von H o 1tes und des Apostolischen Stuhles Knuden Fürstbischof von Laibach, allen Gläubigen seiner Diärese Heil und ZegerrAon unserm Herrn und Heilande Jesus Christus! (Geliebte im Herrn! Es dürfte wohl das letzte¬ mal sein, dass ich Gelegenheit habe, mein Hirtenwort an euch zu richten; denn es ist mir, wie euch bereits bekannt, ein anderer Wirkungskreis bestimmt. Ich kann nicht sagen, wie so ganz unerwartet mir das kam und wie schmerzlich es mich ergriff, euch verlassen zu müssen. Erst da habe ich so recht gefühlt, wie sehr ihr mir ins Herz gewachsen seid. Indes, es ist der Wille Gottes, dass ich gehe, und so muss ich sagen: Herr, „Dein Wille geschehe!" (Matth. 26, 42.), und muss mit den Worten des frommen Job sprechen: „Der Herr hat es gegeben, der Herr hat es genommen . . der Name des Herrn sei gebenedeit" (Job l, 21.). Handelt es sich um den Willen Gottes, so darf man nicht erst fragen, ob es einem angenehm sei oder nicht, ob mit Opfern ver¬ bunden oder nicht, ob Kreuz und Leiden warten oder nicht, sondern man muss gehen, wohin immer der Herr ruft, überzeugt, dass es so nach allen Seiten hin, für euch und für mich, am besten ist. Gott der allweiseste, der allgütigste und heiligste, kann ja nur Gutes wollen, und dieses hört nicht auf gut zu sein, auch wenn es in einer bitteren Schale gereicht wird. Indem ich nun aber das letztemal zu euch spreche, kaun ich nicht umhin, euch auch diesmal wieder eine aufrichtige und thatkräftige Liebe zu euerer heiligen römisch-katholischen Kirche ans Herz zu legen. Und warum das? Deshalb, weil es euer ewiges Seelenheil und die Gefahren unserer Zeit so verlangen. Die Kirche ist der in der Welt fortlebende und sortwirkende Christus. Darum wie es ohne Christus unmöglich ist, Gott wohlzugefallen und ewig selig zu werden, ist dies unmöglich auch ohne die Kirche. Oder glaubt jemand vielleicht in den Himmel gelangen zu können ohne Christus? Er höre, was der hl. Apostel Petrus von Christus sagt: „Es ist in keinem andern Heil; denn es ist kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, wodurch wir selig werden sollen" (Apostelgesch. 4, 12). Es ist „den Menschen" kein anderer Name gegeben. Das gilt also für alle Menschen und für alle Zeiten; es gilt also auch für uns. Wenn aber Christus allen Menschen aller Zeiten nothwendig ist, dass sie können selig werden, so muss er also in irgend einer Weise auch in allen Zeiten, und so lange es Menschen geben wird aus Erden, unter ihnen fortleben und fortwirken; er muss irgend¬ wie allen Menschen erreichbar und zugänglich seiu, damit sie in Gemeinschaft mit ihm treten, damit sie seine Lehren hören, seine Gebote kennen lernen, seiner Gnaden sich theilhaftig machen und auf der gefahr¬ vollen Pilgerfahrt durch diese Zeitlichkeit an ihn, den „Heiland", an ihn, den „Erlöser" von Tod und Sünde, sich halten können. Das ist nun thatsächlich der Fall. Christus lebt und wirkt fort und wird bis ans Ende der Zeiten in der Menschheit fortleben und fortwirken. Er thut das durch seine hl. Kirche, und darum ist die Kirche in der That der unter uns fort¬ lebende und fortwirkende Christus. Betrachten wir die eben ausgesprochene Wahr¬ heit noch etwas näher. Ich frage euch also: Wer hat denn die Kirche gestiftet? Christus der Herr. Denn so sagte er zu Petrus: „Du bist Petrus (d. i. der 2 Fels), und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen" (Matth. 