der Sühne VeK heiligsten tzerzenS Jesu. = Grgsn de§ ÄLarien-Vereinß für Afrika. == Der Heilige Vater Papst Pius X. hat der Redaktion, Ben Abonnenten itaB Wohltätern den apostolischen Segen erteilt. Mit Empfehlung vieler hochwürdigster Bischöfe. Erscheint monatlich einmal und kostet jährlich mit P-st JK-i Mk. — l Jr»Seit Dedaktton und Administration: Mtflionsbaus lDtUsnS bet Srtxcn, Tirol. ------- ■— Anhalt: .............. —• Schillukkalender und Schule 169. — Nilpferdjagd 176. — Aus dem Missiousleben: Durch Maria gerettet 180. — Feier der ersten heiligen Kommunion in Khartoum 183. — Unterhaltendes: Cingua Basse's Vertraute (Fortsetzung) 185. — Verschiedenes: Warum sind die Schilluk den Weißen untergeordnet woröen? 191. — Heiteres 192. Abbildungen: Madi-Häuptling Kagni mit Familie: Frau, zwei Söhne und Tochter. — Feldszene bei den Schilluk. — Aluru-Leute. — Lur-Häuptling Lmach mit einigen seiner Söhne. — Nilpferdjagd. — Auf dem Nil: Segelbarke. I Dem Memento der hochw. Missionäre und dem Gebete aller Leser werden die folgenden Verstorbenen empfohlen: Hochw. Herr Pfarrer in Weistrach; Frau Anna Kranzfelder; Hochw. Herr Kooperator Gritsch. „Herr, gib ihnen die ewige Ruhe und das ewige Licht leuchte ihnen!" Richte an die Redaktion die Bitte, meinen Dank dem göttlichen Herzen Jesu in wunderbarer Er-hörung in einer ganz schwierigen Angelegenheit veröffentlichen zu wollen. Die Veröffentlichung war versprochen.. Ich danke recht herzlich für das Gebet und berichte, daß ich durch die Fürbitte des hl. Antonius ganz auffallend erhört worden bin. Empfehle zwei wichtige Anliegen dem frommen Gebete aller Leser des „Stern der Neger". Ferner empfehlen sich einige Leser dem Gebete zum heiligsten Herzen Jesu, zur seligsten Jungfrau, zum hl. Josef und zum hl. Antonius um Bewahrung der Feldfrüchte und des Viehstandes vor Schaden. jH6onnements=@rneuex-«ngen. Vom 10. April bis 10. Juli 1911 haben folgende Nummern ihr Abonnement erneuert: 28 35 62 133 170 217 235 420 446 472 474 585 648 757 759 812 842 993 1133 1167 1187 1294 1314 1315 1410 1526 1584 1621 1671 1681 1855 1856 1992 2337 2411 2581 2674 2750 2785 2788 2803 2876 2917 3246 3484 3622 5000 5025 5157 5198 5333 5431 5530 5536 5642 5724 6226 6369 6514 6636 7073 7220 8015 Kaöerr-Wevzeichnis vorn 10. Juni bis 10. Juti 1913 -----------In Kronen. ---------- Gpferstock: Anras Dr. E. St. 50; Brixcn I. Z. 1; Prof. L. 7; Buchenstem M. d. T. 3; Cham von mehreren 111808; Deggendorf I. W. 234; P. T. 684; Droisendorf P. H. 5; Ebersberg M. P. 3 51; Erisried Pf. M. 16-66;' Erl A. H. 3; Frepung Benes. M. S. 6 04; Hochkretscham d. Fr. M. 33 90; Klosterneuburg K. C. 2; Kuchl L. W 1; Lambach P. B. G. 5 (Antoniusbrot); Lappach I. N. 1; Mittelberg K. M. 58: Nikolsdorf D. E. 20; I. K. 8; Niederstotzingen Pf. St. 2; Prambachkirchen I. A. 10 (Antoniusbrot); Rodcneck M. u. E. R. 20; Ruprechtshofen Benes. S. 12; Saalfeldcn I. R. 5; St Ulrich Th. D. 4; Bahrn B. Z. 5; Weitersfelden K. L. 1. Zur Taufe von Heidenkindern: Cham Benes. H. 24-57 (Aloisius); Lambach F. A. 20 (Juliana); St. Valentin A. M. 20 (Franziskus); Unterprambach-kirchen A. H. 40 (Anna, Aloisius). Zur persolvierung von heiligen messen sandten ein: Ahrweiler E. P. 12-87; Altmünster E. H. 4; Aubing G. St. 5-08; ans Cham 58-50; Deggendorf Th. T. 257-40; Dernau M. W. 176; Lambach P. ' B. G. 7-20; Lembeck Gr. M. 1,8-64; Mittelbcrg K. M. 176; Neukirchen Fr. H. 10; Niederösterr. N. N. 100; Obertheres I. F. 3-5Ö; Sarnthein M. G. 3; Vornholz Bar. v. N. 42-68; Zellnitz Pf. G. H. 138. pr Msgr. Geyer: Brixen Msgr. Sch. 50. Zur die Mission: Kostelzen Pft. F. Sch. 40; Linz Domsch. F. St. 100. Zur die armen Neger: St. Ulrich D. H. 10. Effekten: Pfr. P. A. L Kirchenwäsche; Pfr. König Kirchensachen: Palfr.Bienenschwarm; Msgr.W. mehrere Kleidungsstücke; Pensionat Riedenburg ein Segen-Belum und Bursa. Briefmarken liefen ein aus: Anras, Aschasfcn-burg, Bozen, Brixen, Eggenberg, Eppan, Karlsbad, Milland, Ottenschlag, Regensburg, Schlanders. * * * „® Herr, verleihe allen unseren Wohltätern um deiner Namens willen das ewige Leben l" Empfehlenswerte Bücher und Zeitschriften, Die christliche Aungtrau in ihrem Gebet und Mandel. P. Josef Waldners Lehr- und Gebetbuch für christliche Jungfrauen neu herausgegeben und umgearbeitet. Fünfte Auflage. Mit Approbation des hochwst. Herrn Erzbischofs von Freiburg. Mit einem Titelbild. 12°. (XX und 526.) Freiburg und Wien 1911, Herderschc Verlagshandlung. Geb. Mk. 2 — — Kr. 2-40 und höher. Dieses Lehr- und Gebetbuch für christliche Jungfrauen, welches im Jähre 1726 zum erstenmal erschien, gehört unstreitig zu den besten Büchern dieser Art. Sein Hauptvorzug liegt in den gediegenen Belehrungen m bwHefiE isathollscheNsswnsMschnft äerLöhne öes heüigstmkerrens Jesu.' (Organ äes Marren-Vereins fur Mrka) i/Dient vornebmUcb der Unterstützung und Ausbreitung der Lissionstätlgkeit der Söbne des beiligsten Derzens Sefu und sucht Verständnis und werktätige Liebe des aktsttonsrverkes in Mort und Schritt zu tördern. Das Brbettsfelö dieser /UMsstonäce 1st der Sudan (Lentral-Atrlka). Der „Stern der Neger" erscheint monatlich und wird vom Missionshaus MUland bei Brixen (Südtirol) herausgegeben. Kbonnementeprele gsnzjäbrig mit poftvcrfeneung Hr. 2.—, Äh. 2.—, Fr. 3.—. Der Heilige Vater Papst Pius X. hat der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den Apostolischen Segen erteilt. Für die Wohltäter werden wöchentlich zwei heilige Messen gelesen. Mit Empfehlung der hochwürdigsten Oberhirten ooi Leitmeritz, Linz. Oimütz, Marburg. Trient, Triest und Wien. I von Briten, Brünn. ibeft S. august ten. XIV. Zadrg. Lcbillukkalender und Schule. von P. M. DotiiiNLr F. S. C. Viel streitet ober, besser gesagt, disputiert man über die Art und Weise der Jugend-erziehung, über die Mittel, zu diesen! Ziele zu gelangen, über den Grad der Zivilisation, der Hebung eines Volkes in geistiger und materieller Hinsicht, über die Stellung der Religion und deren Verbindung mit den wissenschaftlichen und ivirtschaftlichen Forderungen, in einem Worte — über die Schnlfrage. Daß es aber, um irgendwie 31t erziehen, selbst wenn es sich ums Verziehen handelt — doch eine Art Schule geben muß, ist noch nicht angezweifelt worden, sondern vielmehr daraus hat sich immer der Kampf zwischen Gutem und Bösem, die Propaganda zwischen Wahrheit und Irrtum, Glaube und Unglaube entwickelt. Die Mittel einer Erziehung sind dlirch den Bildungsgrad, den das Volk bereits besitzt, bedingt. Handelt es sich um die Erziehung eines Volkes, welches aus der Barbarei heraus auf das Niveau der Menschlichkeit gebracht werden soll, um ein Volk, das bis jetzt, wie Saturnus seine eigenen Kinder verschlungen, eilte Geschichte von Greuel und Bluttaten ausweist, so müssen da eben dementsprechende Mittel in Anwendung gebracht werden. Langsam, aber sicher muß da Scholle um Scholle errungen werden. Es nützen da nichts die philosophischen Beweise etwa über Nutzen und Notwendigkeit der Zivilisation, sondern man hat da vorerst dieses arme Volk zu gewinnen, anzuziehen, sie von ihren verkehrten, unvernünftigen Gebräuchen abzuhalten und sie zu einer regelmäßigen Arbeit anzuhalten. Damit wäre also schon die erste und notwendigste Vorbereitung zur Schule gegeben. Weil man aber gewöhnlich mit der Schule nicht solange wartet und warten kann und vor jeder Vorbereitung anfängt, so hat es dabei manchen Haken. Die Schule nämlich setzt schon etwas Regel voraus, zum allermindesten ein regelmäßiges Kommen, Besuchen der Schule, was doch bei uns natürlich, hier aber in Afrika gar nicht so selbstverständlich scheint. In Europa hat man diese Regelmäßigkeit nötig, um den Stoss zn bewältigen. Der Schilluk hingegen hat das ganz und gar nicht notig. Er braucht auch kein Examen zu bestehen; er kann ohne Reifezeugnis auch ein großer Mann werden: König, Großhäuptling und Häuptling, Minister des Innern und Äußern, Reichs-, Staats- und Rechtsrat, Abgesandter, Priester, Hexenmeister, Quacksalber, Doktor und Doktor beider Rechte — das alles kann der Schilluk werden, das alles steht ihm auch ohne Schule offen. Warum sich also mit vielen „Grillen" plagen, denkt sich der Schilluk — und wer könnte es ihm auch verargen! Wenn wir nun so einen begeisterten Willen und ein noch größeres Interesse für Schule und Lernen voraussetzen, stellen sich der Erhaltung einer regelmäßigen Schule noch andere große, einstweilen unüberwindliche Schwierigkeiten entgegen aus den Zeiten und Perioden des Schillukkalenders. Wie schwierig es aber ist, den ganzen Kalender umzuändern, können sich die lieben Leser vorstellen. Diesen Kalender mit den verschiedenen Beschäftigungen der Jugend darzulegen, will ich nun versuchen, um den lieben Lesern zu zeigen, auf welche Hindernisse der Missionär bei so einem Bolke in Bezug auf Schule, Erziehung und Ausübung der religiösen Pflichten immer stößt. Erwähne vorher noch, daß die Zeit der Schule ebenso unregelmäßig ist, als die Schüler selbst es beim Besuche derselben sind, welche teils von weitem kommen, teils durch vielerlei Beschäftigung zu dieser oder jener Stunde verhindert sind. Schon mancher Tourist wunderte sich, nicht zu jeder beliebigen Stunde die Schule gefüllt und sie gleich willig, jedem nächstbesten Fremden ihr ganzes Wissen dar- zulegen, bereit zu finden. — Um das fertig zu bringen, muß der Schillnk aber noch einen tüchtigen Schritt nach vorwärts machen. Dazu muß er vor allem seine eingewurzelte Menschenfurcht ablegen, die einstweilen noch als garnicht unbegründet betrachtet werden kann. Noch zu frisch sind die Erinnerungen aus der Zeit des Sklaventums. Viele Mütter erzählen ihren jetzt heranwachsenden Kindern, wie sie einst in ihren Kinderjahren geraubt, wie sie behandelt worden und was sie nachher ausgestanden und wie sie jetzt weder Vater noch Mutter, noch Heimat und Leute kennten. Erst 12 Jahre sind vorüber, seitdem sie nicht mehr beunruhigt und belästigt werden — eine - zu kurze Zeit, um eine so lange Geschichte von Blut hinwegznwaschen — und selbst diese kurze Zeit hat ihnen manches gebracht, was sie lieber nicht sähen: Fremdlinge sind gekommen und haben nach Belieben, natürlich gegen Entlohnung, da und dort ihr Besitztum genommen, Häuser auf ihren Grundstücken erbaut, Steuern und Dienst gefordert und sie und ihre Häuptlinge vor ihre Gerichte gefordert. Haben sie dabei in der Tat auch nichts verloren und sind sie auch nicht schlecht behandelt worden, so kennen sie doch dessen Absicht nicht, auch wenn man es ihnen oft versichert, und statt Vertrauen bringen sie noch immer Mißtrauen entgegen. So fürchten die Alten noch immer, daß einmal mit einem Schlage wieder alles eingepackt wird. Verschiedene mißliche Zufälle haben das vor einiger Zeit wieder recht ans Licht gebracht. Diesen Ideen gemäß müssen sie dann auch handeln, wenn sie sich vor den Fremden zeigen; daher der von der Mutter eingelernte, vom Vater weitergeschürte Frenidenhaß, der sich überall kund tut und diese Schillnk an jeder weiteren Bildung hindert. Sich selbst glauben sie als die Vollkommensten auf der Welt und von der Umgebung werden sie dann eben als sehr-weit zurück behandelt. Bis nun einmal bei solchen Umständen