Narodopisno iz Simon Povodnovega dela „Bürgerliches Lesebuch". Balduin Saria — Ljubljana. Deželni arhiv v Štajerskem Gradcu hrani oba rokopisna zvezka, ki ju je napisal S i m o n P o v o d e n: »Bürgerliches Lese- buch, worin nebst alter und neuer Geschichte der Römerstadt Pettau — auch andere Geschichten und Denkwürdigkeiten von allen Jahrhunderten bis auf das laufende Jahr 1822 (ozir. 1825) enthalten sind«. Prvi zvezek je napisan leta 1822, drugi 1825, ven- dar se nahajajo v drugem zvezku zabeležke do leta 1827. Okraj- šan rokopisni izvod dela »Bürgerliches Lesebuch« se nahaja v Mariboru. Muzejsko društvo v Ptuju je dalo na hvalevreden način narediti prepis te »čitanke«, ki se ga čuva v muzejski knjižnici. Sledeče objavljenje je povzeto iz tega prepisa. Simon Povoden, beneficijat v Ptuju, si je pridobil zasluge za zgodovino Ptuja ne samo s svojimi lokalno zgodovinskimi deli (ki so ohranjena samo v rokopisih in niso bila nikdar tiskana kakor n. pr. »Hauptpfarrliches Geschichtenbuch« ali »Bürgerliches Lesebuch« e. c), ampak tudi s tem, da je okoli leta 1830 dal zbrati tamošnje razmetane rimske spomenike in jih postaviti okoli mestnega stolpa. Izčrpno poročilo o njegovih uvaževanja vrednih domoznanskih spisih pripravlja V. Skrabar za ČZN XXVIIL Naj bo že zdaj opozorjeno na to. Delo »Bürgerliches Lesebuch« vsebuje v treh delih zgodovi- no mesta Ptuja v okviru obče zgodovine, dalje opis mesta in njegove okolice kakor tudi pripombe o prebivalstvu. Drugi glavni komad tretjega dela ima naslov: »Von dem sittlichen Charakter des hiesigen Volkes und von etwelchen, theils eingeborenen theils ansässigen Pettauern«. Tu govori Povoden najprej o zna- čaju mestnega prebivalstva, pri katerem vse mogoče graja, pri moških, predvsem pijanstvo, pri ženskah gizdavost (potratnost pri oblekah). V § 3 in v sledečih §§ piše o kmetskem ljudstvu, prinaša zgodovinske jpripombe o naselitvi Slovencev, o slovenski Narodopisno iz Simon Povodnovega dela „Bürgerliches Lesebuch". 255 reformaciji, o kulturnem podvigu v zadnjem času itd. Narodo- pisno zanimiva je vest, da kmetsko ljudstvo še trdno veruje v uroke pri otrocih, na zagovore živine. Škoda da se ni s tem natančnejše pozabavil. Povoden piše nadalje še v § 5 o nošnji in običajih kmetskega ljudstva. Ker ta oddelek vsebuje dragoceno narodopisno snov, ga tu objavljamo v popolnem besedilu. § 5. Die hiesigen Slovenen, welche durch Polstrau, Sauritsch. Lichteneck und Kollarje von dem kroatischen Stamme geschie- den werden, nennen sich theils Kalosaner, theils DoUanzn, theils Ober- und Unterfeidler: all' diese Insassen des halb Zirkels um Pettau sind verschieden in ihrer Aussprache, verschieden in ihrer Kleidungstracht. Die Oberfeldler bey Zirkowitz, und St. Lorenz tragen schwarz leinerne, kurze Beinkleider mit dun- kelbraunen lodenen Röcken, deren Halskrägen sehr steif sind: ihre Fusse bedecken sie mit Stiefeln, ihre Häupter mit schwarzen Filzhüthen, unter denen man bey den Weibsleuten eine weislei- nene Haube mit langen ins Gesicht herabhangenden Spitzen nebst einem vielfach gefaltenen, weissen Hemde erblicket. Die Unterfeldler tragen weite, leinene Gattien bis an die Knöchel herab, ihr Hemd schwebet frey um die Hüfte herum, ihr Filzhuth, ihre Stiefeln und die sogenannte Tschocha gleichet jener der benachbarten Kroaten. Die Dollanzen haben zwar auch weite, leinene Gattien, aber die laufen nur bis an die Knie, das darüberhangende Hemd ist fast eben so lang: viel länger ist die tücherne Binde, welche den Leib umgürtet. Zu ihrer winter- lichen Bedeckung dienen ihnen die Stiefeln, eine Schafmütze und ein blautücherner Mantel: den Weibern dagegen, die die blauen Röcke, und rothe Brustflecke tragen, dienet nebst der kleinen Kopfhader auch das grosse leinerne Tuch, in welches sie sich zur Zeit eines Regens ganz einhüllen, um so weniger durchnässet zu werden. Die Kalosaner trugen sich einst ganz