16, 18). — Und wessen Gewalt trägt denn die Kirche? In wessen Namen und unter wessen Sanktion verlangt sie denn Gehorsam, und wer tritt lohnend oder strafend dafür ein, dass ihr Gehorsam werde? Sie trägt die Gewalt dessen, dem alle Gewalt gegeben ist im Himmel und auf Erden (Gonk. Matth. 28, 18), und der, wie ihn der Vater gesandt hat, eben so die Apostel sendet (Gonk. Joan. 20, 21.). Es ist das Jesus Christus, von dem der himmlische Vater selbst bezeugt: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe; diesen sollt ihr hören" (Matth. 17, 5.). Die Kirche trägt und übt also göttliche Ge¬ walt ; denn sie trägt und übt die Gewalt des Gottes¬ sohnes Jesus Christus. Die Kirche lehrt; aber Chri¬ stus lehrt durch die Kirche, denn er hat den Aposteln aufgetragen: „Gehet hin und lehret alle Völker" (Matth. 28, 19.). Die Kirche bestehlt; aber Christus befiehlt durch die Kirche, denn er hat den Aposteln gesagt: „Lehret sie (die Völker) alles halten, was ich euch befohlen habe" (Matth. 28, 20.). Die Kirche spendet die hl. Sacramente; aber Christus spendet sie durch die Kirche, denn er hat die hl. Sacramente eingesetzt, und e r hat durch sein bitteres Leiden und Sterben die Gnaden verdient, die uns durch die hei¬ ligen Sacramente mitgetheilt werden. Die Kirche betet und opfert; aber Christus betet und opfert durch die Kirche, denn er selbst ist im heiligsten Sacramente des Altars wahrhaft, wirklich und wesentlich unter uns zugegen, um von unseren Altären aus immerdar als unser Sachwalter und Fürbitter beim himmlischen Vater einzutreten und sich Tag für Tag auf unblutige Weise in der hl. Messe für uns aufzuopfern. Die Kirche ist also in der That ihrer Stiftung, ihrer Gewalt, ihrer Thätigkeit nach der in der Mensch¬ heit fortlebende und fortwirkende Christus, unüber¬ windlich wie er, der Sieger über Tod und Hölle, und immerdar fortdauernd; unüberwindlich, denn „die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen" (Matthäus 16, 18), wie er ihr feierlich verheißen; immerdar fortdauernd, denn „siehe, ich — Christus — bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt" (Matth. 28, 20), wie er seinen Aposteln in dem Augenblicke versicherte, als er sie aussandte in die ganze Welt und seine Kirche stiftete. Dem entspricht schließlich auch die Sanktion; denn was die Kirche gebietet oder verbietet hienieden, hat Gel¬ tung auch vor Gott und wird auch von Gott verlangt. „Alles, was ihr auf Erden binden werdet — sagt Christus — das wird auch im Himmel gebunden sein; und alles, was ihr auf Erden auflösen werdet, das wird auch im Himmel aufgelöst sein" (Matth. 18, 18). Darum gibt es von der Lehre, von dem Gebote, von dem Spruche der Kirche weg keine Beru¬ fung auf Gott hin, sondern wer die Kirche verachtet, macht sich dadurch ipso käLto auch der Verachtung Christi und seines himmlischen Vaters und folglich auch der Strafe schuldig, welche auf diese Verachtung gesetzt ist. Denn so sagt Christus: „Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich. Wer aber mich verachtet, verachtet den, der mich gesandt hat" (Luc. 10, 16.). Die Kirche ist also wirklich der in der Welt fortlebende und fortwirkende Christus; und da es außer Christus kein Heil gibt, so ist es unumgänglich nothwendig, dass treu zur Kirche stehe, wer überhaupt sein Seelenheil Wilk So trostreich es nun aber ist, zu wissen, dass, wer zur Kirche steht, dadurch auch zu Christus steht, so traurig ist es anderseits, zu sehen, welch eine tiefe Entfremdung gegen die Kirche und dadurch gegen Christus selbst bereits in weiten Kreisen platzgegriffen hat, und welch schwere Gefahren dadurch heranf- beschworen werden. In der That, wie viele auch unter solchen, deren Namen im katholischen Taufbuche stehen, die, weil ihr Gott der Bauch wie der Apostel sagt, (Philipp. 