der Erziehung die Jugend, um die es sich hier handelt, sich ein selbstständiges, freies Urteil bilden kann und sich ahne Vorurteil jedem beliebigen Fremden nähert, braucht es noch Zeit. Nicht eine, auch nicht eine zweite Generation wird vollständig genügen, alle Flecken dieses wilden Hasses hinwegzufegen. Zur Entschuldigung also all unserer Schillukjnngen sei das Ganze erwähnt, wenn sie bis jetzt noch immer eine gewisse Scheu und Zurückhaltung jedem Fremden entgegenbringen, während sie doch mit uns Missionären am Platze als beste Freunde verkehren. Weiters sei noch erwähnt, daß der freien Schillukjngend ein Pensionatleben ganz und gar nicht zusagt, daß sie viel lieber frei und stramm überall herumvagieren und daß ein Mobilmachen hier zu Lande auch nicht so eilig vor sich geht als bei den lieben Lesern zu Hause mit Telegraph und Eisenbahn und Motorkarren. Troinmelsprache gibt es auch keine, fliegende Reiterei noch weniger, um diese Schuljugend zusammen git bringen, und übrigens ist die Laune nur die einzige Gebieterin hier zu Lande. Noch niemals sah ich einen Schillnk die Schritte eines anderen wegen beschleunigen. Leicht begreiflich, daß man also eineSchule nicht immerPnnkt So und So beginnen kann — denn Uhren haben sie auch noch nicht — oder noch viel weniger zu einer unregelmäßigen Stunde, wo sie in aller Welt zerstreut sich befinden. In der Schule selbst, in der wir es einstweilen —- solange nicht eine höhere Gewalt sie zum Besuche zwingt, wofür auch noch die Zeit kommen wird — nur mit „Freiwilligen" zu tun haben, unterscheiden wir zwei Klassen: sogenannte Beständige und Unbeständige. Letztere sind, abgesehen von den Launen, gewöhnlich von den Motiven des Hungers, der Arbeit oder irgend eines Geschenkes geleitet und finden sich eine Zeitlang beständig in der Schule ein-, sie sind so eine Art Zugvögel, die alles durchmachen. Ich heiße sie unbeständig, weil sie so ziemlich 50 Wochen im Jahre fehlen. Man sage nicht, daß man nicht alles tue, um sie zu gewinnen! Ist ihre Hoffnung erfüllt oder auch zu Wasser zerronnen, so sind sie wieder fertig; sie wandern weiter, die Vögel der goldenen Freiheit. Gewiegt auf dem Schoße des Vaters, der, um sie stark und ohne Furcht zu erziehen, ihnen nicht das leiseste Wort des Widerspruches sagt, vertragen sie sich natürlich nicht mit den Prinzipien der Religion, der Schule, wo ja Gottesfurcht gelehrt wird, auch für sie der Anfang der Weisheit. Kurz, ich verstehe unter dieser Sorte von Schülern jene, die am wenigsten kommen, zum Unterschiede von jenen, die garnicht kommen. Wenn sie dann kommen, lernen sie natürlich wenig, behalten noch weniger und zeigen überall, wie notwendig sie es hätten, einmal erzogen zu werden. Außer diesen gibt es dann sogenannte Beständige und von diesen ist eigentlich hier im ganzen die Rede. Ich nenne sie beständig, weil sie nämlich immer da sind, wenn Schule ist oder, besser, immer Schule ist, wenn sie da sind. Auch hier, wie überall, macht nicht der Lehrer die Schule aus, sondern es machen das die Schüler, aber mit dem Unterschiede, daß hier die Schüler viel mehr zu sagen haben als anderswo. Das Fehlen der Schüler jedoch ist bei diesen nicht der Laune zuzuschreiben, sondern den nun zu besprechenden Schwierigkeiten. Die Schillnk, wie ja bereits die Leser wissen, stammen aus dem Bahr-el-Ghazal und haben sich nun hier am Obern Nil ansässig geniacht. Sie führen kein Nomadenleben, wie teilweise Dinka und Nuer, die mit ihren Kühen auf den Weideplätzen, selbst mitten int Schilluk-land, herumreisen wie unsere Zigeuner, haben aber doch auch einen Zug von diesem Leben in sich. Die Gegend, in der diese Schilluk-Wandervögel sich Herumtreiben, ist nicht so ausgedehnt — sie erstreckt sich auf ihr eigenes Land, wo in jedem Distrikte Gäste aus allen Schillukdörfern sich vorfinden und die, auf Gastfreundschaft rechnend, die schönsten Jahre so verbummeln. Natürlich fordert auch der Gastgeber gar bald wieder Vergeltung in deren Heim und so ergibt sich ein beständiges Herumziehen von einem Ende zum andern, solange es was zum Essen gibt. Außer diesem freiwilligen gibt es noch ein notwendiges Herumziehen, nämlich die Veränderung des Weideplatzes, durch die Kargheit des Bodens bedingt. Dies nun, die Sorge für die Kühe und das Anbauen der Durra und die Sorge für dieselbe bis zur Ernte, sind die einzigen größeren Beschäftigungen, um die sich alles dreht im Schillnklande und wozu natürlich alles, jung und alt, in Anspruch genommen wird. Während dieser Zeit nun ist es natürlich schwierig, eine regelrechte Schule immer aufrecht zu halten, und doch läßt sich dagegen wenig oder nichts tun. Die Beschäftigung der ganzen Schillnk-jugend läßt sich auf vier Zeiten, ähnlich unsere vier Jahreszeiten, zurückführen, worunter die erste und zweite die Arbeit für Durra (Frühling und Sommer), die dritte Sport (Jagd) und die vierte die Sorge für die Kühe umfaßt. 1. Illegenzett. Wie erfrischend lebt es sich nach den trüben. Wintertagen im Monat April, Mai in der Heimat wieder auf! Gräser beginnen zu sprießen, Blütenduft erfüllt die Luft und Sträuche und Bäume entfalten ihre Blätter, um Kohlenstoff ein- und den uns notwendigen Sauerstoff auszuatmen. Alles wird wieder jung und frisch. Leben bringt der Frühling dem Toten, Gesundheit dem Siechtum, ein allgemeines Auferstehungslied singt die ganze Natur. Stolz mag vielleicht darüber der Stoiker lächeln, doch auch er ist wieder froh, daß der Winter vorüber, und er beginnt zu hoffen. Wie so ganz verschieden sieht da aber der Frühling in unserer neuen Heimat ans! Unerträgliche Schwüle liegt bereits schon ein halbes Monat über dem ganzen Lande, glühend ist die ganze Atmosphäre, auf der Erde alles verbrannt von der glühend-heißen Tropensvnne. Die Winde liegen im beständigen Kampf, doch nur unnütz ist ihr Bemühen, eine Totenstille und Totenschwüle ihr Resultat. Kein Pflanzenleben ist zu finden auf dieser ganzen Erde; soweit der Himmel reicht, eine endlose schwarze Fläche; abgebrannte Grasstumpfen stehen hervor, gedörrtes Hochgras liegt wie abgemäht darnieder. Kein Strauch oder Baum mit einem grünen Blatte; alles tot — man wartet auf den kommenden Regen. Sechs Monate sind es nun bereits, seitdem kein Tropfen mehr diese harte Scholle befeuchtet hat; voll Elektrizität hat sich der ganze Himmel erfüllt und schwarze Gewitterwolken ziehen dann und wann int Osten herauf — doch sie verlieren sich wieder — ohne Erfolg. — Für einige Tage wieder dieselbe tropische Schwüle, bis es endlich einmal Ernst wird. Der gattze Osten ist gelb getüncht und in rasender Eile rückt der Sturm heran. Alles flüchtet sich; was nicht niet- und nagelfest ist, wird unters Dach geschafft und Tür und Tor verriegelt; denn afrikanische Stürme scherzen nicht. Immer näher rücken die Vorposten heran, die Staubwolken fangen schon zu tanzen an und einer, zwei, drei schwere Tropfen fallen auf das klingende Wellenblech nieder. Betäubendes Leuchten, abgestoßene Donncrschläge zeigen uns das Dasein des Gewitters an. Unaufhörlich saust nun der Regen in Strömen hernieder, nur unterbrochen durch das Krachen der Donnerschlüge. Eine, zwei Stunden und noch mehr datiert dieser erste Guß der kommenden Regenzeit. Dann verzieht sich wieder alles; alles ist wieder ruhig itttb schnell werden Fenster itttb Türe wieder geöffnet; da, tvelch seltsam ungewohnter Anblick! Der ganze Boden scheint eine Pfütze zu sein. Die großen Spalten, die schwarze Erde, alles glänzt wie ein einziger Marmorboden; doch wehe, wer sich darauf wagt: er geht aufs Eis. Da und dort sieht man Hütten eingestürzt, Dächer eingefallen, Umzäunungen verschwunden, Hölzer, Blechkisten, Wellbleche, Ziegelsteine, Schuhe, Kopfbedeckungen und weggetragene Zelte in allen Zonen herumliegen. Das hat der Frühling bei seinem Einzug getan. Die erhoffte und erwartete Frische hat sich in eine ungemütliche, ungewohnte Kühle verwandelt, welche zwingt, die staubigen Mäntel hervorzusuchen. Anstatt eine würzige Luft, fühlt man eine übelriechende Atmosphäre, die genährt wird aus den Hunderten von Kloaken, in denen sich alle übelriechenden Substanzen während der Winterszeit angesammelt haben. Die Folgen eines solchen ersten Regens sind ebenso prosaisch. Die ganze Welt scheint ausgestorben, kein lebendes Wesen erblickt man auf den Wegen. Die Jugend hat sich in bin Ställen um die glühende Asche gesammelt und erzählt sich von Neuem und Altem. Die Oen sind in den Hütten verborgen und ver-schmauchen, dumpf hinbrütend, die liebe lange Zeit. Außen aber geht es nun in der Tierwelt lebhaft zu. Hunderte von Johannis-käferchen schwirren durch die Luft, herrlich sind die Myriaden Sterne einer Tropennacht zur Schau ansgestellt; doch man soll sich nicht zu lange daran ergötzen. Wie aus der Erde gewachsen, erscheinen auf einmal die Gelsen Moskitos), singen einem ganz unsympathisch und unmusikalisch um Augen und Ohren mit der Absicht, dem armen Menschen noch den letzten Tropfen guten Blutes zu verderben. Außer der ungemütlichen Gegenwart rufen sie uns noch dazu manche unliebe Erinnerung der Vergangenheit ins Gedächtnis, denn ihnen schreibt man die Ursache des Fiebers zu. Kaum hatten wir nun einige Monate Ruhe, da sind die Plagegeister schon wieder da; sie sind die ersten, die kommen, und die letzten, die gehen, und mit Recht allen Touristen ein Greuel. Viel poetischer hingegen klingt noch am Abend zum Schlüsse eine allerliebste nette Frosch- Frühlingsserenade. Diese armen Tiere — ach — wie haben sie doch leiden müssen den ganzen Winter über im rauhen Nordwind! In Sümpfen, unter der Erde und in Spalten waren sie verborgen und entsetzlich ist ihnen dabei zugesetzt worden. Förmliche Raubzüge wurden gegen sie unternommen. Die unzählige Schar von Enkeln und Söhnen, wo sind sie alle hin, diese lieben Jungen! Fische haben sie verschlungen, böse Buben gespießt und an Angeln zum Fischen verwendet, Fischreiher mit ihren langen Schnäbeln haben sie aufgegabelt, Wildenten und Wildgänse haben sie hinuntergewürgt, Geier haben sie aus Sümpfen und Spalten geholt, Schlangen haben ihnen abends, wenn sie, um Luft zu atmen, sich hervorgewagt, aufgelauert — kurzum, eine vollständige Niederlage haben sie erlitten. Die ganze Welt war einst belebt von einem einzigen Sub aqua-®efcmg und nur die Schlaueren haben sich gerettet und sind bestimmt, nun wieder diese Welt mit Fröschlein anzufüllen. Trauernd um Großmutter, Mutter und Kind und froh, selbst gerettet zu sein, stimmen sie schon am ersten Abend das Ostermorgenlied an. Gefleckte Kröten schreien um die Wette; wie hohle Holzpfeifen klingt der Schlag der Jüngeren, dumpf und sanft setzen die Alten ein und langsam und gewaltig brüllt der Ochsenfrosch den Baß zum Himmel hinan, daß es im ganzen Froschrevier widerhallt. Das ist der Frösche Auferstehungstag — das der erste Tag der Regenzeit. Nun ist die Vagabundenzeit für den Schilluk auch zu Ende; er muß jetzt zur Arbeit greifen. Zuerst wird das Feld umgegraben, alle Grasbündel und -knollen ausgerodet. Ist die Erde genügend getränkt, was nach öfters wiederholten Regengüssen geschieht, so wird dann gesät. Ein Mann mit einer Stange, die unten lösielartig ausgearbeitet ist, macht