gottscheerisch, steckten ihre Gattien in die Stiefel, und hatten einen weisstüchern mit rothen, oder blauen Schnüren besäumten Rock, der durch seine weite Schössein und halbrunden Patten wunderlich sich ausnahm: jetzt ähndeln sie den Unterf eidlern, von welchen sie sehr wenig unterschieden sind, so wie die heutigen Luttenberger, bey denen der »Dolmey«, und die blautüchenen Beinkleider annoch üblich sind, von den Ungarn, und Kroaten sich wenig unterscheiden. Weit mehr Unterschied zeiget sich bey den soge- nannten Gortschanen, von denen die Windischbücheln in ihrer 256 Balduin Saria: ganzen Ausdehnung bewohnet werden, sie reden eine besondere Sprache der Slaven und kleiden sich auf eine Art die mit der deutschen viele Aehnlichkeit hat. Ausgezeichneter bey alle obbesagten Ortsbewohnern ist die Tracht der weiblichen Hochzeiten, der Braut nähmlich, der Kranz- jungfer und Altmutter. Alle drey geben sich kundbar durch ihren feyerlichen Anzug, der von den übrigen Hochzeitsgästen genau sich unterscheidet. Der Kopfputz der Braut bestehet aus hell- rothen seidenen Bändern, die in den Haarzopf miteingeflochten werden, wie auch aus einem Rosmarinkränzchen, das den Vor- demtheil des Hauptes niedlich zieret. Ihr Oberrock, an dessen zugespitztes Ende sich ein seidenes Halstuch, und mehrfarbiges Brustverdeck anschliesset, ist entweder von grünem Wollenzeuge, oder aus blauen in gleiche Falten gelegten Tuche verfertiget, unten aber, wenn nicht roth, wenigst doch licht grünn einge- fasset. Diesem Anzüge der Braut gleichet auch jener der Kranz- jungfer, und ist nur dadurch unterschieden, dass ihr Kränzchen mehr schimmert, weil es ein Geflecht von Fhttergold ausmachet: ihr Vortuch sammt dem, der Braut ist von feiner, weisser Lein- wand, die sich Beyde nach Mass ihres Vermögens angeschaffet haben. Die Altmutter endlich statt des Kränzchens, und der Kopfbänder trägt nur einen Filzhuth, unter welchem ihre weib- lichen Fetzen sammt der gewöhnlichen Haube sichtbar erschei- net. — Unter die Nationalgebräuche der hiesigen Slovenen gehören ihre Hochzeiten, und Begräbnisse. Beydes hat seine Anzüglich- keiten, die einer Bemerkung nicht unwerth sind. Die Brautleute, deren Aeltern und Trauungszeugen, so man auch Beystände nennt, die Altfrau, die Kranzjungfer, und der Brautführer machen bey einer hochzeitlichen Feyer die Hauptpersonen aus. Acht Tage vorher geschieht die Einladung dazu: jeder Eingeladene bewirthet die Einlader, und lässt verschiedene Viktualien zur Bedienung der Gäste verabfolgen. Wenn nun der achte Tag herankömmt, und die Feyerlichkeit selbst beginnet, erscheinen die Spielleute vor der Wohnung des Bräutigams, begrüssen ihn, und werden für ihren kunstgerechten Gruss mit einem Früh- stücke erquiecket. Darauf holen sie bey ihrem Musikklang die Altmutter, die Braut, die Kranzjungfer, den Brautführer ab, und begleiten solche an den gemeinschaftlichen Versammlungsort hin, allwo ein beredsamer Mann im Nahmen der bevden Ehe- Narodopisno iz Simon Povodnovega dela „Bürgerliches Lesebuch". 257 17 Standskandidaten an ihre Altern, und Vormünder ein Anrede hält, sie wegen aller durch Leichtsinn oder Ungehorsam verur- sachten Kränkungen um Vergebung bittet, ihnen für ihre Sorg- samkeit und Plage dankend den älterUchen Segen erflehet. Innigst gerühret sprechen jetzt diese den anverlangten Segen über das kniende Brautpaar aus, welches zur Bekräftigung des ausgesprochenen Segens von allen Hochzeitsgästen mit Weih- wasser besprengt, und mit vielen Glückwünschen überhäufet wird: die Altfrau vertheilet dann die Blumen unter alle Anwe- senden, die Musik ertönt, und der Zug in die Kirche wird ange- tretten theils fahrend, theils reittend, besonders wenn das pfarr- liche Gotteshaus als Ort der geistlichen Einsegnung weit ent- legen ist. Kaum ist diese beendiget, so kehrt die gesammte Schaar zur hochzeitlichen Behausung mit vorausgehender Musik wieder zurück, — jedoch