3, 19), und weil sie dem nacktesten Materia¬ lismus huldigen, überhaupt jeden Glauben an Gott, jeden Glauben an die Ewigkeit, an die Unsterblichkeit der Seele, an eine jenseitige Verantwortung und Ver¬ geltung, umsomehr also jeden Glauben an Christus und seine Kirche, abgestreift haben. — Wieviele, die von einem übernatürlichen Glauben und folglich auch von Christus nichts wissen wollen, der uns diesen Glauben gebracht und zu dessen Bewahrung und Verkündigung seine Kirche gestiftet hat. — Wie viele, die zwar nicht jede geoffenbarte Religion von vornherein zurückweisen, die aber, der Gottheit Christi und des göttlichen Charakters seiner Kirche vergessend, sich zu Richtern über ihn und seine Kirche aufwerfen und von den Wahrheiten und Geboten des Glaubens auswählen, was ihnen eben zusagt, das andere aber dreist ver¬ werfen. — Wie viele endlich, die da zwar vorgeben, sie kennen Gott und den er gesandt hat, Jesum Chri¬ stum, sie kennen auch die Kirche Christi, die aber mit ihren Werken, mit ihrem Leben, Gott und Chri¬ stus und die Kirche verleugnen und, dem Glauben ungehorsam, in einer beständigen geistigen Revolution gegen Christus und seine Kirche leben (Lonk.Tit. 1,16.). Und diese tiefgehende Entfremdung von Chri¬ stus und seiner Kirche ist nicht etwa nur in bestimmten Kreisen anzutreffen, wie das vor einigen Decennien noch der Fall war, sondern sie frißt schon durch ihr Beispiel allein immer weiter um sich, alles von den höchsten bis zu den niedersten Schichten des Volkes ergreifend. Zu dem ansteckenden bösen Beispiele kommt aber dann noch das directe, absichtliche Bestreben, die 3 Leute mit Gleichgiltigkeit, mit Verachtung, ja mit Hass gegen die Kirche zu erfüllen und sie auf solche Weise dem Glauben abtrünnig zu machen. Die Presse, das Versammlungsrecht, das Vereinswesen und der¬ gleichen Dinge mehr, welchen Zwecken werden sie viel¬ fach dienstbar gemacht, wenn nicht in ausgesprochen¬ ster Weise gerade diesem? Und so sehen wir denn, wie Christus mit seiner Kirche bereits vielfach hin¬ ausgewiesen ist aus den verschiedensten Zweigen des öffentlichen wie privaten Lebens, des Unterrichtes, der Erziehung u. s. f., ja nicht selten anch schon aus der Familie. — Freilich sehen wir dabei auch noch etwas anderes. Seitdem man der Kirche den Gehor¬ sam gekündet, wird immer offener und rücksichtsloser der Gehorsam gekündet auch dem Staate; und seit¬ dem man in so vieler Hinsicht sich weigert, die kirch¬ liche Autorität anzuerkennen und zu schützen, schwin¬ det immer mehr auch die staatliche Autorität und lockern sich fortschreitend und zum Erschrecken schnell auch alle gesellschaftlichen Bande, um vielleicht in kurzer Zeit schon der Anarchie und völligen Auflösung der Gesellschaft Platz zu machen, außer man entschließt sich vielleicht in letzter Stunde noch, zu jenem seine Zuflucht zu nehmen, zu dem auch die Apostel im drohenden Sturme gerufen: „Herr, rette uns, wir gehen zu Grunde!" (Matth. 