in gewissen Zwischenabständen Löcher in den Boden und das ihm folgende Weib legt Samen in die Löcher und tritt diese mit einem ] 74 Stern der Neger. Heft 8. Fuße wieder zu. Somit ist in 1, 2 Stunden die ganze Arbeit auf den Nächstliegenden Feldern vollbracht. Die Erde ist nun gut getränkt und an und für sich sehr fruchtbar; so läßt denn das Keimen nicht lange auf sich warten. Nach drei, vier Tagen schon keimt die Hirse und nun heißt es —- „heraus, Buben, das Vieh hüten". Zuerst kommt das Kleinvieh an die Reihe und selbst die kleinsten Knirpse, kaum daß sie laufen können, müssen hinaus, um Schafe und Ziegen von den Feldern abzuhalten. Bald kommt auch das Großvieh von dem Weideplatz am anderen Ufer des Nils mit entsetzlichem Lärm und Brüllen herangeschwommen und mit diesem sind die größeren Jungen betraut. Die ganze Jugend ist hiemit in Anspruch genommen. Morgens heißt es: die Kühe aus dem Stalle, den Stall kehren, Mist trocknen, nielken, den Platz reinigen und dann die Kühe auf die Weide führen bis zum Abend. Wehe dem, der die Herde verläßt und diese sich dem Felde nähert oder am Nil grast; er bekommt in diesem Falle die strengste Strafe, den Kuhstrick zu kosten. Während dieser ganzen Zeit, die bis August, September dauert, ist die Jugend tatsächlich am regelmäßigen Schulbesuche verhindert. Kommen manche, so ist das nur eine Ausnahme in der Regel; entweder verläßt er die Herde oder er schickt einen andern, seine Arbeit zu verrichten. Im übrigen ist aber diese Arbeit allgemein; jeder Bube hat seine Reihe durchzumachen, auch wenn das Haus selbst ohne Vieh sein sollte; es ist das eine Sitte des Dorfes, in dem jemand sich befindet. Diese Reihenfolge in der Austeilung der Arbeit ist aber in sich schon eine Feindin jeder Regelmäßigkeit; denn auch darin wieder keine Ordnung, ist die Regel der Schilluk. Die Mußestunden während dieser Periode werden durch Spielen ausgefüllt. Raufen, sich schlagen, Lanzen und Spieße werfen, fischen, das Bogenspiel usw., diese Spiele werden dann gemeinschaftlicher als sonst, mit größerem Publikum aufgeführt und so ist die ganze Zeit für die Jugend als verloren zu betrachten. 2. Lrntezett. Auf den frischen Frühling folgt bei den lieben Lesern der heiße Sommer, die Zeit der Ernte. Im Schillukland ist es ebenso, Regen auf Regen folgt und dieser gibt der Erde die notwendige Feuchtigkeit; der Himmel ist heiß und schwül und entlockt dem Boden Blüten und Früchte. Groß und schlank sind die Hirse- MaOi-Däuptling IRagnt mit ffamilie: Jfrau, zwei Söbne und Tochter. stengel schon aufgeschossen, von 1 bis 3 Meter sind sie lang und verdecken Wege und Dörfer. Die Ährenbüschel, einige rot und hoch aufstehend, die anderen geneigt, andere wieder ganz gebogen und schwer wiegend, alle gehen bereits der Reife entgegen und bilden die einzige Hoffnung des^Schilluk. Siehe da, auf einmal ist alle Hirse von Feinden umgeben. Alles wird nun in Bewegung gesetzt, um diese abzuhalten; die Jungen besonders müssen alle ans die Felder und die Hirse ^bewachen. Viele sind der Feinde dort und von verschiedenster Art, mit denen es die Jugend zu tun hat. Überall wieder merkt man es, daß ein Fluch auf dieser Scholle Erde lastet. Wolken von Vögeln, eine Spatzenart mit rotem Schnabel, schwirrt beständig durch die Luft, läßt sich da und dort nieder und wo sie sich erheben, da sieht es aus, als ob ein Hagel alles vernichtet hätte. Diese kleinen Verwüster nun von einem Einfalle abzuhalten, ist die Aufgabe der Jungen. Vom Morgen bis zum späten Abend werfen sie, abwechselnd auch Mädchen und ältere Leute, beständig mit Erdknollen, schlagen mit Blechschachteln, Holzklöppeln und vollführen, die Felder durchquerend, einen Höllenspektakel, der sich, über die ganze Gegend ausgebreitet, sehr komisch ausnimmt. Da natürlich aber die Vögel schneller fliegen, als die Schilluk laufen können, so ist es keine leichte Beschäftigung für die Wächter, die unliebsamen, kecken Gäste von den Feldern abzuhalten. Das sind aber erst die ersten und nicht gerade die schlimmsten Feinde, die bei jeder Erntezeit von den Schilluk zu bekämpfen sind. Eines Tages brennt der ganze Horizont; im vollen Nordwind ziehen die Rauchwolken heran — ein wahrer Steppenbrand, genährt von dem vielen Hochgras, eigentlich eine Wohltat — aber, wehe — schon weiß der Schilluk, was seiner wartet. Morgens begeben sich alle aufs Feld — die Heuschreckenplage ist herangerückt. Unbegreiflich dem, der es nie gesehen hat. Zn Hunderten sitzen diese langgeflügelten Reiter um einen Stengel, um ein Ährenbüschel herum und scheinen unbeweglich, ruhig zu bleiben. Doch wehe dem, der nicht bald vorsieht. Aus Erfahrung können wir sprechen. Es genügen 1, 2, 3 Stunden und ein Baum ist ohne Blatt und Rinde; nur ein weißer Stengel zeigt als Überrest zum Himmel hinauf. Viel gründlicher noch geschieht dies bei der Hirse. Alle Körnchen sind weg und nur der bloße Stengel zeigt noch vom Dagewesensein und von der Freßgier der Zfeldszene bet Sen Scbtlluk kleinen und doch großen Missetäter. Was die Vögel verschonen, fällt so ihnen zum Opfer. Rauch, viel Geschrei und Lärm sind die einzigen Mittel auf der ganzen Welt, sie abzuhalten. Doch kann die Plage tagelang dauern und dann ist kaum noch etwas zu retten. Wären endlich auch diese glücklich hinweggetrieben, so kommt das Großgeflügel noch auf die Felder, um sich seinen Teil dort zu holen. Schwärme von Wildenten und -Gänsen stopfen sich ihren Kropf mit der Hirse der armen Schilluk und den ganzen lieben Tag klingt der heisere Schrei der Kronenkraniche über den Köpfen hin. Dazu die vielen rot-äugigen Rebhühner, Pharaonenhühner und das auch in den Schillukfabeln die Hauptrolle spielende Häslein, die sich alle zusammen zum Ärger der Schilluk in ihren Verstecken zwischen den Hirsestengeln herumtreiben. Rechnet man dazu noch die nächtlichen Diebe und Diebesherden, so hat man ungefähr ein Bild, wie man der Hirse zusetzt, und man muß sich wundern, wie da noch etwas übrig bleiben kann. Früh am Morgen und abends kommt die flüchtige Gazelle und tut sich nach all dem gütlich an dem, was den Tag hindurch übrig geblieben. Nachts geht sie dann zur Tränke, um gleich darauf ihr Frühstück einzunehmen. Tagsüber aber verbirgt sie sich in den weiten Steppen. Herden von Pferdeantilopen, 30 bis 100 Stück, unterbrechen die nächtliche Stille, um der beliebten Hirse auch ihren Besuch abzustatten. Leicht begreiflich, daß da wenig übrig bleibt; und was nicht gefressen wird, wird ausgerissen oder zerstampft. Es liegt ihnen wenig daran, auch wenn sie ihre Spuren verraten; ihnen genügen nur einige scherzhafte Sprünge und sie sind im Freien und gerettet. Die armen Eingeborenen haben dann am Morgen außer dem Schaden beim Anblick der Fußspuren auch noch den unwiderstehlichen Fleischgeruch zu verschmerzen. Man denke sich zu diesen nächtlichen auch noch den immer versteckten Buschbock, den herrlich gestreiften Springbock und den weißohrigen Cab — noch andere kleinere Räuber gar nicht zu nennen — so wird man staunen, wie die Eingebornen aus all diesem Elend noch genügend für sich herausfinden können. Kein Wunder, daß sich da jung und alt zusammentun, um wenigstens das Allernotwendigste zu retten; denn Hirse ist ja ihr Lebensunterhalt. Diese Zeit der Ernte, da ja die Felder nicht alle regelmäßig zugleich gesät werden, dauert auch wieder zwei bis drei Monate und so geht wieder eine kostbare Zeit der Schule verloren. (Schluß folgt.) IFUlpferbjagb, Don P. Wern. Lorn F. 8. C. Unser Bild auf Seite 182 zeigt uns ein sonderbares Wildbret. — Wenn ich in meinen jungen Jahren von so etwas sprechen hörte, kam mir stets und zwar immer zuerst der Gedanke: Wie groß mag wohl so ein Insekt sein und von was für einem Geschmack? Wie ich damals dachte, so mögen auch jetzt noch andere denken und meine Absicht wäre, ihrem Wissensdrange hiemit zu genügen. Doch vorher müssen wir sehen, wie man solcher Tiere habhaft wird. Hier ein Beispiel: Von der Station Wau aus ging ich, aus der linken Schulter mein Gewehr und in der rechten Hand den Medizinkasten, nach der großen Ebene, welche sich links zwischen den beiden Flüssen Djur und Wau ausdehnt. Wozu das Gewehr? Teils zur etwaigen Notwehr gegen wilde Tiere, teils auch und hauptsächlich um uns ein gutes Stück Fleisch zu besorgen. Keine Städte findet man in dieser Gegend, nicht einmal Dörfer; doch hie und da zerstreut manche Gehöfte der Eingeborenen, die, wenn auch nicht immer, bewohnt sind. Und in diesen Hütten gibt es oft Kranke, die eine unsterbliche Seele haben. Diese Seelen zu retten, nahm ich stets aus meinen Reisen einige Arzneien mit. Auch Arzneien für leere Mägen. Dies war immer der richtige Umweg zum Herzen der Heiden! Doch hierüber in einem späteren Artikel. Meine Überschrift lautet: „Nilpferdjagd." Gegen 5 Uhr nachmittags näherte ich mich mit einem Begleiter dem Stromgebiete. Eine sonderbare Musik! Das klang schon nicht mehr, sondern dröhnte in meinen Ohren. Eigentümlicherweise war der Baß stark vertreten. Wer die Musikanten waren, wußte ich schon, auch wo sie ihr Orchester errichtet; ich hätte aber gerne auch gewußt, von welcher Stelle aus man sie am besten beobachten, ihren Weisen lauschen und sie eventuell hätte schießen können! ,.Pater — Abuna, ghi ka! Se ja kono ngäh kuroka; tabuo i ba goghi! — Pater, komm mir nach! Wir gehen jetzt in dieser Richtung vorwärts und nachher wirst du sehen!" — „Gut!" und ich hielt mich bereit. Der Fluß machte einige scharfe Biegungen und gerade an einer solchen Krümmung war es, wo er sich erweiterte und einem großen Kessel glich. Ringsum von hohem, saftigem Grase eingeschlossen, war hier die geeignetste Stelle für Nilpferde: Wasser genug und Gras in Hülle und Fülle. Selten kam ein Mensch hieher. Kein Wunder, daß die Dickhäuter sich da wie zu Hause fühlten und ungeniert ihr plumpes Spiel trieben. Fast hätte ich einen Schrei der Verwunderung ausgestoßen, als etwa 50 Meter vor mir ein Riesenschädel, viereckig, grünlich, ich glaube gar mit Moos bewachsen, aus den Fluten auftauchte. Ein Wasserstrahl spritzte hervor. Ein fürchterliches Hu, hu, hu, hu! und — die Erscheinung war verschwunden. „Se me to — d. h.:Lege deinen Mund auf die Erde = schweige, abwarten!" flüsterte mir Nikayo ins Ohr. Ich verstand ihn. Ich legte an und zielte ... auf was? War ja in der Tiefe verschwunden! Ganz recht; aber es wird bald wieder auftauchen und wenn ich bereit bleibe und schnell mache und dann Glück habe, werde ich ihm bei seiner Rückkehr eine schöne dicke Kugel als Andenken mitgeben. — Pum! und Kugel und Nilpferd verschwanden mit Blitzesschnelle im feuchten Elemente. Mit welchem Resultate? Weiß der liebe Gott! — „Wird bald wiederkommen!" — „Das glaube ich kaum oder ihr Sudanesen müßt sonderbare Anschauungen und Gebräuche haben!" — „Vo di lä, d. h.: Mein Lieber, du verstehst mich nicht; allerdings kommt es nicht mit der Absicht, um dir fürs Geschenk zu danken; auch nicht, um sich noch eins zu holen, sondern um Luft zu schöpfen. Dein Feuer (Kugel) ist in seinem Auge und das tut weh; viel Blut wird ausströmen und das arme Tier wird an die Luft kommen, um sich abzukühlen. Du siehst, es wird Nacht; in der Nacht ist hier im Sudan