nicht ohne Hindemiss; denn der Lustigmacher (PagUazzo) welchen meistens der Bassgeiger vorstellet, muss sich durch sein Talent vorzüglich auszeichnen: weshalben er dem nächsten Fallthore zueilet um es schnell öfnen zu wollen. Allein er findet selbes vernagelt, die Wege verrammelt und alle Zäune unübersteiglich: dessen ungeachtet lässt er seinen Muth nicht sinken, sprengt das Thor auf, beseitiget die anderen Hindernisse, und ebnet die Bahn seinen lachenden Begleitern. Kömmt endlich zum Hochzeitshause, statt das Thor offen anzutreffen sieht er es fest verschlossen, und höret hinter sich ein lautes Wehklagen, dass die Braut verloren sey: alles stürmet auf ihn ein, alles schiebt die Schuld des Verlustes auf seine Sorglosigkeit hin. Verzweif- lungsvoll pochet er nun mit aller Heftigkeit an die Thüre, sie thut sich zwar auf, aber nicht zur Umarmung der Braut, sondern eines anderen zerlumpten, hässlichen Weibes. Von dieser sich losreissend pochet er aufs neue, und ein besser gekleidetes Mäd- chen trettet hervor, mit welcher der Bräutigam zu tanzen anfängt. Während dem öfnet sich die Hausthüre ganz, die geschmückte Braut erscheinet auf ihrer Schwelle, reichet dem Angetrauten einen Trunk Wein, und ihre Hand. Jubelnd folgen die Gäste den Wiedervereinigten, ein Mahl, und der Tanz beschliessen die Fest- lichkeit des Tages. Bey Begräbnissen versammeln sich die Anverwandten des Verstorbenen, an welchen einer aus ihnen eine Anrede hält, die folgenden Inhalts ist: Immer strebtest du nach Redlichkeit, und 258 B. Saria: Narodopisno iz Simon Povodnovega dela „Bürgerliches Lesebuch". wärest als ein guter Christ allgemein bekannt, es lässt sich also nicht ohne Grund vermuthen, dass Du auch keinen Groll mit dir ins Grab genommen hast. Wären jedoch einige zugegen, deren Herz an die zugefügten Beleidigungen noch nicht vergessen hätte, so bitte ich im Nahmen des Verewigten sich derselben nicht mehr zu erinnern, und ihn mit voller, ausgesöhnter Liebe zu seiner zeitHchen Ruhestätte begleiten zu wollen. Vergessen mögen die Söhne und Töchter der väterlichen Züchtigung, weil sie nur aus Eifer ihres künftigen Wohls erfolget ist: vergessen mag die Gat- tin des bisweilen gestörten Hausfriedens, den nicht Mangel der Treue, sondern nur Mismuth mislungener Unternehmungen auf eine Zeitlang zerrüttet haben. Darauf wird die Leiche von Allen mit Weihwasser besprengt, in den Sarg geleget, und nach den pfarrlichen Kirchhof zur Beerdigung abgeführet. Nachdem dieses geschehen, wird zur Seelenruhe des Seligen ein Requienamt abgesungen, und etwas länger, als sonst in der Kirche gebethet. Die Rückkehrenden erwartet ein einfaches Mittagmahl, welches die Erben veran- stallten, und so ganz in der Stille das Andenken des jenigen ehren, der aus ihrer Mitte scheidend sie als Waisen zurück- gelassen hat. Verachtung würde einen solchen treffen, welcher des vielen Trinkens gewöhnt auch da sich berauschen wollte: nein! er bleibet nüchtern und stimmet mit allen Anwesenden noch einmal das Todtengebeth an, ehe noch ihre Rückkehr nach Hause erfolget ist. Kömmt endlich der Jahrtag des Beerdigten herbey, so erinnert man sich seiner entweder durch Lesung einer hl. Messe, oder durch Spendung verschiedener Esswaaren, die unter die Armen der Pfarrgemeinde vertheilet werden. Gebräuche die in Steyermark und Kärnten noch immer üblich sind.« Résumé: Die vorstehenden Nachrichten über Tracht und Gebräuche der slovenischen Landbevölkerung aus der Umgebung von Ptuj entstammen dem »Bürgerlichen Lesebuche« von Simon Povoden, das in den Jahren 1821 bis 1825 verfasst ist und dessen Hand- schrift im Grazer Landesarchiv verwahrt wird. Das Museum in Ptuj besitzt eine in der letzten Zeit hergestellte Abschrift davon, auf der die vorstehende Veröffentlichung beruht. Ueber S. Povoden wird eine Arbeit von V. Skrabar vorbereitet, die im Časopis za Zgod. in Narodopisje XXVIII erscheinen soll.