8, 25) — zu Christus, wie er fortlebt und fortwirkt in seiner Kirche. Gegenüber diesen traurigen, jedermann offen¬ kundigen Erscheinungen einerseits, anderseits aber gegenüber der unumgänglichen Nothweudigkeit, dass wir zu Christus und folglich zu seiner Kirche stehen, wenn anders wir uns retten und selig werden wollen, werdet ihr es wohl begreiflich finden, meine Theue- ren, dass ich anch in meinem letzten Hirtenschreiben noch euch auffordere zu aufrichtiger und thatkräftiger Liebe zu unserer heiligen römisch-katholischen Kirche, und dass ich angesichts der großen und täglich zu¬ nehmenden Gefahren in religiöser, staatlicher und so¬ cialer Beziehung euch warnend mit dem Apostel Paulus zurufe: „Wer da glaubt zu stehen, der sehe zu, dass er nicht falle" (I. Cor. 10, 12), mit ande¬ ren Worten: Wer noch glaubt an Christus und au seine Kirche, der sehe zu, dass er diesen Glauben nicht auch, wie leider schon so Viele, verliere. Und zwar umsomehr muß ich diesen warnen¬ den Ruf erheben, je leichtsinniger und gedankenloser man heutzutage mit den Glaubensgefahreu sozusagen spielt. Oder ist es nicht, damit ich nur eines erwähne, ein förmliches Spielen mit der Gefahr, ja ein muth- williges Herausfordern der Gefahr, wenn manche meinen, alles hören, alles lesen zu müssen, was irgendwo geredet und gedruckt wird, und sei es auch das Feindseligste gegen die Kirche und ihre Diener? Und doch ist es platterdings unmöglich, dass, wer sich Tag für Tag ohne wirkliche, auch vor Gott zu rechtfertigende Nothweudigkeit — und dazu genügt bloße Neugierde nicht — mit der¬ artiger Geistesspeise nährt, sich seinen Glauben oder doch die Glaubenszuversicht und Glaubensfreudigkeit unversehrt erhalte. Unwillkürlich werden Zweifel in ihm aufsteigen, zunächst über das und jenes, sodann über den Glauben überhaupt und damit über die Kirche, die den Glauben lehrt, und über Christus, der den Glauben gebracht und die Kirche gestiftet hat, bis endlich alles: Christus und Kirche und Glau¬ ben über Bord geworfen ist. Oder aber, wo es nicht diesen traurigen Ausgang nimmt, dort wird zum mindesten die Glaubeuskraft erlahmen, das Leben nach den: Glauben wird dahinsiechen, wenn nicht gar voller Todesstarre Platz machen. Vor diesem trauri¬ gen Gange der Dinge ist der sogenannte „Gebildete" ebensowenig sicher'wie der „Ungebildete", der Städter so wenig wie der Landmann. Besteht ja ohnehin bei nur zu Vielen die „Bildung" und „Cultnr" leider gerade darin, dass sie weder um Gott noch um die Kirche sich kümmern und die Gebote Gottes wie die Gebote der Kirche verachten. Und darum, Geliebte im Herrn, spielt nicht mit den Gefahren gegen den Glauben; denn, wie der hl. Geist selbst warnt, „wer die Gefahr liebt, kommt darin um" (Eccli 3, 27). Weicht darum Leuten, deren Reden ein ewiges Geschimpfe auf Kirche und Priester, sorgsam ans und täuschet euch nicht in Be¬ zug auf die nie genug zu beklagenden Folgen solcher Reden. Nicht ich, sondern der hl. Paulus belehrt euch darüber, indem er schreibt: „Lasset euch nicht verführen: böse Reden verderben gute Sitten" (I. Cor. 15, 33). Und ebenso weichet derartigen Schrif¬ ten, Büchern und Zeitungen aus und verwehret ihnen jeden Zutritt in euere Häuser und Familien; denn wiederum nicht ich, sondern der Liebesjünger Johan¬ nes sagt es uns, wie wir es mit Leuten und fol¬ glich auch mit Schriften zu halten haben, die von Christus und seiner Kirche nichts wissen wollen. Er schreibt: „Wenn jemand zu euch kommt (nämlich um euch zu belehren; und das will jede Zeitung, jedes Buch) — wenn jemand zu euch kommt und diese Lehre (nämlich die Lehre Christi) nicht mitbringt (sondern andere, derselben entgegengesetzte Lehren), so nehmet ihn nicht auf ins Haus und grüßet ihn auch nicht; denn wer ihn grüßt, der macht sich seiner bösen Werke theilhaftig" (II. Joan. V. 10 und I I). Nun bringt aber die Lehre Christi nicht mit, wer die