicht bevölkert, städtereich. Aber auch zwischen Süden und Norden besteht ein Gegensatz; für den Süden ist der Weinbau die wichtigste Erwerbsquelle (vergl. Z 17), der Norden ist durch seine Kohlen- und Eisenschätze zum wichtigsten Industrie¬ gebiete Deutschlands emporgeblüht, das schon mit Großbritannien erfolg¬ reich wetteifert. Z 20. Das ganze Gebiet ist preußisch. Nassau (Theil der Provinz Hessen-Nassau) umfasst den Taunus und Westerwald. Es ist reich an heil¬ kräftigen Quellen: Selters versendet von seinem Kohlensäuerling tausende von Flaschen in alle Welt; die vornehmsten Taunusbäder find Ems an der Lahn (kohlensaures Wasser) und Wiesbaden am Südabhange des Taunus (Thermen). Letzteres gehört noch zur oberrheinischen Ebene, ebenso wie Frankfurt am Main, wichtige Handelsstadt und einer der größten Geldmärkte Europas. Die Rheinstraße kreuzt sich hier nicht nur mit der Mainstraße und der Straße nach Frankreich, sondern auch mit den Straßen- zügen aus Hessen (durch die breite Thaleinsenkung der Wetterau zwischen Taunus und Vogelsberg) und aus Thüringen-Sachsen (durch das Thal der Kinzig). Der größte Theil des Schiefergebirges und der anstoßenden Tief¬ landbucht bildet die Rheinprovinz. An der Grenze von Lothringen liegt das große Steinkohlenbecken von Saarbrücken an der Saar, einem Nebenflüsse der Mosel. Im vielfach gewundenen, weinreichen Moselthale ist Triers (tri-er) die Hauptstadt, im Alterthum häufig Residenz der römischen Kaiser und daher besonders reich an Bauresten aus jener Zeit, im Mittelalter wichtige Bischofsstadt. Dort, wo die Mosel in den Rhein mündet, breitet sich das einzige Becken des Mittelrheins aus, in dem die Festung Koblenz? Schutz gegen Angriffe von der Mosel her bietet. Bei der Universitätsstadt Bonn betritt der Rhein die Tieflandbucht, die tief in das Schiefergebirge eingreift. An der Stelle, wo das letztere im W. sein Ende erreicht und die Straße von Belgien her den Rhein trifft (kürzeste Bahn Berlin-Paris) liegt die Römerstadt Köln?, die wichtigste aller Rheinstädte, starke Festung und Mittelpunkt der Rhein-Dampfschiffahrt (Kölner Dom, eines der schönsten gothischen Bauwerke; Lau äs OoloKus). ' Von dem alten Keltenstamme der Trewerer genannt. ? Lateinisch Oontiusntia — Zusammenfluss (von Rhein und Mosel). ? Vom lateinischen volonia Agrippina; hier wurde Agrippina, die Gemahlin des Kaisers Claudius, geboren. 165 Der linksrheinische Jndustriebezirk, im N. schon ins Tief¬ land reichend, nimmt Theil an jenen Kohlenfeldern, die sich von der Reichsgrenze über Belgien in das nördliche Frankreich erstrecken. Aachen (mit heißen Quellen) betreibt verschiedene Industrien, Düren, Eupen und München-Gladbach besonders Webereien, Krefeld Sammt- und Seidenfabrication (deutsches Lyon). Der rechtsrheinische Jndustriebezirk gehört größtentheils schon der Provinz Westfalen an. Das westfälische Steinkohlenbecken von Dort¬ mund, wo wie in England Eisen und Kohle zusammen vorkommen, ernährt die blühende Eisenindustrie von Iserlohn und Bochum in Westfalen und von Essen (Krupps Gussstahlfabrik), Solingen (besonders Schneidewerkzeuge) und Remscheid in der Rheinprovinz. In der letzteren, im kleinen Wupperthale, breitet sich die Doppelstadt Elberfeld und Barmen aus, wegen seiner großartigen Baumwoll-Manufacturen mit Recht das «deutsche Manchester» genannt. Düsseldorf (auch durch feine Malerakademie berühmt) ist der Rheinhafen des Wupperthales. Schon im Alterthum wurde das Rheinland (einschließlich des Oberrheins) durch die Römer cultiviert, und durch das ganze Mittelalter hindurch war es das wichtigste Gebiet Deutschlands. Von den sieben Kurfürsten waren vier rheinische: der Pfalzgraf (Rheinpfalz u. s. w., Hauptstadt Heidelberg) und die Erzbischöfe von Mainz, Trier und Köln. In Frankfurt a. M. wurden die deutschen Kaiser gewählt, in Aachen geklönt und in Speier begraben. Jetzt ist allerdings der Schwerpunkt nach dem Osten verrückt (Berlin), aber als eines der reichsten und dichtbevölkertsten Gebiete, als längste natür¬ liche Verbindungsstraße Mitteleuropas in nord-südlicher Richtung (wie die Donau in ost-westlicher), spielt das Rheinland noch immer eine hervorragende Rolle, freilich stets gefährdet durch die französische Nachbarschaft. Z 21. Ju dem Winkel zwischen dem nordöstlich streichenden Schiefer¬ gebirge und dem nordwestlich streichenden Thüringer Walde erheben sich mehrere Kuppen und Massengebirge aus vulcanischen Gesteinen, von denen die umfangreichsten der fast kreisrunde Vogelsberg (800 m) und die Rhön (950 w) sind. Dies ist das Land Kessen (daher die Bezeichnung hessisches Bergland), das Sammelgebiet der Weser. Diese entspringt als Werra am SW.-Abhange des Thüringer Waldes, durchfließt, nach NW. gerichtet, das Thal zwischen Thüringer Wald und Rhön, umfließt dann mit doppelter Kniebiegung den ersteren und läuft wieder nach NW. Ihr Hauptnebenfluss ist die Fulda, der eigentliche hessische Fluss, der aus der Rhön kommt, zwischen Rhön und Vogelsberg nach N. fließt und in der Eder auch einen Abfluss des rheinischen Schiefergebirges empfängt. Von Münden an ist die Weser ein einheitlicher Stamm, dessen Wurzel¬ geflecht Werra, Fulda, Eder rc. bilden. Hessen ist verhältnismäßig wenig bevölkert, industriearm, ein Bauern¬ land, das aber nur in den geschützten Thälern fruchtbar ist. Das Gebiet 166 um den Vogelsberg und die obstreiche Wetterau bilden einen abgeschlossenen Theil des Großherzogthums Hessen, das hier in Gießen an der Lahn seine Universität hat. Das übrige Hessen ist jetzt Preußisch (Provinz Hessen- Nassau); Hauptstadt ist Kassel in einem Thalbecken der Fulda mit dem benachbarten Schlosse Wilhelmshöhe, berühmt durch seinen Park und die Wasserkünste. An der oberen Fulda die Stadt Fulda, Lieblingssitz und Grabstätte des Apostels der Deutschen (Bonisacius). Die gewerbthätige Stadt Hanau am Main und die Universitätsstadt Marburg an der Lahn liegen am Rande des Landes. 8 22. Von Münden ab durchschneidet die Weser die niederen Plateaus des W e se u - W e u gl'and e s . Parallel mit der Weser fließt im O. die Leine, die sich dann im Tieflande mit der Aller, einem Neben¬ flüsse der Weser, vereinigt. Erst am Nordrande lösen sich die Plateaus in nordwestlich ziehende bewaldete Gebirgsketten aus ; die beiden längsten: der durch die Hermannsschlacht denkwürdige Teutoburger Wald und die Weser kette, welche die Weser in der westfälischen Pforte durchbricht, streichen halbinselartig weit in die Tiefebene hinaus. An diesem Gebiete liegen die beiden kleinen Fürstenthümer Lippe (zu beiden Seiten des Weserknies vor der westfälischen Pforte) und das Fürstenthum Waldeck; auch ein Streifen braunschweigischen Landes zieht vom Harz quer über das Leinethal zur Weser. Die wenigen wichtigen Städte liegen aber alle in den preußischen Provinzen Hannover und Westfalen, und zwar mit Ausnahme der hannoverischen Universitäts¬ stadt Göttingen nur am Nordrande, östlich von der Weser das alter- thümliche Hildesheim (Hannover), westlich davon in derbreiten Mulde zwischen Weserkette und Teutoburger Wald Osnabrück (Hannover) mit Steinkohlenlagern und mannigfacher Industrie und Bielefeld, der Haupt¬ sitz der westfälischen Leiuenindustrie. 8 23. Thüringer Wald und Erzgebirge, die sich im Fichtelgebirge zusammenschließen, bilden einen nach N. geöffneten Winkel, deren Gewässer: Mulde und Saale mit der Elster und Unstrut, sich alle mit der Elbe vereinigen. Nur die letztere hat den zickzackförmigen Gebirgsgürtel zwischen Süd- und Norddeutschland (beziehungsweise Deutschland und Österreich) in der Nähe der östlichen Umbiegungsstelle durchbrochen. Die Zusammenschlüsse werden be¬ werkstelligt durch das Fichtelgebirge (F. G.) und Elbesandsteingebirge (E. S.). 167 8 24. Der östliche Theil dieses Gebietes ist Ghüuirrgen. An das Fichtelgebirge, das hufeisenförmig mit Öffnung nach NO. eine kleine Hochebene umgibt (Schneeberg 1100 m), schließt sich das niedere Plateau des Franken wald es an und stellt die Verbindung mit der Gebirgskette des Thüringer Waldes her, der an dem Weserdurchbruche bei Eisenach endet. Auf dem Kamine dieses durch seine schönen, parkartig gepflegten Wälder (besonders Fichten) berühmten Gebirges verläuft der Rennsteig, der uralte Grenzweg zwischen Thüringen und Franken. Am Nordraude erhebt sich der Harz, ein echtes Mafsengebirge von geringer Ausdehnung mit plateau¬ artiger Oberfläche, im W. wichtig wegen seiner Silbererze, im O-, in seinen tief eingeschnitteneu, steilwandigen Thälchen durch große landschaftliche Reize geschmückt. Die Kuppe des Brocken (1100 m) ist der höchste Punkt Nord¬ deutschlands. Zwischen Thüringer Wald und Harz breitet sich die Thüringer Hochfläche aus, keine einheitliche Ebene, sondern durch niedere, nordwestlich streichende Höhenzüge (einer davon ist der sagenberühmte Kyffhäuser, in dem Kaiser Barbarossa schläft) in kleine Ebenen getheilt. Am höchsten steigt sie im Eichsfelde (Wasserscheide zwischen Weser und Elbe), auf dem die Unstrut entspringt. Die Saale kommt aus dem Fichtelgebirge und durchschneidet bis Naumburg in einem tief eingeschnittenen Thale die Thüringer Hochfläche; ihr parallel fließt ihr Nebenfluss Elster, die im Elstergebirge ihren Ursprung hat. Sie folgen also schon der sächsischen Nordabdachung, während im eigentlichen Thüringen die Hauptabdachung nach O. gerichtet ist. 8 25. Die mittelalterliche Zersplitterung in kleine Staaten hat sich in Thüringen noch zum großen Theile erhalten. Es gibt nicht weniger als acht selbständige Staaten, und auch diese bilden nicht jeder ein Ganzes für sich, sondern bestehen aus getrennten größeren und kleineren Landstücken. Die Besitzungen der ernestiuischen Linie des Hauses Sachsen haben sich in vier Herzogthümer (nach den Hauptstädten benannt: Weimar- Eisenach sGrvßherzvgthums, Koburg-Gotha, Meiningen, Altenburg), die des Hauses Schwarzburg in zwei Fürstenthümer (nach den Hauptstädten Rudolstadt und Sondershausen benannt), die des Hauses Reuß ebenfalls in zwei Fürstenthümer (Hauptstädte Greiz und Gera) aufgelöst. Im S. reicht noch ein Stück Baiern in das Saalegebiet (Hof), die Nordhälfte Thüringens gehört vorwiegend zur preußischen Provinz Sachsen, in den Harz greifen aber auch noch die Herzogthümer Braunschweig und Anhalt ein. Die Südseite des Thüringer Waldes gehört nur politisch hieher, ist aber eigentlich fränkisch. Die Residenzen Koburg im Maingebiete und Meiningen an der Werra sind hier die wichtigsten Städte. 168 Der Thüringer Wald hat keine bedeutende Stadt, wohl aber, wie der Harz, zahlreiche Ortschaften, die als Sommeraufenthalt in ganz Nord¬ deutschland beliebt sind. Auf der Hochfläche sind mehrere Städte von mittlerer Größe, die zum Theile durch die Gunst der Fürsten (als Residenzen), zum Theile durch den lebhaften Verkehr, der aus Sachsen nach dem Weser- und Rheingebiet hier durchführt, emporgeblüht sind. Die größte Stadt Thüringens ist Erfurt (preußisch), berühmt durch seine Gartencultur; westlich davon Gotha und Eisenach (mit der Wartburg, einst Residenz der Landgrafen von Thüringen; Sage vom Sängerkriege, Luthers Bibelübersetzung), östlich Weimar, voll von Erinnerungen an die elastische Periode der deutschen Literatur, und die Universitätsstadt Jena an der Saale. Mühlhausen ist der Hauptort des Unstrutthales, Nord Haus en der der fruchtbaren goldenen Aue am Südabhange des Harzes. Der Harz wird von einem Kranze von Ortschaften umgürtet; auf den Plateaus des Westharzes haben sich Bergwerksstädte entwickelt; die wichtigste darunter ist K l a u s t h al. Am Ostrande breitet sich das Gebiet des Mansfelder Kupferbergwerks mit Eis leben aus. In den thüringischen Staaten jenseits der Saale, die eigentlich schon dem sächsischen Berglande angehören, sind das industrielle Gera an der Elster und Altenburg die größten Städte. § 26. Das Königreiche Sachsen umfasst die Nordabdachung des Erzgebirges und Lausitzer Gebirges mit dem angrenzenden Tieflandstreifen. Das Erzgebirge steht durch das Elstergebirge mit dem Fichtelgebirge in Verbindung und zieht dann nach NO., steil nach Böhmen, ganz all¬ mählich nach Sachsen abfallend. Der höchste Punkt, der Keilberg, erreicht 1200 in. Der Gegensatz beider Abdachungen kommt auch darin zum Ausdrucke, dass nur die sächsische Seite von größeren Flüssen durch¬ furcht wird; die bedeutendsten derselben führen alle den Namen Mulde und vereinigen sich beim Austritte in das Tiefland, um endlich in die Elbe zu münden. Die Reichsgrenze verläuft aber nicht auf der Wasser¬ scheide, sondern ist meist etwas gegen den sächsischen Abhang abgerückt. An das Erzgebirge schließt sich das Elbe-Sandsteingebirge an, ein Plateau, das durch Thäler in eine Anzahl blockähnlicher Bergmassen mit steilem Abfalle aufgelöst ist und von der Elbe der ganzen Breite nach durchschnitten wird (sächsische Schweiz). Jenseits derselben breiten sich die niederen Höhen des Lausitzer Berglandes aus. Sachsen ist der bevölkertste deutsche Staat (von den freien Städten abgesehen) und verdankt dies hauptsächlich den Steinkohlenlagern von ' Hier herrscht die Albertinische Lime des Hauses Sachsen (Wettin). 169 Zwickau M der Zwickauer Mulde), die, wie im rheinischen Schiefer¬ gebirge, eine ausgedehnte Großindustrie (besonders Baumwollindustrie, Maschinenbau, Papierfabrication) ins Leben gerufen haben. Der Hauptsitz derselben ist Chemnitz (kemnitz), das «sächsische Manchester», Glauchau, Zwickau und Plauen nehmen daran lebhaften Antheil. Der Bergbau auf die mannigfachen Mineralschätze des Erzgebirges war einst viel bedeutender, und Freiberg (mit Silberbergwerk) ist diejenige Stätte, wo der Bergbau zuerst wissenschaftlich betrieben wurde. Jetzt ist die außer¬ ordentlich dichte Bevölkerung des Gebirges auf andere Erwerbszweige angewiesen (besonders Spitzenklöppelei) und leidet vielfach Noth. Im Tieslande liegt die größte Stadt Sachsens, Leipzig, eine der größten Handelsstädte Mitteleuropas (Leipziger Messe) und der Hauptsitz des deutschen Buchhandels. Seine Universität ist die zweitgrößte des Reiches. In der Leipziger Ebene, die tief in das Bergland eindringt, sammeln sich die Straßenzüge, die von O. über Thüringen nach W. führen; darauf beruht ihre Wichtigkeit in der Kriegsgeschichte (viele Schlachten) wie ihre Handelsbedeutung. Die Hauptstadt des Landes, Dresden, erhebt sich am Hauptstrome (Elbe) und wird wegen ihrer schönen Lage und ihrer Kunst¬ schätze das «Elbflorenz» genannt. Unterhalb Dresden verengt sich das Elbe¬ thal noch einmal bei Meißen (mit der ältesten Porzellanfabrik Europas). In der Oberlausitz sind die Hauptorte Bautzen und Zittau (Webereibezirk); hier hat sich noch ein Rest der slavischen Wenden er¬ halten, welche Sachsen einst bis an die Saale bewohnten und zu deren Unterwerfung die Markgrafschaft Meißen gegründet wurde. Das norddeutsche Tirstand. 8 27. Das ostekbische Gieftand hat die Gestalt einer flachen Mulde, die sich langsam nach W. senkt. Der Nordrand der Mulde wird aber von den Hauptflüssen Memel (Njenim in Russland), Weichsel und Oder durchbrochen; sie alle erhalten, wie auch die Elbe, ihre wichtigsten Nebenflüsse von O., und diese sind es, welche die Mitte der Mulde einnehmen. Die Havel mit der Spree geht zur Elbe, die Warthe mit der Netze zur Oder(Narew und Bug in Russisch-Polen zur Weichsel, die zwischen Warschau und Bromberg ebenfalls die Mulde benützt). Die Wasserscheiden innerhalb dieser wenig geneigten und stark versumpften r Mulde sind so niedrig, dass sie leicht durch Canäle über¬ wunden und eine zusammenhängende Wasserstraße von O. nach W. her¬ gestellt werden konnte. Von den mittleren Thälern, die nur bis 40 in über l Die Sümpfe heißen hier Bruch. 170 dem Meeresspiegel liegen, steigt der Boden nach N. und S. meist unmerklich an und erreicht Höhen von ein par hundert Meter (höchste Erhebungen St. Annaberg in Oberschlesien 400 m, Thurmberg bei Danzig 300 m). Im S. ist die schiefe Ebene, die sich vom Gebirgsrande gegen die Mulden¬ mitte senkt, von breiten Flussthälern vielfach zerstückelt, im N. erhebt sich dagegen der baltische Landrücken von der Memel bis an die Elbe in geschlossener Weise, nur von den Durchbruchsthälern der Memel, Weichsel und Oder durchschnitten. Er stellt eine flache Wölbung dar, an der Ober¬ fläche mit unregelmäßigen Hügeln bedeckt und durch zahlreiche Seen von verschiedener Größe und Tiefe belebt (daher der Ausdruck Seenplatte). Die Ostseeküste hat eine guirlandenförmige Gestalt, indem flache Buchten (Danziger, pommerische, Lübecker, Kieler Bucht) mit Vorsprüngen ab¬ wechseln; von diesen Borsprüngen sind die Inseln Rügen, Fehmarn und Alsen nur durch enge Canäle getrennt. Innerhalb der östlichen Buchten sperren flache und schmale Landstreifen oder Nehrungen flache Strandseen oder Haffe ab; im kurischen Haffe liegt das Memeldelta, ins frische Haff mündet ein Arm der Weichsel; das Oderhaff ist nicht durch eine Nehrung, sondern durch zwei Inseln (Usedom und Wollin) abgeschlossen. § 28. Das ostelbische Tiefland ist vorwiegend Ackerbaudistriet und verhältnismäßig dünn bevölkert; als geschichtlicher Kern der preußischen Monarchie hat es dagegen eine hervorragende Bedeutung; hier liegt der Schwerpunkt des neuen deutschen Reiches (vergl. Rhein ß 20). Es ist (wie Sachsen) altes Slavenland, von den Deutschen in langwierigen Kämpfen erobert und germanisiert, und das erzeugte den kriegerischen Geist, der das preußische Volk belebt. Das Stammland der preußischen Könige ist Brandenburg, von der Stadt Brandenburg an der Havel genannt. Die Havel, die eine Reihe von Seen miteinander verbindet, durchfließt in einem Halbbogen den Westen und erhält aus den Lausitzer Bergen die längere Spree. An dieser liegt in der Nähe der Mündung Berlin, eine der Millionen¬ städte der Erde, die Hauptstadt Preußens und des deutschen Reiches. Berlin ist ein wichtiger Straßenknotenpunkt zwischen der Elbe und Oder, Stettin und Halle, Hamburg und Breslau. Seine jetzige Größe verdankt es aber vorzüglich der Gunst seiner Fürsten und der Ausdehnung der preußischen Monarchie sowie der Ent¬ wickelung seiner Industrie, welche die vorzüglichsten Zweige umfasst, besonders aber auf jene Gegenstände sich bezieht, bei denen es in erster Linie auf Scharfsinn, Accuratesse und Geschmack ankommt, in zweiter Linie erst um den Stoff sich handelt (Maschinen¬ fabriken und vor allem Kunstgewerbe, wie Metallguss, seine Tischlerei, Galanteriewaren u. s. w.). In enger Verbindung mit der industriellen Größe Berlins steht dessen Bedeutung als einer der wichtigsten Mittelpunkte für den europäischen Binnenhandel und als 171 einer der größten Geldplütze Deutschlands. Berlin ist durch seine vortrefflichen Unterrichtsanstalten, besonders durch seine berühmte Universität, auch der geistige Centralpunkt Deutschlands geworden. Da Berlin eine moderne Stadt ist, so hat es wenig denkwürdige Bauten. Berühmt ist das Brandenburger Thor, eine Nachahmung der Propyläen in Athen, welches zu der bekannten Straße «unter den Linden» führt. — Charlottenburg mit einem königlichen Lustschlosse ist nur mehr eine Vorstadt Berlins. Zeitweilige Residenz ist auch Potsdam an den Havelseen; Friedrich der Große lebte hier in dem Schlosse Sanssouci (sangsußl — Ohnesorgen). Die Festung Spandau an der Spreemündung dient zum Schutze der Hauptstadt gegen W., wie die Sumpffestung Kü strin an der Warthe¬ mündung gegen O. Das mittlere Spreegebiet oder die Niederlausitz ist eine weite Sumpf- und Waldlandschaft (Spreewald) und wie die sächsische Oberlausitz zum Theile noch von Wenden bewohnt; Hauptort ist die Industriestadt Kottbus. Die Osthälfte Brandenburgs durchquert die Oder; Frankfurt an der Oder liegt an einer bequemen Übergangs¬ stelle (Bahn Berlin-Posen). Z 29. Das obere Oderland, wo die Tiefebene weiter nach S. ein¬ dringt als irgendwo sonst, heißt Schlesien, bis zu den schlesischen Kriegen Friedrichs des Großen österreichisches Besitzthum, jetzt eine der bevölkertsten und reichsten Provinzen Preußens. Ob er fehlest en, größtentheils noch von Polen bewohnt, hat große Steinkohlenlager, die sich bis nach Österreich und Russland hinein erstrecken, und auch reiche Erzlager (beson¬ ders Zinkerze). Mittelpunkte dieses wichtigen Bergbau-Districtes sind Beuthen und Königshütte. Niederschlesien ist eine fruchtbare Ebene, wo neben Getreide- auch Rübenbau zur Zuckerfabrication stark betrieben wird. Dort, wo sich die Straßen entlang der Oder mit den nach Böhmen gehenden kreuzen, liegt Breslau, die zweitgrößte Stadt Preußens; Hauptstadt, erster Handelsplatz und Universitätsstadt Schlesiens. Bedeuten¬ dere Orte haben sich sonst nur am Rande der Sudeten entwickelt. Die politische Grenze hält sich nur an wenigen Stellen an den wasserscheidenden Kamm (zwischen Elbe und Oder). Parallel mit diesem Kamme (Riesengebirge, Adlergebirge) zieht auf der schlesifchen Seite ein zweiter Kamni (Eulen¬ gebirge); der Zwischenraum ist durch Querriegel in mehrere abgeschlossene Becken geschieden, von denen der Hirsch berger, Landshuter und Glatzer Kessel (alle nach den Hauptorten benannt) zu Schlesien gehören. Waldenburg liegt im zweiten schlesischen Steinkohlenreviere. Die Sudeten entsenden eine Reihe von Flüssen znr Oder: die Glatzer Neisse, die Katzbach, die Görlitzer Neisse und die Bober. Liegnitz an der Katzbach in fruchtbarster Umgebung und die Industriestadt Görlitz an der Neisse sind die bedeutendsten der oben genannten Randstädte. 172 Posen, die polnische Provinz Preußens, ist Warthegebiet. An dem Hauptflusse des Landes liegt auch die Hauptstadt Posen, eine starke Festung, da hier, wie überhaupt im O., die Reichsgrenze durch eine Ebene ohne natürliche Schutzwehren verläuft. Gnesen war einst der kirchliche Mittelpunkt des Königreiches Polen. Z 30. Das Gebiet des baltischen Landrückens beginnt im O. mit Preußen, das dem Königreiche den Namen gegeben hat. Am Südrande und westlich von der Weichsel wohnen Polen. Die Pferdezucht ist bedeu¬ tend. Königsberg (Universität) an der Pregelmündung ist die Hauptstadt Ostpreußens; die Küsten des benachbarten Samlandes liefern am meisten Bernstein, der schon im grauen Alterthum von hier geholt wurde. In Westpreußen ist nur das Weichselthal dichter bevölkert. Die Weichsel wird viel befahren und vermittelt den Handel mit Polen ; derselbe concen- triert sich in Danzig, schon zur Zeit des Hansebundes eine der wichtigsten Handelsstädte an der Ostsee, reich an alterthümlichen Bauten. Elbing auf der anderen Seite des Weichseldeltas ist Preußens gewerbreichste Stadt. Marienburg war einst der Hauptsitz des deutschen Ordens. Die beiden Hauptbahnen von Russland nach Preußen durchkreuzen Preußen; die Übergangsstellen über die Weichsel schützen die Festungen Danzig und Thörn. Auf Preußen folgt im W. die preußische Provinz Pommern. Stettin an der Odermündung ist ein vorzüglicher Hafen , weil hier die Schiffe tief in das Land hineinkommen, und zudem die Berlin nächste Seestadt. Der fruchtbarste Theil Pommerns liegt um Stralsund gegenüber Rügen; hier auch die Universitätsstadt Greifswald. Mecklenburg, wie alle Länder des baltischen Landrückens fast aus¬ schließlich mit Landwirtschaft beschäftigt, bildet zwei Großherzogthümer, die nach den Hauptstädten Schwerin und Strelitz benannt sind. Rostock ist die mecklenburgische See- und Universitätsstadt. Lübeck an der Trave, die sich bei ihrer Mündung trichterförmig erweitert, ist noch jetzt eine freie Hansestadt. Im Mittelalter war sie die wichtigste Hansestadt, weil sie wegen ihrer Lage am Westende der Ostsee den Handel zwischen Mittel- und Nordeuropa am besten vermitteln konnte. Schleswig-Holstein, bis 1864 dänisch, ist eine preußische Provinz. Sie ist das einzige deutsche Land, das an die Ost- und Nordsee grenzt, aber nur die Ostküste ist buchtenreich, und hier liegen auch die bedeuten¬ deren Städte: Kiel, Kriegshafen, die Hauptstadt Schleswig und Flens¬ burg, nur Altona (ältona), eigentlich eine Vorstadt Hamburgs, ist Nordseestadt (an der Elbe). Die Westküste ist schwer zugänglich; die 173 flachen nordfriesischen Inseln, unter denen Sylt als Seebad bekannt ist, sind zur Ebbezeit landfest und werden, wie der küstenferne Jnselfels von Helgoland (bis 1890 englisch), von den Meereswogen hart bedrängt. Zur Viehzucht ist der westliche Küstenstreifen vorzüglich geeignet. Ein großer Schiffahrtscanal zwischen beiden deutschen Meeren, der die gefährliche Fahrt um die jütische Halbinsel zum Theile überflüssig machen soll, wird jetzt gebaut. Z 31. Das westeWische Weftcrnb ist eine einförmige Ebene, in der sich nur wenige und engbegrenzte Bodenanschwellungen über 100 m erhöhen. Die Elbe, die Weser mit der Aller und Ems (letztere kommt aus dem Teutoburger Walde und ist ganz Tieflaudfluss) folgen der Nordabdachung in trägem Laufe (daher für die Schiffahrt sehr geeignet) und münden in weite Trichter, in welche die Flut die Seeschiffe weit ins Land hineinträgt und die Ebbe wieder in das Meer zurückführt. Starke Gezeiten find überhaupt die wichtigste Eigenschaft der Nordsee gegenüber der vom Ocean fast abgesperrten, flutlosen Ostsee. Fortwährend zerstört die Flut die Nordseeküste, die einst bis an den äußeren Rand der frie¬ sischen Inseln hinausreichte. Hier häufte der Wind den von der Flut zurückgelassenen Sand zu Hügelketten oder Dünen an; bei Sturmfluten zertrümmerte aber das Meer die Schutzwehr, löste die Dünenkette in Inseln auf, überschwemmte das dahinter liegende Land (Watten, zur Ebbezeit größtentheils trocken, so dass man dann im Wagen nach den Inseln fahren kann), erweiterte die Flussmündungen und riss auch sonst tiefe Buchten ein (Dollart und Jadebusen sind im Mittelalter entstanden). Aber was das Meer auf einer Seite zerstört, lagert es auf einer anderen Seite wieder ab; die feinsten thonigen Anschwemmungen, welche die Marsch bilden und den vortrefflichsten Boden für Viehzucht geben, umgürten die ganze deutsche Nordseeküste, müssen aber durch Deiche (Erdwälle) gegen Sturmfluten geschützt werden. Hinter der Marsch erhebt sich die Geest, sandiger Boden, der meist nur Buchweizen trägt und oft auf weite Flächen sogar nur mit Heidekraut, einem Lieblingsfutter der Schafe, bedeckt ist (Lüneburger Heide). Mit der Geest wechselt Moor, wo die geringe Abdachung den Abfluss verhindert; er liefert den Torf als allgemeines Brennmaterial. Die Geest ist der uralte Wohnsitz der Niedersachsen, die Marsch und die Inseln bewohnen in stetem Kampfe mit dem Meere die Friesen, deren Mundart aber im Aussterben begriffen ist. Landwirtschaft ist auch im westelbischeu Tieflande die Hauptbeschäftigung; die Lage an einem Meere, das mit dem Ocean in offener Verbindung steht und dessen Häfen (im Gegensätze zur Ostsee) niemals zufrieren, gibt ihm aber noch eine besondere Bedeutung. Der größte Theil ist preußisch. 174 K 32. Zu beiden Seiten der Elbe dehnt sich die preußische Provinz Sachsen aus, das deutsche Haupttand für Zuckerrübenbau und Zucker- fabrication. Mittelpunkt ist Magdeburg an einer westlichen Ausbiegung der Elbe, zugleich Festung. Die zweitgrößte Stadt ist Halle an der Saale, wie schon der Name besagt, aus einer Salzsiederstätte entstanden, aber in den letzten Jahren mächtig emporgeblüht durch seine Braunkohlenlager, die zu mannigfacher Industrie Veranlassung geben. Auch die Verlegung der Universität von Wittenberg, der Wiege der deutschen Reformation, nach Halle trug zum Aufschwünge bei. Das wichtigste Salzbergwerk Deutschlands ist jetzt Stassfurt; die hier über dem Steinsalze liegenden Kalisalze dienen als Dungmittel. An Sachsen schließt sich im W. Hannover an, das an allen drei Haupt¬ strömen theilnimmt, bis 1866 ein Königreich, jetzt preußische Provinz. Die ehemalige Residenz Hannover^ an der Leine hat sich durch die Kohlen¬ lager am nahen Nordrande des Weser-Berglandes zu einer bedeutenden Industriestadt (besonders Weberei) entwickelt. Lüneburg liegt am Rande der menschenarmen Lüneburger Heide; das gewerbereiche Harburg gegen¬ über von Hamburg ist die bedeutendste Elbestadt Hannovers. Zu dieser Provinz gehört auch der auf oldenburgischem Gebiete liegende Wilhelms¬ haven am Jadebusen, der Hauptkriegshafen des deutschen Reiches. 8 33. Quer durch die Provinzen Sachsen und Hanover ziehen sich von der Elbe bis zur Weser in schmalen Streifen die Herzogthümer Anhalt mit der Hauptstadt Dessau und Braunschweig? mit der Haupt¬ stadt gl. N. Ganz von Hannover eingeschlossen ist das Großherzogthum Oldenburg mit der Hauptstadt gl. N., und ebenso umschließt preußisches Gebiet die beiden s r e i e n H a n s estä d te Hamburg und Bremen. Hamburg an dem Punkte der Elbe, bis wohin noch große Seeschiffe gelangen können, ist wichtiger, denn die Elbe durchzieht reichere Landschaften und ist zur Schiffahrt tauglicher als die Weser. Hamburg ist die erste Seehandels¬ stadt Deutschlands und wird in Europa überhaupt nur von London und Liverpool übertroffen. Bremen ist wegen Versandung jetzt nicht mehr für große Schisse zugänglich und hat daher in Bremerhafen sich eine geeignetere Schiffsstation geschaffen. Es treibt hauptsächlich Handel mit Nordamerika und ist der Hauptsammelplatz dahin gehender deutscher Aus¬ wanderer. Die dreieckige Tieflandbucht zwischen dem rheinischen Schiefergebirge und dem Teutoburger Walde, durch welche die Ems nach NW. und die 1 timi — hoch, öüer — Ufer. 2 Lrnoooi.? VILNS (Brunosort, nach Herzog Bruno genannt). 175 Lippe nach W. zum Rhein fließt, bildet die nördliche Hälfte der Preußischen Provinz Westfalen, nach der Hauptstadt Münster, deren Bischof einst einer der mächtigsten Reichsfürsten war, Münsterland benannt. Es ist wie alle Tieflandgegenden am Gebirgsrande sehr fruchtbar und besonders zur Viehzucht geeignet; der «westfälische Schinken» war schon in der Römerzeit berühmt. Stäötetafet'. Elsass-Lothringen. Straßburg .... 95 Tausend Einw., Mülhausen .... 82 >> » Metz.60 » » 176 Die Niederlande. Z 34. Die westelbische Tiefebene des deutschen Reiches setzt sich ohne natürliche Grenzen in den Niederlanden fort. Diese sind mit Ausnahme des Ardennenplateaus im SO. (Theil des rheinischen Schiefergebirges, s. Z 19) eine einzige Tiefebene, wenige Meter über, ja zum großen Theile sogar unter dem Meeresspiegel liegend. Dieses eigentliche Niederland wäre selbstverständlich unter Wasser, wenn es nicht durch Dünen und kunst¬ volle Deiche geschützt wäre. Im Norden ist auch hier die Dünenkette mehrfach unterbrochen (die westlichen friesischen Inseln), von Helder an aber erhalten bis an die Rhein- und Scheldemündung (daher die Küste geradlinig) und jenseits derselben wieder bis Calais (kale). Freilich halten auch die Schutzwehren nicht immer dem wilden Meere stand, und der Niederländer lebt in beständigem Kriege mit dem Meere, das ihm schon manch schönes Stück Land entrissen hat, wie die Geschichte der Zuidersee (seudersee) beweist, die ursprünglich ein Binnensee war und erst am Ende des 14. Jahrhunderts ein Meerbusen wurde. Die Niederlande sind das Mündungsgebiet des Rheins und zum Theile durch Anschwemmung desselben entstanden. Das Rh ein delta beginnt knapp unterhalb der deutschen Grenze durch die Theilung in W a al und Rhein; von dem letzteren trennt sich dann die A s s e l (eissel), die in die Zuidersee geht, während der Rhein sich in den Leck und krummen Rhein und der letztere wieder in die Vecht und den alten Rhein theilt. Mit der Waal vereinigt sich die Maas, die aus Frankreich kommt und die Ardennen durchschneidet, wo sie die S a m b r e (ßancher) aufnimmt. Mit dem Rheindelta vereinigt sich das der Schelde, die ganz der Tief¬ ebene angehört. Unzählige Canäle durchfurchen die Ebene nicht bloß zur Entwässerung, sondern auch als Straßen dienend. Das Flachland theilt sich auch hier in Geest (mit Moor) und Marsch, aber die Marschen sind nicht bloß auf die Küsten beschränkt, sondern viel ausgedehnter durch die Flussauschwemmung im Deltagebiete. Das Klima zeichnet sich, wie in allen dem Einflüsse des Meeres offen liegenden Ländern, durch milde Winter, aber verhältnismäßig kühle Sommer, reichliche Niederschläge und viel Nebel aus. Z 35. Die Niederlande, zum größeren Theile von Niederdeutschen (Rheinfranken und Friesen) bewohnt, gehörten im Mittelalter ebenso wie die Schweiz zum deutschen Reiche. Während aber die Schweizer noch durch die hochdeutsche Schriftsprache mit Deutschland verbunden sind, bedienen sich die Niederländer ihrer niederdeutschen Mundart als Schriftsprache. 177 Am Ende des 15. Jahrhunderts kamen die Niederlande durch Erb schäft an das Haus Habsburg und bei der Theilung der habsburgischen Länder in eine österreichische und eine spanische Hälfte an letztere. Damals schuf die Religionsverschiedenheit erst den Gegensatz zwischen den nördlichen und südlichen Niederlanden: jene wurden protestantisch, diese blieben katholisch; jene rissen sich nach heldenmüthigen Kämpfen von Spanien los und wurden eine selbständige Republik, diese blieben spanisch und kamen nach dem Aussterben der spanischen Habsburger an Österreich. Nach den Wirren der französischen Revolution und des napoleonischen Kaiser¬ reiches wurden beide Niederlande zu einem Königreiche vereinigt, aber der religiöse Gegensatz kam schon 1830 in der Revolution der Süd-Niederländer (Belgier) zum Ausdrucke und bewirkte eine abermalige Trennung. Quadrat-Kilometer Einwohner auf 1 Km? Königreich der Niederlande. . . . 33.000 4,600.000 140 Königreich Belgien 29.000 6,100.000 209 § 36. Das Königreich der Miederlnnde (Herrscherhaus Orani en) umfasst das ganze Mündungsgebiet des Rheins und der Schelde. Die Bewohner sind durchaus Deutsche und zu zwei Drittel Protestanten. Sie treiben von altersher Fischfang und Landwirtschaft, hauptsächlich Rinderzucht, wozu sich die Marsch besonders eignet; im Unabhängigkeits¬ kampfe entwickelten sie sich dann zu einer großen See- und Handels¬ macht und erwarben reiche Colonien in Ostindien (die westindischen sind unbedeutend). Im Besitze dieser und der Mündung des größten mittel¬ europäischen Stromes haben die Niederländer noch immer ihre Bedeutung als See-, Handels- und Colonialvolk bewahrt, wenn sie auch aus der ersten Stelle von den Engländern verdrängt wurden. Am volkreichsten sind die am Meere gelegenen Provinzen im W. Von dem befestigten Kriegshafen Helder, von wo ein Schiffahrtscanal bis Amsterdam geht, bis an die Waalmündung reicht Holland, ganz unter dem Meeresspiegel gelegen. Nach dieser Hauptprovinz nennt inan häufig auch das Königreich Holland und alle Niederländer Holländer. Am I (ei), einer Seitenbucht der Zuidersee, und an der Mündung der Amstel (Arm des Vecht) liegt die Haupt- und erste und volkreichste Handelsstadt des Landes, Amsterdam, das nordische Venedig, auf 90 Inseln, welche durch 290 Brücken miteinander verbunden sind, und auf Pfählen gebaut. In der Umgebung liegen Z a a n d a m (sändam) mit circa 400 Windmühlen (Peter der Große) und Haarlem, der Hauptort für den niederländischen Gartenbau, von wo Blumenzwiebeln in die ganze Welt verschickt werden. Supan, Geographie. 12 178 Residenzstadt ist das schöne, aber stille Haagll An der Abtrennung des Vecht vom alten Rhein liegt Utrecht, Hauptstadt der gleichnamigen Pro¬ vinz und Universitätsstadt wie Leiden am alten Rhein. Rotterdam am Leck ist die eigentliche Rheinmündungsstadt und wetteifert daher als Handelsplatz mit Amsterdam. Seeland ist das Jnselland zwischen der Maas- und Scheldemündung, mit dem Kriegshafen Vlissingen, der auch einen lebhaften Personenverkehr mit London vermittelt. Nordbrabant und Limburg im S. des Rheins sind noch dicht bevölkert (vorwiegend von Katholiken); die Steinbrüche bei Maastricht (wo die Maas die Ardennen verlässt) versorgen das steinarme Niederland mit vortrefflichem Baumaterial. Die östlichen Provinzen theilen die kargere Natur des westelbischen Tief¬ landes (viel Moor) und sind verhältnismäßig wenig bevölkert; Arnhem und Groningen (chrvningen), der Hauptort des Friesenlandes, sind die wichtigsten Städte daselbst. Z 37. ZZel'gien (Könige aus dem Hause Sachsen-Koburg) hat eine gemischte Bevölkerung; nördlich vom Parallel von Brüssel wohnen die niederdeutschen Vlämen (flämm), südlich davon die französischen Wal¬ lonen, die Nachkommen des alten romanisierten Keltenstammes der Belgier. Im öffentlichen Leben und in der Literatur herrscht die französische Sprache vor, auch sind beide Stämme durch die (katholische) Religion geeinigt. Die hohe Entwickelung der Landwirtschaft hat Belgien mit Holland gemein, während aber die Holländer vorwiegend See- und Handelsleute sind, ist Belgien ein Industriestaat ersten Ranges und dadurch der am dichtesten bevölkerte Staat Europas geworden. Die Leinenindustrie des Flachlandes steht unerreicht da; daneben hat sich, besonders in den Ardennen, die Metallindustrie, der Maschinenbau und die Her¬ stellung von Spiegelglas entwickelt. Die Grundlage dieser Industrie bilden die reichen Kohlenlager der Ardennen (vergl. Z 20); wie der Engländer, so bezahlt auch der Belgier mit seinen Fabrikaten und seiner Kohle die Nahrungsmittel, welcher die dichte Bevölkerung bedarf. Der See¬ handel ist gering, denn es fehlt eine günstige Küstengestaltung (gerade Dünenküste, vergl. Z 34), um so entwickelter aber der Landhandel, der durch das dichteste Eisenbahnnetz Europas gefördert wird. In neuester Zeit gewann Belgien auch Colonialbesitz (Kongostaat, vergl. S. 70). § 38. Die vlämischen Landschaften Flandern und Brabant gehörten schon im späteren Mittelalter zu den gewerbethätigsten (Verarbeitung eng¬ lischer Wolle) und reichsten Ländern Europas und trieben lebhaften Seehandel ' Gewöhnliche Abkürzung für 's Gravenhaag (des Grafen Hag oder Gehege; nrfprllnglich Jagdschloss). 179 mit Italien und der Hansa; auch die Künste blühten, und die flanderischen Malerschulen waren ebenso berühmt wie die italienischen. Gent an der Schelde ist noch immer der Hauptsitz der Webe-Industrie (nur Leinen statt Wolle); sein ehemaliger Haupthafen Brügge hat aber wegen Ver¬ sandung des schmalen Meeresarmes, an dem es liegt, seine Bedeutung verloren. An seine Stelle trat am Ausgange jenes Meeresarmes Ostende, auch bekanntes Seebad; die wichtigste Hasen- und Handelsstadt ist aber jetzt Antwerpen an der Schelde. Bis Antwerpen können zur Zeit der Flut noch die größten Seeschiffe gelangen. Nach Brügges Verfall trat es an dessen Stelle, bis die Holländer durch ihre Festung Vlissingen den Eingang in die Westerschelde sperrten und Amsterdam den ganzen Handel an sich zog, worauf endlich auch dieses London weichen musste. Erst seit dem Aufschwünge der belgischen Industrie hat Antwerpen wieder an Bedeutung gewonnen. An jene erste Blütezeit erinnern noch zahlreiche glänzende Gebäude, wie die Börse, die älteste in Europa, und die gothische Kirche zur lieben Frau. An der Grenze vlämischen und wallonischen Gebietes liegt die glanz¬ volle Hauptstadt des Königreiches, Brüssel, das auch die verschiedenen Industriezweige des Landes in sich vereinigt (besonders berühmt die «Brüsseler Spitzen-). Östlich davon die Universitätsstadt Löwen. Das wallonische Belgien umfasst die Kohlen- und Jndustriebezirke des Sambre- und Maasthales. Lüttich ist der Hauptort; in der Nähe die großen Jndustrieorte Sera ing (seräng) und Verviers (werwier). Oberhalb Namur (namür) die Steinkohlenwerke von Charleroi (scharlroa). Belgien und die Schweiz, beide in gefährdeter Lage zwischen mächtigen Reichen, sind neutrale Staaten, die sich im Falle eines Krieges an keine Partei anschließen, dafür aber anch von keinem fremden Heere betreten werden dürfen. An Belgien grenzt das kleine Großherzogthum Luxemburg mit der Hauptstadt gl. N. Städtetafel. 12* 180 Frankreich. Hyerische Inseln 43, 24 (6); Cap de Creus (kre-üs) nördlich von 42, 21 (3); Bidasoa-Mündung nördlich von 43, 16 (2); Insel d'Onessant (uäßang) nordwestlich von 48, 13 (5); Dünkirchen 51, 20 (2); Metz nordwestlich von 49, 24 (6); Genf nordwestlich von 46, 24 (6). Z 39. Frankreich ist neben Spanien der einzige Staat, der sowohl an den Ocean wie an das Mittelmeer grenzt. Durch den halbinselartigen Vorsprung der Bretagne (bretänj) wird die atlantische Küste geknickt: Nach SW. verläuft die Küste des Canals, unterbrochen durch die nor¬ mannische Halbinsel (zwischen dieser und Bretagne der Busen von St. Michael), nach SO. und dann nach S. die freie Oceanküste. Gegen Spanien bilden die Pyrenäen eine gute Grenze, dann folgt die Mittelmeer¬ küste mit dem halbkreisförmigen Landvorsprunge der Provence (provängß). Die Landesgrenzen im O. ziehen zuerst (gegen Italien, Schweiz, Deutschland) nach N. über die Alpen, den Jura und den Wasgau, nur mit bedeutender Unterbrechung am Genfer See und in der burgundischen Pforte (vergl. ß 18), dann nach NW. (gegen Deutschland und Belgien) quer über Plateaus und Tiefland, ohne ausreichende natürliche Schutzwehr und daher vielfach durch Festungen verstärkt. Z 40. Seine höchsten Gebirge hat Frankreich (neben niedereren) an seinen Grenzen, aber es besitzt außerdem noch ein im Innern gelegenes, ganz französisches Gebirge: das ca. 1000 m hohe Centralplateau, an das sich im N. die Cöte d'or^ (köt dör), das Plateau von Langres (langr) und der Argonnenwald anschließen. Diese Gebirge bilden nun die wichtige Wasserscheide zwischen dem eigentlichen Frankreich mit seiner breiten Abdachung zum Oceau, wo die Flüsse von O. nach W. fließen, und einem schmalen, nord-südlich sich erstreckenden Landstreifen, wo die Flüsse in meridionaler Richtung verlaufen. Indem sich das Plateau von Langres nach O. umbiegt und durch die Sichelberge mit dem Wasgau in Ver¬ bindung tritt, entsteht innerhalb dieses Streifens eine zweite Wasserscheide: Mosel und Maas fließen nach N., Saöne (ßön) und Rhone (rhön) nach S. zum Mittelmeere. Dieser meridionale Oststreifen gehörte im Mittelalter noch zum deutschen Reiche. Im W. des centralen Gebirges dehnt sich das Tiefland bis an den Ocean aus. Es ist nicht durchaus eine einförmige Ebene wie das deutsche, sondern hat eine ähnliche Beschaffenheit wie das englische, indem es durch niedere Höhenzüge in die drei Becken der Seine (ßän), Loire i Goldhügel, weil hier der berühmte Burgunderwein wächst. 181 (loär) und Garonne (garön) zerfällt, die jedoch durch breite Lücken in den Umgrenzungshöhen untereinander in Verbindung stehen. Aber auch mit den Thalebenen des Ostens sind sie verbunden, einerseits durch den Tieflandstreifen zwischen dem Centralplateau und den Pyrenäen, anderseits durch die Einsenkungen am Süd- und Nordende der Cöte d'or, und alle drei Verbindungsstellen sind zur Anlage schiffbarer Canäle benützt worden, so dass aus dem atlantischen Ocean, dem Canal und der Nordsee (durch den Rhein-Rhone-Canal) zusammenhängende Wasserstraßen nach dem Mittelmeere führen. Diese bequeme Verbindung zwischen dem oceanischen und Mittelmeertheile gibt Frankreich einen großen Vorzug vor Spanien, wo beide Küsten durch ein Plateau geschieden sind. Z 41. Frankreich nimmt an drei Klimazonen theil (s. II. Ab- theilung Z 49), der größte Theil aber gehört der südlichen Mittelzone an. Es sind alle Bedingungen — mildes Klima, Vorherrschen von Tiefland — vorhanden, um eine große Volksmenge zu ernähren; trotzdem zählt Frank¬ reich auf 536.000 nur 38 Mill. Bewohner, d. h. nur 71 auf 1 und steht somit weit hinter dem deutschen Reiche zurück. Frankreich ist derjenige europäische Staat, wo sich die Volkszahl am wenigsten vermehrt, daher auch eine geringe Auswanderung. Mit Ausnahme der Bretagne (keltisch) und Corsicas (italienisch) herrscht in ganz Frankreich die fran¬ zösische Sprache und noch ausschließlicher die katholische Kirche (Frankreich hat also eine ebenso einheitliche Bevölkerung wie Italien). Im Alterthum war Frankreich, damals Gallien genannt, von Kelten bewohnt. Von Cäsar der römischen Herrschaft nnterworfen, nahmen sie sehr bald die lateinische Sprache an. Die spätere Einwanderung der deutschen Franken änderte an dem Volkscharakter wenig, und die heutigen Franzosen sind als die Nachkommen der alten, mit romanischen Elementen vermischten Gallier zu betrachten. Nur in einzelnen Gegenden der Bretagne wird noch keltisch gesprochen. Wie die Deutschen, so scheiden sich auch die Franzosen sprachlich in Nord- und SUdfranzosen; die ersteren sagen für «ja» oui (ni), die letzteren oe, daher Irm^us (lang) ä'oui und Innxus ll'oo. Die lanxue 3'out ist die jetzige Schriftsprache; durch ihre reiche Literatur verbreitete sie sich im 18. Jahr¬ hunderte weit über die Landesgrenzen, indem sie die Sprache der Höfe und höheren Stände wurde, und ist auch jetzt noch die diplomatische Weltsprache, wie das Englische die Welthandelssprache. Der französische Staat besteht ebenso wie der deutsche seit dem 9. Jahrhunderte (s. H 13). Früher ein Königreich unter dem Hause Bourbon (burböng), ist das Staats¬ wesen seit der großen Revolution (1789) fortwährenden Schwankungen nnterworfen, bald Republik, bald napoleonisches Kaiserreich, bald Königreich; aber ungleich den Spaniern, die unter denselben Wirren litten, hat das französische Volk stets seinen Wohlstand und seine Macht zu behaupten gewusst. Die Franzosen sind noch immer ein mehr ackerbauendes als indu¬ strielles Volk. Das wichtigste Erzeugnis des Bodens ist der Wein, obwohl 182 seit dem verheerenden Einbrüche der Traubenkrankheit spanische, italienische und andere Weine gekauft werden müssen, um dann veredelt als französische Weine wieder verkauft zu werden. Die Cultur der Zuckerrübe hat auch in Frankreich eine große Zuckerfabrication ins Leben gerufen. Die Industrie leidet unter dem Mangel an Steinkohle, die stete Einfuhr von Belgien nothwendig macht, doch steht die französische Industrie namentlich in denjenigen Artikeln, wobei es auf Geschmack und gefällige Form ankommt, noch immer unübertroffen da. Seit 1870 ist Frankreich eine Republik, an deren Spitze ein gewählter Präsident steht. Das Land wird in 87 Departements (departmang) getheilt, welche die alten Provinznamen ganz verdrängt haben. In allen Welttheilen besitzt Frankreich Colonien, besonders in Afrika (Algier ist die wichtigste); sie haben zusammen etwa ebensoviel Bewohner als Frank¬ reich selbst und nicht mehr als die Colonien des kleinen Hollands. K 42. Den Ostrand des Seinebeckens bilden Plateauflächen mit winkelförmiger Öffnung nach W. Cöte d'or und Plateau von Lang res, 500 bis 600 m hoch, steil nach O., langsam nach W. sich abdachend, ziehen nach NO.; auf den Hochflächen von Lothringen zeigt sich schon im Laufe der Mosel und Maas die NW.