das Wasser warm und die Luft frisch." — Also aufgepaßt! — „Ngäa ka! — Dort! drüben!" — Pum! und der Koloß schlug einen riesigen Purzelbaum. Wird das genügen? Glaube kaum . . . werden sehen ... das Wasser wird schon rot . . . doch gewöhnlich braucht so ein „großes Fleisch" (Negerausdruck für jedes große eßbare Wild) wenigstens sechs Feuer! — Also noch vier? — Weiß nicht; vielleicht tut's auch mit zwei; dein Feuer ist besser und größer als jenes, so ich bisher gesehen. — In der Tat genügte es. Das schwerverwundete Tier raste und wälzte sich noch etwa eine halbe Stunde im Wasser herum, tauchte auf und nieder, bis es endlich ruhig wurde. — „Es ist tot!" versicherte mir Nikayo, indem er lachte, schmunzelte und sich den schwarzen Mund fast bis zu den Ohren leckte. — Nun ja: Das Nilpferdfleisch ist auch gut; bald wird es an den Spießen stecken, braten und . . . in Hülle und Fülle . . .! — „Abuna — es ist Nacht... das Fleisch liegt da unten in der Tiefe; bis es nach oben kommt, werden einige Stunden vergehen! — Du kannst nicht warten und . . . wenn auch — in der Nacht können wir nichts machen. Du gehst jetzt nach Hause; wir halten hier Wache. Wenn es an die Oberfläche kommt, schwimmen wir hinzu, ergreifen es, ziehen es ans Land und bleiben dabei, bis du morgen früh wiederkommst!" — Nikimä (gut). Ich schrieb ihnen einen Zettel und entfernte mich. (Hier bemerke ich kurz, daß fast kein einziger Neger lesen und schreiben kann. Einen Heidenrespekt haben sie vor diesem Gekritzel ... im Besitze eines solchen Geheimnisses, besonders, wenn es sie selbst angeht, fürchten -sie nichts mehr, haben ein festes Vertrauen.) Nachdem ich von meinen Strapazen des vorigen Tages ausgeruht, die heilige Messe gelesen und meine sonstigen Pflichten zu Hanse erfüllt, war mein erster Gedanke mein Nilpferd! — Ich begab mich auch schleunigst auf den Weg. Mein Gang glich diesmal dem eines römischen Feldherrn, der siegreich und unter dem Jubel der Menge seinen Einzug hielt. Die Kunde des Geschehenen hatte sich gleich einem Lauffeuer nach allen Richtungen hin verbreitet: Das Fleisch soll groß, sehr groß sein! Die Freigebigkeit des Abuna ist bekannt. Vierzehn Tage, drei Wochen würde man davon zu essen haben! — Es kamen daher jung und alt, klein und groß hinzugeströmt, auch alte Weiber ohne Zähne. „Aber wozu, Großmutter, bist du gekommen? Kannst doch dieses große Fleisch nicht mehr kauen!" — Sie lachte, daß ihr die Tränen aus Augen und Nase liefen! „So laß ich es halt liegen, bis es schön weich and mürbe wird — und dann laß ich es mir noch von meinem Schwiegersöhne vorkauen!" — Nicht übel! Ich sah ein, daß sie recht hatte, und schwieg. Triumphierend fügte sie nun hinzu: „Siehst du, Pater, ist doch nicht immer dumm, wenn man heiratet! — In meinem Falle hättest du weder Schwiegersohn noch Schwiegertochter, die dir den Liebesdienst erweisen könnten!" — Wieder richtig! — Doch gehen wir weiter. Schon von weitem hörte man die Schar, die sich um die Beute, die man noch vor Morgengrauen aus dem Wasser gezogen, versammelt hatte. Sie riefen und jauchzten uns zu; wir ihnen. — Da lag das Tier vor mir; Aluru-Leute. manches hatte ich letzte Nacht von ihm geträumt, doch so unförmlich groß hätte ich es mir nicht vorgestellt: eine Masse, gleichkommend so acht erwachsenen Ochsen. — Etwa zwei Stunden brauchte ein halbes Dutzend tapferer Djur, um ihm den dicken Pelz auszuziehen. Doch bevor sie damit endigen, laßt uns hiebei einen Zwischenfall nicht vergessen: Als der Unterleib des Tieres so ziemlich frei gelegt und zwei Messer bereit waren, ihn aufzutrennen, sah ich was Entsetzliches: Ich glaube, alle hatten mit Sehnsucht auf diesen Augenblick gewartet! — — Mit Messern, Lanzen, Dolchen, Scheren, ja sogar mit Glasscherben bewaffnet, stürzten alle wie wahnsinnig auf die nun herausgleitenden Eingeweide! —Jeder wollte etwas davon haben: konnte er sonst nichts mehr erhaschen, so suchte er seinem Nachbar etwas von der Beute abzuringen. Um de», geehrten Lesern den Appetit nicht zu verderben, will ich von der Schilderung der jetzt folgenden Szenen absehen. Kaum zehn Minuten und die Würste waren verschwunden. Jetzt geht's an die Seitenstücke, Schinken usw. — Nach Stamm und Sprache wurden die Portionen geschnitten und verteilt. Ein Bein wollte ich für meine Leute; ebenso den Kopf. — Mich interessierte jene riesige viereckige Form und die etwa 80 Zentimeter langen Stoßzähne. — Ich wollte diesen Kopf ganz und unzerteilt nach Haus bringen, um ihn dort mit Muse betrachten, studieren und präparieren zu können. — Vier kräftige Burschen, die ich damit beauftragt, mußten alle fünfzig Schritte rasten! Fast wäre es bei der Verteilung des Fleisches zu einer förmlichen Schlacht gekommen: Alle wollten Fleisch, viel Fleisch haben. Für alle war da und doch — war keiner zufrieden. Da ich im Lande der Djur und sie mich begleitet und mir am meisten geholfen hatten, wollte und mußte ich sie ein wenig bevorzugen. Ebenso die Belanda: diese waren von jeher meine treuesten und besten Arbeiter auf der Mission. Ausschließen durfte ich keinen, tat es auch nicht. „Was also zum Kuckuck! Wollt ihr mir Vorschriften machen, wie ich mein Fleisch verschenken soll? Wer noch was drein zu reden hat, komme her! Ich schlag' ihm den Schädel L-nr-Däuptling ©mach mit einigen keiner Söbtie. ein — und dann bekommt er gar nichts mehr! Sagt ihr nicht selbst, daß ich gut und mein Feuer noch besser sei! Nie mehr werde ich in euer Land kommen!" — Das waren alle Gründe, die schwer wogen; leicht verständlich füreinenjedenundhätten eventuellauch handgreiflich gemacht werden können. — Die Alten sahen das ein und rieten zum Frieden. Einer nach dem andern zog mit seiner Last ab. Wie viele es gewesen, weiß ich bis heute noch nicht. Man glaubte, eine lange Prozession vor sich zu haben. — Und der praktische Nutzen solcher Abenteuer? Ist nicht gering und auch nicht einer allein. 1. Der Neger schätzt einen Mann nach seiner Tapferkeit, Kühnheit, Geistesgegenwart und Ausdauer. — Wer nichts Außergewöhnliches wagt, ist kein Krieger. Wer Unentschlossenheit zeigt, ist kein Mann. Wer im Augenblicke der Gefahr die Geistesgegenwart verliert, ist ein Weib. Wer vieles anfängt und selten was durchführt, ist ein weißes Weib! — Wer Mut hat, auf ein großes Fleisch zu zielen, und Sicherheit, es zu treffen, ist ein ganzer Mann, ein Held, ein Wesen, wie es sich der Neger unter dem Namen eines Missionärs vorstellt! — Wenn nun so ein Missionär auch noch den Mut hat, sich Dutzenden von ihnen furchtlos gegenüberzustellen, so ist er nicht nur von ihnen gefürchtet, sondern auch verehrt, geliebt, fast angebetet. Alles, was er sagt und lehrt, glaubt man gern, nimmt man willig an! Und ist dies nicht die erste und Hauptbedingung, um mit Nutzen am Heile dieser armen Söhne Chams arbeiten zu können? 2. Solche Intermezzos (Zwischenfälle) zerstreuen zudem und wirken recht angenehm auf die ermatteten Muskeln und Nerven des apostolischen Arbeiters und zeigen den Negern, daß der liebe Gott die Seinen beschützt, ihnen sogar in diesen Sachen hilft; und so kommt ihnen am natürlichsten auch das Bedürfnis, das Verlangen, jenen guten Geist kennen, lieben und verehren zu lernen, zu ihm zu beten, um auch ebenso glücklich zu werden. Bus dem sllMfJionsleben. Durcd flDaria gerettet. Der Jahrestag kehrt wieder, an dem mir die seligste Jungfrau eine besondere Gnade erwiesen hat; ich sage mir, obwohl ich mit mehr Recht sagen könnte, daß sie dieselbe einem armen Sohne Chams erwiesen habe. Es war zur heißesten Tageszeit. Ich kehrte von einem meiner gewöhnlichen Ausflüge heim: von einem Jagdzuge, jedoch ohne Gewehr; wehe mir, wenn ich eines gehabt hätte; ich wäre zu schwach gewesen, es zu tragen. In einer Hitze von 70 Grad in der Sonne hatte ich seit sechs Stunden kein Trinkwasser mehr zu Gesicht bekommen. Die Zunge war mir wie ausgetrocknet und klebte am Gaumen fest. Soll ich die paar Tropfen Weihwasser trinken, die ich in einem Fläschchen bei mir trug? Wie unangenehm wäre es für mich aber dann, wenn ich später einen Kranken treffen sollte und kein Wasser gehabt hätte, ihn durch die Taufe für den Himmel zu gewinnen. Voran also! Noch drei Stunden durch die brennende Sandwüste und ich werde zu Hause sein. Es ist 3 Uhr nachmittags; in der Ferne bemerke ich ein kleines Dorf. Soll ich hin gehen? Werde ich dort überhaupt Wasser erhalten? Das Dorf ist mir zu abgelegen und außerdem war es sehr ungewiß, ob die unbekannten Eingeborenen sich herbei lassen würden, mich, den Fremden, zu laben, da sie selbst das Wasser aus weiter Ferne herbeischaffen müssen. Voran also! Um den Weg abzukürzen, klettere ich über einige sonnverbrannte, halbverwitterte Felsen; der gewöhnliche Pfad zieht sich um dieselben herum; ganz vorsichtig steige ich auf der anderen Seite wieder herab. Da stehe ich vor einem Friedhofe, mitten in der Wüste gelegen. Unwillkürlich halte ich meine Schritte ein und lasse meinen Blick von Grabeshügel zu Grabeshügel schweifen; nirgends ein christliches Zeichen! Wehmut befällt mich! Wo mögen sich die Seelen der hier der Auferstehung Harrenden befinden? Haben sie einen gütigen Richter gefunden im strengen Gerichte? Gottes Wege sind unerforschlich! Mein Entschluß, all mein Können und meine ganzen Kräfte für das Heil dieses unglücklichen Volkes einzusetzen, wird hier in der Wüste im Angesichte des öden Totenackers erneuert und bestärkt. Ein ungewöhnlicher Lärm, ein Weinen und Wehklagen weckt mich aus den Träumereien. Was mag es sein? Es klingt ganz genau wie die Totenklage, welche die Neger beim Hinscheiden eines Familiengliedes anzustimmen pflegen. Noch ringt der Kranke mit dem 5$>be und macht die letzten Anstrengungen, dem grausen Geschicke zu entgehen; da kommen schon die Frauen von allen Seiten zusammen, ob bekannt oder unbekannt, verwandt oder fernstehend. In voller Verzweiflung wird das Haupt mit Asche bestreut und die Augen gehen itbrr von Tränen; wenn es sich um ihre eige;en Busenkinder handeln würde, könnten sie keine herzzerreißenderen Wehklagen ausstoßen: „Ja ualladi, ja ebni! Enta kalass ? Teroch sen ?