Kirche, wer ihre Lehren, wer ihre Gebote be¬ kämpft und schmäht und verachtet, wie das schlechte Schriften, Bücher und Zeitungen thun; im Gegen-» theil, in der Kirche, der Stellvertreterin und Gewalt¬ trägerin Christi, bekämpft er Christum den Herrn 4 selbst und darf daher, wie der Evangelist sagt, in einer christlichen Familie keinen Platz finden. Wer einen solchen dennoch anfnimmt, der macht sich nach den Worten des nämlichen Evangelisten der bösen Werke desselben mitschuldig. Möchten das doch Alle ernstlich bedenken, die sich kein Gewissen daraus machen, schlechte Bücher zu kaufen und schlechte Schriften und Zeitungen zu halten und zu lesen. Nicht nur, dass sie dadurch selbst sündigen, indem sie die Gelegenheit zur Schä¬ digung ihres Glaubens und ihres Glaubenslebens nicht meiden, sondern sogar noch aufsuchen, sündigen sie überdies dadurch, dass sie durch ihr Beispiel und durch ihr Mitwirken zur Erhaltung und Unterstützung derartiger Schriften und Blät¬ ter, — und das Anschaffen und Abonnieren ist ein solches Mitwirken — auch Anderen derlei Gefahren bereiten helfen. Unter diesen Ande'cen stehen obenan die eigenen Haus- und Familienangehörigen: die Frau, die Kinder, die Pflegebefohlenen, die Dienst¬ boten, denen solche Bücher, Schriften und Zeitungen in die Hände kommen, und die, durch das Beispiel des Vaters, der Mutter, der Herrenleute verführt gleichfalls alle Scheu vor solcher Lectüre abstreifen und so oft nie mehr wieder gutzumacheuden Schaden leiden an ihrer Seele. Aber nicht bloß dadurch müssen wir sorgen für unseren hl. Glauben, dass wir jede Gefährdung des¬ selben gewissenhaft feruhalten, sondern auch dadurch, dass wir ihn positiv Pflegen, dass wir nach dem Glauben leben. Senke die lebenskräftigste Pflanze ins beste Erdreich, wenn du sie nicht pflegst und be¬ gießest, stirbt sie dir in kurzem ab. Ebeüso ist es mit dem Glauben, wenn er nicht fleißig gepflegt wird. Die Erfahrung lehrt überdies, dass zumal der Hass gegen Kirche und Priester darin seinen Haupt¬ grund hat, dass man nach dem Glauben, den sie im Auftrage Christi verkünden, nicht leben will. Wir leben aber nach dem Glauben, wenn wir in die liebevollen Absichten, weshalb Christus seine Kirche gestiftet hat, bereitwillig eingehen; denn alle diese Absichten haben ja den Glauben und das Leben nach dem Glauben und dadurch unsere ewige Selig¬ keit zum Ziele. Die Kirche ist aber von Christus gestiftet, dass sie uns lehre. Wir müssen uns also auch belehren lassen und die Gelegenheit hiezu, wie sie uns zumal in der Predigt und Christenlehre ge¬ boten wird, gerne aufsuchen und eifrig benützen. — Die Kirche ist von Christus gestiftet, dass sie uus seine Gebote verkünde und durch ihre Anordnungen uns helfe, diese Gebote zu halten. Wir müssen ihr darum auch willig gehorchen und von ihr uns lenken und leiten lassen; wir müssen insbesondere die Gebote der Kirche nicht minder genau befolgen als die Ge¬ bote Gottes. — Die Kirche ist von Christus gestif¬ tet, dass sie durch die Spendung der hl Sakramente uns heilige, dass sie für uus bete und opfere. Wir müssen darum auch hinzutreten zu den heiligen Sa¬ kramenten und anch unsererseits das Erforderliche thun, um der sakramentalen Gnaden theilhaftig zu werden; wir müssen auch beten und theilnehmen am Opfer der hl. Messe. Und wie wir den Glauben pflegen müssen in uns, so auch in allen denen, welche die göttliche Vor¬ sehung uns anvertraut hat, und deren Seelen sie dereinst von uns fordern wird. Es müssen also die Eltern sorgen