-Richtung. Die Hauptstraße von Süddeutschland (Straßburg) nach Paris, an der die Hauptstadt Nancy liegt, sowie die Nebenstraßen müssen zwei Flussüber¬ gänge ausführen, daher hier zahlreiche Schlachtfelder (besonders um Metz, bei Sedan rc.) und Festungen, wie To ul (tül), Verdun (werdÜNg) u. s. w. In der Form niederer Höhen zieht dann die Wasserscheide gegen die Sambre und Schelde bis an das Cap der grauen Nase an der Straße von Calais; Frankreich erstreckt sich hier über seine natürlichen Grenzen nach Flandern hinein. Dies ist auch einer der drei Hauptindustrie¬ bezirke Frankreichs (wie im belgischen Flandern besonders Weberei); die Hauptorte desselben sind Lille (lil), die Doppelstadt Roubaix (rubä) und Tourcoing (turkoäng), Valenciennes (walangßiän; berühmte Spitzen), zum Theile befestigt, wie noch viele andere Orte, weil hier die Grenze ganz offen ist. Im S. ist zunächst eine Lücke gegen die Loire, dann steigt der Boden wieder an im Plateau der Normandie und bildet die Steilküste des Canals. Innerhalb dieser Randhöhen liegt ein Tiefland, und in diesem erhebt sich wieder ein nur im S. offener Kranz von Höhen, der den innersten Theil des Seinebeckens, das Pariser Becken (Provinz Ile de France sil dö frängßj, wovon Frankreich den Namen führt), abschließt. Schon im Laufe der Flüsse ist die Beckennatur deutlich ausgesprochen; die Seine (ßän) mit ihren zahlreichen Zuflüssen 183 (besonders Jonne fjöns) vereinigt sich in der Beckenmitte mit der Marne (marn) und Oise (oäß). Die Marnestraße nach Süddeutschland und die Oisestraße nach Belgien und Norddeutschland (Köln, Berlin) vereinigen sich in der Hauptstadt Paris mit der unteren Seinestraße und der Straße nach der Loire und dem südwestlichen Tieflande. Seiner Bewohnerzahl nach ist Paris die zweitgrößte Stadt der Erde. Die Stadt liegt zu beide» Seiten der Seine und auf drei Inseln derselben. Die größte Insel enthält die Altstadt (Lite sßites) mit dem gothischen Dome Notre Dame (not'r däm); auf der nördlichen Seite, am rechten Seine-Ufer, liegt La Ville (wil, d. h. die Stadt) mit den prachtvollsten Gebäuden, darunter der Louvre (lüvr) mit kostbaren wissenschaftlichen und Kunstsammlungen. Diese ältesten Theile der Stadt werden durch einen breiten, ringförmigen Straßengürtel, den Boulevards (bulwärs), von den inneren Vorstädten und diese durch einen zweiten Straßcngürtel, den Barrieres (barrier), von den äußeren Vorstädten getrennt, worauf die großartigen Befestigungswerke (Forts sförsst folgen. Paris ist also, wie London, Wien rc., stetig von innen heraus gewachsen. Die Bedeutung von Paris: 1. ) Paris ist die erste Industriestadt Frankreichs. Die Pariser Industrie beschäftigt sich hauptsächlich mit denjenigen Artikeln, bei welchen es weniger auf den Stoff als auf geschmackvolle Form oder sinnige Einrichtung ankommt, und steht hierin unübertroffen da. In Modewaren beherrscht Paris die ganze civilisierte Welt. 2. ) Paris ist die erste Handelsstadt Frankreichs, wo die zahlreichen französischen Kunst- und Naturprodukte aufgestapelt und mittelst des von der Stadt strahlenförmig über das Land gespannten Eisenbahnnetzes nach allen Seiten hin ver¬ sendet werden. Anderseits sammeln sich hier wieder die Producte des Auslandes, um ihren Weg nach den verschiedenen Gegenden Frankreichs zu nehmen. Zudem sind in Paris zahlreiche Handelsgesellschaften, und diese Stadt ist der erste Geldmarkt nicht nur Frankreichs, sondern des Continentes überhaupt. 3. ) Paris ist für Frankreich der Mittelpunkt des wissenschaftlichen Lebens und der Literatur. Das wissenschaftliche Leben concentriert sich in der Akademie, der Universität und im Pflanzengarten (le jurckin clss pluntes). 4. ) Paris ist der Mittelpunkt des politischen Lebens in Frankreich, von dem alle Veränderungen ausgegangen sind. Versailles (werßaj) in der Nähe von Paris war früher die prachtvolle Residenz der Könige, St. Denis (ßäip, dm') ihre Begräbnis¬ stätte, Reims (rängs) in der Champagne (schangpänj) ihre Krönungsstadt. Diese Landschaft, berühmt durch ihre Schaumweine (Champagner), umfasst den äußeren Tieflandstreifen zwischen dem Pariser Becken und Lothringen; bei Chälons sur Marne (schälöng für marn) an der großen Heer¬ straße das Schlachtfeld, wo einst die Hunnen besiegt wurden. Der nördliche Theil des äußeren Tieflandstreifens enthalt die Landschaften Artois (artoä) und Picardie (pikardi) mit St. Quentin (ßän„ kangtän; Industrie, Schlachtfeld) und Amiens (amiäng). Zu beiden Seiten der grauen Nase liegen die Seestädte Calais (kale) und Boulvgne (bulönj), welche die 184 Überfuhr nach England vermitteln. Die südliche Küstenprovinz ist die Normandie' (normangdi). Bis Ronen an der Seine können noch kleine Seeschiffe hinaufgelangen; es war einst der Hafen von Paris, ist aber jetzt wichtiger durch feine Baumwollindustrie. Der eigentliche Seinehafen ist Le Havre (lö ävr, d. h. der Hafen), die erste Seehandelsstadt Frank¬ reichs am Ocean; Cherbourg sscherbürs der (künstliche) Kriegshafen gegen England. 8 43. Das KentrcltpLatecru, mit birnförmiger Gestalt, ist ein ähnliches Masfengebirge wie Böhmen, aber etwas größer. Nach O. füllt es steil ab; der bis gegen 1800 m hohe Rand erscheint von der Rhone- Ebene aus als steile Gebirgskette (Cevennen sßewänenj). Nach N. und W. senkt es sich langsam, und nach diesen Seiten sendet es auch seine bedeutendsten Gewässer: die Loire (loär) mit ihrem Hauptnebenflusse Allier (allie) und die in die Garonne mündenden Dordogne (dordönj), Lvt (löt) und Tarn (tärn), welch letzterer herrliche Thalfchluchten in einem höhlenreichen Gebirge durchströmt. In der Landschaft Auvergne? (owürn) erheben sich über dem Plateau zahlreiche erloschene Vulcankegel (vergl. Eifel, §19); der Mont Dore (moNg dör), 1900 in, ist der höchste Punkt des innern Frankreichs; an seinem Fuße liegt im weiren Thalbecken des Allier die Hauptstadt Clermont (klermvNg). Im Loirethal birgt das Gebirge mächtige Steinkohlen- und Eisenlager, die zu der großartigen Eisen¬ industrie (besonders Waffenfabrication) von St. Etienne (ßäNgktieu) den Stoff liefern. Z 44. Bald nach der Vereinigung mit dem Allier betritt die Loire das Tiefland, das sich hier durch große Fruchtbarkeit auszeichnet und der Sitz einer wohlhabenden bäuerlichen Bevölkerung ist. Als Abgrenzung gegen das Seinebecken ziehen niedere Anhöhen vom Centralplateau bis zum Berglande der Bretagne (bretänj), aber mit zwei großen Lücken: an der Loiremündung und bei Poitiers (poatie); diese Lücke benutzt die Haupt¬ bahn Paris-Tours-Poitiers-Bordeaux (Anschluss an Köln-Berlin, Fort¬ setzung nach Madrid-Lissabon). An der Loire eine Reihe bedeutender Städte: Orleans (orleäng) am nördlichsten Übergangspunkte (daher in der Kriegsgeschichte wichtig), Tours (tur) — beide in den Landschaften gl. N. —, Angers (angsche), die Hauptstadt der Landschaft Anjou (angzu-h, und Nantes an der Trichtermündung der Loire mit dem Vorhafen ' Einst von Normannen (Norwegern) bewohnt, die von da aus England eroberten (vergl. II. Abteilung ß 87). ? Wohnsitz der Arverner in der römischen Zeit. " j wie das slovenische z, ein weiches sch. 185 St. Nazaire (ßäNg naßär), der allein wegen Versandung des Flusses von größeren Seeschiffen noch erreichbar ist. Die beiden letzten Städte liegen schon in der Bretagne (bretänj), die halbinselförmig vorspringt, eine niedere aber rauhe Hochfläche, jedoch mit ausgezeichneten Häfen in den engen Küsteneinschnitten (wie im spanischen Galicia). Die noch keltisch sprechenden Bretonen waren von jeher tüchtige Seeleute. Brest ist der erste oceanische Kriegshafen Frankreichs. § 45. Das dritte Tieflandbecken, das der Gewönne (garön), breitet sich bis an die Pyrenäen aus, in denen die Garonne entspringt, während sie ihre Hauptzuflüsse vom Centralplateau erhält. Die nördliche Landschaft Poitou (poatü) hat nur kleine Küstenflüsse, die Küste ist ein Marschland mit zerbrochener Dünenkette; die Bewohner der Vendee (waNgdä) sind ein ebenso muthiges, treu am Alten hängendes Volk wie die Friesen. Südlich von der Garonne ist die Küste eine geradlinige Dünenkette (vergl. Holland), hinter der sich die Flüsse zu Seen aufstauen. Die Winde tragen den Dünensand weit landeinwärts und machen dadurch das Land zu einer ärmlichen, spärlich bewohnten Heide (daher Landes slaNgdj genannt). Die Garonnelandschaften Guyenne (güen) und Gascogne (gaßkönj)^ erzeugen die berühmten Bordeaux-Weine, so genannt nach dem Ausfuhrhafen Bordeaux (bordö) am oberen Ende der schlauchförmigen Garonnemündung, die unterhalb des Dordogne - Einflusses Gironde (schiröNgd) heißt. Bayonne (bajön; davon Bajonnet) und Perpignan (perpinjäng) bewachen als Festungen die beiden Pyrenäenübergänge. Die Ebene der Gascogne verschmilzt völlig mit der des Languedoc (lanjdök) am Mittelmeere, deren Hauptstadt Toulouse (tulüß) noch an der Garonne liegt. tz 46. Nachdem die WHone (rön) den Genfer See verlassen hat, durchbricht sie mit reißendem Laufe in einem engen Felsenthale die hier zusammengewachsenen Alpen und Jura und betritt dann die grabenförmige Einsenkung, die von den Sichelbergen nach dem Mittelmeere sich senkt. Dieser Senkung folgt im N. die Saöne (ßön) und nach deren Einmündung die Rhone, die (im Gegensätze zu den oceanischen Flüssen) in einem großen Delta sich in das Mittelmeer ergießt. Steil stürzt das centralfranzösischc Gebirge zu diesem meridionalen Graben ab und sendet nur unbedeutende Bäche zur Saöne und Rhone, die sich seinem Steilabfalle anschmiegen; auf der anderen Seite steigt das Land aber allmählich zu den Höhen des > Die Gascogner gelten als Großsprecher, daher die Bezeichnung Gasconaden für Prahlereien. 186 Jura und der Alpen an, von welchen bedeutende Zuflüsse kommen: der Doubs (du) vom Jura, die Jsere (ißer) und Durance (düräNgß) von den Alpen. Die Wcstalpen reichen vom Mittelmeere bis zum kleinen St. Bernhard- Pass (Hannibals Übergang); auf der meridionalen Wasserscheide verläuft die Grenze gegen Italien, die höchste Erhebung, der Gebirgsstock des Mont Pelvoux (mvNg pelvü, 4100 m), bildet aber einen westlichen Vorsprung zwischen Jsere und Durance. Jenseits der Jsere liegt die Mont Blanc-Gruppe (s. Z 2), über welche die Grenze bis zum Genfer See zieht. Das Saönegebiet ist der Kern der alten Landschaft Burgund, eines berühmten Weingebietes (Burgunder); den Mittelpunkt des Weinhandels bildet Dijon (dkzoNg), die größte Stadt Burgunds am Ausgange des Canals zur Seine. Die Festungen Belfort (beför) und Besan§on (besanßöng) bewachen die wichtige burgundische Pforte in das Rheinthal. Im Rhonethale beginnt schon die füdeuropäische Vegetation mit Oliven- und Maulbeerbäumen, und diese Culturen bilden mit dem Weine die wirtschaftliche Grundlage dieser Mittelmeergegend. Lyon (liöng) am Zu¬ sammenflüsse von Rhone und Saöne ist der Mittelpunkt der großartigen Seidenindustrie; in römischer Zeit die Hauptstadt Galliens, hat es wenigstens den zweiten Rang bis jetzt behauptet. Die Alpeulandschaften Savoyen (bis 1859 zu Sardinien gehörig) und die Dauphin« (dofine; davon hieß in der Königszeit der französische Kronprinz Dauphin fdofänZ) sind wenig bewohnt und arm, daher besonders die Savoyarden häufig in der Fremde Erwerb suchen. Größere Bedeutung erlangten die Westalpen erst seit der Anlage der Mont Cenisbahn (mvNg ßem), die den Landverkehr zwischen Frankreich und Italien vermittelt. Zum Schutze der Alpenpässe dient die Festung Grenoble (grenöbl). Oberhalb der mittelalterlichen Papstresidenz Avignon (awinjöng) öffnet sich das Rhonethal zu einer dreieckigen Ebene, die mit den niederen Ausläufern der Alpen schon ganz zum warmen Südeuropa gehört. Der Westen mit den großen Städten Nimes (mm) und Montpellier (mongpelie) gehört noch zur Languedoc, der Osten bildet die Provence (provängß), wo die Hauptorte an der buchtenreichen Steilküste liegen. Marseille (märßäj), schon eine Gründung griechischer Kolonisten, ist die eigentliche Rhonemündungsstadt, da das Delta wegen Versandung Seeschiffen nicht zugänglich ist, und jetzt nicht nur die erste Seestadt Frankreichs (namentlich durch den Handel mit Algerien), sondern des Mittelmeeres überhaupt. Toulon (tulöng) ist der Hauptkriegshafen Frankreichs am Mittelmeere. An der Küste, die sich nun nach NO. wendet, liegen eine Reihe von Curvrten, die Brustkranke im Winter aufsuchen, 1 krovirmm der Römer. 187 darunter besonders Nizza. Das benachbarte Monaco ist ein kleines selbständiges Fürstenthum. 8 47. Die Insel Körsica ist durchwegs gebirgig (Monte Rotöndo über 2700 in hoch) und rauh. Ihre Bewohner, die Corsen, sprechen italienisch und sind wegen ihrer Roheit und Rachsucht, aber auch durch Tapferkeit und Freiheitssinn bekannt. Ajaccio (ajätscho) ist Geburtsort Napoleons I. Städtetassl'. Die skandinavischen Länder. Nordcap östlich von 71, 43 (25); Tornea 66, 42 (24); Alandsinseln 60, 38 (20); Sund östlich von 56, 30 (12); Eidermündung 54, 25 (7); Skagens Horn südöstlich von 58, 28 (10); Cap Lindesnäs westlich von 58, 25 (7). 8 48. Die skandinavischen Länder schließen die Ostsee im W. ab. Die skandinavische Halbinsel springt nach S. vor und theilt sich hier in zwei Arme; in den dadurch gebildeten Winkel springt die jütische Halbinsel von S. nach N. vor, durch den Skager-Rak von Norwegen, durch den Kattegat von Schweden getrennt. Die Schweden und Dänen, mit welchen die Norweger am nächsten verwandt sind, bilden zusammen den skandinavischen Volksstamm, der sich fast ohne Ausnahme zur evangelischen Kirche bekennt. Eine politische Vereinigung hat aber nur vorübergehend (14. bis 17. Jahrhundert) bestanden. Oldenburg) besteht aus einer festländischen und einer insularen Hälfte. Die erstere, Jütland, ist wie Schleswig im O. viel gegliederter als im W.; an der unnahbaren («eisernen») Westküste ist aber (im Gegensätze zu Schleswig) die Dünenkette noch vorhanden, hinter der sich sandige oder morastige Heide ausdehnt. Selbst der Li im fjord, der (seit 1825) durch einen natürlichen Canal bis in den Kattegat führt, ist wegen Seichtheit 188 Seeschiffen unzugänglich. Die Inseln zerfallen in drei Gruppen: die West¬ gruppe mit der Hauptinsel Fünen zwischen dem kleinen und großen Belt, die Ostgruppe mit der Hauptinsel Seeland zwischen dem großen Belt und Sund und das fernliegende Bornholm. Festland wie Inseln find eine Fortsetzung der ostelbischen Tiefebene; Dänemark ist nächst Holland der niedrigstgelegene Staat Europas. Auch sonst haben sie viel miteinander gemein; der Däne hat, wie der Holländer, den Wald zum großen Theile zum Zwecke der Landwirtschaft verdrängt und treibt vorwiegend Viehzucht, welche die wichtigsten Ausfuhrgegenstände (besonders Butter) liefert; außerdem ist er aber auch Seemann und weiß die Gunst seiner Lage, die ihn zum Be¬ herrscher aller Verbindungsstraßen zwischen Nord- und Ostsee macht, aus¬ zubeuten (einst der Sundzoll für alle Schiffe, die den Sund passierten). An der belebtesten dieser Straßen, dem Sund, liegt die Hauptstadt und einzige große Stadt des Landes, Kopenhagens Dänemark besitzt noch ein paar Inselchen in We st indien, Grönland und die Inselgruppe der Färöer (— Schasinseln, weil sich die Bewohner außer mit Fischfang nur mit Schafzucht beschäftigen) sowie Island im atlantischen Ocean. Island, nach Großbritannien die größte europäische Insel (doppelt so groß wie Böhmen), ist ein aus Laven aufgebautes Plateau mit steilen, zerrissenen Küsten, auf dem sich noch jetzt mächtige thätige Vulcane erheben und die Geysir (heiße Springquellen) in ziemlich regel¬ mäßigen Pausen erstaunliche Mengen siedenden Wassers thurmhoch empor¬ schleudern. Obwohl den Polarkreis nur berührend, gehört Island doch schon ganz in die polare Pflanzenzone ohne Getreidewuchs (vergl. S. 108); das Innere ist zum größten Theile mit ewigem Schnee und Eis bedeckt. Die Nordküste belagert das Treibeis des Polarmeeres (daher der Name Eisland); am günstigsten ist die Südwestküste, wo der kleine Hauptort Reikjavik (rekjawtk)2 liegt. In ihrer oceanischen Abgeschiedenheit haben die Isländer, die Nachkommen der vor 1100 Jahren eingewanderien Norweger, ihre alt¬ nordische Sprache noch bewahrt. Z 50. Skandinavien, die größte Halbinsel Europas (größer als Österreich-Ungarn), wird von einem Massengebirge erfüllt, das sich im W. steil zum Meere, im O. allmählich zur baltischen Küstenebene senkt. Die bedeutenderen Flüsse oder Elfen gehören daher der Ostabdachung an, während die westlichen oft in mächtigen Wasserfällen direct ins Meer stürzen. Das Gebirge bildet keinen zusammenhängenden Kamm, sondern besteht aus welligen Bergflächen, Fjelde (fjel) genannt, von 650 bis > Aus dem dänischen lisnbenlmvn — Kaufhafen. Isländisch, — Rauchbucht, weil in der Rühe eine heiße Quelle dampft. 189 1300 m Seehöhe, über welchen sich im S., wo das Gebirge am massigsten ist, die Gipfel bis 2600 in erheben. Trotz der verhältnismäßig geringen Höhe finden sich ausgedehnte Schneeselder (wegen nördlicher Lage und Niederschlagsreichthums), von denen prachtvolle Gletscher oft bis an die Meeresküste hinabreichen. Die Thäler sind schmal und tief, wie in das Gebirge hineingehackt. Der größte Fluss ist der Glommen. Der Westrand ist Europas ausgezeichnetste Steil- und Klippen¬ küste. Das Meer ist in die engen Thäler eingedrungen und bildet vielfach verzweigte Fjorde (besonders charakteristisch der Sognefjord ssognefjorj), welche die Reize von Meer- und Hochgebirgslandschaften vereinigen und daher ein Hauptziel der Touristen sind. Das Meer hat außerdem den äußern Küstenrand zu Hunderten von kleinen, nackten Felseninseln (Scheren) zertrümmert, die der Küste einen ausgezeichneten Schutz gegen feindliche Angriffe gewähren. Den größten «Scherenhof» bilden die Lofoten. Die Flüsfe des schwedischen Terrassenlandes, unter denen der Dal-Elf (dal-elw, ä-U — Thal) der größte ist, find in ihrem oberen Laufe durch Seenbildung, in ihrem unteren durch starkes Gefälle, häufig durch Waff er fälle ausgezeichnet und daher nur auf kurze Strecken schiffbar. Südlich davon dehnt sich eine niedere Seenplatte aus, auf der neben zahlreichen kleinen Seen die drei großen: der Wener-, Wetter¬ und Mälarsee, liegen. Aus dem Wenersee fließt der Göta-Elf (jöta-elw) ab, der mit Umgehung seiner berühmten Trollhätta r-Fälle durch den Götacanal die Verbindung mit der Ostsee herstellt. Z 51. Skandinavien gehört drei Zonen an (s. S. 108), im äußersten Norden schon zur polaren Zone, deren Südgrenze im Innern des Landes tiefer herabsteigt als an den Rändern. Hier hat sich noch die mongolische Urbevölkerung der Lappen erhalten, die mit ihren Renthierherden ein nomadisches Leben führen. Sonst ist das ganze Innere, mit Ausnahme der höheren Fjelde, ein ungeheures Wald land, das halb Europa mit Holz versorgt. Nur die tiefer liegenden Randgebiete sind die eigentlichen Wohnstätten der Norweger und Schweden, die, obwohl seit 1814 von Einem Könige (aus dem französischen Hause Bernadotte sbernadötj) beherrscht, doch zwei gesonderte Reiche bilden und sich ebenso feindlich gegenüber¬ stehen, wie Spanier und Portugiesen. ß 52. Wourvegen ist als die skandinavische Hochgebirgshälfte fast nur an den Küsten und Fjorden bewohnbar. In der unmittelbaren Nähe des Meeres, das durch den aus dem tropischen Gürtel des Oceans r Teufelshut (Name des Felsens). 190 kommenden Golfstroms ungewöhnlich erwärmt wird, ist das Klima so milde, dass auch die Fjorde niemals dauernd gefrieren und Getreidebau bis 70 ° B. betrieben werden kann. Aber die steilen Abhänge bieten dem Ackerbau nur wenig Raum und weisen den Norweger (im Mittelalter wie die Dänen Normannen genannt) auf das Meer. Von jeher waren sie durch Seetüchtigkeit ausgezeichnet; als Wikinger unternahmen sie im frühen Mittelalter kühne Raubfahrten nach allen europäischen Gestaden und bargen die Beute hinter ihren Felseninseln in den tiefen Fjorden; damals entdeckten sie auch Island, Grönland und sogar Nordamerika. Noch jetzt sind sie vor allem See- und Handelsleute; ihre Handelsflotte ist die größte nach der britischen und nordamerikanischen. Das Meer bietet ihnen auch einen großartigen Reichthum an Fischen, die neben Holz der wichtigste Ausfuhrartikel sind; mit diesen Erzeugnissen decken sie ihren Bedarf an Nahrungsmitteln, Jndustrieproducten und Kohle. Die norwegische Fischerei, besonders der Kabliau- und Heringsfang, wird in großartigstem Maßstabe betrieben. Die beiden Reviere des Kabliaufanges sind die Lofoten und die Küste bei Kristiansund. Über 20.000 Fischer beschäftigen sich im Januar mit dem Fange des Fisches, der dann auf Gerüsten zum Trocknen aufgehängt (Stockfisch) oder gesalzen auf Klippen getrocknet (Klippenfisch) oder nur gesalzen wird (Laberdan). Einige Monate werden die Fische zum Trocknen auf den Inseln gelassen und inzwischen zu Hause aus der Leber der Leberthran ausgeschmolzen. An der Küste von Stavanger ist das Heringsrevier. Die flachste und daher fruchtbarste Gegend breitet sich im S. um den Kristianiafjord aus, wo auch die Nähe des europäischen Festlandes günstig wirkt; daher hier die Hauptstadt Kristiania. Die mittelalter¬ liche Hauptstadt Trondhjem (trönjem, deutsch Drontheim) liegt am Fjord gl. N., ebenfalls in etwas flacherer Gegend; von hier führt durch eine Einseukung des Hochgebirges die einzige Eisenbahn von der West- nach der Ostküste Skandinaviens (nach Stockholm). Die zweitgrößte Stadt Norwegens ist Bergen, der Hauptfischmarkt; Tromsö, auch ein wichtiger Fischer¬ ort, ist die größte Stadt des nördlichen Norwegens (hat aber auch nur 6000 Einwohner), Hammerfest das nördlichste Städtchen der Erde. Z 53. Schweden ist zwar beträchtlich kälter als die norwegische Küste, weil es nicht mehr unter dem Einflüsse des Golfstromes steht, aber es hat viel mehr Flachland, besonders im S. Die Schweden waren daher von jeher Ackerbauer und können in günstigen Jahren genug Brot erzeugen. r Der Golfstrom, die wichtigste Meeresströmung, kommt aus dem Golf von Mexico und bewegt sich entlang der Ostküste Nordamerikas nördlich, dann östlich, vereinigt sich mit einer allgemeinen Ostströmung im nördlichen atlantischen Ocean und erreicht endlich die Küsten der britischen Inseln und Norwegen, bis er sich im Eismeere verliert. 191 Neben Holz liefert ihr Land aber auch viel Eisen und Kupfer; Eisen wird bei Dannemora im Tagbau (d. h. nicht unterirdisch) gewonnen; die Kupferregion liegt am Dal-Elf mit dem Hauptorte Fälun. Der bevölkertste Theil ist die Seenplatte, der Hauptsitz des Ackerbaues, der Industrie (besonders Papier, Zündhölzchen) und des Verkehrs (einzige Gegend Skandinaviens mit vielen Eisenbahnen). Die Hauptstadt Stock- Hol m liegt am Ausgange des Mälarsees; nördlich davon die Universitäts¬ stadt Upsalas Die Hauptbahn führt von Stockholm nach Malmö« am Sund, wo über Kopenhagen der Verkehr mit Mitteleuropa stattfindet. Göteborg (jöteborj, deutsch Gothenburg) am Kattegat (Ausgang des Götacanals) ist die zweite Stadt des Reiches. Von den baltischen Inseln besitzt Schweden nur mehr Öland und Gotland^ mit der einst bedeu¬ tenden Hansestadt Wisby; in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts reichte seine Macht viel weiter (Finnland, Rügen, Vorpommern), bis es von Preußen und Russland zurückgedrängt wurde. Städtstafel. Russland. (Karte auch für Rumänien.) Nordcap östlich von 71, 43 (28); Tornea 66, 42 (24); Alandsinseln 60, 38 (20); Memeldelta 55, 39 (21); Donaudurchbruch südöstlich von 45, 40 (22); Sulinamündung östlich von 45, 47 (29); Straße von Kertsch nord¬ westlich von 45, 54 (36); Ostende der Manytschniederung westlich von 45, 65 (47); Uralgebirge östlich von 80 (62) L.; St. Petersburg 60, 48 (30); Moskau nördlich von 55, 55 (37). 8 54. Im O. und S. verschmilzt das europäische Russland mit dem asiatischen; die politische Grenze fällt aber nicht genau mit der natürlichen zusammen, sondern liegt am südlichen Uralgebirge etwas östlich und am Uralflusse etwas westlich davon. Die Landesgrenzen gegen Rumänien, Österreich und Deutschland sowie dann im N. gegen Schweden und Nor- i stoolc — Sund oder Meerenge, bolm — kleine Insel. Stockholm liegt zwischen beiden Ausgängen des Mälarsees. « Hoher Saal (ältester Tempel). Z malm — Vorstadt, ö — Insel. — Gutes Land. 192 wegen werden nur stellenweise durch Flüsse (Pruth, Podhorze, Weichsel, Prosna, Tornea-Els störneo-elws) gebildet und sind sonst nur politische. Nur im N. grenzt Russland an den freien Ocean, der im weißen Meere tief in das Land eingreift und die Halbinsel Kola abgliedert, aber als Eismeer ist er ohne große Bedeutung für den Seeverkehr. Die Ostsee und das schwarze Meer sind Binnenmeere, deren Zugänge sich nicht in russischem Besitze befinden. Die Ostseeküste ist zwar buchtenreich (finnischer und Rigaer Meerbusen), aber auch hier sind die Häfen im Winter gefroren. Gering ist die Gliederung der Nordküste des insellosen schwarzen Meeres, wo die Halbinsel Krim den Meerbusen von Odessa vom asow'scheu Meere scheidet und dem letzteren nur durch die schmale Straße von Kertsch eine Verbindung mit dem schwarzen Meere gestattet. Z 55. Russland hat nur an seinen Rändern Gebirge: den Kaukasus mit der Fortsetzung des Jäilagebirges und den Ural. Das meridionale Kettengebirge des Uräl^ zieht vom Eismeere bis in die Breite von Prag; es ist das längste Gebirge Europas, erreicht aber selbst in seinem höchsten Gipfel nur 1700 in und macht allein auf der tiefer liegenden sibirischen Seite den Eindruck eines Gebirges, während es auf der europäischen durch niederere Vorhöhen so allmählich verläuft, dass man aus dem Hauptpasse (von Jekaterinburg) gar kein Gebirge zu überschreiten glaubt. Das ganze übrige Russland ist eine einzige Tiefebene, in der nur wenige Punkte 300 in Seehöhe erreichen, und auch diese höher gelegenen Theile sind nur sanfte Bodenfchwellen, die (mit einziger Ausnahme des Berg¬ ufers der Wolga) so allmählich in die tieferen Theile übergehen, dass der Charakter der Ebene nicht- gestört wird. Doch ist ihre Vertheilung wichtig für die Anordnung der Flüsse. Die Hauptwasserscheide zieht vom Ural südwestlich zu den Karpaten, bildet aber keine zusammenhängende Boden¬ erhebung. Nach N. oder NW. fließen: 1.) zum Eismeere die Petschora und Dwina, die aus zwei einander entgegenkommenden Quellarmen ent¬ steht; 2.) zur Ostsee die Newa, der Abfluss der beiden größten russischen (und auch europäischen) Süßwasserseen: des Lädoga- und Onegasees (onjega), die Düna, der Njemen, der als Memel auf deutschem Boden in das kurische Haff mündet, und der Karpatenfluss Weichsel, der nur mit seinem großen Ostbogen, wo er den Bug mit dem Rarem (naref) empfängt, russisches Gebiet durchfließt. Der Südabdachung folgen 3.) zum schwarzen Meere der Karpatenfluss Dnjestr, wie die Weichsel im Ober¬ laufe österreichisch, der Dnjepr mit dem Pripet und der Don, alle in seichte, den großen Seeschiffen schwer zugängliche Buchten oder ' — Gürtel. 193 Limane mündend; 4.) in den Kaspisee die Wolga, Europas größter Strom, mit der Oka und dem Uralflusse Kama, der den Verkehr mit Sibirien vermittelt, und der Ural, der Grenzfluss gegen Asien. Die Südabdachung hat Wellenform. Auf die Bodenschwelle, die sich an die Karpaten anschließt, folgt 1.) die Einsenkung des Dnjepr und des Pripet (die ausgedehnten Rokitnosümpfe, welche die mittlere Thalsenke des ostelbischen Tieflandes nach O. fortsetzen, vergl. Z 27), dann 2.) die aus¬ gedehnte mittelrussische Bodenschwelle, die von den Wäldai- höhen mit den Quellen der Wolga und Düna sich bis in die Nähe des asow'schen Meeres erstreckt; hierauf 3.) die Einsenkung des Don und endlich 4.) die Wolgaschwelle. Jenseits der Wolga hebt sich der Boden wieder allmählich zum Ural. Auch nach N. senken sich diese Bodenschwellen und umschließen mit der wasserscheidenden Höhe an den Dwinaquellen das Wolgabecken, durch welches die Wolga, ganz abweichend von den übrigen russischen Strömen, nach O. fließt, um dann oberhalb der Kama¬ mündung scharf nach S. umzubiegen. In diesem zweiten Theile ihres Laufes wird sie rechts von den mauergleich ein paar hundert Meter sich erhebenden Abstürzen der Wolgaschwelle (Bergufer), links von flachem Niederlande (Wiesenufer) begleitet. In ihrem untersten Laufe durch- strömt sie wie der Ural die salzige kaspische Steppe, die wie der Kaspisee zum großen Theile tiefer liegt als der Meeresspiegel (Depression). 8 56. Die Ausdehnung Russlands von der Breite von Oberitalien bis über den Polarkreis hinaus hat eine große Mannigfaltigkeit des Klimas zur Folge, so dass es an allen europäischen Zonen theilnimmt, mit Ausnahme der südlichen (vergl. S. 108). Der Gegensatz zwischen den Weingärten der Krim und den Tundren der Eismeerküste (vergl. S. 92) ist allerdings groß, aber auf einer ununterbrochenen Ebene gehen die klimatischen Unterschiede ganz langsam ineinander über. Im Vergleiche zu Westeuropa in gleicher Breite zeichnet sich das russische Klima durch strenge Winter und heiße Sommer und durch verhältnismäßige Trockenheit aus. Der Regen nimmt nach SO. mit der Entfernung vom atlantischen Ocean ab; südlich von der Linie Kamamündung-Kiew hört infolge dessen der zusammenhängende Wald auf und beschränkt sich auf die Flussufer. Das ist die süd russische Steppe (der Gegensatz zum mittel-und nord¬ russischen Waldlande), die aber noch feucht genug ist, um auf dem frucht¬ baren Boden der schwarzen Erde einen ausgedehnten Ackerbau zu ermöglichen; doch tritt in trockenen Jahren leicht Misswachs und Hungers- noth ein. Unabsehbare Getreidefelder wechseln mit viehreichen Weideflächen; nur die kaspische Senke ist unfruchtbare Salzsteppe mit Nomadenleben. Supail, Geographie. lij 194 8 57. Kem Staat Europas umfasst eine größere Anzahl mittel¬ ländischer und mongolischer Völker als Russland, aber die Russen sind allen anderen an Zahl weit überlegen (70 Mill, gegen 26 Mill, der Nicht-Russen). Sie bewohnen fast das ganze Tiefland vom schwarzen bis zum Eismeere, während die übrigen Völkerschaften (Polen, Letten, finnische und türkische Stämme) nur au den Rändern auftreten, und bekennen sich zur griechischen oder orthodoxen Kirche (vergl. S. 113), deren Oberhaupt der russische Kaiser ist. Die Russen scheiden sich in Großrussen, die vorwiegend das centrale und nördliche Tiefland bewohnen, Klein russen auf der südrussischen Landhöhe bis an die Karpaten (zu ihnen gehören auch die Kosaken, d. h. zum Reiterdienste verpflichtete Colonisten) und Weißrussen im oberen Dnjepr-, Düna- und Njemengebiet. Die Großrussen sind der eigentliche herrschende Stamm. Fast drei Jahrhunderte schmachteten sie unter mongolischer Herrschaft, und dieser langen Knechtschaft ist es znzuschreiben, dass sie an Bildung so weit hinter anderen europäischen Völkern zurllckstehen. Erst im 15. Jahrhunderte gieng die Befreiung von Moskau aus, aber Russland blieb noch ganz asiatisch, bis es mit Beginn des 18. Jahrhunderts unter Peter dem Großen in die europäische Staatenfamilie eintrat. Immer weiter schob es nach allen Seiten seine Grenzen hinaus, vor allem, um Meeresküsten zu gewinnen. Die ehemaligen Großstaaten an seinen Grenzen fielen, wurden theils vollständig vernichtet, wie Polen, theils bedeutend geschwächt, wie Schweden und die Türkei. Erst 1867 wurde die Leibeigenschaft aufgehoben und der Bauer persönlich frei. Mehr als in anderen Großstaaten ist hier Landwirtschaft die Hauptbeschäftigung der Bevölkerung, begünstigt durch ungeheure, fruchtbare Ebenen. So wurde Russland die wichtigste Kornkammer- Europas. Die Hauptproducte des Ackerbaues sind Getreide (besonders Weizen und Roggen) und Flachs. Die Schafzucht gewinnt immer größere Ausdehnung, auch die Pferde- und Rindviehzucht ist von Bedeu¬ tung. Das Vorwiegen der bäuerlichen Bevölkerung hat zur Folge, dass Russland verhältnismäßig wenig größere Städte besitzt. Der Bergbau (namentlich aus der asiatischen Seite) des erzreichen mittleren Ural liefert vorzügliches Eisen, Gold, Platin, Kupfer und Edelsteine. In der Production der Edelmetalle Gold und Platin übertrifft Russland weit alle anderen europäischen Staaten. Die Industrie Russlands ist erst eine neue Pflanzung, und ihrem raschen Aufblühen stehen bedeutende Hindernisse entgegen, vor allem das Vorwiegen der Ackerbau und Viehzucht treibenden Bevölkerung und die mangelhafte Communication bei ungeheuren Entfernungen. Da aber Stein¬ kohle in Menge vorhanden ist, so geht sie unzweifelhaft einer großen Zukunft entgegen. Schon jetzt wird die Maschinenweberei in Wolle, Baum¬ wolle und Seide immer bedeutender; die Lederfabrication erzeugt seit alters- her das berühmte Juchten und Saffian le der. 195 In Bezug auf den Handel nimmt Russland durch seine Lage und seine Erzeugnisse eine ganz eigenthümliche Stellung gegenüber Westeuropa und Asien ein. Während es für jenes vorzüglich Agriculturstaat ist, aus dem mau Rohstoffe holt und wohin man Fabrikserzeugnisse absetzt, ist das Verhältnis zu Asien ein gerade umgekehrtes, denn dieses bringt Natur- producte auf den russischen Markt, um Fabrikate dafür einzutauschen. Die großen Entfernungen und der Mangel an Steinen machten den Straßenbau schwierig, dafür entschädigt aber im Winter die schrankenlose Schlittenbahn auf der schneebedeckten Ebene und im Sommer die nach allen Richtungen auslaufenden Ströme, die als echte Tieflandflüsse geringes Gefälle haben und bis in die Quellregion hinein schiffbar sind. Da die Hauptwasserscheide keine zusammenhängende Bodenschwelle bildet, so konnte sie leicht durch schiffbare Canäle durchschnitten werden. An der ersten der beiden Hauptunterbrechungen führen solche Canäle von der Wolga zur Dwina und zum Onega- und Ladogasee, an der zweiten vom Dnjepr zum Njemen und zur Weichsel, so dass alle vier russischen Meere durch Wasserstraßen miteinander verbunden sind. In neuester Zeit wird die Bedeutung der Flussschiffahrt (meist mit Dampfern) durch das immer weiter sich ausbreitende Eisenbahnnetz etwas eingeschränkt. Die End¬ punkte des letztereil sind im N. Petersburg (von wo nur noch einige unbedeutende Arme in das südliche Finnland reichen), im O. Nischnij- Nowgorod und Orenburg, im S. Wladikaukas, Sewastopol und Odessa. Die Hauptbahnen verbinden einerseits St. Petersburg, Moskau und Odessa, anderseits die beiden Hauptstädte mit Berlin und Wien. Z 58. Das russische Reich, eine absolute Monarchie unter der Herrschaft der Kaiser aus dem Hause Roman ov-Gottorp, die den Titel «Selbstbeherrscher aller Reußen» (Zar) führen, ist das zweite Weltreich, aber im Gegensätze zum meerbeherrschenden England durchaus eine Continentalmacht. Es umfasst die ungeheure» Länderstrecken vom großen Ocean bis zur Ostsee, deren Flächeninhalt den Europas um das Doppelte übertrifft. Der europäische Theil ist nur der vierte, aber beherr¬ schende Theil des Reiches. Er übertrifft die übrigen europäischen Gro߬ staaten zwar weit an Volkszahl, steht aber in der relativen Bevölkerung hinter allen zurück. -Übersicht. 13* 196 Die russische Weltmacht beruht auf der in strenger Einheit geschlossenen herr¬ schenden Nation, wozu die Übereinstimmung des kirchlichen Glaubens und die Ver¬ einigung aller weltlichen und geistlichen Gewalt in einer einzigen Hand wesentlich beiträgt. Aber eine solche Einförmigkeit des Volkes ist wieder nur möglich in einem Lande, das als eine weite, unterschiedslose Fläche keinen Theil sich absondern lässt. (Ver¬ gleiche damit Griechenland oder Deutschland!) ß 59. Großrussland, welches das centrale und nördliche Tiefland umfasst, ist der historische Kern des Reiches. Hier liegt daher, gerade im Centrum des europäischen Russland, an der Moskwa die alte Hauptstadt Moskau, das Eisenbahncentrum, der Stapelplatz des inneren Handels und die erste Industriestadt des Reiches. Die sehr weitläufig bewohnte, Gärten und Felder einschließende Stadt liegt theil- weise auf Hügeln; so namentlich der Kreml, der geheiligte religiöse und politische Mittelpunkt Russlands, wo noch jetzt die Zaren gekrönt werden. Er bildet eine Stadt für sich, besonders ummauert, voller Paläste und Kirchen, deren verschwenderische Pracht tins daran mahnt, dass wir schon an den Pforten des Orients stehen. Am belebtesten ist die Chinesenstadt, deren Name an die Verbindung mit Asien erinnert. Moskau ist überdies wichtig als Vereinigungspunkt des altrussischen Wesens, welches jede Annäherung an den Westen Europas anfeindet. Über die Bedeutung Moskaus und des Kremls sagt ein russisches Sprichwort: -Der Kreml ist das Herz von Moskau, Moskau das Herz der großrussischen Ebene, Großrussland das Herz des russischen Reiches, eines das Abbild und der Mittelpunkt des anderen.» Am Zusammenflüsse der Oka und Wolga liegt Nischnij-Nöw- gorodst der Stapelplatz des Wolgahandels, wo zwei Welttheile, Asien und Europa, auf der jährlich abgehaltenen Messe ihre Waren tauschen. Das zweite Nowgorod, eine alte Handelsrepublik, die mit der Hansa in Verbindung stand, liegt in der Nähe des Ilmensees. Tula ist der erste Ort für Metallwaren und Waffenfabrication; Jaroslaw (jarosläf) an der Wolga, Orel (arjäl) auf der mittelrussischen Bodenschwelle und Woronesch am Don sind außerdem die bedeutendsten Gouvernements- Hauptstädte Nördlich vom 60. Parallelkreise ist das Land fast nur ent¬ lang der Flüsse bewohnt, sonst Wald bis an die Tundra. Lappen und Samojeden führen hier ein Nomadenleben. An der Dwinamündung Archängelsk», die größte Stadt Nordrusslands, die nur in der kurzen eisfreien Zeit mit der übrigen Welt in Verbindung steht und nur damals Bedeutung hatte, als Russland noch von den anderen Meeren getrennt war. 8 60. Das Großfürstenthum Finnland, bis 1809 schwedisch, ist auch jetzt noch halb selbständig. Es ist eine niedere Felsenplatte, fast ganz ' — Nieder-Neustadt. ? Russland ist in Gouvernements (guwernemangs) getheilt, die meist den Namen der Hauptstadt führen. — Erzengel (Michael, deni die Stadt geweiht ist). 197 init Seen, Sümpfen > und Wald bedeckt. Die Bewohner sind die mongo¬ lischen Finnen, daneben in den Städten der Küste, die allein dichter bewohnt ist, Schweden. Beide Völker sind protestantisch. Die Hauptstadt Helsingfors ist durch ihre Universität auch der geistige Mittelpunkt Finnlands. Die dazugehörige Scherengruppe der Älands^-Jnseln (olands) trennt den bottnischen Meerbusen ab. Z 61. Auch die Ostsecprovinzen (Ingermanland, Esthland, Livland und Kurland) haben eine nichtrussische und protestantische Bevölkerung. Am Südrande des finnischen Meerbusens wohnen Finnen (hier Esthen genannt) und südlich davon die Letten, die mit den Lithauern sprachlich die Mitte halten zwischen Slaven und Germanen. Adel und Bürger (mit Ausnahme der Hauptstadt) sind aber deutsch seit dem Mittelalter, wo deutsche Ritterorden diese Küstenländer eroberten und christianisierten. Hier legte, mitten in den Sümpfen der Newa, Peter der Große die neue Haupt¬ stadt St. Petersburg an, den Mittelpunkt des modernen, dem westlichen Europa zugekehrten Russland, wie Moskau der Mittelpunkt des alten, Asien zugekehrten ist. St. Petersburg ist jetzt auch die Haupthandelsstadt der Ostsee, namentlich für den russisch-englischen Verkehr. Der befestigte Kriegshafen Kronstadt schützt es gegen feindliche Angriffe. Rewal (jetzt Kolywan) ist ein belebter Vorhafen, der im Frühjahre früher eisfrei wird, als der Hafen der Hauptstadt. Riga? an der Dünamündung, im Hintergründe der Rigaer Bucht, die durch die Inseln Ösel und Dagö geschützt wird, ist der zweite baltische Handelshafen. Dorpat (jetzt Jurjew sjurjefj) hatte bis in die letzte Zeit eine deutsche Universität. ß 62. Polen st halbinselartig zwischen Deutschland und Österreich sich eindrängend, umfasst das Flachland an der Weichsel und im S. das Bergland der Lysa Gora °. Polen war einst das, was jetzt Russland: der slavische Großstaat; seine Grenzen reichten weit über das Weichsel¬ land hinaus. Fortwährende innere Zwistigkeiten lockten äußere Feinde an; 1795 theilten sich Österreich, Preußen und Russland in das ganze Reich, wobei letzterem der weitaus größte Autheil zufiel. Die Stadtbevölkerung ist in allen polnischen Ländern zum großen Theile jüdisch; die Polen sind durchaus katholisch. Die Hauptstadt Warschau an der Weichsel ist die drittgrößte Stadt Russlands. Die Kohlenlager, die aus Schlesien und > Daher der Name des Landes (re» — Sumpf). ° » schwedisch, — Wasser. ' Altes deutsches Wort für Getreidespeicher. ' — Flachland. ° — Kahlenberg. 198 - Österreich nach Polen hinüberstreichen, ernähren eine bedeutende Industrie, deren Mittelpunkt Lodz, das -polnische Manchester», ist. Z 63. Zwischen Polen und Großrussland liegt Lithauen, das im W. noch lithauisch, im O. weißrussisch ist, mit den Hauptorten Wilna und Minsk (an den Bahnen St. Petersburg- und Moskau-Warschau, Kreuzung mit der Bahn vom schwarzen Meere zur Ostsee). Jenseits der menschenleeren Rokitnosümpfe beginnt Kleinrussland mit den getreide- und viehreichen Landschaften Wolhynien und Podolien, die an Österreich grenzen; daran schließt sich im O. das alte Grenzland des polnischen Reiches (russisch Ukraina sukrä-inaj) mit Kiew am Dnjepr, dem Mittelpunkte des ältesten russisch-christlichen Staates, jetzt überflügelt von Charkow, wo sich die Bahnen von Odessa, aus der Krim und vom Kaukasus ver¬ einigen. Berditschew ist der Mittelpunkt des südrussischen Handels nach Deutschland. 8 64. Südrussland, im Alterthume die Kornkammer Griechenlands und mit hellenischen Colonien besetzt, verkam völlig unter der Mongolen- und später unter der Türkenherrschaft, die bis in das vorige Jahrhundert dauerte. Die russische Regierung siedelte viele deutsche Colo nist en an, die den Ackerbau wieder zur alten Blüte bringen. Bessarabien, das getreidereiche Land zwischen dem Pruth und Dnjestr mit der Hauptstadt Kisch inew (kischinef) ist noch größtentheils von Rumänen bewohnt. Am pontischen Küstenlande ist Odessa der einzige, größeren Schiffen zugängliche Hafen, daher der Hauptausfuhrplatz für das Getreide der schwarzen Erde. Die übrigen Seestädte liegen an Limanen; Nikolajew (nikoläjef) ist eine bedeutende Festung, noch größer Sewastö- pol* auf der Krim, der Hauptstützpunkt der russischen Macht auf dem schwarzen Meere. Die Krim ist im N. flache Steppe, den S. durchzieht aber das Jarlagebirge, bedeckt mit den Lustschlössern russischer Fürsten, auf dem Südabhange schon ganz mit südeuropäischer Vegetation. Das seichte asow'sche Meer friert jeden Winter zu, daher sind im Kosakenlande am Don keine bedeutenden Handelsstädte. Der größte Ort ist Rostow (rostös). 8 65. An der unteren Hälfte der Wolga bestanden die Tatarenreiche Kasan und Astrachan; hier wohnen noch heute verschiedene mohamedanische Finnen- und Türkenstämme und Kalmücken (an der Wolgamündung). Kasän in der Nähe des Wolgaknies vermittelt den Verkehr zwischen Gro߬ russland und Sibirien, wohin die Straße über Perm an der Kama, dem Mittelpunkte des westuralischen Bergbaues, nach Jekaterinodär " Griechisch, sadustus — Augustus, PVÜ8 — Stadt. 199 (Mittelpunkt des vsturalischen Bergbaues) führt. BeiSamära kreuzt die Eisenbahn Moskau-Orenburg die Wolga; in Orenburg schließen sich daran die centralasiatischen Karawanenwege. Saratow (sarätof) an der Wolga wird von zahlreichen deutschen Colonistendörfern umgeben. Im weitverzweigten Wolgadelta ist Astrachan der Mittelpunkt des kaspischen Handels, besonders mit Fischen und Caviar. Ktädtetafel. Rumänien. 8 66. Das östliche Außenland der siebenbürgischen Karpaten, die Moldau, und das südliche Außenland derselben, die Walachei, bilden seit 1881 das Königreich Rumänien, 130.000 üin^. Die Walachei ist das unterste Tieflandbecken der Donau, die dasselbe entlang der bulgarischen Terrasse umfließt, dann, durch das Dobrudscha-Plateau gezwungen, sich nach N. wendet, endlich wieder ihre östliche Richtung aufnimmt und in drei Armen: der Kilia, der schiffbaren Sulina und dem wasserreichsten St. Georgs arm, sich ins schwarze Meer ergießt. Von der Donau steigt das Tiefland als schräge Ebene all¬ mählich gegen die transsilvanischen Alpen empor, an denen die S.- und SW.-Winde ihren Wassergehalt ausschütten; daher der Flussreichthum der Tiefebene: Schyl, Aluta. Die Moldau ist im W. gebirgig, im O. ein niederes Flachland, das der Sereth und Pruth durchfließen. Die absolute Bevölkerung beträgt 5 Mill., die relative daher 39. Außer den Rumänen, die sich zur griechischen Kirche bekennen, gibt es noch viele Juden, die den Handel beherrschen, und Zigeuner. Dort, wo jetzt die Rumänen, lebten im Alterthmn ihre Vorfahren, die Dacier, die von den Römern unterworfen und durch Colonisten ronianisiert wurden. Als die Römer diese Provinz aufgeben mussten, verpflanzten sie die Bewohner auf das südliche Donau-Ufer, von wo aus diese im 13. Jahrhunderte wieder die Rückwanderung in ihre alte, menschenleere Heimat antraten. Bis 1829 standen sie unter türkischer Herrschaft, 1878 errangen sie ihre volle Selbständigkeit, aber die traurigen Folgen früherer Knecht- 200 schäft werden noch lange nicht verwischt werden. Einem begabten, aber erst allmählich aus früherer Verkommenheit sich emporarbeitenden Volke steht eine höhere Gesellschaft, die ihre äußere Bildung aus Paris holt, schroff gegenüber. Die fast ausschließliche und ergiebige Beschäftigung ist die Land- wirtschaft. In der Rind Vieh zücht wird Rumänien relativ nur von Dänemark übertroffen, und der allerdings rohe Ackerbau liefert Massen von Mais und Weizen, die auf der ausgezeichneten Wasserstraße der Donau zur Ausfuhr gelangen. In der Mitte des fruchtbarsten Theiles der Walachei liegt die Haupt¬ stadt Bukurest (bukürescht, 220.000 Ew.); Hauptort der Moldau ist Jassi (jasch), der Ausfuhrhafen an der Donau Gal atz. Amerika oder die neue Welt. Übersicht. 