“ „O mein Kind, mein Sohn, bist du gestorben? Wohin gehst du? Und mich, deine arme Mutter, läßt du allein zurück? Ich werde mich im Sande verbergen, in die Erde verkriechen; ich will hingehen, will dich, meinen Sohn, suchen" usw. Und kommen diese Klagelaute, die mit den Klagen Davids um seinen Freund Jonathas viele Ähnlichkeit haben, auch von Herzen? Von der Mutter kann man das ganz ruhig behaupten, denn auch die Neger hegen eine zärtliche Liebe zu ihren Kindern im Busen; ich möchte beinahe behaupten, daß sie im allgemeinen ihre Kinder mehr lieben als so manche Mutter bei uns zu Haus in Europa. Es ist aber auch klar, daß jene, die als Klageweiber bestellt und dann auch bezahlt werden, nicht so weit reichen mit ihren Gefühlen; bei ihnen muß das Äußere herhalten. Sie denken nur an den Lohn, den sie zu erwarten haben, und klagen dabei aus Leibeskräften. Unwillkürlich kommt mir die Erzählung des Evangeliums von der Witwe zu Naim in den Sinn: Vielleicht, dachte ich, handelt es sich auch hier um den einzigen Sohn einer armen Mutter, deren Hoffnung und Stütze er war. Mit diesem Gedanken beschäftigt, beschleunigte ich meine Schritte und näherte mich einer Gruppe von Menschen. Je näher ich herankam, umso mehr fühlte ich mich gerührt ob des Jammerns. Ein Gefühl von Traurigkeit beschlich mich und ohne daß ich mir selbst Rechenschaft geben konnte über das Wie, war auch ich nahe daran, mitzuweinen. Bei meinem Kommen teilte sich die zusammengelaufene Schar und ließ mich hindurch, ganz in die Nähe des Toten. Wer weiß? Und indem ich die kleine Flasche fester in die Hand nahm, faßte ich Mut und trat ganz nahe heran. Es war ein allerliebstes Knüblein, das da blaß vor mir lag. Aller Augen waren nun auf mich gerichtet. Soll das Kind schon gestorben sein? dachte ich; vielleicht lebt es noch! Wir wollen sehen. Ein dankbarer Blick von seiten der Mutter gab mir Mut. Ich trat also ganz hinzu. Der Knabe lag unbeweglich auf seinem Lager; die Augen waren geschlossen. Ich beugte mich über denselben und flüsterte ihm zu: „Mein liebes Kind, wie geht es dir; blicke mich an, ich bin der Abuna (Vater); du darfst noch nicht sterben, da ich dir eine gute Medizin verschreiben werde!" Der Knabe gab kein Lebenszeichen von über das Haupt des Kindes goß, sagte ich leise, so daß die Umstehenden es nicht verstehen konnten: „Petrus, ich taufe dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes." Nachdem ich die gute Mutter getröstet und ihr sowie allen Anwesenden Hoffnung gemacht hatte, daß meine Arznei ganz bestimmt Erfolg haben werde, beeilte ich mich, nach Hause zu kommen. Der liebe Gott und die seligste Jungfrau, der ich meinen heutigen Ausgang ganz be- Mlpkerdjagd. sich. Ich legte ihm also die Hand aufs Herz. Es schlug noch, wenn auch sehr schwach; also war das Leben noch nicht ganz von ihm gewichen. Mit etwas Watte trocknete ich ihm Stirne, Augen und Lippen ab. Die Neger beobachteten jede meiner Bewegungen aufs genaueste. „Die beste Arznei für sagte ich, „habe ich in diesem blauen Fläschchen!" „Reiche sie ihm!" riefen alle einstimmig. Das ließ ich mir nicht zu eimal sagen. Ich nahm die Flasche und indem ich etwas Wasser sonders empfohlen hatte, wollten, daß der Knabe, den man schon als tot beweint hatte, nach ein paar Stunden die Augen wieder öffnete und zu reden anfing, ja noch mehr: er kam noch so weit, daß er sich wieder erheben konnte, zur Verwunderung aller. Durch diese Tat wurde jeder Verdacht gegen meine Arzneien sowie auch gegen mich verscheucht; ich stieg sogar sehr im Ansehen bei allen jenen, zu denen die Kunde davon drang. Jener Engel war jedoch für den Himmel bestimmt; nach kurzer Zeit wurde er von neuem von der gleichen Krankheit ergriffen und dahingerafft. Wie wunderbar sind die Wege der Vorsehung! Mer der ersten bl. Ikom-munion in IRbartoum. Einem Briefe an unseren hochwürdigsten P. General entnehmen wir folgende Stellen: „Wenn auch etwas spät, so möchte ich doch etwas über die Feier der ersten heiligen Kommunion mitteilen, damit auch Sie, hochwst. P. General, teilnehmen an der Freude, welche der Herr jenen zu gewähren pflegt, die in seinem Weinberge arbeiten. Ich möchte Ihnen etwas von der ergreifenden Feier erzählen, welche bei Gelegenheit der ersten heiligen Kommunion hier in Khartoum veranstaltetwurde. Kaum war die Kunde von den neuen Bestimmungen betreffs des Alters der Erstkommunikanten zu uns gedrungen, als der hochwürdigste Herr Bischof Monsignore Geyer dem Volke die Bestimmungen mit einigen aufklärenden Zusätzen bekannt machte. Im allgemeinen wurden sie von den hiesigen Katholiken gut aufgenommen. Nun begannen wir gleich mit dem vorbereitenden Katechismusunterricht: für die ln eiligen Italiener wurde er auf italienisch, für die Orientalen aber auf arabisch erteilt. Die Vorbereitung bot dank der Schule wenig Schwierigkeiten, da sowohl Knaben als Mädchen stets zu unserer Verfügung standen. Mit innigem Verlangen harrten die Erstkommunikanten des Tages, an dem der göttliche Kinderfreund das Band der Freundschaft mit ihnen noch fester knüpfen wollte. Die Vorbereitungszeit kam ihnen zu lange vor; wiederholt fragten sie mich, wann denn der so heißersehnte Tag anbrechen würde. Ich habe schon öfters Kinder auf die erste heilige Kommunion vorbereitet, doch nie habe ich sie so Bus dem IRil: Segelbarke. voller Verlangen gefunden, sich mit dem himmlischen Brote zu nähren, als diesesmal. Mit jedem Tage überzeugte ich mich mehr, daß die neuen Bestimmungen des Heiligen Vaters betreffs des Alters der Erstkommunikanten wirklich providentiell waren. Die diesem Alter ganz eigene Herzensreinheit bringt es mit sich, daß man die himmlischen Gaben mehr schätzt und ein größeres Verlangen darnach hat: da- durch wird auch das gründlichere Verständnis, das man in einem höheren Alter haben könnte, vollauf ersetzt. Endlich brach der so heißersehnte Tag an! Ein klarer, wolkenloser Tag erhob sich, wie man sich ihn nur in den Tropen vorstellen kann: golden erhob sich die Sonne am azurnen Firmament und schien freudestrahlend auf die muntere Schar der Erstkommunikanten herabzulächeln. Welch einen liebenswürdigen Anblick boten sie an diesem Morgen in ihrem schönsten Festtagsstaat, mit dem freudestrahlenden Antlitze! Nach der feierlichen Erneuerung des Taufbundes begann Se. Exzellenz der Bischof die heilige Messe: während der heiligen Messe wurden die Vorbereitungsgebete laut verrichtet; auch diese wurden abwechselnd in italienisch und arabisch rezitiert. Vor der Austeilung der heiligen Kommunion richtete der Bischof noch eine kurze, zündende Ansprache an die Kleinen: er sprach Worte, die nicht weniger auch für die anwesenden Erwachsenen paßten; alle waren gerührt. Es ist schwer auszudrücken, mit welchen Gefühlen ich die Kleinen betrachtete, als sie in ihren noch unschuldigen Herzen das Engelsbrot empfingen. Wie sehr wird sich auch der göttliche Kinderfreund gefreut haben, in diese Herzen einzukehren, die mit der ihm so teueren Tugend, der Unschuld, geschmückt waren! Es waren ihrer allerdings nicht viele, etwas über zwanzig, worunter von Weiß bis zum Dunkelschwarz alle Farbenschattierungen vertreten waren; außer ihnen trat aber auch eine schöne Anzahl anderer Personen zum Tische des Herrn, darunter auch manche Eltern der Erstkommunikanten; so fehlte denn nichts zum vollständigen Gelingen der Feier. Nach Beendigung der kirchlichen Feier begaben sich die Erstkommunikanten in zwei Zimmer, die Knaben und Mädchen getrennt, wo sie eine nach ihrem Geschmacke hergerichtete körperliche Erfrischung vorfanden; während des Frühstückes führte die Musikkapelle ihre Weisen auf und trug so zum Gelingen des Festes auch das Ihrige bei. Als Kommunionandenken erhielten alle ein schönes Bild, die größeren außerdem noch ein Gebetbuch; nachdem sie nun versprochen hatten, am Nachmittage zum sakramentalen Segen zu erscheinen, wurden sie entlassen, um auch im Kreise ihrer Familien sich des schönen Tages zu erfreuen. Mit Freuden kann ich Euer Hochwürden mitteilen, daß der Eifer jenes Tages kein vorübergehender war; er währt jetzt noch fort und wird, so hoffe ich, auch in Zukunft nicht so bald erkalten. Es vergeht kein Sonntag oder Festtag, an dem nicht alle Knaben und Mädchen zum Tische des Herrn treten, und das ist der Fall bei den Auswärtigen, die Internen tun es auch öfters während der Woche . . . * * * Da ich schon einmal beim Erzählen bin, muß ich Ihnen mitteilen, daß wir auch bei den Erwachsenen einen erfreulichen Fortschritt verzeichnen können. Wie mir die älteren Patres mitteilen, ist es noch keine sechs Jahre her, daß man beim sonntäglichen Gottesdienste kaum 10 Personen hatte, obwohl damals mehr Katholiken in Khartoum weilten als heute. Jetzt kommen die meisten regelmäßig jeden Sonntag zur heiligen Messe und hören während der Messe auch eine kurze Erklärung des Evangeliums. Betreffs der Osterpflicht und der Andachtskommunioneu ist es im Vergleich zur Vergangenheit auch bedeutend besser. Ich will hiermit nicht behaupten, daß es nichts mehr zu tun gäbe; mit den hiesigen Katholiken muß man jedoch langsam vorgehen, man darf den Bogen nicht zu sehr anspannen, damit er nicht breche. Der Schwierigkeiten gibt es nämlich noch genug und der Feind alles Guten setzt alle Hebel in Bewegung, das wenige Gute, das wir mit Gottes Hilfe zu vollbringen suchen, zu hintertreiben . . ." Heft 8. Stern der Neger. 185 fc- rr.T-.rrr-"- 1 Unterbaltenbes. [j Lingua Basse's Vertraute. Lrzäblung von 2 Ramosina warf sich vor ihm in den Staub, umschlang seine blutenden Knie und preßte ihre Lippen darauf. „Was machst du, Mutter?" stöhnte Nup. „Habe Erbarmen mit mir, mein Sohn, mit deiner armen Mutter, mit der unglücklichen Ramosina! Töte mich nicht mit deiner Weigerung. Sohn, habe Mitleid mit mir, mit meinem Leiden, mit meinem Alter; habe Mitleid und ergebe dich!" Im Herzen des Jünglings rang die Liebe zur Mutter mit der Pflicht, doch nur für einen Augenblick. „Ich kann nicht!" war die Antwort. Bei diesen Worten sprang Ramosina auf. Ihr Außeres war schrecklich, das Antlitz entstellt, die Augen traten ihr aus den Höhlen. „Cingua Basse möge die Missionäre vernichten, die dich verzaubert haben!" schrie sie. „Mögen sie zugrunde gehen, ihre Seelen sollen Sklavinnen des grausamsten Arabers werden!" „Mutter!" flehte Nup. „Schweige! Ich erkenne dich nicht mehr als Sohn, da du mich tot sehen möchtest! Ich sollte dich verwünschen. Ich möchte es tun, kann es aber nicht, zu sehr liebe ich dich. Ich verwünsche hingegen die Weißen, die dich verzaubert haben, und ihren Gott. . ." „Mutter, Mutter!" „Ja, auch jenen verwünsche ich, deinen Jesus. Ich verfluche mich selbst, den Augenblick meiner Geburt, den Augenblick, in dem ich dir das Leben gegeben habe, die Jahre, in denen ich dich beweint habe, endlich noch den Augenblick, in dem ich dich wiedergefunden habe. Warum hast du mich so sehr bestraft, Cingua Basse? Ich habe mich immer bemüht, dir treu zu dienen, und du hast mir einen so schlechten und undankbaren Sohn geschenkt!" :. Dugo Mtont. (Fortsetzung.) Nach diesem Zornesausbruche ließ die Frau ihren Tränen freien Lauf. Dem Sohne wollte das Herz zerspringen bei diesem Anblicke. Die Tränen der Mutter fielen wie Feuerfunken auf sein Herz. Sie schmerzten ihn viel mehr als die erhaltenen Peitschenhiebe. „Mutter, Mutter, weine nicht!" bat er. Die Frau aber rief ihm zu: „Nenne mich nicht mehr Mutter, du bist dessen nicht würdig!" Senuessi erschien von neuem. Die Tränen der Frau sagten ihm gleich, wie es sich mit der Angelegenheit verhalte. „Hat er sich ergeben?" fragte er kurz. „Ja, ja, er hat sich ergeben", rief die Zauberin, indem sie aufsprang und sich die Tränen aus den Augen wischte. „Nein, nein!" rief hingegen Nup. „Ich bin bereit, dir in allem zu gehorchen, aber sündigen kann ich nicht." Bei diesen Worten entbrannte Senuessi in hellem Zorn. Er entriß Amatosa die Peitsche und ließ sie auf den armen Sklaven niedersausen. „Gehe zugrunde, Ungeheuer! Nicht einmal deiner Mutter willst du gehorchen. Gehet alle beide zugrunde, zuerst du und dann sie!" „Höre auf, Senuessi!" rief sie. „Höre auf! Habe Mitleid mit ihm! Habe Mitleid auch mit mir!" Senuessi hörte nicht auf den Ruf der verzweifelten Mutter; in ihrem Schmerze stürzte sie sich auf