für ein christliches Leben bei ihren Kindern, die Hausherren bei ihren Hausgenossen, die Vorgesetzten bei ihren Untergebenen n. s. f. Wenn der Apostel allgemeinhin sagt, dass, wer für die Seinigen, und insbesondere für die Hausgenossen, nicht Sorge trägt, den Glauben verleugnet habe und schlechter sei als ein Ungläubiger (ein Heide) (I. Tim. 5, 8), so gilt das gewiß noch in besonderem Maße von jenen, die bei ihren Angehörigen nicht sorgen für das höchste und nothwendigste Gut, für das Gut des christlichen Glaubens und christlichen Lebens, und die dem kalt gegenüberstehen, ob die Ihrigen in der Liebe oder in der Gleichgiltigkeit, vielleicht gar Ver¬ achtung gegen die Kirche, anfwachsen. Haben wir denn also eine aufrichtige Liebe zur hl. Kirche, eine thatkräftige Liebe, die sich zeige in dem ernsten Bestreben, dass sowohl wir wie auch die Unsrigen leben nach dem Glauben, wie ihn die Kirche uns lehrt. Einige Punkte, bezüglich deren wir uns beson¬ ders bemühen sollen, unser Leben mit den Lehren und Geboten des Glaubens in Einklang zu halten, habe ich euch im Laufe der Jahre in meinen Hir¬ tenbriefen ganz ausdrücklich ans Herz gelegt. Ich glaube eueren Seelen nur einen Dienst zu thun, wenn ich sie euch nun, wo ich von euch scheide, noch¬ mals ganz kurz ins Gedächnis zurückrufe.Win solche- Punkt betraf die Trunkenheit. Ach, Geliebte im Herr ren! Ich bitte euch wieder, befleißigt euch der Mä¬ ßigkeit; denn die Trunkenheit ist nicht nnr für sich selbst eine Sünde, sondern gibt überdies Ursache zu vielen anderen Sünden, und zu vielem Elend nud Weh in den Familien. Ich empfehle euch ( darum auch wieder die Mäßigkeitsvereiue. — Ein anderer Punkt betraf den Meineid, ein schweres Verbrechen, das aber leider nicht so selten vorkommt." Was hilft es hier vertuschen, hier verdrehen; vor dem allwis¬ senden Auge Gottes ist doch alles offenbar. Zudem gibt es, wie die Erfahrung lehrt, kaum eine Sünde, die soviel Unsegen und Ruin über ein Haus brächte, als gerade der Meineid. Reden wir darum immer so, dass wir auch vor Gott bestehen können. — Ein anderesmal habe ich euch die Sonntagsheiligung ans 5 Herz gelegt. Wie damals so bitte ich auch diesmal wieder: Begehet die Gott geweihten Tage so, dass sie nicht vielmehr den Fluch und Zorn Gottes als seinen Segen über euch herabrufeu. Insbesondere stelle ich diese Bitte in Bezug auf den Gottesdienst bei Filialen, der erfahrungsgemäß leider nur zu oft zu allerlei Sünden Anlass gibt. Die Jugend sodann ermahne ich noch besonders, sie möchte doch nie ver¬ gessen, dass die Kirche ein heiliger, gottgeweih¬ ter Ort sei, sie möchte sich darum immer auch got¬ tesfürchtig darin benehmen und nie sich Dinge erlauben, die man selbst an einem weltlichen Orte sich nicht erlauben dürfte. — Wiederum ein anderes- mal habe ich euch die hl. Familis als Muster vor¬ gestellt, nach welchem auch euere Familien eingerich¬ tet sein sollen. In der That, welch eine Freude, schon auch in zeitlicher Hinsicht, wo dem so ist; hin¬ wiederum welch ein unglückliches Sein gar oft in Familien, in denen man von der hl. Familie nichts wissen will, und die manchmal ein Bild der abstos¬ sendsten Zerrissenheit bieten, um so abstossender, je näher sich die Familienglieder, eben weil Familien¬ glieder, stehen sollen. Ach, christliche Väter, welch schöneres Vorbild kann es für euch geben, als den lieben, einfachen, bescheidenen, ehrwürdigen, sorgsamen hl. Josef? Welch schöneres Vorbild für euch, ihr christlichen Mütter, als Maria, die demüthige, an¬ spruchslose, mitleidsvolle, züchtige Mutter des Herrn? Und für euch, ihr Kinder, ihr Jünglinge und Jung- frauen, welch schöneres Vorbild als den göttlichen Knaben Jesus in seiner Frömmigkeit, in seiner Un¬ schuld, in seiner Unterthänigkeit und in seinem Ge¬ horsam gegen Josef und Maria? Seid darum alle Nachahmer der hl. Familie. Noch manches andere habe ich euch in meinen Hirtenbriefen aus Herz gelegt; doch ich enthalte mich, weiteres auzuführeu. Ich bitte euch nur nochmals: Liebet die hl. Kirche; denn wer die Kirche liebt, der liebt auch Christum; wer aber Christum liebt, den wird, wie der Evangelist Joannes uns sagt, auch der himmlische Vater lieben, und Christus wird ihn lieben und sich ihm offenbaren in der ewigen Selig¬ keit (Lonk. Joan. 14, 21). Und „darum, meine lie¬ ben Brüder" — so rufe ich euch mit dem Apostel Paulus zu — „seid wachsam, stehet fest im Glau¬ ben"^. Cor. 16, 13), im Glauben, wie Jesus Christus ihn uns gebracht und seine hl. Kirche ihn uns lehrt. Und nun nur noch ein paar Worte. Das erste ist ein Wort des Dankes. Ja, Geliebte im Herrn, Geistliche wie Laien, ich danke euch allen vom ganzen Herzen für all' die Liebe und Anhänglichkeit, die ihr mir in den Jahren, als es mir gegönnt war bei euch zu sein, in so reichem Maße zutheil werden ließet. Insbesondere aber danke ich euch für euere Gebete; denn ich 'weiß es, es ist viel für mich ge¬ betet worden: von Einzelnen, von ganzen Vereinen, von geistlichen Häusern. Für alle diese Liebeserweise, die mir in bitteren Stunden gar manchen Trost ge¬ bracht und immer wieder neuen Muth gegeben haben, meinen herzlichsten und innigsten Dank. Gott möge euch allen reichlichst vergelten, was ihr mir gethan. Mein zweites Wort — es ist mein Schlußwort — ist eine inständige Bitte: Vergebet mir, wenn ich jemanden aus euch sollte beleidigt haben, und vergesset meiner in eueren Gebeten auch in Zukunft nicht. Ja, beten wir für einander, wie der Apostel Jacobus uns mahnt, dass wir selig werden (ok. Jac. 5, 16) und dereinst dorten uns zusammensindeu, wo Gott alle Thränen abwischen wird von unseren Augen, wo der Tod nicht mehr sein wird noch Trauer noch Klage noch Schmerz. (Apoc. 21, 4.) Der Segen des allmächtigen Gottes des Vaters und des Sohnes und des hl. Geistes komme über euch uud bleibe immerdar bei euch. Amen. Laibach, am Feste Mariä-Lichtmess, den 2. Februar 1898. Jacobus, 6 Mcl^enmcrndcrl für die Laiöacher Diöcese im Iaßre 1898. Die Nachsichten, welche hinsichtlich des Fasten¬ gebotes in der Laibacher Diöcese bisher zugestanden waren, bleiben infolge neuerlicher, auf 5 Jahre er- theilter Genehmigung des Apostolischen Stuhles ääo 15. September 1894 auch für das Jahr 1898 in Geltung. Es haben demnach die Gläubigen der Laibacher Diöcese in Betreff dieses Kirchengebotes in diesem Jahre Nachstehendes zu beobachten: I. Eigentliche Fasttage oder Äbbruchstage, an denen nur einmalige Sättigung erlaubt ist, sind folgende: 1. Alle Tage der vierzigtägigen Fastenzeit, aus¬ genommen die Sonntage. 2. Die Mittwoche, Freitage und Samstage der vier Quatemberzeiten. 3. Die Mittwoche und Freitage der Adventzeit. 4. Die Vorabende vor Pfingsten, Petri und Pauli, Mariä-Himmelfahrt, Allerheiligen, Unbefleckte Empfängnis-Mariä und Weihnachten. II. ÄbstinenMge, d. h. solche, an denen der Ge¬ nuss von Fleischspeisen verboten, der Gebrauch von Sutter und Thierfett jedoch erlaubt ist, sind folgende: 1. Alle Freitage des ganzen Jahres. 2. Der Aschermittwoch, die vier Quatember¬ mittwoche uud Quatembersamstage. 