8 67. Amerika etwas kleiner als Asien (38 Mill, ohne die polaren Inseln) reicht von 72Vs° N. bis 56° S., also aus der nördlichen kalten in die südliche gemäßigte Zone. Es besteht aus zwei Continenten, Nord- und Südamerika, die durch das schmale centralamerika¬ nische Zwischenstück zwischen den Einsenkungen und Einschnürungen von Tehuäntepec und Panama verbunden sind. Eine zweite, wenn auch unter¬ brochene Verbindung stellt die westindische Jnselreihe her; zwischen dieser und Centralamerika der Golf von Mexico (mechiko) und das caribische^ Meer. An dieser Stelle ist Amerika am meisten gegliedert; im N. zwar auch durch zahlreiche und große Inseln und die tief ein¬ dringende Hudsonsbai s (hödsns), aber diese polare Seite ist ohne Bedeutung für die Cultur. Sonst ist die Gliederung sehr geringfügig, doch noch größer an der Ost- als an der Westseite. Z 68. Auch die neue Welt hat gleich der alten ihren Hochgebirgs¬ gürtel, aber derselbe erstreckt sich wie die Längsachse des Landes in nahezu meridionaler Richtung und ist ganz auf die pacifische Seite hiuausgerückt. An der Ostseite erheben sich nur niedere und vereinzelte Bergzüge und Massengebirge, alles übrige ist Tiefland, das in den Lücken der Ost-Erhebungen an den atlantischen Ocean herantritt. Diesem Ocean wendet also Amerika sein Antlitz zu; vom großen Ocean trennt es eine Mauer, die nur an einigen Stellen in Centralamerika unterbrochen ist. Daher fließen auch alle größeren Flüsse in den atlantischen Ocean, und das Vor¬ herrschen der Tiefebene lässt sie zu wahren Riesen ström en sich entwickeln. § 69. Das Fehlen großer Gebirge in äquatorialer Richtung bewirkt, dass die Klimazonen ganz allmählich ineinander übergehen und dass den Wanderungen keine wirksamen Schranken gesetzt sind. Die Ureinwohner von ganz Amerika gehören einer einzigen Rasse an. Diese > Genannt nach Amerigo Vespucci, der bald nach der Entdeckung Amerika besuchte und beschrieb. Nach dem Volksstamme der Cariben. 3 Stach dem Entdecker Hudson im 17. Jahrhunderte. 202 amerikanische oder Jndianerrasse von theils Heller, theils dunkler, theils kupserrother (Rothhäute) Farbe ist der mongolischen nahe verwandt (nur haben manche Stämme Nasen mit hohem Rücken), ihre ursprüngliche Heimat war daher jedenfalls Ostasien und eine Einwanderung über die Bering¬ straße leicht möglich. Wegen der völligen Abwesenheit milchgebender Haus- thiere blieben die Amerikaner rohe Jäger- und Fischervölker, wenn sie nicht die Waldlosigkeit mancher Hochlandgegenden und deren Armut an Jagdthieren zu Ackerbau und sesshafter Lebensweise zwang. Im 10. Jahrhunderte wurde die NO.-Küste von Nordamerika von Normannen entdeckt (vergl. Z 52), aber bald wieder vergessen. 1492 entdeckte es Columbus von neuem, und seit dieser Zeit haben sich die Verhältnisse in Amerika gründlich verändert. Gelockt durch den Gold- und Silber¬ reich th um des Hochlandgürtels, nahmen Spanier und Portugiesen Westindien, Mexico, Central- und fast ganz Südamerika in Besitz, und noch heute Herrschthier Romanismus und Katholicismus, während englische Ein¬ wanderung Nordamerika dem Germanismus und Protestantismus eroberte. Die amerikanischen Jägervölker wurden verdrängt und sind in raschem Aussterben begriffen, während sich die ackerbauenden Indianer erhielten. Da die Kräfte der unterworfenen Urbewohner zur Bewirtschaftung der von den weißen Herren angelegten Plantagen nicht ausreichten, so wurden Neger selaven eingeführt, deren Nachkommen einen beträchtlichen Theil der amerikanischen Bevölkerung ausmachen, während neue Zuwanderung seit der Aufhebung der Sclaverei aufgehvrt hat. Im ganzen zählt Amerika jetzt 122 Mill. Einw. (nur 3 auf 1 km?), von denen über die Hälfte Weiße, die anderen Indianer, Neger und Mischlinge sind. Seit der Entdeckung hat sich aber auch die Pflanzen- und Thier - welt Amerikas wesentlich verändert. Für die vier wichtigen Culturpflanzen, die die neue Welt der alten schenkte: den Mais, die Kartoffel, den Tabak und den Chinabaum, aus dessen Rinde das fiebervertreibende Heilmittel Chinin gewonnen wird, erhielt es die europäischen Getreide¬ arten, das Zuckerrohr, die Baumwollstaude und den Kaffee¬ baum, die alle trefflich gedeihen, sowie dieeuropäischenHausthiere. Bis zum Ende des vorigen und Anfang dieses Jahrhunderts gehörte Amerika den Spaniern, Portugiesen und Engländern. Seit jener Zeit sind mit wenig Ausnahmen alle amerikanischen Länder selbständig geworden und haben die republikanische Staatsform angenommen. r Die Mischlinge von Weißen und Indianern heißen Mestizen, die von Weißen und Negern Mulatten. 203 Nordamerika. Beringstraße (Cap Prinz Wales) 66^, 150 (168); Ostende von Labrador nordnordöstlich von 50, 40 (58); Südspitze von Florida westlich von 25, 65 (83); Panama westsüdwestlich von 10, 60 (78); Trinidad 10, 40 (58), 8 70. Der westliche Gebirgsgürtel besteht aus zwei langen Kettengebirgen, die Plateau¬ landschaften einschließen (s. Fig. 29). Das west¬ liche, die Cordillere^ (kordiljere) von Nord¬ amerika, beginnt in der Halbinsel Alaska, von wo sie sich westlich in dem vulkanischen Jnselbogen der Alöüten fortsetzt, und begleitet die pacifische Küste bis zur Südspitze der Halb¬ insel Californien. Sie besteht aus Parallel¬ ketten, von denen die Küstenkette nördlich vom 49.° B. sich in Inseln auflöst, und trägt mehrere erloschene oder wenigstens gegenwärtig nicht mehr thätige Vulcane; der E li a s b e rg (5500 in, wahrscheinlich der höchste Punkt Nordamerikas) ist ein solcher. Das östliche Randgebirge, das Fclsengcbirgc, ist etwas niedriger, obwohl es auch noch Gipfel von mehr als 4000 in besitzt, aber es ist geschlossener und bildet die Haupt¬ wasserscheide zwischen dem pacifischen und dem atlantischen Ocean mit dem Eismeere. Im O. folgt darauf die ungeheure Ebene, die sich vom Eismeere bis zum mexikanischen Golf ausdehnt und aus der sich im O., parallel streichend mit der Küste, das Kettengebirge der Mcghanies (elegeni) erhebt (bis 2000 in hoch). Nahezu in der Mitte der Ebene berühren sich die Fluss¬ gebiete des Eismeeres, atlantischen Oceans und mexikanischen Golfes; der Mackenzie (mäkensi), St. Lorenzstrom und Mississippi gehen strahlenförmig von der Ebene aus. ß 71. Von der größtentheils unbewohnten Inselwelt im Meere der nordwestlichen l Spanisch, — Gebirgskette. (Fig. 23.) Profil von Nordamerika. 204 Durchfahrt (vom atlantischen zum großen Ocean, entdeckt 1850) durch die Baffinsbai (bäffins)^ und den Smithsund (smißsund) getrennt, erstreckt sich Kröntcrnd 2, fast ein kleiner Coutinent (2 Mill. üm 2) vom 6O.0 n P. nach Norden. Das Innere dieses Skandinavien ähnlichen Hoch¬ landes ist eine flachgewölbte Schneewüste, von der durch die Fjorde mäch¬ tige Gletscher ins Meer hinaustreten, um hier in kolossalen Stücken ab¬ zubrechen, die als Eisberge zusammen mit dem Meereise durch Winde und Strömungen in wärmere Gegenden getrieben werden (daher Treibeis), um dort zu schmelzen. Grönland ist dänisch, aber nur an der Süd¬ westküste dauernd besiedelt. Die Urbewohner sind die den Indianern nächst¬ verwandten Eskimos, die auch das arktische Gestade Amerikas bewohnen, ein unter dem Einflüsse der polaren Kälte verkümmertes Volk (1^ m hoch). Ihre Hauptnahrung liefert der Seehund, mit dessen Fell sie Boote und Häuser bedecken und dessen Fett (Thran) ihnen Licht und Wärme gibt. Die Noth hat sie zu sehr geschickten Seefahrern erzogen und ihren Erfin¬ dungsgeist geweckt (treffliche Waffen), das enge Zusammenleben in der monatelangen Winternacht sie gutmüthig gemacht. Die übrigen Inseln des Polarmeeres, Spitzbergen, Franz-Josef-Land, Nowäja-Semlja (Fortsetzung des Ural) und neusibirische Inseln, sind unbe¬ wohnt, werden aber zeitweise von Fischern zur Jagd auf Walfische, die Thran und Fischbein liefern, und Robben (Walrosse, Seehunde, Seekälber) aufgesucht. Nur die schwimmende und fliegende Thierwelt ist in der polaren Zone reichlich vertreten, die Landthiere vor allem durch den Eisbär, den eigentlichen Beherrscher des Nordens. § 72. Das britische Gebiet von KLnadcr umfasst den ganzen Continent nördlich von den kanadischen Seen und dem 49. Parallel (Breite von Paris) mit Ausnahme von Alaska. Nach seiner Größe (8^/z Mill. Km?), geringen Bevölkerung (kaum 5 Mill.) und seinem rauhen Klima kann es als das amerikanische Sibirien bezeichnet werden. Wie dieses ist es zunächst durch seine Pelzthiere bekannt geworden, in neuester Zeit zur Ausbeute der Edelmetalle des westlichen Hochgebirges fortgeschritten und wird einst ein wichtiges Getreideland werden; ja in dieser Beziehung ist es Sibirien schon weit vorausgeeilt. Das Tiefland senkt sich von allen Seiten nach der Hudsonsbai, die eine Guirlande großer Süßwasserseen um¬ zieht. Die nordwestlichen gehören zum Mackenzie», in der Mitte liegt der Winipegsee, den SO. nimmt die canadische Gruppe ein, deren Abfluss derSt.Lorenzfluss ist. Sie besteht aus dem oberen, Michigan- ' Nach dem Seefahrer Bassin im 17. Jahrhunderte benannt. Grünes Land, von den ersten Entdeckern so genannt, wahrscheinlich um Colo- nisten anzulocken. » Benannt nach dem Entdecker. 205 (mitschigän), Huron-, Erie- (iri) und Ontariosee (onterio); zwischen den beiden letzteren besteht ein starker Niveauunterschied, den der Ver¬ bindungsfluss Niagarai (neiägre) in dem berühmten Wasserfall (49 m h.) überwindet. Ungeheure Nadelholzwälder bedecken Canada (wie Sibirien), dann folgt am Nordsaume, des Festlandes die polare, von Eskimos be¬ wohnte Tundrenzone, die in Labrador unter dem erkältenden Einflüsse des Eismeeres bis in die Breite von London herabsinkt. 4^/g Millionen Menschen drängen sich in den östlichen Küsten¬ provinzen Neuschottland mit dem nie zufrierenden Kriegshafen Halifax (hälifäx), Neu-Braunschweig und im eigentlichen Canada am St. Lorenzstrome zusammen. Diese ausgezeichnete Wasserstraße mit ihrer breiten Trichtermündung dient besonders der Ausfuhr von Holz, das noch immer der wichtigste Handelsartikel ist. Quebek (kwibek) ist der atlantische Sommerhafen, wie Halifax der Winterhafen. Die größte Stadt ist Mont- re a l (montriöl), bis wohin noch die Seeschiffe gehen. Das untere Canada war früher französisch, und noch jetzt herrscht hier die französische Sprache und die katholische Religion, im oberen Canada aber, woT o rö n to am Ontariosee die größte Stadt ist, die englische Sprache und der Protestantis¬ mus. Die übrigen Provinzen sind fast menschenleer, werden sich aber schneller entwickeln als Sibirien, weil sie schon von einer Pacificbahns durchzogen werden. An dem Endpunkte derselben, Vancouver (wänküwr), gegenüber der gleichnamigen Insel st schließt die Dampferlinie nach Japan an. Die Ebenen dienen dem Ackerbau, die westliche Hochlandprovinz Britisch-Columbia produciert Gold. Britisch ist auch die Insel Neufundland, die den St. Lorenzgolf abschließt und auf deren großer Sandbank an der Westküste sich jedes Jahr über 100.000 nordamerikanische, englische und französische Fischer zum Kabliaufang versammeln. Weitab im Ocean liegen die englischen Orangen-Eilande, die nach dem Entdecker Bermuda benannt sind. Atäska, das Nordwesthorn Amerikas, ist im Besitze der Ver¬ einigten Staaten und ist, wie alle polaren Länder, wichtig wegen des Fisch¬ fanges an den Küsten sowohl wie auf den Flüssen. Z 73. In den bereinigten Staaten (oder Union) liegen die dreiHaupttheile in meridionalen Streifen nebeneinander: 1.)die atlantische Küstenebene, die sich von den Alleghanies allmählich nach O. senkt ' In der einheimischen Sprache — Donner der Gewässer. " Französisch, — Königsberg. b Pacificbahnen (päßifik) nennt man in Amerika diejenigen, die qner durch den Continent vom atlantischen bis zum stillen (pacifischen) Ocean führen. 4 Benannt nach dem Entdecker (18. Jahrhundert). 206 und nach S., wohin sie die flache Halbinsel F l ö r i d a aussendet, sich stetig verbreitert. Die Küste verläuft in einem Doppelbogen; der nördliche ist günstiger, denn hier münden die Alleghaniesflüsse in tief eindringenden Buchten. 2. ) Der mittlere, größte Theil ist die Mulde des Mississippis mit dem sich der noch größere Missouri (mißüri) vom Felsengebirge und der Ohio (oheio) von den Alleghanies verbindet. Die östliche Hälfte sammt dem atlantischen Gebiete war 1607, als die Engländer die erste Colonie hier anlegten, ein großes Urwaldgebiet (Laub- und Nadelwald) und ist jetzt vorwiegend Kulturland; die westliche Hälfte ist waldlos, weil es als meerfernstes Land trocken ist, aber eine ausgezeichnete, einst von zahllosen Büffeln belebte Grassteppe oder Prärie. 3. ) Den Westtheil bildet der Hochgebirgsgürtel. Die Kordillere spaltet sich hier in die Küsten kette und in die viel höhere (bis 4400 in) Ost¬ kette, die im S. Sierra Nevada?, im N. Cascadengebirge heißt. Zwischen diesen und dem ebenso hohen Felsengebirge dehnen sich baumlose Hochebenen aus, die von den feuchten Seewinden so völlig abgesperrt sind, dass ihre Unfruchtbarkeit stellenweise in Wüstennatur ausartet und dass von den Flüssen des Felsengebirges nur der Columbia und Colorado? (letzterer durch tiefe Thalschluchten oder Canons skänjons) den großen Ocean erreichen. Z 74. Als sich die englischen Colonien im Jahre 1776 unabhängig machten, waren die Vereinigten Staaten aus den Osten beschränkt. In einem Jahrhundert haben sie sich bis zum großen Ocean ausgedehnt und ihre Bewohnerzahl durch regelmäßige Zuwanderung aus Europa verzwanzigfacht. Die englischen Einwanderer, deren Nachkommen sich Janke es ljänkis) nennen, herrschen entschieden vor, daher auch die englische Sprache und das protestantische Christenthum. Die 44 Staaten, die meist durch Meridiane und Parallelkreise abgegrenzt sind, bilden einen Bundesstaat mit einem gewählten Oberhaupt (Präsidenten) und einer gemeinsamen gesetzgebenden Versammlung (Kongress). In ihren inneren Angelegenheiten sind die Staaten unabhängig, die wenig bevölkerten Territorien werden dagegen von der Bundesregierung verwaltet. Die Union ist nicht nur die erste Macht der neuen Welt, sondern eine der stärksten Großmächte überhaupt. Große schiffbare Ströme, zahlreiche Canäle, ein Eisenbahnnetz, welches das europäische an Länge übertrifft, und » In der Sprache der Indianer missi — Fluss, sixpi — groß. Schneegebirge. b Rother Fluss. 207 eine Handelsflotte, die nur der englischen nachsteht, vermitteln den inneren und äußeren Verkehr. Mit Europa steht die Union in lebhaften Handels¬ verbindungen und liefert ihm besonders Baumwolle, Getreide, Fleisch, Edelmetalle, Petroleum und Tabak. Die Gaben der Natur sind aber nicht gleichmäßig vertheilt, sondern es lassen sich folgende drei Hauptgruppen unterscheiden: , , " Km- Einwohner auf 1 I Nordstaaten 2,600.000 44 Mill. 17 Südstaaten 2,100.000 16 » 8 Westländer 3,100.000 3 » 1 Bereinigte Staaten . 7,800.000' 63 Mill. 8 Die Nord- und Südstaaten reichen vom atlantischen Ocean bis zum Felsengebirge und werden beiläufig durch den 37. Parallelkreis geschieden. 8 75. Auf den Nordstaatcn mit fast nur weißer Bevölkerung beruht die Macht der Union. Die Neu-England-Staaten, Newyork? (ujujork) und Pennsylvänien» sind der Hauptsitz der amerikanischen Industrie, die sich auf die gewaltigen Steinkohlenfelder und Eisenlager der Alleghanies (besonders in der Umgebung der Doppelstadt Pittsburg- Allegeny selegenis) stützt und den heimischen Bedarf zum großen Theil schon deckt. Die wichtigsten Handelsstädte liegen im Hintergründe der atlantischen Buchten. Boston (bostn) ist der Haupthafen von Massa¬ chusetts (mäßätschüsets), dem gewerbefleißigsten Staate; New York an der Trichtermündung des Hudson (hödsn), der durch einen Canal mit dem Lorenzstrome verbunden ist, ist nicht bloß der wichtigste Handelsplatz der neuen Welt, sondern nach London der Erde überhaupt. Mehrere Gro߬ städte, darunter Brooklyn (brüklin), die Schwesterstadt Newyorks, umgeben die herrliche Bucht, an der fast ebensoviel Menschen wohnen, wie in allen Westländern zusammengenommen. Am nächsten Flusse liegt Philadelphias der Seehafen des kohlen-, eisen- und petroleumreichen Pennsylvaniens; an der südlichsten Bucht Baltimore (bältimor), der Hauptausfuhrhafen für Tabak, dessen Cultur sich über den größten Theil der Union verbreitet, besonders aber im benachbarten Staate Virginien^ blüht. Südlich davon Washin gton° (uöschingtn), die Hauptstadt der ' Ohne Alaska. - Nach dem Herzog von Jork (später König Jakob II.) benannt. b Nach Penn, dem Gründer der Colonie (Penns Waldland). Der Grundsatz religiöser Duldung, der hier maßgebend wurde, gab Veranlassung zur Benennung der Hauptstadt (Philadelphia, griechisch, — Bruderliebe). ' Nach der unvermählt gebliebenen Königin Elisabeth genannt (virxo — Jungfrau). ' Washington war der Befreier der Union und ihr erster Präsident. 208 Vereinigten Staaten, die Residenz des Präsidenten (im weißen Hause) und der Sitz des Kongresses (auf dem Capitol). Die inneren Nordstaaten treiben großartige Landwirtschaft, besonders Weizen- und Maisbau sowie Schweinezucht. Müllerei und die Konservierung von Fleisch sind die wichtigsten Gewerbszweige. Die größte Stadt ist Chicago (tschikägo) am Michigansee, das, obwohl mitten im Continente gelegen, doch durch einen die Niagarafälle umgehenden Canal in directem Seeverkehre mit Europa steht und durch den Canal zum Illinois (illineuß, Nebenfluss des Mississippi) auch mit dem mexica- nischen Golfe verbunden ist. Die zweite Großstadt des Michigansees ist Milwaukee (miluöki) mit starker deutscher Bevölkerung. Um den Eriesee liegen drei Großstädte: Ditroit (ditreüt), Cleveland (klewländ) und Buffaloi (böfälo). Der Mittelpunkt des Ohiobeckens ist Cincinnati (ßinßinäti), der des Mississippibeckens St. Louis (ßänt lüis) an der Mün¬ dung des Missouri. Nach N. wie nach W. liegen die jungbesiedelten Acker¬ baustaaten, aber auch hier haben sich schon große Städte entwickelt: die Doppelstadt Minneapolis-St. Paul (minipolis) am Mississippi und Kansas und Omaha am Missouri, schon mitten in den Prärien. Die Sndstaaten, in den Breiten von Algerien und Syrien gelegen, eignen sich bereits zum Anbau halbtropischer Gewächse, besonders von Baumwolle, wovon die Union mehr erzeugt als irgend ein anderes Land der Erde. Die hier herrschende Plantagenwirtschaft wurde früher mit Negersclaven betrieben; die Aufhebung der Sclaverei führte zum Abfall und zur Unterwerfung der Südstaaten (1865). Noch jetzt sind ein Drittel der Bevölkerung Neger und Mulatten. Die große Ausdehnung der Plan¬ tagen verhinderte ebenso die Verdichtung der Bevölkerung wie das Ent¬ stehen großer Städte. Die einzige Großstadt ist New-Orleans? (nju-orlins) am Mündungsdelta des Mississippi. Die Westländer (westliches Hochland) haben durch ihren Reichthum an Edelmetallen die Weißen angezogen, zuerst das Goldlaud Cali- fornien (zwischen Sierra Nevada und Küstengebirge), der wichtigste Staat des Westens, aber jetzt fast mehr durch seinen Weizenbau als durch sein Gold. San Francisco» an einem herrlichen Hafen ist die wichtigste amerikanische Stadt am großen Ocean, in der sich die Seewege von Ost- afien und Australien vereinigen, um sich an die älteste Pacificbähn (nach Newyork) anzuschließen. Daher ist es auch die Eingangspforte für die ' Büffel. » Der Name (Neu-Orleans) erinnert noch an die ehemaligen Besitzungen Frank¬ reichs im Mississippithale, » Californien war einst mexikanisch, daher vorwiegend spanische Namen. 209 chinesische Einwanderung nach dem Westen. Silber lieferte früher besonders Nevada, ist aber jetzt überflügelt von den Ländern am Felsengebirge Colorado mit der Stadt Denver und Montana. Das letztere birgt den «Nationalpark» am oberen Nellowstoue^ (jellostön, Nebenfluss des Missouri) eines der großartigsten Geysirgebiete der Erde (vergl. Island 8 49). Die inneren Hochländer sind nur bei künstlicher Bewässerung fruchtbar und nur längs der Bahnlinien spärlich bevölkert, so um den großen Salzsee in Utah (jüta), wo die Secte der Mormonen (der -Heiligen des jüngsten Tages») ein Gemeinwesen gegründet hat. 8 76. WeXico (mechiko) ist das nördlichste tropische, romanisierte und katholische Land Amerikas. Der größte Theil von Mexico ist Plateau, das terrassenförmig zur Südsee und steil zur ungesunden atlantischen Küsten¬ ebene abfallt. Über dem durch mannigfache Bodenanschwellungen unter¬ brochenen Hochplateau (Stadt Mexico 2300 m über dein Meere) erheben sich gewaltige Vulcanberge, von denen der Pik von Orizaba (orißäwa) an Höhe mit dem Eliasberg (vergl. 8 70) wetteifert. Hier herrscht ewiger Frühling bei größter Trockenheit der Lust; lichte Akazieuwülder wechseln mit waldlosen Flächen, die vorzüglich mit Cactusgewächsen und Agaven bedeckt sind. Hier musste der Urbewohner dem Jagdleben entsagen und Ackerbauer (Mais) werden; und auf dieser Grundlage entstand hier, wie in Peru, ein Culturstaat, dessen Beherrscher bei der Ankunft der Spanier die Azteken (asteken) waren. Der unerschöpfliche Silber¬ reich th um des Landes lockte die Habgier der Spanier, die 1521 unter Cortez (körtes) das Land eroberten, um es durch ihre eigennützige und unverständliche Wirtschaft zu ruinieren. 1809 machte sich auch Mexico frei und wurde eine aus mehreren Staaten bestehende Bundesrepublik, zu der auch die Halbinseln Jucatän und Alte a liso rnien gehören; nahezu 2 Mill, üm? mit nur 10 Mill. Einw., wovon die Hälfte Indianer sind. Nach vielen Revolutionen genießt es endlich Ruhe. Silber ist noch immer das Haupterzeugnis, worin Mexico nur von den Vereinigten Staaten übertroffen wird. Die Hauptstadt Mexico ist durch eiue Eisen¬ bahn mit dem atlantischen Haupthafen Veracruz? (werakrüs) verbunden. 8 77. Kentrcrbcrmerika, so groß wie das deutsche Reich, ist ein Hochland für sich, denn in der Einsenkung von Tehuäntepec sinkt die Wasserscheide auf 300 m und in der von Panama auf 80 m herab. Es fällt steil zum großen Ocean , allmählich zum atlantischen ab, trägt große Vulcane (bis 4000 in hochi und wird häufig von schweren Erdbeben heini- r Gelber Stein. ? Spanisch, --- wahres Kreuz. Snpan, Geographie. 14 210 gesucht. Eine Diagonalfurche, in welcher der N i c a r a g u a s e e (nikarägwai nur 30 m über dem Meere liegt, durchschneidet das ganze Hochland vom caribischen Meere bis zur Fonsecabai und soll jetzt zur Anlage eines Schiffahrtscanals (ähnlich dem Sueseanal) benützt werden. Der Boden ist fruchtbar und erzeugt besonders Kaffee, aber die beständigen Wirren lassen Centralamerika zu keinem Aufschwünge kommen, daher nur soviel Einwohner wie im kleinen Sachsen. Es ist in fünf Republiken getheilt: Guatemala (gwatemäla), Honduras, Nicaragua, Salvador und Costarica^; die Küstenebene am Golf von Honduras gehört den Eng¬ ländern, die hier Mahagoniholz gewinnen, und der nur 50 llm breite? Isthmus von Panama, den eine Eisenbahn durchquert, dem südamerika¬ nischen Staate Columbia. 8 78. Die Jnselreihen von Westindien (so groß wie Österreich ohne Galizien) wurden von Columbus zuerst entdeckt; er glaubte die Inseln des eigentlichen Indiens gefunden zu haben, daher die Namen Westindien und Indianer. Die letzteren sind in Westindien gänzlich ausgestorben, drei Viertel der Bevölkerung (5 Mill.) bestehen aus Negern und Mulatten, ein Viertel sind Weiße. Als tropische Inselwelt ist Westindien sehr frucht¬ bar , daher auch dichter bewohnt als die übrigen Tropenländer Amerikas; Rohrzucker und Tabak sind die Haupterzeugnisse. Mit Ausnahme von Haiti sind alle Inseln in den Händen europäischer Mächte. Drei Gruppen lassen sich unterscheiden: 1. ) Die großen Antillen (antiljen), vier in westöstlicher Richtung gestreckte und von Gebirgen durchzogene Inseln, die sich an die Halbinsel Jucatan anschließen. Cuba und Puerto Rico sind der letzte Rest der spanischen Besitzungen in Amerika. Cuba ist das erste Rohrzuckerland der Erde und erzeugt den feinsten Tabak; seine Hauptstadt Havanna ist die einzige größere Stadt Westindiens. Jamaica (jamä-ika) ist englisch, auf der Insel Haiti bestehen zwei Negerrepubliken. 2. ) Die kleinen Antillen schließen in einem flachen Bogen das caribische Meer im O. ab und sind vorwiegend im Besitze der Eng¬ länder und Franzosen, ein paar kleinere Inseln gehören den Hol¬ ländern und Dänen. 3. ) Nördlich von den großen Antillen zieht die englische Gruppe der Buhama-Inseln, unter ihnen das Eiland Guanahäni, auf dem Columbus zuerst die neue Welt betrat. ' --- reiche Küste. Gleich der Entfernung Wien-Pressburg. — reicher Hafeu. 211 Südamerika. Panama westsüdwestlich von 10 in, 60 (78); Tri¬ nidad westlich von 10 in, 40 (58); Pernambuco nördlich von 10 st, 17 (35); Cap Hoorn 56, 50 (68); Arica 21, 52 (70). ß 79. Südamerika (18 Mill, üm?) ist, wie Afrika, dem es in seinen Umrissen auffallend gleicht, ein Stamm ohne Glieder. Im N. der kleine Einschnitt See von Maracaibo, im O. einige flache Meerbusen, und nur das Südhorn umschwärmen einige unwirtliche Inseln: die Falk¬ land- und Feuerlandgruppe und die westliche Jnselreihe. Dagegen unterscheidet sich Südamerika von Afrika durch Vorherrschen der Tiefebene, durch die Schiffbarkeit seiner Riesenströme und durch die größere Entwickelung der gemäßigten Zone. Die westliche Küste begleiten die Andes, das ausgedehnteste Kettengebirge der Erde und ein Sitz heftiger vulcanischer Thätigkeit, die sich theils in Ausbrüchen der zahlreichen feuerspeienden Berge, theils in verheerenden Erdbeben äußert. An Höhe wird es nur vom Himalaja übertroffen, und die gänzliche Abwesenheit tiefer Pässe machte es zu einem Verkehrshindernis zwischen der atlantischen und pacifischen Seite, das erst die Jngenieurkunst unserer Zeit zu besiegen verstand. Die Andes be¬ ginnen an der Südspitze des Continentes und ziehen als einfache Hauptkette bis zum Wendekreise des Steinbockes; die niedere patagonische Küstenkette ist zu Inseln zersplittert. Der Vulcan Aconcagua (akonkägwa), 7000 m, ist der höchste Gipfel von ganz Amerika. Vom Wendekreise an theilt sich die Hauptkette in zwei, stellenweise in drei Ketten, die Hochplateaus einschließen, welche wieder durch Querketten voneinander getrennt werden. Die Um¬ wallung der Hochebene des Titicacasees (3800 m) trägt einige der höchsten Andesgipfel und eine Reihe thätiger Vuleane; desgleichen auch die der Hochebene von Quito lkito, 2800 m) mit dem (Fig. 30.) Profil von Südamerika. l4* 312 Chimborazo (tschimborasfo, 6300 m). Jenseits des Äquators beginnt die Dreitheilung der Hauptkette; durch die östliche Hochebene fließt der Magdalenenfluss der caribischen See zu. Die Ostkette verzweigt sich in das Schneegebirge von Santa Marta und in das Küsten - gebirge von Venezuela (wenesuela). Die Ostseite enthält zwei isolierte Gebirge, niedere Plateaulandschasten mit aufgesetzten Bergzügen: das Bergland von Guyana (gwajäna) und das brasilianische Gebirge mit nördlich streichenden Ketten. Zwischen den Anden und den isolierten Gebirgen liegt Tiefland, das zwischen den letzteren in breiten Streifen bis an den atlantischen Ocean herantritt und von den drei Riesenströmen Südamerikas bewässert wird. 1.) Zwischen den Gebirgen von Venezuela und Guyana die Ebene des Orinoco. 2.) Die Ebene des Maranon (maranson) oder Amazonen¬ stromes, fast so groß wie der ganze Stamm von Europa. Dieser Strom, der au Länge zwar vom Mississippi-Missouri und Nil, an Wasserreichthum und Ausdehnung des Flussgebietes aber von keinem übertroffen wird, ent¬ springt in der Westkette der Anden, durchfließt eine Hochebene und durchbricht dann die Ostkette. Seine größten Nebenflüsse sind der Madeira (madera) und der Rio Negro, zu welchem auch der Orinoco durch den Cassiquiare (kassikiäre) einen Theil seiner Gewässer entsendet. Eine solche Erscheinung, die nur bei gänzlichem Fehlen einer Wasserscheide eintritt, nennt man Gabelung (Bifurcation). 3.) Im S. die Ebenen des Rio de la Plata, die sich nach Patagonien hinein fortsetzen. Der Quellflnss des Rio de la Plata ist der Paraguay (paragwäi), der sich mit dem vom brasilianischen Gebirge kommenden Paranä vereinigt und dadurch namenlos wird. Nach der Vereinigung mit dem gleichfalls brasilianischen Strome Uruguay (urugwäi) nimmt die golfartige Mündung den Namen Rio de la Plata an. H 80. Auch von Südamerika liegt der größere Theil in der heißen Zone, aber im Gegensätze zu Afrika ist es den herrschenden Ostwinden (Passate) völlig geöffnet, und erst auf der schmalen Westseite der Andes herrscht, wie an der SW.-Küste Afrikas, Regenlosigkeit, Wüstenbildung und unter dem Einflüsse einer kalten Meeresströmung niedrige Temperatur und starker Nebel. In der gemäßigten Zone, wo die Westwinde herrschen, verhält es sich gerade umgekehrt; hier ist die Westseite der Andes feucht und das Land im O. trocken. In Artenfülle und Farbenpracht der Pflanzen kann sich kein Erdtheil mit Südamerika messen, und mit der Pflanzenwelt wetteifert das Reich der Vögel (Coli bris), Jnsecten, Amphibien und Reptilien 213 (Kaiman, das amerikanische Krokodil, Riesenschlangen). Dagegen fehlen die großen Raubthiergestalten der alten Welt, der Jaguar und Puma sind nur schwache Abbilder des Tigers und Löwen. Hufthiere und Wieder¬ käuer fehlen fast ganz, die Affen sind von denen der alten Welt wesentlich verschieden. Fast ganz auf Südamerika beschränkt ist die Ordnung der Zahnarmen: Gürtelthier, Ameisenfresser, Faulthier. Einige eigenthümliche Züge weist die alpine Region der Anden auf. Das Lama ist das einzige ursprüngliche Lastthier der neuen Welt, das Vieuna (wikunja) liefert feine Wolle; beide sind dem Kameel verwandt. Über den höchsten Gipfeln schwebt noch der Condor, der größte Raub¬ vogel der Erde. Z 81. Die tropische Hitze und die Fülle der Nahrung erschlafft die Urbewohner, die den größten Theil ihres Lebens in der Hängematte verträumen. Nur auf den Wald- und wildarmen Hochflächen der Anden wurde der Eingeborne zum Äckerbauer, und hier entstand der merkwürdige Culturstaat der Jncas (so hießen die Herrscher), den die Spanier in schnöder Weise zerstörten. Der Metallreichthum der Andes hatte letztere angelockt, und sie besetzten bald ganz Südamerika, mit Ausnahme von Brasilien, das den Portugiesen anheimfiel, und des unwirtlichen Patagonien, das frei blieb. Die Herrschaft beider Böller war ein Unglück für das Land, das in schamloser Weise ausgebeutet wurde, ohne dass man etwas für die Hebung der materiellen und geistigen Cultur gethan hätte. Am Beginne nuferes Jahrhunderts machten sich die Colonien unter der Führung des Generals Bolivär unabhängig, und es entstanden 10 Staaten, die nun sümmtlich Republiken sind. Leider machen häufige Militärrevolu- tivnen und die allgemeine Unsicherheit auch jetzt noch den Aufschwung unmöglich. So kommt es, dass in Südamerika nur 33 Mill. Menschen, etwas mehr als in Italien, wohnen. Bon diesen sind nur etwa 7 Mill. Creolen, d. h. Nachkommen der eingewanderten Spanier und Portugiesen. 82. Die westlichen Stncrten der Tropenzone reichen zwar auch über das östliche Tiefland hinaus, aber der Hauptsitz der Bevölkerung ist auf den kühlen Hochflächen der Andes. Bergbau auf Edelmetalle ist auch jetzt noch die Hauptbeschäftigung, in Columbia (mit der Hauptstadt Bogota) daneben auch Kaffeecultur. Ecuador lekwadör) mit der Haupt¬ stadt Quito (kito) besitzt auch die nahen Galapagosinseln, die nach ihren Riesenschildkröten (spanisch A-uIäxug-o) benannt sind. In Peru bilden den Hauptreichthum die Guanolager (das ausgezeichnete Düngungsmittel besteht aus den Excrementen von Seevögeln), die sich seit Jahrtausenden auf den regenlosen Küsteninselchen aufgehüuft haben. Die alte Residenz 214 der Jncas, Cuzcv (küskv), lag ebenfalls auf der Hochebene, die neue, von den Spaniern gegründete Hauptstadt Lima aber au der Küste. Zwei kühn gebaute Eisenbahnen überschreiten in Mont Blanc-Höhe die Andes. Bolivia mit der Hauptstadt Sucre (ßukr) ist ohne Küste. Potosi war einst das berühmteste Silberwerk der Erde. Chile (tschile), der geordnetste aller südamerikanifchen Staaten, reicht in einem schmalen Streifen an der Westseite der Andes bis in die gemäßigte Zone hinein. Der nördliche Theil umfasst die wüste Ataeäma, deren Salpeterlager das wichtigste Ausfuhrproduct Chiles liefern. Der mittlere Theil erfreut sich eines milderen Klimas und eignet sich besonders zum Weizenbau, während die Bergwerke Kupfer liefern. Hier liegt die Haupt¬ stadt Santiago mit der Hafenstadt Valparaiso^ (walparaißo). Südlich von 40° sind Küste und Inseln der Cultur noch nicht erschlossen; die feuchten Westwinde häufen im Gebirge soviel Schnee an, dass die Gletscher- schön in der Breite von Genf bis an das Meer herabreichen. Durch die Magellanstraße? zwischen dem Festlande und Feuerlande, dem insularen Südhorn Amerikas, führt der einzige Schiffsweg aus dem atlan¬ tischen in den großen Ocean, da die Umsegelung des Caps Hoorn ° der Stürme wegen gefährlich ist. ß 83. Die östlichen Staaten sind nur an der Küste dichter von Weißen und in den Tropen auch von Negern und Mulatten bewohnt, das Innere ist fast ganz Jndianerhorden überlassen. Die Vereinigten Staaten von Venezuela (wenesuela) mit der Hauptstadt Caracas bauen viel Kaffee und Cacao; die Llanos (ljanos) des Orinoco sind Steppe und eignen sich zur Rinderzucht, das südliche Gebirge ist Urwald. Gua¬ yana (gwajäna) ist die einzige europäische Besitzung in Südamerika und zwischen Engländern, Holländern und Franzosen getheilt. Der heiße Küstenstrich ist höchst ungesund, aber sruchtbar, und erzeugt viel Zucker. Die Vereinigten Staaten von Brasilien ° wetteifern an Umfang mit denen von Nordamerika, haben aber nur so viel Bewohner als Ungarn. Die eine Hälfte bildet die Amazona-Ebene, ein ungeheurer Urwald mit hei߬ feuchtem Klima (Äquatoriallage), der trotz der herrlichen Wasserstraßen fast ganz unbenützt bleibt und dem Handel nur Kautschuk liefert. Die andere ' — Thal des Paradieses. - Nach dem Entdecker Magellan (16. Jahrhundert), dem ersten Wettumsegler, der das südliche Land wegen der großen Feuer, die er hier sah, Feuerland benannte. ° Von dem Entdecker Schauten (stauten) im 17. Jahrhunderte nach seiner Vater¬ stadt benannt. — Klein-Venedig wegen der alten Pfahlbauten. ° Nach dem Brasilholz, das rothen Farbstoff liefert. 215 Hälfte ist Gebirge, im Innern meist steppenartig trocken. Die Küstenzone ist gut bebaut, und darauf gründet sich die Bedeutung Brasiliens als ersten Kaffeelandes der Erde. Hier auch die bedeutendsten Städte: Perna mbueo am östlichsten Vorsprunge ist der Endpunkt der meisten europäischen Schiffslinien; dann folgt Bahia^ (ba-ia), endlich Rio de Janeiro (schanero)^ die Hauptstadt und erster Kaffeehafen. Die südlichen Staaten liegen schon in der gemüßigten Zone und sind daher ein Ziel italienischer und deutscher Auswanderer. Außerhalb der Tropen liegen die Republiken Paraguay (paragwäi), wo der Paraguaythee wächst, der im gemäßigten Südamerika den Thee und Kaffee ersetzt, Uruguay (urugwäi) und Argentinien«, der zweitgrößte Staat Südamerikas, der sich über die Graslandschaften (Pampas) des Paranä bis an die Anden und über das noch uncultivierte Patagonien^ ausdehnt. Uruguay und die Pampas von Argentinien treiben ausgedehnte Viehwirtschaft und versorgen uns besonders mit Wolle, Fleisch und Fleischextraet°. Die Hauptstädte Montevideo (Uruguay) und Buenos- Aires (buenos ä-ires, Argentinien) liegen an der breiten Trichtermündung der Plata. Die benachbarten Falklandinseln« (fökländ) sind englisch. Ktäötetnfel'. ' — Bai. r — Gewässer des heil. Januarius (am Januariuslage entdecke. 3 — Silberlaud, d. h. Land am Silberflusse (La Plata). Ma spanisch, — großer Fuß, also Land der Leute mit großen Fiißeu. ° Eingedickter Rindfleischsaft (Liebigs Flcischcxtract). « Nach dem englischen Lord Falkland benannt. Australien und Polynesien. Torresstraße (Cap Dort) 10, 160 (142); Baßstraße (Cap Wilson juilsnp östlich von 40, 160 (142); Cap Byron (beirn) nordöstlich von 30, 170 (152); Cap Steep (stip) nordöstlich von 30, 130 (112); Cooksstraße südlich von 40, 188 (170); Sandwichinseln 20 n., 223 (205); Tahiti nördlich von 20, 228 (210). tz 84. Australien und Polynesien besteht aus drei Theilen: Einwohner aus 1 Festland Australien mit Tasmanien 7,700.000 3,700.000 0,5 Australischer Jnselbogen 1,200.000 2,000.000 1,7 Polynesien 60.000 400.000 7 Australien und Polynesien (rund) 10,000.000 6,000.000 0,o Z 85. Australien r, der einzige Continent, der ganz der Süd- Hemisphäre angehört, ist der kleinste Erdtheil. Einförmigkeit ist der Grundzug seiner physischen Verhältnisse. Im Mangel an tiefgreifender Gliederung gleicht es den beiden anderen Südcontinenten: im N. der Carpentariagolf, im S. der flache Australgolf mit ein paar tieferen Einschnitten. Nur am Ostrande erhebt sich ein langgestrecktes Gebirge, das seine höchste Erhebung im SO., in den Australalpen, erreicht (Townseud ftaunsendj 2200 m), das übrige ist niederes Flachland, nur von einzelnen Berggruppen unterbrochen. Da das Oftgebirge die Feuchtigkeit, die auch hier durch Ostwinde (Passate) herbeigeführt wird, auffängt, so ver¬ schmachtet das Innere unter oft jahrelanger Dürre, die aber auch vou plötzlichen Überflutungen unterbrochen werden kann. Daher ist das Flach¬ land theils Wüste, theils Steppe, die mit schattenlosen Euca typten- Wäldern oder Scrubflächen (dichtes Gestrüpp mit stacheligen Enden) wechseln. Am feuchten Ostabhange des Gebirges können wegen der Nähe der Wasserscheide nur kleine Flüsse sich entwickeln, im Innern verhindert die Trockenheit die Bildung großer Flüsse. Der bedeutendste ist der Murray (mörre) mit dem Darling, die von dem höchsten Gebirge Australiens ernährt werden. Die übrigen Flüsse find Creeks (kriks), die zur Regenzeit mächtig anschwellen und in der trockenen Zeit in eine Reihe von Lachen sich auflösen. In gleicher Weise schrumpfen auch die zahlreichen Seen zu salzigen Lachen zusammen oder trocknen ganz aus. 1 U'srrk ÄUSlrLÜs — Südiand. 217 Eigentümlich wie die Pflanzenwelt Australiens ist auch seine Thier Welt. Sie gleicht jener, die in einer längst entschwundenen Erdperiode, vor dem Auftreten des Menschen, auch Europa bewohnte. Die Säugethiere sind fast nur durch die friedlichen Beutler (das Känguruh, ein Jagd¬ thier) und Schnabelthiere vertreten; die Affen, Raub- und Hufthiere fehlen gänzlich, mit einziger Ausnahme einer wolfsähnlichen Hundeart. Desto mehr ist die Vogelwelt entwickelt, die durch zahlreiche Papageien und Schopftauben sowie durch den Emu, den australischen Strauß, charakterisiert wird. Z 86. Die Urbewohner von Australien sind eine selbständige Rasse. Man nennt sie wegen ihrer dunkelbraunen bis schwärzlichen Hautfarbe Australneger, doch unterscheidet sie starke Behaarung von den afrika¬ nischen Schwarzen. Trotz guter Verstandesanlagen ließ sie die Noth des täglichen Lebens, die Abgeschlossenheit von jeglichem Verkehre und die Eintönigkeit der Umgebung nicht über die ersten Anfänge der Gesittung hiuausgelangen, und sie sind jetzt in raschem Aussterben begriffen. Im 16. Jahrhunderte wurde Australien entdeckt, aber erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts durch den großen englischen Weltumsegler Cook (kük) genauer bekannt. Die großen Herden von Meersäugethieren (Robben, der südliche Walfisch, Potwal genannt), welche das australische Meer beleben und zahlreichen Schiffen Gelegenheit zu gewinnbringender Tätig¬ keit geben, waren es, welche zuerst die Europäer auf diesen Erdtheil auf¬ merksam machten. 1788 gründete die englische Regierung die erste Kolonie (Neu-Südwales), die sie mit Sträflingen bevölkerte; bald folgten freie Einwanderer nach, und als 1851 in den Australalpen große Gold¬ lager, die nur den kalifornischen nachstehen, entdeckt wurden, wuchs die Zahl der Kolonisten (meist Briten, aber auch Deutsche) außerordentlich. Jetzt ist Australien eine der wichtigsten britischen Colonien, wenn auch hier weniger Menschen leben als in London; englische Sprache und Protestantismus herrschen vor. Mit den europäischen Colonisten wanderten auch unsere G et r ei de arten und Hausthiere in Australien ein. Herrlich gedeiht die Rebe, und Australien verspricht ein wichtiges Weinland zu werden. Die Viehzucht wird von Jahr zu Jahr wichtiger (Fleischconserven), besonders trefflich gedeihe» in der trockenen Luft die Schafe, und in der Wollproduction hat Australien schon alle anderen Länder überflügelt. H 87. Man zählt jetzt sechs Colonien: Im begünstigten Osten liegen die drei bedeutendsten: Queensland (kwinsländ) mit der Hauptstadt Bris KöniginUnid. 218 bane (brisben), fast ganz tropisch, daher mit Zuckerrohr-Cultur; Ncu- Sndwales (uäls) mit der ältesten Stadt Australiens, Sydney (ßidne), an einem der schönsten Häfen der Erde, und Victoria st das Goldland, deshalb, wenn auch die kleinste, so doch die bevölkertste und blühendste Colonie mit der größten Stadt Australiens, Melbourne (melbörn). Den südlichen Theil des ganzen Mittelstreifens, welchen der Über- land-Telegraph durchzieht, um durch Kabelanschluss an Java Australien mit Europa zu verbinden, nimmt Südaustralien ein, nur an beiden Süd¬ buchten, wo auch die Hauptstadt Adelaide (edeled) liegt, mehr cultiviert. Westaustralicn befindet sich erst in den ersten Anfängen der Entwickelung. Die Jnselcolonie Tasmanien? ist feuchter und daher fruchtbar. 8 88. Den Ostrand Australiens umzieht der australische Inset- bogen, eine Reihe langgestreckter, gebirgiger Inseln, meist vulcanischer Natur (sie gehören zum Feuerkranze rings um den großen Ocean). Die fruchtbaren tropischen Inseln: Neuguinea (ginea), nach Grönland die größte Insel der Erde, unter Holländern, Engländern und Deutschen getheilt, der deutsche Bismarck-Archipel, die Salomonen (die nörd¬ lichen noch deutsch), die neuen Hebriden und die französische Straf- colonie Neucaledonien werden von den den Australiern verwandten Papuas (d. h. Krausköpfe) bewohnt, die ein sesshaftes Leben in Pfahl¬ bauten führen. Ihre Hautfarbe ist schwarz, ihre Haare büschelförmig und kunstreich zu einer breiten Krone geordnet, der Bartwuchs stark entwickelt, die Gesichtsbildung wegen der gebogenen Nase fast europäisch. Nach längerer Unterbrechung folgt Neuseeland in denselben Breiten wie Italien, dessen Stiefelgestalt es theilt, aber etwas kleiner. Der Haupt¬ körper ist durch die Cooksstraße sküks) in zwei Inseln getheilt. Die Südinsel durchzieht ein gletscherreiches Hochgebirge, das mit Recht den Namen der südlichen Alpen führt (Cooksberg, 3800 m); die Nord¬ insel ist durchaus vulcanischer Natur, voller Geysir, thätiger Vulcane und Solfataren (d. h. Vulcane, die nur mehr Dämpfe und Gase aus¬ strömen). Das Klima ist mild und gleichmäßig, die Niederschläge reichlich. Unter den einheimischen Gewächsen sind der neuseeländische Flachs und die Kaurifichte, die das bernsteinahnliche Dämmaraharz liefert, wertvoll. Die Säugethiere fehlten ursprünglich fast ganz, dafür zahlreiche Laufvögel (der ausgestorbene Moa). Jetzt ist Neuseeland englisch, und seitdem gehen die malaischen Eingeborenen, die Ma oris (mauris), ihrem Aussterben entgegen. Auch hieher brachten die Colonisten unsere Getreide- » Nach der Königin von England benannt. - Nach dem ersten Umsegler Australiens, dem Holländer Tasman, benannt. 219 arten und Hausthiere, und Weizenbau und Schafzucht stehen schvn in hoher Blüte. Hauptort ist Dunedin (dönidn) in der Nähe der Gold¬ felder der Südinsel. Man beachte, dass alle Länder der südlichen gemäßigten Zone: Australien, Neuseeland, Capland, Argentinien, sich in gleicher Weise durch Wollproduction aus¬ zeichnen. ß89. 'Uotynesien, die «Vielinselwelt», umfasst ungezählte tausende hoher und niederer Inseln, die über die tropische Südsee ausgestreut sind und doch zusammengeschlossen nicht einmal Galizien füllen würden. Die hohen Inseln sind vulkanischer Natur, die niederen bestehen aus Korallen¬ kalk und sind häufig in Atollen (Ringinseln) angeordnet, ringförmig um ein flaches Meeresbecken (Lagune) gelagert. Alle diese Inseln erfreuen sich eines herrlichen Klimas, da die tropische Hitze durch die oceanische Lage gemildert wird. Auf den hohen Inseln, an denen der Passat seinen Wasserdampf entladet, entwickelt sich eine üppige, wenn auch artenarme Pflanzenwelt: Bananen, Cocos- und Sagopalmen und der Brot¬ fruchtbaum wie mehrere Knollengewächse gewähren reichliche Nahrung; auf den niederen Inseln ist die Cocospalme meist der einzige Baum. Sie liefert den wichtigsten Handelsartikel Polynesiens, die Kopra (getrocknete Kerne), aus der man das Cocosöl gewinnt. Die Polynesier, ein Zweig der weitverbreiteten malaischen Rasse, zu denen auch die Maoris gehören, haben hellbraune Hautfarbe, schwarzes, schlichtes Haar und breite, stumpfe Nafe. Schon ehe sie mit den Euro päern in Berührung traten, hatten sie einen gewissen Grad von Bildung erreicht, trieben Ackerbau und lebten in geordneten Staaten; freilich hul¬ digten sie auch manchen unmenschlichen Sitten, besonders dem Cannibalis- mus (Menschenfresserei). Seit der Entdeckung haben sie mit dem Christen- thume auch die Cultur der Europäer sich rascher angeeignet, als irgend ein anderes barbarisches Volk, gehen aber trotzdem ihrem vollständigen Aussterben entgegen. Die meisten Inselgruppen sind im Besitze europäischer Mächte. Die Marianen und Carolinen sind spanisch, die Marschall¬ inseln deutsch, die Gruppen südlich davon, unter denen die von Papua bewohnten Fidschi-Inseln am wichtigsten sind, englisch. Die Gruppen Samoa und Tonga, die Hauptmittelpunkte des Koprahandels, sind noch selbständig. Die östlichen Gruppen, unter denen das paradiesische Eiland Tahiti (ta-iti) am wichtigsten ist, stehen unter französischer Herrschaft. Knapp am Rande der nördlichen Tropenzone und des polynesischen Jusel- gürtels liegen die Sandwichinseln^ (sanduitsch), jetzt meist nach der r Nach dem englischen Lord Sandwich benannt. 