den Wütenden, ergriff ihn am Arme und wollte ihm die Peitsche entreißen. Dies steigerte seinen Zorn bis zur Raserei. Noch niemand hatte es gewagt, ihm die Peitsche zu entreißen. Er ließ daher die Peitsche mit verdoppelter Kraft auf den Kopf der armen Frau sausen. Im Bemühen, ihren Sohn zu beschützen, fühlte sie die Schmerzen nicht. Noch ein heftiger Schlag auf das Haupt und sie sank bewußtlos in ihrem und im Blut ihres Sohnes nieder. Nup hatte bei der Geißelung seiner Mutter ungemein gelitten. Er wußte, daß es nur eines Wortes von seiner Seite bedurfte, um die Peitsche ruhen zu lassen; jenes Wort aber durfte und konnte er nicht über die Lippen bringen, auch nicht um den Preis seiner Mutter; müßte er sie auch zu seinen Füßen unter den Peitschenhieben sterben sehen, so würde er das Wort doch nicht aussprechen können. Mehr als seine Mutter mußte er Jesus Christus lieben. Sein leibliches Leben hätte er gern für seine Mutter hingegeben, aber das Leben seiner Seele wollte und konnte er nicht opfern. Als Ramosina besinnungslos zu Boden stürzte, sagte Senuessi zu Amatosa: „Sorge für die Alte und führe sie in ihre Hütte. Diese Frau ist mir zu wertvoll und ich will nicht, daß sie mir jetzt schon sterbe." Senuessi wandte sich jetzt wieder zu Nup. Er wollte ihm zureden, der Sklave aber war besinnungslos. Für einen Augenblick zögerte er, er war im Zweifel: sollte er den widerspenstigen Sklaven töten? Fast hatte er Lust dazu. Dann aber dachte er an die Missionäre, die er so sehr haßte; er erwog, daß auch Nup nicht aus Stahl sei; mit etwas Geduld und Ausdauer würde er seine Widersetzlichkeit schon brechen. Er sagte daher zu Amatosa: „Sorge auch für Nup und siehe zu, daß er wieder zu Kräften kommt." „Er wird sterben, wenn er auch nur noch ein einzigesmal gepeitscht wird." „So verschone ihn einige Zeit mit derselben. Vergesse überdies nicht, daß ich dir die Freiheit schenken werde, wenn du mir ihn unterwürfig machst." 11. Kapitel. Line bittere Enttäuschung. Die alte Ramosina lief eiligst weiter. Ihre alten Beine trugen sie fast nicht mehr, zu sehr hatte sie dieselben angestrengt. Die Füße waren ganz wund. Die Wunde ihres Hauptes brannte wie ein Glühofen, der ganze Körper schmerzte ob der erhaltenen Peitschenhiebe, überdies belästigten sie noch der Hunger und Durst. Schon 20 Stunden war sie unterwegs; sie war nahe daran, zusammenzubrechen. Der Geist belebte jedoch den hinfälligen Körper stets von neuem, er trieb sie immer weiter. So ging sie denn weiter, begierig, ihr ersehntes Ziel bald zu erreichen. Nach langer Bewußtlosigkeit war sie am vorhergehenden Abend erwacht. Sie befand sich auf dem wenigen Stroh, das ihr bisher als Lagerstätte gedient hatte; in ihrer Nähe war das Loch, in dem sie ihre Reichtümer versteckt hielt, geöffnet. Sie erriet alsogleich, daß ihre Ersparnisse verschwunden seien, das Ergebnis ihrer Zauberei, ihrer Gifte. Ihrem Zorne machte sie in einem Strome von Verwünschungen, die sie gegen Senuessi ausstieß, Luft. Sie schwor ihm fürchterliche Rache. Aber ein furchtbarer Gedanke zerstreute das Gefühl der Rache: der Gedanke an ihren Sohn. Sie erinnerte sich an all das, was vor wenigen Stunden vorgefallen war. Sie hatte ihren Sohn wiedergefunden, um ihn von neuem zu verlieren; sie hatte ihren Nup wiedergesehen — aber in Todeskämpfen und in was für Tcdeskämpfen! Bald würde er nicht mehr unter den Lebenden sein und sie würde in ihrem öden Leben keinen Trost mehr finden; sie würde des Trostes entbehren, ihn in diesem Leben wiederzusehen, aber auch des Trostes, ihn nach dem Tode zu treffen, da er ein Christ sei, und die Christen hätten ein eigenes Paradies, in das die treue Dienerin des Cingua Basse nicht gelangen könne. Undankbarer Sohn! Wie schlecht, wie grausam war er gegen mich I Wie konnte er meinen Bitten widerstehen, wie dem Senuessi den Gehorsam verweigern.... Aber war es denn wirklich etwas so Schlechtes, dem Araber den Gehorsam zu verweigern? Auch im Herzen des verkommensten Menschen läßt sich hie und da noch einmal die Stimme der Tugend vernehmen. Im Innersten der Ramosina meldete sich eine Stimme, die den Armen entschuldigen wollte. Wenn er sie nicht belogen hatte, so hatten ihm die Missionäre viele Wohltaten erwiesen. Es war also gerecht von ihm, daß er sich weigerte, sie zu töten. Aber nur einen Augenblick vernahm sie diese Stimme, bald wurde sie übertönt ion dem wilden Egoismus. Erkenntlichkeit ist gut, aber niemals auf Kosten des eigenen Wohlergehens, niemals um den Preis der eigenen Freiheit, des eigenen Lebens. Der Jüngling hatte also nicht klug gehandelt, sonder:: als Tor. Sie hätte ihn daher verurteilen müssen; es war ihr aber unmöglich, denn sie war ja seine Mutter. Ach, jetzt kam ihr die Zauberei, in der sie von Jugend aufgelebt hatte, zu Hilfe. Sie zeigte ihr, wie sie den Sohn entschuldigen könne, ohne sein Handeln gutzuheißen. Es war kein Zweifel: die Missionäre hatten ihn bezaubert. Er hatte gehandelt, ohne sich seiner Handlungsweise bewußt zu sein. Er war also nicht schuld an jener Starrköpfigkeit, die Missionäre trugen die ganze Verantwortlichkeit, da sie ihn verzaubert hatten. In diesem Kampfe der Gefühle entflammte sich ihr Zorn gegen die Weißen und gegen Senuessi noch viel stärker. Sie wollte auch den Sohn hassen, den starrköpfigen, der mit seiner hartnäckigen Weigerung sie des größten Glückes beraubt hatte, nämlich auf immer mit ihm vereint zu sein, sie, die freie Mutter, mit dem freien Sohne ... der den Verlust ihrer Reichtümer verursacht hatte, nicht minder als die erhaltene,: Peitschenhiebe . . . Ja, sie haßte ihn . . . Aber das Mutterherz, das in ihrer Brust schlug, antwortete nicht auf dieses Wort, das sie nur mit den Lippen aussprach. Er war immer ihr Nup und sie liebte ihn stets, sie liebte ihn, obwohl er bezaubert war oder vielmehr weil er bezaubert war. Sie fühlte, daß sie ihn liebte, und deshalb litt sie so ungemein bei dem Gedanken, daß er noch am Marterpfahl angebunden und zum Tode verurteilt sei; sie sann nach, wie sie ihn befreien, wie sie ihn dem Tode entreißen könne. Wie aber sollte sie das zustande bringen? Mit Gewalt? Was vermochte sie, die gebrechliche Greisin, gegen den starken, mächtigen Senuessi, der von seinen Aufsehern beschützt wurde? Durch Geld? Sie besaß nichts mehr. Die Frucht all ihrer Mühen, ihre so mühsam ersparten Schätze waren verschwunden, sie besaß keine Kaurimuschel mehr. Sollte sie sich an Cingua Basse, an Allah wenden? Aber wie sollte sie bei jenen Gottheiten Hilfe erhoffen für einen, der einen fremden Gott verehrte, der sich weigerte, die Formel auszu- sprechen? Wann hatte Cingua Baffe je einmal auf ihr Flehen gehört? Die Gottheit hatte alle Fehler der Neger: sie war selbstsüchtig und grau-sam; strenge bestrafte sie jene, die sie nicht verehrten, sie verlangte Achtung und Verehrung, erhörte aber niemals ihre Treuen . . . An wen sollte sie sich also wenden? Da kam ihr ein guter Einfall. Das Bild des Weißen, mit dem sie am letzten Abend gesprochen hatte, trat ihr vor die Seele. Jener Weiße war mächtig; erverurteilte die Sklaverei, bemitleidete die armen Sklaven und war entschlossen, ihnen tatkräftig beizustehen. Sie hatte ihm von Nup erzählt und er hatte ihr versprochen, ihm die Freiheit zu verschaffen. Sie wollte zu ihm gehen, sie wollte nicht früher ruhen, bis sie ihn erreicht hätte, um sich ihm zu Füßen zu werfen und seinen Schutz anzuflehen; sie wollte ihn bitten, zur Pflanzung zurückzukehren, um ihren Nup mit Güte oder mit Gewalt zu befreien. Sie war ihres Erfolges sicher und wollte in Zukunft nur noch für ihn leben. Ramosina war energisch. Hatte sie einmal einen Entschluß gefaßt, so führte sie ihn auch gleich aus. Hier war kein Augenblick zu verlieren. Sie erhebt sich rasch, nimmt von der Schlange, die sie begleiten will, Abschied und macht sich auf den Weg dem Orte zu, wo sie die bekannte Unterredung mit dem Belgier hatte. Die Sklaven betrachteten sie mit neugierigen Blicken. Sie wußten, was vorgefallen war, und waren jetzt noch mehr gegen ihren Herrn erzürnt, der es gewagt hatte, die Priesterin ihrer Nationalgottheit zu strafen; sie wünschten, die Gottheit möge den grausamen Sklavenhändler strenge bestrafen. Gegenseitig fragten sie sich: „Wird Cingua Baffe die Beleidigung, die seiner mächtigen Dienerin zugefügt wurde, ungeahndet lassen?" Der Alten aber kam beim Anblick der Sklaven ein anderer Gedanke. Die Sklaven waren so zahlreich ... Senuessi stand ihnen allein gegenüber, die Aufseher gehorchten ihm mehr aus Furcht als aus Anhänglichkeit. Warum konnte sie die Sklaven nicht gegen ihren Herrn aufwiegeln? Bei einem Aufstande der Sklaven hätten letztere sicher gesiegt und das würde für Nup die Freiheit bedeuten. Würde aber Senuessi beim Ausbruch eines Aufstandes nicht alsogleich ihren Sohn töten? War sodann die Empörung der Neger so leicht zu bewerkstelligen? Konnten sie sich nicht weigern, besonders da sie durch die lange Sklaverei so feige und furchtsam geworden? Wie leicht hätten sie ihr den Gehorsam verweigern können! Sie beschloß also, sich zuerst zu dem Weißen zu begeben, und erst wenn er sich weigern sollte, wollte sie dies letzte Mittel versuchen. Sie gelangte zum Lagerplatz und stieß auf Amatosa. „Wohin gehst du, alte Zauberin?" fragte dieser. „Ich bin auf der Suche nach wohlriechenden Kräutern, von denen ich ein Getränk bereiten will, um die Starrköpfigkeit meines Nup zu brechen", war die Antwort. „Mache schnell, denn Senuessi wird bald die Geduld verlieren." „Lebt mein Sohn noch?" fragte die Alte, die bisher voller Sorgen war, ob ihr Sohn nicht schon der Grausamkeit des Henkers Senuessi zum Opfer gefallen sei. „Er lebt, aber ich kann dir nicht sagen, wie lange er es noch aushalten wird." Die Frau jubelte auf bei diesen Worten. Nup lebte noch! Sie hoffte, ihn zu retten; deshalb beeilte sie ihre Schritte, um den Weißen bald zu erreichen. Sie schreitet rüstig voran; schon geht die Sonne unter, doch sie kümmert sich nicht darum. Im blassen Mondschein erkennt sie klar die Spur der Karawane. Die Morgenröte findet sie noch auf den Beinen, die ganze Nacht war sie weiter gegangen; bereits wird es Mittag und noch immer denkt sie nicht daran, Rast zu machen, obwohl die Kräfte sie bereits verlassen. Gegen Abend kann sie nicht mehr weiter, sie bricht zusammen. Doch der Gedanke an den Sohn, den sie befreien will, gibt ihren Gliedern neue Kraft und sie erhebt sich wieder. Langsam geht es weiter. Doch da fällt sie von neuem, sie kann sich nicht mehr erheben. Auf Händen und Füßen sucht sie weiter zu kommen. Wieder wird sie vom Abend überrascht. Es wird ihr schwer ums Herz: hat sie vielleicht den Weg verfehlt? Das war nicht möglich, da sie die Spuren zu deutlich sah. Sie bedachte nicht, daß die Karawane rüstig voran-schritt, während es ihr ihre Kräfte nicht mehr erlaubten, so schnell auszugreifen. Die Nacht brach bereits zum zweiten Male an. Sie vernimmt das Heulen der raubgierigen Schakale und Hyänen wie auch das Gebrülle des Panthers; doch sie empfindet keine Furcht, sie denkt nur an den Sohn und den Weißen. Endlich sieht sie in der Ferne ein Feuer aufleuchten; dort hat der gute Weiße sein Lager aufgeschlagen. Laudon lag auf seinem Feldbett und ruhte von den Strapazen des Tages aus. Nun erwachte er infolge einer leichten Berührung. Als er die Augen aufschlug, sah er an seiner Seite eine menschliche Gestalt auf dem Boden liegen. Sogleich griff er nach dem Revolver und fragte: „Wer da?" „Fürchte dich nicht", antwortete eine Frauenstimme. „Es ist die alte Ramosina." „Ach so, die Zauberin, die vor zwei Tagen mit mir gesprochen hat." „Ja, die arme Mutter des unglücklichen Nup! Befreie mir den lieben Sohn!" flehte die Alte. „Ich habe dir ja versprochen, daß ich mich seiner annehmen werde. Es war also nicht notwendig, daß du mir bis hierhin folgtest, um mir die Sache von neuem ans Herz zu legen." „Ich bin nicht gekommen, um ihn dir einfach zu empfehlen." „Wozu denn? Wer hat dich geschickt?" „Ich bin gekommen, um dich zu beschwören . . . Du weißt ja überhaupt noch nicht, daß ich meinen Nup gefunden habe." „Hast du ihn gefunden? Das freut mich un-gemein." „Bemitleide mich lieber. Ich habe meinen Nup gefunden, aber als Sklaven." „Wessen Sklave ist er?" „Er dient dem gleichen Herrn wie ich." „Senuessi?" „Leider!" „Er befand sich also in der gleichen Pflanzung, ohne daß du etwas davon wußtest?" „Es war mir ganz unbekannt. Ich bewohnte eine alleinstehende Hütte, während er sich in der Heft 8. 