3. Die drei letzten Tage der Charwoche. 4. Die Vorabende vor Pfingsten, vor Petri und Pauli, Mariä-Himmelfahrt, Allerheiligen, Unbefleckte Empfängnis-Mariä und Weihnachten. III. Weitere Dispensen vom Gebote, stch des Fleischestens zu enthalten, sind folgende: 1. Für die ganze Diöcese, so oft ein gebotener kirchlicher Feiertag auf einen der früher genannten Abstinenztage fällt. 2. Für einzelne Orte, so oft daselbst ein Jahrmarkt auf einen der genannten Abstinenztage füllt. (Viele Pfarren bestehen aus mehreren von einander entfernten Orten; da gilt die Dispense nicht für die ganze Pfarre, sondern nur für jene Orte, an denen des Marktes wegen das Zusammenströmen von Menschen stattfindet.) 3. Für einzelne Personen: a) Mit Ausnahme des Aschermittwochs, der drei letzten Tage der Charwoche und der Vorabende vor Pfingsten und Weihnachten werden an allen übrigen Tagen dispensiert: die Arbeiter in Fabriken und in Kohlen- und anderen Bergwerken; die Reisenden, welche in Gasthäusern essen; auch audere, falls sie in Gasthäusern ihre Kost nehmen müssen. b) Mit Ausnahme des Charfreitags werden an allen übrigen Tagen dispensiert: die Eisenbahn-Conducteure; alle, die nur im Vorüberfahren auf Bahn- statiouen speisen; diejenigen, welche sich zur Herstellung der Ge¬ sundheit in Bädern aufhalten, mit ihren Angehörigen und ihrer Dienerschaft. c) Vom Verbote des Fleischgenusses, wenn ihnen Fastenspeisen nicht zu Gebote stehen, sind gänzlich dispensiert: jene, die wegen großer Armuth essen müssen, was immer sie bekommen; auch solche, welche in einer Familie leben, in der Fastenspeisen nicht anfgetischt werden. Sie sollen jedoch trachten, sich, wenn möglich, wenigstens am Charfreitage des Fleischgenusses zu enthalten. IV. Au allen jenen Fasttagen des Jahres, an denen nur einmalige Sättigung erlaubt ist, und in 7 der ganzen Fastenzeit, auch an den Sonntagen, ist der Genuss von Fisch- und Fleischspeisen bei einer und derselben Mahlzeit nicht erlaubt. Man muss sich entweder des Fleisches oder des Fisches enthalten. V. Sich Abbruch zu thun sind nicht v e r p flichtet: die Kranken, ferners jene, die schwere körperliche Arbeiten verrichten, endlich die noch nicht das einundzwanzigste Lebensjahr erfüllt, oder die das sechzigste Jahr bereits überschritten haben. Diejenigen, welche nicht znm Abbruche verpflichtet sind, dürfen an solchen Abbrnchstagen, an denen der Fleischgenuss nicht gänzlich verboten ist, Fleisch essen, so oft sie im Laufe des Tages »Nahrung zu sich nehmen, während hingegen die zum Abbruche Ver¬ pflichteten an denselben nur mittags und abends Fleisch genießen dürfen, am Abende aber den schul¬ digen Abbruch beobachten müssen. Die Herren Pfarrer und Beichtväter sind ermächtiget, in einzelnen Fällen einer wirklichen Nothwendigkeit noch weitergehende Dis¬ pensen vom Verbote des Fleischgenusses zn ertheilen, aber nicht auf länger als für ein Jahr. Wer eine bleibende Dispense zu bedürfen glaubt, hat sich diesfalls an das fürstbischöfliche Ordinariat zu wenden. Die vorstehenden Bestimmungen sind nicht auch für Ordenspersonen maßgebend; dieselben richten sich nach ihren eigenen Regeln. Alle Gläubigen, welche sich der hiemit gewährten Nachsichten bedienen, haben an jedem Tage der vier¬ zigtägigen Faste, — auch an Sonntagen, — an welchen sie dies thun, fünfmal das „Vater Unser" und „Gegrüßet seist du Maria" zu Ehren des bitteren Leidens Jesu Christi zn beten. Jedoch steht es ihnen frei, anstatt dessen ein entsprechendes Al¬ mosen zu geben.