220 Hnuptinsel Hawaii shawä-ii) genannt. Hier erhebt sich der Vulean Mauna Kea* bis 4300 m und ein zweiter trägt den größten Krater der Erde (Kilauea) mit einem feurigen Lavasee. Hawaii bildete bis in die jüngste Zeit ein christliches Königreich mit der Hauptstadt Honolulu und baut viel Zuckerrohr. Es ist wie Samoa und Tonga ein Hauptstützpunkt der Südsee-Schiffahrt, denn über diese Gruppen führt der Weg von Australien und Neuseeland nach San Francisco. Städtetasst. Melbourne . . . 390 Tausend Einwohner, Sydney .... 250 - Dunedin .... 46 » ' In der Sprache der Eingeborenen — weißer Berg. Vierte Abteilung. Lehrstoff der vierten Clasfe. Die österreichisch-ungarische Monarchie. Allgemeine MbersicHt. Z 1. Im O. grenzt die Monarchie an Rumänien und an Russland; aber nur im SO. und NO. ist die Grenze eine natürliche, nämlich das östliche Randgebirge von Siebenbürgen und der Podhorze. Im N. grenzt Österreich an Russland und Deutschland (Preußen und Sachsen); gegen Russland sind auch hier die Grenzen (mit Ausnahme eines Theiles des Weichsellaufes) nur politische, die gegen das deutsche Reich verlaufen auf den Höhen der Sudeten und des Erzgebirges, des Böhmerwaldes und der Kalkalpen zwischen der Salzach und dem Bodensee. Zwischen dem Böhmer¬ walde und den Alpen bilden der Inn und die Salzach die Grenze (gegen Baiern). Im W. sind die Schweiz (nebst Liechtenstein) und Italien die Grenznachbarn, die theils durch den Rhein, theils durch Alpenketten von Österreich geschieden werden. Im S. grenzt die Monarchie an Italien (Grenze entlang dem Kamme verschiedener Alpenketten), an das adriatische Meer, dann an Montenegro, die Türkei, Serbien und Rumänien, welche die Unna, Save, Donau und das südliche Randgebirge von Siebenbürgen von Österreich scheiden; in Dalmatien bilden Parallelketten der dinarischen Alpen die Grenze. Seitdem Österreich-Ungarn auch die Verwaltung der türkischen Provinzen Bosnien und Herzegowina übernommen hat, ist die Save nur mehr unterhalb der Drinamündung Grenzfluss, dann steigt die Grenze (gegen Serbien) die Drina hinauf und zieht endlich über die Höhen der Gebirge, welche die westliche Balkanhalbinsel erfüllen (vergl. S. 116), zum Meere (Grenze gegen Türkei und Montenegro). Am ungünstigsten sind die Landesgrenzen an der russischen Seite, weil hier in der Ebene zum großen Theile aller natürlicher Schutz fehlt. Aber auch gegen Deutschland lassen die Gebirgsgrenzen mancherlei Lücken übrig und begünstigten feindliche Einfälle. Nur 1/5 der österreichischen Grenzen sind Meeresgrenzen (1700 Irin). Das einzige Meer, das die Monarchie berührt, ist das adriatische. Nur eine einzige bedeutende Halbinsel, Istrien, zwischen dem Golf von Venedig, dessen innerster Theil der Golf von Triest ist, und dem stürmischen Qu ar nerv. Das südöstliche Küstenland gehört Physisch zur Balkanhalbinsel; ihm sind die dalmatinisch-istrischen Inseln vorgelagert. 224 8 2. Drei große Gebirgssysteme, welche an der oberen Donau sich begegnen, durchziehen die Monarchie: 1. ) Südlich von der Donau die Alpen, die im O. gabelsörmig auseinandertreten. Nach SO. zieht das Karstgebirge mit seiner Fort setzung auf der Balkanhalbinsel, das im unmittelbaren Zusammenhänge mit den Alpen bleibt, während der nordwestliche Zweig 2. ) die Karpaten sich auch äußerlich von den Alpen trennen und in: großen Bogen das ungarische Tiefland umsäumen; 3. ) ganz selbständig ist das böhmische Massiv, ein Theil der deutschen Mittelgebirgslandschaften. Innerhalb dieser Gebirge dehnen sich die drei Donau-Ebenen aus, die durch enge Durchbruchsthäler untereinander und von der unteren (walachischen) Donau-Ebene geschieden werden: 1. ) Das Wiener Becken mit den Ebenen und Hügelländern der March; 2. ) die oberungarische Tiefebene; 3. ) die niederungarische Tiefebene oder das Alföld. Der Hauptsluss der Monarchie, die Pulsader ihres Verkehrs wie ihres geschichtlichen Lebens, ist die Donau, nach der Wolga der größte Strom Europas überhaupt (3000 Irin lang). Sie entspringt im Schwarz¬ walde (s. S. 159), nimmt einen östlichen Lauf, mit der einzigen bedeu¬ tenden südlichen Abweichung von Waitzen bis zur Draumündung, und mündet in das schwarze Meer. Sie hat daher die wichtige Aufgabe, den Orient mit Mitteleuropa zu verbinden. Die Hauptnebenflüsse der Donau kommen: a) aus den Alpen: Inn, Raab, Drau und Save, d) aus den Sudeten: March, o) aus den Karpaten: Theiß, Alt, Sereth und Pruth. Etwas weniger als die Hälfte der Monarchie ist nicht Donaugebiet. Der südliche Theil der Alpen und die Küstenländer gehören dem Adria-, Böhmen dem Elbe-, Schlesien dem Oder-, der Nordabhang der Kar¬ paten dem Weichsel- und Dnjestrgebiete an. Z 3. Die große Mannigfaltigkeit, welche durch die Vereinigung verschiedener Bodenformen erzeugt wird, wird noch gesteigert durch die Verschiedenartigkeit des Klimas. Dieselbe wird bedingt: 1.) durch die Er¬ streckung der Monarchie über nahezu neun Breitengrade (42. bis 51.°), so dass sie zum kleinen Theile sogar noch in die südeuropäische Zone (s. S. 108) hineinreicht; 2.) durch die großen Gegensätze von Gebirge und Tiefebenen aus einem und demselben Breitengrade; 3.) durch die große Erstreckung von W. nach O. 225 Das Klima eines Ortes wird durch vieljährige sorgfältige Beobachtungen an den meteorologischen Instrumenten (Thermometer, Barometer zur Bestimmung des Luftdruckes, Regenmesser, Windfahne und Windmesser, letzterer zur Bestimmung der Stärke des Windes) festgestellt. Auf diese Weise gewinnt man Mittelwerte des Jahres wie der einzelnen Monate für Temperatur, Regen rc. So sagen wir z. B., Wien habe eine mittlere Jahrestemperatur von 9,s° und Triest eine solche von 14, s", d. h. Triest ist durchschnittlich um 5° wärmer als Wien. Dieser Gegensatz wird aber nicht nur dadurch bestimmt, dass Wien nördlicher, sondern auch dadurch, dass es höher liegt als Triest. Triest liegt nahezu im Meeresniveau, Wien aber 200 m darüber. Da wir aber wissen, dass die Temperatur um ca. Vs" für je 100 m Erhebung abnimmt, so können wir berechnen, wie warm Wien wäre, wenn es im Meeresniveau läge; nämlich 2 x Vs" — 1"' Wiens Jahrestemperatur im Meeresniveau ist also 9,e°-s- 1° — 10,s». Triest wäre dann nur um 4« wärmer als Wien. Aber auch diese 4° sind nicht ganz auf Rechnung der geographischen Breite zu setzen, denn sonst müsste dieser Temperaturunterschied das ganze Jahr gleich bleiben. Das ist aber nicht der Fall: Wirkliche Temperatur Januar Juli Triest . . . 4,t° 24,s° Wien . . — 1,o 19,6 Unterschied. . 6,s 4,o Im Meeresniveau Januar Juli 4,4° 24,s° 0,s 20,6 3,6 In der kalten Zeit ist also der Wärmeunterschied zwischen Triest und Wien größer als in der warmen Zeit, und dies erklärt sich dadurch, dass Triest am Meere und Wien mitten im Laude liegt. Das Wasser ist nämlich ein viel schlechterer Wärmeleiter als das Land; es nimmt langsamer die Sonuenwärme auf, gibt sie aber auch nicht so rasch ab wie das Land. Es kann im Sommer nicht so schnell erhitzt werden wie das Land, es sammelt aber einen Vorrath von Sommerwärme und gibt diese in der kälteren Jahreszeit langsam wieder an die Luft ab. Das Meeresklima zeichnet sich also durch verhältnismäßig warme Winter und kühle Sommer, das Land¬ klima durch verhältnismäßig kalte Winter und heiße Sommer aus. Mau verbindet die Orte mit gleicher, auf das Meeresniveau reducierter Tem¬ peratur durch Linien, die mau Isothermen (Linien gleicher Wärme) nennt. Wäre die Erdoberfläche nur Wasser oder nur Land, so müssten die Isothermen mit den Breiten¬ kreisen parallel laufen. In Wirklichkeit wechseln aber Land und Wasser vielfach mit¬ einander, und die Isothermen müssen daher einen anderen Verlauf nehmen. Man muss nämlich beachten, dass Meeres- und Landklima nur dort, wo au der Küste sich hohe Gebirge erheben, schroff aneinander stoßen, sonst aber allmählich ineinander über¬ gehen, indem die Seewinde die warme Winter- und kühle Sommerluft weit in das Land hinein- und die Landwinde die kalte Winter- und heiße Sommerluft bis über die Küsten hiuaustrageu. Deshalb nimmt in Europa die Temperatur nicht bloß von S. nach N. ab, sondern sie nimmt auch auf einem und demselben Breitengrade im Winter von W. (Ocean) nach O. (gegen die asiatische Laudmässe) ab, dagegen im Sommer zu. Weil die winterliche Abnahme größer ist als die sommerliche Zunahme, so nimmt auch die mittlere Jahres¬ temperatur nach O. etwas ab. Eiu Beispiel von fünf Orten in 48" Breite, wobei die Temperaturen auf das Meeresnivenu reduciert sind: Supan, Geographie. 15 226 Ein Staat, der wie unsere Monarchie eine bedeutende Ausdehnung von W. nach O. hat, muss den Gegensatz deutlich zum Ausdrucke bringen, wie der Vergleich von Wien und Czernowitz zeigt. Bei den Niederschlägen kommt es zunächst darauf an, wie viel durchschnittlich im Jahre fällt. Da der größte Theil des Wasserdampfes, der als Regen oder Schnee niederfällt, vom Meere stammt, so müssen im allgemeinen die Niederschläge von der Küste nach dem Innern des Landes zu abnehmen, in Österreich-Ungarn also von S. nach N., aber auch vom W. nach O. (die Niederschläge, die vom atlantischen Ocean kommen). Am größten ist der Niederschlag dort, wo ein mit Wasserdampf gesättigter Luftstrom (Wind) ein Gebirge trifft, weil der Luftstrom hier gezwungen ist, in die Höhe zu steigen, wodurch er sich abkühlt und einen Theil seines Wasserdampfgehaltes ausscheiden muss. Deshalb ist die Seite eines Gebirges, das mehr oder weniger senkrecht von Seewinden getroffen wird, viel regenreicher, als die andere Seite und die hinter dem Gebirge liegende Ebene. Wichtig ist außerdem auch die Vertheilung der Niederschläge auf die Jahreszeiten (s. Fig. 31). In Böhmen und auch in Niederösterreich ist z. B. der Sommer die regenreichste Zeit; während aber in ersterem Lande im Juni, fällt in Niederösterreich der meiste Regen im August. Gehen wir weiter nach S., nach Krain, so verschiebt sich das Maximum schon auf den October und in Dalmatien sogar auf den November. Wir kommen also von der Zone der Sommerr regen im N. der Alpen in die Zone der Herbstregen im S. der Alpen. In Krain bringen aber noch alle Monate genügend viel Regen, in Dalmatien jedoch regnet es im Sommer schon sehr wenig. Wenn wir im Mittelmeere noch weiter nach dem Süden gehen, so gelangen wir in die Zone der Winterregen mit ganz trockenem Sommer. 227 Z 4. Die große Ausdehnung des Flachlandes in Verbindung nut' einem günstigen Klima erklärt die große Fruchtbarkeit unserer Monarchie. Nur 6 Procent des gesummten Bodens sind völlig unproductiv (die mit ewigem Schnee bedeckten Hochgebirgstheile, Felsen, Sümpfe, Flüsse und Seen); von den übrigen 94 Procent bedecken: Äcker und Gärten ... 37 Procent, Weingärten.1 » Wiesen und Weiden . . 25 Wälder.31 Diese Hauptarten der Bodenproduetion * können aber in einem Reiche von so wechselnder Oberflächenbeschaffenheit nicht gleichmäßig vertheilt sein. Im allgemeinen herrscht das Ackerland in den niedriger gelegenen Gegenden, besonders in den Tiefebenen vor, der Wald dagegen in den Gebirgen. Der Weinbau fehlt in dem größten Theile der Alpen, Böhmens, der Karpaten und der nördlich davon gelegenen Länder. Z 5. Mit einer Bevölkerung von 41 Mill, nimmt unsere Monarchie den dritten Rang unter den europäischen Staaten ein. Kein Großstaat hat eine so gemischte Bevölkerung und von den kleineren nur die Schweiz und Belgien. Zwar hat Russland noch mehr Völker, aber das russische Volk übertrifft alle anderen weit an Zahl und durch seine centrale Stellung. In unserer Monarchie kommt dagegen keinem einzigen Volke ein solches natürliches Übergewicht zu, und nur Bildung, Reichthum und politische Macht können dem einen oder anderen Volke den Vorrang verschaffen. In Österreich ist die deutsche, in Ungarn die magyarische Sprache das vorherrschende Verstündigungsmittel. Die räumliche Vertheilung der vier Hauptstämme ist im allgemeinen folgende: Die Slaven, zwar am zahlreichsten aber in verschiedene Stämme zersplittert, bewohnen den Norden und Süden der Monarchie, und zwar im N. das eigentliche Karpatenland (ohne Siebenbürgen), Mähren, das östliche und mittlere Böhmen und den Süden bis an die Donau und Drau. Zwischen die Nord- und Südslaven schieben sich wie ein .lleil die 15 228 Deutschen in den Alpenländern und in den Randgebieten Böhmens, die Magyaren (madjären) in den Donautiefländern und östlich davon die Rumänen ein und trennen Nord- und Südslaven völlig. -Übersicht. Die vorherrschende Religion ist die katholische, und zwar sowohl des lateinischen wie des griechischen Ritus; sie zählt 32 Mill. Anhänger. Neben den Katholiken wohnen in Österreich noch gegen 4 Mill. Protestanten (davon Zstz Mill, in Ungarn, wo ein Theil der Slovaken und Magyaren sich zur evangelischen Kirche bekennt), 3 Mill, orientalische Griechen (Serben und Rumänen), nahezu 2 Mill. Juden und 60.000 U n it a rier. Diese sünf Religionsgenossenschaften sind die gesetzlich anerkannten, d. h. sie besitzen das Recht, öffentlichen Gottes¬ dienst zu halten und Schulen zu errichten, und genießen den Schutz der Regierung. K 6. Österreich ist ein Agriculturstaat, denn der gestimmten Bevölkerung beschäftigt sich mit der Landwirtschaft. Aber trotz des reichen Natursegens steht der Ackerbau nicht überall auf der Höhe, auf der er¬ stehen könnte, und die rationelle Bearbeitung des Bodens nimmt gegen SO. ab. Brotfrüchte (Roggen und Weizen) und Mais, welche vor¬ züglich die Flach- und Hügelländer producieren, find ein bedeutender Aus¬ fuhrartikel, wenn nicht ein besonders ungünstiges Missjahr eintritt; auch Obst und namentlich Wein wird in Fülle erzeugt. In den Gebirgen und den ungarischen Ebenen blüht die Viehzucht, und die Alpen, das böhmische Massiv und die Karpaten sind noch immer reich an Waldungen. Dagegen kann sich die Industrie unserer Monarchie weder mit der britischen noch mit der französischen und deutschen messen, da sie in der Production von Kohle und Eisen all diesen Ländern, selbst Belgien, nachsteht. Im allgemeinen ist die Industrie auf die westliche, die eigent 229 liche Großindustrie auf die nordwestliche Lündergruppe beschränkt, die auch allein einen größeren Kohlenreichthum besitzt. In der Gewinnung von Edelmetallen wird aber die Monarchie unter den europäischen Staaten nur von Russland übertroffen, und großartig ist der Reichthum an Salz. Österreich-Ungarn steht also in Bezug auf die Production in der Mitte zwischen Deutschland, das mehr Industriestaat, und Russland, das noch mehr Ackerbaustaat ist. Die Westhälfte der Monarchie neigt mehr zu Deutschland, die Osthälfte mehr zu Russland hin. Dass Österreich-Ungarn nicht nur absolut, sondern auch relativ weniger bevölkert ist als Deutsch¬ land (66 auf 1 bau?) erklärt sich auf dieselbe Weise, denu die Industrie ist es hauptsächlich, welche auf die Bevölkerung verdichtend wirkt. Der österreichische Handel beruht: 1.) auf der Verschiedenheit der Culturstufen der Bevölkerung, indem der Osten der Monarchie seine mannigfaltigen Rohproduete, besonders Getreide, gegen die Industrie- Erzeugnisse der westlichen Länder eintauscht; 2.) auf der Lage der Mon¬ archie zwischen den eultiviertesten (Deutschland, Frankreich) und den unculti- viertesten (Balkanhalbinsel) Staaten Europas, daher ein sehr bedeutender Zwischenhandel; 3. auf dem wichtigen Antheile, den Österreich durch das adriatische Meer am allgemeinen Seehandel nimmt und dessen Wichtigkeit seit Eröffnung des Suescanals noch gesteigert wurde. Die drei wichtigsten Ausfuhrgegenstände sind Getreide, Zucker und Holz. Der Handel zerfällt in Land- und Seehandel. 1. ) Der Landhandel wird durch die schiffbaren Flüsse und das immer mehr sich ausbreirendc Eisenbahnnetz mächtig gefördert. Die wichtigste Verkehrsstraße und den besten und billigsten Handelsweg nach dem Oriente bildet die Donau, die von der Donau-Dampfschifsahrtsgesellschaft mit Dampfern und Schleppern ihrer ganzen Länge »ach befahren wird. Außer der Donau befährt diese Gesellschaft auch die Theiß, die Drau, die Save, die Raab, den Inn und den Begacanal, der den gleichnamigen Neben¬ fluss der Theiß schiffbar macht. Wichtige Wasserstraßen sind außerdem die Moldau, Elbe und Weichsel. Diese schiffbaren Flusse haben aber den Nachtheil, dass ihre Mündungen in fremden Staaten liegen. Die Eisenbahnen haben ihren Knotenpunkt in Wien, von wo aus sie nach den vier Weltgegenden auslaufen; in der relativen Bahnlänge übertrifft die Monarchie Italien und Russland. 2. ) Der österreichische Seehandel ist wesentlich auf das Mittelmeer beschränkt; die Handelsverbindungen mit anderen Welttheilen stehen weit hinter denjenigen anderer seefahrender Nationen zurück. Die Seeschiffahrt im Mittelmeere zerfällt wieder in die sogenannte kleine — an den Küsten des adriatischen Meeres — und die große — bis ins schwarze Meer und bis Gibraltar. Der größte Theil des österreichischen Seehandels liegt in den Händen des -öster¬ reichischen Lloyd», einer Schiffahrtsgesellschaft in Triest, die sich auch den Bau von Dampfern zur Aufgabe machte. Unter den Großmächten hat unsere Monarchie die kleinste Handelsmarine. 230 In Bezug auf geistige Cultur ist (wie iu der Industrie) eine Abnahme von W. nach O. bemerkbar; im W. selbst tritt eine ähnliche Erscheinung auf, indem die nördlichen Länder am weitesten fortgeschritten find und gegen S. die Volksbildung abnimmt. Z 7. Physisch wie historisch besteht die österreichisch-ungarische Mon¬ archie aus drei Ländergruppen: den Alpen-, Sudeten-und Karpaten¬ ländern (mit den Gebieten der Balkanhalbinsel). Diese bestanden bis 1526 als drei gesonderte Staatswesen. Die Stammländer der Monarchie sind die Erzherzogthümer Österreich, über welche seit 1282 das aus der Schweiz stammende (vergl. S. 153) Geschlecht der Habsburger herrscht. Allmählich wurden auch die übrigen Alpenländer mit Österreich vereinigt. 1526 wurde Ferdinand I. durch Wahl auch auf den ungarischen und den böhmischen Thron erhoben und damit der Grundstein zu der heutigen Monarchie gelegt. 1620 wurde Böhmen, 1687 Ungarn in ein Erdreich umgewandelt, einen gemeinsamen Namen führte dieses Staatswesen aber noch nicht. Die Alpen- und Sudetenländer gehörten seit dem frühen Mittelalter zum römisch-deutschen Reiche. Als 1740 der habsburgische Mannesstamm mit Karl VI. erlosch, bestieg kraft des Grundgesetzes der pragmatischen Sanction Karls VI. Tochter Maria Theresia den Thron. Sie war mit Franz von Lothringen vermählt, daher die Herrscherfamilie von nun an Habsburg-Lothringen heißt. 1804 nahm Franz II. den Titel eines Kaisers von Österreich an, und damir erhielt der schon seit drei Jahrhunderten bestehende Staat auch einen selbständigen Namen. Am deutschen Bunde (s. S. 157) nahmen auch die österreichischen Alpen- und Sudetenländer theil; als derselbe 1866 aufgelöst wurde, hörte unsere Monarchie auf, ein deutscher Staat zu sein, um von nun an nur ihren eigensten Interessen zu leben. Der innere Friede wurde wieder hergestellt, indem 1867 die ungarischen Länder eine selbständige Verfassung und Regierung erhielten. Die «österreichisch-ungarische Monarchie» wurde durch das Grundgesetz der pragmatischen Sanction vom Jahre 1724 als eine untheilbare, sowohl in männlicher wie weiblicher Linie des Hauses Habs¬ burg-Lothringen erbliche Monarchie erklärt. Der Monarch führt den Titel «Kaiser von Österreich, König von Böhmen u. s. w. und apostolischer König von Ungarn» und das Prädicat «k. und k. apostolische Majestät». Die Monarchie zerfällt politisch in zwei Gruppen, die miteinander in Realunion stehen: «die im Reichsrathe vertretenen König¬ reiche und Länder» (Cisleithanien) und die «Länder der ungari¬ schen Krone» (Transleithanienl. In beiden Ländergruppen ist die Re¬ gierung eine constitntivnelle. 231 Übersicht der Krr>nkändev. II. Ungarisches Staatsgebiet oder Transleithanien. Summe Ende 1890 . . 326.020 17,460.000 54 (Fig. 32.) Darstellung des Verhältnisses der absoluten und relativen Bevölkerung in den österreichisch - ungarischen Kronländeru. üeiabive 8evi>U 232 8 8. Verfassung. Der Monarch ist der Inhaber der ganzen Staats¬ gewalt, nur ist er in der Ausübung der gesetzgebenden Gewalt an die Mitwirkung des österreichischen Reichsrathes, des ungarischen Reichstages und der Landtage und hinsichtlich der gemeinsamen Angelegenheiten beider Ländergruppen an die Mitwirkung und Zustim¬ mung zweier, aus den Reichsvertretungen hervorgehender Delegationen gebunden. I. Die österreichische Verfassung beruht auf dem Octvberdiplom vom Jahre 1860, auf dem Februarpatent vom Jahre 1861, auf den Staatsgrund¬ gesetzen vom Jahre 1867 und auf dem Wahlgesetze vom Jahre 1878. 1. ) Die gesetzgebende oder legislative Gewalt. Grundsatz: Jedes Gesetz, welches nur einzelne Länder betrifft und nicht ausdrücklich in die Competenz des Reichs¬ rathes gehört, muss von den betreffenden Landtagen beschlossen und vom Monarchen sanktioniert werden; alle übrigen Gesetze müssen von beiden Häusern des Reichsrathes beschlossen und vom Monarchen sanctioniert werden. a) Der Reichsrath besteht ans zwei Kammern: au) Das Herrenhaus besteht aus den großjährigen Prinzen des kaiserlichen Hauses, den zu erblichen Mit¬ gliedern ernannten Häuptern der durch ausgedehnten Grundbesitz hervorragenden Adelsgeschlechter, den Erz- und Fürstbischöfen und den auf Lebenszeit ernannten Mit¬ gliedern. Das Erneunungsrecht steht dem Monarchen zu. bb) Das Haus der Abgeordneten besteht aus 358 Mitgliedern, die von den: in vier Gruppen getheilten wahlberechtigten Volke auf die Dauer von 6 Jahren gewählt werden. Die Gruppen sind: der Großgrundbesitz, die Städte und Märkte, die Handels- und Gewerbekammern, die Landgemeinden. Zum Wählen berechtigt ist jeder österreichische Staatsbürger, wenn er das 24. Jahr erreicht hat und eine gewisse Steuersumme zahlt. l>) Die 16 Landtage (für Küstenland und für Tirol und Vorarlberg je zwei) und der Stadtrath von Triest. Jeder Landtag ist zusammengesetzt: na) aus den Mitgliedern mit Virilstimmen (die Bischöfe und die Rectoren der Universitären), bb) aus den Abgeordneten, die in gleicher Weise wie die Reichsrathsabgeordneten auf 6 Jahre gewählt werden. Zur Besorgung der laufenden Geschäfte und Vollstreckung seiner Be¬ schlüsse wählt der Landtag aus seiner Mitte den Landesausfchuss. 2. ) Die verwaltende oder executive Gewalt. ») Die oberste Exekutiv¬ gewalt irr allen cisleithanischen Ländern übt das vom Monarchen ernannte und dem Reichsrathe verantwortliche Ministerium aus (Minister des Innern, für Landes- vertheidigung, für Cnltns und Unterricht, für Handel, für Ackerbau, für Justiz und für die Finanzen), b) In den einzelnen Ländern vertreten den Monarchen und die Regierung die Statthalter oder Landespräsidenten, o) In den einzelnen Bezirken eines Landes vertreten die Bezirkshanptleute den Landeschef. -1) Die einzelnen Ge¬ meinden sind autonom, d. h. sie entscheiden über ihre Angelegenheiten selbständig und sind daher ein kleines Abbild des Staates. Der aus den Gemeindemitgliedern gewählte Gemeinderath besorgt die Angelegenheiten der Gemeinde, und seine Beschlüsse werden von dem von ihm erwählten Bürgermeister und dem diesem zur Seite stehenden Magistrate vollzogen. II. Die ungarische Verfassung beruht ans einer Reihe älterer und neuerer Gesetze, von denen die aus den Jahren 1848 und 1865 bis 1868 besonders wichtig sind. Siebenbürgen ist mit Ungarn völlig verbunden, Kroatien und Slavonien besitzen hin- 233 gegen eine gewisse Selbständigkeit, indem ihr Landtag über die inneren Angelegenheiten allein zu entscheiden hat. Die Militärgrenze, die früher unter der Verwaltung des Reichs- Kriegsministeriums stand, ist jetzt der ungarischen Reichshälfte einverleibt. 1. ) Die legislative Gewalt. Grundsatz wie oben. a.) Der ungarische Reichstag besteht ebenfalls aus zwei Kammern: der Magnatentafel, entsprechend unserem Herrenhause, und der Rep rü sentanteu- tafel, bestehend aus 413 vom Volke auf fünf Jahre gewühlten Abgeordneten Ungarns und Siebenbürgens und 40 Abgesandten des kroatisch-slavonischen Landtages. b) Der kroatisch-slavo irische Landtag besteht aus den Mitgliedern mit Virilstimmen und 90 auf drei Jahre gewählten Deputierten (d. i. Abgeordneten). 2. ) Die executive Gewalt übt das ungarische Ministerium aus. Die Länder werden in Comitate eingetheilt. Der Statthalter von Kroatien und Slavonien führt den Namen Banus. III. Die gemeinsamen Angelegenheiten stud: 1.) das Kriegswesen (mit Ausnahme der Recrntenbewilligung), 2.) die auswärtigen Angelegenheiten (d. i. das Verhältnis der Monarchie zu den übrigen Staaten), 3.) das Finanzwesen bezüglich derjenigen Auslagen, welche beide.Ländergruppen gemeinschaftlich bestreiten müssen. 1. ) Die legislative Gewalt. Grundsatz wie oben. Der gesetzgebende Körper sind die zwei Delegationen, jede mit 60 Mitgliedern; die eine wird vom öster¬ reichischen Reichsrathe, die andere vom ungarischen Reichstage aus deren Mitte auf die Dauer eines Jahres gewühlt. 2. ) Die executive Gewalt inbetreff der gemeinsamen Angelegenheiten üben die drei Rcichsminister (für äußere Angelegenheiten, für Krieg und für die Reichs¬ finanzen) aus. Die Iudelenländer.' Linz nördlich von 48, 32 (14); Regensburg westlich von 49, 30 (12); Eger nördlich von 50, 30 (12); Elbeaustritt südwestlich von 51, 32 (14): Oderbiegung nach 9kW. 50, 36 (18); Pressburg nordwestlich von 48, 35 (17). Z 9. Die NW.-Ecke der Monarchie bildet eine viereckige Erhebuugs- masse, das b ö h in i s ch e M a s s i v, welche wir zum deutschen Mittelgebirge gerechnet baden (s. III. Abtheilung Z 10). Im O. begleitet sie die tiese Furche des March- und Oderlandes mit der nordwestlichen Abdachung der Karpaten. Der hydrographischen Dreitheilung entspricht auch die politische: das Elbegebiet (Jnnenland des böhmischen Massivs): Böhmen, das Oderland: Schlesien, das Donau-(March-) Land: Mähren. Sie bildeten einst zusammen die Länder der böhmischen Krone und können volksthümlich als die ezechische Ländergruppe bezeichnet werden, da die Czecheu die Mehrzahl der Bevölkerung bilden, neben denen aber die Deutschen in ' Die Sudeten müssen den Alpenländeru vvrangehen, weil diese wohl am Sudetensystem, jene aber nicht an den Alpen theilnehmen. 234 geschlossenen Wohngebieten (Gegensatz zu den Karpatenländern!) auftreten. An dem Donaugebiete nehmen außerdem noch die beiden Österreich theil. Böhmen. K 10. Bon den Gebirgsrändern des böhmischen Massivs senkt sich der Boden zu der Thalfurche der Moldau und Elbe, die genau die Diagonale des Viereckes einnimmt, in folgender Weise: Höchste Punkte des Randes: Österreichisches Granitplateau . . . 1100 m über dem Meere, 8 11. Das österreichische Grcrnitptatecru erscheint nur von der Donau aus betrachtet als Gebirge, auf der Höhe besteht es aus welligen Hochflächen, über die sich abgerundete Kuppen erheben. Im Kersch - bäum er Sattel treffen zwei zur Donau und zur Moldau gehende Thäler zusammen; hier übersteigt die Eisenbahn Prag-Linz das Plateau. Ohne scharfe Grenze geht es in den Möhrnerrvatd über. Unter diesem Namen fasst man zwei Gebirge zusammen, welche die NW.-Richtung gemeinsam haben, im übrigen aber wesentlich verschieden sind; die tiefe Einsenkung bei Fürth (Eisenbahn Pilsen-Regensburg) trennt sie auch äußerlich. Nur der südöstliche oder hohe Böhm er Wald hat den Charakter eines Kettengebirges; die Längsthäler der Moldau auf böhmischer und des Regen auf bäurischer Seite theilen ihn in drei Ketten; auf der mittleren, wasserscheidenden verläuft die Grenze, doch liegen die höchsten Gipfel Rachel und Arber auf der bäurischen Seite. Im Passe von Eisenstein verbindet eine zweite Eisenbahn Böhmen mit Baiern. Der nordwestliche Böhmerwald ist niedriger (unter 1000 m) und plateanartig. Den Namen eines Waldgebirges verdienen beide Theile durch ihre herrlichen, wohl¬ gepflegten, oft urwaldartigen Fichten- und Buchenbestände. 235 Das Fichtelgebirge berührt eben nur die böhmische Grenze; die Quellen der Eger, die sich in seiner inneren Hochfläche sammeln, gehören noch Baiern an. Zwischen dem Fichtelgebirge einerseits und dem Böhmer¬ walde und dem Erzgebirge anderseits ist der Gebirgsrand durchbrochen und gestattet eine bequeme Eisenbahnverbindung von Eger nach Regens¬ burg, Nürnberg und Hof. Z 12. Den Nordwestrand bildet das Krzgebirge, das steil nach Böhmen abfällt und ganz allmählich nach Sachsen sich abdacht. Die Wasser¬ scheide liegt also dem Südabhange sehr nahe, aber die politische Grenze greift noch vielfach auf die sächsische Abdachung hinüber. Die höchste Er¬ hebung , der K e ilb e rg, liegt ganz auf österreichischem Boden. Eine ernst¬ liche Verkehrsschranke ist auch das Erzgebirge nicht, denn es wird an nicht weniger als vier Stellen von Eisenbahnen (allerdings kleinen Nebenbahnen) überschritten. Während alle bisher genannten Randgebirge, ebenso wie auch die Sudeten und die böhmisch-mährische Grenzhöhe im O., aus krystallinischen Gesteinen bestehen, befindet sich am Elbedurchbruche eine Lücke, welche die Sandsteine des inneren Böhmens ausfüllen. Dieses Elbesandstcingebirge ist ein Plateau, das durch den Hauptfluss und seine Zuflüsse in malerischen Thälern mit steilen Wänden durchschnitten wird, daher berühmt als böhmische, weiter abwärts als sächsische Schweiz. 8 13. Im NO. trennen die Sudeten Böhmen von Sachsen und Preußisch-Schlesien. Es ist dies kein einheitliches Gebirge, und die Wasser¬ scheide springt wiederholt von einer Kette auf eine andere über. Auch die politische Grenze verläuft hier in sehr verwickelter Weise. Als Umrandung des inneren Böhmens erscheint zunächst das Lausitzer Gebirge, ein nach NW. streichender Kamm, der im Jeschken 1000 in erreicht. Er lässt sich bis Josefstadt an der Elbe verfolgen, ist aber nur bis in die Nähe des Jserdurchbruches Wasserscheide, dann springt diese nach N. auf den Kamm des Jscr- und Riescngcbirgcs über. Das Riesengebirge ist das höchste und geschlossenste Sudetenglied, das alle Straßen umgehen; es steigt über die Waldgrenze empor und erreicht im Schnee köpf (l 000 in) die höchste Erhebung des deutschen Mittelgebirges. Jenseits der Senke von Trautenau liegt das Glatzcr Gebirgsviereck, im NO. vom Eulen- und Reichensteiner Gebirge, im SW. vom Heuscheuer- und Adlergebirge umrahmt; im SO. schließen sich die Ränder zusammen im Gl atz er Schneeberge (1400 in), dem höchsten Punkte der Randgebirge. Das Innere dieses Viereckes bildet einen Kessel, in dem die Quellflüsse der Glatzer Neisse sich sammeln. Die Wasserscheide 236 gegen die Elbe verläuft auf den südlichen Randgebirgen, aber von einem Kamine zum anderen überspringend. Hier wie an den beiden Enden des Lausitzer Gebirges, wo auch die Wasserscheide sich verschiebt, dringt die Grenze weit in das preußische Odergebiet vor, und nur an einer Stelle (zwischen Heuscheuer- und Adlergebirge) zieht sie sich zu Ungunsten Böhmens in das Elbegebiet zurück. Diese Stelleu sind es auch, wo die Haupt¬ verkehrswege (Eisenbahnen) den Sudetenrand überschreiten; der wichtigste führt über die Trautenauer Senke (direete Verbindung Prag-Breslau). H 14. Der Südostrand, die böhmisch-mährische Hrenz- höhe, ist kein Gebirge, sondern nur eine allmählich ansteigende Boden¬ schwelle, über die sich vereinzelte Berge und Berggruppen erheben. Der höchste derselben ist der Kaiserstein, nordöstlich von Jglau. Von dem österreichischen Granitplateau ist die Grenzhöhe deutlich geschieden durch die Einsenkung bei Gmünd (Eisenbahn Wien-Pilsen-Eger mit Abzweigung nach Prag) und von den Sudeten ebenso deutlich durch die Einsenkung bei Zwittau, welche die Eisenbahn Wien-Brünn-Prag benützt. Eine dritte Hauptbahn, Wien-Jglau-Prag, durchquert die Grenzhöhe gerade in der Mitte. Die verhältnismäßig leichte Zugänglichkeit Böhmens an allen Seiten, besonders iin W., im N. durch das Elbethal und im SO., wo ein eigent¬ liches Gebirge fehlt, war seiner Selbständigkeit nicht förderlich. Es war im Mittelalter enge mit dem deutschen Reiche verknüpft und ist es jetzt noch enger mit den Geschicken des Donaustaates. Feindlichen Angriffen ist es verhältnismäßig leicht ausgesetzt, weil es eine Menge Eingangsthore hat; zugleich ist es als die eompaeteste Landmasse Mitteleuropas dessen Hochburg, und ihr Besitz erschien stets den Kriegsheeren wünschenswert. Kaum ein Land hat so sehr darunter gelitten als Böhmen; nach der Blütezeit unter den Luxemburgern, die 1310 dem einheimischen Königsgeschlechte der Püemysliden (pschremisliden) folgten, vernichtete der dreißigjährige Krieg den Wohlstand Böhmens ans mehr als ein Jahrhundert hinaus. § 15. Das Innere von Böhmen ist ein hügeliges oder welliges Land, das sich sowohl von den Rändern nach der Mitte wie von S. nach N. senkt. Diesem Bau entspricht eine merkwürdige Symmetrie der Gewässer, wie sie in keinem anderen Lande der Monarchie wieder vor¬ kommt. Der Hauptfluss ist die Elbe, die im Riesengebirge entspringt, durch die Adler und Jser verstärkt einen weiten Bogen beschreibt und dann, der Richtung der mächtigen Moldau folgend und nach Aufnahme der vom Fichtelgebirge kommenden Eger, durch die tiefste Einsenkung im Sudeten-Gebirgswalle nach N. entströmt. Die Moldau, Böhmens eigent- 237 licher Hauptfluss, entspringt im Böhmerwalde, fließt durch ein Längenthal nach SO., dann mit scharfer Kniebiegung durch die Mitte des Landes nach N. Sie erhält rechts die Luschnitz und Säzawa, links die Wötawa und Beraun. Die Symmetrie besteht darin, dass sich dem mittleren Hauptstrange Moldau-Elbe, der der Nordabdachung entspricht, drei Paar correspon- dierender Zuflüsse ansetzen: Luschnitz-Wotawa, Sazawa-Beraun, Elbe-Eger. Z 16. Der Lage nach müsste Südböhmen wärmer sein als Nord¬ böhmen, in der That ist aber gerade das Umgekehrte der Fall, weil der Unterschied der Breite durch die beträchtlichere Seehöhe Südböhmens mehr als aufgehoben wird. Die klimatische Begünstigung Nordböhmens kommt am besten darin zum Ausdrucke, dass hier allein, wenn auch nur auf einer verhältnismäßig kleinen Fläche an der unteren Moldau und Elbe, Weinbau vorkommt. Für das Klima Böhmens im Vergleiche zu den anderen Kron¬ ländern ist bezeichnend, dass dort der Maisbau gänzlich fehlt. Im übrigen gehört aber Böhmen zu den ersten Ackcrbauländern der Monarchie, und zwar nicht so sehr durch seine natürliche Fruchtbarkeit, als durch sorgfältige Bebauung. Roggen, Hafer und Kartoffeln find die vorzüglichsten Ackerbau-Erzeugnisse. Während in den tiefer gelegenen Gegenden, also besonders in Nordböhmen, der Ackerbau vorherrscht, sind die höher gelegenen Landstriche hauptsächlich die Stätte einer intensiven Waldcultur. In dieser Beziehung nimmt Böhmen die erste Stelle in der Monarchie ein. Denn während sonst gewöhnlich der Wald durch den Ackerbau in die wenig zugänglichen Gebirgsgegenden zurückgedrängt und auch hier vernachlässigt wird oder kurzsichtiger Gewinnsucht zum Opfer fällt, wird er in Böhmen (besonders auf den großen Adelsherrschaften, von denen manche an Aus¬ dehnung deutsche Kleinstaaten übertreffen) gehegt und gepflegt, und Holz ist noch immer ein wichtiger Ausfuhrartikel, der meist auf der Moldau Elbe abwärts geschafft oder durch Vermittelung des Schwarzenberg-Canals sogar über die Wasserscheide in die Donau gelangt. H 17. Zu diesem vegetativen Reichthume gesellt sich nun noch der mineralische. In dieser Beziehung hat Böhmen alles mit Ausnahme von Salz, womit es stets vom Salzkammergute versorgt werden musste. In früheren Jahrhunderten genoss Böhmen den Ruf eines der ersten Gold- und Silberländer; gegenüber den ungeheuren Mengen von Edelmetallen, welche Amerika und Australien erzeugen, fallen aber die europäischen Vor¬ kommnisse (mit Ausnahme des Ural) überhaupt nicht mehr ins Gewicht. Viel wichtiger ist es für die Gegenwart, dass Böhmen das erste Kohleil¬ land der Monarchie ist. Die Hanptlager der Schwarz- wie der Braun- 238 kohle finden sich in der nördlichen Hälfte, die also auch in dieser Beziehung die begünstigtere ist. Mit der Schwarzkohle tritt auch Eisen in großen Mengen aus, doch muss in dieser Beziehung Böhmen der Steiermark den Vorrang lassen. 8 18. Auf der Kohle beruht die böhmische Großindustrie, die den ersten Rang in der Monarchie einnimmt. Auch sie ist, wie die Kohle, hauptsächlich auf Nordböhmen beschränkt, das in seinen wirtschaftlichen Verhältnissen und in seiner fortgeschrittenen Cultur ganz dem benachbarten Sachsen gleicht (daher auch die dichte Bevölkerung). Die hervorragendsten Industriezweige Böhmens lassen sich in folgende Gruppen eintheilen: 1. ) Von den landwirtschaftlichen Industriezweigen, die sich vor¬ zugsweise auf eigene Bodenerzeugnisse gründen, sind besonders wichtig die Zuckerfabrication, worin Böhmen alle anderen Kronländer weit über¬ trifft, die Bierbrauereien und die Mühlenindustrie (Böhmen besitzt die meisten Mühlen in der Monarchie). 2. ) Die Textilindustrie, die im Gegensätze zur landwirtschaft¬ lichen meist fremde Rohstoffe verarbeitet, ist vorzugsweise auf das nord¬ östliche Randgebiet beschränkt, erreicht aber hier einen Höhepunkt, wie nur in den fortgeschrittensten Industrieländern Europas. 3. ) Die Glas- und Porzellanfabrication sind Böhmen eigen- thümlich; die erstere kommt zwar auch in anderen Kron ländern vor, aber nur in ganz untergeordneter Weise; im Holz- und quarzreichen Böhmen bildet sie dagegen einen der ältesten Gewerbszweige, der besonders entlang dem Böhmerwalde, dem Granitplateau und den Sudeten in zahlreichen Glashütten ausgeübt wird. Eine Specialität Böhmens bildet auch die Ver¬ arbeitung der sehr geschätzten einheimischen Granaten. Die Eisen-, Leder- und Papierindustrie gehören zwar auch zu den vorzüglichsten Industriezweigen Böhmens, doch übertrifft es hierin nicht so sehr die übrigen Kronländer, wie in den drei erstgenannten Gruppen. 8 19. Die große Productionsfähigkeit Böhmens bedingt auch einen lebhaften Verkehr. Wir haben schon gesehen, dass es trotz seiner Gebirgs¬ umrahmung leicht zugänglich ist und nach allen Seiten hin Eisenbahnen aussendet, die sich, entsprechend dem regelmäßigen Bau des Landes, größtentheils in Prag vereinigen. Die von hier ausgehenden Hauptbahnen führen nach Wien (drei Linien), nach Linz, Fürth und Dresden (Elbe¬ thal). Daneben sind aber noch zwei Raudbahnen von hervorragender Bedeutung, die am Fuße des Erzgebirges und die Linie Wien-Eger; sie vereinigen sich in Eger und finden hier ihre Fortsetzungen nach Deutschland. 239 8 20. Von den Böhmen sind etwa °/s Czechen und 2/5 Deutsche; die ersteren nehmen die Mitte und den Osten, die letzteren die Rand¬ gebiete mit Ausnahme der südöstlichen ein. Die älteste Bevölkerung war germanisch (Markomannen rc.), sie verschwand aber in den Zeiten der Völkerwanderung, woraus um 600 die Czechen (Wenden) das verödete Land in Besitz nahmen. Nach der Vereinigung der kleinen Stämme gründeten sie einen Staat, der aber schon im 10. Jahrhunderte in dauernde Abhän¬ gigkeit vom deutschen Reiche gerieth; und nun begann von den benachbarten Ländern die Einwanderung der Deutschen, die, von den böhmischen Königen lebhaft gefördert, im 13. Jahrhunderte ihren Höhepunkt erreichte. Aus diesem geschichtlichen Hergänge erklärt sich die ländliche Verbreitung der Deutsch¬ böhmen in einfacher Weise. 8 21. Im oberen Moldaubecken, das auch die weiten Thalflächen der Luschnitz und Wotawa umfasst, ist Bud weis, inmitten einer deut¬ schen Sprachinsel, der Hauptort; hier beginnt die Moldau schiffbar zu werden. Nur ein niederer Höhenzug trennt die Budweiser Ebene von der Wittingauer, über die zahlreiche Fischteiche zerstreut sind. Tabors auf steiler Anhöhe am Luschnitzknie, entstand aus einem verschanzten Lager der Hussiten (daher Taboriten). An der Wotawa ist Pi sek der Hauptort. Böhmerwald und Granitplateau sind wenig bevölkert, die Hauptorte Schüttenhofen und Krumau liegen schon am Rande. Oberhalb Krumau finden sich reiche Graphitlager, sonst nur Waldwirtschaft und Glasfabrication. 8 22. Das untere Moldauthal, an das sich das Elbcthal anschließt, hat im Gegensätze zum oberen keine beckenartige Umrahmung. Knapp bevor die Moldau das südböhmische Plateau verlässt, erhebt sich an ihren steilen Ufern, fast genau in der Mitte des Königreiches, die Hauptstadt Prag, durch seine deutschen und czechischen Hochschulen der geistige Mittelpunkt für beide Volksstämme, Verkehrseentrum (s. 8 19) und wichtige Industriestadt. Prag, das wegen der Schönheit seiner Marmorbauten und seiner zahlreichen Kirchen als «deutsches Rom» bezeichnet wurde, besteht aus der Alt- und Neustadt am rechten, der Kleinseite nnd dem Hradschin am linken Ufer der Moldau. Die kleine Bergfeste ober dem Flusse, Wischehrad, die uralte Residenz der böhmischen Herzoge, liegt jetzt innerhalb der Mauern der Stadt. Die eigentliche Burg liegt aus den, Hradschin, von wo man eine herrliche Aussicht auf die Stadt genießt. Melnik, wo die Moldau mündet (Beginn der Elbe-Dampfschiff¬ fahrt), liegt schon in der breiten Thalebene, die sich Elbe abwärts bis Leitmeritz erstreckt und das Hauptgebiet des böhmischen Weinbaues ist. ' Nach den. Berge Tabor in Palästina genannt. 240 Dann legt sich das nordöstlich streichende Mittelgebirge mit dem weithin sichtbaren Mile schauer Donnersberg (800 in), aus vuleanischem Gestein bestehend, der Elbe vor und gestattet ihr nur einen schmalen Durchbruch. Die ehemalige Festung Theresienstadt bewachte diese Eingangspforte. 8 23. Das Beraunbecken wird von dem Böhmerwalde, dem nach NO. ziehenden Brdywalde (bis nahezu 900 in hoch) und dem Tepler Gebirge mit dem Kaiserwalde eingeschlossen. Das letztere Gebirge ist eigentlich eine breite Plateaumasse, die allmählich nach NW. aufsteigt und in der Nähe des Egerthales Höhen bis über 900 in erreicht. Von diesen Rändern strömen vier Flüsse radienförmig zusammen und vereinigen sich bei Pilsen (300 in über dem Meere) zur schiffbaren Beraun. Pilsen, die zweite Stadt Böhmens, ist ein wichtiger Straßenknotenpunkt (Bahnen Budweis-Eger, Prag-Fürth, Saaz-Eisenstein) und bedeutend durch seine Industrie (Pilsner Bier). Am Böhmerwalde finden wir wieder die Glas¬ industrie (Spiegelfabrication) besonders in Tauß rc.; Klattau ist in dieser Randgegend der größte Ort. Zwischen Mies und Pilsen beginnt das größte Schwarzkohlenrevier Böhmens und erstreckt sich das Beraunthal abwärts bis in die Gegend von Kladno. Parallel damit und mit gleicher Längenausdehnung streicht auf dem rechten Beraunufer die Zone der Eisenerze, zugleich das Hauptgebiet der böhmischen Eisen¬ industrie (in Hoöowiz shörschowizs und an zahlreichen anderen Orten). In einem Seitenthale des Brdywaldes liegt Pribram (pschibram) mit dem größten Silberbergwerke der Monarchie und einer montanistischen Lehranstalt. Im Kaiserwalde das vielbesuchte Marienbad. Z 24. Die Westhälfte des erzgebirgischen Randgebietes nimmt das obere Egerthal ein. Über die Bedeutung der Grenzstadt Eger als eines der wichtigsten Verkehrsmittelpunkte Böhmens ist schon im Z 19 gesprochen worden. Nördlich davon liegt Franzensbad, das aber weit übertroffen wird von den Thermen von Karlsbad, die zu den heilkräftigsten Europas gehören. Karlsbad und seine Umgebung (besonders El bogen) ist auch einer der bedeutendsten Jndustriebezirke Böhmens, der die hier vorkom¬ menden Eisenerze und Porzellanerde verarbeitet; namentlich in Bezug auf die Porzellanfabrieation steht er einzig in der Monarchie da. Unterhalb des Durchbruchsthales der Eger gabelt sich die erzgebirgische Mulde durch die Einschaltung des Mittelgebirges: den südlichen Arm benützt die Eger, welche die hopfenreiche Thalebene von Saaz durchfließt; der nördliche Arm ist die große Braun ko hl en mulde, die nicht nur den einheimischen Bedarf an Braunkohle deckt, sondern auch viel iu das Ausland exportiert. Dieser natürliche Reichthum gestattet eine sehr starke Verdichtung der 241 Bevölkerung, daher hier auch mehrere größere Städte, wie Komo tau, Brüx, Dux, Teplitz^, dessen Thermen mit denen von Karlsbad wett¬ eifern, und Aussig an der Elbe. Das Erzgebirge verdient seinen Namen nicht mehr; weder sein Silber noch sein Zinn? hat heutzutage größere Bedeutung. Joachims- thal war einstens der wichtigste Bergwerksort; die Thaler haben davon den Namen. Wie auf der sächsischen Abdachung, so muss auch hier mannig¬ fache Hausindustrie, besonders Spitzenklöppelei, Stickerei und Schnitzerei, die verhältnismäßig dichte Bevölkerung ernähren; Graslitz ist der Haupt¬ ort hiefür. Asch im zipfelartigen Gebirgsvvrsprunge zwischen dem Erz- und Fichtelgebirge hat große Webereien und Strumpfwirkereien. 8 25. Im sudetischen Randgebiete, das durch seine Textilindustrie ausgezeichnet ist, lässt der eigenthümliche Verlauf der Grenze eine Reihe selbständiger Landschaften unterscheiden. Jenseits des Lausitzer Gebirges liegt 1.) das Rumburger Hügelland, einer der Hauptsitze der böhmischen Leinenindustrie, für die Rumburg das Centrum ist, während in Warnsdorf die Baumwollindustrie vorherrscht. Die Bevölkerung erreicht hier eine Dichtigkeit, wie in den bevölkertsten Jndustriebezirken Sachsens. Südlich vom Lausitzer Gebirge dehnt sich um Haida das Gebiet der weltberühmten böhmischen Krystallglasfabrication aus. 2. ) Ein zweiter Grenzdistrict jenseits des Lausitzer Gebirges ist das N e i s s e t h al, das schon zum Odergebiete gehört. Reichenberg bildet den Mittelpunkt des größten Baumwoll-Jndustriebezirkes der Monarchie, der auch in Wollindustrie Hervorragendes leistet; in Gablonz beschäftigt man sich dagegen mit der Herstellung kleiner Luxus-Glaswaren, worin es unerreicht dasteht. Auch das Hügelland von Friedland (Waldstein hatte davon den Herzogstitel) jenseits des Jsergebirges gehört noch zu Böhmen. 