189 Stern der Neger. Hütte der Sklaven befand. Er war überdies erst vor kurzem gekauft worden. Folge mir, guter Weißer, zur Pflanzung, befreie meinen Nup!" „Du wirst doch nicht verlangen, daß ich zur Pflanzung zurückkehre?" fragte der Belgier sanft. „Würdest du dich weigern, mir zu folgen?" cntgegnete die Alte etwas bestürzt. Sie hatte es für unmöglich gehalten, daß der Weiße sich weigern könnte. „Ramosina, denke an den Zeitverlust, den ich erleiden würde, und an den Schaden, der daraus für mein Unternehmen entstehen könnte. Ich müßte fünf Tage opfern und das kann ich nicht." „Aber mein Sohn, mein armer Sohn?" seufzte die Frau. „Ich werde ihn nicht im Stiche lassen. Sennessi Ivird ihn gegen eine entsprechende Entschädigung in Freiheit setzen. Ich werde dir mehr, als hinreichend ist, geben, um deinen Sohn loszukaufen." „Sennessi will ihn um keinen Preis verkaufen." „Warum nicht?" „Weil er ihn braucht." „Wie willst du also, daß ich ihn befreie, wenn sein Herr sich weigert, das Lösegeld anzunehmen?" „Du bist mächtig. Deinen Drohungen wird Sennessi nicht widerstehen können. Du verfügst überdies über eine Anzahl Gewehre, mit denen du ihn zwingen könntest, deinen Willen zu tim." Ein Kampf, eilt Blutvergießen, Gefahr eines Mißerfolges . . . Laudon konnte sich ähnlichen Gefahren nicht unterziehen, ohne sein Unternehmen in Frage zu stellen. Er hatte Mitleid mit dem Sklaven, aber es gibt ihrer in Afrika so viele, daß er in seinem ganzen Leben sein Reiseziel nicht erreicht hätte, wenn er sich mit jedem einzelnen, der ihm in den Weg kam, hätte befassen wollen. Es gehört mehr dazu, die Sklaverei zu vernichten; zunächst muß die Religion, welche die Sklaverei begünstigt, ans dem Wege geräumt werden, das Kreuz muß zunächst errichtet werden. Laudon gewann immer mehr die Überzeugung, daß mir das Kreuz Afrika retten kann. Einen Kampf mit Sennessi konnte und durfte er nicht aufnehmen. Vielleicht übertrieb die Frau auch. „Warum will Sennessi deinen Sohn nicht freigeben?" fragte er. „Er möchte sich seiner zu einer Räche bedienen." „Was für eine Rache ist es beim?“ „Er will die bösen Missionäre töten, die die Geißel des Landes und das Verderben unseres Volkes sind." „Erkläre dich besser." Die Alte erzählte jetzt betn Weißen Nups ganze Geschichte: seine Gefangennahme, bett Loskauf durch die Missionäre, auch von dem Hasse, den Sennessi gegen die Missionäre hatte. Sie verschwieg ihm auch nicht, daß sie die Missionäre gleichfalls hasse und daß dieser Haß jetzt noch durch die Verzauberung ihres Sohnes von seiten der Missionäre gesteigert worden sei. Sie seien schuld daran, daß er sich dem Willen Senuessis nicht fügen wolle. Der Reisende hörte mit Aufmerksamkeit z»; er wunderte sich, bei einem armen Neger solche Seelengröße zu finden, solche Glaubensstärke und so viel Mut. Er empfand Mitleid mit dem Unglücklichen, er wäre gerne zurückgekehrt, aber fünf Tage konnte er doch nicht verlieren. Er sah auch ein, daß ihm Sennessi den Sklaven nicht gutwillig überlassen hätte; in einen offenen Kampf wollte er sich aber mit einem Sklavenhändler nicht einlassen wegen der vielen Araber, die int Lande zerstreut lebten und alle mehr oder weniger Sklavenhändler waren. Ihre Feindschaft hätte seine Expedition unmöglich gemacht. Als die Frau beendet hatte, rief sie aus: „Jetzt, da du die Geschichte des Unglücklichen kennst, wirst du wohl aufbrechen, um ihn zu befreien?" „Du wirst doch einsehen, liebe Ramosina", fing er an, ohne recht zu wissen, wie er ihr seinen Standpunkt möglichst schonend klarmachen könne, damit sie nicht zu sehr betrübt würde. . . Sie erriet gleich, daß er sich weigern wolle, und bat daher: „Schlage cs mir nicht ab, ich bitte dich bei der Liebe, die du zu deiner Mutter, zu deinem Gotte trägst." Die Alte warf sich zu Boden und streckte die abgezehrten, blutenden Hände zu Laudon empor. In diesem Augenblicke war Ramosina nicht mehr die Zauberin, die Anbeterin des Cingua Basse, vielmehr die liebende Mnttcr, die bereit ist, für ihr Kiild ihr Blnt, ihr Leben hinzuopfern. „Erhebe dich, Ramosina", sagte der Reisende gerührt. „Erst nachdem du mir versprochen hast, nach der Pflanzung zurückzukehren." „Ich werde dir so viel geben, daß du damit zwanzig Sklaven loskaufen kannst. Sage mir, wieviel du brauchst ..." „Behalte dein Geld für dich; ich will es nicht! Mir genügt der Sohn. Folge mir also zur Pflanzung. . ." „Ich kann nicht." „Ist das dein letztes Wort?" fragte die Zauberin. „Sei vernünftig, Ramosina!" „Ist cs dein letztes Wort?" „Leider ist cs so." Die Alte erhob sich. Sie fühlte nichts mehr von den Schmerzen, die ihre verwundeten Füße verursachten, sie war voller Wut. „So sei verflucht in alle Ewigkeit!" Laudon suchte sie mit gütigen Worten zu beschwichtigen, cs war jedoch alles vergebens. Durch das laute Schreien der Alten Ivar das ganze Lager aufgewacht und erschreckt griffen die Träger zu den Waffen. Ramosinas Stimme übertönte noch den Lärm, den die Träger jetzt verursachten. „ . . . Verwünscht seien deine Söhne und Enkel! Deine ganze Nachkommenschaft!" Die Aufregung schlug immer höhere Wogen und Laudon mußte alles aufbieten, seine Leute zu beruhigen; es gelang ihm, jedoch nicht bei der alten Ramosina. Sie hörte weder ans seine Versprechungen noch auf seine Drohungen und fuhr in ihren Verwünschungen fort. Als sie endlich ausgetobt hatte, wandte sie sich, um fortzugehen. „Bleibe bei uns, Ramosina", sagte ihr Laudon. „Gehe zum T................. Verwünschter!" brüllte sie. „Ruhe etwas aus. Du bist zu müde." „Ich werde nur im Grabe an der Seite meines Sohnes ausruhen." „Nimm wenigstens das Geld, das du zu seiner Befreiung brauchst." „Behalte dein Geld für dich. Möchtest doch auch du einstens zum Sklaven werden und möge deine Mutter vergebens um deine Befreiung flehen!" Ramosina entfernte sich, auf dem Boden kriechend, da sie ans ihren verwundeten Füßen nicht mehr zu stehen vermochte; unter Verwünschungen gegen die Weißen, die Missionäre und gegen Sennessi zog sie sich zurück. Stundenlang suchte Laudon vergebens nach Schlaf. Er dachte an Ramosina und ihren Sohn, auch seine Handlungsweise durchging er noch einmal. Hätte er etwa anders handeln sollen? Nein. Was in seiner Macht stand, hatte er getan. Unter den gegebenen Umständen war cs für ihn ein Ding der Unmöglichkeit, zurückzukehren. Dennoch litt er sehr bei dem Gedanken an jene unglückliche Mnttcr und an ihren armen Sohn; er sah aber auch klarer denn je ein, daß die Sklaverei der größte Schandfleck des menschlichen Geschlechtes sei, ein Schandfleck für jene, die sic hochhalten, aber fast noch ein größerer für die gebildete Welt, die sie duldet. Als Namosina den Gesichtskreis des Lagers verlassen hatte und vom Feuerscheine nicht mehr belichtet wurde, blieb sie einen Augenblick unentschlossen stehen. Was sollte sie jetzt tun? Zuerst war es ihr unmöglich, sich zu sammeln, sie war tote betrunken; die erlebte Enttäuschung >var zu groß gewesen. Sie konnte sich lange nicht überzeugen, daß das Ganze kein Traum, sondern traurige Wirklichkeit sei. Mit solcher Zuversicht war sie der Spur des Weißen gefolgt; sie tvar fest überzeugt, daß er ihr beistehen und ihren Sohn befreien würde. Doch der liebliche Traum hatte sich itt nichts aufgelöst. Der Weiße hat sich geweigert. In ihrer Mutterliebe dachte sie nicht daran, tvas sie eigentlich verlangte; sie war überzeugt, daß es auf der weiten Erde kein größeres Unglück gäbe als das ihrige und daß deshalb alle verpflichtet seien, auch die größten Opfer zu bringen, um nur ihr beiznstehen. Der Weiße hatte sich geweigert, ihr beiznstehen. Wie sehr haßte sie ihn darob. Der Haß aber verhalf ihr nicht zu ihrem Sohn, er gab ihr ihren Nnp nicht zurück. Was sollte sie also tun, mit ihn wiederzusehen? Was blieb ihr an- deres übrig, als zur Pflanzung zurückzukehren und die Sklaven gegen den gehaßten Senuessi aufzuwiegeln? „Ja, Senuessi, ich werde dich bekämpfen, ich werde alles versuchen, um meinem Sohne das Leben zu retten, um ihn zu rächen. Wir werden sehen, wer als Sieger den Kampfplatz verläßt: du, der grausame Sktavenjäger, oder ich, Cingua Basses Vertraute! Gib acht, Sklavenhändler!" Der Rachegedanke gab ihr neue Kräfte, sie erhob sich und bewegte sich langsam weiter, der Pflanzung zu; Mutterliebe, Rachedurst und Haß ließen sie die Schmerzen der bereits wundgelaufenen Füße nicht fühlen. Nur langsam kam sie jedoch weiter; in langen Stunden legte sie kaum einige Kilometer zurück. Die Kräfte ließen immer mehr nach, ihr Wille aber war von Eisen und bezwang die Schwäche des Körpers. Doch auch die Herrschaft des Willens dauerte nicht ewig. Auch der entschlossenste Wille wird einmal brechen. Er kaun die Kräfte des Körpers neu beleben, kann sie vermehren, aber nicht neu schaffen. Die Kräfte der Alten schwanden immer mehr, bis sie nicht mehr weiter konnte. Die Müdigkeit, das lange Fasten, die außergewöhnliche Anstrengung, der sie sich unterzogen hatte, die körperlichen und geistigen Qualen, die sie erduldet hatte, die noch offene Wunde am Kopfe und die erhaltenen Peitschenhiebe, alles trug dazu bei, sie zu schwächen. Es wurde dunkel vor ihren Augen; das Haupt wurde ihr zu schwer und wollte sich ihr auf die Brust senken; sie kämpfte zwar noch einmal an gegen die heran-schleichende Ohnmacht, doch vergebens Ivar aller Kampf. Endlich verlor sie die Besinnung und blieb Wie tot liegen. (Fortsetzung folgt.) Vermiedenes. Mannn sind die Scbilluk den Meißen untergeordnet worden? 