3. ) Auf dem Plateau südlich vom Riesengebirge ist Trautenau ein zweites Centrum der böhmischen Leinenweberei. Im Sandsteinplateau südlich vom Heuscheuergebirge ist die Umgegend von Wekelsdorf berühmt durch ihre abenteuerlichen Felsbildungen, die jene der böhmisch-sächsischen Schweiz an Vielgestaltigkeit noch übertreffen. Jenseits der Wasserscheide besitzt Böhmen in dem Thale von Braunau noch ein kleines Stück des Glatzer Gebirgskessels. > Dieser in Österreich häufig vorkommende slavische Name (czechisch tspl^ — warm) deutet stets auf Thermen. Die Hauptfundorte dieses in Europa seltenen Metalles liegen jetzt im ost- indischen Archipel (s. II. Abtheilung Z 28). Supan, Geographie. 16 242 Z 26. Dos Elbebccken umfasst die niederen, von breiten Thülern zerschnittenen Hochflächen, die sich vom Sudetenrande zur tiefgelegenen Thalebene der Elbe herabsenken. Es ist eine ziemlich einförmige Gegend, nur an den Rändern von einigen höheren Bergen überragt, aber der treff¬ lichste Boden für den Anbau der Zuckerrübe, der sich in Österreich hauptsächlich auf die Sudetenländer beschränkt. Mit der Zuckerfabrieation, deren Bedeutung schon daraus erhellt, dass Zucker nach Getreide der wich¬ tigste Ausfuhrartikel der Monarchie ist, beschäftigen sich eine Reihe von Elbestädten, wie Pardubitz, Chrndim und besonders Kolin. Die Thalebene erstreckt sich auch am meridionalen Laufe der Elbe weit hinauf und findet ihre Fortsetzung in der Trautenauer Senke; diese wichtige Ver- bindnngsstraße nach Schlesien deckte einst die Festung Königgrätz (Schlacht 1866). Kuttenberg, am Südrande des Elbethales, galt im Mittelalter als reichstes Silberbergwerk Böhmens. Das Hauptthal der nördlichen Hoch¬ fläche durchfließt die Jser; Jung-Bunzl au ist hier die größte Stadt, übertrifft aber nur wenig das ebenso gewerbethätige Böhmisch-Leipa. 8 27. Die Sazawa-Mulde ist weniger scharf von dem Elbethal als von dem oberen Moldaubecken getrennt, denn im S. steigt die Hochfläche 600 bis 700 in über den Meeresspiegel. Diese hohe Lage in Verbindung mit geringem Mineralreichthume macht die Sazawa-Mulde zu einer der ärmsten Gegenden Böhmens mit vorherrschendem Kartoffelbau. Daher ist sie auch verhältnismäßig wenig bevölkert und ohne größere Städte. Städtetcifst'.i Mähren und Schlesien. ß 28. Das böhmische Massiv und das südöstlichste Glied der Sudeten senken sich von der Wasserscheide langsam nach O. und SO. und schließen ziemlich scharf ab an einer Linie, die beiläufig durch die Städte Znaim, Brünn, Prerau und Ostrau bezeichnet wird und etwa 250 in über dem Meeresspiegel liegt. Wir neunen diese fast schnurgerade nach NO. i Zu den nut * bezeichneten Orten sind Ansiedelungen hinzugcrechnct, welche mit jenen völlig verschmolzen, aber dem Namen nach noch selbständig sind. (Vergleiche Wagner-Snpan, Die Bevölkerung der Erde, Jahrgang IX, Gotha 1893.) 243 verlaufende Linie die Randlinic. Auf der östlichen Seite erhebt sich als natürliche Grenze das Kettengebirge der Karpaten; der wasserscheidende Kamin der äußeren Karpaten trägt auch die Grenze gegen Ungarn, mit ihren: Ende aber in der Breite von Znaim steigt die politische Grenze an die March herab und begleitet sie nun bis zur Mündung, so dass die kleinen Karpaten ganz nach Ungarn fallen. Zwischen Preran und Ostrau ist der Raum zwischen der Randlinie und den Karpaten eine schmale Furche, die sich mit unmerklicher Wasserscheide in der Nähe von Weißkirchen nach NO. (Oder) und SW. (Beezwa sbetschwas, Nebenfluss der March) abdacht. Dadurch wird dieses Doppelthal eine der wichtigsten Eingangspforten aus dem Ostseegebiete zur Donau, umsomehr, als hier auch zwischen Oder und Weichsel nur eine ganz flache Wasserscheide sich einschiebt. Der Eisenbahnverkehr zwischen Wien und Russland geht durch diese mährische Pforte. Südlich von Prerau erweitert sich aber der Raum zwischen den Karpaten und der Randlinie immer mehr, und mit der letzteren kreuzt sich die Thalebene der March. Zwischen dieser und der Randlinie erheben sich Bruchstücke der einstigen Verbindung zwischen den Nordalpen und Westkarpaten als vereinzelte Höhen. MbersicHt der SeeHöHen. Höchste Punkte des Randes: Böhmisch-mährische Grenzhöhe. 800 m, Sudeten. 1500 » Nördliche Karpaten. 1300 » Südliche Karpaten 1000 -> Randlinie: Znaim. 300 m, Brunn. 230 » Prerau. 200 » Wasserscheide bei Weißkirchen. 300 » Oder an der preußischen Grenze.190 » Marchthal: Olmützer Becken. 230 m, Marchfeld.150 - §29. Schlesien gehört ganz dem Oder- (ein kleiner Theil auch dem Weichsel-) Gebiete an, Mähren ist aber mit Ausnahme des Kuh- lündchens, wie schon der Name anzeigt, das Marchland. Das Flusssystem der March setzt sich aus drei Hauptgliedern zusammen: 1.) die March selbst, die am Glatzer Schneeberge entspringt; 2.) die Beezwa, welche die Abflüsse der wichtigsten Karpatenthäler vereinigt, und 3.) die Thaya, 13* 244 die auch die übrigen Gewässer der böhmisch-mährischen Grenzhöhe: die Jglawa (iglawa) und die Schwärzawa mit der Zwittawa (switawa), aufnimmt und in breiter Thalebene der March zuführt. Das Zwittawathal benützt die meridiouale Einsenkung zwischen der Grenzhöhe und den Sudeten, die ohne merkliche Wasserscheide in das Elbegebiet hinüberführt (Eisenbahn Brünn-Prag). Die Sudeten gabeln sich durch die Marchebene in zwei Theile; der westliche oder das Hannaplateau hängt nur ganz locker mit den Sudeten zusammen und zerfällt in eine Reihe vereinzelter Er¬ hebungen, von denen die südliche die umfangreichste und höchste ist (700 in). Der östliche Theil, das G e s e n k e, besteht aus zwei sehr verschiedenartigen Gebieten. Im NW. erhebt sich über einem Plateau eine scharf gezeichnete Gebirgskette, die im A lt v a ter (1500 in) gipfelt und genau die Richtung des Reichensteiner Gebirges fortsetzt; die südöstliche Hälfte ist dagegen nur Plateau (Maximalhöhe 800 in), das ziemlich rasch nach SW., sehr all¬ mählich aber nach NO. sich abdacht. Hier entspringen die Oder und ihr Hauptnebenfluss, die Oppa, die eine lange Strecke die Grenze gegen Preußisch-Schlesien bildet. H 30. Mähren und Schlesien haben denselben wirtschaftlichen Cha¬ rakter wie Böhmen, indem sie ebenso Ackerbau- wie Industrie¬ länder sind. Mähren ist etwas mehr Ackerbauland, denn die Ebenen sind hier ausgedehnter und das Klima des nach S. offenen Landes ist milder als in Böhmen, daher der Maisbau fast bis an den Rand der Sudeten vordringt. Während aber in Böhmen der Unterschied der Breite durch die größere Höhe des Südens ausgeglichen wird, wird in Mähren (sammt Schlesien) die «Breitentemperatur» des Südens gesteigert, denn dieser liegt tiefer als der Norden. Das Hauptgetreide ist wie in Böhmen der Roggen, in den Sudeten und Karpaten herrscht der Hafer vor, auf der mährisch¬ böhmischen Grenzhöhe gewinnt der Kartoffelbau größere Ausdehnung. In Böhmen ist der Norden nicht bloß der fruchtbarere, sondern auch der gewerbethätigere Theil, in Mähren-Schlesien besteht aber mehr ein Gegensatz zwischen Ebene und Hügelland einerseits und den höher gelegenen Gegenden anderseits; die ersteren sind der Hauptsitz des Acker¬ baues, die letzteren — mit Ausnahme der Karpaten —der der Industrie. Die Textilindustrie ist der weitaus hervorragendste Zweig der mährisch¬ schlesischen Industrie; in Wolle- und Leinenweberei steht sie der böh¬ mischen ebenbürtig zur Seite. Beide Gewerbe sind schon alt und gründeten sich einst auf die Verarbeitung einheimischen Rohstoffes, denn Mähren war früher durch seine Schafzucht berühmt und Schlesien baut noch immer viel Flachs. Die eigenen Erzeugnisse genügen aber der kräftig emporblühenden Großindustrie schon lange nicht mehr. Im Reichthum an Schwarzkohle 245 gibt Mähren-Schlesien seinem westlichen Nachbarlande nur wenig nach, dagegen hat es wenig Braunkohlen, so dass es in der gejammten Kohlen¬ förderung weit hinter Böhmen zurücksteht. Die hydrographische Abhängigkeit des Marchlandes von der Donau kommt auch in seiner innigen Verknüpfung mit dem Verkehrscentrum Wien zum Ausdrucke. Die mährischen Hauptbahnen gehen alle von Wien aus, sowohl die beiden, die nach Böhmen führen, als auch die Nordbahn, welche die Länder jenseits der mährischen Pforte mit Wien verbindet. ß 31. Das Odergebiet umfasst die beiden Hälften von Schlesien, die durch das mährische Kuhländchen getrennt werden. Im sudetischcn Schlesien, das die Nordabdachung des Gesenkes mit deutsch-czechischer Be¬ völkerung umfasst, zeichnet sich nur das Oppathal durch eine breitere Thalebeue aus. In der beckenartigen Erweiterung derselben liegt die Haupt¬ stadt Troppau. Die Hauptindustrieorte sind Jägerndorf an der Oppa für Tuchfabrication und Freudenthal mitten im Flachsdistricte des Gesenkes für Leinenweberei. Das karpatische Schlesien gehört im O. schon zum Weichselgebiete und hat eine deutsch-polnische Bevölkerung. Bei dem Hauptorte Tesch en an der Olsa mündet die Karpatenbahn über den Jablunkapass aus. Bielitz mit dem gegenüber liegenden galizischen Biala bilden ein Hauptcentrum der Wollindustrie und sind die äußersten Vertreter westeuropäischer Fabriksorte. In der Gabel zwischen der Oder und Olsa erstreckt sich das größte Schwarzkohlenlager der Monarchie, gewöhnlich nach dem Hauptvorkommen bei Ostrau seiner echten Kohlenstadt!) das Ostrauer Becken genannt, aus Schlesien nach Mähren hinüber. Es ernährt nicht nur die schlesische Industrie, sondern versorgt auch einen großen Theil der Monarchie, namentlich Wien, mit echter Steinkohle. Das deutsche Kuhländchen, seit altersher ein Gebiet trefflicher Rinderzucht, nimmt an der schlesischen Textilindustrie theil, hat aber im Wagenbau auch einen ihm eigenthümlichen Gewerbszweig, der besonders in dein Hauptorte Neutitschein vertreten ist. Z 32. Nordmähren wird durch das Hanuahochland, das Mars¬ gebirge und die Karpaten nach S. zu abgeschlossen. Das Marsgebirge (600 na hoch) ist das höchste und ausgedehnteste der alten Verbindungs¬ glieder zwischen Nordalpen und Karpaten. Nordmähren unterscheidet sich vom südlichen hauptsächlich durch das Fehlen des Weinbaues und dadurch, dass der Ackerbau hier noch mehr die Industrie überwiegt. Die große Thal¬ ebene der March, namentlich der untere Theil derselben, die sogenannte Hannah ist eine der wichtigeren Kornkammern Österreichs. In der Mitte l Nach dem Flüsschen Hanna; die Bewohner, durch eigenartige Tracht kenntlich, heißen die Hannakcn. 246 der Marchebene liegt Olmütz, die alte Hauptstadt des Landes (jetzt noch kirchlicher Mittelpunkt) und früher auch bedeutende Festung, an den Rän¬ dern Prossnitz, der Hauptgetreidemarkt, Prerau und Krem fier. Die ' 'Leinenindustrie des deutschen Gesenkes hat in Sternberg ihren Hauptsitz. § 33. Südmähren umfasst zwei sehr verschiedenartige Theile. Das Hochland im W. der Randlinie (Znaim-Brünn) ist rauh und daher weniger zum Ackerbau geeignet, wofür die von altersher heimische Wollindustrie (besonders Tuchfabrieation) entschädigt. Das Centrum derselben ist Brünn, die jetzige Hauptstadt Mährens, Sitz einer technischen Hochschule und eine der ersten Industriestädte Mitteleuropas, der das benachbarte Steinkohlen¬ becken von Rvssitz zugute kommt. Der einst als Staatsgefängnis ge¬ fürchtete Spielberg, au dessen Fuße Brünn liegt, erhebt sich auf der Land¬ zunge zwischen der Schwarzawa und Zwittawa. Jglau, auf der wasser¬ scheidenden Höhe inmitten einer großen deutschen Sprachinsel, Trebitsch und andere Orte betheiligen sich lebhaft an der Tuchfabrieation. In dem Zwittawathale nördlich von Brünn wird Eisen gefunden und verarbeitet; B lansko ist der wichtigste Ort für diesen ansehnlichen Industriezweig. Das Kalkgebirge östlich davon zeichnet sich durch Höhlenreichthum aus; die «Mäzocha»^ ist einer der merkwürdigsten Einsturzkessel Europas. Das obere Zwittawathal hat deutsche Bevölkerung, die sich über das obere Hannaplateau ausbreitet, aber von der des Gesenkes durch einen czechischen Streifen getrennt ist Die Flussebenen und Hügel östlich der Randlinie sind vortreffliches Ackerland mit ausgedehnten Zuckerrübenpflanzungen (besonders südlich von Brünn), die nur denen des Elbethales an Bedeutung nachstehen. Unterhalb Znaim an der Thaya liegt reiches Weinland, besonders in der Umgebung von Nikolsburg. Der größte Ort des Marchthales ist Göding. Ungarisch-Hradisch am Beginne der unteren Marchebene liegt nahe an der Stelle der einstigen Hauptstadt des großmährischen Reiches, in der Cyrill und Method den Nordslaven das Christenthnm predigten. Als Grenze zwischen dem nördlichen czechischen und südlichen deutschen Sprachgebiete kann die gebrochene Linie Znaim-Brünn-Thayamündung angesehen werden. Städtetcrfet'. Brünn . . Ostrau*^. . Troppau* . Jglau. . . Bielitz-Biala Prossnitz. . . 94 Tausend Einw., .48 - - . 28 » . 24 » - . 22 » » .21 » » Olmütz . . Neutitschein*. Sternberg Znaim . . Jügerndorf . . 20 Tausend Einw., .18 » » . 141/2 . . 14 ' - l — Stiefmutter. - Mährisch- uud Polnisch-Ostrau mit Umgebung. 247 Die Alpen- nnd Karstländer. Bregenz östlich von 47»/?, 27 (9); Salzburg südwestlich von 48, 31 (13); Nord¬ grenze von Niederösterreich 49, 33 (1b); Nordende des Quarnero nördlich von 45, 32 (14); Promontore südlich von 45, 31'/? (110/2); Gailquelle östlich von 46^/z, 30 (12); Nordtheil des Gardasees südlich von 46, 28'/, (10'/^); Finstermünz südöstlich von 47, 28 (10). Z>ie HHeite der Alpen. Z 34. Die östlichen Alpen, die zum größten Theile zu Österreich gehören, gliedern sich in vier Zonen: 1.) die krystallinische Zone in der Mitte, hauptsächlich aus krhstallinischen Gesteinen (Gneis, Glimmer¬ schiefer, Thonschiefer, Granit) bestehend; 2.) und 3.) die nördlichen und südlichen Kalkalpen zu beiden Seiten der Centralzone, haupt¬ sächlich aus Kalksteinen und dem nahe verwandten Dolomit bestehend; 4.) die schmale Sandsteinzone, die die nördlichen Kalkalpen am Außen¬ rande begleitet. Die Grenze zwischen den krhstallinischen und Kalkalpen ist durch Einsenkungen gekennzeichnet, welche zum Theile von der Eisenbahn benützt werden. Wenn man von Wien durch die Alpen nach dem Bodensee fährt, hat man fast immer rechts Kalkalpen, links krystallinische Alpen. Oberhalb Wiener-Neustadt tritt mau in die Alpen ein, überschreitet den Sem¬ mering, durchfährt das Mürz- und Murthal nach SW., dann nach NW. das Palten- Licsingthal, indem man die Wasserscheide in dem Schoberpasse übersteigt, verfolgt dann das Ennsthal, erreicht das Salzachthal bei Bischofhofen, macht dann einen Bogen nach Saalfelden (die Grenze der Kalkalpen verläuft hier geradlinig zwischen den beiden genannten Orten), benützt dann eine fortlaufende Reihe von Thaleinscnkungcn, bis man bei Wörgl in das Innthal kommt, und nun geht es das Innthal aufwärts bis Landeck und durch Seiteuthäler über den Arlberg ins Rheinthal und zum Bodensee. Die südliche Kolkalpenzone beginnt erst am Lago Maggiore, ist anfangs sehr schmal und erhält erst im Etschthale eine beträchtliche Breite. Hier bildet die fortlaufende Längsfurche des Pusterthales (Rienz nach W. zur Etsch, Drau nach O.) und das Drauthal die Grenze gegen die krhstallinischen Alpen. 8 35. Die krystallinischen Alpen übertreffen die Kalkalpen an Höhe und bilden daher die Wasserscheide. Doch fließen die Gewässer nicht einfach in Querthälern nach N. und S. bis an den Rand des Gebirges, sondern sammeln sich zunächst in großen Längs thä lern an oder in der Nähe der Grenze der Kalkalpen. Diese Längsthäler sind in der Regel fortlaufende Furchen, in denen die Gewässer nach entgegengesetzten Seiten fließen; die Wasserscheide durchzieht das Thal als unmerkbare Bodenschwelle. Auf der Nordseite gehen die Längsthäler mit scharfer Kniebiegung in Querthäler 248 über, die die Kalk- und Sandsteinzone durchbrechen und die gesammelten Gewässer der krystallinischen Alpen nach außen entführen. Diese Thäler sind: 1.) das Innthal — der Inn betritt nach langem Laufe durch das Engadin das Längsthal bei Landeck und durchfließt es bis Wörgl, wo das Querthal beginnt; 2.) das Salzachthal und 3.) das Ennsthal. Die Salzach vereinigt sich außerhalb der Alpen mit dem Inn, und dieser mündet wie die Enns in die Donau. Auf der Südseite durchfließt die Etsch ebenfalls ein Längs- und dann ein Querthal, dagegen die Nebenflüsse der Donau: die Drau mit der Gail und die Save, nur große Längsthäler. Die Mur, Neben¬ fluss der Drau, ist dagegen wieder ein echtes Seitenstück zum benachbarten Ennsthale, indem das bedeutende Längsthal sich scharf nach S. umbiegt. Z 36. In den krystallinischen Aspen bildet die Brenner¬ furche, durch welche die Sill nach N. zum Inn und der Eisack nach S. zur Etsch fließt (das Querthal der Etsch ist nur eine Verlängerung dieser Furche; Seehöhe der Wasserscheide am Brenner nur 1400 m), eine wichtige Grenze. Westlich davon liegen die Westtiroler Hochgebirgsstöcke, je ein Paar, zu beiden Seiten des Etschthales; es sind gewaltige Massengebirge, die nach allen Seiten Äste aussenden, zwischen denen Querthäler bis in die innerste gletschererfüllte Hochgebirgswelt führen: Nöl-dlii-bes Naar I 1-) die Stubaier Alpen (Zuckerhütl 3500 m), 1 2.) die Ötzthaler Alpen (Wildspitz 3800 m); -ar l 3.) die Ortles-Alpen (Ortles 3900 in), Südliches Paar ( > l 4.) die Adamello-Alpen (Presanella 3600 in). Die Ortlesspitze ist der höchste Punkt der Monarchie. Die Ötzthaler und Stubaier Alpen (letztere vom Hauptthale Stubai benannt) werden durch das Ötz- (zum Inn) und Passeierthal (zur Etsch) geschieden. Im Osten des Brenner tritt an die Stelle der Stöcke die vergletscherte Kette der hohen Tauern, von denen das Z ill e rt h al nach N. (zum Inn), das Ähren- (zur Rienz), Jsel- und Möllthal (zur Drau) nach S. ausgehen. Sie beginnen mit dem Kamme der Zillerthaler Alpen (Hochfeiler 3500 m), woran sich die kleinen Stöcke des Venediger (3700m), des Großglockner (3800m, zweithöchste Spitze der Monarchie) und zuletzt der Stock des An ko gl (3300 m) reihen. Mit dem Hafnereck nehmen die Gipfel über 3000 m und die Gletscherbildung ein Ende. Ein niederer Schieferzug jenseits der Salzach, die Kitzbüchler Alpen, be¬ gleitet die hohen Tauern im N. Die Gletscherbildung ist in Tirol noch in größtem Maßstabe entwickelt, nimmt aber mit der Höhe der Alpen und mit der Feuchtigkeit nach O. ab. Die Höhe der Schneegrenze sinkt zwar von 2900 m in den westtirolischen Stöcken auf 2600 m 249 nach O. , 2700 m nach S. und 2500 in nach N., aber östlich vvm Ankogl übersteigen nur einige Gipfel dieselbe, und zur Gletscherbildung ist es nothwendig, dass ausgedehntere Bergmassen über die Schneelinie emporragen. In den Vertiefungen daselbst, besonders in jenen großen Felsenkesseln, mit denen die Querthäler oben zu enden Pflegen, häuft sich der trockene, mehlige Hochschnee an, den der Wind und die eigene Schwere von den höchsten Kämmen und Gipfeln heruntertragen. Unter dem Einflüsse gelegent¬ lichen Auftauens bei Tag und Wiedergefrierens bei Nacht verwandelt sich hier der Hochfchnee in den grobkörnigen Firn, der nach unten zu immer mehr sich verfestigt und in Eis übergeht. Diese ganze Masse bewegt sich nun dem tiefsten Ausgange der Firnmulde zu; an der Schneegrenze verschwindet die sommerliche Schneehülle', und das blanke, spaltenreiche Eis tritt als eigentlicher Gletscher zutage, der sich stromartig thalabwärts bewegt, in den wärmeren Regionen rasch abbricht und den Gletscherbach entsendet. Der Gletscher umfasst also zwei Theile: den Firn in den weiten Mulden über der Schneelinie und die Gletscherzunge in den Thälern unter der Schneelinie. Nur bei den wirklichen Thalgletschern ist die Gletscherzunge lang, beiden Hängegletschern, die an den Abhängen gleichsam zu kleben scheinen, dagegen sehr wenig entwickelt. Aber auch bei den ersteren ist die Länge sowie die Mächtigkeit des Eises periodischen Schwan¬ kungen unterworfen; nach einer Reihe von kalten und nassen Jahren werden sie länger, im entgegengesetzten Falle kürzer. Wir befinden uns jetzt in einer Periode des Gletscher¬ rückzuges, auf die aber allem Anscheine nach bald wieder eine Vorstoßperiode folgen wird. Alles Gesteinmaterial, das der Gletscher thalab führt, nennt man Moräne. Die Seitenmoräne ist der an den Seiten des Gletschers liegende Steinschutt, der im Laufe der Zeit von den Felsen abgebröckelt wurde. Münden zwei Gletscher inein¬ ander, so stoßen natürlich zwei solcher Moränen zusammen, und es entsteht an der Vereinigungslinie eine Mittelmoräne (im Gegensätze zur Seitenmoräne). Unter Gr und- moräne versteht man den zu Schlamm zerriebenen Gesteinschutt, den der Gletscher am Boden fortbewegt und in den größere und kleinere gekratzte Gesteinstücke eingebettet sind. Grund- und Seitenmoränen bilden zusammen die am Ende des Gletschers liegende Endmoräne. — In Tirol nennt man die Gletscher «Ferner», in den hohen Tauern «Kees», in Italien «Vedretta». Von den 1000 Gletschern der Ostalpen liegen 930 in den krystallinischen Alpen, darunter sämmtliche echte Thalgletscher. Die größten sind die Pasterze am Gro߬ glockner und der Gepatsch-Ferner in den Ötzthaler Alpen. Z 37. Am Hafnereck theilen sich die krystallinischen Alpen durch die Einschaltung des großen Längsthales der Mur, das die Richtung des Hauptkammes der hohen Tauern sortsetzt. In dem nördlichen Aste, den niederen Tauern, bleibt die einfache Kettenform noch erhalten; sie reichen im O. bis zu einer der bedeutsamsten Tieflinien der Alpen, dem Palten- Liesingthal, die in dem nur 850 io hohen Schob er Passe zusammen¬ stoßen. In dem südlichen Aste, den man nach der römischen Provinz Noricum als norische Alpen bezeichnet, geht eine ebenso scharf ausgesprochene Tiefenlinie quer hindurch vom Mur- zum Drauthale; der höchste Punkt liegt am NeumarkterSattel nicht ganz 900 m über dem Meere. Die norischen Alpen im W. davon haben eine wcstöstliche Richtung, jene im O. dagegen ziehen nach SO. oder ganz nach S. Das Lavantthal, das 250 diese ostnorischen Alpen entzweischneidet, ist vom Murthale auch nur durch eineu 950 in hohen Pass getrennt. Nur ein paar Gipfel der niederen Tauern ragen noch über die Schneegrenze (2600 in) empor (Hochgolling 2900 in), in den norischen Alpen aber keiner mehr. Der höchste Gipfel, der Eisenhut, hat nur mehr 2400 m, nach O. werden sie noch niedriger, wenn auch noch einige Gipfel 2000 in erreichen. Östlich vom Lavantthale treten die krystallinischen Alpen gabelförmig auseinander: die eine Kette (zu den Lavantthaler Alpen gehörig) zieht nach SO., die andere entlang dem Mur- und Mürzthale und von der Mur durchbrochen nach NO. Die letztere verläuft, allmählich niedriger werdend, im ungarischen Tieflande. Der Wechsel im NO. ist der letzte höhere Gipfel (1700 in); jenseits desselben setzt das Leithagebirge die Richtung der krystallinischen Alpen bis an die Donau fort. Der südliche stumpfe Theil endet mit dem Bachergebirge (1500 in) südlich von der Drau; die Gabellücke füllt das pan ironische^ Hügelland aus. Z 38. Die nördlichen Kalkcrlpen haben westlich und östlich vom Querthale des Inn ganz verschiedenen Charakter. Zwischen dem Rhein und Inn, in den Nordtiroler Kalkalpen, herrscht die Form der Gebirgskette vor. Steil erheben sich über das grüne Innthal die bleichen Kalkwände mit zackigen Gipfeln; die südlichsten Ketten sind in der Regel die höchsten und tragen die Wasserscheide, so dass nur ganz kurze Bäche zum Jnnthale (und zu seinen westlichen Fortsetzungen zu beiden Seiten des Arlberges) gelangen. Die Grenze gegen Baiern ist aber nirgends an diese Wasserscheide gebunden, sondern geht zickzackförmig über Berg und Thal, das letztere meist an denjenigen Stellen passierend, wo es eingeengt ist und einen Engpass (Klause) bildet. Das Jllergebiet gehört zu Baiern; hier macht die Grenze eine tiefe Einbuchtung nach S.; die niederen Sandstein¬ höhen des Bregenzer Waldes und das Lechgebiet sind dagegen österreichisch. Eine zweite Einbuchtung nach S. macht die Grenze im Jsargebiete. Die längste Kette begleitet das Lechthal im S. Nur der höchste Gipfel derselben, die Parseier Spitze, übersteigt in den nördlichen Kalkalpen noch etwas 3000 m. Weiter im O. sind die Ketten kurz, in parallelen Reihen angeordnet und durch wilde, felsige Längsthäler voneinander getrennt. Zwischen den breiten und verhältnismäßig tiefen Ein¬ senkungen der Wasserscheide im Fernpasse (1250 m) und bei Seefeld (nahe an 1200 in) liegen die Parallelketten des Wettersteingebirges mit der Zugspitze (ganz nahe an 3000 in) und des Mieminger (2700 in); zwischen Seefeld und dem tiefen Einschnitte am herrlichen > Nach der römischen Provinz Pannonia. 251 Achensee eine Reihe ebenfalls bis 2700 m hoher Ketten, von denen die Solsteinkette bei Innsbruck die südlichste und das Karwendelgebirge die nördlichste ist. Jenseits des Achensees erreichen nur mehr wenige Gipfel 2000 in. 8 39. In den Salzburger Kalkalpen tritt die Kettenform hinter der Plateaubildung zurück. Das Hochgebirge, das auch hier den Süden einnimmt, ist in eine Reihe von Massengebirgen aufgelöst, die mit steilen Abhängen zu bedeutenden Höhen ansteigen und oben wilde, steinige, zerfressene Hoch¬ flächen tragen, die nur spärliche Vegetation hervorbringen oder gänzlich öde sind; das Volk hat einige derselben sehr passend als steinernes Meer, todtes Gebirge und Höllengebirge bezeichnet. Meist sind die Hochflächen an den Rändern etwas aufgebogen, und hier steigen höhere Gipfel empor. Westlich vom Salzach-Querthal umgibt ein ganzer Kranz solcher Felsen¬ plateaus den (noch zu Baiern gehörigen) Königssee; am Südende das steinerne Meer und die übergossene Alm (Hochkönig 2900 m), im N. der sagenberühmte Untersbergbei Salzburg. Die ausgedehntesten Gebirgs¬ massen liegen östlich von der Salzach im seenreichen Salzkammergut: das Tännengebirge (2400 in), das todte Gebirge (2500 in) und vor allem das Dachsteingebirge (nahezu 3000 in, zweithöchster Gipfel der nördlichen Kalkalpen). Die nördlichen Gruppen sind kleiner und liegen unter 2000 in. In den österreichischen Kalkalpen setzt sich im S. diese Plateaubildung fort; die ausgedehnteste Masse ist der Hochschwab (2300 m), die östlichste der Wiener Schneeberg, noch immer 2100 m hoch. Im N. begleiten sie sanfte, niedere, waldige Sandsteinhöhen, zu denen auch der Wien er - Wald gehört (höchster Gipfel nur mehr 900 m). Im O. brechen die österreichischen Alpen an der Wiener Ebene plötzlich und fast geradlinig ab. 8 40. Die südlichen Kcrlkcrkpen theilt Österreich mit Italien. Die Grenze verläuft auch hier in mehreren Bogen. Das Etschthal ist österreichisch, bis auf seinen untersten schmalen Theil (Veroneser Klause), und ebenso die Nebenthäler. Aber auch vou deu übrigen Thälern, die nach S. ziehen, besitzt Österreich größere oder kleinere Theile ihres Ober¬ laufes, so vom Chiese, Mine io, von der Brenta, dagegen wenig vom Piave (nur Ampezzo) und noch weniger vom Tagliamento, den Jsonzo aber wieder ganz. Die Ursache dieses anscheinend seltsamen Grenzverlaufes liegt darin, dass die Wasserscheide iu den südlichen Kalkalpen nicht immer an Bergketten gebunden ist, sondern häufig in die Thäler herabsteigt, die dann nach entgegengesetzten Seiten entwässern. Durch solche lange fortlaufende Tiefenlinien wird das Gebirge in einzelne größere und 252 kleinere Gruppen aufgelöst. In Bezug auf Mannigfaltigkeit und Höhe übertreffen die südlichen Kalkalpen die nördlichen beträchtlich. K 41. Die Etschalpen füllen den Raum zwischen den krystallinischen Stöcken des Ortles und Adamello und dem Etschthale aus. Die Zerspaltung des Gebirges in Gruppen durch die oben erwähnte Erscheinung ist hier besonders auffällig; die Brentagruppe, in der Mitte gelegen, ist die höchste (3200 in). Zwischen dem Etsch- und Piavethale breitet sich das Südtiroler Hoch¬ land aus. Der höchste Gebirgsstock, die Marmolata (3400 in) bildet den hydrographischen Knotenpunkt, von dem nach allen Seiten Thaler aus¬ gehen ; auf tirolischer Seite ist das längste Thal das des Etschnebenflusses Avisio, das in seinem Verlaufe verschiedene Namen führt. Südlich davon erhebt sich das Granitgebirge der Cima d' Asta (2800 in). Daran lehnt sich das Po rphyrplateau^ von Bozen, welches das Etschthal bis über Bozen hinauf wie ein breiter Halbrahmen umzieht. Vom Thale aus gesehen erscheint es allerdings wie eine Aufeinanderfolge von Hügelzügen, aber von einem Höhenpunkte aus betrachtet macht es ganz den Eindruck einer weiten, welligen, waldbedeckten Hochfläche, über deren Ostrand sich die bleichen Kalkmassen (von den Touristen Dolomite genannt) erheben. Diese Dolomite, von denen außer der Marmolata noch mehrere 3000 m übersteigen, nehmen den ganzen nordöstlichen Raum des Südtiroler Hoch¬ landes ein und bilden dessen hauptsächlichsten Reiz. Das Charakteristische dieser Landschaft besteht darin, dass die Dolomite sich inselartig zwischen Bergen und weiten Thalflächen erheben, die aus anderem Gesteine bestehen und durch ihre sausten Formen, ihre Wälder und das saftige Grün ihrer Wiesen und Weiden einen eigenthümlichen Kontrast zu den kahlen, öden, wildzerrissenen weißen Kalksteinmauern bilden. ß 42. Östlich vom Kreuzbergsattel werden die Alpen etwas nie¬ driger und nehmen eine andere Form an. Die kornischen Alpen (bis 2800 m hoch) bilden eine fortlaufende Kette, die nach S. die Quellbäche des Tagliamento entsendet, während sie im N. von dem Längsthale der Gail begleitet wird. Hier fällt auch die politische Grenze mit der Wasser¬ scheide zusammen. Im N. zwischen Gail und Drau erheben sich die Gail- thaler Alpen (ebenfalls bis 2800 m hoch). Jenseits des Durchbruchsthales bei Tarvis setzen sich die karmischen Alpen in der Kette der Karawanken (bis 2200 m) zwischen dem Drau- und Savethale fort. Etwas höher ist die südliche Parallelkette der Steiner Alpen (2600 ist), die durch das > Porphyr ist ein vulcanisches Gestein. 253 Längenthal der Sann von ihr getrennt werden. Wie die Mur biegt dann die Sann scharf nach S. um und mündet in die Save. Wichtig ist die zusammenhängende Tiefensurche im S. der karmischen Alpen, in der die Save nach O., die Fella nach W. (zum Tagliamento) fließt, während die Mitte ihre Gewässer zur Drau entsendet. In diesem Thale liegen also zwei Wasserscheiden, bei Ratschach und bei Saifnitz, beide nur 800 m über dem Meere. Südlich von dieser Tiefenfurche erheben sich die Julischen Alpen mit 8-förmig gekrümmtem Kamme; an der einen Krümmung erhebt sich der Triglav (Triglau — Dreikopf), der letzte Hochgipfel der Alpen (2900 m). Die Krümmungen füllen Kalkplateaus aus, in die die Quellthäler der Save (Wocheiner Arm) und des Jsonzo eingesenkt find. Sie bilden den Übergang von den Alpen zu den Hochflächen des Karst; hier vollzieht sich schon die Umbiegung in die südöstliche Streichrichtung, die von nun an bis in die Balkanhalbinsel hinein die herrschende bleibt. tz 43. Von den österreichischen Alpenländern kann sich nur Tirol durch die gewaltige Entwickelung seiner Schneeberge der Schweiz an die Seite stellen, ja es übertrifft sie sogar durch die eigenartige Kühnheit seiner Dolomiten. Aber nicht nur die absoluten Höhen sind in der Schweiz größer als in Tirol, sondern auch die relativen. Die Thalsohlen liegen dort nicht so hoch, als in der Regel in den österreichischen Alpen, und dort erscheinen also die Schneeriesen noch imposanter. Was aber die Schweizer Alpen vor den östlichen besonders auszeichnet, sind die zahlreichen Seen. Unsere Alpen sind verhältnismäßig seeuarm, zwar nicht arm an den kleinen Hoch¬ seen meist in Höhen von über 1500 m, von denen sie ein paar Tausend besitzen, wohl aber arm an größeren Thalseen. Vereinzelt kommen solche in Tirol vor, in größeren Gruppen aber nur im mittleren Kärnten und im Salzkammergut, das sich in dieser Beziehung allein mit der centralen Schweiz messen darf. Z 44. Die Höhengürtel der Schweiz (wiederhole Z 2 der III. Abthei- lung) kehren in den österreichischen Alpen in gleicher Weise wieder, nur sind die Höhengrenzen nicht überall die gleichen; und wie die Schneegrenze, so liegt auch die Waldgrenze^ in den krystallinischen Alpen höher als in den Kalkalpen, und in den Tiroler Alpen höher als in den östlichen. Das- - Seehöhe der Waldgrenze: Tirvl Östliche Länder Nördliche Kalkalpen .... 1900 1700 Krystallinische Alpen .... 2200 2000 Südliche Kalkalpen .... 2100 1800 254 selbe ist auch mit den Grenzen der Culturregion der Fall, nur dass diese im warmen Südtirol am höchsten steigen. Der Ackerbau ist nicht bloß durch das Klima, d. h. durch die Höhe, beschränkt, sondern auch durch außergewöhnliche Naturereignisse, wie sie nur in Hochgebirgsländern aufzutreteu Pflegen und fruchtbare Gegenden oft dauernd verwüsten. Es sind dies Bergrutsche, Muren und Lawinen, die durch die Abholzung einer Gegend außerordentlich gefördert werden. Gewaltige Schuttmassen, die sich hoch oben in den Bergen seit Jahrtausenden angesammelt haben, gerathen bei Erdbeben oder wenn ihre thonige Unter¬ lage erweicht wird, ins Rutschen und fahren zu Thal; manchmal stürzt auch ein Theil des Berges selbst ein, und gewaltige Felsmassen gelangen oft bis ins Thal. Andauernder Regen und plötzliche Schneeschmelze schwellen die kleinsten Wasseradern zu Wildbächen an, die alles mit sich fort¬ reißen und sich dadurch häufig iu Schlamm- oder Schuttströme (Muren) verwandeln? Lawinen sind eine regelmäßige Erscheinung bei Beginn der wärmeren Jahreszeit, aber auch sie können manchmal verheerend wirken. Z 45. Mit Ausnahme einiger sehr begünstigter Gegenden (besonders Südtirol) reicht der Getreidebau, der hauptsächlich Roggen liefert, kaum für das eigene Bedürfnis aus. Weinbau ist in den eigentlichen Alpen¬ ländern auf Südtirol und auf einige Gegenden am Ostrande beschränkt. Der Hauptreichthum der Älpler liegt in seinen herrlichen Weiden und im Walde. Daher blüht die Viehzucht, besonders die Rinderzucht. Holz ist der wichtigste Ausfuhrartikel; es wird zum Theile auf den flößbaren Flüssen nach den benachbarten waldärmeren Ebenen, besonders nach Ober¬ italien geschafft und geht von Triest aus auch über See. Sägemühlen finden sich überall, denn man hat ja Überfluss an Wasser, das die billigste Triebkraft ist; in vielen Gegenden wird das Holz auch zu Schnitzereien verwendet. Z 46. Die Alpen bieten auch Metallschätze. Früher suchte man hier besonders nach Gold und Silber, aber die Ausbeute erwies sich nur kurze Zeit als lohnend. Jetzt sind Eisen, Blei und Quecksilber die wichtigsten Metallerzeugnisse der Alpenländer; die Verarbeitung des Eisens, theils fabriksmäßig, theils durch Hausindustrie, beschäftigt einen ansehn¬ lichen Theil der Alpenbewvhner. Dies ist der einzige Industriezweig, der in größerem Maßstabe betrieben wird; denn eine größere Entwickelung der Industrie hindert der Mangel an Kohle (Braunkohle in mächtigeren Lagern nur am Nord- und Ostrande der Alpen). Die Nordalpen bergen r Die Bedeckung fruchtbarer Flächen oder menschlicher Wohnsitze durch Schutt und Schlamm nennt man Vermurung. 255 drei großartige Salzlagerstätten: im Salzkammergut, den Salzstock von Hallein (der sich auf bäurischem Gebiete nach Berchtesgaden fortsetzt) und den Haller Salzberg in Tirol. Z 47. Was die Alpen vor anderen Hochgebirgen besonders aus¬ zeichnet, ist der Umstand, dass sie dem Verkehre verhältnismäßig wenig Schwierigkeiten bieten. Mit Ausnahme der hohen Tauern gelangt man überall auf fahrbaren Übergängen von der einen Seite der Alpen auf die andere. Auch fünf große Eisenbahnlinien (drei Quer- und zwei Längs- linien) durchschneiden jetzt die Alpen. Die älteste derselben, die Semmering¬ bahn (Wien-Triest), bewegt sich nur von Gloggnitz bis Graz innerhalb der Alpen, wo sie die Wasserscheide (Semmering) mit zahlreichen Tunnels in nahezu 1000 m Höhe übersetzt, von Graz bis Cilli aber am Rande der Alpen, und überschreitet endlich den Karst, um in drei Armen das Meer bei Triest, Pola und Fiume zu erreichen. Die bequemste und kürzeste Querbahn ist die Brennerbahn (Kufstein-Ala), weil sie den Kamm der Alpen nur einmal zu überschreiten braucht. Am ungünstigsten liegen die Verhältnisse bei der Rudolfsbahn (St. Valentin-Udine), die durch das Ennsthal in die Alpen eindringt, dann aber dreimal, allerdings an niederen Stellen (Schoberpass, Neumarkter Sattel und Saifnitzer Pass) die Wasser¬ scheiden übersteigen muss, um ins Mur-, dann ins Drau-, endlich insFella- thal zu gelangen, und dadurch natürlich zu großen Umwegen gezwungen wird. Diese drei Querlinien, zu denen sich noch als Nebenarme die Bahnen durch das Salzkammergut und Salzachthal gesellen, werden durch zwei Längslinien entlang der Grenzen der krystallinischen Alpen (s. 8 34) miteinander verbunden. Die nördliche Linie, Wien-Bregenz, hatte nur ein großes Hindernis zu überwinden: den Arlberg (1800 in), den ein 10 Irin langer Tunnel durchbricht. Mit der zweiten oder Drau-Linie (Marburg- Franzensfeste) verbindet sich die Save-Linie in Villach. 8 48. Die ursprüngliche Bevölkerung der östlichen Alpen war keltisch, die der Tiroler Alpen rhä tisch; sie wurde von den Römern unterworfen und romanisiert, die letzten Spuren davon sind in den Ladinern in einigen Thälern der Tiroler Dolomiten erhalten. In den ersten Zeiten des Mittelalters erfolgte die Einwanderung der D e ut s ch e n, und zwar des baierischen Stammes (nur in Vorarlberg Schwaben), der die ältere Bevölkerung theils völlig verdrängte, theils germanisierte. Im 6. Jahrhunderte kamen die Slo Venen, die einst im N. und W. über ihre heutigen Grenzen hinausgedrungen waren, aber von den Deutschen wieder zurückgedrängt wurden. Jetzt bewohnen sie den ganzen Südosten bis über die Drau hinaus und westlich bis zum 31. Längengrade (Ferro). 256 Die südlichen Randgegenden sind italienisch. Der Zahl nach sind die Deutschen weitaus vorherrschend. Gemeinsam ist allen Alpenbewohnern (mit wenigen Ausnahmen) die katholische Religion. Wie alle Gebirgsländer (Griechenland, Süddeutschland, Schweiz), waren auch die österreichischen Alpen in früherer Zeit in zahlreiche kleine politische Gebiete zersplittert. Die Einigung gieng von der Ostmark (Österreich) aus, die zuerst um 800, dann 955 als deutsches Bollwerk gegen die räuberischen Völker der ungarischen Ebenen gegründet wurde und über welche zuerst die Babenberger herrschten, denen (seit 1282) die Habsburger folgten. Am Ende des 14. Jahrhunderts waren mit geringfügigen Ausnahmen die Alpenländer politisch geeint. Ihrer natürlichen Beschaffenheit nach kann man die Alpenländer Die nördlichen Randländrr (Österreich). 8 49. Die Erzherzogthümer Österreich bestehen aus drei Zonen: 1.) den nördlichen Kalk- (und Sandstein-) Alpen, 2.) dem voralpinen Hügellande mit dem Donauthale, 3.) Theilen des böhmischen Massivs. Den Haupttheil bildet das alpine Vorland mit der Donau, das sich als Fortsetzung der oberdeutschen Hochebene mit allmählicher Zuspitzung bis Klosterneuburg erstreckt. Salzburg am SW.-Ende liegt 400 iu, Passau am NW.-Ende 300 m, die Donau-Ebene bei Wien am Ostende 150 in über dem Meere; das Vorland senkt sich also allmählich, wie auch der Lauf der Flüsse anzeigt, zur Donau. Die Flussthäler sind breit; dazwischen erhebt sich flachwelliges Hügelland; nur der Haus ruck, der Kohlenlager birgt, erhebt sich bis 800 iu und hat das Ansehen eines Gebirges. Die Donau fließt nur streckenweise am Rande des Vorlandes, während sie an anderen Stellen in engen Thülern das böhmische Massiv und die Ausläufer der Alpen durchbricht. Daraus entsteht ein wiederholter Wechsel von 257 romantischen Thalengen, die aber der Schiffahrt manche Schwierigkeiten boten (Greiner Strudel), nnd weiten, fruchtbaren Thalbecken, die nach O. zu immer ausgedehnter werden: das Linzer, Tullner und Wiener Becken. Zwischen den beiden letzteren durchbricht die Donau den Wiener¬ wald und unterhalb des Wiener Beckens die kleinen Karpaten. Während die Alpen vorzugsweise Wald sind, ist das Vorland vor¬ zugsweise Ackerland. Es ist die Kornkammer für einen großen Thcil der Alpen. Auch die Viehzucht blüht, die Industrie ist dagegen auf einige Städte beschränkt. Die Lebensader ist die Donau, die von jeher den Ver¬ kehr zwischen Mitteleuropa und dem Oriente vermittelt hat. Die breite Ein¬ senkung zwischen den Alpen und Böhmen ist die natürliche Heerstraße nach dem Osten (Elisabeth-Westbahn, kürzeste Verbindung Wien-Paris). Die Bevölkerung ist durchaus deutsch. Z 50. Die wichtigste Landschaft WiederöstevreicHs ist die drei¬ eckige Ebene des Wiener Beckens, das zwischen dem Steilabbruche der Katkalpen und den Ausläufern der krystallinischen Alpen eingesenkt ist. Am Austritte der Donau aus der Enge von Klosterneuburg, über die sich der Leopoldsberg erhebt, liegt Wien, die Haupt-und Residenzstadt Öster¬ reichs, dessen vornehmste Industrie- und Handelsstadt sowie der Mittel¬ punkt seines geistigen Lebens. Keine andere Stadt der Monarchie ist schon durch die Natur so sehr zur Haupt¬ stadt bestimmt, als gerade Wien, denn 1.) liegt es in der Ebene, wo die drei großen Gebirgssysteme Österreichs Zusammentreffen, ohne sich zu berühren; 2.) beginnt bei Wien die Donau, nachdem sie zum letztenmale eine enge und längere Felsengasse passiert hat, sich auszubreiten und, nicht mehr gehemmt durch zu raschen Lauf, durch Wasscrwirbel und andere Umstände, großartige Verhältnisse für Schiffahrt und Verkehr zu entwickeln, infolge dessen Wien der Centralpuukt des Verkehrs zwischen dem oberen und mittleren Dona »gebiete geworden ist; 3.) eröffnet das Marchfeld und das Marchthal die einzige Verbindnugsstraße von der Donau zum Weichsel-, Oder- und Elbegebiete; 4.) liegt Wien an demjenigen Punkte der Donau, der dem nördlichsten Punkte des adriatischen Meeres am nächsten liegt, und gerade hier sind die Alpen so niedrig, dass sie leicht überschritten werden können (Semmeringbahn). Wien ist daher auch der Centralplatz für den Verkehr zwischen dem östlichen Deutsch¬ land und dem adriatischen Meere. Wien ist wie Paris und London stetig von innen heraus gewachsen. Die Stadt besteht: 1.) aus der inneren Stadt, in deren Mittelpunkte der altehrwürdige gothische St. Stefan sdom (mit seinem 138 m hohen Thurme) steht. Von hier aus führt der Weg über den Graben, den Centralplatz des Geschäftslebens, zur kaiserlichen Burg, deren äußeren Platz die Reiterstatuen der beiden größten österreichischen Feldherren, des Prinzen Eugen und des Erzherzogs Karl, schmücken; 2.) aus der Ringstraße, einer von Palästen und palastähulichen Zinshäusern, Park- und Gartenanlagen umschlossenen Prachtstraße nach Art der Pariser Boulevards, die an der Stelle der alten Befestigungs¬ anlagen ringförmig die innere Stadt umgibt; 3.) aus den Vorstädten, die, durch Supan, Geographie. 17 258 die Ringstraße von der inneren Stadt getrennt, diese im Kreise umgeben. Im N. der Stadt breitet sich der Prater, der Vergnügungsort der Wiener, aus, mit schattigen Alleen, Parks und Wäldchen. (Der Palast für die Wiener Weltausstellung im Jahre 1873.) Die Bedeutung Wiens als Handelsstadt ergibt sich aus dem oben An¬ geführten. Die meisten Industriezweige Österreichs sind hier vertreten, aber unter allen Erzeugnissen ragen besonders die Seidenfabrikate, Shawls und Teppiche und die Gold- und Silberwaren hervor. In der Maschinenfabrication wird Wien und seine Umgebung von keiner anderen Gegend in Österreich übertroffen. Das geistige Leben wird durch zahlreiche wissenschaftliche (Universität, technische Hochschule) und Kunst¬ anstalten gefördert, besonders eifrig wird Musik gepflegt. — In der Nähe von Wien die kaiserlichen Lustschlösser Schönbrunn und Laxenburg. Auf der nördlichen Donau-Ebene, dem Marchfelde, liegen eine Reihe größerer Ortschaften, die die Millionenstadt Wien mit verschiedenen Producten des Acker- und Gartenbaues versorgen. Viele Schlachten sind hier um das Schicksal Wiens geschlagen worden. Südlich von der Donau finden wir eine große Zahl von Jndustrieorten. Schwechat ist eine der größten Bierbrauereien der Monarchie; Hainburg an der ungarischen Grenze hat eine Tabakfabrik. In der Nähe befand sich in gleich günstiger geographischer Lage, wie die Wiens, die große Römerstadt Carnuntum, welche Vindobona (das römische Wien) an Bedeutung weit überragte. Ent¬ lang des Steilabfalles der Kalkalpen wächst ausgezeichneter Wein (Vöslau); Mödling und Baden sind hier die Hauptorte, letzterer führt den Namen von seinen berühmten Schwefelthermen. Der Hauptort des südlichen Wiener Beckens, das sich hier mit breiter Einsenkung nach Ungarn zu öffnet, ist Wiener-Neustadt, ebenso industriell, wie das südlicher gelegene Neun¬ kirchen. Im Tullner Becken liegen mit Ausnahme von Tulln die größeren Orte am Rande: Korneuburg am Ost-, Krems am Westende, letzteres durch seine ausgedehnte Senfcultur bekannt. Im oberen Donauthale erhebt sich auf einem Felsen die Benedictinerabtei M e l k, eine der ehrwürdigsten alten Cultusstätten Österreichs. Der Hauptort des Vorlandes ist die Bischofsstadt St. Pölten. Die Alpen sind dünn bevölkert und ohne namhafte Orte; bei Scheibbs und Waidhofen an der Abbs beginnt die Zone der Eisenindustrie, die den Höhepunkt ihrer Entwickelung aber erst auf oberösterreichischem Boden, in Steyr, erreicht (besonders Waffen). Das außeralpine Niederösterreich im N. der Donau ist ein frucht¬ bares, welliges Land und im NW. Weiugebiet (Retz), wie das benach¬ barte Mähren. Der Westen gehört noch zum böhmischen Massiv, das hier die Kamp mit scharfer Kniebiegung durchschneidet; der Mannharts¬ berg (540 m) ist sein östlichster Vorposten. Aus der Osthälfte erheben sich vereinzelte Berge (Leißerberg 500 m), Bruchstücke der einstigen Alpen¬ fortsetzung (s. Z 28). Die Bevölkerung ist verhältnismäßig dünn, und kein Ort erreicht 4000 Einwohner. 