1. Version: CitoE versammelte einst alle Rassen und Farben und wollte ihre Anschauungen kennen lernen. Jeder konnte seine Meinung sagen und jeder hatte etwas zu sagen. Die Schwarzen besonders beklagten sich bei 6uok, daß ihr-Land zwar an Erde, Gras und Wasser tut Nil, aber nicht an Milch und Bier Überfluß habe, und wünschten eine andere Verteilung der Länder. Die Weißen waren etivas genügsamer. Die Zeit verging in Besprechung und Beratung, der mitgebrachte bid wurde aufgezehrt und cs stellte sich der Hunger ein. Die Weißen waren auch diesmal wieder gescheiter gewesen und hatten sich Kühe mitgenommen, die sie in der Nähe der Hütten der Ägypter verborgen hielten. Da den Schwarzen sehr nach Milch gelüstete, verbanden sie sich mit den Ägyptern, um den Weißen einige Kühe zu stehlen. Gesagt, getan. Bei Nacht öffneten ihneil die Ägypter die Türe und die Kühe wurden gestohlen. Doch der Diebstahl kam bald ans Licht und die Angelegenheit vor Citof. Anfangs leugneten die Schwarzen hartnäckig, doch als endlich die Kühe aus ihren Hütten herbei geholt wurden, blieben sie schweigend am Boden sitzen und hatten kein Wort der Entschuldigung oder Abbitte. Endlich wurde Cuot müde und sprach das Urteil: „Kenau, hm, tloe kei! So so, hm, ist gut, geht!" Und so schickte er sie, so, wie sie umreit, wieder in ihr Land zurück. Die Ägypter als Mitschuldige wurden nur mit wenigem bedacht und den Weißen gab er alles? 2. V e r s i o n: 6uok hat einmal alle Menschen zusammengerufen — alle Rassen kamen, alle Farben waren vertreten. Sie sollten ihm huldigen und ihm, die Hände küssend, ihre Unterwürfigkeit bor tun. Die weißen Völker kamen und küßten der Reihe nach die Hand Gottes. Da sollte die Reihe an die Schwarzen kommen. Doch — niemand erhob sich; stumm saßen alle, zur Erde schauend, da. Darüber ärgerte sich Cuof, nannte sie hochmütig und trotzköpfig und verweigerte ihnen klaren Verstand und alles Gute und Schöne. 1 Von einem Halb-Schilluk in Tunga erzählt. 192 Stern der Neger. Heft 8. Seit jener Zeit sind die schwarzen Völker die Sklaven der Weißen. Seit jener Zeit haben die Weißen ihren klaren Verstand, ihre Kanonen, Gewehre, Zündhölzer, ihre Schiffe. Die Weißen essen weißes Brot, Fleisch, Früchte aller Art und Zucker, die Schwarzen leben von Durra, Jagd und Fischfang? 3. Version: Čttof hatte alle Menschen erschaffen ; Weiße, Bongo, Jangc-, Dinka und Ocotlo, Schillnk. Die ersteren waren weiß, die anderen schwarz aus seiner Hand hervorgegangen. Die Weißen waren seine Lieblinge und er schenkte ihnen Feuer (Gewehre); die letzteren behandelte er als Stiefkinder und gab ihnen Lanzen in die Hände, dann sprach er: „Kehrn! Geht!" und sie gingen alle fort. Als sie einige Schritte gegangen waren, rief er sie noch einmal zurück: „Čungun, čungun! Wartet, wartet!" rief er und sogleich blieb der Weiße stehen, fiel vor Črnit noch einmal auf die Knie und dankte ihm für die Wohltat der Erschaffung und besonderen Begünstigung. Die Schilluk und Dinka hingegen kümmerten sich um den Ruf des großen Geistes gar nicht, schauten gar nicht einmal um und gingen ihre Wege. Da ivurde Čuok zornig über die Handlungsweise der Schillnk und Dinka und rief ihnen noch nach: „O ja, ihr Schilluk, geht nur und bleibt nur so, wie ihr seid." Darauf belohnte er die Weißen für ihre Treue und Unterwürfigkeit mit ganzen Herden von Kühen, mit Eisen, Draht, Kleidern, Perlen, Zucker und Datteln, den Schillnk dagegen überließ er als Sklaven und Arme den Händen der Weißen.1 2 Noch sei erwähnt, wie die Dschur ihre Jnferio- 1 Von einem Schillnk in Lnl erzählt. 2 In Tnnga erzählt. rität begründen. Ich bemerke aber, daß diese Fabel Gemeingut mehrerer Stämme des Bahr-el-. Ghazal zu sein scheint. Am Bahr-el-Ghazal gibt es einen Vogel, der durch seine Stimme und Flugart auffällig ist; da er sich nur dort, wo Honig ist, niederläßt, ist er ein guter Wegweiser und wird Honigvögel genannt. čuok oder nach andern Mbili rief einst alle Völker und Stämme und Farben zusammen. Als gerade alle beisammensaßen und berieten, kam der Honigvogel geflogen und zeigte durch seinen Flug, verbunden mit einem eigentümlichen Rufen, den Ort an, ivo Honig zu finden ist. Alles vergessend, stürzten sich die Schwarzen gleich nach dem Orte hin, woher der Ruf kam. Nur die Weißen waren ruhig sitzen geblieben. Daraufhin ergrimmte čuok über die Schwarzen und bestimmte, daß sie sich von nun au mit wildem Honig, Wurzeln, Kräuter und Ähnlichem ernähren sollten, und überfüllte die Steppen, Flüsse und Wälder mit einer Menge wilder und giftiger Tiere; den Weißen hingegen hatte er all das Gute und Schöne aufgespart? Aus allen diesen Beispielen erhellt, lute sehr die Schilluk ihr eigenes Schuldbekenntnis in Worten zwar aussprechen, wie sie aber schließlich ihrem čuok doch wieder alle Schuld in die Schuhe schieben, bettn er hat sie als Stiefkinder geschaffen und er darf diesen Stand auch nicht verbessern, denn: „Wie das Ding geschaffen ist, so muß es bleiben." 1 Die Stämme des Bahr-el-Ghazal erzählen, daß dieser Vogel absichtlich den Menschen rufe, um dadurch die vom Menschen im Honigstocke übrig gelassenen Würmer zu bekommen, denn Honig ist ja nicht seine eigentliche Nahrung. Ifoetteree, Einziger Ausweg. Bäckermeister: „Ich muß unbedingt den Preis für die Semmel erhöhen, denn kleiner kann ich sie jetzt nicht mehr machen." Konkurrenz. (Eine Löwenbändigerin führt im Käfig einen Löwen vor und läßt sich von der Bestie ein Stück Jucker manierlich aus dem Munde nehmen. Großer Applaus. — „Das kann ich auch!" ruft ein junger Mann aus den ersten Reihen des Publikums. — „Sie?" sagt die Löwenbraut geringschätzig. — „Freilich," meint der Jüngling, „ebensogut als der Löwe." Ucmttwovtltdba' Scbrtfttettev: IRehtor P. Dr. Zlß. Ißaffeinev F. S. C. — Wuckdruckerei tc^volfa, Stilen, Siietitol. der weitaus größeren ersten Hälfte. Jni ersten Teile wird die christliche Jungfrau über den Beruf im allgemeinen belehrt, dann über dessen Ausübung im Kloster oder in der Welt. Aber auch denen, welche sich zum Ehestände berufen fühlen, ist ein besonderer Abschnitt gewidmet. Der zweite Teil handelt über den Begriff der wahren Frömmigkeit und über deren Uebung im täglichen Leben. Zuletzt wird das erhabenste Vorbild der christlichen Jungfrau in Betrachtungen der Tugenden Mariä vor Augen geführt. Der klare und leichtfaßliche Unterricht wird in Form eines Zwiegespräches zwischen dem Herrn und seiner auserwählten Tochter geboten. Kein wichtiger Punkt des christlichen Lebens ist vernachlässigt. Bei dem trefflichen Inhalt und der schönen Ausstattung wird das alte Buch noch viele neue Liebhaberinnen finden und echte christliche Frömmigkeit verbreiten. Des Jünglings Meg zum Glück. Von E. Huch. Mit einem Geleitswort von Dr. Josef Drammer, Generalpräses der katholischen Jünglingsvercinc Deutschlands. 12". (VIII u. 120.) Freiburg u. Wien 1911, Herd ersehe Vcrlagshandlung. Steif broschiert Mk. 1— = Kr. 1-20; geb. in Leinwand Mk. 1'40 — Kr. V68. Kein Lebensalter, kein Stand ist in gleicher Weise in religiöser, sittlicher und sozialer Hinsicht bedroht wie der Stand des Jünglings, gleichviel, in welchem Berufe sich dieser befindet, gleichviel, ob er einer vornehmen oder einer einfachen, schlichten Familie angehört. Darum hat die Teilnahme und Besorgnis aller Jugendfreunde sich in erhöhtem Maße den Jünglingen zugewandt. Die Jünglinge aller Stände zu schützen, zu retten, zu festigen und zum Glück zu führen, das ist auch der Zweck dieses Buches, welches in seinem ersten Teil in einer kurzen apologetischen Skizze dem Jüngling die Grundlage für ein reines, edles Leben, die Richtung für den Weg zum Glück zeigt; in seinem zweiten Teil aber, welcher das ganze Leben des Jünglings umfaßt, ihm alle Gefahren zeigt, die Mittel, ihnen zu entgehen und das Glück zu finden, das innere, das äußere und das ewige. Das Buch sucht den Jüngling auch dafür zu begeistern, irrenden und schwachen Mitmenschen Retter und Schützer zu werden. Znm Schluß gibt es dem Jüngling ergreifende Ratschläge für den Fall, daß seine Hoffnungen scheitern oder er auf Irrwege geraten sollte, damit er auch dann noch den Weg zum Glück wiederfinde. Das Buch ist nicht trocken lehrhaft, sondern durchwegs fesselnd und unterhaltend geschrieben. Der Generalpräses der katholischen Jugendorganisationen, Dr. Jos. Drammer in Aachen, hat dem Büchlein eine warme Empfehlung mit auf den Weg gegeben. Möge es die weiteste Verbreitung finden! Die b eilige Elisabeth. Ein Buch für Christen. Von Alban Stolz. Stolz berichtet, daß ihn die Arbeit an der „Legende" über ein Jahrzehnt in Anspruch genommen und daß am Ende ihn der Wunsch beseelt hat, sich einmal mit einem besonders verehrten Heiligenleben eingehend, gleichsam bis zur vertranten Freundschaft zu beschäftigen. Welches aber sollte er wählen? — „In der Heiligen Schrift werden die Engel verglichen mit Sternen am Nachthimmel: wie nun hier kein Stern lieblicher scheint als der Abendstern, jo ist mir auch unter allen Heiligen keine lieblicher und schöner vorgekommen als die hl. Elisabeth." An ihrem Festtage begann er das „Buch für Christen". (Herder, Freiburg und Wien, Volksausgabe, 17. Auflage. Gebunden in Leinwand Mk. 2’— = Kr. 2-40.) Aus jedem Kapitel spricht die Liebe, mit der Stolz in seiner einfachen, ungewollt dichterischen Sprache und Wesensart den wunderbaren Lebensgang dieser Heiligen niederschrieb, deren Gebeine einst Kaiser Friedrich II. auf eigenen Schultern vor Hunderttausenden zu Grabe trug. Die vier Hauptabschnitte — „Das Mädchen", „Die Frau", „Die Witwe", „Die Heilige" — sind in viele kleine Kapitel gegliedert, deren jedes einzelne reich an wertvollen Betrachtungen und fesselnder Darstellung ist und jeweils in einem Vers der Heiligen Schrift schön ausklingt. Man wird von Stolz viel erwarten; aber die Erwartung wird von diesem Buche übertroffen werden. Stolz ist seines großen Stosses würdig; von diesem Stoff aber hat der protestantische Historiker Leo bemerkt, „daß, wenn die Erinnerung an das edle, reine christliche Leben der hl. Elisabeth je ganz in der Nation erlöschen sollte, man Germaniens Wappen zerschlagen und ihr insGrab nachwersenmüsse". Alleluja! Katholisches Gebetbuch von Dr. Franz Kaulen, weil. Professor der Theologie zu Bonn. Mit Approbation des hochwst. Herrn Erzbischofs von Freiburg. Vierte Auflage. Mit Titelbild. 32°. (XVI u. 534.) Freiburg und Wien 1911. Herdersche Verlagshandlung. Geb Kr. 2 10,jMk. V75,imb höher. Dieses Gebetbuch empfiehlt sich durch Reichhaltigkeit und Mannigfaltigkeit der einzelnen Gebetsübungen. Es sind nicht nur die täglichen Andachten, Meßgebete, Beichtandachten, Kommuniongebete usw. mehrfach vertreten, auch für die verschiedenen heiligen Zeiten und Feste sowie für die mannigfaltigsten Bedürfnisse finden sich Gebete in großer Auswahl. Alle Gebete atmen den Geist wahrer, katholischer Frömmigkeit. Nicht wenige sind den Schriften der Heiligen entnommen. Einen besonderen Vorzug der neuen Auflage bildet die gewählte neue Ausstattung. Durch Verwendung dünnen und doch kräftigen Papieres ist es gelungen, das 580 Seiten zählende Buch in einem nur etwas über 1 cm dicken Bändchen unterzubringen. Wer ein reichhaltiges und doch gleichzeitig sehr handliches Gebetbuch wünscht, greife nach Kauleus altbekanntem „Alleluja!". EB0000000000000 --------Gratis Spezialprospekte über DerzAesu-.NItarslAkramenls-, Ikoimnunion-- uns Blows= Bücher, 0 ♦ ♦ ♦ ♦ ♦ ♦ ♦ ♦ [□] Menziger St touts, Mo. Jungk Leute, Handwerker, wie Schuster Schneider. Tischler, vauern-burschen usw. finden als Laienbrüder Ausnahme im Missionshaus in Wiitand bei Rriren.