259 Z 51. Das natürliche Centrum chbeeöstereeichs ist das Donau¬ becken von Linz, wo die Bahnen aus Böhmen (von Budweis) und Salz¬ burg (in der Einsenkung zwischen den Alpen und dem Hausruck) sowie die Traunstraße aus dem Salzkammergute zusammentreffen. In der Nähe der Jndustrieort Kleinmünchen. Das wasserreiche Granitplateau im Norden ist noch dünner bevölkert als das außeralpine Niederösterreich; Leinenweberei bildet die Hauptbeschäftigung. Der Hauptort des reichbebauten, von einen: behäbigen Bauernvolke bewohnten Vorlandes ist Wels an der Traun; südöstlich davon die berühmte Abtei Kremsmünster, der Badeort Hall mit Jodquellen, endlich an der Enns die schon genannte wichtigste In¬ dustriestadt des Landes: Stehr, knapp am Rande der Alpen. Jenseits des Hausrucks fließen die Flüsse zum Inn (daher Innviertel genannt); Ried ist hier der Hauptort. Das alpine Flussgebiet der Traun heißt das Salzkammergut, das heutzutage noch mehr durch seine Naturschönheiten als durch seinen Salz- reichthum (Sudsalz) bekannt ist. Kurz vor dem Austritte aus den Alpen durchströmt die Traun den Gmundener See, benannt nach dem Haupt¬ orte des Salzkammergutes, Gmunden. In der Mitte des Thales liegt Ischl, gewöhnlicher Sommeraufenthaltsort des Kaisers und der Wiener- Welt. Durch ein Seiteuthal gelaugt uran von hier nach dein Schafberge (1800 m), dem «österreichischen Rigi», an dessen Fuße sich drei herrliche Seen: der St. Wolfgang-, Atter- und Mondsee, ausbreiten. Der obere Traunsee, der Hallstätter, ist bereits eingebettet in die ernste Hochgebirgswelt des Dachsteins; das Quellgebiet mit ein paar kleineren Seen im todten Gebirge und dem beliebten Sommeraufenthaltsorte Aussee gehört zur Steiermark. SLädtetafet'. Dir eigentlichen Nlgrnländee. H 52. Girot besteht im wesentlichen aus zwei Hauptthälern: dem Inn- und dem Etschthale, die sich nach entgegengesetzten Seiten öffnen, aber miteinander auf das engste durch zwei Tiefenliuieu verbunden sind, welche die krystallinischen Alpen quer durchschneideu. Die Wasserscheide erniedrigt 17* 260 sich im Reschenscheideck (Etsch-Ursprungs auf 1500 in, im Brenner auf 1400 m. Vom Brennersattel fließt die Sill zum Inn, der Eisack zur Etsch. In Nordtirol coneentriert sich die durchaus deutsche Bevölkerung hauptsächlich im breiten und fruchtbaren Jnnthale, wo auch Getreidebau in größerem Maßstabe betrieben werden kann, während sonst überall die Viehzucht vorherrscht. Die Haupt- und Universitätsstadt Innsbruck liegt am Ausgange der Brennerstraße, die hier ihre kürzeste Fortsetzung über den Seefelder Sattel findet. Innsbruck liegt herrlich am Fuße der gewaltigen Solsteinkette und ist die rührigste und schmuckste aller inneralpinen Städte; ihre Bauart erinnert schon an die Verbindung mit Italien. Die Hof- oder Franciscanerkirche enthält das Grabmal Max I. und des tirolischen Bauernhelden Andreas Hofer, sowie zahlreiche Statuen von Fürsten und fürstlichen Frauen, meist aus dem Hause Habsburg. In der Umgebung der Stadt die Mart ins wand, die durch das Jagdabenteuer des Kaisers Max I , der Berg Jsel, der durch die blutigen Kämpfe zwischen den Tirolern und Franzosen berühmt geworden ist, und das Schloss Ambras. Innsbruck besitzt auch eine Universität. Unterhalb Innsbruck liegt Hall mit Salzbergwerk, Schwaz, einst mit berühmtem Bergbau, und Kufstein, früher Festung, die den Eingang ins Innthal bewachte. Im viel rauheren Oberinnthal ist Imst an der Fernstraße der Hauptort. Vou den Nebenthülern sind das Zillerthal mit seiner sangesfrohen Bevölkerung, das Sill- mit dem Stubaithal, wo, wie auch im Unterinnthale, noch Eisenindustrie betrieben wird, und das Ötzthal die wichtigsten Zugangsstraßen zur Gletscherwelt. Veut und Gurgl im Ötzthale sind die höchstgelegenen Dörfer der Monarchie (1900 m). Die Thäler nördlich vom Inn sind mit Ausnahme des Lechthales wenig entwickelt und zum Theile fast ganz unbewohnt. Östlich vom Inn durchquert die große Achefi die in den Chiemsee mündet, die ganze eigenthümlich zerschnittene Gebirgszone. An der Kreuzungsstelle der Bahn mit dem Achenthale liegt der Hauptort St. Johann. Südtirol hat in den beiden von Deutschen bewohnten Lüngsthälern, im Vintschgau (Etschthal) und Pusterthale, noch ganz den rauhen nord¬ tirolischen Charakter. Das Pusterthal umfasst die entgegengesetzten Thäler der Rienz (Nebenfluss des Eisack) und Drau, die ohne merkliche Wasser¬ scheide ineinander übergehen; Brun eck und Lienz liegen an den Mün¬ dungen der beiden größten Tauernthüler. Erst unterhalb der Franzens¬ feste am Zusammenstöße der Pusterthaler und Brennerbahn, wo sich das Eisackthal bei der Bischofsstadt Br ix en erweitert, beginnt das eigentliche ' Ach, Ache oder Aa (vergl. Aar in der Schweiz) altdeutsche Bezeichnung für Fluss; auch im Worte Bach enthalten. 261 Südtirol, in das italienische Wärme und italienisches Volksthnm durch das weit geöffnete Etschthal und die anderen nach S. gehenden Thäler bis in das Herz der Alpen hereinströmt. Nur das Querthal der Etsch selbst ist bis Salurn noch deutsch, die Seitenthäler sind aber alle italienisch, die Dolo¬ miten zum größten Theile ladinisch. Dieses eigentliche Südtirol ist vermöge seiner Lage der weitaus fruchtbarste Theil der Ostalpeu mit ausgedehntem Acker-, Wein- und Obstbau, ja stellenweise, wo Schutz gegen die rauhen Nordwinde geboten ist, mit ganz südländischer Vegetation. Solch eine Gegend ist Meran an der Mündung des Passeierthal es, der Heimat des Andreas Hofer; der milde Winter macht es zu einem der besuchtesten Curorte für Lungenkranke. Das benachbarte Schloss Tirol hat dem Lande den Namen gegeben. Bozen an der Eisackmündung, der Hauptort des deutschen Südtirols, ist durch seine Lage am Zusammenstöße zweier be¬ deutender Thäler eine wichtige Handelsstadt geworden; die Bewohner der Umgebung beschäftigen sich außer mit Weinbau auch viel mit der Cultur edlen Tafelobstes, das weithin verschickt wird. Trient, die Hauptstadt Wälschtirols, liegt an einer zu Straßenanlagen benützten, das Etschthal kreuzenden Einsenkung; neben dem Weinbau blüht hier auch die Cultur des Maulbeerbaumes, und die darauf sich gründende Seidenindustrie hat ihren Sitz besonders in Roveredo und Ala. Die Dolomiten haben mit Ausnahme des Avisiothales nur kurze Thäler ohne bedeutende Ortschaften; unter ihnen hat das Grö d n e r t h al durch seine Schnitzereien einen Weltruf erlangt. Das breiteste Thal des südöstlichen Tirols ist die Val Sugana mit doppelseitigem Abflüsse zur Etsch und durch die Brenta nach O.; die Umgebung von Levieo hat heilkräftige Mineralquellen. Im westlichen Gebirge umfließt der Noce (uotsche), in der Einsenkung zwischen dem Ortles und Adamello entsprin¬ gend, in spitzem Bogen die Brentagruppe (Val du Non); die Südhälfte durchkreuzt ein schachbrettförmiges System von nordöstlichen Thalsurchen mit westöstlichen Verbindungsthälern, das unter dem Namen Judic arten zusammengefasst wird. Die Hauptflüsse sind der Chiese und die Sarca (Mincio); die letztere durchströmt den Gardasee, von dem das Nordende noch zu Tirol gehört. Hier, in der Umgebung von Riva und Arco, finden wir die südländische Vegetation der italienischen Randseen mit ihren Olivenwäldern schon in voller Entfaltung. 8 53. Wovartberrg, das Ländchen westlich vom Arlberg, unter¬ steht zwar der Statthalterei in Innsbruck, ist aber sonst eine selbständige Provinz. Es ist ein eigenthümliches Grenzgebiet, der Natur nach mehr zur benachbarten Schweiz gehörig, der es auch durch sein schwäbisches 262 Volksthum verwandt ist, jetzt aber durch das eiserne Band der Arlberg-- bahn fest mit der Monarchie verknüpft. Der Hauptfluss der südlichen Hochalpen, die Jll, mündet in den Rhein, der des niederen Bregenzer Waldes, die Ach, direct in den Bodensee. Am bevölkertsten ist das breite Rheinthal, hier liegen fast alle größeren Orte, in denen sich, ganz nach Schweizer Art, eine lebhafte Industrie (besonders Baumwolle) entwickelt hat. Dornbirn ist die größte dieser Industriestädte, der Bodenseehafen Bregenz die politische Hauptstadt. 8 54. Salzburg, bis 1802 ein geistliches Fürstenthum, umfasst fast nur Hochgebirge und ist daher die am dünnsten bevölkerte Provinz Österreichs. Die Hauptstadt Salzburg liegt am Austritte der Salzach in die Ebene, aus der, ohne durch Vorberge verdeckt zu werden, mächtige Kalkkolosse (Untersberg rc.) ansteigen. Darauf beruht der landschaftliche Reiz dieser auch durch ihre Bauten denkwürdigen alten Bifchofsstadt. Ober¬ halb derselben das Salzbergwerk von H a llein. Das Querthal der Salzach ist eng, stellenweise schluchtenartig, breit dagegen das Längenthal oder Pinzgau, aber wegen sumpfiger Beschaffenheit auch wenig bewohnt. Nach S. führen kurze Thäler zum Tauerukamme; die Gastein enthält welt¬ berühmte Thermen und, ebenso wie die benachbarte Rauris, noch im Gange befindliche Goldbergwerke, die aber weniger bedeutend sind, als die Kupferbergwerke des Pongau (oberes Querthal der Salzach). Vom Salzachthale greift die Provinz auch auf die Quellgebiete der Enns und Mur über. Bei Zell am See erfährt der nördliche Thalraud der Salzach eine völlige Unterbrechung, durch die man in das noch zum Pinzgau gerechnete Saalachthal gelangt. Viehzucht ist die wichtigste Einnahms- quelle aller dieser Thallandschaften. Z 55. Von allen eigentlichen Alpenländern ist Kärnten hydro¬ graphisch am einfachsten gestaltet, denn es hat nur e i n e n Hauptfluss, die Drau, die das Land der Länge nach durchfließt und die wichtigsten Quer¬ flüsse vom N. erhält, weil nur hier die Wasserscheide entfernter liegt. Trotzdem sind Ober- und Unterkärnten zwei wesentlich verschiedene Landes- theile. Obcrkärnte» ist Hochgebirgsland. Am geeignetsten zur Ansiedelung sind die Längsthäler der Drau und Gail, der Weißen- und Mill¬ stätter See schmücken diese Südhälfte. Nach N. führen größere Quer- thäler in die Gletscherwelt der Tauern: das Möllthal zum Großglockner und das an Wasserfällen überreiche Maltathal zum Ankogl. Die spär¬ liche, durchaus deutsche Bevölkerung lebt hauptsächlich von Viehzucht. Die einzige größere Stadt, Villach, liegt schon an der Grenze gegen Unter¬ kärnten und ist der Hauptort für beide Längsthäler, zugleich Kreuzungs- 263 punkt der Drau- und Rudolfsbnhn (Handelsverkehr mit Italien). Bleiberg bei Villach ist das wichtigste Bergwerk für Blei, wvvvn Kärnten unter allen Kronlüudern am meisten liefert. Unterkärntcn ist Mittel- und Niedergebirge. Die Mitte nimmt das dreieckförmige Klagenfurter Becken zwischen Villach, Unterdrauburg und dem Gurkknie (Gurk, Nebenfluss der Drau) ein, keine ununterbrochene Ebene, sondern übersäet mit Berg- und Hügelzügen meist unter 1000 in (Klagenfurt 450 in über dem Meere), dazwischen zwei große (Wörther und Ossiacher) und viele kleine Seen, und das Ganze umspannt von einem 2000 in hohen Gebirgsrahmen. Dieses natürliche Centrum des Landes war von jeher auch der politische Mittelpunkt. Hier lag im römischen Alterthum die Hauptstadt Norieums, Virunum, hier erhoben einst die Kärntner ihre Herzoge auf den (noch vorhandenen) steinernen Herzog¬ stuhl, hier lag die ursprüngliche Hauptstadt St. Veit und liegt die neue, Klagenfurtr. Im Becken sowohl wie im freundlichen Lavantthale (läfant) mit dem Hauptorte Wolfsberg kann Ackerbau mit Erfolg be¬ trieben werden, daneben besitzt Unterkärnten auch viel Eisen (besonders am Erzberge bei Hüttenberg), das Veranlassung zu weitverbreiteter in¬ dustrieller Thätigkeit gibt (unter anderen Herstellung von Waffen in der Umgebung von Ferlach bei Klagenfurt). Die Bevölkerung ist auch in Unterkärnten größtentheils deutsch, das Drauthal unterhalb Villachs und die Karawanken sind aber schon slo- venisch. 8 56. Die Steiermark unterscheidet sich von den übrigen Alpen¬ ländern dadurch, das sie nicht bloß Alpen, sondern auch einen großen Theil des pannonischeu Hügellandes umfasst, und nimmt auch durch den Eisen- und K o h l en r e i ch t h n m eine eigenartige Stellung ein. Der Hauptfluss ist die Mur, deren Thalform sich auch in der geknickten Gestalt des Landes wiederspiegelt. Oberstcier ist das eigentliche Alpenland, das Land der Viehzucht und Eisenindustrie und durchaus deutsch. Das obere Ennsthal, das mit bequemem Übergange ins Salzkammergut führt (daher Aussee ss. Z 51j noch steierisch), hat seine größte Weitung beim Benedictinerstifte Admont; unterhalb dieses Stiftes biegt es sich in der steilwandigen Schlucht des «Gesäuses»2 nach N. um. Im Nebenthale der Salza, bei dem berühmten Wallfahrtsorte Maria Zell, beginnt die Zone der Eisenerze, zu der der Erzberg bei Eisenerz gehört, das größte Eisenbergwerk der Monarchie, " Nach dem Flüsschen Glan benannt. Von dem Brausen des Flusses. 264 das schon seit 2000 Jahren ausgebentet wird. Auch hier verbindet jetzt eine Eisenbahn Enns- und Murthal, wo sie bei Leoben, dem Haupt¬ orte des obersteierischen Eisenindustriebezirkes (des bedeutendsten der Mon¬ archie) endet. Daher hier auch eine montanistische Lehranstalt. Oberhalb Leoben erweitert sich das Murthal zum Judenburger Braunkohlenbecken mit dem Hauptorte Knittelfeld. Die Hauptstadt der Steiermark, Graz, nach Wien die größte aller Alpenstädte, liegt schon am Rande der Alpen, wo die Mur aus engem Querthale in das Hügelland hinaustritt. Durch seine Universität und technische Hochschule ist Graz das geistige Centrum der östlichen Alpeuländer geworden; seine lebhaft ausblühende Industrie wird durch die benachbarten Braunkohtenlager von Kö flach und Voitsberg, die weitaus bedeutendsten der Alpen, kräftig gefördert. Untersteier hat kein Hochgebirge mehr. Seine Thalebenen und Hügel¬ länder gestatten schon ausgedehnten Ackerbau; das wärmere Klima des Südens lässt Mais, Weizen und Wein trefflich gedeihen; der Körner¬ vorrath ermöglicht große Geflügelzucht. Statt Eisen hat Untersteier aus¬ gezeichnete Braunkohlen, nicht bloß bei Köflach, sondern auch an mehreren Orten bis über die krainische Grenze (Sagor). Zu beiden Seiten der Mur, die breite Thalebenen durchfließt, breitet sich das Pannonische Hügelland aus, niedere Höhenzüge (bis 500 m), im O. von der Raab und ihren parallelen Nebenthälern durchzogen. Fürstenfeld ist hier der größte Ort; berühmter ist aber Gleichenberg wegen seines Kohlensäuerliugs. Die «indischen Büheln lenken die Mur nach O. ab und scheiden sie von der Drau; jenseits dieses niederen Rückens beginnt das slovenische Untersteier. Marburg am Austritte der Drau ist der Hauptort der Untersteiermark, wohlhabend durch Weinbau, der zwischen Mur und Drau überall (besonders bei Pettau) blüht. Jenseits der Drau ist wieder- alpines Mittelgebirge, der Hauptfluss ist die Sann, die in die Save fließt, der Hauptort Cilli am Sannknie. Viel benützt sind die Thermen von Tüfser und Römerbad und der Sauerbrunnen von Rohitsch. Städtetnfet. Graz.112 Tausend Einwohner, Innsbruck*.36 » > Salzburg.27 » » Trient.21 » » Marburg.20 » » Klagenfurt.20 » » Bozen.12 - » Dornbirn.11 » » > Winden — Slovenen. 265 Dir Karstländer. Z 57. Das Karstgebirge schließt sich zwar unmittelbar an die Mischen Alpen an, hat aber nicht mehr den Charakter eines Kettengebirges, sondern besteht aus breiten Plateaulandschaften mit südöstlicher Rich¬ tung, die stufenförmig nach SW., dem adriatischen Meere zu, abfallen und wechselnd aus Kalk- und Flyschstreifen bestehen. Unter Flysch versteht man Sandsteine und schiefrige Gesteine, aus denen sich ein flachhügeliges Land aufbaut. Von NO. nach SW. unterscheiden wir: 1. ) Das innerkrainischc Kalkplatcau, das vom Jsonzo bis zum Krainer Schneeberg (1800 M reicht und sich dann weiter nach der Balkanhalbinsel fortsetzt. Nach NO. senkt es sich allmählich gegen das Berg¬ land an der Save, nach SW. wird es begrenzt durch die Flyschstreifen des Wippach- (Nebenfluss des Jsonzo) und Rekathales. 2. ) Der eigentliche Karst, ein Kalkplateau, welches als Nordgrenze der istrischen Halbinsel von der Jsonzo-Ebene im N. des Triester Golfes bis zum Golf von Fiunie zieht und noch regelmäßiger als die obere Stufe nach SO. an Höhe zunimmt (von 600 m im Triester Karste bis 1400 m im Monte Maggiore smadschöres). Südlich davon liegt (in der Fort¬ setzung des Triestiner Golfes) eine breite Flysch zone, in der die Haupt¬ flüsse Istriens, Quieto und Arsa, ihren Ursprung nehmen. 3. ) Das Jstrianer Kalkplatcau bildet die unterste Stufe (höchste Erhebung 500 m auch hier im SO.), die sich, ohne ganz zu verflachen, allmählich zum Meere senkt, so dass die Küste noch überall den Charakter einer Steilküste trägt. H 58. Alle reinen Kalkhochflächen haben die Eigenthümlichkeit, dass sie das Oberflächenwasser durch Spalten in die Tiefe ziehen, und da Kalk im Wasser löslich ist, so entstehen unterirdische Hohlräume oder Grotten, in denen die aus den Wänden hervorsickernde Feuchtigkeit beim Abtropfen ihren Kalkgehalt in der Form von Tropfsteinen zurücklässt. So bleibt die Oberfläche der Kalkplateaus trocken, und das Wasser gräbt sich unter¬ irdische Wege, bis es an irgend einer Stelle gezwungen wird, an die Ober¬ fläche zu treten, als starke Quelle, ja häufig schon als schiffbarer Fluss. Wo die Decke der Grotten einstürzt, bilden sich auf der Oberfläche kesselartige Vertiefungen oder Dolinen; stürzt sie auf weite Strecken hin ein, so verwandelt sich das unterirdische Thalstück in ein oberirdisches Polj eh das nach oben und unten abgeschlossen ist. Die Karstthäler bestehen also i — Feld, bosnischer Ausdruck für abgeschlossene Karstthäler. 266 aus aber- und unterirdischen Stücken, d. h. aus Polj en und Grotten. Das gilt aber nur für das Kalk-, nicht für das Flyschland, das gewöhnliche offene Thäler besitzt. 8 59. Kuain, die eigentliche Heimat des slovenischen Volks- stammes, ist zu einem Drittel Alpen- und zu zwei Dritteln Karstland. Der Hauptfluss, die Save, durchzieht ein schönes Alpenthal zwischen den Karawanken und den julischen Alpen, das sich dann zum großen Lai- bacher Becken erweitert; das südliche Drittel dieser größten inneralpinen Ebene, die einst ein See war, ist noch Moor. Das obere Savethal und das Laibacher Becken fasst man unter dem Namen Oberkrain zusammen; es ist der fruchtbarste Theil des Landes (u. a. viel Buchweizen) und besitzt auch Eisen¬ erze, die in Hüttenwerken und Hausindustrie verarbeitet werden. Die Haupt¬ stadt Laibach liegt im Centrum der Ebene zwischen Alpen- und Karstland. Bald unterhalb Laibach tritt die Save wieder in ein enges Thal und bildet die Grenze gegen Steiermark. Das niedere Bergland im SW. der Save und die sich daran schließenden Karsthochflächen im SO. von Laibach nennt man Untcrkrain, dessen begünstigster Theil die weite, zur Save sich öffnende Gurkebene ist. Hier nimmt der Weinbau schon größere Flüchen ein, während das Karstplateau zu hoch und rauh dazu ist. Bei Gottschee hat sich seit dem frühen Mittelalter eine deutsche Colonie erhalten. Jnnerkrain umfasst die oberste Stufe des Karstgebirges, die zugleich die Wasserscheide zwischen der Save (Donau) und dem adriatischen Meere bildet. Die Hochflächen sind unbewohnt, aber zum großen Theile noch bewaldet, die Bevölkerung drängt sich in die Posten und offenen Thäler zusammen. Der Hauptzufluss der Save ist die Laibach, die als Poik das Poste von Adelsberg durchfließt, dann in die berühmte Adelsberger Tropfsteingrotte eintritt, die als größte Europas gilt, bei Planina wieder zutage kommt und als Unz ein zweites Poste durchfließt, hierauf abermals verschwindet und am Rande des Laibacher Beckens als schiffbare Laibach wieder hervortritt. Unterirdischen Zufluss erhält sie vom Zirk- nitzer Poste, das sich in regenreichen Zeiten mit einem See bedeckt, der dann durch Sauglöcher wieder in den Boden verschwindet. Die offenen Thäler Jnnerkrains gehören zum adriatischen Gebiete; die wichtigsten sind die der beiden Nebenflüsse des Jsonzo: das Jdriathal, welches bei dem Hnuptorte Jdria das größte Quecksilberbergwerk der Monarchie (nach Atmaden, s. S. 136, das größte Europas) enthält, und das weinreiche Wippachthal mit südländischem Klima. 8 60. Küstenland ist die gemeinsame Bezeichnung für die ge¬ fürstete Grafschaft Görz mit Gradisea, die Markgrafschaft Istrien und die 267 Stadt Triest mit ihrem Gebiete. Sie bilden zusammen ein Verwaltungs¬ gebiet, welches dem Statthalter von Triest untersteht, sind aber anderseits wieder politisch getrennt, indem Görz und Istrien ihre eigenen Landtage haben und der Stadtrath von Triest ebenfalls die Stelle eines Landtages vertritt. Görz ist das Jsonzoland. Das obere Jsonzothal ist in die julischen Alpen cingesenkt, das mittlere umgeht die oberste Karststufe, der Unterlauf gehört der oberitalischen Ebene an. Mit dem Eintritte in dieselbe verändern sich Klima, Vegetation und Volksthum. Während die rauhen Gebirgs¬ gegenden eine spärliche slovenische Bevölkerung besitzen, ist die warme, fruchtbare Ebene vorwiegend friaulisch. Die Friauler sind ein den Ladinern verwandter romanischer Volksrest, dessen Sprache aber immer mehr von der italienischen verdrängt wird. Neben Mais- und Weizen¬ finden wir auch schon Reisbau, namentlich an der sumpfigen Lagunenküste, der Wein gedeiht vortrefflich und Seidenzucht wird lebhaft betrieben. Größere Orte liegen nur in der Ebene: die Hauptstadt Görz am hügeligen Nordende derselben, Cormons desgleichen und Monfalcone schon ganz in der Ebene. Das kleine Dorf Aquileia war zur Römerzeit die wich¬ tigste Seestadt am Nordende des adriatischen Meeres, bis es den Hunnen zum Opfer fiel und ihre Bewohner Venedig gründeten. 8 61. In den eigentlichen Karst theilen sich alle drei Gebiete des Küstenlandes. Auch er war einst, wie noch so viele andere Hochflächen des Karstgebirges, mit Wäldern bedeckt, die aber Römer und Venetianer schonungslos niederhieben, um Holz für ihren Schiffsbau zu gewinnen. Die dünne Humusschichte des mageren, trockenen Kalkbodens wurde nach Vernichtung der Vegetation vom Regen weggespült und vom Winde fort¬ getragen, und zurück blieb eine Stein wüste mit einzelnen Oasen in den geschützten Dolinen, eine der ödesten, menschenleersten Gegenden der Mon¬ archie. Unmittelbar am Fuße des steil abfallenden Karstes, im innersten Theile des Golfes, liegt Triest, die erste Seehandelsstadt Österreichs, aber ohne natürlichen Hafen. Von hier zieht sich eine eigenartige Zone mit italienischer Bevölkerung (aus der Zeit der Venetianer-Herrschaft), immergrüner Vegetation und Ronchicultur über die ganze West- und Süd¬ seite von Istrien. Diese ist durch geringe Seehöhe und reichlichere Küsten¬ gliederung vor der Ostseite ausgezeichnet; fjordenähnliche Einschnitte, hier C anali genannt, dringen tief in das Land ein, zahlreiche Felseneilande schützen die Küste. Das Klima ist italienisch mild, nur leidet manche Gegend unter der rauhen Bora, jenen stürmischen und trocken-kalten Nordost- und Ostwinden, die über den Karst zur Küste des Triestiner 268 Golfes herabstürzen. Der Wald ist überall in das Innere zurückgedrängt, Ackerbau-, Weiubau- und Oliveneultur nehmen das Land ein; auf einem und demselben Grundstücke wechseln Reben- und Baumreihen mit Acker- und Gartenstreifen ab (Ronchi); Agaven und Korkeiche, Mastix- und Lorbeerbaum vollenden das südliche Bild. Auch die Viehzucht nimmt in Istrien schon einen ganz anderen Charakter an ; an die Stelle des Rindes tritt das Schaf, an die Stelle des Pferdes Esel und Maulthier. Neben Landwirtschaft beschäftigt man sich noch mit Fischerei, besonders mit Sar¬ dellenfang. Auch alle bedeutenderen Städte liegen an der Westküste; bei Capodistria* und Pi rano gewinnt man Salz aus dem Meerwasser; Parenzo, inmitten des reichsten Weinbezirkes, ist Sitz des Landtages, Rovigno (rovinjo) die erste Handelsstadt, Pola an einer trefflich be¬ festigten Bucht gegenüber den brionischen Inseln Österreichs erster Kriegs¬ hafen, wie schon im Alterthum eine Station der römischen Kriegsflotte (daher noch viele Alterthümer, besonders ein schönes Amphitheater). Nur Di gnano (dinjauo) ist ein größeres Landstädtchen. Der Osten Istriens ist von Kroaten bewohnt. In der Flyschzone findet man noch schöne Wälder, aber es fehlt die echt südländische Vege¬ tation, mit Ausnahme von geschützten Stellen an der ziemlich geradlinig verlaufenden Ostküste, z. B. bei Abbazia, das sich aus diesem Grunde zu einem vielbesuchten Wintercurorte entwickelt hat. Die reichen Braun¬ kohlenlager des Flysch werden bereits ausgebeutet. Von den zu Istrien gehörigen quarnerischeu Inseln sind Veglia, Cherso mit dem abflusslosen Branasee und Lussin die größten. Die kroatische Bevölkerung treibt Weinbau, Schafzucht und Fischerei; der Wald ist verwüstet und die Berge sind öde Steinmeere, wie der eigentliche Karst. Lussinpiceolo hat nach Triest die bedeutendste österreichische Schiffs- Werste. Städtetafst'. Triest.145 Tausend Einwohner, Pola .32 » » Laibach.30 » » Görz.21 » » ' — Hanpt Istriens, weil zur Zeit der venetianischen Herrschaft die Hauptstadt. 269 Die Karpatenländer. Nordende des Quarnero-Golfes nördlich von 45, 32 (14); Pressburgnordwestlich von 48, 35 (17); Austritt der Weichsel südlich von 51, 39'/^ (21'^); Brody nord¬ westlich von 50, 43 (25); Austritt des Dnjestr 48^, 44 (26); Orsova südlich von 45, 40 (22); Drinamündung südlich von 45, 37 (19); Cattaro nordöstlich von 42, 36 (18). tz 62. Die Karpatenländer umfassen ^/z der Monarchie, aber nicht ganz 2/z der Gesammtbevölkerung. Dazu rechnen wir allerdings auch die zur Monarchie gehörigen Gebiete der Balkanhalbinsel, die an den Karpaten keinen Antheil haben, aber zu Ungarn in engen geschichtlichen, politischen und wirtschaftlichen Beziehungen stehen. Z 63. Vier Hauptbodenformen sind hier zu unterscheiden: 1. ) Das Kettengebirge der Karpaten zieht in einem 1500 irm langen Bogen von der Donau bei Pressburg bis zur Donau bei Orsova und setzt sich jenseits derselben im Balkansysteme fort. Diese äußere Kette bildet die Wasserscheide zwischen den Gewässern des Außenrandes und jenen des inneren Tieflandbeckens mit Ausnahme von zwei Stellen, wo der Dunajec (dünajez) und Poprad nach N. und der Alt nach S. die Kette durchbricht. Eine innere Zone, entsprechend den krystallinischen Alpen, ist nur im oberungarischen Berglande vollständig vorhanden. Ganz anders geartet ist das siebenbürgische Hochland: ein Plateau mit Randgebirgen. In beiden Gegenden erreicht aber das Hochland eine ansehnliche Breite, während das Verbindungsglied, die Wald karpaten, ein verhältnismäßig schmales Kettengebirge ist. 2. ) Den Südrand des ungarischen Tieflandbeckens bilden die Fort¬ setzung des Karstsystems und die im O. sich daran schließenden bosnischen (und serbischen) Gebirge. ' Nach dem alten Volksstamme der Illyrer, s. S. 117. 270 3. ) Innerhalb dieses großartigen Gebirgsrahmens, den im W. die Alpen abschließen, liegt das weite Senkungsbecken der ungarischen Tief¬ ebene, in der die tiefsten Stellen nahe dem Südrande liegen. Von W. strömen ihr die Donau, die aber auch der Südabdachung folgt, die D rau und Save, von N. die Theiß, von O. die Maros (märosch) re., von S. die Morawa (in Serbien) zu, und der vereinigte Donaustrom findet nur durch das schmale Felsenthal des eisernen Thores einen Ausweg. 4. ) Von den äußeren Nandländern des Karpatenbogens gehören nur Galizien und die Bukowina zu Österreich. Höchste Punkte des Bergrahmens: Oberungarisches Bergland 2700 m, Waldkarpaten 2000 » Siebenbürgisches Hochland 2500 -> Karstsystem 2400 - Alpen (Koralpe) 2100 » Ungarisches Tiefland: Pressburg 130 m, Agram 140 » Muukäcs 130 » Orsova 50 » Außenrand: Krakau 200 m, Sanmündung 150 - Lemberg 300 » Czernowitz 250 » ß 64. Dieselbe centrale Anordnung finden wir auch in der Be¬ völkerung: Slaven im N. und S., Deutsche im W. (Alpen), Rumänen im O., Magyaren in der Mitte. Das oberungarische Bergland ist auf der Südseite slovakisch (czechisch), auf der Nordseite polnisch; die Waldkarpaten sind rnthenisch, das siebenbürgische Hochland rumänisch, die Karstländer kroato-serbisch, das Tiefland magyarisch. Im Gegensätze zu den westlichen Theilen der Monarchie leben die Deutschen hier nur in inselartig zerstreuten Gruppen oder vereinzelt zwischen der übrigen Bevölkerung; sie waren es aber, welche diesen Ländern höhere Gesittung und Bildung vermittelten. Von den einheimischen Völkern sind die Magyaren und Polen am weitesten fortgeschritten, doch steht in Bezug auf Volksbildung der Osten der Monarchie noch immer weit hinter dem Westen zurück. Noch ein anderer Unterschied besteht: der Osten ist fast aus¬ schließlich Agric ult urland. Die Industrie fehlt zwar nicht ganz, tritt aber nur vereinzelt auf und ist nicht im entferntesten imstande, 271 den einheimischen Bedarf zu befriedigen. Um so bedeutender ist aber die Getreideproduction, welche die Karpatenlünder zu einer der wichtigsten Kornkammern für Westeuropa macht. Ungarn. Z 65. Ungarn umfasst das Tiefland und den größten Theil der Karpaten, da die Grenze gegen die Außenländer auf dem wasser¬ scheidenden Kamme der äußeren Randkette oder nahe demselben verläuft. Donau und Theiß sind die Hauptströme. Ungarn ist ebenso von der Natur zur Einheit geschaffen wie Böhmen, und die Herrschaft üben hier naturgemäß diejenigen aus, die das Centrum bewohnen, und zwar nicht bloß wegen der geographischen Lage, sondern auch, weil das Tiefland hier der fruchtbarere und reichere Theil ist. Diese schrankenlose Ebene, die größte der europäischen Westhälfte, musste aber besonders jene asiatischen Nomadenhorden anlocken, welche seit dem 4. Jahrhunderte in Europa erschienen, zuerst die Hunnen, dann die A varen, endlich die den Finnen sprachlich nahe verwandten Magyaren (mädjaren), die um 900 Ungarn betraten und auf ihren schnellen Pferden bald alle Nachbar¬ länder räuberisch überschwemmten. Als sie aber von den Deutschen besiegt wurden, nahmen sie unter ihrem großen Könige Stefan dem Heiligen (um 1000) sesshafte Lebensweise, Christenthum und Cultur an. Für beides war das Donauthal die große Eingangsstraße; sie führte die deutschen Colonisten, die Lehrer im Acker- und Bergbau und in der Städte¬ gründung, nach dem Osten. Bis 1301 herrschte das nationale Königsgeschlecht der Arpäden, dann folgten Könige aus verschiedenen Häusern, bis Ungarn 1526 an das Haus Österreich kam. Wie Böhmens Blüte in den Religionskriegen zugrunde gieng, so Ungarns Blüte in den Türkenkämpfen. 1541 bis 1699 war die niederungarische Tiefebene eine türkische Provinz, deren Pascha in Ofen (daher der türkische Name Buda) residierte. Siebenbürgen war ein türkischer Nasallenstaat, und nur der West- und Nordrand gehörte den Habsburgern. Erst Prinz Eugens Siege machten die ungarischen Länder wieder frei. Der Wohlstand machte aber bei der niederen Gesittungsstufe der Bevölkerung nur langsame Fortschritte, und erst seit 1867, wo der unga¬ rische Staat unter der Herrschaft der Magyaren wieder hergeftellt wurde, beginnt er sich in allen Beziehungen umzugestalten. Z 66. Trotzdem ist Ungarn noch immer ein Land der Urpro due¬ ti on. Auf die bewaldeten Grenzgebirge folgen weinbekränzte Hügelzüge 272 und darauf die unermesslichen Getreidefelder und viehreichen Triften der Ebene. Mais, Weizen und Wein, darin besteht der Reichthum Ungarns. Die klimatischen Verhältnisse, die diese Culturen begünstigen, werden bedingt durch die Ausdehnung Ungarns bis in die Breite von Oberitalien, durch die geringe Seehöhe der Ebene und durch die kontinentale Lage. Ungarn hat ein echtes Landklima mit kaltem Winter und heißem Sommer, und gerade der letztere ist es, der den Mais- und Weinbau befördert, während ihnen die Winterkälte nicht schadet. Von den Weinen sind die Weißweine am verbreitetsten und geschätztesten. Der Wald ist nicht so ausgedehnt als in der österreichischen Reichs¬ hälfte und hat auch einen anderen Charakter. In Österreich herrscht der Nadelholzwald entschieden vor, in Ungarn spielt aber daneben das Laub¬ holz eine wichtige Rolle, besonders die Buche und Eiche. Die Viehzucht ist neben dem Acker- und Weinbau die Haupterwerbs¬ quelle Ungarns, aber auch sie unterscheidet sich wesentlich von der öster¬ reichischen. Die Pferde- und Schafzucht herrscht vor; die erstere ist schon durch die Lebensgewohnheiten des magyarischen Reitervolkes bedingt und durch die Ebene begünstigt; die letztere lieferte von altersher die landesübliche Bekleidung (Schafpelz gegen die Winterkälte). Daneben ist auch die Schweinezucht von hervorragender Bedeutung geworden, während die Rinderzucht gegen die österreichische zurücksteht. Ungarn genoss von altersher den Ruf eines metallreichen Landes und in der Gold- und Kupferausbeute übertrifft es auch in der That Österreich. Aber schon die Eisenerzeugung ist geringer und noch viel geringer der Kohlenvorrath. Dagegen übertreffen im Salzreichthume die Karpaten weitaus die Alpen, nur muss man dabei berücksichtigen, dass ihre größten Salzlager auf der Nordseite, also auf österreichischem Boden (Galizien), liegen. Gold, Eisen, Salz und Kohle sind auch die vier wichtigsten Bergbau-Erzeugnisse Ungarns; die drei ersteren werden im Gebirge, die Kohlen vorwiegend im Hügellande gewonnen. Der Überfluss an Brot bei verhältnismäßig geringer Dichtigkeit der Bevölkerung, die Bedürfnislosigkeit der unteren, noch wenig gebildeten Volksschichten und die Abwesenheit großer Kohlenlager ließen bis in die neueste Zeit keine Großindustrie entstehen. Aber auch jetzt gedeihen vor¬ zugsweise nur jene Industriezweige, die sich an die Landwirtschaft an¬ schließen, wie Müllerei, Spiritusbrennerei und Zuckerfabri- cation und außerdem noch die Holz- und Eisenverarbeitung. Z 67. Im Berglnnde von Gber rrngcrun vollziehen die Karpaten ihre Schwenkung aus der nordöstlichen in die östliche Richtung, und dies 273 spiegelt sich auch in den Hauptthülern wieder, indem der obere Lauf nach W. oder O. und der mittlere und untere Lauf nach S. oder N. gerichtet ist, je nach dem Flussgebiet, zu dem diese Thäler entwässern. Zum Weichsel¬ gebiet gehören der Dunajec mit dem Poprad; zum Donaugebiet 1.) die Waag mit der Arva, dem T u r o c z (turotz) und der Neutra, die sich aber mit der Waag erst kurz vor deren Mündung vereinigt, 2.) die Gran und 3.) die Eipel; zum Theißgebiet der Hernad und Sajo, die sich ebenfalls vor der Mündung vereinigen. Durch diese Thalsysteme löst sich das Bergland zunächst in drei Hauptgruppen: äußere und innere Karpaten und innere Randgebirge, auf. Das südwestlichste Glied der äußeren Karpaten sind die kleinen Karpaten an der Donau (nicht ganz 800m erreichend), die nach kurzem Verlaufe an einer tiefen Einsenkung enden, durch die Ungarn bis in die Marchebene hinausgreift (vergl. Z 28). Hier erst beginnen die Sandstein- Karpaten, die knapp vor ihrer völligen Unterbrechung im weiten Dunajec- thale ihre höchste Höhe in der Babiagura (1700 m) erreichen. Im Dunajecthale und über zwei tiefe Einsattelungen des Kammes führen Eisen¬ bahnen aus dem inneren Ungarn nach der Weichsel, Oder und March; die wichtigste aller Karpatenbahnen überhaupt ist die Iablunk abahn (Jablunka 600 m hoch), welche die beiden bei Sillein an der Waag sich vereinigenden Hauptarme von der oberen Donauebene und von Budapest nach Teschen führt. Die inneren Karpaten entsprechen zum Theile den krystallinischen und Kalkalpen, nur ist hier die Scheidung keine so klare, das Kalkgebirge ist wenig entwickelt, desto mehr aber das Gebirge aus vulkanischem Gestein. Fast inselartig von Dunajec, Poprad, Arva und Waag umflossen, erhebt sich das Granitgebirge der hohen Tatra bis 2800 m (Gerlsdorfer Spitze), aber wegen seiner schroffen Gehänge doch nicht mit ewigem Schnee bedeckt. Die zahlreichen Thälchen enden oben mit imposanten Felsenbecken, deren Grund kleine grünliche Seen, die sogenannten --Meeraugen», einnehmen. Gegen SW. sendet die Tatra das große Fatragebirge (1600 m), und parallel damit verläuft jenseits der Arva- und Turoczthäler, eben¬ falls die Waag kreuzend, die kleine Fatra (1700 m), die sich dann gabelförmig theilt, um das Neutrathal einzuschließen, und fingerartig in die Ebene verläuft. Südlich vom Waagthale erstreckt sich bis zum Hügellaude an der Eipel und am Sajo eine Gebirgsmasse, in die das obere Thal der Gran eingesenkt ist. Die granitische Bergkette zwischen diesem und dem Waagthale ist die niedere Tatra, die in der Westhälfte der Karpaten allein noch Gipfel von 2000 m Höhe besitzt. Südlich und östlich vom Granthale Supan, Geographie. 18 274 breitet sich bis an das Hernadthal das ungarische Erzgebirge aus, eiu bis gegen 1500 io hohes Schiefergebirge, an das sich aber auch aus¬ gedehnte Kalkplateaus mit Karstcharakter anschließen. Die Agteleker Tropf¬ steinhöhle bei Rosenau kann sich an Ausdehnung, wenn auch nicht an Schönheit, mit der Adelsberger messen. Das letzte Glied der inneren Karpaten ist das altvulcanische Schem- nitzer Gebirge zu beiden Seiten der mittleren Gran, ohne bedeutendere Erhebungen. H 68. Die oberungarischen Karpaten sind die Heimat der den Czechen nahe verwandten Slov aken; die Magyaren sind nur bis in die äußersten Ränder dieses Waldgebirges vorgedrungen. Mit den Alpen verglichen, ist Oberungarn ein armes Bergland. Die Hauptthäler sind zwar breit, aber das rauhe Klima gestattet nur Gerste-, Hafer- und Kartoffelbau und schließt den Weinbau aus. Die Viehzucht ist wenig fortgeschritten, doch wird viel Käse bereitet (Liptauer Kuhküse im oberen Waagthale, Schafkäse oder Brinsa). Der Wald ist vielfach schonungslos verwüstet worden, um Weide¬ flächen zu gewinnen, aber trotzdem ist Holz noch immer ein wichtiger Handelsartikel, der besonders auf der ausgezeichneten Wasserstraße der Waag in die holzarme Ebene geführt wird, und gibt Veranlassung zu mancherlei Hausindustrie. Weitaus am wichtigsten sind aber die Metall¬ schätze, die im Mittelalter viele deutsche Eolonisten ins Land führten. Das Schemnitzer Gebirge, benannt nach der Bergwerksstadt Schema itz, enthält Edelmetalle, besonders Silber, dessen Ausbeute aber heutzutage nicht mehr so bedeutend ist wie früher. Dagegen übertrifft das ungarische Erz¬ gebirge an Eisen- und Kupferreichthum alle anderen Gegenden des unga¬ rischen Staates, und innerhalb der Gesammtmonarchie steht es nur dem steierischen Eisengebiete nach. Hier entstanden eine Reihe deutscher Berg¬ werksstädte (Alt- und Neusohl, Göllnitz rc.), besonders in der Zips, die fast ganz von Deutschen bewohnt wird und die am besten cultivierte Landschaft von ganz Oberungarn ist. Jglau (Iglo) ist der Hauptort derselben. Mit Ausnahme von Scheinnitz hat aber das eigentliche Bergland keinen einzigen Ort mit mehr als 10.000 Ew., solche finden wir vielmehr nur am Rande, wie Eperies, dann Kasch au, die größte Stadt Oberungarns, an der östlichen Hauptstraße nach Galizien (Poprad), und Neutra an dem gleich¬ namigen Flusse, fast schon in der Ebene gelegen. Außer durch seine Naturreize und seine Sommerfrische lockt Ober¬ ungarn auch durch zahlreiche Mineralquellen und Säuerlinge Fremde an. Besonders bekannt sind die Thermen des Waagthales (Teplitz bei Tren- tschin, Pischtjan). 275 Z 69. Eine breite Hügelzone scheidet die inneren Karpaten von den Randgebirgen, die den letzteren zwar an Höhe nachstehen, aber imposanter wirken, weil sie unmittelbar aus der Tiefebene sich erheben. Sie sind ganz von den Magyaren in Besitz genommen und tragen auf ihrer Mittags¬ seite bis 250 m Höhe die herrlichsten Weinpflanzungen. Dieberühm¬ testen sind die der Hegyalla (hedjalja) bei Tokaj, des südlichen Aus¬ läufers eines altvulcanischen Bergzuges, der sich östlich vom Hernadthale in flachem Bogen nach SW. wendet (höchste Erhebung 1100 in). Daran reihen sich, von Sajo und Eipel umflossen, das Bückgebirge (950 in hoch) mit den Weinorten Miskölcz (nüschkolz) und Erlau, die Matra (1000 in hoch) und das Bergland zu beiden Seiten des Donaudurchbruches von Gran (900 in hoch). H 70. Jenseits des Popraddurchbruches zieht das Sandsteingebirge der Wald Karpaten mit abnehmender Breite aber zunehmender Höhe nach SO. bis zum Borgopasse (1200 in, Übergang von der Theiß-Szamos zur Bistritz-Moldawa). Sie bestehen aus einer Reihe von Parallelketten, doch nur zwei Längsthüler können sich an Länge und Besiedelungsfähigkeit mit denen der Alpen messen: das Theißthal auf ungarischer und das Santhal auf galizischer Seite. Im SO. strebt das ganze Gebirge in die Höhe; hier begegnen wir seit der Tatra zum erstenmale wieder Höhen über 2000 m, aber die höchsten Gipfel finden wir nicht auf der Wasser¬ scheide, sondern in den Rodnaer Alpen (Pietrosu 2300 m), die aber auch noch nicht über die Schneegrenze emporragen. Die Waldkarpaten führen ihren Namen mit Recht, nur ist der Wald hier wenig cultiviert, und neben großen Nadelholzwäldern finden sich auch schöne, aber minder wertvolle Buchenbestünde. Die Bevölkerung ist ruthenisch (kleinrussisch). Dichter besiedelt ist nur das breite Theißthal mit dem Hauptorte Sziget (ßiget), hier liegen auch die Steinsalzwerke der Marmaros (mar- marosch), die den siebenbürgischen ebenbürtig zur Seite stehen. Das Gebirge im SW. der Theiß liefert Gold und Silber (in Nagy- und Felsö-Bänya H. Sonst liegen größere Orte nur ganz am Rande des Gebirges; so Ungvär^ und M u n kä e s (münkätsch), letzteres an dem Endpunkte der östlichen der beiden Karpatenbahnen, die Ungarn mit dem San- und Dnjcstrgebiete in Verbindung setzen. Z 71. An die Waldkurpaten reiht sich das bergumschlossene Hochland von Siebenbürgen, größtentheils von Rumänen bewohnt, im O. aber von dem magyarischen Volksstamme der Szekler (ßekler) und im S. und i iiuM (nadj) — groß, telsö (felschö) — ober, (bänja) — Bergwerk. - vär (wär) — Barg. 18* 276 N. von den Sachsen, niederdeutschen Colonisten, die im Mittelalter als Grenzwache hier angesiedelt wurden. Das östliche Raudgebirgc ist zwei- getheilt; das Grenzgebirge ist die directe Fortsetzung der Karpaten, trägt aber nur noch in der Nähe des Borgopasses Gipfel von 2000 in Höhe und senkt sich dann nach S., ebenso wie sein Parallelzug, die Hargitta. Sie umschließen breite, fruchtbare Thalebenen, durch welche die Maros (märosch), der größte Nebenfluss der Theiß, nach N., der Alt nach S. fließt. In einer dieser hochgelegenen Thalebenen, im freundlichen Burzen- lande, bewacht die Sachsenstadt Kronstadt den wichtigen Übergang über den Tömöspass (tömösch, Eisenbahn Bukurest-Budapest). Das Grenzgebirge biegt nun scharf nach W. um und bildet unter dem Namen der transsilvanischcn Alpen eine gewaltige Hochgebirgsmauer (Negoi 2500 m) mit steilem Nord- und allmählichem Südabfalle. Trotzdem durchbricht sie der Alt im Engthale des Rotenthurmpa sfes der ganzen Breite nach, um der Donau zuzufließeu. Im O. erhebt sich das siebenbürgische Erzgebirge (1800 m hoch), ein waldbedecktes Massiv, das im S. in der Umgebung von Zalathna (ßalatna) die reichsten Goldadern Europas, den Ural ausgenommen, führt. Seine Gewässer vereinigen sich zur Körös (korösch), die iu die Theiß mündet. Das Innere Siebenbürgens ist ein Hügelland von etwa 600 m mittlerer Höhe. Die Hügelreihen sind durch die breiten Thäler des Alt, der Maros und ihrer beiden Nebenflüsse K o k e l voneinander geschieden; die Nordhälfte liefert der Theiß einen anderen Zufluss, die Szamos (ßämosch). So ist Siebenbürgen ganz anders geartet, als das streng einheitliche Böhmen. Szamos und Maros benützen die beiden Lücken, die das Erzgebirge im O. frei lässt, um in die Ebene zu entkommen, und besonders die breite Lücke im NW. mit ihren vereinzelten Höhenzügen ist es, die Siebenbürgen von jeher fest mit Ungarn verknüpft hat (sieben¬ bürgische Hauptbahn Budapest-Großwardein-Klausenburg-Kronstadt). Im Gegensätze zu den mit Tannen und Buchen reichbewaldeten Randgebirgen ist das Innere Acker- (Mais und Weizen) und Weinland. Ein fast ununterbrochener Ring von Steinsalz umgibt den Rand des Binnenlandes; die größte Ausbeute hat Maros-Ujvär*, das nur vom galizischen Wieliczka übertroffen wird. Mit Ausnahme von Maros- Vasärhely2, dem Hauptorte der Szekler, liegen die größeren Orte am Rande: Klausenburg, magyarische Universitätsstadt, und Hermann¬ stadt, der Hauptort der Sachsen. Im südwestlichsten Comitate Hunyad, > »1 — neu. 2 Vasarhely (waschärheli) — Markt. 277 das Eisen und Braunkohle besitzt, hat sich ein ausgedehnterer Judustrie- bezirk (Eisen) entwickelt. 8 72. Eine breite Thalfurche, durch die man, an den berühmten Thermen von Mehädia vorbei, von der Donau über die Wasserscheide bei Teregova (nur 500 m hoch) ius Temesthal (temesch) gelangt, trennt das Manater Gebirge (1400 m) von den transsilvanischen Alpen. Es ist wie das benachbarte Siebenbürgen von Rumänen und Deutschen bewohnt und enthält in Verbindung mit Schwarzkohle reiche Eisenschätze, die in Re sic za (resiza) und Oravieza (oraviza) bearbeitet werden. Im S. wird dieses Gebirge von dem großartigen Durchbruchsthale der Donau durchschnitten. Durch die engsten Stellen desselben stürmt die Donau mit der Gewalt und Schnelligkeit eines Bergstromes, und die Felsen¬ riffe des eisernen Thores gestatten die Schiffahrt nur im Sommerhalb¬ jahre bei hohem Wasserstande; doch wird au der Beseitigung dieses Hinder¬ nisses jetzt gearbeitet. Die Eisenbahn umgeht dieses unwirtliche Felsenthal über den Teregovaner Pass. 8 73. Nahezu die Hälfte von Ungarn nimmt das Tiefland ein. Die Donau von der Hauptstadt abwärts theilt dasselbe in zwei Theile von sehr verschiedenem Charakter. Das rvestungavische Gieflland (im Alterthum als Pannonien noch zum römischen Reiche gehörig) ist nur zum Theile Ebene, zum Theile aber Berg- und Hügelland und auch dadurch vom östlichen unterschieden, dass es, obwohl größtenteils von Magyaren bewohnt, doch auch eine ansehnliche deutsche Bevölkerung (besonders in den Städten) besitzt. Von dem Berglaude am Grauer Donau- Durchbruche erstreckt sich nach SW. der Bäkvnywald, bis 700 m hoch, und umschließt in Verbindung mit dem fruchtbaren pannonischen Hü gell an de (s. 8 37) und den Karpaten die obcrungarische Ebene. Die Eingangspforte an der Donau bewacht P r e s s burg, einst die Krönungs¬ stadt Ungarns; unterhalb derselben theilt sich die Donau in drei Arme, die die sumpfigen, aber gut bebauten Jnselu Schütt einschließen und bei der Festung Ko morn sich wieder vereinigen. Zwischen Gran, wo der Primas (erster Bischof) des katholischen Ungarn residiert, und Waitzen durchbricht die Donau das innerkarpatische Randgebirge. Nördlich von der Donau greift die Ebene fingerförmig in die Karpaten ein; südlich davon breitet sich das Becken der Raab aus, die aus dem panuouischeu Hügel- laude kommt und bei Raab in die Donau mündet. Das westliche, noch von Deutschen bewohnte Hügelland erzeugt viel Wein, besonders die Gegend von Ödenburg; östlich davon der flache, periodisch völlig austrocknende Neusiedler See. 278 An der Spitze des Dreieckes zwischen dem Bakonywald, der Donau und Drau liegt zu beiden Seiten der Donau die Hauptstadt des unga¬ rischen Staates, Budapest. Die centrale Stellung ini ungarischen Länderkreise zwischen deni großen Flach- und dem westlichen Hügellande, am Hauptstrome des Landes, der hier zum letztenmale sich verengt und daher bequem überbrückt werden kann, hat diese Doppelstadt zur be¬ herrschenden Capitale gemacht. Zum letztenmale treten steile Höhen an das rechte Donau¬ ufer heran, an deren Fuß zahlreiche heiße Quellen hervorsprudeln. Ofen (Buda) grup¬ piert sich malerisch um diese Höhen, die das hohe Schloss nnd die Festung tragen, von einem rebeubedeckten, mit Dörfern dicht besäeten Hügelgebiete umgeben. Pest, mehr eine Schöpfung der Neuzeit, liegt am flachen linken Ufer. Budapest ist für Ungarn fast das geworden, was Paris für Frankreich ist. Es ist nicht bloß die politische Hauptstadt, sondern auch die geistige (Universität, technische Hochschule); hier vereinigen sich die meisten Industriezweige, die sonst in Ungarn nur vereinzelt Pflege finden, von hier aus strahlen sämmtliche Hauptbahnen aus: nach Wien, Triest, Belgrad, zur unteren Donau, nach Kronstadt und Teschen. Daher concentriert sich hier auch der Handel, der besonders in der Donau-Dampsschiffahrt ein billiges Verkehrsmittel findet (die ungeheuren Felsenkeller von Promontor, wo der Wein auf¬ gespeichert wird; Steinbruch bei Pest der größte Schweinemarkt Europas). Von Budapest gelangt man über Stuhlweißenburg zum flachen Becken des Plattensees st des größten Sees der Monarchie, dessen vul- eanische Hügelufer die nach Tokaj berühmtesten Rebenpflanzungen tragen. Groß-Kanizsa (kanischa) vermittelt den Getreidehandel nach SW. Bei Fünfkirchen erhebt sich ein isoliertes Gebirge bis 700 m Höhe, das große Steinkohlenlager birgt, die namentlich für die Entwickelung der Donau-Dampsschiffahrt von Bedeutung wurden. Z 74. Das ostungarische Tiefland oder das ALfölV (— Nieder¬ land), die eigentliche Heimat der Magyaren, ist eine ununterbrochene Ebene von etwa 90.000 Zwar gibt es auch hier Höhenunterschiede, aber dieselben werden dem Auge ebensowenig wahrnehmbar wie auf der russischen Ebene. Fast genau in der Mitte des Alföld fließt die Theiß (Tisza stißaj, der echt magyarische Strom) trägen Laufes und mit zahllosen Serpentinen nach S. der Donau zu, weithin das Userland versumpfend und zur Zeit der Schneeschmelze in den Karpaten dasselbe überschwemmend. Jetzt hat man den Flusslauf reguliert und Dämme errichtet, die aber der Gewalt des Hochwassers nicht immer standhalten (Untergang Szegedins im Jahre 1879). Das Klima ist trocken, da die Randgebirge die Seewinde abhalten; daher war die Ebene wohl stets waldarm, ja der innerste Theil (östlich von der Theiß) ist wirkliche Steppe, die nur an den Sumpfusern von kleinen Eichenwäldern unterbrochen wird. Die Natur bot ungeheure Weideflächen (hier P u s s t e n genannt), aber in neuester Zeit musste die Pussta mit ihrem l blato — Sumpf. 279 halbnomadischen Hirtenleben dem Pfluge weichen, und der größte Theil der Ebene wurde in Äcker, die nun Mais, Weizen, Hanf und Tabak in ungeheurer Fülle hervorbringen, oder in Wein- und Obstpflanzungen (Melonen rc.) verwandelt. Doch hat das Alföld auch seine Schattenseiten. Es verschmachtet oft unter Trockenheit und wird dann wieder von Überschwem¬ mung bedroht; es hat Mangel an gutem Trinkwasser, das der Ziehbrunnen aus großer Tiefe heraufholen muss: ein Übelstand, der um so schwerer ins Gewicht fällt, als die Sommertage oft so glühend heiß sind, dass Luft¬ spiegelungen (Fata Morgana) wie in den Wüsten entstehen. Der Mangel an Steinen verhindert den Straßenbau und erschwert dadurch den Handel. Die Orte sind ärmlich gebaut und entbehren vielfach des Pflasters; sie sind weit voneinander entfernt, dafür aber um so größer, wie die Zelt¬ lager der Nomadeu. Selbst Dörfer mit mehreren Tausend Einwohnern sind hier keine Seltenheit. Z 75. Mit Ausnahme der südlichen Comitate wird das Alföld fast nur von Magharen bewohnt. Zwischen Theiß und Douau siedelten sich auch Kuma neu und Jazygen an, mongolische Volksreste, die im 15. Jahrhunderte nach Ungarn kamen, aber nun völlig Magyaren geworden sind. In ihrem Lande blüht besonders der Gartenbau; die Aprikosen und Sauerkirschen von Keeskemet (ketschkemet) genießen großen Ruf. Felegy- häza' (feledjhäsa) ist der Hauptort der Kumanen, Jäsz-B(rönt) (jäß-bcreni) jener der Jazygen. Nach NO. schließt sich daran das Land der Hajduken, einer mittelalterlichen Polizeiwache, mit Debreezin (debretzin), wo die magyarische Sprache und die Nationaltracht am reinsten erhalten sein sollen. Eine größere Zahl bedeutender Orte liegt zwischen der Körös und Maros, wie Csaba (tschäba), Szeutes (ßintesch), Hödmezö- Vasarhely (hödmezö), Mako (mäkö), und gegenüber der Marosmündung Szeged in (ßegedin), die größte Stadt des Alföld. Der Westrand des siebenbürgischen Hochlandes ist ein wichtiger Weinbezirk; Großwardein am Eingänge der Hauptstraße nach Siebenbürgen und die Festung Arad sind hier die größten Städte. Der Süden des Alföld hat einen anderen Volkscharakter. Hier haben sich Serben, die vor den Türken flüchteten, neben Magyaren und Deutschen angesiedelt. Westlich von der Theiß beginnt dieses Völkergemisch bereits bei Theresiopel^; und im S., wo Neusatz' an der Donau gegenüber der slavonischen Feste Peterwardein der Haupt- ort ist, tritt das magyarische Element schon sehr zurück. Nirgends ist aber i M --- auf, ober; sobana — Kirche. - Nach der Kaiserin Maria Theresia benannt. b — neuer Sitz. 280 die Bevölkerung bunter als im Banat (östlich von der Theiß, südlich von der Maros), wo noch Rumänen dazukommen und wo ganz deutsche, magyarische, serbische und rumänische Dörfer miteinander abwechseln und oft ein Dorf alle vier Nationalitäten beherbergt. Hier ist auch die Besiedelungsart eine andere; es fehlen die Riesendörfer der Magyaren. Die südliche Lage ermöglicht den Reisbau auf dem häufigen Sumpfboden und die Seidenzucht, die iu letzter Zeit großen Aufschwung genommen hat. Der Hauptort des Banats, Temesvar (temeschwär), eine Festung, bewacht den Eingang durch die Teregovaner Pforte. Die nördlichen Nandländer. Z 76. Auf die breite, hier noch vorwiegend mit Nadelholz bewaldete Karpatenzone folgt nach N. ein Flachland, das schon zur großen osteuropäischen Tiefebene gehört. So sehr es auch dem Auge einförmig erscheint, so bestehen doch Höhenunterschiede, die eine ungleichförmige Vertheilung der Flüsse bewirken. In Westgalizien fließen sie nach N. zum Grenzflüsse Weichsel; der Dunajee mit dem Poprad, die aus der Tatra kommen, und der San, der das längste Karpatenthal durchläuft, sind die wichtigsten derselben. Den viel breiteren Osten nimmt das podo lische Plateau ein, das von der europäischen Hauptwasserscheide durchschnitten wird: zur Weichsel geht der Bug, Styr aber schon zum Dnjepr, und nach SO. fließen Dnjestr, der Hauptfluss des Ostens, Pruth und Sereth, Nebenflüsse der untersten Donau. Diese Randländer sind im Gegensätze zu den übrigen Ländern der Monarchie ein Anhängsel ohne hydrographische Selbständigkeit; sie besitzen nur die Oberläufe von Flüssen, deren größter Theil in fremden Staaten liegt. 8 77. Die hydrographische Zweitheilung Kcrtiziens, das erst 1772 bei der Theilung Polens an Österreich kam, ist zugleich eiue sprachliche. Westgalizien ist polnisch, Ostgalizien rnthenisch (kleinrussisch), doch ist 281 auch hier die christliche Städtebevölkerung größtentheils polnisch. Polen und Ruthenen unterscheiden sich nicht bloß sprachlich, sonderen auch religiös, denn obwohl die Ruthenen auch zur katholischen Kirche gehören, haben sie doch den griechischen Ritus, die russische Schrift und den julianischen Kalender i beibehalten. Die Polen besitzen eine ausgedehnte Nationalliteratur, die allgemeine Volksbildung steht aber in Galizien wie in der Bukowina sehr tief. Dem entspricht auch der primitive Ackerbau und die geringe Jndustriethätigkeit; der Handel und die Schankwirtschaft befinden sich fast ausschließlich in den Händen der Juden, die sich auch durch Tracht und Sprache (Judendeutsch) von den Christen unterscheiden und einen großen Theil der Städtebevölkerung ausmachen. Das galizische Flachland gehört zu den ergiebigsten Getreidegebieten der Monarchie. Entlang des ganzen Außenrandes der Karpaten zieht sich bis in die Bukowina hinein eine Salzzone 2, die an verschiedenen Stellen abgebaut wird und der gesammten Salzproduction der Monarchie liefert. Parallel damit zieht innerhalb der Karpaten eine Petroleumzone, das einzige Vorkommen dieser Art in der Monarchie und das wichtigste in Europa. Auch durch seine Lage ist Galizien von Bedeutung, denn obwohl die Karpaten schon an mehreren Punkten von Eisenbahnen überschritten werden, so ist die Hauptverkehrslinie zwischen der Donau und Russland noch immer die Bahn Krakau - Lemberg - Podwoloczyska (Fortsetzung nach Odessa und Kiew-Moskau), von der sich in Lemberg die Bahn nach Czernowitz und in die Moldau abzweigt. Da aber Galizien nur offene Grenzen hat, so ist es im Kriegsfälle außerordentlich gefährdet. 8 78. Westgalizien sinkt staffelförmig von den Karpaten zur Weichsel ab: Gebirge, Hügelland, Lößplateau (über den Löß s. S. 87), Ebene; die drei letzteren Glieder erzeugen viel Getreide, besonders Roggen. Nach den Sudetenländern ist die Verbindung ganz offen (vergl. § 28), nach Ungarn bequem, da die Wasserscheide iu den inneren Karpaten liegt, bis wohin hier ausnahmsweise auch die galizische Grenze vordringt. Die Festung Krakau bewacht die westliche Eingangspforte zur Donau. Krakau, der letzte Rest des polnischen Staates, der erst 1846 der Monarchie einverleibt wurde, ist eine der ältesten und auch durch seine Bauten denkwürdigsten Städte Polens, ehemals die Residenz, seit dem 16. Jahrhunderte wenigstens die Krönungs¬ und Begräbnisstätte der polnischen Könige (Königsschloss Wawel), und gilt auch jetzt noch als eigentlicher Mittelpunkt des österreichischen Polenthums (polnische Universität), wenn es auch nicht mehr politische Hauptstadt ist. > Der julianische Kalender, der um zwölf Tage hinter dem gregorianischen zurück ist, herrscht in allen Ländern der griechischen Kirche. ? Daher der Name Galizien (Kalit8od — Salzland). 282 Nordwestlich von Krakau erhebt sich ein Hügelland, das mit der Lysa Gora von Russisch-Polen (vergl. III. Abtheilung Z 62) in Verbindung steht und auch an deren Steinkohlen- und Eisenlagern theiluimmt, daher hier noch etwas regere Industrie (Biala, s. Z 31). Südöstlich von Krakau liegen die Salzbergwerke von Wieliczka (wjelitschka) und Böchnia, die unterirdisch miteinander verbunden sind und den ersten Rang in der an Salz so reichen Monarchie behaupten. Die übrigen größeren Orte liegen an der Grenze des Hügellandes, entlang welcher auch die Hauptbahn verläuft, so Tarnow an der Einmündung der Popradbahn, Jaroslau am San und desgleichen auch Przemysl (pschemischl) an der Stelle, wo der Karpatenrand eine südliche Biegung ausführt, daher stark befestigt, um einen von O. anrückenden Feind aufzuhalten und den Zugang nach Ungarn auf der Lupkowbahn zu versperren. Z 79. In Ostgalizien sind drei Theile zu unterscheiden. Das podolische Plateau ist eine baumlose, steppenartige, menschenleere Ebene, deren Lößboden aber die reichlichsten Weizen-, Roggen- und Gersten¬ felder Galiziens trägt. So einförmig aber die Hochfläche, so reizend und mannigfaltig sind die tief eingeschnittenen, steilwandigen Thäler, durch die die Flüsse in nahezu gleichen Abständen der Abdachung des Plateaus zum Dnjestr folgen. Hier drängt sich auch die Bevölkerung zusammen; die größte Stadt ist Tarnopol am Sereth (300 in über dem Meere). Nach N. bricht das Plateau ziemlich steil zum Tieflau de des Bug uud Styr ab, das auch im W. durch einen schmalen Rücken vom Sangebiete geschieden wird. Am Rande des Bugbeckens liegt die Hauptstadt Galiziens, Lemberg, mit polnischer Universität und technischer Hochschule. Der Grenzort Brody, fast ganz von Juden bewohnt, treibt starken Handel mit Russland. Zwischen dem Dnjestr und den Karpaten breitet sich ein niederes, fruchtbares Hügelland aus. Die größeren Städte liegen auch hier in der Nähe des Gebirgsrandes, zum Theile bedingt durch die Salzsiederei, wie Drohobyez (drochöbitsch) und Kalusz (käljusch), und durch die Petro¬ leumgewinnung, die in Boryslau (südwestlich von Drohobyez) am intensivsten betrieben wird. Bei Stryj mündet die Karpatenbahn von Munkäcs, bei Stanislau schließt sich an die Hauptbahn Lemberg-Czer¬ nowitz eine Secundärbahn an, die erst am Rande der äußeren Karpaten, dann mitten durch dieselben bis nach Mähren führt und zur Erschließung des Gebirges wesentlich beiträgt. Kolomea am Pruth gehört hydrogra¬ phisch bereits zur Bukowina. 8 80. In der Wukorvincr senkt sich das Vorland der Karpaten nicht mehr zum Dnjestr, sondern nach SO.; alle Karpatenflüsse, Pruth, 283 Sereth und Moldawa, biegen daher, sobald sie das Gebirge verlassen haben, nach SO. um. Geographisch ist die Bukowina eng mit der Moldau ver¬ knüpft und war es auch politisch bis 1775. Der Norden wird noch von Ruthenen bewohnt, die Mitte und der Süden aber schon von Rumänen. Das Gebirge ist noch reich bewaldet (Bukowina — Buchenland) und birgt auch Erze; das Hügelland und die Flussebenen sind, entsprechend der süd¬ licheren Lage, meist mit Mais bepflanzt. Die Hauptstadt Czernowitz (tschernowiz) am Pruth hat eine deutsche Universität; der größte Ort der südlichen Bukowina ist Radautz. Städtötasel. Die illyrischen Länder. 8 81. Die obere und mittlere Stufe des Karstsystems (s. 8 57) setzt sich ohne Unterbrechung in der westlichen Balkanhalbinsel fort, ebenfalls mit südöstlichem Verlaufe der Bergketten und Längsthäler. Als Haupt¬ wasserscheide zwischen dem adriatischen Meere und der Donau (Save) können die Ketten des Kapellagebirges und der dinarischen Alpen betrachtet werden, doch lässt sie sich nicht genau bestimmen, weil auch hier zahlreiche Poljen vorkommen, von denen man nicht mit Bestimmtheit weiß, wohin ihre Gewässer unterirdisch sich ergießen. Erst jenseits der dinarischen Alpen reicht das adriatische Flussgebiet im Thale der Narenta weit in das Gebirge hinein. Sonst hat nur die Nordostabdachung große offene Thaler, durch welche die Kulpa, Unna, der Vrbas, die Bosna und Drina (Grenzfluss gegen Serbien) zur Save fließen. Von wesentlichem Einflüsse auf die Beschaffenheit der Gebirge ist es, ob sie ihre ursprüngliche Waldbekleidung noch bewahrt haben oder nicht; nur wo das letztere der Fall ist, entfaltet sich der echte Karstcharakter in seiner ganzen traurigen Öde. Im SW. grenzt das Karstsystem unmittelbar ans Meer, zu dem es meist mit steiler Felsenküste abstürzt, nach NO. senkt es sich allmählich und geht durch einen Gürtel von Randhügeln in die Save-Ebene über. Die Bevölkerung gehört dem kroato-serbischen Stamme an. Zwar sind Kroaten und Serben sprachlich nur Ein Volk, aber der reli¬ giöse Gegensatz zwischen den katholischen Kroaten und orthodoxen Serben schuf eine so tiefe Kluft, als ob sie zwei verschiedene Völker wären. Die 284 Deutschen sind nur in geringer Zahl vertreten, wichtiger ist dagegen die italienische Bevölkerung der Küstenstüdte aus der Zeit der venetianischen Herrschaft (wie in Istrien). Z 82. Kroatien und Stavonien nimmt nur im W. an den Gebirgen der Balkanhalbinsel theil, das Hauptland liegt aber zwischen der Drau und Save, an denen sich breite, fruchtbare, aber häufig versumpfte Ebenen hinziehen. Zwischen denselben erheben sich drei umfangreichere Gebirgsgruppen von 1000 m Höhe: die Jvansciea (iwanschtschiza), die noch mit den Alpen zusammenhängt, und der Sljemen im W. und das Bergland von Požega im O., zwischen denen eine lange aber schmale und niedere Bergkette die Verbindung herstellt. Weiter östlich verschmelzen beide Flussebenen miteinander, und erst in der Landschaft Syrmien werden sie wieder durch die Fruska Gora (fruschka, 500 m) getrennt. Namentlich Syrmien ist durch herrliche Eichenwälder ausgezeichnet, die das beste Dauben¬ holz (für Fässer) liefern. Auch sonst ist Kroatien noch stark bewaldet; der bebaute Boden liefert besonders Mais, Weizen und Wein. Kohlenlager sind vorhanden, harren aber noch der völligen Erschließung. Die bedeu¬ tenderen Orte liegen an den Hauptslüssen: an der Drau Warasdin und Esseg, der Hauptort Slavoniens, an der Save Agram, die Hauptstadt des Königreiches und Sitz einer kroatischen Universität, und Semlin an der Mündung, gegenüber von Belgrad. Bei Krapina heiße Quellen. Westlich von der Save geht die schmale Zone der Randhügel bei Karl¬ stadt, in einem großen Flussbecken der Kulpa gelegen, in das kroatische Karstland über. Offene Flussthäler erstrecken sich bis an die Kette der Kapella (höchster Gipfel 1700 m). An der Küste erhebt sich das Velebit- gebirge bis nahezu 1800 m und verschmilzt im S. mit der Kapella, so dass das kroatische Hochland nach allen Seiten abgeschlossen ist. Das Innere hat nur Polsen, und ans der ganzen Küstenstrecke ergießt sich kein einziger größerer Fluss in das Meer. Das Klima ist rauh wegen hoher Lage, der Kalkboden dürftig, aber glücklicherweise ist noch viel Wald er¬ halten. Die Steilküste leidet an Hafenlosigkeit und unter dem Mangel einer bequemen natürlichen Verbindung mit den reichen Ebenen des Donau¬ gebietes, und dieser Umstand hindert auch einen größeren Aufschwung Fiumes am Nordende des Quarnero, obwohl Ungarn alles daransetzt, um seinen einzigen Seehafen zum würdigen Nebenbuhler Triests zu machen. In Fiume befindet sich die Marine-Akademie. 8 83. Datrncrtien, in der Breite von Mittelitalien gelegen, ist das wärmste Land der Monarchie, wo die immergrüne Vegetation Süd¬ europas schon zur vollen Entfaltung kommt. Trotzdem gehört es zu deu 285 ärmsten Gebieten Österreichs. Der Wald ist, wie im Jstrianer Karste, aus¬ gerottet und an dessen Stelle Weide und Gestrüpp oder nackter Felsboden getreten. Große Herden von Schafen und Ziegen, der Reichthum des Dalmatiners, verderben noch die letzten Reste des Waldes und lassen keinen Neuwuchs aufkommen. Der Kalkboden ist mager; man pflanzt darauf Mais, Weizen und Gerste und, was wichtiger ist, Wein und Oliven. Größeren Aufschwung verhindert auch die Unbildung der slavischen Bevölkerung (im Innern Morlakken genannt), die aber die buchten-und inselreiche Küste geradeso wie ihre illyrischen Vorfahren im Alterthum zu tüchtigen See¬ leuten herangezogen hat. Wie einst der venetianischen Flotte, so liefert Dal¬ matien jetzt der österreichischen die besten Matrosen, und darin liegt seine Bedeutung. Dagegen sind auch diejenigen Erwerbszweige, die an die Küste gebunden sind, wie Fischfang, Seesalzgewinnung und Schiffbau, weniger entwickelt als in Istrien; die einzige bedeutendere Industrie ist die Maras¬ chino-Bereitung in Zara (Maraschino ein Liqueur aus Sauerkirschen). Z 84. Dalmatien zerfällt in drei Abschnitte: das nördliche Festland, das südliche Festland und die Inseln. Der nördliche Theil des Festlandes wird in NO. von den din arischen Alpen (bis 1900 m hoch) ab¬ geschlossen; nach SW. erniedrigt sich das Land stetig und ebenso auch gegen NW., indem die Parallelketten der dinarischen Alpen gegen NW. fächer¬ förmig auseinandertreten und in ein niederes, aber noch immer felsiges Wellenland übergehen. Zwischen den Kalkhöhen der dinarischen Alpen und der Küstenkette liegt eine breite Flyschzone, wie im Küstenlande; daher konnten sich hier auch größere offene Flüsse entwickeln, wie die Kerka und Cetina. Dieser Theil Dalmatiens ist für den Anbau am geeignetsten, trotzdem haben sich auch hier größere Orte nur an der buchtenreichen Küste entwickelt; die Hauptstadt Zara, Sebenicv und Spa lato, die größte Stadt Dal¬ matiens , auf den Ruinen und aus dem Material des Palastes des römischen Kaisers Diocletian erbaut. Der südliche Theil beschränkt sich auf einen schmalen felsigen Küsten¬ strich, der nur durch das sumpfige, fieberhauchende Delta der Narenta unterbrochen wird. Nördlich davon ist die Steilküste buchtenlos, südlich davon buchtenreich; der letztere Theil bildete einst das Territorium der italienischen Handelsrepublik Ragusa, die nach den napoleonischen Kriegen zusammen mit dem venetianischen Dalmatien (und Istrien) an Österreich kam. Nahe dem Südende öffnen sich die wunderbaren Boeche^ di Cättaro, eine Vereinigung von drei großen, felsenumgürteten Buchten, die einen vorzüglichen Kriegshafen bilden, in früherer Zeit auch die einzige Stätte ' Plural von boaoa — Eingang. 286 waren, wo Montenegro mit der civilisierten Welt in Verbindung stand. Die Umwohner der Bocche, die Bocchesen, zeigen noch jetzt den krie¬ gerischen Geist und die rauhen Sitten der Montenegriner. Die Inseln sind durch Senkung losgelöste Stücke des Festlandes, dessen gebirgige und Karstnatur sie theilen (höchster Gipset auf Brazza, der größten dalmatinischen Insel, 800 in hoch). Sie zerfallen in zwei Gruppen: die nördliche, zu der auch die (istrianischeu) Inseln des Quarnero gehören, streicht parallel mit der Küste von SO. nach NW. (Pago zeigt hier besonders deutlich die Zugehörigkeit zum Festlande); die südliche Gruppe macht, entsprechend dem fächerförmigen Auseinandertreten der Gebirgsketten, eine Schwenkung nach S. und streicht von O. nach W. Auf der Halbinsel Sabioncello (sabiontschello), die kaum noch mit dem Festlande zusammenhängt, ist diese Schwenkung deutlich wahrnehmbar. Brazza, Lesina und Curzola sind die größten Inseln; Lissa ist ein vorgeschobener Posten, einst Kriegshafen und durch den Seesieg der Österreicher über die Italiener (1866) berühmt. Z 85. Im Gebirge von Wosnien und Kercegovrncr (Herze¬ gowina) tritt die Nordwestrichtung in Berg und Thal ebenso deutlich zutage wie in Dalmatien; von SW. nach NO. lassen sich fünf Zonen unterscheiden: 1.) Außer dem Unnathale begleiten eine Reihe von Einsenkungen den Ostabhang der dinarischen Alpen, und zwischen diesen und den Längs- thälern des Vrbas und der Narenta breitet sich ein Plateau artiges Kalkgebirge aus, das zu beiden Seiten des Narenta-Durchbruches Höhen bis 2200 m erreicht. Außer dem Unna- und Narentathale gibt es kein größeres offenes Thal, nur Polj en, doch von großer Ausdehnung und fruchtbar, nur rauh wegen hoher Lage (das größte ist das von Livno, 700 in über dem Meere). 2.) Die zweite Zone liegt zwischen den Thallinien Vrbas-Narenta auf der einen und Bosna -Vrbanja (mündet bei Banjaluka in das Vrbasthal) auf der anderen Seite. Hier tritt südlich von Travnik an Stelle des Kalkgebirges ein Schiefergebirge: das eisenhaltige bosnische Erzgebirge; den übrigen, größeren Theil nehmen wieder Kalkplateaus ein, die, von einigen Schiefergebirgen unterbrochen, nicht nur die Gegend südlich, sondern auch nördlich von Sarajevo erfüllen, aber im Gegensätze zur ersten Zone meist von offenen Thälern durchschnitten sind. Der Grenz¬ gipfel Maglic (maglitsch, 2400 in) ist der höchste Punkt des Karst¬ systems innerhalb des österreichischen Gebietes. Im NO. lagern dem eigent¬ lichen Karstsystem 3.) langgestreckte Flyschketten von 1300 bis 1400 m Höhe vor, dann folgt 4.) eine Hügelzone, stellenweise noch von höheren Gebirgen unterbrochen, endlich 5.) die Save-Ebene. 287 Z 86. Bosnien und die Hercegovina waren türkische Provinzen, sind aber durch den Berliner Vertrag vom Jahre 1878 unter österreichisch¬ ungarische Verwaltung gestellt und werden politisch nicht als Kronland betrachtet. Die Bewohner sind Serben, aber säst ein Drittel davon bekennt sich zur mohamedanischen Religion. Bei der türkischen Eroberung nahm nämlich der Adel des Landes (dieBegs) den Islam an, um seine Vorrechte zu retten; die christlich gebliebene Landbevölkerung, die sich größtentheils zur griechisch-orientalischen Kirche bekennt, kam dadurch in ein drückendes Abhängigkeitsverhältnis zum mohamedanischen Adel. Dieser Umstand in Verbindung mit der schlechten türkischen Verwaltung brachte die im Mittelalter blühenden Länder an den Rand des Verderbens, aus dem sie jetzt durch Österreich gerettet wurden. Bosnien, welches das Donaugebiet umfasst, ist das reichere Land, denn es hat selbst im eigentlichen Karstgebirge seine herrlichen, aus Eichen, Buchen und Nadelhölzern bestehenden W ä l d e r bewahrt. Hier Hausen noch zahlreiche Füchse, Luchse, Wölfe und Bären, deren Petze hauptsächlich nach Leipzig gehen. Gebaut wird vorwiegend Mais und Weizen; für den Weinbau eignet sich ein großer Theil des Landes wegen zu hoher Lage nicht, der Obstbau liefert besonders Pflaumen, die in gedörrtem Zustande einen wichtigen Ausfuhrgegenstand bilden. Die nördlichen Gegenden sind als die niedrig liegenden die fruchtbarsten; Banjaluka ist hier der Hauptort. Die alte und die neue Hauptstadt, Travnik und Saräjcvo, liegen aber (an Zuflüssen der Bosna) mitten im Gebirge, das sich zwischen den beiden Städten zu eiuem beckenartig abgeschlossenen Hügellande erniedrigt. Der im Mittelalter blühende Bergbau (besonders der Silberbergbau vou Srebrenica ssrebrenizaj in der Nähe der serbischen Grenze) ist wenigstens in der Umgebung der Hauptstadt wieder ausgenommen worden. Eine abgeschlossene Landschaft ist das Thalgebiet der Drina mit dem Hauptorte Foca (fotscha). Das Limthal führt nach dem türkischen Gebiete von Novipazar (pasar), in dem Österreich das Recht der militärischen Besetzung hat. Die Hercegovina theilt mit Dalmatien das Schicksal starker Ent¬ waldung und dürftigen Felsbodens, ist aber wärmer als Bosnien und eignet sich vortrefflich für Tabak- und Weinbau. In der 9k a renta besitzt sie ein großes, offenes Thal, das sich zur Verkehrsstraße um so besser eignet, als zwischen ihm und dem Bosnathale bei Sarajevo nur eiu schmales Gebirge liegt, das im Jvausattel nicht einmal ganz 1000 m Höhe erreicht. Diese Einsenkung benützt die neue Eisenbahn, die vou Brod (an der Save) über Saräjevo nach Mostar, der Hauptstadt der Hercegovina, und bis 288 zum Delta der Narenta führt, wo sich die Dampfschiffahrt anschließt. Durch diese Bahn ist nicht bloß die innere Hercegovina, sonderen auch das mittlere Bosnien direct mit dem Meere verbunden. Register A. Aachen 165. Aar 47, 150, 151. Aargau 153. Abbazia 268. Abdachung der Berge 11. Aberdeen 145. Abessinien 55, 56, 67, 71. Abessinier 71. Abfall 12. Abhang 12. Abruzzen 124, 128. Abuschehr 96. Ach 262. Achaia 122. Ache, große, 260. Achensee 251. Aconcagua 58, 211. Adamello-Alpen 248. Adamsbrücke 84. Adda 123. Adelaide 59, 218. Adelsberg, Grotte, 266. Aden 102. Adler, Fluss, 236. Adlergebirge 235. Admont 263. Adrianopel 120. Adriatisches Meer 45, 105, 223 Ägäisches Meer 45,105,114. Ägina, Golf von, 115. Ägypten 56, 67 f. Äquator 23. Äquinoctinm 27. Äthiopien 71. Ätna 52, 125, 131. Afghanistan 54, 96. Afrika 55, 63. — südliches Tafelland 55. Agram 48, 284. Agteleker Tropfsteinhöhle 274. Ahrenthal 248. Ajaccio 187. Aja Sofia 119. Akko (Ptotomais) 101. Siipan, Geographie. Akropolis 122. Ala 261. Alandsinseln 197. Alaska 57, 58, 203, 205. Albaner Gebirge 125. Albanesen 117, 118. Albanien 120. Albert-Eduard-See 67, 70. Albert-See 55, 57, 70. Aleppo (Haleb) 100. Alessandria 127. Meuten 57, 203. Alexandria 56, 73. Alexandrien 68. Alföld 224, 278. Algerien 66. Algier 66, 73. Alhambra 137. Allahabad 83. Alleghanies 57, 203, 205. Aller 166, 173. Allier 184. Almaden 136. Almengürtel der Alpen 150. Alpen 46, 51, 106, 224. — Ackerbau in denselben, 254. — Theile derselben, 247. Alpen- und Karstländer, österreichische, 247. Alpenseen, Schweizer, 151. Alpensystem 106. Alsen 170. Alt 224, 269, 276. Altar 53, 92. Altcalifornien 209. Altdorf 153. Altenburg (iu Thüringen) 167, 168. Altona 49, 172. Alt- nnd Neusohl 274. Altvater 244. Aluta 199. Amazonenstrom 58, 212. Amboina 87. Ambras 260. Ameisenfresser 213. Amerika 57, 201 ff. Amerika, eingeborene Be¬ völkerung 57. Amiens 183. Ammonstempel 66. Amselfeld 116. Amstel 177. Amsterdam 50, 177. Amn 53, 94. Amurfluss 53, 92. Anatolien 97. Ancona 128. Andalusien 137. Andalusische Tiefebene 133. Andamanen 85. Anden, Andes 58, 211, 213. Andorra 136. Angelsachsen 140. Angers 184. Anglesea 145. Angola 70. Anhalt 49, 167, 174. Anjou 184. Ankogl 248. Annaberg (Oberschles.) 170. Annam 85. Antillen 58, 210. Antipoden 30. Antwerpen 50, 179. Apenninen 52, 106, 123, 124; Snbapenninen 124. Appenzell 153. Appenzeller Alpen 151. Apulien 130. Apulisches Flachland 124. Aquileia 267. Araber 65, 67, 102. Arabien 53, 76, 101 f. Arabisches Meer 53. Arad 279. Aragonien 136. Aralsee 53, 76, 93, 94. Ararat 96. Aras 96. Arber 234. Archangelsk 196. Archipel 36. ostindischer, 75, 85. Arco 261. 19 290 Ardennen 163. Ardennenplateau 176. Argäus 98. Argentina 58. Argentinien 215. Argonnenwald 180. Arkadisches Hochland 117. Armenien 53, 54, 96 f. Armenier 96. Arnhem 178. Arno 124, 129. Arno-Ebene 125. Arpaden, Geschlecht der, 271. Arsa 265. Artois 183. Arva 273. Asch 241. Asien 52, 74. — Hochlandgürtel 75. — russisches, 91. Asow'sches Meer 45, 192. Assyrier 99. Astrachan 198, 199. Asturien 136. Atacama 214. Athen 52, 122. Athos 120. Atlantischer Ocean 37, 38, Atlasgebirge 55, 65. Atmosphäre 31. Atolle 219. Attersee 259. Attika 117, 121. Augsburg 49, 160. Aussee 259. Aussig 241. Australalpen 216. Australgolf 59, 216. Australien 59, 216. — Bevölkerung, Sprache, Religion 217. Australischer Jnselbogen 218. — Überland-Telegraph 218. Australneger 217. Auvergne 184. Avaren 271. Avignon 186. Avisio 252. Azoren 56, 72, 137. Azteken 209. B. Bab el Mandeb, Straße v., 102. Babiagura 273. Babylonien 99. Bach 15. Bachergebirge 250. Baden 49, 159, 162, 258. Baffinsbai 38, 57, 204. Bagdad 99. Bahama-Inseln 58, 210. Bahia 215. Bahrein-Inseln 102. Bai 37. Baierische Oberpfalz 160. — Rheinpfalz 163. Venerischer Wald 155, 159. Baiern 49, 159, 161. Baikalsee 53, 92. Baireuth 161. Bakonywald 277. Baku 95, 97. Balearen 51, 137. Balkan 52, 106, 116. Balkanhalbinsel 45, 52,106, 114. Balkaschsee 94. Baltimore 207. Baltischer Landrücken 170. Baltische Seenplatte 170. Bamberg 161. Bananen 219. Banat 280. Banater Gebirge 277. Banda-Inseln 87. Bangkok 85. Banjaluka 287. Banka 86. Bantnneger 69, 72, 73. Banya, Nagy- und Felsö-, 275. Barbarossa 167. Barcelona 51, 136. Bari 130. Barka, Plateau von, 55, 66, 67. Barmen 165. Basel 49, 153. Basken 110. Baßstraße 38. Batavia 54, 86. Bauhen 169. Bayonne 185. Becken 14. Bcczwa 243. Beduinen 102. Begs 287. Beirut (Beritus) 100. Belfast 146. Belfort 186. Belgien 50, 178. Belgrad 52, 121. Belt, großer und kleiner, 45, 105, 188. Beludschistan 54, 96. Benares 83. Bengalen 83. Ben Nevis 140. Benne 68. Beraun 237. Berbern 65. Berditschew 198. Berg 11. Bergbau in den Alpen 254. Bergen 190. Bergfahrt 16. Bergland 13. — von Guyana 212. Bergpass 14. Bergrücken 12.' Bergwand 12. Berlin 49, 170 f. Bermuda 205. Bern 49, 153. Bernadotte (Herrscherhaus) 189. Berner Oberland 151. Bernina 150. Bernstein 172. Besan?on 186. Bessarabien 198. Bethlehem 54, 101. Beuthen 171. Bevölkerung, absolute, rela¬ tive, 41. — in den Alpen 255 f. — der britischen Inseln 140. — von Deutschland 156 f. — Europas 110 f. — in Galizien 280, 281. — in Kärnten 262, 263. Österreich-Ungarns 227, 228. — der Schweiz 151. — in Südtirol 261. — im südlichen Ungarn 279, 280. Biala 244, 282. Bielefeld 166. Bielitz 244. Bifurcation 212. Bilbao 136. Binnensee 14. Birma 85. Birmingham 51, 144. Bismarck-Archipel 218. Black country 144. Blansko 246. Bleiberg 263. Bober 171. Bocche di Cattaro 285. Bocchesen 286. Bocchettastraße 127. Bochnia 282. Bochum 165. Bodenarten 8. 291 Bodenerhebungen 11. Bodensee 150, 159. Böhmen 48, 234. Böhmerwald 155, 234. Böhmisches Massiv 224,233. Böhmisch-Leipa 242. Böhmisch-mährisches Gesenke 236. Böschung 11, 12. Böschungswinkel 12. Bogota 213. Bolivar 213. Bolivia 58, 214. Bologna 128. Bombay 54, 84. Bonn 164. Bonzen 81. Boothia Felix 57. Bora 267. Bordeaux 51, 185. Borgopass 275, 276. Borneo 54, 86. Bornholm 188. Boryslau 282. Bosna 47, 48, 283. Bosnien 48, 287. Bosnien und Hercegovina 286. Bosporus 45, 105. Boston 207. Bottnischer Meerbusen 105. Boulevards 183. Boulogne 183. Bourbon (Herrscherhaus) 181. Bozen 261. Brabant 178. Braganza 137. Brahma 81. Brahmaputra 53, 82. Brahmareligion 77, 81. Brandenburg 170. Brandung 38. Brasilien 58, 214. — Gebirge von, 58, 212. Braunau 241. Braunschweig 49, 167, 174. Brazza 286. Brdywald 240. Brege 159. Bregenz 48, 262. Bregenzer Wald 250. Breite, geographische, 23, 24. Bremen 49, 174. Bremerhafen 174. Brenner 260. Brennerfurche 248. Brenta 251, 252. Breslau 49, 171. Brest 185. Bretagne 106, 180, 185. Bretonen 185. Brienzer See 150. Brigach 159. Brindisi 130. Brinsa 274. Brisbane 217. Bristol 144. Bristolcanal 138. Britisch-Columbia 205. Britische Inseln 45. Britisches Gebirge 106. — Weltreich 143. Brixen 260. Brocken 167. Brod a. d. Save 287. Brody 282. Brooklyn 207. Brotfruchtbaum 219. Bruch 169. Brügge 179. Brünn 48, 246. Brüssel 50, 179. Brüx 241. Brnneck 260. Brussa 98. Bucentaurus 128. Buchara 54, 94. Bucht 37. Buda 271, 278. Budapest 48, 278. Buddha, Buddhismus 77, 81. Budweis 239. Bückgebirge 275. Büffel 64, 208. Buenos-Aires 58, 215. Buffalo 208. Bug 169, 280. Bukowina 48, 282. Bukurest 50, 200. Bulgaren 117, 118. Bulgarien 52, 120. Bulgarische Hochebene 116. Buren, -Republiken 72. Burg, die Wiener, 257. Burgund 186. Burgundische Pforte 162. Burzenland 276. Buschmänner 72. C. Cadiz 137. Cagliari 131. Calabrien 130. Calais 183. Calcutta 54, 83. Caledonischcr Canal 140. Californien 57, 203, 208. Cambridge 144. Campagna 125. Companien 130. Canada 57, 204, 205. Canadische Seen 57. Canal, der, 45, 105. Canale grande 128. Canali 267. Canal la Manche 138. — von Mozambique 56. — von Sues 53, 55, 63. Canarische Inseln 53, 73. Candia 120. Cannibalismus 219. Cannstadt 161. Cantabrisches Gebirge 133. Cantone der Schweiz 49. Cap Baba 52. — Blanco 55, 63. — Branco 57. — Buru 52. — Byron 59. — da Roca 45. — Guardafui 55, 63. — Hoorn 57, 214. — Prinz Wales 57. — Steep 59. — Tarifa 45. — Tscheljuskin 52, 74. — Verde 55, 63. — Wilson 59. — York 59. Capitol in Washington 208. Capland 56, 72. Capodistria 268. Capri 130. Caps 37. Capstadt 56, 72, 73. Capverden 73. Caracas 214. Caralbisches Meer 57, 201. Cardiff 145. Carnuntum 258. Carolinen 219. Carpentaria, Golf von, 59, 216. Cartagena 137. Cascadengebirge 206. Cassiquiare 212. Castilien 135. Castilisches Scheidegebirge 133. Catalonien 136. Catalonisches Küstengebirge 133. Catania 131. Celebes 54, 86. Centralasrika 56. Centralamerika 57, 58, 209. Cetina 285. 19* 292 Cetinje 121. Cevennen 184. Ceylon 53, 81, 84. Chalkidike 115. Chalons sur Marne 183. Champagne 183. Chan 94. Charkow 198. Charleroi 179. Chaux de Fonds 154. Chemnitz 169. Cheops-Pyramide 68. Cherbourg 184. Cherso 268. Chicago 58, 208. Chiemsee 159. Chiese 261. — -Thal 251. Chile 58, 214. Chimborazo 212. China 87 f. Chinabanm, Chinin 202. Chinesische Cultur 87, 88. — Mauer 88. — Sprache 89. Chinesisches Gebirge 75. — Gebirgs- u. Tiefland 53. — Meer 52. — Reich 54. Chingan 79. Chingangebirge 90. Chios 98. Chiwa 54, 94. Chrudim 242. Chur 153. Cilli 264. Cima d' Asta 252. Cincinnati 208. Cisleithanien 48, 230, 231. City von London 143. Clermont 184. Cleveland 208. Clydebusen 139. Cocospalmen 219. Col di Tenda 124. Colibri 212. Colombo 84. Colonien 44. Colorado 206, 209. Colosseum 129. Columbia 58, 206, 213. Columbus 125, 202. Comer See 123. Compass 5. Condor 213. Constantine 66. Constantinopel 52, 119. Cvntinentc 36. Cook 217. Cvoksberg 218. Cooksstraße 218. Cordillere von Nordamerika 203. Cordoba 137. Cormons 267. Cornwall 138, 139. Corsen 187. Corsica 45, 51, 187. Cortez 209. Costarica 210. Cvte d'or 180, 182. Creeks 216. Crevlen 213. Csaba 279. Cuba 58, 210. Cultur 43. Culturboden 40. Culturgürtel der Alpen 149. Culturpflanzen 40. Curzola 286. Cuzco 214. Cypern 53, 55, 99. Cyrill und Method 246. Czechen 239. Czernowitz 48, 283. D. Dachstein 259. — -Gebirge 251. Dacier 111, 199. Dämmerung 31. Dänemark 50, 187. Dänische Inseln 45. Dagö 197. Dalai-Lama 79. Dal-Elf 189. Dalmatien 48, 284. Dalmatinische Inseln 286. Dalmatinisch-istrische Inseln 223. Damaskus 100. Dammaraharz 218. Dammastock 151. Danuemora 191. Danzig 49, 172. Dapsang 79. Dardanellen 119. Darling 216. Darmstadt 49, 163. Dattelpalme 66. Dauphine 186. Davisstraße 38. Debreczin 48, 279. Declination 5. Deiche 173, 176. Dekan 53, 81, 83. Delhi 83. Delta 15. des Nil 67. Demawend 95. Denver 209. Departements 182. Dessau 174. Deutsche in Böhmen 239. Deutsche Mundarten 156. — Tiefebene 155. Deutscher Bund 157. — Jura 160. — Kaiser 157. — Orden 172. Deutsches Reich 49, 154. -politische Übersicht desselben 158. Deutsch-Südwestafrika 72. Diagonalgebirge 12. Dignano 268. Dijon 186. Dinarische Alpen 283, 285. Ditroit 208. Dnjepr 50, 107, 192. Dnjestr 50, 107, 192, 280. Dobrudscha-Plateau 199. Dogenpalast 128. Dolinen 265. Dollart 173. Dolomiten 252. Don 50, 192. Donau 47, 107, 159, 224, 270, 271. Donau-Ebenen 206, 224. Dora Balte« 123. Dordogne 184. Dornbirn 262. Dorpat 197. Dortmund 165. Doubs 186. Dover 144. Drau 47, 224, 248, 262, 270. Dravidas 81. Dreißigjähriger Krieg 157. Dresden 49, 169. Drina 115, 283, 287. Drohobycz 282. Drontheim 190. Druiden 145. Dschamna 83. Dublin 51, 146, 147. Duero 51, 133. Düna 50, 107, 192. Dünen 66, 173, 176. Düren 165. Düsseldorf 165. Dunajec 269, 273, 280. Dundee 145. Dunedin 219. Dnrance 186. Durchfahrt, nordöstliche und nordwestliche, 38. 293 Durra 69. Dax 241. Dwina 50, 107, 192. E. Ebbe 39. Ebenen 10. Ebro 51, 132. Ebrobecken 133. Ecnador 58, 213. Eder 165. Edinburgh 51, 145. Eger 240. — die, 235. Eichsfeld 167. Eidgenossenschaft 151. Eifel 163. Eilande 36. Eipel 273. Eisack 248, 260. Eisberge 204. Eisenach 168. Eisenbahnen in den Alpen 255. Eisenerz 263. Eisenhut 250. Eiserne Küste 187. Eisernes Thor 270, 277. Eisleben 168. Eismeer, nördliches, 37, 38, 45, 52, 57. — südliches, 37, 38. Eisströme 33. Elba 131. Elbe 47,107,156,166,173, 236. Elbebccken 242. Elberfeld 49, 165. Elbe-Sandsteingebirge 168, 235. Elbing 172. Elbogen 240. Elbrus 97. Elburs, Gebirge, 95, 96. Elefant 64, 80. Elf 188. Elfenbein 70. Elfenbeinhandel 65. Eliasberg 203. Elis 122. Elsass-Lothringen 49, 162. Elster 166, 167. Elstergebirge 168. Emilia 128. Emir 102. Ems 164, 173, 174. Emn 217. Engadin 150. Engelsburg 129. England 51, 143; Alt-Eng- laud 143. Englisches Tiefland 139. Engpass 14. Enns 47. Ennsthal 248. Eperies 274. Ephesus 98. Epirus 120. Erdbeben 39. Erdboden, dessen Beschaffen¬ heit, 7. Erdinneres 39. Erdkrume 8. Erdnuss 69. Erdoberfläche 17. Erdschjas 98. Erfurt 49, 168. Eriesee 57, 205. Erlangen 161. Erlau 275. Erserum 97. Erythrea 71. Erzgebirge 155, 168, 235. — bosnisches, 286. — siebenbürgisches, 276. — ungarisches, 274. Eskimos 204, 205. Espartogras 134. Esseg 284. Essen 165. Estramadura 136. Etrusker 128. Etsch 123, 248. Etschalpen 252. Euböa 122. Eucalyptcnwälder 216. Euleugebirge 235. Eupen 165. Euphrat 54, 96, 99. Euripus 122. Europa 45, 104. F. Färöer 188. Falklandinseln 211, 215. Falun 191. Fata Morgana 279. Fatragebirge 273. Faulthier 213. Fauna 40. Fehmarn 170. Feldberg im Schwarzwalde 161/ Felegyhaza 279. Fella 253. Fellata 68. Felsarten 7. Felsengebirge 57, 203, 206. Ferdinand I. von Österreich 230. Ferlach 263. Ferner 249. Fernpass 250. Ferro 73. Ferrol 136. Fes 66. Fcssan 67. Festländer 36. Fetischdienst 69. Feuerland 214. Feuerlandgruppe 211. Fichtelgebirge 155,160,167, Fidschi-Inseln 219. Finnen 111, 198. Finnischer Meerbusen 105, 192. Finnland 196. Finsteraarhorn 151. Fiume 48, 284. Fjelde 188. Fjorde 136, 189. Flandern 178, 182. Fleischextract 215. Flensburg 172. Flora 40. Florenz 52, 129. Florida 57, 206. Fluss, Flussgebiet, Fluss¬ system 15. Flussbett 16. Flusspferd 64. Flusssee 14. Flut 39. Flysch 265. Fo 89. Foca 287. Formosa 53, 75, 90. Forthbusen 139. Forts 183. Forum 129. Fränkischer Jura 159, 160. Fränkisch - schwäbische Ter¬ rasse 160. Frauken 161, 181. Frankenhöhe 161. Frankenjura 155. Frankenwald 160, 167. Frankfurt a. M. 49, 164. a. d. Oder 171. Frankreich 51, 180. Franzensbad 240. Franzensfeste 260. Franz-Josef-Land 204. Französisches Bergland 106. Französisch-Kongo 70. Freiberg in Sachsen 169. Freiburg in Baden 162. 294 Freiburg in der Schweiz 153. Freudenthal 244. Friedland 241. Friesen 173. Friesische Inseln 173, 176. Frühling 35. Fruska Gora 284. Fünen 50, 188. Fünfkirchen 278. Fürstenfeld 264. Fürth 161. Fulbe 68. Fulda 166. Furt 16. Fuschijama 90. Fuß des Berges II, 12. G. Gabelung 212. Gablonz 241. Gail 248. Gailthaler Alpen 252. Galapagos-Inseln 213. Galata 119. Galatz 200. Galicia 136. Galiläa 101. Galizien 48, 280. Gallegos 136. Gallien 181. Gambia 56, 69. Ganges 53, 82. Gangesland 83. Gardasee 123, 261. Garonne 51, 107,181,185. Gascogne 185. Gastein 262. Ganrisankar 53, 79. Gautama 81. Gebirgsäste, -Arme, -Knoten, -Stock, -Zweige 12. Gebirgsland 13. Gebirgssystem 12. Geest 173, 176. Gefälle 15. Gegenfüßler 30. Gelbes Meer 52. Genezareth 100. Genezarethsec 54. Genf 49, 153. Genfer-See 150. Gent 179. Genua 52, 127. Geographie, Begriff u. Ein- theilung, 3. Geographische Lange, Breite 23, 24. Keorgscanal 140. Gepatsch-Ferner 249. Gera 167, 168. Gerlsdorfer Spitze 273. Gesänse, das, 263. Gestade 16. Gestalt der Erde 21. Gesteine 7. Gewässer 14. Gewürzinseln 54. Geysir 188, 209, 218. Gezeiten 39, 173. Ghor 100. Gibraltar 51, 137. Gießen 166. Gipfel 11, 12. Giraffe 64. Girgenti 131. Gironde 185. Gise 68. Klarer Alpen 151. Glarus 153. Glasgow 51, 145. Glatzer Gebirgsviereck 235. — Schneeberg 235. Glauchau 169. Gleichenberg 264. Gletscher 33, 150, 248 f. Globus 21. Glommen 189. Gmunden, Gmundener See 259. Gnesen 172. Gobi 80. Göding 246. Göllnitz 274. Görlitz 171. Görz 48, 267. Götacanal 189. Göta-Elf 50, 189. Göteborg 191. Göttingen 166. Goktschasee 96. Goldene Aue 168. Goldenes Horn 119. Golf 37. — von Bengalen 76. — von Mexico 57, 201. — von Triest 223. von Venedig 223. Golfstrom 190. Gotha 168. Gothenburg 191. Gotland 191. Gotthardbahn 152. Gottschee 266. Granada 137. Gran, Fluss, 273. — Stadt, 277. Gran Sasso 124. Graslitz 241. Grat 12. Graubünden 153. Graue Nase, Cap, 182. Graz 48, 264. Greenwich 143. Greifswald 172. Greiner Strudel 257. Greiz 167. Grenoble 186. Grenzen 44. Griechen 117, 118. Griechenland 52, 121. Griechische Inseln 45. Griechische Kirche 113. Griechisches Meer 115. Grödnerthal 261. Grönland 57, 204. Groningen 178. Großbritannien 51, 138. Großer Ocean 37, 38, 52, 57 59. Großglockner 248. Groß-Kanizsa 278. Großmogul 83. Großrussland 196. Großwardein 279. Grünes Erin 145. Grünes Vorgebirge 63. Guadalquivir 51, 133. Guadiana 51, 133. Guauähani 210. Guano 213. Guatemala 210. Guayana 214. — Gebirge von, 58. Gürtelthier 213. Guinea-Inseln 56, 73. Guyenne 185. H. Haag 50, 178. Haar 163. Haarlem 177. Habsburg, Schlossruinen, 153. Habsburger, Habsburg-Loth¬ ringer 230. Hafen 37. Haff 170. Hafuereck 248. Haida 241. Haiderabad 84. Hainan 53, 90. Haiti 58, 210. Hajduken 279. Halbinsel 36. Halbkugel, nördl., südl., 23. — östliche, westliche, 36. Halifax 205. Hall 259, 260. 295 .Halle 174. Hallein 262. .Hallstädter See 259. Halys 98. Hamburg 49, 174, 258. Hamitische Bewohner in Afrika 65, 67. Hammerfest 190. Hamun 96. Hanau 165, 166. Hanhai 79. Hanna 244. Hannaplateau 244. Hannibal 186. Hannover 49, 164, 166. — (Welf) englisches Herr¬ scherhaus 142. Hansestädte 172, 174. Harburg 174. Hardt 162. Hargitta 276. Harz 155, 167. Hauptthal 13. Hauptwasserscheide v. Europa 107. Hausruck 256. Haussaneger, -Staaten 69. Hausthiere 40. Havanna 210. Havel 47, 169, 170. Hawai 220. Hebriden 138. Hebron 101. Hcdschas 102. Hegyalla 275. Heidelberg 162. Heilbronn 161. Heiliges römisches Reich deutscher Nation 156. Helder 177. Helgoland 173. Helikon 117. Hellespont 45, 105. Helsingfors 197. Hemisphäre 23. Herat 96. Herbst 35. Hercegovina 48, 287. Heri-Rud 95, 96. Hermannstadt 48, 276. Hermon 100. Hermnpolis 122. Hernad 273. Hessen 49, 163, 165. Heuscheuergebirge 235. Hildesheim 166. Hilmcnd 96. Himalaja 53, 78, 82. — -Länder 82. Himmelsäquator 23. Hindu 77, 81. Hindukusch 53, 75, 95. Hindustan 53. Hinterindien 53, 54, 84. Hinterindisches Gebirge 75. Hoangho 53, 87. Hoch- oder Episkopalkirchc, englische, 142. Hochebene 10. Hochdeutsche Sprache 156. Hochgebirge 12. Hochkönig 251. Hochland 13. — armenisches, 75. — centralasiatisches, 75,78. — kleinasiatisches, 75. Hochschwab 251. Hodmezö-Vasarhcly 279. Höhe, absolute, relative, 7. Höhenmessung 9. Höhenprofil 17. Hof 161. Hofer Andreas 260. Hohenzollern 160. — Herrscherhaus 157. Hohe Tauern 248. Holland 50, 177. Holzwirtschast in den Alpen 254. Honduras 210. Hongkong 89. Honolulu 220. Horizont 4. — natürlicher, wirkl., 22. Hoiowiz 240. Hottentotten 72. Howas 73. Hradschin 239. Hudsonsbai 57, 201. Hügel 11. Hügelland 13. Hugli 83. Hüll 144. Humber 139. Hunnen 183, 271. Hunsrück 163. Hunyad 276. Huronsee 205. Huronensee 57. Hyäne 64. Hymettos 122. Hypsometrische (Höhenschich¬ ten-) Karte 19. I. Jablonoi-Gebirge 92. Jablunka 273. Jadebusen 173. Jägerndorf 244. Jaffa (Joppe) 101. Jaguar 213. Jahreszeiten 26 f., 32, 35. Jallagebirqe 192, 198. Jakutsk 93 Jamaica 58, 210. Jangtse-Kiang 53, 87, 89. Janina 120. Japan, Japaner 90. Japanische Jnseln53,54, 75. Japanisches Meer 52, 75. Jardin des Plantes 183. Jaroslau 282. Jaroslaw 196. Jassi 200. Jasz-Bereich 279. Java 54, 86. Jazygen 279. Ibar 115. Iberer 110, 134. Iberisches Gebirge 133. Ida, Berg, 120. Jdria, Qnecksilberbergwerk, 266. Jekaterinburg 93. Jekaterinodar 198. Jemen 102. Jena 168. Jenissei 53, 92. Jerez 137. Jericho 101. Jerusalem 54, 101. Jeschken 235. Jesd 95. Jeso 90. Jglan 48, 246, 274. Jglawa 244. Ile de France 182. Jll 162, 262. Iller 159. Jllergebiet 250. Illyrer 117. Jllyrische Länder 283. Imam 102. Imst 260. Jnca 213. Indigo 82. Indischer Ocean 37, 38, 53, 55, 59. Indisches Kaiserreich 54. Judochiua, französisches, 85. Jndogermanen 97. Indus 53, 82. Jndusland 83. Ingolstadt 160. Inn 47, 159, 224. Jnnerkrain 266. Innsbruck 48, 260. Innthal 248, 260. Innviertel 259. 296 Inselgruppe, Jnselreihe 36. Inseln 36. — des grünen Vorgebirges 56. Interlaken 153. Joachimsthal 241. Joch 13. Jokohama 91. Jonische Inseln 52, 122. Jonisches Meer 45, 105. Jordan 54, 100. Iran 53, 54, 95. Iraner 77. Jrawadi 53, 84. Irische See 140. Irland 51, 138, 140, 145. Irkutsk 93. Jrtisch 92. Isar 47, 159. Jsargebiet 250. Ischia 130. Ischl 259. Jselthal 248. Jser, Fluss, 236. Jsere 186. Jsergebirge 235. Iserlohn 165. Jseosee 123. Isker 115. Islam 77. Island 45, 50, 188. Isohypsen 19. Jsonzo 253. Isothermen 225. Isthmus 36, 115. Istrien 48, 223, 267. Italien 105, 123 f. Italien, Ober-, Mittel-, Unter-, 52. Italiener 125. Italienische Halbinsel 45, 52 Ithaka 122. Juchtenleder 193. Judäa 101. Juden in Galizien 281. Judicarien 261. Jütische Halbinsel 105,187. Jütland 45, 187. Julianischer Kalender 281. Julische Alpen 253. Jung-Bunzlau 242. Jura 51, 149, 151. Juraseen 151. Jurjew 197. Jurte 93. Jute 82. Jvausattel 287. Jvanscica 284. K. Kaaba 102. Kabilen 65. Kabliaufang 190, 205. Kabul 83, 96. Känguruh 217. Kärnten 48, 262. Kaffern 72. Kaiman 213. Kairo 56, 68, 73. Kaiser von Österreich re., Titel, 230. Kaisercanal, chinesischer, 88. Kaiserin von Indien 82. Kaiserslautern 163. Kaiserstein 236. Kaiserstuhl 162. Kaiserwald 240. Kalahari 64, 71. Kalmücken 198. Kalusz 282. Kama 193. Kambunisches Gebirge 116. Kameel 66. Kamerun 56, 70. Kamm des Gebirges 12. Kamp 258. Kamtschatka 53, 76, 93. Kansas 208. Kanton 89. Kapellagebirge 283, 284. Karakorum-Gebirge 78. Karawanken 252. Karl der Große 156. Karlstadt 284. Karlsbad 48, 240. Karlsruhe 49, 162. Karmel 101. Karnische Alpen 252. Karpaten 46, 106, 224, 243, 269. — kleine, 273. Karpatenländer 269. — deren Bevölkerung 270. Karst 253, 283. Karstgebirge 224, 265 f., -Länder 265 f. Karstplatean 46. Karte 17. Kartoffel 202. Karwendelgebirge 251. Kasan 198. Kaschau 274. Kaschmir 82. Kaspisee 50, 53, 76, 93,193. Kassel 166. Kastenwesen in Indien 81. Kastilische Hochebene 106. Katakomben 129. Katarakt 16. Katholicismus 113. Katholiken 157. Kattegat 105, 187. Katzbach 171. Kaukasien 54, 97 s. Kaukasier 77. Kaukasische Rasse 54, 55, 64, 71. Kaukasus 54, 97, 192. Kaulun 89. Kaurifichte 218. Kautschuk 70. Kecskemet 279. Kees 249. Keilberg 168, 235. Kelten 111, 140, 151, 181. Kenia 70. Kephalonia 122. Kephisses 117. Kerka 285. Kerkyra 122. Kerschbaumer Sattel 234. Kessel 14. Kettengebirge 12. Khediw 68. Kiel 172. Kiew 198. Kilauea 220. Kilia 199. Kilima - Nscharo (Kilima¬ ndscharo) 55, 70. Kilikische Pässe 97. Kimberley 72. Kioto 91. Kirchen 42. Kirgisensteppe 93. Kischinew 198. Kisil-Irmak 98. Kithäron 117, 122. Kitzbüchler Alpen 248. Kladno 240. Klagenfurt 48, 263. Klattau 240. Klausen 250. Klausenburg 48, 276. Klausthal 168. Kleinasien 53, 55, 97. Kleinrussland 198. Klima 31, 33. — in Österreich-Ungarn 224, 225 f. Klippen 16, 38. Knittelfeld 264. Koblenz 164. Koburg 167. Koburg-Gotha 167. Köflach 264. Köln 49, 164. Königsberg 49, 172. 297 Königgrätz 242. Königshütte 171. Königssee 251. Körös 276. Kogel 11. Kokel 276. Kola 192. Kolin 242. Kolmar 163. Kolomea 282. Kolywan 197. Komorn 277. Komotau 241. Kong-fu-tse 89. Kongo 55, 64. Kongobecken 70. Kongo-Colonie, franz., 56. Kongostaat 56, 70. Konstanz 159, 162. Kopaissee 117. Kopenhagen 50, 188. Kopf (des Berges) 11. Kopra 219. Kopten 67. Korea 53, 54, 90. Korfu 122. Korinth, Golf von, 115. Korinthen 121. Korneuburg 258. Koromandelküste 84. Kosakenland 198. Kottbus 171. Krain 48, 266. Krainer Schneeberg 265. Krakau 48, 281. Krakatau 86. Krapina 284. Krater 39. Krefeld 165. Kreml 196. Krems 258. Kremsier 246. Kremsmünster 259. Kreta 45, 52, 114, 120. Kreuzbergsattel 252. Krim 45, 106, 192, 198. Kristiania 50, 190. Kroatien 48. — und Slavonien 284. Kroatisches Karstland 284. Kroate - serbischer Volks¬ stamm 283. Krokodil 64. Kronländer, österreichische und ungarische, 23 l. Kronstadt 48. 197, 276. Krumau 239. Krupps Fabrik 165. Krystallinische Alpen 248. Kuenlun 53, 78. Küste 16. Küsten 37. Küstenfluss 15. Küstengebirge, amerik., 57. — von Venezuela 212. Küstenland 48, 266. Küstrin 171. Kufstein 260. Kuhländchen 244. Kulpa 283, 284. Kum 93. Kumanen 279. Kuppe 11. Kura 96, 97. Kurden 97. Kurilen 53, 76, 90. Kuttenberg 242. Kyffhäuser 167. Kykladen 52, 98, 122. L. Laberdan 190. Labrador 57. Ladogasee 50, 192. Länge, geographische, 23, 24. Längenthal 13. Lago maggiore 123. Lagos 69. Lagunen 123, 219. Lahn 163, 166. Lahore 83. Laibach 48, 266. Laibacher Becken 266. Lama 8l, 213. La Manche 136. Lancashire 144. Land, das, 36. Landenge 36. — von Sues 64. Landes 185. Landkarte 18. Landklima 225. Landzunge 36. Langres, Plateau von, 180. Languedoc 185, 186. La Plata 58. Lappen 189, 196. Larissa 12l. Lateran 129. Latinische Ebene 129. Latium 128. Laurion 122. Lausanne 154. Lausitzer Bergland 168. — Gebirge 235. Lava 39. Lavantthal 249, 263. La Ville 183. Lawinen 33, 150, 254. Laxenburg 258. Lechgebiet 250. Lech 47, 159. Lechthal 250, 260. Leck 176. Leeds 144. Le Havre 184. Lehne (Berg-) 12. Leiden 178. Leine 166. Leipzig 49, 169. Leißerberg 258. Leitha 47. Leithagebirge 250. Leitmeritz 239. Lemberg 48, 282. Lena 53. Leoben 264. Leonies 100. Leopoldsberg 257. Lesbos 98. Lesina 286. Letten 197. Lenkas 122. Levante 98. Levico 261. Lhasa 79. Libanon, Antilibanon 100. Liberia 69. Lido 128. Liechtenstein 49. Liegnitz 191. Lienz 260. Ligurien 127. Ligurisches Meer 105. Liimfjord 187. Lille 182. Lim 115. Lima 58, 214. Limane 193. Limburg 178. Lindau 159. Liuga 96. Linz 48. Linzer Becken 257, 259. Liparische Inseln 125. Lippe 49, 166, 175. Liptauer Käse 274. Lissa 286. Lissabon 51, 138. Lithauen 198. Liu-Kin-Inseln 75, 90. Liverpool 51, 144. — Bucht von, 139. Livno 286. Livorno 129. Llanos 214. Lloyd, österreichischer, 229. Lodomerien 48. Lodz 198. 298 Löß 87. Löwe 64. Löwen 179. Lofoten 189. Loire 51, 107, 180, 184. Lombardei 127. Lombok 87. London 51, 143. Lorenzstrom 57. Lornbusen 139. Lot 184. Lothringische Terrasse 162. Lowlands 140. Ludwigscanal 161. Ludwigshafen 163. Lübeck 49, 172. Lüneburg 174. Lütschine 151, 153. Lüttich 179. Luftkreis 31. Lurleifelsen 163. Luschnitz 237. Lussin 268. Lussinpiccolo 268. Luxemburg 50, 179. Luxemburger, Geschlecht der, 236. Luzern 153. Luzon 87. Lyon 51, 186. Lysa Gora 197. M. Maas 47, 176, 180, 182. Maastricht 178. Makedonien 120. Mackenzie 57, 203. Madagaskar 56, 73. Madeira 56, 72, 137. — Fluss, 212. Madras 84. Madrid 51, 136. Mähren 48. — und Schlesien 242. Mährische Pforte 243. Mälarsee 50, 189. Magdalenenfluss 212. Magdeburg 49, 174. Magellanstraße 38, 214. Maglic 286. Magnetnadel 5. Magyaren 111, 271. Mailand 52, 127. Main 47, 160. Mainz 163. Mako 279. Malabar 84. Maladetta 132. Malaga 137. Malaien 85, 86. Malaische Rasse 54, 59, 219. Malaka 54, 85. Malmö 191. Malta 52, 131. Maltathal 262. Man 145. Manaar 84. Manchester 51, 144. Mandarinen 89. Mandschu 89, 90. Mandschurei 53, 54, 89, 90. Manila 87. Mannhartsberg 258. Mannheim 162. Mantua 127. Maoris 218. Maracaibo, See von, 211. Maranon 212. Maraschino 285. Marburg a. d. Drau 264. — a. d. Lahn 166. March 47, 224, 243. Marchfeld 258. Marcuskirche, -Platz 128. Maremmen 125. Marianen 219. Maria-Theresiopel 48. Maria Zell 263. Marienbad 240. Marienburg 172. Maritza (Hebros) 115. Marken, die ital., 128. Marinarameer 45, 105. Marmaros 275. Marmolata 252. Marne 183. Marokko (Mauretanien) 65. Maros 270, 276. Maros-Ujvar 276. Maros-Vasarhely 276. Marsch 173, 176. Marschallinseln 219. Marseille 51, 186. Marsgebirge 245. Martinswand 260. Maskarenen 56, 73. Maskat 102. Massachusetts 207. Massaua 71. Massengebirge 12. Maße 5, 6, 7. Matra 275. Mauna Kea 220. Mauren 134. Mauritius 73. Mazocha 246. Mecklenburg 49, 172. Medici 129. Medina 102. Meer 14, 37. — arabisches, 76. — der nordwestl. Durch¬ fahrt 204. — gelbes, 38, 75. — japanisches, 75. — ochotskisches, 76. — ostchinesisches, 75. — rothes, 38, 71, 101. südchinesisches, 75. Meeraugen 273. Meerbusen 37. — von Bengalen 76. — von Biscaya 45. — von Californien 57. — von Genua 45. — von Guinea 55, 63. — von Lion 45. — von Odessa 192. — von St. Michael 180. — von Sidra und Gabes 55. Meerenge 37. Meereshöhe 9. Meeresklima 225. Meeresspiegel 9. Meeresströmungen 39. Meersäugethiere 217. Meerschaumgruben 98. Meerwasser 38. Mehadia 277. Meiningen 167. Meißen 169. Mekka 102. Mekong 53, 84. Melbourne 59, 218. Melk 258. Melnik 239. Memel 169, 192. Memphis 68. Menam 53. Mensch, der, 41. Meran 261. 299 Millstätter See 262. Milwaukee 208. Mincio 123. Minciothal 251. Mineralquelle 14. Minneapolis - St. Paul 208. Minsk 198. Miskolcz 275. Mississippi 203, 206. Missouri 57, 206. Mitteldeutsches Bergland 106. Mitteleuropa 46. Mittelgebirge, 12. — deutsches 46. — französisches, 51. Mittellauf 16. Mittelländisches Meer 37, 38, 45, 53, 55. Mittelmeer 104. Modena 128. Mödling 258. Möllthal 248, 262. Mokka (Mocha) 102. Moldau 47, 199, 236. Molukken 54, 87. Monaco 187. Monarchien 44. Mondsee 259. Monfalcone 267. Mongolei 53, 54. Mongolen 77, 80, 84. Mongolische Rasse 54. Monotheistische Religionen 77. Montana 209. Mont-Cenisbahn 186. Mont Blanc 46, 149, 186. — Dore 184. — Pelvoux 186. Monte Gargano 124. — Maggiore 265. — Rosa 150. — Viso 123. Montenegro 52, 121. Montevideo 58, 215. Montpellier 186. Montreal 57, 205. Moor 173. Moränen 249. Morawa 115, 270. Morea 115. Morlakken 285. Mormonen 209. Mosel 47, 162, 163, 180, 182. Moskau 50, 196. Mostar 287. Mosul 99. Mount Everest 53, 79. Mozambique 56, 71. Mühlhausen 168. Mülhausen 163. München 49, 159. München-Gladbach 165. Mündung 15. Münster 175. Mukden 90. Mulatten 202, 208. Mulde 166, 168. Mulhacen 134. Muukacs 275. Mur 47, 248. Muraybusen 139. Murazzi 128. Murcia 137. Murray 59, 216. Mytilini 98. N. Nab 160. Nablus 101. Nachtbogen 26. Nadelcap 55, 63. Nadelholzgürtel der Alpen 150. Nahe 163. Namur 179. Nancy 182. Nangasaki 91. Nanking 89. Nantes 184. Napoleon 187. Napoleonisches Kaiserreich 181. Narenta 48, 283, 287. Narew 169. Nassau 164. Natal 56, 72. Nationalpark in Nord¬ amerika 209. Natirrproducte 39. Nazareth 54, 101. Neapel 52, 130. Nebel 33. Nebenfluss 15. Nebenthal 13. Neckar 47, 161. Neckarplateau 161. Neger 55, 57, 68, 208. Negersclaven 202. Negoi 276. Nehrungen 170. Neisse 171. Nertschinsk 93. Netze 169. Neubraunschweig 205. Neucaledouien 218. Neuchatel 154. Neue Hebriden 218. Neu-England 144. Neu - England - Staaten 207. Neue Welt 201. Neuguinea 59, 218. Neumarkter Sattel 249. Neunkirchen 258. Neusatz 279. Neuschottland 205. Neuseeland 59, 218. Neuseeländischer Flachs 218. Neusibirische Inseln 204. Neusiedler See 277. Neu-Südwales 218. Neutitschein 244. Neutra 273, 274. Nevada 209. Newa 50, 192. Newcastle on Tyne 144. New - Foundland (Neufund¬ land) 57, 205. New-Orleans 58, 208. New-York 57, 207. Ngamisee 71. Niagara 205. Nicaragua 210. Niedere Tauern 249. Niedergebirge 12. Niederguinea 56, 70. Niederlande 50, 176. — Bevölkerung 177. Niederlausitz 171. Niederösterreich 257. Niedersachsen 173. Niederschläge 226. Niederschottischcs Gebirge 140. Niederungarische Tiefebene 224. Niger 55, 64, 68. Nikobaren 85. Nikolajew 198. Nikolsburg 246. Nil 55, 64, 67. — weißer, blauer, 67. Nilländer 55. Nilthal 65. Nimes 186. 'Ninive 99. Nippon 90. Mich 121. Nischnij-Nowgorod 196. Nizza 187. Njemen 192. Noce 261. Nordafrika 65. Nordalpen 150. Nordamerika 57, 203. Nordbrabant 178. Nordcap 45. 800 Norddeutsches Bergland 163. — Tiefland 160. Norddeutschland 49. Norden 4. Nordenglisches Gebirge 139. Nordeuropa 50. Nordhausen 168. Nordmähren 244. Nordpol 23, 30. Nordsee 45, 105. Rordstaaten der Union 207. Nordtirol 260. Nordtiroler Kalkalpen 250. Norfolk 139. Norische Alpen 249. Normandie 182, 184. Normannen 140, 141, 190, 202. Normannische Halbinsel 180. - Inseln 145. Norwegen 50, 189 f. Notre Dame 183. Nottingham 144. Novipazar 287. Nowaja-Semlja 45, 204. Nubien 56, 68. Nürnberg 49, 161. Nullmeridian 24. Numidien 65. Nyassa 70. Nyaffasee 55. O. Oasen 56, 66. Ob 53, 92. Oberdeutsche Hochebene 106, 155, 159. Oberer See 57, 204. Oberguinea 56, 69. Oberkärnten 262. Oberkrain 266. Oberlauf 16. Oberösterreich 259. Oberrheinische Ebene 106, 161. Obersteier 263. Oberungarn 272. Oberungar. Ebene 224, 277. Oberungarisches Bergland 269. Oceane 36, 37. Ochotskisches Meer 52. Ochridasee 116. Odenwald 160, 161. Oder 47, 107, 156, 169, 244. Odessa 50, 198. Ödenburg 277. Öland 191. Ölpalme 69. Ösel 197. Österreich, Herzogthum, 256. Österreich unter der Enns und ob der Enns 48. Österreich-Ungarn 47. Österreichisch - ungarische Monarchie 223. Österreichische Kalkalpen 251. Österreichisches Granit¬ plateau 234. Sta 117. Ötzthaler Alpen 248. Ofen 278. Offenbach 163. Oglio 123. Ohio 206. Oise 183. Oka 193. Oldenburg 49, 174. — (Herrscherhaus) 187. Olmütz 48, 246. Olymp 116. Omaha 208. Oman 102. Omsk 93. Onegasee 50, 192. Ontariosee 57, 205. Opium 82. Oppa 244. Oran 66. Orangen-Eilande 205. Oranien 177. Oranjestuss 55. Oranje-Freistaat 56, 72. Oravicza 277. Orel 196. Orenburg 199. Orientierung 3. Orinoco 58, 212. Orizaba, Pik von, 209. Orkney-Inseln 138. Orleans 184. Orontes 100. Orthodoxe Kirche (in Russ¬ land) 193. Ortles, -Alpen 248. Osaka 91. Osmanen 98. Osnabrück 166. Ossa 117. Ossiacher See 263. Ostafrika, britisches, 56, 71. — deutsches, 56, 71. — italienisches, 56. Ostafrikanisches Seenhoch¬ land 70. Ostalpcn 154. Ostasien 53, 87. Ostcap 52, 74. Osten 4. Ostende 179. Ostgalizien 282. Ostghats 84. Ostindien 80. — Archipel 54, 75. — Inselwelt 53. Ostrau 244. Ostrumclien 121. Ostsee 45, 105, 192. Ostseeküste 170. Ostseeprovinzen, russ., 197. Ostsibirisches Gebirge 75, 79. Ostturkestan 80. Ost- und Nordeuropa 50. Othrys 116. Ouse 139. Oxford 144. P. Pacificbahn 205. Pacifischer Ocean 37, 38. Padua 127. Pago 286. Pagoden 81. Palästina 54, 100 f. Palermo 52, 131. Palma 137. Palmöl 70. Pamir 78. Pampas 215. Panama 58, 209, 210. Pandschab 83. Pannonien 277. Pannonisches Hügelland 250, 264, 277. Pantheon 129. Papageien 217. Papua 219. Papuas 218. Paraguay 58, 212, 215. Parallelgebirge 12. Parallelkreis 23. Parana 212. Pardubitz 242. Parenza 268. Parenzo 268. Paris 51, 183. Parma 128. Parmesankäse 127. Parnass 117. Parnes 117, 122. Parseier Spitze 250. Parsen 95. Pass 13. Passat 212. Passate 216. Passatwinde 35. Passau 160. .801 Passeierthal 261. Pasterze 249. Patagonien 58, 212, 215. Patras 122. — Golf von, l15. Paulskirche 143. Pavia 127. Pegnitz 161. Peiho 89. Peipussee 50. Peking 54, 89. Pelion 117. Peloponnes 52, 115, 117, 122. Peneus 117. Penninische Alpen 150. Pennsylvanien 207. Pentelikon 122. Pera 119. Peräa 101. Perim 102. Perm 198. Pernambuco 215. Perpignan 185. Persepolis 96. Persien 54. Persischer Meerbusen 53. Peru 58, 213. Peschawar 83. Pest 278. Petersburg 50, 197. Peterskirche 130. Peterwardein 279. Petschora 50, 107, 192. Pettau 264. Pforzheim 162. Pfütze 14. Phasis 97. Philadelphia 58, 207. Philippinen 54, 87. Philippopel 121. Philister 100. Phlegräische Felder 130. Phöniker 100. Piacenza 128. Piavethal 251. Picardie 183. Piemont 127. Pietrosu 275. Pik 11. Pilatus 151. Pilsen 48, 240. Pindus 52, 116. Pinzgau 262. Pirano 268. Piräus 122. Pisa 129. Pischtjan 274. Pisek 239. Pittsburg-Allegeny 207. Pityusen 137. Plan 18. Plantagen 208. Plateau 10. Plattdeutsche Sprache 156. Platte (Berg-) 11. Plattensee 278. Plauen 169. Po 52, 107, 123. Podhorze 192. Podolien 198. Podolisches Plateau 280, 282. Po-Ebene 106, 123. Poik 266. Poitiers 184. Poitou 185. Pola 48, 268. Polarkreis, nördlicher, 29. Polarmeer 38. Polarstern 4, 23. Pole 23. Polen 50, 197. Polsen 265 f., 283, 286. Polnisches Gebirge 106. Polynesien 59, 216, 219. Polynesier 219. Pommern 172. Pompeji 130. Pongau 262. Pontinische Sümpfe 125. Politisches Gebirge 98. Pontus euxinus 45. Poprad 269, 273, 280. Porphyrplateau von Bozen 252. Porto, Portwein 138. Portsmouth 144. Portugal 51, 137. Portugiesen 134. Posen 172. Potosi 214. Potsdam 171. Potwal 217. Požega 284. Prag 48, 239. Prater 258. Premysliden 236. Prerau 245. Presanella 248. Pressburg 48, 277. Preußen 49. — Provinz, 172. Preußische Monarchie 170. Pribram 240. Prinz Eugen 271. Pripet 192. Projection 21. Promontor 278. Propontis 45. Prosna 192. Prossnitz 246. Protestanten 157. Protestantismus 113. Provence 180, 186. Pruth 47, 50, 192, 199, 224, 280. Przemysl 282. Puerto Rico 58, 210. Puma 213. Pussta 278. Pusterthal 260. Pyramiden 68. Pyrenäen 51, 106, 132. Pyrenäische Halbinsel 45,51, 105, 132. L. Quarnerische Inseln 268. Quarnero 223. Quebek 57, 205. Queensland 217. Quelle 14. Quellsee 14. Querthal 13. Quieto 265. Quito 211, 213. R. Raab 47, 224, 277. Rachel 234. Radautz 283. Ragufa 285. Randgebirge 13. Rangoon 85. Rassen, kaukasische (mittel¬ ländische) , mongolische, Negcrrasse, 41. Rauhe Alp 160. Rauris 262. Ravenna 128. Rcduction 6, 7. Reformation 157. Regen 33. Regen, Regensburg 160. Regenzeit 34. Regnitz 161. Reichenberg 48, 241. Reichensteiner Gebirge 235. Reichsland, deutsches, 162. Reif 33. Reikjavik 188. Reims 183. Reis 80. Rekathal 265. Religionen 42. Remscheid 165. Rennsteig 167. 302 Republiken 44. Reschenscheideck 260. Resicza 277. Retz 258. Reunion 73. Reuß 151. — F-ürstenthümer, 167. Rewal 197. Rhätische Alpen 150. Rhäto-Ladinisch 151. Rhein 47, 107, 150. — dessen Mündungen176. Rheinisches Schiefergebirge 163. Rheinknie 153. Rheinprovinz 164. Rheinthal 163, 262. Rheinweine 162. Rhinoceros 64. Rhodopegebirge 116. Rhodus 98. Rhön 160, 165. Rhone 51, 107, 150, 170, 185. Nialtobrücke 128. Rias 136. Ried 259. Riesengebirge 235. Riesenschildkröten 213. Riga 197. Rigaer Meerbusen 105,192. Rigi 151. Rilo-Dagh 116. Rimini 128. Ringinseln 219. Ringstraße in Wien 257. Rio de Janeiro 58, 215. — Negro 212. — de la Plata 212. Rion 97. Riva 261. Rodnaer Alpen 275. Römer 134. Römerbad 264. Rohitsch 264. Rokitnosümpfe 198. Rom 52, 129 f. Romanov - Gottorp (Herr¬ scherhaus) 194. Ronchi-Cultur 268. Rossitz 246. Rostow 198. Roteuthurmpass 276. Rothes Meer 38, 53, 55. Rotterdam 50, 178. Roveredo 261. Rovigno 268. Roubaix 182. Rouen 184. Rudolf-See 70. Rügen 170, 172. Ruhr 163. Rumburg 241. Rumänien 50, 199. — Bevölkerung 199. Rumelien 119. Russisch-Centralasien 94. Russische Bevölkerung 193, 194. Russische Tiefebene 192. Russland 50, 191 s. Rustschuk 120. S. Saalachthal 262. Saale 47, 166, 167. Saarbrücken 164. Sabiner Gebirge 124. Sabioncello 286. Sachalin 75, 93. Sachsen, die, in Siebenbürgen 276. Sachsen-Koburg (Herrscher¬ haus) 178. — Provinz 174. Sächsische Herzogthümer 167. Sachsen, Königreich, 49,168. Saffianleder 193. Sagopalmen 219. Sahara 55, 56, 64 ff. Saigon 85. Sajanisches Gebirge 92. Sajo 273. Salamonen 218. Salambria (Peneus) 115, 117. Salerno 130. Saluen 84. Salvador 210. Salzach 47. Salzachthal 248. Salzburg 48, 262. Salzburger Kalkalpen 251. Salzkammergut 251, 259. Salzlagerstätten 255. Salzsee, großer, 209. Salzwassersee 14. Samara 199. Samaria 101. Samarkand 94. Sambesi 64, 70. Sambre 176. Samoa 219. Samojeden 196. Samos 98. San 280. Sandbänke 38. Sandsteinkarpaten 273. Sandwich-Inseln 59, 219. San Francisco 208. San Marino 126. Sann 253, 264. Sansibar 56, 71, 73. Sanssouci 171. Santa Marta, Schneegebirge von, 212. Santiago 58, 214. Santorin 122. Saone 180, 185. Sarajevo 48, 287. Saratow 199. Sarca 261. Sardinien 45,52,126,131. Sattel 12, 13. Sauerländisches Gebirge 163. Save 47, 224, 248, 253, 266, 270. Savoyen 186. — -Carignan 126. Sazawa 237. — -Mulde 242. Schah 96. Schafberg 259. Schaffhausen 153. Schafinseln 188. Schakal 64. Schamo 80. Schanghai 89. Schar-Dagh 115, 116. Schat el Arab 99. Scheck, 102. Scheibbs 258. Scheitel des Berges 11. Scheitelpunkt 23. Schelde 176. Schemnitz 274. Schemnitzer Gebirge 274. Scheren, Scherenhof 189. Schiiten 95. Schimpanse 64. Schipka 116. Schiras 96. Schiwa 81. Schlesien 48, 171, 244. Schleswig 172. — -Holstein 172. Schuabelthiere 217. Schnee 33. Schneeberg im Fichtelgebirge 167. — Wiener, 251. Schneegürtel der Alpen 150. Schneekopf 235. Schneelinie 33. Schoberpass 249. Schönbrunn 258. Schopftauben 217. Schott 65. Schottische Kirche 142. 303 Schottisches Hochland 140. Schottland 51, 139, 145. Schütt 272. Schüttenhofen 239. Schumla 120. Schwäbischer Jura 155,159. Schwäbisch - fränkische Ter¬ rasse 155 Schwarzawa 244. Schwarzburg-Rudolstadt u. -Sondershausen 167. Schwarze Erde 193. Schwarzes Meer 45, 50, 105 192. Schwarzwald 160,161, 162. Schwaz 260. Schwechat 258. Schweden 50, 190. Schwedisches Terrassenland 189. Schweiz 49, 149. Schweizer Alpen 149. Schweizerische Hochebene 106, 149, 151. Schwerin 172. Schwiz 152. Schyl 199. Sclavenhandel 65. Scrub 216. Scylla und Charybdis 131. Sebenico 285. See (die, der) 14. Seehöhe 9. Seeland 50. — dänische Insel, 188. — holländisches, 178. Seen in den Alpen 253. Seefeld 250. Seehöhen von Mähren nnd Schlesien 243. Seine 51, 107, 180, 182. Seinebecken 182. Selters 164. Semiten 77, 95. Semlin 284 Senegal 56, 69. Senegambien 56, 69. Serai 119. Seraing 179. Serben 118. Serbien 52, 12 l. Sereth 47, 50, l99, 224, 280. Severn 139. Sevilla 51, 137. Sewastopol 198. Shannon 140. Sheffield 144. Sherry 137. Shetlands-Inseln 138. Siam 54. Sibirischer Tract 93. Sibirisches Tiefland 53. Sichelberge 180. Sichem 101. Sibirien 54, 91. Sicilien 45, 52, 131. Sidon (Saida) 100. Siebenbürgen 48, 275. Siebenbürgisches Hochland 269. Sieg 163. Sierra Leone 56. — Leone-Küste 69. — Morena 133. — Nevada 51, 106, 134, 206. Sigmaringen 160. Sill 248, 260. Sillthal 260. Simplon 152. Sinai-Gebirge und -Halb¬ insel 103. Singapur (Singapore) 54, 74, 85. Sir 53. Siuah 66. Sixtinische Kapelle 129. Skager-Rak 105, 187. Skandinavien 45, 188. Skandinavier 50. Skandinavische Halbinsel 105. — Länder rc. 187. Skandinavisch - finnisches Ge¬ birge 106. Skutari 120. Skutarisee 116. Slaven 117. Slavonien 48. Sljemen 284. Slovaken 274. Smaragdinsel 145. Smithsund 204. Smyrna 98. Sofia 52, 120. Sognefjord 189. Sohn des Himmels 89. Solfatara 130. Solsataren 218. Solingen 165. Solnhofen 161. Solquelle 14. Solsteiukette 251. Solwaybucht 139. Somali 71. Somali-Land 63. Sommer 35. Sonne, scheinbarer Gang derselben, 25 ff. Söul 90. Southampton 144. Spalato 285. Spandau 171. Spanien 51, 134, 135. Spanier 134. Speier 163. Spessart 160. Spezia 127. Sphüroid 21. Spitzbergen 204. Splügen 152. Sporaden 98, 122. Sprachen, Sprachstämme, Sprachgruppen 42. Spree 47, 169, 170. Spreewald 171. Srebrenica 287. Staat, der, 44. Staatsformcn in Europa 113 f. Staffa 145. Stanislau 282. Stanowoi-Gebirge 79, 92 Starnberger See 159. Stassfurt 174. Stavanger 190. St. Denis 183. Stefan, König, 271. Stefansdom 257. Steiermark 48, 263. Steigerwald 161. Steiner Alpen 252. Steinernes Meer 251. Steinwüsten ans dem Karst 267. Steppe 40. — russische, 107. Steppen in Russland 193. Steppensee 14. Sternberg in Mähren 246. St. Etienne 184. Stettin 49, 172. Steyr 258, 259. St. Francisco 58. St. Gallen 153. St. Georgsarm 199. St. Gotthard 150. St. Helena 73. St. Johann 260. St. Lorenzgolf 205. St. Lorenzstrom (-Fluss) 203, 204. St. Louis 58, 208. St. Nazaire 185. Stockholm 50, 191. St. Pölten 258. St. Quentin 183. Strafcolonie, russische, 92. Straits Settlements 85. 804 Stralsund 172. Strand 39. Straßburg 49, 162. Straße von Messina 52. — von Calais 45, 105, 138. — von Gibraltar 45, 63. — der Dardanellen 45. — von Constantinopel 45. — von Kertsch 192. — von Otranto 105. Strauß 64. Strelitz 172. Strom 15. Stromboli 125. Stromschnelle 16. Struma (Strymon) 115. Stryj 282. Stubaier Alpen 248. Stubaithal 260. Stufenland 11. Stuhlweißenburg 278. Stuttgart 49, 161. St. Veit 263. Styr 280. Sucre 214. Sudan 56, 68. Sudeten 155, 171, 235. Sudetenländer 233. Sudetisches Randgebiet 241. Südafrikanische Republik 56, 72. Südafrikanisches Hochland 70. Südalpen 150. Südamerika 57, 58, 211. Südaustralieu 218. Süddeutschlaud 49, 159. Süden 4. Südeuropa 51. Südliche Alpen 218. — Kälkalpen 251. Südmähren 246. Südpol 23. Südrussland 198. Südsee 37. Südsee-Inseln 59. Südstaaten von Nordamerika 208. Südtirol 260. Südtiroler Hochland 252. Südwestafrika 56, 69. — deutsches 56. Sues 74. Suescanal 38, 68. Süßwassersee 14. Suffolk 139. Suliman 95. Sulina 199. Sultan 119. Sulzer Belchen 161. Sumatra 54, 86. Suna, Suniten 95. Sund 45, 105, 188. Sunda-Inseln 54, 86, 87. Sundastraße 38, 86. Surabaya 86. Sydney 59, 218. Sylt 173. Syra 122. Syrakus 131. Syrien 54, 76, 99 f. Syrisch-arabische Wüste 54. Syrmieu 284. Syrien, die, 55, 67. Szamos 276. Szegedin 48, 278, 279. Szekler 275. Szentes 279. Sziget 275. T. Tabak 202. Tabor, Taboriten 239. Tadschik 94. Täbris 96, 97. Tännengebirge 251. Tafelberg 72. Tafelland 10. Tag- und Nachtgleiche 27. Tagbogen 26. Tageszeiten 32. Tagliamentothal 251. Tahiti 219. Tajo 51, 133. Tanasee 71. Tanganika 70. Tanganjikasee 55. Tarent (Taranto) 130. Tarim, Tarimbecken 80. Tarn 184. Tarnopol 282. Tarnow 282. Taschkent 94. Tasmauia 59. Tasmanien 218. Tatra, hohe, niedere, 273. Taunus 163. Taurus 53, 99. Tauß 240. Taygetos 117. Teheran 54, 96. Tehuautepec 58, 209. Teich 14. Teifun 88. Tejo 138. Tell-Sage 151. Temesvar 48, 280. Temperatur 32. Teneriffa 73. Tepler Gebirge 240. Teplitz 241. Tcplitz in Oberuugarn 274. Teregova, Pass, 277. Terraindarstellung 19. Terrassen 11. Teschen 244. Tessin 153. Teutoburgerwald 155, 166. Thal 13. Thalengen 14. Thalfahrt 16. Thalgehänge 13. Thalpass 14. Thalrand 13. Thalsohle 13. Thalwand 13. Thalweiten 14. Thau 33. Thaya 243. Theben 68. Theiß 47, 224, 270, 271, 278. Themse 51, 139. Themsebucht 138. Theresienstadt 240. Thcresiopel 279. Thermen 14. Thermometer 32. Thessalien 116, 121. Thianschan 53, 79. Thorn 172. Thracien 116. Thraker 117. Thüringen 49, 167. Thüringer Wald 155, 167. Thun 153. Thuner See 150. Thurmberg 170. Tiber 52, 124. Tiberias 101. Tibesti 66. Tibet 53, 54, 78. Tibus 66. Ticino 123. Tiefe 16. Tiefebene 10. Tiefland 10. — deutsches, 46. — des Mississippi 57. — des Po 123. — sibirisches, 76. — südamerikanisches, 58. — turanisches, 53, 76. — von Flachsudan 55. — vorderindisches, 82. Tientsin 89. Tiflis 97. Tigris 54, 96, 99. 305 Timbuktu 68. Timor 87. Tirol 48, 259. — Schloss, 261. Tisza 278. Titicacasee 211. Todtes Gebirge 251. Todtes Meer 54, 100. Tödi 151. Tömvspass 276. Tokaj 275. Tokio 54, 91. Toledo 136. Tomsk 93. Tonga 219. Tonking 85. Tornea-Elf 192. Toronto 205. Torresstraße 38. Toscana 128, 129. Toscanisches Hügelland 125. Toul 182. Toulon 186. Toulouse 185. Tourcoing 182. Tours 184. Tower 143. Townsend 216. Trajanssänle 129. Transleithanicn 48, 230, 231. Transkaspische Bahn 94. Transsilvanische Alpen 276. Transversalgebirge 12. Trapeznnt (Tarabison) 98. Trasimenischcr See 128. Traun 259. Trautenau 241. Trautenaner Senke 242. Trave 172. Travnik 287. Trebitsch 246. Trent 139, 144. Trentschin 274. Trient 48, 261. Trier 164. Triest 48, 267. Triglan 253. Tripoli 67. Tripolis (Tarabulus) 100. Troja 98. Trollhütta Fälle 189. Tromsö 190. Trondhjem 190. Tropfsteingrotten 265. Troppau 48, 244. Tsadsee 55, 67, 68. Tscherkessen 97. Tnarik 66. Tudra 92. Supan, Geographie. Tübingen 161. Tüffer 264. Türkei 119. Türken (Osmanen) 80, 95, 111, 117, 118, 198. Türkisches Reich 52. — Asien 54. Tula 196. Tullner Becken 257, 258. Tundren 193, 205. Tunguska 93. Tunis 66, 73. Turan 54, 91. Turanische Tiefebene 93. Turin 52, 127. Turocz 273. Tyrrhenisches Meer 45,105, 123. Tyrus (Sur) 100. U. Übergossene Alm 251. Ufer 16. Ukraina 198. Ulm 160. Umbrien 128. Ungarische Tiefebene 106, 270. Ungarisch-Hradisch 246. Ungarn 48, 271. Ungvar 275. Union, nordamerik., 206. Unitarier 228. Unna 283. Unterkärnten 263. Unterkrain 266. Unterlauf 16. Untersberg 251. Untersteier 264. Unterwalden 152. Untiefe 16. Unstrut 166, 167. Unz 266. Upsala 191. Ural 45, 74, 192. - Fluss, 193. Ureinwohner v. Amerika 201. Uri 153. Urmiasee 96. Uruguay 58, 212, 215. Usedom 170. Utah 209. Utrecht 178. V. Val du Non 26 l. — Sugana 261. Valencia 137. Valenciennes 182. Valentia 146. Valparaiso 214. Vancouver 205. Vatican 129. Vecht 176, 178. Vedretta 249. Vegas 137. Vegetationsformen 40. Beglia 268. Velebitgebirge 284. Vendee 185. Venedig 52, 127 f. Venediger 248. Venezuela 58, 214. Veracruz 209. Verdun 182. Vereinigte Staaten von Nordamerika 57, 205 f. Vereinigtes Königreich Gro߬ britannien u. Irland 142. Verfassung, österreichische und ungarische, 232. Verona 127. Veroneser Klause 251. Versailles 183. Verviers 179. Vesuv 52, 125, 130. Victoria 89, 218. Victoria-See 55, 67, 70. Vicuna 213. Viehzucht in den Alpen 254. Vierwaldstätter See 151. Villach 262. Vindelicia 160. Vindobona 258. Vintschgan 260. Virginien 207. Virunum 263. Bizcayischer Meerbusen 106. Vlcimen 178. Vlissingen 178. Völker, ansässige 43. — Fischer-,Jäger-, Hirten-, Wandervölker 3, 43. Völkerthor 74. Vogelsberg 160, 165. Vogesen 161. Voitsberg 264. Volsker Gebirge 124. Vorarlberg 48, 261. Vorderasien 53, 76, 94. Vorderindien 53, 76, 81. Vorgebirge 37. Vrbas 283. Vulcanismus, Vulcane 39. !V. Waadt 154. ! Waag 47, 273. 20 306 Waal 176. Wahabiten 102. Waidhofen 258. Waitzen 277. Walachei 190. Walachijche Ebene 106. Walda'-höhen 193. Waldeck 49, 166. Waldenburg 171. Waldgrenze in den Alpen 253. Waldkarpaten 269, 275. Waldland 40. Wallcnsee 151. Wales 138. — Gebirge von, 139. — Prinz von^ 144. Wallis 153. Wallonen 178. Wansee 96. Warasdin 284. Wardar (Axios) 115. Warna 120. Warnsdorf 241. Warschau 50, 197. Wartburg 168. Warthe 169. Wasgau 161. Wash 139. Washington 57, 207. Wasserfall 16. Wasserscheide 16. Wasserspiegel 16. Watt, James, 141. Watten 173. Wawel, Schloss, 281. Wechsel 250. Wedgcwoodgeschirr 144. Weichsel 47, 107, 156, 169, 192, 280. Weiher 14. Weimar 168. — -Eisenach 167. Weißensee in Kärnten 262. Weißes Haus 208. Weißes Meer 45, 192. Wekelsdorf 241. Wellen 38. Wels 259. Wcltgcgenden 3, 5. Weltsprache, diplomatische und Handels-, 181. Wendekreise 26 ff. Wenden 169, 191. Wenersec 50, 189. Werra 156, 165. Weser 47, 156, 165, 166, 173. Weser-Bergland 155, 166. Weserkette 166. Westalpen, französische, 186. Wcstasien 53. Westanstralien 218. Westen 4. Westend, Castend von Lon¬ don 143. Westerwald 163. Westeuropa 51. Westfalen 165, 166, 175. Westfälische Pforte 166. Westgalizien 281. Westghats 83. Westgothen 134. Wcstindien 57, 58, 210. Westländer von Nordamerika 208. Westminster, Westminster- abtei 143. Westungarisches Tiefland 277. Wettersee 50, 189. Wcttersteingebirge 250. Wicliczka 282. Wien 48, 257 f. Wiener Becken 106, 224, 257. — -Neustadt 258. Wienerwald 251. Wiesbaden 164. Wight, Insel, 144. Wikinger 190. Wildbäche 254. Wildspitz 248. Wilhelmshaven 174. Wilhelmshöhe 166. Wilna 198. Winde 33. Windische Büheln 264. Windrose 4, 5. Windsor 144. Winipegsee 204. Winter 35. Wippach, Fluss, 265. — -Thal 265, 266. Wischehrad 239. Wischnu 81. Wisby 191. Witosch 116. Wittenberge 174. Wittingauer Ebene 239. Wladikaukas 97. Wörnitz 160. Wörthersee 263. Wolfgangsee 259. Wolfsberg 263. Wolga 50, 107. Wolhynien 198. Wolken 33. Wollin 170. Worms 163. Woronesch 196. Wotawa 237. Württemberg 49, 159, 161. Würzburg 161. Wüste 40. — und Steppe, austra¬ lische, 216. Wupperthal 165. H. Y 177. Uankees 206. Nellowstone 209. Honne 183. Ml 176. Jucatan 209. Z. Zaandam 177. Zahn 11. Zakynthos (Zante) 122. Zalathna 276. Zar 194. Zara 48, 285. Zaragoza,136. Zebra 64. Zell am See 262. Zenith 23. Ziffern, arabische, 82. Zillerthal 248, 260. Zips 274. Zirknitz, See, 266. Zittau 169. Znaim 246. Zonen 34 ff. — Europas 108 f. Zornthal 162. Zoroaster-Religion 95. Zuckerhütl 248. Zuckerrübe, Anbau der, 242. Zürich 49, 153. Züricher See 151. Zufluss 15. Zug 153. Zugspitze 250. Zuidersee 176. Zwickau 169. Zwittawa 244. Anhang. Ergänzung zur mathematischen Geographie. 20* Das wirkliche Sonnensystem. Dass der Lauf der Sonne um die Erde nur scheinbar ist, dass im Gegentheile die Erde sich um ihre eigene Achse dreht und eine eigene Bahn um die Sonne durchläuft, erkannte zuerst Nikolaus Copernicus (7 1543). Seine Beobachtungen wurden von Kepler (fi 1331) und Newton (njüt'n, f 1727) bestätigt und vervollständigt. Dem copernicanijchen Welt¬ system zufolge bildet die Sonne den Mittelpunkt eines Systems von mehreren Planeten, die sich von W. nach O. um ihre eigene Achse drehen und sich in ellipti¬ schen Bahnen um die Sonne, die in einem Brennpunkte steht, bewegen. Unter den Planeten steht der Merkur der Soune am nächste», weiter ab steht die Venus, dann die Erde mit ihrem Monde oder Tra¬ banten, hierauf folgen: Mars nrit zwei Monden, dann eine Gruppe sehr kleiner Planeten, von denen man bereits mehr als 300 entdeckt hat und die man Planetoiden oder Asteroiden nennt, ferner Jupiter mit vier Monden, Saturn mit acht Monden und einem Doppelringe, Uranus mit sechs Monden und endlich Neptun mit zwei Monden. Alle diese Himmelskörper, die ihr Licht von der Sonne empfangen, nennt man Planeten im Gegensätze zu den Sonnen oder Fixsternen, die mit eigenem Lichte leuchten. Betrachten wir genauer die Bewegung der Erde. Sie ist eine doppelte: 1.) bewegt sich die Erde innerhalb 24 Stunden um ihre Achse, wodurch Tag und Nacht entstehen (diese Bewegung nennt man Rotation); 2.) bewegt sie sich innerhalb 365 Tagen und 6 Stunden (ein Sonnenjahr) um die Sonne, wodurch die Jahreszeiten entstehen. Das bürgerliche Jahr hat nur 365 Tage, wird also um circa sechs Stunden zu gering gerechnet. Da diese Differenz in vier Jahren einen Tag ausmacht, so wird alle vier Jahre ein Tag (29. Februar) eingeschaltet, und daher ist jedes vierte Jahr ein Schaltjahr zu 366 Tagen. n) Die Rotation. Da scheinbar die Sonne von O. nach W. sich nm die Erde dreht, so muss in Wirklichkeit die Rotation in der Richtung von W. nach O. stattfinden. Wegen der Kugelgestalt muss sodann immer die eine Hälfte der Erde erleuchtet, die andere finster sein. Nähert sich unser Ort der Sonne und tritt er in die beleuchtete Hälfte ein, so sagen wir: die Sonne geht auf oder es ist Morgen; stehen wir gerade der Sonne gegenüber, so sagen wir: die Sonne steht am höchsten oder es ist Mittag. Von diesem Zeitpunkte an wendet sich unser Ort von der Sonne wieder ab, und tritt er in die unbeleuchtete Hälfte, so sagen wir: die Sonne geht unter oder es ist Abend. 310 Nun durchlauft unser Ort die finstere Hälfte, d. h. wir haben Nacht. Steht unser Ort gerade der Sonne gegenüber, aber in der unbeleuchteten Hälfte, so ist für uns Mitternacht. d) Die Bewegung um die Sonne. Obwohl diese Bewegung äußerst rasch ist (über 30 Km in einer Secnnde), so spüren wir doch gar nichts davon; daher entsteht die Täuschung, als ob die Erde feststünde. Der Weg, den die Erde um die Sonne zurücklegt, heißt die Erdbahn. Denkt man sich die Ebene der Erdbahn bis an das Himmelsgewölbe ausgedehnt, so berührt sie dasselbe in einer Ellipse, welche Ekliptik genannt wird. Diese ist unter einem Winkel von 23'/s° gegen den Himmelsäquator geneigt, den sie an zwei Punkten durchschneidet. Schon im Alterthnm theilte man sie in zwölf Theile, die nach Fixsternbildern benannt sind, an denen die Sonne im Laufe eines Jahres vorüberzugehen scheint. Da diese Sternbilder meist Thiernamen tragen, so nennt man diesen Gürtel von Sternbildern den Thierkreis oder Zodiacus' (f. Fig. 34). > Die Namen und üblichen Zeichen dieser zwölf Sternbilder sind: Widder — "s; Stier -- 8; Zwillinge H; Krebs Oi Löwe K; Jungfrau -- in,; Wage Skorpion ---- Np; Schütze -- /; Steinbock Z; Wassermann --- Fische --- X. 311 Da die Erdbahn eine Ellipse ist, in deren einem Brennpunkte die Sonne steht, so muss einmal im Jahre die Erde von der Sonne am weitesten entfernt sein, einmal im Jahre ihr aber am nächsten stehen. Der entfernteste Punkt der Erdbahn heißt das Ap Helium (Sonnenferne), der nächste das Perihelium (Sonnennähe, s. -4 und in Fig. 33). Entstehung der Jahreszeiten (s. Fig. 34). Der Wechsel der Jahreszeiten wird herbeigeführt: 1. ) durch die Bewegung der Erde nm die Sonne, 2. ) durch die eigenthiimliche Stellung der Erdachse. Bezüglich des letzteren Umstandes ist ein Doppeltes wohl zu merken: 1.) Die Erdachse steht nicht senkrecht auf der Erdbahn, sondern ist unter einem Winkel von ökU/z» gegen dieselbe geneigt; 2.) die Erdachse bleibt sich während des ganzen Umlaufes um die Sonne parallel. Von den zahllosen Lichtstrahlen, welche die Sonne der Erde zusendet, wird sicher einer die Erde senkrecht treffen, und diesen nennen wir den centralen Lichtstrahl (<7L in Fig. 34). Es ist nun zu untersuchen, welche Punkte der Erde in deren ver¬ schiedenen Stellungen zur Sonne von diesem Lichtstrahle getroffen werden. 1. ) Am 21. März befindet sich die Erde in von der Erde aus gesehen, befindet sich die Sonne in einem Durchschnittspunkte des Himmelsäquators und der Ekliptik. Der centrale Lichtstrahl trifft den Äquator, daher wird die beleuchtete Erdhälfte von der unbeleuchteten durch einen Kreis geschieden, der durch beide Pole geht, oder was dasselbe ist, beide Pole werden beleuchtet. Alle mit dem Äquator parallelen Kreise, die man sich um die Erde gezogen denkt (Parallelkreise), liegen zur Hälfte im beleuchteten, zur Hälfte im unbeleuchteten Theile, daher ist an diesem Tage für die ganze Erde Tag und Nacht gleich, weshalb man diesen Punkt der Erdbahn das Frühlings-Äqui- noctinm nennt. An diesem Tage beginnt für die nördliche Hemisphäre der Früh¬ ling, für die südliche der Herbst. 2. ) Die Erde bewegt sich nun weiter, bis sie am 21. Juni in //angelangt ist, W'/?" unter dem Himmelsäquator. Der Nordpol ist jetzt der Sonne zugekehrt, und der centrale Lichtstrahl trifft nicht mehr den Äquator, sondern den Punkt 23^/„" nördlich von demselben. Der Kreis, der mit dem Äquator parallel durch diesen Punkt gezogen wird, ist der Wendekreis des Krebses, so genannt, weil die Sonne an diesem Tage im Zeichen des Krebses steht (O)- Da die Erde sich nm ihre Achse dreht, so trifft die Sonne an diesem Tage jeden Punkt des Wendekreises einmal. Die Parallelkreise nördlich vom Äquator liegen mit ihrem größeren Theile in der beleuchteten, mit ihrem kleineren in der unbeleuchteten Erdhälfte, d. h. am 21. Juni hat unsere nördliche Hemisphäre den längsten Tag und die kürzeste Nacht. Je näher die Parallel¬ kreise dem Nordpole liegen, desto größere Theile derselben liegen in der beleuchteten Erdhälste, d. h. je mehr wir uns dem Nordpole nähern, desto länger ist der Tag und desto kürzer die Nacht, bis endlich derjenige Parallelkreis, der 23l// vom Nordpole oder 66^" vom Äquator entfernt ist, ganz in die beleuchtete Hälfte fällt. Dieser Parallel¬ kreis heißt der nördliche Polarkreis (>rx), und alle Punkte dieses Kreises haben daher am 21. Juni 24 Stunden Tag. Die Folge dieser Beleuchtungsverhältnisse ist, dass auf der nördlichen Hemisphäre am 21. Juni der Sommer beginnt. — Gerade das umgekehrte Verhältnis findet auf der südlichen Hemisphäre statt, die Parallelkreise liegen nlit ihrem größeren Theile in der unbeleuchteten Erdhälfte, und der Parallelkreis, der 23>/2» vom Südpole absteht, der südliche Polarkreis (konnte in Fig. 34 nicht zur Darstellung gelangen) genannt, liegt ganz im unbeleuchteten Theile; es ist also für die 312 südliche Hemisphäre am 21. Juni die längste Nacht nnd der kürzeste Tag, nnd alle Punkte des südlichen Polarkreises haben 24 Stunden Nacht; es beginnt somit ans der südlichen Hemisphäre an diesem Tage der Winter. — Dieser Punkt der Erd¬ bahn heißt das Sommer-Solstitium. 3. ) Bon 77 bewegt sich die Erde nach 14/, wo sie am 22. September anlangt. Da die Sonne an diesem Tage am zweiten Durchschnittspunkte des Himmelsäquators mit der Ekliptik (in ^) zu stehen scheint, so wiederholen sich dieselben Verhältnisse wie am 21. März: der centrale Lichtstrahl trifft den Äquator, und ans der ganzen Erde ist Tag nnd Nacht gleich. Daher heißt dieser Punkt der Erdbahn das Her bst - Äquinoctium. Für die nördliche Hemisphäre beginnt an diesem Tage der H erb st, für die südliche der Frühling. 4. ) Bon //I bewegt sich die Erde nach Uh wo sie am 21. December ankommt. Nun findet gerade das Umgekehrte statt wie am 21. Juni, denn weil der Punkt 7U der Erdbahn 231/2° ober dem Himmelsäquator liegt, so ist jetzt der Südpol der Sonne zugekehrt, und der centrale Lichtstrahl trifft jetzt den Punkt, welcher 23^ ° südlich vom Äquator liegt. Der durch diesen Punkt gezogene Parallelkreis heißt der Wendekreis des Steinbockes, weil die Sonne an diesem Tage im Zeichen des Steinbockes (bei Z) steht. Der größere Theil der südlichen Parallelkreise liegt in der beleuchteten Hälfte, daher hat die südliche Hemisphäre am 21. December den längsten Tag und die kürzeste Nacht und Sommeranfang; am südlichen Polarkreise ist 24 Stunden Tag. Für die nördliche Hemisphäre ist dagegen am 21. December die längste Nacht und der kürzeste Tag nnd daher Winteranfang; am nördlichen Polar¬ kreise 24 Stunden Nacht. Dieser Punkt der Erdbahn heißt das Winter-Solstitium. Der Mond. Nächst der Sonne ist der Mond für uns das wichtigste Gestirn. Er hat eine dreifache Bewegung: 1.) um seine Achse, 2.) um die Erde, 3.) mit der Erde um die Sonne. Zu einem Umlaufe um die Erde braucht er 27^ Tage, zu einer Umdrehung um die Achse ebensoviel, daher wir immer nur die eine Seite des Mondes sehen; zu einem Unilaufe um die Sonne natürlich ein Jahr. Die Mondbahn ist nahezu ein Kreis, aber unter einem Winkel von 5° gegen die Erdbahn geneigt, daher müssen sich Erd- und Mondbahn in zwei Punkten schneiden. Die Dnrchschnittspunkte nennt man Knoten. Die Mondesphasen. Der Mond ist wie die Erde ein dunkler Körper und erhält sein Licht von der Sonne. Deshalb, und weil er zur Erde und Sonne verschiedene Stellungen einnimmt, sehen wir ihn nicht immer in der gleichen Gestalt, sondern er verändert diese während eines Umlaufes um die Erde, also während der Dauer eines Monats, fortwährend. Diese Veränderungen nennt man Phasen. Die vier Hauptphasen sind besonders wichtig. 1. ) Der Mond steht in 7 zwischen Sonne nnd Erde. Die der Sonne zugekehrte Hälfte ist beleuchtet, die der Erde zugekehrte ist finster. Wir sehen daher in dieser Stellung den Mond nicht, es ist Neumond. Aufgang 6 Uhr früh, Culmination 12 Uhr mittags, Untergang 6 Uhr abends. 2. ) Rückt der Mond 90° weiter nach 77, so wird allmählich der beleuchtete Theil sichtbar, bis wir in 77 genau ein Viertel in der Gestalt eines Halbmondes sehen. Diese Phase nennen wir das erste Viertel (Gestalt eines lateinischen!)). Aufgang 12 Uhr mittags, Culmination 6 Uhr abends, Untergang 12 Uhr nachts. 313 3.) Je weiter der Mond von 77 nach 7// sich bewegt, desto mehr wird auch vom zweiten beleuchteten Viertel sichtbar, bis in 777, wo Sonne, Erde und Mond wieder in einer Linie stehen, die ganze beleuchtete Hälfte der Erde zugekehrt ist. Es ist dem¬ nach Vollmond. Aufgang 6 Uhr abends, Culminativn 12 Uhr nachts, Untergang 6 Uhr früh. 4.) Auf dem Wege von 777 bis 7U verschwinden wieder Theile der beleuchteten Hälfte unseren Augen, bis in 7U wieder genau nur ein Viertel zu sehen ist. Dies ist die vierte Hauptphase oder das letzte Viertel (Gestalt eines lateinischen 6). Aufgang 12 Uhr nachts, Culmination 6 Uhr früh, Untergang 12 Uhr mittags. Ans dem Wege nach 7 wird der sichtbare Theil der beleuchteten Hälfte immer kleiner, bis in 7 der Mond wieder zum Neumond geworden ist. Zwischen Neumond und Vollmond sagen wir: der Mond nimmt zu, zwischen Vollmond und Neumond: der Mond nimmt ab. Die Entstehung der Finsternisse lässt sich ebenfalls nur durch die Mondes¬ phasen erklären. Die Sonnenfinsternis entsteht, wenn der Mond gerade zwischen Sonne und Erde tritt (Stellung in 7), infolge dessen der Mond seinen Schatten auf die Erde wirft. Die Mondesfinsternis entsteht, wenn die Erde zwischen Mond und Sonne tritt (Stellung in 777), infolge dessen die Erde ihren Schatten auf den Mond wirft und so denselben verfinstert. Fig. 36. 314 Aus dem Gesagten ergibt sich, dass bei Neumond die Sonnenfinsternis, bei Voll¬ mond die Mondesfinsternis eintritt. Doch ist dies nicht immer der Fall, weil die Mond¬ bahn gegen die Erdbahn geneigt ist. In vorstehender Zeichnung ist a- der Durchmesser der Erdbahn, ' jener der Mondbahn. Tritt Neumond ein, wenn der Mond 5" unter der Erdbahn steht, so sehen wir von der Erde aus die Sonne, und es tritt also keine Sonnenfinsternis ein; ebenso tritt keine Verfinsterung des Mondes ein, wenn er in der Phase des Vollmondes 5" über der Erdbahn steht, weil er die volle Beleuchtung von der Sonne erhalten kann. Totale Sonnen - und Mondesfinsternisse treten also nur dann ein, wenn der Mond in den Phasen des Neu- und Vollmondes in den Knoten steht, weil dann der Durchmesser der Erdbahn mit dem der Mondbahn zusammensüllt und daher Sonne, Mond und Erde in einer Linie stehen. Größenverhältnisse der drei wichtigsten Himmelskörper. c/ Fig. 37. II. Die Sonne. 1. ) Mittlere Entfernung von 2. ) Durchmesser der Sonne I, I. Die Erde. 1. ) Mittlerer Durchmesser 12.700 Km. Da die Erde ein Sphäro'td ist, so ist die Erdachse (er?) etwas kleiner als der Durchmesser des Äquators (